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Magenta III

Im Bann der Aspekte
von

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Verschlungene Pfade

Das dichte Waldgebiet Ashenvales umfing Abbefaria wie die Arme einer liebenden Mutter einen heimkehrenden Sohn. Das grelle Sonnenlicht, das ihn über dem Steinkrallengebirge so unbarmherzig verfolgt hatte, wurde hier durch das dichte Blätterdach gefiltert und hinterließ ein angenehmes, blauviolettes Zwielicht, das den Augen schmeichelte. Vögel sangen in den Wipfeln der Bäume und die üppige Vegetation tat ihr Übriges, um das Herz des Druiden zu erfreuen. Da er das erstaunliche Kunststück fertig gebracht hatte, auf dem Rücken des Greifenweibchens zu schlafen, hatten sie die weite Reise ohne lange Unterbrechungen hinter sich bringen können. Jetzt, da er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, erschien ihm diese Leistung umso erstaunlicher. Er machte ein paar unsichere Schritte, um sich wieder an das Gefühl zu gewöhnen, als ein kurzes Bellen ihn aufsehen ließ. Ein Wolf mit braunem Fell musterte ihn aufmerksam und witterte in seine Richtung.

„Dagri, komm her!“, rief eine weibliche Stimme, die Abbefaria bekannt vorkam.

Er lächelte und verbeugte sich. „Ishnu-alah, Meastra Wolfrunner.“

„Ishnu-dal-dieb!“, antwortete die Nachtelfe und stemmte die Hände in die Hüften. „Sieh an, wen der Wind hereingeweht hat. Euer Name ist Abbefaria, wenn ich mich recht erinnere. Und Euren Hippogreifen nach zu urteilen kommt ihr direkt aus dem wilden Feralas hierher.“

„So ist es.“, bestätigte der Druide beide Vermutungen. „Wie geht es Euch, Maestra? Und wie hat sich die Lage hier in Ashenvale entwickelt?“

„Nicht so gut, wie wir gehofft hatten, fürchte ich.“, antwortete die ältere Nachtelfe. „Aber lasst uns das bei etwas zu Essen und zu Trinken besprechen. Ihr müsst hungrig sein nach dieser langen Reise.“

Abbefaria nahm das Angebot gerne an und während er sich mit allerlei Früchten und Nüssen und einem Becher kühlen Trichterwindentaus stärkte, umriss Raene Wolfrunner die Situation, in der sich die Nachtelfen in Ashenvale zurzeit befanden.
 

„Unser Verhältnis zu den Furbolgs ist immer noch angespannt, obwohl sich die Bärenmenschen inzwischen ein wenig zurückgezogen haben. Ein Heilmittel gegen die Verderbnis haben wir leider immer noch nicht entdeckt, aber so lange man sie nicht allzu sehr bedrängt, kommen wir momentan mit ihnen zurecht. Vielleicht haben die Furbolgs aber ebenfalls mit der immer größer werdenden Bedrohung durch die Horde zu kämpfen. Diese unersättlichen, grünen Monster erobern mehr und mehr unseres geliebten Ashenvales und verwüsten besonders im Osten die einst üppigen Wälder, wo sie schonungslos alles abholzen und nur fruchtloses Brachland zurücklassen. Sämtliche Versuche, sie zurückzudrängen, sind lediglich von kurzem Erfolg gekrönt.“

Raene Wolfrunner hielt für einen kurzen Moment inne und nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Als sie weiter sprach, war ihre Stimme mit Sorge getränkt. „Die Übergriffe durch die Horde werden immer massiver. So sehr ich die Bedrohung, die sie für unsere Wälder darstellen, auch missbillige, so konnte ich bis jetzt doch zumindest ihre Motivation dafür verstehen. Ihre Population wächst und braucht Wohnung und Nahrung. Haushalten scheint ihnen fremd zu sein und ebenso wie das Begreifen um die Nachhaltigkeit ihres Tuns. Doch in letzter Zeit häufen sich die Übergriffe, die nicht nur allein als Verteidigung gegen unsere Versuche sie aufzuhalten oder gar eine Vergeltung dafür gesehen werden können. Es scheint fast, als stachele jemand die Horde an...“

Die Nachtelfe seufzte tief und schüttelte den Kopf. „Ich habe bereits Befehle gegeben, die Verteidigung Astranaars zu verstärken. Andere jedoch, die sich näher am Gebiet befinden, in dem sich die Horde ausbreitet, haben nicht so viel Glück. Die Silberschwingen berichten von immer aggressiveren Attacken und auch die Cenarischen Beschützers des Rajenbaums schickten beunruhigende Nachrichten. Erst vor wenigen Tagen soll es erneut einen Übergriff auf Hüter Ordanus gegeben haben. Die Attentäter konnten gestellt und unschädlich gemacht werden, doch ich frage mich, wer ein Interesse daran haben könnte, ausgerechnet den Hüter des Rajenbaums zu ermorden. Es gibt einfach keinen Grund dafür.“

Abbefaria überlegte einen Augenblick. „Könnte es sein, dass sich jemand den Mächten des dortigen Mondbrunnens bemächtigen will?“

„Möglich.“, antwortete Raene Wolfrunner. „Es gibt immer jemanden, der sich nach der Macht anderer verzehrt. Aber sagt mir, Abbefaria, was führt Euch in diese Gegend? Seid Ihr auf einer Mission?“

„Man könnte es so nennen.“, wich Abbefaria der Frage aus. „Ich dachte mir, die Druiden in Felwood könnten sicherlich etwas Unterstützung gebrauchen. Die Reinigung des Landstrichs geht mehr als nur schleppend voran und jede zusätzliche Hand ist sicherlich willkommen.“

„Wahre Worte, junger Druide.“, nickte Raene. „Vielleicht wärt Ihr so freundlich, auf dem Weg beim Rajenbaum vorbeizusehen und Euren Brüdern dort auszurichten, dass wir ihnen Unterstützung schicken, so schnell wir können. Ich hoffe nur, dass das der Fall sein wird, bevor die Horde mehr als nur ein paar einzelne Attentäter dorthin schickt.“

„Das will ich gerne tun.“, versprach Abbefaria.

„Dann sollt Ihr alles erhalten, was Ihr für Eure Reise benötigt.“, lächelte Raene. „Ich denke, Ihr hattet nicht vor, zu Fuß zu gehen, nicht wahr?“

„Ich bin dankbar für alles, was Ihr mir anbietet.“, antwortete Abbefaria bescheiden, doch im Stillen war er sehr froh, über diese unerwartete Hilfestellung. Je eher er Felwood erreichte, desto eher würde er nach Ironforge reisen können, dem eigentlichen Ziel seiner Expedition. Da machte es auch nichts, wenn er den Druiden am Rajenbaum einen kurzen Besuch abstattete.
 


 

„Lasst mich sofort hier raus!“ Magenta rüttelte ebenso missmutig wie erfolglos an den Gitterstäben des hölzernen Käfigs, in den man sie gesteckt hatte. „Hey, hört mich keiner? Hallo?“

Die Lichtung um den Käfig herum war leer, doch Magenta machte nicht noch einmal den Fehler zu denken, dass sie nicht beobachtet wurde. Ihr erster Ausbruchsversuch hatte aufgrund dieser irrigen Annahmen mit einigen sehr unangenehmen blauen Flecken geendet. Noch mehr geschmerzt als die Verletzungen hatte allerdings die Tatsache, dass die Dryaden, die sie hier eingesperrt hatten, nicht im Geringsten auf Magentas Beteuerungen ihrer Unschuld reagiert hatten. Ja, nicht einmal, als sie erwähnte, dass sie der Dryade Cavindra in Mauraudon geholfen hatte, hatten die Dryaden ihr geglaubt. Sie hatten die Hexenmeisterin ausgelacht und sie lediglich wieder zurück in ihr Gefängnis befördert.

„Die Menschenfrau wird warten, bis Hüter Ordanus wieder von seinen Verletzungen genesen ist.“, hatte eine der Dryaden ihr mit ihrer eigenartigen Singsangstimme erklärt. „Er wird entscheiden, was mit der Verräterin passieren soll.“
 

„Zimtziegen.“, murrte Magenta - allerdings so leise, dass sie keine der irgendwo in den Schatten versteckten Dryaden sie hören konnte. Wenn sie sich nicht allzu sehr irrte, waren auch Nachtelfen unter den Beschützern dieses Ortes, aber anscheinend waren sie alle damit beschäftigt, diesem ominösen Ordanus zu versorgen. Um die gefangene Hexenmeisterin kümmerte sich abgesehen von den seltenen Gelegenheiten, an denen sie etwas zu Essen und zu Trinken erhalten hatte, niemand. Da die Abmessungen des Käfigs es nicht zuließen, dass sie sich aufrichtete, und sie so lediglich gebückt zwei Schritte nach rechts oder links machen konnte, saß Magenta die meiste Zeit regungslos da und wartete darauf, dass ihr Gefängnis unter ihren hasserfüllten Blicken von selbst in sich zusammen fiel. Bis jetzt hatte es sich allerdings geweigert, ihr diesen Gefallen zu tun.
 

Das ist alles nur deine Schuld, fauchte Magenta in Gedanken Pizkol an. Sie hatten den Wichtel kurz vor ihrer Gefangennahme wohlweislich entlassen Du musstest ja unbedingt ihre Opfergaben abfackeln.

Ja, ja, schieb nur alles auf mich, murrte der Wichtel beleidigt. Ich glaube, der Furchtzauber, an dem du dich versucht hast, hat auch nicht unbedingt dazu beigetragen ihr Vertrauen zu gewinnen.

Was hätte ich denn machen sollen? Ich wollte sie nicht verletzten, gab Magenta patzig zurück.

Pff, antwortete der Wichtel. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber die haben Speere und sind auch nicht unbedingt…

Halt die Klappe, da kommt jemand.

Der Wichtel machte noch ein unanständiges Geräusch, aber Magenta achtete nicht weiter auf ihn. Stattdessen kniff sie die Augen zusammen um zu erkennen, wer sich ihrem Käfig näherte. Augenscheinlich handelte es sich um nicht weniger als vier Dryaden, die leichtfüßig über den mit grünem Gras bewachsenen Waldboden sprangen. Ihre hellen Stimmen wehten zu Magenta herüber und ließen sie mit den Zähnen knirschen. Doch die Waldgeister waren nicht alleine. Unter ihnen schritt eine muskulöse Gestalt auf zwei Beinen einher, bei der es sich um einen Nachtelfen handeln musste. Vielleicht war das nun endlich dieser ominöse Ordanus, der sie hier endlich heraus lassen würde. Der Nachtelf kam näher und näher und blieb mit einem Mal wie angewurzelt stehen. Sein Blick war starr auf Magenta gerichtet. Die Hexenmeisterin sog scharf die Luft ein.

„D-das kann doch nicht…“, stotterte sie und ihr Herz begann unwillkürlich schneller zu schlagen. Vor ihrem Gefängnis stand niemand anderer als Abbefaria.
 

Der Nachtelf schien ebenso überrascht wie Magenta, hatte sich jedoch weitaus besser im Griff. Nur ein kurzes Flackern in seinem Blick ließ seine Überraschung erkennen. Er wandte sich an eine der Dryaden und sagte etwas in der dunklen, vokalreichen Sprache der Nachtelfen. Magenta bemerkte zum ersten Mal, dass seine Stimme dabei irgendwie anders klang, als wenn er die Gemeinsprache benutzte.

Die Dryade schien von dem, was er sagte, nicht überzeugt und antwortete mit einem Fluss von Darnassisch, in dessen Verlauf sie mehrmals wütend mit ihrem Speer in Magentas Richtung zeigte. Der Druide antwortete ihr und Magenta hätte schwören können, dass etwas Bittendes in seinem Ton lag. Schließlich schien er doch etwas gefunden zu haben, dass die Dryade überzeugte. Sie nickte und eine der anderen Dryaden sprang vor und löste den Riegel von Magentas Käfig.

„Ihr seid frei.“, sagte Abbefaria jetzt wieder so, dass die Hexenmeisterin es verstand.

„Ach, stellt Euch vor, das ist mir aufgefallen.“, knurrte Magenta und kletterte umständlich aus dem Käfig heraus. So froh sie auch war, das dämliche Ding endlich verlassen zu können…ihr Wiedersehen mit dem Nachtelfen hatte sie sich doch irgendwie anders vorgestellt. Nichtsdestotrotz beschleunigte sich ihr Puls erneut, als seine samtige Stimme fragte, ob sie verletzt sei. Sie schüttelte den Kopf und spürte dabei ein unangenehmes Brennen auf ihrem Gesicht. Vermutlich war sie rot wie ein überreifer Apfel. Allerdings schien es ihrem Gegenüber nicht viel besser zu gehen.

„Ich…“, begann Abbefaria und räusperte sich hörbar. „Ich habe für Euch gebürgt. Ihr könnt gehen.“

„Das ist nett von Euch.“, antwortete Magenta und rührte sich nicht von der Stelle.
 

Bewegungslos standen sie einander gegenüber und wichen dem Blick des anderen aus. Die Dryaden standen mit wedelnden Schwänzen um sie herum, die Speere immer noch in den Händen, jedoch nicht mehr kampfbereit erhoben. Schließlich machte eine von ihnen einen kleinen Hüpfer nach vorne neben Abbefaria. Sie betrachtete den Druiden neugierig und sah zu Magenta herüber. Dann stellte sie eine Frage auf Darnassisch.

Der Druide fuhr auf und starrte die Dryade an. Seine Antwort bestand aus einem kurzen Satz auf Darnassisch und einem energischen Kopfschütteln. Die Dryade zog die Stirn kraus, sah noch einmal zu Magenta herüber und sagte erneut etwas, das Magenta nicht verstand, das jedoch eine purpurne Färbung auf das Gesicht des Druiden trieb.

