Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ In der Winkelgasse ------------------ Methanol Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 1: In der Winkelgasse Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Freedom Call – Ages of Power. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 1: In der Winkelgasse Es war schwülwarm, um nicht zu sagen heiß in den Straßen Londons. Menschen drängten sich durch die schmale Winkelgasse, Kinder mit ihren Eltern suchten nach Dingen, die auf den Listen standen, die gestern aus Hogwarts gekommen waren. Einkäufe für die Schulzeit. Für ein weiteres Schuljahr in Hogwarts. Harry seufzte und lehnte sich gegen eine Säule der Zaubererbank Gringotts. Er war drin gewesen, um Geld zu holen. Es war schön kühl drin gewesen, aber die Wand aus Hitze, gegen die er gelaufen war, als er wieder herausgekommen war, war erdrückend gewesen. Sie hatte ihm alle Poren geöffnet… Müde streiften seine Augen über die Gasse. Er suchte nach einer Möglichkeit, sich abzukühlen. Ein Eis wäre doch nicht schlecht. Nur, eigentlich hatte er mit Mione und Ron Eisessen gehen wollen. Also musste das noch warten… Aus seiner Hosentasche kramte er seinen Brief hervor, las auf dem zerknitterten Papier, was er brauchen würde in seinem fünften Schuljahr, suchte etwas, das ihm die Zeit bis zu ihrer Ankunft verkürzen konnte... Das fünfte Jahr… Das erste Schuljahr, wo die Bedrohung durch Voldemort so richtig aktuell war. Hier war alles ruhig, alles schien wie immer. Aber das auch nur, weil ER sich seit zwei Monaten nicht gemeldet hatte. Sicher war es hier nicht. Die Menschen glaubten bloß nicht, was er erzählt hatte. Es war ein weiterer Grund, weshalb er müde war. Seine Erlebnisse vor den Sommerferien hatten ihn Kraft gekostet. Viel Kraft. Und bei seinem Onkel und seiner Tante hatte er diese Kraft nicht regenerieren können. Er stieß sich von der Säule ab. Alles, was auf dieser Liste stand, würde er mit Ron und Hermione zusammen erstehen. Aber er wollte sie ungern auch noch mit in den Laden schleifen, den er unbedingt besuchen wollte. Er brauchte dringend neue Umhänge. Seit dem letzten Schuljahr war er um Einiges gewachsen. Lustlos machte er sich auf den Weg. Sie war ja nicht weit weg, die gute Madam Malakin, und wie er sie kannte, dauerte es auch nicht lange. Schon erreichte er den Laden, öffnete die Tür. Kaum dass er sie wieder geschlossen hatte, wuselte sie ihm entgegen, ließ ihn nicht zu Wort kommen, sondern auf einen Stuhl steigen, warf ihm den Umhangrohling über, dann begann ihn abzustecken, was er mit stoischer Miene ertrug. Genau wie ihr Gelaber. Dass sie ihn nicht erkannte, verdankte er einem Zauber, den Dumbledore gnädigerweise über ihn verhängt hatte. Sein Haar sah anders aus, war jetzt allerweltsbraun, seine Augen ebenfalls. Unauffällig. Die Narbe hatte er mit Frauenmakeup übertüncht, denn sie war nicht verschwunden, egal was der Weißhaarige versucht hatte. Der Zauber würde auch nicht lange halten. Bis zum Abend. Er war auch nur für heute, damit er es nicht noch schwerer hatte, nachdem ihn die halbe Welt für verrückt hielt und die andere ihn bemitleidete. Nur für heute… Danach musste er mit allem allein zurecht kommen… danach musste er sich der Welt wieder stellen… ~*~*~*~ Draco hatte die Schultern hochgezogen und die Hände tief in den Hosentaschen versenkt. Dieses Wetter ging ihm auf die Nerven, diese ganze verdammte Welt ging ihm auf die Nerven! Und zur Krönung dieses verfluchten affenheißen Tages durfte er auch noch alleine losziehen und seine Sachen kaufen. Weder sein Vater noch seine Mutter hatten Zeit für ihn gefunden. Er kam sich überflüssig vor, etwas, was er natürlich niemals zugegeben hätte. Sein Vater war ständig unterwegs und faselte noch mehr als zuvor von dem Dunklen Lord und seine Mutter... Wenn Draco sich nicht so sicher gewesen wäre, dass er sich irrte, hätte er gesagt, dass sie Angst hatte. Aber wovor? Sie waren Reinblüter, sein Vater Todesser – was sollte ihnen also schon passieren? Missmutig wischte sich Draco eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn. Zumindest sah man ihm nicht an, wie heiß ihm wirklich war. Sein hellgrünes T-Shirt war so verzaubert, dass man nicht sehen konnte, dass es bereits vollkommen durchnässt an seinem Oberkörper klebte. Gleiches galt für die dunkle Hose. Somit konnte er wenigstens den Schein waren. Das war doch schon mal die Hauptsache... Aus einer seiner Hosentaschen kramte er die Einkaufsliste hervor. Neue Bücher, neuer Kessel, Zaubertrankzutaten – alles kein Problem. Neue Umhänge brauchte er auch noch. Und diesmal konnte er wenigstens selbst entscheiden, wie diese aussehen sollten. Keine Mutter, die wert auf einen bestimmten Schnitt legte. Ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht. Die Abwesenheit seiner Eltern war doch gar nicht mal mehr so schlecht. Er schob sich durch die Masse an Zauberern und Hexen, die die Straßen bevölkerten und steuerte den kleinen Schneiderladen an. Die Türglocke machte sich sofort bemerkbar, als er eintrat. Ihr lautes Klingeln hallte dermaßen lautstark durch die Verkaufsräume, dass Draco unwillkürlich zusammenzuckte. „Mistding.“, murmelte er leise. Wie es aussah, war die alte Schachtel mit einem anderen Kunden noch beschäftigt, sodass er sich auf einen der Stühle für Begleitpersonen und Wartende fallen ließ. Er langte mit der Hand nach den bereitstehenden Keksen und musterte die Person, der gerade ein neuer Umhang angepasst wurde. Definitiv ein Hogwartsschüler. Jungs in diesem Alter und aus diesem Teil Englands gingen so ziemlich alle nach Hogwarts. Irgendetwas an ihm kam Draco bekannt vor, aber er konnte nicht den Finger darauf legen. Der Junge sah normal aus. Stinknormal. Vielleicht war es das? Ein Hufflepuff oder so? Slytherin definitiv nicht – die waren nicht so langweilig. Gryffindor – auch nicht. Den Feind kannte man schließlich. Ravenclaw – sah er nicht helle genug für aus. Ergo: Hufflepuff. Und das sagte ja schon alles. Draco zuckte leicht mit den Achseln und nahm sich noch einen Keks. Er hatte keine Lust über diesen Jungen nachzugrübeln und zu mutmaßen, warum er ihm bekannt vorkam. Im Moment hatte er ja noch nicht einmal Lust, großkotzig aufzutreten und die alte Schachtel darauf hinzuweisen, dass ein Malfoy in ihrem Laden saß und wartete . Sein Vater hätte es getan. Nun, aber vielleicht wurde es Zeit, sich von seinem Vater zu trennen und zu entscheiden, was er selbst tun wollte. Er. Nicht sein Vater. ~*~*~*~ Harry hatte desinteressiert zur Tür gesehen, als sie gebimmelt hatte, war daraufhin beinahe vom Stuhl gefallen, was er nur ganz knapp wirklich unauffällig verhindern konnte, indem er sich umdrehte, woraufhin die gute Dame ein wenig moserte. Malfoy! Malfoy war da! Hier! Hier und nicht… Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als Wut in ihm hochkochte. Was erlaubte der Kerl sich eigentlich? Er hatte hier nichts zu suchen! Sollte er doch bei seinem Vater sein und wer wusste schon was tun, um seinem Ruf gerecht zu werden! Aber nicht hier! Nicht hier, um… Was wollte der Kerl überhaupt hier? Doch wohl kaum einen neuen Umhang für Hogwarts! Das war ja schon beinahe lachhaft! Er stutzte. Es war so ruhig hinter ihm. Keine wütende Stimme, kein Gekeife, keine… Beschwerde, dass er warten musste? Was war los? War der Blonde etwa krank? Vorsichtig wandte er den Kopf, sah, wie Malfoy ihn musterte. Gelangweilt. Definitiv gelangweilt. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Auch er erkannte ihn nicht. War doch mal ein interessanter Punkt. Seine Augen verengten sich ein wenig, als in seinem Kopf Möglichkeiten aufstiegen, wie er Malfoy dafür büßen lassen könnte, was er bei den Todessern erlebt hatte. Er könnte ihn so abgrundtief demütigen… Das Grinsen verschwand, als eine Frau aus den hinteren Gefilden des Ladens kam und auf Draco zueilte, um ihn zu bedienen. Sie brabbelte fast genauso schnell und abartig los wie die Chefin des Ladens und Harrys Laune verdüsterte sich. Nun… Sobald er hier raus war… ~*~*~*~ Draco stand auf, als die Mitarbeiterin der alten Schachtel sich regelrecht auf ihn stürzte. Ehe er es sich versah, stand er schon neben dem unscheinbaren Jungen auf einem Sockel und wurde mit Gelaber eingedeckt. „Leiser!“, maulte er. „Und die Schnittmuster bitte. Wenn ich schon bezahle, dann auch nur für etwas, das ich auch tragen will.“ Einen Augenblick lang sah ihn die Hexe irritiert an, dann nickte sie. So etwas wie Wehrhaftigkeit war sie offenbar nicht gewohnt. Sobald sie das Buch mit den Schnittmustern in seine Hände gelegt hatte, wählte Draco aus. Was Teures, Modernes. Etwas, das seine Mutter zwar nett gefunden, aber wohl nie für ihren ‚kleinen Jungen’ ausgewählt hätte. Wurde Zeit, das zu ändern. Die Schneiderhexe nickte und Augenblicke später wirbelten Scheren, Stoffe, Nadel und Faden um den Slytherin herum. Das hier machte sogar fast Spaß. Ein winziges Lächeln huschte über seine Lippen, das jedoch fast augenblicklich verschwand, als er sich daran erinnerte, dass er hier nicht allein war. Na gut, aber wer gab schon etwas auf einen Möglicherweise-Hufflepuff? Der dusselige Cedric Diggory war auch einer gewesen. Und was hatte es ihm gebracht? Einen schnellen Abgang, sonst nichts. Nun, aber dieser Abgang war zumindest etwas, womit er Potter ärgern konnte. In den grauen Augen blitzte es vor Vorfreude auf. Wieder einen Angriffspunkt entdeckt. Das war doch wunderbar. Das neue Schuljahr konnte ja gar nicht so schlecht werden. Draco warf einen Blick zur Seite und beobachtete, wie auch der Pseudo-Hufflepuff nun von einem regelrechten Gewirr aus Scheren, Nadeln und Co eingedeckt wurde. Verdammt, irgendetwas an diesem Jungen war da... Er konnte nur einfach nicht den Finger darauf legen! ~*~*~*~ Seit Malfoy es gewünscht hatte, herrschte in dem Raum tatsächlich Schweigen. Nur das Geräusch der Scheren war zu hören, das leise Atmen und das Geräusch von Konzentration. Angenehm. Harry schloss für einen Moment die Augen, gab sich der Illusion hin, alles wäre normal. Allerdings blieb das nicht lange so, denn allein Malfoys Anwesenheit ließ ihn nicht wirklich zur Ruhe kommen. Wut war da. Wut vermischt mit Hass. Und Angst. Angst davor, er könne ihn bemerken und ihn wieder mitnehmen. Zu seinem Vater, der… Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken loszuwerden, und als er die Augen wieder öffnete, blickte er direkt in zwei graue, die ihn musterten. Mit einer Mischung aus Langeweile und Nachdenklichkeit. Was wagte es der Kerl, ihn anzusehen? Die Wut war wieder da. „Was glotzt du so?“, blaffte er missgelaunt, vergaß dabei, dass seine Stimme nicht verändert worden war, da sie sowieso so gut wie keiner kannte. „Hab ich was im Gesicht?“ ~*~*~*~ Draco verzog den Mund, als der andere Junge ihn so anfuhr. „Sei froh, dass dir überhaupt jemand Aufmerksamkeit schenkt. So langweilig, wie du ausschaust.“ Dagegen war ja sogar Potter interessant. Der hatte wenigstens herausstechende Augen... Okay, sonst war er ein Idiot, aber nette Augen hatte er. Ein angenehmes Gefühl von ein wenig Wut vermischt mit Herausforderung und einer gesunden Portion Hass machte sich in Dracos Bauch breit, wenn er an Potter dachte. Das gefiel ihm. Und das Gefühl konnte er gerade wunderbar auf diesen Jungen anwenden. Damit hatte er etwas in der Hinterhand, das ihm Kraft geben würde – und Motivation. Zumindest war ihm jetzt nicht mehr langweilig und er fühlte sich bei weitem nicht mehr so genervt. „Aber…“, feixte Draco in dem Moment, „…an dir ist auch wirklich nichts, was sich lohnt, länger als zwei Sekunden anzugucken. Also reg dich ab. Meine Augen werden dich sicher nicht wieder belästigen.“ Einen Augenblick lang musterte er den braunhaarigen Jungen noch einmal von Kopf bis Fuß und schüttelte dann den Kopf. „Nein, lohnt sich wirklich nicht.“ Demonstrativ sah er zur Seite, behielt den anderen jedoch zugleich aus dem Augenwinkel im Blick. Wenn dieser Vielleicht-Hufflepuff durchdrehte, wollte er es lieber rechtzeitig wissen. Sicher war sicher. Die verzauberten Gegenstände jedenfalls wirkten schon reichlich unruhig und hektisch – fast, als wenn sie eine unsichtbare Spannung spüren würden. ~*~*~*~ Das war doch wohl… Die Wut in seinem Bauch steigerte sich enorm. Dieser Kerl da machte sich ungeniert über ihn lustig und er… Er durfte sich nicht einmal wehren! Dumbledore hatte es ihm strengstens verboten, auch nur im entferntesten Streit heraufzubeschwören! Die Welt war so… „Hng!“, unterdrückte er einen Fluch, dann sah auch er demonstrativ in die andere Richtung. Das würde er ihm büßen! Garantiert! Hundertprozentig! Noch heute! Ein leicht böses Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er den Gedanken verinnerlichte, sich an ihm labte. Seine Wut, die Demütigung der Todesser… all das würde jetzt Malfoy abbekommen! Und… Ja, er wusste auch schon wie! Besser ging es doch gar nicht! ~*~*~*~ Sobald der Slytherin gemerkt hatte, dass der Brünette keine Anstalten machte, ihm irgendetwas entgegenzusetzen, verlor er das Interesse an ihm. Es gab selten jemanden, der ihm die Stirn bieten konnte. Potter war da wohl die einzige Ausnahme. Toll, schon wieder Potter. So langsam fühlte er sich Potter-verfolgt. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schubste einige Scheren mit dieser Bewegung beiseite, die empört einen Bogen um ihn schlugen. Wenn sein Vater doch wenigstens mit dem rausgerückt hätte, was bei der ersten Begegnung mit dem wiederauferstandenen Dunklen Lord geschehen war! Aber nein, Draco wusste nichts anderes, als das, was Sankt Potter in der Schule losgelassen hatte. Das war alles. Und mal ehrlich: Das war erbärmlich. Kunststück, dass ihm kaum jemand glaubte und ihn mindestens die Hälfte der Zaubererwelt für durchgeknallt hielt. „Mr. Malfoy.“ Draco fühlte sich von der Schneiderhexe unsanft aus seinen Gedanken gerissen. Die Umhänge waren fertig. Er bezahlte sie und gab den Auftrag, sie zu ihm nach Hause liefern zu lassen. Was sollte er das Zeug auch hier mit sich herumschleppen? Und offiziell durfte er diesen Schrumpfzauber ja nicht anwenden... Ehe er ging, warf der Blonde noch einen kurzen Blick zu dem braunhaarigen Jungen hinüber. Wie er gesagt hatte: Langweilig. Und nichts weiter als das. Draco zuckte kurz mit den Schultern und drückte dann die Tür auf, die ihn mit einem hellen Glockenton verabschiedete. Sein nächstes Ziel war der Buchladen. ~*~*~*~ Harry war Sekunden später fertig. Wieso bitte hatte seine Bedienung länger gedauert als die Malfoys? War die Chefin des Ladens so viel langsamer als ihre Kollegin? Toll. Auch er bezahlte, verließ den Laden mit einem kleinen Päckchen. Wo war die eingebildete, aufgeblasene Ratte jetzt hin? Nach links? Nach rechts? Er konnte ihn nirgends entdecken! Überall nur labernde, palavernde Idioten, die ihm die Sicht versperrten. Toll. Wirklich toll. Seine Laune sank noch. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass er noch über eine Stunde Zeit hatte, bevor Ron und Hermione hier aufschlagen wollten. Bis dahin... Was sollte er denn jetzt machen? Noch dazu bei der Hitze? Irgendjemand rempelte ihn an und Harry fluchte ungehalten, woraufhin sich der Kerl erschrocken umdrehte und sich überschwänglich entschuldigte. Augen rollend entfernte sich der Schwarzhaarige von dem Kerl. Wer trug schon orangefarbene Klamotten? Geschmacksverirrung, aber wie. Harry beschloss sich ein wenig zurückzuziehen, etwas weniger Aufregung, etwas weniger Gedränge… Gerade steuerte er das kleine Pub an, in dem er diesmal Unterschlupf für eine Nacht bezogen hatte, da erblickte er aus den Augenwinkeln einen Schatten, der in der Buchhandlung untertauchte. Ein fieses Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und irgendwie machten ihm die Leute jetzt freiwillig Platz. Na, konnte ihm ja nur recht sein. Kurz nach dem Blonden trat er in das staubig-düstere Geschäft. „Willkommen!“, sagte ein sehr beschäftigter Mann beiläufig, packte gerade ein Buch für einen Erstklässler ein. Muggel. So wie der sich hier umsah… Malfoy war aber nicht mehr zu sehen. Wo war der Kerl nur hin? Harry blickte sich um. ~*~*~*~ Draco schlenderte in den Buchladen. Hier war es relativ voll. Den neugierigen Blicken vieler Kunden nach zu urteilen, waren einige Muggel darunter. Der Slytherin verzog den Mund. Noch mehr Schlammblüter. Zielsicher steuerte er die Treppe in den ersten Stock an und begann in dem Regal zu stöbern. Seine Schulbücher bekam er alle unten, das war kein Problem. Einfach einem Verkäufer die Liste in die Hand drücken und der würde ihm schon das Bündel schnüren. Aber hier oben, hier waren die Bücher über die fortgeschrittenen Zaubertränke. Und das war eindeutig viel spannender. Seine grauen Augen glänzten, während er den neuesten Almanach ‚Meisterhafte Zaubertränke’ aus dem Regal nahm. Dafür würde sein Taschengeld auch problemlos reichen. Vielleicht sollte er es wirklich kaufen. Im Moment zog er es aber vor, darin noch etwas zu schmökern. Man kaufte schließlich nicht die Katze im Sack. Er lehnte sich gegen das Geländer und blickte hin und wieder nach unten. Heute schien wirklich halb Hogwarts unterwegs zu sein, um Schulsachen zu kaufen. Komisch nur, dass er bisher weder Potter noch seine zwei Mitstreiter gesehen hatte. Nicht, dass er sie vermisst hätte, aber es war doch etwas seltsam... Die Türglocke ging und mehr genervt denn neugierig blickte er zu der Tür. Herein trat der Junge aus dem Schneiderladen. Brüsk wandte sich der Blonde wieder ab. Der Kerl war keinen winzigen Tropfen Aufmerksamkeit wert. ~*~*~*~ Harry ließ seine Augen über die Menschen schweifen, doch er war einfach zu klein, da kam er nicht drüber. Keine Chance. Er musste höher hinauf. Treppe oder so. Auch jetzt war es wirklich seltsam. Er hatte nicht die geringsten Probleme, durch die Menschenmassen zu kommen. Sie gingen ihm alle mehr oder minder aus dem Weg. Sah er so grässlich aus? Er hatte wirklich Glück. Noch während er die Treppe hinaufstieg, sich umdrehte, um hinuntersehen zu können, sah er ihn aus den Augenwinkeln. Sein Plan konnte greifen. Malfoy war hier, sie waren nicht allein… Zielstrebig ging er hinauf, trat ungeniert auf den anderen zu. Seine Augen funkelten vor Böswilligkeit, Hass und Mordlust. Und dann waren diese Gefühle von einem Augenblick auf den anderen verschwunden und ein liebes, fast schüchternes Lächeln legte sich auf das so fremde Gesicht. „Draco?“ Uha, gruselig! Wie das klang! Wie das auf der Zunge brannte, seinen Bauch eindrückte… Es schüttelte ihn innerlich, doch äußerlich… „Ich habe dich überall gesucht. Warum bist du weggelaufen?“, lächelte er. Oh ja, seit diesem einen Tag hatte sich eine Menge geändert. Dieses zweite Gesicht war eine der positiveren Seiten, es gab da auch noch schlechtere. ~*~*~*~ Dracos Kopf schnellte herum, als er seinen Namen hörte. Dieser Kerl stand doch wirklich neben ihm und sprach seinen Namen! Er verzog das Gesicht. „Kennen wir uns?“ Er musterte die erbärmliche Gestalt noch einmal von Kopf bis Fuß. „Ich denke nicht. Also verschwinde.“ Der Blonde blickte wieder in das Buch. Er hatte keinen Bock, sich mit bescheuerten, dahergelaufenen Typen herumzuärgern. Vor allem nicht mit diesem, der ihn erst aus heiterem Himmel anfuhr und dann so zuckersüß angedackelt kam. Abgesehen davon: Woher kannte der Kerl seinen Namen und wie kam er dazu, sich die Freiheit herauszunehmen, ihn damit auch einfach so anzusprechen? In Draco brodelt es – und das nicht zu knapp. ~*~*~*~ Das Lächeln verschwamm einen Moment, während es in den momentan braunen Augen aufblitzte. Nicht erkannt. Grandios, Dumbledore! Sein Gesicht wurde weicher, bekam einen leicht erschrockenen Ausdruck, als er noch einen Schritt auf ihn zumachte. „Das ist nicht dein Ernst!“, rief Harry und schon jetzt drehten sich die ersten zu ihnen um, eindeutig Neugierde im Blick. Diese Menschen hatte er. Jetzt konnte es richtig losgehen. „Du willst doch nicht ernsthaft sagen, dass wir uns in der Öffentlichkeit nicht kennen dürfen, nicht nach dem letzten Monat!“ Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und irgendwie hatte er es tatsächlich geschafft, dass seine Augen vor Tränen schwammen. Halleluja, er sollte ins Theater. ~*~*~*~ Was sagte dieser Idiot da? Draco ließ das Buch sinken und blickte den Braunhaarigen vollkommen verblüfft an. Sorry, aber – nein! Zumindest Geschmack hatte er. Und so was wäre ihm niemals auf Dauer in die Nähe gekommen. Dumm war nur, dass sämtliche Leute dort unten im Verkaufsraum zu ihnen hochschauten und sie gerade der perfekte Blickfang waren... Ziemlich dumm. Sein Vater würde ihn für diesen Aufstand umbringen. Mit einem lauten Knall schob Draco das Buch in das Regal zurück. „Du solltest dich mal untersuchen lassen! Du leidest an Wahnvorstellungen! Als wenn ich dich freiwillig in meiner Nähe dulden würde!“ Seine Stimme war kalt und glühte zugleich regelrecht vor Wut. Er schob den anderen beiseite und drängte zur Treppe. Jetzt blieb wirklich nur noch ein schneller Abgang, um die Katastrophe einzudämmen. ~*~*~*~ Genau diese Reaktion hatte Harry erwartet. Malfoy rannte doch immer vor Problemen davon. Schon immer. Und wenn mal nicht, dann hatte er Unterstützung. Aber nicht mit ihm. Diesmal nicht. Er würde seinen Plan, seine Rache nicht durch Flucht zerstören lassen. Und nach dieser Beleidigung schon mal gar nicht! Seine Hand schnellte vor, packte den Blonden am Handgelenk und zog ihn zurück. Und diesmal war die Enttäuschung in seinem Gesicht blankem Zorn gewichen. Es war doch wesentlich angenehmer so, nicht so anstrengend… „Das kannst du mit mir nicht machen!“, rief er. „Wer glaubst du, wer du bist? Mich einfach wegwerfen? Nur weil andere da sind? Weil jetzt die Schule wieder anfängt? So läuft das nicht, Draco!“ Immer noch verursachte dieses Wort einen üblen Geschmack auf der Zunge, aber die anderen Worte machten das wieder wett. Genau wie Malfoys Gesicht. Es war einfach zu köstlich. „Nenn mir wenigstens den Grund! Mach nicht von heute auf morgen einfach Schluss!“ ~*~*~*~ Oh, verdammt! „Lass mich los“, presste Draco während der Tirade des ihm unbekannten Kerls zwischen den Zähnen hervor. Der Typ hatte überhaupt keine Ahnung, was er gerade anrichtete. Nackte Panik mischte sich in seine Wut und drohte, die Herrschaft zu übernehmen. Es half nichts. Er musste hier und jetzt irgendeinen Ausweg finden. Irgendeinen. Und wenn er selbst angriff. „Jemanden wie dich hätte ich niemals freiwillig angefasst!“, knurrte er. „Wenn du schon so verzweifelt an mir hängst, solltest du dir etwas Besseres ausdenken als das hier! Meinst du nach so einer Szene würde ich dich irgendwann einmal mit meinem Hinterteil angucken?!“ Er schlug den braunhaarigen Jungen mit der Faust direkt aufs Brustbein. Irgendwann mal hatte er gehört, dass das helfen würde. Und während der andere noch nach Luft schnappte, riss er sich los und stürmte die Treppe herunter. Aber noch mitten auf den Stufen wurde er langsamer. Er durfte nicht fliehen. Jedenfalls nicht so offensichtlich. Stattdessen verfiel er in ein recht arrogantes die-Treppe-herab-Rauschen, das er sich von seinem Vater abgeguckt hatte. Das wirkte schon ganz anders. Hoheitsvoller und empörter. Und es sah nicht so sehr nach Flucht aus, wie es das in diesem Fall war. ~*~*~*~ Keuchend und nur noch fähig, vor sich hinzustarren, die Hände auf die Brust gepresst, ging Harry geradewegs in die Knie. Seine Pupillen waren nur noch kleine Punkte. Der Schlag hatte wirklich gesessen. „Hey, alles klar?“ Eine Hand auf seiner Schulter, doch er war nicht fähig, sie zu erkennen oder aufzusehen. „Vergiss den doch einfach. Ein Malfoy ist es nicht wert, Tränen seinetwegen zu vergießen.“ Ein Mädchen. In seinem Alter… Wie kam es darauf, dass er weinte? Als ihm bewusst wurde, dass er tatsächlich feuchte Augen hatte, wenn auch eher aus Schmerz als aus Liebeskummer, begann es in seinem Kopf zu arbeiten. Wie musste er gerade wirken? Öffentlich hatte er gerade eine Abfuhr gekriegt, saß hier, die Hand schmerzhaft auf der Brust verkrallt, Tränen in den Augen, nach Luft schnappend. Wie ein verlassener Liebhaber. Das war doch… Gemurmel setzte ein, als die Tür sich schließlich schloss, empört, entsetzt und teilweise angewidert. Immer wieder fiel der Name Malfoy… Ein leichtes Grinsen schlich sich in sein Gesicht, als er langsam wieder richtig atmen konnte, doch er konnte es gut unterdrücken. Auch das freudige Funkeln in seinen Augen war von außen nicht zu bemerken. Sein Plan war aufgegangen. Und wie herrlich. Dieses Gerücht, dass Malfoy Junior schwul war, würde wie ein Lauffeuer die Runde machen! Oh ja, Rache war zuckersüß! Wenig später verließ er selbst den Laden und schon da bekam er einen Vorgeschmack darauf, wie es Malfoy in Zukunft ergehen würde. Die meisten Menschen machten ihm Platz, in ihren Augen ein angeekelter Ausdruck. Hass… Oh ja. Rache war zuckersüß! Und jetzt sollte er sich beeilen, sonst würde er Ron und Hermiones Ankunft verpassen. ~*~*~*~ Der angewiderte Ausdruck in den Augen der meisten Menschen, an denen vorbei Draco sich den Weg aus dem Laden gebahnt hatte, war ihm nicht entgangen. Der Auftritt dieses kleinen Idioten würde große Kreise schlagen. Sehr große. Und am besten schrieb er jetzt sofort einen möglichst ausführlichen Brief an seinen Vater, wenn er nicht wollte, dass ihn eine Hölle mit einem tobenden Dämon zu Hause erwartete... Eine knappe Stunde später war der wirklich lange und ausführliche Brief fertig und auf dem Weg nach Malfoy Manor. Wahrscheinlich kam er dennoch zu spät – auch wenn er den schnellsten und teuersten Botenvogel des Ladens ausgewählt hatte. Und so, wie ihn der Zauberer in dem Geschäft angeguckt hatte, hatte das Gerücht schon die Runde gemacht. Wirklich großartig. Als wenn sein Leben nicht schon katastrophal genug war. Draco rammte frustriert die Hände in die Hosentaschen. Dass es noch immer unglaublich heiß und drückend war, bemerkte er gar nicht, so sehr war er von seinen eigenen Gedanken gefangen. Aber ehe er noch vollkommen durchdrehte, gab es erst einmal einen Rieseneisbecher zur Nervenberuhigung. Nein, am besten gleich zwei. In der Eisdiele hatte er sehr schnell einen Tisch für sich alleine. Und wenn man von dem nervigen Gemurmel um ihn herum absah, war es sogar ganz angenehm, vollkommen seine Ruhe zu haben. Recht schnell hatte er den ersten Eisbecher gelehrt und bestellte sich einen zweiten. Mit doppelter Portion Sahne und heißer Schokoladensoße. Wenn schon, denn schon. Draco starrte auf das Eis, während er es langsam mit dem Löffel bearbeitete. Wirklich zu seltsam, was dort vorhin geschehen war. Das wirkte fast schon wie ein geplanter Rachefeldzug... Jemand, der es darauf abgesehen hatte, ihn in echte Schwierigkeiten zu bringen. Aber wer? Die Liste seiner Feinde war recht lang... Aber solch eine Aktion? Nein, er kannte den Kerl ja noch nicht mal! Und genau da lag ja der Hund begraben – irgendwer hatte den Typen gekauft und auf ihn angesetzt oder aber... jemand hatte sich verwandelt. Vielsafttrank? Zu aufwendig und zu lange geplant. Irgendetwas anderes... Draco runzelte die Stirn. Ach, verdammt! Seine Gedanken wanderten weiter zu seinem Vater. Trotz des Briefes würde ihn garantiert zu Hause die Hölle erwarten. Noch konservativer als sein Vater konnte man schwerlich sein... Er würde diese ganze Abneigung, die Draco bereits jetzt entgegenschlug, noch einmal um das Zehnfache potenzieren können, sodass er sich wie ein kleiner unwürdiger Wurm fühlen würde. Und das, obwohl absolut überhaupt nichts an dieser brodelnden Gerüchteküche dran war und die noch nicht einmal mit Wasser kochte sondern nur mit heißer Luft! ~*~*~*~ Das Dreierteam Harry, Ron und Hermione kam durch die Tür. Sie hatten ihre Einkäufe erledigt und beschlossen, dass sie sich ein Eis redlich verdient hatten. Sie waren gut gelaunt. Besonders Ron, der von einem Passanten das neuste Gerücht über Malfoy gehört hatte, denn Harry hatte geschwiegen. Natürlich. Keiner der beiden würde ihm eine solche Aktion zutrauen und so sollte es auch bleiben. Die zwei mussten nicht wissen, dass er sich dermaßen geändert hatte. Der Rotschopf lachte sich noch immer scheckig, obwohl es schon fast eine halbe Stunde her war, dass er es erfahren hatte. Und jetzt erst recht, als er Draco dort sitzen sah. Er hielt für einen Moment inne, dann prustete er regelrecht los, während er sich auf Harrys Schulter stützte und Tränen vergoss. Der derzeit Braunhaarige drehte sich ein wenig zur Seite. Wäre wohl nicht so gut, wenn Malfoy ihn hier sah. Der war sicherlich wütend. Und… nun ja… ganz doof war er auch nicht. Wenn der ihn hier sah und erkannte, dann war er tot. Buchstäblich… Allmählich fragte er sich, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den anderen für den heutigen Tag komplett zu meiden, doch das war jetzt schwerlich möglich. Jetzt hieß es cool bleiben und sich dumm stellen. Schon jetzt grinste er verstohlen in Rons Haarschopf. ~*~*~*~ Das Seufzen des Slytherin war wirklich steinerweichend. Dann sah er auf und seine Miene versteinerte sich abrupt. Da saß dieser verdammte Kerl, der ihm diesen Mist eingebrockt hatte. Und er saß zwischen dem Wiesel und Schlammblut Granger. In Dracos Gedanken arbeitete es. Das konnte doch nur eins heißen... Es gab nur einen, der ihn so dermaßen hasste, um ihm so etwas anzutun. Und der lief immer mit Granger und Weasley rum. Potter. Harry-ich-rette-die-Welt-Potter. Der Junge-der-dummerweise-immer-noch-lebt. Draco biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln schmerzten. Es wurde wohl Zeit ihn in der Junge-der-die-längste-Zeit-gelebt-hat zu verwandeln. Aber nicht hier. Nicht jetzt. Die grauen Augen des Slytherins fixierten das Trio. Das Wiesel lachte sich halbtot und auch das verzauberte Gesicht Potters zeigte einiges an Belustigung. Schön, sollten sie jetzt lachen. Seine Rache würde er eiskalt genießen. Aber jetzt... Jetzt war es Zeit, Potter einen kleinen Vorgeschmack zu geben. Direkt hinter dem Trio marschierte gerade ein Kellner mit einer Ladung Eisbecher vorbei. Draco zog seinen Zauberstab. Einen winzigen Wink und ein kleines Wort später rutschte der Kellner aus und Potter und Weasley erwischte ein eiskalter, süßer Regen. Im gleichen Augenblick ließ Draco seinen Zauberstab verschwinden. Sicher war sicher. Es war nur eine Kleinigkeit, aber eine gewisse Befriedigung gab sie ihm doch. Doch das war erst der Anfang. Wenn Potter einen Krieg bis aufs Blut haben wollte, dann sollte er ihn bekommen. ~*~*~*~ Ein lautes Quieken von Ron, ein Schaudern von Harry und einen unverhohlenen Fluch des Kellners später herrschte in der kleinen Eisdiele massenweise Gelächter. Nicht mehr über Draco, der still an seinem Tisch saß und grinste, nein über die zwei Pechvögel, die das Eis erwischt hatte. Selbst Hermione lachte verhalten. Dann registrierte der Kellner erst, was wirklich passiert war. „Oh Merlin!“, rief er. „Es tut mir leid! Das war ein Versehen! Das… Ich… Moment, wartet einen Moment, ihr zwei, dann…“ Er holte seinen Zauberstab hervor und reinigte sie mit einem einzigen Spruch. „Es tut mir wirklich wahnsinnig leid. Ich bin manchmal so ungeschickt.“ Harry lächelte ihn an. „Ist okay. War doch eine willkommene Abkühlung bei der Affenhitze.“ Hätte es nicht so geklebt, hätte er sicherlich bedauert, dass er wieder sauber und trocken war. Auch Ron grinste. „Uh, das war vielleicht ein Schreck.“ Er begann zu lachen, aber ob es eine Nachwehe des Lachanfalls von vorher war oder Galgenhumor blieb offen. „Aber dein Gesicht, H… André, war klasse!“ Ja, sie hatten verabredet, dass sie ihn nicht mit Harry sondern mit André ansprachen, damit niemand misstrauisch wurde. „Als ob du besser ausgesehen hättest!“, maulte der sonst Schwarzhaarige und Hermione lachte ebenfalls. „Ihr saht beide grandios aus. Wie zwei Zombies mit dem Blick!“ Sie grinste. „Und dein Gequieke war einfach nur himmlisch, Ron!“ Es klapperte vor ihnen auf dem Tisch und alle drei sahen auf. Da stand der Kellner und grinste sie entschuldigend an. „Ein Eis für jeden von euch auf Kosten des Hauses!“, sagte er. „Als kleine Entschädigung!“ „Boah!“ Rons Gesicht begann zu leuchten. „Danke!“ und schon zog er einen der riesigen Eisbecher zu sich heran. „Das ist ja toll!“ „Ja, vielen Dank!“, sagte auch Harry und Hermione schloss sich an. Sie hatte auch eins bekommen, obwohl sie verschont geblieben war. „Nichts zu danken.“ Dann verschwand der Kellner wieder und während die drei zu Essen begannen, schwärmten sie über die Aufmerksamkeit und Freundlichkeit des jungen Mannes. ~*~*~*~ Einen kurzen Augenblick lang hatte Dracos Gesicht ein hämisches Grinsen geziert, doch das war angesichts des Geschehens recht schnell gewichen. Das war doch wirklich zum Durchdrehen, Mäusemelken, Harpyienreiten und Mantikorenzähmen! Das war doch einfach nicht fair! Dieser Kerl da brachte ihm die verdammte Hölle seines Lebens und konnte noch nicht einmal auf Dauer eisverklebt bleiben. Das war nicht fair! Draco schnaubte leise. Nein, das war wirklich nicht fair. Aber umso mehr würde er sich etwas für den ersten Schultag einfallen lassen. Jetzt aber würde er lieber erst die restlichen Besorgungen machen – und sich dann dem Kampf stellen, der ihn zu Hause erwarten würde. Seine Schultern sackten leicht nach vorne. Er hatte keine Ahnung, wie er das schaffen sollte. Und dabei hatte er doch noch nicht einmal einen Grund , um sich Sorgen zu machen. Er hatte schließlich nichts angestellt. Und er war hundertprozentig nicht schwul. Wenn, dann hätte er wirklich Grund, sich Gedanken zu machen. Aber so... Es war an den Gerüchten nichts dran. Aber das änderte dummerweise nichts an ihrer Existenz... Der Slytherin stand mit einem Ruck auf. Zeit, den ganzen Mist in Angriff zu nehmen. Natürlich musste er an Potter und Konsorten vorbei, um das Café zu verlassen. Innerlich verdrehte er die Augen. Aber andererseits – was machte das schon? Im Spießrutenlaufen hatte er in den letzten zwei Stunden sehr viel Erfahrung gesammelt und er würde sich von dem Goldenen Trio nicht mehr treffen lassen als von irgendwem sonst. Das waren sie ihm wirklich nicht wert. ~*~*~*~ Natürlich begann Ron wieder zu lachen, als er ihn sah, aber Harry beachtete ihn nicht weiter. Irgendwie fühlte er sich ziemlich ausgeglichen gerade. Ihm war nicht mehr zu heiß, er hatte seine Rache gehabt… Er war nicht der Typ, der Überlegenheit derartig auskostete. Er freute sich lieber heimlich darüber. Außerdem war Malfoy es im Grunde nicht wert, dass man ihn beachtete. Das hatte er sich in den letzten paar Minuten immer wieder eingeredet. ~*~*~*~ Das Wiesel lachte sich natürlich die Seele aus dem Leib, während Draco an den Dreien vorbeiging. Doch das interessierte den Slytherin nicht. Er fixierte nur den verzauberten Potter und gab diesem damit mehr als deutlich zu verstehen, dass er ihn durchschaut hatte. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Blick mit plötzlich eiskalten Augen. Okay. Er war unvorsichtig gewesen. Malfoy wusste jetzt Bescheid. Toll. War ihm doch egal! Was konnte er schon groß tun? Wer würde ihm denn glauben, dass ein Fünftklässler sich für Stunden und Stunden in einen anderen Menschen verwandeln konnte? Niemand. Und dass er den Vielsafttrank kannte, war auch unwahrscheinlich. Ein mindestens ebenso kaltes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ganz kurz, ganz unauffällig, war sofort wieder verschwunden, aber er war sicher, dass Malfoy es gesehen hatte. Nun, er würde begreifen müssen, dass er und seine dämlichen Freunde die einzigen Todesser waren, an die er rankam, und dass er sich an ihnen für die Vergehen ihrer Eltern rächen würde. Da führte einfach kein Weg dran vorbei. Er schob sich einen neuen Löffel Eis in den Mund. ~*~*~*~ Dass Potter seinen Blick erwiderte, nahm er ohne eine Veränderung seiner Miene zur Kenntnis. Dann würde es eben ein Machtkampf werden. Eine halbe Stunde später nahm er per Flohpulver den Kamin nach Hause. Kaum war er aus diesem in den kalten Salon getreten und hatte sich die Asche vom Umhang gestreift, da stürmte schon seine Mutter auf ihn zu. „Draco! Was hast du dir nur dabei gedacht? Er ist außer sich!“ Sie wischte ihm Asche aus dem Haar und richtete seine Frisur. ~*~*~*~ Zur gleichen Zeit wanderten Harry und seine Freunde durch die Gasse, lugten hier und da in einen Laden hinein, um noch ein wenig mehr Zeit draußen sein zu können, bevor sie wieder in die Herberge mussten, wo alle Weasleys zusammen in drei kleinen Zimmern untergebracht waren. Harry war still. Beteiligte sich kaum an den Gesprächen. Sein Gesicht ausdruckslos lächelnd und seine Gedanken weit fort. Seit dem Sommer war es immer so. Er war nicht mehr der gleiche. Er hatte sich verändert, war ernster geworden. Oft krauste sich seine Stirn in Sorgenfalten, nicht selten schreckte er mitten am Tage aus einem schrecklichen Tagtraum. Manchmal fühlte er noch die Fesseln und die Schmerzen vom Sommer. Aber immer, zu jeder Sekunde erinnerte er sich an die leeren, anklagenden Augen Cedrics, als er starb. Sie verfolgten ihn, erinnerten ihn an seinen Fehler. An die Verfehlung und Abartigkeit der Todesser, an ihre Schuld… und an seinen Hass, den er tief unten in seiner Brust sorgfältig schürte. Ja, er würde sich rächen. Und zuallererst an denen, die er erreichen konnte, später, sobald er ihn wieder sah, auch an Voldemort. Und das grausam! Er hatte beschlossen, ihm in nichts nachzustehen! ~*~*~*~ Unwirsch schlug Draco ihre Hand weg. „Ich habe gar nichts gemacht. Und wenn du meinen Brief gelesen hast, dann weißt du das auch. Als wenn ich so etwas tun würde.“ Angewidert schüttelte der Malfoy-Sprössling den Kopf. Seine Mutter nickte beruhigt. An ihrem blassen Gesicht war abzulesen, dass sie hoffte, dass sich diese Sache irgendwie bereinigen ließ. „Geh zu deinem Vater. Er wartet in der Bibliothek auf dich...“ Draco nickte schwach. Auf dem Weg in den ersten Stock rief er sich selbst innerlich zur Ordnung. Sein Vater hasste es, wenn er schwach war – und doch hatte er ihn immer niedergehalten und ihm kaum eine Chance gelassen, sich zu entwickeln, Entscheidungen zu treffen und sich aus dem Schatten des Seniors zu lösen. Er hatte kaum Freiheit gekannt. Fast immer war er in diesem Korsett aus Konventionen und Tradition unterwegs. Manchmal hatte er das Gefühl, kaum noch atmen zu können. Aber etwas anderes? Das gab es nicht. Er seufzte leise und sog tief die Luft ein. Zeit, die Höhle des Löwen zu betreten. Lucius Malfoy stand von dem Schreibtisch auf, hinter dem er gesessen hatte, als Draco den Raum betrat. Die Bibliothek besaß dunkelgrüne Samtvorhänge, die das Sonnenlicht aussperrten. Wie alle Stoffe in diesem Haus waren sie mit silbernen Fäden durchwoben. Durch und durch Slytherin, genau wie die Polster der Sessel. Der Eichentisch wirkte riesig und dominierte den Raum. „Was hast du dir dabei gedacht?“, donnerte Dracos Vater los. Der Slytherin wollte unwillkürlich den Kopf einziehen, bemühte sich aber ihm aufrecht ins Gesicht zu sehen. „Du hast unseren Namen in den Dreck gezogen! Du hast nicht nur deinen Ruf ruiniert, sondern den der gesamten Familie! Hast du auch nur die geringste Vorstellung, was das bedeutet?!?“ Draco senkte langsam den Kopf. Den stechenden Blick von Lucius Malfoy konnte er nicht mehr ertragen. „Steh nicht da wie ein geprügelter Hund! Du bist ein Malfoy!“ Dracos Kopf ruckte hoch. „Und rede!“ „Du hast es doch gelesen.“ Die Hand des Blonden deutete auf den Schreibtisch, wo sein Brief lag. „Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich kenne diesen Kerl nicht. Ich habe keine Ahnung, was den geritten hat. Irgendwer will mir eins reinwürgen.“ In seinen grauen Augen blitzte es vor Empörung und Zorn auf. Seine Wangen waren mittlerweile leicht gerötet vor Aufregung und Wut. „So?“ Lucius Malfoy zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Miene war eiskalt. „Und wie gedenkst du den Schaden zu beheben?“ „Ich habe keine Ahnung. Ich werde allerdings Rache üben, sobald ich diesen Kerl in die Finger bekomme.“ Dracos Stimme zitterte ein wenig. Warum erzählte er eigentlich nicht, dass Potter schuld war? Warum? Weil sein Vater dann wirklich durchdrehen würde. Und weil das seine Sache war. Seine. Nicht die seines Vaters. „Gut.“ Langsam nickte das Malfoysche Familienoberhaupt. Offenbar sah er zu Dracos Glück ein, dass dieser wirklich nichts anderes tun konnte. „Ich werde die Scherben beim Dunklen Lord und seinen Anhängern zusammenfegen. Wenn du Glück hast, glaubt er mir und deiner Aufnahme in die Reihen wird nichts im Wege stehen.“ Draco nickte schwach. Wunderbar. Todesserkarriere gerettet. Das war doch mal etwas, das den Tag positiv abschloss. Innerlich zog er eine Grimasse. Wieder ein Schritt, der auf seinem Weg vorgezeichnet war. Gab es eigentlich überhaupt noch irgendwelche Schritte, die er alleine gehen durfte? „Wenn ich noch einmal solche Gerüchte über dich höre, dann kannst du dich auf die Hölle vorbereiten. Ist das klar?“ Erneut nickte der Blonde. Das hieß nichts anderes, als dass dann sein Leben besiegelt war. Und dafür würde Potter zahlen. So sehr, dass er sich wünschen würde, niemals geboren worden zu sein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ When life begins We are young and free from sins Under skies of love We are thriving on and on But as the years gone by On the stage of life With blinded eyes We believed in lies ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Tja, also, das ist der Start UNSERER Fanfic ‚Diamonds and Rust’. Wir hoffen, ihr hattet euren Spaß und werdet die Geschichte voller Freude und Ungeduld lesen. Es würde uns freuen, wenn ihr bis zum Ende mit unseren Helden mit leidet, euch für sie freut oder mit ihnen bangt. Fing doch wirklich schön an, nicht wahr? ^^ Armer Draco. (Shi-chan: *lach*) (abranka: *ganzbreitgrins*) Im Zug ------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 2: Im Zug Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Sunrise Avenue – Diamonds. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 2: Im Zug Es war immer noch warm, aber bei weitem nicht so drückend, als sie sich am nächsten Morgen zum Bahnhof aufmachten. Harry war still, hatte Hedwigs Käfig auf dem Schoß und kraulte ihr durch das geöffnete Türchen den Bauch, was sie sichtlich genoss. Ron und die Zwillinge quatschten ununterbrochen, schmiedeten Pläne, während Hermione las. Sie hatte gesagt, ihr fehle noch das letzte Kapitel im Buch für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, das hätte sie gestern nicht mehr geschafft. Sie lernte mal wieder alles im Voraus. Düster starrte der Schwarzhaarige aus dem getönten Fenster. Sie saßen in einem Taxi, sponsert by Familie Weasley, und wurden kutschiert. Wie sehr er das hasste! Wie sehr er diese Aufmerksamkeit hasste! Wieso mussten ihn die Erwachsenen immer so überwachen? Sie hätten doch mit der Bahn fahren können. Wie sollte er denn so jemals an einen Todesser rankommen? Wie sollte er so jemals den Spruch ausprobieren, den er über die Ferien immer und immer wieder trocken geübt hatte, damit nur niemand mitbekam, dass er ihn lernte… Das Fahrzeug hielt, sie stiegen aus. Zusammen machten sie sich auf den Weg und Molly Weasley ließ es sich nicht nehmen, seinen Trolley zu steuern, damit er bloß nicht überlastet wurde. Nervig. Sie durchschritten zügig nacheinander die Absperrung, standen kurz darauf auf dem Gleis 9 ¾, an dem schon der karmesinrote Zug hielt, der wie immer schnaufend auf seine Abfahrt wartete. In zehn Minuten sollte es soweit sein. Sie hatten es wie immer auf den letzten Drücker geschafft. Harry griff nach seinem Koffer, wollte gehen, da schlangen sich zwei weiche Arme um ihn. „Mach’s gut, Harry-Schatz!“, sagte Mrs Weasley. Sie klang eindeutig besorgt. „Ich werde an dich denken und hoffen, dass es dir in Hogwarts wieder besser gehen wird.“ Sie hatte also bemerkt, dass es ihm nicht gut ging… „Wird schon werden.“, antwortete er ihr grinsend, rief sein zweites Gesicht wieder auf den Plan. Sein altes Gesicht, das Voldemort vor ein paar Wochen so effektiv ausgelöscht hatte. Sie ließ ihn los. „Denke ich auch.“, lächelte sie, dann wirbelte sie plötzlich herum und packte Fred am Kragen. „Oh nein, Freundchen! Diese Tasche bleibt da! Ihr braucht euern Scherzkram nicht in der Schule! Habt ihr verstanden, ihr zwei?“, schimpfte sie und Harry machte sich aus dem Staub, bevor noch einer auf die Idee kam, ihm gute Ratschläge zu geben. Er hievte seinen Koffer in den Zug, schleifte ihn zu einem leeren Abteil fast ganz hinten, stellte Hedwigs Käfig auf den mittleren Sitz, ließ sich daneben fallen, der Platz am Fenster. Es dauerte nicht lange, da starrten seine Augen wieder genauso blicklos wie noch vor ein paar Minuten im Auto. Irgendwann kamen Ron und Hermione und brachten Stimmung, munterten Harry etwas auf, indem sie ihn tatsächlich für ein paar Augenblicke vergessen ließen, was passiert war, doch kaum gingen die Gespräche auf die Schule über, verschwommen seine Gedanken, es blieb nichts als kalte Erinnerung in einem immer wieder kehrenden Teufelskreis. ~*~*~*~ Draco kam zusammen mit seinen Eltern auf dem Bahnsteig an. Wie immer waren sie früh dran. Er wusste ganz genau, warum die beiden dabei waren: Um zu demonstrieren, dass die Malfoys sich durch ein paar Gerüchte nicht schlagen ließen. Wenigstens nach außen hin. Lucius Malfoy hatte es seinen Sohn noch den ganzen letzten Abend und den heutigen Morgen über spüren lassen, was er von dieser Geschichte hielt. Draco wünschte sich nur, niemals den berechtigten Zorn seines Vaters auf sich zu ziehen – denn das war mit Sicherheit wirklich schrecklich. Ihm rann ein leichter Schauer über den Rücken. Sogar das Getuschel ebbte ab, wenn er mit Mum und Dad an den Leuten vorbeirauschte. War doch prima. Nur würden die beiden nicht in Hogwarts sein. Dort würde er allein um seinen Ruf kämpfen müssen. Kurz klopfte er mit der Hand auf eine seiner Umhangtaschen, um sich zu vergewissern, dass es noch da war. Es. Das ‚Taschenbuch für kleine magische Tricks’. Eine bessere Sammlung an wirklich nützlichen Zaubern hatte er gestern auf die Schnelle nicht finden können. Diese kleine Sammlung würde ihm helfen, Potter so richtig zu quälen. Rache war süß. „Und denk daran, was wir besprochen haben!“, sagte Lucius Malfoy herrisch zum Abschied. Draco nickte. Oh ja... Das hieß, dass er sich in der Öffentlichkeit möglichst schnell mit irgendeinem Mädchen sehen lassen musste. Und wer schien dafür geeigneter als Pansy Parkinson? Erstens war sie dämlich genug, um sofort anzukommen, wenn er mit dem Finger schnippte, und zweitens gingen ihre beiden Familien doch eh davon aus, dass die Kinder einmal zusammenfinden würden. Eine echte slytherinsche Reinblüterverbindung. Allein der Gedanke ekelte ihn an. Recht bald hatte er ein Abteil gefunden und nicht allzu viel später gesellten sich Crabbe, Goyle, Blaise und eben Pansy hinzu. „Was ist dran an dieser Geschichte?“ Blaise war der einzige, der es wagte, ihn direkt zu fragen. Und der es kurz darauf auch bereute, denn wenn Dracos Blick hätte töten können, wäre er auf der Stelle tot umgefallen. „Gar nichts. Ich wurde reingelegt. Und das wird diesen Kerl noch teuer zu stehen bekommen...“ „Weißt du denn, wer es war?“, fragte Pansy mit großen Kuhaugen. „Oh ja.“ Dracos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Und wenn ich mit ihm fertig bin, wird er sich wünschen, niemals geboren worden zu sein.“ „Wie toll!“ Pansy klatschte in die Hände und machte ihm seinen düsteren Auftritt zunichte. Klasse. Er würde sie sich wohl noch erziehen müssen… Keine halbe Stunde später war er gemeinsam mit seinem Anhang im Zug unterwegs. Eine Pansy, die ihr Glück noch gar nicht fassen konnte, an seiner Hand. Er hörte das Getuschel, das aber sofort abbrach, wenn er in die Richtung sah, aus der es kam. Dann hatten sie das Abteil erreicht, das er gesucht hatte. Potter, Wiesel, Granger. Nur die drei. „Sieh an, das Goldene Trio.“, höhnte Draco, während er die Tür aufriss. „Und, Potter, mit dir und deinem Gewissen im Reinen?“ Seine grauen Augen funkelten vor Hass, während er den Schwarzhaarigen fixierte. Diesmal war er nicht verwandelt und anstelle der tumben braunen Augen blickten ihn diese strahlend grünen an. „Hast du schon das Neueste gehört?“ Das war sogar mal keine Lüge, sondern etwas, das er wirklich unterwegs vernommen hatte. Neben seiner eigenen Geschichte war es das, was die Schüler am meisten beschäftigte. „Alle sagen, dass du Cedric Diggory umgebracht hast...“ ~*~*~*~ Harry versteifte sich innerlich. Er hatte den Blonden schon kommen gehört, hatte halb so was erwartet, aber es jetzt zu hören, war schmerzhafter, als es sich vorzustellen. Andererseits hatte man ihm das heute schon ein paar Mal an den Kopf geschmissen. Hauptsächlich die Hufflepuffs, aber auch Cho hatte so etwas gesagt. Es war also nicht wirklich überraschend. Trotzdem… Seine innere Wut über diese Verleumdung versteckend begann er zu lächeln, kam mit seinen Worten der empörten Hermione zuvor. „Was ist, Malfoy? Bist du eifersüchtig, dass ich dir schon wieder etwas voraus habe?“ Seine Stimme war zuckersüß und absolut liebenswürdig, dabei triefte sie nur so vor Zynismus. Es wirkte besser, als er gedacht hatte. Selbst Ron und Hermione starrten ihn entsetzt an, was ihn beinahe die Augen verdrehen ließ. Wie konnten sie das glauben? Sie kannten doch die Wahrheit! ~*~*~*~ „Mir etwas voraus?“ Draco runzelte die Stirn. Er kapierte nicht, worauf Potter hinauswollte. Vielmehr hatte er mit einem ‚Verschwinde, Malfoy!’, gerechnet oder so etwas – dem Üblichen eben, woraufhin er irgendetwas noch Spitzeres, Treffenderes hätte sagen können. Aber so blieb ihm – deprimierenderweise - nur eine Wagenladung Verblüffung. Und eine kuhäugig glotzende Pansy im Arm. Ein Mädchen, das nach Willen seiner Familie, Pansys Familie und Pansy selbst irgendwann mal seine Ehefrau sein sollte. Innerlich verdrehte er die Augen. Herzlich willkommen in der Hölle, Draco. Du brauchst gar nicht erst zu warten – geh gleich bis nach ganz unten durch. Warum musste im Moment eigentlich immer alles nach hinten losgehen? ~*~*~*~ Harry seufzte und wandte sich ab. Im Moment hatte er nicht wirklich Lust auf eine Konfrontation mit irgendjemandem, da sah er doch lieber aus dem Fenster. Aber ein Kommentar konnte er sich dann doch nicht verkneifen: „Na, verzweifelter Versuch, dein Image zu retten? Glaub mir, das wird nichts. Die Menschen glauben viel lieber das, was ihnen ein gutes Gesprächsthema liefert. Deine Freundin da wird nichts daran ändern können.“ Nicht einmal sah er zu ihm herüber, sagte es in völlig ruhigem Tonfall, als wäre es einfach nur nebensächlich. Was es für ihn tatsächlich war. ~*~*~*~ „So?“ Draco zog die Schultern hoch, während seine grauen Augen zu engen Schlitzen wurden. „Ich frage mich nur noch immer, wem ich das zu verdanken habe...“ Der fragende Unterton in seiner Stimme war demonstrativ geheuchelt. Die Wut auf seinem Gesicht verriet nur allzu deutlich, dass er dem Schuldigen gerade gegenüber stand. „Zumindest habe ich eine Freundin und musste deren vorherigen Freund nicht erst umbringen...“ Blanker Hohn lag in seiner Stimme. Er starrte den schwarzhaarigen Gryffindor an. Doch dann, urplötzlich, hatte er keine Lust mehr, sich mit Potter zu streiten. Sein Zorn war noch immer da und sein Hass war noch immer unermesslich - und die Sache mit der Rache hatte er auch nicht vergessen -, aber ihm war nicht mehr nach dieser verbalen Auseinandersetzung. „Im Gegensatz zu dir tue ich wenigstens etwas. Du bist erbärmlich, wie du da sitzt und alles hinnimmst, Potter. Du bist schon längst geschlagen.“ Er wandte sich mit einem Ruck ab und schubste Pansy recht unsanft aus dem Abteil. Über die Schulter meinte er noch kalt: „Und auf so etwas setzt Dumbledore seine Hoffnung. Der alte Mann ist noch bekloppter, als ich je dachte. Er kann nur verlieren. Er wird verlieren.“ ~*~*~*~ Genau wie alle anderen, dachte Harry bei sich. Genau wie all die Menschen, die nicht glauben wollen, was offensichtlich ist. Die Tür wurde zugeschoben und Schweigen breitete sich aus. Ron und Hermione waren beeindruckend ruhig jetzt. Ob nun wegen Malfoys Auftritt oder wegen seiner patzigen Antwort… „Stimmt das, was er sagt?“ Ron war definitiv unsicher. Er schien es nicht glauben zu wollen, hatte aber dummerweise das Pech, dass Malfoy sehr überzeugend geklungen hatte und so ziemlich an der Quelle saß, und dass er selbst nicht geleugnet hatte. Harry stand auf. „Denk doch, was du willst.“, murrte er, riss die Tür auf, trat einen Schritt hinaus und schmiss die unschuldige Tür hinter sich ins Schloss. Malfoys Auftritt hatte die erzwungene Ruhe in seinem Herzen hinfort geschwemmt wie einen trocknen Ast. Er war aufgewühlt. „Ich hasse dich!“, murmelte er auf seinem Weg und es war erstaunlich, wie schnell ihm alle Platz machten. „Ich hasse dich, hasse dich, hasse dich!“ Sie murmelten leise Dinge vor sich hin, redeten hinter seinem Rücken und es gab keinen Ort, wohin er gehen konnte. Es ging immer um das gleiche: Er hätte Cedric umgebracht. Sollten sie es doch glauben, dann hatte er wenigstens seine Ruhe! Er verbarrikadierte sich auf der Toilette, um allein zu sein, hatte extra ein Schildchen verhext, das anzeigte, sie sei außer Betrieb. Er konnte in diesem Zustand der Wut sein zweites Gesicht nicht mehr aufrechterhalten, da war es besser, es bekam ihn keiner mehr zu Gesicht… ~*~*~*~ Die Slytherins hatten das Gryffindor-Abteil noch nicht lange hinter sich gelassen, als die Tür aufgerissen wurde und Potter herausstürmte. Draco konnte nicht viel hören, aber die Worte ‚Ich hasse dich’ waren doch sehr deutlich. „Ich dich auch.“, murmelte er leise. „Ich dich auch...“ „Hast du was gesagt, Draco-Schatzi?“, säuselte Pansy. Ein kalter Blick aus den grauen Augen traf sie, dann schob Draco sie beiseite. „Lasst mich alle in Ruhe.“, knurrte er ungehalten und stapfte davon, die Hände tief in den Hosentaschen versenkt. Er hasste es, dass Potter so ruhig geblieben war. Er brauchte die Herausforderung, einen vor Wut schäumenden Potter, einen, gegen den er kämpfen konnte. Nachtreten - klar, tat er auch gerne. Aber nicht hauptsächlich. Während er durch den Zug schritt, lauschte er mit einem Ohr den Gesprächen der Schülerinnen und Schüler. Sie drehten sich fast ausnahmslos um Potter und Diggory. Fast. Die Blicke, mit denen sie ihn bedachten, verrieten dem Blonden, dass man ihn auch nicht vergessen hatte. Ein einziger Blick auf ihn und gerade die jungen, männlichen Erstklässler sprangen so schnell in ihre Abteile zurück, dass Draco sich fragte, warum das noch nicht einmal Todessergerüchte schafften... Das sollte doch eigentlich schrecklicher sein, oder? Es war frustrierend. Und irgendwie fühlte er sich schon jetzt mit seinem Latein am Ende. Er war hilflos... Er hatte das Ende des Zugs erreicht und lehnte sich gegen das Fenster, das den Blick auf die Schienen freigab, die der Zug hinter sich ließ. Genauso wie diese Schienen unter ihm dahin zogen, war sein Leben davongezogen. Er steckte mitten in etwas, das er niemals gewollt hatte. Und all seine Wut, all sein Hass halfen ihm dort nicht raus. ~*~*~*~ Es wurde dunkel draußen. Erst unmerklich, aber mit der Zeit stockduster. Irgendwann hörte er, wie sich draußen die Vertrauensschüler versammelten. Hermione war dieses Jahr auch dabei. Er nicht. Er hatte die Plakette postwendend zurückgeschickt. Warum bitte sollte er sich die Mühe machen, als Vertrauensschüler seine Zeit zu verschwenden mit Menschen, die ihn nicht mehr mochten oder gar hassten, weil Gerüchte ihre Angst schürten? Er wollte mit ihnen nichts zu tun haben. Gar nichts. Draußen wurde es wieder still. Bald waren sie da. Zu schade, dass er seinen Tarnumhang nicht dahatte, sonst könnte er jetzt völlig unbemerkt hinausgehen. Aber so musste er jetzt da durch. Schließlich musste er sich noch umziehen. Es dauerte trotzdem lange, bis Harry seine äußere Maske soweit gefestigt hatte, dass man sie ihm auch abnahm, dass er fröhlich und unbeschwert war. Und erst als er es schließlich geschafft hatte, wagte er sich wieder hinaus. Die unfreundlichen Worte ignorierte er geflissentlich. ~*~*~*~ Draco sah zu, wie die Sonne langsam sank und sich der Himmel verfärbte. Dann, ganz allmählich wurde es dunkel. Noch immer war es warm. Für seinen Geschmack zu warm. Selbst unter dem dünnen Sommerumhang schwitzte er erbärmlich. Als der Zug zum Stillstand kam, stieß er sich von der Wand des Waggons ab und hielt auf den Ausgang zu. Erneut erlebte er den Effekt, dass ihm die anderen Schüler sehr schnell Platz machten. Bis auf zwei Siebtklässler. Hufflepuffs. „Pass auf, wo du hinläufst, du schwule Socke!“, fuhr ihn der eine an und drängte ihn gegen ein Abteil. „Abschaum...“, raunte der andere. „Dann pass auf, dass du dich nicht ansteckst, Idiot.“ Draco funkelte den dreisten Kerl wütend an. Wie konnte der es wagen?! Dumm nur, dass er gerade nicht an seinen Zauberstab kam... Ein gehässiges Grinsen erschien auf dem Gesicht des Hufflepuffs. „Hättest du wohl gerne, was? Jagst du alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist?“ „Nein - ich habe Geschmack. Und so was wie dich würde ich nicht freiwillig anfassen. Ein Mädchen, das was auf sich hält, übrigens auch nicht.“ Der grobschlächtige Junge starrte den Slytherin sprachlos an. Seine Kinnlade hing herunter und seine Lippen bewegten sich, während er Dracos schnell hervorgesprudelten Worten zu folgen versuchte. Der Blonde dagegen nutzte seine Chance. Potter hatte ihm ja schon bewiesen, dass das Brustbein eines Menschen eine sehr empfindliche Stelle war - der Hufflepuff tat genau das gleiche. „Du Mistkerl!“ Der Kumpan des Angreifers wollte sich gerade auf Draco stürzen, doch dieser hatte seinen Zauberstab aus seiner Tasche befreien können. „Das würde ich dir nicht raten. Haut ab. Und macht in Zukunft einen großen Bogen um mich.“ Die kalte Wut in Dracos Augen und das zornige Schwenken des Zauberstabs ließen die beiden Jungen erstarren. Langsam kamen in ihnen die Erinnerungen daran hoch, dass dieser Slytherin nicht nur als schwul galt, sondern auch als Nahezu-Todesser... Zwei Minuten später stand Draco endlich auf dem Bahnsteig von Hogwarts. Und sein Hass auf Potter war wieder eine ganze Wagenladung gewachsen. ~*~*~*~ Harry hatte sich umgezogen und hatte neben sich einen schweigenden, ihn immer wieder musternden Ron gehabt, der schließlich zaghafte Versuche eines Gespräches gemacht hatte. Er hatte nicht darauf reagiert und Ron schließlich höflich und gesittet verdeutlicht, dass es ihm nicht gut ging und er ihn in Ruhe lassen sollte. Und Ron hatte eingesehen, dass er heute nichts mehr erreichte. Sie stiegen aus und Harry sah sich um. Irgendwie empfand er Erleichterung beim Anblick der Schule hinter dem großen schwarzen See. Ein heimeliges Gefühl… Doch es war nicht so stark wie sonst. Etwas störte den Eindruck. Melancholie. Erinnerung. Angst? Harry schüttelte sich, um den Gedanken loszuwerden, spürte im nächsten Moment eine warme Hand auf seiner Schulter und als er aufsah, blickte er in Rons mitfühlendes Gesicht. Ein warmes Gefühl überkam ihn, Dankbarkeit mit Erleichterung gemischt. Er war hier nicht alleine und Ron hatte ihm seine schlechte Laune vorhin verziehen. Er war halt ein echter Freund. Einen bessere konnte er sich kaum wünschen. „Los komm. Suchen wir uns eine Kutsche, damit wir endlich ankommen.“ Ron lächelte ihn an, schob ihn dann vorwärts. „Du brauchst dringend Schlaf!“ Oh, er hatte also mitbekommen, dass er die letzte Nacht nicht geschlafen hatte. Eigentlich ein kein Kunststück, wo sie sich beide ein Zimmer geteilt hatten. Harry lächelte. „Danke!“, sagte er und grinste dann. „Beeilen wir uns, bevor alle weg sind!“ Als ob das passieren könnte… Bevor er einstieg, sah er sich noch einmal um. Hagrid war nirgends zu sehen. Bei den Erstklässlern stand Professor Flitwick. Wo war sein großer, schwarzhaariger Freund geblieben? ~*~*~*~ Draco schritt durch die Menge. Klasse, wenn das so weiterging, unterstützte er diese beschissenen Gerüchte noch, anstatt sie zu bekämpfen! Hallo, er war nicht schwul und er würde es auch niemals sein! Er war doch nicht abartig! Trotzig zog der Blonde die Schultern hoch. Dumm war nur, dass er wusste, dass er nichts tun konnte, um diese dummen Gerüchte wirklich auszumerzen. Es war sinnlos. Wann auch immer man etwas heftig leugnete, geriet man nur noch umso mehr in diesen Verdacht. Nur kam da noch zu, dass ihn seine spitze Zunge in Schwierigkeiten brachte. Diese beiden Hufflepuffs würden jetzt nur noch bestätigen, dass er schwul sei... Ach, verdammt. Draco verschränkte die Arme im Nacken und blieb mitten in dem Gedrängel stehen. Er starrte zum Nachthimmel hinauf. Da konnte er sich ja glatt überlegen, wirklich schwul zu werden... Im gleichen Augenblick schüttelte er sich, als wenn er eine wirklich eklige Bohne von Berti Botts Bohnen erwischt hätte. Bei Merlin, dann lieber alles andere! Er senkte den Kopf und stapfte weiter. In der Kutsche landete er - unvermeidlicherweise - neben Pansy, die sich sofort an ihn kuschelte. Mit einem leisen Seufzer legte er den Arm um sie. Pflichterfüllung. Nichts weiter. Und ein bisschen Hoffnung, dass das doch irgendwen beeindrucken würde. ~*~*~*~ Auch auf der Kutschfahrt herrschte Stille, aber angenehmer als noch im Zug. Ron und er waren auf einem Level angekommen, wo der eine den anderen auch ohne Worte verstand. Wo Hermione war, wusste keiner der beiden. Wahrscheinlich war sie noch bei den anderen Vertrauensschülern. Sie hielten und Harry warf einen kurzen, angeekelten Blick auf die Thestrale, die schweigend und stoisch gehalten hatten. Irgendwie eklig, die Viecher, aber na ja. Kommentarlos ging er an ihnen vorbei, die anderen sagten schließlich auch nichts dazu. War wohl normal in der Zaubererwelt. Er wollte gerade durch das Portal gehen, da kam von der anderen Seite Draco mit seinem Liebchen. Wie süß. Harry blieb stehen, setzte ein allzu liebes Grinsen auf, das nur so vor Ironie triefte, als er einen ausladenden Diener machte und ihn mit einer Geste hereinbat. „Dem Brautpaar den Vortritt.“ ~*~*~*~ Endlich waren sie am Schloss angekommen. Draco hatte das Gefühl, noch bei Pansys dämlichem Geplapper durchzudrehen. Diese hohe Stimme, das ewige Gekicher - widerlich. Ein Wunder, dass Blaise, Crabbe und Goyle noch so stoisch dreinschauen konnten. Wobei: Seine beiden Pseudobodyguards waren so blöd, dass sie Pansy wahrscheinlich sogar noch toll fanden. Blaise dagegen besaß mehr Verstand. Vielleicht war er auch der einzig wahre Freund, den er hatte. Draco runzelte nachdenklich die Stirn. Über Freunde hatte er bisher nicht viel nachgedacht. Genauer gesagt: Noch gar nicht. Es hatte ihm bisher immer gereicht, Gefolgsleute zu haben. Dumpfbacken, die sich für ihn schlugen und an seiner Seite standen. Aber Freunde? Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er noch welche brauchen würde. Gerade, wenn er sich bei den Slytherins behaupten musste. Die Kutsche hielt. Draco stand mit einem Ruck auf und sprang heraus. Wer zog diese Dinger eigentlich? Leicht runzelte er die Stirn. Diese Frage kam ihm jedes Schuljahr und jedes Jahr musste er feststellen, dass er keine Ahnung hatte. In Sekundenschnelle hing Pansy wieder an seinem Arm. Draco verdrehte die Augen. Wunderbar. Dieses Schuljahr würde so oder so noch eine Qual werden. Und dann hielt Potter ihnen auch noch die Tür auf. „Wenigstens habe ich jemanden und mir erstens nicht einen Korb eingefangen und zweitens mir kein Weib ausgesucht, dessen Freund ich erst umbringen muss.“ Dracos Worte waren kalt. Warum hatte nicht Potter anstelle von Diggory sterben können? Dessen Getue war bei dem Trimagischen Turnier zwar unerträglich gewesen, aber er war zumindest kein Dauer-Held. Oh, wie er diesen Potter hasste! ~*~*~*~ Harry lächelte süffisant, als er wieder hochkam. „Nein, ich musste aber auch niemanden bestechen, schon gar nicht die Eltern meiner Angebeteten, dass sie mit mir ausgeht.“, erwiderte er liebenswürdig, als würde er ein ganz normales Plauderstündchen halten. „Aber ich glaube auch nicht wirklich, dass dieser Teil der Verabredung auf deinem Mist gewachsen ist, dafür bist du dir zu fein. Wahrscheinlich musste da dein edler Herr Vater mitmischen, nicht? Er und der verehrte Mr Parkinson sind doch alte Berufskollegen, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Draco hatte eigentlich vorgehabt, an Potter vorbeizurauschen, doch jetzt blieb er abrupt stehen und wirbelte herum. Einen Augenblick später hatte er den Gryffindor an seinem Umhang gepackt und gegen die nächste Wand gedrückt. „Du solltest deine Nase aus Angelegenheiten herauslassen, die dich nichts angehen, Potter.“ Er spie den Namen aus wie ein Schimpfwort. „Was ich tue oder lasse - das ist immer noch meine Entscheidung.“ Es war seltsam, Potter so nah zu sein. Diese Nähe schürte seine Wut nur noch. „Dir habe ich Einiges von dem ganzen Drama zu verdanken, Potter. Das vergesse ich nicht. Ich bin nicht mein Vater - aber meine Rache ist genauso grausam wie seine.“ ~*~*~*~ Das hatte Harry jetzt doch nicht erwartet, aber es half. Es glättete die Wogen in seinem Inneren noch ein wenig mehr. Malfoys Wut, sein Hass… Es bedeutete, dass er lebte, es zeigte ihm, dass er doch noch nicht tot war, denn wer hasste denn schon einen Toten…? „Ich erwarte mit Freuden deinen Einfallsreichtum.“ In den grünen Augen funkelte es tatsächlich vorfreudig. „Aber sei dir gewiss, dass meiner nicht weniger tiefgreifende Auswirkungen hat.“ Eine Hand legte sich auf Dracos und drückte zu. Er war nicht stark, aber er hatte bei Dudley gelernt, dass man nur die Nerven treffen musste, um die Mechanik lahmzulegen. Und Malfoy war schlanker. Es war nur einfacher dadurch. „Aber bei allem was du tust… Wage es nur nie wieder, mich anzufassen!“ Und noch immer lächelte er freundlich, testete die Maske, die noch immer hielt, ließ die Drohung bewusst offen. Er meinte es ernst. Noch wusste er nicht, was er tun würde, aber jetzt gerade hatte der das unbestimmte Gefühl gehabt, den anderen sofort wegstoßen zu müssen, damit er… Damit was? Malfoy hatte mit Sicherheit keine ansteckende Krankheit! Oder vielleicht doch… Schließlich war er Todesser und diese hatten allesamt eine Krankheit: den Fluch, der sie belastete und die damit verbundene Verfolgung durch ihn bis in die Hölle! Langsam und bedächtig zog er Dracos Hand von seinem Kragen und ließ sie schließlich mit spitzen Fingern fallen. ~*~*~*~ Vor Zorn bebend sah Draco zu, wie Harry seine Hand einfach so von seinem Kragen lösen konnte. Er konnte nichts dagegen tun. Seine Hand war vollkommen lahmgelegt. Und irgendwie... fühlte es sich seltsam an, Potters Finger so eng um sein Handgelenk geschlossen zu spüren. Warm, lebendig. Er hätte erwartet, dass sich der Gryffindor anders anfühlte. Kalt vielleicht. Irgendwie so, dass es zu seiner Abneigung passte. Als Potter seine Hand regelrecht fallen ließ, riss er sie zurück. „Wenn ich es will, werde ich es wieder tun!“, erwiderte Draco mit einem süffisanten Lächeln. „Ich werde all deine Schwachpunkte auskosten, Potter. Am Ende wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein. Oder aber vor vierzehn Jahren gestorben zu sein.“ ~*~*~*~ Harrys Lächeln verblasste einen Hauch. Er wünschte es sich längst, denn dann wäre er bei seinen Eltern und hätte diese ganze Scheiße nicht erleben müssen. Und er müsste sich jetzt nicht mit Malfoy rumärgern. „Ich wünsche dir viel Erfolg.“, gab er zurück, niemals auch nur im Ansatz den Tonfall ändernd, dann deutete er eine weitere Verbeugung an. „Ich werde dann, nachdem ihr beide euch nicht entschließen konntet, mein Angebot anzunehmen, selbst als erster gehen. Ich denke, die Wartezeit war der Höflichkeit angemessen.“ Hui, es hatte sich wirklich gelohnt, mit Dudley alte Filme zu schauen. Diese Sprache gefiel ihm wirklich. So schön ausschweifend… ~*~*~*~ Mit einer gewissen Befriedigung meinte Draco wenigstens eine winzige Reaktion auf Potters Gesicht zu sehen. Auch wenn dessen Worte für den Blonden keinen Sinn ergaben. Erfolg? Wieso das? Wollte Potter etwa, dass er dieses Ziel erreichte? Oder war das nur triefende Ironie? Möglichst unbewegt sah er dem Gryffindor zu, wie dieser nun doch selbst durch die Tür trat. „Der Dienerton steht dir, Potter.“, trat der Slytherin nach. Dann packte er Pansy am Arm und winkte den anderen drei ihm zu folgen. Es reichte für heute. In der Großen Halle würde er Potter voll und ganz ignorieren. Es war genug. Er würde sich garantiert noch schöne Gemeinheiten einfallen lassen, um seiner Ankündigung gerecht zu werden. Er würde Potter in die Hölle schicken. Und dafür war es beinahe schon gut, dass er sich darin auskannte. Und dass er das kleine, schwarzmagische Lieblingszauberbuch seines Vaters auswendig kannte... ~*~*~*~ Auch Harry beschloss, dass es für heute genug war. Mit Ron zusammen ging er zu den Plätzen, die sie nun seit gut vier Jahren besetzten. Die Auswahl der neuen Schüler stand bevor und in diesem Jahr waren es besonders viele. Langweilig. Der Spruch des Hutes war langweilig, die Auswahl war langweilig, Dumbledores Rede war langweilig. Es wurde eine neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorgestellt, die etwas… bunt aussah… Alles langweilig. Auch die Geister waren nicht richtig bei der Sache, als sie wie üblich hereingeschwebt kamen. Allerdings legte Peeves über ein paar Ravenclaws eine einmalige Show hin, die selbst Harry noch zum Lachen brachte. ~*~*~*~ Für Draco war die Feier in der Halle ebenfalls wenig aufregend. Er döste mit offenen Augen vor sich hin und musste feststellen, dass es schwer war, Potter zu ignorieren, wenn man ihn die ganze Zeit ansehen musste. Wann hatte er sich nur diesen bescheuerten Sitzplatz ausgesucht? Interessant wurde es als, Dumbledore die Vertrauensschüler aufforderte, die Erstklässler in die Schlafsäle zu bringen. „Draco!“ Pansy zischte ihm ins Ohr und rammte ihm den Ellenbogen in die Seite. „Hm?“ „Vertrauensschüler. Steck dein verdammtes Abzeichen an.“ „Oh...“ Draco kramte in seiner Umhangtasche und beförderte einen noch nicht geöffneten Hogwartsumschlag hervor. Der Brief war gestern Abend angekommen. Er hatte eine dumpfe Ahnung gehabt, was dort drinnen war und ihn aus Prinzip nicht geöffnet. Dieses Abzeichen hatte den Beigeschmack, dass Dumbledore ihm helfen und den Rücken stärken wollte. Gut, Macht konnte er wirklich gebrauchen, aber diese hier würde er nicht benutzen. Nicht, um sich seine Position bei den Slytherins zu sichern. Dazu brauchte er keinen verdammten Dumbledore. Draco stand auf und befestige das Abzeichen an seinem Umhang. Augenblicklich herrschte Stille am Tisch der Slytherins. Draco schickte einen Zorn funkelnden Blick zu Dumbledore, der ihn fröhlich anlächelte. Dann marschierte er zu den Erstklässlern, Pansy im Schlepptau. Erst jetzt ging ihm auf, dass sie schon im Zug ihr Abzeichen getragen hatte und offenbar deswegen wusste, dass er der andere Vertrauensschüler war... Missmutig führte er die Kleinen in die Kerker hinab. Sobald diese im Bett waren, ließ er sich in einen der Sessel fallen. Nach und nach trudelten die anderen Slytherins ein und wie auf ein geheimes Zeichen hin, verweilten sie im Gemeinschaftsraum. Ihre stummen Blicke galten Draco Malfoy. In einigen Augen lag Skepsis, in anderen Respekt und in vielen Abscheu. „Sind nun alle da?“, fragte Draco, als das Gewimmel langsam überhand nahm. „Gut.“ Er stand auf. „Wir alle kennen diese erbärmlichen Gerüchte, die über mich kursieren. Und wenn jemand von euch etwas dazu zu sagen hat, dann sollte er es jetzt tun.“ Schweigen. Vorwurfsvolle Blicke auf sein Abzeichen. „Wenn euch das daran hindert – bitte schön.“ Er zog das Abzeichen ab und warf es Pansy zu, die es verständnislos dreinschauend auffing. Es brach ein Sturm der Anschuldigungen über ihn herein und einige Siebtklässler sahen so aus, als wenn sie ihm am liebsten den Hals umgedreht hätten. Es waren vor allem Jungs, die sich so echauffierten. Die Mädchen hielten sich erstaunlicherweise zurück und kicherten die meiste Zeit ziemlich hysterisch. Mehrmals meinte der Blonde so etwas wie ‚wie süß’ und ‚niedlich’ zu hören. Mädchen. Innerlich verdrehte er die Augen. Aber wenigstens war das eine Front, gegen die er nicht kämpfen musste. Er zog seinen Zauberstab und ließ einen Donnerschlag los. Sofort war es still. Das kleine Taschenbuch der magischen Tricks machte sich bereits jetzt bezahlt. „Es ist nichts an diesen Gerüchten dran. Ich wurde reingelegt. Jemand hat sich einen Scherz mit mir gemacht. Und dieser jemand wird die Konsequenzen tragen. Ich erwarte von euch Slytherins, dass ihr einen Dreck darauf gebt. Wir sind ein Haus.“ Schweigen antwortete ihm. „Es ist mir scheißegal, was ihr persönlich denkt. Von mir aus glaubt den ganzen Mist ruhig. Aber – bei Merlin – ihr werdet ein Haus nach außen tragen, das zusammensteht.“ Langsames Nicken antwortete ihm. Draco wusste nicht, woher er die Autorität nahm, so zu sprechen. Er wusste noch nicht einmal, woher diese Worte kamen. Zusammenhalt. Natürlich wurde das im Schulkontext hochgehalten, aber darauf zu plädieren wäre ihm zuvor niemals in den Sinn gekommen... Vielleicht spielten die Gerüchte um die Wiederkehr des Dunklen Lords auch eine Rolle bei ihrer Zustimmung. Es waren einige Todesserkinder unter den Slytherins – wahrscheinlich wussten diese, dass SEINE Rückkehr wahr war und hatten das weitererzählt. Und Draco war immer noch ein Malfoy, der Sohn von Lucius Malfoy, der wiederum die rechte Hand von Lord Voldemort war… Mit einem zufriedenen Lächeln nickte Draco. Dieser Kampf war gewonnen. Ohne Dumbledores Hilfe. ~*~*~*~ Harry seinerseits war richtiggehend froh, als das Bankett vorbei war und er endlich nach oben konnte, direkt in sein Bett, mit niemandem reden, niemanden sehen müssen… Er konnte nicht so recht begreifen, warum ihm plötzlich so reserviert begegnet wurde. Sie hatten es nicht ausgesprochen, aber seine Freunde waren auf Distanz. Okay, die Weasleys nicht, Hermione nicht und auch Neville verhielt sich normal, nachdem er gefragt hatte, ob er wirklich jemanden getötet hatte und eine dementsprechend negative Antwort bekommen hatte, aber alle anderen… Sie trauten sich nicht einmal zu fragen, ob etwas an den Gerüchten dran war, und irgendwie hatte Harry auch keine Lust, sich vor sie hinzustellen und ihnen zu verklickern, dass es alles falsch war. War doch eh sinnlos, wo er doch vorhatte, dieses Gerücht, er sei ein Mörder, so bald wie mögliche wahr zu machen. Aber ob sie sich dann noch so zierten…? Später lag er wach, wälzte sich schlaflos hin und her, während um ihn herum alle schliefen. Der Mond schien herein, die Sterne waren zu hell, der Raum zu warm… Es war einfach nicht an Schlafen zu denken. Und dazu der Schock, dass ausgerechnet Malfoy ein Vertrauensschüler war… Warum hatte Hermione ihn nicht vorgewarnt? Wie sollte er denn jetzt noch gegen Malfoy ankommen, wo der sogar die Macht besaß, ihm Punkte abzuziehen, was im Endeffekt selbst die Gryffindors noch endgültig gegen ihn aufbringen würde. Verdammt! Dem konnte er doch nichts entgegensetzen! Vertrackte Angelegenheit. Wirklich. Schließlich stand Harry auf und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum. Seine Unruhe war gewachsen, seitdem ihm klar wurde, dass all seine Ideen für Rachegedanken durch diesen Unberechenbarkeitsfaktor erschwert wurden. Allein der Gedanke daran, dass er sich wieder mit ihm befassen musste… Aber er hatte es sich ja ausgesucht. Es war sein eigener Wille. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You woke up to hate your life again Feeling it’s all been said and seen today Woke up to fake your smile again ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Ui, Zoff. (Shirokko: *freu* *liebtzoff*) Sie hassen sich. Und Dray kommt nicht an ihn ran! ^^ Als wäre da eine Mauer, die ihm den Frust anhext. *lach* Na ja. Und Harry… der hat jetzt auch was, was ihn quält. Zumindest ein bisschen. (Shirokko: *nochmehrfreu* *liebtharryquälenüberalles* Äh… *liebtdracoquälenfastgenausosehr*…) (abranka: *liebtesüberallesdrayzuquälen* *undliebteswennshi-chanharryquält*) Im Kerker --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 3: Im Kerker Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmores Night – Writing on the Wall. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 3: Im Kerker Der nächste Morgen brachte neue Erkenntnisse. Harry war müde und sah auch dementsprechend aus. Er hatte diese Nacht im Endeffekt durchgemacht, sich nur schnell im Bad frisch gemacht, bevor er auf Ron und Hermione gewartet hatte. Als sie kamen, begrüßte ihn das Mädchen fröhlich mit einem Kuss auf jede Wange - Hermione war in den Ferien für vier Wochen in Frankreich gewesen -, während Ron ihm den Arm um die Schultern legte und ihn schon mit sich zog. Gemeinsam gingen sie hinunter in die Große Halle, wo die Stundenpläne aushingen. Seiner war die Hölle. Bis auf Wahrsagen jegliches Fach mit den Slytherins! Das… war ja eine wundervolle Neuigkeit. Ganz klasse. Rund um die Uhr Konfrontation mit Malfoy. Super. Und die erste Stunde gleich zu Anfang bei Professor McGonagall in Verwandlung. Er freute sich jetzt schon. Vielleicht, so hoffte er, offenbarte ihm Malfoy ja unwissentlich ein kleines Geheimnis… ~*~*~*~ Für Draco hielt der nächste Morgen direkt den ersten Schultag parat. Er war ein wenig gespannt, wie sich die Slytherins verhalten würden, doch seine Rede vom letzten Abend hatte offenbar gewirkt. Sie standen geschlossen hinter ihm. All ihre spitzen Bemerkungen galten Potter. Der Malfoy-Sprössling grinste zufrieden. Mehr hatte er sich gar nicht wünschen können. Sieg auf ganzer Linie. Und jetzt würde er seine Rache in Angriff nehmen. Mit Zufriedenheit hatte er den Stundenplan gesehen. Bis auf ein Fach hatten sie alle zusammen mit den Gryffindors. Einfach großartig. Das bot Möglichkeiten ohne Ende! Der Tag fing heute mit Verwandlungen an, dann kam eine Doppelstunde Zaubertränke – hach, wie genial! – und nach dem Mittagessen erwartete ihn dann noch Arithmantik. Eigentlich ein recht netter Tag, wie er fand. ~*~*~*~ Es war wirklich erstaunlich, wie wenig die meisten noch auf ihn hielten. Bis auf Hermione, Ron und Neville waren auf einmal alle in seiner Klasse gegen ihn. Oder vielleicht auch nicht direkt, aber immerhin doch sehr davon überzeugt, dass Harry wirklich Schuld am Tode Cedrics war. Was im Großen und Ganzen ja auch vollkommen korrekt war. Er hatte Cedric da mit hingeschleppt. Hätte er sich einfach an die Pläne dieses Affen von Todessers gehalten, hätte Cedric überlebt. Still vor sich hinlächelnd ließ der Schwarzhaarige das Geschwafel seiner Hauslehrerin über sich ergehen, machte sich nebenbei Notizen über die Ausführung des Zaubers. Er hatte beschlossen: Er würde besser werden, besser als alle anderen, selbst besser als Hermione! Das war die Voraussetzung dafür, dass er seine Feinde besiegen konnte. Sein Blick fiel auf Malfoys Rücken, der schräg vor ihm saß. Dieser Junge würde ihm dabei helfen. Sein Erzfeind und Rivale. Er war sein Ansporn. Nur um ihn zu schlagen würde er besser werden. Und die nächste Etappe war Voldemort persönlich! Das Lächeln wurde breiter. Er hatte es sich über die Ferien angewöhnt, immer zu lächeln, aber ein geübtes Auge konnte durchaus sehen, wann es gekünstelt war. Je schlimmer und finsterer seine Gedanken, desto breiter und friedfertiger das Lächeln. Es war etwas, was er nicht mehr ändern konnte. Dann endlich ließ McGonagall sie zaubern. Jeder holte seinen Zauberstab hervor und plötzlich war eine komische Stimmung im Raum. Die Mädchen vor ihm, Parvati und Lavender, drehten misstrauisch die Köpfe zu ihm hin, hinter ihm begannen Seamus und Dean zu tuscheln, auch einige Slytherin blickten zu ihm herüber, einer gab einen bissigen Kommentar ab. Doch jedes Mal, wenn er einen der Blicke aufzufangen versuchte, wichen sie ihm aus. Gleiche Tendenz wie gestern Abend. Sie hatten Angst. Definitiv. Angst, dass er das Gleiche mit ihnen machen könnte, was er angeblich mit Cedric getan hatte. Konnte ihm egal sein. Wenn er das erreichte, was er vorhatte, dann war diese Angst sogar berechtigt, denn dann war er mächtiger als der gefürchtete Dunkle Lord persönlich! Lächelnd schlug er ein kleines Buch auf, blickte liebevoll auf die weiße Seite hinab, wo einzig und allein ein Spruch notiert war, der es ihm ermöglichen würde, unbemerkt in die Verbotene Abteilung zu kommen und dort nach Herzenslust zu lesen. Er hatte ihn Bill abgeschwatzt, als dieser sie in der Herberge verabschiedet hatte. Heute Abend nach Wahrsagen würde er ihn ausprobieren… Solange würde er halt weiter Malfoy beobachten, die anderen Slytherins ignorieren, seine Leute für verrückt erklären… Es würde mit Sicherheit noch aufschlussreich werden. ~*~*~*~ In Verwandlungen war Draco etwas spät angekommen – er hatte zuvor noch einem kleinen Hufflepuff, der so waghalsig gewesen war, ihn mit einigen Schimpfworten zu bedenken, einige Hauspunkte abziehen müssen. Dieser dreiste Kerl würde das sicher niemals wieder wagen. Und weil er so spät gewesen war, hatte er keine Wahl gehabt, als sich vor Potter zu setzen. Ihm wäre es umgekehrt weitaus lieber gewesen. Nun saß er hier und konzentrierte sich auf den Unterricht. Wenigstens versuchte er es. Er notierte zwar geflissentlich, was McGonagall von sich gab, aber in Gedanken war er nicht ganz bei der Sache. Endlich beendete McGonagall ihren Monolog und gab ihnen ihre Aufgabe frei. Sie sollten eine Handtasche in eine Katze verwandeln. An sich kein größeres Problem, sollte man meinen... Sobald der Raum für Zauber freigegeben war, wandelte sich die Stimmung. Getuschel wurde laut. Offenbar hielten wirklich so ziemlich alle Potter für einen Mörder. Was für ein Schwachsinn. Wenn Potter eins mit Sicherheit nicht tat, dann war es Leute umzubringen. Waren die denn alle wirklich derart blind? Potter war ein strahlender Pseudoheld – aber mit Sicherheit kein Mörder. Draco schüttelte den Kopf. Aber natürlich kamen ihm diese Gerüchte entgegen. Das Gerede machte Potter angreifbar, verletzlich und isolierte ihn... Gegen eine geschlossene Gruppe Gryffindors hatte er keine Chance, aber gegen einen alleine? Das war schon fast lachhaft einfach. Keine fünf Minuten später saß sowohl auf Dracos als auch auf Schlammblut Grangers Tisch je eine Katze. Dracos hatte noch ein wenig das seltsame grünliche Muster seiner Handtasche, aber ansonsten sah sie ganz normal aus. Sie kuschelte sich sogar an ihn und wollte gekrault werden. Der Blonde warf einen Blick über die Schulter und beobachtete Potter. Mit einem winzigen, unsichtbaren Wink unter dem Tisch verknotete er dessen Schnürsenkel miteinander. Kleine Zaubertricks… Mit einem winzigen Lächeln auf dem Gesicht kraulte er die grünliche Katze. ~*~*~*~ Missmutig versuchte Harry es bereits ein drittes Mal. Dieser Spruch war doch nicht so einfach, wie es ausgesehen hatte. Aber im Grunde… Auf seinem Pergament stand doch… Noch einmal tätigte er die Bewegung, murmelte den Spruch, dann geschah etwas Seltsames: Die Tasche verwandelte die Farbe, wurde rötlichbraun, bekam Schnurrhaare, dann Ohren. Die Öffnung auf ihrem Rücken verschwand. Zum Greifen langsam bekam sie Haare, dann sprossen Beine, ein Schwanz, eine große Blase bildete das Vorstadium zu einem Kopf, der sich allmählich vervollständigte als Nase und Augen sich öffneten, die Ohren sich bewegten. Und dann kamen endlich auch die Pfötchen, dazu die Krallen. „Igitt.“ Ron schüttelte sich. „Was ist denn das gewesen?“ Plötzlich kam Bewegung in die Katze. Vorher schien sie aus Stein gemeißelt, aber von einem Moment blinkte sie einmal mit den Augen, dann schüttelte sie sich, blickte Harry sekundenlang an, bevor sie in Abwehrhaltung ging. Ein Buckel, Fauchen, Kratzen, Beißen und sie schoss davon. Geschrei wurde laut, als die Katze die anderen Tiere ebenfalls mitzog, sie in ihre Stimmung riss. So jagten plötzlich vier Katzen durch den Klassenraum, teilten ordentlich aus, während Harry seinen Kopf auf die Tischplatte fallen ließ. Es gab einen dumpfen Laut. „Das ist nicht wahr!“, murmelte er. „Zeitlupenmagie!“ Die Aggression der Katze störte ihn nicht. Das war halt so, seit er derart finstere Gedanken mit sich rumschleppte. Ron lachte und Hermione stimmte mit ein. Die beiden amüsierten sich köstlich. „Das hab ich auch noch nie erlebt!“ Das braunhaarige Mädchen kicherte albern. „Verwandlungen gehen sonst immer schneller!“ ~*~*~*~ Draco hatte beobachtet, wie Harry die Tasche verwandelte. Das sah sogar ganz gut aus. Abgesehen davon, dass diese Verwandlung viel zu lange dauerte. Sie lief wie in Zeitlupe ab. Seine Katze sah sogar noch weniger nach Tasche aus als Dracos - was der Slytherin mit einem missmutigen Gefühl von verletztem Ehrgeiz bemerkte -, doch dann ging es los. Die Katze machte einen Buckel und jagte von Potter weg, als wenn dieser ihr gerade das Schrecklichste in seinem Leben angetan hätte. Dracos grünliches Tier ließ sich mitreißen, rammte ihm zum Abschied noch die Krallen in die Hand und schoss dann ebenfalls davon. Der Slytherin hob die Hand und leckte geistesabwesend über die Kratzer, die ihm das Tier hinterlassen hatte. Um ihn herum hob sofort das Getuschel an, dass das mit den Katzen doch nur ein böses Zeichen sein konnte. Lavender Brown rief sogar: „Professor Trelawney hat gesagt, dass flüchtende Katzen ein Omen für böse Zauberer sind!“ Damit war das Chaos dann perfekt. Sogar Professor McGonagall wirkte ein wenig überfordert und beinahe machtlos... Draco sah vollkommen fasziniert zu, wie die Lehrerin versuchte, Ordnung in das Chaos zu bringen, das durch die Hysterie der Schüler, welche wiederum die Hysterie der Katzen nur noch antrieb, ständig wieder entfacht wurde. Er lehnte sich zu Potters Tisch herüber und meinte trocken: „Faszinierend, wie schnell sie jegliches Vertrauen verlieren, nicht wahr?“ Gerade kreischte Parvati Patil wieder irgendetwas von Zeichen für einen Mörder, woraufhin Brown einstimmte. „Sie lassen sich so einfach von allem davontragen... Kein Sinn für das, was wirklich ist. Ich würde diese Welt vor die Hunde gehen lassen.“ In diesem Augenblick klingelte es und er stand auf. ~*~*~*~ Harry gab sich nicht die Blöße, darauf zu reagieren, ließ seinen Kopf einfach auf der Tischplatte liegen, lauschte der panikartigen Flucht, dem Geschrei der Schüler und Katzen, McGonagalls Rufen. Und dem Rücken von Dracos Stuhl. Er hatte ja so Recht. Es war faszinierend. Sie hatten damals genauso schnell ihr Vertrauen in Remus Lupin verloren, nachdem bekannt geworden war, dass dieser ein Werwolf war. Jetzt war er dran mit Verlieren. Er verlor seine Freunde, seinen nicht vorhandenen Einfluss, die Beliebtheit… Und er verlor seine Kraft. Was sollte er denn mit Zeitlupenmagie? Er brauchte Effektiveres! Und er brauchte bessere Freunde! Mehr von der Sorte wie Ron und Hermione… Dann kamen ihm Malfoys andere Worte. Ich würde diese Welt vor die Hunde gehen lassen. Konnte er das? Konnte er das wirklich? War er dazu in der Lage? Schwerfällig zog er die Arme auf den Tisch und schob sich hoch, erhob sich. Wozu darüber nachgrübeln? Momentan war er noch nicht mal dazu in der Lage, die Welt zu retten, also hatte er auch keine Wahl, ob er es tun wollte oder nicht. Er griff nach seiner Tasche, Ron schob schon ungeduldig, wollte endlich aus der Bank und raus hier. Ein Schritt… Widerstand! Entsetzt riss er die Augen auf, hob die Hände zum Schutz, fühlte noch, wie Ron nach ihm griff, um ihn festzuhalten, ihn aber verfehlte, dann schloss er schmerzhaft Bekanntschaft mit dem gegenüberliegenden Tisch. Gelächter erklang, als er taumelte, sich hastig wieder aufrichten wollte und noch einmal stürzte. Angst machte sich in ihm breit. Was war los? Dann war Ron plötzlich da, legte ihm beide Hände auf die Schultern, zwang ihn dazu, sich zu beruhigen. Hermione öffnete die Knoten in den Schnürsenkeln, während Harry den Kopf zurückfallen ließ, gleich noch einmal gegen den Tisch knallte. „Hey, alles okay?“ Rons Stimme klang durch den Schleier aus Übelkeit und Schwindel, aber er nickte, schloss die Augen, um sich auf sein Inneres zu konzentrieren. Was war da nur passiert? Warum hatten seine Beine blockiert? „Du siehst überhaupt nicht gut aus!“, rief Hermione besorgt. Dann spürte er eine andere Hand, rauer, älter, wärmer… Er ließ sich in diese Hand fallen, die Geräusche um ihn herum wurden leiser, besorgter, bis dann da wieder der Hass war... „Das geschieht ihm recht!“ Das war Dean. Und es tat weh. Das war das erste Mal, dass jemand aus seinem Haus es direkt aussprach, dass er ihn hasste. Er öffnete die Augen wieder, sah vor sich McGonagall, die erstaunt seinen Blick erwiderte. „Sie sind wach?“ Anscheinend hatte sie erwartet, dass er ohnmächtig war. „Ja, ich bin wach.“, murmelte Harry, dann rappelte er sich auf. „Und es geht mir gut.“, kam er ihrer Frage zuvor. Ron half ihm trotzdem beim Aufstehen. „Es geht mir besser denn je, denn jetzt sehe ich endlich klar.“ Ein breites, pseudoglückliches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Vielen Dank für Ihre Sorge.“ Hermione blickte ihn an. „Hey, ist wirklich…“ Mit einem Nicken unterbrach er sie. „Ja. Lass uns gehen. Snape wird sonst sauer und das muss euch nicht passieren. Es reicht doch, dass er mich nicht leiden kann.“ Wenn er ehrlich war, dann freute er sich auf den Unterricht bei Snape. Die drei traten noch immer unter Gelächter aus dem Raum hinaus, Harry zog seine beiden Freunde regelrecht vorwärts, wollte unter allen Umständen von den anderen wegkommen. Er schaffte es. Mehr schlecht als recht, bevor der Schwindel wieder Überhand nahm. Hermione war es schließlich, die ihn dazu zwang, den direkten Weg zu Mme Pomfreys Gefilden zu nehmen. ~*~*~*~ Ehe Draco gehen konnte, stand Potter auf. Gut, die Show wollte er noch sehen... Es war befriedigend, den Jungen-der-dummerweise-lebt fallen zu sehen. Aber irgendwie... Das hektische Taumeln, die Panik und dann dieses seltsame Lächeln. Draco verspürte einen kalten Knoten in seinem Bauch. Irgendetwas... stimmte nicht. „Drachenmist!“, knurrte er leise, während er sich durch die lachenden Klassenkameraden schob. Er empfand keine Befriedigung mehr. Gar keine. Potter im Moment anzugreifen, war entweder wie gegen eine Wand zu kämpfen - man holte sich sehr schnell selbst eine blutige Nase oder bekam keine Reaktion - oder aber es war wie ein beständiges Nachtreten. Stillos. Vollkommen stillos. Stirnrunzelnd warf Draco seine Tasche auf den Rücken und machte sich auf den Weg in die Kerker runter. Wenn das so weiterging, musste er sich Potter noch als Gegner aufbauen, damit er etwas von ihm hatte. Wo war das alte Feuer? Dieser unbändige Hass, ja, die regelrechte Leidenschaft im Kampf? Verdammt, du fängst gerade an, Potter zu vermissen, obwohl er da ist... ~*~*~*~ Mme Pomfrey verpasste Harry nur einen Trank zur Stärkung und gegen den Schwindel, dann schickte sie die drei wieder fort. Aber den Kommentar, dass Harry wirklich keine Gelegenheit ausließ, sich zu verletzen, konnte sie sich dennoch nicht verkneifen. Der Schwarzhaarige ignorierte sie. „Sag mal, Harry.“, begann Hermione schließlich, als er schwieg. „Wer hat das mit deinen Schnürsenkeln gemacht?“ „Schnürsenkel?“, fragte Harry blöd. Irgendwie blieb er gerade geistig auf der Strecke. „Was für Schnürsenkel?“ „Deine, du Ei!“, rief Ron. „Wer hat sie zusammengeknotet?“ Ach daher das Gefühl, er könne die Beine nicht bewegen. Das war ihm entgangen. Komplett. Komisch. War er so weit weg gewesen mit seinen Gedanken? „Ich weiß nicht.“, antwortete er gleichgültig, dass Ron fast einen Schreikrampf bekam. Es war ihm auch gleichgültig. Sie hassten ihn doch eh alle, oder? Da war das doch egal, wer es gewesen war. Aber im Grunde… Wahrscheinlich war es Malfoy gewesen. Der hatte es ihm doch sogar angedroht. Sie erreichten die Kerkertüren, lauschten einige Minuten, doch es war alles still. Bei Snape ja auch nicht anders zu erwarten… „Ob wir klopfen sollen?“, flüsterte Ron. In seinen Augen lag Beklemmung. „Bleibt uns eine Wahl?“, gab Harry grinsend zurück. Galgenhumor. Natürlich nicht. „Los…“ Hermione befand, dass sie schon viel zu lange hier standen, schon viel zu viel des kostbaren Unterrichts versäumt hatten. Sie legte die Hand auf die Klinke… ~*~*~*~ „Hast du Potter gerade gesehen, Draco?“ Theodor Nott schlug sich vor Begeisterung auf die Schenkel. „Was für ein Idiot!“ „Oh ja...“, grunzten Crabbe und Goyle gleichzeitig und grinsten zufrieden. Draco bedachte alle drei mit einem kurzen Blick. „Ja, wirklich blöd.“, sagte er. Keinerlei Belustigung lag in seiner Stimme. „Alles okay?“ Es war Blaise, der verwirrt die Stirn runzelte. „Ja.“ Draco wandte sich ab. Schön, wenn sie ihren Spaß hatten. Sollten sie doch. Er konnte das nur gerade einfach nicht. Und das war frustrierend. Einen Augenblick später stieß er mit ein paar Ravenclaws zusammen, die ihn sofort umzingelten. Genervt blickte der Blonde in die Runde. „Was soll der Mist?“ „Oh, die kleine Schwuchtel hat Mut...“, höhnte einer, während ein anderer nach Dracos Armen griff und ihn festhielt. „Wir wollen dir deine Abnormalität austreiben...“ „Und ich dachte, Ravenclaws wären für ihren Verstand bekannt.“ Draco verdrehte die Augen. „Zwanzig Punkte Abzug.“ „Als wenn uns die dummen Punkte interessieren, du...“ Weiter kam der Junge nicht. „Lass ihn sofort los oder du spuckst den nächsten Tag Schnecken!“ Blaises Zauberstab steckte fast im Ohr des Ravenclaws. Auch Theodor, Crabbe und Goyle hatten die Zauberstäbe gezogen. „Ihr verteidigt diese schwule Sau?“ Verblüffung stand auf den Gesichtern der anderen Schüler. „Slytherins.“ Blaise grinste. „Noch Fragen?“ Es dauerte nicht lange, dann hatte sich der Tumult aufgelöst. „Das dürfte einige Dinge klar gestellt haben.“ Der schwarzhaarige Junge grinste zufrieden. „Danke.“ Draco lächelte schief und legte Blaise die Hand auf die Schulter. „Aber ihr wisst, dass ich das allein geschafft hätte...“ „Klar, aber so gab es für uns weniger Punkte Abzug.“ Blaise lachte. Ein wenig zögernd stimmte Draco ein. Er war sich nicht sicher, wem dieses Eingreifen jetzt geschuldet war. Ob seiner Rede oder ob dem Umstand, dass wenigstens Blaise ein Freund war... Den Rest des Weges zu den Kerkern legten sie unbehelligt zurück. ~*~*~*~ Snape kam wie üblich in den Raum gerauscht, zwischen den Bänken hindurch, die Schüler nicht eines Blickes würdigend. Vorne knallte er ein ganzes Bündel Pergamente auf sein Pult, dann drehte er sich um, dass sein Umhang flog, fixierte die Klasse mit kaltem Blick. „Ich sehe schon, es haben wieder so einige den Weg in meinen Raum gefunden.“ Er ließ seine Augen schweifen. „Aber Potter, Weasley und Granger scheinen es nicht mehr geschafft zu haben…“ Er grinste böse. „Das ist wirklich außergewöhnlich traurig. Patil, leg die Feder weg. Ich habe eine Ankündigung zu machen!“ Er kam ein wenig auf sie zu. „Wir werden in diesem Jahr Gruppenarbeiten machen! Zusätzlich zum normalen Unterricht werden sich diese Gruppen, die jeweils aus zwei Leuten bestehen werden, in ihrer Freizeit gemeinsam hinsetzen und einen Trank brauen, der ihnen zugeteilt wird. Gibt es Fragen? Nein? Wunderbar!“ Er drehte sich wieder um, ohne ihnen auch nur die Möglichkeit für eine Frage gelassen zu haben, schritt zurück zu seinem Pult und schickte dann einen scharfen Blick zu Seamus Finnigan, der aufgeregt mit Dean Thomas zu tuscheln begonnen hatte. „Nein, Finnigan!“, schnappte er. „Du wirst nicht mit Thomas eine Gruppe bilden. Die Gruppen stehen längst fest!“ Entsetztes Keuchen war die Antwort. Unsichere Blicke wurden geworfen. Wer war mit wem in einer Gruppe? War man etwa dazu verdammt, mit einem aus dem anderen Haus zusammenzuarbeiten? Das war doch… „Dean Thomas und Gregory Goyle!“, rief er. Zwei Köpfe flogen hoch, sie blickten einander an. „Oh nein!“, stöhnte Dean entsetzt und auch Goyle zog eine Fresse. „Kommt gefälligst her und holt euch eure Aufgabe ab!“ Nur widerstrebend erhoben sich die beiden und bekamen jeder eine Rolle in die Hand gedrückt. Als sie zurück zu ihren Plätzen gehen wollten, hielt sie Snapes gehässige Eisstimme davon ab. „Ihr könnt euch gleich zusammensetzen, dann gewöhnt ihr euch schon mal aneinander!“ Das Entsetzen war greifbar in der Klasse, denn die Schüler ahnten bereits, dass es darauf hinauslief, dass jeder einen Partner bekam, der im anderen Haus saß, aber das störte den schwarzhaarigen Lehrer nicht. „Parvati Patil und Vincent Crabbe!“ Man konnte direkt sehen, wie das Mädchen erstarrte und wie kurz sie davor stand, zu weinen anzufangen. Zittrig erhob sie sich, kam nach vorn, starrte zu dem riesenhaft gegen sie aussehenden Crabbe hinauf, während sie ihre Aufgabe entgegennahm. „Ronald Weas…“ In diesem Moment ging die Tür auf und das Goldene Trio betrat den Raum, stetig Entschuldigungen murmelnd. Snape grinste. „Na sieh einer an, bequemen sich die Herrschaften auch endlich herein. Fünf Punkte Abzug für jeden von euch!“ Damit drehte er sich wieder um, verlas ungerührt weiter seine Liste. „Ronald Weasley und Blaise Zabini!“ Leise Mitleidsbekundungen von Pansy schickten Blaise auf den Weg, Ron dagegen stand verständnislos da. „Was bitte?“, wollte er wissen. „Was ist mit mir?“ „Beweg dich hierher! Wer zu spät kommt, verhält sich still und fällt nicht auf!“, schnappte der Lehrer böse und Ron machte, dass er zu ihm kam. Harry setzte sich mit Hermione und mulmigem Gefühl auf seinen Platz. Irgendwie hatte er gar kein gutes Gefühl, als er hörte, wie Snape Ron auf den Platz neben Blaise verwies… „Hermione Granger und Pansy Parkinson!“ Die beiden Mädchen wechselten einen Blick, aber im Gegensatz zu Ron, der gerade von Blaise aufgeklärt wurde, schien das braunhaarige Mädchen zu ahnen, worauf das hinauslief. Angeekelt stand sie auf. Als die beiden Mädchen vorne ankamen, warfen sie sich einen Blick zu, der jeden Mann sofort die Flucht hätte ergreifen lassen, aber da sie beide Mädchen waren… „Oh oh, Zickenkrieg!“, hörte man jemanden sagen und leises Gelächter setzte ein, doch ein scharfer Blick Snapes in die Runde brachte wieder Ruhe. „Seamus Finnigan und Theodor Nott. … Lavender Brown und Millicent Bullstrode. … Neville… Longbottom…“ Er machte gleich zwei hoffnungslose Pausen und der schwarzhaarige Junge begann zu zittern. „…und Sally-Anne Perks.“ Ein Seufzer der Verzweiflung des Mädchens brachte ihn kurzzeitig aus dem Konzept, da er tatsächlich etwas Mitleid für dieses Mädchen empfand, weil sie mit dem Trottel vom Dienst zusammenarbeiten musste, bevor er sich mit einem abartigen Grinsen umdrehte und die Liste vollendete, die Namen benutzte, die jeder bereits erwartete und die Harry befürchtete: „Und letztendlich Harry Potter und Draco Malfoy.“ Harry war zu Stein erstarrt, selbst sein Lächeln war gegangen. Sein Hassfach, verbunden mit seinem Erzfeind? Das war jetzt nicht Snapes Ernst? Das konnte er gar nicht so meinen! „Potter, beweg dich hierher oder soll ich dir die Aufgabe etwa bringen?!“ Snape klang so gar nicht erfreut über die Verzögerung. „Der Mörder und der Schwule!“, kam der unqualifizierte Kommentar aus den Schülerreihen und dann kehrte wieder Schweigen ein, brachte Harry dazu, sich endlich wieder zu bewegen. Wie in Trance erhob er sich, sein Gesicht eine einzige Maske aus Fassungslosigkeit, und ging nach vorne, nahm die Rolle entgegen, starrte das Pergament an, als wäre es giftiger Froschlaich. Erst danach blickte er Draco an. Sekundenlang brauchte er, dann stahl sich das obligatorische, undurchschaubare Lächeln auf sein Gesicht. „Freut mich sehr!“ Seine Stimme triefte vor Ironie. „Auf gute Zusammenarbeit.“ Er konnte nicht sagen, was schlimmer war: Dass er einen unbekannten Trank brauen sollte oder dass er ihn mit Malfoy zusammen brauen sollte. Wahrscheinlich ergänzten sich diese Abneigungen hervorragend. ~*~*~*~ Draco war eigentlich mit einer gewissen Vorfreude in die Schulstunde gegangen. Bis Snape auf diese Idee gekommen war. Bis ihm aufgegangen war, was sein sonstiger Lieblingslehrer ausheckte. Er und Potter zusammen in einem Team. Oh. Bei. Merlin. Das war nicht fair. Das war ganz und gar nicht fair. Draco stand in dem Moment auf, als Snape seinen Namen sagte und ging nach vorne. Den unqualifizierten Kommentar würde der Gryffindor, der ihn abgelassen hatte - kein Slytherin hätte es gewagt - nach der Stunde bereuen. Draco hatte sehen können, wie sich Crabbe und Goyle zunickten. Zumindest seine Leute hatte er im Griff. Er nahm von Snape die Rolle entgegen und sah den erwartungsvollen Ausdruck in den Augen des Zaubertränkelehrers. Natürlich erwartete er von seinem besten Schüler Höchstleistung. Was sonst? Draco stöhnte unhörbar auf. Und das mit dieser wandelnden Zaubertränkekatastrophe an seiner Seite... Er blickte seinen Erzfeind auch erst jetzt an, musterte den schmalen Jungen beinahe so, als wenn er ihn das erste Mal sah. Potter sah mitgenommen aus. Kein Wunder bei dem, was vorhin geschehen war. Beinahe fühlte Draco einen Anflug von Schuld. Beinahe. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ Draco neigte leicht den Kopf und gab Potter die ironische Antwort, die er verdiente. Dieses ewige Lächeln auf dem Gesicht des Jungen-der-lebt machte ihn noch wahnsinnig. Der Blonde wandte sich um und marschierte auf seinen alten Platz zurück, wo Blaise bereits seine Sachen weggeräumt hatte, sodass Potter sich dort niederlassen konnte. Draco lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und drückte die Knie bequem gegen den Tisch. Dann begann er die Pergamentrolle zu lesen. „Felix Felicis...“ Der Blonde pfiff leise durch die Zähne. „Wenigstens haben wir bei dem Trank Glück. Im wahrsten Sinne des Wortes.“ ~*~*~*~ Missmutig ließ sich Harry neben ihn fallen, schmiss seine Tasche einfach auf den Tisch vor sich. Und bei Dracos Aussage die Aufgabe betreffend rollte er nur mit den Augen. Toll, er war mit dem wandelnden Zaubertränkelexikon in einer Gruppe. Da konnte das ja nur einfach werden… „Wundervoll.“, murrte er, vergaß einfach mal schnell, dass er eigentlich freundlich unnahbar sein wollte. „Und was bedeutet das bitte?“ Er kannte diesen Trank nicht, konnte von sich auch nicht behaupten, dass er ihn kennen wollte. Gelangweilt zog er das Band von seiner Rolle und besah sich das Geschreibsel. Schicke Schrift. Wirklich. „Arbeitsauftrag: 1. Schreibt eine Abhandlung über den Trank Felix Felicis. 2. Braut jenen Trank und schreibt ein vollständiges Protokoll über eure Handlungen mitsamt Fehlerbetrachtung. 3. Überlegt euch, wie ihr eure Erkenntnisse euren Mitschülern sinnvoll mitteilt. Zeit: vier Monate.“ Vier Monate mit Malfoy. Das Leben war grausam! ~*~*~*~ Draco hob den Kopf, als Potter auf seine Worte reagierte. Damit hatte er eigentlich nicht gerechnet. Aber schließlich konnten sie sich wohl kaum die vollen vier Monate lang anschweigen. „Felix Felicis ist ein Trank, der demjenigen, der ihn zu sich nimmt, absolutes Glück verleiht. Je nach Menge, die getrunken wird, variiert die Dauer der Wirkung. Kurzum: Flüssiges Glück.“ Seine Worte klangen regelrecht begeistert und er war es auch. Dieser Trank galt als sehr komplex und war entsprechend eine wahre Herausforderung. „Glück können wir wohl beide gut gebrauchen...“, fügte er noch leise, sehr viel mehr zu sich selbst, hinzu. Den Trank konnte man in jedem guten Zaubertränkebuch finden - aber das hieß noch lange nicht, dass man ihn richtig brauen konnte. Sie würden mehrere Tränke ansetzen müssen, um mögliche Fehler zu kompensieren... Draco ging die einzelnen Schritte durch, die sie für die Lösung dieser Aufgabe machen musste. Sie brauchten nur einen Ort, wo sie den Trank in Ruhe fertig stellen konnten... „Also gut, heute nach dem Abendessen treffen wir uns in der Bibliothek. Wir besorgen uns das Rezept und suchen schon mal Material für den Aufsatz zusammen.“ Die Begeisterung in Dracos Augen verschwand erst, als er hochblickte und den Gryffindor neben sich ansah. „Und wag es ja nicht, zu spät zu kommen, Potter.“ ~*~*~*~ Harry blieb still, schwieg vor sich hin. Sie konnten beide Glück gebrauchen, hatte Malfoy gesagt. Sicher. Klar. Jeder konnte Glück gebrauchen. Aber was sollte dieser Ton? Der Blonde hatte so nachdenklich geklungen. Just kamen ihm die anderen Worte in den Sinn. Ich würde diese Welt vor die Hunde gehen lassen… Warum war das für ihn so ein so interessanter Gedanke? Und warum konnte er nicht einfach anfangen, so zu denken? Obwohl er es sich wünschte. Die Menschen um ihn herum hatten begonnen, ihn zu hassen, warum sollte er sich so für sie ins Zeug legen? Die Antwort war einfach. Erstens tat er es nicht für sie, jedenfalls nicht nur, und zweitens gab es ja auch noch Menschen wie Hermione, Ron und Sirius. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Ja, für die würde er sich weiter so anstrengen. Nur für sie. Und ein paar andere, die nichts für gar nichts konnten. Und dann… dann konnte er gehen. Am besten sofort, denn im Grunde hatte er keine Lust mehr… Dracos drohende Worte und die Verabredung nahm er nicht mehr wirklich wahr. „So, und da jetzt die Formalitäten geklärt wären… Nehmt eure Bücher heraus, die hoffentlich jeder dabei hat, und schlagt Seite dreiundzwanzig auf. Ihr werdet Aufgabe eins und zwei machen!“ Geraschel entstand, als jeder in seiner Tasche kramte, nur einer nicht. Potter schien lieber zu träumen. Snape kniff die Augen zusammen. Was war denn mit dem los? War der auf Droge? Sah vollkommen so aus! „Potter!“, rief er und stellte mit Genuss fest, dass der Junge zusammenzuckte. „Träum nicht! Arbeite!“ Desorientierte Augen sahen ihn an, dann nickte der Junge, holte sein Buch heraus und schlug prompt die falsche Seite auf. „Dreiundzwanzig, Aufgabe eins und zwei!“, schnarrte Snape. „Und wenn ich dich noch einmal in meinem Unterricht träumen sehe, sitzt du die nächste Woche nach!“ Wortlos nickt der Junge und Snape war geringfügig irritiert. Keine Widerworte? Was war denn mit dem los? War der tatsächlich auf Droge? „Potter! Sieh mich einmal an!“ Der Junge hob fast genauso irritiert den Kopf. „Sir?“ Pupillen klein, Augen ungewöhnlich farblos… „Was hast du genommen?“ Jetzt war es endgültig um Harrys roten Faden geschehen. „Was meinen Sie? Ich habe…“ „Du stehst unter Drogen!“, platzte Snape böse heraus. „Wie kannst du es wagen, in meinem Unterricht so etwas zu tun?“ „Aber ich…“ Harry war kurz vor dem Verzweifeln. ~*~*~*~ Irgendwie schien Potter nicht bei der Sache zu sein. Das ging Draco spätesten dann auf, als sie ihre Bücher rausnehmen und auf Seite dreiundzwanzig aufschlagen sollten. Der Gryffindor bewegte sich gar nicht. Der Slytherin war irritiert. Und noch irritierter war er, als er die Konversation zwischen Snape und Potter verfolgte. Der Junge-der-der-größte-Held-der-Zauberergeschichte-war sollte Drogen nehmen? Lachhaft. Der Gryffindor war genauso wenig ein Drogensüchtiger wie ein Mörder. Bei Merlin, kapierte das denn gar keiner? Waren diese Leute hier denn alle so dermaßen verblendet? Eigentlich hätte er sich ja darüber freuen können, dass Potter von allen Seiten so in die Mangel genommen wurde, aber das wollte er gar nicht. Er wollte Potter fertig machen. Er! Es war ihr kleines Duell, ihr Kampf! Nicht der von irgendwem sonst. Weshalb hatte er denn sonst jedem verschwiegen, wer ihm diesen Schwulenmist eingebrockt hatte? Weil es niemanden etwas anging! „Sir…“, hörte sich Draco urplötzlich selbst sagen. „Bei allem Respekt: Potter ist der letzte Mensch auf der Welt, der Drogen nehmen würde. Es gab vorhin in Verwandlungen einen kleinen... Unfall. Wahrscheinlich ist ihm nicht gut.“ Die Stille, die auf Dracos Worte folgte, war umfassend. Der Erzfeind ergriff für Harry Potter Partei. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. ~*~*~*~ Auch Harry starrte den anderen perplex an. „Bist du krank?“, fragte er, bevor er sich zurückhalten konnte. Was sollte denn das jetzt? Seit wann war Malfoy so… hilfsbereit? Und warum nahm er ihn in Schutz? Warum stellte er sich gegen seinen stillen Gönner? Snape schien ebenfalls gelinde überrascht, allerdings zeigte sich das nur an einer sich hebenden Augenbraue, während im Hintergrund allmählich Gekicher einsetzte. Die Schüler hatten ein neues Gerücht, das sofort die Runde machte und diesmal nicht nur durch die Reihen der Gryffindors: „Malfoys Ziel ist Potter!“ Es war Lavender, die das sagte und zu giggeln begann. „Wie niedlich! Wo Harry ihn doch hasst! Ein Drama!“ Auch Parvati begann verhalten zu lachen. „Vielleicht doch eher eine romantische Schnulze!“ Nach und nach kamen andere Stimmen dazu, die Snape gekonnt ignorierte. Stattdessen begann er zu grinsen, was bei seinen schmalen Lippen regelrecht Furcht erregend aussah. „Wenn du dich so um sein Wohlergehen sorgst, dann hast du doch sicherlich nichts dagegen, ihn zur Krankenstation zu bringen. In diesem Zustand werde ich seine Anwesenheit hier nicht dulden!“ Harrys Kopf fuhr herum. „Was bitte soll ich denn da?“, fragte er aufgebracht. Allmählich begriff er, dass Snape seine Anschuldigung wirklich ernst meinte. „Ich bin nicht krank! Und ich nehme auch keine Drogen!“ Der schwarzhaarige Lehrer blickte ihn abschätzig an. „Welche Seite?“ „Äh…“ Der Junge-der-lebt strauchelte bei dem Versuch, sich daran zu erinnern, was Snape vorhin gesagt hatte. In seinem Kopf herrschte so ein eigenartiger Nebel... „Ich…“ „Malfoy, bring Potter zur Krankenstation und sorg dafür, dass Mme Pomfrey sich um ihn kümmert! Im Übrigen kommt dieser Zustand kaum von einem Unfall.“ „Sir, er…“, erhob Hermione die Stimme, um zu erklären, dass Harry ja schon bei Mme Pomfrey gewesen war, doch Snape unterbrach sie. „Schweig, Granger! Arbeite lieber. Auch die anderen! Nicht so viel reden, mehr arbeiten!“ Er blickte Draco und dann Harry an. „Verschwindet endlich! Worauf wartet ihr?“ Sekundenlang starrte Harry ihn an, dann stand er auf, nahm wortlos seine Sachen und ging. Auf seinem Gesicht ein schmales Lächeln, das vielmehr nach einer Fratze aussah als alles andere. Er wartete nicht auf Draco, der vorher noch seine Bücher zusammenpacken musste, stopfte stattdessen seine Habseligkeiten noch im Gehen in seine Tasche. Was interessierte es ihn, ob die Sachen ordentlich waren. ~*~*~*~ Draco spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg, als er das Lachen und das Getuschel hörte. Sein Blick wanderte durch die Runde und sorgte dafür, dass zumindest die Slytherins stiller wurden. Blaise war der einzige von ihnen, der nichts gesagt hatte. Der Blonde nickte ihm kurz zu und bekam dafür von dem schwarzhaarigen Slytherin die gleiche Geste zurück. Zumindest einer stand wirklich hinter ihm. Stillschweigend nahm der Blonde die Aufforderung von Snape hin, den Gryffindor zu begleiten. Potter stürmte bereits aus dem Raum. Da blieb keine Zeit, seine Bücher ordentlich zu verpacken. Mit einem leisen Seufzer schob er sie einfach in die Tasche und warf sich diese über den Rücken. Hoch erhobenen Hauptes verließ er den Klassenraum. Erst auf dem Gang schloss er wieder zu Potter auf. Er warf ihm einen Seitenblick zu und seine Miene erstarrte. Da war es wieder. Dieses künstliche Lächeln, diese dürftige, freundliche Maske. Seit wann trug der Gryffindor sie? Früher hatte er diese Lebensfreude und diese Hoffnung in Potters Augen sehen können - und ein fröhliches, lebenbejahends Lächeln auf seinen Lippen. Wo war das hin? Verdammt, er wollte den alten Kampfgeist in Potter wiederhaben! Ansonsten... ansonsten verlor er auf einmal etwas, das für ihn selbstverständlich gewesen war! Draco senkte den Blick, starrte auf den Steinfußboden, über den sie schritten. Irgendwie ging im Moment einfach alles kaputt... ~*~*~*~ Stille. Malfoy schwieg, während sie eilig durch die Gänge schritten. Harry war schwindelig. Offensichtlich war der Unfall vorhin doch nicht so unglimpflich abgelaufen, wie Mme Pomfrey glaubte. Unter Drogen! Pah! Und Malfoy glaubte tatsächlich, ihn verteidigen zu müssen! War doch nicht zu fassen! Was war er? Ein Kleinkind mit einer Geistesschwäche? Er taumelte, bekam das aber schnell wieder unter Kontrolle, sein Lächeln wurde etwas breiter, als er bemerkte, dass der Schwindel stärker wurde. Vorhin war es ja in Ordnung gewesen, als er gesessen hatte, aber jetzt… Er sollte langsamer gehen. Gedacht, getan. Harry verlangsamte seinen Schritt erheblich, aber das brachte die Kontrolle nicht zurück. Im Gegenteil. Es verschwamm alles vor seinen Augen. Scheiß Snape! Warum musste er ihn auch wegschicken?! Scheiß Malfoy! Wieso hatte er ihm auch diesen beschissenen Streich spielen müssen? „Bist du nun zufrieden?“, schnappte er und blieb abrupt stehen, um zu kaschieren, dass er nicht mehr weiter kam. Kein Schritt, ohne zu fallen und das wollte er nicht. Nicht vor Malfoy! „Deinetwegen bin ich nicht nur in aller Augen ein Tollpatsch, nein, ich bin auch noch ein Junkie!“ Er funkelte den anderen an, diesmal war das Lächeln gegangen. Er musste sich darauf konzentrieren nicht zu fallen, da konnte er kein bisschen seiner Aufmerksamkeit auf Gleichgültigkeit legen. Dementsprechend heftig waren seine Worte auch hervorgebracht. „Du kannst stolz auf dich sein! Du hast dich grandios gerächt und dir selbst ein Bein gestellt, weil dich jetzt alle für einen Verräter an Voldemort halten! Klasse! Mein Glückwunsch!“ ~*~*~*~ Der Slytherin verlangsamte automatisch seinen Schritt, als Potter langsamer ging. Und plötzlich blieb der Gryffindor stehen. Draco hob den Kopf und blickte den Schwarzhaarigen an. Endlich lag Wut auf seinem Gesicht. Endlich war da etwas anderes als diese beschissene Maske. Endlich. Es kostete ihn unglaubliche Mühe bei Potters Worten nicht zu Boden zu blicken. Verdammtes Gewissen! Sein Blick wanderte über die Schulter seines Gegenübers ins Leere. „Das wollte ich nicht...“, sagte er leise. Es kostete ihn alle Kraft, dem Gryffindor in die Augen zu sehen. „Das wollte ich nie. Rache - ja, verdammt! Du hast keine Vorstellung von dem, was du mir angetan hast! Aber nicht ich mache dich hier fertig - das tun alle anderen! Und ehrlich: Den Mist kann ich mir nicht mehr mit angucken. Ich bin nicht dein Freund, Potter, und das werde ich auch nie sein, aber das...“ Draco schüttelte den Kopf. „Nein. Das will ich nicht. Ich will dich wieder kämpfen sehen. Und nicht mehr diese beschissene Maske mit dem dürftigen Grinsen auf deinem Gesicht. Du bist nicht mehr du selbst!“ Langsam sickerte in seine Gedanken, was Potter als Letztes gesagt hatte. Du hast dich grandios gerächt und dir selbst ein Bein gestellt, weil dich jetzt alle für einen Verräter an Voldemort halten! „Was mich angeht... Ein Schritt mehr in die Hölle - was soll’s?“ Er zuckte mit den Schultern. „Mein Ruf ist eh ruiniert. Etwas mehr, was macht das noch?“ Mehr Verzweiflung klang in seiner Stimme durch, als ihm lieb war. Sein Vater würde durchdrehen, wenn ihm diese Geschichte irgendwie zu Ohren kam. Wahrscheinlich sollte er Weihnachten besser hier bleiben. Sicher war sicher. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, sein Mund stand offen. Was hatte der da gesagt? Hatte er das richtig verstanden? Malfoy versuchte ihm zu helfen, um ihn wieder kämpfen zu sehen? Warum? Davon hatte er doch nichts. Warum wollte er unbedingt jemanden haben, der ihn hasste? Daran war doch keinerlei Logik! Und dann… er klang so… so verdammt hilflos dabei! Vorsichtig machte Harry einen Schritt rückwärts, lehnte sich gegen die Wand, um wenigstens etwas von dem Halt zu finden, der ihm durch Dracos Geständnis abhanden gekommen war. Und durch den Schwindel in seinem Kopf… „Du bist verrückt geworden.“, sagte er leise und überzeugt, konnte es ihm allerdings irgendwie nicht mehr entgegenschleudern, wie er es eigentlich gewollt hatte. „Ich will deine Hilfe nicht! Ich komme alleine klar! Und ich will von deinen Problemen nichts wissen!“ Malfoy sah so klein aus, viel kleiner als sonst. Er wollte nicht damit konfrontiert werden! Er wollte nicht auch noch Malfoys Probleme an der Backe haben! Er wollte ihn nicht so sehen, denn dann würde es ihm mit Sicherheit schwerer fallen, seine Rache zu vollziehen. Mitleid konnte er nicht gebrauchen! „Ich bin noch immer ich selbst! Nur weil ich jetzt nicht mehr so überstürzt handle, bin ich noch lange nicht jemand anderes! Und ich…“ Seine Augen flackerten, so dass er eine Hand an seine Schläfe legte, damit er nicht doch noch umkippte. „… ich… ich mag meine Maske. Keiner hat etwas bemerkt…“ Bis auf dich, doch das sagte er nicht laut. ~*~*~*~ Draco legte den Kopf schräg und betrachte den Gryffindor. Er sah geschlagen aus. So, als wenn man ihm gerade den Boden vollkommen unter den Füßen weggezogen hatte. Und er war blass geworden. An Drogen glaubte der Slytherin immer noch nicht. Aber irgendetwas stimmte wirklich nicht mit dem Schwarzhaarigen... „Ich bin nicht verrückt.“, sagte er ruhig. „Wenigstens noch nicht.“ Er grinste schief. „Im Moment brauchst du meine Hilfe. Wenn dir deine Freunde nicht helfen können, warum nicht dein Feind?“ Er zuckte leicht mit den Achseln. „Verlieren kannst du nichts mehr. Und was meine Probleme angeht: Danke, darum kümmere ich mich selbst.“ In seinen Augen blitzte es auf. „Ich habe meinen Willen zu kämpfen wenigstens noch nicht verloren.“ Er seufzte leise. „Potter, wenn es jemanden gibt, der dich noch besser kennt als deine besten Freunde, dann ist es dein Erzfeind. Wer denn sonst? Wer sonst sollte dir noch genügend Aufmerksamkeit schenken, um deine ganzen verdammten Marotten zu kennen? Keiner. Versteh mich nicht falsch: An meinem Hass auf dich hat sich nichts geändert. Gar nichts. Aber...“ Er brach ab, konnte nicht in Worte fassen, was er sagen wollte. Im Prinzip brauchte er Harry Potter. Das klang komisch und auch in seinen eigenen Gedanken ungewohnt, doch wer war er schon ohne die ständigen Herausforderungen eines Harry Potter? ~*~*~*~ Harry blickte Draco noch einige Sekunden an, dann ließ er sich endgültig schwer gegen die Wand sinken. Malfoy schenkte ihm genug Aufmerksamkeit, um seine Marotten zu kennen? Wer ihn besser kannte, als sein Erzfeind… Malfoy kannte ihn besser als Ron und Hermione? War das so? Er schwieg. Draco hatte es tatsächlich geschafft, dass ihm nichts mehr dazu einfiel. Außerdem war es momentan schwierig, irgendetwas durch den Nebel in seinem Hirn zu bekommen. Dafür schwirrten Dracos Worte dort herum, immer im Kreis, in völlig unberechenbaren Bahnen. Den Mist kann ich mir nicht mehr mit angucken --- nicht mehr diese beschissene Maske mit dem dürftigen Grinsen --- wenigstens noch nicht --- mein Ruf ist eh ruiniert --- du hast keine Vorstellung von dem, was du mir angetan hast! --- wer sonst sollte dir noch genügend Aufmerksamkeit schenken --- wenn es jemanden gibt, der dich noch besser kennt, als deine besten Freunde --- meinen Hass auf dich --- kann ich mir nicht mehr mit angucken --- verlieren kannst du nichts mehr --- und ehrlich --- du bist nicht mehr du selbst --- verdammt --- meine Hilfe --- wollte ich nie --- wenigstens noch nicht --- ich will --- dein Erzfeind --- Ruf --- verlieren --- dich wieder kämpfen sehen --- versteh mich nicht falsch --- mein --- Hass auf dich hat sich --- geändert --- du bist nicht mehr du selbst! Dunkelheit senkte sich über ihn, als sein Geist versuchte, die Nachricht für sich zu entschlüsseln. Malfoy hasste ihn nicht mehr. Deshalb auch der Tonfall. Deshalb die Verteidigung… Malfoy… Ganz langsam, wie in Zeitlupe gaben seine Beine unter seinem Körper nach und er rutschte an der Wand hinunter zur Seite weg. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Now I see the writing on the wall... Paranoia or perception? Put your faith in a liar's hands Wanting to believe his words But never knowing where he stands... There's too many misconceptions In this game of consequence When you're finding that your hero Is just who you're up against… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Hui, Kapitel 3 vollendet. Ich hasse diese Betaleserei! (shi-chan: *grummel*) (abby: *pattpatt* So schlimm isses doch nu auch wieder nicht...) Aber was meint ihr? Gutes Missverständnis? Gute Motive? Hat Snape sich da nicht mal wieder selbst übertroffen? Hat Dray nicht wundervolle Motive? (shi-chan: *lach* *hatdraylieb* *hatsnapelieb* *hatsnapebesondersdannliebwennerharryoderdrayärgert*) (abby: *dummdidumm* *liebtesallezuquälen*) Im Krankenzimmer ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 4: Im Krankenzimmer Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Sonata Arctica - 8th Commandment. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 4: Im Krankenzimmer Ohne nachzudenken griff Draco zu und fing Potter ab. Der schmale Junge lehnte erstaunlich leicht an seiner Schulter. Der warme Körper fühlte sich überraschend angenehm an. Fast schon zu angenehm. „Potter?“ Offenbar war der Gryffindor vollkommen weggetreten. Klasse... Und er stand mit ihm alleine hier auf dem Korridor. Da half alles nichts - ab mit ihm zu Mme Pomfrey in den Krankenflügel. Draco seufzte leise. Nur gut, dass Potter nicht allzu schwer war - und dass sein Vater einen gewissen Wert auf Leibesertüchtigungen legte. Er platzierte den Kopf des Jungen-der-lebt an seiner linken Schulter, schlang den linken Arm um seinen Rücken und hob mit dem rechten seine Beine an. Wunderbar. Wie ein Ritter, der seine Prinzessin trägt , ging es ihm sarkastisch durch den Kopf. Und wenn sie irgendein Schüler sehen würde, dann würde er wahrscheinlich auch genau das denken. Seine Schritte waren weit ausgreifend, als er durch das Schloss eilte. Er wusste ja schließlich auch nicht, was mit Potter war. Und irgendwie... machte er sich halt doch Sorgen. Verdammt! Endlich war er in der Krankenstation. Pomfrey kam ihm auch sofort entgegen geeilt. „Mr Malfoy! Was ist passiert?“ „Er ist umgekippt... Snape hat ihn aus dem Unterricht geschickt, weil er dachte, dass er unter Drogen steht... Und dann, auf dem Weg hierher...“ Draco brach ab. Verdammt, jetzt war er auch noch nervös. „Legen Sie ihn dort ab!“, kommandierte die Krankenhexe und gehorsam legte der Slytherin Potter auf das freie Bett. Die Krankenstation war leer. Noch gab es offenbar nicht viele Verletzungen zu kurieren. Das würde sich im Laufe des Schuljahres noch sehr ändern. Spätestens, wenn die Quidditchsaison begann. „Warten Sie dort vorne.“ Draco nickte nur und trat zurück, während die Medihexe den Vorhang um das Bett zuzog, um sich ungestört ihrem Patienten zu widmen. Klasse. Hier war er jetzt also. Und irgendwie... Ach, er wusste auch nicht. Er trat ans Fenster und starrte hinaus. Die Erstklässler hatten ihre erste Stunde mit den Besen im Innenhof. Er blickte zu ihnen hinunter, ohne sie zu sehen. Unwillkürlich erinnerte er sich an ihre erste Flugstunde... Komisch, an was man in solchen Momenten so dachte. Dann - endlich - nach einer halben Ewigkeit, wie es ihm schien, kam die Medihexe zu ihm. „Mr Potter hat den Heiltrank von heute Morgen offenbar nicht vertragen... Das kann vorkommen. Er muss sich jetzt ausruhen.“ Sie zögerte einen Augenblick. Es war schließlich nur zu bekannt, dass Draco Malfoy und Harry Potter keine Freunde waren. „Wenn Sie möchten, können Sie hier bleiben.“, sagte sie schließlich. „Ich brauche jemanden, der mir Bescheid sagt, wenn sich sein Zustand verändert. Es kann sein, dass es noch... andere Reaktionen gibt. Und ich muss mich um einige Medikamente kümmern...“ Es war ihr sichtlich unangenehm, den Slytherin darum zu bitten. Draco nickte. Einen Augenblick später saß er an Harry Potters Krankenbett. Manche Dinge, die waren einfach zu unglaublich, als dass sie wirklich geschehen konnten - und doch geschahen sie. ~*~*~*~ Es war ganz still in dem Raum, auch als Mme Pomfrey nach ein paar Minuten zurückkam, um zu kontrollieren, dass der Slytherin ihren Patienten noch nicht gekillt hatte. Aber Draco saß ganz friedlich mit einem ungewöhnlich nachdenklichen Gesicht da. Manche Dinge änderten sich halt… Sie ging wieder, gerade rechtzeitig, um nicht mehr mitzubekommen, wie Harry sich sachte bewegte. Seine Augen flatterten, seine Finger zuckten, als er träumte. Seine Lippen zitterten. Dann erklangen die ersten Worte: „Ich werde kämpfen!“ Es klang wie ein Versprechen. „Ich werde kämpfen, damit ich nichts zu verlieren habe! Ich will nicht bereuen! Ich will nicht verlieren!“ Kurzzeitig verzog sich sein Gesicht zu einem irren Grinsen. „Ich werde dich besiegen! Du wirst dafür bezahlen! Ich werde die Welt von deinem widerwärtigen Anblick befreien!“ Ganz klar schnitt die Herausforderung durch die warme Luft des Krankenzimmers. Ganz klar verklang die junge Stimme. ~*~*~*~ Draco sah Potter nachdenklich an. Seltsam, wie ruhig er aussah... So verletzlich... Sahen Menschen immer so aus, wenn sie schliefen? Er bemerkte gar nicht, wie Pomfrey nach ihnen beiden sah und wieder verschwand. Er bekam eigentlich gar nichts mit. Bis der Gryffindor auf einmal im Schlaf sprach. Draco zuckte erschrocken zusammen, als Potters Stimme auf einmal durch den Raum hallte. „Kämpfst du wirklich? Oder träumst du nur?“, fragte er leise. Er wollte glauben, dass der Gryffindor kämpfte. Er wollte es ja wirklich glauben... Dieser Ausruf klang nach einer Herausforderung - an die Dunkelheit und das Böse selbst. Und doch... Draco zweifelte. Eigentlich sollte er ja hoffen, dass Potter nicht wieder auf die Beine kam. Er war doch ein Slytherin. Er war doch ein Malfoy. Er stand doch auf der Seite des Unnennbaren. ...nicht wahr? ~*~*~*~ „Warum sollte ich träumen?“ Die Stimme plötzlich weich, ganz anders als vorher, als Harry, noch immer schlafend, auf Dracos eher unbewusst gestellte Frage antwortete. „Ich werde siegen! Ich werde sie vor dir beschützen! Bevor du noch mehr ins Unglück laufen lässt.“ Er lächelte, drehte sich plötzlich zufrieden auf die Seite, nachdem er dieses Versprechen gemacht hatte, zog die Beine an den Körper, rollte sich ganz klein zusammen. „Ich werde verhindern, dass er deinetwegen traurig ist!“, murmelte er noch, bevor er mit einem einzigen Seufzer in einen echten Schlaf glitt. Nach den letzten beiden durchwachten Nächten hatte er das auch wirklich nötig. ~*~*~*~ Verwirrt runzelte Draco die Stirn. Zum einen hatte Potter auf seine leise Frage geantwortet, doch zum anderen galten die restlichen Worte wohl kaum ihm. Für ihn machten sie keinen Sinn. Aber vielleicht fantasierte der Gryffindor ja auch in einer Art Fieberwahn oder so... Er war kein Arzt, er konnte das schlecht einschätzen. ~*~*~*~ Irgendwas war komisch. Er fühlte sich beobachtet. Er konnte es ganz deutlich spüren. Da war jemand, der ihn nicht aus den Augen ließ. Und zwar im positiven Sinne. Nicht so überbesorgt… nicht so… abgeneigt. Aber irgendwer beobachtete ihn. Wer? Warum? Müde öffnete Harry die Augen, brauchte einige Zeit, bevor er für sich feststellte, dass er wieder sehen konnte. Und er blickte direkt in Malfoys eisgraue Augen. ~*~*~*~ Draco starrte vor sich hin. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt etwas sah. Seine Gedanken flossen durcheinander, ergaben aber keinerlei Sinn. Alles verschwamm, wurde eins... Und es war immer noch Harry Potter, der sein gesamtes Gesichtfeld ausfüllte. Er blinzelte und stellte verblüfft fest, dass ihn Potters grüne Augen fixierten. Stumm erwiderte er den Blick. Keine kalte Maske auf seinem Gesicht, sondern stattdessen noch die Schatten von einer gewissen Besorgnis und Nachdenklichkeit. Keine Masken, kein Verstecken, so wie sich der Gryffindor auch gerade nicht vor ihm hatte verstecken können. ~*~*~*~ Schweigend hielt Harry den Blick, stellte stumm die Frage, warum er überhaupt hier war. Warum Malfoy hier an seinem Bett saß. Und warum er so seltsam dreinschaute. Er hatte sich noch immer nicht bewegt, lag immer noch in der eingerollten Pose da, und auch sein Gesicht war offen, nur die Frage war darin zu lesen. ~*~*~*~ Es war seltsam, den Gryffindor so unverhohlen und direkt anzusehen. Es fühlte sich... gut an. Seltsam gut. Ein winziges bisschen runzelte Draco die Stirn. Was hielt ihn denn noch hier? Potter war wach, es ging ihm offenbar gut. Wahrscheinlich sollte er jetzt die Medihexe herholen, damit sie Potter noch einmal durchchecken konnte... Und dennoch... Er bewegte sich nicht. „Wie... fühlst du dich?“, fragte er schließlich schleppend. Die Frage kam nur zögernd über seine Lippen. Wahrscheinlich war es das dämlichste, was er überhaupt fragen konnte. Seit wann sprachen Potter und er schließlich darüber, wie sie sich fühlten? Dämliche Frage. ~*~*~*~ Harry staunte. Er hatte seine Frage tatsächlich beantwortet. Einfach so. Ohne sich zu zieren, zu echauffieren oder zu verstecken. Was sollte er davon halten? Und wie sollte er die Frage beantworten. Genauso ruhig wie Malfoy? Sollte er sich abwenden, wie es ihm die Gewohnheit gebot? Sollte er sich über ihn lustig machen? Irgendwie wusste er es nicht. Leise seufzte er schließlich, schloss für Sekunden die Augen, um in sich hineinzuhorchen. Wie fühlte er sich? „Schwer… müde…“, murmelte er schließlich. „Eigentlich ganz gut.“ Sein Geist hatte also beschlossen, ihn nicht zu vergraulen. Auch gut. Irgendwie war die Nähe des anderen ja auch ganz angenehm. Ein bisschen zumindest. Er wollte das noch ein bisschen ausnutzen. Als er die Augen wieder öffnete, glommen sie still, vermittelten das Gefühl von Geborgenheit an den Auslöser. Warum er wollte, dass Malfoy davon wusste? Er konnte es nicht sagen, aber vorhin… gestern? Er hatte das Gefühl gehabt, der andere wäre einsam. Malfoy tat ihm leid. Er wollte sich bei ihm entschuldigen dafür, was er getan hatte, wollte es aber nicht sagen. Das hier… musste reichen, selbst auf die Gefahr hin, dass der Blonde es nicht verstand. ~*~*~*~ Potters Antwort war auf eine seltsame Art beruhigend. Draco wusste nicht wieso. Verdammt, er wusste im Moment doch gar nichts mehr! Er tat Dinge, die er sonst niemals getan hatte. Er dachte Dinge, die er sonst niemals gedacht hatte... Er... Drachenmist. Draco schenkte Harry ein schiefes Lächeln, als dieser die Augen erneut öffnete. Irgendwie fühlte es sich gerade an, als wenn sie tatsächlich Waffenstillstand geschlossen hatten. Und als wenn sich Harry gerade entschuldigt hatte. Moment mal - Harry? Bei Merlin, das wurde ja immer schöner. Wahrscheinlich war jetzt wirklich der Zeitpunkt gekommen, um Pomfrey Bescheid zu geben, aber er wollte sich gar nicht bewegen. Irgendwie scheute sich der Blonde davor, diesen Moment zu zerstören, diese seltsame Stimmung zu zerreißen, die zwischen ihnen herrschte. Was, wenn es nie wieder so war? Und wie sollte es - verdammt noch mal - weitergehen? ~*~*~*~ Zaghaft erwiderte Harry dieses Lächeln. Sah aus, als wäre ihm vergeben worden. Das war irgendwie ein schönes Gefühl. Er hatte gar nicht gewusst, dass es ihn so belastet hatte, was er getan hatte. Jetzt wusste er es und er wusste, wie sehr es ihn erleichterte, sein Gewissen zu bereinigen. Seufzend schloss er die Augen, doch das Lächeln blieb. „Bleibst du da?“, fragte er leise. Er konnte nicht sagen, warum er plötzlich Angst hatte, dass Malfoy gehen könnte, aber er wollte sicher gehen… ~*~*~*~ Dracos Augen weiteten sich überrascht. Diese Frage hatte er niemals erwartet. Die stumme Akzeptanz seiner Anwesenheit war schon weit mehr, als er jemals erwartet hätte. Sehr viel mehr! Doch wenn Harry es wirklich wollte... Langsam nickte er. „Wenn du es möchtest, ja.“ Sein Lächeln wurde ein wenig breiter, aufrichtiger. Seltsam unsicher geworden blickte er auf seine Hände, die wohl schon seit geraumer Zeit seinen Umhang kneteten. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Irgendwie schienen Worte seltsam überflüssig zu sein. Abrupt blickte er wieder auf und in diese strahlend grünen Augen. ~*~*~*~ Es freute ihn. Es freute ihn wirklich. Mit einem wohligen Seufzen kuschelte er sich tiefer in die Kissen. Malfoy würde nicht gehen… Nein, Draco würde nicht gehen. So klang das richtiger… Und dann flog plötzlich die Türe auf und zwei abgehetzt wirkende Gestalten stürmten herein. Ron und Hermione. Die Besorgnis in ihren Gesichtern war greifbar. Kurz erstarrten sie, als sie Draco erblickten, dann verengten sich plötzlich Hermiones Augen. „Ach deshalb warst du nicht bei Arithmantik!“, schnappte sie. „Was tust du überhaupt hier?“, griff Ron den Gedanken nahtlos auf. Harry rührte sich nicht. Die Störung war so heftig… Sie hatten die ganze Stimmung zerstört. Komplett. Und irgendwie hatte Harry das dumme Gefühl, etwas verloren zu haben. Etwas ungeheuer Wertvolles, auch wenn er es nicht einzuordnen wusste. Und er machte seine Freunde dafür verantwortlich. Enttäuscht vergrub er sich noch etwas tiefer in den Decken, das Lächeln von vorhin war endgültig gegangen. ~*~*~*~ Die ruhige, entspannte Atmosphäre wurde zerrissen, als Granger und Weasley in den Krankenflügel gestürzt kamen. Es überraschte Draco weniger, dass es die beiden waren. Das Trio war schließlich fast nie getrennt. Das Lächeln auf dem Gesicht des Slytherins verschwand. Draco zog leicht eine Augenbraue hoch. Arithmantik war schon vorbei? Dann war es längst Nachmittag! Er hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit verflogen war. „Nach was sieht das wohl aus, Weasley, hm?“ Der Slytherin schnitt eine leichte Grimasse. „Ich sitze hier und passe auf euren Freund auf.“ Etwas von dem alten Tonfall war in seine Stimme zurückgekehrt, doch nicht ganz. Etwas anderes hatte sich noch dabei gemischt. Ein wärmerer, sanfterer Klang. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte nicht vor, jetzt zu gehen, mochten die beiden auch noch so einen Aufstand oder etwas Ähnliches veranstalten. Er hatte gesagt, dass er blieb, und ein Malfoy stand zu seinem Wort. Da musste Harry schon sagen, dass er gehen sollte. Außerdem hatte er das Gefühl, dass ihm etwas durch die Finger glitt. Und dieses Etwas wollte er um jeden Preis festhalten. ~*~*~*~ Ron starrte den Slytherin mit offenem Mund an. Machte ihn dann zu und wieder auf, aber es kam nichts dabei heraus. Hermione musste helfen. „Und warum solltest du das tun? Aus Nächstenliebe oder ist was dran an dem, was sie in Zaubertränke gesagt haben?“ Sie klang böse und Harry fühlte sich unangenehm an eine Hündin erinnert, die ihren Welpen verteidigte. Wirkte er wirklich so hilfebedürftig? ~*~*~*~ „Fängst du Fliegen, Weasley?“ Draco konnte sich diese spitze Bemerkung schwerlich verkneifen. Zu verlockend war diese seltsame Hilflosigkeit. Bei Merlin, in mancher Hinsicht war das Wiesel wirklich ein Depp. Draco legte den Kopf schräg und blickte Granger herausfordernd an. „Nur, wenn etwas dran ist, dass Harry Potter ein Mörder ist. Außerdem solltest gerade du nach der Geschichte mit dem Tagespropheten letztes Jahr vorsichtig mit dem sein, was so geredet wird.“ Der Slytherin griff hemmungslos in seine Trickkiste. Bitte, wenn sie die Auseinandersetzung wollte - schön. Er hatte immer ein Auge auf das Trio gehabt und entsprechend sehr viel mehr mitbekommen, als sie wahrscheinlich überhaupt geahnt hatten. ~*~*~*~ „Harry ist kein Mörder!“, giftete sie. „Nie und nimmer! Das müsstest du doch eigentlich wissen, so als Möchtegerntodesser! Schließlich war dein Vater dabei, als sie Cedric umgebracht haben! Harry ist nur ein Opfer, das zufällig mit reingeraten ist!“ Schön, das mal zu hören , dachte der Schwarzhaarige säuerlich. Ein Opfer also. Warum waren die sich eigentlich so sicher, dass er schlief, dass sie hier so offen über ihn palaverten als wäre er ein Pferd, das zum Verkauf stand. „Zufällig, ja?“, murmelte er leise, so dass Hermione erschrocken zu ihm sah und Ron sofort zu ihm lief. „Sehr zufällig.“ Seine Stimmung war auf einem Tiefpunkt. Warum machten die beiden hier so einen Stress? „Nach monatelanger Planung war es natürlich ein grandioser Zufall, dass ausgerechnet der dumme Harry Potter tatsächlich in die Falle ging.“ „Harry, ich… Das meinte ich doch nicht so und das weißt du auch!“, verteidigte sich das Mädchen und bewirkte damit, dass der Schwarzhaarige sich noch ein wenig tiefer in die Kissen wühlte. „Ja, ich weiß.“, murmelte er leise und Ron und Hermione warfen sich einen Blick zu. „Was hast du zu ihm gesagt?“, fragte Ron tonlos an Draco gewand. „So war er schon lange nicht mehr!“ Er dachte gar nicht daran, dass er der Grund sein konnte. Warum auch? Für ihn war jetzt schon klar, dass Malfoy der Schuldige war. Es war schließlich nie anders gewesen. ~*~*~*~ Draco seufzte demonstrativ. „Und was bedeutet das dann im Umkehrschluss?“ Er fand es recht interessant doch einmal zu hören, was dort geschehen war. Sein Vater hatte sich ausgeschwiegen. Und wenn Harry wirklich in eine lang geplante Falle gelaufen war und danach lebend zurückgekehrt war, dann war das keine ruhmreiche Rückkehr des Dunklen Lords gewesen. Das erleichterte Draco auf eine undefinierbare Art und Weise. Er blickte zu dem Schwarzhaarigen hinüber. Es war seltsam, ihn so zu sehen. Verdammt, und es war seltsam hier zu sitzen und sich eine verbale Schlacht mit den besten Freunden des Gryffindorgoldjungen zu liefern, nur um weiter hier bleiben zu können. Er hätte ihm gerne etwas gesagt, doch er wusste nicht was. Ihm fehlten, was Harry betraf, schlichtweg die Worte. „Ich habe das gesagt, was ein Freund ihm hätte sagen sollen.“ Der Slytherin funkelte den rothaarigen Gryffindor wütend an. „Abgesehen davon - packt euch mal an die eigene Nase. Ausnahmsweise wasche ich meine Hände in Unschuld. Stellt euch vor - so etwas kann sogar ein böser Slytherin.“ Seine vorher recht lässige Körperhaltung spannte sich langsam an. Die beiden konnten einen ja wirklich wahnsinnig machen. Besorgnis war ja nett, aber man konnte es auch übertreiben. ~*~*~*~ „Was ein Freund…“ Hermione war entsetzt. „Harry! Jetzt sag doch auch mal was!“ „Was hat Malfoy mit dir gemacht?“ Ron war ganz aufgeregt. Als der Junge-der-lebt sich schließlich aufsetzte, lag auf seinen Lippen wieder das abweisende Lächeln, das er allen entgegenbrachte. „Malfoy war so freundlich und hat darauf geachtet, dass mir nichts passiert. Und gesagt hat er im Grunde nicht viel. Gemacht hat er noch viel weniger.“ Es war doch mal interessant zu erfahren, wie es sich anfühlte, seinen Erzfeind zu verteidigen. Komisch, irgendwie… „Im Grunde seid ihr es, die die Stimmung hier verderben.“ Sein Lächeln wurde eine Spur weicher, als er die entsetzten Gesichter der beiden sah. „Hey, jetzt seid nicht so entsetzt. Was ist so schlimm daran?“ „Er… er ist ein Todesser!“, antwortete Ron entschlossen. „Und er hat dir heute Morgen noch eine gemeine Falle gestellt!“ „Genau, Parvati hat gesehen, wie er deine Schnürsenkel…“ „Aber das weiß ich doch.“, grinste Harry. „Aber das war okay. Er hat sich nur revanchiert für etwas, was ich besser nie hätte tun sollen, denn das ist nicht so einfach rückgängig zu machen wie eine Beule…“ Er verstummte und auch Hermione und Ron antworteten nicht mehr. Ron legte lediglich einen Arm um Harrys Schulter, setzte sich zu ihm aufs Bett. Irgendwann meinte Hermione: „Sollen wir vielleicht wieder gehen?“ Harry zuckte mit den Schultern. Es war die ehrlichste Antwort, die er geben konnte. Er wusste nicht, ob es ihm lieber war, dass sie gingen, oder ob er wollte, dass sie blieben. Aber gleichzeitig… „Ich bin müde.“ Das war die volle Wahrheit. ~*~*~*~ Draco lauschte dem Wortwechsel zwischen Harry, Granger und Weasley. Er blieb still. Nur an einer Stelle maulte er leise: „Ist er nicht.“ Bezogen auf das Todessersein. War er auch nicht. Es fühlte sich ungewohnt an, von Harry Potter verteidigt zu werden. Und es war - wieder einmal - vollkommen unerwartet. Und zugleich räumte Harry noch einmal ein, einen dicken Fehler gemacht zu haben. Draco war sprachlos. Wirklich und wahrhaftig sprachlos. Nur gut, dass er sich aufgrund der Anwesenheit der beiden zusätzlichen Gryffindors zusammenriss und diese Sprachlosigkeit nicht allzu offen zeigte. Er war doch nicht verrückt und gab sich vor den beiden eine Blöße. Wenn Harry müde war - wonach er wirklich aussah -, dann sollten sie wohl alle besser gehen. Doch ehe Draco eine Chance hatte, aufzustehen, schneite Madam Pomfrey in die illustre Runde. Sie warf nur einen kurzen Blick auf ihren Patienten, dann sah sie seine drei Gäste an. „Miss Granger, Mr Weasley, Mr Malfoy, ich bitte Sie zu gehen. Mr Potter braucht Ruhe. Und solange er nicht ausdrücklich darauf besteht, dass irgendjemand von Ihnen ihm Gesellschaft leistet, verlassen Sie bitte den Krankenflügel.“ Draco stand langsam auf. Natürlich würde er gehen. Was zwischen ihnen geschah, wenn sie alleine waren, das war eine Sache. Eine Parteinahme vor seinen Freunden würde er niemals von Harry erwarten. Wofür auch? Er hatte doch letztlich nichts getan. Nicht viel. Und zugleich... sehr viel. Er hatte wirklich und wahrhaftig aufgehört, den Gryffindor zu hassen. Diese Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht, ließ ihn in der Bewegung innehalten und sich zu Harry umwenden. Ja, wirklich. Kein Hass mehr! Nachdenklich sah er den Schwarzhaarigen an. Warum? ~*~*~*~ Harry blickte sie alle nacheinander an, doch im Grunde wollte er nicht, dass irgendeiner blieb. Er war… verwirrt. Malfoys Blick, seine Augen. Irritiert, nachdenklich. Anders als früher. Ron und Hermiones Gesichter waren ebenfalls verwirrt, doch sie sahen zwischen Gryffindor und Slytherin hin und her. Sie hatten hier definitiv etwas verpasst. Die Stimmung zwischen diesen beiden hatte sich geändert. Von dem ehemaligen Hass war nichts mehr zu spüren oder zu sehen, aber ansonsten… Sie waren nicht unbedingt freundschaftlich, eher… friedlich? Das braunhaarige Mädchen nickte langsam, lächelte dann. „Ich denke, es ist besser, wenn wir jetzt tatsächlich gehen.“, sagte sie, nahm Ron am Arm und zog ihn mit sich. Der Rotschopf nickte nur und so wünschten sie Harry noch eine gute Nacht und gute Besserung. Harry blieb. Draco blieb. Mme Pomfrey blieb. Und keiner sagte ein Wort. Selbst die Medihexe spürte, dass sich hier etwas geändert hatte. Und wenn sie ehrlich war, wollte sie das nicht stören. Allerdings… Harry sah wirklich schlimm aus. Er sollte dringend schlafen. Und trotzdem schwieg sie, beobachtete nur still, wie die beiden sich musterten. ~*~*~*~ Draco nahm am Rande war, wie Granger und Weasley gingen. Er sah noch immer Harry an und versuchte zu begreifen, was eigentlich gerade geschah. Er hatte absolut keinen blassen Schimmer. Eigentlich wollte er nicht gehen. Ihn scheute davor, diese Tür zu durchschreiten. Er ahnte, was ihn dort draußen erwarten würde. Wieder Gerüchte. Wieder hochschlagende Wellen, von denen er nicht wusste, ob er - gemeinsam mit Blaise - in der Lage sein würde, sie zu glätten. Und wie gesagt, solange Harry ihn nicht rausjagte... Kurz entschlossen ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen und blickte den Gryffindor fragend an. Pomfrey nickte nur knapp. „Und schlafen Sie, Mr Potter.“ Damit war sie auch schon wieder verschwunden. Noch immer stand der fragende Ausdruck in Dracos Augen. Es war ein stummes Wenn du willst, gehe ich. Aber solange du nichts sagst, bleibe ich. ~*~*~*~ Harry sagte nichts, nickte nur, auch wenn er wirklich nicht wusste, warum er das tat. Er ließ sich zurückfallen und schloss die Augen. Was war bloß los mit ihm? Hatte Snape Recht und er stand unter Drogen? Ein leises Lachen entfleuchte seiner Kehle. „Was ist hier eigentlich grade los?“, fragte er fast genauso leise. „Ich fühle mich wie im falschen Film.“ ~*~*~*~ „Dann sind wir schon mal zwei.“, erwiderte Draco mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. „Vielleicht ist das so eine Art Euphorie nach dem ersten Waffenstillstand...“ Er zuckte mit den Schultern. Dann lehnte er sich vor, verschränkte die Arme auf dem Bett und legte den Kopf darauf. Schräg von unten herauf blinzelte er Harry an. ~*~*~*~ Was war denn das für eine Anwandlung? Stand der Slytherin vielleicht auch unter Drogen? Wie er? Träumte er vielleicht einfach nur? Er lachte. Süßes Bild irgendwie. Er stockte, seine Augen wurden groß, als ihm klar wurde, was er da gerade gedacht hatte. Süß? „Urg!“, begann er zu lachen und zog die Bettdecke über den Kopf. „Ich hab nur noch rosa Zuckerwatte im Kopf!“, schimpfte er mit sich selbst. ~*~*~*~ Draco lachte bei Harrys Verhalten auf. Ein nahezu ungewohnter Laut - in letzter Zeit hatte er nicht gerade viel gelacht. Während sich der Gryffindor die Decke über den Kopf zog, fand sich Draco ebenfalls darunter wieder. Er grinste zu dem Schwarzhaarigen in dem Dämmerschein unter der Decke empor. „Rosa Zuckerwatte?“ Die Belustigung stand breit auf seinem Gesicht. Wahrscheinlich war diese plötzliche Ausgelassenheit einfach die Folge der Anspannung in der letzten Zeit. Plötzlich hatte er eine Idee. „Moment.“ Er zog den Kopf unter der Decke hervor und kramte seinen Zauberstab aus der Tasche. Dann kam der schwierige Teil: Er suchte in seinem Gedächtnis nach dem Zauberspruch. Ironischerweise gehörte Zuckerwatte zu den ersten Tricks in dem kleinen Zaubertaschenbuch. Einen Augenblick später hielt er Harry - unter der Decke - eine dicke rosafarbene Zuckerwatte am Stil entgegen. „Besser im Mund als im Kopf.“ Er lachte. Und es war ein herzliches Lachen. ~*~*~*~ Mit offenem Mund starrte der Schwarzhaarige den anderen durch das Halbdunkel an. Er war tatsächlich sprachlos. Was war denn jetzt kaputt? Draco Malfoy verhielt sich wie ein ganz normaler Junge? Und er lachte? Ganz normal? Nicht fies oder gezwungen? Harry stellte für sich fest, dass ihm das Geräusch gefiel. Und bevor er sich versah, überlegte er auch schon, wie er es schaffen konnte, dass er es noch einmal hören würde. Er lächelte, als er die Decke vorsichtig zur Seite schob und zaghaft die Finger ausstreckte. „Ich darf doch?“, fragte er vorsichtig, fragte sich im nächsten Moment, was er überhaupt hier tat. Die Antwort kam nicht mal einen Wimpernschlag später. Er wollte dieses zarte Band nicht noch einmal gefährden. Also verhielt er sich behutsam… war doch ganz normal. Oder nicht? ~*~*~*~ „Natürlich.“ Dracos Lächeln wurde noch breiter. „Was meinst du, wofür ich die gezaubert habe?“ Gekünstelt zog er eine Augenbraue hoch. Er wusste nicht, woher diese Ausgelassenheit auf einmal kam. Aber das war doch letztlich auch egal. Er wusste, dass es nur ein Moment war. Und diesen würde er auskosten. Denn dieser Augenblick schmeckte unheimlich süß. Wie Zuckerwatte. ~*~*~*~ Ganz vorsichtig nahm der Gryffindor etwas von dem rosa Zucker und steckte es sich in den Mund. Süß. Wie nicht anders zu erwarten. Wie Draco vorhin! Er musste lachen, als der Gedanke wiederkam. Rosa Zuckerwatte im Hirn, Mund und bald auch im Bauch… Mit einem frechen Funkeln in den Augen nahm er noch ein bisschen und atmete es ein. Jetzt war er dran. Was zu trinken. Das konnte doch jeder! Er griff in seinen Ärmel und zog seinen Zauberstab heraus. Was passte zu Zuckerwatte? Tee? Wasser? Milch? Limo? „Äh… Was willst du denn trinken?“, fragte er. „Wenn ich schon dabei bin, dann wenigstens auch etwas, was beide mögen.“ ~*~*~*~ Mit leicht schräg gelegtem Kopf beobachtete Draco den Gryffindor. Das alles wirkte so unwirklich... So, als wenn er gleich aufwachen und feststellen würde, dass er das alles nur geträumt hatte. Ja, es war ganz sicher nur ein Traum. Nichts weiter... So etwas geschah einfach nicht in der Wirklichkeit. Genauso wenig, wie du ihn in die Krankenstation bringst oder seine Partei ergreifst, nicht wahr? Einen winzigen Augenblick schloss er die Augen, musste an seinen Vater denken. Er war tot, wenn Lucius Malfoy jemals davon Wind bekommen würde, dass... Ja, was eigentlich? Harrys Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Draco blickte den Gryffindor ein wenig verwirrt an. Noch ein Hauch von Melancholie hing in seinen Augen. „Zitronenlimonade.“, erwiderte er und schaute dann zu, wie der Schwarzhaarige zauberte. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige nickte bestätigend, dann bewegte er leicht die Lippen, ohne wirklich zu sprechen. Es war nur ein Versuch, ein Tipp von Bill, den er ausprobieren wollte. Eine Vorstufe der Stummmagie, die er unbedingt lernen wollte. Und er hatte sich fest vorgenommen, dass er es immer tun würde, wenn er zauberte. Es funktionierte. Zwei Flaschen erschienen aus dem Nichts und fielen auf die zerknüllte Bettdecke. Harry angelte danach und hielt Draco eine hin. Doch bevor er sie ihm endgültig reichte, hielt er kurz inne. „Ist alles in Ordnung? Du siehst so…“ Er verstummte. Was war denn jetzt los? Wo war das Leuchten in diesen grauen Augen geblieben? ~*~*~*~ Es gelang wirklich, wie Draco feststellte. Und das sogar, ohne den Zauber laut zu sprechen. Der Slytherin musste zugeben, dass er beeindruckt war. Doch bevor Harry ihm die eine Flasche reichte, stockte er mitten in der Bewegung. Es war ihm aufgefallen. Bemerkenswert, wie aufmerksam dieser Junge war. „Ich...“ Draco sah zum Fenster hin, wich dem Blick dieser intensiven Augen aus. „...habe nur an etwas denken müssen. Nichts weiter.“ Ja, nichts weiter. Es war nur sein Vater gewesen, der ihm wieder durch den Kopf gespukt war. So, wie es schon immer gewesen war. Nichts weiter. Er lächelte Harry an. „Manche Schatten lassen sich eben nicht dauerhaft vertreiben. Aber wenigstens für einen Moment...“ Etwas Bittendes lag in seinen Augen. ~*~*~*~ Sekundenlang musterte er den anderen, gab ihm dann die Flasche, beobachtete wie er sie öffnete, bevor er meinte, lange genug gewartet zu haben. „Du willst nicht darüber reden, nicht wahr?“, fragte er. Es klang nicht mitleidig, nicht fordernd, nicht bewertend, nur sachlich. ~*~*~*~ Draco nahm die Limonade aus Harrys Hand und öffnete die Flasche. Dann trank er einige Schlucke, zögerte seine Antwort heraus. „Wirklich gut.“ Er nickte anerkennend und drehte die Flasche in seinen Händen. „Nein, ich will wirklich nicht darüber reden. Manche Dinge werden dadurch nicht besser. Sie drängen sich dann nur einfach noch mehr auf...“ Er brach ab. „Aber lassen wir das.“ Sein Lächeln war etwas schief, aber es war immerhin ein Lächeln. ~*~*~*~ Kurz überlegte Harry. Er fand es nicht gut, wenn jemand über Probleme nicht sprechen konnte. Es belastete die Seele. Andererseits… was hatte er denn Zeit seines Lebens getan? Er hatte nie über Probleme gesprochen. Niemals freiwillig. Er grinste, hob dann seine Flasche. „Auf den Waffenstillstand!“ Doch bevor er trank, hielt er noch einmal inne. „Oder ist der nur für heute?“ Im nächsten Moment war ihm die Antwort schon nicht mehr wichtig. Er würde es zwar bedauern, aber er würde dankbar sein, einmal hinter die Kulissen von Draco Malfoys Fassade geschaut zu haben. Das war viel wert. Vielleicht konnte er ihn nun mit anderen Augen sehen. Und vielleicht würde dann auch das Projekt mit dem Trank nicht so schlimm, wie er gedacht hatte. ~*~*~*~ „Auf den Waffenstillstand!“ Draco hob seine Flasche ebenfalls. Er war froh, dass Harry nicht weiter nachgefragt hatte. Fragen konnte er wirklich nicht gebrauchen. Und wenn er reden wollte – dann würde er das schon von selbst tun. „Ich weiß es nicht.“, antwortete er ehrlich auf die Frage des Gryffindors. „Aber ich schätze, wir haben es in der Hand.“ Das war es wohl auch. Sie hatten es in der Hand, sie hatten die Wahl. Sie hatten sie immer gehabt. Nur manchmal musste eben eine ganze Wagenladung voller Katastrophen hereinbrechen, damit sie diese auch wahrnahmen. ~*~*~*~ Harry grinste, dann hob er die Flasche endgültig an die Lippen. Malfoy hatte Recht. Woher sollten sie schon wissen, wie sich ihr etwas kaputtes Verhältnis entwickeln würde? Sie mussten abwarten und das Beste draus machen. „Sagen Sie mal.“, durchbrach da Mme Pomfreys Stimme die traute Zweisamkeit. „Hatte ich nicht gesagt, Sie sollen schlafen?“ Leicht entrüstet, dass man ihre Anweisung dermaßen frech ignorierte, stemmte sie die Hände in die Seiten. „Mr Malfoy. Es freut mich ja, dass Sie beide Frieden geschlossen haben, aber wenn das bedeutet, dass Sie meinen Patienten von der Genesung abhalten, dann müssen Sie gehen.“ Ihre Stimme klang überhaupt nicht verwundert, dabei drückten ihre Augen hinter der Strenge eine gewisse Verwirrung aus. Der Schwarzhaarige blickte sie an. „Ich bin nicht müde!“, sagte er vorwurfsvoll, doch das wurde rigoros abgeschmettert. „Es ist eh schon viertel vor zehn. Mr Malfoy muss jetzt in seinen Gemeinschaftsraum und Sie werden jetzt schlafen!“ Mme Pomfrey sah wirklich überzeugend aus. „Im Übrigen habe ich hier Hausaufgaben für Sie beide. Professor Snape hat sie abgegeben, damit Sie nicht aus der Übung kommen.“ Sie reichte jedem von ihnen einen ganzen Stapel Papier. „Er erwartet es zur nächsten Stunde vollständig bearbeitet.“ Harry stöhnte, als er die Seiten durchblätterte. Das war ja ganz toll. Snape hasste ihn wirklich. Und Malfoy offenbar auch… Warum sollte er ihn sonst auch so mit Arbeit zuknallen? Andererseits war es nach der Sache heute Vormittag ja auch nicht verwunderlich, immerhin hatte Malfoy Partei für den Menschen ergriffen, den er am wenigsten leiden konnte. ~*~*~*~ Dracos Miene wurde eisern, als Pomfrey sie unterbrach. Eigentlich war das absehbar gewesen... Natürlich ließ die Medihexe ihre Schützlinge niemals unbeaufsichtigt. Es war zwar nett, dass Harry sich gegen sie zur Wehr setzte, doch das war müßig. Sollte der Schwarzhaarige eigentlich wissen. „Viertel vor zehn?“ Draco entfuhr diese Bemerkung äußerst verblüfft. War es wirklich schon so spät? Natürlich, sonst hätte die Krankenhexe das ja niemals behauptet. Seltsam, wie die Zeit so hatte verfliegen können... Die Hausaufgaben nahm der Slytherin wieder mit einigermaßen gefasster Miene entgegen. Natürlich hatte Snape sie nicht davonkommen lassen. Und eine gewisse Sonderarbeit war für seine Dreistigkeit im heutigen Unterricht garantiert dabei. Doch das bereute Draco kein bisschen. Er überflog einige der Zettel. Schaffbar. Recht viel Schreibarbeit, aber nichts, was bis zum nächsten Donnerstag unlösbar war. Außerdem waren es Zaubertränke – und damit befasste er sich nun einmal gerne. Bei Harrys Aufstöhnen blickte er hoch. Und dann erinnerte er sich daran, wie der Gryffindor zu Zaubertränken stand. Irgendwie ahnte Draco, dass er ihm noch unter die Arme greifen würde... „Mr Malfoy.“ Draco stand auf und kam der unausgesprochenen Aufforderung der Hexe nach. „Aye, Ma’m.“ Sie lächelte knapp und verschwand dann wieder in ihrem kleinen Zimmer. Zumindest besaß sie offenbar genug Takt, um die Verabschiedung der beiden Möglicherweise-Ex-Erzfeinde nicht zu stören. „Also dann...“ Draco blickte den Gryffindor unschlüssig an. „Wir sehen uns morgen im Unterricht. Und morgen Nachmittag nach Pflege magischer Geschöpfe in der Bibliothek. Wegen unserer Aufgabe.“ Er wandte sich ab und ging Richtung Tür. Mitten in der Bewegung hielt er noch einmal inne. „Das hier sollte unter uns bleiben, Potter.“ Er stockte und fügte dann hinzu: „Und ich rate dir, meine Worte dort draußen, vor den anderen, nicht unbedingt auf die Goldwaage zu legen.“ Bei den letzten Worten blickte er über die Schulter zu dem Schwarzhaarigen zurück. ~*~*~*~ Dracos Worte ließen ihn von seinen Aufgaben aufsehen. Sie klangen anders als noch gerade, kälter, nicht so frei… Nur der letzte Satz… war irgendwie anders… Es klang fast wie ein Versprechen. Ein Versprechen, dass es schwer werden würde… Aber war das nicht klar? Er nickte leicht zur Bestätigung Malfoys. Es war klar, dass der Blonde seinen Ruf nicht weiter schädigen wollte, und wenn er sich mit dem Feind versöhnte, kam dies Verrat doch recht nahe. „Mach dir keine Sorgen.“ Ein weiches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Auch wenn es ihm ziemlich egal war, was die anderen von ihm hielten, als Todesser wollte er nicht gelten; das würde sich mit seinen Gefühlen nicht vereinbaren lassen, wo er sich doch geschworen hatte, jede dieser abartigen Gestalten eigenhändig umzubringen. Nein, er würde nichts sagen, wahrscheinlich würde er Malfoy im Unterricht und auf den Gängen einfach ignorieren, wie er es seit Schulbeginn die ganze Zeit schon tat. Die Türe fiel ins Schloss und Harry schreckte aus seinen Gedanken auf. Malfoy war gegangen. Schade. Er lehnte sich zurück, legte die Hausaufgaben einfach neben sein Bett auf den Stuhl, auf dem er bis eben noch gesessen hatte. Mit leerem Blick starrte er auf das Holzding. Was war eben nur geschehen? Malfoy und er hatten einen ganzen Tag zusammen verbracht und das einzige, was passiert war: Sie hatten Frieden geschlossen… Ganz entgegen seinem Plan. Was hatte das zu bedeuten? War es ein Trick des Slytherin, um ihn einzuwickeln? Irgendwie glaubte er nicht daran. Es war ein anderes Gefühl gewesen. Ruhe, Frieden, Übereinstimmung… Er schloss die Augen. Hatte er sich nicht vorgenommen, Malfoy Junior für das büßen zu lassen, was die Todesser unter Voldemort ihm angetan hatten? Was hatte ihn daran gehindert, genau das heute zu tun? Was hatte ihn dazu bewogen, ihn stattdessen zu verteidigen? Nach seinem Angriff in Verwandlung noch schwerer zu verstehen… Hermione und Ron waren regelrecht geschockt gewesen. Aber trotzdem… Wenn er in sich horchte, war von der Wut und dem Hass gegenüber Malfoy nichts übrig geblieben. Es war nur noch Verwirrung da. Verwirrung und die Gewissheit, dass sich etwas geändert hatte. Er konnte nur nicht sagen, was genau das bedeutete. Leise rollte er sich auf die Seite, betrachtete die Zuckerwatte die auf dem Tisch vor sich hinschmolz… Vergangenes von Malfoy. Sein Geschenk an ihn. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er an das Bild dachte, dass sich ihm geboten hatte, als Malfoy ihn da unter seiner Decke angegrinst hatte. Niedlich war das gewesen. Absolut. Wie konnte es sein, dass er dieses freche Grinsen noch nicht gekannt hatte? Immerhin kannten sie sich schon mehr als vier Jahre. Aber woher sollte er es denn auch kennen? Malfoy war ein Todesser. Er hatte einen Ruf zu verteidigen. Da passte dieses Frecher-Junge-Image überhaupt nicht. Nur schien er das nicht unbedingt freiwillig zu tun… oder vielleicht auch doch, aber dann würde diese Offenheit heute Nachmittag nicht mehr passen… Etwas anderes kam ihm in den Sinn: Ob es das war, was der Hut damals gemeint hatte, als er sein Haus ausgewählt hat? Immerhin wollte der ihn nach Slytherin stecken, weil er dort angeblich Großes vollbringen könnte. Hatte er damit gemeint, dass es auch dort Menschen gab, die mit ihm auf einer Wellenlänge waren, mit denen er etwas erreichen konnte? Malfoy und er… Anders konnte man das doch gar nicht beschreiben, was da mit ihnen passiert war. Gleiche Wellenlänge… Endlich schloss er die Augen und seufzte einmal tief. Fast hatte er Angst, dass dieses Band am nächsten Morgen einfach weg war. Vielleicht träumte er das ja auch nur. Dann würde er am nächsten Morgen aufwachen und nichts hätte sich geändert… Aber ob er dann noch so fies sein konnte, wie er eigentlich wollte? Wohl eher nicht… Leise Worte klangen in seinem Gedächtnis wider: Verlieren kannst du nichts mehr. Da hatte er doch Recht. Was hatte er schon zu verlieren? Einen Feind? Eine Hoffnung auf Ruhe? Seine Freunde, denen er das ganze noch erklären musste? Aber Malfoy hatte das ja anders gemeint. Er hatte seinen Kampfgeist anstacheln wollen, hatte ihn daran erinnern wollen, dass er anders war als die Slytherins mit ihren ewig höhnischen, falschen Gesichtern… So hatte er es zumindest verstanden. Es tat gut, so etwas zu hören. Und dass es Malfoy gewesen war, der es gesagt hatte, machte es noch schöner. … Warum auch immer. Es dauerte an diesem Abend nicht mehr lange, bis er einschlief. ~*~*~*~ Der Slytherin nickte leicht bei Harrys Worten und verließ die Krankenstation. Er hatte keine Wahl. Er würde sich jetzt diesem elenden Kampf da draußen stellen müssen. Und er würde noch nicht einmal Zeit haben, um das Chaos in seinen Gedanken und Gefühlen irgendwie zu sortieren. Keine Chance. Jetzt stand wieder der Machtkampf in Slytherin an. Seine Miene wurde starr, als er daran dachte. Es war soviel, das ihm bevorstand. Zuallererst der Kampf um Akzeptanz und Rückhalt in Slytherin. Wenn er dort seine Position verlor... Das konnte er sich nicht leisten. Dann der allgemeine Kampf um seinen Ruf. Dann die Sache mit Pansy... Bei Merlin, wie ihm dieses Weib auf die Nerven ging! Und dann sein Vater... Und die Frage, auf welche Seite er sich stellen wollte. Bisher hatte er sich die Frage niemals gestellt – es war klar gewesen. Von Geburt an. Doch nun... Draco seufzte leise und fuhr sich durch die Haare. Manche Dinge änderten sich Schlag auf Schlag, von einer Sekunde zur anderen. Noch immer war er verletzt angesichts dessen, was Harry ihm angetan hatte, und dennoch konnte er den Gryffindor schlicht nicht mehr hassen. Das, was dort in der Krankenstation geschehen war – nahezu den ganzen Tag lang! -, das hätte er niemals für möglich gehalten. Und doch hatten sie beide all ihre Masken abgelegt und auf einmal festgestellt, dass sie sich wirklich gut verstehen konnten. Seine Füße führten ihn automatisch Richtung Kerker. Er musste nicht auf den Weg achten, sondern konnte seinen Gedanken nachhängen. Wenigstens jetzt noch. Dieser Tag war unerwartet gewesen – und hatte ihm doch unheimlich viel gegeben. Für einen Augenblick hatte er all die Spannung, all den Stress, all diese ewigen Fronten, an denen er kämpfen musste, hinter sich gelassen. Und das hatte gut getan. Nur seltsam, dass er diese Ruhe gerade bei seinem Erzfeind gefunden hatte... Er sah hoch und blickte direkt auf die feuchte Wand, die den Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum verbarg. Wenn ihm irgendjemand auf dem Weg hier herunter begegnet war, dann hatte er diese Menschen offenbar getrost ignoriert. Leise murmelte er das Passwort und trat ein. Die Geräuschkulisse in dem Gemeinschaftsraum brach sofort zusammen und eisige Stille breitete sich aus. Christopher Warrington löste sich aus der Masse und trat auf Draco zu. Der Siebtklässler überragte den Blonden um Einiges, war nahezu einen ganzen Kopf größer. „Wir haben von der Sache in Snapes Unterricht gehört.“, sagte er und seine Stimme klang nach einer Anklage. „Und von den Gerüchten, die sich um dich ranken... Und du willst ein Slytherin sein? Du bist Abschaum! Nichts weiter!“ Dracos Augen wurden zu schmalen, grauen Schlitzen, in denen ein wahrer Sturm tobte. „Und du bist ein Idiot!“ Raunen ging durch die Menge an Slytherins, die dem Duell lauschte. Warrington hatte sich wohl zum Sprecher des Hauses gemacht und stellte die Position dar, die offenbar die Masse vertrat. Klasse, und er hatte gedacht, dass sich das Ganze erst einmal erledigt hatte... „Es ist mir scheißegal, dass du ein Malfoy bist – du bist Abschaum. Der Dunkle Lord würde...“ „Er würde was? Mich umbringen? Immerhin hätte ich dann die persönliche Aufmerksamkeit, die du niemals erreichen wirst.“ Er wandte sich ab, ließ den Blick über die Runde wandern, suchte Blaise. Irgendwo hinten fand er ihn. Die schwarzen Augen beobachteten ihn und ein ratloses Schulterzucken war seine einzige Geste der Hilflosigkeit an den Blonden. Offenbar hatte er nichts tun können, um diese Begegnung zu verhindern. „Erstens: Ich bin NICHT schwul. Wann glaubt ihr Idioten das eigentlich endlich? Ihr könnt Pansy fragen, die kann euch das gerne bestätigen...“ Sofort kam ein „Er ist nicht schwul!“ von dem braunhaarigen Mädchen. „Und zweitens: Ich habe nichts mit Potter und werde nichts mit Potter haben. Ich wusste, dass Snape mich mitschicken würde und habe deswegen etwas gesagt. Ich musste selbst auf die Krankenstation. Sonst noch Fragen?“ Ein kalter, grauer Blick machte wieder die Runde. „Ich glaube dir kein Wort.“ Warrington verschränkte die Arme vor der Brust. „Weißt du was? Das ist mir scheißegal. Ich erwarte von dir aber, dass du mir dort draußen den Rücken stärkst und mir kein Messer reinrammst. Du weißt, wer ich bin. Und wenn es sein muss, dann hetze ich dir meinen Vater auf den Hals. Oder noch besser: deiner Familie. Ist deine Mutter nicht ein Halbblut?“ Der Siebtklässler wurde blass. Erfahrungsgemäß machte ein Malfoy keine leeren Drohungen. Und Malfoy Senior stand stets hinter seinem Sohn. Das war wenigstens der Eindruck nach außen hin. Schweigen breitete sich aus. „Wisst ihr was: Ihr seid wirklich erbärmlich. Ihr glaubt alle jeden Mist, den man euch vorsetzt. Hat euch niemand mal beigebracht, selbstständig zu denken? Lernt das endlich mal! Wozu habt ihr eure Köpfe denn sonst?“ Draco stürmte durch die Menge, die ihm bereitwillig Platz machte, griff Blaise am Arm und zerrte ihn mit in den Jungenschlafsaal der Fünftklässler. Es war Zeit, mit seinem einzigen Verbündeten zu reden. Draco ließ sich auf sein Bett fallen und warf die Schultasche achtlos daneben. „Was geht da unten eigentlich vor? Ich dachte, alles wäre klar gewesen!“ Blaise setzte sich zu ihm aufs Bett, streifte die Schuhe ab und schlug die Beine unter. „Warrington hat sich offenbar entschlossen, dich persönlich anzugreifen. Er mochte dich noch nie... Und jetzt sieht er die Gelegenheit gekommen, dir deinen Einfluss zu nehmen. Er hat Angst vor dir. Und diese ganze Schwulengeschichte widert ihn an. Sie widert so ziemlich alle an. Bis auf ein paar durchgeknallte Mädchen, die immer wieder irgendetwas von ‚süß’ faseln...“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und warf seine langen Haare über die Schulter zurück. „Ach so. Er nutzt die Gelegenheit, was? Was ist mit dir?“ „Was meinst du?“ Blaise runzelte verwirrt die Stirn. „Bist du auch... angewidert?“ Die Augen von Dracos Gegenüber weiteten sich überrascht. „Bist du etwa wirklich...?“ „Bei Merlin – NEIN!“ „Also... ich... mir ist es egal. Ich meine, die sexuelle Orientierung eines Menschen kann einem doch egal sein. Darauf kommt es doch nicht an.“ „Eine bemerkenswert fortschrittliche Einstellung.“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Wird Zeit dafür, oder? Sogar Muggel sind dahingehend fortschrittlicher...“ Draco starrte vor sich und biss auf seine Unterlippe. „Wie haben sich die anderen positioniert?“ „Die meisten sind unschlüssig... Du bist Vertrauensschüler und sie haben Respekt vor dir. Aber zugleich haben sie auch Angst – wegen deinem Vater. Und sie wollen die gewohnte Ordnung nicht aufgeben. Ich schätze mal, die meisten werden hinter dir stehen. Aber du wirst es mit Warrington und seinen Leuten zu tun bekommen. Das ist unvermeidlich.“ Der Blonde nickte langsam. „Warrington, hm? Der sollte sich mal lieber warm anziehen...“ „Sag mal... Was war eigentlich mit Potter?“ Blaises Augen glänzten vor Neugierde. „Nichts weiter. Es war das, was ich unten gesagt habe: Ich musste selbst in den Krankenflügel, wollte Snape nicht fragen und hab es deswegen so gedreht.“ Die Erklärung war dürftig und Draco war das klar. Das Misstrauen in Blaises Augen verriet ihm, dass dieser auch Zweifel hatte, aber er fragte nicht noch einmal nach. Draco seufzte leise. Er hatte also keine Wahl. Um sich von jedem Verdacht freizumachen, musste er irgendwie dafür sorgen, dass er sich von Harry fernhielt – oder aber diesen wie gewohnt provozieren und verletzten. Letzteres wollte er nicht, doch er würde keine Wahl haben. Drachenmist. Und zwar hoch drei. „Ich geh schlafen...“, murmelte der Blonde leise. „Ich habe die Schnauze gestrichen voll von diesem ganzen Mist.“ Blaise nickte nur und stand auf. Doch bevor er wieder in den Gemeinschaftssaal gehen konnte, wandte sich Draco noch einmal an ihn: „Danke.“ „Schon okay. Wir sind schließlich Freunde.“ Blaise lächelte leicht und verließ den Schlafsaal. Draco zog die Vorhänge zu, streifte seine Hose ab und krabbelte in Boxershorts und T-Shirt unter die Decke. Auf Schlafanzug hatte er keine Lust. Lange lag er noch wach, bis er endlich eingeschlafen war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Stay for a while, stay forever. Sing for the times you are bound to betray. Run for your life, run forever. Your eyes tell a lie and the liar must always die. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shi-chan: Ui, ich find das Kapitel lustig. Draco hat da so eine nette, liebenswürdige Art. *lach* So richtig zum Knuddeln und Knutschen und Liebhaben… wie ein Teddybär. So einer, der brummt, wenn man ihn auf den Kopf stellt! ^^ Und Harry… tja… der ist auch komisch drauf. Melancholisch und so und… Mau! *traurigguck* Schade nur, dass es diesmal irgendwie keine Möglichkeit gab, die beiden ein bisschen zu ärgern… *nichtglücklichistwennniemandzumärgerndaist* Abby: *zushi-chanschiel* Draco ist irgendwie neben der Spur... Aber kein Wunder, bei dem ganzen Mist, den er an der Backe hat... Ha, und ich durfte quälen. *grinstganzbreit* Wenigstens ein bisschen... Harry ist auch voll daneben... Ja, ja, von wegen keine Drogen... *augenroll* Als wenn Medikamente keine wären... Und irgendwie... mag ich Warrington als Bösewicht. Hat was. *g* Shi-chan: Ich auch! *plärr* Zauberkunst ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 5: Zauberkunst Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – You And Me. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 5: Zauberkunst Der Nächste Morgen begann mit fürchterlich freundlichen Worten seitens Mme Pomfrey, die ihn zu wecken versuchte. Harry fiel es regelrecht schwer, seine Augen überhaupt zu öffnen. Aber als er es schließlich schaffte, wurde er mit einem reichhaltigen, wundervollen Frühstück überrascht. „Schöne Grüße von Dobby.“, sagte die Medihexe freundlich. „Und guten Morgen.“ „Guten Morgen, Ma’m…“, erwiderte er verschlafen, lächelte leicht. Ja, er war kaum wach, da lächelte er auch schon wieder. Falsch. Liebenswürdig, aber falsch. Beschissene Maske mit dem dürftigen Grinsen auf deinem Gesicht, hatte Malfoy es genannt. Du bist nicht mehr du selbst. Aber auch wenn er da Recht hatte, es war nicht zu ändern. So war es einfacher. „Ich sehe schon, es geht Ihnen besser!“ Was sagte er? Die Menschen ließen sich zu gerne blenden. Sie waren so berechenbar. Er begann lustlos zu essen, tat es Dobby zuliebe, der sich wirklich Mühe gegeben hatte. Der Reisbrei hatte sogar ein Gesicht… Und er schmeckte gar nicht so schlecht. Wenig später machte er sich auf den Weg zu Zauberkunst. Ihm war schlecht. Er hatte definitiv zu viel von der Milchsuppe gegessen. Und das aus Sympathie! Wie bescheuert durfte man denn sein? Immerhin konnte er sich auf den Unterricht freuen. Er würde mit Ron und Hermione reden können. Flitwick tat selten etwas dagegen. Vorfreudig grinste er. Würde doch sicherlich lustig werden. Harry war der erste, der den Raum betrat und suchte sich einen Platz vorne in einer Ecke. Das war seine neue Taktik: Vorne gab es weniger Ablenkung und man bekam immer etwas mit. Beste Voraussetzungen schnell viel zu lernen! Dann kamen Lavender und Parvati. Harry hätte fast gelacht, als sie hereinkamen, zurückprallten bei seinem Anblick und sich wieder verzogen. Oh Gott, sah er so schlimm, so Furcht erregend aus, dass sie flüchten mussten? Als sie wenig später zusammen mit Ron und Hermione wieder hereinkamen, lächelte er ihnen so hintergründig freundlich entgegen, dass sie sich augenblicklich die Plätze ganz hinten, so weit wie möglich weg von ihm aussuchten. Ron blickte ihnen nach. „Was war das denn?“, fragte er seinen Freund und Harry grinste glücklich. „Sie mögen mich jetzt noch weniger als vorher!“ „Harry!“ Hermione war entsetzt. „Wie kannst du dich über so was freuen?“ Sie setzte sich direkt neben ihn, Ron gar nicht die Chance dazu gebend. „Sie erzählen jetzt schon überall herum, wie fies und grausam du bist!“ „Na und?“ Sie seufzte. „Und gestern Abend?“, wechselte sie das Thema. „Was war noch mit…“ „Können wir dieses Thema bitte auf eine Zeit verschieben, wo wir alleine sind?“, unterbrach Harry sie, bevor sie Malfoys Namen aussprechen konnte, schnitt damit auch gleich Ron das Wort ab. Beide nickten nur. „Und, was meint ihr, was wir heute lernen?“, zwang sich das braunhaarige Mädchen dazu, fröhlich zu fragen, denn einen Leerlauf konnte sie jetzt nicht ertragen. Harrys Art gerade gruselte sie. „Hoffentlich einen nützlichen Zauber.“, murmelte Harry, während Ron grinste. „Heute lernen wir, wie man Wasser schweben lässt!“ Er hatte sich schlau gemacht und hatte die Ravenclaws belauscht, die gestern schon Zauberkunde gehabt hatten. „Sehr lustig, kann man bei Wasserschlachten gebrauchen!“ Harry seufzte. Nützlich, ja? Wirklich… wenn er Todesser duschen lassen wollte… Obwohl, wenn man das Wasser danach auch steuern konnte, dann könnte man doch was draus machen… man könnte die Todesser auf dem Trockenen ertrinken lassen! Das wäre doch mal was. „Weißt du denn, wie der Spruch geht, Ron?“, fragte er, es kaum noch erwarten könnend. Das müsste er probieren. Das war es wert! „Nein, das nicht, aber…“ „Ich weiß es!“, rief Hermione dazwischen. „Du musst…“ In diesem Moment kamen die Slytherins und sie verstummte, starrte Malfoy an, als sei er eine Spinne. Auch Ron konnte seine Abneigung nicht verhehlen. Harry starrte unbekümmert nach vorn. Immer schön die Unschuld mimen. Er bedauerte nur, dass er jetzt warten musste, bis er den Spruch lernte. Es reizte ihn wirklich! ~*~*~*~ Der Tag begann etwas ruhiger, als der letzte geendet hatte. Zumindest erwarteten Draco diesmal keine dummen Diskussionen mit Wichtigtuern. Das war eine gewisse Erleichterung. Blaise hatte sich offenbar am gestrigen Abend noch einmal die Fünftklässler vorgenommen - diese bildeten nun regelrecht eine undurchdringliche Abschirmung um den Blonden. Na, von ihm aus. Musste er sich wenigstens nicht mit den anderen Schülern herumärgern... Und vielleicht würden die Anfeindungen von den anderen Schülern etwas nachlassen. Das Vertrauensschülerabzeichen tat da zwar das seinige zu, aber es reichte nicht immer aus. Das Frühstück war - gelinde gesagt - langweilig. Es war das erste Mal, dass Draco bewusst wurde, dass Harry nicht in der Großen Halle war. Trotz der vielen Leute kam sie ihm seltsam leer vor... Abrupt schob er diesen Gedanken beiseite. Es durfte keine Rolle spielen. Nicht, wenn andere in der Nähe waren. Wie sie sich gaben, wenn sie alleine waren - das war eine andere Sache. Aber hier ging es um mehr. Sehr viel mehr. Im Pulk brachen sie zu Zauberkunst auf. Flitwicks Unterricht würde wahrscheinlich wieder diese Mischung aus Abgelenktheit und eifrigem Lernen sein - wie immer. Geschlossen betraten die Slytherinfünftklässler den Klassenraum. Dracos Augen suchten unwillkürlich nach Potter und fanden ihn in der ersten Reihe. Die Reihen dahinter waren leer - sämtliche andere Gryffindors - den Rest des Trios ausgenommen - tummelten sich hinten. Wie erbärmlich. Grangers und Weasleys angewiderte Blicke ignorierte er, während er nach vorne schritt und es sich in der Reihe hinter Harry bequem machte. Blaise und Pansy füllten die Reihe an, der Rest der Slytherins verteilte sich. „Also, dass Dumbledore hier Mörder frei herumlaufen lässt... Der hat ja wohl nicht mehr alle Tassen beisammen...“, säuselte Pansy süß. Das Mädchen fühlte sich offenbar in dieser geschlossenen Fraktion stark genug, um blöde Bemerkungen zu machen. Draco schwieg, ließ sie reden. Und sie redete ununterbrochen. Nur gut, dass Blaise zwischen ihnen saß. Ansonsten hätte er noch versucht, einen Todesfluch auf sich selbst anzuwenden... Wobei: Nein. Das war sie wiederum auch nicht wert. Es gab andere Gründe, um zu leben. Sein Blick haftete auf Harrys Nacken und er wurde erst von diesem abgelenkt, als Flitwick den Unterricht betrat und ankündigte, was sie heute lernen würden. „Heute werden wir Wasser schweben lassen...“ Einen Wink mit dem Zauberstab später stand vor jedem Schüler eine Schale mit Wasser - und ein Handtuch. Draco zog eine Augenbraue hoch. Das Handtuch war da sicher nicht unsinnigerweise... ~*~*~*~ Unangenehm diese Beobachtung. Harry spürte die Blicke auf sich ruhen, ließ es sich aber nicht anmerken. Er hatte nicht vor, sein Verhalten gegenüber den anderen zu ändern. Und im Gegensatz zu Hermione, die sich sichtlich über Pansy aufregte, ignorierte er das Mädchen. Dann kam Flitwick und jeder von ihnen bekam eine Schüssel mit Wasser. Wasserschwebezauber! Ihm ging das Herz auf. Wie wundervoll! Ein Spruch zum Morden! Oh, was würde Dumbledore sagen, wenn er erführe, dass er seinen Musterschüler zum Mörder ausbilden ließ?! Mit gewohnt hibbeligen, ausladenden Bewegungen demonstrierte Flitwick seinen Spruch und schon schwebte neben ihm eine Blase mit Wasser. Hermione war schon fertig mit lernen. Beneidenswert. Harry zog ebenfalls den Stab und besah sich noch einmal genau, wie sie es machte, dann wiederholte er es. Erfolglos. Wie deprimierend! Aber er würde nicht aufgeben. Die Aussicht war zu schön! In seinen Augen blitzte es auf, auch wenn sein Lächeln noch immer blieb. Hinter ihm ertönte das erste Klatschen. Crabbe hatte aus Frust in die Schüssel geschlagen und nun war er nass. Wie berauschend, das brachte doch Ideen! ~*~*~*~ Draco beobachtete Flitwicks Bewegung genau und versuchte sich an seiner Schüssel Wasser. Hin und wieder fing eine Wasserkugel in dem Raum zu schweben an und platschte dann wieder in die Schüssel zurück. Der Spruch war nicht gerade einfach und verlangte einiges an Konzentration. Dracos Lippen waren ein schmaler Strich, während er sich konzentrierte. Er hatte den Spruch schon zuhause geübt – wie er eigentlich immer in den Ferien schon für das nächste Schuljahr lernte -, aber auch da war er ihm nicht gerade leicht gefallen. Dann - endlich - bewegte sich das Wasser. Zu einer Kugel geformt stieg es in die Luft und bewegte sich auf den Wink von Dracos Zauberstab gehorsam nach rechts und links. Ein zufriedenes Funkeln legte sich in seine Augen. Gut, Grangers Wasser flog schon etwa zwei Minuten länger, aber was machte das schon? Er würde sie schon noch schlagen... Seine Augen wanderten nach vorne, richteten sich wieder auf Harry. Ein seltsames Gefühl machte sich in seinem Inneren breit. Unwillkürlich musste er an ihre Zeit im Krankenflügel denken. Diese ungewohnte Stimmung zwischen ihnen hatte ihn nicht losgelassen. Und vielleicht konnte er auch deshalb nicht gewohnt gemein-bissig zu dem Schwarzhaarigen sein. Es war einfach nicht möglich. Dieser Nachmittag hatte zuviel verändert... Ohne, dass er darauf geachtet hatte, hatte er seine Wasserkugel über dem Gryffindor platziert. Und nun ließ seine Konzentration nach... Es gab einen unsanften, plötzlichen Wasserschwall, der auf den Gryffindorgoldjungen niederging. Dracos Augen weiteten sich überrascht, während Gelächter um ihn herum laut wurde. ~*~*~*~ Harry gab einen kleinen entsetzten Laut von sich, als das Wasser ihn übergoss, in seinen Nacken rann und seine warme Haut in Sekundenschnelle abkühlte. Sein Umhang sog sich voll. Gelächter im Hintergrund… Harry wandte sich in Zeitlupe um, diesmal war Wut in seinem Gesicht zu sehen, kein Lächeln. Er konnte es nicht zurückhalten. Das war unfair gewesen. Typisch Todesser! Es war gestern halt doch nur ein Traum gewesen. Schließlich waren auch die Zuckerwatte und die Limo am Morgen weg gewesen! Doch er konnte gar nicht so schnell reagieren, da hatte Hermione auch schon das Heft an sich genommen. „Malfoy!“, spie sie aus und man konnte sehen, dass sie diesmal wirklich wütend war. Ihre Wasserblase bewegte sich so schnell auf den Blonden zu, dass keiner mehr etwas tun konnte und sie direkt in seinem Gesicht zerplatzte. Schweigen. Absolute Stille. Das hatte bisher noch nie jemand gewagt. Von dem Kinnhaken wusste schließlich keiner. Hermiones Augen blitzten noch immer. Und Harry begann zu lachen. „Sauber, Mione!“, lobte er, schickte dem Slytherin einen Blick, der deutlich sagte, was er dachte: Geschieht dir recht! Seinen erschrockenen Gesichtsaudruck von vorhin hatte er nicht bemerkt. Ron begann zu applaudieren, so taten es die anderen Gryffindors, nur Harry nicht. Er versuchte sich erneut an dem Zauber und diesmal bekam er es hin. Und er nahm nicht das Wasser aus der Schüssel, er nahm das von sich, das aus seinen Klamotten. Doch irgendwie wurde es keine Kugel, wie er es sich erhofft hatte. Lange Fäden erhoben sich in die Luft wie Schlangen beim Tanz, breiteten sich über ihnen aus. Verzweifelt bewegte er den Zauberstab, um sie zu einer Kugel zu vereinen, doch das funktionierte nicht. Die Konzentration verschwand, und ein leichter Sprühregen benetzte so ziemlich alles im Umfeld. „Verdammt.“ Er lachte. „Gleich noch mal!“ Schnell drehte er sich um, um das Wasser seiner Schüssel schweben zu lassen. ~*~*~*~ Schneller als er denken konnte, hatte sich Granger bei Draco für die Dusche Harrys revanchiert. Eine Ladung Wasser landete in seinem Gesicht und ließ ihn prusten. „Verdammt!“, hustete er und wischte sich das kalte Wasser aus dem Gesicht, das nun in seinen Ausschnitt rann und sich langsam den Weg nach unten bahnte. Bei Merlin, war das unangenehm! Das Schweigen um ihn herum registrierte er kaum. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt Harry, der Granger gerade zu ihrem sauberen Schuss beglückwünschte. Und die Gryffindors begannen tatsächlich zu applaudieren! Irgendwie bemühte sich Harry, das Wasser aus seinen Klamotten zu bekommen, doch das Ganze endete nur mit einem feinen Sprühregen über ihn und seine Sitznachbarn - und natürlich auch Draco hinter ihm. Diesem war das jedoch herzlich egal - Pansy nur nicht. „Du...!“, fauchte sie und jagte ihre eigene, reichlich instabile Wasserblase auf Granger zu und ließ ihr diese - genau, wie sie es zuvor mit Draco gemacht hatte - ins Gesicht klatschen. Der zweite Gryffindor war klatschnass. Draco musste lachen. Blaise neben ihm auch - und augenblicklich wurden sie beide noch einmal geduscht, da die Konzentration des schwarzhaarigen Slytherins nicht ausgereicht hatte, seine Wasserblase in der Luft zu halten. Spätestens jetzt war der Sinn der Handtücher sehr ersichtlich - es entbrannte eine heftige Wasserschlacht zwischen Gryffindors und Slytherins. ~*~*~*~ Auch Harry schaffte es endlich, seine Wasserblase fliegen zu lassen. Und er stellte fest, dass es gar nicht so schwer war, sie zu lenken, wenn das Wasser von vornherein kompakt beieinander war. Er ließ sie schweben. Nach rechts, nach links, während er immer wieder Wasser abbekam. Wie testete er jetzt am besten seine Idee? Wenn er hier anfangen würde, jemanden zu ertränken, dann wäre sicherlich die Hölle los! Im wahrsten Sinne. Im Hintergrund hörte er Flitwick schimpfen und murmelte leise, dass der sich doch freuen konnte, da aufgrund des Spaßfaktors jeder den Spruch beherrschte. Das Lächeln kehrte zurück, als er das Wasser über seine Hand gleiten ließ. Theoretisch war es möglich, jemandem die Blase ins Gesicht zu drücken und dort zu halten. Er musste es gar nicht testen. Stattdessen könnte er sich ja jetzt endlich mal für den Angriff vorhin revanchieren. Er drehte sich um, lächelte Malfoy an. „Bist du nun zufrieden?“, fragte er, dann ließ er das Wasser frei, dass Draco erneut geduscht wurde. „Ich kämpfe!“ Er hatte so leise gesprochen, dass er nicht einmal sicher war, ob der Adressat es gehört hatte. ~*~*~*~ Draco hatte sich mit einem Lachen auf Blaises Schulter gestützt und dem Trubel und fliegenden Wasser um ihn herum zugesehen. Dann sammelte er sich magisch Wasser zusammen und schickte eine Traube Richtung Weasley, der die Dusche mit einem unwirschen Gurgeln ertrug. Der Kopf des Slytherins wandte sich um, als er aus dem Augenwinkel sah, dass sich Harry zu ihm umdrehte. Ehe Draco überhaupt eine Chance hatte, auf Harrys Frage zu antworten, bekam er einen Schwall Wasser von oben ab. Er seufzte leise und wischte es sich aus den Augen. Umhang, Hemd und Hose waren dank Blaises Ungeschicktheit längst klatschnass und auch in seinen Schuhen stand schon Wasser. „Schon mal die Worte ‚dummer Unfall’ gehört?“, maulte er und strich sich die nassen Haare aus der Stirn. Blaise neben ihm zog eine Augenbraue hoch, musste sich dann aber gegen einen heimtückischen Wasserangriff von Patil und Brown wehren, sodass er diesem Gespräch zwischen den beiden Erzfeinden keine Aufmerksamkeit mehr schenken konnte. Der Blonde meinte so etwas wie ‚Ich kämpfe’ von Harry gehört zu haben, war sich aber nicht sicher. Er konnte sich auch geirrt haben, denn genau diese Worte hatte er doch hören wollen... ~*~*~*~ „Oh, sicher. Gehört schon!“, grinste der Schwarzhaarige böse und hob seinen Zauberstab. Duell. Jetzt, hier, sofort! Mit diesem Wasserzauber! Und wer am Ende noch nicht ertrunken war, der hatte gewonnen! ~*~*~*~ Harrys Gesichtsausdruck und sein Zauberstab verrieten sehr offensichtlich, was der Gryffindor vorhatte. Draco hob seinen Stab ebenfalls und sammelte Wasser zusammen. Bitte, wenn der andere es so haben wollte... ~*~*~*~ Als die Wasserblase sich aus Dracos Kleidern bildete, Blaise, Hermione und ihn selbst ebenfalls trocknete, die nähere Umgebung radikal trocken legte, ohne dass es jemand wirklich wahrnahm, begann wieder dieser Zauber von gestern. Harry konnte das Band spüren, das zwischen ihnen herrschte, wusste nicht mehr so genau, weshalb er gerade noch so wütend gewesen war. Und keiner bemerkte es, viel zu sehr war jeder in das Spiel vertieft. Geschrei, Lachen, alles prallte an ihm ab. Nur noch Malfoy war präsent. Und über ihnen wuchs die Blase weiter. Schon jetzt hatte sie problemlos die Ausmaße einer mittleren Badewanne. Und sie wollte auch nicht aufhören… Bis Hermione plötzlich hochsah und einen spitzen Schrei losließ. Harry, erschrocken, weil der Schrei direkt neben seinem Ohr ertönte, zuckte zusammen, wandte sich zu ihr um und vergaß völlig, auf die Blase zu achten, sich auf seinen Kampf mit Malfoy zu konzentrieren… ~*~*~*~ Auf Dracos Lippen lag ein winziges Lächeln. Ihn erfüllte wieder diese seltsame Ruhe und Verbundenheit, die er gestern Nachmittag verspürt hatte. Seine gerade noch aufkeimende Wut aufgrund der Tatsache, dass er vollkommen missverstanden worden war, legte sich und verschwand. Dann schrie auf einmal Granger los. Draco schaute sie verwirrt an und folgte dann ihrem Blick nach oben. Ein Sekundenbruchteil später brach die gigantische Wasserblase über ihnen zusammen und setzte das Klassenzimmer an dieser Stelle für einen Augenblick knappe dreißig Zentimeter unter Wasser. Prustend schüttelte Draco den Kopf und verspritzte Wasser aus seinen Haaren an seine Umgebung. Nicht, dass es noch einen Unterschied gemacht hätte. Alles war nass. Wirklich alles. Er blickte den ebenfalls triefenden Harry an. Was war da gerade eigentlich geschehen? ~*~*~*~ Schon kam der zweite Schock in Form eines Wasserschwalls über ihn. Harry schnappte nach Luft. Ron schrie auf, Blaise ebenfalls und Pansy und Hermione keuchten im Duett. Dann blitzten vier Paar Augen zu ihnen herüber. „Was sollte das denn?“ „Warum wir auch?“ „Was habt ihr da gemacht?“ „Müsst ihr eigentlich immer übertreiben?“ Und das wirklich alles auf einmal. Die vier sahen einander an. Dass sie einmal einer Meinung waren, schockte sie noch mehr als die Dusche. „Was habt ihr schon zu sagen?“, blaffte Ron Pansy an, die ihrerseits gerade Hermione fixierte. „Und ihr? Schließlich war es euer verdammter Freund, der das hier zu verantworten hat!“ „Ihr meint im Ernst, Harry würde uns mitduschen?“ „Das glaubt ihr doch selbst nicht! Das war Malfoy!“ Harry hörte ihnen nicht mal zu, als Blaise zurückschoss, dass das bei Draco ebenfalls ausgeschlossen sei, dass er seine Freunde angriff. Und während sie noch stritten und dabei immer näher an die Handgreiflichkeit kamen, blieben Harrys Augen wie gebannt an Malfoys hängen. Was war das gewesen? „Was hast du gemacht?“, formten seine Lippen, doch kein Wort kam heraus. ~*~*~*~ Draco schenkte der hektischen Auseinandersetzung zwischen seinen beiden Banknachbarn und den beiden Nicht-Potter-Teilen des Trios nur einen müden Seitenblick. Was die dort diskutierten, interessierte ihn einen Dreck. Vielmehr wollte er wissen, was zum Merlin da gerade geschehen war. Sie hatten doch gar nicht genug magische Kraft, um eine solche Wasserblase zu beschwören und hochzuheben! Sein fragender Blick blieb auf dem schwarzhaarigen Gryffindor heften. Er beobachtete dessen Lippen, die eine stumme Frage formten, und antwortete darauf mit einem Schulterzucken und einem Kopfschütteln. Besser konnte er ein ‚Nichts’ nicht ausdrücken. „Meine Damen, meine Herren! Wir beenden die Stunde für heute. Halten Sie bitte einen Augenblick lang still!“, rief Professor Flitwick in diesem Moment und sorgte damit dafür, dass sich auch die vier Streithähne und -hennen wieder beruhigten. Er murmelte einen Zauberspruch und wenig später war der Klassenraum trockengelegt. Die Schüler nicht. Wahrscheinlich war das seine Rache für dieses Ausnutzen seiner Unterrichtsstunde. Der winzige Augenblick des Nicht-beachtet-werdens war vorbei. Draco griff nach dem Handtuch vor sich - erstaunlicherweise war es trocken - und rieb sich damit das Gesicht ab. ~*~*~*~ Harry drehte sich ebenfalls um, stand auf, ohne sich abzutrocknen, und verließ mit seiner Tasche den Raum, ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben. Flucht. Das war es. Mehr nicht. Flucht vor den nicht zu verstehenden Gefühlen. Schon wieder. Schon wieder hatte er es nicht geschafft, seine Wut gegenüber Malfoy aufrechtzuerhalten. Schon wieder war da dieses unheimliche Verständnis zwischen ihnen gewesen! Und schon wieder wusste er rein gar nicht, warum das so war! Genervt strich er sich die Haare aus der Stirn. Was geschah hier nur mit ihnen? Auf dem Gang lief er Filch in die Arme, der ihn schon freudestrahlend aufhalten wollte, doch Harry blaffte ihm nur ein „Stunde zu Ende!“ entgegen und lief weiter, so dass der verwirrte Mann mit entgleisten Gesichtszügen zurückblieb und ihm nachsah. Und dann kamen auch schon die anderen Schüler. „Was ist hier los?“, fragte der Alte planlos und sah dann Flitwick aus dem Klasseraum kommen. Und während er noch zu ihm ging, hielt der kleine Weißhaarige Draco auf. „Mr Malfoy. Bitte bleiben Sie noch einen Moment!“, sagte er. ~*~*~*~ Draco schaute Harry einen Augenblick lang nach. Wirklich bescheuert, dass sie nicht einfach miteinander reden konnten. Einfach so. Das machte ihn wütend. Wütender, als es dieses dumme Missverständnis gekonnt hatte. Ja, sogar fast wütender als Harrys Aktion im Buchladen der Winkelgasse. Seine grauen Augen glühten nahezu, als er sah, wie Granger und das Wiesel hinter ihrem Freund hereilten. Draco stand auf und gemeinsam mit den anderen Slytherins - so langsam war dieses klettenhafte Getue wirklich nervig - verließ er den Klassenraum. Weit kam er jedoch nicht, denn der kleine Professor eilte ihm hinterher und hielt ihn auf. „Professor.“ Draco nickte leicht und bedeutete den anderen zu gehen. Sie mussten ja schließlich nicht alle zu spät zu Zaubereigeschichte kommen. Wobei das letztlich wahrscheinlich vollkommen egal war, denn Professor Binns bekam bekanntlich fast gar nichts mit. ~*~*~*~ Der kleine Mann ignorierte Argus Filch, der nun näher kam, weil er eine Strafe witterte. „Sagen Sie, wie haben Sie das gerade gemacht? Diese Wasserblase… Sie war riesig!“ Seine Augen leuchteten. Er hatte Harry nicht gesehen, nur seinen Rücken, so ging er davon aus, dass Draco dafür verantwortlich war. „Ich hätte nie gedacht, dass Sie so eine Macht hätten!“ ~*~*~*~ Draco blickte den Lehrer verwirrt an. „Professor, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“ Macht - es war verführerisch davon auszugehen, sie zu haben, aber er zweifelte daran. Warum sonst hatte er sie nie gezeigt, wenn er diese ‚Macht’ besaß? Blödsinn. Und doch... wollte er es glauben. Wollte glauben, dass er auch irgendetwas an sich besaß, das etwas Besonderes war. Irgendetwas. Zumindest ein bisschen... ~*~*~*~ „Sie scherzen!“, rief der kleine Lehrer wieder. „Bescheidenheit ist eine Tugend, aber diesmal ist sie vollkommen fehl am Platz! Kommen Sie! Professor Dumbledore wird hocherfreut sein, dass Sie eine neue Stärke in sich erkannt haben!“ ~*~*~*~ „Professor, Sir, bei allem Respekt…“, setzte Draco an und rief sich zugleich in Erinnerung, dass er bloß diplomatisch sein musste, um den Lehrer nicht zu verärgern. „Ich glaube, Professor Dumbledore wird Wichtigeres zu tun haben. Und ich muss jetzt in den Unterricht. Professor Binns hat die Angewohnheit in der ersten Stunde wichtige Dinge zu nennen, die am Ende des Schuljahres abgefragt werden. Außerdem sind wir gerade bei den Koboldkriegen...“ Draco wich Schritt für Schritt zurück. Bloß weg hier. Er hatte keine Lust, bei Dumbledore vor der Tür zu stehen. Wirklich nicht. „Entschuldigen Sie mich bitte, Professor.“ Er nickte Flitwick kurz zu und ergriff dann die Flucht. Die Verwirrung auf dem Gesicht des Lehrers interessierte ihn nicht. Er wollte nur weg hier. Zu Dumbledore gehen und über etwaige Talente quatschen. Lachhaft! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Cause it's you and me and all other people with nothing to do Nothing to lose And it's you and me and all other people And I don't know why, I can't keep my eyes off of you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Das Kapitel ist lustig. Ich liebe Wasserschlachten. Nur… es ist so kurz!!! *heul* Und… ich konnte sie nicht quälen. *flenn* *heulschluchtsschnief* Will sie wieder leiden sehen!!! Abby: *shi-chantätschel* Du wirst noch Gelegenheit dazu haben... ^^ Tja... Irgendetwas passiert da... Ist nur die Frage was genau. =^-^= Unterricht mit Hindernissen --------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 6: Unterricht mit Hindernissen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Darren Hayes – Strange Relationship. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 6: Unterricht mit Hindernissen Es klingelte irgendwann, während Draco noch damit beschäftigt war, möglichst viel Entfernung zwischen sich und Flitwick zu bringen. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Er – übermäßig begabt? Er glaubte es nicht. Okay, gut, er besaß das typische Grundtalent, aber so hoch doch lange nicht. Der Rest war harte Arbeit. Nichts anderes. Aber sein magisches Potenzial reichte, um zwischenzeitlich mal kurz seine Kleider zu trocknen. Nur gut, dass Filch vorhin nichts gegen diese Tropfspur gesagt hatte... Draco zog die Schultern hoch. Dass der Slytherinschutzschild fehlte, machte sich ausnahmsweise nicht bemerkbar. Er war spät dran – sicher hatte es schon vor fünf Minuten geschellt, sodass sämtliche Schüler in ihren Klassen waren. Vorsichtig drückte er die Tür zu dem Zaubereigeschichteraum auf. Der lehrende Geist bemerkte davon gar nichts. Er rasselte seine Daten und Namen stur herunter. Draco schlüpfte hinein und huschte auf den Platz zwischen Pansy und Blaise in der vorletzten Reihe. Hinten, gut. Dass Granger und Weasley hinter ihnen saßen und ihm einen bösen Blick zuwarfen, ignorierte er. Was kümmerten sie ihn? Was ihn nur ein wenig verblüffte – und zugleich auch ungewohnt unruhig machte -, war der Umstand, dass Harry nicht da war. Das war seltsam. Nachdenklich legte er das Kinn in die Hände und starrte nach links an Blaise vorbei aus dem Fenster. Der schwarzhaarige Slytherin beugte sich im gleichen Moment vor und raunte: „Was wollte Flitwick denn von dir?“ „Ach, nichts weiter. Wollte nur was wegen der Flutwelle wissen...“ „Keine Strafarbeit?“ „Zum Glück nicht.“ Draco warf Blaise einen schiefen Blick zu. „Würde mir ja noch fehlen...“ „Du bist im Moment seltsam.“ „Ich weiß...“ Der Blonde seufzte leise. „Und angesichts dessen, was ich um die Ohren habe, ist das auch nicht verwunderlich, oder?“ Blaise nickte schwach und ließ Draco dann in Ruhe. Das war das Angenehme an der Freundschaft zwischen ihnen: Wenn man ihn brauchte, war Blaise da, aber er drängte sich niemals auf. ~*~*~*~ Stille um ihn herum, als Harry über den Flur lief. Langsam, denn er wollte eigentlich gar nicht da hin. Wenn er bedachte, dass er jetzt in Geschichte sitzen musste und Binns ewig gleichen Ausführungen lauschen sollte, bekam er eine Gänsehaut. Man hatte so viel Zeit zum Nachdenken. Viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Und er würde Malfoy wieder vor der Nase haben. Definitiv nicht gut. Noch immer fühlte er tief in sich das Gefühl der Verbundenheit. Es war angenehm. Warm. Beschützend. Was sollte er davon halten? Er fühlte sich in der Nähe seines Erzfeindes wohler als in der Nähe seiner Freude, denn bei ihnen hatte er so ein Gefühl nie. Es war… verwirrend… Er erreichte die Tür, blieb Sekunden davor stehen. Er war zu spät. Um genau dreizehn Minuten. Und noch immer hatte er nicht das geringste Bedürfnis, da jetzt reinzugehen. Einmal tief durchatmend legte er die Hand auf die Klinke und öffnete die Tür. Leise, vorsichtig. Professor Binns sah nicht auf. Es war sogar zweifelhaft, dass der Geist überhaupt bemerkt hatte, dass die Tür aufgegangen war. Gut für ihn. Hermione und Ron saßen hinten, hatten ihm einen Platz freigehalten. Schlecht für ihn. Er würde also das Vergnügen haben, Malfoy die ganze Zeit vor Augen zu haben. Super… Schweigend setzte er sich, fing einen verachtenden Blick von Pansy auf, woraufhin das Lächeln wieder in sein Gesicht trat und sie dazu veranlasste, sich abzuwenden. Auch Hermione blickte ihn an, doch er verschob die Erklärung kopfschüttelnd wieder auf später. Er würde es ihnen später erzählen. Soweit er überhaupt bereit war, es ihnen zu sagen… ~*~*~*~ Draco wandte leicht den Kopf, als er hörte, wie die Klassentür aufging. Ein Junge mit einem unverwechselbaren wuscheligen schwarzen Haarschopf huschte hinein. Fast empfand er so etwas wie Erleichterung, dass Harry nun da war. Gut, er hatte den Gryffindor im Rücken sitzen, aber egal. Er schaute wieder aus dem Fenster. Das Wetter war noch immer strahlend und lud regelrecht zum Quidditchspielen ein. Demnächst begann das Training wieder und er stellte fest, dass er sich darauf schon sehr freute... Quidditch. Das bedeutete auch ein Duell, dem Harry nicht ausweichen konnte. Und es bedeutete seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit... Draco runzelte die Stirn. Er wollte Harrys Aufmerksamkeit? Na, klasse. Erst brachte er es nicht mehr fertig, den Gryffindorgoldjungen in Gedanken Potter zu nennen, sondern war auf den Vornahmen umgeschwenkt, und dann auch noch das. Aber wahrscheinlich war es eh nur Gewohnheit. Dank ihrer ständigen Duelle und Streiterein war es einfach gewohnt, Harrys Aufmerksamkeit zu bekommen und wollte diese nicht missen. Doch im Moment ging ihm ja deutlich anderes im Kopf herum. Dinge, bei denen es Draco nicht schaffte, heranzureichen. Er war nicht gut genug. Leicht senkte er den Kopf und starrte auf die Tischplatte. Er war nie gut genug. Immer ganz eben nicht. Er war nur Zweitbester seines Jahrgangs, nur der zweitjüngste Quidditchsucher der Schule gewesen. Er war nur Zweitbester im Quidditch. Nie reichte es. Niemals. Und das ließ sein Vater ihn auch spüren. Von einem Schlammblut besiegt – wie erbärmlich. Von Harry Potter besiegt – wie erbärmlich. Dracos Miene wurde hart. Und jetzt dieser Druck wegen dieser Gerüchtegeschichte... Er hatte die Schnauze gestrichen voll. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er schlichtweg abgehauen. Aber er konnte nicht. Er hatte einfach keine Wahl. Er konnte nur ständig weiterkämpfen, bis irgendwann alles vorbei war und er gewonnen hatte... Oder aber mit rauchendem Zauberstab untergegangen war. Drachenmist. Er blickte nach vorne und lauschte kurz auf das, was Binns sagte. „... und in der 15. Schlacht von 234 bei...“ Langweilig. Wieder der Blick vorbei an Blaise aus dem Fenster. Und jetzt noch Harry. Irgendetwas geschah, wenn sie zusammen waren. Irgendetwas... Verdammt – er hatte gestern mit Harry Potter gelacht! Er hatte die Zeit genossen. Sie war ihm wie Flucht aus seinem schrecklichen Alltag vorgekommen, obwohl gerade dieser Junge soviel dazu beigetragen hatte, dass dieser Alltag Horror war... Draco schüttelte ganz eben den Kopf. Das war Wahnsinn. Reiner Wahnsinn. Gerade er... Wenn das geschah, was sein Vater für ihn geplant hatte, dann würde er der jüngste Todesser aller Zeiten werden – mal etwas, wo ihm niemand die Pole-Position wegnehmen konnte. Es war nur die Frage, ob er das überhaupt wollte... Bisher hatte er noch nicht daran gezweifelt, doch so, wie er es aus dem Krankenstationsgespräch zwischen Granger und Harry geschlossen hatte, wollte der Dunkle Lord Harry töten. Und das war etwas, was ihm... nicht behagte. Gelinde gesagt. Irgendwie wurde alles immer verworrener. Er würde sich entscheiden müssen und für sich aus dem Gewirr den Faden herauspicken müssen, der für ihn bedeutsam war – er wusste nur noch nicht, welcher das sein würde. Und er wusste nicht, auf wen er vertrauen konnte. Allein würde er untergehen... Auf jedem dieser Wege. Würde Blaise ihm beistehen? Er hatte keine Ahnung. Blaise überraschte ihn immer wieder, aber ob er jeden Weg mitgehen würde... Pansy? Er musste ein Lachen unterdrücken. Nein, eher nicht. Sie mochte Hals über Kopf in ihn verschossen sein, aber sie... Oh nein. Nein. Harry? Er fuhr sich durch die Haare. Keine Ahnung. Schlichtweg keine Ahnung. Er hatte ja noch nicht einmal mehr eine Ahnung, wie er zu dem Gryffindor stand... Ein leiser Seufzer kam Draco über die Lippen. Irgendwie war das alles zum Verrücktwerden... ~*~*~*~ Auch Harry war tief in Gedanken und dabei klebten seine Augen auf Dracos Rücken, ohne dass er davon überhaupt etwas mitbekam. Schwarz, dazu blondes Haar. Es brannte sich auf seine Netzhaut, so dass er es sogar noch sehen konnte, wenn er die Augen schloss. Und das, ohne dass er es wusste. Hermione konnte es sehen, doch obwohl es ihr auf der Zunge brannte, sie sagte nichts. Sie hatte verstanden, dass sich Harry ihren Fragen später stellen würde. Später, nicht jetzt. Aber dann würde sie auf einer Antwort bestehen! Garantiert! Neben ihr bewegte sich Harry, sah plötzlich aus dem Fenster, direkt an ihr vorbei. Sein Gesichtsausdruck war träumend, nachdenklich. Was war nur los mit ihm? Und seit wann war er so? Im Grunde hatte es angefangen, als er nach dem Kampf mit Voldemort zurück in das Labyrinth kam… oder nein, ein paar Tage später, als er noch im Krankenflügel gelegen hatte. Da hatte sie zum ersten Mal bemerkt, dass er nicht mehr das sagte, was er dachte. Und später… vor ein paar Tagen, als sie sich in der Winkelgasse getroffen hatten, war er bereits so gewesen. Oder? Und da hatte das auch mit Malfoy angefangen, dass der sich so seltsam ihnen gegenüber gab… Sie richtete ihre Augen auf den Blonden vor sich, der ebenfalls nachdenklich wirkte. Wie Harry auch blickte er aus dem Fenster. Oder sah Harry vielleicht aus dem Fenster, weil Malfoy dort raus sah? War es das? War es das, was sich geändert hatte? Sie blickte Harry an. Er sah verloren aus. Als wäre ihm irgendetwas Wichtiges abhanden gekommen. Und wenn sie sich recht besann, war es schon länger so. Warum war ihr das noch nicht aufgefallen? Und was war es, das er so sehr vermisste, dass es seine Lebensqualität darunter leiden ließ? Hermione war ratlos und es war wahrscheinlich das erste Mal, dass sie nicht ein Wort von dem mitbekam, was Professor Binns vorne sagte. Und ausnahmsweise war es ihr auch egal. Über ihr Pflichtbewusstsein legte sich Sorge um Harry. Warum sagte er denn nichts, wenn er sich nicht wohlfühlte? Harry war sich dem durchleuchtenden Blick seiner Freundin nicht bewusst. Die Vögel draußen nahmen seine gesamte Aufmerksamkeit in Beschlag, während das eintönige Gemurmel des Geschichtsgeistes über ihn hinwegrauschte. Sie flogen. Sie konnten einfach so fliegen. Wenn er fliegen wollte, brauchte er seinen Feuerblitz. Er hatte keine Flügel, um frei zu sein. Und wenn er flog, dann war immer er da. Malfoy, der ihn forderte und nicht zuließ, dass er schlechter wurde. Immer war er hinter ihm, trieb ihn zu ungeahnten Leistungen an, appellierte immerzu an seinen Ehrgeiz… In jeglicher Hinsicht. Und eigentlich hatte er auch vorgehabt, seine magischen Leistungen von Malfoy puschen zu lassen, ohne dass dieser es merkte, indem er offen gegen ihn ins Gefecht zog, aber nun… Das ging jetzt nicht mehr. Es hatte sich geändert. Seine Einstellung ihm gegenüber hatte sich geändert. Und das machte ihm Sorgen. Was war dran an dem Slytherin, dass er ihn nicht mehr als Gefahr wertete sondern immer dieses seltsame Gefühl in seiner Gegenwart hatte? Und wie zum Teufel sollte er stärker werden, wenn er niemanden mehr hatte, für den er stärker werden wollte, niemanden, den er übertreffen wollte? Leise seufzte Harry und ließ den Kopf mit geschlossenen Augen auf seine Arme sinken. Schwarz, dazu blondes Haar… Ein wirklich beruhigender Gedanke… ~*~*~*~ „Hey...“ Pansy stupste Draco in die Seite und erzwang seine Aufmerksamkeit. „Hm?“ Unwillig und noch immer ein wenig vor sich hin träumend wandte der Blonde den Kopf zu ihr um. „Was ist los mit dir?“ „Nichts.“ Er sah wieder aus dem Fenster. Wenn sogar Pansy es merkte... Aber im Moment war eh nichts mehr normal. Gar nichts. Wieder piekste sie ihn in die Seite. Entnervt sah er sie an. „Doch. Und wir müssen darüber reden.“ Ihre braunen Augen blickten forschend. „Nein.“ Bevor Pansy nach Luft schnappen und weitermachen konnte, klingelte es. Gerettet von der Schulglocke. Draco stand abrupt auf und rauschte aus dem Klassenraum. Blaise und Pansy starrten ihm nach. „Ehrlich, diese ganze Sache macht ihm mehr zu schaffen, als ich dachte...“, murmelte Blaise leise und vergaß dabei, dass die Gryffindors noch immer hinter ihnen saßen und wahrscheinlich jedes Wort hören konnten. Dracos Schritte wurden augenblicklich langsamer, als er den Slytherinpulk sicher abgehängt wusste. Er brauchte keinen verdammten Schutzwall! Und er würde sich mit Sicherheit auch auf keinen verlassen, von dem er nicht wusste, wie lange er ihn besaß. Und natürlich lief ihm ausgerechnet jetzt noch einmal Flitwick über den Weg. „Mr Malfoy, ich...“ Weiter kam der Zauberkunstlehrer nicht. „Keine Zeit!“, erwiderte Draco knapp und beschleunigte seinen Schritt wieder. Fehlte ja noch, dass er sich jetzt mit diesem dusseligen Zwerg auseinandersetzen musste. Besonderes Talent – pah! Er ging an der Großen Halle vorbei. Das Mittagessen kümmerte ihn herzlich wenig. Sein Ziel war das Tor nach draußen. Im Innenhof zog er seinen Zauberstab hervor. „Accio Nimbus 2002!“ Das Nachfolgemodell des Nimbus 2001. In den Ferien hatte er seinen zu Sägespänen geflogen. Versehentlich... Draco schwang sich auf den Besen und ließ die Schule hinter sich. Im Moment konnte er diese ganze Hektik, die Unruhe und die vielen Leute einfach nicht ertragen. Er wollte weg. Und der Besen war dafür immer seine erste Wahl. Zack – wegfliegen. Eine großartige Sache. Am liebsten würde er einfach abhauen und nicht wieder zurückkehren. Damit waren dann doch alle Probleme gelöst. Sein Vater brauchte sich keinen Kopf mehr um das Ansehen der Familie zu machen, denn der fehlerhafte Sohn war fort. Die Slytherins konnten schön weiter vor sich hin leben, ihre Ansichten hoch halten und mussten sich mit niemandem mehr herumschlagen, der dauernd Zusammenhalt von ihnen forderte und selbst nicht hinter ihnen stand... Nicht mehr. Und Harry Potter... Nun, der musste sich mit keinem Erzfeind mehr herumschlagen, niemand mehr, der seine Kraft von diesem Kampf mit dem Unnennbaren abzog. Niemand mehr, der so brennend nach Aufmerksamkeit verlangte... Niemand mehr, der ihn herausforderte und antrieb. Und was sollte er dann machen? Was denn? Draco ließ den Besen eine lange Schleife über den See machen. Gar nichts. Und er musste feststellen, dass er nicht bereit war, dieses Leben aufzugeben. Sein Leben. Nein, er würde sich soviel Normalität erkämpfen, wie es nur irgendwie ging. Und dazu gehörte, dass er Harry Potter herausfordern würde. Wieder und wieder. Wenn nicht er es tat – wer würde es dann tun? Wenigstens das konnte er... Er machte den Gryffindor nicht gerade wirklich zu seinem persönlichen Dreh- und Angelpunkt, oder? ~*~*~*~ Leise schüttelte Hermione Harry an der Schulter. Die Stunde war vorbei, sie hatten jetzt Mittagspause. Und was tat er? Schlafen! Harry war tatsächlich eingeschlafen! „Also echt!“, murrte sie. „Wenn du schon schlafen musst, dann tu es unauffällig!“ Seufzend schüttelte sie den Kopf, als Ron grinsend bemerkte, dass es doch unauffälliger kaum ging. Schließlich hatte keiner etwas gemerkt. Bis eben nicht mal sie. Das Mädchen schnaubte nur, schüttelte Harry erneut, was diesen dann auch endlich weckte. Blinzelnd setzte der Schwarzhaarige sich auf, rieb sich über die Augen. Oh Mann, was waren die denn so laut? Und wo war er überhaupt? Er sah sich um. „Dornröschen ist aufgewacht!“, rief Ron begeistert. „Und das ganz ohne Kuss!“ „Sehr witzig, Ron.“, gähnte Harry und streckte sich einmal. Unbequem, sollte er nicht wieder tun. „Was ist passiert? Hab ich was verpasst?“ „Weiß nicht.“, gab der Rotschopf zurück. „Ehlich gesagt, hab ich ebenfalls nichts mitbekommen? Was ist mit dir, Mione?“ Das Mädchen wurde rot. „Äh… ich…“, stotterte sie, hatte sie wirklich nicht ein Wort von dem vernommen, was Binns gesagt hatte. Das… war ihr ja noch nie passiert! Doch dann fiel ihr siedendheiß ein, weshalb sie keine Ahnung hatte vom Unterrichtsstoff hatte. „Themenwechsel:“, sagte sie unwirsch. „Was ist mit dir los, Harry? Du bis anders als sonst. Irgendwie fehlt dir die Spritzigkeit… die Lebensenergie!“ „Ist das so?“, gab der Junge erstaunt zurück und lächelte dann plötzlich verträumt. „Vielleicht hast du Recht.“ „Und?“, hakte Ron neugierig nach und fixierte ihn ernst, wie er es gerade bei Hermione gesehen hatte, ein bisschen, um sie zu foppen, ein bisschen, weil es ihn beeindruckt hatte. „Was und?“ „Was ist los?“ Genervt gab der Weasley seinem Freund einen Nasenstüber. War doch klar, was sie wissen wollten. „Und red dich nicht raus, du hast versprochen, dass du es uns sagst, wenn wir alleine sind!“, übernahm Hermione ernst. „Bitte, wir sind ganz allein!“ Die beiden waren sich so einig, dass Harry lachend aufgab. „Dann mal los. Was wollt ihr wissen?“ „Was war das gestern mit Malfoy?“ Treffer, versenkt. Das war genau die Frage, die er selbst nicht beantworten konnte. Wie denn auch? Er wusste doch nicht mal, was da passiert war, geschweige denn warum! Er blickte sie verzweifelt an und Hermione seufzte. „Also konkreter. Warum war er da?“ „Snape hat ihn mitgeschickt, das hast du doch mitbekommen.“ „Gut, dann noch einfacher.“, war sie mit der Antwort doch längst nicht zufrieden. „Warum ist er nicht gegangen? Ich meine, er war mehr als fünf Stunden bei dir!“ „Echt?“ „Du hast es doch gesehen!“ „Ich habe geschlafen.“ Sie stutzte. „Geschlafen?“ Harry nickte. „Ich bin erst kurz bevor ihr gekommen seid aufgewacht.“ Davon war er überzeugt. Dass das nicht stimmte, wusste er nicht. Woher sollte er auch ahnen, dass sein Zeitempfinden unter der Situation gelitten hatte? „Das ist wirklich seltsam.“, murmelte sie, dann schwieg sie gedankenvoll. Und diese einmalige Gelegenheit ergriff Ron. „Und was hat er gemacht?“ „Dagesessen?“ „Harry!“ Empört und leicht enttäuscht traf den Schwarzhaarigen ein Blick aus blauen Augen. Der Junge-der-lebt zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Was soll ich denn sagen? Als ich aufgewacht bin, saß er tatsächlich einfach da, als würde er mit offenen Augen schlafen!“ Ron schwieg überrascht, nicht so Hermione, die wie immer versuchte, mit Logik hinter dieses Phänomen zu kommen. „Wie hat er da gewirkt?“ Sie war geistig wieder anwesend. Harry überlegte. „Nachdenklich.“, antwortete er schließlich. „Oder als würde er träumen.“ „Also wie du vorhin.“ Ron grinste, als Harry rot anlief und Hermione anerkennend nickte. Es war ihm also auch nicht entgangen. War ja auch einfach zu offensichtlich gewesen. „Und danach?“ „Bitte?“ „Harry, stell dich nicht so dumm an!“, tadelte das Mädchen. „Was hat er gemacht, als wir gegangen sind. Er ist schließlich bei dir geblieben! Jedenfalls kam er nicht gleich.“ „Oh.“, machte Harry schlau. Diese Frage wunderte ihn wirklich, hatte er schon längst wieder vergessen, dass es nicht normal war, dass Malfoy einfach nur bei ihm war. Es fühlte sich so normal an… unglaublich… unverständlich normal, wenn er genau drüber nachdachte. Er grinste. „Er hat Zuckerwatte gezaubert und wir haben Waffenstillstand geschlossen!“, erklärte er glücklich. „Waffenstillstand?“, wiederholte Hermione perplex. „Zuckerwatte?“, griff Ron das auf, was ihn mehr interessierte, verschluckte sich fast beim Wiederholen dieses einfachen Wortes. „Warum Zuckerwatte?“ „Weil mein Kopf sich so angefühlt hat.“, sagte Harry ehrlich. „Wahrscheinlich wegen dieses Trankes.“ „Genau, was war denn nun eigentlich mit dir? Du standest doch nicht wirklich unter Drogen, oder?“ Hermione musterte ihn scharf. „Im gewissen Sinne schon.“, meinte Harry achselzuckend. „Der Heiltrank von der Pomfrey ist nach hinten losgegangen. Ich hab ihn nicht vertragen.“ In diesem Moment erinnerte er sich an den Schwindel, dass es immer schlimmer geworden war… Wie war er eigentlich auf die Krankenstation gekommen? Alleine hatte er sie doch nicht mehr erreicht. Hatte Malfoy etwa… Sein Gesichtsausdruck zeugte von purem Schock, was Hermione sofort besorgt nachhaken ließ. „Was hast du? Ist dir wieder nicht gut?“ Er schüttelte den Kopf. „Alles bestens.“, murmelte er. Hatte Malfoy ihn wirklich getragen? „Du bist ganz blass.“, bemerkte Ron. „Vielleicht solltest du etwas trinken.“ Geistesabwesend nickte Harry, holte seinen Zauberstab heraus und sprach lautlos den Spruch, den er schon gestern gesagt hatte. Drei Flaschen Limonade erschienen vor ihnen. Zitronenlimo… Harry starrte sie perplex an, erinnerten sie ihn doch an gestern. Er begann zu lächeln, als seine Hand über das ungewöhnliche Etikett strich. Malfoy mochte das gerne. Hatte zumindest so gewirkt. … Wenn er ihn wirklich getragen hatte, warum hatte er das nicht gesagt? Er hätte sich doch bedanken können… Das würde er auf jeden Fall nachholen! Das nahm er sich ganz fest vor. „So und jetzt noch mal zurück zum Waffenstillstand.“ Hermione war wieder ganz sachlich. „Was hat es damit auf sich?“ Der Schwarzhaarige blickte sie überlegend an. „Es bedeutet wohl, dass die Feindschaft zu Ende ist.“ „Hat er aufgehört, Todesser zu sein?“ Ron staunte nicht schlecht, doch Harry nahm ihm schnell den Wind aus den Segeln: „Das weiß ich nicht, aber irgendwie bin ich zuversichtlich.“ Er grinste frech. „Ist ja nicht so, als wäre er schon einer. Das denken nur immer alle.“ „Und woher willst du das wissen?“, murrte Ron misstrauisch. „Hast du seine Arme mal angeschaut?“ Harry schüttelte den Kopf. „Ich hoffe es einfach mal.“ Die beiden Freunde wechselten einen Blick. „Wenn du dich da mal nicht irrst.“ Es war ihnen anzusehen, dass sie mit dieser Situation ganz und gar nicht einverstanden waren und sich lediglich zurückhielten, weil sie Harry nichts vorschreiben wollten und wussten, dass er sowieso machte, was er wollte. „Sei aber bitte vorsichtig und sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.“ Hermiones Blick war flehend, ja fast beschwörend und Harry nickte. „Mach ich, Mione. Versprochen.“ Ron trug noch immer einen seltsamen Gesichtsausdruck, als sie sich anschickten, das Zimmer endlich zu verlassen. Ihm war definitiv nicht wohl bei der Sache. „Ron?“ Harry wartete, bis der Rotschopf reagierte, bevor er ihn umarmte. „Ich bin vorsichtig und werde nicht vergessen, auf welcher Seite ich stehe, aber irgendwie hab ich das Gefühl, ich muss da dran bleiben, auch wenn ich noch nicht weiß, was es mir bringt. Verstehst du das?“ Der Junge nickte beklommen. „Und ihr werdet es keinem sagen?“ Beide nickten. „Versprochen?“ Wieder ein Nicken. Beiden war klar, was es bedeuten würde, wenn Harry dabei erwischt wurde, wie er mit einem Slytherin korrespondierte. Vor allem, wenn es dieser Slytherin war. Dann würden die Gerüchte nicht mehr lange bei zurückhaltenden Anschuldigungen bleiben, sie würden wahrscheinlich davon ausgehen, dass Harry Cedric Diggory tatsächlich umgebracht hatte. Und wenn das passierte, dann hatte er mit Sicherheit nichts mehr zu lachen, zumal er auch nicht einsah, dass ihn keine Schuld traf. Wahrscheinlich würde er sich damit selbst zugrunde richten. „Versprochen.“ „Danke!“ Noch einmal verstärkte Harry die Umarmung Rons, ließ es sich dann auch nicht nehmen, Hermione einmal zu herzen, dann machten sie sich schweigend auf den Weg zum Mittag. Kurz bevor sie die große Halle betraten, hielt Ron Harry noch einmal fest. Ernst blickte er ihn an. „Du hältst uns doch auf dem Laufenden?“ Und was, wenn nicht?, schoss Harry die Frage durch den Kopf, aber er nickte lächelnd. „Natürlich.“ Und es war ein ehrliches Versprechen. ~*~*~*~ Draco starrte auf den See und lenkte den Besen gedankenverloren in weiteren Schleifen vor sich hin. Er musste sich wahrscheinlich langsam auf den Weg zurück machen. Den Besen in die Kerker bringen und dann zum nächsten Unterricht. Was war das noch mal? Ach ja, Pflege magischer Geschöpfe. Na wunderbar. Er verdrehte die Augen. Dieser idiotische Halbriese würde ihnen sicher wieder irgendwelche Tiere vorsetzen, die entweder eklig oder gefährlich waren - mit ein bisschen Pech auch beides... Erneut verdrehte er die Augen. Und wieder die Gryffindors. Die angewiderten Blicke und das ewige Getuschel konnte er ja ignorieren - Harry Potter aber nicht. Er lenkte den Besen Richtung Schule. Einige verwirrte Blicke übereifriger Gryffindors, die Richtung Wald unterwegs waren, und ein paar Hufflepuffs und Ravenclaws, die sich hier draußen herumtrieben, trafen ihn. Ihm war es gleich. Direkt vor dem Tor sprang er vom Besen und lief Richtung Kerker. Dort hatte er Pech. Denn er musste ausgerechnet Warrington und seinen drei Freunden über den Weg laufen. Nicht gut. „Du mieses Frettchen...“ Warrington baute sich vor Draco auf. Dieser stemmte die Hände in die Hüften und blickte den Größeren herausfordernd an. „War’s das? Oder hast du noch mehr auf dem Kasten?“ „Du...“ Die Faust raste heran und warf den Blonden zu Boden. „Zwanzig Punkte Abzug für Slytherin wegen tätlichen Angriffs auf einen Vertrauensschüler. Noch einmal und es sind fünfzig.“ Das war die einzige Karte, die der Blonde gerade noch in der Hand hielt. Blut tropfte ihm beim Sprechen von der aufgeplatzten Lippe und besudelte sein Hemd. Gegen die vier hatte er allein sonst keine Chance - und an seinen Zauberstab kam er gerade nicht heran. Da saß er dummerweise drauf. „Du bist erbärmlich.“ Warrington spuckte vor ihm aus und seine drei Kumpanen taten es ihm gleich. Dann zogen sie ab. Draco stand langsam auf und rieb sich den Unterkiefer. Verdammt, das tat weh! Diese ganze Geschichte wurde wirklich noch schwierig... Woher nahm der überhaupt nach der gestrigen Drohung den Mut, ihn anzugreifen? Aber um über diesen Bastard nachzugrübeln hatte er jetzt keine Zeit. Keine zehn Minuten später war er auf dem Weg zum Unterricht. Für ein frisches Hemd hatte die Zeit nicht gereicht und er kannte keinen Zauber, um Blutflecken zu entfernen. Also zog er den Umhang möglichst hoch. Dass seine Unterlippe verheerend aussah, fiel ihm nicht weiter auf. Woher auch? Er hatte ja schließlich keinen Spiegel dabei. Drachenmist, er war zu spät! Die Schülergruppe hatte sich bereits bei Hagrids Hütte versammelt. Überraschenderweise stand jedoch Professor Raue-Pritsche in der Mitte des Kreises. Stimmte ja, der Halbriese war ja aus irgendeinem Grund nicht da. Dumbledore hatte ja so etwas am ersten Abend verlauten lassen. Gut, wenigstens ein Idiot weniger auf der Welt. Harry war natürlich auch da. In der ersten Reihe. „Draco!“ Pansys erschrockener Ausruf lenkte die Aufmerksamkeit aller auf ihn. Klasse. Danke. ~*~*~*~ Auch Harry blickte zu dem Ankömmling, war es doch nicht alltäglich, dass Parkinson derartige Ausrufe des Entsetzens machte. Das Herz rutschte ihm in die Hose. Malfoy blutete. Und das wirklich nicht schlecht. War ihm nicht aufgefallen, dass er sich das ganze Kinn verschmiert hatte? Und was sollte er jetzt tun? Nichts. Er konnte nichts tun. Ernüchternder Gedanke. Und was sollte er auch machen? Vor allen Anwesenden hier auf ihn zu rennen und zur Krankenstation schleifen, damit Mme Pomfrey die Platzwunde behandelte? Klar. Am Ende konnte sie nicht nur ihn beerdigen… Ein undurchsichtiges Lächeln trat auf seine Lippen und er wandte sich ab. Es tat weh zu sehen, wie Pansy besorgt an ihm rumzupfte, und doch selbst nichts tun zu können. Das einzige, das ihm blieb, war das zu tun, was Malfoy von ihm erwartete: weiterhin den Feind mimen. Professor Raue-Pritsche rauscht plötzlich an ihm vorbei und brachte Harry dazu, sich wieder umzudrehen. Wie eine Furie ging sie auf den Blonden los. „Stellen Sie sich nicht so an, Mr Malfoy!“, knurrte sie mit ihrer dunklen Stimme und wedelte mit ihren Händen vor Pansy herum, damit sie von ihm abließ. „Sie sind ein Mann, also verhalten Sie sich auch so!“ Am liebsten hätte Harry ihr einen Knallfrosch in die Unterhose gezaubert, wie er es einmal von Fred gelernt hatte. Was fiel ihr ein? Malfoy hatte nicht einen Ton gesagt, nein, das war nur diese dämliche Parkinson gewesen! Das Lächeln wurde breiter, als er schon den Zauberstab zog, aber gerade als er Freds Spruch sagen wollte, drückte Hermione seine Hand herab. Ihre Augen sagten ganz deutlich: Tu es und du hast nicht nur ein Problem. Er seufzte. „Schon gut.“, murrte er, dann verschloss sich seine Miene vollkommen. Sein Blick wurde so kalt, dass Sally-Anne Perks ihn plötzlich hasserfüllt anstarrte. „Du bist das gewesen!“, giftete sie und deutete anklagend auf ihn, was ihm nicht mal eine Regung entlockte. „Das glaubst du doch selbst nicht!“, rief Hermione zurück, doch Harry legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie sollte sich nicht provozieren lassen. „Potter, du bist echt das Letzte!“ Harry sah erstaunt zu Dean hin. Bezog er etwa Partei für einen Slytherin? Auch war interessant, dass der andere ihn jetzt beim Nachnamen nannte. „Du gefährdest unsere Chancen auf den Hauspokal!“ Ach deshalb… Noch immer schwieg Harry. Was sollte er auch tun? Leugnen würde seine Situation nicht verbessern und die Einhorntante schaute schon wieder so seltsam… ~*~*~*~ Draco verzog das Gesicht, als Pansy an ihm rumzupfte und das Blut mit dem Umhang - wohlgemerkt mit seinem! - abzuwischen versuchte. „Lass…“, murmelte er und senkte den Blick, nachdem er gesehen hatte, wie Harry wegschaute. Nun, er hatte ja auch keine Wahl, nicht wahr? Und dennoch... Ignoranz war das letzte, was er von dem Gryffindor wollte. Dracos Miene wurde steinern und er schob Pansys Hand weg, die immer noch aufdringlich an ihm herumfummelte. Die Bemerkung von Raue-Pritsche ignorierte er. Sollte sie doch motzen, wie sie wollte. Interessierte ihn nicht. Sie konnte Männer eh nicht leiden. Abgesehen davon, war er es leidlich gewöhnt, unfair behandelt zu werden. „Du solltest zur Krankenstation gehen.“, meinte Blaise leise. Der Blonde verdrehte jedoch nur die Augen. Viel spannender war doch dieses Chaos, das auf einmal losbrach. Und die Anschuldigungen, die auf einmal auf Harry lasteten. Hatten die denn alle einen Knall? Nun, sie mussten ja wohl. Sogar die Gryffindors gingen auf ihren Helden los. Das war doch Wahnsinn! Aber was konnte er schon tun? Wenn er jetzt Partei für den Gryffindor ergriff... Wieder ein Schritt in eine Richtung, von der er nicht wusste, wo sie ihn hinführen würde. „Blaise.“ Er stieß den Schwarzhaarigen in die Rippen. „Sag, dass er es nicht war.“ „Aber...“ Blaise blickte in Dracos nahezu flehende graue Augen. Was war denn hier los? Was - zum Merlin - spielte sich hier eigentlich ab? „Bitte. Das war Warringtons Werk.“ Blaises Augen weiteten sich überrascht. „WARRINGTON?!“, stieß er schockiert hervor und sorgte dadurch dafür, dass es schlagartig still war. Dracos Blick sagte nur stumm, dass er eigentlich gewollt hatte, dass Blaise das nun nicht gerade herausbrüllte, doch man konnte den angerichteten Schaden nicht beheben. Sobald das die Runde gemacht hatte, würde es bei den Slytherins noch ungemütlicher werden. Der Boden unter seinen Füßen schwand. ~*~*~*~ Harrys Augen verengten sich. War Warrington nicht Slytherin? Was war denn jetzt los? Was lief denn hier schief? Erst stellte sich Dean auf die Seite, von der er immer behauptet hatte, dass er sie abartig fand, jetzt stellte sich ein Slytherin gegen Draco… In seinem Hinterkopf tauchte ein Bild auf. Junge, schlaffes Gesicht, breit gebaut. Er glaubte sich daran zu erinnern, dass Dean ihn einmal mit einem Faultier oder einem Schnabeltier verglichen hatte… Ja, das musste er sein… Warrington… Sein Lächeln wurde breiter, seine Augen begannen zu funkeln. Das würde was geben, wenn er dem begegnete. Übung für ihn. Und eine Möglichkeit den Wasserzauber zu testen? Wahrscheinlich eher nicht. Den Knallfroschzauber schon eher… Und im nächsten Moment fragte er sich, warum Malfoy das getan hatte. Er hatte ihn mit dieser Aussage in Schutz genommen, hatte ihn vor einer Konfrontation mit der gesamten Schule bewahrt. Indirekt… denn eigentlich war es Zabini gewesen, aber was änderte das? Ein kurzer Blick zu Hermione sagte ihm, dass sie etwas verstanden hatte. Sie sah plötzlich ganz anders aus, als hätte sie begriffen, was er vorhin zu sagen versucht hatte. Harry machte den Kontrollblick zu Ron, doch der hatte den Wink mit dem Zaunpfahl nicht bemerkt. Seine Überraschung bezog sich auf Warrington und seine unglaubliche Aktion. Einen Malfoy zu schlagen galt als Selbstmordversucht… ~*~*~*~ „Also gut, meine Damen, meine Herren, wir gehen dann zum Unterricht über... Und Mr Malfoy, begeben Sie sich bitte in den Krankenflügel.“ Draco verdrehte demonstrativ die Augen und wandte der Klasse den Rücken zu. Bitte... Wenn sie es nicht anders wollte, dann ging er eben. War wahrscheinlich auch besser so. „Ich komme mit!“ Pansy wollte an seine Seite huschen, doch er schickte sie zurück. „Nein, danke...“, murmelte er. Zum Glück schob Raue-Pritsche dem auch einen Riegel vor. „Miss Parkinson, Mr Malfoy kann gut alleine dorthin gehen. Es hat seine Lippe erwischt - nicht seine Beine.“ Draco steckte die Hände in die Hosentaschen. Wenigstens hatte er dann keinen Unterricht mehr für heute. Damit rückte aber auch das Treffen mit Harry in den Vordergrund... Er senkte den Blick ein wenig mehr. Er hatte keine Ahnung, wie dieser Nachmittag verlaufen würde. Gar keine. Er wusste ja noch nicht einmal... Ja, was wusste er nicht? So ziemlich alles. Und das war auf Dauer richtig frustrierend... Als er auf dem Hang angekommen war, an dessen Fuß Hagrids Hütte lag, wandte er sich um und sah noch einmal zu der Schulklasse hinunter, die sich nun Richtung Wald aufmachte. Seltsamerweise verspürte er ein wenig Wehmut. ~*~*~*~ Die ersten Minuten des Unterrichts rauschten an Harry vorbei. Er stand da, lächelte still vor sich hin, zwang sich dazu, sich nicht umzudrehen und Malfoy nachzusehen, und dazu brauchte er fast seine ganze Kraft. Seine Gedanken kreisten in nicht mehr nachvollziehbarem Tempo immer um die eine Frage: Was geschah hier mit ihnen beiden? Es war doch nicht mehr zu glauben, dass sie sich erst am liebsten gegenseitig aufgeschlitzt hätten, dann plötzlich nicht mehr wussten, was sie von einander halten sollten, und nun sogar sich gegenseitig in Schutz nahmen. Es war doch nicht normal, oder? Wann hatte man denn schon mal davon gehört, dass Feinde von jetzt auf heute plötzlich Freunde wurden? Obwohl… Freunde war nicht das richtige Wort dafür… Sie schwankten. Als stünden sie auf Inseln aus Torf, die sich auflösten, sobald sie nur einen falschen Schritt machten. Aber wenn sie gemeinsam auf eine dieser Inseln kommen könnten…? Eines der Krillkanifa, eines der kleineren Art, biss ihm in den Finger, weil er nicht aufmerksam gewesen war, riss ihn damit in die Wirklichkeit zurück. Sie waren dabei, die Viecher zu scheren, seines hatte sich gerächt, weil er vergessen hatte, ein Messer in den Scherapparat zu setzen… Toll, wirklich. „Ich hab dich auch lieb.“, giftete er das pinke Wollknäuel an, das sich erschrocken ganz klein machte. Hermione strafte ihn mit einem tadelnden Blick. „Lass deine Wut nicht an ihm aus.“ „Woher willst du wissen, dass das ein Männchen ist?“, murrte er. „Weil ein Weibchen sich nicht von dir anfassen lassen würde. Du bist ein Mann.“ „Klasse.“ Harry zog seinen Zauberstab. „Halt still, Fellball. Tut auch nicht weh!“ Große Augen blickten ihn an, dann wisperte Harry seinen Spruch. Von George… für freche Erstklässler. Im nächsten Moment war das Vieh kahl. Seine Haare lagen in einem ordentlichen Kreis auf dem Boden. Er grinste. „Jetzt bist du nackt. Geht’s dir jetzt besser?“ Es stieß einen hohen Pfeifton aus, biss ihn erneut in die Hand und verschwand dann in seiner Kiste. Harry blieb murrend zurück. „Oh, Mr Potter, sind Sie schon fertig?“ Die Schreckschraube hatte ihm grade noch gefehlt! Erst Malfoy fertig machen, jetzt ihn oder was? Das konnte sie aber vergessen! „Wie Sie sehen können.“ Freundlich, lieb und nett, während er innerlich kochte. Es schien ihr die Sprache zu verschlagen. Doch nicht lange. „Zeigen Sie mir ihre Arbeit!“ Eine überhöfliche Geste zu dem kleinen Kasten. „Er hat sich bereits zurückgezogen, er fühlt sich nicht gut, so hatte es den Anschein.“ „Woher wollen Sie wissen, dass es ein Männchen ist?“ Ihre Augenbraue war hochgezogen und sie betrachtete ihn misstrauisch. Harry lächelte ihr entgegen. „Es hat sich von mir anfassen lassen, was bedeutet, es kann nur ein Männchen sein, da die Weibchen niemanden an sich heranlassen, der nicht gleichen Geschlechtes ist.“ Ron neben ihm unterdrückte ein Kichern, während sie mit grimmigem Gesicht zu der Kiste ging und den Deckel hob. Was sie sah, ließ sie nur mit dem Kopf nickten, während Ron nun doch in Gelächter ausbrach, als sie ihnen endlich den Rücken zuwandte. „Klasse, Harry! Die hat schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass sie dich drankriegt!“, freute er sich über ihre Niederlange. Harry nickte und seufzte. „Danke, Mione, du hast mir das Leben gerettet!“ „Soweit würde ich nicht gehen.“, murmelte sie missmutig. Nicht dass sie ihm den Erfolg nicht gönnte, es war nur, dass Raue-Pritsche nichts zu ihrem Krillkanifa gesagt hatte, das ebenfalls vorbildlich - mit der Hand - geschoren war. ~*~*~*~ Nachdem er von Madam Pomfrey verarztet worden war - sie hatte einen wahnsinnigen Aufstand wegen dieser dummen Lippe gemacht, dabei hatte sie die Heilung nur einen müden Schwenk mit ihrem Zauberstab gekostet -, schlenderte Draco schon mal Richtung Bibliothek. Der Unterricht dauerte vielleicht noch zwanzig Minuten, da lohnte es sich wirklich nicht, noch einmal dort hinunter zu gehen. Stattdessen suchte er sich eine gemütliche Nische in der Bücherei. Der Tisch hinten am Fenster, halb verborgen von den Regalen erschien ihm am angenehmsten. Dort würden sie wenigstens nicht ganz so viele von diesen nervigen Blicken treffen. Harry wegen der Diggory-Sache und ihm wegen der Schwulen-Geschichte. Er wusste nicht, was davon absurder war. Draco schüttelte nur den Kopf und machte sich mit seinen Unterlagen an dem Tisch breit. Dann suchte er schon einmal einen Stapel Bücher über Felix Felicis heraus. Wieder erwischte ihn dieses freudige Prickeln, wenn er an den Trank dachte. Ihm gefiel diese Herausforderung sehr. Mehr noch: Er wollte diesen Trank! Nachdem er die Bücher zusammen hatte, konnte er nur noch eins machen: auf Harry Potter warten. Und das tat er mit einem derart gemischten Gefühl im Bauch, dass er überhaupt nicht sagen konnte, was es denn letztlich war. ~*~*~*~ Der Unterricht war beendet und Harry, Ron und Hermione waren auf dem Weg zum Schloss. „Was machen wir jetzt? Massig Freizeit!“, freute sich Ron, denn Hausaufgaben hatten sie am heutigen Tage keine bekommen. „Hat jemand Lust auf eine Runde Zaubererschach?“ Hermione rollte mit den Augen. Sie mochte dieses Spiel nicht, wahrscheinlich weil sie dabei immer gegen Ron verlor. „Nicht wirklich.“, murmelte sie. Ron war enttäuscht. „Was ist mit dir?“ Hoffnungsvoll blickte er ihn an, doch Harry schüttelte ebenfalls den Kopf. „Entschuldige. Ich muss in die Bibliothek.“ „Was? Warum?“ „Zaubertränke…“, erklärte Harry gedehnt, wusste jetzt schon, was jetzt kam. Zumindest von Ron erwartete er es. „Mit Malfoy?“ Da, hatte er es nicht gesagt? „Ja, mit Malfoy. Er will schon anfangen mit dem Gruppenprojekt.“ „Finde ich gut.“ Hermione seufzte. „Ich wünschte nur, Parkinson würde auch so denken. Ich habe keine Lust das alles alleine zu machen, aber sie meinte, wenn wir nächste Woche begännen, würde das noch reichen.“ Ron sah sie an. „Ihr seid ja verrückt!“, sagte er. „Zabini und ich…“ Er verstummte, als er daran dachte, wie sie sich gezofft hatten, weil Ron nicht gleich anfangen wollte. Zabini war auch ein ziemlich verantwortungsbewusster, ruhiger Schüler. Wirklich nicht mit ihm selbst gleichzusetzen… Im Endeffekt hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie bis zum Wochenende Material sammelten und sich am Samstagnachmittag gemeinsam hinsetzten. Ihm graute jetzt schon davor. Harry lächelte, als sie die Eingangshalle erreichten. „Wie auch immer. Bis später!“ Ron sah ihm Stirn runzelnd nach. „Kann es sein, dass er sich auf dieses Treffen richtig freut?“ Nickend pflichtete ihm das Mädchen bei. „Das Gefühl hab ich auch…“ Sie sah ihn an. „Ist dir aufgefallen, was Malfoy heute gemacht hat?“ Der Rotschopf schüttelte den Kopf und sie seufzte. „Er hat ihn in Schutz genommen, indem er… indem Zabini einen ihrer eigenen Leute bloßgestellt hat.“ Sie blickte Harry nach. „Er hat es bemerkt. Und ich befürchte, er ist ziemlich aufgebracht…“ „Warum? Das bestätigt doch, dass er sich in Malfoy nicht irrt.“ „Das meinte ich nicht. Er war sauer, dass Malfoy das ertragen musste… glaube ich.“ „Wie kommst du darauf?“ „Er wollte die Raue-Pritsche verzaubern!“ „Wie jetzt, echt? Warum?“ „Ich glaube, er wollte sie dafür bestrafen, dass sie so fies zu Malfoy war…“ „Nicht wirklich, oder?“ Sie nickte und Rons Augen begannen zu glänzen. Egal aus welchem Grund, der Gedanken war verlockend. „Warum hat er nicht?“ „Weil ich ihn daran gehindert habe. Und nein, ich bereue es nicht, oder was glaubst du, was los gewesen wäre, hätte sie ihn dabei erwischt.“ Bestürzt sah er sie an. Dann schien er zu überlegen. „Und was meinst du, hätte er gezaubert? Hätte er sie geduscht?“ „Ich will es gar nicht wissen. Sein Blick war so…“ Sie schüttelte sich. „Ich glaube, allein für die Gedanken hätte ich ihm Punkte abziehen müssen!“ „Klingt nach Fred und George!“ Ron lachte und jetzt stimmte Hermione mit ein. „Ja, vielleicht. Jedenfalls sollten wir ihn ein bisschen im Auge behalten, sonst tickt der uns noch aus!“ Ron nickte und sie machten sich auf den Weg in den Gryffindorgemeinschaftsraum. Und währenddessen erreichte Harry die Bibliothek. Er war aufgeregt. Was würde heute passieren? Was würde Malfoy machen und wie sich ihm gegenüber verhalten? Musste er jetzt immer noch so tun, als wären sie Feinde? Wie ging es ihm überhaupt nach seiner Auseinandersetzung mit dem Faultier? Und was würde Malfoy sagen, wenn er ihn fragte, warum er ihn in Schutz genommen hatte…? Langsam trat er durch die Tür, seine Augen verrieten seine Unsicherheit, keine Maske. Plötzlich war er wieder der Junge, der er vor einem Jahr gewesen war… Na ja… zumindest im übertragenen Sinne. Er versteckte seine Gefühle nicht, konnte es gar nicht. Zu sehr beschäftigte es ihn, was sein könnte oder werden würde. Und dann entdeckte er ihn nicht einmal auf Anhieb. Erst als er um das dritte Regal herumging, sah er ihn. Malfoy saß schon da, Bücher vor sich auf dem Tisch, Feder, Tintenfass und Pergament… Er wartete bereits… Oh Mann… Vorsichtig kam er näher. Was sollte er denn sagen, wenn er ihm jetzt gegenübertrat? ~*~*~*~ Draco stöberte bereits in einem der Bücher. Nicht, dass er viel von dem behielt, was er las. Hin und wieder, wenn er Schritte hörte, sah er hoch, doch niemand näherte sich ihm. Eher machten alle einen großen Bogen um ihn. Und angesichts der bösen Blicke der Slytherins konnte er sich denken, was diese von ihm hielten. Warrington und Co. hatten über die Bestrafung natürlich nicht schweigen können. Aber das war ihm auch gleich. Das nächste Mal würde er aber erstens nicht auf seinem Zauberstab landen und zweitens diesen Kerlen eine Lektion erteilen, die sich gewaschen hatte. Sie wollten Schwarzmagier sein - also würden sie Schwarze Magie spüren. Wieder hörte er sich Schritte. Und diesmal näherten sie sich und endeten nicht weit von ihm. „Da bist du ja.“, sagte er, während er aufsah. Nur mühsam konnte er sich ein Lächeln verkneifen. Der Gryffindor war sichtlich nervös - und endlich trug er einmal nicht diese pseudofröhliche Maske. Seltsamerweise erleichterte das den Slytherin ungemein. „Setz dich. Ich habe schon ein paar Bücher rausgesucht... Damit können wir anfangen.“ Konzentration rein auf die Arbeit. Er wusste nicht, was er zu dem Geschehen vorhin sagen sollte, also ließ er es. Und irgendwer musste das Eis zwischen ihnen ja brechen... Er selbst fühlte sich auch bei weitem nicht so sicher, wie er sich gerade gab. ~*~*~*~ Harry nickte, setzte sich und nahm sich eines der Bücher. Eines, das ansprechend aussah, mit leuchtend blauem Ledereinband. Er schlug es auf, las ein paar Zeilen, als er Blicke in seinem Nacken spürte. Er sah auf und drei Erstklässler versteckten sich angstvoll hinter einem Regal. Klasse! Er versuchte sich ein weiteres Mal an dem Text, aber von Konzentration konnte einfach keine Rede sein. Die Nachricht machte die Runde: Draco Malfoy und Harry Potter saßen an einem Tisch, ohne sich anzugiften. Harry blickte erneut auf, sah zu den Kindern hinüber, entdeckte Dean zwischen den Schülern, der ihn kalt musterte und er lächelte ihn an. Freundlich, distanziert. Dean wandte sich ab. Und Harry hatte genug. „Hast du was dagegen, wenn wir woanders hingehen? Die nerven.“ Er sprach leise, sprach in sein Buch, so dass es keiner mitbekommen konnte. „Am besten in einen Raum wo keiner reinkommt, außer wir erlauben es ihnen.“ ~*~*~*~ Draco blickte auf. Er hatte mittlerweile gelernt diese Leute zu ignorieren. Er war ein Slytherin - natürlich konnte er das. Das musste man, wenn man in diesem Haus war, denn die restlichen Dreiviertel der Schule hassten einen schlichtweg. „Ist okay.“ Er suchte seine Sachen zusammen und schob sie in die Tasche. Wieder herrschte darin Chaos. Komisch, das war erst seit Harry Potter so. Die Bücher drückte er teils Harry in die Arme und nahm die andere Hälfte selbst. Jetzt wurden die Erstklässler wirklich penetrant. Ein gemeines Lächeln huschte über Dracos Gesicht. Wenn sie es nicht anders wollten... Ein Feuerstrahl schoss aus seinem Stab hervor und verpuffte direkt vor den schreckgeweiteten Augen der Kinder mit einem lauten Knall. Die Kleinen stoben davon. „Und jetzt zeig mir diesen Zauberraum. Das wirkt garantiert nur einmal... Danach finden sie es lustig.“ ~*~*~*~ Lustig, ja? Wenn einem ein Feuerstrahl entgegenkommt… sehr lustig. Aber er sagte nichts, folgte dem Blonden wortlos. Die Blicke der ihnen begegnenden Schüler nervten ihn und er wünschte sich seinen Tarnumhang herbei, aber das ging momentan nicht. Der war in seinem Koffer oben in seinem Zimmer, gut versteckt, damit ihn niemand finden konnte, der ihn nicht finden sollte. Zu schade. Vielleicht sollte er ihn in Zukunft mitnehmen. Nur für den Fall der Fälle. „Ich habe doch keine Ahnung, wo so ein Raum ist oder ob es ihn gibt. Das war nur, weil…“ Harry verstummte. Er war so dämlich. Sie würden hier niemals einen Raum finden, in dem sie ungestört waren, denn es waren immer überall Schüler, die sie ansahen, die sie nicht aus den Augen ließen. Eine unauffällige Flucht war also unmöglich. Super. Oder sie brauchten ein Schloss, das nicht von Alohomora beeinflusst werden konnte... Ein Mädchen aus Hufflepuff, wohl einen Jahrgang über ihnen, grinste ihnen entgegen. „Sieh mal an. Der Mörder und die Schwuchtel! Na, auf dem Weg zu einem Date?“ Das reichte jetzt! Es war genug! Was bildete die sich eigentlich ein? Wenn er die Hände frei hätte… Hatte er aber nicht. Zu blöd! Ärgerlich holte er zu Draco auf, drängte ihn wortlos in einen geheimen Gang, der sich gleich hinter der ersten Kurve gabelte und den Weg zur Hälfte zurückführte, bevor er in einer Sackgasse endete. Für Unwissende. Die Karte des Rumtreibers hatte ihm einmal gezeigt, wie er diese umging. Man musste bloß die Stufen hinaufgehen, die man nicht sehen konnte und kam durch ein massives Loch in den darüber liegenden Stock. Immer noch ohne ein Wort stiefelte der Schwarzhaarige hinauf. Und verharrte kurz vor Ende der Treppe vor maßlosem Erstaunen. Am Ende der Stufen wartete Dumbledore, hatte sich etwas vorgebeugt und lugte verschmitzt zu ihnen hinunter, sein Gesicht wie gewohnt absolut glücklich. „Ah, da seid ihr beide ja.“ Er zwinkerte ihnen zu und trat zurück, um sie aus dem Loch kommen zu lassen. Harry starrte ihn mit offenem Mund an. „Was machen Sie denn hier?“ Wann hatte er Dumbledore das letzte Mal auf den Schulgängen gesehen? Das musste schon Ewigkeiten her sein! „Sir.“, hängte er schnell noch hinten dran, als ihm bewusst wurde, dass es doch ziemlich unhöflich war, den weisen Mann so anzustarren. Dieser lächelte nur erfreut. „Sag, Harry, erinnerst du dich an den Raum, wo der Spiegel stand?“ Der Junge runzelte verwirrt die Stirn. „Äh… was meinen Sie?“ „Du erinnerst dich an den Spiegel Nerhergeb, ja?“ Nicken. „Gut. Du weiß noch, wo er das erste Mal stand?“ Harry nickte unsicher ein zweites Mal. „Da war so eine komische geschmacklose Figur, die ein Kleid trug… ähnlich wie Dobby. Genauso…“ Er würgte seine Worte hinunter. Sie wären nicht sehr schön geworden und Dobby war sein Freund. Der Schulleiter zwinkerte mit den Augen. „Es ist ein Troll.“, sagte er. „Dort ist das, was ihr sucht…“ „Ähm, Sir?“ Doch der weißhaarige Mann hatte sich schon umgedreht und strebte den Gang hinunter, ließ die beiden Jungen ohne Erklärung zurück. Harry blickte Draco verwirrt an. „Und jetzt?“ ~*~*~*~ Überrascht ließ sich Draco von Harry mitziehen. Seltsamerweise hatte er keinen Augenblick so etwas wie Zweifel an der Aufrichtigkeit des Gryffindors. Normalerweise hätte er sich doch jetzt wehren sollen oder so. Aber nichts. Nun gut, die Bemerkung dieses Mädchens war auch wirklich daneben gewesen... Er stolperte nahezu hinter Harry her und landete dann zusammen mit diesem auf einmal vor Dumbledore. Na, wunderbar. Konnten sie nicht einfach wieder zurückgehen? Draco hörte dem Gespräch zwischen dem Gryffindor und dem Schulleiter nur mit einem Ohr zu. Sein Gesicht trug einen betont gelangweilten Gesichtsausdruck, für den er von dem Weißhaarigen einen kurzen Seitenblick erntete, der ihm nahezu das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es lag eine deutliche Zurechtweisung darin. Wortlos und dadurch nicht weniger schlimm. Eher das Gegenteil. Mit harten Worten konnte er umgehen... Dieser Blick erinnerte ihn daran, dass er eine Wahl zu treffen hatte. Und dass er seine Haltung zu gewissen Menschen dringend überdenken sollte... Draco senkte die Augen. Denn falls er sich wirklich von seinem Vater lossagen sollte, dann... Oh nein, das war jetzt wirklich kein Moment, um diesen Gedanken zu Ende zu denken. Er schaute erst wieder auf, als Dumbledore fort war und Harry ihn ansprach. „Was wohl? Hier herumstehen, auf einen der Türme klettern, wo wir möglicherweise unsere Ruhe haben, oder aber dem alten Mann glauben. Deine Entscheidung.“ Seine Worte klangen etwas bissiger, als sie beabsichtigt waren. Aber Dumbledore hatte ihn nachdenklich gestimmt und diese Stimmung wollte er nicht unbedingt nach außen tragen. Er spürte, wie sein Herz auf einmal raste und sich sein Magen zusammenzog. Der Schulleiter hatte ihn an gewisse Dinge erinnert. Schlicht durch einen Blick und seine Präsenz. ~*~*~*~ Etwas verwirrt blinzelte Harry. Was war denn jetzt los? Hatte Malfoy schlechte Laune? Warum? Hatte er ihm was getan? Unsicherheit machte sich in ihm breit, ließ sein Schutzschild hochfahren, die lächelnde Maske, die Malfoy eigentlich nicht leiden konnte, aber was sollte er dagegen tun? Es war besser, als ihm zu zeigen, dass es ihn verletzte, wie er mit ihm sprach, nicht wahr? „Lass es uns versuchen. Ich glaube, ich habe eine Ahnung, was für ein Geschenk er uns da gemacht hat… Er hatte da mal so was erzählt…“ Und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er an die Geschichte mit den Nachttöpfen dachte. Ja, das war so typisch Dumbledore. „Na los. Hier entlang.“ Und er ging einfach auf Malfoy zu, direkt an ihm vorbei, streifte ganz leicht dessen Schulter, als wäre es ein Versehen. War es nicht. Es war ein Zeichen, dass ihm nicht gefiel, wie sich die Stimmung geändert hatte. Ein Zeichen für Worte, die er nicht sagen wollte, weil sie einfach zu dämlich geklungen hätten, wenn man bedachte, wer sie waren… ~*~*~*~ Draco zuckte unwillkürlich zusammen, als er sah, wie sich Harrys Gesicht wieder zu dieser elenden Maske verzerrte. Er hasste sie. Er hasste sie wirklich. Aber wahrscheinlich hatte er sich sowohl ihre Anwesenheit als auch das Streifen seiner Schulter als eine gewisse Zurechtweisung verdient. Er zögerte, wollte etwas sagen und biss sich auf die Lippe. Langsam folgte er Harry, einerseits neugierig, was dieser denn nun meinte, und andererseits mit einem schlechten Gefühl im Bauch, das nicht nur Dumbledores unsanfter Erinnerung sondern auch seinem eigenen Verhalten geschuldet war. ~*~*~*~ Er erinnerte sich noch genau, wo der Spiegel gestanden hatte, in dem er einen Hauch einer Familie hatte spüren dürfen. Ein hässliches Bild, dann die Tür, die Ron nicht hatte finden können, der Raum, der anders war, das Bild, das seine Familie geboten hatte. Sein Lächeln wurde melancholisch, als sie durch die Gänge eilten. Er hatte es wirklich eilig. Ob er Nerhegeb wieder finden würde? Ob er seine Eltern wieder sehen könnte? Ohne es zu bemerken wurden seine Schritte ausgreifender, schneller. Er konnte es kaum erwarten. Endlich erreichten sie den Gang, er war weitestgehend leer. Zielstrebig ging Harry auf die Stelle neben dem hässlichen Troll zu, blieb davor stehen und schloss die Augen. Der Spiegel! Der Spiegel! Der SPIEGEL! Vorsichtig hob er die Hand, griff zu, er hatte tatsächlich eine Klinke in der Hand. Er würde seine Eltern wieder sehen! Und wenn es dreimal in einer falschen Welt war! Voller Vorfreude drückte er sie herunter und öffnete. Erst dann öffnete er die Augen. Ein Raum. Ein Raum voller Spiegel. Mehr Spiegel hatte er im Leben nicht gesehen. Sogar an der Decke waren noch welche! Von überall her blickte er sich selbst entgegen. Das war doch… Er schloss die Tür wieder. Seine Augen geweitet, sein Herz pochte vor Schreck. Das hatte er nicht erwartet! Der Raum war ja gruselig! Er schüttelte sich. ~*~*~*~ Draco bemerkte etwas irritiert, wie Harrys Schritte immer schneller wurden. Er passte sich an und folgte dem Gryffindor, doch er war verwirrt. Warum hetzte der Gryffindor auf einmal so? Ihnen lief doch nichts weg... Oder? Endlich hatten sie offenbar ihr Ziel erreicht: Ein wirklich scheußliches Bild – und vor diesem lief Harry dann dreimal hin und her. Draco beobachtet das mit einer hochgezogenen Augenbraue. Das sah reichlich bescheuert aus... Und dann war plötzlich eine Tür da. Verblüfft sah der Slytherin die Tür an. Woher kam die denn auf einmal? Harry riss sie auf, taumelte einen Augenblick später wieder zurück und knallte sie zu. Das Entsetzen auf seinem Gesicht war umfassend. Ehe er darüber nachdenken konnte, trat Draco vor und legte die Hand auf die Schulter des Gryffindorgoldjungen. „Alles in Ordnung?“ Seine Stimme klang weich. So weich, wie er sie selbst vorher noch nie gehört hatte. Seine Hand schloss sich unwillkürlich noch etwas fester um Harrys Schulter. ~*~*~*~ Erschrocken ruckte sein Kopf zu dem anderen zurück, starrte ihn Sekunden mit großen Augen an, dann wurde sein Blick verwirrt. „Was bitte?“ Er schüttelte den Kopf, sein Mund leicht geöffnet, nicht wirklich glauben könnend, was Draco gefragt hatte, und es gleichzeitig verdrängend. „Ja, das heißt… Nein… So… so viele Spiegel!“ Er wich zurück. Malfoys Nähe verwirrte ihn, der seltsame Klang in seiner Stimme, die Hand auf seiner Schulter. Hatte Malfoy ihn jemals auf diese Art und Weise angefasst? Mit dieser eindeutigen Geste, die ihn stützen sollte? Es zudem noch tat?! „So…“ Sein Mund schloss sich und er zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich versuch es einfach noch einmal.“ Und schon schloss er die Augen. Begann diesmal direkt an Nerhegeb zu denken, machte die beinahe rituellen Schritte. ~*~*~*~ Mit leicht gerunzelter Stirn lauschte Draco den Worten des Gryffindors. Spiegel? Was hatte er da nur angestellt? Und warum schreckte er jetzt nur so zurück? Er tat doch gar nichts, oder? Und warum zum Merlin wurde Harry jetzt wieder so unruhig und rannte wieder auf und ab. Er war hektisch, fahrig. Und irgendwie war das reichlich beunruhigend. Eigentlich verspürte er den Drang, den Schwarzhaarigen aufzuhalten, aber zugleich wollte er auch sehen, was geschah... Somit ließ er den Gryffindor wieder hin und her laufen. Dennoch war er jederzeit bereit, einzugreifen, wenn was-auch-immer geschah. ~*~*~*~ Es geschah nichts. Der Spiegel Nerhegeb war nicht mehr da, was Harry nicht einsehen wollte. Er versuchte es mehrere Male, wurde immer nervöser und allmählich begann Angst in ihm hochzusteigen. Wenn er diesen Spiegel nicht mehr fand, dann würde er seine Eltern nicht sehen können! Wenn es Nerhegeb nicht mehr gab, war das letzte Mal, als er seine Eltern gesehen hatte, der Kampf mit Voldemort! Und er konnte nicht immer gegen Voldemort kämpfen, wenn er sie sehen wollte! „Nerhegeb!“, flüsterte er vor sich hin, als er nun zum fünften Mal die Prozedur von vorne startete. „Nerhegeb! Nerhegeb! Nerhegeb! Nerhegeb!“ ~*~*~*~ Draco sah schweigend und mit wachsender Besorgnis zu, wie Harry diese Herumlaufprozedur wieder wiederholte. Und wieder und wieder. So langsam kapierte Draco, wie das hier funktionierte. Man lief offenbar dreimal hin und her und dachte an das, was man haben wollte. Aber was auch immer der Gryffindor zu finden hoffte – es war nicht hier. Als Harry das fünfte Mal ansetzte, ging Draco dazwischen. Er stellte sich Harry in den Weg und hielt ihn an den Oberarmen fest. Der Slytherin sah seinem ihm fest in die Augen und sagte dann leise: „Was auch immer du suchst, du wirst es hier nicht finden. Lass es sein.“ Draco stellte überrascht fest, dass seine Stimme wieder so seltsam sanft klang. Aber durch lautes Herumpoltern und fiese Bemerkungen würde er Harry wohl kaum von seinem seltsamen Verhalten abbringen können. ~*~*~*~ Erschrocken blickte Harry ihn an. Dann bildeten sich Falten auf seine Stirn. „Aber er war doch hier! Und Dumbledore hat doch auch gesagt, dass er hier ist…“ Er war wirklich verzweifelt. Irgendwie hatte er sich darauf versteift, dass er seine Eltern wieder sehen wollte. Dann fing er einen Blick aus grauen Augen auf. Ernst, fest, entschlossen, ruhig. Und tief. Kurz schloss er die Augen, als er sie wieder öffnete war auch er ruhig. Völlig entspannt, blickte fast gelassen zurück, begann sogar zu lächeln. „Ich bin ein Idiot“, stellte er fest. „Hab Panik bekommen wegen einer Sache, die nicht von Bedeutung ist, weil sie nicht Realität werden kann.“ ~*~*~*~ „Du bist vor allem verwirrend.“, stellte Draco trocken fest, während er sein Gegenüber langsam losließ. Noch traute er dem Frieden nicht, sah aber keine andere Möglichkeit. Er war versucht nachzufragen, beließ es aber dabei. Wahrscheinlich würde er ohnehin keine Antwort bekommen. „Das ist ein Wunschraum, nicht wahr? Gut, dann werden wir den jetzt für das nutzen, was wir eh tun müssen... Und was wir brauchen.“ Draco schritt dreimal an dem Bild vorbei und öffnete dann die erscheinende Tür. Dahinter lag ein recht gemütlicher Raum in neutralen Farben. Ein großer Holztisch mit bequemen Sesseln stand dort drin und sogar eine kleine Sofaecke. „Für heute ist es das, was wir brauchen. Komm schon.“ Draco sammelte seine Bücher auf, die er vorhin fallen gelassen haben musste, als er den Schwarzhaarigen festgehalten hatte. Komisch, dass ihm das gar nicht richtig aufgefallen war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Gimme that strange relationship Never felt pleasure and pain like this Something so right but it feels so terribly wrong I keep holding on Gimme that strange relationship One of us gotta let go of this I keep pushing and you keep holding on ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: … Ich mag Dumbidumm… abranka: Es geht voran... Ich mag’s, wie sie grübeln. ^^ Zweifelt noch irgendwer daran, dass Warrington ein toller Bösewicht ist? *g* Im Raum der Wünsche ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 7: Im Raum der Wünsche Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Fury in the Slaughterhouse – Balm For The Soul. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 7: Im Raum der Wünsche Immer noch lächelnd folgte Harry Draco in den Raum. Hatte er wirklich schnell gelernt. Schnelle Auffassungsgabe, wirklich! Neugierig blickte er sich um in dem kleinen Zimmer. Wände hell, dunkle, unaufdringliche Möbel auf einem plüschigen Teppich, sogar ein Fenster und ein Sofa vor einem erloschenen Kamin. Gemütlich. Überhaupt nicht so düster, wie er erwartet hatte. Malfoy überraschte ihn immer wieder. Immer noch schauend legte er die Bücher auf den Tisch und ließ sich langsam in einen der Sessel gleiten, mit dem Rücken zur Tür. Irgendwann fanden seine Augen den Blonden wieder, der es sich ebenfalls bequem machte. Da war sie wieder, diese Ruhe in ihm, die er seit - war das wirklich erst gestern gewesen? - in seiner Gegenwart spürte. Angenehme Ruhe, innerlich, äußerlich, überhaupt. Harry lehnte sich gemütlich zurück, die Arme auf den Lehnen liegend, blickte kurz zum Fenster, vor dem lediglich Himmel zu sehen war, dann wieder zu Draco. „Was war vorhin los? Hab ich was falsch gemacht?