Die Dryaden schienen jetzt ihre Scheu überwunden zu haben. Sie legten die Speere beiseite und kamen vorsichtig näher. Eine von ihnen berührte sogar Magenta Haare und sprang erschrocken rückwärts, als die Hexenmeisterin zu ihr herumfuhr. Dabei schnatterten sie die ganze Zeit auf Darnassisch und mehr als einmal richteten sich ihre Worte auch an den Druiden, dessen Gesichtsfarbe mit jeder Bemerkung dunkler zu werden schien. Schließlich riss er sich aus seiner Starre los, drängte sich zwischen die Dryaden und ergriff Magentas Handgelenk.

„Kommt, wir gehen.“, knurrte er und zog Magenta aus der Schar der plappernden Dryaden in Richtung des nahen Waldes. Rücksichtslos zerrte er die Hexenmeisterin durch das Unterholz und hielt dabei ihren Arm mit eisernem Griff fest. Erst, als sie den nahen Weg erreichten, löste sich die stählerne Klammer um ihr Gelenk und Magenta riss den malträtierten Arm an sich.

„Seid Ihr verrückt geworden?“, rief sie aufgebracht. „Ihr tut mir weh.“

„Und ohne mich würdet Ihr immer noch in diesem Käfig sitzen.“, konterte der Nachtelf ungeachtet der Tatsache, dass sein Gesicht immer noch purpurrot angelaufen war. „Ich habe nur…“

„Mich gerettet?“, unterbrach Magenta ihn. „Macht Euch nicht lächerlich! Sie hätten mich schon nicht umgebracht. Oder?“

Abbefaria beantwortete ihre Frage nicht und sah zu Boden.

„Also zumindest schienen sie mir nicht wirklich gefährlich.“, setzte Magenta nach. „Und überhaupt, was wollte diese Dryade eigentlich. Ich habe kein Wort verstanden. Es schien Euch irgendwie peinlich zu sein.“

„Sie hat gefragt, ob Ihr meine Geliebte seid.“, nuschelte der Nachtelf. „Natürlich habe ich das verneint. Obwohl…“

„Obwohl was?“, fragte Magenta und hielt den Atem an.

„Obwohl es die Dinge sicherlich einfacher gemacht hätte.“, sagte Abbefaria. „Sie hätten mir bestimmt schneller geglaubt, dass Ihr nichts mit dem Überfall auf Behüter Ordanus zu tun habt. Besonders da Euch genau wie die Attentäter der Hauch dämonischer Verderbnis umweht. Sie waren sehr misstrauisch.“

„Geschwätzig trifft es wohl eher.“, murrte Magenta. „Und warum habt Ihr dann nicht einfach gesagt, dass ich…na Ihr wisst schon.“

„Ich wollte nicht lügen.“

„Oh.“

Magenta hätte es nie zugegeben, doch der Stich, den ihr diese Aussage versetzte, schmerzte mehr als ihr aufgeriebenes Handgelenk. Aber schön, wenn er nicht wollte, dann würde sie ihm nicht nachlaufen, auch wenn alles in ihr sich danach sehnte, ihn in ihre Arme zu schließen. Selbst jetzt, da sie eigentlich wütend auf ihn war, hätte sie zu gerne… Sie schüttelte den Kopf und verbot sich selbst jeden weiteren Gedanken.
 

„Dann wird es wohl Zeit, dass ich aufbreche.“, sagte sie mit belegter Stimme. „Ich bin auf dem Weg nach Felwood und Ihr habt sicherlich auch Besseres zu tun, als hier Löcher in den Waldboden zu starren.“

„Nach Felwood?“ Goldene Nachtelfenaugen sahen Magenta erstaunt an. „Ich reise ebenfalls dorthin.“

„Ach…“, machte Magenta in Ermangelung einer sinnvollen Antwort. „Ihr…also…ich…vielleicht sollten wir dann doch…“

„Zusammen dorthin reisen?“, ergänzte er ihren Satz. Seine Finger glitten über seine lederne Brustrüstung, als suchten sie dort nach einem Halt. „Vielleicht… Der Weg ist nicht ungefährlich.“

„Gut, dann also nach Felwood.“, entgegnete Magenta. Sie versuchte das Gefühl der Erleichterung, das in ihr aufstieg, nicht allzu sehr zu beachten. „Lass uns aufbrechen.“

Der Nachtelf gab mit einem Kopfnicken seine Zustimmung und zuckte nur kurz zusammen, als Magenta ihr Teufelsross beschwor. Er selbst stieg auf den Rücken einer großen, weißen Raubkatze und zusammen - wenngleich auch mit gebührendem Abstand voneinander - machten sie sich auf den Weg in Richtung Norden.
 


 

„Was habe ich mir nur dabei gedacht.“, murmelte Easygoing und krallte seine Hände unwillkürlich tiefer in die Nackenfedern seines Hippogreifen, als dieser einen plötzlichen Schlenker um eine Bergspitze herum flog. Das Tier quittierte diese Behandlung mit einem ärgerlichen Kreischen und einem energischen Kopfschütteln. Das führte jedoch nur dazu, dass der Druide auf seinem Rücken noch fester zupackte und ihn an den empfindlichen Federn riss. Laut trompete der Hippogreif seinen Protest heraus.

„Hey, Easy, du wirst noch runterfallen, wenn du ihn weiter ärgerst.“, stichelte Deadlyone, der mit seinem wesentlich schlankeren Tier ein Stück weit hinter seinem Bruder flog. Der Schurke hatte die Finger ganz vom Hals seines Hippogreifen genommen und wedelte damit herum. „Guck mal, ohne Hände!“

„Wenn ich hier endlich runter bin, kannst du es ja noch mal ohne Zähne versuchen.“, grollte Easygoing und versuchte das schwankende Gefühl in seinem Magen zu ignorieren.

„Wir sind ja bald da.“, erklang Ceredrians beruhigende Stimme dicht neben dem großen Druiden. „Nur noch über diese Bergkuppe, dann sollte Gadgetzan schon in Sichtweite sein.“

Easygoing nickte stumm und konzentrierte sich darauf, seinen Hippogreif nicht noch weiter zu reizen. Und war dieser Flug nicht immer noch besser, als sich wieder dieser Höllenmaschine der vorlauten Gnomin anzuvertrauen?
 

Nun gut, er hatte zunächst einen albtraumhaften Ritt zwischen den Bäumen von Feralas hindurch erdulden müssen, dicht gefolgt von einer wilden Verfolgungsjagd mit einigen Harpyien durch die unzähligen Felssäulen von Tausend Nadeln, bei der der große Druide mehr als einmal geglaubt hatte, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Dagegen war der nächtliche Flug über die Schimmernde Eben fast erholsam gewesen. Sicherlich, unter ihm hatte ein Meer aus Schwärze gelegen, das mit jedem unvorsichtigen Blick nach ihm zu greifen schien, und die einzigen Orientierungspunkte waren die weit entfernten Lichter der Illusionen-Rennbahn gewesen, aber auch das lag nun endgültig hinter ihm.
 

„Dort! Das ist Gadgetzan!“, rief ein hohes Gnomenstimmchen. „Ich muss sagen, für den Anblick hat sich der Flug schon gelohnt.“
 

Easygoing war so unvorsichtig nachzusehen, was Emanuelle meinte. Von viel zu weit oben fiel sein Blick auf die Stadt, die sich am Rand der riesigen, weißen Wüste befand. Alles an ihr schwankte und bewegte sich; mechanische Scheußlichkeiten und viel zu pompöse Gebäude, blitzendes Metall und leuchtend bunte Stoffe und dazwischen eine Vielzahl hin und her wuselnder Wesen, die von seinem Blickwinkel aus klein wie Ameisen erschienen. Schnell kniff Easygoing die Augen wieder zu, als sein Mageninhalt begann, den ihm zugedachten Platz zu verlassen. Er atmete flach und versuchte an etwas Angenehmes zu denken. Etwas sehr Angenehmes.
 

„Hey, Bruder, du kannst die Augen wieder aufmachen. Wir sind da.“

Kalter Schweiß stand auf Easygoings Stirn, als er vorsichtig eines seiner Augen öffnete. Tatsächlich stand neben Easygoings Knie eine Zwergenfrau, die ihn mit einem verschmitzten Lächeln musterte.

„Wollt Ihr da oben jetzt hocken bleiben oder kann ich das Tier nun endlich trockenreiben?“, fragte sie augenzwinkernd. „Von mir aus könnt Ihr auch gerne noch eine Runde drehen…“

„Nein, vielen Dank!“, beeilte sich Easygoing zu antworten und glitt mit weichen Knien vom Rücken des Hippogreifen. Das Tier krächzte noch einmal vorwurfsvoll und ließ sich dann von der Greifenmeisterin abführen. Nicht jedoch, ohne Easygoing noch einmal kräftig mit den Hinterhufen auf den Fuß zu treten.

„Verdammtes…“, grollte der Druide und massierte den geschundenen Körperteil. „Ab jetzt reise ich nur noch zu Fuß.“

„Oh, ich hoffe doch sehr, dass das nicht der Fall sein wird.“, piepste Emanuelle mit einem verzückten Lächeln auf dem Gesicht. „Ich liebe es zu fliegen. Das ist wirklich toll. Ich glaube, ich werde wirklich endlich mal etwas erfinden, mit dem man ganz allein durch die Lüfte fliegen kann. Ein Ein-Mann- oder eben Frau-Fugzeug. Mit so einem großen Propeller oben und jeder Menge Knöpfen. Ach und so eine Wackelpuppe vorne für die Armaturentafel. Die ist ganz wichtig. Und dann könnte man noch…“

„Waren wir nicht hier, um etwas gegen die Silithiden zu unternehmen?“, unterbrach Ceredrian die übereifrige Gnomin höflich.

„Oh ja, Ihr habt Recht.“, strahlte Emanuelle. „Folgt mir, ich bringe euch zu Alchemist Pestlezugg. Er wohnt hier ganz in der Nähe. Kommt mit!“
 

Die Hütte des Alchemisten war ein kleines, flaches Gebäude am Rande der Stadt. Die weißen Wände waren hier und da geschwärzt, leere Flaschen, Knochen und Unrat und ein stinkender Haufen von etwas, das einmal Pflanzen gewesen sein mochten, verunstalteten sein Erscheinungsbild. Ein scharfer Geruch waberte aus den Fenstern und ließ die Nachtelfen die Nasen rümpfen.

„Was bei Elunes göttlicher Güte ist das?“, hustete Ceredrian und hielt sich den Robenärmel vor das Gesicht. „Es riecht irgendwie verbrannt.“

„VORSICHT!“ kam plötzlich ein Schrei aus dem Inneren der Hütte. Ein schwarzer, rauchender Gegenstand flog aus einem der Fenster nur haarscharf an Emanuelles Kopf vorbei, und landete im Sand, wo er qualmend liegen blieb. Es sah aus wie eine…

„Bratpfanne?“, wunderte sich die Gnomin und betrachtete das Objekt fasziniert. „Ich habe von so etwas gehört. Allerdings hatte ich nie Gelegenheit, eine aus näherer Nähe zu betrachten.“

„So eine dreimal gequirlte Kodok…oh.“ In der geöffneten Tür des Hauses war ein Goblin erschienen. Er trug eine rot-weiß-gestreifte Schürze, auf der mehr Flecken als Streifen prangten, und auf dem Kopf trug er an allen vier Ecken zusammen geknotetes Taschentuch. Er beäugte die Nachtelfen und bleckte eine beträchtliche Anzahl gelber, spitzer Zähne. „Kann ich Euch helfen?“

„Die Frage sollten wir wohl eher stellen.“, brummte Easygoing und wies auf die Bratpfanne. „War das ein Experiment?“

Der Goblin zwinkerte ein paar Mal, als hätte er nicht richtig verstanden und schielte dann nach der Bratpfanne. „Das…oh…äh…nein. Das sollte mein Mittagessen werden. Muschlette Surprise. Aber ich fürchte, ich habe irgendwas falsch gemacht. Dieser verfluchte Dirge will mir ja das Rezept nicht verraten. Goldgieriger Goblin.“

„Sind sie das nicht alle?“, flüsterte Deadlyone leise, doch offensichtlich hatte der Schurke die Ohren des Goblins unterschätzt. Der kleine, grüne Kerl fasste ihn scharf ins Auge.

„Ich muss doch sehr bitten.“, schnarrte er. „Nur, weil ich ein Goblin bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nur am Profit interessiert bin. Wobei natürlich gegen etwas Profit nichts einzuwenden ist. Aber ich verwehre mich dagegen, mich nur auf diese eine Eigenart meines Volkes reduzieren zu lassen. Das wäre ja so, als würde ich behaupten, Nachtelfen wären allesamt arrogante, selbstverliebte Baumaffen, die auf das Wohl und Wehe der anderen Völker spucken und versuchen jedes Problem zu lösen, in dem sie ihrem Gegenüber des Nachts die Gurgel durchschneiden.“

Der Dolch war schneller in Deadlyone Hand, als das Auge es wahrzunehmen vermochte. „Das nimmst du sofort zurück, du kleine Beutelratte.“, knurrte er.

„Danke für diesen anschaulichen Beweis.“, feixte der Goblin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich glaube, wir haben jetzt genug geplaudert. Ich nehme doch an, Ihr seid aus geschäftlichen Gründen hier.“

„Ja, das sind wir. Hallo Kasil!“, piepste Emanuelle und winkte dem Goblin mit einem strahlenden Lächeln zu. Sie drehte sich zu den Nachtelfen herum und erklärte: „Freunde, das ist Alchemist Pestlezugg.“

„Emanuelle?“, fragte der Goblin verblüfft. „Schon zurück aus Darnassus?“

„Ja! Und stell dir vor, die drei sind gekommen um uns bei dem Problem mit den Silithiden zu helfen.“

Der Goblin wirkte mit einem Mal nervös und sah sich nach beiden Seiten um. „Das besprechen wir lieber drinnen. Kommt und betretet mein bescheidenes Heim.“
 

Die Nachtelfen mussten sich tief bücken, um das Haus des Goblins durch die niedrige Eingangstür zu betreten. Der Geruch, der draußen bereits ihre Nasen strapaziert hatte, wurde ungefähr um ein Zehnfaches intensiver und selbst Emanuelle musste gegen einen heftigen Hustenreiz ankämpfen.