“ Es war eine völlig neutrale Frage. Er machte ihm keinen Vorwurf, wollte ihn auch nicht reizen oder in die Enge treiben. Einfaches Interesse war es, das ihn dazu brachte, die Frage überhaupt zu stellen. Interesse und der Wunsch nach Verständnis. ~*~*~*~ Draco stapelte seine Bücher ebenfalls auf dem Tisch. Mit einem Lächeln um die Mundwinkel beobachtete er, wie der Schwarzhaarige sich in den Sessel setzte und es sich eindeutig bequem machte. Der Slytherin ließ sich in dem Sessel gegenüber nieder, schlug die Beine über und lehnte sich zurück. Ganz langsam machte sich Entspannung in ihm breit. Doch dann kam Harrys Frage. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, hatte er diesen kleinen ‚Vorfall’ doch über das seltsame Verhalten des Gryffindors beiseite schieben können. Verblüffend, dass dieser sofort meinte, dass alles an ihm läge. „Nein, du hast sicher nichts falsch gemacht.“ Draco lächelte schief. „Dumbledore hat mich nur... an etwas erinnert...“ Er brach ab und wechselte abrupt das Thema. „Was hast du hier so verzweifelt gesucht?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Er wich ihm aus… schade. Aber immerhin wusste Harry jetzt, dass Malfoy so seine Probleme mit dem Schulleiter hatte. Schon komisch, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Dumbledore irgendwas getan hatte, was Malfoy an irgendwas erinnern sollte. Und die Frage… Seine Augen stellten auf Fernsicht, als er mit einem nebligen Lächeln wieder aus dem Fenster sah. „Einen Spiegel.“, sagte er leise. „Einen ganz besonderen Spiegel…“ ~*~*~*~ „Was für einen Spiegel? Was ist an ihm so besonders?“ Dracos Frage war so neugierig, wie er sie stellte. Er musterte den Gryffindor genau. Seine grünen Augen wirkten so sehnsüchtig und zugleich so melancholisch. So, als wenn er das sehen wollte, was er sich am meisten auf der Welt wünschte... Auf einmal hatte Draco ein seltsames Gefühl im Bauch, das er nicht fassen konnte. Was war das nur? ~*~*~*~ Das Lächeln wurde breiter. „Nerhegeb zeigt dir deine Sehnsüchte…“, sagte Harry leise. „Ich hatte gehofft, sie wieder sehen zu können…“ ~*~*~*~ Draco runzelte leicht die Stirn. Die eigenen Sehnsüchte zu sehen... Nein, lieber nicht. Bei einigen wusste er sehr genau, was sie waren und wollte sie gerade deshalb nicht sehen. Und bei anderen... Nein, denen wollte er lieber nicht ins Gesicht schauen. Überhaupt: Was brachte es, wenn man seine Sehnsüchte sehen – erfüllt sehen – konnte? Es änderte doch nichts an der Realität und verführte nur zu sehr zu der Weltflucht, der er bemüht war, niemals zu erliegen. „Wen wolltest du sehen?“ ~*~*~*~ Harry blickte gedankenverloren zu ihm hin. Ob er es ihm gefahrlos sagen konnte? Ob Malfoy es irgendwann gegen ihn verwenden könnte? Mit Sicherheit… Er könnte, aber würde er es tun? Konnte er ihm genug vertrauen? Wieder wanderte sein Blick aus dem Fenster, während er das Für und Wider abwog. Einerseits war Malfoy der Sohn eines oder vielleicht auch zweier Todesser. Er war der unausgesprochene Herr des Slytherinhauses, war sein Feind, hatte häufig dazu beigetragen, dass er gelitten hatte… Andererseits war es seit ein paar Tagen anders. Er fühlte sich ruhig in seiner Gegenwart, Malfoy hatte ihn vor einer ungerechten Strafe gerettet, vor vielen Hänseleien durch Slytherins. Er hatte sich geändert. Und… außerdem… wenn sein Plan aufging, war es ohnehin egal, wer was von ihm wusste… Noch ein Jahr oder so… Und er hatte Ron doch gesagt, dass er dem Gefühl einfach auf den Grund gehen wollte; da war ein bisschen Vertrauen wohl nicht zuviel Risiko, oder? Seine Augen schlossen sich leicht, als er sich nach einer halben Ewigkeit endlich überwand: „Meine Eltern.“ ~*~*~*~ Schweigend wartete Draco ab. Irgendwann war er versucht, seine Frage zurückzuziehen. Sie war wohl unpassend gewesen... Doch dann, urplötzlich, gab Harry ihm eine Antwort. Seine Eltern. Nun war es Draco, der nach draußen sah. Natürlich. Es war bekannt, dass Harry Potters Eltern von dem Dunklen Lord ermordet worden waren. Er hatte ihn doch oft genug damit getriezt. Harry war eine Waise, war es da nicht natürlich, wenn er sich nach seinen Eltern sehnte? Würde es ihm selbst nicht genauso gehen? Nein, wahrscheinlich eher nicht. Dazu kannte er seine Eltern zu gut. Seinen Vater würde er wahrscheinlich kaum vermissen – jetzt. Jetzt, nachdem er begriffen hatte, wie sehr er sein gesamtes Leben über manipuliert worden war. Seine Mutter schon eher, denn sie liebte ihn aufrichtig und war doch zu schwach, um ihn zu schützen... Und dennoch... Für Harry war es wohl die größte Sehnsucht, die er besaß. „Deine Eltern werden es wert sein“, sagte er schließlich langsam. „Meine sind es nicht. Zumindest nicht mein Vater.“ Seine Miene wurde hart. Nein, Lucius Malfoy war es wirklich nicht wert, dass man Sehnsucht nach ihm hatte. Und doch hatte ihn dieser Mann vollkommen in seiner Hand. Zumindest bisher... ~*~*~*~ Der Blick, der Draco daraufhin traf, war klar, ehrlich, als der Junge ihm zustimmte. „Das denke ich auch.“ Harry lächelte. „Versteh mich nicht falsch, aber er ist ein…“ Er sprach nicht weiter, wollte er Draco doch nicht beleidigen, was wohl unweigerlich geschehen wäre. Stattdessen blickte er nun auf seine rechte Hand. Er hatte sich zuviel herausgenommen. Definitiv. Und dennoch… „Du kannst ihn nicht leiden, was?“ Es war nur ein kleiner Schritt, aber eine große Antwort. Wie würde sie ausfallen? ~*~*~*~ Natürlich konnte Harry Lucius Malfoy nicht leiden – wie auch? Er war einer der Todesser an der Seite des Unnennbaren gewesen, als dieser Harry im letzten Jahr die Falle gestellt hatte... Und auch die sonstigen Begegnungen zwischen den beiden waren nicht gerade harmonisch gewesen. Was nicht unbedingt überraschend war. Unterschiedlicher konnten Menschen wohl kaum sein. Und er selbst? Innerlich zuckte Draco mit den Schultern. Er konnte es nicht sagen. Er wusste nicht, ob er seinen Vater mochte... „Früher... da habe ich ihn vergöttert. Er war mein Held.“ Draco lächelte bei der Erinnerung daran. „Aber immer hat er die Strippen gezogen und mich zu seiner Marionette gemacht. Und jetzt... Jetzt ist es schwer, auf eigenen Beinen zu stehen...“ Er brach ab und wurde sich bewusst, dass er viel zu viel gesagt hatte. Der Slytherin senkte den Blick und starrte auf seine Hände. „Ich weiß nicht, ob ich ihn mag, ob ich ihm jemals mochte... Aber ich habe ihn nie geliebt.“ Das hatte er wirklich nicht. Der einzige Mensch, dem er jemals so etwas wie Liebe entgegengebrachte hatte, war seine Mutter. Niemand sonst. ~*~*~*~ Schweigend nickte Harry. Was war das für ein Zugeständnis! Der Wahnsinn. Er hatte ihm tatsächlich gerade mitgeteilt, dass er… was eigentlich? Auf eigenen Beinen stehen… Malfoy versuchte, seinen Vater hinter sich zu lassen, den er nicht leiden konnte, den er nicht liebte… oder… sagte er das nur so, weil… War es am Ende so, dass Malfoy Senior seinen Sohn im Stich gelassen hatte? Weil er in der Winkelgasse… „Bin ich schuld?“, fragte er leise, blickte fast schüchtern auf, hoffte inständig, dass es nicht so war, denn das würde ihm tatsächlich leid tun. Familie war etwas unschätzbar Wertvolles und wenn Malfoy das wegen ihm verloren hatte… ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Nein, du bist nicht schuld. Das ist eine Sache, die so oder so passiert wäre. Es war schon zuvor alles...“ Er brach ab, zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. Wie sollte man das ausdrücken? Die ewigen Forderungen, die ewigen Verweise auf Traditionen und Ideologien... Die ständige Suche nach Perfektionismus... Die Angst zu enttäuschen, das Gefühl, ständig zu versagen, nicht gut genug zu sein, unwürdig zu sein. Wie sollte man das ausdrücken? Und warum erzählte er das Harry überhaupt? Er hatte nie darüber gesprochen. Nie! Warum erzählte er seinem Erzfeind? Warum? Der Gryffindor stieß ihn mit seiner Frage aber auch auf etwas, was er selbst wissen wollte. Unbedingt. „Warum hast du das in der Winkelgasse eigentlich getan? Hasst du mich so sehr?“ Draco blickte dem Schwarzhaarigen direkt in die Augen. Die Antwort wollte er wissen, musste er einfach wissen. ~*~*~*~ Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als Harry dem Blick auswich und wieder auf seine Hände starrte, die schon seit geraumer Zeit taten, was sie wollten. „Nicht mehr.“, murmelte er. Damals war er wütend gewesen, verblendet wegen der Überwachung, dass er keinem Todesser zu nahe kam, um sich rächen zu können, da war ihm Malfoy Junior gerade recht gekommen, aber jetzt… „Ich weiß doch auch nicht, was jetzt los ist… Eigentlich sollte ich dich hassen! Weil du Slytherin bist, weil du Todesser werden willst, weil du ein Malfoy bist, aber…“ Leise waren seine Worte und er wagte einen schnellen Blick, wich dann auf die Bücher aus, ohne etwas gesehen zu haben, das ihm weiterhalf. „…es ist jetzt nicht mehr so…“ ~*~*~*~ Draco verspürte beinahe etwas wie Enttäuschung, als sein Gegenüber den Blick senkte. Konnte er ihm wirklich nicht in die Augen sehen? Und dann… Nicht mehr. Harry Potter sagte ihm direkt – wenn auch nicht ins Gesicht – dass er ihn nicht mehr hasste. Und dennoch... wollte er ihn offenbar doch noch hassen und hatte den Eindruck, dass er ihn hassen müsste. „Du hast den Teil mit dem ‚weil du so gemein zu mir bist’ vergessen. Ich schätze, dann dürfte die Liste der Gründe komplett sein.“ Draco legte den Kopf in den Nacken, starrte zu der Decke empor. Den Hass hatte er sich verdient. Er hatte nie etwas anderes gewollt. Oder doch, ja, am Anfang hatte er die Freundschaft von Harry Potter gesucht, doch nach dieser rüden Zurückweisung war dort nur noch Hass möglich gewesen. Nichts anderes. Und jetzt? Er konnte den Gryffindor genauso wenig mehr hassen, wie dieser ihn. Warum auch immer. Er brachte nicht mehr genug Wut auf, nicht mehr genug... Feuer. Vielleicht war er müde geworden. Vielleicht hatte er genug an anderen Fronten zu kämpfen. Oder vielleicht... „Glaub mir, ich hätte nicht weniger Gründe, dich zu hassen... Gerade nach deiner Aktion in der Winkelgasse.“ Draco schnitt eine Grimasse und schaute den Gryffindor wieder an. „Aber...“ Er zuckte mit den Achseln. „Seltsamerweise haben sich die Dinge geändert.“ Draco strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. „Aber du hast mir meine Frage nicht beantwortet: Warum hast du es getan?“ ~*~*~*~ Jetzt sah auch Harry hoch, erwiderte fast herausfordernd den Blick aus grauen Augen. „Weil ich sauer war!“, rief er, jetzt war von der Melancholie nichts mehr zu spüren. Reichte es nicht, dass er es bereute? Warum musste er es ihm noch sagen? „Ich war wütend, weil ich nicht an sie rankam, an diese Mistkerle, die im Sommer…“ Er brach ab. Er wollte nicht davon reden, was passiert war, wollte ja noch nicht einmal daran denken! „Es war ein Fehler! Ich sehe es ein! Es war ein Riesenfehler! Ich bereue es. Und wie! Ich habe ja selbst erfahren, was solche Gerüchte einem antun! Aber ich habe nicht nachgedacht! Nicht an die Zukunft… Ich wollte Rache! Mehr nicht! Du warst einfach grade da!“ Er stockte, war er doch immer lauter geworden, hatte sich richtig in Rage geredet. Eigentlich wollte er doch gar nicht schreien. Schreien war immer so stressig… Aber er mochte es nicht, sich rechtfertigen zu müssen, schon gar nicht, wenn er es eigentlich bereute, denn dann kamen ihm seine Argumente so lächerlich vor. Und das waren sie ja auch. Sie waren lächerlich. Er hatte mit nur ein paar Worten Malfoys gesamten Ruf ruiniert, ihm das Leben zur Hölle gemacht. Und warum das Ganze? Weil er mit der Demütigung der Todesser nicht zurecht kam. Weil er… „Ich glaube…“ Seine Augen blickten verzweifelt wieder auf seine Hände, die sich krampfhaft in seine Hose krallten. „Ich glaube, ich wollte einfach nicht alleine dastehen. Es war zuviel, um…“ …alleine damit fertig zu werden. Was für eine bescheuerte Begründung! Er lachte einmal, hohl, selbst verachtend. „Vergiss das! Das ist einfach zu lächerlich! Ich habe es gemacht, weil ich es wollte, damit du Probleme kriegst, das ist alles! Es ist passiert, ich kann es nicht ändern, auch wenn ich es noch so sehr wollte…“ ~*~*~*~ Draco zuckte bei Harrys Ausbruch zusammen. Eine so heftige Reaktion hatte er nicht erwartet – und nicht gewollt. Alles, was er gewollt hatte, war eine Antwort. Nicht mehr. Einfach nur, um zu verstehen, nicht um den Gryffindor herauszufordern oder zu verletzen... Schweigend lauschte er den heftigen Worten. Sie hatten Sinn. Ja, gerade für ihn besaßen sie sehr viel davon. „Du solltest dir selbst keine Dinge vorwerfen, die dir noch nicht einmal dein...“ – Draco stockte kurz, fand aber einfach kein anderes Wort – „…Feind vorwirft.“ Er versuchte so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen, doch dieses misslang ihm ziemlich. „Ich wollte es nur wissen, um es zu verstehen... Ich wollte nicht, dass du das Gefühl hast, dich rechtfertigen zu müssen. Vergangenes kann man eben nicht mehr rückgängig machen.“ Seine Stimme wurde leiser. „Egal, wie sehr man es will. Man kann nur damit zurechtkommen. Ich wäre der letzte, der dir das vorwirft. Reue... ist fehl am Platz. Das Kreuz, das du trägst, ist so schon schwer genug, also mach dir wegen mir keine Gedanken. Ich komme zurecht.“ Oh ja, du kämpfst nur mittlerweile an so vielen Fronten, dass du nicht einmal mehr weißt, wo dir der Kopf steht. Du sitzt zwischen allen Stühlen und wirst zwangsläufig fallen. Und du hast keine Ahnung, wie du mit Warrington und Co fertig werden sollst – aber trotzdem kommst du zurecht, was? Du kommst auch ganz besonders zurecht mit diesem Gefühlswirrwarr und dieser seltsamen Möglicherweise-irgendwie-Freundschaft zu Harry Potter, nicht wahr? Es war nicht leicht, diese Worte auszusprechen. Nein, das ganz sicher nicht. Irgendwo, tief in seinem Inneren, grollte er dem Gryffindor doch für seine Tat, aber zugleich konnte er ihm verzeihen. Was ihre bisherige Beziehung betraf, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, wann hinsichtlich der Provokationen einer von ihnen jegliche Grenzen überschreiten würde. Und irgendwie war Draco erleichtert, dass er es nicht getan hatte. ~*~*~*~ „Also sind wir noch Feinde?“ Die etwas enttäuscht klingende Frage war raus, ehe er nachdenken konnte. Aber es war ihm eigentlich nur recht, dann musste er wenigstens nicht auf den Rest antworten. Dracos Worte klangen wie eine Predigt. Als hätte sie ein Pfarrer gesprochen, nur einer mit verkehrtem Glauben. Harry lachte innerlich. Reue ist Fehl am Platz. Das war so leicht gesagt. Reue kam nicht auf Wunsch. Sie war da. Einfach so. Und was für ein Kreuz sollte er tragen? Klang ja, als hätte Malfoy irgendwelche Erwartungen in ihn. Dabei hatte das schon lange keiner mehr… Nicht seit sie dachten, erkannt zu haben, wer er wirklich war. Nur wusste Malfoy ja Bescheid über Cedrics Tod… Dann blieb nur noch die Frage, was er erwartete. ~*~*~*~ „Ich habe keine Ahnung, was wir sind. Wir sind weder Feinde noch Freunde... Wir sind...“ Draco zuckte mit den Schultern und fuchtelte gleichzeitig mit den Armen in der Luft herum. Er wusste es nicht. Er wusste es wirklich nicht... Und dieser enttäuschte Blick in Harrys Augen machte es ihm nicht gerade leichter herauszufinden, was sie denn nun waren. Draco wusste nur um dieses Gefühlschaos in seinem Inneren, um dieses Wirrwarr, um das seltsame Bedürfnis Harry zur Seite zu stehen und... Ach, er wusste es doch selbst nicht! „Wir sind... irgendetwas.“ Draco lächelte verlegen. Einerseits verlegen, weil er keine Antwort wusste, und andererseits verlegen, weil dieses Wort ‚wir’ so ziemlich das letzte war, was er jemals in Bezug auf sich und Harry Potter verwendet hatte. ~*~*~*~ „Irgendetwas…“, wiederholte Harry leise, nachdenklich. Ja, das war doch mal eine gute Beschreibung. Das traf genau das, was er sich vorgestellt hatte und was er in seinem Inneren fühlte. „Das ist gut.“ Und es war beruhigend. Keine Feinde mehr. Wenn selbst Malfoy das so sagte… Er lächelte. „Wir sind also jetzt Nicht-mehr-Feinde-und-noch-keine-Freunde…“ Dann begann er zu lachen. „Versuch das mal auszusprechen!“ ~*~*~*~ Irgendwie war es beruhigend Harrys Zustimmung zu hören. Das hieß, dass Draco nicht alleine dastand. Und das hieß auch, dass sie irgendwie einen gemeinsamen Nenner gefunden hatten. Das war gut, oder? Auch wenn diese Bezeichnung irgendwie einen schalen Nachgeschmack hinterließ. „Nicht-mehr-Feinde-und-noch-keine-Freunde!“, wiederholte Draco belustigt sehr schnell fünfmal hintereinander fehlerfrei - beim sechsten Mal verstolperte er sich so sehr, dass er schließlich einen Lachanfall bekam. „Ein wahrer Zungenbrecher“, grinste er, als er sich einigermaßen wieder beruhigt hatte. Leichtigkeit... Ja, irgendwie vermittelte Harry Potter ihm genau das. Ein Gefühl von Leichtigkeit und davon, dass sein Leben eben doch irgendwie lebenswert war. ~*~*~*~ Auch Harry lachte, nur nicht lange. Die Worte hatten ihm gefallen, als er sie gesagt hatte, aber jetzt… wo Malfoy sie wiederholte… „Können wir nicht einfach beschließen, dass wir jetzt Freunde sind?“ Er blickte wieder zu Boden, denn es war ihm peinlich, diese Frage zu stellen. „Ich meine… wir…“ Seine Stimme wurde leise, bis sie verstummte. Wie sollte er ausdrücken, dass die Worte ihn traurig machten? Dass sie nicht wirklich das waren, was er wollte. Er wusste doch selbst nicht, was er wollte. Aber Freundschaft… Das war doch schon mal was, oder? ~*~*~*~ Draco blickte den Gryffindor nachdenklich an. Freunde? Sie beide? Konnten sie wirklich Freunde sein? So, von jetzt auf gleich? War es nicht vielmehr so, dass sie erst auf dem Weg waren, Freunde zu werden? „Ich...“ Der Slytherin zuckte mit den Schultern und betrachtete den Schwarzhaarigen. Er sah irgendwie anrührend aus, wie er da saß, zu Boden blickte und unsicher wirkte... „Ich denke, wir sind dabei... Freunde zu werden. Ich glaube nicht, dass man das einfach so beschließen kann.“ Seine Stimme klang nachdenklich. Nein, Freundschaften konnte man nicht beschließen, die entwickelten sich im Laufe der Zeit. Der Blonde runzelte leicht die Stirn und dachte unwillkürlich an die Abfuhr zurück, die er sich im ersten Schuljahr geholt hatte. Seltsamerweise schmerzte diese Wunde immer noch. „Aber wir sind auf einem guten Weg. Also Kopf hoch.“ Er grinste, beugte sich vor und stupste Harry gegen die Schulter. ~*~*~*~ Harry zog die Nase kraus, als er grinste. „Du hast Recht. Das geht nicht.“ Aber immerhin. Es war doch ein Anfang. Sie waren Feinde-auf-dem-Weg-zur-Freundschaft. Poetisch. Schön! Er fühlte wieder die Ruhe in sich aufsteigen. Ruhe, die sich diesmal besser definieren ließ: Er fühlte sich wohl, fühlte sich, als würde er vor dem brennenden Kamin sitzen und heiße Schokolade trinken. Geborgen… auf eine ganz seltsame Art und Weise. Gedankenvoll zog er den Zauberstab aus dem Ärmel. „Möchtest du etwas trinken?“ Er erinnerte sich an ihr letztes Treffen zu zweit. Da hatte er das gleiche gefragt. War schon komisch. ~*~*~*~ Draco lächelte, als der Gryffindor immerhin wieder grinste und deutlich ruhiger, ja, nahezu zufrieden wirkte. Eigentlich war das alles hier absurd, oder? Er und Harry in einem Raum, sie gifteten sich nicht an, sondern redeten stattdessen über Freundschaft. Gespenstisch... und dennoch angenehm. „Zitronenlimonade.“ Er grinste. „Die kannst du gut zaubern. Und ohne etwas zu trinken kann man bei diesem Wetter ja nicht denken. Auf uns warten ja noch Hausaufgaben...“ Er deutete zu dem Tisch hinüber, auf dem sich die Bücher türmten. Auf einmal verspürte er sogar so etwas wie Vorfreude auf die gemeinsame Aufgabe mit Harry Potter. ~*~*~*~ Das Gesicht verziehend warf Harry ihm einen Blick zu. Zaubertränke… Hausaufgaben. Uh. Ein Schwung mit dem Zauberstab, ein lautloses Wort und aus dem Nichts erschienen zwei Flaschen. Und dazu Kekse. Er hatte jetzt einfach Appetit darauf, wo er doch sonst so wenig aß. Er schob den kleinen Teller in die Mitte des Tisches. „Das muss wohl sein, oder?“ So wenig Lust auf Hausaufgaben hatte er noch nie gehabt, dabei konnte er Hausaufgaben in Zaubertränke noch weniger leiden als alles andere. Konnten sie nicht einfach noch so sitzen bleiben und weiterreden? Harry fragte nicht einmal. Er wusste genau, dass es besser war, wenn sie anfingen, so griff er sich wieder das blaue Buch von vorhin, lehnte sich damit wieder zurück in den Sessel, seine Flasche in der Hand. Missmutig schlug er es auf, warf einen kurzen Blick hinein und sah dann wieder hoch und zu Draco. „Weck mich, falls ich einschlafen sollte.“ ~*~*~*~ Draco nahm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen - so oft lächelte er sonst doch nicht! - seine Flasche und griff nach einem Keks. Bei Harrys recht bedröppelter Frage nickte er. „Deswegen sind wir doch schließlich eigentlich hier...“ Auch wenn man das erstaunlich leicht vergessen kann... Der Slytherin griff selbst nach einem Buch und nachdem er die Flasche abgestellt hatte und auf dem Keks kaute, kramte er Feder und Pergament heraus. Notizen beim Lesen waren schließlich immer sinnvoll. Bei Harrys Bemerkung blickte er auf. „Du magst Zaubertränke wirklich nicht, oder? Liegt es an Snape oder dem Fach selbst?“ Er selbst konnte seine Begeisterung kaum verhehlen. Wieder hatte ihn der Reiz des Felix Felicitis gepackt. Dieser Trank war für ihn genauso anziehend und reizvoll wie der Goldene Schnatz beim Quidditch. ~*~*~*~ „So offensichtlich?“ Harry lachte, seufzte dann. „Eigentlich liegt es nicht am Fach. Ist doch nichts Schlechtes, wenn man bestimmte Sachen mit Tränken erreichen kann, auch wenn ich es für schwierig halte, bestimmte Tränke einzusetzen.“ Glücklich über diese Antwort ließ er einen Keks heranschweben und biss ab. Da war er doch gut um die Antwort herumgekommen, ob er Snape mochte. Er hasste den Giftmischer schließlich fast so sehr wie die Todesser, wobei das ja auf das gleiche herauskam, wo der doch Todesser war, wenn auch Todesser im Exil. Und noch dazu Überläufer, aber das konnte man getrost übersehen bei seinem Charakter. ~*~*~*~ Draco grinste. „Unübersehbar, würde ich sagen.“ Er ging Harrys Einwände in Gedanken durch und antwortete dann: „Es muss nicht. Nehmen wir beispielsweise den Trank, den wir brauen sollen. Felix Felicitis. Wenn du weißt, dass du in eine Konfrontation gehst - sagen wir einfach in ein Duell -, dann kannst du den Trank kurz vorher nehmen und hast das Glück deines Lebens. Logisch, dass er bei Prüfungen verboten ist, nicht wahr?“ Draco atmete tief durch und fuhr dann fort: „Das Problem ist natürlich die Planbarkeit. Man kann sich mit Zaubertränken gegen alles Mögliche wappnen, aber man muss zumindest wissen, wann etwas kommt. Heiltränke in der Tasche zu haben - es gibt da einen sehr nützlichen Schrumpfzauber - ist dagegen sogar noch praktischer. Man kann immer etwas gegen Vergiftungen, Verletzungen, leichte Flüche und so weiter dabei haben. Na, und über den Nutzen von Veritaserum muss ich nichts sagen, oder?“ Wieder dieses Grinsen. „Aber...“ Der Slytherin schnappte nach Luft. „Ich glaube, ich rede zuviel...“ Seine Begeisterung war wieder mit ihm durchgegangen. Selbst Blaise beschwerte sich hin und wieder darüber. Doch Zaubertränke gehörte nun einmal zu den Dingen, die ihn wirklich begeisterten. Dummerweise gab es von diesen Dingen nicht besonders viele. ~*~*~*~ Harry starrte ihn perplex an, dann begann er zu lachen. Wie süß! Malfoy hatte ganz rote Wangen! Ganz aufgeregt war er. Wie ein kleines Kind! So hatte er ihn auch noch nie gesehen. Aber es gefiel ihm. Sehr sogar! Es verstärkte das Gefühl in seinem Bauch. Und dann dachte er, dass ein Fach, das den Blonden so begeisterte, doch gar nicht so schlecht sein konnte. Vielleicht… Er nahm den Keks aus dem Mund, an dem er genuckelt hatte, um den Lachanfall zu unterbinden und blickte ihn an. Ernst. „Bring es mir bei.“ ~*~*~*~ „Was?“ Draco blickte den Schwarzhaarigen verblüfft an. Das war nun eine Reaktion, die er nicht erwartet hatte. Blaise bremste ihn meist aus... Oder zog ihn lachend damit auf. Aber das vor ihm war nicht Blaise, das war Harry. Und dieser schien sich offenbar irgendwie anstecken zu lassen. „Du willst, dass ich dir Nachhilfe in Zaubertränke gebe?“ Er vergewisserte sich noch einmal, denn diese Vorstellung erschien ihm einfach zu absurd, nein nicht absurd - zu unwirklich. ~*~*~*~ „Warum denn nicht?“ Harry zuckte die Schultern. „Ich würde meine Note aufbessern, du würdest es einfacher haben mit mir…“ Er sah darin nichts Schlechtes. Außerdem würde es ihm noch ein bisschen mehr Zeit mit Malfoy geben, in der er herausfinden konnte, was denn nun eigentlich mit ihm los war. ~*~*~*~ „Okay.“ Draco nickte. Er wollte also wirklich. Wow. Irgendwie freute ihn das. Mehr, als er eigentlich glauben konnte. „Dann fangen wir mal gleich mit den einfachen Dingen an: Feder und Pergament in die Hand und rausschreiben, was dir wichtig vorkommt. Dann lässt sich hinterher alles viel leichter zu einem flüssigen Aufsatz zusammenschreiben.“ Natürlich war das einfacher... Darauf kam jeder, der einen gesunden Menschenverstand besaß. Erstaunlicherweise waren die meisten Schüler dafür schlichtweg zu faul. „Hast du eigentlich schon mit unseren Zusatzaufgaben für Donnerstag angefangen?“ Forschend blickte er den Gryffindor an. Wenn nein, würden sie sich diesen Dingen zuerst widmen. Die Aufgaben für den Donnerstag waren zeitlich schlichtweg drängender - wenn auch bei weitem nicht so spannend wie der Glückstrank... ~*~*~*~ Vorwurfsvoll blickte Harry ihn an. „Wann hätte ich das denn machen sollen?“, fragte er. „Gestern hat die Pomfrey darauf bestanden, dass ich mich ausruhen sollte, jetzt sitz ich hier mit dir. Ich hatte gar keine Zeit für Hausaufgaben!“ Dann grinste er. „Andererseits sind es auch noch zwei Tage, da kann man das schon schaffen.“ Er würde sich halt morgen dransetzen. Oder heute Abend noch, wahrscheinlich bräuchte er die zwei Tage dazu. ~*~*~*~ Der Slytherin konnte bei den Worten seines Gegenübers nur nicken. War ja logisch. „Okay, dann machen wir erst das. Wenn die Aufgaben sauber und fehlerfrei sein sollen, dann geht das eindeutig vor. Als dein Nachhilfelehrer kann ich schließlich nicht zulassen, dass du einfach etwas herunterschmierst, um die notwendige Textlänge zusammenzubekommen.“ Mit einem simplen Accio holte er das Aufgabenblatt aus seiner Tasche her. „Die meisten Informationen finden wir in den Nachschlagewerken - da.“ Er deutete auf zwei schwere, in dunkelrotes Leder gebundene Bücher. „Und den Rest sollte man jetzt im Kopf haben. Was also bedeutet, dass ich ihn dir wohl erzählen werde.“ Er machte eine kurze Pause. „Irgendwelche Einwände? Nein? Also fangen wir mit der ersten Frage an...“ Draco hatte automatisch die Führung übernommen. ~*~*~*~ Grinsend nickte Harry. Das hatte jetzt gesessen. Malfoy war so fix bei der Sache, dass es einfach nur Spaß zu machen versprach. Er holte ebenfalls seine Aufgaben aus der Tasche, überflog sie kurz. Im Grunde könnte er das auch so schaffen… mit Miones Hilfe… Aber so war es besser, versprach schöner zu werden. Er nahm noch Feder und Pergament raus, schrieb ordentlich seinen Namen drüber, das Datum und die Überschrift, dann noch das Thema, dann fingen sie an. Die Zeit verging wie im Fluge. Draco erklärte Harry, wie er was machen musste, was ihm fehlte, bekam er auch gesagt, ansonsten hatte er sogar fast Freude daran, die Informationen aus dem Buch zu suchen. Und er begriff, dass Zaubertränke in sich sogar logisch war, wenn man es genau betrachtete, nicht so willkürlich, wie er immer gedacht hatte. Anscheinend hatte seine Abneigung Snape gegenüber die Sache unnötig verkompliziert. Und zwischendrin saß er dann einfach minutenlang da und betrachtete den anderen, dachte darüber nach, wie es sich ins Positive gewandelt hatte, bevor er mit einem breiten Grinsen die Nase wieder ins Buch steckte. Er wollte besser werden, denn vielleicht konnte er ihm dann bei dieser Gemeinschaftsaufgabe doch eine Hilfe sein. ~*~*~*~ Draco musste feststellen, dass Harry einen wirklich gelehriger Schüler gab - und sich alle Mühe gab. Dazu kam noch seine eigene Begeisterung für dieses Fach, die er - endlich - jemandem vermitteln konnte. Somit merkte der Slytherin nicht, wie die Zeit verging - und genauso wenig, dass ihn der Gryffindor hin und wieder beobachtete. Er selbst genoss diesen Umgang, diese Entspannung und seine eigene Beigeisterung schlichtweg. Ausnahmsweise gab es nichts, das ihn erinnern und aus dieser seltsamen, aber unheimlich angenehmen Stimmung reißen konnte. Und das war auch gut so. Diese gemeinsamen Stunden waren Balsam für seine Seele. Irgendwie wusste er das. Wahrscheinlich dachte er genau deswegen nicht darüber nach. Schließlich hob er den Kopf und sah aus dem Fenster. Draußen war es schon längst dunkel... Und nun machte sich sein Magen auch lautstark bemerkbar. Das ausgelassene Mittagessen rächte sich jetzt. „Ich glaube, es ist genug für heute...“ Er klappte das Buch zu und lächelte Harry an. „Ich schätze, beim Weg in unsere Gemeinschaftsräume werden wir aufpassen müssen. Es ist spät geworden. Filch wird uns mit Begeisterung schnappen, wenn er kann.“ ~*~*~*~ Harry blickte auf. Die letzten Minuten hatte er sich festgelesen bei einem Trank, der kleinere Wunden heilen konnte, die durch Magie entstanden waren. Dracos Worte und vor allem das Zuschlagen des Buches schreckten ihn aus seiner Konzentration. Ein Blick aus dem Fenster und er erstarrte. „Himmel!“, entwich es ihm. Wie lange bitte waren sie hier gewesen? Hermione würde außer sich sein! Er griff nach einem Papierschnipsel, steckte ihn in das Buch, packte es zusammen mit anderen in seine Tasche und stellte verblüfft fest, dass sie jetzt aussah wie Hermiones, wenn sie mal wieder vor einer Klassenarbeit standen. Seine Hausaufgabe jedenfalls passte nicht mehr rein. Er nahm sie in die Hand und stand auf. Und plötzlich wusste er nicht mehr weiter. Er wollte gar nicht gehen. Das Zusammenpacken war eine Kurzschlussreaktion gewesen! Schwach ließ er die Tasche wieder sinken, blickte erst zur Tür und dann zu Draco. Er wollte nicht weg. Morgen war wieder Unterricht. Morgen waren die Schüler mit ihren dummen Sprüchen wieder da. Und morgen würde sich herausstellen, wie gut oder schrecklich der Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste sein würde. Sein Lieblingsfach. Das Fach, das er am dringendsten für sein Vorhaben brauchte… Er hatte Angst davor. Wirkliche Angst. Bisher hatte er sich das nicht eingestanden, würde das auch nie zugeben, aber was wäre, wenn diese Frau mit den bunten Haaren wieder eine von der Gegenseite war? Was wenn sie wie der falsche Moody wieder hinter ihm her war? „Treffen wir uns morgen wieder?“, fragte er leise. Dann hätte er zumindest eine Sache, auf die er sich freuen konnte… ~*~*~*~ Draco sah Harry mit schräg gelegtem Kopf zu, wie er erst recht hektisch seine Sachen zusammenpackte und dann langsam die Tasche wieder ablegte und ihn anblickte. Offenbar fühlte er sich genauso hin und her gerissen wie der Slytherin. Auch Draco wusste nicht genau, ob er jetzt aufspringen sollte, weil es ja wirklich schon spät war, oder ob er nicht doch lieber noch etwas bleiben wollte... Er blieb sitzen, beobachtete den anderen. Danach war ihm gerade sehr viel eher. „Natürlich treffen wir uns morgen wieder. Meinst du, ich lasse zu, dass du die Sache jetzt schleifen lässt, wo du endlich alles kapierst?“ Draco grinste breit. „Hättest du wohl gerne.“ Er stand auf und begann nun seinerseits seine Tasche zu packen. „Außerdem haben wir morgen den ganzen Tag zusammen Unterricht...“ Er legte die Stirn in Falten und dachte einen Augenblick lang nach. „Verteidigung gegen die Dunklen Künste als erstes, nicht wahr? Das wird sicher interessant...“ Er warf sich die Tasche über die Schulter und klemmte sich die restlichen drei Bücher, die nicht mehr hineingepasst hatten, unter den Arm. Langsam ging er neben dem Gryffindor zur Tür. Dort zögerten sie beide wieder. „Wir treffen uns dann morgen nach dem Nachmittagsunterricht wieder hier...“ Moment mal, da war doch noch etwas... „Nein... Erst nach dem Abendessen. Morgen wird die Quidditchmannschaft der Slytherins zusammengestellt. Da kann ich schwerlich fehlen...“ Er lächelte. „Also nach dem Abendessen.“ ~*~*~*~ Nach dem Abendessen… spät, aber wahrscheinlich gar nicht so schlecht. Besser als nichts!, dachte er sich, lächelte. Er freute sich richtig darauf, wieder gegen ihn zu fliegen. Er war die einzig lohnende Herausforderung in Hogwarts. „Streng dich an, damit du es mir nicht zu leicht machst!“, grinste er frech, öffnete die Tür und trat hinaus. Und dann kam ihm, was vorhin, mittags, passiert war. Malfoys Lippe sah wieder so normal aus, dass er es fast vergessen hätte, aber jetzt… Ihm kamen Zweifel, ob sie ihn überhaupt noch dabei haben wollten. Ob er überhaupt gegen ihn fliegen konnte, denn wenn sie Malfoy aus der Mannschaft warfen, dann war diese Aussicht dahin. Irgendwie gefiel ihm dieser Gedanke gar nicht. Sein eigener Platz war fest, das hatte ihm McGonagall schon zugesichert, und auch die anderen Mannschaftsmitglieder waren einige der wenigen Schüler, die noch auf seiner Seite standen, was größtenteils den Zwillingen zu verdanken war. Sie waren es auch gewesen, die ihm beim Mittagessen verkündet hatten, dass Ron jetzt Hüter war, nachdem Wood weg war und Angelina seinen Platz als Teamkapitän eingenommen hatte. Und sie waren alle irgendwie noch so halb oder sogar auch ganz auf seiner Seite. Aber bei Malfoy… Wenn sogar die eigenen Hauskameraden gegen ihn waren… Und war dieser miese Warrington nicht auch in der Mannschaft? Es würde sicherlich nicht einfach werden für ihn. Aber Harry ließ sich nichts anmerken. Immer schön positiv bleiben! Immer schön Hoffnung haben und wenn alle Stricke rissen, würde er ihm halt öffentlich eine Kampfansage liefern, und zwar so, dass die Slytherin allesamt bereuten, wenn sie ihn nicht haben wollten! ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Du wirst von mir niemals einen Sieg geschenkt bekommen, Potter.“ Er grinste. „Dann bis morgen.“ Über die Schulter winkte er noch einmal zurück und steuerte dann die Kerker an. Eigentlich hatte er keine Lust dazu, aber es musste sein. Es war zwar schon spät, aber vielleicht hatte er Glück und Filch war noch nicht unterwegs... Seine Gedanken wanderten weiter zum Quidditch. Wahrscheinlich würde es nicht leicht werden, seinen Platz im Team zu behaupten... Nein, wirklich nicht. Warrington würde auch dabei sein. Und das würde es nicht leichter machen. Draco strich sich nachdenklich durch das Haar und rückte seine Tasche geistesabwesend zurück. Montague war noch immer der Kapitän der Slytherinmannschaft. Wie hatte er sich eigentlich positioniert? Nun, morgen würde er es herausfinden, nicht wahr? Dann, wenn es darauf ankam, ob er im Quidditchteam war. Wenn Draco ehrlich zu sich war, dann wollte er sich die Schulzeit gar nicht ohne Quidditch vorstellen. Ohne Quidditch – nein, das ging gar nicht! Seine Miene wurde entschlossener, verbissener. Gut, das war etwas, worum er wirklich kämpfen würde – und wogegen alles andere, was er aufgefahren hatte, harmlos aussehen würde. Ausnahmsweise erwarteten ihn keine bösen Überraschungen. Weder auf dem Korridor zu den Kerkern, noch im Slytheringemeinschaftsraum. Man bedachte ihn zwar schon mit kritischen, zweifelnden Blicken, aber es herrschte normale Betriebsamkeit. Hin und wieder meinte Draco etwas gehört zu haben, von wegen ‚Verräter’, aber er konnte sich auch irren... Wie auch immer: Es war einigermaßen ruhig. Und er war auch froh drum, dass ihn niemand herausforderte, niemand nervte, nein, dass heute alles ruhig war. Das würde sich dann aber morgen sicherlich ändern. Hoch erhobenen Hauptes schritt er die Treppe zu dem Jungenschlafraum empor. Dort erwartete ihn bereits Blaise. Alle anderen waren offenbar noch im Gemeinschaftsraum unten. „Du kommst spät.“, stellte der Schwarzhaarige trocken fest. „Hm...“ Draco ließ die Tasche und die Bücher auf den Fußboden fallen und sich selbst auf das Bett. „Du hast mit Potter gearbeitet?“ „Hm.“ „Kannst du noch etwas anderes sagen?“ „Ja.“ Draco verdrehte die Augen. „Ich wüsste nur nicht was.“ „Wie wäre es damit, wie es gelaufen ist?“ „Gut.“ Der Blonde starrte zu der Decke empor. „Erstaunlich gut...“ „Was genau läuft da eigentlich zwischen dir und Potter?“, hakte Blaise nach, die Chance nutzend, dass Draco ausnahmsweise mal gesprächig war. „Ich habe keine Ahnung.“ Draco blickte den Freund an. „Aber weißt du... Irgendwie will ich das herausfinden.“ „Du suchst dir den Weg des höchsten Widerstandes aus, Draco.“ Blaises Worte waren langsam und mit viel Bedacht gewählt. „Ich weiß, Blaise, ich weiß...“ Der Blonde fuhr sich durch die Haare und setzte sich auf. „Kann ich auf dich zählen?“ „Klar.“ Blaise grinste breit. „Was auch immer kommt. Und ich finde es jetzt übrigens deprimierend, dass du deswegen extra nachfragen musst...“ Er zog eine Schnute. „Ich dachte, das wäre längst klar gewesen.“ Draco lächelte erleichtert. „Danke.“ Ihm fiel nicht nur ein Stein vom Herzen, sogar eine ganze Lawine. ~*~*~*~ Du wirst von mir niemals einen Sieg geschenkt bekommen! Als ob er das wollte… Harry machte sich auf den Weg in den Gryffindorgemeinschaftsraum. Er war nachdenklich, machte sich Sorgen wegen morgen. Ob Malfoy in die Mannschaft kam? Was war mit der Tante, die jetzt Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtete? War sie vom guten Schlag? Und was würden die Schüler morgen… jetzt tun, wenn sie ihn sahen? Er war so offensichtlich mit Malfoy gegangen, dass ihn mindestens Dean gesehen hatte… Leise und mit mulmigem Gefühl beantwortete er der Fetten Dame die Frage nach dem Passwort, trat dann durch das Loch. Sie sahen ihm alle entgegen. Zwiespältige Gefühle konnte er sehen, Ron und Hermione versuchten definitiv ihn zu warnen, ihre Blicke waren so ernst, als Ron zu Dean hinüber nickte. Harry ließ seine Maske aus Lächeln erscheinen, als er zu ihnen hinüberging. „Wo warst du so lange?“ Hermione klang vorwurfsvoll. Und ihre Stimme war noch im ganzen Raum zu hören, da alle anderen schwiegen. Die Frage schien jeden zu interessieren. „Ich habe mit Malfoy gearbeitet.“ Einfache Antwort. Er würde bei der Wahrheit bleiben. „Ach so?“ Colin Creevey stand nicht weit von ihnen. Er klang enttäuscht und auch sein Gesicht war vorwurfsvoll. „Was habt ihr denn zu bereden gehabt?“ Das Lächeln wurde breiter. „Wir haben von Snape die Aufgabe bekommen, einen Trank zusammen zu brauen. Es erfordert nun mal ein gewisses Maß an Zusammenarbeit, wenn man das tun muss.“ Er wandte sich wieder an Hermione, die ihn besorgt musterte. „Keine Sorge, Mione, weder Filch noch Snape haben mich erwischt. Ich bin absolut unbehelligt hierher gekommen.“ Man konnte genau sehen, dass es nicht das war, was ihr Sorgen bereitete, aber ihre wirkliche Frage konnte er ihr nicht beantworten. Langsam setzten um ihn herum die Gespräche wieder ein. „Ich werde hinaufgehen.“, erklärte er seinen beiden Freunden und sie nickten. „Warte, ich komme mit.“ Ron. Natürlich. Er hoffte auf Antworten. Harry wartete auf ihn und sein Blick sagte deutlich: Nur wenn wir alleine sind. Der Rotschopf nickte. „Ich wollte dich fragen, ob ich dein Besenpflegeset haben kann. Ginny… wollte es haben, traut sich aber nicht, dich direkt zu fragen.“ Harry zuckte mit den Schultern. Natürlich konnte sie. „Wenn sie mich fragt…“ „Du bist fies, Harry.“, grinste Ron, aber der Schwarzhaarige konnte sehen, dass er zufrieden war mit der Antwort. Sie erreichten das Zimmer und es war tatsächlich leer. Harry seufzte unmerklich. Zu schade. „Also dann: Was habt ihr gemacht?“ Ron warf sich auf sein Bett, blickte ihn neugierig an, dass Harry glatt lachen musste. „Weißt du, Ron, du bist neugieriger als Mrs Norris und nicht weniger hartnäckig!“ „Das nehme ich jetzt einfach mal als Kompliment, denn eine Beleidigung müsste ich zurückgeben und mir fällt keine ein, von der ich mir sicher wäre, dass du sie auch als Beleidigung auffassen würdest.“ Das brachte den Jungen-der-lebt tatsächlich noch einmal zum Lachen. „Was hättest du denn gesagt?“ Ron zog die Nase kraus und knurrte leicht, aber er antwortete. „Dass du genauso verschlossen bist wie Snape und genauso undurchschaubar.“ Er ließ sich das durch den Kopf gehen. Verschlossen… undurchschaubar? „Das wäre ein Kompliment.“, beschloss er. „Vielen Dank dafür!“ Lachend ließ sich Ron auf die Seite fallen. „Na los, erzähl!“ „Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir haben einfach nur Hausaufgaben gemacht.“ „Sonst nichts?“ „Wir haben geredet.“ „Und?“ Es war so offensichtlich, worauf Ron hinauswollte. „Ich glaube nicht, dass er noch Todesserkandidat ist…“ Er zögerte leicht, das überhaupt zu behaupten. „Aber ich glaube auch, dass er selbst noch nicht sicher ist, was er eigentlich ist…“ „Oh…“ Der Rotschopf starrte zur Decke. „Das ist mal was…“ „Ron?“ „Hm?“ „Es könnte sein, dass ich bald deine Unterstützung brauche.“ Alarmiert setzte sich Ron auf, blickt zu dem Schwarzhaarigen, der noch immer an der Tür stand, dagegen gelehnt war. „Warum? Was ist passiert?“ „Ich weiß noch nicht…“, gab Harry zu. „Aber… Ach, Mann!“ Er stieß sich von der Tür ab und ging zu seinem Bett, hockte sich darauf. „Ich habe ihm eine Menge Dinge erzählt… Von mir.“ Ron schien zu verstehen. „Du willst, dass wir, ich und Hermione, dich im Notfall davor bewahren, zu zerbrechen, nicht wahr?“ Harry nickte, zuckte dann mit den Schultern. „Keine Sorge, wir machen das schon.“ Ron lachte, krabbelte über seine Decke zu Harry hinüber und setzte sich neben ihn. „Wir sind doch Freunde!“ „Morgen ist Verteidigung gegen die Dunklen Künste.“, begann Harry Gedanken versunken. „Wie das wohl wird.“ „Sicherlich schön.“, antwortete Ron zuversichtlich. „Das ist dein Fach, da macht dir so schnell keiner was vor.“ Harry lachte trocken. „Ja, weil bisher jeder dieser Lehrer etwas von mir wollte und mich gefordert hat, ob er mich nun mochte oder mich einfach nur ködern wollte.“ Ron rollte mit den Augen. „Pessimist.“, sagte er. „Du solltest aufhören, dir solche Komplexe einzureden. Du bist gut in dem Fach, basta!“ Nickend stimmte ihm Harry zu, aber seine Gedanken waren weit fort. Auch später, als alle in ihren Betten lagen und schliefen, war Harry wach und wälzte Gedanken. Dämonen aus der Vergangenheit kamen, besuchten ihn. Quirrel, der falsche Moody… Die beiden waren aus dem nichts gekommen, hatten schnell sein Vertrauen gewonnen und hatten ihn beide verraten. Lockhard… war auch böse gewesen, hatte er ihnen doch ihre Erinnerungen nehmen wollen. Remus Lupin war da eine Ausnahme gewesen. Der hatte nur gewollt, dass er sich verteidigen konnte. Und jetzt? Diese Frau? Sie hatte ja nett ausgesehen. Ein wenig tollpatschig war sie, hatte sie doch bei ihrer Vorstellung ihren Becher umgekippt und später gleich noch die Gabel zu Boden befördert, weil sie nach einer Flasche gegriffen hatte. Sie erinnerte ihn von der Art her an Neville… Was ihm die Sorge nicht im Geringsten nahm. Irgendwann kam die Szene auf dem Friedhof, Voldemort, Wurmschwanz, Cedric, seine Eltern, Malfoy Senior und Junior… Als er schließlich einschlief, ging am Horizont draußen bereits die Sonne auf. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I’m not looking for salvation I’m not waiting for realease Give me balm for the soul No giveaway and no donations You know what I want so, please Give me balm for the soul ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Mau! Das is’ gut, nicht? Und die beiden ham keinen Plan, was mit ihnen geschieht! Muahahahahahaha! Die ham immer noch nicht begriffen, dass wir es sind, die ihre Geschicke lenken! *grins* Aber das werden sie schon noch lernen!!!! *hörnchenwachsenlass* *händereib* abranka: ...*g* Wir sind Götter, Shi-chan. Denk dran. ^-^ *heiligenscheinpolier* *shi-chanihrenreich* *deneigenenaufsetz* *haareüberdiehörnchenstreich* Schwarze Magie -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 8: Schwarze Magie Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von den Goo Goo Dolls – Without You Here. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 8: Schwarze Magie Dementsprechend müde war Harry, als er am Morgen von einem gut gelaunten Ron geweckt wurde. Er war kaum wach genug, um beim Frühstück etwas runterzukriegen, wozu vielleicht auch die Nervosität ihren Teil beitrug. Die neue Lehrerin war auch in der Großen Halle und grinste ihm mehr als einmal zu, als wären sie alte Freunde… Und ihre Haare waren so… blau. Wie eine blaue Wolke umschwebten sie ihren Kopf. Seltsamer Geschmack… Aber war es nicht normal, dass die Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste alle einen an der Klatsche hatten? Lupin mal ausgenommen, der war nur krank und konnte nichts dafür… Schließlich war es Zeit zum Unterricht zu gehen. Was das wohl werden würde… Harrys Hände waren schweißnass und Rons aufmunternder Schulterdruck änderte daran überhaupt nichts. ~*~*~*~ Der nächste Tag begann – gelinde gesagt – unangenehm. Sobald Draco gemeinsam mit Nott, Crabbe, Goyle und Zabini in den Gemeinschaftsraum hinunterkam, erwarteten sie dort Warrington und vier seiner Freunde. Mit einem kurzen Blick stellte Draco fest, dass Montague nicht dabei war. Das war gut, hieß es doch, dass der Quidditchkapitän wenigstens nicht bei einer solchen Aktion mitmachte. „Du bist ein mieser, dreckiger, kleiner Scheißverräter, Malfoy.“ Warrington baute sich drohend vor dem Blonden auf. „Du verrätst dein Haus!“ „Ach?“ Draco war zwar recht mulmig zumute, aber das ließ er sich nicht anmerken. Diesem Jungen gegenüber mit Sicherheit nicht. „Du hast einem Slytherin Punkte abgezogen!“ „Ja, weil du dich wie das Arschloch verhalten hast, das du bist!“, schnauzte Draco zurück. Langsam riss ihm der ohnehin schon recht dünne Geduldsfaden. „Du hast einen Vertrauensschüler geschlagen, also trägst du dafür die Konsequenzen!“ „Ja, und du hast das natürlich auch gleich bei den Gryffindors weitergetratscht...“ Warringtons Augen glühten beunruhigend. Der Siebtklässler stand nahezu vor der Explosion. Draco tastete nach seinem Zauberstab, den er seit der gestrigen Erfahrung immer griffbereit hatte. Noch mal würde er nicht versehentlich darauf landen. „Das…“, mischte sich nun Blaise ein, „…war nicht Dracos Fehler...“ „Halt die Klappe. Du steckst doch mit ihm unter einer Decke – und das garantiert wörtlich!“ „Du...“ Blaise schnappte nach Luft. So war er bisher noch nie von irgendwem angegangen worden. „Du…“, wandte sich Warrington wieder grob an Draco, „…wirst heute nicht für die Mannschaft fliegen. Wir können dich nicht aus dem Haus werfen, aber...“ Dracos Geduldsfaden riss. „Das hast nicht du zu entscheiden, sondern Montague! Und wenn er sagt, dass ich dabei bin, wirst du dich damit abfinden müssen! Warrington, ich warne dich - und das zum allerletzten Mal –, fordere mich nicht heraus!“ „Was sonst? Ziehst du mir alle Hauspunkte ab? Dann machst du dir keine Freunde mehr in diesem Haus...“ Warrington packte Draco am Umhang und schubste ihn gegen die nächste Wand. Die Hand des Blonden schloss sich fest um den Zauberstab. „Oder drohst du mir mit einem Vater, der seinen abscheulichen Sohn nur deshalb noch erträgt, weil er keinen anderen hat?“ Draco riss den Zauberstab hoch und richtete ihn auf den grobschlächtigen Jungen. „Ich warne dich.“, sagte er leise. Seine grauen Augen waren nahezu schwarz vor Wut und zu schmalen Schlitzen geworden. „Oder drohst du mir mit deinem neuen Liebling – Potter?“, höhnte Warrington. „Pondeviolatis!“ Ein violetter Fluch raste dem Siebtklässler entgegen und schmetterte ihn zu Boden. Er lag seltsam verdreht da und wimmerte und keuchte. „DRACO!“ Blaises Stimme überschlug sich vor Entsetzen. Draco wurde blass, aber seine Miene blieb hart. „Er wollte es nicht anders.“ „Holt sofort Madam Pomfrey!“, schrie irgendjemand und hektische Panik brach unter den Jungen aus. Draco starrte stumm vor sich hin, das Gesicht bleich und die Augen noch immer dunkel vor Zorn. Zugleich wurde ihm klar, was er getan hatte. Er hatte eine Grenze entgültig überschritten. Er hatte das erste Mal in seinem Leben bewusst Schwarze Magie gegen einen Menschen eingesetzt. Er wartete nicht darauf, dass Pomfrey kam, um den Jungen zu verarzten. Schweigend verließ er den Gemeinschaftsraum – die anderen Fünftklässler folgten ihm. Allen vieren schien unbehaglich zu sein. Blaises Augen waren vor Entsetzen noch immer leicht geweitet, Nott war recht grün um die Nase und Crabbe und Goyle taumelten roboterhaft hinter den anderen her. Draco selbst fühlte sich nicht besser, aber was er getan hatte, hatte er getan. Und es war notwendig gewesen. Er hatte Warrington doch zumindest gewarnt – oder nicht? Das Frühstück verlief unerwartet normal. Eigentlich hätte Draco damit gerechnet, dass sich irgendein Lehrer um ihn kümmerte, doch dem war nicht so. Schwiegen die anderen Slytherins etwa? Aber selbst wenn - Pomfrey würde entweder wissen oder aber herausbekommen, welcher Spruch Warrington verletzt hatte... Kurzum: Früher oder später würden Sanktionen folgen. Draco wurde komisch zumute und Angst erfüllte seinen Bauch wie einen eiskalten Kloß. Was, wenn man ihn von der Schule warf? Was dann? Nach Hause gehen? Bei seinem Vater zu Kreuze kriechen? Mit Sicherheit nicht! Aber was dann? Seinen einzigen Lebenssinn hatte er hier... Er war in Gedanken ganz abwesend und brachte nur mühsam etwas Tee und ein paar Löffel Müsli runter. Den anderen männlichen Fünftklässlern an seinem Tisch ging es nicht anders. Die anderen Slytherins sahen sie bereits skeptisch an, doch niemand sagte etwas. Noch hatte die Sache nicht die Runde gemacht. Das würde jedoch noch kommen... „Komm.“ Blaise stupste ihn in die Seite. „Wir gehen zum Unterricht. Es wird Zeit.“ Draco lächelte schief und nickte. Kurz darauf machten sich die gesamten Slytherinfünftklässler - die Mädchen eingeschlossen - auf den Weg zum Unterricht. Draco seufzte leise und ein wenig erleichtert, als er endlich auf seinem Platz saß. Seine Augen huschten kurz über die Schüler und er stellte fest, dass Harry einen Platz in der ersten Reihe hatte. Gut so... Hier würde der Gryffindor sicherlich brillieren. Die Tür zu schlug und das Gemurmel der Schüler brach ab. „Mein Name ist Professor Tonks.“ Die blauhaarige junge Frau schritt nach vorne. Ihre Augen wanderten über die Schüler und blieben schließlich an Draco hängen. „Mr Malfoy, es tut mir Leid, aber Sie werden wohl den Beginn meines Unterrichts versäumen. Professor Dumbledore wünscht Sie augenblicklich zu sprechen.“ Ihre Miene verriet so etwas wie Besorgnis und Kenntnis um den Ernst der Lage. Durch die männlichen Slytherins ging ein seltsames Raunen und Blaise wurde deutlich erkennbar blass um die Nase. Draco stand langsam auf und griff nach seiner Tasche. Mit bleichem Gesicht, aber hoch erhobenen Hauptes verließ er den Klassenraum und machte sich auf den Weg zum Schulleiter. ~*~*~*~ Harrys erster Gedanke war: Ernsthafte Probleme! Verdammt, was hatte Malfoy getan, dass sich Dumbledore selbst darum kümmerte? Was war passiert?! Ein harter Stoß in die Seite, ließ ihn zu Hermione schauen, die streng und warnend die Augenbrauen zusammengezogen hatte. „Bist du bescheuert?“, zischte sie. „Was tust du denn?“ Er verstand sofort. Er hatte sein Gesicht nicht mehr unter Kontrolle. Sein Entsetzen war viel zu groß gewesen, um sich über so etwas Gedanken machen zu können. Leicht nickte er, als jegliche Emotion von ihm abfiel und er zu lächeln begann, und Hermione schauderte, als sie das wahrnahm. War das gruselig. Harry schien wie eine Puppe mit diesem Gesicht! „Also dann, meine Damen und Herren.“ Tonks wandte sich fröhlich grinsend der Klasse zu, schien ihre düsteren Gedanken bezüglich Draco beiseite zu schieben. „Ich…“ Sie kam nicht weiter. Im Zuge ihrer beginnenden Rede war sie hinter dem Tisch hervorgetreten, da stolperte sie, riss einen ganzen Stapel Bücher vom Tisch und obendrein landete das Tintenfass auf ihrem Umhang und hinterließ einen großen, schwarzen Fleck. Die Feder segelte sanft zu Boden. Und Tonks… lachte. Genau wie die Klasse, die es zwar zunächst zu unterdrücken versucht hatte, aber durch ihr Gelächter dazu verleitet wurde, befreit dem Reiz nachzugeben. Auch Harry lachte, durch die anderen angesteckt, durch den wirren Anblick der Lehrerin dazu getrieben, auch wenn ihm eigentlich gar nicht danach zu Mute war. Malfoys Abgang lag ihm schwer im Magen. Und er würde erst am Abend Gelegenheit bekommen, ihn zu fragen, was denn los war. Wenn überhaupt! Tonks unterdessen hatte sich ein bisschen beruhigt. Sie holte ihren Zauberstab hervor, rief Ratzputz und schon war ihr Umhang statt türkis magentarot mit schwarzen Tupfen. Wie ein Marienkäfer. „Ich geb’s auf!“, seufzte sie und rang die Hände. „Also, um auf das Thema zurückzukommen: Wir werden im diesjährigen Semester damit beginnen, Sie auf Duelle vorzubereiten. Professor Dumbledore ist der Meinung, dass es Ihnen nicht schaden kann, auch wenn sicherlich keiner in diesem Raum davon ausgeht - äh, mit kleinen Ausnahmen natürlich - dass er es gebrauchen könnte. Vielleicht sehen Sie es einfach als Spaß, dann ist es leichter zu akzeptieren.“ Sie grinste die Allgemeinheit an, die zurückgrinste. Die Stimmung war abartig fröhlich. Auf Seiten der Gryffindors. Die Slytherins waren eigenartig ruhig. Aber es interessierte keinen. In dieser Stunde kamen sie nicht weiter, als dass die Regeln zum Duellieren aufgestellt wurden, die sie in Eigenarbeit zusammensammeln und dann vergleichend an eine ordinäre Schultafel mit Kreide schreiben sollten. Harry hatte gar nicht gewusst, dass es hier so was gab. Die zweite Stunde wurde interessanter, denn Tonks begann damit, ihnen den ersten Spruch beizubringen, der bei ihrer Demonstration wirklich grandios wirkte, obwohl alle damit gerechnet hatten, dass auch er in die Hose gehen würde. Es war ein Spruch, der einen vor magischem Schaden bewahren sollte. Ein Schild erster Stufe. Sie würden es mit der Zeit steigern, aber vorerst sollte es reichen, meinte Tonks. Harrys Probleme beschränkten sich darauf, dass er Ron zu erklären versuchte, was er falsch machte, ansonsten klappte alles wunderbar. Was sie freundlicherweise nicht offen an die Glocke hängte. Und während sie noch den Nachzüglern zeigte, wie sie den Spruch zu handhaben hatten, schrieb der Schwarzhaarige einen Brief. An Draco. Seine Angst, den anderen nicht wieder zu sehen, ließ ihn handeln. Die Stimmung unter den Slytherinjungen war gruselig, Tonks’ Stimme zu Anfang der Stunde so kalt gewesen… Er beendete den Brief, als die Stunde zu Ende war. Die Schüler strömten aus der Klasse und es war wirklich verwunderlich, wie viel Zeit sich die Gryffindors dabei ließen. Sie waren so gelöst, sie lachten, sie spaßten, hatten gute Laune… „Harry, kommst du?“ Hermione blickte auf ihn herab. „Wir müssen zu Geschichte.“ Der Junge-der-lebt nickte, rollte sein Pergament zusammen und steckte es in die Umhangtasche, dann stand er auf. „Mr Potter, würden Sie bitte noch bleiben?“ Tonks kam auf sie zu und sofort übermannte Harry Misstrauen. Was wollte sie von ihm? „Ich würde gerne mit Ihnen sprechen. Unter vier Augen!“ Grüne Augen weiteten sich, als Angst und Panik sich über das Misstrauen legten, und er war versucht den Kopf zu schütteln. Ganz egal wie freundlich sie war, er wollte nicht! „Dann gehen wir mal.“ Ron zwinkerte ihm aufmunternd zu. „Wir warten draußen auf dich, ja?“ Am liebsten hätte Harry Nein gesagt, geschrieen, aber das ging ja nicht, das wäre unhöflich gewesen, was er nicht sein wollte, weil es ja auch sein konnte, dass sie nett war. Und hier in Hogwarts konnte sie ihm doch nichts tun? Oder? So nickte er schließlich, seine Hände zu Fäusten geballt, um das Zittern zu verstecken. Wieso hatte er nur solche Angst vor ihr? Er hatte sich doch vorgenommen, jeden Todesser zu töten, der ihm unter die Nase kam, da war Angst nicht angebracht! Nicht gegen jemanden, dem Dumbledore vertraute! Und wenn sie keine Schwarzmagierin war, dann bräuchte er doch eh keine Angst zu haben! Harry wurde ruhig, blickte ihr entgegen, als sie zu ihrer Tasche tappte, dabei tatsächlich noch einmal stolperte, und darin zu kramen begann. „Ich sollte dir etwas geben. Ich darf dich doch duzen? Machen Remus und Sirius ja auch. Also finde ich das nur in Ordnung. Kannst du auch, wenn du willst. Ich hab nichts dagegen. Ich finde diese ewige Förmlichkeit eh nervig.“, plapperte sie munter drauf los. „Wo hab ich es denn? Irgendwo hier…“ Remus? SIRIUS? Sie kannte Sirius? Von einer Sekunde auf die andere war sein Misstrauen wie weggefegt. „Sie kennen Sirius?“, rief er aufgeregt. „Wo ist er? Wie geht es ihm? Was macht er? Geht es ihm gut?“ Sie blickte lachend auf. „Beruhige dich. Kommt alles noch. Moment noch!“ Und schon verschwand ihr Kopf wieder in der Tasche. „Verdammt! Ich kann ihn doch nicht verloren haben!“ Harry kam näher. „Sagen Sie doch schon!“, drängte er ungeduldig. „Was macht er gerade?“ „Da!“ Tonks hatte gefunden, was sie suchte, und kam wie ein Springteufel aus ihrer Tasche hervor. „Da ist er ja!“ Sie lachte. „Vermaledeites Ding! Hier, Harry, das soll ich dir von Sirius geben… Ach, nein, wir sollen ihn ja Schnuffel nennen… Habt ihr ja eh schon so gehalten!“ Sie lachte wieder. „Hier!“ Mit zitternden Fingern nahm Harry den Brief entgegen, betrachtete ihn wie den größten Schatz. Sirius hatte sich so lange nicht mehr gemeldet! So ewig lange nicht mehr, dass er fast befürchtet hatte, er wäre tot oder so! Sein Herz machte Freudensprünge. ~*~*~*~ Draco hatte - gelinde gesagt - ein reichlich mulmiges Gefühl im Bauch, als er vor dem Wasserspeier zu Dumbledores Büro stand. Toll, und jetzt? Er kannte das Passwort nicht... Doch ehe er umkehren konnte, fuhr sich die Treppe von selbst aus. Er wurde offenbar schon erwartet - und diese Aufforderung konnte er schlecht ignorieren. Seufzend stellte er sich auf die Treppe und ließ sich nach oben fahren. Was wohl Harry denken musste, wenn er von dieser Sache erfuhr? Wahrscheinlich war damit alles zunichte gemacht, was sie bisher aufgebaut hatten. Schwarze Magie... Das war doch genau das, wogegen der Gryffindor kämpfte, nicht wahr? Draco lehnte sich gegen die Wand und strich sich fahrig mit der rechten Hand durch das Haar. Es bestätigte sich wieder der Eindruck, den er schon länger hatte: Alles brach auseinander... Gab es in seinem Leben eigentlich mal irgendetwas, auf das er zählen konnte? Auf das er vertrauen konnte? Als er oben angekommen war, schritt er auf die Bürotür zu, die vor ihm aufschwang. Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und winkte ihn heran. Mit zitternden Knien setzte sich Draco auf den einsamen Stuhl vor dem Tisch. „Mr Malfoy...“ Dumbledore blinzelte ihn über die Halbmondbrille hinweg an. „Draco, Sie sind sich darüber bewusst, was Sie heute Morgen getan haben?“ „Ja, Sir.“ Der Slytherin nickte schwach. „Sie haben Schwarze Magie angewendet.“ Wieder nickte Draco. „Sie wissen, dass der Gebrauch von Zaubersprüchen dieser Art in Hogwarts - und generell vom Ministerium - verboten ist?“ „Ja, Sir.“ „Warum haben Sie es dann getan? Wollen Sie so unbedingt in die Fußstapfen Ihres Vaters treten?“ Dumbledores Stimme klang die ganze Zeit über sanft und freundlich. Ein Umstand, der Draco irritierte. Warum konnte dieser Mann nicht einmal barsch und wütend gegenüber seinen Schülern sein? Diese Freundlichkeit war gemein - denn sie vertuschte alles, was dahinter stehen konnte. „Ich...“ Der Blonde brach ab, sammelte seine Gedanken und begann von neuem. „Ich wusste mir nicht anders zu helfen, Sir. Ich habe Warrington gewarnt. Er wollte nicht hören... Und da er - und alle möglichen anderen Slytherins - so gerne mit den Dunklen Künsten flirten, schien es mir sinnvoll, ihm... diese vor Augen zu führen.“ „Draco, Sie haben ihn lebensgefährlich verletzt. Madam Pomfrey musste um sein Leben kämpfen.“ Der Slytherin senkte den Kopf und starrte auf seine Hände. Sie waren eiskalt. „Er wäre beinahe gestorben und wird die nächsten zwei Wochen noch im Krankenflügel liegen müssen.“ „Es tut mir Leid...“ Die Worte kamen leise über Dracos Lippen. „Das war nicht meine Absicht...“ „Ich weiß. Ansonsten säßen Sie jetzt nicht mehr hier, sondern wären der Schule bereits verwiesen worden.“ Draco schwieg und knetete seine Hände. „Draco, ich weiß, dass Sie es im Moment nicht leicht haben, aber...“ „Nichts wissen Sie!“ Der Slytherin sah abrupt auf. „Sie haben keine Ahnung! Dieses dumme Abzeichen hier hilft mir nicht weiter. Es geht nicht um Macht oder Autorität - es geht um ganz andere Dinge. Es...“ „Ich weiß, Draco.“ Der Schulleiter lächelte leicht. „Sie haben eine Entscheidung zu treffen. Eine schwerwiegende.“ Der Blonde seufzte leise und nickte. „Ich weiß.“ „Sie sollten genau überdenken, was Sie tun wollen. Und dabei berücksichtigen, was Sie heute getan haben. Ich halte Sie für niemanden, der dauerhaft dieser Macht zugewandt ist, Draco. “ „Danke, Sir.“ Draco nickte leicht. „Aber letztendlich ist es noch immer meine Entscheidung. Es reicht, wenn es einen Menschen gibt, der mich in eine bestimmte Richtung drängt.“ Dumbledores Gesicht zierte noch immer dieses sanfte Lächeln. „Das weiß ich. Aber nichtsdestotrotz werde ich Sie bestrafen müssen. Ich werde Ihnen keine Hauspunkte abziehen, da das Ihre Lage kaum verbessern würde. Aber Sie werden sich ausführlich mit der Wirkung von schwarzmagischen Zaubern auseinandersetzen. Gemeinsam mit Professor Tonks.“ Draco nickte erneut. Das war eine akzeptable Strafe. „Eigentlich müsste ich Ihnen ja auch noch Quidditch verbieten, aber ich glaube, Harry Potter würde es mir sehr übel nehmen, wenn ich ihn seines einzigen wahren Gegners beraube.“ In Dumbledores Augen lag ein amüsiertes Funkeln. Er verabschiedete Draco mit einem leichten Wink in Richtung Tür. Der Slytherin stand auf. Gut, die Zusammenarbeit mit dieser neuen Professorin passte ihm so gar nicht in den Kram, aber was sollte er machen? Er war weitaus glimpflicher davongekommen, als er überhaupt für möglich gehalten hatte. Er schulterte seine Tasche und schielte auf die Uhr. Zaubereigeschichte würde gleich beginnen. ~*~*~*~ Wieder zitterten seine Finger, doch jetzt aus anderem Grund. Harry hatte regelrecht Probleme, den Umschlag zu öffnen. Er wollte das Siegel nicht zerstören, wollte es sich für spätere Zeiten bewahren. Dann hatte er es endlich geschafft. Ein gelblicher Zettel, ziemlich porös, ziemlich alt wie es schien. Er zog ihn hervor, faltete ihn auf. Sirius Handschrift. Ordentlich, er hatte sich Mühe gegeben. Sichtlich. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er die ersten Zeilen las. ‚Hallo, Harry, wie geht es dir? Ich habe von diesen Gerüchten gehört… Du solltest sie nicht zu ernst nehmen. Wir wissen, dass es nicht wahr ist, das ist das wichtigste. Wir sind in diesem Falle ich, deine Freunde Ron und Hermione, Remus, Albus Dumbledore, Tonks, Minerva McGonagall, die Weasleys und die anderen aus dem Orden. Diese Menschen stehen sicher auf deiner Seite und mit ihnen sicher noch andere. Mehr ist erstmal nicht drin. Irgendwann werden es auch die anderen verstehen. Du darfst einfach nicht zuviel von ihnen erwarten. Hier draußen ist die Hölle los. Keiner weiß etwas genaues, aber wir haben einen Verdacht, wo wir Voldemort und seine Gefolgschaft von Ratten finden können. Noch können wir nichts machen, weil Fudge Druck auf Dumbledore und den Orden ausübt, aber wir tun, was wir können. Die Banne über Hogwarts wurden bereits erneuert, ihr seid also sicher dort... na ja, die Zeit wird zeigen, was kommt… Wie sieht es bei dir aus? Hattest du in letzter Zeit Träume? Ich will alles wissen, wirklich alles! Gib deine Antwort einfach Tonks. Sie wird sie an mich weiterleiten. Das geht schneller als per Eulenpost. Schreib mir auch, was an der Schule sonst so vorgeht. Was machen die Lehrer, was die Schüler? Wie verhält sich Snape… Du solltest diesen Brief auf jeden Fall zerstören, denn eigentlich darf keiner wissen, dass ich überhaupt darüber schreibe, was hier draußen geschieht, aber ich wollte dir einfach sagen, dass du keinen Alleinstart hinlegen sollst. Wir werden uns um alles kümmern. Sieh du zu, dass du gute Noten bekommst, damit deine Zukunft gesichert ist, und mach dir keine Sorgen wegen Voldemort. Grüße, Schnuffel’ Das Lächeln war nicht gegangen. Typisch Sirius. Wollte er ihm doch tatsächlich seinen Plan ausreden, obwohl er nicht einmal wusste, wie der aussah. War ja klar gewesen. „Und? Was schreibt er?“ Harry schreckte auf, als Tonk ihn ansah, plötzlich ganz nah vor seinem Gesicht war. Was sollte denn das? Wieso rückte sie ihm so auf die Pelle? Er ließ den Brief hinter seinem Rücken verschwinden, blickte sie trotzig an. „Hey, hey, schon gut. Ich nehm ihn dir nicht weg. Ich war nur neugierig!“ Sie lachte. „Du hast ihn sehr gerne, nicht?“ Das Lächeln drang bis ihn ihre Augen vor und plötzlich war sie Harry sympathisch. „Er hat soviel von dir erzählt… Er mag dich sehr.“ Der Schwarzhaarige blickte glücklich auf den Brief hinab. Diese Worte waren mehr, als er brauchte, um sich wohl zu fühlen! Sirius hatte ihn nicht vergessen, war noch am Leben und er mochte ihn mindestens so gern wie er ihn. „Danke.“, sagte er und es kam aus tiefstem Herzen. Tonks lachte wieder. Überhaupt schien sie gerne zu lachen. „Kein Thema!“ Dann ging sie zu ihrem Tisch. „Ich hab noch was für dich!“ Harry sah auf, da hielt sie ihm eine Schachtel mit Schokofröschen entgegen. „Von Remus.“ Lupin auch… War das ein schöner Tag! „Vielen Dank!“, wiederholte er, nahm auch die Schachtel entgegen, da klopfte es an der Tür. „Hallo? Ist heute kein Unterricht mehr?“ Drittklässler… Tonks fiel aus allen Wolken. „Merlin! Das hab ich völlig vergessen!“ Das nächste, was sie tat, war stolpern, als sie hektisch zu ihrem Tisch rennen wollte. „Los, Harry, du musst zum Unterricht! Wo sind denn meine Unterlagen? Wo ist… Geh schon, Junge, los!“ Und während sie weiterbrabbelte, steckte Harry den Umschlag mit Brief in seine Umhangtasche, die Schokofrösche in seinen Ranzen und verließ mit einem Schmunzeln den Raum. Dass die Kleinen ihm angstvoll Platz machten, fiel ihm nicht einmal auf. Natürlich kam er zu spät zu Geschichte, aber es war ihm egal. Er betrat wortlos den Raum, ging zu seinen Freunden und setzte sich zwischen sie. „Was hat sie gesagt? Hast du was angestellt?“ Glücklich schüttelte Harry den Kopf. „Sie ist…“ Er verstummte. Niemandem etwas sagen… Ob er auch ihnen… „Später.“, flüsterte er, drückte den Brief gegen seinen Bauch. Er war so glücklich wie lange nicht mehr. ~*~*~*~ In Gedanken versunken schritt Draco über den Gang. Jetzt war er nicht nur der Schwule, sondern auch der definitive Schwarzmagier. Sein Vater würde ihn umbringen. Nun, aber das würde er doch sowieso, nicht wahr? Das war doch langsam sicher... Na ja, aber andererseits... Vielleicht wirkten gerade diese Schwarzmagiergerüchte den anderen entgegen. Dann konnte Daddy wirklich glücklich sein. Draco schnitt eine Grimasse. Wie ihn das alles ankotzte! Und jetzt auch noch Zaubereigeschichte. Klasse. Binns würde ihn wahrscheinlich wieder annähernd einschläfern... Oder aber ihm Zeit zum Nachdenken lassen. Und die konnte er gerade wirklich gut gebrauchen. Draco zog die Schultern hoch. Warum war das eigentlich alles immer so kompliziert? Das nervte! Und er war zu spät dran. Die Tür zum Klassenraum war geschlossen und Binns’ einschläfernde Stimme drang bis draußen. Diesmal waren wohl wieder irgendwelche Trollkriege an der Reihe. Irgendwie schienen Zauberer früher ständig Krieg geführt zu haben... Vorsichtig schob er die Tür auf und quetschte sich durch den Türspalt. Bloß nicht auffallen... Aber das war schwierig, wenn sich ruckartig alle Schüler nach einem umdrehten. Draco zog den Kopf ein und huschte zu seinem Platz zwischen Blaise und Pansy - und vor Harry. „Was ist passiert?“ Blaise wartete kaum, bis Draco sich gesetzt hatte. Seine dunklen Augen waren noch immer leicht geweitet in Sorge um den Freund. Außerdem konnte er schwerlich übersehen, dass der Blonde noch immer reichlich blass um die Nase war. „Strafaufgaben. Aber wenigstens nicht rausgeschmissen...“ „Was ein Glück...“, meinte Pansy und schenkte Draco ein Lächeln. „Nicht auszudenken, wie das hier ohne dich wäre.“ Draco grinste schief. Oder wie ein Leben ohne Hogwarts wäre... ~*~*~*~ Als der blonde Slytherin hereinkam, war Harry wirklich zu Tode erschrocken. Er hatte ihn völlig vergessen! Er hatte vergessen, dass Malfoy… „…nicht rausgeschmissen…“, konnte er hören und er merkte, wie ihm vor Erleichterung das Herz aufging, wie er die Luft entließ, die er unbewusst angehalten hatte. Seine Finger waren ganz kalt, als er den gemarterten Stoff seines Umhangs wieder lockerließ. Nicht… rausgeschmissen… bedeutete… er würde bleiben! Er würde weiterhin Nachhilfe bei Malfoy haben, er würde weiterhin zusammen mit ihm Unterricht haben und er würde weiterhin Gelegenheit haben, den Grund für diese unglaubliche Freude, die ihn gerade ergriffen hatte, herauszufinden. Langsam senkte er den Kopf, lächelte, bemerkte von der Seite, dass auch Hermione lächelte. Sie hatte es auch gehört. Und Ron? Er musste lachen. Ron schlief. Sein Kopf lag auf der Tischplatte und er schnarchte leise mit offenem Mund. Er war wahrscheinlich der einzige, der nicht mitbekommen hatte, dass Malfoy trotz seiner Unterredung mit Dumbledore nicht geflogen war. „Dieser…“ „Lass ihn schlafen.“, murmelte Harry und lächelte sie an, dass sie ihn nachdenklich ansah. „Du bist glücklich.“, stellte sie fest. „Was ist passiert?“ „Ich sagte doch, später.“, flüsterte Harry zurück und tatsächlich schwieg sie dann. ~*~*~*~ Natürlich unterhielten sich die Slytherins weiter - Professor Binns bekam eh kaum etwas mit. Und so lange sie einigermaßen leise waren... Blaise atmete erleichtert auf. „Mach so einen Mist nie wieder, Draco, klar?“ Der Blonde verdrehte die Augen. „Wir werden sehen...“ „Nein. Kein Wir-werden-sehen. Jetzt bist du Warrington für die nächsten Wochen vielleicht los, aber er kommt wieder.“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Zwei Wochen, sagte Dumbledore. Und dann...“ Er zuckte mit den Schultern. „Wir werden sehen...“ Pansy warf ihm einen Blick von der Seite zu. „Draco Malfoy, du bist ein Idiot. Wenn du so weitermachst, wirst du früher oder später einen Abgang machen. Und wohin? Nirgendwohin. Es gibt nichts anderes für dich. Oder hast du doch irgendeine Alternative, die dich so unheimlich reizt?“ Draco starrte Pansy mit offenem Mund an. Das dunkelhaarige Mädchen so reden zu hören, war vollkommen ungewohnt. Kein Gegiggel, kein Gekicher, keine komisch verzogenen, hohen Töne, nur klare Worte, die den Nagel erstaunlich gut auf den Kopf trafen. Der Blonde sagte nichts, sondern senkte nur den Blick. Sie hatte Recht. „Ist ja gut...“, maulte er. „Ich reiße mich zusammen. Unter der Voraussetzung, dass Warrington...“ „Nein, unter keiner Voraussetzung“, ging Blaise dazwischen. „Du wirst so etwas nie wieder tun, Draco.“ Draco blickte auf und funkelte Blaise an. „Versuch du mir nicht auch noch zu sagen, was ich zu tun habe! Von der Sorte gibt es schon genügend. Ich brauche nicht noch jemanden!“ „Doch. Nämlich jemanden, der einfach nur das will, was dir gut tut, und keine anderen Interessen hat...“ Draco seufzte leise und lehnte dann den Kopf an Blaises Schulter. „Du machst mich irgendwann noch mal wahnsinnig...“ „Nein.“ Der schwarzhaarige Slytherin grinste. „Ich sorge dafür, dass es dir so gut geht, wie es die Umstände zulassen.“ Pansy stupste die beiden an. „Wenn ihr so weiter macht, dann seid ihr zwei das Zentrum der nächsten Gerüchteküche.“ „Nein.“, entgegnete Draco trocken. „Das ist schon der Schwarzmagier Draco Malfoy. Um was wollen wir wetten?“ ~*~*~*~ Dem Gespräch hatte Harry mit wachsender Neugier gelauscht. Was zum Teufel hatte Malfoy gemacht, dass sogar seine Freunde sagten, dass es zuviel gewesen war? Warum sagten sie denn nicht einfach, was sie die ganze Zeit über meinten? Und dann sagte Malfoy es: Schwarzmagier… Was sollte das? Warum sollte er als…? Seine Augen wurden weit, als er begriff. Malfoy hatte… Hatte Dumbledore ihn deshalb zu sich geholt? Weil er… Warrington… Schwarzmagie auf Warrington? Nicht, dass es um den schade wäre, aber… warum hatte Malfoy Schwarze Magie angewandt? Warum? Den Rest der Stunde saß er da, starrte wie geschockt blicklos zu Binns nach vorne, ohne irgendwas mitzubekommen. Schwarzmagie… Und das, obwohl er gedacht hatte, Malfoy wolle kein Todesser mehr werden! Verdammt! Hatte er sich so geirrt? Hatte seine Menschenkenntnis so versagt? Es klingelte zum Ende der Stunde. Mittag. Harry stand auf, nahm seine Tasche und ging. Vor allen anderen. Ohne darauf zu achten, dass seine Freunde nicht nachkamen, weil Hermione Ron noch wecken musste. Er war so schnell weg, dass es kaum jemand bemerkte. Sein Weg führte ihn in sein Zimmer, wo er den Besen auspackte, der – ganz untypisch für ihn - noch immer im Koffer war. Er machte sich nicht mal die Mühe, hinunterzugehen. Er startete einfach vom Fenster. Und er war so schnell beim Wald und teilweise darüber hinaus, dass er es kaum wahrnahm. Speed! Speed, Speed, Speed! Immer noch mehr! Schneller und schneller wurde er, riss dann den Besen hoch, dass es senkrecht hinaufging. Immer weiter, immer höher, bis die Geschwindigkeit so hoch war, dass ihm fast die Luft wegblieb. Das war es, was er erreichen wollte. Es nahm ihm die Gedanken, die Zweifel, die Malfoys Tat gebracht hatte. Sie ließ nur eines zurück: Ich muss mit ihm reden! Der Gedanke war so klar, dass er einfach nur die Augen schloss und ihn auf sich wirken ließ, sich zurücklehnte, den Wind so richtig spürte. Sein Besen gehorchte sofort, bremste ab, wurde langsamer, kam schließlich zum Stehen, war einen Moment schwerelos, dann ging es abwärts. Harry ließ es geschehen. Einfach so. Es war ein tolles Gefühl, einfach zu fallen, jederzeit die Kontrolle zu haben und doch einfach zu fallen und selbige durch die Finger gleiten zu lassen. Der Wind rauschte in seinen Ohren, sein Umhang umschmeichelte ihn. Er fühlte sich frei. Dann riss er den Besen wieder hoch, gerade noch rechtzeitig, um nicht durch die Bäume zu fallen. Seine Gedanken waren jetzt klar und das war gut so. Er würde mit ihm reden. Heute Abend. Wenn sie sich trafen, um für Zaubertränke zu lernen. Und er würde dann entscheiden, was werden würde… Mit diesem Gefühl, für sich eine wirklich gute Lösung auf Zeit gefunden zu haben, flog er zurück, kam gerade richtig zum Unterricht, um mitsamt Besen vor dem Gewächshaus zu landen, in dem sie in diesem Jahr Kräuterkunde hatten. Seine Schultasche hatte er zwar nicht dabei und Professor Sprout warf ihm auch einen ziemlich missgünstigen Blick zu, aber sie sagte nichts, woraus er schloss, dass sie heute die Handschuhe nicht brauchen würden. Gut. Papier und Feder konnte ihm Hermione leihen, die ja eh schon mit vorwurfsvollem Gesicht zu ihm herüberblickte. Sie konnte sich nicht beschweren. Er war nicht zu spät… ~*~*~*~ Der Unterricht ging relativ schnell um - zum Glück. Ein wenig verwundert sah Draco zu, wie schnell Harry aus dem Klassenzimmer gerauscht war, doch dann hängten sich Pansy und Blaise bei ihm unter. Beide umgab eine solche Erleichterung, dass er sie kaum erfassen konnte. Er selbst hatte auch das Gefühl, dass er Glück gehabt hatte. Und dennoch... Ein schaler Nachgeschmack blieb. Und der Eindruck, weitergegangen zu sein, als er jemals gewollt hatte. Gemeinsam gingen sie zum Mittagessen. Die Gerüchteküche brodelte mal wieder. Ängstliche, sorgenvolle und vorwurfsvolle Blicke trafen Draco, doch er ließ sie an sich abprallen. Es war ihm gleich. Zumindest versuchte er, diesen Eindruck nach außen zu tragen. In ihm... Es machte ihm Sorgen. Es machte ihm Sorgen, dass er diesen Schritt recht leicht hatte gehen können. Und er vertrat noch immer die Ansicht, dass Warrington es nicht anders verdient hatte. Er hätte andere Sprüche zur Auswahl gehabt. Deutlich schmerzhaftere, die den Siebtklässler wahrscheinlich wirklich getötet hätten... Das ahnte wahrscheinlich noch nicht einmal Blaise. Draco ließ sich auf seinem Platz nieder und stützte das Kinn in die Hände. Etwas geschah mit ihm... Und er war sich nicht sicher, was es war. Er pendelte zwischen den Extremen. Zum einen suchte er die friedliche Zusammenkunft mit Harry Potter und genoss sie, aber zum anderen stieg er auf diese Auseinandersetzung mit Warrington ein und war bereit, sie bis zum bitteren Ende zu führen. Bis zum ganz bitteren Ende. Besonders letzteres erschreckte ihn. Er überschritt die Grenzen, die für ihn vorher selbstverständlich gewesen waren. Ob Schwarze Magie oder nicht - das war ihm selbst herzlich gleich. Was ihn interessierte, war, dass er zu seinem Ziel kam. Andere Zauberer sahen das nur anders, wie Dumbledore ihm gerade eindrucksvoll klar gemacht hatte. Blaise schob ihm kommentarlos einen Teller herüber. Draco begann zu essen, ohne überhaupt darauf zu achten, was es war. Seine Augen huschten zu dem Gryffindortisch und stellten fest, dass der schwarze Haarschopf, den er dort zu sehen wünschte, nicht da war. Das war wiederum etwas, was ihm Gedanken machte... Das Mittagessen ging schnell vorbei. Angesichts der respektvoll und ängstlich ausweichenden Schüler fand Draco den neusten Tratsch gar nicht mal so schlecht. Wenigstens pöbelten ihn weniger Leute an. Und das war doch schon mal ein Fortschritt... Oder nicht? Er war sich nicht sicher. Aber er war sich ja im Moment bei gar nichts sicher. Pansy hakte sich kommentarlos bei ihm unter, dann zogen die Slytherins zu Kräuterkunde. Dort angekommen, suchte sich Draco einen Platz irgendwo hinten, wo er seine Ruhe hatte. Den Seitenblicken der Gryffindors nach zu urteilen, hatten sie bereits gehört, was jetzt Neues geredet wurde. Angst lag in vielen Augen, Angst, die zuvor Harry gegolten hatten. Na, vielleicht vergaßen sie ja über ihn Harry, dann hatte dieser wenigstens etwas mehr Ruhe... Du nimmst ihn schon wieder in Schutz. Du drängst dich an ihn... Was hoffst du zu finden? Draco blickte auf die Pflanzen und spürte, wie sich Pansy an ihn kuschelte. Sie wirkte ruhiger, nicht so hektisch, so schrill... Ja, eigentlich wirkte sie jetzt richtig normal und sogar ganz angenehm. Er blickte auf, als Professor Sprout anfing, leise vor sich hinzumurmeln. Harry landete gerade mit einem Besen auf dem Rasen vor dem Gewächshaus. Sieh an, Harry Potter entkam also auch, indem er flog... Erstaunlich, wie ähnlich sie sich doch waren... Das schwarze Haar stand noch mehr als sonst ab und war gründlich durchgepustet worden. Seine grünen Augen leuchteten und seine Wangen waren leicht gerötet. Ja, er sah richtiggehend... schön aus. Draco senkte den Blick, starrte wieder auf die Gewächse und versuchte dieses seltsame Chaos in seinem Inneren zu sortieren. Ja, was hoffte er bei Harry Potter zu finden? ~*~*~*~ Ruhig kam Harry zu Hermione. Er fühlte sich entspannt, lächelte vor sich und hockte sich dann direkt neben Hermione. „Bekomme ich Feder und Papier von dir?“ Wortlos reichte sie ihm das Gewünschte und ihr Blick sagte ganz deutlich: Erklärung! Doch sie hielt sich zurück, wusste sie doch, dass er sie ihr später geben würde. Harry warf einen kurzen Blick auf Draco. Fertig sah er aus. Nicht körperlich, geistig. Als wäre er müde… Fest richtete er seinen Blick wieder nach vorne auf Professor Sprout, die nahtlos mit dem Unterricht begann, dem er ausnahmsweise wirklich aufmerksam folgte. Vielleicht sollte er öfters mal in der Mittagspause fliegen, es förderte offensichtlich seine Konzentration. Der Baum, den sie heute durchnahmen, war eine Heilpflanze, die bei Bauchschmerzen angewendet werden konnte. Sie heilte alles in diese Richtung, solange es keine magische Ursache hatte, hatte aber gewisse Nebenwirkungen. So lernten sie also die Blätter so zu schälen, dass die Stoffe, die diese Nebenwirkungen auslösten, nicht mehr dabei waren. Es war einfach, wenn auch eine Menge Fisselarbeit. Neville war begeistert, wahrscheinlich als einziger wirklich dran, sich das ganze Gesülze zu merken, aber das war ja schon bekannt, dass ihm Kräuterkunde einfach lag. Die Stunde ging vorbei und die Schüler verstreuten sich. Harry ging mit Ron und Hermione hinaus zum See, um dort die Hausaufgaben in Geschichte zu machen und mit ihnen durchzugehen, was sie für die nächsten Stunden sonst noch alles brauchen würde, gegebenenfalls würden sie sicherlich auch noch ein bisschen Zaubern üben… Alles in allem ein friedlicher Nachmittag. Er erzählte seinen beiden Freunden auch von Tonks und ihrer Verbindung zu Sirius und Remus Lupin, gab eine Runde Schokofrösche aus, aber von dem Brief sagte er nichts. Sirius hatte das nicht gewollt, also würde er es auch nicht tun. Auch von dem zweiten Brief, der noch immer in seiner Tasche war, der, den er an Malfoy geschrieben hatte, erwähnte er nichts, denn es ging sie nichts an. Er würde ihn bei Gelegenheit vernichten, denn die Fragestellung hatte sich geändert. Als es dunkel wurde, begaben sich die drei gut gelaunt und lachend in die Große Halle, um zu Abend zu essen. Es war wirklich erstaunlich, dass ein kurzer Flug eine solche Wirkung auf ihn hatte, dass er nicht nur aus Hunger aß sondern aus Appetit, den ihm nicht einmal die anderen Schüler und ihre engstirnige Meinung von ihm nehmen konnten. Und dann verabschiedete er sich von ihnen, um zu seinem Treffen mit Malfoy zu gehen, was keinem der beiden wirklich behagte. Sie hatten natürlich auch von Malfoys Verfehlung gehört und sie machten sich Sorgen, was Harry nur mit einem Grinsen abtat. Warum sollte Malfoy es wagen, ihn mit dunkler Magie anzugreifen? Er konnte keinen Sinn darin sehen… Das Gefühl der Ruhe in seiner Gegenwart kam doch nicht von Ungefähr, das musste doch einen Grund haben! Die Frage war eigentlich nur, ob dieser Grund tatsächlich auf chemischer Basis lag, oder wie Hermione und Ron vermuteten, auf magischer. Es blieb abzuwarten, ob da wirklich ein Freundschaftstrank im Spiel war, wie Ron spekuliert hatte. Heute würde er es ja herausfinden. Und wenn er ganz ehrlich war, dann war diese Gewissheit ihm das Risiko eines Angriffs sogar wert. ~*~*~*~ Draco ließ den Unterricht vorbeiziehen. Letztlich bekam er gar nichts mit, konnte aber auch nicht genau sagen, woran er stattdessen dachte. Er ließ sich sogar recht anstandslos von Blaise das Messer aus der Hand nehmen, nachdem er sich selbst fast geschnitten hatte. Endlich war Kräuterkunde vorbei. Das war einfach nicht Dracos Fach. Okay, den Nutzen sah er ja ein - Kräuter brauchte man ja schließlich für Zaubertränke -, aber seine Passion war es definitiv nicht. Und würde es niemals werden. Langsam ging er gemeinsam mit Pansy und Blaise zur Schule zurück. Er musste noch seinen Besen holen, dann fand das erste Treffen des Slytherinteams statt. Nervosität machte sich langsam in ihm breit. Jetzt würde sich also herausstellen, welche Ansichten Montague vertrat... Pansy und Blaise begleiteten ihn zum Quidditchfeld. Blaise hatte ebenfalls seinen Besen dabei, wollte er sich doch als Hüter bewerben, weil ihr letzter im vergangenen Jahr seinen Abschluss gemacht hatte. Der Rest des letztjährigen Teams wartete bereits auf dem Spielfeld auf sie. „Also gut, nun sind wir komplett.“, sagte Montague und baute sich vor den Slytherins auf. „Wie jedes Jahr will ich die beste Mannschaft aufbauen, die wir zu bieten haben. Und das wiederum bedeutet, dass mir eure Einstellungen zueinander absolut scheißegal sind. Ich will die Besten und ich will, dass sie zusammen spielen. Was bedeutet: Keine Feindseligkeiten während des Spiels. Christopher kann heute leider nicht an der Auswahl teilnehmen…“ - ein strafender Blick in Richtung Draco, der diesen mit unbewegter Miene hinnahm - „…daher wird er seinen Auswahlflug noch nachholen. Wie gesagt: Ich will die Besten. Das bedeutet, dass sich jeder von euch heute beweisen muss!“ Er holte tief Luft und fuhr fort: „Und noch eins: Ich verlange von euch, dass ihr euch außerhalb des Spielfeldes nicht so die Köpfe einschlagt, dass ihr spielunfähig seid. Wer diese Spielregel verletzt, fliegt aus dem Team. Ist das klar?“ Wieder ein strafender Blick Richtung Draco. Dann wanderten seine Augen weiter und fixierten jeden der Anwesenden einmal prüfend. Der Blonde verdrehte innerlich die Augen. Damit war Warrington vor ihm sicher... Keine Schwarze Magie mehr. Mal abgesehen davon, dass Dumbledore ihm dafür wahrscheinlich eh mindestens einen Schulverweis erteilt hätte... „Muss die Auswahl für den Sucher denn sein?“, quäkte plötzlich Pansy. „Wir wissen doch alle, dass Draco der beste ist...“ „Ja.“, erwiderte Montague mit rollenden Augen. „Damit ich frei von jeglicher Parteinahme bin. Ich bin hier draußen Kapitän - und eure Querelen interessieren mich einen Dreck. Außerdem ist das nur im Sinne des Teams.“ Der forschende Blick aus seinen wasserblauen Augen traf erneut Draco und gab diesem deutlich zu verstehen, dass das alles auch in seinem Sinne war. Jetzt kam es auf seine Fähigkeiten an, nicht darauf, dass sein Vater ihn in das Team kaufte. „Okay...“ Montague klatschte in die Hände. „Zuerst will ich die Spieler für die beiden Jägerplätze sehen...“ Die Auswahlzeremonie zog sich hin. Die Wahl für die Jäger fiel auf Cassandra Vablatsky und Adrian Pucey. Beide würden mit Warrington noch um die Stammbesetzung fliegen müssen. Nur zwei der drei würden bleiben können. Dann folgten die Treiber, bei denen sich Crabbe und Goyle erstaunlicherweise hervortaten. Die Überraschung einiger Mitbewerber war nicht zu übersehen - aber wahrscheinlich waren die beiden einfach nur gemein und kräftig genug, um die Klatscher so unglaublich gut und zielsicher zu schlagen. „Jetzt die Hüter.“ Blaise grinste Draco zuversichtlich zu, während er sich auf den Besen schwang und sich der Herausforderung stellte. Blaise hatte schwer mit einem der Siebtklässler aus Warringtons Gefolge zu tun. Beide lagen nahezu gleichauf, was die gehaltenen Bälle anging. Dennoch: Der letzte Wurf entschied: Blaise war im Team. „Ich gratuliere.“ Draco umarmte den Schwarzhaarigen kurz. „Und jetzt zeig allen, dass du noch immer der beste Sucher bist, den Slytherin zu bieten hat.“ Draco lachte breit. „Und ob.“ In seinen Augen blitzte es auf. Diese Herausforderung würde er sich nicht nehmen lassen zu gewinnen! Der Blonde schwang sich auf den Besen und schoss gemeinsam mit seinen zwei Herausforderern, einem Sechstklässlern und einer Siebtklässlerin, in den Himmel. Die Aufgabe war simpel: Fang den goldenen Schnatz bei vier Versuchen wenigstens zweimal und lass dich nicht von den Klatschern vom Besen hauen. Ein leichtes Lächeln zierte Dracos Lippen, während er seine Flugkünste voll ausschöpfte. Er hatte in den letzten drei Jahren im Kampf gegen Harry Potter viel gelernt - sehr viel. Und all das konnte er jetzt in die Waagschale werfen. So wenig wie Harry bei den Gryffindors Konkurrenz zu befürchten hatte, besaß er welche in Slytherin. Dennoch: Er machte Fehler. Und das war es genau, was ihn von Harry im Quidditch unterschied. Er dachte zuviel, wurde unsicher, zögerte. Er selbst flog mit Technik. Er besaß zwar einen gewissen Instinkt für das Spiel, traute diesem aber nicht vollkommen. Draco landete, das dritte Mal mit dem Schnatz in der Hand. Er hatte hier gewonnen - aber gegen Harry Potter zu gewinnen war eine vollkommen andere Sache... Apropos Harry Potter: Dieser erwartet ihn ja heute Abend in dem Raum der Wünsche. Vorfreude überkam Draco. Er freute sich richtig darauf, mit seinem Ex-Erzfeind zusammen den Abend zu verbringen und die Hausaufgaben für Zaubertränke fertig zu stellen... „Also gut, das Team steht somit fest.“, sagte Montague zum Abschluss. „Wir beginnen so bald wie möglich mit dem Training. Dieses Jahr dürften wir ein Team haben, dass sogar die Gryffindors schlagen kann.“ Er grinste breit. „Und jetzt verschwindet!“ Draco ließ sich das nicht zweimal sagen. Gemeinsam mit Pansy, Blaise, Crabbe und Goyle verschwand er Richtung Slytherinkerker. Keine Überraschungen diesmal. Kritische, sorgenvolle Blicke, aber keine Herausforderung, keine Pöbeleien. Nichts. Das war angenehm. Mit den Büchern unter dem Arm machte er sich auch sogleich wieder auf den Weg. „Zaubertränke?“, erkundigte sich Blaise, während der Blonde an ihm vorbeirauschte. „Japp.“, erwiderte Draco nur knapp und war auch schon aus der Tür raus. Wenig später erreichte er den Raum der Wünsche und trat ein. ~*~*~*~ Harry wusste nicht, wie lange er schon da gesessen hatte. Zu Anfang hatte er in den Büchern geblättert, aber irgendwie war seine Konzentration vom Nachmittag gegangen, je länger er wartete. Seine Gedanken fuhren Achterbahn und er hatte sich hunderte von Möglichkeiten überlegt, wie er den anderen auf das Thema ansprechen sollte. Keine schien gut, keine passend. Es war zum Verrückt werden. Und dann hörte er die Türe gehen. Leise wurde sie geöffnet und leise wieder geschlossen. Harry schloss die Augen und atmete tief durch. Jetzt wurde es ernst. „Warum hast du das gemacht?“ Mit der Tür ins Haus fallen. Das war die Methode, für die er sich letztendlich entschieden hatte, aber es klang nicht annähernd so kalt, wie er es sich gewünscht hatte. Mehr war Traurigkeit und leichte Enttäuschung in seinen Worten zu erahnen. ~*~*~*~ Draco war von der Frage überrumpelt, hatte er den Gryffindor im ersten Moment doch gar nicht gesehen. Harry saß mit dem Rücken zur Tür in einem der Sessel und war darin offenbar so tief versunken, dass er nahezu unsichtbar geworden war. Warum hast du das gemacht? Dieser traurige Unterton und dieser Eindruck von Enttäuschung. Draco seufzte leise und legte seine Tasche auf dem Tisch ab. Dann ließ er sich dem Gryffindor gegenüber in dem anderen Sessel nieder. Eine Erklärung war unausweichlich. „Warrington hat mich herausgefordert, bedroht... Ich sah keine andere Wahl, um ihn mir ein für alle Mal vom Hals zu halten. Sollte er doch von der Schwarzen Magie probieren, die er immer so hoch hält...“ Er stockte. Ja, das war wahr... Genauso wie der Umstand der Bedrohung. Aber noch etwas anderes kam hinzu: Dass Warrington zuviel gewagt hatte... Vorher hätte Draco einen leichteren Spruch gewählt, doch nach dieser einen Bemerkung... „Er hat eine Grenze überschritten. Ich bin durchgedreht.“ Dracos Stimme klang fest. „Ich bin nicht stolz darauf. Das sicher nicht...“ Er brach ab und sah den Schwarzhaarigen an. ~*~*~*~ Harry hatte ihn beobachtet. Malfoy war ernst geblieben. Vollkommen. Kein Lächeln, nicht der Anflug von einem Glitzern in seinen Augen. Seine Worte schienen wahr… Nicht stolz. Durchgedreht… Er kannte das ja. Ähnlich wie er in der Winkelgasse. Aber… „Warum so drastisch?“ Noch immer sprach er leise, blickte ihn an. „Ich meine… eine Ganzkörperklammer hätte es doch auch gebracht, oder nicht?“ ~*~*~*~ „Weil er nichts anderes verstanden hätte.“ Dracos Miene wurde hart. „Jeder andere Fluch wäre nichts weiter gewesen als ein weiteres Geplänkel. Ich habe ihn sogar noch gewarnt. Mehrmals. Aber er wollte nicht hören...“ Draco starrte vor sich hin. Schwarze Magie. Das erste Mal hatte er sie wirklich gegen jemanden angewendet. Noch immer gellte ihm Blaises entsetzter Schrei in den Ohren. Und er sah noch immer die fassungslosen Gesichter sowohl der Fünftklässler als auch der anderen Beteiligten. Der Blonde fuhr sich durch die Haare und gab seiner ohnehin schon zerzausten Frisur den Rest. „Ich... hätte es wohl nicht tun sollen... Nein. Aber weißt du, was erschreckend ist? Ich würde es in genau dieser Situation wieder tun.“ Dracos Blick ging neben Harrys ins Leere. Was war das für ein Weg, den er dort betreten hatte? Wo würde er ihn hinführen? Würde er ihn überhaupt weitergehen? Er fühlte sich seltsam... Seine Hände waren kalt und er wusste, dass er wieder blass geworden war. Dieser Schreck saß ihm noch immer in den Gliedern. Mehr, als er sich selbst gegenüber zugegeben hatte. ~*~*~*~ Die Worte klangen so seltsam in seinen Ohren. Und sie sagten genau das Gegenteil dessen aus, was er in dem leichenblassen Gesicht sehen konnte. Malfoy bereute es, obwohl er im Grunde nichts anders machen wollte, sollte er noch einmal in so eine Situation kommen… Harry wusste schon jetzt, dass er damit leben konnte, irgendwie, warum auch immer, doch in ihm blieb noch eine Frage, auf die er unbedingt eine Antwort haben wollte: „Was hat es dir gebracht?“ ~*~*~*~ „Zwei Wochen Ruhe vor Warrington und Strafarbeiten.“ Draco blickte auf, ein schiefes Grinsen auf den Lippen. „Und die Erfahrung, wie sich Schwarze Magie anfühlt, wenn man sie benutzt...“ Ein Schauer rann über seinen Rücken. „Ansonsten... Ich weiß nicht.“ Er starrte wieder auf seine Hände. „Ich... kann es dir noch nicht einmal sagen...“ Nein, es war nicht zu erfassen. Denn - was hatte es ihm gebracht? Eine Grenzüberschreitung, die er eigentlich nicht gewollt hatte. Und die Frage, ob er überhaupt noch zurückkonnte. Schwarze Magie zu verwenden - das war ein vollkommener Verlust der Unschuld. Irgendwie fühlte er sich... befleckt und nicht mehr, als wenn er der gleiche war wie zuvor. ~*~*~*~ „Hast du damit erreicht, was du wolltest?“ Wenn Malfoy es nicht verstand, wenn er indirekt fragte, dann halt konkret. Er wollte es wissen. Er wollte wissen, ob Schwarze Magie genauso zum Ziel führte wie Weiße. ~*~*~*~ „Wenn du davon ausgehst, dass ich Warrington umbringen wollte, dann war ich nah dran...“ Schuld klang in seinen Worten mit. Draco erinnerte sich wieder an Dumbledores Worte. Sie haben ihn lebensgefährlich verletzt. Madam Pomfrey musste um sein Leben kämpfen. „Ansonsten...“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich will, dass er mich in Ruhe lässt. Dass er aus meinem Leben verschwindet und jemand anderem auf den Keks geht. Das wird sich aber erst zeigen, wenn er wieder aus dem Krankenflügel ist... Wir werden sehen.“ Erneut strich er sich durch die Haare. „Es kann genauso gut sein, dass alles nach hinten losgegangen ist und wir unseren Kleinkrieg bis aufs Blut weiterführen.“ Dracos Augen blitzten auf. ~*~*~*~ Langsam nickte Harry. Kampfgeist. Keine Verzweiflung. Es war nicht einfach zu akzeptieren, dass er das gemacht hatte, aber er bereute es doch. Oder? Er lehnte sich vor, griff nach dem Buch vor sich, in dem er schon zuvor gelesen hatte, doch er nahm es nicht, legte nur die Hand drauf, blickte Draco unverwandt an. „Du hast gesagt, du würdest es wieder tun.“, stellte er fest, suchte nun seine Augen, fing sie ein und hielt sie fest. „Ich will dir nicht vorschreiben, was du tun darfst oder nicht, aber wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, dass du es tun möchtest oder auch dass es aus dir heraus zu brechen droht, dann bitte ich dich: Bevor du dieses Gefühl wirklich umsetzt, höre in dich hinein, ob du es wieder bereuen wirst oder nicht. Glaube mir, mit Reue zu leben ist nicht so einfach. Ich weiß das. Wenn man es vermeiden kann, sollte man es unbedingt tun!“ Damit löste er den Blickkontakt und nahm das Buch endgültig zur Hand und schlug es auf. Im Grunde war damit alles gesagt und er konnte das Thema vorerst ruhen lassen. ~*~*~*~ Draco starrte zu Boden und lauschte Harrys Worten. Dann sah er auf und ließ sich von Harrys grünen Augen in den Bann ziehen. Vielleicht hatte der Gryffindor Recht. Vielleicht auch nicht... Harry wusste schließlich nicht, wie es sich anfühlte... Schwarze Magie war erschreckend. Und zugleich hatte sie einen faszinierenden Sog. Die Macht, die Kraft dahinter... Sie konnte in ihren Bann schlagen. Und genau das war es, wovor er Angst hatte. Diese Art von Magie war es, mit der er seinen persönlichen Gefühlen nachgeben konnte, die Wut, Hass, Zorn, Verzweiflung eine vollkommen neue Dimension verliehen. Er konnte ihr verfallen... Trotz all dieser Schrecken, die sie ihm hinterlassen hatte... Reue schien dagegen zu verblassen und nichtig zu werden. Eigentlich hätte er so etwas wie Wut darüber verspüren sollen, dass ihm schon wieder jemand sagte, was er tun sollte. Erst Dumbledore, dann Blaise, dann Montague - und jetzt Harry Potter. Seltsamerweise konnte er Harry seine Worte aber nicht übel nehmen. Langsam griff Draco nach seinen Büchern. „Wir waren bis Aufgabe fünf gekommen, nicht wahr? Dann machen wir jetzt mit sechs weiter...“ Seine Finger zitterten leicht, als er die Seiten umblätterte und er konnte selbst nicht sagen, woran es lag. ~*~*~*~ Still vor sich hinlächelnd nickte Harry. Es war egal, ob seine Worte etwas gebracht hatten, er hatte sie gesagt, das war wichtig. Malfoy konnte sie wahrnehmen, wenn er wollte, er konnte es auch sein lassen. Und jetzt würde er das Thema beiseite schieben. Er zauberte für jeden von ihnen eine Zitronenlimonade. „Ja, Aufgabe sechs.“, wiederholte er, begann dann zu lesen. Auch an diesem Abend wurde es viel zu schnell spät. Die Ruhe in Harry war nicht so tief wie sonst und er hatte das komische Gefühl, dass es daran lag, dass Malfoys Aufmerksamkeit bei düsteren Dingen lag. Er wirkte abwesend, so komisch nachdenklich und antwortete auf seine Fragen meistens eher einsilbig anstatt wie gestern aufgeregt und begeistert ins Schwärmen zu geraten. Harry verbuchte das als Punkt für das schlechte Gewissen und so ließ er ihn so weit es ging in Ruhe. Das sollte er jetzt auskosten, denn dann würde es sich in ihm festsetzen. Und er stellte fest, dass er auch mit weniger Hilfe zurechtkam, jetzt, wo er Feuer gefangen hatte für das Fach. Ganz ohne Hilfe ging es zwar noch nicht, aber das würde werden… denn es war ein fest eingeplanter Teil seines Rachefeldzuges geworden. Schließlich wurde es Zeit. Sie waren schon wieder spät dran, wenn diesmal auch noch in der Zeit. Aber immerhin waren sie jetzt fertig. Harry packte seine Sachen zusammen, doch er blieb noch ein bisschen sitzen und blickte Malfoy eingehend an. „Was ist eigentlich aus deinem Mannschaftsplatz geworden? Hast du ihn behalten?“ Diese Frage war ihm schon die ganze Zeit im Kopf rumgespukt, aber er stellte sie erst jetzt, denn jetzt unterbrach sie keine Konzentrationen mehr. ~*~*~*~ Die Zeit verging... Irgendwie fühlten sich diese Stunden seltsam an. Einerseits war er bei der Sache und konnte Harry immer wieder weiterhelfen, wenn dieser Fragen hatte oder Fehler machte, und andererseits konnte er dieses seltsame Gefühl nicht abschütteln. Diese komische Mischung aus Reue, Angst, Macht und Dunkelheit... Er schreckte hoch, als Harry begann, seine Sachen zusammenzupacken. Einen Augenblick lang war er wirklich gar nicht bei der Sache gewesen. Während er den Gryffindor so ansah, ging ihm auf, dass ihm noch immer kalt war. Er hatte das Gefühl, am ganzen Körper zu zittern, obwohl es draußen - und auch in diesem Zimmer - noch immer sehr warm war. Nachdenklich rieb er sich über die nackten Oberarme unter dem Umhang. Bei Harrys Frage hatte er es dann jedoch endlich wieder geschafft, ganz geistig anwesend zu sein. „Mhm. Ja. Wie gewohnt Sucher. Die beiden neuen Bewerber waren keine Konkurrenz. Und Montague ist so schlau, dass er sagt, dass er das beste Team haben will...“ Draco räumte seine Sachen zusammen. „...und daher nichts auf Gerüchte und Querelen gibt. Außerdem wird Warrington im Team sein. Mindestens als Ersatzjäger...“ Er stockte und seufzte leise. „Und Montague hat mir auch noch mal den Kopf gewaschen.“ Der Blonde schnitt eine leichte Grimasse. „Schade, dass Warrington nicht da war, ihn hätte das nämlich genauso betroffen... ‚Ich verlange von euch, dass ihr euch außerhalb des Spielfeldes nicht so die Köpfe einschlagt, dass ihr spielunfähig seid. Wer diese Spielregel verletzt, fliegt aus dem Team.’“, zitierte Draco den Slytherinkapitän. ~*~*~*~ „Oh Mann.“, antwortete Harry. „Euer Team scheint nicht besonders gut zusammengefügt zu sein, wenn euer Kapitän so etwas schon sagen muss. Streit ist nie gut, wird unterschwellig weitergetragen und hindert euch daran, ein Team zu werden, das zusammensteht. Nach außen so auszusehen, bringt nichts!“ Er seufzte und erhob sich, schwang sich die Tasche auf den Rücken. „Aber na ja. Kann mir ja egal sein, solange du nur gegen mich fliegst!“ Er grinste. „Es wäre doch sonst auch zu langweilig, nicht?“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Wenn Montague die Besten will, muss er damit leben. Ich werde Warrington sicher nicht die Hand reichen - und er mir genauso wenig.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber trotzdem solltest du uns nicht unterschätzen... Diese Leute können eine Grenze zwischen dem ziehen, was in der Schule passiert und was in der Luft.“ In seinen Augen blitzte es auf. „Abgesehen davon kann ich mir doch nicht meine liebste Herausforderung entgehen lassen... Und irgendwann werde ich dich schlagen, Harry Potter.“ Er erwiderte Harrys Grinsen. ~*~*~*~ „Träum weiter!“ Das war die alte Rivalität, aber die Basis war eine andere. Viel schöner. Er hatte mehr Freude daran. Er sah es auch nicht mehr so verbissen. Aber verlieren würde er sicherlich nicht! Dann merkte er plötzlich auf. Malfoy sah so komisch aus! So als… wäre ihm kalt. Was war denn los? Das hatte er vorher gar nicht mitbekommen… Und warum war ihm kalt? Schock? Er brauchte nur kurz, um sich zu entschließen. Wortlos nahm er seine Tasche wieder vom Rücken, öffnete sie, holte eine der kleinen Schachteln heraus, die er von Remus bekommen hatte und warf Draco den Schokofrosch zu, bevor er noch ein Stoffstück herausholte die Tasche wieder schloss und im Gehen auf den Rücken zurückbeförderte. „Bis morgen Abend!“, winkte er beim Rausgehen. „Erst ab halb acht, vorher hab ich Training!“ Und damit war er verschwunden und streifte seinen Tarnumhang über. Er wollte nicht, dass jemand mitbekam, dass er erst jetzt zurückkam, selbst wenn er noch nicht zu spät war. Die dummen Fragen und Rechtfertigungen wollte er sich schenken. Im Gemeinschaftsraum angekommen, ging er direkt auf Ron und Hermione zu, machte ihnen durch eine leichte Berührung klar, dass er wieder da war, bevor er sich hinauf in sein Zimmer zurückzog. Ron kam noch kurz, um zu fragen, ob alles in Ordnung war, aber er bekam recht schnell mit, dass Harry bezüglich Malfoy nichts zu befürchten schien. Und auch wenn es ihn wunderte, weil die kursierenden Gerüchte wirklich schauerlich waren und absolut das, was Harry immer verabscheut hatte, er ließ es auf sich beruhen. Er und Hermione hatten beschlossen, Harrys Gefühl zu vertrauen und gleichzeitig das alles im Auge zu behalten, um im Notfall da zu sein. ~*~*~*~ Dracos Lächeln vertiefte sich bei Harrys Worten nur noch. Wenigstens das blieb ihm, ihre Rivalität beim Quidditch. Er konnte kaum sagen, wie zufrieden ihn das machte, ja, wie regelrecht glücklich. Verblüfft fing Draco den Schokofrosch auf, den Harry ihm zuwarf. Was war das denn jetzt? Doch ehe er dazu kam, den Gryffindor zu fragen, war dieser schon mit einem fröhlichen Lächeln und Winken aus der Tür raus und verabschiedete sich bis zum morgigen Abend. Nachdenklich ließ sich Draco auf den Sessel fallen und drehte den Schokofrosch zwischen seinen Fingern. Ihm wollte wieder ein Schauer über den Rücken laufen, doch diesmal, irgendwie, tat er es dann doch nicht... Er steckte den Schokofrosch in die Tasche. Irgendwie... konnte er ihn jetzt weder springen lassen noch essen. Ein leichtes, aus dem Nichts kommendes Gefühl von Wärme breitete sich in seinem Inneren aus. Ruckartig stand Draco auf und verließ den Raum der Wünsche. Auf dem Weg in die Kerker hatte er Glück - einmal musste er Filch ausweichen, den er glücklicherweise aber noch rechtzeitig gesehen hatte. Im Gemeinschaftsraum der Slytherins wurde er mit den üblichen Blicken und Ignoranz bedacht und im Schlafsaal wartete - fast schon erwartet - Blaise auf ihn. „Alles klar?“ „Hm...“ Draco setzte sich neben dem Schwarzhaarigen auf die Bettkante. „Sag mir eins, Draco, warum bist du bei Warrington so ausgerastet?“ Blaise schaute ihn forschend an. „Er hat mich gereizt. Du warst dabei...“ „Ja. Und du hast erst gezaubert, nachdem er Potter ins Spiel gebracht hat...“ Dracos Miene verschloss sich. „Und wenn...“ „Was ist das mit Potter und dir? Was passiert da?“ Draco zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht... Irgendwie...“ Er brach ab, starrte vor sich hin. „Irgendwie... brauche ich ihn. Aber ich weiß nicht wie und warum...“ Blaise legte den Kopf schräg und seine langen Haare fielen ihm über die Wange, woraufhin er sie weg strich. „Du magst ihn?“ Draco zuckte erneut die Achseln. „Ich hasse ihn nicht mehr, Blaise. Ich hasse ihn nicht mehr...“ „Du gehst wirklich den schwersten Weg, den du dir aussuchen konntest...“ Der Blonde erwiderte nichts. Er wusste, dass der Freund Recht hatte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And I'm trying to believe In things that I don't know The turning of the world The color of your soul ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Mau… Sie kommen sich näher… Ich frage mich echt, ob das jetzt so passend war. Dass Harry die schwarze Magie zu verstehen scheint… die Erklärung kommt bald. Ihr müsst ein bisschen Geduld haben, dann kommt das durch… *grins* Aber ansonsten sind sie süß, nicht wahr? abranka: War spannend, oder? Und es geht definitiv spannend weiter... Die beiden sind ganz schön eigenwillig mit dem, was sie tun... Aber so macht schreiben Spaß. ^.^ Katastrophe ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 9: Katastrophe Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Nine Inch Nails – Down In It. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 9: Katastrophe Draco hatte - gelinde gesagt - beschissen geschlafen. Immer wieder war er aufgeschreckt. Geweckt von dem seltsamen, gierigen Gefühl der Schwarzen Magie. Er fand keine Ruhe, fand keinen Schlaf. Erst gegen Morgen, als er vollkommen erschöpft war, schlief er für zwei Stunden ein. Doch viel zu früh weckte ihn Blaise. Lustlos und mit dunklen Rändern unter den Augen, die auch Pansys behutsamer Make-Up-Zauber nicht hatte gänzlich verdecken können, saß er am Frühstückstisch. Die Gryffindors wirkten heute besonders fröhlich und gut gelaunt. Draco wurde darauf beinahe neidisch. An dem Slytherintisch herrschte eisiges Schweigen. Immer wieder musterte man ihn verstohlen und flüsterte. Aber das ließ ihn kalt. Seine Augen wanderten immer wieder zu einem bestimmten schwarzen Haarschopf am Gryffindortisch. Er erinnerte sich noch zu genau an all das, worüber sie gestern Abend geredet hatten. Er hatte sich sogar zu einem Großteil verstanden gefühlt - und ausnahmsweise einmal nicht verurteilt. Besonders letzteres hatte ihm viel bedeutet... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige bekam davon nicht viel mit. Fred und George hatten ihn und Ron in Beschlag genommen, gingen mit ihm Spielzüge durch, die ihnen Angelina zuvor erklärt hatte. Harry war davon ja größtenteils ausgeschlossen, da er nur nach dem Schnatz suchen musste, aber Ron wurde gefordert, denn er musste die Angriffe einleiten. Der jüngste Rotschopfjunge war am Verzweifeln. Warum musste er ausgerechnet zu Anfang schon so schwierige Dinge schaffen? Harry unterstützte die Zwillinge darin, seinen Freund aufzumuntern. Das war vergessen, als Zaubertränke anstand. Früh morgens schon Snape sehen… zweifelhaftes Vergnügen, ehrlich. Und der schwarzhaarige Lehrer war auch alles andere als gut drauf, was Harry gleich mal für sich gedanklich notierte. Er rief sowohl Harry als auch Draco zu sich nach vorne, ließ sich von ihnen ihre Aufgaben aushändigen, bevor er auch die Hausaufgaben der anderen einsammeln und sich geben ließ. Und die Art, mit der er ihnen seine Pläne für den heutigen Tag mitteilte, war auch nicht ohne. Er war definitiv schlecht gelaunt! Und Harry registrierte noch etwas: Der Zaubetränkefanatiker bedachte heute ganz besonders oder aber zum ersten Mal Draco Malfoy, seinen persönlichen Liebling, mit den seltsamsten Blicken. Eine Mischung aus Ärger, Wut, Vorwurf, Wissen und Verwirrung vermerkte er auf einem kleinen, separaten Zettel, den Snape zu seiner Verwunderung gar nicht bemerkte. Dabei trafen auch ihn heute so viele Blicke, dass es kaum noch auszuhalten war, da diese Blicke allesamt nur verwirrt schienen… Seit wann war Snape verwirrt? Seit wann verwirrte Snape seine Anwesenheit? Das war doch nicht normal! Und diese Beobachtung war auch nicht besonders schön, obwohl er dank Draco keine wirklichen Probleme hatte, den Trank heute zuzubereiten. ~*~*~*~ Die Slytherinfünftklässler traten erneut geschlossen zum Zaubertränkeunterricht an. Langsam wurde diese Pulkbildung zur Gewohnheit, wobei sich Draco recht sicher war, dass er als schwuler Schwarzmagier nun ernster genommen wurde als zuvor als schwuler Zauberer. Na, von ihm aus... Er ließ sich auf seinen Platz fallen. Immer noch neben Harry. Snapes Sitzplan der letzten Stunde war bestehen geblieben, beziehungsweise es traute sich niemand, dagegen zu rebellieren. Seine Hausaufgaben reichte der Blonde dem Zaubertränkelehrer mit einem leichten Nicken. Um zu zeigen, dass die Aufgaben ja ganz nett waren, aber auch nicht mehr Herausforderung. Draco war ein wenig irritiert von den Blicken, die ihm der Slytherinhauslehrer zuwarf. Was hatte er denn bitte schön angestellt? Gar nichts. Er saß hier friedlich neben Harry Potter und... Okay, gut, es war das friedlich. Natürlich musste das Snape seltsam vorkommen. Vor allem angesichts der Zukunftsvision, die Malfoy Senior für seinen Sohn hatte. Der Blonde zuckte leicht mit den Schultern. Bitte, Snapes Problem. Wenn er etwas wissen wollte, konnte er doch fragen... Oder ihn anschnauzen oder so was. Aber wenn der Lehrer schwieg - sein Problem. Draco konzentrierte sich allein auf den Trank, den sie heute herstellen sollten. Eigentlich war dieser gar nicht so schwierig. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Harry sogar hervorragend zurecht kam. Ein wenig Stolz machte sich in seinem Inneren bemerkbar. Das war schließlich zu einem Großteil sein Werk. Dann explodierte irgendwo hinter ihm Neville Longbottoms Kessel. ~*~*~*~ Harry arbeitete konzentriert, war gerade in einer schwerwiegenden Phase seines Trankes. Nur zwei Tropfen der Hirschkäfermilch! Auf keinen Fall auch nur einer mehr! Das war so wichtig, hatte ihm Malfoy eingebläut. Der erste war schon drin, jetzt nur noch einer… Dann kam der Knall. Der Schwarzhaarige zuckte zusammen und die kleine Kristallphiole entglitt seinen Fingern, fiel mit einem leisen Plopp in den Kessel. Komplett! Er wurde blass. Was war noch mal die Folge gewesen, diesen Abschnitt der Aufgabenstellung zu verdrehen? Er konnte sich nicht erinnern. Und es geschah auch erst mal nichts. Zuerst. Und dann kam der Nebel. Langsam und unaufhörlich stieg er aus dem Kessel empor, schwer und weiß. Wie die Milch zuvor. Er quoll aus dem Kessel und fiel zu Boden, bildete dort wabernde Wolken, von niemandem bemerkt, weil alle zu Neville hinüberblickten und auch Snape bei dem wimmernden Jungen und Sally-Anne war, die unaufhörlich über ihre versauten Klamotten schimpfte. Und es wurde immer mehr. Immer mehr. Verzweifelt blickte er zu Draco hinüber. „Hilfe?“, fiepte er, als eisiger Nebel seine Füße umfloss, längst den Lehrertisch vorne erreicht hatte. ~*~*~*~ Draco schaute - genau wie alle anderen - zu Longbottom hinüber. Diesem Jungen sollte man wirklich verbieten, an dem Zaubertränkeunterricht überhaupt teilzunehmen... Der leise Hilferuf ließ ihn seinen Kopf wenden und er sah die Katastrophe. Harry musste ein gravierender Fehler bei der Verwendung der Hirschkäfermilch unterlaufen sein! Draco starrte den Kessel an und sein Verstand arbeitete. Wie konnte man das nur rückgängig machen? Wie? Gar nicht. Schlichte Feststellung. „Auf meinen Platz rüber.“ Draco schubste Harry etwas unsanft auf seinen Stuhl und übernahm den Kessel des Gryffindors. Snape hatte - so verwirrt, wie der heute war - garantiert nicht mitbekommen, wer von ihnen wo saß. Vor allem nicht, da sie sich eh irgendwie für vertauschte Plätze entschieden hatten. Also gut... Was konnte er machen? Das Zeug verdünnen... Und dann? Weitersehen. Er gab Wasser hinzu, was die Ausbreitung des Nebels nur noch mehr förderte. Gleich würde das kalte, weiße Zeug Snapes Umhang erreichen und dann war es um sie geschehen... Dann blieb also nur eine Sache. Er warf eine Feuerschnecke in den Trank und ging neben Harry in Deckung. Der Kessel implodierte, saugte den Nebel komplett auf und donnerte gegen die Decke, ehe er wieder runterkam, auftickte und dann Draco eine unsanfte Breitseite verpasste. „Autsch.“ Nun hatten sie definitiv die Aufmerksamkeit der Klasse - und des Lehrers - auf sich gezogen. ~*~*~*~ Erschrocken war Harry auf Dracos Stuhl zum Sitzen gekommen, hatte zitternd zugesehen, wie Malfoy darum kämpfte, sein unbeabsichtigtes Missgeschick noch zu retten, doch der Nebel wurde noch schlimmer. Und dann warf der Blonde die Schnecke in den Topf. So schnell konnte Harry gar nicht reagieren, da ging das Ding wie eine Rakete zur Decke, krachte einmal gegen den grauen Stein, prallte davon ab und kam donnernd und scheppernd wieder herunter. Direkt vor seiner Nase, kaum einen Zentimeter davon entfernt. Noch einmal sprang es hoch, direkt auf den Slytherin zu, der es nicht ganz schaffte, seine Schulter aus dem Weg zu bekommen… Stille. Nur das metallische Klirren des ausrollenden Kessels und Malfoys leises Autsch waren zu hören. Ansonsten war sogar Neville absolut still. Nur langsam wich ihm das Entsetzen aus den Gliedern und er wollte sich an Malfoy wenden, um zu sehen, wie schlimm es seine Schulter tatsächlich erwischt hatte, doch Snape hielt ihn glücklicherweise davon ab. Mit langen Schritten kam er zu ihnen herüber, seine Augen sprühten vor kalter Wut. Und er blickte Harry an, nicht Draco, da dieser nun nicht mehr auf Dracos Stuhl saß, sondern sich halb erhoben hatte. „Was ist hier passiert?“ Seine Stimme war so kalt und böse, dass Harry glaubte, noch niemals eine schlimmere gehört zu haben. Ganz leise im Hintergrund meldete sich seine Erinnerung an Voldemorts zischende Sprechweise, aber Hass und Überheblichkeit waren für ihn leichter zu ertragen als Wut und eine Spur… Enttäuschung. Er hatte also gesehen, dass es nicht wirklich seine Schuld war und dennoch… Harry machte den Mund auf. „Sir, ich…“ Und dann wieder zu. Was war schlimmer? Wenn er vor Snape die Wahrheit sagte, dass er alles falsch gemacht hatte und Malfoy nur versucht hatte, ihm zu helfen? Die Schüler in Slytherin würden allesamt vor Wut tobend auf seinen Beinahefreund losgehen. Wenn er behauptete, es wäre Malfoys Schuld gewesen, dann log er ganz offensichtlich und das wusste auch Snape. Es würde also entweder darauf hinauslaufen, dass dieser Malfoy verriet, indem er ihm diese Lüge auf den Kopf zusagte, oder er müsste selbigem Punkte seiner Note abziehen, was Harry nicht wollte. Oder sollte er bei der Version bleiben, die sich Snape gerade zusammenreimte und die man wirklich wundervoll in dessen spiegelnden schwarzen Augen sehen konnte…? Er richtete sich vollends auf und begann zu lächeln und im Grunde genommen war dieses Lächeln nicht weniger fürchterlich als Snapes blitzende Augen. Nur war er nicht halb so eindrucksvoll, da sein Gesicht leicht rußgeschwärzt und er wesentlich kleiner und schmaler war als der Zaubertränkelehrer. Er sagte nichts mehr, allein dieses Lächeln würde Snape schon auf den richtigen Weg führen. ~*~*~*~ Draco rieb sich die Schulter. Dieser Kessel hatte eine wirklich bemerkenswerte Wucht entwickelt. Okay, damit hatte er gerechnet, was er aber nicht auf seiner Rechnung gehabt hatte, war der Umstand, dass das Ding so außer Kontrolle durch die Gegend hopsen würde. Toll, seine Schulter würde sicherlich schön blau werden... Er blickte auf, als Snape heranrauschte. Der Zorn in den schwarzen Augen des Zaubertränkelehrers war wirklich erschreckend. Mit diesem Blick wurden sonst nur Longbottom und Harry bedacht... Snape starrte den blonden Slytherin einmal ganz kurz so drohend an, dass dieser ziemlich genau wusste, dass er nach der Stunde noch eine ungewollte Verabredung mit dem Lehrer hatte. Dann galt seine gesamte Konzentration Harry, sodass jeder andere wahrscheinlich dieses kurze Blinzeln übersehen hatte. „Potter, Sie sind absolut unfähig!“, blaffte Snape los. „Noch nicht einmal Longbottom schafft es, seinen Kessel dermaßen bescheuert in die Luft zu jagen! Zwanzig Punkte Abzug für Gryffindor für absolute Dämlichkeit!“ Draco hatte das akute Bedürfnis, dazwischenzugehen und zu sagen, dass er den Unfall verursacht hatte, als er sich bemühte, Harry zu helfen. Doch was dann? Blaise würde ihn ja noch verstehen, der Rest der Slytherins nicht. Noch ein Punkt mehr, an dem sie ihn angreifen konnten. Und er wusste, wenn sie sich diesen Punkt herausgriffen, würde er genauso durchdrehen wie bei Warrington... Also schwieg er. Mit gesenktem Blick und einem schrecklichen Gefühl im Bauch. Snape holte Luft und fauchte weiter: „Und hör auf so dämlich zu grinsen! Mach’ jetzt den Dreck weg! Und als Strafarbeit schreibst du mir einen zweimeterlangen Aufsatz, warum man beim Brauen von Zaubertränken bei der Sache sein und nicht herumträumen sollte!“ Einen Augenblick schwieg der wütende Lehrer und blickte zu Draco hinüber. „Außerdem hast du einen Schüler in Gefahr gebracht. Das bedeutet noch einmal 15 Punkte Abzug.“ Draco zuckte zusammen, was man von außen aber getrost auf seine Verletzung schieben konnte. Der Umhang war an der Stelle angesengt, wo ihn der heiße Kessel getroffen hatte, und man konnte das schwarz verfärbte Hemd darunter nur allzu deutlich sehen. „Und jetzt macht gefälligst weiter oder glaubt ihr, dass ihr zu eurer Unterhaltung hier seid?“, fuhr er die übrigen Schüler an, die neugierig und nahezu erstarrt seiner Schimpftirade gelauscht hatten. Blitzschnell waren alle wieder mit ihren Tränken beschäftigt. Snape dagegen trat auf Draco zu. „Nach der Stunde bleibst du hier!“, sagte er leise. In seinen Augen lag eine unausgesprochene Drohung und der Blonde nickte schwach. Wie er vermutet hatte: Ungewollte Verabredung mit Snape. Er konnte es sich nur mühsam verkneifen, die Augen zu verdrehen. ~*~*~*~ Harrys Lächeln verschwand nicht, vertiefte sich nur noch ein wenig, als er ungerührt seinen Zauberstab zog und mit einem Ratzeputz, den ihm Hermione im Endeffekt in richtiger Ausführung gezeigt und beigebracht hatte, den Dreck wegmachte, wie Snape sich so schön ausgedrückt hatte. Und mit seinem Dreck auch so ziemlich den gesamten restlichen im Raum. Er fühlte sich gut. Wirklich gut. Es tat gut, Malfoy auch mal helfen zu können, auch wenn er die Drohung im Nachhinein noch mitbekommen hatte. Es tat gut, nicht immer nur Hilfe von ihm zu erhalten, sich auch mal revanchieren zu können… Den Rest der Stunde war er damit beschäftig, die zerstörten Fläschchen aufzusammeln und deren Inhalte zu sortieren. Irgendwie machte es ihm gar nichts aus, dass da Gelächter war im Hintergrund, dass da Gemurre und fiese Bemerkungen von den Gryffindors kamen. Er war so in eine Wolke aus Ruhe und Zufriedenheit getaucht, dass ihm gar nichts mehr etwas anhaben konnte. Und nebenbei beobachtete er Malfoy, wie der seinen Trank zu Ende braute. Auf keinen Fall wollte er versäumen, zu lernen, wie man es richtig machte. Er hatte sich schließlich vorgenommen, es zu lernen, da war Anschauungsmaterial meistens hilfreich. ~*~*~*~ Draco seufzte leise und tat dann das einzige, was er tun konnte: sich artig an seinen Trank setzen und diesen fertigzustellen. Es tat ihm Leid, Harry nicht helfen zu können... Gerne hätte er ihm unter die Arme gegriffen, doch das ging nicht. Zum Glück war der Rest der Fertigstellung recht einfach - nur noch ein wenig umrühren, köcheln lassen und das war es schon... Ansonsten wäre ihm wahrscheinlich bei irgendeiner heiklen Sache ein Fehler unterlaufen, so unkonzentriert war er jetzt. Ihm war ganz und gar nicht wohl dabei, nach dem Unterricht noch bleiben zu müssen. Snape war stinksauer gewesen. Und so, wie er den Slytherinhauslehrer kannte, würde er nachher kein Blatt vor den Mund nehmen. Allein der Umstand, dass er Draco nicht sofort auf die Krankenstation geschickt, sondern ihn im Klassenraum gelassen hatte, war schon ein Hinweis darauf, dass Draco nichts besonders Positives bevorstand... Die Stunde ging dem Ende zu und nach und nach lieferten alle Schüler - Harry und Longbottom ausgenommen - Phiolen mit dem Resultat ihrer Arbeit ab. Dracos Trank glänzte in genau dem dunklen Blau, das er auch haben sollte, doch so etwas wie Zufriedenheit wollte sich einfach nicht einstellen. Es schellte und langsam leerte sich der Raum, bis nur noch er und Snape dort waren... ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Mann ignorierte ihn zu Anfang, vermerkte für sich, was er während des Unterrichts an Fehlern bei den Schülern bemerkt hatte, notierte sich noch ein bisschen mehr, einfach nur, um Draco warten zu lassen. Doch schließlich sah er auf. Die Enttäuschung konnte er nicht so ganz verstecken, doch sein Blick war auch so ernst genug. Und kalt. „Hab ich das richtig verstanden: Potter hat einen Fehler gemacht und du hast versucht ihm zu helfen?“ Seine Stimme pures, drohendes Eis. ~*~*~*~ Draco stand ruhig vor dem Pult und wartete ab. Er war natürlich nicht lebensmüde genug, um irgendetwas zu sagen. Er hatte oft genug gesehen und gehört, wie andere Schüler von Snape zusammengefaltet worden waren - also konnte er sich in etwa ausmalen, was ihm bevorstand. Was ihn wirklich überraschte, als Snape aufschaute, war nicht die Wut in seinen Augen - nein, diese seltsame Enttäuschung. „So könnte man das durchaus auffassen, Sir...“, murmelte Draco leise. ~*~*~*~ Snape bewegte sich nicht einen Millimeter, fixierte den Jungen vor sich stattdessen mit unverändertem Blick. „Hast du eine Erklärung dafür?“, fragte er beißend. „Und ich rate dir: Es sollte eine verdammt gute sein!“ Es wollte ihm noch nicht so ganz in den Kopf, dass Draco sich für Harry Potter in solch eine Situation brachte. Was hatte das zu bedeuten? Und vor allem: Gab es Hoffnung? Hoffnung für Draco? ~*~*~*~ Draco senkte die Augen. Dieser stechende Blick war so durchdringend, dass er ihm nicht standhalten konnte. Dagegen war es ja beinahe ein Klacks gewesen, seinen Vater nach der Winkelgassengeschichte auszuhalten. Gedanken stürmten durch seinen Kopf. Sätze formulierten sich vor und wurden wieder verworfen. Seine Note zu retten - Schwachsinn. Gemeinsame Arbeit mit Potter für das Projekt - Schwachsinn. Nichts davon würde vor Snape standhalten. Also blieb nur noch eins: „Nein, Sir.“ ~*~*~*~ Die schwarzen Augen verengten sich. „Du bist dir darüber im Klaren, dass Lucius nicht wirklich erfreut sein wird, wenn er erfährt, was du getan hast?“ Höhnisch. Böse. Oder doch eher prüfend? ~*~*~*~ Draco entwich ungewollt ein Stoßseufzer. „Mein Vater ist derzeit über gar nichts erfreut, was ich tue.“ Trotzig verzog er den Mund. „Außerdem ist er nicht die absolute Gerichtsbarkeit. Ich entscheide immer noch selbst, was ich tue und was nicht. Wenn es meinen Vater freut - schön für ihn. Wenn nicht: Er ist nicht hier. Also kann es ihn einen Dreck angehen.“ Dracos Augen funkelten den Zaubertränkelehrer an. Die unterdrückte Wut über seinen Vater und dessen Forderungen an ihn hatte sich den Weg gebahnt und dafür gesorgt, dass er dabei war, sich um Kopf und Kragen zu reden. ~*~*~*~ „Soso. Einen Dreck, ja?“ Snape begann langsam Freude an diesem Gespräch zu bekommen. Das ging so vollkommen in die Richtung, die er sich erhoffte! Nur durfte Draco das nicht mitbekommen. Er musste ihn einfach weiterreizen. Nicht mehr lange und er hatte den Punkt erreicht, wo dem Jungen alles egal war. Vorsichtshalber hatte er seinen Zauberstab griffbereit, denn obwohl er nicht davon ausging, dass Draco ihn angriff, wollte er auch kein Risiko eingehen, der Junge war gerade einfach zu unberechenbar. „Du entscheidest für dich selbst? Seit wann? Noch nie hast du jemals auch nur versucht, etwas aus eigener Kraft zu erreichen! Was ist dran an Potter, dass du ihn vor meinem Zorn zu schützen versuchst und dich dabei gegen mich und deinen Vater und damit gegen den Dunklen Lord stellst?“ Das war gemein, ihm mit dem Unnennbaren zu kommen, aber es war das, was den Jungen vielleicht doch noch etwas mehr aufrütteln würde… ~*~*~*~ Draco presste die Lippen zusammen, sodass sie nur ein schmaler Strich waren. Die Wut in seinen Augen war unverhohlen. Toll, dass der Lehrer, den er immer als seinen Verbündeten betrachtet hatte, ihm jetzt offenbarte, was er von ihm dachte. Und dass er auf dieser verdammten Sache so herumreiten musste. „Bei allem Respekt, Sir.“ Nur mühsam beherrschte er sich. Wäre Snape ein Schüler gewesen... Er hätte für nichts mehr garantieren können. „Es geht Sie nichts an.“ Seine Hand verselbstständigte sich, schloss sich um seinen Zauberstab. ~*~*~*~ Diese winzige Regung entging den aufmerksamen Augen nicht. Es war ein gutes Zeichen. Der Blonde wusste sich kaum noch anders zu helfen als mit Magie. Natürlich war Snape bekannt, dass Draco davon ausging, er würde zu den Anhängern des Unnennbaren zählen und deshalb seine Argumente nicht klar und deutlich hervorzubringen wagte, aber genau deshalb freute ihn die Reaktion. Der Junge war bereit zu kämpfen. Für Harry… in gewissem Sinne zumindest… und für sich selbst! „Du bewegst dich auf gefährlichem Pflaster, Draco. Das ist dir klar, oder? Dein Vater wird ausrasten und der Mächtige wird dich verstoßen, wenn du mit dem Feind kollaborierst! Willst du das tatsächlich riskieren?“ ~*~*~*~ „Das ist immer noch meine Entscheidung, Sir!“ Draco knirschte mit den Zähnen. Verdammt, Snape brachte exakt das auf den Punkt, was das Problem war. Stellte er sich hinter Harry Potter, dann stellte er sich zugleich auch gegen seinen Vater - und den Dunklen Lord. Etwas, woran sein Vater ihm beigebrachte hatte zu glauben. Das machte ihm zu schaffen. Natürlich tat es das. Und doch... War er nicht schon längst auf diesem Weg? Ging er ihn nicht schon langsam? War es nicht genau das, was Blaise längst erkannt hatte? Du gehst wirklich den schwersten Weg, den du dir aussuchen konntest... Ja, es war der schwerste Weg. Aber er hatte das Gefühl, dass dieser Weg notwendig war. „Meine Entscheidung, Sir. Nicht die von irgendjemand anderen.“ ~*~*~*~ „In der Tat.“ Snapes Lippen verzogen sich zu einem hauchdünnen Strich - seine Version eines Lächelns, doch seine Augen blieben kalt. „Es ist deine Entscheidung… Und was erwartest du von mir in dieser Hinsicht? Ich bin dem Dunklen Lord verpflichtet, deinem Vater nicht. Aber eine solche Information hält man nicht geheim. Denn es würde bedeuten, vielleicht einen Floh ins Fell zu lassen. Sag mir, Draco, was soll ich deiner Meinung nach tun?“ Die Frage war gemein und widersinnig. Er würde ihn nicht verraten, warum auch? Er hatte doch gar keine Intention das zu tun. Aber es erfüllte seinen Zweck, den Jungen zum Reden zu bringen. ~*~*~*~ Dracos Gedanken rasten. Wenn Snape das tat... Er handelte, ohne auch nur einen Augenblick länger nachzudenken. „Pondeviolatis!“ Der Spruch kam von selbst. Schwarze Magie. Ihr süßer Rausch war wieder da, wenn auch diesmal mit einem bitteren Beigeschmack. Ich will dir nicht vorschreiben, was du tun darfst oder nicht, aber wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, dass du es tun möchtest oder auch dass es aus dir herauszubrechen droht, dann bitte ich dich: Bevor du dieses Gefühl wirklich umsetzt, höre in dich hinein, ob du es wieder bereuen wirst oder nicht. Glaube mir, mit Reue zu leben ist nicht so einfach. Doch für ein Zurück war es jetzt zu spät. Wahrscheinlich würde er es noch bereuen, einen Lehrer auf diese Art angegriffen zu haben. ~*~*~*~ Snape hatte es kommen sehen. In seinen Augen. Wie ein in die Enge getriebenes Tier hatte er sich für die Flucht nach vorn entschieden. Snapes Reaktion war ein einfacher Block, dann ein Expelliarmus, dann ein Zauber, der Draco genau dort fixierte, wo er gerade war. Hände bewegen ging noch, Füße nicht mehr. Pech für ihn. „Du hast wahrlich Glück.“, sagte Snape, legte den Zauberstab des Jungen auf seinen Schreibtisch. „Jeder andere Lehrer hätte dich dafür fliegen lassen. Aber ich denke, wir haben mehr zu bereden, als ich erwartet habe.“ Er kam um seinen Tisch herum und stellte sich schräg neben ihn, lehnte sich gegen das Pult. „Also erstens: Dir liegt ganz offensichtlich etwas an Potter. Das hat schon Mme Pomfrey erzählt, das hat Professor Dumbledore erwähnt, das ist selbst mir aufgefallen. Was genau? Ich werde dich nicht verraten, keine Sorge, aber es ist wichtig, dass du mir das jetzt sagst, sonst kann ich dir nicht helfen, wenn du Hilfe brauchst!“ ~*~*~*~ Draco war verblüfft, wie schnell Snape ihn überwältigt hatte. Jetzt stand er hier und konnte sich kaum noch rühren. Zornig starrte er den Zaubertränkelehrer an. War er jetzt ein Geschenk für den Dunklen Lord, oder was? Aber dann begann Snape zu reden. Und Dracos Verblüffung wurde noch größer. Toll, dass offenbar alle möglichen Autoritätspersonen der Schule wussten, was in ihm vorging, und auch noch darüber redeten! Aber welche Wahl hatte er schon, außer jetzt mit Snape zu reden? Weglaufen war gerade etwas schlecht... „Wenn ich Ihnen diese Frage beantworten könnte, wäre ich da selbst reichlich dankbar für.“, entgegnete Draco dem schwarzhaarigen Mann bissig. „Ich weiß bisher selbst nur, dass es so ist. Warum - keine Ahnung. Was genau - keine Ahnung. Tut mir leid, aber mehr Antworten kann ich Ihnen schlicht nicht bieten. Auch nicht, wenn Sie mir jetzt mit Veritaserum kommen.“ Draco verzog trotzig den Mund, wusste aber sehr genau, dass Aufrichtigkeit in seiner Stimme gelegen hatte. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige nickte nach kurzem Überlegen. Plausibel. Irgendwie… „Du wirst es mir sagen, wenn es soweit ist. Oder ich kriege es auf anderem Wege mit. Also dann zu zweitens: Was denkst du zur Zeit über deinen Vater?“ ~*~*~*~ „Das wird ja noch ein richtiges Verhör...“, maulte der Slytherin. „Mein Vater...“ Er legte die Stirn in Falten und dachte genauer darüber nach. „Er ist genauso ungerecht und herrisch mir gegenüber wie die letzten fünfzehn Jahre. Er will mich in seinen Fußstapfen sehen. Er will, dass ich die Fahne der Malfoys hochhalte - gut, letzteres wäre an sich gar nicht so ein Problem, wenn da nicht diese dumme Geschichte wäre, was er dafür alles erwartet.“ Draco verdrehte die Augen. „Was seine - nun, sagen wir mal politische - Haltung angeht: Schön für ihn. Soll er daran glauben, aber ich werde ihm nicht blind in irgendetwas folgen. Soll er seine Überzeugungen haben - ich bin jetzt an der Reihe damit, meine eigenen zu entwickeln. Meine Entscheidungen zu treffen.“ Er funkelte den Zaubertränkelehrer an. „Reicht Ihnen das?“ ~*~*~*~ „Vorerst.“ Snape nickte zufrieden. „Also weiter mit Frage Nummer drei: Du hast Warrington angegriffen, du hast mich angegriffen. Immer mit Schwarzer Magie und ich denke, ich weiß auch warum, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wenn Blaise vor dir stehen würde, oder Pansy, würdest du sie auch mit diesem Spruch angreifen, wenn sie dich oder deine Entscheidung in Frage stellen würden?“ Es war nicht unbedingt so, dass er das wissen wollte, diese Frage zielte darauf, dass Draco nachzudenken begann. Der Junge war verwirrt, das konnte er jetzt ganz deutlich sehen. Hin und her gerissen zwischen Traditionen und neuen Gefühlen. Und seine Umgebung machte es ihm nicht unbedingt leichter, denn er wurde viel zu sehr abgelenkt von seinen Gedanken. So würde er nie zum Ziel kommen. ~*~*~*~ Draco dachte über die Antwort nach. Snape wollte keine leichtfertigen Worte hören. Snape wollte offenbar die reine Wahrheit. Was würde geschehen? Er konnte es sich kaum vorstellen, dass einer von den beiden jemals eine Wahl gegen ihn treffen würde. Bei Blaise hatte er sich doch gerade erst vergewissert. Aber wenn... Was dann? „Wenn sie sich mir in den Weg stellen würden... Wenn sie versuchen würden, mich aufzuhalten... Dann würde ich kaum zögern.“ Der Beginn seiner Worte klang noch unsicher, doch mit jedem einzelnen Wort wurde seine Stimme fester. Seine grauen Augen glänzten wie nackter Stahl, als der den forschenden Blick des Zaubertränkelehrers erwiderte. ~*~*~*~ „Was ist mit Harry Potter?“, hakte Snape nach. Das war jetzt persönliches Interesse. Er hatte da so eine Ahnung… ~*~*~*~ Dracos Augen weiteten sich bei der Frage überrascht. Damit hatte er nun nicht gerechnet... Dann wurde der Ausdruck in der grauen Iris sanfter. Nur ganz kurz, aber diese Veränderung war da. „Ihn würde ich nicht... angreifen.“ Eine leise, kaum hörbare Antwort. „Ich weiß nicht warum, aber ihn... nicht.“ ~*~*~*~ Snape begann weich und wissend zu lächeln, hätte fast gelacht, aber er konnte sich beherrschen. Ihn nicht. Meine Güte. Draco hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht. Hätte er früher niemanden außer ihm wirklich mit Freude angegriffen, war er nun der einzige, der verschont blieb. Wenn da mal nichts im Anrollen war. Vor allem, da es dem Gryffindor anscheinend ähnlich ging, warum sonst hätte er diese Hilfsaktion vorhin vertuschen sollen? Er seufzte, stieß sich vom Tisch ab und griff zu Dracos Zauberstab. Kurz überlegte er, dann tippte er ihn mit seinem Zauberstab an, murmelte einige unverständliche Formeln, dann wandte er sich dem Schüler vor sich zu. „Du bekommst deinen Stab zurück, aber ich sollte dir vielleicht sagen, dass du damit keine Schwarzmagie mehr anwenden kannst. Ich habe einen Bann darauf gelegt. Lösen können ihn nur Tonks und ich. Du nicht und auch sonst niemand, aber anders geht es nicht. Du bist eine Gefahr für deine Umwelt mit dieser Macht.“ Er reichte dem Blonden das beinahe schwarze Holz. „Und jetzt solltest du schnellstens zu Verteidigung gegen die Dunklen Künste verschwinden. Meine Klasse wartet!“ Damit löste er den Zauber, der Draco festhielt und wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu, suchte seine Blätter zusammen. ~*~*~*~ Draco verfolgte den Wechsel von Snapes Mimik aufmerksam. Irgendwie wurde er aus diesem Mann einfach nicht schlau... Die Sache mit dem Zauberstab war natürlich klasse. Keine Schwarze Magie mehr... Aber damit auch keine Verführung. Dass er eine Gefahr für die anderen war - natürlich. Das hatte Draco schließlich gerade eindrucksvoll bewiesen... Aber zugleich schützte dieser Bann auch ihn selbst davor, zu sehr in den Bann der Schwarzen Magie zu geraten. Dafür konnte er glatt dankbar sein... Auch wenn ein Teil von ihm sich bereits jetzt wieder nach diesem seltsamen Rausch sehnte. Sobald Snape den Bann gelöst hatte, nahm er seinen Zauberstab entgegen. „Sir.“, sagte er knapp und nickte dem Lehrer zu. Dann verließ er den Klassenraum. Betont ruhig, obwohl er am liebsten gerannt wäre. Irgendwie... war ihm unwohl. Snape trat erst als Todesser auf, dann auf einmal nicht... Was zum Merlin war dieser Mann eigentlich? Draco rammte die Hände in die Hosentaschen und schritt weiter zu dem Klassenraum für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Natürlich war er spät dran. ~*~*~*~ Längst hatte die Stunde begonnen und noch immer war Malfoy nicht wieder da. Tonks hatte gefragt, ob irgendjemand wusste, wo er sein könnte, doch er hatte geschwiegen und die Slytherins hatten es nicht gewusst. Nicht genau. Sie hatten gesagt, er müsse noch was mit Snape besprechen… Falsche Formulierung. Snape würde ihm den Kopf waschen. Harrys Hochgefühl war verschwunden. Er starrte vor sich hin, zauberte, was Tonks wollte, erwiderte halbherzig ihre Versuche, ihn zum Lächeln zu bewegen, doch im Grunde wollte er nichts weiter tun, als warten… oder wahlweise direkt zu Malfoy gehen und ihn fragen, was Snape gesagt hatte. Heute waren Angriffszauber dran. Ein einfacher für den Anfang, nachdem sie geprüft hatte, inwieweit sie den Expelliarmus beherrschten. Der neue Spruch brachte den Gegner für ein paar Augenblicke ins Reich der Träume, so dass man genügend Zeit hatte, ihn per Hand zu entwaffnen und kampfunfähig zu machen… oder um zu fliehen – was Tonks Vorschlag gewesen war. Es war langweilig… Schon eine Viertelstunde des Unterrichts und noch immer war Malfoy nicht da. „Wenn du jetzt noch einmal zur Tür schaust, werde ich dich schlafen schicken!“, zischte Hermione und erntete dafür von Harry ein amüsiertes Grinsen. „Du verstehst das nicht, Hermione.“, flüsterte er zurück. „Er hat mir schon wieder geholfen und nur aus diesem Grund hat Snape ihn jetzt in der Mangel!“ „Wie meinst du das?“, kam es verwirrt zurück. „Was hat er denn gemacht? Wie hat er dir geholfen?“ „Er hat es versucht!“, korrigierte der Schwarzhaarige sie leise. „Ich hatte wegen Neville zuviel von der Käfermilch rein…“ Ihre Augen wurden groß bei den Worten. Er hatte den Schockfrost ausgelöst? Auweia! „Und er hat versucht, es unbemerkt verschwinden zu lassen. Und weil das nicht funktioniert hat, hat er diese Schnecke reingeworfen, damit der Schaden für mich nicht zu heftig wird!“ Hermione war sprachlos vor Entgeisterung. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Mund stand für eine Entgegnung offen, aber es kam kein Ton. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, was sie dazu sagen sollte. „Und jetzt ist er bei Snape, weil der es natürlich gemerkt hat.“ „Er hat es…?“ Bedeutungsvoll nickte der Junge-der-lebt. „Er wusste es von Anfang an.“, gab er immer noch flüsternd zurück. Und dann noch ein bisschen leiser: „Leider…“ „Warum hast du dann nichts gesagt? Dann hättest du nicht allein alle Punkte abgezogen bekommen! Dann hätten die Slytherins nicht so viel zu lachen gehabt!“ Das braunhaarige Mädchen schien es nicht zu verstehen, doch das war wohl ein Irrtum, denn plötzlich begann sie zu lächeln. „Du bist echt unverbesserlich. Immer Gleiches mit Gleichem vergelten, nicht wahr? Er hat dich vor dem Verdacht gerettet, ihn angegriffen zu haben, jetzt hältst du deinen Kopf für ihn hin. Zumindest die Slytherins hast du überzeugt, damit sie nicht auf ihn losgehen.“ Entschuldigend grinsend zuckte Harry mit den Schultern. Wenigstens verstand sie es. „Du bist ein Idiot.“, seufzte sie leise. „Ich glaube noch immer nicht, dass er sich ändern wird, auch wenn er plötzlich unglaublich nett zu dir ist. Das ist sicherlich so was wie eine Falle! Immerhin hat er Schwarze Magie angewandt! Das kommt doch nicht von ungefähr!“ Lächelnd lehnte sich Harry vor, stützte den Kopf auf die Hände und lächelte sie an. „Hermione, wenn ich dir jetzt sage, dass ich wohl auch Schwarze Magie anwenden würde, wenn es mich zu meinem Ziel bringt, bist du dann sauer?“ „Nein, denn das wirst du nicht tun.“, gab sie zurück, kam ebenfalls ein bisschen näher, stützte sich auf ihre rechte Hand, um ihm wieder ins Gesicht schauen zu können. „Ich kann es mir nicht vorstellen. Und ich glaube auch nicht, dass du dazu fähig wärst. Die Auswirkungen sind doch ein bisschen zu heftig und du würdest es bereuen, meinst du nicht?“ Es klang vollkommen überzeugt und Harry schloss seufzend die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er an ihr vorbei zu einem Ort, der in weiter, unbekannter Ferne lag. „Weißt du, ich glaube nicht, dass man Magie so teilen kann. Schwarz, Weiß… was ist das schon? Menschen haben das gemacht, weil sie der Meinung sind, dass einige Sprüche schlecht sind für die Menschheit. Was ist aber, wenn sie sich bei einem geirrt haben? Wenn einer dieser schwarzen Sprüche eine unheilbare Krankheit heilen könnte? Wenn Lupin zum Beispiel wieder ein normaler Mensch werden könnte.“ Er blinzelte und blickte sie dann wieder direkt an. „Oder aber andersrum: Sie haben einen Spruch, der eigentlich furchtbare Auswirkungen haben kann, zu einem Weißen gemacht. Was dann? Ist er dann gut? Weil er ‚weiß’ ist?“ Hermiones Gesicht war immer nachdenklicher geworden. Es war etwas Wahres dran an dem, was Harry da sagte, auch wenn es dem Grundgedanken der Arithmantik vollkommen widersprach. Sehr wahr. Was war, wenn einer dieser Fälle eintrat? Was geschah, wenn man einen dieser falsch zugeordneten Sprüche benutzte? Es änderte sich doch nichts. Sie blieben, wer sie waren. Sie änderten sich nicht deswegen. Und warum? Weil sie sich nicht schuldig fühlten. Und wenn man Schwarze Magie verwendete, wie Harry es sich vorstellte, dann war das doch gut, oder? Wenn man sie für gute Zwecke verwendete… Nur… Malfoy hatte sie nicht für etwas Gutes verwendet. Er hatte damit jemanden lebensgefährlich verletzt. „Worauf willst du hinaus?“, fragte sie nach einem kontrollierenden Blick auf die heute grün gekleidete Frau noch immer flüsternd, denn Tonks hatte schon ein paar Mal warnend zu ihnen herübergeschaut, wahrscheinlich auch nur deshalb noch nichts gesagt, weil sie den Zauber beide schon geschafft hatten. Harry lachte leise. „Ich wollte damit sagen, dass ich damit keine Probleme haben werde, Schwarze Magie für meine Ziele zu verwenden. Ich habe beschlossen, dass diese Aufteilung nach Schwarz und Weiß nicht mein Ding ist, dass sie für mich eine andere Aufteilung haben sollte.“ „Das ist…“ Hermione rang nach Worten. „Das ist vermessen, Harry!“, rief sie gedämpft. Ihre Augen blitzten. „Diese Regeln gelten für alle! Auch für dich!“ „Das weiß ich doch!“, grinste ihr der Schwarzhaarige ins Gesicht. „Aber was…“ „Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um das zu erreichen, was früher jeder von mir erwartet hat und jetzt so gut wie keiner mehr erwartet!“, antwortete er ihr ernst. „Und wenn es mit Weißer Magie nicht zu schaffen ist, dann eben mit Schwarzer!“ „Das ist…“ „Mr Potter und Miss Granger. Es ist wirklich herzallerliebst, wie schön Sie zwei sich unterhalten können, aber ich möchte jetzt auch Sie bitten, wieder zuzuhören.“ Tonks stand vor ihnen und grinste sie an. „Wir wollen das erste Duell wagen. Sind Sie bereit?“ Harry nickte sofort, ihre Worte mit Absicht falsch auffassend, und stand auf, zog Hermione mit sich nach vorne, die wie Tonks auch noch nicht ganz erfasst hatte, was jetzt Sache war. Doch als Professor Tonks - begeistert von der Idee - in die Hände klatschte und ihnen sagte, sie sollen einfach mal machen, begriff auch sie. Sie würde jetzt gegen Harry antreten! Auweia! Na, das konnte doch was werden! Harry war doch meilenweit besser! … Aber kämpfen würde sie! Entschlossen stellte sie sich Rücken an Rücken mit Harry und wartete auf ihr Zeichen. „Wir sprechen uns noch mal!“, zischte sie, dann ertönte das erste Kommando: „Eins!“ Jeder ging einen Schritt in seine Richtung. „Zwei! Drei!“ Als sie beide herumwirbelten, war es Harry, der angriff, einfach den Zauber verwendete, den sie gerade gelernt hatten. Hermione blockte erfolgreich mit dem Schild aus der letzten Stunde. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Freund noch einen nachsetzte. Ein Expelliarmus traf sie und entriss ihr den Zauberstab, den der Junge mit einem Accio zu sich rief, bevor er auf dem Boden landen konnte. Kurz, schmerzlos. Tonks applaudierte. „Großartig! Sehr schön!“ Sie wirbelte herum und strahlte die Klasse an. „Meine Damen und Herren, können Sie mir sagen, welche Fehler in diesem Duell begangen wurden?“ Sie blickte in verwirrte Gesichter. Großartig? Aber Fehler? Zaghaft wurde eine Hand gehoben. „Es waren Fehler dabei?“, fragte Lavender etwas verwirrt. „Irgendwie… Sie haben doch beide alles richtig gemacht, oder nicht? Ich meine, die Zauber waren doch richtig gut gewirkt…“ Tonks schüttelte den Kopf. „Nein, ich…“ Sie verstummte, als sie Draco an der Tür bemerkte. Seit wann stand der denn da? Irgendwie hatte sie nicht wirklich mitbekommen, dass er rein gekommen war, und nun hob er die Hand. „Ja, Mr Malfoy?“ ~*~*~*~ Draco schob die Tür zu dem Klassenraum auf und zog sie hinter sich zu. Dann blieb er stehen und schaute dem Duell zwischen Harry und Granger zu. Aufmerksam beobachtete er jede von Harrys Bewegungen. Auf Tonks Frage war es leicht zu antworten, fand er. Warum kam nur niemand anderes darauf? „Granger hat sich darauf verlassen, dass die Züge wie beim Schach kommen. Einer nach dem anderen. Das ist falsch. Potter hat sie daher mit seinem Nachsetzen überrumpeln können. Man muss in einem Duell immer mit allem rechnen. Und wenn es um etwas Ernstes geht, dann vor allem mit den Schlägen unter die Gürtellinie.“ Die Augen aller Schüler hingen an Draco, während er sprach. Er klang sicher und konnte sich selbst damit sogar täuschen. In diesem Fach war er nicht sicher. Er konnte sich wehren, ja. Aber er war mit Sicherheit nicht gut. Vor allem - wie so oft - nicht gut genug, um gegen Harry Potter bestehen zu können. ~*~*~*~ Da war er. Harry fiel ein wahrer Stein vom Herzen und er grinste Hermione an, die grummelnd etwas von erst zu spät und dann alles besser wissen murmelte. Harry legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Es war doch klar, dass er in dieser Hinsicht einfach besser war. Er hatte bereits mehrere Duelle gemeistert und das war die erste Lektion gewesen, die er hatte lernen müssen, um diese zu bestehen. Hermione hatte Glück gehabt in ihrem bisherigen Leben und noch nicht lernen müssen, dass Angriff die beste Verteidigung war. „Richtig!“, rief Tonks glücklich. „Setzen Sie sich bitte, Mr Malfoy. Sie beide bitte auch. Also dann, wer will es noch versuchen? Mr Zabini vielleicht? Sie schauen so… ich weiß auch nicht. Kommen Sie bitte nach vorne und suchen Sie sich Ihren Gegner aus.“ Harry ging zu seinem Platz. Er konnte sich das nicht so recht erklären, aber er fühlte sich wieder ruhiger. Alleine Malfoys Anblick, seine sicheren Worte, all das hatte ihn beruhigt. Gedankenverloren spielte er mit seinem Zauberstab, während er sich Rons Lobeshymnen anhören musste, wie geschickt er doch geworden war. Er wollte das nicht hören, denn es wäre ihm lieber gewesen, dass er wie Hermione keine Ahnung hatte, dann wäre ihm seine bisherige Odyssee gegen Voldemort wenigstens erspart geblieben. ~*~*~*~ Draco ging durch die Tischreihen zu seinem Platz und ließ sich dort nieder. Er stützte das Kinn in die Hände und beobachtete, wie sich Blaise gegen Finnigan schlug. Dabei wanderten seine Augen immer wieder zu dem wirren schwarzen Haarschopf in der ersten Reihe. Ihm gingen noch einmal Snapes Frage und seine Antwort durch den Kopf... Nein, ihn nicht. Aber warum? Und Snape hatte bei dieser Antwort gelächelt - wann sah man den ewig schwarz gekleideten Professor schon mal lächeln? „Mr Malfoy, Mr Weasley. Sie beide bitte als nächstes.” Draco stand auf und schritt mit seinem Zauberstab nach vorne. Klasse, hätte ihm das nicht wenigstens erspart bleiben können? Weasley stand auch auf - mit blassem Gesicht und sichtlicher Angst. „Das ist nicht fair...“, murmelte er leise. Draco bezog auf seiner Seite Stellung und wartete auf Weasley. Dieser stellte sich zögernd hin, hob dann aber den Stab. Gleichzeitig riefen beide: „Expelliarmus!“ Beide Flüche gingen ins Leere. Draco zog leicht eine Augenbraue hoch. Gut, das Wiesel mochte vor Angst gezittert haben, aber es stellte sich der Auseinandersetzung trotzdem mutig - typisch Gryffindor. Die Flüche flogen hin und her, wurden geblockt, wiederholt, abgefälscht. Die beiden Schüler schenkten sich nichts. Und es zeigte sich keinerlei Ungleichgewicht. Schien Draco die Oberhand zu haben, gab er sie schnell wieder an Weasley ab, und umgekehrt. Seine Schulter schmerzte. Bei jedem verdammten Mal, das über den Boden rollte, um in Deckung zu gehen. Und bei jedem verdammten Mal, das er mit der linken Schulter das Gleichgewicht balancieren musste. Aber er verzog keinen Augenblick lang das Gesicht. Er würde sich seine Schmerzen nicht anmerken lassen - und er würde sich davon selbst nicht unterkriegen lassen. Schließlich sah Draco seine Chance. Weasley kam bei einem Ausweichmanöver ins Stolpern - einen Bruchteil einer Sekunde später traf ihn Dracos Expelliarmus. Der Atem des Blonden ging heftig, während er mit einem leisen Accio Weasleys Zauberstab zu sich rief. „Großartiges Duell! Beide wirklich großartig!“, lobte Tonks. „Und als nächstes dann bitte...“ Kommentarlos überreichte Draco dem rothaarigen Jungen seinen Zauberstab. Während sie in die Reihen zurückgingen und Lavender und Millicent nach vorne eilten, meinte Draco knapp: „Nicht schlecht, Wiesel.“ Dann ging er weiter zu seinem Platz. ~*~*~*~ Harry war begeistert. Er hatte gar nicht gewusst, dass Ron so gut war! Er hatte auch nicht gewusst, dass Malfoy so schnell sein konnte. Sicherlich, er hatte den Blonden schon kämpfen sehen und hatte gegen ihn gekämpft, aber so… er hatte sich verbessert. „Klasse Ron!“, lobte er seinen Freund, als der endlich wieder bei ihnen ankam. Die Blässe war noch vorhanden, aber auch sichtlicher Stolz war auf dem Gesicht zu lesen. „Du hast wirklich unglaublich lange durchgehalten!“ Es freute ihn, dass Ron es geschafft hatte und so mutig gewesen war, nicht aufzugeben. Und Malfoy… Der Unterricht war vorbei. Gerade hatte es geklingelt und die Schüler verließen schwatzend den Klassenraum. Es war wirklich der einzige Unterricht, wo die Klasse durchgehend fröhlich war, Tonks war einfach unglaublich in dieser Hinsicht. Sie hatten alle einmal duellieren dürfen und jeder hatte seinen Spaß gehabt, auch wenn Tonks die Regeln auf leichte und einfache Sprüche eingeschränkt hatte. Es war toll gewesen und eine ganz andere Erfahrung als die Duelle in der zweiten Klasse, wo sie immer abwechselnd hatten zaubern müssen. Das hier hatte mehr Pepp. Auch Harry verließ die Klasse zusammen mit Hermione und Ron, doch hatte er nicht vor hinunter zum Mittagessen zu gehen. „Geht schon mal vor.“, sagte er leise. „Ich komme gleich nach.“ „Wegen ihm?“, wollte Ron wissen, irgendwie hatte sich in seiner Stimme bezüglich dem Thema Malfoy etwas getan, aber der Schwarzhaarige konnte es nicht benennen. „Ich will ihn etwas fragen.“, antwortete er gedehnt. „Du wolltest noch mit mir reden!“, blitzte ihn Hermione an. Sie hatte das Gespräch im Unterricht über die Schwarze Magie noch nicht vergessen, wollte dieses Thema nicht so beenden, aber Harry lachte nur. „Du wolltest mit mir reden, ich habe alles gesagt, was es zu sagen gibt, also wirst du dich damit abfinden müssen!“ Sie starrte ihn fassungslos an. „Harry!“, fuhr sie empört auf. „Das ist nicht dein Ernst!“ „Worum geht’s denn?“, mischte sich Ron ein und erntete einen bösen Blick von Hermione. „Hast du das nicht mitbekommen?“ „Ja was denn?“, fragte der Rotschopf ärgerlich, weil er langsam das Gefühl hatte, die beiden machten sich über ihn lustig. „Ron, Harry will…“ „Ich bin dann weg!“, rief Harry dazwischen, seine Chance nutzend, und schon drehte er sich um und rannte den Weg zurück zum Klassenraum für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Er hatte gesehen, dass Malfoy noch nicht herausgekommen war und wollte auf ihn warten. Notfalls würde er ihn halt abfangen… Seine Hand tastete in seiner Tasche. Der Tarnumhang war drin. Gut, dann würde das doch sicherlich kein so großes Problem werden… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So what does it matter now. I was swimming in the hate now I crawl on the ground. And everything I never liked about you is kind of seeping into me. I try to laugh about it now but isn't it funny how everything works out. I guess the joke’s on me. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__---------- Shi-chan: Ich lie~be Snappy. Der ist genial. Der ist lustig! Der ist… mein SCHWARM!!! Ganz im Ernst. Ohne ihn wäre es jetzt, da der dumme Warrington weg ist, doch absolut öde. *fg* Und er hilft mir dabei, meine Schnuckis zu quälen! *lach* Ich liebe es, sie zu quälen! *abbyabknuddel* Hab dich lieb! *zumschmusenbleibt* abby: *g* Wie ist das bei Snape? Wir lieben ihn, weil er fies und gemein ist. *lach* Warum auch sonst? XD *shi-chanknuddel* Na, du weißt schon… ^.~ Ich dich auch. ^^ Verwirrung ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 10: Verwirrung Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Steve Lukather – Darkest Night Of The Year. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Vielen Dank an alle Kritiker! Eure Anregungen und Meinungsbekundungen sind ein echter Segen. Zumindest öffnen sie einem doch ab und zu die Augen! *allesamtabknuddel* Begegnung 10: Verwirrung Draco ließ den Rest des Unterrichts an sich vorbeiziehen. Blaise hatte ihn wenigstens dreimal in die Seite gestoßen und wissen wollen, warum er zu spät gekommen war, doch der Blonde hatte abgewehrt. Er wollte jetzt nicht reden. Mit niemandem. Und das hatte Blaise schließlich auch - wenngleich sichtlich zähneknirschend - akzeptiert. Als es schellte, brauchte Draco einen Augenblick, um zu begreifen, dass der Unterricht jetzt wirklich vorbei war. Die Schüler verließen lachend und lärmend den Raum. Irgendwie hatte diese seltsame Lehrerin die Wirkung, dass so ziemlich alle gut gelaunt aus ihrem Unterricht kamen... Der Slytherin packte seine Sachen zusammen und wollte dann den Raum verlassen, als ihn Tonks noch einmal zurückhielt. „Mr Malfoy, wegen der Strafarbeiten... Samstagnachmittag, 17 Uhr, hier im Büro.“ Draco nickte ergeben. „Ja, Ma’m.“ Dann konnte er endlich gehen. Mit einem leisen Seufzer warf er die Tasche über seine Schulter. Der Sieg gegen Weasley hatte seine Stimmung etwas aufgehellt, schaffte es aber bei weitem nicht, gegen seine negative Grundstimmung anzukommen. Er senkte den Kopf, als er auf den Gang hinaustrat und versank wieder in seinen Gedanken. ~*~*~*~ Harry hätte wohl nicht mehr Glück haben können. Malfoy war der einzige, der noch im Klassenraum war. Draco kam aus dem Raum, ohne ihn wahrzunehmen. Harry seufzte. Was zog der denn für ein Gesicht? „Hey, darf ich… dich was fragen?“ Ganz leicht berührte er ihn an der Schulter. ~*~*~*~ Draco hörte die Worte kaum, zuckte aber bei der Berührung zusammen. Dann hob er den Kopf und schaute in Harrys grüne Augen. Einen Augenblick lang starrte er den Gryffindor stumm an, dann verstand er, was der Schwarzhaarige ihn eigentlich gefragte hatte, und nickte leicht. „Okay... Frag.“ ~*~*~*~ „Was hat er gesagt?“ Harry wippte nervös auf den Fersen. „Snape meine ich. Er hat das doch durchschaut, nicht? Hat er dir… hat er…“ Harry brach ab. Zu gerne hätte er gefragt, ob Snape ihm gesagt hatte, dass er ein Spion für Dumbledore war, aber das hätte, wenn er sich in Malfoy irrte, fatale Folgen. Nicht nur für Snape, was an sich schon schlimm genug gewesen wäre, nein, Sirius und die anderen hätten dann schlechtere Karten. Das wollte er nicht verantworten. Deshalb schwieg er. Vielleicht kam der Blonde ja von sich aus mit der Sprache raus. ~*~*~*~ „Ich glaube... darüber sollten wir besser woanders reden.“ Draco zog die Schultern hoch. Komisch, wie hilflos er sich fühlte. „Das hier scheint mir kaum... der richtige Ort zu sein.“ Vor allem nicht, um über einen Mann zu reden, der ständig auftauchte, wenn man ihn nicht brauchen konnte. ~*~*~*~ Nickend deutete Harry zwei Türen weiter. Da war ein Geheimgang, der in einer winzigen Kammer endete. Sinnlos für alles, aber zum Reden genug. Er war ein bisschen geknickt, Malfoy sah so schwach aus, dabei war er gerade beim Kampf noch so stark gewesen! Was war nur mit ihm los? Und seit wann machte er sich ehrliche Gedanken über Malfoys Befinden? Nachdenklich führte Harry Draco in die kleine Kammer. ~*~*~*~ Stillschweigend folgte der Blonde ihm. Es war nur ein kleiner Raum, in dem sie letztendlich landeten und der eine einzige, steinerne Nische in der Wand besaß, in die sich gerade zwei Personen setzten konnten. Draco ließ sich darin nieder und versuchte noch einmal, seine Gedanken zu sortieren. „Snape war... seltsam.“, sagte er langsam. „Ich hätte erwartet, dass er mich anbrüllt, aber nicht, dass er mich... verhört. Er hat mich alles Mögliche gefragt. Warum ich dir geholfen habe, wie ich zu meinem Vater stehe... Das machte... keinen Sinn.“ Er stockte und fügte dann hinzu: „Er hat irgendwann gelächelt!“ Dracos Gesicht zeigte blanke Verwirrung. „Ehrlich: Snape lächeln zu sehen ist... gruselig.“ Er schüttelte den Kopf und rieb sich gedankenverloren über seine angeschlagene, linke Schulter. Warum erzählte er das Harry eigentlich alles? Woher kam dieses - offenbar vorhandene - Vertrauen? ~*~*~*~ Schweigend nickte Harry. Snape hatte es ihm also nicht gesagt. Er vertraute ihm noch nicht so sehr, dass er ihm offenbarte, dass er kein echter Todesser mehr war… Aber er hatte Fragen gestellt, die darauf schließen ließen, dass er auf einer ähnlichen Fährte war wie er selbst. Ob der Giftmischer vielleicht sogar schon mehr wusste als er? Ob er schon weiter war? Irgendwie wollte Harry das nicht. Es war seine Aufgabe, das herauszufinden. Nur seine! Er hatte keine Ahnung, woher dieser seltsame Besitzanspruch kam, aber auch wenn er es versuchte, er ließ sich nicht mehr vertreiben. Er wollte dieses Privileg für sich! Sein Blick wanderte über Malfoys Gesicht, über die Verwirrung in den bewegten Augen, die fest zusammengekniffenen Lippen, die wirren Haare, fiel schließlich auf Malfoys schmale Hand, die auf seiner linken Schulter lag. Auf der Schulter, die er wegen ihm jetzt kaputt hatte… weil er ihm hatte helfen wollen. Vorsichtig trat er näher, hob die Hände, aber ganz kurz, bevor er ihn berührte hielt er inne, als sei dort eine unsichtbare Barriere. „Darf ich mir das mal ansehen?“ Seine Stimme war ganz leise. ~*~*~*~ Der Blonde schaute Harry ein wenig verwirrt an, als dieser auf ihn zutrat und die Hände hob. Aber Verwirrung wurde ja langsam zu seinem zweiten Vornamen. „Hm?“ Draco nahm die Hand von der Schulter. „Wenn du willst... Ich schätze, ich werde deswegen gleich mal Madam Pomfrey besuchen. Sie wird sich wieder aufregen.“ Er seufzte leise. Im Moment regten sich ja irgendwie alle auf... ~*~*~*~ Ganz vorsichtig schob Harry den Umhang zur Seite und den verrußten Ärmel des kurzärmeligen Hemdes nach oben. Blau. Sie war ganz blau. Und geschwollen. Und das nur, weil er ihm hatte helfen wollen… Warum hatte es eigentlich für alle so fatale Folgen, wenn sie ihm halfen? Seine Eltern waren tot, Sirius auf der Flucht, Cedric tot, Ron und Hermione hatten schon so häufig etwas abbekommen und jetzt auch Malfoy. Seine Finger strichen über die Verfärbung. Die Haut war viel zu warm. „Warum bist du nicht gleich hin? Stattdessen turnst du mit Ron durch die Gegend.“ Er machte eine kurze, traurige Pause. „Entschuldigung deswegen…“ ~*~*~*~ Draco hielt still, während Harry die Verletzung langsam bloß legte. Es war ein seltsames Gefühl, auf diese Art und Weise von ihm berührt zu werden. Behutsam, vorsichtig... Seine Fingerspitzen, die nun über die nackte Haut strichen, waren angenehm kühl... Irgendwie war das... schön. Draco grinste bei der Frage des Gryffindors verlegen. „Als ich in den Unterricht gegangen bin, habe ich nicht mehr daran gedacht... Bei dem Duell wurde ich dann erinnert. Aber ich konnte doch deswegen schlecht aufhören...“ Er strich sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst.“ ~*~*~*~ Das sagte er. Ja, verdammt. Das sagten sie alle! Er wollte es einmal nicht hören müssen! Einmal wollte er erleben, dass jemand seine Entschuldigung auch annahm… Behutsam zog er den Ärmel wieder herunter. „Geh zu Pomfrey.“, sagte er. „Die wird sich freuen, dich zu sehen.“ Irgendwie war ihm grade zu warm. Seine Finger kribbelten so seltsam, sein Herz schlug seltsam unregelmäßig, als hätte er Platzangst, und er wollte eigentlich weg von hier, aber seine Beine wollten das nicht. Sein ganzer Körper wollte nicht. Er stand einfach da und blickte auf die nun verdeckte Schulter hinab, die spürbare Unruhe in sich zu ergründen versuchend. Aber es schlug fehl. Was war nur auf einmal los? ~*~*~*~ „Wird sie sicher... Und mir wieder eine Predigt halten... Noch eine...“, antwortete Draco. Er verspürte ein wenig Bedauern darüber, als Harry ganz vorsichtig die Verletzung wieder bedeckte. Konnte es nicht auch einfach mal Momente geben, die ewig währten? Es fühlte sich so angenehm an, in Harrys Nähe zu sein. Es war... Balsam auf seiner Seele. Die Nähe tat ihm gut. Diese Ruhe... Beides war etwas, das er noch nie zuvor so verspürt hatte. Seltsamerweise sehnte er sich nun nach einer Umarmung. Einer simplen, warmen Umarmung. Nur konnte er Harry Potter schlecht an sich drücken, nicht wahr? Er lehnte den Kopf zurück gegen die kalte Wand und blickte den schwarzhaarigen Gryffindor schweigend an. ~*~*~*~ Schweigen breitete sich aus. Harry wusste einfach nicht, was er darauf erwidern sollte? Ja? Nein? Mitleid? Oder etwas anderes? Im Grunde gab es da nichts, was passend wäre. Am passendsten schien ihm eine Umarmung, aber das konnte er ja wohl kaum bringen. Malfoy würde ihm was erzählen, wenn er ihn einfach in die Arme nahm. Ein trockenes Lachen entrang sich seiner Kehle bei diesem Gedanken. Seit wann hatte er bitte das Gefühl, jemanden einfach so umarmen zu wollen? Das war ja wohl… Der Schwarzhaarige machte einen Schritt zurück. Die Unruhe war gestiegen. Ein kurzer Blick aus dem Fenster: Es regnete. „Los, komm! Ich bring dich hin, damit ich sicher sein kann, dass du auch dort warst. So wie du grade guckst, bringst du’s fertig und gehst nicht!“ Er versuchte ein echtes Lachen, aber es blieb aus, wurde zu einem kratzenden Geräusch. Vielleicht sollte ich auch hin, dann kann Pomfrey mich mal untersuchen, was mit mir los ist. Dieses komische Gefühl ist doch nicht mehr auszuhalten! ~*~*~*~ Draco musterte den Gryffindor ausgiebig. Wann hatte er das eigentlich zum letzten Mal getan? Er wusste es nicht. Und seltsamerweise mochte er es, den anderen einfach so anschauen zu können... „Aye, Sir.“ Draco grinste leicht und salutierte andeutungsweise. Doch sein Lächeln misslang etwas. Zu sehr nahm ihn im Moment dieses Chaos in seinem Inneren in Anspruch. Der Blonde stand auf und kam damit Harry auf einmal unwillkürlich näher. Sie waren annähernd gleich groß, er überragte den Gryffindor vielleicht nur um zwei, drei Zentimeter... Aber Harry war schmal... Viel schmaler als er selbst. ~*~*~*~ Sekunden blickte Harry hinauf in weiche graue Augen; die Farbe des Meeres bei Sturm. Eine schöne Farbe, dann zuckte er plötzlich zurück. Er hatte da etwas gespürt, hatte das Gefühl gehabt, er würde genau in dieser tobenden See stehen, um ihn herum hoch schlagende Wellen, rauer Wind, Chaos… Ein Schritt rückwärts, ein unsicheres Grinsen, er unterbrach den Blickkontakt, strich sich die Haare aus der Stirn und merkte plötzlich, dass seine Hände eiskalt waren. Eiskalt und feucht. Was war denn… Er stolperte noch einen Schritt rückwärts, hatte plötzlich die Wand im Rücken und dann war es ihm zu eng. Viel zu eng. Er musste hier raus! So schnell wie möglich! Noch einmal grinste er ihn an, dann drehte er sich um und öffnete die Tür, strebte auf den Gang hinaus, wo ein kühler Luftzug ihn empfing und ihn frösteln ließ. Seine Hand fuhr durch seine Haare, ohne dass er es bemerkte, dann drehte er sich um, blickte Draco entgegen, der die Tür sorgfältig schloss. Waren die Haare schon immer so lang gewesen? Hatten sie schon immer so geglänzt? Waren sie schon immer so gefallen? Erschrocken senkte er den Blick, er sollte wirklich… Weg!, rief eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf und diesmal war er tatsächlich versucht, ihr nachzugeben, aber er hatte doch gesagt, er brächte ihn noch… Wieder huschte sein Blick zu Draco, als der sich gerade umdrehte… ~*~*~*~ Harry wirkte auf Draco etwas fahrig, als er ihn erst mit einem seltsam schiefen Grinsen auf den Lippen ansah und dann hinaus auf den Korridor trat. Nun ja, aber im Moment war ja irgendwie nichts normal, nicht wahr? Draco zuckte leicht mit den Achseln, nahm seine Tasche und schloss die Tür hinter sich. Dann trat er neben Harry. Für einen Augenblick lang war er versucht, einfach seine Hand auszustrecken und auf die Schulter des Gryffindors zu legen... Er unterdrückte den Drang, lächelte Harry behutsam an und meinte dann: „Dann lass uns gehen. Sonst kommen wir hinterher noch zu Verwandlungen zu spät...“ ~*~*~*~ Harry nickte nur und gemeinsam gingen sie los. Seine Gedanken rasten. Ihnen würden keine Schüler begegnen, es war Hauptessenszeit und sie befanden sich im dritten Stock. Draußen regnete es; das Quidditchtraining würde sicher die Hölle werden. Sein Herz schlug seltsam laut. Der eine Wandteppich auf dem Weg neben ihnen war seltsam grau, gar nicht mehr klar und farbig. Malfoys Hände lang und schmal. Irgendwo hörte er Peeves lachen. Die Treppe zum Krankenflügel war so ausgetreten, ein kalter Wind wehte durch die Gänge. Malfoys Haare wippten bei jedem Schritt. An den Scheiben liefen Tropfen entlang. Snapes Augen waren so wissend… Unter einer Statue entdeckte er Wollmäuse, die bei Tante Petunia mit Sicherheit längst im nächstbesten Staubsauger gelandet wären. Eine Stelle an seinem Hals puckerte so komisch. Ihm fiel nicht wirklich auf, als sie ankamen. Ihm fiel nicht auf, dass er ging, stehen blieb, mit den Fingern auf den Briefumschlag unter seinem Umhang klopfte, er nahm nicht einmal wahr, was er da dachte, sonst hätte ihn der kurze Anblick von Snape, der nur einen Wimpernschlag später hinter einer Statue verschwunden war, mit Sicherheit direkt in den nächsten Abgrund gejagt, aber so ging er einfach neben Malfoy entlang. Oder auch nicht… nicht mehr… Der Schwarzhaarige sah auf, blickte die Tür der Krankenstation an. „Oh…“ ~*~*~*~ Draco ging langsam neben Harry her. Hin und wieder bedachte er ihn mit einem kurzen Seitenblick. Es war ein angenehmes Gefühl, gemeinsam unterwegs zu sein. Sogar die skeptischen, forschenden, ängstlichen und neugierigen Blicke der wenigen Schüler, denen sie unterwegs begegneten, störten ihn nicht. Und wenn nicht der elende Dauerschmerz in seiner Schulter gewesen wäre - der Duellaktion in Verteidigung gegen die Dunklen Künste sei Dank -, hätte er sich sogar glücklich gefühlt. Und das, ohne genau sagen zu können warum eigentlich... Dann erreichten sie den Krankenflügel. Ein Anflug von Bedauern machte sich in Draco breit. „Okay... Die letzten Meter sollte ich dann wohl alleine schaffen. Keine Sorge, ich laufe auch nicht weg.“ Er grinste. „Wir sehen uns dann nachher.“ Das Grinsen wandelte sich zu einem Lächeln und dabei legte er Harry die Hand auf die Schulter. ~*~*~*~ Es war wie ein Blitz in seinem Magen und Harry zuckte zusammen, starrte den anderen an, ohne sagen zu können, was jetzt los war. Völliges Chaos in seinem Kopf, gerade eben noch so bekam er ein Nicken zustande, dann zuckten seine Mundwinkel, als würde er lächeln wollen, dann Ende. Blackout. Er machte zwei Schritte zurück, hob die Hand zum Gruß, drehte sich um und rannte davon. Kopflos, eine Treppe hinauf, die ihn einen Gang entlang führte, den er nicht kannte, oder nicht zu kennen glaubte, dann eine andere wieder hinunter. Er stieß mit Professor Flitwick zusammen, drehte sich konfus nach ihm um, erkannte ihn gar nicht, obwohl er schimpfte, er solle besser aufpassen. Sekunden brauchte er, um zu begreifen, dass er stand, dann lief er plötzlich weiter, einen völlig verwirrten Flitwick zurücklassend. Als er schließlich stehen blieb, war er vor dem Klo der Maulenden Myrthe, aber er beachtete es gar nicht, blickte auf die Wand vor sich. Nichts. In seinem Kopf war gar nichts! Außer… Er brauchte seinen Besen! Das war ihm gerade klar geworden. Und wo war sein Besen? Im Zimmer. Das hieß, entweder hoch laufen oder rufen. Harry entschied sich für rufen, doch als der Besen angezischt kam, hätte er fast Professor McGonagall umgenietet. Die strenge Frau sah ihn erschrocken an, als der Feuerblitz zwei Meter von ihr entfernt direkt in seiner Hand landete. „Was tun Sie hier, Mr Potter? Wollen Sie fliegen gehen? Jetzt ist Unterricht!“ Er sah sie an, blicklos, nickte nur. Fliegen… „Kommen Sie mit, Sie können nachher fliegen.“ Und sie legte ihre Hand auf seine Schulter, genau dahin, wo Malfoy gerade… Augenblicklich wich Harry zurück, duckte sich förmlich unter ihrer Hand hinweg, legte die freie Hand schützend auf die Schulter, wandte sie von ihr ab, die Augen weit aufgerissen. „Mr Potter?“ McGonagall war verwirrt. „Was haben Sie?“ „Nicht…“ „Kommen Sie mit! Oder wollen Sie einen Punktabzug haben?“ Er schüttelte wortlos den Kopf und sie nickte. Aber sie achtete den ganzen Weg über darauf, dass er nicht einfach verschwand. Sie hatte ihn noch nicht häufig so verwirrt und neben sich stehend erlebt. Obwohl, jetzt im Moment sah er eher nachdenklich aus, doch die Knöchel an der Hand, die den Besen hielt, traten weiß hervor. Schon komisch. Die schwarzhaarige Frau blieb stehen. „Ist Ihnen nicht gut?“ Harry ging einfach an ihr vorbei, hatte sie gar nicht gehört, starrte nachdenklich auf den Boden und wieder tippten die Finger der rechten Hand auf den Umschlag unter seinem Mantel. Leise, beständig. McGonagall schüttelte den Kopf. Diese Kinder würde sie wahrscheinlich nie verstehen… Aber über dieses hier würde sie bei Gelegenheit mal mit Dumbledore sprechen. Es war doch nicht normal, wie der Junge sich gerade verhielt! ~*~*~*~ Draco blickte Harry verblüfft nach. Kein Wort, nur ein stummer Gruß und dann rannte der Gryffindor auch noch weg! Langsam wandte sich der Blonde um und betrat die Krankenstation. Was war denn jetzt kaputt? Es war doch alles in Ordnung gewesen, oder? Ein nagendes Gefühl in ihm machte sich breit, das ihm sagte, dass Harry gerade vor ihm weggelaufen war... Aber - warum? „Mr Malfoy! Sie schon wieder!“ „Ma’m... Meine Schulter...“ „Setzen Sie sich, setzen Sie sich!“ Pomfrey wirbelte um ihn herum, verarztete ihn und doch meinte er auch jetzt noch Harrys behutsame Berührung spüren zu können. Was war hier eigentlich los? Was? Er verstand gar nichts mehr. Er verstand sich selbst ja nicht - aber Harry noch weniger. Dieses Wegrennen gerade... Es schmerzte. Draco senkte den Blick, starrte auf seine Schuhe, während Pomfrey irgendeinen Zauberspruch murmelte. „Mr Malfoy, Sie können gehen. Aber seien Sie bitte in Zukunft vorsichtiger.“ Der Blonde nickte schwach, stand auf und verließ den Krankenflügel wieder. Er fühlte sich wie betäubt, wie hypnotisiert, so, als wenn er alles um sich herum nur noch durch Watte wahrnehmen würde. Verdammt, was war das? Er rammte die Hände in die Taschen und zog die Schultern hoch. Die Schulglocke erinnerte ihn an den Unterricht. Genau, Verwandlungen... Und Verwandlungen hieß Harry... Ein seltsames Ziehen machte sich in seinem Bauch breit. Er wusste nicht, ob Harry zu sehen gut war oder nicht... „Hey, Draco! Da bist du ja. Du hast das Mittagessen ausgelassen...“ Blaise begrüßte ihn mit einem breiten Grinsen. Der Blonde ließ sich neben Blaise und Pansy in der Bank nieder. „Hatte keinen Hunger. Und war noch eben auf der Krankenstation...“ „Wieso das?“ Pansys Augen waren nahezu kugelrund, was reichlich faszinierend aussah. „Schulter. Hab in Zaubertränke was abbekommen...“ „Und das nur, weil Potter seinen Kessel in die Luft gejagt hat!“, empörte sich die Brünette. „Hm...“, machte Draco leise, legte den Kopf auf die Arme und machte es sich so auf dem Tisch gemütlich. Blaise blickte zu Pansy und zuckte mit den Schultern. Neben seiner Schläfe führte er eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger aus. „Wahrscheinlich hat nicht nur seine Schulter was abbekommen...“ ~*~*~*~ Die zwei Stunden über war Harry überhaupt nicht ansprechbar. Hermione versuchte es dreimal, Ron sogar fünfmal, aber sie bekamen keine einzige Antwort. Und wenn sie ihn anzufassen versuchten, zuckte er zurück und rutschte vor ihnen weg. Schließlich ließen sie ihn in Ruhe. McGonagall war nicht ganz so gnädig. Sie rief ihn geschlagene dreimal auf, bevor sie zu ihm hinkam und mit einem Bambuszeigestock auf seinen Tisch schlug, so dass er zusammenzuckte und sie anstarrte, als hätte sie Mandarinen in den Ohren. Das Gelächter um ihn herum war schon kaum noch auszuhalten. „Potter schläft!“ „Er steht wieder unter Drogen!“ „Tun Sie endlich was und verzaubern sie diese Flasche in eine Puppe!“, forderte die schwarzhaarige Lehrerin genervt. Harry zog den Zauberstab aus dem Ärmel und betrachtete sich die Flasche. Durchsichtig, Glas… hässlich. Eine Puppe also… Er holte Luft, kramte aus seinem Gedächtnis den Spruch, den sie abfragte… Sie hatten ihn doch erst am Montag gelernt… Ein Wort, eine unbestimmte Geste und die Flasche wurde zu einer Puppe. Ihr Gesicht schmal, verwirrt, mit traurigen Augen, blondem, langem Haar… Harrys Augen wurden groß und die Panik kam wieder. Malfoy. Sie sah ihm so ähnlich… aber sie hatte ein Kleidchen an! Malfoy im Kleidchen! Ein zweiter Schwung und die Flasche stand wieder vor ihm. Der Junge atmete schwer. Aber Professor McGonagall war zufrieden und zog ab, behelligte ihn netterweise an diesem Tag nicht mehr. Grüne Augen huschten zu dem Feuerblitz hin, der an der Wand lehnte. Fliegen… Immer wieder wollte er aufstehen, einfach hinauslaufen. Fliegen… Doch er zwang sich dazu, sitzen zu bleiben. Fliegen… konnte er gleich. Gleich, wenn es klingelte… Als die Glocke schließlich schellte, war er so schnell draußen, dass McGonagall etwas pikiert hinter ihm hersah, doch sie sagte nichts, sie hatte seine Unruhe, seine Apathie gespürt. Vielleicht würde ihm das Fliegen gut tun. Im nächsten Moment schoss der Feuerblitz ein zweites Mal an ihr vorbei. Harry hatte ihn bei seinem übereilten Aufbruch vergessen. ~*~*~*~ Draco starrte vor sich hin und nahm den Unterricht leidlich wahr. Zwangsweise bemühte er sich, sich auf diese Verwandlungssache zu konzentrieren, aber irgendwie... Seine Puppe behielt stets ein gläsernes Gesicht. Eines, durch das man hindurchschauen konnte, und in dem grüne Augen leuchteten. War es das? Wollte er durch Harry hindurch sehen, in ihn hineinsehen und ihn verstehen können? Wirr. Alles war nur noch wirr... Er schüttelte leicht den Kopf. Ständig war er versucht, sich zu dem Gryffindor umzudrehen, doch er blieb konsequent, sah nach vorne, zwang sich dazu. Schließlich war Harry ja offenbar vor ihm davongerannt... Als es schellte, hörte Draco hinter sich sehr schnelle Schritte. Unwillkürlich wandte er sich um und sah Harry noch aus der Tür herausstürzen. Wenig später folgte ihm sein Besen... Besen? Er läuft wirklich weg... Aber... warum? Es macht keinen Sinn. Gar keinen… Draco stand auf, suchte seine Sachen zusammen. Er hatte Hunger und würde schauen, dass er vor dem Abendessen noch etwas bekam - vermutlich würde er den Abend ja wieder zusammen mit Harry verbringen. Unter der Voraussetzung, dass dieser auch kam. Und bis dahin würde er sich dann in die Bibliothek verdrücken. Aber erst: Etwas zu essen. Eine knappe halbe Stunde später saß Draco in der Bibliothek. In seinem Nachtschrank hatte er noch ein paar Kekse liegen gehabt - die hatten ihm vorerst gereicht. Da ihm die ständigen, bohrenden Blicke auf die Nerven gingen, verzog er sich irgendwann auf die Fensterbank und schloss den Vorhang hinter sich. Bitte. So konnte ihn niemand mehr sehen und er hatte seine Ruhe. Draco starrte aus dem Fenster. Ganz eben konnte er das Quidditchfeld sehen. Dort musste Harry jetzt wahrscheinlich fliegen... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige flog schon, als die anderen auf den Platz kamen. Und das schnell, scheinbar koordinationslos. Zickzack, enge Kreise, lange Bahnen, hoch, runter, um die Ringe, dicht über dem Boden… Ron schaute bekümmert. „So ist er seit heute Mittag.“, teilte er den anderen mit, als Angelina nach drei vergeblichen Rufen nachfragte, ob was mit dem Jungen passiert sei. „Er spricht auch nicht mehr mit uns…“ „So?“ Fred stieg auf seinen Besen. „Das wollen wir doch mal sehen!“, tat es ihm George nach. Die beiden starteten, ohne auf Angelina zu achten, die sie daran hindern wollte. „Was soll denn das?“, schimpfte das Mädchen wütend. „Wieso macht hier jeder, was er will?“ Ron zuckte mit den Schultern, während Katie ebenfalls aufstieg. „Ich finde, das ist eine ganz gute Aufwärmübung. Wir werden versuchen, Harry zu fangen!“ Alicia war begeistert und dann war auch Angelina einverstanden. Doch selbst zu sechst schafften sie es nicht. Harrys Flugbahn war zu unberechenbar und zu inkonsequent. Einmal versuchte Fred, sich ihm in den Weg zu stellen, da zischte etwas winziges Goldenes an ihm vorbei, kurz darauf musste er ausweichen, weil Harry ihn sonst vom Besen gefegt hätte. „Woah!“, rief er. „Der trainiert schon! Der ist die ganze Zeit hinter dem Schnatz her!“ Das war es dann auch, was Harry schließlich mitbekam. Schnatz. Es war wie ein Zauberwort gewesen. Er streckte die Hand aus, seine Finger schlossen sich um den kleinen, geflügelten Ball, der wild und verzweifelt gegen seine Finger flatterte. Dann stoppte er den Besen. „Ihr seid ja auch endlich da!“, rief er und lachte, winkte. Angelina warf Ron einen Blick zu, der nur entschuldigend die Schultern zuckte. „Ich sagte doch, der ist durchgeknallt.“, entschuldigte er sich. Dann begann das richtige Training und von dem seltsamen Verhalten von Harry war nichts mehr zu spüren. Er war völlig normal, richtiggehend ausgelassen und fröhlich. Und das Training lief trotz Regen so gut, dass Angelina wirklich nur zufrieden sein konnte. Zum Abschied verkündete sie ihnen noch, dass sie sich am Sonntag um sechs Uhr hier auf dem Platz treffen würden, was entsetztes Gestöhne auslöste, aber das war ihr wohl egal. Harry auch. Für Quidditch stand er auf, wann immer sie wollte. Aber jetzt… Sein Blick verschwamm. Malfoy wartete auf ihn. Oben im Raum der Wünsche. Gleich… „Ich gehe…“, sagte er leise, dann drehte er sich um und ging nachdenklich zurück. Wieder wie ausgewechselt. Was war da vorhin in dem Raum passiert? Plötzlich hatte alles in ihm verrückt gespielt, er war nervös geworden und hatte Panik bekommen. Warum? Angst fühlte sich definitiv anders an. Und warum sollte man sonst Panik haben? War doch nicht mehr logisch. Auf jeden Fall sollte er sich entschuldigen, damit der Blonde nicht dachte, er wäre wegen ihm davon gerannt, denn das konnte es ja auch nicht sein. Er lächelte glücklich, als er in den Gemeinschaftsraum kam, wo Hermione saß und Arithmantik lernte. Sie blickte ihn an und grinste. „Du siehst wild aus!“, begrüßte sie ihn. „Und nass.“ „Und du brav wie immer.“, entgegnete er. „Moment, ich bin gleich wieder da!“ Und schon war er hoch, um sich umzuziehen und den Besen gegen Bücher einzutauschen. Als er wieder herunterkam, war auch Ron da. Er immer noch nass. „Du hättest auf mich warten können!“, beschwerte er sich. Das ging Harry dann auch auf… „Oh Mann, sorry.“ „Du triffst dich wieder mit ihm, nicht wahr?“, fragte der Rotschopf dann und Harry war sich sicher, dass er damit ganz und gar nicht einverstanden war. Er hob als Antwort nur die Bücher in die Höhe. Hermione sah ihn an. „Sag mal, du triffst dich aber nicht mit ihm, um an die Schwarze Magie ranzukommen, oder?“, fragte sie und ihre Stimme war seltsam undefinierbar. Harry überlegte. Nein, an diese Möglichkeit hatte er nicht gedacht. Er hatte da in seinem Gedächtnis ein paar, die er rekonstruiert hatte, weiter nichts. Zauber von Voldemort und Tom Riddle… Aber die Idee… „Nein.“, sagte er entschlossen. „Diese Magie tut ihm nicht gut. Ich werde nicht dafür verantwortlich sein, dass er sie wieder gebraucht.“ Die beiden Freunde blickten ihn an und Hermione lächelte tatsächlich. „Du bist einfach zu lieb.“, sagte sie. „Was war denn vorhin mit dir los? Du warst total weggedriftet.“ Harry sah sie an, dachte darüber nach. Wann vorhin? Vorhin beim Hochkommen oder… Wann sollte das gewesen sein? Er begann unsicher zu grinsen. „Ich weiß nicht. Aber ich muss wirklich los, es ist schon viertel nach acht! Ich komme so oder so zu spät!“ ~*~*~*~ Eine halbe Stunde später hielt es Draco in der Bibliothek nicht mehr aus. Er stand auf und ging. Nach einem kurzen Abstecher zum Abendessen - auch, um Blaise und Pansy ein wenig zu beruhigen - lief er weiter zum Raum der Wünsche. Wieder sah der Raum genauso aus wie die letzten Male. Er gefiel ihm. Draco ließ sich auf dem Sofa nieder und breitete seine Schulsachen auf dem kleinen Tisch davor aus. Also gut... Hausaufgaben... Das konnte er wenigstens schon mal machen, bevor Harry kam... Harry... Sofort zog sich sein Magen zusammen, doch er bemühte sich, dieses Gefühl beiseite zu schieben. Zauberkunst. Das als erstes... Nach und nach erledigte alles, was er musste. Irgendwann legte er seinen Umhang beiseite. Dann löste er die Krawatte, sodass sie ihm nur noch locker und geöffnet um den Hals baumelte. Er streifte die Schuhe ab, um es sich auf der Couch bequemer zu machen. Und irgendwann öffnete er die obersten Knöpfe seines Hemdes. Auf dem kleinen Tisch herrschte mittlerweile ein heilloses Chaos aus voll beschriebenen Pergamentrollen, Büchern, seiner Feder, einer Ladung Tintenkleckse - irgendwie waren die nie vermeidbar - und ein paar angefangenen Aufsätzen. Er fühlte sich langsam etwas ruhiger, nun aber auch deutlich müder. Es schadete ja nichts, wenn er ein wenig die Augen zumachte, oder? Fast alle Hausaufgaben hatte er vorerst erledigen können. Zaubertränke noch nicht. Da wartete er noch auf Harry. Und genauso wenig hatte er mit ihrem gemeinsamen Projekt angefangen. Draco zog die Knie an und kuschelte sich in die eine Ecke des Sofas. Müde schmiegte er den Kopf gegen die Rückenlehne und schloss die Augen. Nur ein paar Minuten... Ein paar Minuten, um nach diesem anstrengenden, überraschenden und Kraft fordernden Tag ein wenig neue Energie zu schöpfen... Keine Minute später war der Blonde eingeschlafen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I feel a change coming over me It seems I felt this way before I sense the sound your eyes won't let you see I can't take it anymore ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shi-chan: *lach**rumkugel**tanzt**freu**jubilier* *vollkommendurchgeknalltseivorfreude* Stimme aus dem Off: … fängt die mal wieder jemand ein, sonst stirbt bald doch noch jemand… abby: *shi-chaneinfang* *knuddel* ...Verwirrung überall. Süß, ne? Und ich liebe Harrys Panik. =^-^= Unter dem Tarnumhang -------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 11: Unter dem Tarnumhang Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse - Trying. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 11: Unter dem Tarnumhang Zu spät! Eine ganze Stunde! Verdammt! Das Training hatte zu lange gedauert und er hatte zu lange gebraucht, um herzukommen! Verdammt, verdammt, verdammt! Er hastete den letzten Gang entlang, hätte fast noch sein Buch verloren, doch er fing es mit einer reflexartigen Geste wieder auf. Wann kam denn endlich diese bescheuerte Tür! Der Gang war doch sonst nie so lang gewesen! Als er sie endlich erreichte, riss er sie auf und stürmte in den Raum. „Entschuldige, ich…“ Er erstarrte mitten in der Bewegung, als sein Blick auf den Blonden auf dem Sofa fiel. Malfoy schlief? Wenn er sich mit ihm treffen wollte? Das war doch nicht möglich! Ein leichtes, glückliches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er näher an den Tisch zwischen den Sesseln trat und seine Sachen einfach darauf fallen ließ. Dracos Sachen lagen ungeordnet und chaotisch durcheinander auf dem Sofatisch, alle möglichen Bücher aufgeschlagen, massenweise Pergamentrollen, alle mehr oder minder gefüllt... Du meine Güte, wie lange war der Blonde denn schon hier? So viele Dinge hatte er geschafft? Respekt! Das Lächeln wurde breiter, als er den anderen noch einmal betrachtete. Kein Wunder, dass er so müde war. War ja auch fleißig gewesen. Und jetzt lag er dahinten auf dem Sofa, eingerollt wie ein kleines Kind, die Beine angezogen, die Hände locker neben dem Kopf drapiert, das Gesicht entspannt… Ihm war wohl zu warm gewesen, so leicht wie er bekleidet war… Und das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht. Wie süß… Schön war dieses Bild und irgendwie wünschte er sich, davon ein Foto machen zu können. So schnell würde solch ein Anblick wohl nicht wiederkommen. Leise setzte er sich in seinen Sessel, packte seine Sachen aus. Was musste er doch gleich noch mal machen? Zaubereigeschichte, kurze Zusammenfassung des 411. Trollkriegs. Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Grundregeln des Duellierens; Taktiken. Verwandlung… er konnte sich nicht erinnern, aber auch da war was gewesen… Würde er sich später bei Hermione nach erkundigen. Und natürlich einen zweimeterlangen Aufsatz Strafarbeit für Snape. Toll. Als hätte er nicht schon genug Arbeit! Wofür genau war das eigentlich? Dafür, dass er sich hatte helfen lassen? Würde er in Zukunft dran denken. Nächstes Mal würde er den Nebel einfach nicht beachten und wie gewohnt weiterkochen. Er entschied sich dafür, gleich mit diesem Aufsatz anzufangen, aber bevor er das tat, warf er noch mal einen Blick zu Draco hinüber. Das Vertrauen, das ihm dieser entgegenbrachte, machte ihn überglücklich. Auch wenn es natürlich sein konnte, dass er einfach nicht mehr mit ihm gerechnet hatte. Aber die erste Möglichkeit gefiel ihm besser! Viel besser! Einen Impuls unterdrückend, einfach aufzustehen und zu ihm hinzugehen, sich vor ihn zu setzen und ihn einfach anzuschauen, riss er sich fast gewaltsam von dem friedlichen Bild los und widmete sich seiner Strafarbeit. Aber er ließ es sich nicht nehmen, immer wieder mal zu ihm hinzuschauen. Jedes Mal, wenn er an dieser vermaledeiten Aufgabe zu scheitern drohte, einfach den Stift hinschmeißen wollte, aufgeben wollte, blickte er einfach nur für ein paar Minuten zu dem Blonden hinüber und er konnte regelrecht fühlen, wie dieser ihm Kraft gab. Für ihn machte er diese Aufgabe. Für ihn und für sich selbst, damit er besser wurde, damit Dracos Mühe mit ihm nicht umsonst war. Irgendwann schlug die Turmuhr zehn und Harry fiel fast aus allen Wolken. Verdammt! Er hatte völlig die Zeit vergessen! Sie mussten längst wieder zurück in ihren Gemeinschaftsräumen sein! Hermione würde schimpfen! Schnell rollte er seine Strafarbeit zusammen, packte seine Sachen in seine Tasche, dann stand er auf. Und nun? Malfoy wecken…? Wieder war das Lächeln da. Nicht einmal die Glocke hatte er gehört. Muss ziemlich müde sein…, dachte er, ließ sich vor ihm auf die Knie fallen, betrachtete noch einen Moment das weiche Gesicht. Keine Sorgenfalten, keine Wut, kein Hass, keine Verbitterung, keine Traurigkeit zu sehen. Wenn es doch immer so sein könnte… Dann würde es Malfoy sicherlich besser gehen. Sein Mund war ganz leicht geöffnet, die Augenlider zitterten leicht. Ob er träumte? Wenn, dann wovon wohl? Wäre sicherlich interessant, in diesen Träumen mal zu spicken… Harry hob eine Hand, wollte damit eine Strähne aus dem blassen Gesicht streichen, um durch sie nicht behindert zu werden, doch wieder war da diese unsichtbare Mauer, die es ihm verbat. Sekunden schwebte seine Hand in der Luft, bevor er sie zurückzog und leise seufzte. „Malfoy?“, flüsterte er leise, lächelnd. „Hey, Malfoy! Du musst aufwachen. Wir sind zu spät!“ ~*~*~*~ Draco schlief tief und fest. Obwohl dieser Tag so ereignisreich gewesen war und er eigentlich ganz viel hätte träumen können - vielleicht auch sogar müssen -, träumte er nichts. Er hörte weder, wie Harry in den Raum kam, noch wie die Glocke zehn Uhr läutete. Seltsamerweise gelang es aber dann Harrys leiser Stimme, ihn zu wecken. Langsam schlug er die Augen auf und blickte den Gryffindor an. Dieser lächelte und unwillkürlich zogen sich auch Dracos Mundwinkel nach oben. Diese grünen Augen... Beinahe konnte man darin ertrinken... Er richtete sich langsam etwas auf und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wie spät haben wir denn?“ ~*~*~*~ Die Lider öffneten sich, offenbarten trübe, graue Seelenspiegel und Harry lächelte. Schade eigentlich, dass das friedliche Gesicht nicht mehr da war… Aber er wurde entschädigt. Durch ein Lächeln. Es stand ihm, ohne Frage, aber so ein Lächeln zeigte er viel zu selten… Dann richtete er sich auf. Wild sah er aus. Das hatte gerade gar nicht so ausgesehen, da waren die Haare noch ganz glatt gewesen… In Harry machte sich wieder diese Unruhe bemerkbar… und zwar so hinterlistig, dass er es kaum wahrnahm. „Kurz nach zehn.“, antwortete er. „Die Glocke hat gerade geläutet.“ ~*~*~*~ „Oh... Entschuldige...“ Dracos Lächeln wurde verlegen. „Ich war so müde...“ Ein Blick auf Harrys Sachen verriet ihm, dass der Gryffindor offenbar schon länger hier war - und ihn schlichtweg hatte schlafen lassen. „Warum hast du mich nicht eher geweckt?“ Er lehnte sich wieder auf dem Sofa zurück und machte keine Anstalten aufzustehen. Er fühlte sich gerade schlichtweg... gut. Ein wenig matt, etwas müde noch, aber einfach gut. Ruhig und friedlich. Und er wusste, sobald er dort hinausging, würde er wieder Spannung aufbauen und erneut das Gefühl haben, am Limit zu stehen... ~*~*~*~ Harry zuckte die Schultern, blickte ihn unbekümmert an. „Dir kann es gar nicht schaden, wenn du mal ein bisschen schläfst.“, antwortete er ehrlich. „Du sahst heute Morgen so müde aus, dass es wirklich ein Weltwunder war, dass du nicht in dein Müsli gefallen bist.“ Er grinste frech. ~*~*~*~ „Danke.“, erwiderte Draco trocken. „Deine Sorge um mich ist wirklich umfassend.“ Er streckte sich und rutschte vor, um anzufangen, seine Sachen zusammenzupacken. „Bist du mit deinen Hausaufgaben vorangekommen? War der Aufsatz für Snape ein Problem? Oder hast du den noch nicht fertig?“ Themenwechsel zu etwas Alltäglichem. Bei dem anderen... Jetzt kamen ihm seine Worte von gerade unpassend vor. Missverständlich... Aber warum? Er hatte doch nur wieder seiner Vorliebe Ironie freien Lauf gelassen, nicht wahr? ~*~*~*~ Grinsend erhob sich Harry. „Nein, noch nicht fertig. Hab erst einen Meter und fünfzehn Zentimeter.“ Er hob die Hände und streckte sich wie eine zufriedene Katze. Dracos Aktion hatte ihn angesteckt. Irgendwo in seinem Rücken knackte ein Wirbel, aber das ignorierte er. Dann setzte er sich neben ihn auf das Sofa und schaute ihm dabei zu, wie er zusammenpackte. Er hatte keine Lust zu gehen. Es war doch schön hier, jetzt, einfach so beisammen zu sein, diesmal stand nichts zwischen ihnen. „Wie geht es deiner Schulter? Konnte Poppy helfen?“ Bewusst nannte er den Namen, den Dumbledore immer verwendete. ~*~*~*~ Draco hielt in der Bewegung inne, blickte Harry an und sagte: „Alles wieder voll und ganz in Ordnung.“ Er lächelte und schob den Ärmel seines Hemdes zum Beweis hoch. Auf seiner Schulter sah man nichts mehr außer helle, gesunde Haut. Keine Schwellung, keine Verfärbung mehr. „Und die Tirade hielt sich zum Glück auch in Grenzen... Noch eine hätte ich wirklich nicht vertragen können.“ Und er wusste, dass dann wieder die Gefahr da gewesen wäre, das Problem mit dem Zauberstab zu lösen. Was nicht sein durfte, aber was dennoch so nahe lag... ~*~*~*~ „Freut mich!“ Immer noch grinste Harry, dann lehnte er sich zurück, verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. „Aber mal ganz im Ernst. Du solltest nicht so viel darauf geben, was die anderen sagen. Du hast doch selbst gesagt, dass dich das nervt. Denk dir doch einfach, dass sie reden sollen, wenn sie wollen, und stell dir vor, du stündest in diesem Moment im Garten und könntest den Himmel sehen… oder so was. Das muss doch helfen.“ Gut, bei ihm half es nicht, aber von der Theorie her sollte es gehen. ~*~*~*~ „Denkst du daran, wenn du so seltsam lächelst?“ Draco schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort: „Im Moment ist es... schwer die Selbstherrschung in einigen Gebieten zu behalten.“ Er starrte vor sich hin, zog den Zauberstab aus der Tasche und drehte ihn in den Fingern. Es war so einfach, ihn zu benutzen... So einfach... Er verstand immer mehr, warum Snape seinen Stab verhext hatte. So konnte er wenigstens nicht mehr so viel Schaden anrichten. „Ich bin bei Snape heute wieder durchgedreht...“ Er wusste nicht, warum er es sagte. Er würde es noch nicht einmal Blaise erzählen. Aber andererseits... Blaise würde er auch angreifen... Bei Harry sah er die Gefahr nicht. Noch nicht? ~*~*~*~ „Du hast ihn angegriffen?“ Unglaube, er lachte, hätte er sich das doch niemals getraut. Und dann erst kam ihm, welche Information er da erhalten hatte. Schwarze Magie. Er nahm die Arme herunter und schlang sie sich um den Körper, als wäre ihm kalt. Enttäuschung machte sich in ihm breit. Malfoy hatte nicht auf das gehört, was er gesagt hatte… „Warum?“, fragte er leise, seine Augen baten um eine Erklärung. Er wollte es so gerne verstehen, um ihn nicht verurteilen zu müssen. ~*~*~*~ Harrys Verblüffung sorgte bei Draco für ein schwaches Lächeln. Er selbst konnte es ja auch nicht so recht glauben. Und doch... Die Szene bei Snape hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt, unauslöschbar. „Ich sah keine andere Lösung... Dazu dieser Rausch...“ Draco starrte auf den Stab, ließ seine Fingerspitzen darüber wandern. Wieder und wieder. „Er hat gedroht, mich an den Dunklen Lord zu verraten. Zu verraten, dass ich beginne auf der Seite von Harry Potter zu stehen...“ Und er hat dich genau an deinem wunden Punkt gepackt. Harry Potter... Denn du drehst nur durch, wenn es um Harry Potter geht... „In dem Moment, als ich gezaubert habe, musste ich an das denken, was du gesagt hast... Aber es war zu spät. Es gab kein Zurück mehr... Gibt es das überhaupt noch?“ Draco blickte auf. In seinen grauen Augen stand ein seltsamer Ausdruck, der Melancholie mit der Suche nach Antworten vermischte. ~*~*~*~ Die Antwort ließ Harry sich aufrichten. „Er hat…“, wollte er nachfragen, doch Draco redete schon weiter und diese Worte ließen ihn vergessen, dass er damit eine vielleicht wichtige Antwort für Sirius bekommen hatte. Er hatte an seine Worte gedacht? Er hatte daran gedacht, aber zu spät? Ob es ein Zurück gibt? „Wie meinst du das mit dem Rausch?“ ~*~*~*~ „Schwarze Magie...“ Dracos Blick wanderte ins Leere. „Sie ist... etwas vollkommen anderes als die Magie, die wir normalerweise verwenden. Wenn du sie benutzt, zieht sie dich in ihren Bann. Es ist wie eine Droge... Wenn man einmal davon gekostet hat, wenn man auf den Geschmack gekommen ist, drängt sie sich auf, wann immer sie kann... Sie verführt, macht süchtig...“ Er hatte bisher zwar nur zweimal diese Magie eingesetzt und doch hatte er begriffen, wo die Gefahr lag. Diesem Rausch zu erliegen hieß, Schwarze Magie ständig einzusetzen und süchtig nach ihr zu werden. Der Blonde schaute wieder auf seinen Zauberstab. „Snape hat ihn mit einem Bann belegt.“ - Er hob den Zauberstab ein wenig an. - „Damit ich keine Schwarze Magie mehr verwenden kann... Er hat gesagt, dass ich damit eine Gefahr für meine Umwelt bin.“ Draco lachte heiser. „Bin ich auch. Aber auch für mich selbst...“ ~*~*~*~ Sucht? So hatte er das bisher nie betrachtet. Hatte er mit seiner Vermutung etwa Unrecht gehabt? Waren die Zauber in ihrer Entstehung etwa nicht alle gleich? Waren sie wirklich böse? Oder war es Malfoy, der sich irrte, der einfach bemerkt hatte, dass es einfacher war Schwarze Magie einzusetzen, weil es erstens keiner erwartete und zweitens kaum jemand hier eine Abwehr dagegen parat hatte? Wollte er die Magie vielleicht einfach deshalb einsetzen, den einfachen Weg gehen und bezeichnete es als Sucht, um etwas zu haben, mit dem er sich rechtfertigen konnte? Eigentlich hatte er nicht dieses Gefühl, aber er hielt Magie auch nicht für böse. Nur dem ausführenden war die Bösartigkeit zuzuschreiben. Und Snape hatte es unterbunden. Er verschloss die Augen davor, dass es Malfoy nicht half, wenn man ihm einfach nur den Zugang verwehrte. Der Blonde musste von alleine einsehen, dass es auf Dauer nicht sinnvoll war, sich auf den leichten Weg zu verlassen. Aber er antwortete nicht gleich. Malfoy war eine Gefahr, ja. Na und? Aber was sollte er dazu schon sagen? Dass er Recht hatte? Dass es besser werden würde? … Dass er ihm helfen wollte… würde, wenn er konnte? „Ich will nicht, dass du das weiterhin machst, wenn es dir schadet.“, sagte er leise, blickte auf seine Hände hinab. „Da finde ich es richtig gut, dass er diesen Bann gesprochen hat.“ ~*~*~*~ Dracos graue Augen weiteten sich bei Harrys Worten verblüfft. Der Gryffindor sorgte sich wirklich um ihn. Um ihn! Weich blickte er den Gryffindor an, der noch immer auf seine Hände starrte. Ein warmes Gefühl überkam ihn. Er brauchte einen Augenblick, um wieder in der Lage zu sein, zu sprechen und räusperte sich dann. „Wahrscheinlich hast du Recht... Ich weiß nicht, ob ich allein der Versuchung widerstehen könnte.“ Wieder dieses heisere Lachen. „Es ist erbärmlich, wie schwach ich bin...“ Ja, schwach. Aber er war doch immer schwach gewesen. Hatte sich im Schatten seines Vaters versteckt, hatte sich bemüht eine Fassade aufrecht zu erhalten, die nicht wahr war. Und jetzt bemühte er sich seit kurzer Zeit, seinen eigenen Weg zu gehen, stolperte von einer Katastrophe in die nächste und wunderte sich letztlich darüber, dass das endgültige Desaster bisher ausgeblieben war. Schwäche war da vielleicht nur natürlich. Aber er konnte sie sich nicht erlauben. Er konnte nicht schwach sein, durfte nicht schwach sein! „Und dabei sollte ich doch gerade jetzt stark sein, nicht wahr? Dort draußen wird es niemanden geben, der Rücksicht nimmt. Dort draußen warten Leute vom Schlag wie Warrington... oder wie mein Vater. Und weißt du... Irgendwie werde ich ihnen entgegentreten und stark sein. Sie werden nicht merken, wo meine Schwächen sind. Sie werden sie nicht sehen. Aber dennoch... sind sie da...“ Er brach ab und fragte sich, was er da eigentlich redete. ~*~*~*~ Nachdenklich sah Harry ihn an. Schwach? Nachdem er endlich begann, alleine zu leben? Nachdem er sich nicht mehr an seinen Vater und dessen Macht krallte? Sicher doch. Körperlich schwach. Magisch. Aber geistig doch nicht. „Benutzt du deshalb Schwarze Magie? Weil du dich schwach fühlst? Weil du glaubst, dass sie dich stärker macht?“ ~*~*~*~ „Nein.“ Draco schüttelte den Kopf. „Ich benutze sie, weil...“ Er brach ab, starrte nachdenklich auf seinen Zauberstab. Ja, warum? Weil er es gelernt hatte, nicht wahr? „Ich habe sie gelernt, sobald ich zaubern konnte. Trocken. Mein Vater wollte, dass ich sie kann. ‚Eine Vorbereitung für die Zukunft’, hat er immer gesagt.“ Einen Augenblick lang hielt er inne und fuhr dann fort. „Ich habe sie gegen Warrington das erste Mal in meinem Leben wirklich angewandt. Das ist etwas, das du mir glauben musst.“ Er lächelte leicht, als er den Gryffindor anschaute. Einen Sekundenbruchteil später verschwand das Lächeln wieder von seinem Gesicht und machte einem eher sorgenvollen Ausdruck Platz. „Schwarze Magie ist unglaublich mächtig... Und in den Augenblicken, als ich sie eingesetzt habe, konnte ich nur damit genau die Wirkung entfalten, die ich haben wollte: Umfassende Verletzung, umfassende Zerstörung.“ ~*~*~*~ Das Ziel also erfüllt. Als hätte er Weiße Magie eingesetzt. Interessant. Aber dass Malfoy genau das gewollt hatte, erschreckte ihn. Es tat ihm weh, denn wenn man an das blasse, friedliche Gesicht vorhin dachte, als der Blonde geschlafen hatte, würde man ihm das nicht so ohne Weiteres zutrauen. Jetzt schon, früher sowieso, aber vorhin… Es tat ihm leid, dass Malfoy das als einzigen Ausweg sah… Seine Gefühle bezüglich dieser Tatsache spiegelten sich in seinem Gesicht wider: Schmerz und etwas, das Unverständnis doch recht nahe kam. Allerdings… er wollte die Todesser doch auch bestrafen. Mit Verletzung und Zerstörung… mit Tod… Durfte er es sich da erlauben, Malfoy zu verurteilen, weil er sich gewehrt hatte? Eigentlich nicht. Oder? So schwieg er. ~*~*~*~ Draco betrachtete Harrys Gesicht, seine Reaktion. Er wurde nicht schlau daraus. Nein, ganz und gar nicht... Und er wusste auch selbst nicht, wie er mit diesen Gefühlen umgehen sollte. Mit der Nähe zu Harry Potter einerseits, die ihm ein seltsamer Halt geworden war, und mit seinem maßlosen Zerstörungsdrang andererseits... „Was denkst du jetzt?“, fragte er leise, zögernd. Die Antwort war ihm wichtig. Wichtiger, als ihm lieb war. Wie konnte er sich denn, wo er doch gerade eine Abhängigkeit versuchte hinter sich zu lassen, erneut von einem Menschen abhängig machen? Und genau auf diesem Wege war er... Er musste aufpassen... ~*~*~*~ Gute Frage, dachte Harry. Wirklich gute Frage. Was dachte er genau? Was spukte ihm im Kopf herum und ließ sich nicht formulieren? Er zog die Beine hoch und faltete sie zum Schneidersitz. „Es ist weniger ein Gedanke.“, sagte er dann zögerlich, nahm Malfoy seinen Zauberstab aus der Hand, drehte das schwarze Holz in der Hand. Er war schwerer als sein eigener… „Es ist mehr ein Gefühl. Ich bin mir nicht sicher, was es zu bedeuten hat, aber es sagt mir, dass du… dich veränderst. Ich weiß nicht, nicht negativ… irgendwie… du bist…“ Er verstummte, blickte zu dem anderen auf, Verzweiflung in seinem Blick. Wie sollte er ihm denn sagen, dass er nicht glaubte, dass er schwach war, dass er nicht glaubte, dass er auf Dauer bei der Schwarzen Magie blieb, dass er glaubte, er wäre auf dem richtigen Weg? Sollte er ihm vielleicht sagen, dass er wollte, dass er sich änderte? Dass er sich offen zur guten… zu seiner Seite bekannte? Das konnte er doch nicht tun! Das ging nicht, denn dann würde er Forderungen an ihn stellen, was er nicht wollte, weil er nicht wie sein Vater sein wollte, der ihm immer alles vorgeschrieben hatte. „Ich will, dass du… glücklicher wirst, als du jetzt bist…“, flüsterte er schließlich leise, senkte wieder den Blick auf seine Hände und den fremden Zauberstab in seiner Hand. ~*~*~*~ Widerstandslos ließ Draco sich seinen Zauberstab aus den Fingern nehmen. Normalerweise hätte er das wohl kaum zugelassen. Ja, er veränderte sich wirklich. Draco wusste das. Und er wollte es auch. Er wollte nicht mehr der Gleiche bleiben. Aber wo wollte er hin? Es war eigentümlich, Harry so zu ihm reden zu hören. Es wirkte, als wenn es den Gryffindor wirklich interessierte, was mit ihm geschah. Als wenn es ihn etwas anging, ihn berührte. Und das wiederum ging ihm nahe... Es war schön, dass es jemanden gab, den es offenbar doch interessierte, was mit ihm geschah - und dem er selbst es auch glauben konnte. Der Blonde lächelte sanft bei Harrys letzten Worten. „Das ist mehr, als jemals irgendjemand für mich wollte.“, erwiderte er. Und es ist seltsam, sie ausgerechnet von jemandem zu hören, der noch vor kurzem mein Erzfeind war... ~*~*~*~ War das so? Malfoy hatte niemals jemanden gehabt, der ihn glücklich sehen wollte? Wie fies diese Welt doch war. Einfach ungerecht. Gut, auch im war dieses Glück nur selten beschieden gewesen, aber Sirius, Ron, Hermione und auch andere… Es gab genug, die sein Glück sehen wollten. Gab es bei Malfoy wirklich gar niemanden? Es war traurig, aber er nickte leicht. Immerhin gab es jetzt ihn. Er würde sich anstrengen… wie auch immer… Es war nur… Wollte er seine Hilfe überhaupt? „Wirst du mir sagen, wenn ich dir helfen kann?“, fragte er, blickte ihn dabei an, erwiderte etwas schüchtern das unerwartete Lächeln. Er bot seine Hilfe nicht oft an, zwar half er immer jedem, der es wollte, aber er bot sie nie an… Warum eigentlich jetzt? Weil Malfoy von sich aus niemals fragen würde, oder? ~*~*~*~ Wirklich verblüffend dieser Harry Potter. Wirklich. Eine solche Frage, ein solches Angebot - das hätte Draco niemals erwartet. Nicht seit damals. Seit der Zurückweisung im ersten Schuljahr. Auch nicht vor dem Hintergrund der Veränderung ihrer Beziehung. „Okay.“ Draco lachte leise. Dann streckte er die Hand aus und bot sie Harry an. Ein Handschlag. Das war es, was Harry ihm damals verwehrt hatte. Jetzt war es ein erneutes Freundschaftsangebot. ~*~*~*~ Lächelnd ergriff Harry die Hand und als er die weiche Haut berührte, durchströmten Glücksgefühle seinen Körper, ließen sein Herz vor Freude hüpfen. Es war fast, als hätte er etwas Unschätzbares gewonnen! Vertrauen! Wenn Malfoy von sich aus versprach, dass er seine Hilfe in Anspruch nehmen würde, wenn er sie brauchte, dann war das doch so was wie Vertrauen, nicht? Und in diesem Moment schlug die Glocke Zwölf. Harry erstarrte. „Auweia!“ Erschrocken blickte er zu Malfoy hin. „Hermione wird mich killen!“ ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde noch breiter, als Harry seine Hand ergriff und sie drückte. Das war es doch, was er gewollt hatte. Damals schon... Und vielleicht auch die letzten Jahre über... Irgendwie, auf eine verdrehte Art und Weise... Es fühlte sich gut an, dieses Versprechen zu besiegeln - und damit auch zu besiegeln, dass sie wohl wirklich Freundschaft geschlossen hatten. „Dann sollten wir uns auf dem Weg machen. Wenn uns Filch erwischt - oder Snape - wird das sicher kein Spaß...“ Ein wenig zögernd ließ er Harrys Hand los und packte anschließend den Rest seiner Sachen ein. ~*~*~*~ Harry stand auf, legte Dracos Zauberstab auf den Tisch. Das wohlige Gefühl, das sich in den letzten paar Minuten gebildet hatte, war einem mulmigen gewichen. Dass Filch oder Snape ihn erwischten, hielt er für unwahrscheinlich, aber Hermione… die machte ihm da mehr Sorgen, auch wenn sie ihm dafür wohl keine Punkte abziehen würde…. Ihre Fragen waren das Problem und belügen würde er sie nicht… Er ging zu seiner Tasche und holte den Tarnumhang heraus. Und da kam ihm ein Gedanke. „Soll ich dich nach Hause bringen? Hiermit erwischt uns keiner!“ Und er hielt den Tarnumhang in die Höhe. ~*~*~*~ Draco steckte seinen Zauberstab weg. Komisches Gefühl, dass ihn jemand anderes so lange in der Hand gehalten hatte... „Was ist das?“ Der Blonde runzelte die Stirn. Harry hielt einen Umhang in die Höhe, als wenn dieser die Lösung ihrer Probleme, ungesehen in ihre Gemeinschaftsräume zurückzukommen, in der Hand hielt. „Ein... Tarnumhang?“ Wenn Harry Potter so etwas besaß... Kunststück, dass er sich in diesem Schloss so verblüffend gut auskannte. Dann hatte er eindeutig genügend Möglichkeiten gehabt, um sich ausgiebig umzusehen. Solch einen Umhang hätte sich Draco auch dann und wann gewünscht. Um sich vor seinem Vater und seinen ewigen Forderungen zu verstecken, um einfach mal seine Ruhe zu haben... ~*~*~*~ „Ein Tarnumhang.“, bestätigte der Schwarzhaarige ernst. Noch immer wartete er auf eine Antwort. Da Malfoy das Teil zu kennen schien, brauchte er es ja nicht zu erklären. ~*~*~*~ „Okay. Wenn es dir keine Umstände macht... Oder du damit deine Chancen, Granger zu entgehen, schmälerst. Ich glaube, Snape möchte ich heute nicht noch einmal sehen. Genauer gesagt, möchte ich ihn eine ganze Weile nicht mehr sehen.“, nahm Draco Harrys Angebot an. ~*~*~*~ Harry begann glücklich zu lächeln, nahm Draco doch jetzt zum ersten Mal seine Hilfe willentlich in Anspruch und das freute ihn ungemein. Er schnallte sich die Tasche auf den Rücken und schüttelte dann den silbrig glänzenden Umhang aus. „Also dann. Lass uns gehen, damit Mione ins Bett gehen kann.“ Er lachte. „Wahrscheinlich wartet sie noch auf mich, weil sie sich Sorgen macht.“ Er warf sich den Umhang um die Schultern und hielt dann einladend einen Zipfel nach oben. ~*~*~*~ Draco zögerte noch einen kleinen Augenblick, dann trat er zu dem Jungen-der-lebt unter den Umhang und rückte seine Tasche zurecht, damit diese nicht irgendwie rausgucken konnte. Er stand zwangsweise recht eng bei Harry und konnte dessen Wärme nur allzu deutlich spüren... Zum Glück war er ein bisschen größer als der Schwarzhaarige, sodass er ihm ganz gut über die Schulter schauen konnte. Harrys Haare kitzelten seine Wange, während er einen Ort suchte, wie er sicher unter dem Umhang verborgen blieb. „Okay... Dann los.“ ~*~*~*~ In Harry stieg das beklemmende Gefühl wieder auf, als Draco unter seinem Arm hindurchtauchte, verdrängte die Ruhe, die Gelassenheit von eben. Er spürte Widerstand an seinen Haaren, fühlte warmen Atmen, fühlte Druck an seiner Schulter. Etwas breitete sich in seinem Magen aus, das sich unter die Fröhlichkeit mischte… Unruhe. Aber das konnte eigentlich nicht sein. Er freute sich doch, dass er da war, oder nicht? Harry nahm den Arm wieder runter und schloss die beiden Knöpfe des Umhangs. „Ist alles klar? Können wir los?“ Er strich sich eine störende Strähne aus dem Gesicht, bemerkte wieder, dass seine Hände feucht waren. Das war doch schon mal so gewesen? Heute Mittag. Irgendwie kam ihm das komisch vor. Vielleicht sollte er sich mal von Pomfrey untersuchen lassen, damit sie ihm bestätigen konnte, dass er nicht allergisch gegen Malfoy war… Als der Blonde nickte, wagte er ein paar Schritte und es ging tatsächlich, ohne dass sie sich zu sehr ins Gehege kamen. Und sie mussten ja nur soweit unter dem Ding bleiben, wenn jemand kam. Leise und vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hinaus. Es war niemand da oder zumindest niemand zu sehen. Was für ein Glück! Und auch der Gang war leer und still. Ihre Schritte dafür machten einen Höllenkrach, obwohl sie sich bemühten, leise zu sein. Und die ganze Zeit über war sich der Schwarzhaarige der Anwesenheit von Draco übermäßig bewusst. Es machte ihn nervös, ihn so dicht bei sich zu haben, wobei ihn genau dieser Umstand wunderte, weil es ihm auch unglaublich gefiel. Es machte ihn glücklich, dass der andere sich auf ihn verließ, ihm vertraute. Und trotzdem… Gedankenverloren wanderte er weiter, eine Treppe hinunter, eine zweite, eine dritte, und dann plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Filch! Und diese verdammte Katze! Rückzug! Gegen Filch war ein Tarnumhang ja gut, aber gegen Mrs Norris? ~*~*~*~ In einer ungewohnten Nähe zueinander bewegten sie sich durch die Gänge des Schlosses. Eine solche nächtliche Wanderung hatte wirklich einen gewissen Nervenkitzel. Und die Nähe zu Harry... Irgendwie war sie angenehm... Er roch gut, wie Draco feststellen musste - und was ihn daraufhin sofort verblüffte. Wann hatte er schon mal darüber nachgedacht, wie jemand roch? Seltsam. Sie begegneten niemanden - bis Harry auf einmal am Fuße einer Treppe wie angewurzelt stehen blieb. Draco konnte gerade noch verhindern, in den Schwarzhaarigen hineinzulaufen und kam ihm unbeabsichtigt noch näher. Filch kam dort den Gang entlang - mit Mrs Norris. Der Hausmeister war nicht das Problem, der konnte sie ja nicht sehen. Aber Mrs Norris? Dieser verdammten Katze traute er alles zu. Sie war einfach zu unnormal, um als gewöhnliche Katze durchzugehen, die man ignorieren konnte. Rechts von ihnen war eine Ritterrüstung, links eine Säule und dahinter wiederum eine schmale Nische. Er schlang den Arm um Harrys Taille und zog ihn sanft, aber bestimmt in diese Nische. „Still... Wir warten, bis sie weg sind. Ich trau dieser Katze nicht. Tarnumhang hin oder her...“, raunte er dem Gryffindor so leise wie nur irgend möglich ins Ohr. Er selbst stand nun mit dem Rücken zur Wand gepresst, den Gryffindor fest an sich gezogen in der schmalen Nische hinter der Säule. Nun konnten sie nichts anderes tun, als zu warten... ~*~*~*~ Bevor Harry überhaupt reagieren konnte, handelte Draco hinter ihm. Eine Hand an der Taille, ein leichter, drängender Druck und sein Gehirn setzte aus. Das war zu nah. Viel zu nah. In seinem Bauch explodierte etwas und er hatte das Gefühl, er sollte schnellstens Insektenvernichtungsmittel schlucken. Dann war alles vorbei. Malfoy hatte ihn in den Armen. Und das einzige, das noch zwischen ihnen war, waren seine Unterarme, die er vor Schreck schützend vor die Brust gezogen hatte. Seine Augen waren weit aufgerissen, starrten die Wand an, die so dicht vor seiner Nase war. Irgendwo an seinem Ohr kitzelte es, doch er wagte nicht, sich zu rühren, um zu sehen, was genau das war. Und noch etwas fiel ihm auf: seine Fersen berührten nicht mehr den Boden, nur noch seine Zehen. Malfoy trug ihn halb. Harry fiel nicht auf, dass er den Atem anhielt, dass er völlig vergaß, wo er war, was los war. Dracos Anwesenheit überschwemmte ihn. Er nahm den Duft wahr, der aus den Haaren drang, die Stärke der Arme, die ihn hielten, die Zartheit der Haut, die sein Kinn streifte, die Wärme des anderen Körpers und das Geräusch des sanften Atems. Sein Körper reagierte darauf mit Hitze und Nervosität. Aber er hielt still. Irgendwo in einer Ecke seines Kopfes war der Befehl, von Draco angekommen: Warten, bis sie weg sind… ~*~*~*~ Draco hielt Harry fest umschlossen und spähte über dessen Haarschopf hinter der Säule hervor. Filch quatschte über irgendetwas mit Mrs Norris und blieb immer wieder stehen. Das konnte offenbar noch eine Weile dauern... Er wandte den Kopf leicht, schaute auf den schwarzen Kopf, der fast an seiner Brust ruhte. Er konnte Harrys schnellen Herzschlag spüren, fühlte, wie er sich mit seinem eigenen vermischte. Diese Nähe, diese unglaubliche Nähe, war eine eigentümliche Erfahrung. Er hatte nie etwas auf die Nähe irgendeines Menschen gegeben. Mit einem Mädchen rumgemacht - klar. Er war ein Teenager - natürlich hatte er das getan. Aber das war anders gewesen... Das hier... Bei Merlin, er hatte wirklich noch nie einen Menschen so in seinem Arm gehalten. Egal aus welchen Gründen. Vorsichtig verlagerte er sein Gewicht etwas und verstärkte dann seinen Griff noch ein wenig. Nicht, dass sie noch eine unbedachte Bewegung verriet. Für einen kurzen Moment schoss ihm der Gedanken durch den Kopf, was wäre, wenn sie entdeckt würden. Das hier war eine Sache, die man schwerlich erklären konnte... Kuschelstunde mitten in der Nacht in einer Nische im zweiten Stock. Da gab es auch wohl kaum Raum zur Interpretation... Er drehte den Kopf wieder, spürte, wie Harrys Haare ihn an der Wange kitzelten, und spähte erneut zu Filch und Mrs Norris hinüber, die nun die Höhe ihres Verstecks erreicht hatten. ~*~*~*~ Als der Griff noch ein bisschen enger wurde, schloss Harry schließlich die Augen, atmete zitternd aus. Er wollte hier weg. Und dann auch wieder nicht, denn es war angenehm. Irgendwo. Oder? Auch nicht wirklich und doch… Letztendlich ergab er sich. Er ließ sich fallen und stellte für sich fest, dass es gar nicht so schlimm war. Sein Bauch rumorte, doch es konnte vom Hunger kommen, er hatte lange schon nichts mehr gegessen. Sein Herz klopfte laut, doch das konnte einfach daher kommen, dass Filch da war und dass es ihm einigermaßen peinlich war, von einem Jungen – von überhaupt irgendwem! – so gehalten zu werden. Sein Kopf war leer, was er auf die Sehnsucht nach jemandem schob, der ihn hielt. Wäre es Sirius, würde er doch sicher etwas Ähnliches fühlen. Das Zittern nahm ab. Es hieß warten und solange konnte er das hier auch genießen. ~*~*~*~ Filch und Mrs Norris standen eine ganze Weile vor der Nische und der Hausmeister redete ausgiebig auf die Katze ein, die den Kopf schräg gelegt hatte und ihm sichtlich lauschte. Dann, genauso langsam und gemächlich, wie sie den Gang entlang gekommen waren, gingen sie die Treppen hinauf. Der Slytherin legte den Kopf schief, um besser lauschen zu können und schmiegte seine Wange damit unbeabsichtigt an Harrys Haarschopf. Er konnte hören, wie Filch wieder etwas brabbelte von wegen: „...noch eine Treppe höher... Wir gucken bei den Ravenclaws vorbei...“ Dann waren sie weg. Ganz behutsam ließ er Harry los. Es tat ihm richtig Leid, diese Nähe jetzt beenden zu müssen. Es war auf eine seltsame Art... schön gewesen. Und dennoch führte daran nichts vorbei. Kein Moment war für die Ewigkeit gedacht. „Alles okay... Sie sind weg...“ Er lächelte den Gryffindor zuversichtlich an. ~*~*~*~ Harry trat einen halben Schritt zurück, seine Augen ruhig und geduldig, leicht nachdenklich. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, dass er Malfoy gerade noch mit Sirius verglichen hatte. Aber es war genauso angenehm gewesen. Er nickte kurz. „Lass uns gehen, bevor der zurückkommt.“ Leise, nicht besonders enthusiastisch, einfach nur eine Idee, geäußert, um irgendwas zu sagen. ~*~*~*~ Beinahe tat es weh zu sehen, wie Harry zurücktrat. Beinahe... „Okay...“ Draco schob den Gryffindor ein wenig aus der Nische heraus. Als er sich dann selbst bewegte, knackte sein Rücken hörbar. Seine Position war offenbar doch nicht übermäßig bequem gewesen. Komisch, dass er es gar nicht bemerkt hatte. Aber in dieser Situation hatte er natürlich anderes im Kopf gehabt. Filch zum Beispiel. Und... Nein, das nicht. Schweigend gingen sie weiter. Noch immer dicht an dicht. Das einzige Geräusch in den Korridoren waren ihre widerhallenden Schritte. Etwas, das sich nicht verhindern ließ. Dennoch erreichten sie unbehelligt die Kerker. Vor der Wand, die den Gang zu dem Slytheringemeinschaftsraum verbarg, blieben sie stehen. „Danke.“ Draco lächelte. „Komm gut nach oben... Pass auf dich auf.“ ~*~*~*~ Schweigend nickte Harry, lächelte leicht und nickte ihm einmal zum Abschied zu, bevor er den Umhang wieder über seinen Kopf zog, sich umdrehte und den gleichen Weg zurückging. Nachdenklich, langsam. Weit nach eins kam er im Gryffindorgemeinschaftsraum an, taperte - ohne es zu bemerken - an einer schlafenden Hermione vorbei hinauf ins Schlafgemach der Fünftklässler und setzte sich ans Fenster, nachdem er den Umhang mit mechanischen Bewegungen ordentlich zusammengefaltet und in seiner Tasche verstaut, sich umgezogen hatte. Er wollte noch nicht ins Bett und schlafen… Lieber wollte er hier sitzen. Gedankenverloren starrte er hinaus. Noch immer konnte er Malfoy überall spüren. Den Druck seiner Arme in seinem Rücken, die weiche Haut an seiner Wange… Er hatte sogar noch seinen Geruch in der Nase. Ein leises Tock ertönte, als sein Kopf gegen die kühlende Scheibe fiel. Die Wärme war so angenehm gewesen. Selten hatte er sich so wohl gefühlt. Sirius’ Anwesenheit war eigentlich als einzige mit diesem Gefühl vergleichbar gewesen… Geborgenheit. Sicherlich wäre es bei seinen Eltern ähnlich gewesen. Familie… Ob sich so Familie anfühlte? Ob Menschen, die eine Familie hatten, sich immer so fühlten? Harry Lippen verzogen sich zu einem friedlichen Lächeln, als er die Sterne draußen beobachtete. Wann hatte es denn aufgeklart? Aber das war gut so, denn so konnte er jetzt in aller Seelenruhe zusehen, wie sie still vor sich hinglitzerten, sich ihnen ein bisschen überlegen fühlen, denn sie waren immer alleine da oben. Und er… er hatte heute jemanden gehabt, der ihn mochte, mit dem er endlich Freundschaft geschlossen hatte… Das Lächeln wurde breiter, als er schließlich einschlief. ~*~*~*~ Draco schaute noch zu, wie sich Harry den Umhang über den Kopf zog - und verschwand. Es war eigenartig zu sehen, wie jemand von einem Augenblick zum anderen nicht mehr da war. Erschreckend... Er wandte sich um, murmelte leise das Passwort und trat ein. Niemand war mehr im Gemeinschaftsraum. Leise schritt er zu dem Fünftklässlerschlafraum. Alles schlief bereits. Was auch gut so war, denn er wollte nicht mit irgendjemandem reden... Kurz blieb er neben Blaises Bett stehen und blickte auf den Freund herab. Es tat ihm Leid, dass er jetzt einfach nicht in der Lage war, mit ihm zu reden. Blaise hatte versprochen, an seiner Seite zu stehen, was auch immer er tat. Also würde Blaise auch bleiben. Selbst dann, wenn Draco einfach nicht in der Stimmung war, um zu reden. Er legte die Tasche neben seinem Bett auf den Boden und hockte sich auf die Bettkante. Umhang, Hemd, Krawatte, Schuhe, Socken und Hose landeten auf dem Boden. Dann kroch er unter die Decke. Wieder keine Lust auf Schlafanzug. Boxershorts waren definitiv genauso gut zum Schlafen... Wenn er die Augen schloss, dann fand er sich in dieser Nische wieder, Harry Potter im Arm, sein Haar an seiner Wange, den schmalen Körper dicht an seinem... Diese Umarmung berührte ihn, hatte ihn mehr berührt als der letzte Kuss von Pansy - oder einer ihrer Vorgängerinnen. Diese Umarmung hatte ihn mehr berührt als alles andere zuvor. War das auch Freundschaft? War das das Gefühl, jemandem vollkommen zu vertrauen? Und Vertrauen hatte er, musste er haben. Nach dem, was er Harry dort oben in dem Raum der Wünsche alles erzählt hatte... Draco schloss die Augen und langsam, ganz allmählich, kam der Schlaf. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Could you let down your hair be transparent for awhile Just a little while To see if your human after all Honesty is a hard attribute to find When we all want to seem like We've got it all figured out Well let me be the first to say that I don't have a clue I don't have all the answers Ain't gonna pretend like I do ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shi-chan: *lach* Die sind doch knuffig. Ich stell mir das Bild so schön vor, wie Draco auf der Couch liegt und Harry sich nicht traut, ihn zu berühren… Das hat irgendwie was. Und ich freu mich über Dracos nette Offensive! *grins* abby: *sichshi-chananschließ* Ich find sie süß. ^.^ Und langsam nähern sie sich an... Das Vertrauen wächst. ^.^ Kräuterkunde ------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 12: Kräuterkunde Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Bon Jovi - Everyday Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 12: Kräuterkunde Am nächsten Morgen wurde Harry von Ron geweckt. Der Gryffindor blickte vorwurfsvoll in seine sich öffnenden Augen. „Kannst du mir mal verraten, was du hier tust?“, fragte er böse und von hinter ihm kam ein abfälliges Schnauben von Dean. „Wann bist du überhaupt gekommen?“ Harry gähnte und streckte sich zufrieden, was in seinem Oberkörper alles knacken ließ, dass sich Ron vor Unbehagen schüttelte. Die sitzende Position war wohl nicht wirklich gut für ihn gewesen, aber er hatte trotzdem himmlisch geschlafen. Und geträumt. Von seinen Eltern und Sirius und Draco… „Hast du wenigstens Hermione Bescheid gesagt? Sie hat auf dich gewartet!“ „Ich habe sie nicht ge…“ Er starrte Ron an, plötzlich hellwach. „Sie hat gewartet?“ Ron rollte mit den Augen. „Los, zieh dich an! Sonst kommen wir noch zu spät! Du hast ja keine Ahnung, wie lange ich gebraucht habe, um dich zu wecken!“ Er gab ihm eine sachte Kopfnuss. Harrys Hand berührte mehr aus Sympathie die Stelle, die der Rotschopf getroffen hatte, dann rutschte er von dem Fensterbrett und zog sich in Windeseile an. Er hatte unglaublich gute Laune. Besser ging es gar nicht. Und er war noch vor Ron fertig. „Ich geh Mione wecken!“, rief er grinsend. Das hatte er doch schon immer mal machen wollen! Doch als er unten ankam, war das Mädchen bereits wach und aufbruchbereit. Und ihr anklagender Blick sagte mehr als tausend Worte. „Sorry!“ Harry machte eine leichte Verbeugung vor ihr, um ihrem stechenden Blick ausweichen zu können. „Es hat gestern so lange gedauert und ich war so… müde, als ich zurückgekommen bin, da hab ich dich nicht gesehen und…“ Sie schüttelte den Kopf. „Was hat dich denn aufgehalten?“ „Wir haben Hausaufgaben gemacht!“, erklärte er. „Und irgendwie haben wir uns festgebissen.“ „Er also wieder… Irgendwie mach ich mir langsam echt Gedanken…“ Harry blinkte. „Weil ich doch auf die dunkle Seite gezogen werden könnte?“ „Red keinen solchen Quatsch!“ Ron war endlich angekommen, legte ihm den Arm um die Schulter und den anderen um Hermiones und schob sie zum Ausgang. „Warum solltest du das schon tun? Gerade du, der durch die dunkle Seite mehr als genug verloren hast, um sie für immer zu hassen.“ „Und, war’s schön?“, fragte Hermione und sie klang immer noch ein bisschen böse. Der Schwarzhaarige nickte. „Irgendwie schon.“, antwortete er. „Und im Endeffekt hab ich viel nachgedacht…“ „Soso.“ „Komm schon, Mione.“, sagte Harry bittend. „Immerhin hab ich gelernt!“ Mehr oder weniger, fügte er in Gedanken hinzu, aber das war jetzt auch egal. Das musste sie nicht wissen. Sie schickte ihm einen strengen Blick. „Das ist aber auch das einzige, das für dich spricht.“, sagte sie spitz. Die drei kletterten aus dem Portraitloch. „Ganz im Ernst, wir machen uns Sorgen um dich!“ Ron nickte zustimmend. „Du hängst nur noch mit ihm rum. Was, wenn er das nur tut, um dir eine Falle zu stellen?“ „Ich weiß doch…“ Harrys Blick wandte sich in die Ferne. „Aber wenn es so wäre, dann wär mir das momentan völlig egal.“ Die beiden Freunde wechselten einen alarmierten Blick. „Das kann nicht dein Ernst sein!“, rief Hermione dann laut, so dass sich ein paar Erstklässler erschrocken zu ihnen umdrehten. „Es ist aber so.“, entgegnete Harry ruhige, blickte sie lächelnd an. „Es ist mir egal. Momentan… Ich habe das Gefühl, ich könnte etwas erreichen, wovon ich früher nur geträumt habe.“ „Und das wäre?“, fragte sie spitz, doch Harry lächelte nur und zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Du bist echt furchtbar, momentan!“, seufzte Ron und gab ihm noch eine Kopfnuss. „Wir machen uns Sorgen und du…“ „Ich habe doch schon gesagt, dass ich vorsichtig bin.“, gab der Junge-der-lebt zurück. „Und ich halte meine Versprechen.“ „Das wissen wir.“, grinste Ron. „Immerhin hast du noch nie ein Versprechen gebrochen!“ „Aber wenn du Probleme hast, dann sagst du uns das, nicht wahr?“, fragte Hermione. Sie war wohl immer noch nicht ganz beruhigt. „Natürlich. Genauso, wie ihr es mir sagt, nicht wahr?“ Glücklich lächelte sie, dann hakte sie sich bei ihm ein, was Harry einen Moment erstaunte. Das hatte sie noch nie gemacht. Und als Ron das gleiche auf der anderen Seite machte, begann er zu ahnen, dass er sie in letzter Zeit wohl etwas vernachlässigt hatte. Sie schienen Verlustängste zu haben, was ihn wiederum lächeln ließ. Es war beruhigend zu wissen, dass sie noch immer da waren. „Danke.“, flüsterte er unhörbar, dann betraten sie auch schon die Große Halle, die um diese Uhrzeit schon fast wieder leer war. Es war heute wirklich reichlich spät geworden. Ihnen blieb nicht viel Zeit zum Frühstücken. Kurz bevor er sich setzte, ließ Harry seinen Blick über die Slytherins wandern, suchte den weißblonden Haarschopf darunter. Erst als er ihn gefunden hatte, setzte er sich beruhigt an den Tisch und begann zu essen. ~*~*~*~ Draco wurde am nächsten Morgen reichlich unsanft von Blaise geweckt. „Beeil dich, Draco. Wir haben verschlafen.“ Der Blonde setzte sich langsam auf und fuhr sich durch die Haare. „Wie lange warst du gestern schon wieder weg? Und seit wann schmeißt du deine Sachen einfach so auf den Boden?“, sprudelte es aus Blaise hervor. „War zu müde zum Wegräumen...“, maulte dieser. Er war auch jetzt zu müde, um mehr zu sagen. Blaise seufzte leise. „Du veränderst dich, Draco...“ „Muss das denn negativ sein?“ „Nein... Aber es ist... schwierig. Für mich jedenfalls. Weißt du, ich will für dich da sein, aber das kann ich nicht, wenn du mich nicht an dich heranlässt...“ „Blaise, im Moment...“ „Ich weiß. Aber meinst du, für mich ist das leicht? Ich bin auf Abruf da... Und ich kann dir dann doch kaum helfen...“ Der Dunkelhaarige blickte bedrückt zu Boden. „Blaise...“ Draco stand auf und drückte den anderen fest an sich. „Das ist mir alles schon Hilfe genug... Es tut mir nur Leid, dass ich gerade kein guter Freund bin.“, sagte er, während er den vollkommen verblüfften Jungen losließ. „Darum hast du dich sonst nie gekümmert...“ Draco grinste. „Veränderungen können sehr positiv sein.“ „Ja...“ Blaise erwiderte das Grinsen und fügte dann hinzu: „Und jetzt beweg dich. Wir haben es eilig.“ Keine zehn Minuten später saßen sie beim Frühstück, wo Draco sogar ausnahmsweise mit einem gewissen Appetit zwei Brötchen und eine Schüssel Müsli aß. Gerade als er fast fertig war, betrat das berühmte Gryffindortrio die Halle. Der Umstand, dass Harry da war, sorgte dafür, dass er sich gleich etwas besser fühlte. Die Blicke der anderen Slytherins konnte er ausblenden, doch die Begegnung mit Snape belastete ihn noch immer, auch wenn er sich bemühte, nicht an ihn zu denken. „Draco...“ Pansy kuschelte sich an ihn und drehte sein Gesicht mit der Hand zu sich. „Ja?“ Sie küsste ihn. Plötzlich und überraschend vor den versammelten Schülern. Bisher hatte sie das nie getan, höchstens im Gemeinschaftsraum und dann nur flüchtig. Nicht so... aufdringlich. Draco ließ es geschehen. Schließlich war sie ja offiziell seine Freundin... Dumm nur, dass er gar kein Interesse an ihr hatte, dieses aber heucheln musste. Nun, vielleicht sorgte das wenigstens dafür, dass die Schwulengerüchte noch ein wenig mehr in den Hintergrund traten. Im Moment dominierte offenbar eh das Thema ‚Schwarzmagier’. Pansy löste sich wieder von ihm und lächelte. „Nur damit Millicent und Sally-Anne nicht weiterhin glauben, dass du mich nur benutzt... Aber das würdest du niemals tun, nicht wahr, Draco?“ Ihr Lächeln war süß, doch in ihren Augen stand ein Funkeln, das ihm nur zu deutlich verriet, dass sie die Wahrheit kannte... Draco unterdrückte mit Mühe einen Seufzer. Toll. Nächstes Problem. „Wir müssen los...“, sagte Blaise schließlich und unterbrach damit diese - für Draco - reichlich unangenehme Situation. „Wir müssen zu den Gewächshäusern rüber... Das dauert. Heute steht irgendetwas von wegen ‚Pflanzen in der freien Wildbahn’ an. Was auch immer das heißen mag.“ Es hieß etwas ganz Simples, wie ihnen Professor Sprout ein paar Minuten später schnell erklärte. Jeder bekam einen Korb und sollte diesen am Rand des Verbotenen Waldes füllen. Und damit sich die Schüler nicht gegenseitig auf die Füße traten, sollten sie jeder eine Nummer ziehen, um einen Abschnitt am Waldrand zugeteilt zu bekommen. Einerseits wollte sie damit das Wissen ihrer Schüler überprüfen, welche Pflanzen diese alles erkennen konnten, und andererseits feststellen, welche magischen Pflanzen aktuell in der Umgebung wuchsen. Draco wusste nicht, ob er Glück oder Pech hatte - die Nummer 16 grinste ihn von seinem Zettel her an. Das hieß, er würde den letzten Abschnitt ganz unten am See übernehmen. Na, von ihm aus... Hatte er wenigstens genug Abstand zu den meisten anderen Schülern. Die linke Hand in der Hosentasche, mit der rechten den Korb lässig über die Schulter geworfen, stapfte er zum See hinunter. ~*~*~*~ Harry frühstückte, ausgelassen mit dem Quidditchteam seines Hauses quatschend. Sie hatten einen neuen Trainingsplan aufgestellt, nach dem ab dem Sonntag trainiert wurde. Harrys Part darin war einfach: Schnatz fangen, aber zu diesem kam Slalomtraining, Wasserbombenausweichen, Fangen - als Training für die anderen - und etliches mehr. Die Zwillinge hatten da nicht wenig ihre Finger im Spiel, wie man sehr schnell mitbekam, denn wer sonst kam schon auf die Idee, Wasserbomben den Klatscherzauber anzuhängen? Und dann fiel Fred plötzlich die Kinnlade herunter. „Das glaub ich ja nicht!“ Seine Augen waren auf einen Flecken hinter Harry gerichtet und nahezu alle drehten sich um, um zu sehen, was ihn so entsetzte. Harrys Blick fand das Bild sofort und sein Lächeln war plötzlich wie aus dem Gesicht gewischt. Eifersucht kochte in ihm hoch, als er Pansy und Draco beobachtete. Eifersucht, die er nicht verstand, aber auch nicht leugnen konnte. Abrupt drehte er sich um und schob sich das letzte Stück Brötchen in den Mund, während um ihn herum das Palaver losging. Die Gryffindors waren enttäuscht, dass es mit dem Gerücht über Malfoys Präferenzen nichts auf sich hatte, etwas, das Harry ja bereits wusste… Aber warum schockierte ihn das dann so? Er griff nach seiner Teetasse und während er einen Schluck nahm, zogen sich seine mentalen Schutzschilde hoch. Das nichtssagende Lächeln nahm seinen Platz in seinem Gesicht wieder ein. Und das war es auch, was George keine Sekunde später auffiel. „Was grinst du denn so selbstgefällig?“, fragte er neugierig. „Findest du es etwa gut, dass Malfoy doch keine Schwuchtel ist?“ Harrys Lächeln wurde noch ein bisschen breiter, doch diese Frage befand er keiner Antwort würdig. „Ist doch klar.“, kam es von Alicia. „Er muss mit dem Kerl zusammen einen Trank brauen, meinst du nicht, dass es ihn da erleichtert, dass der nicht schwul ist? Am Ende vergreift der sich noch an ihm!“ „Na, diese Gefahr ist ja jetzt nicht mehr gegeben.“, gab Katie gelangweilt kund. „Was heißt hier nicht mehr?“, fiel ihr da Ron ins Wort. „Sie war doch nie da, sonst hätte er wohl kaum ne Freundin!“ „Haustier oder Monster trifft es besser!“, grinste Fred ausgelassen. „Aber wie kommst du darauf, dass er nicht bi ist? Könnte doch sein, dass er auf beide steht.“, warf Alicia ein. Angelina und Hermione hielten sich vornehm zurück. Und zumindest die Jüngere der beiden blickte Harry besorgt von der Seite an. Sie hatte schon gemerkt, dass ihm Malfoy auf seltsame Art und Weise etwas bedeutete, sonst würde er ja wohl kaum ständig solche Dinge sagen, doch es schien ihn nicht zu berühren. Nichts von alledem. Sein Lächeln war sogar fast amüsiert. Und das, obwohl er gar nicht zuhörte, was sie aber nicht wissen konnte. Harry kämpfte mit sich. Gestern die angenehmen Gefühle und heute erwachte in ihm ein kleines Biest, das Pansy Parkinson die Pocken an den Hals wünschte. Und warum? Weil… er keine Ahnung hatte, was eigentlich los war. Sein Körper machte sich allmählich selbstständig und achtete nicht mehr darauf, dass sein Geist mitkam. Das war doch zum Verrücktwerden! Was geschah hier eigentlich mit ihm? Als sie gingen, warf er einen kurzen Blick zu Draco hinüber, der mit den anderen redete, dann wandte er sich wieder nach vorne. Auch der Blonde würde gleich aufstehen und zu Kräuterkunde gehen. Und trotzdem gab es keine Gelegenheit ihn zu fragen, was das hieß. Er war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass er sich nur mit dem Mädchen einließ, weil sein Vater das wollte. Wenn er es jetzt noch immer machte, gab es dafür zwei Möglichkeiten: 1. Er liebte sie wirklich – allein der Gedanke verursachte wieder ein Murren des kleinen Biestes in ihm - oder 2. Er war noch immer an seinen Vater gebunden, hatte die ganze Zeit über nur Theater gespielt und das wirklich gut, denn er war darauf hereingefallen. Aber das glaubte er nicht… oder doch? Der Schwarzhaarige wusste nicht mehr, was er noch denken sollte. Seine Gedanken fuhren Achterbahn. Wer hatte denn nun Recht? Hermione und Ron oder er? War Malfoy ein Schwindler, der ihm eine Falle stellte, oder war er einfach nur verliebt? Gab es vielleicht noch eine andere Möglichkeit? Gab es vielleicht eine plausible Alternative? Ihm gefiel nichts davon! Mit Müh und Not bekam er mit, was sie tun sollten, zog eine Nummer und machte sich auf den Weg zum Feld 15. Weiter weg ging doch kaum noch… Er drehte sich nicht einmal um, blickte nur auf den Boden, pflückte schon den ersten Wiesenchampignon, bevor er den Waldrand überhaupt erreichte, und die ganze Zeit über wälzte er diese mahlenden Gedanken hin und her. Malfoy. Immer drehten sie sich um Malfoy. Seit Tagen schon! Und seit wann konnte er es nicht mehr sehen, dass der Blonde mit anderen redete? Na, das war es ja nicht, das Küssen war das Problem gewesen. Auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, was das zu bedeuten hatte. Wieder bückte er sich, um einen Pilz zu schneiden, zog das Messer gedankenverloren durch den weichen, grünlichen Stamm… irgendwas Giftiges, aber ihm sollte es egal sein. ~*~*~*~ „Zieh die Handschuhe an, ehe du das anpackst.“ Draco schritt gerade in dem Augenblick den Teil seiner Parzelle ab, der an Harrys grenzte, als dieser nach dem Pilz greifen wollte. „Ansonsten verbringst du den Rest des Tages auf der Krankenstation.“ Er blieb hinter dem Gryffindor stehen und schaute ihn an. Kräuterkunde war zwar nicht seine Stärke, aber diesen giftgrünen ekligen Pilz hatte er sich nach einer unliebsamen Bekanntschaft gemerkt. Draco hatte auf dem Weg hier herunter getrödelt. Pansy war ihm noch nachgerannt, hatte sich aber dankenswerterweise doch noch abschütteln lassen. Zum Glück. Blaise war oben direkt neben ihr gelandet und hatte sie mit einem Lächeln am Arm genommen und zu ihrer Parzelle gebracht. Nummer fünf oder so. Na, ihm sollte es gleich sein... Und jetzt sah er den Gryffindor, wie er offenbar vorhatte, sich zu vergiften. ~*~*~*~ Harry hielt inne, als er die Stimme hörte, zu seinem Glück, denn verstanden hatte er die Worte nicht, zu dicht war sein Netz aus Gedanken gewesen. Jetzt sah er auf. Nicht vor ihm... Hm… hinter ihm? Er drehte sich um, da stand er. Malfoy. „Hallo.“ Er konnte doch nichts dafür, dass er sich so fühlte, oder? Harry lächelte ihn an. „Gut geschlafen?“ Immer schön reden, dann war es nicht so schwer, hier zu bleiben… Warum fiel es ihm jetzt plötzlich wieder so schwer? ~*~*~*~ Draco sah zu, wie Harry in der Bewegung stoppte - zum Glück. Er hatte sich schon gesehen, wie er den Gryffindor zwangsweise daran hindern musste, sich in Gefahr zu bringen. Dann wandte sich Harry um und bedachte ihn mit dieser nichtssagenden Maske. Dieses Lächeln traf Draco mehr, als es ein wütender Blick oder ein hasserfülltes Wort gekonnt hätte. Er spürte, wie er um seine Fassung ringen musste, bemühte sich, die Fassade aufrechtzuerhalten. Und er hatte gedacht, dass sie die Phase dieser Falschheiten hinter sich hatten. Falsch gedacht... „Einigermaßen.“, erwiderte Draco. Seine Stimme klang unwillkürlich kühl. „Und selbst?“ Harry hatte doch auch nichts anderes verdient, wenn er diese Maske aufsetzte, nicht wahr? „Bist du noch gut in den Turm gekommen?“ Zögernd die Frage, die Stimme etwas weicher. ~*~*~*~ „Harry legte nachdenklich den Kopf in den Nacken. „Es gab keine Probleme.“, sagte er. „Und ich habe gut geschlafen, danke…“ Er griff in seinen Korb und zog den rechten Drachenlederhandschuh an. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht… „Danke.“, wiederholte er, seine Stimme driftete wieder ab ins Nachdenkliche, als er den umgekippten Hut aufhob und in den Korb fallen ließ. Was genau hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Die kalten Worte? Was war denn nur los? Hatte er etwas falsch gemacht? War Malfoy vielleicht böse? Angst machte sich in seinem Herzen breit, Angst einen Fehler gemacht zu haben, und sein Lächeln wurde noch breiter, um nach außen hin den Schein zu wahren, als er aufstand, sich endlich zu ihm umdrehte. ~*~*~*~ „Das ist gut...“ Wieder der zögernde Tonfall. Es ging nicht anders. Draco schaffte es einfach nicht, kalt zu bleiben. Dazu... war ihm dieser Junge einfach zu nahe gekommen. Er schaute zu, wie Harry den Handschuh überstreifte, nahm das kurze Wort des Dankes zur Kenntnis und sah dann wieder, wie sich der Gryffindor erneut zu ihm umdrehte. Das falsche Lächeln war noch breiter. Ein unverhohlener Ausdruck von Enttäuschung erschien in Dracos Augen. Dieses Lächeln... Dieses widerliche Lächeln... Und gerade nach ihrem Gespräch gestern hatte er doch etwas anderes erwartet. Sie hatten Freundschaft geschlossen. Und dann das. Es machte ihn sprachlos, fassungslos. „So, wie du lächelst, scheint es dir ja wirklich gut zu gehen...“ Hohle Worte, die doch vor Ironie tropften. ~*~*~*~ Harry zuckte förmlich zusammen, versteckte es aber unter einem Senken des Kopfes. „Das ist es nicht unbedingt.“, antwortete er zögerlich, leise. „Vorhin war es so, aber…“ Die Enttäuschung tat so weh, aber was sollte er machen? Ihn stattdessen traurig ansehen, weil er sich… ach wie auch immer fühlte? Er wollte ihm doch keinen Kummer machen, wollte ihm nicht noch mehr Probleme aufhalsen, die nicht seine waren. Und warum konnte er das überhaupt sehen, dass es nicht echt war? Das konnte doch nicht einmal Hermione, nicht einmal Ron! ~*~*~*~ „Jetzt nicht mehr?“ Der Ausdruck in Dracos Augen wurde weicher, mitfühlend. „Wenn du mit mir reden willst, ich bin da, okay? Du hast mir gestern deine Hilfe versprochen, heute verspreche ich dir meine.“ Er lächelte - aufrichtig. „Aber sieh mich – bitte! - nie wieder mit diesem falschen Lächeln an. Nicht, wenn niemand sonst dabei ist.“ Verdammt, Harry wirkte ja regelrecht verschüchtert... Was sollte das denn jetzt? Gestern waren sie sich noch so nahe gewesen... Und jetzt? Stand jetzt etwas zwischen ihnen? Aber was? ~*~*~*~ Das Lächeln fiel ab wie die Blätter im Herbst. Er hatte es wirklich bemerkt. Er hatte es wirklich und wahrhaftig durchschaut! Hatte seine Maske mit nur einem Blick sinnlos gemacht. Aber das machte es nicht besser! Nicht wirklich… „Tut mir leid.“, murmelte er und als er aufsah, war das Lächeln anders, nicht mehr falsch sondern ehrlich zerknirscht. „Ich… werde es versuchen.“ Aber mit ihm darüber reden, warum er gerade so war… kam ja gar nicht in Frage. Im Leben nicht! ~*~*~*~ „Danke.“ Es tat gut, ein ehrliches, wenn auch schiefes Lächeln auf dem Gesicht des Gryffindors zu sehen. Mühsam konnte Draco den Drang unterdrücken, Harry in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass alles schon irgendwie gut werden würde. Eine Umarmung war nichts, was er wagen konnte, wagen würde. Zu dünn erschien ihm das Eis, auf das er sich dann begeben würde. Und diese Worte... Sie waren schlichtweg nicht wahr. Süße Lügen zu verteilen war nie seine Sache gewesen. „Okay... Ich werde dann mal sehen, was mich hier noch an Grünzeug erwartet.“ Er hielt seinen noch recht leeren Korb hoch und grinste schief. ~*~*~*~ Harry nickte leicht und sah ihm dann nach, bevor er sich ebenfalls umdrehte und in die andere Richtung ging. Schon nach ein paar Schritten, war die Maske wieder da, weil vor ihm Sally-Anne war, zwar mit dem Wald beschäftigt, aber das war ja nicht so schlimm. Sie müsste ja nur einmal schauen und schon würde sie sie sehen können… Den Rest der Stunde sammelte Harry allerlei Pflanzen und Pilze, fand sogar einen toten Mistkäfer, den er in den Korb stopfte, um ihn George zu schenken. Der hatte da so was erwähnt… Und die ganze Zeit über grübelte er darüber nach, wie es sein konnte, dass Malfoy ihn durchschaut hatte. Er hatte gedacht, die Maske wäre perfekt, weil es nie jemand bemerkt hatte. Warum also Malfoy? Leise meldete sich eine Stimme in seinem Hinterkopf. Wenn es jemanden gibt, der dich noch besser kennt als deine besten Freunde, dann ist es dein Erzfeind. Wer denn sonst? Wer sonst sollte dir noch genügend Aufmerksamkeit schenken, um deine ganzen verdammten Marotten zu kennen? Er hatte diese Worte einmal gehört… da war er sich ganz sicher, auch wenn er sich an die genaue Situation nicht mehr erinnerte. Und es war Malfoy gewesen, der sie gesagt hatte. Irgendwie war es doch schön zu wissen, dass er soviel Aufmerksamkeit von Malfoy bekam… ~*~*~*~ Draco kotzte der Rest der Stunde richtig an. Pflanzen zu suchen und zu pflücken war wirklich nichts, was ihm gefiel. Eher das Gegenteil. Es gehörte zu den Dingen, die er absolut nicht tun wollte. Aber welche Wahl hatte er schon? Er war nur froh, als er den Korb endlich voll hatte. Ob da wirklich nur magisches Zeug bei war oder auch reiner Ausschuss, das interessierte ihn herzlich wenig. Also klemmte er sich seinen vollen Korb unter den Arm und marschierte zu Professor Sprout. Diese schlug die Hände zusammen, als sie den Inhalt inspizierte. Abgesehen von drei oder vier absoluten Volltreffern - die Pflanzen schienen wirklich selten zu sein - war es Ausschuss schlechthin. Na und? War ihm doch egal. Was ihn vielmehr interessierte, war, was Harry heute Morgen so aus der Bahn geworfen hatte... Aber wenn der Gryffindor nicht reden wollte, dann würde er nicht reden. Das war etwas, was er von sich selbst nur allzu genau kannte. Sprout entließ ihn - wenn auch mit einem traurigen Kopfschütteln -, womit er dann ein paar Minuten vor den anderen verschwinden konnte. Prima. So machte Unterricht doch schon wieder mehr Spaß. Er musste nicht im Pulk herumrennen. Und er konnte schon mal zu Zauberkunst... Zauberkunst. Mist. Draco blieb stehen, starrte auf den Rasen unter seinen Füßen. Nicht gut. Das hieß, dass Flitwick ihm wieder auf die Nerven würde gehen können... Wie wurde er diesen Kerl nur wieder los? Vermutlich nur, indem er auf ganzer Linie versagte... Er seufzte leise und warf einen Blick über die Schulter zurück Richtung See, wo sich ein bestimmter schwarzhaariger Gryffindor gerade mit seinem Korb Richtung Professor Sprout aufmachte. ~*~*~*~ Wenig später in Zauberkunst kam Professor Flitwick nach dem Wasserzauber zu einem Feuerzauber, der sowohl Kerzen entzünden konnte, wie der, den sie bisher kannten, als auch einen Ofen… und damit sicherlich auch einen ganzen Baum. Oder eben einen Menschen. Das war einer der Zauber, die als weiß markiert waren und eigentlich auch in die schwarzmagische Schiene passten, wie er Hermione mitteilte, die nachdenklich zustimmte. Was war dran an Harrys These? Und dann war Zaubern angesagt. Und zwar hatte jeder einen Holzstumpf bekommen mit etwa dreißig Zentimetern Durchmessern, den er anzünden sollte. Die Mitte sollte brennen, also war auch Zielen angesagt. Harry war begeistert. Feuer war doch mal etwas. Das gefiel ihm total. Es ließ ihn sogar vergessen, dass Malfoy hinter ihm saß, denn es hatte eine Anziehungskraft, die ihn in ihren Bann schlug. Einfach ins Feuer starren war gut. Genau wie davor stehen und sich wärmen. Und die negativen Seiten musste man ja nicht herausfordern. Neben ihm Hermione war schnell durch mit dem Zauber, half dann Ron, währende Harry sich selbst versuchte. Der erste Versuch schlug fehl, falsche Bewegung, aber der zweite funktionierte. Er traf nur nicht die Mitte, den einzigen Punkt, der auch wirklich brannte. Immerhin funktionierte sein dritter Versuch perfekt. Das Holzscheit brannte. Mit kleiner Flamme, außerordentlich munter. Ob man… Leise hob Harry den Stab, sprach den Zauber aus der letzten Stunde. Wasser schweben lassen… dafür war nicht Vingardium Leviosa da. Aber wie er feststellte, konnte man Feuer ebenfalls heben, nur dass es dann nicht lange brannte, weil ihm offensichtlich die Nahrung ausging. Man müsste also dafür sorgen, dass das Feuer genug Nahrung hatte, gasförmige Stoffe, die brannten, Öl oder etwas Ähnliches. Aber wie bekam man das Gas aus dem Stamm? Oder woher konnte er Öl nehmen, das er zu dem schwebenden Feuer bringen konnte…? ~*~*~*~ Flitwick hatte zum Glück diesmal nichts gesagt. Noch nicht. Draco reizte es ja wirklich, diesen dusseligen Feuerzauber auszuprobieren, doch im Moment war er sehr hartnäckig dabei, alles falsch zu machen, was er falsch machen konnte. Nachdem er zum dritten Mal ein verzweifeltes Kopfschütteln von Flitwick geerntet hatte, fühlte er sich schon etwas besser. Sein Plan schien aufzugehen... „Schaffst du das nicht, Draco?“ Blaises Gesicht schien nur aus Verblüffung zu bestehen. Draco war doch sonst so geschickt mit dem Zauberstab! „Draco?“ Jetzt starrte ihn auch Pansy an. Super. Der Bonde verdrehte die Augen. Sogar Wiesel und Granger schenkten ihm jetzt Aufmerksamkeit. Das fehlte doch alles noch... Sein Stolz wurde gepackt. Mit grimmiger Miene schwang er den Zauberstab und murmelte den Spruch. Das Scheit fing sofort Feuer und Flitwick eilte mit strahlender Miene herbei. Toll... Draco schaltete auf Durchzug, während der kleine Professor ihn beglückwünschte, und verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht einfach konsequent sein konnte. Zum Glück blieb Flitwick nicht lange, sondern flitzte recht bald nach hinten zu Longbottom, der versehentlich seinen Tisch angesteckt hatte. Draco starrte einen Augenblick auf das Feuer, dann wanderte sein Blick weiter zu Harry und blieb an dessen Rücken hängen. ~*~*~*~ Harry bekam davon nichts mit, war zu sehr damit beschäftigt, seine Idee zu verwirklichen. Inzwischen hatte er eine Möglichkeit gefunden. Er hatte flüssiges Wachs von den Kerzen geholt und es ganz fürchterlich schnell in der Luft herumgewirbelt, dass feinste Tröpfchen in der Luft verteilt waren. Das wäre doch sicherlich genug Nahrung für das Feuer. Dann holte er die Flamme hoch. Es gab eine riesige Stichflamme, so dass Hermione sich erschrocken zu ihm herumdrehte, Ron und Pansy zeitgleich einen spitzen Schrei losließen und Harry zurückzuckte und damit gerade noch so seine Haare in Sicherheit brachte. Toll… Fehlschlag. Klasse. „Verdammt!“ „Was war denn das?“ Hermione blickte ihn an. „Vergiss es.“, murrte Harry, verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte störrisch das Kinn drauf. War doch logisch, dass Feuer immer soviel nahm, wie es kriegen konnte. Wieso hatte er nicht daran gedacht? Da müsste man nach und nach Nahrung zuführen, aber das war mit nur einem Zauberstab recht unmöglich. Wie sollte man auch einen Faden Feuernahrung so zum Feuer bringen, dass das Feuer nicht dem Faden folgte? „Was hast du denn gemacht?“, wollte nun auch Ron wissen und Harry rollte mit den Augen. „Ich wollte das Feuer fliegen lassen!“, maulte er. „Warum nimmst du nicht Vingardium?“, fragte Hermione etwas verwirrt. „Nicht das Holz.“, erklärte Harry. „Ich will das Element beherrschen. Feuer fliegen lassen!“ „Äh…“ „Ja, es funktioniert, aber es verhungert mir!“ Das Mädchen schwieg. Sie ahnte, worauf das hinauslief und was die Stichflamme zu bedeuten hatte, als die feine Wachsschicht auf dem Boden vor Harrys Platz bemerkte. ~*~*~*~ Draco zuckte - genau wie Pansy und Blaise - bei der plötzlichen Stichflamme zusammen. Was zum Teufel trieb Harry da? Neugierig geworden hörte er zu. Feuer fliegen lassen? Nun, was brauchte Feuer? Irgendetwas, das brennen konnte.... Kerzen brannten, nicht wahr? Aber Wachs hatte Harry schon versucht... Der Slytherin schüttelte leicht den Kopf. Nein, er selbst - und vermutlich auch der Gryffindor - dachte schlicht zu muggelmäßig. Er musste wie ein Zauberer denken. Es gab für alles einen Spruch. Wahrscheinlich war das einfach der falsche Spruch gewesen. Nichts anderes... Er stützte das Kinn in die Hände. Natürlich hätte er das Harry jetzt gerne gesagt, aber wie? Granger und Weasley saßen neben dem Gryffindor, Pansy und Blaise neben ihm. Und von Crabbe, Goyle und Nott in seinem Rücken wollte er mal lieber nicht reden. Ergo: Keine Chance. Er würde es ihm also später sagen... Was sonst? Oder... Er grinste, zog seine Feder und kritzelte eine kurze Bemerkung auf einen Zettel. Jetzt musste er den Harry nur noch zukommen lassen... Er beugte sich zu Blaise hinüber und murmelte ein paar Worte. Der schwarzhaarige Slytherin grinste und kurze darauf stob sein Holzscheit zwischen Granger und Weasley hindurch. Logischerweise waren sie abgelenkt und Draco konnte in Ruhe seinen kleinen Zettel vor Potters Nase schweben lassen. Darauf standen nur wenige Worte: ‚Du suchst an der falschen Stelle. Denk magisch. Es gibt irgendwo einen anderen Spruch dafür.’ ~*~*~*~ Harrys Kopf war herum geschossen, als der Holzscheit beinahe Ron geköpft hatte und die beiden sich wütend umdrehten, wie auch er selbst, doch während Ron wütend losschimpfte von wegen, besser aufpassen, wurde er sich des kleinen Zettels bewusst. Kurzer Wortlaut. Und er musste einsehen, dass Draco Recht hatte. Und wie. Ein kurzer Blick, aber er befand es für zu gefährlich, ihn jetzt danach zu fragen, ob er einen solchen Spruch kannte. Er würde das später nachholen. Den kleinen Zettel ließ er unbemerkt in seiner Umhangtasche verschwinden. In der gleichen Tasche, wo auch Sirius’ Brief war. Die Stunde verging und Harry vertrieb sich die Zeit damit, das Feuer wie ein Minifeuerwerk immer wieder aus dem Baumstamm schießen zu lassen, so hoch es halt kam, bevor es erstarb. Als es endlich vorbei war, wollte er eigentlich zu Malfoy, aber Hermione hatte andere Pläne. Sie und Ron schleiften ihn zum Mittagessen, wo sie ihn mit allem mögliche zuquatschten, ihn sogar recht erfolgreich ablenkten, bis sie auch schon wieder zu Pflege magischer Geschöpfe mussten… Zu seiner Lieblingslehrerin, gleich nach Snape… Toll… ~*~*~*~ Draco sah zu, wie Harry den Zettel las und ihn dann – ganz kurz nur – ansah. Er hatte verstanden. Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Slytherins. Ganz eben. Und dann stand Flitwick neben Blaise. Es war erstaunlich, wie laut dieser kleine Mann brüllen konnte. Sobald der Professor wieder verschwunden war, beugte sich Blaise zu dem Blonden hinüber. „Den Strafaufsatz schreibst du aber.“ Draco nickte nur stumm. Klar. War ja letztlich seine Schuld gewesen, nicht wahr? Es läutete zum Ende der Stunde. Draco gelang es noch, einen kurzen Blick auf Harry zu werfen, ehe der von Granger und dem Wiesel in die Zange genommen und nahezu mitgeschleift wurde. Er zog die Schultern hoch und ließ zu, dass sich Blaise an seinen rechten Arm hängte, Pansy an den linken. Das Mittagessen brachte er schnell hinter sich. Hin und wieder schaute er hoch, vergewisserte sich schlicht, dass der Gryffindor noch da war. Das war – aus irgendeinem Grund – einfach wichtig. „Komm, lass uns schon mal rausgehen...“ Blaise zupfte an Dracos Umhang. „Okay.“, erwiderte er und stand auf. Pansy wollte ihnen folgen, doch Blaise schüttelte den Kopf. „Männergespräche. Du verstehst?“ Mit einem Flunsch ließ sich Pansy wieder auf ihren Stuhl fallen. Blaise zog Draco mit, bis sie am See waren. Dort ließ er sich ins Gras fallen und bedeutete dem Blonden, sich ebenfalls zu setzen. „Weißt du... Pansy weiß, dass du sie nur benutzt.“ Draco nickte. „Sie ist darüber nicht glücklich. Sie hat es genauso wenig leicht wie du...“ Erneut nickte der Blonde. „Und was soll ich tun?“ „Ein wenig netter zu ihr sein... Sie mag dich wirklich. Und irgendwann einmal war sie auch in dich verliebt. Das hast du ihr aber gründlich ausgetrieben. Draco, du kannst ein richtiges Ekel sein.“ Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Sie hat – genauso wie du – ihren Vater im Nacken sitzen. Und dieser Vater will, dass sie dich irgendwann heiratet. Möglichst bald. Und ich denke, dass das wiederum deinem Vater entgegenkommen wird... Nur, dass das kaum ist, was ihr beide wollen werdet...“ Draco seufzte leise. „Und was soll ich deines Erachtens dagegen tun?“ „Endlich zu deiner Entscheidung stehen. Du hast sie doch schon längst getroffen. Du wirst nicht mehr tun, was dein Vater verlangt. Du wirst es nie mehr tun. Draco, das ist auch gut so. Du hast dich – größtenteils – zum Positiven verändert. Aber du musst konsequent sein.“ Blaise sah ihn nachdenklich und forschend an. Sein Gegenüber nickte leicht. „Du hast Recht. Aber im Moment kann ich noch nicht aus meiner Deckung treten. Sobald das geschieht... In Slytherin wird die Hölle los sein. Das weißt du. Wer dort den Mund hält, tut es nicht wegen mir, sondern wegen meinem Vater...“ „Im Moment tun sie es alle, weil sie Angst vor dir haben. Trotz gewisser... Positionen ihrer Eltern beim Dunklen Lord hat wohl keiner von ihnen große Erfahrung im Gebrauch von Schwarzer Magie. Vielleicht darin, sie abzubekommen, aber nicht darin, sie zu benutzen. Im Moment hast du das Heft wieder in der Hand, Draco...“ „Aber nur so lange, bis irgendjemand merkt, dass ich keine Schwarze Magie mehr zaubern kann.“ „WAS?“ Blaise starrte ihn verblüfft an. „Snape. Hat meinen Zauberstab unter einen Bann gelegt, nachdem ich ihn angegriffen habe...“ „DU HAST SNAPE ANGEGRIFFEN?“ „Hm...“ Blaise überlegte einen Moment und sagte dann: „Lass mich raten – er hat irgendetwas zu Harry Potter gesagt...“ „Woher...?“ Jetzt war es Draco, der überrascht aussah. „Genau wie Warrington. Du drehst durch, wenn es um Potter geht. Draco, was geschieht da?“ „Ich habe keine Ahnung... Wir sind Freunde, weißt du?“ „Toll...“ Blaise senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „Pass auf, was du tust, Draco. Pass wirklich auf. Du wirfst dein altes Leben gerade für ihn weg.“ Der Blonde nickte leicht. „Ich weiß...“, flüsterte er leise. Schweigend saßen sie nebeneinander. Irgendwann legte ihm Blaise den Arm um die Schultern und Draco lehnte sich in die freundschaftliche Umarmung. Halt und Trost waren es, die ihm diese Berührung versprach. Beides konnte er im Moment gut gebrauchen. Und er begriff, dass es außer Harry Potter wenigstens noch einen Menschen gab, dem etwas an ihm lag. Dann mussten sie zu Pflege magischer Geschöpfe. Draco verdrehte schon auf dem Weg dorthin mehrfach die Augen. Die Professorin konnte mit ihren Bemerkungen deutlich ätzender sein als der tumbe Halbriese – dafür setzte sie ihnen aber bei weitem nicht so gefährliche Tiere vor. Er wusste nicht, wer von beiden schlimmer war. ~*~*~*~ Professor Raue-Pritsche hatte eine Überraschung für sie: Die kleinen, lieblichen Viecher vom letzten Mal hatten Hunger und wollten geschoren werden! Wie schnell wuchs dieses verdammte Fell eigentlich? Und Harry hatte obendrein Glück diesmal: Da es nicht genügend männliche Tiere gab, musste er sein Krillkanifa an Draco Malfoy abgeben, der ja keinerlei Erfahrung hatte, da er beim letzten Mal gefehlt hatte, und bekam dafür ein weibliches Tier, das ihn Zähnchen fletschend anfauchte. Wie eine kleine, wütende Katze, nur plüschiger. Wo er doch das letzte Mal so schnell fertig gewesen war, würde er ja wohl auch diesmal keine Probleme haben, nicht wahr! Am liebsten hätte er Raue-Pritsche das Plüschvieh in den Rachen gestopft, aber dieses ließ ihn ja nicht mal auf einen Meter an sich heran! Toll. Wirklich toll! Und das nur, weil er das letzte Mal frech gewesen war. Die Olle sollte sich doch gefälligst nicht so haben! Aber für Malfoy war es doch in Ordnung, zumal ihm sein Viech eh nicht zugetan gewesen war, vielleicht mochte es den Blonden ja lieber als ihn. Harrys Lösung des Problems war einfach: Magie. Er erwischte das Krillkanifaweibchen mit einem Vingardium, sodass es zumindest nicht mehr weglaufen konnte, wenn er sich ihm näherte. Es war doch wirklich erfrischend anzusehen, wie es da hing… Die Zähnchen immer noch fletschend… „Sag mal, kannst du mir mal verraten, was genau du gegen mich hast?“, fragte er bissig und das Viech fauchte zurück. „Gut, das beruht wirklich auf Gegenseitigkeit. Ich kann dich auch nicht leiden, weißt du? Aber wir werden uns arrangieren müssen, sonst ist dein Frauchen böse mit mir und das will ich nicht.“ Er beugte sich verschwörerisch zu dem Tierchen hinab. „Die ist einfach schrecklich, wenn sie der Meinung ist, man tut nicht, was sie kann, weißt du?“ Er lachte, weil das Krillkanifamädchen ganz wild zu fauchen begann, wich ein bisschen zurück, um ihren schlagenden Füßen auszuweichen. „Lass sie das nicht merken!“, zischte ihm Hermione von hinten ins Ohr und daraufhin lachte er noch einmal. „Was? Dass ich das da nicht abkann? Wo denkst du hin, du siehst doch, ich liebe es über alles!“ Und im nächsten Moment war das Vieh nackt, nur an den Füßchen, am Schwanz und am Kopf waren noch ein paar Büschel vorhanden. Geschoren von einem Zauber. „Sieht doch total niedlich aus, so ganz ohne Fell und mit dem Plüschbesatz!“ „Ja, wie ein Pudel!“ Ron lachte sich scheckig. „Harry, wenn das die Einhorntante sieht!“ „Soll sie doch!“, murrte der und dann kam ihm eine Idee, wenn er doch schon hier Friseur spielte, dann doch auch richtig. „Lavender! Du hast doch einen Taschenspiegel, oder?“ Ein entsetzter Blick traf ihn. Das Mädchen war zu Tode erschrocken, nickte aber wie paralysiert. Schien so, als hätte sie noch immer Angst vor ihm, vor dem Mörder Cedrics! Was war das auch für eine Dreistigkeit, dass er sie einfach so ansprach! Harry rollte innerlich mit den Augen, während sie kurz in ihren Umhang griff und ihm dann einen kleinen Klappspiegel entgegenhielt, den er mit einem schon fast irren, vorfreudigen Funkeln in den Augen an sich nahm. „Weißt du, wenn ich dich jetzt verfluchen wollte, hätte ich alles, was ich brauchte!“, sagte er böse, einfach um sie zu ärgern, und damit wandte er sich ab, während Hermione ihm einen fassungslosen Blick schenkte. Was war denn mit dem los? Seit wann benahm sich Harry so… widerwärtig? Sie sah zu Lavender hinüber, die Angst erstarrt ihre Augen nicht von dem Schwarzhaarigen nehmen konnte. Armes Mädchen, aber sie war doch selbst Schuld, wenn sie wirklich glaubte, dass er ihr etwas tun könnte… Und unterdessen hielt Harry seiner kleinen ‚Zoora’, wie er das Monstermeerschweinmädchen genannt hatte, den Spiegel unter die Nase. „Na, wie gefällt es, meine Dame? War es auch nicht zu viel?“ Sie starrte ihn perplex an, wollte zuerst flüchten, als er so drohend vor ihr hockte, was der Zauber noch immer verhinderte, doch dann fiel ihr Blick in den Spiegel und die kleinen, violetten Augen weiteten sich sichtlich. Sie versuchte sich zu drehen, um mehr zu sehen, und Harry half da gerne aus. Sie war begeistert. Ein lautes Quieken und ihr Blick war kein bisschen mehr verachtend und hasserfüllt. Harry begann zu lächeln, unter der Maske verdrehte er aber die Augen. Er löste den Zauber. „Na los, geh was essen, dann hab ich meine Ruhe!“ Doch statt das zu tun, kam sie zu ihm, krabbelte unter seinen Umhang und am Hemd seiner Uniform hinauf, und kuschelte sich unter seinem Umhang auf seiner Schulter zurecht. Rons Augen waren groß, Hermiones ebenfalls, dann fing der Rotschopf an zu lachen. „Harry hat ne neue Freundin! Eine mit außergewöhnlicher Frisur!“ „Klasse!“, murrte der und versuchte, das Krillkanifa unter dem Umhang hervorzuzerren, was sie einfach nicht mit sich machen ließ, woraufhin er aufgab und ihr ihren Willen ließ. Spätestens am Ende der Stunde war er sie eh wieder los. Und als Professor Raue-Pritsche zu ihm kam, ganz offensichtlich, um sich über ihn lustig zu machen, zog sie sehr schnell mit einem bissigen Kommentar wieder ab, weil Harry das Problem schließlich gemeistert hatte und sich, anstatt zu verzweifeln, damit beschäftigte, Ron zu helfen. ~*~*~*~ Das kleine haarige Vieh, das Draco mit den Worten „Das ist Mr Potters Tier von gestern, aber da Sie keine Erfahrung haben, versuchen Sie sich mal mit dem.“ vorgesetzt bekam, blickte ihn aus großen, skeptischen Augen an. Der Slytherin schaute aber nicht anders drein. Blaise neben ihm musste lachen. „Du guckst genau wie er!“ Draco warf ihm einen bösen Blick zu. „Danke. Ich wollte schon immer wie ein - Wie hieß dieses Viech noch mal? - schauen.“ Der schwarzhaarige Slytherin grinste nur. „Viel Spaß mit ihm... Und dass er vorher in den Händen von Du-weißt-schon-wen-ich-meine war, dürfte dich ja noch mehr motivieren.“ Draco schenkte Blaise noch einen giftigen Blick, dann streckte er vorsichtig die Hand nach dem kleinen pinken Plüschball aus. Es begrüßte ihn mit einem herzhaften Biss in den Finger. „Autsch!“, fauchte er und zog die Hand zurück. Das Krillkanifa war nur schneller. Ehe er reagieren konnte, krabbelte es auf seinem Arm entlang. Draco betrachtete das Tier skeptisch und bemühte sich, erstens nicht zu blöd auszusehen und zweitens das kleine plüschige Etwas nicht einfach abzuschütteln, wenn ihm auch seine Krallen, die durch den Umhang hindurch stachen, verrieten, dass ihm das nicht leicht fallen würde... Dann hockte das Vieh auf seiner Schulter - und schnurrte ihn an. „Klasse...“ Draco seufzte leise. „Sei froh.“, meinte Blaise in dem Moment und deutete auf sein Tier, das sich gerade mit großer Begeisterung und lautem Fauchen auf seinen Schuh stürzte. Draco lachte auf. Ein Laut, der sofort einige der Köpfe der Schüler herumfahren ließ. Einen Draco Malfoy hörte man selten lachen - und wenn, dann war es höhnisch und gemein, aber nicht so belustigt. ~*~*~*~ Harry hatte gerade geschaut, wie es seinem Ex-Feind mit der Pestbeule von gestern ging, als dieser loslachte. Über diesen Schwarzhaarigen, diesen Blaise, der ziemlich angepisst aussah, weil sein Vieh nicht wollte, wie er wollte, und weil es seinen Schuh und die Schnürbänder völlig zerfledderte. Na, herzlichen Glückwunsch. Lächelnd wandte er sich wieder ab, scheinbar desinteressiert. Es tat gut zu sehen, dass Malfoy wieder lachen konnte, dass es jemanden gab, dem er sich auch öffentlich anvertrauen konnte. Selbst wenn das bedeutete, dass er nicht der einzige war, aber das konnte er ja auch nicht erwarten. Am Ende der Stunde gab es Terz, denn Zoora wollte nicht von seiner Schulter runter. Sie krallte sich in seinem Hemd und seiner Haut fest, fiepte und schrie, doch sie hatte keine Chance. Und Harry war wirklich froh, als er endlich von dort weg konnte. Der giftige Blick der Einhornhexe war so gruselig und stechend gewesen, dass er am liebsten schreiend weggerannt wäre. Man sollte sich eben nie gegen die Ansichten eines Lehrers verhalten. Das Abendessen verlief nervtötend. Ron hatte den Zwillingen von Zoora erzählt und diese machten sich ununterbrochen darüber lustig, dass Harry anscheinend anziehend auf rosa Plüschmonster wirkte. Klasse Sache. Wirklich. Selbst in der Freizeit kam Harry kaum dazu Hausaufgaben zu machen, weil die Zwillinge ständig irgendwelche dummen Sprüche abließen und die anderen Schüler ganz allmählich darauf einstiegen. Sein Kopf knallte auf die Tischplatte. Womit hatte er das verdient? Eine Stunde später waren die Fünftklässler auf dem Weg zum Astronomieturm. Harry, Ron und Hermione hingen ein bisschen nach, weil die anderen sich weigerten, mit Harry zu gehen, aber das störte sie nicht wirklich. So konnte Hermione ihn noch ein bisschen ausfragen, was es denn mit Malfoy wirklich auf sich hatte. Und sie war wirklich hartnäckig, obwohl Harry auf keine ihrer Fragen antwortete, sondern immer nur pseudofreundlich grinste und die Achseln zuckte. ~*~*~*~ Mit einem seltsam positiven Gefühl im Bauch ließ Draco den Unterricht vorbeiziehen. Er fühlte sich richtig ausgelassen. Das Gefühl hatte er noch nie derart lange gehabt... Und offenbar irritierte es vor allem die Slytherins, die ihn eher als ruhig mit spitzen Bemerkungen auf der Zunge kannten. Aber was kümmerte es ihn? Der pinkfarbene Ball konnte sich zumindest einigermaßen von ihm trennen und schien mit Blaises Flauschball Freundschaft geschlossen haben, denn die beiden verschwanden sofort in einem dieser kleinen Verschläge. Das Abendessen über gab sich Draco wirklich Mühe, netter zu Pansy zu sein. Blaise hatte ihn daran erinnert, dass er nicht alleine war. Vor allem mit gewissen Problemen nicht. Pansy dankte es ihm, indem sie ihm weitaus weniger auf den Keks ging als sonst. Sogar ihr Lachen war weitaus annehmbarer. Nach dem Abendessen ging es dann zu Astronomie. Die Slytherins waren die ersten, die die Aussichtsplattform oben auf dem Turm betraten. Die Sonne sank langsam und bald würden die ersten Sterne aufgehen. Draco lehnte sich gegen die Brüstung und schaute in den Sonnenuntergang hinaus. Der Wind zerrte an seinem hellblonden Haar und dem dunklen Umhang, sodass beides wie zwei Fahnen wehten. Pansy unterhielt sich derweil mit Millicent Bulstrode und nutzte die Gelegenheit, um groß aufzutrumpfen. Blaise war irgendwo anders beschäftigt. Und fast, ganz eben, hatte Draco das Gefühl, allein zu sein... Aber es war angenehm. Ein winziges Lächeln legte sich auf seine Lippen. ~*~*~*~ Die Gryffindors kamen ganz knapp vor Unterrichtsbeginn. Sie lachten und schwatzten und selbst Harry hatte begonnen, Hermione zu antworten, nachdem sie nicht mehr auf diesem einen Thema bestand. Doch alle Worte gingen ihm verloren, als er Draco sah. Ganz alleine stand er da, starrte verträumt in den Sonnenuntergang, seine Silhouette hob sich dunkel gegen den blutroten Himmel ab. Wunderschön… Wie gestern auf dem Sofa… so friedlich. Ron blickte etwas verwirrt, als seine erwartete Antwort ausblieb, dann folgte er dem Blick und begann zu grinsen. „Das kann doch nicht wahr sein! Du bist echt schlimm!“, rief er gespielt empört, dann packte er einen Zipfel seines Umhangs und zog ihn über Harrys Kopf, der völlig erschrocken um sich schlug und panisch versuchte, wieder darunter hervorzukommen. Als er es geschafft hatte, funkelte er den hinter Hermione in Deckung gehenden Jungen böse an. „Na warte!“, rief er. „Das wirst du mir büßen!“ Und schon jagte er hinter seinem Freund hinterher, immer rund um eine wissend vor sich hingrinsende Hermione herum. Bis er ihn dann hatte, Ron durch die Haare wuschelte und mit der anderen Hand zu kitzeln versuchte. Der Rotschopf wehrte sich. Ziemlich erfolgreich sogar und am Ende war es Harry, der floh. Er wäre wohl erwischt worden, wäre nicht die Lehrerin gekommen und hätte um Aufmerksamkeit gebeten. ~*~*~*~ Draco wandte den Kopf, als er den Ausruf des Wiesels hörte. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah er zu, wie sich Harry und der Rothaarige kabbelten. Mit einem amüsierten Funkeln in den Augen schüttelte er den Kopf. Wie alt waren die? Sieben? Der Blonde wandte wieder den Kopf und schaute weiter zu, wie die Sonne sank. Ihm gefiel das Bild, auch wenn er sonst nicht allzu viel auf Sonnenuntergänge gegeben hatte. Dann betrat Professor Sinistra den Turm und augenblicklich wurde es ruhig. Die Schüler scharrten sich um die Lehrerin, die mit leiser Stimme die heutige Aufgabe verkündete. Immer zwei Schüler bekamen zusammen ein paar Koordinaten in die Hand gedrückt und sollten die entsprechende Stelle am Himmel untersuchen. Ehe sich Draco versehen konnte, hatte er Pansy an seiner Seite. Er quittierte diesen Umstand mit einem kurzen Blick zu Blaise, der ihn ermunternd angrinste. Wie war das? Er wollte netter zu ihr sein... Na dann... Das Mädchen zog ihn zu einem der Fernrohre und überließ es ihm, dieses einzustellen. Stattdessen lehnte sie sich neben ihm an die Brüstung, legte den Kopf in den Nacken, starrte in den Himmel und meinte: „Nur du und ich und die Sterne... Ist das nicht romantisch?“ Draco schaute von dem Fernrohr auf und meinte trocken: „Und noch vierzehn andere Schüler. Sehr romantisch.“ Seine Stimme troff vor Ironie. Soviel zu dem Thema ‚nett sein’. ~*~*~*~ Harry hatte zu seinem großen Glück Lavender erwischt und damit seine Ruhe. Das Mädchen stand still und ihn nicht aus den Augen lassend da und wartete ab, während Harry die Koordinaten einstellte und sorgfältig das Okulus reinigte. Es war langweilig, denn es war etwas, das viel zu einfach war. Sie hatten sonst keine Aufgabe bekommen, sollten nur die äußere Beschaffenheit des Sterns und der Umgebung notieren und sich außerdem aufschreiben, durch welche Einflüsse das Bild verzerrt sein könnte, welche Konstellation sich somit ändern würde und welche Auswirkungen das auf die Sterndeutung haben konnte. Was sollte es schon heißen, dass das Bild ein paar Millimeter weiter rechts im All stand? Das war völlig abstrus, allerdings konnten die Zentauren damit ja was anfangen. Nur, dass die keine Fernrohre brauchten… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I used to be the kind of guy Who'd never let you look inside I'd smile when I was crying I had nothing but a life to loose Thought I had a lot to proof In my life, there's no denying ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *jackefesthaltundsichreinkuschel* Giftpilze sind toll… man kann damit jemanden ärgern. Dumm, dass Dray ihn aufgehalten hat… echt. Aber wenigstens ist Harrys dumme Maske weg. Ich hab die nicht wegbekommen, da musste doch echt erst sein Möchtegernfreund kommen… *grummel* *zuabbykriech* Will schmusen! *kuschel* abranka: Ja, der Möchtegernfreund, der jetzt schon viel zu sehr auf ihn aufpasst... Draco ist besessen... Und ich hasse es, wie er sich in Zauberkunst verhält! Er fixiert sich zu sehr auf Harry... *vorsichhingrummel* *shi-chanknuddel* *wiederlächelnkann* *jackeanguck* Gemein... Ich krieg keine solche Jacke... Aber wahrscheinlich hab ich noch keine verdient. *grinstbreit* Aber das kommt auf alle Fälle noch. =^-^= Shirokko: *abbyanguckt* Hab zwei bekommen. Willst du die weiße? Abranka: *weißnimmt* *strahl* (Vielen Dank an Yujianlong für dieses wundervolle Geschenk!) Auf dem Astronomieturm ---------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 13: Auf dem Astronomieturm Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jackson Browne – For Everyman. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 13: Auf dem Astronomieturm An diesem Abend hatte Harry massive Probleme damit, einzuschlafen. Er wälzte sich herum, doch nichts ging mehr. Er war so unruhig, dass er einfach nicht still liegen konnte und sich immer wieder von der einen auf die andere Seite warf. Letztendlich hatte er die Schnauze voll und zog sich seinen Umhang über, darüber noch den Tarnumhang. Er verließ ungesehen den Schlafraum und ebenso unbemerkt den Gemeinschaftsraum. Wohin jetzt? Er wusste es nicht. Vielleicht sollte er in die Bibliothek gehen und diesen Spruch von Bill mal ausprobieren… Doch ehe er es sich versah, stand er wieder auf dem Astronomieturm. Er bemerkte es kaum. Seine Augen waren auf die Stelle geheftet, wo Malfoy heute Abend noch gestanden hatte, und das Bild kam zurück. Mit all seiner Eindruckskraft. Der rote Himmel, Malfoys Lächeln, das seidige Haar, das so ungebändigt im Wind geflattert hatte… Langsam trat er näher darauf zu, schloss die Augen, als er direkt neben der Stelle stand, an der er gewesen war. Seine Hände legten sich auf die Brüstung und ein Lächeln sich auf seine Lippen. Ein Windstoß blies ihm die Kapuze des Tarnumhangs vom Kopf, doch er kümmerte sich nicht weiter darum. Wenn er ganz fest daran glaubte, dann konnte er Malfoy hier spüren… ~*~*~*~ Draco war froh, als er endlich im Bett lag. Wie er es Blaise - mehr oder weniger - versprochen hatte, war er nett zu Pansy gewesen. Wenigstens einigermaßen. Eigentlich war er hundemüde, aber er konnte nicht schlafen. Wieder und wieder wälzte er sich herum. Bis er dann einfach aufstand. Er streifte seine Hose über die Boxershorts - wer brauchte bei dem Wetter schon einen Schlafanzug? - und zog sich nachlässig ein Hemd über. Oben und unten ließ er Knöpfe aufstehen. War somit weniger warm und sehen würde ihn nachts sowieso niemand. Leise schlüpfte er in seine Schuhe und schlich dann hinunter in den Gemeinschaftsraum. Es war wirklich niemand da. Er verließ den Raum und blieb auf dem Gang stehen. Und jetzt? Mit einem leisen Lumos erhellte er sich den Weg. Eigentlich wollte er gerne noch einmal auf den Turm... Dort hatte es ihm heute Abend gefallen. Wenigstens so lange, bis der Unterricht angefangen hatte... So leise wie nur irgend möglich schlich er durch die Gänge, lauschte immer wieder auf Geräusche und erreichte schließlich die Treppen, die zu dem Turm empor führten. Kurz erinnerte er sich daran, dass es streng verboten war, außerhalb des Unterrichts auf den Turm hinaufzugehen, doch genauso verboten war es ja, nachts durch die Gänge zu streifen... Er zuckte mit den Schultern und stieg die Treppen empor. Durch die Fenster fiel soviel Mondlicht, dass er das Licht seines Zauberstabs nicht mehr brauchte und es verlöschen ließ. Überraschenderweise stand die Tür zu der Beobachtungsplattform offen - er trat hindurch und erstarrte. Harry war hier oben? Er stieß versehentlich gegen die Tür und diese schlug mit einem leisen Klappen gegen die Mauern. ~*~*~*~ Das leise Geräusch ließ Harry erschrocken herumwirbeln. Hatte man ihn erwischt? War Snape… Seine Augen wurden größer, als er Draco erblickte. Verwirrte Haare, Kleider unordentlich… Eindeutig genauso erstaunt wie er. Der Schwarzhaarige begann zu lächeln. „Was machst du denn hier? Warum schläfst du nicht?“ Na ja, ihm sollte es recht sein, denn dann brauchte er sich nicht mehr nur vorzustellen, dass er hier wäre, denn jetzt stand er ja leibhaftig vor ihm. ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern und trat langsam auf den Gryffindor zu. „Konnte nicht schlafen. Und irgendwie schien es mir eine gute Idee zu sein, hier hoch zu kommen...“ Er lehnte sich mit einem Lächeln neben Harry an die Brüstung. „Es ist übrigens etwas seltsam allein mit deinem Kopf zu reden.“, fügte er trocken hinzu. ~*~*~*~ Verwirrt blinzelte Harry, dann blickte er an sich hinunter und begann verlegen zu grinsen. „Oh… Sorry…“ Er öffnete die Schnallen des Umhangs und zog ihn von seinen Schultern. „Hatte ich ganz vergessen…“ Er drehte sich wieder um und starrte in die Nacht hinaus. Sterne, wohin das Auge reichte. Nicht wie vorhin, wo alles noch vom Abendgrauen erhellt war. Jetzt sollte man mal durch die Fernrohre schauen, aber jetzt waren sie natürlich nicht da. Selbst die Sichel des Mondes war jetzt zu sehen. Silbrig und schmal. Zunehmend… in zwei Wochen oder so würden sie dann Vollmond haben. Harry schloss die Augen. Das Gefühl hatte sich verändert, seitdem Malfoy neben ihm stand. Es war weicher, sehr viel ausgeglichener, nicht so melancholisch. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Schon komisch… Ich bin richtig froh, dass du gekommen bist. Ich war so…“ Er verstummte für einen Augenblick, um nach dem richtigen Wort zu suchen, aber ihm fiel immer nur das eine ein: „… unruhig.“ Es traf es am besten. Weshalb sollte er denn sonst hier oben sein? ~*~*~*~ Draco musste bei dem verlegenen Ausdruck auf Harrys Gesicht grinsen. Irgendwie war das niedlich. Der Blonde schaute zu, wie Harry die Augen schloss und das Gesicht in den Wind hielt. Er lächelte sogar. Draco selbst blickte nun auch wieder hinaus in die Nacht. Man konnte unter dem Sternenhimmel weit sehen. Viel weiter, als man es in der Nähe irgendwelcher beleuchteten Orte konnte. Die Bäume des Waldes konnte er erkennen, die silbern glänzende Oberfläche des Sees und die Berge... Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Wieder überkam ihn der eigenartige Drang, den Gryffindor in den Arm zu nehmen. Das alles hier erschien ihm wie ein Traum. Gemeinsam oben auf dem Astronomieturm bei Nacht unter dem Sternenhimmel... Das war schon eher etwas, was er unter ‚Romantik’ verbuchen konnte. Allerdings - mit einem Jungen? Er lächelte leicht und sagte dann: „Und es ist schön hier zu sein...“ ~*~*~*~ Glücklich kicherte der Schwarzhaarige und legte für Sekunden seinen Kopf auf die Brüstung, einfach um das seltsame Kribbeln in seinem Magen unter Kontrolle zu bekommen. Als er dann wieder aufsah, starrte er zum See hinüber. Die Oberfläche lud zum Baden ein, ganz still, silbrig glänzend. Andererseits wusste er, dass das Wasser ganz kalt war, keine Voraussetzungen, jetzt hineinzuspringen, wenn man sich keine Erkältung holen wollte. Es war keine Sonne da, die einen wärmte... Sein Lächeln verlor sich im gleichen Zuge wie seine Gedanken. Es war, als würde der Wind sie fortwehen. Er schloss die Augen, widerstand der Versuchung, sich gegen Malfoy zu lehnen, heldenhaft, lehnte sich stattdessen zurück. „Welchen Zauber meintest du vorhin?“ ~*~*~*~ „Hm?“ Draco brauchte einen Augenblick um Harrys Frage zu verstehen. Der Zauberkunstunterricht schien schon wieder so lange her zu sein... „Oh, keinen speziellen... Ich meinte generell, dass es für alles einen Spruch gibt. Auch für schwebendes Feuer... Ich glaube aber, ich habe irgendwo einmal einen gesehen...“ Er runzelte die Stirn und versuchte, sich zu erinnern. „Ich werde nachsehen, wenn das so wichtig für dich ist.“ Er lächelte den Gryffindor an und verspürte auf einmal den Wunsch, ihm durch die Haare zu wuscheln. Dieser wirre Haarschopf lud einfach dazu ein... Und diesem Drang konnte er jetzt nicht widerstehen. Seine Finger berührten das weiche Haar und strichen hindurch. Schnell, viel zu schnell, zog er die Hand wieder zurück. ~*~*~*~ Erschrocken und mehr aus Reflex war Harry zurückgewichen, hatte dabei die Brüstung losgelassen und den Halt verloren, hatte einen Schritt zurück machen müssen, um sich wieder zu fangen. Sekundenlang blickte er den anderen an, als würde er entweder gleich schreien oder aber wegrennen. Oder nicht? Er war so verwirrt. Was hatte das zu bedeuten? Das war so… ungewohnt! Aber doch angenehm, oder etwa nicht? Ganz langsam verzogen sich seine Lippen zu einem Grinsen. Sie hatten doch beschlossen, dass sie Freunde waren. Da war das doch normal! Er kam den Schritt zurück und in seinen Augen blitzte es. „Keine Gnade.“, knurrte er, dann stürzte er sich auf ihn und da Draco keinen Umhang trug, war es für ihn umso einfacher, an seine Seiten zu kommen, um ihn abzukitzeln. ~*~*~*~ Draco quietschte erschrocken auf, als Harry sich auf ihn stürzte und ihn kitzelte. Kitzeln! Das hatte noch nie jemand mit ihm gemacht. Die schlanken Finger huschten über seine Seiten und brachten ihn zum Lachen - er konnte schwerlich anders. Dann wehrte er sich. Allerdings war es schwer Harry zu kitzeln, da dieser den doch recht dichten Schulumhang um die Schultern trug. Keine Chance. Blieb also nur eins... Er packte Harrys rechtes Handgelenk, wirbelte ihn herum, fasste sein linkes Handgelenk, so, dass Harry seine Arme vor der Brust nun überkreuzt hatte und zog ihn an sich. Harrys Rücken lehnte nun an seiner Brust. „Und jetzt?“, fragte er leise in sein Ohr. ~*~*~*~ Die Aktion kam so überraschend, dass Harry nicht einmal die Möglichkeit hatte, sich zu wehren. Und nach dem nächsten Wimpernschlag hing er schon im Schwitzkasten. Toll. Klasse! Und jetzt? Noch immer lachte er, halb betrunken vom akuten Freudentaumel. Doch das Lachen blieb ihm im Halse stecken, als er die Stimme hörte. Dunkel, leise… Sie brachte das mulmige Gefühl zurück. Und er stellte erstaunt fest, dass es keine Angst war. Es war viel eher eine Mischung aus Unsicherheit und Wohlbefinden… Zitternd atmete er aus. Was sollte er denn darauf antworten? Im Grunde wollte er eigentlich nur hier so stehen bleiben. Es war angenehm, trotz der Wärme angenehm. Aber er musste doch antworten, oder? „Sag du es mir.“, gab er zurück und noch immer war der hormonelle Freudentaumel nicht vorbei, so dass er recht amüsiert klang. ~*~*~*~ „Gibst du so schnell auf?“ Draco lachte leise. Harrys Haar streifte seine Wange, kitzelte seine Nase. Eigentlich war es recht angenehm, den Gryffindor so im Arm zu halten... Und da er sich nicht wehrte... Warum den Moment nicht etwas auskosten? Unwillkürlich zog er Harry noch etwas näher. Den schmalen, warmen Körper so nah bei sich zu spüren, erfüllte ihn mit einer Zufriedenheit, wie er sie zuvor noch nicht gespürt hatte... Oder doch, ja, in diese dunklen Nische gestern Nacht... Er fühlte sich wohl in Harrys Nähe. Schlichtweg das. ~*~*~*~ Harry ließ es geschehen. „Ich will dir nicht wehtun.“, murmelte er, bevor er die Augen schloss. Es war wie gestern Nacht. Sein Herz schlug schnell, sein Bauch summte und kribbelte, als würden Ameisen darin sein, aber es war angenehm. Er mochte es, ihn zu spüren, mochte seinen Geruch, das Gefühl, dass er da war. Es erfüllte ihn förmlich. Geborgenheit… Familie hatte er gestern für sich definiert. Als wäre Malfoy ein Bruder für ihn… Einfach schön. ~*~*~*~ „Dann habe ich wohl das erste Mal gegen dich gewonnen...“ Draco legte das Kinn auf Harrys Schulter und lehnte sich gegen die Ummauerung hinter sich. Harry zog er schlicht mit. Menschliche Nähe war etwas, was Draco nicht besonders gut kannte. Seine Eltern waren nicht gerade herzlich und so war er selbst auch eher spröde und zurückhaltend, was den Umgang mit Nähe anbelangte. Aber das hieß nicht, dass er sie sich nicht manchmal wünschte... Eine ruhige, sichere Nähe. Nicht dieses aufgezwungene Getue wie mit Pansy. Eher eine Ruhe, wie er sie bei Blaise heute Mittag gefunden hatte. Oder eben ganz extrem bei Harry jetzt - und in der gestrigen Nacht. Er dachte nicht daran, einen solchen Moment schneller gehen zu lassen, als es notwendig war. ~*~*~*~ Gegen ihn gewonnen… War ihm das so wichtig? Warum wohl? Und… war es wirklich das erste Mal? Er ließ den Kopf gegen die Brust hinter sich fallen, lehnte ihn gegen Dracos Wange, ließ sich einfach fallen. Seine Augen starrten ins Leere. Sein Herz wurde ruhiger, auch wenn das Gefühl im Bauch nicht verschwand. Er fand es schade, dass er noch immer gegen ihn kämpfte. Es tat richtiggehend weh. Warum konnte diese Rivalität zwischen ihnen nicht einfach verschwinden? ~*~*~*~ Langsam ließ Draco Harrys Handgelenke los. Er hatte nicht den Eindruck, dass er den Gryffindor in seine Nähe zwingen musste. Stattdessen verschränkte er seine Hände und schloss seine Arme somit um Harrys Taille. War doch viel bequemer so... Der Wind in seinem Rücken wurde langsam etwas frischer. Es roch so, als wenn es die nächsten Tage regnen würde, doch noch war die Nacht klar. Es war seltsam... Ihm war, als wenn er alles um sich herum deutlicher wahrnehmen konnte. Seine Sinne schienen ihm schärfer... und waren doch regelrecht betäubt von dem Jungen in seinen Armen. Sein Geruch, seine Wärme, seine reine Anwesenheit überlagerte alles. Das war - gelinde gesagt - verwirrend. ~*~*~*~ Als seine Hände losgelassen wurden, ließ er sie einfach nur sinken. Was war nur los mit ihm? Warum hatte er gar nichts gegen diese Sache hier? Eigentlich war das falsch. Es ging ihm ganz plötzlich auf. Malfoy war ein Junge. Und vor kurzem waren sie noch Feinde. Jetzt waren sie Freunde, aber das war doch nicht mal unter Freunden normal. Mit Ron tat er das nicht. Noch nicht mal mit Hermione. Keiner von ihnen hatte jemals eine solche Idee entwickelt. Und jetzt kuschelte er mit Malfoy. Das sollte eigentlich nicht sein… Seine Hände wanderten zu Malfoys, legten sich darauf, zogen sie schließlich auseinander. Alles in ihm schrie danach, es nicht zu tun, aber die kleine Stimme in seinem Hinterkopf war lauter… oder vielleicht auch nur penetranter. Wie mechanisiert machte er einen Schritt vor und drehte sich um. Malfoys Hände hielt er auch einen Moment länger, als er eigentlich sollte… Er ließ ihn los. „Es ist spät. Wir sollten besser gehen…“, sagte er leise, wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Er kam sich vor wie ein Verräter. ~*~*~*~ Draco war ein wenig verwirrt, als Harry auf einmal seine Umarmung löste, aber er ließ es geschehen. Er wollte sich nicht aufdrängen. Niemals... Schweigend sah er den Gryffindor an, als dieser sich umdrehte, seine Hände noch einen Augenblick lang festhielt und dann losließ... Er zog die Arme an, verschränkte sie vor der Brust. Ihm war kalt. Und er wusste nicht, ob es an dem Nachtwind lag oder an der so plötzlich verschwundenen Wärme... Auf einmal kam er sich so verletzlich vor - und das wollte er nicht. Er wollte nicht verletzlich sein. Er wollte sich nicht von irgendetwas - oder irgendjemandem - abhängig machen. Er betrachtete den Schwarzhaarigen, der auf den Boden starrte. Harry hatte Recht. Es war spät. Und sie sollten schließlich eigentlich nicht hier oben sein... Aber es gab so viele Orte, an denen er nicht sein, so viele Dinge, die er nicht tun sollte... Und das machte ihn wütend. Für einen kurzen Augenblick blitzte in seinen Augen ein Zorn gegen die Welt als solche auf. Gegen eine Welt, die ihm immer verwehrte, was er sich wünschte, was er wollte. Und gegen die er sich - bisher - nicht auflehnen konnte. Dann wurde der Ausdruck in seinen Augen weicher. Der Gryffindor sah irgendwie schutzbedürftig aus, so wie er da stand. „Du hast wahrscheinlich Recht...“ Draco stieß sich von der Brüstung ab, trat auf Harry zu und strich ihm kurz über das Haar. „Lass uns gehen.“ ~*~*~*~ Es war so gar nicht, was Harry wollte, aber er nickte, drehte sich um, blieb dann noch einmal stehen und überlegte, was er gerade vergessen hatte. Da war etwas… Er seufzte. Sein Tarnumhang. Natürlich sollte er den mitnehmen. War nur sinnvoll, wenn er sich nicht verraten und ihn nicht verlieren wollte. Als er sich zu der Brüstung wandte, auf der er lag, streifte er wie zufällig Dracos Hand. Es war ihm einfach ein Bedürfnis gewesen, auch wenn es ihm nur noch deutlicher machte, was genau er da gerade wegwarf. Ein kurzes, letztes Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, dann ging er auf die Tür zu, erwartete halb, dass Malfoy ihm folgte, halb, dass er blieb. Er wusste nicht, was er wollte… ~*~*~*~ Es war eigentümlich. Eigentlich wollte er nicht gehen, aber letztlich war es wohl besser so... Wenn Harry ihre Umarmung nicht gelöst hätte... Wahrscheinlich stünden sie noch immer so dort. Dessen wurde sich Draco auf einmal bewusst. Er hatte sich vollkommen gehen lassen. Etwas, das ihm nie zuvor passiert war. Das war erschreckend und beunruhigend. Er konnte sich einen Kontrollverlust nicht leisten. Kurz spürte er, wie Harry ihn streifte, als er seinen Tarnumhang holte. Am liebsten hätte er ihn festgehalten... Draco blickte noch einmal hinaus in den Nachthimmel. Jetzt ein Besen und fortfliegen... Das wäre es... Er schaute wieder zur Seite und hinüber zu Harry, der ihn abwartend ansah. Langsam trat er auf den Gryffindor zu. „Komm...“ Er ging an ihm vorbei, berührte ihn noch leicht mit dem Arm und ging dann langsam die Treppe hinunter. Auf halbem Wege blieb er stehen und blickte zu dem Gryffindor zurück. Momente waren eben nie dafür gedacht, Ewigkeit zu werden. ~*~*~*~ Es war so schwer zu gehen. Jeder Schritt kostete Überwindung. Und der Gedanke an den Weg zu zweit unter dem Tarnumhang bereitete Harry Kopfzerbrechen. Wieder so viel Nähe, wieder dieses Gefühl, wieder würde es schwerer werden zu gehen… Er erreichte Draco und gemeinsam gingen sie nebeneinander her die Treppe hinab. Unten auf den Stufen wurde es dann Zeit, dass er eine Entscheidung traf… Wollte er es riskieren, wieder mit ihm unter den Umhang zu gehen? Eigentlich… behagte ihm der Gedanke gar nicht, obwohl er sich nichts mehr wünschte als das. Oder war es vielleicht das? Wollte er das vielleicht einfach nicht, weil er Angst vor diesem Wunsch hatte…? Im Endeffekt beschloss er, dass es besser war, es sein zu lassen. Die letzte Stufe erreichend, blieb er stehen, ließ den Umhang auseinander gleiten - der Stoff fühlte sich zwischen seinen Fingern an, als wäre er flüssig - und breitete ihn mit einem Schwung über Malfoy aus, der sofort vor seinen Augen verschwand. Hätte er nicht gewusst, dass er da war… „Gib ihn mir morgen einfach zurück.“, sagte er, dann begann er zu laufen. Bevor Draco es sich anders überlegen konnte, rannte er besser einfach davon. Und noch während er das tat, begann er zu weinen. Lautlos flossen die Tränen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Er hatte das Gefühl, gerade einen großen Fehler zu begehen, aber seine Angst weiter in diesen Strudel von unerklärbaren Gefühlen zu geraten, ließ ihn weiterlaufen. Er achtete nicht mal darauf, ob da nicht vielleicht jemand war, der auf ihn wartete, hatte mehr Glück als alles andere, dass er unbehelligt das Bild der Fetten Dame erreichte, die nach einem vergeblichen Versuch nach dem Problem zu fragen, mitleidig den Weg freigab. Harry rannte direkt die Treppe hinauf, in das Schlafzimmer, das er mit den anderen bewohnte, und warf sich dort ins Bett, zog magisch die Vorhänge zu, dann verkroch er sich unter der Decke, kauerte sich ganz klein zusammen, den Kopf zwischen den Armen verborgen. Lange Zeit wollten die Tränen nicht versiegen. Er hatte Angst. Angst, was da in ihm war, was er nicht finden konnte, nicht benennen konnte und was doch immer wieder wie Luftblasen an die Oberfläche trieb und ihn sich so eigenartig verhalten ließ. Und gleichzeitig fühlte er sich unendlich allein gelassen und einsam. Nie war dieses Gefühl schlimmer gewesen als jetzt. Und das Schlimmste an alldem war, dass er selbst Schuld war an diesem Gefühl! Er war fortgerannt! Verzweifelt kauerte er sich noch ein bisschen enger zusammen. Er war so ein Idiot! ~*~*~*~ Vollkommen überrascht bekam Draco auf einmal den Tarnumhang über den Kopf geworfen und dann konnte er Harry nur noch nachsehen. Was war denn jetzt auf einmal los? Er hatte das Gefühl, als wenn sein Herzschlag aussetzte. Gib ihn mir morgen einfach zurück. Am liebsten hätte Draco laut aufgeschrieen. Er verstand die Welt nicht mehr. Langsam ging er Richtung Kerker. Er starrte auf den Boden, achtete nicht wirklich darauf, wohin er ging, sondern vertraute darauf, dass er wie mechanisch seinen Weg finden würde. Es tat weh. Es tat weh, dass Harry vor ihm weggerannt war. Wieder vor ihm weggerannt war. Brennend fiel ihm ein, dass dies nicht das erste Mal war. Und das erschreckte ihn. Was machte er denn falsch? Was? Er hatte doch nichts getan... Oder? Unsicherheit nagte an ihm. Und Schmerz... Ein nichtdefinierbarer, bohrender Schmerz. Das Gefühl wieder einmal nicht gut genug zu sein, nicht auszureichen. Niemals auszureichen. Vor dem Zugang zu dem Slytheringemeinschaftsraum angekommen, murmelte er nur kurz das Passwort und schritt weiter in den Schlafsaal. Dort war es ruhig. Die anderen Fünftklässler schliefen selig. Goyle schnarchte leise und Crabbe murmelte im Schlaf. Vertraute Geräusche. Vertraute Geräusche, die ihn jetzt wahnsinnig machten... Draco ließ sich auf seinem Bett nieder und streifte den Tarnumhang ab. Nachdenklich ließ er ihn durch die Finger gleiten. Trotz allem, trotz dieser überstürzten Flucht, musste Harry ihm vertrauen. Ansonsten hätte er ihm niemals den Tarnumhang überlassen... Das war doch ein wertvoller Besitz, nicht wahr? Nachdenklich zog er die Vorhänge zusammen. Blaise würde morgen früh den Teufel tun und es wagen, ihn zu wecken. Wenn die Vorhänge von Dracos Bett zu waren, dann war das eine deutliche Abfuhr an alle, ihn wach zu machen. Das hatte er seinen Kameraden sehr schnell eingebläut. Er streifte die Schuhe ab und kuschelte sich vollständig angezogen mit dem Tarnumhang im Arm in die Kissen. Er verstand die Welt nicht mehr. Absolut nicht... Dieses schmerzhafte Ziehen in seinem Bauch ließ einfach nicht nach... Warum konnte so ein kurzer Augenblick nur so wehtun? Und zugleich so verwirrend sein? Noch nicht einmal mehr an die ruhigen, schönen Momente auf dem Turm konnte er mehr denken, so sehr wurde alles von dieser überstürzten Flucht Harrys überlagert. Er starrte lange vor sich hin, zusammengerollt, den Tarnumhang unter seiner Wange, ehe er irgendwann einschlief. Doch selbst dann träumte er unruhig und das Gefühl, stets zu verlieren, was ihm wichtig war, und niemals für irgendetwas gut genug zu sein, brannte sich noch tiefer in seine Seele ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Now we're lying here So safe in the ruins of our pleasures Laughter marks the place where we have fallen And our lives are near So it wouldn't occur to us to wonder Is this the past or the future that is calling ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *intränenausbrech* Die sind so blöd! *heul* Sie wollen sich beide umarmen und schmusen und kriegen das einfach nicht auf die Reihe! Wie kann man nur so verbohrt sein, und das Fragen lassen? Wie kann man nur so blöd sein! *schluchz* Darf ich sie schlagen? *abbyanfleh* abranka: *shi-chanfesthalt* Nein... Lieber nicht. Wir brauchen sie ja noch. ^^ Sie sind Deppen. Aber deswegen lieben wir sie doch... Außerdem sind sie süß. ^^ Weil sie beide so verwirrt und schüchtern sind. ^.^ Shirokko: Mau… *plärr* *sturzbächeflenn* Treffpunkt Tonks ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 14: Treffpunkt Tonks Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Poets of the Fall – Illusion And Dream. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 14: Treffpunkt Tonks Als Harry am nächsten Morgen erwachte, hatte er Kopfschmerzen. Dröhnend und absolut. Und die Ringe unter seinen Augen waren wirklich grausam. Ron schickte ihn ins Bad, damit er sich das Gesicht waschen sollte, und dann gleich noch einmal, um richtig zu duschen. Harry tat es. Alles war besser als zu reden oder was auch immer. Er stand neben sich, völlig, als würde er sich selbst dabei zuschauen, wie er sich wusch oder anzog oder auch aß. Sehr gesprächig war er nicht, aufmerksam auch nicht… Wahrsagen konnte beginnen… Halleluja! Die Schülerinnen und Schüler waren gut gelaunt, offenbar hatte Trelawney etwas Neues angefangen: Handlesen. Interessant, nicht besonders schwer… Es offenbarte die gleiche Zukunft wie die Tassiomantik oder die Kugel, nur halt nicht so allgemein. Jedenfalls sagte das das Buch. Und wie sollte es anders sein; als die libellenartige Brillenträgerin hinter ihrem Vorhang hervorkam, eilte sie mit windig-grazösen Trippelschritten auf Harry zu und schon bevor sie etwas sagte, wusste er, was kam: eine ihrer Voraussagen für seinen Tod. Das hatte ihm noch gefehlt… Sie bemerkte gar nicht, wie sich sein Lächeln vertiefte, wie seine Augen dunkler wurden, aber dafür bemerkte Harry umso klarer, wie seine Kopfschmerzen anwuchsen. Seine Gedanken drifteten ab zu dem Grund für diese und damit zu Draco. Was dieser jetzt wohl denken mochte? Was sollte er selbst davon halten, dass Malfoy von sich aus auf das Kuscheln kam? Was sollte er denken? Wie reagieren? War der Blonde vielleicht ebenfalls einsam? So wie er? Er hatte doch gesagt, dass er seinen Vater nicht geliebt hatte, dass er in einer strengen Familie groß geworden war. War es etwa das? Suchte Malfoy jemanden, an den er sich lehnen konnte? Was hatte er ihm dann gestern damit angetan, dass er einfach gegangen war? Und warum tat der Gedanke jetzt noch mehr weh, als die Tatsache, dass er selbst einsam gewesen war und sich irgendwie noch immer so verloren fühlte? Ohne es zu bemerken, tat Harry Professor Trelawney den Gefallen, blass zu werden. Sein Lächeln wurde schwammig, ihn schwindelte es und sie zog verzückt mit den Worten ab, er solle vielleicht einen Glücksbringer kaufen. Harry nickte nur, ohne überhaupt gehört zu haben, was sie sagte. „Hey, alles in Ordnung mit dir, Harry?“ Rons Hand berührte ihn an der Schulter und Harry zuckte zurück, nickte nur, doch Ron konnte sehen, dass sein Blick verschwommen war. Was war nur los mit ihm seit heute Morgen? Gestern war doch noch alles in Ordnung gewesen. War er vielleicht krank geworden über Nacht? „Wir gehen danach mal bei Mme Pomfrey vorbei, okay?“ Wieder nickte Harry abwesend und Ron konzentrierte sich mit einem letzten misstrauischen Blick wieder auf den Unterricht. Er würde ihn im Auge behalten, damit er nicht plötzlich umkippte oder so. Sicher war sicher. Harry kippte nicht um und als es ans Probieren und Üben der Handlesekunst ging, war er geistig sogar wieder anwesend. Er griff nach Rons Hand und fuhr dann mit den Fingerspitzen über die schmalen Linien. Was sagte das Buch? Lange Linie, langes Leben, die dritte Linie rechts davon der Tag der Geburt, eine gekrümmte Hauptlinie Schwierigkeiten im Leben, eine doppelte Glück… War doch mal interessant zu sehen, wie gekrümmt Rons war. Und dass sie obendrein auch noch doppelt war… „Glücklicher.“, sagte er grinsend. Die Arbeit gefiel ihm, denn sie lenkte ihn ab. „Du wirst Glück im Unglück haben und das dein ganzes Leben lang!“ „Na toll. Und wie sieht dieses Unglück aus?“, fragte Ron stöhnend. Man konnte sehen, dass er es nicht ernst nahm und sich eher noch darüber lustig machte. „Woher soll ich das wissen? Hier steht nur, was ist, nicht wie. Vielleicht wirst du eine Furie heiraten und sie brennt mit einem anderen durch…“ „Meine Güte, wie kommst du denn darauf?“ Ron war ehrlich erstaunt. Harry zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wirst du ja auch nur sehr alt, dafür aber krank oder wahlweise und gebrechlich. Woher soll ich denn das wissen?“ Er seufzte. „Ich mag diese Wahrsagerei nicht.“ „Meinst du, ich? Ist doch sowieso nur Quatsch.“ „Bald wird Percy sterben.“ Ruhig, völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Ron starrte Harry an, als hätte er sie nicht mehr alle. „Was?“ „Wie was?“ Harry starrte zurück. „Was du gerade gesagt hast! Wiederhol das bitte!“ „Ich… ich habe gesagt, dass ich die Wahrsagerei nicht mag.“ „Nicht das. Das danach!“ „Ich habe nichts danach gesagt!“ „Doch du…“ Rons Augen weiteten sich, dann begann er zu grinsen. „Du verarscht mich!“, sagte er, lachte. „Und ich dachte schon…“ Harry lächelte verwirrt zurück. Inzwischen ging er davon aus, dass es Ron war, der ihn verarschte, verstand nur nicht so ganz warum. Aber vielleicht wollte er ihn ja nur aufmuntern… war ja nicht so, dass er das nicht gebrauchen konnte. ~*~*~*~ Blaise hatte ein Problem. Er war eigentlich schon viel zu spät dran und hatte keine Chance, es noch rechtzeitig zu Arithmantik zu schaffen, aber er wollte auch nicht ohne Draco gehen... Aber der lag hinter den zugezogenen Vorhängen, die ganz laut ‚Hau ab’ brüllten. Und das tat Blaise schließlich auch... Wenn auch schweren Herzens. Draco lag zusammengerollt auf seiner Bettdecke und starrte den Tarnumhang an. Er war wach geworden, als die anderen Jungen aufgestanden waren, hatte sich aber keinen Millimeter bewegt. Er starrte vor sich hin, fühlte sich gar nicht in der Lage aufzustehen. Er fühlte sich wie paralysiert. Und das Schlimmste daran war, dass er noch nicht einmal genau sagen konnte warum. Wenn er es genau nahm... Was war denn gestern schon passiert? Harry war weggelaufen. Okay. Vielleicht hatte er gewusst, dass ihm jemand von seinen Freunden die Hölle heiß machen würde... Vielleicht hatte er sich an etwas erinnert... Aber nein. Das war es nicht. Er war vor ihm weggelaufen. So war es. Und Draco hatte keine Ahnung warum. Okay, gut, sie hatten sich auf diesem Turm umarmt und dabei war die Initiative auch noch von ihm selbst ausgegangen. Das hatte er noch nie zuvor getan... Aber irgendwie hatte es sich richtig angefühlt. Seltsam richtig. Draco zog sich den Tarnumhang über den Kopf und seufzte leise. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Wie sollte er dem Gryffindor eigentlich jetzt gegenübertreten? Was sollte er sagen? Alles übergehen? Er biss sich auf die Unterlippe. Nein. Nein, nein, nein. Er würde verdammt noch mal nicht zulassen, dass er sich jetzt so fallen ließ. Er würde jetzt aufstehen und zu Arithmantik gehen. Und er würde dafür sorgen, dass ihn nichts und niemand mehr auf irgendeine Art und Weise verletzen würde. Ein grimmiger Gesichtsausdruck erschien auf seinem Gesicht. Oh nein. Niemals wieder, Draco. Kurz blitzte der Gedanke an seinen Vater auf. Daran, wie er sich nach seiner Nähe gesehnt hatte und wie sehr er geliebt werden wollte, nur um eine Verletzung nach der anderen in diesem elenden Abhängigkeitsverhältnis davonzutragen. Nie wieder. Wenn er nicht gut genug war – bitte schön. Aber er würde nicht darum winseln, gut genug zu sein. Wut leuchtete in seinen Augen auf. Manche Tiere zogen sich bei Verletzung in ihre Höhlen zurück – und mache wurden aggressiv. Draco hatte sich bisher immer zurückgezogen, diesmal aber nicht. Er stand auf, zog sich an und kam zwanzig Minuten zu spät zu Arithmantik. Blaise war erleichtert, ihn endlich zu sehen, erstarrte aber, als er Dracos Miene sah. Nicht gut. Nein, gar nicht. Die grauen Augen waren wie blankes Eis, der Mund nur ein schmaler Strich und generell drückte sein Gesicht nur eins aus: ‚Komm mir zu nahe und du bereust es.’ Noch nicht einmal Professor Vektor sagte etwas zu seiner Verspätung. Die Hexe schaute nur kurz auf, als er reinkam und nahm es hin. Draco war still im Unterricht, starrte vor sich hin und antwortete nur knapp auf die Fragen der Lehrerin. Er war bei der Sache und zugleich auch nicht. So wirklich konnte er es nicht erklären, aber irgendwie... Seine Gedanken kreisten immer wieder um den Gryffindor und jedes Mal ballte er unwillkürlich die Hand zur Faust. Nie wieder. Seine Fingernägel gruben sich so tief in seine Handflächen ein, dass die Haut irgendwann aufriss und blutete. Er merkte es erst, als seine Schreibfeder so komisch rot verklebt war. Blaise und Pansy fingen Draco nach dem Unterricht ab. Beide stellten jedoch sehr schnell fest, dass Draco gerade niemand war, mit dem es sich jetzt lohnte zu sprechen. Pansy war sogar richtig entsetzt über seine plötzliche Verhaltensänderung und stürmte schließlich mit Tränen in den Augen davon. Dabei hatte er noch nicht einmal ein Wort zu ihr gesagt. Blaise schüttelte den Kopf. „Was ist passiert, Draco?“, fragte er leise, während sie zum Mittagessen gingen. „Gar nichts.“, schnarrte der Blonde zurück. Blaise zuckte zusammen. Das war ganz und gar der alte Draco Malfoy. Es war wie in einem Muggelfilm. Eine vollkommene Wandlung. Und er stellte fest, dass er tausendmal lieber den neuen Draco zurückhaben wollte. Dieser war freundlicher gewesen, lebendiger, gelöster. Das hier war... eine leere Fassade. Eine Hülle, in der sich Draco noch irgendwo verbarg, aber im Moment zog er sich zurück. Aber – warum? Was war passiert, um ihn wieder um hundertachtzig Grad zu drehen? Wieso? Blaise schüttelte den Kopf. Er verstand es nicht. Gestern Abend war Draco noch nahezu fröhlich und gelöst gewesen. Und jetzt? Kein Vergleich. Absolut kein Vergleich. Ob er unter irgendeinem Bann stand? „Was ist?“, fragte der Blonde schließlich und blickte den schwarzhaarigen Slytherin an. Blaise zuckte unwillkürlich unter dem Blick zusammen. Kalt. Und doch lodernd vor Wut. Aber auf wen? Auf alle Fälle wollte Blaise nicht in dessen Haut stecken. „Nichts. Hab mich nur gewundert, was mit dir los ist... Du bist so... anders.“ Draco wandte sich ab. Keine Antwort, nur ein stummes Abwenden. „Draco...“ Blaise legte ihm die Hand auf die Schulter. Der Blonde schlug sie augenblicklich weg. „Fass. Mich. Nicht. An.“ Dracos Stimme war rau, beinahe heiser und doch so drohend, dass Blaise sofort zurückzuckte. „Okay...“ Der Schwarzhaarige blickte Draco verblüfft an und ließ ihn dann in Ruhe. Bei Merlin, was war denn mit dem los? Gestern war Draco im Vergleich zu jetzt noch nahezu anhänglich gewesen! Gerade als sie am See gesessen hatten, hatte er die Berührung gesucht und jetzt blockte er alles ab? Blaise war vollkommen verwirrt. ~*~*~*~ Wahrsagen ging im Wesentlichen ohne weitere Zwischenfälle vorbei und danach legte Harry sich hin. Er war müde, sein Kopf tat weh und Ron ging ihm mit seiner überdrehten Art auf die Nerven. Seit Wahrsagen war er hibbelig, übertrieben fröhlich und das konnte er gerade nicht haben. Doch Schlafen konnte er nicht. Wenn er die Augen schloss, kam die Einsamkeit zurück, wenn er an etwas zu denken versuchte, dachte er an Malfoy. Es war wirklich zum Verrücktwerden. Schließlich setzte er sich ans offene Fenster und da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, schrieb er einen Brief an Sirius. Er berichtete ihm von Malfoy, von dem er nicht wusste, was mit ihm gerade passierte, dass er anders war als früher, netter, dass Snape ihm so komische Fragen gestellt hatte und wie Snape sich allgemein verhielt - also nicht anders als früher. Er erzählte ihm von Ron und Hermione, vom Quidditch, von den anderen Schülern, die alle Angst vor ihm hatten, von den Slytherins, die sich so seltsam gegenüber Malfoy verhielten, diesen fast noch mehr hassten als ihn selbst, über Hedwigs Mauser momentan, über Tonks und dass er sie mochte, was sie sich im Unterricht geleistet hatte, zaubermäßig, und über die Sterne in der gestrigen Nacht. Seine Verwirrung und die Einsamkeit ließ er bewusst weg. Auch, dass er mit Malfoy Freundschaft geschlossen hatte. Sirius sollte sich keine Gedanken machen. Außerdem ließ er auch weg, dass er seinen Plan nicht aufgegeben hatte. Er erwähnte es nicht einmal, als hätte er es einfach vergessen. Der Brief war am Ende mehrere Seiten lang, ganz klein geschrieben und wirklich kompakt. Ihm tat jetzt schon die Eule leid, die ihn tragen würde… Aber darum musste sich ja eh Tonks kümmern. Vielleicht sollte er einfach mal zu ihrem Büro gehen, um zu sehen, ob sie da war, dann würde Sirius den Brief auch schnell bekommen. Und irgendwie wollte er eine Antwort haben. Er erhob sich widerstrebend. Eigentlich war es viel zu warm heute, um sich zu bewegen, richtiggehend schwül. Es würde sicherlich noch regnen. Spätestens morgen. Die Gänge waren verlassen, als er zu Tonks ging. Verlassen, ruhig und kühl. Richtig angenehm. Und er hatte sogar Glück mit Tonks. Als er klopfte, rief sie sofort eine Aufforderung zum Eintreten. „Oh, Harry!“ Erfreut sprang sie von ihrem Stuhl auf, riss dabei einen Stapel Papier herunter und kam dann ohne sich darum zu kümmern zu ihm, nahm ihn einmal in die Arme und knuddelte ihn kräftig durch, dass Harry nicht wusste, wie ihm geschah. Was war denn nun kaputt? „Ich habe gehört, du wärst vorgestern nicht gut drauf gewesen! Aber wie ich sehe, hat sich das geändert!“ Sie ließ ihn wieder los, grinste übers ganze Gesicht. „Willst du Kekse? Hab ich von Minerva bekommen!“ Stolz präsentierte sie ihm eine geöffnete Büchse. Katzenkekse. Harry lächelte und griff zu. „Danke.“ „Keine Ursache.“ Tonks wirbelte schon weiter. Ihr Zimmer war ein einziges Schlachtfeld. Nicht wie bei Lockhart penibel mit Postern tapeziert, nicht wie bei Lupin mit allerlei wissenschaftlichem Zeug gefüllt und auch nicht von Paranoiagedanken durchzogen wie bei dem falschen Moody. Einfach nur heilloses Chaos. Es passte zu ihr, wie Harry liebevoll feststellte, denn schon wieder segelte Papier zu Boden, als sie einen Stuhl ausgrub. „Setz dich, setz dich! Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?“ Umständlich kramte der Schwarzhaarige den Umschlag aus der Tasche. „Siri… Schnuffel hat gesagt, wenn ich einen Brief an ihn schreiben würde, sollte ich ihn dir geben, damit du ihn weiterleitest.“ „Oh, gerne doch! Gib ihn her, ich schick ihn gleich weg!“ Damit nahm sie den Brief, ging zum Kamin und warf ein gelbes Pulver hinein. Flammen loderten auf und sie schrieb eine Adresse auf das raue Papier des Umschlags, die er nicht erkennen konnte. Dann warf sie ihn ins Feuer, dass Harry erschrocken aufkeuchte. Doch der Brief verbrannte nicht, sondern verschwand einfach im Nichts. „Beruhige dich. Das Pulver hier ist so eine Art Flohpulver für unbelebte Gegenstände. Der Brief geht direkt dahin, wo Schnuffi gerade ist.“ „Schnuffi?“ Ungläubig blickte Harry sie an. „Ja, Schnuffel in niedlich!“ Sie lachte. „Und sonst? Gibt es sonst irgendwelche Neuigkeiten bei dir?“ Harry schüttelte den Kopf, völlig baff. Was war das denn grade? Schnuffi… Also echt. „Und was hast du heute Nachmittag noch so vor?“ „Nichts.“ Harry seufzte, sein Blick wurde träumerisch, auch wenn er sich überhaupt nicht so fühlte. „Überhaupt nichts. Es ist Wochenende, da passiert nichts.“ „Oh, das ist ja toll!“ Tonks freute sich, als hätte sie das bisher gar nicht mitbekommen. „Willst du dann heute Nachmittag nicht zu mir kommen? Ich kann dir neue Sprüche beibringen!“ Warum hatte er jetzt das Gefühl, dass sie ihn ködern wollte? Aber was sollte es schon. Er fühlte sich hier wohl in ihrer Nähe - vielleicht weil an ihr nichts Negatives zu spüren war - da konnte er ruhig mal kommen. „Klar. Wann?“ „Oh, das war… Moment…“ Sie fegte durch den Wust zu ihrem Schreibtisch und begann in den Unterlagen zu kramen, während Harry plötzlich das unangenehme Gefühl hatte, dass sie mehr mit ihm vorhatte, als ihm Zauber beibringen. Sie hatte es gefunden. „Um 17 Uhr!“, grinste sie und Harry seufzte. Wenn es sie so sehr freute, würde er wohl kommen, würde ihn sicherlich von seinem Malfoy-Problem ablenken… Mit einem letzten Gruß und der ganzen Hand voller Kekse verschwand er schließlich, nur um zwei Stunden später wiederzukommen. Er hatte es tatsächlich noch fertig gebracht, ein wenig zu schlafen, nachdem er den Aufsatz für Snape fertig gestellt hatte, und war knapp dran, hastete durch die Gänge an Schülern vorbei, die ihm böse grinsend nachblickten und freche Kommentare gaben, aber er hörte es nicht. Er wollte Tonks nicht versetzen. Gerade als er die Kurve erreichte, die zu ihrer Tür führte, sah er ihn dann… den, vor dem er sich unwissentlich die ganze Zeit im Gryffindorfünftklässlerschlafsaal versteckt hatte, wie ihm jetzt aufging: Draco Malfoy. Was wollte der denn hier? Er wurde langsamer, spürte die Unruhe wieder in sich aufsteigen, denn Malfoy kam direkt auf ihn zu, steuerte die Tür von… Tonks an… Hä? Was war das denn jetzt? ~*~*~*~ Nach dem Mittagessen ging Draco nach draußen. Am See saß er in der Sonne und machte die restlichen Hausaufgaben für die nächste Woche. Eigentlich hatte er das akute Bedürfnis zu toben. Irgendetwas zu zerstören, zu zerschmettern. Stattdessen kratzte jedoch nur seine Feder über das Pergament, schrieb Satz um Satz. Er wirkte nach außen hin ruhig, aber seine Gedanken brannten wie helle Flammen. Er spürte wieder, wie dieser Zorn auf die gesamte Welt in ihm kochte. Das war wahrscheinlich das Einzige, was für ihn persönlich jemals die Seite des Dunklen Lords interessant gemacht hatte. Er und seine Anhänger vernichteten die bestehende Ordnung und das kam der Vernichtung der Welt selbst so nahe, wie es möglich war. Dieser Welt schuldete er nichts. Gar nichts. Sie nahm ihm immer das, was er wollte, das, was ihm wichtig war. Sie hatte nie etwas für ihn getan. Niemals. Er ballte die Hände erneut und stockte, als leichter Schmerz durch seine Rechte fuhr. Die Kratzer aus Arithmantik. Er hatte die Wunde notdürftig mit einem weißen Taschentuch verbunden. Mittlerweile zeigten sich schon wieder leichte Blutflecken darauf, weil die kleinen Wunden ständig wieder aufrissen, wenn er die Hand bewegte. Zu Madam Pomfrey wollte er aber nicht schon wieder gehen... Draco starrte vor sich hin. Dann, einer Eingebung folgend, sah er auf die Uhr. So spät schon. Er hatte gerade noch Zeit, seine Sachen in den Slytherinkerker zu bringen und dann zu Tonks zu gehen. Wunderbar. Strafarbeiten mit Professor Tonks. Das konnte noch was werden. Dass diese Strafarbeiten etwas mit Schwarzer Magie zu tun hatten, sorgte dafür, dass ihm mulmig wurde. Zum Glück waren diese Lehrer sicher nicht so bescheuert und würden ihn Schwarze Magie wirken lassen... Ansonsten hätte er Grund, sich Sorgen zu machen. Draco schritt mit hochgezogenen Schultern zu dem Büro von Tonks. Er wäre am liebsten einfach abgehauen, aber das würde Dumbeldore wohl kaum dulden. Und noch eine Predigt des alten Mannes brauchte er wirklich nicht. Genauer gesagt brauchte er im Moment gar keine Predigten mehr. Er hatte die Schnauze gestrichen voll. Von allem. Und von seinem Leben ganz besonders. Er klopfte an und betrat das Büro. Vollkommenes Chaos erwartete ihn. Klasse. Das passte zu dieser durchgeknallten Frau. „Ah, Mr Malfoy. Setzen Sie sich einen Augenblick. Gleich bekommen wir noch Besuch und dann können wir anfangen.“ Tonks strahlte ihn an. Missmutig und mit den Armen vor der Brust verschränkt ließ sich Draco auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen, auf dem am wenigsten Papier lag. Wer sollte hier denn bitte noch zustoßen? Wer sollte das Vergnügen haben, seinen Strafarbeiten beizuwohnen? Er musterte das Büro mit noch einem kalten Blick und wartete dann ab. Was sonst sollte er tun? ~*~*~*~ Harry war schließlich stehen geblieben und hatte festgestellt, dass Malfoy ihn gar nicht bemerkt hatte. Seltsam… dabei war er nur ein paar Meter von ihm entfernt gewesen… Und dieser Blick… Es ließ die Unruhe wachsen und zugleich eine unerträgliche Nüchternheit und gleichzeitige Verzweiflung in ihm erwachen… War es etwa wirklich so schlimm gewesen, dass er weggelaufen war? War es seine Schuld, dass Malfoy jetzt… so war? Seine Starre löste sich erst, als ein Ravenclawsechstklässler ihn anrempelte und hämische Bemerkungen machte. Er bekam die Worte zwar selbst nicht mit, aber immerhin bewegte sich jetzt sein Körper wieder. Wie mechanisch griff er nach der Klinke, klopfte mit der anderen Hand kurz und öffnete dann die Tür. „Harry! Da bist du ja endlich!“ Tonks kam zu ihm und drückte ihn erneut, wie schon zuvor, fest an sich, bevor sie durch seine Haare strubbelte. „Setz dich!“, rief sie dann glücklich. Wir sind vollzählig, also können wir gleich anfangen!“ Der Schwarzhaarige nickte nur, dann ging er zu dem ihm zugewiesenen Stuhl zu, auf dem ein rotschwarz gepunkteter Umhang lag. Erste Stunde… sie hatte es immer noch nicht behoben. Er nahm Platz, seine Augen geweitet, die Hände in den Taschen fest in den Umhang gekrallt, den Kopf gesenkt, lächelnd. Malfoys Kälte ließ ihn erstarren, als hätte er ihm Kälte geimpft. Als hätte er ihn verflucht. Schuldgefühle machten seine Glieder schwer. „Na na, Jungs, ihr braucht vor mir nicht so tun, als wärt ihr verfeindet!“, grinste Tonks. „Professor Dumbledore meinte, ihr würdet euch inzwischen recht gut verstehen!“ Harry zuckte zusammen. Dumbledore wusste davon? Wirklich? Und was hielt Malfoy von dieser… direkten Art, ein Problemthema anzusprechen? Vorsichtig schielte er durch seine Ponyfransen hindurch zu ihm hinüber… ~*~*~*~ Draco starrte vor sich hin – bis die Tür aufging und Tonks tatsächlich Harrys Namen rief. Er zuckte innerlich zusammen, schaffte es aber, die unbewegte Maske auf seinem Gesicht aufrecht zu erhalten. Kurz huschte sein Blick über die schmale Gestalt, das wirre Haar, die aufgerissenen grünen Augen. Einen Augenblick lang zog sich ihm das Herz seltsam zusammen. Aus dem Augenwinkel beobachtete er die herzliche Begrüßung zwischen den beiden. Ungewöhnlich... reichlich ungewöhnlich, von einem Lehrer so behandelt zu werden. Der Gryffindor setzte sich neben ihn, wie er mit einem kurzen Seitenblick bemerkte, dann sah der Blonde wieder Tonks an. Abwartend. Draco überging ihre Bemerkung zu der Beziehung zwischen ihm und Potter geflissentlich. Dazu würde er nichts sagen. Und dass der alte Mann sowieso alles wusste, war eh klar. Es war definitiv beunruhigend, aber klar. Aber dass auch Tonks... Seine Augen verengten sich kurzzeitig. Das gefiel ihm nicht. „Ich wäre Ihnen recht verbundenen, wenn wir mit Was-auch-immer anfangen könnte. Oder bestehen meine Strafarbeiten darin, dass ich hier die ganze Zeit still sitze?“ Seine Stimme war kalt und zugleich auch gereizt. Normalerweise hätte er es sich nicht herausgenommen, so mit einem Lehrer zu sprechen, aber im Moment war es ihm egal. Zuviel war ihm gerade egal. Unwillkürlich spannte er die rechte Hand wieder an, fuhr mit den Fingernägeln über den notdürftigen Verband und riss wieder die kleine Wunde auf. Der Schmerz tat seltsam gut, hieß das doch, dass er doch noch irgendetwas spürte... ~*~*~*~ Harry beobachtete das mit Skepsis. Was machte er denn da? Tat das denn nicht weh? Oder war es… Sein Lächeln wurde düster. Was fragte er sich da? Es war, um sich zu kontrollieren, denn der Schmerz würde ihn daran erinnern, dass er sich beherrschen musste, um nicht aufzufallen. Er kannte das doch selbst. Zwar tat es ein bisschen weh, zu sehen, dass er sich vor ihm beherrschte, aber da konnte er jetzt auch nichts dran ändern. Vielleicht konnte er ihn später fragen… „Natürlich nicht. Sie sollen hier lernen, Ihrer dunklen Seite zu widerstehen, was anderes wäre irgendwie kaum dem Zweck angemessen, nicht wahr?“, lachte die Lehrerin vergnügt. Der Schwarzhaarige riss seinen Blick von Draco los, schenkte nun ihr die Aufmerksamkeit, die er benötigte, um zu begreifen, was sie da sagte, was sie eigentlich wollte. Aber er verstand es trotzdem nicht. Was sollte das denn heißen, der dunklen Seite widerstehen lernen? Das ergab doch keinen Sinn. Draco war nicht dunkel. Ganz und gar nicht. Er hatte es doch so deutlich spüren können! „Also fangen wir an.“, redete das momentan grünhaarige Fräulein munter weiter. „Mr Malfoy, was haben Sie bereits für schwarzmagische Sprüche gelernt, die Sie auch anwenden können?“ Oh ja, das interessierte Harry auch. Welche Sprüche kannte Draco Malfoy, die die Zaubererwelt für gefährlich hielt? Und… was wohl wichtiger war: Konnte man sie auch im Guten verwenden? Waren sie wirklich ‚Schwarz’? Neugierig blickte er wieder den Blonden an. ~*~*~*~ Der dunklen Seite zu widerstehen… Draco konnte sich mit Mühe ein böses Lachen verkneifen. Der Griff auf seine verletzte Hand wurde stärker. Was hatte sie für eine Ahnung? Was für eine? Sie kannte ihn nicht. Sie kannte sein Leben nicht. Sie kannte die Bedingungen nicht, unter denen er groß geworden war... Sie wusste gar nichts! Und doch wollte sie ihn offenbar an die Hand nehmen. Lächerlich. Sie sprach weiter. Noch immer so eklig fröhlich und gut gelaunt. Mal sehen, wie lange sie es noch sein würde... Dracos Mund verzog sich minimal. „Sagt ihnen das ‚Schwarzmagische Handbuch für alle Gelegenheiten’ etwas? Alle Sprüche daraus. Und noch ein paar mehr. Zuviel, um sie hier aufzuzählen.“ Er stockte kurz. Sie wollte die Wahrheit wissen, nicht wahr? Dann sollte sie es. „Und die Unverzeihlichen.“ Erinnerungen blitzten auf, die der Slytherin augenblicklich wieder unterdrückte. Das hier war weder die Zeit und der Ort dafür. Ein kurzer Seitenblick zu dem Gryffindor. Was er wohl jetzt denken mochte? Aber es war doch egal... oder? Seine grauen Augen richteten sich wieder auf die Lehrerin. Ruhig, dunkel und undurchdringlich. ~*~*~*~ Tonks nickte, als hätte sie es erwartet, aber Harry war entsetzt. Ihm war jetzt wirklich kalt. Die Unverzeihlichen… Imperio, der den eigenen Willen aufhob, Crucio, der ihm vor kurzem so schreckliche Schmerzen verursacht hatte, dass bei dem Gedanken allein ihm schon alles wehtat, und natürlich Avada, der Spruch, der seinen Eltern das Leben genommen hatte, der Cederic keine Chance gelassen hatte. Und Malfoy… kannte sie… konnte sie sprechen, sie anwenden… Seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich, weißlich, während eine kleine Stimme in seinem Kopf die Hoffnung anfachte: Warum sollte er solche Sprüche nutzen? Selbst wenn er sie kannte, er musste sie doch nicht einsetzten, oder? Er würde sie doch niemals einsetzten! Oder? „Ich sehe, das ist… das ist gut!“, bestätigte sich Tonks. „Also nein, es ist nicht gut, dass du… Ich duze dich jetzt einfach, das ist netter für das Klima, kannst du auch machen, wenn du willst… Dass du sie kannst, ist natürlich erschreckend, aber ich habe es erwartet, deshalb eben nicht allzu überraschend. Ich habe sogar damit gerechnet. Deswegen ja auch meine Überlegung. Ich habe es fest mit eingeplant. Na los, gib mir deinen Zauberstab! Ich löse den Bann. Und dann…“ Fordernd streckte sie ihm die Hand entgegen, drehte sich schon halb um. „Da war doch so ein Spruch dabei, denke ich. Harry, du kennst den Abwehrzauber für leichte schwarzmagische Angriffe?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, aber er begann zu ahnen, worauf das hinauslief. Und es gefiel ihm. Er würde lernen. Viel lernen. Schwarze und Weiße Magie. Beides. Und das kam ihm so gelegen! Vielleicht wurde da der Spruch von Bill ja unwichtig… „Das ist schade. Hm, dann wirst du ihn wohl lernen müssen!“ Sie blickte Draco an. „Nun gib ihn schon her, kriegst ihn ja zurück!“ ~*~*~*~ Draco zog eine Augenbraue hoch. Sie hatte damit gerechnet? Na, das wurde ja immer besser... Und worauf sollte dieser ganze Mist eigentlich... Seine Gedanken stockten, als Tonks Harry auf Verteidigungszauber ansprach. Das war doch nicht ihr Ernst! Das konnte nicht sein. Seine grauen Augen weiteten sich leicht. Aber es musste... Wenn sie den Bann lösen wollte... Er hatte den Zauberstab halb hervorgezogen, war aber mitten in der Bewegung erstarrt. „Sehe ich das richtig, dass Sie wollen, dass ich Schwarze Magie gegen Potter zaubere?“ Seine Stimme war ruhig, doch innerlich war er aufgewühlt, auf eine Art, die er nicht genau bestimmen konnte. Das Angebot Tonks zu duzen hatte er automatisch ignoriert. ~*~*~*~ „Natürlich!“ Tonks kehrte erfreut mit ihrem eigenen Zauberstab von der Suche durch das Chaos auf ihrem Schreibtisch zurück. „Du musst lernen, wie man damit umgeht und was geschehen kann. Und er sollte definitiv lernen, wie er sich dagegen zur Wehr setzt. Wenn man die Sprüche kennt, dann überraschen sie nur noch halb so doll. Und ich habe von Dumbledore den Auftrag bekommen, dir zu zeigen, was du mit diesen Sprüchen in dir anrichtest!“ Sie lachte. „Harry. Steh auf und mach nach! Medius partis!“ Der Schwarzhaarige beeilte sich, dem nachzukommen, Vorfreude im Bauch. Lernen, wie man den Tod besiegt, wie man die vernichtet, die er zu töten geschworen hatte… Aber sein erster Versuch ging in die Hose. „Gleich noch einmal. Sonst wirst du dem Acidum facere nichts entgegensetzen können!“ Die Lehrerin machte es noch einmal vor. „Du auch, Draco! Na los!“ Ein weiches Leuchten glimmte vor Harrys Zauberstab auf, als sie gerade zu Ende gesprochen hatte. „Es geht.“, flüsterte Harry glücklich, schüttelte den Stab, um die Wirkung zu annullieren, dann sprach er erneut. „Medius partis!“ Und das Leuchten kam zurück. „Sehr schön! Was ist mit dir?“, wandte sich das Fräulein Lehrerin überdreht an den Blonden. ~*~*~*~ Draco biss die Zähne zusammen. Das war doch... vollkommen bescheuert. Was es in ihm anrichtete... Was hatte sie denn für eine Ahnung? Starr blieb er sitzen, sah zu, wie Tonks dem Gryffindor offenbar kurz einen Verteidigungszauber zeigte und sich dann erneut zu ihm umwandte. Erstaunlich, wie schnell der Schwarzhaarige ihn begriffen hatte. Der Slytherin blickte Harry an. Kurz, aber durchdringend. Ihn nicht… Die Worte gingen ihm wieder durch den Kopf. Die Worte, die er Snape gesagt hatte... In dem Moment waren sie wahr gewesen. Waren sie es jetzt noch? Draco stand auf. „Sie werden Ihre Unterrichtsstunde ohne mich abhalten müssen.“, sagte er hart. „Ich habe keine Lust mich von Ihnen auf Dinge hinweisen zu lassen, von denen Sie keine Ahnung haben. Und ich habe keine Lust, mich von Dumbledore benutzen zu lassen.“ Seine Augen blitzten auf. „Erst hält er mir einen Vortrag über den Umstand, dass Schwarze Magie verboten ist und dann soll ich sie anwenden?“ Er war lauter geworden, ohne dass er es gemerkt hatte. „Und das auch noch gegen seinen Goldjungen?“ Ein kurzer Blick zu Potter, dann fixierte Draco wieder Tonks. „Vergessen Sie es.“ Nein, dabei würde er nicht mitmachen, um nichts auf der Welt. Er wollte nicht weiter vor dieser Versuchung stehen. Und er wollte diese nicht... gegen ihn anwenden. Nein. Zum Teufel – NEIN. Und es machte ihn gerade wütend, dass Snape das hier gewusst hatte. Ansonsten wäre dieser dumme Bann doch niemals auch von Tonks lösbar gewesen. Verdammt. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Snape wusste es, nicht wahr? Er wusste, dass mich das hier erwartet. Schön, dann dürften Sie sicher auch wissen, was ich ihm gesagt habe. Wollen Sie mich wirklich auf ihn hetzen?“ Ein knappes Schulterzucken Richtung Harry. „Dazu ist er Ihnen doch zu wertvoll. Soll sich Dumbledore einen anderen Lehrmeister für seinen Lieblingsschüler suchen. Aber nicht mich. Von mir aus kann er mich dafür auch gerne von der Schule werfen.“ ~*~*~*~ Tonks lachte herzlich. „Ach nein, er wusste nichts davon! Professor Snape, meine ich! Und Dumbledore… tja… der wohl auch nicht, auch wenn er mich gebeten hat, ihm unter die Arme zu greifen. Aber dass du kneifen willst, kommt gar nicht in Frage. Du sollst schließlich lernen, wie es ist, einer Versuchung zu widerstehen, nicht wahr? Und dazu musst du erst einmal wissen, was es heißt, dieser Versuchung nachzugeben.“ Immer noch lachte sie glücklich, klatschte sogar begeistert in die Hände. Sie hatte so sehr gehofft, dass er das sagen würde, und jetzt tat er es. Aber das hieß nicht, dass es für ihn schon vorbei war! „Also dann, Draco, stell dich da vorne hin, Harry, du hier!“ Sie zog an ihm, dass er inmitten einer Rosette aus Papier stand, wuselte dann zu Malfoy hin, der steif mitten im Zimmer stand. In Harrys Gedanken arbeitete es. Von Dumbledore benutzt? Goldjunge? Vergessen… Er würde ihn nicht angreifen? Warum nicht? Er war zu wertvoll? Und ein Lehrmeister? Hatte Tonks das etwa so geplant? Auf seinen Lippen schlich sich ein glückliches Lächeln. Irgendwie hatte er gerade das Gefühl, dass die Kälte nachgelassen hatte. In ihm war es wärmer geworden, weil er jetzt wusste, dass Draco ihn nicht angreifen würde. Er hatte Snape angegriffen. Aber ihn wollte er nicht? Gut, er hatte es nicht gesagt, aber es klang so durch… ~*~*~*~ Dieses Lachen... Diese verdammte Fröhlichkeit. Sie machte ihn noch wahnsinnig! Bei dieser Frau schien es, als sei das alles nur ein Spiel. Nichts weiter als ein bisschen Amüsement. Draco blieb starr stehen, während Tonks Harry seine Position zuwies. Seine Augen funkelten die Lehrerin wütend an. „Sie haben mich nicht verstanden. Das hier ist kein Spaß. Wenigstens für mich nicht. Schön für Sie, dass Sie sich offenbar herrlich amüsieren, aber dafür bin ich nicht hier.“ Er trat Richtung Tür. Er wollte hier weg. Weg von dieser durchgeknallten Hexe, die diese Dinge von ihm forderte. Weg von diesem Wahnsinn. Mühsam zügelte er dieses wütende Tier in seiner Brust. Er wollte diese Wut nicht frei lassen. Nicht hier, nicht jetzt... Nicht auf... ihn. Nicht auf ihn. Auch wenn ein Teil dieser Wut ihm galt... ~*~*~*~ „Aber, aber!“ Schon war Tonks bei ihm, schob ihn an Ellbogen und Schulter auf den Platz, wo sie ihn haben wollte. „Wenn es Spaß wäre, wäre es ja wohl kaum eine Strafarbeit, nicht wahr?“ Wieder lachte sie. „Und wenn du dich weigerst, dann werde ich mir eben überlegen, wie ich dich dazu zwingen kann. Notfalls schalte ich halt Severus ein, der hat sicher Spaß dran, diese Aufgabe zu übernehmen!“ Und plötzlich war das Amüsement nicht mehr ganz so deutlich vorhanden, sondern machte echter Vorfreude Platz. „Ich kann ihn auch jetzt gleich rufen.“ ~*~*~*~ Draco lachte heiser auf. „So, wie Sie sich benehmen, scheinen Sie reichlich sadistisch veranlagt zu sein. Sie sollten mal über einen Besuch bei St. Mungos nachdenken.“ Sein Geduldsfaden riss. Und weil er sich gerade eben nicht magisch austoben wollte, blieben ihm nur noch Sarkasmus und seine schnelle Zunge. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir wissen, denke ich, beide, dass Snape uns kein bisschen weiterbringen wird...“ Nein, wirklich nicht. Es sei denn, Fesselungszauber galten als gute Methoden, jemanden von etwas zu überzeugen. „Es ist übrigens recht erstaunlich, dass all Ihre guten Argumente jetzt schon aufgebraucht sind. Sind Drohungen wirklich das einzige, was Ihnen noch bleibt? Im Prinzip sollte es doch gar nicht so schwer sein, einen ach-so-bösen Slytherin dazu zu bringen, Schwarze Magie anzuwenden, oder?“ Beinahe war er davor, nachzugeben. Beinahe. Um sich von dieser Wut zu befreien. Um dieses dämliche Lachen nicht mehr hören zu müssen. Um sie zum Schweigen zu bringen... Aber er konnte nicht. Noch nicht. ~*~*~*~ Tonks lachte erneut. Keine Argumente mehr? Nein? Aber klar doch. „Kekse?“ Sie reichte ihm einen Teller. ~*~*~*~ „Nein. Stattdessen eine Antwort. Ein einziges gutes Argument. Und das Gefühl, dass Sie irgendetwas überhaupt Ernst meinen.“ Erzwungene Ruhe lag in seiner Stimme. Dracos rechte Hand schloss sich fest um seinen Zauberstab. Er spürte, wie der Stab an dem provisorischen Verband festklebte. Schon wieder blutig... Nur mühsam wahrte er noch den Schein, konnte er die Selbstbeherrschung aufrechterhalten. ~*~*~*~ Die junge Frau seufzte. Der ganze Spaß war verschwunden. „Warum nicht?“, fragte sie plötzlich. „Du hast einen Jungen angegriffen, der dir und deinem Vater nahe steht. Du hast ihn beinahe umgebracht. Und jetzt, wo der vor dir steht, für dessen Tod du wahrscheinlich noch einen Orden verliehen bekommen würdest, zierst du dich. Du wirst ihn nicht verletzten oder so. Er ist nicht so schwach, wie du glauben magst. Er hat den Abwehrzauber gemeistert, er wird von dir nicht getroffen werden.“ Sie war ruhig und ganz ernst, wie er es sich gewünscht hatte. Ja, auch das konnte sie sein. Wenn sie musste. Harry kam jetzt zu den beiden herüber. Tonks’ Worte waren Blödsinn. So wie er das verstanden hatte, wollte Draco nur nicht wieder unter die Kontrolle der Schwarzen Magie geraten. „Du brauchst keine Angst haben. Schwarze Magie ist nur schwarz, wenn das Herz, das sie wirkt, dunkel ist.“ Tonks blickte ihn an, ihr Ausdruck leicht irritiert. Was war denn das? Wo hatte er so einen Unsinn her? ~*~*~*~ Wenigstens lachte sie nicht wieder. Wenigstens das nicht... Aber ihre Worte... Humbug. Nichts weiter. Er hatte keine Angst, Schwarze Magie gegen Potter anzuwenden! Nein. Er wollte es nur nicht... Dracos Kopf ruckte bei Harrys Worten herum. Leicht runzelte der Blonde die Stirn. Konnte das sein? Aber selbst wenn... Es machte keinen Unterschied. Gar keinen. „Warum glaubt ihr eigentlich, dass ich Angst habe?“ Sein Gesichtsausdruck bekam ungewollt etwas Trotziges. „Ich habe mit Sicherheit keine Angst.“ Doch, ein wenig. Aber nicht hiervor... Vor dem, was aus ihm werden konnte. Vor dem, was er anrichten konnte. Vor dem, was er tun würde... Aber nicht hier. Generell. Vor der Zukunft... Aber hiervor? Lachhaft. Er hob den Zauberstab. „Professor.“ Ein kurzer auffordernder Blick zu der Lehrerin. Sie hatte den Bann schließlich noch nicht gelöst. „Aber ich will hinterher keine beschissenen Vorwürfe hören. Von niemandem.“ ~*~*~*~ „Geht klar!“, rief Tonks und schon tippte ihr Stab gegen Dracos. „Zehn Minuten.“, verkündete sie dann. „Länger kann den Bann nur Professor Snape aufheben.“ Sie wirbelte herum. „Na los, Harry, auf deinen Platz. Der Schwarzhaarige nickte, wandte sich um, doch irgendwie drehte er sich noch einmal um. „Wegen dem Goldjungen sprechen wir uns aber noch, Malfoy!“ Er wusste nicht, warum er das jetzt sagte, aber es war ihm ein Bedürfnis. Das Wort war doch… das letzte! ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. Von ihm aus... Er hatte genug damit zu tun, sich nicht vollkommen gehen zu lassen. Dieses widerliche Tier in ihm wollte sich jetzt austoben. Und jetzt kam auch noch dieses Drängen nach Schwarzer Magie hinzu... Nein, da blieb für Konversation wirklich kein Platz. Kein Grund, noch Zeit zu verlieren... Der Gryffindor stand auf seinem Platz und damit begann es. Von Todessern würde er schließlich auch kein ordentliches Duell erwarten können. „Acidum facere!“ Die Kraft und der Zorn, den er in den Zauber gelegt hatte, waren begrenzt. Kontrolle war gerade alles. Und er wusste nicht, wie lange sie halten würde... Der Fluch jagte auf Potter zu. Nun zählte es. ~*~*~*~ Es war düster, was da kam. Harry konnte es spüren. Und trotzdem war es nicht so schwarz wie die Zauber des Unnennbaren. Es war irgendwie anders… Plötzlich wie in einem Traum gefangen, hob er den Zauberstab, sagte den Spruch, den Tonks ihm verraten hatte, blockte den Zauber, ohne es richtig mitzubekommen. In seinem Inneren war so ein Gefühl, Schmerz in seiner Stirn, nicht schlimm oder so, aber sie pochte so komisch. „Das war nicht stark genug.“, sagte er nachdenklich. „Leg mehr Kraft rein…“ ~*~*~*~ Ein wenig Erleichterung durchströmte den Slytherin. Gut, Potter konnte den Zauber also blocken... „Du weißt nicht, was du verlangst...“ Leise Worte. Zu leise, um von irgendwem gehört zu werden. Draco wusste, dass er sich selbst nicht mehr lange zurücknehmen konnte. Die Bestie hatte Blut geleckt... „Acidum facere!“ Erneut der gleiche Fluch. Stärker. Mit mehr Wut im Nacken. ~*~*~*~ Wieder hob Harry seine Hand, doch er kam nicht mehr dazu, den Spruch zu sprechen. Die Bilder kamen zurück. Die Bilder, die er, seit er in Hogwarts war, endlich vertrieben hatte… Schwarze Kutten, böse Blicke, eine Atmosphäre, die dem Untergang glich, hämische Stimmen, schwarze Macht. Das Gefühl von Ketten kam wieder, nahm ihm den Atem, den er zum Sprechen brauchte, als der Schmerz in seiner Narbe explodierte. Feuer vor seinen Augen, üble Gerüche, verbranntes Fleisch, Schmerzensschreie, Wasser von oben, Regen. Eiseskälte. Dracos Zauber traf ihn frontal, ließ ihn aufkeuchen und in die Knie gehen, doch die Augen waren schon vorher aufgerissen gewesen, angstvoll, panisch. Sein Zauberstab hob sich wie von selbst. „Expelliarmus!“ Nicht mehr als ein Flüstern und auch nicht wirklich bewusst, denn alles, was er wahrnahm, waren die Bilder vor seinem inneren Auge. Prachtvolle Girlanden, der Gesang des Phönix in seinen Ohren. Diggory… Vorwurfsvoll… Das Wunder, wenn zwei verwandte Stäbe gezwungen wurden gegeneinander zu kämpfen… „Es tut mir Leid, ich…“ Der Expelliarmus traf Tonks, die gerade den Gegenzauber zu Dracos Angriff sprechen wollte. Ihr Zauberstab flog davon und sie knallte gegen die Wand, flog nur knapp an ihrem Schreibtisch vorbei. Es presste ihr kurzzeitig die Luft aus den Lungen und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie wurde nicht beachtet. Harrys Gesicht verriet auch nichts von Schmerzen. Es war schuldbewusst, zerknirscht, grauenerfüllt… ~*~*~*~ Draco sah mit schreckgeweiteten Augen, wie der Gryffindor getroffen wurde. Verdammt. Warum hatte er sich nicht verteidigt? Warum... Weiter kamen seine Gedanken nicht. Tonks wurde entwaffnet und machte die Bekanntschaft der Wand neben ihrem Schreibtisch. Draco handelte, ehe er überhaupt denken konnte. Seine Lippen formten den Gegenzauber, ließen ihn auf den Schwarzhaarigen zuschießen, woraufhin sich dessen Verletzungen sofort wieder schlossen und geheilt wurden. Doch den Schmerz, den konnte er nicht zurücknehmen... Es gab keinen weiteren Schmerz mehr, aber das Gefühl war nicht mehr zurückzurufen. Er war nicht geübt in dem Gegenzauber. Er hatte ihn gelernt, weil es sinnvoll war, aber selten benutzt. Zu selten, um sicher darin zu sein... Doch diesmal reichte er. Offenbar. Die Knie des Blonden waren auf einmal seltsam weich, als er mit gesenktem Zauberstab zu Potter schritt, der seltsam dreinschaute... Allein Dracos Augen verrieten ein wenig von der Sorge in seinem Inneren. Einer Sorge, die ihm fehl am Platz vorkam. Schließlich schien er selbst diesem Jungen dort doch recht wenig zu bedeuten, nicht wahr? „Alles... okay?“ Zögernde Worte. ~*~*~*~ Harry reagierte nicht auf ihn, doch schon Sekunden später begann er zu lächeln, als er plötzlich seine Eltern sah. Sie kamen hinter einer unbekannten Frau aus dem Licht, sie lächelten ebenfalls. Der Schwarzhaarige schloss seine Augen. Hatte er sich nicht vor kurzem noch gewünscht, dass er sie sah? Da hatte er diesen Spiegel gesucht, mit… Malfoy. „Mum!“ Die schlimme Szene war vergangen, mit dem unbemerkten Schmerz verflogen. „Dad…“ War er bei dem Spiegel? Waren sie im Spiegel? Oder waren sie wirklich da? Na, das wohl nicht, blieb nur der Spiegel… Hatten sie ihn am Ende doch noch gefunden? „Malfoy, was kannst du sehen?“ Das Lächeln wurde breiter und er öffnete die Augen. ~*~*~*~ Langsam ging Draco vor dem noch immer am Boden sitzenden Gryffindor in die Knie. Seine Worte machten keinen Sinn. Gar keinen... Mum und Dad? Wo sollten sie hier sein? Und was sollte er bitteschön sehen? „Hey... Sieh mich an.“ Der Blick der grünen Augen traf ihn zwar, aber dennoch ging er seltsam ins Leere. Er sah ihn und zugleich auch nicht... Es schien, als wenn der Schwarzhaarige träumte. „Sieh mich an, Potter...“ Noch einmal die Aufforderung. Nachdrücklich, aber sanft. Ohne weiter drüber nachzudenken legte er seine Hände auf Harrys Schultern. ~*~*~*~ Dieser blinzelte, schüttelte leicht den Kopf. Dann stellten sich seine Augen scharf. Sein Hirn bekam die volle Breitseite: Malfoy. Direkt vor ihm. Körperkontakt… Seine erste Reaktion war Flucht, doch seine Gedanken waren schneller, als sein noch immer reichlich gelähmter Körper. Er hatte ihm schon einmal wehgetan, weil er weggelaufen war. Er würde das nicht noch einmal machen. Und was hatte die Sorge zu bedeuten? „Was ist denn los?“, fragte er mitleidig, fast besorgt. Machte er sich Sorgen um ihn? Warum? Er hatte doch nur… Harry stockte, seine Augen weiteten sich ein wenig, als er erkannte, was er gerade selbst noch gefragt hatte, als er den Traum rekonstruierte. Leise seufzte er, blickte traurig lächelnd zu Boden. „Sorry, ich war nicht anwesend. Ich war… weg…“ Ja, das war jetzt schon die ganze Woche nicht mehr passiert, aber davor, da war er das gewohnt gewesen. Da war es jeden zweiten Tag passiert. Mal mehr, mal weniger schlimm. ~*~*~*~ Es ging ihm einigermaßen gut. Beinahe sofort wahrte Draco wieder die Distanz. „Dass du weg warst, war schwerlich zu übersehen.“ Eine hochgezogene Augenbraue. „Dich hat mein Fluch gerade voll getroffen... Und du hast Tonks entwaffnet.“ Der Slytherin deutete in die Richtung, wo sich die Lehrerin gerade geräuschvoll aufrappelte. „Aber ich schätze, mein Gegenzauber kam gerade rechtzeitig. Tut dir noch etwas weh? Mehr als nur ein übles Nachklingen?“ Überrascht stellte Draco fest, wie analytisch er die Sache jetzt angehen konnte. Einen Punkt nach dem anderen abhaken. Nichts weiter. Der Schreck saß ihm noch in den Gliedern, doch zugleich... zugleich war da dieses widerliche Tier, das erfreut war, dass seine Wut ihre Bahn gefunden hatte. Nur kurz, aber immerhin. Eine Revanche für unerwarteten Schmerz. Und ein Gedanke, den er nicht unterdrücken konnte. ~*~*~*~ Wehtun? Ihm tat nichts weh. Bis auf ein kleiner Knoten in seiner Brust, der dadurch zusammengeschnürt wurde, dass Draco auf Abstand ging. Die Wärme gerade war genauso gewesen wie… auf dem Turm oben. Und irgendwie… Harry schüttelte den Kopf, brachte seine Beine unter seinen Körper und stemmte sich hoch. „Danke.“, sagte er. „Für den Gegenzauber.“ Von dem er nichts mitbekommen hatte, aber das war ja nicht das Wesentliche. „Lass es uns noch mal versuchen. Diesmal bekomme ich keinen Flashback!“ Harry ging erwartend in Abwehrhaltung. „Na los, du hast nicht mehr so viel Zeit!“ Tonks war einfach nur sprachlos, hatte immer noch damit zu tun, die Situation zu begreifen, weshalb sie auch nichts sagte. Der Aufprall war wohl doch etwas zu heftig gewesen. ~*~*~*~ „Okay.“ Draco nickte und stand ebenfalls auf. Einen Augenblick lang blieb er noch vor dem Schwarzhaarigen stehen und sah ihn an. Forschend, prüfend. Jede Kleinigkeit nahm er auf. Den Ausdruck in den grünen Augen. Das winzige Zucken einer Ader am Hals. Die wirren Haarsträhnen in seinem Gesicht. Die leicht geöffneten Lippen. „Wie du meinst.“ Dann drehte er sich um und stellte sich wieder auf seine Position. „Acidum facere!“ Es war beinahe nur Leere in ihm, als er den Spruch sagte. Und doch... schickte er eine Kraft mit, die diesem elenden Biest entsprang. Den Hunger nach Schwarzer Magie und den Schatten dieser endlosen Wut, die ihn im Moment ständig anfüllte. ~*~*~*~ Harry blockte grandios, auch wenn er diesmal mehr Probleme damit hatte. Auch die Narbe meldete sich wieder und irgendwie begann er plötzlich zu zweifeln. War Schwarze Magie vielleicht doch böse? Oder nicht? Aber in diesem Falle wäre dann ja Malfoy böse… Und das konnte er irgendwie nicht glauben. Wollte er nicht glauben. Nicht wirklich. Das passte doch überhaupt nicht zu diesem Gesicht, das er vor ein paar Tagen – gestern - gesehen hatte. Ein weiches, völlig unschuldiges Gesicht. Man sagte doch, der Schlaf offenbare die wahre Natur des Menschen. Oder? Verzweiflung ließ ihn zittern. Er wollte nicht, dass Malfoy wirklich böse war. Er wollte auch nicht, dass Magie böse sein konnte! Das widersprach ihrer Natur, weil sie eben nicht menschlich war. Aber das würde dann bedeuten… Seine Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen. Das durfte einfach nicht sein! „Noch mal!“ ~*~*~*~ Mit steinerner Miene sah Draco zu, wie Potter den Fluch blockte. Grandios, vor allem für so kurze Zeit. Sein Blick wanderte zur Uhr. Die Zeit reichte noch für einen Zauber. Nicht mehr... Der Drang, der Sog... Er war gigantisch. Einen winzigen Augenblick schloss er die Augen. Er brannte bis hinein in seine Seele. Ein weiteres dunkles Mal... „Acidum facere!“ Eine Wagenladung an Gefühlen begleitete den Fluch dieses Mal. Angst. Nackte Angst darum, was aus ihm werden würde. Wut über seine eigene Hilflosigkeit. Nackter Hass auf den Mann, dem er das alles hier zu verdanken hatte. Blanker Hass auf Lucius Malfoy. Sucht. Der unglaubliche Hunger nach mehr, obwohl er wusste, dass es ihm schadete... Seine Kraft ließ nach. ~*~*~*~ Harry schaffte auch diesmal, den Fluch zu blocken, aber es war anders als vorher. Die Wut richtete sich nicht mehr so sehr gegen ihn. Und Malfoys Gesicht… Es tat weh. Als hätte er ihn wieder geschlagen. Wellen schlugen gegen die imaginäre Wand. Er konnte die Angst sehen, wusste vielleicht auch nur, dass sie da war, weil Draco ihm gesagt hatte, dass er welche hatte. Angst davor, nicht mehr davon loszukommen. Ihm wurde plötzlich bewusst, was er wirklich getan hatte. Hatte er ihn nicht selbst gebeten, diese Art von Magie niemals wieder anzuwenden, weil sie ihm ganz offensichtlich schadete? Hatte er ihm nicht geraten, dass er es lassen sollte? Und jetzt forderte er ihn immer wieder dazu auf? War er denn bescheuert? War er wirklich so versessen darauf, neue Magie zu lernen, dass er dafür Malfoys Wohl aufs Spiel setzte? War er so… egoistisch? „Hör auf.“ Seine Stimme klang brüchig, er ließ die Hand mit dem Zauberstab sinken, blickte ihn nach Verzeihung flehend an. Er machte gerade viel zu viele Fehler. Erst ließ er ihn alleine, dann brachte er ihn dazu, etwas zu tun, was schlecht für ihn war… Was war er für ein Freund? Ein Freund, der immer noch den Nachnamen des Jungen verwendete, den er als Freund bezeichnete. Ein Freund, der nur an sich dachte. Ein Freund, der nicht auf die Gefühle seines Freundes achtete… Harry trat auf den Blonden zu, hob die freie Hand. „Dray, es tut mir leid…“ Er stockte. Oh Merlin! Was war denn das gewesen? Das hatte er jetzt nicht gesagt, oder? Nein, beschlossene Sache - er hatte ihm keinen Kosenamen angehängt, sich das nur eingebildet. Vielleicht überhörte Draco das ja auch…? ~*~*~*~ Draco senkte den Blick. Er brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass Harry den Fluch abblocken konnte, es problemlos schaffte. Sein Körper zitterte. Es tat weh, wenn er die Luft einsog, die er zum Atmen brauchte. Das Blut rauschte dröhnend in seinen Ohren... Es war zuviel. Viel zu viel... Nur mühsam wahrte er das Gleichgewicht. Jetzt wusste er, wie sich diese Grenze anfühlte... Leise, nur ganz eben erreichte eine Stimme sein Ohr. Er blickte auf. Die grauen Augen verschleiert, das Gesicht das erste Mal an diesem Tag offen. Grüne Augen. Sorgenvolle, leuchtend grüne Augen. Bildete er sich das ein oder sah er das wirklich? Er war sich nicht sicher... Er musste husten, zwang wieder Luft in seine Lungen, kämpfte die aufkeimende Panik nieder. Das war nichts weiter als ein gewisses Maß an Erschöpfung. Geistiger Erschöpfung, die sich gerade auf seinen Körper niederschlug. Er musste ruhig bleiben. Irgendwie konnte er noch klar genug denken. Und zugleich... Hatte Harry ihn gerade wirklich Dray genannt? Verblüffung und Überraschung zeichneten sein Gesicht, doch er sagte nichts, konnte es gerade gar nicht. Zu sehr war er damit beschäftigt, seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. Langsam nickte er. Das einzige Zeichen, das er gerade geben konnte, um die Entschuldigung anzunehmen. Allmählich wurde sein Atem wieder ruhiger und er hatte genug Kraft, um wieder zu sprechen. „Das... reicht definitiv für heute.“ Noch immer hatte er die kalte Maske nicht auf sein Gesicht zurückbringen können. ~*~*~*~ Harry nickte, biss sich auf die Lippe. Er hatte das Gefühl, dass Draco Nähe brauchte, aber vorhin, da war er von ihm wieder weggegangen. Einfach so. Ohne Grund. Vielleicht hatte er es sich ja anders überlegt. Vielleicht… war er böse… „Ich denke auch, dass es für heute genug ist.“ Tonks war wieder auf dem Damm, zumindest fast, sah sie doch immer noch recht wild aus. „Ihr ward beide wirklich gut heute.“ Sie lachte schon wieder. „Hier, Harry, nimm noch einen Keks, dann geh spielen.“ Der Junge nickte, griff in die Schale und nahm sich einen heraus. Ein letzter Blick auf Draco und er verließ das Zimmer. „Nächsten Samstag wieder hier, ja?“, rief sie ihm noch nach, dann hielt sie dem Blonden die Schale entgegen. „Was hast du heute gelernt, Draco?“, fragte sie und sie bemühte sich wirklich um einen ernsten Tonfall. ~*~*~*~ Draco starrte zu Boden, während Tonks den Gryffindor verabschiedete. Langsam, ganz langsam fühlte er sich etwas besser. Er blickte erst auf, als Tonks ihm die Schale unter die Nase hielt. Mit einem schiefen Grinsen nahm er einen Keks, biss ab und ging die paar Schritte zu ihrem Schreibtisch, wo er sich auf einen Stuhl fallen ließ. Die Erschöpfung auf seinem Gesicht war kaum zu übersehen. „Dass Sie auch ernst sein können.“ Ein winziges Lächeln huschte über sein Gesicht. Sie gab sich Mühe – und das wusste er durchaus zu schätzen. „Und wo meine Grenzen sind... Diese zehn Minuten zu zaubern war... anstrengend.“ Er fuhr sich mit der linken Hand durch das Haar und strich es aus der Stirn. Von der rechten wusste er, dass er sie besser nicht hob – das Taschentuch war längst vollkommen durchgeblutet. Er würde es nachher ersetzen müssen. „Jeder einzelne Fluch, jeder einzelne Spruch kostet einen Teil der Seele des Zauberers, der ihn spricht. So lange, bis er gar keine Hemmungen mehr kennt und nur noch diesen Sog, dieses süße Gefühl, wenn die Schwarze Magie wirkt...“ Ja, der Slytherin konnte nur allzu deutlich spüren, dass ihn dieser Nachmittag etwas gekostet hatte. Aber ganz am Ende... Bei dem letzten Fluch... Da hatte er einen Sekundenbruchteil das Gefühl gehabt, als wenn sich dieser Zauber anders angefühlt hatte. Nicht viel, aber ein wenig... Vielleicht, weil sich keines dieser verdammten Gefühle auf das Opfer des Zaubers gerichtet hatte. „Ich glaube…“, sagte er langsam, „Sie haben einen falschen Eindruck von mir... Ich habe den Acidium heute das erste Mal angewendet... Ich kann diese Sprüche alle, ja. Ich habe sie aber trocken gelernt. Ich kenne die Formeln, die Bewegungen, alles. Aber das erste Mal in meinem Leben habe ich Schwarze Magie gegen Warrington eingesetzt.“ Er stockte, unsicher darüber, ob er weitersprechen sollte und ob es sie überhaupt interessierte. Der Blonde blinzelte Tonks an und ein wenig beruhigt durch ihren ruhigen, nahezu sanften Gesichtsausdruck, sprach er weiter. „Mein Vater wollte, dass wir zu Weihnachten dieses Jahres anfangen, Schwarze Magie praktisch zu üben... Damit ich vorbereitet sei, wie er so schön sagte. Nun, diese praktische Übung ist hinfällig, was?“ Er lachte heiser auf. „Mir scheint, ich habe hinsichtlich dieser Magie ein wirklich umfassendes Talent. Erschreckend, nicht wahr? Und das erschreckendste ist, dass ich genau weiß, dass ich mich darauf verlassen kann und diese Sprüche nicht schief gehen werden...“ Draco senkte den Blick, schaute auf seinen Zauberstab. Sein Griff war klebrig und verschmiert von seinem eigenen Blut. Und doch zwang ihn gerade dieser leichte Schmerz dazu, konzentriert zu bleiben. ~*~*~*~ Tonks nickte lächelnd. Das war genau das, was sie hatte hören wollen. Jedenfalls der erste Teil. Draco hatte begriffen, was die Schwarze Magie mit ihm tat, hatte erkannt, wo genau die Gefahr lag. Und der zweite Teil… der war beunruhigend. Er hatte ihr indirekt gesagt, dass er nicht abgeneigt war, die Sprüche zu sagen. Hatte der Drang ihn vielleicht schon soweit im Griff, dass er nicht mehr davon loskam? „Und was hast du gefühlt, als er getroffen wurde?“, fragte sie und ließ sich ihm gegenüber auf ihren Stuhl sinken. ~*~*~*~ Dracos Hand krallte sich nahezu um den Stab, als Tonks ihre Frage stellte. Sein Griff war so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Mühsam sortierte er seine Gedanken. So viel ging gerade in seinem Kopf durcheinander. So viel... „Ich... weiß nicht…“, sagte er leise. „Ich habe mich erschrocken... Ich war mir so sicher gewesen, dass er ihn abblocken kann.... Dass er ihn abblocken wird...“ Erschrecken war bei weitem nicht das richtige Wort. Erst jetzt ging ihm auf, wie fassungslos und entsetzt er gewesen war. Dieser Fluch hatte wehgetan. So sehr, wie wenn er selbst getroffen worden wäre. Und das war verwirrend... Aber wie konnte er das sagen? Wie konnte er so etwas zu überhaupt jemandem sagen... Das ging doch niemanden etwas an. Niemanden. ~*~*~*~ Tonks nickte. „Du kannst auch gehen. Ruh dich ein bisschen aus, ja?“ Die bunte Frau hielt ihm noch einmal die Kekse entgegen, lächelte ihn an. „Du warst tapfer heute, junger Malfoy.“, ahmte sie unverwechselbar Dumbledore nach. ~*~*~*~ „Okay.“ Draco sah die Lehrerin mit einem schiefen Lächeln an. Er nahm einen Keks und schob ihn in den Mund, während er aufstand. „Einen schönen Abend noch...“, murmelte er, während er aus der Tür ging. Er ging nicht weit, bis er merkte, dass ihm kalt wurde. Es war wie das letzte Mal. Kalte Schauer rannen ihm über den Rücken und er fühlte sich - gelinde gesagt - ziemlich beschissen. An eine Rückkehr in den Slytheringemeinschaftsraum war nicht zu denken. Zum einen würde er sich dort wahrscheinlich mit Blaise auseinandersetzen müssen - was ja an sich schon nervenaufreibend genug war - aber zum anderen bestanden dort auch sehr gute Aussichten, sich wieder einmal mit irgendwem einen Machtkampf liefern zu müssen und das konnte er jetzt nicht. Er war schlichtweg zu erschöpft. Er brauchte jetzt einen Ort, wo er sich ausruhen konnte. Einen Ort, wo er in Ruhe das Chaos in seinem Inneren sortieren konnte. Zu viele unterschiedliche Eindrücke stürzten dort im Moment durcheinander. - Es gab nur einen Ort, der ihm einfiel. Langsam, fast wie von selbst, machte er sich auf den Weg zum Raum der Wünsche. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So can you name your demon? Understand its scheming I raise my glass and say "here's to you" Can you chase your demon? Or will it take your freedom? I raise my class and say "here's to you" ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Mau… Draco tut mir leid. Ehrlich… Aber Harry… ich könnte ihn erwürgen. Was hab ich mir bei diesem melodramatischen Flashback nur gedacht… das ist so was von überzogen… *sichselbsttret* *shi-chanmichtretenlass* *schmollendineckehock* Ich bin ein Idiot. Schlagt mich… abranka: *shi-chanknuddel* Ich weigere mich dich zu hauen. ^^ Ich mag die Szene... Draco tut mir etwas Leid. Tonks setzt ihm wirklich arg zu... Und ich kann ihn verstehen... Sehr gut sogar... Am Kamin -------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 15: Am Kamin Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Die Liedtextauszüge sind in diesem Fall von Freedom Call – Eternity und Goo Goo Dolls - Iris. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 15: Am Kamin ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Follow us, away from the madness Where do we go from here Come across, away from your sadness Destiny’s near ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Schweigend machte sich Harry auf den Weg. Er hatte gewartet; neben der Tür auf Malfoy gewartet, bis er herausgekommen war. Aber bemerkt hatte der ihn nicht. War einfach weitergelaufen. Und so folgte er ihm. Leise, vorsichtig und mit schlechtem Gewissen. Was, wenn der Blonde allein sein wollte? Was wenn er ihn gar nicht bei sich haben wollte? Seine Augen glitten über den schwarzen Umhang vor sich, unter dem vage die Schultern zu erkennen waren. Es war ein neuer Umhang, wie er wusste, wie man ganz deutlich sah. Am gleichen Tag zur gleichen Zeit gekauft wie seine. Täuschte er sich, oder zitterte Draco? Nein, jetzt nicht mehr. Aber er sah trotzdem schwach aus, irgendwie als wäre er ausgebrannt. Und das nur wegen ihm. Er könnte es ja verstehen, wenn er nichts mehr von ihm wissen wollte… Aber gefallen würde es ihm nicht. Sicher nicht. Sie bogen um eine Ecke und allmählich wurde klar, wohin Draco wollte. Der Raum der Wünsche. Wo sie zusammen Hausaufgaben gemacht hatten. Wo der Spiegel stand, den er nicht gefunden hatte. Von dem er gerade geträumt hatte. Weshalb er Draco Sorgen bereitet hatte. … Vielleicht sollte er einfach gehen und ihn in Ruhe lassen. Malfoy hatte es nicht verdient, dass er ihm weiter hinterherlief und ihn belästigte. Er hatte jemanden mit mehr Aufmerksamkeit verdient, jemanden, der ihm helfen konnte, sich von diesen Fesseln zu lösen, von der Schwarzmagie, von seinem Vater, von Voldemort… Er könnte es ja versuchen, ihm diesen neuen Weg zu zeigen, aber irgendwie lenkte ihn zuviel davon ab, vor allem ja Dracos Nähe… Seine Schritte wurden langsamer, während sich seine Augen gen Boden richteten. Er war nicht geeignet dazu, jemandem einen ‚guten’ Weg weisen zu wollen, wo er sich selbst doch den denkbar schlechtesten ausgesucht hatte… Schlussendlich siegten seine Selbstzweifel und er blieb stehen. ~*~*~*~ Draco ging langsam. Er hatte die Schultern hochgezogen. Irgendwann hatte er es sogar fertig gebracht, den Zauberstab wegzustecken und seine Hand von ihm zu lösen. Er hatte sie nicht angesehen. Lieber nicht. Er wusste, wie dieses schmierige Rot aussehen würde. Wieder rann ihm ein Schauer über den Rücken. Diese Kälte... Sie war widerlich, widernatürlich. Es war doch Sommer. Ihm sollte nicht kalt sein. Er kam ins Stolpern und fing sich an der linken Wand ab. Seine Hand schrappte über den rauen Stein und riss auf. Noch eine Wunde mehr. Er drehte sich beiseite, sah die schmalen Blutschlieren an, die er an der Wand hinterlassen hatte, und schaute dann über die Schulter zurück. Da stand er. Er. Mit gesenktem Kopf und den Blick starr auf den Boden gerichtet. Irgendeine Seite in Dracos Inneren brachte dieser Anblick zum Schwingen. Der Blonde sah den Gryffindor lange an. Schweigend. Er war sich nicht sicher, ob er Harry um sich haben wollte. Und genauso wenig war er sich sicher, ob er allein sein wollte... „Kommst du... mit?“, fragte er schließlich. Seine Stimme war leise und rau. Warum war es so schwer, diese dummen Worte auszusprechen? Weil sie ein Nein als Antwort haben konnten... ~*~*~*~ Erschrocken blickte Harry auf. Er hatte nicht erwartet, angesprochen zu werden, schon gar nicht… Im nächsten Moment wurde er blass. Draco sah schlimm aus, wie er da stand, sich an der Wand abstützte, als könne er nicht mehr alleine stehen. Und man konnte sehen, wie müde er war. Es tat weh, ihn so zu sehen. Von dem stolzen Jungen der letzten Jahre war kaum noch etwas übrig. Schwach nickte er, kam dann zu ihm. „Bist du böse?“, fragte er zaghaft. „Wegen gestern? Und… gerade?“ ~*~*~*~ Der Blick aus Dracos grauen Augen ruhte auf dem Schwarzhaarigen und nahm sowohl sein Erschrecken als auch sein Erblassen aufmerksam war. Sah er selbst wirklich so schlimm aus? Scheinbar. Nur gut, dass er wirklich nicht zu den Slytherins gegangen war... Ein Nicken. Diese Antwort erleichterte ihn. Mehr, als der Blonde erwartet hatte. „Böse?“ Draco sprach das Wort aus, als hätte er es das erste Mal gehört. „Vielleicht... Vielleicht auch nicht. Ich weiß nicht... Und eigentlich möchte ich gerade auch nicht darüber nachdenken.“ Er lächelte schief, trat zwei Schritte zurück und machte Anstalten weiterzugehen. Harry deutete er dabei mit dem Kopf mitzukommen. „Lass mir etwas Zeit, das Chaos in meinen Gedanken in den Griff zu bekommen...“ Zu offene Worte. Er bereute sie, sobald sie über seine Lippen waren. Aber er konnte sie nicht zurücknehmen. Er musste nicht auch noch zugeben, dass er gerade schwach war. Es reichte doch schon, wenn man es so offensichtlich sah. Es noch zu sagen... Es gab allem noch mehr Realität. ~*~*~*~ Wieder war Harrys Antwort nur ein Nicken. Er war sich also nicht sicher. Und er sollte ihm Zeit geben. Zeit, sein Urteil zu fällen. Kein schönes Gefühl. Als würde er vor einem Gericht stehen. Gruselig. Was, wenn die Antwort negativ ausfallen würde? Langsam folgte er ihm. Im Grunde sah es so aus, als würde Draco den Weg nicht mehr schaffen, sein Körper schwankte ein wenig, aber Harry wollte ihm nicht zu nahe treten, ihm nicht auch noch den letzten Rest Stolz nehmen, indem er ihm half. Er wusste ja, dass der andere davon nichts hielt. Ging ihm selbst ja genauso. Aber aus diesem Grunde blieb ihm auch nur das schweigsame Folgen. Sie erreichten die Tür, Harry öffnete sie, nachdem er das bescheuert anmutende Ritual getätigt hatte, hielt seinem Freund die Tür auf. Was würde jetzt werden? Konnten sie einfach zu der entspannten Atmosphäre zurück, die die letzten Tage geherrscht hatte? Er hoffte es, aber im Grunde war das unwahrscheinlich. Nicht wahr? ~*~*~*~ Schweigend gingen sie gemeinsam weiter. Draco war froh um das Schweigen. Er hätte nicht gewusst, was er sagen sollte. Und Schweigen war im Moment das, was ihm gut tat. Zu wissen, dass jemand da war und doch zugleich nichts sagen zu müssen... Er trat durch die Tür, die Harry ihm aufhielt. Der Blonde schritt direkt auf den Kamin zu und nahm nur am Rande war, dass es wieder der gleiche Raum war. Wieder einmal... Aber er selbst hätte auch diesen Raum ausgewählt. Mit dem Wink seines Zauberstabs zündete er das Feuer an und ließ sich davor auf dem weichen Fellteppich nieder. Er zog die Knie an und starrte in die Flammen. Bilder tanzten vor seinen Augen, Gedanken wirbelten durcheinander und versuchten sich zu einem Ganzen zu fügen, doch es gelang ihnen nicht. Er seufzte leise und wandte dann den Kopf um. Harry stand noch immer an der Tür. Er lächelte schief. „Komm... Oder ist es dir zu warm?“ ~*~*~*~ Nein. Ja, aber es war egal, nicht? Allein die Einladung war es doch wert. Harry lächelte flüchtig, schloss die Tür und kam dann zu ihm. Noch immer schweigend hockte er sich neben ihn, tat es ihm nach, die Knie anzuziehen und ins Feuer zu schauen. Es war angenehmer, als er gedacht hatte. Es war beruhigend, die Atmosphäre gelöst… Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Da war die Sorge völlig unbegründet gewesen, dass sich allzu viel geändert hatte. Es war schön hier. Seufzend schloss er die Augen. Jetzt fehlte eigentlich nur noch, dass Malfoy ihm irgendwie signalisierte, dass er nichts gegen Kontakt hatte. Er würde ihn gerne in die Arme nehmen, aber er traute sich nicht, nachdem der andere ihn vorhin so schnell abgebrochen hatte… ~*~*~*~ Draco sah zufrieden zu, wie Harry zu ihm kam und sich neben ihm setzte. Nah genug, dass er nur die Hand ausstrecken musste, um ihn berühren zu können, aber fern genug, um ihm nicht unerwünscht zu nahe zu sein... Der Slytherin blickte wieder in das Feuer. Die Kälte aus seinem Inneren verschwand langsam. Aber es lag nicht an den Flammen, sondern an der Nähe des Jungen neben ihm... Das begriff er auf einmal. Und jetzt? Vorsichtig versuchte er, Ordnung in das Chaos in seinem Kopf zu bringen. Heute Morgen war er noch grenzenlos wütend auf Harry Potter gewesen... Aber jetzt? Dieser Zusammenprall bei Tonks... Die Schwarze Magie... Vermutlich sollte er jetzt wirklich wütend auf ihn sein. Harry hatte von seinen Sorgen gewusst. Er hatte eine Vorstellung davon gehabt, weswegen er eben keine Schwarze Magie zaubern wollte und dann hatte er ihn dazu herausgefordert, noch Salz in die offenen Wunden gerieben. Aber das hatte Draco selbst schließlich oft genug getan. Rücksichtslos. Und einstecken konnte er mittlerweile. Musste er. Jetzt war er einfach nur müde... Müde und erschöpft. Zu müde, um wütend zu sein. Er seufzte leise. Nachdenklich betrachtete Draco seine rechte Hand. Das Taschentuch war vollkommen durchgeblutet. Er zog es ab und warf es ins Feuer. Das Wappen der Malfoy-Familie mit seinem verschlungenen Initialen verbrennen zu sehen, hatte etwas seltsam Befreiendes... Stumm lehnte er den Kopf zur Seite und an Harrys Schulter. Er war ja da, nicht wahr? Also würde er kaum etwas dagegen haben... Und wenn doch - ein Tiefschlag mehr, was machte das schon? ~*~*~*~ Der leichte Druck an der Schulter kam völlig überraschend. Leichte, elektrische Impulse knisterten durch seine Adern, ließen seine Finger kribbeln. Sein geheimer Wunsch war wahr geworden. Seine Angst… unbegründet? Harrys Lächeln wurde etwas breiter vor Freude und gleichzeitig spürte er, wie Tränen der Erleichterung in ihm aufstiegen. Es war fast, als hätte er ihm verziehen. Es war fast, als… Reflexartig versteckte er sein Gesicht in den Armbeugen auf seinen Knien, um zu verstecken, dass sie wirklich zu laufen begannen, lehnte sich gleichzeitig gegen den anderen, erwiderte stumm die vertrauensvolle Geste. Es tat so unglaublich gut. Es war so unglaublich schön, diese Nähe wieder spüren zu dürfen. Warum hatte er sich gestern noch davor gefürchtet? Das ergab doch einfach keinen Sinn. Wie konnte man vor etwas fliehen, was so wunderschön war? Er war doch dumm. „Ich werde das nie wieder tun!“, versprach er leise, meinte es vollkommen ernst. Er würde nie wieder weglaufen, ohne eine Erklärung, er würde nie wieder von ihm verlangen, dass er Schwarze Magie benutzte. Er würde sich anstrengen, ein besserer Freund zu werden. ~*~*~*~ Draco schloss die Augen. Er wollte nichts mehr sehen... Nein, nichts mehr. Nicht das Wappen seiner Familie, das in Flammen aufging. Nicht seine geschundene Hand... Nichts mehr... „Okay...“, antwortete Draco leise. Mehr wollte er nicht sagen, brauchte er nicht sagen. Worte waren so unglaublich überflüssig... Unnütz. Sie konnten diese Ruhe nicht erfassen, die er jetzt verspürte. Sie konnten nicht beschreiben, wie sich dieser endlose Sturm in ihm legte. Wie alle Wut, alle Angst verflogen und letztlich nichts als Frieden hinterließen. Einen Frieden auf Zeit, aber immerhin. Das war ein Anfang. Wenn er an diesen Morgen zurückdachte, dann hätte er niemals gedacht, hier am Ende des Tages so sitzen zu können. Nein, das sicherlich nicht... ~*~*~*~ Die Wärme des Feuers war angenehm. Die Wärme von Draco war angenehm. Die Nähe war schön wie selten etwas und Harry begann sich zu entspannen. Ein leiser Seufzer entrang sich seiner Brust. Irgendwie war er gerade schwer. Schwer im geistigen Sinne. Im Grunde wollte er sich gar nicht mehr bewegen. Im Grunde wollte er… konnte er nicht mehr wirklich denken. Es war einfach… Vorsichtig bewegte sich der Schwarzhaarige ein bisschen, ließ sich ein bisschen schwerer gegen Draco sinken. Er hatte Okay gesagt. Das bedeutete, er hatte ihm wirklich verziehen. Das bedeutete, er hatte nichts mehr dagegen. Sein Kopf kam auf dem blonden Haarschopf zu ruhen. Ganz seidig, das silberblonde Haar. Viel weicher, als er angenommen hatte. Und es duftete angenehm. Wonach konnte er gar nicht sagen, aber es gefiel ihm. Er bemerkte gar nicht, wie er langsam wegdämmerte. ~*~*~*~ Draco nahm nur am Rande war, dass sich Harry etwas näher kuschelte. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen. Die Nähe tat gut. Die Wärme des anderen tat gut... Er streckte den linken Arm aus, legte ihn um die Taille des Gryffindors und kuschelte sich noch etwas bequemer zurecht. Seine Gedanken trieben davon... Ein wenig noch dachte er daran, dass er sich gerade einfach wohl fühlte, dann verlangten die anstrengenden Stunden des heutigen Tages ihren Tribut. Seine Lider zitterten noch ein wenig. Sein Gesicht entspannte sich völlig. Er schlief ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Vorwitzige Sonnenstrahlen kitzelten Harry, machten ein Weiterschlafen unmöglich. Er wollte eigentlich nicht, aber immer weiter kam sein Bewusstsein an die Oberfläche, immer näher kam er dem Aufwachen. Er wollte weiterschlafen. Es war grade so angenehm. So furchtbar schön… Eine warme Hand lag in seiner, eine andere auf seiner Taille. Weicher Stoff und angenehmer Geruch sorgten dafür, dass er sich wohl fühlte. Unter seinem Kopf schlug regelmäßig ein Herz. Noch niemals hatte er etwas Derartiges erlebt, aber das machte es nur umso schöner. Er wollte nicht aufwachen. Die Sonne war hartnäckig und Harry öffnete schließlich widerwillig die Augen, blickte direkt auf einen weißen Hals und eine verrutschte Krawatte. Grünsilben gestreift. Silberblonde Strähnen auf einer Wange… Draco Malfoy. Schön sah er aus, wie er da schlief. Wirklich schön. Sein Herz schlug gleichmäßig im Takt. Harry schloss die Augen wieder und lauschte einen Moment auf das Geräusch, während sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit machte. Waren sie gestern tatsächlich eingeschlafen. Einfach eingeschlafen. Gemeinsam am Feuer. Er hätte nie gedacht, dass ihm das jemals passieren könnte! Aber es gefiel ihm. Keine Flucht diesmal… Vorsichtig bewegte er sich, um eine etwas bequemere, weniger blendende Position zu finden. Nur nicht zu schnell, damit er ihn nicht aufweckte… ~*~*~*~ Es war warm... Langsam kehrte Dracos Bewusstsein an die Oberfläche zurück. Seine Lider zuckten ein wenig, dann schlug er langsam die grauen Augen auf, nur, um sie sofort wieder zuzukneifen, weil er geblendet wurde. Er sog tief die Luft ein und atmete bewusst und entspannt aus. Langsam begriff er, dass er nicht allein war. Jemand lag neben ihm. Jemand schmiegte sich an ihn. Er wandte leicht den Kopf und blickte blinzelnd einen schwarzen Haarschopf an. Harry. Harry Potter. Mit einem leisen Seufzer schloss er wieder die Augen. Noch ein wenig liegen blieben... Nur ein bisschen... Nicht nachdenken müssen. Gar nicht. Er spürte, wie sich der Gryffindor bewegte. Ganz behutsam und vorsichtig, damit er ihn offenbar nicht weckte. Draco öffnete erneut die Augen. Er zog den Schwarzhaarigen mit der linken Hand noch ein wenig mehr an sich heran. Das fühlte sich einfach gut an... An seiner rechten erinnerte ihn ein schmerzhaftes Ziehen daran, dass die Hand noch immer verletzt war. „Guten Morgen...“, murmelte er leise und fügte dann hinzu: „Schätze ich...“ ~*~*~*~ Schuldbewusst zuckte Harry zusammen. Er war nicht vorsichtig genug gewesen, hatte ihn geweckt. Schade. „Morgen.“, erwiderte er, lächelte dann. „Gut geschlafen?“ Er zwinkerte leicht und gähnte dann. War das früh… ~*~*~*~ „Ja...“ Draco lächelte leicht, machte aber noch keine Anstalten, sich weiter zu bewegen. Warum auch? Von ihm aus konnte dieser Augenblick noch eine ganze Weile andauern... Sicherheit und das Gefühl von Geborgenheit waren etwas, das er nicht allzu oft genießen konnte. Warum es also nicht ein wenig auskosten? „Ich hoffe, du auch...“ Er sah sich um. Okay, sie lagen auf dem flauschigen Teppich neben dem Kamin, in dem das Feuer im Laufe der Nacht heruntergebrannt war. Sie waren offenbar beide eingeschlafen. Er erinnerte sich noch daran, dass sie sich aneinander gelehnt hatten. Und dann? Nun, offenbar, war der Teppich bequemer gewesen als diese halbsitzende Position... Der Blonde drehte den Kopf wieder, betrachtete den Gryffindor, ging ihm doch auf, dass er gerade einen Jungen im Arm hielt und ihn dieser Umstand seltsamerweise nicht störte... ~*~*~*~ „Unerwartet gut.“, erwiderte Harry, kicherte dann. „Du bist bequem.“ Versöhnlich für diesen Scherz drückte er die warme Hand in seiner. Gleichzeitig hob er die andere und strich eine der Strähnen aus den grauen Augen. Draco hatte ja keine Hand dafür frei, da war das nur fair. Außerdem konnte er so das Haar mal berühren und sich so davon überzeugen, dass er nicht nur geträumt hatte, dass es unglaublich weich und angenehm anzufassen war. „Ich habe ausnahmsweise mal nicht geträumt…“ Und das wollte schon was heißen… ~*~*~*~ Dieses weiche Lächeln wollte sich einfach nicht mehr von seinen Lippen trennen. Es hielt sich sogar, als der Schwarzhaarige sein Hand drückte - und Draco einen schmerzhaften Stich durch den gesamten Arm jagte. Nur einen winzigen Augenblick erstarrte es, als Harry tatsächlich die Hand hob und diese vorwitzige Haarsträhne aus seinen Augen strich, die ihn hartnäckig kitzelte. Dann vertiefte sich sein Lächeln noch. „Das klingt, als wenn das gut wäre...“ Langsam löste Draco seine linke Hand von Harrys Taille, strich über dessen Rücken langsam nach oben, streichelte behutsam über seinen Nacken und begann, mit den längeren Haarsträhnen zu spielen. ~*~*~*~ Genießerisch schloss Harry die Augen. Das war schön. Das war so schön, dass völlig nebensächlich war, dass tief in ihm etwas bohrte, das er verdrängt hatte. Es kribbelte in seinem Bauch, ließ die Muskeln dort sich zusammenziehen. Ein angenehmes Gefühl, völlig neu. Aber wenn er sich darauf einließ… „Das ist gut.“, antwortete er etwas verspätet. „Das hat nicht mal der Schlaftrank geschafft. Nicht mal die Muggeltabletten.“ Er öffnete die Augen wieder, lächelte ihn an. „Du bist besser als Medizin, ist dir das eigentlich klar?“ ~*~*~*~ Ein wenig belustigt sah der Blonde zu, wie Harry seine Berührungen offenbar genoss. Er erinnerte ihn ein wenig an eine Katze... Fehlte nur noch, dass er anfing zu schnurren. „Ein interessantes Kompliment...“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Sollte ich ab jetzt damit rechnen, dass du mich nachts besuchen kommst, damit du ruhig schlafen kannst?“ In den grauen Augen blitzte es belustigt auf. Seine Stimme besaß ebenfalls einen belustigten Unterton, zugleich aber auch etwas Weiches, nahezu Liebevolles. ~*~*~*~ Es verfehlte die bezweckte Wirkung wohl nicht. Harry wurde rot. Genau das hatte er gerade gedacht. Genau das hatte er nicht auszusprechen gewagt, weil es ihm peinlich war. Genau das war fürchterlich… wahr. Und wie wahr! Sekunden erwiderte er den Blick noch, doch dann senkten sich die grünen Augen. Eine direkte Antwort darauf konnte er einfach nicht geben. Nicht so, nicht heute, vielleicht nie. Denn er müsste zugeben, dass er sich das wünschte, und das ging doch meilenweit über einfache Freundschaft hinaus. Er rollte sich auf den Rücken, starrte zur Decke. Ausweichen. Und wie? „Nein, im Ernst…“ Die Worte kamen wie von selbst, während sich seine Hand hob, sich in sein Blickfeld schob. „Wenn ich bei dir bin, ist das anders als normal. Ich kann freier atmen, freier denken. Es ist fast wie fliegen. Das Chaos… es beruhigt sich und dann dreht sich…“ Er stockte. Fliegen? Oh weh… er hatte doch gewusst, dass er da was vergessen hatte. Jetzt wusste er auch, was: Das Quiddichtraining. Sechs Uhr früh… Seine Hand fiel auf seine Augen. „Angelina wird mich umbringen.“, seufzte er gequält. ~*~*~*~ Draco musste leise lachen, als er sah, wie sich Harrys Wangen rot verfärbten. Jetzt sah er wirklich ganz und gar wie ein Kätzchen aus... Ein wenig bedauerte der Slytherin seine Worte, denn der Gryffindor rollte sich auf den Rücken und machte es ihm damit unmöglich, weiter mit seinen Haaren zu spielen. Schade eigentlich. Stattdessen ruhte Harrys Nacken nun auf seinem Arm. Schweigend lauschte er den Worten des Gryffindors. Er verstand nur zu gut, was er meinte. Nur zu gut. Es ging ihm selbst ähnlich... Und doch hätte er wohl kaum den Mut aufgebracht, diese Dinge auszusprechen. Nun, er war ja auch kein Gryffindor, nicht wahr? Der plötzliche Umschwung... Schade, aber die Wirklichkeit verlangte nun einmal ständig Einlass und Wahrnehmung. „Angelina?“, frage der Blonde verwirrt und stirnrunzelnd nach. Er richtete sich halb auf und betrachtete den Schwarzhaarigen. Dieser sah reichlich zerknirscht aus. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Blick kläglich. „Quiddichtraining.“, gab er die fehlende Information für Draco Preis. „Ich… bin zu spät. Oder habe es sogar ganz verpasst! Sie wird ganz und gar nicht erfreut sein. Nein, ganz und gar nicht!“ Unglücklich setzte er sich auf, leicht bedauernd. „Wie spät ist es denn?“ ~*~*~*~ „Ah...“ Moment, da war doch was... Genau, heute Morgen hatte er auch Quidditchtraining... Draco befreite seinen Arm unter Harry und fuhr sich durch das Haar. In einer fließenden Ergänzung dieser Bewegung lockerte er seine Krawatte. Ein Wunder, dass er sich damit nicht erwürgt hatte. Klasse. Auch Training. Er wusste nicht, ob ihn das freuen sollte. „Ich habe keine...“ Der Blonde stockte und fuhr mit der Linken in seine Hosentasche. Da war doch... Genau. Das Familienerbstück, das seine Mutter ihm unbedingt hatte geben müssen. Von wegen, dass das angemessener sei als eine Armbanduhr. Humbug. Sie war so unpraktisch, dass er ständig vergaß, darauf zu sehen. Er klappte die silberne Taschenuhr auf. „Neun Uhr.“ ~*~*~*~ Harry stöhnte auf. Drei Stunden zu spät. Und wenn er jetzt nicht ging, dann würde sie wohl richtig sauer werden… Ein kurzer, verzweifelter Blick zu Draco… Er wollte nicht gehen. Er wollte hier bleiben. Bei ihm… aber das ging wohl nicht. „Bist du böse, wenn ich gehe?“ Irgendwie war es wichtig, das jetzt zu erfahren. Es war ganz außerordentlich wichtig! ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Nein.“ Er hielt inne und fügte dann hinzu: „Das ist okay... Wirklich... Montague wird mir etwas erzählen, wenn ich um zehn nicht auf dem Quidditchplatz stehe... Und was Blaise mir sagen wird, will ich lieber gar nicht erst wissen...“ Er seufzte leise und stand dann langsam auf. Sein Rücken knackte geräuschvoll und einen Augenblick lang war ihm schwindelig. Dann beugte er sich vor und hielt Harry die Hand hin - erneut die linke - um ihn hochzuziehen. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige lächelte schief, griff danach und ließ sich aufhelfen. Wenn er daran dachte, was Hermione sagen würde… Was Ron… Er schüttelte sich. Auweia. Dann zog er den Zauberstab aus dem Ärmel. „Accio Feuerblitz!“, rief er, öffnete in weiser Voraussicht noch das Fenster. Kurz darauf kam er angeflogen, blieb schwebender Weise vor ihm stehen. Harry drehte sich noch einmal um. „Sehen wir uns heute Nachmittag?“, fragte er und der hoffnungsvolle Unterton schwang überdeutlich mit. ~*~*~*~ Draco schaute zu, wie der Gryffindor den Besen rief. Offenbar bevorzugte er diese Art seinen Besen zu holen. Das letzte Jahr war es dem Blonden zum ersten Mal aufgefallen. Damals, als Harry gegen den Drachen gekämpft hatte... Ein kurzer Schauer rann ihm über den Rücken. Er erinnerte sich noch, wie er Wetten abgeschlossen hatte... Wetten, auf die er jetzt nicht gerade stolz war. Er hatte ihn beneidet. Dafür, dass er an diesem Turnier hatte teilnehmen können. Als jüngster Champion aller Zeiten. Wieder einmal etwas Besonderes. Doch während des Kampfes... Da war er froh gewesen, nicht an seiner Stelle zu sein. Da war er froh gewesen, oben auf der Tribüne stehen und zuschauen zu können... Und seltsamerweise hatte er sogar damals so etwas wie Angst verspürt... Er schüttelte den Gedanken ab. Es brachte nichts, über die Vergangenheit zu grübeln. Sie änderte das Hier und Jetzt nicht. Sie war bedeutungslos. Der Slytherin brauchte einen winzigen Augenblick, um auf Harrys Worte reagieren zu können. „Natürlich. Wir haben noch einen Zaubertrank zu brauen.“ Draco grinste. „Oder meinst du etwa, dass ich das allein machen werde? Und jetzt flieg. Sonst wird dir noch wirklich der Kopf abgerissen.“ ~*~*~*~ Erleichtert begann Harry zu grinsen. „Ich wäre dir böse, wenn du es alleine machen würdest!“, erwiderte er todernst, dann lachte er einmal, kletterte auf das Fensterbrett und von dort auf seinen Besen. Zum Abschied winkte er noch einmal, dann beschleunigte er von jetzt auf Höchstgeschwindigkeit. Er fühlte sich absolut gut. Er fühlte sich, als könne er alles schaffen. Er fühlte tiefste Zufriedenheit in sich. So gut war es ihm schon lange nicht mehr gegangen. Und daran war - so seltsam es auch anmuten musste - ganz allein Draco schuld! Wenig später erreichte er den Quidditchplatz. Angelina und die anderen trainierten schon. Wunder, oh Wunder. Gerade waren sie in einem der neuen Spielzüge, als das Mädchen ihn bemerkte. Sie brach sofort ab. Oh weh. Harry verlangsamte seine Geschwindigkeit ein wenig. Wenn er nicht wollte, dass sie wirklich auf ihn losging, dann war Kooperation gefragt. „Wo bist du gewesen?“, rief sie schon von weitem. Und schon waren auch die anderen da. „Ron sagt, du wärst nicht im Schlafsaal gewesen!“ Oh ja, das stimmte. Dummerweise... Glücklicherweise, denn sonst hätte es diesen Morgen so wohl nicht gegeben. „Ja, ich hatte einen anstrengenden Tag gestern und bin beim Hausaufgabenmachen weggepennt.“ Halleluja, dass er sich auf seine Maske verlassen konnte. Er konnte das bestechend freundliche Lächeln regelrecht in seinen Muskeln spüren. Aber da gehörte es jetzt auch hin. Er würde sein Glück mit niemandem teilen! „Und dann hab ich wohl verschlafen…“, lachte er gekünstelt. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Ach, wirklich?“ „So siehst du auch aus!“, lachte Fred, flog neben ihn und wuschelte ihm durch die eh schon zerzausten Haare. „Wie gerade aufgestanden!“, ergänzte George mit einer exakt gespiegelten Geste. „Völlig verpennt!“ „Warum hast du nicht gesagt, dass du Hausaufgaben machen wolltest?“, fragte Ron. Der Rotschopf war etwas beleidigt. „Oder war es mit ihm?“ Treffer versenkt. „Nein, nicht mit ihm.“, schüttelte Harry den Kopf. „Weiß auch nicht… Ich hab Post von Schnuffel bekommen, da wollte ich für mich sein.“ Oh, Netz der Lügen, komm und senke dich herab, auf dass ich mich in dir verheddern möge, dachte Harry sarkastisch, doch es schien gewirkt zu haben. „Schnuffel?“ Ron war sofort Feuer und Flamme. „Was hat er geschrieben? Gibt es was Neues?“ Ja, das war klar gewesen. Neugierig war er schon immer gewesen! „Nein, nicht…“ „Training!“, erinnerte sie Angelina missmutig, blickte dann Harry an. „Du hast nachzuholen!“ Ah ja, stimmte ja. Vielleicht sollte er anfangen… „Alle zurück auf ihre Positionen!“, rief das Mädchen. „Wir versuchen das noch einmal! Harry, du kennst deine Aufgaben!“ Damit flogen sie los. Harry in entgegen gesetzter Richtung. Er würde Reaktionstraining betreiben, dazu die Sparren der Tribünen nutzen. Er gab sich selbst drei Quadratmeter, die er in der nächsten halben Stunde nicht verließ, flog dort immer hin und her, trainierte schnelle Richtungswechsel, kurzfristige Beschleunigung und Sofortstopp. Reaktionsschnelligkeit war schließlich das A und O in seiner Position. Das und ein schnelles Auge, aber das würde später kommen. Eine weitere halbe Stunde später, kamen dann die Slytherins und die Gryffindors mussten ihr Training beenden, konnten endlich frühstücken gehen. Sein Zuspätkommen hatte keine wirklichen Konsequenzen, außer dass Angelina ihm sagte, dass das nicht noch einmal vorzukommen hatte. Er nahm es hin, denn noch immer bereute er nicht wirklich. Es war sogar erschreckend, dass Malfoys Anwesenheit am Morgen wichtiger war als Quidditchtraining, wo es bisher nichts Besseres gegeben hatte! Den Vormittag bekam er eine Standpauke von Hermione, die natürlich über sein Ausbleiben Bescheid wusste, sich aber beschwichtigen ließ, als er ihr die Ausrede darlegte. Offensichtlich war auch sie davon ausgegangen, dass er bei Malfoy gewesen war. Schlecht, wirklich. Wenn seine Freunde schon jetzt dermaßen viel dagegen hatten… Er würde sicherlich nicht damit aufhören, ihn zu treffen, nur weil sie es nicht gerne sahen! Dazu war ihm das einfach zu wichtig… Mittags lernten sie, machten Hausaufgaben. Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Zauberkunst und Geschichte. War ja auch mal wichtig. Und dann kam Ron vor dem Mittagessen auf den Unterricht am Samstagmorgen zu sprechen. „Sag mal, Harry, hast du das wirklich nicht ernst gemeint, das mit Percy?“, fragte er zaghaft. Harry sah ihn an. Percy? Wann sollte er etwas über den gesagt haben? Er hatte seit Monaten nicht an den gedacht. „Was meinst du?“ „Was du in Wahrsagen gesagt hast!“ Der Rotschopf klang fast verzweifelt, blickte hilflos zu Hermione, die mit eindeutig mulmigem Gefühl zurückschaute. „Du kannst dich nicht erinnern?“, fragte sie sorgenvoll. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht mal, wovon ihr redet!“ Die Zwei wechselten einen Blick. „Du hast Percys Tod verkündet.“, erklärte das braunhaarige Mädchen ernst, bewirkte damit ein erblassenden Harrys. „Nein, das habe ich nicht!“ „Das hast du.“, sagte Ron unglücklich. „Ganz sicher. Du hast gesagt, dass er bald sterben wird.“ Wieder schüttelte Harry den Kopf. Das klang absolut furchtbar. Eine Vorhersage? An die er sich nicht erinnern konnte? Das war wie bei der von Trelawney, als sie… Oh Merlin! Das bedeutete doch, dass dann… „Ron, das kann nicht sein! Woher sollte ich denn das wissen? Woher sollte ich wissen, wann Percy…“ Er erblickte Tränen in den hellblauen Augen seines Freundes und in seinem Magen explodierten Schuldgefühle. „Ron…“ Er trat auf ihn zu. „Ich…“ Vorsichtig nahm er ihn in die Arme, barg sein Gesicht am Hals seines Freundes, um das verzweifelte Gesicht einfach nicht mehr sehen zu müssen. „Es tut mir Leid! Ich wollte nicht…“ Rons Reaktion bestand darin, dass er sich in seinen Umhang krallte und weinte. Er war wohl ehrlich verzweifelt. Und dann rannte er plötzlich davon. Harry wollte hinterher, aber Hermione schloss den Abstand zwischen ihnen und hielt ihn zurück. „Lass ihn gehen. Er braucht jetzt Zeit.“ „Aber…“ Harry deutete hinter dem Jungen her. „Er sollte jetzt nicht allein sein!“, rief er. „Nicht, nachdem ich…“ „Du hast keine Schuld, Harry. Du hast nur gesagt, was passiert. Du hast ihn nicht verflucht. Ron weiß das, aber er erträgt es jetzt nicht, jemanden zu sehen. Du kennst das doch, oder?“ Harry schluckte und nickte, aber gefallen tat es ihm nicht. Er hatte Ron wehgetan, ohne es überhaupt zu bemerken. Er hatte schon wieder als Freund versagt! ~*~*~*~ Draco stand noch einen Augenblick am Fenster und schaute Harry hinterher. Er sah seine Gestalt kleiner und kleiner werden. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss er das Fenster. Nachdenklich schaute er auf seine rechte Hand. Wie er es geahnt hatte, war sie rot verkrustet und verklebt. Die Kratzer an der linken waren nicht so schlimm. Sah zwar etwas wild aus, machte aber an sich nichts. Aber diese kleinen, gemeinen Wunden an der rechten... Vielleicht sollte er doch zu Pomfrey gehen. Vielleicht. Dann verließ er den Raum der Wünsche. Es war seltsam – er hasste es regelrecht, diesen Ort immer wieder verlassen zu müssen. Er wusste ja auch, was jetzt kam... Der Gang hinunter in die Kerker und die Hoffnung darauf, dass ihm niemand über den Weg laufen würde, den er nicht sehen wollte... Die Gefahr einer weiteren Herausforderung... Doch er hatte Glück. Offenbar waren fast alle zum Frühstück – sein Magen knurrte auch geräuschvoll, aber dafür war jetzt einfach keine Zeit – denn im Gemeinschaftsraum der Slytherins befanden sich nur ein paar Erstklässler, die ihn verschreckt anblickten und sich sehr schnell in ihren Schlafsaal verdrückten. Wenn das immer so war... Ein kurzes, gemeines Lächeln huschte über Dracos Gesicht. So hatte er wenigstens seine Ruhe. Er zog sich um, direkt in Quidditchmontur, und verband seine Hand. Wieder einmal musste eines der Taschentücher dafür herhalten. Aber diesmal würde er besser aufpassen... Ja, genau, das würde er. Der Blonde schulterte seinen Besen und verließ die Kerker wieder. Beinahe kam es ihm vor, als wenn er wie in Trance vollkommen automatisch all das tat, was er tun musste... Gesteuert von außen, aber mit den Gedanken nicht bei der Sache. Im Tor lief er der Slytherinmannschaft über den Weg. „Überpünktlich.“ Montague grinste zufrieden und schlug Draco auf die Schulter. „Klar, was dachtest du denn?“ Dann traf ihn Blaises Blick – und er wusste, dass er ein Problem hatte. Er unterdrückte einen Seufzer und ließ zu, dass Blaise ihn am Arm nahm und sie beide etwas Abstand zu dem Rest des Teams gewannen. „Na, eine gute Nacht gehabt? Scheint so, denn du bist ja wirklich gut gelaunt.“, meinte der Schwarzhaarige bissig. „Hm... Wegen gestern... Ich...“ „Nein, erspar mir deine Entschuldigungen. Sie werden langsam langweilig.“ „Blaise...“ „Nein.“ Der Schwarzhaarige blieb stehen und sah Draco mit einem Gesichtsausdruck an, der eine seltsame Mischung zwischen Wut und Traurigkeit war. „Ich versuche dir ja wirklich ein guter Freund zu sein, aber ich kann nur scheitern. Weißt du warum? Weil du mir nicht vertraust. Hin und wieder brauchst du mich. Nein, du brauchst mich eigentlich die ganze beschissene Zeit über – aber du lässt es nicht zu. Ich erwarte ja noch nicht einmal, dass du mir etwas zurückgibst. Ich weiß ja, dass du so bist. Nicht gerade der herzliche, aufgeschlossene Typ und so weiter. Aber dass du so verkorkst bist, Draco Malfoy, hätte ich nicht gedacht... Du solltest dir wirklich mal überlegen, einen der Therapeuten von St. Mungos aufzusuchen!“ Draco hatte mit gesenktem Kopf geschwiegen. Was sollte er dazu auch sagen? Dass Blaise Recht hatte? Dass er vollkommen falsch lag? „Es tut mir Leid, Blaise.“, sagte er schließlich leise. Der zerknirschte Ausdruck in seinen Augen bestätigte es. Es tat ihm wirklich Leid. Er wusste ja, wie sehr er Blaise brauchte. Wie sehr er es brauchte, einen wahren Verbündeten in diesem Schlangennest zu haben. Und das, obwohl er doch eigentlich niemanden brauchen wollte... „Ja...“ Blaise seufzte leise und fuhr Draco durch das blonde Haar. „Verdrehter Kerl.“ Der Blonde grinste schief. „Sorry...“ „Hattest du gestern Nacht wenigstens guten Sex?“ „BITTE?“ Draco klappte die Kinnlade runter. „Na, du wirkst so zufrieden und mit dir selbst im Reinen, wie schon lange nicht mehr... Und da dachte ich...“ „Blaise...“ Draco verdrehte die Augen. „Nein, wirklich nicht. Ich bin einfach beim Lernen eingeschlafen...“ „Allein?“ Die hochgezogene Augenbraue verriet die Skepsis des Slytherins nur zu gut. Draco zuckte mit den Schultern. „Also mit Potter...“ Blaise schüttelte den Kopf. „Du bist voll und ganz durchgeknallt, weißt du das? Wenn das so weiter geht, ist an den ganzen Gerüchten über dich und deine sexuelle Orientierung noch was dran...“ „Du...“ Draco war sprachlos. Das konnte Blaise doch nicht wirklich glauben! Der Schwarzhaarige indessen ging weiter, denn sie hatten schon einen beträchtlichen Abstand zu den anderen Quidditchspielern gewonnen. „Was denn? Keine spitze Bemerkung? Dann war das wohl doch kein Treffer... Wenn man dich eiskalt erwischt, sind deine Antworten immer besonders treffend...“ Blaise blinzelte über die Schulter zurück und grinste. „Du... Idiot!“, fauchte Draco, schloss zu ihm auf und nahm ihn in den Schwitzkasten. „Sieh an.“, keuchte Blaise, nachdem er sich mühsam befreit hatte. „Sogar in dem beherrschten Draco Malfoy steckt ein normaler Fünfzehnjähriger...“ Er grinste. „Ja, ja...“ Draco verdrehte die Augen. Sie hatten das Quidditchfeld erreicht. Seine Augen wanderten zu den Gryffindors, suchten nach diesem einen bestimmten. Und sie fanden ihn... „Nicht träumen, Draco. Ab auf deinen Besen!“, riss ihn Montague aus den Gedanken. „Aye, Sir.“ Eine Sekunde später zog er seine Kreise über dem Spielfeld, übte die unterschiedlichsten Manöver, jagte zwischen den anderen Spielern hindurch und benutzte sie als bewegliche Hindernisse. Es war erstaunlich, wie schnell die Zeit bis zum Mittagessen verging. Verschwitzt, ein wenig müde und sehr zufrieden ging das Slytherinteam erst geschlossen in die Kerker, um sich wieder ansehnlicher zu machen – was auch wirklich notwendig war – und dann zum Essen. Sogar Pucey gaukelte so etwas wie Zusammengehörigkeit vor, obwohl Draco nur zu genau wusste, dass der schmale, blonde Junge zu Warringtons besten Freunden zählte. Und mit Sicherheit würde er diesem brühwarm vom Training erzählen... Aber sollte er doch. Im Moment war Draco diese ganze Geschichte mit Warrington herzlich egal. Er wollte sich keine Gedanken darüber machen, würde sie sich nicht machen... Beim Mittagessen schmiegte sich Pansy wieder an ihn. Draco ließ es zu, legte ihr sogar beinahe freundlich den Arm um die Schultern. Diese Beziehung – schlicht von der zwischenmenschlichen Seite betrachtet – lag irgendwie im Argen. Er wusste nicht warum. Oder doch, er ahnte es. Weil sie ihm nichts bedeutete. Sie ging ihm auf die Nerven und ihre Anwesenheit störte ihn. Kein Wunder, dass man sie somit kaum zusammen sah... Und dass von allen Seiten diese berechtigten Zweifel an der Echtheit dieser Beziehung gehegt wurden. Er konnte es niemandem verdenken. Aber er wollte auch keinen Menschen so nahe bei sich haben. Nicht auf diese Art... Und nicht sie. Nein, sicherlich nicht sie. Einen anderen... Aber er hatte sich selbst diese Fesseln auferlegt. Etwas, woraus er sich jetzt nicht so recht befreien konnte. Auch, weil der Schatten seines Vaters noch immer über ihm lag wie das berühmte Damoklesschwert. Draco verließ die Große Halle frühzeitig. Er wollte seine Ruhe haben, ehe er sich mit Harry für ihr Zaubertränkeprojekt traf. Er wollte seine Gedanken endlich einmal in Ruhe sortieren. Zeit, um nachzudenken, war etwas, das er in den letzten Tagen schwerlich gehabt hatte. Irgendwie war er Schritt um Schritt vorwärts gestolpert und hatte dabei nicht auf den Weg geachtet. Er war versucht, wieder in den Raum der Wünsche zu gehen, doch dort würde ihn die Gegenwart Harry Potters zu sehr umfangen. Das war kein Ort, wo er über gerade diesen nachdenken konnte... Schließlich führte ihn sein Weg in die Bibliothek. Auf der Fensterbank hinter dem dicken Vorhang hatte er seine Ruhe. Draco zog die Knie an und umschlang sie mit den Armen. Es war seltsam, was hier geschah... Noch vor wenigen Tagen war er bereit gewesen, diesen Gryffindor durch die Hölle seines Lebens zu schicken. Warum war er es dann nicht mehr gewesen? Warum? Weil etwas gefehlt hatte... Seine ganze verdammte Schulzeit lang hatte er sich immer mit Potter beschäftigt. Er hatte ihn gereizt, seine Schwachstellen ausfindig gemacht und ausgenutzt. Er hatte seine Wut an dem Gryffindor ausgetobt. Seine Wut auf die Welt, auf sein Leben. Den Neid darüber, dass dieser immer etwas Besonderes war und er selbst nie genügte, nie gut genug war... Er war immer da gewesen. Er hatte nichts übersehen und so viel mehr mitbekommen und verstanden, als der Gryffindor überhaupt ahnte. Es war so, wie er es Harry kurz vor seinem Zusammenbruch gesagt hatte: Wenn ihn jemand noch besser kannte als seine Freunde, dann war es sein Erzfeind... Und jetzt waren sie keine Erzfeinde mehr. Warum? Weil die Aufmerksamkeit, die er als Feind bekam, nicht ausreichte? War es das? Draco fuhr sich durch die Haare. Was suchte er bei Harry Potter? Was hoffte er dort zu finden? Was er dort fand waren Ruhe und eine seltsame Sicherheit... War das gut? Es fühlte sich so an... Niemals zuvor hatte er einen Menschen freiwillig in den Arm genommen und festgehalten... Aber... war etwas an dem dran, was Blaise sagte? Wenn das so weiter geht, ist an den ganzen Gerüchten über dich und deine sexuelle Orientierung noch was dran... Nein, das war Unsinn. Absoluter Unsinn. Es war unvorstellbar. Sie waren Freunde, auf irgendeine verdrehte Art und Weise. Und das würde auch sicherlich nicht mehr werden. Sie suchten beide Halt und Geborgenheit, die ihnen sonst niemand geben konnte... Ja, das musste es sein. Was sonst? Kurz blitzte die Erinnerung an eine kleine Begebenheit an diesem Morgen auf. Sollte ich ab jetzt damit rechnen, dass du mich nachts besuchen kommst, damit du ruhig schlafen kannst? Seine eigenen Worte. Harrys Erröten… Und er begriff auf einmal, dass seine Worte ein Volltreffer gewesen waren. Aber nein, etwas Sexuelles hatte diese ganze Sache gewiss nicht. Nein. Es war vollkommen unschuldig. Wie... Brüder eben. Wie der Bruder, den er nie hatte, den er aber oft genug gebraucht hätte. Aber er musste aufpassen. Menschen verließen einen... Und wenn er ihn zu nah an sich heranließ, wurde er zu verletzbar. Und das wollte er nicht. Er wusste, er konnte es im Moment nicht verhindern, jemanden zu brauchen, aber er wollte nicht abhängig sein. Niemals wieder. Dracos Gedanken wanderten weiter, landeten bei seinem Vater. Lucius Malfoy würde ihm den Hals umdrehen, wenn er von der veränderten Beziehung zwischen seinem Sohn und dem Jungen-der-lebt wüsste. Mindestens. Überhaupt – was würde sein Vater von alldem halten? Über die Anwendung der Schwarzen Magie wäre er sicherlich entzückt, wenn er auch den Vorwurf äußern würde, dass Draco viel zu unvorsichtig sei. Und Pansy... Natürlich wäre er begeistert, war das doch genau das, was die Parkinsons und die Malfoys schon kurz nach der Geburt ihrer Kinder beschlossen hatten. Die perfekte Reinblüterverbindung. Draco verdrehte die Augen. Schwarze Magie... Er spürte wieder dieses Pochen in seinem Inneren, dieses Brennen, diese Gier. Was ihn aber wirklich erschreckte, war genau das, was er Tonks gegenüber bereits zum Ausdruck gebracht hatte. Dieses offenbar ungeheure Talent für Schwarze Magie... Gedankenverloren zog er die Taschenuhr hervor. Er hatte tatsächlich fast drei Stunden hier gesessen. Drei Stunden. Was hieß, dass er spät dran war. Er stand auf. Er musste noch kurz seine Tasche holen, dann würde er in den Raum der Wünsche gehen... Wo Harry wahrscheinlich schon auf ihn warten würde. ~*~*~*~ Harry hatte noch lange mit Hermione geredet. Lange über die Fähigkeit des Wahrsagens, dann über seine Verspätung am Morgen. Offenbar hatte sie es ihm doch nicht so ganz geglaubt. Aber Harry war bei der Geschichte geblieben, egal wie oft sie gefragt hatte. Dann waren sie zu dem Thema Malfoy abgedriftet und Hermione hatte zum ersten Mal bewusst Bekanntschaft mit dem neuen Harry Potter gemacht. Seine Freundlichkeit hatte zugenommen, sein Lächeln war breiter geworden, aber gleichzeitig hatte er geblockt. Er hatte so erfolgreich um eine Antwort herumgeredet, dass sie schließlich misstrauisch aufgegeben hatte. Und Harry hatte in ihrem Verhalten lesen können, dass sie Lunte gerochen hatte. Er sollte sich besser vorsehen, sonst würde sie ihm womöglich hinterher spionieren. Am Ende war er gegangen, hatte gesagt, er suche Ron. Was er zwei geschlagene Stunden getan hatte, doch gefunden hatte er ihn nicht. Selbst in Hagrids Hütte hatte er nachgesehen, hatte Dutzende Schüler gefragt, die allesamt nur stumm und abweisend den Kopf geschüttelt hatten. Es wäre einfacher gewesen, wenn er die Karte des Rumtreibers gehabt hätte, aber um diese zu bekommen, hätte er an Hermione vorbeigemusst, der er jetzt nicht mehr begegnen wollte. So war er irgendwann, als er durch Zufall am Raum der Wünsche vorbeigekommen war, einfach dort hineingegangen. Hier war es anders. Auch wenn nichts an ihn erinnerte, hier hatte er das Gefühl, Malfoy wäre da, selbst wenn dessen Abwesenheit die gedrückte Stimmung in seinem Innern noch ein wenig verstärkte. Stumm kauerte er sich in den Sessel, nahm eines der dort liegenden Bücher in die Hand und schlug es auf. Er wunderte sich nicht einmal, dass Bücher hier waren, obwohl er keine mitgebracht hatte. Er hatte sie hier erwartet, das war alles. Die ersten Worte der Seite… Glück pur für einige Stunden… die Wirkung des Trankes, den sie herstellen sollten. Warum hatten sie diesen Trank nur nicht schon fertig? Ein bisschen Glück konnte er wirklich gebrauchen. Damit er seine Freunde nicht immer wieder verriet, ihre Freundschaft mit Füßen trat, einfach mal eines der bereitgestellten Fettnäpfchen ausließ. Zehn Minuten später starrte er noch immer auf die gleiche Stelle im Buch, ohne irgendwas bewusst gedacht zu haben. Längst nahmen seine Augen nicht mehr wahr, dass er las. Dass er irgendwas tat, wurde zur Nebensächlichkeit, als er mit dem Finger die Buchstaben nachfuhr, ohne es zu bemerken. In seinem Kopf eine fürchterliche Schwere, eine Lethargie, aus der er wohl nicht mehr herauskam. Der verantwortliche Gedanke, der erst jetzt zu ihm hindurch drang: Percy würde sterben… ~*~*~*~ Dracos Schritte waren auf dem Weg zum Raum der Wünsche unbewusst schneller geworden. Er freute sich darauf, Harry zu sehen. Ja, er freute sich wirklich. Verrückt. Wenn ihm das noch vor zwei Wochen jemand gesagt hätte, hätte er diesen Menschen erstens für bescheuert erklärt und zweitens mit einem fiesen Fluch gestraft. Aber jetzt... Alles wurde anders. Positiv wie negativ. Leise drückte er die Tür auf und trat ein. Harry saß zusammengekauert in einem der Sessel und las. Nein, er las nicht. Er starrte in das Buch hinein. Eine seltsame Stimmung umgab ihn. Sorgenvoll, traurig, erschrocken... Es steckte soviel darin... Der Blonde trat zu dem Schwarzhaarigen hinüber und sah ihn schweigend an. „Alles in Ordnung?“, fragte er langsam. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, war umfassend. Daher kam ihm seine Frage wie Hohn vor, aber er wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Langsam ging Draco vor dem Sessel in die Hocke und schaute Harry fragend an. ~*~*~*~ Harry zuckte zusammen, als er die weiche Stimme vernahm, blickte hoch, folgte dann dem sich hinknienden Draco mit den Augen. Hatte er das wirklich gefragt? Seine erste Reaktion war das obligatorische Lächeln, doch es verschwand fast augenblicklich wieder. Er hatte ihm doch versprochen, dass er ihn nicht belog. Zumal er das eh immer durchschaute. Kaum wahrnehmbar schüttelte er den Kopf und wandte dann den Blick ab. Er konnte ihm nicht in die Augen sehen, wusste selbst nicht warum. Er konnte gerade nur mit Mühe die Tränen zurückhalten. ~*~*~*~ Schweigend sah der Blonde zu, wie Harry den Kopf zur Seite wandte und dem Blickkontakt nicht standhielt. Er sah mitgenommen aus, betroffen. Alles um ihn herum schrie das Wort Katastrophe, aber Draco konnte sich schlichtweg nicht vorstellen, warum. Und er konnte es nicht erfahren, wenn der Gryffindor nicht sprach. In den grünen Augen glänzten mühsam zurückgehaltene Tränen. Draco schluckte hart. Dieser Anblick traf ihn tief, so tief, dass es ihn selbst überraschte. Dann beugte er sich vor, schloss den schwarzhaarigen Jungen in die Arme und zog ihn behutsam an sich. Ganz vorsichtig strich er ihm über das wirre Haar. ~*~*~*~ Dieser lehnte sich schwer in diese Umarmung, versteckte sein Gesicht an der warmen Schulter. Einmal schluchzte er noch, dann übermannte ihn das Mitleid. Es war wirklich fürchterlich, wie sehr dieses Mitleid seine Selbstbeherrschung untergrub, aber er konnte nichts mehr gegen die Tränen machen. Sie liefen einfach. Seine Hände fanden den Weg auf Dracos Rücken und er drückte sich gegen ihn. Im Grunde wollte er gar nicht, dass der Blonde diese Schwäche mitbekam, aber jetzt war doch eh schon alles zu spät. Er würde sich dafür entschuldigen, wenn er wieder sprechen konnte… ~*~*~*~ Draco drückte den Gryffindor fest an sich und strich über die zuckenden Schultern. Mehr konnte er jetzt nicht tun. Nur da sein... Er spürte, wie Harry die Hände in seinen Rücken grub und sich festhielt. Beinahe wie ein Ertrinkender. „Sch...“, murmelte der Blonde leise und streichelte weiter über Harrys Rücken. ~*~*~*~ „Ich… ich…“ Harry gab seinen ersten Versuch auf, etwas sagen zu wollen. Zwar hatte er das Gefühl, er müsse sich Malfoy Junior erklären, aber das war nicht so einfach, wenn einem die Luft zum Sprechen fehlte. Tief atmete er ein, und dann zitternd wieder aus. Vielleicht sollte er einfach warten, bis das Gefühl von alleine nachließ. Es war doch eh schon viel besser, nicht wahr? Ein schmales Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. „Danke!“, flüsterte er stimmlos. Es war so erleichternd, ihm einfach nur nahe zu sein. Er hatte ganz Recht gehabt, heute Morgen. Draco war wie Medizin. Wie konnte es denn sein, dass er jedes Mal nur da zu sein brauchte, damit es ihm besser ging? Noch einmal atmete er tief durch, dann schaffte er es endlich, wieder Worte zu sprechen, auch wenn sie nur schwach waren und wahrscheinlich zur Hälfte im Hemd des Blonden hängen blieben: „Es tut mir leid. Ich wollte nicht weinen…“ ~*~*~*~ Draco lächelte leicht, als sich Harry bedankte. Als wenn das nötig wäre... Behutsam streichelte er ihm weiter über den Rücken, auch wenn die Tränen langsam versiegten. Sein Hemd war nass, aber was machte das schon? Gar nichts. „Es ist okay...“ Seine Hand fand den Weg zu Harrys Nacken und kraulte ihm behutsam den Haaransatz. „Magst du mir erzählen, was passiert ist?“, fragte er leise, ganz sanft. Er wollte nicht drängen, nein, das sicher nicht. Aber er wollte es gerne wissen... Denn er hatte nicht den Eindruck, dass Harry Potter jemand war, der sich so einfach fallen ließ und weinte. Er hatte den Gryffindor auch nur ein einziges Mal zuvor weinen sehen - letztes Jahr, als er mit dem Leichnam von Diggory in das Stadion des Irrgartens zurückgekehrt war. Dieses Weinen jetzt... Es ging ihm viel näher. Sehr viel näher... ~*~*~*~ Kurz überlegte Harry, ob er das wollte, doch er hatte schon längst alle Kontrolle über seine Stimme verloren. „Ich habe etwas Schreckliches getan. Gestern, da… Wir hatten Wahrsagen und ich… Ron hat gesagt, ich habe wahrgesagt! Er hat gesagt, ich könne mich nicht dran erinnern! Ich erinnere mich auch nicht, aber ich habe ihm ins Gesicht gesagt, dass… dass… Percy wird sterben, hab ich gesagt, hat Hermione gesagt. Und das bald. Und ich habe es Ron ins Gesicht gesagt, ohne darüber nachzudenken! Ohne es zu wissen! Ich habe… Ich bin ein schlechter Freund, Dray! Ich bin ein Idiot, dass ich nicht kontrollieren kann, was ich sage! Was ich tue! Am Freitag doch auch schon! Ich bin ein Idiot!“ Er wagte es nicht, aufzusehen. Zu sehr fürchtete er sich vor der Antwort. Er würde wohl endgültig das Vertrauen in sich verlieren, wenn Draco ihm das jetzt bestätigte. Er würde endgültig verzweifeln, hoffte sosehr auf eine Verneinung, dass sein Griff sich noch ein wenig festigte. „Ich habe es nicht verdient, dass er mit mir befreundet ist.“, fügte er murmelnd an. „Ständig tue ich Dinge, die ihn verletzten…“ Es war kaum zu hören und es war nicht erkennbar, wen er damit meinte. Er wusste es selbst nicht, denn in dem Moment, wo er glaubte, Ron damit zu meinen, ging ihm auf, dass das auch auf Draco passte. Auch dessen Freundschaft verdiente er nicht… ~*~*~*~ Draco legte den Kopf schief und hörte zu. Harry hatte wahrgesagt? Schwer zu glauben... Und doch... Es war an sich möglich... Doch das trat in den Hintergrund, angesichts der Selbstzweifel und der Selbstzerfleischung des Jungen in seinen Armen. „Du bist kein Idiot...“ Der Blonde sprach langsam und wählte seine Worte mit Bedacht. „Und du bist ein guter Freund. Jeder Mensch macht Fehler. Das ist unvermeidbar. Aber Freunde verzeihen sie... Und dir tut es Leid. Das ist das wichtigste... Es ist dir nicht egal.“ Er stockte. „Harry, glaub an dich. Du bist ein... wunderbarer Mensch. Denk nicht so von dir. Es ist eine Ehre mit dir befreundet zu sein. Und ich bin mir sicher, dass...“ Er stockte erneut, brachte den Namen dann jedoch über seine Lippen. „...dass Ron das auch weiß. Vertrau ihm. Und vertrau dir selbst. Und vertrau mir. Denn ich sage dir die Wahrheit.“ ~*~*~*~ Harry lachte leise. Erleichterung stieg in ihm auf, wie warmes Wasser durch einen Schacht, spülte die Zweifel weg. Diese Worte von Draco zu hören, war etwas anderes, als wenn Hermione sie gesagt hätte, als wenn Dumbledore mal wieder sagte, er solle aufhören, sich selbst die Schuld zu geben, die ihn nicht traf. Aus Dracos Mund… glaubte er daran. Und er hatte doch Recht, oder? Ron hatte ihm immer wieder verziehen, immer wieder, ganz egal, was er auch getan hatte. Vielleicht sollte er wirklich einfach Vertrauen in ihn haben. Vielleicht war er ja wirklich nicht böse, sondern… wie er nur traurig und deshalb weggelaufen… Ein Seufzen nahm die letzte Anspannung aus seiner Brust, die das Weinen hinterlassen hatte. Er hob den Kopf, blickte Draco direkt an, blickte direkt in stürmisches Grau, das irgendwie schwer zu begreifen war. Seit wann hatte Draco so atemberaubende Augen? Seit wann hatte er diese silbrigen Sprenkel darin? Und seit wann dachte er über die Augen anderer Leute nach? Wieder lachte Harry leise, wich diesen faszinierenden Augen kurzzeitig aus, um sich zu besinnen, was er eigentlich hatte sagen wollen, und als es ihm wieder einfiel, hob er den Kopf wieder, wagte wieder den Blick in bodenlose Seelenspiegel. „Ich vertraue dir. Danke…“ ~*~*~*~ Draco lächelte leicht. Er löste eine Hand von Harrys Rücken und strich ihm behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Für einen Augenblick ließ er die Hand an seiner Wange ruhen, ehe er sie langsam senkte. Er vertraute ihm. Diese Worte waren so schwer zu glauben, noch viel schwerer zu fassen. Draco war schlichtweg sprachlos. Er schlug die Augen nieder und blickte den Gryffindor wieder an. Sein Lächeln wurde breiter. Mehr brachte er gerade einfach nicht fertig. ~*~*~*~ Sekunden blickte er ihn wieder einfach nur an, dann spürte er, wie Röte in sein Gesicht stieg. Verlegen senkte er den Kopf und blickte auf den Knoten von Dracos Krawatte. Grün und silbern. Slytherin. Er saß hier mit einem… mit dem Slytherin und dann redeten sie über so etwas. Darüber hätte er nicht mal mit Ron gesprochen. Nicht mal mit ihm! Warum also mit Draco? Die Antwort war so klar. Sie stand in Neonbuchstaben über seinem Kopf: Du vertraust ihm! Und er stellte erstaunt fest, dass es tatsächlich so war. Er hatte noch niemals einem Menschen so sehr vertraut wie Draco in diesem Moment. Nur Sirius, dem er alles in Briefen schrieb, was ihn beschäftigte, aber ob er ihm über die Wahrsagung erzählen würde… Draco hatte er davon erzählt… Sein Kopf senkte sich noch ein bisschen tiefer und schließlich blieb sein Blick auf einem Knopf des Hemdes kleben. Er war rot bis über beide Ohren. Gott, war das peinlich! Wann hatte er begonnen, Draco zu vertrauen? Waren sie nicht eben noch Feinde gewesen? Waren sie… wirklich irgendwann mal Feinde gewesen? War das nicht vielleicht alles nur Einbildung gewesen? ~*~*~*~ Draco sah zu, wie Harry langsam rot wurde und den Blick verlegen senkte. Er schaute selbst zur Seite, war sich unsicher, was er jetzt sagen sollte. Sie waren sich nah... Sie waren sich näher gekommen, sehr viel näher, als er jemals für möglich gehalten hätte. Es fühlte sich gut an. Richtig. Und doch... blieb da immer noch ein Rest Unsicherheit. Ein wenig so, als wenn er blind in etwas hineinstolpern würde, das er noch nicht ermessen konnte... „Alles wieder okay?“, fragte er leise. Es war das einzige, was ihm einfiel, das er sagen konnte. ~*~*~*~ Harry zuckte die Schultern, nickte dann aber. „Was soll schon okay daran sein, wenn man weiß, dass jemand bestimmtes sterben wird, es aber nicht verhindern kann…“, antwortete er leise, aber er lächelte dabei. „Trotzdem geht es mir jetzt besser. Danke noch mal.“ Er seufzte. Sein Blick war auf die Uhr an der Wand gefallen. Hing die schon immer da? „Wir sollten langsam anfangen.“, murmelte er, eigentlich nur, um dem sich ankündigenden Schweigen auszukommen. „Wir haben immer noch nicht einen Handgriff getan…“ Außerdem freute er sich darauf, diese kindliche Freude in Dracos Augen wieder zu sehen. „Und ich wollte heute früher gehen, um noch mal mit Ron zu reden. Wenn er überhaupt mit sich reden lässt…“ ~*~*~*~ Natürlich war in diesem Fall nicht alles okay. Das würde es wohl auch nicht werden. Zumindest würden die Dinge wohl nie mehr werden, wie sie es mal waren. „Okay...“ Draco drückte Harry noch einmal kurz und ließ ihn dann vorsichtig los. Langsam richtete er sich auf und dabei wurde ihm wieder bewusst, dass sein Hemd an der Schulter reichlich nass geworden war. Aber das machte nichts. „Vertrau ihm. Er ist doch schließlich dein Freund, nicht wahr?“ Draco lächelte leicht und ließ sich dann Harry gegenüber in dem anderen Sessel nieder. Er zog ein Buch heran. „Als erstes schreiben wir dann den Aufsatz... Mach dir Notizen beim Lesen. Wir setzen daraus den Aufsatz zusammen... Und wenn du etwas über Dinge liest, die beim Brauen schief gehen können: Schreib das bitte auf einen Extrazettel. Kann nie schaden, das zu wissen.“ Es war erstaunlich, wie mühelos der Übergang zwischen diesen beiden Themen gelang. Beinahe erschreckend. Gerade redeten sie noch über Dinge, die für Harry elementar wichtig waren, und jetzt gingen sie zur schulischen Tagesordnung über. Gespenstisch. Dracos Augen huschten über die Seiten, taten sich aber schwer damit, die Worte wahrzunehmen. In seinem Bauch verspürte er ein seltsames Gefühl. War das tatsächlich so etwas wie Eifersucht? Auf das Wiesel? Bitte... Das konnte doch nicht wahr sein! ~*~*~*~ Harry griff ebenfalls nach einem Buch. Es war das, was er schon die ganze Zeit über gehalten hatte, das, welches vorhin offenbar unbemerkt zu Boden gefallen war. Er erkannte die Überschrift wieder. Langsam begann er zu lesen, kannte einen Teil davon schon, hatte das in einer Minute des Eifers in seinem Bett schon gemacht, aber dann kam er zu einem unbekannten Teil, der ihm neu war. Er ließ das Buch sinken, wollte zu seiner Feder greifen… Vage erinnerte er sich daran, dass die Tasche auf seinem Bett lag. Wo er sie nach Wahrsagen hingelegt hatte. Mitsamt Inhalt also gerade unerreichbar. „Äh… Dray…co… leihst du mir eine Feder?“, fragte er zaghaft, war sich gar nicht sicher, ob er den Vornamen überhaupt aussprechen durfte… aber er hatte sich überlegt, dass Freunde sich halt beim Vornamen nennen sollten… ~*~*~*~ „Hm?“ Draco schaute auf. Seinen Vornamen aus Harrys Mund zu hören, war ungewohnt... Aber es fühlte sich gut an. Vertrauter, näher. Und das waren sie einander ja gekommen... „Hier...“ Er schob seine Ersatzfeder zu dem Gryffindor hinüber. Nur das Beste war wieder einmal für den Sohn der Malfoy-Familie gut genug gewesen. Entsprechend war die Feder teuer - und sah auch so aus. Draco selbst war das egal. Er hatte sich daran gewöhnt, dass Geld offenbar dazu gehört und dass seine Eltern ihm so ziemlich alles bezahlten, damit er seinen Stand angemessen präsentierte. Na, von ihm aus... Und das hieß nun einmal auch teure Federn. Wenigstens lagen sie gut in der Hand. ~*~*~*~ Fast ehrfürchtig nahm Harry das teure Stück auf. Adler, Silberspitze, filigran, sehr fein vorne… Seine Adlerfeder war nicht so schön. Behutsam strich er mit den Fingerspitzen über den schon etwas zusammengeklebten Flaum, grinste dann. Damit würde das Schreiben eine wahre Freude sein. „Bekomme ich auch Papier und Tinte? Du musst wissen, dass meine Tasche heute von einem äußerst wachsamen Minidrachen bewacht wird und ich deshalb nicht die Möglichkeit hatte, sie noch zu holen.“ ~*~*~*~ Draco sah erneut auf und blickte ein wenig verdutzt drein. Dann musste er lachen. „Natürlich. Entschuldige.“ Er legte seine Tasche auf den Tisch. Darin würde Harry alles finden. Vor allem ein reines Chaos, das dort herrschte, seit er das erste Mal mit Harry Potter zusammen unterwegs gewesen war. Normalerweise ließ er niemanden an seine Tasche, aber in diesem Fall machte er die Ausnahme, ohne weiter darüber nachzudenken. „Meinst du mit dem Minidrachen Granger?“ Draco zog amüsiert eine Augenbraue hoch. ~*~*~*~ „Wen sonst?“, erwiderte Harry stirnrunzelnd, als er die Geste als das erkannte, was sie war. Er sollte es sich selbst nehmen? Das ging doch nicht. Bei fremden Taschen war doch irgendwo ein Punkt. Aber andererseits hatte er es ihm doch angeboten, nicht? Vorsichtig und sich immer wieder versichernd, was Draco sagen könnte, hob er den Deckel hoch und lugte hinein. Vielleicht musste er ja gar nicht drin wühlen, vielleicht lag ja alles obenauf… So sehr hatte er sich noch nie geirrt. Der erste Blick ließ ihn die Augen weiten, der zweite ließ ihn grinsen. Was für ein Durcheinander. Da machte es doch fast Spaß, drin zu suchen, nicht wahr? Er holte ein Buch heraus, in dem zur Hälfte ein anderes steckte, legte es sorgfältig auf den Tisch, denn das war es nicht, was er suchte. Als nächstes beförderte er ein beschriebenes Pergament zutage, definitiv Geschichtshausaufgaben, auch nicht das Gesuchte. Ah, da war ja die Tinte. Sehr gut. Jetzt noch Papier… Ein neuer Bogen Pergament kam zum Vorschein, trug Notizen zum Unterricht für Verwandlung, dann ein Brief von einem Mädchen, der noch nicht geöffnet war… Harry schob ihn Draco zu, suchte dann weiter. Erst nach fünf weiteren Bögen fand er einen leeren. Mit reichlich Unwohlsein steckte er den Inhalt zurück in die Tasche. So eine Unordnung durfte man doch in fremden Taschen nicht verursachen, oder? Aber immerhin konnte er jetzt endlich aufschreiben, was er wollte. Er schraubte das Fässchen Tinte auf, tauchte die schöne Feder hinein und begann das erste Wort zu schreiben. Unglaublich. Das war mal was anderes. Die lag so gut in der Hand, als hätte man sie angepasst, ihre Schrift war… unvergleichlich. Nie im Leben hatte er schöner geschrieben! „Respekt.“, murmelte er, besah sich das gute Stück erneut. Vielleicht holte er sich auch so ein Ding… ~*~*~*~ Ein wenig belustigt, zugleich aber auch mit einem etwas seltsamen Gefühl beobachtete Draco, wie Harry in seiner Tasche suchte. Die Dinge, die gerade im Weg waren, förderte er zu Tage und legte sie ordentlich beiseite. Angesichts des Briefs, den Harry hervorkramte und ihm kommentarlos herüberreichte, runzelte Draco leicht die Stirn. War da noch was? Er griff danach, riss ihn auf und überflog die Zeilen. Die gleichen Worte hatte er schon so oft gelesen... Du bist mir aufgefallen, blablabla. Das Neue war aber das ‚Ich glaube nicht, dass du schwul bist... Lass es mich dir beweisen.’ Oh ja. Sonst noch was? Draco verzog den Mund und las die Unterschrift. Eine Sechstklässlerin? Nun, wenigstens zog er auch ältere Mädchen an und nicht nur die jüngeren... Dennoch: Kein Interesse. Wieder einmal nicht. Abgesehen davon: Hatte eigentlich niemand bemerkt, dass er eine Freundin hatte? Nein, wahrscheinlich kaum. Weil da ja sowieso alles irgendwie seltsam lief und vollkommen schief ging. Achtlos knüllte er den Brief zusammen. Wahrscheinlich würde dieses Mädchen in Tränen ausbrechen, wenn sie das wüsste. Aber das war ihr Problem. Draco blickte zu dem Gryffindor hinüber, als dieser sprach. „Behalte sie.“, sagte er leichthin. ~*~*~*~ Harrys Kopf fuhr hoch. „Aber das geht doch nicht!“, rief er entsetzt. „Die war doch unglaublich teuer!“ Seine Augen waren regelrecht furchtsam aufgerissen. So etwas konnte er ihm doch nie im Leben zurückgeben! ~*~*~*~ „Wieso geht das nicht? Es ist ein Geschenk... Ich bin beleidigt, wenn du es nicht annimmst.“ Draco lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum hatte Harry ein Problem damit? Es war doch nichts dabei... Und wenigstens etwas wollte er ihm schenken. Einfach so irgendetwas. Und wenn es nur diese dumme Feder war... Und wenn sie ihn begeisterte und ihm gefiel, dann war sie gerade gut genug. ~*~*~*~ Beleidigen? Erschrocken blickte Harry ihn an. Nein, das… bloß nicht! Beleidigt sein, bedeutete Streit, er wollte keinen Streit! Nicht mit ihm! Er begann zu lächeln, dann zu lachen und strich liebevoll über die weichen Grannen. „Danke.“ Was sollte er auch anderes sagen. Danke war eigentlich viel zu wenig, aber er konnte nichts zurückgeben. Noch nicht. Irgendwann, wenn ihm etwas einfiel. Und bis dahin würde er sie einrahmen oder so. ~*~*~*~ Draco lächelte zufrieden. Na bitte, es ging doch. Dann hatte dieses dumme Geld wenigstens einmal Sinn bekommen. Indem es jemanden erfreute, den er mochte. War doch eine nette Abwechslung zu dem Gefühl, in diesem Luxus irgendwann einmal noch zu ersticken. Noch immer mit dem Lächeln auf den Lippen beugte er sich wieder über das Buch und arbeitete weiter. Es gab schließlich nichts weiter zu dieser Sache zu sagen... Und sie mussten vorankommen. Sie lagen sowieso schon hinter seinem gedanklichen Zeitplan. Wenig später kratzte seine eigene Feder wieder über das Papier, als er sich Notizen machte. ~*~*~*~ Harry folgte seinem Beispiel. Und nach knapp zwei Stunden stellte er fest, dass er wohl noch niemals so viele Notizen gemacht hatte, wenn er etwas gelesen hatte. Und das war alles Dracos Schuld… oder die seiner Feder, wie man es nahm. Aber es wurde langsam Zeit. Das Abendbrot begann und er hatte sich vorgenommen, Ron dahinzuschleifen, weil der wegen seiner bescheuerten Voraussage das Mittagessen ausfallen gelassen hatte – so wie er und Hermione auch. Bei ihm war es ihm egal, aber bei den anderen beiden… Er seufzte und schlug das Buch zu. Eigentlich wollte er nicht gehen, wie jedes Mal, wenn er bei Draco war in letzter Zeit, aber es musste sein. Für Ron. Schnell waren auch die anderen Sachen zusammengepackt, Dracos Feder war sorgfältig zu Sirius’ Brief in seine Umhangtasche gelegt worden, die würde er nicht mehr hergeben! Er stand auf. „Ich werde gehen.“, sagte er leise. Draco würde schon verstehen. ~*~*~*~ Der Slytherin blickte langsam auf, während Harry begann, seine Sachen zusammenzupacken. Er lehnte sich zurück und sah dem Schwarzhaarigen schweigend zu. Es war schade, dass er schon gehen musste, aber es war notwendig, denn für ihn ging es um etwas Wichtiges. „Okay. Ich schätze, ich sollte mich auch auf den Weg machen. Ich habe da auch ein Gespräch, das ich führen sollte...“ Die Sache mit Pansy nagte an ihm. Er wusste nicht genau warum. Vielleicht wegen diesem dummen Liebesbrief, der ihm klar gemacht hatte, dass sie kaum jemand an seiner Seite ernst nahm. Und das lief seinen Absichten zuwider. Außerdem fühlte er sich selbst bei dieser ganzen Geschichte nicht mehr allzu wohl. Und da es sie betraf... Da war es sinnvoll mit ihr zu sprechen, nicht wahr? Schatten huschten über seine Augen. Und wahrscheinlich war es sinnvoll, sich zu diesem Gespräch aufzuraffen, solange er noch den Willen dazu hatte. Ansonsten, das wusste er sehr genau, würde er es nur hinausschieben. ~*~*~*~ Harry lächelte. „Geht es um eine Freundschaft?“, fragte er neugierig. Irgendwie hatte er den Eindruck gehabt. Zu Anfang. Und dann… hatte es sich geändert. War düsterer geworden. „Oder hast du wieder Probleme mit der Niete?“ ~*~*~*~ „Es geht um Pansy.“ Dracos Stimme war einen Tick kühler geworden. Es war nicht gerade nett so etwas über seine Freundin zu sagen und es stieß ihn nur noch mehr darauf, dass sie zu sehr als Alibi wahrgenommen wurde. Viel zu sehr. „Irgendwie... laufen dort Dinge schief, die nicht schief laufen sollten...“ Er zuckte mit den Schultern, starrte auf seine kaputte Hand und zupfte an dem Taschentuchverband herum. Eigentlich hatte er gar keine Lust mehr, mit ihr zu reden. Aber es war unvermeidbar. Und sei es nur, damit sie irgendein Auskommen miteinander fanden. Weglaufen, Schluss machen - das war derzeit vollkommen unmöglich. Und so wie Blaise angedeutet hatte, galt das auch für sie. Draco blickte auf und lächelte schief. ~*~*~*~ Also ging es um eine Freundschaft. Das war doch mal etwas, auch wenn ihm die Tiefgründigkeit dieser Freundschaft einen unerwarteten Stich versetzte. Selbst wenn sie nur als Alibi war und noch dazu offensichtlich eine Menge schief lief, es gefiel ihm nicht wirklich. Er seufzte. „Dann klär das schnell. Es ist nicht schön, wenn Freunde einander missverstehen.“, sagte er, dann zog er den Zauberstab, griff ungefragt nach Dracos kaputter Hand. Vorhin hatte er Hermione nach einem Heilzauber gefragt, weil es ihm beim Training mit Tonks aufgefallen war und er es später noch immer gehabt hatte, es offensichtlich nicht behandeln lassen wollte. Sie hatte nur einen leichten gekannt, aber das würde er doch jetzt einfach mal versuchen. Leise sagte er die Worte, tippte dann gegen die verletzte Haut. ~*~*~*~ Vielleicht hatte Harry Recht und er sollte diese Sache wirklich schnell klären. Auch wenn er Pansy niemals von sich aus als zu seinen Freunden gehörig bezeichnet hatte. Da gab es gerade exakt zwei Leute, die er als seine Freunde bezeichnete. Der Rest gehörte zu diesem Dunstkreis, der ihn umgab. Der Slytherin zuckte unwillkürlich zusammen, als Harry nach seiner verletzten Hand griff und dann mit dem Zauberstab dagegen tippte. Es tat weh. Es fühlte sich an, als wenn die Risswunden in der Haut noch tiefer wurden und sich bis in die Knochen hineinfressen würden. Er gab einen leisen Schmerzlaut von sich und zog die Hand abrupt zurück. Behutsam schob er seinen Behelfsverband zurück und blickte auf die gerötete Haut. Dunklere Stellen verrieten, wo einmal die Wunden gewesen waren, jetzt war dort nur noch junge, empfindliche Haut. Fast tat es ihm ein wenig leid, dass sie jetzt verschwunden waren. „Danke.“, murmelte er leise und strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über die Handinnenfläche. ~*~*~*~ „Du solltest ein bisschen liebevoller mit dir umgehen.“, lächelte Harry. „Narben sind nicht so toll, weißt du…“ Damit stupste er ihm gegen die Nase und ging zur Tür. „Bis dann, Dray!“ Und schon war er verschwunden. Eilig lief er die Gänge hinunter, die Treppe hinab, wieder hinauf und schaffte es tatsächlich, innerhalb von wenigen Minuten den Gryffindorgemeinschaftsraum zu erreichen. Und in diesen paar Minuten waren seine Gedanken vollkommen wirr. Was sollte er sagen? Wie sich verhalten? Wollte Ron eine Entschuldigung? Wollte er Trost? Was konnte er tun, um ihm nicht noch mehr wehzutun? All diese Fragen erübrigten sich, als er den runden Saal betrat. Ron saß bei Hermione. Er war noch immer blass, aber es schien ihm dennoch besser zu gehen. Sehr gut! „Hallo…“ Zaghaft trat Harry näher. Vertraue ihm. Malfoys Worte kamen ihm ins Gedächtnis und er nickte entschlossen. Er würde ihm vertrauen. Schließlich hatte er beschlossen, ein besserer Freund zu werden! „Geht es dir besser?“ Der Rotschopf nickte erschlagen. Nein, wohl nicht wirklich. „Hör zu, es tut mir leid, ich wollte nicht…“ „Vergiss es einfach.“, fiel ihm Ron ins Wort. „Ich hätte dir nie sagen dürfen, dass du diese Voraussage gemacht hast. Es war nicht fair. Schließlich sind Voraussagen nicht für den gedacht, der sie macht.“ Das hatte er zweifellos von seiner Mutter. Die war auch so drauf. „Es tut mir trotzdem leid. Ich glaube, es war nicht sehr… diplomatisch vermittelt.“ Ron begann zu lachen. „Dafür kannst du doch noch weniger. Wenn man dir vertrauen darf, was du über die Voraussage Trelawneys gesagt hast, dann war sie ebenfalls nicht besonders freundlich. Das liegt wohl in der Natur der Sache.“ Harry seufzte und setzte sich auf Rons Armlehne. „Was es nicht wirklich besser macht. Hast du den Zwillingen davon erzählt?“ „Ich habe meiner Mutter geschrieben.“, antwortete Ron leise. „Ich habe sie gebeten, ihn zu warnen.“ Als ob das funktionieren würde… Percy hatte schließlich den Kontakt zu seiner Familie komplett abgebrochen. „Das ist gut.“, antwortete Harry dennoch, legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte dann Hermione an, die erleichtert zu sein schien. Sie hatte sich wohl wirklich Sorgen um ihn gemacht. „Wollen wir dann essen gehen?“ Ron schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Hunger. Geht alleine.“ „Nichts da!“ Schon war Hermione zur Stelle. „Ich kann ja verstehen, dass du keinen Appetit hast, aber nicht zu essen ist keine Lösung! Du bist im Wachstum! Willst du krank werden? Willst du vielleicht Percys Beispiel folgen?“ Entsetzt sah er sie an und auch Harry warf ihr einen tadelnden Blick zu. „Dann komm mit!“ Es brachte Ron tatsächlich zum Lachen. „Ist ja gut. Ist ja gut. Ich komme mit!“ Hermione lächelte glücklich. Was für ein Glück. Gemeinsam gingen sie hinunter und tatsächlich brachte Hermione den Rotschopf dazu, etwas zu essen. ~*~*~*~ Draco schnaubte bei Harrys Worten nur leise. War ihm doch egal, ob da Narben blieben... Dann wäre er eben in einem weiteren Punkt nicht mehr perfekt - na und? Der Blonde hatte noch nicht einmal eine Chance, sich zu verabschieden, so schnell war der Gryffindor aus der Tür raus. Draco seufzte leise, beugte sich vor und legte die Arme auf den Tisch. Wenig später legte er den Kopf auf den rechten Oberarm und starrte auf den Sessel, wo Harry gerade noch gesessen hatte. Hatte er das gerade richtig mitbekommen und der Gryffindor hatte ihn wieder Dray genannt? Wenn ja, dann hatte er offenbar einen Spitznamen bekommen... Draco schloss für einen Augenblick die Augen und atmete tief durch. Einige Minuten blieb er so liegen und genoss dieses Gefühl von Entspannung und dem Nachhall von Harrys Anwesenheit. Dann richtete er sich langsam auf und packte seine Sachen zusammen. Keine fünf Minuten später war er auf dem Weg in den Slytherinkerker. „Draco! Du bist meine Rettung!“, wurde er von Blaise begrüßt. Der Blonde legte den Kopf schräg. „Wobei?“ „Zaubertränke... Dieser Aufsatz macht mich noch wahnsinnig...“, jammerte der Schwarzhaarige. „Ich komme gleich. Ich muss nur erst etwas klären.“ Ja, jetzt, sofort. Damit er sich nicht doch noch davor drückte. Und das würde er sonst ganz sicher tun. „Oh, okay...“ Blaise sah ihm verblüfft nach, wie er zu Pansy hinüber ging, ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Stirn gab - Draco tat so etwas doch sonst nie! -, sie am Arm nahm und mit ihr in Richtung Jungenschlafsäle verschwand. Klar, der einzige Ort, wo man ungestört sein konnte... Die Mädchenschlafsäle waren schließlich gemein geschützt. Da hatte sich wohl schon jeder Junge eine blutige Nase geholt. Was die Menge des plötzlichen Getuschels anging, das Dracos und Pansys Abgang bewirkt hatte, konnte Blaise nur mit dem Kopf schütteln. Bei Merlin... Diese Schüler waren doch wirklich alle gleich. „Was ist denn?“, fragte Pansy. Sie klang verunsichert, während sie sich auf Dracos Geheiß hin auf seinem Bett niederließ. Ihre braunen Augen blickten ihn fragend an. „Wir sollten miteinander reden...“ Draco ließ sich ihr gegenüber nieder und warf einen kurzen Blick zur Tür. Ein halbes Dutzend Slytherins quetschten sich davor. Er schüttelte nur den Kopf, murmelte einen Fluch und die Tür verschloss sich - sehr zum Bedauern der Neugierigen. Ein weiterer Spruch und sie war schalldicht, womit sich jegliches Lauschen erledigt hatte. Die Gerüchteküche würde am nächsten Morgen brodeln. „Okay... Hör mir zu...“, begann der Blonde. „Ich weiß, ich bin nicht gerade leicht im Umgang. Das wirklich nicht. Aber du machst es mir auch nicht leicht... Wirklich nicht. Irgendwie... geht im Moment so ziemlich alles zwischen uns schief. Und das sollten wir ändern...“ „Das ist leicht gesagt.“, erwiderte Pansy und zog die Beine an. „Ich bin nun einmal ich und du bist du... Und wir sind beide nicht gerade frei in unseren Entscheidungen.“ „Das ist wahr.“ Draco lachte heiser. „Und das zwingt uns, zusammenzustehen... Denn sonst...“ „Sonst wärst du nicht mehr hier. Schon klar.“ Pansy schloss einen Augenblick die Augen. Als sie wieder aufblickte, schimmerten darin Tränen. „Eigentlich sollte mir das ja mittlerweile egal sein, denn du bist wirklich ein Mistkerl, Draco Malfoy... Aber auch wenn ich nicht mehr in dich verliebt bin, heißt das nicht, dass du mir egal bist...“ Draco seufzte leise und starrte auf seine Hände. Jetzt war wieder der Punkt erreicht, wo er nicht wusste, was er sagen sollte. „Aber für uns beide ist diese Beziehung - ungeachtet der Tatsache, dass sie reiner Schein ist - wichtig. Für mich, weil mein Vater mir ständig schreibt, wie glücklich er ist und wie sehr er sich eine Ehe zwischen uns wünscht, und weil meine Mutter dauernd von dem gleichen Kram schwärmt und sich gar nicht mehr einkriegt und sie mich ständig daran erinnert, was für eine tolle Entwicklung das für die Familie wäre... Für dich - wegen dieser Gerüchte, dass du schwul seiest, nicht wahr?“ Der Blonde nickte. „Magst du mich wenigstens ein bisschen?“ Pansy sah ihn flehend an. Langsam schaute Draco auf. Wenn sie so war... Wenn sie ernst war und nicht so zickig tat... „Ja. Wenn du so bist... wie jetzt. Wenn du dieses Gegiggel und so sein lässt... Dann mag ich dich glatt.“ Er lächelte leicht. Das war sogar die Wahrheit. Wie in Zaubergeschichte, als sie mit wenigen Worten die Dinge auf den Punkt gebracht hatte. Da hatte er sie auch auf einmal mit anderen Augen sehen können. „Okay.“ Sie erwiderte sein Lächeln bemüht. „Ich gebe mir Mühe. Aber du... Gib du sie dir auch, ja? Wir müssen es uns nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist...“ „Ja.“ „Danke...“ Sie vergrub den Kopf in den Armen und die bebenden Schultern verrieten, dass sie weinte. Draco unterdrückte einen weiteren Seufzer. Warum weinten heute eigentlich alle Leute in seiner Gegenwart? Einen Augenblick lang zögerte er, dann rutschte er näher und nahm Pansy in den Arm. Sie drückte sich an ihn und schluchzte geräuschvoll auf. Es war so ähnlich wie die Situation heute Nachmittag - und doch so anders. Als Harry geweint hatte, da hatte sich ihm das Herz zugeschnürt und er hatte mitgelitten. Bei Pansy dagegen... Seine Sympathien reichten nicht dafür aus, dass er mehr als einen leichten Anflug von Mitleid für sie empfand. Er fühlte sich kalt. Kalt bis tief in sein Innerstes hinein. Es war, als wenn man ihn dort nicht erreichen, nicht berühren konnte, als wenn er vollkommen erfroren war und nur hin und wieder ein Ansatz dazu erschien, diesen Kern in ihm aufzutauen. Ob es überhaupt möglich war? Vielleicht... Vielleicht auch nicht. Er hatte keine Ahnung. Und er war sich dieses Umstandes auch noch nie so sehr bewusst geworden. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And all I can taste is this moment And all I can breathe is your life 'Cause sooner or later it's over I just don't want to miss you tonight ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *murr* Viel zu lang. Viel, viel zu lang. Vier Seiten länger, als ich wollte. Das ist ätzend. Aber süß sind die beiden! *harryunddrayknuddel* *auffederschiel* (Ob es wohl auffällt, wenn ich sie klaue? Will auch so eine…) abranka: *shi-chanpatt* Sehen wir als Bonus für unsere lieben Leser. ^.^ Kuschelig sind die beiden. *g* Und wie... Beschwert euch von mir aus, aber Pansy tut mir Leid... Armes Mädel. Vor dem Kerker -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 16: Vor dem Kerker Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jon Bon Jovi – Bang A Drum. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 16: Vor dem Kerker Ausnahmsweise musste Blaise ihn am nächsten Morgen nicht wecken, sondern Draco wurde von selbst frühzeitig wach. Nachdem Pansy gegangen war, war er in den Gemeinschaftsraum zurückgekehrt und hatte Blaise bei dem Aufsatz geholfen. Die anzüglichen Gesten und das Getuschel waren kaum zu übersehen und überhören gewesen, doch dem Blonden war es tatsächlich gelungen, sie zu ignorieren. Dennoch war er froh gewesen, als er endlich im Bett gelegen hatte. Zu dritt gingen sie zum Frühstück. Pansy lächelnd in Dracos Arm, was wiederum dafür sorgte, dass sich die Aktivität der Klatschtanten nur noch mehr erhöhte. Es dauerte wahrscheinlich keine halbe Stunde, da war in sämtlichen Häusern bekannt, dass erzählt wurde, dass Draco Malfoy und Pansy Parkinson sich gestern im Jungenschlafsaal der Fünftklässler eingeschlossen hatten. Die Krönung der Gerüchteküche war die an den Haaren herbeigezogene Aussage, dass die beiden die Kerker zum Erbeben gebracht hätten. Draco hatte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen können, als Pansy ihm das ins Ohr geflüstert hatte. Die drei ließen sich gemeinsam am Frühstückstisch nieder. Es war wirklich erstaunlich, wie viel Aufmerksamkeit sich heute auf den Slytherintisch richtete, insbesondere auf Draco und seine – nun auf einmal sehr viel mehr wahrgenommene – Freundin. Dann kam der Augenblick, in dem die Eulen in die Große Halle geflogen kamen. Draco beachtete sie normalerweise nicht weiter, da er kaum Post von seinen Eltern bekam, doch aus dem Augenwinkel hatte er bereits den großen Uhu mit den auffälligen bernsteinfarbenen Federn gesehen. Seine Miene wurde schlagartig düsterer und dann ausdruckslos. Das war der Vogel seines Vaters. Und wenn Lucius Malfoy diesen Vogel auf die Reise schickte, dann ging es um etwas Wichtiges. „Was ist, Draco?“, fragte Blaise, doch der Blonde antwortete nicht. Stattdessen schaute er schweigend zu, wie der Uhu vor ihm landete und ihm den Brief hinhielt. Draco nahm ihn, woraufhin sich der Vogel hochmütig – normalerweise konnten Tiere das ja nicht sein, aber dieser Vogel hatte sich das offenbar von seinem Herrn abgeschaut – abwandte und wieder fort flog. Der Blonde starrte den Brief in seinen Händen an. Das offizielle Siegel der Familie Malfoy prangte unübersehbar auf dem Umschlag. Er unterdrückte einen Seufzer, brach es und zog den Bogen Papier heraus. Ebenfalls mit dem offiziellen Wappen. Dracos Mund wurde zu einem schmalen Strich. Die grauen Augen wanderten über die Zeilen und verengten sich dann. ‚Mein Sohn, mir wurde zugetragen, dass Du Dich entschlossen hast, eine engere Bindung mit Miss Parkinson einzugehen. Das ist sehr erfreulich, wirkt es doch zum einen den unsäglichen Gerüchten Deiner angeblichen Verfehlung entgegen und lässt es zum anderen auch für eine wünschenswerte Verbindung zwischen unseren beiden Familien hoffen. George Parkinson äußerte mir gegenüber bereits die Hoffnung auf eine dauerhafte Verbindung zwischen Dir und seiner Tochter. Mir wurde ebenfalls zugetragen, dass Du Dich zur praktischen Anwendung der Dunklen Künste entschlossen hast. Das ist zwar an sich begrüßenswert, jedoch lässt du jegliches Maß und jegliche Vorsicht vermissen. – Dumbledore ist kein Idiot. In Zukunft wünsche ich, von Dir persönlich in Kenntnis gesetzt zu werden, damit es nicht weiter notwendig ist, auf andere Quellen zurückzugreifen. Du bist mein Sohn, also verhalte Dich entsprechend. In anderer Sache kann ich Dir mitteilen, dass ich dafür sorgen konnte, dass Deiner Aufnahme in unsere Reihen zu Weihnachten nichts mehr entgegensteht, vorausgesetzt, Du wirst die noch festzuhaltenden Bedingungen erfüllen. Davon bin ich jedoch fest überzeugt. Es grüßt Dich Dein Vater, Lucius Malfoy’ Es war exakt das, was er erwartet hatte. Genau das – wenn er auch nicht unbedingt mit einer solch guten Information seines Vaters gerechnet hatte. Der Brief bot dazu genau diesen kalten Tonfall, den sein Vater immer vorbrachte. Und jetzt gab es eindeutig noch einen Grund mehr, Weihnachten nicht nach Hause zu fahren. Langsam und mit mühsam beherrschter Miene zerknüllte Draco den Brief. So stark war die Abneigung gegen seinen Vater noch nie zuvor gewesen. ~*~*~*~ Als Harry am nächsten Morgen in dir Große Halle kam, hätte er am liebsten sofort wieder Kehrt gemacht, denn in seinem Bauch zog sich urplötzlich ein großer, fester Knoten zusammen, als er Draco und Parkinson sah. Auch das kichernde Getuschel gab seinen Inhalt nur allzu deutlich Preis. Waren die zwei etwa doch nicht nur als Alibi zusammen? Doch umkehren konnte er nicht, denn Hermione zog ihn unerbittlich weiter. Irgendwie entging ihm ab da alles. Dass er etwas zu essen bekam, dass er es so sehr misshandelte, dass die Zwillinge sich schließlich darüber lustig machten, dass Ron ihn ansprach, dass irgendjemand ihn anrempelte und sich darüber beschwerte, dass er ein Mörder war, der nichts auf dem Kasten hatte und deshalb zu Tricks hatte greifen müssen… Dafür bekam er mit, dass Draco Post bekam und dass es mit Sicherheit keine guten Nachrichten waren… Dann beschloss er von einem Moment auf den anderen zu gehen, weil er es einfach nicht mehr aushielt. Er war wütend, obwohl er nicht sagen konnte, worauf. Er war traurig, obwohl er nicht wusste, weswegen. Und er machte sich Sorgen. Weil Draco so ganz und gar nicht glücklich aussah. War der Brief von seinem Vater? Mit einem unglaublich weichen Lächeln erhob er sich, erklärte kurz, er habe noch etwas vergessen und dass sie sich beim Unterricht treffen würden, dann verließ er Ron, Hermione und die Zwillinge, ohne ihnen Gelegenheit zur Antwort zu lassen, lief geradewegs hinaus auf die Gründe. Er fühlte sich zerrissen, wollte schreien, wollte nachdenken, wollte eigentlich nichts von beiden und doch beides zugleich. Was war das für ein Chaos in ihm drin? Er begann zu laufen, rief irgendwann den Feuerblitz und tat das gleiche wie immer, wenn er verwirrt war: Er flog auf Speed. Wind, Kälte, Freiheit. Je schneller, desto besser. Und je schneller, desto klarer wurden normalerweise die Gedanken. Heute war es anders. Es wurde nicht besser! Es wurde nicht klarer! Er bekam nicht mit, worum es in ihnen ging, konnte die Gedanken nicht den Gefühlen zuordnen, konnte nicht klar begreifen, was sein Herz ihm sagen wollte… Was war nur mit ihm los?! Zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn erinnerte er sich daran, dass McGonagall es nicht gern hatte, wenn man zu spät kam. Und er würde garantiert zu spät kommen! Definitiv! Die Schuluhr zeigte es nur allzu deutlich! Er beschleunigte noch ein bisschen mehr auf dem Weg zum Eingang, um wenigstens ein bisschen Zeit aufzuholen, da erhaschte er einen kurzen Blick durch eines der oberen Fenster auf Hermione und Ron, die offenbar aufgeregt diskutierten. Sie waren doch im Klassenraum, oder? Gab es vielleicht doch eine Möglichkeit pünktlich zu kommen? Er riss den Besen herum und gleichzeitig den Zauberstab heraus, flog eine enge Schleife, dann rief er den Spruch, der die Fenster öffnete. Eines flog auf, es krachte und klirrte, doch das störte ihn nicht, denn schon im nächsten Moment befand er sich im Raum, stoppte ruckartig seinen Besen und landete sanft auf dem nächstbesten Tisch. Malfoys Tisch, wie er bemerkte. Und der von Zabini und Parkinson. ~*~*~*~ Draco presste das Papier in seiner Hand immer mehr zusammen. „Alles okay?“, fragte Pansy leise und er antwortete mit einem stummen Nicken. Natürlich. Es war ja nur alles so, wie es immer war. Oder? Nein, nicht ganz. Denn er hatte sich verändert und konnte mit den alten Bedingungen seines Lebens nichts mehr anfangen. Gar nichts war in Ordnung. „Komm, wir gehen schon mal...“ Blaise zog ihn hoch. Erneut zogen sie zu dritt ab. Immer wieder wanderten Pansys und Blaises Blicke zu dem Blonden in ihrer Mitte, doch Draco schwieg. Seine Miene war unbewegt und nur der Sturm in seinen grauen Augen deutete daraufhin, dass sich überhaupt etwas in ihm regte. Im Klassenraum ließ sich Draco stumm auf seinen Stuhl fallen. „Draco...“ Behutsam zupfte Pansy an seinem Umhang. „Hm?“ „Bist du wirklich sicher, dass alles okay ist?“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu und sie verstummte. Das war Antwort genug. Draco kreuzte die Arme auf dem Tisch und legte das Kinn darauf. Sein Blick haftete starr auf der braunen Tischplatte. Blaise lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schaute aus dem Fenster. McGonagall würde gleich kommen... Doch draußen kam gerade etwas anderes. Potter raste mit einer Irrsinnsgeschwindigkeit auf das Fenster genau neben ihnen zu. „Zurück.“ Blaise packte Draco unsanft am Umhang und riss ihn von der Tischplatte weg. „Was...?“, keuchte der Blonde verwirrt und prallte gegen die Lehne seines Stuhls. Dann sprang das Fenster auf und schlug mit einem ohrenbetäubenden Klirren gegen die Wand. Einen Augenblick später landete Harry Potter auf dem Tisch. Draco blickte den Gryffindor verblüfft an. Dann musste er grinsen, was er nur schwer wieder unterdrücken konnte. Das war ja mal ein Auftritt! Pansy dagegen wollte loszetern, doch als der Blonde ihr die Hand auf den Arm legte, ließ sie es. Dafür warf sie ihm jedoch einen prüfenden Blick zu. Blaise schüttelte den Kopf. „Pass das nächste Mal auf, wen du versuchst als Landebahn zu nehmen.“, maulte er den Gryffindor an und deutete dabei mit der rechten Schulter auf Draco. Wenn dem Jungen-der-lebt wirklich etwas an dem Blonden lag, dann würde er das schon kapieren. Und außerdem konnte er dann vielleicht mal eine Reaktion beobachten... Er war langsam ehrlich neugierig. ~*~*~*~ Ein kurzer Blick auf den Blonden, dann auf die anderen und das falsche Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Nichts für Ungut.“, konstatierte er, dann sprang er von der Tischplatte herunter und ging zu Ron und Hermione, die ihn verblüfft ansahen. „Was war das denn?“, fragte Ron perplex. „Was war was?“ „Du bist…“ „…durchs Fenster gekommen. Genau.“, erklärte Harry. „Sonst wäre ich zu spät gekommen, Mione.“ Ganz ernst, dann grinste er das braunhaarige Mädchen an, die darauf einfach keine Erwiderung fand. Konnte das sein? Hatte er sie sprachlos gemacht? Sehr gut! Das glückte ihm nicht so oft! Dann setzte er sich neben sie, stellte seinen Besen an die Wand hinter sich und begann seine Tasche auszupacken. Und schon im nächsten Moment kam McGonagall in den Raum, grüßte kurz und forderte sie dann auf, ihre Sachen herauszuholen. ~*~*~*~ Enttäuschend - gar keine Reaktion außer diesem Lächeln. Blaise zog eine Schnute und widmete sich dann dem Unterricht. Aber das hieß noch lange nicht, dass er aufgeben würde... Oh nein. Jetzt hatte er erst recht Blut geleckt. McGonagalls Blick streifte derweil kurz das offene Fenster und den Besen, der neben Harry Potters Tisch stand. Ihre Mimik verriet, dass sie verstanden hatte, aber sie sagte nichts. Stattdessen erklärte sie, dass sie heute ein Kissen in eine Schildkröte verwandeln würden. „Irgendwie hat sie es mit Viehzeug...“, murmelte Blaise leise und beschaute sich sein Kissen skeptisch. „Irgendwer muss mir mal erklären, wofür das eigentlich nützlich sein soll...“ „Dafür, dass du eine Schildkröte hast, wann immer du sie brauchst“, erwiderte Draco trocken. Er fühlte sich durch Harrys Auftritt ein wenig aus seiner Starre gerissen und war dankbar dafür. „Und wofür könnte ich eine Schildkröte brauchen?“ Blaises Miene war noch immer skeptisch. „Für Suppe.“, gab Pansy zurück. „Und jetzt halt die Klappe und zauber.“ Draco verkniff sich mit Mühe ein Lachen. Sie gab sich wirklich Mühe. Kurz drückte er ihren Arm, um ihr zu verstehen zu geben, dass er es verstanden hatte. Daraufhin lächelte sie ihn strahlend an. Ja, es sah so aus, als wenn er wenigstens hier das Schiff sicher in einen brauchbaren Hafen hatte steuern können. Schien fast so, als wenn es bergauf gehen würde. Abgesehen von dem Tief hinsichtlich seines Vaters... ~*~*~*~ Harry hatte das Gespräch mitbekommen. Wie Hermione auch. Und Ron. Der Rotschopf lachte, doch auch wenn Harry im ersten Moment ebenfalls hatte lachen wollen, weil es einfach zu absurd war, was Parkinson von sich gegeben hatte, war der Reiz im nächsten Moment weg, als Draco seiner Freundin diese sanfte Geste schickte. Das kleine Tor, das sich zu seinen wahren Gefühlen hatte öffnen wollen, schloss sich wieder, noch ehe es aufgehen konnte. Er nahm seine Feder – seine eigene, nicht die von Draco, denn die lag sicher verwahrt oben in seinem Koffer – und begann zu schreiben, was sie tun sollten. Im Grunde einfach, wie er einsah. Als es ans Zaubern ging, machte er es wie die letzten Male auch, beobachtete Hermione bei einem Versuch, der natürlich tadellos klappte, dann machte er es nach und siehe da, es klappte auch. Hermione war erstaunt. „Aber hallo!“, sagte sie. „Heute so gut drauf?“ Es war doch sonst nicht üblich, dass er es so schnell schaffte. Harry nickte. „Alles dein Verdienst.“, antwortete er, was sie sichtlich verwirrte. „Wie darf ich denn das verstehen?“, fragte das Mädchen mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Ich tue nur, was du machst, dann funktioniert es.“, antwortete er freundlich. „Immer!“ „Na sieh mal einer an, da ist der Herr der visuelle Typ.“, murmelte Hermione. Harry blickte sie verdutzt an. „Bitte?“ „Lerntyp.“, klärte sie ihn auf. „Manche lesen, manche sehen, manche müssen üben.“ Sie deutete auf Ron, der schon zum vierten Mal den Zauber wiederholte, seufzte einmal und kümmerte sich dann darum, dass er zumindest keine Fehler mehr in der Aussprache machte, während Harry die Schildkröte wieder in ein Kissen verwandelte und umgekehrt. Er hatte es sich geschworen: der Beste werden! Dafür musste er üben! ~*~*~*~ Die Stunde ging vorüber. Blaise murrte immer noch hin und wieder über den Nutzen von Schildkröten, aber irgendwann ignorierten Draco und Pansy ihn geflissentlich. Sie beide dagegen hatten Spaß daran, die Kissen hin und zurück zu verwandeln. Draco konnte sich nicht erinnern, wann ihm Verwandlungen das letzte Mal soviel Spaß gemacht hatte. Als es klingelte standen die drei Slytherins synchron auf. „Zaubertränke...“, stöhnte Pansy leise und warf einen Blick zu Granger in der Bank des Trios, an der sie gerade vorbeigingen. „Ich bin wieder gestraft.“ Blaise grinste nur. „Bist du das allein?“ Das brünette Mädchen warf ihm einen giftigen Blick zu. „Wir können ja mal tauschen...“ Draco ließ das Gezeter der beiden und der Wettstreit, wer den schrecklicheren Partner abbekommen hatte, an sich vorüberziehen. Er selbst warf Harry im Vorbeigehen nur einen kurzen Blick zu, vergewisserte sich einfach, dass er da war. Etwas anderes konnte er sowieso nicht tun, wenn sie von anderen umgeben waren. Doch, eins konnte er tun: Ihn ärgern, reizen und herausfordern. Aber das wollte er nicht. Längst nicht mehr. Draco steckte die Hände in die Hosentaschen und pfiff leise eine melancholische Melodie vor sich hin. Es ging ihm gut genug, dass er Lust hatte zu pfeifen, aber es war bei weitem nicht so, dass er irgendetwas Fröhliches dafür gewählt hätte. Ja, es fügte sich doch langsam alles zum Guten... Das einzige Damoklesschwert, das er gerade über sich sehen konnte, gehörte seinem Vater. Und der war - zum Glück - ein ganzes Stück weit weg. Dennoch vollkommen frei konnte er sich nicht fühlen. Wer wusste schon, wer seines Vaters Informanten - mit Sicherheit waren es mehrere - waren und was sie herausbekamen... Die Schritte des Slytherintrios führten in die Kerker hinab, in denen der Zaubertränkemeister Snape wieder mit einem neuen Trank für den heutigen Tag aufwarten würde. Je näher sie dem Klassenraum kamen, desto unbehaglicher wurde Draco. Er hatte sich daran erinnert, wie seine letzte Begegnung mit Snape ausgesehen hatte - und dass er überhaupt keine Ambitionen hatte, diesem Mann unter die Augen zu treten. Kurz überlegte er, ob ihm nicht schlecht war. So fern war er davon doch auch nicht... Aber Pansy und Blaise zogen ihn mit und schneller, als er abhauen konnte, saß er auf seinem Platz in dem Klassenraum. Er hatte ein neues Damoklesschwert über sich entdeckt, das deutlich tiefer hing: Snape. ~*~*~*~ Harry und Konsorten kamen nur wenige Sekunden später. Der Schwarzhaarige hatte mit Neville geredet und ihm Mut zugesprochen, denn wie sich herausgestellt hatte, ängstigte sich der Junge vor Sally-Anne fast zu Tode. Das Problem: Sie war eine Slytherin. Und sie war ein Mädchen. Und bei allen Mädchen außer Hermione bekam Neville feuchte Hände und wurde obendrein noch so nervös, dass er kaum ein Wort sprechen konnte. Und bei dieser Furie war das auch kein Wunder mehr. Mit einem letzten mitleidigen Blick ging Harry dann zu Draco, setzte sich neben ihn. Kurz kochte noch einmal das Gefühlschaos in ihm hoch, doch jetzt kämpfte er es gewaltsam nieder. Er konnte das jetzt nicht gebrauchen! Er wollte Draco keine Schande bereiten! Nicht schon wieder! Ein kurzer, verdeckt freundlicher Blick und er wandte sich nach vorne, wo Snape Aufstellung bezog. Der schwarzhaarige Meister der Giftmischer blickte kurz zu ihnen beiden, bevor er die Anwesenheit überprüfte und dann knapp mitteilte, auf welcher Seite ihres Buches der Trank beschrieben stand, den sie brauen sollten. Es war ein einfacher Trank, wie es aussah, hatte nur drei kleine Fallen in sich, die Harry erahnen konnte. Na ja, er konnte sie vielleicht erahnen, aber das hieß nicht, dass er auch wusste, wie er damit umgehen musste. Malfoy könnte es ihm sagen, aber er konnte ihn nicht fragen, wenn er sein Gesicht nicht verlieren wollte. Kurz blickte er zu dem Jungen neben sich, dann begann er die Zutaten zuzubereiten. Das war das erste gewesen, was Draco ihm beigebracht hatte. Ein Anfänger schnitt erst die Zutaten, wenn sie zeitlich begrenzt dazugegeben werden mussten, dann begann er mit dem Kochen. Es war sicherer so, er konnte sorgfältiger arbeiten. Snape schickte ihm einen bösen Blick, was Harry nur bestätigte, dass er bisher keinen Fehler gemacht hatte, außer auf der Welt zu sein und James Potter zum Vater zu haben. Und dieser Fehler war ihm egal. Und wie. Zwanzig Minuten später war er fertig und warf dann die getrockneten und fermentierten Schleimalgen in das kochende Wasser, wie es im Buch stand. Er sah auf die Uhr. Genau vierzig Sekunden, dann das Schneckenkalkpulver dazu. Schon griff er danach, um den Zeitpunkt bloß nicht zu verpassen, handelte dann schnell und sicher. Wieder vierzig Sekunden, dann wiederholte er den Vorgang mit der zweiten Hälfte des Pulvers. Er war so sehr darin vertieft, dass er nicht bemerkte, wie einige Schüler zu kichern begannen, als Nevilles Kessel rot zu glühen begann. Draco hatte Recht gehabt. Es machte Spaß. Irgendwo. Es war sehr angenehm, weil man sich beruhigte, weil es einfach war, wenn man sich an das hielt, was geschrieben stand. Es war eine Herausforderung, weil man trotz allem die Nerven behalten musste… Er gab eine Süßwasserperle in seinen Kessel, warf gleich darauf den Sommerklee und die Ziegenzunge hinterher, rührte dreimal rechts kreisend um, zweimal links kreisend… Jetzt kam die erste Schwierigkeit: Er musste innerhalb von zwanzig Sekunden genau fünf Milliliter abnehmen, dreißig Gramm gewöhnliches Haushaltsmehl Type 506 aufschwemmen und das Ganze wieder in den Kessel geben, ohne ein Gramm oder einen Tropfen verloren zu haben. Die Schwierigkeit lag im Abzapfen der Flüssigkeit… Jetzt, er startete die Aktion, war äußerst konzentriert und bemerkte nicht einmal Snape, der finster dreinschauend vor ihm auftauchte. Und er schaffte es tatsächlich. „Sehr interessant, Potter, Mr Malfoys Intelligenz scheint auf dich abzufärben.“, sagte der Zaubertränkelehrer bissig, was Harry rot anlaufen ließ. Er machte alles richtig! Und hätte fast den Einsatz für die nächste Zutat vergessen. Diese miese Flederratte! Wollte der Mistkerl ihn doch tatsächlich ablenken! Wut machte sich in seinem Bauch breit, doch er kämpfte sie nieder. Nur nicht aufregen, das tat dem Trank gar nicht gut. Tief atmete er durch, dann warf er das Nasenhaar einer Sumpfschlange in die blubbernde Brühe. Was braute er hier eigentlich zusammen? Das würde er aber unter gar keinen Umständen zu sich nehmen! Wasserdotter folgte, Hahnenkamm, ein Siedesteinchen… Und da war die zweite Schwierigkeit. Er hatte sich die Reihenfolge des Rührens auf einen Zettel geschrieben, damit er nur keine Umdrehung der Kelle vergaß. Rechts, viermal links, einmal herausnehmen, dann das ganze wiederholen, dann spiegelverkehrt rückwärts… Verdammt, wie mühsam! Aber kein Wunder, dass es früher nie geklappt hatte, da hatte er sich so was immer gespart. Bis Draco ihm gesagt hatte, wie elementar wichtig das war. Jetzt wusste er es, jetzt machte er es besser. - Wie ihm auch Snapes erneutes Grollen bewies. Die letzte Schwierigkeit war das Abfüllen. Man durfte den Kessel nicht mehr bewegen, durfte die dicke Flüssigkeit nicht mehr in Schwingungen setzten, bis sie in dem Fläschchen war. Wo da der Sinn war, konnte er noch immer nicht begreifen, aber er würde sich bemühen. Ganz vorsichtig, ganz langsam… Eines der sechs Probefläschchen war fertig, jetzt das zweite, das dritte, das vierte. Und dann passierte das Desaster: Die fünfte Phiole machte einen Abgang. Direkt in den Trank. Und diese Schwingungen änderten die Farbe von dunkelbraun zu hellblau. Oh weh. Und wie bekam er jetzt seine Flasche da wieder raus? Verdammt. Wieso war er so ungeschickt? Seufzend ließ er sich zurückfallen, starrte missmutig auf seinen Kessel, er inzwischen orange leuchtete. Superklasse… ~*~*~*~ Draco schenkte Harry kurz ein freundliches Nicken, als sich dieser neben ihm niederließ und konzentrierte sich dann auf den Unterricht. Wenigstens versuchte er es. Er mochte Zaubertränke ja wirklich. Es war ihm das liebste Fach überhaupt, aber heute war seine Konzentration vollkommen dahin. Er wusste, auf was es ankam, er konnte viel davon automatisch und instinktiv tun, aber dennoch... Zwei Katastrophen hatte er schon bei den ersten Zutaten ausbügeln müssen. Besonders das Schneckenkalkpulver hätte beinahe zu einem Longbottom-gleichen Desaster geführt. Und Draco wusste, dass Snape das garantiert mitbekommen hatte. Der Professor war schließlich nicht blöd... Schlimmer wurde es, als Snape neben Harry stehen blieb und dem Gryffindor über die Schulter schaute. Im Prinzip war Draco nur noch damit beschäftigt, alle möglichen Tricks durchzuführen, um den Trank noch irgendwie zu retten. So langsam bekam er eine Ahnung davon, was Harry an diesem Unterricht bisher so gehasst hatte. Gut, er war ja wirklich stolz darauf, dass der Gryffindor so ausgezeichnet zurechtkam - wie er mit einigen Seitenblicken immer wieder festgestellt hatte -, aber ihm selbst hätte heute etwas mehr Sicherheit wirklich gut tun können. Aber Harry hatte es wenigstens geschafft, vier Phiolen richtig abzufüllen, das war die Hauptsache. Und es würde für die Benotung reichen. Bei ihm selbst dagegen... Bei der letzten Zutat, dem Siedesteinchen, passierte das Desaster. Der Stein war zu groß. Der Trank in dem Kessel begann wie verrückt zu blubbern und heißer Dampf stieg auf, wabberte über die Decke und schuf dort in Sekundenschnelle eine dreißig Zentimeter dicke Schicht. Nicht gut... „Mist...“, murmelte Draco leise. „Drachenmist...“ Die Flüssigkeit schäumte immer mehr. Langsam wich der Blonde zurück. Das schien ihm eine recht gute Idee zu sein. Wenig später schoss ein Geysir aus der bräunlichen Flüssigkeit in die Luft und berieselte die gesamte Schülerschaft einschließlich des Lehrers. ~*~*~*~ Harry zuckte mit einem erschrockenen Laut zurück, als die Fontäne hoch stob, fiel fast von seinem Stuhl in dem Reflex, sich retten zu wollen. Dann besah er sich das Desaster. Draco sah zerknirscht aus… Was war denn nur passiert? Aber bevor er noch etwas sagen konnte, stand Snape vor ihnen, seine Augen kalt und böse. Und bedrohlich. Himmel hilf! Ein Blick zu ihm. „Du bist einfach unfähig. Da denkt man, es wird ein einziges Mal kein Desaster, und dann so was!“ Damit wandte er sich an Draco. „Und was ist hier passiert?“ Natürlich wusste er das genau. Draco war so sehr mit seinen Gedanken woanders gewesen, dass der Trank nur in die Hose hatte gehen können… „Das ist sonst nicht deine Art, was also ist schief gelaufen?“ ~*~*~*~ „Mir scheint, der Trank ist hochgegangen...“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust und starrte den Professor trotzig an. „Sind Fehler seit neuestem verboten? Wenn ja, dann haben Sie hier ja genug Schüler, die Sie am besten gleich in Sicherheitsverwahrung geben sollten... Bei Longbottom und Potter angefangen.“ Angriff war die beste Verteidigung. Und solange die ganze Klasse um sie herum war, würde Snape schon nichts tun, was über seine Standardgemeinheiten hinausging. Es tat ihm nur ein wenig Leid, dass er Harry mit reinziehen musste. Das nicht zu tun, war aber vollkommen unmöglich. ~*~*~*~ Snape starrte seinen Lieblingsschüler sekundenlang an, nicht fassen könnend, wie dieser plötzlich mit ihm redete, aber dann wandte sich sein Blick langsam aber sicher zu Harry, der mit offenem Mund zusah. „Dieser Trank ist wegen eines zu großen Siedesteinchens fehlgeschlagen.“, erklärte er mit dünner, drohender Stimme, dass Harrys Blick von Draco zu ihm wechselte. „Hast du ihm diesen Stein hingelegt?“ Wortlos schüttelte Harry den Kopf, fassungslos, dass man das von ihm erwarten konnte, bis ihm bewusst wurde, dass er das früher noch lieben gerne immer und immer wieder getan hätte, hätte er nur genügend Ahnung gehabt… Aber das hier… „Nein, ich…“ „Nun, ich kann es nicht beweisen, denn es hat keiner gesehen…“ Ein prüfender Blick glitt über die Schüler hinweg, auch wenn er nicht erwartete, dass es jemand gesehen hatte, weil er sich sicher war, dass Harry keine Schuld traf. Umso mehr erstaunte es ihn, als Pansy Parkinson zaghaft die Hand hob. „Bitte, Miss Parkinson?“ „Ich habe es gesehen.“, sagte sie überzeugend. „Er hat den Stein auf Dracos Seite gelegt.“ Fassungslos blickte Harry sie an und Wut machte sich in ihm breit. Brennende Wut. Erst war sie da und… nahm ihm Draco weg, dann beschuldigte sie ihn auch noch ohne Grund? Was hatte er ihr denn getan? Snape jedoch war begeistert. Das war eine Slytherin, die sich sehen lassen konnte. „Vielen Dank, Miss Parkinson. Fünf Punkte für Slytherin.“, sagte er, bevor er sich mit einem schauderhaften Lächeln an Harry wandte. „So, so. Nicht nur andere sabotieren, mich auch noch anlügen?“, fragte er gehässig, übersah ganz nebenbei, wie ein weiterer Kesselinhalt orange wurde. „Das gibt Strafpunkte. Fünfzehn Stück für Gryffindor und sei froh, dass es nicht mehr sind. Dazu wirst du mir heute Abend Gesellschaft leisten.“ Harry öffnete den Mund, um zu protestieren, wie er es früher immer getan hatte, doch er erinnerte sich daran, dass es nichts bringen würde. Und wenn er nicht wollte, dass Snape weiter auf ihm herumhackte, dann sollte er jetzt einlenken. „Wie Sie wünschen.“, erklärte er sich dazu bereit, während das obligatorisch freundliche Lächeln wieder von ihm Besitz ergriff. „Und du, Mr Malfoy, wirst das ebenfalls tun, denn ich denke, du hättest bemerken müssen, dass der Stein zu groß gewesen ist.“ Eine Antwort abwartend blickte er auf den Blonden hinab. Ob er wieder frech werden würde? ~*~*~*~ Draco presste die Lippen zusammen und bemühte sich, seine starre Miene beizubehalten. Der Blick aus seinen kalten grauen Augen streifte Pansy. Und er konnte sehen, wie das Mädchen ein wenig zurückzuckte. Vielleicht bereute sie jetzt ihre Worte. Oder sie fragte sich zumindest, was los war... Aber sie konnte nichts wissen... Nein, wie auch? Sie war einfach eine... Slytherin. Und sie hasste die Gryffindors. Es war unfair. Sonst hätte er darüber gelacht und sich amüsiert, aber jetzt... Er merkte, dass er wirklich wütend auf Snape wurde und damit zugleich auch sein Unbehagen und seine namenlose Angst schwanden. Gut, er hatte ihm gerade Strafarbeiten mit Harry beschert, was gemeinsame Zeit mit dem Gryffindor bedeutet - was ihm nicht gerade missfiel, eher das Gegenteil - aber es war eben auch das: Strafarbeiten. „Wenn Sie meinen, Sir.“, antwortete Draco bedächtig. „Dann sollten Sie mir das nächste Mal Ihre Augen leihen. Nur zur Sicherheit.“ In seinen Augen blitzte es herausfordernd auf. ~*~*~*~ Es war ganz offensichtlich versteckte Kritik, die zwar bei weitem nicht jeder hier verstand, aber doch genug. Auch Harry begriff die Worte, wie sie wirklich zu verstehen waren: Als ob Sie nie Fehler machen würden. Er blickte Draco mit großen Augen an. War er lebensmüde? „Das kostet dich fünf Punkte.“ Eine so beherrschte Stimme hatte der Lehrer schon lange nicht mehr gehabt. Nicht mehr, seit er Remus und Sirius gegenübergestanden hatte. Seine Augen waren nur noch glühende Kohlen. Draco war zu weit gegangen. Mit einem Wink seines Zauberstabes entfernte er die beiden Kessel und mit ihnen so ganz nebenbei auch Harrys Proben, denn dann hatte dieser keinen Beweis mehr, dass er es doch beinahe geschafft hatte. Und während Harry starr auf den Tisch starrte, noch immer unbewegt lächelte, was Snape zusätzlich noch aufregte, wandte er sich ab. „Ich erwarte euch um halb acht nach dem Abendbrot hier unten.“, sagte er kalt. Harry blickte vorsichtig aus den Augenwinkeln zu Draco hinüber. Was ging jetzt wohl in ihm vor? Er war es ja gewohnt, dass Snape ihn triezte, aber der Blonde war das nicht. Er hatte mit der Ungerechtigkeit keine Erfahrung auf der empfangenden Seite… ~*~*~*~ Draco fixierte den Zaubertränkelehrer unbewegt. Schön, dann zog er ihm eben Punkte ab. Was sollte es? Er selbst hatte Warrington auch Punkte abgezogen - und zwar deutlich mehr. Es interessierte ihn nicht. „Wie Sie wünschen, Sir.“ Keine weitere Herausforderung mehr. Aber doch noch ein Blick, der verriet, dass er sich eben nicht wegducken würde. Er wusste nicht, wie er den Mut gefunden hatte - vielleicht lag das auch in seiner Wut begründet -, aber er würde sich garantiert nicht so von Snape einschüchtern lassen wie alle anderen Schüler. Endlich wandte sich der Professor ab. Draco atmete zischend aus. Zumindest hatte er der Versuchung widerstehen können, nach seinem Zauberstab zu greifen... Was ihn am meisten ärgerte, war, dass Snape Harry so gemein reingeritten hatte. Das war... genial slytheringemein gewesen. Und daher auch unter aller Sau. Ihn selbst... Dann hatte er eben Strafarbeiten. Was sollte es? Mit solchen netten Geschenken konnte er umgehen. Lucius Malfoy sei Dank. Wenn es jemanden gab, der noch besser darin war, Leistungen nicht zu würdigen und einen mit unfairen Behandlungen sowie den ständigen Hinweisen auf die winzigsten Momente der Nicht-Perfektion zu quälen, dann war das Dracos Vater. Es klingelte. Zum Glück, denn noch länger in diesem Raum und noch eine solche Vorlage von Snape und er hätte sich wahrscheinlich um Kopf und Kragen geredet. In der allgemeinen Aufbruchsstimmung schaute er Harry an. Dracos Mimik war noch immer starr und verriet kaum eine Regung, doch in seinen grauen Augen tobte ein regelrechter Sturm. „Mistkerl...“, murmelte er leise und es war klar, dass er Snape meinte. ~*~*~*~ Besorgt erwiderte Harry den Blick, bevor er sich abwandte und hinausging. Er konnte es sich nicht leisten, darauf einzugehen, solange hier noch die anderen waren. Und er wollte es Draco nicht antun. Aber die grauen Augen waren so wütend gewesen, wütend genug, um… Er warf noch einen Blick zurück. War das möglich? Konnte das sein? „Könnt ihr schon mal vorgehen?“, fragte er Hermione und Ron, die sich beide sichtlich darüber aufregten, was gerade passiert war. Eben noch hatte das braunhaarige Mädchen etwas von hinterlistiger, bösartiger Kuh von sich gegeben, womit sie ganz eindeutig Pansy meinte. Die zwei blickten ihn an. „Warum?“ Bittend schüttelte Harry den Kopf. „Ihr kennt den Grund. Ich hab ihn euch erklärt!“ Er wollte jetzt nicht reden. Hermione seufzte. „Klar. Aber dafür bekommen wir später Antworten, klar?“ Harry nickte, umarmte sie schnell. „Danke!“, rief er, dann verschwand er in einem Gang. Er würde auf Draco warten. Er musste das jetzt wissen! ~*~*~*~ Draco packte seine Sachen noch zusammen. Diesmal sogar ordentlich und warf Snape noch einen giftigen Blick zu, ehe er seine Tasche über die Schulter warf. Blaise sah ihn besorgt an. „Draco, du...“ „Blaise... Jetzt bitte nicht.“ Der Blonde schaute zu Pansy hinüber. „Und du auch nicht.“ Blaise legte Pansy die Hand auf die Schulter und hielt sie zurück. „Okay... Dann bis später.“ Es war gerade offenbar wirklich keine gute Idee, mit Draco reden zu wollen. Der Schwarzhaarige konnte die unterdrückte Wut in den grauen Augen nur zu deutlich sehen. Aber immerhin bekam er diesmal keine Breitseite ab. Und das, fand er, war - abgesehen von der Tatsache, dass es wirklich bedenklich war, dass sich Draco gerade tatsächlich mit Snape angelegt hatte - positiv zu werten. Er gab sich wenigstens Mühe, ein guter Freund zu sein. Draco biss die Zähne zusammen und schritt den Gang entlang, als er abbog, stand er auf einmal Harry gegenüber. Perplex blieb er stehen. Das hatte er nun nicht erwartet, war der Gryffindor doch schon eher aus dem Klassenraum verschwunden. ~*~*~*~ „Du hast es geschafft, es zu unterdrücken, nicht wahr?“, fiel Harry mit der Tür ins Haus. Er war sichtlich aufgeregt. „Obwohl er so mies war und dir Punkte abgezogen hat, dir auch noch Strafarbeiten verpasst hat! Du hast es unterdrückt, nicht?“ ~*~*~*~ „Was zum Merlin meinst du?“ Draco schüttelte verwirrt den Kopf. Er lehnte sich gegen die Wand. Er stand vollkommen auf dem Schlauch und hatte keine Ahnung, was Harry meinte. Langsam spürte er, wie seine Wut abebbte. Es war wohl wirklich die Nähe des Gryffindors, die ihn ruhiger machte... Der Gedanke kam plötzlich und er wusste noch nicht, ob er ihm willkommen war. ~*~*~*~ Harry seufzte und lehnte sich direkt neben ihn, blickte ihn aber weiterhin an. „Du hast es geschafft, den Zauberstab stecken zu lassen. Keine Schwarze Magie!“, erklärte er, was er dachte. Irgendwie hatte er erwartet, dass Draco das gleich verstand und sich selbst ebenfalls darüber freute, war es doch einfach nur ein grandioser Fortschritt. ~*~*~*~ „Hm...“ Dracos Blick wanderte auf den Boden. Das war wahr. Und es war ihm vorhin selbst auch erst aufgegangen. „Ich weiß nicht... Ich habe noch nicht einmal daran gedacht...“ Er zuckte mit den Achseln und sah wieder auf. „Es mag aber auch daran liegen, dass Snape mich das letzte Mal reichlich fertig gemacht hat. Bei ihm überlegt man sich so etwas glatt zweimal.“ Ein wenig dämpfte er Harrys Optimismus und sprach zugleich die Gedanken aus, die ihm selbst durch den Kopf gingen. Oh ja, die Sache mit dem Fesselungszauber... Wirklich hinterhältig und slytherinschlau. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte ihn an und dann zu Boden, lächelte. Nicht einmal daran gedacht, auch wenn es nur aus Angst vor den Konsequenzen und Snapes Zorn gewesen war. Es war ein Fortschritt. Wirklich toll. „Ich bin trotzdem stolz auf dich.“, sagte er leise, auch wenn er sich fast sicher war, dass es nichts zu bedeuten hatte. Schließlich hatte er selbst dieses Ziel aus den Augen verloren. Wobei ihm einfiel, dass er noch einen Besuch bei Tonks vor sich hatte… ~*~*~*~ Ein sanftes Lächeln huschte über Dracos Lippen. „Danke. Damit dürftest du auch diesmal der Erste sein, der so etwas sagt.“ Seine rechte Hand wanderte in die Umhangtasche und schloss sich um den zerknüllten Brief seines Vaters. Ja, offenbar war sein ehemaliger Erzfeind wirklich der erste, der stolz auf ihn war. Welch eine Ironie... Er spürt, wie wieder Zorn in ihm hoch brandete. Doch dieser richtete sich jetzt gegen seinen Vater und wühlte wieder in der altvertrauten Wunde. Dennoch... Er fühlte sich sogar ruhig genug, um wieder Pansy und Blaise gegenübertreten zu können, ohne dass sie seine Wut abbekamen. ~*~*~*~ Harry grinste den anderen an. Wie schön, das zu hören. Da war es wohl doch nicht vergebens, dass er stolz war. Auch wenn ihm Draco leid tun konnte, weil scheinbar nicht mal sein Vater jemals stolz auf ihn gewesen war. Seiner war es gewesen. Er hatte es ihm doch gesagt, als er ihn in jenem Käfig aus Licht und Hass gesehen hatte. Was ihn aber wieder auf eine andere Sache brachte… „Der Brief heute Morgen… Er war von ihm, nicht wahr? Von deinem Vater. Was wollte er? Dass du zu ihm kommst? Will er dich holen kommen?“ Die Worte waren raus, ehe er begriff, dass sie überhaupt in ihm waren, dass die Angst tatsächlich existierte und die Möglichkeit gegeben war. Und mit erschreckender Deutlichkeit wurde ihm klar, dass er Angst hatte, Draco zu verlieren. Dass er sich davor fürchtete, ihn an die zu verlieren, die er aus tiefstem Herzen hasste. Wenn das geschah… Würde er dann auch gegen ihn kämpfen müssen? Würde er auch ihn… töten müssen? Er hatte die Rache an den Todessern geschworen! Er konnte sie doch nicht einfach zurücknehmen, oder? Er konnte da doch keine Ausnahmen machen! Seine Handflächen wurden feucht, die Hände zitterten, was er dadurch unterdrückte, dass er sie zu Fäusten ballte und in die Taschen steckte. Wie würde er reagieren, wenn er Draco in einem echten Duell entgegenstehen würde? Die Angst und die Unsicherheit krochen in ihm hoch, ließen seine Lippen blass werden und seine Augen den Kontakt mit der Realität verlieren. Was würde er verdammt noch mal tun? Er würde ihn doch nicht angreifen können! Nicht mehr… ~*~*~*~ Draco sah beiseite. Seine Augen wanderten über die Steine, ohne sie jedoch wirklich zu sehen. „Ja, der Brief ist von ihm...“ Er krallte die Hand noch mehr um das Stück Papier. „Er...“ Draco brach ab und setzte neu an. „Es war das Übliche. Diese Mischung aus ‚Es ist gut, was du tust, aber es reicht nicht aus.’ Und dann kommt eine Wagenladung an Kritik... Weißt du, dass er es schafft, mir so zu schreiben, als wenn er sich an das Ministerium wendet? Aber ich bin sein verdammter Sohn!“ Draco schlug mit der Faust gegen die Wand und lehnte die Stirn gegen den Arm. Sein Körper bebte vor Wut - und Enttäuschung. „Wenn es nach ihm geht... werde ich Weihnachten zu den Todessern gehören...“ Die Worte waren leise, verschwanden fast in dem Ärmel seines Umhangs. Er wusste noch immer nicht, was er darüber denken sollte. Nur, dass er immer mehr zu der Überzeugung gelangte, dass er es nicht wollte... Dass er eben nicht diesen vorgezeichneten Weg gehen wollte... ~*~*~*~ Harry spürte seine Knie erbeben, sie weich werden. Er hatte die Worte vernommen, doch wahrgenommen hatte er nur die letzten. Wenn es nach ihm geht, werde ich Weihnachten zu den Todessern gehören. Das war doch… Der Schwarzhaarige hatte richtig Mühe, auf den Füßen zu bleiben. Die Angst wurde real und wieder drohten seine Sinne, sich zu verabschieden. Hatte Dracos Stimme sie gerade zurückgeholt, waren sie nun wieder dabei, der Realität zu entfliehen. Er wollte hier weg! Auf die ein oder andere Weise. Weglaufen würde ihn verletzen, er hatte ihm versprochen, es nicht wieder zu tun. Aber gegen die Realitätsflucht konnte er nichts tun… Und dann war da etwas, was leuchtend wie der Mond durch seine Gedanken zog: Wenn es nach ihm geht... Nach Malfoy Senior. Und Draco? „Und was… was willst du?“ Seine Stimme zitterte, ohne dass er es verhindern konnte. ~*~*~*~ Draco schmiegte seine Wange an den kalten Stein und blinzelte zu Harry hinüber. „Ich will endlich einmal tun, was ich für richtig halte... Ich will meine Entscheidung treffen. Ohne dass mir irgendjemand sagt, was ich tun soll... Ich will mein Leben leben. Meins. Mit allen Fehlern und allen Konsequenzen.“ Er wich aus, wusste es selbst. Und dann fügte er hinzu: „Ich will es nicht... Nein, ich will es ganz und gar nicht.“ Er seufzte leise. Da war sie also. Die Antwort. Der Anfang der Entscheidung. Gegen das, wozu er erzogen worden war. Gegen das, was sein Vater für ihn geplant hatte. Gegen das, was er als sein Schicksal betrachtet hatte. Aber konnte er es? Konnte er es wirklich? Konnte man das Schicksal bekämpfen - und gewinnen? „Ich weiß aber nicht, ob ich es schaffen werde...“ ~*~*~*~ Da war sie. Die Antwort, die er erhofft hatte, an die er jedoch kaum zu glauben gewagt hatte. Draco hatte sie gesagt. Harrys Knie gaben unter ihm nach und er rutschte an der Wand hinab, sein Kopf kam auf seinen Knien zu ruhen, während leises, erleichtertes Lachen ihn schüttelte. Es war doch einfach unfassbar. Er hatte wirklich gesagt, dass er kein Todesser werden wollte! Er würde nicht gegen ihn kämpfen müssen! Er würde ihn nicht… töten müssen! Wieder lachte er leise, schlang seine Arme um die Knie, war sich selbst nicht sicher, ob weinen nicht sinnvoller wäre bei der Portion Erleichterung in seinem Bauch. Aber Weinen ging einfach nicht. Lachen… war gerade genau das richtige. Er lachte sich selbst aus, dass er daran gezweifelt hatte. „Ich werde dir helfen.“, nuschelte er zwischen den hohlen Glucksern in den Stoff seines Umhangs. „Ich werde alles tun, was ich kann!“ ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf, als er sah, wie Harry anfing zu lachen. Lachen... Eine eigentümliche Reaktion... Er fühlte sich missverstanden. Begriff der andere denn nicht, was er gerade gesagt hatte? Dass er seine Entscheidung getroffen hatte, die schwerwiegender nicht hätte sein können? Der Slytherin drehte sich langsam um, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Harrys letzte Worte überhörte er. Sie gingen als unverständliches Gebrummel in dem Lachen unter. „Schön, dass du deinen Spaß hast. Mir entgeht er. Für mich ist das Ganze zufälligerweise ernst. Aber das kann dir ja egal sein.“ Draco stieß sich von der Wand ab. Seine Miene war hart und in den grauen Augen glänzte es kalt, als er noch einmal auf den Schwarzhaarigen herabblickte. Er hatte gerade das ausgesprochen, ausformuliert, was ihm die ganze Zeit über auf der Seele gelegen hatte, und dann... das. Das war zuviel. Abrupt wandte er sich ab und rauschte davon. ~*~*~*~ Harry hatte aufgesehen, doch da war Draco schon dabei zu gehen. Das… war falsch! Das war ganz und gar falsch! Das durfte jetzt einfach nicht passieren! Nicht heute, nicht… jetzt! Wo er begriffen hatte, was Draco vorhatte! Er rappelte sich umständlich hoch und rannte ihm hinterher. Noch bevor Draco den Gang zu Snapes Kerker erreichen konnte, hatte er ihn eingeholt und schlang ihm von hinten die Arme um den Bauch. „Hey…“, murmelte er versöhnlich in seinen Rücken, drückte die Nase dagegen. „So war das nicht gemeint. Ich…“ Er lachte wieder. „…ich war nur so glücklich. Ich hatte… richtig Angst! Angst, dass du…“ Dieses Geständnis war noch leiser als die Worte zuvor und er konnte es auch nicht wirklich beenden. ~*~*~*~ Draco blieb abrupt stehen, als sich warme Arme um ihn schlangen und ihn festhielten. Nur einen Wimpernschlag später schmiegte sich Harry an seinen Rücken. Der Slytherin schaute auf die schlanken Arme, die ihn festhielten. Er verspürte erstaunlicherweise Erleichterung. Ein Missverständnis... Nichts weiter. Das war gut... Besser als das Gefühl in einer der schwierigsten Situationen seines Lebens von einem Freund im Stich gelassen zu werden. Und doch... Eine Frage war noch offen. „Wovor hattest du Angst?“, fragte er leise, während er langsam die Hände auf Harrys Arme legte. ~*~*~*~ Harrys Augen öffneten sich, waren verschleiert von der Nähe. „Dass ich dich umbringen muss.“, sagte er langsam. Was sollte er lügen, um den heißen Brei herum reden. Er konnte ihm doch ruhig sagen, dass er ihn mochte, dass er ihm inzwischen etwas wert war. Dass er genug Freund für ihn war, dass es ihm schwer gefallen wäre, gegen ihn zu kämpfen… ~*~*~*~ Draco schloss die Augen. Dass ich dich umbringen muss. Davor hatte Harry also Angst gehabt… Hieß das nicht auch, dass er Angst hatte, ihn zu verlieren? Dass er ihm wirklich etwas… bedeutete? Dass er ihn… mochte? Seine Tasche fiel zu Boden. Ganz behutsam lockerte er Harrys Umarmung und drehte sich darin. Nun stand er dem Gryffindor direkt frontal gegenüber und umarmte ihn. Er lehnte seine Stirn gegen Harrys und sagte leise: „Danke.“ ~*~*~*~ Pansy lief durch die Gänge. Verdammt, wo steckte Draco nur? Blaise hatte zwar versucht, sie davon abzuhalten, Draco zu suchen, und betont, dass dieser sie im Moment sicherlich nicht sehen wollen und sie das nur bereuen würde, doch sie hatte auf stur gestellt. Schließlich war zwischen ihnen beiden doch wieder alles in Ordnung. Und sie machte sich Sorgen... Dass Draco Snape so herausgefordert hatte – das war doch undenkbar! Sie bog um eine Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Dann trat sie einen Schritt zurück, verschwand im Schatten einer Einbuchtung in der Mauer und schlug die Hand vor den Mund. Da war Draco... Und er wurde von Potter umarmt! Und so, wie das aussah, hatte er nichts dagegen... Nein, vielmehr wirkten die beiden wie ein... Liebespaar! Pansy quietschte leise in ihre Hand. Das konnte doch nicht sein! Das hieß... - Sie wusste gar nicht, wo sie anfangen sollte zu denken! - Das hieß, dass Draco auf Männer stand. Das hieß, dass er sich gegen alles stellte, was er... was ihn ausmachte! Das hieß, dass... Das hieß, dass er sie deswegen in Verwandlungen davon abgehalten hatte, loszuzetern! Das hieß, dass... er wahrscheinlich wütend ohne Ende auf sie war, weil sie Potter in Zaubertränke angeschwärzt hatte... Denn das hieß, dass er wirklich und wahrhaftig was mit Potter hatte! Mit Harry-ich-rette-die-Welt-und-sonne-mich-im-Ruhm-Potter! Das hieß, dass keine Aussichten darauf bestanden, dass er sie jemals lieben würde... Denn es hieß, dass er sie wirklich nur als sein Alibi brauchte... Tränen sammelten sich in ihren Augen, während sie die beiden Jungen ansah. Sie wirkten beide so... ekelhaft glücklich. Und jetzt, jetzt drehte sich Draco auch noch um und umarmte zurück! Nein, diese unmittelbar bevorstehende Kussszene würde sie sich nicht antun! Pansy wirbelte herum und stürmte davon. Sie begriff, dass sie sowohl Draco als auch sich selbst belogen hatte. Sie war immer noch in ihn verliebt. Und so, wie sich das anfühlte, würde sie das auch für immer sein... ~*~*~*~ Da waren Schritte. Laute, schnelle Schritte. Von woher kamen sie? Wohin gingen sie? Harry konnte es nicht wirklich sagen. Aber er konnte sagen, dass sie, seit sie ihren Standort gewechselt hatten, ziemlich Gefahr liefen, gesehen zu werden. Er hob den Kopf, blickte über Dracos Schulter und stellte erleichtert fest, dass dort noch niemand stand. „Wir sollten wohl besser…“ Harry lächelte schief. „Die anderen warten und ich werde eh schon viel erklären müssen…“ Davor graute es ihm, denn Hermiones Fragen konnten schwer zu beantworten werden. Andererseits… er konnte den beiden eine gute Nachricht überbringen. Draco würde sich nicht den Todessern anschließen. Und er glaubte ihm das ohne zu zögern. Viel zu schwer war ihm diese Aussage gefallen. Und dabei fiel ihm etwas wieder ein. „Du hast es vorher nicht verstanden.“, begann er leise. „Wenn du Hilfe brauchst, ich werde da sein, ja? Ich werde alles tun, damit du das schaffst!“ Er unterstrich diese Worte, indem er ihm in die Augen sah und nicht auswich, indem er sich ihm öffnete, wie er es seit dem Sommer nur selten tat, aber diese Situation war es wert. Definitiv. ~*~*~*~ „Ja...“ Draco ließ den Gryffindor los und trat einen Schritt zurück. Natürlich. Hier konnte sie noch jemand sehen und das wäre - gelinde gesagt - nicht besonders gut. „Du bringst mich dazu, dir schon wieder zu danken.“ Ein Lächeln huschte über Dracos Lippen, doch es blieben Schatten in seinen Augen. Er hatte Zweifel, dass es funktionieren würde. Er hatte Zweifel, dass er es schaffen würde. Aber nichtsdestotrotz würde er es versuchen. Noch immer lächelnd streckte er die Hand aus und wuschelte dem Gryffindor kurz durch die Haare. Dann bückte er sich und hob seine Tasche auf. „Wir sehen uns dann heute Abend bei Snape... Bin ja mal gespannt, was er ausheckt...“ Der Slytherin verzog leicht den Mund. Das würde sicher noch ein Abenteuer werden... Nachsitzen. Wenn sein Vater... Oh, das war etwas, das definitiv in den Brief rein musste, den er seinem Vater zu schreiben hatte. Nur für alle Fälle. Die grauen Augen leuchteten auf. Er wollte doch alles wissen, nicht wahr? Also würde er Lucius Malfoy so mit Belanglosigkeiten zuschmeißen, dass er die anderen Dinge nicht sehen können würde. ~*~*~*~ Uh, Snape. „Schön, dass du wenigstens auch da bist, dann kann es nicht ganz so schlimm werden…“, murmelte Harry Augen rollend. Er lief zu der Stelle zurück, an der seine Tasche noch stand, kam anschließend zurück, sich notdürftig die Haare glatt streichend, was sowieso nur pro forma war, weil seine Haare immer das taten, was sie wollten. „Aber schade ist, dass das dann heute Abend mit dem Felix Felicis nichts wird. Irgendwie…“ Tja, er hätte Draco lieber für sich allein gehabt. „Aber na ja. Bis später!“, rief er noch. Jetzt hieß es, Hermione und Ron zufrieden stellen… Das konnte lustig werden. Er winkte über die Schulter zurück, während er nach rechts lief, zur Großen Halle. ~*~*~*~ Offenbar genoss der Gryffindor ihre gemeinsame Zeit. Diese Tatsache ging Draco urplötzlich auf. Latent hatte er es geahnt, aber wirklich gewusst... Erst jetzt, als er es nahezu aussprach. Der Blonde sah Harry noch einen Augenblick lang nach, dann machte er sich auf den Weg in den Slytheringemeinschaftsraum. Er wollte noch seine Arithmantiksachen holen, die er heute Morgen vergessen hatte. Auf dem Weg dorthin lief ihm Blaise über den Weg, der sich sofort bei ihm einhakte. „Okay, was hast du gemacht?“ Draco sah ihn überrascht von der Seite an. „Was soll ich gemacht haben?“ „Pansy ist ein vollkommenes Nervenbündel... Sie ist vorhin an mir vorbei gerannt und hat noch zwei Ravenclaws fast von der Treppe geschubst...“ Draco zuckte mit den Achseln. „Ich habe nichts angestellt. Wirklich nicht... Eher hatten wir doch jetzt alles im Griff...“ „Scheint mir nicht so...“, murmelte Blaise. „Mädchen.“ Draco verdrehte demonstrativ die Augen. Der Schwarzhaarige schenkte ihm einen schrägen Blick. „Sollteste dich dran gewöhnen, wenn du nicht doch das Ufer wechseln willst...“ Der Malfoy-Sprössling strafte diese Bemerkung mit Nichtbeachtung. Was Blaise dahingehend jetzt schon wieder hatte... Er wusste doch, dass an diesen dämlichen Gerüchten nichts dran war! Missmutig stapfte er weiter neben Blaise her. „Hey... Jetzt sei nicht gleich beleidigt.“, maulte der schwarzhaarige Slytherin schließlich. „Ach ja? Du erzählst Unsinn, Blaise.“ Der Vertrauensschüler zog die Augenbrauen zusammen. „Wenn du es sagst...“ Blaise lächelte und knuffte Draco in die Seite. „Beeil dich, damit wir Mittag essen können. Bei dir ist es auch nötig... Sonst bestehst du bald nur noch aus Haut und Knochen, so unregelmäßig, wie du isst...“ „Ja, Mama.“ Der Sarkasmus in Dracos Stimme war nicht zu überhören. Keine fünf Minuten später war die Tasche umgepackt und die beiden Slytherins machten sich auf den Weg in die Große Halle. Pansy stand auf, sobald sie eintraten. Verblüfft sah Draco ihr nach. Okay, offenbar hatte er etwas angestellt. Er hatte nur nicht den leisesten Schimmer, was. Mädchen... Innerlich verdrehte er die Augen. ~*~*~*~ Schon als Harry ankam, winkte Ron ihm zu, er solle sich zu ihnen setzen. Die zwei hatten schon vorgesorgt und sich einen Platz ganz am Ende des Tisches nahe der Lehrer geangelt, von den anderen gemieden wurde und deshalb ein wenig abgesondert war. Wie schön. Seufzend machte sich der Schwarzhaarige auf den Weg zu ihnen. „Hi.“, begrüßte er sie und ließ sich neben den Rotschopf fallen, zog sich eine Schüssel mit Kartoffeln und Speck ran, was in seinen Augen genau das war, das er jetzt brauchte. Nahrung. Und viel davon. Er hatte ausnahmsweise mal Appetit. „Hi.“, kam es zurück. „Und, wie war’s?“ „Nett.“ Hermione seufzte. „Das aus deinem Munde und in dieser Situation klingt seltsam.“, meinte sie und schüttelte sich leicht. Wie konnte es ‚nett’ sein, mit Malfoy zu kommunizieren. „Hat er sich wenigstens entschuldigt?“ „Wofür?“, fragte Harry perplex und mit vollem Mund. Was war denn das für eine Frage? „Dafür, dass seine Freundin dich angeschwärzt hat.“, erwiderte sie spitz mit hochgezogener Augenbraue. Das hatte sie ganz eindeutig nicht gut aufgenommen. Verständlich. Harry hatte es auch aufgeregt. Was erlaubte sich die dumme Kuh eigentlich? Aber… „Dafür kann er doch nichts.“, sagte er überzeugt. „Da soll sie selbst kommen, wenn ihr etwas daran liegt, dass ich ihr verzeihe. Aber das ist wohl eher nicht der Fall, also vergiss es.“ „Du würdest der Schnepfe verzeihen?“ Ron blickte ihn an, als habe er Glühbirnen in den Ohren. „Warum?“ Harry zuckte mit den Schultern. „Weil sie mit ihm befreundet ist.“ Und er es sicher gerne sehen würde, wenn sie sich ebenfalls zu ändern versucht… Aber das sagte er besser nicht laut. Ron rollte mit den Augen. „Toll, wirklich. Harry, weißt du eigentlich, was du da redest?“ „Sicher.“, kam die einsilbige Antwort. „Harry, er ist ein Slytherin!“ „Das weiß ich, Ron.“ „Und er ist ein Todesserkandidat!“ „Nicht mehr!“ „Wie bitte?“ Beide, Ron und Hermione, machten große Augen und Harry strahlte sie an. „Er hat versprochen, es zu versuchen!“, erklärte Harry glücklich. „Gegen seinen Vater!“ Er hatte sie verblüfft und nicht einmal Hermione konnte dazu etwas sagen, außer: „Wenn er dir da mal nichts vormacht…“ „Warum sollte er?“ „Um dich in die Falle zu reiten? Harry, du kannst unmöglich so blind sein, dass du nicht in Erwägung ziehst, dass er dich betrügen könnte, indem er dich dem Unnennbaren auf dem Silbertablett serviert!“ Hermione stand fast, so aufgeregt war sie. „Was würdest du in so einem Fall tun?“ Harry zuckte bekümmert die Schultern. „Ich würde Voldemort töten und ihn anschließend fragen, warum er das getan hat.“ Die Aussicht gefiel ihm nicht. Und er glaubte nicht dran. Draco war nicht so. Wenn er etwas Derartiges tun sollte, dann hatte das sicher einen triftigen Grund! Sie starrte ihn an. Das konnte nicht sein Ernst sein! „Harry, ich… Warum? Was ist mit dir los? Hat er dich doch verflucht, dass du plötzlich so seltsam redest? Hatte Ron Recht?“ „Hör auf, Mione. Du kennst ihn.“ Ron legte ihr eine Hand auf die Schulter, was sie leicht erröten ließ. „Du kennst ihn besser als alle anderen, schließlich hat er auch dir eine zweite Chance gegeben, nachdem du dich als Besserwisserin geoutet hast, erinnerst du dich?“ „Aber… Besserwissen ist eine Sache… Todesser sein eine andere!“, rief sie verzweifelt. „Und er macht nie Unterschiede, das weißt du auch, sonst hätte er den vermeintlichen Mörder Black niemals angehört, sondern ihn gleich ausgeliefert, nachdem er ihn gestellt hatte!“ Sie blickte ihn an und nickte dann ergeben. „Du hast ja Recht.“, sagte sie. „Harry, aber du versprichst mir, dass du vorsichtig bist und auf eventuelle Hinweise für einen Verrat achtest, ja?“ „Er wird mich nicht verraten.“ Harry hatte ein rotes Gesicht wegen Rons Rede, auch wenn er nicht sicher war, ob das nun als Kompliment gemeint war oder nicht. Man könnte es genauso gut als Vorwurf auffassen… „Aber ich verspreche es dir gerne ein zweites Mal. Ist ja nicht so, dass ich blindlings in den Tod rennen will.“ Auch wenn er genau das vorhatte, würde er es ihnen nicht sagen. Er würde Voldemort gegenübertreten und wusste schon jetzt, dass er das nicht überleben würde. Woher er diese Gewissheit hatte, konnte er nicht sagen. Aber die zweite Gewissheit war, dass Voldemort auf jeden Fall mit ins Gras beißen würde, und darauf kam es letztendlich an. Eine halbe Stunde später waren Ron und Harry beim Wahrsagen. Beide schwiegen und letzterer hatte sogar beschlossen, am heutigen Unterricht verbal nicht teilzunehmen, denn er hatte Angst, dass er wieder so eine Scheiße voraussagte. Er wollte das nicht. Er wollte nie wieder etwas voraussagen. Und er überlegte sich gerade wirklich, ob er zu Arithmantik wechseln sollte. Das einzige, das ihn im Grunde davon abhielt, war der Stoff, den er nachzuholen hatte. Wahrsagen war eine geschenkte Note, Arithmantik viel Arbeit. Und er brauchte das doch eh nicht. Was brachten ihm Zahlen? Er entschied das meiste aus dem Bauch heraus, die Zeit etwas auszurechnen, was mit Intuition zu erahnen war, würde er sich doch niemals nehmen. Und während er und Ron den Unterricht mit mulmigem Gefühl hinter sich brachten, beobachtete Hermione mit zusammengezogenen Augenbrauen Malfoy. Ihr wollte einfach nicht in den Kopf, wie Harry diesen Jungen mögen konnte! Er wollte ihm eine Chance geben und riskierte sein Leben! Wie blöd konnte man eigentlich sein? Das war doch unfassbar! Sie kritzelte in ihr Buch, was Vektor vorne von sich gab, dann starrte sie ihn wieder an, erwiderte einmal trotzig Blaise Zabinis Blick, bevor sie damit fortfuhr, Malfoy in Grund und Boden zu starren. Und der schien das nicht mal mitzubekommen. Freude, oh Segen! Mistkerl! Ratte! Er nahm ihr ihren Freund weg! ~*~*~*~ In Arithmantik langweilte Draco sich. Professor Vektor hatte heute wohl wirklich einen schlechten Tag. Ihr Singsang wurde langsamer und langsamer und irgendwann ertappte sich Draco dabei, wie ihm der Kopf langsam auf die Brust sank. Nicht gut... Nur mühsam konnte er sich auf den Unterricht konzentrieren und immer wieder musste Blaise ihm sagen, worum es gerade ging. Schrecklich. Wo er doch Arithmantik normalerweise mochte, lernte man in diesem Fach doch die Bedeutung der Zahlen für Alchemie und Magie. An sich ein sehr trockenes Thema, das jedoch dann sehr interessant wurde, wenn man Folgendes bedachte: Man konnte Zahlen aus den Namen von Zauberern oder eben Zaubersprüchen berechnen und diese wiederum enthielten gewisse Aussagen über den Charakter einer Person, wodurch man dann wiederum eine Verbindung zu Sprüchen ziehen konnte, die dieser Zauberer häufig verwenden würde und die bei ihm eine besonders starke Wirkung besaßen... Man konnte daraus zum Beispiel Lieblingsflüche schließen - weswegen Arithmantik auch Vorraussetzung für die Ausbildung als Fluchbrecher war, denn dadurch, dass man eine gewisse Voraussage über eine Person treffen konnte, konnte man erahnen, mit welchen Flüchen man es beispielsweise bei einem Pharaonengrab zu tun bekam... Theoretisch. Die praktische Anwendung war eine andere Sache. Und bisher hatte sich Draco hartnäckig geweigert, herauszufinden, was diese Vorhersage für ihn selbst bedeutete. Vielleicht spielte dabei durchaus seine Angst vor dem Ergebnis eine Rolle. Draco schloss die Augen und stützte das Kinn in die Hände. Bald war der Unterricht vorbei. Dann gab es noch eine kurze Galgenfrist, Abendessen, und anschließend drohte das Nachsitzen bei Snape. Er seufzte leise. Sicher hatte sich der Zaubertränkelehrer irgendetwas Fieses ausgedacht... ~*~*~*~ Beim Abendbrot versuchte Hermione erneut, Harry zu überzeugen, doch sie stieß auf taube Ohren. Alles, was sie erreichte, war, dass Harry sein Essen zur Seite schob, aufstand und mit einem vorwurfsvollen Blick und den Worten, er habe mehr Vertrauen von ihr erwartet, die Große Halle verließ. Er konnte genauso gut jetzt schon zu Snape gehen. Besser zu früh als zu spät… ~*~*~*~ Pansy war nicht beim Abendessen. Ein Umstand, der von den Klatschbasen der Schule sofort bemerkt wurde. Die Gerüchte reichten von der Trennung von Draco bis hin zu einer Schwangerschaft... Wirklich erstaunlich. Draco ignorierte das dumme Gerede. Nur so langsam machte er sich glatt Gedanken. Es war seltsam, dass Pansy nicht da war, suchte sie doch sonst immer seine Nähe... Vor allem, wo sie sich doch heute Morgen recht gut verstanden hatten... „Worüber grübelst du nach?“, erkundigte sich Blaise, während er an seinem Hühnerbein knabberte. „Pansy.“ „Hm... Lass sie einfach... Sie wird schon zu dir kommen. Entweder, weil sie sich eingekriegt hat, oder aber, weil sie dir eine Szene machen will.“ „Herzlichen Dank, du bist eine unglaubliche Hilfe...“ „Du bist dir sicher, dass du nichts angestellt hast?“ „Ja, verdammt. Ich bin vollkommen unschuldig. Kannst du meinen Heiligenschein nicht sehen?“ Blaise lachte auf. „Nein, der versteckt sich wahrscheinlich in deinen Haaren...“ Draco zog eine Schnute. „Ich liebe es, dass du mein Freund bist...“ Er seufzte theatralisch. „Und ich liebe es, deiner zu sein.“ Blaise zog ihn kurz an sich und ließ ihn sofort wieder los. „Sorry. Jetzt haste Soße auf dem Umhang...“ Der Vertrauensschüler verdrehte die Augen. „Danke...“ Dann war es Zeit. Snape erwartete sie nach dem Abendessen. Die Galgenfrist war vorbei. Mit einem Seufzer stand der blonde Slytherin auf. „Warte am besten nicht auf mich. So, wie ich Snape einschätze, wird das ein langer Abend werden...“ Der Zaubertränkelehrer saß bereits nicht mehr auf seinem Platz am Lehrertisch, was wohl bedeutete, dass er sie bereits in den Kerkern erwartete. Draco schritt langsam durch die Große Halle. So musste sich wahrscheinlich ein Lamm auf dem Weg zum Schlachter fühlen... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ No I don't claim to be a wiseman, a poet or a saint I'm just another man who's searching for a better way But my heart beats loud as thunder For the things that I believe Sometimes I wanna run for cover Sometimes I want to scream ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Zaubertränke schreiben macht Spaß… Oo Man kann soooo viel Blödsinn schreiben. Und man kann Snape fies sein lassen. Ganz doll fies! *freu* *Snapewirklichliebhat* abranka: *schließtsichshi-chanan* Und man kann viele lustige Dinge tun... Und an der Stelle sei noch einmal bekräftigt, dass ich Blaise liebe. ^.^ (Ich bin so frei zu sagen, dass ich mich mit der Soße selbst zum Lachen gebracht habe... *g*) Und dass ich Pansy wirklich mag... Also seid nett zu ihr. *liebschau* Treffpunkt Snape ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 17: Treffpunkt Snape Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von a-ha – Hunting High and Low. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 17: Treffpunkt Snape Harry kam zu früh. Viel zu früh. Und trotzdem war die Tür offen, lud von sich aus dazu ein, einzutreten. Achselzuckend betrat der Junge den Raum des Horrors auf Latschen und setzte sich auf seinen Platz ganz vorne, legte seine Tasche vor sich auf den Tisch. Würde er halt warten. Würde er halt darauf warten, dass dieser Tag schnell vorbei ging. Was Snape wohl mit ihnen vorhatte? Ob er sie zur Rede stellte? Ob sie den Trank noch einmal brauen sollten? Oder hatte er etwas Schlimmeres für sie? Wahrscheinlich letzteres. Würde ihn jedenfalls nicht wundern. Irgendwann kam Snape und warf ihm einen Blick zu, der es in sich hatte. Einfach deshalb, weil er nicht wusste, was er bedeutete. Echt ätzend, wenn man bedachte, dass er mehr oder weniger davon lebte, die Menschen einzuschätzen. Aber wie sagte man so schön: Wie du mir, so ich dir. Harry setzte sein freundlichstes Lächeln auf und ließ keine seiner Emotionen mehr nach außen dringen. Dafür wandte er die Augen nicht von dem Lehrer ab, für keine Sekunde, was diesen nicht zu stören schien, während er scheinbar Hausaufgaben korrigierte. Was wohl aus seiner Strafarbeit geworden war? Aber das würde er sicher nicht fragen. Er war nicht lebensmüde oder so. Snape sah auf die Uhr. Schon zum dritten Mal jetzt. War er etwa nervös? Draco war noch nicht zu spät. Noch nicht, aber er würde es gleich sein… nur noch eine Minute… ~*~*~*~ Draco war im Endeffekt fünf Minuten zu spät. Er musste nicht einmal auf die Uhr gucken, um das zu wissen. Er würde sich sicherlich nicht von Snape unterkriegen lassen. Außerdem war ihm noch etwas eingefallen... Als kleines Bündel zusammengerollt in seiner Tasche lag Harrys Tarnumhang. Den musste er ihm schließlich noch zurückgeben. Schwungvoll öffnete er die Tür zu dem Zaubertränkeklassenraum. Harry war bereits da. Snape auch. Und der Blick, der Draco zur Begrüßung traf, war nicht gerade freundlich. Gelinde gesagt. „Entschuldigen Sie bitte die Verspätung, Sir.“, sagte er locker und ließ sich neben Harry in der ersten Reihe nieder, innerlich gefasst auf das Gewitter, das jetzt sicherlich losbrechen würde. ~*~*~*~ Doch Snape schwieg. Eisern. Allein sein vorwurfsvoller Blick sprach Bände. Doch anstatt ihm zu sagen, was er eh schon wusste, ließ er ihn wissen, dass er es missbilligte, aber nichts dagegen unternehmen würde. Und dann knallte er jedem einen Stapel Papiere vor die Nase. Ein einziger Blick reichte Harry, um zu sehen, was das war. Er hatte so was schon einmal gemacht. Bei Lockhart, der Niete. Ein Fragetest. Da standen Fragen und man musste nur die Antworten eintragen. Ein Fragetest zu… Seine Augen weiteten sich: Kräuterkunde? Was sollte das denn? Warum nicht Zaubertränke, wo er sich darauf ansatzweise mental vorbereitet hatte? Er begriff es, als er fassungslos die erste Seite umblätterte und als letzte Frage zu Nummer Eins die nach der Anwendung von Wasserlinsen in Tränken las. Doch Zaubertränke… Erst spät wurde ihm klar, dass das wahrscheinlich sein Untergang hier war. Kräuterkunde konnte er gut. Neville redete meistens darüber, war es doch das einzige Fach, das er wirklich gut beherrschte, und er redete seit neustem doch recht häufig mit ihm, als einer der wenigen Standhaften, weshalb einfach viel hängen blieb. Aber bei den zusammenfassenden Fragen, auf die es der Fledermaus wahrscheinlich ankam, konnte er höchstwahrscheinlich nichts antworten. Toll. Klasse. Aber deshalb änderte sich an seiner Miene nichts, denn er war sich Snapes Blick bewusst. Als wolle er sagen: Ich habe euch durchschaut, wagt es nur nicht, etwas zu sagen! Und er wollte nicht, dass der Lehrer Genugtuung empfand. Nur nichts anmerken lassen. Stoisch beantwortete er die erste Frage. Wasserlinsen wuchsen in stehenden Süßgewässern und brauchten leicht basisches Wasser. Ganz einfach. ~*~*~*~ Das erwartete Donnerwetter blieb aus. Stattdessen richtete sich ein durch und durch vorwurfsvoller Blick auf Draco. Er erwiderte ihn trotzig. Mochte Snape doch denken, was er wollte. Und dann lud Snape den Stapel Papier vor ihnen ab. Der Blonde betrachtete ihn skeptisch. Das sah ganz und gar nicht gut aus. Er las sich die erste Frage durch. Woher zum Merlin sollte er denn wissen, wo Wasserlinsen wuchsen? Er wusste, was man in Zaubertränken damit machen konnte... Aber Kräuterkunde? Das war noch nie sein Ding gewesen... Er seufzte leise. Na, das konnte ja mal ein Desaster werden... Ein wenig neidvoll sah er aus dem Augenwinkel, dass Harry sofort zu schreiben begann. Vermutlich hätten sie sich gut ergänzen können... Aber Snape saß ja vor ihrer Nase und ließ sie durch regelmäßige Blicke nur allzu deutlich wissen, dass er sie im Auge hatte. Draco runzelte leicht die Stirn und begann dann zu schreiben, auch wenn er wusste, dass das, was er dort hinkritzelte, nichts als blanker Unsinn war. Wenigstens würde er die Zaubertrankfragen gut beantworten können... ~*~*~*~ Harry bekam das wirklich schnell hin, auch wenn sicherlich nicht alles richtig war, und dann kam er zu der Frage, die auf Zaubertränke abzielte. Klasse. Er las sie sich durch. Dreimal, viermal, öfter… dann ließ er sie einfach weg, ging zu der nächsten über. Er warf einen Blick zu Draco und erstarrte bei den Antworten regelrecht. Was war denn das für ein Unsinn? Ein kurzer Blick in das Gesicht und er konnte hinter der kalten Miene die Verzweiflung lesen. Das war gar nicht gut. Das waren keine Trotzantworten, das war Unwissenheit wie bei ihm in Zaubertränke… Und sie konnten sich nicht gegenseitig helfen! Dieser Mistkerl! Das hatte er doch genauso geplant! Das könnte ihm so passen. Harry stieß die Feder ins Tintenfass und kritzelte in dem freistehenden Feld einen Smilie hin. Und daneben: Fragen Sie Draco Malfoy, nicht mich! ~*~*~*~ Irgendwann hatte Draco genug und malte Fragezeichen auf die Linien. War einfacher und ging schneller. Und war genauso falsch wie das, was er dort sonst hinschreiben würde... Die Zaubertrankfragen dagegen beantwortete er so ausführlich, dass er jedes Mal noch die Rückseite des Fragebogens benutzen musste. Das interessierte ihn halt. Aber Kräuterkunde... Hin und wieder blickte er zu Harry hinüber. Diesem erging es offenbar nicht viel besser, nur kannte er sich offensichtlich eher mit den Kräuterkundefragen aus... Das war fies. Und das war mit Sicherheit Absicht. Draco blinzelte zu Snape hinüber. Oh ja, das war garantiert Absicht. Sie wissen zu lassen, dass sie zusammen die perfekten Antworten hätten geben können, aber jeder alleine vollkommen aufgeschmissen war - weil er sie nicht zusammenarbeiten ließ. Draco presste die Lippen zusammen. Mistkerl. ~*~*~*~ Snape beendete seine Korrekturarbeit und blickte wieder zu den beiden hinüber, die still arbeiteten. Draco war eindeutig weiter als Harry, aber das wunderte ihn nicht wirklich. Darauf war der Test schließlich ausgelegt. Draco sollte verstehen, dass er auch mal Hilfe brauchte. Dass er auch mal Hilfe in Anspruch nehmen konnte. Vor allem, wenn da jemand war, der ihm helfen wollte! Dem Schwarzhaarigen waren Harrys Blicke nicht entgangen, genauso wenig, wie die von Draco. Seit Tagen herrschte zwischen diesen beiden eine seltsame Stimmung. Und langsam aber sicher wollte er wissen, was das zu bedeuten hatte. Draco hatte ihm gesagt, dass er es selbst nicht wusste, aber… war das überhaupt möglich? Die beiden wirkten wie alte Freunde. Schlimmer noch, wie Geschwister irgendwie. Das war doch nicht normal. Weder war Harry jemand, der einen Slytherin ohne weiteres akzeptierte, noch war Draco jemand, der Harry Potter oder einen anderen Glorreichen neben sich duldete. Was lief da? Aber sie lieferten kaum Angriffsfläche für Vermutungen. Keiner der beiden half dem anderen, obwohl er schon fast damit gerechnet hatte, denn verboten hatte er es ihnen nicht. Und dann flammte plötzlich sein Kamin auf. Ein Brief erschien darin und er beeilte sich, den Umschlag aus dem Flammen zu holen. Vom Orden… Ein kurzer Blick zu den beiden Schülern und er öffnete den Brief. Diese Nachricht war mit Sicherheit wichtig, wenn man sie nicht in sein Schlafgemach hatte schicken lassen, sondern direkt hierher… Ihm entging Harrys Reaktion, da dieser seine Verwirrung komplett kaschierte. Warum bekam Snape Post von Sirius? Es war das gleiche Papier, die gleiche Farbe, die gleiche raue Schrift wie auf seinem eigenen Umschlag… Was sollte das? Er blickte auf seinen Papierstapel herab, doch gleich darauf wieder hoch. Er wollte Snapes Reaktion sehen. Die nicht kam. Das Gesicht blieb genauso ausdruckslos wie sonst auch. Und dann: „Ich muss weg. Wenn ihr fertig seid, dann legt eure Arbeiten auf mein Pult.“ Harry starrte ihm perplex nach, als er aus dem Kerker verschwand. Was war denn das gewesen? ~*~*~*~ Es war wirklich zum Verzweifeln. Draco hatte allein keine Chance, auch nur eine brauchbare Quote an Treffern aus diesem dummen Test herauszuholen... Wenn er doch nur mit Harry reden könnte... Aber da hatte der Drache da vorne sicher etwas gegen. Und so versuchte er, sich weiter auf den Test zu konzentrieren... Draco sah erst auf, als Snape auf einmal sprach. Wie, er musste weg? Verblüfft schaute er dem Lehrer nach. „Was war das denn jetzt?“, fragte er leise und schüttelte den Kopf. Wohin musste Snape wohl so plötzlich? Aber letztlich war das auch egal. Gelegenheit war Gelegenheit. „Aber gut... Wenn die Katze aus dem Haus ist...“ Er stockte einen Augenblick und schaute zu Harry hinüber. „Hilfst du mir bei Kräuterkunde? Das wird gerade eine absolute Katastrophe... Und ich helfe dir bei den Zaubertrankfragen.“ Praktisches Denken. Snape würde zwar garantiert kapieren, dass sie sich geholfen hatten, aber nachweisen konnte er es nicht... ~*~*~*~ Irritiert blickte der Schwarzhaarige zu Draco zurück. Helfen? „Klar.“, sagte er. „Äh… wobei doch gleich?“ Was hatte in dem Brief gestanden? Was war so wichtig? Gab es etwas Neues über Voldemort? Gabe es vielleicht endlich konkrete Hinweise auf dessen Aufenthaltsort? Und was hatte Snape damit zu tun? Gut, er war ihr Verbündeter, hatte Dumbledore ihm schon öfter gesagt, auch, dass er im Orden war, aber… Sirius vertraute ihm nicht. Das hatte er deutlich bewiesen, als er ihm geschrieben hatte, warum also schrieb er Snape einen Brief? ~*~*~*~ „Sicher, dass du geistig anwesend bist?“ Draco zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe gesagt, dass wir uns gegenseitig helfen sollen... Du mir bei Kräuterkunde, ich dir bei Zaubertränke. Ist das jetzt angekommen?“ Wo steckte Harry denn schon wieder mit seinen Gedanken? War doch naheliegend, dass sie den Kram jetzt in Angriff nahmen, ausnutzten, dass Snape nicht da war, und sich so schnell wie möglich von hier verdrückten, oder? „Also, lass mal sehen, was bei Frage eins hinkommt...“ ~*~*~*~ Nickend schlug Harry die Blätter um, schob sie Draco dann hin. Vernünftige Strategie. Sehr vernünftig, aber dennoch… Wieder wanderte sein Blick zur Tür. Was stand in diesem verdammten Brief? Gab es etwas Neues? Er musste es in Erfahrung bringen! Er musste sofort Sirius schreiben! Sofort… Er durfte keine Zeit verlieren. Wenn man Zeit verlor, wenn es um Voldemorts Pläne ging, dann konnte das nur in einem Desaster enden! Und… ~*~*~*~ Draco schaute auf Harrys Blatt, strich seine eigene falsche Antwort durch und schrieb die richtige Antwort in seine Worte um. Prima... Und wenn sie das jetzt bei allen Fragen machten... Er sah auf und erkannte, dass der Gryffindor nicht bei der Sache war. Der Blonde ließ die Feder sinken. „Wo bist du mit deinen Gedanken? Was beschäftigt dich?“, fragte er unumwunden. ~*~*~*~ „Der Brief.“, sagte Harry leise, ohne nachzudenken. „Ich will wissen, was drinsteht.“ Und im nächsten Moment wurde ihm sein Fehler bewusst. Sollte Draco fragen warum, musste er lügen, denn er konnte ihm nicht erzählen, dass Snape im Orden war und mit Sirius kommunizierte! Auch wenn Draco kein Todesser mehr werden wollte, was, wenn Hermione Recht hatte? Sein eigenes Leben riskieren… schön und gut, aber das eines anderen? Nie im Leben. Und Draco belügen… Der Schwarzhaarige wurde blass. „Lass uns die Aufgabe schnell beenden.“, sagte er. „Sonst kommt er womöglich noch zurück!“ Er blickte auf Dracos Blatt und schrieb die Antwort von Frage eins, Punkt sieben unter seinen Smilie. ~*~*~*~ Der Brief? Snape hatte einen Brief bekommen? Das war Draco vollkommen entgangen. Und was zum Merlin interessierte Harry dieser Brief? Er zog die Augenbrauen zusammen. Für einen Augenblick lang zog er dann noch mit, als Harry sich auf die Aufgaben konzentrierte, doch plötzlich brach er ab. Er hatte sich ablenken lassen. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Warum interessiert dich, was in Snapes Brief steht?“ ~*~*~*~ Harry zuckte zusammen, blickte dann auf, die Feder sinken lassend. Irgendwie hatte er gehofft, dass seine Ablenkung wirkte, aber was hatte er von Draco Malfoy denn erwartet? Nur ganz langsam blickte er ihn an, sichtlich mit sich kämpfend. Er wollte ihn nicht anlügen, aber die Wahrheit kam genauso wenig in Frage. Was sollte er tun? „Ich… Das… Ich… kann dir das… nicht sagen… glaub ich, weil…“ Jetzt war er verzweifelt. Was bei Merlin sollte er tun? „Ich…“ ~*~*~*~ Volltreffer. So wie Harry herumdruckste, war da irgendetwas... irgendetwas Wichtiges. „Warum denkst du, dass du es mir nicht sagen kannst?“ Unwillkürlich war Dracos Tonfall weicher geworden. Es interessierte ihn. Brennend sogar. Denn, wenn Harry mit irgendetwas hinter dem Berg hielt und so unsicher war, dann konnte das einfach nur wichtig sein. Elementar wichtig. ~*~*~*~ Harrys Blick wurde flehend, aber gleichzeitig wusste er, dass er schon zuviel gesagt hatte. Zu viel, um jetzt einen Rückzieher zu machen. Viel zu viel. „Weil jemand sterben könnte. Ich… ich will nicht an dessen Tod schuld sein!