„Oh wartet, das haben wir gleich.“ Alchemist Pestlezugg lief zu einem Tisch, auf dem allerlei Glasgeräte lagen. Er wählte eines von ihnen, tat ein Pulver hinein, goss etwas Wasser hinzu und stellte das ganze über eine Schale mit glühenden Kohlen. So gleich begann sich ein intensiver Geruch nach den verschiedensten Gewürzen im Raum auszubreiten. Dadurch roch es jetzt nach gewürzten Qualm und immer noch scheußlich.

„Die Kräuter sollten den Rauch eigentlich aufzehren, nur wird das leider eine Weile dauern.“, erklärte der Goblin mit einem schiefen Grinsen. „Aber setzt Euch doch so lange. Was kann ich Euch anbieten?“

Die Nachtelfen lehnten höflich jegliche Bewirtung ab. Emanuelle hingegen ließ sich von dem Goblin etwas bringen, dass dieser Runn Tum Knolle Surprise nannte. Es duftete es herrlich, dass alsbald ein dreifaches Magenknurren die vollgestellte Hütte erfüllte. Der Goblin grinste wieder.

„Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr nicht doch etwas wollt?“, fragte er mit einem spöttischen Glitzern in den Augen. „Nicht? Nun, dann stimmt es wohl doch, dass Nachtelfen misstrauisch gegenüber allem Neuen sind. Die meisten zumindest.“

„Ich denke, wir sollten aufhören, uns gegenseitig mit Vorurteilen zu bombardieren und vielleicht anfangen über die Silithiden zu reden.“, warf Ceredrian ein. „Gracina Spiritmight klang sehr besorgt.“

„Nun gut, wie Ihr wollt.“, meinte Alchemist Pestlezugg achselzuckend. „Also dann erzählt mal. Was gibt es Neues aus Darnassus?“
 

Emanuelle berichtete, so schnell es ihr gut gefüllter Mund zuließ, was die Nachtelfenpriesterin gesagt hatte und was danach passiert war. Es grenzte an ein Wunder, dass sie dabei nicht die gesamte Hütte und deren Insassen mit dem würzigen Brei besprenkelte. Ihr Bericht endete, als der Löffel der Gnomin über den leeren Napfboden kratzte.

„Ist noch mehr da?“, fragte sie und leckte sich die Lippen. „Ich spüre eine höchst anregende Wirkung, die von diesem Gericht ausgeht. Fast so, als wäre ich…noch intelligenter als ohnehin schon.“

„Tatsächlich?“, fragte der Goblin und griff von einem der völlig überfüllten Tische Pergament und Feder. „Beschreibt mir dieses Gefühl doch einmal genauer.“

„Ich glaube, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“, erinnerte Ceredrian die beiden Forscher.

„Ich sehe schon, Ihr seid ein ungeduldiger Vertreter Eures Volkes.“, murrte der Alchemist. „Aber wenn wir den Silithiden beikommen wollen, müssen wir uns auf mehr als rohe Kraft verlassen. Im Kampf mit diesen Riesenkäfern ist Köpfchen gefragt, nicht Muskeln.“

„Oh, da seid Ihr bei Ceredrian ja an der richtigen Adresse.“, witzelte Deadlyone. „Zumindest was die Abwesenheit von Muskeln angeht.“

Der Goblin musterte den Schurken. „Vielleicht sollten wir ihm etwas von dem Runn Tum Knolle Surprise verabreichen.“

Der Nachtelf blinzelte ein paar Mal, bis er begriff, was der Goblin meinte. Ceredrian drückte seine Hand nach unten, die sich schon wieder in Richtung seines Dolches bewegte.

„Ruhig, Freund.“, wisperte er auf Darnassisch. „Ich mag diesen Goblin auch nicht, aber möglicherweise hat er Recht.“

„Oh, es ist nicht nötig, dass Ihr mich mögt.“, erwiderte der Goblin mit einem breiten Lächeln. Und auf Darnassisch.

„Überrascht?“, fuhr er nun wieder in Gemeinsprache fort. „Ich war schon immer der Meinung, man sollte mindestens eine Fremdsprache beherrschen. Aber lassen wir jetzt diese Spielchen. Lasst mich Euch lieber zeigen, was ich herausgefunden habe.“
 

Der Goblin zog mit einem Seil eine große Pergamentrolle herunter, die an der Hüttenwand befestigt war. Die Leinwand entrollte sich, und gab den Blick auf verschiedene Zeichnungen frei. Sie zeigten ausschließlich Silithiden:

Große, massiv gebaute Skarabäen mit kräftigen, kurzen Beinen und großen Greifzangen, wendige Arbeiter, mit langen Beinen und kleinen Körpern, schlanke Wespen mit durchsichtigen Flügeln, deren Hinterleib in einem spitzen Stachel endete und schließlich aggressiv wirkende Drohnen, mit übergroßen Beißwerkzeugen und verkrüppelten Flügeln, deren Körper selbst auf der Zeichnung stets zum Sprung bereits schien. Alchemist Pezzlezug wies zunächst auf die letzten.

„Vor diesen hier müsst Ihr Euch besonders in Acht nehmen. Mit ihren Kiefern beißen sie Euch ohne Probleme ganze Körperteile ab und die Spitzen an ihren Beinen durchbohren einen schneller als man ‚Kodokacke’ sagen kann.“

Er wandte sich an Emanuelle. „Entschuldigt die Wortwahl.“ Die Gnomin winkte ihm fortzufahren.

„Diese hier“, sagte der Goblin und wies auf die Wespen, „bilden die fliegende Einsatztruppe der Bauten. Sie sind höchst aggressiv und ihre Stacheln oft mit Gift versehen. Wenn man sie vom Himmel holt, hat man sie ziemlich schnell besiegt, doch das muss man erstmal schaffen. Die Arbeiter dagegen gehen unbeirrbar ihren Aufgaben nach. Wenn man sie dabei nicht stört, kommt man ziemlich nahe an sie heran. Und die großen, dicken sind die schwerfälligsten von allen und reagieren so gut wie nicht auf Attacken. Vermutlich, weil sie sie nicht spüren. Sie sind jedoch ebenfalls aggressiv, wenn sie Jungtiere beaufsichtigen, was leider ziemlich oft der Fall ist. Ich habe bis jetzt noch nicht herausgefunden, wie die verschiedenen Arten zustande kommen. Tatsache ist jedoch, dass ihre Produktion immer so gesteuert wird, dass genau die Anzahl von Silithiden einer Arbeit vorhanden ist, die gebraucht wird.“

„Produktion? Gesteuert?“ Emanuelle rümpfte die Nase. „Das klingt wie eine Fabrik?“

Alchemist Pestlezugg nickte zustimmend. „Ist es im Grunde genommen auch. Ein Silithidenbau ist eine Fabrik für neue Silithiden, die unablässig auf Hochtouren läuft und sich ausbreitet. Käfer vom Fließband, wenn man so will. Allerdings nur so lange, wie die Steuerrungszentrale besetzt ist. Und genau das ist der Punkt, wo wir ansetzen müssen. Den Großrechner ausschalten, um die Maschinerie lahm zu legen, das muss unser Ziel sein.“

Easygoing schüttelte den Kopf. Für ihn hätte der Goblin ebenso gut anfangen können, Taurahe zu sprechen. „Wovon redet Ihr da eigentlich?“
 

Der Alchemist überlegte einen Augenblick. „Bienen!“, rief er schließlich aus. „Silithiden sind wie Bienen. Wenn ihr die Königin tötet, verlieren die restlichen Käfer die Orientierung und sterben ab. So ist zumindest meine Vermutung. Bis jetzt hat es nämlich noch keiner geschafft, die Königin eines Silithidenbaus ausfindig zu machen. Zumindest keiner, der es überlebt hat und davon berichten konnte. Aber ich habe einen Plan, wie wir die Königin herauslocken.“

„Wir könnte ja Ceredrian reinschicken.“, stichelte Deadlyone. „Er behauptet doch immer, dass ihm keine Frau widerstehen kann. So ein Silithiden-Paarungsruf kann doch nicht so schwierig nachzumachen sein.“

Der Goblin runzelte die Stirn. „Seid Ihr sicher, dass ihr nicht von dem Runn Tum Knolle Surprise genascht habt. Denn das ist so ziemlich genau mein Plan.“

„WAS?“ Ceredrians Gesicht war eine Maske des Entsetzens. „Das ist doch nicht Euer Ernst!“

„Oh, na ja, so in etwa jedenfalls.“, erwiderte der Goblin achselzuckend. „Seht Ihr, Ihr wärt vielleicht nicht wirklich ihr Typ, aber der sicherste Weg, die Königin anzulocken, ist der Duft eines paarungsbereiten Männchens. Ich bin mir sicher, dass ich diesen Geruch aus den Duftdrüsen der anderen Silithiden destillieren kann, denn die Ausformung der verschiedenen Arten erfolgt aus einem gemeinsamen Larvenstadium. Ihr müsst mir lediglich eine intakte Duftdrüse beschaffen, den Rest erledige ich. Also vom Kampf gegen die Königin mal abgesehen.“

„Das klingt nach einem guten Plan.“, sagte Emanuelle nachdenklich. „Gracina hat gesagt, der Ursprung der Silithiden liegt möglicherweise im Krater von Un’Goro.“

„Ob das stimmt, kann ich nicht sagen.“, antwortete der Goblin. „Tatsache ist jedoch, dass der Krater ein großes, wildes Dschungelgebiet ist, in dem alle möglichen Gefahren lauern. Es würde mich nicht wundern, wenn die Silithiden eine davon wären. Dort mit der Suche zu beginnen ist zumindest keine schlechte Idee. Vor allem, da ich zur Herstellung des Lockstoffes auch etwas Erde aus dem Krater benötige.“

„Da müsst Ihr euch hinten anstellen.“, knurrte Easygoing und vergrub das Gesicht in den Händen. „Wir werden mit einem Lasttier reisen müssen bei all der Erde, die wir zu transportieren haben.“

„Das sollte das geringste Problem sein.“, erwiderte der Alchemist fröhlich. „Morgen ist großer Viehmarkt. Ihr müsst Euch nur eines aussuchen.“

„Mhmmhm...“, machte der Druide mit einem Seitenblick auf Ceredrian. „Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass es ein Kodo sein wird.“
 


 

Magenta seufzte lautlos und warf möglichst unauffällig einen Blick auf den Nachtelfen, der neben ihr auf der großen, weißen Raubkatze ritt. Sie bewunderte die stille Erhabenheit, die die Einheit von Reiter und Reittier ausstrahlte, ihre geschmeidigen Bewegungen und den Hauch von nur nachlässig verdeckter Kraft, der sie umgab. Es fehlte nicht viel, dann hätte Magenta die Hand ausgestreckt, um dem Druiden durch den kurzen, blauen Haarschopf zu fahren und seinen Nacken zu liebkosen. Aber natürlich ging das nicht. Immerhin sprach er nicht einmal mit ihr. Selbst die Antworten, die er gab, wenn Magenta einen zaghaften Versuch wagte, mit ihm ins Gespräch zu kommen, waren mehr als dürftig. Das Einzige, was sie herausbekommen hatte, war, dass er auf Emanuelles Bitten hier war, die er im fernen Feralas getroffen hatte. Darüber hinaus hatte er sich über sein Hiersein und vor allem über seine Empfindungen Magenta gegenüber ausgeschwiegen. Es schien, als habe er jegliches Interesse an ihr verloren, obwohl sie das Gefühl nicht loswurde, dass er sie ansah, wann immer er sich unbeobachtet fühlte.

„Wir sind da.“, schreckt Abbefaria Magenta aus ihren Gedanken auf. Er vermied es, in ihre Richtung zu blicken, und starrte stattdessen stur geradeaus.

„Wir sind wo?“, fragte Magenta und sah sich um. Vor ihnen lag eine kleine Siedlung. Nachtelfische Häuser bildeten den größeren Teil der Gebäude, doch zwischen den geschwungenen Dächern konnte Magenta auch einige Gebilde ausmachen, die sie an übergroße Zelte erinnerten.

„Das Smaragdrefugium.“, erklärte ihr Begleiter knapp. „Wartet hier.“

Er ließ seine Raubkatze antraben und verschwand zwischen den Häusern. Magenta blieb allein zurück und schob die Unterlippe vor. Was sollte denn das jetzt? Er konnte sie doch nicht mitten in diesem…diesem… Magenta warf einen misstrauischen Blick auf ihre Umgebung.

Die Bäume wirkten alle wie abgestorben. Verdreht und verdorben lauerte unter ihrer Rinde etwas, das Magentas Nackenhaut kribbeln ließ. Ein ständiges Raunen und Wispern lief durch die braunen Blätter, ein bedrohliches Flüstern, als wolle der Wald selbst sie ins Verderben locken. Gebrochen hallte der Schrei eines frühen Nachtvogels von den Stämmen wieder, unnatürlich verzerrt wie der Schrei eines sterbenden Kindes. Magenta fröstelte.

Auf dem Boden vor ihr bewegte sich etwas. Die Hexenmeisterin beugte sich vor und verzog das Gesicht.

„Eine Kakerlake?“, stieß sie hervor. „Uäääh!“

Kaum hatte sie es ausgesprochen, erschien noch ein zweites und drittes der braunglänzenden Krabbeltiere und ein Rascheln im trockenen Laub kündete davon, dass noch mehr zu erwarten waren. Magenta hätte sich selbst als tierlieb bezeichnet. Selbst Spinnen und Würmer waren nichts, was die Hexenmeisterin in Panik versetzte. Aber bei Kakerlaken zog sie definitiv einen Schlussstrich. Vor allem wenn diese wirkten, als hätten sie Besteck mitgebracht.