“, murmelte er, wich dem grauen Blick plötzlich aus, sah auf das Papier unter sich. Unter dem Tisch kneten seine Finger seinen Umhang, dass der Stoff ächzte. ~*~*~*~ „Wieso bei Merlin sollte jemand sterben? Und warum bei... - bei wem auch immer - solltest du schuld sein?“ Dracos Stimme war unwillkürlich lauter geworden. Seine grauen Augen waren geweitet und starrten den Gryffindor perplex an. Er hatte das Gefühl, irgendetwas nicht mitbekommen zu haben - und ein bestimmtes Puzzlestück nicht zu besitzen, um Sinn in dieses Gesamtbild zu bekommen. ~*~*~*~ Es tat so weh, dass er fragte. Die Antwort auf diese Frage… sie schnitt ihm ins Herz. Sie schnitt ihm so tief ins Herz, dass es blutete. Harry senkte den Kopf noch ein bisschen mehr, seine Augen ruhten auf der Feder. „Ich… vertraue dir, Draco.“ Nur leise, nur so laut, dass er sicher war, dass der andere es nicht überhörte. „Aber ich kann nicht für andere entscheiden, wem sie vertrauen wollen. Ich kann es dir nicht sagen, weil diese andere Person dir nicht so vertraut, wie du es verdienst, verstehst du das?“ Er blickte wieder zu ihm auf und seine Augen baten stumm um Verständnis, baten darum, ihm nicht böse zu sein. Er hatte ihn doch nicht verletzen wollen… ~*~*~*~ Diese Art auf eine Frage zu antworten, ihm eine Absage zu erteilen, hatte er noch nie erlebt. Draco war einen Augenblick lang tatsächlich sprachlos. Dieses Flehen um Verständnis in den grünen Augen... Verdammt, das konnte einen bescheuerten Granitblock schmelzen! Draco seufzte leise. „Okay... Wenn du da in der Pflicht stehst... Okay. Aber wenn es etwas gibt, das du mir sagen willst, sagen kannst, tu es, ja?“ ~*~*~*~ Harry nickte, schwieg aber betreten. Da war nichts, was er sagen konnte. Da war einfach nichts, dabei würde er ihm so gerne das Vertrauen geben! So unglaublich gerne! Aber… Er ließ sich zur Seite kippen, dass er mit dem Kopf gegen Dracos Schulter prallte, lehnte seine Stirn dagegen. „Es tut mir leid.“, flüsterte er erstickt. Und es war wirklich so. Es war furchtbar, etwas für Draco so Wichtiges diesem nicht geben zu können… Vielleicht würde es einfacher für ihn werden, wenn er wüsste, dass Snape auf seiner Seite stand… ~*~*~*~ Draco schwieg, denn er hatte nicht das Gefühl, dass es irgendetwas gab, das er jetzt sagen konnte. Er strich dem Gryffindor behutsam durch die Haare und bemühte sich, ihm das Gefühl zu geben, dass alles in Ordnung war. Denn das war es - und zugleich auch irgendwie nicht. Alles war bestens, weil Harry sich bemüht hatte, weil er um Verständnis fast gebettelt hatte und zugleich sein Vertrauen in Draco bekräftigt hatte - was diesem wiederum noch nicht allzu oft passiert war. Wenn er genauer darüber nachdachte, hatte das noch niemand getan. Vor allem nicht der Mensch, von dem er sich das am meisten erhofft hatte - sein ganzes verdammtes Leben lang. Aber auf der anderen Seite... Es war nicht Ordnung, weil es etwas gab, das Harry Sorgen machte und worüber er nicht mit ihm reden konnte. Das wurmte ihn. Das ging tief. Das... verdammt, ja, das tat weh! Innerlich zuckte er zusammen. Es tat weh? Aber... warum? Warum ging ihn das so viel an? Bei niemand anderem hätte es ihn gestört... ~*~*~*~ Leise und zitternd atmete Harry aus, entspannte sich langsam wieder. Medizin, ging es ihm durch den Kopf. Und was war er schon wieder? Ein schlechter Freund, weil er Draco verheimlichte, dass Snape ihm womöglich helfen konnte. Er war einfach gemein! Andererseits konnte er deshalb noch lange nicht etwas riskieren, was ihm nicht gehörte… Plötzlich öffneten sich seine Augen wieder, hob er den Kopf. Ihm war etwas eingefallen. Er begann in seiner Tasche zu wühlen, zog schließlich etwas heraus, was ziemlich zerfleddert war und aussah, als hätte es schon einiges mitgemacht. Die Karte des Rumtreibers. Von seinem Vater, Sirius und Remus hergestellt, an ihn durch die Zwillinge weitergereicht. Er vertraute Draco. Er wollte es ihm beweisen. Und er wollte wissen, wohin Snape mit dem Brief verschwand! Ein kurzer Blick zu Draco, dann klappte er sie auf, zog seinen Zauberstab. „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.“, sagte er leise, dann tippte er auf die Karte und augenblicklich zogen sich, konzentrisch von seinem Stab ausgehend, Linien über das uralt anmutende Pergament und hunderte winziger Fußspuren mit winzigen Buchstaben darunter erschienen, die sich unablässig bewegten. Er suchte ganz bestimmte… „Da!“, rief er plötzlich. „Da ist er! Und… er geht nach draußen! Was um Gottes Willen stand in dem Brief?“ ~*~*~*~ Aufmerksam schaute Draco zu, wie Harry ein reichlich mitgenommenes Stück Papier aus der Tasche zog und dann... „Eine Karte...“, flüsterte der Blonde fasziniert. Und eine Karte, auf der wirklich alle Personen verzeichnet waren, die sich im Schloss befanden. Er konnte seinen eigenen Namen in dem Klassenraum lesen. Eine absolut geniale Erfindung. Und wahrscheinlich auch reichlich praktisch... Vor allem, wenn man mal auf die Idee kommen sollte, jemanden beobachten zu wollen. Ein Gedanke keimte in Draco auf, doch den schob er beiseite. Stattdessen gab er einem anderen Platz. „Tja... Wir sollten es rausfinden und ihm nachgehen, oder?“ In Dracos Augen blitzte es auf. „Lust auf ein Abenteuer?“ Seine Worte wirkten zwar, als wenn das als Spaß schien, aber das war es für ihn nicht. Wenn Harry das so mitnahm... Dann musste da etwas dran sein. Und sie fanden nur heraus, wohin Snape wollte, wenn sie ihm folgten. So einfach war das. ~*~*~*~ Harry antwortete nicht. Seine Augen blieben auf einem Punkt hängen, der wartete, sich nicht bewegte. Ein Punkt, den er hier niemals erwartet hatte, und doch… Seine Lippen bebten. Wieso kam er hierher, ohne ihm das zu sagen? Er… er würde ihn doch zu gerne wieder sehen! Ging ihm das denn nicht genauso? ~*~*~*~ Draco schaute Harry erneut über die Schulter, als dieser nicht antwortete, sondern weiter auf die Karte starrte. Überrascht weiteten sich seine Augen. „Black? Black ist hier?“ Sirius Black, der Mörder von Harrys Eltern. Sein Blick wanderte zu dem Gryffindor. Harrys Lippen zitterten... ~*~*~*~ Der Gryffindor nickte klamm, dann sprang er plötzlich auf. „Er ist so ein Idiot!“, flüsterte er, warf seine Feder in seine Tasche, den Stapel Papier auf Snapes Schreibtisch und riss die Karte vom Tisch. Kurz hielt er inne. „Sorry, Dray, ich… muss weg!“ ~*~*~*~ „Oh nein.“ Draco sprang auf, warf den Stuhl um, kümmerte sich aber nicht darum, flog mit schnellen Schritten zu dem Gryffindor und hielt ihn fest. Sein Griff glich dem eines Schraubstocks. „Du gehst da raus nicht. Ich lasse dich mit Sicherheit nicht zu dem Mörder deiner Eltern gehen!“ Der Blonde spürte, wie sein Herz raste. Oh nein... Das würde er nicht zulassen. Ganz sicher nicht... ~*~*~*~ Mörder? Verständnislos blickte Harry über die Schulter zurück. Seine Augen verengten sich zornig über diese Beleidigung. „Er ist kein Mörder!“, antwortete er wütend und wollte sich im nächsten Moment losreißen. „Er ist mein Pate! Er hat mich vor Wurmschwanz gerettet! Er ist hier! Und er hat es mir nicht gesagt! Er hat mir nicht gesagt, dass er hier ist! Er will mich nicht sehen! Ich will ihn aber sehen! Ich will…“ Harry war nahezu hysterisch. Er konnte das nicht verstehen. Warum tat Sirius ihm das an? ~*~*~*~ „Langsam, Harry, langsam...“ Draco zog den Gryffindor näher an sich und verstärkte seinen Griff noch. „Ganz langsam. Erst erklärst du mir, was los ist. Und was passiert ist...“ Er schmiegte die Wange an Harrys Halsbeuge, wusste er doch keine andere Möglichkeit, wie er ihn beruhigen konnte, außer durch seine Nähe, und seine Hände brauchte er gerade, um den Schwarzhaarigen weiter festzuhalten, damit dieser nicht blindlings losstürzte. „Und beruhige dich um Merlins Willen...“ ~*~*~*~ Harry zitterte. „Das dauert zu lange!“, jammerte er, kämpfte aber immerhin nicht mehr gegen ihn an. „Dann ist er weg und ich werde ihn vielleicht nie wieder sehen!“ ~*~*~*~ „Dann solltest du schnell reden...“ Draco stockte und begriff. „Er ist dir wichtig, nicht wahr? Aber Black gilt als Mörder und sobald er sich sehen lässt... wird man ihn erkennen und jagen... Das ist es, nicht wahr? Er hat Angst um dich und will nicht, dass du bei ihm bist, damit dir nichts passiert...“ ~*~*~*~ Harrys Beine gaben unter ihm nach und er sank zu Boden. War es das? War es wirklich zu gefährlich, ihn zu treffen? Würde er damit sein Leben gefährden? „Er hat gesagt, dass ich bei ihm leben darf, wenn Voldemort tot ist!“, flüsterte er erstickt. „Er hat ein Haus, hat er gesagt. Und er will, dass wir irgendwann zusammen dort leben! Und jetzt… jetzt jagt er dieses Schwein!“ Er blickte Draco an. „Er wird vielleicht dabei sterben! Und dann…“ Harry senkte den Kopf. „Dann ist er fort und kann sein Versprechen nicht wahr machen…“ Er hatte vergessen, dass er diese Situation niemals würde erleben können, denn wenn sein Plan tatsächlich aufging, denn in diesem Falle würde er nicht überleben. ~*~*~*~ Stumm rutschte Draco mit Harry zu Boden. Er ließ ihn noch immer nicht los, denn er war sich nicht sicher, ob der Gryffindor nicht vielleicht doch weglaufen wollte, und zugleich wusste er, dass er Halt brauchte. Er bekam eine Ahnung davon, welche Hoffnung für Harry in Black steckte. Black war die Familie, die er nie gehabt hatte und die er sich wünschte. Black war wohl die einzige Familie... „Vertraust du ihm, Harry?“, fragte er leise und lockerte ganz langsam seinen Griff. ~*~*~*~ Stumm zogen sich die Lippen zu einem Lächeln, als Harry nickte. „Ich habe ihn gesehen, Dray.“, flüsterte er. „Er war am Ende. Er war wirklich am Ende, als er endlich hier war. Er ist aus Askaban geflohen, hat alles riskiert, nur um mich vor der Ratte Wurmschwanz zu warnen. Und er hat riskiert, dass die Dementoren ihn erwischen, um mich vor Moony zu schützen.“ Das Lächeln wurde liebevoll, als er weiter sprach. „Er ist der erste… der einzige, der mich jemals angesehen hat und mir ins Gesicht gesagt hat, dass er mich liebt.“ ~*~*~*~ Draco legte den Kopf schräg, während Harry sprach. Neid keimte in ihm. Er wünschte sich auch, dass es für ihn einen solchen Menschen gab... Aber den gab es nicht. Würde es wohl auch nie. Der sehnsüchtige Ausdruck in seinen Augen verschwand. Es war gut für Harry, dass er so jemanden hatte. Dass jemand da war, der sich um ihn sorgte und der ihn wirklich liebte... Und zugleich ging ihm auf, dass es Harry so ähnlich ging wie ihm. Auch er hatte - trotz vorhandener Familie - kaum Liebe erfahren. Und jetzt? Jetzt fühlte er sich innerlich so kalt, dass er diesen Dingen wie Liebe kaum Bedeutung beimaß. Nicht für ihn, nicht für sein Leben. Er hatte aufgehört danach zu suchen, aber er konnte verstehen, wenn es für andere noch wichtig war. „Wenn du ihm vertraust, dann vertraue darauf, dass er das Richtige tut. Er wird dich auch sehen wollen. Aber weil er will, dass du in Sicherheit bist, besucht er dich nicht... Das ist etwas, das du... respektieren musst, auch wenn es schwer fällt. Alles, was er tut, das tut er für dich.“ ~*~*~*~ Die Worte schlugen Harrys inneren Widerstand nieder. Komplett. Er nickte, blickte auf die Karte, wo Snapes Punkt und Sirius’ Punkt direkt nebeneinander standen. Etwas weiter entfernt sah er noch drei Punkte, deren Namen ihm aber nichts sagten. Sein Finger fuhr über die Stelle, wo Sirius stehen musste, dann seufzte er, als er die Karte zuklappte. „Missetat begangen.“ So schwer war ihm das noch nie gefallen, aber er war sich sicher, dass wenn er den Punkt noch einmal sehen würde, dann würde er doch noch hinlaufen, nur um ihn wenigstens zu sehen. Es war besser so… „Lass uns die Aufgabe beenden…“, flüsterte er belegt. „Ich bin müde…“ Und schon lagen seine Arme um Dracos Hals, ganz entgegen seiner Worte nicht gewillt, ihn wieder loszulassen. ~*~*~*~ „Das hat noch Zeit...“ Seine Stimme klang ganz sanft und leise. Dracos Lippen wurden von diesem seltsamen, liebevollen Lächeln bewegt, das ihn immer wieder befiel, wenn Harry da war. Für den Augenblick sollten sie einfach so sitzen bleiben... Einfach so. Er genoss die Wärme und Schwere von Harrys Armen um seinen Nacken und lehnte sich gegen den Gryffindor, gab jedoch gleichzeitig selbst Halt. Wieder einmal wurde ihm allzu deutlich bewusst, wie leer er sich eigentlich fühlte... ~*~*~*~ Es war angenehm, sehr beruhigend. Seine Angst war noch immer in seinem Bauch, aber Draco hatte sie zurückgedrängt. Weit zurück. Und er hatte es geschafft, dass seine Gedanken sich beruhigten. Sie waren jetzt träge und schwer. Harry schloss die Augen, ließ es auf sich wirken. Ein komisches Gefühl. Tiefe Ruhe, wie bei einem unterirdischen See, aber in der Tiefe bewegt, weil Fische drin wohnen… oder so ähnlich. Langsam entspannte er sich, lehnte seine Stirn gegen Dracos Schulter. Schlafen. Nur schlafen… Bei ihm bleiben und schlafen… ~*~*~*~ Draco strich Harry sanft ein paar vorwitzige Haarsträhnen aus dem Gesicht, dann wurde sein Lächeln wehmütiger. „Ich störe dich ja nur ungern, aber wir sollten weiterarbeiten... Snape bringt uns um, wenn er uns hier so sieht... Und danach bringt er uns noch mal um, weil wir seine Aufgaben nicht fertiggemacht haben...“ Ganz behutsam zog er sich zurück, vermisste dabei selbst das Gefühl der Wärme. Aber es war besser. Es war notwendig. Außerdem... ließ er sich selbst zu sehr in dieser Nähe fallen. Nicht abhängig werden. Nicht abhängig... Er war aber gerade auf genau diesem Weg. Und das war gefährlich... ~*~*~*~ Müde murmelte Harry Protest, aber die fehlende Nähe hatte zumindest den Effekt, dass er aus dem zunehmenden Schwinden seiner Gedanken herauskam. Er öffnete die Augen, ließ die Arme locker, um Draco die Möglichkeit zu geben, zu gehen, dann zog er sie schließlich zurück. Der blonde Junge hatte ja so Recht. So unglaublich Recht. Sie sollten Snape nicht noch mehr verärgern. Missmutig erhob er sich, schwankte kurz, als sein Kreislauf einknickte, doch er fing sich wieder. Kurz überlegte er, ging dann zu Snapes Pult und nahm seine Aufgabe wieder herunter, um dann zu seinem Tisch zu gehen. „Lass uns das schnell beenden, ich will hier weg.“, sagte er. ~*~*~*~ Draco richtete sich langsam auf und ging zu seinem Platz zurück. Den Stuhl musste er dort erst wieder hinstellen, hatte er ihn vorhin doch umgeworfen und das gar nicht bemerkt. „Also... Wo waren wir?“ Seine Augen huschten über den Aufgabenzettel und er zwang sich zur Konzentration. Gemeinsam würden sie das hinbekommen. Und Snape konnte sich danach über sehr ähnliche Antworten wundern. Gut, wahrscheinlich nicht wundern, aber er konnte ihnen ja nichts vorwerfen. Er war ja schließlich gegangen... Es dauerte eine ganze Weile, aber schließlich hatten sie alle Aufgaben durch und sogar größtenteils richtig beantwortet, wie Draco vermutete. Aber es war vorbei. Der Slytherin streckte sich und gähnte herzhaft. Jetzt war er wirklich müde... Er stand auf, nahm seinen und Harrys Stapel und legte sie feinsäuberlich auf Snapes Pult. Damit durfte die Fledermaus zufrieden gestellt sein. „Ach, ehe ich es vergesse...“ Draco trat wieder an den Tisch zurück und suchte aus seiner Tasche den Tarnumhang heraus. „Hier. Ich dachte mir, dass du ihn vielleicht gerne zurückhaben möchtest...“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an, dann nickte er. Das Ding war ihm fast ebenso wichtig wie die Karte, denn es hatte seinem Vater gehört. „Danke.“, sagte er lächelnd, streckte sich auch einmal, bevor er den Umhang in der Tasche verschwinden ließ, die Karte hinterher stopfte. „Wann sehen wir uns morgen?“ ~*~*~*~ „Morgen ist... Dienstag.“ Draco legte die Stirn in Falten. „Nach Pflege magischer Geschöpfe habe ich noch Quidditchtraining... Nach dem Abendessen also...“ Das war lange, aber es war nicht zu ändern. Es gab eben andere Dinge. Und derzeit eben auch keine Möglichkeit, dass er sich Harry gegenüber so ungezwungen benehmen konnte, wenn normaler Unterricht war und sie andere umgaben... Er lächelte und wuschelte Harry zum Abschied noch einmal durch die Haare, während sie gemeinsam zur Tür gingen. „Schlaf gut... Harry.“ Er winkte über die Schulter zurück und ging in Richtung Slytherinkerker davon. ~*~*~*~ „Du auch.“, gab Harry leise zurück, winkte auch, langsam, träge. Er sah ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war, weil der Gang eine Kurve machte. Erst dann schulterte er seine Tasche und wandte sich in die andere Richtung. Ob Hermione schon zurück war? Und ob Ron sich schon langweilte? Er ging hinauf in den Gryffindorturm. Im Grunde wollte er gar nicht, wäre lieber auf direktem Weg in den Raum der Wünsche gegangen, doch das war um diese Uhrzeit nicht möglich. Und einen Blick auf die Karte des Rumtreibers wollte er auch werfen, aber das verbat er sich, denn er wusste, dass er vielleicht doch in Versuchung kommen könnte, Sirius zu sehen, selbst wenn Dracos Rede noch so überzeugend gewesen war. Und er wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Ron hockte zusammen mit den Zwillingen und Ginny am Fenster, auf dessen Sims Errol hockte und traurig schuhute, ganz hinten, weit entfernt von den anderen. Es war fast, als existiere eine unsichtbare Mauer um sie herum. Das einzige Mädchen der Familie hielt einen Brief in den Händen und Harry wusste mit einem Mal ganz genau, was los war. Percy war tot. Seine Brust zog sich zusammen und er biss die Zähne zusammen. Und dann kam dieser Brief gerade dann an, wenn niemand für Ron da war, weder er noch Hermione. Wieso war das Schicksal so böse? Er trat wortlos näher und legte Ron und Fred jeweils eine Hand auf die Schulter. Alle vier blickten zu ihm auf. Es war ein wahres Wunder, dass ihre Augen allesamt trocken waren, doch ihre Gesichter sprachen von großem Schmerz und Trauer. Harry schloss die Augen. Was sollte er nur machen? Er fühlte sich so schuldig! Ginny kam zu ihm, drückte sich gegen ihn, ihre Nase gegen seine Brust, ihre Arme schlangen sich um seine Mitte, als Ron sich im gleichen Moment gegen ihn fallen ließ, von der anderen Seite lehnte sich Fred gegen ihn und nach ein paar Sekunden kam auch George und drückte sie allesamt. Harry konnte fühlen, dass zumindest Ginny und Fred weinten, denn sie bebten förmlich. Georges Kopf lag dicht neben seinem auf Ginnys Haarschopf und er hatte die Augen geschlossen und Ron… Der weinte auch, wie er nach einem einzigen Blick feststellte, nur dass er sich nicht dagegen wehrte, deshalb auch nicht bebte. Sie boten ein verzweifeltes Bild, das sein Herz fast zerriss. Wie sollte er damit fertig werden? Harry begann langsam, sie hin und her zu wiegen. Wie lächerlich war sein Problem vom Abend gewesen gegen das hier... Er hätte Sirius sehen können, wenn er wirklich gewollt hätte, die Weasleys hatten diese Wahl nicht mehr. Percy war weg. Kam niemals wieder. Und ehe er es sich versah, war es raus: „Wie ist er gestorben?“ Es war Ron, der die Antwort gab. Seine Stimme klang flach und nicht so recht bei ihm. „Todesser. Sie sind auf das Ministerium losgestürmt. Mum weiß nicht warum, aber sie haben ihn vorgeschickt… Obwohl er kaum Erfahrungen hatte.“ Todesser also… Harrys Blick wurde kalt. Wieder diese Mistkerle! Wieder diese… Glühende Wut kochte in seinem Inneren hoch, doch von außen sah man nichts. Nicht einmal die vier bekamen davon etwas mit. Aber der Plan, der schon seit Wochen in ihm gärte und durch Draco etwas in den Hintergrund geraten war, trat wieder an die Oberfläche. Sein Plan… Es wurde Zeit, ihn in Angriff zu nehmen und die Vorbereitungen zu treffen. Heute Nacht dann… „Wisst ihr, wie sein Mörder heißt?“ Kopfschütteln. „Kapuzen…“, war die einzige leise Antwort. Sie waren sogar zu feige gewesen, sich wirklich zu outen. Dabei wusste er eh, wer es gewesen sein konnte. Er hatte sie schließlich gesehen im Sommer, er wusste ihre Namen, kannte ihre Gesichter… „Was stand noch im Brief?“, fragte er leise. Irgendwie hatten sich sein Verstand und seine Seele voneinander getrennt. Während die eine mit den Weasleys litt, begann der andere damit, Informationen zu sammeln. „Entwarnung. Sie haben es nicht geschafft, das Ministerium zu übernehmen.“, sagte Fred, genau wissend, worauf er hinauswollte. Es tat gut, sich abzulenken, die Gedanken auf weniger schmerzhafte Wege zu führen. „Aber sie haben eine große Menge Menschen umgebracht. Zauberer wie Muggel.“ „Du weißt, auf wen sie es abgesehen hatten, oder?“, fragte George und sah ihn an. „Ja. Fudge.“ „Wenn sie ihn erwischen, ist die Zaubererwelt ohne Leiter.“ Das war ein Gedanke. Wenn Fudge nicht mehr war, dann hatte Dumbledore freie Bahn. Vielleicht sollte er hoffen, dass es die Kröte erwischte. Irgendwie wurde die Stimmung im Gryffindorgemeinschaftsraum heute nicht mehr warm. Die Schüler beäugten Harry misstrauisch und mehr als einmal vernahm man das Wort Heuchler, aber es störte weder ihn noch die Weasley-Geschwister. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Trust me For who I am Place all your faith Into these hands ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Sirus… ich mag ihn… *heul* Will ihn haben und ihn knuddeln! *Hundegernhat* Dass Percy tot ist, find ich übrigens gut. Ich konnte ihn noch nie leiden… nur die Weasleys tun mir leid… *grins* Aber der Verlustschmerz geht auch vorbei… gar keine Frage ^^ abranka: *aufshi-chanzeig* Sie ist schuld, dass Percy tot ist... Wartet mal ab, wen sie noch so alles umbringt... Man sollte ihr die Axt endlich wegnehmen. Shirokko: *stiftengeht* Wehe! *axtansichdrück* Meins! *drop* Aber mal was anderes… Wir wollten etwas in Erfahrung bringen, was uns seit einiger Zeit beschäftigt… Angesichts des weiteren Verlaufes der Geschichte wollten wir von euch wissen, wie gerne ihr welche Person habt… Wir hoffen wirklich, dass jeder von euch mitmacht, damit wir eine schöne Kurve herausbekommen für jeden von ihnen. ^^ Jeder von euch kennt das Benotungssystem 1.-11. Klasse? Sehr gut. Also, jeder der sechs Charaktere (Harry, Draco, Hermione, Pansy, Ron und Blaise) soll von euch eine Beliebtheitsnote (von 1 bis 6 bekommen, wobei 1 am beliebtesten ist…) bekommen. Es können auch zwei die gleiche Note bekommen. Ich stell mir das so vor: - Harry: 3 - Draco: 2 - Hermione: 1 - Pansy: 2 - Ron: 5 - Blaise: 3 Natürlich stehen bei euch dann andere Zahlen, denk ich mal. Das hier waren ja nur Beispiele von mir. ^^ Sie entsprechen auch nicht unbedingt meiner momentanen Lieblingsliste… Wenn jeder gewählt hat, werde ich die Durchschnittsnote und die Liste mit dem nächsten Kapitel veröffentlichen. Wir freuen uns auf rege Beteiligung ^^ *alleabknuddel* Hermione und Pansy ------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 18: Hermione und Pansy Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Bonnie Tyler – Totel Eclipse Of The Heart. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 18: Hermione und Pansy Hermione hatte sich am Abend nur Minuten nach Harry verabschiedet, denn sie hatte eine wirklich unerfreuliche Verabredung gehabt. Sie würde Pansy Parkinson treffen, um mit ihr die Aufgabe für Snape zu erledigen. Ihr Trank war schwer und im Grunde konnte sie froh sein, dass Parkinson nicht allzu schlecht in dem Fach war. Doch das konnte durchaus daran liegen, dass sie die letzten Jahre neben dem wandelnden Zaubertränkelexikon Malfoy gehockt hatte… In diesem Jahr hatte sie von ihr noch keine Glanzleistung erlebt. Innerlich murrend packte sie ihr Buch über den Wahrheitszwang fester. Scioverita… Was war das schon. Warum nicht gleich Veritaserum? Das würde sich wenigstens lohnen. Da konnte man leichtere Fragen stellen und der Befragte antwortete nicht nur mit ja oder nein. War doch langweilig! Sie hätte Veritaserum auch hinbekommen! Snape nahm sie einfach nicht ernst. Andererseits dauerte dieser Trank nicht so lange und den Veritaserumstrank konnte sie auch mal auf eigene Faust ohne die Klette brauen. War wahrscheinlich eh einfacher. Missmutig öffnete sie die Tür zum Klo der maulenden Myrthe. Sie war mit Pansy übereingekommen, dass das der beste Ort war, um sich zu treffen: Keiner kam her und machte sich darüber lustig, dass sie gezwungen waren, aufeinander zu hocken. Aber das Mädchen war noch nicht da. Ebenso wie Myrthe. Wahrscheinlich war sie wieder auf einen Abstecher im Bad der Vertrauensschüler. Sie hatte sie dort in dieser Woche bereits zweimal gesehen. Und sie war nur zweimal dort gewesen… ~*~*~*~ Pansy hatte absolut keinen Nerv, sich zu diesem Treffen mit Granger aufzumachen. Am besten wäre es wahrscheinlich, wenn sie diese Besserwisserin einfach versetzte. Aber dann würde sie ihr nur noch mehr auf die Nerven gehen... Das braunhaarige Mädchen seufzte leise. Keine Wahl. Ob dieser Tag noch mehr Desaster aufbieten konnte? Hoffentlich nicht. Sie schulterte ihre Tische und machte sich auf den Weg. In einem Klo einen Trank zu brauen war ja wirklich skurril, aber nur da hatten sie ihre Ruhe. Und die dummen Blicke und die noch dümmeren Bemerkungen der anderen musste sie sich nun wirklich nicht geben. Sie betrat die Toilette etwa zehn Minuten nach dem verabredeten Zeitpunkt. „Hallo...“, sagte sie missmutig und warf ihre Tasche auf den Boden. Dann ging sie schnurstracks zum nächsten Waschbecken und drehte das Wasser auf. Ihre Augen brannten. Sie waren gänzlich gerötet vom vielen Weinen. Und auch jetzt fiel es ihr schwer, nicht schon wieder in Tränen auszubrechen. Dabei war das... dumm. Oder? Sie war dumm. Weil sie ihr Herz an diesen blonden Mistkerl hängte. Pansy schloss die Augen und presste die kalten Finger gegen die Lider. Wenigstens für einen Augenblick bedeutete das Linderung. ~*~*~*~ „Ach, geruht das werte Fräulein Slytherin auch endlich hier aufzutauchen?“, giftete Hermione, blickte nicht einmal von ihrem Buch auf. „Ist das eine Sitte bei euch, immer zu spät zu kommen, oder darf ich darauf hoffen, dich irgendwann mal pünktlich zu sehen?“ Sie blickte jetzt doch auf. Och, hatte das Mädchen geweint? Traurig! Hoffentlich hatte sie irgendjemand zur Schnecke gemacht! Am besten Malfoy, damit sie wenigstens sagen konnte, dass ihm etwas an Harry lag und er ihn nicht ausnutzte. Aber daran glaubte sie nicht so recht. Der Blondling lachte sich wahrscheinlich eher ins Fäustchen, dass Harry noch keinen Verdacht geschöpft hatte! ~*~*~*~ „Nicht, wenn es um Gryffindors geht!“, fauchte Pansy zurück und benutzte den Namen des Hauses wie ein Schimpfwort. Sie ließ sich Granger gegenüber nieder und kramte ihr Schreibzeug aus der Tasche. Wütend blickte sie die Gryffindor an, was mit ihren roten Augen eine seltsame Mischung aus Bedrohlichkeit und Albernheit erzeugt. Dabei kramte sie in einer Tasche ihres Umhangs nach einem Taschentuch und schnäuzte sich. Es war doch alles... Ach, Mist. Drachenmist, elender... Sie schielte auf die Uhr. Und jetzt saß Draco auch noch zusammen mit diesem ätzenden Potter zum Nachsitzen bei Snape... Sie spürte, wie ihr schon wieder die Tränen in die Augen stiegen, kämpfte sie aber tapfer nieder. Nur ein wenig glitzerten sie in ihren Augenwinkeln. „Also, was machen wir, um voranzukommen, Miss Superschlau?“, fragte sie patzig. Hauptsache, sie kamen voran, denn je schneller sie diese Geschichte hinter sich hatte, desto schneller war sie hier raus. Dann musste sie sich nicht mehr mit Granger abärgern und konnte sich in ihrem Bett endlich ausheulen... ~*~*~*~ „Lesen und schreiben.“, war die kühle Antwort. „Je mehr desto besser. Schreib eine Liste, wie du die Anleitung zum Brauen verstanden hast, das bringt uns weiter.“ Hermione vertiefte sich wieder in ihr Buch. Heulte diese Suse hier rum. Klasse. Irgendwo in ihrer Brust meldete sich eine Stimme, dass es gemein von ihr war, das zu ignorieren, aber sie achtete nicht darauf, denn immerhin war es eine Slytherin. ~*~*~*~ „Okay...“ Pansys Stimme klang etwas belegt, doch sie war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Diese Gryffindor ging das schließlich alles nichts an! Ihre Feder kratzte aber nur wenige Minuten über das Papier, dann hielt sie inne. Verdammt, sie konnte sich einfach nicht konzentrieren! Immer wieder war da dieses widerliche Bild in ihrem Kopf, wie Narbengesicht Potter sich an Draco schmiegte, wie dieser sich daraufhin umdrehte und ihn umarmte, das war doch...! „ARGH!“, fauchte sie und schleuderte die Feder durch den Raum. Dann sprang sie auf und begann, auf und ab zu laufen. Granger ignorierte sie. Das war schließlich nur eine Gryffindor. Was zum Merlin sollte das mit Draco und diesem Kerl? Was? Und was konnte sie dagegen tun? Sie konnte die beiden verraten... Die Gerüchte flossen schnell in diesem Schloss. Wunderbar schnell. Aber was geschah dann? Sie wollte Draco für sich haben. Für sich. Aber wie sollte das gehen, wenn sein Vater von der Geschichte Wind bekam und ihn umbrachte? Dann war nix mit Friede, Freude, Eierkuchen und glücklicher Familie... ~*~*~*~ Hermione hatte auch versucht, das Mädchen zu ignorieren, aber auf Dauer war das einfach unmöglich. Es nervte und man konnte sehen, wie aufgelöst sie war. Etwas Schreckliches musste passiert sein. Irgendwie… interessierte es sie nicht die Bohne, aber damit sie endlich zum Arbeiten kamen, musste sich Parkinson erstmal beruhigen, sonst wurde das nichts. „Was ist los mit dir? Nervös, weil du alleine mit mir bist? Ich tu dir schon nichts.“, sagte sie, genau berechnend. Reizen war die einfachste Möglichkeit, einen Slytherin zum Reden zu bringen. ~*~*~*~ „Als wenn ich vor dir Angst hätte...“ Pansy blieb einen Augenblick lang stehen und musterte Granger abfällig von Kopf bis Fuß. „Nein, vor dir ganz sicher nicht.“ Und erneut lief sie wieder auf und ab. „Außerdem geht es dich einen Dreck an.“ Trotzig schürzte sie die Lippen und grübelte weiter. Potter... Potter musste sie angreifen... Aber wie? Abrupt blieb sie stehen. „Sag mal, hat Potter eigentlich eine Freundin?“ ~*~*~*~ Hermione rollte mit den Augen. Das war ja so typisch. Nicht mal helfen lassen wollten sich diese eingebildeten Schnösel! Und dann… Harry sollte eine Freundin haben? Wie kam sie denn auf den Schmus? „Was geht dich Harrys Liebesleben an? Bist du auf Klatschfang?“, fragte sie, ihre noble Absicht vergessend, Pansy helfen zu wollen. ~*~*~*~ „Potters Liebesleben interessiert mich einen Dreck. Darüber weiß ich eh schon mehr, als ich jemals wissen wollte.“ Pansy verzog das Gesicht, als wenn sie etwas wirklich Widerliches gerochen hätte und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich will nur wissen, ob er eine Freundin hat und wenn ja wen. Oder weißt sogar du das nicht?“ Ihr Tonfall war herausfordernd und spöttisch, was ein wenig albern klang, da ihre Nase vom Weinen noch etwas zusaß und sie leicht näselte. ~*~*~*~ Harry hatte tatsächlich ein Liebesleben von dem sie nichts, Pansy aber genug wusste? Echt? Wow. Hermione kam nicht umhin, eine Art Zugeständnis für Harry zu verspüren, war es doch nicht einfach, etwas zu verheimlichen, wenn zwei an der Sache beteiligt waren. Andererseits… „Was weißt du?“, wollte sie misstrauisch wissen. Ein Bluff, weiter nichts, denn sie hatte keine Ahnung, wovon Pansy sprach, hoffte aber, es jetzt herauszubekommen, weil sie das brennend interessierte. Harry hatte eine Freundin? ~*~*~*~ „Du zuerst.“ Pansy stemmte die Hände in die Hüften. „Beantworte du mir meine Frage, dann kriegst du die Antwort auf deine.“ Als wenn sie sich so einfach von der Gryffindor aufs Glatteis führen lassen würde. Ha! Sie war schließlich bei weitem nicht das Dummchen, was die meisten in ihr sahen. Und irgendwie... verdammt, sie wollte darüber reden. Aber sie hatte niemanden. Bei den Slytherins garantiert nicht. Wenn da irgendjemand von dieser Geschichte erfuhr... Die würden Draco lynchen! Und das wollte sie ja schließlich nicht... Granger würde wahrscheinlich nicht anders denken, aber die war wenigstens nicht im gleichen Haus... ~*~*~*~ „Du glaubst im Ernst, ich würde dir Geschichten über Harry erzählen, nur um deine zu hören? Wo mehr als bekannt ist, wie böse ihr solche Wahrheiten gegen ihn verwendet?“, fragte Hermione und sie blickte fast beleidigt. „Vielleicht würde ich es dir sagen, wenn ich sicher wäre, dass du es eh schon weißt, aber neues Futter für eure Bösartigkeiten werde ich dir nicht liefern!“ ~*~*~*~ Pansy seufzte theatralisch auf. „Ja, ja, wir bösen Slytherins.“ Sie verdrehte die Augen. „Als wenn ihr Gryffindors um so viel besser wärt. Patil ist immer die erste, die Gerüchte verbreitet...“ Sie verdrehte demonstrativ die Augen. „Ich habe ihn gesehen, okay? Ich habe ihn mit seiner neuen Flamme gesehen... Na, mehr?“ Sie funkelte die andere an. Es war kaum zu übersehen, dass sie noch immer aufgebracht war und regelrecht unter Strom stand. ~*~*~*~ „Ja.“, sagte Hermione knapp. Langsam begann sie wütend zu werden. Pansy führte sich hier auf wie ein Elefant im Porzellanladen und das konnte sie nicht leiden. Sie schlug um sich, weil sie Hilfe bei etwas brauchte, was sie beschäftigte, anstatt zu fragen, ob sie ihr half. Und Harry war nicht der eigentliche Grund. Sie wollte etwas über das Mädchen wissen. Sie wollte… Ihre Augen wurden größer, als ein Gedanke in ihrem Kopf aufkeimte. „Nein. Das ist nicht dein Ernst!“, sagte sie fassungslos. ~*~*~*~ „Wenn du denkst, was ich weiß, dann bist du wirklich gut... Ich schätze sonst käme niemand drauf...“ Pansy lehnte sich, plötzlich müde geworden, gegen die geflieste Wand. „Ich habe tatsächlich Draco und Potter zusammen gesehen...“ Sie schloss die Augen, beschwor das Bild wieder herauf und wollte es gleichzeitig aus ihrem Gedächtnis verbannen. Einen Sekundenbruchteil später blickte sie Granger wieder an, forschte nach ihrer Reaktion. ~*~*~*~ Hermione klappte tatsächlich die Kinnlade herunter. Bitte was? Das war nicht wahr. Das konnte nicht stimmen. Das war eine Lüge, um sie zu verunsichern! Damit sie von ihrem Verdacht wegkam! Damit sie nicht mehr davon ausging, dass Pansy Parkinson in Harry Potter… Im nächsten Moment war der richtige Schluss aus der Sache da. Pansy war nicht in Harry verschossen. Es war Draco Malfoy. Er war ihr Ziel. Und das bedeutete wohl… Die Gerüchte, die kursierten, waren wahr? Das konnte doch nichts sein! Harry war nicht in Draco… Wenn sie ehrlich war, dann konnte sie das nicht einmal mit Gewissheit sagen, denn seit diesem Aufenthalt im Krankenflügel hingen die beiden ständig zusammen, ununterbrochen, täglich. Und Harry hatte auch keine wirkliche Erklärung gehabt, warum er bei Malfoy sein wollte, er hatte es zumindest nicht gesagt. Er hatte ja sogar akzeptiert, dass er keine klaren Fronten schaffte, dass er Schwarze Magie einsetzte… Was, wenn es stimmte? Dann war wohl auch sein Besenflug heute Morgen klar. Er hatte die Gerüchte verdauen müssen, dass Malfoy mit einer anderen im Bett gewesen war. Das war sicher hart. Sie blickte Pansy an, ausdruckslos. Sie wusste jetzt schon, dass es stimmte. Sonst wäre das Mädchen da nicht so verzweifelt. Sie hatte die beiden miteinander gesehen. Und ihr tat das Herz weh, weil ihre Liebe nicht erwidert wurde, obwohl sie offiziell mit Malfoy zusammen war. Sie konnte sie verstehen, konnte nachvollziehen, warum sie geweint hatte, sich nicht konzentrieren konnte… denn auch sie trug diesen Schmerz mit sich herum, ohne dass jemand davon wusste… Ihr Blick wurde weicher. „Du liebst ihn, nicht wahr?“, fragte sie leise, mitleidig. ~*~*~*~ Dass Granger die Kinnlade runter ging, beruhigte Pansy ein wenig. Die Gryffindor fand es also genauso erschreckend und verblüffend wie sie selbst. So elend unglaubwürdig... Und zugleich sah sie, dass Granger ihr glaubte. Sie glaubte ihr. Und das ließ Pansy eine ganze Lawine vom Herzen rutschen, von der sie gar nicht gewusst hatte, dass diese da war. Ihr Blick irrte zu Boden, dann sah sie wieder auf. Die Frage traf sie mit voller Breitseite. Sie nickte und konnte die Tränen nun nicht mehr zurückhalten. Sie rutschte die Wand hinunter, schlang die Arme um die Beine und schluchzte auf. „Ja, verdammt, ich liebe ihn...“ ~*~*~*~ So sehr sie sie auch verabscheute, wegen der Sache heute Morgen im Unterricht, wegen ihrer Art, weil sie Slytherin war, so sehr tat sie ihr jetzt leid. Hermione stand auf, kam zu ihr und hockte sich neben sie, reichte ihr ein kleines Papiertaschentuch, das immer in ihrer Tasche war, falls es sie selbst überkam. Sie konnte es so gut nachvollziehen, denn ihre Liebe wurde auch nicht erwiderte. Sie wurde ja noch nicht mal wahrgenommen! „Das ist wirklich hart.“, murmelte sie leise. Pansy liebte Malfoy. Dieser liebte Harry. Der die Liebe wiederum erwiderte. Das wurde für sie immer mehr zur Gewissheit. Harry war schwul. Genauso wie Draco Malfoy. Das waren mal Schlagzeilen. Sie konnte nur hoffen, dass das niemand mitbekam, denn dann würde für alle Gewissheit sein, dass Harry Schwachsinn erzählt hatte und Diggory wirklich auf dem Gewissen hatte! Und das war nicht so! Das war alles nur Malfoys Schuld! Ihre Miene wurde grimmig, als ihre Gedanken weiterarbeiteten. Das war also sein Plan! Sie hatte doch gewusst, dass diese blonde Ratte nichts Gutes im Schilde führte. Er verführte Harry, bis der ihm wirklich und wahrhaftig verfallen war und dann… dann würde er sich damit den Eintritt in die Reihen der Todesser erkaufen, wahrscheinlich direkt an die Spitze! Das würde zu ihm passen! Was für ein Dreckskerl! ~*~*~*~ Pansy nahm das Taschentuch und wischte sich die Tränen vom Gesicht. Zu viele flossen jedoch nach. „Du hast sie nicht gesehen... Sie sahen so... so widerlich glücklich aus...“ Pansy schluchzte erneut auf. „Und... und das Schlimmste ist, dass ich nicht weiß, was ich dagegen tun soll... Wenn ich etwas sage... Was dann? Die Slytherins nehmen Draco auseinander! Es ist ja so schon alles angespannt genug! Und sein Vater... Der wird ihn umbringen...“ Sie heulte nun wie der berühmte Schlosshund und sah Granger flehentlich an. Sie war doch so schlau... Vielleicht wusste sie ja Rat... ~*~*~*~ „Sein Vater bringt ihn um?“, wollte Hermione wissen. Das passte jetzt aber überhaupt nicht in ihre Überlegung, außer vielleicht dass der Sohn dem Vater die Schlüsselrolle als rechte Hand abnehmen könnte… Aber das würde doch Pansy sicher zugute kommen, wo sie doch Malfoys Freundin war und damit recht mächtig werden würde. Irgendwas stimmte da nicht. Warum war sie wegen so einer… Farce so verzweifelt? ~*~*~*~ „Ja, verdammt! Was meinst du, warum das alles so ein Aufruhr war, als dieses... dieses dumme Gerücht aufgekommen ist, dass Draco schwul sei? Das ist undenkbar!“ Sie stockte und erinnerte sich daran, dass Granger es vielleicht gar nicht wissen konnte. Sie war ein Schlammblut und entsprechend muggelgeboren. „Du weißt es ja offenbar nicht... In der Zaubererwelt ist...“ - sie stockte, war ihr das Wort doch selbst zuwider - „…Homosexualität undenkbar. Das hier ist eine kleine Gesellschaft, die sich so etwas nicht leisten kann. Gerade nicht die reinblütigen Familien. Außerdem haben wir noch Werte. Im Gegensatz zu diesen... Muggeln, die in bunten Klamotten ihre Abartigkeit in Paraden feiern.“ Sie atmete tief durch, schnäuzte sich erneut und fuhr dann fort: „Und Dracos Vater... Lucius Malfoy ist sehr konservativ. Für eine solche... Verfehlung muss er ihn mindestens verstoßen, um seinen Ruf zu wahren... Und da wir hier von einem Malfoy reden, wird ihm das nicht reichen. Er wird ihn umbringen. Wirklich und wahrhaftig.“ Angst glänzte in Pansys braunen Augen. ~*~*~*~ Hermione überging die Beleidigungen, wusste sie doch, dass sie ausnahmsweise mal nicht darauf abzielten, sie zu demütigen. Aber es wunderte sie schon, wie viel Toleranz sie haben konnte, wenn es um Informationen ging… Aber diese Informationen waren irgendwie… Malfoy Senior war sauer gewesen wegen diesem Gerücht? Homosexualität ist undenkbar? Konservativ? Er würde ihn für diese Verfehlung töten? Trotz Auftrag und Plan? Das konnte sie nicht glauben. „Du meinst also, es ist nicht von ihm geplant, Harry an den Unnennbaren zu verkaufen?“, fragte sie gerade heraus. ~*~*~*~ „Was?“ Pansy starrte Granger an, als wenn sie gerade zum ersten Mal einen fliegenden Elefanten gesehen hätte. „Potter an Du-weißt-schon-wen zu verkaufen? Wer hat dir denn den Mist erzählt?“ Das braunhaarige Mädchen schaute vollkommen fassungslos drein. Sollte das der Hintergrund sein? Würde Draco das tun? Aber dazu... Sie kannte ihn. Sie kannte die meisten seiner Seiten und wusste, dass... Nein, das konnte einfach nicht sein. Das war nicht so. Draco konnte schauspielern, das sicherlich. Aber so? Nein... Diese Sanftheit, dieser liebevolle Umgang, der war nicht gespielt gewesen! So hatte er sich sonst noch nie jemandem gegenüber verhalten. ~*~*~*~ „Also nicht?“ Hermione konnte ihr Erstaunen nicht weiter verhehlen. Sie war verwirrt, denn sie hätte es Malfoy niemals zugetraut, sich ernsthaft… in Harry zu verlieben. Sie hatte ihm ja nicht einmal echte Freundschaft zugetraut, so wie er mit seinen Handlangern bisher umgegangen war, wie er Pansy behandelte… „Ich verstehe das nicht.“, murmelte sie nachdenklich, bekam gar nicht mit, wie ihre Stimme floss. „Wie kann es sein, dass er einerseits jemanden liebt, wie du sagst, andererseits seine Freunde aber behandelt, als wären sie nicht da, nichts wert oder wie auch immer? Das ergibt doch gar keinen Sinn. So verdreht kann kein Mensch sein! Du musst dich geirrt haben!“, sagte sie dann lauter, sah das Mädchen neben sich an. „Niemals kann so ein Mensch keine Hintergedanken haben, wenn er sich mit seinem Feind einlässt!“ ~*~*~*~ „Du hast sie ja nicht gesehen... Das war... so liebevoll. Ich habe Draco noch nie so... weich gesehen.“ Pansy wischte sich die Tränen aus den Augen. „Er ist kein schlechter Mensch... Er ist nur... schwierig.“ Sie hielt einen Augenblick inne und fügte dann, ganz leise, hinzu: „Ich glaube, das liegt alles an seiner Familie... Die Malfoys sind... kalt. Wie kann dann der Sohn der Familie anders werden?“ Und trotzdem... Trotzdem liebte sie ihn. Trotzdem war er für sie perfekt... Sie war doch viel verdrehter als Draco. Sehr viel verdrehter... ~*~*~*~ Es war das letzte, was Hermione brauchte, um restlos Mitleid mit ihr zu empfinden. Sie nahm Pansy in die Arme und wiegte sie hin und her. Sie konnte es so gut verstehen. So gut. „Weißt du, ich kenne das. Man steht immer daneben, immer wieder zeigt man Signale, hofft, dass sie gesehen, verstanden werden, und am Ende muss man einsehen, dass es anders ist, dass sie gar nicht bemerkt werden. Dass man im Grunde nichts weiter ist, als vorhanden und immerzu da. Es tut weh, das zu wissen… und es tut noch viel mehr weh, zu wissen, dass es eine andere… einen andren gibt…“ Aber wenn es Malfoy tatsächlich ernst sein sollte… durfte sie dann diesem Glück Harrys im Wege stehen? Er hatte im Leben bisher sowenig Glück gehabt; durfte sie ihm diese Hoffnung dann überhaupt nehmen? ~*~*~*~ Pansy lehnte den Kopf an Grangers Schulter, ließ sich wiegen und schloss die Augen. Sie hatte Recht. Jedes ihrer Worte war wahr... „Man ist vollkommen unsichtbar... Man wird nicht wahrgenommen, nicht ernst genommen...“ Sie seufzte leise. „Und dann... wenn man feststellt, dass es jemand anderes gibt, dann bricht trotzdem die Welt zusammen. Obwohl man sich schon nahezu daran gewöhnt hatte, nicht bemerkt zu werden.“ Sie brach ab und sammelte sich. „Und doch hat man immer wieder Hoffnung... Bei jeder winzigen Geste hofft man, dass mehr dahinter steckt und dass sich doch noch alles zum Guten wendet. Diese elende Hoffnung... Die ist das allerschlimmste...“ Und sie verstand. Granger ging es genauso. Sie war auch unglücklich verliebt. Sie ergriff die Hand der Gryffindor und drückte sie fest. ~*~*~*~ „Wem sagst du das…“, knurrte Hermione, doch dann lächelte sie, lachte schließlich. „Da sieht man mal an, selbst wir zwei können einer Meinung sein. Wer hätte gedacht, dass wir uns so ähnlich sind in unseren Gefühlen?“ Sie zauberte ein neues Taschentuch heran und bot auch dieses Pansy an. ~*~*~*~ Pansy seufzte leise. „Wir hätten wohl beide jedem, der uns das prophezeit hätte, den Hals umgedreht...“ Ein schiefes Lächeln huschte über ihr verheultes Gesicht. Dann nahm sie das nächste Taschentuch aus Grangers Hand und wischte sich erneut über die Augen. Das brannte höllisch! „Sag... Verrätst du mir, wer es bei dir ist?“, bat sie leise. Die Gryffindor wusste es bei ihr, also war es nur fair und ausgeglichen, wenn es umgekehrt genauso war... Sie hatten jetzt ein Geheimnis - das um Potter und Draco -, das sie verband, genauso wie das ihrer ähnlichen Gefühle. So leicht würde diese Verbindung nicht wieder reißen. ~*~*~*~ Hermiones Gesicht wurde dunkel. Sie hatte so lange gehofft, er würde es alleine merken und keiner bräuchte es zu erfahren… „Ron.“, gab sie leise zu. Es war fair. Und es tat unerwartet gut, das endlich mal loszuwerden. „Letztes Jahr… war es anders. Ich habe es gemerkt, als er mich nicht gefragt hat, ob ich mit ihm auf den Ball gehe… es hat so wehgetan, als er mich bloß als letzte Möglichkeit sah.“ Sie lächelte leicht. „Und dann war er wirklich und wahrhaftig sauer, dass ich mit Victor da hin bin. Ich habe gedacht, er hätte es endlich gemerkt, aber… es ging ihm nur um meine Loyalität zu Harry. Nichts mit Happy End…“ Es war das erste Mal, dass sie das jemandem erzählte und dann auch gleich noch jemandem, der sie schlimmer reinreiten konnte als alle anderen, aber irgendwie… Sie hatte sich in Rage geredet. „Er behandelt mich wie einen Kumpel, wie er Harry auch behandelt. Und ich habe Angst, dass sich das ändert, wenn ich ihm sage, was los ist, dass er dann nichts mehr von mir wissen will. Dass er… ich weiß auch nicht… dass die Freundschaft endgültig den Bach runter geht…“ ~*~*~*~ Pansy senkte den Blick. Weasley. Aber wahrscheinlich war für Hermione so wenig verständlich, wie sie sich in Draco verlieben konnte, wie für sie, dass man sich in das Wiesel verlieben konnte... Noch etwas, das sie einte. Es war wirklich ironisch... Sie waren sich ähnlicher, als sie es beide jemals geahnt hätten. Jetzt war sie es, die Hermione behutsam den Arm um die Schultern legte. „Und deswegen hoffst du... Weil dir nichts anderes übrig bleibt.“ Sie streckte die Beine und lehnte den Kopf gegen die Fliesen zurück. „Wir haben beide wohl kein besonders großes Glück... Du kannst nichts tun, um aus deiner Lage herauszukommen. Und ich... genauso wenig... Ich möchte eigentlich alles hinschmeißen und ihm sagen, dass es so nicht sein kann. Dass ich weg bin... Dass er sich ein anderes Alibi suchen soll, aber ich kann nicht...“ ~*~*~*~ Das war wirklich seltsam. Pansy legte ihr die Fakten ganz neu auf den Tisch. Malfoy war schwul, keine Gerüchte. Und sie diente ihm, um ein neues Gerücht zu kreieren, dass er es nicht wäre. Und wenn sie Pansy wirklich Glauben schenken durfte, dann war Draco Malfoy tatsächlich in Harry verliebt. Wer konnte das schon besser beurteilen als diejenige, die ihn liebte? Niemand schenkte ihm mehr Aufmerksamkeit als sie! Hermione glaubte ihr. Momentan wirklich jedes Wort. „Hast du deshalb Harry bei Snape angeschwärzt?“, fragte sie. Wenn es so wäre, dann könnte sie es nachvollziehen, auch wenn sie es wohl niemals selbst getan hätte. ~*~*~*~ Pansy wurde rot und senkte den Blick. „Da wusste ich noch nichts davon... Ich war einfach nur... gemein.“ Wahrscheinlich würde die Gryffindor jetzt nicht gerade gut von ihr denken. Wie auch? Sie hatte deren Freund in Probleme gebracht... „Ich habe die beiden erst nach Zaubertränke gesehen... In einem Seitengang versteckt...“ Wieder dieses Bild. Sie schloss die Augen und presste die freie Hand gegen ihre Lider. Sie wollte dieses Bild nur wieder vergessen, aus ihren Gedanken ausradieren, auslöschen, auskratzen. Doch sie würde es wohl nie können. ~*~*~*~ Nach Zaubertränke? Echt? Da hatte Harry doch gesagt, dass er mit ihm reden wollte. Und er hatte ihr gesagt, dass sie das Problem doch kennen würden… Was hatte Harry noch gesagt? Er hatte das Gefühl, etwas erreichen zu können, was er bisher nicht geschafft hat? Ob er es da schon gewusst hat, dass dieses Ziel die Liebe war? Ob er es jetzt wusste? „Darf ich dich noch etwas fragen?“, fragte sie leise, überging nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag die Bosheit des Mädchens. „Haben… haben sie sich wirklich geküsst?“ Irgendwie erschien ihr Harry nicht so wirklich verliebt. Irgendwie… war das anders. Er war schon immer gut drauf momentan, wenn er von einem dieser Treffen mit Malfoy zurückkam, aber Liebe würde sie anders beschreiben. Harry wirkte viel eher entspannt, manchmal etwas verwirrt… ~*~*~*~ „Ich... ich bin weggerannt, bevor ich das sehen konnte. Das wollte ich mir wirklich nicht antun.“ Pansy starrte auf ihre Hände. „Potter... er... er hat Draco von hinten umarmt. Und Draco sah ganz... zufrieden aus... Und dann...“ Sie stockte, atmete tief durch und krampfte ihre Hände um den Saum ihres Rockes. „Dann hat sich Draco in der Umarmung gedreht... Und sich vorgebeugt... und... sie standen Stirn an Stirn... Mehr konnte ich nicht ertragen... Dann bin ich weggelaufen...“ Ihr Gesicht war blass geworden. ~*~*~*~ Also kein Beweis für einen Kuss, nur sehr intim. Das war unglaublich… Nein, es war nicht zu glauben. Warum sollte Harry Malfoy umarmen? Und was hieß das eigentlich schon? Harry umarmte sie und Ron auch ständig, wenn es ihm richtig erschien. Und er sagte ja auch, dass er ihm helfen wollte… was, wenn er ihm damit half, dass er ihm einfach vertraute, wenn das alles… nicht so war, wie… Irgendwie arbeiteten ihre Gedanken heute nicht so, wie sie sollten. „Ich habe nicht das Gefühl, dass sie... das schon wissen…“, flüsterte sie schließlich nachdenklich, denn trotzdem sie dafür keine Beweise hatte, kannte sie Harry doch recht gut. „Harry zumindest weiß noch nicht, dass er ihn liebt. Was mit Malfoy ist, weiß ich nicht. Aber Harry… nun, er wirkt nicht verliebt oder so…“ ~*~*~*~ „Wie? Du meinst, sie wissen nicht, dass sie verliebt sind? Das ist doch verrückt!“ Pansys Augen waren groß und kugelrund, als sie Hermione ansah. „Wie kann man...“ Sie brach ab und dachte daran, wie sie Draco bisher kennen gelernt hatte. Beherrscht, kalt, zu einem gewissen Grad unnahbar. Natürlich besaß er Gefühle, aber die einzigen, die er deutlich äußerte waren eher... negativer Natur. Aber war das eine Überraschung? In allen Liebesbriefen, die er erhalten hatte, wollten die Mädchen ihn retten. Pansy selbst wollte ihn doch auch retten. Nein, soweit sie es überblicken konnte, war er noch nie verliebt gewesen. Und wenn... Er hätte jedes Mädchen jederzeit haben können... Gut, ausgenommen, wenn er wirklich auf Jungen stand, aber da klammerte sie sich an den Gedanken, dass dem nicht so war. „Nein... Draco... Er...“ Sie stockte, brach erneut ab und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. „Draco, er... ich glaube nicht, dass er jemals verliebt war. Ob er es jetzt ist? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie er ist, wenn er verliebt ist... Ob man ihm das überhaupt anmerkt. Oder ob...“ Das Mädchen schaute wieder auf seine Hände. „...ob er überhaupt jemanden lieben kann...“ Sie sah wieder auf. „Und bei Potter bist du dir wirklich sicher?“, hakte sie nach. Skepsis lag in ihren Augen. Wenn dem so war... Dann konnte man vielleicht doch noch etwas an dieser ganzen Geschichte drehen... ~*~*~*~ Also doch. Malfoy wusste auch noch nichts davon. Wahrscheinlich war da die Familie dran schuld, die Pansy erwähnt hat. Wenn sie wirklich so streng war, dann hatte er wahrscheinlich nicht einmal eine Ahnung, was Liebe überhaupt war. Ihre Augen weiteten sich ein wenig. Ob es das war? Harry… wäre doch der Typ dafür, oder? Malfoy hatte nachdenklich ausgesehen, hatte Harry gesagt. Als würde er träumen… Also verloren. In gewissem Sinne. Verloren, weil er… einsam war? Er ließ nie jemanden an sich heran, hielt selbst seine Freunde auf Abstand, seine Freundin! Was wenn er einsam war? Was, wenn Harry das erkannt hatte und ihm aus dieser Einsamkeit heraushelfen wollte? Was, wenn es das war, was er damals gemeint hatte, als er davon gesprochen hatte, dass da etwas war, das er erreichen könnte, wovon er früher nur geträumt hatte? Harry war nicht der Typ dafür, etwas für sich zu wollen. Was, wenn er das für Malfoy wollte? Was, wenn er die Hoffnung hatte, Malfoy… retten zu können? Was wäre dann mit Pansy? Malfoy wollte kein Todesser mehr werden, hatte Harry ihnen erzählt. Was… „Was hältst du von seinen Plänen bezüglich der Todesser und des Unnennbaren?“, fragte sie plötzlich angespannt. Wenn er wirklich die Seite wechselte, wie es gerade für sie den Anschein hatte, wie Harry ihnen gesagt hatte, wie würde Pansy darauf reagieren? ~*~*~*~ „Was für Pläne?“ Pansy blickte Hermione verständnislos an. Okay, alle sagten immer, dass er Todesser werden würde und schon war, aber Draco selbst... Er schwieg sich aus. Meistens. Hin und wieder sagte er ein paar Dinge, die eher als Zustimmung zu werten waren, aber das war in letzter Zeit sehr zurückgegangen... Überhaupt hatte er sich sehr verändert. Zum Positiven, wie sie fand. Es war nicht mehr dieses Düstere um ihn herum. Und wenn sie ehrlich war, dann hatte sie Angst um ihn... ~*~*~*~ „Dass er Todesser werden will.“, sagte Hermione leicht ungeduldig. „Malfoy ist der Kandidat für den jüngsten Todesser aller Zeiten! Alle wissen das! Aber was ist mit dir? Willst du nicht auch auf die Dunkle Seite?“ ~*~*~*~ „Ach so...“ Pansys Blick wanderte ins Leere. „Ich... habe Angst. Mir machen die Todesser Angst... Ich will nicht zu ihnen gehören... Und ich habe Angst... um Draco.“ ~*~*~*~ Was für ein Glück für sie. Was für ein Glück, dass dieser sich dagegen entschieden hatte und Harry an seiner Seite hatte, um ihn zu unterstützen. Aber wenn es doch nicht so war… „Warum bist du dann trotzdem immer so gemein?“, fragte Hermione leise. „Ich meine… du bist doch ein… nettes, kluges Mädchen. Da hast du so was doch nicht nötig, oder?“ Es fiel ihr sichtlich schwer, das Kompliment auszusprechen, aber es wurde dadurch erleichtert, dass es der Wahrheit entsprach. Jetzt… momentan… nach diesem Gespräch fand sie Pansy Parkinson wirklich nett. Vielleicht würde es doch nicht so schrecklich für sie werden, diesen Trank gemeinsam mit ihr zu brauen. ~*~*~*~ „Ich...“ Pansy wurde rot. „Ich... ich weiß nicht. Weil es alle in Slytherin sind... Weil man es erwartet... Weißt du, wie es ist, wenn man von Anfang an nur aufgrund seiner Hauszugehörigkeit Feindseligkeit ausgeliefert ist? Irgendwann ist man direkt fies und gemein, damit sich niemand mehr traut, einen zur Zielscheibe zu machen...“ Und ihre eigene Unsicherheit spielte eine Rolle. Wenn man gemein war, jemanden verriet und anschwärzte, dann war man stark. Und das war die einzige Stärke, die sie besaß. Ansonsten war da noch nur ein Bündel von Unsicherheiten und Ängsten... ~*~*~*~ „Ja, ich weiß es.“, erwiderte Hermione, eine Augenbraue hebend. „Erinnerst du dich denn nicht? Ich war von Anfang an die Zielscheibe von euch Slytherin, weil ich mit Harry befreundet war, besser im Unterricht war als ihr und aus einer Muggelfamilie komme. Ich weiß, was du meinst. Aber das macht es nicht besser. Gemeinheiten machen sich nicht bezahlt. Genauso wenig wie lästern oder Amüsement auf Kosten anderer. Es ist einfacher so, gewiss, aber nicht schön, denn man fühlt sich danach nicht gut oder so. Das müsstest du eigentlich wissen.“ Und sie tippte ihr auf die Brust, auf die Stelle, wo ihr Herz saß. „Es tut weh, wenn man so behandelt wird, aber es tut auch weh, wenn man jemanden so behandelt, der es nicht verdient hat.“ ~*~*~*~ Pansy senkte den Kopf und starrte auf Hermiones Hand. Sie hatte ja Recht. Sie hatte so verdammt Recht. Tränen schimmerten in ihren Augen, als sie die Gryffindor - nach einer Ewigkeit, wie ihr schien - ansah. „Es tut mir Leid...“, sagte sie leise. „Aber das macht nichts wieder rückgängig, nicht wahr?“ Sie ergriff Hermiones Hand und drückte sie fest. „Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass du so nett bist... Und dass wir uns... verstehen könnten.“ Sie lächelte schief. „Wir könnten sogar Freundinnen werden...“ ~*~*~*~ „Es macht es nicht rückgängig, aber es würde es besser machen, wenn du versuchst, dein Verhalten zu ändern. Wenn du deinen Fehler einsiehst, dann werden die anderen dir auch verzeihen. Und wenn du möchtest, dann helfe ich dir auch dabei.“ Hermione gab den Druck der Hand zurück. „Weißt du, jetzt, wo wir etwas gemeinsam haben, denke ich, dass das mit der Freundschaft gar nicht so weit hergeholt ist. Vielleicht… versuchen wir es einfach?“ Sie lächelte aufmunternd. ~*~*~*~ „Okay...“ Pansy meinte damit beides. Hermione Granger war damit wirklich und wahrhaftig auf dem besten Weg ihre erste richtige Freundin zu werden... Denn die Slytherinmädchen konnte sie nicht zählen. Das war ein Gezicke und Herumgehacke, dass jeder Hühnerstall neidisch darauf werden konnte... Und niemals zuvor hatte sie jemandem so von sich erzählt und einen so tiefen Einblick gewährt. Sie wäre bei den Slytherins auch nie auf die Idee gekommen... Aber komisch war es schon. Eine Slytherin und eine Gryffindor... ~*~*~*~ Ähnliche Gedanken kamen auch Hermione. Mit einer Slytherin befreundet… Ron würde sie umbringen. Aber im Grunde… was Harry und Malfoy konnten, das konnten sie schon dreimal. Also war das nur recht und billig. „Vielleicht sollten wir das trotzdem erstmal geheim halten.“, überlegte sie laut. „Du kriegst Probleme, wenn die das bemerken… Bei mir wär das egal, denn die Gryffindors meiden mich eh, weil sie Harry meiden, aber bei dir… Und auch das mit Malfoy und Harry… Wir sollten da sicher sein. Wir könnten ja…“ Ihr war da ein Gedanke gekommen. Der Trank, den sie brauten… brauen sollten, war ein Wahrheitszauber. Damit könnte sie herausfinden, was Malfoy wirklich dachte. Ob sie beide Recht behielten und er wirklich verliebt war, oder einfach nur ein hervorragender Schauspieler, ob er tatsächlich das Todesserdasein aufgegeben hatte oder nicht… Aber war das auch richtig? Es ist für Harry!, beschloss sie grimmig. Ich werde ihn beschützen! Da ist selbst dieses Mittel recht! Und Pansy brachte das auch weiter, denn dann wusste sie, was wirklich Sache war und musste sich nicht mehr an eine Hoffnung klammern. Bedeutungsvoll blickte sie das braunhaarige Mädchen an. Verstand sie? ~*~*~*~ „Du hast Recht.“, stimmte Pansy zu. „Wir müssen das wirklich geheim halten... Im Moment ist bei den Slytherins so viel im Argen... Es bilden sich Parteien und das...“ Sie schüttelte den Kopf. In dem Haus Salazar Slytherins war gerade wirklich die Hölle los! Dann sickerten Hermiones letzte Worte zu ihr durch. Ein breites Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Du meinst, dass wir den Wahrheitstrank benutzen könnten? Um Draco zu befragen?“ Pansys braune Augen bekamen ein begeistertes Glitzern. „Du bist genial!“ Im Überschwung umarmte sie das Gryffindormädchen und drückte sie herzlich an sich. Sie sah Licht am Horizont! Jetzt mussten sie nur noch diesen Trank hinbekommen... „Ich glaube, jetzt haben wir besonders viel Motivation, oder? Gibt es irgendetwas, worauf ich beim Lesen besonders achten soll?“, erkundigte sie sich, um sich voller neuer Energie an die Arbeit zu machen. ~*~*~*~ Hermione lachte. Ja, irgendwie hatte sie sie wirklich gern. Sie war anders als die Mädchen in ihrem Haus, viel lebendiger, viel farbenfroher. „Schreib einfach auf, was wir machen müssen, so ausführlich wie möglich, damit wir nichts übersehen.“, sagte sie und grinste. „Aber besser wir gehen jetzt erst mal. Gleich ist Ausgangssperre und wir müssen noch Patrouille gehen.“, erinnerte sie Pansy. ~*~*~*~ „Okay...“ Pansy nickte eifrig bei Hermiones Worten, doch dann verdüsterte sich ihre Miene etwas. „Dumme Ausgangssperre, aber da kann man wohl nichts machen...“ Sie seufzte leise und schaute zu ihrer Tasche hinüber, die noch immer so quer im Weg lag, wie sie sie vorhin hatte fallen lassen. Vorhin... Das war nahezu eine andere Welt gewesen. „Komisch, wie schnell sich manche Dinge ändern können...“, murmelte sie. ~*~*~*~ „Was hast du gesagt?“, fragte Hermione irritiert, war mit ihren Gedanken schon wieder woanders. Irgendwie war da noch was… Malfoy und Harry sollten nach Möglichkeit wohl nicht mitbekommen, dass sie Bescheid wussten, denn dann würden sie wohl alles abstreiten. Erst recht, wenn ihre Theorie stimmte. Dann war das völlig für die Katz. „Was tun wir bezüglich der beiden…?“, hängte sie noch dran, ohne die Antwort auf vorhergehende Frage abzuwarten. Sie war etwas durch den Wind. Das kam alles so plötzlich! „Und was wirst du wegen Malfoy unternehmen?“ ~*~*~*~ „Gute Frage...“ Pansy legte die Stirn in Falten. Was konnten sie tun? „Ich glaube, etwas anderes, als sie im Auge zu behalten, können wir gar nicht machen...“ Sie schaute die Gryffindor mit schräg gelegtem Kopf an. „Was Draco betrifft... Ich werde ihn sehr genau beobachten... Und mal ein bisschen aushorchen. Aber ganz vorsichtig. Er soll ja nicht wissen, worauf ich hinauswill... Und wenn ich ihn etwas mit naiven Augenaufschlag frage...“ – sie plinkerte mit den Lidern – „...dann nimmt er das sowieso nicht gerade ernst. Ausnahmsweise ist das dann mal von Vorteil... Außerdem haben wir gerade ein etwas besseres Verhältnis gefunden. Und Blaise kann ich aushorchen...“ Pansy biss sich auf die Unterlippe. „Was glaubst du, was du bei Potter tun kannst?“ ~*~*~*~ „Ihn beobachten.“, antwortete Hermione mit nachdenklich in die Ferne gerichtetem Blick. „Fragen hat keinen Sinn. Er würde lachen. Ron würde an die Decke gehen, wenn er auch nur einen Hauch davon mitbekommt… Der bringt es fertig und schlägt Malfoy windelweich und ist letztendlich das nächste Opfer der Schwarzen Magie…“ Sie schüttelte sich. Das hatte sie nicht bedacht. Hatte Harry nicht etwas gesagt in die Richtung? Für ihn würden die Grenzen nicht gelten, er würde für sich neue ziehen? Ob er Malfoy vielleicht dazu brauchte? War Harry inzwischen wirklich so verdorben, dass er jemanden benutzte, um… Um was eigentlich genau zu tun? Warum hatte er das eigentlich gesagt mit den Zaubern? Wozu, hatte er gesagt, brauchte er Schwarze Magie? Um das zu tun, was früher jeder von mir erwartet hat. Die Worte waren wie Schleifpapier auf einem stumpfen Edelstein. Wollte Harry… Rache? War es das? Sie musste dahinter kommen, was Harry wirklich dazu bewog, mit Malfoy zusammen zu sein! Dringend! Am Ende tat er es für einen Rachegedanken, von dem sie noch nichts wusste? Himmel, war Harry so gut geworden, ihnen allen etwas vorzumachen? „Ich denke, ich werde… ihm einen Zauber anhängen. Vielleicht…“, murmelte sie nachdenklich. „…gibt es da einen, der mir helfen kann, das alles ein bisschen besser zu durchschauen…“ ~*~*~*~ Pansy nickte leicht. Beobachten... Genauso wie Potter würde Draco wahrscheinlich auch ausrasten, wenn man ihn zu sehr auf Potter ansprach... Sowieso war Draco im Moment reichlich nah an einer gewissen Grenze gebaut... Sobald man diese überschritt... „Du musst Weasley unbedingt davon abhalten, aus irgendeinem Grund auf Draco loszugehen... Im Moment ist er... unberechenbar in mancher Hinsicht. Seine Selbstbeherrschung ist... schwächer geworden. Früher hätte er vieles nicht getan. Er hätte auch nicht so viel gelacht... Wobei es ja gut ist, dass er es jetzt tut... Aber die andere Sache ist: Er dreht schnell durch.“ Pansys Stimme war leise und sie hatte den Blick wieder gesenkt. Es war nicht leicht, von Draco so zu sprechen. „Es ist nicht abzusehen, was dann passiert. Auch wenn er seither wohl keine Schwarze Magie angewendet hat...“ Sie stockte, kam dann auf Hermiones letzte Worte zu sprechen. „Was für einen Zauber, meinst du?“, erkundigte sie sich neugierig. Was dieses Mädchen alles wusste! Sie war definitiv eine klügere Hexe, als die meisten reinblütig geborenen... Sie stutzte über ihren eigenen Gedanken. Aber vielleicht... vielleicht machte die Geburt ja wirklich keinen Unterschied. ~*~*~*~ „Ach, das weiß ich noch nicht, aber ich werde einen suchen. Morgen Mittag oder so… Mal sehen.“ Hermione stand auf. „Wir sollten wirklich machen, dass wir loskommen.“, sagte sie, blickte freundlich zu ihrer neu gewonnenen Freundin nach hinten, hielt dann inne. „Aber so kannst du da nicht raus. So nicht, das geht nicht.“ Sie zückte wieder ihren Zauberstab, murmelte einige Worte, zielte dann auf Pansys Gesicht. Sofort erholte sich ihr Gesicht, die roten Flecken auf den Wangen, die von der Heulerei zeugten, die roten Augenränder, die Tränenspuren, alles weg. „Das ist besser.“, meinte sie, dann wandte sie sich ab und packte sie das erste Buch in ihre ohnehin schon überfüllte Tasche. ~*~*~*~ Pansy schaute die Gryffindor ungläubig an, dann sprang sie auf und blickte in einen der Spiegel. „Das ist toll!“ Sie strahlte Hermione an. Es war seltsam, bei ihr lebte sie richtig auf... Und das fühlte sich wirklich gut an. Die Slytherin tat es ihr gleich und suchte dann ihre Sachen zusammen. Doch ehe sie sich an der Tür trennten, legte sie Hermione noch einmal die Hand auf die Schulter. „Noch eine Sache: Wenn wir einmal Freundschaft geschlossen haben, dann sind wir Slytherins durch und durch loyal.“ Das war ein Versprechen, das größte, das sie ihr gegenüber machen konnte. „Bis bald!“ Damit wandte sich Pansy ab, winkte noch einmal und ging fort in Richtung Kerker. Ein Gefühl von neuer Kraft und Zuversicht durchfloss sie. Etwas, was sich wirklich gut anfühlte. Es gab wirklich Licht am Horizont. ~*~*~*~ Hermione lächelte ihr nach, ging dann selbst ihre Runde, um möglicherweise verirrte Schäfchen zu ermahnen, endlich in ihre Häuser zurückzukehren. Als sie das dann selbst tat, traf sie fast der Schlag. Die Weasleys und Harry verbreiteten im ganzen Raum eine derart düstere Stimmung, dass die meisten Gryffindors es vorgezogen hatten, schon schlafen zu gehen. Nur noch wenige waren da. Und als sie erfuhr, was passiert war, war sie wirklich entsetzt. Harry hatte Recht behalten. Er hatte tatsächlich wahrgesagt! So richtig! Das war… erschreckend! Er selbst war still. Sehr still. Hermione musterte ihn schweigend, musste unwillkürlich an ihre jetzige Aufgabe denken. Sie musste herausfinden, was mit Harry los war. Was er von Malfoy wollte. Aber jetzt war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Sachte wiegte sie Ron hin und her, der ausnahmsweise mal nichts dagegen einzuwenden hatte. Es fühlte sich schön an. Angenehm, richtig… Aber es war eh nichts weiter, als eine Hoffnung, die zerplatzen würde, wie Pansy es so schön dargelegt hatte… Und dieser Gedanke tat noch mehr weh, als alles andere. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Diese Nacht beschloss Harry endlich mal den Spruch auszuprobieren, den ihm Bill verraten hatte. Mit der Karte des Rumtreibers und dem Tarnumhang bewaffnet schlich er sich durch den Gemeinschaftsraum und verlassene Gänge hinunter in die Bibliothek. Vorsichtig und umsichtig trat er ein und ging direkt zur verbotenen Abteilung, wirkte, davor stehen bleibend, den Zauber. Wenn er funktionierte, würden die Bücher schweigen, wenn nicht… hatte er ein Problem. Vorsichtig streckte er die Hand aus, zog das nächstbeste Buch aus dem Regal, schlug es auf, die Augen zusammenkneifend, aus Angst, es könnte ihn anschreien wie damals im ersten Jahr, wo er es wegen Flamel versucht hatte. Es blieb still und vorsichtig öffnete er ein Auge. Das Buch war nicht lebendig geworden. Das war ja… genial! Wenn die Zwillis diesen Zauber kennen würden! War kein Wunder, dass Bill ihm verboten hatte, mit ihnen darüber zu reden. Sie würden jegliche Grenzen der Scherze sprengen… wenn sie das nicht sowieso schon taten. Langsam ging er an den Regalen entlang, las sich die Titel durch, zog hier und da mal ein Buch heraus und blätterte darin, machte sich zwischendurch immer wieder Notizen, wie ein bestimmter, sicherlich für seine Pläne nützlicher Spruch zu wirken war und wo er ihn wieder fand, falls er es anhand dieser Notizen nicht schaffte. Sie waren allesamt schwer, aber er würde nicht aufgeben. Er wollte… musste besser werden! Und dann fiel ihm ein Spruch in die Hände, der es ihm antat. Es hatte nichts damit zu tun, dass er die Todesser vernichten wollte, nein, er war für etwas anderes zu gebrauchen… Ein kleiner Spruch, nicht unbedingt gefährlich, aber zwischen Sprüchen stehend, die das sehr wohl waren. Damit würde er sicher etwas Licht bringen können… Wenig später schlich er leise und vorsichtig zurück in den Gryffindorturm. Er hatte alles, was er für den Moment benötigte, würde wiederkommen, wenn er diese Sprüche beherrschte… Ohne jemandem zu begegnen, kam er im Schlafsaal an, ließ die Papiere und den Tarnumhang in seinem Koffer verschwinden, wo auch schon Dracos Feder war, und legte sich schlafen. Es war schon vier Uhr. Er würde morgen tot sein! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Once upon a time I was falling in love But now I'm only falling apart There's nothing I can do Once upon a time there was light in my life But now there's only love in the dark Nothing I can say ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Mione ist toll! *lach* Auch wenn sie in diesem Kapitel ganz knapp am OOC vorbei geschrappt ist. Wenn sie es nicht sogar getroffen hat. Aber… ach, sie ist soooooo lieb! Herzallerliebst! Und mir gefällt der Gedanke, dass sie angesichts von Herzschmerz nicht die Augen abwenden kann. *breitgrins* Und Pansy… die ist toll. Voll menschlich! Sie ist verliebt und sucht nach einer Hoffnung für das, was ihr längst verloren scheint. Und jetzt tut sie sich mit Mione zusammen! Eine Slytherin! Aber da kann man wohl nichts machen. Sie ist ein Mädchen, das ausnahmsweise mal Verständnis findet und so ganz nebenbei den Blickwinkel verschoben bekommt, so ganz unauffällig. *abbyknuddel* Das haben wir fein gemacht! *selbstlob* abranka: Folter, oder? *g* Nur ein ganz kleiner Auftritt von Harry am Ende... Aber ob ihr es glaubt oder nicht – das Kapitel ist für die ganze Story wichtig. ^.^ Ich hoffe mal, die Sympathien für Pansy sind gestiegen... *indierundeschau* Ich mag sie so viel lieber als als kleines Dummchen... Und Hermione ist wirklich großartig. Solch eine Freundin braucht echt jeder. ^^ Shi-chan: Ich hab sie schon! *handhochreißt* Gleich mehrere davon! Also dann: hier die Auswertung der Umfrage der letzten Woche, heute, der 1.6. ist der Stichtag, also werden nachträglich eingereichte Werte nicht mit aufgenommen. Ich habe die Quersumme aufgerundet, also nicht wundern. Harry: 2 Draco: 1 Hermione: 3 Pansy: 4 Ron: 3 Blaise: 2 Wir werden uns bei Gelegenheit wieder an euch wenden, ihr Lieben. ^^ Danke noch mals! Im Wasser --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 19: Im Wasser Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Freedom Call – Flying High. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 19: Im Wasser Harry war tot. Ron bekam ihn kaum aus dem Bett, schleifte ihn schließlich unter die Dusche, damit er wenigstens etwas wach wurde. Viel nutzte es nicht. Und seine Laune sank auch noch, als Hermiones Gruß an diesem Morgen von einem Blick begleitet wurde, der eindeutig unter seine Haut gehen sollte, so misstrauisch war er. Sie hatte irgendwas vor! Sie gingen zum Frühstück, doch Harry bekam nichts runter. Hermione verhinderte effektiv, dass er etwas zu sich nahm. Ihre Augen waren so stechend, so wissend, so… enttäuscht, dass er ein richtig schlechtes Gewissen hatte und so schnell er konnte aus der Großen Halle floh. Verdammt, was war denn nur los? An diesem Morgen wurde er ihren Blick nicht mehr los. In Zauberkunst brachte sie ihn soweit, dass er den Spruch nicht hinbekam, bis sie Ron zu helfen begann und ihre Aufmerksamkeit diesem zuwandte. Dazu kam das Gefühl, dass auch Pansy Parkinson ihm Blicke zuwarf, die eher ins Unangenehme gingen. Was war denn los heute? Hatte er etwas falsch gemacht? Etwas, von dem er nicht wusste, was es war? Einmal wagte er, Parkinsons Blick mit einem freundlichen Maskenlächeln zu erwidern, doch sie drehte sich einfach schnippisch zur Seite und begann auf Draco einzureden. Toll. Klasse! Er wagte einen kurzen Blick zu Draco, doch der schien mehr darauf bedacht, Flitwick keine Gelegenheit zu geben, ihn wieder mal auf sein unglaubliches Talent anzusprechen. Irgendwas war hier kaputt. Auf dem Weg zu Geschichte fragte Harry seine Freundin, was denn los sei, doch sie schüttelte nur den Kopf und meinte, es wäre alles in bester Ordnung, was er ihr nicht abnahm. Dazu war es einfach zu… „Ach, verdammt!“, murrte er, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und starrte nach vorne. Wo seine Augen direkt auf Draco zu liegen kamen. Toll. Pansy sah schon wieder rüber. Und auch Hermione tat das. Super! Toll! Harry ließ den Kopf auf die Tischplatte krachen und blieb dann einfach den Rest der Stunde so liegen. War doch völlig egal. In der Mittagspause sah er sich dann zusätzlich noch Snapes Blicken ausgesetzt, der ihn musterte, als hätte er… was eigentlich? Es war nicht der übliche Hass, nein, es war derartig unübersehbar nachdenklich, dass Harry einfach nichts damit anzufangen wusste. Was wollte der von ihm? Er konnte sich doch unmöglich darüber beschweren, dass er und Draco zusammengearbeitet hatten! Wenn er sie alleine ließ! Harry flüchtete aus der großen Halle, sobald er konnte. Gegessen hatte er kaum etwas. Das Gefühl unter Beobachtung zu stehen, war schrecklich, machte ihn nervös. Er wollte hier weg! Er wollte auch keine Pflege Magischer Geschöpfe haben, denn das würde bedeuten, wieder mit Hermione zusammenzutreffen. Und Pansy. Und Ron, der schon die ganze Zeit wissen wollte, was er angestellt hatte… Hilfe! Seine neue Freundin Zoora war die erste, die aus dem Gatter kam und auf ihn zu lief. Niedliches, augenkrebserregendes Wesen. Warum war sie so pink? „Hermione, wenn du mich noch einmal heute anschaust, werde ich dich verhexen!“, sagte er ernst, als sie eine Augenbraue hob und die Begrüßung damit stumm quittierte. „Warum, darf ich dich nicht mehr anschauen?“, gab sie zurück und er wäre fast geplatzt. „Nicht so!“ „Ach, wie schaue ich denn?“ Es kam im Endeffekt so, dass Harry nicht zu antworten brauchte, denn sein Krillkanifa war der definitiven Meinung, dass es genug war, dass Hermione definitiv zuviel Aufmerksamkeit bekam und sie das beenden müsste. Sie trieb ihre kleinen Zähnchen so tief in ihre Haut, dass sie aufschrie und blutete. Und obwohl Harry ausgiebig mit ihr schimpfte, war er ihr auch dankbar, denn Hermione musste zur Krankenstation und er hatte eine halbe Stunde Ruhe vor ihr. Vor ihr, nicht vor Pansy und es war auch nicht wirklich hilfreich. Denn jetzt hatte er auch noch die Aufmerksamkeit von Raue-Pritsche. Dazu kam die Müdigkeit… Es gab einfach Tage, da sollte man im Bett bleiben, ganz egal, was einen erwartete. Als der Unterricht vorbei war, verzog sich Harry ganz unauffällig hinter Hagrids Hütte und wartete dort, bis seine Freunde gegangen waren, bevor er zu Fang in die Hütte ging und dort an der Tür zu Boden sank. Fang überfiel ihn, schlabberte ihn ab, aber es störte ihn nicht. Er wünschte sich Hagrid her, damit er mit ihm reden konnte, doch das war nicht möglich. Warum war alles so kompliziert? Erst nach einer Viertelstunde zog er den kleinen Zettel aus der Tasche und begann den ersten Spruch darauf zu üben. Es war gar nicht so einfach aus Büchern zu lernen, wie er es gedacht hatte. Nachmachen war einfacher… ~*~*~*~ Draco war früh wach. Er war selbst erstaunt darüber, aber die Strafarbeiten bei Snape und die innere Anspannung hatten wohl das ihre dazu beigetragen. Er war ein wenig verblüfft über die Freundlichkeit, mit der Pansy ihn begrüßte. Vor allem, als er Blaises Blick auffing, der deutlich verriet, dass dieser nur Bahnhof verstand. Aber von ihm aus... Dann war eben wieder alles in Ordnung. Störte ihn mit Sicherheit nicht... Dafür hing Pansy aber auch die ganze Zeit an seinem Arm. Und wenn sie das nicht tat, dann sandte sie stechende Blicke durch die Gegend. Bitte, wenn sie Spaß daran hatte. Es war ihm egal. Überhaupt versuchte er einfach nur, seine Ruhe zu haben. Gerade in Zauberkunst konnte er nur mit Mühe dafür sorgen, dass Flitwick ihn nicht ständig heimsuchte. Er vermasselte einen Spruch nach dem anderen. Und trotzdem stand der kleine Lehrer dauernd an seinem Tisch. Es war wirklich zum Verrücktwerden. Der hatte sich da tatsächlich auf etwas eingeschossen... Kaum zu glauben. Gerade hatte er den fünften Zauberversuch versaut – und war damit Flitwick losgeworden – als sich Pansy plötzlich zur Seite wandte. „Sag mal, sollen wir nach dem Mittagessen ein wenig an den See gehen?“ „Klar, ich bin dabei.“ Blaise grinste breit. Draco zuckte nur mit den Schultern. „Okay.“ Pansy warf Blaise zwar einen giftigen Blick zu, der nur allzu deutlich verriet, dass sie nicht an ihn gedacht hatte, doch der schwarzhaarige Slytherin tat unbeeindruckt. Endlich, endlich war diese Zauberkunsttortur vorbei. Dafür begann die nächste. Zaubereigeschichte. Noch mehr Einschlafhilfe konnte einem kaum ein Fach geben... Draco seufzte leise und bettete den Kopf auf die verschränkten Unterarme. Er blickte zur Seite und starrte aus dem Fenster. So ein schönes Wetter... Perfekt zum Fliegen. Und wo saß er? Genau – in einem stinklangweiligen Unterricht. Zwischendurch warf er einen Blick beiseite und musterte Pansy. Warum verdrehte die sich eigentlich ständig den Hals? Und besonders gut gelaunt sah sie nicht gerade aus... Hinter ihnen saß doch nur das Trio... Wahrscheinlich hatte sie wieder Granger auf dem Kieker. Aber bitte... Wenn sie Granger fertig machte, dann sollte ihm das nur recht sein. Er schaute wieder nach draußen, einen sehnsüchtigen Glanz in den grauen Augen. Er war mit seinen Gedanken weit fort und wusste selbst nicht genau wo. Es war vor allem ein Gefühl, das sein Denken anfüllte... Wie besprochen ging das neue Slytherintrio nach dem Mittagessen nach draußen an den See. „Herrlich!“, quietschte Pansy und ließ sich an einem der Bäume nieder und wandte ihr Gesicht der Sonne zu. Draco und Blaise setzten sich ebenfalls ins Gras, wobei sie sich gegenseitig als Rückenlehnen missbrauchten. Das war eindeutig bequemer als ein rauer Baumstamm... Pansy redete ein wenig über den Unterricht und Draco ließ ihre Worte achtlos an sich vorbeiziehen. Die Sonne machte ihn gemütlich und träge... Das war ein schönes Gefühl. Er hatte die Augen geschlossen und war vollkommen entspannt. „Sagt mal, glaubt ihr, dass man mit Gryffindors befreundet sein kann?“ Pansys unmittelbare Frage riss Draco aus seiner Entspannung. Doch nach außen hin zeigte er dies kaum. Er öffnete nur scheinbar träge ein Augenlid und blinzelte sie an: „Keine Ahnung... Wie kommst du darauf?“ „Nur so...“ Sie stockte und musterte ihn forschend. „Ich habe mich gestern mit Granger erstaunlich gut verstanden...“ „Du und das Schlammblut?“ Jetzt war Draco hellwach und blickte sie skeptisch an. „Nenn sie nicht so!“, fauchte Pansy unvermittelt. Der Blonde blickte nun verblüfft drein – und einen Augenblick später erschrocken, denn Blaise hinter ihm, war herumgewirbelt und hatte ihn seines Gleichgewichts beraubt. Einen Sekundenbruchteil danach lag Draco mit seinem Oberköper auf Blaise Schoß und rieb sich den Hinterkopf. „Was? Du freundest dich mit Granger an?“ Blaise war vollkommen perplex. Pansy zuckte mit den Schultern. „Das habe ich nicht gesagt...“, maulte sie. „Und selbst wenn – das ist kein Grund, dass du dich auf einmal so hektisch bewegst...“, brummte Draco und wollte sich aufsetzen, doch Blaise drückte ihn zurück. „Meine Beine sind so bequem wie mein Rücken.“ Der Schwarzhaarige grinste. „Nein, finde ich nicht...“ „Och, hab dich nicht so...“ Blaise wuschelte ihm durch die hellblonden Haare. „Pff...“ Draco schob seine Hand weg und setzte sich auf. „Danke, eine Überraschung am Tag reicht. Ich brauche keine weitere in Form von Streicheleinheiten.“ „Nicht kuschelbedürftig?“, witzelte Blaise und seine dunklen Augen leuchteten amüsiert. „Nicht bei dir...“ Draco schenkte ihm einen aristokratisch-abfälligen Blick. „Dann komm zu mir, Draco.“ Pansy lächelte ihn strahlend an. Einen kurzen Augenblick lang hielt Draco inne, dann zuckte er mit den Schultern. Warum auch nicht? Sie war seine Freundin, nicht wahr? Und er wollte ja schließlich netter zu ihr sein... Wenig später durfte ihm Pansy durch die Haare gehen, während sein Kopf auf ihrem Oberschenkel ruhte. Eigentlich war das sogar recht bequem. Wenn es so weiterging, bekam er noch Sympathien für sie... Blaises Grinsen ignorierte er. Sollte der doch denken, was auch immer er wollte... Als es Zeit für Pflege magischer Geschöpfe wurde, brachen sie – sichtlich zum Bedauern Pansys – auf. Draco hatte die Hände in den Taschen, als sie Hagrids Hütte erreichten, an der sie wieder die pinkfarbenen Viecher vom letzten Mal erwarteten. Sein kleines Plüschtier stürzte sich auch sofort mit großer Begeisterung auf ihn. „Hach, Mr Malfoy, ihr Krillkanifa hat wirklich einen Narren an ihnen gefressen...“ Professor Raue-Pritsche musterte die beiden kritisch. Draco zuckte mit den Achseln. „Scheint so...“ „Das ist wirklich ungewöhnlich. Zwar lassen sich die Krillkanifas nur von Menschen ihres jeweiligen Geschlechts anfassen, aber eine derartige Zuneigung ist eigentlich ungewöhnlich. Normalerweise ziehen solche Krillkanifas auch generell Artgenossen ihres Geschlechts vor...“ Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab. „Moment mal...“ Dracos Augen weiteten sich überrascht und er blickte das pinkfarbene Fellknäuel an. „Du bist schwul?“ Blaise neben ihm brach in Gelächter aus. „Und es steht auf dich...“ Er hielt sich den Bauch vor Lachen. „Ja... Und wenn ich nicht da bin, dient dein Fellknäuel als Ersatz...“, gab Draco patzig zurück und starrte das kleine Tier auf seinem Arm noch immer fassungslos an. Klasse. Ein schwules Krillkanifa war in ihn verknallt. Konnte diese Welt eigentlich noch etwas Bekloppteres aufbieten? Vor dem Training hatte er noch genau so viel Galgenfrist, dass er seinen Besen aus den Kerkern holen und gemeinsam mit Blaise sowie Pansy, die es sich nicht nehmen ließ, bei ihm untergehakt mitzukommen, zum Quidditchfeld zu laufen. Das Training war anstrengend – gelinde gesagt. Montague jagte sie ständig über das Feld. Neben den normalen Klatschern hatte er noch fünf andere Bälle verzaubert, sodass sie alle stets auf der Hut sein mussten, um nicht versehentlich vom Besen geholt zu werden. Sie flogen Schlangenlinien, rasten durch die Katakomben des Stadions, kreisten um die Türme. Blaise, Goyle und Cassandra wurden mehrfach von den Besen geholt, kamen aber mit blauen Flecken davon. Am Ende des Trainings war Montague zufrieden. „Gut gemacht... Ihr werdet besser. Aber Draco: Du musst noch wendiger werden. Cassandra: Mehr Tempo. Und präzisere Würfe. Pucey: Du spielst nicht alleine. Denk an die anderen. Crabbe, Goyle: Nicht so hart mit den Klatschern. Die Richtung muss präziser werden. Ihr sollt damit schließlich andere Spieler vom Besen holen. Blaise: Mehr Schnelligkeit. Es gehen noch zu viele Bälle rein...“ Alle nickten und fragten sich insgeheim, warum sie eigentlich gelobt worden waren, wenn die Schwächen dennoch weiterhin so offensichtlich waren. Sobald sie aus dem Training entlassen waren – begleitet von den Worten „Und ab nächste Woche ist mittwochs Training, denkt dran!“ – hing Pansy wieder an Dracos Arm. So langsam wurde sie zu einer wahren Klette. „Du warst toll!“, jubelte sie. „Hm... Du hast Montague gehört: Ich bin noch lange nicht gut genug...“ „Aber das wirst du!“ Ihre Überzeugung war irgendwie anrührend. „Danke.“ Er lächelte leicht. „Hilfst du mir gleich bei den Hausaufgaben?“ „Ich kann nicht... Zaubertränke... Du weißt schon...“ „Mit Potter?“ Ihre Stimme wurde eisig. „Hm... Ist ja nicht meine Schuld. Snape hat ihn mir zugeteilt.“ „Ja...“ Der Blick aus ihren braunen Augen war nachdenklich auf ihn gerichtet. So nachdenklich, dass er sich zur Nachfrage gezwungen sah. „Ist was?“ „Oh, nichts. Du scheinst nur nicht gerade unglücklich zu sein, dass es ausgerechnet Potter ist... Früher hättest du dich mehr darüber aufgeregt.“ Draco schaute an ihr vorbei. „Weißt du, man gewöhnt sich an einiges... Auch daran.“ „So?“ Sie zog eine Augenbraue hoch. „Hey, du freundest dich mit Granger an. Also kritisier mich nicht.“ „Also freundest du dich mit Potter an?“, hakte sie nach. Draco wandte sich ab. „Es gibt Dinge, die dich schlichtweg nichts angehen, Pansy.“, sagte er kühl. „Ich bin deine Freundin, Draco.“ „Ja, und?“ „Was meinst du, was in der Gerüchteküche los ist, wenn ich weg bin?“ Ihre Augen wurden schmale Schlitze. „Denk da mal drüber nach.“ Sie drehte sich um und ließ ihn stehen. Draco blickte ihr mit zusammengezogenen Augenbrauen nach. Das war jetzt keine erfreuliche Entwicklung. Was zum Merlin wollte sie eigentlich? Er zog die Schultern hoch und ging weiter. Im Kerker nahm er eine Dusche, holte seine Schulsachen ab und verschwand dann in Richtung Raum der Wünsche. ~*~*~*~ Harry bekam nicht wirklich auf die Reihe, was er wollte. Er war zu unkonzentriert. Viel zu nervös. Seine Hände zitterten förmlich. Schrecklich. Und dann kam ihm etwas, was ihm bisher entgangen war: Es hatte einen Überfall auf das Ministerium gegeben, nicht wahr? Sirius war in Hogwarts gewesen, um mit Snape zu sprechen, eine Tatsache! Konnte es nicht sein, dass Sirius da gewesen war, um Snape zu fragen, ob noch so eine Aktion geplant war? Das wäre dann ja… War dann auch der Blick des Lehrers beim Mittagessen anders zu verstehen gewesen? Aber wenn ja, wie sollte er ihn deuten? Wo Snape wohl gerade war? Harry holte die Karte des Rumtreibers aus der Tasche, aktivierte sie und ließ seine Augen darüber streifen. Er fand Draco ziemlich schnell. Er flog wohl gerade, war ziemlich flink auf dem Papier unterwegs… Es würde dieses Jahr schwerer werden, aber das war klar gewesen. Nur hatte er gegen Draco noch immer einen Vorteil: er war leichter und dadurch weniger schwerfällig. Irgendwo am Rand war Pansy. Und Blaise Zabini war auch da. Die drei waren seit neustem auch unzertrennlich. Dagegen waren Crabbe und Goyle in den letzten Jahren nichts gewesen. Aber darum ging es gerade nicht. Seine Augen wanderten weiter, streiften Hermiones und Rons Füße, die durch die Gänge eilten, wahrscheinlich auf der Suche nach ihm. Welch ein Glück, dass er die Karte hatte und nicht sie… Aber auch das war nicht der Sinn der Suche… Harry fand Snape wenig später. Er war bei Dumbledore. Das hieß, er kam gerade aus dem Raum, der Dumbledores Büro darstellte. Das hieß, jetzt wäre die perfekte Möglichkeit, ihn danach zu fragen, was Sirius ihm gesagt hatte. Wenn er sich das trauen würde… So blieb er sitzen und beobachtete, wie der Zaubertränkelehrer in seinen Kerker hinunterging. Unterwegs blieb er stehen und unterhielt sich mit einem Mädchen… Oder wahrscheinlich stauchte er es zusammen… Kurz darauf erblickte er nicht weit von dem Büro der Fledermaus Draco, Blaise und Pansy, alle drei recht dicht, auf dem Weg in ihren Gemeinschaftsraum… War das Training etwa schon zu Ende? Harry seufzte, erhob sich, nachdem er die Karte deaktiviert hatte und sie zurück in die Tasche stopfte. Langsam machte er sich auf den Weg, seine Augen auf den Boden gerichtet, bis er im Schloss war, denn nun ging die Hasenjagd los. Er musste Hermione und Ron ausweichen, falls sie ihn fanden, er wollte den Schülern nicht begegnen, die ihn plötzlich alle anzustarren schienen, wollte die Weasleys nicht sehen, die ihn an seinen Fehler erinnerten… Als er schließlich am Raum der Wünsche ankam, war er mit den Nerven völlig am Ende. Es war schlimmer als Paranoia, denn das hier war real! Er riss die Tür auf, schmiss sie hinter sich zu und lehnte sich von innen dagegen, die Schultasche einfach zu Boden fallen lassend. ~*~*~*~ Draco kam als erster im Raum der Wünsche an. Insgeheim war er ein wenig enttäuscht, dass Harry noch nicht da war, aber sie hatten ja auch keine spezielle Uhrzeit ausgemacht. Was auch eine Sache war, die schwer möglich war, da Montague dazu neigte, das Training mal länger und mal etwas kürzer zu gestalten... Je nachdem, wie es gerade lief - und damit sich kein Rhythmus einpendelte, so wie eben bei einem richtigen Quidditchspiel. Er wollte bis zum Schluss wissen, dass seine Leute am Limit flogen. Und das war heute wirklich der Fall gewesen. Ein Klatscher hatte Draco unsanft an der rechten Schulter erwischt und er wusste, dass sie sicherlich bald blau werden würde. Aber das war nichts gegen Blaise, Cassandra und Goyle gewesen... Die hatten mehr Blessuren abbekommen. Gedankenverloren breitete sich Draco mit seinen Sachen auf dem Tisch aus und zog dann das Buch hervor, in dem er als letztes über Felix Felicis gelesen hatte. Wenig später schrieb er bereits wieder wichtige Dinge heraus. Er schrak regelrecht aus seinen Gedanken, als auf einmal die Tür geknallt wurde. Der Blonde blickte auf und sah sich einem reichlich mitgenommen wirkenden Gryffindor gegenüber. Seine Augen waren geweitet und sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Er hatte sogar seine Tasche fallen gelassen. „Alles okay?“, fragte Draco stirnrunzelnd und ließ die Feder sinken. ~*~*~*~ Harry öffnete die Augen, blickte ihn sekundenlang an, bevor er plötzlich alle Luft aus seinem Körper ließ. Aufgebracht bückte er sich nach seiner Tasche, kam zu ihm und warf sie unachtsam auf den Tisch. „Die regen mich auf!“, rief er. „Wieso können die ihre Augen nicht einmal bei sich lassen? Warum müssen sie immer alle da sein? Warum können sie mich nicht in Ruhe lassen? Ihre Sprüche! Ihre vermaledeiten Anschuldigungen! Ja, meinen die denn, ich wüsste nicht, dass es meine Schuld ist? Meinen die, dass ich irgendwie bescheuert bin, dass ich nicht bemerke, dass sie mich im Auge behalten, als wäre ich ein Schwerverbrecher! Ich ertrage das nicht mehr! Ich will das nicht mehr haben! Ich…“ Er stockte, blickte Draco an, ließ sich plötzlich in seinen Sessel fallen, seufzte. „Entschuldigung. Du kannst ja nichts dafür.“, murmelte er leise, schloss die Augen wieder. Hier war er in Sicherheit. In Sicherheit vor allen, denn niemand kannte diesen Raum! Niemand wusste, wo er war! Es war ein erleichternder Gedanke… ~*~*~*~ Schweigend hörte der Slytherin zu. Seine Augen ruhten auf Harry und folgten seiner Mimik. Hatte der Gryffindor ihm nicht noch vor ein paar Tagen gesagt, dass er diese Dinge nicht an sich heranlassen sollte? Es schien, als wenn diese Schutzmauer heute gebrochen wäre... „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, wenn du dich aufregst und wütend bist. Vor allem nicht, wenn es nicht wegen mir ist.“ Über Dracos Gesicht huschte ein leichtes Grinsen, dann wurde er wieder ernst. „Ich weiß, es ist nicht leicht, das auszuhalten - glaub mir, ich sammele da gerade auch sehr eingehende Erfahrungen -, aber irgendwie geht es.“ Ein beiläufiges Schulterzucken. „Ich rufe mir immer wieder in Erinnerung, dass sie mir gleichgültig sind. Und dass dort draußen niemand ist, dessen Meinung mich interessiert. Insbesondere nicht von diesen Leuten, die ihr Fähnchen nach jedem Wind drehen...“ Ja, solange sie keinen wunden Punkt erwischen... Dann drehst du wieder durch, nicht wahr? ~*~*~*~ Harry seufzte. „Sie sind mir nicht gleichgültig!“, sagte er hilflos. „Ich mag Hermione, ich mag Ron, ich mag die Zwillinge… Ich…“ Er unterbrach sich und sank ein bisschen tiefer in den Sessel. „Draco, wusstest du, dass Voldemort das Ministerium angegriffen hat? Sie haben Menschen umgebracht! Und sie geben mir die Schuld daran…“ Der letzte Satz kam nur leise, war in seiner Verzweiflung aber nicht gebrochen. Harry verzweifelte daran, dass er ihnen glauben wollte, denn er hatte es vorausgesagt… Zumindest Percys Tod. ~*~*~*~ Draco schüttelte bei seiner Frage den Kopf. Er hatte keine Ahnung gehabt. Und er fand es bedenklich, dass sich die Todesser bereits so stark fühlten, dass sie diesen Angriff wagten. Außerdem traf es ihn doch, dass sein Vater ihn im Unklaren ließ. Kein Vertrauen. Obwohl er seinen Sohn möglichst zu seiner Marionette geformt hatte. „Wer dir dafür die Schuld gibt, ist ein Idiot!“, sagte er hart. „Was kannst du dafür, wenn das Ministerium von Todessern angegriffen wird? Du bist hier, nicht dort. Und du bist kein Todesser oder Anhänger des Dunklen Lords. Woher solltest du es wissen?“ ~*~*~*~ „Percy ist dort gestorben.“ Die Antwort war kaum noch hörbar, während Harry aus dem Fenster schaute, lächelte. „Sie sagen, ich hätte es gewusst, also hätte ich sie warnen müssen, wenn ich noch auf ihrer Seite stehen…“ Das Lächeln wurde breiter, verzweifelter. „Aber ich wusste davon nichts. Woher auch? Ich wusste doch nicht mal, dass ich das mit Percy gesagt habe!“ ~*~*~*~ Draco schwieg, als er die Ursache von Harrys Verzweiflung vollständig begriff. Eine getroffene Vorhersage, an die er sich nicht erinnern konnte... Und daher keine Warnung... Es war nachvollziehbar und zugleich... waren Schuldgefühle fehl am Platz. „Wenn du es wirklich prophezeit hast, dann wäre es so oder so eingetreten. Hast du in Wahrsagen nichts über Prophezeiungen gelernt? Von Sehern getroffene Wahrsagungen treffen immer ein. Man kann nichts dagegen tun. Wenn dir wahrgesagt wird, dass du in einen Fluss fallen wirst, kannst du noch so sehr alle Flüsse meiden - am Ende wirst du in einem landen. Prophezeiungen sind unabänderlich. Es wird geschehen.“ Er holte tief Luft. „Nehmen wir an, du hättest Percy gewarnt - was wäre dann geschehen? Er wäre vielleicht nicht zur Arbeit gegangen, sondern ausgegangen und dann in die Todesser hineingestolpert. Oder er hätte im Büro etwas vergessen... Oder, oder, oder. Abgesehen davon hast du keine genauen Umstände vorhergesagt. Nur, dass er sterben wird. Wie soll man jemanden davor warnen? Es hätte ein Herzinfarkt im Bett sein können. Die Umstände sind tragisch. Das ganze Ereignis ist tragisch, aber du hättest nichts ändern können. Gar nichts.“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte den Gryffindor fest. Irgendwie hatte dieser einen Hang dazu, alle Schuld der Welt auf seine Schultern zu laden. ~*~*~*~ Wieder… wieder waren Dracos Worte so unglaublich logisch. Bestechend fast. „Ich weiß es.“, antwortete Harry und lächelte ihn an. Er war ruhiger jetzt. „Aber es hilft nichts. Ich bin halt so. Selbst wenn ich weiß, dass ich nicht schuld bin, es gibt immer eine Möglichkeit. Vielleicht hätte ich ihn warnen können. Vielleicht hätte ich ihn retten können, wenn ich die Möglichkeit dazu bekommen hätte. Vielleicht auch nicht. Aber ich hätte es versuchen können.“ Harry wusste genau, dass es nicht das war. Er hätte sich dann womöglich nur noch mehr Vorwürfe gemacht, wenn er es nicht geschafft hätte, was ihm Cedrics Tod schon zur Genüge bewiesen hatte. Und trotzdem… Er richtete sich auf, schob die Gedanken beiseite. „Aber du hast Recht.“, sagte er entschlossen. „Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen! Wir werden jetzt arbeiten und ich werde später einen Weg finden, wie ich in Zukunft solcherlei Dinge verhindern kann.“ Er griff nach seiner Tasche und holte das Buch heraus. Schade, dass er Dracos Feder nicht dabei hatte, aber um diese zu holen, dazu waren nicht genug Nerven da gewesen. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht, als er Harrys entschlossene Miene sah. Das war gut. Er ließ sich wenigstens aus diesem Sog herausholen. Aber an sich... Das war ein Charakterzug an Harry, der zwar durchaus ehrenhaft sein mochte, ihm aber früher oder später noch ernsthafte Probleme bereiten würde. Wenigstens psychischer Art. Da war nur zu hoffen, dass er das irgendwann einmal in den Griff bekommen konnte... Der blonde Slytherin senkte den Blick wieder und konzentrierte sich erneut auf ihre Aufgabe. Schweigend schrieben sie beide, versicherten sich nur hin und wieder, was der jeweils andere bisher rausgefunden hatte. Schließlich, nachdem sie gut eine oder zwei Stunden gearbeitet hatten, stand Draco auf und drückte seine Rücken durch. Es knackte ein wenig. Langsam trat er ans Fenster und schaute hinaus. Die Nacht war lau und der Wind schön warm. Und unten glitzerte der See einlandend im Mondlicht... Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Er hatte eine Idee. Und auf einmal das Bedürfnis endlich mal wieder schwimmen zu gehen... „Lass uns schwimmen gehen.“, sagte er daraufhin unvermittelt und wandte sich zu Harry um. Seine grauen Augen leuchteten vor Begeisterung. ~*~*~*~ Harry blickte perplex auf. Schwimmen? Jetzt? Wie spät war es denn? Kurz vor… halb zehn. So spät schon? Wieso wollte er schwimmen gehen? Sie hatten doch gar keine Badesachen dabei! Oder hatte Draco das? „Ich weiß nicht…“, sagte er nachdenklich, sich ein wenig sträubend. Ihm war schon warm, er würde auch gerne schwimmen gehen, aber… Was wenn sie jemand dabei sah? Sie waren beide nicht gerade unbekannt, auch ohne Uniform nicht. ~*~*~*~ „Wieso nicht? Es ist niemand draußen... Noch nicht einmal...“ Draco biss sich kurz auf die Zunge. „…Hagrid. Filch und Snape laufen im Schloss herum... Och, komm schon...“ Der Ausdruck in seinen Augen wurde bittend. Etwas, was äußerst selten geschah. ~*~*~*~ Wer sollte da noch standhalten? Wenn Draco diesen Blick immer brachte, wenn er etwas wollte, dann konnte er sich schon als ewigen Verlierer betrachten. Harry lachte. „Schön. Schwimmen also. Und was ist mit Badesachen? Hast du die vielleicht schon dabei oder muss ich Mione doch noch unter die Augen treten?“, fragte er amüsiert. ~*~*~*~ Draco lächelte breit. Wunderbar. Und die letzte Frage war auch ganz einfach zu beantworten. „Du trägst Unterwäsche, oder?“ Er zog leicht eine Augenbraue hoch und fügte hinzu: „Und als Handtücher nehmen wir die Umhänge... Alles ganz einfach.“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. In Unterwäsche baden? Das… hatte er noch nie gemacht. Tante Petunia… war nicht da. Sie konnte es nicht mitbekommen und selbst wenn… Er ließ sich noch immer von dem Gedanken an sie einschüchtern, obwohl er doch bald Voldemort entgegentreten wollte! Er war so ein Idiot! Ein Lächeln trat auf sein Gesicht und er schwang den Zauberstab. Er hatte keine Lust, die Tasche per Hand zu packen. Und damit Draco nicht zu lange brachen würde, packte er seine auch gleich. „Dann mal los!“, sagte er. „Sonst kommen wir noch in die Sperrzeit und das muss ja nun nicht sein, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Draco grinste noch immer und sah zu, wie Harry ihrer beide Taschen per Magie packte. Dann griff er nach seiner und schulterte sie. „Nein, die Sperrzeiten sollten wir möglichst meiden. Oder wenigstens vor ihrem Beginn draußen sein... Und jetzt sind die meisten eh auf dem Weg zu ihren Gemeinschaftsräumen. Es wird uns wahrscheinlich niemand zusammen sehen...“ Zumindest war die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie niemandem begegneten, recht hoch. Es dauerte nicht lange, da hatten sie den See erreicht. Eine Weile gingen sie noch an seinem Ufer entlang, bis Draco schließlich stehen blieb. Die Bäume boten hier einen gewissen Sichtschutz vor dem Schloss. Aus den meisten Fenstern - insbesondere aus dem Ravenclawturm, der in ihre Richtung blickte - würde man sie nicht sehen können. Er ließ seine Tasche ins Gras fallen und seinen Umhang kurz darauf direkt daneben. Er warf Harry noch einen kurzen Blick zu, dann folgten dem Umhang auch Krawatte, Hemd, Schuhe und Socken. Gerade als er seine Hose öffnete, hielt er inne und blickte auf. Der Gryffindor stand wie angewurzelte da. „Machst du etwa einen Rückzieher?“ Dracos Blick war forschend. Zugleich ging ihm auf, wie angenehm der laue Wind auf seiner nackten Haut war. Seine Nackenhaare stellten sich zwar auf, aber das war nicht unangenehm. ~*~*~*~ Harry wurde rot. Da war sie wieder, diese innere Unruhe, die seit ein paar Tagen weg gewesen war. Er spürte sein Herz schlagen, fühlte die Panik kommen, fühlte den Drang, wegzulaufen, aber… Er hatte es versprochen! Nie wieder! Nie wieder weglaufen! Langsam schloss er die Augen, legte den Kopf in den Nacken und atmete einmal tief ein und aus, bevor er seinerseits begann, sich auszuziehen. Langsamer als Malfoy und noch immer mit dem Gefühl kämpfend, dass er besser verschwinden sollte. Das sollte er tatsächlich. Ganz schnell. Doch er tat es nicht. Den Blick zu Boden gesenkt entfernte er Krawatte, Hemd, Schuhe und Socken und schließlich die Hose, genau die gleiche Reihenfolge wie Draco, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, dass er es diesmal anders machte als sonst. Lauer Wind kühlte seine Haut, strich durch seine Haare, ließ ihn leicht frösteln, auch wenn er irgendwie seltsam sicher war, dass das nicht von der warmen Sommerbrise kam. Irgendwie… Ein kurzer Blick zu Draco… ~*~*~*~ Gut, er machte also keinen Rückzieher. Wieder ein kurzes Lächeln, dann streifte Draco auch seine Hose ab. Sein Blick glitt über den See. Die Vorfreude war überwältigend. Das silberne Licht des Mondes strich über die glänzende Wasseroberfläche und spiegelte sich darin. Ohne dass er es wahrnahm, glänzte das Mondlicht auch auf seiner hellen, beinahe schon alabasterfarbenen Haut, die seine Mutter ‚aristokratisch-blass’ nannte. Er drehte sich wieder zu Harry, legte den Kopf schief und ließ seine Augen kurz über den Gryffindor wandern. Er war schlank, beinahe schon mager, aber dennoch... Ein ansprechender Anblick, für den viele Mädchen wahrscheinlich einiges geben würden. Schmale Taille, dank Quidditch auch gut trainiert... Draco wandte den Blick wieder ab und schaute erneut auf den See. ~*~*~*~ Harry trat neben ihn. „Irgendwie schön.“, sagte er leise. Er hatte die Blicke gespürt, hatte schließlich seinerseits den anderen betrachtet, bevor dieser sich ganz abgewandt hatte. Schön würde man ihn nennen. Wirklich schön, das musste er zugeben. Da konnte kaum jemand mithalten. Kein Wunder, dass Draco letztes Jahr als gute Partie gegolten hatte, trotz seiner Gesinnung und seines Alters. Die Haare und die blasse Haut ließen ihn fast weiß erscheinen, die Augen waren dagegen fast dunkel. Wie Fleur ein bisschen und doch nicht ganz so überzogen. Er war natürlicher, freier in seinen Bewegungen, sein Körper besser gebaut… Sie war dünner gewesen, zu dünn fast in seinen Augen, Draco nicht. Er konnte sich mit dem Mond messen… Und ihm war etwas aufgefallen. „Woher ist die Narbe?“ ~*~*~*~ Dracos Finger wanderten unwillkürlich zu der schmalen Linie, die sich noch heller von seiner weißen Haut abzeichnete. Das raue Gefühl der vernarbten Haut war ihm so vertraut... Die schmale Narbe zog sich von einem Punkt knapp unterhalb seines Herzens bis zum Rippenbogen. Ein seltsames Gefühl überkam ihn, jagte ihm unwillkürlich eine Gänsehaut über den Rücken. Ohne es zu merken, schlug er der Erinnerung wieder die Tür vor der Nase zu. „Ich... erinnere mich nicht. Ich weiß nur, dass ich sie schon lange habe... Ich kann noch nicht einmal sagen seit wann...“ Er lächelte schief. ~*~*~*~ Ihm hatte also niemand gesagt, woher er seine Narbe hatte… Auch gut. War womöglich besser so. Immerhin hatte die Erfahrung gezeigt, dass Narben schreckliche Vergangenheiten hatten. Harrys Augen streiften über das mondbeschienene Wasser. Seine Gedanken waren leer, die Unruhe fort. Was war das nur immer? Mal da, mal nicht… Wer sollte da durchblicken? ~*~*~*~ „Aber genug davon. Wir sind schließlich hier, um zu schwimmen...“ Die ersten Schritte in das Wasser tat Draco langsam und gewöhnte sich an die Kühle, dann begann er zu laufen und als das Wasser knietief war, tat er einen Hechtsprung und tauchte ab. Erst zehn, zwanzig Meter weiter draußen tauchte er wieder auf. Hier konnte er gerade noch stehen. Mit beiden Händen strich er sich das helle Haar aus dem Gesicht, während er sich zugleich umwandte und zu Harry zurückblickte. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige war stehen geblieben, hatte es zuerst gar nicht so recht mitbekommen, dass Draco schon losging, doch jetzt konnte er sich gar nicht mehr bewegen. Wie in flüssiges Silber getaucht stand der Blonde im Wasser. Flüssiges Silber in den Haaren, flüssiges Gold auf den Wangen, Mondenlicht in den Augen. Und das Wasser zog leise zittrige, silbrige, konzentrische Wellen um ihn herum, bei jeder noch so zarten Bewegung eine neue. Draco als der Mittelpunkt des Lichts… Harry kamen fast die Tränen. Das war toll. Allein dafür hatte es sich gelohnt, hier herauszukommen. Was würden die Wasserwesen sagen? Mit Sicherheit würden sie Draco entführen, weil er ihnen Konkurrenz machte. ~*~*~*~ Draco stand still und wartete noch einen Augenblick. „Was ist? Worauf wartest du? Das Wasser ist toll!“ Er grinste und tauchte wieder ab, nur um dann einige Meter von der gleichen Stelle entfernt wieder aufzutauchen und erneut zum Ufer zurückzublicken. Sie waren doch nicht hierher gekommen, damit er jetzt allein schwamm und Harry wie angewurzelt am Ufer stand... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige schüttelte seine Bewunderung ab, nickte und ging dann zu dem Wasser. Es war nicht ganz so kalt, wie er angenommen hatte. Es war sogar recht warm, im Vergleich zu seiner Vermutung. Und es tat tatsächlich gut. Es umspülte seine Füße, warf auch hier diese faszinierenden kleinen, silbrigen Wellen… Es war magischer als ihr Unterricht… Noch ein paar Schritte weiter und er war plötzlich weg, kam prustend und geschockt wieder hoch, blickte unter sich und paddelte mit Armen und Beinen, während er versuchte zu erkennen, war da unten ihn so plötzlich unter Wasser gezogen hatte. Er begann zu lachen, als er begriff, dass es nichts weiter als eine Untiefe war, kaum mal zwei Meter breit und lang. Aber er hatte genau getroffen. Typisch. Aber es hatte gleich zwei Vorteile: Er war endgültig nass, was ihm sonst immer etwas schwer fiel, und diese komische Stimmung war verschwunden. Ein Blick zu Draco, dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf. Er tauchte unter, schwamm auf ihn zu und stellte dabei fest, dass er seine Brille noch aufhatte. Es nahm ihm den Wind aus den Segeln… Deshalb also hatte er alles so genau sehen können. War er denn bescheuert? Er tauchte auf, nahm noch währenddessen die Brille ab. Musste er halt noch mal raus, um sie wegzulegen… ~*~*~*~ Harry kam nicht weit. Draco hatte Lunte gerochen und tauchte hinter ihm her. Mit einem vergnügten Blitzen in den Augen fasste er den Gryffindor an der Taille, hielt ihn fest und zog ihn kurz unter Wasser, nur um ihn sofort darauf wieder loszulassen. Harry sollte sich schließlich nur ein klein wenig erschrecken - und nicht ertrinken... Er selbst schwamm einige Meter zurück und tauchte dort prustend wieder auf. ~*~*~*~ Der Schreck war da, durchfuhr ihn bis in die Fingerspitzen, als er die Augen aufriss und dann war es still. Wasser um ihn herum, während Feuer durch seine Adern rann. Was war das? In seinem Bauch kribbelte es, seine Fingerspitzen brannten, sein Herz klopfte. Von so einem simplen Streich? Harry tauchte auf, pustete das Wasser aus seiner Nase und schüttelte den Kopf, um es auch aus seinen Augen herauszubekommen. Dann blitzte er Draco an. Er tauchte ab. Er war schnell im Wasser, hatte vom letzten Jahr Übung, wenn auch diesmal nicht so gute Voraussetzungen. Und er bekam Draco zu fassen, begann ihn zu kitzeln so gut er konnte. Das war schon einmal schief gegangen, aber diesmal hatte Draco wie er keinen Boden unter den Füßen, vielleicht machte es einen Unterschied? Ganz fies zielte er auf die Nahtstellen der Rippenbögen an den Seiten. Das letzte Mal hatte es besonders gut funktioniert dort! ~*~*~*~ Draco quietschte erschrocken auf, als Harrys Finger auf einmal seine Seiten berührten und ihn kitzelten. Er strampelte, ging unter, tauchte wieder auf und spuckte Wasser. Er musste lachen und schluckte wieder Wasser. Da blieb nur noch Verteidigung auf die gleiche Art und Weise... Hier konnte er ihn ja schlecht festhalten... oder? Nun, er würde es sicher versuchen. Aber erst einmal... Seine Hände glitten durch das Wasser, berührten weiche Haut und begannen ebenfalls zu kitzeln. Flink huschten sie über Harrys Seiten, zugleich versuchte er auch immer wieder die Hände des Gryffindors abzuwehren, doch es gelang ihm nur mäßig. Dass er immer wieder unterging und Wasser ausspucken musste, machte die ganze Sache nicht gerade einfacher. ~*~*~*~ Natürlich kam sofort die Revanche. War ja klar gewesen. Aber immerhin bekam er diesmal nicht die Hände zu fassen, darauf achtete der Schwarzhaarige wirklich penibel. Er wollte hier nicht absaufen. Aber abgesehen von dem kitzligen Gefühl, das seine Lachmuskeln malträtierte, war das hier angenehm. Er lachte, bekam schon allein aus diesem Grund Wasser in den Mund und in die Nase… Draco war gut, aber er würde gewinnen! Sicherlich! Es war ein einziges Prusten und Schnauben, diese Wasserschlacht, aber befreiend. Der Stress des Tages fiel von ihm ab, als wäre er nur Schlamm, der sich im Wasser löste. ~*~*~*~ Was auch immer er tat, er bekam Harry einfach nicht genug zu fassen. Wie ein Fisch schien er ihm immer zu entgleiten... Irgendwann hob Draco die Hände. Dabei trat er Wasser, um nicht noch mehr unterzugehen, als es ohnehin schon der Fall war. „Okay, okay, ich gebe auf! Ich gebe auf!“ Er musste dabei noch immer lachen. ~*~*~*~ Perplex starrte Harry ihn an, seine Augen weit, dann grinste er. „Gewonnen!“, seufzte er, ließ sich im nächsten Moment erschöpft aber selig grinsend nach hinten fallen. War das anstrengend! Viel anstrengender als auf dem Turm oben. Es kostete noch mehr Kraft als Quidditch! Erst als die Luft in seiner Lunge nicht mehr hielt und den versprechenden Auftrieb versagte, bewegte er sich wieder, blickte zu Draco hinüber, der wieder die Arme im Wasser hatte. Er war so eigenartig verschwommen… Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Seine Brille… Wo war seine Brille? Das war doch… Ein letzter Blick auf den Blonden, dann tauchte er ab, bis zum Grund, doch es war zu dunkel. Er konnte rein gar nichts sehen, aber mit den Händen zu tasten war viel zu mühsam! Er brauchte seinen Zauberstab! Dringend! Mit einem kräftigen Schub stieß er sich von dem schlammigen Untergrund ab und tauchte zur Oberfläche hinauf. „Ich muss meinen Zauberstab holen!“, rief er Draco zu, dann schwamm er los zum Ufer, wo ihre Kleider lagen. ~*~*~*~ Draco fiel es in dem Augenblick ebenfalls auf, wie Harry von seinem Zauberstab sprach. Er trug keine Brille mehr! Irgendwie sah sein Gesicht dadurch gleich ganz anders aus. Ungewohnt... Diese musste während ihres Herumgealbers im Wasser verloren gegangen sein. Und das war etwas, das ernst war... Draco war zwar selbst nicht kurzsichtig, konnte sich aber recht gut vorstellen, dass Harry das Fehlen seiner Brille gewisse Unannehmlichkeiten brachte. Er schwamm hinter dem Gryffindor zum Ufer. Mit einem simplen Accio würde dieser seine Brille gleich wieder haben... ~*~*~*~ Sobald Harry das Ufer erreicht hatte, wühlte er in seinen Kleidern nach dem Zauberstab. Eigentlich war es gar nicht so eilig, aber er war trotzdem hektisch bei der Sache. Als er ihn endlich fand, war er unendlich erleichtert. Er richtete sich auf, hob den Stab und rief den Accio, damit seine Brille wiederkommen möge… Sie kam. Braves Guckgerät. Zuerst passierte zwar nichts, doch dann machte es leicht platsch und sie erhob sich aus den silbernen Fluten. „Ein Hoch auf die Magie!“, seufzte er, als er sie erleichtert in Empfang nahm. Er setzte sie auf und lächelte dann dem aus dem Wasser steigenden Draco zu. „Schusseligkeit muss bestraft werden.“, zuckte er entschuldigend mit den Achseln und lachte dann. Und dann kam ihm ein Gedanke. Eigentlich war der Zauber als Aufmunterung für die Weasleys gedacht gewesen, weil sie so traurig waren, weil er sich entschuldigen wollte, doch es schadete doch nicht, wenn er ihn auch Draco vorführte, oder nicht? Er drehte sich wieder um und wühlte erneut in seinen Sachen, bis er ein bereits zerknittertes Papier aus seiner Tasche zog. Der dritte Spruch von unten… Heute Morgen hatte er es nicht geschafft, aber da war er auch nicht bei der Sache gewesen, vielleicht ging es ja jetzt… Leicht lächelte er dem herannahenden Jungen zu. „Aureus fevêre!“, sagte er, bewegte leicht die Spitze seines Stabes und augenblicklich waren sie von golden glühenden Lichtern umgeben, die wie Glühwürmchen um sie herumschwebten. Sie quollen in einer unendlichen Flut aus der Spitze seines Zauberstabes hervor. Wie viele es waren… ~*~*~*~ Draco lächelte Harry schweigend zu. Dem Gryffindor war eine gewisse Erleichterung anzumerken. Das Wasser lief in kleinen Bächen an ihm herab und auch Draco spürte, wie sich einige Tropfen Richtung Boden vom ihm verabschiedeten. Der Wind war angenehm kühl auf seiner nassen Haut. Er legte den Kopf in den Nacken und schaute einen Augenblick zu den Sternen empor. So schön und so fern... Wie sie wohl von nahem aussehen mussten? Er sah wieder zu Harry, der gerade einen Spruch murmelte. Einen Moment später umgaben sie herumschwirrende Sterne. So wirkte es auf Draco im ersten Moment. Verwundert legte den Kopf schräg und betrachtete die schwirrenden Lichter, streckte sogar die Hand aus und ließ eines auf seinen Fingerspitzen landen, wo es eine Weile vor sich hinstrahlte, ehe er es wieder freigab. „Wunderschön...“, sagte er leise, nahezu ehrfürchtig. Langsam drehte er sich im Kreise, betrachtete diese schwebenden Sterne, dann wanderte sein Blick wieder zu Harry. Dieser schien nahezu seine Gedanken gelesen zu haben... Draco ließ sich noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen - tropfnass, wie er war - auf seinem Umhang nieder und sah zu, wie die goldenen Lichter sie weiterhin umkreisten. ~*~*~*~ Ja, diesen Blick, den hatte Harry erwartet. Und nur für diesen Blick hatte er es überhaupt versucht. Schweigend trat er näher an Draco heran, blieb hinter diesem stehen und beobachtete die leuchtenden Punkte, wie sie die blasse Haut des Blonden zum Leuchten brachte, seine Haare zum Glänzen. Es war ganz anders als das Mondlicht. Hier im Schatten der alten Weide war das Silberlicht verschwunden, die Farben waren wärmer, freundlicher, nicht so kalt, nicht so abweisend. Sie standen ihm nicht so gut, aber es war Harry gleich. Ein weicher Wind strich über ihn und er fröstelte leicht, hatte ihn das Wasser doch trotz Bewegung ziemlich durchgekühlt. Der Wind vertiefte dieses Gefühl noch etwas. Harry griff nach seinem eigenen Umhang, hüllte sich darin ein und hockte sich dann neben seinen neuen Freund. Irgendwie fehlten ihm die Worte… ~*~*~*~ Draco beobachtete die herumtanzenden goldenen Lichter und spürte, wie der Wind ihn langsam trocknete. Eine Gänsehaut überzog seinen Körper, aber das war ihm gleich. Erst als er langsam zu zittern begann, richtete er sich soweit auf, dass er seinen Umhang hervorziehen und sich darin einhüllen konnte. Seine grauen Augen leuchteten, während er die kleinen Sterne verfolgte. Das war atemberaubend. Und er musste ehrlich gestehen, dass er nicht wusste, wann er das letzte Mal eine derartige Begeisterung für etwas verspürt hatte. Er schaute hinüber zu Harry. Er hatte das Bedürfnis etwas zu sagen, aber ihm fehlten schlicht die Worte. Und so sagte er nichts, sondern sah den Gryffindor nur stumm an. ~*~*~*~ Gerade wollte Harry den Mund öffnen, da verblassten die ersten Lichter. Sie glühten noch einmal auf, dann erloschen sie. Nacheinander alle, wie Seifenblasen, die platzten. Cinderellas Traum war vorbei. Harry ließ sich zurückfallen, streckte die Arme von sich und schloss die Augen. Er versuchte sich, das Bild von Draco hinter seine Lider zu brennen, damit er es wieder sehen konnte, wenn er wollte. Er wusste nicht warum. Es war ihm ja nicht mal bewusst, aber als er die Augen wieder öffnete, war über ihm nur das schwarze Blätterdach der Weide, durch das einzelne Sterne funkelten. Licht kam nur über die spiegelnde Oberfläche des Sees in ihren kleinen, natürlichen Hain. Er blickte zu Draco hinüber, sah ihn nachdenklich an. Dann öffnete er den Mund, stockte und schloss ihn schließlich wieder. Jetzt war ihm schon wieder entfallen, was er sagen wollte. Dabei war es doch… Tja, was war es gewesen? Er hatte etwas Nettes sagen wollen, aber was? ~*~*~*~ Dracos Aufmerksamkeit wurde von den langsam verglühenden Lichtern in Anspruch genommen. Sie glichen beinahe kleinen Sonnen, die eine nach der anderen explodierten... Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus, das er nicht wirklich fassen konnte. Er schaute wieder zu Harry, der sich mittlerweile zurückgelehnt hatte und auf dem Rücken lag. Langsam wandte der Gryffindor den Kopf und sah ihn an. Die grünen Augen glänzten im Dunkel beinahe so wie die Augen einer Katze. Ein kurzes Lächeln huschte über Dracos Lippen. Die große Turmuhr von Hogwarts schlug zwölf. Mitternacht. „Ich glaube... wir sollten wieder zurückgehen...“ Der Blonde hatte das Gefühl, als wenn ihm seine Stimme nicht so recht gehorchen wollte, beinahe, als wenn sie sich weigern wollte, diesen Augenblick zu zerstören. Aber sie musste. Denn sie mussten wohl oder übel ins Schloss zurück. ~*~*~*~ Harry schloss gequält die Augen, als er langsam die Schläge zählte. Zwölf. Und Hermione würde ausrasten… Wenn sie nicht schon längst nach ihm suchte. So als Schülersprecherin… Apropos… „Du bist echt ein schlechtes Vorbild, Draco.“, sagte er mit einem amüsierten Grinsen. „Bist Vertrauensschüler und lässt einen einfachen Schüler wie mich hier draußen mitten in der Nacht schwimmen gehen. Leistest ihm sogar noch Gesellschaft!“ Er verursachte in schnalzendes Geräusch mit der Zunge und richtete sich dann ruckartig auf. „Böser Bube!“ Und wie sich das gehörte, hob er den Mahnfinger, schüttelte ihn leicht. ~*~*~*~ Draco zuckte leicht mit den Schultern. Er hatte sich definitiv nicht um dieses Amt als Vertrauensschüler bemüht. Die meiste Zeit über ignorierte er es und so, wie er es mitbekommen hatte, war Pansy kaum besser. Gut, abgesehen davon, dass sie die Erstklässler gerade zu Respekt vor älteren Schülern erzog. Wahrscheinlich hatte Dumbledore sie beide unter anderem deshalb ausgewählt, weil er geahnt hatte, dass die anderen Slytherins ihr Amt mehr ausnutzen würden. Ausgenommen Blaise. Aber der war sowieso eine absolute Ausnahme in Slytherin. Und er selbst... Nun, der Verteidigungsaspekt mochte für Dumbledore bei der Auswahl des Malfoy-Sohnes einen Hauptpunkt gespielt haben. Das vermutete Draco zumindest. „Die Rolle des Bösen steht mir, was?“ Ironie und eine gewisse Belustigung lagen in seiner Stimme, vermischt mit einem winzigen Hauch von Melancholie. „Wenn ich wirklich böse wäre, würde ich dir jetzt Punkte abziehen...“ Kurz blitzte es in seinen Augen auf. „Erst verführe ich dich dazu, mit mir hier rauszukommen, und dann ziehe ich dir Punkte ab. Das hätte mir letztes Jahr einfallen sollen.“ Der Blonde stand auf und rieb sich die restliche Feuchtigkeit mit seinem Umhang von Körper und Haar, dann zog er sich langsam wieder an. ~*~*~*~ Ja. Nur dass er letztes Jahr wohl nicht mit ihm hier hinausgegangen wäre. Harry hopste ebenfalls auf die Füße, stopfte seine Kleider in seine ohnehin schon überfüllte Tasche, dann ordnete er den Umhang. Kurz duschen, dann ins Bett, vorher noch Hermione wecken, damit sie nicht wieder draußen schlief… Er seufzte. Es hieß schon wieder Abschied nehmen. Und es fiel ihm keinen Deut leichter, als die letzten Male. „Ich wünschte, wir könnten auch öffentlich befreundet sein.“, schoss es ihm durch den Kopf. „Dann wäre die Zeit dazwischen nicht so lang.“ ~*~*~*~ Langsam gingen sie zum Schloss zurück. Zumindest diesen Weg teilten sie noch, ehe sie in ihre getrennten Häuser gehen mussten. „Es wäre angenehmer...“, antwortete Draco, ohne groß darüber nachzudenken. „Aber wenn dem so wäre... Mein Vater würde mich umbringen. Und das ist jetzt keine bildhafte Umschreibung dafür, dass er ausrasten würde.“ Erstaunlich, wie er das so ruhig aussprechen konnte. Er hatte sich offenbar schon längst damit abgefunden. So sehr, dass er sich darüber noch nicht einmal mehr aufregen konnte. Noch nicht einmal seine Stimme hatte gezittert oder so etwas. Es war wie zu sagen, dass es hier draußen nicht kalt war. Draco schaute zur Seite, beobachtete Harrys Reaktion. ~*~*~*~ Dieser nickte, hatte noch immer nicht mitbekommen, dass das Gespräch eben nicht nur in seinem Hirn stattfand. „Dem würd ich gerne mal gegenüberstehen.“, murmelte Harry und seine Hand krallte sich um seinen Zauberstab, der eigentlich in seinem Ärmel stecken sollte. Ja, das wäre toll, dann könnte er… Na ja, vielleicht sollte er die Sprüche erstmal lernen, bevor er plante, wie er sie gebrauchen würde… ~*~*~*~ Damit hatte Draco nun bedingt gerechnet. Wenn er das gerade richtig verstand, dann wollte Harry sich sogar vor seinem Vater für ihn einsetzen. Beinahe verschlug es ihm die Sprache. Verblüfft sah er, wie der Gryffindor sogar seinen Zauberstab zog. „Nein, das würdest du nicht wollen, glaub mir.“ Sanft legte der Blonde seine Hand auf Harrys und drückte sie mitsamt Zauberstab herunter. „Außerdem ist das meine Sache.“ Schatten huschten durch seine Augen. Oh ja, es war seine Sache. Sein persönlicher Kampf. Und da würde sich niemand einmischen. ~*~*~*~ Harry zuckte regelrecht zusammen, starrte Draco an, dann lächelte er. „Mag sein.“, sagte er ebenso ruhig wie der Blonde. „Aber das hindert mich nicht daran, meinem Ziel zu folgen.“, erwiderte er. Dann hatten sie den Eingang erreicht. Er grinste ihn an, sich plötzlich darüber bewusst werdend, was er da verraten hatte, was keiner wissen sollte, doch es war zu spät. Flucht war wohl das Beste, wenn er Glück hatte, dann hatte Draco bis morgen vergessen, was er gesagt hatte, wenn nicht hatte er zumindest eine Ausrede parat. Hoffte er zumindest. Er winkte, dann rannte er davon, durch die Eingangshalle zu den Treppen, dann dort hinauf. Im Gemeinschaftsraum schlief tatsächlich Hermione. Das Mädchen hatte ein Buch auf dem Schoß, einen Brief darin und murmelte leise Dinge vor sich hin. Es war ein Buch aus der Bibliothek. Was sie wohl diesmal wieder nachschlug? Harry lächelte amüsiert, ging zu ihr, schüttelte sie kurz, bis sie verwirrt die Augen aufschlug und ihn ansah. „Du solltest in deinem Bett schlafen.“, sagte er grinsend. „Das ist erholsamer!“ „Und du solltest seit… zweieinhalb Stunden hier sein!“, schoss sie zurück. Es war erstaunlich, wie schnell sie wieder wach war. Er hätte länger gebraucht. „Wo bist du gewesen?“, hängte sie vorwurfsvoll an. „Ich war lernen.“, gab er zurück und streckte sich. Hermione betrachtete ihn kritisch und Harry war plötzlich glücklich darüber, dass sie noch so lange unten gesessen hatten, denn wären seine Haare noch nass, hätte sie es als Lüge durchschaut. Was sie zweifellos auch so tat. Aber immerhin sagte sie nichts. „Geh ins Bett!“, sagte sie. „Und wenn du in der nächsten Woche noch einmal zu spät kommst, dann werde ich dir Punktabzug erteilen, dass dir schwarz vor Augen wird!“ Harry nickte versichernd, dass er verstanden hatte, flüchtete dann mit einem „Gute Nacht“ - nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend - die Stufen hinauf in seinen Schlafraum. Oh Mann, er wollte nur noch schlafen, mehr nicht. War doch nicht auszuhalten, was die mit ihm trieben! Oder in was er sich da reinritt… Die Drohung mit dem Punkteabzug… Das bedeutete, dass die Abende mit Draco noch kürzer werden würden. Das bedeutete, dass die Ruhe abnehmen würde, sein Felsen im Sturm kleiner wurde… Harry rollte sich zusammen, machte sich ganz klein und versteckte sich unter der Bettdecke. Er wollte nicht! Er wollte ganz und gar nicht! Warum konnte es nicht alles einfacher sein? Warum… konnte Lucius Malfoy nicht tot sein? Ohne dass er etwas dagegen machen konnte, gab er diesem einen Mann die Schuld an allem. Draco hatte ihm gesagt, wie sehr er alles unter Kontrolle hatte, was er alles beeinflusste, wie er dem Blonden schadete. Wie er ihm schadete, indem er ihm die Möglichkeit nahm, mit Draco öffentlich befreundet zu sein. Wie er ihm schadete, indem er vorhanden und Todesser war. Und ohne dass er es merkte, wuchs seine Wut auf Malfoy Senior. Sie brannte in ihm, unbemerkt, schwelte vor sich hin und vereinigte sich allmählich mit dem brennenden Gefühl, das für Voldemort existierte, das schon seit langer Zeit dort brannte… Es überlagerte die abgekühlte Stelle, die Draco hinterlassen hatte. Bevor er richtig einschlief, wuchs in ihm ein Entschluss: Noch bevor Voldemort starb, war Malfoy Senior dran. Noch vor ihm. Damit Draco außer Gefahr war. ~*~*~*~ Ein misstrauischer Ausdruck trat in Dracos Augen. Sein Ziel? Was für ein Ziel? Aber er hatte keine Chance mehr zu fragen, denn sie hatten das Portal erreichte und mit einem leichten Winken verabschiedete sich Harry. Der blonde Slytherin sah ihm noch einen Moment lang nach. Das roch doch sehr nach Flucht. Aber gut... Morgen würde er ihn wieder sehen und irgendwann würde er die Möglichkeit bekommen, ihn zu fragen. Draco steckte die Hände in die Hosentaschen und schritt zu dem Slytheringemeinschaftsraum. Heute hatte er Pech. Einmal musste er sich in einer Nische hinter einer Rüstung verstecken, weil Snape auf seinem Rundgang unterwegs war. Zum Glück sah ihn der Zaubertränkelehrer nicht. Das hätte ihm ja noch gefehlt... Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, während er wartete, dass Snape weit genug weg war, um dann aus seinem Versteck zu huschen und sich noch etwas schneller auf den Weg in den Kerker zu machen. Überraschendweise war der Gemeinschaftsraum nicht leer, als er eintrat. Pansy hatte auf ihn gewartet. Sie hatte noch mit Draco reden wollen und es sich deshalb in einem Sessel bequem gemacht. Als es jedoch später und später geworden war, war sie eingeschlafen und lag nun, halb zusammengerollt, auf einem der schwarzen Sessel. Draco blieb stumm vor ihr stehen. Jetzt erinnerte er sich schlagartig wieder an das Gespräch vom Nachmittag. Bis gerade hatte er es vollkommen vergessen. Diese seltsame Beziehung zwischen ihnen machte ihr wohl doch mehr zu schaffen, als er erwartet hatte. Aber war das verwunderlich? Er seufzte leise und streifte dann seinen Umhang ab. Mittlerweile war dieser wieder trocken, sodass es kein Problem war, Pansy damit zuzudecken. Zumindest das konnte er tun. Ins Bett bringen konnte er sie ja schlecht - der Gang zu den Mädchenschlafzimmern war wirklich gemein gesichert - und sie zu wecken war gerade das letzte, was er wollte. So breitete er den Umhang über sie und strich ihr behutsam ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Beinahe bedauerte er, dass sie ihm nicht mehr bedeuten und er ihr nicht mehr Gefühl entgegenbringen konnte. Leise wandte er sich ab und ging weiter in den Jungenschlafsaal. Blaise lag angezogen auf seinem Bett und hatte offenbar auch auf ihn gewartet. Leicht schüttelte Draco den Kopf. Warum machten sich die beiden denn solche Sorgen? Auch Blaise deckte er zu. Irgendwie schienen die beiden glatt so etwas wie eine fürsorgliche Ader in ihm zu wecken. Seltsam... Aber es konnte auch an der Uhrzeit liegen. Er war müde. Der Tag war lang gewesen und das Schwimmen im See hatte auch seinen Tribut gefordert. Aber er bedauerte es nicht, auf diese Idee gekommen zu sein. Nein, ganz und gar nicht. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich auf sein Bett fallen ließ und innerhalb weniger Minuten eingeschlafen war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ When the moon is rising With a silver shining light He’s waking up the angels Of the night ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Hach! *schwärm* Ich will diese Lichter auch sehen! Ich will auch einmal in ihnen baden. In einem See, wo Mondlicht drauf fällt, mit Sternen über dem Kopf! Und den beiden Schnuckis nebendran… Nja… ich wollte eigentlich ein Bild zu der Szene malen, aber im Endeffekt ist es anders geworden. Ich habe festgestellt, dass ich keine halbnackten Jungen malen kann. Deswegen hab ich sie irgendwann einfach angezogen… und es sind viel zu wenig Lichter… *seufz* *seligsmilendvorsichhinträumt* *gegenabbylehn* abranka: Und das Bild ist toll. ^^ *zudemoriginalrüberschau* *smile* ...ich find die Idee so klasse. *g* Mitten in der Nacht schwimmen gehen. Und das von Draco. *g* Er macht sich... =^-^= http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=950893&sort=zeichner Duell ----- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 20: Duell Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Bon Jovi – Only Lonely. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 20: Duell „Wann bist du gestern gekommen?“ Draco richtete sich gähnend auf, während Blaise ihn fordernd ansah. „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen.“, erwiderte der Blonde mit hochgezogener Augenbraue. „Weich mir nicht aus, sondern antworte.“ „Spät.“ „Warum?“ „Wir haben uns verzettelt... Kommt vor.“ Draco stand auf und verschwand ihm Bad. Mit vor der Brust verschränkten Armen wartete Blaise auf ihn. „Bei Merlin, was willst du eigentlich?“ Draco runzelte die Stirn, als er zwanzig Minuten später wieder in den Schlafsaal zurückkam. „Eine Antwort.“ „Die hast du gerade bekommen, Blaise.“ „Was habt ihr gemacht?“ „Gelernt... Du erinnerst dich an dieses Zaubertränkeprojekt, oder?“ Langsam war er etwas genervt. „Weasley und ich brauchen nie so lange!“ „Ihr nehmt die Aufgabe auch nicht ernst. Oder Weasley ist kein solcher Zaubertranktrottel wie Potter - und du bist kein solcher Perfektionist wie ich.“ „Hm...“ Draco ließ sich auf sein Bett fallen und kramte frische Socken aus der Schublade hervor. „Warum machst du dir Sorgen, Blaise?“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und ließ sich dem anderen Jungen gegenüber nieder. „Weil er dich verändert...“ „Hast du nicht neulich noch gesagt, dass das positiv wäre?“ „Schon...“ „Also.“ Draco zog die Schuhe an und stand auf. „Was machst du dir dann noch Gedanken?“ „Wegen Pansy. Sie leidet.“ Blaise schaute zu ihm auf. Der Blonde seufzte leise. „Das tut mir Leid, aber ich kann es nicht ändern.“ „Doch, kannst du.“ „Nein!“, erwiderte Draco urplötzlich heftig. „Nein, ich kann es nicht.“ Er griff nach seiner Schultasche und rauschte aus dem Zimmer. Blaise sah ihm verdattert nach. Was war das denn jetzt schon wieder für ein Auftritt? Draco konnte nicht sagen, warum er auf einmal so aufgebracht war. Irgendwie... war das einfach passiert. Diese vertraute Wut überflutete ihn und er konnte gerade nichts dagegen tun. Nur fortlaufen, damit er sie nicht an jemandem ausließ, der nichts dafür konnte. Damit er sie nicht an Blaise ausließ, denn dieser konnte nichts dafür. Und zumindest das wollte er ändern. Dass er sie an jemandem ausließ, der sie nicht verdient hatte. Mal ganz abgesehen davon, dass er diese Ausbrüche bändigen musste. Er durfte nicht einfach so durchdrehen. Das war langsam grenzwertig. Es war noch früh und kaum jemand kam ihm auf dem Weg in die Große Halle entgegen. Die meisten Schüler waren wohl gerade erst aufgestanden und machten sich fertig. Auch Pansy war nicht mehr im Gemeinschaftsraum gewesen, sondern vermutlich auch dabei, sich anzuziehen. Was gut so war. Er hätte nicht mit ihr reden wollen. Noch nicht. Erst dann, wenn er sich wieder etwas beruhigt hatte. In der Großen Halle war noch nichts los. Ein paar vereinzelte Schüler saßen an den leeren Tischen und unterhielten sich. Draco knallte seine Tasche neben sich auf den Boden und ließ sich nieder. Sein Blick wanderte zu dem Lehrertisch, von wo aus Snape ihn fixierte. Er schenkte dem Zaubertränkelehrer einen giftigen Blick und begann zu frühstücken. Der Mann konnte ihn mal! Während er sein Brötchen malträtierte, ging ihm langsam auf, was es war, das ihm zu schaffen machte. Er war wieder einmal unfähig, die Anforderungen zu erfüllen, die andere Menschen an ihn hatten. Menschen, die er mochte. Denn ansonsten wären ihm ihre Erwartungen egal gewesen. Aber so... Vielleicht war er in mancher Hinsicht doch noch nicht vollkommen abgestumpft. Aber er konnte es nicht. Er konnte für Blaise nicht auf einmal der beste und für Pansy der liebende Freund sein. Das war schlichtweg unmöglich. Er stützte das Kinn in die Hände und starrte vor sich hin. Nein... Da waren Grenzen. Grenzen, die er nicht überschreiten konnte. Grenzen, vor denen er zurückschreckte und die ihm so zementiert und fluchgesichert schienen, dass sie vollkommen unübertretbar waren. Ehe es in der Großen Halle voller werden konnte, stand er auf und ging bereits in das Klassenzimmer. Er hatte gerade überhaupt keine Lust, sich mit irgendwelchen Idioten abzuärgern, die meinten, dumme Bemerkungen machen zu müssen. Nein, das war das absolut letzte, was er gerade wollte. Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Na klasse. Wieder diese durchgeknallte Lehrerin. Draco war sich noch nicht sicher, was er von Tonks halten sollte und so behielt er seine Skepsis bei. Er ließ sich auf seinen Platz fallen und bettete den Kopf auf seine Arme. Seine Gedanken fühlten sich zugleich leer und seltsam in Aufruhr an. ~*~*~*~ Harry wurde am nächsten Morgen von Ron geweckt. Auf leicht ungewöhnliche Weise. Der Rotschopf sah ihn beim Aufstehen, wie er da lag und selenruhig schlief. Und in genau diesem Moment wurde er sauer. Nicht so richtig, aber ein bisschen, vielleicht auch nicht sauer sondern… „Du gemeiner…“ Im nächsten Moment hockte Ron auf Harrys Brustkorb und hielt ihm die Nase zu. Harry, erschrocken, versuchte um sich zu schlagen, doch seine Arme wurden von Rons Knien auf die Matratze gedrückt. Und die blauen Augen funkelten. „Kannst du mir mal verraten, wo du gewesen bist?“, murrte der Junge oben. „Wir haben gewartet!“ „Und du bist zweifellos von ihr ins Bett geschickt worden.“, erwiderte Harry und schnappte nach Luft. Noch immer hatte Ron nicht losgelassen. „Ron. Bitte!“ Der Druck auf seiner Nase ließ nach und er konnte wieder frei atmen. „Das beantwortet meine Frage nicht.“ „Was soll schon gewesen sein? Wir haben gelernt! Du erinnerst dich an dieses Zaubertränkeprojekt, oder?“ „Zabini und ich brauchen nie so lange!“ „Vielleicht liegt es daran, dass ihr das nicht so ernst nehmt. Oder du bist nicht so blöd wie ich, was Zaubertränke angeht – und ich denke auch, Zabini ist kein solcher Perfektionist wie D… Malfoy.“ Ron entging sein kurzes Stocken. Genau wie ihm entging, was Harry eigentlich hatte sagen wollen. „Ich bin nicht besser als du in Zaubertränke!“, sagte er. „Und woher willst du wissen, dass der Kerl kein Perfektionist ist? Der ist furchtbar! Er weiß echt alles besser!“, beschwerte sich der Rotschopf und kletterte endlich von ihm runter. „Ich kann ihn nicht ausstehen!“ Harry lachte. „Stimmt. Und ich kann nur sagen, dass ich fast froh bin, ihn nicht zu kennen…“ Er brach ab, als ihm aufging, was er das dachte. Woher wollte er das wissen? Immerhin war er mit Draco befreundet. Das musste doch etwas bedeuten, oder? Oder war das nur noch Fassade von dem Blonden? Auf wessen Seite stand Zabini? Was war… Sein Blick wurde fester, als er aufsprang und sich in Windeseile anzog, seine Tasche ausräumte, was Ron glücklicherweise nicht bemerkte, da er sich ebenfalls das Hemd über den Kopf zog. Er würde mit Draco reden, ihn fragen! Er würde ihn fragen, was mit Pansy Parkinson und Blaise Zabini war. Und er würde ihn fragen, wie er zu den beiden stand. Denn entgegen seinem Willen war es das, was ihn mehr interessierte: Was bedeuteten diese beiden Menschen Draco? Waren sie Freunde? Parkinson sicher… Sie war… Harry spürte, wie sich etwas in ihm zusammenzog, als das Lächeln unbemerkt auf seinem Gesicht Einzug hielt. Der Gedanke war schneller verdrängt, als er ihn zu Ende denken konnte. Er hatte, ohne es wirklich zu bemerken, das Vorhaben aufgegeben, über diese beiden sprechen zu wollen, denn er hatte Angst vor der Antwort. Und auch das war ihm nicht bewusst. Das Frühstück war ruhig, Harry aß wenig. Hermione schaute schon wieder so komisch, aber er bekam es diesmal kaum mit. Er war mit seinen Gedanken weit fort, so weit, dass er sich selbst darin verloren hatte. Ohne es wahrzunehmen, wurde er zum Unterricht geschleift, setzte sich dort in die erste Reihe und starrte aus dem Fenster, das er nicht sah, bis Tonks kam und Unterricht machte, dem er schriftlich folgte, ohne es darauf zu achten, was er notierte. Erst als es ans praktische Zaubern ging, tauchte er aus dem Dunst auf, in dem er sich befunden hatte, denn Tonks hatte ihn aufgerufen. Ihn und… Parkinson. Harry stand auf. Duell. Gegen Parkinson. Gegen… Dracos feste Freundin. Gegen… eine Slytherin, die noch Slytherin war. Sein weiches Lächeln wurde tiefer, glättete sein Gesicht, während es unter seiner Oberfläche brodelte. Harry war sauer. Ohne zu wissen, warum eigentlich. Aber er würde es ihr nicht einfach machen. Vielleicht würde er mit ihr spielen… Vielleicht… Todesser!, schoss es durch seinen Kopf, im nächsten Moment war das Lächeln verschwunden. ~*~*~*~ Gelangweilt hatte Draco zur Kenntnis genommen, dass sich der Raum langsam mit Schülern füllte. Die Zeit ging also doch vorbei. Schön. So langsam hatte er Zweifel daran gehabt. „Hey... Alles klar?“ Blaises Hand lag auf seiner Schulter. „Ja.“ Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen, dann blickte Draco wieder nach vorne, wo Tonks sich gerade an die Klasse wandte. Pansy ließ sich gerade noch rechtzeitig auf ihren Stuhl fallen und würdigte ihn keines Blicks. Nicht gut. Sie war wegen gestern noch sauer, was hieß, dass er noch mit ihr reden musste... Wunderbar. Draco entging voll und ganz, dass Pansys stechender Blick auf Harry haftete und den Gryffindor nahezu durchbohrte. Als sie und der Junge-der-lebt aufgerufen wurden, verspürte sie keinerlei Angst oder Aufregung, nein, vielmehr Genugtuung, dass sie gegen ihn antreten durfte. Ihre braunen Augen glitzerten, während sie forsch nach vorne Schritt, was ihr einige bewundernde Blicke aus den Slytherinreihen einbrachte. Es war schließlich bekannt, dass Potter wirklich ausgezeichnet in Verteidigung gegen die dunklen Künste war - und man ihn besser nicht herausforderte. Ein giftiger Blick traf Potter, dann nahm sie Duellhaltung ein. ~*~*~*~ Das Lächeln kehrte auf Harrys Gesicht zurück, aber böser. Die einzige, die das wirklich wahrnahm, war Hermione und sie hatte plötzlich Angst. Nicht Angst um Harry, der von Pansy förmlich mit Blicken durchbohrt wurde, sondern Angst um Pansy, denn Harrys Blick… Sie versicherte sich, dass Tonks es bemerkt hatte, doch die Lehrerin hatte niemals was unter Kontrolle, wie es schien! Hilfe! „Stellt euch mit den Rücken aneinander!“, kam der amüsierte Befehl und Harry trat auf das Mädchen zu, das doch noch ein wenig, wenn auch nicht viel kleiner als er war. Der Blick wurde bedauernd, dann kurz liebevoll, dann verschloss sich sein Gesicht vollkommen, zeigte keine Regung mehr, so wie ihres. Er drehte sich um. ~*~*~*~ Stur schritt Pansy die genormte Schrittzahl ab und wirbelte dann herum. Sie war zum Zerreißen konzentriert und angespannt. „Impedimenta!“, jagte sie den Lähmfluch auf Potter zu. Sobald sie ihn ausgesprochen hatte, machte sie sich bereit. Sie hatte gesehen, wie schnell er war und wie gut er blocken konnte. Sie war vorbereitet. ~*~*~*~ Tatsächlich blockte Harry mit Leichtigkeit. Dieser Fluch war nahezu lächerlich im Vergleich zum Sommer. Von einem Todesser sollte er doch eigentlich mehr erwarten können, nicht wahr? „Stupor!“, rief Harry, trat einen Schritt nach rechts, um möglichen hinterher geschossenen Flüchen auszuweichen, ohne sich anstrengen zu müssen. Wenn der Fluch traf, war ja alles klar, wenn nicht… würde es lustiger werden. Seine Augen weiteten sich vor Erregung. Wie lange hatte er darauf schon gewartet? Wie lange hatte er darauf gewartet, sich selbst seine Wut und die Fähigkeit zu beweisen, einem Todesser gewachsen zu sein? Selbst wenn es ein minderjähriger war. ~*~*~*~ Pansy hatte genau gesehen, wie Potter ausgewichen war. Ihre Augen verengten sich. Während sie selbst beiseite sprang, schickte sie ihm den nächsten Fluch entgegen. „Relashio!“ Mit einem Schweif aus Funken schoss der Zauber auf sein Ziel zu. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, jagte sie den nächsten Fluch hinterher. Ihre Wut gab ihr Kraft. Ihr Zorn darüber, dass es dieser Junge tatsächlich wagte, zu versuchen ihr das zu nehmen, was ihr am wichtigsten war, trieb sie an. „Pertificus Totalus!“ ~*~*~*~ Feuer. Funken ins Gesicht. Nicht schön, nicht einfallsreich. Er nutzte Flitwicks Zauber. Auf dem Tisch der Lehrerin stand ein silberner Becher mit Wasser. Das war schon in den letzten beiden Stunden so gewesen. Und es war nicht viel dabei, das Wasser aus dem Becher zu holen und den Funken entgegenzuschicken. Und auch der Petrificus war alberne Spielerei. Sie war zu langsam, zielte nicht richtig, weil sie sich dabei bewegte… Auch wenn Kraft hinter dem Spruch steckte. Sie war wohl sauer. Umso besser. Harry jagte ihr eine Fußfessel auf den Hals, dann einen scheinbar schlecht gezielten Fulminictus hinterher, der in seiner Gemeinheit am Boden abprallte, dicht vor ihren Füßen. Nur wenige Zauber waren über Bande zu wirken… Dieser hier… schon. Und er hatte bisher nicht einmal versucht, es so zu machen - seit er in der Bibliothek gewesen war, hatte er ihn nicht mehr gesehen, aber jetzt… Es war so einfach. Und es war angeblich weiße Magie. Ein Zauber, der auf den Geist ging, der einen Keil in die Gedanken trieb… Fulminictus, der Donnerkeil, aus der Verbotenen Abteilung… Hinter ihm keuchte Tonks und riss die Augen auf. Woher hatte er diesen Spruch? ~*~*~*~ Pansy kam ins Stolpern. Das war das einzige, was sie vor diesem Fluch rettete, dessen Namen sie noch nicht einmal kannte. Sie rollte sich über die Schulter ab und kam wieder auf die Beine. Ihre Haare waren zerzaust und ihre Augen funkelten nun richtig böse. Potter machte also Ernst, was? Das hier war kein Spielchen mehr? Schön. Zeit, die Trickkiste aufzumachen. „Terroris Glacis!“ Der Eisschockzauber war schon grenzwertiger. Sehr viel grenzwertiger. Ihm haftete ein Hauch dunkle Magie an, obwohl er noch immer als weiß galt. „Pugnusmellie!“, fauchte sie hinterher. Die Donnerfaust, ein Fluch in Faustform schloss sich dem Eisschock an. Gemein an der Donnerfaust war, dass sie den Gegner verfolgte, beinahe wie eine Mücke, die nach Blut gierte. Potter würde keine Wahl haben, als sich wenigstens der Donnerfaust zu stellen. ~*~*~*~ Der Eisschock wurde abgewehrt, die Faust traf Harry frontal. Natürlich kannte er sie, kannte ihre Hinterlist, wusste um den Schmerz und konnte sich deshalb darauf vorbreiten. Als sie ihn dann traf, war er fast entsetzt, wie schnell sie ihm die Luft nahm, doch es war nicht vergleichbar mit Dracos Angriff bei ‚Flourish and Blotts’. Es war weniger schmerzhaft und es trieb ihn nicht einen Schritt zurück. Er lächelte nur, übertünchte die Schmerzen. Schmerzen waren unausweichlich bei einem Duell. Bei einem Duell gegen einen Slytherin oder einen Todesser!, verbesserte er sich selbst in Gedanken. Er hob den Kopf, sog die Luft ein, die die Faust aus ihm herausgepresst hatte, dann schickte er Dracos Zauber auf die Reise. Ein Zauber, der ihm im zweiten Schuljahr eine Menge Ärger gebracht hatte, aber den er in den Ferien trocken geübt hatte, weil er ihm vielleicht nützlich sein konnte: „Serpensortia!“, rief er und im nächsten Moment: Jage sie! Das Zischen war böse, sein Gesicht immer noch lieb, denn er wusste ja, dass ihn niemand verstehen konnte. Dann tat er es ihr nach und schickte zugleich einen zweiten Zauber auf sie. „Vacuum facere!“ Ein fieser Spruch, den er von den Zwillingen hatte. Er verursachte Durchfall und für gewisse Zeit eine Blasenschwäche. Lustig, wenn man nicht selbst dran glauben musste. ~*~*~*~ Pansys Augen richteten sich entsetzt auf die Schlange. Eine Schlange! Im gleichen Augenblick hörte sie, wie Potter ihr einen weiteren Fluch entgegenschickte. Sie riss den Abwehrzauber hoch, ohne weiter darüber nachzudenken. Gerade noch verpuffte der Angriff wirkungslos an dem Schutzschild, brachte es aber sichtbar zum Schwanken. „Timorismagnus!“ Ein simpler Angstzauber, der Potter nur kurz beschäftigen sollte, während sie sich der Schlange widmete, die angriffslustig auf sie zuschlängelte. „Serpens Exhuma!“ Die Schlange wurde von innerem Feuer zerfressen und sofort galt Pansys Aufmerksamkeit wieder Potter. „Cuspis Terror!“ Ein Hagel aus Kaktusstacheln ging auf Potter nieder. Wie er damit wohl fertig werden würde? ~*~*~*~ Wie gebannt sahen die Schüler diesem Duell zu. Pansy Parkinson konnte sich offenbar recht gut behaupten - ein Umstand, der nicht gerade wenige Schüler überraschte. Draco sah dem Duell mit einer gewissen Faszination zu. Er begriff augenblicklich, dass er Pansy unterschätzt hatte. Sie hatte weitaus mehr auf dem Kasten, als er gedacht hätte. Ihm entging jedoch auch nicht der Blickwechsel zwischen den beiden Kontrahenten. Pansy sprühte nur so vor Wut - während Harry dagegen einen derart eiskalten Blick hatte, dass einem nahezu schlecht werden konnte. Irgendetwas geschah da gerade unter der Oberfläche und es schien, als wenn es niemand bemerkte... Dracos Augen wanderten über die Schüler und blieben an Granger hängen. Sie war leichenblass. Doch, eine merkte offenbar, dass dort vorne etwas geschah. Aber warum Granger? Sorgte sie sich so um Potter? Er verspürte ein Stechen in der Magengegend, das er überging. Verdammt, was geschah da vorne zwischen den beiden? ~*~*~*~ Es war fast ein Lachen wert, dieses Gesicht. Angst vor Schlangen also? Wie genial! Das musste er sich merken! Denn noch war die Zeit nicht reif! Er durfte nicht in die Vollen gehen, denn das könnte schlimme Folgen haben… Und noch etwas war Harry aufgefallen. Sie hatte eine schwache Abwehr. Wie lange würde der Schild wohl halten, wenn er ihr ein Schnellfeuer auf den Hals hetzte? Der Angstzauber erwischte ihn im nächsten Moment. Er hatte sich nicht darauf konzentriert, was sie tat, nur wie sie reagierte. Großer Fehler, wie ihm aufging, als Angst in seine Eingeweide kroch, Schweiß ihm ausbrach und seine Augen sich weiteten. Nur ein Zauber, aber wirkungsvoll… Genauso wirkungsvoll, als hätte sie ihm Fliegen geschickt! Er schüttelte die Angst ab, verdrängte sie in die hintere Ecke seines Verstandes, denn sie bezog sich nicht auf sie. Er konnte sich später darum kümmern. Angst war etwas, was man mit Mut besiegen konnte. Davon hatte er genug. Bei weitem. Er wartete. Ihr nächster Zauber erfreute ihn fast. Stacheln. Holz. Feuer! Mit einer fast anmutigen Geste wirkte er die Flammenwand und dahinter bereitete er vor, was sie vernichten würde. Kaum waren die Flammen verschwunden, begann er die Lawine zu starten. „Algere ilico! Excutere! Obtundere! Pertundere! Terrae motus! Membris captus! Gilvus! Munus! Cochlear! Veternus!“ Nacheinander und in unfassbarer, unerwarteter Geschwindigkeit prasselten Betäubungszauber, Angriffszauber niederer und höherer Klassen, Münzen und ein Löffel auf sie nieder. Der letzte Zauber sollte das Ende bringen, er würde sie schlafen schicken. Für lange Zeit… ~*~*~*~ Ein Fluchregen überzog sie. Pansy riss ihren Abwehrzauber hoch und verstärkte ihn so sehr, wie sie nur konnte, doch sie spürte, wie er mit jedem Schlag schwächer wurde. Sie sah zu Potter hinüber. Verloren... Sie hatte verloren... Auf ganzer Linie. In ihr zog sich alles zusammen. Sie hatte ihrem Empfinden nach nicht nur dieses Duell verloren sondern alles... Tränen standen ihr in den Augen und zwei vorwitzige bahnten sich den Weg über ihre Wangen, während sie Potter ansah. Dann brach ihr Schutzzauber und der Schlaffluch erwischte sie. Sie ging auf die Knie und brach langsam zusammen, während sie einschlief... ~*~*~*~ Harry ließ den Zauberstab sinken. Sie hatte sich doch länger gehalten, als er gedacht hatte. Vielleicht hätte er doch etwas stärkere Sprüche nehmen sollen… Aber im Endeffekt hatte sie doch genau der Zauber getroffen, der sie treffen sollte. Was hätte es ihm gebracht, hätte sich ihre Haut gelb gefärbt? Was hätte eine Beule gebracht, die von einer wertlosen Münze oder einem herrenlosen Löffel gekommen wäre? Was hätte das Erdbeben gebracht, außer dutzendweise wütender Schüler, die durcheinandergeschüttelt worden wären, was wohl dank Hogwarts’ Mauern eh nicht funktioniert hätte… Es waren Ablenkungen gewesen. Schlaf war doch nett. Seine Sinne nahmen das leise Flüstern wahr, das eingesetzt hatte, das wohl schon länger da war, ohne dass er es mitbekommen hätte... Sie zollten Pansy Respekt. Und sie verurteilten ihn dafür, dass er sie besiegt hatte, weil sie ein Mädchen war. Dass er sie so gemein besiegt hatte… Was war an Schlafen bitte gemein? Stimmen wurden laut. Blicke zu Malfoy, von dem nun erwartet wurde, dass er seine Freundin rächte, sie verteidigte. Harry blickte ebenfalls zu Draco hinüber, in seinen Augen noch immer die Kälte, die dort während des Kampfes gewesen war, als wollte er sagen, sie habe es verdient. Im Grunde hätte nur das Lächeln gefehlt, um es zu Spott werden zu lassen, doch sein Gesicht war ernst. Was würde Draco tun? Stand ihm noch ein Kampf bevor? ~*~*~*~ Pansys Niederlage war absehbar gewesen. Sie hatte sich zwar tapfer gewehrt, aber ihr Abwehrzauber war - gelinde gesagt - Mist. Und das würde er ihr auch nachher sagen. Irgendwer musste es ja sagen und dem bewundernden Raunen nach zu urteilen, würde es niemand sonst tun. Stimmen erhoben sich und nahezu alle Schüler wandten sich nach Draco um. Der Blonde schaute mit unbewegter Miene über die Gesichter, bis sein Blick schließlich an Harry hängen blieb. Seine Augen waren kalt wie grüne Eiswürfel. „Du hast wohl keine Wahl...“, raunte Blaise leise, aber Draco ignorierte ihn. Langsam stand der Blonde auf, etwas, das sofort heftiges Klopfen auf den Tischen hervorrief. Sie feuerten ihn an. Bemerkenswert. Von den Slytherins hatte er so etwas erwartet, nicht aber von dem Großteil der Gryffindors. Longbottom, Weasley und Granger waren die einzigen, die sich nicht daran beteiligten. Wenn sie wüssten... Er tat es nicht für Pansy, nicht, weil er keine Wahl hatte, sondern einfach, weil er die Herausforderung wollte. Ein reines Duell mit dem Gryffindor, bei dem es keine Schwarze Magie gab. Er wollte diese Aufmerksamkeit... Gemessenen Schrittes ging Draco nach vorn und fing einen kurzen Blick von Tonks auf, der ihm das Okay gab. Neben Pansy verharrte er einen Augenblick, was nach außen hin eine gewisse Sorge zum Ausdruck brachte - offiziell war sie immerhin seine Freundin - und genügend Grund für diese Auseinandersetzung. Dann blickte er Harry an. „Zweite Runde, Potter.“ ~*~*~*~ Wortlos blinzelte er seine Zustimmung und Feuer trat in Harrys Augen. Aus dem eben so lächerlichen Spiel wurde für ihn Ernst. Seine Lippen zierte ein verächtliches Lächeln, das sagte, was er dachte: Du wagst es? Lehne dich nicht zu weit aus dem Fenster! Hermione kam nach vorne und er schickte ihr einen vernichtenden Blick für die Unterbrechung, der ebenso vernichtend zurückkam, als sie Pansy mit Wingardium hochhob und auf die Seite transportierte, sie dort gegen die Wand lehnte und sich davor positionierte, um eventuelle Blindgänger und Querschläger von ihr fernzuhalten, was ihr von Harry nur ein Lächeln einbrachte und von Ron einen ungläubigen Blick. Dann wandte Harry sich Malfoy zu. „Fair und hart!“, forderte er kalt, während in seinen Augen die Vorfreude glitzerte. ~*~*~*~ Auch über Dracos Lippen huschte ein Lächeln, während seine Augen kurz leuchteten. Das war es doch, was er wollte. Genau das hier. Er neigte leicht den Kopf zu Harrys Worten, was bei den Slytherins schon für Raunen sorgte. Sie bezogen Stellung, Rücken an Rücken, dann die abgezählten Schritte, herumwirbeln, Feuer frei. „Pugnusmellie!“, schickte Draco seinen ersten Fluch auf die Reise. Ihm hatte Pansys Idee gefallen und er würde jetzt sicher nicht sofort alles in die Waagschale werfen, was er besaß. Hinter seiner Donnerfaust steckte allerdings wesentlich mehr Kraft als hinter Pansys. Zugleich hielt er seinen Abwehrzauber bereit. Er lauerte auf den Schritt seines Gegners. ~*~*~*~ Harry hatte seinerseits einen Eiszauber losgeschickt und seine Lippen kräuselten sich leicht verächtlich. Wie einfallslos von Draco. Stärker vielleicht, aber einfallslos. Und wie! Es würde wieder wehtun, aber es würde nicht so schlimm werden wie im Frühsommer! Er drehte sich lediglich ein wenig zur Seite, um den Zauber nicht mit dem Bauch sondern mit der Schulter abzufangen, schwankte sogar ein wenig, als Schmerz ihn durchzuckte, den er unterdrückte. Er sah, wie sein Gegner abwehrte, doch es brachte ihn nicht aus der Fassung. Kurz hintereinander schickte er den Expelliarmus und nun seinerseits die Donnerfaust los. Was tat wohl der Slytherin? War er ebenfalls in der Lage, die Schmerzen einzustecken? Oder kannte er einen Zauber, der das Ding abwehrte? Wäre interessant, diesen bei Gelegenheit dann auszuprobieren… ~*~*~*~ Den Expelliarmus konnte Draco mühelos abblocken. Die Donnerfaust dagegen... Interessante Taktik, dass Harry ihm diesen Fluch zurückschickte. Rache für den Treffer gerade? Nun, der Slytherin kannte den Abwehrzauber für die Donnerfaust, das war sein Vorteil. Allerdings hatte dieser Zauber eine gewisse Nebenwirkung. Aber gerade diese konnte jetzt interessant werden... „Melliesatio!“ Eine flach ausgestreckte Hand raste der Donnerfaust entgegen. Draco zählte bis drei und schickte einen Expelliarmus sowie den Flederwichtfluch hinterher. Dann schloss er die Augen. Kurz darauf erfüllte das Licht einer grellen Explosion den Klassenraum, als sich der Donnerfaustfluch und sein Gegenzauber auflösen. Es dröhnte so laut, dass sogar die Erde zu beben schien. Seltsam - zumindest der Explosionsdonner war ihm sonst nicht so laut vorgekommen... Die Schüler blinzelten geblendet, während Draco zu Harry hinüberspähte, um zu sehen, ob seine Taktik Erfolg gehabt hatte. Gleichzeitig tänzelte er einige Schritt beiseite. Sicher war sicher. ~*~*~*~ Harry sah ihn drei Zauber wirken, bevor er durch gleißendes Licht geblendet wurde. Er wusste nicht, was es für Zauber waren, aber das war auch egal. Er schloss die Augen, vor denen helle Punkte tanzten, ließ sich zurückfallen, um aus einer möglichen Schussbahn zu gelangen, dann hörte unter dem Getöse, das der Knall in seinen Ohren ausgelöst hatte, das schlagen von Flügeln. Flederwichte. Es war das erste, woran er dachte, auch wenn er nicht glaubte, dass Malfoy den gleichen Spruch benutzen würde wie Ginny, aber gegen diese half ausweichen nicht. Da musste er sich was anderes überlegen. Und am besten war es etwas, was einmal rundherum wirkte, denn sie konnten schließlich von allen Seiten kommen. Ohne noch lange darüber nachzudenken, schickte er ein Netz aus Blitzen über die ganze Fläche des Raumes. Dieser Spruch war nicht einfach, aber effektiv. Er hörte es klirren und Schüler schreien, aber was kümmerten ihn die Schüler. Er blinzelte, schickte gleich noch einmal diesen Zauber los, weil er einfach eine enormgroße Fläche abdeckte, bis er sich orientiert hatte. Malfoy stand rechts von ihm. Die Flederviecher waren weg. Grinsend schwang er erneut den Stab, in seinen Augen funkelte die Freude. Es machte Spaß, gegen ihn zu kämpfen. Es war viel schöner als gegen Pansy! „Wingardium Leviosa!“, rief er und zielte auf Draco. ~*~*~*~ Draco hatte einen Abwehrzauber hochgezogen, als Harry einen Regen aus Blitzen gegen die Felderwichte losließ. Der Gryffindor mochte zwar gerade nichts sehen, aber er überzog den Klassenraum sehr effektiv mit seiner Abwehr. Sogar Tonks zog einen Schutzzauber hoch und bewahrte die meisten Schüler vor bösen Überraschungen. Dennoch machte sie keinerlei Anstalten, in den Kampf einzugreifen, eher das Gegenteil war der Fall: Sie schien sich ausgesprochen gut zu amüsieren. Die Flederwichte überstanden diesen Hagel nicht lange. Er war gut. Wirklich gut. Verblüfft registrierte Draco, dass Harry den Schwebezauber nutzte. Er war nur froh, dass sein Abwehrzauber noch sicher stand und der Wingardium daher nutzlos verpufft, ansonsten hätte er sich noch schwebend wieder gefunden! „Voloformica!“ Ein leichtes Lächeln lag auf Dracos Lippen. Mal sehen, wie sich der Gryffindor gegen einen Schwarm fliegender Ameisen zu wehren vermochte... Zudem ließ er dem Schwarm einen Hagel von Entwaffnungsflüchen folgen. Sobald er die Zauber auf den Weg geschickt hatte, formten seine Lippen ein neues Wort... Gerade noch rechzeitig bemerkte er es und brach den Spruch ab, ehe er die ersten Laute hervorbringen konnte. Das gierige Tier in seinem Inneren war wieder wach geworden und dürstete nach Blut. Beinahe hatte er versucht, Schwarze Magie mit seinem unter dem Bann stehenden Zauberstab zu weben. Ein Zittern rann über seinen Körper, während er diesen Drang mühsam wieder unter Kontrolle zu bringen suchte. ~*~*~*~ Harry wehrte sich unterdessen gegen die Zauber. Effektiv. Er hatte einen Schild aus Feuer um sich gelegt, in den die Ameisen todesmutig hinein flogen, und während er überlegte, was er tun konnte, jagte er kleine, nervtötende Mindergeister los. Er hatte das einmal gesehen, nie selbst gemacht, aber geübt. Mindergeister stürzten sich auf den Gegner und auf alles, was sie sahen, und waren mit herkömmlicher Magie nicht zu stoppen, denn sie bestanden aus formgewordenen Elementen. Seine waren Wind. Und sie waren mit Begeisterung dabei, Dracos Haare anzugreifen, daran zu reißen, beschränkten sich nicht unbedingt nur auf ihn sondern auch auf alles andere im Raum, was sie erreichten. Hermione schlug wütend nach einem, der Pansy angriff, doch Harry blieb keine Zeit mehr, um ihren Bemühungen weiter zuzusehen, denn Draco die Aufmerksamkeit zu verweigern kam einem Aufgeben gleich. Er jagte noch einen Schrumpelfluch hinterher, dann zog er den Schild hoch, denn er erwartete sowohl korrekte Verteidigung sowie Angriff von seinem blonden Gegner. ~*~*~*~ Mindergeister! Was ein slytherinwürdiger Schachzug. Draco zollte seinem Gegner dafür ehrlichen Respekt - hatte jetzt jedoch ein ernsthaftes Problem. Wie kämpfte man gegen Wind? Am besten mit Wind. „Ventustempestas!“ Die Sturmböe setzte die gesamte Luft in dem Klassenraum in Bewegung, vereinte die Mindergeister in sich und machte sie zu einem Teil ihrer stürmischen Energie. Schulbücher wirbelten durch die Luft, Bilder wurden von den Wänden gerissen und die Stühle und Tische nahe des Epizentrums um Draco wurden mitsamt den Schülern hinweggefegt. Jetzt ein vernichtender Feuerfluch... Beinahe hatte Draco ihn auf den Lippen, ehe er die Bestie in sich zurückreißen konnte. Keine Schwarze Magie, ermahnte er sich selbst. In Dracos grauen Augen blitzte es auf. Harry war wirklich eine Herausforderung. Die Herausforderung, die er immer suchte, die er wollte. Sein Atem ging ein wenig schneller, während er sich sammelte. Diesen Hunger nach Schwarzer Magie parallel zu dem Kampf im Griff zu behalten war schwer. Immer wieder versuchte dieses Monster in ihm, sich seine Befriedigung zu verschaffen. „Vallumdiruo!“ Der perfekte Fluch, um jeden Verteidigungszauber niederzureißen, so stark er auch sein mochte. Für einen Augenblick würde der Wall brechen... Und diesen Augenblick wollte er nutzen. „Expelliarmus!“ ~*~*~*~ Sein Schild wurde niedergerissen, aber Harry erkannte in genau diesem Moment die Verteidigungslücke, die er brauchte, um zu gewinnen. „Expelliarmus!“, schrie er, in seinen Augen lag die Gewissheit zum Sieg, doch daraus wurde nie etwas; der Angriff ging nicht ins Ziel. Ein heller Ton erfüllte die Luft, brachte sie zum Schwingen, hallte von den Wänden wieder, sodass ein vielfältiges Muster an Tönen, ein Lied erzeugt wurde, das keiner so würde jemals nachmachen können. Helles, buntes Licht ergoss sich über alles und jeden, als wäre der Regenbogen persönlich ausgelaufen, während durchsichtige, silbrige Blätter durch den Raum und um sie herumflogen, silberne Fäden sponnen. Ihre Zauberstäbe wurden hochgehoben, wie alle anderen Stäbe in diesem Raum ebenfalls, wie Taschenmesser, wie Gegenstände, die einen Angriff möglich machen würden. Sie schwebten unter der Decke, unerreichbar für alle. Die silbrigen Fäden wanden sich inzwischen durch die ganze Klasse, webten Harry und Draco ein, stellten sie in einen Pavillon aus Licht und Musik. Harry war starr vor Staunen, blickte seinem Zauberstab nach, der über ihm schwebte, und achtete dann nicht mehr auf ihn… Das um ihn herum war einfach zu schön! ~*~*~*~ Draco sah Harrys Entwaffnungszauber kommen, hatte aber keine Chance mehr zu reagieren. Sein Zauberstab machte sich selbstständig und im gleichen Augenblick bemerkte er die Musik und das Licht. Hell und bunt überstrahlte es alles. Er sah zu seinem Zauberstab, der sich immer mehr in die Luft hob, und blickte dann zu Harry hinüber. Er schien genauso ratlos und überrascht zu sein. Licht tanzte über sein Gesicht und ließ die smaragdgrünen Augen strahlen. Blaues Licht verfing sich in seinen Haaren und gab ihm ein eigentümliches Erscheinen. Alles in diesem Licht erinnerte ihn an einen Frühlingstag - es schien sogar beinahe nach Blumen und März zu riechen... Es war atemberaubend. ~*~*~*~ Harry fing Dracos Blick ein, als das Netz aus silbernen Fäden dichter wurde, sie beide von allen anderen trennte, dann kam die Hitze. Die Farben wurden intensiver, bekamen immer mehr einen Rotstich, der Dracos Schopf wie Bronze glänzen ließ, die Luft begann zu flimmern, als würde es brennen, dann kam die Explosion! Harry riss schützend die Arme hoch, als die dünne Luft sich vor ihm zusammenzog und schlagartig ausdehnte. Funken flogen, Holz splitterte, Glas zerbarst unter dem Druck und Harry wurde nach hinten gegen das Lehrerpult geschleudert und in seinem Rücken und Kopf explodierte Schmerz. Irgendwas Kaltes, Hartes rieselte auf ihn herab, doch er wagte nicht den Arm zur Seite zu nehmen. Es war sein Glück, denn kaum war der erste Knall in seinen Ohren verhallt, folgte der zweite. Heftiger, zerstörerischer. Er wurde gegen das Holz gepresst, das dem Druck nicht standhielt und nachgab, zerbarst. Er spürte Hitze durch seine Adern jagen, Schmerz folgte ihr, dann wurde es dunkel und seine Sinne schwanden… ~*~*~*~ Die Hitze raubte Draco nahezu den Atem. Seine Augen hingen an den Fäden, die das Farbspektrum in alle Richtung durchliefen. Es wurde heiß. Die Explosion kam urplötzlich und schleuderte Draco nach hinten gegen die Wand. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst. Er versuchte den Arm hochzureißen, doch er gehorchte ihm nicht mehr. Langsam rutschte er die Wand herunter. Instinktiv kniff er wenigstens die Augen zusammen. Das war sein Glück. Ein Regen aus roten, scharfkantigen Scherben übersäte ihn. Schmerzhaft rissen sie ihm die Haut auf und bohrten sich tief hinein. Der erste Knall verhallte in seinen Ohren und beißender Schmerz breitete sich in seinem Körper auf. Er wollte schreien, doch seine Stimme versagte. Es knallte erneut. Draco hatte das Gefühl, als wenn seine Trommelfelle aufgaben und gab ein leises Stöhnen von sich. Dann war da nichts mehr. ~*~*~*~ Hermione hatte wirklich alle Hände voll zu tun. Sie wusste, dass die anderen Schüler sich verteidigten und immer wieder ihre Schilde erneuerten, doch es war nichts im Vergleich zu ihr, die auch noch Pansy zu schützen versuchte. Die Zauber der beiden waren wirklich fies, ganz und gar nicht das, was sie eigentlich erwartet hätte, wo sie doch davon ausging, dass sie einander liebten! So wie sie kämpften, war davon auszugehen, dass sie einander wirklich hassten, wie es früher der Fall gewesen war. Hatten sie sich etwa geirrt? Hatte Pansy doch halluziniert? Als dann das Wunder geschah, bekam sie Panik. Zuerst war es nur Erstaunen gewesen, Faszination an dem Licht und den Farben, doch spätestens als der Kokon vorne zu glühen begann, wusste sie, dass es ganz und gar nicht gut gewesen war, ganz egal was sie da gemacht hatten. Sie schrie eine Warnung, riss ihren Umhang hoch und kauerte sich dahinter, sah wie einige ihrem Beispiel folgten… Dann kam der Knall und Feuer rauschte über sie hinweg. Sie konnte es noch durch ihren Umhang spüren. Und Pansy konnte sich nicht verteidigen! Wieso hatte sie ihren Zauberstab nur nicht mehr? Wie sollte sie sie schützen? Und was war mit Ron? Sie wusste, dass sie im Moment nichts für ihn tun konnte, aber die Angst legte sich wie Blei in ihren Magen. Alles, was sie tun konnte, war Pansy helfen! Schützend beugte sie sich über den Kopf ihrer Freundin, als es neben ihr krachte und Draco an der Wand hinabrutschte, seine Augen fest zusammengepresst vor Schmerz. Er hatte sich nicht schützen können, war viel näher am Explosionsherd gewesen… Was war dann mit Harry? Himmel! Was war hier nur los? In der Stille konnte man von überall her das Klicken hören, das von herabfallendem Glas kam. Gerade wollte sie etwas sagen, wollte die anderen dazu animieren zu helfen, da kam auch schon die zweite Explosion heran. Heißer, wilder. Sie schrie auf und im nächsten Moment wurde alles schwarz… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Fight was all you knew they’re all the same Theres no one left to take the blame What’s behind this masquerade How do we win these losin Games we play, words we say Cutting wounds we know they run so deep Leave it all behind you Or someday love will find you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *freufreufreu* Alles ist platt, alles ist platt! *tanzt* Shi-chan hat alles platt gemacht! *stolzist* Überall Feuer und Glas und Farben und Hitze! *inihremelementist* ^^ abranka: *strahl* Wir haben alles kaputt gemacht. *_* Das ist lustig. Vor allem, wenn einem selbst nichts weh tut... *pfeif* Fieser Cliffhanger, oder? *evilgrin* Shirokko: *abbyabknuddelt* Ich hab dich soooo lieb! *anhändennimmtundringelreihentanzt* Platt, platt. Plattplattplatt! Treffpunkt Pomfrey ------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 21: Treffpunkt Pomfrey Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night – 25 Years. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 21: Treffpunkt Pomfrey Harry erwachte im Krankenflügel. Schon am Geruch konnte er erkennen, dass er in dem Zimmer lag und auch zu dem Gefühl in seinem Körper passte es. Nur die Geräuschkulisse… Warum waren da so viele Stimmen? Stöhnend öffnete er die Augen und setzten sich auf. Schmerz zuckte durch seinen Rücken, aber es war erträglich… Es war hell hier drin. Und er war definitiv nicht alleine. Neben ihm war… Der Schwarzhaarige wandte den Kopf. Ron… Er war wach und starrte blicklos zur Decke. Ein Bett weiter lag Goyle, dahinter Crabbe. Gegenüber Malfoy, Blaise, Hermione, Pansy… die anderen Betten konnte er aus seiner Position direkt am Eingang nicht sehen. Poppy hatte sich wohl die Vorhänge gespart, um schnell und effektiv arbeiten zu können. War es so schlimm gewesen…? Es war seltsam. Er konnte sich an wirklich alles erinnern. Angefangen bei der Melodie in seinem Kopf, die dort noch immer nachklang, als wäre sie noch in der Luft. Er blickte zur Seite. Da, auf dem Nachttisch, lag sein Zauberstab und sein Umhang, seine Kleider… Sie hatten ihn also umgezogen… Wieder streiften seine Augen über seine Mitpatienten. Ron blickte ihn an. „Was habt ihr nur gemacht?“, fragte der Rotschopf leise. „Was war das für ein Zauber?“ Harry zuckte die Schultern. „Ich habe keine Ahnung.“, gab er ebenso leise zurück. „Bild dir nichts drauf ein, Potter!“, kam es von Crabbe. Er war also auch wach. „Das war Draco!“ Harry schwieg. Was sollte er dazu sagen? Er hatte einen anderen Verdacht gehabt, aber eigentlich konnte das doch sein, oder? Vielleicht hatte er nur nicht mitbekommen, wie Draco gezaubert hatte. „Niemand außer ihm kann Schwarze Magie einsetzen!“, war wieder Crabbe zu vernehmen. Diesmal schüttelte Harry wie hypnotisiert den Kopf. Das war keine Schwarzmagie gewesen. Draco konnte das schließlich nicht wirken mit seinem Stab… Gegenüber regten sich jetzt auch Pansy und Hermione. Das braunhaarige Mädchen aus Gryffindor stöhnte, als es sich aufsetzte. „Oh Mann, ihr seid echt gemeingefährlich!“, sagte sie. ~*~*~*~ Draco öffnete langsam blinzelnd die Augen. Diese verdammte Unruhe und dieses Gerede hatten ihn wach gemacht. Er starrte an die Decke. Eindeutig Krankenstation. Dafür musste er nicht lange grübeln. Offenbar war in diesem Zimmer die ganze Klasse untergebracht. Harry hatte das Bett ihm gegenüber, daneben Weasley, links von Draco lag Blaise, daneben Granger und Pansy und die anderen. Das nannte man mal einen umfassenden Krankenflügelbesuch. Er trug einen der typischen himmelblauen Krankenflügelpyjamas und ein Blick auf seinen Nachttisch sagte ihm auch wieso. Seine Kleider waren vollkommen von Blut befleckt, das wohl zweifellos sein eigenes war. Seine Arme wiesen noch immer leichte Schnittspuren auf, die noch nicht gänzlich verheilt waren. Selbst Magie brauchte manchmal Zeit und vermutlich war das Pomfreys Weg, um ihm zu zeigen, was er alles abbekommen hatte, so eine Art Abschreckungstherapie. Er setzte sich auf und zog die Knie an. Kurz blinzelte er zu Harry hinüber, vergewisserte sich unwillkürlich, dass es ihm gut ging, dann sah er beiseite. „Draco!“ Blaises Aufschrei zwang seine Aufmerksamkeit zu dem schwarzhaarigen Slytherin. „Du...“ Blaise starrte sein Gesicht an. „Hm?“ Verwirrt erwiderte er den Blick des Schwarzhaarigen. Was war denn jetzt kaputt? Stumm und mit schreckgeweiteten Augen warf Pansy ihm einen Taschenspiegel zu. Draco zuckte leicht zusammen, als er sein Spiegelbild sah. So, wie es ausschaute, hatte er es beinahe geschafft, sein Gesicht in Fetzen zu schneiden. Rote Striemen liefen quer über die helle Haut. Unwillkürlich pfiff er durch die Zähne. Er hatte wohl wirklich Glück gehabt. Was zum Merlin war eigentlich passiert? So, wie er aus dem Geschnatter entnehmen konnte, gab es offenbar zwei Fraktionen: Die einen glaubten, dass er selbst Schwarze Magie eingesetzt und damit diese Katastrophe ausgelöst hätte, während die anderen der Ansicht war, dass der Vorzeigegryffindor schlechthin die Explosion verursacht hatte. Er hielt beides für unmöglich - bei erster Vermutung wusste er es ja sogar besser. Irgendetwas war schief gelaufen. Es war nur die Frage was. ~*~*~*~ Harry war bei dem Anblick ebenfalls blass geworden. Draco sah fürchterlich aus! Schrecklich! Das würde Narben geben! Das wollte er nicht! Unter gar keinen Umständen! Ohne nachzudenken, schnappte er sich seinen Zauberstab, schlug die Bettdecke zurück und wollte aus dem Bett springen, als ein heftiger Schmerz durch seinen Rücken jagte und er zusammenbrach, den letzten Rest vom Bett hinabrutschte und auf dem Boden sitzen blieb. Was war denn nur mit seinem Körper los? Wieso gehorchte er nicht? Panik verdunkelte seine Augen, als er aufzustehen versuchte und es nicht ging. Und dann hob es ihn vom Boden hoch. Harry riss die Augen auf vor Schreck, als er zu schweben begann. „Mr Potter. Sie können es echt nicht lassen, oder? Nach einem solchen Unfall sollten Sie im Bett bleiben und nicht wie ein Grashüpfer durch die Gegend springen!“ Mme Pomfrey war zurück und sie war sichtlich nicht damit einverstanden, dass Harry aufstand, denn sie verfrachtete ihn zurück ins Bett. „Gebrochene Knochen brauchen ihre Zeit, um richtig zu heilen!“ Harry starrte sie an. Gebrochene Knochen? Wie bitte? Wann war denn…? Seine Augen weiteten sich, als er sich an den Schmerz erinnerte, der durch seinen Rücken gezuckt war. Waren seine Rippen gebrochen? Sein… Rückrad? „Wer hat denn jetzt gewonnen?“, tönte Deans Stimme von hinten aus dem Raum und lenkte Harrys betäubte Gedanken auf diese unwichtige Frage. Der Braunhaarige hatte aus dem Gespräch geschlossen, dass man nicht wusste, wer den Zauber gewirkt hatte, und außerdem… „Unentschieden…“, war Harrys Meinung. Seine Stimme war leise. Das durfte niemals jemand erfahren, dass er nur knapp einer Querschnittslähmung entkommen war… „Draco!“ Crabbe war davon überzeugt. Es war sein Mitschüler gewesen, der den Zauber gewirkt hatte, der alle außer Gefecht gesetzt hatte. Ron hatte da andere Vorstellungen. „Derjenige, der weniger schlimm verletzt worden ist! Schließlich waren sie beide KO!“ Fragende Blicke richteten sich auf die Medihexe, die erbost die Hände in die Seite stemmte. „Sind Sie denn alle des Wahnsinns?“, fragte sie in den Raum, bewirkte aber nicht wirklich etwas. „Wer?“, wiederholte Goyle auf seine typische redefaule Art. „Das geht Sie gar nichts an. Verletzungen unterliegen ebenso wie psychische Probleme der ärztlichen Schweigepflicht!“ Der Rotschopf wandte sich an Harry, der zu Draco hinüberblickte. „Was hast du abbekommen?“ Er antwortete nicht. Noch immer umklammerte er den Zauberstab. Er wollte ihm helfen. Dringend! „Harry?“ Ron war besorgt. „Ha, er ist noch immer zu schwach, um auch nur zu stehen!“, rief Crabbe schadenfroh. „Draco hat nur ein paar Schnitte!“ Das ist nicht wahr!, dachte Harry und presste die Lippen aufeinander. Selbst an den Augen waren noch diese roten Linien! Garantiert war Draco richtiggehend blind gewesen! Oder schlimmer noch! Das waren keine leichten Verletzungen! „Aber immerhin sieht man bei ihm nichts!“, rief Ron seinem Bettnachbarn zwei Betten weiter zu. „Harry ist Sieger!“ „Draco!“ „Harry!“ Harrys Finger krampften sich in seine Decke. „Es war ein Unentschieden!“, knurrte er und als die Streithähne ihn ansahen, waren sie einem so kalten Blick ausgesetzt, dass keiner mehr einen Ton sagte. Der Schwarzhaarige wandte den Blick auf die Decke zurück, wo seine Finger seinen Zauberstab umklammerten. Mme Pomfrey seufzte. Kinder… „Mr Thomas. Kommen Sie bitte nach nebenan, ich will Sie untersuchen, bevor Sie gehen können!“ Der Junge hatte wirklich ganz hinten gelegen, stellte Harry fest, als sein Klassenkamerad aufstand und zwischen den beiden Bettreihen hindurchging. Er wandte den Blick ab, um ihn nicht ansehen zu müssen, denn er ahnte den hasserfüllten Blick schon voraus… ~*~*~*~ Was zum Merlin hatte Harry vor? Der Sprung aus dem Bett mit dem Zauberstab... Er wollte doch nicht... Dracos Augen weiteten sich leicht. Der Junge hatte doch wohl offenbar den Verstand verloren! Wenn hier irgendeiner der Slytherins mitbekommen würde, was zwischen ihnen geschah, dass sie Freunde waren, dann war er geliefert! Pomfreys Auftritt hatte etwas für sich. Die Medihexe hatte wohl genau das richtige Gefühl für Timing. Aber gebrochene Knochen? Hatte es Harry etwa derart schwer erwischt? Und ihn selbst? Er brannte darauf, es zumindest selbst zu wissen. Geblutet hatte er... Schwer sogar nach den Flecken auf seinen Kleidern zu urteilen. Hatte er sich auch etwas gebrochen? Die Fragen der anderen Schüler rauschten an ihm vorbei. Mochten sie doch rumrätseln, wer gewonnen hatte. Ihm war es vollkommen egal. „Unentschieden.“, murmelte Blaise neben ihm leise und stimmte Harry zu. Draco warf dem schwarzhaarigen Slytherin einen nachdenklichen Blick zu. Manchmal schien Blaise deutlich mehr zu verstehen, als ihm lieb war. Nach und nach leerte sich der Raum, während Pomfrey einen Schüler nach dem anderen zu sich holte. Schließlich blieben nur noch fünf Schüler übrig: Weasley, Granger, Pansy, Harry und Draco, diejenigen, die dem Zentrum der Explosion am nächsten gewesen waren. ~*~*~*~ Harry hatte sich wieder zurückgelegt und die Decke über den Kopf gezogen, als die anderen nacheinander gegangen waren. Er wollte schlafen, ihnen nicht ins Gesicht sehen müssen. Oder wahlweise mit Draco alleine sein, damit er diese hässlichen Kratzer aus seinem Gesicht wischen konnte, aber dafür würde er warten müssen… Es war Ron, der die sich ausbreitende Stille im Raum durchbrach. Seine Stimme war misstrauisch. „Sag mal, Mione, was hatte eigentlich dein Auftritt vorhin zu bedeuten? Warum hast du… die Freundin von dem Frettchen gerettet?“ Er sagte das so abfällig, wie es nur ihm möglich war. „Ist dir eigentlich bewusst, dass es ihr Vater hätte sein können, der Percy umgebracht hat?“ ~*~*~*~ „Dein Bruder wurde umgebracht?“ Eigentlich hatte Pansy ja in die Luft gehen wollen, aber jetzt lag Verblüffung in ihrer Stimme. „Im Tagespropheten stand, dass es ein Unfall gewesen wäre!“ Draco sah sie nachdenklich an. Wenn das im Tagespropheten stand... Dann hatte das Ministerium wohl auf diesen ganzen Informationen immer noch den Daumen drauf. Man konnte den Tod von Percy Weasley nicht verheimlichen, aber man konnte offenbar die Todesursache vertuschen. Ahnte das Ministerium nicht, wie ahnungslos es sich damit seine Bevölkerung hielt? Wie schutzlos und unvorbereitet? „Ich glaube kaum, dass Pansy etwas für das kann, das ihr Vater möglicherweise getan hat, Wiesel. Du solltest mit solchen Pauschalurteilen vorsichtig sein.“ Dracos Stimme war ruhig und beherrscht, wirkte aber zugleich arrogant und kalt. Pansy sah ihn an und ihre braunen Augen leuchteten. Er nahm sie in Schutz! ~*~*~*~ Ron funkelte in seine Richtung. „Halt die Klappe, Malfoy!“, knurrte er. „Von dir will ich nicht mal reden! Du verheimlichst es ja nicht mal, dass du Menschen töten willst!“ Er wandte sich wieder an Hermione, die ihn ansah, als hätte er sie geschlagen. „Warum verteidigst du dieses…“ Ihm fehlten die Worte. Ihr auch. Hermione war den Tränen nahe. Sie hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde, wenn Ron dahinter kam, aber… „Sie hat Hilfe gebraucht!“, rief sie, schüttelte ihre Hilflosigkeit ab. „Hätte ich sie da liegen lassen sollen?“ „Ja!“ Ron schrie fast schon. „Sie war schutzlos!“ „Jemand anderes hätte das tun können! Das Frettchen zum Beispiel! Schließlich ist sie… seine Freundin!“ Wieder lag Verachtung in seiner Stimme, als er Pansy so titulierte. „Er hat sich für sie duelliert!“, rief das braunhaarige Mädchen. Sie fühlte sich zunehmend in die Ecke gedrängt durch seine Wut. Es grenzte fast schon an Ironie. Sie hatte sich mit Pansy angefreundet, weil sie beide das gleiche Problem hatten, dass sie unerwiderte Liebe empfanden. Und jetzt tat sie alles, um ihrer Liebe klar zu machen, dass es kein Fehler gewesen war, damit er sie nicht verachtete… Sie konnte ihn ja verstehen, verstand seinen Blickpunkt, seinen… Schmerz, aber das hieß doch nicht, dass sie ihre Freundin… im Stich lassen konnte! „Er hatte gar keine Zeit dafür!“ Unter seiner Decke rollte sich Harry noch ein bisschen mehr zusammen. Er wollte das alles gar nicht hören! Er wollte nicht hören, dass Malfoy sich für sie duelliert hatte… ~*~*~*~ „Er hat...“ Pansy starrte Draco jetzt mit offenem Mund an. Er hatte sich für sie duelliert? Wirklich? Das war... mehr als sie jemals erwartet hatte. Mochte er sie doch? ...liebte er sie sogar vielleicht? „Und uns Slytherins wirft man Starrsinn und Verbohrtheit vor. Mal abgesehen von Gemeinheit.“ Draco verdrehte die Augen. „Fass dir an die eigene Nase, Wiesel. Wie viel besser bist du, wenn du andere genauso behandelst? Kein bisschen.“ Er verzog angewidert das Gesicht. Er fand es zwar selbst reichlich seltsam, dass sich Granger um Pansy gekümmert hatte, aber zu einem gewissen Grad war er ihr dankbar dafür, wäre es doch sonst auch irgendwie seine Aufgabe gewesen. „Was bildest du dir eigentlich ein, Weasley?“, fauchte Pansy in dem Moment los. „Du hast kein Recht hier irgendjemanden zu kritisieren! Du wärst doch selbst viel zu feige gewesen, irgendwem zu helfen!“ ~*~*~*~ Rons Gesicht verzerrte sich vor Wut. „Todesser!“ Seine Stimme war dunkel und hasserfüllt, als er erst Pansy, dann Draco und schließlich Hermione anstierte. „Und du stellst dich auf ihre Seite!“ Das Mädchen war nun wirklich verzweifelt. Sie zitterte und starrte ihn an. „Ron, du weißt, dass das nicht wahr…“ „Ach nein?“, fuhr er ihr über den Mund und funkelte sie an. „Du hast ihr geholfen! Du…“ Er verstummte, als eine tonlose, gedämpfte Stimme seine Worte untergrub. „Willst du Hermione vorwerfen, dass sie das tun, was man von ihr als Vertrauensschülerin und als Mensch erwartet?“ Ron fuhr zu Harry herum. Sehen konnte er ihn nicht, da der Schwarzhaarige noch immer unter seiner Bettdecke lag, aber er wusste, dass er da war. „Was redest du da?“ „Wenn sie ihr nicht geholfen hätte, wer hätte dann noch sagen können, sie wäre besser als die, die du so verachtest? Hermione hatte vollkommen Recht damit, was sie getan hatte. Ich hätte nicht gewollt, dass sie wirklich stirbt…“ Er verstummte, schloss seufzend die Augen, als er sich bewusst wurde, dass er kurz zuvor noch alles dafür gegeben hatte, genau das zu erreichen. „Du wolltest nicht…“ Ron war sprachlos - zumindest kurzzeitig. „Das sah aber ganz und gar nicht so aus. Wieder ein Seufzen. „Ich weiß.“, murmelte Harry. „Und es tut mir Leid…“ „Das glaub ich einfach nicht!“, fuhr Ron wieder auf. „Was ist denn nur los mit euch beiden? Nicht nur, dass du Malfoy nicht mehr als Feind betrachtest, nein, du stellst dich auch noch auf die Seite der Feinde! Sind die Gerüchte vielleicht doch wahr? Stehst du auf der Seite des Unnennbaren?“ Ron hatte die Beine aus dem Bett geschwungen, war dabei aufzustehen, als Harry sich noch ein wenig kleiner machte. Es tat weh. Wie konnte der Rotschopf das nur denken… Es war doch genau anders rum! Malfoy… stellte sich auf ihre Seite! Nur, das konnte er nicht hier sagen, nicht vor Parkinson… vor Pansy… ~*~*~*~ Todesser. Draco schürzte leicht die Lippen bei dem Wort. Das war er wohl wirklich in den Augen der meisten Schüler. „Du bist wirklich der größte Idiot dieser Welt, Weasley, wenn du nicht einmal deinen Freunden traust.“ Die Stimme des blonden Slytherins war kalt und verachtend. Pansy schaute verwirrt von Draco zu Weasley und wieder zurück. Was zum Merlin ging hier vor? Das war sehr viel eher eine Zurechtweisung als ein wirklicher Streit! ~*~*~*~ Auch Ron blickte seinen Widersacher an. „Wage es nicht zu behaupten, ich würde ihnen nicht vertrauen!“, fauchte er. ~*~*~*~ „Tust du nicht.“ Draco blickte ihn mit Eiseskälte in den Augen an. „Ansonsten würdest du uns allen dein elendes Herumgejammer und Gekeife ersparen. Ehrlich: Du langweilst mich.“ ~*~*~*~ „Es ist mir völlig egal, ob du dich langweilst!“, schnappte Ron zurück, dann stand er auf, ging zu Harrys Bett hin und zog diesem die Bettdecke weg. „Ich verlange eine Erklärung!“, forderte er von der zusammengekauerten Gestalt dort. Harry wandte das Gesicht ab, versteckte es unter seinem Arm. Was sollte er denn sagen? Er konnte Draco nicht verraten. „Du kannst das nicht begreifen.“, sagte er ebenso tonlos wie zuvor. Er musste Zeit gewinnen. Er musste seine Maske wieder finden, bevor er ihn ansah… „Es ist ein Gefühl…“ Er hatte es doch schon einmal erklärt. Damals war es noch so viel einfacher gewesen. Harry richtete sich auf, blickte seinen Freund ruhig lächelnd an. „Es ist ein Gefühl, das Schwarz und Weiß nicht voneinander trennt. Warum glaubst du, dass ich euch verrate? Ich habe den Todessern Rache geschworen, nicht denen, die sich dafür halten oder dafür gehalten werden.“ Es war das erste Mal, dass er wirklich davon sprach, dass er seinen Plan irgendjemandem gegenüber auch nur ansatzweise erwähnte. Und auch wenn es ihm nicht leicht fiel, es musste jetzt sein. Er musste das ja auch nicht vertiefen. Harry hob die Hand und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, um Zeit zu gewinnen, um sich seine nächsten Worte sehr genau zu überlegen, denn er wollte Ron nicht noch weiter reizen. „Ist es dir nicht aufgefallen?“, fragte er leise. „Voldemort ist schon seit Monaten da draußen und er hat sie noch nicht gerufen. Er hat weder Malfoy noch Parkinson gerufen. Meinst du nicht, dass das einen Grund hat? Sie haben nicht das Zeichen, das ein Todesser auf seinem Arm hat.“ „Sie sind Anwärter!“ Ron war verzweifelt. Er fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen weggezogen wurde. „Woher willst du das wissen?“ Die Argumentation wäre so viel einfacher, wenn Pansy nicht da war. Er könnte Ron sagen, dass Draco kein Todesser mehr werden wollte, und dieser könnte es ihm bestätigen, aber so… „Harry, du kannst nicht allem und jedem eine zweite Chance geben!“ „Warum nicht?“ „Weil… weil…“ „Ron… gib es auf.“ Hermione war aufgestanden und zu ihnen herübergekommen, legte ihm jetzt eine Hand auf die Schulter. „Es gibt Dinge, die sich dem Verstand entziehen. Harrys Denken ist eine solche Sache. Er hat mir eine zweite Chance gegeben. Er hat Remus eine zweite Chance gegeben, als er von dessen Krankheit erfahren hat. Und sogar Sirius hat er angehört und verziehen… Er wollte doch sogar Wurmschwanz’ Leben verschonen, erinnerst du dich?“ „Du bist doch nicht besser!“, gab er zurück, aber es war längst nicht mehr so hart. Ron war einfach nur noch verzweifelt. Hermione lächelte. „Wenn eine Sache sicher ist, dann die, dass weder Malfoy noch Pansy deinen Bruder umgebracht haben. Sie waren hier. Und du weißt ebenso gut wie ich, dass man für die Fehler seiner Eltern nichts kann.“ Er blickte sie an, nickte schließlich seufzend und ließ Harrys Decke los. „Ich… ent… entschuldige, Mione.“ Sie schloss erleichtert die Augen und als sie sie wieder öffnete, lag Vergebung darin. „Schon gut.“ „Harry?“ „Hast du es verstanden?“ Der Rotschopf nickte schwach. „Komm her.“ Harry griff nach seiner Hand und zog ihn zu sich heran, um ihn zu umarmen. „Danke.“, flüsterte Ron. „Vielleicht habt ihr ja Recht…“ „Ganz bestimmt haben wir Recht.“, lächelte Harry, ließ sich den Schmerz, der sich in seinem Oberkörper ausbreitete, weil er ihn verbog, nicht anmerken. „Niemand ist einfach so böse… jeder hat einen Grund, nur dass wir diesen Grund nicht kennen…“ Ron seufzte und ließ ihn wieder los. „Trotzdem…“ „Ja?“ Er stieß ein ärgerliches Geräusch aus. „Sie hat sich nicht einmal bedankt!“ Harry lachte. „Woher willst du das wissen? Warst du wach?“ „Sie ist nach mir aufgewacht!“ „Auch darüber kannst du dir nicht sicher sein!“ ~*~*~*~ Draco hörte den Gryffindors schweigend zu. Harry wollte sich also an allen Todessern rächen. So war das also... War das der große Plan? Harry war wohl wirklich ein solcher treuherziger Kerl, dass er jedem eine zweite Chance gab. Sogar ihm... Ihm, der ihm soviel in all den Jahren angetan hatte... Die Erinnerung und die Schuld trafen ihn mit brachialer Gewalt. Er hatte gar nicht gewusst, dass sein Gewissen derart empfindlich sein konnte... Eine bittere Lektion. Als die große Versöhnungsszene kam, sah er weg. Klar, er hatte diese ganze Geschichte gerade zu forcieren gesucht und irgendwie hatte das ja offenbar auch geklappt, aber er konnte sich das einfach nicht antun. Ihm wurde nahezu schlecht bei dem Anblick und er wusste nicht, ob das an dieser elenden Harmonie lag oder an diesem bohrenden Schuldgefühl in seinem Inneren. Der Blick aus seinen grauen Augen traf Pansys. Sie fixierte ihn forschend, schien ihn nahezu durchleuchten zu wollen. Verdammt, sie kapierte auch langsam, dass irgendetwas geschah, dass sich die Dinge änderten. Er brach den Blickkontakt ab, schaute auf seine Hände. Auch sie waren von roten Linien überzogen. Er wüsste nur zu gerne, was geschehen war... Aber noch nicht einmal dieser Ablenkungsversuch funktioniert. Er seufzte unhörbar, ließ sich zurückfallen und starrte an die Decke. Hoffentlich kam er hier bald raus. ~*~*~*~ Es war nicht Draco, den Mme Pomfrey holte, es war Ron, der sich schweren Herzens und mit letzten versichernden Blicken zu Harry und Hermione und einem bösen Richtung Slytherins von dannen machte. Hermione blickte zu Harry, der nach seiner Decke zu angeln versuchte und half ihm schließlich. Dann sah sie zu Pansy hinüber. Ihre Augen stellten die stille Frage, ob alles okay war. Und sie wollte sich für Ron entschuldigen. Nur… ob Malfoy davon erfahren durfte? Sie warf einen Blick zu dem zur Decke starrenden Blonden. Ob das Pansy nicht Schwierigkeiten machen würde… Und dann war da noch etwas. Draco hatte Harry verteidigt. Nicht wirklich offensichtlich, sondern versteckt, aber er hatte es getan. Und Harry… er wirkte nicht wie ein Verliebter. Gar nicht. Der Junge legte sich nur äußerst vorsichtig zurück und schloss die Augen. Und jetzt? Was war denn nun Sache? Wieder blickte sie zu Pansy hinüber. ~*~*~*~ Pansy erwiderte Hermiones Blick stumm. Sie hatte das Gefühl, als wenn gerade alles nur aus Fragezeichen bestand. Einerseits hatte sich Draco offenbar für sie eingesetzt, das hieß also, dass sie ihm nicht gleichgültig war - dann mussten sich Potter und Draco wohl ein wirklich fulminantes Duell geliefert haben und jetzt das hier! Aber andererseits suchten die beiden keinen übermäßigen Blickkontakt, machten sich keine übermäßigen Sorgen, nichts! Draco hatte zwar Potter gerade irgendwie geholfen - Bei Merlin! Wie auch immer! -, aber mit versteckten Karten. Das war doch zum Verrücktwerden. „Wie lange sind wir eigentlich schon hier?“, fragte Draco in diesem Moment. Er wandte sich an niemand Bestimmtes und starrte weiterhin zur Decke. Seine Stimme klang ein wenig heiser, so als müsste er sich gerade wegen irgendetwas zusammenreißen, was auch tatsächlich der Fall war. Irgendetwas - er konnte selbst nicht genau sagen, was es war, es fühlte sich an wie eine Mischung aus Schuldgefühlen und Welt vernichtender Wut - tobte in ihm und musste mit aller Gewalt im Zaum gehalten werden. Pansy zuckte hilflos mit den Schultern und sah Hermione an. Wenn, dann wusste sie das, oder? ~*~*~*~ „Seit etwa einem Tag. Nein, seit einem Tag und vier Stunden…“ Sie hatte auf die Uhr geschaut und sich daraufhin verbessert. „Und die meisten waren die komplette Zeit ohne Bewusstsein. Mal ganz ehrlich, Jungs, hättet ihr nicht wenigstens auf uns Rücksicht nehmen können, wenn ihr euch schon an die Gurgel geht?“ Ihr vorwurfsvoller Ton hing im Raum, doch Harry beachtete ihn nicht. Er antwortete auch nicht mehr. Seine Gedanken hingen bei dem letzten Zauber. Nur ein Expelliarmus. Und auch von Draco war nichts weiter als der Schildbrecher und ein Expelliarmus gekommen. Ganz egal wie angestrengt er nachdachte, Draco hatte nichts anderes gezaubert! Es waren nur diese zwei Zauber gewesen! Nur… Wie kam dann diese Explosion zustande? Hatte vielleicht ein unbekannter Dritter ihnen dieses Ei ins Nest gelegt? Und wenn, wer? Gedankenversunken rutschte er noch ein bisschen tiefer unter die Decke, zog sie über den Kopf. ~*~*~*~ So lange also schon... Was wohl hieß, dass es sie alle ziemlich schwer erwischt hatte. Erschreckend. Draco setzte sich bei Grangers letzten Worten ruckartig auf. „Bei allem vor der Explosion - nein. Und ehrlich: Es war mir scheißegal, ob irgendwer etwas abbekommt. Aber für die Explosion kann keiner von uns was. Ich habe nur einen simplen Schildbrecher und einen Expelliarmus gezaubert. Keine Schwarze Magie. Nichts, was wirkliche Zerstörungskraft besaß. Und bei Potter sah es kaum anders aus. Gerade du solltest nachdenken, ehe du irgendwelche Vorwürfe machst. Du tust doch sonst so schlau.“ Dracos graue Augen fixierten Granger mit einem harten Glanz. Solche dämlichen Vorwürfe waren gerade das allerletzte, was er hören konnte. ~*~*~*~ Hermione zuckte zurück. Sie hatte das im Spaß gesagt, nicht ernst gemeint, denn es war klar, dass bei einem Zaubererduell die Fetzen… „Du hast was? Einen Schildfluch und Expelliarmus?“ Es hatte ihre Gedanken erreicht, was das bedeutete. Es war nicht Malfoys Schuld gewesen, denn ob sie wollte oder nicht, sie glaubte ihm. Aber das hieß doch… Sie fuhr herum. „Harry, was hast du gezaubert?“ Ihre Stimme klang atemlos. „Expelliarmus.“, kam es irgendwo aus den Tiefen der Decke. Sie starrte auf den Stoffhaufen, unter dem er sich verbarg. Das war doch… Das war doch… Sie hatte so etwas doch schon mal… in diesem Buch über… „Ich muss weg!“, rief sie, schnappte sich ihren Umhang, warf ihn über und rauschte aus dem Raum, ohne noch etwas zu sagen. Harry wühlte sich aus seinen Decken, sah nur noch die Tür zufallen, als Poppy hereinkam und im nächsten Augenblick begriff, was passiert war. Sie riss die Tür auf. „Miss Granger! Kommen Sie sofort zurück! Ich habe Sie noch nicht entlassen!“ Doch Hermione kam nicht. Harry blickte zu Draco, dann zu Pansy. Musste er das verstehen? ~*~*~*~ Mit unbewegter Miene, aber innerlich doch reichlich verwundert sah Draco Granger nach. Was war das denn jetzt schon wieder? Drehte sie jetzt vollkommen durch. Na, von ihm aus... „Was hat sie denn?“, fragte Pansy verblüfft. Draco zuckte mit den Schultern. „Vielleicht einen Bibliotheksanfall oder so...“ Das Slytherinmädchen warf ihm daraufhin einen überraschend giftigen Blick zu, den er jedoch gekonnt ignorierte. Keine zehn Minuten später wurde Pansy von Madam Pomfrey abgeholt. Was wohl entweder bedeutete, dass sie Granger noch erwischt hatte oder aber es aufgegeben hatte, die Gryffindorschülerin zurückzuhalten. Somit waren sie jetzt also allein. Draco warf dem Gryffindor ihm gegenüber einen prüfenden Blick zu. Er lag noch immer in seine Decken gewickelt und rührte sich nicht. Nicht gerade großartige Bedingungen, um ein Gespräch anzufangen. Doch die Zeit dazu hatte er sowieso nicht. „Nun zu Ihnen beiden.“ Die Medihexe betrat den Raum und baute sich vor ihnen auf. Das roch nach Ärger. „Sie beide waren dem Zentrum der Explosion am nächsten und entsprechend waren Ihre Verletzungen am schlimmsten.“ Ihr Blick war ernst und Draco hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. Die Bezeichnung ‚ernst’ war wohl vermutlich noch untertrieben... „Wenn Professor Dumbledore nicht gewesen wäre, dann wären Sie beide jetzt tot. Mit seinen schnellen Heilzaubern hat er Ihnen beiden das Leben gerettet. Machen Sie sich das bitte bewusst.“ Draco senkte den Blick, wurde jedoch genau in dem Augenblick von der Krankenhexe angesprochen. „Mr Malfoy, sehen Sie mich bitte an.“ Mit einem leisen Seufzer auf den Lippen blickte er auf. Sie sprach einen Diagnosezauber und beobachtete ihn kritisch. „Können Sie klar sehen? Haben Sie Schmerzen?“ „Nein, ja.“, antwortete er perplex. „Sehr schön... Dass Sie Ihr Augenlicht noch haben, haben Sie Professor Snape zu verdanken. Sein Zaubertrank hat Sie davor bewahrt, zu erblinden.“ Dracos Gesicht wurde blass. So ernst war es gewesen? „Öffnen Sie die Augen bitte weiter. Kopf in den Nacken.“ Pomfrey trat zu ihm hin und träufelte ihm eine milchige Flüssigkeit in die grauen Augen. „Augen schließen.“ Gehorsam tat er, was sie sagte. Was hätte er auch sonst tun sollen? Er spürte, wie sich die Flüssigkeit in seinen Augen verteilte und öffnete sie dann langsam wieder. Jetzt war das Bild leicht verschleiert. „So, das wird die Heilung noch einmal unterstützen. Es kann sein, dass Ihre Sicht in den nächsten Stunden wieder schlechter werden wird. Das liegt dann an den Tropfen. Diese nehmen Sie jede Stunde.“ Sie stellte das Fläschchen auf seinen Nachttisch. „Und jetzt ziehen Sie bitte Ihr Oberteil aus...“ Gehorsam kam Draco ihrer Aufforderung nach. Auch sein gesamter Brustkorb war mit roten Striemen übersät. „Sehr schöne Wundheilung... Es dauert nur noch ein bisschen, dann sind auch die Striemen weg. Narben werden keine bleiben...“, stellte sie fest und drückte kurz mit den Fingerspitzen auf seine Rippen. „Ihre Rippen sind auch wieder heil, sehr schön.“ „Was genau...“, begann Draco, wurde von der Medihexe aber sofort wieder unterbrochen. „Was genau Sie an Verletzungen hatten? Das ist ein ganzer Katalog, Mr Malfoy. Gebrochene Knochen: Rechter Knöchel, linker Oberschenkel, rechter Arm, die oberen vier Rippen. Dazu kam ein extrem hoher Blutverlust, der sie beinahe das Leben gekostet hat, aufgrund der vielen Scherben, die sich in ihren Körper gebohrt haben. Verletzung der Augen bis zur Erblindung sowie zwei geplatzte Trommelfelle. Noch Fragen?“ Draco schüttelte stumm den Kopf. Er war noch immer betroffen. Wie hatte das nur geschehen können? Was zum Merlin war nur schief gelaufen? Die Krankenhexe wandte sich derweil Harry zu. „Nun zu Ihnen, Mr Potter. Sie haben ihre gesamten Rippen zertrümmert und damit Ihre Lunge nahezu zerfetzt. Ihr Leben stand auf Messers Schneide. Dass Sie noch unter uns weilen, haben Sie - wie bereits gesagt - Professor Dumbledore zu verdanken. Außerdem ist es der Beitrag des ausgezeichneten Heiltranks von Professor Snape, dass Ihre zerschmetterte Brustwirbelsäule wie neu ist.“ Die Miene der Krankenschwester war scheinbar ruhig, doch das Glitzern in ihren Augen verriet, dass sie aufgewühlt war und die Verletzungen der beiden so ausbreitete, damit diese begriffen, wie schrecklich das Ausmaß dieses Unfalles war. Und dass sie in ihnen die Ursache für dieses Geschehnis sah. Dumbledore, der von den Figuren der Porträts im Klassenraum gewarnt worden war, dass dort etwas Schreckliches geschah, hatte zwar gesagt, dass den beiden wohl keine Schuld zukam, die Medihexe zweifelte daran jedoch erheblich. ~*~*~*~ Harry rührte sich noch immer nicht. Er wollte einfach nicht hören, was passiert war, und er wollte keine Vorwürfe hören. Schon gar nicht von ihr. Er war Dumbledore ja dankbar, das musste sie ihm nicht vorhalten! „Mr Potter, ich rede mit Ihnen, also sehen Sie mich an!“ Er zog die Decke vom Gesicht und starrte ihr ins Gesicht. Toll. Und weiter? „Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe?“ Nein, na und? „Rippen zerschmettert, Lunge zerfetzt, Wirbelsäule zerschmettert. Sie waren einfallsreich, was die Beschreibung betrifft.“, gab er zurück. „Was meinen Sie denn, was ich hätte ändern können? Ich wollte doch nicht sterben! Das wäre einfacher gegangen, als D… Malfoy herauszufordern!“ „Mr Potter, jetzt hören Sie mir mal zu! Sie…“ „Wir haben nichts getan!“, rief er aufgebracht und hätte sich wohl aufgesetzt, hätte sein Rücken das zugelassen. „Keine wirklich gefährliche Magie, keine Schwarze! Es war nur ein Unfall!“ Sie sah ihn an, als würde sie ihm am liebsten die Ganzkörperklammer an den Hals zaubern, damit er die Klappe hielt. Und sie glaubte ihm auch nicht, das konnte Harry ganz deutlich erkennen. Er drehte den Kopf Richtung Fenster und starrte hinaus. Sie sollte verschwinden! Ganz schnell! „Ich kann nicht glauben, wie Sie mit mir reden!“ Mme Pomfrey hatte ihre Sprache wieder gefunden. „Sie sollten mir dankbar sein, dass Sie hier sind und nicht…“ Harrys Lächeln ließ sie verstummen, als er sie wieder ansah. „Ich bin Ihnen dankbar!“, sagte er leise und das musste sie ihm glauben, auch wenn er es nicht so meinte, wie sie wahrscheinlich dachte. Klar war er ihr dankbar, dass er kein Krüppel geworden war, dass er nicht gestorben war, denn er hatte trotz allem, oder seit neustem ja gerade vor, seinen Plan in die Tat umzusetzen, aber die wirkliche Dankbarkeit galt ihr wegen Draco. Sie hatte ihn davor bewahrt, blind zu werden. Und taub. Und tot… Sie hatte Dracos Leben gerettet! Es war erstaunlich, wie viel ihm das bedeutete. Es bedeutete ihm mehr als alles andere. „Wirklich.“ Sie lächelte ihn an. „Das freut mich. Und es beruhigt mich.“ Wegen seines Ausbruchs vorher hatte sie schon gedacht, er wäre lebensmüde geworden, aber er hatte diese Sorge zerschlagen. Harry konnte sich nicht mit ihr freuen. Und beruhigen tat es ihn auch nicht. Die Vorstellung, Draco Malfoy könnte durch einen Fehler von ihm gestorben sein… Die Vorstellung, er hätte sterben können, ohne dass er etwas dagegen zu unternehmen versucht hätte… Die bloße Vorstellung, dass er tot war, egal aus welchem Grund, dass er einfach nicht mehr da war, erschreckte ihn zutiefst. Wenn Sirius das wüsste. Wenn er… Er erbleichte, dass Mme Pomfrey alarmiert näher zu ihm trat, als er sich jetzt doch hektisch aufzurichten versuchte. „Was haben Sie denn? Was… bleiben Sie doch liegen!“, stotterte sie, doch Harry hörte nicht. „Was ist mit Tonks? Was ist mit ihr? Geht es ihr gut?“ Panik stand in seinem Gesicht. Alle hatten überlebt, auch Draco, aber Tonks hatte er nirgends gesehen… Was war mit ihr passiert? ~*~*~*~ Schweigend hatte Draco Harrys Ausbruch gelauscht. Er hatte ja Recht. Sie konnten nichts dazu und diese Vorwürfe waren mehr als nur sinnlos. Natürlich waren sie beide froh und dankbar, dass sie gesund und vor allem lebendig waren. Was für eine Frage! „Professor Tonks geht es gut. Sie hatte genauso viel Glück wie Sie alle. Sie erholt sich im Nebenraum noch von Ihren Verletzungen, wird den Unterricht aber morgen wieder aufnehmen können.“ Pomfrey bemühte sich um einen beruhigenden Tonfall. „Es ist alles in Ordnung mit ihr. Sie hatte das... Glück, dass ein Schrank über sie gekippt ist und sie vor dem schlimmsten geschützt hat. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Mr Potter.“, sagte die Medihexe eindringlich. Draco zog die Beine wieder an und starrte auf die Szene. Das Bild war verschwommen und so war es schwer, in Harrys Miene zu lesen. Ihm lag wohl wirklich etwas an dieser Frau. Und ihm selbst? Wenn Draco ehrlich war, dann hatte er sich eigentlich um niemanden wirklich Gedanken gemacht. Nicht einmal um sich selbst. War er wirklich schon so sehr abgestumpft, dass es ihm gleich war? Oder konnte er diese ganze Geschichte einfach noch nicht erfassen? Ließ er sie nicht an sich heran? ~*~*~*~ Die Medihexe verabreichte Harry noch etwas, dann verließ sie sie mit einem ernst gemeinten Hinweis auf ihre Schonung und Schlaf. Harry nickte nur, dann sah er zu Draco hinüber, der geschwiegen hatte. Warum wohl… „Was denkst du gerade?“, fragte er leise, als die Tür zugefallen war und noch immer nichts kam. ~*~*~*~ Langsam senkte Draco die Augen und schaute auf seine Knie, die er mittels seiner Arme eng an seinen Körper gezogen hatte. „Darüber möchte ich gerade nicht reden...“, erwiderte er leise. Er konnte diese Gedanken nicht in Worte fassen, sie in Worte bringen. Er wollte es auch nicht. Er hatte Angst davor, dass es Harry erschrecken würde – und ihn selbst. ~*~*~*~ Harry nickte leise. Dann nicht. War ja auch ein Schock, wenn man gesagt bekam, dass man geradeso überlebt hatte… Irgendwie konnte er es verstehen. Wieder blickte er zu ihm hin. Diese roten Linien im Gesicht waren wirklich abschreckend, auch wenn er sie ohne Brille nicht deutlich sah, und auch wenn Mme Pomfrey gesagt hatte, dass keine Narben blieben… „Draco, kannst du aufstehen?“ ~*~*~*~ Der Blonde schaute wieder zu dem Gryffindor hinüber. „Klar.“ Zumindest ging er davon aus. Er hatte ja so keine Schwierigkeiten sich zu bewegen – im Gegensatz zu Harry –, also gab es keinen Grund, warum er nicht aufstehen können sollte. Er schob die Beine aus dem Bett, setzte die nackten Füße auf den Boden. Einen winzigen Augenblick zögerte er, dann drückte er sich ab – und stand. Sehr problemlos. Er verspürte ein leichtes Ziehen in den ehemals gebrochenen Knochen, aber das war harmlos. Draco schaute fragend zu Harry hinüber. Und jetzt? ~*~*~*~ Der Junge lächelte. „Komm mal kurz her.“ Er stemmte sich hoch und langte über seine rechte Schulter nach hinten zum Nachttisch, wo Mme Pomfrey ihm seinen Zauberstab hingelegt hatte, den sie ihm abgenommen hatte. „Wollen wir doch mal sehen, ob wir dieses fiese Aussehen nicht ändern können.“ ~*~*~*~ „Fies?“ Draco zog gespielt empört eine Augenbraue hoch. „Ist das nicht vielmehr verwegen?“ Ein leichtes Grinsen huschte über seine Lippen. Diese Striemen sahen wirklich brutal aus – aber sie taten ja nicht weh, daher waren sie ihm recht egal. Dennoch schritt er zu dem Bett des Gryffindors hinüber und ließ sich auf der Bettkante nieder. ~*~*~*~ Harry hob seinen Zauberstab und überlegte, wie der Spruch ging, den ihm Hermione beigebracht hatte, als Dracos Hand so kaputt war. Er brauchte nicht wirklich lange. Er konnte sich noch sehr gut an die Worte erinnern. Auch an die Situation… „Es wird wehtun, das weißt du.“, sagte er, dann bewegte er den Stab. Seine Stimme war leise, die Berührung kaum zu erahnen. Er wusste, was es bringen musste, hatte auch beim letzten Mal gesehen, dass es wehgetan hatte und das nicht zu knapp, aber… „Sanus…“ ~*~*~*~ Draco erinnerte sich augenblicklich wieder an den Spruch - und an den Schmerz. Doch ehe er sagen konnte, dass ihm diese Striemen dagegen deutlich lieber waren, sprach Harry bereits den Zauber. Der Schmerz war gleißend, brennend und kalt zugleich. Er überzog seinen gesamten Körper. Jeder einzelne auch noch so winzige Schnitt riss tiefer und tiefer ein, bohrte sich in seinen Körper hinein, bis er das Gefühl hatte, vollkommen in Fetzen geschnitten zu werden. Ein leises Aufstöhnen kam über seine Lippen, dann biss er die Zähne fest zusammen. Sternen tanzten vor seinen Augen und er kniff sie zusammen, wollte die Zeugen seiner Pein nicht sehen. Unwillkürlich krümmte er sich zusammen, um dieser glühenden Woge zu entkommen, doch es ging nicht. Sie war überall... Überall... Ein leiser Aufschrei entfuhr ihm, als die Woge ihren Höhepunkt erreichte. Dann verging sie... Sein Atem ging stoßartig. Langsam öffnete er die Augen und stellte fest, dass er es geschafft hatte, halb über Harrys Beinen zu landen. „Nie wieder... dieses Zauber...“, sagte er leise, während er die Hand hob und sie begutachtete. Die roten Striemen waren verschwunden. Nur noch helle Streifen, die sich kaum von seiner Haut unterschieden, waren geblieben. ~*~*~*~ Mit deutlich schlechtem Gewissen nickte Harry. Das hatte er so nicht kommen sehen. Er hatte ja mit Schmerzen gerechnet, aber so… „Tut… Entschuldige, ich wollte nicht…“ Er verstummte. Nein, er hatte ihm nicht wehtun wollen, hatte ihn doch heilen wollen, aber vielleicht hätte er auf Mme Pomfrey vertrauen sollen… Es hatte doch einen Sinn gehabt, warum sie es nicht so gemacht hatte… Oder… „Ich werde einen anderen Spruch suchen.“, murmelte er leise. Er war davon überzeugt, dass er ihn noch häufig gebrauchen konnte, wenn er weiterhin mit Draco Malfoy befreundet war. Das hatte ihm dieser bereits bewiesen. ~*~*~*~ Draco atmete noch ein paar Mal durch, dann richtete er sich langsam wieder auf. Die blonden Haare hingen ihm noch wirrer ins Gesicht als zuvor. Unwirsch strich er sie beiseite. „Okay... Dein Versuchskaninchen hast du ja schon.“ Ein schiefes Lächeln huschte über Dracos Lippen, dann wurde es ein wenig breiter, ehrlich. „Dennoch: Danke. Ich weiß deine Mühe zu schätzen.“ Er stockte kurz. „Und? Sehe ich jetzt weniger... fies aus?“ ~*~*~*~ „Du hast mich falsch verstanden!“, moserte Harry. Er hatte das Verzeihen in Dracos Augen gesehen und war darüber unendlich erleichtert. Er hätte nicht gewusst, was er gemacht hätte, wäre Draco ihm böse gewesen. Aber jetzt blitzte irgendwo in den Tiefen seiner Augen der Schalk auf, als er Draco in die Wange piekste. „Du siehst immer fies aus! Nur die Wunden… ja, die sind jetzt nicht mehr so schlimm.“ ~*~*~*~ „Herzlichen Dank. So etwas hört man auch als Junge wirklich gerne. Du siehst immer fies aus.“, äffte er Harry nach und zog eine Schnute. „Danke...“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte den Gryffindor beleidigt an. ~*~*~*~ Harry stupste ihn wieder an. „Im Ernst. Okay, ich habe deine freundliche Seite gesehen, die schöne, die nicht fies ist, aber die anderen schaust du immer an, als würdest du ihnen gleich an die Kehle springen. Haben… Pansy und Blaise es nicht verdient, dass du ihnen auch mal ein ehrliches Lächeln schenkst? So wie mir grade?“ Er nutzte bewusst ihre Vornamen, denn es wies ein wenig mehr auf Freundschaft hin als Nachnamen. Und Draco war mit ihnen befreundet. Sein Finger verharrte an Dracos Kinn, strich leicht darüber. Plötzlich war Melancholie in seiner Stimme geboren und auch sein Gesicht zeugte ein wenig davon. „Und ich… ich habe dich noch nie wirklich frei lachen hören…“ ~*~*~*~ Draco erstarrte, als Harrys Finger über sein Kinn wanderte. Diese Berührung... Brüsk konzentrierte er sich wieder auf die Worte des Gryffindors, sortierte seine Gedanken, um antworten zu können. Er war versucht, spöttisch zu antworten, um den Ernst aus dieser Situation zu nehmen, doch dann erwischte ihn die Breitseite dieses Kerngedankens. Lachen, Glück, Freude... Dinge, die ihm so fern erschienen. „Ich lache nicht gerade viel...“, sagte er leise. „Ich habe kaum einen Grund dazu. Genauso wenig jemanden anzulächeln...“ Sein Blick haftete kurz an Harrys melancholischem Gesicht und wanderte dann ins Leere. ~*~*~*~ Harry nickte. Das hatte er sich schon gedacht. Und wie es aussah, konnte er über die paar Momente tatsächlich glücklich sein, in denen Draco ihn angelächelt hatte, in denen er ihn durch sein Kitzeln zum Lachen gezwungen hatte. Denn er hatte ihm zumindest teilweise etwas Zeit verschafft, wo seine Seele nicht von irgendetwas belastet wurde. Kurz strich er Draco durch die Haare, dann krabbelte er mühsam zu ihm hin und zog ihn in die Arme. Vor ein paar Tagen war er für ihn so da gewesen und es hatte ihm geholfen. Jetzt… wollte er zurückgeben, was seine Seele vielleicht heilen konnte... ~*~*~*~ Es war regelrecht niedlich, wie Harry auf ihn zukrabbelte und ihn in die Arme zog. Dennoch blieb Draco im ersten Moment steif und ließ sich nahezu widerwillig in die Umarmung ziehen. Doch mit einem Mal schien die Spannung von ihm abzufallen. Er gab nach, lehnte den Kopf gegen Harrys Schulter und schloss die Augen. Er sah ohnehin nur noch vollkommen verschwommen.... Wozu dann die Augen noch offen lassen? Der Blonde seufzte leise, ganz leise. ~*~*~*~ Auch Harry schloss die Augen, konzentrierte sich voll und ganz darauf, Draco das zu geben, was er zu brauchen schien: Nähe. Einfach nur Nähe. Wie er sie auch brauchte. Es war unglaublich, wie ähnlich sie einander waren… Ganz sachte begann er ihn zu kraulen, zupfte gedankenverloren an den Haarspitzen und ließ los, bevor es unangenehm werden konnte, begann wieder von vorne. Die Zeit verschwamm in seinem Inneren, der Raum dehnte sich aus, beides wurde unwichtig. Wichtig war nur noch Draco; dieser zerbrechliche Geist als Mittelpunkt seines Universums. Es war fast, als würden sie schweben, nichts war mehr real. Es war wie die anderen Male, wo sie zusammen gewesen waren und doch verschieden, es ging unendlich viel tiefer, denn noch immer schwelte in Harrys Herzen der Gedanke daran, was hätte sein können, wenn ihr Zauber Draco getötet hätte. Denn das war es gewesen: Sie hatten diesen Zauber gemeinsam gewirkt. Und wenn er richtig darüber nachdachte, dann war es doch auch schon in Zauberkunst so gewesen, oder? Damals, als sie den Wasserzauber gewirkt hatten. Damals waren sie miteinander verbunden gewesen. Und heute… gestern hatten sie gegeneinander gekämpft. Was hatte das zu bedeuten? ~*~*~*~ Draco spürte, wie ihn eine angenehme Wärme überflutete. Er ließ sich fallen. Er wagte es, ließ einfach alle Anspannung hinter sich und ließ sich in diese Umarmung fallen, genoss stillschweigend die sanften Berührungen des anderen. Er stellte nichts in Frage und fühlte auf einmal fast so etwas wie Frieden in seinem Inneren... Seine Gedanken gingen auf die Reise, schweiften hierhin und dorthin, aber kehrten immer wieder zurück, so als wenn sie sich vergewissern wollten, dass das, was seine Sinne wahrnahmen, auch real war: Die warme Schulter unter seiner Wange, die vorsichtigen Finger in seinem Haar, der lebendige Atem auf seiner Haut, dieser langsam immer vertrauter werdende Geruch nach... Harry. Ironisch, dass es ausgerechnet er war, der ihm diese Nähe gab. Der Junge, den er heiß und innig gehasst hatte, gehasst bis aufs Blut, bis in den letzten Winkel seiner Seele hinein. Und nun? Nun war dieses Feuer erloschen und er fühlte sich... leer. Fast war es so, als wenn ihn nur dieser Hass lebendig gehalten hätte - und jetzt? Es gab nichts Vergleichbares mehr... Aber zurück… zurück wollte er auch nicht mehr... ~*~*~*~ Irgendwo schlug eine Uhr acht. Eine Stunde. Für Harry war es länger gewesen. Und immer noch zu kurz. Die Hand, die Draco hielt und noch immer den Zauberstab umklammerte, machte eine sachte Bewegung, während Harry lautlos den Spruch sagte, der die Augentropfen zu ihnen holte. Er wollte eigentlich nicht, dass diese Nähe unterbrochen wurde, aber er wollte genauso wenig, dass Dracos Augen doch noch blind wurden… „Dray?“, flüsterte er leise, versuchte ihm ins Gesicht zu sehen, was angesichts ihrer Positionen absolut unmöglich war. ~*~*~*~ Auch Draco hatte den Gong gehört, weigerte sich jedoch, sich zu bewegen. Er wollte einfach nicht... Er hob erst den Kopf, als Harry ihn erneut ansprach. Mit diesem Kosenamen, den er sich für ihn ausgedacht hatte. Stumm blickte er den Schwarzhaarigen an, dann griff er nach den Tropfen, die vor seiner Nase schwebten. Der Blonde legte den Kopf in den Nacken und tropfte die Flüssigkeit erst in das rechte, dann in das linke Auge und wartete einen Augenblick, bis sie sich verteilt hatte. Er harrte darauf, dass sich sein Blick noch weiter klärte, doch diesmal tat ihm das Zeug offenbar nicht diesen Gefallen. Ein milchiger Schleier hatte sich über das unscharfe Bild gelegt. Eigentlich war er versucht, sich wieder bei Harry anzulehnen, aber irgendwie... Er blieb still sitzen. ~*~*~*~ Schweigend hatte Harry gewartet, zugesehen. Irgendwie ging von der Flüssigkeit ein komischer Geruch aus. Unangenehm fast und er konnte sich kaum vorstellen, dass das helfen sollte, aber Medizin war immer scheußlich. Als Draco sich nicht weiter rührte, nichts mehr tat, nichts sagte, runzelte er die Stirn. „Was ist?“, wollte er zaghaft wissen, war sich gleichzeitig nicht sicher, ob er wirklich eine Antwort wollte. „Wirkt… wirkt es nicht?“ ~*~*~*~ „Doch, doch... Es ist nur...“ Draco schlug die Augen nieder, blickte auf seine Hände, die er kaum sehen konnte. Er fühlte sich so erbärmlich. Und er konnte noch nicht einmal sagen warum. Schuldgefühle, Leere, Einsamkeit... Alles vermischte sich zu einem Wirrwarr, den er nicht ordnen konnte. Wenn er gekonnt hätte, hätte er sich einfach auf sein Himmelbett verzogen und gewartet, bis die Welt wieder in Ordnung war. Aber so... „Ich...“ Er brach wieder ab, lehnte sich nach vorn, schmiegte sich an Harrys Schulter und sagte nichts weiter. ~*~*~*~ Harry lächelte. Irgendwie hatte er es verstanden. Nicht wirklich, er hätte nicht sagen können, was er tatsächlich gemeint hatte, aber irgendwo in sich wusste er die Antwort. „Du fühlst dich leer… Und verloren.“, sagte er leise, mehr zu sich selbst als wirklich zu Draco. „Es ist wie im Winter, wenn da Eis an den Fenstern ist und dich einsperrt. Es ist, als wärst du in einem Raum voller Menschen und keiner bemerkt, dass du da bist.“ Und jedem seiner Worte folgte genau das in sein Herz, was er sagte. Er wusste, dass es in Malfoy war, und das brachte ihn dazu das gleiche zu fühlen. Es war so ein schweres Gefühl… „Wasser, das dich einschließt und dich zu ertränken droht, oder auch Schatten, die das Licht verschlucken, obwohl du danach zu greifen versuchst. Es ist Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit…“ Harry schluckte. Sein Herz tat ihm weh. Warum fühlte Draco noch immer Einsamkeit, obwohl er bei ihm war? Ging es ihm doch nicht so wie ihm? Fühlte er sich bei ihm nicht wohl? War er bei ihm noch immer allein? „Und sie ersticken dich.“ Es erstickte seine Worte, als er die Verzweiflung über sich rollen fühlte. Er wollte Draco helfen, aber so wie es schien, war er nutzlos. Einfach nur nutzlos… zu nichts zu gebrauchen… Er kam nicht an ihn ran! „Was hast du vorhin gedacht, Dray?“, fragte er leise, sanft, drückte seine Wange gegen Dracos Schläfe, so dass sein Mund jetzt direkt neben seinem Ohr war. „Du sahst so… traurig aus…“ Es war vielleicht nicht die richtige Umschreibung, aber es passte doch irgendwie… nur halt nicht exakt… ~*~*~*~ Draco spürte die lebendige Wärme neben sich und hatte doch das Gefühl, als wenn sie ihn nicht erreichen würde... Harrys Worte... Jedes einzelne war wie ein Messerstich, ein Dolchstoß, so präzise trafen sie das Gefühl in seinem Inneren. Dieses Gefühl erstickte ihn wirklich, es tötete alles in seinem Inneren ab und hinterließ den Eindruck, als wenn es ihn langsam umbringen würde. Er konnte fühlen, wie sich die warme Wange gegen seine Schläfe drückte, wie Harrys Atem über seine Haut strich und ihn am Ohr kitzelte, während der Gryffindor weiter sprach. Er wollte antworten und wollte es zugleich doch nicht... „Es war mir gleich. Im ersten Moment war ich erschrocken, als Pomfrey gesagt hat, dass ich beinahe gestorben wäre... Dann war es mir gleich. Es war mir vollkommen egal...“ Seine Stimme klang rau und heiser. Er stockte, sprach langsam weiter, den Mund beinahe verborgen in Harrys Hemd, damit dieser ihn kaum hören konnte. „Und es war mir vollkommen gleichgültig, ob irgendjemand von den anderen gestorben wäre. Ungeachtet der Tatsache, ob ich diese Personen mag oder nicht. Es war mir vollkommen egal.“ ~*~*~*~ Harry presste die Lider aufeinander bei den Worten. Es tat weh. Es tat weh, dass er sich selbst nicht genug achtete, damit er leben wollte. Und es tat weh, dass er sein Gefühl nicht teilte… Noch niemals war etwas so sehr durch seine Seele gefetzt wie diese Worte. Nicht einmal Voldemorts Angriff oder Cedrics Tod im Frühsommer konnte da mithalten. Ohne dass er es verhindern konnte, drückte er Draco enger an sich, als hätte er Angst ihn sonst zu verlieren, presste seine Nase in das seidenweiche Haar. Tränen liefen über seine Wangen, versickerten auf seinen Ärmeln… Was tat er denn hier noch? Er hatte ihn doch schon verloren, oder nicht? ~*~*~*~ Unwillkürlich schmiegte sich Draco näher, dachte nicht darüber nach, sondern suchte nur weiter nach Nähe, Wärme, Geborgenheit. Und doch... war es so unmöglich, sie dauerhaft zu finden. Tränen brannten hinter seinen Lidern, doch er weinte nicht. Er würde nicht weinen. Niemals. Nicht um sich selbst, nicht aus Selbstmitleid. Niemals. Das konnte er nicht zulassen. Die Malfoy’sche Erziehung griff. Er zwang sich zu ruhigen, tiefen Atemzügen, bekam sich langsam wieder unter Kontrolle. Ohne es zu bemerken bezwang er die nahezu überwältigende Traurigkeit und tötete sie ab. Er entspannte sich wieder, atmete wieder normal. Ohne es zu bemerken, hatte er sich an Harry festgekrallt, die Finger regelrecht in seinen Schlafanzug gebohrt. Jetzt lockerte er seinen Griff und ließ seine Hände entspannt auf dem weichen Stoff ruhen. ~*~*~*~ Auch Harry entspannte sich langsam wieder, auch wenn er seine Tränen nicht unterdrückte. Er hätte es eh nicht geschafft, warum also versuchen. Es war seltsam. Die Wärme, die er zuvor bei Draco empfunden hatte, war verschwunden. Und ganz egal, wie sehr er auch danach suchte, sie blieb fort. Genau wie er gesagt hatte: Einsamkeit in den Armen einer anderen Person… Es war, als hätte Draco ihn angesteckt… Es war ernüchternd. Es trocknete schließlich selbst seine Tränen, auch wenn es nicht das Gefühl in ihm auslöschte… Die Gefühle. Gefühle, von denen er nicht wusste, woher sie kamen: Das Gefühl versagt zu haben, das Gefühl allein zu sein, das Gefühl fortgerissen zu werden, das Gefühl… zu sterben… sterben zu wollen. „Warum darf ich dich nicht retten?“, flüsterte er tonlos in Gedanken, in Wirklichkeit. Es war sein letzter Hilfeschrei. ~*~*~*~ Er fand nicht, was er suchte. Draco spürte zwar Harrys Nähe, aber etwas fehlte... Vielleicht war er selbst zu weit fort, um ihn noch zu erreichen. Ganz behutsam löste er sich aus Harrys Umarmung und sah ihn an. Sein Blick war noch immer nicht wieder vollkommen klar, aber er konnte die Tränenspuren auf den Wangen des schwarzhaarigen Jungen sehen. „Ich weiß es nicht... Vielleicht, weil man mich längst nicht mehr retten kann...“ Ihm war auf einmal so kalt. So unendlich kalt. „Ich... Es erreicht mich nichts mehr. Kaum noch etwas...“ Er schwieg. Einem plötzlichen Impuls folgend, zog er den Gryffindor auf einmal an sich. „Du hast gesagt, ich soll dich um Hilfe bitten...“ Irgendwie hatte er nach Hilfe gesucht, sie aber nie gefunden. Unter denjenigen nicht, die er seine Freunde genannt hatte, aber vielleicht... würde er sie bei seinem ehemaligen Erzfeind finden... Er stockte. Diese Worte waren zu gewichtig. Viel zu gewichtig, viel zu flehentlich. Sie ließen jemanden zu sehr an ihn heran. Viel zu sehr... Und er würde genau das tun, was er nicht wollte: Sich abhängig machen. Jemanden so nah an sich heranlassen, dass er ihn brauchen würde... Er barg sein Gesicht in Harrys Haarschopf. „Hilf mir. Hilf mir, mich selbst zu retten...“ Seine Stimme war so leise, dass er sie selbst kaum hören konnte. ~*~*~*~ Harry erstarrte. Die leisen Worte waren so undeutlich, aber er hatte ihre Bedeutung erkannt und vernommen. Hilfe…ein Hilfeschrei. So kläglich und bemitleidenswert, dass es kaum noch zu ertragen war. Es fachte die kleine, fast erloschene Flamme in seinem Inneren wieder an. Diese Flamme, die zuvor von Dracos Worten so vernichtend erstickt worden war. Es war, als ließe Draco wieder Luft an sie heran… Hoffnung? Er schob Draco von sich, blickte ihm ernst in die trüb-milchigen Augen. „Ich helfe dir, hörst du?“, sagte er leise, drückte versichernd die Arme, die er hielt. „Aber du musst mir etwas versprechen. Du darfst dich mir nicht verschließen. Du musst versuchen, dein Herz zu öffnen, damit du mich auch hören kannst, sonst kann ich dir nicht helfen…“ ~*~*~*~ Widerwillig ließ sich Draco von Harry fortdrücken. Er wollte nicht. Er wollte ihm jetzt nicht in die Augen sehen, aber er riss sich zusammen und tat es. Kein Verbergen, kein Verstecken. Nicht jetzt. Harry verlangte viel... Er wusste nicht, ob er ihm das geben konnte. Er wusste es wirklich nicht. Aber... „Okay... Ich werde mich... bemühen. Aber erwarte keine Wunder...“ Seine Stimme wurde leise. Und erschrecke dich nicht vor den Abgründen, die dich erwarten... Das wollte er noch hinzufügen, aber das konnte er nicht. Er hatte schon genug Zugeständnisse gemacht, sich zu weit vorgewagt. Es gab keine Wunder. Das hier, auch gerade das Aufbauen von so tiefgehendem Vertrauen, brauchte Zeit. Und er wusste nicht, ob er das schaffen würde. ~*~*~*~ Harry lächelte. Leicht nur, aber aus tiefstem Herzen ehrlich. „Ich erwarte immer Wunder.“, sagte er freundlich. „Aber ich werde Geduld haben, versprochen.“ ~*~*~*~ „Dann bin ich ja beruhigt...“ Ein schwaches, aber ehrliches Lächeln huschte über Dracos Gesicht. Jetzt war er müde. Unendlich müde. Eine Wagenladung Anspannung war von ihm abgefallen. Aber er wollte nicht fortgehen. Allein der Weg zu seinem eigenen Bett hinüber erschien ihm viel zu weit weg. Und viel zu fern von dieser Hoffnung, die er jetzt in der Dunkelheit leuchten sah. Beinahe hatte er Angst, dass dieser Funke wieder erlöschen könnte, wenn er ihn auch nur einen winzigen Bruchteil aus seiner Wahrnehmung verlor. Stillschweigend legte er den Kopf wieder auf Harrys Schulter und schloss die Augen. ~*~*~*~ „Was fühlst du jetzt?“, fragte Harry leise, während er die Arme wieder um Draco legte und ihn sachte drückte. „Was geht dir durch den Kopf?“ ~*~*~*~ „Ich kann Licht sehen, wo ich es niemals vermutet hätte...“ Draco sprach leise. „Und ich bin wahnsinnig müde... Es ist... als wenn mir eine Last von den Schultern gefallen ist, von der ich gar nicht wusste, dass sie da war...“ Dieses Gefühl selbst auszudrücken, das war ihm vollkommen unmöglich. So etwas wie Glück und Hoffnung mischten sich mit Angst, Sorge, Mut, dem Wunsch nach Vertrauen und dem Eindruck der Machtlosigkeit. ~*~*~*~ Harry lächelte, strich ihm sachte über den Haarschopf. Die Antwort freute ihn. Irgendwie. Sie vermittelte ihm das Gefühl von Vertrauen mehr denn je. „Danke.“, sagte er leise, dann wurde das Lächeln breiter. „Und wenn du müde bist, dann schlaf einfach. Du hast es dir verdient.“ Vorsichtig ließ er Dracos Schulter los und zuppelte an der Decke, auf der sie beide halb saßen. Er kam nicht richtig ran… ~*~*~*~ Bei Harrys Worten musste Draco lächeln. Es war schön, nicht fortgeschickt zu werden. Als er merkte, dass der Gryffindor die Decke nicht zurecht ziehen konnte, drückte er diesen schlichtweg nach hinten, fischte die Bettdecke unter ihnen hervor und kuschelte sich neben Harry in das Kissen, wobei er die Decke wiederum über sie beide zog. Er legte den Arm um den Gryffindor und schmiegte sich näher, suchte nach der Nähe und Geborgenheit, die ihm gerade nur dieser Mensch versprach. Keinen Augenblick lang dachte er daran, dass das auf Madam Pomfrey bei ihren nächtlichen Visiten vielleicht seltsam wirken musste. ~*~*~*~ Harry unterdrückte ein Keuchen, als sein Oberkörper den Aufprall abbekam, aber er ließ sich nichts anmerken. Lohn dafür war Dracos Schmuselaune und das sichere Gefühl, heute Nacht traumlos und gut schlafen zu können. „Gute Nacht, Dray.“, murmelte er und machte die Augen zu. Eine angenehme Wärme breitete sich in ihm aus, vertrieb das vorherige Gefühl, alleine im Regen stehen gelassen worden zu sein. Vorsichtig bewegten sich seine Finger über Dracos Nacken und dessen Hinterkopf. „Schlaf schön…“ ~*~*~*~ „Du auch...“, murmelte der Blonde leise, schon beinahe im Halbschlaf. Sein freier Arm - auf dem anderen lag er nun einmal - schlang sich noch ein wenig fester um Harrys Taille und seine Hand verkrallte sich dort in dem Stoff des Pyjamas, beinahe so, als wenn er sicher gehen wollte, dass Harry nicht einfach abhauen könnte. ~*~*~*~ Diese Hand und seine unaufhaltsam kreisenden Gedanken waren das, was Harry davon abhielt, einzuschlafen. Was war den Tag über alles passiert… Gutes, sowie Verstörendes… Hermiones Anstalten, sich für Pansy Parkinson einzusetzen… Rons Ausbruch und der Versuch ihn zu beruhigen… Hermiones Abgang nach dem Gespräch über die Explosion… Ob sie vielleicht etwas ahnte, was er bisher übersehen hatte? Dann Mme Pomfreys Offenbarung, dass sie fast gestorben wären, der Hinweis, dass sie ohne Dumbledore gestorben wären… Er sollte sich bei Gelegenheit dafür bedanken… Der Versuch, Draco zu heilen… Er hatte ihm versprochen, einen anderen Spruch zu suchen. Würde er machen, sobald er hier raus kam… Als letztes die Melancholie Dracos, die ihn in dieses beinahe bodenlose Loch gestoßen hatte, ihn einsam zurückgelassen hatte, was er sich nicht so recht erklären konnte… War er etwa so sehr davon überzeugt gewesen, dass Draco ihm vertraute? War er so… Hatte er sich das wirklich so sehr gewünscht, dass die schlichte Zerstörung dieser Hoffnungen eine solche Auswirkung hatte? Gefährlich… Und dann war da der Versuch gewesen, diese zerstörte Hoffnung wieder zu kitten… Draco hatte ihn um Hilfe gebeten. Ganz offiziell! Und völlig verzweifelt… Und er hatte natürlich zugesagt und das, obwohl er nicht einmal wusste, was er tun konnte, um ihm zu helfen… Aber war das wichtig? „Es findet sich schon ein Weg.“, flüsterte er leise in das seidige Haar, das über seine Wange und seine Lippen fiel. „Versprochen. Wir schaffen das…“ Ein Versprechen an sich und eines an Draco, damit sie beide nicht einfach aufgaben, was vorhin beinahe geschehen war… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And you tried so hard to save me How do you save someone from themselves All those years, wasted wishes Drowning in the wishing well… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *augenverdreh* Solche Weicheier! *grummel* Die sollen sich mal nicht so anstellen… Die paar Verletzungen… Mann, sie haben es doch überlebt, oder? *murr* Wenigstens steht Mione wirklich hinter ihrer Entscheidung, Pansy zu mögen. Ist doch auch schon mal ein Fortschritt. abranka: Und Draco bittet Harry um Hilfe... Die Szene zu schreiben... Das war schwer und schön zugleich. *smile* Im Sturm -------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 22: Im Sturm Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night - Storm. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 22: Im Sturm Als Draco erwachte, fühlte er sich seltsam allein. Er öffnete langsam die Augen und sah sich um. Er lag allein wieder in dem Bett neben der Tür, in dem er schon gestern aufgewacht war. Madam Pomfrey hatte sie in der Nacht offenbar von einander getrennt. Bezeichnend, dass er es wirklich nicht mitbekommen hatte... Der Slytherin setzte sich allmählich auf und blickte auf das Bett ihm gegenüber. Harry schlief noch. Er schaute zur Seite und sah, dass die Sonne bereits hoch stand und durch die halb zugezogenen Vorhänge in das Zimmer fiel. Es musste schon recht spät sein... Wie lange hatte er nur geschlafen? Mehr als zwölf Stunden sicherlich. Aber es war wohl bitter nötig gewesen. Noch fühlte er sich angenehm matt und nicht ganz wach. Sobald sein Geist wieder voll da war, würde er Gedanken wälzen, das war ihm bereits klar. Aber noch, noch hatte er Galgenfrist. Irgendwie schlich sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er wusste nicht so recht warum, aber ihm war danach zu lächeln. ~*~*~*~ Es war das, was Harry sah, als er die Augen aufmachte. Komisch. Da träumte er so komische Dinge, von fliegenden Leuchtkugeln und Tränen, einem Lächeln und Sonnenschein im Regen und als er aufwachte, war der Traum nicht gegangen… Draco lächelte und die Sonne schien auf sein Bett, hüllte auch ihn mit ihrem warmen Mantel ein… bis zur Schulter, wo ein Mantel ja sitzen sollte… „Morgen.“, murmelte er und streckte sich, gähnte herzhaft. Und dann war er wach, setzte sich ruckartig auf. „Warum bist du gegangen?“, fragte er und Enttäuschung machte sich in ihm breit. Hatte sich der Blonde vielleicht umentschieden und wollte doch nicht… Angst kroch in seinen Eingeweiden hoch. Bitte, bitte, lass ihn nicht bereuen, was er gestern gesagt hat! , flehte Harry innerlich. ~*~*~*~ „Guten Morgen.“ Das Lächeln wich nicht, sondern galt jetzt dem schwarzhaarigen Gryffindor. „Ich bin unschuldig...“ Protestierend hob Draco die Hände. „Ich habe eher den Eindruck, dass es Madam Pomfrey nicht gefallen hat, dass wir in einem Bett lagen...“ „Sehr richtig, Mr Malfoy.“ Wow, diese Hexe hatte wirklich das Talent genau zu den richtigen Augenblicken aufzutauchen. Draco schaute zu ihr auf, wie sie nahezu einem biblischen Racheengel gleich in der Tür stand. Zum Glück war sie doch nicht ganz so furchterregend. „Das hier ist ein Krankenflügel und kein... Kuschelverein.“ Ihre Worte klangen hart, doch in ihren Augen funkelte etwas, das ein wenig wie Verständnis aussah. „Mr Malfoy, tropfen Sie bitte wieder Ihre Augen und wiederholen Sie das in einem Dreistundentakt den restlichen Tag über.“, kommandierte sie. Gehorsam griff Draco nach dem Fläschchen, das den Weg zu seinem Nachttisch gefunden hatte, und kam ihrem Befehl nach. Vermutlich war es besser, sich nicht mit ihr anzulegen. „Meine Herren, ich habe keine Ahnung, wer von Ihnen beiden es war, aber es war eine äußerst dumme Idee, Mr Malfoy auf eigene Faust zu heilen. Sie sind hier in einem Krankenzimmer! Was glauben Sie, was hier getan wird? Sie werden geheilt! Und ich verbitte mir jegliche Einmischung in meine Behandlungsmethoden! Der Zauber hätte eine Wechselwirkung mit seinen Medikamenten bewirken können – seien Sie sich dessen bitte bewusst. Anstatt ein positives Resultat zu erzielen, hätte es schief gehen können. Heilkunst und Medimagie sind keine Dinge, mit denen sich Fünftklässler beschäftigen sollten – und die sie erfassen könnten. Merken Sie sich das!“ Die Medihexe hatte die Hände in die Hüften gestemmt und funkelte die beiden Schüler durchdringend an. Sie sah wirklich sehr, sehr wütend aus. ~*~*~*~ Harry wurde blass. Was bitte? Ein kurzer Blick zu Draco und Mme Pomfrey wusste Bescheid. Sie schüttelte den Kopf. „Mitkommen, Mr Potter!“, rief sie und Harry musste sich zwingen, die Lähmung abzuschütteln und aufzustehen. Was würde sie denn jetzt machen? Bekam er eine Strafe? Und was hatte er getan, als er Malfoys Wunden…? Die Tür klappte hinter ihm zu und er stand vor Mme Pomfrey. „Sie haben also einen Heilzauber gelernt.“, begann sie und Harry nickte schweigend. Er hatte ein schlechtes Gewissen. „Das ist erfreulich, zeugt von Talent und Umsicht… Welchen?“ „Sanus…“ Sie blickte ihn an. Einfach, aber effektiv. In seinem Alter beeindruckend. Dann ging sie zu ihm, drehte ihn um und begann seinen Rücken abzutasten. „Woher kennen Sie ihn?“ „Mione?“ „Tut das weh?“ Sie drückte in sein Kreuz und er schüttelte den Kopf. „Das?“ Sein Becken. „Nein.“ „Mr Potter. Heilzauber, die öffentlich zugänglich sind, sind für akute Notfälle. Wenn kein ausgebildeter Heiler zur Stelle ist, wenn keine ordentliche Heilung möglich ist, sind sie annehmbar, bei kleineren Wunden, aber wenn ein Patient bereits unter Behandlung steht, dann ist das fatal. Haben Sie das verstanden?“ Harry nickte. Immer noch war er blass. „Ja.“ Er schluckte. „Hab ich… ihm geschadet?“ Sie starrte ihn an. Was bitte? Was sollte dieser flehende Blick? Das sah ja wirklich… Wer sollte da denn noch standhaft bleiben? „Er bedeutet Ihnen viel inzwischen, nicht wahr?“ Der Schwarzhaarige senkte den Blick, dann nickte er. „Ich wollte ihm doch nicht weh tun…“ „Was es zweifellos getan hat.“, erwiderte sie plötzlich milde. „Aber nein, Sie haben ihm nicht geschadet. Allerdings wären die Wunden im Laufe dieses Tages eh verschwunden.“ „Entschuldigung…“ „Ist schon in Ordnung. Machen Sie so etwas einfach nicht noch einmal.“ Sie ließ noch einen Analysezauber über ihn hinwegfegen, dann wandte sie sich ab, um etwas aufzuschreiben. „Ihre Sachen liegen im Nebenzimmer dort.“ Sie zeigte auf eine Tür. „In einer halben Stunde beginnt Ihr Nachmittagsunterricht, zu dem Sie zu erscheinen haben. Einen schönen Tag noch.“ Er nickte, bedankte sich leise und verließ sie. Nebenan zog er sich langsam an, dachte dabei immer wieder daran, dass er Draco hätte schaden können… Wenn er also einen Zauber finden wollte, der nicht schmerzte, wenn er heilte, dann sollte er unbedingt auch die Unverträglichkeiten und die Nebenwirkungen kennen… Und er würde trotz allem einen Zauber finden, er hatte es versprochen. Und solange er vorsichtig war, konnte doch nichts passieren, oder? Als er aus dem Raum trat, lief er direkt Hermione und Ron in die Arme, die gerade nach ihm hatten sehen wollen. Sie waren so erleichtert, ihn zu sehen, dass ihm das Mädchen um den Hals fiel und auch Ron einen Seufzer ausstieß, der sich sehen lassen konnte. „Du bist wieder da!“, jubelte Hermione. „Was meinst du, wie erschrocken wir waren, als Mme Pomfrey gestern sagte, sie behalte dich und Malfoy noch da!“ „Wir haben schreckliche Angst gehabt, dass du was Schlimmeres abbekommen hast!“ Harry lächelte freundlich, verdrängte seinen Schock und die Sorgen weit nach hinten. „Da war nichts. Es war einfach nur so, dass sie der Meinung war, mir Ruhe gönnen zu müssen, weshalb ich bis gerade eben noch geschlafen habe… Es hat gut getan, ohne Frage!“ Er grinste sie an. „Bis mittags schlafen.“, schwärmte Ron und stützte sich auf seine Schulter. War er froh, dass sein Rücken wieder heil war, sonst wäre er jetzt sicher zusammengebrochen… „Das würde mir auch gefallen.“ Hermione warf ihm einen strafenden Blick zu und plötzlich bemerkte Harry in ihrem Blick noch etwas andres… Etwas, das ihm bisher nicht aufgefallen war… oder doch aufgefallen schon, aber er hatte es nicht wahrgenommen… Was war das für ein Ton, der da mitschwang? Vorwurf? „Was hab ich denn verpasst?“ Er wollte dieses Bild vertreiben. Er wollte nicht, dass sie ihn so ansah. Er wollte nicht, dass sie ihm etwas vorwarf… Es wirkte gut. Sofort war das braunhaarige Mädchen Feuer und Flamme und begann herunterzurasseln, dass sie in Kräuterkunde die Pflanzen des letzten Males bestimmt und in Zauberkunst das Schweben von Wassern in einem Hindernisparcours geübt hatten. Ferner erzählte sie, dass die Slytherins heute besonders aggressiv und die Gryffindors besonders entspannt waren im Unterricht, was zweifellos an seiner und Dracos Abwesenheit lag. Es machte ihr langsam Sorgen, wie sehr sich alle wirklich von ihm abgewandt hatten und ob er damit klar kam, das war deutlich. Harry konnte sie beruhigen. Er kam damit klar. Er hatte Ron, er hatte sie und er hatte Draco. Und er hatte Neville, der gerade atemlos angerannt kam und sich nach seinem Befinden erkundigte. Was brauchte er noch mehr? Professor Raue-Pritsche wartete mit einer Überraschung auf: Die Krillkanifas wollten gefüttert und geschoren werden. Halleluja. Welche Wollproduzenten… Zoora war begeistert, ihn wieder zu sehen. Und auch Harry hatte sich allmählich an das Vieh gewöhnt. Auf ihren unmissverständlichen Wunsch hin verpasste er ihr wieder das magische Pudeloutfit und durfte sie zur Belohnung mit der Hand füttern. Und Raue-Pritsche war sauer, weil er sich von ihrem Gemotze nicht ärgern ließ. Draco kam zu spät, was nicht verwunderlich war. Was Harry ebenfalls nicht wunderte, waren die bösen Blicke, die ihm Pansy Parkinson und Zabini zuwarfen. Er hatte nicht gesagt, dass Draco nur zu spät kam, und zweifellos gingen sie davon aus, dass er noch immer verletzt war, denn für sie war es offensichtlich so gewesen, dass er am meisten abbekommen hatte… was zweifellos seine Berechtigung hatte… Auch wenn der Tod da wohl keinen Unterschied gemacht hätte… Harry grinste sie nur an. ~*~*~*~ Draco sah zu, wie die Tür zufiel und er auf einmal allein war. Klasse. Er ließ sich zurückfallen und schloss noch einmal die Augen. Und jetzt bekam Harry auch wahrscheinlich noch einmal eine Extraportion Ärger, weil er ihm geholfen hatte... Er seufzte leise. Wahrscheinlich war er wirklich eine Art Unglücksbringer oder so. Stumm lag er auf dem Bett und starrte noch immer die Decke an, als Madam Pomfrey eine Viertelstunde später zu ihm kam. Er setzte sich auf und wurde nahezu der gleichen Prozedur unterzogen wie bereits gestern. Kontrolle der Augen, der Wundheilung, der Knochenheilung. „Gut... Alles wunderbar. Denken Sie bitte an die Tropfen. Alle drei Stunden.“ Der Blonde nickte gehorsam. Klar. Es ging schließlich um sein Augenlicht und daran hing er doch glatt. „Sehr schön.“ Die Medihexe lächelte ihn an. „Und jetzt schauen Sie nicht mehr so betrübt. Ich habe Mr Potter nicht den Kopf abgerissen.“ Draco erwiderte ihren Blick betroffen. Er hatte betrübt ausgesehen? Er? „Die Hauselfen haben Ihnen neue Kleidung gebracht. Ihre alte wurde entsorgt. Sie sollten sich für Ersatz an Ihre Eltern wenden.“ Draco nickte schwach. Was seine Eltern wohl von diesem Vorfall halten würden? Ob sie sich... sorgen würden? Nein, wohl eher nicht. Er schob das aufkommende Gefühl von Enttäuschung beiseite. Er war doch daran gewohnt. So war es immer gewesen. Immer. Es ging nie um ihn, nur um die Familie. „In einer Viertelstunde haben Sie Nachmittagsunterricht. Sie werden wohl zu spät kommen, aber Sie werden dorthin gehen.“ Die Krankenhexe sah den Slytherin prüfend an. „Einen schönen Tag noch, Mr Malfoy. Und ich hoffe, Sie nicht ganz so bald wieder hier zu sehen. Schenken Sie uns beiden mal eine Atempause.“ Draco grinste schief. „Ich werde mich bemühen.“ Dann verließ ihn Pomfrey und er konnte sich in Ruhe anziehen. Seine Schultasche war nicht da, aber gerade bei Pflege magischer Geschöpfe war das ja kein Beinbruch. Fand er zumindest. Professor Raue-Pritsche würde das garantiert anders sehen, aber das konnte ihm gleichgültig sein. Er legte den Umhang um seine Schultern und richtete noch einmal seine Krawatte. Wie er auf seinen Armen sehen konnte, waren auch die letzten Spuren dieses... Unfalls verschwunden. Er verließ die nun verwaiste Krankenstation und schritt durch das Schloss. Der Nachmittagsunterricht hatte bereits begonnen und somit waren die Gänge und die Ländereien leer. Natürlich hatte auch der Unterricht in Pflege magischer Geschöpfe bereits begonnen. Die pinkfarbenen Farbtupfer verrieten ihm schon von weitem, dass sie es wieder mit diesen Plüschtieren zu tun hatten... „Draco!“ Pansy rief seinen Namen laut aus, als sie ihn herannahen sah. Dann stürmte sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Na, das war doch mal eine Begrüßung. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen und er hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn. Dann kam das Donnerwetter über ihn. „Mr Malfoy, hätten Sie bitte die Güte, sich hierher zu bewegen? Wenn Sie schon zu spät kommen, dann sollten Sie nicht die anderen Schüler ablenken. Es gibt Wichtigeres als die Pflege Ihres Egos durch dieses bedauernswerte Geschöpf, das Sie in Ihren Fängen halten.“ Draco schob Pansy sanft, aber bestimmt beiseite. „Ja, Professor.“ Kein Aufbegehren? Die Lehrerin sah aus, als wenn ihr wirklich die Luft wegblieb, ein Anblick, der Blaise und noch einige andere Schüler zum Kichern brachte. „Wagen Sie es nicht, sich über mich lustig zu machen, Mr Malfoy!“ „Würde ich niemals wagen, Ma’am.“ „Das ist Ihnen auch dringend angeraten! Mr Zabini, erklären Sie ihm, worum es heute geht.“ Damit wandte sich Raue-Pritsche ab und rauschte zu Patil und Brown hinüber. Blaise hielt sich den Bauch vor Lachen. „Du bist genial, Draco.“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch. „Sagen wir, ich habe meine Momente.“ „Schön, dass du wieder da bist.“ Der Schwarzhaarige lächelte. „Wir haben uns Sorgen gemacht, weil du so lange im Krankenflügel warst...“ „Potter und ich... Wir waren im Explosionszentrum. Uns hat’s schwerer erwischt als euch...“ „Er war auch da?“ „Hm...“ Abrupt wechselte der Vertrauensschüler das Thema. „Was sollen wir heute machen?“ „Das gleiche wie das letzte Mal auch... Scheren, füttern, unterhalten...“ Blaise verdrehte die Augen. „Dein Kerlchen ist dort drin...“ Draco brauchte sich der Schachtel nicht allzu weit zu nähern. Als er auf fünf Meter heran war, schoss ein pinkfarbenes Fellknäuel daraus hervor, flitzte sein Hosenbein empor und krabbelte auf seinen Arm. Mit einem schiefen Lächeln betrachtete Draco das treuherzige Krillkanifa. Es stand wohl wirklich auf ihn... ~*~*~*~ Harry lächelte still, als er sich wieder abwandte und Zoora den Scheitel zu kämmen begann. Nur gesehen von Hermione, die ihre Augen misstrauisch verengte und zu ihm herüber kam. „Was ist auf der Krankenstation passiert?“, fragte sie nebenbei, als sie ihm den Kamm aus der Hand nahm und den Scheitel richtig zog. „Ihr habt euch keines Blickes gewürdigt, dabei dachte ich, ihr wärt Freunde.“ „Das weiß Parkinson zum Glück noch nicht.“, erwiderte Harry ebenso freundlich. „Und das ist auch sehr gut so.“ Hermione sah ihn böse an. „Sie ist nicht so schlimm, wie du gerade tust!“ „Daran zweifle ich nicht im Geringsten, Mione. Sonst hättest du dich wohl kaum mit ihr angefreundet…“ „Das ist nicht…“ Harry ließ sie nicht weiter sprechen. „…aber es würde Draco schlecht bekommen, wenn ein Slytherin davon erfährt. Denn so wie die Gryffindors, Hufflepuffs und Ravenclaws davon ausgehen, dass ich auf die Seite des Bösen gewechselt habe, so werden die Slytherins sagen, er habe sie verraten. Du kannst dir vorstellen, wie es ihm dann geht?“ Hermione nickte verstimmt. Das war schon richtig. „Trotzdem tut ihr Pansy Unrecht!“, zischte sie leise. „Sie macht sich nur Sorgen um Malfoy! … Seit wann nennst du ihn eigentlich beim Vornamen?“ „Seit wann nennst du Parkinson beim Vornamen?“ Sie starrte ihn an, sprachlos, dann begann sie auf unheimlich wissende Weise zu lächeln. „Gut gekontert.“, sagte sie und wandte sich ab. Damit hatte er den Rest der Zeit Ruhe vor ihr. Und auch nach dem Unterricht war sie nicht ansprechbar, denn sie hatte sich neben Ron gesetzt und ihre Nase tief in einen dicken Wälzer gesteckt, dessen Schriftzug bereits so verblasst war, dass Harry sich wohl nie die Mühe gemacht hätte, ihn zu lesen. Er und Ron machten Hausaufgaben, die Hermione natürlich schon fertig hatte. Abendbrot war ebenfalls schnell vorbei und Astronomie fand im Klassenzimmer statt, denn am Abend waren Wolken aufgezogen, die selbst die magisch verzauberten Fernrohre nicht durchdringen konnten. Und während Professor Sinistra vorne von Dingen erzählte, die zwar wichtig waren, aber langweiliger nicht hätten sein können, kam draußen ein Gewitter runter, das Hogwarts noch nicht gesehen hatte. Blitze krachten ununterbrochen, Donner toste, Wind peitschte Regen gegen die Fensterscheiben, dass man befürchten musste, dass sie eingedrückt wurden und bis auf die silbrig gleißenden Blitze war es draußen pechschwarz. Es war ein Wetter, bei dem Harry zu gerne draußen gewesen wäre… Unter einem magischen Schutzschild verborgen, aber er wollte draußen sein… Der Sturm rief… ~*~*~*~ Blaise war sichtlich erleichtert, ihn wieder neben sich zu wissen und ließ das Draco auch so dauerhaft spüren, dass er irgendwann sagte: „Okay, Blaise, ich lebe noch und so schnell habe ich auch noch nicht vor abzutreten. Aber wenn du so weiter machst, sehe ich mich dazu gezwungen vom Astronomieturm zu springen.“ Der Schwarzhaarige starrte ihn einen Augenblick lang betroffen an, dann lächelte er schief. „Entschuldige, ich...“ „Schon okay.“ Draco winkte ab und setzte sein mittlerweile geschorenes Fellknäuel ab, das zusammen mit Blaises Exemplar sehr schnell in seiner Hütte verschwand. Er wollte lieber nicht wissen, was die beiden dort drin jetzt anstellten... „Und nun?“ Pansy gesellte sich zu ihnen. „Wir haben noch Zeit bis zum Abendessen...“ „Hausaufgaben am See machen?“, schlug Blaise vor. Die beiden anderen nickten und damit war es beschlossen. Eine halbe Stunde später saßen sie am See unter einer Buche und schrieben ihre Hausarbeiten. Sobald diese fertig waren, legten sie die Schulsachen beiseite und lehnten sich nebeneinander an den Baum. Pansy hatte den Kopf an die Schulter von Draco gelehnt, rechts von dem wiederum Blaise Platz gefunden hatte. Der Blonde hatte den Kopf im Nacken und betrachtete das Lichtspiel der Sonne in den grünen Blättern. Hell durchdrang Dunkel, wurde wiederum von Hell überrannt, die verschiedenen Grüntöne tanzten umeinander. Ein faszinierender Anblick. Blaise warf Steinchen in den See und beobachtete, wie sich ihre Kreise immer wieder ausdehnten, um dann in der Weite des Wasser zu verlaufen. „Sagt mal...“, begann Pansy leise. „Wart ihr schon einmal verliebt? Bei mir ist das ja kein Geheimnis...“ – kurz strich sie Draco über den Arm, der darauf jedoch nicht weiter reagierte – „...aber wie ist das mit euch?“ Der Blonde in der Mitte schwieg und schaute weiter zu den Blättern empor, sodass Blaise, der ahnte, dass Pansys Frage vor allem Draco galt, sich genötigt sah, zu sprechen. „Einmal... Es war eine von diesen süßen Beauxbatonsschülerinnen... Und sie mochte mich auch...“ Ein strahlendes Lächeln huschte bei der Erinnerung über sein Gesicht, dann blickte er Draco an. Pansy ebenso. Sie setzte sich dafür extra auf und unterbrach den Körperkontakt zu dem blonden Jungen. Draco starrte noch immer in die Blätter empor, die Miene unbewegt. „Und du, Draco?“, fragte Pansy schließlich zaghaft, als klar war, dass er von alleine nicht reden würde. „Wenn du in einer Familie groß wirst, in der Kälte überwiegt, wenn du nie Zuneigung gekannt hast, wenn die Liebe deiner Mutter nicht stark genug ist, ihre Angst zu überwinden, um dich vor deinem eigenen Vater zu schützen, wenn dein Vater dich nie geliebt hat, sondern dich von Anfang nach seinen Vorstellung geformt hat, um dich zu einer willigen Marionette zu machen, und wenn er dir doch ständig das Gefühl gibt, nicht gut genug, nicht perfekt genug, sondern stattdessen unwürdig und unfähig zu sein, dann erreichst du den Punkt, wo du dir selbst das Herz herausreißt, damit du nicht mehr um die Liebe dieser Menschen bettelst und du gar nichts mehr in dieser Hinsicht empfinden musst.“ Keinerlei Bitterkeit lag in seiner Stimme, stattdessen war sie so ruhig, als wenn er den beiden ihre Zaubertrankhausaufgaben erklären würde. Er hatte sich schon lange mit dieser Tatsache abgefunden. Liebe – das war etwas, was für ihn vollkommen bedeutungslos geworden war. „Also frage mich nicht, ob ich je verliebt war oder ob es einen Menschen gibt, den ich liebe. Es gibt maximal Menschen, die ich mag und selbst diese kann ich an einer Hand abzählen.“ Draco löste seinen Blick von den Blättern der Baumkrone und sah zu Pansy hinüber. Ihr Gesicht war schneeweiß geworden und in ihren Augen glitzerten Tränen, von denen sich gerade eine den Weg über ihre Wange bahnte. Er wandte die Augen nach rechts und sah, dass selbst Blaise bleich geworden war und ihn nahezu entsetzt ansah. Pansy umarmte ihn auf einmal, drückte ihn an sich und kurz drauf tat Blaise es ihr nach. Draco schloss zwar behutsam seine Arme um die beiden, aber dennoch konnte er ihr Empfinden nicht nachvollziehen. Für ihn war es so. Es gab nichts, das er vermisste... „Zumindest wir lieben dich...“, raunte Blaise leise. Draco war zwar dankbar dafür, aber er wusste auch, dass das etwas war, was er nicht zurückgeben konnte. Er wusste nicht, wie lange sie so am See gesessen hatten, ehe sie schweigend aufbrachen und zum Abendessen in die Große Halle gingen. Das Slytherintrio aß schweigend und brach dann recht bald danach zu dem Astronomieunterricht in dem selten benutzten Klassenzimmer auf. Draco lauschte mehr dem Gewitter draußen als den Erläuterungen von Professor Sinistra. Es klang, als wenn dort draußen die Welt ihren Untergang vorbereitete. Reizvoll... Am liebsten hätte er wenigstens das Fenster aufgerissen, um die frische Gewitterluft hineinzulassen, doch das war wohl kaum möglich. Stattdessen lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn er jetzt draußen im Regen sein könnte... Komisch, dass ihn diese Sehnsucht auf einmal überkam. Das war doch sonst nicht so. ~*~*~*~ Als der Unterricht vorbei war, hatte es Harry plötzlich sehr eilig. Das Gewitter war schwächer geworden und das war nicht gut. Er hatte doch beschlossen, dass… Sein Weg führte in den Gryffindorgemeinschaftsraum und hinauf in sein Zimmer, wo Ron und Hermione ihn endlich einholten. „Was ist denn mit dir los, Harry?“, rief Ron völlig außer Puste. „Das ist doch nicht dein Ernst! Du willst doch nicht…!“ Hermione hatte erkannt, weshalb er nach seinem Besen griff, doch Harry würgte ihre Proteste im Keim ab. Er blickte sie grinsend an, dann wirkte er einen der stärksten Protegobanne, die er kannte, öffnete das Fenster und startete hinaus in den Sturm. Ron und Hermione schrieen noch etwas, doch Harry hörte es nicht mehr und es war ihm auch egal. Ron jedenfalls griff ebenfalls nach seinem Besen, doch Hermione hielt ihn zurück. „Nur weil er das tut, heißt das nicht, dass du das auch machen musst!“ „Aber ich muss ihn zurückholen!“, rief Ron besorgt. „Er wird da draußen sterben, wenn er…“ „Harry ist der beste Flieger der Schule! Er kann das schaffen! Und auch wenn du nicht schlecht bist, das da draußen überlebst du nicht!“ Sie wollte nicht, dass er auch da raus ging! Er nicht! Das würde sie niemals zulassen, denn dazu war er ihr zu wichtig. Und bei aller Liebe, sie traute es ihm nicht zu. „Aber…“ „Harry weiß, was er tut.“ Hermione sah ihm mahnend in die Augen, dass er nichts mehr sagte. Es war nicht nur so, dass sie Harry in dieser Hinsicht vertraute, es war einfach so, dass es sie beruhigte, dass er fliegen ging, denn das konnte trotz Unwetter mitunter zwei, drei Stunden dauern, wobei sie für ihn hoffte, dass er nicht zu spät zurückkam, denn sie würde ihre Drohung wahr machen. Es beruhigte sie, zu wissen, dass er nicht mit Draco Malfoy zusammen sein würde, diesen Abend. Es hieß zumindest, dass es noch etwas gab, das ihm wichtiger war… Hätte Hermione auch nur geahnt, was er wirklich vorhatte, wäre sie wohl auf kürzestem Wege zur Eulerei gegangen, denn dort war auch Harry. Er heuerte Dracos große Adlereule Ares nach einer langen und heftigen Diskussion an, eine kurze, krakelige Nachricht zu Draco zu bringen: ‚Komm fliegen!’ Als Ares abflog, war aus einer Ecke ein beleidigtes Schnabelklappern zu hören. Hedwig war böse. „Hey, Süße.“, kam er zu ihr, doch sie schnappte nur nach seiner Hand, als er versuchte, sie zu streicheln. „Wärst du gerne da raus geflogen? In diesem Wetter?“, fragte er und sie gab ein meckerndes Geräusch von sich. Er lächelte, strich ihr über den Rücken, den sie ihm entschieden zuwendete. „Ich hätte dich ja gerne gebeten, aber du bist zu auffällig. Jeder, der dich gesehen hätte, hätte gewusst, dass du von mir kommst. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das Risiko eingehe, dich in den Slytherinkerker zu schicken, oder?“ Sie blickte ihn an und gurrte leise, dann schmiegte sie sich gegen ihn. „Ich hab dich auch lieb.“, lachte er. „Und, wie sieht es aus? Willst du jetzt mit fliegen kommen?“ Sie schuhute noch einmal, doch es sah nicht danach aus. „Na siehst du. Mach’s gut, meine Schöne. Ich komm dich bald wieder besuchen.“ Damit startete er erneut in den Sturm hinaus. ~*~*~*~ Blaise musste ihn an der Schulter rütteln, als der Unterricht vorbei war. Draco war so in Gedanken versunken, dass er es gar nicht mitbekommen hatte. „Träumer.“ Blaise lachte leise, doch in seinen dunklen Augen lag deutliche Sorge um den Freund. Pansy stupste Draco an und hakte sich auf dem Weg in die Kerker bei ihm unter. Auch sie sah so sorgenvoll drein, dass er sich wünschte, nie etwas gesagt zu haben. Wäre wahrscheinlich besser gewesen... Im Slytheringemeinschaftsraum angekommen, strich er Pansy noch einmal kurz über das Haar und verschwand in den Jungenschlafsaal. Zu seiner Überraschung erwartete ihn dort eine triefnasse Eule. Genauer gesagt: Seine Eule. Das Fenster stand offen und er konnte sehen, wie die Regenschleier über die scharfkantigen Felsen direkt darunter zogen. Neugierig nahm er Ares den Zettel ab. Zur Belohnung wurde er kurz in den Finger gezwickt. Offenbar hielt der Vogel gar nichts davon, in dieses Wetter hinausgeschickt worden zu sein. ‚Komm fliegen.’ Es war Harrys Handschrift. Dracos Blick wanderte erneut hinaus in den Sturm. Harry war eindeutig verrückt. Aber... Er grinste und griff nach seinem Besen. „Draco, kannst du...“ Blaise kam herein und erstarrte. „Das hast du doch nicht wirklich vor, oder? Du bist gerade erst aus dem Krankenflügel raus!“ Draco grinste ihn an und meinte: „Mach dir keine Sorgen. Ich komme heil zurück...“ „Hoffentlich...“ Der Schwarzhaarige sah ihn sorgenvoll an. Mit einem Lächeln sprach Draco den stärksten Schutzbann, den er kannte, schwang sich auf seinen Besen und schoss aus dem Fenster hinaus in das Gewitter. Das Dröhnen der Donner war nahezu ohrenbetäubend und schon nach wenigen Sekunden klebten ihm seine Kleider nass am Körper. Ein Anti-Wasserzauber wäre wohl auch sinnvoll gewesen. Dumm, dass er ihn vergessen hatte. Er jagte in Richtung Quidditchfeld, war sich sicher, dass er Harry dort finden würde. ~*~*~*~ Harry fing Draco ab, bevor dieser das Quidditchfeld erreichen konnte. Es war schwer gewesen, ihn überhaupt zu erkennen bei dem vorherrschenden Regen, aber im Endeffekt hatte er ihn dann gefunden. Er steuerte näher an Draco heran, tippte ihn sachte an, als eine Sturmböh ihn beinahe vom Besen holte. Er machte einen Seitwärtsüberschlag und begann zu lachen. Das war toll. Wasser überall und die Sicht unter aller Kanone, aber der Wind war genial. Er hatte das Gefühl, eins mit dem Wetter zu sein. Eine weitere Bö packte ihn und trieb ihn von Draco fort, sodass er zu ihm zurückfliegen musste, und das unter größter Anstrengung. Dann war er wieder da. „Fang mich, wenn du kannst!“, brüllte er ihn an und konnte sich trotzdem nicht sicher sein, ob er verstanden worden war. Es war egal. Er wendete seinen Besen und ließ sich vom Wind mittragen. Schneller war er mit Sicherheit nie gewesen! Wie froh konnte er über diesen Zauber von Hermione sein, der seine Brille davor schützte, völlig mit Wassertropfen überschwemmt zu sein… ~*~*~*~ Der blonde Slytherin hatte Harry kaum in den dichten Regenschleiern erkennen können. Beinahe war es, als wenn der Gryffindor nur eine verdichtete Ansammlung von Regen war, so unsichtbar schien er. „Scherzkeks...“, murmelte Draco. Sogar Harrys Aufforderung war in dem Wind kaum zu verstehen gewesen. Der Besen tanzte unter ihm und wurde immer wieder in eine andere Richtung gezwungen. Sogar Blitze hatte sein Schutzschild schon abgewehrt. Und dennoch... Es war großartig hier draußen zu sein. Das Gefühl von Lebendigkeit, von Leben überwältigte ihn fast. Alle seine Sinne waren hellwach. Wann war es das letzte Mal so gewesen? Er zog den Besen behutsam in eine Schleife. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt und vollkommen bereit einzugreifen, wenn er gebraucht werden sollte. Montague wäre über diese Art von Training begeistert gewesen - und Draco war sich sicher, dass er am nächsten Morgen hundertprozentig Muskelkater haben würde. Aber jede Sekunde hier draußen war es wert. Nur mit Mühe konnte er den Schatten Harrys erkennen. Ein kleiner, dunkler Punkt, der sich mal mit dem Wind und mal dagegen bewegte. Er war schwerer zu sehen als der Goldene Schnatz... Draco blinzelte und wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Erneut verpuffte ein Blitz an seinem Schutzzauber. Donner rollte über ihn hinweg. Verdammt, jetzt sah er gar nichts mehr. Aber aufgeben? Nie im Leben. Lieber flog er tausendmal blind um das Schloss herum, als dass er aufgab! ~*~*~*~ Es war ein Erlebnis, wie es kein zweites gab. Besonders als der Sturm wieder heftiger wurde. Es wurde schwerer und schwerer einen geraden Kurs beizubehalten. Aber es hatte auch einen Vorteil: Harry fühlte sich, als wäre er mit seinem Besen verwachsen. Dann war Draco plötzlich weg. Harry riss den Besen herum und suchte mit den Augen in der Waschküche vor sich, erneuerte irgendwo auf halber Strecke seinen Schild, als er bemerkte, dass er wohl bald erlöschen musste, dann begann er ihn zu suchen. Hinter ihm? Vor ihm? „Draco?“ Er war doch nicht etwa abgestürzt? ~*~*~*~ Der Wind trieb ihn langsam vom Schloss fort. Ohne es wirklich gewollt zu haben, fand sich der Slytherin über dem See wieder, der unter den heftigen Windböen große Wellen schlug. Hin und wieder meinte er ein Tentakel des Kraken sehen zu können, aber das konnte auch gut Einbildung sein. Mühsam zwang Draco den Besen herum und steuerte gegen den Wind an. Unglaublich, wie langsam er vorankam! Der Regen peitschte ihm ins Gesicht und nahm ihm immer wieder die Sicht. Doch allmählich kam er wieder zurück Richtung Schloss und meinte, einen dichten Schatten in der Luft sehen zu können... Er hielt darauf zu, versuchte, die Windböen zu nutzen, die fallenden und steigenden Winde, und nach und nach bekam er ein Gefühl dafür, konnte nahezu auf dem Wind reiten. Dennoch: Es war harte Arbeit. „Harry?“ Er gab den Namen dem Wind mit, hoffte auf eine Antwort, denn hier draußen konnte er wirklich nichts mehr erkennen. ~*~*~*~ Er fand ihn unter sich. Etwas entfernt in der Nähe des Sees. Er machte seine Sache gut. Und er war stark. Harry grinste. Es war doch schön zu sehen, dass sein Kampf gegen Draco auf dem Besen hart und spannend sein würde. Harry kämpfte sich langsam aber sicher zu ihm hin. Es dauerte seine Zeit und sie waren schon fast beim Schloss, als es ihm gelang, den anderen zu berühren. Er deutete nach vorne auf den Eulenturm, beschleunigte dann noch ein bisschen, wodurch er wieder abgetrieben wurde. Es war das erste Mal, dass er sich wünschte, doch ein bisschen mehr zu wiegen, denn durch sein Gewicht hatte Draco hier draußen eindeutig die besseren Chancen. Aber er erreichte den Turm trotzdem als erster, denn er hatte eine Luftströmung gefunden, die ihn direkt dorthin trug. Allerdings war die Landung dank dieses Windes nicht besonders glorreich, er krachte fast gegen die Wand vor lauter Schwung. Nur ganz knapp davor konnte er den Besen runterreißen und abspringen. Er lachte. Das war großartig gewesen! ~*~*~*~ Eine Hand tippte auf seine Schulter. Draco wandte den Kopf zur Seite und blickte in ein Paar leuchtend grüne Augen, deren Glanz ihm nahezu den Atem raubte. Genau wie er selbst war der Gryffindor klatschnass, doch dieses Leuchten in seinen Augen... Er hatte offenbar unendlich viel Spaß an diesem Ausflug. Er nickte leicht - was Harry bei diesem Regen wohl kaum sah - und folgte dem Schwarzhaarigen in Richtung Eulerei. Das war sehr viel schwerer, als man hätte meinen können. Draco wechselte beständig die Luftkanäle und kam somit erst nach Harry an, der sich für den direkten Weg entschieden hatte. Dafür kollidierte er aber auch nicht fast mit der Wand, sondern konnte seinen Besen ruhig durch das große Fenster in die Eulerei lenken, wo er nahezu sanft landete. Mit einem Lächeln stieg er ab, strich sich das durchweichte Haar zurück und wischte sich das Wasser vom Gesicht. „Du bist verrückt... Ich hoffe, das weißt du.“ ~*~*~*~ Harry lachte noch immer, schüttelte sich wie ein Hund das Wasser aus den Haaren, so dass seine Haare in heillosem Chaos an seinem Kopf klebten. Selbst jetzt waren sie immer noch nicht glatt… „Du doch auch!“, gab er zurück und lehnte sich gegen die Wand. „Oder warum bist du gekommen? Und es hat doch Spaß gemacht, oder?“ Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Er war komplett alle. Völlig ausgepowert. Und das war ein herrliches Gefühl. ~*~*~*~ „Weil du mich gebeten hast.“ Draco grinste leicht, tat es Harry gleich und lehnte sich ihm gegenüber gegen die Wand. Die Eulen schuhuten leise und beschwerten sich über die erneute Störung bei diesem unmöglichen Wetter. Fast schien es ein wenig, als wenn sie hofften, nicht in den Regen geschickt zu werden. „Und ja, es hat auch Spaß gemacht.“ Sein Grinsen wurde breiter. Er fühlte sich zugleich aufgekratzt und matt - eine seltsame Mischung. ~*~*~*~ „Na siehst du.“ Harry grinste ihn an, war wieder einmal dankbar für Hermiones Zauber damals, da er Draco ohne Schwierigkeiten erkennen konnte. Die Brille mit seinen durchweichten Klamotten zu putzen… Dann wurde seine Miene nachdenklich. Er legte den Kopf schief und blickte ihn an, als würde er ihn ihm zu lesen versuchen. Sekunden schwieg er, dann: „Was hast du gefühlt da draußen?“ ~*~*~*~ „Leben.“ Dracos Blick wanderte wieder hinaus in das Gewitter. „Ich habe mich so lebendig gefühlt wie...“ Er zuckte mit den Schultern, um seine Hilflosigkeit auszudrücken, dieses Gefühl in Worte zu fassen. „Wie... schon länger nicht. Wie vielleicht noch niemals...“ ~*~*~*~ Harry nickte. Es war nicht ganz das, was er erwartet hatte, aber… doch, es traf eigentlich genau das Gefühl, das auch in ihm war. „Das, was du Leben nennst, das nenn ich Freiheit.“, sagte er lächelnd. „Bewahre dir diese Freiheit im Herzen, denn wenn du sie kennst, wirst du sie leichter erkennen, wenn sie dir noch einmal begegnet… Nur wenn du sie kennst, kannst du wirklich danach suchen, was du ja willst, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Draco sah den Gryffindor wieder an. „Freiheit, hm?“ Sein Gesichtsaudruck wurde nachdenklich. Freiheit... Von was? Von allem. Aber vollkommene Freiheit konnte es nicht geben. Irgendetwas band einen immer. Das war... menschlich. Egal, ob es das Drängen eines herrischen Vaters war oder die abgöttische Zuneigung zu einer Person. Vollkommene Freiheit gab es sicher nicht. Aber Harry... Er schien zumindest daran zu glauben. Doch er irrte sich. Kein Mensch war letztlich frei. Aber es gab den Unterschied zwischen von außen eingeschränkter Freiheit und den Einschränkungen, die man selbst wählte. ~*~*~*~ „Du glaubst mir nicht.“, stellte Harry fest und seufzte. „Freiheit bedeutet nicht nur, nicht gefangen zu sein.“ Oder zumindest glaubte er das. „Es ist vielmehr das Gefühl… vielleicht… Ich meine, ich bin mir nicht sicher, aber…“ Er brach ab. Irgendwie war das verwirrend. Er war sich so sicher, fühlte sich selbst in solchen Momenten frei, fühlte sich häufig frei, wenn er es selbst zuließ, wenn er… das direkte Gegenstück dazu erlebte… Aber es in Worte kleiden war nicht so einfach, wie er gedacht hatte. Vielleicht war man dann ja nicht frei, wenn man so etwas fühlte… oder doch im gewissen Sinne, denn man war ja nicht in Askaban oder einem anderen Gefängnis… Aber vielleicht halt nicht im herkömmlichen Sinn, der Freiheit definierte. Dann blieb doch noch die Frage, was Freiheit denn überhaupt definierte… Was… Harrys Gedanken begannen sich zu drehen und auf seiner Stirn bildeten sich Falten der Verwirrung. Was dachte er denn da? Und worüber hatte er nachgedacht. Was wollte er damit doch gleich noch erreichen, dass er sein Gefühl in Worte fasste? Irgendwie… „Ich hab den Faden verloren.“, entschuldigte er sich schließlich und kratzte sich verlegen am Kopf. „Sorry…“ ~*~*~*~ Draco senkte den Blick unter Harrys Worten. Ja, er glaubte ihm nicht. Wie auch? Freiheit war etwas, das... so vollkommen ungreifbar war. Eine Illusion. So etwas wie Liebe. Auch eine Illusion. Oder vielmehr etwas, womit er nichts anfangen konnte. Ob er sich danach sehnte? Nach einem von beiden oder beidem? Er wusste es noch nicht einmal, fühlte er sich in dieser Hinsicht doch viel zu sehr abgestumpft. „Lass uns von etwas anderem reden, okay? Ich glaube, wir finden beide einfach nicht die richtigen Worte.“ Er lächelte schief. „Manchmal gibt es einfach Gefühle und Eindrücke, die sind unmöglich so in Worte zu kleiden, dass sie voll und ganz erfasst werden können.“ ~*~*~*~ Das stimmte. Und wie. Also ein Themenwechsel… „Du bist nass.“, sagte Harry trocken. ~*~*~*~ Draco musste lachen. „Das sagt der Richtige...“, prustete er. „Und wem habe ich das zu verdanken? Mr. Komm-lass-uns-bei-Sturmregen-und-Gewitter-eine-Runde-fliegen.“ Seine grauen Augen funkelten amüsiert. ~*~*~*~ Am liebsten hätte Harry Draco umarmt, aber das wäre angesichts ihrer nassen Kleider absolut ekelhaft gewesen. Stattdessen fiel er in das Lachen mit ein. … Lachen. Draco hatte ein angenehmes Lachen. Es ging ihm unter die Haut und ins Herz und schlug in ihm einen Ton an, der seinen ganzen Körper mit Glücksgefühlen überschwemmte. Gestern erst hatte er es sich gewünscht und heute schon hatte er ihn endlich zum Lachen gebracht. Zu einem ehrlichen Lachen… nicht zu diesem halbherzigen oder pseudobösen. „Hey, ich kann nichts dafür, dass der Regen so nass ist!“, protestierte er, als er zwischen dem Lachen wieder Atem schöpfen konnte… ~*~*~*~ Es amüsierte Draco, dass Harry in sein Lachen einfiel. Es tat gut... Gemeinsames Lachen... Warum geschah es nur so selten? Weil du es nicht zulässt... „Ja, ja... Das hätte ich an deiner Stelle jetzt auch gesagt.“ Draco verdrehte gespielt die Augen und grinste noch immer. „Gib es doch einfach zu: Du magst es, mich nass zu sehen.“ ~*~*~*~ Perplex starrte Harry zu ihm hin, das Lachen verstummt. Er betrachtete ihn eingehend, legte einen Finger ans Kinn und ging im Halbkreis um Draco herum, sichtlich überlegend. Schließlich nickte er entschlossen. „Ja.“, sagte er und nickte noch einmal grinsend. „Jetzt wo du es erwähnst… Das hat tatsächlich was.“ Ein Donnern verschluckte seine letzten Worte, aber der Blitz, der folgte, ließ das schelmische Funkeln in den grünen Augen deutlich hervortreten. „Es hebt deine Statur hervor… Nur der Umhang stört ein wenig.“ ~*~*~*~ „So?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. Auch in seinen Augen leuchtete der Schalk. Beiläufig streifte er den Umhang ab und ließ ihn zu Boden fallen. Das weiße Hemd klebte an seinem Oberkörper, war nahezu durchsichtig geworden und ließ jeden einzelnen Muskel deutlich sichtbar hervortreten. Die nasse Hose stand dem Hemd kaum in etwas nach. „Besser?“ Seine Mundwinkel zuckten amüsiert, während er Harry beobachtete. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige erstarrte und war im nächsten Moment dankbar dafür, dass das unruhige Wetter draußen einen eindeutigen Blick verbat und ein Farbempfinden beinahe unmöglich machte, denn er spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg. Draco sah wirklich… gut aus. Es war ihm ja unten am See schon aufgefallen, aber jetzt war das irgendwie anders, denn unten am See war dieses Kribbeln in seinem Bauch nicht gewesen… Da war diese Unruhe nicht da gewesen, die ihn wieder ergriff… Wieder? Warum wieder? Wann war sie denn schon mal da gewesen? Seine Gedanken gaben die Antwort. Vor ein paar… Tagen. Als Draco ihm das erste Mal näher gekommen war… als sie unter dem Tarnumhang gestanden hatten… und auf dem Astronomieturm oben… Da war es auch so gewesen. Warum also jetzt wieder? Er stand nicht in unmittelbarem Kontakt mit ihm… Zumal es ja abgeklungen war und… Harry schluckte und schüttelte die Gedanken ab, konzentrierte sich auf Dracos Worte… Besser? Oh ja. Der Ausblick war bedeutend besser. Und je länger er hinsah, desto nervöser wurde er. Das war doch… Irgendwie sendeten seine Beine ein eindeutiges Signal, dass sie weglaufen wollten, aber er blieb standhaft auf seinem Platz. Er hatte versprochen, nicht mehr wegzurennen! Und doch… Panik drängte sich in den Vordergrund, als das Gefühl intensiver wurde. Was sollte er denn jetzt machen? Seine Augen wanderten zu Dracos Lippen und weiteten sich plötzlich, als er begriff, was er im Ansatz zu denken wagte: Er wollte ihn nicht ernsthaft… Im nächsten Moment war er kalkweiß. ~*~*~*~ „Oh, sprachlos?“ Dracos Stimme troff vor Ironie. Aber irgendwie... war der Spaß verflogen. Zwar konnte er in diesem Zwielicht kaum Harrys Gesicht sehen, aber er spürte, dass sich gerade etwas verändert hatte. Geschmeidig bückte er sich und hob seine Umhang wieder auf. Zwar war es draußen noch recht warm, aber langsam wurde ihm in seinen nassen Sachen kalt. Schweigend legte er den Umhang um seine Schultern und kuschelte sich hinein. Nicht, dass dieser es besser machen würde. Ihm war noch immer kalt. „Ist dir auch kalt?“, fragte er leise, um überhaupt irgendetwas zu sagen, denn diese Stille erschien ihm unheimlich belastend. ~*~*~*~ Harry nickte benommen. Ihm war kalt. Bis aufs Mark. Es kam einem Eisbad gleich, einem Schock. Und mehr als dieses Nicken bekam er nicht zustande, denn seine Lippen zitterten unkontrollierbar. Was sollte er denn tun? Wie sich verhalten? Und was hatte das zu bedeuten? Normalerweise wollte man jemanden küssen, wenn man ihn liebte, aber… Er konnte doch unmöglich tatsächlich und wahrhaftig in Draco Malfoy verliebt sein! Oder? Er schüttelte leicht den Kopf, um sich selbst zu verneinen, aber er rührte sich nicht… ~*~*~*~ Irgendwie sah der Gryffindor vollkommen paralysiert aus. Aber wovon denn bitte schön? Draco runzelte verwirrt die Stirn. Irgendwie besaß hier gerade nichts Sinn. „Komm, lass uns gehen.“ Er trat auf Harry zu und legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter. „Nicht, dass du noch krank wirst. Oder ich... Pomfrey würde uns eine Szene machen...“ Seine Worte wirkten nach außen hin vielleicht locker, doch innerlich verspürte er diese seltsame Anspannung. Er konnte nicht den Finger darauf legen, aber irgendetwas gab es, das ihn unruhig machte. ~*~*~*~ Harrys erste Reaktion war Zurückweichen, aber er tat es nicht, konnte es gar nicht. Er hatte Draco doch versprochen, dass er nicht weglief… Dieses Versprechen konnte er nicht brechen… Genauso wenig wie das, welches das Vertrauen mit einschloss… Er blickte Draco an, seine Hand klammerte sich um den Besenstiel, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Ihm war wirklich kalt. Und wie. Er lächelte leicht gequält… eigentlich hätte es ja eines dieser verschleiernden Lächeln werden sollen, aber auch das hatte er Draco versprochen, nicht mehr in seiner Gegenwart zu tun… Zumal er es eh wieder durchschauen würde. Er würde sich mit seinen Versprechen noch einmal an den Rand des Unerträglichen bugsieren, er sah es schon kommen. Ein kurzer Blick hinaus in den Sturm… Er wollte wieder hinaus da. Schnell und sorglos fliegen, gegen den Sturm kämpfen… Es wäre ihm lieber. Es wäre so viel einfacher. Einfacher als dagegen anzukämpfen, damit Draco nichts davon merkte… Denn der durfte auf keinen Fall etwas davon merken… Genau wie die anderen… „Sie würde uns umbringen.“, gab er ihm Recht, lachte freudlos. Vielleicht sollte er sich anstrengen, krank zu werden. Die Uhr schlug zwölf und Harry erstarrte erneut. Hermione wartete… Sie hatte mit Punktabzug gedroht, wenn er sich verspätete… Verdammt… Wahrscheinlich gab sie ihm ohnehin Punktabzug, weil er nach zehn Uhr los geflogen war! Aber… es war eine Möglichkeit von Draco wegzukommen, ohne ihm wehzutun… „Ich habe ein Problem…“, sagte er leise, blickte auf den Boden. „Hermione wird ziemlich sauer sein…“ ~*~*~*~ „So?“ Draco legte die Stirn in Falten, dachte nach. Im Prinzip konnte man die Sache ganz analytisch und logisch angehen. „Also... Du hast drei, nein, sogar vier Möglichkeiten. Möglichkeit A: Du siehst der Bestie - in diesem Fall Granger - ins Auge und stellst dich ihr. Möglichkeit B: Du versuchst dich reinzuschleichen. C: Du kommst mit mir und riskierst, dass dich morgen früh ein Slytherin beim Raushuschen entdeckt, woraufhin die ganze Gerüchteküche wahrscheinlich explodieren wird. D: Raum der Wünsche. Wenn du die ganze Nacht fern bleibst, wird sie sich mehr Sorgen machen als wütend werden.“ Der Blonde zuckte die Achseln. „Und? Was meinst du?“ ~*~*~*~ Mit ihm…? Harrys Farbton nahm noch ein bisschen mehr ab. Zu gerne, aber… das konnte er nicht riskieren! Draco würde es unter Garantie mitkriegen! Hundertprozentig! Das durfte nicht passieren! Unter keinen Umständen! Dann doch lieber der Bestie ins Auge sehen! „Ich...“ Seine Augen wurden von Dracos eingefangen. „Ich… werde mich… reinschleichen. Sie bringt mich um, wenn ich… gar nicht komme… Da sind ein paar Punkte… besser…“ Er bereitete den Besen vor, setzte sich drauf, begann schon zu schweben, als er nach Dracos Hand auf seiner Schulter griff und sie leicht drückte. „Vergiss deine Augentropfen nicht zu nehmen… Es ist Zeit…“, sagte er lächelnd zum Abschied. „Und schlaf gut!“ Dann flog er auch schon los, zurück in den tosenden Sturm. ~*~*~*~ Draco sah dem schwarzhaarigen Jungen kopfschüttelnd nach. Der Sturmwind schien ihm eindeutig quer durchs Gehirn gepustet zu haben, so wie der jetzt durch den Wind war. Nachdenklich strich Draco noch einmal über die Finger, die sich bis gerade noch um Harrys Schulter geschlossen hatte. Er konnte seine Wärme sogar noch spüren... Er schüttelte den Kopf und griff nach seinen Besen. Zeit, ebenfalls zurückzukehren. Er stieß sich ab und schoss einen Augenblick später ebenfalls in den Regen hinaus. Neben ihm ging ein Blitz nieder und er verfluchte sich innerlich dafür, dass er keinen neuen Schutzzauber gewebt hatte. So... war er gerade reichlich schutzlos unterwegs. Dumme Idee. Konnte er nur jetzt nicht ändern. Das bedeutete also, dass er sich auf sein Glück verlassen musste... Er hoffte nur, dass er es in letzter Zeit nicht allzu stark strapaziert hatte. Er hatte Glück. Draco war zwar wieder frisch klitschnass geworden, aber er kam zumindest gesund im Slytherinfünftklässlerschlafraum an. Blaise hatte das Fenster offen gelassen und offenbar gewartet. Er hockte neben dem Fenster auf einem Stuhl und starrte in den Regen hinaus. Die anderen Jungen, Crabbe, Goyle und Nott, schliefen offenbar schon und ließen sich - erfahrungsgemäß - auch von nichts anderem als diesem alten magischen Wecker von Crabbe wecken. „Ab mit dir unter die Dusche.“, sagte Blaise nur, als Draco im Zimmer landete. „Deine Lippen sind ganz blau. Ich trockne deinen Besen in der Zwischenzeit.“ „Danke.“ Draco lächelte ihn an und wenn er nicht so nass gewesen wäre, hätte er Blaise sogar spontan umarmt. Zehn Minuten später trat er in Boxershorts zurück ins Zimmer. „Die nassen Sachen hängen noch im Bad... Wusste nicht, wo sonst damit hin...“ Während er sprach, rubbelte er sich mit einem Handtuch die Haare trocken. „Warum machst du nur so etwas, Draco?“ Blaise schüttelte den Kopf und verstaute den Rennbesen an seinem üblichen Platz. Der Blonde zuckte mit den Schultern und ließ sich auf sein Bett fallen. „Einfach so...“ „Nein... Du suchst was. Was?” „Harry würde es jetzt wohl Freiheit nennen…” Er grinste schief. „Harry?“ Blaise zog eine Augenbraue hoch. „Hm...“ Draco ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. Das Handtuch segelte achtlos daneben zu Boden. „So gut versteht ihr euch?“ „Hm...“ „Kannst du auch etwas anderes sagen?“ „Mhm.“ „Idiot.“ Draco lachte leise. „Sowieso.“ „Schlaf jetzt... Wir reden morgen weiter.” „Vielleicht.“ Dafür bekam er von Blaise einen zusammengeknüllten Umhang an den Kopf, den er grinsend beiseite legte. Dann kuschelte er sich unter der Decke zusammen und war binnen weniger Minuten tief und fest eingeschlafen. ~*~*~*~ Als Harry zurück ins Zimmer kam, war es schon drei. Er war geflogen, bis er einfach nicht mehr konnte, hatte nachgedacht, hatte den Schock verarbeitet und war nach endlosem Hin und Her und heftigen Zweifeln zu der Erkenntnis gelangt, dass es nicht stimmen konnte und dass er überreagiert hatte, weil sein Körper so aufgeputscht war, als hätte er etwas getrunken. Euphorie oder so. Mehr war das nicht gewesen! Und auch wenn Draco ansprechend genug wäre, um ein solches Gefühl zu rechtfertigen, war es einfach nicht wahr. Das hatte er beschlossen. Leise zog er sich aus und ging duschen, um wieder warm zu werden. Obwohl es Sommer war, hatte er es dank des Windes geschafft, seinen Körper völlig auszukühlen, und die Hitze des Wassers tat ihm gut. Sie beruhigte seine schmerzenden Muskeln und ließ die Müdigkeit über ihn rollen, als wäre sie das Meer persönlich. Schnell trocknete er sich noch ab und verschwand dann einfach so unter die Decke ins Bett. Kaum berührte sein Kopf das Kissen, war er auch schon eingeschlafen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Follow the storm I've got to get out of here… Follow the storm as you take to the sky… Follow the storm now it's all so crystal clear, Follow the storm as the storm begins to rise… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Wind, wind, wind! *sing* Abby hat Wind gemacht! Und Shi-chan Blitz und Donner! *tanz* Ich liebe Gewitter. Blitz und Donner. Und Wind. Und Blitzkrachbummbumm! *freufreufreu* *abbyabknuddel* Will auch fliegen! Ganz doll fliegen! abranka: Die beiden sind absolut durchgeknallt. In den Sturm hinauszugehen... Absoluter Wahnsinn. *kopfschüttel* Gewitter lieber nur durch eine sichere Glasscheibe. *lach* Kein Kontakt ------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 23: Kein Kontakt Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night – Written in the stars. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 23: Kein Kontakt Ron bekam Harry einfach nicht wach am nächsten Morgen. Der Junge schlief so tief, so fest, dass es schlicht unmöglich war. Resignierend beschloss er, essen zu gehen und es danach noch einmal zu versuchen. Hermione erwartete sie unten im Gemeinschaftsraum und sie war förmlich entsetzt, als er alleine kam. „Wo ist Harry?“, wollte sie mit verengten Augen wissen. Ron seufzte. „Schläft…“ Es schlug ihr die Kinnlade runter. Irgendwie hatte sie schon erwartet, dass Harry nicht oben war, dass er wieder außerhalb geschlafen hatte, dass er sich doch noch mit Malfoy getroffen hatte, aber wenn das nicht so war… „Wann ist er denn gekommen?“, fragte sie schon reichlich weniger misstrauisch, aber Ron zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe geschlafen… Nev übrigens auch.“ „Ihr ward um… Elf oben. Wann habt ihr geschlafen?“ „Halb zwölf oder so.“ „Und da war er noch nicht da?“ „Nein…“ Hermione seufzte. Sie hatte ihm versprochen, dass sie ihm Punkte abziehen würde, aber… sie hatte keine Beweise… Und Rons Aussage… Wenn der erfuhr, was sie plante, dann würde er es garantiert abstreiten. Schon immer war er Harry gegenüber loyaler gewesen als ihr… Ihr Gesicht nahm einen leicht traurigen Ausdruck an. Sie wünschte so sehr, es wäre anders… Sie gingen gemeinsam zum Frühstück. Ron hatte ihr gesagt, dass er ihn später wecken würde, da er das Gefühl hatte, Harry würde den Schlaf brauchen. So tief schlief er normalerweise nicht… Und das Mädchen hatte zugestimmt, packte während des Essens heimlich was für Harry ein, um ihm wenigstens ein paar Kalorien zukommen zu lassen. Ron weckte den Schwarzhaarigen dann kurz bevor sie hoch zum Unterricht mussten. Harry sah furchtbar aus, hatte Ringe unter den Augen und war blass. Man konnte ihm die Kopfschmerzen direkt ansehen. Hermione hatte Mitleid, zauberte einen Gegenfluch über ihn, wie sie es häufiger bei sich tat, wenn sie die ganze Nacht über gelernt hatte… Wie sie es auch bei Pansy getan hatte. Und es half ihm tatsächlich. Doch auf die Frage, was er gestern so lange gemacht hatte, hatte er nur geantwortet, dass er geflogen war… Nun, sie glaubte ihm nicht ganz, dass das alles war, denn nicht einmal er hielt es so lange auf einem Besen aus… dachte sie. Es bewies, dass sie ihn lange nicht so gut kannte, wie sie glaubte… Ron schleifte seinen Freund schließlich zum Unterricht, während das Mädchen sich zu Arithmantik aufmachte. Der Raum war stickig und heiß wie immer, es roch mehr denn je nach Bergamotte und Lavendel und Kardamom, so dass die Luft schwer und betäubend war. Offenbar hatte Trelawney eine neue Methode ausprobiert, sie einzuschläfern… bei Harry hätte es fast funktioniert. „Mr Potter!“ Plötzlich stand sie vor ihm. „Würden Sie vielleicht endlich mal etwas tun und aufhören zu träumen!“ Harry blinzelte und blickte zu ihr hoch. „Was?“ „Ich finde es eine Unverschämtheit, dass Sie nicht aufpassen und sich das auch noch anmerken lassen!“, brauste sie auf und Harry warf einen verzweifelten Blick zu Ron, der auf die Steinchen und Knochen vor sich deutete. Harry wurde blass, als er danach griff… Er hatte es doch vermeiden wollen… Sie sollte wieder gehen, damit er das nicht machen musste! „Na los, du wirst wohl kaum noch eine Vorhersage machen!“, flüsterte Ron, fing sich dafür einen tadelnden Blick von der Libelle ein. Harry schloss für bange Sekunden die Augen, dann warf er die kleinen Dinge auf den Tisch zurück. Seine Augen schweiften darüber. Nichts kam ihm in den Sinn… er hatte sich umsonst aufgeregt. Langsam strichen seine Hände über die Knochen, bewegten sie sacht, als sein Blick verschwamm und ein Lächeln auf seinem Gesicht erschien. „Das Ministerium ist verloren… Zwischen Regen und Schnee zermalmt.“ Ron erstarrte. Trelawney starrte ihn an. Sie blickte auf die Knochen, stellte sich dann direkt neben Harry, schob seine Hand weg, dass er sie verwundert ansah. Was wollte sie…? „Wie kommen Sie auf diesen Unsinn?“, fragte sie. „Die Konstellation sagt lediglich aus, dass Sie an diesem Tage wahrscheinlich Schwierigkeiten bekommen werden!“ Harry wurde blass. Er schoss einen Blick zu Ron, der ebenfalls blass war und bedeutungsschwer nickte. „Was?“ „Das Ministerium…“ Ron war kaum in der Lage, richtig zu sprechen. Harrys Finger krallten sich um die Tischkante. Seine Augen irrten über die Knochen. Er konnte nichts darin lesen! Und er konnte sich an nichts erinnern! An gar nichts! “Mr Potter! Ich denke doch, dass Sie diese Übertreibungen in Zukunft lassen sollten. Damit macht man keine Scherze! Das Ministerium ist gut gesichert! Es ist nicht verloren! Das lassen unsere Auroren nicht zu…“ Harrys Blässe nahm noch zu. Das hatte er gesagt? Das war doch… das war doch… Er sprang auf. „Ich muss weg!“, keuchte er und war schon fort, als sie noch den Mund öffnete, um zu protestieren. Als Harry die Vorhalle erreichte, war das Portal zu Dumbledores Büro offen. Vielleicht hätte es ihn wundern sollen, aber das tat es nicht. Er dachte nicht einmal darüber nach, als er die Stufen hinaufhetzte und schließlich flüchtig anklopfte, ehe er die Tür aufriss und hereinstürmte. Gerade wollte er herausplatzen, was er auf dem Herzen hatte, da traf ihn Dumbledores freundlicher, ruhiger, fast amüsierter Blick. „Guten Morgen, Harry.“ Der Gruß kam so unvermittelt, dass Harry perplex die Höflichkeitsfloskel erwiderte. Sekunden hatte er vergessen, weshalb er da war, und diese Chance nutzte Dumbledore gnadenlos: „Setz dich, nimm dir einen Keks und hör mir zu.“ Harry nickte und tat, was er verlangte. Er hatte Glück, dass der Stuhl, den Dumbledore beschwor, direkt hinter ihm auftauchte, denn sonst hätte er sich einfach auf den Boden fallen lassen. So landete er sicher auf dem Polstermöbel und starrte seinen Schulleiter mit großen Augen an. „Das, was in Wahrsagen passiert ist, ist ein besonderes Phänomen. Ich denke, das ist dir bewusst.“, begann der Mann und Harry brachte es tatsächlich fertig zu nicken. „Echte Vorhersagen sind selten und noch seltener werden sie als solche erkannt. Und das hier ist schon deine zweite…“ Wieder nickte Harry und sein Mund wurde trocken. Dumbledore hatte das mit Percy also mitbekommen. „Du erinnerst dich, was du gesagt hast?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Es ist… schon beim letzten Mal so gewesen!“, versuchte er zu erklären. „Wie bei Professor Trelawney letztes Jahr! Sie hat es auch nicht mehr gewusst danach! Und ich…“ „Und woher weiß du es dann?“ „Ron hat gesagt…“ Der Schulleiter nickte. Das hatte ihm das Bildnis nicht verraten können. Zwar hatte es ihm den gesamten Wortlaut haargenau wiedergegeben, aber es war aufgrund der Brisanz der Neuigkeit sofort verschwunden. Nur aus diesem Grund hatte es schneller sein können als Harry, damit er ihn erwarten konnte. „Ich denke, du solltest es vergessen.“, sagte der Mann nachdenklich und Harrys Augen weiteten sich. „Das geht nicht! Wir müssen etwas tun!“, rief er und sprang auf. „Wir müssen es verhindern!“ „Von wir kann gar keine Rede sein.“, stoppte Dumbledore Harrys Ausbruch. „Du bist in erster Linie Schüler und solltest dich darauf konzentrieren, deinen Abschluss zu machen!“ Harry verzweifelte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Das konnte er nicht ernst meinen! „Sir…“ „Harry, der Orden regelt das schon! Hast du verstanden? Es besteht nicht die geringste Notwendigkeit, dass du dir deinen Kopf über diese Sache zerbrichst!“ Es war das erste Mal heute, dass seine Stimme ein klein wenig ermahnend klang und diese Wirkung wurde dadurch noch verstärkt, dass sie es sonst nie tat. Harry schluckte den Protest hinunter. „Wirst du mir versprechen, dass du nichts tun wirst oder muss ich dich mit einem Zauber belegen, der dich vergessen lässt?“, fragte der Mann und diesmal rieselte Harry ein Schauer über den Rücken. „Das kann ich nicht versprechen!“, rief er. „Wie könnte ich einfach zuschauen, wenn ich doch weiß, was geschehen wird? Das können Sie nicht erwarten! Das…“ „Ich weiß, Harry…“ Dumbledore war während seiner Rede aufgestanden und zu ihm gekommen, jetzt berührte sein Zauberstab ganz sachte Harrys Stirn. Die grünen Augen wurden kurz trübe, sein Blick verschwamm, dann wurden sie wieder klar. „Geh in dein Zimmer und ruh dich aus.“ Es war kein Befehl, aber Dumbledore wusste, dass Harry folgen würde, denn das war ein Nebeneffekt des Zaubers. Harry würde sich an die letzten zwei und die folgenden zwei Stunden nicht erinnern. Jetzt musste er nur noch verhindern, dass Ron ihn wieder daran erinnern konnte… ~*~*~*~ Blaise musste Draco am nächsten Morgen lange schütteln, ehe er wach wurde. „Merlin, bin ich ein Milkshake oder was?“, maulte der Blonde, während er sich langsam aufsetzte. Autsch. Wie er gedacht hatte: Volle Bandbreite Muskelkater. Gar nicht schön... „Wir sind spät dran, Draco...“, knurrte Blaise ungeduldig. „Beweg dich.“ „Ja, ja...“ Auch nach der Dusche taten seine Muskeln noch höllisch weh. Verdammt, vielleicht musste er heute wirklich noch den Krankenflügel aufsuchen... Pomfrey würde ihn dafür allerdings garantiert killen. Sie kamen gerade noch rechtzeitig in die Große Halle, um jeder mit einem Brötchen in der Hand gleich weiter in den Klassenraum zu marschieren und dieses auf dem Weg zu essen. Ganz eben waren sie noch pünktlich. Kurz streifte Dracos Blick Granger und er fragte sich, ob sie Harry gestern Abend - nun, viel mehr: heute Nacht - noch erwischt hatte. Dann ließ er sich auf seinen Platz fallen. Noch während er den letzten Bissen seines schnellen Frühstücks kaute, betrat Professor Vektor den Klassenraum und der Unterricht begann. Draco verfolgte ihn einigermaßen aufmerksam. Heute ging es um bestimmte Talente, die man mittels Arithmantik berechnen konnte. Magische Talente, die sich auf Teilgebiete der Magie bezogen, wie beispielsweise Angriffsflüche, Verteidigung, Zauberkunst, Verwandlungen oder ähnliches. Kombiniert mit dem, was sie bisher gelernt hatten, konnte man sich praktisch das perfekte Profil berechnen... Unwillkürlich schob sich bei Draco die Idee wieder ins Gedächtnis zurück, die er in der letzten Stunde hatte fallen lassen. Was würde wohl herauskommen, wenn er sein eigenes Profil ausrechnete und bestimmte? Was wohl? Er schlug sein Buch auf und suchte die Seiten mit den Aufschlüsselungen heraus. Dann kritzelte er seinen Namen auf ein Blatt Papier und legte los. Heute hatte sich Vektor die schwächeren Schüler besonders vorgenommen, sodass er sich diesen Luxus der Unaufmerksamkeit leisten konnte. ~*~*~*~ Hermione erwiderte den Blick mit einer Mischung aus giftig und forschend und nachdenklich. Ob er gestern auch so lange fort gewesen war? Am liebsten würde sie Pansy fragen, denn die musste es ja wissen, aber jetzt kam sie noch nicht an sie ran. Und Malfoy… der würde ihr doch nie antworten! Oder? „Gestern einen schönen Abend gehabt, Malfoy?“, fragte sie leise. Wie gut, dass sie so saß, dass sie ihn ansehen konnte, ohne allzu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen… ~*~*~*~ „Sehr angenehm, danke der Nachfrage, Granger.“, erwiderte Draco zuckersüß und unterbrach seine Schreibarbeit. Blaise sah ihn verwundert an. Seit wann ließ sich Draco dazu herab, mit der Gryffindormusterschülerin zu sprechen - ausgenommen, wenn es um irgendwelche Beleidigungen ging? „Ich hoffe deiner, war wenigstens halbwegs so unterhaltsam und ereignisreich. Oh, ich vergaß - da Bücher deine Welt sind und du in ihnen lebst, hätte dich eine Beschäftigung mit der Wirklichkeit wahrscheinlich aus der Fassung gebracht...“, fügte der Blonde noch immer in einem freundlich-süßen Tonfall hinzu. Blaise nickte innerlich. Ja, das passte schon eher zu dem Draco, den er kannte. ~*~*~*~ Hermione verkniff sich eine patzige Antwort. Das war nicht das, was sie wissen wollte. Ihr Gesicht wurde weicher. „Bist du auch so nass geworden?“, fragte sie leise und ihre Augen nahmen einen wissenden Blick an, der so überhaupt nicht fundiert war. ~*~*~*~ „Sollte ich?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. In der Tiefe seiner grauen Augen glitzerte es. Sieh an... Sie wollte ihn also aus der Reserve locken... Wenn sie meinte, dann konnte sie es ja ruhig versuchen. ~*~*~*~ „Das Unwetter gestern war aber auch heftig…“, sagte sie leicht schwärmend. „Perfektes Wetter fürs Fliegen… nicht wahr?“ Sie schickte einen Blick zu Pansy, streifte dabei Blaise… ~*~*~*~ „Fürs Fliegen?“ Dracos Miene veränderte sich kein bisschen. „Das wäre reichlich lebensmüde gewesen, findest du nicht auch?“ Blaise neben ihm ließ seine Augen zwischen Granger und Draco hin und her wandern. Okay, er hatte begriffen, dass Granger glaubte, eine Ahnung zu haben, Draco ihr gegenüber aber keine Zugeständnisse machen wollte... Merlin, konnten Menschen kompliziert sein. ~*~*~*~ „Lebensmüde?“ Sie lachte leise. „Das ausgerechnet von dir? Gibst du also endlich zu, dass Harry dir im Quidditch überlegen ist? Er war gestern da draußen. Und er lebt noch.“ ~*~*~*~ „Das dort draußen war kein Quidditchspiel.“ Wieder zog er die Augenbraue hoch. „Wir werden im Spiel sehen, wer der Bessere ist. Und nicht... in einem Gewitter. Abgesehen davon wirst du von mir nichts anderes hören, als dass Potter der einzige ist, der eine Herausforderung überhaupt wert ist.“ ~*~*~*~ Ihr Lächeln wurde breiter. Fadenscheinige Ausrede. Er war ja ein harter Brocken, aber jetzt wusste sie es mit Gewissheit und es ärgerte sie. Harry war gestern mit Malfoy draußen gewesen. Er hatte sich mit ihm getroffen! In diesem Sturm! Sonst wäre er gewiss eher wieder da gewesen und Malfoy hätte gewiss auch anders reagiert, denn das ungerechtfertigte Zugeständnis, dass Harry mutiger sein sollte als er.... Und dann hätte sich wohl auch einer der anderen eingemischt. Die saßen jedoch einfach nur ruhig da… Selbst wenn sie sich nicht bewusst war, dass ihre Schlussfolgerungen falsch waren, sie hatte das richtige Ergebnis daraus gezogen… Hermione blickte auf ihr Blatt hinunter… schrieb ein paar Zeilen, ohne sich weiter um die Slytherins zu kümmern. Sie würde Harry heute zur Rede stellen… Sie wollte endlich Gewissheit… ~*~*~*~ Granger hatte also aufgegeben. Schön. Damit konnte er sich dann wieder seinen eigenen Überlegungen zuwenden. Seine Feder kratzte erneut über das Papier. Dann hielt er inne. Draco runzelte leicht die Stirn. Das konnte doch nicht sein... Er prüfte noch einmal die Zahlen. Die magischen Zahlen, die seine eigene Persönlichkeit, seine Grundmagie, seinen Namen beschrieben, kannte er genauso auswendig wie jeder andere Schüler hier im Raum. Das war eine ihrer ersten Übungen gewesen. Sich selbst in Arithmantik ausdrücken können. Nein, er hatte sicht geirrt. Er wurde blass und biss sich auf die Unterlippe. Das war nicht gut... Er schrieb weiter, entwarf den nächsten Teil des Profils. Schon nach wenigen Rechenschritten stand er genau an der gleichen Stelle. Müßig, dort fortzufahren. Das Ergebnis würde das gleiche sein. Nächster Teil. Eine halbe Stunde später starrte er mit angespannter Miene auf das Blatt Papier. Zwei Worte standen dort. Dick unterstrichen. Er biss die Zähne zusammen. War es das? Eine simple Rechenaufgabe und dort stand sein Schicksal, seine Zukunft? Lächerlich. Und dennoch... beunruhigend. „Alles okay? Was schreibst du da eigentlich die ganze Zeit?“, erkundigte sich Blaise besorgt. „Nichts weiter...“ Draco knüllte den Zettel zusammen und spielte mit ihm herum. Dabei glitt er ihm durch die Finger, kullerte zu Boden. Auch egal. Niemand, der nicht gerade ausgezeichnet in Arithmantik war, würde aus diesem Wirrwarr an Zahlen auf seinen Namen - den er ohnehin vollkommen unkenntlich gemacht hatte - schließen können. ~*~*~*~ Hermione sah auf, als etwas gegen ihre Fußspitze kullerte. Sie sah unter den Tisch, erkannte einen Zettel und hob ihn auf. Toll. Ehrlich! Von wem war denn das schon wieder? Doch ein forschender Blick in die Runde ergab keine Lösung dieser Frage. Dann halt anders: Vielleicht konnte sie ja die Schrift erkennen, damit der Depp, der hier den Klassenraum verschmutzte, seinen Müll auch zurückbekam. Langsam entfaltete sie ihn… Und musste feststellen, dass ihr die Schrift unbekannt war. Die Zahlen waren krakelig und schwer zu erkennen, aber… die erste Zeile allein erklärte deutlich, wessen Blatt das war: Draco Malfoy stand da in Zahlencodes ausgedrückt… Sie erkannte den Code, ohne lange darüber nachdenken zu müssen, hatte sie die Namen all ihrer Mitschüler und der meisten anderen Menschen, die sie kannte, bereits zu Übungszwecken in den ersten Stunden gerechnet… Aber was und warum hatte Malfoy gerechnet? Ihre Wangen wurden blass, als sie es erkannte… Nicht nur eine Rechnung… alle Rechnungen, die es in diesem Buch gab und die sie bereits gelernt hatten… Und auch wenn kaum eine wirklich zu Ende gerechnet worden war… Jede hatte dasselbe Ergebnis. Malfoys Magiepotential war ausschließlich auf Schwarze Magie fixiert! Nur! Das war doch… Sie faltete den Zettel hastig zusammen und steckte ihn in den Rucksack. Das musste sie Harry zeigen! Sie musste ihn warnen! Dringend! Ihn vor Draco warnen! Worin verlief der Kerl sich nur schon wieder? Warum hatte er sich ausgerechnet diesen Jungen ausgesucht, um diese neue Seite an sich zu entdecken? Den Rest der Stunde war Hermione aufgekratzt und hibbelig, ihre Hand war beständig oben, noch häufiger als sonst schon, ihre andere Hand schrieb ununterbrochen Dinge auf Papier, rechnete die Aufgaben Malfoys nach, was sie im Grunde nur zu dem Ergebnis brachte, dass dieser sich nicht verrechnet hatte. Draco Malfoy war prädestiniert für Schwarze Magie! Der geborene dunkle Zauberer! ~*~*~*~ Schwarze Magie... So langsam kam sich Draco wirklich verflucht vor. Okay, dieses Talent, das er offenbar besaß, erklärte problemlos, weshalb er sich von klein auf zu dieser Art der Magie hingezogen gefühlt hatte - obgleich sie ihn auch erschreckt hatte. Deswegen auch seine Begeisterung, als sein Vater sie ihm letztlich doch beigebracht hatte - als unmittelbares Resultat der Rückkehr des Unnennbaren. Daher auch sein unglaubliches Talent, was diese Magie anging. Es war, als wenn sie schon fast selbst durch seine Adern fließen würde... Als die Stunde vorbei war, stand er benommen auf. Das war... Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Ganz und gar nicht. Offenbar war es Fakt, denn jeder beschissene Test hatte das gleiche Ergebnis geliefert... Nachdenklich strich er sich durch die Haare. „Geistig anwesend?“, erkundigte sich Blaise besorgt. „Sicher doch.“ Draco blickte ihn an und zuckte angesichts dieses sorgenvollen Ausdrucks nahezu zurück. „Ja.“ Er bemühte sich zu lächeln. „Jetzt lasst uns Mittagessen gehen... Ich habe Hunger.“ Er legte Blaise den einen Arm um die Schultern, Pansy den anderen. Nur nichts anmerken lassen... Parallel zum Mittagessen kam die Eulenpost. Draco ließ dieses Ereignis normalerweise immer an sich vorbeiziehen, rechnete er selbst doch nicht damit, dass ihm jemand schrieb. Allerdings... Er sollte wohl selbst noch die Feder schwingen und um einen neuen Umhang und eine neue Schuluniform bitten... Er seufzte leise. Eigentlich hatte er keine Lust dazu. Aber genauso musste er noch den Brief an seinen Vater fertig stellen, sodass man das beides sicher wunderbar miteinander verbinden konnte. Er blickte erst auf, als die Eule vor ihm landete. Skeptisch betrachtete er den Vogel, fragte sich, ob er sich nicht vielleicht verirrt hatte, doch die Eule reckte ihm - langsam etwas entnervt - einen Brief entgegen. Draco nahm ihn ihr ab und daraufhin folgte sie ihren Kameradinnen wieder nach draußen. Stirnrunzelnd wendete der Slytherin den Brief in der Hand. So etwas nannte man unerwartet. Dann brach er das nichts sagende Siegel und entnahm dem Umschlag den Bogen Papier. ‚Sehr geehrter Mr Malfoy, bedauerlicherweise sehe ich mich zu dieser Nachricht an Sie gezwungen. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass das Amt eines Vertrauensschülers nicht nur Privilegien mit sich bringt, sondern auch Pflichten. Diesen Pflichten sollten Sie mit mehr Ehrgeiz nachgehen, ansonsten sehe ich mich gezwungen, Sie Ihres Amtes zu entheben. Zu diesen Pflichten gehört auch, dass sie nicht gemeinsam mit anderen Schülern des Nachts im See baden gehen oder aber im Gewitter einen Besenausflug unternehmen. Albus Dumbledore.’ Draco starrte den Brief an, faltete ihn zusammen und blickte dann nach vorne zum Lehrertisch, von wo aus ihn Dumbledore über seine Halbmondbrille anlächelte. Woher zum Merlin wusste dieser Mann das? Woher? Dass er seine Augen im Schloss überall hatte, war wenig überraschend, aber draußen? Sein Blick wanderte zu Harrys derzeit leerem Platz. Aber wie sollte er auf diese kleinen Verrücktheiten verzichten, wenn sie ihm soviel gaben? „Was ist, Draco?“ Blaise lehnte sich zu ihm rüber. „Interessante Post?“ „Ne Rüge von Dumbledore. Ich soll meinen Pflichten besser nachkommen...“, murmelte der Blonde als Antwort, riss seinen Blick mühsam von dem leeren Platz los, um den Schwarzhaarigen anzusehen. „Wurde Zeit, oder nicht?“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Du benimmst dich nicht gerade wie ein Vertrauensschüler.“ „Danke für deine Unterstützung.“ „Immer wieder gerne.“ Blaise grinste leicht. „Aber du musst zugeben, dass ich Recht habe...“ Draco antwortete darauf nicht. Natürlich hatte der schwarzhaarige Slytherin Recht. Aber er selbst hatte sich ja nicht gerade um dieses Amt gerissen - im Gegenteil... Er wollte es doch eigentlich gar nicht haben... „Hat dich Dumbledore auch gerügt?“, erkundigte sich Pansy gerade. „Mich auch...“ Sie seufzte theatralisch. Auch sie war ihren Aufgaben als Vertrauensschülerin bei weitem nicht so nachgekommen, wie sie es gesollt hätte. Vor allem die abendlichen Kontrollrunden hatte sie gerne einmal ausfallen lassen. Tja, blieb wohl nichts anderes, als sich etwas von Hermiones Disziplin und Regeltreue abzuschneiden und diese umzusetzen... „Geht die Welt ja nicht von unter...“ Draco steckte den Brief in die Tasche seines Umhangs und bedachte seine Umgebung mit einem nachdenklichen Blick. Wie viele Hiobsbotschaften konnte ein Tag eigentlich bereithalten? Erst die Erkenntnis mit der Schwarzen Magie, jetzt das. Was wohl als nächstes kam? Auf alle Fälle Hausaufgaben und der Brief an seine Eltern. Das nächste Desaster würde den Weg schon von alleine zu ihm finden. ~*~*~*~ Als Ron zum Mittagessen kam, saß Hermione schon lange da und blätterte in einem Buch, das locker ihren Brustkorb hätte ausfüllen können. Sie blickte auf, lächelte ihm entgegen und klopfte auf den Sitz neben sich, doch Ron wählte den Platz ihr gegenüber, was ihr ein enttäuschtes Seufzen entlockte… Ein Blick über die Tische hinweg zu Pansy… Sie hatte es gut, auch wenn ihre Liebe nicht erwidert wurde, sie durfte wenigstens neben ihrem Herzstück sitzen… „Wo ist Harry?“, fragte sie und blickte zum Tor in der Erwartung, dass er noch kommen würde, doch Ron schüttelte den Kopf. „Vergiss es, er schläft.“ Hermione hob eine Augenbraue. „Schon wieder?“ Ron nickte und nahm sich etwas von dem Nudelauflauf. „Ich weiß auch nicht… Er ist in Wahrsagen plötzlich aufgesprungen, meinte er müsse weg, und als ich vorhin in den Schlafsaal kam, schlief er dort… Es wundert mich nur, dass er dafür keine Strafe bekommen hat… Professor Trelawney war zwar sauer, aber sich hat nichts weiter geäußert…“ Der Rotschopf begann zu essen. „Ist ja komisch…“, murmelte Hermione. „Und er hat nichts gesagt, warum er gegangen ist?“ Ron zuckte mit den Schultern. „Nein.“, antwortete er mit vollem Mund. „Isch weisch nischt…“ Schlucken. „Dumbledore wollte dann noch mit mir sprechen… über etwas, das mit Percy und dessen Beerdigung zu tun hat… Ich werde mit Ginny, Fred und George nächste Woche nach Hause fahren… Genauer Zeitpunkt steht aber noch nicht fest…“ Diese Information hatte zur Folge, dass Ron seine Gabel zur Seite legte und auf den Teller starrte. Hermione zersprang fast das Herz, als sie diese Traurigkeit sah. Sie erhob sich, ging um den Tisch herum und nahm ihn in den Arm, wiegte ihn leicht hin und her. Es war schrecklich, das mit ansehen zu müssen, ohne ihm tatsächlich helfen zu können… „Ich würde gerne mitgehen…“, flüsterte sie. „Und ich denke, auch Harry…“ Doch Ron schüttelte nur den Kopf. „Dumbledore hat es verboten…“, murmelte er, dann drückte er sie an sich. „Danke, Mione!“ Das Mädchen begann zu lächeln. Wenigstens konnte sie etwas helfen… Den frühen Nachmittag verbrachten sie mit Hausaufgaben. Hermione und Ron saßen im Gemeinschaftsraum in einer unbelebten Ecke, wie sie es in diesem Schuljahr gewöhnt waren, und schrieben gerade an den Aufgaben für Snape, als Harry herunterkam. Er sah wild aus, müde, zerzaust… „Morgen, du Langschläfer!“, riefen sie ihm zu und Harry grinste. „Warum habt ihr mich nicht geweckt?“, fragte er. „Wir kommen noch zu spät zu Wahrsagen!“ Die beiden Freunde wechselten einen Blick. „Harry… da warst du schon.“, sagte Hermione. „Ja, du bist raus gelaufen, erinnerst du dich nicht mehr?“, fügte Ron noch an und Harry runzelte die Stirn. „Nein, ich…“ Er ließ sich neben sie fallen. „Ehrlich gesagt, erinnere ich mich nicht mal daran, wach gewesen zu sein…“ Hermione seufzte. „Ist ja seltsam. Aber nicht zu ändern. Ich hab da was viel Wichtigeres! Hier! Das musst du dir unbedingt ansehen!“ Sie schob ihm den zerknüllten und ihren eigenen Zettel hin. Harry sah perplex auf die Zahlen hinab. „Mathematik?“, fragte er unsicher. Wie lange war es her, dass er damit konfrontiert worden war? Vier Jahre oder so. Und diese Art Rechnungen hatten sie damals nicht durchgenommen. Das Mädchen rollte mit den Augen. „Nein, Arithmantik!“, sagte sie, als müsse er es sofort verstehen. „Das da sind Malfoys Daten!“ „Ah ja.“ Harry blickte darauf herab. Ja, er erkannte diese Schrift wieder. War ja nicht so schwer… „Und was willst du mir damit sagen?“ „Harry, jede dieser Rechnungen weißt darauf hin, dass er mit der Schwarzen Magie eine Art Lebensbindung hat!“ Harry blinzelte. „Äh…“ Er verstand es nicht. Gar nicht. Und dann begann Hermione zu erklären. Sie holte weit aus, machte ihnen klar, was berechnet wurde, wie es funktionierte und was bei Malfoy herauskam. Sie war so aufgeregt, dass die Worte so schnell über ihre Lippen kamen, dass Harry kaum und Ron gar nicht folgen konnte… Nur soviel war klar: Sie wollte ihn davon überzeugen, dass er von Draco fernbleiben sollte. Harry stand ruckartig auf, als ihm das klar wurde. „Du bist unmöglich, Hermione!“, sagte er, dann drehte er sich um und ging. Das Mädchen sah ihm perplex hinterher, dann zu Ron, der ebenfalls nicht verstand und nur mit den Schultern zuckte. „Red vielleicht später noch mal mit ihm…“, schlug der Rotschopf vor, denn soweit er es verstanden hatte, war Harry grade dabei, sich mit dem leibhaftigen Teufel einzulassen. Und das musste verhindert werden! Unter allen Umständen! Harry wanderte durch die Gänge. Er hatte schlechte Laune. Wie konnte sie es wagen, Draco so etwas anhängen zu wollen? Wie konnte sie nur daran denken, dass er… nicht einschätzen konnte, mit wem er sich anfreundete? Wie konnte sie Draco nur so in Verruf bringen?! Und selbst wenn es stimmte… Schwarze Magie bedeutete doch nicht zwangsweise Schwarzmagier! Er war so aufgewühlt, dass er erst wieder anhielt, als Neville ihm über den Weg lief. Der mondgesichtige Junge lächelte ihm entgegen, schüchtern und dennoch absolut offen. Harry seufzte und verdrängte die Wut in einen Winkel seines Kopfes. „Wie geht es dir, Nev?“ „Gut. Und dir? Du bist vorhin so schnell abgehauen…“ Harry lachte hohl… Alle wussten davon, nur er nicht mehr. Toll. Gedächtnisverlust… Warum musste ihm das auch noch passieren? „Mir geht’s blendend. Ich habe fantastisch geschlafen!“, erwiderte er. Und dann beschloss er, dass ein Gespräch mit Neville, seinen Gedanken vielleicht eine andere Richtung geben konnte und bat ihn, mit ihm hinauszugehen und ihm von den Pflanzen am Rand des Verbotenen Waldes zu erzählen, denn schließlich hatte er diese Unterrichtseinheit vollkommen verpasst… Neville tat ihm diesen Gefallen gerne. Harry konnte richtig fühlen, wie er sich entspannte, als er mit ihm sprach, wie er aus sich herauskam. Wenn es um Pflanzen ging, war der Schwarzhaarige echt nicht mehr wieder zu erkennen… ~*~*~*~ Im Gemeinschaftsraum sicherte sich das Slytherintrio eine Ecke und breiteten sich mit ihren Schulunterlagen aus. Doch ehe Draco mit seinen Hausaufgaben überhaupt begann, widmete er sich dem sehr ausführlichen Brief an seine lieben Eltern. Er begann damit, dass er ihnen schon eher hätte schreiben wollen, aber leider durch diesen unsäglichen Unfall in Verteidigung gegen die Dunklen Künste daran gehindert worden war. Die Schuld dafür schob er Tonks zu. Harry wollte er nicht beschuldigen - auch nicht vorgetäuschterweise - und von sich selbst wusste er ja, dass er vollkommen unschuldig war. Danach folgten ausführliche Beschreibungen des derzeitigen Lernstoffes und von dem Nachsitzen bei Snape, nur weil er sich nach Malfoymanier aufgeführt habe. Daran wiederum hängte er einige Belanglosigkeiten: Wie gut das Quidditchtraining war, wie überzeugt er war, dass Slytherin dieses Jahr gegen Gryffindor gewinnen würde, wie sehr ihn die Verantwortungen als Vertrauensschüler nervten und dass er von Dumbledore gerügt worden war, sowie alles mögliche über Pansy, um seine Eltern in der Gewissheit zu wiegen, dass diese Beziehung wunderbar lief. Kurzum: Volles Programm, das letztlich immerhin stolze acht Seiten füllte. Ans Ende setzte er noch seine Bitte um einen Ersatzumhang und eine neue Garnitur der Schuluniform. „Bin mal eben in der Eulerei...“ Er stand auf und ging davon. Pansy und Blaise sahen ihm nachdenklich hinterher. „Irgendwie ist er heute angespannt...“, murmelte Pansy leise. Blaise zuckte mit den Achseln. „Ja. Er hat in Arithmantik die ganze Zeit etwas geschrieben... Ich wüsste nur zu gerne was.“ „Liebesbriefe?“ Pansy zog eine Augenbraue hoch, wusste sie doch selbst, dass das angesichts von Dracos gestrigen Worten vollkommen unmöglich war. Entsprechend war auch Blaises stumme Antwort darauf - er sah sie schlichtweg vorwurfsvoll an. „Sorry...“ Sie senkte betreten den Blick. „Ich... kann es nur noch immer nicht glauben. Ich will es gar nicht glauben. Aber er hätte keinen Grund, uns anzulügen...“ Sie seufzte leise und vergrub das Gesicht in den Händen. Blaise legte ihr sanft die Hand auf die Schultern und drückte sie. Aber ihr Trost spenden, das konnte er auch nicht. Draco kam zehn Minuten später wieder zurück. Er war auf direktem Wege in die Eulerei gegangen und wieder zurück. Im Moment mochte er nicht so wirklich mit seinen Gedanken allein sein und daher suchte er regelrecht die Ablenkung in seinen Aufgaben. Aufgehalten hatten ihn nur ein paar Zweitklässler, die er aufgrund ihres Herumalberns auf der Treppe hatte zusammenfalten müssen. Zu große Verletzungsgefahr. Innerlich hatte er die Augen verdrehte. Diese Kinder waren ihm so was von egal! Und hier im Gemeinschaftsraum durfte er auch noch zwei Drittklässler anraunzen, weil sie Krach machten. Das war doch... Doofe Pflichterfüllung. Entnervt ließ er sich wieder auf seinen Stuhl fallen. „Zaubertränke.“ sagte Pansy nur und schob ihm das Buch rüber. „Erklärst du mir Frage drei?“ Sie saßen den ganzen Nachmittag an den Hausaufgaben. Draco schaute erst kurz vor fünf auf die Uhr und erstarrte. Verdammt, Nachsitzen bei Tonks. „Sorry, ich muss los. Nachsitzen ruft.“ Er schnitt eine leichte Grimasse. „Wir sehen uns später. „Ist gut.“ Blaise lächelte ihn an. Draco strich Pansy noch kurz über das Haar, dann verließ er den Slytheringemeinschaftsraum und machte sich auf den Weg zu Tonks’ Büro. Er war ja mal gespannt, ob sie angesichts des Desasters in der letzten Verteidigung-gegen-die-Dunklen-Künste-Stunde noch immer auf diese Duelle bestand. Wahrscheinlich aber schon... Und das würde nicht leicht werden. Gerade nicht mit dem Wissen, das er heute gewonnen hatte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ The prophecy fulfills The dream that never dies A shooting star lights up the night ,while the earth stands still And somehow we lose sight while following what's written in the stars… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: … Mau… *langweiltsich* abranka: *lach* Zu wenig Zündstoff aus ihrer Sicht... *nachobenzeig* Ich find’s gar nicht langweilig. ^^ Katastrophen bahnen sich an... Und das, obwohl die beiden sich gar nicht begegnet sind. *g* Missklang --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 24: Missklang Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Linkin Park - Crawling. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 24: Missklang Draco kam als erster bei Tonks an. Eigentlich hatte er gedacht, dass er zu spät sein würde, doch offenbar war er auf die Sekunde pünktlich. „Setz dich, Draco. Einen Keks?“ Sie stellte die Schale vor ihm in dem Schreibtischchaos ab. Offenbar mochte sie Chaos. Sehr sogar... Er wählte erneut den Stuhl aus, der am wenigstens mit irgendwelchen Papieren zugemüllt war, dann musterte er die Lehrerin. Ihr sah man nichts mehr von dem Desaster der letzten Stunde an. „Wie geht es dir? Wieder alles in Ordnung?“, plapperte sie weiter. „Ja, Ma’m. Alles bestens.“ Wenigstens war er freundlich. „Das ist schön. Wirklich schön.“ Sie strahlte ihn an. Dann blickte sie auf die Uhr. „Harry verspätet sich wohl, was? Na, kann man nichts machen...“ Und sie redete weiter. Und weiter und weiter. Draco sehnte sich nach bereits drei Sekunden sehr stark den Gryffindor herbei, damit dieser Wasserfall ein Ende hatte. Hilfe! Dazu kam noch dieses mulmige Gefühl in seinem Bauch, wenn er an den Umstand dachte, dass er sich wahrscheinlich gleich wieder mit Schwarzer Magie auseinandersetzen sollte... ~*~*~*~ Als Harry kam, war er außer Atem und fiel gleich mit der Tür in das Chaos dahinter. Er hatte sich festgequatscht und nicht auf die Zeit geachtet, bis die Uhr fünf geschlagen hatte. Verdammt! „Entschuldige Tonks!“, keuchte er und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. „Ich war… Ich…“ Sie begann noch herzlicher zu lachen als ohnehin schon. „Beruhige dich doch!“, rief sie und hielt ihm im nächsten Moment die Schüssel unter die Nase. „Keks?“ Harry starrte sie vorwurfsvoll an und sie nahm die Schüssel weg, ihr Gesicht schlimmer als das eines unschuldigen Heiligen, als ihr bewusst wurde, dass er an den Krümeln wahrscheinlich eher ersticken würde… Sie räumte einen Stuhl frei, wischte einfach alles mit dem Arm runter, was drauf lag, dann drückte sie Harry darauf. „Okay, wenn Harry sich beruhigt hat, dann fangen wir an!“ Fröhlich war sie. Ausgelassen. „Heute…“ „Wie geht es dir?“ Harry holte noch einmal tief Luft, dann war der Luftmangel zumindest soweit behoben, dass er sprechen konnte. „Bist du wieder okay?“ Sie nickte fröhlich, dann blickte sie ihn an und Harry verspürte unerklärlicherweise ihm nächsten Moment ein mulmiges Gefühl im Magen. Machte sie ihm vielleicht Vorwürfe? „Ich… Es tut mir Leid, ich…“ „Ach, dich trifft doch keine Schuld!“, unterbrach sie ihn und Harry war sich sicher, dass er sich das nur eingebildet hatte. Sie war nicht nachtragend. Gar nicht. Sehr beruhigend, wie er fand. „Also dann, fangen wir an! Ich wollte heute den Cordis…“ „Keine Schwarze Magie.“ Harrys Stimme ließ Tonks verstummen. Sie blickte ihn an, ihr Mund noch immer offen vom Sprechen. Dann legte sie den Kopf schief. „Was? Warum nicht?“ ~*~*~*~ Draco war über die Maßen erleichtert, als Harry endlich reinkam, richtete sich doch jetzt die übermäßige Fröhlichkeit der Lehrerin, die offenbar fester Bestandteil ihrer Persönlichkeit war, auf diesen. Beruhigend. Und zugleich ging ihm auf, dass er es tatsächlich irgendwie vermisst hatte, den schwarzhaarigen Gryffindor den heutigen Tag zu sehen. Das war ihre erste Begegnung heute. Und das nach der schier endlosen Zeit, die sie die letzten Tage miteinander verbracht hatten... Keine Schwarze Magie. Die drei Worte hallten in Dracos Gedanken nach, während er Harry ansah. Im Gegensatz zu Tonks hatte er seine Mimik jedoch im Griff. Dennoch, seine grauen Augen waren vor Überraschung geweitet. Warum nicht? Das war die Frage, die auch ihn brennend interessierte. Wegen diesem Tiefpunkt nach dem Treffen letzten Samstag? Oder wegen diesem Unfall? ~*~*~*~ „Weil es nicht gut für ihn ist.“ Harry deutete auf Draco und blickte kurz zu ihm, bevor er Tonks wieder fixierte und sein Ausdruck war hart und unnachgiebig. „Du und Snape sagt zwar, dass ihr nicht wollt, dass er zaubert, aber dennoch bringt ihr ihn dazu. Wozu der Bann, wenn ihr es doch wollt? Was hat das für einen Sinn? Wollt ihr ihn fertig machen?“ Die Lehrerin blickte ihn verwundert an. Eigentlich hatte sie nach dem letzten Mal gedacht, dass Harry dankbar dafür war, dass er endlich mal die Gelegenheit bekam, Schwarze Magie zu bekämpfen, aber da hatte sie sich wohl geirrt. Und dann hatte ihre Taktik tatsächlich funktioniert… Nur bei dem falschen. Dumbledores Ziel war es gewesen, Draco dazu zu bringen, endlich Nein zu sagen, wenn es zu den Übungen kam… „Und was stellst du dir vor, dass wir stattdessen machen? Es geht doch um Schwarze Magie…“, sagte sie und blickte zu Draco hin. Warum sagte er nichts dazu? ~*~*~*~ Er sagte es so leicht... Draco schaute den Gryffindor mit einem seltsamen Gefühl im Bauch an. Er sorgte sich wirklich. Das war noch immer eine Tatsache, an die er sich nicht so recht gewöhnen konnte. Bei Blaise und Pansy schon eher, bei ihm... da wirkte es noch immer so unglaublich. „Es geht um Schwarze Magie, Harry.“, sagte er. Er war selbst überrascht, wie sanft seine Stimme klang. „Da hat Professor Tonks schon ganz Recht. Es war Dumbledores Auflage für mich, hierher zu kommen, um mich mit dieser Art der Magie auseinanderzusetzen. Mit diesem Teil von mir.“ Er atmete tief durch. Mit meinem beschissenen Talent. Seine grauen Augen fixierten Harry und blendeten Tonks vollkommen aus. Wahrscheinlich würden ihr seine Worte sogar ziemlich gut gefallen. „Wenn du nicht dabei sein willst, dann geh. Aber für mich ist es wichtig. Weil ich nicht weiß, wie ich dieses... dieses...“ Er stockte. Verdammt, um diese Bestie in ihm zu beschreiben, fehlten ihm einfach die Worte. „Um diese verdammte Wirkung und diese Sucht in den Griff zu bekommen. Wenn dieser dusselige Bann nicht auf meinem Stab läge und ich nicht einigermaßen gelernt hätte - letzten Samstag! - mich zu beherrschen, dann wäre das in der letzten Unterrichtsstunde wieder eskaliert, okay? Dieser verdammte Rausch war wieder da...“ - Sogar gegen ihn. - „Und ich will keine verdammte Hilfe brauchen, um mich im Griff zu haben. Aber dazu muss ich es lernen. Und das kann ich nur hier!“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, ohne zu bemerken, wie Tonks Augen leuchteten, weil es das war, was sie für Draco gehofft hatte, selbst wenn Dumbledore eigentlich hatte erreichen wollen, dass er das gar nicht mehr zauberte – wie sie es verstanden hatte. Er konnte es doch verstehen. Irgendwo. Dass er lernen wollte, stärker zu werden, über sich hinauswachsen wollte, aber… Er hatte es doch schon gesagt: Es tat ihm nicht gut! Gar nicht! Das letzte Mal wäre er doch fast daran zerbrochen! In sich spürte er Angst, als er zitternd seufzte und für Sekunden die Augen schloss… „Ohne Rücksicht auf Verluste…“, sagte er leise, es war kaum mehr als ein Bewegen der Lippen. „Ohne an die Konsequenzen zu denken…“ Als er seine Augen wieder öffnete, lag ein weiches Lächeln auf seinem Gesicht, war noch tief in den Augen zu sehen. „Ich habe versprochen, dass ich dir helfen werde, vergessen?“ Und wenn er daran zu Grunde ging, dann würde er ein neues Motiv haben, weshalb er die Todesser jagen konnte… Es wurden immer mehr, vielleicht sollte er langsam mal damit anfangen, nachdem sein erster Versuch so komplett in die Hose gegangen war… Er sah Tonks an. Ein Zeichen, dass sie anfangen konnten. ~*~*~*~ „Nein, wie könnte ich?“ Draco erwiderte das Lächeln leicht. „Mach dir keine Sorgen, okay?“ Er stand auf, trat langsam auf die Stelle zu, wo er das letzte Mal auch gestanden hatte. Von dort blickte er Harry noch einen Augenblick lang an. Es war dem Gryffindor sichtlich schwer gefallen, hierzu seine Zustimmung zu geben, aber er hatte sie gegeben. Und das war es, worauf es ankam. Die Tatsache, dass er sich offenbar wirklich sorgte, war etwas, das Draco jetzt Kraft gab. Kraft, um sich diesen inneren Dämonen zu stellen. Seine Augen wanderten zu Tonks. Jetzt war sie gefragt. ~*~*~*~ Diese war absolut happy. Sie sprang von der Tischkante, gegen die sie sich gelehnt hatte, und klatschte in die Hände. „Wollt ihr den Spruch vom letzten Mal oder einen neuen?“, fragte sie und blickte zuerst Draco und dann Harry an, der sich nun auch endlich erhob. „Einen neuen.“, sagte er. Wenn er Draco schon diesem Mist aussetzte, dann wenigstens auch mit Lernerfolg. Für ihn und für sich selbst! Tonks sah fragend zu Draco hinüber, ob er einverstanden war. ~*~*~*~ „Also, ich dachte an den Cordis Afflicatio... Dazu musst du einfach den Abwehrzauber vom letzten Mal machen, Harry. Aber stärker. Du wirst dann merken, dass der Cordis anders trifft als der Acidum facere... Und nicht vergessen: Ich stehe hier und passe auf.“ Sie strahlte die beiden an. Nachdem sie Dracos Zauberstab von dem Bann befreit hatte, trat sie schnell zurück. Draco hob den Zauberstab. Der Herzschmerzspruch. Fiese Sache. Sollte etwas von einem Herzinfarkt haben, ohne dessen Folgen nach sich zu ziehen... Er seufzte leise, bemühte sich an nichts zu denken. „Cordis Afflicatio!“ ~*~*~*~ Harry hatte nur genickt, war dann in Abwehrhaltung gegangen, während er den Zauber noch einmal still für sich wiederholt hatte. Als dann der Angriff kam, war er bereit. „Medius partis!“, rief er und spürte im nächsten Moment, dass sein Zauber tatsächlich zu schwach war, obwohl er die Energie tatsächlich verstärkt hatte. Die Magie hatte Probleme damit, den Angriff zurückzuschlagen! Hilfe! Es war etwas, was er sich wohl merken würde: Niemals einen solchen Abwehrzauber auf die leichte Schulter nehmen. Seine Abwehr brach, er konnte es direkt sehen, aber Zeit zum Ausweichen hatte er nicht mehr. Der Fluch erwischte ihn. Die Schmerzen waren grauenhaft. Sein Herz zog sich zusammen, krampfte. Seine Augen weiteten sich und er spürte etwas, was er seit dem Tag bei den Todessern nicht mehr erfahren hatte: Todesangst. Er hatte Angst zu sterben! Er konnte nichts dagegen tun, dass er auf die Knie brach. Seine Hände krallten sich in seinen Umhang, er hielt die Luft an. Er wollte noch nicht sterben! Seine Aufgabe war noch nicht erfüllt! ~*~*~*~ Draco starrte den Gryffindor entsetzt an, als dieser auf die Knie fiel. Harrys Gesicht war aschfahl und in seinen Augen stand nackte Todesangst. Das war grauenhaft! Das wollte er nie wieder sehen! Hilfesuchend sah er Tonks an, wollte sie anschreien, Harry zu helfen, bekam aber keinen Ton über die Lippen. Tonks handelte jedoch bereits. „Cordimederi!“, rief sie und richtete den rettenden Zauber auf den Gryffindor. „Harry?“ Sie eilte zu ihm, fasste ihn an die Schulter. „Alles okay? Atme ganz tief durch...“ Draco stand noch immer wie erstarrt, war vollkommen paralysiert. Er konnte sich einfach nicht bewegen und war noch immer vollkommen fassungslos. Seine Knie zitterten und er hatte das Gefühl, als wenn er langsam den Boden unter den Füßen verlor. ~*~*~*~ Dass der Schmerz nachließ, bemerkte Harry kaum, aber immerhin setzte ein Atemreflex seine Atmung wieder in Gang. War ja grauenhaft! „Harry! Atme tief ein!“ Er tat es. Der Schmerz ließ nach. „Und jetzt wieder aus!“ Der Druck an seine Schulter wurde lockerer und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der eisenharte Griff wehgetan hatte. Er entließ die Luft aus seinen Lungen. „Ist es jetzt besser?“ Harry nickte. Dann lachte er, wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich war zu nachlässig!“ Wieder ein Lachen, das genauso gut ein Schluchzen hätte sein können. „Nie wieder werde ich weniger als alles geben.“ Diese Worte waren so leise, dass selbst Tonks sie nicht hören konnte. Er stand auf, schüttelte sich. Noch immer waren seine Knie weich. Und dann fiel sein Blick auf Draco, der kreidebleich war. Kaum zu bemerken in dem ohnehin blassen Gesicht, aber für ihn deutlich sichtbar. Er lächelte. „Ich werde dich nicht noch einmal siegen lassen!“, sagte er herausfordernd scherzhaft, denn er wollte Draco die Angst nehmen. Wenn er der Meinung war, dass er das brauchte, dann sollte er sich nicht dadurch aufhalten lassen, dass er ihm unter Umständen wehtun könnte. Er würde das aushalten können! Garantiert! ~*~*~*~ „Dann streng dich verdammt noch mal an!“, gab der Slytherin zurück. Seine Stimme zitterte etwas, aber an sich... hatte er sich ganz gut im Griff. Er lockerte seine Rückenmuskulatur und rollte die Schulten. Das Biest in ihm hatte wieder Blut geleckt, aber durch diesen Schock... Es war träger geworden. War das ein Schlüssel? Dass er sich in Erinnerung rief, was diese Zauber bei Harry anrichten konnten, damit er sie sich leichter verwehren konnte? War das möglich? Dennoch... Jetzt galt es, die Bestie wieder kontrolliert von der Kette zu lassen. Er hob erneut den Zauberstab und sah mit einer gewissen Besorgnis, dass seine Finger noch zitterten. Tonks war inzwischen wieder beiseite getreten, hielt aber sicherheitshalber den Zauberstab wieder bereit. „Cordis Afflicatio!“ Die Kraft, die hinter dem Fluch steckte war lächerlich gering. Es ging nicht. Keine Wut, kein Zorn, kein Hass. Nichts von den Gefühlen, die ihm die Kraft für diese Magie gaben. ~*~*~*~ Harry dagegen steckte alles in den Zauber, was er hatte. Und wurde enttäuscht. Dracos Angriff verpuffte ohne nennenswerte Anstrengung. „Was soll das?“, maulte er. „Streng dich selbst an, anstatt mir das zu sagen.“ Er hatte im Gegensatz zu Tonks nicht bemerkt, dass Draco nicht mehr in den Zauber stecken konnte. Die Frau war zufrieden. Allein für diese Erfahrung hatte sich der Tag schon gelohnt. … Auch wenn Harry dafür ganz schön leiden musste, was eigentlich auch nur positiv war. Harry lernte mit Schmerzen umzugehen, lernte die Wichtigkeit der Abwehr kennen und außerdem war er hart im Nehmen. Er würde das schon schaffen… Sirius konnte wirklich stolz auf ihn sein. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. Da war sie, die Herausforderung... Zumindest wusste er jetzt, wie er dieses Monster bändigen konnte. Dann konnte er es ja jetzt auch loslassen... nicht wahr? Er schloss einen Augenblick die Augen und beschwor dieses Gefühl von unbändiger Wut herauf. Er rief sich den Schmerz in Erinnerung und spürte, wie die Bestie stärker wurde, mächtiger. Wut und Schmerz - davon hatte er genug in der Hinterhand. Mehr als genug... Er öffnete die Augen wieder und fixierte Harry. „Cordis Afflicatio!“ Die Dunkelheit, die durch ihn hindurch floss, raubte ihm beinahe den Atem und drohte, ihn vollkommen zu überwältigen. Sehr viel mehr als zuvor bekam er eine Ahnung davon, wie sich die starken Flüche anfühlen mussten... Und wie groß die Verlockung war, diese düstere Erhabenheit mit ihnen zu fühlen. ~*~*~*~ Harrys Abwehr war perfekt. Er konnte den Zauber blocken, dass er im Nichts verschwand. Erleichtert seufzte er. Wenn er ehrlich gewesen war, dann hatte er Angst gehabt. Sehr viel Angst. Sie war nahe der Grenze zur blinden Panik gewesen. Allein der Gedanke daran, wieder diesen Schmerz zu fühlen… Das wollte er nicht. Er wollte nicht wieder das Empfinden von Todesangst haben müssen… Tonks klatschte laut. „Okay, Jungs, das war’s für heute. Das war fantastisch!“ Sie kam auf sie zu und Harry blickte die Lehrerin lächelnd an. Er war ziemlich… erleichtert… Aber er ließ es sich nicht anmerken. „Draco, würdest du mir bitte den Zauberstab geben?“ Tonks kam auf den Schüler zu. ~*~*~*~ Draco spürte, wie seine Schultern nach vorne sackten. Das war es also für heute. Gut so... Aber dennoch... Als Tonks seinen Zauberstab haben wollte, musste er kurz einen gewissen Widerwillen überwinden. Etwas in ihm hungerte nach mehr. Wollte mehr... Aber es würde nicht mehr bekommen. Stumm reichte er der Lehrerin den Stab und blickte zu Harry hinüber, zwang sich zu einem Lächeln. Es war eine Gradwanderung. Zum einen konnte er die Kraft aufbringen, sich zu beherrschen und zu kontrollieren, aber zum anderen war diese Kontrolle noch immer vollkommen labil. Und jetzt kam auch wieder dieses Gefühl von Kälte. Langsam war es ihm beinahe vertraut. ~*~*~*~ Harry erwiderte das Lächeln, doch in seinen Augen lag eine gewisse Sorge. Was war jetzt mit ihm? Ging es ihm gut? Oder war es wie das letzte Mal? War er leer, einsam, zurückgelassen? Tonks unterdessen blickte von einem zum anderen. Diese Stimmung… unheimlich… „Wollt ihr noch was anderes machen oder reicht es euch für heute?“ Sie lachte, doch es klang nicht so frei wie sonst. Sie hatte genug. Bei weitem! Aber Dumbledore hatte darauf bestanden, ihnen nach getaner Arbeit eine Art Belohnung zukommen zu lassen, weil er wusste, wie gerne zumindest Harry dieses Fach hatte. Und sie hatte sich breitschlagen lassen… Der Schwarzhaarige schaute sie kurz an, dann wieder Draco. Er würde ihm die Wahl lassen. Wollte er weiter lernen oder wollte er aufhören? Wenn es ihm so ging wie das letzte Mal, dann wäre es zweifellos besser, wenn er ihn schnurstracks in den Raum der Wünsche brachte und… Ja, er wollte mit ihm reden… ~*~*~*~ „Mir reicht es.“ Draco zog die Schultern hoch, versuchte, das Zittern auszubremsen, doch es würde auf Dauer kaum gelingen. Es waren nur drei Flüche gewesen, doch der letzte, das war der stärkste gewesen, den er je gesprochen hatte. Und die Macht darin... Sie wog fünf leichtere Flüche problemlos auf... ~*~*~*~ „Also Schluss.“, beschloss Harry entschieden, lächelte Tonks freundlich an. „Sorry.“ Sie lächelte nur. „Kein Problem!“ Sie wirbelte einmal im Kreis und als sie sie wieder fixierte, hielt sie die Schale mit Katzenkeksen in der Hand. „Greift zu und dann raus mit euch!“ Harry tat ihr den Gefallen gerne, nahm noch einen für Reserve. „Danke.“, sagte er, bevor er zur Tür ging, sie öffnete und für Draco aufhielt. Er hatte das schon einmal gemacht, damals aus Spott… ~*~*~*~ „Mein Zauberstab?“ Draco hob fragend die Augenbrauen, während er zugleich zwei Kekse nahm. Zucker war ihm gerade sehr willkommen. ~*~*~*~ „Oh…“ Wieder lachte Tonks, stellte die Schüssel auf den Stuhl, auf dem Draco vorhin noch gesessen hatte und griff in ihre Tasche, wo sie ihn verstaut hatte. Sie reichte ihm das Ding, dann schob sie ihn aus der Tür. Und Harry einfach hinterher. Ein letzter Blick zu ihm, dann war die Tür zu. Der Schwarzhaarige grinste. Die hatte es aber eilig, sie loszuwerden… Genial! Auch wenn der letzte Blick verwirrend gewesen war… Aber was sollte es? „Raum der Wünsche?“, fragte er an Draco gewand. ~*~*~*~ Draco stand ein wenig verblüfft vor der Tür, weil das so schnell gegangen war. Skeptisch musterte er den Zauberstab in seiner Hand. Irgendwie hatte er dumpfe Gefühl, dass Tonks etwas damit angestellt hatte. Bei Harrys Frage merkte er auf. „Okay.“ Er lächelte leicht. „Gerne.“ Dann fiel sein Blick wieder auf den Zauberstab. „Ich möchte mal wissen, wofür sie ihn haben wollte...“ ~*~*~*~ Harry grinste. „Einfach. Die Zeit war noch nicht um und sie hatte wohl Angst, du könntest wieder ausrasten wie bei Snape oder so.“ Er wuschelte ihm durch die Haare. „Sie kann schließlich nicht wissen, was du in deinem Schädel hast!“ ~*~*~*~ Draco sah ihn perplex an. Einerseits angesichts dieser simplen Lösung und andererseits aufgrund seiner Unverfrorenheit, ihm wirklich hier auf dem Gang durch die Haare zu wuscheln. Er brauchte einen Moment, ehe er seine Sprache wieder fand. „Und zum Glück kann das kaum jemand wissen. Die Vorstellung, dass jemand meine Gedanken liest, ist nicht gerade... positiv. Oder würde dir das gefallen?“ Sie schritten Seite an Seite durch die Gänge. Zum Glück waren die meisten Schüler in ihren Gemeinschaftsräumen oder draußen in den Ländereien. Hier im Schloss hielt sich kaum jemand auf. Und bei den wenigen, die ihnen entgegen kamen, hatte sich bereits herum gesprochen, dass Draco Malfoy sich entschlossen hatte, ein mustergültiger Vertrauensschüler zu sein, weswegen man ihm am besten nicht auffiel... ~*~*~*~ Dennoch waren die getuschelten Worte vorhanden und kaum schmeichelhafter als sonst. Und es machte ein neues Gerücht die Runde: Draco Malfoy und Harry Potter schien es ernst zu sein. Waren sie ein Paar? Am Abend würden sie sicherlich gewaltige Probleme bekommen… Harry blickte Draco an. Das war jetzt nicht gut, oder? Das war jetzt überhaupt nicht gut. Nicht dass es ihn stören würde, aber für Draco musste das größere Schwierigkeiten heraufbeschwören, als ihnen beiden lieb sein konnte… ~*~*~*~ Draco ignorierte das Getuschel. Es war ihm vollkommen gleich. Wenigstens im Moment. Und sollten irgendwelche Gerüchte bei den Slytherins ihre Kreise ziehen, würde er sich eben erneut der Auseinandersetzung stellen. Zumindest war Warrington noch nicht wieder da. Der würde erst zum nächsten Wochenende wieder auftauchen... Schließlich erreichten sie den Raum der Wünsche. Stillschweigend übernahm es Draco, das Ritual durchzuführen. Diesmal sah der Raum anders aus. Von seinem Empfinden her suchte er einen ruhigen, gemütlichen Raum, wo er sich entspannen und nahezu fallen lassen konnte - und entsprechend sah der Raum jetzt auch aus. Vor einem gemütlichen Kamin standen zwei breite, einladende Sofas. Die Wände waren in Sandfarben gehalten, der Holzboden erinnerte von der Maserung an eine Savanne und die Vorhänge, die in dem leichten Luftzug wehten, waren schokoladenbraun. Kurzum: Einfach und gemütlich. Draco verharrte einen Augenblick auf der Schwelle, trat dann ein und machte es sich kurz darauf auf einem der Sofas gemütlich. Hier drinnen war ihm etwas weniger kalt. ~*~*~*~ Harry sah sich um. Angenehme, die Seele beruhigende Farben. Es verriet ihm mehr über Dracos Gefühlszustand als er wollte. Kurz dachte er an die Szene gestern, wo ihm dieser erschreckende Gedanke gekommen war, doch das war wieder vergessen, außer an den Gedanken konnte er sich nicht mehr so recht an die Szene erinnern… Es war also nur ein Gedankenblitz gewesen und nicht weiter wichtig. Ein beruhigender Gedanke. Besonders als er jetzt zu Draco ging, hinter seinem Sofa stehen blieb und die Arme um seine Schultern legte. „Frage: Was geht dir jetzt gerade durch den Kopf?“ Es war im Moment immer das gleiche, was er fragte, denn von Hermione hatte er einmal erfahren, dass man sich am besten verstand, wenn man über sich nachdachte. Und darum ging es doch: Malfoy musste sich selbst verstehen lernen… ~*~*~*~ Draco lehnte sich in Harrys Arme und schloss die Augen. Seltsam... Bei ihm hatte er gar keine Probleme damit, Nähe zuzulassen. „Mir ist kalt... Ansonsten kann ich gerade nicht einmal mehr richtig denken...“ Soviel stürzte in ihm durcheinander. Die Erkenntnis von Arithmantik, Dumbledores Rüge, das Begreifen, wie er sich bezwingen konnte, das Begreifen, dass der Grad so schmal war, dass er immer wieder abstürzen konnte, die Worte, die er gestern zu Blaise und Pansy gesagt hatte, ihre Sorge, Harrys Sorge... ~*~*~*~ „Du bist müde, hm?“, fragte Harry, ließ nebenbei das Feuer auflodern, obwohl in dem Raum wirklich eine großartige Temperatur herrschte. Nach dem gestrigen Gewitter war die Hitze des Sommers weg und er fühlte sich wohl so, aber wenn Draco fror, dann war Wärme wichtig, denn Kälte war nicht gut für ihn. ~*~*~*~ „Nein, eigentlich nicht... Es ist nur... die Kälte kommt von innen.“ Er zog die Schultern leicht hoch, schlang die Hände um Harrys Arme. „Ich weiß nicht... Ich kann es einfach nicht erklären. Sie kommt immer, wenn ich Schwarze Magie angewendet habe.“ Es war beinahe wie ein Schockzustand und doch... anders. Als wenn ihm diese Magie alle seine Wärme geraubt hätte und er es erst danach wirklich spüren könnte. ~*~*~*~ Harry schwieg. Er konnte das nicht nachempfinden. Nicht wirklich, auch wenn er diese Kälte natürlich kannte. Von Cedric, von der Nachricht, Draco hätte sterben können und von etlichen anderen Situationen auch, aber von der Anwendung von Magie… Nein, das kannte er nicht. Magie war etwas Schönes für ihn. Etwas Warmes… Er legte seinen Kopf auf Dracos ab und starrte ins Feuer. Was sollte er jetzt schon anderes tun, als einfach nur da sein? Es war das wichtigste überhaupt und das einzige, das ihm einfiel. ~*~*~*~ Draco hielt die Augen halb geschlossen und blinzelte dann und wann ins Feuer. Die Wärme erreichte ihn kaum. Das einzige, was ihn wärmte, war Harry... Konnte ihn jemand anders überhaupt erreichen? Er war sich nicht sicher... Wenn er in diesem Zustand war, dann war immer nur Harry da gewesen... „Komm... Setz dich neben mich. Oder willst du wirklich die ganze Zeit stehen bleiben?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Harry ließ ihn noch immer schweigend los und kletterte dann einfach über die Lehne hinweg, setzte sich neben ihn, blickte ihn an. Vorhin war ihm ein Gedanke gekommen und eigentlich hätte er gerne eine Antwort darauf, nur, ob er es wagen konnte zu fragen? Wollte er wirklich eine Antwort? ~*~*~*~ Draco lehnte sich stillschweigend an den Gryffindor, suchte seine Wärme. Langsam ließ das Beben nach und er fror auch nicht mehr ganz so erbärmlich. Das war gut... Balsam auf seiner Seele. Und langsam fügte sich auch das Chaos in seinem Kopf in eine brauchbare Reihenfolge... Ging doch. Es war nur eine Frage von Zeit und Ruhe. ~*~*~*~ Harry legte seine Arme um den warmen Körper und starrte schweigend ins Feuer. Noch immer dachte er über die Frage nach, ob er sie stellen sollte oder nicht, ob er es wagen wollte oder nicht. Schließlich entschied er sich dagegen, hatte entschieden, dass er es noch nicht wissen wollte und sich die Atmosphäre mit einer negativen Antwort nicht kaputt machen wollte. Es war einfach schön grade und er wollte es nicht gefährden. ~*~*~*~ Selbst wenn er ein übermäßiges Talent für Schwarze Magie besaß, dann hieß das ja noch lange nicht, dass er sie auch einsetzen musste, nicht wahr? Und es hieß auch nicht, dass er ein Schwarzmagier war. Es gab nichts, das ihn dazu zwingen konnte... Draco machte gedanklich einen Haken hinter diese Sache. Dracos Gedanken wanderten weiter zum gestrigen Mittag. Pansy und ihre Frage... Ihre und Blaises heftige Reaktion... Sie sorgten sich um ihn. Aber warum? Warum nur? Das war etwas, was er noch immer nicht verstand. Und Harry auch. Er sorgte sich auch. „Wie kann man sich um mich Sorgen machen?“, fragte er leise. „Wie kann man mich... mögen?“ ~*~*~*~ Die Frage und die Selbstverachtung, die dahinter stand, war etwas, was Harry schon vermutet hatte, aber es zu hören, war nicht so einfach zu verkraften. Er kannte das Gefühl, denn er hatte es selbst ab und an mal, dann wenn er wieder mal das Gefühl hatte, er sei an allem und jedem schuld… „Du magst dich selbst nicht, oder?“ ~*~*~*~ „Das habe ich nicht gesagt...“ Draco kuschelte sich unwillkürlich näher. „Es ist nur... ich weiß, dass ich meistens kein besonders netter Mensch bin. Und dass ich... schwierig bin. Gelinde gesagt.“ Er lachte heiser. Er verstand es noch immer nicht. Gerade Blaise hatte soviel von ihm einstecken müssen - und er war immer noch da... „Und dennoch... gibt es offenbar Menschen, die mich mögen... Warum?“ ~*~*~*~ Harry lächelte. Vorsichtig angelte er nach Dracos Hand und drückte mit einem Finger den Zeigefinger gerade. „Ich mag dich, weil du da warst, als ich Hilfe brauchte.“ Er drückte den zweiten Finger gerade. „Ich mag dich, weil du gesagt hast, dass du dich ändern willst, dass du an dir arbeiten willst.“ Den Ringfinger. „Ich mag dich, weil du mir ähnlich bist.“ Der kleine Finger. „Ich mag dich, weil du mich zur Ruhe bringst und mir ein Gefühl von… Zweisamkeit vermittelst.“ Diese Worte fielen ihm schwer auszusprechen, aber er tat es dennoch und das Lächeln verbreiterte sich, als er erkannte, wie wahr sie tatsächlich waren. Dann nahm er den Daumen. „Und ich mag dich, weil du du bist. Einfach nur du.“ ~*~*~*~ Draco fehlten die Worte. Er starrte auf seine Hand mit den ausgestreckten Fingern. Fünf Gründe. Fünf mehr, als er selbst gefunden hätte. „Danke...“ Der Blonde vergrub sein Gesicht an Harrys Schulter. „Danke...“ Er schloss die Hand, deren Finger Harry gerade noch zum Abzählen gebraucht hatte, fest um die freie Hand des Gryffindors und drückte sie nachdrücklich. ~*~*~*~ Also doch. Er hatte es doch gewusst… Draco konnte sich selbst nicht richtig leiden, denn sonst hätte er das nicht gebraucht… Vielleicht sollte man auch dort beginnen, ihm zu helfen… Harry seufzte. Was hatte er sich da nur vorgenommen? Das war doch unmöglich für einen Jungen wie ihn zu schaffen! Aber nur deshalb würde er nicht aufgeben. Er doch nicht! Wie zur Zustimmung loderte das Feuer im Kamin heller. ~*~*~*~ Draco fühlte sich irgendwie erleichtert, aber zugleich auch unglaublich miserabel. In diesen Momenten war er so erbärmlich schwach - und das hasste er. Er hasste es bis aufs Blut. Er konnte dann nicht stark sein, sondern... Es war seltsam, er taumelte in diesem seltsamen Gleichgewicht von Verletzlichkeit und Härte, kippte mal zu der einen Seite, mal zu der anderen. Warum immer vor ihm? Vor Blaise, vor Pansy, vor den beiden konnte er sein Gesicht wahren - warum nicht vor ihm? Warum gab er nach, warum wurde er weich? Verdammt, ja, er hatte versprochen, Harry an sich heran zu lassen, aber dennoch... Die Uhr in der Ecke des Raums schlug halb acht. Er zwang sich dazu, sich von Harry zu lösen. „Ich muss... Nach dem Abendessen muss ich meinen Pflichten nachkommen.“ Er schnitt eine leichte Grimasse. „Dumbledore hat mir eine Rüge geschickt...“ Er seufzte leise. „Übrigens: Er weiß, dass wir am See waren. Und er weiß, dass wir gestern geflogen sind.“ Draco lehnte sich auf dem Sofa zurück, halb im Aufstehen, halb im Sitzenbleiben. ~*~*~*~ Harry ließ ihn zwar nur widerwillig gehen, aber die Worte waren nachvollziehbar. Und dass Dumbledore Bescheid wusste… Wen wunderte es? Er seufzte und lehnte sich ebenfalls zurück. „Ich frage mich manchmal wirklich, wie er das macht…“, murmelte er, aber es störte ihn nicht weiter. Dumbledore hatte nicht ihn ermahnt, er hatte ihn auch nicht dafür bestraft. Und er hatte auch nicht vor, sich diese kleinen Ausflüge zu verkneifen… auch wenn sie in Zukunft wohl etwas schwieriger umzusetzen waren… Dann streckte er sich. „Warum hast du dein Abzeichen nicht einfach wieder abgegeben? Hab ich gemacht und er hat nicht einmal was dazu gesagt…“ ~*~*~*~ „Du solltest Vertrauensschüler werden?“ Davon hatte Draco nicht den leisesten Schimmer gehabt. Erst die Gegenfrage, dann kam er auf Harrys Anfangsfrage zurück. „Was wäre die Alternative? Crabbe, Goyle, Nott? Blaise würde Dumbledore was erzählen, wenn er Ersatzmann für mich werden soll…” Oh ja, Blaise würde sich wohl wirklich weigern. Auch wenn er wohl sicher der bessere Vertrauensschüler wäre. „Abgesehen davon ist es eine ganz angenehme Position. Dahingehend wirkt Dumbledores Absicht: Mir kommen weniger Schüler dumm, wenn ich sie nach den Schulregeln zusammenfalte.“ Das hatte er ja heute gelernt. Die blöden Bemerkungen hielten sich wirklich in Grenzen, wenn er sich wie ein Vertrauensschüler benahm. Diese Autorität wirkte sich wirklich erstaunlich positiv aus - zumindest dann, wenn er seine Pflichten auch wahrnahm. Er zuckte mit den Schultern. „Und dass mein Vater nicht gerade begeistert wäre, wenn ich das Abzeichen zurückgehen lasse, ist doch klar, oder?“ ~*~*~*~ Harry seufzte. „Schon klar. Echt mal, Draco, lös dich endlich von dem Deppen! Der kann dir hier nichts tun! Gar nichts! Er kommt hier nicht an dich ran! Tritt endlich ein bisschen aus seinem Schatten heraus und beginne zu leben.“ Sein Blick war sanft und nicht wirklich vorwurfsvoll. „Du willst stärker werden, dann fang damit an!“ ~*~*~*~ Dracos Miene wurde eisig. „Du hast keine Ahnung von der Beziehung zwischen mir und meinem Vater. Du hast keine Ahnung, was es heißt, sein Sohn zu sein. Also versuch mir nicht zu sagen, was ich tun soll. Und wenn ich ihm jetzt noch nicht entgegentreten will, dann hat das verdammt gute Gründe!“ Er stand auf. Dieses Gefühlschaos in seinem Inneren wusste er nicht wirklich zu deuten. Er war wütend - aber auf wen? Auf drei Personen: sich selbst, seinen Vater und Harry. Auf sich selbst, weil er noch nicht deutlich Stellung beziehen konnte. Er wollte es, war dazu aber noch nicht in der Lage. Auf seinen Vater schlichtweg für die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens. Und auf Harry, weil dieser so lockerleicht eine viel zu gewichte Stellungnahme forderte. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, war leicht betroffen. So hatte er das aber nicht gewollt. „Wer hat gesagt, dass du ihm entgegentreten sollst?“, fragte er und stand auf. „Wer hat gesagt, dass ich dir Vorschriften mache?“, war seine zweite Frage. „Ich denke nur, dass du das, was du suchst, was immer es auch ist, nicht erreichen kannst, solange du ihn im Nacken hast.“ ~*~*~*~ Draco ballte die Hände zu Fäusten und atmete langsam sehr bewusst aus. Noch ein rotes Tuch. Neben dummen Bemerkungen zu Harry Potter und ihm war da das, auf dem der Name seines Vaters stand. Weil er seine eigene Haltung nicht klar kannte. Er wollte fort. Er wollte sich freimachen und zugleich... scheute er davor zurück. „Entschuldige...“ Der Blonde atmete zischend aus, entspannte sich langsam und kämpfte die Wut nieder. „Es ist nicht leicht, okay?“ ~*~*~*~ Harry nickte, schwieg aber. Am liebsten hätte er ihm gesagt, dass er ja nicht alleine zu kämpfen bräuchte, dass er da war, um zu helfen, aber Draco hatte ihm schon einmal gesagt, dass er diese Art Hilfe nicht haben wollte. Er würde ihm die Hilfe nicht aufzwingen… Auch wenn er es bei Gelegenheit vielleicht durchziehen würde, wenn es sich anbot. ~*~*~*~ Dracos Augen wanderten über Harrys Gesicht, versuchten in seiner Mimik zu lesen, doch er war sich nicht sicher, was er dort sah. Zumindest wirkte der Gryffindor nicht verärgert, aber konnte er da sicher sein? Er wollte aber auch nicht fragen. Er seufzte leise, wandte den Blick in die Ferne und fuhr sich mit beiden Händen durch das blonde Haar. „Ich muss los... Wir sehen uns morgen sicher irgendwann.“ Er wandte sich um und ging, ohne noch einmal zurückzuschauen. Irgendwo tief drinnen war er noch immer wütend und zugleich fühlte er sich reichlich beschissen, irgendwie missverstanden. ~*~*~*~ Harry ließ ihn gehen. Wortlos. Genauso wortlos ließ er sich zurück auf das Sofa gleiten und starrte erst zur Tür und dann wieder ins Feuer. Er fröstelte. Da war es wieder. Dieses Gefühl in ihm, das seine Eingeweide zerriss, das Verzweiflung und Hilflosigkeit so nahe kam, das noch viel schlimmer war… Warum konnte Draco nicht begreifen, dass es sein Vater war, der das alles noch so viel schwieriger machte? Warum konnte er nicht einsehen, dass er nicht allein war? Warum konnte er nicht verstehen, dass er ihm helfen wollte und dazu bereit war, notfalls auch seinem Vater die Stirn zu bieten? Ganz klein rollte er sich zusammen, seine Arme schlangen sich um seinen Körper, um den Druck in seinem Inneren zu mindern, um ihn zu besänftigen, aber es funktionierte nicht. Die Verständnislosigkeit blieb. Irgendwann konnte er einfach nicht mehr. Wenn er wirklich helfen wollte, wenn er wirklich helfen durfte, wenn Draco ihn irgendwann wirklich um Hilfe bitten sollte, dann musste er stärker werden… Schnell und viel! Mechanisch kramte er den Zettel aus seiner Umhangtasche und begann damit, den ersten Spruch zu wiederholen. Starke Magie, weiß, und dennoch so gefährlich, dass sie nicht offen zugänglich gemacht wurde… ~*~*~*~ Beim Abendessen war Draco schweigsam, was Blaise und Pansy nicht entging. Beide sahen ihn immer wieder von der Seite an, unterstanden sich aber, ihn anzusprechen. Ihn umgab wieder diese Aura von Unnahbarkeit, die einen dringend davor warnte, den Fehler zu machen und ihm zu nahe zu kommen. Draco stocherte in seinem Rührei herum. Er hatte keinen Appetit und konnte sich nur ein paar Bissen herunter zwingen. Dieses Gespräch mit Harry lag ihm zu schwer im Magen. Komisch. Offenbar hatte er den Gryffindor schon viel näher an sich herangelassen, als ihm wirklich bewusst gewesen war. Abrupt stand er auf. Er konnte ruhig schon einmal eine Runde durch die Gänge drehen. Irgendetwas gab es garantiert, worum er sich kümmern konnte. Und Ablenkung tat ihm sicher gut. Vier Ravenclaw- und drei Gryffindorerstklässler hatten das zweifelhafte Vergnügen, ihm über den Weg zu laufen und wuselten danach recht aufgelöst und um einige Hauspunkte ärmer in ihre Gemeinschaftsräume zurück, wobei sie sich lautstark über die Strenge des Slytherinvertrauenschülers beschwerten. Knapp eine Stunde später und um keinen klaren Gedanken reicher trudelte er in dem Slytheringemeinschaftsraum ein. Pansy war noch auf ihrer Runde und Blaise brütete über den Zauberkunsthausaufgaben. Schweigend setzte er sich dem Schwarzhaarigen gegenüber und ignorierte die Blicke, die ihm zugeworfen wurden. „Hast du schon das Neuste gehört?“, fragte Blaise schließlich und legte die Feder beiseite. „Was ist es diesmal?“ Draco zog gelangweilt eine Augenbraue hoch. „Du sollst mit Potter eine Affäre haben.“ „BITTE?“ Der Blonde starrte sein Gegenüber fassungslos an. Oh, verdammt, hatten diese dummen Gören heute Nachmittag nicht so etwas gemurmelt, als sie auf dem Weg in den Raum der Wünsche waren? „Das ist doch... Blödsinn.“ „Ach ja?“ „Ja. Denn wenn ich schwul wäre, dann würde mein erlesener Geschmack dafür sorgen, dass niemand an dieser Schule gut genug für mich wäre.“ Er stand auf. „Ich geh ins Bett.“ Blaise sah ihm verblüfft nach. So kurz angebunden... Da war irgendetwas wirklich nicht in Ordnung. Draco rollte sich auf seinem Bett zusammen und zog die Beine an. Wofür tat er das alles hier eigentlich? Für sich? Oder für wen? Für wen zum Merlin lebte er denn überhaupt? Er hatte das Gefühl zu ersticken, keine Luft mehr zu bekommen und unterzugehen... Und zugleich fehlte ihm die Kraft, sich freizumachen, zu kämpfen. Er schwankte zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, zwischen Wut und Ruhe, zwischen Hass und... nichts. Neben dem Hass stand nichts. Noch nicht einmal das... Er zog sich die Decke über den Kopf. Ihm war zum Heulen zumute und doch wusste er, dass er noch nicht einmal schaffen würde, eine einzige Träne zu vergießen. Und doch hatte Harry ihm heute gesagt, dass er ihn mochte. Aber tat er das wirklich? Tat er das immer noch? Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, alles zerschlagen zu haben, dadurch, dass sie heute Abend aufeinander geprallt waren... „Scheiße...“, murmelte er leise. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Crawling in my skin These wounds they will not heal Fear is how I fall Confusing what is real ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Das ist lustig. Jetzt gibt’s schon wieder Probleme! ^^ Ich mag keine Disharmonie, aber… bei denen macht es Spaß. Es gibt einem ungeahnte Möglichkeiten, jemanden ins Unglück stürzen zu lassen… *sichdiehändefürsnächstekapreib* Aber die Sache mit den Fingern… die find ich toll… wie Mami bei ihrem Kind ^^ *konfettiinluftwerf* (warum auch immer) abranka: Die Sache mit den Fingern ist auch wirklich süß. ^.^ Aber selbst das hilft dauerhaft nicht. *drop* Draco ist so kaputt... -.- Da hat sich Harry echt einen Brocken ausgesucht... Shirokko: Na und? *armeverschränkundböseanschau* Meiner. Ich darf ihn ärgern! Blaise und Ron -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 25: Blaise und Ron Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Bob Dylan – The Times Are A’Changin’. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 25: Blaise und Ron Als Draco aus dem Gemeinschaftsraum aufbrach, blickte auch Blaise auf die Uhr. Er war ebenfalls um Fünf verabredet – mit Weasley für ihr Zaubertränkeprojekt. Sie hatten dafür einen kleinen Raum in den Kerkern zur Verfügung gestellt bekommen. Blaise hatte schlichtweg Snape danach gefragt und für einen seiner Lieblingsschüler war das kein Problem gewesen. „Ich muss auch los... Bis später, Pansy.“ Blaise schulterte seine Tasche und marschierte los. Keine zwei Minuten später hatte er den leerstehenden Raum erreicht. Er war klein, reichte aber für ihre Zwecke bei weitem aus. Ein großer Tisch, einige Feuerstellen und eine wirklich gute Beleuchtung für die Kerker. Schnell breitete Blaise sich mit seinen Unterlagen aus und setzte sich dann hin. Er würde keinen Finger rühren, um mit den Aufgaben anzufangen, ehe Weasley da war. Mit Sicherheit würde er nicht den Löwenanteil an Arbeit übernehmen. Noch saßen sie an dem Aufsatz und daran, das Brauen des Tranks zu planen. So langsam mussten sie aber mal zur praktischen Arbeit übergehen, was hoffentlich nach dem heutigen Tag der Fall sein würde. Blaise blätterte durch seine Unterlagen und schaute entnervt auf die Uhr. Was für ein Idiot! Konnte der keine Uhr lesen? ~*~*~*~ Als Ron den Raum fand, war er schon schlecht gelaunt. Er war Minuten durch die Gänge geirrt, hatte Dutzende von Türen aufgemacht, dabei war er eh zu spät… Nicht, dass ihn das stören würde, der Slytherin konnte ruhig warten, aber die Lage war auch echt einfach nur lausig. Und dann war er auch noch unter der Erde! In Slytheringebiet! Besser konnte es doch gar nicht werden! „Hallo!“, knurrte er und schleuderte seine Tasche vor den Stuhl und ließ sich dann auf diesen fallen. Unbequem! Snapestil! Klasse! Ging es denn noch schlimmer? ~*~*~*~ „Na endlich. Hast du dich etwa verlaufen?“ Der Spott in Blaises Stimme war schwerlich zu überhören. „Oder hast du vergessen, wie man eine Uhr liest?“ Dann ging er sofort zu dem Anlass ihres Hierseins über. „Hast du dir die Unterlagen vom letzten Mal noch mal durchgelesen? Wo waren wir?“ Die letzte Frage war gemein. Er selbst wusste es sehr genau, hatte er doch schon im Kopf den Plan für ihre heutige Sitzung fertig, aber er wollte wissen, was Weasley wusste. Und ihn ärgern. Das machte schließlich Spaß. ~*~*~*~ „Stell dir vor!“, schnappte Ron, riss seine Tasche hoch und knallte seine Bücher auf den Tisch. Hermione hatte dafür gesorgt, sonst hätte er mit Sicherheit nichts getan, aber das war auch der Grund, warum er jetzt schon mehr wusste, als er wollte. Das Mädchen war einfach nicht zu bremsen gewesen und hatte ihn dazu gezwungen, die gesamte Planung vorzuarbeiten, weil es schließlich nur gut sein konnte, wenn sie schnell vorwärts kamen… Und sie hatte ihm nicht geholfen! Sie hatte ihn nur überwacht! „Da! Lies und sei still!“, knallte er ihm die Unterlagen vor die Nase und kramte erbost weiter nach seiner Niederschrift, die dank Hermione schon recht weit war. Warum musste sie ihm so Druck unterm Hintern machen? Das war doch nicht mehr normal, wie anhänglich die war! Nur weil sie sich jetzt mit Parkinson verstand, hieß das doch noch lange nicht, dass er diesen… Zustand auch mit Zabini erreichen wollte! Aber nein, sie musste ja stur sein… Sie hatte ihm sogar gedroht, ihm nicht bei den Hausaufgaben zu helfen! ~*~*~*~ „Wow, ich bin beeindruckt... So viel Weitsicht.“ In Blaises Augen glitzerte es amüsiert, aber zugleich war er wirklich beeindruckt. Er hätte nicht erwartet, dass Weasley sich tatsächlich diese Mühe gemacht hatte. Kurz überflog er dessen Unterlagen. Dann pfiff er durch die Zähne. Das war gut. Sehr gut sogar. Vor allem für Weasleyverhältnisse. „Na dann... Wir brauchen noch eine genaue Anleitung zum Brauen. Mit allen Details und möglichen Stolperfallen. Und für den Aufsatz etwaige Neben- und Kreuzwirkungen sowie die Regeln, unter denen man den Trank anwenden darf...“, überlegte er laut. ~*~*~*~ Nebenwirkungen… Ron rollte mit den Augen. Das kannte er ja. Persönlich und absolut aus erster Hand. Aber natürlich… Er murrte leicht wegen dieser Aufzählung an Arbeiten, dann griff er nach seiner gerupften Feder. „Du machst die Anleitung, ich das andere.“, sagte er missmutig. Er wollte das hier schnell hinter sich bringen. Dafür war er sogar bereit zu arbeiten! Kaum das Buch aufgeschlagen, begann er nach Nebenwirkungen zu suchen. ~*~*~*~ Blaise nickte leicht, griff nach den Büchern und begann die Anleitung zusammenzuschreiben. Erstaunlich friedlich. Wow. Und Weasley war trotz aller Sticheleien nicht in die Luft gegangen. Wirklich bemerkenswert. Ihm fiel gerade sogar noch nicht einmal etwas ein, womit er ihn ärgern konnte... Gut, er könnte jetzt auf den Tod seines Bruders anspielen, aber das war unter seinem Niveau. Dass er Slytherin war, hieß ja nicht, dass er keinen Takt besaß. Schweigend schrieb der Schwarzhaarige. Seine Feder kratzte knirschend über das Papier. Verdammt, er würde seine Ersatzfeder heraussuchen müssen. Diese hier tat es nicht mehr lange... ~*~*~*~ Sie würde es wohl auch so bald nicht mehr tun müssen. In Ron hatte es schon die ganze Zeit gebrodelt! Ununterbrochen und nur durch immenses Zusammenreißen eingedämmt. Seine Selbstbeherrschung brach, als er zu einer Stelle kam, die ihn um hundert und mehr Ecken an die Szene vorhin erinnert hatte, als Harry längst nicht mehr da war. Hermione hatte glücklich verkündet, dass sie jetzt in der Bibliothek Bücher für sich und Pansy suchen würde… Pansy! Nicht Parkinson, nein, Pansy! Dazu hatte sie sie ihm Krankenflügel in Schutz genommen! „Verdammt!“, rief er und knallte seine Feder auf den Tisch, dass ein paar Kleckse mehr auf seinem Aufsatz landeten. „Kannst du mir mal sagen, was dieses Mistgör von einer Parkinson mit meiner Hermione vorhat, dass sie sich so dermaßen an sie ranschmeißt?“ ~*~*~*~ Blaise blickte auf und musterte den Gryffindor. „Keine Ahnung. Aber Eifersucht ist garantiert fehl am Platz. Pansy steht nicht auf Frauen.“, antwortete er trocken. „Aber ich habe keine Ahnung, wie es mit Granger aussieht.“ ~*~*~*~ Ron starrte ihn perplex an, dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen und seine Augen wurden zu Schlitzen. „Wovon redest du überhaupt?“, grollte er. „Willst du etwa behaupten, Hermione wäre lesbisch?“ ~*~*~*~ „Hab ich?“ Blaise lächelte unschuldig. „So wie du in die Luft gegangen bist, könnte man denken, dass du eifersüchtig auf die beiden bist. Liege ich da falsch?“ Sein Lächeln wurde zuckersüß. ~*~*~*~ Ron holte Luft, um ihm nicht an die Kehle zu gehen. Was erdreistete der sich, ihm Eifersucht anzuhängen! Er war nicht eifersüchtig! Er wollte sie nur beschützen! „Was hat die Freundin vom Frettchen mit Hermione vor?“, fragte er drohend und wie immer war das Wort Freundin unschön betont. ~*~*~*~ „Pass auf, was für Worte du wählst.“ Blaises Stimme war schlagartig zu einem schlangenhaften Zischen geworden. „Beleidige meine Freunde nicht in meiner Gegenwart.“ Seine dunklen Augen funkelten Weasley drohend an. Dass er sich nicht als der gemeinste aller Slytherins hervorgetan hatte, hieß noch lange nicht, dass er nicht wirklich böse werden konnte, wenn man ihn herausforderte. ~*~*~*~ „Ach, aber du darfst das, ja? Ist das ein Slytherinprivileg oder was?“, schoss Ron zurück. „Beantworte mir meine Frage! Was habt ihr mit Hermione vor? Hat ihr Malfoy das aufgetragen, um Harry zu schwächen? Will er damit seinen Rückhalt vernichten?“ ~*~*~*~ „Soweit ich mich entsinnen kann, habe ich niemanden beleidigt.“ Blaise zog eine Augenbraue hoch. „Den Teil hast du ganz für dich allein beansprucht.“ Er seufzte leise. „Ich habe keine Ahnung, was zwischen Pansy und Granger läuft. Deine Verschwörungstheorien kannst du dir schenken... Glaubst du wirklich, dass Draco auch nur indirekt irgendetwas mit... Granger zu tun haben wollen würde?“ ~*~*~*~ „Er hat auch Harry bequatscht! Er spielt ihm das Opfer vor, damit der Mitleid mit ihm kriegt und sich um ihn bemüht!“, rief Ron zornig, um Blaise klar zu machen, dass er sehr wohl davon ausging. „Was plant er? Will er ihn Du-weißt-schon-wem ausliefern? Sag schon! Keine Schonung! Ich habe euch eh durchschaut!“ ~*~*~*~ „Du hast einen Knall, Weasley.“ Blaise schüttelte den Kopf. „Schalte mal bitte einen Gang runter und denk nach. Kannste doch, oder?“ Der Slytherin beugte sich vor und sprach betont ruhig weiter. „Ich habe keine Ahnung, was Draco von Potter will. Aber ich wage zu bezweifeln, dass er irgendetwas für den Unnennbaren tut.“ Nein, tust du nicht... Du weißt, dass es möglich wäre... Wenn Draco nicht auf einmal eine solche Vorliebe für Potter entwickelt hätte... ~*~*~*~ „Ach ja? Liegt doch nahe, wo er doch der jüngste Todesser aller Zeiten ist und Daddys großer Liebling!“ Ron starrte hasserfüllt auf den anderen hernieder. „Er scheint dir ja nicht sehr zu vertrauen, wo du nichts über seine Pläne weißt! Das, oder du lügst!“ Er grinste böse. „Glaubst du im Ernst, ich würde so etwas nicht erkennen?“ ~*~*~*~ Blaise hatte den Zauberstab schneller in der Hand, als er denken konnte. Er sprang auf und stieß den Stuhl dabei um. „Jetzt hör mir mal zu, du verbohrter Idiot: Du siehst Gespenster. Wegen deiner beschissenen Paranoia sollte man dich mal in St. Mungos einliefern lassen! Und wenn du noch ein Wort über Draco sagst, dann wird dir Hören und Sehen vergehen. Klar?“ ~*~*~*~ Rons Reaktion war ebenfalls das Ziehen seines Stabes. Er schob ruckartig den Stuhl zurück und ging in Angriffstellung. „Was denn? So empfindlich gegenüber der Wahrheit?“, giftete er zurück. „Was habt ihr Slytherins eigentlich für ein Problem? Warum steht ihr nicht dazu, dass ihr böse seid? Ist es euch vielleicht peinlich? Ist es euch peinlich, dass ihr euch von einem Monster abhängig macht?“ ~*~*~*~ „Weasley, denk wenigstens nach, ehe du irgend so einen Blödsinn von dir gibst!“, presste Blaise zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich enttäusche dich ja nur ungern, aber es gibt in Slytherin keinen einzigen verdammten Schüler, der angehender Todesser ist! Du urteilst über Leute, die du nicht kennst. Stellst du dich damit nicht auf das gleiche Niveau, das du uns vorwirfst? Du bist kein winziges bisschen besser!“ Er atmete tief durch. Verdammt, dieser ganze Mist hier drohte zu eskalieren. Was brachte ihnen ein beschissenes Duell? Gar nichts. Nur ein paar blutige Nasen und noch verhärtetere Fronten. „Ich verteidige hier nur meinen besten Freund nach bestem Wissen und Gewissen. Genau das, was du für Potter auch tun würdest.“ Es war der Versuch, einzulenken. Ein müder Versuch. Es war nur die Frage, ob Weasley darauf eingehen würde. Der Schwarzhaarige zweifelte jedoch daran, galt der rothaarige Junge doch generell als extrem hitzköpfig und verbohrt. ~*~*~*~ „Ich bin…“ Ron hatte es die Sprache verschlagen. Er war nicht besser als sie, weil er… sagte, was stimmte? Das war doch… unglaublich! Blaise hatte ihn wirklich kalt erwischt. Und dann… Behauptete Zabini wirklich wie er zu sein? War doch nicht zu fassen! Was sollte er denn auf so einen Angriff erwidern? Nichts, außer… „Kein angehender Todesser?“, zischte er böse. Ging dieser schwarzhaarige Möchtegern tatsächlich davon aus, dass er das glaubte? Wie blöde konnte man eigentlich sein? ~*~*~*~ Wow. Weasley war sprachlos. Immerhin. Und so, wie er mit dem offenen Mund aussah, hätte man wirklich denken können, dass er gerade Fliegen fing... Nur mühsam konnte Blaise sich ein Grinsen verkneifen. „So weit ich weiß nicht, nein.“ Blaise seufzte demonstrativ. „Ich würde nicht für alle meine Hände ins Feuer legen, aber für Pansy und Draco schon. Reicht das?“ Vorsichtig ließ er den Zauberstab sinken. Seine Muskeln waren aber noch immer angespannt, sodass er den Stab jeden Augenblick wieder hochreißen konnte. „Okay, ich kann es verdammt gut verstehen, wenn du Draco gegenüber Vorbehalte hast - aber mal ehrlich. Ein Fünfzehnjähriger ein Todesser? Wie verzweifelt musst Du-weißt-schon-wer denn dann sein?“ Blaise zog betont die Augenbrauen hoch. ~*~*~*~ Du-weißt-schon-wer? Er nannte ihn Du-weißt-schon-wer? Seit wann taten das Todesser? Das war doch… Sollte er ihm vielleicht glauben? Aber was zählte denn schon das Wort eines Slytherin? Nichts! „Ich kann weder dich leiden noch die beiden!“, knurrte Ron und ließ ebenfalls den Stab sinken. Er wusste, dass ein Duell hart werden konnte. Zabini war gut. „Und momentan ist es einfach nur eine unglaublich verärgernde Situation! Du bist ein Mistkerl! Malfoy ebenfalls! Die ganzen Jahre, die er gegen uns… gegen Harry gekämpft hat, wo er ihn verraten und verkauft hat, immer wieder und wieder! Das kann unmöglich einfach nur aus Freude gewesen sein! Das hat er getan, weil er Todesser ist! Und jetzt… jetzt wird er Harry wohl auch verkaufen, nicht wahr? Das hat er doch vor! Um in die Reihen dessen aufgenommen zu werden, den er so verehrt!“ Seine Augen funkelten vor Verachtung, aber gleichzeitig drückten sie eine Hoffnung aus, die er so nicht erklären konnte. Ob Zabini vielleicht doch die Wahrheit sagte und Harry in Sicherheit war? Aber… konnte man denen den überhaupt vertrauen? Konnte er nicht wenigstens dem Gefühl der Freundschaft, das Zabini offensichtlich für Malfoy empfand, vertrauen? Oder Harry und dessen Menschenkenntnis? ~*~*~*~ „Du sollst mich auch nicht heiraten.“, erwiderte Blaise trocken und schüttelte den Kopf. „Und niemand zwingt dich, mich und Draco oder sonst wen zu mögen. Das bleibt schön dir überlassen.“ Der Slytherin seufzte leise auf und legte den Stab auf den Tisch und fuhr sich durch das halblange schwarze Haar. „Glaub mir, Draco zu verstehen ist so ziemlich das Unmöglichste, was es auf der Welt gibt. Er hat Potter gehasst. Ja. Aber jetzt...“ Er zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. „Er hasst ihn nicht mehr, okay?“ Danach hielt er einen Augenblick inne. „Verzeih mir, aber zu deinen absurden Verschwörungstheorien werde ich gar nichts sagen. Das ist so bescheuert...“ Er schüttelte nur den Kopf. Für ihn war es das auch. Denn er hatte das begriffen, was Draco selbst noch nicht geäußert hatte: Der einstige Vorzeigeslytherin mochte Harry Potter. ~*~*~*~ Ron blickte ihn noch einige Zeit an, dann steckte auch er den Zauberstab weg und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Ich werde dir glauben.“, murrte er. „Vorerst!“ Und er schickte ihm einen hasserfüllten Blick. „Aber ich vertraue dir trotzdem nicht. Ich bleibe auf der Hut, nur damit du’s weißt!“ Dann nahm er wieder seine Feder und begann zu schreiben, beachtete den andere gar nicht mehr. Er würde noch einmal mit Hermione und Harry sprechen. Sie mussten doch begreifen, was für einer Gefahr sie sich da aussetzten! ~*~*~*~ „Sollst du auch nicht...“ Blaise verdrehte die Augen. Was dachte der Rotschopf eigentlich, was er hier von ihm wollte? Mal abgesehen davon, dass es doch schließlich Weasley war, der auf einmal ausgetickt war... Er hatte schließlich nur das getan, was er meistens tat: Seine Freunde verteidigt und die Wogen geglättet. Er hob seinen Stuhl wieder auf und ließ sich darauf fallen. Blaise schüttelte noch einmal nachdrücklich den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Büchern zu. Hauptsache, sie wurden hier endlich fertig! ~*~*~*~ Es dauerte keine zehn Minuten, da stand Ron plötzlich auf. Er stopfte seine Sachen in seine Tasche, klemmte sich den Rest unter den Arm und verließ mit einem „Bis nächstes Mal“ den Raum. Er hielt es nicht mehr aus. Nicht das Schweigen, nicht seine Gedanken, die heftigen Wellen in seinem Inneren, die beständig gegen seinen Magen schlugen… er musste weg. So schnell wie möglich. Schließlich tat er das, was Harry tat, wenn er aufgewühlt war: fliegen. Und wie auch diesem half es ihm, seine Wut zu bändigen. Es war auch nötig. Dringend. ~*~*~*~ Blaise schaute nur kurz auf, als Weasley ging. Feierabend also. Mit einem leisen Seufzer schlug er das Buch zu. Er legte die Arme auf den Tisch und stützte das Kinn darauf. Irgendwie... Was der Rotschopf da gerade losgelassen hatte, war genau das, was zu erwarten stand: Vollkommene Unfähigkeit mit dieser veränderten Situation zurechtzukommen. Ihm fiel es doch auch nicht leicht. Ganz und gar nicht. Mit Draco vor Beginn dieses Schuljahres umzugehen war kein Problem gewesen, ihm ein Freund zu sein auch nicht. Und jetzt? Jetzt war es schwer... Es taten sich immer neue Abgründe auf, von denen er nichts geahnt hatte. Und es gab immer mehr Situation, wo er vollkommen überfordert war und nur zeigen konnte, dass er da war. Und das war verdammt noch mal frustrierend. Blaise streckte sich und stand dann langsam auf. Im Stehen räumte er seine Sachen zusammen. Aber er stand zu seinem Entschluss. Die Hände in den Hosentaschen vergraben kehrte er in den Slytheringemeinschaftsraum zurück. Dabei pfiff er leise ein traditionelles Zaubererlied vor sich hin. Aufmunterung für bewegte Gemüter. Irgendetwas in der Richtung hieß es. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ As the present now Will later be past The order is Rapidly fadin'. And the first one now Will later be last For the times they are a-changin'. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *grins* Ich mag Ron. Der ist lustig. Man kann mit ihm eine Menge Scheiß machen und sich toll aufregen. Er ist so wunderbar cholerisch! *ronabknuddel* *indeckunggehweilgeschlagenwird* *lacht**flüchtet* abranka: Und ich mag Blaise. *g* Es gibt vermutlich keinen verständigeren und vernünftigeren Slytherin. *g* Wobei... Stille Wasser sind tief... Bei Ron kann man mit Explosionen rechnen, bei Blaise aber... Shirokko: Ich weiß, was du meinst! Ich weiß es! *wissendgrins* Myrthes Klo ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 26: Myrthes Klo Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – Acoustic #3. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 26: In Myrthes Klo Kaum, dass die beiden Jungen aufgebrochen waren, machte sich auch Pansy auf den Weg. Heute schien für das Slytherintrio sozusagen der ‚Tag der Gryffindors’ zu sein. Sie schmunzelte leicht bei dieser Ironie. Sie erreichte um kurz nach fünf die Toilette der Maulende Myrthe, wo sie mit Hermione verabredet war. Sie ließ sich bereits auf dem Boden nieder und zog die Beine an. Das Mädchen hatte das Gefühl, über so viel mit ihrer neuen Freundin reden zu müssen... Vor allem über die Sache gestern am See. Über Dracos Worte... Sie schloss die Augen, sah sie Szene wieder vor sich. Noch immer war sie aufgewühlt deswegen. Sie zog die Beine noch etwas näher und schlang die Arme darum. Dann wartete sie, hoffte, dass Hermione bald kommen würde. ~*~*~*~ Das braunhaarige Mädchen kam nur ein paar Minuten später, beladen mit einer ganzen Masse an Büchern, die sie heute vielleicht brauchen könnten, aber im Grunde konnte es heute ja spät werden, bis sie überhaupt anfangen konnten, denn sie hatte eine Menge loszuwerden. Und dann sah sie Pansys aufgewühltes Gesicht. Was war denn los? Schon wieder Stress mit Malfoy? Sie ließ die Bücher fallen und sank neben ihr auf die Knie. Eine Hand legte sie auf ihre Schulter. „Was ist denn los?“, fragte sie. ~*~*~*~ Pansy atmete tief durch und zwang sich zu einem schiefen Lächeln. „Mir geht so viel durch den Kopf... Genauer gesagt ist es eigentlich nur genau eine Sache...“ Sie sammelte sich einen Augenblick und entschloss sich dann, mit der Tür direkt ins Haus zu fallen. „Weißt du, gestern nach Pflege magischer Geschöpfe sind wir - also Draco, Blaise und ich - noch an den See gegangen... Wir haben Hausaufgaben gemacht und dann noch da gesessen...“ Sie konnte es immer noch vor ihrem inneren Auge sehen. „Und dann... na ja, ich habe einfach gefragt, ob die beiden schon mal verliebt waren. Hätte ich es doch gelassen.“ Sie schüttelte leicht den Kopf und fuhr sich durch die Haare. Ja, hätte sie es doch gelassen. „Du kannst dir ja denken, dass es mir auf Dracos Antwort ankam. Aber was er sagte...“ Ihre aufgerissenen brauen Augen blickten Hermione an. „Moment, ich bekomme es noch wörtlich zusammen.“ Wie auch sonst? Diese Worte hatten sich ihr nahezu eingebrannt. Sie hatte das Gefühl, sie niemals vergessen zu können. „Wenn du in einer Familie groß wirst, in der Kälte überwiegt... Wenn du nie Zuneigung gekannt hast... Wenn die Liebe deiner Mutter nicht stark genug ist, ihre Angst zu überwinden, um dich vor deinem eigenen Vater zu schützen... Wenn dein Vater dich nie geliebt hat, sondern dich von Anfang nach seinen Vorstellung geformt hat, um dich zu einer willigen Marionette zu machen... Und wenn er dir doch ständig das Gefühl gibt, nicht gut genug, nicht perfekt genug sondern stattdessen unwürdig und unfähig zu sein... Dann erreichst du den Punkt, wo du dir selbst das Herz herausreißt, damit du nicht mehr um die Liebe dieser Menschen bettelst und du gar nichts mehr in dieser Hinsicht empfinden musst. Also frage mich nicht, ob ich je verliebt war oder ob es einen Menschen gibt, den ich liebe. Es gibt maximal Menschen, die ich mag, und selbst diese kann ich an einer Hand abzählen.“ Pansy schlug die Hand vor den Mund. Tränen glänzten in ihren Augen. Das war... recht privates Wissen um Draco, das sie weitergab, aber alleine wurde sie damit einfach nicht fertig. „Kannst du dir das vorstellen?“, flüsterte sie heiser. „Kannst du dir das vorstellen? Und er sagte es so... ruhig. So ruhig, als wenn er vom Wetter sprechen würde...“ Leise rannen ihr die ersten Tränen über die Wangen. ~*~*~*~ Hermione war entsetzt. War es das? War es das, was mit Malfoy passierte? Warum er immer so böse gewesen war? Warum es immer erschienen war, als hätte er gar keine Freunde? War es das? Mitleid stieg in ihr auf. Sie konnte es nicht. Sie konnte es sich nicht vorstellen. Sie hatte niemals auch nur etwas Vergleichbares gehört, geschweige denn erlebt. Malfoy hatte es wohl auch nicht leicht. War es das, was Harry an ihm anzog? Harry hatte in seinem Leben auch nur wenig Liebe erfahren… Hatte er vielleicht einen Seelenverwandten in Draco gefunden? Sie seufzte zitternd und zog Pansy in die Arme. Armes Ding. Sie verzweifelte daran. Sichtlich. Würde sie doch auch, wenn es Harry oder gar Ron wäre, der so etwas sagte. Und dann… Pansy hatte es nicht geschafft, ihm diese Liebe zu geben, die er so sehr benötigte… Das war wohl das allerschlimmste. „Es tut mir so Leid.“, flüsterte sie erstickt. ~*~*~*~ Pansy lehnte den Kopf gegen Hermiones Schulter und schluchzte leise. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. Wie auch? Das war einfach zu... unfassbar, zu traurig, zu schrecklich, zu... Ihr fehlten die Worte. Sie konnte es noch nicht einmal ausdrücken. Sie krallte sich an Hermiones Umhang fest. Nach einer Ewigkeit, wie es ihr schien, hob sie den Kopf. Ein trauriges Lächeln lag auf ihren Lippen. Beiläufig wischte sie sich über die Augen. „Das erklärt alles, oder?“, fragte sie leise. „Alles... Seine ganze Art, sein Wesen, sein Verhalten. Einfach alles...“ ~*~*~*~ Hermione nickte leicht. Ja. Das erklärte wirklich vieles. Auch das? Sie seufzte leicht. Da musste das Mädchen jetzt durch. So leid sie ihr auch tat. „Pansy? Weißt du um Malfoys Talent?“, fragte sie leise. „Kennst du seine Begabung?“ ~*~*~*~ Verwirrt runzelte Pansy die Stirn. „Talent? Was für ein Talent meinst du? Du redest jetzt ja wohl kaum von Quidditch, oder?“ Hermiones Gesicht war sehr ernst - irgendeine weitere Katastrophe bahnte sich offenbar an. Pansy zitterte innerlich, aber sie wollte es wissen. Alles. Und sei es nur, um gewappnet zu sein. ~*~*~*~ „Hast du in Arithmantik jemals Malfoys Daten durchgerechnet?“, fragte Hermione leise. „Hast du es jemals getan?“ ~*~*~*~ „Nein...“ Pansy schüttelte den Kopf. Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass die Katastrophe näher kam. „Ich bin noch nicht einmal auf die Idee gekommen... Was kommt dabei raus, Hermione? Du fragst doch nicht umsonst...“ Ihre Stimme zitterte. ~*~*~*~ Wieder holte das braunhaarige Mädchen tief Luft. „Schwarze Magie.“, sagte sie. „Bei jeder, aber auch wirklich jeder Rechnung, die ich gemacht habe, es kommt immer nur Schwarze Magie heraus. Malfoy hat ein unglaubliches Talent dafür! So etwas hab ich noch nie gesehen! Selbst Dumbledore hat mehrere verschiedene Magiearten, aber Malfoy… Pansy… Malfoy hat nur eine! Nur diese eine!“ ~*~*~*~ Pansy starrte das andere Mädchen sprachlos an und versuchte, den Sinn ihrer Worte vollständig zu erfassen. „Schwarze Magie…“, flüsterte sie leise. „Schwarze Magie...“ Ihr Blick ging ins Leere. Draco besaß ein unglaubliches Talent für Schwarze Magie... Sie war vollkommen fassungslos. „Aber... Das muss ja noch nicht heißen, dass er sie nur anwendet, oder?“, fragte sie. Sie blickte Hermione flehentlich an. „Ich meine, er ist doch auch sonst gut... Er kann andere Magie. Muss das denn etwas zu bedeuten haben?“ ~*~*~*~ Hermione blickte sie ernst an. „Er hat sie schon benutzt, erinnerst du dich?“, fragte sie ruhig. „Gegen diesen Warrington.“ Sie seufzte und schüttelte den Kopf. Vielleicht sollte sie Pansy auch noch das letzte sagen, denn da gab es noch etwas, was sie sich nicht so ganz erklären konnte, etwas, das ihr Kopfschmerzen bereitete, weil es eigentlich… Ihr Gesicht wurde blass und sie erstarrte. Hastig zog sie ihre Tasche heran, kramte ein Blatt und die Feder hervor und begann dann fieberhaft Zahlen zu schreiben. Was, wenn… ~*~*~*~ „Ja, schon... Aber doch nicht nur!“, protestierte Pansy schwach. „Ich wüsste nicht, dass er sie noch einmal benutzt hätte!“ Verwirrt schaute die Slytherin zu, wie Hermione auf einmal hektisch zu schreiben begann. „Was...“ Sie erstarrte, als sie Potters Namen las. „Was versuchst du?“ ~*~*~*~ Hermione antwortete nicht gleich. Rechnete schnell und effektiv die erste Aufgabe. „Weiße Magie.“, hauchte sie. Nichts Spezielles. Einfach nur Weiße Magie. Sie blickte zu Pansy, die wie gebannt auf das Papier starrte. „Sie haben dir doch sicher über das Duell berichtet, nicht wahr?“ Schon beugte sie sich vor, um die zweite Rechnung zu starten. „Was haben sie dir alles erzählt?“ ~*~*~*~ „Weiße Magie?“ Damit war Potter der exakte Gegensatz zu Draco... „Draco hat nicht viel gesagt... Nur, dass irgendetwas schief gegangen ist. Etwas, das er sich nicht erklären konnte... Diese Explosion...“ Pansy runzelte die Stirn. „Darauf willst du hinaus, nicht wahr? Du meinst, diese gegensätzlichen Talente... Aber nein. Das geht doch nicht. Ich meine, wie oft treffen unterschiedliche Talente aufeinander? Doch ständig. Eine solche Reaktion kann doch gar nicht daher kommen. ...oder?“ ~*~*~*~ „Ich bin nicht sicher. Das war keine Explosion oder so. Du erinnerst dich doch an den Wasserzauber, bei dem wir uns nicht einig werden konnten…“ Sie hatte die zweite Aufgabe beendet und entließ zitternd die Luft aus ihren Lungen. „Weiße Magie… Das ist doch nicht möglich…“ Nur ganz leise sagte sie es, startete sofort die dritte, während sie den Faden wieder aufnahm. „Ja, der Wasserzauber. Wir waren uns nicht einig, wer den nun gewirkt hat. Der, wo wir alle nass wurden. Diese Dusche… Du erinnerst dich?“ Sie wartete eine Antwort gar nicht ab. „Das war so ähnlich. Sie haben beide den gleichen Zauber gewirkt. Diesen Wasserzauber halt. Und das gegeneinander. Oder auch miteinander. Oder wie auch immer. Die Zauber haben sich addiert und potenziert und diese Flutwelle ist dabei entstanden. Genau das gleiche ist auch bei…“ Sie unterbrach sich, legte die Feder beiseite und griff nach dem obersten der Bücher, die sie mitgebracht hatte, schlug eine Seite auf. „Hier.“, reichte sie es weiter. „Lies einfach mal. Da ist das ganz gut beschrieben. Im Grunde war ich bisher nur verwirrt, weil das eine hundertprozentige Übereinstimmung der Seelenfrequenz voraussetzt, aber das… Wenn die Rechnungen…“ Wieder unterbrach sie sich und rechnete weiter. Das musste sie jetzt wissen. Und es fehlten ja auch nur noch fünf unterschiedliche Punkte in der Analyse… ~*~*~*~ „Ja...“ Pansy nickte leicht. Natürlich erinnerte sie sich an diese Dusche. Aber... wie konnten diese Magien einerseits offenbar zusammenwirken und sich potenzieren und dann wiederum gegeneinander gerichtet sein? Sie verstand das nicht. Stirnrunzelnd las sie in dem Buch, das Hermione ihr gereicht hatte, doch sie wurde daraus nicht schlau. Im Moment brachte es aber kaum etwas, die Gryffindor zu stören. Nein, sie wartete geduldig darauf, dass Hermione fertig war und dann würde sie sie fragen... Das war am einfachsten. Das Slytherinmädchen strich sich durch die Haare. Verdammt, was sollte das alles hier eigentlich bedeuten? Das war doch zuviel! Sie hatte das Gefühl, in irgendeinem komischen Traum festzustecken, aber zugleich wusste sie ganz genau, dass sie nicht träumte, sondern hellwach war. ~*~*~*~ „Da haben wir es!“ Hermione wedelte mit dem Blatt in der Luft herum. „Alles Weiße Magie! Er ist das komplette Gegenteil von Malfoy! Und jetzt ergibt auch meine Theorie endlich Sinn!“ Sie blickte erfreut zu Pansy und begriff im nächsten Moment, dass diese keinen blassen Schimmer hatte, wovon sie überhaupt sprach. Das musste sie ändern! Dieses Wissen war zu wichtig, als dass sie es alleine tragen konnte! Wieder riss sie ein Pergament aus ihrer Tasche und knallte es auf den Boden. „Sieh her!“, sagte sie. „Angenommen das…“ Sie zeichnete einen Halbkreis auf das Blatt. „… ist Malfoys Potenzial an Schwarzer Magie, ja?“ Sie kritzelte ein S hinein. „Dann fühlt er sich in der Umgebung am wohlsten, wo dieses Potential durch ebensoviel Potenzial von Weißer ausgeglichen wird. Klar soweit? Also, du hast gesagt, Malfoy würde sich bei dir und Zabini wohl fühlen. Wohler als bei anderen. Also gehen wir davon aus, dass dein Potenzial an Weißer Magie etwa dieses ist…“ Sie fügte dem Halbkreis einen weiteren Viertelkreis zu. „…und Zabinis ist der Rest.“ Sie schloss den Kreis, malte jeweils ein W hinein. „Euer Potenzial an Weißer Magie hebt also die Kraft seiner Schwarzen auf.“ Hermione blickte kurz auf, bevor sie einen weiteren Halbkreis unter dem ersten malte. „Das ist dann also Harrys Potential an Weißer Magie. „Er benötigt zum Ausgleich dieser Macht Schwarze, die er sich von uns, seinen Freunden, holt.“ Sie malte einen zweiten Halbkreis, so dass sie zusammen einen ganzen Kreis ergaben und teilte diesen in sechs kleinere Teile. „Ich, Ron, die Zwillinge, Ginny und Neville.“, erklärte sie und tippte jeweils in eine der Parzellen. „Nach dieser Theorie fühlt er sich am wohlsten, wenn all diese Leute im gleichen Raum sind.“ Sie seufzte. „Oder aber, wenn genügend Menschen im Raum sind, die seine Magie ausgleichen können mit der entgegengesetzten Kraft, also Schwarzer Magie. Das muss nicht zwangsweise auf Freunde bezogen sein. Und es ist so, dass wenn es zu wenig oder gar zu viel ist, es unangenehm wird und er sich bedrängt fühlen kann. Ebenso bei Malfoy. Vielleicht nehmen sie es nicht mehr wahr, aber…“ Schon prangte unter den beiden Bildern ein dritter Kreis, der nur durch eine einzelne Linie in der Mitte unterteilt war. „Jetzt nimm die beiden: Harry und Malfoy sind Feinde bis aufs Blut und können sich gegenseitig überhaupt nicht ab, denn der jeweils andere verstärkt den Druck auf das Unterbewusstsein des anderen um ein Vielfaches, allein durch seine Präsenz und sein Magiepotenzial. Dann sind sie plötzlich alleine in einem Raum und neutralisieren sich gegenseitig ihre Magiepotenziale. Es ist kein Wunder, dass sie sich beieinander wohl fühlen, denn sie brauchen nur jeweils den anderen, um das zu erreichen, was ihre Seelen unterbewusst wollen. Die Seelenfrequenzen ergänzen sich perfekt.“ Endlich blickte sie wieder auf. „Hast du das verstanden oder war ich zu schnell?“ ~*~*~*~ Pansy blickte auf den Zettel und lauschte Hermiones Worten angestrengt. Sie merkte gar nicht, wie sie auf ihrer Unterlippe herumkaute. Es klang logisch, was die Gryffindor sagte. Bestechend logisch. „Also finden beide das, was sie unterbewusst suchen, beieinander...“ Sie legte die Stirn in Falten und folgte dem Pfad dieses Gedankens weiter, ging noch darüber hinaus. „Das ist dann eine Sache, die allein an ihr magisches Potenzial geknüpft ist, ja?“ Das Mädchen schwieg einen Moment und malträtierte ihre Unterlippe weiter. Dann fuhr sie fort: „Heißt das, dass sie das selbst gar nicht beeinflussen können? Dass ihre Gedanken, Absichten, Gefühle und alles davon gesteuert werden? Dass sie keine Rolle spielen?“ Sie stockte erneut. „Weißt du, selbst wenn die beiden sozusagen die ergänzenden Frequenzen haben und sich wie die gegenseitigen Pole eines Magneten anziehen, frage ich mich, was da noch ist. Ist das alles?“ ~*~*~*~ Hermione blickte sie ernst an. Das war eine berechtigte Frage, aber die Antwort darauf… „Dir ist sicher bewusst, dass man mit der Zeit das lieben lernt, was einem Wohlbehagen bereitet. Selbst wenn sie es durchschauen würden und wüssten, dass es im Grunde nicht mehr ist als höhere Magie, es ist nicht ausgeschlossen, dass ihre Seelen ohne den anderen nicht mehr auskommen können. Sucht vielleicht… oder tatsächlich Liebe. Im Grunde besteht da aber nicht wirklich ein Unterschied…“ ~*~*~*~ Pansy senkte den Blick. „Du meinst, dass es keinen Unterschied macht, nicht wahr?“ Sie legte den Kopf in den Nacken und pustete gegen ihre Ponysträhnen. „Ich glaube, du unterschätzt die beiden. Ich weiß ja nicht, wie Potter ist, aber Draco…“ Sie schüttelte leicht den Kopf. „Er wird sich keine Abhängigkeit von irgendjemandem erlauben, egal auf welcher Ebene, ob nun magisch oder sonstwas.“ Sie atmete tief durch und schenkte Hermione ein reichlich schiefes Lächeln. „Aber wir können eh nichts anderes tun, als die beiden zu beobachten, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Hermione zuckte die Schultern. Da hatte sie wohl Recht. Aber… „Du weißt, dass ich mich nicht komplett auf deine Seite stellen kann, weil davon auch Harrys Glück abhängt, aber… Sie waren gestern draußen. Beide. In diesem unglaublichen Sturm. Ich weiß nicht, wann Harry zurückkam, aber es muss weit nach Mitternacht gewesen sein. Er wollte heute Morgen gar nicht aufwachen und hat komplett vergessen, was zwischen seinem Erwachen und seinem Mittagschlaf passiert ist…“ Sie seufzte erneut. „Pansy, ich will dir nicht die Hoffnung nehmen, aber nur beobachten reicht nicht. Wenn du ihn wirklich haben willst, dann solltest du kämpfen…“ Sie ließ sich zurück gegen das steinerne Rondell sinken, dass vor knapp zwei Jahren noch den Basiliken beherbergt hatte. Was tat sie denn hier nur? Sie gab ihrer Freundin Tipps, damit sie doch noch… Wenn sie Pech hatte, dann machte sie Harry damit unglücklich! Was würde dann mit ihm geschehen? Was würde… was würde Harry tun? Sie hatte nicht das Gefühl, dass er das einfach so wegstecken würde… ~*~*~*~ „Um Draco kämpfen?“ Pansy lachte heiser. „Was meinst du, was ich versuche? Was ich diese letzten fünf Jahre versuche? An ihn ist nicht ranzukommen! Und wenn er sagt, dass er niemanden lieben kann - was dann? Dann bin ich längst da, wo ich ihm am nächsten sein kann...“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist vollkommen aussichtslos... Vollkommen. Ich kann nur da sein und hoffen. Und das, obwohl ich weiß, dass er sich nicht retten lassen wird.“ Sie stockte. „Und weißt du was? Wenn es Potter sein soll... Von mir aus. Hauptsache, Draco ist glücklich. Und Hauptsache, ich darf weiter bei ihm sein...“ Pansy zog die Beine an und verbarg das Gesicht zwischen den Knien. Sie fühlte sich miserabel. Egal, wie nah sie Draco zu kommen hoffte, es gab eine Grenze. Diese hatte sie erreicht. Sie stand vor einer Mauer und kam nicht durch. Es war aussichtslos. Und doch rannte sie immer wieder gegen diese Mauer an, versuchte sie gegen allen besseren Wissens zu durchbrechen... Sie wusste, wie ihre Worte klangen. Großzügig, aufopferungsvoll. Aber das waren sie nicht. „Aber ich werde weiterhin da sein... Warten. Und vielleicht, vielleicht kommt dann auch irgendwann meine Zeit...“, flüsterte sie leise. ~*~*~*~ Hermione schloss die Augen. Das klang so leicht. Aber das war es nicht. Ganz und gar nicht. Wenn Draco nicht zuließ, dass er liebte, wenn er nicht wollte, dass ihn jemand liebte, dann waren sowohl Pansys als auch Harrys Herz verloren. Das konnte sie auch erkennen, ohne Psychiater zu sein. Sie kannte Harrys Seele besser als die meisten, kannte sein Wesen, wusste, wie wenig er mit Ablehnung zurecht kam, wenn ihm die ablehnende Person tatsächlich was bedeutete. Und sie hatte begriffen, wie es Pansy ging, denn diese war ihr ähnlicher, als irgendwer sonst. Sie versteckte ihre Liebe zwar nicht so, aber sie litt trotzdem genauso… Es sah fast so aus, als wäre der blonde Slytherin für diese beiden Menschen so etwas wie ein Engel, der sie retten konnte, vorausgesetzt, er fiel nicht… Sie lehnte sich zur Seite gegen Pansy. Oh Mann, was geschah hier nur mit ihnen? ~*~*~*~ Pansy schloss die Augen, spürte Hermiones Gewicht an ihrer Schulter und lehnte sich wiederum gegen diese. Nur eine Weile wollte sie Ruhe finden. Nur ein bisschen... Sie wollte gerne vor allem wegrennen, doch das war vollkommen aussichtslos. Also konnte sie nur eins tun: Sich ein wenig erholen und dann wieder in diese Welt hinaustreten und sich die nächsten Kratzer holen. Sie wusste nicht genau, wie lange sie hier gesessen hatte, doch irgendwann richtete sie sich langsam auf. Ihr Blick fiel auf ihre Armbanduhr. „Oh, verdammt... Zeit für die Kontrollrunde.“ Sie seufzte leise. „Wir kommen auch nie zu unserer Aufgabe, was?“ Das braunhaarige Mädchen schnitt eine Grimasse. ~*~*~*~ Hermione war richtiggehend entsetzt. Das konnte doch nicht wahr sein! Und das passierte ihr? Ihr? Hermione Granger? Die Welt ging zu Grunde! „Kontrollgang…“, murmelte sie, nur um sich wieder zu beruhigen. „Okay, lass uns morgen wieder hier treffen! Wir müssen langsam mal anfangen!“ ~*~*~*~ „Okay.“ Pansy lächelte. Sie umarmte Hermione kurz und stand dann auf. Sie half der Gryffindor noch, die Bücher zusammenzupacken. An der Tür hielt sie noch einmal inne und blickte das andere Mädchen an. „Weißt du was? Es ist wirklich schade, dass wir dort draußen nicht als Freundinnen auftreten können...“ Sie seufzte leise und winkte noch einmal, dann machte sie sich auf den Weg zu ihrer Kontrollrunde in den Kerkern. Einige Schüler musste sie in ihre Gemeinschaftsräume scheuchen, doch das hielt sich in Grenzen. Im Gemeinschafstraum saß nur Blaise, der ihr mitteilte, dass Draco bereits ins Bett gegangen war und sie über die neuesten Gerüchte in Kenntnis setzte. Nun machte es also doch die Runde. Potter und Draco... Sie war blass geworden, wahrte aber die Fassung. Was konnte sie auch sonst schon tun? „Was hat er dazu gesagt?“, fragte sie leise. „Was wohl?“ Blaise zuckte mit den Achseln. „Dass das vollkommener Blödsinn ist.“ „Hm...“ Pansy lehnte sich auf dem Stuhl zurück und starrte in den leeren Kamin. „Alles okay?“ „Ja, ja... Ich habe nur überlegt, was sich diese Gerüchteköche das nächste Mal ausdenken.“ Pansy zwang sich zu einem Lächeln. Blaise nickte. „Berechtigte Frage...“ „Sei mir nicht böse, aber ich geh auch ins Bett. War anstrengend mit Hermione...“ „Okay.“ Blaise lächelte leicht. „Schlaf gut.“ Pansy nickte schwach und verschwand in den Mädchenschlafsaal. Diese Nacht konnte sie lange nicht einschlafen. ~*~*~*~ Hermione nickte. Sie verstand diesen Gedanken. Und sie begriff, dass das für Harry und Draco wohl auch ein Problem darstellen würde. Was musste allein der Kampf für sie bedeutet haben? Dieses… Duell, das sie mit allen Mitteln gegeneinander geführt hatten, ohne Rücksicht auf Verluste… Vielleicht sollte sie doch mal mit Harry reden… Langsam machte sie sich auf den Rückweg, tief in Gedanken versunken, um ihre Bücher abzulegen, bevor sie ihre Runde machte. Ron war schon da, als sie kam, was sie nicht wunderte. Und er stellte sie zur Rede. „Ich will jetzt endlich wissen, was du dir dabei denkst, dass du dich mit Parkinson abgibst!“, rief er und die Wut kochte wieder in ihm hoch, die ihm der Besenflug genommen hatte. Sie blickte ihn seufzend an, schüttelte den Kopf. „Das hab ich dir erklärt!“, sagte sie. „Ich mag sie und sie ist nicht so schlimm, wie wir immer gedacht haben! Sie ist sogar sehr nett!“ Ron gab ein wütendes Geräusch von sich. „Verstehst du denn nicht? Das ist alles eine Falle! Und Snape hat sie eingefädelt! Ihr habt alle… Ihr beide seid so blind!“ „Snape steht auf unserer Seite, nicht auf der falschen. Warum sollte er uns eine Falle stellen?“, fragte Hermione. „Wirklich, Ron, du siehst Gespenster!“ „Ja, das hat er auch gesagt!“, rief der Rotschopf. „Dieser… Zabini! Keiner ist ein Todesserkandidat!“, äffte er ihn nach. „Wer soll denn das glauben?! Der kann doch nicht…“ „Pansy ist kein Todesserkandidat.“, sagte Hermione leise aber bestimmt. „Sie ist ein Opfer der Ideologien ihrer Eltern. Mehr nicht.“ Ron blickte sie an. „Ich habe dich gewarnt!“, sagte er, dann drehte er sich um und ging in den Gryffindorfünftklässlerschlafsaal. Er war sauer. Wieso wollte sie nicht auf ihn hören? Warum waren die alle so blind! Warum… „Aaaaaaaaaaaaaaaargh!“, brüllte er, dass Neville, der sich nach dem Abendbrot hatte umziehen müssen, schnell verdrückte, um seine Runde heute ein wenig früher durchzuführen. Der Weasley machte ihm Angst. Als es zehn schlug, kam Harry zurück in den Gryffindorturm und Hermione starrte ihn an, als hätte er Petersilie in den Ohren. „Harry, du…“ „Ja, ich bin pünktlich.“, sagte er genervt und Ginny begann zu lachen. Sie war dabei, mit Hermione Hausaufgaben zu machen. „Der verschollene Held, kehrt zurück!“ „Ich bin nicht verschollen. Und ich bin kein Held.“ „Stimmt.“, kam es von Dean und Harry fing einen hasserfüllten Blick auf, den er nur seufzend ignorierte. „Mach dir nichts draus…“, sagte Hermione und schickte Dean einen bitterbösen Todesblick, der sowohl Harry als auch Ginny zum Lachen brachte. „Wo ist Ron?“, fragte der Schwarzhaarige und die Mädchen wechselten einen Blick. „Der schmollt.“, gab seine Schwester Auskunft. „Ich weiß aber nicht warum. Er hat gesagt, dass er nicht mit Hermione reden will…“ Harry nickte. Streit. Überall… „Weißt du, Hermione.“, wandte er sich an das Mädchen, um ihr doch noch zu antworten. „Ich mach mir schon lange nichts mehr draus, wenn sie mich verspotten oder hassen, aber gerade jetzt… Ich frage mich, warum ich mich überhaupt so anstrenge… Wenn es nach mir ginge, dann… Ich weiß nicht.“ Das Mädchen schob ihn zu einem Sessel und schupste ihn hinein, nahm ihm gegenüber Platz. „Was weißt du nicht?“ Ginny legte nun endlich ihre Feder weg, als Harry mit einem abwesenden Lächeln antwortete. Seine Stimme war ganz leise. „Warum kämpfe ich eigentlich noch? Die Menschen haben ihre Hoffnung in mich doch längst aufgegeben.“ „So was darfst du nicht sagen.“ Die Rothaarige griff nach seiner Hand und drückte sie. „Ich glaube an dich!“, sagte sie eindringlich. „Du kannst es. Du kannst doch alles! Du hast mich gerettet! Und du hast den Unnennbaren besiegt! Schon so oft! Du darfst nicht aufgeben!“ „Es ist aber so.“, widersprach er und lächelte sie an, dass sie fast in Tränen ausbrach. „Es sind nicht mehr so viele, die diese Hoffnung haben… Ihr zwei, Ron, Neville, die anderen Weasleys, Sirius und Remus…“ Tonks noch, aber die durfte er noch nicht erwähnen. Er wollte es zumindest nicht. Und Draco… Er wusste nicht, ob er ihn dazuzählen durfte, auch wenn er es liebend gern tun würde. „Aber die anderen… Selbst Dumbledore traut es mir nicht zu, sonst würde er mich nicht so bewachen lassen… Versteht mich nicht falsch, ich kämpfe weiter, aber… es erscheint mir so sinnlos, denn sie wollen nicht, dass man sie rettet. Ich denke manchmal, sie sind ganz glücklich so, wie es momentan ist.“ Hermione war entsetzt. „Harry! Das darfst du nicht sagen! Keiner will, dass der Unnennbare zurückkehrt! Keiner!“ „Ach nein?“ Er brauchte doch nur über die Schulter zu schauen, dann… „Nein!“ Ginny war überzeugt und Hermione pflichtete ihr bei. „Jeder weiß, was Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf plant. Keiner will die Ausrottung der Muggel!“ Harry seufzte. „Vielleicht habt ihr Recht…“, sagte er leise, aber innerlich war er gerade viel zu hoffnungslos, um diese Möglichkeit noch in Betracht zu ziehen. „Ich werde schlafen gehen!“, sagte er und stand wieder auf. „Harry?“ Ginny hielt ihn auf. „Was ist dran an dem Gerücht?“ Der Schwarzhaarige blieb stehen und sah sie an. „Welches diesmal?“ „Dass du und Malfoy…“ „Ja?“ „Bist du mit Malfoy zusammen?“ Harry blickte sie an, in seinem Blick lag für Sekunden etwas, das wie Schmerz aussah, das zeigte, dass er verletzt war, doch dann verschloss sich dieses Tor zu seinen Gefühlen endgültig. Die Maske überzog sein Gesicht und ließ ihn lächeln. „Wer glaubt schon an so was…“, sagte er mehr zu sich selbst als zu Ginny, wandte sich ab und ging die Stufen hinauf. Hermione blickte ihm nach, Ginny ebenfalls. Dann zuckten sie beide die Schultern. Sie wussten nicht, was jetzt plötzlich los war… Als Harry das Zimmer betrat, kam sofort Rons Stimme irgendwo aus den Decken seines Bettes. „Warst du wieder bei ihm?“ Böse, irgendwie nicht freundlich. Harrys Lächeln wurde breiter. „Wo sonst?“, gab er zurück. „Bestehst du auch darauf, dass er gut ist, dass er niemandem mehr etwas tut und kein Todesser mehr ist?“ „Auch?“ „Hermione hat sich mit Pansy angefreundet!“, spuckte der Rotschopf aus und dann konnte Harry seine Haare aus den Decken schauen sehen, als er ihn musterte. „Stell dir das mal vor! Sie glaubt mir nicht, dass sie ein Todesser ist!“ „Hat sie das gesagt?“ „Ja!“ Ron setzte sich auf und funkelte ihn an. „Sie macht genau den gleichen Fehler wie du! Sie unterschätzt die Durchtriebenheit der Slytherins!“ Harry schüttelte den Kopf. „Vielleicht ist es andersrum?“, fragte er, während er seinen Besen hervorholte und das Set, das er von Hermione mal zu Weihnachten bekommen hatte und das es ihm ermöglichte, seinen Besen vor Abnutzung und Verfall zu schützen. „Vielleicht überschätzt du sie…“ Er nahm auf dem Fensterbrett Platz, nachdem er das Fenster weit geöffnet hatte. Es war warm draußen und die laue Luft war angenehm. Ron war außer sich. „Das ist nicht dein Ernst!“, schrie er. „Wie kannst du so blind sein? Wie kannst du dich von ihm nur so einwickeln lassen? Warum bist du so…“ „Warum bist du so stur?“, unterbrach ihn Harry ruhig. „Jeder kann sich ändern. Jeder hat eine zweite Chance verdient… Aber… vielleicht hast du auch Recht… Vielleicht hab ich mich getäuscht…“ Sprachlos starrte Ron seinen Freund an. Wie bitte? Hatte er sich da verhört? Harry gab ihm… Recht? Nachdem er Malfoy zuvor noch verteidigt hatte? Warum das denn? Ron war entsetzt. „Es scheint fast so, als sei mein Bemühen nach hinten losgegangen…“ Harrys Blick wandte sich aus dem Fenster, wo die Sonne nur noch schwach über dem Wald schien. Abenddämmerung. Wie in seinem Herzen. Warum fühlte sich sein Herz überhaupt so schwer an? Was war das? Was war los, dass es so wehtat. Draco hatte beschlossen, dass er seine Hilfe nicht wollte. Auch wenn er es gesagt hatte, er wollte sich nicht helfen lassen, wollte keine Hilfe. Nicht von ihm. Und er… Er hatte ihm geglaubt… Das Lächeln verfloss und die Augen wandten sich in die Ferne, während Ron ihn nur perplex anstarrte. „Harry?“, fragte er erneut. Jetzt schon zum dritten Mal. „Harry, wie kommst du da drauf?“ Er bekam keine Antwort, auch nicht, als er ihn wiederholt fragte. Und ihn zu berühren traute er sich irgendwie nicht. Harry sah so… unnahbar aus, wie er da oben saß… Was war da… zwischen den beiden nur passiert? Hatte sich seine Befürchtung etwa schon bewahrheitet? Hatte Malfoy… Ron drehte sich um und rannte aus dem Schlafsaal. Als er Hermione erreichte, war er kreidebleich. „Mione, Harry…“ Das Mädchen sah ihn an, war augenblicklich besorgter als noch gerade eben. Wenn Ron seinen Frust überwand, um Hilfe bei ihr zu suchen, war das gar nicht gut. Dann musste es wirklich heftig sein! Kurz ließ sie sich erzählen, was Ron zu sagen hatte, dann stand sie auf. „Ich werde mit ihm reden. Lass keinen herein.“ Klare Anweisungen und Ron nickte nur noch. Hermione jetzt zu widersprechen wäre Selbstmord gleich gekommen, so wie sie gerade schaute... Bloß… „Hilf ihm, Mione, bitte!“, flüsterte er und das Mädchen lächelte ihn an. „Ich werde es versuchen.“ Schon war sie in dem Raum verschwunden. Die Braunhaarige fand Harry so vor, wie Ron ihn verlassen hatte. Er saß am Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus, denn die Sonne war untergegangen. Er sah unnahbar aus. Da hatte ihr Schwarm schon Recht… Regelrecht unantastbar. „Harry?“, fragte sie leise, ging zu ihm. Der Schwarzhaarige murmelte nur etwas Unverständliches, aber es reichte ihr, dass sie sich neben ihn auf die Fensterbank setzte. „Willst du mir sagen, was los ist?“ Er schüttelte den Kopf. Seufzend nickte sie. Das hatte sie schon irgendwie erwartet. Harry war niemand, der über Probleme wirklich redete. Schon gar nicht über solche. „Darf ich dann vielleicht raten?“ Diesmal zuckte er mit den Schultern und sie lächelte. „Du hast dich verliebt.“ Harry schüttelte wieder den Kopf, seufzte diesmal schwer und blickte sie endlich an. „In wen denn bitte schön?“, fragte er mit einem humorlosen Lachen. „Draco Malfoy.“ Harry starrte sie an. Sprachlos. Nicht fähig, sich zu rühren. Was hatte sie da gesagt? Was hatte sie…? In seinem Bauch kochte Übelkeit hoch, er wurde blass, als er an das Bedürfnis oben auf dem Turm mitten im Sturm dachte, als er daran dachte, wie gut er ausgesehen hatte… Das konnte doch nicht wahr sein! Das durfte einfach nicht wahr sein! Draco war sein Freund! Ein Freund! Nichts weiter! Er war ein Freund, der Hilfe brauchte! Ein Freund, der… seine Hilfe nicht wollte… Unbemerkt legte sich seine Hand über seinen Mund, als er mit weit geöffneten Augen Hermione anstarrte, dann kam die Maske auch schon zurück. Wie ein lebendiges Wesen ergriff sie von ihm Besitz, als er leise lachte, als die Augen zu funkeln begannen. „Ich hätte nie gedacht, dass du solchen Gerüchten Glauben schenken würdest. Ich dachte tatsächlich, du kennst mich besser! Nein, Hermione, du irrst dich.“, erklärte er und wieder erklang leises Lachen. „Ich liebe niemanden. Nicht ihn, nicht Cho… Sirius vielleicht… aber im Grunde… Malfoy…“ Das Lachen wurde langsam zu einem Kichern, das ihr in den Ohren wehtat. Mitleidig legte sie ihm eine Hand auf den Arm, doch das Lachen hörte nicht auf. Sie hatte es gesehen, das Entsetzten über diese Feststellung. Er hatte sich dadurch verraten. Und sie hatte erkannt, dass Malfoy mit ihm das gleiche tat, das er auch mit Pansy tat: Ohne es zu bemerken zerstörte er ihrer beider Herzen… Als sie ging, hatte sich bei Harry nichts geändert. Das Lächeln war geblieben und er hatte weiterhin bestritten, dass er ihn liebte. Das hieß, am Ende hatte er ihr sogar Recht gegeben, um sie zum Schweigen zu bringen. Es hatte ganz kurz an ihrer Überzeugung gerüttelt, doch als er wieder einen Lachanfall bekommen hatte und anschließend selenruhig seinen Besen zu putzen begonnen hatte, da war sie wieder sicher gewesen. Sie war gegangen, hatte ihn allein gelassen, weil von draußen Geräusche erklungen waren, die anzeigten, dass Ron beständig mehr Probleme bekam, die Jungs fernzuhalten. Doch bevor sie ging, hatte sie ihm noch etwas gesagt, das ihr wichtig war: „Harry, wenn du Probleme haben solltest, dann komm zu mir und rede mit mir, okay?“ Er hatte nur genickt und mit einem „Ja, ja!“ geantwortet. Und sie hatte gewusst, dass er es nicht tun würde… Vielleicht war es ein Fehler gewesen mit ihm darüber zu reden… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And I wonder where these dreams go When the world gets in your way What's the point in all this screaming No one's listening anyway ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Ich mag Mione! Und wie! Die ist toll, weil sie so schlau ist. Will ich auch mal sein ^^ Und die Sache mit ihrer komischen Magieübereinstimmung… hat das jemand begriffen? Irgendwie… Keine Fragen bitte, wir haben noch ein Kapitel, das vielleicht Fragen beantwortet, ja? *lach* Und das Ende… Harry hat es erkannt! Strike! Er weiß es und leugnet besessen! Und Mione weiß es und Pansy weiß es. *grins* *freu* Quälpotential! abranka: *schließtsichshi-chanan* Was die Potenzialmagie angeht, werden definitiv noch alle Fragen beantwortet. Versprochen... ^^ ...tja... Der erste hat es erkannt... Und Draco? Das große Rätsel... *dracoknuddel* Ich mag mein kleines Wrack. ^.^ Training -------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 27: Training Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Bon Jovi - Love Lies. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 27: Training Der Sonntagmorgen begann wie jeder normale Morgen… Soweit man es als normal bezeichnen konnte, wenn man um halb sechs aufstand und ohne Frühstück zum Training ging. Harry war fröhlich und Ron konnte von der Stimmung des gestrigen Abends nichts mehr erkennen. Hermione hatte ihn gewarnt, dass der Junge-der-lebt sie zu täuschen versuchte, aber wenn Ron ehrlich war, er glaubte ihm. Auch wenn sie es nicht tat und sogar mitkam zum Training, um ihnen zuzusehen. Sie hatte gesagt, um Harry zu beobachten… Harry lachte sogar, als sie starteten. Wie ein Irrwisch startete der Junge in die Luft, flog pfeilgerade hinauf in die weißen Wolken, so schnell, dass kaum jemand nachkam. Er hängte sie alle ab, selbst weit oben, wo der Wind stärker wurde und er aufgrund seines geringen Gewichts eigentlich weniger Kontrolle haben sollte. Das Training wurde besser. Angelina und Alicia hatten sich einen Plan ausgedacht, der sie alle auf Trab hielt: Ron kam aus dem Tore halten gar nicht mehr raus, denn sie ließen alle drei Angreifer mit jeweils einem Ball ununterbrochen angreifen, während diese Angreifer die Bälle ununterbrochen in Bewegung halten mussten. Etwas anders blieb ihnen auch gar nicht übrig, denn sie waren glühendheiß. Jedes längere Halten wurde zu schierer Qual. Nur Ron beeinträchtigte das nicht. Harry hatten sie den Schnatz ausgesetzt, den er fangen sollte und der gleich nach seiner Freilassung unauffindbar verschwunden war, und die Zwillinge hatten wohl die schwerste Aufgabe, denn sie sollten versuchen Harry mit den Klatschern zu treffen, damit dieser gleichzeitig das Ausweichen üben konnte. Doch sie hatten mit dieser Aufgabe immense Probleme, denn die ganze Zeit über waren die Mitglieder des Teams kaum fähig zu sagen, wo genau Harry war. Er war mal hier, mal dort, mal direkt neben ihnen. Er war kaum zu bremsen. Ron war beeindruckt, das Training im Sturm hatte offensichtlich schon etwas gebracht. Wäre er doch nur auch mit geflogen! Dann könnte er das jetzt sicher auch… Das Training neigte sich dem Ende zu, als Geschrei und Unruhe laut wurde. Es kam vom See her. Schüler drängten sich dort am Ufer, schrieen durcheinander… Sie konnten nicht verstehen, was gerufen wurde, aber es war doch nicht normal… „Los, wir sehen mal nach!“, rief Fred und alle folgten ihm. Auch Harry, wenn auch ungern, denn das Training sollte noch nicht zu Ende sein. Es gefiel ihm grad so gut… ~*~*~*~ Als Draco aufstand, wusste Blaise, dass er vorerst lieber einen großen Bogen um den Blonden machen würde. Er hatte wieder diesen Komm-mir-bloß-nicht-zu-nahe-Ausdruck auf dem Gesicht. Und das war immer die beste Warnung, eben exakt dieses nicht zu tun. Was auch immer dem Vertrauensschüler wieder über die Leber gelaufen sein mochte... Schon gestern Abend war er ja irgendwie neben der Spur gewesen, doch heute... Nächtliche Potenzierung nannte sich das wahrscheinlich. Blaise und Pansy schlossen sich Draco zwar fürs Frühstück an, verzichteten jedoch pingelig darauf, irgendein Wort an ihn zu richten. Auch Pansy hatte mittlerweile eine gute Antenne für Dracos Launen entwickelt. Man sah ihm meist kaum etwas an – das Gesicht war nahezu immer ziemlich unbewegt, doch die Atmosphäre, die ihn umgab machte den Unterschied. Draco seinerseits war froh darum, seine Ruhe zu haben. Er fühlte sich... seltsam. Aggressiv und angriffslustig, ruhig und zurückgezogen, gereizt und genervt, müde und betäubt zugleich. Ein reichlich seltsames Gefühlschaos, bei der er sich schlichtweg weigerte durchzusteigen. Die Ursache kannte er eh. Sie brachten das Frühstück schnell und unspektakulär hinter sich. Pansy zog es vor, sich noch ein wenig mit Millicent, Sally-Anne und einer Viertklässlerin zu unterhalten, während Blaise und Draco schon in die Kerker zurückkehrten. Sie mussten sich noch für das Quidditchtraining umziehen. Unterwegs fiel Draco zwangsweise zurück, weil er von zwei vollkommen aufgelösten Erstklässlern um Hilfe angefleht wurde. Blaise schaute kopfschüttelnd auf dieses Bild. Die beiden kleinen Jungen schauten den eisig wirkenden Blonden mit tränengefüllten Augen und verheulten Gesichtern an. „Geh schon mal vor, Blaise.“ Draco seufzte nicht, aber seine Worte waren nahezu ein einziger Seufzer. Blaise nickte und winkte ihm noch kurz zu, während sich Draco an seine lästige Vertrauensschülerpflicht machte. Offenbar hatten die beiden Knirpse einen Freund in den Kerkern verloren, der behauptet hatte, den Weg in den Gemeinschaftsraum besser zu kennen und dieser hatte sich jetzt offenbar verlaufen. Zehn Minuten später waren die drei Freunde selig, wieder zusammengeführt zu sein. Sie strahlten Draco an und dieser hatte das dumpfe Gefühl, gerade einen Fanclub gewonnen zu haben. „Er will was?“ Blaise starrte Crabbe und Goyle fassungslos an. Draco, der gerade in den Slytheringemeinschaftsraum kam, blieb stehen. „Er will, dass wir Sportsachen anziehen und zum See kommen. Hat was von Ausdauertraining gesagt...“, brummte Crabbe. Goyle nickte dazu bestätigend. „Was stellt der sich darunter vor?“ Die beiden Gorillas zuckten mit den Schultern. „Worum geht’s?“, erkundigte sich Draco. Irgendwie hatte er den Eindruck, dass diese Sache ihn auch betraf. „Montague will heute Ausdauertraining machen. Er hat gesagt, wir sollen in Sportsachen – offenbar kurzer Hose, T-Shirt, Turnschuhen – am See auflaufen...“ Blaise schüttelte noch immer fassungslos den Kopf. „Das dürfte interessant werden.“ Draco grinste. Die Aussichten war doch gar nicht mal so schlecht... Er konnte seine Anspannung, seine Wut und alles andere abtrainieren. Fliegen war natürlich toll, aber so richtige, schlichte, sportliche Bewegung war noch etwas anderes... Noch etwas fordernder. Das waren sogar wirklich großartige Aussichten. Manchmal fehlte ihm glatt diese Form von Bewegung hier im Schloss... „Wie fit bist du?“ Blaise zog eine Schnute. „Danke. Ich mag dich auch.“ Er war ein wenig erleichtert, dass Dracos Laune offenbar wieder besser geworden war, auch wenn er sich nicht erklären konnte warum auf einmal. „Ich weiß.“ Dracos Grinsen wurden noch einen Tick breiter. Eine Viertelstunde später traf sich das Slytherinquidditchteam tatsächlich in Sportzeug am See. Und mindestens dreißig Schüler aus dem eigenen Haus sowie den anderen drei waren anwesend. Offenbar waren diese ungewöhnlichen Trainingsmethoden als dermaßen interessant eingestuft worden, dass man ihnen beiwohnen musste. Viele Mädchenaugen wanderten abschätzend über das Slytherinteam. Wann bekam man gerade die Jungs schon sonst in solch spärlicher, figurbetonter Kleidung zu Gesicht? Draco war sich der vielen Blicke durchaus bewusst, die auf ihm hängen blieben, aber er ignorierte sie. Jedoch fiel ihm auch auf, dass viele der Mädchen ein Problem hatten – sie wussten nicht, wen der beiden Fünftklässler sie mehr anschwärmen sollten: Draco Malfoy oder Blaise Zabini. Denn – so hatte auch Draco vorhin recht verblüfft festgestellt – der Schwarzhaarige machte in seinen kurzen, engen Sachen wirklich eine bemerkenswert gute Figur. Er hatte sogar das halblange schwarze Haar im Nacken zusammengebunden, was ihm einen verwegenen Ausdruck gab. „Also, es geht vier Runden um den See. Es ist mir vollkommen egal, wie ihr ankommt – aber lauft die verdammten vier Runden. Eure Kondition war beim letzten Training grausam und jetzt kommt die Revanche dafür. Ziellinie ist dort vorne bei der Trauerweide. Vier Runden!“, kommandierte Montague. Der schwarzhaarige Junge hatte die Hände in die Hüften gestemmt und musterte seine Spieler. Die ganzen neugierigen Zuschauer ignorierte er vollkommen, allerdings sah er etwas genervt angesichts dieser Masse aus. Wahrscheinlich hatte er damit wirklich nicht gerechnet. Draco hatte lässig eine Hand auf Blaises Schulter gelegt und ließ seine Augen, so weit es denn möglich war, über den See schweifen. Das war lang. Wirklich lang... Die Gruppe wandte sich um und trabte los. Montague stellte die Spitze, dicht gefolgt von Cassandra und Pucey, danach kamen Crabbe und Goyle. Draco dagegen startete deutlich langsamer. Blaise hielt sich in weiser Voraussicht an seiner Seite. Seine Erfahrungen mit dieser Art von Sport hielten sich in engen Grenzen und somit zog er es vor, einem offenbar sportlich Erfahreneren zu vertrauen. Dennoch... „Warum laufen wir hier hinten?“ „Das merkst du in spätestens zehn Minuten.“ Draco grinste leicht und behielt sein Tempo ganz entspannt bei. Das Laufen tat ihm bereits jetzt schon gut. Er hatte Recht. Nach fünf Minuten fielen Crabbe und Goyle weit zurück und sie zogen locker an ihnen vorbei. Nach weiteren fünf Minuten war dies auch bei Pucey und Cassandra der Fall. Auch Blaise atmete jetzt deutlich keuchender. „Lauf langsamer. Aber behalte dein Tempo auf jeden Fall bei.“, empfahl Draco. Der Schwarzhaarige nickte und ließ sich zurückfallen. Die erste Runde über liefen Montague und Draco Seite an Seite. Immer wieder warf der Quidditchkapitän dem Blonden einen prüfenden Blick zu, doch abgesehen von der Tatsache, dass dieser zu schwitzen begann, war ihm die Anstrengung nicht unbedingt anzumerken. Auch die zweite Runde liefen sie zusammen und überrundeten gemeinsam Crabbe und Goyle, die eine seltsame Mischung aus Gehen und Laufen an den Tag legten. In der dritten Runde fiel Montague langsam zurück. Auch Draco spürte nun deutlich die Anstrengung. Fuß um Fuß setzte er auf, Schritt um Schritt lief er, blendete vollkommen die anfeuernden Rufe der Zuschauer aus, wenn er an ihnen vorbei kam. Er schaute auf den Boden, seine Füße. Schritt um Schritt. Atemzug um Atemzug. Hin und wieder strich er sich das verschwitzte Haar aus der Stirn, kitzelten ihn die Strähnen doch penetrant. Langsam wurden die Beine schwer, begannen zu schmerzen. Es wurde schwieriger Luft zu holen, doch Atemzug für Atemzug zwang er sie in seine Lunge hinein. Jeden anderen hätte der Schmerz dazu gebracht, langsam zu werden, nachgiebiger. Ihn trieb er an. Und er lief seine Wut ab. Jeder Schritt ließ Wut und Schmerz, Hoffnungslosigkeit und Sorge zusammenschrumpfen. Er lief dagegen an, lief ihnen davon. Und irgendwann lag keine Wut mehr in jedem Schritt, war jegliche Energie daraus verbrannt. Dennoch blieb dieses dumpfe Gefühl in seinem Inneren, das er nicht genau definieren konnte. Diesem konnte er nicht davonlaufen. Selbst, als die Entfernung langsam endlos wurde und jeder einzelne Schritt so schwer fiel, als wenn er ein dickes Bleigewicht an seinen Füßen hätte, lief er weiter. Schritt um Schritt. Irgendwann überrundete er auch Pucey und Cassandra, die sich die Seiten haltend langsam weitergingen. Schritt für Schritt. Atemzug für Atemzug. Jeder einzelne davon brannte jetzt wie Feuer, aber er ließ nicht nach. Die vierte Runde... Er dachte nichts mehr. Lief nur noch blind und taub. Er strich sich noch nicht einmal mehr das Haar weg. Er lief nur noch, das einzige Ziel im Kopf, das er erreichen sollte: Die Weide. Und endlich: Da war sie... Jubel brandete auf, der vollkommen an ihm vorbeiging. Irgendwelche Slytherins riefen seinen Namen, feuerten ihn noch einmal an. Es war ihm gleich. Er lief weiter, drosselte das Tempo, lief langsam aus. Hundert, zweihundert Meter später blieb er stehen und sah zurück. Montague hielt auch langsam auf die Weide zu. Knapp zweihundert, dreihundert Meter hinter ihm kam Blaise. Den Rest des Teams konnte er nicht sehen. Pansy wollte auf ihn zurennen, doch als er sie ansah, blieb sie stehen. Auch die anderen Slytherins hinter ihr, die Anstalten gemacht hatten, auf ihn zuzukommen, hielten inne. Sie schienen ihm so fern und als er in Pansys Augen sah, erkannte er, dass es ihr genauso ging. Eine unsichtbare Barriere schien zwischen ihm und ihnen zu sein. Es stand nahezu in die Luft geschrieben, dass er nicht erreichbar war. Pansy hob die Hand und winkte ihm scheu zu, eine Geste, die er schwach erwiderte, dann setzte sich der blonde Sucher ins Gras und ließ sich nach hinten fallen. Die Sonne wärmte seine feuchte Haut und der Wind strich sanft hinüber. Sein Brustkorb hob und senkte sich gezwungen ruhig. Er blinzelte, als Montague sich neben ihn fallen ließ. „Gut... ge... laufen...“, keuchte der Kapitän. „Bist du trainiert?“ Draco nickte. „Mein Vater legt Wert darauf.“ Er bedachte den Jäger nur mit einem kurzen Seitenblick. Er war definitiv auch nicht gerade untrainiert, aber man sah ihm die Anstrengung an. „Gute... Sache...“ Der Ältere strich sich über das verschwitzte Gesicht. ~*~*~*~ Oben in der Luft grinsten sich die Zwillinge zu. Sie hatten dem Training zugesehen, die ganze Zeit, wie gebannt, waren nicht wie Angelina, Ron, Katie und Alicia gelandet, die beeindruckt waren. Na gut, beeindruckt waren sie auch so, aber… Synchron, ohne ein Wort abzusprechen, hoben sie den Zauberstab, grinsten beide über das ganze Gesicht… „Aquarius!“ Sie hatten es nur leise gesagt, sodass unten es garantiert keiner hören konnte, aber es war deshalb nicht weniger effektiv. Wasser stieg in Fäden aus dem See, schlingerte in der Luft, wo es sich, unbemerkt von den Schülern, die allesamt Draco und Montague begafften oder dem herannahenden Blaise Blicke zuwarfen, die mehr von Lechzen hatten, als ihnen wahrscheinlich bewusst war, zusammenballte, weit genug entfernt, dass der Blonde es nicht sehen konnte. Dann mit einem kurzen Schlenker brachten sie es direkt über ihn und ließen los. Der Schwall war nicht aufzuhalten, als er auf Draco niederging. Gelächter ließ sie landen. „Hast du das gesehen, Harry?“, rief Fred glücklich, dass es so gut geklappt hatte. „Wir haben dich gerächt! Für diese miesen Gerüchte über euch!“, hängte George an. Es kam keine Antwort und als sie sich umdrehten, um nach dem Schwarzhaarigen zu schauen, war dieser nirgends zu sehen. „Harry?“ ~*~*~*~ Urplötzlich wurde es nass. Draco prustete erschrocken. Nicht nur er war augenblicklich auf die Haut durchnässt worden sondern auch Montague. Der Kapitän sprang auf und bedachte die Weasley-Zwillinge mit einem Haufen Schimpfworte, die sich wirklich gewaschen hatten. Beeindruckend. Draco dagegen rief nur eins: „Danke für die Dusche. War nötig.“ Dann legte er sich wieder in die Sonne. Eigentlich war er versucht gewesen, sich über die beiden Rothaarigen wirklich aufzuregen, aber so... Nein, so konnte man ihnen viel besser den Wind aus den Segeln nehmen. Blaise kam langsam angetrabt und konnte sich nur mühsam ein Grinsen verkneifen. Von weitem hatte die Szene wirklich zu komisch ausgesehen! Und Montague, der wie ein aufgedrehter Giftzwerg schimpfend und klatschnass auf- und ablief, war auch sehenswert. Offenbar hatte diesem die Anstrengung doch etwas zugesetzt... Der Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf und richtete seine Augen wieder auf Draco. Ein Wunder, dass der so ruhig geblieben war. Und ein Wunder, dass sich hier noch kein Fanclub versammelt hatte. Draco bot wahrlich ein Bild für die Götter. Glänzende helle Haut, das weißblonde Haar, das nasse, eng am Körper klebende T-Shirt, dieser ein wenig erschöpfte und zugleich doch entspannte Gesichtsausdruck, die langen, schlanken Beine, alles. Das musste Blaise neidlos anerkennen und er war gleichzeitig froh drum, dass er vom richtigen Ufer war - ansonsten wäre es um ihn wahrscheinlich genauso geschehen gewesen, wie um den Haufen Mädels, die kichernd und giggelnd in sicherer Entfernung standen. „Verdamm mich, Montague, das war ne Idee...“, murmelte er, während er sich neben Draco ins Gras fallen ließ. Montague unterbrach seine Schimpftirade und grinste Blaise kurz zu, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zwillinge: „Freut euch jetzt schon auf Punktabzug von Snape! Wegen Störung des Trainings!“, fauchte er weiter. ~*~*~*~ „Das hat sich dann gelohnt!“, rief George zurück und im nächsten Augenblick klatschte eine zweite Welle auf ihn herab. Dann machten die Zwillinge aber, dass sie davon kamen, denn mit diesem Koloss war nicht zu spaßen, auch wenn es wirklich Spaß machte, ihn zu reizen. Sie trafen sich am Quidditchfeld wieder, hatten ausgelassen Schleifen und Bahnen geflogen, wie im Tanz immer um sich herum, hatten laut gejohlt und gejubelt, sich bei den Applaudierenden mit einer weiteren Dusche aller Schüler bedankt. Und jetzt? „Wo ist Harry hin?“, wollte Fred wissen. Irgendwie war es doch seltsam, dass er sich das hatte entgehen lassen, wo man diese verdammten Slytherins endlich mal hatte leiden sehen. George zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Lass mal oben schauen!“ Und schon waren sie weg, auf dem Weg zum Gryffindorturm, wo sie Harry zu finden hofften. Denn sie wollten ihm von ihrer Rache erzählen! ~*~*~*~ Montague explodierte nach der zweiten Dusche noch einmal regelrecht und bedauerte umso mehr, dass er keinen Zauberstab hatte, um sich bei den Zwillingen zu revanchieren. Draco und Blaise dagegen betrachteten das Spektakel schweigend, aber mit einer gewissen Belustigung, auch wenn sie von dem erneuten Wasserschwall getroffen wurden. Schließlich zogen die beiden Gryffindors ab. Montague ließ sich kopfschüttelnd und sichtlich wütend neben den beiden anderen Slytherins nieder. „Diese Weasley-Zwillinge...“, knurrte er ungehalten. „Ignorier sie.“, antwortete Draco trocken und schloss wieder die Augen. „Wenn du ihnen Aufmerksamkeit schenkst, haben sie noch mehr Spaß an ihrem Unsinn.“ Der Jäger musterte seinen Sucher. „Ist der heute schlecht drauf?“, wandte er sich an Blaise, der daraufhin mit den Schultern zuckte. Montague schüttelte erneut den Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit auf Crabbe und Goyle, die gerade schnaufend angetrabt kamen. „Letzte Runde für euch! Bewegt euch!“ Die beiden nickten dankbar und liefen weiter. Dann warf er wieder Draco einen unergründlichen Blick zu. Anschließend schaute er wieder zu Blaise hinüber. Der Blonde war doch eh schon nass... Ein hinterhältiges Grinsen huschte über sein Gesicht. „Du links, ich rechts.“, bestimmte der Kapitän entschlossen. Blaise musste grinsten. Für solch einen Unsinn war er immer gern zu haben. Sie fassten beide jeweils Dracos Arm und Bein auf ihrer Seite und hoben ihn hoch. „Hey! Was...“ Einen Augenblick später platschte es laut und Wasser umgab ihn. Zum zweiten Mal heute machte Draco die Erfahrung mit einer unerwarteten Wasserbegegnung. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle!“, fauchte er, als er prustend und spuckend wieder hochkam. Das Gelächter, was er hörte, kam eindeutig nicht nur von den beiden... Nein, natürlich musste ihn diese ganze Bagage dort draußen auslachen. Das war doch... Blaise hielt sich auf die ihm eigene Art vor Lachen den Bauch und Montague schlug sich auf die Oberschenkel. Draco zog eine Schnute. Dann wusste er, wie er ihnen den Wind aus den Segeln nehmen konnte. Er bückte sich, zog seine Schuhe aus und warf sie ans Ufer. „Hey!“, protestierte Blaise und sprang beiseite. Den Schuhen konnte er noch ausweichen, dem nassen T-Shirt nicht mehr. Er bekam es voll ins Gesicht. Draco winkte den beiden noch mit einem süßen Lächeln zu, dann tauchte er ab und schwamm weiter raus. Wenn er schon im Wasser war, dann konnte er schließlich genauso gut auch schwimmen! Hinderte ihn ja niemand dran. „Oh, verdammt...“ Montague schüttelte den Kopf. So hatte das ja nun nicht enden sollen... „Eine geniale Idee.“ Blaise grinste, streifte Schuhe und T-Shirt ab und rannte ins Wasser. „Du kannst doch nicht...“ Der Quidditchkapitän blieb mit offenem Mund am Ufer zurück. Ein Teil seines Teams beendete gerade offenbar das Training! „Baden? Tolle Idee!“ Crabbe und Goyle kamen in diesem Augenblick von ihrer letzten Runde angestampft, zogen noch im Laufen T-Shirt und Schuhe aus, wobei letzteres bei Crabbe dafür sorgte, dass er eine Bruchlandung auf dem Rasen machte, was ihn aber nicht weiter störte. Einen Wimpernschlag später stürzten sich auch die beiden in die nassen Fluten. Montague blieb hilflos am Ufer stehen. Sein Team machte sich gerade selbstständig... Nein, Moment, das Team trainierte weiter. Er grinste. Dann gehörte heute eben Schwimmen mit zum Trainingsplan. Das musste sein, damit er sein Gesicht nicht verlor. Er ließ Schuhe und T-Shirt ebenfalls am Ufer zurück und gesellte sich zu seinen Teamkameraden. Als Cassandra und Pucey, die ja noch eine Runde mehr als Crabbe und Goyle hatten laufen müssen und somit die letzten waren, die Weide erreichten und die anderen fünf im Wasser entdeckten, wurde ihre Miene eisig. Das war doch der Gipfel der Sinnlosigkeit! Dennoch... als Montague sie hineinwinkten, taten sie es ihnen nach, Cassandra mit dem deutlichsten Widerwillen, musste sie als Mädchen doch glatt mit T-Shirt schwimmen. Nach außen hin mochte das Slytherinteam zwar gerade eine recht harmonische Einheit bilden, innerlich war der Bruch jedoch vollzogen. Draco hatte ihn kommen sehen. Es gab die Wahl zwischen seiner Seite und - sobald er wieder gesund war - Warringtons. Blaise, Crabbe und Goyle hatten von vornherein auf seiner Seite gestanden, so wie Cassandra und Pucey auf Warringtons. Nur Montague hatte sich positionieren müssen, was nun geschehen war. Und er war froh darum, den Kapitän in seinem Rücken zu wissen. Nachdenklich schwamm Draco auf dem Rücken und blickte in den Himmel. Es war anders als in der Nacht, als er mit Harry hier gewesen war. Mit dem Team zu schwimmen machte zwar Spaß, aber mit Harry... Es war etwas Besonderes gewesen. Er vermisste diese Ruhe, die Entspannung, die Zweisamkeit, schlichtweg... Harry. Jetzt schon. Und er konnte sich nicht gegen dieses Gefühl von Verlust wehren. ~*~*~*~ Harry beobachtete, wie Fred und George sich entfernten. Er saß unten, unter den Tribünen, und hatte nicht auf ihre Rufe reagiert. Allein der Anblick, der sich ihm vorhin geboten hatte… Draco war wunderschön gewesen. Er war so… weit fort gewesen mit seinen Gedanken, nicht mehr weltlich… war einfach immer nur gelaufen. Immer nur… gelaufen. Was war so faszinierend daran, wenn einer lief? Wenn einer schwitzte und dabei immer weiterlief? Es war doch sonst nie so gewesen. Aber bei Draco… Der Ausdruck vollkommenen Insichgekehrtseins, die kraftvollen, gleichmäßigen Bewegungen… Das weiche Haar, heute schwer und feucht… Dann waren die Bilder verschmolzen. Verschmolzen mit einer Erinnerung an flüssiges Silber und gleißendes Gold in schwarzem Wasser… Es war zuviel gewesen. Viel zu viel. Er hatte es nicht ertragen, wäre fast noch vom Besen gekracht, als er gewendet hatte und zurückgeflogen war, förmlich vor diesem Bild vor seinen Augen geflohen war, wäre fast mit den Torstangen kollidiert, weil ihm schwindelig geworden war, weil Übelkeit mit dem Kribbeln in seinem Bauch einhergegangen war… Er war gelandet, geschützt unter den Tribünen, um niemanden sehen zu müssen, um von niemandem gefunden zu werden. Ganz klein hatte er sich zusammengekauert, dabei wäre er lieber schreiend davongerannt. Weit weg. Weg von ihm. Weg vor sich selbst, vor dem Gefühl, das da in ihm war und von Hermione losgetreten worden war, als sie gefragt hatte, was er nicht mehr in seinen engen Käfig zwängen konnte, wie er es vorher unbewusst getan hatte… Doch bewegen konnte er sich auch nicht mehr, als die Verzweiflung kam. Draco war böse auf ihn. Weil er ihn nicht in Frieden gelassen hatte, gestern. Er hatte es in seinen Augen gesehen. Ganz deutlich. Wut. Weil er nicht still war. Weil er sich… anmaßte, ihm helfen zu wollen… Er war einfach gegangen. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ohne zurückzulächeln, ohne zu winken… Es war fürchterlich, allein der Gedanke daran… Harry zuckte unter trockenen Schluchzern, als seine Verzweiflung ihn schier zerriss, er sich diese Szene aus purem Masochismus immer wieder ins Gedächtnis rief, immer wieder, immer wieder. Einfach nur, um dem Gefühl der Sehnsucht in seinem Inneren die Luft abzudrehen, es zu ersticken und dann vielleicht doch noch wieder einzukerkern… Dazu holte er sich einen Blick aus der Vergangenheit, den er immer wieder in den eisgrauen Augen gesehen hatte: blanker Hass, Hohn und Verachtung. Es riss ihm das Herz heraus, zerstückelte es langsam aber sicher und ließ es schließlich blutend und angefressen zurück. ~*~*~*~ Knapp eine Stunde später machte sich ein triefnasses, aber mehr oder weniger zufriedenes Slytherinquidditchteam auf den Weg in die Kerker - der Teil bestehend aus Cassandra und Pucey war eindeutig der unzufriedenere, jedoch bemühten sie sich, gute Miene zu dem in ihren Augen unangemessenen Spiel zu machen. Sie lachten und scherzten, nur Draco behielt es sich vor zu schweigen und sich aus dem Gespräch auszuklinken. Hin und wieder nickte er nur kurz seine Zustimmung, das war es jedoch schon. Seine Gedanken kreisten um Harry. Es war zum Verrücktwerden. Warum zum Merlin vermisste er den Gryffindor? Wenn er ehrlich war, dann war gestern doch noch nicht einmal wirklich etwas passiert, oder? Sie hatten sich nicht angeschrieen, sie waren einfach nur unterschiedlicher Meinung gewesen... Und er fühlte sich missverstanden. Das war es. Er hatte von Harry Verständnis erwartet, weil er es bisher bekommen hatte. Auf eine Art, die ihm selbst Blaise und Pansy nicht hatten geben können. Er war enttäuscht worden. Wann zum Merlin war er nur das letzte Mal enttäuscht worden? Es musste Jahrzehnte her sein... Irgendwann hatte er sich angewöhnt, gar keine Erwartungen mehr zu haben. Das machte das Leben bedeutend leichter. Doch so... Er schüttelte den Kopf und verpasste Blaise einen leichten Schauer. „Hey...“ Dieser legte Draco den Arm um die nackten Schultern. Er hatte es müßig gefunden, ein nasses T-Shirt wieder anzuziehen. „Alles klar mit dir?“ „Ja. Alles bestens.“ Draco zwang sich zu einem Lächeln. „Sicher?“ „Blaise, noch eine Frage und du sitzt wieder im See.“ „Oookay...“ Der Schwarzhaarige zog seine Hand zurück und bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. Nein, da war etwas gar nicht in Ordnung. Nur was? Und warum? Doch Draco schwieg sich auf dem Weg in den Kerker aus, im Schlafraum, als er unter der Dusche wegkam, bei den Hausaufgaben. Den ganzen beschissenen Tag über. Es war kaum ein Wort aus ihm herauszubringen, das nicht unbedingt notwendig war. Allein drei kleine, recht vorwitzige Erstklässler - namentlich Zack, Marv und Rivers -, die offenbar den ersten offiziellen Draco-Malfoy-Fanclub gegründet hatten, schafften es, ihn zum Lachen zu bringen. Ein Lachen, das wenigstens nicht komplett gezwungen war, sondern nur ein bisschen... Sie stellten nämlich einige Quidditchszenen so dar, wie sie sich diese beim nächsten Spiel erhofften, was damit endetet, dass der gegnerische Sucher mindestens fünfmal vom Besen fiel, was der kleine Rivers wirklich ausgezeichnet darstellen konnte. Blaise und Pansy bedachten Draco immer wieder mit forschenden Blicken, sagten aber nichts und konzentrierten sich selbst nur auf das Nötigste. Erfahrungswerte im täglichen Umgang mit dem bisherigen Vorzeigeslytherin. Dennoch waren beide zu einem gewissen Grad erleichtert, als der Tag um war. „Ich hoffe, der nächste wird besser...“, murmelte Pansy kaum hörbar Blaise zu, als Draco gerade erneut von seinem neuen Fanclub in Anspruch genommen wurde. Dass der Blonde reichlich genervt auf die Späße der Kleinen reagierte, störte diese nicht im Geringsten. Ihnen schien jegliche Art von Aufmerksamkeit willkommen zu sein. „Das hoffe ich auch.“, gab Blaise zurück. Nur gut, dass der Tag vorbei war und sie morgen ein neuer erwartete... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I was lost, then I found you Never thought it would be this way I showed you my heart, left it unguarded Like a thief in the night you stole it away ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *lach* Blaise und Montague sind toll! Schmeißen ihn ins Wasser… Und ich will mal Weasleyzwilling werden! *sichdasgeradevorgenommenhat* Die sind auch toll. Duschen die alle! *lach* *freu* Aber ganz im Ernst…. Harry so zu schreiben, das macht Spaß. Es hat etwas von Liebenswürdigkeit, findet ihr nicht? abranka: *g* Und es ist einmal herausgestellt worden, dass Draco ein Frauenschwarm ist. *g* Und Blaise auch... ^.^ Ich mag die unterschiedliche Sichtweise der beiden... Draco fühlt sich mies, sieht das Desaster aber nicht und Harry fühlt sich noch mal extra mies und sieht nur Desaster... Okay, Leute, ich denke, es wird wieder einmal Zeit für unsere Benotungsumfrage… ^^ Seid ihr bereit? Kennt ihr die Regeln noch? Wenn nicht: hier sind sie noch mal! Also, jeder der sechs Charaktere (Harry, Draco, Hermione, Pansy, Ron und Blaise) soll von euch eine Beliebtheitsnote (von 1 bis 6 bekommen, wobei 1 am beliebtesten ist…) bekommen. Es können auch zwei die gleiche Note bekommen. Die zu benotenden Charaktere sind: Harry: Draco: Hermione: Pansy: Ron: Blaise: Wir hoffen, wie immer, auf rege Beteiligung! Kettenreaktion Lucius Malfoy ---------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 28: Kettenreaktion Lucius Malfoy Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Linkin Park - Numb. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 28: Kettenreaktion Lucius Malfoy Es war Montagmorgen und Hermione hatte Harry kurzerhand zum Essen geschleift. Mit tatkräftiger Unterstützung hatte sie ihn aus dem Bett und anschließend in die Große Halle gezwungen, jetzt saß sie vor ihm und starrte ihn in Grund und Boden, damit er etwas zu sich nahm, was er gestern schon den ganzen Tag verweigert hatte. Abgesehen davon, dass er am gestrigen Tage erst am Nachmittag wieder aufgefunden wurde. Von Ginny, die die Zwillinge und Ron geholt hatte. Er hatte gelächelt und gesagt, er wäre spazieren gewesen. Man hatte ihm nichts angesehen. Keine Tränen, kein nichts, aber er war anders als sonst. Ernster. Nicht mehr so sehr geistig anwesend wie sonst. Und er hatte immer gelächelt, sodass Hermione allmählich ihren Weg hinter die Maske fand. Harry war nicht so unbeschwert, wie er immer alle glauben machen wollte. Auch jetzt lächelte er und trotzdem bestand Hermione darauf, dass er etwas aß. Sie ließ einfach nicht locker… Mühsam schluckte er die Cornflakes herunter. Er wollte sie nicht essen. Ihm war schlecht. ~*~*~*~ Draco wachte mit höllischen Kopfschmerzen auf. Er blieb liegen und starrte an die Decke seines Himmelsbetts. Er wollte gar nicht aufstehen. Am liebsten würde er den ganzen verdammten Tag schlafen... Es war doch erst sechs Uhr... Aber Montague hatte gestern darauf bestanden, dass sie diese Laufeinheit jetzt mindestens alle zwei Tage wiederholten und Blaise machte im Bad soviel Krach, dass es vollkommen unmöglich war, weiterzuschlafen. Müde stand Draco auf und zog sich an. Duschen konnte er nach dem Laufen. Gemeinsam mit Blaise ging er nach draußen, wobei der Schwarzhaarige pingelig darauf achtete, nicht mehr als ein kurzes „Guten Morgen“ von sich zu geben. Insgeheim war Draco für diese Schweigsamkeit dankbar. Er brauchte gerade niemanden, der versuchte, mit ihm zu reden. Er konnte ja noch nicht einmal genau sagen, was mit ihm los war. Er fühlte sich beschissen, fast als wenn er einen Kater hatte. Dumm nur, dass er sich nicht betrunken hatte. Dann hätte er am Sonntag nämlich wenigstens so etwas wie süßes Vergessen gefunden... Aber selbst das blieb ihm ja verwehrt. Am See angekommen, trabten sie direkt los. Der Rest des Teams würde noch eintrudeln. Montague hatte sie bereits erwartet, Crabbe und Goyle waren unweit hinter ihnen. Draco genoss es, wieder zu laufen, selbst, wenn er dazu gerade überhaupt keine Lust hatte. Aber es pustete ihm den Kopf frei. Und wenn er seine unterschwelligen Aggressionen schon jetzt loswerden konnte, umso besser. Pucey und Cassandra waren nicht zum Training erschienen, was Montague mit finsterer Miene zur Kenntnis genommen hatte. „Dann laufen die beiden heute Nachmittag.“, knurrte er, während sie zu fünft vollkommen durchgeschwitzt zum Schloss zurückgingen. Die Zeit reichte gerade noch zum Duschen und Frühstücken, ehe der Unterricht beginnen würde. Und zumindest der Teil im Bad verlangte recht gutes Timing, um nicht unnötig Zeit zu verplempern. Langsam fühlte sich Draco etwas entspannter, vor allem, nachdem eine heiße Dusche seine verkrampften Muskeln gelockert hatte. Seine Kopfschmerzen hatten auch deutlich nachgelassen. Zum Glück. Pomfrey würde ihn killen, wenn er wieder auf der Matte stand. Die Tasche unter dem Arm, die Haare vom Duschen noch feucht und Blaise an seiner Seite betrat er die Große Halle. Am Slytherintisch machte sofort sein neuer Fanclub auf sich aufmerksam. Entnervt verdrehte er die Augen, schenkte den Kleinen jedoch ein knappes Lächeln. Ein Unmensch war er ja nun auch wieder nicht. Sie hatten sich nur wirklich den vollkommen falschen Helden ausgesucht. ~*~*~*~ Es war der Moment, wo Hermione das Nachsehen hatte. Als Draco die Große Halle betrat, rastete in Harry etwas ein, was von außen niemand bemerkte. Sein Herz machte Zicken, seine Eingeweide zogen sich zusammen und seine Finger kribbelten, wurden feucht. „Ich habe etwas vergessen!“, sagte er, erhob sich fließend und ging, bevor ihn jemand aufhalten konnte. ~*~*~*~ Draco ließ sich gerade auf seinen Platz neben Pansy fallen, als an dem Gryffindortisch jemand aufstand. Unwillkürlich hob er den Kopf und schaute hinüber. Harry. Er ging. Der Blonde runzelte leicht die Stirn. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass das etwas mit seinem Eintreten zu tun hatte... Aber vermutlich bildete er sich das einfach nur ein. Mit sogar einigermaßen vorhandenem Appetit aß er sein Müsli und danach sogar noch ein Brötchen. Das frühe Ausdauertraining machte definitiv hungrig. Für mehr Frühstück blieb keine Zeit. „Komm, wir müssen... McGonagall killt uns sonst. Und deine drei Fans müssen auch in ihren Unterricht.“, sagte Pansy schließlich und stand auf. Draco warf daraufhin den drei Erstklässlern nur einen kurzen Blick zu und diese flitzten aus der Großen Halle. „Ohne ein Wort zu sagen. Ich bin beeindruckt.“ Blaise zog eine Augenbraue hoch. „Ausstrahlung.“, antwortete Draco trocken. Pansy und Blaise warfen sich nur stumme Blicke zu. Der Blonde hatte offenbar keine Ahnung, wie seine Ausstrahlung heute aussah. Er wirkte wieder so düster und ablehnend... So, als wenn er nahezu die ganze Welt von sich aussperren und auf Abstand halten wollte. Schweigend schritten sie durch die Gänge bis zu ihrem Klassenraum. Die Gerüchteküche überschlug sich mal wieder, doch das wurde gekonnt ignoriert. Zu Verwandlungen waren sie gerade eben noch pünktlich. „Bitte keine Schildkröten heute...“, murmelte Blaise leise flehentlich, während er sich auf seinen Stuhl setzte. ~*~*~*~ Harry hatte aufgesehen, als die Slytherins eingetreten waren, einfach nur, weil er wissen wollte, wann er tatsächlich wieder mit ihm konfrontiert werden würde. Gleich danach senkte er den Blick und schrieb weiter an dem Brief an Sirius, den er zwischenzeitlich angefangen hatte. Konzentrieren konnte er sich aber nicht mehr. Sein Herz schlug wie verrückt… Es war schon nicht mehr normal und konnte unmöglich gesund sein. Was war die Liebe überhaupt? Er hatte immer gedacht, es wäre etwas Schönes, wo man glücklich war und auf Wolke Sieben schwebte, aber das hier… Es war ein einziger Krampf… Kampf. Es war schlichtweg schrecklich. Hermione neben ihm fragte etwas und als er aufsah, deutete sie pikiert auf seinen Topflappen vor ihm, den er wohl verwandeln sollte. Wann war der nur da hingekommen… Er hatte es gar nicht bemerkt. „In was?“, fragte er freundlich und sie rollte mit den Augen. Und dann schickte sie ihm einen so mitfühlenden Blick, dass sich ihm beinahe der Magen umgedreht hätte. Wie konnte es sein, dass sie ihn verstand, obwohl sie wusste, um wen es ging? „In eine Schildkröte. Na komm schon, du hast das doch letztes Mal auch geschafft!“ Sie stupste ihn an und er nickte leise. Schnell tat er, was sie verlangte und wollte sich wieder seinem Brief widmen, da schüttelte sie den Kopf. „Pass wenigstens ein bisschen auf!“, flüsterte sie ermahnend. „Wozu?“, gab er lahm zurück. „Wozu nutzt mir dieser Zauber? Die Viecher sind doch nicht einmal gefährlich? Sie nützen mir nichts!“ „Das solltest du nicht zu laut sagen.“, sagte sie. „Schildkröten können böse beißen und lassen dann auch nicht mehr los, wenn sie einmal was zwischen den Kiefern haben!“ „Ja, aber sie kommen nicht an dich ran. Die sind zu lahm!“ Von vorne ertönte ein schmerzerfülltes Jaulen von Lavender. Sie war wohl nicht schnell genug gewesen. „Da hast du es.“ Hermiones Lippen verzogen sich zu einem leicht sadistischen Grinsen. „Es gibt immer Leute, die noch langsamer sind und sich beißen lassen… oder sie unterschätzen die Tiere, ganz genau wie du.“ Es brachte auch Harry zum Grinsen, als er sich vorstellte, wie Voldemort oder seine Schergen vor den Schildkröten flohen, die sich überall an ihnen festgebissen hatten. Er lachte sogar einmal kurz. Bis sein Blick wieder auf Malfoys Rücken fiel und er daran erinnert wurde, warum er sich so schlecht fühlte. Es war einfach nur zum Davonrennen! ~*~*~*~ „Schildkröten..“ Blaise stöhnte auf. „Warum nur Schildkröten?“ Er vergrub das Gesicht in den Händen. „Um dich zu ärgern. Warum sonst?“ Pansy verdrehte die Augen und konzentrierte sich auf ihren Topflappen. Draco tat es ihr gleich, doch während Pansy recht problemlos den Spruch von der letzten Stunde abwandeln und den Topflappen verwandeln konnte, klappte bei ihm gar nichts. Sein Topflappen bekam Füße. Das war es auch. „Mr Malfoy, konzentrieren Sie sich!“, forderte ihn McGonagall auf. Draco seufzte leise. Das war eindeutig schwieriger, als sie dachte. Sein Kopf war so voll... und zugleich doch leer. Nächster Versuch. Er verzauberte versehentlich den Stuhl von Crabbe, der eine Reihe vor ihm saß. Daraufhin bekam auch der Stuhl Füße und versuchte weglaufen. Im Schneckentempo – wie eine Schildkröte eben auch. Draco schloss die Augen. Wunderbar... Gab es noch mehr Desaster, die er abbekommen konnte? Wenn ja, dann war jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt dafür. Die Tür zum Klassenraum schlug mit einem lauten Klatschen gegen die Wand. McGonagall wirbelte, mitten aus ihrer Konzentrationspredigt für Draco gerissen, herum. Filch stand in der Tür. „Tschuldigung...“, murmelte er und fügte dann deutlich lauter hinzu: „Dumbledore schickt mich.“, erklärte er, während seine Augen über die Schüler huschten. „Malfoy soll mit mir kommen.“ Draco war überrascht. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er ausnahmsweise nichts angestellt, was ihm zu einem Ticket in Dumbledores Büro hätte verhelfen können. Aber es passte zu den Desastern. McGonagall nickte ihm auffordernd zu. Damit war wenigstens eine Zauberkatastrophe weniger im Unterricht. Blaise und Pansy sowie die anderen Schüler starrten ihn an. Er zuckte leicht die Schultern, um zumindest seinen beiden Sitznachbarn anzudeuten, dass er keine Ahnung hatte, worum es ging, dann schob er seine Schulsachen in die Tasche, stand auf und schulterte sie. Als er am Tisch des Gryffindortrios vorbeischritt, bedachte er Harry mit einem kurzen Blick. Die Augen der anderen Schüler folgten ihm, bis er aus der Tür verschwunden war. Neben Filch ging der Blonde über den Korridor und warf dem Hausmeister immer wieder einen Blick aus dem Augenwinkel zu. Wenn es um eine Strafe oder so etwas ginge, dann wäre Filch viel aufgekratzter und begeisterter gewesen. So machte er vielmehr den Eindruck eines Handlangers, der losgeschickt worden war, um kurz etwas zu erledigen. „Worum geht es denn?“, erkundigte sich Draco schließlich. „Leider nichts weiter.“ Filch seufzte theatralisch und sichtlich enttäuscht. „Sie haben Besuch.“ Besuch... Nur ein einziger Mensch in der ganzen verdammten Zaubererwelt würde es wagen, mitten während der Unterrichtszeit hier in Hogwarts aufzutauchen und darauf zu bestehen, ihn zu sprechen. Draco sammelte sich innerlich. Das war eine Konfrontation, die er sich nun wirklich nicht gerade gewünscht hatte. „Bitte sehr, Mr Malfoy.“ Filch blieb neben der Tür zu einem leeren Klassenraum stehen, verneigte sich linkisch und mit einem spöttischen Funkeln in den Augen, dann eilte er davon. Langsam trat Draco ein. Dort war er. Die hochgewachsene Gestalt Lucius Malfoys stand am Fenster. Der Mann mit dem weißblonden Haar blickte nach draußen und wirkte gereizt darüber, dass man ihn hatte warten lassen. „Vater…“, sagte Draco leise und schritt auf ihn zu. Malfoy Senior wandte den Kopf und musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Schleich dich nicht an mich heran.“ Draco senkte leicht den Kopf und riss sich innerlich zusammen. Keine Schwäche vor diesem Mann, sondern die perfekte Maske. Nichts anderes. „Hier. Deine Mutter hat mir deine Sachen mitgegeben.“ Lucius Malfoy drückte seinem Sohn ein Paket in die Hände. „Danke.“ Lucius winkte ab. „Was genau ist bei diesem Unfall geschehen?“ Draco zuckte mit den Achseln und sah wieder auf. Das hatte er doch schon geschrieben. „Potter und ich haben uns duelliert. Und dann gab es diese Explosion... Ich schätze, Tonks hat irgendetwas angestellt. Sie macht ständig komische Dinge und alles geht bei ihr schief.“ „Hm... Ich werde mit Dumbledore über sie reden. Genauso über diese... Rüge. Das kann für einen Malfoy nicht angehen!“, kam die herrische Antwort. „Was ist mit Snape?“ „Nichts weiter...“ „Du hast nachsitzen müssen. Ein Malfoy. Bei dem Hauslehrer von Slytherin! Das ist ungeheuerlich!“ „Dann solltest du vielleicht auch mit Dumbledore über Snape reden... Oder mit Snape selbst...“, murmelte Draco leise. Der Lederhandschuh seines Vaters traf ihn schmerzhaft auf der Wange und hinterließ einen roten Abdruck auf der hellen Haut. „Wage es nicht, in diesem Ton mit mir zu reden!“, zischte der blonde Mann und funkelte seinen Sohn an. Ergeben senkte Draco erneut den Kopf. „Es ist erfreulich zu hören, dass du selbst über deine Bindung mit Pansy Parkinson gesprochen hast. Sehr erfreulich. Genauso erfreulich ist es, dass du die Dunklen Künste von selbst anwendest.“ Der forschende Blick aus seinen eisigen grauen Augen glitt über seinen Sohn. „Zeig mir etwas.“ „Das scheitert daran, dass mein Zauberstab mit einem Bann belegt ist.“ Auf diese bescheuerte und vollkommen maßlose Idee konnte auch nur ein so arroganter und überheblicher Mensch wie Lucius Malfoy kommen. „Wie du geschrieben hast: Dumbledore ist kein Idiot.“ In den Augen von Malfoy Senior leuchtete es kalt, doch die erwartete Bemerkung zu diesem Bann blieb aus. Stattdessen ging der Todesser zu einem weiteren Thema über. Fast schien es, als wenn er möglichst viel in kurzer Zeit abhaken wollte, um so schnell wie irgend möglich wieder fortzukommen. „Ich habe auf dem Weg hierher gehört, dass Gerüchte über dich und... Potter…“ – er sprach den Namen wie ein Schimpfwort aus – „…kreisen. Was ist dran?“ „Was für Gerüchte?“, fragte Draco nach. Er wusste es sehr genau, aber er wollte wissen, was seinem Vater bekannt war. Verdammt – woher wusste er das? „Dass ihr eine... Affäre habt.“ Lucius verzog angewidert das Gesicht. „Potter und ich?“ Nur gut, dass die Maske perfekt saß und er einige Erfahrung damit hatte, seinem Vater etwas vorzuspielen. Ansonsten wäre das jetzt in die Hose gegangen. Es war erschreckend, wie gut Lucius Malfoy informiert war. „Es ist Blödsinn. Wir sitzen an diesem Zaubertränkeprojekt und arbeiten zwangsweise zusammen. Auch etwas, das ich Snape zu verdanken habe. Meinst du nicht, anderes wäre mir lieber?“ Lucius kniff die Augen zusammen und nickte dann langsam. „Gut. Aber sorge dafür, dass diese... Gerüchte aufhören. Die Ohren des Dunklen Lords hören viel.“ Der blonde Junge nickte erneut ergeben. „Und das nächste Mal konzentriere dich in deinen Briefen auf das Wesentliche. Es war unerträglich diese Details zu lesen.“ Innerlich musste Draco grinsen. Also hatte er ihm wenigstens Unannehmlichkeiten bereiten können. Das war gut. „Ich werde jetzt nach Malfoy Manor zurückkehren. Und ich erwarte, dass du deiner Familie hier Ehre machen wirst.“ „Ja, Vater.“ Lucius Malfoy wandte sich ab. Einer plötzlichen Eingebung folgend legte Draco sein Päckchen und seine Tasche auf der Fensterbank an und sah seinem Vater nach, wie dieser auf die Tür zuschritt. „Vater?“ „Ja?“ Der blonde Mann hielt inne und wandte sich um. Mit ein paar schnellen Schritten war Draco bei ihm und – umarmte ihn. Lucius Malfoy roch nach irgendeinem unglaublich teueren Aftershave. Sein Umhang war weich und fühlte sich teuer an. Doch da war keine Wärme. Nichts von dem, was er bei anderen finden konnte. Was er bei Harry fand – oder auch bei Blaise und Pansy. Nichts. Sein Vater fasste ihn an der Schulter und schob ihn fort. „Du bist kein Kind mehr, Draco. Lass das.“ Damit wandte sich das Oberhaupt der Malfoy-Familie ab und ließ Draco allein zurück. Dieser drehte sich um und ging langsam zum Fenster zurück. Müde lehnte er den Kopf gegen die Scheibe. Da war nichts. Nichts... Gar nichts. Lucius Malfoy erwiderte noch nicht einmal eine Umarmung seines Sohnes. Da war kein bisschen Zuneigung, kein auch noch so winziges bisschen... Es tat so sehr weh, dass er den Eindruck hatte, gar nichts mehr zu spüren, vollkommen paralysiert und betäubt zu sein aufgrund des Schmerzes. Und er wusste, dass dieser Schmerz sehr bald in Wut umschlagen würde... Hungerte er denn noch immer nach der Liebe seines Vaters? Hatte er das nicht schon lange hinter sich gelassen? Schon. Aber diese dumme kleine Flamme namens Hoffnung hatte trotzdem weiter gebrannt. Schwach, aber sie hatte gebrannt. Jetzt war sie jedoch vollkommen erloschen. Da war nichts mehr. Gar nichts. Und jetzt gab es noch weniger, was ihn daran hindern würde, diesem Mann und dieser Familie den Rücken zu kehren… ~*~*~*~ Harry hatte wie alle anderen auch aufgesehen, als Draco hinauszitiert wurde. Und er hatte für einen Moment auch den Blick erwidert, der ihm versicherte, dass er nichts angestellt hatte. Ob ihn das jetzt beruhigte? Man musste nicht unbedingt wissen, dass man einen Fehler gemacht hatte… Aber auch ihm kam der Gedanke, dass Filch nicht fröhlich genug gewirkt hatte für eine echte Strafe, die dem Slytherin drohte. Bei weitem nicht. Also war es vielleicht doch eher etwas anderes. Aber… Sein Blick wanderte hinaus aus dem Fenster zu den weißen Wolken, die draußen vorbeizogen. Er machte sich trotzdem Sorgen. Sogar das seltsam quälende Gefühl war für Momente abgeklungen, war von dem der Sorge ersetzt worden… Was hatte der Blonde nur schon wieder angestellt? Die Stunde endete, ohne dass Draco zurückkam. Harry ging es besser dadurch, denn er konnte sich mit der Sorge von seinem eigentlichen Problem ablenken. Er wurde sogar richtiggehend munter, was Hermione ein leichtes Stirnrunzeln entlockte. Warum bitte war Harry so munter, wenn seine große Liebe Schwierigkeiten hatte? Aber sie fragte auch nicht. Wäre vor Ron wohl zu auffällig gewesen, denn der Rotschopf hatte es vielleicht nicht gesagt, aber er ging nicht davon aus, dass es Harry wirklich schlecht ging. Er behandelte seinen Freund genau wie immer, ohne auf dessen Stimmung am Samstag einzugehen. Oder er hatte es geglaubt und tat es, um ihm zu helfen. Auch das würde sie ihm zutrauen. Und noch etwas: Ron hatte ihr ja gesagt, dass er glücklich war, dass Harry seinen Standpunkt gegenüber Draco zumindest überdachte, vielleicht rührte seine Fröhlichkeit einfach von diesem Gedanken. Sie wurde überrascht, als Harry ihr auf dem Weg in die Kerker abhanden kam. Der Schwarzhaarige war von einem Moment auf den anderen einfach verschwunden. Das Mädchen wechselte einen Blick mit Ron, dem das wohl auch gerade aufgegangen war. Himmel. Es wurde immer schlimmer mit ihm! Er war auch nicht da, als sie im Unterrichtsraum für Zaubertränke eintrafen. Sein Platz neben Malfoy war verwaist. ~*~*~*~ Draco stand noch eine Weile am Fenster, ehe er seine Tasche und das Paket nahm und sich auf den Weg machte. Verwandlungen war bereits vorbei und er würde es wohl gerade noch rechtzeitig zu Zaubertränke schaffen. Nahezu mechanisch ging er durch die Korridore des Schlosses. Der Blonde konnte nicht genau definieren, was in ihm vorging. Er war wütend auf seinen Vater, er verspürte so etwas wie Hass, aber auch Enttäuschung und Verletzung... Und dazu kam dann noch das ganze Gefühlschaos, das er Harry zu verdanken hatte. Er seufzte leise. Warum konnte er nicht einfach gar nichts mehr fühlen? Das würde es wirklich einfacher machen... Blaise und Pansy würde das nur kaputt machen. ...und Harry? Ihn würde es vielleicht auch kümmern. Vielleicht... Wenn sich das zwischen ihnen noch einmal einrenken sollte. Okay... Um das Ganze auf den Punkt zu bringen, war er mittlerweile zu einer schlichten Zusammenfassung gekommen: Er fühlte sich vollkommen miserabel. Exakt zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn kam Draco in Snapes Klassenraum an. Dort stellte er mit einer gewissen Überraschung fest, dass Harry nicht da war. Kurz wanderten seine Augen hinüber zu Blaise und Pansy, die ihn wiederum besorgt anschauten, doch er winkte leicht ab. Der Vertrauensschüler suchte Schreibzeug und Buch heraus und wartete darauf, dass der Unterricht beginnen würde. Snape erschien ihm gerade sogar relativ harmlos. Kein Damoklesschwert mehr. Er war gerade der eindeutig schärferen Klinge begegnet. Nur, dass Harry nicht da war... Verdammt, an Konzentration war heute wohl wirklich nicht zu denken. ~*~*~*~ Der Gryffindor hatte beobachtet, wie Draco in den Raum ging, gut verborgen unter dem Tarnumhang. Jetzt war also der Zeitpunkt, wo er wirklich mit ihm konfrontiert wurde. Was nicht hieß, dass er mit ihm reden wollte. Das hieß, er würde warten, bis es noch eine Viertelminute war oder so und dann hineingehen… Er zog den Tarnumhang aus und legte ihn zusammen, um ihn in die Tasche zu stopfen. Da kamen Crabbe und Goyle. Wie immer auf den letzten Drücker. Wie heute auch er. Harry seufzte und atmete einmal tief durch, dann machte er sich auf den Weg. Ganz knapp vor den beiden öffnete er die Tür und trat ein. Sein Blick huschte zu Hermione und Ron, er schenkte ihnen ein Grinsen, dann war auch schon Snape auf der Bildfläche und sein Blick besagte eindeutig: Setzen! Harry tat es. Neben Draco, wo er hingehörte. Klasse. Sein Puls war innerhalb weniger Hundertstelsekunden um ein reichlich beunruhigendes Maß gestiegen! Dafür hatte nur ein einziger Blick gereicht, der ihm sagte, dass er ihm nahe sein würde. Sehr nahe… Als er Platz nahm und seine Sachen herauskramte, ging es sogar noch, aber dann… begegneten sich ihre Blicke. Harrys Herzschlag setzte aus… ~*~*~*~ Draco schaute stumm auf, als Harry sich neben ihn setzte. Seltsam, wie einen Erleichterung durchfluten konnte. Ganz kurz huschte ein Lächeln über seine Lippen. Konnte man so schnell ein Friedensangebot machen? Offenbar ja... Das verwirrte ihn noch mehr. Er hatte definitiv nicht vor, sich für irgendetwas zu entschuldigen, aber... Sollte es denn so weitergehen wie seit Samstagabend? Der blonde Slytherin blickte wieder nach vorne, bemüht, Konzentration vorzugaukeln, während er gerade kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Diese dumme Woge voller Gedanken schlug wieder über ihm zusammen. In einem beständigen Wechsel ging es darin um das Gespräch mit seinem Vater und diese... ‚Auseinandersetzung’ mit Harry. ~*~*~*~ Harry hatte weggesehen, seine Aufmerksamkeit dem Giftmischer vorne geschenkt, der sie beide schon wieder so komisch mit Blicken bedachte, die einfach nicht mehr schön waren, während er ihnen ihre Aufgabe erklärte. Harry schrieb mit, nur um seine Gedanken besser konzentrieren zu können und nachher auch ja nichts zu vergessen. Dann ging es zum praktischen Teil über und er begann Wasser aufzukochen. Das war aber auch schon alles, was funktionierte. Er konnte sich nicht merken, was er wie machen musste. Klar, er musste nur Dracos Tipp befolgen: Alle Zutaten zusammensuchen, vorbereiten, dann erst anfangen, aber… wie sollte er das tun, wenn er, immer wenn er nachgelesen hatte, wie die Gammelrohrstengel zerschnitten werden mussten, es sofort wieder vergaß? Wie sollte er es tun, wenn allmählich die Zeit knapp wurde? Immer wieder verabschiedete sich sein Denken zu der Person neben sich. Die Nähe war schön. Angenehm wie immer, auf ihre Weise beruhigend und aufregend zugleich. Es tat weh, dass er nicht mit ihm reden konnte, wo er es doch wollte. Und gleichzeitig war er überglücklich, dass er es nicht konnte. Er hätte ja nicht mal gewusst, was er sagen sollte. Wo Draco doch böse mit ihm war… Schon kehrte die Verzweiflung wieder zurück, breitete sich in seinem Herzen aus. Was sollte er denn tun, wenn Draco jetzt gar nichts mehr mit ihm zutun haben wollte? Wenn er genug von ihm hatte und ihn jetzt wieder hasste? Dann würde er nicht einmal mehr diese heimliche Nähe haben dürfen. Was sollte er denn dann tun? Schließlich gab er es auf. Er warf in den Kessel, was er hatte, was er mit seinen Händen erreichen konnte und beobachtete schließlich, wie die hellgelbe Flüssigkeit fröhlich vor sich hingluggerte. Igitt… Das roch widerlich. Aber laut Buch sollte das sogar so sein… Schon machte er sich bereit, das Engerlingsekret hineinzuträufeln, da zögerte er, wurde von Snape abgelenkt, der schon wieder so seltsam zu ihnen sah… zu Draco? Was machte denn der andere? Neugierig und vorsichtig sah Harry zu ihm hin, stellte fest, dass auch sein Nachbar still und brav arbeitete, fragte sich, was Snape wollte. Aber er konnte es sich nicht erklären, woraufhin er das Sekret zu dem Trank gab. Er hatte zu lange gewartet. Es passierte das, was Snape vorhin noch erzählt hatte: Die zitronengelbe Flüssigkeit wurde fliederfarben, bekam dann dunkle Schlieren und wurde zusehends schwärzer. Er wollte es retten und umrühren… Der Trank war erstarrt. Fest geworden. Wie Beton. „Potter, das war idiotisch wie immer.“, kam der Kommentar von vorne und Harrys die ganze Zeit über vorhandene Lächeln wurde noch ein wenig breiter. „Sie haben wohl Recht.“, sagte er, lehnte sich seufzend und leicht betrübt zurück. War wohl wieder nichts damit, dass er den schwarzhaarigen Lehrer zufrieden stellte… Das würde wohl auch nichts mehr werden. Snape erwiderte daraufhin nichts mehr und widmete sich Neville, der ausnahmsweise nicht das geringste Problem zu haben schien… Irgendwie war das weit mehr eine Aufregung wert als Harrys erneutes Versagen. Wo kamen sie denn da hin, wenn Longbottom plötzlich Zaubertränke brauen konnte! Der Junge-der-lebt zog den Zauberstab und entfernte den Inhalt seines Kessels. Mitsamt Kochlöffel. Er würde sich bei Gelegenheit einen neuen kaufen müssen… Ein scheuer Blick zu Draco, um sich davon zu überzeugen, was er davon hielt. Er hatte versagt. Vor seinen Augen. Komplett… Verdammt. In Harry kam ein neues Gefühl dazu, das der Verzweiflung mit Freuden die Hand reichte: das Gefühl, nicht mehr zu genügen. ~*~*~*~ Irgendwie bekam Draco sogar genügend Konzentration zusammen, um die Vorbereitungen einigermaßen über die Bühne zu bringen. Diesmal hielt er sich sogar an seinen eigenen Anfängertipp: Alles vorbereiten und dann an die Anweisungen halten. So, wie er sich selbst einschätzte, würde das sonst wieder eine Katastrophe werden. Seine Konzentration war mehr als wackelig, was er einerseits der Wagenladung an Gedanken zu verdanken hatte, die durch seinen Kopf tobten – und das mit wachsender Begeisterung – und den ständigen, prüfenden Blicken von Snape. An sich war der Trank ja sogar recht einfach... Die Fußangeln waren zwar da, aber umgehbar. Dennoch... Ihm unterliefen schon in den ersten zehn Minuten drei dicke Fehler, die er gerade noch ausbügeln konnte. Hin und wieder sah er zu Harry hinüber und musste feststellen, dass bei diesem gerade so ziemlich alles schief ging. Seine eigene Konzentration war in dem Moment im Eimer, als Snapes fieser Kommentar Harry traf und dieser schlichtweg zustimmte. Anstatt nur ein paar Tropfen von dem Engerlingsekret hinzuzugeben, fiel ihm die Flasche hinein. Vorsichtig wich er zwei Schritte zurück. Die Nebenwirkung darauf hatte Snape nicht erwähnt... Sein Kessel begann zu glühen und erleuchtete den ganzen Kerker. Dann begann er nahezu alle Farben des Spektrums durchzulaufend. Das sah recht faszinierend aus, änderte aber nichts daran, dass der Blonde Mist gebaut hatte. Und so, wie Snape aussah... Der Zaubertränkelehrer rauschte schon auf ihn zu. „Boden, tu dich auf und verschling mich...“, murmelte der Slytherin leise. Das war vermutlich das Beste. Dann konnte nämlich heute nichts mehr schief gehen... Heute war definitiv absolut nicht sein Tag. ~*~*~*~ Fasziniert starrte Harry auf die Farben in dem Kessel. Schön. Sie sprachen seine Seele an… Blau für Kälte, für Sturm und tosendes Meer an Gedanken. Lila für Schuldgefühle. Rot für die Liebe, die er nicht empfinden sollte. Orange für die drohende Gefahr, sich zu verraten. Gelb für Neid, denn er neidete es Draco, dass er davon verschont geblieben war. Was ihn gleichzeitig immer tiefer in Verzweiflung trieb. Ja, wirklich sehr schön. Er drehte den Zauberstab in der Hand, das selige Lächeln wurde verträumt… „Potter, es reicht. Ich werde nicht zulassen, dass du Mr Malfoy weiterhin derartig bei seinen Arbeiten behinderst! Ich kann es zudem nicht fassen, dass du es schon wieder gewagt hast! Hat dir die Strafe noch nicht gereicht?“, zischte er bedrohlich und Harry blickte leicht irritiert zu ihm auf. Seine Maske hielt. Und sie ließ den Zaubertränkelehrer weiß werden vor Wut. Auch wenn er gerade eben noch der festen Überzeugung gewesen war, dass Malfoy selbst Schuld gewesen war, jetzt war diese Überzeugung dahin. Der Zauberstab in Harrys Hand, dessen selbstgefälliges Lächeln… Er hatte die Flasche in den Kessel gezaubert! Unglaublich welche Dreistigkeit er sich erlaubte, das noch nicht einmal vertuschen zu wollen! „Packt zusammen.“, erhob er seine Stimme, dass sie auch wirklich jeder hören konnte. „Alle! Wir machen Schluss!“ Harry versuchte noch nicht einmal, diese Aufforderung zu befolgen, denn Snapes nächster Satz bezog sich definitiv darauf, dass er bleiben sollte. Er hatte sich auch nicht geirrt. Snape befahl ihm, zu bleiben. Aber seine Sachen sollte er trotzdem zusammenpacken. Harry tat, was er wollte. Vielleicht hatte er Glück… Vielleicht setzte Snape ihn jetzt von Draco fort. Es würde leichter werden dadurch… und gleichzeitig hoffte alles in ihm, dass dem nicht so war. ~*~*~*~ Draco starrte den Zaubertränkelehrer an. Das glaubte er jetzt doch nicht wirklich, oder? Doch. Nur ein weiterer Blick auf das wütende Gesicht des Lehrers gab ihm die Gewissheit. Aber das war doch... Er schüttelte leicht den Kopf. Das war doch derart bescheuert – bescheuerter ging es doch gar nicht mehr! Okay, aus dem Augenwinkel hatte er gesehen, dass Harry das Farbenspiel seines Kessels offenbar ganz interessant gefunden hatte und dass er seinen Zauberstab in der Hand gehalten hatte, aber trotzdem! Erschrocken räumten die Schüler gehorsam ihre Sachen ein. Sie waren ernstlich erschüttert, hatte Snape doch sonst noch nie etwas Derartiges von ihnen verlangt, sondern stattdessen die Schüler vor versammelter Mannschaft zusammengepfiffen. Aber das hier... Erstaunlich leise verschwand die breite Masse. Granger und Weasley mit einem mitleidigen Blick zu Harry. Bemerkenswert war, dass noch nicht einmal von Slytherinseite fiese Bemerkungen fielen. Alle wirkten zu überrascht und mitgenommen von Snapes Aufforderung. Draco hatte seine Sachen auch zusammengepackt, machte allerdings keinerlei Anstalten zu gehen. Mit vor der Brust verschränkten Armen und einem undeutbaren Gesichtsausdruck stand er neben seinem Tisch und fixierte den Lehrer. Mühsam bezwang er die Wut in seinem Inneren und wahrte den Schein. Jetzt hatte er zumindest ein Ziel für dieses Toben: Snape und seine Ungerechtigkeit. ~*~*~*~ Doch Snape schüttelte nur den Kopf. „Mr Malfoy, geh! Ich werde dir keine schlechte Note oder so etwas für einen Fehler geben, den ein anderer…“ und er schoss einen bitterbösen Blick zu Harry, der daraufhin nicht einmal reagierte. „…verursacht hat! Keine Sorge!“ Dann wandte er sich wieder an Harry. „Und du kommst mit mir! Diese Flausen werde ich dir austreiben! Mal sehen, was ein Gespräch mit Professor Dumbledore bewirken mag gegen deine Aufmüpfigkeit! Retter der Welt oder nicht, das ging endgültig zu weit!“ Harry nickte nur und stand auf, machte Anstalten dem Mann hinterher zu gehen, der schon vorausstürmte, doch bevor der Lehrer und er die Klasse verlassen konnte, schickte er ein echtes, vergnügtes Lächeln zu Draco. Es sollte heißen, dass alles gut wurde. Was bitte sollte Dumbledore ihm schon anhaben? ~*~*~*~ Mit steinerner Miene sah Draco den Zaubertränkelehrer an. Dann kam Harrys Lächeln. Verdammt, warum konnte er ihn nicht so ansehen, wenn gerade keine Katastrophen passierten? Warum... Irgendetwas in ihm machte ‚klick’ und der Blonde brach sein Schweigen. Gerade noch, ehe die beiden zur Tür raus waren. „Sir, meine Noten interessieren mich einen Dreck. Sie sind gerade noch unfairer als sonst und das wissen Sie! Sie lassen Harry für meinen Fehler bezahlen und das ist wirklich erbärmlich.“ Seine Stimme war Wort für Wort lauter geworden. „Im Übrigen wünsche ich Ihnen viel Spaß bei Dumbledore. Grüßen Sie meinen Vater dort oben. Er wird es sich wahrscheinlich kaum nehmen lassen, auch noch mit Ihnen zu reden. Viel Vergnügen. Dann können Sie ihm auch gleich von meiner Parteinahme berichten. Oder wollen Sie das nicht ohnehin schon?“ Seine Worte glichen einer einzigen Herausforderung. ~*~*~*~ Snape blieb wie erstarrt stehen, genau wie Harry. Und beide blickten den Blonden an, als hätte er gerade beschlossen, Hörner mit Mustern zu bekommen. Schwarze und grüne Augen lieferten sich einen Wettstreit im Unglaubezeigen. Doch wohl aus verschiedenen Gründen. Während Snape nicht fassen konnte, dass Draco sich schon wieder für Harry einsetzte, dass er ihm Ungerechtigkeit vorwarf und es sich erdreistete ihn zu kritisieren, waren Harrys Gedanken eher auf den zweiten Teil der Rede fixiert. Sein Vater? Dracos Vater bei Dumbledore? Lucius… Malfoy? Ein ungutes Glitzern trat in seine Augen, Vorfreude, Entschlossenheit, Hass, Wut, Abscheu und Rache. Und das alles in einem. Das war doch die Gelegenheit. Er könnte sich endlich für die Demütigung rächen! Er könnte endlich eine dieser Kröten fassen und ihm zeigen, was genau er durchgemacht hatte… Er würde es ihm alles zurückzahlen, jede Sekunde. Und für Draco würde er es noch um ein Vielfaches steigern! Wortlos und mit diesem fanatischen Grinsen drehte er sich wieder um und wollte sich an Snape vorbeidrücken, doch der Schwarzhaarige packte ihn am Kragen und riss ihn zurück. Kurz darauf krachte die Tür ins Schloss und Snape verriegelte sie magisch. Er hatte kein Wort gesagt bisher, hatte Draco nicht aus den Augen gelassen. Doch jetzt schleifte er Harry hinter sich her auf den anderen Jungen zu. Die Proteste Harrys beachtete er nicht. „Erkläre dich, aber plötzlich!“ ~*~*~*~ Es war wirklich faszinierend, wie sich Snape und Harry einen Wettbewerb im ungläubig Aussehen lieferten. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte Draco lachen müssen. So nahm er das Komische an der Situation zur Kenntnis, verspürte aber noch nicht einmal das geringste Bedürfnis zu lachen. Aber er hatte gewonnen. Das war die Hauptsache. Snape schleifte Harry nicht zu Dumbledore. Doch jetzt stand er vor dem nächsten Problem. Worauf auf zum Merlin bezog sich Snapes Frage? Er beschloss, sie auf seinen Vater zu beziehen. Alles andere würde Snape schon richtig stellen. „Mein Vater hat mir die wunderbare Überraschung geschenkt, mich heute Morgen aus dem Verwandlungsunterricht rufen zu lassen, um mit mir zu sprechen und mir ein paar Sachen vorbeizubringen. Reizend, nicht wahr?“ Dracos Stimme troff nur so vor Ironie. „Er hat sich zur Abwechslung mal wieder etwas über Dumbledore aufgeregt und beschlossen, diesen ebenfalls heimzusuchen, wo er zweifellos noch sein wird. Dass er sich über Sie und mein Nachsitzen ebenfalls ausgelassen hat, muss ich doch eigentlich nicht noch hinzufügen, oder?“ Draco lehnte sich gegen einen der Tische und musterte Snape. Irgendwie wirkte der Zaubertränkelehrer nicht unbedingt glücklich über die Anwesenheit von Lucius Malfoy in der Schule. Dann wanderten seine Augen zu Harry und verharrten kurz bei diesem. Dieses Glitzern in den grünen Augen... Idiot. Er hatte doch wohl nicht ernsthaft vorgehabt, sich mit Lucius Malfoy in der Schule anzulegen, oder? Der Blonde richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Snape. ~*~*~*~ „Deinen Vater geht es nicht das Geringste an, wen ich wann nachsitzen lasse! Es ist meine Entscheidung, nicht einmal Dumbledore mischt sich da ein. Er sollte das auch nicht wagen.“, sagte er kalt, warf Harry einen mahnenden kalten Blick zu, um ihn zum Schweigen zu bringen, denn der Junge hatte wohl beschlossen sich loszueisen. Snape schüttelte den Kopf. „Hör zu, du Möchtegernheld!“, sagte er böse, als Harry an seinen Fingern zu bohren begann, damit er ihn losließ. „Ich habe Anweisungen, dich nicht hinauszulassen, also gib endlich Ruhe!“ Und immerzu dieses gruselige Lächeln… Aber es wirkte. Der Junge beruhigte sich, auch wenn der Blick durchdringender wurde. Warum sagte er denn nichts? Warum beschwerte er sich nicht? Ruckartig wandte er sich wieder Draco zu. War doch egal, was dieser Junge hatte. Der vor ihm war wichtiger. „Ich will wissen, wie du dazu kommst, meine Entscheidung anzuzweifeln.“ Jetzt war klar, dass er sich geirrt hatte, dass Harry nicht Schuld war an dem Desaster. Jedenfalls nicht wirklich. allerdings hatte er da so einen Verdacht, der dem Gryffindor sehr wohl die Schuld reichen würde… ~*~*~*~ Das sag mal Daddy... fügte Draco in Gedanken zu Snapes Worten hinzu. Es war utopisch davon auszugehen, dass sich Lucius Malfoy aus den Dingen heraushielt, die ihn indirekt - in diesem Fall über seinen Sohn - angingen. „Weil Sie Unrecht haben.“, antwortete Draco bestimmt. „Weil Sie verdammt noch mal Unrecht haben.“ Mühsam bezwang er sich. Er konnte sich nicht an Snape austoben. Das wäre Wahnsinn, nichts als blanker Wahnsinn. ~*~*~*~ Es war eine Frechheit, wenn auch wahr. Aber ausnahmsweise war es nicht einmal Absicht gewesen. Ausnahmsweise hatte er tatsächlich gedacht, Harry hätte Draco… Ein leises Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Du hast dich also endlich entschieden.“, sagte er und sein Blick huschte kurz zu Harry, der daneben stand und ihn von oben bis unten mit diesem komischen Lächeln musterte. „Du hast dich also für ihn entschieden?“ Harry merkte auf und Snape war geradezu glücklich, diesen Blick von sich genommen zu wissen. Der schwarzhaarige Junge war schon ein Fall für sich… ~*~*~*~ Draco hielt während Snapes Worten unwillkürlich die Luft an. Ehe er antwortete, atmete er erst einmal zischend aus und blickte den schwarzhaarigen Gryffindor an. „Ich denke schon, ja...“ Er schlug die Augen nieder, fühlte sich auf einmal nahezu kraftlos. Der Slytherin drückte sich kurz ab und setzte sich auf den Tisch in seinem Rücken. Nach einem Augenblick fixierte er wieder Snape. „Und jetzt? Wollen Sie nach oben rennen und mir meinen Vater auf den Hals hetzen? Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an. Ich kann Ihnen jetzt schon prophezeien, dass er Ihnen kein Wort glauben wird... Dass ich mich gegen ihn stellen könnte, ist in seinen Augen vollkommen unmöglich. - Zumindest noch. - Und mir würden Sie maximal eine weitere Ohrfeige, eine Tirade und die ewige Wiederholung der Tatsache, dass ich nicht ausreichend bin, bescheren. Sorry, wird wohl nichts.“ Er kniff die grauen Augen leicht zusammen. Der Großteil seiner Aufmerksamkeit richtete sich auf Snape, doch auch Harry vergaß er bei weitem nicht. Er war zu einem gewissen Grad neugierig, wie dieser reagierte. ~*~*~*~ Harry ging bei diesen Worten das Herz auf. Und gleich wieder zu. Wie konnte ein Vater seinen Sohn nur dermaßen behandeln? Wie konnte man das einfach so hinnehmen, ohne sich dagegen zu wehren? Und… wenn er in dieser Situation wäre, wie würde er sich verhalten? Könnte er seinem Vater ins Gesicht sagen, dass er… sich gegen ihn stellte? Auch wenn er ihn noch so sehr hasste? Trotzdem. Am liebsten hätte er ihn umarmt… Wenn das aufgrund seiner momentanen Lage nicht völlig unvorstellbar gewesen wäre. Harry blickte zu Snape hin, der Draco sekundenlang mit bösen Augen musterte. Er wusste, war sich sicher, dass er auf ihrer Seite stand, aber was würde Snape tun? Sagte er Draco jetzt endlich, dass er vor ihm nichts zu befürchten hatte? Er tat einen Schritt zu seinem Freund hin, wollte dem Lehrer zeigen, dass er wenn nötig auch gegen zwei war. Und dann kam Leben in den Mann. Er richtete sich auf, blickte erst ihn, dann wieder Draco an. „Ab morgen zweimal die Woche Training. Wie gehabt samstags bei Professor Tonks und…“ Er hielt kurz inne, um zu überlegen, ob es denn auch für beide möglich war, dann nickte er aber. „…dienstags bei mir.“ Harry starrte ihn an. Noch mehr Sondertraining? Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein! Wann sollten sie denn noch Hausaufgaben machen, wenn sie täglich irgendwelche Extraaufgaben zu bewältigen hatten? Dann fiel ihm ein, dass Snape damit noch nicht gesagt hatte, auf wessen Seite er stand. Was dachte wohl Draco darüber? ~*~*~*~ Draco sah Harry diese winzige Bewegung zu ihm hinmachen und irgendwie... erleichterte sie ihn. Zumindest die Basis stimmte wohl doch irgendwie. Doch seine Konzentration galt vor allem Snape. „Was dann wohl heißt, dass Sie auf unserer Seite stehen.“, schloss der Blonde. „Ansonsten würde das alles nicht zusammenpassen. Auch nicht unser ‚nettes’ Gespräch unter vier Augen.“ Mit letzterem spielte er auf die unsägliche Unterhaltung an, bei der Snape ihn gelähmt hatte. Die Würfel waren gefallen. Komisch, dass es jetzt so leicht gewesen war. Doch alles, was von nun an kommen würde, würde nur noch schwerer werden... ~*~*~*~ Snape verzog nicht eine Miene, blieb ganz typisch steif und unnahbar, doch Harry lächelte erleichtert. Er war sich sicher, dass es für Draco jetzt zumindest ein bisschen leichter werden würde. Er lächelte und lehnte sich gegen den Tisch neben sich. Er hatte eine Frage, die er unbedingt loswerden wollte, denn ihm waren Gedanken gekommen, die ihn nicht mehr losließen. Draco hatte Malfoy Senior getroffen… Er schämte sich fast, dass es ihm erst jetzt tatsächlich bewusst wurde, was das heißen konnte. Wie fühlte er sich jetzt? Was für ein Chaos musste in ihm herrschen? Was… ging jetzt wohl in ihm vor, dass er es sogar wagte, Snape die Stirn zu bieten? Und warum hatte er sich von… persönlichem Hass so sehr davon ablenken lassen? War Draco nicht wichtiger? Hatte seine Verdrängungstaktik denn so gut gewirkt, dass er das Wesentliche aus den Augen verlor? Harry seufzte unhörbar und sah zu Boden. Er war ein schlechter Freund. Schon wieder… „Was hast du jetzt vor?“, wollte Snape unterdessen von Draco wissen. „Wenn Lucius das mitbekommt, dann bist du so gut wie tot.“ ~*~*~*~ Draco zuckte leicht und betont gleichgültig mit den Schultern. „Wenn ich für mein Leben selbst entscheiden will, dann wird das wohl der Preis dafür sein.“ Er sprang vom Tisch. „Ich werde Zeit schinden. Ihn so lange wie nur möglich in Sicherheit wiegen. Aber Weihnachten wird die Stunde der Wahrheit sein. Dann will er, dass ich in die Todesserreihen aufgenommen werde. Und dann wird er feststellen, dass das nicht funktioniert. Bis dahin... Kraft sammeln und bedeckt halten.“ Er zuckte mit den Achseln. „Der gute Sohn sein und so weiter.“ Das war zumindest der Plan, den er bisher gefasst hatte. Und jetzt besaß er auch den Willen, ihn umzusetzen. ~*~*~*~ Wieder sah Harry auf, als er das hörte. Stimmte ja. Das hatte er schon gesagt. Zu Weihnachten… Damals… hatte er sich aber, wenn er sich richtig erinnerte, nicht so sicher, nicht so selbstsicher angehört? Hatte sich dieser Beschluss etwa verfestigt? Inzwischen hatte er ja sogar einen konkreten Plan… Warum hatte er ihm das denn nicht gesagt, als sie sich Samstag gestritten hatten? Er hätte es doch verstanden! Das undurchdringliche Lächeln schlich sich wieder auf sein Gesicht. Draco vertraute ihm doch noch nicht. Das verstand er jetzt. Dabei würde er nie etwas tun, was diesen in Gefahr bringen würde. Wenn er ihm das gesagt hätte… Nun, er wusste nicht, was er hätte tun können, aber ihm wäre sicher etwas eingefallen. Snape nickte, doch diese Bewegung nahm Harry kaum wahr. „Das ist vorerst sicher das Beste.“, sagte er zustimmend, ging dann zu seinem Schreibtisch und packte diverse Dinge in eine Tasche. „Ich werde dann mal zu Dumbledore gehen. Die Sache heute im Unterricht vergessen wir, dafür geht ihr jetzt beide auf direktem Wege in die Große Halle zum Mittagessen! Ich will keinen von euch auf den Gängen rumstromern sehen, haben wir uns verstanden?“ Er schickte jedem von ihnen einen durchdringenden Blick. ~*~*~*~ „Aye, Sir.“ Draco hatte absolut nichts dagegen, hier rauszukommen. Es war sowieso schon bemerkenswert genug, dass sein Verhalten Snape gegenüber keine Explosion ausgelöst hatte. Damit hatte er sehr viel eher gerechnet. Doch stattdessen... Stattdessen hatte er jetzt einen neuen Verbündeten und noch mehr Extratraining. Hallelujah. Er hangelte nach seiner Tasche und dem Päckchen mit seinen Klamotten. Doch ehe er sich in Bewegung setzen konnte um zu gehen, hielt er noch einmal inne: „Wann sollen wir morgen kommen, Sir? Nach dem Abendessen?“ Seine Augen wanderten kurz zu Harry. Was diesem wohl gerade durch den Kopf ging? Wahrscheinlich hatte dieser gerade keine Chance, die Zusammenhänge zu verstehen. Auf ihn musste sein Verhalten wahrscheinlich etwas seltsam wirken... Vor allem nach Samstag. ~*~*~*~ „Um 19 Uhr erwarte ich euch hier unten.“, sagte Snape, dann packte er seine Tasche mit festem Griff und ging. Er war so in Gedanken, dass er ganz vergaß, sie endgültig rauszuschmeißen. Harry blickte erst die Tür an, dann zu Draco zurück. Warum hatte er vorhin eigentlich überhaupt eingegriffen, wo er doch eigentlich froh sein konnte, dass er bestraft wurde? Immerhin war er doch sauer, weil er ihm in seine Pläne reingeredet hatte. Da hatte er das eigentlich gar nicht erwartet… Er war doch davon ausgegangen, dass Draco… „Warum hast du mir das nicht einfach gesagt?“, fragte er leise, blickte wieder zur Tür, um die Gefühle in seinen Augen zu verstecken. Sie hätten sich den ganzen Streit sparen können… ~*~*~*~ Der Blonde schaute Harry einen Augenblick lang stumm an, ehe er antwortet. „Am Samstag?“ Er zog die Schultern hoch. „Ich... Ich brauchte wohl die Begegnung vorhin, um die Entscheidung endgültig zu treffen.“ Er grinste schief. „Wie ich schon sagte: Das ist nicht einfach.“ Sein Blick fiel auf die Uhr. Mist, wenn er vor Arithmantik noch etwas essen wollte, dann musste er sich wirklich jetzt auf den Weg machen. Außerdem war das hier weder die Zeit noch der Ort für ein längeres Gespräch. Besonders nicht über ein so heikles Thema. „Hör zu, wir reden später darüber, okay? Nach dem Nachmittagsunterricht im Raum der Wünsche? Ich gebe mir auch Mühe, nicht wieder auszuticken. Versprochen.“ Draco bemühte sich aufrichtig zu lächeln, doch in seinem Kopf tobten schon wieder zu viele Gedanken durcheinander, als dass es ihm hätte gelingen können. Bei Merlin - er hatte sich gerade dazu bereit erklärt, jemandem die Beziehung zu seinem Vater zu erklären. Das konnte ja was werden... ~*~*~*~ Harry nickte leicht, seufzte einmal. Klar. Falscher Ort, falsche Zeit… Immerhin hatte er seine Bestätigung: Draco hatte ihm nicht vertraut. Er hatte zwar schon vorher gesagt, dass er sich gegen Voldemort stellen würde, aber… die wirkliche Entscheidung war erst jetzt gefallen, ohne dass es ihn gebraucht hätte. Draco brauchte jemanden, der stärker war an seiner Seite, jemanden wie Snape, der ihm helfen konnte, wenn er Hilfe brauchte. Nicht so wie er, der Schüler war und nichts bewirken konnte, weil er einfach keinen Einfluss besaß. „Geht klar. Nach dem… Nachmittagsunterricht…“, wiederholte er, dann nickte er ihm noch einmal freundlich zu und verließ die Kerker. Er fühlte sich beschissen. Er hatte alles vergessen. Er hatte seine ganzen guten Vorsätze vergessen. Er war vor Draco geflohen, das ganze Wochenende durch, weil er mit sich selbst nicht mehr klarkam. Er war nicht als Freund für ihn da gewesen, als er von seinem Vater gesprochen hatte, hatte stattdessen nur an seine Rache gedacht… Was dachte er sich eigentlich dabei? Das Mittagessen ließ er weg. Seine Kehle war zu, er würde eh nichts hinunterbringen. Und das lag nur an einem einzigen Gedanken, der ihm kam, als er die Große Halle gerade hatte betreten wollen: Er vermisste Dracos Nähe. Seine Taktik am Wochenende war ja schön und gut gewesen. So hatte er seine Gefühle unter Kontrolle, keiner bekam mit, was mit ihm los war, Draco bekam es nicht mit, aber… Die Stunde gerade hatte ihm etwas gezeigt: Wenn er ihm nahe war, fühlte er sich besser. Zaghafte Nähe, das womit alles angefangen hatte. Der Schmerz ließ ein bisschen nach, das Chaos in seinem Kopf… Draco beruhigte ihn trotz allem noch. Er brauchte ihn einfach, ob er nun wollte oder nicht, da würde er wohl mit diesem Gefühl leben müssen… Vielleicht stand er ja doch unter Drogen, wie Snape vermutet hatte. Die Draco-Droge… Er lachte leise bei dem Gedanken, hatte sich umgedreht und war gegangen, vergaß Snapes Auftrag, dass er in der Großen Halle bleiben sollte, kurzerhand. Es war ja auch nicht wichtig... Direkt hinauf zum Wahrsageturm, wo er in einem schmalen Seitengang auf Ron wartete. Als er kam, schloss er sich ihm mit einem entschuldigenden Lächeln an, das dem Rotschopf die Frage aus dem Mund nahm. Der Unterricht war langweilig wie immer. Harry hielt sich bedeckt, tat nicht viel, im Grunde nur das nötigste… Und ihm fiel nicht einmal auf, dass Ron während der Stunde plötzlich nervös wurde, denn er war mit seinen Gedanken längst im Raum der Wünsche. Und er brauchte sich nicht einmal etwas einfallen lassen, was Ron vertröstete, dass er gehen musste… Nein, der Gryffindor fand diesen Grund ganz allein und war so schnell weg, dass Harry gar nicht mehr fragen konnte, wo er hinwollte… Achselzuckend machte er sich auf den Weg in den Raum der Wünsche, öffnete ihren Arbeitsraum und trat ein. Draco war noch nicht da, aber er hatte ja auch den längeren Weg… Harry zog den Umhang aus, da es am heutigen Tage wieder einmal unerträglich heiß war, und machte es sich mit untergeschlagenen Beinen auf der Couch bequem, um zu warten… ~*~*~*~ Draco sah dem schwarzhaarigen Jungen noch einen Augenblick lang nach, dann nahm er seine Sachen und machte sich auf den Weg in die Große Halle. Immerhin hatte er nachher den ganzen Arithmantikunterricht über Zeit, seine Gedanken einigermaßen zu sortieren. Dieses Gespräch würde nicht einfach werden. Schon allein deswegen nicht, weil er noch niemals diese Beziehung wirklich in Worte gefasst hatte. Gedankenversunken brauchte er deutlich länger für den Weg als gedacht. Somit hatte er genau fünf Minuten Zeit, um wenigstens etwas in seinen Magen zu bringen, ehe er sich - Blaise und Pansy neugierig an seiner Seite - zu Arithmantik aufmachte. Nur knapp erklärte er, dass sein Vater ihn aus dem Unterricht hatte holen lassen. Über Snape schwieg er sich nahezu vollkommen aus und murmelte nur etwas von Strafarbeiten. Damit waren die beiden erst einmal beruhigt. Zumindest vorläufig. Früher oder später würde er auch mit ihnen reden müssen... Und sei es nur, um zu wissen, ob sie auch weiterhin an seiner Seite stehen würden, wenn er sich von dem Unnennbaren und den Todessern vollkommen abwandte. Die gesamte Stunde über grübelte er, wälzte Worte hin und her und wusste doch nicht, ob er die richtigen fand. Er hatte das Kinn in die Hände gestützt und starrte ins Leere. Kein einziges Mal rührte er auch nur seine Feder an und schrieb auch nur ein einziges Wort mit. Professor Vektor raunzte ihn vier- oder fünfmal für seine geistige Abwesenheit an, gab es jedoch irgendwann auf. Dann war der Unterricht vorbei und Draco war sich nicht wirklich sicher, ob er froh darüber sein sollte. Kurz streifte sein Blick beim Hinausgehen Granger, die ihn forschend musterte. Was auch immer sie schon wieder hatte. Er zog die Schultern hoch. Noch nicht einmal einen Abstecher in den Kerker machte er, um seine Sachen loszuwerden, stattdessen ging er direkt zum Raum der Wünsche. Keine Verzögerung, kein Weglaufen. Dennoch zögerte er einen Augenblick, ehe er die Tür aufdrückte und den Raum betrat. Harry war bereits da und saß auf der Couch. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Ron fing Hermione ab, als sie gerade auf dem Weg in den Gryffindorgemeinschaftsraum war. Er war so aufgeregt, dass er kaum noch sprechen konnte. Und nach einigen vergeblichen Ansätzen, zog er sie einfach wortlos mit in den nächstbesten Klassenraum. Hermiones Erröten bemerkte er nicht, viel zu aufgeregt war er über die Neuigkeiten, die er gerade… wieder gefunden hatte. „Mione, setz dich, das ist einfach zu ungeheuerlich!“, leitete er aufgeregt seine Rede ein und drückte sie auch schon auf den nächstbesten Stuhl. Er selbst zog es vor, im Kreis zu gehen, während er sich sammelte. Hermione starrte ihn an, die Röte war gegangen. Genau wie ihre Hoffnung. Sie hatte im ersten Moment gedacht, er käme wegen ihr, aber offensichtlich war es etwas anderes. Er wäre doch sonst nie so… rastlos, oder? „Du erinnerst dich an die Vorhersage von Harry? Über… Percy?“ Hermione merkte auf. Wenn er davon anfing… soviel sie wusste, hatten sich die Weasleygeschwister darauf geeinigt, diese Sache ruhen zu lassen, bis sie zu der Beerdigung fuhren, um sich nicht ständig gegenseitig daran zu erinnern, worunter besonders Ginny litt. Seitdem war sie häufiger bei ihr, einfach nur um jemanden in ihrer Nähe zu haben, der nicht verständnislos auf sie herabblickte… Also war es schlimm. Was war schon wieder passiert? „Hör zu!“, begann Ron wieder. „Ich weiß nicht, warum ich es vergessen habe… Ich kann es mir genau genommen nicht erklären. Am Samstag bei Wahrsagen… Er hat es wieder gemacht! Er hat wieder vorhergesagt! Und, er erinnert sich auch nicht mehr! Garantiert! Er ist an dem Tag aus dem Unterricht gerannt, dann blieb er verschwunden. Wir haben ihn später geweckt! Da wusste er es nicht mehr, sonst wäre er nie so ruhig geblieben!“ Ron starrte sie verzweifelt an. „Und ich auch nicht mehr! Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern! Ich weiß es auch nur, weil ich es aufgeschrieben hab, um es dir zu zeigen… Ich habe es vorhin in meinem Buch gefunden…“ Hermione runzelte die Stirn. Was hatte denn das zu bedeuten? Das war doch… „Hat Dumbledore nichts dazu gesagt? Ich meine, er wollte doch an diesem Tag…“ Sie blickten einander an. Natürlich. Dumbledore. Er hatte Harry sein Gedächtnis genommen und auch Rons beeinträchtigt! Das war doch… „Er wollte verhindern, dass ihr Dummheiten macht!“, versuchte Hermione Dumbledores Beweggründe zu verstehen, doch es gelang ihr nicht wirklich. Immerhin konnte es doch nur gut sein, dass die Menschen davon wussten, damit man helfen konnte, sich vorbereiten und… „Wie lautete die Prophezeiung?“ War das der Grund gewesen? War sie so schlimm, dass Dumbledore beschlossen hatte, sie damit nicht zu behelligen? Ron reichte ihr stumm einen Zettel, den sie entgegennahm und las. „Das Ministerium ist verloren… Zwischen Regen und Schnee zermalmt.“ Ihre Stimme war leise. Sie verstand. Das hätte Harry nie verkraftet. Genauso wenig wie es Ron verkraftete… wie sie… Sie blickte Ron an. „Das ist doch schlimm, oder? Dad arbeitet im Ministerium! Das heißt… es könnte sein, dass auch er stirbt!“ Seine Stimme zitterte leicht. Hermione erhob sich und nahm ihn in die Arme. Sie zitterte nicht weniger als er. „Das darf er niemals erfahren!“, flüsterte sie tonlos. „Warne deinen Vater und alle, die dort arbeiten, aber… Harry darf das niemals erfahren!“ Ron nickte. Das verstand sich doch von selbst. Niemals hätte er es ihm gesagt! Dazu kannte er ihn zu gut. Harry würde alles tun, um dorthin zu kommen, um selbst zu kämpfen, um das zu verhindern, was nicht zu verhindern war… „Wann fahrt ihr?“ Hermiones Flüstern neben seinem Ohr war so leise und trocken, dass Ron Angst bekam, sie würde ersticken. „Morgen früh.“ Er drückte sie an sich. „Bete, Mione, dass es nicht schon zu spät ist!“ „Dumbledore hat sie sicher gewarnt!“, gab das Mädchen zurück, verbarg dann ihr Gesicht an seiner Schulter. Das war doch alles einfach nicht mehr wahr. Warum musste es immer ihn treffen? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Can't you see that you're smothering me Holding too tightly afraid to lose control Cause everything that you thought I would be Has fallen apart right in front of you (Caught in the undertow just caught in the undertow) Every step that I take is another mistake to you (Caught in the undertow just caught in the undertow) And every second I waste is more than I can take ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Der ist doof… Ich mag ihn nicht. Schlägt meinen Draco… Arschloch… *knurr* *zähnefletsch* *mitaxtaufbodenticker* … abranka: ...hach, Lucius. *g* Es ist toll mit ihm gemein zu sein. ^^ Und letztlich... hat er genau das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte. Was für ein Pech aber auch... Shirokko: Ich hab noch einen Auftrag von Yami-san… oder besser eine gemeinsam entwickelte Idee… Wo er doch so ‚zappenduster’ ist. *fg* *feierlichaufdracozutritt* *dracoeinetaschenlampe(+gebrauchsanweisung)überreicht* *manischlachendweghüpf* Wollen wir doch mal sehen, ob das was bringt… ^^ Okay, dann noch die Auswertung zu unserer Umfrage. 12 Menschen haben mitgemacht und das kam dabei heraus: Harry: 1 Draco: 1 Hermione: 2 Pansy: 2 Ron: 3 Blaise: 1 Im Vergleich zum letzten Mal bedeutet das also: Harry: 2 -> ist also um eine Note bei euch aufgestiegen. Ich bin stolz auf mich! Draco: 1 -> blieb so, was aus meinen Augen nicht anders zu erwarten war ^^ der ist einfach mal toll! Hermione: 3 -> hat es auch eine Note besser geschafft! Pansy: 4 -> Das freut mich so richtig. Ich liebe Pansy und zwei passt doch viel besser zu ihr als vier! Ron: 3 -> blieb gleich, was ich verstehe, aber dennoch schade finde Blaise: 2 -> ist ebenfalls um eine Note aufgestiegen. Ihr seid lieb zu ihm ^^ Wir danken allen fleißigen Lesern für ihre Unterstützung! *verbeugs* Kekse und Limonade ------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 29: Kekse und Limonade Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von ‘Kurt Nilsen, Espen Lind, Askil Holm & Alejandro Fuentes - I can’t make you love me’ und ‘Goo Goo Dolls - Truth Is A Whisper’. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 29: Kekse und Limonade ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Truth is a whisper and only a choice Nobody hears above this noise Always a risk when you try and believe ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ „Hey...“ Der Blonde trat langsam auf Harry zu und fühlte sich auf einmal doch unsicher. Verdammt. Reiß dich zusammen. Die Tasche, das langsam recht lästige Päckchen und ebenfalls seinen Umhang legte er ab, ehe er sich neben Harry auf dem Sofa niederließ. Und jetzt? Dummerweise fehlten ihm nun wirklich die Worte. ~*~*~*~ „Warst du schon einmal verliebt?“, kam da Harrys Stimme von neben ihm. Der Schwarzhaarige starrte in die kalte Feuerstelle und schien nur am Rand bemerkt zu haben, dass Draco es war, der da eingetreten war. „Es ist ein komisches Gefühl. Chaos in den Gedanken, eine Mischung zwischen Stress und Wohlbefinden. Man weiß nicht mehr, wo vorne oder hinten ist, wie man sich verhalten soll…“ ~*~*~*~ Draco sah Harry verblüfft an. Das war nun die letzte Frage, die er erwartet hatte. Warum kamen ihm auf einmal alle mit Liebe? Okay, nicht alle. Nur Pansy... Aber jetzt auch Harry? „Nein, ich war noch nie verliebt...“, antwortete der Blonde leise. „Es ist komisch, dass du fragst... Ich habe das erst neulich Blaise und Pansy erklärt... Weißt du, wenn du von klein auf keine Liebe kennen lernst, wenn dir deine Eltern nie das Gefühl vermitteln, geliebt zu werden, und du vollkommen vergeblich um ihre Liebe ringst und man dir stets vermittelt, dass du vollkommen unzureichend bist, obwohl du immer dein Bestes gibst, dann erreichst du einfach den Punkt, wo du dir selbst das Herz rausreißt, damit es nicht mehr so erbärmlich weh tut.“ Er stockte. „Aber es tut nicht weniger weh... Man wird nur so kalt, dass man es einigermaßen ertragen kann. Liebe...“ Er ließ sich das Wort regelrecht auf der Zunge zergehen. „Ich kann verstehen, wenn man danach sucht und sich danach sehnt. Ich für mich - ich habe jegliche Hoffnung längst aufgegeben. Sie ist eine Phrase geworden, eine Illusion. Nichts weiter.“ ~*~*~*~ Harry richtete seinen Blick auf ihn. War das so? „Ich war auch allein.“, sagte er leise. „Meine Eltern sind tot, sie können mir keine Liebe mehr geben. Mein Onkel und meine Tante finden mich abartig, da half es auch nichts, wenn ich gut in der Schule war. Ich habe immer versucht, zu ihnen durchzukommen, aber es hat nie funktioniert… Warum konntest…“ Harry brach ab. Er wollte nicht schon wieder einen Streit hervorrufen, indem er ihn fragte, warum er sich die Liebe nicht in seiner Umgebung geholt hatte, bei seinen Freunden, bei Menschen, denen er etwas bedeutete… Ob Draco einfach keine solchen Menschen gekannt hatte? Und jetzt… Er hätte doch Liebe zu geben. Nur schien es nicht so, als wollte Draco diese haben… Es tat weh, dass er einfach nicht sehen wollte, dass er… dieser Illusion nicht nachgeben konnte, damit er sich das Leben leichter machte. Es musste doch nicht er sein. Irgendjemand… Denn… es war doch einfacher, wenn man sich eine Illusion aufbaute, anstatt die kalte Wirklichkeit tatsächlich an sich heran zu lassen. Oder warum sollten die Menschen sonst Voldemorts Rückkehr so penetrant leugnen und stattdessen ihn zum Mörder deklarieren? Aber das war wohl nicht zu vergleichen… Er blickte wieder in die kalte Feuerstelle. ~*~*~*~ Schweigend hörte Draco ihm zu. Die Umstände ihres Aufwachsens waren sich so ähnlich. Warum aber waren sie so anders geworden? „Warum konnte ich was nicht?“ Seine Stimme war weich. „Versuchen zu ihnen durchkommen?“ Er lachte heiser, bitter. „Weißt du, was ich heute versucht habe? Ich habe ein allerletztes Mal versucht, an meinen Vater ranzukommen. Ein allerletztes Mal. Ich bin zu ihm hingegangen und habe ihn umarmt. Einfach so. So, wie ein Sohn seinen Vater doch umarmen kann... Aber da war nichts. Keine Wärme. Nichts... Die habe ich das erste Mal bei... dir gefunden. Bei Blaise, bei Pansy. Bei den einzigen Menschen, die ich meine Freunde nenne. Aber nicht bei meinem Vater. Weißt du, was er gesagt hat? Dass ich es lassen soll. Dass ich kein Kind mehr sei...“ Seine Stimme wurde leiser und er brach ab. Noch nie zuvor hatte er mit solcher Bitterkeit über seinen Vater gesprochen. ~*~*~*~ Dieser Vater war das Letzte. Wirklich. Wäre er kein Todesser, würde er trotzdem auf diese Liste kommen. Einfach so. Aus Grausamkeit… Aber immerhin versuchte Draco inzwischen sich zu öffnen. Er versuchte zumindest, Liebe zu finden, Geborgenheit, Freundschaft. Wärme! Und er fand sie auch bei ihm… Harry schlang seine Arme um seinen Bauch, als hätte er Leibschmerzen, versuchte das nervige Monster in seinem Bauch zur Ruhe zu bringen, das dort seine Eingeweide zum Kribbeln brachte. Bedeutete er Draco vielleicht doch was? Auch wenn er ihm nicht vertraute… Aber im Grunde tat er es doch. Ihm vertrauen... Oder würde er sonst über so etwas mit ihm reden? Wieder schickte er einen Blick zu ihm, Unsicherheit lag in den Augen. Unsicherheit, ob er Recht hatte, oder nicht. Unsicher, was genau er bei Draco bewirken konnte… ~*~*~*~ „Ironischerweise ist es trotzdem so unglaublich schwer, sich von ihm zu lösen... Es ist...“ Der Slytherin lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte den Kopf in den Nacken, starrte eine volle Minute schweigend zur Decke empor. Dann blickte er Harry an, die grauen Augen so offen, so ehrlich wie wohl noch nie zuvor in seinem Leben. „Ich weiß, dass er mich zu seiner Marionette gemacht hat. Ich weiß, dass er mich von Anfang an in eine Form gepresst hat, die ihm zusagte. Ich weiß es. Und doch... bis heute wäre ich bereit gewesen, ihm das zu verzeihen. Immer noch. Nach allem. Nach den letzten beschissenen fünfzehn Jahren.“ Er legte die Handflächen zusammen, drückte die Nase dagegen, schloss die Augen und dachte nach. „Ich habe bisher noch nicht darüber geredet. Mit niemandem... Aber vielleicht... verstehst du es jetzt etwas besser. Auch mein Verhalten am Samstag...“ Draco sah den Gryffindor wieder an, nahezu bittend. ~*~*~*~ Die Worte hatten einen Kloß in seinen Hals gezaubert, der dicker nicht hätte sein können. Er war der Erste? Der erste, der das hören durfte? Der erste… dem er das anvertraute? Wie schwer musste ihm das gefallen sein? Wenn nicht einmal seine… Freunde davon wussten, wenn es nicht einmal seine Mutter wusste. Aber er hatte ja mal gesagt, dass seine Mutter ihm nicht half… Harry blickte einfach nur zurück in diese grauen Augen, konnte gar nichts anderes mehr tun. Hätte er versucht, etwas zu sagen, hätte er sicherlich geweint. Hätte er sich bewegt… ebenfalls. Er konnte ja noch nicht einmal lächeln, um ihm zu sagen, dass er ihm verziehen hatte. Dass er ihm für Samstag verziehen hatte, dass es ihm leid tat, was passiert war. ~*~*~*~ Ein weiches Lächeln erschien auf Dracos Gesicht. Er hatte begriffen, was der andere ihm durch den stummen Blick sagen wollte, und dabei hatte er das Gefühl, dass ihm ein tonnenschweres Gewicht von der Seele fiel. Er seufzte leise, rutschte ein wenig zur Seite und überbrückte die Entfernung zwischen ihnen. Danach lehnte er den Kopf an Harrys Schulter. Der Wunsch nach Nähe hätte ihn sonst innerlich zerrissen. Er brauchte die Wärme eines anderen, um die Kälte und den Schmerz in seinem Inneren zu lindern und beides erträglich zu machen. „Es...“, setzte er langsam an. „Es kann sein, dass ich wieder... austicke. Aber das hat dann nichts mit dir zu tun... Vor allem nicht, wenn es... ihn betrifft.“ Noch ein Entgegenkommen. ~*~*~*~ Harry nickte, doch um seine Selbstbeherrschung war es geschehen. Er hatte die Tränen nicht mehr aufhalten können. Wortlos legte er den Kopf auf Dracos, schloss die Augen, wehrte sich nicht dagegen, denn das würde nur ein Schluchzen provozieren. Vielleicht… vielleicht bemerkte er es so nicht… Seine Hand griff nach Dracos, legte sich von oben darüber und er drückte sie sacht. Vielleicht konnte er so das zeigen, was zu sagen er momentan nicht fähig war… Ich bin da. ~*~*~*~ Draco spürte, wie Harrys Tränen sich den Weg durch seine blonden Haare bahnten. Beinahe fühlten sie sich an wie Regen... Er schloss die Augen, sagte nichts. Still legte er seine freie Hand wiederum über Harrys und strich sanft mit dem Daumen hinüber. Mehr Trost konnte er nicht spenden, fühlte er sich selbst doch vollkommen leer und ausgebrannt. Doch weinen... Weinen lag ihm fern. ~*~*~*~ Es war klar gewesen, dass er es merken würde. So klar. Aber solange er nichts sagte, war es doch in Ordnung. Er hatte Draco noch nie weinen sehen… Vielleicht konnte es ihm ja auch helfen, wenn jemand anderes für ihn weinte. War ja nicht so, als würde man immer alles selbst machen müssen… Außerdem half es ihm selbst. Als seine Tränen schließlich versiegten, fühlte er sich besser. Vielleicht brannten seine Augen, aber seiner Seele ging es besser. Auch dem Chaos in ihm drin. Irgendwie hatte er gerade eingesehen, dass er von Draco nichts zurückerwarten konnte, denn jemand, dem nicht beigebracht wurde, wie man liebt, der konnte auch keine Liebe geben. Oder? Aber es war nicht schlimm. Hauptsache, es ging ihm besser. Wenn er etwas dazu beitragen konnte, dann war das gut so. Es schlug sieben und seine Finger schlossen sich ein wenig mehr um Dracos Hand. „Willst du noch was essen?“, fragte er leise. Ihm wäre danach, nachdem er die letzten zwei Tage durch gefastet hatte, aber er würde Draco jetzt nicht alleine lassen, wenn dieser es nicht wollte. Zu wertvoll war dieses Beisammensein. „Viel Zeit bleibt nicht mehr…“ ~*~*~*~ Draco hielt die Augen geschlossen, spürte wie Harry für ihn weinte, um ihn weinte. Es war... ein seltsames Gefühl. Seltsam und doch... fühlte er sich geborgen und angenommen. Er merkte gar nicht, wie die Zeit verging, doch Harrys Worte zwangen ihn dazu, sich damit auseinanderzusetzen. „Nicht unbedingt...“ Draco seufzte leise, was beinahe schon wie ein Schnurren klang. Er fühlte sich wohl... Und das wollte er nicht hergeben. Dennoch... Er konnte schlecht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn der Gryffindor nicht zum Abendessen ging. Er war ohnehin schon so dünn geworden... „Aber ich will nicht Schuld sein, wenn du schon wieder nichts isst. Also geh. Ich werde hier bleiben...“ Er hob widerwillig den Kopf und lächelte den Schwarzhaarigen an. Ganz behutsam wischte er ihm mit dem Finger eine verbliebene Träne von der Wange. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte seinen Freund an. Wäre wohl tatsächlich besser, wenn er ginge... Harry konnte direkt spüren, wie sich in ihm Hoffnung breit machte, ein kleiner Funke, doch er würgte ihn gekonnt ab. Da war nichts, da würde nichts sein. Diese Geste bedeutete nichts! Nicht mehr, als Dracos Augen ihm sagten: Dankbarkeit und leise Fürsorge. Er hatte ja sogar bemerkt, dass er nichts gegessen hatte… Er wollte nicht gehen… Gab es nicht vielleicht eine andere Lösung? Ein winziger Gedanke machte sich in ihm breit. Er angelte nach seinem Umhang, bekam ihn gerade so zu fassen und zog den Zauberstab aus dem Ärmel, nachdem er diesen gefunden hatte. Ein kurzer Schwung, ein leises Wort und Kekse waren da. Das musste vorerst genügen. Und dazu… Ein zweiter Zauber und auf der Couch standen zwei Flaschen Zitronenlimo. Als er sich bewegte, um den Mantel wieder wegzutun, kippten beide um. „Ich werde hier essen!“, verkündete er das Offensichtliche und grinste Draco vergnügt an. Und schon steckte er sich einen Keks in den Mund. ~*~*~*~ Ein leichtes Schmunzeln zog über Dracos Lippen, als Harry tatsächlich Kekse herzauberte und Limonade noch dazu. Er schüttelte mit einem leichten Lachen den Kopf. Dieser Junge war wirklich unglaublich. Er verband beides miteinander... Essen und hier bleiben... Für ihn. Der Blonde griff nach den Flaschen mit der Limonade, öffnete sie beide und reichte Harry dann eine davon. Klickend stieß er seine Flasche gegen Harrys. „Du bist wirklich unglaublich, weißt du das?“ Noch immer lächelte er, während er an der Limonade nippte. Zitrone. Selbst das hatte sich Harry gemerkt... Bisher hatte ihm noch nie jemand so gezeigt, dass er auf ihn achtete. Jedenfalls nicht so, dass es dem Slytherin aufgefallen wäre. ~*~*~*~ „Ich?“ Harry schüttelte den Kopf und stopfte sich einen neuen Keks in den Mund. „Dasch ischt Einbildung!“ Aber das Kompliment freute ihn. Sehr sogar. Denn es war anders gemeint, als es sonst gemeint war, anders als die Menschen, die es ihm früher gesagt hatten, weil sie ihn bewunderten. Er hielt Draco einen Keks mit Schokolade hin. „Oder lieber Zuckerwatte?“ ~*~*~*~ „Schokoladenkekse sind prima.“ Draco konnte einfach nicht anders, noch immer grinste er und kam sich langsam ein wenig blöde vor. Er nahm den Keks, biss hinein und kaute. Verdammt, wahrscheinlich hatten Schokoladenkekse noch niemals so gut geschmeckt. Er streifte die Schuhe ab und zog die Beine an. Den einen Arm schlang er um sie, den anderen behielt er frei, um wenigstens seine Limonade trinken zu können. Verdammt, er fühlte sich schon fast... glücklich. Nein, nicht nur fast. Er schloss die Augen, kuschelte sich halb gegen die Rückenlehne und halb gegen Harry. Wer hätte gedacht, dass dieser Tag solch eine Wendung nehmen würde... Wer hätte überhaupt gedacht, dass er sich doch einmal so fühlen würde… ~*~*~*~ Harry tat es ihm gleich. Es tat gut nach diesem Wochenende. Und die Kekse waren auch noch nie so gut gewesen. Alles bestens grade. Am besten blieb es jetzt einfach so und nichts veränderte sich, dann war doch alles klasse! Und urplötzlich war sie da. Die Frage, der er auch schon am Samstag nicht hatte stellen können. Diese kleine, fiese Stimme hatte sie ihm eingeflüstert und jetzt hing die Frage in seinen Gedanken fest. Er wollte sie nicht stellen. Er kannte die Antwort doch eh, oder? Er wollte die Atmosphäre nicht wieder gefährden! Er wollte Draco nicht traurig machen! Und er wollte selbst nicht die Trauer erfahren, die eine mögliche Antwort in ihm hervorrufen konnte. Da lebte er doch lieber in Ungewissheit… ~*~*~*~ Draco lächelte leicht, als sich der andere neben ihm zurücklehnte, hob den Kopf leicht an und machte es sich noch ein wenig bequemer. Das war gut so... Balsam auf seiner Seele. Diese ganze Situation und ganz besonders... Harry. Seltsam, wo dieser Junge doch vor nicht allzu langer Zeit noch sein Feind gewesen war. Und jetzt... jetzt hatte er das Gefühl, in ihm einen noch näheren Freund gefunden zu haben als Blaise. „Was denkst du gerade?“, fragte er unvermittelt, öffnete die Augen und blickte auf einige struppige, schwarze Haarsträhnen und ein Stück weißes Hemd, alles, was er aus dieser Position von Harry gerade sehen konnte. ~*~*~*~ Harry hätte sich fast verschluckt. Da dachte er so bescheuerte Dinge und dann kam so eine bescheuerte Frage. Es würde doch nichts ändern, wenn er diese Frage jetzt stellte! Es würde gar nichts ändern! Die Antwort… bliebe die gleiche! Und er wollte sie nicht hören! Er ließ sich Zeit mit dem Antworten, dachte darüber nach, was er sagen könnte. Ihm fiel im Grunde nichts ein. Weder wusste er, was Draco hören wollte, noch wusste er, was er ihm mitteilen wollte. Im Grunde, war dieses schweigvolle Beisammensein vorhin genau das Richtige gewesen. Schließlich zuckte er mit den Achseln und grinse unbeholfen, was Draco nicht sehen konnte. „Ich weiß nicht…“ Hören konnte er es sicher. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco wechselte die Flasche in die andere Hand, streckte die nun freie aus und spielte mit den wirren Haarsträhnen vor seinem Gesichtsfeld. Schade... Es interessierte ihn, aber offenbar wollte Harry nicht darüber reden. „Ich bin froh, dass du hier bist...“, sagte er leise. Seine Stimme klang auch für seine eigenen Ohren ungewohnt weich und sanft. Und im nächsten Moment fragte er sich, ob er das wirklich gerade gesagt hatte. Irgendwie... neigte er heute dazu Dinge zu tun, die er sonst nicht tat. Er wusste nicht, ob er das gut finden sollte. Aber irgendwie... war er gerade in so einer verdammt ehrlichen Stimmung. Wenn Pansy hier wäre, würde sie das wahrscheinlich gnadenlos ausnutzen... Wobei, nach dem letzten Schreck, den sie mit ihm erlebt hatte, wohl eher doch nicht. ~*~*~*~ Harry nickte, lächelte schmerzlich. Er ja auch. Aber gerade jetzt hatte es was von Folter bekommen. Süße Folter. Ein tiefer Seufzer löste sich aus seiner Brust, als er sich gegen ihn fallen ließ, schwer, nicht mehr so locker leicht wie vorher. Es wäre besser er würde damit aufhören. Es wäre besser, er würde gehen. Es wäre so vieles so viel besser, wären sie nicht mehr beieinander. Und trotzdem war nichts so schön wie diese schmerzhafte Nähe. „Was machst du nur mit mir…“ Ein Flüstern nur, nicht einmal bewusst ausgesprochen, aber es war tatsächlich alles, was er hätte sagen können, um sich zu beschreiben. ~*~*~*~ Draco stellte die Limonadenflasche endgültig beiseite, merkte gar nicht, wie diese umkippte und den Teil des Sofas hinter ihm mit der süßen Flüssigkeit tränkte. Er schlang beide Arme um Harry, zog ihn an sich, vergrub das Gesicht in seinen Haaren. „Danke...“, wisperte er leise. Er musste nicht sagen wofür. Harry würde es schon verstehen. Die Wanduhr schlug. Zeit für die Kontrollrunden... Er seufzte leise, spürte wie sich Harrys Haare in seinem Atem bewegten. „Ich muss gehen... Vertrauensschülerpflicht... Drück mir die Daumen, dass mir mein Fanclub nicht zu sehr auf den Wecker geht...“ Ein weiterer Seufzer, der irgendwo in Harrys Haarschopf verloren ging. ~*~*~*~ Das Herz wurde Harry schwer, und eine ungewisse Traurigkeit überkam ihn, bis dieses eine Wort fiel. „Fanclub?“, fragte er. „Was für ein Fanclub?“ ~*~*~*~ „Drei kleine Erstklässler...“ Mit einem gewissen Widerwillen gegen den Verlust an Wärme drückte Draco Harry von sich und streckte sich ein wenig. „Sie haben beschlossen mich zu ihrem großen Helden zu erklären, seit ich einen von ihnen aus den Kerkern geholt habe. Kannst du dir das vorstellen? Sind schon zwei Wochen hier und verlaufen sich trotzdem noch auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum.“ Er schüttelte leicht den Kopf. ~*~*~*~ Und wie der Schwarzhaarige sich das vorstellen konnte. Wenn er sich da vorstellte, wie lange er gebraucht hatte, um selbst hier zurechtzukommen… Aber dieser Fanclub, der interessierte ihn. Drei Jungs, Kinder, die sich nicht vor der Schwarzmagie fürchteten und nichts auf die Schwulengeschichten gaben… „Soso…“ Harry schickte Draco einen unergründlichen Blick. „Draco, der große Held… Weißt du was, diesen Club sehe ich mir an!