„Los, vorwärts.“, trieb sie das Teufelsross an und trabte auf die Siedlung zu. Ein Nachtelf, der auf dem Weg patrouillierte, blieb er stehen, als er sie sah, und starrte ihr misstrauisch entgegen. Magentas Blick fiel auf die Waffe in seiner Hand. Ein schwerer Streitkolben, den er sicherlich zu benutzen wusste. Die Hexenmeisterin zügelte ihr Ross und überlegte. Vielleicht war das hier doch keine so gute Entscheidung gewesen. Andererseits: Wenn sie die Wahl zwischen diesem Nachtelfen und den Kakerlaken hatte…
 

„Ich grüße Euch.“, rief sie zu dem Nachtelfen hinüber. Er trug eine lederne Rüstung in Grün- und Brauntönen. Vermutlich war auch er ein Druide. „Ich bin in Begleitung hier. Ein Nachtelf. Druide. Muss gleich wiederkommen.“

Als sich ihr Gegenüber sich immer noch nicht bewegte, stieg Magenta von ihrem Teufelsross. Sie ließ das Tier mit einer Geste verschwinden und versuchte harmlos auszusehen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass es vielleicht wirklich keine besonders schlaue Idee gewesen war, ausgerechnet auf einem Dämonenpferd hier aufzukreuzen. Sie versuchte es mit einem Lächeln.

„Mein Name ist Magenta. Ich bin hier um…um die dämonische Verderbnis zu bekämpfen?“

Endlich kam Bewegung in den Nachtelfen. Er legte die Hände aneinander und verbeugte sich vor ihr, ohne sie dabei jedoch aus den Augen zu lassen. „Ishnu-Alah! Ich bin Tenell Leafrunner. Willkommen im Smaragdrefugium. Ich werde Eure Ankunft melden.“

„Nicht nötig.“, mischte sich eine Stimme aus dem Hintergrund ein. Erleichtert erkannte Magenta, dass es sich um Abbefaria handelte. „Ishnu-Alah, Meister Leafrunner! Mein Name ist Abbefaria. Ich habe bereits mit Eridan Bluewind gesprochen. Wir werden gleich morgen früh zu den Ruinen von Constellas aufbrechen, um uns den dortigen Satyren zu widmen. Für heute Nacht jedoch ersuchen wir hier um ein Quartier.“

Tenell Leafrunner sah für einen Augenblick zwischen den beiden hin und her, dann hellt sich seine Miene auf.

„Ishnu-Alah, Abbefaria!“, grüßte er. „Verzeiht mein anfängliches Misstrauen. Dies ist eine raue Gegend und wir müssen stets damit rechnen, von den Dämonen unterwandert zu werden. Ihr versteht daher sicherlich, dass jemand wie Eure Begleiterin auf mich etwas befremdlich wirkte.“

„Sie berät mich in Fragen der Dämonenbekämpfung.“, erklärte Abbefaria ohne mit der Wimper zu zucken. „Wir erhoffen uns dadurch vielleicht endlich einen Durchbruch im Kampf gegen die Dämonische Verderbnis.“

„Dann wünsche ich Euch gutes Gelingen.“, sagte Tenell Leafrunner und verbeugte sich erneut. „Ihr tut nebenbei gut daran, heute Nacht hier zu rasten. Bis jetzt kam keiner, der des Nachts in die Wälder ging, wieder lebend daraus zurück.“

„Wir danken Euch für die Warnung.“, antwortete Abbefaria und verbeugte sich so lange, bis der andere Nachtelf außer Hörweite war. Erst dann ruckte sein Kopf nach oben und seine goldenen Augen durchbohrten Magenta förmlich.

„Hatte ich nicht gesagt, Ihr sollt draußen warten?“, zischte er ungehalten.

„Da waren Kakerlaken.“, maulte Magenta. „Außerdem wird es gleich dunkel und Ihr habt doch gehört, was er gesagt hat. Es ist nachts nicht sicher in diesen Wäldern.“

„Was maßgeblich mit den Dämonen darin zusammenhängt.“, knurrte Abbefaria. „Kommt, lasst uns ein Nachtquartier suchen und morgen trennen sich unsere Wege dann.“

Magenta schluckte sämtliche Beleidigungen, die ihr auf der Zunge lagen, mit einiger Anstrengung herunter. Ihr Herz schmerzte und irgendetwas stach in ihren Augen.

„Also schön, diese eine Nacht noch.“, stieß sie zwischen den Zähnen hervor und stampfte hoch erhobenen Hauptes an dem Nachtelfen vorbei auf die Siedlung zu. In Windeseile holte er sie ein und Seite an Seite suchten sie nach etwas, das aussah wie ein Gasthaus. Eine Runde um die Siedlung später, mussten sie feststellen, dass es keines gab. In Felwood erwartete man offensichtlich keine Gäste.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Magenta und legte die Arme um die Schultern. Es war empfindlich kalt geworden.

„Wir werden jemanden um ein Nachtlager bitten.“, antwortete Abbefaria gepresst. „Vielleicht ist Eridan Bluewind so freundlich, uns Unterkunft zu gewähren.“
 

Die Nachtelfe mit den kurzen, blaugrünen Haaren, die Magenta aufgrund ihrer in Blatt- und Erdtönen gehaltenen Kleidung ebenfalls für eine Druidin hielt, reagierte erstaunlich gelassen auf Abbefarias Gesuch um ein Nachtlager. Sie hörte sich seine Bitte an und brachte die beiden dann zu einer kleinen Tür am Ende eines schmalen Korridors. Entschuldigend hob sie die Achseln.

„Wir können Euch leider nicht viel anbieten. Gäste sind selten und die, die kommen, bleiben meist nur ein oder zwei Nächte. Ihr findet Decken und was Ihr sonst noch benötigt, um Euch die Nacht angenehm zu machen, in dem Schrank gleich neben dem Bett.“

„Habt Dank für Alles.“, sagte Abbefaria und verbeugte sich vor der Nachtelfe. Da Magenta annahm, dass sie so etwas wie die Bürgermeisterin des Ortes war, machte auch sie einen etwas verunstalteten Knicks.

„Danke.“

Die Nachtelfe beantwortete Magentas Dank mit einem Kopfnicken und ließ sie dann mit dem Druiden allein. Mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch öffnete Magenta die Tür und sah ihre Befürchtungen bestätigt. Der Raum war nicht nur klein sondern winzig. Und es gab nur ein Bett. Magenta merkte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, und ein schräger Seitenblick auf ihren Begleiter verriet ihr, dass es ihm ebenso ging. Abbefaria räusperte sich vernehmlich.
 

„Ich werde vielleicht lieber draußen…“, begann er und wurde von Magenta unterbrochen.

„So ein ausgemachter Blödsinn.“, sagte sie, schob den verdatterte Nachtelfen durch die Tür und schloss diese hinter sich. „Ihr könnt hier ganz prima auf dem Fußboden schlafen. Da draußen gibt es Kakerlaken!“

Abbefaria bedachte sie mit einem merkwürdigen Blick, den Magenta nicht recht zu deuten wusste. War das Belustigung oder Enttäuschung oder noch etwas ganz anderes in seinen Augen. Diese verdammten, goldenen Lichter machten sie noch ganz konfus im Kopf.

„Ich gehe jetzt schlafen.“, verkündete sie. „Meinetwegen könnt Ihr noch meditieren oder den Mond anheulen, aber was immer Ihr tut, tut es gefälligst leise.“

Mit diesen Worten löschte sie das Licht und begann sich auszuziehen. Robe, Schuhe und Haarband flogen in eine Ecke des Raumes und nur noch im Unterkleid tastete sie sich durch das Dunkel. Sie fand den Schrank mit den Decken sowie das Bett und streckte sich kurz darauf auf einer leidlich weichen Strohmatratze aus. Irgendwo im Dunkeln atmetet jemand hörbar aus.

„Was ist los?“, knurrte Magenta unter den Decken hervor. „Passt Euch irgendwas an unserer Vereinbarung nicht?“

„Damit ist alles in Ordnung.“, erklang Abbefarias Stimme immer noch aus der Nähe der Tür. „Ich frage mich nur, ob Euch tatsächlich nicht bewusst war, dass Nachtelfen im Dunkeln hervorragend sehen können.“

Magenta gefror zwischen den Decken. Verdammt! Sie hatte gewusst, dass sie irgendwas vergessen hatte. Abbefaria bewegte sich und ein Gewicht belastete die Bettkante. Magenta spürte, wie eine Hand durch ihr Haar fuhr.

„Ihr solltet es öfter so tragen.“, flüsterte der Nachtelf rau. „Es steht Euch gut.“

„Viel zu unpraktisch.“, gab Magenta leise zurück. Sie richtete sich im Bett auf und tastete nach seiner Hand. Große, warme Finger schlossen sich um ihre.

„Ich habe versucht dich zu vergessen.“, gestand Abbefaria ein. „Es ist mir nicht besonders gut gelungen.“

„Ich habe es gar nicht erst versucht.“, lächelte Magenta. Sie beugte sich vor und wartete auf seine Reaktion.

„Bist du dir sicher?“, kam eine Frage aus der Dunkelheit.

„Als ich aufbrach um nach Felwood zu reiten, tat ich es nur, um mich danach auf die Suche nach dir zu begeben.“, antwortete Magenta. „Und es hat sich noch nie etwas in meinem Leben so richtig angefühlt. Beantwortet das deine Frage?“

„Vollkommen zufrieden stellend.“, murmelte er, bevor sich seine Lippen über ihren schlossen.
 


 

Magenta erwachte, wo sie eingeschlafen war. Noch halb im Schlaf strich ihre Hand über die unbekleidete Brust des Nachtelfen neben ihr. Sie erntete einen wohligen Laut und ein Lächeln. Unfähig ihren Blick von ihm abzuwenden, fuhr sie zärtlich mit den Fingerspitzen über sein Gesicht und zeichnete dessen Linien nach.

„Du bist schön.“, flüsterte sie.

Zwei goldene Halbmonde öffneten sich. Unter ihrem Blick begann Magentas Herz schneller zu schlagen. Wie würde es nach dieser Nacht weitergehen? Würden sich ihre Wege tatsächlich trennen?

„Emanuelle sagte mir, du hast ihn verlassen?“

Magenta war auf die Frage nicht vorbereitet. „Ich…äh…also…ja. Ja, das habe ich.“

„Warum?“

Magenta runzelte die Stirn. Was sollte denn das jetzt für ein Spiel werden?

„Na weil ich dich liebe.“, kamen die Worte über ihre Lippen ohne dass sie sie zurückhalten konnte. Und sie wollte es auch gar nicht, denn es war die Wahrheit.

Abbefaria schwieg. Er sah sie nur an und fuhr ihr mit der Hand durch das Haar. Dann seufzte er tief und schälte sich aus den Decken.

„Es wird Zeit, dass wir aufbrechen.“, sagte er und schlüpfte in seine Hose.

„Aufbrechen?“, fragte Magenta verständnislos. „Wohin denn?“

„Ich habe Eridan Bluewind ein paar Dämonenköpfe versprochen. Ich denke, sie sollte sie bekommen.“ Er hielt kurz inne und sah Magenta an. „Du wirst doch mitkommen, oder?“

Magenta überlegte einen Augenblick lang. Ließ sich das hier mit der Aufgabe ihres Meisters vereinbaren? Und wollte sie sie überhaupt erfüllen, wenn der Preis dafür vielleicht ihre…was-auch-immer zu Abbefaria war? Magenta biss sich auf die Unterlippe. Was sollte sie tun?

„Ich warte dann draußen.“, kam es von Abbefaria. Die Tür schloss sich hinter ihm, ehe Magenta reagieren konnte. Irrte sie sich oder hatte er gerade enttäuscht geklungen?
 

So schnell sie konnte, kleidete Magenta sich an und stürmte nach draußen. Abbefaria erwartete sie mit einem einfachen Frühstück und einem heißen Getränk, das Magenta nicht kannte, dessen erster Schluck ihre Lebensgeister jedoch bereits weckte. Sie pustete in ihren Becher, um es abzukühlen, und sah Abbefaria über den tönernen Rand hinweg an. Er gab sich unbeteiligt und kaute auf einem Stück Brot herum.

„Ich komme mit.“, sagte sie und beobachtete seine Reaktion. War das ein verhaltenes Lächeln gewesen?

„Gut.“, antwortete er. „Eure…deine Kenntnisse in Bezug auf Dämonen werden sicherlich nützlich sein.“
 

Aus einer der nahen, zeltartigen Hütten, trat eine massige Gestalt. Sie ging auf zwei Beinen, die in gewaltigen Hufen endeten, hatte ein kurzes, schwarzes Fell und sein Kopf sah aus wie der einer Kuh. Der Taure schnaubte und sah aufmerksam in ihre Richtung.

„Wir sollten gehen.“, sagte Abbefaria plötzlich. Er löschte das kleine Feuer und packte seine Sachen zusammen. Magenta folgte ihm wohl oder übel, konnte jedoch den Grund für die plötzliche Eile nicht ganz nachvollziehen. Als sie Abbefaria danach fragte, sah er sie nicht an, sondern murmelte nur etwas davon, dass sie einen weiten Weg vor sich hatten. Unter den wachsamen Augen des Tauren verließen sie das Smaragdrefugium in Richtung Norden.
 

Sie ritten eine Weile still nebeneinander her. Um sie herum breitete sich der verseuchte Wald aus und wenngleich auch die bedrohliche Stimmung des Vorabends etwas abgeschwächt war, so kam Magenta trotz allem nicht umhin, die Hässlichkeit und Boshaftigkeit des Landstriches zu bemerken. Wölfe und Bären strichen zwischen den Bäumen umher; blind und mit schwärenden Wunden bedeckt, waren sie perverse Karikaturen dessen, was eine gesunde Fauna sein sollte. Nirgendwo konnte Magenta Kaninchen, Eichhörnchen oder gar Rehe und Hirsche entdecken, die in Ashenvale noch so zahlreich gewesen waren. In den Bäumen sangen keine Vögel und außer den allgegenwärtig erscheinenden Kakerlaken, konnte Magenta auch keine Bienen, Schmetterlinge oder andere Insekten erkennen. Als sie Abbefaria danach fragte, sah er sie mit steinerner Miene an.