“ Das bedeutete, er würde mitkommen. Versteckt natürlich, aber ja, er würde sich das anschauen. Er würde sich anschauen, wie Draco seine Runden drehte und was er dabei alles tun musste. Er langte nach seiner Tasche und grinste Draco an. Das war doch mal eine tolle Idee! ~*~*~*~ „Das ist doch...“ Weiter kam Draco nicht. Verdammt, es war sein Ernst! „Wie du meinst. Viel Spaß beim Langweilen, denn es wird wirklich so gut wie gar nichts passieren.“ Der Blonde stand mit einem Kopfschütteln angesichts von Harrys verrückter Idee auf und schlenderte zu dem Tisch, wo seine Sachen auf ihn warteten. Er zog den Umhang wieder über, nahm Tasche und Päckchen und wartete kurz, bis Harry so weit war. „Du bist wirklich verrückt...“, murmelte er leise, aber eine gewisse Belustigung klang in seiner Stimme unüberhörbar mit. ~*~*~*~ Harry grinste ihn an. „Besser verrückt als verschoben.“, gab er zurück, machte sich selbst fertig, holte am Ende noch den silbrigschweren Umhang seines Vaters aus der Tasche. „Damit das niemand sieht und du am Ende noch Ärger oder Probleme kriegst!“, erklärte er, dann warf er ihn sich über, verschwand im Nichts des Betrachters. ~*~*~*~ Draco lächelte kurz noch einmal zu der Stelle hinüber, wo sich Harry gerade noch befunden hatte, und verließ dann den Raum der Wünsche. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, dass man unsichtbar beobachtet wurde. Am besten dachte er gar nicht mehr daran, dass der Gryffindor da war. Schon auf dem Weg zu den Kerkern, von wo aus er wie gewohnt starten würde, durfte er sich mit drei Ravenclaws beschäftigen, die die Treppen zum Spielen missbrauchten und die sich eindeutig langsam mal auf den Weg zu ihrem Gemeinschaftsraum machen sollten. Er trat zu den dreien und bedachte sie nur mit einem kritischen Blick. Die drei sahen ihn an, einer wollte noch eine flapsige Bemerkung machen, dann fiel der Blick auf das Vertrauensschülerabzeichen und sofort funktionierte die Hogwartsdisziplin. Draco musste noch nicht einmal etwas sagen. Mit einem leichten Grinsen sah er ihnen nach, wie sie in Richtung Ravenclawturm verschwanden. In den Kerkern würde es noch viel lustiger werden... Doch zuvor lief ihm sein Fanclub über den Weg. Die drei hatten offenbar in der Nähe der Treppe zu den Kerkern auf ihn gewartet. „Dracoooo!“ Der Blonde biss die Zähne zusammen, als der Ausruf kam und die drei Kleinen auf ihn zugerannt kamen. Wie waren noch mal die Namen? Ach ja, der strohblonde Lockenkopf war Rivers, der Dunkelblonde Zack und der Brünette Marv. Sollte er sich vielleicht mal merken. Rivers umarmte ihn stürmisch. Woah... Das war jetzt wirklich das letzte, womit Draco gerechnet hatte. Der Kleine reichte ihm gerade bis zur Taille und presste sein Gesicht nun in seinen Bauch. „Okay... Hallo Rivers. Zack, Marv.“ Der Vertrauensschüler nickte kurz in die Runde und schob den Kleinen dann bestimmt von sich, allerdings nicht, ohne ihm mit einem kleinen Seufzer durch den Lockenschopf zu wuscheln. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass Harry gerade seinen Spaß hatte... „Wir hatten heute die erste Flugstunde! Das war toll!“, sprudelte Zack hervor, während Marv und Rivers Draco aus großen strahlenden Augen anblicken. ~*~*~*~ Allein schon die Gesichter der Ravenclaws waren grandios gewesen. So murrend und mosernd und so überhaupt nicht einverstanden, aber es war nichts gegen Dracos Gesicht, als die drei laufenden Meter angerannt kamen. Der eine umarmte ihn sogar! Harry fiel fast übers Treppengeländer in dem Versuch, sich das Lachen zu verbeißen. Draco war ja so niedlich mit diesen Kindern… Beherrschung pur? Genervt? Das konnte er erzählen, wem er wollte, ihm machte er das nicht weis. Die drei hatten, auch wenn Draco das niemals zugeben oder auch nur von selbst bemerken würde, dessen Herz erobert. Ganz heimlich, still und leise. Bei den großen, runden Augen und den strahlenden Gesichtern kein Wunder. „Wir waren ganz hoch oben!“, schwärmte Marv weiter. Er war der größte der drei und immer noch klein. „Und der Besen hat geschaukelt!“ „Meiner nicht!“ „Meiner auch nicht!“ „Meiner war am höchsten von allen!“ Marv kniff seinem Freund in die Seite. „Ja, weil er durchgegangen ist und du ihn nicht mehr halten konntest!“ Zack blitzte ihn an. „Stimmt gar nicht! Das war alles gewollt!“ Eine kurze Pause trat ein, wo sie sich alle gegenseitig ansahen, dann blickten sie Draco an. Harrys erster Gedanke war: Beute. Er biss sich auf die Zunge, um nicht loslachen zu müssen. „Draco, flieg du auch mal mit uns!“, riefen sie dann und Harry schaffte es nicht mehr, an sich zu halten. Ein leiser Laut entwischte ihm, doch zum Glück waren die drei Kleinen zu laut, denn jetzt ging das Geschrei erst richtig los. ~*~*~*~ Draco fiel es schwer, die Ohren auf Durchzug zu schalten. Bei dem Geschrei ging das ja gar nicht anders. Er drängte ein paar Schritte vorwärts, um wenigstens im Laufen mit dem Trio reden zu können. Soweit reden überhaupt ging. „Oh, bittebittebittebittebittebittebittebitte! Flieg mit uns! Bittebittebittebittebittebittebitte!“ Die drei waren als Chor wirklich gut. Holten die überhaupt Luft beim Reden? „Ihr wisst, dass das nicht geht. Madam Hooch hat strenge Regel und als Vertrauensschüler darf ich die natürlich nicht brechen.“ Was ihm gerade nicht im Geringsten Leid tat. Mit den dreien würde das wahrscheinlich in einer Katastrophe mit gebrochenen Knochen enden. „Ooooh... Das ist schade...“ Rivers’ Augen glitzerten verdächtig. Nicht weinen. Oh nein, bloß nicht weinen. Er warf einen kurzen Blick rüber zu den anderen beiden. Bei denen sah es genauso aus. Zacks Unterlippe zitterte sogar schon. Draco atmete tief durch. Da blieb ja nur noch eine Lösung... „Aaaber...“, begann er lang gezogen. „Wenn ihr am Mittwoch beim Training zuguckt, nehme ich jeden von euch einmal auf meinem Besen mit. Okay?“ Sofort war jedes Unglück vergessen. Drei Augenpaare strahlten ihn an. „Oh, das ist toll!“ Rivers tanzte vor ihnen her, breitete die Arme aus und drehte sich im Kreis. „Ganz toll!“ „Megatoll!“ „Hypermegatoll!“ So langsam überboten sie sich an jeglichen Steigerungsmöglichkeiten. Verdammt, er hatte ihnen das gerade nicht wirklich versprochen, oder? ~*~*~*~ Harry kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Wenn das so weiter ging, dann würde er ersticken! Dann würde er schlicht und einfach ersticken! Die drei Jungen hatten sich an den Händen gefasst und tanzten vor Draco her. Harry grinste breiter. Mit einem schnellen Schritt war er bei dem Blonden, lehnte sich ein bisschen vor, eine Hand berührte sachte Dracos Schulter. „Mit diesen Kindern bist du richtig süß!“, flüsterte er dicht neben seinem Ohr. „Dir ist doch wohl klar, dass ich da sein werde?“ Und schon war er wieder weg, denn die Jungen starteten eine neue Attacke. Jeder von ihnen griff nach einer Hand Dracos, um ihn zum Gemeinschaftsraum zu geleiten. Dabei kamen sich Rivers und Zack in die Quere und sie gifteten sich kurz an, bevor Zack überlag und stolz Dracos Hand umklammerte. Harry musste schon wieder lachen. Es war doch einfach nur Gold wert, dieser Anblick! Wo war Colin mit seiner Kamera, wenn man ihn brauchte? Dieses Bild hätte er zu gerne aufbewahrt… Ob Dumbledore ihm verriet, wie man sich so ein Denkarium herstellte? Das wäre genau das Richtige… ~*~*~*~ Toll, jetzt hatte er Harry auch noch zu verdanken, dass er rote Ohren bekam. Draco konnte richtig spüren, wie das Blut hineinschoss. Und damit würde der Gryffindor noch mehr zu lachen haben. Danke. Bestimmt entzog Draco Marv seine Hand und drückte Rivers das Päckchen in die Hand. „Aber vorsichtig, ja?“ Rivers schaute ihn überglücklich an und nickte ernsthaft. Natürlich. Was dachte er denn? Seufzend nahm er Marv wieder an die Hand. „Aber ihr bleibt im Gemeinschaftsraum, verstanden? Die Runde muss ich alleine gehen.“ „Wirklich?“ Hundeblicke an allen Seiten. „Können wir nicht mitkommen? Bittebittebittebittbittebittebittebitte. Du kommst doch vor der Sperrstunde zurück...“ Draco seufzte leise. „Aber erst bringen wir meine Sachen weg...“ Verdammt. Wenn er nur wenigstens gemein zu den Kleinen hätte sein können... ~*~*~*~ Harry blieb stehen, blickte ihnen nach, wie sie den Gang hinuntergingen. Draco war rot geworden. Und es hatte wieder das in ihm ausgelöst, das sich Hoffnung nannte. Diese Reaktion war einfach bilderbuchreif. Das Lachen war gegangen. Hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Und gleichzeitig war ein neues Gefühl hinzugekommen, das er bisher so deutlich nicht kannte: Eifersucht. Verdammt. Er hatte doch für einen Moment wirklich gedacht, dass er mit den Kleinen tauschen wollte. Er gönnte es ihnen nicht, so ungezwungen bei Draco zu sein, was wirklich gemein war, denn der Blonde brauchte das. Harry hatte richtig sehen können, wie sein Gesicht ein Stückchen heller geworden war. Genau solche Menschen brauchte er… Er allein konnte nicht das erreichen, was er für Draco haben wollte. Er musste sich helfen lassen, ganz egal von wem, jeder war recht… Die Schritte vor ihm verklangen, dafür kamen von hinter ihm welche, so dass er ausweichen musste. Er stellte sich hinter eine Säule, um möglichen Kollisionen um ein Höchstmaß zu vermindern, und starrte auf den Boden. Wenn er es doch einsah, dass es da noch andere geben musste, warum tat es dann so weh? Warum tat der Gedanke, Draco teilen zu müssen so weh? Er hatte sich doch damit abgefunden, dass er das, was er sich wünschte, bei Draco nicht finden würde. Oder? ~*~*~*~ Draco hatte sich entschlossen, nicht mit den dreien in den Gemeinschaftsraum zu gehen, sondern auf dem Flur zu warten. Mit der Anweisung, seine Sachen ja auch ordentlich auf sein Bett im Fünftklässlerschlafsaal zu legen - wovon sie garantiert wussten, welches es war - hatte er sie hineingeschickt. Nun lehnte er an eine der Wände und wartete ab. Eigentlich hatte er erst vorgehabt, ohne seinen Fanclub wieder abzuziehen, aber dann... Verdammt, die Kleinen machten ihn wirklich weich. Vielleicht war bei ihm ja doch noch nicht alles verloren. Immerhin konnten sie ihn noch anrühren... Genauso wie es ihm heute gelungen war, glücklich zu sein. Das war doch ein Lichtblick, oder? Prüfend wanderten seine Augen über den Gang. Gerade war es leer hier. Wenn er Harry hätte sehen können, dann hätte er jetzt mit ihm geredet, aber so... So blieb nur, dass sich der Gryffindor selbst bemerkbar machte. Zwei Minuten später stürmten das Erstklässlertrio mit hochroten Köpfen aus dem Gemeinschaftsraum, bremste gerade vor ihm ab und rannte ineinander. Draco bedachte sie nur kurz mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Entschuldige...“, wimmerte Rivers. „Wir hatten Angst, dass du...“ „Dass ich ohne euch gehe?“ Für einen Augenblick war Dracos Stimme kalt. Die drei zuckten zusammen. „Ich halte meine Versprechen.“, fuhr er fort. „Und jetzt Abmarsch.“ „Ja!“ Glücklich sahen sie ihn an. Nie wieder würden sie Zweifel an ihrem Idol hegen. Ihr Weg führte sie erst einmal wieder zurück, bis zu der Treppe, die den Kerkern hinunterführte. „Duuu..., was muss man machen, um ins Quidditchteam zu kommen?“ Zack zupfte an seinem Ärmel und sah ihn mit großen Augen an. Augenblicklich war klar, was der Traum von den Jungs war. „Erst einmal solltet ihr im zweiten Schuljahr sein. Erstklässler werden eigentlich nicht ins Team genommen...“ „Bei Harry Potter hat man das aber gemacht!“, quäkte Marv. Danke. Damit war eines der Themen erreicht, die Draco eigentlich lieber umschiffte. ~*~*~*~ Harry horchte auf, als er seinen Namen hörte. Nur leise, aber er hatte ihn definitiv gehört. Vorsichtig schielte er um die Ecke und da sah er sie wieder kommen. Draco und sein Fanclub. Niedlich, die vier… Wie Geschwister… Gerade bekam der Junge namens Marv einen Nasenstüber von Rivers. „Das war nur ein Notfall!“, sagte er böse. „Die Gryffindors hatten einfach nicht genügend gute Leute, so dass Potter einspringen musste!“ Das war die Meinung, die die meisten Slytherins vertraten. Und seit neustem auch ein paar andere, selbst wenn Tatsachen dagegen sprachen. Okay, damals hatte Gryffindor einen Sucher gebraucht, aber inzwischen verdiente er diese Position. Die antrainierte Abwehrreaktion trat bei Harry in Kraft, das Lächeln erschien auf seinem Gesicht, obwohl es gerade doch niemand sehen konnte. Früher waren die meisten der Meinung gewesen, dass es verdient gewesen war, auch wenn viele sauer gewesen waren, dass man für die Gryffindors eine solche Ausnahme gemacht hatte, aber heute war er damit eher auf der Abschussliste… Und das tat wirklich weh. Dieses Talent… Er bildete sich etwas darauf ein, weil sein Vater es ihm vererbt hatte… Seine restlichen Talente hielten sich ja auch in Grenzen… Die Kinder mit Draco kamen näher und Harry wich noch ein bisschen zur Seite, denn der ihm nächste Junge fuchtelte ausladend mit seinen Armen in der Luft herum, während er demonstrierte, wie er ihn, Harry, schlagen würde, wäre er Sucher wie Draco, welche Methoden er da nutzen würde und wie er ihm seinen Sieg demonstrieren würde. War ja schon niedlich, wie hoch der Kleine hinaus wollte… ~*~*~*~ „Unterschätze niemals deinen Gegner.“, sagte Draco sanft und strubbelte Marv durch das Haar. „Und erst recht nicht einen Harry Potter. Das hat schon seinen Grund, warum er der jüngste Sucher seit hundert Jahren geworden ist.“ Die drei sahen ihn mit offenem Mund an. Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt, oder? „Meinst du das so?“, fragte Rivers mit aufgerissenen Augen. „Würde ich es sonst sagen?“ Wieder der zurechtweisende Blick, den die Kleinen vorhin gelernt hatten. Sie lernten aber schnell und zweifelten seine Worte nicht noch einmal an. „Du hast gerade gesagt, dass Harry Potter gut ist?“ Zack war vollkommen fassungslos. Irgendwie niedlich dieser Gesichtsausdruck. „Sonst hätte ich kaum die letzten Spiele gegen ihn verloren.“ „Ist er dann besser als du?“ Nächste Frage, diesmal Marv, der sich wieder gefasst hatte. „Das habe ich nicht gesagt. Das werden wir diese Saison sehen.“ In Dracos Augen glitzerte es vor Vorfreude. Oh ja, das würden sie wirklich sehen... Und er würde sich sicher nicht so einfach geschlagen geben. „Heißt das...“ Rivers überlegte fieberhaft. „...dass wir ihn jetzt gut finden müssen?“ Draco grinste. „Das gibt euch keiner vor. Ich habe nur gesagt, dass ihr Respekt vor euren Gegnern haben sollt. Sonst unterschätzt ihr sie und macht Fehler.“ „Hm...“ Nachdenklich legte einer nach dem anderen die Stirn in die Falten. Und sie waren still. Wenigstens die nächsten drei Minuten. ~*~*~*~ Die Worte hellten Harrys Gemüt ein wenig auf. Sie würden sehen, wer besser war? Glaubte Draco tatsächlich, dass er ihn dieses Jahr schlagen konnte, nachdem er sogar mit ihm geflogen war? Er hatte es gesehen! Er war besser geworden, aber das reichte noch nicht, denn er selbst würde sich noch viel mehr anstrengen! Niemals würde er ihn gewinnen lassen! Nicht in diesem Sport! Das hier war sein Feld, das gab er nicht her! „Dann streng dich mal an!“, murmelte er unhörbar, als Rivers plötzlich ein Stück vorrannte, sich umdrehte und ihn anblickte. „Ich werde ihn nicht gut finden!“, rief er. „Aber ich werde ihn auch nicht unterschätzen! Damit ich gewinne und so!“ Harrys Grinsen wurde noch ein bisschen breiter. Ja, glaubte er denn, jemals die Chance zu bekommen, gegen ihn fliegen zu können? Glaubte er im ernst, dass sie gegen Draco gewinnen konnten, der der einzige wirkliche Gegner hier in Hogwarts war, der ihm gefährlich werden konnte, wenn es um das Geschick auf dem Besen ging? Glaubte er das wirklich? Der Junge litt definitiv unter Größenwahn… Und dann kam seine Chance, denn die drei Quälgeister starteten gemeinsam einen Ausfall, um Draco zu demonstrieren, wie sie ihn in die Zange nehmen würden, um den Schnatz vor ihm zu bekommen. Sie schienen vergessen zu haben, dass sie als Sucher immer auf sich allein gestellt waren. Aber immerhin waren sie für kurze Zeit aus dem Weg. Harry beschleunigte seinen Schritt und richtete es so ein, dass er direkt neben Draco lief. „Eine schönere Herausforderung habe ich noch nie bekommen.“, flüsterte er und achtete darauf, dass man das Blitzen in seinen Augen auch aus seiner Stimme heraushören konnte. „Ich wünsche dir viel Erfolg.“ Er streifte für eine Winzigkeit seine Hand. „Ich muss weg. Schlaf gut…“ Und schon musste er wieder ausweichen, denn die Springteufel kehrten zurück, um sich an Dracos Arme zu klammern. Harry lächelte und ließ sie zum zweiten Mal an diesem Abend gehen, während er mit der Linken über seine die Stelle strich, mit der er den Blonden berührt hatte. Es kribbelte ein bisschen, aber es war angenehm… „Gute Nacht.“, dann waren Draco und seine Würdenträger aus seinem Blickfeld verschwunden. ~*~*~*~ Draco sah den dreien kopfschüttelnd zu. Irgendwer musste sie mal auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Und dann war da auf einmal Harrys Stimme aus dem Nichts. Sie jagte ihm einen Schauer über den Rücken und seine Nackenhaare stellten sich auf. Aber nicht unangenehm... Eine winzige Berührung und dann war Harry weg. Und er hatte noch nicht einmal die Chance bekommen, ihm zu antworten. Das war... Draco schüttelte leicht den Kopf, zwang sich diesen Gedanken beiseite zu schieben. Was wichtig war, war, dass zwischen ihnen wieder alles in Ordnung war. Und dennoch... nach diesen glücklichen Augenblicken in dem Raum der Wünsche vermisste er ihn jetzt. Selbst seine stille Präsenz hatte er irgendwie gespürt. Jetzt fühlte er sich auf einmal allein. Im nächsten Moment forderte Marv seine Aufmerksamkeit, denn der Kleine versuchte gerade, sich die Treppe herunterzustürzen, um einen genialen Griff nach dem Schatz vorzuführen, was Draco gerade noch verhindern konnte. „Heute Abend keine Quidditchimitationen mehr auf den Treppen, klar?“ Die drei nickten und stürmten in den nächsten Gang. Der Blonde hatte das dumpfe Gefühl, dass das hier noch eine lange Kontrollrunde werden würde. Er hatte Recht. Gerade zwei Minuten vor der Sperrstunde kamen sie wieder im Slytheringemeinschaftsraum an. „Ab ins Bett mit euch!“, scheuchte er das Trio in seinen Schlafraum. Aber natürlich ließen sie es sich nicht nehmen, ihn vorher noch einmal jeder zu umarmen. Draco seufzte leise, als es ihm endlich gelang, sich loszueisen und die drei die Treppe hinauftrappelten. Dann ging er zu Blaise und Pansy, die es sich in den Sesseln am Kamin bequem gemacht hatten. „Dein Fanclub?“ Blaise grinste breit. „Hm...“ „Sie sind niedlich.“ Auch Pansy grinste. „Hm...“ „Sagst du auch noch was anderes?“ „Sie sind anstrengend.“ Draco seufzte leise und ließ sich mit untergeschlagenen Beinen auf dem Teppich nieder. „Aber sie tun dir offenbar gut. Du bist wenigstens wieder besser drauf.“ Pansy strich ihm durch das Haar. „Glaub mir, wenn du sie auf Dauer siehst... Dann entwickelst du mindestens Galgenhumor.“ Blaise lachte leise. „Du bist der Held von drei Erstklässlern geworden. Und das trotz aller Gerüchte. Ich finde das wirklich bemerkenswert.“ „Ja, wahre Naivität gibt es doch noch. Wirklich bemerkenswert...“ Draco verdrehte die Augen. „Nein, Menschen, denen dumme Worte egal sind, gibt es noch. Du solltest dir angewöhnen, die Dinge von der optimistischeren Seite zu sehen.“ Blaise legte ihm die Hand auf die Schulter. „Danke. Ich werde mich daran erinnern, wenn mich der Pessimismus das nächste Mal heimsucht.“ „Immerhin etwas.“ Blaises Grinsen wurde noch breiter. Pansy dagegen schwieg, strich stumm durch Dracos weiches Haar. Sie war bei ihm und doch... fühlte sie sich einsam und kam nicht an ihn heran. Sogar diese Kinder... Sogar sie kamen ihm näher. Draco lehnte sich in dem Augenblick zurück gegen ihre Beine und sah sie mit in den Nacken gelegtem Kopf an. „Schau nicht so traurig, Pansy, okay?“ Er lächelte leicht und strich ihr über die Wange. Sie nickte schwach und schaffte es doch nicht, diesen Ausdruck aus ihren Augen zu verbannen. Blaise legte den Kopf schief. Wo auch immer Draco die letzten Stunden gesteckt hatte, es hatte ihm eindeutig gut getan. Irgendwie hatte er das Gefühl, als wenn es jemandem gelungen war, eine Tür in dem blonden Jungen aufzustoßen... ~*~*~*~ Als Harry in den Gemeinschaftsraum kam, saßen die Weasleys mit Hermione, Neville, Angelina, Alicia, Lee und Katie zusammen. Die Stimmung war… von Galgenhumor durchtränkt. Es wurden Dinge gesagt, die nicht lustig waren, über die aber dennoch ausgiebig gelacht wurde. Er erfuhr, was los war, als er sich zu ihnen gesellte: Ron, Fred, George und Ginny würden Dienstagfrüh nach Hause fahren, um der Beerdigung ihres Bruders Percy beizuwohnen, und erst am Freitagabend wieder zurückkommen. Er blieb bei ihnen und obwohl der Abend sich in die Länge zog, ging er nicht hinauf. Fred und George hatten Butterbier gesponsert und es gab Kuchen. Wie ein gruseliges Fest. Abartig eigentlich, aber es beinhaltete für die Anwesenden etwas wie morbide Faszination, den Brief mit der Todesnachricht immer und immer wieder zu lesen. Er war inzwischen ausgefranst und zerknittert, die Schrift kaum noch leserlich, soweit man sie zwischen den durch Tränen verlaufenen Teilen überhaupt noch lesen konnte. Harry verzichtete darauf, ihn in die Hand zu nehmen. Er tröstete stattdessen Ginny, die als einzige nicht dem schwarzen Humor erlegen war und sich mit den zugegebenermaßen bösen Witzen über Percy nicht anfreunden konnte. Als sie schließlich an seiner Seite einschlief, löste Hermione die Versammlung endlich auf. Angelina trug das Mädchen in ihr Bett, während alle anderen selbst gingen, sich nur noch flüchtig verabschiedeten. Wenn sie am nächsten Morgen aufwachten, dann würden die Weasleys schon weg sein. Zehn Minuten später lag Harry im Bett und starrte in die Schwärze über seinem Bett hinauf. Heute war viel passiert. Es war eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle gewesen. Erst die chaotischen Gedanken wegen Malfoy, der Schock, dass Malfoy Senior im Gebäude war, die Aussöhnung mit Draco, der Eifersuchtsschub und jetzt dieser triste Abschluss des Tages. Er sollte vielleicht mal mit Tagebuchführen anfangen… Auch wenn das wohl nichts mehr bringen würde, außer dass sie später ein Buch herausbringen konnten mit dem Titel ‚Die letzten Tage des Harry Potter’, denn es hatte sich an seinem Plan doch nichts geändert. … Oder? „Harry?“ Es war Rons Stimme, die da aus dem Dunkel kam. Der Schwarzhaarige blickte zur Seite. „Hm…“ Blaue Augen waren in dem schwachen Licht zu erkennen. Ernst und eindringlich sahen sie ihn an. „Du solltest aufhören, dir Gedanken zu machen!“ Harry war irritiert. „Was?“ „Du brauchst dir nicht die Schuld an seinem Tod geben. Es war Schicksal, da konntest du auch nichts dran ändern!“ Der Junge-der-lebt seufzte leise. Das war es eigentlich nicht, was ihn grade so beschäftigte… auch wenn es vorhin mal kurz in seinen Gedanken aufgetaucht war. Momentan war einfach zu viel los, als dass er ständig daran denken könnte, auch wenn das gemein gegenüber Percy war. „Ich mache mir keine Selbstvorwürfe.“, sagte er leise. „Wirklich. Es ist alles in Ordnung.“ Rons Augen fixierten ihn noch einige Augenblicke länger, dann schlossen sie sich. Es war eine so deutliche Geste, dass Harry wusste, dass er es ihm nicht abnahm. „Ich wünschte, du könntest mitkommen, damit du mir glaubst.“, flüsterte der Rotschopf. „Damit ich nicht so alleine bin da…“ Das war genug. Harry stand auf, kam zu ihm und hockte sich neben ihn auf das Bett. „Du bist nicht alleine!“, sagte er leise und drückte Rons Hand. „Deine Familie ist bei dir, Freunde, Bekannte, das Ministerium… Wie kannst du da sagen, dass du alleine bist?“ Ron lächelte. „Du bist lieb. Aber darum geht es nicht. Ich will, dass meine Freunde auch dabei sind. Warum hat Dumbledore es verboten?“ Harrys Augen verdunkelten sich. Für ihn war es klar. „Weil er mir nicht die Möglichkeit geben will, mich zu verselbstständigen.“ „Hm?“ Ron verstand wohl nicht. „Was meinst du? Du würdest doch nicht verschwinden. Warum solltest du?“ Naiv… Und da sagte man von ihm, dass er naiv war. Klar. Natürlich würde er gehen. Bei der ersten Gelegenheit ohne Aufsicht wäre er weg, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber das musste er ja Ron nicht sagen. „Es ist der Grund, warum ich nicht wegdarf. Das kann ich nicht ändern. Und Hermione, schätze ich, darf nicht, weil er es mir sonst auch erlauben müsste…“ Ron seufzte erneut. „Das ist nur unfair…“, sagte er, danach nichts mehr. Er hatte soviel geredet heute, er fühlte sich leer und ausgebrannt. „Leg ihm ein paar Blumen von mir aufs Grab…“ Ron nickte nur noch. Als Harry eine halbe Stunde später zurück in sein eigenes Bett ging, schlief Ron längst. Der Schwarzhaarige hatte sich nur nicht loseisen können, weil sein Freund ihn nicht hatte loslassen wollen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Cause I can't make you love me if you don't You can't make your heart feel something it won't Here in the dark, in these lonely hours I will lay down my heart and I'll feel the power But you won't, no, you won't Cause I can't make you love me if you don't ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Ich mag die drei Kleinen. Die Würdenträger des Draco Malfoy! *lach* Hibbelig, stressig, kindisch und herzallerliebst! *sieallesamtabknuddel* abranka: ...und dabei waren die drei Kleinen nur eine spontane Idee. *lach* Aber ich hab sie gern. Auch gerade, weil sie so vollkommen durchgeknallt sind. *g* Seelenband ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 30: Seelenband Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – Feel The Silence. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 30: Seelenband Draco hatte ausgenommen ruhig geschlafen, was ihn wirklich überrascht hatte. Aber irgendwie... Dieser Tag hatte ihn beruhigt und seltsamerweise fühlte er sich wirklich besser, ja, sogar ausgesprochen gut. Auch das morgendliche Training war kein Thema. Diesmal waren sogar Pucey und Cassandra dabei und wurden von Montague unter lautem Gebrüll und Drohungen um den See getrieben. Es sah wirklich komisch aus und Blaise bekam alle paar Meter einen erneuten Lachanfall. Diesmal war ihr Timing besser und sie kamen so rechzeitig zum Frühstück, dass sie dafür sogar eine halbe Stunde Zeit hatten. Draco war gut gelaunt, was seine Tischnachbarn teilweise etwas verblüfft zur Kenntnis nahmen. Wann sah man den blonden Malfoy-Sohn schon sonst Scherze mit ein paar Erstklässlern machen? Der erste offizielle Draco-Malfoy-Fanclub hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, die Sitzordnung am Tisch kurzerhand auf den Kopf zu stellen, um ihrem Idol näher zu sein. „Fehlt nur noch, dass die Kleinen dich vor Begeisterung ansabbern...“, murmelte Blaise irgendwann. Pansy musste daraufhin lachen. Sie hatte die ganze Szene eher skeptisch beobachtet, aber nun brach bei ihr der Damm. Vielleicht mochten die drei etwas nervig sein, aber irgendwie waren sie ja goldig... Und sie liebten Draco heiß und innig. Das machte Pansy etwas Hoffnung. Vielleicht würde es Draco ja helfen, wenn er von Menschen umgeben war, die ihn liebten. Vielleicht... vielleicht würde er dann ja doch feststellen, dass es Menschen gab, die er lieben konnte... Sie wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben und klammerte sich verzweifelt daran fest. Dann kamen die Eulen und schlagartig verdüsterte sich Dracos Miene, wurde wieder zu der gewohnt unbewegten Maske. Schon wieder der Uhu seines Vaters. Was wollte der denn schon wieder? Kommentarlos nahm er dem hochmütigen Vogel den Brief ab, brach das Siegel und überflog die Zeilen. ‚Mein Sohn, Deine Mutter lässt dich herzlich grüßen. Das Gespräch mit Dumbledore war unfruchtbar. Er ist stur und wird nichts an den aktuellen Missständen ändern. Du wirst Dich so zurechtfinden müssen. Halte mich einmal die Woche über alles auf dem Laufenden. Verzichte aber dringlichst darauf, Dich in unnötigen Details zu ergehen. Es grüßt Dich, Dein Vater Lucius Malfoy.’ Draco presste die Lippen fest zusammen und zerknüllte den Brief in seiner Hand. Du wirst dich so zurechtfinden müssen. Als wenn er jemals etwas anderes getan hätte. Als wenn Lucius Malfoy ihm jemals geholfen hätte. Als wenn er jemals... „Alles in Ordnung?“ Treuherzige Augen blickten ihn an. „Ja, Rivers. Alles bestens.“ Draco strich dem Jungen durch die blonden Locken und bemühte sich, wieder fröhlicher auszusehen, doch das misslang. Lucius Malfoy hatte sich wieder einmal allzu deutlich in Erinnerung gerufen und gerade geschlossene Wunden wieder aufgerissen. ~*~*~*~ Harry hatte das vom gegenüberliegenden Tisch beobachtet. Zwischen ihm und Hermione herrschte Funkstille, weil sie sich Sorgen um Ron machte und seine Gedanken waren so schnell bei Draco gewesen, dass er gar nicht anders gekonnt hatte, als zu ihm zu sehen. Die Eule… konnte nur von Malfoy Senior sein, so wie Draco danach aussah! Ein schmerzliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er auf seinen Teller blickte, einfach um diese Wut nicht sehen zu müssen. Warum musste der Kerl auch immer und immer wieder da sein? Warum ließ er Draco nicht vergessen, dass es ihn gab? Was hatte er davon, ihn ständig daran zu erinnern, dass er da war, wenn er von ihm doch gar nichts wollte? Immer wenn Draco glücklich war, war er da… Ein leises Lachen fand Echo in seinen Gedanken. Dracos Lachen. Und ein Gesicht, das nichts von Gram oder Hass oder dergleichen zeigte. So sollte es doch eigentlich immer sein, nicht? Es sollte immer so sein, wie wenn sie zu zweit waren. Wie auf dem Turm, in dem geheimen Zimmer oben oder auch am See… Dieser Gedanke war es, der die Idee bildete. Ein Lächeln wie am See, hervorgerufen durch schwebendes Gold… Ob er… Harry zog unterm Tisch seinen Zauberstab und sprach den Spruch. Leise, konzentriert. Seine Augen konzentrierten sich ganz genau auf die Spitze, denn es sollte diesmal nur ein einziger sein! Nur ein einziger kleiner Leuchtball… Im Endeffekt wurden es drei, aber das war ja auch nicht so schlimm, es sollte halt nur nicht überall sein. Und den größten schickte er Draco. Mit Wingardium konnte er ihn tatsächlich steuern, bis zu Draco hin, direkt über den silbernen Becher, so dass sich das Licht in dem Metall spiegelte… Ob es half? ~*~*~*~ Draco starrte in seinen Kürbissaft, als er auf einmal dieses goldene Licht sah. Das war doch... Ja, eindeutig war das eine dieser Lichtkugeln, die Harry bei ihrer nächtlichen Badeaktion gezaubert hatte. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, breitete sich aus, füllte sogar die grauen Augen. Er hob den Kopf, blickte kurz zu dem Gryffindor hinüber und musste lachen. Er hätte ihn gern noch einen Augenblick länger angesehen, doch das ging nicht. Das war vollkommen unmöglich. Pansy und Blaise wechselten einen verwirrten Blick. Von Weltuntergang zu Sonnenaufgangsstimmung? Das war selbst für Draco-Malfoy-Verhältnisse eine extreme Stimmungsschwankung. „Was ist das?“ Marv piekste Draco in die Seite und forderte Aufmerksamkeit. Sein kleiner Finger zeigte auf die schwebende Leuchtkugel über Dracos Becher. „Ein kleiner Hinweis, dass ich mehr lachen soll.“ „Das ist gut.“ Rivers nickte. „Lachen ist immer gut.“ „Wer hat ihn dir geschickt?“ Zacks Stirn war in Falten gelegt. „Der kommt ja nicht von alleine...“ Oha, der Kleine war wirklich so auf Zack, wie sein Name vermuten ließ. „Ein Freund.“ Draco legte den Finger an die Lippen und machte deutlich, dass er nicht weiter darüber sprechen würde. Alle drei sahen ihn mit offenem Mund an. Blaise und Pansy schauten auch neugierig drein, schafften es aber im Gegensatz zu den Erstklässlern, ihre Münder geschlossen zu halten. Sie wechselten einen Blick und beide begriffen, dass sie wohl die gleiche Ahnung hatten - und dass es Zeit wurde, einmal ausgiebig mit Draco zu sprechen. „Wir müssen los, Draco.“ Pansy stupste ihn kurz an. „Noch fünf Minuten bis Zauberkunst...“ Der Blonde warf daraufhin den Erstklässlern einen knappen Blick zu, woraufhin diese wiederum losstürmten. „Wah, wir müssen zu Kräuterkunde!“ „Das schaffen wir nie!“ „Halt den Mund und renn!“ Kopfschüttelnd sah Draco den dreien nach. „Gute Unterhaltung sind sie ja. Das muss man ihnen lassen.“ „Und Stimmungsaufheller.“ Blaise grinste und hakte sich bei ihm unter. „Auf alle Fälle tun sie dir gut.“ Der Vertrauensschüler warf ihm daraufhin einen kurzen Blick zu, der genau das Gegenteil von Blaises Ansicht zum Ausdruck brachte, sagte aber nichts. Denn irgendwie... hatte der Schwarzhaarige ja doch Recht. Jetzt war nur die Frage, womit Flitwick sie heute fordern würde. Und ob ihm der kleine Professor wieder mit seinem unglaublichen Talent auf den Keks gehen würde. ~*~*~*~ Zufrieden aß Harry weiter. Dieses Lächeln, das kurze Lachen. Es war einfach schön. Er hatte es zum ersten Mal geschafft, Malfoy Senior aus den Gedanken seines Sohnes zu vertreiben. Und auch wenn er sich sicher war, dass es nicht für lange war, es zeugte davon, dass er dazu fähig war. Hermione tippte ihn an und er sah auf. Sie war völlig durch den Wind. Ihre Haare waren noch wirrer als sonst, ihr Ausdruck versteinert. Sie hatte die Aktion grade nicht mitbekommen. „Los. Wir müssen…“, sagte sie mit belegter Stimme und Harry seufzte. Er zog sie zurück auf die Bank und legte ihr die Arme um die Schultern, drückte sie. „Vielleicht solltest du dich für heute krank melden…“, sagte er leise. Sie sah wirklich nicht gut aus. Blass. „Das kann ich doch nicht machen. Wir wiederholen heute diesen Wasser…“ Harry lächelte noch etwas breiter. „Ja, dann nimmst du am besten die Chance wahr, dich ein bisschen abzulenken, ja?“, schlug er vor und brachte sie damit tatsächlich zum Lachen. „Okay.“ „Dann gehen wir wohl jetzt besser. Na los! Und danach schreiben wir einen Brief an Ron, okay?“ Sie begann zu strahlen, nickte dann. Zwei Leute an einem Morgen aufgeheitert. Das Leben konnte richtig schön sein! Sie erreichten den Klassenraum gerade noch rechtzeitig, setzten sich auf ihre Plätze in der ersten Reihe vor das Slytherintrio und Harry musste sich richtiggehend anstrengen, dass er Draco nicht zu lange ansah. Aber es funktionierte. Und er bemerkte das leichte Nicken, das Hermione Pansy zugestand, bevor sie sich ebenfalls setzte. Harry lächelte. Es war ein neuer Wind aufgekommen. Ein angenehmer Wind und er würde sicherlich Neues mit sich bringen. Gutes. Offenbar schlossen sich Slytherins und Gryffindors jetzt zusammen, dank Snape und seiner teuflischen Taktik mit dem Tränken. Vielleicht… wenn das alles hier vorbei war, vielleicht konnte man diese ewige Feindschaft zwischen diesen Häusern ja endgültig abschaffen. Harrys Optimismus nach diesem Morgen war wirklich grenzenlos… ~*~*~*~ Draco schenkte Harry noch einmal ein kurzes Lächeln, als der Gryffindor an ihm vorbei zu seinem Platz ging. Und jetzt saß er hier und sein Blick würde die ganze Stunde auf seinem Rücken ruhen... „Heute kombinieren wir den Wasserzauber, den wir ja schon alle kennen, mit einem Feuerzauber.“ Der Professor führte den Ignum-Zauber kurz an einer Kerze vor. „Jeder von Ihnen erhält einen Bottich mit Wasser und eine Kerze. Sie werden die Kerze anzünden, mit dem Wasser löschen, das Wasser sammeln, die Kerze wieder anzünden und so weiter... Noch Fragen? Nein, wunderbar.“ Einen Wimpernschlag später befanden sich vor jedem Schüler eine Kerze und ein Bottich mit Wasser. Und dann stand Flitwick neben Draco und sah diesen neugierig an. Natürlich wollte er jetzt wissen, was das Talent zeigen konnte. Verflixt... Und bei dem Feuerzauber etwas schief gehen zu lassen, konnte wirklich heikel werden... Der Blonde stöhnte innerlich auf. „Ignum!“, murmelte Draco leise und richtete den Stab auf die Kerze. Wow, es geschah gar nichts. „Sie müssen den Stab richtig schwingen...“ Flitwick schüttelte den Kopf und machte es ihm noch einmal vor. Klasse, war das jetzt Privatunterricht, oder was? Und es wurmte Draco, dass der verdammte Zauber nicht so wollte, wie er sollte. Diesmal spielte er nichts vor. Es klappte tatsächlich einfach nicht. ~*~*~*~ Harry tat, was verlangt wurde. Es waren schlicht Übungen, nichts als Wiederholung. Da hatte Hermione schon Recht gehabt. Toll. Langweilig! Konnten sie nicht wieder eine Wasserschlacht machen? Hinter ihm stand Flitwick und wenn er ehrlich war, dann nervte der da. Er sollte weggehen. Er machte ihn nervös und er hatte bereits mitbekommen, dass Draco den Zwerg mied. Warum auch immer. Er war aber auch penetrant dran an dem Blonden. „Weg mit dir!“, fluchte er unhörbar und schoss im nächsten Moment den Ignum derartig weit an der Kerze vorbei, dass vorne ein ganzer Stapel Papier in Flammen aufging. „Shit.“ Es war das Einzige, das er sagte. Es war auch das einzige, das er dachte, als Gelächter von hinten ertönte. Jedenfalls bis ihm aufging, dass ihm mindestens die Klasse, der die Aufgaben gehörten, dankbar sein würde… ~*~*~*~ „Mr Potter, Vorsicht!“ Flitwick löschte die Flammen an dem Stapel Hausaufgaben und wuselte nach vorne. „Puh...“ Draco pustete erleichtert gegen ein paar Haarsträhnen, die ihm in die Stirn fielen. Dann wollte er doch mal sehen, ob der Zauber nicht jetzt endlich klappte. Pansy löschte ihre Kerze nun schon zum dritten Mal und Blaise war auch kaum schlechter. „Ignum!“ Nichts. Das war doch... Draco schüttelte stumm den Kopf und starrte seinen Zauberstab an. So langsam wurde das frustrierend... Flitwick steuerte gerade wieder auf ihn zu, war aber gezwungen gleich weiter nach hinten zu eilen, denn Browns Haare hatten Feuer gefangen. Ihr Gekreische ließ einen sogar hier vorne fast taub werden. „Also wirklich...“ Draco knallte den Zauberstab nach dem fünften erfolglosen Versuch auf den Tisch. Er hatte langsam die Schnauze gestrichen voll. Er konzentrierte sich, er zielte genau, betonte das Wort richtig, schwenkte sogar den Stab genau richtig, aber trotzdem... Nichts! Flitwick stand wieder neben ihm. „Mr Malfoy, nicht aufgeben! Bei ihrem Talent... Das muss doch ein Kinderspiel sein!“ Draco funkelte ihn böse an. „Offenbar nicht.“ „Kommen Sie, wiederholen Sie den Spruch noch mal! Das ist doch nur ein simpler Feuerzauber!“ Eben... Und deswegen machte ihn das fertig, dass dieser Zauber so gar nicht funktionierte... Mit Flitwick im Nacken wurde das Ganze nur kein bisschen besser. ~*~*~*~ Hermione hatte das alles mit Argwohn beobachtet, auch Pansys offenbare Sorge. Und jetzt konnte sie es kaum noch ertragen, denn auch Harrys Zauber wurde immer schlechter. Außerdem war das doch die Gelegenheit… Sie könnte doch ihre Theorie überprüfen jetzt! „Harry!“ Sie stieß ihn an. „Zaubere mit ihm gleichzeitig!“ Ein kurzes Nicken nach hinten machte ihm klar, was sie wollte. „Bist du verrückt?“, zischte er zurück. „Wenn das jemand mitbekommt!“ „Wird niemand!“, gab sie flüsternd die Versicherung. Harry sah sie skeptisch an, nickte aber widerstrebend. Und schon wusste er, was sie plante: Hermione zündete mit Absicht den Lehrer an! Flitwick war abermals an ihnen vorbeigelaufen, da hetzte sie ihm die Flammen an den Umhang, der sofort lichterloh brannte. Wie hatte sie ihn so verstärkt, dass… Doch er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er drehte sich um, blickte kurz in Dracos Gesicht. Seine Augen gaben die Aufforderung: Gemeinsam! Und sie ließen auch keinen Widerspruch zu. ~*~*~*~ Flitwick quietschte auf und sprang hektisch durch die Gegend, während er gleichzeitig versuchte, die Flammen zu löschen. Gelächter hallte durch den Klassenraum. Draco musste auch grinsen und fing dann Harrys Blick auf. Gemeinsam? Sein Lächeln vertiefte sich einen Augenblick und er nickte leicht. Warum nicht? Zu verlieren hatte er ja definitiv nichts. Und Flitwicks hampelnder Auftritt hatte ihm auch gerade die Anspannung genommen. Vielleicht wurde es ja jetzt eher etwas mit diesem dummen Zauber. Der Blonde richtete den Zauberstab auf die Kerze und sagte entschlossen: „Ignum!“ ~*~*~*~ Harry tat es ihm gleich. Im Hintergrund tanzte Flitwick noch immer im Kreis, da er nicht an seinen Rücken kam und die Schüler nicht mal auf die Idee kamen, ihm zu helfen, doch das bemerkte er nicht. Ein Gefühl völliger Verbundenheit legte sich über ihn, schlang ein Band zu Draco, wie er es schon kannte, wie er es schon vom Wasserzauber kannte, von dem Expelliarmus. Vielleicht hätte er Furcht empfinden sollen, Angst aus Erfahrung, aber das einzige, was war, war Erfüllung. In seinem Herzen, in seinem Geist… als hätte man ihn aufgefüllt mit Leben. Ein winziges Flämmchen entstand zwischen ihren Zauberstäben. Nur zaghaft, klein, schwach. Doch es wuchs an, schnell, war im nächsten Moment schon faustgroß. Noch immer konnte er sich nicht bewegen. Seine Augen wanderten zu Dracos… ~*~*~*~ Draco starrte fasziniert auf die kleine Flamme, die langsam wuchs und wuchs. Dieses Gefühl in seinem Inneren... Auf einmal war er nicht mehr allein. Da war dieses Band zu Harry, brachte ihm den Gryffindor noch näher, fesselte sie beinahe aneinander, doch er ließ sich gerne fesseln... Diese Empfindung raubte ihm nahezu den Atem, erinnerte ihn an das Gefühl, was er schon bei diesem einen Wasserzauber und selbst bei dem Expelliarmus gehabt hatte. Er sah auf, blickte in Harrys Augen, vergaß schlichtweg zu atmen. Die Flamme schoss höher und höher, verzehrte die Kerze mit riesiger Geschwindigkeit, versuchte auf den Tisch überzugreifen. „Seid ihr bekloppt?!“ Die Hitze hatte Blaise dazu gebracht, zur Seite zu schauen. Gedankenschnell wendete er den Wasserzauber an und goss dieses über die Flamme. Hermione wendete den Zauber im gleichen Moment an. Verdammt, das war außer Kontrolle geraten. Aber es hatte immerhin ihre Theorie bestätigt. In dem Augenblick, wo die Flammen erloschen, riss das Band. Draco schnappte nach Luft. Verflixt, atmen war eindeutig doch notwendig. Seine Augen hingen noch immer an Harry. ~*~*~*~ Dieser blickte genauso atemlos zurück. Was war das gewesen? Angst, Verwunderung in den Augen, dann wandte er sich Hermione zu, die sie schweigend anstarrte. War das… Vorwurf in ihrem Blick? Nein… Bestätigung! Was… was war hier nur los? Dann stand plötzlich Flitwick hinter ihm, der es endlich geschafft hatte, seinen Umhang zu löschen. Die Augen des kleinen Zauberers blickten abwechselnd Harry und Draco an, blieben dann an Draco hängen, genau wie Harrys, die wieder zu diesem zurückfanden. Er fühlte sich einsam. Das Band, das da gerissen war, hatte ihn ganz alleine zurückgelassen. Es hatte die Euphorie des Morgens überrannt und besiegt… Er wollte dieses Gefühl zurück… ~*~*~*~ Verwirrt schlug Draco die Augen nieder. Auf einmal... fühlte er sich so allein, so leer. Was war das? Was zum Merlin war das? „Da war es! Genau das habe ich gemeint! Sie können es doch, Mr Malfoy!“ Flitwick kam jubelnd zu ihm rüber geflitzt. „Sie sind nur ein nervöses Talent, was?“ Draco sah den Lehrer verwirrt an und schüttelte stumm den Kopf. Er musste gerade wirklich um seine Fassung kämpfen und dieses Chaos in seinem Kopf sortieren. Er fühlte sich vollkommen paralysiert. „Draco?“ Blaise legte ihm die Hand auf die Schulter, doch weder hörte der Blonde ihn noch reagierte er auf die Berührung. Die grauen Augen wanderten wieder zu Harry, blieben an diesem haften. ~*~*~*~ Harry spürte, wie die Verzweiflung vom Samstag zu ihm zurückkehrte. Das Gefühl, das er sich wünschte… Es war da gewesen und sofort wieder weg. So schnell. Und er hatte den dummen Verdacht, dass es nicht wiederkommen würde… Es klingelte, doch niemand rührte sich. Alle, aber auch wirklich alle starrten zu ihnen hinüber. Lavender und Parvati verrenkten sich die Hälse, weil sie so weit entfernt saßen, doch sehen konnten sie auch nichts. Die einzigen, die sahen, waren Hermione, Pansy, Blaise und Professor Flittwick. Und die waren ebenfalls kaum in der Lage, etwas zu tun. Schließlich war es der Lockenkopf, der den Blick der beiden unterbrach. „Harry? Es ist gut. Lass uns gehen.“, sagte sie leise und er nickte, obwohl er nicht einmal verstanden hatte, was sie sagte. Sie zog ihn hoch und er folgte ihr, ohne es zu realisieren. Sie war es auch, die seine Tasche packte und sie ihm in die Hand drückte, ihn dann aus dem Raum schob. Sie hinterließen einen vollkommen stillstarren Raum. ~*~*~*~ „Eine verdammt gute Idee.“, murmelte Blaise, als er sah, wie Granger Potter hinausbrachte. Pansy nickte. Während das Mädchen Dracos Sachen in seine Tasche stopfte, zog der schwarzhaarige Slytherin Draco hoch und drängte ihn aus dem Raum. Sobald die anderen ihre Starre überwunden hatten, würde es garantiert hoch hergehen, und da war es definitiv besser, nicht mehr anwesend zu sein. „Was ist da passiert, Draco?“ Blaise hatte den Blonden in einen Seitengang geschoben, wo dieser noch immer durcheinander an der Wand lehnte. „Ich weiß es nicht.“ Na, wenigstens sprach er wieder. Das war doch schon mal ein Fortschritt. „Draco.“ „Wirklich nicht... Ich...“ Der Blonde schüttelte den Kopf, ging sich mit beiden Händen durch die Haare und starrte die Wand an. „Ich glaub, ich weiß es...“, sagte Pansy leise. „Aber darüber können wir nicht hier reden. Später. Nach dem Mittagessen.“ Die beiden Jungs blickten sie forschend an, doch Pansy wandte sich bereits wieder ab. „Wir müssen zu Zaubereigeschichte. Und pass auf, dass du dich im Griff hast, Draco. Man sollte dir nichts mehr ansehen.“ Draco nickte schwach. Da hatte sie Recht. Er hoffte nur, dass er die gewohnt abweisende Maske wieder an ihren Platz rücken konnte. Er war sich da nicht so sicher... Ihm war auf einmal so kalt. Es hatte sich vorhin angefühlt, als wenn seine Seele gewärmt worden wäre, als wenn alle Verletzungen, alle Unzulänglichkeiten auf einmal geheilt und ausgemerzt worden wären. Als wenn... alles gut wäre. Und Harrys Augen... Immer wieder tauchten in seinen Gedanken diese strahlendgrünen Augen auf... Er schüttelte leichte den Kopf, zwang sich, die Gedanken beiseite zu schieben. Dafür war später Zeit. Und er war verdammt neugierig, welche Erklärung Pansy ihm anbieten konnte. ~*~*~*~ Hermione schob Harry durch die Gänge. Inzwischen lief er wenigstens wieder selbstständig. Sie warf ihm immer wieder Blicke zu, analysierte seine verschiedenen Stadien des Begreifens - die schon nach dem dritten oder so in kompletter Verwirrung strandeten. „Dir ist nicht klar, was da passiert ist.“, stellte sie fest und erwiderte seinen sprachlosen Blick. Harry sah sie an, als wolle er sagen: Aber du weißt es, ja? Sie seufzte. „Du hast es mir gerade gezeigt!“, erklärte sie und er nickte benommen. Sie erreichten den Geschichtsraum und Hermione bugsierte ihn in die letzte Reihe, weil er sich gleich vorne wieder hinsetzen wollte. Er war wohl noch nicht ganz wieder bei sich. „Hör zu, Harry. Krieg dich wieder ein!“, sagte sie eindringlich. Mit diesem Gesichtsausdruck war er für die anderen Schüler viel zu angreifbar, erst recht nach der Sache gerade, die sicherlich nicht unbemerkt vonstatten gegangen war. „Ich erkläre dir, was passiert ist, wenn wir hier fertig sind, okay?“ Harry überlegte nur kurz, nickte dann, dann stahl sich das unnahbare Lächeln auf sein Gesicht und Hermione überlief ein kalter Schauer. Wie lange nutzte er diese Maske denn schon, wenn sie so beständig war? Wie lange hatte er sie täuschen können? Wie lange lebte er jetzt schon, ohne sich helfen zu lassen? ~*~*~*~ Auf dem Weg zum Geschichtsraum hatte Draco seine Kontenance einigermaßen wieder gefunden. Blaise und Pansy hatten das beide sehr beruhigend gefunden. Auch wenn Pansy eine gewisse Vorstellung davon hatte, was dort geschehen war, war sie doch angesichts von Dracos Reaktion schockiert gewesen. Verdammt, er musste einfach wissen, was dort geschehen war! Und er musste es verstehen... Ansonsten... beim nächsten Mal könnte das in einer Katastrophe enden! Allein Harrys Anblick brachte Dracos Maske beinahe wieder zum Einstürzen. Er rettete sich mit Müh und Not damit, dass er die Augen niederschlug und an ihm vorbei ging, ohne ihn anzusehen. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen, legte die Arme auf den Tisch und den Kopf darauf. Müde schloss er die Augen. Jetzt brauchte er einfach Zeit, um das Chaos in sich irgendwie wieder niederzuschlagen. Pansy warf Hermione einen nachdenklichen Blick zu, während sie sich setzte. Ihr kam da gerade eine Idee... Blaise dagegen musterte Draco besorgt. Zwar mochte sich der Blonde wieder einigermaßen im Griff haben, doch das war nur Fassade. Nichts als Fassade. Er schaute kurz über die Schulter zu Potter. Der wirkte wieder ganz normal... Aber was, wenn das auch nur Fassade war? Was war da zwischen den beiden passiert? Der Rest der Klasse folgte nach und tratschte aufgeregt und bemerkenswert lautstark über die Geschehnisse in Zauberkunst beziehungsweise über das, was dort geschehen sein könnte. Es reichte von „Malfoy hat Potter seine Liebe gestanden und wurde abgewiesen“ - Draco schien schließlich noch immer schwul, auch wenn dieses Thema die Schlagzeilen kurzweilig verlassen hatte - die beiden hätten ein magisches Duell ausgeführt oder aber versucht, sich gegenseitig umzubringen. Es war alles dabei. Als Binns in den Raum schwebte, wurde es nur geringfügig ruhiger. Das Getuschel hielt an, ebbte jedoch innerhalb der ersten halben Stunde zu dem gewohnten Halbschlaf ab. Damit war jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen. Pansy kritzelte einen kurzen Zettel an Hermione und stupste den mit ein wenig Magie über ihre Schulter zu dem Gryffindormädchen. Sie hoffte nur, dass diese ihrem Vorschlag zustimmte. ~*~*~*~ Hermione war fast erschrocken, als das Papier geflogen kam. Sie hatte Harry besorgt gemustert, der hinter seiner Fassade Dracos Rücken löchrig starrte, hatte sich zwischenzeitlich überlegt, ob sie ihm nicht ein Tuch über den Kopf stülpen sollte, um ihm diesen Blick zu versagen… Sie glaubte zwar nicht, dass das helfen würde… Zumal diese Gerüchteküche auch nicht besonders beruhigend war. Sie hatten mal wieder den richtigen Gedanken, nur in die falsche Richtung – schon das zweite Mal in kurzer Zeit nur... Nicht Draco hatte diese Liebeserklärung gemacht… Aber hatte Harry das eigentlich schon getan? War er abgewiesen worden? War er deshalb am Sonntag so schlecht drauf gewesen? Jetzt entfaltete sie das Papier mit gerunzelter Stirn. Sie hatte nicht gesehen, von wo er gekommen war. Der Inhalt löste diese Frage. ‚Treffen wir uns alle nach dem Unterricht am See unter der Weide? Du kannst die Sache besser erklären als ich. Sie müssen Bescheid wissen. P.’ Sie warf einen kurzen Blick zu Harry, der noch immer keinen Finger gerührt hatte… Mann, was sie ihm am Ende alles würde einpauken müssen in Geschichte. Hatte er eigentlich schon einen einzigen Satz mitbekommen hier im Unterricht? Aber das war ja jetzt auch egal. ‚Ja.’ Mehr schrieb sie nicht, als sie den Zettel zurückschickte. Sie zweifelte ein wenig am Gelingen dieser Aktion, denn, nun ja… Pansy konnte Harry nicht wirklich leiden, was verständlich war. Blaise und Malfoy waren auch nicht unbedingt gut auf sie zu sprechen und Blaise und Harry… Das konnte ja was werden… Hermione seufzte tief, dann steckte sie ihre Nase in ein Buch, während Binns vorne ununterbrochen unbeachtet weiter vor sich hinlaberte. Wenn sie das den anderen Erklären wollte, dann sollte sie es doch noch einmal ganz genau nachlesen. ~*~*~*~ Pansy lächelte leicht, als der Zettel zurückgeflogen kam, und ihr Lächeln vertiefte sich noch, als sie Hermiones Antwort las. Wunderbar. Es wurde Zeit, alle an einen Tisch zu bringen. Natürlich würde das nicht ohne Probleme gehen, aber dennoch... Ihr schien es unausweichlich. Hermione konnte diese Theorie deutlich besser erklären als sie selbst - und es war zu Dracos Wohl. Dass Potter dabei war... Nun, das war ein annehmbares Übel. „Was ist? Du grinst so selbstzufrieden?“, raunte Blaise leise zu ihr hinüber. „Nach der Stunde gibt es Antworten.“, antwortete Pansy knapp, was Blaise allerdings nicht gerade als Antwort reichte. Draco hatte derweil seinen Kopf vollkommen in den Armen begraben und die Augen fest geschlossen. Er sah noch immer dieses glänzende Grün vor sich. Das war doch... Konnte mal bitte jemand seine Gedanken einmal aufräumen und sämtliche Bilder löschen? Danke. - Ging nur dummerweise nicht. Er lauschte Binns Singsang, ließ sich davon einlullen, beinahe schon einschläfern. Und langsam wurde es etwas besser. Ruhe kehrte in ihn zurück. Es war Magie, was dort geschehen war. Nichts anderes als Magie... Es hatte nichts dauerhaft verändert. Gar nichts. Es war doch schließlich alles so wie zuvor. Es klingelte und Draco richtete sich auf, drückte den Rücken durch. Ehe er sich versah, hatte Pansy schon ihn und Blaise am Arm gepackt. „Mitkommen.“ Verwirrt schauten sich die beiden Jungs an und zuckten mit den Schultern. Wie sie meinte. Pansy hatte schließlich Antworten versprochen, die sie dringend hören wollten. Das brünette Mädchen führte sie runter zum See unter die Trauerweide, jetzt, wo alle anderen zum Mittagessen waren, war dies wahrscheinlich einer der wirklich ungestörten Orte in der Schule. „Also...“ Draco ließ sich ins Gras fallen. Blaise tat es ihm gleich. „Her mit deinen Antworten.“ „Einen Moment noch. Wir bekommen noch Gesellschaft.“, sagte Pansy entschlossen und blieb stehen, um die beiden notfalls am Fortgehen zu hindern. „Gesellschaft?“ Blaise sah erneut verwirrt aus. „Jemand, der diese Dinge besser erklären kann als ich.“, antwortet das Mädchen knapp und schaute zum Schloss hinüber. Sie müssten gleich kommen... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And if we feel the silence Holding this all inside us Looking for something more to say I don't know where I'm going Only know where I been But you move through my soul like a hurricane wind We've been so lost for so long ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Sie haben mein Element gezaubert! *auftextzeit* Und fast hätte ich es geschafft, alle abzufackeln! *stolzist* *murrenanfängt* Aber Blaise und Mione haben alles kaputt gemacht… *traurigist* abranka: *pattpattpatt* Wir haben noch genug Feuer übrig. Keine Sorge... ^.~ Ha, und es gibt Antworten. Eine Runde – für alle. - Im nächsten Kapitel. *g* Unter der Weide --------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 31: Unter der Weide Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Melanie Thornton – Wonderful Dream. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 31: Unter der Weide Hermione hatte gegrinst, als sie das Wort gehört hatte. Das sollte sie bei Gelegenheit auch mal versuchen. Einfach überrumpeln. Aber bei Harry… Nicht jetzt. Sie stopfte ihr Buch zurück in die Tasche, blickte ihn dann an, während alle anderen gingen. Er hatte nicht bemerkt, dass die Stunde beendet war. Offensichtlich träumte er mit offenen Augen. „Harry? Soll ich dir erklären, was vorhin passiert ist?“ Sein Blick richtete sich auf sie und er nickte ernst. „Dann solltest du mitkommen.“ Sie erhob sich. „Es gibt noch jemanden, der das wissen sollte.“ Irritiert runzelte er die Stirn, nickte dann aber. Wer auch immer das war - es konnte doch nicht schaden, dass er es wusste… Dieser Gedanke veränderte sich ins Gegenteil, als er die drei erkannte, die unter der Weide, die Hermione ansteuerte, warteten. Draco. Mit dem konnte er ja leben. Dem sprach er sogar das Recht zu, es zu wissen, aber die anderen beiden… Das ging zu weit! Wie kam Hermione darauf, dass er wollte, dass sie davon wussten, dass er und Draco…? Was bedeutete es für Draco überhaupt, wenn sie es erfuhren? Oder wussten sie es vielleicht schon? Ein kurzer Blick zu dem Blonden. Er konnte auf seinem wie auch auf Zabinis Gesicht Unglaube sehen. Wie es sich wohl auch auf seinem spiegeln musste. „Hermione, was soll das bitte werden?“, fragte er leise, bevor sie sie erreichen konnten. „Was hast du vor?“ „Ihr wolltet Antworten!“, gab sie spitz zurück. „Ihr bekommt sie!“ Er verstummte. Das konnte ja heiter werden. Sie erreichten die Weide. Die Weide, unter der sie schwimmen gewesen waren… Aber das war wesentlich angenehmer gewesen… „Hallo, da sind wir.“ Hermiones Stimme klang selbstsicher, als sie Pansy ein freundliches Lächeln schenkte. Was war hier nur los? Harry hatte das Gefühl, gerade eben den roten Faden verloren zu haben. Er wollte hier weg! ~*~*~*~ Draco und Blaise starrten vollkommen fassungslos zu den beiden Personen hin, die vom Schloss zu ihnen kamen. Harry - das war ja noch logisch, wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass Pansy auch nur freiwillig ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Granger - wow. Das schlug dem Fass echt den Boden aus. Doch ehe auch nur einer von ihnen aufspringen konnte, war Pansy bei ihnen und legte ihnen mit einem süßen Lächeln die Hände auf die Schultern. „Hier geblieben. Hermione hat die Antworten, die ihr haben wollt. Ihr werdet sie anhören und ihr werdet euch auf die Zunge beißen, wenn ihr blöde Bemerkungen machen wollt, klar?“ Blaise nickte immerhin leicht. Er war neugierig... Das war Draco auch, aber dennoch... Seine grauen Augen fixierten Granger mit deutlicher Abneigung. „Schön...“ Pansy lächelte Hermione an und zwang sich dazu, auch Potter ein kurzes Lächeln zu schenken. Schön freundlich bleiben. Es war ja letztlich für Draco. „Dann leg mal los, Granger.“ Draco lehnte sich demonstrativ zurück, legte den Kopf schräg und sah das Gryffindormädchen auffordernd an. Zumindest anhören würde er sich, was sie zu sagen hatte. Pansys Hand krallte sich schmerzhaft in seine Schulter. Unwirsch schlug er sie weg. „Ich laufe schon nicht weg, Pansy, keine Sorge!“, knurrte er ungehalten. ~*~*~*~ Hermione empfand unwillkürlich Respekt. Resolut, das Mädchen. Das kannte sie bisher ja gar nicht von ihr! Aber es stand ihr! Besser jedenfalls als diese Kleinkindgetue, das sie vor ihren Freundinnen abzog. „Also dann.“ Sie nickte zuerst Draco zu, dann Blaise, wobei sie sich fragte, was genau er eigentlich für eine Rolle in dieser Beziehung spielte. Aber immerhin schien er sich nicht darüber aufzuregen. Das war doch schon mal gut. Sie ließ sich den dreien gegenüber zu Boden sinken und schnallte ihren Ranzen auf, zog Papier heraus. So wie sie es Pansy erklärt hatte, war es verständlich gewesen, das würde sie einfach noch einmal probieren. Auch Harry näherte sich langsam, warf den zwei Nichtfreunden einen misstrauischen Blick zu, bevor er sich, immer noch etwas widerwillig neben Hermione hinsetzte. Wenn er schon gezwungen war, die Erklärung mit ihnen zu teilen, dann wollte er wenigstens auch was davon haben. Hermione hatte zusammen, was sie brauchte. „Los, kommt her, ich will nicht schreien müssen.“, sagte sie und deutete auf die Stelle vor sich. Harry runzelte die Stirn. Was sollte das? Wollte sie hier ein Kuschelstündchen provozieren? Bei Draco würde das ein Desaster werden, bei Pansy war es unangenehm, definitiv, von Zabini gar nicht zu reden. ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern und rutschte näher. Unwillkürlich landete er neben Harry, was Pansy mit einem misstrauischen Zucken der Augenbraue bemerkte. Aber sie sagte nichts. Blaise tat es Draco gleich und rückte neben diesen. Pansy schloss den Kreis, indem sie sich neben Hermione setzte. „Legst du jetzt los oder willst du uns vorher noch auf die Folter spannen?“ So langsam war Draco wirklich gereizt. Er wusste noch nicht einmal, ob es an Grangers Anwesenheit oder Pansys Verhalten lag. Vielleicht war es auch einfach dieses bohrende Gefühl von Unsicherheit. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass dieses Mädchen über diese Sache mehr wusste als er - was ihn wiederum unruhig machte. ~*~*~*~ Hermione rollte mit den Augen. „Reiz mich nicht, Malfoy. Sonst kannst du sehen, wo du die Informationen herbekommst.“ Sie ging aber nicht weiter auf diesen Kommentar ein, sondern begann zu malen. Einen Halbkreis, wie beim letzten Mal. Harry starrte auf das Papier. Was sollte das werden? „Na ja, bevor ich beginne, werde ich etwas weiter ausholen müssen. Einfach damit es alle verstehen.“ Sie blickte den Schwarzhaarigen an ihrer Seite an. „Harry, du weißt, wie Arithmantik funktioniert?“ Der Junge zuckte mit den Schultern. „Man hat Zahlen und rechnet aus, was dem Menschen liegt und was nicht.“ Soweit war es ihm klar. Und es reichte Hermione vollkommen. Mehr brauchte er ja auch nicht zu wissen. „Okay. Ich habe die Rechnung dank Malfoy für euch beide gemacht. Um es kurz zu machen: Malfoys absolute Stärke ist Schwarze Magie. Ansonsten… nun ja. Sein gesamtes Magiepotential ist Schwarze Magie.“ Harry blickte sie ungläubig an. Dann blickte er Draco an. Wie bitte? Was bedeutete das denn? Er zauberte doch auch Weiße Magie, oder etwa nicht? ~*~*~*~ Draco schob das Kinn vor, sagte aber nichts. Er wollte wenigstens hören, was sie zu sagen hatte. Dennoch, dass er jetzt nicht aufstand und diesen Kindergarten sitzen ließ, lag allein daran, dass Pansy offenbar glaubte, dass Granger die Antwort hatte, die er suchte. Niemals wäre er sonst noch geblieben. „Sieh an... Mein Zettel ist also bei dir gelandet. Ich hätte ihn doch aufheben sollen...“, murmelte Draco leise. Natürlich. Die einzige Hexe, die seinen Namen aus der Rechnung hatte schließen können. „Das hast du gerechnet?“ Blaise schaute den Blonden verblüfft an. Draco zuckte mit den Achseln. „Ich hatte so ein Gefühl, okay?“ „Was bedeutet das, dass sein gesamtes magisches Potenzial schwarz ist?“ Blaise wandte sich wieder an Granger und ignorierte den gereizten Tonfall des Blonden. Draco verschränkte die Arme vor der Brust und blickte die Gryffindor forschend an, sagte jedoch nichts weiter. Harrys Blick ignorierte er bewusst. Er ahnte, wie diese Eröffnung auf den schwarzhaarigen Gryffindor wirken musste, und er wollte nicht noch einmal diese Enttäuschung in seinen Augen sehen. ~*~*~*~ Das hatte Harry auch fragen wollen, doch da Zabini ihm dies abgenommen hatte… Er blickte wieder zu Hermione. „Sieh die Rechnungen als Talentscout.“, versuchte sie zu vermitteln, was sie wusste. „Du hast ein bestimmtes Talent gewisse Magie zu nutzten. Manche können gut Heilmagie verwenden, andere wiederum natürliche, zoologische, elementare, technische, was auch immer. Das hast du doch sicher auch schon mal ausprobiert, oder?“ Und sie blickte Blaise an. Sicher hatte er das. Schließlich hatten sie das mal rechnen sollen. ~*~*~*~ „Ja, schon...“ Blaise legte die Stirn in Falten. „Aber... Schwarze Magie? Das ist ein so wahnsinnig großes Feld! Das ist... als wenn jemand das komplette Feld der Weißen Magie als Talent hätte. Das ist... Wahnsinn!“ Der Schwarzhaarige schüttelte heftig den Kopf und seine halblangen Haare flogen hin und her. Er konnte das wirklich nicht glauben. Pansy musste innerlich lächeln. Blaise war wirklich großartig. Wahrscheinlich war er der einzige Slytherin, der es schaffte, sich vollkommen auf eine Sache zu konzentrieren und sämtliche Differenzen außen vor zu lassen. Draco saß noch immer starr da. Immerhin erkannte er widerwillig an, dass Granger offenbar wenigstens wusste, was sie redet. Er wollte schon einwerfen, dass sie doch endlich zum Punkt kommen sollte, doch dann traf ihn ein durchdringender Blick Pansys - verdammt, woher wusste sie, was er vorhatte? - und er schwieg. ~*~*~*~ Also das… Harry blieb der Mund offen stehen und starrte Hermione fassungslos an. So ein großes Talent hatte Draco? Nur für Schwarze Magie? Kein Wunder, dass er solche Probleme damit hatte, sie zu unterdrücken! Das war doch unglaublich! Hermiones Antwort auf Blaises Feststellung ließ seine Kinnlade dann endgültig zu Boden gehen. „Das bringt mich auf Harry.“, sagte sie. „Bei ihm ist es Weiße Magie.“ ~*~*~*~ Dracos Kopf zuckte herum, jetzt starrte er Harry an. Weiße Magie? Pure weiße Magie? Blaise legte die Stirn in Falten. „Wow... Geht das denn überhaupt? Ich meine... das ist doch eigentlich viel zu viel... Sozusagen viel zu viel Magie. Aber andererseits...“ Er blickte zu Draco und Harry hinüber. „Die beiden sind unter uns, nicht wahr?“ Er grinste schief. „Und ich glaube kaum, dass du dich irrst.“ Der schwarzhaarige Slytherin spann den Gedanken weiter, ignorierte vollkommen, dass die beiden ehemaligen Erzfeinde vollkommen fassungslos waren und Pansy bemerkenswert still daneben saß. „Aber das wiederum würde bedeuteten, dass die beiden erstens absolute Ausnahmen auf magischem Gebiet sind, was wiederum zu der Frage führt, warum Draco problemlos dennoch Weiße Magie wirken kann und wie das bei Potter mit Schwarzer Magie aussieht. Und zweitens bedeutet es, dass die beiden vollkommene Gegenstücke zu einander sind... Nicht wahr?“ Pansy zog stumm die Augenbrauen hoch. Blaise war gut. Wirklich gut. ~*~*~*~ „Ganz genau!“, stimmte Hermione zu. Blaise gefiel ihr. Er hatte was in der Birne und stellte sich nicht extra dumm, um zu testen, was sie wusste. „Sie sind Gegenstücke zueinander. Darauf wollte ich hinaus.“ Sie ließ beiseite, dass Harry und Draco damit absolute Ausnahmen waren, dass sie etwas ganz besonderes waren, denn sie wusste, dass Harry nichts davon halten würde, wieder über die Stange gelobt zu werden, wie er es immer erlebte, seit er in der Zaubererwelt aufgetaucht war. „Das mit der Weißen Magie… nun ja. Ich schätze, das ist das Training. Er hat es immer, von klein auf zaubern müssen. Mit Sicherheit ist es ihm nicht leicht gefallen, das zu lernen, aber nun gut…“ Sie sparte sich den Kommentar zu Dracos Vater, deutete wieder auf Harry. „Er wird das nicht so leicht haben, denn er hat noch nie Schwarze Magie angewandt. Ich bezweifle sogar stark, dass er das schaffen kann, denn sein Herz würde das nicht wollen.“ Sie blickte ihn an, erwartete halb einen Widerspruch dahingehend, dass er die Grenze von Schwarzer und Weißer Magie nicht anerkannte, aber der kam nicht, also sprach sie weiter, lenkte diesmal wieder die Aufmerksamkeit auf das Papier vor sich. „Zu dem Phänomen vorhin im Unterricht: Stellt euch vor, das hier ist Dracos Potential an Schwarzer Magie. Dieses ganze Feld. Jetzt wird’s ein bisschen schwammig, weil die meisten Jungen sich für so etwas nicht interessieren, es albern finden oder so, aber… egal.“ Sie holte Luft. „Malfoy benötigt, um sich wohl zu fühlen exakt die gleiche Menge an Weißer Magie wie er an Schwarzer in sich trägt. Das kann so geschehen, dass er sich diese Energie von mehreren Personen holt…“ Sie deutete auf Pansy und Blaise. „…oder er holt sie sich von einem.“ Ein kurzes Nicken zu Harry, dem der Mund offen stand. Das war es? Das war alles? Wenn das so herum funktionierte, dann bedeutete das doch… Dann bedeutete das doch, dass er sich nur wegen seines komischen Talentes für Draco interessierte, dass es nur das war, was ihn sich hatte… verlieben lassen! Dann war die Liebe ja gar nicht echt! Das war doch… „Andersherum hat Harry das auch.“, fuhr die Braunhaarige derweil fort und Harry zwang seine Konzentration mit allen Mitteln darauf. „Entweder wir Gryffindors, seine Freunde, oder Malfoy.“ Sie blickte in die Runde, unsicher, ob alle verstanden hatten. ~*~*~*~ „Sie gleichen sich aus...“, murmelte Blaise leise. Das war es also... Wenn sie sich ausglichen... Das würde die plötzliche Sympathie erklären. Das würde Dracos geändertes Verhalten erklären, warum er gegenüber anderen so reizbar und kalt war, und warum er bei ihnen meist recht entspannt war... „Und was war das dann im Unterricht? Die beiden haben fast den Klassenraum in Brand gesteckt! Hast du eine Ahnung, was da passiert ist?“ Pansy nickte leicht. Die Antwort darauf interessierte sie auch. Draco hörte nicht mehr zu. Magie. Sollte das alles sein? Dass diese dumme Magie sein Leben bestimmte? Dass diese Schwarze Magie schon längst alles bestimmte? War ein Kampf dann überhaupt noch sinnvoll? Es war doch dann unsinnig... Sie war ein Teil von ihm, machte ihn voll und ganz aus. Er warf einen schmerzlichen Blick zu Harry. Damit war es doch unmöglich sich gegen sie zu wehren. Abrupt stand er auf. Pansy war ja jetzt nicht mehr da, um ihn festzuhalten. Es war ihm gleich, wie das auf die anderen wirken musste. Er ging zu dem Baum, lehnte die Stirn dagegen, versuchte seine Gedanken zu sortieren, doch es gelang ihm nicht. Müde schloss er die Augen, presste die Hand fest gegen den hölzernen Stamm. War das wirklich alles? ~*~*~*~ Alle sahen sie auf, als er aufstand, Hermione verschluckte ihre Antwort, denn sie hatte plötzlich das Gefühl, dass hier gleich was aus dem Ruder laufen würde. Harrys Gedanken beschränkten sich nicht auf ein Gefühl. Er wusste es. Er wusste, dass da was schief lief. Und er konnte sich denken was: Draco hasste es, beeinflusst zu werden. Und so wie es aussah… war es fast so, als wäre er von der Magie an seine Seite getrieben worden. Vom Schicksal oder was auch immer. Das war sicher kein schönes Gefühl, nachdem er so häufig Manipulationen ausgesetzt gewesen war. Vor allem… wenn man es von seiner eigenen Seite aus betrachtete. Draco gab sich nur mit ihm ab, weil er… vom Schicksal die verkorkste Laune aufgebürdet bekommen hatte, dass er durch Zufall sein Gegenpart war. Das war es, was er gerade dachte. Und es war kein besonders schöner Gedanke, denn er tat weh. Dass er sich nur deshalb zu ihm hingezogen gefühlt hatte, dass es nur diesen Grund haben sollte, dass er gelacht, gelächelt hatte, dass er glücklich gewesen war. Nur wegen einem Talent, das ihm völlig egal war? … Harry senkte den Kopf, starrte das von Draco zerdrückte Gras an. Und wenn er das umdrehte… Ob Draco das gleiche empfand? Ob er diese Enttäuschung auch sah? Es tat weh. Der eine Gedanke, der andere… Was sollte das? Das war nicht nur Schicksal, nicht nur diese verdammte Magie! Das war mehr! Er würde doch nicht nur wegen Magie so ein Chaos an Gefühlen empfinden! Er würde sich doch nicht wirklich wegen Magie mit einem Menschen abgeben, den er unter normalen Umständen hasste! Das war doch völlig absurd! Das war doch… Draco konnte das unmöglich glauben! Er hatte ihn doch wirklich lieb gewonnen! Ganz wirklich! „Fünf Gründe…“, sagte er leise, dann blickte er wieder auf. „Fünf Gründe, keine Magie, kein Schicksal.“ Er wollte, dass er das wusste. Es war ihm egal, dass jetzt noch andere Menschen anwesend waren, sie konnten damit eh nichts anfangen. Und sie wussten sowieso schon zuviel. ~*~*~*~ Alles in Draco krampfte sich zusammen. Seine freie rechte Hand ballte sich zur Faust, dass die Knöcheln weiß hervortraten und sind seine Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in die Handfläche. Schmerz. Genau das brauchte er jetzt. Damit er nicht vollkommen durchdrehte. Die Linke drückte er noch fester gegen den Baumstamm, krallte die Finger in die raue Rinde der Trauerweide. In ihm schrie gerade alles auf. Er wollte wegrennen, konnte sich aber einfach nur rühren. Harrys Stimme war es, die zu ihm durchdrang, die sich den Weg durch das Chaos bahnte. Fünf Gründe... Ich mag dich, weil du da warst, als ich Hilfe brauchte. Ich mag dich, weil du gesagt hast, dass du dich ändern willst, dass du an dir arbeiten willst. Ich mag dich, weil du mir ähnlich bist. Ich mag dich, weil du mich zur Ruhe bringst und mir ein Gefühl von Zweisamkeit vermittelst. Und ich mag dich, weil du du bist. Einfach nur du. Die Anspannung wurde etwas geringer. Dennoch... Ein Rest Zweifel blieb... „Glaubst du wirklich?“, fragte der Blonde, wandte den Kopf um. Die Wange an den Baumstamm geschmiegt sah er Harry an, blendete die anderen vollkommen aus. Seine Augen besaßen einen undefinierbaren Ausdruck, der irgendwo zwischen Schmerz, Hoffnungslosigkeit, Wut, aber auch Hoffnung lag. Blaises und Pansys Blicke wanderte zwischen den beiden Jungen hin und her. Draco in dieser Verfassung überhaupt anzusprechen... Keiner von ihnen beide hätte das gewagt. Und unter Garantie hätten sie beide eine regelrechte Explosion ausgelöst. Doch der Gryffindor... Er glättete die Wogen. Blaise zog für sich den stummen Schluss, dass Potter Draco wirklich gut tat. Und Pansy spürte schmerzhaft, wie die Eifersucht in ihr hoch kochte. Sie griff unwillkürlich nach Hermiones Hand und drückte sie. ~*~*~*~ „Ich bin mir sicher!“ Harrys Stimme drückte genau das aus. Seine Augen vermittelten es ebenfalls. Warum konnte er das nicht einfach glauben? Warum zweifelte er an seinen Worten? Hatte er ihn jemals belogen? Hermione erwiderte den festen Druck. Es tat weh, aber das würde sie jetzt einfach mal ertragen. Es war besser so für sie alle. Wenn Draco in die Luft ging, war keinem hier geholfen. Wenn Harry das verhindern konnte, umso besser. Und wenn er dadurch seinem Ziel ein bisschen näher kam, dann hatte Pansy das Nachsehen… Pech für sie, auch wenn sie ihr Leid tat. Die beiden waren ihr inzwischen nahezu gleich wichtig. Also würde sie keine Partei ergreifen. Für keinen von ihnen. ~*~*~*~ Draco seufzte und nickte schwach, dann drehte er sich zur Seite und rutschte langsam an dem Baumstamm hinunter. Als er auf der Erde saß, zog er die Beine an und schlang die Arme darum. Schutzhaltung. Und zugleich kauerte er sich zusammen, um diesen Sturm in seinem Inneren zu bezähmen. „Meinst du, du kannst dir sicher sein?“ Die Worte waren leise und bittend, hatte einen Beiklang von: Wenn du es sein kannst, dann bin ich es auch. Blaise sah noch immer zwischen den beiden hin und her, während Pansy mittlerweile beiseite auf den See blickte. Der schwarzhaarige Slytherin biss sich auf die Unterlippe. Verdammt... Wenn das so weiterging... Er konnte sehen, wie Draco noch immer unter Spannung stand. Er fraß es wieder zu sehr in sich hinein. So wie immer... ~*~*~*~ Harry seufzte. Er hatte ihn nicht verstanden. Langsam stand er auf, beachtete die anderen weiter gar nicht, als er zu ihm ging und sich direkt vor ihn hockte. „Ich. War. Mir. Noch. Nie. So. Sicher!“, deklarierte er und ließ seine Hand durch Dracos Haar streichen. „Warum kannst du mir das nicht einfach glauben?“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco versuchte zu lächeln und brachte immerhin ein schiefes Etwas hervor, das an ein Lächeln erinnerte. Er griff nach Harrys Hand, drückte sie gegen seine Wange, hatte die anderen mittlerweile vollkommen vergessen. „Ich glaube dir. Ich würde dir so ziemlich alles glauben...“ Er lehnte sich vor, drückte die Stirn gegen Harrys Brust. Blaise verschluckte sich und musste husteten. Das tat Potter gerade nicht wirklich, oder? Und das tat Draco doch gerade nicht wirklich! Das war... Pansy stand auf. ~*~*~*~ Hermione erhob sich ebenfalls. Es war besser, wenn Pansy noch nicht ging, denn sie war doch noch nicht fertig mit ihrer Erklärung. Und wenn sie wirklich verhindern wollten, dass eines Tages die Schule in die Luft flog… Ein kurzer Blick auf Blaise, der gerade aussah, als würde er ersticken, dann stellte sie sich vor Pansy und zog sie in die Arme, verdeckte mir ihrem Körper die beiden Jungen. Sie schwieg, denn jedes einzelne Wort hätte alles nur verschlimmert. Wie gut, dass Ron jetzt nicht hier war. Das wäre eine wirkliche Katastrophe geworden… ~*~*~*~ Pansy ließ die Tasche fallen, schlang die Arme um Hermione und hielt sich fest. Sie hielt die Augen fest geschlossen, hatte das Bedürfnis zu weinen und konnte es doch nicht. Sie zitterte, während sie sich näher an die Freundin schmiegte. War es das? Hatte sie nicht schon längst verloren? Magie, Freundschaft... Da hatte sie doch eh keine Chance, oder? Blaise starrte währenddessen noch immer fassungslos auf die beiden ehemaligen Erzfeinde. Damit war es offenbar wohl amtlich: Die beiden waren definitiv Freunde geworden. Wow. Langsam bekam er auch wieder brauchbar Luft. Hin und wieder schüttelte er den Kopf, konnte die Augen aber nicht von den beiden wenden. ~*~*~*~ Harry hatte zu lächeln begonnen. Wie konnte man nur so sehr zweifeln? Wie konnte man nur so sehr an sich zweifeln? Er fiel endgültig auf die Knie, um mehr Halt zu haben, bettete seine Wange auf Dracos Kopf an seiner Brust. „Nicht mir musst du glauben. Oder jedenfalls nicht nur. Was sagt dir dein Herz? Sagt es dir, dass es richtig ist? Oder schreit es danach, dass es falsch ist? Du solltest dir selbst vertrauen.“ Er war froh. Auch wenn seine Worte so gar nicht wiedergaben, wie sehr er sich darüber freute, dass Draco ihm vertraute… Es war mehr, als er nach Hermiones Offenbarung noch zu hoffen gewagt hatte. ~*~*~*~ „Okay...“, wisperte Draco leise, krallte seine Hände in Harrys Umhang. Sich selbst vertraute er doch, nicht wahr? Ja, das tat er. Er hatte doch niemanden sonst. Aber er verrannte sich, verirrte sich. Und somit... brauchte er jemanden. Zumindest manchmal. Er hob den Kopf, lächelte leicht. Mehr Zuversicht lag in seinen Augen. „Weißt du was? Schicksal und Magie können mich mal. Sie werden nicht über mich bestimmen!“ Neuer Kampfgeist lag in seiner Stimme. ~*~*~*~ Harry hatte ebenfalls den Kopf gehoben, um Draco mehr Spielraum zu geben, jetzt nickte er. „Genau das will ich hören! Wo kämen wir denn da hin, wenn wir nicht mehr über uns selbst bestimmen könnten?“, fragte er amüsiert. „Schicksal… was ist das schon? Doch nichts als das, was wir dafür halten, nicht? Also ist das, was wir uns wünschen, unser Schicksal. Wenn du so denkst, dann ist das Schicksal alles, was du brauchst, um glücklich zu sein. Dann bestimmst du nämlich über das Schicksal und nicht umgekehrt!“ Er lachte, als er noch mal darüber nachdachte, was er da gesagt hatte. Klang das dämlich. So verdrehte Gedanken waren doch nicht mehr gesund! ~*~*~*~ Draco musste grinsen. „Das ist dann zumindest mal ein Schicksal, das mir sympathisch wäre.“ Er stupste Harry auf die Nase. „Sicher, dass in dir kein Ravenclaw steckt?“, zog er den Schwarzhaarigen liebevoll auf. Auf einmal erinnerte er sich, dass sie nicht alleine waren. Er blickte über Harrys Schulter hinüber zu den anderen. Blaise saß noch immer an der gleichen Stelle und starrte sie mit offenem Mund an, Granger und Pansy standen einige Meter weiter weg, wobei Granger das andere Mädchen festhielt und diese recht mitgenommen aussah. „Ich glaube, wir sollten uns anhören, was Granger noch zu sagen hat. Sie war wohl noch nicht fertig...“, stellte er fest. ~*~*~*~ „Alles deine Schuld.“, erwiderte Harry ernst, doch in seinen Augen funkelte der Schalk. Dennoch ließ er Draco los, stand auf und streckte freundschaftlich die Hand aus. Jetzt wussten sie es doch eh. „Na los! Damit wir nicht zu spät zum Unterricht kommen!“ ~*~*~*~ „Minimal.“, entgegnete Draco trocken, war sich aber durchaus des wahren Kerns von Harrys Worten bewusst. Er ergriff die ausgestreckte Hand des Gryffindors und ließ sich hochziehen. Kurz berührte er ihn noch an der Schulter, dann ging er an ihm vorbei hinüber zu Blaise. „Fängst du Fliegen, Blaise?“, fragte er mit einem schelmischen Grinsen. Der andere Slytherin klappte den Mund automatisch zu. „Wenn ja, dann ist das eindeutig deine Schuld. Warn mich das nächste Mal bitte vor, okay?“ „Irgendein Problem?“ „Mit ihm?“ Blaise schaute hinüber zu Harry. „Nö. Sollte ich?“ Draco lachte leise und ließ sich neben ihm ins Gras fallen. Freundschaftlich knuffte er ihn in die Seite. „Danke.“ „Nichts zu danken.“ Blaise grinste noch immer, wandte jedoch jetzt den Blick weiter zu Pansy und Hermione. Pansy tat ihm Leid... ~*~*~*~ Hermione hatte mitbekommen, dass das Schmusestündchen zu Ende war, jetzt schob sie Pansy leicht von sich. „Hey. Auf mich kannst du dich verlassen.“, flüsterte sie ihr zu, sodass niemand es hörte. „Ich kann dir da zwar nicht helfen, aber ich bin für dich da, ja?“ ~*~*~*~ „Okay.“ Pansy rang sich ein Lächeln ab. „Danke, Hermione... Du bist wirklich eine Freundin...“ Hilfe, die hatte sie auch nicht erwartet. Aber allein, dass jemand für sie da war... Das war schon großartig. Sie hob ihre Tasche wieder auf, griff Hermiones Hand und trat hinüber zu den anderen. Sie ließ sich mit untergeschlagenen Beinen neben Blaise nieder. „Wo waren wir stehen geblieben?“, fragte sie gefasst. „Bei der Sache heute im Unterricht, oder?“ ~*~*~*~ Hermione nickte. Sie überging Harrys fragenden Blick. Wenn er das nicht verstand, dann war ihm echt nicht mehr zu helfen. „Ja, ich wollte euch sagen, was genau passiert ist.“ Sie hob ihre Feder auf, tauchte sie ins Tintenfass und malte auf das Papier zwei voneinander separierte Halbkreise, einer mit einem W versehen, einer mit einem S. „Das seid ihr beide.“, erklärte sie. „Normalerweise, wenn zwei Zauber sich treffen, dann neutralisieren sie sich, oder sie löschen sich aus. Oder sie ignorieren einander, je nachdem welche Zauber aufeinander treffen. Aber da erzähle ich euch ja nichts Neues. Das kennt ihr ja alle von den Duellen her.“ Sie blickte einmal in die Runde. „Wenn zwei Zauber gleicher Natur aufeinander gezaubert werden, durchdringen sie sich. Sie treffen beide.“ „Ja doch.“ Harry wurde ungeduldig. Warum erzählte sie ihnen etwas, das sie schon wussten? Hermione schickte ihm einen mahnenden Blick. „Bei euch ist das anders, weil eure Energien gegeneinander gerichtet sind.“ Sie ließ die Augen weiterwandern, über Dracos Gesicht, über Blaises… wusste er vielleicht schon, was sie damit sagen wollte? ~*~*~*~ Draco runzelte die Stirn, während Granger sprach. „Du meinst... bei dem gleichen Spruch potenzieren sie sich... Das erklärt diese hohe Flamme... Und die heftige magische Reaktion letzte Woche bei dem Duell...“ „Moment mal. Wenn ihr beide dann gleichzeitig etwas zaubert, gerät das außer Kontrolle? Dann bin ich aber absolut dagegen, dass ihr euch noch einmal duelliert!“, ging Blaise dazwischen. Draco verzog den Mund, sah kurz zu Harry, dann zu Granger. Keine Duelle mehr... Ihm würde das fehlen. Blieb nur die Frage, was sie sagte... Moment mal. Er vertraute gerade auf Grangers Meinung? Na klasse. Pansy schwieg. Ihr Blick ruhte auf ihren Händen und sie zwang mit aller Macht die brennende Eifersucht nieder. ~*~*~*~ Harry war nicht so leicht davon zu überzeugen. „Keine Duelle mehr?“, fragte er aufgebracht. Das ging doch nicht! Das war doch… Und dann verstummte er plötzlich und ein zufriedenes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Red nur weiter, Mione. Ich bin still.“ Sie beäugte ihn noch einmal kritisch, bevor sie fortfuhr. „Genau. Sie potenzieren sich. Das liegt daran, dass rein Weiß und rein Schwarz einander nicht vollständig durchdringen können. Sie bleiben ineinander gefangen, werden aufgespaltet und setzen Farben frei, die jede für sich eine ungeheure Macht hat. Um genau zu sein, kommen diese Farben aus der Weißen Magie. Ihr kennt das vom Licht, oder? Und alle nebeneinander sind sie völlig harmlos. Spaltet man sie aber auf… Dann setzt jede dieser Farben Energie für sich frei. Und das einzige, das es wirklich schaffen kann das aufzuspalten, ist die Schwarze Magie. Nur diese Energie ist dazu stark genug. Das heißt, wenn ihr gegeneinander kämpft und den gleichen Zauber einsetzt, dann zerschneidet die Schwarze Magie das Band der Weißen und der Energie-Output steigt ins Unermessliche!“ Harry sah sie an. „Sag mal, Mione, woher weißt du das eigentlich alles?“, fragte er sie. Es war doch nicht normal, dass eine Fünfzehn-, fast Sechzehnjährige so etwas wusste. Sie öffnete ihre Tasche und knallte ihm einen Wälzer hin. „Steht alles da drin! Du musst halt nur wissen, wo du suchen musst, dann findest du in der Bibliothek alles, was auch nur im Entferntesten wissenswert und informativ ist!“ Harry nickte. Sie beeindruckte ihn immer wieder. So ein schweres Buch… ~*~*~*~ „Was bedeutet, keine Duelle mehr!“, bekräftigte Blaise entschlossen. Er würde mit Sicherheit nicht zulassen, dass noch einmal solch eine Katastrophe passierte. Draco verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Ein kurzer Blick auf Harrys zufriedenes Lächeln verriet ihm, dass dieser wohl genau das Gleiche dachte wie er: Das Training mit Snape und Tonks. Sie würden sich doch weiter duellieren. Ohne diese Herausforderung würde die Schulzeit auch wirklich langweilig werden... Eine Frage lag Draco noch auf der Zunge, aber er wusste nicht, ob er sie stellen sollte. Dieses Band... Seine Augen huschten wieder zu Harry. War das alles Magie? Er war sich nicht sicher, ob er das wirklich wissen wollte. Selbst wenn man das Schicksal als selbstbestimmt betrachtete, gab es eben doch manche Dinge, die man nicht selbst steuern konnte. Pansy schaute zu den beiden Jungen hinüber. „Warum ward ihr nach dem Zauber so betroffen? Außer der Potenzierung ist noch etwas passiert, oder? Ihr wart beide nicht mehr ansprechbar.“, stellte sie nüchtern fest. Draco sah beiseite, sagte nichts. Er wollte nicht darüber reden. Irgendwie erschien ihm das zu... persönlich. ~*~*~*~ Harry jedoch erwiderte ihren Blick. „Ich denke, dass das nichts ist, was du verstehen würdest.“, sagte er nachdenklich. „Im Übrigen könnte ich das auch gar nicht beschreiben.“ Er lächelte sie an. „Tut mir wirklich Leid.“ Hermione schüttelte den Kopf. „Hör auf.“, sagte sie und Harry blickte jetzt zu ihr. In seinen Augen lag Irritation. Hatte er was falsch gemacht? Sie seufzte. Sie würde noch mal mit ihm reden müssen. „Ich denke auch, dass ihr zwei nicht mehr gegeneinander kämpfen solltet. Das ist zu gefährlich. Nicht umsonst waren wir nach eurem kleinen Duell alle auf der Krankenstation. Ihr wisst es ja besser, ich schätze, Pomfrey hat euch grade so noch zusammenflicken können, oder?“ Harry rieselte ein Schauer über den Rücken. Manchmal war sie echt gruselig! Woher wusste sie jetzt das wieder? ~*~*~*~ Dracos Blick wanderte betont gleichgültig über den See. Weder zu Pansys Frage noch zu Grangers Anmerkung würde er etwas sagen. Was zu sagen war, hatte Harry Pansy gerade gesagt: Es war für jemand anderes nicht zu verstehen. Aber es war schön zu wissen, dass es dem Gryffindor wohl ähnlich ging. Blaise nickte nachdenklich. Es war knapp gewesen. Und eigentlich... „Eigentlich müssten wir auch die Lehrer informieren. Das kann gefährlich werden. Aber... ich denke kaum, dass sie uns das glauben würden.“ Er grinste schief. „Also müssen wir selbst aufpassen.“ Pansy starrte Harry giftig an. Er hatte kein Recht dazu! Er hatte kein Recht, ihr gegenüber so patzig zu sein! Und er hatte verdammt noch mal kein Recht dazu, Draco so nahe zu kommen! Das - ihre Gedanken stockten - aber tat Draco gut... Und sie wollte doch, dass es ihm gut ging. Sie sah zu dem Blonden hinüber, lächelte wehmütig. Und ohne Harry... Verdammt. ~*~*~*~ „Du meinst im Ernst, dass Dumbledore nach der Aktion bei Tonks davon noch nichts weiß?“, fragte Hermione spitz. Harry grinste. „Nee, du, der hat das ganze sicherlich im Blick. Und wenn die anderen Lehrer davon noch nichts wissen, dann denke ich, dass sie es ruhig auf die harte Tour lernen können!“ Er dachte an Tonks und Snape… Ja, spätestens diese beiden würden es lernen! Hermione gab ihm eine Kopfnuss. „Nichts da! Wir haben gesagt, keine Duelle mehr für euch! Ich für meinen Teil möchte das Erwachsenenalter gern noch erreichen.“ ~*~*~*~ „Ja, ja, schon gut...“, lenkte Blaise ein. „Ich habe die Allmacht unseres Schulleiters vergessen. Sorry.“ Er grinste leicht. Aber es war beruhigend zu wissen, dass er auch in diesem Fall Bescheid wusste. Draco schnaubte nur leise. Der alte Mann wusste in seinen Augen deutlich mehr, als er sollte... Das Wissen, was er in dieser Rüge offenbart hatte, hatte ihn ehrlich schockiert. Das ging Dumbledore einfach alles nichts an! Pansy sagte nichts weiter. Ihr Blick wanderte hinüber zu dem Schloss und sie stellte fest, dass sich die Anzahl an Schülern hier draußen radikal erhöht hatte. „Wir müssen zu Pflege magischer Geschöpfe. Die Mittagspause ist um. Die anderen kommen schon.“ ~*~*~*~ Hermione stimmte ihr zu. Sie sollten sich besser beeilen, damit nicht noch jemand auf dumme Gedanken kam. Und dann kam ihr ein Gedanke. „Vielleicht sollten wir so ein Treffen noch mal wiederholen.“, schlug sie locker vor, als sie schon aufstand. „Das nächste Mal in nicht ganz so steifer Runde.“ Und schon stopfte sie ihr Buch wieder in die Tasche. ~*~*~*~ Blaise zuckte mit den Schultern. „Von mir aus gerne.“ Er lächelte Granger an und streckte seine Hand aus. „Aber ab jetzt bin ich Blaise, klar?“ Draco schaute seinen Freund verblüfft an, das war doch... Es war eine Sache, sich mit Harry anzufreunden. Es war eine andere, sich mit Granger gleich zu ver...schwistern! Auch Pansy sah Blaise überrascht an, dann schaute sie weiter zu Potter. Ihre Miene wurde etwas düsterer, aber sie gab sich einen Ruck. „Für dich Pansy.“ Sie lächelte den Gryffindor strahlend an. Vielleicht konnte sie ihm wenigstens den Wind aus den Segeln nehmen. ~*~*~*~ Harry lächelte glücklich zurück. Das würde es noch einmal einfacher machen. Für Draco und auch irgendwie für ihn. „Harry!“ Er streckte ihr die Hand entgegen, während Hermione ebenfalls ihren Vornamen sagte. ~*~*~*~ Pansy lächelte süß und drückte Harrys Hand. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihn mögen würde... Draco sah sich nun unter Zugzwang. Granger und Blaise hatten die Hände bereits geschüttelt, Pansy und Harry auch sowie auch Harry und Blaise. Blieben also nur noch er und Granger. Er blickte das braunhaarige Mädchen einen Augenblick lang stumm an. Im Prinzip... Ein weiterer Schritt, um seinem Vater in den Rücken zu fallen, nicht wahr? Der Blonde streckte Granger die Hand entgegen. „Draco.“ ~*~*~*~ Harry begann er zu lachen. Es war genau das, was er heute Morgen noch gedacht und sich gewünscht hatte! Friede zwischen Slytherin und Gryffindor! Aber er war sich schon auch bewusst, dass das nicht bei allen Leuten so funktionieren würde. „Leute, wir können froh sein, dass Ron nicht da ist. Der würde alle hier Anwesenden einen nach dem anderen killen!“ Hermione erstarrte und blickte ihn an. An ihn… hatte sie ja gar nicht mehr gedacht! Natürlich! Ron… gehörte ja auch noch irgendwie zu ihnen! Wie sollte sie ihm diese Sache nur beibringen? Verzweifelt blickte sie Harry an. Das konnte doch niemals gut gehen! Doch dieser lächelte nur. Wir kriegen das schon hin!, sagte er damit, dann ging er zu seiner Freundin, hakte sie unter, winkte noch einmal und schon dirigierte er sie Richtung Hagrids Hütte davon. Es wurde allerhöchste Eisenbahn, denn ein paar Ravenclaws hatten sich ihnen auf äußerste Toleranzgrenze genähert. ~*~*~*~ Die drei Slytherins schauten den zwei Gryffindors einen Augenblick lang nach. „Er dürfte Recht haben. Mit Weasley wird das noch lustig... Der ist vielleicht ein verbohrter Dickschädel.“ Blaise schüttelte den Kopf und stand auf. Jetzt war genug Abstand da, dass sie auch losgehen konnten. „Hm...“, machte Draco nur und rammte die Hände in die Hosentaschen. „Wir sollten zusehen, dass wir zu unseren neuen Freunden stehen können...“, sagte Pansy leise. „In unserem Haus bricht doch eh alles auseinander.“ Draco legte den Kopf in den Nacken, blickte in den Himmel. „Das wird es definitiv, sobald Warrington wieder da ist.“ „Also spätestens dann.“, stellte das Mädchen fest. Der Blonde nickte nur. „Überstürz es nicht. Wie gesagt: Weasley fehlt noch in dieser heilen Welt...“ „Warum spottest du?“ Draco zuckte mit den Schultern. „Weil es zu perfekt ist, zu ideal. Und weil es keine perfekte Welt gibt.“ Er sah wieder auf den Weg. Sie waren nun schon beinahe bei Hagrids Hütte angekommen. Erneut erwartete sie eine wundervolle Stunde Pflege magischer Geschöpfe mit einer weiteren, herzerfrischenden Stunde Krillkanifa scheren... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ When the world is ever changing Light a candle in the dark There's a source of inspiration in the air Let the magic dry your tears and heal your heart ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shi-chan: *freu* Friedefreudeeierkuchen! Sie sind süß! *alleabknuddel* Und alle so menschlich. Harry und Draco… nur Magie? Ist ja wohl klar, dass sie sagen, dass es keine ist. Aber mal sehen! ^^ Blaise… der ist toll! Genau wie Mione! Unermessliche Akzeptanz. Und ER ist den ersten Schritt gegangen! Ich bin so stolz auf ihn! Und Pansy… sie tut mir so unendlich leid. Mit ihrer Eifersucht, mit dem Liebeskummer… Ich freu mich jetzt schon auf Rons Ankunft! *fg* Noch drei Tage, dann…. *vorvorfreudeimkreisespring* abranka: *blaiseknuddelt* *g* Soviel zu Miones Frage, welche Bedeutung ihm zukommt. *g* Ausgleichendes und verbindendes Element, wenigstens meistens... Ha, und Draco schüttelt Mione die Hand. War ne Sache, ihn dazu zu bringen, das sag ich euch... Shirokko: Aber abby hat es geschafft! Sie ist wirklich gut! ^^ Am Abgrund ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 32: Am Abgrund Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Juli - Zerrissen. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 32: Am Abgrund Harry begrüßte Zoora mit einem fröhlichen Grinsen. Er war glücklich. Absolut. Es ging ihm richtig gut! Sie schien das zu spüren und war sofort noch ein bisschen lieber, als er begann, ihr einen neuen Haarschnitt zu verpassen. Diesmal ließ er sich viel Zeit damit, freute sich darüber, wenn sie über die Schulter ihren Rücken begutachtete. Irgendwann kam Hermione. „Es ist wirklich unglaublich, dass sie dir so vertraut, obwohl du ein Mann bist.“, sagte sie nachdenklich. „Du scheinst wirklich eine Anziehungskraft auf Wesen zu haben, die schwierig im Umgang sind.“ Harry sah auf und lächelte sie an. „Meinst du?“ Hermione nickte. „Nimm mich. Wer außer dir und Ron hält es denn schon mit mir aus?“ „Na hör mal! Ginny, Luna, Neville und etliche andere reden immer mit dir!“, erwiderte er empört. Das Mädchen lachte leise. „Ja, weil sie etwas von mir erwarten. Das tust du nicht. Du gibst dich damit zufrieden, dass ich da bin.“ Sie lächelte ihn dankbar an. „Ich denke, das ist auch der Grund, warum Zoora oder Menschen wie Malfoy… äh, Draco zu dir kommen und sich mit dir anfreunden können.“ Harry wurde leicht rot. „Du spinnst.“ „Vielleicht…“, zuckte Hermione mit den Schultern. „Aber das war es eigentlich nicht, was ich mit dir besprechen wollte…“ Sie blickte auf seine Hände hinunter, die vorsichtig und etwas ungeschickt mit der Schere hantierten und allmählich ein abschreckendes Muster aus Linien und Kreisen im Fell des Krillkanifa offenbarten. Was ging in seinem Kopf eigentlich vor, dass er das schön fand? „Na los, spuck’s aus!“, forderte er sie abwesend auf. Offenbar ging er in dieser Art der künstlerischen Betätigung ganz auf. Sie seufzte. „Warum hast du Pansy vorhin so geärgert?“ Er blickte auf, hielt mitten im Schnitt inne, was das kleine Tierchen vor Empörung quietschen ließ. „Ich habe sie geärgert?“ Hermione erwiderte den Blick nachdenklich. Er war wirklich irritiert. Konnte es sein, dass er davon gar nichts mitbekommen hatte? War denn das zu fassen? „Du weißt doch, dass sie in Mal… Draco verschossen ist. Wie kannst du sie dann so abweisend behandeln und ihr über den Mund fahren? Das tut ihrer Eifersucht nicht gerade gut.“ „Sie ist…“ In Harrys Kopf brach plötzlich etwas zusammen, von dem er nicht mal gewusst hatte, dass es überhaupt existiert hatte. Klar, Pansy war in Draco verliebt. Wie er. Aber warum sollte sie dann eifersüchtig sein? Sie war doch seine Freundin. Offiziell! Den Gerüchten nach hatten sie doch… Gerüchte… Natürlich. Sie war seine Alibifreundin. Wie er es zu Anfang des Schuljahres ganz deutlich gesagt hatte, um ihn zu ärgern. Und sie wusste das. Und dann die Szene gerade unter dem Baum war ja auch nicht so gewesen, wie sie es sich wahrscheinlich gewünscht hatte… Nur warum hatte sie dann nicht ihrerseits versucht, ihn zu trösten? Warum hatte sie zugelassen, dass er das tat, wenn sie doch eifersüchtig auf ihn war? Was bedeutete das überhaupt? Er war doch eifersüchtig auf sie gewesen, weil sie ihm nahe sein durfte, dabei hatte er gewusst, dass sie nur Alibi war. Wie kam das zustande? Das war doch nicht normal? War er so verblendet gewesen? War er… Ja, er war eifersüchtig gewesen, dabei hatte er das nicht einmal gemerkt. Eifersüchtig auf Pansy? Hatte er deshalb so böse reagiert, als sie gefragt hatte, was bei dem Zauberband passiert war? Nein, er hatte nur gesagt, was er gedacht hatte… oder? Hermione beobachtete, wie die Erkenntnis in seine Augen trat, wie er leicht das Gesicht senkte, wie es in seinem Kopf arbeitete. Sein Blick wandte sich in die Ferne, starrte Löcher in den Boden, dann wurden sie plötzlich dunkel, und sein Körper erschlaffte. „Harry?“ Er reagierte nicht. „Harry! Was ist los?“ Besorgt beugte sie sich vor, berührte ihn sachte am Arm. Er sah auf, in seinem Gesicht lag Verwirrung. „Mione?“ „Was hast du? Du schaust so komisch.“ Er lächelte und sie erkannte, dass sich diese leidige Maske auf sein Gesicht schleichen wollte. Das durfte doch nicht wahr sein! „Harry! Schließ mich nicht aus deinen Gefühlen aus!“, rief sie empört und er blickte sie an, doch das Lächeln verschwand nicht. Stattdessen stand er auf und sie beobachtete perplex, wie er zu Lavender ging. Was war denn jetzt los? Die Frage erübrigte sich, als er mit ihrem Spiegel zurückkam, mit dem er sich vor Zoora wieder auf die Knie sinken ließ, ihr sein scheußliches Werk präsentierte. Ganz entgegen aller Erwartungen war sie begeistert. „Mione, ich kann das nicht unterdrücken.“ Das Lächeln traf sie mit voller Härte und sie schluckte. „Schon lange nicht mehr…“ Sie nickte mühsam. Hatte er es wirklich schon so lange? „Ich werde… mich mit Pansy bemühen.“, sagte er dann leise. „Ich will nicht, dass sie leiden muss. Unerwiderte Liebe ist nicht schön…“ Er verstummte und sie blickte auf sein nach außen hin glückliches Profil. Sie begriff. Es war tatsächlich unerwidert. Dracos Worte, die Pansy ihm verraten hatte, waren wahr. Er liebte niemanden, oder gab es zumindest nicht zu. Und gleich zwei Menschen würden daran zerbrechen, wenn sich das nicht bald änderte. ~*~*~*~ Hinter ihnen, von ihnen unbemerkt vereinigten sich hasserfüllte Blicke. „Ich hasse ihn! Warum fragt er immer mich?“ Lavender schüttelte sich. „Und das mit diesem gruseligen Lächeln! Als wollte er sagen, dass ich die nächste bin!“ Dean nickte böse. „Das ist doch immer so. Er zeigt uns, dass er stärker ist. Wen wundert das? Wenn er doch unter Dumbledores Schutz steht? Wir kommen nicht an ihn heran!“ „Meinst du etwa, Dumbledore…“, mischte sich Parvati ein. „Nein, das glaube ich kaum…“, wiegelte Dean ab. „Aber vielleicht weiß er nur einfach nichts davon. Wer weiß schon, ob Potter ihn nicht auch nur an der Nase herumführt!“ „Du meinst…“ Seamus war näher gekommen. „Das kann nicht dein Ernst sein!“ Lavenders Augen liefen vor Angst fast über. „Wir müssen was dagegen tun!“, flüsterte Parvati wieder, diesmal eindringlich und leicht panisch. „Ich will nicht von ihm an die Todesser ausgeliefert werden!“ „Das wird keiner von uns, glaub mir. Wir denken uns was aus, damit…“ „Er wird mich noch mal ansprechen…“, zitterte Lavender dazwischen. „Wenn er mir den Spiegel zurückgibt!“ Sie schüttelte sich. „Nimm ihn doch einfach nicht zurück!“, sagte Seamus unverständig. „Schenk ihn ihm.“ „Dann kann er mich verfluchen!“ „Quatsch, wie denn, wenn er dann nicht mehr dir gehört?“ „Ich…“ Sie blickte den Braunhaarigen leidig an. „Ich habe Angst, dass er mich verhext, wenn ich ihn abweise…“ Dean nickte bedächtig. „Dagegen müssen wir was tun.“, konstatierte er grübelnd. „Am besten… Er kann schlecht alle von uns umbringen… Also müssen wir die anderen davon überzeugen, uns zu helfen. Wenn wir alle aufhören, mit ihm zu sprechen, kann er ja nicht alle von uns umbringen…“ Er grinste in die kleine Runde. „Wann ist er das nächste Mal für längere Zeit beschäftigt?“ „Er hat Quidditchtraining am Donnerstagnachmittag.“ „Nein, dann fehlt uns das Team. Wir brauchen alle!“ „Er hat doch eine Strafarbeit von Snape wegen dem verpatzen Trank bekommen, oder?“ „Ja, wann ist die?“ „Keine Ahnung, aber mit Sicherheit in den nächsten Tagen!“ „Das ist gut… Dann werde ich mal mit Colin reden…“ Dean grinste böse. Diesem Mistkerl würden sie es schon zeigen! Einfach Menschen töten… Neben der Gruppe Verschwörer machte Neville ein unglückliches Gesicht. Das klang aber gar nicht gut… ~*~*~*~ Draco bedachte sein Krillkanifa mit einem skeptischen Blick. Es liebte ihn offenbar noch immer über alles. Er seufzte leise. „Armes Ding... Such dir lieber jemand anderes...“ Das pinkfarbene Wesen gurrte leise – gurrten Krillkanifas? Offenbar ja... – und schmiegte sich an ihn. „Du ziehst die Menschen an, auch wenn du es nicht willst. Um was wetten wir, dass deine Tasche vor Briefen überquellen wird?“ Blaise grinste breit. Draco schenkte ihm einen giftigen Blick. „Ich hoffe wirklich, dass du dich irrst. Und wenn nicht – du kannst sie alle haben.“ Der schwarzhaarige Slytherin nickte leicht. „Überrascht mich nicht.“ Noch ein giftiger Blick. „Hör mal...“ Blaise warf einen kurzen Blick über die Schulter, doch Raue-Pritsche war anderweitig beschäftigt, der Großteil der Gryffindors hockte gerade zusammen, Pansy wurde von Millicent und Sally-Anne zugetextet und somit kümmerte sich niemand um sie. „Ich finde es ja wirklich großartig, dass es jemanden gibt, der an dich rankommt. Seien wir doch ehrlich: Wenn Pansy oder ich dich vorhin angesprochen hätten, wärst du in die Luft gegangen oder abgehauen. Aber Pot... Harry. Er kommt an dich ran. Das freut mich für dich. Aber... ich bin auch ein wenig eifersüchtig.“ Draco starrte ihn an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ „Doch.“ Blaise lachte leise und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich war bisher dein bester Freund und stand dir am nächsten, doch ich bin abgelöst worden... Aber für dich ist es gut. Und ich... Nun, ich kann weiter auf dich zählen, oder?“ Perplex nickte der Blonde. „Na siehst du. Also kein Grund, sich Sorgen zu machen.“ Draco schüttelte leicht den Kopf und konnte seinen Blick von Blaise auch nicht abwenden, als der sich wieder seinem Plüschwesen zuwandte. Das war doch... Was zu Merlin hatte er an sich, dass er offenbar trotz allem so viele Menschen anzog? Was? Er selbst... Er hätte sich wohl selbst kaum ertragen können. Ein leises Fiepsen zwang ihn dazu, seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Krillkanifa zu richten. Zeit, es zu scheren… Dann war der Unterricht vorüber und wie so oft, führte das Slytherintrio ihr Weg in den Gemeinschaftsraum, um sich dort bis zum Abendessen den Hausaufgaben zu widmen. Vor allem Zaubereigeschichte hatte es in sich. Wieder ein Aufsatz über die Trollkriege... So langsam mussten sie doch endlich mal am Ende angelangt sein, oder? Blaise hatte außerdem Recht behalten: Dracos Tasche war vor Briefchen nur so übergequollen. Er hatte an ihnen direkt den Feuerzauber der letzten Zauberkunststunde getestet. Fröhlich waren sie im Kamin zu einem Haufen Asche verbrannt. Schließlich war Zeit zum Abendessen und Draco konnte nicht verhindern, dass ihm etwas flau im Magen wurde. Was ihnen bei Snape wohl bevorstand? Auf alle Fälle würde er dafür sorgen, dass er pünktlich war. Mehr als seinen Zauberstab hatte er nicht dabei. Würde er auch garantiert nicht brauchen. Dennoch... Ein ungutes Gefühl blieb, als er in den Kerker hinunter zu Snapes Büro ging. ~*~*~*~ Harry erblickte Draco, als er gerade in den Gang einbog, in dem Snapes Büro lag. Aber irgendwie hatte er ein Gefühl von ungewisser Unsicherheit im Bauch. Wie sollte er sich verhalten? Sollte er so weiter machen wie bisher? Einfach versuchen, da zu sein, wie er es gewesen war, verheimlichen, dass er ihn liebte, wie er es am gestrigen Tag getan hatte? Es hatte weh getan, auch wenn die Nähe gut getan hatte. Doch damit würde er Pansy einen Vorsprung überlassen, denn diese warb offen um Draco, hatte sozusagen Narrenfreiheit. Er hatte doch eh schon einen Nachteil, weil er ein Junge war… Das wollte er nicht. Aber gleichzeitig wäre es Draco zu gönnen. Und er wollte nicht egoistisch sein. Und eigentlich wollte er auch nicht, dass Draco jemals davon erfuhr, denn es könnte ihre Freundschaft zerstören. Und das wollte er unter keinen Umständen gefährden. „Hey.“ Er hatte ihn erreicht, legte ihm federleicht eine Hand auf die Schulter. Sofort spürte er die Anspannung in dem anderen. „Auch so nervös?“ Ja, Snape war seine zweite Sorge. Der Lehrer bereitete ihm regelrecht Bauchschmerzen, ohne wirklich vor ihm zu stehen. Was hatte er nur mit ihnen vor? ~*~*~*~ „Hey.“ Draco schenkte Harry ein schiefes Lächeln. „Oh ja...“ Er schnitt eine Grimasse. Ihm war wirklich, wirklich unwohl dabei, den Zaubertränkelehrer aufzusuchen. Was er wohl für sie bereit hielt? Noch mehr Schwarze Magie? Sie erreichten Snapes Büro. Ein wenig zögerlich klopfte Draco an und auf ein knappes „Herein“ von drinnen, drückte er die Tür auf. Das nannte man dann wohl Stunde der Wahrheit. ~*~*~*~ Snape hatte sie schon erwartet. Und er überraschte sie wohl beide, denn in dem Raum stand ein großes Sofa. Schwarz vielleicht, aber es sah weich aus. Verblüfft starrte Harry erst auf das Sofa, dann auf Snape. Er sah sich um, konnte bei weitem keine Duellbahn erkennen, konnte sich nicht mal denken, wo sie denn hier noch Platz finden sollten, sich zu duellieren, denn vor dem Sofa stand ein ebenhölzerner, niederer Tisch und darauf… Harrys Augen wurden noch ein klein wenig größer. … Schokofrösche… Der Schwarzhaarige hatte seinen Blick offenbar bemerkt. „Gesponsert von Professor Tonks.“, gab er Auskunft, dann wandte er sich steif wie eh und je an sie beide. „Willkommen. Um gleich zur Sache zu kommen: Wir werden keine Duelle durchführen. Ich denke, dass Tonks’ Training in dieser Hinsicht ausreicht. Dumbledore hat mich beauftragt, euch beiden die Kunst der Okklumentik beizubringen. Ich schätze, ihr wisst nicht, was das ist.“ Er redete weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. „Ihr werdet lernen, wie ihr euch gegen Eingriffe in euren Geist wehrt. Denn ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, der Unnennbare ist ein Meister der Legilimentik, der Kunst des Gedanken- oder auch Gefühlelesens. Um zu verhindern, dass er eure Gedanken gegen euch benutzt, was nach Dumbledores Meinung vor allem bei dir, Potter, wichtig ist, werde ich in eure Gedanken eindringen und ihr werdet versuchen, euch dagegen zu wehren. Und nein, es gibt keinen Spruch dafür. Ihr müsst es aus eigener Kraft allein mit eurem Willen schaffen. Alles klar?“ Er hatte das so schnell heruntergeleiert, dass Harry einfach nur den Kopf schütteln konnte. Okklumentik? Legilimentik? Bitte was? Und warum? Wer? „Dann ist ja gut.“ Snape wandte sich um. „Setzt euch, wir fangen gleich an.“ Harry warf Draco einen Blick zu, der Hilfe suchender nicht hätte sein können, aber er tat, was der Schwarzhaarige verlangte. ~*~*~*~ Draco betrachtete den Raum skeptisch. Wow. Sogar Snape hatte wohl Sinn für etwas eher... Gemütliches. Stillschweigend lauschte er dem Professor. Gedankenlesen? Gefühlelesen? Er verspürte auf einmal das ungute Bedürfnis, ganz schnell wieder zu verschwinden. Das waren Dinge, die niemanden etwas angingen. Dummerweise war es aber gerade deshalb sinnvoll, zu lernen, sich dagegen zu wehren, dass jemand diese Gedanken und Gefühle ausnutzte... Verflixt. Das war so eine dumme Fußangel, die dafür sorgte, dass er jetzt doch Snapes Aufforderung nachkam und sich schweigend auf das Sofa fallen ließ. Harrys hilfesuchenden Blick hatte er gesehen, diesem jedoch nichts anderes als ein hilfloses Schulterzucken schenken können. Allerdings... Eins konnte man noch tun, bevor Snape loslegte... „Ehe Sie uns durchleuchten: Gibt es irgendetwas, was man beachten sollte, wenn man sich gegen diese Legilimentik wehren will?“ ~*~*~*~ Stirnrunzelnd blickte Snape ihn an. Hatte er das nicht gerade erklärt? „Das ist wie bei Imperio.“, sagte er ein wenig ungeduldig. „Du musst einfach wollen, dass es aufhört. Das müsstest du doch können, oder?“ Er war sich fast sicher, dass Lucius auch diesen Teil des Trainings bei Draco nicht ausgelassen hatte. Und Harry… war ein Sturkopf. Da war das normal, dass er sich gegen alles wehrte, was in seinem Kopf nicht hingehörte. Er blickte den Gryffindor an. „Bereit?“ Wieder schüttelte Harry den Kopf, aber dann musste er einsehen, dass er im Grunde nichts dagegen tun konnte, weil Snape ihm ja gesagt hatte, dass er es nur wollen musste, und nickte. Beim Patronus hatte er auch mit Willenskraft gute Gedanken erzeugen müssen… Dann konnte das hier ja nicht noch schwerer sein. Schließlich musste er keine guten Gedanken hegen, oder? Snape trat auf ihn zu, warf Draco noch einen strengen Blick zu, der besagte, dass er sich auf keinen Fall einmischen sollte, dann sprach er leise die Formel: „Legilimens!“ Sein Zauberstab richtete sich auf Harry, der ihn mit etwas ängstlicher Miene ansah. Dann weiteten sich die Augen. Bilder kamen, schossen durch Snapes Kopf. Buntes Farbenspiel, mehr nicht. Na dann… wollte er doch mal sehen, welche Abgründe sich in der Seele des Helden der Zaubererwelt bereithielten… Er sah Bücher vor sich. Langweilig… Er musste wohl tiefer. Oh, was war das? Eine riesenhafte Schlange, der Basilisk. Das war interessanter… Aber momentan… Und ein junger Mann, sah nett aus. Aber seine Augen waren kalt… Interessierte ihn erstmal nicht weiter. Nein, er suchte etwas Bestimmtes… Einen Tag, der die Geschichte verändert hatte. Einen Tag, der ihm vielleicht eine Frage beantwortete, die er sich schon lange stellte… Als nächstes kam eine Szene in einem Haus, das er nicht kannte, ein Mann, der ihm sehr wohl als Harrys Onkel bekannt vorkam, der schrie und puterrot war. Alles uninteressant. Und dann hatte er plötzlich das Gefühl, fündig geworden zu sein. Ein schmales Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Er konnte einen Schrei hören. Laut, durchdringend. Gellend. Angst rann durch seine Venen. Angst, die nicht die seine war. Ja, hier musste er einfach richtig sein. Nur musste er noch ein wenig weiter zurück… Für Harry war es pure Folter. Die Gedanken, die er verdrängen wollte, die er nicht bei sich halten wollte, sie wurden ihm aufgedrängt. Sie wurden aus seinem tiefsten Innern hervorgezogen und er musste sie erneut durchleben. Es wäre wohl auch nicht so schlimm gewesen. Nur… warum hatte er sich gerade das aussuchen müssen? Wimmernd drückte er die Hände auf die Ohren. Er wollte das nicht hören! Er wusste doch, dass sie starb! Er wusste doch, dass es der letzte Moment war, den sie noch bei ihm war! Er wollte nicht, dass… sie erneut starb! Aber er konnte sich nicht wehren. Die Bilder kamen, spielten sich wie ein alter Film vor seinen Augen und Ohren ab. Der Schrei seines Vaters, der Schrei seiner Mutter. Das Flehen, das kalte Lachen Voldemorts, dann der gleißende Blitz! Er wollte das nicht sehen. Und er schrie. Er schrie, dass er aufhören sollte, aber er wusste nicht, ob Snape es hören konnte… Der Mann erlebte all das ebenfalls: Dunkelheit. Dann helles Licht. Ein freundliches Gesicht über ihm. Lilly Potter. Sie lächelte. Wärme und Liebe in seinem Herzen. Das Gefühl, geborgen zu sein, glücklich zu sein. Ein Warnschrei und das Gesicht verschwand. Eine Tür klappte. Dann Worte. „Nicht Harry!“ Weitere Worte, doch sie verschwammen. Dann ertönte wieder dieser Schrei von vorhin. Lauter diesmal. War es ihr Schrei? War es Lilly Potter? Da war noch ein zweiter Schrei, leiser… Das konnte doch nicht sein. Wer sollte denn das sein? Dann ein kaltes, grausames Lachen. Und Angst. Liebe und Angst. Und Verzweiflung. Das Gefühl, alleine zu sein. Dann grünes Licht? Der Todesfluch! Er traf ihn, dann wurde es dunkel… Er keuchte und tauchte aus den Gedanken des Jungen vor sich auf. War er rausgeschmissen worden? Hatte sich nicht so angefühlt! Aber er hatte nicht aufhören wollen! Er wollte doch wissen, wie er dorthin kam. Wie der Junge es geschafft hatte, dem Todesfluch zu entgehen! Was hatte er getan, um den Unnennbaren zu besiegen? Aber er war rausgeworfen worden, bevor sich ihm die Wahrheit offenbart hatte. Warum? Es war nicht Harry gewesen. Das fühlte sich nun mal anders an. Eher wie eine Wand oder so. Aber das… er war einfach zurückgeschickt worden. Was hatte ihn daran gehindert, das Ende des Dunklen Lords zu sehen? Er blickte auf den zitternden Jungen vor sich hinab. Harry weinte. Tja… hätte er wohl auch, wenn er irgendwie noch dazu fähig gewesen wäre… Doch er hatte kein Recht dazu… war zu alt dafür. Auch wenn Dumbledore der Meinung war, dass es niemals zu spät war, einen Fehler einzusehen und dafür grade zu stehen… ~*~*~*~ Draco sah der Szene schweigend zu. Seine Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten, als er sah, wie sehr Harry litt, doch er sagte nichts, tat nichts. Sah starr zu. Es tat ihm weh, ihn so leiden zu sehen. Es schmerzte... Und doch... Er würde nichts tun können. Gar nichts. Endlich war es vorbei... Stumm zog er sein Taschentuch hervor. Weiß mit einem grün-silbernen Rand und seinen Initialen in der einen Ecke. Er reichte es dem Gryffindor, sagte noch immer nichts, legte aber nun behutsam seine Hand auf Harrys, drückte sie. Sein Blick zu dem Lehrer war nahezu strafend und zugleich von einer gewissen Angst erfüllt. Wenn Snape Harry so erschüttern konnte... Draco weigerte sich weiterzudenken. Er würde schon früh genug feststellen, was der Lehrer für ihn bereithielt. ~*~*~*~ Harry sank vornüber, legte die Stirn auf die Knie, krallte sich in Dracos Hand. Die andere knüllte das Taschentuch, als wäre es an allem Schuld. Warum gerade das? Warum seine Mutter? Warum… Snape schob ihm die Schüssel mit den Fröschen hin. „Iss und hör auf zu heulen. Es ist nur Vergangenheit.“ Seine Stimme war kalt und er wusste, dass es fies war, so zu reden, aber er wusste auch, dass es helfen würde. Harry war so. Auch wenn er es diesmal noch nicht geschafft hatte, er war stur. „Wenn du das nicht mehr sehen willst, solltest du lernen, mich daran zu hindern, es dir zu zeigen!“ Er hatte Recht. Es funktionierte. Anders, als er es dachte. Das Zittern erstarb fast augenblicklich, der Körper entspannte sich sichtlich. Dann richtete sich Harry auf. Auf seinem Gesicht ein nichtssagendes, freundliches Lächeln. Was war denn das? Das kannte er doch. Dieses gruselige Lächeln… war doch… niemals echt. … Oder? Unsicher sah er auf Harry hinab, der sich mit dem Ärmel über die Augen wischte und dann nach einem Schokofrosch griff. Das Lächeln blieb tatsächlich. Wirklich komisch. Aber darum konnte er sich auch später kümmern. „Das nächste Mal konzentriere dich mehr darauf, dass du mich vertreibst!“, sagte er. „Du musst wollen, dass ich verschwinde, sonst wirst du niemals etwas in diese Richtung erreichen!“ Harry erwiderte daraufhin nichts. Er steckte sich den flüchtenden Frosch in den Mund und kaute langsam darauf herum. Nicht wirklich begeistert… Na ja. Später. „Draco. Bereit?“ Er wandte sich dem Blonden zu. ~*~*~*~ Draco nickte schwach. Als wenn man dafür bereit sein konnte... Aber gut... Er konzentrierte sich darauf, Snape gar nicht erst einzulassen. „Legilimens!“ Snape brauchte noch nicht einmal Verteidigung niederzurennen – er konnte direkt durchmarschieren, als wenn ihm die Tür aufgehalten worden wäre. Er war überrascht. Er hätte mehr erwartet. Sehr viel mehr. Widerstand, Aufbäumen, doch da war... nichts. Snape war ehrlich verblüfft. Aber gut... Er fand fast augenblicklich eine Antwort, die er gesucht hatte. Der Junge meinte es ernst. Er wollte sich wirklich gegen seinen Vater stellen. Das war gut... Dann begann der Ältere zu graben, in den Erinnerungen zu wühlen. Dracos Augen weiteten sich erschrocken. Im ersten Moment war dort nichts gewesen, doch jetzt... Bilder schlugen auf ihn ein. Lucius Malfoy vor wenigen Tagen, wie er ihn zurückstieß, zurechtwies. Der Brief zuvor. Die Begegnung nach den Gerüchten in der Winkelgasse. Snape ging tiefer, weiter zurück. Verharrte. Kälte. Nichts als Kälte als Draco zu Weihnachten nach Hause kam. Berge von Geschenken, aber niemand, der ihn in den Arm nahm. Niemand, der ihm sagte, dass er ihn liebte. Nur der Hinweis des Vaters darauf, dass er nicht gut genug war, mehr lernen müsste. Weiter zurück. Noch weiter. Eine vollkommen kaputte Vater-Sohn-Beziehung. Snape hatte gewusst, dass Lucius Malfoy kein besonders liebender Vater war und doch hatte er etwas anderes erwartet. Der Junge war nichts weiter als eine Marionette, deren Fäden stets von der väterlichen Hand gezogen wurden. Dracos Atem ging schneller. Feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, rannen die Schläfen hinab. Seine Hände verkrampften sich. Noch weiter zurück. Weiter, weiter, weiter... Jetzt weiteten sich auch die Augen des Lehrers erschrocken, überrascht, nahezu entsetzt. Eine grelle Stimme. ‚Der Lord ist gefallen... Was wirst du nun tun?’ ‚Warten, Bellatrix. Warten. Alles leugnen und auf seine Rückkehr warten.’ ‚Du bist ein Heuchler!’ ‚Ich würde alles für ihn tun!’ ‚Wirklich, Lucius? Dann beweise es... Gib deinen Sohn für den Dunklen Lord!’ Brennender Schmerz auf seiner Brust, der ihm den Atem raubte. Draco schrie auf. In Erinnerung an den vergangenen Schmerz, der auf einmal so präsent war wie noch nie zuvor, der aber zugleich doch immer präsent gewesen war. Blut... Graue Augen, die ihn kalt ansahen. Vertrauen, das zerbrach, in Tausenden Scherben zu Boden regnete. Schmerz, der brannte, noch immer brannte, ewig brennen würde. ‚Das reicht! Bist du verrückt? Du sollst ihn nicht umbringen! Er soll einmal dein Geschenk an den Lord sein! Ein treuer Gefolgsmann der neuen Generation!’ Und Snape begriff. Draco hatte keine Verteidigung aufbauen können. Der Junge unterdrückte seinen Schmerz nicht. Nein, dieser war längst so groß geworden, dass er ihn gar nicht mehr spürte. Der Zaubertränkelehrer war bleich, als er sich aus den Gedanken des blonden Slytherins zurückzog. Seine dunklen Augen ruhten auf Draco, blickten noch immer fassungslos drein. Dieser hatte den Kopf gesenkt. Zitterte. Snape streckte die Hand nach ihm aus. „FASSEN SIE MICH NICHT AN!“ Der Blonde sprang auf, ihm knickten die Beine ein, er fing sich gerade noch am Tisch ab, taumelte einige Schritte weit weg, verharrte. Sein Blick war noch immer trüb, fixierte Snape aber mit unverhohlenem Hass und Schmerz. ~*~*~*~ Harry fuhr auf, als er die Stimme hörte. Es war also vorbei? Er hatte die ganze Zeit fort gesehen, hatte geahnt, dass Draco ebenfalls üble Dinge zu sehen gezwungen war, hatte nicht sehen wollen, was es war… wie er litt. Doch nun… Er blickte zu den beiden hinüber und war im nächsten Moment fassungslos. Dieser Hass… so tiefen Hass hatte Draco nicht einmal ihm jemals entgegengebracht. Langsam erhob er sich. Was hatte Snape in ihm geweckt? Was hatte er ihm gezeigt? Welche Dämonen hatte er wachgerufen? Zitternd atmete er ein, seine Augen fixierten Snape, der aussah, als hätte ihn Erkenntnis getroffen. War das tatsächlich Entsetzen, das er da sah? Jetzt war es fort. Einfach fortgewischt… Wie vorhin bei ihm… Irgendwo am Rande nahm Harry wahr, wie sein eigener Dämon in der Versenkung verschwand. Jemand brauchte ihn. Er musste stark sein. Er musste stark sein, damit er für den da sein konnte, der ihn brauchte… Vorsichtig schob er sich an dem Lehrer vorbei, warf diesem einen undefinierbaren Blick zu. Er wollte fragen, was so schlimm gewesen war, aber er wollte es auch eigentlich nicht von Snape hören… „Dray?“ Vorsichtig hob er die Hand, aber er berührte ihn nicht, traute sich nicht. Die Worte hingen noch immer wie Messer in der Luft. Sie könnten jederzeit zustechen… ~*~*~*~ Dracos Augen streiften Harry, wurden minimal weicher, wanderten zurück zu Snape. Er bekam dieses Chaos in sich nicht wieder in den Griff. Schmerz, Wut, Hass, Enttäuschung stürzten durcheinander, ließen ihm keine Ruhe, kaum noch Luft zum Atmen. Er wollte weg... Einfach nur weg. Zwei Schritte Richtung Tür. Er schwankte, fand gerade noch das Gleichgewicht wieder. Noch drei Schritte zur Tür. Diesmal hatte er keine Chance. Draco ging auf die Knie, fing sich gerade noch mit den Händen ab. Sein Atem ging keuchend, während er vergeblich versuchte, sich zu bezwingen, jedes bisschen Stolz in sich zusammenzukratzen und zu kitten, was zu kitten war. Denn Stolz war es gewesen, der ihn die letzten Jahre aufrechterhalten hatte. Stolz, der verhindert hatte, dass er aufgab. Snape hatte das begriffen. Er wandte sich ab. Wartete. Er würde es mitbekommen, wenn der Junge den Kampf gegen sich gewonnen hatte – oder nicht. Der Blonde starrte auf den Boden, sah nichts mehr. So fühlte es sich also an, wenn man durchdrehte... Panik kroch in ihm hoch, vermischte sich mit diesem Gefühlswirrwarr, riss letzte Schranken ein. Etwas tropfte zu Boden. Verblüfft hob er die Hand, berührte seine Wange. Tränen? ~*~*~*~ Es war zuviel. Etwas in Harrys Herz sagte ihm, dass es jetzt einfach zuviel war. Er konnte sehen, dass der andere allein sein wollte, aber wie konnte er ihn allein lassen? Jetzt, wo er Hilfe mehr denn je nötig hatte… Langsam ging er zu ihm hin, beachtete den Lehrer gar nicht. So wie er den kannte, wusste er es doch eh längst. Hatte es wahrscheinlich in seinem Kopf gesehen - er war egal. Weich ging er in die Knie. Die Tränen liefen noch immer… Draco hatte noch nie geweint. Noch nie… Nicht wegen seinem Vater, nicht weil er allein und einsam war, nie… Halb hatte er Angst, dass er weggestoßen wurde, doch es war den Versuch doch wert. Sachte strich er ihm über den Rücken, ließ seine Hand über den Stoff aufwärts wandern, bevor er sich einfach gegen ihn lehnte. Locker. Leicht. Draco hatte die Möglichkeit ihm zu sagen, wenn er nicht wollte. Konnte jederzeit gehen. Doch er hoffte inständig, dass er ihn bleiben lassen würde. Er wollte nicht, dass er jetzt alleine war. ~*~*~*~ Vollkommen in sich selbst gefangen reichte die Außenwelt nicht mehr an ihn ran. Der Gefühlsmischmasch, die brutale Präsenz der lange verdrängten Erinnerung, der Wahrheit – sie füllten alles an. Sein ganzes Denken, Fühlen, seine Welt. Bis... Eine zarte Berührung auf seinem Rücken. Ganz eben... Wärme... Vertraute Wärme. Draco schloss die Augen, versuchte sich wieder zu bezwingen, scheiterte erneut. Ein warmer Körper neben ihm, ein vertrauter Geruch. Er ließ sich dagegen fallen, vergrub das Gesicht in Harrys Umhang. Noch ein letztes Mal bäumte er sich innerlich auf, ehe er sich fallen ließ. Trockene Schluchzer schüttelten ihn, während er sich an dem Jungen neben sich festkrallte, festhielt, ihn zu seinem einzigen Anker machte. ~*~*~*~ Erleichterung durchflutete Harry. Er wurde nicht weggestoßen. Draco hatte seine Nähe akzeptiert. Er hatte akzeptiert, dass er ihm nur helfen wollte. Sachte begann er den Blonden zu wiegen, kraulte seinen Nacken, damit er spürte, dass auch noch etwas Angenehmes existierte. Sollte er doch weinen. Sollte er doch. Es tat gut, wenn er sich den Schmutz von der Seele wusch. Es konnte ihm nur helfen. Von irgendwo her kam ihm eine Melodie in den Sinn und er begann sie zu summen. Ganz leise. Wahrscheinlich konnte er es gar nicht hören, aber seine Wange berührte seinen Kopf, also konnte es sein, dass er den Ton wahrnahm, als feines, beruhigendes Schwingen… Hinter ihnen bedachte Snape die beiden Jungen mit einem Blick. Das hätte er nicht wirklich erwartet. Auch wenn er etwas Ähnliches geahnt hatte. Erwartet hatte er es gewiss nicht. Aber vielleicht war es besser so. Schweigend und mit einem letzten nachdenklichen Blick wandte er sich ab und verließ sein Büro. Sollten die Jungen eine Weile für sich haben. Sollten sie nur wieder zu sich finden. Er würde früh genug die Gelegenheit haben, mit ihnen über die Fehler zu reden, die sie gemacht hatte. Harry… Harry Potter hatte ihn gemacht. Draco… hatte es wohl einfach nicht besser gewusst. Mit einem leisen Klappen schlug die Tür ins Schloss. ~*~*~*~ Draco ließ sich wiegen, ließ sich voll und ganz verletzlich sein, ließ zu, dass jemand den Blick hinter die Fassade warf, und ließ zu, dass er im tiefsten Fall aufgefangen wurde. Allmählich ebbten die Tränen ab, seine Schluchzer wurden schwächer, verklangen schließlich ganz. Seine Augen brannten. Es war so lange her, dass er das letzte Mal geweint hatte... So lange... Langsam... ganz langsam kamen auch die Wogen in seinem Inneren zur Ruhe. Der Schmerz ließ nach, vielleicht zum ersten Mal seit Jahren. Bis gerade hatte er keine Ahnung gehabt, keine Vorstellung von... Von was? Von sich selbst... Zu einem großen Teil von sich selbst. Es war die vollkommene Konfrontation gewesen. Absolut und vollkommen – und vernichtend. Er war zu Boden geschmettert worden, nein, ihm war gezeigt worden, dass er dort schon längst war. Schon lange, zu lange. Draco hob den Kopf, legte ihn auf Harrys Schulter, schmiegte seine Wange still an die des Gryffindors. Gerade hätte er sich noch beinahe gewünscht zu sterben, doch jetzt... Er wollte verdammt noch mal leben! Leben... Und etwas anderes finden als das, was er kannte. Etwas jenseits des Hasses, jenseits der Wut, jenseits... der Vergangenheit. Er würde kämpfen. Der alte Stolz bäumte sich auf, riss ihn regelrecht wieder auf die Beine. Aber es war nicht das Gleiche... Das würde es nie wieder sein. Diese Selbsterkenntnis konnte niemals wieder rückgängig gemacht werden. Genauso wenig das Vertrauen, das er Harry geschenkt hatte. „Danke...“, flüsterte er heiser, drückte den schwarzhaarigen Jungen fester an sich, streifte beim Sprechen mit seinen Lippen die Wange des anderen. ~*~*~*~ Harry erschauerte, aber er hatte es unter Kontrolle. Alles unter… Kontrolle. Er stempelte diese Ahnung von einem Kuss als das ab, was es war: ein Versehen. Lieb gemeint, aber ein Versehen. Er lächelte. „Wofür?“ Ganz leise. Ganz, ganz leise. Er hatte das Gefühl, dass jedes zu laute Wort einfach alles zerstört hätte. Das wollte er nicht. Stattdessen fuhr er fort mit seinen Bemühungen den anderen zu beruhigen, ihn zu streicheln und zu wiegen. Es war doch ganz schön. Da musste man doch nicht aufhören. „Für das hier?“ Das Lächeln wurde breiter, liebevoller. „Sicher nicht.“ Und er reichte Draco sein eigenes, unbenutztes Taschentuch, das er zuvor noch ihm gegeben hatte. ~*~*~*~ Draco lächelte schwach und löste sich ein wenig von dem Gryffindor, um das Taschentuch anzunehmen. Wahrscheinlich sah er grauenhaft aus. Aber was machte das schon? Äußeres und Inneres stimmten damit wenigstens einmal überein. Er wischte die letzten verbliebenen Tränen von seinen Wimpern und putzte sich die Nase. Danach ließ sich der Blonde wieder in Harrys Arme fallen. Erneut vergrub er das Gesicht in seinem Umhang, wollte ihn nicht ansehen, fühlte er sich doch so erbärmlich schwach. Aber zugleich fühlte er sich auch geborgener als sein ganzes verdammtes Leben über... Schmerz kam wieder hoch, Bitterkeit mit ihm... Aber sie überwältigten ihn nicht wieder. Er fand den Faden wieder, erinnerte sich, was er Harry hatte antworten wollen. „Nein... Ich danke dir, weil du... mich daran gehindert hast, durchzudrehen... Ohne dich...“ Er stockte und brach ab. Der Gryffindor würde es wahrscheinlich auch so verstehen. ~*~*~*~ Harry konnte es sich denken. Aber auch das war eigentlich… Nun, er freute sich, dass er eine solche Wirkung auf ihn hatte. Dass er es tatsächlich geschafft hatte, zu ihm durchzukommen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es das erste Mal wirklich der Fall war. Seine Gedanken drifteten zu der Frage ab, was er wohl erlebt hatte, aber fragen… Er würde ihm das mit seiner Mutter auch nicht erzählen wollen. Nicht freiwillig. Es wussten… schon zu viele Leute. Aber andererseits… Er hatte sich damit abgefunden und auch wenn seine Reaktion jedes Mal heftig war und er sich danach verloren fühlte… Bei Draco war es anders gewesen. Der Blonde war fast ausgerastet… und immerhin war seine Selbstbeherrschung gebrochen… „Was meinst du, wollen wir in den Raum der Wünsche gehen?“, fragte er leise. Es war ein angenehmerer Ort als Snapes Büro, denn auch wenn dieser für ein bequemes Sitzmöbel gesorgt hatte, gemütlich konnte man die düstere Atmosphäre nicht nennen. ~*~*~*~ Gedankenverloren zogen Dracos Finger Kreise auf dem dunklen Umhang des anderen Jungen. Langsam fühlte er sich wieder ruhig, sogar nahezu entspannt. „Ja...“, antwortete der Blonde leise. Er wollte noch etwas sagen, ihm lag eine trockene Anmerkung dazu, dass Snape zurückkommen könnte, auf der Zunge, doch sie kam nicht über seine Lippen. Er fühlte sich zu matt, um groß zu sprechen. Zugleich tat er sich schwer damit, sich von Harry zu lösen. Dennoch... es war nötig, unvermeidbar. Er rutschte ein Stück zurück, hielt inne und schenkte dem schwarzhaarigen Jungen ein sanftes Lächeln. Vorsichtig setzte er die Hände auf den Boden und stand langsam auf. Seine Beine fühlten sich zwar immer noch recht wackelig an, aber es ging... Bis in den Raum der Wünsche würde er wohl kommen. ~*~*~*~ Harry betrachtete ihn kritisch. Vielleicht sollte man ihn lieber ins Bett stecken, damit er sich endlich mal ausschlafen konnte. So sah er nämlich aus: Als wäre er völlig übernächtigt. So sollten ihn die anderen Schüler besser nicht sehen… Wortlos erhob auch er sich, griff er nach seiner Tasche, die noch immer auf dem schwarzen Sofa stand, öffnete sie und holte den Tarnumhang raus. Schweigend reichte er ihn Draco. Er musste nicht noch mehr schlechtes Image aufbauen, es war eh schon nahe dran zu kippen und dann würde es wirklich Probleme für den Blonden geben, was er nicht wollte. ~*~*~*~ Draco lachte leise und nahm den Tarnumhang dankbar an. Es war wirklich besser, wenn ihn niemand so sah... Und wenn sie niemand zusammen sah. „Du denkst an alles, was?“ Er tat ein paar Schritte Richtung Tür, um zu testen, wie er sich fühlte. Nicht gut... „Komm mit drunter... Kann sein, dass ich mich... festhalten muss.“ Eine leichte Röte zog über seine Wangen. Diese Schwäche einzugestehen war nicht gerade einfach. Aber dem Schwarzhaarigen gegenüber konnte er es zumindest. „Und ehe du fragst: Nein, ich will nicht in den Schlafsaal gehen.“ Das wollte er tatsächlich nicht. Dort wäre er leichte Beute. Viel zu leichte Beute... Besonders für Pucey, der jegliche Schwächen seinerseits garantiert brühwarm an Warrington weitererzählen würde. Warrington. Ab dem nächsten Wochenende würde der Blonde den Kampf an dieser Front also auch noch weiterführen müssen. Draco zwang sich, daran jetzt nicht mehr zu denken. Wenn er daran dachte, wo er überall seine Schlachtfelder hatte, wurde ihm ganz anders... Zuerst in sich selbst, wie er vorhin gelernt hatte, dann sein Vater – und mit ihm der Unnennbare, den er bisher aber sehr erfolgreich gedanklich aus seiner Hitliste verdrängte – dann Warrington und die anderen Slytherins... Wann würde es wohl zuviel werden? ~*~*~*~ Immer noch wortlos nickte Harry, nahm den Umhang wieder zurück und warf ihn über sie beide, dann hakte er Draco unter. Wenn er also wollte, konnte er sich auf ihn stützten und es würde einfacher so sein, unter dem Umhang zusammenzubleiben, so dass nicht zufällig irgendwann mal eines ihrer Beine zu sehen war. Die Uhr schlug halb neun. Eigentlich müsste Draco jetzt seine Runde gehen, aber wenn Dumbledore ihn heute dazu zwingen wollte, dann würde sich Harry mit Sicherheit mit ihm anlegen. Und das auch mit Freuden öffentlich. Er öffnete die Tür und zog ihn mit sich hinaus. Langsam. Denn es könnte ja sein, dass jemand kam, der die Tür sich öffnen sah, ohne dass jemand herauskam… Doch der Gang war soweit leer. Glück für sie. Nach links, immer schön darauf achtend, dass Draco mitkam, dann hinauf zur Treppe, die nach oben führte. An ihrem Fuß die Kleinen, die ganz offensichtlich auf Draco warteten… ~*~*~*~ Draco lehnte sich schon bei den ersten Schritten leicht gegen Harry. Er suchte die Nähe und nutzte zugleich die Möglichkeit, Kraft zu sparen... Es war leer auf den Gängen. Als sie sich an seinem Fanclub vorbeidrückten, überkam Draco so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Insbesondere, als er dem Gespräch der Kleinen kurz lauschte. „Wo bleibt Draco nur... Er müsste doch schon hier sein, oder?“ Zack war vollkommen hibbelig. „Ob er uns vergessen hat?“ Rivers’ Augen glänzten höchst verdächtig. Auf seine Worte erhielt er von Marv eine schnelle Kopfnuss. „Er vergisst uns nicht. Das würde er niemals machen!“ Autsch. Bei den dreien würde er sich also morgen entschuldigen müssen. Draco senkte den Blick, konnte eine gewisse Betroffenheit nicht verhehlen. Aber jetzt, jetzt hatte er wirklich keine Energie für sie. Beileibe nicht. ~*~*~*~ „Sie vertrauen dir ganz schön.“, sagte Harry wenig später leise und mit leiser Bewunderung in der Stimme, als sie eine Treppe hinaufgingen, die ausnahmsweise ganz leer war, so dass man sie nicht hören konnte. „Meinst du nicht, du solltest ihnen sagen, dass sie nach Hause gehen sollen? Per Eule oder so?“ Er überlegte kurz. „Oder ich mach es. Sie können mich zwar nicht leiden… Aber es ist besser, als wenn sie von einem der anderen Vertrauensschüler erwischt werden und noch eine Strafe kriegen oder so.“ Vorsichtig blickte er zurück zu den munteren Würdenträgern. ~*~*~*~ Draco grinste schief. „Ich weiß... Ist nur die Frage, ob ich das überhaupt verdiene.“ Er seufzte leise. Dann kam ihm eine Idee. Am Ende der Treppe schob er Harry - oder vielmehr taumelte gegen ihn und drängte ihn damit in diese Richtung - in eine Nische, wieder eine von denen mit einer Rüstung davor. „Okay... Tu mir bitte einen Gefallen. Schleich dich an sie ran und ahme den Blutigen Baron nach. Wenn er sie in den Gemeinschaftsraum schickt, werden sie gehen... Ich fürchte, ich kriege das nicht hin. Mal abgesehen davon, dass sie mich erkennen würden...“ Draco lächelte schief. Die Erschöpfung war ihm nur allzu deutlich anzusehen. „Ich warte hier...“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. Blutiger Baron? „Bist du fies.“, grinste er, aber er fand es durchaus amüsant. War ja nicht so, dass das keinen Spaß versprach. „Setz dich hin und warte. Ich bin sofort wieder da!“ Damit warf er sich den Umhang über. Das letzte, das von ihm zu sehen war, war das vorfreudige Glitzern in den grünen Augen. Langsam näherte er sich den drei Würdenträgern. Wenn er es sich recht überlegte, dann wusste er gar nicht, wie er das anstellen sollte… Der Blutige Baron war groß, schwebte und war zudem noch sichtbar. Er hatte eine tiefe Stimme und einen unverwechselbaren Klang. Wie bitte sollte er diesen nachmachen? Das war für einen Jungen wie ihn doch wohl völlig unmöglich. Gab es denn…? Er hatte noch nicht mal angefangen eine Alternative zu suchen, da kam ihm Gevatter Zufall in den Weg. Panisches Geschrei von der Treppe ließ ihn schneller laufen und zu eben jener hasten… Peeves. Er war da. Und er warf Kreidstummel auf die drei Jungen, die mit lautem Geschrei auswichen. „Erstklässler stehen da und schnüffeln rum! Erstklässler gehören in ihre Betten! Erstklässler sollten schnellstens machen, dass sie wegkommen, sonst hole ich Filch.“ Wasser klatschte neben den Dreien zu Boden, als der Tafelwassereimer nach ihnen geworfen wurde. „Wir können noch nicht zurück!“, rief Rivers. „Draco ist noch nicht da! Wir warten…“ Klatsch hatte er den nächsten Eimer auf dem Kopf. Zack bekam Muffensausen. Immer weiter wich er vor dem tobenden Poltergeist zurück. Marv war zwar mutiger, aber auch er schien seine Chancen schwinden zu sehen. Dann kamen Tafelschwämme geregnet. Und mit ihnen Sägemehl. Himmel, wo hatte Peeves das Zeug bloß her? Aber der Poltergeist erfüllte seinen Zweck. Die drei Slytherins flohen. „Wir können ja später wieder kommen!“, konnte er Marv noch hören. Doch Rivers schüttelte den Kopf. „Willst du Draco böse machen? Wenn wir alleine um die Uhrzeit durch die Gänge wandern, wird er vielleicht sein Versprechen rückgängig machen!“ Harry grinste, als die Stimmen leiser wurden. Erfolgreich beendet, ohne etwas getan zu haben. Dank Peeves. Er hätte es sich wohl nicht unbedingt träumen lassen, dass dieser Geist ihm jemals wirklich helfen würde. Immer noch leicht lachend ob dieser Absurdität kehrte er zu Draco zurück. „Auftrag perfekt ausgeführt.“, erklärte er grinsend, als er sich dem Blonden in der Nische näherte und vor ihm in die Hocke ging. „War zwar nicht ich, aber Peeves gibt sowieso einen besseren Schreckensgeist ab als ich!“ Wieder löste sich ein Gluckser, als er an die schockierten Gesichter dachte. ~*~*~*~ Draco sah noch kurz zu der Stelle, wo Harry gerade verschwunden war, dann ließ er sich langsam an der Wand zu Boden sinken, schloss die Augen. Er war so müde... so kaputt... Er öffnete die Augen erst wieder, als er die Schritte hörte, die sich ihm näherten. Schwach lächelte er auf Harrys Worte hin. „Gut...“ Er streckte Harry die Hand hin, wusste er doch ganz genau, dass er von allein Schwierigkeiten haben würde, auf die Beine zu kommen. Verdammt. Zuvor hätte er nicht geglaubt, dass einen eine psychische Grenzerfahrung so fertig machen konnte. Jetzt wusste er es genauer, als ihm lieb war. ~*~*~*~ Harry packte die Hand und zog ihn mit sich hoch. „Aber sie sind mutig. Sie wollten wirklich bleiben, um auf dich zu warten und Peeves Widerstand leisten!“ Irgendwo schwangen da ein bisschen Achtung und auch ein bisschen Fassungslosigkeit mit. Den Rest des Weges zum Raum der Wünsche schafften sie ohne weitere Unterbrechungen. Sie mussten kurz warten, bis der Gang wirklich leer war, dann öffnete Harry aber die Tür. Die Tür zu dem Raum, den Draco damals kreiert hatte, als er sich schon einmal so schlecht gefühlt hatte. In sandfarbenen, weichen, braunen Tönen gehalten. War vielleicht besser, als der Raum, den sie mit Unterricht und damit irgendwo auch mit Snape verbanden. Ohne zu warten, bugsierte er Draco einfach auf die Couch, dann warf er seine Umhänge über die Lehne und hockte sich vor die Feuerstelle, um das Feuer anzumachen. Er würde die Hitze zwar dimmen, aber Feuer war jetzt etwas, was er haben wollte… ~*~*~*~ Mehr oder weniger willenlos ließ sich Draco mitziehen. Ihm war, als wenn er langsam wegdämmerte. Das Geschehen wirkte seltsam irreal - bis er auf der Couch landete. Mit matten grauen Augen blinzelte der Blonde den Gryffindor an. Er war sich gerade nicht so sicher, wie er hierher gekommen war. Der Slytherin lehnte sich auf der Couch zurück, versuchte ein wenig besser in die Realität zurückzufinden. Es gelang ihm mäßig. Zwar quälten ihn nicht mehr die Bilder der Vergangenheit, aber am Rande seines Gesichtfeldes waren sie noch immer irgendwie da... Lauerten, drohten. Und er bekam eine Ahnung davon, dass er diese Nacht wundervolle Albträume haben würde... Er zog die Knie an, ignorierte, dass er mit den Schuhen auf das Sofa ging - etwas, was er sonst unter allen Umständen vermieden hätte - und kauerte sich eng zusammen. Mühsam schlug er die aufkeimende Panik nieder. ~*~*~*~ Als Harry sich umdrehte und dieses Bild sah, wurde in ihm alles schwer. Schwerer als schwer. Was war es bloß gewesen, das ihn so tief erschüttert hatte? Was war es bloß gewesen, das diesen Abgrund geöffnet hatte? Und was konnte er tun, um ihn wieder zu verschließen? Vorsichtig setzte er sich neben ihn und öffnete einladend die Arme. „Komm.“, sagte er nur leise. ~*~*~*~ Draco flüchtete sich in die Umarmung. Wieder etwas, das ihn selbst erschreckte. Doch heute, jetzt, nach diesem Ausflug in die Vergangenheit, war doch eh nichts mehr, wie es mal gewesen war... Und das bisschen Stolz, das ihm noch geblieben war, brauchte er, um die Trümmerstücke irgendwie zusammenzuhalten. Um nicht wieder zusammenzubrechen. Niemals wieder. Er schmiegte den Kopf an Harrys Schulter, wurde sich erst jetzt bewusst, wie kalt ihm eigentlich war. Allein seine Finger... Sie erschienen ihm eisig, als er sie in Harrys Hemd grub. ~*~*~*~ Harry seufzte. Was hatte er nur gesehen, dass er so am Ende war? Wieder diese Frage. Und er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Was war schlimmer, als den Tod seiner Eltern mit anzusehen? Was war schlimmer, als für den Tod eines Freundes verantwortlich zu sein? „Du willst es mir nicht sagen, oder?“ Es war ein Versuch. Ein Versuch, zu ihm vorzudringen, eine winzige Hoffnung, dass er es verstehen könnte, wenn man ihn ließ… Leise strichen seine Finger durch das dichte, blonde Haar. Ganz weich war es. Ganz warm. Dabei waren die Hände so kalt… Harry ließ dem Feuer mehr Raum. Sofort strahlte auch mehr Wärme ins Zimmer. ~*~*~*~ Die Frage... Irgendwie hatte er sie erwartet, darauf gehofft... Wollte er darüber reden? Ja... Um allem den Schrecken zu nehmen, und ganz egoistisch, um damit nicht allein zu sein... „Ich weiß nicht, ob ich... die richtigen... Worte finde... Ob ich es... beschreiben kann.“, antwortete Draco leise. Seine Stimme war noch immer heiser. Unter seinen kalten Fingern konnte er Harrys Wärme spüren. Leben. Genau das, was er wollte. Doch dafür musste er diesen Dämonen ihren Schrecken nehmen. „Ich dachte... ich bin auf Snapes Legilimentik vorbereitet. Selbstbeherrschung, Willenskraft... Kein Thema... Ich konnte mich kein bisschen aufbäumen... Kein bisschen wehren. Ich habe... unschöne Dinge gesehen... Aber das war... okay. Mehr oder weniger. Die Bilder kannte ich... Was ich nicht kannte...“ Draco stockte. „…war die Geschichte dieser dummen Narbe...“ Er brach ab, atmete tief durch und sammelte Kraft für die nächsten Worte. ~*~*~*~ Die Narbe… Wenn Harry die Augen schloss, konnte er sie vor sich sehen. Eine feine, weiße Linie ganz knapp unter dem Herzen. Snape hatte also auch bei Draco nach Narben gesucht… Noch einmal seufzte er, tastete erneut nach seinem Zauberstab und beförderte mit einer stummen Geste Schokoladenkekse herbei, die er Draco unter die Nase hielt. Er hatte sich daran erinnert, dass das gegen einen Schock half, wenn man Schokolade aß… Gegen kalte Finger. Hatte es jedenfalls bei ihm immer. Vorhin ja auch… ~*~*~*~ Draco schüttelte stumm den Kopf. Nach Keksen stand ihm nun wirklich nicht der Sinn. Überhaupt nicht nach Essen... „Ich habe sie meinem Vater zu verdanken...“ Gedankenverloren lösten sich seine Finger von Harrys Hemd, glitten über sein eigenes, direkt an die Stelle, wo sich diese Narbe befand. „Sie ist beinahe so alt wie deine... Nachdem der Unnennbare gefallen war... Kam sie offenbar zu ihm. Ich erinnere mich nur schwach an sie... Bellatrix... Lestrange, glaube ich. Sie sitzt jetzt in Askaban... Sie... sie fordert meinen Vater auf zu beweisen, dass er zu... Du-weißt-schon-wem steht, ihm die Treue hält. Sie fordert seinen Sohn, sie fordert mein Leben...“ Er brach erneut ab, konnte unter seinen Fingerspitzen sein eigenes Herz rasen spüren. „Er will es geben. Einfach so...“ In Draco krampfte sich erneut alles zusammen. „Wenn sie ihn nicht daran gehindert hätte, hätte er mich umgebracht. Sie hat ihm Einhalt geboten... Damit ich ein neuer Anhänger von dieser Schlange werde...“ Seine Hand verkrampfte sich um den dünnen Stoff, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. „Er hat mich damals schon verraten und verkauft, geformt und erzogen, um sein persönliches Geschenk an seinen Herrn zu kreieren.“ Dracos Stimme wurde bei diesen Worten kalt. Der Schmerz und der Schrecken wichen nicht, aber sie bekamen Begleitung von Kälte und Hass. ~*~*~*~ Die Worte perlten in seinem Kopf langsam herunter. Sie ergaben zuerst keinen Sinn. Es klang schrecklich. Schlimmer ging es gar nicht mehr. Aber Harry begriff das nicht so ganz. Warum sollte irgendwer von jemand anderem das Leben seines Kindes fordern, um Loyalität zu erkennen? Warum sollte jemand das Leben seines Kindes opfern wollen, um Loyalität zu zeigen? Es IHM schenken… der Gedanke war ihm vertraut, auch wenn er ihm nie gefallen hatte, es war irgendwie normal gewesen, dass die Kinder der Todesser eine Art Pfand und Nachfolger für die Eltern waren, aber es ganz opfern? Umbringen? Er konnte den Gedanken nicht greifen. Es war nicht verständlich. Was dachte ein Mensch, der ein Baby töten wollte? Als es ihm bewusst wurde, weiteten sich seine Augen. Er hatte das Gefühl, das Voldemort empfunden hatte, doch gespürt. Er hatte die unbändige Freude, die Gier, den Genuss doch fühlen können! Er hatte ihn ganz klar neben der wärmenden Liebe seiner Mutter fühlen können! Den krassen Gegensatz zu allem! Lucius Malfoy… genoss es, seinen Sohn umzubringen? Genoss er es etwa, Loyalität zu zeigen? Genoss er es, Loyalität zu zeigen, indem er Menschen tötete? Indem er… Draco tötete? Angst keimte in seinem Herzen. Angst, die er nicht wirklich verspürt hatte, weil er davon ausgegangen war, dass Draco für seinen Vater so etwas wie ein unersetzliches Pfand war. Angst um sein Leben… Was, wenn er ihn tötete, wenn er ihn das nächste Mal sah? Dieses… Treffen musste unter allen Umständen verhindert werden! Unter allen Umständen! Mit allen Mitteln! Er wollte nicht, dass er starb! Gab es da nicht vielleicht einen Zauber, der Draco davon abhielt, dass er seinen Vater wiedersah? Er sollte Hermione danach fragen, sobald er sie wieder sah… Unbewusst zog er Draco näher an sich. Sein Herzschlag war schneller geworden, seine Augen irrten durch die Flammen. Was, wenn er starb? Er würde das nicht ertragen! Er würde es nicht ertragen können, wenn er nicht mehr da war! „Du darfst nicht sterben…“, flüsterte er gepresst. „Niemals!“ ~*~*~*~ „Das habe ich nicht vor...“, raunte Draco leise, angerührte von dieser Sorge um ihn. Sie jagte ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken. „Er wird dafür bezahlen. Für jede Kleinigkeit. Für diese Narbe. Dafür, dass er bereit gewesen ist, mich umzubringen. Und dafür, dass er von da an versucht hat, mich zu dem perfekten Gefolgsmann dieser Schlange zu formen... Und er wird sich noch wünschen, dass er mich damals wirklich getötet hätte.“ Der Stimme des Slytherins war blanker Stahl. Für einen Augenblick hatten sich alle Muskeln in seinem Körper angespannt, doch nun wich die Anspannung langsam wieder. Hier und jetzt würde er nichts tun können. Das würde warten müssen... Aber zumindest war es ihm gelungen, die Scherben seines Selbst zusammenzufegen und wieder neu zusammenzufügen. Er würde Zeit brauchen, diese Wunden zu heilen, aber er hatte den Willen, es zu schaffen. Draco seufzte leise und fuhr mit den Fingerspitzen über Harrys Hemd, zeichnete die Nähte langsam nach. Jetzt war er müde... Und er fühlte sich erleichtert, auch wenn es ihm zugleich auf eine seltsame Art ein schlechtes Gewissen bereitete, Harry damit belastet zu haben. ~*~*~*~ Sicher, leiden wird er! Aber richtig!, stimmte Harry ihm zu, doch antworten konnte er nicht. Er wusste, dass seine Stimme gezittert hätte und er wollte das nicht. Weder dass Draco die Angst ihn ihm spürte, noch dass er die Wut wahrnahm, die sich in ihm manifestiert hatte. Was für kranke Mensch… nein Monster waren diese Todesser eigentlich? Warum vergötterten sie jemanden, der Spaß am Töten hatte? Wie konnten sie selbst Freude am Töten haben? Wie konnten sie es wagen, den Tod als etwas zu nehmen, mit dem man Macht und Loyalität unter Beweis stellte? Wie konnten sie die Menschen zu etwas herabwürdigen, was Tiere noch unterbot? Wie konnten sie es wagen? Und die anderen auch! Alle! Und Voldemort vorneweg! Zusammen mit diesem… Nicht einen Moment hatte er lockerer gelassen und nur mühsam unterdrückte er das Zittern in seinem Körper, zwang sich zur Ruhe. Die einfachste Möglichkeit war, wieder damit zu beginnen, hin und her zu schaukeln. So wiegte er Draco wieder leicht, beruhigte sich damit selbst so gut es ging. Er versuchte sich auf den Jungen in seinen Armen zu konzentrieren, schaffte es. Er nahm wahr, wie der Körper träger wurde, auch wie er wärmer wurde, wie die Müdigkeit Einzug hielt. Auch bei ihm. Es war ein harter Tag gewesen. Ein sehr harter… Irgendwann spürte er, wie tiefe Atemzüge die Ruhe des Jungen in seinen Armen verkündeten. Draco war tatsächlich eingeschlafen. Irgendwie… hatte er damit ja gerechnet… Er hatte es ihm gewünscht… Und er hatte es für sich gewünscht, denn er wollte nicht, dass Draco heute Nacht alleine war. Er wollte bei ihm sein. Er wollte ihn beschützen können, wenn die Angst zurückkam. Aber dazu musste er vorher noch einmal weg… Vorsichtig löste er sich aus der Umklammerung des Blonden und stand auf. Es war kurz vor Zehn. Kein Problem also, wenn er jetzt noch raus ging. Er würde ja nicht lange bleiben… Er kramte kurz in seiner Tasche, holte Feder und zwei Pergamente heraus, dann verließ er so leise es ging den Raum. Wenig später erreichte er die Eulerei. Es dauerte nicht lange, bis er in kurzen Sätzen erklärt hatte, dass er heute nicht in den Gemeinschaftsraum zurückkehren würde und auf etwaig verlorene Hauspunkte keinen Wert legte, dann schickte er Hedwig mit dem Brief zu Hermione. Dann schrieb er noch einen zweiten Brief. Es war ein kurzer, möglichst höflicher Wortlaut: ‚Sehr geehrter Professor Dumbledore, ich schätze, Sie wissen bereits darüber Bescheid, aber Draco wird am heutigen Abend seinen Pflichten als Vertrauensschüler nicht mehr nachkommen können. Ich werde ihn auch nicht mehr wecken, um ihn zu den Slytherins zurückzubringen. Ich weiß, dass Sie es ohnehin herauskriegen, deshalb schreibe ich Ihnen. Ich will nicht, dass Sie diese Schuld wieder Draco zuschieben. Wenn Sie jemanden dafür rügen oder bestrafen wollen, dann mich. Hochachtungsvoll, Harry Potter.’ Er schickte eine der Schuleulen los, nachdem er sich die kurzen Zeilen noch einmal angeschaut hatte. Nicht wirklich höflich, denn er machte damit deutlich, dass ihm die Autorität des Schulleiters ziemlich egal war, aber das machte ja nichts. Schließlich ging es um Draco… Nachdenklich kehrte er zurück. Noch auf dem Gang machte er sich Gedanken. Draco hatte von Rache gesprochen. Er wollte sich an seinem Vater genauso rächen, wie er sich an Voldemort und dem Rest der Todesser… Ob er ihm helfen würde? Damit er diesen Weg nicht ganz alleine gehen musste? Denn ob er es zugeben wollte oder nicht. Er hatte Angst davor. Und wie. Leise öffnete er die Tür. Er würde ihn bei Gelegenheit fragen. Vielleicht wenn etwas Zeit vergangen war, wenn Gras über die Sache gewachsen war. Er würde ihn fragen, ob er ihm helfen würde… ~*~*~*~ Draco war tief und fest eingeschlafen und merkte gar nicht, dass Harry ging. Doch dann kamen die Träume... Noch einmal erlebte er seine Erinnerungen, noch einmal zwang ihn Snape, der Vergangenheit ins Gesicht zu sehen. Wieder und wieder. Und dann... kamen sie wieder. Sie und er. Schmerz durchfuhr seine Brust. Angst überflutete ihn, Angst um sein Leben. Und diesmal, diesmal gebot Bellatrix seinem Vater keinen Einhalt... Der Schmerz wurde unerträglich. Er konnte spüren, wie sein Leben mit dem heißen Blut aus seinem Körper floss. Er sah nichts mehr, als diese kalten grauen Augen... Draco fuhr mit einem Schrei aus dem Schlaf hoch. Sein Herz raste. Verwirrt sah er sich um. Wo war er? Wo zum Merlin war er? Desorientiert wanderten seine Augen durch den Raum. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und nur ein Rest Glut verbreitete noch Licht. Das Sofa... Harry? Wo war Harry? Draco richtete sich langsam auf, fühlte sich auf einmal unglaublich einsam und spürte, wie die Panik wieder kam. Doch dann... die Tür ging auf. Diesen wirren Haarschopf würde er wohl auf ewig wieder erkennen. „Lass mich heute Nacht nicht mehr allein...“, sagte er leise, zog die Beine an und kam sich unglaublich jämmerlich vor. Aber Einsamkeit... Das war das letzte, was er gerade ertragen konnte. ~*~*~*~ Erschrocken sah Harry auf, erfasste in Sekunden, was geschehen sein musste, dass da eine Wiederholung gewesen sein musste. Ein Traum der Ereignisse, eine fürchterliche Wiederholung dessen, was er erlebt hatte, schlimmer noch, weil die Vernunft dem kein Einhalten mehr bot. Er kannte das zur Genüge… Schnell eilte er zu ihm hin und um die Couch herum, nahm ihn in die Arme. „Keine Sorge.“, flüsterte er leise in das blonde Haar. „Deswegen war ich ja weg. Ich bleibe heute bei dir. Ich gehe nicht wieder weg.“ Sachte wiegte er den zitternden Leib und ließ sich ganz langsam neben ihn auf die Sofakante sinken. „Ich bin da. Immer, wenn du das willst… wenn du mich brauchst.“ ~*~*~*~ Draco schmiegte sich mit einem erleichterten Lächeln in diese Umarmung. Er war schon so abhängig... So erbärmlich abhängig von diesem Jungen... „Danke...“, wisperte er leise, schlang die Arme um Harrys Taille und schloss wieder die Augen. Er war so müde... Aber dennoch... Er zwang sich dazu, den Gryffindor noch einmal anzusehen. „Hast du es bequem? Nicht, dass...“ Er lächelte schief. „Nicht, dass du dich verdrehst oder sonst was...“ ~*~*~*~ Harry lachte. Bequem? Er hob seinen Zauberstab und ließ das zweite Sofa heranschweben, dass die Lehnen sie zu beiden Seiten einschlossen. Dann grinste er. „Du hast nicht zufällig eine Katze unter deinem Umhang versteckt, damit wie ein Kissen draus machen können?“ ~*~*~*~ Draco musste lachen. Das nannte man praktisches Denken und Nutzen von Verwandlungen... „Nein, aber du kannst den Läufer vor dem Kamin missbrauchen. Reicht vielleicht auch noch für eine Decke...“ ~*~*~*~ „Wir sollen eine Katze draus machen?“, fragte Harry witzelnd, ließ den Läufer sich aber zusammenrollen und sich an das von ihm bestimmte Kopfende legen. Dann holte er den Tarnumhang heran. „Hey, wann hast du das letzte Mal ohne Beine geschlafen?“, fragte er und zog Draco mit sich auf die Liegefläche hinunter, während er den Umhang seines Vaters über sie beide zog. Er war sich sicher: Hätte James noch gelebt, er hätte Draco sicherlich ein bisschen von der Liebe abgegeben, die ein Vater für seinen Sohn empfand… empfinden sollte. Oder auch konnte… wie auch immer. Er zog den Blonden an sich. ~*~*~*~ Draco lachte noch immer leise, während er von Harry in den Arm gezogen wurde. Dann wurde er schlagartig wieder ernst. Einschlafen... Das hieß, dass erneut Träume kommen konnten... Verdammt, war sein Unterbewusstsein die letzten Jahre wirklich so abgestorben gewesen, dass er nie irgendetwas Böses geträumt hatte? Anscheinend... Aber jetzt musste es sich natürlich mit voller Macht entladen... „Ich hoffe, du bist ein guter Traumfänger...“, murmelte der Slytherin leise, während er seinen Kopf auf Harrys Schulter bettete und die Augen schloss. Den freien Arm legte er Harry auf die Brust, die Fingerspitzen so, dass er den Herzschlag des Gryffindors genau spüren konnte. ~*~*~*~ „Ich werde mich bemühen.“, gab Harry plötzlich ebenso ernst zurück. „Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich bisher eher keine Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt habe… Nur auf dem empfangenden Seite… Da hast du mir vor ein paar Tagen mal geholfen…“ Er seufzte, drückte seine Nase in das blonde Haar und sog den Geruch ein. Davon würde er wahrscheinlich nie genug bekommen. Vielleicht war er ja süchtig danach… Es würde ihn nicht wirklich stören, wäre es so. „Ich werde dich wecken, wenn du träumst, bevor es schlimm werden kann, ja?“, versprach er leise. Mehr konnte er nicht tun. Er kannte keinen Zauber, der für traumlosen Schlaf sorgte. Wenn, dann hätte er ihn längst benutzt. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco lächelte schmerzlich. „Danke...“ Mehr als sich bedanken konnte er gerade nicht. Und deswegen fühlte er sich noch etwas hilfloser... Aber sobald es ihm möglich war, wollte er Harry mehr zurückgeben. Er wusste nicht wie, aber er würde etwas finden... Seine Fingerspitzen strichen über das Hemd, fuhren langsam nach oben, tasteten über den Kragen, fanden die weiche, warme Haut von Harrys Hals. Dort ließ er sie ruhen, spürte dem Gefühl von Wärme und Lebendigkeit genau nach. Das war sein Anker... ~*~*~*~ Harry schloss die Augen. Es kribbelte in seinem Bauch bei der zarten Berührung, aber es war noch lange nicht so schlimm wie das erste Mal. Oder wie in dem Sturm. Es war träge. Es war nicht viel mehr als angenehm. Sehr angenehm. Er seufzte wohlig, ließ seine eigene Hand über Dracos Hals streicheln, die Nackenhaare kraulen. Er liebte dieses Gefühl von weicher, kühler Seide auf der Haut. Wenn möglich wollte er das nie wieder missen… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Was hat dich so zerrissen, was hat dich so verletzt, was hat dich und dein Leben, und dein Herz so zerfetzt? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *sniff* Armer Draco… So ein blöder Dad. Ich… *wiederintränenausbrechundbeiabbyschutzsucht* Ich hasse ihn! *anklagendaufihnzeig* abranka: ...Lucius dürft ihr jetzt definitiv alle hassen. Das war so hart, Draco zu schreiben... Hat weh getan... *seufz* Armer Kerl... Nur gut, dass er Harry hat... Treffpunkt Menschlichkeit ------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 33: Treffpunkt Menschlichkeit Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls - Name. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 33: Treffpunkt Menschlichkeit In der Nacht hatte Harry Draco dreimal rechtzeitig vor den wirklich bösen Szenen in seinen Träumen bewahren können, einmal jedoch war Draco wieder mit einem leisen Schrei hochgefahren. Jedes einzelne Mal hatte er sich danach zitternd an den Gryffindor gekuschelt, die Nähe, die Geborgenheit nicht hinterfragt, sondern einfach angenommen. Als dann die Wanduhr halb acht schlug, wurde der Slytherin aus dem tiefsten Schlaf gerissen. Benommen blinzelte er und versuchte sich zu orientieren. Sein Kopf lag noch immer an Harrys Schulter. Die Arme des Gryffindors waren eng um ihn geschlungen. Sein eigener linker Arm war eingeschlafen, weil er nahezu die ganze Nacht darauf gelegen hatte und sein rechter... Irgendwie hatte er es offenbar geschafft, seine Hand unter Harrys Hemd zu bugsieren. Bemerkenswert... Er konnte sich nicht daran erinnern. Aber er konnte die warme Haut unter seiner Handfläche spüren. Das war... schön. Mit einem leisen Seufzer zog er seinen Arm zurück und stupste Harry vorsichtig auf die Nasenspitze. „Aufstehen...“ ~*~*~*~ „Hm?“ Harry murrte unzufrieden. Er wollte noch nicht aufstehen. Es war eine anstrengende Nacht gewesen, weil er immer wieder wach geworden war, um zu überprüfen, ob es Draco gut ging. Als er eingeschlafen war, war es weit nach drei gewesen. Und jetzt… wollte er nicht aufstehen. Noch einmal murrend drückte er sich näher an die Wärmequelle, die ihn vor seinen eigenen Träumen wirklich hervorragend beschützt hatte, versteckte sein Gesicht, um nicht Gefahr zu laufen, noch einmal gepiekt zu werden. Zufrieden seufzte er. ~*~*~*~ Draco lachte leise, als sich Harry noch näher kuschelte. Er konnte ihn so gut verstehen... Aber trotzdem: Sie mussten aufstehen. Auch so würde schon alles sehr, sehr knapp werden... Er zog seine Hand zurück, ließ sie über Harrys Seite wandern, wieder unter das Hemd und stupste ihn nun dort leicht an. „Wir müssen noch immer aufstehen...“ ~*~*~*~ Harry knurrte unwillig. Aber das Gefühl… Seine Augen klappten auf und er lag plötzlich ganz still. Ganz steif. Was tat Draco da? ~*~*~*~ Okay... Offenbar hatte Harry beschlossen, wirklich weiterzuschlafen. Bitte... Seine Finger machten sich selbstständig, wanderten über die weiche Haut, genossen die Wärme. Leben. Immer wieder kam Draco das Wort in den Sinn, wenn er an Harry dachte, wenn er seine Wärme, seine Nähe spürte. Leben, Lebendigkeit. Er erinnerte ihn daran, dass er sich aufrappeln würde, dass er sein eigenes Leben in Angriff nehmen würde. Um sich selbst endlich wieder lebendig zu fühlen - und frei. Er konnte die Rippen unter seinen Fingerspitzen spüren, fuhr sie langsam nach, wanderte wieder hoch zu Harrys Brustbein. Komisch... Hatte er jemals jemanden so berührt? Aber... es erschien ihm weder falsch noch aufdringlich... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige hatte aufgehört zu atmen. Es war ihm einfach unmöglich geworden. Schlicht und einfach. Seine Kehle war eng, das Kribbeln unkontrollierbar… Er keuchte leise, als ihn die Atemnot überwältigte, dann schnellte seine Hand plötzlich nach vorne und er hielt Dracos Handgelenk umklammert. Nicht fest, da noch der Hemdstoff dazwischen war, aber effektiv. Er rückte ein bisschen ab, um ihn ansehen zu können. In seinen Augen lag eine Mischung aus Traurigkeit, Verletztheit und Tadel. ~*~*~*~ Urplötzlich schloss sich Harrys Hand um sein eigenes Handgelenk, hielt ihn fest. Draco blickte erschrocken auf und sah direkt in die durchdringenden grünen Augen. Dieser Ausdruck... Er schmerzte sofort. Einen Sekundenbruchteil später waren seine Wangen flammendrot. Betroffenheit befiel ihn. Es war falsch gewesen. Vollkommen falsch... Er zog seine Hand zurück und senkte den Blick. „Ent... Entschuldige...“, murmelte er leise. ~*~*~*~ Harry entließ endlich die Luft aus seinen Lungen, als ein großer Teil der Spannung ging. Mann, das war schwer gewesen. Dieser Blick… die roten Wangen… „Was machst du nur mit mir…“, murmelte er, ohne zu ahnen, dass er es überhaupt aussprach, drückte den anderen noch einmal an sich. Ohne es zu wissen, machte Draco es ihm unendlich schwer, bei ihm zu sein. Immer wieder stellte er unwissendlich seine Selbstbeherrschung auf die Probe, denn schon wieder war da dieser eine Gedanke gewesen… Der Gedanke, dass er ihn küssen wollte… Sein Blick fiel auf die blassen, vom Weinen gestern etwas rissigen Lippen, dann schluckte er und ließ lockerer, um sich aufzurichten. Verdammt, er war ganz steif. Warum hatte er auch die ganze Zeit nur auf einer Seite verbracht… Nun, er wusste warum, er hatte Draco… Es schlug Viertel vor acht und augenblicklich stoppten alle seine Gedanken. Mittwochmorgen. Sie kamen zu spät zu Verteidigung gegen die Dunklen Künste! Er blickte Draco an. Regelrecht geschockt. „Deshalb wolltest du mich wecken?“, fragte seine Stimme belegt. ~*~*~*~ Draco ahnte jetzt, wie sich ein geprügelter Hund fühlen musste. Das war wirklich kein gutes Gefühl... Wäre er doch nicht so gedankenlos gewesen! Bei Blaise wäre ihm das niemals passiert... Er ließ sich widerstandslos noch einmal näher zu dem Gryffindor ziehen, spürte noch einmal dieser Wärme nach, aber mit diesem Gefühl im Bauch... Da hatte er keine Chance, sie zu genießen. „Hm?“ Draco fühlte sich durch die Frage aus seinen Gedanken und ein wenig auch aus diesen Schuldgefühlen gerissen. „Ja... Wir sind spät dran... Wenn wir uns umziehen und unsere Schulsachen holen, kommen wir garantiert eine halbe Stunde zu spät... Und dort gemeinsam aufzutauchen wäre wohl Wahnsinn. Genauso wie dort ohne Schultasche aufzulaufen...“ Draco richtete sich auf und zog sich langsam von dem Gryffindor zurück. Er hatte das Gefühl, als wenn seine Wangen noch immer glühen würden. Oh, verdammt, und Blaise würde ihn umbringen, wenn er ihn sah. Ganz definitiv. Denn sein bester Freund hatte sich die Nacht über garantiert Sorgen gemacht... Das schlechte Gewissen wurde immer drückender. Toll, warum musste sich sein Gewissen eigentlich mit solcher Macht zurückmelden? Wollte es ihn gleich zu Tode quetschen? ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Draco hatte Recht. Das war tödlich! Und so wie sie beide jetzt gerade aussahen, so zerfleddert und zerknittert, würden die doch alles denken! Sie würden glatt… ihre Gerüchte bestätigt sehen! Hilfe! Wenn er doch nur den Spruch von Hermione kennen würde, dann… „Mione…“, flüsterte er und sprang auf. „Los, Dray, beeil dich! Wir müssen sofort los, dann schaffen wir es noch, bevor sie in den Klassenraum geht!“ Er sprang über die Sofalehne und griff noch im Aufstehen nach seinem Umhang. Dann nach seiner Tasche und angelte schließlich nach dem Tarnumhang. „Mione wird uns retten!“ ~*~*~*~ Verblüfft sah Draco dem Gryffindor zu. Wenn er meinte... Zumindest eins hatte er jetzt gelernt: diesem voll und ganz zu vertrauen. Draco stand auf, nahm ebenfalls den kurzen Weg über die Sofalehne und schloss sich Harry an. Im Gegensatz zu diesem hatte er bereits mit Umhang geschlafen. Vor der Tür hielt er dann jedoch mitten in der Bewegung inne. „Stopp. Wir können nicht nebeneinander durch die Gänge rennen. Du gehst unter den Tarnumhang.“ ~*~*~*~ „Damit die sehen, wie du aussiehst? Klar doch!“, erwiderte Harry. „Dann doch lieber andersrum! Von mir sind sie das gewohnt! Ich sehe immer so schlimm aus!“ Sie durften keine Zeit verlieren, wenn sie Hermione wirklich noch erwischen wollten, und so warf Harry ohne weiter nachzudenken, den Umhang seines Vaters über Draco. Er hatte das schon einmal gemacht, doch damals war er danach geflohen, jetzt… tat er das nicht. Trotzdem riss er die Tür auf und stürmte bereits los, im Gehen seinen Zauberstab ziehend. „Accio Miones Tasche!“, rief er. Hoffentlich klappte es und würde sie aufhalten! ~*~*~*~ Draco schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf und fing den Tarnumhang auf. Mit Harry zusammen zu sein hatte selbst in solchen Situation etwas herrlich erfrischend Lebendiges... Er rannte hinter Harry her, warf die Tür hinter sich ins Schloss. Es war bemerkenswert, wie schnell der schmale Junge war. Noch dazu, wo er allein durch Quidditch trainiert war. Draco hingegen... Er hielt mühelos Schritt. Allerdings wurde für ihn der Weg nach recht kurzer Zeit zu einem üblen Hindernislauf. Je näher sie den Klassenräumen kamen, desto voller wurden die Gänge. Und desto mehr seltsame Blicke folgten Harry. Einer der Gryffindors murmelte irgendetwas Abfälliges über den Schwarzhaarigen, was ihm von Draco im Vorbeilaufen einen kurzen Ellbogenstoß einbrachte, der diesen gegen die Wand prallen ließ. Rache war süß. ~*~*~*~ Ihnen kam Hermiones Tasche entgegen, als sie in den Gang einbogen, in dem der Unterrichtsraum lag. Sie war so schwer, dass sie nur ganz langsam flog. Aber immerhin hoch genug, dass Hermione nicht rankam. Und wahrscheinlich war ihr Zauberstab in der Tasche. Das sollte sie sich unbedingt bald abgewöhnen. „Mione!“, rief er aufgeregt und sie wandte den erstaunten Blick von ihrer Tasche ab, dann wurde ihr Gesicht plötzlich erleichtert. Ja, sie schien fast zu weinen! Er stoppte vor ihr und fing ihre Tasche auf, als sein Zauber endete. „Was ist denn mit dir los?“, fragte er besorgt. Den Grund, warum er so schnell gerannt war, hatte er vergessen. „Harry, sie haben… sie haben beschlossen…“ Sie schluchzte auf und warf sich in seine Arme. Verdutzt fing er sie auf. Was war denn jetzt los? „Sie haben gesagt, sie reden nicht mehr mit dir! Und niemand darf es tun, weil sie sonst auch mit ihm nicht mehr reden!“ Wieder ein Schluchzer, ungeachtet der anderen Schüler im Gang. „Und sie haben gesagt, dass sie auch mit mir nicht mehr reden, weil ich versucht habe, sie zur Vernunft zu bringen! Sie… Harry, sie hassen dich so sehr, dass sie dich schneiden wollen!“ Er war sprachlos. Nicht fähig etwas zu sagen. Sekunden konnte er sich nicht einmal bewegen, dann legte sich das Lächeln auf sein Gesicht wie ein Schleier. „Hey.“, flüsterte er sanft. „Vielleicht kannst du sie noch mal bitten, dass sie…“ „Denk nicht mal weiter!“, fauchte sie ihn an, dann wischte sie sich über das Gesicht. „Ich würde niemals meinen Ruf dir vorziehen! Das solltest du eigentlich wissen!“ „Sorry.“ Ein leises Lachen. Sein Herz hatte sich ein Stückchen weiter verschlossen, als es das erste Mal zur Stunde läutete. Noch fünf Minuten. Was kümmerten ihn die anderen? Sie war da. Draco war da. Ron… „Könntest du uns vielleicht helfen?“ Er zog sie in einen Nebengang, der nicht weit war. „Wir müssen anders aussehen. Nicht so verknittert. Kriegst du das hin?“ Sie nickte, schniefte und sah ihn an. Warum ließ ihn das so kalt? „Wir?“, hakte sie dann misstrauisch nach. ~*~*~*~ Draco blieb vor der Tür stehen. Grangers Worte... waren beunruhigend. Gryffindors, die ihre eigenen Leute hassten... Aber bei den Slytherins war es nicht anders. Die Häuser brachen auseinander. Und das gerade jetzt, wo Zusammenhalt wichtiger war als jemals zuvor. Ahnte denn hier niemand etwas von der drohenden Gefahr? Offenbar nicht. Stumm folgte der Blonde den beiden Gryffindors in den Nebengang. Ihm war ein wenig unwohl dabei, sich auf das braunhaarige Mädchen zu verlassen, aber wenn Harry ihr vertraute... Wie auf ein Stichwort hin zog er den Tarnumhang runter und schenkte Granger ein strahlendes Lächeln. „Wir.“ ~*~*~*~ Sie starrte ihn an, dann lachte sie trocken. „Ach ja. Der Brief…“ Noch eines dieser trockenen Lachen, das so freudlos war, dass es Harry fast das Herz brach. „Ihr habt also verschlafen…“ Ohne einen weiteren Kommentar nahm sie Harry die Tasche ab und holte ihren Zauberstab hervor. Nur Sekunden später waren sie beide wie aus dem Ei gepellt. Fast schon etwas zu ordentlich. Murrend schüttelte Harry den Kopf, um zumindest seine Haare wieder normal zu bekommen. War das ein seltsames Gefühl… wie bei Petunia… „Harry?“ Er sah wieder auf. „Du weißt, dass es an ihm…“ Sie blickte Draco an. „…an Draco liegt? Sie haben ein Foto, wo ihr nebeneinander lauft, als wärt ihr Freunde!“ „Wir sind Freunde!“ „Harry, sie halten dich für einen Verräter! Für einen Überläufer!“ „Das ist Blödsinn, Mione, und das weißt du auch!“ Sie weinte wieder. „Harry…“ Er lächelte. „Sei einfach weiter für mich da, ja?“ Er strich ihr ein paar Tränen von der Wange und sie nickte. „Du solltest den Zauber auch noch auf dich anwenden, sonst lachen sie dich aus.“ „Harry…“ „Ich mach mir nichts aus ihnen.“, gab er zur Auskunft, hakte sie und dann Draco unter, dann stockte er. Das konnte er nicht tun. Auch wenn die Gryffindors davon ausgingen, die Slytherins taten es nicht… „Geh du vor.“, sagte er lächelnd, schob ihn ein bisschen vorwärts. ~*~*~*~ Dracos Miene verschloss sich auf Grangers Reaktion hin. Bitte. Er hatte ja keinen Frieden schließen müssen... Dennoch - ihr Zauber war wirklich großartig, das musste er ihr lassen. „Ein Foto?“ Der Slytherin runzelte die Stirn. Das war wirklich nicht gut. Falls das bei den Slytherins landen würde... Die kümmerten ihn an sich nicht, aber noch wollte er den Schein wahren. Wenigstens eine Weile... Mit einem schiefen Lächeln ließ er sich von Harry unterhaken, bis diesem aufging, dass das so nicht möglich war. „Schon klar... Drück mir die Daumen, dass ich es schaffe zu verhindern, dass Blaise gleich eine Szene macht. Sonst wird das noch lustig...“ Draco wandte sich noch einmal um, grinste leicht und wuschelte Harry kurz durch die Haare. „Und danke, Hermione.“ Wieder ein strahlendes Lächeln an ihre Adresse, dann verließ er den Gang, ging hinüber in den Klassenraum. „Draco!“ Pansy und Blaise lieferten sich ein regelrechtes Schreiduell. Womit die Aufmerksamkeit aller Schüler auf ihnen ruhte. „Immer mit der Ruhe...“ „WO ZUM MERLIN...“, begann Blaise, doch Draco bremste ihn aus. „Ich muss dich nicht um Erlaubnis fragen, wenn ich mal eine Nacht wegbleibe, oder?“ Pansy sah ihn an, blickte sich um und entdeckte, dass Potter fehlte. Ihn hatte sie auch heute Morgen in der Großen Halle nicht gesehen. Sie zählte augenblicklich eins und eins zusammen. Die Eifersucht schmeckte bitter. Und doch... Sie war gestern als letzte in den Schlafsaal gekommen, heute Morgen als erste gegangen. „Und vor allem muss er dich nicht um Erlaubnis bitten, wenn er bei seiner Freundin ist.“ Sie hängte sich an Dracos Arm, drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Der Blonde raunte ihr ein leises Danke zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Blaise stockte. Dann kapierte er, was beinahe geschehen war. „Turteltauben...“, knurrte er und wandte sich ab. Draco zerzauste ihm die Haare und umarmte ihn. „Immer doch...“ ~*~*~*~ Hermione hatte sich noch immer nicht beruhigt, als sie beide nur Sekunden vor dem Klingeln in die Klasse kamen. Sie zitterte und Harry, der schon prophylaktisch das freundlichliebe Lächeln auf den Lippen trug, verstand sofort warum. Die Blicke, die sie beide trafen, sagten mehr als deutlich, was Sache war: Die Gryffindors hatten tatsächlich beschlossen, ihn aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen. Das war gar nicht gut. Jedenfalls nicht für Hermione, die darunter leiden musste. Ihn interessierte es wenig, denn sie hatten auch zuvor schon nicht mit ihm gesprochen. Er ließ seinen Blick über die Schüler wandern, sah Draco mit Blaise albern, sah Pansy an seinem Arm hängen und spürte augenblicklich eine Mischung aus Eifersucht und Bedauern. Hermione hatte ihm gestern tatsächlich die Augen geöffnet und Pansy tat ihm Leid. Sie hatte keine Chancen bei Draco, obwohl sie sich so sehr bemühte. Weil er nicht lieben konnte. Weil sein Vater es ihm so verdammt effektiv ausgetrieben hatte. Sie war genau wie er selbst unglücklich verliebt… Das Lächeln wurde ein wenig breiter, als er sich abwandte. Nevilles Blick war verzweifelt, aber er erwiderte ihn nicht. Er würde die Gutmütigkeit des Jungen nicht ausnutzen und ihn mit ins Unglück stürzen. Hermione mit sich ziehend, setzte er sich an seinen Platz ganz vorn und blickte Tonks fröhlich entgegen, die den Blick nicht minder fröhlich erwiderte. Nur dass ihr Lächeln echt war. Während der Stunde, wo sich Dean und Pansy duellieren mussten, kam sie zu ihm und beugte sich zu ihm hinunter. „Scheint ja alles okay zu sein.“, freute sie sich. „Ich hab mir Sorgen gemacht, weil Severus so was erzählt hatte…“ Harry schüttelte den Kopf. „Es ist okay.“, sagte er beruhigend und sie richtete sich fröhlich wieder auf. „Ach so… Ich habe noch einen Brief für Sirius, würdest d… hätten Sie nach der Stunde vielleicht Zeit?“ Ihr Gesicht entgleiste kurz, als er sie siezte, aber sie begriff schnell und nickte. In diesem Moment gewann Pansy Deans Zauberstab und schwenkte ihn triumphierend. Applaus von den Slytherins war zu hören und Harry lächelte leicht. Dean war wütend. Und irgendwie… tat es gut, ihn verlieren zu sehen, denn wie er von Hermione später noch erfahren hatte, war er der Anführer des Komplotts gegen ihn. Er war an allem Schuld… Auch wenn dafür Pansy gewonnen hatte… diesmal war es ihm Recht. ~*~*~*~ Blaise hatte sich während des Duells mehrfach entschuldigt und mindestens genauso oft nachgefragt, was bei Snape passiert war, doch Draco schwieg sich aus. „Mann... Es wäre toll, wenn du irgendwann einmal wirklich mit mir über alles reden würdest...“ Frustriert bettete Blaise seinen Kopf auf die Arme. „Du kannst einen echt wahnsinnig machen...“ „Wir werden reden, okay? Aber weder jetzt noch hier.“, lenkte Draco ein. Seine Augen huschten wieder über die Gryffindors, schätzten sie ab. Da war wirklich irgendetwas im Gange... Glaubten die wirklich alle diesen Mist über Harry? Waren sie alle so dumm? Und dann hingen seine Augen schon wieder an diesem schwarzen Haarschopf dort vorne... „Na, das klingt doch schon besser.“ Blaise grinste leicht. Pansy strahlte vor Begeisterung, als sie in die Reihe zurückkam. Sie hatte sich wirklich gut geschlagen. „Du musst aber noch immer an deiner Verteidigung arbeiten... Die ist zu schwach, Pansy.“, erläuterte Draco, während sie sich neben ihn setzte. Sie zog eine Schnute, nickte aber verständig. Er hatte ja Recht... Der Unterricht ging vorüber, ohne dass Tonks Harry oder ihn zum Duell aufgefordert hätte. Angesichts der letzten Katastrophe war das auch nur zu verständlich... Als es schließlich klingelte, stand Draco beinahe sofort auf. „Ich muss noch meine Tasche holen... Wir treffen uns im Klassenraum.“ Er rauschte davon, ehe ihn einer der beiden aufhalten konnte. Blaise und Pansy sahen ihm schweigend nach. „Kommt es mir nur so vor oder hat sich wirklich irgendetwas an ihm verändert?“, murmelte Pansy leise. Blaise nickte leicht. „Das Gefühl habe ich auch... Irgendetwas ist anders.“ ~*~*~*~ Harry wartete zusammen mit Hermione, bis sich der Klassenraum geleert hatte. Das Mädchen hatte ihn gebeten, bleiben zu dürfen, denn sie wollte nicht mit den anderen allein sein. Harry konnte regelrecht spüren, wie sie darunter litt, dass alle gegen sie waren. Sie litt noch viel mehr als er. Kurz gab er den Brief bei der Lehrerin ab, die ihm einmal fröhlich durch die Haare wuschelte und ihn gleich abschickte, nachdem sie die Adresse drauf geschrieben hatte. Grimmauldplatz… Er hatte es diesmal deutlich lesen können. Der Brief an Sirius beinhaltete vieles. Sehr vieles. Unter anderem seine Freundschaft mit Draco und Snapes Verhalten, das plötzlich um so Vieles anders war als vorher. Auch wenn er es nicht hatte in Worte fassen können, es war ein Gefühl, dass er wirklich auf ihrer Seite stand. Selbst nach gestern Abend hatte sich dieses Gefühl nicht verabschiedet… Und danach auf dem Weg zu Geschichte und den halben Unterricht hindurch erklärte er Hermione, dass Tonks zu einem Orden gehörte, dass sie Sirius und Remus kannte und auf seiner Seite stand, dass es normal war, dass sie ihn so behandelte, weil sie offensichtlich einen Narren an ihm gefressen hatte, und dass er sie mochte, dass er Unterricht jenseits der Schulregeln bei ihr bekam, den er nicht näher erläutern konnte… Hermione war sprachlos. Wie hatte er das so lange vor ihr geheim halten können? Und als er ihr sagte, das Sirius in darum gebeten hatte, seufzte sie nur einmal und schwieg, während sie begann, Binns Gelaber mitzuschreiben. Harry schüttelte amüsiert den Kopf. Bei Hermione hatte sich etwas geändert… Sie klammerte… irgendwie, denn sie machte ihm keine Vorwürfe über seine Verschwiegenheit, sondern nahm es hin, als hätte sie Angst, es sich auch mit ihm zu verscherzen… Beruhigend legte er ihr eine Hand auf das Knie, damit es nur keiner sah. „Sie werden merken, dass sie falsch liegen, wenn Voldemort sich rührt…“ Hermione begann zu zittern und konnte sich nur mit Mühe das Weinen verkneifen. Also würde sie das bis Dezember ertragen müssen? So war doch die Vorhersage, oder nicht? Das Ministerium ist verloren… Zwischen Regen und Schnee zermalmt. Das hatte Harry gesagt. Aber was bedeutete es? Im Winter, wenn Schnee lag? Wenn der Schnee schmolz, also im Frühjahr? Oder was sonst? Sie legte den Kopf auf den Tisch und zitterte nun so heftig, dass Harry sie beruhigend streichelte. Irgendwie war es komisch. Vielleicht lag es nur daran, dass hier so viele andere waren, aber sie umarmte er nicht, dabei hätte er bei Draco keine Sekunde gezögert… Oder lag es wirklich nur an den anderen? ~*~*~*~ Draco kam ein wenig zu spät zu Zaubereigeschichte, was niemanden störte. Binns am allerwenigstens. Und ihn... Nein, das sicher nicht. Er schritt an den beiden Gryffindors vorbei und sah auf einen Blick, dass es Granger nicht gut ging. Gar nicht. Und Harry... Er bemühte sich um sie... Kurz verspürte der Blonde ein Ziehen in der Magengegend, ignorierte es aber. Er ließ sich auf seinen Platz zwischen Pansy und Blaise fallen und starrte aus dem Fenster. Zeit, nachzudenken. Was nichts anderes hieß, als dass er noch einmal den gestrigen Abend Revue passieren ließ, und auch die Nacht und... den Morgen. Wieder kam ihm Harrys Reaktion in den Sinn. Und wieder überwältigte ihn ein Gefühl der Scham. Er hätte sich noch immer in Grund und Boden schämen können und nur die gewohnte Ruhe und die kalte Maske hinderten ihn daran, jetzt wieder verlegen zu werden. Verdammt. Was war das gewesen? Es war... ihm trotzdem so natürlich erschienen, ihn zu streicheln, zu berühren... Das war... Aber er tat es doch sonst nicht... Er suchte ja noch nicht einmal solch eine Nähe zu Pansy und die war immerhin ein Mädchen... Und Blaise. Bei Merlin, er hätte Blaise niemals so berührt! Und schon gar nicht in dessen Armen geschlafen... Draco verzog leicht den Mund, starrte nach draußen. Es war wolkig... Hoffentlich hielt sich das Wetter bis zum Abend... Da hatte er schließlich noch ein Flugversprechen einzulösen... Er seufzte leise. Pansy strich ihm über das Haar, was er schweigend zur Kenntnis nahm und zuließ. Doch in Gedanken... da war er weit fort. ~*~*~*~ Die Stunde endete und Harry ging mit Hermione in die Große Halle. Neville wollte zu ihnen kommen, da man ihnen ihre Stammplätze streitig gemacht und sie ans Lehrertischende verbannt hatte, doch Harrys Blick hielt ihn auf Abstand. Hermione brach beinahe in Tränen aus, als sie sah, wie er versuchte, sie zu schützen, indem er sie vergraulte. Mit ihr hätte er das auch getan, hätte sie ihm nicht gesagt, dass sie das niemals zulassen würde. Er war zu selbstlos… Und als sie aufsah, um ihm genau das zu sagen, bemerkte sie das Blickduell zwischen dem Schwarzhaarigen und Dumbledore. Der Schulleiter lächelte von seinem hohen Stuhl in der Mitte des Lehrertisches herab und direkt Harry an, der zwar zurücklächelte, aber in seinem Blick… da lag Herausforderung. Im nächsten Moment wusste zumindest Harry warum, denn auf seinem Teller erschien ein kleiner Brief. Er hatte die Eulen verpasst am Morgen. Jetzt kam Dumbledores Antwort auf den Brief von gestern. Mit einem letzten entschlossenen Blick, sich nicht unterkriegen zu lassen, brach er das Siegel, das selbst Hermione erkannt hatte und erstaunt darauf starrte, dann las er. ‚Ich hatte nichts anderes erwartet.’ Harry drehte das Blatt um. Aber es war nichts sonst drauf. Noch einmal blickte er auf die Vorderseite, dann schüttelte er den Umschlag, blickte schließlich zu Dumbledore hinauf, der stillvergnügt vor sich hinlächelte und ihm schließlich seinen Becher entgegen hob, bevor er sich Minerva widmete und sie in ein Gespräch verwickelte. Was hatte er doch gleich geschrieben? Dass er jede Strafe auf sich nehmen würde… ja… und was war nun? Bekam er keine? Wieder warf er einen Blick nach oben, doch Dumbledore beachtete ihn nicht weiter. Irritiert schüttelte Harry den Kopf. Er verstand die Welt nicht mehr. War es etwa in Ordnung? War es… okay? Er begann zu lächeln. „Mione, ich habe einen Freund gewonnen.“, sagte er. „Ich meine, er war es ja irgendwie schon immer, aber er steht zumindest hinter mir. Er hält mir den Rücken frei, damit ich meinen Weg gehen kann…“ Sie nickte, dann wuschelte sie ihm durch die Haare. „Hast du das erst jetzt bemerkt?“ Harry nickte. „Weißt du, ich dachte immer, er würde mich in meinen Zielen behindern, aber jetzt glaube ich… er hat es mir erlaubt. Er hat es mir alles erlaubt…“ Hermione lächelte und Harry malte mit dem Löffel in seiner Suppe kleine Kreise. Ja, Dumbledore hatte ihm gerade erlaubt, dass er seinen Weg ging. Wie er Draco betraf. Und wie er seine Rache betraf. Nur aus diesem Grund der Unterricht. Nur aus diesem Grunde Snapes Verhalten, dass er ihnen ständig Strafarbeiten verpasste… Und nur wegen ihm war Draco jetzt bei ihm und sein Freund. Weil er ihm hatte helfen sollen. Was Draco ja auch wirklich geschafft hatte. Er hatte es geschafft, dass er sich mehr anstrengen würde, um ihm ein Leben unter den Todessern zu ersparen. Dass Dumbledore es anders gemeint, dass er gehofft hatte, dass Harry Draco retten könnte, von ihm gerettet werden könnte, daran dachte er nicht, denn es war ja selbstverständlich, nicht? Sie waren Freunde und die halfen einander, so war das halt. ~*~*~*~ Blaise rüttelte Draco nach Ende der Stunde fast eine Minute an der Schulter, ehe sich der Blonde aufsetzte. „Mann, du bist aber auch wirklich weit weg, was?“ Draco lächelte nur schief, antwortete auf die Frage aber nicht. „Was geht dir nur durch den Kopf?“, fuhr Blaise fort. „Dinge, die du gar nicht wissen willst.“ Draco grinste anzüglich. „Wirf den Blick mal einem der Mädchen zu und die fallen dir gleich um den Hals...“, erwiderte der Schwarzhaarige schlagfertig. Draco lachte leise und wandte sich zu Pansy um, die ihn kritisch musterte. Sie sah nicht gerade glücklich aus... Stillschweigend gingen sie in die Große Halle. Dank ausgelassenem Frühstück und dem anstrengenden Abend gestern hatte Draco sogar richtig großen Hunger. Seine Augen wanderten dennoch ständig hinüber zu dem Gryffindortisch, machten sich regelrecht selbstständig. Was ging bei denen nur vor? Und warum? Harry und Hermione hatte es ganz in die Nähe des Lehrertisches verschlagen, fern ihrer Stammplätze. Er musterte die Reihen weiter. Die Gesichter der Gryffindors waren demonstrativ von ihrem einstigen Helden abgewandt. Idioten. Alles Idioten. Vor Kräuterkunde zog das Slytherintrio noch einmal runter zum See. Sie machten dort wenigstens schon einmal einen Teil ihrer Hausaufgaben. Blaise und Pansy blickten den Blonden in ihrer Mitte immer wieder forschend an, doch dieser weigerte sich schlicht, Auskunft über die gestrige Nacht und über seine grundsätzlichen Gedanken zu geben. Er sagte schließlich nur eins: „Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, okay? Ich will in Ruhe mit euch reden... Und nicht in einer halben Stunde.“ Das brachte die beiden schließlich dazu, ruhiger zu sein. Trotzdem... Sie machten sich Sorgen. Sichtlich. Und dabei konnte Draco noch nicht einmal sagen, wer von beiden mehr... ~*~*~*~ Kräuterkunde war die Hölle. Schlichtweg, denn es war der erste interaktive Unterricht. Und jetzt fiel so richtig auf, was Hermione gemeint hatte. Niemand beachtete sie. Niemand sprach auch nur ein Wort mit ihnen. Sie wurden komplett ignoriert. Dann ging es an Gruppenarbeiten und Neville wurde ihrer Gruppe zugeteilt. Ein einziger verzweifelter Blick traf sie beide und sowohl Harry als auch Hermione nickten nur einmal. Schon gut, sollte es heißen. Und er verstand. Erleichterung in dem blassen Mondgesicht, dann begannen sie zu arbeiten. Schweigend. Schnitten eine Pflanze in konzentrischen Kreisen so, dass ihre korrekte Ausrichtung auf den Mond möglich wurde. Dabei erklärte ihm Hermione, was dabei zu beachten war, wo es sonst immer Neville gemacht hatte. Und man sah ihm an, dass er etwas sagen wollte, doch als er es einmal versuchte, traf ihn Harrys Hand am Ellbogen und er schüttelte den Kopf. Neville hatte so ausgesehen, als ob er gleich in Tränen ausbrach. Nach dieser Stunde war Hermione soweit, dass sie das überwunden hatte, was sie gerade noch so sehr fertig gemacht hatte. Mit wilder Entschlossenheit rauschte sie nach einer winzigen Erklärung aus dem Gewächshaus, während Harry ihr ein wenig nachdenklich nachsah. Komisch. Wirklich eigenartig. „Bibliothek!“, war das einzige gewesen, das sie gesagt hatte und er hatte gelacht. Er wusste, dass sie etwas suchte, womit sie diese Missstände beseitigen konnte. Und so wie er sie kannte, würde er sie nicht eher wieder sehen, als bis sie Erfolg hatte. Er wünschte es ihr. Dann würde sie nicht mehr so darunter leiden. Das war schließlich kaum noch auszuhalten, wie es sie zerriss. Harry machte sich grinsend auf den Weg zum Quidditchfeld. Da war doch so ein kleines Versprechen gewesen, das er unter gar keinen Umständen verpassen wollte. Draco und die Kleinen würden fliegen… Das wollte er sehen. Zu gerne. Er hatte Glück. Er erreichte das Feld vor allen anderen und konnte sich in Ruhe ganz oben in beste Reihe setzen, ungestört den Tarnumhang überwerfen und musste dann nicht mehr lange warten, bis etwas passierte. Auf den Zuschauertribünen versammelten sich Erstklässler. Aus Slytherin. Zusammen mit Marv, Rivers und Zack waren sie gekommen. Und er konnte auch ein paar aus Hufflepuff sehen. Zwei Ravenclawmädchen waren dabei… Und Slytherinzweitklässler. Harry musste sich ein Lachen verkneifen. Offenbar hatten sich die Würdenträger vermehrt. ~*~*~*~ Kräuterkunde war irritierend. Die Slytherins gaben an sich eh nicht viel auf die Gryffindors, aber dass dort eisiges Schweigen gegenüber Harry Potter herrschte, war sofort bemerkt worden. Kleine, fiese Bemerkungen gingen herum, stachelten die ohnehin schon gespannte Atmosphäre noch mehr an. Draco musterte die Gryffindors und machte schließlich einen unter ihnen aus, der mit einer besonderen Genugtuung schwieg. Er brauchte noch ein wenig Zeit, um Gewissheit zu haben, aber dann... In seinen grauen Augen funkelte es verheißungsvoll. Schlimmer konnte er kaum noch etwas machen – aber wenigstens jemandem eine Lektion erteilen. Aber das brauchte noch Zeit – und eben Gewissheit. Als die Stunde vorüber war, ging der Blonde gemeinsam mit Blaise hinüber zum Schloss, um sich für das Training fertig zu machen. Und er erinnerte sich an sein Versprechen. „Mist.“ „Was ist?“ Blaise schaute ihn neugierig an. „Das wirst du nachher sehen... Und du bist tot, wenn du lachst.“ „Hä?“ Der Schwarzhaarige war verwirrt, doch Draco gab ihm keinerlei Erklärung. Pansy schlenderte ihrerseits bereits zu dem Quidditchfeld und machte es sich in der obersten Reihe gemütlich. Ihre braunen Augen wanderten über die Versammlung von jüngeren Schülern. Die drei von Dracos Fanclub hatte sie sofort ausmachen können – und diese hatten sie mit einem fröhlichen Winken begrüßt. Das Mädchen stützte dann das Kinn in die Hände und wartete. Sie musste nicht lange warten – keine fünfzehn Minuten später lief das Slytherinteam auf – und wurde unter so begeistertem Gejubel begrüßt, als wenn sie ein Spiel hätten und kein Training. Montague grinste leicht und gab dann seine Anweisungen. Wenige Minuten später waren nahezu alle in der Luft – bis auf Draco und den Kapitän selbst. „Du warst heute Morgen nicht beim Training.“, stellte der breitschultrige Junge fest. „Entschuldige, ich war... verhindert.“ Draco bemühte sich, unbewegt auszusehen. „Schon klar.“ Montague grinste anzüglich. „Und du kannst es dir ruhig erlauben. Aber das bleibt die Ausnahme, klar?“ Draco nickte leicht. „Und jetzt los!“ Damit zog nun auch das Opfer der Aufmerksamkeit der meisten Schüler seine Kreise über dem Feld. War ja eigentlich simples Training heute – Crabbe und Goyle sollten ihn mit den Klatschern jagen, während er selbst auf den Goldenen Schnatz lauerte und nebenbei immer wieder die Jäger umkreisen sollte, welche wiederum Blaises Ringe unter Dauerbeschuss nahmen. Simpel... Bis ihn dieser dumme Klatscher an der Schulter erwischte und ins Taumeln brachte. Verdammt. Seine grauen Augen hatten einen Wimpernschlag zu lange auf der Tribüne geruht. Er wusste, dass Harry da war. Er konnte es regelrecht spüren, aber er konnte ihn nicht sehen... Was ja nur logisch war. Der Gryffindorsucher beim Slytherintraining. Das war undenkbar... Draco bekam seinen Besen nicht wieder unter Kontrolle, trudelte immer schneller Richtung Boden. Nicht gut... Er bekam seinen Besen einfach nicht wieder nach oben. Entsetztes Raunen ging durch die Zuschauerreihen und Pansy schlug unwillkürlich die Hand vor den Mund. Dann packte ihn eine Hand an der Schulter, nahm die Geschwindigkeit raus und gab ihm sein Gleichgewicht wieder. „Du bist heute wirklich nicht bei der Sache...“, meinte Blaise kopfschüttelnd. Er hatte gerade eine kleine Atempause, weil Montague Pucey und Cassandra die Anweisungen für eine neue Angriffsfigur gab. „Bemühe dich, niemals so zu fliegen, dass du jemanden beeindrucken willst, und vergewissere dich dann ständig, ob du es auch tust...“, gab Draco zur Antwort, hielt sich seinerseits aber noch an Blaises Schulter fest. „Wer denn? Die Kleinen? Oder eher... Pot... Harry?“ Dracos Miene verschloss sich augenblicklich. „Volltreffer. Ich kann ihn zwar nicht sehen, aber er ist da, nicht wahr?“ „Du spinnst, Blaise.“ Abrupt ließ der Blonde den Hüter los und riss seinen Besen herum. Keinen Augenblick später hatte Blaise alle Hände voll damit zu tun, den Quaffel an seiner Ringdurchquerung zu hindern. Draco zog wieder seine Runde und bemühte sich, sich diesmal wirklich auf den Schnatz und die heransausenden Klatscher zu konzentrieren. Zwischenzeitlich sah er den Schnatz, verlor ihr dann aber wieder aus den Augen. Das war doch... Es machte ihn noch wahnsinnig! Und der Umstand, dass seine Gedanken sich weigerten, vollkommen auf das Spiel fokussiert zu werden, machte es nicht gerade leichter... Dem nächsten Klatscher konnte er nur mit einer gewagten Rolle ausweichen. Verdammt. Heute war eindeutig nicht sein Tag. ~*~*~*~ Harry war erschrocken aufgestanden bei diesem Manöver. Offensichtlich… war doch noch nicht alles so in Ordnung, wie er gedacht hatte! Draco machte so viele Fehler! Und er hatte den Schnatz schon zweimal übersehen! Und dann dieser Sturz… Ein Glück war Blaise da gewesen, er selbst hatte den Zauberstab bereits erhoben, den Spruch auf den Lippen, der ihm den Aufprall mit dem Boden ersparen würde… Und Pansy… auch. Erleichtert und nachdenklich seufzte Harry und blickte dann zu dem Mädchen hinüber. Leichenblass. Als hätte sie ihn eben nicht nur fallen sehen, sondern auch sterben. Unglaublich… Vielleicht hatte Hermione ja wirklich Recht. Wie sie - und er auch – vermutet hatten… sie liebte Draco. Über alles. Und… „Hey…“ Nur ganz leise, aber er ließ sich neben ihr nieder. Außer ihr durfte niemand wissen, dass er hier war. ~*~*~*~ Pansy ließ sich erleichtert wieder auf ihren Platz fallen, als sie sah, dass Blaise Draco abgefangen hatte. Was war nur heute mit ihm los? Er war nicht bei der Sache... Ganz und gar nicht. Die plötzliche Stimme erschreckte sie. Sie blickte zur Seite, die Augen erneut geweitet, aber sie sah niemanden. Aber die Stimme... Das war doch... „Ha... Harry?“, fragte sie leise, zögerlich. ~*~*~*~ Harry lächelte. „Ja…“, sagte er leise. „Ja, Harry…“ Er schwieg kurz, beobachtete Dracos Manöver und wie er den Schnatz verfehlte. Leise seufzte er. „Er ist einfach nicht bei der Sache…“, murmelte er, stützte das Kinn auf seine Hände und die Ellbogen auf die Knie. ~*~*~*~ Verdammt, wie machte er das? Wie konnte er unsichtbar sein? Pansy war es ein wenig unheimlich mit einem Unsichtbaren zu sprechen, aber andererseits... Es war sowieso komisch mit dem Gryffindor zu sprechen, egal ob er unsichtbar war oder nicht. „Ja... Irgendetwas geht ihm schon den ganzen Tag durch den Kopf. Hast du ihn in Zaubereigeschichte gesehen? Er hat gar nichts mehr mitbekommen. Blaise hat ihn nach Unterrichtsende eine volle Minute wachrütteln müssen...“ Sorge klang in ihrer Stimme mit. Und es war noch komischer mit dem Gryffindorgoldjungen über Draco zu reden. Dennoch... Irgendwie tat es sogar ein wenig gut. Vielleicht, weil sie dachte, dass er die Dinge ähnlich sah wie sie. Und weil ihm Draco auch wichtig war. ~*~*~*~ „Hm…“ Harry seufzte. Es war eigentlich nicht das, worüber er sprechen wollte. Am Ende verplapperte er sich noch und Draco war böse oder so. Das wollte er eigentlich vermeiden. Stattdessen… Seit er sie hatte kommen sehen, hatte er beschlossen, mit ihr zu reden. Über sie. „Du magst mich nicht.“, stellte er fest, lachte dann im nächsten Moment leise, weil die Aussage einfach zu blöd war, wenn man sie zu einem Slytherin sagte. „Nein, du bist böse auf mich, weil ich mich mit ihm angefreundet hab, so trifft es das besser.“ Er blickte zu Draco hinauf, der wieder einem Klatscher auswich, der genauso gut hätte treffen können. Es war wirklich knapp gewesen… ~*~*~*~ „Was erwartest du? Du bist ein Gryffindor, du bist – warst sein Erzfeind und du stehst ihm jetzt offenbar näher als sonst jemand... Du kommst an ihn ran, wenn er mich und Blaise längst abschmettert... Wie kann ich da nicht eifersüchtig und neidisch sein?“ Pansy war von ihrer eigenen Offenheit überrascht. Es Harry so ins Gesicht zu sagen... Aber es machte es leichter, dass sie ihn nicht sehen konnte. „Ich würde dich hassen, wenn er dich nicht mögen würde...“ Ihre Augen hafteten noch immer an Draco, verfolgten jede seiner Bewegungen. Sein nächster Bogen vorbei an einem der anderen Tribünentürme war knapp. Beinahe schon zu knapp. Verdammt. Er bewegte sich die ganze Zeit über vollkommen an der Grenze und es konnte noch einmal schief gehen. Und dann würde kein Blaise da sein, um ihn abzufangen... ~*~*~*~ „Das weiß ich. Und…“ Harry seufzte, wagte aber nicht den Blick von Draco abzuwenden. Er hielt noch immer den Zauberstab in der Hand, damit er notfalls eingreifen konnte. „Du, hör mal, es tut mir leid, wenn ich mich zwischen euch stelle… Ich…“ Er stockte, schwieg kurz, doch dann sprach er weiter. Was er da sagte - sagen wollte - war nicht einfach. Ganz und gar nicht einfach. „Ich weiß, dass ich von Hause aus nicht das Recht hätte, ihm überhaupt nahe zu kommen, aber er war damit einverstanden… und… es ist angenehm.“ Ein Lächeln war nun in seiner Stimme zu hören. „Ich nehm ihn euch nicht weg. Keine Sorge… Hoffe ich zumindest, denn ohne euch, da wäre er…“ Und schon war das Lächeln weg. „Ich rede Unsinn.“, sagte er fest und seufzte abermals. „Ich bin nicht hier, um mich zu rechtfertigen. Ich will mich bei dir entschuldigen. Dafür, dass ich gestern so gemein geantwortet habe. Es war keine Absicht, ich habe es nicht bemerkt. Aber es war gemein. Und das muss nicht sein. Du hast es nicht einfach. Du hast es… sicher noch schwerer als ich…“ ~*~*~*~ Pansy blickte zur Seite, ihre Augen suchten nach dem Gryffindor und fanden ihn doch nicht. Seine Worte überraschten sie wirklich. Sie bekam eine Ahnung von dem, was Draco vielleicht bei ihm fand... Dieser Junge besaß eine Größe, die schon fast unheimlich war – und an der sie sich auch ein Beispiel nehmen würde. Bissig gegen ihn zu sein, das wäre so, wie einen Kieselstein gegen einen Felsen zu werfen, um diesen zu verletzen... Unsinnig – und peinlich wirkungslos. „Entschuldigung angenommen.“ Sie lächelte in die Richtung, in der sie ihn vermutete. „Weißt du... Jeder, der Draco gut tut, der sollte ihm nahe kommen. Und so schwer es mir fällt, das zu sagen: Du tust ihm gut. Seit ihr euch... angefreundet habt, ist er viel gelöster als zuvor. Er lacht, er bemüht sich um Blaise und mich. Er bemüht sich, ein guter Freund zu sein. Wenigstens, wenn er sich nicht wieder vollkommen zurückzieht. Er verändert sich zum Positiven. Und das ist wohl zu einem Großteil dein Verdienst.“ Sie blickte wieder hinauf zu Draco und erstarrte. Dieses Mal bekam er die Kurve vor dem Tribünenturm noch gerade eben, noch knapper als bereits zuvor. Es war deutlich zu sehen, dass er ihn mit dem Bein und der Schulter streifte. „Verdammt! Was ist heute bloß mit ihm los?!“ Den Zauberstab hatte sie sofort bereitgehalten und ließ ihn nun langsam wieder sinken, während Draco eine größere Schleife zog. ~*~*~*~ „Danke.“ Harry war erleichtert, dass sie seine Entschuldigung annahm, aber zu der Frage schwieg er. Ja, er wusste die Antwort. Er würde es ihr aber nicht sagen. Das war nicht seine Aufgabe. Und zu ihrer Beichte… ihrem Lob… Sie hatte erkannt, was er selbst erkannt hatte. Er hatte es geschafft, ihn zu öffnen. Aber im Endeffekt war das nicht sein Verdienst, das war Draco allein gewesen. Schließlich hatte er sich entschlossen, gegen seinen Vater zu kämpfen und sich damit von der Dunklen Seite zu lösen. Damit hatte er nichts zu tun. Ganz egal was sie sagte. Aber im Bezug auf Dracos momentane Verfassung hatte sie Recht. Er sollte da runter kommen. Wenn er jetzt weiterflog, dann könnte das wirklich böse enden. Allerdings… „Kennst du eine Möglichkeit, wie wir ihn daran hindern können, sich selbst umzubringen?“ Er würde eine kennen. Wenn er Dracos Gedanken auf ein Duell richten würde, dann würde das gehen. Wenn er gegen ihn fliegen würde… Er war sich sicher, dass Dracos Gedanken dann gleich wieder bei ihm wären, nicht mehr so abwesend... Aber das ging zurzeit nicht. Er musste da runter. Punkt. Allerdings… Es gab noch zwei Punkte, die er mit Pansy klären wollte… ~*~*~*~ „Nein. Denn wenn er sich umbringen will, dann wird er das tun. So, wie alles, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Lass ihn fliegen. Vielleicht kriegt er doch noch irgendwie den Kopf frei...“ Pansy seufzte leise. Sie war dieses Gefühl der Machtlosigkeit und Aussichtlosigkeit bei Draco mittlerweile gewöhnt. Das braunhaarige Mädchen stützte das Kinn in die Hände. Nein, es blieb wirklich nichts anderes, als hier zu sitzen, den Zauberstab bereitzuhalten und zu hoffen, dass sie ihn doch nicht brauchen würde, um ihm den Hals zu retten... Draco zog den Besen in die nächste Schleife, erspähte den Schnatz, wollte beschleunigen und musste abrupt einem Klatscher ausweichen. Mist. Der Schnatz war natürlich wieder weg... Genervt und von sich selbst langsam wirklich enttäuscht zog er den Besen hoch, lauerte über dem Spielfeld. Montague schloss zu ihm auf. „Du bist nicht bei der Sache.“, stellte der Jäger ruhig fest. Der Blonde zuckte mit den Schultern, wich kurz einem Klatscher aus und schwebte wieder neben seinen Kapitän. „Mir geht viel durch den Kopf...“ Und an erster Stelle rangierte dabei immer noch diese Szene von heute Morgen... Weder die düsteren Erinnerungen noch die Angst vor Albträumen, nein, dieser Augenblick überlagerte alles. „Mach dich frei davon. Draco, du hast nicht den Fluginstinkt wie Potter. Du musst dich konzentrieren und anstrengen, um das zu erreichen, was ihm problemlos gelingt... Du brauchst das Training. Ansonsten wirst du nicht gegen ihn gewinnen. Wir werden nicht gewinnen.“ Montague zog seinen Besen wieder beiseite, erwartete gar keine Antwort mehr. Draco sah ihm stirnrunzelnd nach, tauchte wie beiläufig wieder vor einem Klatscher ab. Verdammt. Montague hatte Recht... Er hatte sich alles an seinen Quidditchfähigkeiten hart erarbeitet. So wie alles. Wie seine schulischen Leistungen, seine magischen Fähigkeiten. Alles. Und wenn er Harry besiegen wollte, dann musste er sich bereits jetzt Mühe geben und jede Sekunde des Trainings effektiv nutzen. In seinen Augen blitzte der Kampfgeist wieder auf. Vielleicht würde ihn dieser Gedanke ja anstacheln und bei Konzentration halten können. ~*~*~*~ Harry beobachtete, wie Montague zu Draco kam und ihn wieder verließ. Danach flog Draco besser. Sicherer. Konzentrierter… Offenbar hatte dieser Trainer seine Leute unter Kontrolle. Das war gut. Besser als ihn vom Boden aufkratzen zu müssen. „Darf ich dich was fragen?“, begann er wieder zu sprechen, nachdem er einige Zeit geschwiegen hatte. „Ist aber sehr persönlich.“ ~*~*~*~ „Frag. Ich kann immer noch entscheiden, ob ich antworte oder nicht.“ Pansy grinste schief. „Wenn du so fragst, machst du mich eh neugierig.“ Sie hatte ebenfalls bemerkt, dass Draco wieder besser flog. Es schien, als wenn Montague die richtigen Worte gefunden hatte. ~*~*~*~ Harry nickte. „Ich will wissen, wie du über Voldemort denkst.“ Er blickte sie an, um sich ihre Reaktion nicht entgehen zu lassen. „Ich meine…“ Er verstummte. „Die Frage ist auch dumm.“, erklärte er schließlich leise. „Denn ganz egal, was es ist, sie wird immer positiv für meine Ohren ausfallen. Wenn du ihm anhängst, wirst du es leugnen, weil ich es bin, wenn du die Wahrheit sagst, ist es die gleiche Antwort…“ Er grinste unbeholfen, doch es war schnell wieder fort. Er hätte es gern gewusst. Für Draco. Damit der sicher sein konnte, dass jemand seiner Freunde wirklich auf seiner Seite stand… ~*~*~*~ Pansy lachte leise. „Soll ich dir schwören, dass ich die Wahrheit sage? Du kannst auch Hermione fragen... Sie weiß die Antwort. Ich habe keinen Grund sie anzulügen. Sie ist die einzige richtige Freundin, die ich habe...“ Das Mädchen zog die Knie an. „Aber diese Frage ist wohl kaum persönlich. Sie ist sehr viel eher... politisch.“ ~*~*~*~ Und damit doch sehr persönlich… Harry lächelte. Er hatte es verstanden. Vorsichtig streckte er die Hand aus, berührte sachte ihren Arm. „Danke.“ Sie hatte ihm die zweite Frage auch gleich beantwortet. Sie mochte Hermione wirklich. Die beiden hatten sich ebenso wie er und Draco innerhalb von ein paar Tagen fest angefreundet und standen füreinander ein. „Tust du mir den Gefallen und kümmerst dich ein bisschen um sie? Sie ist einsam, weil alle sie wegen mir so schlecht behandeln… Ich wünschte, ich könnte es ändern, dass sie zurück zu den anderen geht, damit sie nicht so sehr leidet, aber sie weigert sich… Und ich kann nicht für sie da sein. Nicht allein… Für sie… reicht einer nicht. Sie braucht Menschen, die sie verstehen, denn sonst passiert das gleiche wie im ersten Schuljahr und sie vergräbt sich in Arbeit und Schule und auf dem Mädchenklo und weint sich heimlich die Augen aus. Ich kann das nicht ändern, weil sie mir nicht zur Last fallen will, aber… Vielleicht kannst du ihr helfen. Wenigstens ein bisschen.“ ~*~*~*~ Pansy lächelte leicht in die Richtung, aus der die Berührung kam. „Das werde ich gerne tun...“ Sie schwieg einen Augenblick und sprach dann leise weiter. „Alles bricht auseinander... Alles. Ich dachte, es wäre nur in Slytherin so, wo Draco gerade alle Meinungen spaltet. Aber es ist bei euch genauso... Und gerade jetzt sollten wir doch alle zusammenstehen. Aber wir können nicht alle bekehren, oder? Wen auch immer wir warnten, er würde uns nicht zuhören... Wir können nur für unsere Freunde da sein...“ Sie seufzte. Ja, Draco flog jetzt wirklich sehr viel besser... Er hatte seine alte Sicherheit zurückgewonnen und hielt nun den Schnatz mit einem Lachen auf dem Gesicht hoch. Es war offener, ehrlicher, als es die Jahre zuvor ausgesehen hatte. Auch auf Pansys Lippen zeigte sich unwillkürlich ein leichtes Lächeln. Am liebsten hätte sie ihn immer so gesehen... ~*~*~*~ Harry grinste schief. Genau die gleichen Gedanken wie er gestern. Nein, natürlich konnten sie nicht alle bekehren. Aber das brauchten sie ja auch nicht. „Mach dir keine Sorgen. Bald… ist es wieder anders, dann stehen sie zusammen und es gibt keinen mehr, der sich gegen diese Gemeinschaft auflehnt, weil es die Alternative nicht mehr gibt. Wenn dann nicht alles gut ist, dann ist sowieso alles verloren.“ Er lachte leise. „Dann geschieht es ihnen recht… Wenigstens muss ich das nicht mehr erleben…“ Der letzte Satz war nur noch ein unverständliches Gemurmel, denn eigentlich war er sich längst nicht mehr sicher, ob er wirklich sterben wollen würde… Denn er wusste nicht, ob Draco das durchstehen würde… Ob der dann noch von dem Abgrund wegbleiben konnte, der sich ihm gestern aufgetan hatte. Aber das würde sich zeigen… ~*~*~*~ „Ich hoffe, du hast Recht... Ich hoffe es wirklich.“ Pansy beobachtete, wie die Quidditchspieler einer nach dem anderen langsam landeten. Sie sammelten sich um Montague, um noch eine letzte Abschlussbesprechung zu machen, was nichts anderes hieß, als dass sie von ihm auf ihre Schwächen hingewiesen wurden - und als ein wenig Zuckerbrot doch ein kleines Lob bekamen. „Warum bist du eigentlich hier?“, fragte Pansy leise. ~*~*~*~ Ich versprech es dir, dachte Harry entschlossen. Sie klang verloren. Und wie Draco musste ja auch sie befürchten, dass man sie irgendwann holen würde… Damit sie dem Irrendiktator diente. Und ihre Frage. Er grinste leicht verschlagen. „Oh, das… Draco hat da etwas unbedacht ein Versprechen gegeben und ich würde gerne sehen, wie er es einlöst. Allein der Auflauf ist doch recht viel versprechend.“ Mit einer Geste deutete er auf die Schüler ihnen gegenüber auf den Tribünen, die sie nicht sehen konnte. Er hatte tatsächlich vergessen, dass er unter dem Tarnumhang war. „Das wird ein Heidenspaß!“ ~*~*~*~ „Er hat...“ Pansys Augen suchten unwillkürlich wieder nach dem Unsichtbaren, fanden ihn aber nicht. „Oh...“ Dann musste sie grinsen. „Ich glaube, das werde ich mir aus der Nähe ansehen... Allein die Dialoge vorher können lustig werden.“ Sie stand auf. „Kommst du mit?“ Das Slytherinteam trennte sich in der Zwischenzeit. „Ähm, Joey...“, wandte sich Draco an Montague und hielt gleichzeitig Blaise fest, der gerade vorhatte, sich zu entfernen. „Ja?“ „Ich habe drei von den Erstklässlern versprochen, dass ich mit ihnen fliege. Deswegen wahrscheinlich dieser Massenauflauf...“ In diesem Moment stürmten auch quietschend und johlend besagte Erstklässler auf den Rasen, relativ dicht gefolgt von einem Pulk an Kindern. Dabei waren wohl sämtliche anderen Slytherinerstklässler, mindestens die Hälfte der Zweitklässler sowie einige Hufflepuffs und Ravenclaws. Montague grinste. „Wie du meinst. Ich wünsche dir viel Spaß. Vergraul uns nur unsere neuen Fans nicht.“ Draco schenkte ihm einen undeutbaren Blick und sah sich einen Augenblick später den drei Mitgliedern seines Fanclubs gegenüber. „Wer von uns darf als erstes fliegen, Draco?“ Rivers hopste so unruhig auf und ab, dass seine blonden Locken nur so flogen. „Dürfen wir auch fliegen?“ Ein kleines, schmales Slytherinmädchen drängte sich nach vorne. Draco bedachte sie mit einem kritischen Blick. Genau das hatte er befürchtet. Er konnte nahezu spüren, wie sich auf Blaises Gesicht ein erwartungsvolles Grinsen ausbreitete. „Nein.“, antwortete er. „Denn ich habe es erstens diesen drei Tratschtanten hier vorne versprochen und ich werde dieses Versprechen auch halten, obwohl ich gerade übel Lust hätte, es zu brechen.“ Er warf Rivers, Marv und Zack nacheinander einen durchdringenden Blick zu, der sie sofort die Augen niederschlagen und mit roten Wangen auf ihre Fußspitzen starren ließ. Volltreffer. Sie hatten natürlich angeben müssen und deswegen war dieser Haufen an Schülern hier... „Aber das ist unfair!“, protestierte die Kleine. „Du hast mich noch nicht ausreden lassen.“, wies er sie zurecht. „Zweitens sehe ich es nicht ein, jemanden auf meinem Besen mitzunehmen, der wahlweise Angst vor mir hat oder hinter meinem Rücken über mich redet oder aber absolut unauffällig ist. So jemanden mitzunehmen ist mindestens genauso unfair, oder?“ Die Kleine nickte mit großen Augen und wich langsam zurück. Damit war wohl die Diskussion erstickt. Auf einer Menge Gesichter machte sich Enttäuschung breit, aber das überging der Vertrauensschüler. Er konnte nicht für alle verantwortlich sein und er weigerte sich diesbezüglich auch. „Außerdem: Wer möchte schon sein Leben einem schwulen Schwarzmagier anvertrauten?“, mischte sich Pucey mit einem höhnischen Lachen ein. „Bist du so verzweifelt, dass du deine Verbündeten jetzt schon unter den Erstklässlern suchst?“ Draco funkelte Pucey an. „Sollte ich verzweifelt sein?“ Er zog demonstrativ eine Augenbraue hoch. „Du bist es doch schon. Wenn du dir solch einen... Fanclub zulegst.“ Angewidert verzog Pucey das Gesicht. „Du musst es wirklich dringend nötig haben... Hast du so wenig Freunde? Oh ja, hast du!“ „Hey!“ Rivers baute sich vor dem nahezu doppelt so großen Jungen auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Hör auf zu stänkern! Mit dir will eh keiner fliegen, weil du gemein und blöd bist. Also hau ab und lass uns in Ruhe!“ Der kleine blonde Junge erinnerte stark an ein Kaninchen, das eine Schlange herausfordert. „So? Was willst du, Zwerg? Geh zurück und kusch schön vor deinem neuen Herrchen...“ Puceys Hand ballte sich sichtbar zur Faust. Draco griff Rivers und schob ihn hinter sich. „Leg dich lieber mit jemandem deiner Altersklasse an, Pucey. Oder hast du etwa Angst vor mir?“ Dracos Stimme war kalt wie Stahl. Er bedauerte gerade, dass er seinen Zauberstab nicht dabei hatte. Das hier konnte übel enden, aber er würde keinen Schritt zurück machen. In der Entfernung konnte er sehen, wie Montague das Gesicht verzog. Eine Eskalation noch vor Warringtons Rückkehr. Das war vermutlich nicht, was er sich gewünscht hatte. ~*~*~*~ Harry runzelte ebenfalls die Stirn. Er hatte Pansy gehen lassen, wollte da unten nicht unbedingt Gefahr laufen, von jemandem angerempelt zu werden. Und die Worte konnte er nicht verstehen, nur die Gesten deuten, die dort mehr als herausfordernd waren. Schuld an dem Streit war dieser Winzling, aber… irgendwie hatte er das dumme Gefühl, dass die beiden es regelrecht herbeisehnten. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Pansy hatte ja Recht. Draco bemühte sich wirklich, ein besserer Mensch zu werden, aber in diesem Fall wäre seine alte, unterkühlte Art, allem und jedem zu zeigen, dass er Dreck und nicht die Mühe wert war, ihn auch nur mit dem Arsch anzuschauen, die bessere Wahl. Und dennoch. Er blieb, wo er war, beobachtete mit besorgtem Blick die Eskalation. Vielleicht tat es Draco ja ganz gut, jetzt auch mal Dampf abzulassen… ging ihm in vielen Situationen ja auch so… ~*~*~*~ „Ach ja, Malfoy? Wo bleibt dein nächster Fluch? Nichts Schwarzmagisches parat?“, höhnte Pucey. Draco bedachte den anderen Jungen von oben bis unten mit einem abschätzigen Blick. „Du bist es nicht wert.“ Ruckartig wandte er sich ab. „Pass auf!“ Blaises Stimme ließ Draco blitzschnell reagieren. Er duckte sich und Puceys Faustschlag ging ins Leere. Draco warf Blaise seinen Besen zu, wirbelte herum und grinste den Jäger an. „Fällt dir wirklich nichts Besseres ein?“ „Mein Zauberstab liegt leider im Schlafsaal, ansonsten wüsste ich da was...“ Puceys Augen leuchteten boshaft. „Draco, Adrian!“, brüllte Montague in dem Moment, versuchte sie zurückzuhalten, doch das war vergebliche Mühe. Die beiden Jungen fixierten sich, jeder wartete angespannt auf die Bewegung des anderen. Draco schätzte unwillkürlich den Bewegungsspielraum und die Kraft des anderen ab. Nicht gut. So, wie er das sah, konnte Pucey sowohl in Sachen Armlänge und Kraft mehr aufbieten. Er selbst hatte nur seine Schnelligkeit als Ass, das er ausspielen konnte. „Ihr habt sie doch nicht mehr alle!“ Pansy baute sich zwischen ihnen auf und drückte die beiden Jungen mit den Händen auseinander. „Ihr reißt euch jetzt sofort zusammen! Wir sind hier in keinem Muggelkindergarten! Ihr wollt erwachsen sein, also benehmt euch auch gefälligst so!“ „Du...“ Pucey wollte Pansy beiseite wischen, doch ehe er das konnte, tippte sie ihren Zauberstab auf seine Nase. „Das willst du gerade nicht tun. Und jetzt verschwinde. Augenblicklich.“ Der hasserfüllte Blick des Jägers traf das Mädchen, dann trat er langsam zurück. „Wir sind noch lange nicht fertig, Malfoy...“ Draco schenkte ihm ein kaltes Lächeln. „Das hatte ich auch nicht erwartet, Pucey.“ Pansy sah dem Sechstklässler noch einen Augenblick lang nach, dann wirbelte sie herum. „Und du besinn dich gefälligst mal auf deine Vorbildfunktion!“ Draco besaß zumindest den Anstand leicht den Kopf zu senken und zu nicken. „Und jetzt...“ Weiter kam sie nicht, denn der Blonde nahm sie in den Arm und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Damit bremste er sie vollkommen aus. „Ach... Verdammt, jetzt flieg endlich mit den dreien.“ Draco lachte leise und wandte sich um. „Na, komm, Rivers. Worauf wartest du noch?“ Der blonde Junge war sofort bei ihm. Der Vertrauensschüler nahm Blaise wieder seinen Besen ab und deutete Rivers vor ihm aufzusteigen, was der Junge auch sofort tat. „Moment... Ehe ihr fliegt...“ Blaise hob den Zauberstab. „Arceofunis!“ Ein goldenes Band schoss aus seinem Stab hervor, legte sich um River und schlang sich danach um Dracos Taille. „Nur zur Sicherheit...“ Draco schüttelte mit einem Lächeln den Kopf und drückte sich ab. Dieser Flug war kein Vergleich zu dem, was er vorhin abgeliefert hatte. Kein Vergleich. Er war aufs höchste konzentriert, hatte sogar den Zwischenfall mit Pucey aus seinen Gedanken verbannt. „Verdamm mich... Wenn der immer so fliegt, wenn er jemanden auf dem Besen hat, dann setz ich ihm den Kleinen im nächsten Spiel drauf...“, murmelte Montague leise. Pansy, die sich zu ihm gesellt hatte, um etwas Abstand von den anderen zu haben, musste lachen. ~*~*~*~ Harry seufzte erleichtert, als er Pansy dazwischen gehen sah. Sie hatte es drauf! Ehrlich mal! Seit einiger Zeit hatte er richtig Respekt vor ihr! Der Kuss… Eifersucht war da gewesen, aber er hatte sie kontrollieren können. Gut kontrollieren. Er hatte sie fast nicht bemerkt. Jetzt musste er lachen, als er den Jungen jubelnd mit den Armen zu seinen Freunden winken sah. Zwar tönte von unten missmutiges Ausbuhen, aber was kümmerte es, der Kleine hatte Spaß und Draco… auch. Der war aber auch zu niedlich! Sah fast aus, als bräuchte er unbedingt kleine Geschwister. Vielleicht sollte er Familie Malfoy mal einen Tipp geben… Vielleicht aber auch nicht. Noch so einen gebrochenen Menschen konnte die Welt nicht vertragen. Er stand auf, sah ein letztes Mal nach oben, als Draco gerade zur Landung ansetzte, dann eilte er davon, obwohl er eigentlich liebend gern geblieben wäre. Aber Draco und er würden sich doch heute eh noch treffen, oder? Sie hatten zwar nichts ausgemacht…. Und Hermione war schon viel zu lange alleine! Doch als er in die Bibliothek kam, sah er sie nicht. Also altbewährte Routine: die Suche nach dem größten Bücherstapel. Hermione hatte sich im hintersten Winkel vergraben, um sich herum Dutzende von Bücherstapeln, hinter sich der größte, der, den sie schon durch hatte. Und als er sie ansprach, winkte sie nur mit der Hand. Er sollte sie nicht stören. Gut. Aufdrängen wollte er sich nicht. Schon gar nicht hier. Am Ende musste er den Laufburschen für sie machen und dazu hatte er bei aller Freundschaft keine Lust. Und was jetzt? Hausaufgaben machen wäre keine schlechte Idee. Und dazu würde er in den Raum der Wünsche gehen. Während er dort auf Draco wartete, konnte er das tun, was von ihnen für den Donnerstag erwartet wurde, ohne dass er Gefahr lief, einem seiner Freunde das Leben zur Hölle zu machen, weil sie Mitleid mit ihm empfanden. Den Zwillingen, Ron und Neville zumindest traute er das durchaus zu. Er wählte das Arbeitszimmer, denn irgendwie war es ihm unangenehm das andere Zimmer ohne Draco zu betreten. Es war irgendwie nicht richtig. Schließlich war es… seins… ~*~*~*~ Draco hatte niemals erwartet, dass es so viel Spaß machen würde, mit den Jungs zu fliegen. Sie waren so lebhaft und so begeistert – und sie hatten keinerlei Angst. Ihr blindes Vertrauen war überwältigend. Nachdem er Rivers wieder abgesetzt hatte, flog er mit Marv und abschließend mit Zack. Die drei waren danach vollkommen aus dem Häuschen. Lachend zogen sie vor ihm zurück in das Schloss, während er ihnen gemeinsam mit Blaise und Pansy folgte. Auch Montague, Crabbe und Goyle schlossen zu ihm auf. Pucey und Cassandra hatten sich nach Pansys Auftritt sehr schnell verdrückt. Cassandra hatte sich also auch sehr eindeutig auf Puceys – und damit Warringtons – Seite positioniert. Nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte, tauchte Draco mit seiner Tasche wieder im Gemeinschaftsraum auf. „Du gehst schon wieder?“ Blaise sah etwas enttäuscht aus. „Ja. Das Zaubertränkeprojekt...“ „Ja, ja...“ Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. „Du ersetzt mich...“, jammerte er. Draco seufzte leise und umarmte ihn. „Du weißt, dass ich das niemals wagen würde...“, flüsterte er Blaise ins Ohr. „Das sagst du jetzt...“ „Nein. Ich muss mit dir reden... Mir geht so vieles durch den Kopf...“ Er schloss die Augen, legte für einen Moment das Kinn auf Blaises Schulter. „Okay..“ Der Schwarzhaarige drückte den Blonden kurz an sich. „Aber jetzt mach, dass du weg kommst.“ Draco grinste. „Aye, Sir.“ Noch auf dem Weg zu dem Raum der Wünsche verschwand diese Gelöstheit, die er beim Quidditch gewonnen hat. Anspannung überflutete ihn und er konnte ihre Ursache nicht ausmachen. Aber er freute sich doch, Harry zu sehen, oder? Wenigstens hoffte er, dass der Gryffindor da war... Leise betrat er den Raum der Wünsche und fühlte sich im gleichen Augenblick von einer gewissen Erleichterung überschwemmt. Ja, Harry war da... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ The past is never far Did you lose yourself somewhere out there Did you get to be a star And don't it make you sad to know that life Is more than who we are ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *lach* Fliegen! Fliegen! Fliegen! Ich will auch fliegen! *sing* *abbysärmelzupf* Flieg mit mir! Aber ganz im Ernst. Pansy ist genialst klasse! Wie sie Pucey vertreibt! Super! *pansyfähnchenschwing* Da gerät ihre geliebte Harmonie aus dem Gleichgewicht und sie kriegt sie wieder hin! Ich bin soooo stolz auf sie! abranka: *g* Pansy ist einfach toll. ^.^ *shi-chanzudracoaufdenbesenheb* *bruchlandungzuseh* *pfeif* Shirokko: *heultsturzbäche* Abby mag mich nicht mehr! *flenn* abranka: *haarewuschel* *beulepust* *tränenwegwisch* *aufmunterungszauberverpass* Und ich mag dich nicht? ^^ Shirokko: Mau… *kuschelnkommt* Im Rosengarten -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 34: Im Rosengarten Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von The Corrs - At Your Side . Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 34: Im Rosengarten Pansy hatte sich noch auf dem Weg zum Slytheringemeinschaftsraum verabschiedet. Sie nahm Harrys Worte ernst. Hermione brauchte sie. Und wo würde sie die Gryffindormusterschülerin finden? Garantiert in der Bibliothek. In der hintersten Ecke an einem Tisch, der vor Büchern regelrecht überquoll, fand sie sie. „Hey...“ Sie ließ sich auf dem Stuhl Hermione gegenüber nieder, schob die Bücher ein bisschen zur Seite und betrachtete sie. Sie wirkte konzentriert, aber sie war sich nicht sicher, ob das nicht vielleicht Maske oder Flucht vor der grausamen Wirklichkeit war. ~*~*~*~ Irritiert blickte das braunhaarige Mädchen auf. Hatte sie Harry nicht deutlich gemacht, dass sie nicht gestört werden… „Oh, hallo Pansy.“ Sie lächelte und lehnte sich ein bisschen zurück. Tat das gut, das Mädchen zu sehen. Es tat wirklich gut! Zitternd atmete sie aus. Am heutigen Tag hatte sie definitiv zu wenig zwischenmenschliche Aktivitäten kommunikativer Art gehabt. „Hast du Fragen zu der Aufgabe, die wir für Freitag vorbereiten?“ ~*~*~*~ „Nein, da ist alles klar. Ich dachte nur, du könntest Gesellschaft gebrauchen.“ Pansy lächelte leicht, dann langte sie über den Tisch, ergriff Hermiones Hand und drückte sie fest. Harry hatte Recht. Hermione litt wirklich darunter, dass die anderen Gryffindors sie ausgeschlossen hatten. „Komm... Wir gehen ein bisschen nach draußen. Die ganzen Bücher laufen dir nicht weg und frische Luft wird dir definitiv gut tun.“ Auffordernd sah Pansy sie an. Bis zu ihrer Kontrollrunde war noch Zeit und Hermione sah eh nicht so aus, als wenn sie zum Abendessen gehen wollte. „Ich besorge uns etwas zu essen aus der Großen Halle und dann machen wir ein Picknick draußen, ja?“ ~*~*~*~ Überrascht sah Hermione ihre Freundin an, dann begann sie strahlen. Klar. Sie hatte Recht. Keine Bücher der Welt könnten ihre Gesellschaft ersetzen! Und den Zauber, nun, den konnte sie auch später noch suchen. So wie sie momentan drauf war, würde sie ihn wahrscheinlich eh eher übersehen… „Du… Das… Ja, lass es uns so machen! Picknicken wollte ich schon lange mal wieder!“ Sie klatschte in die Hände und sprang auf, dann blickte sie kurz auf die Bücher und seufzte schwer. „Gehst du in die Große Halle? Wir treffen uns draußen, ich muss das hier noch aufräumen… Mme Pince schlägt mir den Kopf von den Schultern, wenn ich jetzt einfach gehe und sie mit diesem Chaos alleinlasse… Außerdem find ich diese Bücher dann niemals wieder…“ ~*~*~*~ „Natürlich. Wir treffen uns in einer Viertelstunde vor dem Tor.“ Pansy lachte leise und sprang auf. „Bis gleich!“ Sie wirbelte herum und eilte aus der Bibliothek direkt in die Große Halle. „Hey, Pansy... So eilig heute?“, begrüßte Blaise sie am Slytherintisch. „Hm...“ Pansy schnitt einige Brötchen auf und begann sie zu belegen. „Und so großen Hunger?“ „Reichst du mir mal bitte das Obst, den Käse und die Wurst? Danke.“ „Entweder hast du ein Date oder aber du gehst Picknicken...“ Blaise grinste breit. Pansy schenkte ihm ein leichtes Lächeln. „Picknicken.“ „Und ich wette, ich weiß, mit wem.“ „Idiot.“ Sie musste lachen. Blaise grinste nur. Er nahm einen Apfel aus der Schale und verzauberte ihn unter dem Tisch in einen Beutel. „Das nenne ich Nützlichkeit von Verwandlung. Aber doch nicht Schildkröten...“ Er verdrehte die Augen. „Danke, du bist ein Schatz.“ Pansy küsste ihn auf die Wange und verstaute das Obst und die Brötchen, die sie zuvor noch in Servietten gewickelt hatte, in dem Beutel. „Ich bemühe mich. Viel Spaß.“ Er lächelte sie an. Pansy wirbelte inzwischen schon wieder herum, winkte ihm über die Schulter zu und rauschte aus der Halle. Keine zwei Minuten später stand sie vor dem Tor und wartete auf Hermione. ~*~*~*~ Diese kam abgehetzt wenige Sekunden später ebenfalls aus dem Tor. Sie war leicht außer Atem und ein wenig rot im Gesicht. „Diese…“ Sie lachte und winkte, als sie Pansy sah. „Sie wollte mich nicht weglassen! Ich sollte ihr helfen, weil ich es ja immer tue… Und dann war da das Problem, dass sie mir eines der Bücher nicht geben wollte…“ Sie klopfte auf ihre Tasche. Leichte Lektüre für abends… Aber sie erwartete und wollte auch kein Statement dazu. „Wohin wollen wir gehen? Unter die Weide, wo wir letztens schon waren oder in den Rosengarten… da riecht alles momentan so schön!“ ~*~*~*~ Pansy lachte und hakte sich bei Hermione unter. „Dann lass uns in den Rosengarten gehen“, entschied sie. Der Wunsch des Gryffindormädchens war doch sehr deutlich gewesen. „Blaise hat übrigens gerade das erste Mal den Nutzen von Verwandlungen anerkannt. Er hat einen Apfel für uns in den Beutel verwandelt. Aber über die Schildkröten kommt er einfach nicht hinweg...“ Sie musste kichern. „Jedes Mal, wenn es auf Verwandlungen kommt, fragt er nach dem Nutzen von Schildkröten... Ich glaube ja mittlerweile, dass Professor McGonagall Schildkröten einfach mag.“ ~*~*~*~ Hermione sah sie an. „Ich denke, Harry hat einen Nutzen für sich gefunden. Als er erkannt hat, dass die Viecher böse beißen können, hat er ganz erfreut gewirkt… Vielleicht schlägst du Blaise mal vor, sie als Waffe gegen nervige Oberstufler einzusetzen!“ Sie lachte. Daran hatte Harry sicher nicht gedacht! Aber war ja auch egal. Auf zum Rosengarten! Dieser stand tatsächlich in voller Blüte. Noch. Die Pracht würde wohl trotz Magie nur noch ein, zwei Monate halten, dann würde sie wohl wegen der zunehmenden Kälte vergehen. Aber solange… In der Luft hing ein dezenter Duft, der Hermione das Herz aufgehen ließ. Sie zog Pansy zu einer Bank, die im Licht der letzten Sonnenstrahlen stand, welche wohl bald hinter dem Wald versinken würde. Sie streckte sich. „Ist das schön hier draußen!“, seufzte sie. „Richtig angenehm!“ ~*~*~*~ Pansy lachte. „Das werde ich Blaise das nächste Mal vorschlagen. Vielleicht entdeckt er dann ja doch noch sein Herz für Schildkröten... Pucey würde er sicher gerne eine in den Umhang stecken...“ Im Rosengarten angekommen fühlte sich auch das Slytherinmädchen nahezu überwältigt von den Blumen und ihrem Duft. Sie ließ sich neben Hermione auf die Bank fallen und atmete tief durch. „Wunderschön...“ Sie lächelte und hob den Beutel hoch. „Zeit für ein gemütliches Abendessen.“ Sie packte Obst und Brötchen aus und platzierte sie zwischen Hermione und sich. Die zwei Flaschen Kürbissaft hatte sie gerade noch am Ende des Slytherintisches mitgehen lassen. Beinahe hätte sie diese vergessen. ~*~*~*~ Hermione staunte. So viel… „Du bist ein Wunderkind!“, sagte sie. „In so wenig Zeit hätte ich mir eher in den Finger geschnitten, als Derartiges zusammenzubekommen und auch noch ansehnlich.“ Echte Bewunderung lag in ihrer Stimme. Mit Kochen hatte sie nichts am Hut. Sie griff nach einem Brötchen und nickte. „Guten Appetit!“ Immerhin würde sie Dank Pansy heute überhaupt zu Abend essen. „Und danke noch mal.“ ~*~*~*~ Pansy lachte erneut. „Ich habe mich beeilt. Und so etwas... liegt mir irgendwie.“ Sie hangelte ebenfalls nach einem Brötchen und biss ab. „Da gibt es nichts zu danken. Wir sind doch Freundinnen, oder?“, meinte sie lächelnd, nachdem sie den Bissen hinuntergeschluckt hatte. Eine Weile schwieg sie und ließ ihre Augen über die Rosenblüten wandern. Es gab etwas, worüber sie reden wollte, aber sie wusste nicht genau, wie sie anfangen sollte. Sie öffnete die beiden Flaschen Kürbissaft und reichte eine davon Hermione. „Draco war komisch heute...“, sagte sie schließlich. Wahrscheinlich gab es kaum einen besseren Weg, als einfach mit der Tür ins Haus zu fallen. „So... gedankenverloren.“ ~*~*~*~ „War er?“ Hermione blickte sie an. War ihr gar nicht aufgefallen. Im Gegenteil, er hatte sie doch so überaus freundlich angegrinst, als er heute Morgen mit Harry angekommen war. Aber vielleicht hatte sie das auch einfach nicht bemerkt, weil sie mehr mit sich selbst beschäftigt gewesen war… „Sorry. Ich hab es wohl nicht mitbekommen. Was war?“ ~*~*~*~ „Ja... Er... Als Zaubereigeschichte vorbei war, hat Blaise eine volle Minute gebraucht, um ihn überhaupt zum Aufstehen zu bewegen. Und vorhin beim Quidditchtraining... Er ist noch nie so oft beim Training fast abgestürzt. Er war absolut nicht bei der Sache. Das hat Harry auch gesagt...“ Sie legte die Stirn in Falten und nippte nachdenklich an ihrem Kürbissaft. ~*~*~*~ Hermione stutzte. „Er war beim Training? Ist er irregeworden? Wenn man ihn da erwischt, ist der Teufel los!“ Sie war entsetzt. Was war los? Wollte Harry die Gryffindors damit bestrafen, dass er ihre Gerüchte wahr machte? Wollte er beweisen, dass er ihnen den Rücken gekehrt hatte? „Ist doch nicht zufassen!“, murmelte sie. Natürlich. Das würde zu Harry passen. Sturkopf! ~*~*~*~ „Keine Sorge... Er war unsichtbar. Wie auch immer er das angestellt hat...“, beruhigte Pansy das andere Mädchen. „Er wollte sehen, wie Draco sein Versprechen gegenüber drei Erstklässlern wahr macht. Ist es zu fassen? Draco hat ihnen tatsächlich versprochen, dass sie mit ihm auf dem Besen fliegen dürfen - und er hat es tatsächlich auch gemacht.“ Sie schüttelte leicht amüsiert den Kopf. Dieses Bild war aber auch zu faszinierend gewesen. ~*~*~*~ „Nein, ist es nicht.“ Hermione lachte auch. „Eisklotz Draco freundet sich mit lästigen Erstklässlern an… Hättest du mir das vor einer Woche noch gesagt, hätte ich dich nach Sankt Mungos geschickt!“ Sie kicherte glücklich. Hier zu sitzen, war schön. Und auch der Gedanke, dass Harry unsichtbar unter dem Tarnumhang gewesen war, war verblüffend. Soviel Weitsicht hätte sie ihm gar nicht zugetraut… Ob sie es Pansy sagen konnte? Eigentlich schon, oder? „Harry… hat einen Umhang, der ihn unsichtbar macht, von seinem Vater bekommen…“ Jetzt war sie etwas unsicher. Ob das gut war? Ob Harry das gutheißen würde? ~*~*~*~ „Ah... Das erklärt es...“ Pansy lächelte und griff nach einem Apfel. Sie biss knirschend davon ab und schwieg eine Weile. Dann sprach sie weiter: „Weißt du, ich fange glatt an, Harry zu mögen. Schon komisch... Aber irgendwie... Anfangs konnte ich ihn nicht hassen, weil Draco ihn mag. Und jetzt... jetzt kann ich ihn nicht hassen, weil ich heute gelernt habe, ihn zu mögen.“ Sie schüttelte den Kopf und drehte den Apfel in den Fingern. Wirklich komisch... ~*~*~*~ Hermione blickte sie an. Das Lächeln auf ihren Lippen war verständnisvoll. Hatte sie nicht erst vor kurzem… gestern festgestellt, dass Harry eine nahezu magische Anziehungskraft auf Menschen – oder Tiere – ausübte, die ihn von Natur aus eigentlich verabscheuen müssten? Ganz ehrlich, wahrscheinlich würde es sie nicht einmal mehr wundern, wenn der Dunkle Lord persönlich morgen bei ihr anklopfen würde und ihr verkündete, dass er beschlossen hatte, dass der Krieg vorbei war, weil er nicht gegen Harry kämpfen wollte, um ihm nicht wehzutun. … Okay, das war utopisch, aber… Und irgendwie funktionierte Harrys Zauber ja auch nicht auf alle. Die Gryffindors, die Ravenclaws und die Hufflepuffs, die ihn zuvor vergöttert hatten, weil er sie einst gerettet hatte, hassten ihn nun, gingen sogar soweit, ihn aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen… „Alles dreht sich.“, antwortete Hermione völlig aus dem Konzept gerissen. „Unsere Freunde stellen sich gegen uns, unsere Feinde freunden sich mit uns an. Die Häuser sind uneins, fallen auseinander, alles ändert sich. Harry ändert sich. Ich habe es erst vor kurzem bemerkt, aber er verschließt sich. Selbst vor Ron und mir. Und sie nehmen ihm alle dieses pseudofröhliche Lächeln ab, denken, es wäre alles in Ordnung, es wäre alles gut, es würde ihn nicht stören. Dabei sieht es unter dieser… Maske so düster aus, dass ich fast verzweifelt wäre, als ich es gesehen habe. Genau das Gleiche, was Draco schon immer macht. Er spielt allen etwas vor, um… ach ich weiß doch auch nicht. Ich will auch nicht behaupten, dass ich einen der beiden verstehen würde. Ich versteh überhaupt nichts mehr! Ich will, dass Ron wieder da ist!“ Sie stützte den Kopf in die Hände und seufzte. Warum hatte Ron sie zu so schwerer Stunde mit diesem schweren Wissen allein lassen müssen… ~*~*~*~ „Es ist eine Gradwanderung geworden...“, sagte Pansy leise. „Man weiß nicht mehr, wer Freund ist und wer nicht mehr... Und...“ Sie stockte, machte den Schlenker zu Ron. „Ron kommt doch Ende der Woche wieder, nicht? Er braucht die Auszeit. Sein Bruder ist gestorben...“ Die Slytherin legte Hermione sanft die Hand auf den Arm. Mehr konnte sie nicht tun. „Er kommt wieder. Und wenn er wieder da ist... wird es für uns wohl schwieriger...“ Sie seufzte leise. „Dennoch... Ich wünsche dir, dass er bald wieder zurückkommt, Mione.“ ~*~*~*~ Hermione lächelte ob der beruhigenden Worte. Oh ja, mit Ron würde es unheimlich viel schwieriger werden. Und wenn sie ehrlich war, dann hatte sie sogar Angst davor, dass Ron sich auf die Seite der anderen schlagen könnte. Sie traute es ihm zu. Wenn er erst erfuhr, was sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte… dass sie jetzt mit Slytherins befreundet waren, und dann auch noch mit diesen… „Pansy… vielleicht werde ich ihn verzaubern müssen.“ Sie sagte es im Scherz. „Damit er nicht flüchten kann, wenn ich für ihn mit euch Frieden schließe.“ ~*~*~*~ „Meinst du? Vielleicht überlassen wir das erst einmal dir und Blaise... Du kennst Ron sehr gut und Blaise dürfte der wohl verständigste Slytherin unter der Sonne sein... Außerdem: Ron ist dein und Harrys Freund. Er wird euch nicht im Stich lassen. Ihr geht jetzt das fünfte Jahr durch dick und dünn. Glaube an ihn, vertraue ihm.“ Pansy lächelte sie ermutigend an. „Wenn wir an unseren Freunden zweifeln und Angst vor ihren Reaktionen haben - an was sollen wir denn dann noch glauben?“ ~*~*~*~ „Du hast ja Recht.“, seufzte Hermione, schob den Beutel ein bisschen zur Seite und rutschte etwas näher an Pansy heran, um sich an sie zu lehnen. „Was meinst du, was er für einen Aufstand gemacht hat, als er von der Freundschaft zwischen dir und mir erfahren hat. Der arme Blaise musste sich ganz schon beherrschen, so wie ich das sehe… Er sagte, er hätte ihn ausgefragt…“ Sie lachte hohl. „Wahrscheinlich hat er ihn bedroht oder beleidigt oder was weiß ich.“ Das Mädchen schloss die Augen. „Aber als er letztens so sauer gewesen war, da… Pansy, da hat er seinen Stolz und seinen Hass euch gegenüber überwunden, um Harry zu helfen. Er hat mich geholt, damit ich ihm helfe. Obwohl er sauer war, weil ich und du… ja…“ Sie hob erstaunt den Kopf. „…er weiß es ja schon… Er weiß von unserer Freundschaft!“ Sie blickte sie an. „Und er… er hat noch mit mir gesprochen. Er hat sogar Harry… dessen… ‚Vergehen’ ja noch um Einiges schlimmer ist, nicht ignoriert…“ Plötzlich war ihr Gefühl anders. Die Traurigkeit war weg. „Vielleicht wird es gar nicht mehr so schwer, ihn zu überzeugen. Vielleicht hat er es ja schon längst akzeptiert.“ Und gleichzeitig wusste sie, dass sie sich da etwas vormachte. Ron und Todesser war wie Öl und Wasser. Sie trafen einander nicht. Nicht freiwillig… Sie würde da viel schütteln müssen, damit sich etwas tat… ~*~*~*~ Pansy lachte leise. „Ich sag doch... Nimm Blaise zu diesem Gespräch mit. Ich glaube, wenn er wollte, dann könnte er sogar noch einen Sturm beruhigen... Einen Versuch ist es wert. Draco und ich sind sicherlich mehr rotes Tuch für ihn...“ Sie legte den Arm um die Schulter des anderen Mädchens. „Aber gib die Hoffnung nicht auf. Ihr seid ihm wichtig und euch wird er nicht so leicht aufgegeben. Er wird einfach etwas Zeit brauchen.“ ~*~*~*~ Hermione nickte. Schon weit fröhlicher. „Das wird das Beste sein. Wir bringen ihn dazu, zu verstehen. Er ist ja nicht dumm, auch wenn er häufig so tut. Aber jetzt ist genug über Ron. Du hast dir Sorgen um Draco gemacht. Was genau ist mit ihm? Außer dass er unkonzentriert ist.“ ~*~*~*~ „Er ist geistig vollkommen abwesend... Das ist... komisch. Weißt du, gestern Abend, als er zu diesen Strafarbeiten bei Snape gegangen ist, da war noch alles in Ordnung. Aber seit heute Morgen... Er träumt ja sonst schon mal vor sich hin, aber er ist dann doch noch irgendwie erreichbar. Aber heute...“ Pansy zuckte mit den Schultern. „Etwas ist einfach anders geworden... Ich weiß nicht. Als wenn die Abgründe in ihm tiefer geworden sind oder ihn etwas vollkommen aus der Fassung gebracht hat...“ Sie stockte. „Er war die Nacht über mit Harry zusammen, nicht wahr? Kann da... irgendetwas passiert sein?“ ~*~*~*~ Hermione zuckte mit den Schultern. „Harry hat mir einen Brief geschrieben.“, begann sie langsam. „Er meinte, dass etwas dazwischen gekommen ist, was ihn daran hindern würde, zurückzukommen über Nacht. Und dass ihm die Hauspunkte, die ich ihm abzuziehen gedroht habe, wenn er noch einmal zu spät kommt, egal wären… Das würde er nicht tun, wenn alles in Ordnung wäre… Glaube ich. Aber andererseits… Sie sahen heute Morgen wirklich wild aus… Aber nicht… so wie du jetzt vielleicht denkst!“, beeilte sie sich zu sagen. „Nein, als hätten sie eine schreckliche Nacht hinter sich. Ich frage mich wirklich, was passiert ist…“ ~*~*~*~ Pansy war bei Hermiones Worten zusammengeschreckt, aber entspannte sich nun langsam wieder. So war es also nicht... Wenigstens noch nicht. „Ich mich auch... Draco zu fragen ist nur wahrscheinlich vollkommen zwecklos.“ Sie schnitt eine Grimasse. „Aber er hat versprochen, dass er mit Blaise und mir reden will... Vielleicht erklärt er da wenigstens das eine oder andere...“ Sie seufzte leise. „Ehrlich: Manchmal macht er mich fast wahnsinnig...“ ~*~*~*~ „Ich denke, das kann ich nachvollziehen.“, nickte Hermione. „Mit Harry geht es mir grade ähnlich. Auch wenn ich langsam wieder dahinter steige, was los ist. Er ist durchschaubar, wenn man seine Maske erkannt hat. Sehr sogar. Wenn du willst… Ich kann versuchen, mal bei Draco hinter die Maske zu schauen. Ich fürchte nur, das wird dem nicht gefallen…“ Und trotzdem würde sie es für Pansy versuchen. ~*~*~*~ „Oh, Draco ist nie über solche Versuche erfreut... Und vielleicht siehst du ja etwas klarer... Ich habe das Gefühl, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe. Und mich längst viel zu sehr an seine Art gewöhnt habe...“ Sie streckte sich ein wenig. Mittlerweile war es dunkler geworden und kühler. Die Blüten der Rosen schlossen sich allmählich. Pansy streckte die Hand aus und fuhr einer der purpurnen Blüten über die samtigen Blätter. ~*~*~*~ Hermione fröstelte auch leicht. „Ich geb mir Mühe. Und wenn ich es nicht schaffe, dann wirst du Geduld haben müssen. Wenn er wirklich inzwischen so weich geworden ist, dass er mit kleinen Kindern spielt…“ Sie grinste bei diesem Gedanken. „Ich finde, Draco hat sich eine wundervolle Zeit ausgesucht, um neue Seiten an sich zu entdecken. So richtig schön mitten im Chaos, wo der Unnennbare wieder da ist, wo Harry Blödsinn am laufenden Band macht, ohne je dafür irgendwelchen Ärger zu bekommen, wo alle plötzlich meinen, rumspinnen zu müssen… Wirklich. sehr passend. Er ergänzt das wirklich hervorragend.“ Sie lachte und stand auf. Sie waren fertig mit Essen und ihr war frisch… „Lass uns reingehen. Wir können bei Myrthe weiter sprechen… Oder wahlweise unserer Aufgabe nachkommen. Es wäre langsam Zeit für die Runden…“ ~*~*~*~ „Es passt in das Chaos...“ Die Slytherin zuckte mit den Schultern. „Außerdem beweist das mal wieder, dass Draco absolut unberechenbar ist...“ Sie stand ebenfalls auf. „Ich fürchte, die Runde wäre angebracht... Aber wir sehen uns morgen definitiv wieder, ja?“ Sie lächelte die Gryffindor strahlend an. Mit einem leichten Schwung ihres Zauberstabs verwandelte sie den Beutel in den Apfel zurück. „Möchtest du?“, erkundigte sie sich, während sie den Rosengarten verließen. ~*~*~*~ Hermione nickte. „Beides.“, sagte sie. „Aber ich muss beim Training dabei sein. Ich weiß nicht, was sie mit ihm machen… Ich habe… Angst, dass er durchdreht. Oder sich vollkommen zurückzieht, wenn sie ihn nicht mehr beachten… Damit sie ihn nicht mehr beachten. Wenn er sich dafür verantwortlich machen würde, dass den anderen das gleiche angetan wird, was sie mit ihm oder mir machen, dann dreht er ab. Ich kann dann nicht mehr sagen, was er tun wird!“ Sie lächelte Pansy an. „Aber wenn du willst, dann machen wir wieder Picknick. Und schleifen die Jungs einfach mit. Das wird sicher lustig!“ ~*~*~*~ „Ich würde dir und Harry gerne helfen...“ Pansy seufzte leise. „Aber das ist wohl nicht möglich. Aber wir sind da. Wir drei sind definitiv da. Ich denke, Harry wird das gerade bei Draco wissen... Und du bei mir.“ Sie drückte ihrer Freundin kurz die Hand. Gemeinsam gingen sie zum Schloss zurück. Als sich ihre Wege trennen mussten, verharrte sie noch einen Moment. „Hermione, du kannst jederzeit zu mir kommen, ja? Egal, ob da noch jemand bei ist. Euch schneiden sie eh schon. Und mir... Mir ist es gleich, wenn die Slytherins bei mir auf die gleiche Idee kommen.“ Sie wartete auf keine Antwort mehr, sondern winkte dem anderen Mädchen noch kurz zu und machte sich auf den Weg Richtung Kerker. ~*~*~*~ Hermione hätte fast geweint, als sie diese Worte hörte. Pansy war definitiv zu lieb. Viel zu lieb! Wie hatte sie sie nur hassen können? Wieso zum Teufel hatte erst Snape kommen müssen, um ihnen die Augen zu öffnen? Warum hatte erst… unerwiderte Liebe sie zusammengebracht? Das war doch nicht normal, wie blind sie waren! Sie winkte leicht und machte sich dann auf den Weg zu ihrer Runde. Sie wollte noch nicht in den Gemeinschaftsraum zurück. Sie würde draußen auf Harry warten. Allein würde sie das da drin nicht durchstehen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ When the daylight's gone and you're on your own And you need a friend just to be around I will comfort you, I will take your hand And I'll pull you through, I will understand ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *übertriebenseufz* Sind sie nicht herzig? So putzig. Und Pansy gibt ihren Ruf bei den Slytherins für Mione auf… *breitsmile* Oh, ich mag sie! abranka: ...diese Kapitel sind Folter, oder? *g* Und doch sind sie wichtig. *mitzaunpfahldranerinnert* Pansy ist großartig. Eine wahre Freundin. ^^ Jenseits der Grenze ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 35: Jenseits der Grenze Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richard Marx - Breathless. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 35: Jenseits der Grenze Harry sah auf, als Draco in den Raum kam und wenn er ehrlich war, dann war er erleichtert. Ganz tief in sich hatte er befürchtet, er würde nicht kommen. Warum auch immer. Er hatte Angst gehabt. Er lächelte ihm entgegen. „Wie fühlst du dich? Alles klar?“ Er spielte auf gestern an. Heute Morgen waren sie ja nicht dazu gekommen, das Thema noch mal anzuschneiden. Und wenn er ehrlich war, machte er sich ein wenig Sorgen. Dracos Gereiztheit von vorhin konnte doch eigentlich nur darauf hinweisen, oder? ~*~*~*~ „Hey...“ Draco ließ sich Harry gegenüber nieder und lächelte leicht. „Ja... Ich bin etwas... durcheinander, aber an sich...“ Er zuckte mit den Schultern und kapierte in dem Moment, dass Harry von den Albträumen und den Erinnerungen sprach. Komisch... Daran hatte er einfach nicht mehr gedacht. Wie konnte das nur so einfach überlagert worden sein? Er zog den Umhang aus und warf ihn über den Sessel. Dann stützte er das Kinn in die Hände und betrachtete den Gryffindor stillschweigend. ~*~*~*~ Harry lächelte, strich sich mit seiner Feder über das Kinn. Durcheinander. Er sah… übernächtigt aus. Und überhaupt… „War übrigens ein lohnender Anblick, du auf dem Besen mit einem kreischenden Kind vor dir und so fürsorglich… Du solltest dir überlegen, ob du nicht schnell eine Familie gründest. Das würde dir sicherlich gut tun.“ Er zwinkerte ihm zu. Die Worte entsprachen genau der entgegengesetzten Richtung, in die sein Herz ihn zwingen wollte. „Allerdings…“ Er seufzte. „Du solltest so einem Streit aus dem Weg gehen. Es bringt dir nichts, wenn du dich mit ihm misst, denn du bist in jedem Fall Verlierer…“ Damit hatte er eigentlich auch schon alles gesagt. Er wollte Draco zwar eigentlich nicht schon wieder in sein Leben pfuschen, aber… er konnte doch auch genauso wenig einfach zusehen… Nicht zusehen, wie er weiter sein Leben zerstörte… ~*~*~*~ „Danke...“ Draco verdrehte die Augen. „Die Kleinen sind ja irgendwie... niedlich. - Offiziell habe ich das jetzt nicht gesagt, klar, oder? - Aber du willst mir nicht wirklich ein Kind geben, oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich komme doch noch nicht einmal mir selbst klar...“ Und das im Moment noch weniger als sonst... „Was Pucey angeht: Was soll ich deiner Meinung denn tun? Man sieht, dass ich nicht mehr auf dich losgehe. Man fragt sich warum. Und ich werde mir vor diesen Typen nicht die Blöße geben und ihnen freie Hand lassen. Das wäre wie aufgeben. Und das kann ich nicht. Du solltest meinen Stolz kennen.“ ~*~*~*~ Harry lächelte. „Ich kenne ihn.“, antwortete er weich. Dann wurde er plötzlich schlagartig rot, als er begriff, was Draco gesagt hatte und wie man es interpretieren konnte. Er… konnte ihm keine Kinder geben, wie… Er schob den Gedanken weit von sich. Das hatte er nicht so gemeint! War doch klar! Nie! Wie käme ausgerechnet Draco Malfoy dazu, so etwas zu sagen… und es auch noch so zu meinen? Er hatte es übertragen. Ganz sicher. Natürlich meinte er, dass er sich selbst nicht zutrauen wurde, ein Kind großzuziehen. Hatte er ja auch gesagt… „Ich glaube, dass es dir gut tun würde, etwas… oder jemanden an deiner Seite zu haben, der dir das Gefühl vermittelt, dich zu brauchen. Es würde dir helfen, dich selbst wieder zu finden, weil du dann stark sein musst… Das Gefühl hatte ich, als du auf dem Besen warst. Du warst ganz anders als vorher. Du warst ruhig, konzentriert und umsichtig. Vorher… nja, lassen wir das. Du weißt selbst, dass du schlecht geflogen bist.“ ~*~*~*~ Verwirrt beobachtete Draco wie Harry rot wurde. Was hatte er denn jetzt schon wieder angestellt? Vermutlich wieder irgendetwas, das ihn unbeabsichtigt verletzt hatte. Das war doch frustrierend. Und deprimierend sowieso... Der Blonde brauchte einen Augenblick, um sich auf Harrys Worte zu konzentrieren. „Vielleicht hast du Recht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht... Ich habe bisher immer vermieden jemanden zu brauchen...“ Einen Moment lang schwieg er und fragte dann unvermittelt: „Zwischen uns ist alles in Ordnung, oder?“ ~*~*~*~ Perplex starrte Harry ihn an, dann legte sich wieder das weiche Lächeln auf seine Lippen. „Du stellst Fragen.“ Dann wurde sein Blick noch ein bisschen weicher. „Kuschelbedürftig?“, fragte er leise und breitete einladend die Arme aus. Draco sah so verloren aus… ~*~*~*~ Der Slytherin zögerte einen Moment, stand dann langsam auf und ging zu dem Gryffindor hinüber. „Und jetzt?“, fragte er mit einem leichten Glitzern in den Augen. Er beugte sich vor und wuschelte Harry durch die Haare. „Ich schätze, das Sofa wäre weitaus bequemer... Es sei denn, du ziehst es vor, dass ich mich jetzt auf deinen Schoß setze...“ ~*~*~*~ Ja, das würde er tatsächlich vorziehen… aber das war jetzt doch bei weitem nicht mehr normal zwischen Freunden. Kuscheln ja, aber das… Die Röte auf Harrys Gesicht nahm zu. Er würde zu gern, aber… Er griff nach Dracos Arm und zog sich aus seinem Sessel hoch. Das war nicht drin. Es würde ihm selbst nicht gut tun. Seinem Körper. Er würde kribbeln und rumzicken und am Ende wäre es wie heute Morgen, dass er Draco von sich stoßen musste. Das wollte er nicht. Er hatte den verletzten Ausdruck doch gesehen… ~*~*~*~ Draco griff wie selbstverständlich nach Harrys Hand und zog ihn mit sich zu dem Sofa. Er ließ sich darauf fallen und blickte den Gryffindor an, sah ihm direkt in die Augen. „Meine Frage von vorhin war ernst gemeint.“, sagte er leise. „Ist zwischen uns alles in Ordnung?“ ~*~*~*~ Jetzt schüttelte Harry seinen Kopf. So eine dumme Frage. „Warum sollte es nicht?“ Er stockte. „Oder bist du böse?“ Irgendwie war ihm plötzlich mulmig zumute. Wenn Draco das gleich zweimal fragte… Langsam setzte er sich neben ihn. „Wenn ich was falsch gemacht habe, entschuldige ich mich!“ ~*~*~*~ Draco lächelte, griff nach Harrys Arm und zog ihn zu sich auf die Couch. „Weswegen sollte ich böse sein? Ich hatte eher das Gefühl, dass... ich heute Morgen etwas... falsch... gemacht... habe.“ Verdammt, jetzt wurde er auch noch verlegen. Das war doch nicht zu fassen. ~*~*~*~ Harry seufzte. Falsch… eigentlich nicht. Er hatte nur so reagiert, weil er nicht wollte, dass da diese Gefühle ihn überwältigten und er sich verriet. Der Gedanke… an einen Kuss… war übermächtig gewesen… Auch jetzt, wenn er an diese Berührungen dachte. Es war wie Folter. Selbstfolter. Schlecht für ihn und doch konnte er es nicht lassen. Lange blickte er ihn an. „Du hast nichts falsch gemacht.“, sagte er schließlich leise und ließ sich einfach gegen ihn fallen. „Ich… war nur… überrascht.“ Ganz, ganz leise. Er schloss die Augen, sein Kopf an Dracos Brust gelehnt und lauschte dem Herzschlag. Schnell war er. Oder war es seiner, der nur in seinen Ohren hämmerte? Diese Nähe tat gut. Nach der Sorge, dass er nicht kommen würde… ~*~*~*~ „Entschuldige, falls ich dir zu nahe getreten sein sollte...“, raunte Draco, vergrub das Gesicht in dem schwarzen Haarschopf. Sein Herzschlag wurde langsam wieder etwas ruhiger. Etwas... Aber er war noch immer ziemlich schnell. Der Blonde schlang die Arme um den Gryffindor und begann mit den Haarsträhnen in seinem Nacken zu spielen. „Du bist wohl auch kuschelbedürftig, was?“, wisperte er und lachte leise. ~*~*~*~ „Ja.“, sagte Harry nachdenklich. Die Augen öffneten sich wieder, aber der Blick ging ins Leere. Es war komisch. Den ganzen Tag über war er irgendwie unruhig gewesen, aber jetzt… Es war, als hätte sein Körper das bekommen, was ihm die ganze Zeit über gefehlt hatte. Als… wäre er jetzt zufrieden. Wie ein Hund, den er gefüttert hatte und der sich jetzt zurückzog, um zu ruhen. „Ja.“, wiederholte er, diesmal noch leiser, aber endgültig. ~*~*~*~ Dracos Lächeln vertiefte sich. Er zog den anderen Jungen noch ein wenig enger an sich. Dann beugte er sich vor und hauchte Harry einen leichten Kuss auf die Stirn. „Es hat mich heute fast wahnsinnig gemacht, dass du vielleicht wegen dieser... Sache sauer auf mich sein könntest...“, flüsterte er leise. Wahrscheinlich sollte er besser den Mund halten und nicht darüber reden, aber irgendwie wollte er es doch loswerden. Vermutlich wäre das aber etwas gewesen, worüber er mit Blaise hätte reden sollen. ~*~*~*~ Harry schauderte und seine Augen flatterten zu. Beherrschen. Einfach… beherrschen… Es war nicht einfach, aber er schaffte es, das Biest in seinem Bauch niederzukämpfen. Nach dreimal tief durchatmen. Sauer… Oh weh. Wann hatte er diese Worte gesagt? Und wie lange hatte er gebraucht, sie zu verarbeiten? Warum… machte… Liebe es einem so schwer? „Ich bin nicht sauer.“, murmelte er überlegend. Eher überrascht. Und ein wenig erschrocken… Aber er musste Draco mit diesen Worten nicht belasten, würden sie ihn vielleicht nur darauf bringen, was mit ihm los war. Draco war unschuldig. Er wollte nur Hilfe und Nähe und Wärme. Er wollte diese Gedanken nicht mit seinen Gefühlen vergiften. ~*~*~*~ Draco atmete tief ein und aus. Jetzt wurde er erst richtig ruhig. Er konnte spüren, wie die Anspannung ihn verließ. Aber dafür... Dafür wurde in seinem Kopf jetzt Platz gemacht für andere Gedanken, für all diejenigen, die er den ganzen Tag über verdrängt hatte. Er hatte das Gefühl, als wenn sich ihm der Magen schlagartig zusammenzog, als ihn die Erinnerung an die letzte Nacht und die Angst vor der nächsten überwältigte. Ein Zittern überlief den Slytherin und er konnte nichts dagegen tun. Gar nichts. Die Panik wollte sich einfach nicht niederkämpfen lassen... ~*~*~*~ Und Harry konnte sie spüren. Deutlich. Sie schnitt so sehr in die Ruhe, in die er sich hatte fallen lassen, dass es unmöglich zu übersehen war. Er seufzte. Alles klar, ja? Lüge. „Du bist ein Lügner.“, murmelte er und begann Dracos Handrücken zu kraulen, das einzige, was er so erreichen konnte. „Und seit kurzem ein verdammt schlechter.“ ~*~*~*~ „Entschuldige...“, flüsterte Draco leise. Seine Stimme war rau, beinahe schon brüchig. „Ich dachte... es wäre alles in Ordnung... Bis gerade habe ich es selbst geglaubt...“ Er schloss die Augen, versuchte gegen die Panik anzukämpfen und doch gelang es ihm nicht. Er ließ sich zur Seite sinken, zog Harry mit und barg das Gesicht an seiner Halsbeuge zwischen Umhang, Haut und Haar. ~*~*~*~ Also ein Meister der Selbstverblendung. Schon traurig. „Rede einfach darüber.“, sagte Harry. „Versuche nicht, alles in dich reinzufressen. Das macht es nicht einfacher sondern schwerer.“ Langsam begann er ihn zu kraulen, wie es Draco vor kurzem noch mit ihm gemacht hatte. Warum hatte er das mit dem Schoß eigentlich so verwerflich gefunden. Sie hatten in einem Bett geschlafen, lagen schon wieder nebeneinander… Eigentlich war das doch echt über die Grenze hinaus. „Es ist egal, dass ich es kenne.“, kam er den gewiss folgenden Widerworten zuvor. ~*~*~*~ „Ausnahmsweise habe ich einmal nichts in mich reingefressen...“ Draco lachte heiser. „Ich hatte andere Dinge im Kopf...“ Er schloss die Augen, versuchte sich unter Harrys Hand zu entspannen, doch es gelang ihm nicht. „Ich habe Angst... Angst vor heute Nacht... Vor... den Träumen...“ ~*~*~*~ Harry schwieg. Was sollte er auch sagen? Er kannte das Gefühl. Die Angst vor Träumen. Er kannte es. Und man konnte nichts dagegen tun. Er jedenfalls scheinbar nicht. Während Draco ihm ohne irgendwelche Probleme die Albträume nahm, konnte er nichts für ihn tun. Nur… er konnte nur für ihn da sein… „Willst du wieder hier bleiben?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Ich würde es gerne...“ Draco seufzte leise. Wonach roch Harry eigentlich? Er konnte es nicht definieren, konnte keine Bestandteile ausmachen. „Aber das wird nicht gehen... Blaise macht sich Sorgen... Und ich muss morgen früh zum Training...“ Wieder ein Seufzer. „Ich würde nichts lieber tun, als hier bleiben...“ ~*~*~*~ Wieder konnte Harry nichts tun, als schweigen. Er starrte auf die Lehne vor sich, unterbrach nicht einmal seine Bewegungen, ihn beruhigend zu streicheln. Es war nicht schön, das so zu hören, denn auch wenn es ihm schmeichelte, hieß es gleichzeitig, dass er diese Nacht nicht schlafen würde. Er wusste schon jetzt mit absoluter Sicherheit, dass er wach liegen und an ihn denken würde, hilflos immer nur an ihn denken… Viel zu schnell verging die Zeit, viel zu bald schlug die Uhr halb neun. Draco musste los. Zu seiner Runde. Und eigentlich war Harry nicht gewillt, ihn gehen zu lassen, aber er musste. Sacht bewegte er sich. „Dray?