„Pflanzenfresser haben diesen Wald schon vor langer Zeit verlassen oder sind verendet. Das Gift in den Pflanzen und Flüssen hat dafür gesorgt. Die Fleischfresser jagen sich hier gegenseitig und jene, die es wagen, in ihr Gebiet vorzudringen.“

Magenta hörte den unausgesprochenen Vorwurf in seiner Aussage. Immerhin waren es die Dämonen, die dies verursacht hatten. Magenta konnte die dämonische Magie spüren, die aus jeder Pore des Landstrichs tropfte. Sie verursachte ein Prickeln auf ihrer Haut, von dem Magenta sich nicht sicher war, ob es angenehm war oder nicht. Vielleicht war es an der Zeit, etwas mehr über diese Verderbnis herauszufinden.
 

Magenta hielt ihr Pferd an und glitt von seinem Rücken. Sie wählte eine der Pflanzen, die am Wegesrand wuchsen, und streckte die Hand in ihre Richtung aus. Kaum hatte sie das getan, wanden sich mit einem Mal Tentakel aus der dicken, blauvioletten Knolle und legte sich wie Fesseln um ihr Handgelenk. Magenta keuchte erschrocken auf, als sie einen scharfen Schmerz auf ihrer Haut spürte und das saugende Gefühl, als die Pflanze versuchte ihre Lebensenergie anzuzapfen.

„Dieses Spiel kann man auch zu zweit spielen.“, knurrte die Hexenmeisterin und begann nun ihrerseits, die dämonische Kraft aus der Pflanze zu ziehen. Die Pflanze gab ein quietschendes Geräusch von sich und versuchte, die Tentakel zurückzuziehen, doch Magenta hatten die Finger fest um die Ranken geschlossen und verstärkte den Sog. Ein Gefühl der Macht durchströmte Magenta, die Reste von Müdigkeit fielen von ihr ab wie ein Schleier und sie musste sich sehr beherrschen, die Pflanze nicht völlig auszusaugen. Schließlich ließ sie die Tentakel los, die sich inzwischen wieder in normale Blätter verwandelt hatten, und betrachtete die schlapp am Boden liegende Pflanze.

Die ehemals dicke, dunkle Knolle hatte jetzt eine hellgrüne Farbe angenommen, ihre Blätter waren entrollt und der Schleim, der die Pflanze bedeckt hatte, war verschwunden. Irgendwie hatte Magenta das Gefühl, dass die Pflanze sie bittend ansah.

„Eine Peitscherwurzel.“, sagte Abbefaria neben ihr. Der Druide streckte die Hand aus und murmelte einige Worte der Heilung. Sogleich erholte sich die Pflanze von ihrer Schwäche, und streckte die zarten Blätter nach der Hand des Druiden aus. Fast zärtlich beantwortete er die Geste. „Ihre Wurzeln sind essbar und der gekochte Saft der Blätter ergibt ein Mittel, das Wundfieber senkt.“

„Aha.“, machte Magenta, die von Heilkunde so viel Ahnung hatte wie ein Schaf vom Stricken. „Du weißt eine ganze Menge über Pflanzen, oder? Was ist das da für eine?“

Abbefaria sah zu dem Gewächs, auf das Magenta zeigte. „Das ist Sonnengras.“

„Und das?“

„Wolfswurz.“

„Und das? Und das? Und das? Und das?“

„Windblüte. Schlangenkraut. Nachtdrachen. Tigerlotus.“

Magenta warf dem Druiden einen schrägen Blick zu. „Das denkst du dir doch alles gerade aus.“

„Das würde ich nie tun.“, lächelte Abbefaria bescheiden. „Aber immerhin ist das Teil meiner Ausbildung gewesen. Mein Lehrer hat nicht eher Ruhe gegeben, bis ich die Namen aller Pflanzen in Azeroth ohne einen Fehler herunterbeten konnte. Obwohl ich fürchte, dass ich tatsächlich schon wieder vieles von dem vergessen habe, was er mir beibrachte. Mein Freund Easygoing war auf diesem Gebiet schon immer sehr viel besser als ich. Er könnte dir vermutlich noch genau sagen, um welche Unterart es sich handelt und wie alt die Pflanze ist.“

„Aber all das zu lernen muss Jahre gedauert habe.“, stöhnte Magenta. „Ach was sage ich: Jahrzehnte.“

„Hat es.“, bestätigte Abbefaria. „Aber jetzt lass uns weiter reiten. Die Ruinen von Constellas sind hier ganz in der Nähe.“
 

Magenta spürte, dass er Recht hatte. Zwar war es schwierig zwischen all der dämonischen Magie, die sie umfloss, noch einzelne Quellen auszumachen, doch der Aura der Satyre haftete etwas an, das die Hexenmeisterin am ehesten als ein Kratzen im Hals beschrieben hätte. Trotzdem musste sie dem Druiden noch eine Frage stellen.

„Wie alt bist du eigentlich?“

Der Ausdruck auf Abbefarias Gesicht schwankte zwischen erstaunt und amüsiert. „Warum fragst du das?“

„N-nur so.“, stotterte Magenta. „Ich habe mich halt gefragt, wie du all das lernen konntest, wo du doch…nun ja…vielleicht allerhöchstens 25 oder so bist.“

Der Nachtelf sah sie für einen Augenblick lang verblüfft an, dann brach er in schallendes Gelächter aus.

Magenta zog die Stirn kraus. „Ich wüsste nicht, was daran so komisch ist.“

Abbefaria hatte sichtlich Mühe, sich zu beherrschen. „Ich kann dir zwar nicht genau sagen, wie alt ich bin“, gluckste er, „denn uns Nachtelfen ist die menschliche Art der Zeitrechnung fremd, aber du darfst das Alter gerne verzehnfachen.“

„Was?“ Magenta riss die Augen auf. „Ist nicht wahr!“
 

Ein warmer Ausdruck trat auf Abbefarias Züge. „Wir Nachtelfen werden sehr viel älter als Menschen, selbst wenn wir jetzt nicht mehr unsterblich sind. Ich selbst zum Beispiel habe große Abschnitte meines Lebens schlafend verbracht, nachdem ich den ersten Teil meiner Ausbildung absolviert hatte. Es ist die Bedingung eines großen Handels, den mein Volk mit Ysera, dem grünen Drachenaspekt und Herrin der Träume, abgeschlossen hat. “

Er schwieg für einen Augenblick und fuhr dann fort. „Allerdings ist mein Umgang mit dem Traum begrenzt. Ich hatte nicht genug Zeit um zu lernen. Der Krieg und die Zerstörung des Weltenbaums Nordrassils weckten selbst die Schläfer, deren Zeit des Erwachsens noch nicht gekommen war. Meine Ausbildung ist längs nicht abgeschlossen und der Weg zum tieferen Verständnis ist noch lang.“

Magenta betrachtete den Nachtelfen. Er wirkte plötzlich sehr verloren, fast so, als wäre er tatsächlich noch sehr jung und unsicher. Der Blick, mit dem er den verderbten Wald bedachte war so voller Leid und Mitgefühl, dass es Magenta schier das Herz zusammenzog. Ohne lange darüber nachzudenken zog sie ihn in ihre Arme. Dass ihr Kopf dabei gerade mal bis an seine Schulter heranreichte, änderte nichts an der Tatsache, dass sie es war, die ihn hielt und ihm Trost spendete. So standen sie eine Weile, bis er sich schließlich zu ihr herabbeugte und ihr einen Kuss auf die Lippen hauchte.

„Wir müssen gehen.“, sagte er leise. „Die Dämonen.“

Magenta nickte. „Du hast Recht. Was sie diesem Landstrich angetan haben, ist unverzeihlich. Geben wir ihnen etwas von ihrer eigenen Medizin zu schlucken. Sie werden brennen!“
 

Magenta stieg auf ihr Pferd und gab dem Teufelsross die Sporen. Das Tier wieherte schmerzerfüllt auf und preschte dann mit fliegenden Hufen durch den verderbten Wald. Abbefaria sah der Hexenmeisterin einen Augenblick lang nach, bevor er ebenfalls auf den Rücken seines Reittieres stieg und ihr folgte. Er dachte an das Feuer, das in ihren Augen gelodert hatte, und hoffte, dass er sich nicht eines Tages daran verbrennen würde.
 


 

Mit Emanuelle durch Gadgetzan zu laufen, war etwa so, als hätte man ein großes Schild mit der Aufschrift „Gold zu verschenken“ um den Hals. Jeder hier schien sie zu kennen.
 

„Hey Emanuelle!“, rief eine weibliche Goblin, aus dem Haus gleich neben dem des Alchemisten. Sie trug etwas, das entfernt an ein Brautkleid erinnerte, das man mit einem Hosenanzug gepaart hatte, und winkte überschwenglich. „Sieh doch nur, was Haughty Modiste aus dem Muster gemacht hat, das du aus Stormwind mitgebracht hast. Ist es nicht atemberaubend? Marin wird umfallen. Er muss einfach ja sagen. Und sag bescheid, falls du noch etwas von meiner Geheimzutat brauchst.“

„Mache ich, Sprinkel.“, rief Emanuelle zurück. „Und viel Glück!“

Sie waren kaum zwei Schritte weit gegangen, als ein Goblin mit einer roten Weste aufhörte, mit einem Hammer wie verrückt auf eine Maschine einzuschlagen, und stattdessen grüßend die Hand hob, „Emanuelle! Diese Skarabäusschalen haben wirklich den Durchbruch gebracht. Der Dampftank hält nun endlich dem Druck stand. Mein Cousin Krazek lässt dir ebenfalls Grüße bestellen. Er hat mit seinem Teil der Lieferung einen neuen Kochtopf entworfen und will dir ein kostenloses Exemplar zuschicken.“

„Ah, lieber nicht.“, winkte Emanuelle ab. „Wie ich Krazek kenne, hat er doch nur wieder irgendeine Teufelei damit vor.“

„Könntest Recht haben.“, grinste der Goblin. „Marin macht übrigens Fortschritte, was die Vermarktung seines Elixiers angeht. Er hat durch das Experimentieren ein paar sehr interessante Wirkungen erzielen können. Dummerweise hat er vergessen, die Flaschen zu beschriften. Wenn du mich fragst, würde ich aber sowieso nichts trinken, was irgendwie mit diesen Kaktusdingern zu tun hat. Hast du eigentlich noch den Kaktus, den ich dir geschenkt habe?“

Emanuelle wurde ein wenig rot. „Ähm ja, der steht zu hause auf meinem…Badezimmerschrank. Gefällt ihm gut da.“

„Ein Kaktus im Badezimmer?“, wunderte sich der Goblin. „Klingt irgendwie nicht nach einer guten…“

„Wir müssen wirklich ganz dringend weiter.“, flötete Emanuelle. „Tschüß, Tran’rek!“

„Wenn ihr im Un’goro-Krater seid, bringt mir eine Probe von den Teermonstern mit, die dort herumlungern.“, rief er ihnen nach. „Ich bin noch auf der Suche nach einem neuen Kleber für die Dichtungseinheit.“

„Ja ja, machen wir.“, rief Emanuelle über die Schulter zurück und schüttelte den Kopf. „Du liebe Güte! Also dieser Goblin ist wirklich aufdringlich.“

„Ihr scheint hier ziemlich bekannt zu sein.“, merkte Ceredrian an. Der Priester wich im letzten Moment einem weiteren Goblin aus. Er trug einen grünen Overall und rief Emanuelle irgendetwas über explodierende Schafe hinterher, die sie ihm noch schuldete. „Wie lange wart Ihr in Gadgetzan?“

„Och, vielleicht eine Woche. Oder zwei?“, überlegte Emanuelle. „Mir war langweilig, da habe ich ein paar Aufträge angenommen, auch wenn sie von Goblins stammten. Sind gar nicht so üble Burschen, wenn man sie erstmal näher kennen gelernt hat. Hallo Curgle, was machen die Eier?“

Die Angesprochene war in diesem Fall eine Gnomin, die Emanuelle in den Augen der Nachtelfen bis ins Detail glich, wenn man einmal von der Haarfarbe - ihres war feuerrot – und der merkwürdigen Brille absah, die sie trug. Die Gnomin schien damit direkt durch einen hindurchzusehen. Eine große Maschine hinter ihr blubberte und gluckste leise vor sich hin.

„Oh hervorragend.“, murmelte die Angesprochene und zwinkerte hinter ihren stark vergrößernden Brillengläsern. „Das Ei, das du mir aus Feralas mitgebracht hast, war eines von der guten Sorte, Ich habe es verpacken und nach Darnassus schicken lassen. Mit etwas Glück wird daraus bald ein gesunder Hippogreif schlüpfen.“

„Das freut mich.“, versicherte Emanuelle. „Wenn ich wieder einmal in Feralas sein sollte, werde ich nach weiteren Eiern Ausschau halten.“

„Tu das.“, antwortete die andere Gnomin abwesend und hatte sich schon wieder ihrer Arbeit zugewandt. Sie stocherte mit einem Metallstab in einer kleinen Kiste herum und brummelte etwas von „Die Belichtungszeit ist einfach zu lang“ vor sich hin.

“Ihr stehlt Hippogreifeneier?“, grollte Easygoing. Auf der Stirn des Druiden pochte eine Ader.

„Aber nein.“, wehrte Emanuelle mit einem Lachen ab. „Wir bringen sie lediglich in Sicherheit. Wenn du mir nicht glaubst, dann flieg doch selbst nach Darnassus und frag Eralas Ambersky, was er dazu zu sagen hat.“

Easygoing guckte, als habe man ihn einen lebendigen Frosch schlucken lassen. „Also schön.“, knurrte er. „Hören wir auf rumzualbern und kommen nun endlich zu dem, weswegen wir hier sind. Wir brauchen Reittiere.“

„Wie der Herr wünschen.“, kicherte Emanuelle. „Wir sind da. Was es hier nicht zu kaufen gibt, gibt es nirgends zu kaufen. Willkommen auf dem Markt von Gadgetzan.“
 

Lärm und Gerüche brachen wie eine Flutwelle über die Nachtelfen herein, als sie die letzte Hausecke hinter sich ließen. Vor ihnen breitete sich ein wirbelnder, bunter, chaotischer Teppich aus Verkaufständen aus, auf denen sich Waren in halsbrecherische Höhe stapelten. Das Gezeter der Marktschreier mischte sich mit dem Gebrüll und Geblöke unzähliger Tiere, Staub vermengte sich mit Wohlgerüchen, Stoffe mit gebratenen Köstlich – und Scheußlichkeiten. (Niemand konnte ernsthaft Hyäne in Honig essen wollen!) Alles wirbelte, schrie, lachte und stritt durcheinander. Fahnen schmeichelten dem Wind, der im Gegenzug die Durchsagen der großen Arena-Lautsprecher auf dem gesamten Markt verteilte. Der Geruch von Wasserpfeifen und Gewürztee lag in der Luft. Trommeln, Zimbeln und Flöten quäkten und untermalten die Bewegungen der leicht bekleideten Tänzerinnen aller Rassen, die in den Hinterzimmern der Geschäfte gegen eine Gebühr zu betrachten waren.

„Kauft! Kauft!

„Billig!“

Billiger!!“

„UMSONST!!!“

„Nur schauen! Wirklich nur schauen!“

„Kaffee! Schuhcreme! Würstschen!“
 

Ein Goblin wagte sich an die Nachtelfen heran. „Meine Herren!“, winselte er unterwürfig mit einem Grinsen auf dem Gesicht, das ungefähr so echt war wie die Diamantknöpfe auf seinem Gewand. „Ich habe heute etwas wirklich Exotisches im Angebot. Eine reine Augenweide aus dem Norden. Sie verzaubert jeden, der…“

„Danke!“, sagte Emanuelle entschieden. „Wir suchen keine solche Unterhaltung. Wir sind auf er Suche nach Reittieren.“

„Oh!“, sagte der Goblin, verbeugte sich noch tiefer und grinste noch breiter. „Dann geht zu meinem Vetter Dritten Grades. Er verkauft alles, was das Herz begehrt: Pferde, Nachtsäbler, Widder, Raptoren, Reitwölfe und sogar ein Skelettpferd habe ich bei ihm schon gesehen. Ich würde allerdings von letzterem abraten. Der Geruch bringt einen in der Sonnenhitze fast um. Er hat auch schöne Lasttiere. Kamele, Kodos…aber passt auf, dass ihr sie nicht mit seiner Frau verwechselt. Sie ist ebenfalls ziemlich haarig. Soll ich Euch hinbringen? Kostet auch nicht viel“

„Nein, danke.“, antwortete Emanuelle und schob den Goblin beiseite. „Wir finden den Weg auch allein.“

„Sagt meinem Vetter, dass ich Euch geschickt habe!“, rief der Goblin ihnen nach. „Nicht vergessen!“

„Goldgierige Bande!“, grummelte Emanuelle. „Einige von ihnen mögen ja ganz nett sein, aber der Rest…“

„So viel zum Thema Vorurteile.“, feixte Deadlyone und entging nur knapp dem Schicksal, von einem Oger platt gewalzt zu werden, der einen riesigen Karren mit Steinen unter lautem Protest der Verkäufer durch das Marktgetümmel zog.

„Macht Platz!“, knurrte er. „Hab wichtige Artefakte aus Uldum. Muss pünktlich ausliefern.“
 

Emanuelle und die Nachtelfen nutzten die Gelegenheit und eilten durch die Gasse, die der Oger hinterlassen hatte, bevor das Marktvolk wieder in die entstandene Lücke brandete. Sie erreichten die andere Seite des Marktes nach einer Menge Drängelei und Schubserei und atmeten erleichtert auf, als sie das Viertel der Tierhändler erreichten…nur um sich kurz darauf die Nase zuzuhalten. In diesem Teil des Marktes roch es, nett ausgedrückt, wie in einem drei Wochen nicht gereinigtem Wanderzirkus.
 

„Ich weiß nicht, wie diese Leute das aushalten.“, murmelte Ceredrian und beäugte ein Tier, auf dessen Rücken ein schwabbeliger Hautsack hin und her wackelte und dessen haarige Unterlippe beim Kauen herunterhing. Es sah den Nachtelfen ebenso misstrauisch an, wie dieser das Tier.

„Vorsicht, das spuckt.“, quäkte eine Stimme, die seinen Besitzer unmissverständlich als Goblin identifizierte. Der kleine, grüne Kerl spähte unter einer zeltartigen Kopfbedeckung zu ihnen auf. „Kann ich helfen?“

„Wir suchen Reittiere.“, sagte Easygoing. „Habt Ihr Nachtsäbler?“

Das Grinsen des Goblins wurde geschäftstüchtiger. „Ja aber natürlich. Nur die feinste Ware. Frisch aus…äh…Darnassus eingetroffen. Seht selbst!“

Der Händler führte die Gruppe zu einigen Käfigen, in denen eine kärgliche Auswahl der großen Katzen vor sich hin dämmerte. Kaum eines der Tiere hob den Kopf, als sie die potentiellen Käufer erblickten.

„Was habt Ihr mit ihnen gemacht?“, knurrte Easygoing. Er ging vor einem der Käfige in die Knie und streckte die Hand durch die Gitterstäbe.

„Vorsicht!“, rief der Goblin, doch dann machte sich Erstaunen auf seinen gierigen Zügen breit, als der Druide die Pfote der großen Katze in die Hand nahm und leise begann einen Heilzauber zu sprechen. Langsam aber sichtbar erholte sich das lethargische Tier, sein stumpfes Fell bekam wieder einen satteren Glanz und seine Augen begannen zu leuchten. Dankbar schleckte er dem Druiden über die Hand.
 

Der Nachtelf richtete sich zu seiner vollen Größe vor dem Goblin auf. „Ihr habt diese Tiere schlecht behandelt.“, sagte er leise. Jeder, der ihn kannte, wusste, dass höchste Gefahr im Verzug war, wenn der bullige Druide dazu überging, leise zu sprechen. Dem Goblin ging dieses Wissen jedoch völlig ab. So war er sehr erstaunt, als er sich kurz darauf kopfüber am höchsten Pfahl seines Marktstandes wieder fand. Er hob an, um Hilfe zu schreien, als sich eine scharfe Klinge gegen seine Kehle drückte.

„Das würde ich nicht tun, wenn ich du wäre.“, säuselte Deadlyone und entblößte seine Eckzähne.

„Ich…ich…ich…“, stammelte der Goblin und schluckte. Vorsichtig, um sich nicht doch noch am Dolch des Nachtelfen zu verletzen. „Nehmt, was ihr wollt. Es ist alles umsonst.“

„Wir bezahlen. Schließlich sind wir keine Diebe.“, knurrte Easygoing, während er die Käfige der Nachtsäbler öffnete. „Ich werde alle deine Tiere heilen. Du wirst so einen guten Preis für sie erzielen können. Dafür wirst du dafür sorgen, dass sich hier etwas ändert.“

Er stand auf und sah dem zitternden Goblin direkt in die Augen. „Aber ich werde irgendwann wiederkommen und wenn sich dann auch nur eines deiner Tiere in einem solch schlechten Zustand befindet, dann werde ich dich höchstpersönlich an eines deiner Kodos verfüttern.“

„A-aber Kodos sind Pflanzenfresser.“, wagte der Goblin zu piepsen. „Sie haben überhaupt keine Zähne, um Fleisch zu reißen.“

„Entsprechend lange wird dein Tod dauern.“, lächelte der Druide hintergründig. „Und jetzt verpass dieser Ratte einen Knebel, Deadly, bevor ich mich noch vergesse.“
 

Die Nachtelfen führten die Raubkatzen vor die Stadt. Einige der Wachen betrachteten die merkwürdige Truppe zwar mit äußerstem Misstrauen, doch da niemand Anklage erhob, hatten sie keinen Grund einzuschreiten.

„Wir sollten gehen, bevor noch jemand den Händler entdeckt.“, sagte Ceredrian leise. „Leider haben wir keine Vorräte.“

„Oh, das macht nichts.“, zwitscherte Emanuelle. „Ich kann uns etwas zu Essen und zu Trinken herbeizaubern, wann immer wir wollen.“

„Gut.“, nickte Easygoing und stieg auf den Rücken seines Reittieres. „Ich würde es zwar vorziehen, darauf zu verzichten, aber in diesem Fall machen wir mal eine Ausnahme. Seid ihr alle fertig?“

Die andere zwei Nachtelfen nickten und saßen ebenfalls auf. Nur Emanuelle betrachtete den riesigen, schwarzen Nachtsäbler, den die Nachtelfen übrig gelassen hatten. Das Tier war einen guten Kopf größer als der Rest und wirkte auf elegante Weise kraftvoll. Allerdings schien der Gnomin irgendetwas nicht zu passen.

„Was ist?“, brummte Easygoing. „Sagtet Ihr nicht, Ihr wolltet den schwarzen?“ Er selbst hätte das Tier gerne gehabt, doch irgendwie hatte Emanuelle es geschafft, ihm den prächtigsten der vier Nachtsäbler abzuschwatzen.

„Ja schoooon.“, antwortete die Gnomin gedehnt. „Aber er ist so…“ Sie wedelte mit den Händen. „Wartet hier, ich bin gleich wieder da.“

Unter den fassungslosen Augen der Nachtelfen verschwand die Gnomin wieder im Inneren der Stadt. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sie wieder herauskam, bepackt mit allerlei Dingen, die Easygoing die Augenbrauen hochziehen ließen.

„Was ist das?“, fragte er.

„Das ist eine Schabracke, ein Halsband, Zaumzeug, Schulterharnisch, ein Kopfschutz und Krallenschoner.“ Die Gnomin verteilte alles auf dem Säbler. „Und, wie findet ihr es?“

„Mhm…rosa.“, urteilte Ceredrian fachmännisch. „Es sieht…eigentlich nicht schlecht aus.“

„Ihr habt eine verdammte Witzfigur aus dem Tier gemacht.“, grollte Easygoing. „Entfernt diesen Unfug sofort wieder.“

„Kommt gar nicht in die Tüte!“, verneinte Emanuelle und streichelte der Raubkatze über den Kopf. „Seht doch, er mag es.“

Tatsächlich schleckte der Nachtsäbler der Gnomin über die Hand und knabberte zärtlich an ihrem Robenärmel. Easygoings Gesicht verfinsterte sich.

„Also schön.“, knurrte er. „Reiten wir!“
 

Damit wendete er seinen Nachtsäbler und drückt ihm die Hacken in die Flanke. Das dunkel gestreifte Tier stieß einen freudigen Laut aus und setzte sich auf samtenen Pfoten in Bewegung. Schnell sprang Emanuelle ebenfalls auf den Rücken ihrer Katze und preschte dem Druiden zusammen mit den andere beiden Nachtelfen nach immer weiter in Richtung Süden. Über ihnen stieg die Sonne immer noch höher und sandte ihre sengenden Strahlen über den Landstrich. Unter ihrem Gluthauch bleichten die Knochen derer im Sand, die es ebenfalls gewagt hatten, die Wüste von Tanaris herauszufordern. Und mit ihm kamen die Geier.
 


 

„Hier!“ Magenta ließ den Kopf eines Satyrs über den Boden direkt vor die Füße der erstaunten Eridan Bluewind poltern. Die Zunge des Gehörnten hing heraus und selbst im Tod schienen die gebrochenen Augen des Dämons noch hasserfüllt zu der Nachtelfe emporzustarren.

„Ist das…?“, fragte Eridan Bluewind, den Blick starr auf dem Dämonenkopf gerichtet.

„Einer der Satyre, die in den Ruinen von Constellas hausen.“, bestätigte Abbefaria. Er war hinter die Hexenmeisterin getreten und war versucht, der aufgebrachten, jungen Frau die Hand auf die Schulter zu legen. Sie hatte wie eine Furie unter den Dämonen gewütet. Abbefaria hatte sie zwar schon kämpfen sehen, insgeheim war er jedoch davon ausgegangen, dass er es sein würde, der den Angriff leitete. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich an ihm vorbei mitten unter gleich fünf Satyre auf einmal stürzen würde, so dass er zunächst um ihr Leben fürchtete, nur um dann ein paar Minuten später mitzuerleben, wie die Dämonen einer nach dem anderen im Todeskampf zuckend zu Boden sanken. Und, obwohl er gesehen hatte, wie mehr als einer der Dämonen einen direkten Treffer bei der Hexenmeisterin gelandet hatte, war diese ohne jegliche Blessuren aus dem Kampf hervorgegangen. Es war ein unheimliches Schauspiel gewesen, das seinen Höhepunkt darin gefunden hatte, dass die Hexenmeisterin einem der Satyre den Kopf mit seinem eigenen Schwert abgetrennt hatte. Erst dann hatte sie sich wieder in das wunderschöne Wesen verwandelt, das Abbefaria aus sanfte, braunen Augen ansah und ihn fragte, ob er verletzt sei.
 

Es war nicht so, dass Abbefaria sich nicht ebenfalls gegen die Dämonen zur Wehr gesetzt und mehr als einen von ihnen zur Strecke gebracht hatte. Aber der Druide fand es schwierig, seine Kräfte zu sammeln. Die verderbte Natur um ihn herum unterstützte ihn kaum und seine Kräfte waren schneller erlahmt, als er gedacht hatte. Magenta hingegen schien mit jedem Dämon, der zu ihren Füßen verendete, stärker zu werden. Fast so, als würde sie die dämonische Macht ihrer Gegner trinken. Diese Befürchtung war es gewesen, die Abbefaria schließlich bewogen hatte, das Gemetzel zu beenden, obwohl sie den Dämonen gegenüber trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit im Vorteil schienen. Das und noch etwas, von dem er Eridan Bluewind unbedingt berichten musste.
 

„Maestra Bluewind?“, sagte er und erwarb so die Aufmerksamkeit der Druidin, die den Satyrkopf immer noch voller Ekel betrachtete. „Maestra, wir haben eine Entdeckung von größter Wichtigkeit gemacht.“

„Sprecht.“, forderte Eridan Bluewind Abbefaria auf. Dass ihr Blick dabei für einen Augenblick zu Magenta huschte, hatte sicherlich nichts zu bedeuten.