“ ~*~*~*~ Es war so schön... Es war angenehm hier zu liegen, Harrys Wärme zu spüren, sich voll und ganz in seine Nähe fallen zu lassen und sich aufgefangen zu wissen. Draco dämmerte vor sich hin, hatte im Moment sogar seine Angst im Griff. „Hm?“, murmelte der Slytherin widerwillig, vergrub sein Gesicht noch etwas tiefer an Harrys Halsbeuge. ~*~*~*~ „Du wolltest zurück.“, sagte Harry leise. Auch wenn er es nicht wollte, er würde den Willen seines Freundes nicht untergraben. „Hast du gesagt. Aber dann musst du jetzt los…“ Er strich ihm über den Rücken. ~*~*~*~ „Ich will nicht...“, gab Draco zurück. „Und ich werde nicht gehen... So einfach ist das...“ Seine freie Hand wanderte über Harrys Oberkörper, verharrte an der Brusttasche des Hemdes und spielte mit dem Knopf. „Hier bleiben...“ Seine Worte waren leise, nahezu trotzig. ~*~*~*~ Schweigend blickte Harry auf das blonde Haar. Die Augen konnte er nicht sehen. Es sollte ihm recht sein. Wie er gesagt hatte: Er würde ihn nicht zwingen. Zu nichts. „Dann bleib.“ ~*~*~*~ Der Slytherin vollführte so etwas wie ein Nicken, das in Harrys Schulter unterging. Er fühlte sich zu wohl, als dass er überhaupt gehen konnte. Er drehte leicht den Kopf, sodass seine Nasenspitze leicht gegen Harrys Wange stieß. „Blaise ist eifersüchtig auf dich... Er fühlt sich ersetzt...“, sagte er leise und vollkommen zusammenhangslos. ~*~*~*~ Es rang Harry ein schmerzliches Lächeln ab. Was sollte er dazu sagen? Er konnte doch nichts dagegen tun. Und er wollte auch nichts dagegen tun. Was er hier hatte, was er in den Armen hielt, das wollte er nicht mehr hergeben. Auch wenn er Blaise wohl verstehen konnte. Sehr gut verstehen… „Du bist grausam.“, flüsterte er mit einem trockenen, freudlosen Lachen. Schuldgefühle hatten sich in seinem Bauch ausgebreitet, ganz langsam, schleichend. Zuerst hatte er sie ignoriert, seinen Egoismus pflegen können, aber als das Verständnis gekommen war… Und seine Gedanken fuhren Achterbahn. Draco alleinlassen, ihn gehen lassen, bedeutete, ihm nicht mehr helfen zu können, wenn er Hilfe brauchte. Ihn hier zu behalten, bedeutete, dass Blaise und wahrscheinlich auch Hermione sich Sorgen machen würden. Es war nicht so, dass er sich in dieser Hinsicht nicht entscheiden konnte, Draco war hundertmal mehr wert, als beide zusammen, aber… Die Freude, dass er hier war, sie war verschwunden… ~*~*~*~ „Bin ich das?“, fragte Draco leise. Der Gedanke schmerzte. War er es wirklich? „Weil ich Halt suche? Weil ich ihn da suche, wo ich ihn finden kann? Du kannst Blaise für mich niemals ersetzen. Du bist vollkommen anders...“ Er schwieg einen Augenblick. „Es sind Freundschaften auf vollkommen anderen Ebenen...“ Er stockte und fügte dann leise hinzu: „Mit ihm würde ich niemals so liegen... Niemals.“ Nein, wirklich nicht... Sie hatten irgendwann eine Grenze überschritten, ohne dass sie es bemerkt hatten. Jetzt war diese körperliche Nähe so selbstverständlich, so natürlich... ~*~*~*~ Ihn nicht ersetzen… nein, das wohl nicht. Niemand konnte einen anderen Menschen ersetzten. Aber das machte es nicht besser. Nicht wahr? Blaise war trotzdem einsam. So einsam wie… „Bist du einsam?“ Die Frage, die Harry seit Tagen durch den Kopf ging, war heraus, bevor er sie wieder mit den Ängsten an eine negative Antwort verdrängen konnte. Momentan war er in dieser Stimmung… Er hatte diese Stimmung schon einmal gehabt. Vor kurzem… vor vier oder fünf Tagen. Er hatte sich selbst niedergemacht, hatte alles getan, um unglücklich zu sein, hatte versucht, seine Gefühle in dem einzigen zu ertränken, was er einschätzen konnte: Angst und Trauer, denn ihr Gesicht war immer gleich… Er hatte so viele Facetten von ihnen gesehen, dass sie ihn nicht mehr wirklich überraschen konnten… Allein das Mitgefühl für Blaise war doch nur eine Abwandlung davon. Und er war schuld. Darum ging es doch. Er war schuldig, weil er sich zwischen sie gestellt hatte. Wie er sich auch zwischen Pansy und Draco gestellt hatte. Wie er sich zwischen Hermione und ihre alten Freunde stellte… Schuldig… Die Frage, sie zielte wie jeder dieser Gedanken auch darauf ab. Sie sollte ihn in die Position versetzen, diese Umarmung wieder genießen zu können, weil er sich einbildete, sie zu verdienen. Einfache Taktik… ~*~*~*~ Einsam... Wie gut er dieses Gefühl kannte. Es drohte ihn immer wieder zu ertränken. Wenn er unter anderen war, wenn er allein war... Bis auf eine einzige Ausnahme. „Nicht, wenn du da bist. Dann bin ich nicht mehr einsam... Ich weiß nicht warum... Aber du bist der Einzige, der diese Einsamkeit vertreiben kann... Es ist, als wenn du es schaffst, diese Kälte in meinem Inneren mit Wärme zu füllen...“ Draco brach ab und lachte leise. „Entschuldige... Das ist... ich kann es einfach nicht beschreiben...“ Seine Finger wanderten zu seinem eigenen Nacken, wo Harrys Hand noch immer lag, verflocht seine Finger mit denen des Gryffindors. ~*~*~*~ Und trotzdem verstand Harry ihn. Es ging ihm ja ähnlich. Diese paar hilflosen Worte hatten den Knoten des Selbsthasses in ihm aufgelöst. Problemlos. Einfach so. Stattdessen war dieses Tier in ihm wieder wach geworden. Es rumorte und wollte hinaus. Es wollte, dass dieser Junge da ihm gehörte, dass er ihn küsste, dass er ihn an sich band… Harry fand nur einen Weg, um das Biest an der Leine zu lassen: Feine, glasige Tränen liefen aus seinen Augen. Verzweiflung… pure Verzweiflung. Es war furchtbar. Nicht einmal diese eine Chance ließ er ihm. Nein, er zog ihm die Masken herunter, kramte dieses schwächliche Wesen aus ihm hervor und machte ihn schwach, ließ ihn so zurück. Er konnte stark sein, solange er seine Hilfe brauchte, aber nicht länger. Wenn Draco selbst stärker wurde, dann wurde es unmöglich. Er fühlte sich geschlagen, unterlegen, ergeben und schwach. Und er war kurz davor, seiner Schwäche nachzugeben. Da waren Worte in ihm, die herauswollten. Da waren Gesten, die er nicht länger ertrug. Da waren diese Berührungen, die ihm alles an Selbstbeherrschung abverlangte, was da war… Der einzige Damm, den er zu öffnen bereit war, waren die Tränen. Krampfhaft krallte er sich in die warme Hand, drückte sich gegen ihn, zog ihn näher. Ganz egal, was er sagte, er war grausam. Er war grausam, weil er nicht erkannte, was in ihm tobte, was dort lauerte, weil er es immer wieder hervorlockte, es nicht einfach abtöten konnte, wie er es früher gemacht hatte durch seine Art... ~*~*~*~ Draco war fassungslos, als der Junge in seinen Armen auf einmal zu weinen begann. Er fühlte sich überrumpelt. „Sch...“, raunte er leise und schmiegte sich behutsam noch etwas näher. Mehr konnte er nicht tun, nur ein wenig mit dem Daumen über Harrys Hand streicheln. Er konnte ihm seine Wärme schenken, aber ansonsten... Er war vollkommen hilflos. „Harry...“ Er wiederholte den Namen, wiederholte ihn wieder und wieder, wusste nicht, was er sonst sagen sollte. ~*~*~*~ Harry konnte darauf nichts erwidern. Jedes Mal, wenn er seine Stimme hörte, wurde er nur von weiteren Schluchzern geschüttelt. Verdammt! Draco müsste doch wissen, dass Selbstbeherrschung durch Mitleid in den Boden gestampft wurde, wie eine überreife Tomate, wenn ein Panzer über sie fuhr. Der Schwarzhaarige weinte so lange, bis er nicht mehr konnte. Und noch lange, nachdem die Tränen zu rollen aufgehört hatten, wurde er von heftigem Schluckauf geschüttelt. Es hörte im Grunde erst langsam auf, als sein Körper ihm den Dienst versagte. Komplett. Sein Gehirn dröhnte, sein Leib zitterte. Und vor ihm war Draco. Er war da, wachte über ihn. Wie er eigentlich über in hatte wachen wollen. Doch dieser Gedanke war längst nicht mehr da, nur einmal kurz hatte er sein Gehirn gestreift, ruhte jetzt in der wabernden Masse unter dem Nebel. Nur ein einziger Gedanke hatte es wirklich geschafft, dass er ihn noch wahrnahm. Er nahm ihn wahr. Wie er gegen sein Unterbewusstsein, die Angst, die Unsicherheit, die Vorsicht, die Vernunft und alles andere ankämpfte. Und ganz kurz, bevor er für diesen Tag komplett die Fahnen strich, kamen diese Worte über seine Lippen: „Ich liebe dich…“ ~*~*~*~ Draco tat, was er konnte: Er war da, bot seine ganze Kraft auf, seine Ruhe, seine Wärme, um Harry Geborgenheit zu geben, den Raum, um die Schwäche zulassen zu können. Irgendwann ließen Harrys Tränen nach, doch sein Körper bebte noch immer. Draußen war es schon lange dunkel geworden und das Mondlicht schimmerte durch das Fenster. Es war ruhig geworden und auch Harry schien wieder Ruhe gefunden zu haben. Doch dann... Dann kamen ihm diese drei Worte über die Lippen. Ich liebe dich. Dracos Augen weiteten sich vollkommen schockiert. Das war... Er musste ihn falsch verstanden haben... Ja, er musste... Aber... Ich liebe dich. Da gab es nichts falsch zu verstehen. Jegliche noch irgendwo latent vorhandene Angst vor Albträumen war ausgelöscht, alle bösen Erinnerungen wurden schlagartig überlagert und vollkommen beiseite gedrängt. Sie waren nicht mehr wichtig. Sie waren so wenig wichtig wie diesen ganzen Tag über. Ich liebe dich. Aber... Das ging doch nicht! Er war doch ein Junge! Wie konnte sich Harry in einen Jungen verlieben? Das war... falsch, widernatürlich. Oder... nicht? Spielte es eine Rolle? Es änderte ihn als Person nicht... Aber es änderte alles, nicht wahr? Verdammt, wie sollte er sich denn jetzt verhalten? Wie? Es war... nicht möglich wie bisher weiterzumachen. Das ging nicht... Und schlagartig verstand er. Er verstand Harrys heftige Reaktion heute Morgen, seine roten Wangen vorhin. Ihre Nähe... Sie musste ihm wie Qual vorkommen... Aber dennoch hatte Harry sie gesucht... Doch er selbst, Draco, war es gewesen, der die Grenzen überschritten hatte. „Es tut mir Leid...“, flüsterte er leise, wohl wissend, dass Harry seine Worte nicht hören konnte. „Verzeih... Ich wollte dich nie verletzen...“ Er stockte. „Du hast Recht... Ich bin wirklich grausam... Verzeih... Bitte, verzeih...“ Ich liebe dich. Er schloss die Augen, spürte kaum, dass er weinte. ~*~*~*~ Unten vor den Gryffindorgemächern wartete noch immer Hermione. Sie war nervös. Schon seit einer Stunde war Harry überfällig. Es war elf. Und er war noch immer nicht zurück. Zwar konnte sie sich denken, was genau ihn daran hinderte, zurückzukommen, oder besser wer, aber sie konnte es doch nicht einfach zulassen! Das ging doch nicht! Harry verletzte die Schulregeln! Und auch wenn er der Meinung war, Narrenfreiheit von Dumbledore erteilt bekommen zu haben, hieß das nicht, dass er das ausnutzen durfte! Außerdem ließ er sie alleine mit den Idioten da drin… „Wo bist du…?“ Sie schluchzte leise. Dann fiel ihr der Zauber ein, den sie Harry für die dritte Aufgabe des Tourniers beigebracht hatte: den Aufspürzauber. Sie würde ihn finden. Sie würde ihn bitten, mit ihr mitzukommen, um den versammelten Irren da drin gemeinsam gegenüberzutreten. Leise murmelte sie den Spruch, legte sich den Stab auf die Hand und wartete, bis er sich entschieden hatte, in welche Richtung sie musste. Nach… oben. Eilig folgte sie dem Gang zu den Treppen. Vorsichtig. Sie wusste, dass sie etwas Verbotenes tat, aber es war ihr grade völlig egal. Sie wollte grade nur zu Harry! Es begegnete ihr niemand, nur einmal hörte sie Mrs Norris, doch weil sie einen Stillzauber über sich gelegt hatte, kam sie unbehelligt an ihr vorbei. Und dann ging es plötzlich nicht mehr weiter. Der Stab zeigte auf die Wand. In einem Gang, ziemlich weit oben. Auf die Wand neben einem Troll in einem wirklich scheußlichen, rosa Ballkleid. „Geschmacksverirrung!“, murmelte sie, doch im Grunde war es uninteressant. Was bedeutete das hier? Harry war… in der Wand? Wie kam er da rein? Sie tastete das staubige Gemäuer ab und suchte eine verborgene Klinke, einen Mechanismus, versuchte hinter einen eventuellen Zauber zu schauen. Doch sie fand keinen. Und auch dementsprechende Aufspürzauber waren nutzlos. Die Wand blieb eine Wand. Irritiert trat das Mädchen den Rückzug an. Sie erreichte den Gemeinschaftsraum und betrat ihn. Es waren nur noch wenige Schüler da. Unter anderem Neville, der sie fragend musterte. Seine Frage war klar: Harry hatte sich seit zwei vollen Tagen nicht mehr im Gemeinschaftsraum sehen lassen. Gar nicht mehr. Und die Stimmung deswegen war gereizt. Denn es war offiziell geworden, dass er Schulregeln brach. An diesem Tag war eine heftige Diskussion ausgebrochen, ob man dafür sorgen sollte, dass Harry Strafpunkte und Strafarbeiten bekam, aber das war von der Mehrheit abgelehnt worden, wie Hermione mitbekommen hatte, denn das würde sich negativ auf die Chance auswirken, den Hauspokal auch in diesem Jahr zu bekommen. Man würde das kritisch beobachten, aber nichts dazu sagen. Man hoffte nur, dass die Lehrer, wahlweise Snape, ihn erwischten, damit er auch mal sein Fett wegbekam. Leicht hob das Mädchen die Schultern. Es war deutlich, dass sie geweint hatte, dass sie besorgt war, aber sie konnte nichts tun, als sich hinauf in den Mädchenschlafsaal zu begeben und nachzudenken, was mit ihm los war, warum er ständig nur noch bei Draco war. Ob er überhaupt heute bei ihm war oder einfach nur Angst hatte, zurückzukommen. Sie könnte letzteres verstehen, traute ihm das aber nicht zu. Er würde sie nie im Stich lassen. Im Grunde war es klar. Er liebte Draco und wenn dieser bei ihm war, zog er natürlich seine Gesellschaft der der blöden Gryffindors vor. Die Frage, die blieb: War die Liebe inzwischen beidseitig? Waren sie deshalb zusammen? Oder lag es eher daran, was Pansy gesagt hatte? Dass Draco vollkommen durch den Wind war. Dass er offensichtlich mit etwas kämpfte, das er mit sich rumschleppte. Sie könnte sich das vorstellen, auch wenn ihr dieser ganze Tag fehlte, was Malfoy Juniors Taten und Verhalten anging. Wenn er Probleme hatte, wie Harry es schon des Öfteren angedeutet hatte, und diese Probleme übermächtig wurden, dann würde Harry sich keinen Deut darum scheren, was mit Regelverletzungen war oder mit anderen. Wenn ihn ein Freund brauchte, dann war er da. Das war schon immer so gewesen. Dann blieb die Frage: Was war in Draco Malfoys Leben so kaputt, dass er sich von Harry derartig helfen ließ. Das war doch nicht mehr normal! Irgendwann schlief sie ein. Ihr analytisches Denken hatte die Tränen versiegen lassen und Sorge in ihre Brust gezaubert. Sie würde morgen noch einmal zu dieser Stelle gehen. Morgenfrüh. Damit sie sie nicht wieder suchen mussten, weil sie wahrscheinlich genauso zerknittert wirken würden wie heute, damit sie sie fragen konnte, was los war, weil sie neugierig war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Never knew love before. Never dreamed there could be something more. Felt my heart overflow With the danger of needing you so. It's a mystery I can't explain, But I shiver when I hear your name. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: ^^ Die sind so knuffig! *freu* Und ja, Harry hat es endlich gesagt!!! Er hat es geschafft! Wirklich und wahrhaftig! *lachjubelimkreisedreh* Armer Dray ^^ Aber Mione tut mir leid. Sie wurde vergessen… Sie ist jetzt echt ganz alleine… ;_; abranka: ...armer Dray. Das trifft es gerade verdammt gut. Sowas nennt man komplette Überforderung... Shirokko: Japp! *freu* Weggabelung ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 36: Weggabelung Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von ‚Bon Jovi - Blaze of Glory’ und ‚Toto – Wings of Time’. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 36: Verschlungene Pfade ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You ask about my consience And I offer you my soul You ask If I'll grow to be a wise man Well I ask if I'll grow old You ask me if I known love And what it's like to sing songs in the rain Well, I've seen love come And I've seen it shot down I've seen it die in vain ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Draco hatte die ganze Nacht über kein Auge zu getan. Und in diesem Falle war das keine freundliche Umschreibung der Tatsache, dass er wenig geschlafen hätte, sondern er hatte tatsächlich keine einzige Sekunde Schlaf gefunden. Er hatte nachgedacht, ständig Gedanken gewälzt. Immer wieder hatte er sich gefragt, wie es nun weitergehen sollte. Wie er sich verhalten sollte. Was er sagen sollte... Er hatte keine einzige Antwort gefunden. Sein Kopf hämmerte, seine Augen brannten - vom Weinen und vom Schlafmangel - und er fühlte sich mehr tot als lebendig. Vor rund einer Stunde hatte es zu dämmern begonnen und die ersten Sonnstrahlen fielen jetzt in das Zimmer. Er hatte den Kopf aufgestützt und betrachtete den Gryffindor. Harrys Augen waren geschlossen. Die noch immer ein wenig geröteten Lider flackerten leicht, deuteten jedoch im Moment eher auf eine Tiefschlafphase als auf einen Traum hin. Die dunklen Wimpern bildeten einen faszinierenden Kontrast zu der blassen Haut um die Augen. Seine Wangen waren aufgrund der Wärme ebenfalls ein wenig gerötet. Die rosigen Lippen standen einen Spalt offen. Er atmete ruhig und tief. Und Draco fragte sich, wie viel von dieser Ruhe blanker Erschöpfung geschuldet war. Seine freie Hand ruhte auf Harrys Brust und spürte seinem Herzschlag nach. Wahrscheinlich wäre es jetzt ein guter Zeitpunkt Harry zu wecken, damit sie noch vor dem Frühstück in ihre Häuser zurückkehren konnten und ihr Fehlen nicht so sehr auffiel. Oder es wäre ein guter Zeitpunkt, um zu verschwinden... Doch beides wollte er nicht, hieß es doch, diesen Moment zu zerstören. Der Blonde wusste nicht, was danach kommen würde - und irgendwie hatte er auch etwas Angst davor - und somit wollte er diesen Augenblick solange auskosten, wie es noch ging. ~*~*~*~ Er fühlte sich beobachtet. Und sein erster Gedanke war: Déjà-vu! Himmel. Dieses Gefühl kam ihm dermaßen bekannt vor, dass er im ersten Moment nicht wusste, was es war. Aber… es war angenehm. Die Erinnerung kam, als Harry die Augen öffnete und in graue Augen sah. Nur… im Gegensatz zum ersten Mal, sahen sie heute furchtbar aus. Gerötet, geschwollen… Das Herz zog sich ihm zu. Hatte er… versagt? „Du… du hast geweint?“, fragte er leise, schuldbewusst. „Hast du schlecht geträumt?“ ~*~*~*~ „Hm...“, gab Draco ebenso leise zurück, blickte nachdenklich in die grünen Augen. Der Moment war also vorbei... „Mach dir keine Gedanken.“ Er lächelte und strich Harry sanft über die Wange. War das jetzt zuviel? Seine Bewegung stockte einen Augenblick, dann bewegten sich seine Finger weiter. Aber er konnte nicht anders... ~*~*~*~ Harry seufzte und schloss die Augen wieder. Er fühlte sich matt, zerschlagen, ausgebrannt, matschig und müde. Dann begann er zu lächeln. „Du stellst dir das so einfach vor.“, erwiderte er. „Du warst für mich da… und ich… kann dir das nicht zurückgeben, wenn du mir nicht…“ Seine Augen öffneten sich schlagartig. Draco erzählte ihm nicht, was war? Warum so plötzlich? Das hatte er gestern doch noch getan! Was hatte sich denn geändert? „Dray…co. Du bist nicht böse mit mir, oder?“ ~*~*~*~ „Nein... Warum sollte ich?“ Ein weiches Lächeln lag auf seinen Lippen. „Wirklich nicht, Harry...“ Draco sprach den Namen behutsam aus, ganz bewusst. „Es gibt nichts, was du mir zurückgeben musst, okay? Du warst letzte Nacht für mich da, ich diese für dich...“ Er hatte das Gefühl Unsinn zu reden, sich in Worte zu flüchten, Normalität vorzugaukeln, wo er keine mehr empfand. ~*~*~*~ Harry musterte ihn kritisch, stemmte sich dann hoch und nickte leicht. „Okay…“ Er war nicht überzeugt. Gar nicht, aber wenn er das so sagte, dann hatte das sicher seinen Grund. Ein kurzer Blick zur Wand und er stellte fest, dass seine Brille nicht mehr auf seiner Nase war. Wann und vor allem wo hatte er sie abgelegt? Er schaute sich suchend um, entdeckte sie am Boden. Sie war wohl runtergefallen. Schnell lehnte er sich vor und angelte danach, setzte sie auf und warf einen zweiten Blick zu der Uhr. Halb sieben. Genug Zeit heute… um mal wieder unter die Dusche zu gehen. Vielleicht sollte er hierher umziehen. Und einfach eine Dusche mit einbauen, wenn er das nächste Mal hereinkam. Eine Toilette reichte eben nicht auf Dauer. Und irgendwie… Er erhob sich, blickte dann auf Draco hinab. Die Stimmung war so komisch. Lag das an ihm? ~*~*~*~ Draco blieb liegen, sah Harry stumm zu, wie er aufstand. Er wollte nicht, dass er ging... Er wollte selbst nicht gehen. Und doch... war es das Beste. Was ihn jedoch jetzt wirklich irritierte, war, dass Harry mit keiner Silbe auf seine Worte von gestern Nacht - es war eindeutig mehr Nacht als Abend gewesen, als er sie ausgesprochen hatte - zurückkam. Der Gryffindor hatte schon halb geschlafen und war vollkommen erschöpft gewesen... Konnte es sein, dass er sich tatsächlich nicht mehr erinnerte? Draco setzte sich langsam auf und zog die Beine an. Was dann? Er selbst erinnerte sich ja... „Heute sind wir zumindest nicht zu spät dran...“ Er lächelte und stand ebenfalls auf, streckte sich. Er fühlte sich wirklich beschissen. Er war zu lange wach gewesen und das merkte er jetzt nur allzu deutlich. ~*~*~*~ Zustimmend nickte Harry, schüttelte dann den Kopf. Das bildete er sich doch sicher mal wieder nur ein. Er bildete sich immer ein, was nicht war, wenn er Angst hatte, dass etwas nicht stimmte. „Ich werde runter und duschen gehen. Und es wäre sinnvoll auch andere Sachen anzuziehen.“, sagte er, ging schon zur Tür. Sie würden sich im Unterricht gleich ja wieder sehen. Also war die Trennung nicht allzu schlimm… oder? Nein, eigentlich nicht. Im Gegenteil. Er fühlte sich nicht willkommen hier. Irgendwas an der Atmosphäre... Aber das konnte nicht sein. Was war denn los mit ihm? Warum wollte er flüchten? Was sollte das? Und plötzlich überkam ihn wirklich Angst. Hatte Draco etwas bemerkt gestern? Hatte er… das bemerkt? „Draco. Wir treffen uns doch nach dem Quidditch-Training wieder hier, oder?“, fragte er. In seinen Augen flackerte es leicht. Er erwartete die Antwort auf die Frage, die hier mitschwang: Wusste er Bescheid über seine… Abnormalität? Wenn ja, dann würde er jetzt abwehren. Garantiert. ~*~*~*~ Draco hatte Harry stumm zugesehen und zugehört. Er fühlte sich so müde, so matt... und so elend hilflos. Er musste in Ruhe nachdenken, Ordnung in seine Gedanken bringen... Diese Nacht hatte ihm kein bisschen geholfen. „Natürlich. Was denkst du denn?“ Er lächelte den Schwarzhaarigen zuversichtlich an. Zuversichtlicher, als er sich gerade fühlte. Sein Magen zog sich zusammen und er hatte das Gefühl, dass in ihm gerade alles vollkommen durcheinander stürzte. Die Müdigkeit machte es zusätzlich noch nicht gerade leichter. Er konnte ja noch nicht einmal mehr geradeaus denken... ~*~*~*~ Wieder sah Harry zweifelnd zu ihm hin, dann schüttelte er den Kopf. Nein, er wusste es nicht. Es war sehr beruhigend, das zu wissen. „Du solltest den Unterricht ausfallen lassen und schlafen gehen. Wahlweise gleich bei Poppy auf der Krankenstation.“, erwiderte er. „Sonst schläfst du im Unterricht ein. Das macht einen schlechten Eindruck.“ ~*~*~*~ „Hm... Klingt nach einer guten Idee.“ Dracos Lächeln wurde etwas schiefer. Und es kam ihm entgegen. Snape würde er in der ersten Stunde nicht ertragen können... Vor allem nicht mit diesem endlosen Chaos in seinem Kopf... Verdammt, konnte mal bitte jemand diesen irren kleinen Mann ausschalten, der mit seinem Hammer offenbar begeistert in seinem Kopf herumhüpfte? ~*~*~*~ Die Worte brachten Harrys Lächeln zurück. Wenn Draco so vernünftig war, das zu tun, dann war er beruhigt. „Na los.“ Er hielt ihm die Hand hin. Um die Uhrzeit war noch niemand auf den Gängen. „Ich bring dich hin, damit du nicht auf dem Weg in den Armen irgendeiner Rüstung einschläfst. Das wäre dann mal so richtig rufschädigend.“ Fröhlich grinste er ihn an. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Okay...“ Er warf sich seinen Umhang über und griff nach seiner Tasche, hängte sich diese über die Schulter. Dann trat er auf Harry zu und nahm vollkommen selbstverständlich dessen Hand. „Dann lass uns mal gehen...“ Eigentlich war der Krankenflügel jetzt der letzte Ort auf der Welt, wo er hingehen wollte. Der allerletzte... ~*~*~*~ Harry drückte ermunternd seine Hand. Irgendwie war jetzt wieder alles in Ordnung, oder? Das komische Gefühl von vorhin war verschwunden… Dann musste er ihn noch einmal loslassen, weil er seine Sachen zusammenpacken musste, die er vorhin vor lauter Fluchtgedanken beinahe hätte liegen lassen, und ebenfalls seinen Umhang anziehen musste, nahm sie dann aber wieder und zog ihn mit sich. Der Gang draußen war leer. Und absolut still. Dabei war es doch gar nicht mehr so früh... Er schlug die Richtung ein, wo die Krankenstation lag. Und die ganze Zeit über ließ er Dracos Hand nicht los. Es war ihm egal, ob das jemand sah. Der Schreck vorhin, dass möglicherweise etwas nicht stimmte, hatte ihn diesbezüglich sehr unvernünftig werden lassen. ~*~*~*~ Es war wirklich niedlich, wie Harry sich weigerte, seine Hand loszulassen. Er hatte offenbar sogar keine Angst davor, dass sie zusammen gesehen wurden... Und dieses ganze Verhalten, diese... Natürlichkeit im Umgang mit ihm, bestätigte Draco seinen Verdacht. Harry erinnerte sich wirklich nicht mehr. Dennoch... Es war ihm nicht unangenehm, mit Harry Hand in Hand zu gehen. Im Gegenteil... Und das war wiederum verwirrend. War das wieder grausam? Aber er hatte es doch angeboten... Verdammt, er war jetzt wirklich vollends durcheinander. Vor der Krankenstation hielt er inne. „Pomfrey wird mir den Kopf abreißen, dass ich schon wieder auf der Matte stehe...“ Er seufzte leise. Nein, dort wollte er wirklich nicht rein... ~*~*~*~ Harry blickte ihn zweifelnd an. „Warum?“, fragte er. „Weil du schon so oft da warst die letzten Tage? Mach dir keine Sorgen. Ich bin ständig da. Jedes Jahr am Ende, zwischendurch… sie meinte, sie könnte sich den Kalender danach ausrichten.“ Er lachte. „Ist doch schön, dass sie jetzt gleich von zwei Schülern daran erinnert wird, wann sie was zu tun hat und welches Datum voraussichtlich gerade sein muss.“ ~*~*~*~ Draco musste lachen. „Ich hoffe, sie nimmt es so auf... Und ich hoffe, sie hat wirklich etwas Gutes gegen Kopfschmerzen. Mein Schädel explodiert gleich...“ Deswegen auch seine Benommenheit, seine Verwirrung. Ganz sicher. Sobald er klar sah, war wahrscheinlich alles wieder in Ordnung... „Wir sehen uns später.“ Der Blonde lächelte und wuschelte Harry zum Abschied einmal durch den wirren Haarschopf und betrat dann die Krankenstation. Zu seinem Erstaunen wurde er von Madam Pomfrey sogar sehr freundlich begrüßt. „Was führt sie denn so früh hierher, Mr Malfoy?“, erkundigte sie sich freundlich. „Kopfschmerzen...“ Er schnitt eine leichte Grimasse. Die Medihexe nickte, aktivierte ihren Diagnosezauber und schüttelte den Kopf. „Ihre Kopfschmerzen sind kein Wunder. Sie haben keine Minute geschlafen. Sie sind völlig übernächtigt. Eigentlich sollte ich Sie ins Bett stecken.“ „Dann tun Sie es doch.“ Hoffnungsvoll blickte Draco die Krankenhexe an. Das würde einige seiner Probleme auf einen Schlag lösen... „Mit Sicherheit nicht. Sie haben Unterricht. Daher...“ Sie zog ihren Zauberstab, drückte ihn an Dracos Schläfe und murmelte leise einige Worte. Sofort klarte sich sein Kopf und seine Müdigkeit ließ schlagartig nach. „Und jetzt gehen Sie bitte zum Frühstück...“ „Danke.“ Draco nickte Pomfrey freundlich zu und ging wieder hinaus. Und jetzt? Verdammt, er konnte wieder klar denken. Er lehnte sich gegen die nächstbeste Wand und schloss die Augen. Der blonde Slytherin atmete bemüht tief durch und versuchte seine Gedanken zu sortieren. Es sprachen gerade zwei sehr gute Gründe dagegen, heute zu Zaubertränke zu gehen... Erstens: Snape. Zweitens: Harry gegenüberzutreten, ehe er herausgefunden hatte, wie er sich ihm gegenüber benehmen würde. Und das hieß: blau machen. Aber zuvor würde er sich definitiv duschen gehen... Mittlerweile waren nahezu alle Schüler beim Frühstück oder schon auf dem Weg in ihre Klassenräume und somit kam Draco kaum jemand entgegen. Ausgenommen natürlich Pucey und einige andere Sechstklässler, darunter auch Cassandra. „Na, Malfoy, die Nacht wieder mal außerhalb geschlafen?“, höhnte der Jäger sofort. „Fick dich, Pucey.“ Draco war noch nicht ganz an dem Trupp vorbei, als er sich gepackt fühlte und an der Wand wieder fand. „Ehe du auch nur den Mund aufmachst: Ich habe sehr beschissene Laune und ziehe dir problemlos alle Hauspunkte ab. Also pass auf, was du jetzt sagst.“ Seine grauen Augen fixierten den Älteren hasserfüllt. Augenblicklich ließ dieser ihn los. „Memme. Versteckst dich hinter deinem dämlichen Abzeichen...“ Pucey spuckte vor ihm aus. „Fick dich, Pucey.“ Draco wandte sich ab, ging weiter. Wow... So schnell konnte man diese Probleme also lösen... Musste er sich merken. Niemand war mehr in dem Slytherinkerker. Gut... Wirklich gut so... Draco stand eine halbe Stunde unter dem warmen Wasserstrahl und bewegte sich nicht. Er stand nur da und starrte ins Leere. Schließlich gab er sich einen Ruck, drehte das Wasser ab, trocknete sich ab und zog sich an. Dann ging er raus. Richtung Eulerei, nicht zu Zaubertränke. Dort angekommen, kritzelte Draco einen knappen Brief an Blaise. Es waren nur wenige Worte, doch sein Freund würde sie verstehen. ‚Ich muss mit dir reden. Dringend. Du findest mich bei der Weide. Draco’ Er übergab den Brief einer der Schuleulen. Blaise würde ihn beim Mittagessen erhalten. Bis dahin... Langsam ging der Slytherin hinaus zu der Weide und lehnte sich gegen den Baumstamm. Er brauchte Blaise. Er brauchte ihn dringend... Er musste mit jemandem reden, jemandem, der irgendwie Licht in dieses Dunkel bringen und Ordnung in diesem Chaos schaffen konnte. Die Kopfschmerzen und die Müdigkeit waren zwar weg, aber er fühlte sich noch immer unglaublich beschissen und hilflos. Du bist grausam. Ich liebe dich. Die Worte hallten wechselweise in seinen Gedanken nach, tobten umeinander, jagten sich. Er wusste nicht, was er tun oder denken sollte. Der Blonde ließ sich ins Gras fallen. Die Zweige der Trauerweide versteckten ihn vor möglichen neugierigen Augen. Hier würde ihn kaum jemanden finden, kaum vermuten... Und jetzt würde er warten. Solange, bis Blaise kam. ~*~*~*~ Harry lächelte Draco nach, dann rannte er förmlich zurück, denn die Zeit wurde doch wieder knapp. Warum musste es immer so knapp sein? Gerade als er durch das Portraitloch klettern wollte, kam ihm Hermione entgegen. Kurz blickte ihn das Mädchen erstaunt an, dann wurde ihr Blick enttäuscht. „Du bist schon wach?“ Er lachte. „Ist doch gut.“, antwortete er. „Ich muss unbedingt duschen, da…“ Er versummte, als er Dean auf sich zukommen sah. Und auch Hermione wandte sich um. „Soso. Der Held hat sich entschieden, doch noch einmal zurück in den Gemeinschaftsraum zu kommen. Und es ist auch noch keiner sonst raus… Gut.“ Der Junge mit den schwarzen Haaren verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir haben eine Ansage zu machen.“, begann er gewichtig. Offensichtlich hatte er sich zum Sprecher der Gryffindors gemacht. Harry kletterte endgültig durch das Loch und als er sich aufrichtete, lächelte er Dean an, was diesen ganz kurz irritiert innehalten ließ. Was war los? Er wusste doch zweifellos, worum es ging, oder? Hermione griff nach Harrys Arm. „Wir haben beschlossen, dass deine Anwesenheit in unserem Haus eine Zumutung ist. Aber da wir dich kaum rauswerfen können, werden wir uns damit abfinden müssen, dass du existierst.“ Er schaute hinter sich, wo sich immer mehr Schüler sammelten und wie eine schweigende Mauer zu Harry und Hermione hinüber sahen. Warum lächelte Harry immer noch? „Keiner wird mehr mit dir reden.“, fuhr er fort, doch seine Stimme zitterte leicht vor Unsicherheit. Irgendwie hatte er grade Angst. Was, wenn an den Gerüchten doch was dran war? Was, wenn er dann der nächste war, den Potter umbrachte? Als Harry sich leicht bewegte, wich er einen Schritt zurück. Verdammt. Warum musste er auch so überaus bescheuert sein und sich hier vor allen so aufspielen…? Hätte er doch Neville vorgeschickt, immerhin war der Vertrauensschüler. Ein weiterer Blick über den Rücken gab ihm plötzlich Sicherheit. Sie standen doch alle auf seiner Seite. Und alle konnte der Pseudoheld ja auch nicht umbringen. Spätestens dann würde Dumbledore seine Falschheit erkennen! Das überlegene Grinsen wurde wieder breiter. „Wer es doch tut, der wird ebenfalls geschnitten. Davon sind Zwangsgespräche im Unterricht ausgeschlossen. Und weil wir dich ebenfalls nicht aus der Quidditchmannschaft schmeißen können, ist es den Leuten dort auch gestattet mit dir zu sprechen. Ansonsten…“ Er erstarrte, als Harry sich von Hermiones Arm losmachte, sie kurz anlächelte und dann an ihm vorbeiging. Dann kochte Wut in ihm hoch. „Ignorier mich nicht!“, schrie er und packte ihn am Arm. Harrys Lächeln war so freundlich, dass ihm direkt eine Gänsehaut über den Rücken kroch. Und seine Augen… Sie waren so kalt. So unglaublich kalt. „Ich habe keine Zeit für Menschen, die versuchen, meine Aufmerksamkeit damit zu erlangen, dass sie behaupten, mich ignorieren zu wollen. Laber hier nicht rum, sondern tu, was du so großspurig angekündigt hast, und lass mir meine Ruhe. Ich muss unter die Dusche.“ Damit wandte er sich ab und schritt einfach durch die zurückweichende Menge. Lavender zuckte direkt zurück, als er sie passierte. Hermione nutzte die Gelegenheit der absoluten Verblüffung, um zu flüchten. Das konnte sie nicht ertragen. Sie konnte diese Worte nicht ertragen! Das konnte er doch nicht tun! Es konnte ihn doch nicht kalt lassen! Das ging doch nicht! Er konnte dieses… Gefühl der Einsamkeit doch nicht in sich hineinfressen! Daran würde er zerbrechen! Ihre hastigen Schritte führten sie in die große Halle. Sie musste das den Lehrern erzählen! Und wo waren die um diese Uhrzeit? Beim Frühstück! Sie musste mit ihnen reden! Sie mussten diesen Wahnsinn beenden! Doch als sie den Raum erreichte, konnte sie es nicht mehr. Sie saßen so erhaben da oben, etwas über den Schülern, waren so tief in ihre Gespräche vertieft, dass sie sich vorkam, als würden sie sie anklagen. Wie vor einem Gericht! Zitternd wanderten ihre Augen zum Slytherintisch. Der Gryffindortisch war leer. Aber vielleicht war ja Pansy da? Aber um die Uhrzeit war so gut wie keiner in der Großen Halle. Auch Pansy nicht. Wahrscheinlich wartete die auch auf Draco… ~*~*~*~ Pansy trat wenig später in die Große Halle. Blaise hatte ihr zwar gesagt, dass Draco nicht im Schlafsaal war, aber sie hatte im Gemeinschaftsraum eine Weile gewartet, dann jedoch eingesehen, dass das vollkommen sinnlos war. Es brachte nichts, auf Draco zu warten. In keinerlei Hinsicht... Sie seufzte leise. Dann hob sie den Kopf und entdeckte Hermione. Das Gryffindormädchen sah vollkommen fertig aus. Pansy trat zu ihr hinüber, nahm sie in den Arm, ungeachtet der Tatsache, dass an dem Slytherintisch genügend Schüler saßen, die ihr das ankreiden würden. Es war ihr gleich. „Hey... Was ist passiert?“ ~*~*~*~ Hermione schrak zusammen, doch dann lehnte sie sich zitternd gegen sie. „Harry…“, flüsterte sie tonlos, noch immer fassungslos. „Pansy… es ist ihm völlig gleichgültig, was sie mit ihm machen! Es kümmert ihn nicht. Er… Er ist wie Draco früher! Kalt. So… so unendlich weit weg!“ Sie drückte die Freundin an sich und Gemurmel wurde laut in der Großen Halle. ~*~*~*~ Pansy zog Hermione bestimmt mit sich nach draußen. Es war wahrscheinlich keine besonders gute Idee, sich den vielen Leuten hier drin auszusetzen. „Ganz ruhig, Mione... Ganz ruhig... Was würde passieren, wenn Harry sich über sie aufregt? Sie würden gewinnen... Und das kann er nicht zulassen... Wenn er seine Maske ihnen gegenüber fallen lässt... Was wäre dann? So kommen sie nicht an ihn ran und das ist gut.“ Sie schob Hermione in einen Seitengang und wiegte sie dort sanft hin und her. „Du kommst doch an ihn heran, nicht wahr? Nur das ist wichtig... Die anderen sind egal...“ ~*~*~*~ „Aber…“ Hermione sah sie an, dann brach sie endgültig zusammen, ging einfach in die Knie. „Pansy. Du kennst ihn. Er war nie so. Er war sauer, wenn er sauer war, hat getobt und geschrieen, er hat gesagt, was er dachte, wenn er mit etwas nicht einverstanden war… Er hat sich geändert!“ Sie schluckte und schüttelte den Kopf, zog Pansy dann an sich. „Ich erkenn ihn nicht wieder. Weißt du, was er zu Dean gesagt hat? Er hat ihn aufgefordert, dass er nicht mehr mit ihm spricht! Er gießt immer noch Öl ins Feuer! Immer noch mehr…“ ~*~*~*~ „Hermione...“ Pansy ging mit dem anderen Mädchen auf die Knie, strich ihm über das Haar. „Lass ihn... Er hat seit Anfang des Schuljahres mit diesen Anfeindungen zu kämpfen. Er braucht diesen Schutzpanzer. Er zerbricht sonst... Wenn er das alles an sich heranlassen würde... Was wäre dann? Wäre dann alles besser?“ ~*~*~*~ Hermione schüttelte den Kopf und schluckte tapfer die Tränen hinunter. „Du hast ja Recht.“, flüsterte sie. „Aber trotzdem… Wäre Ron doch nur da. Er weiß immer, was dann zu tun ist. Er steht im näher als ich. Viel näher…“ Sie strich sich die braunen Locken zurück, dann drückte sie ihre Tasche an sich. „Aber es wird alles besser. Ich werde eine Möglichkeit finden, mit denen zu sprechen, die Harry von sich stößt, damit es ihnen nicht geht wie mir! Verlass dich drauf!“ Entschlossen knurrte sie einmal, dann blickte sie sie an. „Danke, Pansy. Jetzt geht es mir schon viel besser!“ ~*~*~*~ Pansy lächelte leicht. „So will ich dich sehen. Entschlossen und kampfbereit. Und jetzt nehmen wir am besten den Kampf gegen Zaubertränke auf.“ Sie seufzte und lachte gleichzeitig. „Es wird Zeit...“ Sie hakte sich bei Hermione unter. „Lass uns zusammen hingehen.“ ~*~*~*~ „Ja.“ Sie sprang auf, zog Pansy am Arm mit hinauf und so machten sie sich auf den Weg. Auf halber Strecke begegneten sie einem noch tropfenden Harry, der sich beeilte, nicht zu spät zu kommen. Als er sie sah, war er Sekunden irritiert, doch dann lachte er, grinste breit und kam zu ihnen. „Darf ich?“, fragte er und bot Hermione seinen Arm an, begrüßte Pansy mit einem freundlichen Nicken und zu dritt betraten sie den Klassenraum. ~*~*~*~ Eisige Stille empfing die drei Eintretenden vonseiten der Gryffindors. Hasserfüllte und ängstliche Blicke wurden dem seltsamen Trio zugeworfen. Von Slytherinseite dagegen... „Verräterin!“ „Sympathisantin!“ Das waren noch die harmlosesten Worte. Pansy schmetterte sie mit kühler Miene ab. Ihr waren diese Leute egal. Jetzt hatten Millicent und Sally-Ann wenigstens noch etwas mehr, worüber sie herziehen konnten. Sie hatte begriffen, welche Menschen wichtig waren und welche nicht. Blaise warf den dreien ein Lächeln zu, machte sich als einziger der Slytherins frei von der Verurteilung und stellte sich somit deutlich auf ihre Seite. Was Pansy jedoch einen Augenblick in der Bewegung stocken ließ, war der Umstand, dass Draco nicht da war... Ihre Augen huschten zu Blaise, fingen von dort aber nur ein Schulterzucken auf. ~*~*~*~ Auch Harry blickte Blaise an, doch er lächelte nur und schüttelte beruhigend den Kopf. Er wusste ja, dass Draco auf der Krankenstation war - oder besser: Er ging davon aus. Mit einem letzten Druck gegen ihren Arm ließ er Hermione los und setzte sich dann nach ganz vorne. Die Worte waren nicht verebbt. Man stellte Vermutungen an, zischte sich böse Dinge zu. Und Harry stellte mit Genugtuung fest, dass alle Gryffindors in ihrem Vorhaben, seine Anwesenheit zu leugnen, gnadenlos scheiterten. Dann kam Snape, ging kurz die Anwesenheit durch, zuckte nicht mal, als er Draco nicht sah. Er würde später nachfragen, denn niemand hatte ihm gesagt, dass er fehlen würde. Kurz teilte er ihnen ihren Arbeitsauftrag zu, dann erwartete er absolute Stille, denn er würde ihre Arbeit heute für einen Vergleich ihrer Leistungen nutzen. Dass Draco nicht anwesend war, störte ihn nicht. Im Gegenteil. Er war gut, das musste er nicht beweisen. Und neben Harry würde er doch nur wieder versagen. Harry war gut. Heute machte er nicht einen Fehler. Ganz ruhig tat er, was Draco ihm vor zwei Wochen beigebracht hatte. Einmal hätte er fast etwas übersehen, aber bevor er das Wasserkraut hineintun konnte, ohne es zu schneiden, hielt er kurz inne und überlegte, dann war es wieder in Ordnung. Neville jagte wie gewohnt alles in die Luft und auch sonst war alles wie immer. Hermione war als erste fertig, weil Draco nicht da war, um sie zu übertrumpfen, und seltsamerweise war auch Pansy recht bald fertig, während Blaise der Gryffindorbestschülerin fast das Wasser hätte reichen können. Und als die Stunde vorbei war, fielen dem schwarzhaarigen Lehrer fast die Augen aus dem Kopf, als Harry lächelnd aufstand und zu Hermione und Pansy hinüberging, beide erleichtert ansah und dann seelenruhig fragte, wie es gelaufen war. ~*~*~*~ Blaise war unruhig. Zwar lief heute alles wie geschmiert, aber dass Draco nicht da war, störte ihn und machte ihn nervös. Er war froh, als die Stunde endlich aus war. Sofort gesellte er sich zu Hermione, Pansy und Harry und machte damit nebenbei sofort deutlich auf wessen Seite er stand. „Wo zum Merlin ist Draco?“ Man sah ihm nur allzu deutlich an, dass er sich wirklich Sorgen machte. Pansy zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich weiß nicht... Weißt du es, Harry?“, wandte sie sich hoffnungsvoll an den Gryffindor. ~*~*~*~ „Der ist auf der Krankenstation. Hatte Kopfweh, weil er nicht geschlafen hat.“, gab er Auskunft. „Keine Sorge. Wahrscheinlich schläft er jetzt.“ Hermione nickte freundlich. Jetzt würde sicher auch Pansy lockerer sein. „Jetzt aber los.“, sagte sie. „Sonst kommen wir zu spät zu Tonks!“ Sofort war Harry aufmerksam. Stimmte ja. Sie würden jetzt bei Tonks sein. Ob Sirius seinen Brief beantwortet hatte? Er legte einen Arm um Blaise und einen um Hermione und schob sie vorwärts. „Schnell!“, bestimmte er. „Bevor der da explodiert!“ Und ein kurzes Nicken in Richtung Snape machte deutlich, wen er meinte. Der Giftmischer starrte sie an, als könnte er so ihre Gedanken lesen. Und dummerweise… konnte er das ja sogar… ~*~*~*~ „Okay...“ Blaise lächelte erleichtert. „Möchte ich wissen, warum er nicht geschlafen hat?“, erkundigte er sich daraufhin. Pansy gab ihm einen harten Stoß in die Rippen und blickte ihn vorwurfsvoll an. Diese Bemerkung war doch voll daneben! ~*~*~*~ Harrys Lächeln verschwand. Er hatte die Spitze nicht gesehen. „Ich weiß es nicht.“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Er meinte nur, ich solle mir keine Sorgen machen… Er hat es mir nicht gesagt.“ Und man konnte hören, dass es ihm wehtat. ~*~*~*~ „Das finde ich jetzt beunruhigend...“, murmelte Blaise und legte die Stirn in Falten. Pansy nickte widerwillig. Da hatte er Recht. Wenn Draco noch nicht einmal mit Harry sprach... Sie warf Blaise einen nachdenklichen Blick zu. ~*~*~*~ Sie gingen hinaus. „Nein, im Ernst.“ Harry warf noch einen Blick nach hinten, bevor die Tür ins Schloss fiel. Sie waren die ersten, die gingen. Dabei war die Stunde schon seit drei Minuten vorbei… Hatte sie wohl schlimm getroffen, dass sich die feindliche Tradition zwischen den Häusern auflöste… Schön. Er konzentrierte sich wieder auf die drei Freunde. „Gestern war noch alles in Ordnung. Er hat… mit mir geredet. Aber jetzt…“ Sein Blick senkte sich zu Boden und er ließ sowohl Hermione als auch Blaise los. „Heute Morgen meinte er nur: Mach dir keine Gedanken… Was denkt er denn? Natürlich mach ich mir Gedanken!“ Unwillkürlich lenkte er Blaise nach rechts, während Hermione das gleiche mit Pansy machte. Ein Geheimgang, den sie dank der Karte kannten. So waren sie schneller da… ~*~*~*~ „Ich hasse es, wenn er das sagt. Mach dir keine Gedanken. Als wenn man die abschalten könnte.“ Blaise verdrehte die Augen. Er hatte kaum bemerkt, dass Harry ihn in einen Geheimgang gelotst hatte. „Man sollte meinen, dass er mittlerweile gemerkt hat, dass man dann weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist. Aber nein... Er bleibt bei der Überzeugung, dass man sich dann auch keine Gedanken macht. Dass man sich am besten nie um ihn Gedanken macht.“ Der schwarzhaarige Slytherin verdrehte die Augen. Pansy verkniff sich mühsam ein Lachen. Wenn Blaise so sprach... Er konnte das herrlich dramatisch und gab damit dem ernsten Thema irgendwie eine komische Note... ~*~*~*~ Harry lachte tatsächlich. Und auch Hermione entwischte ein Glucksen. „Ich hab es ihm gesagt!“, erklärte er dann wieder ernst. „Ich meine, dass ich es nicht abstellen kann… Aber irgendwie hab ich vergessen, auf die Antwort zu warten…“ Seine Augen wanderten in die Ferne. Da vorne war die Tür, die hinter dem Ritter versteckt war, der immer Messer und Gabel bereithielt. Diese Rüstung war unglaublich dick, sodass der Gang nicht unbedingt auffiel, wenn man da rauskam. Er schob sie auf, weil Hermione das aus Kraftgründen nicht konnte und die anderen beiden nicht wussten, wie es ging, hielt sie für die anderen offen, bis sie hindurch waren. „Es kam etwas wichtigeres dazwischen…“ Er seufzte. ~*~*~*~ „Du hast dich ablenken lassen...“ Blaise schüttelte leicht den Kopf, trat wie selbstverständlich aus dem Geheimgang heraus. „Bei ihm muss man immer am Ball bleiben. Wie beim Quidditch. Ein Moment der Unachtsamkeit bestraft er durch entwischen...“ Er seufzte. „Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der so verdreht und kompliziert ist...“ Pansy lachte leise. „Da sagst du was Wahres...“ ~*~*~*~ „Er ist nicht kompliziert.“, sagte Harry wie aus der Pistole geschossen. „Er ist auch nicht verdreht! Er ist nur verwirrt! Dann ist es normal, wenn man nicht ganz auf dem Damm ist!“ Hermione lachte und knuffte ihn in die Seite. „Das kannst auch nur du sagen.“, meinte sie und dirigierte die Gruppe schnell nach links. Gekonnt ignorierten sie die Gruppe Hufflepuffs, die ihnen mit offenen Mündern hinterher starrten, genau wie die Gruppe Gryffindorerstklässler. „Der und nicht verdreht…“ „Ist er nicht.“, schmollte Harry. ~*~*~*~ „Doch, ist er!“, erwiderten Blaise und Pansy wie aus einem Mund. „Weißt du... Deine Beziehung zu Draco ist wirklich etwas Besonderes, aber... Wir kennen ihn beide ein wenig länger und glaub mir: Er ist verdreht und kompliziert. Die Seite wirst du auch noch kennen lernen.“ Blaise legte Harry die Hand auf den Arm, ignorierte schlichtweg sämtliche Schüler, denen gerade die Kinnladen runter gingen. „Und glaub mir, dann wirst du stark sein müssen, wenn dir die Freundschaft wirklich wichtig ist. Er hat eine Art manchmal... Da stellt er einen vollkommen auf die Probe, ohne dass es eigentlich beabsichtigt.“ ~*~*~*~ Harry maß ihn mit einem Blick. Irgendwie… hatte er das Gefühl, dass der andere aus Erfahrung sprach. Und das stimmte ja auch. „Ich muss mich bei dir auch entschuldigen.“, sagte er leise, blickte zu Boden. „Weil ich ihn dir wegnehme.“ Er musste an Dracos Worte denken. Er hatte gesagt, Blaise sei eifersüchtig, weil er seine Freundschaft bedroht sah… oder so ähnlich. ~*~*~*~ Blaise lachte leise. „Du hast wirklich ein Herz aus Gold.“ Seine Hand ruhte noch immer auf Harrys Arm und nun verstärkte er ein wenig den Druck, um dem Gryffindor zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. „Du nimmst ihn mir nicht weg. Draco geht selbst dorthin, wohin er will... Und wenn er bei dir findet, was ich ihm nicht geben kann, dann ist das gut so.“ Er lächelte und stupste Harry leicht in die Seite. „Und jetzt mach kein so trauriges Gesicht. Vielleicht bin ich manchmal eifersüchtig, ja, aber ich weiß, dass du ihm gut tust. Und das ist es, worauf es ankommt.“ ~*~*~*~ Harry zog die Nase kraus. „Ihr beide lauft wie ein Uhrwerk.“, sagte er und blickte Blaise und Pansy an. „Ihr sagt genau die gleichen Sachen!“ Dann lachte er. „Ist aber gut. Ich werde egoistisch sein, was ihn betrifft.“ Hermione gab ihm eine liebvolle Kopfnuss. „Wird auch langsam Zeit, dass du so was wie Egoismus entwickelst!“, sagte sie. Und dann waren sie da. Im Klassenraum für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Das Mädchen mit den braunen Locken blieb unschlüssig in der ersten Reihe stehen, während Harry sich schon setzte. Sie waren die ersten. „Was haltet ihr von einem Platzwechsel? Wir sitzen zu weit auseinander. Wenn wir wirklich stark sein müssen, ist es nicht gerade gut, wenn wir so aufgespaltet sind.“ Eine leise Angst drang durch ihre Stimme. Wahrscheinlich war sie die einzige, die wirklich unter dieser Entwicklung der Dinge litt. ~*~*~*~ Pansy verzog minimal den Mund, sagte aber nichts. So langsam hatte sie das Gefühl, dass es eh nichts brachte, um Draco zu kämpfen... Der Kampf war eh schon entschieden. Entweder dadurch, dass Draco keine Wahl traf, oder dadurch, dass er sie schon längst für Harry getroffen hatte... „Du meinst, wir sollten aufrücken? Warum nicht.“ Pansy grinste. „Schaden kann es definitiv nicht.“ Sie eroberte den Platz neben Hermione. Blaise lachte nur und ließ sich in der Reihe dahinter nieder, dann wurde er ernst. „Harry, meinst du, Draco ist wenigstens zum Nachmittagsunterricht wieder da?“ Ihn ließ diese Sache einfach nicht los. Irgendetwas stimmte mit dem Blonden nicht... ~*~*~*~ Dieser hatte sich halb zu ihnen umgedreht, blickte den Schwarzhaarigen jetzt an. „Ich kann es dir nicht sagen. Mme Pomfrey ist in dieser Hinsicht unberechenbar…“ Er starrte zur Tür, durch die gerade Lavender kam, gefolgt von allen anderen Gryffindors. Die Blicke gingen an ihm vorbei - und er starrte einfach durch sie hindurch, als wären sie nicht da. „Ich bin mir nicht mal sicher, ob es gut wäre, wenn er sich uns anschließt.“, sagte er. „Das könnte zu massiven Problemen führen. Vielleicht… wäre es besser… vielleicht wird er sich auch von… uns fernhalten… offiziell zumindest.“ Dann wandte sich sein Blick noch mehr nach innen. „Wir haben einen großen Fehler gemacht, Blaise.“ Es ging ihm gerade auf. Und er wurde leichenblass. „Wenn du jetzt bei uns bist, dann wird er nicht einmal mehr dich haben…“ Draco würde zugrunde gehen! Wenn es nicht schon längst zu spät war. Denn es war doch offiziell bekannt, dass Draco mit Blaise und Pansy befreundet war… Da konnten sie sich doch wohl ausmalen, dass er auch mit zu ihnen gehörte… „Er wird ihn umbringen…“ Seine Worte waren wie apathisch. Malfoy Senior… Draco hatte es ihm gesagt. Malfoy Senior würde ihn umbringen, wenn er je davon erfuhr. Und wie er ihn kannte, wusste er es längst. ~*~*~*~ „Was zum Merlin...“ Dann verstand Blaise. Dracos Vater. Er schloss die Augen. „Verdammt... Wir waren zu sorglos.“ Pansy legte Harry die Hand auf die Schulter. Auch sie hatte verstanden. „Er wird hier nicht an ihn rankommen... Und... für seine Zukunft ist es definitiv besser, wenn er nicht mehr nach Hause zurückgeht...“ Ihre Worte klangen selbst in ihren eigenen Ohren hart und doch... trafen sie den Kern. Es war die reine Wahrheit. Für Draco würde es besser sein, mit dieser Familie nichts mehr zu tun zu haben. ~*~*~*~ „Ihr habt ja keine Ahnung!“, fuhr Harry auf und schoss in die Höhe. „Er war hier! Er kam ohne Probleme an ihn ran! Einfach so! Er ist hier reinspaziert und hat ihn aus dem Unterricht holen lassen! Keine Sorgen? Ich mache mir Sorgen!“ Tonks kam in den Raum und warf ihm einen irritierten Blick zu. Und Harry schickte ihr einen so verzweifelten Blick, dass sie unwillkürlich ihr Lächeln verlor. Wenn er so schaute… Was war nur passiert? Das letzte Mal, als ein solcher Blick sie getroffen hatte, war er in Sorge um Draco gewesen… Sie ließ Harry sich setzten, der seinen Kopf auf den Tisch donnerte. Gleich mehrere Male. Hermione, hielt ihn beim fünften Mal davon ab, dann lag er da und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Er musste mit Dumbledore sprechen! Unbedingt! Warum hatte er ihn nicht gewarnt? Warum dieses Lächeln, dass er ihm freie Hand ließ? Er hatte alles noch viel schlimmer gemacht! „Mione?“ Seine Stimme erklang leise aus seinen Haaren hervor. „Du musst einen Spruch finden, der ihn davon abhält zu seinem Vater zu gehen! Du musst einen finden, der ihn warnt, wenn er kommt… der mich warnt, wenn er kommt… oder beide… Er darf nicht zu ihm…“ Das Mädchen nickte, dann musste sie nach vorn. Sie hatte das unglaubliche Glück gegen Sally-Anne Perks zu kämpfen. Und Harry wusste in dem Moment, wo er ihren Blick auffing, dass das niemals gut gehen würde. Sally-Anne nahm es seiner Freundin übel, dass sie jetzt mit Leuten aus ihrem Haus befreundet war und sie offensichtlich auf die falsche Seite gelenkt hatte. Er lag mit seiner Prognose richtig. Hermione konnte nicht kämpfen. Sie war vielleicht gut in der Schule und konnte die Sprüche alle, aber ihr fehlte alles, was man für ein Duell brauchte. Reaktionsfähigkeit, die Gabe, aus dem Bauch heraus ohne Planung anzugreifen… Sie brauchte zu lange für alles… rechnete zu viel, wie er wusste. Und dennoch bekam sie wirklich ein paar grandiose Blocks hin, bevor der Cuspis Terror sie traf. Die kleinen, fiesen Nadeln bohrten sich tief in ihre Haut, dass sie aufschrie und zu Boden ging. Wortlos stand Harry auf, bevor irgendjemand auch nur reagieren konnte, nahm behutsam ihren Ellbogen und zog sie hoch. Ohne Tonks um Erlaubnis zu fragen, führte er sie hinaus, ignorierte das kaum unterdrückte Gelächter der Gryffindors. Die Lehrerin blickte ihnen mit nachdenklichem Blick hinterher. Mme Pomfrey war nur gelinde überrascht, ihn zu sehen, und unnatürlich erleichtert, dass es diesmal nicht ihn erwischt hatte. Mit einem kurzen Nicken bedeutete sie der schluchzenden Hermione in das Zimmer zu gehen, Harry musste draußen bleiben. „Warten Sie!“, rief er, als sie verschwinden wollte. „Können Sie mir sagen, ob es Draco besser geht?“ Sie hob eine Augenbraue. „Er ist längst nicht mehr hier, Mr Potter. Mr Malfoy bekam von mir nur einen Zauber und ist dann zum Unterricht. Oder anscheinend auch nicht. Gehen Sie zurück. Ich schicke Ihnen Miss Granger nach, wenn ich sie behandelt hab.“ Sie lächelte. „Machen Sie nicht so ein Gesicht. Das ist in Sekundenschnelle behoben!“ Damit drehte sie sich um und die Tür schloss sich mit einem leisen Klick. Harry lehnte sich gegen die Tür. Die Blässe hatte sich vertieft. Es war etwas überhaupt nicht in Ordnung mit Draco. Ganz und gar nicht! Warum war er nicht gekommen? Warum schwänzte er den Unterricht? War das Gefühl heute Morgen vielleicht doch nicht von ungefähr gekommen? Lag es vielleicht an ihm? Oder an dem Traum, den er gehabt hatte? Aber warum hatte er dann nicht mit ihm geredet? Warum hatte er es ihm nicht gesagt? Das war doch… Der Schwarzhaarige vergrub sein Gesicht in seinen Armen, rutschte an dem kühlen Holz hinab und kauerte sich ganz klein zusammen. Er begann zu ahnen, was Blaise gemeint hatte. Dass er stark sein musste, wenn er diese Freundschaft erhalten wollte. Dass er auf die Probe gestellt wurde… Aber warum? Was hatte er denn falsch gemacht? Es tat weh. Es tat wirklich unendlich weh. Als er schließlich soviel Fassung gesammelt hatte, dass er wieder stehen konnte, ohne dass seine Knie dabei einzuknicken drohten, ging er zurück, wie Pomfrey gesagt hatte. Am liebsten wäre er Draco suchen gegangen, aber er spürte irgendwie, dass es falsch wäre. Vielleicht… vielleicht brauchte Draco Abstand…? Der Gedanke machte es nicht besser… Wenn er dafür sogar den Unterricht schwänzte… Er war traurig und enttäuscht. Doch bevor er den Klassenraum wieder betrat, fuhr er seine Maske hoch. Ganz bewusst diesmal. Er lächelte Tonks entschuldigend entgegen, dann setzte er sich auf seinen Platz und lehnte sich, wie es schien, beruhigt und zufrieden zurück. Alles Fassade. Aber man glaubte ihm. Die Wortfetzen, die er hörte, bewiesen es ihm, denn man bedauerte zutiefst, dass es Hermione offensichtlich nicht schwerer erwischt hatte. ~*~*~*~ Pansy hatte nur mit Mühe einen leisen Aufschrei unterdrücken können, als Hermione verletzt zu Boden ging. Das nächste Duell fochten Blaise und Theodor Nott aus. Und Nott lernte, dass Blaise keine halben Sachen machte. Der schwarzhaarige Slytherin mochte vielleicht nicht der beste Duellant sein und einem Harry Potter noch lange nicht das Wasser reichen können, aber er war schnell und er meinte es ernst. Er fing Notts Zauberstab auf, nickte Tonks knapp zu und warf den Stab wieder zurück. Fertig. Die Stunde war bald nach Harrys Rückkehr zu Ende. Die Slytherins warfen dem seltsamen Trio, das nunmehr aus zwei Slytherins und einem Gryffindor bestand, noch einige böse Blicke zu, doch diese wurden geflissentlich ignoriert. „Wie geht es Hermione?“, erkundigte sich Pansy besorgt. ~*~*~*~ „Sie wird gleich kommen. Poppy sagte, dass sie…“ „Harry?“ Der Junge wandte sich zu Tonks um und nickte kurz, um ihr zu signalisieren, dass er gleich kommen würde, lächelte ihr entgegen, was von ihr erwidert wurde. Sie hatte die ganze Stunde über nicht einmal gelacht… jedenfalls nicht echt. Nur um sich nichts anmerken zu lassen, aber Harry hatte es trotzdem gemerkt. Schnell blickte er Pansy und Blaise wieder an. „Mione kommt bald… und… Draco ist längst draußen.“ Er sagte die letzten Worte hastig, als müsste er sie wegwerfen, weil er es sonst nicht tun würde. „Er… ist längst draußen…“, wiederholte er leise und starrte auf den Boden. ~*~*~*~ Blaise schob die Unterlippe vor und biss dann nachdenklich auf ihr herum. „Irgendetwas ist da wohl wirklich nicht in Ordnung... Wenn er sich so zurückzieht...“ Er schüttelte den Kopf. „Willst du ihn suchen gehen?“ Pansy klinkte sich aus. „Ich gehe nach Mione sehen... Draco... würde mich jetzt sowieso nicht sehen wollen.“ Sie nahm Hermiones Sachen mit und verschwand. Blaise und Harry waren nun allein im Klassenraum. ~*~*~*~ Harry schüttelte den Kopf, als er Blaise wieder ansah. Dann lachte er hohl, falsch, was wohl keiner mitbekam. Übung machte den Meister… nicht wahr? Er ließ die Maske fallen. Blaise war sein Freund. „Es liegt an mir.“, sagte er. „Heute Morgen war er so komisch. Als… wäre er böse auf mich. Er hat das zwar abgestritten, aber ich irre mich selten, wenn es darum geht…“ Er seufzte traurig, blickte zu Tonks, die still wartete. „Sag ihm einfach, dass… es mir Leid tut, ganz egal, was ich gemacht hab, ja?“ ~*~*~*~ Es war gruselig, wie dieses Lächeln fiel. Blaise bemühte sich Harry optimistisch anzusehen, aber das misslang ein wenig. Irgendetwas war da wirklich nicht in Ordnung... „Wenn ich an ihn rankommen sollte... Aber ich glaube im Moment... will er alleine sein. Er wird sich melden, wenn er reden will...“ Blaise seufze leise. „Ich vermute mal, dass du nicht mit in die Große Halle kommst, oder?“ ~*~*~*~ Harry schüttelte den Kopf und grinste. „Privatgespräch mit Tonks!“, erklärte er, klopfte dem Slytherin auf die Schulter. „Das ist wichtig für mich.“ Das stimmte. Es war wichtig. Trotzdem hätte er es für Draco jederzeit geschmissen. Es war schon erstaunlich, dass seine Gefühle für Draco stärker waren, als seine Rachepläne gegen die Todesser. ~*~*~*~ „Okay... Viel Spaß.“ Blaise grinste Harry zu. „Ich werde sehen, dass ich irgendwie aus Draco rausbekomme, was los ist...“ Er winkte dem Gryffindor noch zu und verließ den Klassenraum. In der Großen Halle wichen Blaise am Slytherintisch alle aus, doch davon ließ sich dieser nicht beeindrucken. Sollten sie doch... Einige der Älteren setzen zu bösen Bemerkungen an, wurden jedoch von der Eulenpost unterbrochen. Blaise stutzte, als eine der Eulen vor ihm landete. Eine Schuleule? Das war doch... Er nahm ihr den Brief ab und entfaltete ihn. Sobald er ihn überflogen hatte, wandte er sich um und eilte mit großen Schritten aus der Halle. Mittagessen war jetzt nicht weiter wichtig. Wenn Draco das schrieb... Blaise war angespannt. Und er hatte die dumpfe Befürchtung, dass irgendetwas Größeres passiert sein musste, wenn Draco... Aber es brachte nichts, wenn er sich jetzt schon Gedanken machte. Er musste mit ihm reden. Und dann denken. Wie angekündigt fand er Draco unter der Trauerweide. Der Blonde saß zusammengekauert an den Stamm der Weide gelehnt und sah aus wie das berühmte Häufchen Elend. Blaise zog sich das Herz zusammen. Was war nur passiert? Draco wartete, sehnte sich Blaise herbei und zugleich... Zugleich fürchtete er sich auch seltsamerweise vor diesem Moment. Irgendwie war gerade einfach alles wirr, vollkommen wirr. „Hey... Was ist los?“ Der Schwarzhaarige ließ neben dem anderen ins Gras fallen. „Ich...“ Draco blickte Blaise erleichtert an und stockte im nächsten Augenblick. „Ich weiß noch nicht einmal, wo ich anfangen soll...“ Er lachte heiser. Es war doch wirklich zum Verzweifeln. „Vorne. Ganz vorne, von mir aus. Ich habe alle Zeit der Welt.“ Blaise bemühte sich um ein beruhigendes Lächeln, hatte aber nicht gerade das Gefühl, dass es ihm gelang. „Okay...“ Und der Blonde begann vorne. Bei dem Tag, als er Harry auf die Krankenstation gebracht hatte, weiter über ihre Treffen, die Freundschaft, die Intensität ihres Zusammenseins, der Verbundenheit, alles. Er ließ seine eigene Verwirrung nicht aus und endete schließlich mit seiner derzeitigen Überraschung, Fassungslosigkeit, ja, nahezu Kopflosigkeit angesichts von Harrys Geständnis, an das sich dieser offenbar nicht mehr erinnern konnte. Blaises Miene spiegelte seine unterschiedlichen Empfindungen wider. Hin und wieder lächelte er, dann sah er betroffen aus und am Ende war sein Gesicht dauerhaft ernst. Harry hatte wirklich keine Ahnung, dass er das gesagt hatte. Ansonsten hätte der Gryffindor wohl kaum so ahnungslos gewirkt... Mit Sicherheit nicht. Und er hätte ihm nicht gesagt, dass er Draco ausrichten sollte, dass es dem Gryffindor Leid tat. „Was soll ich tun, Blaise? Was zum Merlin soll ich tun?“ Es tat weh, Draco so verzweifelt zu sehen. Der Blonde war vollkommen aus der Bahn geworfen, ja, das war wohl das erste Mal, dass Blaise einen Draco Malfoy wirklich hilflos erlebte. „Gar nichts. Er erinnert sich nicht daran... Also überspiel es... Tu so, als wenn du es nicht weißt. Oder glaubst du, es wäre ihm angenehm, wenn du es wüsstest?“, sagte Blaise langsam und überlegt. In seinen Augen war das wirklich das Beste. Draco zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich weiß es nicht... Aber ich glaube eher nicht...“ „Wo ist das Problem? Du kannst bei Pansy auch damit umgehen. Oder liegt es daran, dass du es bei ihr von Anfang an wusstest? Daran, dass sie ein Mädchen ist? Und er ein Junge? Ist es das?“ Wenn es das war... Bei Merlin, dann konnte einem Harry wirklich Leid tun... „Nein...“ Draco stockte. „Nein... Ich dachte, es wäre es... Weil er ein Junge ist, aber nein... Seltsamweise nicht.“ Er lachte verlegen. „Er ist mir wichtig... Wirklich wichtig, Blaise. Ich will ihn nicht verletzen... Aber er hat Recht: Ich bin grausam zu ihm...“ Er zog die Beine näher, barg das Gesicht in den Armen. Sein Körper zitterte und ihm war eiskalt. Er fühlte sich schuldig... Schuldig, weil er Harry schon längst verletzt hatte. Wieder und wieder. Und jetzt wusste, dass dem so war. Und weil er wusste, dass es erneut geschehen würde... Wieder und wieder. „Du verletzt Pansy die ganze Zeit über. Das kümmert dich doch auch nicht... Du verletzt ständig Menschen... Und wenn er sich nicht von dir zurückzieht, wenn er dir keine Grenzen aufzeigt, dann...“ „Dann soll alles so weiterlaufen? Das kann es aber nicht!“ Draco hob abrupt den Kopf. „Ich kann das nicht, Blaise!“ „Warum nicht?“ Blaises Stimme war weich, einfühlsam und doch erreichte diese Wirkung Draco kaum. „Ich...“ Der Blonde sah ihn an, Unruhe und Verzweiflung in den Augen. „Ich... weil ich ihm gegenüber nicht grausam sein will... Aber ich werde mein Verhalten nicht ändern können... Ich werde weiter seine Nähe suchen... Fast bin ich schon süchtig nach ihm, Blaise... Aber wenn ich ihm so nahe komme, dann quäle ich ihn... Weil ich ihm nicht geben kann, was er sich wünscht... Und das will ich nicht... Ich will ihn nicht quälen...“ Blaise schwieg und ließ sich in Ruhe all die Puzzlestücke durch den Kopf gehen. Irgendetwas... passte nicht zusammen. Süchtig. Das Wort war es, was ihn verwirrte... Es war eine Sache, Angst zu haben, einen Freund zu verletzen, aber da war noch irgendetwas... Es war nur eine Ahnung, eine ganz dumpfe. Und vielleicht irrte er sich... Vielleicht. „Du findest ihn anziehend.“, stellte Blaise aus heiterem Himmel fest. „Was?“ Dracos Augen weiteten sich überrascht und er starrte den Schwarzhaarigen nahezu fassungslos an. „Du findest ihn anziehend. Deswegen willst du ihn berühren...“, wiederholte dieser. „Du...“ Draco schüttelte den Kopf. „Darüber reden wir jetzt nicht wirklich, oder?“ Ein Schauder überrann ihn. Das... Fand er Harry anziehend? War das so...? „Doch. Denn es gehört dazu.“ Tat es in Blaises Augen auch, denn irgendwo da drin lag doch der Kern des Problems... Oder? „Nein... Ja... Nein... Ich meine...“ Draco kam ins Stottern und brach ab, starrte auf seine Hände und knetete sie durch. Er hatte plötzlich Bauchschmerzen. „Du findest ihn anziehend.“, wiederholte der Schwarzhaarige erneut. Der Blonde seufzte leise. „Ja, irgendwie... schon...“ Es war so... Wenn Harry da war... Er konnte ihm seltsamerweise nicht widerstehen... Wie gestern Morgen... Er hatte sich nichts dabei gedacht, sondern einfach nur der Versuchung nachgegeben. Heute Morgen hatte er sich mit Mühe zusammenreißen können. Ansonsten... hätte es wohl wie gestern geendet. „Du hast Angst, dass du ihm deswegen zu sehr weh tust...“ Draco nickte leicht. Ja... Denn wenn er Harry nahe sein wollte, dann tat er ihm unwillkürlich wieder weh. Er sah die Grenzen nicht... Er war vollkommen blind, was diese anging. „Du wirst es nicht verhindern können... Was du auch tust, du wirst ihm wehtun...“ Blaise sprach leise weiter. „Es ist unvermeidbar. Menschen tun einander nun einmal weh... Immer wieder.“ Der blonde Slytherin schwieg eine Weile. Wenn er immer und immer wieder den Menschen um sich herum wehtat, wenn er sie beständig verletzte... War es dann nicht eine logische Konsequenz, sich zurückzuziehen, um ihnen nicht mehr weh zu tun? Das würde zwar schmerzen... Aber nur einmal... Nicht wahr? „Dann sollte ich vielleicht dafür sorgen, dass es nur einmal richtig schmerzt und dann nicht mehr…“, flüsterte er leise. Es würde ihm schwer fallen. Unendlich schwer... Pansy und Blaise gegenüber schon... Und bei Harry... Er mochte gar nicht daran denken, hatte das Gefühl, dass allein dieser Gedanke ihn zerreißen würde. Aber es war besser so... „Was meinst du?“ Blaise war verwirrt. „Dass ich niemandem mehr wehtun will. Weder Harry noch Pansy noch dir... Niemandem...“ Dracos Augen starrten hinaus auf den See, aber er sah ihn nicht. Sein Gesicht war ausdruckslos geworden. „Und wie stellst du dir das vor?“ Irgendwie lag hier jetzt etwas wirklich Ungutes in der Luft... Blaise spürte, wie sich sein Herzschlag unwillkürlich beschleunigte. „Indem wir nichts mehr miteinander zu tun haben. Keine Nähe, kein Schmerz. So ist es doch.“ Draco stand auf. „Moment... Verdammt, Draco, nein! Das ist doch keine Lösung!“ Der Schwarzhaarige klang panisch. „Doch.“ Der Blonde wandte sich ab. Ja, das war besser so... Für alle Beteiligten. Oh, verdammt. Da war jetzt wirklich alles schief gelaufen... Blaise sprang auf und rannte dem Blonden hinterher. „Draco! Warte, verdammt noch mal, warte!“ Der Vertrauensschüler ging stur weiter und somit schlang Blaise seine Arme um ihn, zwang ihn dazu, wenigstens einen Augenblick stehen zu bleiben. „Das kannst du nicht machen, verdammt!“ Er schrie die Worte nahezu in Dracos Rücken. „Doch... Ich muss... Es ist für euch alle doch besser...“ „Du verdammter Egoist!“ „Nein... Es geht nicht um mich. Nur um euch.“ Draco wandte sich in der Umarmung langsam um und lächelte traurig. „Danke, Blaise, für deine Freundschaft.“ „Du...“ Draco legte die Arme um ihn und zog in eine enge Umarmung. Blaise seufzte leise, lehnte den Kopf gegen Dracos Schulter. „Du bist ein Idiot, Draco Malfoy. Ein vollkommener Idiot...“ Der Blonde lächelte ihn nur schwach an, erwiderte nichts auf die Worte, sondern ließ Blaise schlicht los, wandte sich um und ging zum Schloss. „Du verdammter Idiot...“, murmelte Blaise leise und hilflos. Er konnte die Tränen in seinen Augen brennen spüren. Draco hatte ihm gerade tatsächlich die Freundschaft aufgekündigt – und ohne Zweifel würde er genau das auch mit den anderen machen... „Du tust nicht nur uns weh... Du wirst vor allem dich selbst vollkommen zerreißen...“ Scheiße. In Blaise krampfte sich alles zusammen, als er an Pansy und Harry dachte. ~*~*~*~ Als die Tür hinter Blaise zuschlug, war Tonks auch schon bei ihm und wuschelte ihm durch die Haare. „Probleme mit dem Sorgenkind?“, fragte sie mitfühlend. Harry schüttelte den Kopf. „Ist schon in Ordnung.“, gab er zurück und lächelte. „Es wird sich schon irgendwie wieder fügen.“ Tonks nickte, dann wechselte sie das Thema. Es war seltsam. Sie konnte nicht wie sonst fröhlich sein. Normalerweise munterte sie jeden mit ihrem Wesen auf, verwandelte dazu sogar ihr Äußeres, was ihr als Metamorphmagus leicht fiel, aber bei Harry funktionierte das irgendwie nicht. Er… zog sie mit runter. Sie ging zu ihrer Tasche, griff zielsicher hinein und holte einen Umschlag heraus. Mit grünem Siegel. „Siehst du. Ich hab ihn diesmal so gelegt, dass ich nicht erst suchen muss.“ Lächelnd nahm er ihn entgegen und öffnete ihn. Er war neugierig darauf, was Sirius schrieb. Schnell überflog er ihn. Es war erstaunlich. Sein Pate ging wirklich mit keiner Silbe auf das ein, was er ihm über Snape geschrieben hatte, meinte auch zu Draco nur, dass er sich darüber freue und sich sicher sei, dass er wüsste, was er tat, dass er ihm vertraue. Ansonsten berichtete Sirius von Remus und den Weasleys, übermittelte ihm Grüße von allen Bekannten und Freunden. Die Beerdigung am Morgen sei glatt über die Bühne gegangen, auch wenn nicht viele Leute anwesend gewesen waren. Ansonsten berichtete er, dass Seidenschnabel in der Mauser war und aussah wie ein gerupftes Huhn, was er ihm immer unter den Schnabel rieb, woraufhin das stolze Tier versuchte ihn zu beißen… Sirius versuchte ihm ein Gefühl zu vermitteln, dass alles in Ordnung war. Oder jedenfalls kam es ihm so vor. Es mochte an seiner Stimmung gerade liegen, aber er meinte zwischen den Zeilen eine Düsternis zu erkennen, die sich zusammen mit der Sorge, was denn nun mit Draco los war, über seine Seele legte. Das Gefühl, dass alles schlimmer wurde… Zitternd faltete er das Blatt wieder zusammen und lächelte Tonks an, die ihm mitfühlend durch die Haare strich. „Hey, es wird schon wieder werden!“, sagte sie in einem lahmen Versuch, ihn aufzumuntern, doch sie bewirkte nur, dass das Lächeln schwand. „Du weißt, dass es nicht so ist.“, gab der Schwarzhaarige zurück und sie wandte den Blick ab. Sie konnte ihn nicht anlügen. Selbst wenn man das von ihr erwartete. „Vielleicht… ist es jetzt nicht schön, aber… Es kommt wieder eine Zeit, wo es besser ist.“ Sie sprach so voller Überzeugung, dass Harry seufzend lächeln musste. Im nächsten Moment überkam ihn der unwiderstehliche Drang, sie zu umarmen. Er blickte sie einen Augenblick an, wusste, dass seine Augen genau das vermittelten, dann drückte er sich auch schon an sie. Noch nie zuvor hatte er so etwas gewagt, schon gar nicht bei einem Lehrer. Aber er konnte einfach nicht mehr anders. Sie war so lieb zu ihm… Tonks war überrascht, aber sie lächelte, als sie sein Beben spürte, schlang ihrerseits die Arme um ihn und ließ ihm einfach seinen Willen. Es war doch beruhigend, dass diese Maske, die er im Unterricht getragen hatte, noch nicht undurchdringbar war. Schon lange hatte sie befürchtet, dass der fröhliche Junge seine Sorgen ewig mit sich herumtragen könnte… „Harry, willst du darüber reden?“ Er schüttelte den Kopf, machte aber ansonsten keine Anstalten, sie loszulassen. Wie ein Kleinkind sich an seine Mutter klammerte, klammerte er sich an sie. „Vermisst du Sirius?“ Das auch. Er nickte. Aber es geht doch um Draco! Warum… Entschlossen drückte er sich wieder von ihr weg. Er würde jetzt nicht weinen. Er würde ihn nachher einfach fragen. Dann würde sich das schon aufklären. „Sorry.“, sagte er verlegen. Sie lachte. „Dafür? Nicht doch! Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst! Ist doch logisch!“ Sie strubbelte ihm durch die Haare. „Pass du nur auf, dass du dein Ziel nicht aus den Augen verlierst!“ Harry blickte sie verwirrt an. Ziel? Welches Ziel meinte sie? Die Todesser? Oder… was? Woher wusste sie davon? Das wusste keiner! „Na los, geh schon. Das Mittagessen wartet nicht.“ Ein Finger traf seine Nase und im nächsten Moment hatte er das Gefühl, das sich Tonks Gesicht ein wenig änderte. Ihre Züge wurden jünger… oder so. Verwirrt nickte Harry und wandte sich zum Gehen. Was war das gewesen? Doch kurz bevor er den Klassenraum verließ, drehte er sich noch einmal um. „Danke!“, sagte er aus tiefstem Herzen. Irgendwie… er wusste nicht, warum… hatte sie ihm Mut gemacht. Natürlich würde er Draco danach fragen. Wovor sollte er sich fürchten? Wenn er einen Fehler gemacht hatte, dann würde er sich dafür entschuldigen und es wieder gut machen. Was war schon dabei? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ My faithful companion I've lost my way once again A prisoner of darkness I let you down my friend ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Mau… Draco ist doof… Da tun sich alle zusammen und er schlägt quer. … Mit dem red ich nicht mehr! *schmoll* abranka: ...nicht doof, er denkt nur vollkommen verquer. Er ist verdreht, so, wie es Blaise und Pansy sagen. Und kompliziert... Shirokko: Na und? *schmollt* Waschgang --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 37: Waschgang Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Poets Of The Fall – Everything Fades. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 37: Waschgang Draco war als erster im Verwandlungsklassenzimmer. Er ließ sich auf seinen Platz fallen, stützte das Kinn in die Hände und starrte ins Leere. Seine Gedanken rasten noch immer. Er hatte jetzt zwar einen Plan... Aber... Ja, das Aber. Genau das war das Problem. Dieser Plan stand auf so tönernen Füßen, dass es ihn jederzeit zerschlagen konnte. Der Blonde war bemüht hart zu sein, nicht an sich zu denken, sondern an die anderen, aber dennoch... Er hielt seine Idee immer noch für das Beste. Aber... Es tat weh. Allein der Gedanke, seine Freunde zu verlieren, Blaise und Pansy, war schon schmerzhaft. Aber Harry... Er schloss die Augen. Er wusste nicht, ob er es schaffen würde, ihm diese Tatsache ins Gesicht zu sagen. Er wusste es nicht. Eigentlich musste er es. Es war doch nur fair... Aber... Würde seine Kraft ausreichen? Er hatte das dumpfe Gefühl, dass nicht... Aber sie musste! Zur Hölle, sie musste einfach! Nicht für ihn, für alle anderen. Wenn er schon das erste Mal den Willen aufbrachte, wirklich etwas für andere zu tun, dann sollte er doch auch konsequent sein... Und es ging wirklich nicht. Er konnte nicht immer all die Menschen verletzen, die ihm nahe standen. Das war... grausam. So, wie Harry gesagt hatte. Grausam. Draco saß noch immer reglos und blickte starr vor sich hin, während sich der Klassenraum langsam füllte. ~*~*~*~ Harry war zusammen mit Hermione und Pansy gekommen. Die beiden Mädchen waren ihm auf dem Weg entgegen gekommen, der Gryffindor ging es wieder gut. Was ihn erleichtert hatte, aber etwas anderes erwartete man von Mme Pomfrey auch nicht. Und er musste zugeben, dass er erleichtert war – und noch ein kleines bisschen erleichterter war er, als er kurz darauf Draco dort sitzen sah. Er war wieder da. Vielleicht ging es ihm jetzt besser… Ein weiches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er Pansy noch einmal einen Blick zuwarf, der sie an das erinnerte, was sie besprochen hatten. Draco nicht in Gespräche einbinden, wenn er nicht bereit dazu war, ihren Schritt gegen alle anderen freiwillig mitzugehen. Sie nickte nur, dann setzten sie sich alle auf ihre Plätze. Schweigend lächelnd haftete sein Blick auf Draco, die Augen noch immer dunkel vor Unsicherheit und Angst, er hätte etwas falsch gemacht. Er wirkte so abwesend… ~*~*~*~ Blaise kam gerade noch pünktlich. Er ließ sich neben Draco auf seinen Stuhl fallen und blickte den Blonden an. Mittlerweile war er nicht mehr betroffen sondern stinksauer. Gelinde gesagt. Er kochte vor Wut über Dracos dummes Verhalten und seine - in Blaises Augen - wirklich unglaublich dämliche Idee. „Ich hoffe, du hörst wenigstens noch, was ich sage.“, knurrte er ungehalten. „Ich habe für dich nur diese Worte: Du bist ein Idiot, Draco Malfoy. Ein absoluter Vollidiot.“ Pansy starrte Blaise verblüfft an. Sie hatte den schwarzhaarigen Slytherin noch nie so aufgebracht erlebt. Die dunklen Augen blitzten Draco unheilvoll an. Dieser starrte jedoch nach außen hin ungerührt weiter vor sich hin. Innerlich zuckte er zusammen. Wieder schlugen Zweifel in ihm hoch. Blaise wandte sich mit einem wütenden Schnauben ab. Nur gut, dass McGonagall jetzt mit dem Unterricht begann, ansonsten hätte er sich wirklich zu irgendwelchen Dummheiten hinreißen lassen. ~*~*~*~ Harry vernahm die Worte mit einem Stirnrunzeln. Was war denn passiert? Und warum sagte Draco nichts? Hatte er tatsächlich beschlossen, seine Sicherheit vor sie zu stellen? Gut so. Fast schon hatte er befürchtet, dass er es nicht tun könnte. Das hätte er nicht gewollt. Unter gar keinen Umständen! Er wandte die Augen wieder nach vorn, als Professor McGonagall die Szene betrat. Die strenge Gryffindorhauslehrerin hatte eine Überraschung für sie: Einen neuen Zauber. Das hieß, eine Abwandlung des Schildkrötenzaubers. Mit einem winzigen Verändern des Schwenks nach vorn konnte man bestimmen, welche Schildkrötenart es werden sollte, ob Wasser oder Land. Hermione konnte sich ein Lachen kaum verkneifen und Harry blickte sie kritisch an. Was war an diesen behämmerten Schildkröten so lustig? ~*~*~*~ Blaise starrte die Lehrerin an, als wenn sie verrückt geworden wäre. Er schloss die Augen und atmete dreimal tief durch. Er bekam seine Wut auf den blonden Jungen neben sich nicht in den Griff. Ihm war übel, weil es wehtat, was Draco gerade zustande brachte. Und jetzt auch noch wieder diese bescheuerten Schildkröten... Sie waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Blaise hob die Hand. „Professor, mir ist nicht gut. Kann ich bitte auf die Krankenstation gehen?“ Wirklich gelogen war es nicht. Die Übelkeit wurde langsam unerträglich. McGonagall sah den Slytherin einen Augenblick lang an und wirkte angesichts dieser Frage verblüfft, nickte aber. „Gehen Sie, Mr Zabini.“ Blaise schnappte sich seine Tasche und rauschte davon, allerdings nicht, ohne Draco noch einen wütenden Blick hinterlassen zu haben. Der Blonde sah nun das erste Mal auf und blickte Blaise nach. Er konnte es nicht verhindern, dass Schuld in seinen Augen lag. Pansy blickte verwirrt zwischen dem gehenden Jungen und dem noch immer wie versteinert wirkenden hin und her. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte es noch niemals eine vergleichbare Stimmung zwischen den beiden gegeben. ~*~*~*~ Es war der Moment, wo Harry die Ahnung befiel, dass sich jetzt etwas ändern würde, was noch ziemlich unschön werden konnte. Und dieses Gefühl ließ sich auch nicht mehr vertreiben. Nicht durch Schildkröten, nicht von Hermione, nicht durchs Fliegen. Als er auf dem Besen saß, den verzauberten Klatschern auswich, die Fred und George ersetzten, und gleichzeitig einfach nur versuchte, am Schnatz zu bleiben, ohne ihn je auch nur ein einziges Mal zu fangen zu versuchen, war das Gefühl so drückend, dass er kaum noch atmen konnte. Die drei Mädchen aus seinem Team hatten sich in der Umkleide ganz deutlich entschuldigt, dass sie ihm so in den Rücken fielen, er hatte ihnen gesagt, dass alles klar wäre, dass er es auch nicht gewollt hätte, dass sie ihm beistanden. Und sein Lächeln war so überzeugend gewesen, dass sie es anstandslos geglaubt hatten. Doch in ihm tobte ein Sturm, der sich nicht einmal durchs Fliegen wieder glätten ließ. Hermione hatte gesagt, dass sie zusammen mit Pansy, Blaise und Draco zu Abend essen würden. Ein Picknick im Rosengarten. Wenn Pansy Blaise und Draco dazu brachte. Doch irgendwie… hatte er Angst davor. Es war dieser Moment der Erkenntnis, dass er nicht wirklich daran glauben konnte, dass dieses Picknick stattfinden würde, als er zu schreien begann! Völlig besinnungslos. Er riss den Besen hoch, startete einfach nur gen Himmel, seine Augen flackerten wild, seiner Lunge wurde jeglicher Sauerstoff genommen durch die Geschwindigkeit, seine Freunde blickten ihm erschrocken nach und Angelina entglitt ein bewunderndes Pfeifen, als sie sah, was er da tat, dass er einfach immer höher flog. Das würden sie nie tun. Nie. Weil es zu gefährlich war. Nur jemand mit einem Band zum Wind konnte das tun… Katie atmete tief ein. „Er zerbricht daran.“, flüsterte sie zittrig. Angelina, die neben ihr schwebte, nickte. „Das Schweigen tut ihm ganz und gar nicht gut.“ „Und die Freundschaft zu den Slytherins auch nicht.“ Er hatte ihnen nicht erklärt, was er sich dabei dachte, aber sie hatten es akzeptiert. Sie würden ihm vertrauen, das waren ihre Worte gewesen. Das würden Fred und George auch tun, da waren sie sich sicher, denn diese beiden glaubten an ihn wie kein zweiter… Wenn er glaubte, dass sie in Ordnung waren, dann würden sie das akzeptieren, auch wenn sie sie deshalb noch lange nicht mochten. Harry hatte gesagt, er würde sich darüber freuen, dass sie es verstanden. Sie waren sich nicht sicher… Harry tat im nächsten Moment genau das, was er schon einmal gemacht hatte. Er ließ sich fallen. Einfach hinten überkippen. Einfach so. Erschrockene Schreie wurden laut, als alle Teammitglieder nach vorne schossen, jeder bereit den taumelnden Körper aufzufangen, ihn zu retten, da traf sie ein Blick aus vorwurfsvollen, stoischen Augen. Wagt es nicht, war die Warnung in ihnen. Entsetzt stoben sie auseinander, da schoss er an ihnen vorbei. „Harry!“ Er fing sich ab, schwebte für Sekunden einfach in der Luft, seine Füße nur Zentimeter über dem Boden, dann landete er kraftlos. In seiner Hand hielt er den Schnatz, betrachtete ihn mit einem wehmütigen Lächeln, wie er hilflos mit den zarten, goldenen Flügeln schlug. „Du hast es auch nicht leicht, nicht wahr?“, fragte er leise. „Immer bist du am Ende der Verlierer…“ Das Lächeln auf den Lippen war wehmütig und die erschrocken landende Mannschaft traute sich nicht wirklich zu dem Jungen zu gehen, der da vor ihnen auf dem Boden stand. „Warum kann nicht einfach alles so leicht sein, wie dich zu erwischen?“ Nur noch ein Flüstern, das seine Lippen verließ, dann straffte er die Schultern, blickte seine Freunde für Sekunden an, lächelte dann aufmunternd, bevor er den Ball losließ und wieder startete. „Er ist gruselig.“, sagte Katie. „Ganz egal, was ihr sagt, er ist gruselig.“ Alicia nickte nur mit offenem Mund, während Angelina siegessicher grinste. „Er war noch nie besser als jetzt…“ „Wenn das mal auch so bleibt.“, dämpfte Katie ihre Freude. „Wenn die so weiter machen, dann wird er das nicht durchstehen, dann wird auch seine Leistung irgendwann nachlassen.“ Nach dem Training und der kurzen Dusche beeilte sich Harry zum Raum der Wünsche zu kommen. Er hatte es versprochen. Er würde da sein! Er hatte ihm gegenüber noch nie ein Versprechen gebrochen! Nicht, seit sie befreundet waren. Und er musste ihm doch diese Fragen stellen, die seit heute Morgen in seinem Kopf herumspukte, die ihn ganz langsam aber sicher verrückt zu machen drohte. Er musste ihn fragen, was er falsch gemacht hatte! ~*~*~*~ Pansy fasste Draco sofort am Ende der Stunde am Arm. „Was ist passiert?“ „Nicht hier. Wir reden draußen. Ich muss eh mit dir sprechen.“ Draco war erstaunt, wie kalt seine Stimme klang. Konnte er diese Fassade wirklich so leicht aufrechterhalten? War es so einfach? Scheinbar... Pansy zuckte zurück. Ihre Augen weiteten sich und sie begriff, dass irgendetwas wirklich nicht in Ordnung war. Stumm folgte sie Draco hinunter zum See. „Hör zu... Pansy... ich...“ Der Blonde brach ab, blickte über die glitzernde Wasserfläche, ließ die Augen Richtung Quidditchplatz schweifen. Winzige Gestalten flitzten durch die Luft und das Wissen darum, dass eine davon Harry war, löste einen Sturm an Gefühlen aus. Abrupt wandte er sich ab, versuchte den Schmerz in seinen Augen zu verbergen, doch Pansy hatte ihn bereits gesehen. Was war hier los? Das Mädchen zitterte leicht. „Ich habe mich vorhin mit Blaise unterhalten... Er hat mich zum Nachdenken gebracht und ich habe einen Entschluss gefasst. Ich bin nicht gut für euch, Pansy. Das einzige, was ich den Menschen bringe, die mir wichtig sind, ist eine Verletzung nach der anderen. Du leidest, Blaise leidet, Harry leidet. Das will ich nicht.“ „Was...?“ Pansy verstand nicht. Ihre Gedanken rasten, aber irgendwie machten Dracos Worte keinen Sinn. „Ich will diese Scheinbeziehungen beenden. Und ich danke dir für deine Freundschaft in den letzten Jahren.“ Noch immer war seine Stimme ruhig. So ruhig, dass er selbst beinahe glaubte, ruhig zu sein. Die Illusion war nahezu perfekt. „Du... du brichst mit mir? Hast du das auch mit Blaise getan? Ist es das?“, fragte Pansy hysterisch. Ihre Stimme wurde schrill. Draco nickte leicht und blickte zur Seite. Diesen anklagenden Ausdruck in ihren Augen... Er wollte ihn nicht sehen. „Du... Er hat Recht - du bist ein verdammter Idiot!“ Sie schlug die Hand vor den Mund und konnte nicht verhindern, dass sie nun weinte. „Pansy...“ Draco blickte sie an, machte Anstalten auf sie zuzugehen, doch sie wich zurück. „Verschwinde, Draco! Verschwinde!“ Ihre Stimme überschlug sich. Stumm wandte er sich ab. Mit hochgezogenen Schultern ging er davon, bemühte sich, Sicherheit und Entschlossenheit auszustrahlen, doch er konnte es nicht. Hinter ihm fiel Pansy auf die Knie und weinte hemmungslos. Ihre Schluchzer gruben sich in sein Herz, rissen daran und doch brachten sie ihn nicht dazu, umzukehren. Mühsam hielt er seine stoische Miene aufrecht. Seine Schritte führten ihn zum Schloss. Dort würde in wenigen Stunden, vielleicht auch noch viel eher, die Nachricht die Runde machen, dass Draco Malfoy und Pansy Parkinson Schluss gemacht hatten. Sein Vater würde durchdrehen. Und es war ihm scheißegal. Draco hielt direkt auf den Raum der Wünsche zu. In ihrem Lernraum warf er seine Tasche auf den Tisch, den Umhang hinterher und ließ sich dann auf der Fensterbank nieder. Den Kopf an die kühle Glasscheibe gelehnt wartete er. ~*~*~*~ Er war da. Harry wusste, er hätte vielleicht Erleichterung verspüren sollen, weil sich jetzt alles änderte, aber er tat es nicht. Die Unruhe war da. Nach wie vor. Und er wusste auch, dass sie nicht gehen würde. „Draco?“ Er holte tief Luft, als er seine Tasche zu Boden gleiten ließ. Ein paar Schritte machte er in den Raum, bevor seine Kraft versagte. Keinen Schritt konnte er noch machen. „Willst… willst du mir nicht sagen, wa… was los ist?“ Seine Stimme zitterte. Irgendwo in dieser Atmosphäre war etwas, das er nicht fassen konnte. Ablehnung, Trauer, Wut, Unsicherheit… oder so etwas. Oder waren das die Gefühle, die ihn heimsuchten? Waren es seine Gefühle? ~*~*~*~ Der blonde Slytherin wandte den Kopf, als Harry hereinkam. Seine Augen folgten dem Gryffindor bei jeder seiner Bewegungen. Er konnte nahezu vorhersehen, wie sich der Schwarzhaarige bewegen würde. Kannte er ihn wirklich schon so gut? War er ihm so vertraut? Für einen winzigen Augenblick schloss er die Augen, lauschte Harrys Frage und blickte ihn dann wieder an. Es war so schwer, ihm in die Augen zu sehen. Tausendmal schwerer als bei Blaise und Pansy... „Ich... habe nachgedacht“, begann er langsam. „Du hattest gestern Recht. Ich bin grausam. Gerade zu den Menschen, die mir nahe stehen... Und deswegen... habe ich eine Entscheidung getroffen.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihm entgegen. Die Tonlage war gar nicht beruhigend. Und die reservierte Kühle in dem so vertrauten Gesicht ebenfalls nicht. Er fühlte sich unangenehm zurückversetzt, in eine Zeit, in der sie sich gehasst hatten. In der sie einander nicht näher standen als zwei Fremde, die sich nicht riechen konnten… „Wann hab ich gesagt, dass du grausam bist?“, gab er zurück. Noch immer war seine Stimme zittrig, vermittelte seine Angst, die er nicht einzudämmen vermochte. „Und… was meinst du mit Entscheidung?“ ~*~*~*~ „Gestern... Du hast es gestern gesagt. Als ich dir sagte, dass Blaise eifersüchtig auf dich ist... Es hat mich nicht mehr losgelassen, weißt du.“ Draco lächelte schmerzlich. „Und ich möchte niemandem mehr weh tun. Vor allem nicht den Menschen, die mir wichtig sind...“ Er stockte. „Ich habe... Blaise und Pansy bereits die Freundschaft aufgekündigt. Und bei dir...“ Die Maske fiel. Er kämpfte dagegen an, doch er konnte nichts tun, um es aufzuhalten. Schuld, Angst, Entschlossenheit, Schmerz, Traurigkeit spiegelten sich in seinen Augen, auf seinem gesamten Gesicht. Seine Stimme wurde rau und brüchig, als er sich dazu zwang, weiterzusprechen. „Du bist mir von ihnen am wichtigsten und dich möchte ich am allerwenigstens verletzen. Doch das werde ich tun. Wieder und wieder und wieder. Ich werde alle deine Grenzen missachten, so wie gestern Morgen, immer wieder. Auch dir gegenüber werde ich immer wieder... grausam sein. Und das... will ich nicht. Ich will dir keinen Schmerz zufügen, Harry...“ ~*~*~*~ „Warum tust du es dann?“ Seine Stimme war gebrochen, wollte nicht aus ihm heraus. Seine Kehle war wie zugeschnürt und Harry gab keinen Ton von sich. Nur ein leises Krächzen. Er wusste, was er sagen wollte. Was er sagen würde, wenn er ihn ließ. Aber… er konnte es nicht bereifen. Wie… hatte er diese Worte ernst nehmen können? Es war… doch nur so dahingesagt. Nicht ernst gemeint. Nur… Spinnerei. Tränen brannten hinter seinen Lidern, aber er drängte sie zurück. „Warum willst du das machen?“ Noch immer war seine Stimme bockig, so bewegten sich nur die Lippen in stummer Anklage. ~*~*~*~ „Ich...“ Draco brach ab, starrte vor sich hin. Wie konnte es so wehtun? So unglaublich wehtun? „Es ist die einzige Möglichkeit, die ich sehe...“ Er fühlte sich hilflos. Vollkommen hilflos. ~*~*~*~ Harry war noch immer sprachlos. Er wollte… fliehen? Weil er… Seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Das kannst du nicht machen!“, schrie er. Plötzlich war seine Stimme fest. Sehr fest. Obwohl er innerlich noch immer zitterte. „Es ist mir egal, ob du mich verletzt! Das tu ich auch! Ständig! Dich, mich, Hermione oder Ron, Tonks, Blaise und Pansy! Völlig egal! Immer! Immerzu! Was erwartest du von dieser Welt? Dass sie immer heile ist? Dass sie so ist, wie ich sie mir wünsche? Dass alles in einem hellen Licht erstrahlt und Schmerz und Leid auslöscht? Das kann nicht dein Ernst sein! Was hat dein Hirn schon wieder ausgearbeitet?“ Er keuchte auf, seine Augen waren schmal, seine Augenbrauen tief in die Stirn gezogen. Er war sauer. „Du willst nicht mehr verletzten? Du tust es gerade! Und wie! Du willst mich wegwerfen! Weil du Angst hast! Weil du fliehen willst! Du willst Blaise und Pansy wegwerfen, obwohl sie sich so um dich bemühen! Du… Draco Malfoy, denkst du überhaupt nach, was du da sagst? Denkst du darüber nach?“ Wieder holte er einmal tief Luft. „DENKST DU ÜBERHAUPT DARÜBER NACH, WAS DU MIR, DIR ODER DEN ANDEREN DAMIT ANTUST?“ Er bebte am ganzen Körper. ~*~*~*~ Draco zuckte unter Harrys Worten zusammen. Immer wieder schlug er die Augen nieder, um den anderen dann erneut anzusehen. Er spürte, wie seine Entschlossenheit dahinbröckelte. War es so einfach? Hatte er denn gar keine Willensstärke mehr? War da kein Stolz mehr, der ihn den eingeschlagenen Weg weitergehen ließ? „Soll ich dann so weitermachen? Willst du das wirklich?“, fragte er leise. In seinen eigenen Ohren klingelte nahezu der Gegensatz an Lautstärke. Er hörte sich selbst kaum. „Ist nicht ein Ende mit Schrecken besser als der Schrecken ohne Ende?“ Er stand langsam auf und blickte Harry fragend, nahezu hilfesuchend an. ~*~*~*~ „Nein, ist es nicht!“, knurrte Harry. Dracos Blick hatte seine Wut abebben lassen, wenn sie auch noch nicht ganz verschwunden war. „Ich hab mich nie beschwert, oder? Blaise hat sich nicht beschwert! Pansy nicht! Es ist okay! Es ist okay, weil du einem etwas zurückgibst, was man… was ich benötige, um das hier alles zu überstehen! Verstehst du das denn nicht? Warum sollte ich mich mit dir anfreunden, wenn es nur Schmerz wäre, den du mir gibst? Wäre dann eine Freundschaft mit Voldemort nicht einfacher?“ Er lachte trocken. „Draco!“ Beschwörend blickte er ihn an. „Ich kann alles ertragen! Alles! Nur nicht, dass du gehst! Ich könnte es nicht ertragen, wenn du jetzt durch diese Tür da gehst, weil du alles, was wir aufgebaut haben, aus Angst aufgibst!“ Er lächelte leicht, unsicher. „Und wenn diese Angst darin besteht, dass du mir wehtust… Es ist mir egal, hörst du? Ganz und gar egal!“ ~*~*~*~ Draco schloss die Augen. Warum machte er es ihm nur so schwer, so unendlich schwer? Ich kann alles ertragen! Alles! Nur nicht, dass du gehst! Die Worte schnitten ein, brannten sich tief in ihn, rissen jegliche Gedanken nieder und ließen nichts mehr von seinem Entschluss übrig. Sein Widerstand brach. Er blickte Harry an und taumelte diesem mehr die restlichen Schritte entgegen, als er ging, umarmte den Gryffindor schweigend. Selbst diesem unheimlichem Drang, ihn zu spüren, gab er nach. Selbst diesem... Sein Körper zitterte, als er sich an den anderen schmiegte. „Du lässt mich deinetwegen nicht gehen, nicht wahr?“, fragte er heiser. ~*~*~*~ Zitternd und zaghaft hob Harry die Hände und legte sie um Dracos Rücken. Er drückte seine Stirn in die Halskuhle, atmete zitternd aus, als ein kleiner Teil der Angst aus ihm wich. Ein Teil, der Rest… Er brannte noch immer in ihm, ließ erneut ein Zittern durch seinen Körper fahren. „Nein…“ Er holte bebend Luft. „Ich… will dich nicht verlieren!“ ~*~*~*~ Stumm zog Draco den anderen noch näher an sich, vergrub das Gesicht in dessen Haaren. Konnte er das hier wirklich jemals aufgeben? War er nicht viel zu egoistisch, sodass er ihn für immer für sich behalten wollte? Ungeachtet der Tatsache, dass er ihn verletzen würde? Ungeachtet der Tatsache, dass er Harry nicht die Liebe zurückgeben konnte, die dieser für ihn empfand? Ungeachtet allem? Sein Herz schlug noch immer schnell, doch sein Zittern ließ langsam nach. „Ich dich auch nicht... Ich dich auch nicht...“, raunte er leise, wusste nicht, ob seine Worte Harry überhaupt erreichten. „Niemals...“ ~*~*~*~ Harrys Lippen verzogen sich zu einem erleichterten Lächeln, als das Zittern plötzlich verebbte. Die Angst… Sie verschwand. Wurde tief in eine Ecke seines Bewusstseins gezwängt. Erleichterung durchflutete ihn, erfüllte ihn, flutete durch seine Adern. „Warum sagst du dann so was?“, flüsterte er, begann seine Finger durch Dracos Haare streichen zu lassen. Leise lachte er. Manchmal… manchmal war Draco so richtig morbide. Betrieb er hier Selbstzerfleischung… Das war so typisch, wenn er es mal genau betrachtete. Draco tat so oft Dinge, die ihm nicht gut taten. ~*~*~*~ So langsam fand Draco sein inneres Gleichgewicht wieder. „Weil ich ein Idiot bin... Schätze ich...“ Er lachte heiser. „Blaise hat Recht...“ Der Slytherin schloss die Augen, genoss das Gefühl von Harrys Hand in seinem Haar. Ihm kamen wieder Blaises Worte in den Sinn. Du findest ihn anziehend. Ja, verdammt. Das tat er. Es verwirrte ihn und doch gab er jedes Mal nach. Willig, nein, vielmehr willenlos. „Du machst süchtig...“ Er wusste nicht, warum er es sagte. Aber es war so. Genauso. Dieser Junge machte ihn süchtig... Vollkommen. ~*~*~*~ Harry lachte. Diesmal echt und aus tiefstem Herzen. „Das sagt der Richtige.“, gab er grinsend zurück, dann drückte er sich ein bisschen zurück, um ihn ansehen zu können. Es war ein berauschendes Gefühl, dass er ihn mit seiner Magie auf eine Stufe stellte… denn die, so hatte er gesagt, machte ihn ja auch süchtig. Dann wurde er wieder ernst. „Und was wird jetzt mit Blaise und Pansy?“, fragte er leise. Wenn er an die Gefühle dachte, die allein die Befürchtung in ihm ausgelöst hatte… wenn er an Blaises Abgang in Verwandlungen dachte… „Wirst du… dich entschuldigen?“ ~*~*~*~ „Hm...“ Nur widerwillig ließ Draco zu, dass sich Harry von ihm entfernte. Er wollte das nicht... Und er wollte ihm auch gerade nicht in die Augen sehen. Er wusste nicht, was er von diesem Chaos in seinem Inneren, in dem er seltsamerweise Frieden fand, nach außen drang. Er wollte keine falschen Hoffnungen wecken. Mit einem leisen Seufzer öffnete er die Augen, blickte Harry an und hatte augenblicklich das Gefühl, in einem grünen See zu versinken. „Wenn die beiden mit mir reden wollen...“ Er lächelte schief, konnte sich von diesem Anblick einfach nicht lösen, obwohl er eigentlich beiseite sehen wollte. „Ich habe sie... beide sehr verletzt. Vielleicht zu sehr... Aber sie haben es hingenommen. Sie nehmen es immer hin...“ Er hob die Hand, strich vorsichtig über Harrys Kinn. „Du nicht...“ ~*~*~*~ Harry grinste, dann wurde seine Miene deutlich gespielt finster. „Wäre ja auch noch schöner!“, murrte er, dann wuschelte er ihm durch die Haare. „Mach dir keine Sorgen. Sie reden schon noch mit dir! Sie reden ja sogar mit mir!“ Er lachte, schmiegte sich weich gegen die streichelnde Hand. „Oder erzählst du mir jetzt, dass du davon nichts mitbekommen hast, dass alle Welt nur noch davon spricht, dass Blaise, Pansy, die Streberin und der verwerfliche Held Freundschaft geschlossen haben?“ ~*~*~*~ Mit einem Lächeln sah Draco, wie sich Harry seiner Hand entgegenlehnte. Wie eine Katze... Dann sickerte der Inhalt der Worte in seinen Verstand und für einen winzigen Augenblick hörte er mit dem Streicheln auf. „Bitte? Davon habe ich nichts mitbekommen...“ Der Blonde schüttelte den Kopf und nahm die Liebkosung wieder auf. „Ich war wohl viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt...“ Minimal. Du hast ja nur den halben Tag draußen gehockt und Löcher in die Luft gestarrt... „Erzähl es mir bitte etwas umfassender.“ ~*~*~*~ Harry blickte überlegend hinauf an die Decke. „Also… wenn ich ehrlich bin… Ich weiß gar nicht, wie das gekommen ist. Pansy und Hermione waren plötzlich so eng vertraut, dass ich einfach dazu gegangen bin…“ Er grinste böse. „Du hättest mal die Blicke der Schüler sehen sollen. War nichts mit ignorieren. Und Snape erst. Also von diesem Gesicht hätte ich zu gerne ein Foto gehabt...“ Er nahm Dracos Hand und zog ihn leicht mit sich. „Nach dem Unterricht kam dann Blaise und hat gefragt, was mit dir ist…“ Kurz zögerte er, als ihm einfiel, dass er ihm da eine falsche Information gegeben hatte, weil Draco zu diesem Zeitpunkt ja gar nicht auf der Krankenstation gewesen war, aber es war egal jetzt. „Und danach haben wir uns sehr gut verstanden. Leider haben wir jetzt komplett Gryffindor und Slytherin gegen uns…“ Er hielt inne. „Wenn du also nicht auch in so ein Kreuzfeuer geraten willst… von wegen deinem Vater und so…“ Er verstummte. Die Frage hing in der Luft, ungefragt, und seine grünen Augen warteten still auf eine Entscheidung. Sicherheit oder Freiheit? Was würde Draco wählen? ~*~*~*~ Draco ließ sich nahezu willenlos von dem Schwarzhaarigen mitziehen. Seine Hand wanderte über Harrys Wange, strich sanft über die weiche Haut. Keine Aussicht, jemals davon genug zu bekommen... „Wow...“ Draco pfiff leise durch die Zähne, zwang sich zu einer Konzentration auf die Worte des Gryffindors. „Nun, dann wird mein Vater noch etwas haben, worüber er sich aufregen kann...“ Er hielt kurz inne. „Ich habe vorhin diese... Scheinbeziehung mit Pansy beendet.“ Seine Augen wanderten ins Leere, in seinen Gedanken lief noch einmal die Szene mit ihr ab. Ihr hatte er wirklich wehgetan... ~*~*~*~ Betroffen sah Harry ihn an. Ganz beendet? Oh weh. Aber die Antwort gefiel ihm. Draco würde das Spiel mitmachen. Er würde sich mit ihnen von allen absondern. Mit… ihm! Ein kurzer Ruck an seinem Arm und er zog Draco wieder in eine Umarmung. „Danke…“, flüsterte er. „…dass du nicht fliehst!“ ~*~*~*~ „Ich laufe nicht weg. Niemals wieder. Vor nichts und niemandem.“, gab Draco zur Antwort und strich Harry durch das wirre Haar. Er beugte sich vor und hauchte einen leichten Kuss auf den schwarzen Haarschopf. Eine dumme Idee. Er wusste es. Und doch konnte er einfach nicht anders. „Und jetzt, mein Lieber...“, forderte er, während er einen halben Schritt zurücktrat und Harry auf die Brust stupste. „Verrätst du mir, warum du mich zur Tür ziehst. Wo willst du so unbedingt hin?“ ~*~*~*~ Harry erschauerte leicht und fühlte im nächsten Moment, wie ihm die Wärme abhanden kam. Leichte Enttäuschung machte sich breit, bis er sich der Frage gegenübersah, etwas perplex auf den Finger an seiner Brust hinuntersah. „Zum Picknick.“, sagte er verwirrt. „Hat dir Pansy…“ Er verstummte. Natürlich hatte sie nicht. Nach der Abfuhr… Kurz wurde er unsicher. Ob überhaupt jemand da war? Andererseits… Hermione wartete und sie wusste doch von nichts, oder? ~*~*~*~ „Die Chance hatte sie nicht...“ Draco biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. „Und danach hatte sie kaum noch das Bedürfnis, mit mir zu reden...“ Einen kurzen Augenblick lang wurde der Ausdruck in seinen Augen leer, dann fing er sich wieder. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Immerhin tat es ihm deutlich leid. War doch schon mal ein guter Anfang. „Na los, lass uns gehen!“, sagte er und nahm wieder seine Hand, zog daran. „Dann kannst du dich gleich entschuldigen und alles wird wieder gut.“ ~*~*~*~ „Ich wage zu bezweifeln, dass Pansy - oder Blaise - mit mir reden will, du Optimist...“ Draco schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf und ließ sich mitziehen. Am Tisch griff er noch nach Tasche und Umhang, ließ aber Harrys Hand nicht los. Schalk blitzte in seinen Augen auf. Sollte dieser doch einhändig zurechtkommen... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige verdrehte sich ein bisschen, um an seine Tasche zu kommen, bevor er mit dem Ellbogen die Tür aufmachte. Er dachte nicht im Traum daran, Dracos Hand jetzt loszulassen. Er war gerade viel zu glücklich, viel zu erleichtert, dass er ihn noch hatte herumreißen können. Schnell zog er ihn aus dem Raum und warf dann die Tür zu, die im nächsten Moment auch schon verschwand. Faszinierend… hätte er die Muße gehabt, darüber nachzudenken. Aber das war so nebensächlich jetzt. Es war Abendbrotzeit, die meisten Schüler waren in der Großen Halle oder auf dem Weg dorthin. Letztere, die obendrein noch das Pech hatten, ihnen zu begegnen, ließen sie blass und mit unterschiedlichen Gefühlen und Blicken zurück. Angst, weil zwei der am gefürchtetsten Schüler ganz offensichtlich plötzlich miteinander befreundet waren, obwohl doch bisher die Chance bestanden hatte, dass sie sich gegenseitig die Köpfe einschlugen und sie verschonten. Verwirrung, weil sie eben eigentlich hätten Feinde sein sollen. Abscheu, weil sie Händchen hielten. Doch keiner wagte es zu lachen, dazu waren der Respekt und die Angst zu groß. Und Harry war es eh egal. Was kümmerten ihn diese Holzköpfe? Sollten sie doch reden, bis sie daran erstickten, dass sich ihre Zungen zu schnell bewegten. Davon ließ er sich nicht beeindrucken. ~*~*~*~ Draco lachte leise, weil Harry sich wirklich partout weigerte, seine Hand loszulassen. Aber von ihm aus... gerne. Wirklich gerne. Das, was von seinem Ruf übrig war, war eh schon ruiniert. Und damit hatte Daddy Malfoy dann noch etwas mehr, worüber er sich aufregen konnte. Draco zweifelte nämlich keine Sekunde daran, dass Lucius Malfoy auch diesen Umstand hier erfahren würde. Anstatt in die Große Halle abzubiegen, gingen sie weiter nach draußen. Harry zog ihn zielstrebig mit sich und Draco musste mit Verblüffung feststellen, dass er ihm vollkommen willig, beinahe schon so etwas wie hörig, folgte. Der Rosengarten war überwältigend. Einen winzigen Augenblick lang ging Draco langsamer und ließ den Anblick der blühenden Pflanzen auf sich wirken. Die Luft war mit ihrem Duft gesättigt. Magie und Natur waren wirklich etwas Wunderbares. ~*~*~*~ Harry nahm die Blüten nur am Rande wahr. Seine Augen hatten beim Betreten des Gartens etwas erspäht, was ihn diese Pracht einfach übersehen ließ. Seine Sorge, Hermione und die zwei anderen wären nicht da, war unbegründet gewesen. Er konnte sie auf einer Bank in der Abendsonne sitzen sehen. Zumindest Hermione und Blaise. Pansy… konnte er nicht sehen. Aber vielleicht kam sie ja noch. „Mione!“, winkte er und sie sah auf. Blaise neben ihr auch. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ All I'm saying is don't give up, when you're getting so close. All I'm saying is don't give up, it's the right way you chose. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Harry is resolut geworn… *grins* Un Dray is immer noch bescheuert… aber wenigstens einsichtig. *demblondlingdiezungerausstreck* abranka: *lach* *dracoinschutznehm* Er ist nicht bescheuert... Immerhin ist er so klug und gibt Harry nach. ^.^ Und das ist doch ein Gegenbeweis, oder? Shirokko: *skeptischist* Für den Moment vielleicht… Okay, Leute, ich denke, es wird wieder einmal Zeit für unsere Benutungsumfrage… ^^ Seid ihr bereit? Kennt ihr die Regeln noch? Wenn nicht: hier sind sie noch mal! Also, jeder der sechs Charaktere (Harry, Draco, Hermione, Pansy, Ron und Blaise) soll von euch eine Beliebtheitsnote (von 1 bis 6 bekommen, wobei 1 am beliebtesten ist…) bekommen. Es können auch zwei die gleiche Note bekommen. Die zu benotenden Charaktere sind: Harry: Draco: Hermione: Pansy: Ron: Blaise: Wir hoffen, wie immer, auf rege Beteiligung! Picknick -------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 38: Picknick Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jackson Browne - Enough of the Night Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 38: Picknick Draco wurde durch Harrys Ausruf gezwungen, seine Aufmerksamkeit in die Richtung zu lenken, wohin sie nun liefen. Hermione und Blaise saßen auf einer Bank. Blaise… Der schwarzhaarige Slytherin funkelte Draco sichtlich wütend an. Der Ausdruck in seinen Augen wurde jedoch undeutbar, als sein Blick auf die noch immer verschlungenen Hände der beiden Jungen fiel. „Setzt du dich jetzt schweigend daneben und ignorierst mich oder darf ich mit der Ehre deiner Aufmerksamkeit bedacht werden?“, fauchte Blaise los, als die beiden die Bank erreicht hatten. „Blaise, ich...“ „Was kommt jetzt? Ausflüchte? Ausflüchte, weil du konsequent genug bist, deine bescheuerten Ideen bei mir und Pansy durchzuziehen, aber bei Harry nicht?“ Anklage stand in den dunklen Augen, insbesondere, weil Harry schließlich der Anlass und Auslöser für diesen Gedanken Dracos gewesen war. Er hatte den Eindruck, ein weiteres Puzzleteil in der Hand zu halten, einen weiteren Hinweis und eine weitere Bestätigung für seinen Verdacht. ~*~*~*~ Harry blickte den anderen an. Eifersucht!, schoss es ihm durch den Kopf, doch er schwieg. Blaise hatte ihm gesagt, dass er egoistisch sein durfte. Das hier war Dracos Pflaster. Nur wenn es gar nicht anders ging, dann würde er vielleicht eingreifen. Er blickte auf Hermione, die ihn anlächelte und ihm ein winziges Zeichen machte, dass sie stolz auf ihn war. Sie deutete auf die Bank neben sich und auf den Beutel, der darauf lag. Brötchen waren darin. Genug, dass auch Pansy davon satt werden könnte, wäre sie da. Schweigend lächelte er sie an, dann setzte er sich, aber er ließ Draco nicht los. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass, wenn er das tun würde, er wieder weglaufen würde. Das wollte er nicht. Er wollte, dass Draco und Blaise sich versöhnten. Dann noch Pansy… und zum Schluss Ron. Dann wäre alles wieder gut. Das wünschte er sich. ~*~*~*~ „Blaise... Es tut mir Leid, okay? Ich war...“, brachte Draco unterdessen mühsam hervor. Es war schwer. Schon grundsätzlich war es schwer, doch so... mit... Publikum noch mehr. „Es tut dir Leid.“ Blaise verschränkte die Arme vor der Brust, warf einen fragenden Blick auf die noch immer verschränkten Hände der beiden anderen Jungen. „Wie kommst du auf einmal zu deinem Sinneswandel?“ Draco schwieg. Es war schwer zu erklären. Blaise alleine hätte er es erklärt, aber nicht vor Hermione. Und auch nicht... vor Harry. Er sollte es nicht wissen. Er sollte nicht wissen, dass er um seine Gefühle wusste. Und irgendwie... waren genau diese ja der Auslöser für seine Reaktion gewesen. „Was denn? Keine schlauen Worte? Ist das alles? Hast du eigentlich eine Ahnung, wie sehr du uns verletzt hast? Du redest davon, niemandem mehr wehtun zu wollen und reißt einem dafür fast das Herz raus? Du bist bescheuert, Draco Malfoy!“ Blaise brodelte noch immer vor Wut und entsprechend sah er es gerade überhaupt nicht ein, es seinem Freund leicht zu machen. Mit Sicherheit nicht. ~*~*~*~ Harry blickte von seinem Brötchen auf. „Das hab ich ihm auch schon gesagt, Blaise. Glaub mir, ich hab ihm den Kopf gewaschen!“, sagte er mit vollem Mund. Dann grinste er, schluckte, und biss erneut von dem Wurstbrötchen ab. Es war lecker. Und er hatte einen Hunger, dass er drei davon hätte essen können. Hermione unterdrückte ein kleines Lachen bei den Worten. Ja. Nachdem Blaise ihr erzählt hatte, was genau mit Pansy war und was Draco sicherlich auch mit Harry vorhatte, da hatte sie sich Sorgen gemacht. Dass er es nicht durchstand, dass er daran zerbrach… und dann hatte sie sich daran erinnert, wie er einmal Ron angefahren hatte, als dieser sich mal wieder überflüssig vorgekommen war und sich hatte zurückziehen wollen. Irgendwo in sich hatte sie gewusst… nein, gehofft, dass er es schaffen würde, den blonden Slytherin wieder zur Vernunft zu bringen. Aber bei Draco war sie sich nicht halb so sicher gewesen, wie er reagieren würde, wie bei Ron. Dass er ihn wirklich zusammengestaucht hatte, gefiel ihr. Allein die Vorstellung. Sie wäre zu gern dabei gewesen. …Na ja, oder auch nicht… ~*~*~*~ „Das trifft es recht genau.“, ergänzte Draco trocken und schenkte Blaise ein schiefes Lächeln. „Es tut mir wirklich Leid. Ich war dumm, habe mich verrannt und mal wieder alle Beteiligten verletzt.“ Er senkte den Blick. Blaise seufzte leise. „Du weißt, wenn du so schaust...“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und gab seine abweisende Körperhaltung auf. Er stand auf und umarmte den Blonden, klemmte dabei Harrys und Dracos Hand ein. „Idiot. Mach so etwas nie wieder, klar?“ Draco lehnte sich in die Umarmung, schloss die Augen und lehnte die Wange auf Blaises Schulter. „Versprochen.“ Er bemühte sich um ein Lächeln, brachte das aber einfach nicht zustande. „Geht doch...“ Blaise strich ihm über den Rücken und ließ den Blonden dann los. „Oh, sag bloß, Draco, du bist ja rot geworden...“ Er grinste breit. Draco zog eine Schnute, sagte aber nichts. Blaise hatte ja Recht... Er konnte die Hitze in seine Wangen nur zu deutlich spüren. ~*~*~*~ Harry begann zu kichern. Nicht weil es irgendwie besonders komisch gewesen war, nein, er war in einer Stimmung, in der ihn fast alles zum Kichern brachte, da änderte auch der kurze, schnell verdrängte Stich der Eifersucht nichts. Die beiden waren Freunde, da war Nähe normal. Und er musste sich ja nun wirklich keine Sorgen machen nachdem am heutigen Tag soviel passiert war. Und Hermione verpasste ihm für dieses Kichern eine Kopfnuss, ganz sanft, weil sie sich das Schmunzeln auch nicht verkneifen konnte und Angst hatte, dass er sie ansteckte. Draco mit Schnute. Ein Bild für die Götter! „Setzt euch endlich wieder.“, sagte sie schließlich, einfach um irgendetwas zu sagen. „Ich will die Brötchen nicht umsonst geschmiert haben!“ Harry nickte zustimmend. Essen war gut. Draco war nicht beim Mittagessen gewesen und Blaise auch nicht. Also war das wirklich eine notwendige Idee. ~*~*~*~ „Sie hat Recht.“ Blaises Grinsen wurde noch ein wenig breiter. „Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“ Er piekste Draco in den Bauch. Dieser verzog das Gesicht. „Gestern oder vorgestern... Ich bin mir da nicht so wirklich sicher...“ Er zuckte mit den Schultern, sagte damit deutlich, dass ihm anderes wichtiger gewesen war. Blaise schüttelte den Kopf. „Du richtest dich noch irgendwann mal selbst zugrunde...“ Draco antwortete nicht. Sanft machte er seine Hand frei und nahm von Hermione ein Brötchen an. Dann ließ er sich vor Harry auf dem Boden nieder und missbrauchte dessen Beine als Rückenlehne. Mittlerweile fühlte er sich sogar wieder in der Lage, etwas zu essen. Gestern hatte er genauso wie heute keinen Appetit verspürt. Dumm, wenn psychischer Stress auf den Magen schlug. Er seufzte leise, biss von dem Brötchen ab und ließ den Garten auf sich wirken. Blaise musterte ihn und konnte nicht verhindern, dass er erneut den Kopf schüttelte. Und das war der gleiche Mensch wie heute Mittag. Vollkommen entspannt und ruhig, kein Vergleich zu diesem verwirrten Häufchen Elend und dem kaltschnäuzigen Mistkerl vorhin... ~*~*~*~ Sie saßen ziemlich lange schweigend auf dieser Bank. Und irgendwie verspürte keiner wirklich das Bedürfnis zu reden. Sie hingen ihren Gedanken nach… oder in Harrys Fall eher der Gedankenleere. Er fühlte sich müde, schwerfällig, ähnlich heute Morgen, nur nicht so unsicher. Hermione dagegen machte sich Sorgen um Pansy, die nicht kam. Sie kannte ja den Grund. Sie konnte es verstehen. Aber sie wünschte sich doch, dass sie kommen würde. Damit sich Draco auch bei ihr entschuldigen konnte und sie sich wieder besser fühlte… Was wohl nicht so wirklich sein würde… Und dann fiel ihr etwas ein. Der Grund, warum sie heute Nachmittag nicht bei Harrys Training anwesend gewesen war und warum sie deshalb auch keine Zeit für Pansy gehabt hatte, als sie sie hätte brauchen können… „Harry, ich hab diesen Zauber gefunden, den du haben wolltest.“, sagte sie ruhig, schielte zur Seite den vor sich hin dämmernden Jungen an. Dieser blickte auf und zu ihr hin. „Hm?“ „Schlaf nicht. Den Warnzauber… Aufspür… Was auch immer.“ Sofort war er wieder wacher. „Kannst du den auf mich auch zaubern?“, fragte er und sie zuckte mit den Schultern. „Klar.“, sagte sie. „Er ist nicht so schwer, dass ich Probleme damit hätte.“ „Dann los!“ Das Mädchen blickte kritisch zu Draco hinunter. „Willst du das denn auch?“, fragte sie unsicher. Irgendwie bezweifelte sie, dass Harry Draco schon davon erzählt hatte. Das hatte er in der Aufregung sicherlich vergessen. ~*~*~*~ Draco war nur halb geistig anwesend. Nachdem er etwas gegessen und getrunken hatte, fühlte er sich jetzt erstaunlich zufrieden. Natürlich war da immer noch das dumpfe Gefühl, dass er Pansy Unrecht getan und sie zu Unrecht verletzt hatte, aber das würde er noch in Angriff nehmen... Nur mit einem halben Ohr lauschte er dem Gespräch hinter sich. „Hm? Was für ein Zauber?“ Er wandte den Kopf und blinzelte die Gryffindorschülerin an. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, worum es ging. ~*~*~*~ Harry seufzte und hob abwehrend die Hände, als Hermione ihn anblitzte. „Es geht darum, dass wir… ich verhindern will, dass du deinem Vater in die Arme läufst… Nachdem… jetzt offiziell ist, dass du mit ihm gebrochen hast, wäre das sicherlich nicht sehr angenehm.“ Er lächelte schief. Seine Freundin hatte ja Recht, er war wieder mal übers Ziel hinausgeschossen. Hermione übernahm. „Ich habe einen Zauber gefunden, der dich warnt, wenn er dir auf einen Kilometer nahe kommt. Du wüsstest, woher er kommt und wo er ist. Leider nicht, was er tut oder ob jemand bei ihm ist. Aber das brauchst du ja auch nicht, oder? Schließlich geht es ganz allein darum, dass du ihn nicht mehr siehst, dass du ihm aus dem Weg gehen kannst.“ Sie sah ihn erwartungsvoll an. Harry ebenfalls. ~*~*~*~ Draco ließ sich Harrys und Hermiones Worte in Ruhe durch den Kopf gehen. Kurz blitzte der Gedanke auf, dass dieses Mädchen wirklich schlau war. Natürlich war es praktisch zu wissen, wenn sein Vater mal wieder auf die Idee kam, ihn heimzusuchen und so wie ihm sein Gefühl das sagte, würde das wahrscheinlich sehr bald passieren. „Okay... Der Zauber klingt sehr nützlich...“ Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Zumindest würde er nicht unvorbereitet in etwaige Auseinandersetzungen gehen. „Was jetzt aber nicht heißt, dass ich weglaufen werde.“ Er warf Harry einen strafenden Blick zu. „Ich dachte, ich hätte mich vorhin klar genug ausgedrückt: Ich werde nie wieder weglaufen. Und vor Lucius Malfoy schon gar nicht.“ Seine grauen Augen bekamen kurz einen Anschein von Stahl. Blaises Blick wanderte zwischen den Gryffindors und Draco hin und her. Es war wirklich niedlich, wie sich Harry Gedanken um den Blonden machte und wie sehr Hermione ihnen beistand. Dennoch wurde seine Miene sorgenvoller. Lucius Malfoy herauszufordern war wahrscheinlich mit eine von Dracos dümmsten Ideen. Davon abbringen würde er sich allerdings niemals lassen. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Blick. Kalt waren die Augen, aber er konnte sagen, dass diese Kälte nichts mit ihm zu tun hatte. Sie richtete sich gegen etwas anderes. Nie wieder weglaufen… Dann wurde sein Ausdruck trotzig. „Dann komm ich mit!“, gab er zurück und bekam von Hermione eine Kopfnuss, die sich diesmal gewaschen hatte. „Willst du sterben?“, fragte sie empört. „Ich will nicht, dass er stirbt!“, erwiderte Harry böse und funkelte sie an. Und er hatte es geschafft, ihr die Sprache zu verschlagen. ~*~*~*~ „Du wirst mit Sicherheit nicht mitkommen!“, fuhr Draco dazwischen. „Wie oft soll ich dir gegenüber denn noch wiederholen, dass mein Vater meine Sache ist? Ich dachte, das hätten wir endgültig geklärt!“ Jetzt funkelte er Harry an. „Abgesehen davon ist noch nicht einmal Lucius Malfoy arrogant und großkotzig genug, mir hier in Hogwarts irgendetwas zu tun. Klar?“ Blaise schwieg. Es war bemerkenswert, wie ruhig der Blonde noch immer angesichts dieses heiklen Themas war. Normalerweise... war er jetzt nicht mehr ansprechbar. Ein schiefes Lächeln huschte über die Lippen des schwarzhaarigen Slytherins. Das war Harry. Harrys Einfluss. ~*~*~*~ „Nicht klar!“, schnappte Harry zurück. „Der Kerl ist doch zu allem fähig! Überlegst du eigentlich wirklich nie, wenn du sprichst? Er hat es einmal getan, weil man es von ihm verlangt hat! Was, wenn diese lebende Leiche es wieder verlangt? Du kennst ihn nicht! Du kennst Voldemort nicht! Und er kennt keine Skrupel! Nie! Bei niemandem!“ Seine Stimme wurde ruhiger, auch wenn er sich sehr zusammenreißen musste. Es war nicht gut, wenn er die Fassung verlor. Draco hatte ihm die Sache mit seinem Vater im Vertrauen erzählt und er würde es nicht weiter sagen. Nicht, wenn er das verhindern konnte. Und er hoffte wirklich, dass die Anspielung reichen würde. Er hatte wirklich Angst um ihn. Und Malfoy Senior… dem traute er wirklich alles zu! Alles! ~*~*~*~ „Harry... Nein. Falls du dich erinnerst: Ich kenne meinen Vater jetzt seit fünfzehn Jahren. Und glaub mir: Ich weiß, was ich tue. Du dagegen hast keine Vorstellung davon.“ Nur mühsam zwang sich Draco dazu, ruhig zu bleiben. „Der Unnennbare hat nichts von meinem Vater bezüglich meiner Wenigkeit verlangt. Gar nichts. Es war allein diese... Frau.“ Er gebrauchte das letzte Wort wie ein Schimpfwort. „Und er wird es auch nicht. Kapierst du es nicht? Für diesen Schlangenmenschen bin ich vollkommen unwichtig. Ich interessiere ihn einen Dreck. Der einzige, der ein Interesse an mir hat, ist mein Vater. Und mit dem kann ich umgehen.“ Der Blonde atmete tief durch, versuchte die Ruhe in seinem Inneren wiederzufinden, doch es gelang ihm nicht. ~*~*~*~ Lange maß Harry ihn mit einem Blick, dann entließ er die Luft aus seiner Lunge. „Okay. Mach, was du willst.“, sagte er leise. „Ich kann dich eh nicht dran hindern.“ Noch einmal atmete er tief durch, dann begann er zu grinsen und wuschelte dem vor sich Sitzenden effektiv und wild durch die Haare. „Und da sag noch mal jemand, ich hätte einen Sturkopf.“ Ungläubig blickte Hermione ihn an. Was bitte? Er gab auf? Gegen… Draco Malfoy? Was hatte sie verpasst? Ging die Welt unter? ~*~*~*~ Misstrauisch zog Draco eine Augenbraue hoch. „Wenn das jetzt nur Show ist und du es doch nicht lassen kannst, dich einzumischen, dann stell dich aber auf ein Gewitter ein, das sich wirklich gewaschen hat.“ Dann ließ seine Anspannung langsam nach und lehnte sich gegen Harrys Hand. Für einen Augenblick richtete er seine Aufmerksamkeit allein auf diese Berührung, zwang sich aber dann, Hermione anzusehen und so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen. „Also, ich schätze, du solltest diesen Zauber wirken. Eine rechtzeitige Warnung kann ich angesichts von etwaigen Überraschungsbesuchen wirklich gut gebrauchen.“ ~*~*~*~ Desorientiert richtete sie ihren Blick wieder auf ihn, nickte dann hastig und begann in ihrer Tasche nach ihrem Zauberstab zu wühlen. Harry seufzte. „Du hörst auch nicht auf mich.“, beklagte er sich. „Du hast den Zauberstab noch immer in deiner Tasche, nicht im Umhang. Was machst du, wenn dich jemand angreifen will?“ Sie hielt kurz inne und suchte dann zerknirscht weiter. Er hatte ja Recht. Aber sie dachte nie dran. Es war ihr nicht wichtig… Dann hatte sie ihn gefunden, stellte die Tasche weg und lächelte. Ein kurzer Schwung, ein schnelles Wort und der Warnzauber legte sich über Draco. „Er ist nicht permanent.“, erklärte sie. „Wir müssen ihn jeden Monat erneuern, aber vorerst sollte es reichen, nicht?“ Harry schwieg. Es passte ihm nicht, dass er Draco nicht beistehen durfte. Aber ihn hintergehen war auch nicht richtig. Er würde wütend werden. Das wollte er vermeiden. Und trotzdem brodelte es in ihm drin. Er hasste Untätigkeit. Und er hasste Angst. Die Angst, dass das gleich passieren konnte wie bei Cedric Diggory oder seinen Eltern… ~*~*~*~ Draco spürte nur ein leichtes Kribbeln, als sich der Zauber über ihn legte. „Jeden Monat also... Erinnere mich daran, okay?“ Er schenkte Hermione ein freundliches Lächeln. Niemals hätte er gedacht, dass er sich mit der Musterschülerin derart gut verstehen konnte – und ihr auch noch dankbar sein würde. Behutsam stupste er Harry an. „Und du... Schau nicht so. Vertrau mir einfach, okay? Ich weiß, was ich tue.“ Blaise schüttelte den Kopf. Zu dieser Geste brachten ihn die beiden nahezu durchgängig. Draco war nicht in die Luft gegangen, obwohl der andere Slytherin beinahe fest damit gerechnet hatte, und er blieb weiterhin so freundlich und regelrecht liebevoll gegenüber Harry... Das war doch... ~*~*~*~ „Ich sag doch gar nichts mehr.“, gab Harry zurück, dann seufzte er erneut. „Aber du sagst es mir, wenn der wieder so einen Mist macht, ganz egal was, okay?“, fragte er. Es war ein Kompromiss. Er würde sich nicht einmischen und ihm vertrauen. Draco musste damit rechnen, dass er es nicht mehr tat, wenn er ihm etwas verschwieg, was ihn vielleicht nicht wirklich aber indirekt doch sehr wohl anging. „Ah, wobei mir einfällt… Mione, schöne Grüße von Ron und Schnuffel und Remus. Die anderen Weasleys zähl ich jetzt aber nicht auf.“ Ein drastischer Themenwechsel. Und Hermione wurde tatsächlich rot. „Er hat geschrieben?“, hauchte sie fast. Aber warum dann nicht ihr? „Nein, Schnuffel hat geschrieben.“ Er grinste schief. Irgendwie war sie empfindlich bei dem Thema Ron. Das war ihm ja schon einmal aufgefallen… Es trieb ihr die Röte noch mehr ins Gesicht, als sie erkannte, wohin sie ihre Gedanken geführt hatten. Sie schämte sich dafür, dass sie Ron so etwas hatte unterstellen können, ihr nicht zu schreiben. „Dich soll ich auch grüßen, Dray…co.“ Irgendwie passierte ihm dieses Dilemma seit neustem ja häufiger. Wieso konnte er sich das nicht abgewöhnen? ~*~*~*~ Draco nickte leicht. „Okay.“ Damit war für ihn das Thema erst einmal erledigt. Er sah zu Blaise hinüber und bemerkte seine nachdenkliche Miene. Fragend legte er den Kopf schräg, sagte aber nichts. Der andere Slytherin schickte ihm nur ein nichtssagendes Lächeln und widmete seine Aufmerksamkeit dann demonstrativ dem Gespräch zwischen den beiden Gryffindors. Kurz zog Blaise eine Augenbraue hoch, als Hermione rot wurde. Da war wohl offenbar noch jemand verliebt. „Grüß bei Gelegenheit zurück.“, erwiderte Draco und ein warmes Lächeln huschte über seine Lippen, als Harry sich gerade noch bei der Koseform seines Vornamens korrigierte. „Wann kommt Weas...“ Er stockte und verbesserte sich. Auch daran würde er sich wohl auf Dauer gewöhnen müssen. „…Ron wieder zurück?“ Blaise nickte leicht und mischte sich nun auch wieder in das Gespräch ein. „Oh ja...Und hat schon jemand eine Idee, wie wir ihm das hier…“ – mit einer ausgreifenden Armbewegung umfasste er sie alle – „…beibringen sollen?“ Er erinnerte sich nur zu gut an ihre letzte hitzige Diskussion. ~*~*~*~ Harry zuckte nur mit den Schultern und hob die Hände in eindeutiger Geste. Hermione runzelte etwas verzweifelt die Stirn. Beide schüttelten unisono die Köpfe. Allein der Gedanke, Ron könne das hier akzeptieren, ohne dass er durchdrehte, war schon etwas, was sie als Wunschtraum abstempelten. „Ich denke, da hilft nur ein langes Gespräch.“, murmelte Harry und fügte noch im gleichen Atemzug hinzu: „Aber das nicht mit mir, denn wenn er wirklich etwas dagegen hat und nicht mitmachen will, dann darf er nicht von den anderen so behandelt werden wie Hermione.“ Sie blickte ihn an. Viel zu gutmütig. Oder war das jetzt eigennützig? Das Gespräch mit dem Rotschopf würde gewiss nicht einfach werden. „Rechnet am Wochenende nicht mit mir.“, sagte sie gespielt leidend. „Ich werde versuchen, es Ron schmackhaft zu machen, bevor die Wand Reißaus nimmt, weil sie es leid ist, mir zuzuhören…“ Hermione ging davon aus, dass diese Situation schneller eintrat als Rons Einsicht. ~*~*~*~ „Wenn ich helfen kann...“ Blaise lächelte und legte Hermione eine Hand auf die Schulter. „Ich habe ihn das letzte Mal zumindest so weit beruhigt, dass er mir doch nicht an die Gurgel gegangen ist. Dabei hatte ich fest damit gerechnet.“ Draco nickt leicht. Auch er hielt viel von Blaises Deeskalationsfähigkeiten. Dennoch: Es würde also weiterhin schwierig bleiben. Welch eine Überraschung. Der Blonde verschränkte die Arme auf Harrys Schoß und missbrauchte ihn als Kopfstütze, als er sein Kinn auf die Arme bettete und nach oben zu Hermione blinzelte. „Da hilft wohl wirklich nur gutes Zureden, was?“ Er runzelte leicht die Stirn. „Aber wenn ich ehrlich bin... Ich hätte das hier auch nicht für möglich gehalten. Noch vor einer, anderthalb Wochen nicht.“ ~*~*~*~ Hermione blickte ihn an. Aus unergründlichen Augen. Und sie begann langsam aber sicher zu begreifen, was dieser Tag für Pansy bedeutete. Sie hatte endgültig verloren. Gegen einen Jungen. Gegen Harry. Es freute sie auf der einen Seite für Harry. Auf der anderen Seite tat ihr ihre Freundin leid. Aber was sollte man da schon groß machen? Sie lächelte freundlich. „Doch.“, erwiderte sie. „Er versteht es ja. Es ist nur nicht leicht für ihn zu akzeptieren und dauert deshalb ein bisschen länger. Aber er wird es verstehen.“ Die Zuversicht, die sie ansprach, empfand sie nicht wirklich, aber sie brauchte sie, um selbst daran glauben zu können. „Ich denke, ich werde ihn gleich am Freitagabend abfangen.“ „Er kommt um neun.“, sagte Harry. „Das hat Schnuffel geschrieben, damit wir ihn abholen. Er ist fertig.“ ~*~*~*~ Stumm nickte Draco. Das war vermutlich das Beste... Auch Blaise gab ein leises Grunzen als Zustimmung von sich. Wieder einmal brachte ihn der blonde Slytherin dazu, den Kopf zu schütteln. Was dachte der sich eigentlich dabei? Wenn man ihn und Harry so ansah... „Bei Merlin, ihr zwei seht aus wie ein frisch verliebtes Pärchen...“, rutschte es ihm raus. Autsch. Die Klappe zu halten wäre wahrscheinlich besser gewesen... Draco verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und musste husten. ~*~*~*~ Harry ebenfalls. Und auch wenn er fast erstickte, war er fast froh drum, denn so fiel es nicht so auf, dass ihm die Hitze in die Wangen stieg. Was hatte Blaise da eben… Unbehagen kroch ihm in die Eingeweide. Hatte er ihn etwa durchschaut? „So, ist dir das auch aufgefallen?“ Hermione wandte sich unbeeindruckt von dem Schreck der beiden Jungs zu Blaise um. „Und ich dachte schon, das wäre nur so ein Eindruck…“ Sie lächelte süß. „Niedlich, die beiden, oder?“ ~*~*~*~ „Ja, wirklich niedlich...“ Blaise grinste breit und betrachtete dann die beiden Jungen kritisch. „Eindeutig auf den ersten Blick ein glückliches Pärchen.“ Draco fehlten schlichtweg die Worte. Aber zumindest konnte er mittlerweile wieder vernünftig atmen. Und er war ganz froh, dass angesichts seiner derzeitigen Körperhaltung seine Ohren schön unter den Haaren verborgen waren. Er wusste nämlich ganz genau, dass sie mit der Abendsonne um die Wette glühten – und wahrscheinlich sogar noch gewannen. Aber... wenn die beiden das so sagten, dann war wahrscheinlich etwas dran. Sogar sehr viel, wenn er an die Blicke dachte, die man ihnen im Schloss zugeworfen hatte. Oh, verdammt. Er tat es wieder. Weckte Hoffnungen und würde diese nicht halten können. Ihn überkam das akute Bedürfnis wegzulaufen. Still vergrub er sein Gesicht in den Armen. Ja, weglaufen wäre jetzt wirklich klasse... ~*~*~*~ „Ihr spinnt doch!“ Auch Harry bekam einigermaßen wieder Luft. Aber eigentlich… Er zumindest konnte es nicht leugnen. Und er wusste gleichzeitig, dass Draco in diese Richtung nichts von ihm wollte. Er hatte es doch selbst gesagt: Er konnte nicht lieben. Oder behauptete es von sich, glaubte daran. Andererseits… es störte ihn nicht. „Wir sollten ein Foto schießen.“, ging Hermione gar nicht darauf ein. „Zur Erinnerung.“ Harry blitzte sie an, dann begann er böse zu grinsen. „Und das schicken wir Malfoy. Der wird aus dem Sessel kippen. Vielleicht schlägt er sich den Kopf auf und stirbt dran.“ Hermione starrte ihn an, dann begann sie zu lachen, dass ihr der Bauch wehtat. Oh Mann. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. Die beiden... Wahrscheinlich sollte er ihnen besser den Hals umdrehen, als weglaufen. Ja, das war doch mal eine Idee... Als Harry auch seinen Senf dazu gab, stöhnte er leise. Au ja. Und wir unterschreiben mein Todesurteil sofort... Er beschloss gar nichts zu sagen. Sich am besten gar nicht zu bewegen und zu hoffen, dass alles irgendwie gleich vorbei war... Blaise beugte sich vor und stupste ihn in den Rücken. „Lebst du noch? Oder haben wir dich gerade versehentlich umgebracht?“ Einen winzigen Sekundenbruchteil später sah sich der schwarzhaarige Slytherin einem paar unheilvoll funkelnder grauer Augen gegenüber – und fand sich einen Wimpernschlag später auf dem Rücken liegend auf der Wiese wieder, Draco über ihm. „Wolltest du etwas sagen, Zabini?“ Dracos Stimme war drohend und amüsiert zugleich. Blaise keuchte leise. Der Blonde war schwerer, als er angenommen hatte – und weitaus stärker. Dennoch: Das Grinsen ließ sich nicht von Blaises Gesicht wischen. Zugleich mobilisierte er nun seine Kräfte und schaffte es tatsächlich, den Blonden herumzurollen. „Ja. Dass man euch fotografieren sollte und ich mir das Bild dann übers Bett hängen kann...“ Er grinste den anderen von oben herab an. Nun gewann Draco wieder die Oberhand. Gras hing an seinem Umhang. Blaises Atem streifte warm sein Gesicht und er konnte die Anspannung und die Anstrengung des anderen deutlich spüren. „So? Von was willst du denn so unbedingt träumen?“ ~*~*~*~ „Wie die Kinder.“ Hermione rümpfte empört die Nase, als sie einem Büschel Gras und Rosenblätter ausweichen musste. Sie fing einen ungläubigen Blick von Harry auf, der sich die Szene eigentlich grinsend betrachtet hatte. So hatte er Draco noch nie erlebt! Das war einfach nur toll! Dass er nach der Stimmung vorhin jetzt so ausgelassen war… Kampfgeist. Und er begann aus sich herauszugehen… nicht mehr so verschlossen zu sein. Was für ein Glück… dass es Blaise war, den er da in der Mangel hatte und nicht er. Und was für ein Glück, dass Blaise so stark war. Er hätte keine Chance! Wieder begann er zu lächeln, als Hermione erneut das Wort erhob. „Ist doch wahr. Wer wälzt sich schon freiwillig im Dreck?“ Harry hob eine Augenbraue. „Fred und George? Ron?“, schlug er vor, dann blickte er wieder zu den Slytherins. „Die zwei…“ Er verstummte schlagartig, als er die zweideutige… eindeutige Frage Dracos vernahm und Hermione musste angesichts seiner roten Ohren grinsen, was er zum Glück nicht mitbekam. Der Schwarzhaarige starrte die balgenden Jungen wie gebannt an. Beide atmeten schwer, um bloß keine Schwäche zuzulassen, keiner gab nach. Ganz offensichtlich wartete Draco auf die Antwort. Und dann schoss ihm ein neuer Gedanke durch den Kopf. Warum… empfand er nicht wieder Eifersucht? Vorhin war sie da gewesen, aber jetzt… weg. Einfach weg… ~*~*~*~ „Von Glück und Zufriedenheit, von was denn sonst?“ Blaise lachte leise und verpasste Draco einen Nasenstüber und nutzte den Augenblick der Verblüffung des anderen, um wieder nach oben zu gelangen. „Ich muss dich enttäuschen – mein Herz bekommst du auf diese Weise nicht.“ Draco grinste. „Will ich auch gar nicht...“ Er blieb auf dem Rücken liegen, wehrte sich nicht mehr, sondern atmete einfach nur. Dann lachte er leise. „Was ist so lustig?“ Blaise betrachtete ihn gespannt. „Nichts...“ „Doch, irgendetwas ist...“ Der Schwarzhaarige piekste ihn in die Seiten. „Wirklich nicht...“ Draco lachte noch immer und krümmte sich nun ein wenig zusammen, denn der andere kitzelte ihn mit dieser Art der Berührung. „Doch.“ Blaise zog eine Schnute und setzte sich auf. „Du bist gemein.“ „Manchmal.“ „Pff... Glaub jetzt bloß nicht, dass ich von dir runtergehe... Du bleibst da jetzt solange liegen, bis du mir sagst, was so lustig ist.“ Blaise setzte sich zurecht und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Dabei vergaß er vollkommen, dass es für den Blonden nun ein Leichtes gewesen wäre, ihn hinunterzustoßen. ~*~*~*~ Harry hatte das kurze Zusammenzucken gesehen und ihm kam etwas, das er schon fast wieder vergessen hatte. Langsam stand er auf und hockte sich dann neben die beiden Raufbolde. „Nicht da, Blaise.“, lächelte er sanft. „Etwas weiter oben, ein Stückchen weiter rechts.“ Und sein Finger drückte ganz sachte nur auf eine Stelle zwischen Dracos Rippen. Er hatte sie sich doch damals nicht umsonst gemerkt. ~*~*~*~ „Verräter!“, keuchte Draco, während ihn der Lachanfall übermannte. Blaise grinste breit. „Sieh an... Da ist jemand kitzelig...“ Mit der einen Hand hielt er Dracos rechten Arm fest und kitzelte ihn auf der rechten Seite spiegelverkehrt zu Harry. „Ihr... seid... fies...“, brachte Draco mühsam zwischen den Lachern hervor. Egal wohin er sich krümmte, er hatte keine Chance, diesen schnellen Fingern zu entkommen. Und er hatte nur eine Hand frei, mit der er Harry einfach nicht zu fassen bekam. ~*~*~*~ Harry nickte überzeugt. „Definitiv.“ Und wieder drückte er seinen Finger ganz sanft gegen die Rippen. Selbst schuld, wenn er sich freiwillig dagegen drückte. Was konnte er denn dafür? Er musste Blaise doch nicht ausweichen… Außerdem… dieses Lachen klang in seinen Ohren einfach nur herrlich. Er hatte ihn schon einmal lachen gehört. Aber das hier war anders. Viel freier. Viel schöner. Am liebsten hätte er diese Melodie eingefangen und in ein Kästchen gesperrt, um es herausholen und hören zu können, wann immer er es wollte… ~*~*~*~ Draco keuchte leicht. Seine Wangen waren gerötet, er atmete mittlerweile nur noch durch den Mund, wenn er denn die Gelegenheit dazu bekam, wieder einmal zu atmen. Blaise lachte mittlerweile ebenfalls. Es war nur zu faszinierend Draco einerseits so hilflos zu erleben und ihn andererseits so unbändig lachen zu hören. Mit einem Grinsen beugte er sich vor und hauchte dem anderen Slytherin leise ins Ohr: „Sei froh, dass ich nicht auf Männer stehe...“ Er grinste anzüglich und rollte sich zugleich von dem Blonden herunter und außer Reichweite. Draco atmete erleichtert auf und richtete seine Aufmerksamkeit augenblicklich auf Harry. Blaises Bemerkung ignorierte er vollkommen. „Und nun zu dir.“ Einen winzigen Augenblick später war es der Gryffindor, der mit dem Rücken auf dem Boden lag. „Verräter...“ Der Blonde grinste von oben auf ihn herab. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Now I want to see you smile You know how It's just been awhile Don't allow Another night to close on your empty cup You've had enough of those ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *vergnügtist* *abbypiekst* Will auch… abranka: *shi-chankitzel* *ganzbreitgrins* Shirokko: *kreischendvorvergnügenwegrenn* Überraschungsauftritt Dumbledore -------------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 39: Überraschungsauftritt Dumbledore Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – Feel The Silence. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 39: Überraschungsauftritt Dumbledore Harry hatte gar nicht die Chance zu reagieren. Viel zu verträumt hatte er auf die sich windenden Falten des Hemdes gestarrt. Und jetzt… „Hilfe?“, bat er zaghaft flehend lächelnd, seine Augen waren leicht geweitet und irgendwo dahinter war so etwas wie Panik zu sehen. Panik einerseits von der Aussicht auf eine Kitzelattacke auf ihn, andererseits von dieser Art von Nähe. Das konnte doch niemals gut gehen! ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Soll ich es dir tatsächlich so einfach machen? Glaubst du das?“ Er ließ die Fingerspitzen der rechten Hand über Harrys Rippenbogen wandern, konnte seine Wärme nur zu überdeutlich durch den dünnen Stoff fühlen. Sein Gewicht trug er nur zu einem Teil auf dem linken Arm und den Knien, einen Teil hatte er ganz bewusst auf Harry übertragen. Diese Nähe... war nahezu berauschend. Der Blonde wandte seine Augen keinen Augenblick von Harrys grünen ab. „Angst vor mir?“ Blaise saß verblüfft daneben ihm Gras und starrte die beiden an. Himmel, die Luft knisterte ja richtig. Er schaute hinüber zu Hermione, wirkte beinahe schon etwas hilfesuchend. ~*~*~*~ Das Mädchen blickte noch hilfloser zurück. Sollten sie jetzt… vielleicht lieber gehen? In dem Moment antwortete Harry. Die ganze Zeit hatte er geschwiegen, reglos in die sturmgrauen Augen geschaut und versucht, seinen Körper unter Kontrolle zu kriegen. Doch er war gescheitert. Einfach so. In seinem Bauch kribbelte es, sein Herz flatterte wie ein Kolibri so unendlich schnell und sein Gehirn befahl ihm gerade wie verrückt, er solle ihn streicheln. Über das Gesicht, den Hals, unterm Hemd… Wie schön, dass Draco mit den Knien seine Arme blockierte und er sich nicht bewegen konnte. Dafür konnte er ihm fast dankbar sein. … Oder auch nicht. Aber eigentlich schon. Und ihm war warm geworden. Und wenn er nicht ganz schnell etwas dagegen unternehmen würde, konnte er sein Geheimnis abschreiben… Ein freches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, wirkte bei weitem sicherer, als er sich fühlte. „Vor dir?“ Toll, reiz ihn noch. Du bist ja noch nicht wehrlos genug. ~*~*~*~ Blaise zuckte mit den Schultern. Zumindest stand er jetzt auf, ging zu Hermione rüber und setzte sich neben sie auf die Bank. „Was denn? Kein bisschen?“ Draco lachte leise. „Typisch Gryffindor, was?“ Das, was seine Fingerspitzen dort vollführten, war sehr viel mehr ein Streicheln als ein Kitzeln. Er merkte es selbst. Gleichzeitig spürte er auch, dass er wieder genau das tat, was er Harry gegenüber gesagt hatte: Er ignorierte jegliche Grenzen und setzte sich über sie hinweg. Seine Bewegung stockte. Er war ein Idiot. Er wusste, wie Harry sich fühlte und trotzdem... benahm er sich so... ~*~*~*~ Harry bemerkte das kurze Stocken, aber er konnte sich jetzt keine Zeit lassen, um sich zu wundern. In ihm brannte ein Feuer, das nicht mehr zu erklären war. Mit Sicherheit waren seine Wangen rot. War ja schon schlimm genug, dass er das Gefühl hatte, dass Draco ganz genau wusste, was los war. Er musste dieses Gefühl ja nicht auch noch zur Gewissheit werden lassen… Und solange er so schaute… vielleicht konnte er ihn überrumpeln… „Klar!“, hauchte er, dann riss er seine Arme zu Seite… in die Richtung, wo er das Gefühl hatte, dass es am ehesten klappen konnte, während er die Hüfte ein bisschen hochschob um das Gewicht davon zu nehmen. Draco war schwer… ~*~*~*~ Draco gab den Gryffindor frei und ließ sich zur Seite fallen. Nur so eben fing er sich mit dem Arm ab. Ihm war auf einmal richtiggehend heiß. Stumm blickte er Harry an. Eigentlich... wollte er sich entschuldigen, für seine Dummheit, für seine Ignoranz und doch konnte er nicht. Wenn er es tat... Dann würde sich Harry wahrscheinlich kaum noch wohl fühlen in seiner Nähe und diese Ungezwungenheit würde enden – oder noch mehr Hoffnungen wecken... ~*~*~*~ Im ersten Moment sah es fast so aus, als hätte Harry es geschafft. Im zweiten schmeckte der Sieg schal. Und im dritten war er sprachlos. Er blieb auch sprachlos. Er konnte kein Wort sagen. Nur schlucken und ihn ansehen. Hermione wurde es zuviel. Erstens wurde es dunkel und kühl und zweitens war diese Atmosphäre so heftig, dass sie kaum noch atmen konnte. Sie wollte das nicht haben, wollte hier weg. „Ich werde dann mal meine Runde machen.“, lächelte sie Blaise an, dann wurde ihr Lächeln wissend, als sie auf die beiden Jungen am Boden blickte, bevor sie noch anhängte: „Lasst uns das morgen noch einmal machen, bevor Ron kommt… Wer weiß schon, wie oft wir danach noch die Gelegenheit dazu haben…“ Mit einem letzten Winken verschwand sie in Richtung Schloss. Ihr war es zu verdanken, dass Harry den Blickkontakt brach und endlich wieder Luft holte. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sie angehalten hatte. Meine Güte, was war das gewesen? Wie in dem Zauberbann… Er hatte keine Chance gehabt, wäre in diesen grauen, wilden, wirren Fluten einfach ertrunken. Schnell hob und senkte sich seine Brust, versuchte den Sauerstoffmangel in seinem Blut auszugleichen und Harry schloss die Augen. Das einzige, was geschah, war, dass er Draco wieder sah. Die grauen Augen, das ernste Gesicht. Was war nur gerade passiert? ~*~*~*~ „Und ich sehe nach Pansy...“ Blaise erhob sich nur einen Augenblick nach dem Gryffindormädchen und folgte ihr. Mit wenigen schnellen Schritten hatte er sie eingeholt und begleitete sie zurück ins Schloss. Draco hatte keinen Augenblick lang aufgesehen. Er starrte Harry noch immer an. Erst als dieser die Augen schloss, konnte er seinen Blick abwenden. Der Blonde drehte sich auf den Rücken, schaute in den Himmel hinauf. Einige Wolken wanderten über die dunkelblaue Fläche. Sein Atem ging noch immer schnell und er konnte spüren, wie sein Herz raste. Es war kühl und doch war ihm diese Kühle gerade sehr willkommen. Er versuchte seine Gedanken zu sortieren, doch irgendwie... Da war nur Chaos, vermischt mit einer seltsamen Leere. ~*~*~*~ Die Stille tat gut. Sie war beruhigend und gleichzeitig wollte sich sein Herz nicht beruhigen. Während sein Atem langsam ruhiger wurde, sein Herz flatterte immer noch wie ein kleiner Vogel. Es pumpte auch noch immer dieses flüssige Feuer durch seine Adern. Oh Mann. Was zum Teufel war das? Was geschah hier? Er öffnete den Mund und ganz plötzlich nahm er den Duft der Rosen wahr. Ganz deutlich. Schwer und süß lag er in seinem Mund und in seiner Nase. Die kühle Abendluft drang in seine Kleider, er hatte das Gefühl zu schweben und als er die Augen öffnete, weil er dachte, dass es wirklich sein konnte, da blickte er direkt in einen schwarzen Himmel. Wolken waren dort oben, aber irgendwie nahm er sie nicht wahr. Nicht so sehr wie die Sterne und der Mond, der zaghaft hinter dem Schloss auftauchte. Eine schmale Sichel nur. Bald war Neumond, aber noch spendete er ein bisschen Licht. Vorsichtig hob er die Hand und tastete nach Draco. Er wollte jetzt nicht alleine sein und gegen diesen Himmel fühlte er sich verloren. Ganz klein und schmal. ~*~*~*~ Die tastenden Finger auf seinem Arm rissen Draco von diesem Anblick los. Er hatte das Gefühl, als wenn er seine gesamten Gedanken auf die Reise in den Himmel gegeben hatte. Einfach so... Und jetzt war er leer und ausgelaugt und zugleich... mit irgendetwas angefüllt, das er nicht genau definieren konnte. Er ergriff Harrys Hand, drehte sich auf die Seite und blickte den Gryffindor an. Der Mond spendete nur schwaches Licht, ansonsten war es hier draußen recht dunkel... Er streckte die freie Hand aus, berührte sanft Harrys Wange und fuhr sein Profil nach. Seine Finger zitterten... Komisch... ~*~*~*~ Harry drückte die Hand leicht, als er sie spürte. Er fühlte, wie Draco sich bewegte, sich zu ihm rollte. Ihn ansah. Dabei hatte er die Augen wieder geschlossen. Irgendwo hörte er die Grillen zirpen und dazwischen Dracos leisen, ruhigen Atem. Er fühlte ihn gegen den Stoff seines Umhangs spielen. Spürte die Finger auf seiner Wange… Langsam verflocht er seine Finger mit denen Dracos, drehte sich zu ihm, bevor er die Augen wieder öffnete. Er wusste, was ihn erwartete, doch er verhinderte es nicht, versank gerne in diesen Augen. War doch egal, oder? Er durfte das doch, nicht? Er durfte doch hier liegen und ihn ansehen? Er durfte diese sanften Berührungen genießen, nicht? Er durfte es doch, solange Draco es von sich aus tat, oder? ~*~*~*~ Ein Lächeln überzog die Lippen des Blonden. Er fühlte sich erneut vollkommen machtlos, seine Augen wieder abzuwenden. Er wusste gar nicht, was genau so faszinierend war. Vielleicht war es einfach alles. Alles an Harry. Er lachte leise und stupste den Gryffindor sanft gegen die Nasenspitze. ~*~*~*~ Harry blieb ernst, blickte ihn weiter an. Wenn er sich jetzt bewegen würde, würde das Unglück schlechthin passieren. Er wollte das nicht. Er wollte weder, dass Draco ihn für pervers hielt, noch wollte er ihn verschrecken. Es war es nicht wert. Dann schloss er plötzlich die Augen. Sicherer. Viel sicherer. Denn sie hatten zu brennen begonnen, als müsse er weinen. Mit geschlossenen Augen ließ das Brennen nach. Aber so konnte er ihn nicht mehr ansehen. War besser so. Sagte zumindest sein Verstand, als sich seine Augen wieder öffneten und seine Lippen ein leichtes Lächeln kräuselte. „Schön.“, formten seine Lippen lautlos. „Du bist schön.“ ~*~*~*~ Dracos Lachen wurde ein wenig lauter. „Danke...“ Er legte die Hand auf Harrys Schulter, berührte eben mit seinen Fingerspitzen die weiche Haut seines Halses. „Du hast wirklich den Hang dazu, manche Worte als Erster zu mir zu sagen...“ Er spürte, wie sich Wärme in seinem Bauch ausbreitete. Nur durch solche Worte? Kleine Schmeicheleien... Nichts weiter. Und doch rührten sie ihn an. ~*~*~*~ Jetzt lachte auch Harry leise. „Nur die Wahrheit. Es sagen viele…“ Ein sachter Schauer rann über seinen Rücken, breitete sich von der Stelle aus, an der Dracos Fingerspitzen seine Haut berührten. Süße Folter. Wenn Folter immer so wäre, würde er sich nicht mehr davor fürchten… ~*~*~*~ „Nicht zu mir... Dazu fehlt ihnen wiederum der Mut. Sie schreiben kleine Briefe und bringen doch kein Wort über die Lippen.“ Der Blonde verstummte. „Du hast wirklich keine Angst, nicht wahr?“ Er konnte ganz eben Harrys Puls unter seinen Fingern fühlen. Sein Herz schlug schnell... ~*~*~*~ Harry blickte ihn forschend an. Was dachte er? Was ging hinter diesen Augen vor? „Wovor?“, fragte er leise und für Sekunden verdunkelten sich seine Augen ob der Frage. Vertraute er ihm etwa noch immer nicht? Meinte er das? Glaubte er, er hatte Angst vor Schmerzen? ~*~*~*~ „Vor allem... Vor mir ganz besonders...“ Dracos Lächeln wurde ein wenig melancholisch. „Du hast noch nicht einmal Angst vor meinen Abgründen, vor meinen Ausrastern...“ Seine Hand glitt über Harrys Schulter, strich über seine Brust, verharrte über dem Herzen. ~*~*~*~ Harry seufzte leise. Das Gefühl war schön. Wärme auf seinem Herzen, seinem viel zu schnell schlagenden Herzen. Nachdenklich begann sein Daumen über Dracos Hand zu streichen. Seine Ausraster… seine Abgründe… Die Ausraster waren kein Problem… irgendwie jedenfalls nicht. Er hatte keine Angst vor ihnen. Die Abgründe… „Ich habe Angst, dass ich dich an deine Abgründe verliere.“, sagte er schließlich langsam. Klang das jetzt albern? „Ich… habe Angst, dass ich nicht genug bin, um dich von diesen Abgründen fernzuhalten.“ Wieder verstummte er, ließ den Blick über das helle Gesicht in der Dunkelheit gleiten. Blass… „Ich habe Angst, dass ich irgendwann aufwache und du nicht mehr da bist, weil du wieder so einen Gedankencrash hinter dir hast wie heute Morgen…“ ~*~*~*~ Draco schloss die Augen, ließ diese Worte auf sich wirken. Er saugte sie regelrecht auf. Das war mehr, mehr als er jemals erwartet hatte. Mehr... Und er bekam auf einmal eine Ahnung davon, wie viel er Harry wirklich bedeuten musste. Innerhalb eines Wimpernschlags hatte er die restliche Entfernung zwischen ihnen überwunden und schmiegte sich an Harrys Seite, vergrub das Gesicht an seiner Schulter. „Du... Ich habe dich wirklich nicht verdient... Wirklich nicht...“, wisperte er leise. ~*~*~*~ Erschrocken zuckte Harry zusammen, dann begann er zu lächeln, ließ es geschehen. Er konnte sich nicht bewegen, ohne Draco zu stören. Wieder hatte Draco seine Hände beide blockiert, hielt die eine fest, auf der anderen lag er, aber das war nicht so wichtig. Er musste ihn nicht umarmen, um ihm nahe zu sein. Sachte streckte er den Hals ein wenig, drückte seine Nase gegen die weiche Haut der Wange. „Du redest Unsinn.“, flüsterte er schwach. Dracos Geruch war unglaublich. Irgendwo schwebte er zwischen Zimt und dem Gefühl, das auf der Haut war, wenn man im Sturm am Meer stand. Vielleicht war es auch etwas anderes. Orange und Sternenstaub… Ganz sicher. Auch wenn er nicht wusste, wie Sternenstaub roch. Ganz sicher roch er genau so… Er kicherte leise. Er dachte Blödsinn. Dracos Nähe machte schlimmer betrunken als von den Zwillingen bearbeitetes Butterbier… „Lauter Unsinn…“ ~*~*~*~ Draco lachte heiser. „Vielleicht... Vielleicht auch nicht...“ Er seufzte leise. Es tat so gut... So unendlich gut, ihn nahe zu wissen. „Wie schaffst du das? Wie schaffst du es, diesen Sturm in mir einfach so zum Schweigen zu bringen? Wie schaffst du es, dass ich doch umkehre, auch wenn ich mir mit meiner Entscheidung so sicher war? Wie schaffst du es... mir so nahe zu kommen?“, fragte er leise, kaum hörbar und ohne Antworten zu erwarteten. ~*~*~*~ Und Harry schwieg. Die Worte freuten ihn. Sie zeigten ihm, dass er etwas bewirken konnte, dass er nicht umsonst an dieser Front… nicht umsonst um ihn kämpfte. Aber eine Erwiderung fiel ihm trotzdem nicht ein. Er begnügte sich damit, noch einmal tief einzuatmen. Kuchen? War es das? Kuchen und Sternenstaub und Meer… „Nach was riechst du nur?“ Die Frage war schneller raus, als dass er es hätte verhindern können. ~*~*~*~ Draco musste leise lachen. „Du kommst auf Fragen...“ Er hob den Kopf und blickte den Gryffindor mit einem Lächeln in den Augen an. „Ich habe keine Ahnung... Wonach riechst du denn?“ ~*~*~*~ Der Junge blickte nachdenklich zurück, dann lachte er auch. „Ich werde bei Gelegenheit Schnuffel fragen, der müsste es ja wissen.“ Er drückte seine Nase wieder gegen Dracos Hals, als wäre er ein Vampir, der gleich reinbeißen wollte. „Aber gut riechst du trotzdem.“, murmelte er wohlig. „Ganz weich.“ ~*~*~*~ „Danke...“ Draco lachte erneut leise, schlang den freien Arm um Harrys Nacken, zog ihn sanft etwas höher und gab zugleich seinen Arm frei. Ihm rann ein angenehmer Schauer über den Rücken, als Harrys Atem über seine Haut glitt und seine Nackenhaare richteten sich auf. „Und du... Du machst süchtig.“ ~*~*~*~ Wieder erschauderte Harry, schloss die Augen, als würde er gleich ohnmächtig und krallte sich zugleich in den Umhang des Jungen vor sich. Erst als die Welle aus Gänsehaut, Lava und ungebändigten Hormonen in seinem Körper wieder etwas abgeflaut war, erlaubte er sich ein leichtes Lachen. „Schön zu wissen.“ Seine Hand wanderte ein Stückchen höher, legte sich auf die Rippen, die vor kurzem noch von Blaise malträtiert worden waren, blieb ruhig dort liegen, während er sich in den warmen Armen vollkommen entspannte. Das hatten auch erst diese Worte ermöglicht… Schön war es. Wirklich schön. Und er musste sich wirklich zusammenreißen, um das Kompliment nicht zurückzugeben, denn er hätte es mit Sicherheit anders gemeint… Er gähnte leicht, kuschelte sich etwas näher. Schön… ~*~*~*~ Draco konnte Harrys Entspannung spüren und genoss es, den Gryffindor so im Arm zu halten. Seine Wärme tat ihm gut. Diese Lebendigkeit erinnerte ihn daran, dass er selbst lebte. Dass er atmete und dass er das Heft seines Schicksals in der Hand hielt. Und dass er es nicht loslassen würde. Niemand würde es steuern. Kein allmächtiger Vater, keine Ideologie, keine Magie. Nur er selbst. Und wenn er wollte, dass sein Weg zu Harry führte, an seiner Seite ging, dann würde dem so sein. Behutsam rückte er den Jungen in seinem Arm zurecht, gab ihm einen federleichten Kuss auf das dichte Haar. Auch das genoss er. Die leisen Grenzüberschreitungen, für die er nie zurechtgewiesen worden war. Er würde sie wieder wagen. Wieder und wieder. Er löste seine Hand sanft aus Harrys, hob sie und strich ihm über die Wange, fuhr langsam hinunter über den Hals, die Knopfleiste des Hemdes entlang, ehe er seine Fingerspitzen frech zwischen den Knöpfen hindurch schob und ganz eben die weiche Haut von Harrys Brust berührte. Harry machte wirklich süchtig. So süchtig, dass er dabei war, den Verstand zu verlieren. ~*~*~*~ Leicht erschrocken sog Harry Luft in seine Lungen, als er die kühlen Finger auf seiner Haut fühlte. Was tat er denn da? Wollte er ihn unbedingt austesten? Seine Selbstbeherrschung? War das wieder so etwas, wovon Blaise geredet hatte? Eine… Probe? Seine Augen öffneten sich, starrten beinahe wehmütig in die Dunkelheit unter Dracos Haar. Dumme Probe. Ganz schlecht für ihn… Aber er wollte dieses Gefühl auch nicht missen… Er wollte nicht, dass er jetzt aufhörte. Er hatte gerade das Gefühl, dass er sterben musste… würde, wenn das aufhörte. Einfach so… Ganz langsam wanderte seine Hand tiefer. Zu Dracos Seite, legte sich auf dessen Hüfte, doch sie hielt nicht still dort, sondern begann ihn zu streicheln. Ganz sacht. Zog schließlich ebenso sacht an dem seidenweichen Hemd. Schönes Gefühl… aber nicht genug. Bei weitem nicht. Seine Fingerspitzen kribbelten… Und irgendwo hörte er seinen Herzschlag. Zu laut für Dracos, zu leise eigentlich für seinen. Vielleicht eine Mischung aus beiden… Nur unterbrochen von eiligen Schritten auf dem Kies… Harry erstarrte. Schritte auf dem Kies? Wer war denn um diese Uhrzeit hier draußen im Rosengarten? Und warum schien es so, als würde er mit jedem Schritt direkt auf sie beide zusteuern? Weil hier die Bank war? „Dray?“, flüsterte er erschrocken. Was sollten sie jetzt tun? Er war nicht einmal in der Lage sich zu bewegen. ~*~*~*~ Draco schmiegte seine Wange näher an Harrys Haarschopf. Er atmete leicht zischend ein, als ihm Harrys Finger an der Hüfte zu streicheln begannen und dort hartnäckig an dem Hemd zupften. Er konnte spüren, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen brannte, das dort niemals wieder fort wollte... Und plötzlich hörte er Schritte. Schritte auf dem Kiesweg. Und sie kamen näher... Draco legte Harry den Finger der Hand, mit der er ihn gerade noch an der Schulter gestützt hatte, sodass der Gryffindor jetzt noch etwas enger zu ihm rutschte, behutsam auf die Lippen, verharrte mitten in der Bewegung und lauschte angestrengt. Ja eindeutig, kamen diese Schritte näher... und... „Guten Abend, die Herren.“ Dumbledore. Dankenswerterweise verschonte er sie mit einem Lichtschein von seinem Zauberstab und ließ es stattdessen dunkel. Das war vermutlich auch gut so, denn Draco konnte sehr spüren, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Ganz langsam zog er seine Hand aus Harrys Hemd zurück und setzte sich auf. Dabei zog er den Gryffindor mehr oder weniger einfach mit. „Setzt euch zu mir. Ich denke, wir haben uns zu unterhalten.“ Draco blickte dorthin, wo er Harrys Gesicht erahnen konnte. Er würde mit Sicherheit nicht den ersten Schritt machen, um aufzustehen und zu dem Schulleiter zu gehen. Oh nein, das war ein Fall für Gryffindormut. Ihn hatte seiner nämlich gerade voll und ganz verlassen. ~*~*~*~ Harry blickte kurz zu Draco, dann begann er zu grinsen. Verlegen. Dabei fühlte er sich ziemlich mulmig in seiner Haut. Das schöne Gefühl von gerade war fort. Innerhalb einer Zehntelsekunde gegangen. Unterhalten… Uh. Nette Vorstellung… Er gluckste. Schnell stützte er die Hände ab und erhob sich leichtfüßig. Es ging ihm ein klein wenig zu gut, um sich wirklich von dem Schulleiter einschüchtern zu lassen. Zumal dieser ihm ja schon Narrenfreiheit erteilt hatte… oder? Und selbst wenn er das falsch interpretiert hatte. Es wäre ihm egal, was kam. Strafen, Nachsitzen, Rügen… Was kümmerte es ihn? Ein bisschen mehr Zeit, die er von diesen lästigen Gryffindors getrennt war, mehr nicht. „Na los. Auch wenn er so redet, wirklich beißen tut er nicht!“, sagte er und beugte sich mit vorgestreckter Hand zu Draco runter. Seine Stimme sprach von Übermut. ~*~*~*~ Draco schüttelte leicht den Kopf. Manchmal... da war ihm Harry wirklich ein bisschen unheimlich, aber diese gute Laune, dieser Übermut. Süß. Er musste grinsen und ließ sich von dem Gryffindor hochziehen. Für einen winzigen Augenblick stand er dem anderen wieder so nah gegenüber, konnte sogar seinen Atem auf seiner Haut spüren. Es war... Von der Bank kam ein leises, deutlich amüsiertes Räuspern. ~*~*~*~ Harry blickte in die Dunkelheit. Dumbledore war nur als Schemen wahrzunehmen. „Entschuldigen Sie, Sir…“, sagte er, hörte sich nicht mal in seinen eigenen Ohren überzeugend an, aber das war egal. Dann kam er der Aufforderung nach, setzte sich direkt neben ihn und zog Draco auf seine andere Seite. Dann schwieg er respektvoll. Schließlich war es der Schulleiter, der mit ihnen sprechen wollte, nicht andersrum. ~*~*~*~ Draco fühlte sich schlichtweg mitgerissen und fand sich neben Harry auf der Bank wieder. „Ihr solltet um diese Uhrzeit nicht mehr hier draußen sein. Und das wisst ihr auch.“ Der Schulleiter wandte den Kopf und blickte die beiden Jungen forschend über den Rand seiner Brille an. Er hob den Zauberstab und einen Augenblick später leuchtete seine Spitze auf. Draco zuckte kurz zusammen. Klasse. Jetzt konnte man auch noch sehen, dass er gerade einer Tomate ernsthafte Konkurrenz machte. „Es ist eine Sache, die Schulregeln zu dehnen und aus guten Gründen zu überschreiten, eine andere ist es, sie in einem Anfall von Übermut vollkommen zu vergessen. Diese Regeln gibt es aus guten Gründen.“ Der Slytherin verzog leicht den Mund. Toll, eine Predigt. Fehlte auch noch. ~*~*~*~ Harry blickte ihn irritiert an. Diese Uhrzeit? Regeln vollkommen vergessen? „Äh… wie spät ist es denn?“ Waren Hermione und Blaise nicht eben erst gegangen? Das konnte doch nicht sein. Oder? ~*~*~*~ „Eine halbe Stunde nach Ausgangssperre.“ Der Schulleiter schenkte den beiden Jungen ein sanftes Lächeln. „Woraus ich schließe, dass ihr die Zeit wirklich einfach vergessen habt.“ Er wirkte nachsichtig, doch Draco hatte das dumpfe Gefühl, dass das täuschte. „Draco.“, wandte sich Dumbledore in dem Moment auch explizit an ihn, „Ich habe dich nicht zu einem Vertrauensschüler gemacht, damit du deinen Status ignorierst. Du hast nicht nur Rechte sondern auch Pflichten.“ Draco stöhnte innerlich auf. Nicht noch mehr Predigt... Bitte... „Ehe du es mir anbietest: Ich werde das Abzeichen von dir nicht zurücknehmen, so wie von jemand anderem.“ Der weißhaarige Zauberer warf Harry einen kurzen und undeutbaren Blick zu. „Es ist zu deinem Besten. Damit du dir über einige Dinge bewusst wirst.“ „Und worüber?“ Die Worte rutschten Draco raus, ehe er darüber nachdenken konnte. „Verantwortung, deine Stärken und darüber, was wirklich wichtig ist.“ Dumbledore lächelte unergründlich und Draco hatte das Gefühl mit einigen Schlagworten abgespeist worden zu sein. ~*~*~*~ Harry schwieg dazu. Irgendwie waren seine Gedanken bei der Uhrzeit stecken geblieben. Wieso war es schon so spät? Waren sie etwa so lange da auf dem Boden gelegen? Warum? Er hatte nicht das Gefühl, dass es so lange gewesen war… Mit halbem Ohr hörte er den beiden zu. Im Grunde nur, um zu wissen, worum es ging, um notfalls einschreiten zu können, wenn es unfair wurde. In beide Richtungen, aber das war es nicht. Und deshalb… Er hob plötzlich den Kopf. Warum gab es diese Regel eigentlich? Warum durfte man nach zehn nicht mehr draußen sein? Okay, sie sollten schlafen, keinen Unsinn machen, den Lehrern etwas Ruhe gönnen, aber… das konnte es doch nicht wirklich sein. Sie beide machten doch gar keinen Unsinn… dachte er zumindest. Irgendwie wollte er ihn fragen. Aber dazwischenreden war bei diesem Mann nicht. Er würde warten müssen… ~*~*~*~ „Und du, Harry...“, richtete Dumbledore nun seine Aufmerksamkeit auf den Gryffindor. „Du solltest überdenken, ob du nicht doch etwas gefunden hast, wofür du leben willst.“ Er schwieg einen Augenblick, erwartete von Harry gar keine Antwort. „Es freut mich, dass ihr beide euch entschieden habt, euch anzufreunden. Eure beiden Häuser stehen vor der Zerreißprobe. Und Gryffindor ist es weniger, das mir Sorgen macht.“ Der Weißhaarige blickte Draco nachdenklich an. „Aber wir können nicht verhindern, was geschieht. Ihr werdet alle Kraft brauchen, um den Weg zu gehen, den ihr begonnen habt. Und vor allem werdet ihr Schlaf brauchen.“ In seinen Augen glitzerte es leicht. Hieß das Entlassung? Draco war sich nicht sicher. Unwillkürlich griff er nach Harrys Hand, hielt sie fest. Es war ihm vollkommen egal, was Dumbledore davon halten musste. Mal abgesehen davon, dass er sie eh in einer viel verfänglicheren Situation vorgefunden hatte... ~*~*~*~ Doch Harry reagierte nicht darauf. Ungläubig starrte er den weißhaarigen alten Mann vor sich an. Wie war das? Woher… woher konnte er das wissen? Das wusste keiner! Keiner! Nicht einmal Hermione oder Ron wussten davon! Wie konnte er es wissen, der so gut wie nie auch nur ein Wort mit ihm wechselte? Sein Blick wandelte sich zu misstrauisch, dann zu böse. Wie kam er dazu, ihm in dieser Hinsicht Ratschläge erteilen zu wollen? Das war doch wohl nicht zu fassen! Er konnte unmöglich glauben, dass er darauf reagieren würde! „Na dann.“ Er stand auf. Irgendwie kam ihm seine Maske müßig vor, als er sich erhob und sie kam, um das Chaos in ihm zu verstecken, aber er ließ es geschehen. „Dann sollten wir ins Bett gehen. Gute Nacht, Professor.“ Ein kurzes Lächeln, ein freundliches Nicken. „Vielen Dank für den netten Rat.“ Doch seine Stimme passte nicht ganz zu dem Gesicht, war eine Spur zu kühl. Er wartete noch eine Sekunde, in der er den blauen Augen begegnete, in denen er beim besten Willen einfach nicht lesen konnte, dann zog er Draco mit sich fort aus dem Rosengarten. ~*~*~*~ Dumbledore summte leise vor sich hin, als die beiden Jungen verschwunden waren. Seine Augen wanderten über den Rosengarten und blieben an einigen Nachtfaltern hängen, die um seinen Zauberstab kreisten. Motten, die das Licht anzog und die sich hier nicht verbrennen konnten. So wie die beiden Schüler hoffentlich. Zumindest waren sie auf einem guten Weg, sich gegenseitig zu retten. ~*~*~*~ Du solltest überdenken, ob du nicht doch etwas gefunden hast, wofür du leben willst. Draco hatte bei Dumbledores Worten das Gefühl bekommen, dass sein Herz stehen blieb. Das... das, was er da andeutete... Seine Gedanken hingen an diesen Worten, bissen sich fest. Er bekam kaum mit, wie ihn Harry mit sich zog, hinaus aus dem Rosengarten. Auf dem Weg zum Schloss blieb der Blonde dann abrupt stehen und zog Harry mit einem nachdrücklichen Ruck zu sich. „Was hat er gemeint? Was hat er gemeint, als er gesagt hat: ‚Du solltest überdenken, ob du nicht doch etwas gefunden hast, wofür du leben willst’?“ Seine Augen flackerten und jetzt schien sein Herz sich entschlossen zu haben, in einen stürmischen Galopp zu verfallen. ~*~*~*~ Harry war aufgewühlt und böse, erwiderte den Blick Dracos stur. Wer hatte gesagt, dass er noch immer sterben wollte? Wie kam Dumbledore darauf, dass er seinen Plan… Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen und seine Augen weiteten sich deutlich. Er hatte seinen Plan tatsächlich nicht geändert, hatte ihn immer weiter verfolgt. Der Plan, dass er Zauber lernte, die Voldemort vernichteten, wobei er selbst… mit starb. In seiner Tasche war noch immer der kleine Zettel, mit den Zaubern, die er lernen wollte für diesen Tag… Zwei konnte er auch schon einigermaßen… Aber… wie konnte er davon wissen? Woher wusste Dumbledore von diesen Gedanken? Woher wusste er, dass er beschlossen hatte, die Todesser und ihre Spitze mit einem Kamikazeunternehmen klein zu kriegen? Und… warum musste er es ausgerechnet vor Draco erzählen? War ja klar gewesen, dass der fragte. Dass er fragen musste! „Der Mann weiß nicht, wovon er redet!“, knurrte Harry und war fast erleichtert, dass diese überfreundliche Maske wieder weg war, dass Draco es immer schaffte, dass sie fiel. „Er…“ Abrupt brach er ab, hielt mitten in den Worten inne, die eine glatte Lüge gewesen wären. „Er… Es… es ist nicht… mehr so. Ich werde es ändern, damit ich nicht sterbe, damit ich zurückkommen kann.“ Irgendwie war es komisch. Er hatte noch immer nicht wirklich Probleme damit, sich vorzustellen, wie er einfach starb, blutig oder schnell, es war ihm egal. Es würde ihm nichts ausmachen. Was war schon dabei? Der Tod war ein weiteres Abenteuer, das ihm endlich Frieden verschaffte, wo er seine Eltern wieder sehen konnte. Tote hatten nichts mehr zu klagen, Tote waren frei. Frei das zu tun, was den Lebenden verwehrt wurde. Aber der Gedanke, dass Draco zurückbleiben musste, dass er dann… ganz allein war gegen die Dämonen, die in ihm waren, dass er niemanden mehr haben würde, der darauf aufpasste, dass er es nicht übertrieb, der dafür sorgte, dass er nicht aufgab, diesen Gedanken konnte er nicht ertragen. Er wusste ganz genau, was passieren könnte, sah es ganz deutlich vor seinen Augen, wie der Blonde ganz allein mitten in einem Meer aus Menschen stand und niemanden an sich heran ließ, weil er… wieder einen Gedankencrash hinter sich hatte. Er wusste ganz genau, dass er das verhindern konnte, dass Blaise es nicht konnte, dass es Pansy nicht konnte, dass es keinen anderen gab, der es können würde. Allein dafür musste er zurückkommen. Um auf ihn aufzupassen. Um ihn vor… sich selbst zu schützen. Damit er sich nicht selbst irgendwann zugrunde richtete… Und, er würde zurückkommen, weil er als Toter nicht zu ihm kommen könnte, um sich in die Arme nehmen zu lassen, nicht mehr seine Nähe genießen könnte. Weil dann auch dieses Kribbeln in seinem Bauch nicht mehr sein würde, weil er selbst als Geist nicht zu ihm gehen könnte, um ihn zu fühlen. Ein kleiner Hauch Egoismus in seinem selbstlosen Gedanken, es nur für Draco zu tun, nur für ihn zu überleben… „Ich will doch gar nicht sterben.“ Flehend. Darum flehend, dass er ihm glauben sollte. ~*~*~*~ Dracos Augen waren misstrauisch zusammengekniffen bei Harrys Worten. Dumbledore hatte das sicher nicht umsonst gesagt. Ganz sicher nicht. Und dann… Ich will doch gar nicht sterben. Der Blonde hatte das Gefühl, als wenn ihm eine ganze Lawine vom Herzen fiel. Seine Knie zitterten vor Erleichterung. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlang er die Arme um den Gryffindor und drückte ihn fest an sich. Sollte er ruhig seine Erleichterung spüren. Er sollte wissen, dass er ihn brauchte... Worte fand er nicht. Er wollte etwas sagen, Harry sagen, wie wichtig er ihm war, wie furchtbar für ihn die Vorstellung war, dass er nicht mehr da sein könnte... Aber er fand keine Worte, um sich ausdrücken. Stumm presste er ihn einfach nur an sich und vergrub sein Gesicht an Harrys Halsbeuge. ~*~*~*~ Harry war etwas verwirrt, gab die Geste aber gerne zurück. Wenn er das grade brauchte… „Was hast du? Ich hab doch gesagt, dass ich nicht sterben werde. Ich komme zurück! Keine Angst, ich lasse dich nicht allein.“ Beruhigend strich er ihm über den Rücken. „Ich werde zurückkommen. Versprochen.“ ~*~*~*~ „Okay... Dumbledore hat mir einen riesigen Schreck eingejagt...“ Draco versuchte zu lächeln, aber es misslang. Nur gut, dass er den Kopf gar nicht erst bewegt hatte. „Die Vorstellung, dass du...“ Er brach ab, grub seine Hände fester in den Umhang des anderen Jungen. Sein Atem ging flach, streifte die warme Haut. ~*~*~*~ Harry lächelte. Es war wohl der beste Beweis, dass er ihm inzwischen doch mehr bedeutete. Und das freute ihn ungemein. Dennoch. „Wir sollten reingehen, bevor der wieder auftaucht. Ich habe keine Lust, mich mit ihm anzulegen…“, murmelte er und löste Draco aus seinen Armen. „Und wir können noch nicht mal sicher sein, dass er nicht schon längst wieder da ist. Er braucht keinen Umhang, um unsichtbar zu werden. Das hat er mir mal ziemlich überzeugend bewiesen…“ ~*~*~*~ „Hm...“ Widerstrebend löste sich Draco von ihm. Es war, wie er gesagt hatte: Harry machte süchtig. Insbesondere, wenn er das Gefühl hatte, ihn verlieren zu können... Sein Herz schlug noch immer schnell. „Dann komm.“ Er griff selbstverständlich nach Harrys Hand und zog ihn bestimmt mit. Wie hatte er heute Morgen eigentlich denken können, dass er ihn... verlassen konnte? Wie? Wie hatte er nur so dumm sein können? ~*~*~*~ Noch immer lächelnd folgte Harry dem Drängen. Warum auch nicht? Er fühlte sich ruhig. Ihm war etwas klar geworden, was ihm unbewusst tatsächlich Bauchschmerzen bereitet hatte. Es war ihm ja klar gewesen, dass wenn er sterben würde, Draco ganz alleine wäre, nicht mehr bei ihm… und es war ihm egal gewesen. Weil er sich keine Gedanken darüber gemacht hatte. Weil er sich darüber keine Gedanken hatte machen wollen. Und jetzt kam Dumbledore und verklickerte ihm mit einer kurzen Ermahnung, dass er doch längst nicht mehr daran dachte und gefälligst auch so denken sollte, dass er diesen Teil seines Planes streichen und umschreiben musste. War schon komisch, dass da erst jemand kommen musste, der davon doch eigentlich nichts wissen sollte. Woher er es wusste, das sollte er vielleicht noch irgendwann rauskriegen. Nicht, dass der Weißhaarige am Ende wie Snape seine Gedanken lesen konnte… Vielleicht sollte er diese Okkludings wirklich schnell lernen… damit niemand mehr in seinem Kopf rumpfuschen konnte und am Ende noch jemand hinter sein Geheimnis kam, der es gegen ihn verwenden konnte… ~*~*~*~ Leise schlüpfte Draco durch das Tor in die Schule. Die Gänge waren leer und verlassen, aber das hieß ja nichts. Wenn Dumbledore draußen herumlief, konnte genauso gut irgendjemand anderes noch hier drinnen unterwegs sein... Filch und Mrs Norris. Und Snape… Nun trennten sich ihre Wege. Von hier aus musste er zu den Kerkern hinabsteigen, während Harrys Weg zum Turm hinaufführte. Der Slytherin blieb stehen und wandte sich zu Harry um. Irgendwie wirkte der Schwarzhaarige geistig nicht ganz anwesend. Das beunruhigte ihn. Dieser Augenblick vorhin... Er hatte ihn regelrecht sensibilisiert. Noch nie zuvor hatte er eine solche Verlustangst bei einem anderen Menschen verspürt. Niemals. „Alles okay?“ Draco drückte mit seinen Fingern Harrys Kinn hoch und zwang ihn dazu, ihn anzusehen. Selbst in diesem Halbdunkel meinte er, das Grün seiner Augen leuchten zu sehen. Sein Herz setzte einen Takt aus und stolperte dann regelrecht weiter. ~*~*~*~ Harrys Herz tat unisono das gleiche. Allein durch die Berührung. Himmel… Er schluckte und nickte dann. Antworten… Er wollte ja. Aber selbst als er den Mund öffnete, kam da kein Ton raus. Seine Stimmbänder schienen dem Schwall Emotionen nicht standhalten zu können. Genau wie seine Beherrschung. Zwei Möglichkeiten, schoss es ihm durch den Kopf. Ihn küssen oder weglaufen. Ersteres durfte er nicht, letzteres hatte er versprochen nicht zu tun. Oder? Wie erstarrt schaute er ihn an, dann machte er schließlich einen Schritt nach hinten, verbrauchte dafür fast all den Rest seiner Kraft. Es war besser so, aber es tat weh. In seiner Brust. Und seine Hände hatten zu zittern begonnen. Er konnte es ganz deutlich fühlen, als er Dracos Hand auffing, die nun sein Kinn nicht mehr erreichte, sie ganz sachte und entschuldigend drückte. Das Dämmerlicht um ihn herum wurde ein bisschen dunkler, die Wände schienen etwas näher zusammenzurücken, ihn einzuengen. Und dennoch zog er diese Tür zu. Ganz, ganz langsam, als würde er sich eigenhändig eine Nadel in die Brust drücken. Um seine Gefühle einzusperren… „Alles okay.“, sagte er und kam sich schäbig vor dabei, machte noch einen Schritt zurück aus diesem Grund. Die Dunkelheit wurde noch ein bisschen massiver, als er die Hand des Blonden losließ. Eine Lüge. Er tat gerade alles, damit es nicht mehr okay war. Sein Körper wollte doch schließlich genau das Gegenteil, wollte bei ihm bleiben. Aber wie er es meinte, war es reine Wahrheit, nicht wahr? „Es ist alles okay. Mir ist etwas klar geworden, das mich erleichtert. Und das ist nur dein Verdienst.“ Er lächelte ihn warm an, ehrlich, dankbar, froh, schickte in diesem Lächeln auch die Wehmut mit, die Liebe, die er empfand, einfach alles, was momentan in ihm war. Und auch wenn das Licht der Fackeln nachts gedimmt war, er war sich sicher, dass Draco es trotzdem sehen konnte. Und allein dieser Gedanke machte es noch ein bisschen düsterer in ihm drin… Er war ein kompletter Idiot. Er verriet sich, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Und wenn er nicht aufpasste, dann brachte er Draco dazu, ihn zu hassen. Welcher Junge war schon begeistert, wenn er erfuhr, dass er von einem anderen Jungen begehrt wurde? „Danke!“ Und das aus tiefster Seele, für eine Sekunde ganz offen. Er legte ihm mit diesem einen Wort sein ganzes Selbst zu Füßen. Ein Dank, eine Entschuldigung, ein Versprechen, alles auf einmal. Es war soviel, dass er es einfach nicht mehr aushielt. Mit einem schüchternen Lächeln drehte er sich um und lief die Treppe hinauf. Nur weg hier, bevor er noch zu weinen begann… ~*~*~*~ Dracos Augen waren in dem Halbdunkel unergründlich, während er Harry musterte. Kurz hatte ihn ein Anflug von Verzweiflung, von Schmerz übermannt, aber er verstand. Es war zuviel geworden. Und er schalt sich selbst einen Idioten, weil er es wieder einmal geschafft hatte, den Gryffindor zu verletzen, ohne es in irgendeiner Weise zu beabsichtigen. Dennoch war er froh, aufgehalten worden zu sein, als er alles hatte hinter sich lassen wollen. Danke. Ein einziges Wort, in dem so viel steckte... So viel, das er nicht in Worte fassen konnte, das ihm ein warmes Gefühl im Bauch hinterließ, als wenn er ein Glas Feuerwhisky auf einen Schlag geleert hatte, und das ihm zugleich eine Gänsehaut auf den Körper hexte. Schweigend sah der Blonde Harry noch einen Augenblick nach und ging dann selbst in die Kerker hinunter. Er machte sich Vorwürfe. Weil ihr Beisammensein irgendwie wieder... nahezu eskaliert war. Und er nicht so recht sagen konnte, warum dem so war. Er fand Harry anziehend, ja, aber dennoch... Sie waren Freunde und sie hatten die normalen Grenzen einer Freundschaft, was körperliche Nähe anging, schon längst hinter sich gelassen. Blaises Bemerkung kam ihm wieder in den Sinn. Wahrscheinlich hatten sie wirklich wie ein Pärchen gewirkt... Er zog die Schultern hoch. Und was dann? Es war nicht so... Die Ankunft an dem Zugang zu dem Slytheringemeinschaftsraum unterbrach seine Gedanken. Er murmelte das Passwort und trat ein. Der Gemeinschaftsraum war recht leer. Die wenigen Schüler, die noch dort waren, warfen ihm kalte und ablehnende Blicke zu. Pucey würgte demonstrativ, als Draco an ihm vorbei ging, doch der Vertrauensschüler beachtete ihn gar nicht. In einer Ecke hatte er Blaise und Pansy ausmachen können. Blaise hielt das Mädchen im Arm und tröstete es, doch als Draco Anstalten machte, auf sie zuzugehen, winkte der Schwarzhaarige ab und Draco verstand. Dies war weder die Zeit noch der Ort für solche Gespräche. Mit einem leisen Seufzer wandte er sich ab und ging in den Schlafsaal hinauf. Crabbe und Goyle sägten bereits ganze Regenwälder ab, während Nott noch las und Draco knapp zunickte. Der Blonde ließ sich auf sein Bett fallen und zog die Vorhänge zu. Dann holte er seinen Zauberstab heraus und raunte einen Stillezauber, der sämtliche Geräusche, die aus diesem kleinen Raum kamen, nicht durch die Vorhänge dringen lassen würde, gleichzeitig jedoch zuließ, dass er hörte, was draußen geschah. Sicher war sicher. Und er hatte das dumpfe Gefühl, dass er heute Nacht wohl doch wieder Albträume haben würde. Harrys Nähe mochte ihn den ganzen Tag über davor bewahrt haben, über diese Dinge nachzudenken, doch nachts... Nachts war der Gryffindor nicht da und so konnte ihn die Vergangenheit brutal einholen. ~*~*~*~ Als Harry den Gemeinschaftsraum erreichte, hatte er sich einigermaßen wieder beruhigt. Zwar schlug sein Herz noch immer schnell, aber das kam vom Laufen. Und jetzt stand er vor dem Portrait der Fetten Dame und starrte die dicke Frau an. Sie blickte steif zurück. Harry konnte die Abneigung spüren. Erstaunlich, wie sehr ein Bild so etwas vermitteln konnte… Sie brachte ihn zum Nachdenken. Wollte er wirklich da rein und sich mit diesen Nieten auseinandersetzen? Wollte er das? Nicht wirklich. Hermione war wahrscheinlich mit Lesen beschäftigt, sie hatte ihm gesagt, dass sie da an einer Sache dran war. Das konnte ewig dauern, vor allem, weil sie meinte, es wäre nicht so einfach. Er würde sie nur stören. Und er wusste auch nicht so recht, wie er ihr gegenübertreten sollte. „Passwort?“ Die Fette Dame hatte sich dazu durchgerungen, doch noch zu fragen, doch allein ihr Ton ließ Harry lächeln. „Lass mal.“, sagte er und machte wieder einen Schritt zurück. Er hatte beschlossen, sich die friedliche, ausgeglichene, mit Glück angefüllte Stimmung nicht verderben zu lassen, indem er blöde Kommentare provozierte. Dann rannte er davon, hielt erst wieder vor der Tür des Raums der Wünsche, um dort die Tür zu Dracos Ruheraum zu öffnen, angereichert mit einem Bett, denn er hatte nicht vor, heute noch einmal irgendwo anders hinzugehen. Er würde einfach hier schlafen. Weit weg von jedem, der ihm Böses wollte. Das einzige, das er tat, bevor er sich auszog und ins Bett legte, war das Fenster öffnen und mit einem schrillen Pfiff Hedwig zu sich zu rufen. Er wollte heute trotz allem nicht alleine sein. Und Hedwigs Anwesenheit war gerade genau das, was er benötigte. Als die Eule kam und wie ein Geist durch das Fenster hereinschwebte, schlief er jedoch bereits und sie setzte sich, leise, beruhigende Geräusche von sich gebend, an sein Kopfende, um über seinen Schlaf zu wachen, wie sie es in dem leidigen Haus der Dursleys so häufig getan hatte. Allein dass er sie gerufen hatte, machte sie schon glücklich. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I don't know how to get back again And we're drowning in the water That flows under this bridge When you're fighting the current You forget how to live And I wanted to reach you but I don't know where to begin And you remain A promise unfulfilled until today ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: *fiesgrins* Ganze 14 Seiten Knistern und brennende Luft und nichts ist passiert! … Ich habe in diesem Kapitel etwas gelernt. Ich habe gelernt, wie man Leser in den Wahnsinn treibt. >^-^< Mau! abranka: ...*lach* Das habe ich auch gelernt. *g* Und wie man solche Szenen herrlich unterbrechen kann. ^.^ *hihihihihihi* *dieminitarnkappenüberihreteufelshörnchenzieht* *heiligenscheinpoliert* *aufsetz* *strahl* Im Boot ------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 40: Im Boot Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lene Marlin - The Way We Are. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 40: Im Boot Draco war endlich eingeschlafen, nachdem er Ewigkeiten - wie es ihm schien - wach gelegen hatte. Er hatte gar nicht sagen können, woran er dachte oder was ihn beschäftigte. Es war alles gewesen - und nichts zugleich. Doch endlich, endlich war er eingeschlafen - nur um eine knappe dreiviertel Stunde später mit einem lauten Schrei wieder auf dem Schlaf hochzufahren. Böse Erinnerungen. Schweißgebadet hatte er auf seinem Bett gesessen und schließlich einen weiteren Versuch unternommen, Schlaf zu finden. Nach dem zweiten Albtraum hatte er genug. Er brauchte wirklich keine Todesangst mitten in der Nacht. Da konnte er doch garantiert etwas Besseres tun... Ja, zum Beispiel einen Zauberspruch einstudieren und den morgen anwenden. Er grinste. Aus seinem Nachttisch holte er das Buch mit den magischen Tricks und begann zu üben. Nur gut, dass er einen guten Reinigungszauber konnte... Sein Kopf pochte zwar und seine Augen protestierten dagegen offen zu bleiben, doch er kratzte all seine Disziplin zusammen und machte weiter. Solange, bis er hören konnte, wie Blaise sich regte und ins Badezimmer stolperte. Draco schlug die Vorhänge zurück und lugte hinaus. Einen Augenblick später ging Crabbes monströser Wecker los. Zeit für das morgendliche Lauftraining... Er hatte keine Ahnung, wie er dieses überstehen sollte, aber er würde es zumindest versuchen. Unter der Voraussetzung, dass Montague ihn nicht für die letzten zwei verpassten Trainingseinheiten gleich aus dem Team schmiss... Draco streifte sein Sportzeug über und verließ sein Himmelbett. „Ah, sieh an, der Herr hat heute sogar mal wieder in seinem Bett geschlafen...“ Blaise grinste anzüglich. Draco schenkte ihm nur einen kühlen Blick. „Muss auch mal wieder sein, ansonsten räumt ihr es noch weg.“ Blaise lachte leise. „Das wüsste ich zu verhindern...“ Draco gab ihm einen leichten Stups in die Rippen und gemeinsam verließen sie den Schlafsaal. Crabbe und Goyle taumelten ihnen mehr schlafend als wach hinterher. Am See wurden sie bereits von Montague, Pucey und Cassandra erwartet. Pucey wandte sich demonstrativ ab, als Draco näher trat. Vor Montague riss er sich offenbar zusammen, doch das unheilvolle Funkeln in seinen Augen verriet dem Blonden, dass er sich noch auf etwas gefasst machen konnte. Bitte. Er würde niemals eine Herausforderung ablehnen. „Sieh an, Draco Malfoy erweist uns die Ehre, auch wieder am Training teilzunehmen.“ Montagues Miene war undurchdringlich. „Aber solange du noch vorneweg läufst... Beweis uns das mal.“ Jetzt grinste er. Keine Minute später trabten die Slytherins los. Und Draco konnte - bemerkenswerterweise und zu seiner Erleichterung - die Führung halten. Auch wenn er sah, dass Blaise und Montague langsam zu ihm aufschlossen, was wiederum seinen Ehrgeiz packte. Er würde also zusehen, dass er das Training nicht mehr versäumte. Todmüde, mit noch immer hämmernden Kopfschmerzen, gegen die das frühe Laufen und die regelrechte Sauerstoffdusche nichts gebracht hatten, ging Draco an Blaises Seite zurück in den Gemeinschaftsraum. Er hatte das dumpfe Gefühl, nicht wirklich in der Welt zu sein und sich in seinen Gedanken zu verfangen. Er nahm alles wie durch Watte und Nebelschleier war. Die giftigen Blicke und die gemurmelten Bemerkungen und Beleidigungen ignorierte er, sie erreichten ihn ja noch nicht einmal wirklich. Hin und wieder legte Blaise ihm die Hand auf die Schulter, um etwaige Ausraster zu verhindern, doch die kamen zu der Überraschung des Schwarzhaarigen gar nicht. „Bist du sicher, dass du nicht in Trance bist?“, erkundigte er sich schließlich, nachdem Draco das Bad verlassen hatte und sein feuchtes Haar trocken rubbelte. „Nein. Ich habe kaum geschlafen... Mein Kopf explodiert gleich.“, gab der Blonde zurück. „Oh, das klingt nach einem Besuch bei Madam Pomfrey...“ „Hm... Sie wird mich umbringen. Deswegen war ich ja gestern schon bei ihr.“ „Diesmal kommst du aber zum Unterricht, oder?“ „Klar.“ Draco grinste. „Bring mir was vom Frühstück mit, ja? Beides schaffe ich nicht...“ Während er sprach, zog er sich sein Hemd über und knöpfte es zu. Dann folgte die Krawatte, die er mittlerweile mit geschlossenen Augen hätte binden können. Blaise nickte nur. „Und nimm dir heute irgendwann Zeit für Pansy. Bitte.“ „Versprochen.“ Der Blonde lächelte. „Mir liegt auch etwas daran, dass diese... Dummheit aus der Welt geschafft wird. Pansy ist mir wichtig.“ „Wirklich? Das schaffst du dann aber gekonnt zu verbergen...“ Blaise verschränkte die Arme vor der Brust und musterte den Vertrauensschüler prüfend. Draco seufzte leise. „Ist sie aber. Ansonsten hätte ich gar nicht mit ihr gesprochen...“ „Sag ihr das, Draco. Sag es ihr. Das wird es ihr vielleicht ein bisschen leichter machen...“ Der Blonde nickte knapp, hangelte nach seiner Tasche und war mit einem kurzen „Bis gleich.“ aus der Tür. Auch Blaise musste sich nun beeilen, um noch zum Frühstück in die Große Halle zu kommen. ~*~*~*~ Am nächsten Morgen, als Harry erwachte und aus dem Raum der Wünsche kam, erblickte er etwas weiter auf dem Gang Hermione, die eilig auf ihn zu strebte. Er lächelte erfreut, und lief auf sie zu, seine Tasche hastig unter den Arm klemmend und winkend. „Morgen, Mione!“, rief er und sie sah von ihrer Hand auf. Was lag da? Ihr Zauberstab? „Morgen, Harry.“ Sie sah ein wenig enttäuscht aus, aber sie lächelte. „Wo kommst du denn her?“ Harry hakte sich bei ihr unter. „Wir haben hier unsere Zentrale für den Felix Felici.“, erklärte er leichthin. „Ist er auch hier?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Nein.“ Etwas erstaunt hob sie eine Augenbraue. „Du warst ganz alleine hier?“ „Sieht so aus.“, gab er lächelnd zurück. „Hedwig war bei mir.“ „Die zählt nicht.“, murrte Hermione, dann blickte sie ihn an. „Liegt es daran, dass sie das Passwort geändert haben?“ „Welches Passwort?“, fragte Harry irritiert, bevor ihm aufging, welches sie meinte. Er schüttelte lachend den Kopf. „Nein. Ich hab mich entschieden, hier zu schlafen, bevor ich feststellen konnte, dass es nicht mehr aktuell ist.“ „Du wusstest davon?“ „Nein, du hast es grad gesagt.“ „Oh.“ Hermione seufzte, gerade als sie die letzte Treppe zur Großen Halle hinuntergingen. „Und ich dachte schon… Dir traue ich grade eine Menge zu.“ Harry drückte sachte ihren Arm. „Du traust mir eindeutig zuviel zu.“ „Das sagst du.“ Sie betraten die Große Halle und gingen gleich zu ihren neuen Plätzen ganz am Ende, um gar nicht erst darüber streiten zu müssen, wohin sie sollten. Es war doch eh egal. „Gestern… war Draco nicht auf dem Rundgang.“, stellte das Mädchen fest und Harry lachte. „Das ist wahr. Wir haben die Zeit total verpennt…“ Er schüttelte den Kopf, noch immer fassungslos über sein Zeitempfinden. „Gerade wart ihr zwei weg, da war es auch schon zu spät.“ „Und… seid ihr jetzt offiziell zusammen?“ Harry blickte sie an. „Hermione.“, sagte er ernst. „Wir werden niemals zusammen kommen, denn er ist nicht schwul. Das habe ich damals nur gesagt, um ihn zu ärgern.“ „Also warst du das doch.“ Sie seufzte. „Ich hab mir das schon fast gedacht.“ „Klar hast du das.“ Theatralisch stemmte er die Hände in die Hüften. „Ich wäre auch enttäuscht gewesen, wenn nicht.“ Das braun gelockte Mädchen lachte. „Aber es ist schon seltsam, dass er dir das so einfach verziehen hat.“, sagte sie. „Hätte ich so gar nicht erwartet, wo er noch immer so massive Probleme mit den anderen hat.“ Nickend schob sich Harry eine Gabel Rührei in den Mund, antworten tat er nicht, denn sie redete einfach weiter. „Also frage ich dich, ob da nicht doch etwas ist. Nach gestern bin ich fest davon überzeugt.“ Harrys Blick wurde gequält. „Du bist gemein.“, sagte er leidend. „So was zu sagen ist Folter.“ Sie lächelte. „Tut mir leid, aber…“ In diesem Moment schwirrten die Eulen herein. Die eine schneeweiße fiel sofort auf, als sie quer durch die große Halle flog und direkt bei Dumbledore auf dem Teller landete. Gezielt. Harry hatte sie extra drum gebeten. Sie hielt dem Schulleiter einen kleinen Brief hin, winzig, den dieser mit einem schiefen, tadelnden Blick auf den Absender entgegennahm und las. Auch McGonagall blickte pikiert zu ihnen. Hermione hob die Augenbrauen. „Hedwig?“ „Klar Hedwig.“, lachte Harry. „Welche Eule wäre passender, um einen Dank zu überbringen, ein Bote des Friedens. Bei der Farbe.“ „Dank?“ „Dumbledore hat uns gestern erwischt.“ Kurze Antwort, aber sie verstand trotzdem. Vor allem, als sie das leichte, fast glückliche Lächeln auf Dumbledores Lippen sah. War wohl doch noch ein bisschen mehr gewesen als Dank… „Da ist Dank auch angemessen, wenn er euch keine Strafe gegeben hat.“ Das Mädchen klang schnippisch und Harry lachte, als Hedwig wenig später neben ihm landete und gefüttert werden wollte, was er auch gern tat. Sie musste ja nicht wissen, dass das Danke eher auf die Klarstellung seiner Lebenseinstellung bezogen war, denn dann hätte er ihr erklären müssen, welchen Plan – abgewandelter Art – er noch immer verfolgte. Und er war froh, dass sie nicht mehr nachfragen konnte, denn ihre Aufmerksamkeit wurde von der eintretenden Pansy beansprucht. Ihr Gesicht zeigte deutlich Sorge. Harry beobachtete wie Hermione, wie das Slytherinmädchen zu ihrem Platz ging und dort lustlos zu frühstücken begann. Wirklich essen tat sie offenbar nicht, aber immerhin versuchte sie es. Und sie schien gefasst. „Sie tut mir Leid.“, murmelte er und starrte auf seinen Teller. „Für sie hatte er gestern keine Zeit.“ Hermione musterte ihn, ersparte sich aber ein Kommentar bezüglich der Szene am Abend. Stattdessen erwiderte sie: „Ich glaube nicht, dass sie ihm wirklich eine Chance gegeben hätte. Er hat sie, laut Blaise, wirklich verletzt.“ „Ich kann es mir vorstellen.“, sagte er noch immer leise. „Wie war das? Wir treffen uns heute Abend wieder zum Picknick?“ Sie nickte und schon hatte er einen Zettel und eine Feder in der Hand. Und Hermione staunte nicht schlecht, als sie das Monogramm auf der silbernen Spitze erkannte. DM. Draco Malfoy. „Hat er dir die geschenkt?“ Harry sah auf, lächelte schief und nickte glücklich. „Ganz am Anfang.“ „Die muss unglaublich…“ „Er hat darauf bestanden.“, verteidigte er sich, bevor sie noch etwas sagen konnte. „Und ich will sie auch nicht wieder hergeben.“ Verstehend nickte sie. Für ihn war der materielle Wert sicherlich nicht von großer Bedeutung. Es war ihr ideeller Wert, der es ihm angetan hatte. Eine Feder seiner heimlichen Liebe. Was musste ihm das bedeuten… „Was schreibst du denn da.“ „Für Pansy.“ Er war auch schon fertig, faltete die Notiz und stupste Hedwig an, die noch immer auf seinem Tisch hockte und immer mal wieder einen Bissen von ihm oder Hermione zugesteckt bekam. „Wärst du so lieb?“, fragte er und sie schaute ihn aus großen Augen an, bevor sie die Nachricht in den Schnabel nahm. „Für Pansy Parkinson.“ Es war schön, dass sie nicht nachfragen konnte, dass sie einfach ihre Schwingen ausbreitete und losflog. „Und was hast du ihr geschrieben?“ „Dass sie zum Picknick kommen soll.“ Hermione blickte ihn kritisch an. „Wenn sie kommt, dann solltet ihr eine Aktion wie die gestrige aber vermeiden.“, sagte sie. „Damit würdet ihr sie nur noch mehr verletzen.“ Der Schwarzhaarige nickte. „Versprochen.“, sagte er und hob die Hand wie zum Schwur. „Ich werde mich bemühen!“ „Ich werde dich daran erinnern.“, gab sie ungerührt zurück. ~*~*~*~ Pansy entfaltete den Brief stirnrunzelnd. Was zur Hölle sollte Harry von ihr wollen? Denn dass es Harrys Eule war, die gerade zu ihr geflogen war, war wohl kaum für irgendjemanden zu übersehen gewesen. Und was nur noch mehr verstärken würde, dass die Slytherins auf ihr herumhackten. Die ätzenden Kommentare waren ja jetzt schon kaum zu ertragen, doch nach außen hin, ließ sie diese abprallen. Es war vor allem ihr Stand als Vertrauensschülerin, der ihr jetzt Schutz gab. Zum Picknick? Na, warum nicht? Schlimmer als es jetzt war, konnte es ja auch nicht mehr kommen, oder? Sie hob den Kopf und nickte zu den beiden Gryffindors hinüber. Dann blickte sie wieder Richtung Tür. Sie wartete weniger auf Draco - der konnte zur Hölle gehen! - als vielmehr auf Blaise... Der Schwarzhaarige war schließlich in dem Slytherinhexenkessel der einzige Freund, den sie noch hatte... Aber Blaise ließ sich Zeit. Erst kurz vor Ende der Frühstückszeit tauchte er auf. „Hey...“ Er umarmte Pansy zur Begrüßung und schnappte sofort nach zwei Äpfeln, die in seiner Tasche verschwanden. „Wo hast du ihn gelassen?“, erkundigte sich Pansy betont desinteressiert. „Krankenstation. Hat tierische Kopfschmerzen und lässt sich helfen...“ „Aha.“ „Hey... Es tut ihm Leid. Wirklich...“ Pansy blitzte Blaise nur an und dieser beschloss augenblicklich das Thema ‚Draco Malfoy’ in Pansys Nähe großräumig zu umfahren. War wahrscheinlich derzeit das Beste. „Komm... Wir müssen zu Kräuterkunde.“ Während er schon wieder aufsprang, kaute Blaise auf seinem Brötchen. Noch nicht einmal Frühstücken war in Ruhe... Madam Pomfrey war wenig begeistert, Draco erneut auf der Matte stehen zu sehen. „Was ist es diesmal, Mr Malfoy?“, fragte sie höflich. Ihre Stimme drückte jedoch deutlich aus, dass sie es lieber gehabt hätte, ihn zur Abwechslung mal gesund zu wissen. „Kopfschmerzen, Ma’m.“ Draco schnitt eine Grimasse. „Und Schlafmangel...“ „Sie sollten wirklich besser aufpassen... Das ist nicht gesund.“ Ihr Blick war streng, während sie den Zauberstab schwang und ihn augenblicklich von seinem Leiden erlöste. „Ich weiß...“ Er seufzte leise. „Lernen Sie im Moment viel?“ Die Miene der Medihexe machte deutlich, dass sie auf keinen anderen Grund hoffte. „Nein...“ Draco zögerte einen Augenblick. „Albträume.“ Sie nickte verständnisvoll. „Schlimme, wie ich vermute?“ „Sehr schlimme...“ Der blonde Junge senkte den Blick. „Gut, dann sollten wir eine andere Möglichkeit finden, als dass sie jeden Morgen vor der Tür stehen. Ich schlage einen Trank vor, der sie traumlos schlafen lässt... Allerdings wird es eine Weile dauern, bis Professor Snape ihn hergestellt hat.“ Draco zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Zu verlieren habe ich ja nichts, oder?“ Außer deinen Stolz, indem du nicht selbst damit klar kommst. Und indem du wieder wegläufst... Die Medihexe lächelte ihn an. „Gut... Und bis dahin... Kommen Sie her, wenn Sie Hilfe brauchen.“ Der Slytherin nickte und verabschiedete sich. Jetzt wurde es auch höchste Zeit für Kräuterkunde... ~*~*~*~ Hermione und Harry passten ihren Aufbruch exakt so ab, dass sie die beiden Freunde erreichten. Das Mädchen legte Pansy sofort einen Arm um die Schultern, während sich Harry schuldbewusst zurückhielt, ihr nur eine Geste schenkte, die sowohl entschuldigend war und ausdrückte, dass er für sie da war, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie dieses Angebot noch annahm. Nicht nach dem Vorwurf, den Blaise Draco am gestrigen Abend gemacht hatte. …weil du konsequent genug bist, deine bescheuerten Ideen bei mir und Pansy durchzuziehen, aber bei Harry nicht… Es war nicht fair, das wusste er. Aber… war sie nicht zumindest teils mitschuldig, weil sie es nicht geschafft hatte, ihn zur Vernunft zu bringen? Er bedeutete ihr doch mindestens genauso viel wie ihm selbst. Da hätte sie doch alles tun müssen, was sie gekonnt hätte. … Oder? Er wollte sich nicht anmaßen, besser zu sein als sie, aber… sie war mitschuldig in seinen Augen. So ging er schweigend neben ihnen her, während Hermione ihnen einen Vortrag darüber hielt, was am heutigen Tag alles anstand. Seine Freundin war sichtlich nervös. Rons Rückkehr machte sie fahrig und ließ sie reden wie einen Wasserfall. Niedlich… oder auch nicht, wenn er den Grund dafür näher unter Betracht zog… Mit Sicherheit rührte ihre Angst daher, dass es durchaus sein konnte, dass er sich wie alle anderen gegen sie beide entschied. Harry glaubte nicht daran, dass es dauerhaft war, aber selbst ein Tag würde dem Mädchen nicht gut tun. Jemand außer ihm und den neuen Freunden, jemand, der sie besser kannte als andere, würde ihr gut tun… Als sie das Gewächshaus erreichten, waren noch längst nicht alle da. Aber Draco konnten sie sehen. Besorgte Blicke legten sich auf Pansy. Harry wusste wirklich nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte… Dazu kam seine Unsicherheit wegen gestern Abend… Er war weggelaufen. Der Gedanke war ihm ja gekommen, mehrere Male, als er wach gewesen war, aber als er geträumt hatte, hatte ihm sein Unterbewusstsein Dinge gezeigt, die er bis jetzt entschieden von sich gewiesen hatte. Er hatte sie verdrängt, doch nun, wo er den blonden Haarschopf im Morgenlicht schimmern sah, waren diese Ängste wieder da. Dass er sauer war, dass er ihn ebenfalls schnitt, dass alles Mögliche war… In einem der Träume hatte er sich rächen wollen und war zu seinem Vater zurückgegangen… Es war so dumm. Er vertraute ihm, hatte er gesagt. Er tat es auch, aber das schüttelte dieses miese Gefühl nicht ab. Warum musste er so einen Schwachsinn träumen? Das konnte doch gar nicht wahr sein! Nicht nach gestern! Leise lächelnd hob er die Hand. Man sah ihm sein schlechtes Gewissen schon an. ~*~*~*~ Draco war zu seinem eigenen Erstaunen bei weitem pünktlich gewesen. Er hatte sich an den Rand der Schülergruppe verzogen und gewartet. Schlichtweg einfach gewartet, dass die anderen - seine Freunde - kamen. Kaum zu glauben, aber seine Menge an Freunden hatte sich wirklich vergrößert. Damit hatte er selbst kaum gerechnet. Er erwiderte Harrys Winken und schritt zu der Gruppe hinüber. Deutlicher konnte er seine Position kaum noch machen. Er konnte ein leises Tuscheln von Nott hören, das sofort dafür sorgte, dass er aufmerksam wurde. Allerdings konnte er nicht hören, was sein Mitschüler gesagt hatte. „Hey...“ Der Blonde lächelte in die Runde. Seit er seine Kopfschmerzen los war, fühlte er sich sogar einigermaßen entspannt und gut gelaunt. Pansy warf ihm einen giftigen Blick zu, der ihn nur allzu deutlich daran erinnerte, dass ein Gespräch mit ihr sicher nicht leicht werden würde... Er seufzte leise. Blaise drückte ihm noch zwei Äpfel in die Hand, dann tauchte auch schon Professor Sprout auf und verlangte Aufmerksamkeit. „Schön, dass wir jetzt alle versammelt sind. Also, heute gehen wir zum See hinunter. Und dort werden wir uns die Wasserpflanzen ansehen. Das bedeutet: Immer zwei von ihnen werden in einem Boot sitzen und mit einem Kescher die Pflanzen aus der Tiefe holen. Los, folgen Sie mir!“ Fröhlich wackelte die Lehrerin vor ihnen den Pfad zum See hinunter. Wasserpflanzen. Na, großartig. Draco zog die Schultern hoch. Kräuterkunde war wirklich das letzte Fach für ihn. Keine fünf Minuten später waren sie am See angelangt und Sprout sprach weiter. „Also bitte, immer zwei in ein Boot. Mr Potter und Miss Parkinson. Miss Granger und Mr Zabini. Mr Malfoy und Mr Thomas. Mr Longbottom und Miss Patil…” Eindeutig teilte sie die Pärchen spontan nach Gefühl zu. Aber bitte... In Dracos Augen blitzte es auf. Er und Thomas in einem Boot. Das konnte nun wirklich interessant werden... ~*~*~*~ Harry blicke zu Pansy hinüber, die noch immer neben Hermione stand, dann lächelte er sie an, als er zu ihr ging. Jetzt kam er um dieses Gespräch nicht mehr herum. Während Hermione nach einem letzen aufmunternden Wort an das Slytherinmädchen zu Blaise hinüberging, näherte er sich Pansy. Das schlechte Gewissen machte sich augenblicklich in seinem Bauch breit. Sie sah so überhaupt nicht gut aus. Wahrscheinlich hatte auch sie nicht gut geschlafen… „Bist du mir böse?“, fragte er und blickte hoffnungsvoll in ihr Gesicht. ~*~*~*~ Pansy seufzte leise. Das Schicksal konnte wirklich gemein sein... Ausgerechnet Harry... „Sollte ich dir böse sein?“, gab sie zurück und deutete ihm an, mitzuhelfen das Boot anzuschieben. Kaum war es auf dem Wasser, planschte sie kurz hinein und stieg dann ein. Sie hielt die Nussschale gerade, damit Harry ebenfalls einsteigen konnte. „Weil er mit dir redet?“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige seufzte ebenfalls, als er das Boot mit einem kräftigen Schub ins tiefere Wasser beförderte und sich dann hinaufzog. „Zum Beispiel.“, sagte er. „Aber auch, weil, seit ich da bin, sich wirklich alles geändert hat.“ Er zauberte mit einem kurzen, stummen Spruch ihre Schuhe trocken, dann seine eigenen. Er hatte diese Art Zauber ziemlich vernachlässigt, wie ihm aufging. Das sollte er schnellstens ändern. „Und irgendwie hab ich das dumme Gefühl, dass ich schuld bin. Mione hat da so was angedeutet…“, spielte er auf Pansys Gefühle an, ohne sie wirklich anzusprechen. Das wollte er ihr nicht antun. Sie damit bloßstellen, als wolle er sich darüber lustig machen… ~*~*~*~ Pansy seufzte leise und griff nach einem der Ruder und hielt Harry stumm das andere hin. „Warum solltest du schuld sein? Nicht du hast mir Dracos Freundschaft aufgekündigt. Er hat es getan. Er.“ Ihre Augen blitzten zornig auf, dann wurde sie wieder ruhiger. „Weißt du... Du hast viel für ihn getan. Wirklich viel. Aber... ich bin eifersüchtig auf dich, okay? Und ich weiß, dass ich nicht mit dir konkurrieren kann. Ich kämpfe um Dracos Aufmerksamkeit und seine Liebe, seit ich ihn kenne... Wenn ich sie jetzt nicht gewonnen habe, dann werde ich es niemals.“ Sie lächelte traurig. „Und je eher ich mich damit abfinde, desto besser...“ Das Mädchen blickte zur Seite und hob dann eine Hand, um sich die ungeweinten Tränen aus den Augen zu wischen. „Und du zeigst mir, dass da mehr ist. Dass er mehr zu geben hat, mehr geben kann. Aber nicht für mich.“ ~*~*~*~ Das tat weh. Sie tat ihm Leid. Und er litt mit ihr. Er konnte es so gut nachvollziehen… Wie würde er an ihrer Stelle handeln? Wäre er in der Lage, Eifersucht zuzugeben? Wahrscheinlich nicht. „Du bist stark.“, sagte er, nahm das Ruder, ihres auch und bedeutete ihr, dass sie sich einfach ins Heck setzen sollte. Er würde für sie mitrudern. „Stärker als er. Stärker als ich.“ Er lächelte wehmütig und sah auf das gekräuselte Wasser. Anstatt seine Liebe einfach zuzugeben, verschwieg er sie und verbarg sie tief in seinem Herzen. Die Dunkelheit von gestern war noch immer da. Sie war nicht verschwunden… „Du bist stärker als wir beide zusammen, weil du trotzdem durchhältst, obwohl er dir so etwas Schreckliches gesagt hat...“ Wenn er da an sich dachte, der schon mit dem Gedanken gespielt hatte, einfach zu sterben, gleich, seine Rache wegzuwerfen… Oder an Draco, der sich selbst zurückgezogen hatte, weil er das Gefühl hatte, allen nur wehzutun, ohne das Selbstbewusstsein, das er sonst allen vorspielte… ~*~*~*~ „Stark...“ Pansy war ins Heck gerutscht und schüttelte nun den Kopf. „Welche Wahl habe ich denn schon? Er hat mich immer dazu gezwungen stark zu sein. Und vielleicht ist das jetzt auch gut so...“ Sie fuhr sich durch die Haare und ließ die Augen über den See wandern. Nein, mit Draco war es niemals leicht gewesen. Für ihn vielleicht, aber nicht für sie... Abrupt wandte sie den Kopf und sah Harry an. „Nicht nur er hat sich gegen seine Eltern entschieden. Er hat für mich gleich mit entschieden. Denn was der gute Draco Malfoy bei seiner Aktion vergessen hat, ist, dass mir meine Eltern unglaublich im Nacken sitzen - wie ein paar wild gewordene Imps - und auf diese Beziehung pochen...“ Sie schnitt eine Grimasse. „Glaub mir, er wird sich verdammt viele gute Worte überlegen müssen, um das alles wieder gut zu machen. Und von Schmerz wollen wir jetzt gar nicht reden. Wir sprechen jetzt nur über Anmaßung seinerseits und Wut meinerseits.“ ~*~*~*~ Fast erschrocken hatte sich sein Blick wieder auf sie geheftet. Sie auch? Hatte sie auch solch penetrante Eltern, die alles dafür tun würden, damit Voldemort zufrieden war? Waren sie auch bereit… ihr Kind zu opfern? Seine Hände hielten inne, ließen die Ruder durch das Wasser ziehen, ohne dagegenzuhalten. Was hatte er da nur angerichtet? Warum hatte er gleich zwei… Nein, drei Menschen, die ihn für einen Freund hielten, gegen ihre Eltern aufgebracht? Wieso hatte er nur nicht vorher nachgedacht? Warum war er immer so verdammt blind? „Pansy, wenn ich dir jetzt verspreche, dass sie… dir nichts tun können, dass ich dafür sorgen werde, dass sie nicht an dich rankommen, dass du… vor ihnen sicher bist, bevor dieses Schuljahr vorbei ist… Ich meine…“ Er stockte. Was redete er hier nur? Es war schon wieder so. Er begann seinen Plan zu verraten… Aber… es war doch richtig so, wenn er ihr damit helfen konnte, nicht? Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Ich werde sie davon abhalten, dass sie dir etwas tun. Ich möchte dich nur darum bitten, stark zu bleiben, um genug Kraft zu haben, ihm zu verzeihen, denn er braucht deine Stärke und du willst ihn wiederhaben. Vielleicht… erkennt er es ja irgendwann. Vielleicht erkennt er irgendwann, was du für ihn tust, und kann dir zurückgeben, was du ihm gibst. Du darfst nicht aufgeben.“ Er lächelte, auch wenn ihm diese Worte unendlich schwer fielen. Unglaublich schwer lagen sie ihm im Magen, als er sie ermutigte, als er versuchte, sie dazu zu bewegen, Draco nicht aufzugeben. Es tat ihm weh und es gefiel ihm überhaupt nicht, weder der Gedanke noch der Sturm der Eifersucht in seinen Eingeweiden, der dabei aufkam. Nur allein das Wissen, dass er es für Draco tat, ließ die Worte kommen und das Lächeln bestehen bleiben. ~*~*~*~ Pansy sah den Gryffindor verblüfft an. „Du...“ Sie schüttelte den Kopf und sortierte mühsam ihre Gedanken. „Du brauchst keine Angst zu haben, okay? Sie werden mir schon nichts tun. Es wirft nur ihre ganzen Pläne über den Haufen à la ‚Neue Reinblüterkinder für die Zaubererwelt’.“ Sie verdrehte die Augen. „Weißt du... irgendwann hätte ich selbst gesagt, dass es genug ist. Aber dann, wenn es so weit ist. Wenn ich es für richtig halte. Und nicht irgendjemand anders...“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre braunen Augen fixierten Harry genau. „Es ist wirklich lieb, dass du das sagst. Ich werde weiter hoffen - entgegen jeder realistischen Einschätzung -, aber ich glaube längst nicht mehr daran. Draco wird sich nicht ändern.“ Sie schwieg einen Augenblick. „Darf ich dir eine Frage stellen? Und diese ist jetzt wirklich persönlich und nicht politisch wie die, die du mir letztens gestellt hast.“ ~*~*~*~ Harry nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. „Logisch.“, meinte er lächelnd. „Das musst du doch nicht fragen. Ist ja nicht so, dass Freunde einander niemals Fragen stellen würden.“ Er griff nach seinem Kescher und lehnte sich ein wenig zur Seite, um ihn ins Wasser zu tauchen. Irgendwie konnte er ihr nicht ins Gesicht sehen, nicht nach diesen selbstlosen Worten, die so sehr seinen eigenen Gefühlen widersprachen. Das Boot neigte sich ein wenig. ~*~*~*~ Pansy atmete tief durch. „Was genau ist zwischen dir und Draco? Ist das wirklich nur reine Freundschaft? Weißt du... Ich habe euch einmal nach... Zaubertränke auf dem Flur gesehen und das... sah nicht nur nach Freundschaft aus...“ Sie stockte und schaute ihn bittend an. Für sie war es immens wichtig, das zu wissen. Einfach nur, um Klarheit zu haben. ~*~*~*~ Nun wandte sich Harrys Kopf doch. Nach Zaubertränke auf dem Flur? Wann sollte das gewesen sein? Wann bitte hatten sie sich nach Zaubertränke auf dem Flur getroffen? Nun, häufiger, aber was genau war da passiert, was nicht nur nach Freundschaft aussah…? Dunkel erinnerte er sich an eine Szene wo er Draco das erste Mal versprochen hatte, ihm zu helfen. Das war unten in den Kerkern gewesen. Nach Zaubertränke. Da war Nähe gewesen, wie sie die ganze Zeit zwischen ihnen herrschte. Und er hatte Schritte gehört… War sie das gewesen? Er öffnete den Mund, doch im ersten Moment wollte nichts kommen, dann wandte sich sein Blick wieder auf das Wasser. „Du glaubst doch nicht wirklich diese Gerüchte, oder? Dass er schwul ist…“ ~*~*~*~ Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er noch nie verliebt war. Mit Mädchen hat er aber definitiv Erfahrungen.“ Kurz zuckte ein schmerzerfülltes Lächeln über ihr Gesicht. „Aber mit Jungs... Ich weiß von nichts. Aber theoretisch... Theoretisch ist alles möglich...“ Ihre Stimme wurde leiser und sie blickte auf den Fußraum des Bootes.. „Und das... würde es leichter zu ertragen machen...“ Sie brach ab und schaute wieder auf. „Aber du hast mir meine Frage nicht beantwortet. Willst du es nicht? Wenn nicht, dann sag es einfach, okay?“ ~*~*~*~ Einfacher zu ertragen… Ja, vielleicht. Und sie hatte auch Recht, dass er ihrer Frage ausgewichen war. Warum eigentlich? Weil er sich wünschte, dass es anders war? „Wir haben nichts miteinander.“, sagte er lächelnd, fast bedauernd, aber das konnte nur jemand heraushören, der sich damit auskannte, wann er seine Maske aufhatte. Hermione, Draco… Dumbledore wahrscheinlich. Er hoffte, dass Pansy nicht dazu in der Lage war. „Er sucht bei mir etwas. Ich weiß nicht so genau, was, aber ich weiß, dass er es findet, sonst würde er nicht wiederkommen.“ Klar, er suchte seine Nähe, damit er seine Ängste vertrieb… Du machst süchtig. …war da vielleicht doch mehr? Irgendwie wagte er nicht, es auch nur in Erwägung zu ziehen. Und jetzt, wo Pansy ihm das mit den… Erfahrungen mit Mädchen gesagt hatte… Nein, besser war es, nicht zu hoffen, ganz egal, was er tat. Einfach weiter gerade soviel Abstand bewahren, dass es seine Selbstbeherrschung nicht zerriss, sich bedeckt halten und über ihn wachen… „Sie sagen es alle, aber es ist nicht wahr.“, kam er auf ihre Frage zurück. ~*~*~*~ „Okay... Danke.“ Pansy lächelte und drückte seine Hand. Sie hatte erwartet, sich über diese Worte zu freuen, aber irgendwie... Freude stellte sich nicht ein. „Danke für deine Aufrichtigkeit.“ Sie blickte sich um. So langsam sollten sie weit genug draußen sein. „Wir sollten langsam anfangen. Hältst du das Boot ruhig, dann werde ich schauen, was wir hier rausholen können.“ Sie griff nach dem Kescher. ~*~*~*~ Harry übergab ihn ihr wortlos. Sie schien nicht wirklich glücklich über seine Worte, aber sie machte auch nicht den Eindruck, dass sie ihm nicht glaubte. Vermutlich kämpfte sie noch immer mit sich. Irgendwie konnte sie einem echt Leid tun… Dann packte der Junge die Bootsränder und glich das Gewicht aus, als sie sich über den Rand lehnte, um den Kescher ins Wasser zu tauchen. Sein Blick ging hinüber zu Draco, der zusammen mit Dean dem Möchtegern Gryffindoranführer in einem Boot etwas weiter entfernt dümpelte… ~*~*~*~ Draco schenkte Dean Thomas nur ein knappes Nicken mit unbewegter Miene, während ihm der Gryffindor mit unverhohlener Abscheu entgegenblickte. Mit übertriebener Höflichkeit hielt Draco das Boot fest und ließ Thomas einsteigen, ehe er ihm nachfolgte. Er hatte die Ruder schnell im Griff und damit die Kontrolle über das Boot. Es war wirklich amüsant, wie Thomas versuchte, ihn zu ignorieren, obwohl er ihm direkt gegenüber saß. Immer wieder warf der Gryffindor ihm hektische Seitenblicke zu. „Angst vor mir, Thomas?“ Draco grinste süß. „Keine Sorge, dir gehe ich garantiert nicht an die Wäsche. Ich habe Geschmack.“ Das Entsetzen in den Augen war wirklich zu unterhaltsam. „Du... Wag es nicht mich anzufassen!“ Thomas schreckte zurück und brachte das Boot heftig ins Schaukeln. „Ich sagte doch schon: Ich habe Geschmack. Und du fällst eindeutig unten durch.“ Thomas starrte ihn mit offenem Mund an. „Du gibst zu, dass du schwul bist? Du bist widerlich!“ „Habe ich irgendetwas in dieser Richtung gesagt?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Glaubst du wirklich, dass es schwule Todesser gibt?“ „Du bist einer?“ Entsetztes Aufkeuchen. „Habe ich das gesagt?“ Hach, dieser Junge war wirklich unterhaltsam. Thomas zuckte zusammen und sah sich hilfesuchend um. Dumm nur, dass Draco sie beide weit hinausgerudert hatte. Deutlich weiter als die anderen und die anderen Boote - insbesondere das mit Professor Sprout - waren entsprechend recht weit entfernt... „Und jetzt? Du verschleppst mich erst und was jetzt?“ Thomas funkelte ihn an. „Oha, Gryffindormut. Ich bin beeindruckt.“ Draco lachte spöttisch. „Was soll ich dir schon tun, hm?“ Seine grauen Augen funkelten den Gryffindor an und dieser zuckte erneut zusammen. „Wir sollten anfangen... Nimmst du den Kescher?“, erkundigte sich der Slytherin höflich. Thomas nickte zitternd. Wow... Er hätte vielleicht doch die Karriere als Todesser annehmen sollen. Er wäre darin garantiert gut gewesen. Galgenhumor und Sarkasmus. Eine ausgezeichnete Methode, mit solchen Dingen umzugehen. Während Thomas den Kescher durch das Wasser zog und sich wohl langsam in Sicherheit wiegte, huschte ein gemeines Lächeln über sein Gesicht. Jetzt wurde es Zeit für Slytherintücke. Er zog seinen Zauberstab und murmelte leise ein Wort. Einen Augenblick später beförderte der Fußtrittzauber – auch Schubszauber genannt, eine wirklich tolle Erfindung - den Gryffindor über Bord. Für alle anderen deutlich sichtbar hatte Draco am anderen Ende des Bootes gesessen und gar nichts getan. Es platschte laut, als Thomas ins Wasser fiel. Grinsend hielt Draco dem Gryffindor seine Hand hin, die aber natürlich sofort zur Seite geschlagen wurde. „Wag das nicht noch einmal!“, fauchte der triefende Junge, als er endlich wieder im Boot saß. Er hatte amüsante fünf Versuche gebraucht, um sich wieder hineinzuziehen. „Was denn? Alle haben gesehen, dass ich ganz friedlich hier hinten saß... Du hast dich einfach zu weit vorgelehnt...“ Draco glich einem Unschuldsengel. Es fehlte einzig noch der Heiligenschein. ~*~*~*~ Harrys Augen weiteten sich ungläubig. Was sollte das denn? Was tat er denn da? Warum tat Draco das? Warum war er so gemein zu Dean? Irgendwie konnte er es nicht fassen. Was hatte er für einen Grund? Der Schwarzhaarige hatte ihm doch nichts getan, oder? Hatte er vielleicht etwas nicht mitbekommen? Schade, dass Draco schräg mit dem Rücken zu ihm saß. Irgendwie würde er zu gerne wissen, was er gerade dachte… War es vorsätzlich geschehen? Er hatte den Zauberstab doch aufblitzen gesehen… ~*~*~*~ Draco hatte den Kescher mit einem lässigen Accio wieder aus dem See geholt und blickt sein tropfendes Gegenüber nun wieder an. „Machen wir dann weiter? Soll ich den Kescher nehmen? Nicht, dass du noch einmal ins Wasser fällst...“ Aus seiner Stimme sprach blanker Hohn. Thomas warf ihm einen giftigen Blick zu und zerrte ihm den Kescher aus der Hand. Keine zwei Minuten später befand er sich wieder im Wasser und erneut saß Draco vollkommen unschuldig am anderen Ende des Bootes. „Du solltest wirklich vorsichtiger sein...“ Draco schüttelte nachsichtig lächelnd den Kopf. „Du verdammtes Aas!“, fauchte der Gryffindor aus dem Wasser und hielt sich an der Reling fest. „Soll ich dich reinziehen?“ „Gerne.“ Thomas streckte ihm die Hand hin. „Und du solltest jetzt an eins denken. Alle dort draußen werden sehen, wie du mich ins Wasser reißt. Überleg dir das gut. Sehr gut.“ Dracos Lächeln war zuckersüß. Der Gryffindor riss augenblicklich seine Hand zurück. Das Dumme war, dass der Slytherin Recht hatte. Mühsam kämpfte er sich ins Boot zurück und blieb schwer atmend sitzen. „Du bist ein widerlicher Scheißkerl, Malfoy.“ „Danke, du auch.“ „Was...?“ Der dunkelhäutige Gryffindor sah aus, als wenn er Fliegen fangen wollte. „Denk mal drüber nach. Und erinnere dich daran, dass du mich ab jetzt im Nacken sitzen hast. Und das wird dich garantiert nicht glücklich machen. Oder anders ausgedrückt: Du hast ein verdammt großes Problem, Thomas.“ Dracos graue Augen glänzten den anderen Jungen an. Die Drohung darin war nur allzu deutlich. Thomas wurde aschfahl und sagte nichts mehr. ~*~*~*~ Und Harry konnte nicht aufhören, sich zu wundern. Warum machte er das? Was hatte Dean ihm nur getan? Er hörte leises Lachen von Hermione. War klar, dass ihr das gefiel, schließlich war Dean an allem schuld… irgendwie zumindest. Das musste für sie eine große Genugtuung sein. Und was empfand er selbst? Auch Genugtuung? Irgendwie schon. Und auch ein bisschen Neid, dass nicht er es war, der ihm diese Lektion erteilen konnte. Trotzdem blieb irgendwie die Frage, warum Draco es tat. Er konnte doch nichts von Deans Komplott wissen. Er hatte ihm gegenüber nichts davon erwähnt, oder? „Ich würde auch gern schwimmen gehen…“, murmelte er und stockte im nächsten Moment. Was war denn das gewesen? Wo kam denn dieser Gedanke her? Das war doch… Realitätsflucht des Großhirns. Ganz eindeutig. Sein Gehirn war überanstrengt. Kam mit der Frage nach Dracos Grund nicht klar. Und schwimmen wäre doch herrlich bei der zunehmenden Hitze… Warum waren ihre Umhänge doch gleich schwarz? Eines stand fest, wenn er aus der Schule raus war, würde er helle tragen. Grün. Grün war schön. Er schüttelte den Kopf. Realitätsflucht war komisch. Man dachte so komische Sachen… ~*~*~*~ Am Ende der Stunde hatte das Boot von Draco Malfoy und Dean Thomas keine einzige Wasserpflanze vorzuweisen. Nachdem sie zurückgerudert waren und Professor Sprout ihren leeren Eimer gesehen hatte, hatte sie ihnen eine Standpauke gehalten, die sich gewaschen hatte. Und bei Dean Thomas fügte sie noch gleich hinzu, dass er offenbar vollkommen unfähig war, in einem Boot sitzen zu bleiben. Draco nahm die Tirade mit stoischer Miene hin, während sich Pansy und Blaise nur mühsam das Lachen verkneifen konnten. Pansy wusste, warum er es getan hatte - und sie hatte Blaise direkt darüber informiert. Auch die anderen Slytherins hatten ihren Spaß. Die Gryffindors... Nun, nicht so offensichtlich, obwohl man hier und da ein leises Grinsen sehen konnte. Draco war nur froh, als Sprout fertig war. Ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen, als Thomas sehr schnell nach Ende der Stunde davon stob. Nicht, dass ihm eine solche Flucht helfen würde... Aus seiner Schultasche zog Draco einen Apfel hervor, rieb ihn an seinem Umhang sauber und biss hinein. Nach solch einer Aktion schmeckte Frühstück doch gleich doppelt so gut. ~*~*~*~ „Warum hast du das gemacht?“ Harry hatte nur darauf gewartet, dass sich die Lehrerin verabschiedete oder zumindest Draco freigab. „Ich meine… es war lustig, aber…“ Er blickte ihn an. Schöne Augen… Oh Mann… Sein Gehirn machte wirklich nur noch Blödsinn heute… ~*~*~*~ Draco zog minimal eine Augenbraue hoch und kaute in Ruhe zu Ende, ehe er antwortete. „Weil er es nicht anders verdient hat.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Da die anderen bis auf ihre kleine Gryffindor-Slytherin-Runde verschwunden waren, konnte er getrost die Hand ausstrecken und Harry eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht streichen. „Oder siehst du das anders?“ Er biss erneut von seinem Apfel ab und blickte den Schwarzhaarigen abwartend an. ~*~*~*~ Harry zog zweifelnd eine Augenbraue hoch. Hatte er. Trotzdem… Das war doch kein Grund. Er wusste, wie es war, wenn man Ziel eines hinterlistigen Dracos war. Und irgendwie war er sich nicht sicher, ob er Dean das wirklich wünschte. Und dann begriff er plötzlich, warum Draco es tat. Für ihn. Weil Dean gemein war, weil er dafür verantwortlich war, dass die Gryffindors sich so blöd ihm gegenüber benahmen. Weil er ihr Rädelsführer war. Das war nicht in Ordnung. Aber irgendwie war es doch nicht seine Sache… „Du machst dich noch unbeliebter, als du ohnehin schon bist.“, sagte er leicht vorwurfsvoll. „Ist es das wert? Der Kerl kriegt seine Strafe schon noch früh genug.“ ~*~*~*~ „Ja, das ist es wert. Damit er wenigstens nicht ganz so selbstgefällig durch die Gegend läuft. Und ein wenig Angst schadet ihm gar nicht...“ Draco wuschelte Harry durch das Haar. „Außerdem... lenkt es mich ab.“ Er grinste. „Wir sollten uns auf den Weg machen...“, mischte sich Blaise ein. „Zauberkunst wartet...“ Der Blonde verdrehte die Augen. „Wunderbar...“ Und ihm schoss direkt die Erinnerung an die letzte Stunde durch den Kopf. Unwillkürlich blickte er Harry wieder an. Sein Herz schlug augenblicklich einen Takt schneller. ~*~*~*~ Harry seufzte. Er würde ihm nicht reinreden. Nein, er würde zählen, wie oft er es tat. Heute waren es bisher sechs Zauber gegen ihn. Sechs Kopfplatscher ins Wasser. Ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er sich gerade noch so verhindern konnte, dass er die Geste mit einem Nasenstüber zurückgab. Er hatte Hermione ja versprochen, ein bisschen darauf zu achten. Und Pansy… sollte nicht mehr leiden, als sie es eh schon tat. „Also los. Feuer und Wasser… Diesmal zaubern wir beide gemeinsam, mal sehen, was passiert!“, rief er übermütig und klatschte in die Hände. Eine Kopfnuss traf ihn und als er sich umwandte, blickte er in braune, funkelnde Augen. „Keine Potenzialmagie, verstanden!“, sagte Hermione deutlich. „Ich warne euch!“ ~*~*~*~ Draco lachte leise. Harrys Übermut war wirklich herzerfrischend. Dann traf ihn Pansys wütender Blick und sein Lachen erstarb. Er seufzte leise. Das musste wirklich bald geklärt werden... Er hatte nur das dumme Gefühl, dass eine Wiedergutmachung länger dauern würde... Die seltsame Fünfergruppe kam gerade noch rechtzeitig zum Unterricht. Draco erhaschte beiläufig mit den Augen Thomas zwischen den Gryffindors. Hinten also... Hm, das würde schwieriger werden. Aber nicht unmöglich. Er hatte schließlich noch etwas in der Hinterhand, womit kaum jemand rechnen würde... Ein unheilvolles Funkeln leuchtete in seinen Augen. Blaise musste grinsen. „Ich liebe es, wenn du diesen Gesichtsausdruck hast...“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Just the way we are I guess you've seen it now A mirror of ourselves sure makes us weird Falling down from a mountain of frights ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: ^^ Platsch! *armehochreiß* Platsch! *grins* Ich glaub, ich mag Draco doch! *zufriedenist* abranka: *g* Und jetzt sind wir froh, dass er das nicht an Harry austobt, oder? Aber irgendwo muss er diese Energie ja lassen... *lach* Zuckerwattenebenwirkungen ------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 41: Zuckerwattennebenwirkung Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Donots - Room with a View. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 41: Zuckerwattenebenwirkung Harry wandte nach Blaises Worten den Kopf zu Draco um. „Welchen?“, fragte er und lief einmal um den Blonden herum, um ihm ins Gesicht sehen zu können. ~*~*~*~ Draco musste bei Harrys erwartungsvollem Blick lachen. In diesem Lachen lag so viel Wärme, wie er selbst kaum bisher empfunden hatte. Nur bei diesem Gryffindor. Seine grauen Augen sprühten nahezu vor Lebensfreude, Übermut, Faszination und... Zuneigung. ~*~*~*~ Harry verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust, doch das vergnügte Funkeln in seinen Augen ließ sich nicht verdrängen. Er gab die Haltung auch schon nach wenigen Augenblicken auf und lief zu seinem Platz, setzte sich dort schwungvoll hin, dass die Bank knarrte. Irgendwie war er fröhlich. Er konnte es sich nicht so wirklich erklären, aber es war so. Der Gedanke, dass Draco das tat, um ihn zu rächen, tat ihm gut. „Wir sollten es doch noch mal versuchen mit dem Feuerzauber.“, begann er, als sich auch Draco setzte. „Vielleicht bringen wir es dann zum Schweben!“ „Harry!“ Mit unschuldigem Blick schaute er Hermione an. „Was denn?“ „Du spielst mit deinem Leben!“ „Du übertreibst!“, murrte er. „Keiner ist bisher gestorben.“ „Nein.“ Sie beugte sich zu ihm hinüber, blickte ihm ganz tief in die Augen, ganz ernst. „Aber ich werde dich umbringen, wenn du auch nur daran zu denken wagst!“ „Spielverderberin…“ ~*~*~*~ Draco ließ sich auf seinen Platz hinter Harry fallen. Er lächelte noch immer. Flitwick eröffnete ihnen, dass sie die Zauber von letzter Stunde noch einmal wiederholen wollten und augenblicklich stand er neben dem Slytherinvertrauensschüler und beobachtete ihn. Innerlich verdrehte dieser die Augen. Soviel zu seinem Plan... Seine Chance kam erst, als es Millicent Bulstrode gelang, versehentlich Sally-Annes Haare anzustecken und Flitwick panisch durch den Klassenraum wetzte. Mit einem unheilvollen Ausdruck in den Augen wandte sich der Slytherin um. Wo war Thomas noch... Genau, da. Er hob den Zauberstab und murmelte leise einige Worte. Eine riesige Sahnetorte erschien aus dem Nichts und klatschte dem fassungslosen Gryffindor ins Gesicht. Die nächtliche Übungsstunde hatte wirklich etwas gebracht. So leicht war ihm der Zauber noch nie zuvor von der Hand gegangen. Die Slytherins bogen sich vor Lachen und auch die restlichen Gryffindors standen ihnen in nichts nach. ~*~*~*~ Diesmal hatte auch Harry das böse Glitzern in den Sturmaugen gesehen. Wie ein unheilvolles Gewitter. Und die Aktion… „Die schöne Torte!“, jammerte er, als das Lachen ihn endlich wieder Luft holen ließ. „Die hätten wir doch essen können!“ Dann packte ihn ein erneuter Lachanfall und er hielt sich den Bauch, um die Schmerzen darin erträglich zu halten. Das war ja schlimm. ~*~*~*~ Auch Crabbe, Goyle und Nott hielten sich vor Lachen die Bäuche und bekamen kaum Luft. Selbst Flitwick gluckste leise vor sich hin, während er scheinbar empört nach dem Verursacher Ausschau hielt. Nott, der in der Reihe direkt hinter Draco saß, beugte sich über seinen Tisch und raunte leise: „Und jetzt Potter... Du hast ihn solange schon nicht mehr gequält...“ Pure Bösartigkeit lag in seinen Augen. Dracos Blick wurde stahlhart. Blaise schaute zwischen den beiden hin und her. Irgendwie... Das war eine Herausforderung gewesen. Die Herausforderung, Stellung zu beziehen... Eine Sekunde später schlug auch Theodor Nott eine Sahnetorte ins Gesicht und Draco lächelte süß. „Schmeckt’s? Du hast dir doch eine gewünscht?“ ~*~*~*~ Und in der allgemeinen Aufregung kam Harry nun ein Gedanke. Er zog Draco am Ärmel zu sich. „Verrätst du mir den Zuckerwattezauber? Wir können ihn gemeinsam wirken und alles ist voll davon! Dann ist dieses Chaos perfekt und Flitwick macht früher Schluss.“ Und dieses Mal war es so leise, dass Hermione davon nichts mitbekam. Er wollte das mit dem gemeinsamen Zaubern unbedingt noch mal versuchen. Er wollte dieses Gefühl noch einmal spüren. Und er wollte wissen, ob sie es nicht schaffen konnten, das zu kontrollieren, denn wenn ja, dann wären sie stärker den je. Dann könnten sie vielleicht auch das erreichen. Schließlich plante er, Draco noch um Hilfe zu bitten… ~*~*~*~ Draco musste grinsen. „Okay…“ Er beugte sich zu dem Gryffindor hinüber und flüsterte ihm die Formel ins Ohr. Die schwarzen Haare kitzelten seine Nase und unwillkürlich musste er lachen. Diese Nähe war so süß... Ihm ging urplötzlich auf, dass er sich dieses Band wieder herbeisehnte, dass er es wieder spüren wollte. Ob Magie oder nicht - es war unbeschreiblich schön gewesen... „Klar? Dann los...“ Er hob seinen Zauberstab und sprach die Worte. ~*~*~*~ Im gleichen Moment begann Harry den Zauber. In seinen Augen leuchtete die Vorfreude. Ein Zauber, der hier nicht hergehörte, aber na ja. Würde schon nicht auffallen in dem Chaos. Schon als er die erste Silbe sprach, spürte er das Band. Alles wurde weicher und ein wenig heller um ihn herum. Er nahm Draco stärker wahr, blendete aus, was sonst um ihn herum war, sah nur noch ihn. Und als die letzte Silbe gesprochen war, war es wirklich wieder da. Als würde er schweben, als wäre Wind um ihn herum, als wären sie unter Wasser, jeweils nur einander vor Augen. Er spürte sein Herz hüpfen, seinen Magen Purzelbäume schlagen und fühlte sich ihm augenblicklich näher, während aus der Spitze seines Stabes rosafarbenes Licht hervorquoll, sich mit dem etwas dunkleren aus Dracos Stab verband und eine kleine rosa Kugel bildete… ~*~*~*~ Dracos Augen leuchteten, als ihn diese Sphäre umfing. Alles fiel von ihm ab. Alles... Nur Harry war da. Harry blieb. Harry wurde... die komplette Welt. Er ließ sich den Atem rauben, wehrte sich nicht weiter dagegen, dass er vollkommen in diesen grünen Seen unterging. Er wollte dort gar nicht mehr raus... Sein Herz raste und schlug ruhig zugleich. Seine Gedanken tobten und ruhten... Dass dieser Zuckerwatteball immer größer wurde und größer und größer, bekam er gar nicht mit. Sämtliche seiner Sinne waren vollkommen auf Harry konzentriert. ~*~*~*~ Grün tauchte in Grau. Grau tauchte in Grün. Wasser und Feuer erstarrten. Das Licht ließ jede Bewegung ersterben. Selbst der Wind hatte beschlossen zu ruhen. Ein weiches Lächeln schlich sich auf Harrys Lippen, wie im Rausch, als die Pupillen kleiner wurden durch das Licht, das von dem Ball ausging und schließlich selbst Draco verschluckte. Dann wurde alles rosa. Es gab einen lautlosen Knall, Harry spürte, wie Watte über seinen Körper strich, wie winzige Kristalle auf seine Haut schlugen und dort feinste Kratzer hinterließen. Er spürte, wie die Luft knapp wurde, als die Zuckerwatte alles anfüllte… Doch nichts war so schlimm, wie der Verlust, den er in diesem Moment spürte. Nichts war so schrecklich. Er fühlte sich einsam, alleingelassen, aus etwas herausgerissen, das sein Leben ausmachte. Wie in Trance schoss seine freie Hand vor, die Schmerzen ignorierend, die von den noch immer fliegenden Kristallen durch seine Haut getrieben wurden, griff nach der Stelle, wo er Draco noch immer vermutete. Er wollte nicht alleine sein! ~*~*~*~ Rosafarbenes Zeug drängte sich in sein Blickfeld, trennte die Sichtverbindung. Auf einmal schlug eine Woge von Kälte und Einsamkeit über Draco zusammen, raubte ihm beinahe den Verstand. Er streckte die Hand aus, berührte Harrys Finger, hielt sie fest, als wenn er ertrinken würde. Die Luft wurde auch wirklich knapp, doch das begriff er nicht. „Idioten!“, fluchte Blaise, als die Zuckerwattewand über ihn hereinzubrechen drohte. Mittlerweile war das klebrige Zeug überall. Aber am dichtesten war das Knäuel hier... Der schwarzhaarige Slytherin jagte einen Wasserstrahl nach dem anderen in das Knäuel, während Pansy und Hermiones geistesgegenwärtig den Rest des Klassenraums unter Wasser setzen und die anderen von der Zuckerwatte befreiten. Erst eine Ladung eiskaltes Wasser, die ihn von bis unten und innerhalb einer Sekunde bis auf die Haut durchnässte, brachte Draco wieder zur Besinnung. Er hielt Harrys Hand noch immer fest, sprachlos, nahezu gedankenlos. Aber langsam sickerte ihre Umgebung wieder in sein Bewusstsein. Er spürte das kalte Wasser und die klebrige Zuckerwatte. Aber noch mehr spürte er diesen Verlust... Als wenn ein Teil seines Selbst fehlte. ~*~*~*~ Wasser klatschte in sein Gesicht, spülte das fort, was er nicht bemerkt hatte. Selbst Dracos Hand hatte nichts daran geändert, dass er sich alleine fühlte. Nicht wirklich. Er hätte genauso gut nicht da sein können… Glücklicherweise sah man die Tränen nicht. Hermione packte Harry an der Schulter, drehte ihn zu sich um. „Was hatte ich dir gesagt, Harry Potter?!“, funkelte sie ihn an. Rosa, klebriges Wasser rann durch ihre Haare und sie wischte angeekelt eine Strähne aus ihrem wütenden Gesicht. „Keine Potenzialzauber! Warum kannst du nicht einfach mal auf das hören, was man dir sagt?!“ Noch immer verklärt starrte er sie an, dann kam diese Maske. Er ließ Draco los, weil sie ihm die Schulter verdrehte und es Schmerzen brachte, wandte sich mit diesem Lächeln nach vorne, ohne sie zu beachten, betrachtete stattdessen seinen Zauberstab. Er wollte nicht alleine sein. Er wollte zurück zu diesem Zauber, zu diesem Moment, da er nicht allein gewesen war. Die Zeit zurückdrehen… bis… er beim gestrigen Abend angekommen war. Diesen Moment, wo sie da gelegen hatten. Er wollte ihn zurück. Sachte lehnte er sich nach hinten, bog den Kopf zurück und blickte kläglich zu Draco auf. „Ich will hier weg.“, murmelte er tonlos, denn aus seiner überstreckten Kehle kam kein Ton. Hermione blickte ihn erschrocken an. War sie zuerst wütend gewesen, war sie nun besorgt. Er war ganz blass… Genau wie Draco, wenn man von den hauchfeinen Rissen in der Haut absah, die sich wie ein hellrotes Netz über beide Gesichter zog. Was bei Merlin war passiert? ~*~*~*~ Draco atmete schwer ein. Warum fiel das Atmen auf einmal so schwer? Warum... war er allein? Warum? Er wollte das wieder haben. Er wollte diese Verbundenheit zurück. Kurz blitzte nackter Schmerz in seinen grauen Augen auf, als Harry seine Hand losließ. Er wollte ihn zurück. Ihn. Wie eine Woge schlug dieser Gedanke über ihm zusammen. Mühsam kämpfte er sich hindurch. Und wenn schon. Dann eben er. Er wollte diese Nähe, diese Geborgenheit, diese Wärme, diese Ruhe... Schlichtweg ihn. Er blickte den Gryffindor noch immer stumm an. Konnte seine Augen einfach nicht abwenden. „Dann nimm mich mit...“, gab Draco genauso tonlos zurück und ließ den Kopf auf seine Arme sinken. Aber nicht lange. Blaise packte ihn am Umhang und zog ihn hoch. „Los, wir hauen ebenso ab wie alle anderen. Und ihr zwei solltet das ganz besonders tun... Sonst kommt Flitwick noch auf dumme Gedanken und erinnert sich an das Feuer letzte Stunde. Bewegt euch.“ Pansy stand daneben und fixierte die beiden Jungen, den blonden Slytherin und den schwarzhaarigen Gryffindor, forschend. ~*~*~*~ Hermione packte Harry und zog ihn mit sich, was er geschehen ließ. Fluchtartig verließen sie den Raum und bekamen sogar noch den Vortritt vor Lavender und Dean, die sichtlich mitgenommen waren und sowohl Draco als auch Harry einen Blick zuwarfen, der zeigte, dass sie Angst hatten. War ja nichts Neues. Hermiones Plan war, dass sie jetzt erst mal in den Garten gingen, nachdem sie das Zuckerwasser aus ihrer Kleidung geholt hatte und sie somit wieder einigermaßen salonfähig waren. Harry wollte das nicht. Er wollte in den Raum der Wünsche. Er wollte dahin, wo er sich verkriechen konnte, wo er mit Draco allein sein konnte und wo er sich nicht mehr allein fühlen musste. Er hatte keine Chance. Hermione zog ihn einfach mit sich. Was für ein Glück, dass ihre Klassenkameraden sich verzogen und alle anderen noch Unterricht hatten, sonst wäre es sicherlich auffällig gewesen, da Blaise das gleiche mit Draco tat. Pansy ging mit Abstand hinterher. Das Ziel war die Weide, denn dort waren sie größtenteils vor Blicken geschützt. ~*~*~*~ Sobald sie unter der Weide ankamen, zog Blaise Draco mit sich und zwang diesen sich sitzenderweise gegen den Baumstamm zu lehnen. In seiner Tasche kramte er nach Schokolade und fand sogar welche. Keine Schokofrösche, aber das war ja egal. Er drückte jeweils Draco und Harry, der mittlerweile reichlich mitgenommen neben dem Blonden saß, ein Stück in die Hand. „Essen!“, befahl er mit einem gefährlichen Glitzern in den dunklen Augen. Widerstandslos biss Draco von der Schokolade ab, kaute und schluckte. Das änderte nur nichts an der Leere in seinem Inneren. Gegen Dementoren mochte das vielleicht wirken, aber hiergegen... Nein. Nein, nein, nein, nein. Nein. Dagegen wirkte nur Harry. Ein stiller Blick aus den grauen Augen traf den schwarzhaarigen Gryffindor und Draco verspürte das unbändige Bedürfnis, seine Hand zu nehmen. Doch irgendwie... Er unterdrückte es, hielt sich an seiner Schokolade fest. „Was bei Salazars Bart und Godrics Säbel habt ihr euch bei diesem Mist nur gedacht?“, fauchte Blaise sie an. „Hermione hat gesagt, dass ihr keine Potenzialmagie nutzen sollt. Glaubt ihr etwa, dass das ein Scherz gewesen ist? Habt ihr euren Verstand irgendwo unterwegs abgegeben oder vergessen?“ Der Slytherin schnappte nach Luft, um fortzufahren, doch Hermione kam ihm zuvor. „Ihr seid unverantwortlich! Ihr habt gar keine Ahnung, was bei diesen Zaubern passieren kann! Ihr könnt es nicht kontrollieren! Wir können froh sein, dass ihr nicht gegeneinander gezaubert habt, ansonsten hätten wir alle auf der Krankenstation landen können! Habt ihr vergessen, was das letzte Mal passiert ist? Habt ihr das wirklich schon vergessen? Ihr...“ Jetzt holte sie kurz Atem und Blaise übernahm. Draco stellte mit einer morbiden Faszination fest, dass sich die beiden perfekt ergänzten. „Ihr habt euch fast umgebracht! Noch ein bisschen mehr Zuckerwatte und ihr wärt erstickt! Kriegt das mal in eure verdammten Schädel rein! Ihr habt keine Kontrolle über diese Potenzierung! Warum zum... zum... - ist ja auch egal - warum seid ihr überhaupt auf diese bescheuerte Idee gekommen?“ Draco warf einen kläglichen Blick zu Harry hinüber. Dieser kalte Entzug von Wärme und Nähe, dann noch diese Schimpftirade, die ihm die Ohren klingeln ließ, das war ein bisschen viel. Er war sogar beinahe froh, noch so benommen zu sein, denn er wusste, dass er Blaise sonst an die Kehle gegangen wäre und Hermione genauso. Stumm knabberte an seiner Schokolade und beschloss dieses Gewitter vorüberziehen zu lassen. War wahrscheinlich klüger, als jetzt noch Öl auf das Feuer zu gießen... Pansy stand mit vor der Brust verschränkten Armen daneben und betrachtete die beiden. Sie waren vollkommen durch den Wind. Und das nicht allein durch diesen Zauber. Da war mehr passiert. Das, von dem Harry das letzte Mal gesagt hatte, dass sie es nicht verstehen würde... ~*~*~*~ Harry hielt seine Schokolade noch immer unangerührt in den Händen. Er wollte es nicht essen. Er wollte gar nichts essen oder zu sich nehmen. Allein der Gedanke an etwas, das süß war, war ihm zuwider und trieb ihm die Magensäure in den Hals. Dazu begann sein Gesicht zu brennen, was wahrscheinlich bei jedem der hier Anwesenden der Fall war. Sie waren dem Zuckerkristallflug ebenfalls direkt ausgesetzt gewesen. Leidend blickte er zu Blaise hinauf, dann zu Hermione und dann wieder zu Blaise, aber er sagte nichts. Jedenfalls nichts zu dieser Frage. Das ging sie nichts an, dass er hatte üben wollen. „Hört auf, ihn da mit reinzuziehen.“, murrte er. „Das war meine Idee! Ich wollte halt wissen, was passiert.“ ~*~*~*~ Draco lächelte schief. Er konnte sehr genau voraussagen, was Blaise jetzt sagen würde. „Aber er hat mitgemacht! Und das macht ihn mitschuldig an dieser... verdammten Katastrophe!“, fauchte der schwarzhaarige Slytherin auch schon los. Volltreffer, stellte Draco lakonisch fest. „Ihr beide seid es! Nicht einer alleine. Einer alleine kann diesen Mist doch gar nicht verzapfen.“ Blaise stieß den Blonden unsanft gegen die Schulter. „Und hör auf so zu gucken, als wenn es dich nicht angeht.“ Wütend funkelten seine dunklen Augen den Vertrauensschüler an. Draco blickte scheinbar ungerührt zurück und zupfte etwas verbliebene Zuckerwatte von seinem Umhang. Hermione fixierte die beiden Jungen noch immer zornsprühend. „Blaise hat Recht. Es ist vollkommen gleich, von wem die Idee kam. Ihr habt sie beide umgesetzt. Allein darauf kommt es an. Denkt verdammt noch mal nach! Ihr habt ein unglaubliches magisches Potenzial, wenn ihr gemeinsam zaubert! Und das ist unkontrollierbar und gefährlich! Kapiert ihr das denn nicht?“ Pansy trat vor und legte Hermione die Hand auf die Schulter. Das braunhaarige Mädchen blickte sie an und ließ dann die Slytherin sprechen. „Was wolltest du passieren sehen, Harry?“, fragte Pansy sanft. Ihre Stimme war eine angenehme Alternative zu der extremen Lautstärke der anderen beiden, wie Draco feststellte. „Wolltest du Flitwick nur ablenken und den Unterricht sabotieren? Wolltest du sehen, was passiert, wenn ihr diesen Zauber potenziert? Oder wolltest du... dieses Etwas haben, das offenbar geschieht, wenn ihr zaubert?“ ~*~*~*~ „Etwas anders.“, kam es schneller aus Harry heraus, als er darüber nachdenken konnte, denn ihre letzte Vermutung ließ dieses Verlustgefühl wieder in seine durch die Schimpftirade abgelenkten Gedanken geraten, ließ keinen Raum für gewählte Worte. Als es ihm bewusst wurde, wich er ihrem Blick aus und starrte zum Wasser hin, das sich im sachten Wind leicht kräuselte. Ja, er wollte es testen. Immer und immer wieder, um genau das zu verhindern, was sie ihnen vorwarfen: Kontrollverlust. Wenn sie es beherrschten, würden sie mit dieser Kraft alles erreichen können. Alles, was er im Moment noch irgendwo in seinem Herzen leicht bezweifelte. Und Dumbledores Erinnerung an seinen Plan, das hatte das noch deutlicher hervorgehoben. Je stärker er… sie waren, desto größer war die Chance, dass sie gewinnen konnten… Gewinnen, ohne zu sterben. Sein Blick huschte zu Draco. Er sollte ihn bald fragen, ansonsten konnte es sein, dass er ihn in seinen Plan einrechnete, obwohl er nicht dabei sein würde… Und gleichzeitig hatte er Angst, dass Draco das verhindern könnte. Dass er seinen Plan durchkreuzen würde, wie es Ron und Hermione tun würden, wüssten sie davon. Aus Sorge oder aus anderen Gründen. Und das wäre fatal. Denn nicht einmal für ihn würde er es lassen. Er würde gehen. Unter allen Umständen. Und er würde danach zurückkommen. ~*~*~*~ Pansys Mundwinkel bewegten sich leicht. „Und was?“ Dracos Kopf fuhr hoch. Jetzt reichte es aber. Wenn Harry nicht antworten wollte, dann sollte sie es gefälligst dabei beruhen lassen! Es war komisch, bei Blaise und Hermione hatte er ihr Gerede hinnehmen können, bei Pansy... da war er nicht dazu in der Lage. „Es ist genug.“ Seine Stimme war scharf und umso durchdringender, da er bisher kein Wort gesagt hatte. Blaise fuhr zusammen, ahnte bereits, was kommen würde, während Pansy dem Blonden ungerührt ins Auge blickte. „Ist es? Meinst du?“ „Ja, Pansy. Du überspannst den Bogen. Verantwortungslosigkeit - okay. Dummheit - okay. Aber...“ Pansy unterbrach ihn. „Das sagst du. Ich habe aber nicht mit dir geredet. Oder bist du jetzt Harrys Sprachrohr? Triffst jetzt die Entscheidungen für ihn so wie für mich?“ Blanker Zorn lag in ihren Augen. „Das habe ich nie getan!“, fauchte der Blonde zurück und sprang auf. Diesen Unsinn konnte er sich nicht ruhig anhören - und schon gar nicht sitzend, während sie stand. „Doch. Hast du. Hast du bei deiner Ich-kündige-mal-eben-alle-meine-Freundschaften-Aktion auch nur ein einziges Mal nachgedacht, was du damit anrichtest? Hast du das? Du hast dich entschieden, dich gegen deinen Vater zu stellen - schön für dich. Mutig. Aber du hast für mich auch gleich mitentschieden - durch dein dummes Beenden dieser erbärmlichen Scheinbeziehung! Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, was das für meine Eltern bedeutet? Hast du auch nur einen verdammten Moment nachgedacht?“ Draco zuckte zusammen. Daran hatte er wirklich nicht gedacht. „Siehst du! Du hast dich wieder in deinem beschissenen Egoismus verloren!“ Pansys Stimme überschlug sich nahezu. „Pansy...“ Blaise mischte sich vermittelnd ein, obwohl er wusste, dass ihm das wahrscheinlich gleich ein beidseitiges Gewitter einbringen würde. „Er hat ausnahmsweise mal an uns gedacht... An dich, mich und Harry...“ „Oh ja.“ Das Slytherinmädchen fuhr herum und blitzte jetzt den Schwarzhaarigen an. „Wie wunderbar. ‚Ich will euch nicht verletzen.’ Wie dämlich ist das denn? Dieser Kerl hat mich die ganzen letzten Jahre verletzt und damit kein Problem gehabt. Und jetzt soll er auf einmal nachdenken? Und zu dem Schluss kommen, dass er das nicht will? Das glaubst du doch selbst nicht!“ Draco wollte sich einmischen, doch er kam nicht dazu. Blaise antwortete wieder. „Ich habe ihn drauf gestoßen, okay? Harry war vielleicht der Auslöser, aber als ich Draco gesagt habe, dass er dich dauernd verletzt - ja, verdammt, dich! -, hat er erst diesen Mist ausgebrütet, okay?“ Pansy blickte nun wieder den blonden Slytherin an. „Ist das so?“ Ihre Miene war eisig. ~*~*~*~ Harry blickte zwischen den beiden, bald dreien hin und her. Und irgendwo auf halber Strecke hatte er den Faden verloren. Erst war da ein Vorwurf gegen ihn gewesen, dann einer gegen Pansy und jetzt gegen Dray und Pansy… und er wusste nicht mehr, was gesagt wurde, weil er nicht zuhören konnte. Ich möchte schwimmen gehen, dachte er und war sich im nächsten Moment bewusst, dass sein Gehirn wieder Realitätsflucht betrieb, doch diesmal wollte er gar nichts dagegen machen. Er hatte gewusst, dass es zu dieser Aussprache kommen würde, hatte die ganze Zeit darauf gewartet. Und er hatte Hermione versprochen sich in Pansys Gegenwart zurückzuhalten. Eigentlich hätte er am liebsten dem Ganzen ein Ende gemacht, hätte Draco einfach genommen und wäre mit ihm gegangen. Damit diese Stimmung hier aufhörte. Stattdessen schloss er jetzt die Augen und flüchtete sich ungewollt gedanklich zum gestrigen Abend, der so friedlich und schwerfällig gewesen war. Er dachte an das, was Dumbledore in ihm ausgelöst hat, an seine Gedanken und an Dracos Geständnis, dass er Angst gehabt hatte… Es war schön gewesen, das zu wissen, denn es hieß, dass er ihm etwas bedeutete. Mehr bedeutete, als er eigentlich dachte? Aber war das bei Hermione und Ron nicht auch so? Sie sorgten sich doch auch um ihn. Nur… hatten sie es nicht bemerkt. Gut, sie hatten keinen Dumbledore gehabt, der sie auf die richtige Spur brachte.… Vielleicht war er auch nur dabei, da gerade mehr reinzuinterpretieren, als er sollte… ~*~*~*~ „Ja. Auch wenn du es mir wahrscheinlich eh nicht glauben wirst: JA, VERDAMMT! Ich bin ein egoistischer Idiot. Danke, das muss man mir nicht dauernd unter die Nase reiben. Das ist mir sehr gut bekannt. Aber du bist mir wichtig, Pansy, okay? Du bist meine beste Freundin...“ Draco hoffte nur, dass Pansy ihm auch zuhörte und - vor allem - auch glaubte... „Ach ja? Schöne beste Freundin.“ Sie verzog schnippisch den Mund. „Wenn du mir egal wärst, wäre ich gar nicht zu dir gekommen.“ Seine grauen Augen blitzten sie an. „Was willst du eigentlich von mir? Noch mehr Schein? Den kann ich dir nicht geben. Und den will ich dir nicht geben.“ Er wandte sich ab, starrte auf den See hinaus und hoffte, dass dieser Sturm in ihm endlich abebbte. Die Wogen schlugen schon viel zu hoch. Pansy seufzte leise. „War das jetzt eine Entschuldigung auf Malfoy-Art?“ Der Blonde drehte den Kopf und blickte sie nur stumm an. „Idiot. Warum kannst du nicht einfach mal ‚Es tut mir Leid’ und ‚Ich habe einen Fehler gemacht’ sagen?“ „Weil ich ein Idiot bin.“ Er verschränkte die Arme sah wieder auf den See. Was er hatte sagen können, hatte er gesagt. Pansy musste lachen, trat zu ihm hin und legte die Arme um ihn. „Komm, drück deine beste Freundin.“ Stumm zog Draco sie in die Arme. Er war selbst überrascht über die Stärke der Erleichterung, die ihn überflutete. ~*~*~*~ Hermione begann zu lächeln. Irgendwie hatte sie schon fast geglaubt, dass es länger dauern würde, dass diese beiden erkannten, dass es ihnen beiden Leid tat. Besonders nach Pansys bösartigen Blicken den Tag über, nach dem Gift, das aus ihren Augen sprach, wenn das Thema auch nur in die Nähe Draco Malfoy kam. Das hier… war doch positiv zu verbuchen. Sie blickte zu Harry hinüber, um zu erkunden, wie er auf diese Szene reagierte und stellte verwirrt fest, dass er gar nicht reagierte, dass seine Blicke eigentlich nur durch sie hindurchgingen. Komisch. Wie konnte man bei dem Lärm in Nachdenklichkeiten versinken? Sie tippte Blaise an und deutete auf den Jungen. „Was meinst du dazu?“, fragte sie, ganz vergessend, dass es nicht Ron war, der da neben ihr stand. ~*~*~*~ „Gedanklich voll abwesend.“, erwiderte Blaise und zog eine Augebraue hoch. „Beunruhigend.“ Der Schwarzhaarige warf einen Blick zu Draco und Pansy, die noch immer in inniger Umarmung standen. Keine Funken... Überhaupt keine. Wenn er da an Harrys und Dracos Herumgealber gestern dachte... Das war etwas vollkommen anderes gewesen... ~*~*~*~ Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen, als sie Blaise schließlich als Blaise erkannte, und drehte sich zu ihm um, dann begann sie zu grinsen. „Schön, dass dieses Gefühl nicht nur bei mir entsteht…“ Dann lachte sie noch mal. „Weißt du was, ich hab dich grade echt für Ron gehalten…“ Im nächsten Moment stockte sie. Ob er ihr diese Bemerkung übel nahm? Hastig versuchte sie sich zu erklären: „Niemand sonst ist immer da und verströmt dieses Gefühl von… ah… bedingungsloser Freundschaft oder so…“ Verlegen strich sie sich eine ihrer Locken aus dem Gesicht. Jetzt war sie tatsächlich rot geworden. „Entschuldige… ich rede Unsinn…“ ~*~*~*~ Blaise musste grinsen. „Schon okay... Bedingungslose Freundschaft, hm?“ Nachdenklich blickte er zu Draco hinüber. „Das trifft es ziemlich gut.“ Mit einem Lächeln blickte er Hermione wieder an. „Ich denke, wir sollten Harry mal aus seinen Gedanken holen... Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn er noch länger vor sich hinträumt.“ ~*~*~*~ Sie lächelte erleichtert zurück. „Vielleicht hast du Recht.“, sagte sie und ging die paar Schritte zu ihm hin, hockte sich vor ihn und berührte ihn leicht an der Schulter. „Lebst du noch?“, fragte sie. „Oder bist du nachträglich doch noch an dem Zucker erstickt?“ Den leisen Vorwurf konnte sie nicht aus der Stimme vertreiben. War auch gar nicht nötig, das zu tun, denn Harry hatte es mit Sicherheit nicht einmal gehört. „Mione?“, fragte er desorientiert und sie seufzte. „Was hast du gelernt?“ „Was…?“ Hermione blickte ihn noch einen Moment lang an, dann prustete sie los, selbst wenn es eigentlich überhaupt nicht zum Lachen war, dass er ihre Standpauke vorhin nicht ernst genommen hatte. Aber was hatte sie eigentlich erwartet. Und sein verständnisloses Gesicht war einfach zu süß. Leise vor sich hinlachend, stützte sie sich an seiner Schulter ab. „Wie kann man am helllichten Tag mit offenen Augen träumen, während neben einem zwei Menschen damit drohen, sich gegenseitig umzubringen?“, fragte sie ihn, ernsthaft bemüht, ihren Anfall wieder unter Kontrolle zu bringen. „Wer will wen umbringen?“ Harry runzelte die Stirn und versuchte an ihr vorbei zu sehen, weil er gar nichts hörte… Und was er sah, ließ eine steile Falte auf seiner Stirn entstehen, bevor er zu lächeln begann und sie sich wieder glättete. Eifersucht… Aber es war genau das, was er sich für Draco wünschte… oder etwa nicht? „Mir sieht das eher danach aus, als wäre wieder alles gut.“ Sie starrte ihn an, ihr Lachen verstummt angesichts seines Ernstes. Dann schüttelte sie den Kopf und das Lachen setzte erneut ein. „Unverbesserlich!“, gluckste sie. Diesmal hatte sie seine Maske nicht durchschaut… ~*~*~*~ Draco strich Pansy noch einmal über das Haar und schob sie dann von sich. „Alles wieder okay?“, fragte er leise. Sie nickte. Ihre Knie waren weich und doch... Was willst du eigentlich von mir? Noch mehr Schein? Den kann ich dir nicht geben. Und den will ich dir nicht geben. „Weißt du eigentlich, wie du wirkst? Du machst einen ganz benommen.“ Sie lachte, aber ihre Augen lachten nicht mit. „Entschuldige...“ Er senkte den Blick. „Nein, dafür kannst du dich gar nicht entschuldigen. Du bist einfach so...“ Sie lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Das Mädchen wandte sich ab und gesellte sich zu Hermione, Blaise und Harry, während Draco stehen blieb und ihr einen Augenblick nachsah. Dann blickte er wieder auf den See hinaus und versuchte seine Gedanken zu sortieren. Chaos stürmte in ihm durcheinander. Dieses magische Band... Harry... Die Schimpftirade, sein Ausraster... Der Streit mit Pansy... Harry... Und diese unendliche Sehnsucht... Diese Leere, dieser Hunger danach, sie wieder anzufüllen... Ihm war danach einfach laut zu schreien und damit vielleicht etwas von dieser Spannung zu lösen. Nur mühsam hielt er diesen Drang unter Kontrolle. Seine Selbstbeherrschung bröckelte... ~*~*~*~ Harry sah sie an, verspürte leichten Unmut, bevor er aufsah, um zu beobachten, wie die beiden sich trennten. Es war noch nicht wieder ganz gut, aber das würde wieder werden… Er zwinkerte Pansy aufmunternd zu, bevor er zu Draco sah, der auf den See hinausschaute. Er sah fertig aus… So fertig, wie er selbst sich fühlte. Und jetzt sollte er noch bei Pflege magischer Geschöpfe mitmachen und Zoora betüddeln? Tolle Aussicht. Er hatte keine Lust. Er wollte schlafen… Aber sein Ausdruck veränderte sich nicht. Sie hatten doch noch Zeit, nicht? „Geht Mittagessen.“, sagte er lächelnd. Dann wäre er sie los, dann könnte er fliegen… Hermione blickte ihn kritisch an. „Und was ist mit dir?“ „Ich gehe… duschen oder so, damit ich die nächste Stunde überstehe…“ Schwimmen wäre eine passable Alternative. Schwimmen im Mondlicht… ~*~*~*~ „Kommst du mit Mittagessen?“ Blaise zupfte Draco behutsam am Umhang. Dieser schüttelte den Kopf. „Keinen Appetit. Danke.“ Der Blonde ließ sich ins Gras fallen und starrte weiter auf den See hinaus. Sollten sie ruhig gehen... Dann konnte er wenigstens diese Energie, diesen noch immer tobenden Sturm loswerden, ohne dass es jemanden traf... Blaise betrachtete ihn nachdenklich und nickte dann. „Okay, wie du willst. Ich nehm dir aber trotzdem was mit.“ Er schenkte dem Blonden ein aufmunterndes Grinsen und wandte sich dann zu den beiden Mädchen um. „Kommt, lasst uns gehen.“ Lächelnd legte er den beiden die Arme um die Schultern. ~*~*~*~ Harry blickte den dreien dankbar nach, dann wandte er sich Draco zu, der ein paar Schritte von ihm entfernt stand, und im nächsten Moment kam ihm etwas in den Sinn, was besser war als duschen oder schwimmen. Er holte seinen Zauberstab hervor und schwang ihn, bewegte stumm die Lippen. Sie mussten nur noch ein bisschen warten… und solange… Er rollte sich auf die Knie und krabbelte zu Draco hinüber, stupste diesem mit der Stirn gegen die Schulter. Am liebsten wollte er ihn umarmen, aber jetzt erschien es ihm so falsch, nachdem Pansy endlich wieder da war… Wann war eigentlich der Egoismus wieder verschwunden, der ihn zuvor keine Rücksicht hatte nehmen lassen? Als sie auf diesem Boot gesessen hatten? Davor? Danach? Dann hörte er auch schon das leise Fauchen hinter sich und begann zu lächeln. „Zeit, Stress abzubauen!“, grinste er. ~*~*~*~ Draco spürte die sanfte Berührung in seinem Rücken und musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es Harry war. Er streckte die Hand aus und strich sanft durch das strubbelige Haar. Ein Prickeln überzog seinen Arm, jagte ihm einen leichten Schauer über den Rücken. War er denn wirklich so unglaublich empfindsam geworden, was diesen Jungen anging? „Stress abzubauen?“ Jetzt wandte sich der Blonde doch um. Sah er da wirklich seinen Besen auf ihn zukommen? Sein forschender Blick traf den Gryffindor. „Was hast du vor?