„Die Satyre haben einen Mondbrunnen.“, stieß Abbefaria hervor. „Sein Wasser…es ist…verdorben. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Seine Heilende und wohltuende Wirkung wurde in das komplette Gegenteil verkehrt. Wir sahen, wie einer der Satyre ein wimmerndes Bündel in den Mondbrunnen warf. Das faulige, grüne Wasser schäumte auf und Sekunden später sprang ein Wesen daraus hervor, das vor Klauen und Zähnen nur so strotzte. Die Dämonen lachten und töteten das kleine Tier.“

„Es war eine Katze.“, warf Magenta ein. Die Augen der Hexenmeisterin wurden schmal. „Aber das, was heraus kam, war kein Tier mehr. Ebenso wenig wie die Bäume hier Bäume sind. Etwas lebt in diesen Wesen. Etwas Böses.“

Eridan Bluewind schloss die Augen und seufzte schwer. „Das sind schlimme Neuigkeiten. Wir Druiden vom Smaragdrefugium versuchen seit langem, diesen Landstrich zu heilen. Doch wir wissen ebenso, dass es Kräfte gibt, die die Korruption nur noch weiter vorantreiben wollen. Bis jetzt ist es uns jedoch nicht gelungen, die Quelle des Übels auszumachen. Was Ihr entdeckt habt, könnte der Schlüssel zur Macht unserer Gegenspieler sein.“
 

Die Nachtelfe fing an, in ihrer Hütte auf und ab zu gehen. Dabei spielten ihre Hände mit einem Amulett, das sie um den Hals trug. „Mit dem Wasser eines Mondbrunnens kann man einen ganz normalen Brunnen, einen See oder ein anderes Gewässer eine Zeit lang in eine Quelle der Kraft verwandeln. Wer immer dann aus ihm trinkt wird geheilt und gestärkt werden. Sollte dieser verderbte Mondbrunnen Ähnliches bewirken, könnte das die weite Verbreitung der Verderbnis erklären, die wir einfach nicht eindämmen können. Wir müssen diesen Brunnen finden und vernichten. Außerdem müssen wir…“

Die Nachtelfe unterbrach sich, als ein breiter Schatten in den Raum fiel. Die massige Gestalt des Taurens, der Magenta und Abbefaria bereits beim Frühstück beobachtet hatte, füllte den Türrahmen aus.

„Taronn Redfeather?“, fragte Eridan Bluewind. Ihre Stimme war voller Sorge. „Ihr seht beunruhigt aus. Was kann ich für Euch tun?“

Der Taure schüttelte sein mächtiges Haupt. „Eure Hütte riecht nach Dämon, Eridan. Aber das ist nicht der Grund, aus dem ich komme. Seht!“

Der mächtige Tiermann streckte seine Hand aus. Darauf lag ein schmaler Gegenstand, der in der schwieligen Handfläche beinahe winzig wirkte. Gleichzeitig aber ging von ihm eine derartige Boshaftigkeit aus, das Abbefaria schwindelte. Er starrte das Ding an, das aussah wie eine aus Holz geschnitzte Flöte. Fremdartige Zeichen bedeckten das Holz und je länger er hinsah, desto sicherer war er, dass sich die Zeichen bewegten und über die Oberfläche krochen wie Maden auf einem toten Körper. Übelkeit stieg in ihm auf und er musste den Blick abwenden.

„Was ist das?“, keuchte Eridan Bluewind auf. „Ich habe das Gefühl, dass es…gefährlich ist.“

„Das Gefühl habe ich ebenfalls.“, antwortete der Taure und zu Abbefarias Erleichterung schloss er die Hand wieder um die Flöte. „Ein junger Taure, den ich zur Erkundung des Narbengrunds ausgeschickt habe, brachte es mir. Ich denke, der Junge war etwas voreilig. Er ist viel zu weit in die verdorbenen Gebiete vorgedrungen. Die Verletzungen, die er davon trug, stammen auf jeden Fall nicht von den brennenden Dämonen des Narbengrunds, sondern tragen viel mehr die Handschrift der Jadefeuer-Sartyre. Leider konnte er mir nicht mehr erzählen, woher er dieses Ding hat, bevor er in meinem Zelt zusammenbrach. Wir werden warten müssen, bis er wieder erwacht.“

„Vielleicht auch nicht.“ Magenta trat vor und streckte dem Tauren die Hand entgegen. „Lasst mich diese Ding sehen.“

Der Taure warf Eridan Bluewind einen fragenden Blick zu und die Nachtelfe nickte unauffällig. Erst dann händigte der Taure der Hexenmeisterin den Gegenstand aus. Abbefaria sah deutlich den Widerwillen in seinem sonst so gütig wirkenden Gesicht. Das war auch am Morgen bereits der Grund gewesen, warum Abbefaria ihm lieber ausgewichen war. Die Anwesenheit einer Hexenmeisterin an seiner Seite warf einfach zu viele Fragen auf. Unangenehme Frage, die der Druide nicht beantworten wollte.
 

Magenta drehte die Flöte in den Händen und besah sich die Zeichen genau. Sie schien nichts von der Übelkeit erregenden Wirkung zu spüren.

„Es sind Beschwörungsformeln.“, sagte sie. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, als versuche sie die Formeln im Geiste zu wiederholen. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich kann nicht alles entziffern. Zu viele der Zeichen sind mir unbekannt. Doch diese Runen hier bilden einen Namen. Ich glaube, es ist…Xava…Xavaric? Sagt Euch das etwas?“

Erdian Bluewind ballte die Hand zur Faust. „Und ob mir das etwas sagt. Er ist ein Satyr, der seine üblen Taten weit von hier im nördlichen Felwood verübt. Viele, die versucht haben, seine Festung zu stürmen, mussten bereits ihr Leben lassen. Es würde mich nicht wundern, wenn der verderbte Mondbrunnen auf seinen Befehl hin errichtet wurde.“

Abbefaria betrachtete die unheimliche Flöte. „Doch warum sollte Xavaric einen solchen Gegenstand erschaffen? Ihm wird wohl kaum der Sinn nach musikalischer Unterhaltung gestanden haben.“

Die Druidin nickte. „Ihr habt Recht, Abbefaria. Lasst mich diese Flöte noch einmal sehen.“

Sie nahm Magenta das Instrument aus der Hand und schloss die Augen. Abbefaria spürte, wie sie ihren Geist ausschickte. Ihr Gesicht verzerrte sich und feine Schweißtropfen erschienen auf ihrer Stirn. Schließlich ließ sie die Flöte los und das üble Instrument fiel klappernd zu Boden, während Eridan schwer atmend in die Knie ging. Als Abbefaria ihr aufhelfen wollte, schlug sie seine Hand aus.

„Es geht schon.“, presste sie hervor. „Dieses Ding ist wahrhaft Teufelswerk. Es wurde aus dem Holz eines Uralten geschnitzt. Ich kann das Leid seines gebundenen Geistes durch das Holz spüren. Xavaric wird die Flöte so verzaubert haben, dass ihm der mächtige Baumgeist zu willen ist.“

„Unfassbar.“, knurrte Taronn Redfeather. „Wie kann er es wagen? Ein solcher Frevel darf nicht ungesühnt bleiben.“

Eridan Bluewind nickte. „Wir werden Truppen entsenden. Sobald wir welche haben, heißt das. Xavaric muss gestoppt werden.“

„Und der Uralte?“ Abbefarias Stimme zitterte bei dem Gedanken daran, dass der Satyr sich einen der mächtigen, weisen Baumriesen zum Untertan gemacht hatte.

Eridan Bluewind schüttelte traurig den Kopf. „Ich weiß nicht, ob wir ihn noch befreien können. Die Satyre beschmutzen alles, was sie in ihre dreckigen Klauen bekommen können. Wir würden etwas sehr Reines benötigen, um diese Art der Verderbnis auszumerzen.“

„Ich könnte versuchen, die Flöte zu reinigen.“, bot Magenta an, doch Abbefaria schüttelte nur den Kopf.

„Das würde nichts bringen.“, sagte er. „Es würde nur den Gegenstand zerbrechen. Der verwirrte Geist des Uralten wäre weiterhin gefangen und würde – wenngleich auch unkontrolliert durch Xavaric – weiterhin Unheil anrichten. Das Band zwischen der Flöte und dem Geist muss durchbrochen werden. Diese Reinigung müsste daher eher…spiritueller Natur sein.“

Eridan Bluewind stieß ein plötzliches, glockenhelles Lachen aus. „Das ist es!“, rief sie. „Wir brauchen Wasser von einem Mondbrunnen. Mit seiner Hilfe könnte der reinigende Zauber gelingen. Aber es müsste Wasser sein, das einen sehr großen Anteil von Elunes Kraft enthält. Und dieses Wasser gibt es nur…“

„...in Darnassus.“, beendete Abbefaria ihren Satz. „Jemand muss zum Tempel des Mondes reisen und die Priesterinnen um etwas von dem Wasser des Mondbrunnens bitten, der sich in seinem Inneren befindet.“

Eridan Bluewinds Blick lastete schwer auf dem jungen Druiden. „Würdet Ihr diese Aufgabe übernehmen, Abbefaria?“
 

Abbefaria schluckte. Er wusste, dass Eile geboten war, denn vermutlich würde der Satyr den Verlust seines Spielzeugs bald bemerken und eine neue Flöte herstellen. Doch die Reise nach Darnassus und wieder zurück würde ihn mehrere Tage kosten. Und seine Pläne? Die schwarzen Drachen! War es ein einzelnes Urtum wert, diese Aufgabe noch weiter zu verschieben. Sein Herz sagte Ja, doch das hatte ihm auch schon erlaubt, eine unmögliche Romanze zu einer Hexenmeisterin beginnen. War es nicht besser, ein Leben gegen das vieler abzuwägen?

Abbefaria sah Eridan Bluewind und Taronn Redfeather entschuldigend an. „Lasst mich einen Augenblick allein darüber nachdenken.“ Mit diesen Worten stürmte er an dem Tauren vorbei nach draußen. Ihm war, als wäre die Hütte mit einem Mal viel zu eng für die vielen Personen geworden.
 

Der Druide rannte ein Stück weit in den verderbten Wald hinein und ließ sich dort gegen einen Baum sinken. Doch das verdorbene Gewächs bot ihm nicht den Trost, den er suchte. Stattdessen wurde ihm noch elender zumute, als er die Krankheit des Baumes spürte. Die Lage war hoffnungslos.

„Geliebter?“ Magenta war neben ihn getreten und sah ihn aufmerksam an. „Was ist los? Was hast du?“

„Ich…ich kann mich nicht entscheiden.“, gab Abbefaria leise zurück. „So viele Aufgaben, die es zu bewältigen gibt. Eine ebenso wichtig wie die andere. Und ich weiß einfach nicht, wo ich beginnen soll.“

„Wovon sprichst du?“ Abbefaria hatte Magenta bis jetzt nicht den wahren Grund erzählt, aus dem er hier war. Er hatte nicht gewusst, ob er ihr trauen konnte und wollte. Doch jetzt sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus. Er erzählte, was die Gnomin ihm aufgetragen hatte und dass er diese Aufgabe gerne erfüllen wollte. Doch wenn er nicht zum Tempel reiste, hatte er gleichzeitig das Gefühl, sein eigenes Volk zu verraten. Es war einfach zu viel für einen einzelnen Nachtelfen.

Als er geendet hatte, sah er ein kleines Lächeln auf Magentas Lippen. Sie zog ihn zu sich herab und küsste ihn.

„Du bist ein Schafskopf.“, flüsterte sie und küsste ihn erneut. „Du bist doch nicht allein. Ich werde dir helfen.“

„Aber sagtest du nicht…“, begann er einzuwenden.

„Was?“, unterbrach die Hexenmeisterin ihn. „Dass ich ebenfalls eine Aufgabe habe? Ja, die habe ich. Und ich werde auch versuchen ihr nachzukommen. Aber dafür müsste ich ohnehin in den Norden Felwoods reisen. Auf dem Weg werde ich deine Schleimproben besorgen und vielleicht den Auftrag erfüllen, den mein Meister mir gab. Ich denke ohnehin, dass du gar nicht wissen willst, worum es dabei geht. Und wenn du zurückgekehrt bist, reisen wir beide gemeinsam nach Ironforge. Ganz einfach.“
 

Abbefaria blinzelte ein paar Mal, bis er begriff, dass das tatsächlich die Lösung war, nach der er gesucht hatte. Er erlaubte sich ein schwaches Lächeln. „Ich glaube, ich habe mit dir einen guten Fang gemacht.“

„Fragt sich nur, wer hier wen gefangen hat.“, antwortete Magenta kokett. „Also los! Die Zeit rinnt uns davon und die Probleme werden nicht geringer, wenn man einfach wegläuft und sich im Wald versteckt. Auch wenn ich mir manchmal ebenfalls wünschen würde, es wäre so.“

Abbefaria nickte erleichtert, küsste sie noch einmal und folgte ihr dann zurück zum Smaragdrefugium.
 


 

Als die beiden Abenteurer wenig später am Platz des Greifenmeisters eintrafen, hatten bereits einige Dinge den Besitzer gewechselt. In Magentas Rucksack befanden sich nun Emanuelles unzerbrechliche Schleimproben-Gefäße, während Abbefaria eine magische Phiole von Eridan Bluewind bei sich trug, in der er das Wasser des Mondbrunnens von Darnassus nach Felwood bringen sollte.

„Beeilt Euch! Euer Hippogreif ist schon ganz unruhig.“, polterte der Greifenmeister zu Abbefaria hinüber. Irritiert bemerkte Magenta, dass der Taure, der hier die Flugtiere beaufsichtigte, so etwas wie eine Brille trug. Es sah äußerst merkwürdig aus.

„Ich komme!“, rief der Nachtelf zu ihm hinüber und hauchte Magenta einen Kuss auf die Stirn. „Pass auf dich auf!“

„Werde ich schon.“, antwortete Magenta. „Pass du lieber auf, dass du dir auf dem Weg nicht noch weitere Aufgaben aufhalsen lässt. Sonst lasse ich dich nämlich mit dem ganzen Schlamassel hier hocken.“

Erst als sie ihm zuzwinkerte, begriff Abbefaria, dass das ein Scherz gewesen war. Er verzog die Mundwinkel zu einem gequälten Lächeln.

„Werde ich dich jemals durchschauen?“, fragte er und schüttelte den Kopf.

„Ich hoffe doch nicht.“, grinste sie. „Und jetzt los, sonst stehen wir morgen noch hier.“
 

Abbefaria riss sich mit sichtlicher Mühe von ihr los und bestieg endlich den ungeduldig wartenden Hippogreifen. Kaum hatte er auf dessen Rücken Platz genommen, nahm das Tier auch schon Anlauf und schwang sich in die Lüfte empor. Der Nachtelf wurde schnell immer kleiner und kleiner und Magenta fühlte eine plötzliche Leere in sich aufsteigen. Sie vermisste ihn jetzt schon, obwohl sie seine Berührung noch spüren und seinen Geruch noch auf ihrer Haut riechen konnte. Gleichzeitig tanzte ihr Herz bei dem Gedanken, ihn bald wieder zu sehen. Ein breites Grinsen bemächtigte sich ihres Gesichts. Übermütig schloss sie ihre Arme um einen imaginären Abbefaria und wirbelte ihn auf der Lichtung herum in Andeutung eines verliebten Tanzes.

Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber du wirst beobachtet, schnarrte eine Stimme in ihrem Kopf. Schlagartig blieb Magenta stehen und wurde sich der Anwesenheit des Greifenmeisters bewusst, der sie immer noch durch die Brillengläser hindurch anstarrte. Magenta spürte eine Röte in ihrem Gesicht aufsteigen und floh kurzerhand vom Greifenhort in den Wald. Dort lehnte sie sich über ihre eigene Dummheit lachend an einen Baum und starrte in den gelbgrünen Himmel empor.

Hattest du nicht was vor? , nörgelte Pizkols Stimme weiter. Und überhaupt hättest du mich endlich mal wieder beschwören können. Mir ist langweilig.

„Ich wollte ihm nicht zu viel auf einmal zumuten.“, antwortete Magenta, den Blick immer noch nach oben gerichtet. „Aber sag, wie findest du ihn?“

Wen? Deinen Kuschelelf? Magenta könnte förmlich hören, wie ihr Diener verächtlich das Gesicht verzog. So lange er dafür sorgt, dass du gute Laune hast…

Magenta seufzt. Das war wohl das Beste, was sie von dem Wichtel bekommen konnte. Sie murmelte die Formel, die Pizkol in die wirkliche Welt beschwor

„Und jetzt?“, meckerte der kleine Wicht ohne Umschweife weiter.

„Jetzt werden wir Niby suchen gehen.“, erklärte Magenta achselzuckend. „Und auf dem Weg nach diesen Brühschleimern Ausschau halten.“ Sie tippte sich mit dem Finger gegen die Nasenspitze. „Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn du die Proben nimmst.“

„Das werde ich garantiert nicht.“, zischte der Wichtel.

„Oh doch, das wirst du.“, versprach Magenta mit einem süffisanten Lächeln. „Schließlich bin ich die Meisterin und du mein Diener.“

Die unfreundliche Antwort des Wichtels ging im gequälten Schrei des Teufelsrosses unter, als Magenta es ebenfalls zu sich rief. Die Hexenmeisterin schwang sich auf seinen Rücken und sah zu Pizkol hinunter.

„Ich hoffe, du bist gut zu Fuß.“, bemerkte sie liebenswürdig. „Wir haben einen weiten Weg vor uns.“

„Das wirst du irgendwann bereuen.“, knirschte Pizkol und beeilte sich dann hinter dem Teufelsross herzuhüpfen, so schnell ihn seine kurzen Ziegenbeine trugen.
 


 

Die Meilen schrumpften unter den brennenden Hufen des Teufelsrosses, während Magenta von seinem Rücken aus das Ausmaß der Katastrophe betrachtete, das diesen Landstrich heimgesucht hatte. Sie spürte die unheimliche Macht, die hier gewütet hatte und dessen Überreste jetzt noch hinter allem lauerten, das sich in ihm bewegte. Es war eine unvorstellbare Kraftquelle. Die Hexenmeisterin wusste jetzt, was ihr Lehrmeister gemeint hatte, als er sagte, dass es nirgends so einfach war, sich der Felenergien zu bedienen. Gleichzeitig sah sie aber auch das Leid, das durch die teuflischen Kräfte verursacht wurde. Ihr Herz krampfte sich zusammen, wenn sie an den Gesichtsausdruck Abbefarias dachte und die Hoffnungslosigkeit, die sich darin widergespiegelt hatte. Sie wollte ihm und seinem Volk helfen. Und sie wollte ihm bei seiner Aufgabe mit den schwarzen Drachen helfen. Doch dazu gab es nur einen Weg: Sie musste noch mächtiger werden.
 

Magenta ließ das Teufelsross an einem Fluss anhalten. Das giftgrüne Wasser schob sich träge dahin; zähflüssig schwappte es an die Ufer, fast so als…

„Brühschlammer!“, zischte die Hexenmeisterin und sprang von dem scheuenden Pferd. Die brennenden Hufe des Tiers wirbelten durch die Luft und trafen zischend auf den grünen Schleimklumpen, der sich jetzt am Ufer erhob und immer noch wuchs. Ein Totenschädel, der an der Spitze des Schleimklumpens gefangen war, grinste Magenta fleischlos entgegen, fast so, als hätte die unförmige Kreatur tatsächlich einen Kopf. Die Hexenmeisterin wich einer Attacke des Klumpens aus und ging ihrerseits zum Angriff über.

„Du willst also fressen?“, knurrte sie. „Dann versuch mal das hier zu verdauen.“

Eine Kugel aus reiner Dunkelheit raste auf das Schleimwesen zu. Der Schleim öffnete sein Maul und verschluckte den Schattenblitz. Es gab eine kleine Explosion in seinem Inneren, dann rülpste der Schleim und starrte Magenta hungrig an. Irrte sie sich oder was das Wesen gerade gewachsen?

„Feuer! Feuer!“, schrie Pizkol, der völlig außer Atem in der Ferne auftauchte. „Du musst ihn verbrennen!“

„Was? AU!“ Magenta hielt sich den Arm, wo der Schleim sie berührt hatte. Die Stelle brannte und rote Pusteln begannen sich auf ihrer Haut auszubreiten. Die Hexenmeisterin fluchte und legte einen Schutzzauber über ihren Arm. Sogleich wurden die Pusteln von etwas ersetzt, das am ehesten noch an die schuppige Haut eines Krokilisken erinnerte. Aber dies war nicht der Moment um über Fragen der Kosmetik nachzudenken. Magenta beschwor einen Feuerbrand. Der Zauber legte sich wie ein Netz über die Oberfläche des Schleims und ein Zischen wurde gefolgt von üblen Geruch brennender Knochen. Der angebrannte Totenschädel rollte Magenta vor die Füße.

„Wer wird denn gleich den Kopf verlieren?“, kalauerte die Hexenmeisterin und setzte dem Schleim nach, der jetzt versuchte, sich in den Fluss hinein zu flüchten. Sie wob erneut einen Zauber und wollte ihn schon nach dem Schleim werfen, als sie hinter sich ein warnendes Wiehern hörte.

Die Hexenmeisterin fuhr herum und erstarrte. Zwei weitere Brühschlammer hatten sich aus dem schleimigen Gewässer erhoben und näherten sich, um sie zu verspeisen. Magenta warf den so eben beschworenen Feuerbrand auf einen von ihnen und wollte so eben den zweiten angreifen, als ein brennender Huf auf den Schädel des Schleimwesens krachte und ihn unter sich zermalmte. Das Teufelsross biss und keilte aus, in seinen brennenden Augen stand die reine Mordlust. Schnell brachte Magenta sich vor den wirbelnden Hufen in Sicherheit und beobachtete das Schauspiel, das sich ihr bot. Erst, als sich auch Pizkol in die Schlacht stürzte, rappelte sich Magenta endlich auf und unterstützte die beiden Dämonen in ihrem Kampf gegen die Schleimwesen, die angelockt von dem Kampflärm jetzt zu Dutzenden aus dem Wasser emporstiegen.
 

„So, ich glaube, das waren alle.“, schnaufte Magenta kurze Zeit später und strich sich eine Haarsträhne aus dem verklebten Gesicht. Grüner Schleim haftete überall an ihrer Kleidung und bedeckte die Lichtung um sie herum. Das Teufelsross stand schnaubend und schweißbedeckt inmitten des Schleims und schien seltsam zufrieden zu sein. Lediglich von Pizkol war nichts zu sehen. Magenta erhob sich, um den Wichtel zu suchen, und fand ihn schließlich am Rand der Lichtung auf dem Rücken liegen. Er bewegte sich nicht.

„Pizkol?“ Magenta stupste den kleinen Kerl an. „PIZKOL?“

Magentas schlechtes Gewissen regte sich. Schnell murmelte sie die Beschwörungsformel des Wichtels. Sein magerer Körper vor ihr löste sich auf, nur um kurz darauf neben ihr wieder zu erscheinen. Der kleine Kerl warf ihr einen schrägen Blick zu.

„Das ist nun als der Dank!“, schimpfte er. „Ich riskiere mein Leben für dich und du lässt mich einfach abnippeln. Heilung wo?“

„Tut mir leid.“ Magenta zuckte mit den Schultern. „Ich hab´s einfach vergessen.“

„Vergessen, vergessen.“, meckerte der Wichtel. „Wen du einen brauchst, der seinen Schädel für dich hinhält, nimm das nächste Mal den Leerwandler. Wie oft soll ich es noch sagen?“

„Ja aber…“

„Nichts aber!“ Der Wichtel war jetzt erst richtig in Rage geraten. „Dämliche, verliebte Kuh. Weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt, wenn man aus der eisigen Umarmung des Todes wieder ins Leben gezerrt wird, nur um dann wieder an so eine nichtsnutzige Hexenmeisterin gebunden zu werden, die noch nicht mal weiß, wie rum man den Zauberstab hält? Meinst du vielleicht, das ist angenehm? Ich halte das nicht mehr aus. Nicht eine Sekunde länger. Weißt du was, ich kündige!“
 

Magenta starrte den Wichtel, der sich mit untergeschlagenen Armen auf einen Stein pflanzte, mit offenem Mund an. War er jetzt völlig verrückt geworden? Also noch verrückter als sonst?
 

“Pizkol, ich…“, begann Magenta und wurde von einer näselnden Stimme unterbrochen. Sie klang wie Pizkol…nur dass sie von der anderen Seite des Flusses kam.

„Bravo!“, amüsierte sich die Stimme. „Endlich einer, der es kapiert hat.“

Magenta suchte das gegenüberliegende Ufer ab, bis ihr Blick schließlich an einem Wichtel hängen blieb. Der kleine Kerl war das genaue Ebenbild von ihrem eigenen Diener, wenngleich sein Fell auch etwas dunkler zu sein schien. Er grinste von einem spitzen Ohr zum anderen.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“, rief Magenta zu ihm herüber. „Los, mach, dass du nach hause kommst.“

Der fremde Wichtel lachte meckernd. „Will mich nach hause schicken. Haha! Als wäre ich ein streunender Hund. Hexenmeister sind doch alle gleich arrogant.“

Es schien, dass er sich noch weiter über Magenta lustig gemacht hätte, wäre nicht in diesem Moment ein Gnom auf seiner Seite des Flusses aufgetaucht. Der Gnom trug eine blutrote Robe und einen Turban in derselben Farbe. In den Händen hielt ein einen Stab, der zweimal so lang war wie er selbst und an dessen Spitze ein leuchtender Edelstein saß.

„Impsy!“, schimpfte der Gnom. „Ich suche dich schon den ganzen Morgen. Wo hast du nur gesteckt, du unnützer Wicht?“

„Niby, du Flasche, halt die Klappe.“, tönte der Wichtel. „Ich unterhalte mich hier.“

„Wie sprichst du mit deinem Meister.“, ereiferte sich der Gnom und sein Gesicht unter seinem Turban wurde puterot. „Komm her, dann zieh ich dir deine Hammelbeine lang.“ Er versuchte mit dem Stab nach dem Wichtel zu schlagen. Der zog den Kopf ein, hielt die Hände darüber und suchte sein Heil in der Flucht.

„Au! Aua! Hilfe! Verrückter Gnom versucht mich zu töten.“

„Und das werde ich auch tun.“, knurrte der Gnom. „Nur um dich dann wieder zu beschwören und noch mal zu töten. Und jetzt bleib endlich stehen!“
 

Die zwei jagten sich das Flussufer entlang und zeterten dabei einer lauter als der andere. Magenta und Pizkol sahen sich an.

„Friede?“, fragte Magenta.

„Waffenstillstand.“, knurrte der Wichtel. „Und ich glaube, wir haben Niby gefunden.“

„Ist nicht dein Ernst!“, stöhnte Magenta. „Niby, der Allmächtige, ist ein durchgeknallter Gnom mit einem noch viel durchgeknallteren Wichtel? Ich hätte wissen müssen, dass Meister Farsan einen merkwürdigen Sinn für Humor hat. Aber was soll´s. Sehen wir zu, dass wir die Schleimproben einsammeln und dann hören wir uns zumindest mal an, was er zu sagen hat.“

„Oh, so wie ich überhebliche Hexenmeister kenne eine ganze Menge.“, kicherte Pizkol und half Magenta dann trotzdem, die Schleimproben einzusammeln, indem er ihr die größten und widerlichsten Bocken zeigte und dann mit Genuss verfolgte, wie seine Meisterin sie in die Phiolen bugsierte. Rache war ein Gericht, das man am besten kalt servierte. Und schleimig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-01-23T21:49:27+00:00 23.01.2011 22:49
Huhu ;)

Das Kapitel war genial ;) Gelungene Mischung aus Romantik, ein bisschen Herzschmerz und viel zu lachen ;) Hat mir sehr gut gefallen^^

Freu mich schon auf das nächste Kapi ;)


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