“, fragte er und konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. ~*~*~*~ „Fliegen!“, schwärmte Harry und seine Augen begannen zu leuchten. „So weit und so hoch es geht! Damit alles hinter einem bleibt, was einen belastet, was mir fehlt, was mir nicht gefällt und was nicht schön ist. Und damit das zurückkommt, was ich vorhin verloren hab…“ Er brachte seine Füße unter seinen Körper und stand auf, gerade als sein Besen neben ihm hielt. Kurz darauf hielt auf Dracos Nimbus 2002 ebenfalls neben ihm und er nahm ihn, damit er nicht zu Boden fiel, hielt ihn dem Blonden entgegen. „Na los, du faule Socke, aufsteigen!“ ~*~*~*~ Mit einem Lächeln schüttelte Draco den Kopf, nahm den Besen und stand auf. „Wie du meinst... Aber ich glaube nicht, dass du dort finden wirst, was du suchst.“ Nein, er selbst würde dort draußen auch nicht finden, was er suchte. Schlichtweg, weil es nur an diesem einen bestimmten Ort zu finden war. Er schwang sich auf den Nimbus und startete durch. Harry würde ihm schon folgen, nein, ihn sehr wahrscheinlich sogar überholen. ~*~*~*~ Noch während Draco aufstieg, hatte Harry zu grinsen begonnen. Natürlich würde er da oben finden, was er sich wünschte: mehr Zeit mit Draco und ein kleines bisschen Herausforderung… Er sprang auf den Feuerblitz, dann zischte er hinter ihm her. Unter ihm. Ganz dicht über der Wasseroberfläche. Seine Fußspitzen musste er nur strecken, dann könnte er sie berühren. Und es war genauso herrlich, wie er es sich gewünscht hatte. Wind in seinem Gesicht, welches zwar noch immer leicht brannte, was aber vernachlässigbar war, Wasser unter ihm, Draco über ihm… Er beschleunigte ein wenig, holte langsam auf, stieg ein wenig höher, um ihn zu erreichen. Es war der gleiche Übermut wie vorhin, als er hatte zaubern wollen. Mit ihm gemeinsam zaubern… Vielleicht… „Wir sollten die Schule duschen!“, rief er zu ihm hinüber. „So von oben bis unten! Genug Wasser ist ja da!“ Und im nächsten Moment machte er eine Rolle seitwärts und schoss an Draco vorbei hinauf in den blauen Himmel. ~*~*~*~ Draco musste lachen. Dieser Junge war wirklich unglaublich... Er riss seinen Besen hoch, jagte hinter dem Gryffindor her in den blauen Himmel hinauf. Der Wind machte das Atmen schwer und zerrte an seinem Haar. Er musste die Augen zusammenkneifen, um überhaupt noch etwas sehen zu können. Die Geschwindigkeit und die Steigung raubten ihm den Atem und doch würde er nicht eher einlenken und den Steilflug beenden, ehe es nicht Harry tat... Das hier war Herausforderung pur. Nicht das, was die anderen ihm geben konnten. Diese Grenzwanderung konnte ihm nur Harry geben. ~*~*~*~ Harry stellte mit Zufriedenheit fest, dass er ihm folgte. Na dann… Sie waren längst hoch genug… Er ließ ihn herankommen, bevor er ihn liebevoll anlächelte, und ein paar Sekunden an seiner Seite flog. „Und jetzt abwärts.“ Er sagte es nicht laut und war sich deshalb auch nicht sicher, ob er ihn hören konnte, aber das war egal, als er auch schon die Augen schloss und sich nach hinten fallen ließ. Einfach fallen. Und diesmal war er nicht allein. Nicht so wie gestern, wo er es aus Verzweiflung getan hatte. Heute war es schöner. Heute wusste er, dass da jemand war. Er machte es aus Freude, aus Spaß, aus Übermut. Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, als er einen Freudenschrei ausstieß. ~*~*~*~ Dracos Augen weiteten sich überrascht, als Harry auf einmal die Kontrolle über seinen Besen zu verlieren schien. Sein Herzschlag setzte aus. Er ging in Sturzflug über, ohne darüber nachzudenken und dann... Dieser Freudenschrei. Er verstand. Erleichtert verstand er. Er ließ sich fallen... Harry besaß die perfekte Kontrolle über seinen Besen und ließ sich einfach fallen... Draco schloss einen Moment lang die Augen. Nein. Er konnte das nicht. Kontrollverlust... Das war das, wovor er sich mit am meisten fürchtete... Und er traute seinen Fähigkeiten auf dem Besen nicht weit genug. Es war wie Montague gesagt hatte: Harry hatte den Instinkt zum Fliegen, er selbst hatte seine Fähigkeiten schlichtweg hart erlernt. Er konnte zwar nicht mit Harry fallen, aber er konnte neben ihm herfliegen und ihn begleiten... ~*~*~*~ Kurz vor dem Boden drückte Harry seinen Besen wieder nach oben. Schoss knapp über das Wasser dahin und stellte nur eine halbe Sekunde darauf fest, dass er sich überschätzt hatte. Zuviel Schwung. Viel zu viel Schwung. Er blickte zu Draco hinüber und blinkte ihm verspielt verzweifelt entgegen. „Oh oh.“, sagte er erfreut und schon titschten seine Füße ins Wasser und er drückte den Besen noch zusätzlich hinunter, um einen Überschlag, der womöglich schmerzhaft geendet hätte, zu verhindern. Baden. Genau das, was er seit heute Morgen hatte tun wollen. Nur eigentlich nicht mit Kleidern… Das war nicht eingeplant gewesen. Aber was machte es schon? Dann war nur noch Wasser um ihn herum. Und der Feuerblitz war auf einmal so langsam. Ganz langsam glitt er unter Wasser weiter… eigentlich nicht mehr wirklich aus eigener Kraft, nur mit Restschwung. Lustiges Gefühl. Wirklich lustig. Dumm nur, dass er hier unten keine Luft bekam… Mit einer Hand seinen Besen haltend, ruderte er mit dem anderen wieder hinauf zur Oberfläche, die gar nicht so weit weg war. Prustend tauchte er auf, planschte, während er den Kopf schüttelte, um die Haare aus dem Gesicht zu kriegen. „Verdammt! So ist das aber nicht geplant gewesen!“, fluchte er, dann grinste er Draco an. Schön, dass Hermiones Zauber auf seiner Brille noch immer wirkte und er ihn sogar erkennen konnte… Wasserabweisendes Glas. Herrlich… ~*~*~*~ Draco konnte sich nur mit Mühe vor Lachen auf dem Besen halten, als er Harrys Aktion beobachtete. Der Gryffindor war triefnass. Nun kam der Blonde selbst ins Schlingern und konnte den Besen nur unter großen Anstrengungen über der Wasseroberfläche halten... Urplötzlich fand er sich dann doch in Seitenlage wieder, vollführte eine Eskimorolle ohne Kajak und kam prustend wieder hoch. „Du hast einen schlechten Einfluss!“ Und wieder musste er lachen. Anspannung, Stress und Gedankenchaos waren vollkommen vergessen. Er hatte Unrecht gehabt. Hier oben konnte er doch finden, was er suchte. Zumindest mit Harry. ~*~*~*~ „Vor allem einen nassen Einfluss…“, gab Harry lachend zurück und drückte mit einiger Anstrengung den Besen aus dem Wasser, schüttelte ihn mehr hilflos als alles andere, bevor er einmal tief durchatmete und die Spitze ein Stückchen höher hob. Ganz langsam stieg der Besen auf, zog ihn aus dem Wasser, bis er tropfend mehr oder weniger über dem See hing. Etwas hilflos schaute er hinauf. Wie sollte er da jetzt wieder hinaufkommen? Damals beim Spiel war er trocken gewesen und deshalb leichter. Und jetzt… war er nass und schwer… Er konnte sich kaum halten. Er blickte Draco an und begann zu lachen. „Du bist nass!“, sagte er und klammerte sich verzweifelt an den Besenstiel, weil seine Kräfte beim Lachen rapide abnahmen. ~*~*~*~ „Das sagt der Richtige...“ Draco schüttelte grinsend den Kopf. Mit einer Hand hielt er den Besen ruhig, während er sich mit der anderen die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Er griff nach Harrys Arm und hielt ihn fest, damit dieser nicht noch vom Besen fiel und ein erneutes Bad nahm. „Und ich glaube, du bist noch nasser als ich... Aber nicht so nass wie Thomas heute Morgen.“ Seine Augen funkelten bei der Erinnerung an diese Episode. Er bereute nichts davon. Gar nichts. ~*~*~*~ Harry beruhigte sich nur schwer. Lachen konnte richtig wehtun, wenn man seine Rippenbögen überstreckte. Dann ließ er seinen Besen einfach in die Senkrechte schießen, wodurch Draco ihn kurz loslassen musste, um nicht mitgerissen zu werden, und wurde so von ganz allein auf den Besen gehoben, kam wieder neben Draco an. „Das hat die Spaß gemacht, was? Du hast es bei mir auch immer wieder gemacht. Immer wieder winzige fiese Einlagen. Es wirkt fast so, als bräuchtest du jemanden, an dem du testen kannst, wie weit du gehen kannst, bevor er explodiert.“ Er blitzte ihn vergnüglich an. „Sag mir… ist er ein besserer Gegner als ich?“ ~*~*~*~ Dracos Gesicht wurde augenblicklich ernst. Das war jetzt kein leichtes und vergnügliches Thema mehr, auch wenn Harry einen fröhlichen Ton angeschlagen hatte. „Thomas kann dir nicht das Wasser reichen. Er ist ein Angsthase und hat keinen Biss... Er ist nichts weiter als ein Spielzeug, das man nach einer Weile wegwerfen kann... Er ist eine kleine Beschäftigung, nichts weiter.“ Der Vertrauensschüler musterte den Gryffindorsucher neben sich. „Du dagegen... Du bist eine Herausforderung. Du warst es immer und wirst es auch immer bleiben. Und du bist der einzig würdige Gegner, den diese Schule zu bieten hat. Aber an dir... werde ich mich nicht wieder austoben. Nicht in dieser Hinsicht.“ ~*~*~*~ Harry blinzelte ihn an. Warum plötzlich so ernst? Und… was war das für ein Geständnis? Er begann zu lächeln. Es freute ihn, das zu hören. Eine Herausforderung. Und er würde es immer bleiben? Das war das schönste Kompliment, das man ihm bisher gemacht hatte. Schöner als jedes andere. Aber etwas blieb dabei doch offen… „Wie meinst du das?“, fragte er. „Nicht in dieser Hinsicht austoben? Wie tobst du dich dann an mir aus?“ Und er grinste ihn frech an. Da konnte man viel hineininterpretieren. Auch böse Sachen oder schmutzige… ~*~*~*~ „Das kannst du ja herausfinden...“ Draco erwiderte Harrys Grinsen mit einem nachdrücklichen Funkeln in den Augen. „Oder hast du Angst davor?“ Er legte den Kopf schief und blickte den anderen herausfordernd an. Auf einmal waren alle seine Sinne angespannt und hellwach. Er nahm seine Umgebung viel schärfer war als zuvor... Er konnte den Wind rauschen hören, meinte sogar Harrys Atem hören zu können. Er konnte diesen eigentlichen Sommerduft aus blühenden Pflanzen, frischem Gras und Wärme riechen. Er konnte spüren, wie das kalte Wasser auf seiner Haut langsam von der Sonne verdunstet wurde. Er konnte sogar die kleinen schillernden Tupfen in Harrys grünen Augen sehen... ~*~*~*~ Harrys Grinsen wurde eine Spur breiter. Oho. Mutige Antwort. Aber wahrscheinlich auch nur deshalb so mutig, weil er von nichts eine Ahnung hatte. Nicht wusste, dass er ihn damit reizte, dass er damit wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch ausgelöst hatte… Dass er damit genau das ansprach, was er doch immer verleugnete… Eigentlich sollte er diese Antwort auch nicht geben, doch es war eine Herausforderung. Und diese wollte beantwortet werden. Niemals würde er eine solche unbeantwortet lassen! Er musste es doch nur so machen wie Blaise… Ein bisschen frech sein, ein bisschen alles ins Lächerliche ziehen… Mit einem winzigen Lenken war er bei ihm, direkt vor ihm und so nah vor seinem Gesicht, dass er nur noch die Augen sehen konnte, dass er den leichten Atmen und die Wachsamkeit spüren konnte. Dass er die Wärme fühlen konnte, die von ihm ausging. „Nein.“, hauchte er weich, ließ sich ein wenig höher tragen, sodass er ein kleines Stückchen über ihm schwebte. „Du?“ Seine Hand hob sich und strich ihm über die Wange, hinauf zu der Schläfe und wieder hinunter, dann ganz sachte über seine Lippen. Sinnlich weiche Lippen. Sein Blick wurde weicher, verlor etwas an Schärfe, als das Gefühl in seinem Bauch immer intensiver wurde, immer weniger zu ertragen, während zwei seiner Fingerspitzen die Konturen seiner Lippen nachzogen, doch er würde jetzt nicht aufhören. Er wollte ihn reizen. Er wollte wissen, ob er das gemeint hatte, ob er genauso wie er bei diesen Worten an so etwas gedacht hatte… ~*~*~*~ Ein Schauer rann Draco über den Rücken. Wenn er seine Hände nicht fest um den Besenstiel geschlossen hätte, wäre ihr Zittern nur zu deutlich zu sehen gewesen. Diese weichen, zärtlichen Berührungen raubten ihm schlichtweg den Atem. Er hatte das Gefühl zu fallen und gleichzeitig... auf eine unglaublich sanfte Art aufgefangen zu werden. Seine grauen Augen hielten sich an Harrys grünen fest, während er zugleich vollkommen den Boden zu verlieren und in ihnen zu ertrinken drohte. Mühsam gewann er die Kontrolle zurück. Er zwang sich dazu und kratzte dafür all seine Selbstbeherrschung zusammen. Seine Lippen verzogen sich zu seinem sanften Lächeln. Er hauchte einen Kuss auf Harrys Fingerspitzen und drehte den Kopf beiseite, um den Kontakt zu unterbrechen. Noch immer lächelnd stellte er fest: „Du hast wirklich vor nichts Angst.“ ~*~*~*~ Leicht enttäuscht erwiderte Harry das Lächeln, antwortete aber nichts. Sie hatten so ein Gespräch schon einmal gehabt… Seine Fingerspitzen kribbelten von dem Kuss, der sich bis tief in seine Lenden gebrannt hatte. Schade. Aber gut, dass er das Gesicht abwandte. Harry wusste nicht, was er sonst daraufhin getan hätte, hätte Draco diese Mauer zwischen ihnen nicht hochgezogen. So hatte er ihm deutlich klar gemacht, dass da nichts war. Dass die Hoffnung, die sich wie ein vorwitziger Funken in seinem Strohkopf verfangen hatte, unbegründet war. Er war doch ein Idiot… Sein Kopf flog herum, als er am Seeufer aus der Richtung von Hagrids Hütte rote Funken sprühen sehen sah. Hermione. Ein Zeichen von ihr, dass sie kommen sollten, wenn sie den Unterricht nicht verpassen wollten. „Na los, komm! Unterricht! Und heute wird nicht geschwänzt!“, sagte Harry grinsend und wuschelte ihm durch die Haare. „Morgen ist eh Wochenende!“ ~*~*~*~ Draco lächelte. „Als wenn ich das tun würde...“ Er grinste schelmisch. „Nur mit einem guten Grund... Wobei...“ Seine Augen strahlten Harry an, doch sein Lächeln wurde wehmütig. Eins hatte ihm dieser Augenblick gerade vor Augen geführt: Er musste sich dringend darüber klar werden, was in ihm vorging, was er wollte. Was zum Merlin er bei Harry anstrebte. Und... was er fühlte. Nur eins wusste er sehr genau: Dass er mehr davon wollte... Mehr von Harry... Er zwang sich dazu, den Besen Richtung Ufer zu richten und langsam darauf zuzuhalten. ~*~*~*~ Harry folgte. Auch er war nicht schneller und lächelte mit hohlen Augen. Irgendwie… war das grade nicht gut gewesen. Konnte es sein, dass er ihn verschreckt hatte? Als sie landeten bekam er von Hermione einen schrägen Blick zugeworfen. „Ich dachte, du wolltest duschen gehen?“, sagte sie vorwurfsvoll. Harry grinste schief. „Ich war sogar baden!“, sagte er und hob demonstrativ den triefenden Ärmel. Sie schnaubte abfällig. „Depp. Trockne dich ab und dann kommt! Wir sind spät dran!“ ~*~*~*~ Draco fühlte sich irgendwie benommen. Während Harry und Hermione sprachen, hob er die Hand und fuhr sich langsam über seine Lippen. Er konnte noch immer Harrys Berührung spüren... „Alles klar?“ Blaise betrachtete ihn kritisch. „Klar.“ Draco ließ die Hand sinken und grinste ihn an. Den skeptischen Blick des schwarzhaarigen Slytherins ignorierte er. Seine grauen Augen hingen wieder an Harrys schmaler Gestalt. Blaise schüttelte nur leicht den Kopf. Oh nein, da war nichts klar oder in Ordnung. Draco war ja vollkommen durch den Wind... Und so wie es schien, stieß er jetzt langsam auf das, was Blaise längst vermutete. Pansy warf dem Blonden nur einen knappen Blick zu und musste dann schmunzeln. Es schien, als wenn es ausnahmsweise einmal Draco Malfoy war, der an einer zwischenmenschlichen Beziehung zu knacken hatte. Tat ihm gut, fand sie. ~*~*~*~ Der Unterricht bei der Raue-Pritsche war öde wie immer. Gedankenverloren zerschnippelte Harry das Fell von Zoora, bemerkte nicht einmal, dass es ihr gefiel, obwohl es dieses Mal wirklich schrecklich aussah. Seine Gedanken hingen bei der Begegnung vorhin. Langsam wurde es wirklich bedenklich. Bisher hatte er sich keine Hoffnungen gemacht. Es war einfach normal gewesen, dass da niemals etwas sein konnte. Hatte er gedacht… Die Realität sah anders aus. Die Szene vorhin hatte ihm etwas klar und deutlich zu Bewusstsein geführt: Er würde ihn niemals an jemand anderen aufgeben können. Auch nicht an ein Mädchen. Erst recht nicht an einen Jungen… Bloß er konnte ihm auch nicht sagen, was er empfand, denn dann, so war er sich sicher, würde ihm Draco einfach die Freundschaft kündigen. Das war keine Option, denn wie er es bereits einmal erlebt hatte, würde er unter einer Trennung mehr leiden, als unter der ständigen Konfrontation und der damit verbundenen Gefahr, dass er es selbst herausfand… Strategie also: Schweigen und ertragen. Keine leichte Strategie, aber hoffentlich erfolgreich… Immer wieder blickte er zu seinem Besen hinüber, doch sehen tat er nicht ihn. Er konnte durch diesen fühlen, wie es war, ihm nahe zu sein, wie er es ihm gerade gewesen war. Und es war bei weitem erträglicher, als Draco direkt anzusehen… Er hatte es einmal versucht und danach gelassen. ~*~*~*~ Draco war ähnlich konzentriert bei der Sache: so gut wie überhaupt nicht. Sein kleines Flauschknäuel liebte ihn zwar noch immer heiß und innig, aber auch seine hartnäckigen Zuneigungsbekundungen konnten ihn nicht aus seinen Gedanken reißen. Schließlich verschwand es eingeschnappt in seiner Kiste, was Professor Raue-Pritsche einige sarkastische Bemerkungen entlockte, die der Slytherin schlichtweg überhörte. Mangels Aufgaben ließ er sich nun im Gras nieder und schaute Blaise zu, wie dieser sein Krillkanifa schor. Doch eigentlich sah er auch diese Szene nicht, sondern hing schlicht seinen Gedanken nach. Das Gefühl dieser Berührung hatte sich vollkommen in sein Gehirn gebrannt. Seine Lippen prickelten noch immer... „Hey... Stunde ist vorbei...“ Blaise stupste ihn an. Draco sah auf und brauchte einen Augenblick, um den Freund überhaupt zu erkennen. „Oh...“ Er stand auf und Blaise hakte sich bei ihm unter. „Wenn du über etwas reden möchtest...“ „Schon klar, Blaise.“, wehrte der Blonde ab. „Gut. Aber komm auch zu mir, ja?“ Blaise lehnte seinen Kopf an Dracos Schulter und setzte seinen besten Dackelblick auf. „Ja...“ Draco verpasste Blaise lächelnd einen Stupser mit dem Finger gegen die Nase. „Mach dir keine Sorgen, okay?“ „Tue ich nicht. Du gehst deinen Weg schon... Aber ich schätze, ich kann dir auf die Sprünge helfen.“ Blaise grinste, ließ ihn los und schloss zu Pansy auf, die vorweg gegangen war. Draco legte den Kopf schräg. Was zum Merlin meinte Blaise? ~*~*~*~ Hermione weckte Harry am Ende der Stunde aus seiner Trance. Als er sie endlich fokussiert hatte, blickte er direkt in ein Gesicht, das vor Freundlichkeit schlichtweg überschwappte. „Strafarbeit!“, flötete sie. „Für die beiden bösen Jungs, die nicht auf ihre Freunde hören wollten.“ Er starrte sie fassungslos an. „Wie bitte?“ „Du hast es schon richtig verstanden!“, lachte sie falsch. „Ihr werdet jetzt bei mir Strafarbeit haben!“ Sie blickte zu dem Slytherin hin, der seinen beiden Freunden nach wollte, doch das konnte der knicken. „Hey, Draco!“ Einige in ihrer Umgebung zuckten gehörig zusammen, als sie ihn auch noch beim Vornamen rief. „Bleib hier! Du gehörst auch dazu!“ „Wieso?“, jammerte Harry. „Warum tust du das?“ Sie warf ihm einen Blick zu, der genau sagte, dass er nicht so blöd fragen sollte. „Erstens kann ich es nicht leiden, wenn man mich und meine Ratschläge ignoriert. Und zweitens bin ich als Vertrauensschülerin dazu autorisiert! Also kommt!“ Sie blickte Draco auffordernd an und zeigte in die Richtung, wo Hagrids Hütte war. Und wie sie sich das vorstellte, sollte er noch früh genug erfahren. ~*~*~*~ Draco hatte sich umgewandt, als Hermione seinen Namen rief. Allerdings brauchte er einen Augenblick, um ihre Worte zu verstehen. Die Hände in den Taschen und den Blick gesenkt, schloss er zu den beiden Gryffindors auf. Er warf Harry einen kurzen, für seine Verhältnisse viel zu unsicheren Blick zu. Gemeinsam mit den beiden ging er zu der Hütte des Halbriesen. Na, da war er ja mal gespannt, was die Gryffindormusterschülerin ausgeheckt hatte... Wobei, nein, eigentlich war er nicht gespannt. Er wollte gerade lieber in aller Ruhe viel Zeit damit verbringen nachzudenken und sich selbst einigermaßen zu verstehen. ~*~*~*~ In der Hütte angekommen, ließ Hermione sie sich an den viel zu großen Tisch setzen. Fang begrüßte sie feucht und schleimig wie immer, ging dann aber zu Hermione, um sich zu ihren Füßen niederzulassen. „Federn raus.“, kommandierte sie. „Und Papier. Jetzt wird ein Diktat geschrieben!“ Entsetzt blickte Harry sie an. Diktat? Das war Zeitverschwendung! Komplett! Warum sollten sie so etwas tun? „Was soll das?“, protestierte er. „Ich…“ „Du bist still!“, gab sie pieksig zurück. „Strafe muss sein und diskutiert wird nicht.“ Harry funkelte sie an, doch er sagte nichts. Von ihm aus. Dann eben Diktat. Wie ätzend… ~*~*~*~ Draco ließ sich neben Harry nieder und fühlte sich zum ersten Mal ein wenig unwohl in seiner Nähe. Er war hin und her gerissen. Er wollte sich normal geben und zugleich... zugleich wollte er mehr Nähe. Mehr... Hermiones Worte schafften es aber immerhin, ihn einigermaßen zurück in die Welt zu holen. Still kramte er seine Feder und Papier heraus. So wie er das Mädchen einschätzte, war Protest vollkommen sinnlos. Er seufzte leise. „Können wir anfangen?“ ~*~*~*~ „Ich hatte nicht vor, noch länger zu warten, denn im Gegensatz zu euch beiden, lege ich auf eine regelmäßige Ernährung viel Wert.“ Sie war einen Moment still, dann räusperte sie sich und begann in einem für sie angemessenen Tempo zu diktieren. Eine ausführliche Erklärung, was Potenzialmagie war, wie sie funktionierte, was die angenommenen Gefahren waren et cetera, et cetera. Und sie ging dabei dermaßen ins Detail, dass sie fast drei Rollen Pergament beschrifteten und ihnen am Ende auf jeden Fall die Hände wehtun mussten. Darauf hatte sie es jedenfalls angelegt. „So, habt ihr jetzt verstanden, warum ihr keine Potenzialmagie benutzen sollt?“, fragte sie zum Abschluss. Harry blickte sie an, kühl lächelnd. „Ja.“, sagte er schlicht, was sie erfreut lächeln ließ, aber sie wusste nicht, welch einen Gefallen sie ihm damit unwissentlich getan hatte, denn jetzt wusste er, wie es funktionieren musste… Das einzige, was sie bei dieser Art Magie offensichtlich – oder nach ihrem Wissen – unter Kontrolle kriegen mussten, war ihre Konzentration. Sie durften sich nicht von dem Gefühl ablenken lassen, das dabei entstand… Wenn sie dann rechtzeitig abbrachen und die Energie nicht noch länger zwischen sich gefangen hielten, dann würde der Zauber kontrollierbar werden. So hatte er es jedenfalls verstanden. Er warf Draco einen Blick zu. Das wollte er ausprobieren. Am besten jetzt sofort. Doch Hermione machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. „Draco?“, fragte sie nachhakend, ob auch er einverstanden war. Denn auch, wenn sie es nicht gesagt hatte, sie sah diese Zustimmung als eine Art Versprechen… Sie ging nicht davon aus, dass Harry das nicht tat. ~*~*~*~ Draco schrieb, ohne zu denken. Er hörte die Worte, notierte sie, doch ihr Sinn ging vollkommen an ihm vorbei. Ihm tat seine Hand weh, als er endlich fertig war und Hermione diese Tortur beendete, aber kapiert hatte gar nichts. Seine Gedanken tobten noch immer, ließen ihm gar keine Ruhe. Er rieb sich die rechte Hand, während das Mädchen mit Harry sprach und ließ das Gespräch vollkommen an sich vorbeiziehen. Als er dann angesprochen wurde, brauchte er einen Augenblick, um zu reagieren. „Hm?“ Er kramte in seinem Gedächtnis, um herauszufinden, was sie noch gleich gesagt hatte. Vermutlich war es das Klügste, einfach zuzustimmen, damit er hier wegkam und endlich etwas Ruhe hatte... „Ja, ja.“ ~*~*~*~ „Das ist schön!“, freute Hermione sich und sprang auf, wobei Fang ebenfalls mit aufstand. „Dann können wir ja picknickten gehen. Blaise und Pansy sorgen für die Verpflegung!“ Sie freute sich darauf, denn diesmal hatten sie beschlossen, es mit einer Decke in gemütlicher Runde zu machen. Und es lenkte sie ein wenig davon ab, dass sie heute Abend wahrscheinlich noch ein Nerven aufreibendes Gespräch mit Ronald Weasley hatte… Harry nickte ergeben. Eigentlich wollte er nur noch schlafen, aber Essen war auch keine schlechte Idee… solange es nicht in der Großen Halle war. Und Picknick klang doch vielversprechend. Das letzte jedenfalls hatte ihm gefallen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Come, take a breath Make this moment last Be here right now This is the place and time Forget the world And leave it all behind ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Erste. *g* Die beiden sind süß... Harry hat Angst, sich zu verraten und die Kontrolle zu verlieren, und Draco steckt in einem Gefühlschaos... Das ist toll. ^-^ Shirokko: Und die einzigen, die das durchschauen, sind Blaise und Mione. Und Pansy ist auch schon kurz davor… oder längst dabei… Es ist absolut traurig… *seufz* Claire ------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 42: Claire Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night – Fires at Midnight. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 42: Claire Draco lächelte schwach und warf das vollgeschriebene Pergament und die Feder achtlos in die Tasche. Sein Blick fiel auf die Feder, die Harrys Hand noch immer hielt. Sein Geschenk... Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, der ihn irritierte. Picknick... Da war doch etwas gewesen. Also keine Zeit, um nachzudenken... Oder in Ruhe mit Blaise zu reden. Er legte den Kopf in den Nacken und streckte sich. Dann ging er gemeinsam mit den beiden Gryffindors hinunter zu der Weide. Pansy und Blaise warteten bereits auf sie. „Hey... Na, war’s schön?“ Blaise grinste breit und auch Pansy konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Wunderbar.“, gab Draco zurück und setzte sich neben dem schwarzhaarigen Slytherin ins Gras. Er legte seine Tasche ab, rollte sich auf den Rücken und starrte in die Wolken hinauf. Blaise piekste ihn in die Seite. „Du gefällst mir gerade gar nicht...“ ~*~*~*~ Hermione zuckte nur mit den Schultern, als sie sich zwischen Pansy und Blaise quetschte. Geballte Macht gegen die zwei Deppen, hatte sie sich gedacht. Und eine Möglichkeit für Pansy und Harry einander besser zu akzeptieren. „Ach, der ist nur alle.“, erwiderte sie. „Denk doch mal: Kopfweh am Morgen, dann die anstrengenden Streiche mit Dean, der Zuckerwattezauber, die Versöhnung mit Pansy, dann der Flug und das Bad im See und jetzt durfte er noch schreiben. Immerhin fast zwei Stunden lang. Da darf er sich das auch mal erlauben. Brötchen, Blaise?“ Sie hatte den Picknickkorb geplündert. Er nickte und Harry sah seine Chance auf ein kleines bisschen Rache, denn für ihn stand fest, dass Blaise an der Misere mit dem Diktat zumindest Mitschuld hatte. Mit einem liebenswürdigen Lächeln wirkte er lautlos den Spruch, der ihm durch den Kopf spukte, von dem er hoffte, dass er es richtig mitbekommen hatte, dass der schwarzhaarige Slytherin ihn nicht leiden konnte, und reichte ihm das vermeintliche Brötchen, das ihm eigentlich Hermione hatte geben wollen. Arme, Beine, Kopf, winziger, schwarzgelber Panzer… ~*~*~*~ „Eine Schildkröte?“ Blaises Gesicht war Gold wert. Er sah aus, als wenn er gleich durchdrehen wollte und machte jeglichen Comicfiguren alle Ehre, indem seine Augen nahezu kugelrund wurden. Er ließ das Tier augenblicklich fallen und hatte sofort den Gryffindor als Schuldigen ausgemacht. „Verdammt, du musst mich nicht noch jetzt damit verfolgen...“, jammerte er und rang theatralisch die Hände. Einen Augenblick später bekam Pansy einen Lachanfall, in den Blaise nahezu sofort einfiel. Draco hatte davon nichts mitbekommen. Am Rande hatte er wahrgenommen, dass Hermione ihn gerade aus der Schusslinie gebracht hatte. Wunderbar. Aber irgendwie... Er rollte sich auf die Seite, betrachtete die Runde. Es war faszinierend. Diese Ruhe, diese Friedlichkeit, diese Atmosphäre von Freundschaft. Er musterte sie einen nach dem anderen, begann bei Blaise, Hermione, Pansy und blieb schließlich bei Harry hängen. Sein Bauch zog sich zusammen und sein Magen schien Purzelbäume zu schlagen. Vielleicht sollte er doch mal etwas essen... War schließlich heute nichts außer einem Apfel und etwas Schokolade gewesen... Es gab nur eine Tatsache, die ihn daran hinderte: Er bekam seinen Blick nicht von dem Jungen-der-lebt gelöst. ~*~*~*~ Harry grinste frech und griff nach dem Vieh. „Ich find das niedlich.“, sagte er und hob das Tier so, dass es ihn zwangsweise ansehen musste. Sofort zog es den Kopf und die Beine ein. „Es mag dich nicht!“, bemerkte Hermione noch immer unter Lachtränen. „Es hat Angst vor dir!“ Harry zog die Nase kraus, plötzlich ernst. „Dann eben nicht, wirst du halt doch gegessen! Eigentlich hatte ich vor, dich zu behalten!“ Er klopfte mit dem Zauberstab auf den Panzer und hatte im nächsten Moment wieder ein Brötchen dort liegen. Missmutig starrte er es an. „Meinst du denn, dass das Tier lange überlebt hätte?“, fragte Hermione zweifelnd und Harry starrte sie an. „Du meinst, es würde schimmeln?“, erwiderte er entsetzt. „Nein, das wohl nicht…“ Sie grinste wieder. „Siehst du, Blaise. Der Zauber hat doch was für sich. Du kannst deine Brötchen frisch halten, ohne dass sie dir weglaufen können.“ Das brachte Harry dann wieder zum Lachen. Bis er Dracos Blick bemerkte. Uh, Tiefschlag… Wie Feuer ging er ihm unter die Haut, ließ ihn das Atmen vergessen. So intensiv… In seinem Magen veranstaltete eine Horde Schmetterlinge eine Spontanparty und seine Hände sanken unwillkürlich hinab auf seine Knie, weil er nicht mehr die Kraft hatte, sie zu tragen. Was sollte dieser Blick? ~*~*~*~ „Oh ja...“ Blaise verdrehte die Augen, während Pansy aus dem Lachen nicht mehr herauskam. „Ich wollte ja schon immer ein Brötchen haben, von dem ich weiß, dass es mal eine Schildkröte war...“ Missmutig griff er nach einem anderen Brötchen und schützte es mit der Hand vor etwaigen Zaubern – nicht, dass das etwas genutzt hätte, wenn irgendjemand einen ernsthaften Zauberversuch unternommen hätte... Harrys Lächeln, sein Lachen. Für Draco fühlte es sich an, als wenn die Sonne aufgehen würde, nein, sie war ja schon am Himmel, aber als ob sie noch heller strahlen würde. Die Erwiderung seines eigenen Blicks traf ihn bis ins Mark und löste eine Kaskade an Gefühlen aus, deren Inhalt er nicht bestimmen konnte. Ein weiteres Mal hatte er den Eindruck, in diesem Grün zu ertrinken... Doch zumindest ein Gedanken schimmerte ganz klar aus dem Chaos hervor: Er wollte seine Nähe. Jetzt, sofort... Draco lächelte und streckte seinen freien Arm aus. Wenn Harry ihm entgegen kam... dann war es kein Problem, diese Entfernung zu überbrücken. ~*~*~*~ Hermione wurde aufmerksam, als Harrys Lachen so abrupt verstummte, dann seufzte sie und rollte mit den Augen. „Fängt das schon wieder an. Harry, du bist mir heute zu oft auf gedanklichen Abwegen. Komm mal wieder auf den Boden der Tatsachen!“ Doch sie wurde ignoriert, als Harry seine freie Hand ausstreckte und damit nur ganz sachte die Fingerspitzen von Draco berührte. Wenn er den Arm streckte, würde er die Hand nehmen könne, aber so war es… sicherer. Und war trotzdem fast zuviel. Hermiones Blick huschte zu Pansy. Auweia! ~*~*~*~ Dracos Lächeln vertiefte sich noch, als er Harrys Fingerkuppen an seinen spürte. Und doch... Das war nicht genug. Einfach nicht genug. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte sich einfach an den Gryffindor gelehnt, doch so... Er wusste nicht, ob es willkommen war, wenn Harry ihn schon nur so eben berührte, obwohl er mehr gekonnt hätte. Fragend legte der Blonde den Kopf schräg. Pansy erwiderte Hermiones Blick ungerührt. Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht, doch ihre Lippen formten ein stummes „Ist okay.“ Wenn das es war... Sollte Draco so glücklich werden. ~*~*~*~ Das braunhaarige Mädchen nickte einverstanden. „Bei denen ist eh Hopfen und Malz verloren.“, sagte sie. „Vergessen wir die für heute.“ Was anderes blieb ihnen auch nicht übrig, denn in diesem Moment raschelte es, als die hängenden, vor Blicken schützenden Äste der Weide zur Seite geschoben wurden und Ron hindurch trat. „Hallo zusammen. Dumbledore meinte, ich würde euch hier...“ Er erstarrte mitten in der Bewegung, als er sah, wer da alles war. Hermione und Harry mit den Slytherins, die er am allermeisten verabscheute… Seine Wangen wurden blass, als er seinen Blick über die Anwesenden schweifen ließ. Hermione zwischen Blaise und Parkinson. Harry und Malfoy… die beide nicht mitbekommen zu haben schienen, dass er überhaupt da war… „Was ist denn hier… los?“ Zaghaft. „… Das ist ein Traum.“, sagte er dann beschlossen, drehte sich um und ging einfach wieder zurück. „Einfach nur ein schlechter Traum.“ Und diesmal konnte man das verzweifelt selige Lächeln nahezu hören. Hermione sprang auf. „Ron!“, rief sie und rannte ihm hinterher. „Das ist kein Traum. Los! Setz dich zu uns. Wir essen gerade zu Abend!“ Sie lächelte gezwungen glücklich und nahm seine Hand, um ihn mitzuziehen. In diesen wenigen Sekunden war ihre Angst, dass er sich gegen die Gruppe entscheiden könnte, größer geworden denn je. „Zu Abend?“, wiederholte er ungläubig. „Und das soll kein Traum sein?“ Er drehte sich zu ihr um und entzog ihr seine Hand. „Genauso wenig ist es ein Traum, dass Malfoy Harry anlächelt wie ein verliebtes Schulmädchen und Harry wie ein paralysiertes Kaninchen zurückschaut? Hast du ihre Hände gesehen, Mione? Und das soll kein Traum sein! Das kannst du unmöglich glauben!“ Er war lauter geworden. Und es war das, was Harrys Starre löste. Er hob desorientiert den Kopf und blickte in die Richtung, aus der das Geschrei kam, dann auf Blaise und Pansy, die ihm das erklären sollten. Sehen konnte er Ron nicht durch die Weidenzweige, auch wenn er durch seine Paralyse regelrecht spürte, dass es Ron sein musste. Das war gar nicht gut. Noch bevor eine Antwort kommen konnte, stand er auf und lief hinüber, tauchte ebenfalls durch die Zweige, auf seinen Lippen ein weiches Lächeln. Hermione, das konnte er sofort sehen, war den Tränen nahe, Ron einem Wutausbruch, aber das machte nichts. „Mione, bevor du mit ihm redest…“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter. „Hallo, Ron, schön, dass du wieder da bist, aber ich warne dich vor. Wenn du dich mit uns abgibst, wirst du wahrscheinlich geschnitten und von allen anderen verachtet werden. In diesem Sinne überlege dir, für was du dich entscheidest.“ Ron starrte ihn an, als wäre er eine Spinne. Kurz, dann wurde sein Blick misstrauisch. „Wie meinst du das?“ ~*~*~*~ Blaise und Pansy betrachteten die Szene ruhig und beschlossen, sich lieber nicht einzumischen. Für das Erste war das wahrscheinlich klüger... „Das mit dem verliebten Schulmädchen war gut... Sehr treffend.“, analysierte Pansy und grinste. Blaise schaute sie überrascht an. Das klang arg nach Galgenhumor. Und doch musste er lachen, besonders über die Ernsthaftigkeit, mit der sie das gesagt hatte. „Warten wir es aber erst mal ab... Du weißt doch, er ist die Unberechenbarkeit in Person.“ Draco zog seine Hand zurück, als Harry aufsprang. Erst jetzt registrierte er, dass offenbar der letzte Bestandteil des Gryffindortrios eingetrudelt war. Der Blonde setzte sich auf, blickte noch einmal zu dem Blättervorhang hinüber, hinter dem die Gryffindors verschwunden waren, und wandte sich dann zu Blaise und Pansy um. „Warum habe ich nur das dumpfe Gefühl, dass ihr über mich redet?“, fragte er misstrauisch. „Weil dem so ist.“ Pansy lächelte zuckersüß. „Weasley hat gerade festgestellt, dass du wie ein verliebtes Schulmädchen aussiehst und das fand ich sehr passend.“ Autsch. Blaise zuckte zusammen. Diese Worte hatten jetzt wahrscheinlich den gleichen Effekt wie ein Elefant im Porzellanladen. „Ähnliches habe ich gestern schon mal gehört.“, gab der Blonde trocken zurück. „Das ist also nichts Neues.“ Jetzt war er es, der süß lächelte. „Oha... Kein Protest. Hat da etwa jemand dein eisiges Herz aufgetaut?“ Pansys Stimme klang zwar, als wenn sie Spaß machen würde, doch der ernste Kern ihrer Worte war nicht zu überhören. „Pst. Ich will hören, was sie sagen.“, ging Blaise dazwischen. „Und benehmt euch verdammt noch mal anständig. Wir wollen Ron ja nicht gleich verschrecken.“ Pansy zog eine Schnute und Draco verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, doch beide sagten nichts mehr. Verliebt... Draco schüttelte leicht den Kopf. Das war nicht möglich... Oder doch? Wie bei Salazars langem Bart fühlte sich denn Verliebtsein an? ~*~*~*~ „Die Gryffindors haben beschlossen, mich nicht mehr zu mögen. Ihre Argumente waren, glaube ich, Untragbarkeit meiner Anwesenheit, Freundschaft zu anderen Schülern, Slytherins um genau zu sein, Angst vor mir, weil ich angeblich ein Mörder bin und dazu eine gewisse Hochmütigkeit, die ihnen bewusst gemacht hat, dass sie ohne mich nicht mehr den Neid der anderen Häuser auf sich ziehen, weil ich mein Ansehen verloren hab.“, erklärte Harry mit einem nachdenklich ans Kinn gelegten Finger. „Aus diesem Grund haben sie beschlossen, mich zu ignorieren und alle anderen, die es nicht tun, ebenfalls. Hermione hat sich entschlossen, das zu ertragen, auch wenn ich bezweifle, dass sie eine Wahl hatte…“ „Harry!“ Er lachte und hob abwehrend die Hände. „Schon okay. Also du siehst, sie hatte eine Wahl.“, richtete er das Wort wieder an Ron. „Kurz darauf schlossen wir Freundschaft mit Draco, Pansy und Blaise, was den Unmut noch ein wenig gefördert hat, und seit Draco beschlossen hat, den Rädelsführer dieses Komplotts magietechnisch auf den Kieker zu nehmen, sind wir komplett unten durch. Bei jedem. Frage: Willst du dir das antun? Dann kannst du gerne bleiben. Ich würde mich darüber freuen und die anderen sicher auch. Wenn nicht, dann möchte ich dich bitten, gleich zu gehen, bevor irgendjemand mitbekommt, dass du Kontakt zu uns aufgenommen hast.“ Rons Mund stand offen und seine Augen waren etwas geweitet. „Ihr habt Freundschaft mit den Slytherins geschlossen?“ „Warum sollten wir sonst mit ihnen zu Abend essen?“ Hermione lächelte. „Sie haben sich geändert. Oder anders: Sie haben auch Probleme. Wie wir. Deshalb haben wir erkannt, dass sie gar nicht so sind, wie alle denken.“ „Es sind Todesser!“, rief Ron aufgebracht und plötzlich konnte man die Wut in seiner Stimme hören, genau wie sie plötzlich sichtbar in sein Gesicht geschrieben stand. „Ihr verbrüdert euch mit dem Feind? Warum? Weil…“ „Sind sie nicht.“ Ron erstarrte, als er auf diese Worte hin in Harrys Gesicht sah. Kalt. Die Augen waren starr und kalt, das Gesicht entschlossen, vielleicht auch wütend. Seine ganze Haltung hatte sich von lockerleicht in angespannt und vorwurfsvoll geändert. „Woher willst du das wissen?“ „Woher willst du wissen, dass sie welche sind?“ „Harry, das sind Vermutungen! Du hast keine Beweise!“ „Und wenn ich sie doch hab?“ „Was?“ Ron starrte ihn an. „Du hast einen Beweis, dass er kein Todesser mehr ist?“ „Frag die Slytherins.“ Noch immer war die Stimme noch nicht einen Deut wärmer geworden. „Wenn du uns beiden nicht glaubst, dann frage sie.“ Es schwang eine deutliche Warnung mit, die er eigentlich nicht hatte mitschicken wollen. Aber sie war einfach durchgekommen. Die Tatsache, dass Ron ihm nicht vertraute, kränkte ihn. Es machte ihn wütend, weil er seine neuen Freunde falscher Tatsachen bezichtigte. Und es ärgerte ihn, dass er es nicht einfach nur akzeptieren konnte. Nun gut, er hatte das ja gewusst, aber das machte es nicht leichter. „Ist gut, Harry.“ Hermione mischte sich ein, legte ihrem schwarzhaarigen Freund eine Hand auf den Arm, als sie auf Ron zutrat und ihn mit unergründlichem Gesicht ansah. „Du musst dich entscheiden.“, sagte sie. „Jetzt. Könntest du damit leben, dass du mit uns, Pansy, Blaise und Draco gegen die anderen stehst, oder kannst du es nicht?“ Ron starrte sie an. Was war das für eine Frage? Wollte sie damit andeuten, dass er entscheiden sollte… Was wollte sie von ihm? „Ist das dein Ernst?“, fragte er. „Willst du wirklich sie wählen anstatt mich?“ Harrys Blick wurde noch ein bisschen kälter, doch er konnte nichts sagen, denn Hermione war schneller. „Nein. Ich will, dass du dich für uns entscheidest, weil ich es schade fände, wenn du nicht bei uns wärst!“ „Ich will mit denen nichts zu tun haben!“ Ihr Blick wurde traurig. „Dann wirst du jetzt gehen müssen.“ „Du tust es doch!“, rief er böse. „Du ziehst sie vor!“ „Nein.“, sagte sie und Harry ergänzte: „Wir verraten keine Freunde, Ron. Auch dich nicht.“ „Aber wir können von dir nicht verlangen, dass du dich mit jemandem abgibst, den du nicht kennst.“ Der leise Vorwurf war unterschwellig vorhanden und Ron sah sie an. „Und da du nicht von uns erwarten kannst…“ „Hör auf, Mione.“, unterbrach sie Harry. Er hatte bemerkt, was sie tat. Sie verrannte sich in ihrem Herzen. Das kannte er. Von sich selbst. „Komm mit, Ron. Gib ihnen eine Chance. Wir wollen dich nicht an die Idioten oben im Schloss verlieren.“ Der Rotschopf starrte ihn an, dann Hermione, die nun wirklich nur noch schweigend flehte. „Was ist hier passiert, während ich weg war?“, fragte er leise, seufzte dann und trat auf sie zu. Ganz vorsichtig nahm er sie in die Arme. „Ich habe euch vermisst.“ Harry grinste und während sich Hermione gegen Ron drückte und leise sowie erfolglos das Schluchzen unterdrückte, wuschelte er seinem Freund durch die Haare. „Gib ihnen wenigstens eine Chance. Du siehst schon, dass sie nicht die sind, die du zu kennen glaubst.“, flüsterte er ihm zu. Ron sah ihn zweifelnd an, nickte aber. Dann blickte er auf Hermione hinab, deren Wuschelkopf gerade das einzige war, das er von ihr sehen konnte. Er sagte nichts. Wenn es wirklich wahr war, was Harry gerade gesagt hatte, und die anderen sie alle schnitten, dann konnte er nachvollziehen, dass sie fertig war. Auf das Näherliegende, dass sie einfach nur froh war, dass er sich nicht gegen sie entschieden hatte, kam er natürlich nicht. „Also dann. Los, Essen fassen.“ Harry hob das unberührte Brötchen hoch und grinste. „Willst du?“ ~*~*~*~ Schweigend hatten die drei Slytherins dem Gespräch gelauscht. Zwischenzeitlich hatte es so geklungen, als wenn die ganze Sache eskalieren würde, aber nun... Die Gryffindors kamen zu dritt zu ihnen. „Hey, Ron. Willkommen in unserer Runde.“ Blaise grinste und hielt ihm eine Flasche Kürbissaft hin. Draco musterte den Rotschopf skeptisch, während Pansy ihm zumindest ein freundliches Lächeln schenkte. Jetzt war nur die Frage, womit sie das Eis brechen konnten... Denn vermutlich war es nicht das falscheste, dem rothaarigen Gryffindor möglichst schnell zu zeigen, dass sie doch bei weitem nicht so waren, wie er glaubte. ~*~*~*~ Rons Lächeln war mehr gezwungen, aber er bemühte sich, sein Misstrauen und seine Abneigung nicht allzu deutlich zu zeigen, wofür Harry ihm schon ein wenig Respekt zollte. Sogar den Kürbissaft von Blaise nahm er entgegen, als er sich neben Hermione auf die Decke sinken ließ. Der Rotschopf fühlte sich ganz deutlich nicht wohl. „Ja, willkommen im Kreis der Abtrünnigen.“, witzelte er, dann setzte er sich wieder dahin, wo er vorher gesessen hatte. Zwischen Pansy und Draco, nahm sich ein neues Brötchen, von dem er auch gleich abbiss. Eigentlich hätte er gerne noch einmal eine Schildkröte aus dem gemacht, das jetzt Ron hatte und von dem dieser gerade abbiss, aber er verkniff es sich. Er wollte die Situation garantiert nicht eskalieren lassen, indem er hier blöde Witze machte. Außerdem… Wie würde eine abgebissene Schildkröte aussehen? Dann breitete sich Stille aus, die er nicht haben wollte. „Wie war’s?“, fragte er leise und sein Lächeln verschwand. Ganz ernst fragte er danach. „Wie geht es deiner Mutter?“ Einfach ein Thema, das ihn ablenkte. ~*~*~*~ Die Stimmung war deutlich spürbar angespannt. Es ging um ein ernstes Thema, ja. Doch das Problem war... Weasley würde garantiert nicht unter ihnen darüber sprechen. Und wenn... dann war das Show. Der Rothaarige würde sich niemals irgendeine Schwäche eingestehen und Traurigkeit und Verletzung konnte man als solche auslegen... Draco seufzte leise. Was wiederum hieß, dass diese verdammte Spannung wegmusste. Dringend. Der Blonde warf Blaise einen Blick zu. Der schwarzhaarige Slytherin hatte mittlerweile seine Vorsicht wieder fallen gelassen und kaute recht eifrig an dem Brötchen. In Dracos Augen glitzerte es leicht, während er seinen Zauberstab zückte. Einen Augenblick später kollidierten Blaises Lippen bei dem Versuch von seinem Brötchen abzubeißen mit einem Schildkrötenpanzer. Der Slytherin stieß ein erschrockenes Quieken aus und ließ das Tier fallen, welches recht sanft auf seinem Umhang landete und ihn desinteressiert anblinzelte. Pansy lachte augenblicklich los und auch Draco musste breit grinsen. „Du...“ Blaise fixierte zuerst Harry und sah dann, dass Draco den Zauberstab noch immer in der Hand hielt. „Du! Ihr zwei steht euch echt in nichts nach! In gar nichts!“ Empört sprang er vor und Draco fand sich auf einmal auf dem Rücken wieder, rollte mit Blaise durch das Gras. „Du warst kitzlig, nicht war?“ In den dunklen Augen blitzte es auf. „Nein! Blaise, nein!“, versuchte sich Draco noch zu wehren, doch es war zu spät... ~*~*~*~ Harry verharrte mitten in der Bewegung seines Brötchens zu seinem Mund. Hallo? Was sollte das denn jetzt? Andererseits war es ja wirklich lustig. Die Sache mit der Schildkröte war angenehm und… Rons Augen wurden größer, als Dracos Gelächter lauter wurde. Er sah zu Blaise, zu Harry, dann zu Hermione, die nur mit den Schultern zuckte. „Das machen die häufiger. Beachte sie einfach nicht.“, sagte sie und nahm einen Schluck Kürbissaft, ohne seinen verdutzt-ungläubigen Blick zu beachten. Stattdessen erkundigte sie sich erneut nach dem Befinden seiner Mutter. „Ihr geht es… gut soweit…“, antwortete der Rotschopf, ohne seinen Blick noch einmal von dem sich balgenden Slytherinduo abzuwenden. Er konnte es einfach nicht fassen, was hier geschah. Menschlichkeit. Draco war kitzlig… Ganz entgegen aller Erwartungen. Schwäche… menschliche Schwäche? „Er ist ja…“ Harry grinste breit. „Er ist albern, ja! Und wie! Und Blaise macht das Ganze nicht gerade besser, indem er alles daran setzt, diese Seite zu fördern.“ „Und was machst du?“, fragte Hermione kritisch und mit hochgezogener Augenbraue. Ich fördere seine sensible Seite. Aber das sagte er nicht laut. Das ging niemanden hier etwas an. Hermione wusste eh schon viel zu viel. Außerdem würde Ron ausrasten, wenn er davon auch nur etwas ahnte. „Du stiftest ihn zu Dingen an, die einem Vertrauensschüler absolut nicht gerecht werden. Und jetzt erzähl mir bloß nicht, dass das keine Absicht ist!“, fuhr das Mädchen ungerührt und von seinen Gedanken nichts ahnend fort, was Harry ein leises Lachen entwischen ließ, doch er fing sich recht schnell wieder. „Ist es gar nicht!“, erwiderte er gespielt empört. „Was kann ich dafür, dass dieser dämliche Job so fürchterliche Einschränkungen macht?“ „Du könntest dich einfach mal an die Regeln halten.“, schlug sie beinahe hoffnungsvoll vor. Harry schnaubte böse, stand dann auf und ging zu den noch immer miteinander kämpfenden Jungen hinüber. „Sag, Dray, soll ich dir helfen?“, fragte er zuckersüß. ~*~*~*~ Zumindest brach kein Donnerwetter los. Halb hatte Draco damit gerechnet, sich darauf eingestellt und war sozusagen bereit gewesen, Weasley mit aller Macht daran zu hindern davon zu stürmen, weil er sich verarscht vorkam, aber... nichts. Und das war auch ganz gut so. Außerdem verlangte Blaise jetzt volle Aufmerksamkeit. Und so leicht würde er sich garantiert nicht geschlagen geben... Wie Draco feststellte, besaß der schwarzhaarige Slytherin nämlich auch seine Schwächen... Blaise quietschte lautstark, als die schlanken Finger des Blonden sich den Weg unter das Hemd gebahnt hatten und ebenfalls über seine Seiten huschten. „Nein... nicht...“ Blaise lachte und ließ zugleich kein bisschen nach. „Dann... gib... auf...“, brachte Draco irgendwie unter Lachen hervor. „Das träumst du!“ Irgendwie gewann der Schwarzhaarige wieder die Oberhand. Doch dafür kam jetzt Hilfe von anderer Seite für Draco. Harry... „Was fragst du noch?“, antwortete der Blonde in einer kleinen Atempause und schickte Harry ein hoffnungsvolles Lächeln. Außerdem... würde es die ganze Geschichte sehr viel interessanter machen, wenn Harry mitmischte. „Bin ich dann überflüssig?“ Blaise, der mittlerweile auf Dracos Bauch saß und seine aktuelle Überlegenheit auskostete, beugte sich hinunter und flüsterte ihm die Worte ins Ohr. Der Blonde sah ihn nur unergründlich an, gab jedoch keine Antwort, sondern versuchte den Augenblick zu nutzen, um Blaise zur Seite zu werfen, scheiterte jedoch, als dieser seine Kitzelattacke fortsetze. ~*~*~*~ Was fragst du noch… Wie süß. Er ließ Hilfe zu! Dann sollte er sie wohl auch geben. „Blaise. Jetzt hast du ein Problem.“, bekannte er und grinste frech. Ob er dort… an dieser einen, gewissen Stelle… vielleicht genauso unbeherrscht war wie Ron? Wäre doch nicht das Schlechteste, oder? Im nächsten Moment hatte er einen von Blaises Füßen mit einer Hand umklammert, den Turnschuh ausgezogen und ließ seine Finger aufreizend sachte darüber fahren. Folter, denn aus Erfahrung wusste er: Mit der richtigen Dosierung Druck konnte man den Füßen wahre Qualen bereiten. ~*~*~*~ Blaise quiekte, als Harry ihm den Fuß kitzelte und fing an zu strampeln. Gleichzeitig nutzte Draco die Chance und kitzelte ebenfalls weiter. Der schwarzhaarige Slytherin wandt sich vor Lachen hin und her, konnte aber nicht entkommen. „Gnade!“, lachte er schließlich. „Gnade!“ Draco grinste und warf Harry einen auffordernden Blick zu. Seine Entscheidung, ob sie Gnade walten ließen und jetzt aufhörten... Pansy schüttelte den Kopf, während die drei Jungen sich im Gras wälzten. Die drei waren doch... Aber sie musste lachen. „Die drei sind echt unmöglich...“, grinste sie. ~*~*~*~ Ron nickte nur perplex, als Harry ebenfalls kurz innehielt. Der schwarzhaarige Gryffindor überlegte. Gnade war langweilig. Todlangweilig. Aber… „Wenn du dafür eine Schildkröte küsst…“, bot er einen Kompromiss an, in seinen Augen lag ein so ungutes Glitzern, dass man meinen könnte, er hätte ihm den Tod versprochen. ~*~*~*~ „Eine SCHILDKRÖTE???“ Blaises Augen, die sich gerade noch so hoffnungsvoll auf Harry gerichtet hatten, wurden kugelrund. „Bist du sicher, dass du kein Slytherin bist? Das könnte eine Idee von Draco sein...“ Er seufzte theatralisch und ließ den Kopf auf die Brust des Blonden fallen. „Draco... Bitte...“ Er blickte den anderen Slytherin bettelnd an. „Oh nein... Harrys Entscheidung...“ Draco grinste und stupste Blaise wieder leicht in die Seite, um ihn daran zu erinnern, was sonst auf ihn warten würde. ~*~*~*~ „Ja. Der Hut war sich zwar unsicher, aber er hat im Endeffekt keinen aus mir gemacht.“, antwortete Harry leichthin. „Also was ist nun, Schildkröte oder Folter?“ Er bemerkte die Blicke von Hermione und Ron nicht, die kritisch ob der Information drein sahen. Harry hatte ein Slytherin werden sollen? Bitte? Und das erfuhren sie erst jetzt? ~*~*~*~ Blaise seufzte einmal mehr, während Draco den Gryffindor mindestens genauso verblüfft ansah wie Pansy. Harry Potter war beinahe ein Slytherin geworden? Dem Blonden zog sich der Magen zusammen. Irgendwie... warf ihn diese Information aus der Bahn, ohne dass er sagen konnte, warum genau... Wäre dann alles anders gewesen? Wäre dann... „Du bist grausam, Harry...“, jammerte Blaise in diesem Moment und riss Draco aus seinen Gedanken. Mit einem diabolischen Grinsen auf dem Gesicht ließ der Vertrauensschüler seine Finger wieder über Blaises Seiten gleiten. Der schwarzhaarige Slytherin quietschte auf. „Okay, okay, okay, Schildkröte.“ Blaise verdrehte die Augen. „Aber sei dir sicher, dass das Rache geben wird.“ Er setzte sich auf und funkelte Draco an, der seinen Griff gelockert hatte. „Und du – zieh mich das nächste Mal nicht halb aus.“ ~*~*~*~ Harry grinste siegesgewiss, hatte schon den Zauberstab erhoben, als Hermione plötzlich wie ein Racheengel neben ihm stand. „Soso, Harry Potter. Ein Slytherin also. Dann erzähl doch mal.“ Ihre Arme waren verschränkt, ihr Gesicht nahe einer Gewitterwolke. Harry blinzelte sie an. „Er wollte mich da hineinstecken.“, antwortete er, verstand nicht ganz, warum das jetzt noch so ein Problem war. „Aber er hat sich dagegen entschieden. Was ist so schlimm daran?“ „Ach. Hat er dir auch gesagt, warum er dich letztendlich nach Gryffindor brachte?“, bohrte sie weiter und Harry wurde urplötzlich rot. Das war so eine Sache. Er hatte ihn ja förmlich angefleht, es nicht zu tun. Und er hatte es aus einem einzigen Grund getan: Weil Draco Malfoy in Slytherin war. Uh, das war jetzt vielleicht unangenehm. Lügen. Oder doch die Wahrheit? Vielleicht ein Zwischending? „Nein, hat er nicht gesagt.“, antwortete er schließlich. Keine Lüge. Er hatte nicht gesagt, warum er ihn nicht nach Slytherin geschickt hatte. Er hatte ohne einen Kommentar auf seinen Wunsch reagiert. Zum Glück für ihn jetzt. „Na dann.“ „Lass doch, Mione.“ Uh! Harry war regelrecht begeistert, als Ron plötzlich dastand. Von ihm hatte er als letztes Hilfe erwartet. „Hat er dir etwa erklärt, warum du nicht nach Ravenclaw gekommen bist?“ „Hat er. Er meinte, ich solle meinen Mut finden und entwickeln.“, erwiderte sie trocken und Harry sprang auf. „Keine weiteren Fragen!“, verkündete er fröhlich. „Der Klient ist hiermit freigesprochen!“ „Harry!“ Hermione war empört. „Wir sind noch nicht fertig!“ „Seh ich genauso! Blaise muss noch ein Schildkrötenbrötchen küssen!“, grinste er und schnitt ihr damit effektiv das Wort ab, während er auch schon zauberte. Stumm. ~*~*~*~ Auch Draco richtete sich nun auf und blickte zu den Gryffindors hinüber. Hermione hatte wirklich etwas von einem Racheengel... Nur gut, dass sie sich nicht derart für ihn verantwortlich fühlte – das könnte übel werden. Äh, Moment, er betrachtete Granger wirklich als so eine Art Freundin? Gut, sie waren ja irgendwie Verbündete geworden, aber so richtige Freunde? Manche Dinge entwickelten sich offenbar sehr viel schneller, als man dachte... Der Blonde zog die Knie an und richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Harry. Beinahe ein Slytherin... Stellte sich nur trotzdem die Frage, warum er es nicht geworden war. Damit war das Chaos in seinem Inneren jetzt wirklich komplett. Er konnte sich kaum vorstellen, dass da noch etwas zukam, das alles noch wirrer machen konnte... Blaise seufzte leise. „Stell ihn dir mal in Slytherin vor...“, murmelte er. „Die hätten ihn total verhunzt.“ Draco lachte leise. „Das wage ich zu bezweifeln... Und jetzt drück dich nicht weiter. Deine Schildkröte wartet auf dich.“ Blaise verdrehte erneut die Augen. „Meine Rache wird grausam werden...“ „Red nicht so viel, sondern mach.“ Draco knuffte ihn in die Seite. ~*~*~*~ Und wie auf Kommando hielt Harry ihm das schwarz-gelbe Viech entgegen. „Arme Schildkröte. Selbst wenn sie ein Brötchen war. Sie wird einen Heidenschrecken kriegen…“, meinte er im Jammertonfall. Hermione gab ihm eine Kopfnuss. „Das ist deine Schuld!“, knurrte sie und Ron hielt sich zurück, um zu beobachten. Irgendwie… erwartete er jetzt einen Angriff von Blaise. So eine Frechheit ließen die Slytherins doch nie auf sich sitzen! ~*~*~*~ „Hermione, Pansy, Ron, bitte belebt mich wieder, wenn ich umfalle...“ Blaise rang äußerst dramatisch die Hände und ließ Draco und Harry bewusst aus seiner Rede aus. „Aber sei dir eines bewusst, Harry, du bist dafür verantwortlich, dass ich dieser armen, kleinen äußerst... schwarz-gelben... Schildkröte jetzt ihren ersten Kuss stehle. Vielleicht versetze ich ihr damit ein Trauma und sie wird niemals wieder ein glückliches Schildkrötenleben führen... Stell dir vor, ihr Liebster – oder ihre Liebste, ich bin mir nicht sicher, was sie ist – fragt sie einmal, wie ihr erster Kuss war und dann muss sie sagen ‚ein Mensch’. Kannst du ein solches Drama wirklich verantworten?“ ~*~*~*~ Harry nickte ungerührt. „Kann ich. Ich nehme jegliche Konsequenzen auf mich.“, antwortete der Schwarzhaarige und klopfte Blaise mitleidig auf die Schulter, bevor sein Grinsen wieder böse wurde. „Und wenn du nicht gleich deinen Teil der Abmachung erfüllst, bekommst du von mir den Kitzelfluch angehängt.“ Drohend wedelte er mit dem Zauberstab. ~*~*~*~ „Du bist wirklich herzlos...“, murrte Blaise, während er die Schildkröte kritisch betrachtete. Das laute Lachen von Draco und Pansy ignorierte er demonstrativ. „Du erinnerst mich an Claire... Du hast genauso wunderschöne Augen.“, sagte der schwarzhaarige Slytherin ernsthaft. „Also, Claire...“ Er näherte seine Lippen dem Kopf der Schildkröte und sie zog diesen urplötzlich in ihren Panzer zurück. „Äh, Claire, das ist jetzt nicht nett...“ Pansy wischte sich die Lachtränen von den Wangen, während sich Draco mittlerweile den Bauch halten musste. Blaise war besser als jeder Streich, den er jemals irgendwem gespielt hatte... Definitiv. ~*~*~*~ Harry hatte aufgrund dieser demonstrativen Fröhlichkeit und der Show wirklich Probleme sich das Lachen zu verkneifen, aber er schaffte es. Irgendwie. Obwohl selbst Ron inzwischen lachte. Verhalten und immer noch unsicher, aber er lachte. „Du bist zu langsam, Blaise.“, beschwerte er sich und klopfte auf Claires Panzer. „Und du machst es nicht besser.“, fiel Hermione dazwischen. Sie lachte auch noch halb, war gerade dabei, es einzustellen. Ziemlich erfolglos, wie man sah. Ihre Wangen waren ebenfalls feucht. „Wenn du auf ihren Panzer klopfst, hat sie nur noch mehr Angst!“ „Mehr Angst als vor Blaise?“ Harry war entsetzt. Gespielt wohl, denn Hermione konnte den Schalk noch in seinen Augen funkeln sehen. „Das überleb ich nicht. Hey, Claire…“ Er stutzte. „Wer ist Claire?“, fragte er und blickte den schwarzhaarigen Slytherin von unten mit seinen grünen Augen an. „Jemand, den wir kennen sollten?“ ~*~*~*~ Blaise schickte Harry einen beleidigten Blick. „Ich mache niemandem Angst. Claire ist nur schüchtern...“ „Hey... Genau, wer ist Claire?“, mischte sich nun auch Pansy neugierig ein. Der schwarzhaarige Slytherin zuckte mit den Schultern. „Das Beauxbatonsmädchen, das ich erwähnt hatte. Sie hieß Claire.“ Sein Gesichtsausdruck wurde einen Augenblick lang verträumt, ehe er sich selbst aus den Erinnerungen riss. „Hach ja, aber manche Dinge sind eben nicht für die Ewigkeit gedacht...“ Er drückte Claire einen Kuss auf den Panzer. „Du hast zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass es ihr Kopf sein muss.“, fuhr er fort und grinste Harry an. Draco krabbelte zu Blaise hinüber und knuffte ihn in die Seite. „Aber du kannst sie nicht wieder zurückverwandeln. Du hast ihr einen Namen gegeben. Das wäre dann wirklich gemein...“ Seine grauen Augen blitzten auf. „Oder willst du Claire etwa nachher noch essen?“ Blaise starrte die Schildkröte an. „Ich glaube, ich habe ein neues Haustier...“ ~*~*~*~ Harry blinkte. „Hab ich nicht.“, stellte er fest. „Tatsächlich.“ Dann begann er zu lachen. „Immerhin kann dir keiner sagen, dass du Claire nicht halten darfst! Kröten sind erlaubt! Panzer oder nicht!“ Hermione seufzte. Das war ja fantastisch. Jetzt setzte sich dieser Teufelsbraten schon wieder über die Regeln hinweg. Und das einzig und allein, indem er allen die Worte im Munde verdrehte. War das nicht sonst ihr Terrain? Sie kam nicht dazu, etwas zu sagen, denn Harry hatte Claire aus den Händen ihres Besitzers genommen und leuchtete nun mit Lumos in den Panzer. Hermione starrte ihn entgeistert an. „Hast du sie noch alle?“ Sie schlug ihn nicht, denn wer wusste schon, was das für Auswirkungen gehabt hätte. Womöglich hätte er sie erstochen oder so. „Das ist…“ In dem Moment zuckte Harry mitsamt Zauberstab zurück, ließ vor Schreck sogar Claire los, doch sie fiel nicht. Mit eiserner Kraft hatte sie sich am Zauberstab festgebissen, nun baumelte sie in der Luft. „…Hausfriedensbruch.“, ergänzte Ron Hermiones Ansatz und lachte. „Aber ich denke, die Polizei ist hier überflüssig. Claire ist wehrhaft.“ Harry knurrte und schickte ihm einen bösen Blick. „Das ist nicht komisch.“, erklärte er und schüttelte den Stab, sodass Claire zu schaukeln begann. ~*~*~*~ Draco blickte ebenso wie Pansy fasziniert auf die Schildkröte, die nun an Harrys Zauberstab hin und herschwang. „Hey! Du erschreckst sie!“, mischte sich Blaise empört ein, nahm die Schildkröte sanft in die Hand und strich ihr über den Hals. „Na, komm schon, Süße, lass los...“ Das tat Claire auch. Blaise grinste triumphierend. „Seht ihr, keine Frau kann... AUTSCH!“ Claire hatte ihm herzhaft in den Finger gebissen, ehe sie sich wieder in ihren Panzer verzog. „Keine Frau kann was?“, erkundigte sich Draco vollkommen unschuldig und erntete dafür einen äußerst giftigen Blick von Blaise, der mit grimmiger Miene an seinem misshandelten Finger saugte. ~*~*~*~ „Oh, er hat sie lieb!“, stichelte Harry. Irgendwie fühlte er sich um seinen Sieg betrogen. Wie gemein… „Kannst du mir mal erklären, warum du sie so ärgern musst?“, murrte Hermione. Harry grinste. „Ich kann mir unter Claire kein Gesicht vorstellen. Vielleicht sagen mir es ja die Augen.“ Blaise hatte schließlich die Augen erwähnt. „Idiot!“, knurrte sie. „So, Jungs. Ihr zerstört das Flair unseres Picknicks. Setzt euch endlich hin und esst vernünftig.“ Sie schoss einen bösen Blick zu Draco. „Und du auch!“ ~*~*~*~ „Hm? Du willst sie sehen? Moment.“ Blaise kramte mit seiner freien Hand in der Hosentasche nach seinem Portmonee, klappte es auf und hielt es Harry unter die Nase. Hinter der Plastikhülle befand sich das Foto eines hübschen blonden Mädchens, das dem Betrachter fröhlich entgegenlächelte und winkte. „Du hast das Foto immer bei dir?“ Pansy war verblüfft. Blaise dagegen zuckte nur mit den Schultern. „Warum nicht? Ihr wärt auch da drin, wenn ihr euch nicht immer weigern würdet... Vor allem der da hinten.“ Er deutete auf Draco. Dieser kam gerade Hermiones Aufforderung nach und setzte sich zwischen Harry und Blaise. „Hey, ich bin nicht fotogen. Vergiss es.“ „Du nicht fotogen - dass ich nicht lache.“ Blaise verdrehte die Augen. „Du Diva zierst dich nur gerne.“ ~*~*~*~ „Keine Fotos von Draco?“, fragte Harry, plötzlich ein wenig enttäuscht. Irgendwie war das ungerecht. Er zierte sich auch, aber bei ihm hatten sie keine Gnade. Und außerdem hieß das, dass er auch kein Bild von ihm kriegen konnte. Auch wenn ihm dieser Wunsch ziemlich neu war. Hermione verteilte Gemüsestäbchen. „Es gibt ein Bild von ihm, Harry. Frag doch mal Dean. Oder Colin. Die zeigen es jedem, der es gerne sehen will.“ Harry blickte auf. „Ach ja? Warum? Ich denke, er hasst ihn.“ „Tja…“ Sie lächelte hintergründig, dann reichte sie Ron sein zweites Brötchen und Blaise ein Salatblatt aus einem Brötchen. Der Junge-der-lebt blickte zu Draco. „Warum hat Dean ein Foto von dir?“ ~*~*~*~ Draco nahm das Gemüsezeug von Hermione entgegen und platzierte es auf seinem Umhang. Irgendwie hatte er gar keinen Hunger… Harrys Gesicht hatte auf einmal enttäuscht ausgesehen und das… traf ihn. Sowieso war er heute wohl reichlich empfindlich. Er seufzte leise und fuhr sich durch das Haar. Der Blonde zuckte bei Harrys Frage mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber das ist etwas, was ich ihn definitiv fragen werde.“ In seinen Augen leuchtete es kurz ein wenig teuflisch auf. „Oh ja…“ Diesmal war es Pansy, die die Augen verdrehte. „Ich kann mir auch schon vorstellen, dass du dabei sehr nachdrücklich und unwiderstehlich sein wirst. Übrigens: Stell dich seelisch darauf ein, dass ich das nächste Mal einen Fotoapparat mithabe. Bei dem Unsinn, den ihr macht, braucht man einen. Außerdem finde ich, dass wir unser nächstes Picknick als Foto festhalten sollten. Drei Slytherins und drei Gryffindors gemeinsam - das ist es doch schon allein wert, oder nicht?“ Draco setzte dazu an, etwas zu sagen, doch sie verpasste ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Wag es ja nicht.“ „Autsch…“, maulte der Blonde. „Außerdem… gibt es mehr Fotos von dir, als du ahnst.“ Sie grinste. „Ja?“ Verblüfft sah er sie an. „Klar. Was meinst du, wie viele deiner weiblichen Fans Fotos bei Creevey kaufen?“ ~*~*~*~ Hermione runzelte die Stirn. „Das will mir aber gar nicht gefallen. Das sollten wir unterbinden.“, murmelte sie. Oder zumindest sollte sie mal die Schulregeln checken, ob da nicht irgendwas von wegen Verbot drinstand. „Er verkauft Fotos?“, fragte Harry perplex. Er hatte erst jetzt seine Sprache zurück. „Von Draco?“ ~*~*~*~ „Interessant, dass ihr Gryffindors das noch nicht einmal wisst.“ Pansy zog die Augenbrauen hoch. „Bei Creevey kriegt man eigentlich alles. Nur gehen die Bilder von den eher… beliebteren Schülern wohl am besten. Und unser lieber Draco hat sich da irgendwie in den Top Ten platziert.“ Sie grinste Draco an, der noch immer verblüfft den Kopf schüttelte. „Das erklärt, warum so viele Leute meine Tasche mit einem Briefkasten verwechseln…“, murmelte er. „Ich glaube, ich sollte Creevey den Hals umdrehen… Sind die Fotos wenigstens gut?“ Er blickte Pansy an. „Oh, du meinst, ich habe welche?“ Sie lächelte unergründlich. „’türlich hast du. Sonst wüsstest du das alles ja nicht. Komm schon, Pansy…“ Er legte den Kopf schräg und sah sie bittend an. Pansy lachte leise und hangelte nach ihrer Schultasche. Sie hatte eh keine Chance, ihm zu widerstehen. „Hier.“ Sie schnippste ihm drei Bilder zu. Blaise hing sofort über Dracos linker Schulter. Das eine war definitiv recht neu. Von ihrem ersten Lauftraining. Sein magisches Abbild tat auf diesem Bild auch nichts anderes, als konzentriert zu laufen. Blaise pfiff leise durch die Zähne. „Kein Wunder, dass die Bilder von dir so gut gehen…“ Als Belohnung erhielt er dafür von dem Blonden einen schmerzhaften Rippenstoß. Die anderen zwei Bilder waren älter. Vom letzten Jahr. Das eine zeigte ihn, wie er vollkommen fasziniert in die Arena bei dem Drachenkampf hinunterblickte. Der Wind fetzte durch sein Haar und seine Augen blieben beharrlich auf einen Punkt außerhalb des Bildes gerichtet. Und das letzte war vom Julball, als er im Laufe des Abends von draußen hereinkam. Er war verstrubbelt und sein Festumhang saß leicht schief. Draco wusste auch noch recht genau, wo er dort kurz zuvor gewesen war… ~*~*~*~ „Hey, die sind hübsch. Creevey ist gut.“, meinte Harry. Er meinte es ehrlich und doch zog er sich kurz darauf zurück und überlegte. Fotos von Creevey. Colin Creevey. Es war beruhigend zu wissen, dass er nicht der einzige gewesen war, der von ihm fotografiert worden war, andererseits wüsste er zu gern, was mit den ganzen Bildern passiert war. Hatte Creevey daraus etwa auch Profit geschlagen? Er hatte so einige Bilder gemacht, die ihm gar nicht gefallen hatten, weder situationsgemäß noch zeitgemäß. Hatte er ihn nicht sogar mal nachts in den Schlafgemächern erwischt? Das war doch… „Diese Ratte.“ Ein böses Lächeln erschien auf seinen Lippen, als er sich eine Karotte in den Mund steckte. Was für Bilder hatte er verkauft? Was für welche gab es noch von Draco? Und wer war noch Opfer dieser Attacken geworden? Das würde sich rächen. Bitter. Früher oder später… „Gerissenes Luder…“ Das leise Murmeln verebbte, als er seinen Zauberstab zog und wieder aufsah, direkt in Dracos Augen. „Ich bin damit nicht ganz einverstanden.“, erklärte er hintergründig, fast beschwörend. „Das ist ein Schritt, der eindeutig zu weit in die Privatsphäre geht.“ „Du hast gut reden. Was war denn mit Claire?“, warf Hermione ein, doch Harry achtete gar nicht darauf. „Wir sollten sie uns zurückholen. Allesamt. Und wenn wir es schaffen, die Konzentration rechtzeitig zu unterbinden, dann wird auch nichts passieren…“ Ob Draco verstand, was er vorhatte? ~*~*~*~ Draco musste bei Harrys Worten nicken. So wirklich wohl war ihm bei diesen Bildern auch nicht… Okay, so weit er wusste, hatte er sich keine verfänglichen Situationen geleistet, die man hätte festhalten können, aber trotzdem. „Ich denke, ich weiß, was du vorhast…“ Draco blickte Harry verstehend an und zog seinen Zauberstab hervor. ~*~*~*~ Harry tat es ihm nach. Und bevor die verstehende Hermione noch reagieren konnte, rief er auch schon: „Accio Fotos!“ Draco ihm gegenüber tat es gleichzeitig ebenfalls. Er spürte das Band sofort. Wohlbefinden, Freundschaft, Freude. Es kam ihm vor, als schlügen ihre Herzen ihm gleichen Takt, als wären sie eins. Und er spürte den Zauber wirken. Er konnte fühlen, wie die Magie ihre Wirkung tat… ~*~*~*~ Draco kamen die magischen Worte im gleichen Augenblick über die Lippen und sofort spürte er wieder dieses Band. Die vollkommene Nähe war da. Er fühlte sich so wohl, so wohl… Sämtliche Verwirrung schien sich aufzulösen und in der einzigen Antwort zu münden, die es gab: Harry… Er versank vollkommen in diesen grünen Augen, tauchte darin ab und ließ sich fallen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I could stay in this moment forever I could reach every star in the sky I could lose myself when I look Into your eyes… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Claire ist toll. *_* Und ich wette, ihr habt bei dem Titel alle etwas anderes erwartet als DAS. *g* Und Draco... Tja... Vielleicht kommt er ja langsam auf die richtige Fährte. Abwarten. ^^ Shirokko: *nochimmerschwierigkeitenhatmitderVorstellungeinerabgebissenenschildkröte* Aber ich mag Claire auch. Die ist klasse, auch wenn wir sie immer wieder einfach vergessen ^^° Papierregen ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 43: Papierregen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Dido – Slide. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 43: Papierregen Es war diese Art von Ergebenheit, die Harrys Plan vollkommen zunichte machte. Eigentlich war die Theorie, die Hermione ihnen vermittelt hatte, doch so einfach: Konzentration halten und den Zauber beenden, wenn es kritisch wurde… Der Moment kam und ging vorbei. Alles, was noch zählte, war Draco. Er hatte selbst vergessen, welchen Zauber er gewirkt hatte, warum oder weswegen. Grau. Alles war sturmgrau, silbern und blond. Verpackt in das schönste Gesicht, das es gab. Harry öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ihm fehlten die Worte. Sie schienen ihm so überflüssig… ~*~*~*~ Es gab nichts mehr jenseits dieses Grüns. Gar nichts. Alles Wichtige, alles Bedeutende bestand nur noch zwischen ihnen beiden. Dracos Gedanken waren vollkommen leer und zugleich so angefüllt und warm… Durch die Fenster und Türen des Schlosses stoben Fotos nach draußen. Die einzelnen Ströme vereinigten sich zu einem großen Schwarm, der zum See hinunter tanzte. Mehr und mehr Fotos machten sich auf den Weg. Längst beschränkte sich der Zauber nicht mehr auf die Bilder, die Colin Creevey gemacht hatte, sondern umfasste alle vorhandenen Fotos. Er riss sie von Nachtschränken, aus Fotoalben und Brieftaschen und trug sie hinunter zum See, wo sie als sanfter Fotoregen über den sechs Schülern niedergingen. Es war wie im Herbst, wenn die Blätter von den Bäumen fielen… „Verdammt!“ Blaise starrte zum Schloss hinüber, wo immer mehr Fotos aus Türen und Fenstern drängten. Außerdem folgten ihnen langsam die Schüler. „Wir müssen den Zauber unterbrechen, sonst haben wir ein Problem! Hermione!“ Wenn jemand eine Lösung wusste, dann sie… ~*~*~*~ Das Mädchen hatte eine Lösung. „Ron! Schlag ihn!“, knurrte sie, nur mühsam beherrscht. In ihr kochte eine Wut, die sich kaum noch mit Worten beschreiben ließ. Hatten sie es nicht versprochen? Sie hatten doch zugesagt, dass sie nie wieder diese Art von Zauber verwenden würden! Sie hatten es versprochen! „Und bitte schön fest!“ Der Rotschopf starrte sie unsicher an. „Aber, Mione, ich…“ „Mach es einfach. Oder ich zünde sie an!“ Dann war es zu spät, denn der Fotoregen begann sich zu bewegen. Erst nur langsam und unbemerkt, doch mit der Zeit wurde es schneller. Ron duckte sich weg, als ein ganzer Schwall auf ihn zukam, konnte seine Mission nicht mehr ausführen, weil seine Gedanken von einem heftigen Schmerz in seinem Oberarm fortgewischt wurden. Eines der Fotos hatte ihn mit der Kante erwischt und schnitt durch seinen Umhang und in seine Haut. Und der Wirbel wurde immer größer und schneller! „Mione!“, schrie er panisch, als sich ein zweiter Schnitt in seinem Gesicht auftat. „Mach sie weg! Zünd sie meinetwegen an, aber tu was dagegen!“ Das Mädchen kauerte ebenfalls am Boden, während jetzt auch Blätter auf sie herabregneten, die von den Fotos schlicht herunter geschnitten wurden. Das konnte sie doch aber nicht tun! Schließlich war das Eigentum der Schüler! Sie mussten Harry und Draco aufhalten! Das war die Lösung! Doch an diese beiden war längst nicht mehr ranzukommen. Man konnte nicht einmal mehr sagen, wo genau sie saßen. Das Papier verdeckte die Sicht auf sie vollkommen. ~*~*~*~ Blaise hatte versucht, wenigstens Draco anzustoßen, war aber von den Fotos daran gehindert und auf den Rücken geworfen worden. Es war erstaunlich, welche Dynamik und Macht diese dünnen Papierstücke entwickelt hatten. Vor der nächsten Ladung, die über ihm niederging, konnte er sich gerade noch wegdrucken. Verdammt und jetzt? Er hatte nur eine Idee. „Pansy, Mione, Ron, helft mit!“, brüllte er. Allein würde sein Zauber kaum stark genug sein… „Rigesco Fotos!“ Er richtete seinen Zauberstab auf den Wirbel um sie herum und die Fotos verharrten inmitten der Luft. Das stoppte die nachkommenden jedoch noch lange nicht. Diese fielen weiter hinunter. Pansy hatte verstanden, richtete ihren Zauberstab nun auf die nachströmenden Bilder und benutzte den gleichen Zauber. Das war offenbar wirklich ihre einzige Chance, ohne dass sie die Fotos vernichten mussten… ~*~*~*~ Als auch Hermione den Vorschlag annahm, schaltete sich Ron ein, aber das brachte auch nicht wirklich etwas. Es waren einfach zu viele Fotos. Je öfter sie den Zauber sprachen, desto mehr Bilder landeten auf dem Boden, aber es waren einfach zu viele. „Verdammt!“, brüllte er. „Besteht denn diese ganze Schule nur aus Fotos?“ Und er jagte seinen nächsten Zauber los, der ein knappes Dutzend erstarren ließ. Unterdessen war Harry im Auge des Sturms noch immer gefangen. Er war ruhiger geworden. Um sie beide herum waren weißsilberne Bänder aus Seide… oder auch Papier. Vielleicht war es auch Licht. Es legte sich wie ein warmes Tuch um sie beide. Bahn um Bahn. Blendete immer mehr sein Bewusstsein aus. Auf seinen Lippen lag ein weiches Lächeln. Inzwischen redete er ununterbrochen. Mit dem Herzen. Im Herzen sagte er Draco gerade alles, was da in ihm war. Gestand ihm schon zum x-ten Male seine Liebe. Doch seine Lippen bewegten sich kein Zentimeter. Wieder zog sich eine dieser Bahnen zwischen ihnen. Sie legte sich um seinen Hals und irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie aufeinander zugezogen wurden. Dracos Präsenz, so übermächtig sie auch bereits sein mochte, wurde immer noch größer. Im nächsten Moment sah er dieses eine silberne Band, das sich zwischen ihren Hälsen befand reißen und nahm erst daraufhin wahr, was höchstwahrscheinlich der Grund dafür war. Ein stechender Schmerz in seinem Fußgelenk. Besser: in der Sehne. Harry keuchte auf. Gegen seinen Willen kniff er die Augen zusammen, spürte das Wohlbefinden von sich abfallen, alles wie in Zeitlupe… Dann überkam ihn Wut. Er riss die Augen auf, sah furios auf seinen Fuß hinab und erblickte dort die kleine Schildkröte, die sich in seiner Sprungsehne verbissen hatte. Hass überkam ihn. Er fühlte sich von ihr verraten. Es war nur ein Gedanke. Kindisch und absolut unreif, aber er war da: Sie hat mich von ihm getrennt! Sie ist schuld daran, dass er nicht mehr da ist! Er nahm nicht wahr, wie um ihn herum Papierberge zu Boden gingen, wie die Fotos den ganzen Rasen bedeckten, von der Weide bis zum Schloss. Und er nahm nicht wahr, wie immer mehr Schüler ins Freie strömten. Es war ihm auch egal. „Lass los oder ich verhex dich in einen Fisch an der Angel!“, fauchte er. Seine nächste Idee war ein Hammer. ~*~*~*~ Es war einfach atemberaubend. Wenn es so etwas wie reines Glück gab, dann erlebte er es gerade. Genau das hier. Das musste einfach Glück sein. Das Lächeln wollte gar nicht mehr von Dracos Lippen weichen. Sie waren sich so nahe… Er hatte nicht gewusst, dass eine solche Nähe überhaupt möglich war. Langsam, aber sicher - so war sein Eindruck - wurden sie aufeinander zugezogen und vollkommen willenlos ließ er es geschehen Es war gut. Alles in dieser Sphäre war gut… Und auf einmal riss das Band. Draco wurde brutal in die Wirklichkeit zurückgeschleudert. Fotos regneten um ihn und Harry zu Boden, die er nicht beachtete. Seine Augen ruhten noch immer auf Harry. Blaise wehrte mit den Händen einen Teil des Fotoregens ab, dann schaute er hinüber zu den beiden Jungen, die dieses Chaos ausgelöst hatten „Hey, wag es nicht, Claire anzurühren! Accio Claire!“, fauchte er und hielt einen Augenblick später seine Schildkröte in der Hand, wofür er von Pansy einen verblüfften Blick erntete. „Was denn? Ich habe ihr schließlich einen Namen gegeben. Und außerdem hat sie das gerade ganz großartig gemacht.“ Lächelnd strich er der Schildkröte über den Kopf. Beinahe glaubte er so etwas wie ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht sehen zu können. Draco hatte davon gar nichts mitbekommen. Noch immer starrte er den Gryffindor wie hypnotisiert an. Dann beugte er sich leicht vor, streckte die Hand aus und strich Harry mit den Fingerspitzen über die Wange. Ganz leicht. Und doch konnte er in dieser leichten Berührung eine Ahnung dieses Gefühls von gerade wiederfinden. Ein bisschen… Ganz bisschen… ~*~*~*~ Harry erzitterte. Gerade noch hatte er Claire killen wollen, um sich zu rächen, um das zu tun, wozu Pansy Schildkröten erklärt hatte: Suppenfleisch! Aber jetzt… Er konnte nicht einmal hinter ihr herschauen. Alles, was er tun konnte, war Zähne zusammenbeißen und jegliche noch vorhandene Selbstbeherrschung dazu aufwenden, nicht zu heulen. Er fühlte sich einsam. Und diesmal war es noch schlimmer als die Male davor. Alles in ihm zerriss förmlich. Diese sachte Berührung von Draco vermochte das nicht wirklich wieder wettzumachen. Er wollte mehr. Viel mehr. Er wollte… Seine Augen weiteten sich erneut, als ihn der erneute Gedankenblitz überwältigte. „Nein…“ Es war kaum mehr als ein Flüstern. Das war verboten. Man küsste keine Jungs. Auch keine, die man liebte! Harry wich zurück. Ihm entwischte ein leises Keuchen, als die Tränen doch noch kamen. Aber das durfte niemand sehen. Gar niemand! Nicht einmal Draco! Er musste hier weg! In einer einzigen fließenden Bewegung stand er auf, griff nach seiner Schultasche, holte den Tarnumhang heraus und rannte damit davon. Noch bevor er die Weide verließ, warf er ihn sich über und war für alle verschwunden. ~*~*~*~ Dracos Augen wurden dunkel, als Harry auf einmal zurückwich und davon stürmte. Diese Flucht riss ihn nun vollends in die Wirklichkeit zurück. Er sprang auf, sah ihm nach, doch nur die sich bewegenden Äste der Weide verrieten ihm, dass Harry gerade noch dort entlang gerannt war. Der Blonde taumelte. Er war zu schnell aufgestanden… Ja, natürlich, das musste es sein. „Draco!“ Pansys Stimme war entsetzt. Sie versuchte ihn noch abzufangen, doch es misslang, sodass die beiden Vertrauensschüler zusammen im Gras zwischen den Fotos landeten. „Lass mich los!“, forderte Draco leise. Pansy umklammerte noch immer Dracos Arm. „Was ist los?“ Das Mädchen war angesichts seines leichenblassen Gesichts wirklich besorgt. Einen solch schmerzerfüllten Ausdruck hatte sie noch niemals zuvor in seinen Augen gesehen. „LASS MICH LOS!“ Erschrocken gab sie seinen Arm frei und starrte ihn an. Was war das denn? Draco wich zurück und zog die Knie an. Da war sie wieder, diese unbestimmte Wut. Er war verletzt und verstand nicht, was gerade geschehen war. Warum war Harry weggelaufen? Er hatte es doch versprochen… Versprochen… Der Blonde kauerte sich noch enger zusammen und widerstand mühsam diesem umfassenden Zerstörungsdrang. Damit war diesem Gefühlschaos wirklich die absolute Spitze aufgesetzt worden. „Draco, wo ist Harry?“, fragte Blaise leise, bekam jedoch keine Antwort. Auch nicht, als er die Frage mehrfach wiederholte. Draco weigerte sich, ihn zur Kenntnis zu nehmen und überhaupt irgendetwas außerhalb seiner eigenen Gedanken wahrzunehmen. „Oh, oh…“, murmelte Pansy und starrte zum Schloss hinüber. Von dort kamen gerade McGonagall und Snape herangestürmt. Das verhieß wirklich Ärger… ~*~*~*~ Hermione bemerkte die Lehrer auch, doch das war nicht wichtig. Sie ging zu Draco. „Was hast du gemacht, dass er so austickt und wegläuft?“, fragte sie. „Ich meine… Das ist überhaupt nicht seine Art.“ Sacht hockte sie sich zu dem Blonden. „Oder hat er was gesagt?“ ~*~*~*~ Draco weigerte sich auch, Hermione zur Kenntnis zu nehmen. Er hörte sie, hörte ihre Worte und in ihm krampfte es sich nur noch mehr zusammen. Er hatte nichts getan. Gar nichts... ...oder? Er senkte den Kopf noch etwas mehr, spürte viel zu angespannte Muskeln und Sehnen in seinem Nacken, seinem Rücken, seinen Armen und Beinen, die schmerzten. Aber dieser Schmerz war ihm gerade sehr willkommen. ~*~*~*~ „Draco, hör doch.“ Hermione legte ihm eine Hand auf die Schulter, versuchte gleichzeitig nicht aufdringlich zu wirken. „Ich kann dir sagen, wo er hin ist, aber ich muss wissen, was gerade passiert ist.“ ~*~*~*~ Wärme... Wärme auf seiner Schulter. Draco zwang sich den Kopf zu heben, ganz langsam. Müde blinzelte er Hermione von unten herauf an. „Es ist nichts passiert. Gar nichts.“, sagte er fest. Einen Augenblick lang schwieg er und setzte dann noch hinzu: „Ich werde ihm mit Sicherheit nicht nachlaufen. So wenig, wie er mich gerade sehen will, will ich ihn sehen.“ Die alte Härte war in seine Stimme zurückgekehrt. ~*~*~*~ Hermione blickte ihn einen Moment an, dann begann sie zu lächeln. „Das hast du falsch verstanden. Es ist nicht so, dass er dich nicht sehen will.“, meinte sie und ließ sich auf ihre Knie fallen. „Ich schätze, es ist eher so, dass er genau darum weggelaufen ist.“ Die anderen, die um sie herum standen, schwiegen. Vielleicht hätten sie lieber weglaufen sollen, denn die Lehrer kamen immer näher, aber Flucht war ohnehin zwecklos. Und während Hermione sich um Draco bemühte, runzelte Ron die Stirn. Was sollten diese Worte? Die widersprachen sich doch komplett. War sie jetzt verrückt geworden? Außerdem, was wollte sie von diesem Slytherin? Ohne die sich ballenden Fäuste Rons zu bemerken, sprach sie weiter. „Ich denke, ich habe allmählich begriffen, was hier los ist, Draco. Und ich weiß, dass ich dabei nicht helfen kann, weil es mir nicht zusteht, mich einzumischen, aber du solltest unbedingt überdenken, was du über ihn denkst. Was du von ihm willst, was du erwartest. Was du fühlst. Gerade jetzt… fühlst du dich verraten, oder?“ ~*~*~*~ Blaise hatte sich mittlerweile neben Draco gehockt und ihm sanft die Hand auf die andere Schulter gelegt. Er hoffte, diesem etwas Ruhe vermitteln zu können. Pansy behielt die Lehrer im Blick. Langsam konnte sie die Gesichtsausdrücke der beiden erkennen und das dort verhieß wirklich nichts Gutes... Sie lauschte zwar dem Gespräch, aber war sich nicht sicher, ob sie es überhaupt hören wollte. Draco machte sich abrupt von den Berührungen frei. „Deine Sorge ist zwar wirklich rührend, aber wie du gesagt hast: Es steht dir nicht zu, dich einzumischen. Also lass es.“ Seine grauen Augen funkelten das Gryffindormädchen zornig an. Es ging sie nichts an. Niemanden von ihnen. Und vor allem würde er mit Sicherheit über nichts dieser Art hier und jetzt reden. Wenn überhaupt dann, wenn er wollte. Er stand auf, wollte beiseite gehen - fort, einfach nur fort - und kam schon wieder ins Taumeln. Dämlicher Kreislauf. Der rächte sich wahrscheinlich jetzt für alles... Für nicht vorhandenen Schlaf, nicht vorhandenes Essen, zuviel Magie und zuviel Stress. „Scheiße...“, murmelte der Blonde leise, während er wieder auf dem Hosenboden landete. Noch nicht mal abhauen konnte er. ~*~*~*~ Hermione seufzte. „Fällt es dir generell schwer, darüber zu reden, oder nur, weil noch andere zuhören? Letzterem kann ich Abhilfe schaffen, wenn du willst.“, sagte sie. Ihrer Meinung nach sollte das wirklich jetzt geklärt werden. Da kam ihr Dracos offensichtliche Schwäche doch ziemlich recht. So konnte er nicht flüchten. „Ich kenn da einen Zauber, der alle anderen aussperren würde…“ Na ja. Vielleicht wollte Draco ja auch nur nicht mit ihr darüber reden. „Ich kann diesen Zauber auch über dich und Blaise zaubern, wenn es dir unangenehm ist, darüber mit mir zu sprechen.“ ~*~*~*~ Draco verdrehte demonstrativ die Augen. „Ich will mit niemandem reden. Über nichts.. Und jetzt verschone mich bitte mit deinen psychologischen Versuchen.“ Seine starre Miene machte nur allzu deutlich, dass er es auch nicht tun würde. Egal, was sie zauberte. „Falls ich je auf die Idee kommen sollte, das tun zu wollen, dann entscheide immer noch ich, mit wem ich das tue und wann und wo. Nicht du.“ ~*~*~*~ Hermione starrte ihn an. Irgendwo… hatte sie das ja sogar erwartet. Harry war genauso. Nur Ron konnte man mit den richtigen Worten häufig dazu bringen, genau das zu tun, was man wollte. Aber dennoch… In ihre Miene trat ein trauriger, verstehender Ausdruck, als sie zu Boden blickte. „Ist okay.“, sagte sie leise und lächelte. „Tut mir Leid. Ich wollte dir nicht… zu nahe treten. Es war nur…“ Sie holte tief Luft, bevor sie ihn wieder direkt ansah. „Bitte denke trotzdem darüber nach, denn wenn du nicht verstehst, was in ihm gerade vorgeht, dann wirst du ihm immer wieder so wehtun und dich so selbst verletzen, ganz so, als würdest du in einen Spiegel schießen.“ Noch einmal zwinkerte sie, dann erhob sie sich und ging zu Ron, der sie ansah, wie der Wolf ein bekleidetes Schaf. „In einen Spiegel schießen?“, fragte er. „Was soll denn das bedeuten?“ Das braunhaarige Mädchen lächelte nur. „Nicht so wichtig.“ Denn er würde es hoffentlich begreifen. Andererseits… „Was sagen wir den Lehrern?“, fragte sie in die Runde. „Die Wahrheit, damit die hier doch endlich mal begreifen, was Sache ist, oder wollen wir sie decken?“ Der letzte Vorschlag fiel ihr nicht leicht, aber irgendwie war sie zu dem Entschluss gekommen, dass es vielleicht nicht so gut sein würde, wenn die Lehrer darüber Bescheid wussten… Falls sie es nicht schon längst taten! ~*~*~*~ Draco schwieg zu Hermiones Worten. Er hatte ihr nichts mehr zu sagen. Am liebsten hätte er ihr ins Gesicht geschrieen, dass er schon längst wusste, was mit Harry los war, aber dass das sein eigenes Problem nicht gerade kleiner machte und dass er verdammt noch mal keine Antworten hatte und diese doch selbst suchte... Aber er schwieg. Mit fest zusammengepressten Lippen. „Wir decken sie.“, entschied Blaise. „Harry ist nicht mehr hier und wenn Gryffindors und Slytherins irgendwo zusammen sind, passiert sowieso immer irgendetwas. Lassen wir es darüber laufen... Die werden uns eh nicht zuhören.“ Er warf einen Blick zu den beiden Lehrern, die bedrohlich nahe waren. „Vor allem Snape nicht.“ ~*~*~*~ Hermione nickte ernst. „Und Dumbledore weiß es sicher eh.“ Ron verstand nun gar nichts mehr. Was war hier eigentlich los? Hermione deckte freiwillig jemanden, der so ein Chaos veranstaltet hatte? Seit wann? War sie krank? Gehirnwäsche? Aber mit dem Inhalt war er einverstanden. Harry zu decken war schließlich seine Hauptaufgabe und so was wie ein Hobby. Doch dazu kam es nicht. Nicht wirklich. Snape und McGonagall erreichten sie fast gleichzeitig, doch während sie nur in die Runde blickte, legte der Zaubertränkelehrer gleich los. „Was ist hier passiert?“ ~*~*~*~ „Fotochaos.“, gab Draco patzig zurück und stand auf. Blaise war sofort neben ihm und packte ihn am Arm. Nicht, dass der Blonde noch vor den Lehrern wieder zusammenbrach. Das würde er nicht wollen. Draco war auf Snape noch immer schlecht zu sprechen - gelinde gesagt. Jetzt funkelte er den Zaubertränkelehrer wütend an, froh, ein sehr viel lohnenderes Ziel für seine Wut gefunden zu haben als Hermione. ~*~*~*~ Snape starrte zurück. Eindeutig war er mit der Art und Weise der Antwort nicht zufrieden. Ganz offensichtlich… Draco probte also den Aufstand? Das konnte er haben. Gerne doch. „Mr Malfoy. Ich verbitte mir diese Unverschämtheit von jemandem wie dir.“, begann er und richtete sich noch ein bisschen weiter auf. Sein Blick war furchterregend und Ron schloss etwas dichter zu Hermione auf. „Sir, wir haben erfahren…“ „Schweig, Granger!“, blaffte er sie an. „Ich habe Draco Malfoy gefragt.“ Und seine Lippen verzogen sich zu einem leichten, süffisanten Grinsen. ~*~*~*~ „Sie haben nichts weiter gefragt.“ Draco zog eine Augenbraue hoch und war gerade sehr dankbar dafür, dass Blaise ihn stützte. „Ihre Antwort habe ich Ihnen schließlich schon gegeben. Und ich finde sie immer noch sehr passend.“ Er konnte deutlich spüren, wie Blaise neben ihm vor Entsetzen aufkeuchte und seine Fingernägel in seinen Arm grub. Das hatte der Blonde gerade nicht wirklich zu antworten gewagt, oder? ~*~*~*~ Snapes Grinsen wurde noch ein bisschen breiter, eine seiner Augenbrauen hob sich. Wie nett, er wollte spielen… War doch immer wieder erfrischend, wenn man einen Gegner hatte, der zwar schwächer war, aber dafür seine Grenzen nicht kannte. „Ich seh schon, ich werde…“ „Mr Malfoy, hüten Sie ihre Zunge, wenn Sie das hier nicht ganz alleine machen wollen.“, mischte sich plötzlich McGonagall mit strenger Stimme ein. „Miss Granger. Erklären Sie.“ Das Mädchen nickte eifrig, während Snape nach einer winzigen Pause, in der er McGonagall mit einem missmutigen Blick bedacht hatte, wieder Draco fixierte. Das Schöne an der Position als sein Hauslehrer war, dass er ihm nahezu unbegrenzt zur Verfügung stand… Er würde diese Unverschämtheit sicher nicht ungestraft lassen. „Wir haben erfahren, dass an der Schule ein reger Handel mit Fotos von bestimmten Personen floriert.“, begann das Mädchen. „Und da…“ Sie schoss einen kurzen Blick nach hinten. „…kam es zum Streit. Wir haben also die Fotos gerufen, um zu beweisen, wer häufiger…“ Ron hinter ihr wurde rot. Sie log doch sonst nicht so gedruckt! Wie wollte sie sie denn nur aus dieser Misere reißen? ~*~*~*~ Draco erwiderte Snapes Blick unnachgiebig, wofür Blaises Griff noch einen Tick fester wurde. Der Schwarzhaarige ahnte, dass sich Draco gerade um Kopf und Kragen brachte... „Ein Fotohandel?“ McGonagall bedachte Hermione mit einem skeptischen Blick. „Nun, wir werden der Sache nachgehen. Und Sie werden in der Zwischenzeit dieses Chaos hier beseitigen. Im Erdgeschoss in dem ersten Klassenraum. Schaffen Sie die Fotos dorthin und sortieren Sie sie. Ihre Besitzer werden morgen früh ihre Bilder zurückhaben wollen. Sie haben also noch genügend Zeit.“ Ihr Blick huschte über die fünf Schüler. Gryffindors und Slytherins... Diese Kombination gab erfahrungsgemäß doch nur Ärger. Warum konnten die Schüler nicht endlich mal vernünftig sein? „Außerdem gibt es dreißig Punkte Abzug für jeden von Ihnen. Wegen eines unentschuldbaren Eingriffs in die Privatsphäre anderer.“ Die Augen der Lehrerin fixierte sie noch einmal einen nach dem anderen. „Und jetzt fangen Sie an.“ ~*~*~*~ Hermione seufzte. War ja klar gewesen. Harte Strafe. Und die Sortiererei würde sie unter Garantie mehr als den heutigen Tag kosten, selbst wenn sie zu fünft waren. Klasse. Wirklich. „Professor McGonagall hat da noch eine Kleinigkeit vergessen.“, mischte sich wieder Snape ein. „Das Sortieren ohne Zauberstab, damit das klar ist.“ „Das hätte er jetzt nicht extra sagen brauchen.“, murrte Ron leise. „Weasley, was gibt’s da zu meckern?“ „Nichts!“, rief der Rotschopf hastig. „Alles klar. Ohne Zauberspruch sortieren.“ Snape knurrte. „Gerade erst wieder da und schon macht er so ein Chaos. Typisch Weasley!“ Damit drehte er sich um und ging, überließ es McGonagall, die Aufsicht zu führen. Hermione seufzte. „Also dann. Helft mit. Wingardium Leviosa!“ ~*~*~*~ Draco warf Snape noch einen giftigen Blick zu, ehe er nach seinem Zauberstab hangelte und mithalf. So, wie er das einschätzte, würde das allein zwei bis drei Stunden dauern, ehe sie alle Fotos überhaupt wieder im Schloss hatten. Der Umstand, dass sie natürlich von den anderen Schülern gehässig und voller Schadenfreude beobachtet wurden, trug nicht gerade dazu bei, dass die Arbeit einfacher oder angenehmer wurde... Als sie die erste Ladung in den Klassenraum brachten, riss Blaise das Fenster auf und drückte Draco einen Augenblick später auf die Fensterbank. „Du bleibst hier. Es bringt schließlich nichts, wenn du uns da draußen umkippst. Du nimmst hier die Fotos an und schubst sie in den Raum. Geht schneller.“ Damit flitzte der Schwarzhaarige auch schon wieder nach draußen. Draco zuckte mit den Schultern. Wenn er meinte... Gute zweieinhalb Stunden später befanden sich zumindest sämtliche Fotos in dem Klassenraum. Immerhin. Jetzt standen sie nur vor dem Problem, dass sie die Bilder noch sortieren mussten... ~*~*~*~ Hermione seufzte einmal, als sie den Papierberg sah. „Toll. Und ich darf nicht mehr in die Bibliothek. Woher sollen wir wissen, wem welches Foto gehört?“, murrte sie. Warum hatte sie eigentlich nicht schon längst einen Zauber für solcherlei Notfälle gesucht? War das denn nicht eine der beliebtesten Strafen der Lehrer, die Schüler zum Sortieren von diversen Dingen zu verdonnern? Sie könnte sich gerade selbst abmurksen. ~*~*~*~ „Hm...“ Blaise legte die Stirn in Falten. Er hatte da eine Idee... War nur die Frage, ob er den Zauber richtig zusammenbekam. Es war schon eine Weile her, dass er ihn das letzte Mal gebraucht hatte... „Ich habe da eine Idee... Hoffen wir mal, dass es klappt.“ Der schwarzhaarige Slytherin zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf das Fotochaos, das den gesamten Raum anfüllte. „Hatte Snape nicht gesagt, dass wir zum Sortieren keine Magie verwenden sollen?“, warf Pansy ängstlich ein. „Ich verwende auch keine Magie für das Sortieren, sondern nur um uns zu sagen, wem was gehört...“ Blaise grinste sie zuversichtlich an. „Synedrus Scribero!“ Ein goldener Strahl ergoss sich aus seinem Stab und wirbelte den Fotohaufen durcheinander. Pansy fing eines der Bilder auf und drehte es auf die Rückseite. ‚Hannah Abbot’ stand dort in geschwungener, goldener Schrift. „Genial!“ Pansy strahlte Blaise an, doch dieser war schon einen Schritt weiter. Er winkte mit dem Stab einige Tische heran und stellte sie hufeisenförmig auf. „Darauf sortieren wir die Bilder. Schön für jeden Schüler und jeden Lehrer ein Stapel...“ Der mittlere Tisch war somit für den aktuellen Haufen, die Tische an den Seiten für die Stapel. Er atmete tief durch. „Also dann, packen wir es an.“ Und während Pansy schon den ersten Schwung Fotos auf den Sortiertisch wuchtete, trat der Junge zu Draco hinüber, der noch immer auf der Fensterbank saß und nicht so wirklich in dieser Welt zu sein schien. Blaise drückte ihm den Beutel mit dem verbliebenen Abendessen in die Hand. „Und du, Malfoy Junior, machst es dir jetzt zur Hauptaufgabe, etwas zu essen. Du hast heute bis auf den Apfel und die Schokolade nichts angerührt, oder?“ Draco zuckte mit den Schultern. „Ist doch egal...“ „Nein, ist es nicht. Und deinem Kreislauf wird es besser gehen, wenn du endlich etwas isst, du Idiot.“ Er wandte sich abrupt ab und widmete sich nun auch der Fotosortieraktion. Claire krabbelte aus seiner Umhangtasche auf den Tisch und verschwand unter den Bildern. Zumindest ihr schien das bunte Chaos zu gefallen. ~*~*~*~ Hermione pfiff bewundernd durch die Zähne. „Genialer Zauber.“, sagte sie anerkennend und fügte dann noch hinzu: „Bring mir den bei Gelegenheit mal bei.“ Und schon trug sie ihren Teil dazu bei, die Aufgabe zu vereinfachen, indem sie auf den Tischen Buchstaben anbrachte, bevor sie es Pansy nachtat, die schon die ersten Bilder sortierte. Weit kam sie nicht. „Was ist das denn für ein Foto?“, fragte sie und hielt ein Bild hoch. Schwimmendes Mädchen, kein Oberteil, schwarze Haare, definitiv chinesisch… Nur die wirklich freizügigen Stellen gab sie nie frei, während sie auf dem Rücken durch die sachten Wellen paddelte… „Cho Chang… Wann hat er das gemacht?“ Allmählich bekam sie ein mulmiges Gefühl. Was tat Colin Creevey eigentlich in seiner Freizeit? Spionierte er sie alle aus? Wenn er solche Fotos machen konnte, dann war er wirklich gut. Vor allem, weil sie offenbar davon nichts mitbekommen hatte… ~*~*~*~ „Nenn mich ruhig gemein, aber wenn sie sich so zeigt, muss sie damit rechnen... Wäre ja was anderes, wenn das im Mädchenschlafsaal wäre.“, gab Pansy zu Antwort, während sie die nächsten zehn Fotos für ihre Besitzer beiseite legte. Dann verharrte sie. Allein die nächsten sechs Bilder zeigten dreimal Draco. „Ich finde aber, es gibt einige Bilder, die wir besser aussortieren sollten... Die unfreiwilligen gehören definitiv dazu. Danach fragen wird garantiert keiner.“, entschied sie. Mit einem kurzen Wink des Zauberstabs war der Papierkorb bei ihnen. „Und die anderen Bilder, die... weniger verfänglich sind... Was sollen wir damit machen?“ Sie fühlte sich etwas hilflos. „Nun, wenigstens die von uns können wir aussortieren... Claire? Was hast du denn da?“ Blaise nahm der Schildkröte das Bild ab. „Oh.“ Harry erkannte er darauf sofort - auch ohne die Brille. Aber bis auf ein Handtuch hatte er nichts an... Und die nassen Haare verrieten nur zu deutlich, dass er gerade aus der Dusche gekommen war. ~*~*~*~ Neugierig geworden kam Ron näher. Seit sie hier zusammen arbeitete, fühlte er sich zunehmend nicht mehr so unwohl und irgendwie… waren sie doch alle ganz nett, oder? Und besonders Blaise schuldete er irgendwie noch eine Entschuldigung… Vielleicht. Jetzt wurde sein Grinsen breiter. „Hey, das ist doch… Wie hat dieser Halunke denn das gemacht?“, fragte er laut und lachte. Alles in allem war es wirklich gut getroffen. Der Traum eines jeden Mädchens… „Na, wenn Harry das sieht, dann geht der an die Decke.“ Hermione kam ebenfalls zu Blaise und ihre Augen weiteten sich. War denn das zu fassen? „Vergiss den Papierkorb, Pansy.“ Und schon entzündete sie den Kamin. „Aber ich frage mich doch, von wem das Bild ist. Ich meine… sie hassen ihn. Sie hassen auch Draco und trotzdem sind hier überall Bilder von den beiden. Sie schneiden sie, beschimpfen sie, aber tragen Fotos mit sich rum… Das ist doch nicht normal!“ ~*~*~*~ Blaise zuckte mit den Schultern. „Sagen wir es so: Mädchen sind verrückt.“ Er erntete einen bösen Blick von Pansy und einen Piekser in die Seite. „Na ja... Die beiden sind trotzdem irgendwie beliebt. Sie sehen gut aus und irgendwie scheinen sie ja doch ein paar Herzen erobert zu haben... Von wem auch immer. Außerdem ist Rebellion immer interessant.“ Er zuckte mit den Schultern. „Nur traut sich offenbar niemand, dazu zu stehen... Außerdem - ein Großteil der Bilder ist definitiv vom letzten Schuljahr und da hatte Harry eine deutlich andere Position als jetzt. Und Draco... Der ist noch genauso. Und irgendwie scheinen ihn die Mädels noch interessanter zu finden, seit er als schwul gilt.“ Er zuckte erneut die Achseln. „Hat wohl was mit einem gewissen Missionarswillen zu tun.“ „Oder mit einem gewissen Wahnsinn...“ Draco war - mittlerweile neugierig geworden - hinter den Schwarzhaarigen getreten und nahm ihm das Bild aus der Hand. Seine Miene war unbewegt, während er es betrachtete. „Creevey kann sich dafür auf was gefasst machen…“, sagte er leise, wandte sich ab und ging zum Fenster zurück. ~*~*~*~ Hermione zwang sich zu einem Lächeln, als sie ihm nachsah. Diese Drohung… die war nicht leer. Nicht halb so leer, wie sie wohl vermutete… Vielleicht sollte sie Colin warnen… „Vergiss es, Mione.“ Ron klopfte ihr auf die Schulter. „Nach dem, was ihr mir erzählt habt, hört er dir eh nicht zu.“ Er lachte. „Und wenn Harry das hier sieht, dann ist der Junge eh dran.“ Sie blickte unglücklich zurück. Klar, er hatte Recht. Das machte es aber nicht besser. Langsam machte sie sich wieder ans Sortieren, nachdem sie das Bild von Cho auf den schon jetzt ziemlich großen Stapel eines Hufflepuffsiebtklässlers legte. Bild um Bild. Und dabei kamen Dinge zum Vorschein, die sie wohl nie erwartet hatte. Seamus sammelte auch Bilder. Von freizügigen Mädchen. Ginny hatte eines von Harry, wie er schlafend im Bett lag. Neville trug ein Foto von Dumbledore mit sich, wie er mit McGonagall tanzte… Und dann fand sie James und Lilly Potter, die winkend vor einem großen Haus standen. Sie begann weich zu lächeln. „Selbst seine Bilder sind hier mit drin.“, sagte sie verträumt. „Schau, Ron. Besser, wir legen sie zur Seite, damit sie nicht wieder verloren gehen.“ ~*~*~*~ Harry unterdessen lag auf dem Bett, in dem er die letzte Nacht auch schon geschlafen hatte. Ohne nachzudenken hatte er dieses Zimmer heraufbeschworen, hatte es nicht einmal registriert. Irgendwo zwischen dem Erdgeschoss und dem dritten Stock hatte er angefangen zu weinen, hatte es auch nicht mehr unterdrückt, war einfach nur den herabströmenden Schülern ausgewichen, die wissen wollten, was da draußen los war. Er hatte die Lehrer ja gesehen, aber er hatte es nicht geschafft, umzukehren. Später. Aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Endlich waren die Tränen versiegt, von denen er nicht einmal wusste, warum er sie weinte. Er hatte doch eben noch so etwas wie Erfüllung verspürt. Als sie gemeinsam gezaubert hatten. Es war schöner und größer gewesen als sonst, viel besser und intensiver. Wenn er die Augen schloss, dann konnte er noch immer das Muster in den grauen Augen in allen Einzelheiten erkennen. Der Gedanke trieb die Tränen wieder zurück und er schluchzte erneut, weil er diesen Moment verloren hatte. Er hatte es einfach nicht geschafft, ihn zu halten! Bescheuertes Vieh! Dazu tat sein Fuß noch immer weh. Die Flucht hatte er ihm nicht verziehen. Aber was kümmerte es ihn? Draco… war jetzt sicherlich sauer auf ihn. Er hatte sein Versprechen gebrochen. Er war weggelaufen, obwohl er es doch nie wieder hatte machen wollen, damit er ihm nicht wehtat. Aber… es war doch besser so gewesen. So hatte er ihn immerhin nicht einfach geküsst, wie er es sich gewünscht hatte. Wie er es für einen kurzen, blanken Moment einfach hatte tun wollen. Da war es doch besser, wenn er sein Versprechen brach. Oder? Er kauerte sich ganz klein zusammen. Ganz klein. Als wolle er in dem großen Bett verschwinden. Als wolle er sich auflösen. Trotzdem hatte er ihm sicherlich wehgetan. Er war ein Idiot. Erst eine halbe Stunde später schaffte er es wieder, sich zu bewegen. Seine selbstzerfleischenden Gedankengänge waren durch einen anderen überlagert worden: Sie waren jetzt gewiss dabei, eine Strafe auszubaden und er… Er ließ sie alle im Stich. Er war ein wirklich schlechter Freund. Langsam erhob er sich, hockte auf dem Bett. Sein Kopf war am Platzen vom vielen Weinen und er fühlte sich wie eine Wasserleiche völlig aufgedunsen. Hermiones Zauber… hatte er vergessen. Also Wasser… Dann sollte er zu ihnen gehen… Nach einem kurzen Gang zum eingebauten Klo, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte, bevor er feststellte, dass eine Komplettkopfdusche sinnvoller war, holte er die Karte des Rumtreibers heraus und suchte nach seinen Freunden. Als er sie endlich fand, bestätigte sich sein Verdacht, dass sie eine Strafarbeit erhalten hatten, denn weshalb hätten sie sonst in einem Klassenraum aufeinanderhocken sollen? Seufzend schlug er die Karte wieder zu, ließ ihren Zauber erlöschen und warf sich den Tarnumhang wieder über. Er sollte sich nicht drücken. Das war nicht fair… ~*~*~*~ Draco hatte das Bild stillschweigend in seiner Tasche verschwinden lassen und lehnte den Kopf erschöpft gegen das kühle Glas. In seinem Kopf herrschte nichts als Chaos. Und er war müde... So müde und kaputt. Aber er würde nicht schlafen. Eigentlich hätte er dort drüben ja mithelfen müssen, aber Blaise hatte schon recht... Dazu war er doch gar nicht in der Lage. Erbärmlich. Von diesem kleinen Ausflug zitterte sein Körper ja schon wie verrückt. Er seufzte leise und griff nach dem Beutel, den er vorhin nicht weiter angerührt hatte. Er zog ein Brötchen hervor und betrachtete es kritisch. Vielleicht war Essen doch eine ganz gute Idee... „Es sind wirklich alle Fotos aus dem Schloss, nicht wahr?“, fragte Blaise leise, während er kurz Harrys Eltern betrachtete. Nett sahen sie aus. Seinem Vater sah Harry wirklich zum Verwechseln ähnlich. „Scheint so...“ Pansy schob wieder einige Bilder auf die Draco- und Harry-Haufen. Eine halbe Stunde später machte sie eine Feststellung. „Also, Harry und Draco befinden sich definitiv in den Top Ten. Du auch Blaise.“ Sie winkte grinsend mit einem Stapel Bilder, von denen mindestens die Hälfte vom Slytherintraining stammte. „Außerdem noch fünf Siebtklässler und die Weasley-Zwillinge... Mal sehen, ob wir den Schnitt halten.“ Ihre Stimme triefte nur so vor Ironie und Galgenhumor. ~*~*~*~ „Ja, nur dass Fred und George ausnahmslos lachenderweise zu sehen sind. Von ihnen gibt es außer diesen und den Qudditchbildern keine obszönen oder so was.“, stimmte Hermione mit ein. Ron grummelte vor sich hin. Und dann stieß er plötzlich einen Schrei aus. „Ich habe ein Bild von Cedric gefunden! Der… der ist auch noch immer da! Schaut, er hält dieses komische Drachenei hoch!“ Im nächsten Moment verschwand er in dem Papierhaufen und wühlte darin herum, dass alle durcheinander flogen. Irgendwie… suchte er da ein ganz bestimmtes Bild… „Ron!“ Hermione war mit diesem Chaos nicht wirklich einverstanden, doch da tauchte Ron auch schon wieder auf. Den ganzen Arm voller Bilder lief er zu seiner Freundin und zeigte sie ihr. „Der Kerl geht zu weit!“ Auf dem Bild war Moody zu sehen, wie er ein Frettchen hielt. Auf dem nächsten die triefendnasse Hermione, wie sie in Victor Krums Armen lag. Dann ein paar Mädchen mit Nudeln in den Haaren bei einer Essensschlacht. Hagrid tanzend mit dem Walross von Schulleiterin der Beauxbatons… Und so ging es weiter. All diese Bilder waren weit unter der Gürtellinie und sie beschränkten sich nicht auf bestimmte Personen. Das letzte zeigte Harry im Ring des Labyrinths mit Cedrics Leiche in den Armen. „Sein Glück nur, dass er die nicht verteilt hat…“, knurrte der Rotschopf… „Aber warum er sie aufbewahrt… Damit kann er die halbe Schule erpressen!“ ~*~*~*~ „Ich würde sagen, die lassen wir heimlich, still und leise verschwinden. Können ja versehentlich im See gelandet sein.“, entschied Blaise. „Oder aber wir übergeben sie den Lehrern. Als Beweis.“ Das Frettchenbild... Er drehte es in den Fingern. Warum konnte Draco eigentlich nicht immer so nett und harmlos sein wie in dieser Verwandlung? Komisch... Über das Ereignis hatte er nie gesprochen. Mit keinem Wort... Noch nicht einmal zornig über Moodys Anmaßung. „Gegen die Bilder von Cedric kann man ja nichts sagen...“ Pansy drehte das Bild um, das den Verstorbenen mit dem Drachenei zeigte. „Seine Freunde haben eben noch Erinnerungen an ihn...“ Das Bild gehörte tatsächlich einem seiner engeren Freunde. „Aber das in dem Labyrinth. Das ist gemein...“ ~*~*~*~ „Wir werden sie verschwinden lassen. Unauffällig. Und dann bekommt Dumbledore sie oder McGonagall. Ich will nicht, dass dieses…“ Sie sparte die ihr auf der Zunge liegende Bemerkung aus. „…noch mal irgendwie auf die Idee kommt, überhaupt noch zu fotografieren!“ Ron nickte nur. Das sah er ganz genauso. Dann schoss Hermiones Kopf ganz plötzlich hoch. „Ron, weg damit. Harry kommt! Das muss er nicht sehen, sonst ist er gleich wieder weg!“ Keine fünf Sekunden später wurde die Tür geöffnet und Harry schob seinen Kopf zur Tür herein. Er sah ziemlich zerknirscht aus, wilder als sonst. „Äh… Hallo…“ Fragend blickte er von einem zum anderen, um sich eine Bestätigung abzuholen, dass er hier überhaupt noch willkommen war. „Sorry, dass ich weg bin… war ein Kurzschluss.“ Hermione lächelte. „Schon gut. Wenigstens kommst du jetzt, um zu helfen. Komm rein.“ Ron winkte ebenfalls freundlich, woraufhin er seinen Blick zu Pansy schweifen ließ, die in der Reihe als nächstes kam. ~*~*~*~ „Wir können deine helfenden Hände wirklich gebrauchen...“ Pansy lächelte Harry zur Begrüßung zu, während Blaise stillschweigend nickte und sich an den nächsten Stapel machte. Claire war wieder irgendwo in dem Haufen verschwunden. Draco hatte nur kurz aufgesehen, als der Gryffindor hereinkam. Kurzschluss. Er schnaubte leise und sah wieder aus dem Fenster. Er wollte gar nicht drüber nachdenken. Nicht über sich, nicht über Harry, über überhaupt nichts. Mittlerweile hatte er immerhin schon zwei Bissen von dem Brötchen heruntergebracht. So langsam war er fast stolz auf sich. Leider änderte das nichts daran, dass er Magenschmerzen hatte und ihm langsam schlecht wurde. Auch Kreislauf? Oder doch eher psychische Belastung? Klasse. Es gab Augenblicke, da hasste er sein Leben. ~*~*~*~ Harry war erleichtert, trat ein und schloss wieder die Tür. Den Tarnumhang stopfte er in seine Tasche, bevor er allen kurz zunickte und dann direkt zu Draco ging. Es kostete ihn fast all seine Selbstbeherrschung und was davon übrig war, das ging dafür drauf, dass er seinen Fuß nicht entlastete. Die Schildkröte hatte wirklich gut getroffen, aber das hieß nicht, dass er den anderen noch mehr Kummer bereiten würde. Er würde sich gleich beteiligen, aber vorher… „Draco, es tut mir Leid. Ich hab nicht nachgedacht.“, sagte er leise, damit es nicht alle verstanden. Entschuldigungen waren nicht unbedingt seinen Stärke. „Ich wollte… nicht weglaufen. Und dann habe ich es doch gemacht und mein Versprechen gebrochen… Ehrlich. Ich… wollte dir nicht wehtun.“ So hatte er es aufgefasst, als Draco sich abgewandt hatte. Verletzung. Wie auch er bei Verletzung reagieren würde. Abwenden und ignorieren… ~*~*~*~ Draco drehte leicht den Kopf und sah Harry aus dem Augenwinkel an. Was sollte er dazu schon sagen? Seine Finger drehten das Brötchen in seinen Händen. Irgendwie... Okay, er war bereit, ihm zu verzeihen. Er war mittlerweile ja schon so weit, dass er ihm nahezu alles verzieh... Bevor er jedoch dazu kam, irgendetwas zu sagen, meldete sich sein Magen sehr nachdrücklich. Der letzte Bissen war offenbar zuviel gewesen. „Sorry...“, murmelte er nur, während er aufsprang, sich an Harry vorbeischob und einen ziemlichen Sprint zur nächsten Toilette hinlegte. Am Rande seines Wahrnehmungsvermögens bemerkte er, dass seine Beine ihn wenigstens vernünftig trugen. Er knallte die Kabinentür hinter sich zu, machte sich aber keine Mühe, sie abzuschließen. Einen Lidschlag später gab er seinen Mageninhalt auch schon von sich. Scheißtag. Definitiv. Müde lehnte er die Wange gegen seine Armbeuge. Blaise starrte Draco nach. Das sah jetzt wirklich nicht gut aus. Pansy wollte ihm schon nachlaufen, doch der Schwarzhaarige hielt sie am Arm fest. Keine gute Idee. So wie der Blonde ausgesehen hatte, hatte er den Abendessversuch wohl nicht vertragen. Er blickte zu Harry hinüber. „Sieh mal nach, ja? Ihm geht’s schon die ganze Zeit so dreckig. Nicht, dass er umgekippt ist.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ It's all right to make mistakes you're only human Inside everybody's hiding something Take time to catch your breathe and choose your moment ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Das mit den Fotos muss einfach nur großartig ausgesehen haben... *schwärm* Ich will sowas auch sehen! Shirokko: Kannst du doch. Bist doch der Wind… Ich würde sie abfackeln ^^ Mir gefallen aber eher die Fotos, die gemacht wurden. Es macht Spaß sich auszudenken, was für Fotos gemacht worden sein könnten ^^ Da kann man auch fies sein! Pogoschlangen und Grinselöwen ----------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 44: Pogoschlangen und Grinselöwen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Espen Lind, Kurt Nilsen, Alejandro Fuentes & Askil Holm - I Can't Make You Love me Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 44: Pogoschlangen und Grinselöwen ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I wanted you to know I love the way you laugh I wanna hold you high and steal your pain away I keep your photograph, I know it serves me well I wanna hold you high and steal your pain away ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Blass blickte Harry von der Tür zu Blaise und nickte dann wie aufgezogen. Draco war ja nahezu grau im Gesicht. Ob das seine Schuld war? Aber er fragte nicht danach. Das wollte er dann schon von Draco selbst hören. Im nächsten Moment rannte er hinter dem anderen her. Ron seufzte. „Wieder zu viert…“, jammerte er. Und dann: „Was läuft denn zwischen den beiden? Die sind echt komisch, seit ich weg war.“ Hermione lächelte. „Na, wollen wir ihn aufklären?“, fragte sie fröhlich in die Runde. ~*~*~*~ „Ich schätze, wir sollten so nett sein.“ Blaise grinste, während Pansy ein wenig den Mund verzog, aber nichts weiter sagte. „Nach dir, Hermione...“ In diesem Moment stupste ihn Claire an und hielt ihm ein Foto hin. Eines, das Harry und Draco Hand in Hand auf dem Gang zeigte... ~*~*~*~ „Was hat sie diesmal gefunden?“, fragte Hermione mit gerunzelter Stirn und vergaß kurzzeitig, was sie Ron hatte erzählen wollen. Als sie es dann sah, begann sie zu grinsen. „Oh, das ist ja das, was Dean dazu benutzt hat, um den anderen klar zu machen, dass Harry besser nicht mehr zu ihnen gehört…“ Sie lachte, stibitzte es dem Schwarzhaarigen und hielt es Ron unter die Nase. „Irgendwelche nahe liegenden Vermutungen?“ Rons Augen wurden groß. Das war jetzt nicht ihr Ernst! Oder doch? Hilfesuchend blickte er seine Freundin an, die in sofort vergnügt in die Hände klatschte. „Er hat es begriffen!“ ~*~*~*~ „Japp.“ Blaise grinste. „Aber um es etwas einfacher zu verdauen zu machen: Sie sind kein Paar.“ Das ‚Jedenfalls noch nicht’ fügte er lieber nur in Gedanken hinzu. „Nur Freunde... Wenn auch einander recht... zugetan.“ Pansy schnaubte leise, sagte jedoch nichts weiter. Es schien, als wenn Hermione und Blaise wirklich davon ausgingen, dass die beiden noch zusammenkamen... Das klang irgendwie so durch. Und das tat weh. ~*~*~*~ Ron blickte nur von einem zum anderen. Kein Paar? Und das Bild? So ausgelassen war Harry selten. Und vorhin… als er angekommen war… Der Blick von Draco? Harrys Blick? Kein Paar? „Seid ihr euch da sicher?“ Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. Das würde es auch erklären. Harrys komisches Verhalten, bevor er gegangen war… ~*~*~*~ „Sicher.“ Blaise nickte. „Glaub mir, das wäre etwas, das ich definitiv wüsste.“ Claire knabberte an seinem Umhang und geistesabwesend kraulte er ihr das Kinn. „Weißt du... Was Draco angeht... Das ist so ein Thema für sich. Wir reden irgendwann mal drüber, wenn er nicht jeden Augenblick reinplatzen kann.“ Er schnitt eine Grimasse. „Ich wollte noch ein paar Jahre leben.“ ~*~*~*~ „Oh ja.“ Hermione seufzte. „Machen wir lieber weiter, sonst werden wir bis Mitternacht nicht fertig.“ Ron blickte noch einige Sekunden zwischen ihnen hin und her, dann seufzte er und legte das Bild zu denen, die er Harry geben wollte. Er würde ihn fragen, was das zu bedeuten hatte. Bei Gelegenheit… ~*~*~*~ Pansy nickte bei Hermiones Worten nur und begann ebenfalls, weiter Fotos zu sortieren. Blaise tat es ihr gleich. Er musste immer wieder den Kopf schütteln angesichts der Bilder, die sie fanden. Nun, aber zumindest konnte er so nebenbei herausfinden, wer denn seine größten Fans waren. Das hatte doch auch etwas. Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht. ~*~*~*~ Als Harry auf dem Klo ankam, wo er Draco mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit vermutete, war es dort still. Geisterhaft still. Und trotzdem wusste er einfach, dass er da war. „Dray?“ Leise und vorsichtig hallte seine Stimme durch das Bad. Irgendwie hatte er ein wenig Angst, dass der Blonde ihn zusammenstauchen würde, dass er ihm eben nicht verzieh… ~*~*~*~ Harrys Stimme brachte Draco dazu, sich wieder aufzurichten. So in inniger Umarmung mit der Toilettenschüssel musste er ihn ja auch nicht sehen. Er stand langsam auf und stützte sich dabei an der Wand ab. Scheiße. Er war noch immer ganz benommen. Allerdings ging es ihm jetzt wenigstens etwas besser. Er drückte die Spülung und zog dann die Tür auf. Zielsicher schritt er direkt auf das Waschbecken zu. Das kalte Wasser tat gut. Nicht nur, um diesen widerlichen Geschmack aus dem Mund zu bekommen, sondern auch auf seiner Stirn und seinem Nacken. Er stützte die Hände an der Seite auf dem Waschbecken ab und starrte in das Weiß hinab, horchte in sich hinein. ~*~*~*~ Harry beobachtete ihn dabei. Sah wirklich nicht gut aus. Draco war krank. Kopfschüttelnd kam er zu ihm. Wie lange ging das schon so? Seit dem Zauber? Seit davor? Seit dem Unterricht? Oder noch weiter davor? Oder lag es gar daran, dass er weggelaufen war? „Warum hast du nicht gesagt, dass es dir nicht gut geht?“, fragte er leise, als er sich neben ihn stellte. Irgendwie traute er sich nicht so ganz, ihn jetzt zu berühren. Es war fast wie vorhin, als er auf dem Fensterbrett gesessen hatte. Unnahbar. Die Angst hielt ihn zurück… „Mme Pomfrey könnte dir doch helfen. Du musst es nicht durchhalten und uns etwas vorspielen.“ ~*~*~*~ Draco zuckte stumm mit den Schultern. „Sie wird es nicht ändern können... Ich kann dir ihre Vorhaltungen schon jetzt prognostizieren. Außerdem weiß ich, woran es liegt.“ Seine Augen waren noch immer auf das Waschbecken gerichtet. Er war nahe dran, Harry zu sagen, dass er weggehen sollte. Nahe dran und doch... brachte er es nicht über sich. ~*~*~*~ Harrys Blick wurde verzweifelt. Also doch. Es war seine Schuld. Weil er weggelaufen war, ging es Draco so schlecht. Verdammt! „Ich hab doch gesagt, dass es mir Leid tut.“, murmelte er. Was sollte er denn jetzt machen? Draco wollte nicht zu Mme Pomfrey gehen, aber er konnte ihm nicht helfen. Er kannte zu wenig heilende Sprüche. Erbrechen war nicht dabei. Zudem konnte das Dutzende Gründe haben… Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Schon wieder. Schon wieder war er schuld und wieder konnte er nicht helfen. Wozu war Magie eigentlich gut, wenn einem immer die Sprüche fehlten, die man brauchte? ~*~*~*~ „Ich weiß...“ Draco lächelte schwach und blickte auf. Nein, er sollte nicht gehen. „Du bist nicht schuld, okay? Ich bin es selbst... Viel zu wenig geschlafen, so gut wie nichts gegessen und zuviel Magie... Kein Wunder, wenn sich das rächt, oder?“ Er drehte sich langsam zur Seite und sah den Gryffindor nun offen an. ~*~*~*~ „Hä?“ Zu wenig geschlafen? Nichts gegessen? Zu viel Magie? Er war nicht schuld? In Harrys Kopf begann etwas Kreise zu drehen. Zu wenig geschlafen… Wie lange hatte er denn nicht mehr geschlafen? Von einer schlaflosen Nacht war man doch nicht so kaputt. Von weniger Essen ebenfalls nicht, da hatte er einschlägige Erfahrungen. Und Magie… Weiße Magie… Zu viel davon? War es das, was Hermione gesagt hatte? Es fiel ihm schwerer, Weiße Magie zu wirken? War es das? „Hirni.“, rutschte es ihm heraus. „Auch das hättest du sagen können. Dann hätte ich mich zurückgehalten mit diesen Doppelzaubern und du lägst jetzt längst im Bett und könntest schlafen… Aber das kannst du nicht, nicht wahr? Dazu bist du viel zu stolz.“ Er lächelte und strich ihm eine der nassen Strähnen aus der Stirn. ~*~*~*~ Draco seufzte leise und ehe er sich versah, hatte die Stirn an Harrys Schulter gelehnt. Dumme Schwäche... Warum machte dieser Junge ihn nur so schwach? Warum brachte er ihn dazu, einfach nachzugeben, anstatt... sich so zu verhalten, wie er es gewohnt war, wie er es sollte? Warum? „Ich will nicht schlafen, okay? Wenn etwas gibt, das ich im Moment absolut nicht will, dann ist das zu schlafen.“ Er war zwar todmüde und kaputt, aber freiwillig würde er nicht schlafen. „Pomfrey hat zwar die Folgen vertrieben, aber es ändert wohl nichts an dem Schlafmangel selbst.“ Ein schiefes Lächeln huschte über seine Lippen. „Wahrscheinlich ihre Art, mich doch zum Schlafen zu zwingen...“ ~*~*~*~ Harry nahm ihn in die Arme und strich ihm sachte über den Rücken. Er wollte nicht schlafen? Dabei würde es ihm so gut tun. Wahrscheinlich war es das Einzige, das ihm jetzt helfen konnte. Andererseits… „Hast du immer noch Albträume?“, fragte er leise. „Von dem Training mit Snape? Schläfst du seitdem nicht mehr?“ Er… könnte es nachvollziehen. Es war nicht leicht damit fertig zu werden, wenn man verraten worden war. Erst recht nicht, wenn es der eigene Vater war, dem man immer hatte gefallen wollen, um Aufmerksamkeit zu erringen, und dann feststellte, dass es all die Jahre umsonst gewesen war… Schreckliche Vorstellung. ~*~*~*~ Verdammt... Warum musste sich das so gut anfühlen? Einerseits fühlte sich Draco noch immer beschissen und andererseits durchströmte ihn jetzt auch ein gewisses Gefühl von Wärme. Und erinnerte ihn nebenbei an das hübsche Chaos in seinem Inneren. Großartig... „Hm...“, gab er nur zur Antwort. Harry würde es auch so verstehen. ~*~*~*~ Also tatsächlich… Was würde Snape denken, wenn er wüsste, was er da angerichtet hatte… Am See unten, als sie schwimmen gewesen waren, da hatte die Frage nach dieser Narbe nichts weiter als ein Schulterzucken und ein Lächeln ausgelöst. Ich... erinnere mich nicht. Das waren seine Worte gewesen damals… und er glaubte ihm. Es war also tatsächlich Snapes Schuld. Nicht seine, Snapes. „Er ist ein Vollidiot.“, murrte er mehr zu sich selbst als zu irgendjemand anderem. „Der kann was erleben…“ Dann begann er zu lächeln. „Willst du nicht doch ins Bett gehen? Vielleicht hat jemand Schlaftabletten oder so was, damit schläft man traumlos.“ ~*~*~*~ „Nein.“ Draco schüttelte den Kopf und machte sich sanft aus der Umarmung des Gryffindors frei. Sofort sehnte er sich wieder nach seiner Nähe. Das war doch nicht mehr normal... „Das löst das Problem nicht. Ich muss damit klar kommen. Mit allem. Nur kann mir dummerweise niemand sagen, wie ich das Chaos in meinen Gedanken in den Griff bekomme.“ Für einen Augenblick sahen seine grauen Augen ins Leere, ehe sie sich wieder auf Harry richteten. Chaos, das so viele verschiedene Elemente miteinander verband. Sein Vater, Harry, seine eigene Entscheidung, diese wirren Gefühle, das schwarzmagische Talent... Alles war so verworren... ~*~*~*~ Harry lächelte verstehend. „Ich weiß.“, sagte er. Zu gerne würde er ihm helfen, aber er hatte Recht. Das konnte keiner. Niemand war dazu in der Lage, Draco wirklich zu verstehen. Auch er nicht. Folglich musste Draco damit allein fertig werden und sich überlegen, welcher Weg der richtige war, wie er mit dem Problem fertig werden konnte. „Aber nicht vergessen: Ich bin da. So einen Aussetzer wie heute, den erlaube ich mir nicht noch mal!“ Entschlossen ballte er die Hand zur Faust und machte ein grimmiges Gesicht, bevor er lachte. „Sag Bescheid, wenn ich doch helfen kann, ja?“ ~*~*~*~ Draco musste lachen. Mit dieser Entschlossenheit hatte Harry etwas wirklich Niedliches an sich... „Okay, Harry.“ Er lächelte und strich ihm sanft über die Wange. Seine Hand verharrte an Harrys Kinn und einen Augenblick lang war er unschlüssig, was er tun sollte, ehe er sie dann doch sinken ließ. Das letzte, was er tun würde, waren irgendwelche Dummheiten aus einem seltsamen Impuls heraus, die sie nur beide verletzen würden. ~*~*~*~ Harry grinste ihn an. „Und was jetzt? Zurück zu den anderen oder willst du hoch? Schlafraum ist ja wohl nicht, oder?“ Es war erleichternd, dass er nicht von Anfang an Nein gesagt hatte. Das hätte ihn wirklich verletzt. Aber so… war er beruhigt und jetzt wieder voller Tatendrang. „Oder wir suchen lustige Fotos, damit wir was zu lachen haben!“ ~*~*~*~ „Wir helfen den anderen... Wir haben ihnen den Mist ja schließlich eingebrockt.“, entschied Draco. „Und danach...“ Er war bemüht, entspannt und locker zu wirken, obwohl er innerlich genau das Gegenteil verspürte. „Danach kannst du dir überlegen, ob du dich vielleicht als Traumfänger versuchen willst...“ Toll, warum schlug sein dummes Herz jetzt auf einmal gleich schneller? War doch kein Grund dazu da, oder? ~*~*~*~ „Au ja!“ Harry nahm seine Hand und drückte sie fest. „Und wenn das dann mit dem Schlafen noch immer nicht funktioniert, dann spielen wir Schach. Davon schläft jeder ein!“ Lächelnd zog er ihn mit sich. „Und geholfen hätte ich ihnen eh.“ Er hatte ja nur von Draco gesprochen vorhin. Nicht von sich. „Los, komm. Damit wir da fertig werden. Fotos sortieren macht nur dann Spaß, wenn es nicht zwanghaft ist.“ Wobei er eigentlich noch nie Fotos sortiert hatte. Irgendwie… hatte er dazu nie die Gelegenheit gehabt. Und noch während er hinausging, überlegte er, was er zu Essen bekommen hatte, als er das letzte Mal einen verdorbenen Magen gehabt hatte. Er erinnerte sich da vage an Haferschleim, aber ob das so gut war? ~*~*~*~ Draco schüttelte lächelnd den Kopf. „Sonnenschein.“, sagte er nur und wuschelte Harry mit der freien Hand durch das Haar, während er sich gleichzeitig mitziehen ließ. Das Klassenzimmer mit dem Fotoberg war nicht allzu weit entfernt. Und Filch konnte ihnen sowieso nichts, weil sie ja schließlich wegen ihrer Strafarbeit hier waren. „Schön, dass ihr wieder da seid!“, sagte Blaise, ohne auch nur aufzusehen. „Draco, ab auf die Fensterbank und bleib da. Harry, du kannst Hermione zur Hand gehen.“ Pansy dagegen hatte nur kurz den Kopf gehoben. Hand in Hand. Wie auf dem Foto. Warum musste das eigentlich so wehtun? Konnte man Gefühle nicht einfach abstellen? Das wäre wahrscheinlich besser... Und vor allem nicht so schmerzhaft. ~*~*~*~ Harry nickte, drückte ein letztes Mal Dracos Hand, dann wirbelte er zu Hermione, die ihm entgegensah. Eifrig nahm er sich einen Stapel, las den Namen auf dem ersten Foto, drehte es neugierig um und hielt im nächsten Moment inne. Was war denn das? Das war doch er. Dusche… Handtuch… Er ließ es sinken. „Er ist tot.“, sagte er erfreut, drehte sich um, warf das Foto ins Feuer und sah mit einem irren Glitzern in den Augen dabei zu, wie es zu Asche verbrannte. „Also dann… Wollen wir doch mal sehen…“ Das nächste Bild war uninteressant, dann kam eines von Draco. „Ich finde es irgendwie nicht gut, dass diese Bilder überhaupt existieren.“, erklärte er plötzlich. „Wie handhabt ihr das? Alle zurück?“ ~*~*~*~ „Nicht, wenn sie von uns sind und wir das nicht wollen. Den Entschluss haben wir wenigstens gefasst. Bei den Bildern von anderen...“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Da habe ich kein Problem damit. Aber meine kriegt keiner zurück.“ Er deutete auf einen recht ansehnlichen Stapel. Daneben lagen die Fotos von Draco und wiederum Harrys. Die wirklich gemeinen Bilder - Creevey hatte wohl doch häufiger mal Harry nach dem Duschen erwischt - hatten sie stillschweigend in den Flammen entsorgt. „Ein paar davon sind ganz nett, die werde ich sogar behalten... Was ist mir dir, Draco?“, wandte er sich an den Blonden. „Mir egal... Wobei... Zeig mal.“ Blaise grinste nur, schnappte sich das obere Dutzend und reichte sie an den Jungen auf der Fensterbank weiter. Draco blätterte sie durch. Es war komisch, sich selbst so von außen zu sehen. Vielleicht mochte er deswegen keine Fotos. „Vorhin hat sich doch irgendwer beschwert, dass es keine Bilder von mir gibt, oder? Bedient euch.“ Er zog die Schultern hoch und blickte wieder aus dem Fenster. In dem Spiegelbild der Scheibe konnte er die vier betrachten, ohne dass sie sich beobachtet fühlten. Das war gut so... Denn irgendwie bekam er seinen Blick nicht von Harry gelöst. „Okay... Wie du meinst...“ Blaise blätterte den Stapel durch und zog eins hervor. „Damit darfst du dann auch in mein Portmonee.“ „Welche Ehre.“, gab Draco mit einem leisen Lachen zurück. ~*~*~*~ Harry blickte auf das Bild hinab, das er noch immer in der Hand hielt. Ein Bild von Draco wäre auf jeden Fall etwas, aber andererseits… Er hatte nicht begeistert ausgesehen, als er sie angesehen hatte, dabei waren sie wirklich gut getroffen. Schwere Entscheidung. Nun, er würde sie später noch einmal durchsehen und es sich solange überlegen. Schweigend ließ er das Bild auf den Stapel fallen und suchte das nächste heraus. Er erstarrte zum zweiten Mal. „Mum… Ihr… seid auch hier?“ Er reagierte schneller, als er denken konnte, zog seinen Zauberstab heraus und rief: „Accio meine Bilder!“ Sofort wirbelten die Fotos auf und aus dem Haufen und von einer der Fensterbänke schossen Bilder auf ihn zu, die sich dann ganz sachte auf seiner Handfläche niederließen. Schnell zählte er sie durch. Alle da. Alle und noch dennoch… Von der Stelle, wo sie gelegen hatten, segelte eines zu Boden. Was sollte das? Ron kannte seine Eltern und wenn er Bilder von jenen aussortiert hatte, dann… von wem war dann das da? Schnell hob er es auf und starrte perplex darauf hinab. Sekunden später breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. Draco und er, Hand in Hand. Das Bild würde er behalten. Dagegen waren doch alle anderen langweilig und viel zu häufig vorhanden. Ein Unikat und dazu noch eine Seltenheit, denn Draco lachte darauf. „Danke, Ron!“, rief er und schob das Bild zwischen die seiner Eltern, bevor er zu den anderen zurückkam. „Jetzt aber los!“ Er hob den Zauberstab, doch Hermione hinderte ihn daran. „Keine Magie.“, sagte sie. „Snape hat darauf bestanden.“ Er sah sie an, dann knurrte er unzufrieden. Und wie Snape leiden würde… Der Kerl machte wirklich nur Schwierigkeiten! „Ihhhhhh!“, rief da Ron plötzlich dazwischen. „Ich hab ein Bild von Snape!“ ~*~*~*~ „Na, stell dir vor, sogar Snape besitzt Fotos oder wird mal fotografiert.“ Pansy verdrehte die Augen. So langsam hatte sie wirklich genug von diesen Bildern. Und wenn sie sich diesen Berg ansah, dann würden sie noch eine ganze Weile beschäftigt sein. Blaise sah derweil Ron über die Schulter. „Oha... Ich glaube, wenn ihm aufgeht, dass wir auch seine private Bildersammlung sehen, dann dürfte ihm das nicht gefallen...“ Snape hinter einer riesigen Geburtstagstorte, die definitiv Dumbledores Gehirn entsprungen sein musste. Das hatte aber schon etwas... „Ich schätze, dann können wir uns auf etwas einstellen. Wenn unser kleiner blonder Teufel da hinten nicht wieder alle Aufmerksamkeit an sich reißt, indem er Snape trotzt.“ Blaise verdrehte die Augen. „War das etwa so etwas wie Kritik?“, kam es von Draco. „Ich? Dich kritisieren? Wie kommst du nur darauf...“ Claire zwickte ihn sanft in den Finger und erinnerte ihn daran, dass er lieber weitermachen sollte. Sonst wurden sie wohl nie fertig... ~*~*~*~ Es war halb eins, als endlich alle Bilder sortiert waren. Der Haufen war um gut die Hälfte geschrumpft, die Asche im Kamin war erkaltet und sie allesamt müde. Harry gähnte. Blöde Bilder. Missmutig stopfte er seine in seine Tasche und warf sie sich über den Rücken. „Und was machen wir jetzt damit?“ Er nickte zu den Stapeln hin. „Werden morgen verteilt.“, antwortete Hermione. Vor dem Frühstück. Seid also da, okay?“ „Kommen die Schüler sich das etwa selbst abholen?“, fragte Harry, war plötzlich aufmerksam bei der Sache. Hermione zuckte die Schultern. „Ich denke schon. Professor McGonagall hat da so was angedeutet.“ Harrys Grinsen wurde vorfreudig. „Na dann. Ich werde da sein. Dieser Creevey kann was erleben!“ ~*~*~*~ Draco streckte sich, als seine Freunde schließlich Feierabend machten. Er fühlte sich nicht gerade gut, weil er nicht mitgeholfen hatte, aber Blaise hatte sich hartnäckig geweigert, ihn auch nur in die Nähe des Tisches zu lassen. „Deine.“ Blaise drückte ihm einen dicken Stapel Fotos in die Hand, die Draco achselzuckend in seine Schultasche fallen ließ. Würde er später durchsehen und dann entscheiden, welche davon er killte und welche er vielleicht doch behielt... „Oh ja... Creevey wird sich wünschen, dass er diese Fotos niemals gemacht hätte...“ Seine grauen Augen blitzten auf. „Ts... Glaub bloß nicht, dass sich irgendwer von uns das entgehen lassen wird...“ Blaise grinste und nickte zugleich. Auch Pansy nickte zustimmend. War doch Ehrensache... „Also, wir sind dann weg...“ Blaise hakte sich bei Pansy unter und winkte über die Schulter zurück. „Bis morgen früh!“ Draco dagegen blieb noch neben Harry stehen. Jetzt stellte sich nur die Frage, ob Hermione überhaupt zulassen würden, dass Harry nicht mit in den Gryffindorschlafsaal ging. ~*~*~*~ Harry grinste ihn an, blickte dann zu Hermione und Ron. „Wir auch.“, erklärte er ungerührt. Hermione keuchte auf. „Wie bitte?“ Ron sah sie an. Ganz deutlich war in seinen Augen die Frage zu lesen, ob sie sich wirklich Sicher war, dass die beiden kein Paar waren, doch sie beachtete ihn nicht. „Das kannst du vergessen! Außerhalb der Schlafräume ist um diese Uhrzeit der Aufenthalt verboten!“ „Ich hab seit ein paar Tagen einen neuen Schlafraum.“ Harry zuckte mit den Schultern. „Ich werde nicht mit dieser Ratte in ein und demselben Zimmer schlafen. Das kannst du vergessen!“ Dann grinste er wieder. „Außerdem hab ich was versprochen. Es reicht doch wirklich, wenn man ein Versprechen am Tag bricht, nicht?“ Sie runzelte die Stirn. Meinte er etwa, dass sie doch gezaubert hatten? Das war ein Regelverstoß. Und was sie jetzt vorhatten, war auch einer! „Draco, wie kannst du das zulassen? Du bist doch Vertrauensschüler!“, versuchte sie an die Vernunft des Blonden zu appellieren, aber Harry ließ ihr keine Chance. „Ich darf das.“, meinte er. „Und wenn nicht, dann soll der mich dran hindern, der es erlaubt hat! Gute Nahacht!“ Schnell nahm er Dracos Hand und zog ihn mit sich zur Tür hinaus, bevor sie auch nur daran denken konnte, zu antworten. „Machen wir, dass wir wegkommen, bevor sie noch auf die Idee kommt, mich mit einem Zauber zurückzuholen.“, murmelte er, als die Tür zufiel. ~*~*~*~ Draco musste lachen, als sie vor der Tür waren. Das war... wirklich umwerfend. Hermiones und Rons Gesichter waren Gold wert gewesen. Auf jeden Fall... Insbesondere Ron, der offenbar versuchte, dass alles irgendwie zu verstehen. „Na dann... Komm...“ Er grinste und lief los. Hinter der nächsten Ecke hielt er jedoch inne. „Tarnumhang. Ansonsten gibt es doch noch Ärger mit Filch und den will ich heute wirklich nicht sehen... Einmal Strafarbeiten reicht.“ ~*~*~*~ Nickend zog Harry den Umhang hervor, stellte sich neben ihn und warf ihn mit einer fließenden Bewegung über sie beide. Kurz blickte er schief zu ihm hoch. Ob das so eine gute Idee war? Die Nähe war ja schön, aber wenn er daran dachte, was das letzte Mal passiert war… Das wäre wirklich nicht gut. Na ja, einfach nicht drüber nachdenken. „Du solltest nicht so schnell wachsen. Wenn das so weiter geht, dann brauchst du einen eigenen Umhang.“, stichelte er frech, bevor er sich einhakte und ihn wieder mit sich zog. ~*~*~*~ „Ts... Als wenn ich soviel größer bin...“ Draco piekste Harry kurz in die Seite. Die vier oder fünf Zentimeter... Seite an Seite liefen sie durch die verlassenen Gänge. Es war schön... Harry war direkt neben ihm und er konnte seine Wärme spüren. Sie brauchten nicht zu reden, verstanden sich auch so, fast als wenn Magie im Spiel war... Die Erinnerung an den Augenblick auf dem See überflutete ihn. Diese Berührung auf seinen Lippen... Er konnte sie wieder spüren... Sie hatten Glück: Von Filch war weit und breit nichts zu sehen. Von Snape auch nicht. Bei dem war sich Draco auch gar nicht sicher, ob er nicht vielleicht auf irgendeine dumme Idee gekommen wäre, wenn er den Zaubertränkelehrer gesehen hätte... Dann waren sie bei dem Bild von dem geschmackverirrten Troll und der Blonde überließ es Harry, ihnen ein Zimmer herbeizurufen. ~*~*~*~ Dieser tat es auch sofort. Das Zimmer, in dem er heute schon zweimal gewesen war. Ihr Lernzimmer mit Bett statt Couch. Und das Bett war sogar gemacht. Von seinem abendlichen Heulkrampf war nichts mehr zu sehen. Auf einem Nachttisch stand ein Wecker. „Eintreten!“, lachte er und verbeugte sich fröhlich mit einem Diener. „Dies ist mein neuer Schlafsaal. Seit… zwei Tagen etwa.“, erklärte er. ~*~*~*~ „Du schläfst also wirklich hier...“ Draco ließ seine Tasche langsam auf den Boden sinken. Irgendwie... war es schön, dass Harry ausgerechnet ihren gemeinsamen Lernraum als sein Schlafzimmer gewählt hatte. Er hätte schließlich Tausende - mindestens! - von anderen Möglichkeiten gehabt... Der Blonde blieb unschlüssig stehen. Und jetzt? Direkt aufs Bett zumarschieren? Wirkte zu forsch und konnte missverstanden werden. Ihn fragen? Noch dämlicher. Außerdem war Harry hier jetzt sozusagen der Hausherr... Seine Entscheidung also. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Was ist? Nicht gut?“, fragte er, als Draco nichts tat. „Wenn dir das andere Zimmer besser gefällt, können wir auch das nehmen. Immerhin ist es von dir entworfen, da muss es dich auch irgendwie beruhigen.“ ~*~*~*~ „Nein, nein... Das Zimmer ist gut so. Weil es dir gefällt...“ Draco schüttelte den Kopf, lächelte - sichtlich verlegen - und fuhr sich durch die Haare. „Ich bin nur... gerade etwas... un... sicher.“ Das letzte Wort war so leise, dass er es selbst kaum verstehen konnte. Warum musste er bei Harry eigentlich immer so verdammt ehrlich sein? Mist. ~*~*~*~ Harry blinkte. Gut so? Weil es ihm gefiel? Na dann. Er begann zu lächeln. Dann war es wohl eher so, dass er Angst hatte. Angst vorm Schlafen. Und das konnte wirklich grausam sein. „Lust auf Schach?“, fragte er übermütig und lief schon zu einem der roten Sessel. „Ich muss dich aber warnen. Ich bin schlechter als schlecht. Sogar Mione gewinnt noch gegen mich!“ ~*~*~*~ „Eher nicht, danke...“ Draco musste gähnen. Sein Körper schrie nach Schlaf und erinnerte durch mittlerweile bohrenden Kopfschmerz daran, dass er es auch wirklich ernst meinte. „Das bleibt der Notfallplan für heute Nacht, okay?“ Noch ein wenig zögernd schritt er auf das Bett zu und ließ sich dann auf die Bettkante sinken. Bei Merlin, er benahm sich gerade wie... ein vollkommener Idiot. ~*~*~*~ Harry hielt inne, bevor er sich setzen konnte, doch dann zuckte er mit den Achseln. Auch recht. Schlafen war um die Uhrzeit eh besser. Und wenn er ehrlich war, dann freute er sich förmlich darauf. Oder? Unsicherheit kroch in ihm hoch. Was, wenn er sich nachts nicht zurückhalten konnte oder etwas tat, das Draco missfiel? Wenn er im Schlaf etwas tat, was besser niemals geschah… War nicht so einfach. Allein der Gedanke war schon schrecklich. Und andererseits… Würde Draco das nicht zu verhindern wissen? Er kam zu ihm, lächelte. Vertrauen war wichtig. „Das letzte Mal bin ich eingeschlafen.“, sagte er. „Weckst du mich diesmal, wenn das passiert?“ Noch immer zitterten seine Hände leicht. Aber er wollte nicht weglaufen. Er hatte dieses Versprechen heute schon einmal gebrochen. Noch einmal passierte ihm das nicht. ~*~*~*~ „Okay.“ Draco lächelte Harry warm an. Er konnte seine Anspannung spüren. Sie war seiner eigenen so ähnlich... Ein wenig beruhigte ihn das. Wenigstens war er nicht alleine neben der Spur. Draco lehnte sich zur Seite und spähte zu den Kopfkissen hinauf. Wenn er sich nicht geirrt hatte. Nein, hatte er nicht. Schlafanzug. Er grinste. „Ich bin im Bad...“ Er stand auf, ließ seinen Umhang allerdings schon hier zurück. Und zwar achtlos auf dem Boden. „Bis gleich.“ Noch immer lächelnd wuschelte er Harry durch das schwarze Haar und verschwand durch die Tür im Badezimmer. Sogar mit Dusche. Wow. Harry hatte den Raum wirklich optimiert. Sogar Handtücher und Zahnbürsten waren da... Perfekt. Er lachte leise, während er seine Kleider abstreifte und dann unter die Dusche trat. Das warme Wasser tat gut und löste seine Verspannungen. Außerdem beruhigte es seinen aufgeregten Magen ein wenig. Gut, sehr gut. Er musste lange hier gestanden haben, denn als er das Wasser abdrehte, erfüllte Wasserdampf den Raum. In aller Seelenruhe trocknete er sich ab, zog den Schlafanzug über und putzte Zähne. Die Haare noch trockenrubbelnd trat er dann wieder zurück in das Zimmer. ~*~*~*~ Als er wieder zurückkam, war Harry schon umgezogen. Er saß auf dem Bett und wippte hin und her, als hätte er Langeweile. Doch er hielt inne, als er Dracos ansichtig wurde, begann dann zu lachen, ließ sich einfach rückwärts aufs Bett fallen. Ja, er hatte zwei Schlafanzüge eingebaut, einen in Slytherinart, einen in Gryffindorart, aber das war zuviel. Hatte er sich schon über seinen roten gewundert, auf dem kleine goldene Löwen dämlich grinsten, war Dracos wirklich herzig. Übersäht mit süßen, knuddeligen, lustigen Schlagen, die alle möglichen dämlichen Kunststückchen vollführten. Offenbar hatte Draco darauf nicht geachtet, denn sonst wäre er sicherlich ausgerastet oder hätte sich geweigert, dieses Teil anzuziehen. Aber sonst… „Wie süß!“, brachte er unter Lachen hervor, war trotzdem kurz davor zu ersticken. Dracos Anblick war einfach niedlich. Nasse Haare unter dem flauschigen Handtuch verborgen, dazu dieser einfach nur lächerliche Schlafanzug, bloße Füße… Harry hielt inne und blickte ihn noch einmal an, um sich zu vergewissern, dass er sich das nicht nur eingebildet hatte, aber nein… Wieder brach er in Lachen aus. Herrlich! ~*~*~*~ „Ja, ja, lach du nur... Vor allem, weil ich dir dieses Ding zu verdanken habe…“, meinte Draco, als er schließlich auf die Idee gekommen war, den Schlafanzug genauer zu betrachten. Gleichzeitig nutzte er die Chance, sich Harry unbemerkt zu nähern. Nah genug. Er ließ das Handtuch achtlos fallen, stürzte sich auf den Gryffindor und verpasste ihm eine Kitzelattacke, die sich wirklich gewaschen hatte. Ihn auszulachen! Ts! ~*~*~*~ „Uahhhhh!“ Damit hatte Harry nicht gerechnet. Zwar versuchte er noch, seine Arme dahin zu bekommen, wo er am kitzligsten war, aber er schaffte es nicht wirklich, weil seine Lunge vom Lachen eh schon schmerzte. Hilflos musste er zulassen, dass er gekitzelt wurde, ohne eine Chance auf Revanche. „Wäh… Hör auf!“, jammerte er, während er schon fast heldenhaft das Lachen unterdrückte. Für diese Worte allein, denn lange konnte er das nicht, da sich die schlanken, geschickten Finger direkt zwischen seine zweite und dritte rechte Rippe bohrten. „Uahhhhh!“ Erneut bekam er einen Lachanfall. „Wiehihihi fieeesss!“ ~*~*~*~ „Ich bin ein Slytherin - schon vergessen?“ Draco grinste. Rache musste sein... Und sein verletztes Ego verdiente diese schließlich auch. Einen Augenblick später war er über dem Gryffindor und drückte ihn auf das Bett. Kitzeln konnte er jetzt nicht mehr, denn er hielt Harrys Arme zu beiden Seiten fest und saß auf seinem Bauch, sein Gewicht hatte er jedoch wohlweislich auf seine Knie verteilt. Er wusste schließlich recht genau, wie schmal Harry war... „Und was jetzt, nachdem ich dir so großmütig meine Gnade erwiesen habe?“ In seinen Augen glitzerte es. ~*~*~*~ „Atempause?“, fragte Harry mit Hundeblick. Es war ein Fehler, wie er feststellte, denn als seine Augen die grauen Seelenspiegel Dracos trafen, setzte sein Herzschlag aus. Gleichzeitig wagte er nicht mehr wirklich zu atmen, aus Angst, es könnte zu einem Keuchen werden. Als sein Herz wieder zu schlagen begann, hämmerte es in seiner Brust, als wolle es fliehen. Ein einziger Gedanke: Viel. Zu. Nah! Und gleichzeitig nicht nah genug… ~*~*~*~ „Die hast du schon.“, gab Draco mit einem hintergründigen Lächeln zurück. „Und sie ist somit keine Antwort...“ Er fühlte sich ein wenig benebelt. Urplötzlich wurde er sich Harrys Nähe bewusst. Seine Wärme, die er an seinen Händen und durch den Schlafanzug hindurch spüren konnte. Seines Geruchs, ja, regelrechten Dufts, der ihn nahezu berauschte... ~*~*~*~ Die Zeit zwang Harry dann doch dazu, Luft zu holen. Und er hatte auch Recht gehabt: es wurde mehr ein Keuchen, ein definitives Luftschnappen. Hitze stieg ihm in die Wangen, als sich sein Mund schon öffnete, um ihm eine Antwort zu geben, doch er hielt mittendrin inne. Das nicht! Er würde ihn nicht um einen Kuss bitten. Jedenfalls nicht, solange er noch klar denken konnte. Nur… wie lange dauerte das noch, bis sich diese Gedanken verabschiedeten? „Was…“ Er spiegelte das hintergründige Lächeln des Blonden nahezu perfekt. Im Grunde war sein Lächeln sogar unschuldig. Nur in seinen Augen blitze es. Beinahe herausfordernd. „Was schwebt dir denn da so vor?“, fragte er dunkel. „Willst du eine Belohnung?“ ~*~*~*~ „Was würdest du mir denn als Belohnung anbieten?“ Draco beugte sich unwillkürlich noch ein wenig weiter vor. Jetzt hämmerte sein Herz wie verrückt gegen die Rippen. Wie auf dem See waren seine Sinne auf einmal scharf, fast schon unnatürlich scharf. Irgendwo, ganz dumpf, war da noch der Gedanke, dass er aufpassen sollte, was er tat. Aber irgendwie wurde das mit jedem Herzschlag bedeutungsloser. ~*~*~*~ Harry schwieg Sekunden. Da waren wieder die Muster in Dracos Augen. Klar und deutlich konnte er sie sehen. Innen silbern mit noch helleren Sprenkeln, zu den Rändern hin dunkler mit hauchfeinen, rauchgleichen Linien und dazu ein Ring aus Anthrazit. Wirklich wunderschön. Nur die dunklen Schatten um die Augen gaben diesem Bild einen leichten Abbruch. Sie waren es auch, die ihn erinnerte, warum sie hier waren. Sie nahmen diese Spannung ein wenig von seinem Bauch. Er sollte hier nicht so einen Aufstand machen. Wenn er Draco provozierte, begann der am Ende noch zu ahnen, was er sich wünschte. Das wäre nicht gut, oder? Einmal seufzte er, dann begann er zu lächeln. „Eine Massage?“, fragte er freundlich. Dieses Angebot war mehr als fair. Er würde freikommen. Draco würde sich entspannen können und er bekäme die Möglichkeit, Dracos Haut ein bisschen näher zu untersuchen. Ihm war schon einmal aufgefallen, dass sie weich war. Er wollte das überprüfen. ~*~*~*~ Massage... Die Idee hatte etwas. Sehr sogar... Und sie würde vielleicht diese elende Anspannung verjagen. „Ich finde, das...“ Draco grinste und gab Harrys Arme frei. „...klingt sehr gut.“ Er rollte sich nach rechts und blieb einen Augenblick lang auf der Seite liegen, um Harry zu betrachten. Es war für ihn mittlerweile vollkommen unmöglich sich vorzustellen, wie es ohne Harry gewesen war. Als sie noch Feinde gewesen waren, keine Freunde... Noch nie hatte er so sehr das Bedürfnis verspürt, einen Menschen in seiner Nähe zu haben wie bei ihm. Das gab ihm zu denken und zugleich machte es ihn auch irgendwie glücklich. ~*~*~*~ Harry atmete noch einmal durch, dann setzte er sich auf. „Gut.“, antwortete er und sprang auf. „Hemd ausziehen und auf den Bauch legen!“ Und schon verschwand er im Bad. Ob es hier so was wie Öl gab? Er hatte Glück. Als er zwei Minuten später wiederkam, hatte er eine Flasche mit Körperöl dabei. Kiefernduft. Nicht ganz sein Geschmack, aber egal. „Schau!“, winkte er fröhlich damit. ~*~*~*~ Gehorsam streifte Draco sein Oberteil ab und warf es auf das Kopfkissen. Dann legte er sich auf den Bauch und beobachtete, den Kopf auf den verschränkten Armen, die Badezimmertür. Er hatte die Füße überkreuzt und wippte mit den Beinen. Er verspürte eine seltsame Mischung von Entspanntheit und Anspannung. Harry war wirklich herzwärmend. Allein dieses Strahlen, mit dem er zurückkam. Draco konnte nicht anders und musste ihn wieder anlachen. ~*~*~*~ Harry grinste. Nett, wie er da lag. Sah aus, als würde er gleich schwimmen gehen… Mit einem Satz landete er neben ihm. „Kannst du das hier vertragen?“, fragte er, drehte den Deckel ab und hielt die Flasche unter seine Nase. Dabei schwappte die Flüssigkeit und ein feines Rinnsal ergoss sich über seine Hand. Missmutig wechselte der Schwarzhaarige die Flasche in die andere Hand und betrachtete das grüne Öl. Klasse. „Ungeschick lässt grüßen…“, maulte er. ~*~*~*~ Draco ignorierte die Flasche, griff stattdessen nach Harrys Hand und schnupperte daran. „Riecht gut.“, befand er und schenkte dem Gryffindor ein Grinsen. Er hatte aufgehört, mit den Beinen zu wippen und lag still, beinahe schon erwartungsvoll still. ~*~*~*~ Es ließ Harry erneut die Röte ins Gesicht schießen. Diese Berührung war schon fast zuviel. Eher zaghaft lächelte er zurück, bevor er tief einatmete und die Beklemmung abschüttelte. Wie oft ihm das aber noch gelang, das vermochte er nicht zu sagen. Draco war schön. So, wie er da lag, war er Verführung pur. Das machte es nicht einfach. Und seine Natürlichkeit, die höchstwahrscheinlich einfach aus der Unwissenheit entsprang, war in Harrys Augen nicht unbedingt förderlich. „Dann wollen wir mal.“, sagte er, stemmte sich hoch und schwang ein Bein über Dracos Rücken, setzte sich auf dessen Po. So hatten die Zwillinge ihm das beigebracht. So würde er es machen. Langsam kippte er die Flasche und beobachtete mit Faszination, wie das Öl herauslief, einen feinen, langen Faden zog und schließlich auf Dracos Rücken Bahnen zog. Schön. Grün auf fast weiß… schöner Kontrast. ~*~*~*~ Harrys Gewicht spürte der Blonde zwar, aber diesen Jungen konnte er beileibe nicht als schwer empfinden. Blaise hatte heute Abend deutlich schwerer auf seinem Bauch gesessen. Harry... war dagegen wirklich ein Fliegengewicht. Draco rann ein Schauder über den Rücken, als das kalte Öl auf seine Haut traf und seine Schultern bebten kurz. „Kalt...“, murmelte er, um das auch wirklich deutlich zu machen. ~*~*~*~ „Jammer nicht.“, gab Harry mitleidlos zurück. „Wird mit Sicherheit gleich wärmer.“ Er beendete das Gießen, schraubte den Deckel zu und warf die Flasche dann achtlos aufs Bett, bevor er seine Fingerspitzen ganz sachte durch das Öl gleiten ließ, es eher halbherzig verteilte. Irgendwie war es nicht so einfach wie bei den Zwillingen, einfach drauflos zu legen. Es gehörte mehr dazu, denn irgendwie war es für ihn etwas Besonderes. Allein die Erlaubnis bedeutete ihm schon unendlich viel. Ganz langsam übte er mehr Druck aus, verteilte das Öl schließlich doch mit den Handflächen über den Rücken, sorgte dafür, dass es auf den Schultern, an den Seiten und im Kreuz war, strich in langen, sachten Bahnen immer wieder über den gesamten Rücken, um das Öl anzuwärmen und die Haut an das ungewohnte Gefühl zu gewöhnen. Das sei wichtig, hatte man ihm gesagt. In erster Linie war es angenehm, weshalb er es tat. Kurz überlegte er, wie es weiterging, entschied dann aber, dass es egal war. Die Hauptsache war doch, dass es Draco gefiel, da tat er am besten das, was ihm gefallen hatte. Schwer stützte er sich vorne auf und begann den Druck bei den Strichen zu erhöhen, bis die Haut ein wenig gerötet war. Der Duft stieg ihm in die Nase, wärmte ihn selbst ein wenig von innen heraus, während er dazu überging, die Schultern sachte zu kneten und mit der Zeit wie auch schon zuvor langsam Kraft und Druck erhöhte. Er konnte die Knoten in den Muskeln förmlich spüren, begann immer wieder über diese Stellen zu massieren, damit sich die Verspannung löste. Er hatte recht bald Erfolg. Fühlbar entspannte sich der Blonde unter ihm, ließ sich fallen, sodass er weiterwanderte, den Nacken in diese kreisende Bewegung mit einbezog, schließlich die Arme hinauf und hinab strich. Immer wieder kehrte er zu den Schultern zurück, um sie warm zu halten. Irgendwann wanderten seine Hände tiefer. Jetzt kam der unangenehme Teil, zumindest für den Moment. Im Nachhinein war es ebenfalls angenehm, aber zuerst… Rippenbogen für Rippenbogen zog er nach. Ganz langsam und mit mäßigem Druck. Im Grunde brauchte er sich keine Sorgen zu machen, dass er ihm wehtat, dazu war er wahrscheinlich eh nicht stark genug, aber so war es besser. Einmal umkreiste er einen Wirbel, bevor er die gegenüberliegende Rippe in Angriff nahm. ~*~*~*~ Draco fielen die Augen zu, während Harry sanft über seinen Rücken strich. Das fühlte sich einfach unbeschreiblich gut an. Die warmen Hände, das Öl, die weichen und stärkeren Bewegungen, Harrys Gewicht auf seinem Rücken... Sein Duft, der sich doch irgendwie über den des Öls legte, die kleinen Gewichtsverlagerungen, das Bewusstsein seiner Nähe, seine Wärme, immer wieder seine Wärme... Ein angenehmes Gefühl umfing den Slytherin und er ließ sich fallen, gab sich vertrauensvoll vollkommen in Harrys Hände. Als die Fingerspitzen des Gryffindors seinen Nacken berührten, seufzte er leise auf. Es war, als wenn Harrys Finger feurige Spuren in seine Haut zogen und beinahe war er enttäuscht, als die Hände tiefer wanderten. Ein leichter Schmerz durchzog ihn, als Harry sich seine Rippen und die Wirbel vornahm, doch kurz darauf, spürte er eine angenehme Wärme, die sich in den gelösten Muskeln ausbreitete. ~*~*~*~ Harry war beeindruckt, dass er gar nicht reagierte wegen der Rippen, aber das bedeutete doch, dass er es nicht schlecht machte. So fuhr er bis zu den Schulterblättern damit fort. Es war seltsam. Er bekam kaum mit, wie er wieder von vorne anfing. Seine Finger taten einfach, seine Hände handelten wie von selbst, als wäre er in Trance. Er fühle sich wohl so. Und er fühlte sich Draco fast näher als bei dem Zauber vorhin. Oder auf andere Weise nah. Wie lange es im Endeffekt gedauert hatte, konnte er nicht sagen, aber als er spürte, wie die Hände immer schwerer und schwerer über den Rücken glitten, stellte er seine Bewegungen nach und nach ein. Er war müde, auf angenehme Weise. Und seine Arme schmerzten ein bisschen, auch nicht unangenehm. Am liebsten würde er sich jetzt fallen lassen und einfach hier und jetzt so einschlafen, aber das konnte nicht in Dracos Sinn sein. Sachte ließ er sich zur Seite gleiten und neben Draco aufs Bett fallen. Ob er eingeschlafen war? ~*~*~*~ Draco dämmerte vor sich hin und genoss die Berührungen. Es war schön. So schön... Er wusste nicht, wann er das letzte Mal so vollkommen entspannt gewesen war. Gab es überhaupt einen Zustand, der diesem hier gleichkam? Als Harry aufgehört hatte, brauchte er einen Augenblick, um etwas anderes als die plötzliche Kälte, die durch die Abwesenheit von Harrys Händen entstand und das fehlende Gewicht auf seinem Rücken, zu bemerken. Er öffnete die Lider und blickte Harry an. Ein weiches Lächeln lag auf seinen Lippen. Er drehte sich auf die Seite und streckte die Hand aus, strich über Harrys Wange. „Lass uns schlafen gehen...“, sagte er leise. Wenn er wieder würde schlafen können, dann jetzt, dann hier. ~*~*~*~ „Hmhm.“ Harry gähnte. Schön… angenehm und schön. Er krabbelte höher, um die Bettdecke freizukriegen und dabei fiel ihm Dracos Schlafanzug in die Hände. Sein Lächeln wurde ein bisschen breiter. „Anziehen.“, sagte er und warf es ihm zu. „Bevor du dich erkältest.“ Oder ich auf falsche Ideen komme. Dann hob er die Decke an und krabbelte darunter, wartete auf Draco. ~*~*~*~ „Ja, Mama.“, gab Draco lachend zurück und streifte das Oberteil über, ehe er neben Harry unter die Bettdecke schlüpfte. Kurz erinnerte er sich noch daran, dass es vermutlich klug sein würde, den Wecker zu stellen, dann rutschte er tiefer und kuschelte sich neben Harry. Vollkommen selbstverständlich bettete er seinen Kopf auf die Schulter des Gryffindors und zog ihn näher zu sich. Er fühlte sich ausnahmsweise angenehm müde und gleichzeitig so geborgen... ~*~*~*~ Harry lächelte zufrieden. „Wenn ich Mama bin, dann bist du das Baby…“, murmelte er und summte kurz eine leise Melodie, bevor er seufzend den freien Arm um Draco legte und die Augen schloss. „Nicht dein Versprechen vergessen.“ Und schon war er eingeschlafen. Im Hintergrund leuchteten die Uhrzeiger des Weckers unschuldig vor sich hin. Drei Uhr. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Turn down the lights, turn down the bed Turn down these voices inside my head Lay down with me, tell me no lies Just hold me close, don't patronize ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *g* Spannung über Spannung. Und was passiert? *g* Genau... Niente... =^-^= Shirokko: *lach* 44 Kapitel und noch immer kein Kuss! *sichnenkeksfreu* *abbyabknuddel* Ich mag auch!!! Massiert werden, meine ich ^^° http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=925192&sort=zeichner  da findet ihr die Schlafanzüge an ihren Besitzern ^^ Wobei ich mir endlich mal die Mühe gemacht habe, die Auswertung der Umfrage zu tätigen: Das Ergebnis: harry: 1 draco: 1 hermione: 2 pansy: 2 ron: 3 blaise: 1 Ich freue mich darüber. Ehrlich ^^ Besonders, dass Pansy so an Symphatität zulegt. (Gibts das Wort überhaupt?) Fotoausgabe ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 45: Fotoausgabe Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lene Marlin - So I See Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 45: Fotoausgabe Draco war zu seiner eigenen Überraschung sehr schnell eingeschlafen - und das tief und traumlos. Das einzige, woran er sich erinnerte, als er am nächsten Morgen wach wurde, war, dass er sich gut gefühlt hatte. Einfach nur gut... Es war warm. Blinzelnd öffnete er die Augen und stellte fest, dass er keine Ahnung hatte, was ihn geweckt hatte. Schwarz. Was er vor sich sah, war schwarz. Ein schwarzer, wuscheliger Haarschopf, der an seiner Schulter ruhte. Offenbar hatten sie heute Nacht irgendwann die Positionen getauscht. Auch gut. Behutsam zog er Harry noch etwas näher, konnte ihn gar nicht nah genug bei sich haben. Der rechte Arm des Gryffindors lag quer über seinem Bauch und hatte sich an der Taille in den Schlafanzug verkrallt, als wenn er Angst gehabt hätte, dass Draco einfach so verschwinden könnte... Ein sanftes Lächeln legte auf Dracos Gesicht. Erst jetzt bemerkte er, dass sich seine linke Hand ebenfalls in Harrys Schlafanzug gekrallt hatte. Offenbar waren sie sich dahingehend recht ähnlich. Er drehte leicht den Kopf und schielte auf den Wecker. Halb sieben. Hieß also, dass er nicht viel geschlafen hatte, aber trotzdem fühlte er sich so ausgeruht wie die letzten Tage nicht. Konnte das nicht immer so sein? Einfach so wie jetzt? Er hob die Hand und strich sanft durch Harrys Haar, wanderte mit den Fingerspitzen hinab entlang der Schläfe bis zum Kiefer und fuhr die Kontur nach. Einen Augenblick lang verharrte er, ehe er ganz leicht über Harrys Lippen streifte. Der Knoten in seinem Bauch war schlagartig wieder da. Keine Dummheiten, erinnerte er sich selbst. Keine Dummheiten... Er strich noch einmal zurück, spürte den weichen Lippen ganz genau nach und ließ dann seine Fingerspitzen den Mundwinkel hinab, über den Hals bis auf das Schlüsselbein wandern und strich daran entlang. Harrys Haut war weich und warm, lud dazu ein, gestreichelt zu werden. Er war ein Junge, ja. Vielleicht sollte ihm das Hemmungen geben, aber das tat es nicht. Der Blonde zog gedanklich den Vergleich zu Blaise, dessen Haut er ja erst gestern auch berührt hatte. Es war kein Vergleich. Blaise war nur warm und lebendig gewesen. Aber Harry zu berühren... Das begeisterte ihn, berührte ihn selbst, faszinierte ihn, schickte kleine Stormstöße durch seine Finger und ließ sein Herz schneller schlagen. Er bewegte die Finger weiter über das Schlüsselbein bis zur Schulter und wieder zurück. Wenn es nach ihm ginge, hätte er das stundenlang tun können... ~*~*~*~ Harry grummelte leise im Schlaf. Es war ein angenehmes Gefühl. Sehr angenehm. So angenehm, dass es sich doch fast nur um einen Traum handeln konnte. Und andererseits… war die Wärme so ungleichmäßig verteilt, dass es eigentlich keiner sein konnte. Vorne war es warm, hinten… weniger angenehm. Und wenn es kein Traum war, dann war es Realität. Gemein… „Dray?“, murmelte er verschlafen und versuchte die Augen aufzukriegen. Chancenlos. Er konnte… wollte sich auch nicht bewegen. Er wollte schließlich nicht, dass er aufhörte. Und gleichzeitig wollte er nur das. „Kannst… nich’ schlafen?“ War es das? Hatte er sein Versprechen gehalten? Weckte er ihn deshalb? ~*~*~*~ Draco verhielt mitten in der Bewegung. Und jetzt? Weitermachen konnte er ja wohl kaum. Es wäre nicht fair gewesen. Harry gegenüber nicht fair. Aber das war vermutlich nichts, was er tat... Eine Woge von Schuldgefühlen überrollte ihn, weil er es einfach nicht lassen konnte. Widerwillig löste er die Hand von Harrys Schulter und strich ihm sanft über die Wange. „Guten Morgen...“ Die Worte wirkten so unbeholfen, wie sie über seine Lippen kamen. Seine Stimme war ein wenig heiser, gehorchte ihm nicht ganz. ~*~*~*~ „Morgen?“ Weg war die Wärme, weg das zarte Gefühl. War wohl besser so… Auch wenn es schade war. Er streckte sich ein bisschen, rieb sich mit einer Hand über die Augen, weshalb er Draco loslassen musste, und öffnete sie dann. Alles ein bisschen verschwommen. Wie immer, wenn er seine Brille nicht trug. „Es ist schon Morgen?“ Das war nicht fair. Er war immer noch müde. Wie wäre es mit einfach weiterschlafen? Zufrieden mit dieser gedanklichen Glanzleistung kuschelte er sich wieder in die Position von vorher und drückte seine Nase in grünen Stoff mit wahnwitzigem Schlangenmuster. ~*~*~*~ Der Slytherin lachte leise und fuhr Harry durch das Haar. „Ich fürchte, du kannst vor dem Aufstehen nicht weglaufen...“ Er löste die Hand aus seinem Haar und strich dem Gryffindor über die Seite. „Oder soll ich dich wachkitzeln?“ Belustigung schwang in seiner Stimme mit. Mittlerweile hatte er sich wieder voll und ganz im Griff. Die Malfoy-Konditionierung griff erstaunlich gut. Selbstdisziplin bis ins Mark. Selbst jetzt noch, wo ihm gewisse andere Dinge durch den Kopf gingen... Aber: Keine Dummheiten. ~*~*~*~ Schlagartig waren Harrys Augen offen. „Nein.“, sagte er fest, richtete sich dann auf. „Ich bin wach. Vollkommen wach.“ Es war eine Lüge. Er war gar nicht wach. Zumindest sah er nicht genug, um das von sich behaupten zu können. Im Gegenteil fühlte es sich eher so an, als sei alles noch in Wattewolken verpackt. Harry gähnte herzhaft. ~*~*~*~ Jetzt musste Draco wirklich lachen. Er ließ sich zurückfallen und lachte den noch immer sichtlich verschlafenen Jungen neben sich an. Es dauerte einen Moment, ehe er sich wieder so weit gefangen hatte, dass er etwas anderes tun konnte, außer weiterzulachen. Noch immer grinsend stupste er Harry auf die Nasenspitze. „Du bist süß, weißt du das?“ ~*~*~*~ Dieser starrte ihn an, als wäre er ein Pferd. Im nächsten Moment wurde er rot. „Ich bin nicht süß!“, stellte er empört richtig. „Hast du gehört? Nicht süß!“ Immerhin war er jetzt wach. Das hatte ihn geschockt. Es war ihm peinlich. Was sollte dieser Satz? Als Junge war man nicht süß! Wie Ron es ausgedrückt hatte, war man entweder cool oder stark oder schön oder was in die Richtung. Aber süß… „Bin ich ein Kuscheltier oder was?“ ~*~*~*~ Draco zog überrascht eine Augenbraue hoch. Mit einer solch heftigen Reaktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Als Kuscheltier habe ich dich nicht bezeichnet.“, erwiderte er trocken. „Obwohl du hin und wieder Ähnlichkeiten mit einer Katze hast...“ Ups. Das hatte er eigentlich nicht sagen wollen... ~*~*~*~ Es verschlug Harry schlicht die Sprache. Katze? Ähnlichkeiten mit einer Katze? „Mau!“, murrte er, dann ließ er sich rücklings wieder aufs Bett fallen. Wenn Draco der Meinung war, dass er eine Katze war, okay. Dann war das eben so. Er durfte das. Aber nur er! „Wie spät ist es?“, fragte er dann. Ihm war eingefallen, dass da heute ja noch etwas auf sie wartete. Etwas, worauf er sich gestern den ganzen Abend gefreut hatte. Rache an Colin. Doch vorher sollten sie frühstücken. Haferbrei für Draco… ~*~*~*~ Schon wieder musste Draco lachen. Und Harry wollte nicht süß sein? Das ging gar nicht. Der Blonde blickte über die Schulter zur Uhr hinüber. „Sieben. Wir sollten also langsam in die Gänge kommen...“ Er seufzte leise. Anstatt jedoch Anstalten zu machen, aufzustehen, rollte er sich zu Harry hinüber und platzierte seinen Kopf auf dessen Bauch. „Ich hab gar keine Lust, dort rauszugehen...“, murmelte er. ~*~*~*~ Harry hob den Kopf und sah ihn sekundenlang an, bevor er ihn wieder fallen ließ. „Geht mir genauso.“, stimmte er seufzend zu. „Aber Unterricht lässt sich schwerlich verschieben. Und Colin… Der hat ne Abreibung verdient, bevor die Lehrer ihn zu fassen kriegen.“ Vorsichtig hob er die Hand und tastete damit nach Dracos Gesicht, bis er die Wange fand und piekste hinein. „Und du solltest was essen, damit du nicht wieder so aussiehst wie gestern. Du bist hübscher, wenn du gesund bist.“ ~*~*~*~ Draco brachte noch einen Seufzer hervor. „Du neigst dazu Recht zu haben... Sicher, dass dir der Hut nicht auch Ravenclaw angeboten hat?“ Er richtete sich auf und zog die Beine an. Er wollte wirklich nicht aus diesem Zimmer raus. Dort draußen, dort erwarteten ihn wieder zu viele Spannungen. Gut, die Auseinandersetzung mit Creevey und Thomas suchte er - und gerade Creevey hatte eine Abreibung wirklich verdient. Aber auch Warrington würde heute aus der Krankenstation entlassen werden. Und diese Begegnung suchte er nun wirklich nicht. Pucey würde wieder Oberwasser bekommen und das würde noch mehr Holz auf dieses hochlodernde Feuer bedeuten... Außerdem stand wieder Training bei Tonks an und für Schwarze Magie hatte er nun wirklich keinen Nerv. Mal abgesehen davon, dass er wieder gegen Harry würde zaubern müssen und er das schlichtweg nicht wollte... Konnte er sich nicht einfach die Bettdecke über den Kopf ziehen und die Welt aussperren? ~*~*~*~ „Ganz sicher.“, antwortete Harry. „Genauso wenig wie Hufflepuff.“ Er seufzte theatralisch. „Wäre ja noch schöner, wenn ich überall sein könnte.“ Er setzte sich ebenfalls auf und kroch dann vom Bett. Wo hatte er seine Brille noch mal hin? Im Bad, oder? Und den klaren Anblick eines vom Schlaf zerwuschelten Draco wollte er sich nicht entgehen lassen. Nein, das ganz sicher nicht. Schnell rannte er, um seine Brille zu holen, warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel. Bürste? Was ist das?, dachte er ironisch, bevor er zurück in den Raum kam, in dem seine Kleider noch immer auf einem der roten Sessel lagen. Dracos Anblick war wirklich schön. Er sah besser aus als gestern. Zwar immer noch blass, aber nicht mehr ganz so grau. Und dennoch… Er sah nicht gut aus. „Hey, was ist los?“, fragte er besorgt und hockte sich neben ihn auf die Bettkante. „Hast du heute Nacht doch schlecht geschlafen?“ ~*~*~*~ Ohne weiter darüber nachzudenken, lehnte Draco seinen Kopf an Harrys Schulter. Erstaunlich, wie viel Schwäche er sich zugestand... Und wie süchtig er nach menschlicher Nähe geworden war, nach Harrys Nähe. „Nein, ich habe gut geschlafen... Du bist ein guter Traumfänger... Kätzchen.“ Er stupste den Gryffindor leicht in die Seite. „Ich musste nur gerade daran denken, was heute so alles ansteht... Ich würde mir jetzt liebend gerne die Bettdecke über den Kopf ziehen. Wenn da nicht dieser dumme Stolz wäre, der mir jegliches Weglaufen verbietet und mich dazu zwingen wird, dort draußen allem gefasst ins Auge zu sehen, erst Creevey und dann Thomas eine saftige Lektion zu verpassen und schlussendlich eine weitere Auseinandersetzung mit Warrington zu führen...“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn nachdenklich na. „Warrington… Der lebt ja auch noch.“ Stimmte schon. Er hatte den völlig vergessen. Es war zu viel passiert, als dass er es wert wäre, mit Gedanken bedacht zu werden. „Wenn du willst, dann bleib ich heute bei dir, dann kommt er nicht an dich ran. Und wenn doch… Zuckerwatte bringt noch jeden zur Vernunft. Oder waren es Schildkröten?“ Nachdenklich legte er seinen Finger ans Kinn. „Vielleicht leiht Blaise uns Claire. Die kann beißen. Schau!“ Und er zeigte auf seine rechte Sprungsehne. „Tut weh! Das ist genau das richtige für den.“ ~*~*~*~ Wider Willen musste Draco grinsen, als er sich vorstellte, wie Blaises Schildkröte sich an Warrington vergriff - oder eher: verbiss. „Danke, aber damit muss ich schon selbst fertig werden...“ Er lächelte, richtete sich auf und fuhr sich durch die Haare. Die mussten ja abstehen wie sonstwas... Dann betrachtete er die gerötete Haut auf Harrys Bein. „Soll ich pusten?“ ~*~*~*~ Harry gab ihm eine Kopfnuss. „Verarsch mich nicht.“, tadelte er gespielt böse. „Mach lieber, dass du ins Bad kommst und dich anziehst. Frühstück fällt für dich heute nicht aus!“ Dann lachte er. „Und das mit der Kartoffel kriegst du schon hin. Einpflanzen und gießen! Immer schön gießen. Mit viel Wasser kriegt man jede Pflanze klein. Hat Onkel Vernon wirklich eindrucksvoll bewiesen, als er mal für drei Wochen gießen sollte.“ ~*~*~*~ „Das war ein ernst gemeintes Angebot...“, stellte Draco richtig, während er sich den Kopf rieb, und zuckte mit den Schultern. „Aber wer nicht will, hat bekanntlich schon.“ Er stand auf und wuschelte Harry noch einmal herzhaft durch den Haarschopf. „Du bist schlimmer als Blaise... Und der ist schon gut darin, mich zu bemuttern...“ Er grinste und verschwand im Bad. Oh. Er hatte hier gestern wohl ein wenig Chaos hinterlassen... Klar, hier gab es keine Hauselfen, die hinter ihm aufräumten. Ein wenig verlegen hob er seinen chaotischen Kleiderhaufen auf. Na ja... Anziehen konnte er das alles definitiv noch mal. Einen Augenblick später hatte er den Schlafanzug ausgezogen und stand unter der Dusche. Erst dort fiel ihm auf, dass er noch immer nach dem Kiefernöl roch. Er musste lächeln. Die Massage war wirklich schön gewesen... Einmalig... Er schloss die Augen, während er das warme Wasser über sein Gesicht laufen ließ. Er ließ seine Gedanken schweifen. Verliebtes Schulmädchen. Das Zitat von Ron Weasley kam ihm wieder in den Sinn und erinnerte ihn an die Frage, die in seinem Kopf herumgeisterte. Konnte es sein? Konnte es sein, dass er sich verliebt hatte? Oder war das nur dieses komische Magieband, das ihn zu Harry zog? Harry mochte ihn wirklich, aufrichtig. Er liebte ihn sogar. Aber er selbst? Er spürte wieder diesen Kloß in seinem Bauch und krümmte sich zusammen, ging auf die Knie, während das Wasser auf seinen Rücken prasselte. Wie konnte er diesem Gefühl trauen? Und selbst wenn dem so war: Was für eine Beständigkeit versprach es? War es dauerhaft? War es irgendein Risiko wert? Oder sollten die Dinge nicht besser bleiben, wie sie waren? Wie zum Merlin fühlte es sich an, verliebt zu sein? Er wusste nicht, wie lange er dort gekauert hatte, bis er es endlich fertig brachte, wieder aufzustehen. Jetzt fühlte sich der Blonde wirklich miserabel. Er trocknete sich ab und streifte die Boxershorts über. Nach dem Zähneputzen krallte er sich seine restlichen Sachen, warf sich das Handtuch über die Schulter und verließ das kleine Badezimmer. Er hatte es wirklich lange genug belegt. Vermutlich sogar so lange, dass Harry sich jetzt beeilen musste. Er war wirklich ein egoistischer Mistkerl. ~*~*~*~ Harrys Kopf schoss hoch, als er die Tür gehen hörte. „Hey, was war? Bist du da drin ertr…“ Er stockte und wurde schlagartig wieder rot. Offensichtlich hatte sein Körper beschlossen, dass das die momentan angesagteste Mode war… Darauf konnte er aber auch verzichten. Aber Draco in Boxershorts… Wie am See unten. Nur das Mondlicht fehlte. Er schluckte, grinste dann, bevor er sich seine Sachen schnappte, sich mit einer kleinen Geste ins Bad zurückzog und sich dort von innen aufatmend gegen die Tür lehnte. Sein Herz raste wie verrückt, seine Ohren brannten und das Grinsen in seinem Gesicht schien festgewachsen zu sein. Wuaahhh. Schock. Leise begann er zu kichern, als er damit begann, sich auszuziehen, um unter die Dusche zu klettern. War das alles aufregend! Er kam sich gerade vor, wie in einem PC-Spiel von Dudley: Der Held war immer der Gefahr ausgesetzt, von allen erkannt zu werden und musste mit allen Mitteln dafür sorgen, dass es ein Geheimnis blieb, dass er nicht zu den Bösen gehörte. Oder so ähnlich. Zehn Minuten später war er fertig und kam heraus. „Fertig!“, verkündete er. „Gehen wir jetzt was essen?“ Irgendwie hatte er selbst jetzt wirklich Hunger. ~*~*~*~ Draco sah Harry ein wenig irritiert nach, als dieser ins Bad huschte. Hatte er nicht gerade noch einen Satz angefangen? Na ja, Harry musste es ja wissen, nicht? Und offenbar war das nicht weiter wichtig gewesen. Als Harry aus dem Bad kam, hatte sich Draco zumindest fertig angezogen und seine Haare getrocknet. „Eine Minute noch.“, verlangte der Blonde und richtete vor dem Badezimmerspiegel seine Frisur. Er musste ja schließlich nicht ständig rumlaufen, als wenn in eine Sturmbö geraten wäre. „Fertig.“ Er grinste, schnappte sich seinen Umhang und konnte gerade noch verhindern, dass sich ein gewisses Foto verselbstständigte. Das würde vermutlich peinlich werden, wenn Harry herausbekam, dass er ausgerechnet dieses Bild mitgenommen hatte. ~*~*~*~ Harry nickte, warf sich die gepackte Tasche über die Schulter und nahm Dracos Hand. „Essen.“, verkündete er. Irgendwie war der Gedanke gerade ziemlich penetrant. Erst vor der großen Halle trennten sie sich mit der festen Verabredung, in zwanzig Minuten bei der Fotoausgabe zu sein. Die wütenden Blicke der anderen Schüler ignorierend, die zweifellos berechtigt waren diesmal, gesellte sich Harry zu Hermione und Ron, der sichtlich schlechte Laune hatte. Es zeigte sich warum: Er hatte begriffen, was es hieß, geschnitten zu werden. Und er regte sich dermaßen über alle möglichen Leute auf, dass er ganz vergaß, Harry das zu fragen, was ihn gleich als nächstes beschäftigte: seine Beziehung zu Draco. Hermione seufzte nur. „Das darf ich mir seit heute Morgen um sieben anhören.“, jammerte sie. „Und das schlimmste ist: Er hat Recht!“ Einmal sah Harry, wie die Zwillinge zu ihm kommen wollten, doch ein einziger Blick reichte aus, um sie davon zu überzeugen, dass sie nicht kommen sollten. Sie blieben einige Augenblicke unschlüssig stehen, dann grinsten sie und setzten sich zu Alicia, Angelina, Katie und Lee, offensichtlich Kriegsrat haltend. Aber immerhin wollten sie nicht mehr ihren Ruf aufs Spiel setzen. Harry blickte wieder zu Draco hinüber, um zu sehen, ob er wirklich etwas aß, doch es sah nicht wirklich so aus. Er war nicht so recht glücklich mit dem Zeug, das sich in der Schüssel vor ihm befand, und daran konnte offensichtlich auch Blaise nichts ändern. Nicht gut. Offenbar schlug ihm die Konfrontation mit Warrington doch ziemlich auf den Magen. Vielleicht sollte er den Kerl einfach wieder ausschalten, dann hätte Draco womöglich noch mal zwei Wochen Ruhe vor ihm. Aber das war auch nicht wirklich eine Option, denn die Konfrontation würde kommen, egal was er tat. ~*~*~*~ Frühstück. Böse Sache. Nachdem Draco immerhin drei Löffel von dem Müsli runtergebracht hatte, gab er es auf. Außerdem war eh gleich Zeit für die Fotoausgabe. Blödsinn also, es noch weiter zu versuchen... Sogar Blaise hatte irgendwann aufgegeben, auf ihn einzureden. Pansy hatte überraschenderweise gänzlich darauf verzichtet. Draco musterte sie kurz aus dem Augenwinkel. Hatte er schon wieder irgendetwas angestellt? Er war sich keines Fehltritts bewusst, aber das konnte sich ja noch ändern... „Aufbruch.“, entschied Blaise. „Vor dem Unterricht sollen die Fotos noch verteilt werden. Hat McGonagall vorhin noch extra gesagt.“ Draco stand auf und ließ seine Augen noch kurz durch die Große Halle wandern. Es waren vor allem feindselige Blicke, die ihn trafen. Aus sämtlichen Häusern. Na ja... Was machte das schon? Er zog die Schultern hoch und folgte Blaise und Pansy. Die Konfrontation mit Creevey würde definitiv interessant werden. Außerdem konnte man sämtliche eher heiklen Fotosammlungen durchaus noch mit gemeinen Bemerkungen begleiten. Er war neugierig, ob es irgendwer seiner Fangirlies wagen würde, nach den Fotos von ihm zu fragen... Denn diese waren gänzlich aus den Sammlungen verschwunden. „Dracoooo!“ Oh. Da hatte er jemanden wohl voll und ganz vergessen. Er fing Rivers auf, der auf ihn zugestürmt kam. Kurz darauf hatten ihn auch Zack und Marv erreicht und umklammerten ihn. Soviel zum Thema Gehen. Er grinste und wuschelte ihnen nacheinander durch die Haare. „Wollt ihr bei der Fotoausgabe dabei sein?“, erkundigte er sich, was ihm von Blaise ein unterdrücktes Lachen einbrachte. Dieser hatte definitiv seinen Spaß an Dracos Fanclub. „Jaaaa!“ Die drei strahlten ihn an. „Dann los.“ Er schob die drei mit aus der Großen Halle. Was sollte er sonst schon tun? So schnell wurde er sie nicht los. Außerdem hatten sie ihn bereits die letzten Tage entbehren müssen, was für die Kleinen wohl sichtlich die Hölle gewesen war, denn sie schnatterten in einem durch, wie sehr sie ihn vermisst hatten. ~*~*~*~ Harry hatte aufgesehen, als der Schrei durch die Halle gegangen war. Wie so ziemlich jeder andere auch. Die drei Kleinen. Wie süß! Er unterdrückte ein Lachen, während Ron Mund und Nase aufsperrte, als Draco mit ihnen die Große Halle verließ. Harry klappte ihm freundschaftlich den Mund zu, was die Starre dann wieder löste. „Was ist denn mit dem passiert?“, fragte er fassungslos. „Harry, was hast du mit dem gemacht? Erst lacht er, dann lässt er sich kitzeln, dann wartet er auf dich und jetzt ist er freundlich zu Kindern! Du hast ihn vollständig umgekrempelt!“ Das brachte Harry nun wirklich zum Lachen. „Das war ich nicht.“, erklärte er und stand ebenfalls auf. Hermione und Ron taten es ihm nach. „Klar.“, nickte das Mädchen mit sarkastischem Blick. „Mione, das mein ich ernst. Ihm ist etwas klar geworden, was das bewirkt hat, und damit hatte ich nicht das Geringste zu tun. Ich hab ihm nur Unterstützung angeboten.“ „Unterstützung?“, wiederholte Ron misstrauisch. „Auf welcher Basis?“ Irritiert blickte Harry ihn an. „Ich helfe ihm, wenn er Schwierigkeiten hat. Was sonst?“ „Ich mein ja nur.“ Er sah dem Schwarzhaarigen nach, der Hermione untergehakt hatte und sich jetzt in Richtung Ausgang bewegte. Vielleicht… hatten Blaise und Hermione ja doch Recht… Irgendwie… schien Harry wirklich keine Liebesbeziehung zu Draco zu haben. Er wirkte nicht so. Wenn man ihn im letzten Jahr auch nur auf Cho angesprochen hatte, war er jedes Mal rot geworden und hatte Ausflüchte parat gehabt, die gar nicht mehr feierlich waren, aber jetzt gerade, auf diese offensichtlich eindeutige Frage hatte er nur verwirrt reagiert, als begreife er sie nicht ganz… Als wäre er sich nicht bewusst, dass es genau so aussah: als wären sie zusammen… Nur Freunde... Wenn auch einander recht... zugetan, hatte Blaise es genannt… „Hey, komm schon, Ron! Wir müssen zur Ausgabe!“, kam es da von Harry und der Rotschopf riss sich am Riemen und begann zu laufen, um seine beiden Freunde einzuholen. „Du musst gar nicht.“, hörte er Hermione sagen, als er sie erreichte. „Du bist nicht mal offiziell dabei!“ „Na und? Meint ihr, ich lass euch hängen?“, fragte Harry, dann begann er vorfreudig zu grinsen. „Außerdem… Rache steht bevor!“ Ron seufzte. Er würde das noch ein bisschen beobachten. Hermione hatte sich schlussendlich bei weiteren Fragen diesbezüglich ausgeschwiegen, also sollte er sich wohl selbst ein Urteil bilden. Und irgendwie konnte er es auch nicht glauben, dass sie zusammen waren… oder vielleicht doch? Immerhin hatten sie die Nacht miteinander verbracht. „Harry?“ „Hm?“ Ron blickte ihn prüfend an. Er wirkte ganz und gar nicht so, als wäre da nachts irgendwas gewesen… Oder hatte Hermione mit ihrer Vermutung von letzter Woche Recht, dass die Maske, die Harry trug, nahezu undurchdringbar war? Seufzend legte er ihm einen Arm um die Schultern. „Nichts.“ Es war besser, er sprach das nicht an, sonst kam am Ende noch eine Antwort, die ihm nicht gefiel… So konnte er sich vielleicht Illusionen bewahren. Wenig später erreichten sie den ersten Klassenraum, wo die anderen schon waren. „Morgen miteinander!“, grüßten sie unisono und Ron warf einen kritischen Blick auf die drei Erstklässler. Kinder… die Draco akzeptierte. „Vielleicht geht die Welt ja doch unter…“, murmelte er für sich. ~*~*~*~ „Musst du wegen denen Strafarbeiten machen?“ Rivers musterte die eintretenden Gryffindors skeptisch. Gryffindors waren schließlich die schlimmsten überhaupt. Auch Marv und Zack bedachten die drei Gryffindors mit nicht gerade freundlichen Blicken. „Nein... Wir haben gemeinsam Mist gebaut.“ Die Betonung legte Draco auf das Wort ‚gemeinsam’. „Aber sie haben euch geärgert?“ Marv war verwirrt. Gemeinsam Mist bauen? Mit Gryffindors? Das ging doch nicht! „Nein. Wir sind Freunde, okay?“ Draco verdrehte die Augen. Wie konnte man nur so jung und schon so verbohrt sein? Moment. Er war selbst mit elf kein bisschen besser gewesen. Im Gegenteil. Gegen ihn waren diese drei hier wahre Engel... „Freunde?“ Die drei quiekten das Wort unisono. „Freunde.“, bestätigte Draco langsam wirklich genervt. Dass Blaise und Pansy hinter dem Rücken der drei Erstklässler mittlerweile kaum noch aufrecht stehen konnten vor Lachen, machte die Sache nicht besser. „Hast du deswegen Respekt vor Harry Potter?“, fragte Zack und legte den Finger an die Nase. Diese Sache hatte ihn offenbar nicht losgelassen. „Auch.“, gab Draco zur Antwort. „Magst du ihn?“ „Jahaa...“ So langsam nervten sie wirklich. „Müssen wir ihn auch mögen?“ „Wenn ihr mit mir auskommen wollt, sei euch das angeraten.“, knurrte der Blonde. Jetzt war der Bogen wirklich überspannt. „Hm...“ Der drei Fanclubmitglieder sahen sich gegenseitig an und hoben dann synchron die Köpfe, um ihren Helden anzusehen. „Okay.“ ~*~*~*~ Harry lachte, als er Draco den Arm um die Schultern legte. „Du hast Respekt vor mir?“, fragte er amüsiert. „Hach du meine Güte. Womit hab ich denn das verdient?“ ~*~*~*~ „Du kannst ja bei Wahrsagen darüber nachgrübeln.“, erwiderte der Blonde und knuffte Harry liebevoll in die Seite. Die drei Erstklässler beobachteten das aufmerksam und grinsten dann. Einen Augenblick später stürzten sie sich auf Harry. „Wie ist das, der jüngste Sucher seit hundert Jahren zu sein?“ „Wann hast du angefangen zu fliegen?“ „Stimmt das, dass du Quidditchspieler werden willst?“ „Erzählst du die Geschichte von deiner Narbe?“ „Magst du Draco auch?“ Draco grinste. Wenigstens wurde er zur Abwechslung mal nicht gelöchert, sondern jemand anders. Und so von außen betrachtet, war das wirklich amüsant. Blaise, Ron, Hermione und Pansy kümmerten sich mittlerweile um die ersten Schüler, die ihre Fotos abholen wollten. Sie hatten einen Tisch quer vor die Tür gestellt. Jeder, der seine Bilder haben wollte, musste seinen Namen nennen und bekam dann sein Päckchen in die Hand gedrückt. ~*~*~*~ Harry wich erschrocken zurück bei diesem Ansturm. „Äh…“ Was denn jetzt? Gerade noch misstrauisch und jetzt das? Und dazu das Statement, er solle in Wahrsagen darüber nachdenken? Noch ein Schritt rückwärts und Verzweiflungsfalten auf der Stirn... Ron grinste. „Überfordert.“, stellte er sachlich fest. „Geschieht ihm recht. Dafür, dass er die Strafe nicht offiziell bekommen hat.“ Und schon händigte er seiner ersten Kundin ihre Fotos aus. Das Hufflepuffmädchen war sichtlich glücklich. Bis sie die Fotos durchsah. „Hey, da fehlen welche!“, sagte sie empört, was Hermione dazu brachte, sich in den Vordergrund zu drängen. „Ist das so?“, fragte sie kalt und starrte das Mädchen mit einem unergründlichen Blick an. „Vielleicht hilfst du uns auf die Sprünge. Welches Bild fehlt denn?“ Rons Augen wurden größer, als er Hermione ansah. Offenbar war Draco nicht der einzige, der sich hier verändert hatte. Hermione… auch. Und gerade jetzt machte sie ihm Angst. Harry bekam davon nichts mit, weil er den Kleinen gerade die erste Fragen beantwortete, die ihm von der Lawine noch einfiel: „Angefangen im ersten Schuljahr und es ist nervig… Äh, was habt ihr doch gleich noch gefragt?“ ~*~*~*~ „Willst du wirklich Quidditchprofi werden?“ „Magst du Draco auch?“ Die drei wiederholten zumindest zwei Fragen geduldig. Mit leuchtenden Augen strahlten sie den Jungen-der-lebt an. Draco grinste und gesellte sich nun zu Hermione. Doch zumindest mit halbem Ohr lauschte er noch dem Gespräch der Slytherinjungs mit Harry. „Gibt es ein Problem?“, erkundigte er sich höflich. „Äh...“ Das Hufflepuffmädchen lief rot. „Nein, nein...“ Schnell war sie mit ihren Bildern verschwunden. Der nächste war Seamus Finnigan. Mit einem süffisanten Grinsen übergab ihm Draco die Fotos. „Nette Sammlung, Finnigan. Hast du die Mädels denn um Erlaubnis für die Fotos gefragt?“ Der Gryffindor antwortete nicht, sondern quetschte sich mit hochroten Ohren davon. Misstrauische Blicke folgten ihm, denn Draco hatte nicht gerade leise gesprochen. ~*~*~*~ Harry unterdessen hatte sich inzwischen auf den Boden gehockt, um zumindest etwas in Augenhöhe der drei Jungen zu sein. „Quidditchprofi, hm?“, fragte er nachdenklich. „Weiß nicht. Wäre sicher lustig, aber wer weiß schon, ob ich dazu fähig bin.“ In Wahrheit wollte er ja Auror werden, da hatte Quidditch keinen Platz. Außerdem… Selbst wenn er jetzt bei dem Kampf gegen Voldemort nicht mehr vorsätzlich sterben wollte, es war nicht sicher, dass er unverletzt daraus hervorging. Und dann wäre es doch schlimm, wenn er sich unnötige Hoffnungen gemacht hätte. „Und die Frage, ob ich Draco mag. Hm… Ja. So könnte man das ausdrücken. Ich bin mit niemandem befreundet, den ich nicht leiden kann, das wäre verlogen, oder?“ Er warf einen kurzen Blick zu Draco, der Bilder ausgab. Er zwinkerte ihnen zu. ~*~*~*~ Draco überreichte inzwischen den Patil-Schwestern ihre Fotos und wurde anschließend von Harrys Worten abgelenkt. Er warf einen Blick über die Schulter zurück und lächelte leicht. Ihm ging erst jetzt auf, dass er vorhin wohl das erste Mal offen gesagt hatte, dass er Harry mochte. Schon komisch... „Fliegst du... fliegst du mal mit Draco um die Wette?“, fragte Marv aufgeregt. „Au ja!“, stimmte Rivers ein. „Sonst müssen wir bis zum Match warten und das ist noch sooooo laaaaaange hin.“ Zack nickte bekräftigend. Da hatten seine zwei Freunde definitiv Recht. Außerdem hatte er da noch eine andere Frage... „Sag mal, können Gryffindors und Slytherin wirklich gute Freunde sein? Geht das wirklich? Weil...“ Er brach ab und zuckte hilflos mit den Schultern. Aufgeschlossen war er ja und Harry war wirklich nett, aber diese Freundschaft passte einfach nicht in das Bild, das sie vom ersten Tag an gesehen hatten. ~*~*~*~ Harry blinkte. „Warum denn nicht?“ Dann lächelte er und zeigte zu der Gruppe hinüber. „Oder meint ihr im Ernst, dass die da drüben so friedlich nebeneinander stehen würden, wenn sie keine Freunde wären?“ ~*~*~*~ „Aber... im Gemeinschaftsraum sagen sie immer, dass man mit den anderen nichts anfangen kann. Dass die anderen Häuser schlechter sind...“ Zack bohrte sich gedankenverloren in der Nase. „Genau. Und sie sagen immer, dass...“ Rivers lief rot an. „…dass du blöd bist. Und ganz viele gemeine Sachen...“ Seine Stimme war leiser. Wahrscheinlich hätte er das gar nicht sagen dürfen. „Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.“ Marv ließ sich auf die Erde fallen und zupfte an seinen braunen Haaren. „Ich mein, jeden Tag kriegen wir zu hören, dass wir was Besseres sind, weil wir Slytherins sind und trotzdem... Meine Noten sind nicht besonders toll. Und klug bin ich auch nicht... Bin ich dann was Besseres?“ ~*~*~*~ Verzweifelt blickte Harry von einem zum anderen. Das hier nahm verdächtig Formen von Psychologie an. Das konnte er doch nicht beantworten. Wer glaubte ihm denn schon? Oh weh… „Das… das ist nicht so leicht zu sagen. Vorurteile existieren immer. Überall. Und selbst mein Haus kann mich nicht leiden.“ Er lachte. „Fakt ist doch, dass ihr was Besseres als alle anderen seid, weil ihr trotzdem mit Draco redet, der als schwuler Schwarzmagier verschrien ist, dass ihr mit mir redet, obwohl die breite Masse es als schlecht und uncool oder gar als Frevel ansieht. Noten sind nicht so wichtig. Schaut mich an. Ich bin schlecht in der Schule. Und wie. Das Einzige, das ich kann, ist Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Quidditch.“ Er wuschelte dem kleinen Marv durch die Haare. „Ihr seid immerhin schon auf dem Weg zu eigenständigen Wesen. Nachdenken ist gut. Findet euren eigenen Weg, dann seid ihr eurem Helden einen großen Schritt näher.“ Und verschmitzt schaute er wieder zu Draco hinüber, der gerade fröhlich mit den Zwillingen diskutierte. Was da wohl so wichtig war, dass sie so lange brauchten? ~*~*~*~ Generell tat sich im Folgenden eine seltsame Tendenz heraus. Die Gryffindors vermieden es partout an Hermione oder Ron zu kommen und konnten sich dabei nicht recht entscheiden, ob es das Risiko wirklich wert war, stattdessen an Blaise oder gar Draco zu geraten. Hermione stellte das mit Genugtuung fest. Genauso wie sie feststellte, dass keiner mehr wagte, nach den Fotos zu fragen, die sie aussortiert hatten. Bis auf Fred und George: „Wir hatten noch ein Bild von Harry.“, erklärten sie ausdrücklich. ~*~*~*~ „Und was genau war darauf zu sehen?“, erkundigte sich Blaise bei den Zwillingen. „Vielleicht finden wir es noch irgendwo...“ ~*~*~*~ „Hm…“ Fred legte den Finger ans Kinn. „Er fliegt hinter dem Schnatz her.“, sagte dann George. „Außerdem fehlt das Bild, wie Marry und Geraldine unter einem Kuchen verschüttet werden…“ „…wie Wood ins Wasser klatscht…“ „…eine rotgrün gepunktete Unterhose von Flint…“ „…ein halbes Dutzend Bilder von der Essensschlacht letztes Frühjahr…“ „…Hermione, Harry und Ron beim Lernen mit den Scherzfedern…“ „…wobei Ron ganz schwarz im Gesicht ist…“ „Ist ja gut!“, unterbrach ihn Hermione. Jetzt war klar, wem die aussortierten Bilder wirklich gehörten. War ja klar gewesen, dass diese zwei so was sammelten… Fragte sich nur, wie sie die von Colin bekommen hatten. Oder war Colin Creevy am Ende nicht der einzige, der Fotos machte? ~*~*~*~ Blaise warf Hermione einen fragenden Blick zu. Und jetzt? „Äh, ich fürchte, die sind nicht dabei... Oder hast du die irgendwo gesehen, Hermione?“ Draco gesellte sich mittlerweile auch zu den drei. „Ihr habt bei der Aufzählung noch das Frettchenbild vergessen.“, sagte er kühl. ~*~*~*~ „Nein, das hätten wir schon noch erwähnt, Malfoy!“, grinste Fred frech. „Genau wie das Bild von dir beim Julball letztes Jahr, wo du Kürbissaft in den Haaren hast.“ George lächelte überfreundlich. „Aber was genau meint ihr mit nicht dabei?“, wollten sie jetzt unisono wissen. Hermione lächelte sie an. „Nun ja. Was genau bedeutet denn der Wortlaut? Nicht dabei heißt so viel wie nicht hier, nicht in eurem Stapel, nicht in diesem Raum. Es tut mir Leid, aber wir können euch nicht helfen!“ Jedenfalls wollte sie es nicht. Wie verabredet lagen diese Bilder feinsäuberlich versteckt in einer Ecke ihres Koffers und warteten auf den Einsatz. „Im Übrigen finde ich es nicht besonders nett von euch, solche Bilder überhaupt zu behalten.“ ~*~*~*~ „Der Kürbissaft auch. Ihr seid gut...“ Draco zog die Augenbraue hoch, doch an seinem kalten Blick änderte sich nichts. „Fotografiert ihr selbst oder sammelt ihr nur die Schnappschüsse von anderen? Oh, entschuldigt, dumme Frage. Vermutlich könnt ihr euch gar keinen Fotoapparat leisten.“ ~*~*~*~ Ron schoss dem Blonden einen bösen Blick zu, aber den Zwillingen schien diese Verbalattacke nichts auszumachen. „Eine Hand wäscht die andere, Malfoy.“, meinte Fred. „Und wir sind im Besitz einer unerschöpflichen Quelle an Dingen, die jedes Jungenherz höher schlagen lässt.“ Herausfordernd… ~*~*~*~ „Ach? Und was sollte das sein?“ Draco zog minimal seine linke Augenbraue hoch. Die Herausforderung war nur allzu deutlich - und bisher war er noch keiner aus dem Weg gegangen. ~*~*~*~ „Ja, was könnte das sein?“ Hermione seufzte. „Hört auf, Jungs, wir haben keine Zeit für so was.“ Nachdrücklich schob sie Fred ein wenig zur Seite. „Mir ist egal, für was ihr eure Scherze missbraucht, aber dass ihr so tief sinken würdet, hätte ich nicht gedacht.“ Das hatte sie offenbar tief getroffen. Fast enttäuscht blickten sie sie an. „Was soll das, Mione? Warum lässt du uns keinen Fight mit dem Slytherinfrettchen?“ „Warum verrätst du unser Geheimnis?“ „Und überhaupt hat das nichts mit tief sinken zu tun.“ „Wir sammeln Erinnerungen, damit wir nichts aus unserer Schulzeit vergessen.“ Hermione blickte sie böse an. „Dann tut das auf herkömmlichem Weg und führt ein Tagebuch. Und jetzt macht, dass ihr hier wegkommt!“ Mit versteckter Geste tippte sie auf das Abzeichen an ihrer Brust und sie verstanden. „Schon okay, wir gehen ja!“, riefen sie lachend. „Hey, Malfoy, lass uns das bei Gelegenheit wiederholen, ja?“ „Fred!“ „Wir sehen uns, Mione!“ „Tschüssi, Ronnie-Schatz!“ „Ich bring sie um!“, kam es da von Ron, bevor er wieder Draco fixierte. Er hatte sich doch nicht geändert. Die Beleidigung grade war fies gewesen. Ganz so wie früher. ~*~*~*~ „Hm...“ Marv seufzte leise. „Aber das ist schwer.“ „Ja.“ Rivers nickte ernsthaft. „Weil wir Draco mögen, mögen uns die anderen beiden Jungs aus unserem Jahrgang nicht mehr... Die sagen gemeine Dinge. Und dann kriegen wir wieder Hauspunkte abgezogen, weil wir Ärger machen...“ Er grinste schief und senkte den Kopf, sodass er an einen bedrückten Hund erinnerte. „Äh...“ Zack bekam rote Ohren. „Was ist schwul eigentlich?“ Es war ihm sichtlich peinlich, diese Frage überhaupt zu stellen. „Ist das was Schlimmes?“ ~*~*~*~ Harry wurde ebenfalls rot. War das jetzt ihr Ernst? Sie wussten nicht, was es war? Und wenn es so war, wie viele auf dieser Schule wussten es eigentlich noch nicht? War doch nicht zu fassen. Da mokierte sich die ganze Schule und es gab noch immer manche, die nicht einmal etwas mit dem Wort anfangen konnten… Und ob es was Schlimmes war? Woher denn? Es war nicht angenehm, weil es verschrien war, wie er aus eigener Erfahrung wusste, aber schlimm? War es schlimm? „Nein. Es bedeutet nur, dass ein Junge einen anderen Jungen liebt.“, sagte er lächelnd. War doch eine ganz einfache Antwort. „Schlimm ist es nur aus Sicht der Eltern, wenn sie sich Enkel wünschen, denn das funktioniert dann nicht mehr.“ ~*~*~*~ „Ach so...“ Zack nickte verstehend. „Dann ist das ja wirklich nicht schlimm. Liebe ist doch was Tolles.“ Er strahlte Harry an. „Ach so...“, machte jetzt auch Rivers. „Meine Mum wünscht sich ganz doll Enkelkinder... Die fragt jetzt schon dauernd, ob es nicht irgendein Mädchen gibt, das ich toll finde. Aber Mädchen sind eh blöd.“ Der blonde Junge verdrehte demonstrativ die Augen. Marv kaute in der Zwischenzeit auf seiner Unterlippe herum. „Ich finde, die da draußen sind alle blöd. Was kann man denn dafür, wenn man sich verliebt?“ Er stockte und kam auf den nächsten Gedanken. „Aber... ist Draco denn wirklich in einen Jungen verliebt?“ Mit großen Augen blickte er Harry an. Ohne es weiter zu bemerken, war der Gryffindorsucher in den Augen der drei zu einem nahezu Draco-gleichen Helden aufgestiegen. ~*~*~*~ Harry lachte leise. „Nein.“, gab er zurück, ohne zu überlegen, vollkommen überzeugt. „Das ist er nicht. Das ist genauso ein Gerücht wie dass Professor Sprout und Flitwick ein Verhältnis haben.“ Das hatte er irgendwo mal aufgeschnappt und glaubte nicht im Entferntesten daran. Auch wenn es seiner Meinung nach schade war… Die beiden passten doch irgendwie schon zusammen. ~*~*~*~ „Hm...“ Marv nickte. „Dann sind die alle noch dümmer, weil die einfach nur Unsinn reden.“ Er schüttelte den Kopf. „Menschen können blöd sein.“, fügte Rivers altklug hinzu. „Hm...“ Zack sagte nichts weiter, sondern schaute zu Draco hinüber und zupfte Harry am Ärmel. „Du, ich glaube, die beiden streiten sich...“ Das sah wirklich nicht gut aus zwischen Draco und - wie hieß der Gryffindor noch mal? - dem Rothaarigen. ~*~*~*~ Scherze... Streichzeugs also. Das, was hier in Hogwarts seit Jahren herumging. War ja klar, dass die Weasleyzwillinge dahinter steckten. „Jederzeit, Wiesel. Jederzeit.“, gab Draco den beiden Rothaarigen noch mit auf den Weg. Dann wandte er sich dem nächsten Schüler zu, der seine Fotos zurückhaben wollte. Dieser - ein Hufflepuff, dessen Namen der Blonde beinahe sofort wieder vergaß - war zumindest so schlau und mokierte sich nicht über eventuell fehlende Bilder. Komisch. Beobachtete ihn hier jemand? Er wandte den Kopf und blickte in Rons blaue Augen, die nicht gerade freundlich wirkten. ~*~*~*~ „Nicht noch mal in meiner Gegenwart, klar?“, sagte Ron so düster, dass Hermione in der Ausgabe innehielt und besorgt zu den beiden neben sich blickte. War ja klar gewesen, dass Ron auf diesen Seitenhieb reagierte. Sonst wäre er wohl kaum Ron. War sowieso ein Wunder, dass sie solange ohne Streit ausgehalten hatten… Schon einen ganzen halben Tag! ~*~*~*~ Okay, das war jetzt eine Zwickmühle. Einerseits wollte Draco keinen Streit vom Zaun brechen, schon gar nicht mit Harrys bestem Freund, was Ron ja bekanntlich war, aber andererseits... Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Dummer Stolz. „Schon mal was von Redefreiheit gehört? Außerdem warst du mit keinem Wort gemeint.“ Der Blonde trat beiseite und überließ Pansy seinen Platz an der Ausgabe. Etwaige Eskalationen mussten ja nicht unbedingt alle dort draußen mitbekommen. ~*~*~*~ Harry blickte ebenfalls auf. Und stellte fest, dass es stimmte. Zuerst sonderte sich Draco ab, dann Ron. Er runzelte die Stirn. Was war denn los? „Entschuldigt mich kurz.“, sagte er und erhob sich. Schon als er näher kam, wusste er es. Draco schien irgendwas Unpassendes gesagt zu haben. „Aber es betraf meine Familie!“, schoss Ron gerade böse zurück. „Du kannst mit den beiden Deppen ja machen, was du willst, aber lass meine Eltern aus dem Spiel!“ Harry seufzte. Eltern beleidigt? Beide? Meinte Ron die Zwillinge, die vorhin da gewesen waren? Waren sie etwa mal wieder mit Draco aneinander geraten, wie sie mit jedem aneinander gerieten, mit dem sie Streit suchten? Hatten sie Draco provoziert? Ehe er sich aufhalten konnte, stand er zwischen ihnen, ganz dicht vor Draco. „Mau?“ Und er bemühte sich wirklich darum, genauso unschuldig zu wirken wie ein kleines Kätzchen. „Was hast du denn gesagt?“ Hinter ihm klappte Ron der Mund auf. Was war denn das jetzt für eine Aktion? ~*~*~*~ Ehe Draco überhaupt dazu kam, Ron etwas zu erwidern, musste sich Harry einmischen. Eigentlich sollte ihn das ja gar nicht wundern, hatte der Schwarzhaarige doch schon allzu oft bewiesen, dass er sich nicht aus den Dingen heraushalten konnte, die seine Freunde betrafen. Und jetzt stand er da, maunzte ihn an und bemühte sich, wie ein Kätzchen zu gucken. Draco seufzte leise. „Ich habe den Zwillingen gesagt, dass sie sich keinen Fotoapparat leisten können.“ Er verdrehte die Augen. „Womit eindeutig nicht die ganze Familie gemeint war. Noch nicht einmal seine Eltern.“ Er deutete mit dem Kinn auf Ron. „Wenn ich das gewollt hätte, wäre mir was Besseres eingefallen.“ Er fuhr sich durch die Haare. „Du kannst dich echt nie raushalten, oder?“ ~*~*~*~ „Nö.“, antwortete Harry ungerührt. Allerdings hatte er jetzt erst recht das Gefühl, den Faden bei der ganzen Sache nicht mitbekommen zu haben. Warum sollte er so etwas denn sagen? Er blickte zu Ron hinüber, der eindeutig noch immer missmutig dreinblickte, dann zu den drei Jungs, die besorgt zwischen allen hin- und herblickten. Auch Hermiones fragenden Blick fing er auf, dann zuckte er die Achseln und ging zu Ron. „Du hast es immer noch nicht gelernt.“, sagte er und grinste schief. „Die Zwillinge verdienen solche Sprüche ab und zu, sonst wären sie nicht glücklich, weil ihnen die Herausforderung fehlt.“ Ron sah ihn böse an. „Du stellst dich auf seine Seite?“ „Ich?“ Harry lachte und trat zur Seite. „Aber nein, prügelt euch. Ich habe nichts dagegen.“ Auffordernd blickte er seinem Freund entgegen. ~*~*~*~ Draco verpasste Harry eine Kopfnuss. „Wir wollten uns definitiv nicht prügeln. Das ist stillos. Außerdem sind wir noch nicht einmal dazu gekommen uns wirklich zu streiten...“ Er schüttelte den Kopf. ~*~*~*~ „Hey!“ Harry blickte zu ihm, sich den Kopf reibend. „Was soll das?“ Dann begann er zu grinsen. „Wolltet ihr also nicht?“, fragte er frech. „Sah aber ganz so aus, nicht wahr, Jungs?“, suchte er Unterstützung bei Dracos Würdenträgern. ~*~*~*~ „Oh ja. Das sah so aus.“ Die drei Jungs nickten und bekamen von Draco dafür einen vernichtenden Blick. „Nein, sah es definitiv nicht. Ich stehe nicht so auf blutige Nasen und Lippen und bisher habe ich mir bei körperlichen Auseinandersetzungen immer eins von beidem geholt.“ Er schüttelte den Kopf. Oh ja, einmal Hermione - der Schlag hatte wirklich gesessen - und einmal Warrington. Das reichte aber auch. ~*~*~*~ Harry grinste. „Dann eben nicht.“, meinte er. „Seid ihr jetzt fertig?“, kam Hermiones Ruf von hinten und Ron seufzte. „Harry, du bist furchtbar. Es ist mir bisher nie aufgefallen, aber in gewisser Art und Weise hast du eine penetrante Begabung, Schwierigkeiten, die dich nicht betreffen, auszumerzen. Ich frage mich wirklich, wie es kommt, dass du trotzdem immer welche verursachst.“ Damit drehte er sich um, schüttelte den Kopf, als gäbe er etwas auf, und half weiter bei der Ausgabe. Harry sah ihm verwirrt nach. „Wie hat er das denn gemeint?“ ~*~*~*~ „Oh, er meint damit, dass du uns gerade einen schönen Streit versaut hast, aber es selbst immer schaffst, Ärger anzuziehen.“ Draco grinste und wuschelte Harry durch die Haare. „Ich würde das jetzt als Kompliment werten.“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu, ehe er zu der Fotoausgabe ging. Wenigstens schrumpfte die Anzahl an Stapeln. Die Menge der Schüler vor der Tür auch - und mittlerweile standen dort auch einige Lehrer und wollten ihre Fotos zurückhaben. ~*~*~*~ Harry runzelte die Stirn. Irgendwie fühlte er sich jetzt reichlich verarscht. Er sollte es als Kompliment werten, dass er Ärger anzog? Schwer. Wirklich schwer. Unmöglich. Missmutig knurrend folgte er den beiden, hockte sich auf einen Tisch und lauschte den Namen, die angesagt wurden, woraufhin er die Stapel mal zu Hermione, mal zu Pansy, mal zu Blaise fliegen ließ. Ron und Dray ließ er weiter laufen, Strafe für den frechen Kommentar. ~*~*~*~ Schließlich waren sie fertig. Nur noch vier Stapel lagen auf dem Tisch, einer davon gehörte definitiv Colin Creevey, der sich noch nicht hatte blicken lassen. „Das sind unsere...“ Rivers zupfte Draco behutsam am Umhang. „Ihr habt so lange gewartet? Ihr hättet sie sofort haben können...“ Er schüttelte den Kopf. „Ja, aber dann... dann hättest du uns vielleicht weggeschickt.“ Marv sah bedrückt aus. „Du hast im Moment so wenig Zeit.“ Uh, das bedeutete jetzt ein schlechtes Gewissen. „Hm... Ich hab viel Ärger im Moment. Und viel zu tun...“ Draco bemühte sich um ein Lächeln. „Ja, wegen diesen dummen Lügen, dass du schwul bist.“ Die drei nickten verständnisvoll. „Ihr habt den Schwarzmagier vergessen.“, ergänzte Draco trocken. „Aber...“, sagte Zack fest, „Das interessiert uns alles nicht. Wir mögen dich so, wie du bist. Und uns ist egal, ob du Schwarze Magie benutzt oder Jungs liebst.“ Wupps, umarmten sie ihn alle drei und Draco wusste wirklich nicht, was er dazu sagen sollte. ~*~*~*~ „Sind sie nicht lieb? Wie Geschwister. Dray und seine drei kleinen Brüder…“, sagte Harry zuckersüß und die anderen begannen unterdrückt zu lachen. Ja, wie Brüder. Selbst Ron musste grinsen. Zwar wusste er, dass es unter Brüdern nur selten so war, aber im Grunde hatte er Recht. Seine Brüder und er standen auch immer auf einer Seite, egal welche Gerüchte. Die Zwillinge hätten auch das Verbot gebrochen, hätte er es ihnen erlaubt. „Und jetzt…“ „Mr Malfoy. Potter.“ Harry erstarrte beim Klang der tonlosen, kalten Stimme. Bitte nicht der! Bloß nicht der! „Heute wird die Strafarbeit bei mir stattfinden. Mit Professor Tonks ist alles abgeklärt. Ich erwarte euch um fünf in meinem Büro.“ Harry wurde blass und sein Blick suchte nicht Snape sondern Draco. Auweia. Das konnte nicht sein! Gerade jetzt, wo Draco das zu verarbeiten schien, wollte er das wiederholen? Der Schwarzhaarige wirbelte herum. „Sir, das…“ „Ich werde den Plan nicht mehr ändern, Potter. Sieh zu, dass du pünktlich bist!“ Er schickte ihnen beiden je noch einen Blick, dann war er auch schon wieder verschwunden. ~*~*~*~ Draco verzog das Gesicht, als die anderen geschlossen lachten. Na, danke... Behutsam schob er die drei Kleinen von sich. War ja nett, dass sie ihn mochten, aber das war doch ein bisschen viel des Guten... Snapes Stimme ließ ihm einen kalten Schauder über den Rücken laufen. Was musste sich dieser Mistkerl auch so anschleichen? Nur mit Mühe konnte er verhindern, dass ihm seine Gesichtszüge entgleisten, als er Snapes Worte begriff. Heute bei ihm Strafarbeit? Na, wunderbar... Das hieß, dass ihm solch eine Gedankenwühlaktion noch einmal bevorstand. Und so wie er Snape gestern gereizt hatte, würde dieser das nur allzu genüsslich tun. Ohne es zu merken, wurde seine Miene kalt und unnahbar. Schutzreflex. „Ab zum Unterricht mit euch.“, sagte er zu den Erstklässlern, als wenn nichts passiert wäre. Die drei blickten ihn verschreckt an und zogen dann ab. Natürlich nicht, ohne ihre Fotos eingesteckt zu haben. ~*~*~*~ Harry seufzte besorgt. Na, das konnte ja was werden. Aber… wenn er ehrlich war… er sah diesem Training gar nicht mit so schlechten Gefühlen entgegen. Klar, für Draco war das katastrophal, aber für ihn… Er konnte die Stimme seiner Mutter nicht vergessen, das freundliche Lächeln, das über ihm geschwebt hatte… Und dennoch hätte er den Giftmischer am liebsten abgemurkst. Vorzugsweise mit Zuckerwatte. Er sprang vom Tisch. „Gehen wir zum Unterricht.“, sagte er und trat näher an Draco heran, berührte ihn flüchtig mit dem Handrücken. Nur eine kleine Geste des Trostes, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er jetzt keinen Trost haben wollte, nicht vor den anderen, nicht so offensichtlich mit einem bestimmten Grund daneben und er würde einen Teufel tun, sich darüber hinwegzusetzen. ~*~*~*~ Draco gab Harry keine Erwiderung auf die Berührung, wusste sie aber durchaus zu schätzen. „Arithmantik...“ Blaise seufzte und verdrehte die Augen. „Heute Mittag an der Weide zum Picknick?“, fragte Pansy. „Ist doch besser, als wenn wir in der Großen Halle essen. Vor allem, wenn die eh alle sauer auf uns sind...“ Blaise nickte. „Klingt gut.“ Da auch Hermione und Ron ihre Zustimmung gaben, war es also abgemacht. Mittagessen unter der Weide. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So I see it, it's right there in front of me What's a matter, oh you cannot see Feeling like I did when you blindfolded me So I hear it, for a brief moment there I thought I knew All these things they were far, far from true But I guess you cannot hide from the truth. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ich liebe die drei Kleinen! Naiv bis zum Gehtnichtmehr, aber dennoch nicht auf den Kopf gefallen. *alledreiknuddelt* Shirokko: *schmoll* Warum hast du mir nicht gesagt, dass Harry klingt, wie ein studierter fünfundzwanzigjähriger Pädagogiker? Ist ja schrecklich, wie erwachsen er ist… Treffpunkt Hilflosigkeit ------------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 46: Treffpunkt Hilflosigkeit Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night – 25 Years. Viel Spaß beim Lesen Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 46: Treffpunkt Hilflosigkeit Als nächstes kam aber erst einmal der Arithmantikunterricht und Draco musste feststellen, dass seine Konzentration vollkommen nicht vorhanden war. Seine Gedanken schweiften ständig ab. Mal landete er bei Harry, dann wieder bei seinem Gefühlschaos, das unbestreitbar mit ihm zu tun hatte, dann bei seinem Horror vor dem Unterricht bei Snape, dann bei den Worten der drei Zwerge von vorhin. ...egal, ob du Schwarze Magie benutzt oder Jungs liebst. Vollkommene Akzeptanz. Womit hatte er sie nur verdient? Er stützte das Kinn in die Hände und starrte vor sich hin. Außerdem spürte er da noch etwas. Ein komisches Ziehen im Bauch, als wenn ihm wieder übel wurde. Na, super. Vom Mittagessen ließ er dann doch besser die Finger... Endlich - nach einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam - klingelte es. „Noch einen Abstecher zur Großen Halle und Essen holen und dann nichts wie raus.“ Pansy lachte. „Ich gehe schon mal vor...“, sagte Draco knapp und verließ den Klassenraum. Dieses komische Gefühl war stärker geworden. Deutlich stärker und fühlte sich nicht mehr wie Übelkeit an. Eher wie etwas vollkommen anderes... Blaise und Pansy blickten ihm besorgt nach. „Irgendwie gefällt er mir im Moment ganz und gar nicht...“, murmelte der Schwarzhaarige leise. ~*~*~*~ Hermione kam zu ihnen. „Was ist los mit ihm?“, fragte sie. „Er ist doch sonst nicht so schweigsam im Unterricht. Er hat Professor Vektor einfach ignoriert und hat das nicht mal mitbekommen!“ ~*~*~*~ „Keine Ahnung...“ Blaise zog die Schultern hoch, während sie aus dem Klassenraum gingen. „Er ist seit gestern so komisch...“ „Und er ist schon wieder so blass um die Nase.“, fügte Pansy hinzu. Die beiden blickten sorgenvoll drein. Blaise seufzte leise. „Ich hoffe, ich bekomme endlich mal die Gelegenheit, mit ihm zu reden... Scheint, als wenn er irgendetwas mit sich herumschleppt, über das er dringend reden sollte.“ Er sah Hermione an. „Vielleicht das, was du gestern meintest... Vielleicht. Ich werde im Moment selbst nicht schlau aus ihm.“ ~*~*~*~ Hermione nickte. Wenig später, als sie aus der Großen Halle wieder herauskamen, schlossen sich ihnen Ron und Harry an, die beide recht verschlafen dreinblickten. Der Unterricht schien wieder mal ein totaler Reinfall gewesen zu sein. Und dennoch… „Ron?“ Der Rotschopf blickte seine Freundin an, die besorgt und fragend aussah, und verstand. Er schüttelte den Kopf. „Nein, alles klar.“, sagte er. Harry hatte keine neuen Voraussagen gemacht. Beruhigt hakte sie sich bei ihm und Pansy unter, während sie zur Weide gingen. Vielleicht… vielleicht sollten sie wirklich mal mit Blaise und Pansy reden… Über die Sache mit dem Ministerium… Vielleicht auch mit Draco, aber es war wahrscheinlich besser, wenn sie vorher Blaise fragte, ob der eine solche Information in seiner jetzigen Konstitution überhaupt vertrug. Vorsichtig beugte sie sich ein wenig zu Pansy hinüber. „Wir müssen euch was erzählen.“, sagte sie leise, sodass Harry davon nichts mitbekommen konnte. „Wenn die zwei bei Snape sind, okay?“ ~*~*~*~ Er war da. Draco hatte sein Herannahen spüren können - wenigstens sobald er kapiert hatte, dass dieses seltsame Gefühl in seinem Bauch dieser Annäherungszauber war - und nun kam er dort vorne durch das Tor. Es war gut, dass er darauf vorbereitet war. Auch so erfüllte ihn ein brodelnder Strom an Gefühlen - vorrangig Wut -, als er seinem Vater entgegenblickte. Aber er hatte damit rechnen können und er fühlte sich bei weitem nicht so eiskalt erwischt wie das letzte Mal. Die Menge der Schüler teilte sich vor dem hochgewachsenen blonden Mann, der direkt auf seinen ruhig dastehenden Sohn zuschritt. „Draco.“ „Vater.“ Der blonde Slytherin neigte leicht den Kopf. Die Spannung zwischen Vater und Sohn war kaum zu übersehen und die Schüler rundherum starrten neugierig auf die beiden, die sich so ähnlich sahen. „Gehen wir nach draußen.“, sagte Lucius Malfoy schließlich nach einem Augenblick des Schweigens. Draco nickte und gemeinsam schritten sie hinaus. Ein Teil der neugierigen Menge wagte es sogar, ihnen bis zum Tor zu folgen und zuzusehen, wie die beiden Malfoys zum See hinuntergingen. „Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“, erkundigte sich Draco betont gelassen. „Die Dinge, die ich über dich gehört habe.“ Die Erwiderung war kalt, die Stimme klang unnahbar, was früher für den Sohn vielleicht einen Stich bedeutet hätte, ihn aber jetzt nicht mehr verletzen konnte. Verletzung hatte er bei diesem Vater hinter sich gelassen. Das einzige, was es noch gab, war Wut... „Und das wären?“ Sie waren am See angekommen, schlugen den Weg entgegengesetzt zu der Weide ein und hielten auf einen kleinen Birkenhain zu, der Sichtschutz vor der Schule versprach, jedoch von der Weide aus sehr gut eingesehen werden konnte. „Deine sich häufenden Verfehlungen.“ Die Stimme seines Vaters war scharf und kalt. Draco schwieg. Unter den Birken blieb der blonde Mann stehen und wandte sich zu seinem Sohn um. „Was ich über dich gehört habe, ist - gelinde gesagt - beunruhigend.“ „Und was hast du gehört?“ Draco verzog noch immer keine Miene. Er riss sich zusammen, gebrauchte seine gesamte Selbstbeherrschung. Er war wütend und zugleich... Zugleich fühlte er eine seltsame Leere, die ihn zu ersticken drohte. „Dass du mit Potter Hand in Hand durch die Schule gehüpft bist.“ Autsch. „Dass du dich gegen dein eigenes Haus stellst. Dass du dich von Pansy Parkinson getrennt hast. Dass du mit Potter eine... Affäre hast.“ Der Todesser verzog angeekelt das Gesicht. Draco schwieg noch immer. Er lehnte sich lässig gegen eine der Birken und betrachtete das wutverzerrte Gesicht seines Vaters mit den eiskalten grauen Augen. „Hast du mir dazu nichts zu sagen?“ Eine blanke Drohung lag in der dunkeln Stimme. „Wirst du mir denn glauben?“, gab Draco zurück. „Das hängt von dem ab, was du sagst.“ Malfoy Seniors Augen funkelten ihn prüfend an. Alles an diesem Mann wirkte kalt und unnahbar, aber zugleich auch wütend und als wenn er ihn auf die Probe stellen wollte. „Ich stelle mich nicht gegen mein Haus - mein Haus stellt sich gegen mich. Ich habe es diesen dummen Gerüchten seit Anfang des Schuljahrs zu verdanken, dass sich die Fronten verhärten. Warrington und Pucey haben beschlossen, mich auf dem Kieker zu haben und du kannst wohl kaum erwarten, dass ich mir das gefallen lasse. Ich wehre mich.“ Jetzt blitzten Dracos Augen zurück. „Warringtons und Puceys Eltern sind treue Anhänger...“ „Und? Das bringt mir hier überhaupt nichts!“, fiel der blonde Junge ihm ins Wort. „Es interessiert hier nicht!“ Der Handschuh traf ihn schneller an seiner Wange, als er hatte denken können. „Es hat dich zu interessieren, Draco. Denn das ist deine Zukunft! Arrangiere dich mit ihnen.“ „Das wird nicht funktionieren, da mich die beiden und ihre dämlichen Handlager auf den Tod hassen.“ Draco lächelte süß. Seine Wange brannte und färbte sich sicher schon leuchtend rot, doch mit keiner Regung verriet er, dass sie schmerzte. Lucius Malfoy schnaubte nur. „Was ist mit Potter?“ Wieder lag dieser angeekelte Ausdruck auf seinem Gesicht. Dieser Gesichtsausdruck... Er machte Draco nur noch wütender, zwang ihn dazu, noch mehr Kraft in seine Selbstbeherrschung zu stecken. „Nichts. Gar nichts. An diesen Gerüchten ist kein bisschen etwas dran. Sie sind nur dummes Gerede...“ „Ja, so dummes Gerede, dass du deine magischen Tricks lieber an deinen Slytherinkameraden austestest als an Potter?“ Eine allzu deutliche Anspielung auf die Abfuhr, die Draco Nott erteilt hatte. Verdammt, woher weiß er das? Er brauchte eine Idee. Dringend. Und ganz schnell. „Und was, wenn ich Potter in Sicherheit wiege, um ihn auszuspionieren? Wenn ich mich an ihn herantaste, damit ich ihn für...“ Er stockte einen Augenblick. „…unsere Zwecke benutzen kann? Damit ich seine Schwächen kenne? Und ihn vielleicht sogar dem Dunklen Lord auf dem Silbertablett servieren kann?“ Diese Worte widerten ihn an. Und doch... Welche Wahl hatte er denn, als jetzt eine Fassade aufzubauen, die sein Vater nicht in Zweifel ziehen und zerschlagen konnte? Lucius Malfoy schwieg und musterte Draco prüfend, ja, er schien regelrecht zu versuchen, in seinen Sohn hineinzusehen. „Die Geschichte mit Pansy ist Teil dieses Plans?“ Der blonde Slytherin nickte. „Natürlich. Oder glaubst du, dass ich es ansonsten wagen würde, mich deinen Wünschen zu widersetzen?“ Dieses Anbiedern war widerlich. Absolut widerlich. Sehr viel lieber wäre er Lucius Malfoy jetzt an die Kehle gegangen, als diese Dinge zu sagen. Der Blick aus den grauen Augen seines Vater wurde noch forschender, brannten sich tief in ihn hinein. „Ich hoffe für dich, dass du mir keine Lügen auftischst, Draco.“ „Warum sollte ich?“ Der Vertrauensschüler zog eine Augenbraue hoch. „Weil das alles nach pubertären Rebellionsversuchen stinkt.“ Die kalten Augen fixierten ihn weiterhin. Nur gut, dass er wusste, dass sein Vater keine Legilimentik beherrschte... „Imperio!“ Schlagartig hatte der Todesser seinen Zauberstab aus der Spazierstockhülle gerissen und diesen auf seinen Sohn gerichtet. Der Druck des Imperiusfluches war Draco - dank Madeye Moody - nicht unbekannt, allerdings hatte er nicht erwartet, dass sein Vater ihn eines Tages gegen ihn einsetzen würde. Bisher waren seine Mittel sehr viel subtilerer Natur gewesen... Mistkerl! Seine Wangen brannten vor Scham und Demütigung und sein Zorn wuchs ins Unermessliche. Und doch konnte er nichts tun... Er durfte nichts tun, sich nicht gefährden, Harry nicht gefährden... Schlagartig wurde ihm klar, wer Harrys Schwachpunkt sein konnte. Der Blonde versuchte, sich gegen den Fluch aufzulehnen und kratzte seine Willenskraft zusammen. Und doch... Es reichte nicht, hingen seine Gedanken zum Teil noch immer an dem Gryffindor und kamen von dort nicht fort. Lucius Malfoy zwang seinen Sohn auf die Knie und betrachtete ihn von oben herab. „Vergiss niemals, dass du dorthin gehörst. Du wirst dich nicht gegen mich auflehnen. Und wenn du es doch versuchen solltest - du wirst es bitter bereuen.“ Abrupt löste er den Zauber. Draco war versucht direkt wieder aufzuspringen. Die Wut in seinem Inneren schlug so hoch, dass sie ihm den Atem raubte. Er hasste ihn. Oh ja, er hasste seinen Vater. Doch anstatt ihn anzusehen und ihm diese Worte ins Gesicht zu brüllen, schlug er die Augen nieder und verbarg das unheilige Glühen in ihnen. Das hier war nicht die Zeit... Aber sie würde kommen... „Gut so.“ Der Ältere lächelte zufrieden. „Benimm dich. Ich will nicht schon wieder herkommen müssen. Überleg dir genau, was du tust. Du spielst mit deiner Zukunft. Ich werde sonst in Erwägung ziehen, dich von der Schule und mit mir zu nehmen.“ Malfoy Senior wandte sich ab und rauschte davon. Draco grub die Hände in das Gras und kratzte mit den Fingernägeln durch die Erde. Ihm war danach zu schreien, sich irgendwie auszutoben und diese Wut, diesen Hass, diese unselige Energie in sich loszuwerden. Aber er konnte nicht. Genauso wenig konnte er dieses plötzliche Gefühl von Angst unterdrücken oder beiseite schieben. ~*~*~*~ Schon auf dem Weg zur Weide hatten sie Stimmen gehört, die von Malfoy Seniors Ankunft sprachen. Sie hatten in Harry eine Angst entfacht, die kaum mehr zu bändigen war. Er wusste nicht, wo Draco jetzt war, nur, dass er draußen sein musste. Irgendwo draußen in diesem riesigen Gelände. Aber als sie die Weide erreichten, schon davor, hatte er es gewusst. Nicht, dass er ihn gesehen hätte, aber er hatte geahnt, dass er da irgendwo war, hatte nach links geschaut über den See. Und er hatte ihn gesehen. Erst Malfoy, dann Draco. Es war zu weit, um zu erkennen was geschah oder gar etwas zu hören, aber das war auch nicht nötig. Die Angst in seinem Inneren hatte längst gesiegt. Was, wenn er ihm wieder etwas antat? Er sah, wie Draco auf die Knie ging, und schloss ohnmächtig die Augen. Er hatte versprochen, sich rauszuhalten. Und auch wenn es schwer fiel, er würde es tun. Als er es endlich schaffte, genug Selbstbeherrschung zusammenzukratzen, um sein Augenmerk wieder auf die zwei Blonden zu richten, war Malfoy Senior dabei zu gehen. Harry biss die Zähne zusammen, drehte sich um und ging den Weg, den er kurz zuvor gekommen war, zurück. „Harry?“ Hermione blickte ihm nach. „Harry, mach jetzt keinen Blödsinn!“, rief Ron und lief ihm nach. Doch die Hand, die ihn festhalten sollte, wurde beiseite geschlagen. „Lass mich zufrieden.“ Ron blieb stehen und blickte ihm nach. „Was jetzt?“ Hermione zuckte mit den Schultern. „Wollen wir hoffen, dass er nichts Blödes anstellt.“, meinte sie nur. „Und wenn er versucht, ihn rauszufordern?“, hakte Ron nach. „Wenn er ihn anzugreifen versucht?“ Hermione zuckte die Schultern. Zuzutrauen wäre es ihm, aber ob er wirklich so blöd war… ~*~*~*~ Auch Blaise und Pansy hatten das Geschehen in der Ferne beobachtet. Das sah nicht gut aus. Gar nicht gut... „Scheiße...“, murmelte Blaise leise. Draco auf den Knien zu sehen... Blaises Schultern bebten vor Wut. Es machte ihn unglaublich zornig zu sehen, dass Lucius Malfoy zu so etwas fähig war. Und es warf ein neues Licht auf diese verkorkste Vater-Sohn-Beziehung. Pansy lehnte sich an ihn. Auch sie sah mitgenommen aus. „Also, wenn Harry ihm was antun will, dann helfe ich ihm liebend gern dabei...“, knurrte Blaise und blickte dem Gryffindor nach. ~*~*~*~ „Du bleibst hier!“, sagte Hermione ruhig, aber auch ihr Gesicht zeigte deutlich die Wut und den Hass. Niemand tat so etwas mit ihren Freunden. Und Draco war ihr Freund! Und dennoch… „Wir sind wahrscheinlich selbst zu fünft noch nicht stark genug und würden Draco nur reinreiten. Außerdem hat er sich noch nichts zu Schulden kommen lassen. Außer Harrys Aussage, er sei bei der Auferstehung des Unnennbaren dabei gewesen, an die keiner glaubt, kann ihm nichts zur Last gelegt werden. Wir würden uns lächerlich machen und er würde sich ins Fäustchen lachen.“ „Seine Leute haben meinen Bruder ermordet!“, knurrte Ron. „Sie müssen daran glauben!“ „Die Zeitungen haben berichtet, es sei ein Unfall gewesen.“, erklärte Hermione ernst. „Das Ministerium hält die Informationen streng unter Verschluss.“ Sie blickte zu den dreien zurück. „Allerdings könnte sich das schon bald ändern. Jetzt, wo wir alleine sind… Harry hat vor kurzem eine Prophezeiung gemacht, an die er sich selbst allerdings nicht erinnert.“, begann sie. „Wenn die eintritt, dann wissen es alle.“ Rons Gesicht wurde ernst. In diesen paar Augenblicken vorhin war er zu dem Entschluss gekommen, dass er Draco seine miese Art verzieh. Bei diesem Vater war alles nachvollziehbar und es erschien ihm wie ein Wunder, dass er noch lachen konnte und überhaupt mit ihnen sprach. Und jetzt… Hermione hatte definitiv Recht. Wenn die Prophezeiung eintraf, dann konnte diese Ratte sich hier nicht mehr blicken lassen, denn dann würden sie ihn kriegen. Und wenn sie die Antwort mit Veritaserum aus ihm herauspressen mussten. ~*~*~*~ „Eine Prophezeiung?“ Blaise war noch immer unglaublich wütend auf Lucius Malfoy, fühlte seine Aufmerksamkeit jetzt aber in eine andere Richtung gerissen. „Was für eine Prophezeiung?“ Er wirkte verwirrt. Prophezeiungen machte man schließlich nicht einfach so. „Und warum sollte die überhaupt eintreten?“ Pansy sah ähnlich überrascht aus, verkniff sich aber jegliche Bemerkung, da Blaise schon alles gesagt hatte. Ihre Augen huschten noch einmal sorgenvoll hinüber zu Draco, der noch immer Gras kniete, dann blickte sie Hermione fragend an. ~*~*~*~ Ron antwortete für sie. „Er hat auch Percys Tod vorausgesagt.“, erklärte er düster. „Und nur ein paar Tage später hat er dann seine zweite Vorhersage gemacht.“ Er ballte die Hand zur Faust. „Einmal hat Harry erzählt, wie Trelawney eine Prophezeiung gemacht hat, dass sie vollkommen weggetreten gewesen war, dass sie sich nicht einmal daran erinnert hatte, dass sie eine gemacht hat. Bei ihm war es genauso.“ Er sah zu Hermione, die die Aufforderung verstand. „Das Ministerium ist verloren… Zwischen Regen und Schnee zermalmt.“, sagte sie. „Und aus diesem Grund darf er davon auch nichts erfahren. Er würde…“ „…die Schule verlassen und versuchen sie aufzuhalten.“ „Deshalb wollten wir warten, bis die beiden anderen beim Nachsitzen sind. Ich bin mir nämlich nicht sicher, was Draco dazu sagen würde, wenn er davon erfährt!“ ~*~*~*~ „Das klingt nicht gut...“, murmelte Blaise leise. Er wusste gar nicht, woran er zuerst denken sollte. Daran, was diese Prophezeiung bedeutete, oder daran, dass Harry offenbar ein Seher war... „Überhaupt nicht gut.“ Pansy schüttelte den Kopf. „Draco sollte das genauso wenig wissen. Wir haben doch schon gesehen, was passiert, wenn die beiden etwas aushecken. Nichts als Katastrophen.“ Sie blickte wieder hinüber zu dem Blonden, der jetzt langsam aufstand. Eine Eule war neben ihm. Und dann... wandte sich Draco ab und ging weg. Vermutlich wollte er jetzt niemanden sehen... Pansy ließ die Schultern hängen. Sie kam sich so überflüssig vor. Draco brauchte sie nicht. Kein bisschen... ~*~*~*~ Hermione hatte die Bewegung ebenfalls aus den Augenwinkeln bemerkt und legte dem Mädchen einen Arm um die Schultern. Sie tat ihr leid. Sie konnte nachvollziehen, wie sie sich fühlen musste, aber sie konnte daran nichts mehr ändern. Die Tendenz war einfach viel zu offensichtlich geworden. „Das ist eine Katastrophe.“, sagte sie. „Ihr untertreibt da maßlos.“ „Ich habe meinen Eltern gesagt, was passieren wird. Und Sir… Schnuffel und Lupin auch. Sie meinten nur, dass Dumbledore es längst weitergegeben hat. Aber das Ministerium glaubt nicht daran, weil es von einem paranoiden Kind kommt… Dumbledore ist machtlos.“, erklärte Ron hilflos. ~*~*~*~ „Also rennen sie mit geschlossenen Augen in ihr Verderben. Wenn sie wenigstens die Augen öffnen könnten. Idioten!“, knurrte Blaise leise. „Aber wir können nichts tun. Das ist das wirklich deprimierende... Aber wenn das Ministerium fallen sollte... Nicht auszudenken, was dann geschehen wird...“ Der Slytherin schüttelte den Kopf. Grauenhaft. Pansy lehnte sich gegen Hermione und schloss die Augen. Sie war müde. Und sie hatte Angst... ~*~*~*~ „Und das ist das Schlimmste.“, nickte das braunhaarige Mädchen bedeutungsschwer und wiegte Pansy ein bisschen hin und her. „Wir können gar nichts tun, sonst löscht Dumbledore unsere Gedanken.“ Ron nickte. „Das hat er mit mir gemacht und bei Harry auch. Das ist auch der Grund, warum er es vergessen hat.“ ~*~*~*~ Blaise starrte ins Leere. Wenn Dumbledore das tat... „Wir sollten ihm vertrauen.“, sagte er leise. „Auch wenn es schwer fällt... Dumbledore hat uns nie im Stich gelassen. Und er ist der einzige, den Du-weißt-schon-wer fürchtet. Er... wird es aus guten Gründen tun. Aus Gründen, die wir vielleicht nicht verstehen, die aber richtig sein werden...“ Pansy sah ihn fragend an und schmiegte sich noch etwas mehr in Hermiones Umarmung. Wenigstens verstand sie ihren Schmerz... „Sieh mich nicht so an, Pansy... Ich weiß, was ich sage. Aber wenn wir nicht Dumbledore vertrauen - wem denn dann noch?“ ~*~*~*~ Hermione lächelte. „Er hat Recht, Pansy. Dumbledore weiß schon, was er tut. Und ich schätze, er wollte damit auch nur erreichen, dass Harry nicht wieder in Schuldgefühlen versinkt, weil er nichts dagegen tun kann. Vielleicht hatte er Angst, dass Ron es ihm wieder erzählen würde, wie er ihm auch das mit seinem Bruder erzählt hat.“ „Hey, das war doch keine Absicht.“, murmelte Ron mit deutlichen Schuldgefühlen und sie nickte. „Das weiß ich. Das weiß er sicher auch, aber er weiß genauso, dass wir eigentlich keine Geheimnisse voreinander haben.“ „Was sich geändert hat.“, stellte Ron betreten fest. „Wir haben jetzt Geheimnisse vor ihm.“ Hermione nickte. „Und er hat mit Sicherheit welche vor uns.“ ~*~*~*~ Blaise zuckte mit den Schultern. „Manche Geheimnisse müssen einfach sein. Um jemanden zu schützen oder auch einfach, weil man noch nicht bereit ist, darüber zu sprechen...“ „Wie über das, was Draco so fertig macht...“, murmelte Pansy leise. „Wie darüber.“ Der Junge nickte und seufzte. „Aber für alle Geheimnisse kommt die Zeit, wenn man sie offen legt... Also, hoffen wir darauf. Wir können eh nur tun, was wir für richtig halten.“ ~*~*~*~ Hermione nickte und lächelte. „Leute, mir ist der Appetit vergangen.“, verkündete sie. „Wie sieht’s mit euch aus?“ Ron sah sie an, zuckte dann mit den Schultern, was sie zum Lachen brachte. Sie reichte ihm die Tüte. Er hatte immer Hunger und bewies das, indem er sich eines der Würstchen herausnahm und hineinbiss. Aber selbst er wirkte dabei lustlos. Bekümmert wackelte Hermione Pansy ein bisschen herum. „Was ist mit dir, hm?“ ~*~*~*~ „Nee, lass mal...“ Pansy schüttelte den Kopf. „Ich hab wirklich keinen Hunger...“ Blaise dagegen nahm Ron die Tüte aus der Hand und eroberte sich ein Brötchen. Auch er konnte jederzeit essen, auch wenn sein Appetit angesichts dieser Geschehnisse doch arg geschrumpft war. ~*~*~*~ „Und jetzt?“ Etwas ratlos sah Hermione in die Runde. „Was machen wir jetzt?“ Ratlos zuckte Ron die Schultern. „Wir könnten Harry suchen. Vielleicht können wir ihm helfen…“ Aber sie schüttelte nur den Kopf. „Keine gute Idee.“, murmelte sie. Nach dem Zauber zu urteilen war er wieder in jenem Raum, der keine Tür hatte. Dieses Versteck, zu dem kein Weg führte… Und wenn sie ehrlich war, dann vermutete sie bereits, dass Draco gerade dorthin verschwunden war. Und die beiden stören… Das kam gar nicht in Frage. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Tried to run but my feet were frozen Tried to scream but there was no sound In my head voices echoing ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: ...Lucius Malfoy. Ehrlich, der ist der Teufel in Menschengestalt... *grummel* Hat selbst mich beim Schreiben dieser Szene verdammt wütend gemacht... Shirokko: *badlystaringatthatbastard* Ich HASSE ihn! Und wie!!!! *knurrfauchzähnefletsch* *giftundgallespuck* Ich will ihn beißen und treten und an den Füßen aufhängen!!!! Treffpunkt Vertrauen -------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 47: Treffpunkt Vertrauen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richard Marx - Nothing to Hide. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 47: Treffpunkt Vertrauen Harry war nicht so blöd, dass er wirklich Malfoy Senior herausforderte. Nein, er eilte über den Hof, erreichte noch weit vor dem blonden Mann das Eingangsportal und verschwand darin. In ihm kochte Wut. Sie hatte die Angst überdeckt. Wie konnte dieser Mistkerl es wagen, Draco derartig zu demütigen. Von ihm verlangen, vor ihm zu knien. Das würde er büßen! Irgendwann. Wenn er stark genug dafür war. Und dann war es ihm egal, ob das Dracos Angelegenheit war oder nicht. Er war Todesser und er wurde von seinem Schwur mit eingeschlossen! Außerdem musste in dem Blonden jetzt ein Chaos herrschen, das schon kaum mehr auszuhalten war. Wie er das letzte Mal reagiert hatte… Wenn er daran dachte, wie viel Hass da in Draco gegen seinen Vater war. Wenn er daran dachte, wie er sie zurückgehalten hatte… „Verdammt!“, fauchte er und ein paar Zweitklässler hüpften erschrocken aus dem Weg. Warum hatte der Zauber nicht gewirkt? Warum hatte Draco nicht gewusst, dass er kam und war geflüchtet? Dieser miese Kerl! Dieser verdammte Gefolgsmann einer Leiche! Dieser… Mistkerl! Das würde er bitter bereuen! Aber er drehte sich im Kreis. Jetzt musste er erstmal dafür sorgen, dass Draco wieder auf die Beine kam. Und das konnte er schlecht öffentlich machen. Er musste es anders machen… Endlich erreichte er die Eulerei und Hedwig war sofort bei ihm. Er lächelte sie an. „Sorry.“ Das Lächeln ging. „Aber du bist zu auffällig heute.“ Er ließ sie auf seinem Arm landen und ging zu Dracos Eule. „Hey, Ares. Tust du mir einen Gefallen und bringst deinem Herren das hier von mir?“ Er wedelte vor den Augen der Eule mit der Feder herum, die Draco ihm geschenkt hatte. Wenn er die bekam, dann würde er hoffentlich verstehen. Hedwig gefiel es offenbar gar nicht, dass sie durch Ares ersetzt werden sollte, aber Harry beachtete sie nicht, sondern blickte unverwandt auf die Adlereule vor sich, die sich schließlich die Feder schnappte und in die Lüfte erhob. „Beeil dich!“, rief Harry ihr nach, dann setzte er Hedwig wieder auf eine der Stangen und eilte in den Raum der Wünsche. Hoffentlich kam Draco auch… ~*~*~*~ Draco starrte auf das Grün. Das Chaos in seinem Kopf war faszinierend. Es kam ihm fast so vor, als wenn er es von außen betrachtete, als wenn er sich selbst zusah, wie er vergeblich versuchte, so etwas wie Ordnung hineinzubringen. Das war vergeblich. Vollkommen vergeblich. Eine Bewegung ließ ihn aufschrecken. „Ares?“ Fragend streckte er die Hand nach der Adlereule aus und strich ihr sanft durch das Gefieder. Ares schuhute leise und ließ dabei eine Schreibfeder fallen. „Was...?“ Das war seine Feder. Er hatte sie doch Harry geschenkt... Verwirrt blickte er das Schreibgerät an und streichelte Ares geistesabwesend, der die seltenen Liebkosungen sichtlich genoss. Okay, Harry wollte ihm damit definitiv etwas sagen - aber was? Es konnte nur so sein, dass ihn zu sich rief. Aber wohin? Raum der Wünsche. Das war die einzige Möglichkeit, die es gab. Draco stand auf und Ares setzte sich sofort auf seine Schulter. So anhänglich war die Eule sonst nie gewesen, doch diesmal schien er zu spüren, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war... Der Slytherin konnte hinterher nicht sagen, wie er überhaupt zum Raum der Wünsche gekommen war - und wann ihn Ares verlassen hatte. Er war wie ferngesteuert durch das Schloss gegangen, hatte seine Mitschüler rigoros ignoriert. Seine Miene war vollkommen unbewegt gewesen und seine Augen mussten wohl so kalt geblickt haben, dass einige Erstklässler weinend vor ihm weggerannt waren. Aber jetzt... Jetzt war er hier... Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, sah gar nicht erst auf. Er wusste, dass Harry hier war. Und er brauchte ihn. Jetzt. Mehr als jemals zuvor... ~*~*~*~ Schon als die Tür sich geöffnet hatte, hatte Harry sich umgedreht und war leichenblass geworden. Draco sah schrecklich aus. Wie der Tod auf Latschen. Blass, grau, zusammengesunken, wie ein Häuflein Elend. Er lief zu ihm hin und zog ihn in seine Arme, drückte ihm seine Nase gegen den Hals und Draco gegen sich. Seine Augen hatte er ganz fest zusammengepresst. Ihn so zu sehen war Folter. Es tat mehr weh, als das Wissen darum, dass er ihn niemals würde lieben können. Mehr weh als ein Cruciatus. Es schnürte ihm förmlich die Kehle zu, verhinderte Worte, die ihm eh nicht einfallen wollten. Das einzige, was er tun konnte, war ihn halten, damit er ihn nicht selbst sehen musste, damit es Draco vielleicht ein bisschen besser ging… ~*~*~*~ Stillschweigend ließ sich Draco in Harrys Umarmung fallen. Er selbst hätte noch nicht einmal mehr die Kraft dazu aufgebracht, so auf ihn zuzugehen. Er schlang seine Arme um den Gryffindor und zog ihn eng an sich. Halt... Einfach nur Halt... Seine Knie gaben nach und Harry eng an sich gepresst, sank der Blonde zu Boden. Er vergrub das Gesicht in seinem Haar, sog seinen Duft tief ein, krallte sich gedanklich daran fest und suchte nach Ruhe. Er wollte weinen, schreien, aber er konnte es nicht. Es war einfach nicht möglich. ~*~*~*~ Es war der Zeitpunkt, wo in Harry etwas reifte, das man mit Entschlossenheit nicht mehr betiteln konnte: Malfoy Senior würde bluten. Und Draco würde nicht mehr in die Nähe seines Vaters kommen. Es war mehr die Frage wie er das anstellen sollte als die Frage, ob er es tat. Und wenn Hermione ihm nicht half, dann würde er sich selbst helfen. Es konnte ja nicht so schwer sein, einen Zauber zu finden, von dem man den Namen wusste… Doch für den Moment vertrieb er den düsteren Gedanken, begann Draco hin- und herzuwiegen, fiel irgendwann mit einer Melodie ein, die ihm in den Sinn kam, um ihn zu beruhigen. Irgendwas Undeutbares mit einer schweren Note. Er wollte ihm ja helfen, aber er bezweifelte, dass er das wirklich konnte. Zeit… war da wohl der bessere Helfer… ~*~*~*~ Draco ließ sich wiegen, schmiegte sich an Harry, sog seine Wärme regelrecht auf, um die Kälte in seinem Inneren zu vertreiben. Und langsam, ganz langsam... wurde er wieder ruhiger. Der Sturm legte sich, auch wenn die gerissenen Wunden noch lange bluten würden und viel Zeit brauchten, um zu heilen. Wenn sie es denn jemals würden... Er seufzte leise und lehnte den Kopf zurück gegen die Tür. „Danke...“, sagte er heiser. Jetzt konnte er langsam anfangen, diese ganzen Gedanken zu sortieren. War er damit nicht ständig beschäftigt? Nur brachte es dummerweise überhaupt nichts. Das Chaos wurde nur größer und größer... ~*~*~*~ Harry schaffte es diesmal nicht zu lächeln. Er krabbelte neben Draco und lehnte sich neben ihn, nahm einfach seine Hand. Worte… gab es nicht viele. Ratschläge… waren sinnlos… „Ich habe mal gehört, wenn man Probleme oder Komplexe hat, dann soll man sie aufschreiben, abschreiben und verbrennen. Und jedes Mal, wenn man sie verbrennt, dann verschwindet das Problem ein Stückchen mehr und es tut sich so was wie eine Lösung auf…“ Ein Vorschlag, nichts weiter. „Ich weiß nicht, ob das funktioniert, ich hab es nie ausprobiert…“ Er verstummte, lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen ihn und schwieg. Es war dämlich, überhaupt davon angefangen zu haben. Er glaubte ja selbst kaum, dass das klappen konnte… ~*~*~*~ „Ich würde einen ganzen Roman schreiben müssen, fürchte ich.“ Draco lächelte leicht und strich Harry über die Wange. „Aber danke für den Vorschlag...“ Er starrte in das Zimmer hinein. Gedankenfetzen rasten durch seinen Kopf. Harry benutzen... Seine Schwachstelle finden... Ich kann die Schwachstelle sein... Verrat... Er schloss die Augen und presste die freie Hand gegen seine Stirn. Verdammt. Konnte mal bitte jemand das Gedankenkarussell abstellen? ~*~*~*~ „Bitte.“ Dann lächelte Harry schwach. „Darf ich den Roman dann lesen?“ Schwacher Scherz - vollkommen unangebracht… „… Ent… entschuldige.“ ~*~*~*~ „Nein, schon okay. Ich würd’ ihn dir sogar zum Lesen geben...“ Draco hatte Harry schon so weit eingelassen, da spielten die paar Abgründe, unausgesprochenen Dinge und alles keine Rolle mehr. Harry hatte ihn vollkommen am Boden gesehen - tiefer ging es doch gar nicht mehr. ~*~*~*~ Harry lachte leise. „Danke.“ Dann wartete er wieder. Zu gerne würde er fragen, was passiert war. Zu gerne würde er wissen, was dieser Dreckskerl gesagt, getan oder gedacht hatte, aber er fragte nicht. Warum? Weil er Angst hatte vor der Antwort. Und weil er hoffte, dass Draco es ihm auch so erzählen würde. Das letzte Mal… hatte er gefragt, aber das letzte Mal war es auch anders gewesen. Da hatte er es nicht mit eigenen Augen sehen müssen… und Demütigung… Das war noch etwas, worüber zu sprechen schwer fiel. Er sollte von selbst den Mut fassen. Falls er es sagen wollte, gut, wenn nicht, auch gut. Er war ja da. Jederzeit. Sachte drückte er die Hand ein wenig fester, dann verschlang er seine Finger mit denen von Draco. Er würde ihm Zeit lassen. Soviel wie er brauchte. ~*~*~*~ Draco starrte vor sich hin. Leider fanden diese Gedankenfetzen von allein keine Ruhe. Vermutlich wäre es klug, darüber zu reden. Sehr klug sogar... Aber... wie beginnen? Ihm fehlte einfach der Anfang... „Er wusste alles...“, sagte er schließlich leise. „Alles. Alles, was in der letzten Zeit passiert ist. Und ich habe es ihm nicht erzählt... Er wusste sogar die Sache mit Nott. Dass ich mich geweigert habe, dir eine Sahnetorte zu verpassen und sie stattdessen auf ihn gezaubert habe...“ Ein Anfang. Es würde weitergehen... ~*~*~*~ Harry war fast erschrocken, als Draco schließlich die Stille brach, aber dann begann er zu lächeln. Er redete. Von alleine. Vollkommenes Vertrauen. Hatte er es wirklich soweit gebracht bei ihm? Freude überlagerte die Schwermut und er drückte ermutigend die kalte Hand. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn sie sich auf die Couch setzen würden, aber er wollte ihn jetzt nicht stören. Irgendwie fand seine andere Hand den Weg zu Dracos und so umschloss er sie schließlich mit beiden. Vielleicht wurde sie so ja auch wärmer. ~*~*~*~ Draco blickte mit einem leichten Lächeln auf ihre verschlungenen Hände. Harry umschloss sie so fest... „Er war stinksauer. Vorsichtig ausgedrückt. Er hat geschäumt vor Wut... Weil ich mit Pansy Schluss gemacht habe... Weil... ich mich gegen Warrington und Pucey wehre. Ha, weißt du, was er gesagt hat? Dass ich mich mit ihnen arrangieren soll!“ Draco lachte heiser. „Und die Sache... mit uns. Er weiß...“ Ja, was wusste er? Letztlich doch nur von diesem Spaziergang durchs Schloss an dem einen Tag. Und den Gerüchten... „... dass wir uns... nahe stehen. Dass wir an diesem einen Tag Hand in Hand durch die Schule gelaufen sind...“ ~*~*~*~ Harry öffnete die Augen, lächelte. „Ach, dieses Bild…“, murmelte er und drückte seine Wange gegen Dracos Schulter. „Was hat er gesagt?“ Als ob das nicht klar wäre. Wahrscheinlich hatte er ihn deshalb auf die Knie gezwungen… Das Lächeln verschwand wieder. Er sollte keine Fragen stellen. Draco fand schon das richtige Tempo, um zu erzählen… Aber es war beunruhigend, was er alles wusste. Offenbar hatte er in Hogwarts mehr als einen Spion. Und das war wirklich nicht besonders erheiternd. Wenn sie wenigstens wüssten, wie viele oder zumindest wen… Das würde schon helfen, dann könnte er sie nach und nach auslöschen. Aber wahrscheinlich waren es einfach zu viele… Er seufzte unhörbar. ~*~*~*~ „Er hat dazu nicht viel gesagt... Allein seine Fragen... haben ausgereicht. Er war angewidert...“ Draco stockte. Das war es, was ihn mit am meisten verletzt hatte. Sein Vater hatte mit diesem angeekelten Gesichtsausdruck von Harry gesprochen, dem letzten Menschen, der so etwas verdiente... „Er war kurz davor wirklich auszurasten...“ Wieder brach er ab und sprach dann - noch etwas langsamer - weiter. „Ich habe ihn angelogen... Das dürfte das erste Mal sein, dass ich es getan habe... Ich habe ihn angelogen, dass ich dich ausspionieren würde, um dich an den Unnennbaren zu verraten...“ Seine grauen Augen blickten Harry schmerzerfüllt an. Diese Lüge brannte auf seiner Zunge. Jedes dieser Worte... Sie waren so falsch. So unglaublich falsch. Selbst wenn sie nur eine Lüge waren... ~*~*~*~ Ungewollt versteifte sich Harry, war sich nicht einmal so sicher, was genau es war: die Lüge oder der Inhalt der Lüge. Ihn ausspionieren… an den Unnennbaren verraten? Genau das hatte Ron befürchtet… Als er schließlich die Augen öffnete und den Blick bemerkte, verschwand dieses komische Gefühl allerdings schneller, als es gekommen war. Er begann zu lächeln, hob die Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. „Als ob du das tun würdest.“ Vollkommenes Vertrauen. Er spürte es in sich. Er glaubte an das, was er gesagt hatte. Vollkommen. ~*~*~*~ Die Träne kam, ohne dass er es verhindern konnte. Es war da... Dieses tiefe Vertrauen... Es raubte Draco nahezu den Atem und brachte ihn zugleich doch wieder auf die Beine und gab ihm Kraft. Verlegen wischte er sich über die Wange. „Er hat mir geglaubt...“ Jetzt war seine Stimme noch rauer, als er weitersprach. „Und um mich daran zu erinnern, wo ich hingehöre, hat er mir einen Imperiusfluch verpasst... Einen Imperius...“ Er lehnte die Stirn gegen Harrys und schloss die Augen. ~*~*~*~ Deswegen also der Kniefall. So ein Arsch. Aber es passte zu ihm. Und deshalb auch diese miese Kondition von Draco vorhin, als er gekommen war. Und er selbst war völlig hilflos! Absolut! Was konnte er denn groß machen? Er biss sich auf die Lippe. Nichts! Gar nichts! Überhaupt nichts! Und noch weniger! Und allein dafür hasste er sich schon. Seine Hand wanderte in Dracos Nacken und zog ihn ein bisschen näher. Was konnte er schon tun, als für ihn da sein. Schande konnte er nicht auslöschen. Selbst wenn er wollte. ~*~*~*~ Die sanfte Berührung tat gut, die Nähe tat gut. Sie linderten den Schmerz mehr, als Harry vermutlich ahnte. Balsam auf seiner Seele. Ja, wirklich Balsam... Draco lächelte schwach und bettete seinen Kopf auf Harrys Schulter, vergrub sein Gesicht an seinem Hals. Gesagt war jetzt alles... Die letzte Drohung seines Vaters würde er nicht erwähnen. Er wollte nicht, dass sich Harry noch mehr Sorgen machte. Es war schon egoistisch genug, dass er ihn mit all dem belastet hatte... „Danke, dass du da bist... Und entschuldige, dass ich dir das alles auflaste...“ ~*~*~*~ „Du spinnst ja.“, lachte Harry leise, die Entschuldigung damit abwehrend. „Als ob du dich entschuldigen müsstest. Wenn das jemand tun sollte, dann ja wohl dein verdorbener Vater. Und dann auch nicht bei mir…“ Na ja, vielleicht doch. „Allerdings… ich schätze, dass das auch nichts mehr bringt, oder? Oder könntest du ihm verzeihen?“ ~*~*~*~ „Ich denke eher nicht... Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht verzeihen... Und ich habe kein so großes Herz wie du...“ Draco stupste Harry sanft gegen die Brust und ließ die Hand dort ruhen. Allein seinen Herzschlag zu spüren, tat so gut... ~*~*~*~ Richtige Antwort. Genau das hatte er sich erhofft. Allerdings… „Ich habe kein so großes Herz, wie du denkst.“, sagte er, dann schloss er die Augen und lockerte den Druck in Dracos Nacken ein wenig, ging auf Abstand, damit er ihn anschauen konnte. Er war sich nicht so sicher, aber gab es einen besseren Zeitpunkt als diesen, um ihn zu fragen? Konnte er es überhaupt tun? War das fair? Ihm auch noch dieses Problem aufzuhalsen? Langsam schlug er die Augen wieder auf. Vielleicht nicht. Aber andererseits… war es auch nicht fair, ihm das zu verschweigen, oder? Absolutes Vertrauen. Er vertraute ihm doch… „Erinnerst du dich an das, was Dumbledore im Rosengarten gesagt hat?“ ~*~*~*~ Draco runzelte leicht die Stirn. Er war sich nicht ganz sicher, worauf Harry hinauswollte... „Meinst du, das... Wie sagte er noch... Ob du etwas gefunden hast, wofür du leben willst?“ Das war das, was sich irgendwie in seine Erinnerung eingebrannt hatte. Vielleicht, weil es implizierte, dass Harry hatte sterben wollen und ihn dieser Gedanke nahezu wahnsinnig gemacht hatte... ~*~*~*~ „Genau.“ Harry seufzte. „Du hast nie gefragt, wie er das gemeint hat. Oder warum er das gesagt hat.“ Nicht einfach. Die Frage… Er redete hier ganz schön um den heißen Brei herum. Besser er sagte es frisch von der Leber weg. „Du erinnerst dich auch an das letzte Schuljahr?“ Knapp daneben war auch vorbei. Er war erbärmlich. „Als Cedric starb?“ Und jetzt waren seine Augen dunkel. ~*~*~*~ „Ja... Das ist kaum etwas, was man so leicht vergisst...“ Draco war jetzt komplett verwirrt. Auf welches Ziel hielt Harry zu? Irgendeins musste da ja sein, aber er konnte es definitiv nicht sehen. ~*~*~*~ „Und du erinnerst dich an das, was ich in der Winkelgasse getan hab?“ ~*~*~*~ Und noch ein Puzzleteil mehr. Half nur wenig weiter. „Wie könnte ich das vergessen?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. Langsam war er kurz davor zu drängeln... ~*~*~*~ „Weißt du, warum ich das getan habe?“ Harry atmete tief ein. Er hatte das noch niemandem erzählt. Hatte ja auch eigentlich nie vorgehabt, es zu tun, aber wenn er wirklich fragen wollte, dann musste das jetzt raus. „Rache.“ Ein einziges Wort, aber allein die Art der Betonung und die düstere Melodie in der Stimme zeigten deutlich, wie ernst ihm das war, wie sehr es in seinem Inneren lebte. „Großes Herz… Ich habe ihnen allen Rache geschworen. Ich habe geschworen, ihnen das Leben zur Hölle zu machen, bevor ich sie alle endgültig vernichte. Jeden einzelnen. Nur aus diesem Grund die Sache in der Buchhandlung, denn damals warst du noch einer, der zu ihnen gehören wollte. Ich werde sie vernichten.“ Unbewusst ballte er die Hand in Dracos Nacken zur Faust, seine Augen waren fast schwarz. Wenn Draco jetzt gegen ihn arbeiten wollte, dann hatte er dazu alle Möglichkeiten. Nur ein Wort an die richtige Person, dann war der Racheplan hinfällig. Aber er vertraute darauf, dass er es nicht tat. Sonst hätte er es wohl kaum über sich gebracht, das auszusprechen. ~*~*~*~ Draco schwieg und betrachtete den Gryffindor nachdenklich. Rache... In seinen Augen passte es nicht zu diesem Jungen... So lebhaft und warmherzig, wie er immer war. Und doch... Warum sollte er keine Abgründe haben? Wenn jemand ein Recht auf Rache hatte, dann doch er, nicht wahr? Wer sonst? Der Unnennbare und seine Anhänger hatten ihm alles genommen und sie hörten nicht auf... Nein, sie brachten auch noch einen Jungen vor seinen Augen um. „Dann hast du mich damals damit ungewollt gerettet... Denn ohne das, wäre ich wohl kaum jetzt hier. Stattdessen würde ich wohl Weihnachten in die Todesserreihen eintreten...“ Draco schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort. „Ich kann dich verstehen... Ich würde sie an deiner Stelle auch vernichten wollen...“ ~*~*~*~ „Schicksal!“ Plötzlich war Harry wieder fröhlich, blinzelte die Dunkelheit aus seinen Augen. „Aber du fragst dich sicher, warum ich dir das erzähle…“ Er stützte sich am Boden auf und kam Dracos Gesicht ganz nah. „Ich warte nur auf den richtigen Augenblick, dann sind sie fällig. Kommst du mit mir?“ ~*~*~*~ Draco konnte Harrys Atem auf seinem Gesicht spüren. Einen Moment lang lenkte es ihn ab. Die grünen Augen so nah... Er spürte, wie sein Herzschlag urplötzlich einen Gang hoch schaltete. Und dann begriff er diese Worte... Er beugte sich ebenfalls vor, stieß mit seiner Nasenspitze gerade eben gegen die des Gryffindors. „Mit dir gehe ich durch die Hölle, Harry. Du hast mich doch schon längst voll und ganz auf deiner Seite.“ ~*~*~*~ „Na super!“, lachte Harry und klatschte in die Hände, richtete sich auf. Sein Herzschlag setzte wohl auch nur deshalb wieder ein. Es war wirklich allerhöchste Not gewesen. Dracos Atem, seine Augen, der Kontakt mit der weichen, warmen Haut… und dazu diese Worte, die schon fast wie ein Schwur klangen… Es hätte ihn fast überwältigt. „Dann fehlt jetzt nur noch der Schwur. Ich hab dir versprochen, dass ich leben werde, also musst du das auch noch tun.“ Denn ansonsten würde er ihn nicht mitnehmen. Keine Chance. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco lehnte sich wieder zurück. „Ich schwöre dir hiermit, dass ich leben werde und es nicht darauf anlege, eine Reise ohne Wiederkehr anzutreten.“ Für dich leben... Der Gedanke kam plötzlich, überraschte ihn und warf ihn jetzt vollkommen aus der Bahn. Für ihn... Seine Augen blieben starr auf Harrys gerichtet. Er riss sich mühsam von dem Gedanken los und blinzelte. ~*~*~*~ Harry lachte erneut und umarmte ihn dann stürmisch. „Klasse! Dann sind wir ab heute Verbündete!“, jubelte er. War schon seltsam. Jetzt, wo er gefragt hatte, jetzt, wo er einen Partner hatte, da war es einfacher. Es war einfacher daran zu denken, einfacher in Eventualitäten zu versinken und es schien ihm sogar leichter, dem Ziel zu folgen. ~*~*~*~ Lächelnd drückte Draco den schlanken Jungen an sich. Er hatte das Gefühl, als wenn sein Herzschlag in seinen Ohren dröhnte. Vermutlich konnte man ihn noch irgendwo draußen hören... „Und du sag noch mal, dass du nicht süß bist...“, murmelte er leise, wechselte aber einen Wimpernschlag später sofort das Thema. „Verbündete.“ Er grinste in Harrys Haarschopf hinein. Verbündete. Das hatte was. Und zusammen waren sie ja stark... Auch auf magischer Ebene. Das hatten sie ja schon bewiesen. ~*~*~*~ Schon löste sich Harry wieder. Er war happy und auf Grund dessen derartig energiegeladen, dass er am liebsten gerannt wäre. „Bis Weihnachten müssen wir also stark genug sein.“, stellte er fest. „Denn dann kommt der Knilch und will dich holen. Dann machen wir ihn platt.“ Er lachte wieder. Klang das dämlich. Als ob das so einfach wäre… „Wir hetzen Claire und ihre Freunde auf ihn.“, sinnierte er. „Oder wir zaubern Zuckerwatte auf ihn. Müssen es halt gemeinsam machen. Wäre doch nett, wir würden seinen Tod nicht mal mitbekommen, weil alles viel zu rosa ist und in den Augen beißt!“ Er ließ sich rücklings auf den Boden fallen, ungeachtet davon, dass sein Kopf aufschlug, und schloss glücklich die Augen. „Wenn das nicht reicht, bringen wir Wasser zum Schweben und ertränken die Schwarzkutten. Oder wir entzünden eine Kerze.“ ~*~*~*~ Draco musste wider Willen lachen. Harrys Vorschläge... Drehte er jetzt vollkommen durch? Aber es war lustig... Er schüttelte den Kopf und konnte nicht anders, musste weiterlachen. War er nicht gerade noch am Boden gewesen? Voll und ganz? Und jetzt lachte er, als wenn er nie etwas anderes getan hätte... Er ging auf die Knie, krabbelte zu Harry hinüber und legte sich neben ihm auf den Bauch, das Kinn in die Hände gestützt und betrachtete sein Gesicht - zumindest so weit er es unter diesen Lachanfällen konnte. ~*~*~*~ „Wahlweise können wir auch Blaise bitten, ihn abzukitzeln. Das macht er doch so gerne. Und wenn wir uns anstrengen, dann lacht er sich vielleicht tot. Oder wir sprechen gleichzeitig den Expelliarmus, wenn er zwischen uns steht. Aber dann sollten wir darauf achten, dass jemand in der Nähe ist, der uns rettet, damit wir unser Versprechen auch halten können! Der Sanus-Zauber wäre auch noch eine Idee… Zu zweit, damit er an den Schmerzen stirbt. Oder…“ Und schlagartig öffnete er die Augen und blickte ihn an. „Oder wir lernen es zu kontrollieren.“ Und plötzlich war er ernst. Vollkommen. ~*~*~*~ Der plötzliche Ernst riss Draco aus seinem Lachanfall. Er erwiderte den Blick aus den faszinierenden Augen. „Das sollten wir wohl... Das wäre unsere beste Waffe. Niemand würde damit rechnen...“ Er schwieg einen Augenblick. „Aber wir brauchen die Hilfe von den anderen. Damit sie uns den Hals retten, wenn wir uns... wieder zu sehr... in diesem Band verstricken.“ Er wich dem Blickkontakt plötzlich aus. Allein die Erinnerung daran... Wie sollte er denn jemals dieses Gefühl kontrollieren können, wenn ihn schon die Erinnerung so traf? ~*~*~*~ Harry lachte wieder. „Mione und Blaise werden uns eher umbringen, wenn wir ihnen das eröffnen.“, gab er zurück, dann rollte er sich wieder auf den Rücken. „Wir könnten auch Snape einen Strauß roter Rosen schicken. Mit einem Kärtchen dran: Von Voldemort. Dann würde sich unser Problem sicher von selbst lösen…“, sinnierte er und betrachtete seine Hand vor der weißen Decke. „Oder was meinst du? Wäre ein Teddy effektiver?“ ~*~*~*~ „Jetzt bleib mal ernst...“ Draco knuffte den Gryffindor liebevoll in die Seite. „Sie werden davon nicht begeistert sein, aber sie werden uns helfen. Weil sie nämlich nicht verhindern können werden, dass wir es sonst allein ausprobieren. Und das wäre auch unseren beiden Moralaposteln eine zu große Gefahr.“ ~*~*~*~ Harry kicherte. „Hast ja Recht.“, gab er zurück. „Um es in ihren Worten auszudrücken: Wie könnten wir es verantworten, euch sterben zu lassen…“ Er seufzte. „Aber du weißt auch, wie es gehen müsste, oder?“ ~*~*~*~ „Die Kontrolle? Sollte ich?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Woher?“ ~*~*~*~ „Miones Aufsatz.“, antwortete Harry nachdenklich. „Irgendwie hat sie die Antwort diktiert, dabei weiß ich nicht mal mehr wie genau… Jedenfalls müssen wir den Zauber im Grunde nur rechtzeitig abbrechen. Wir müssen das Band zerreißen, bevor es zu stark wird und explodiert. Das ist alles.“ Er seufzte und rollte sich endgültig auf die Seite. „Aber das ist gar nicht so einfach. Ich hab es beim letzten Mal versucht. Das Ergebnis hast du mitbekommen.“ ~*~*~*~ „Oh... Dann hätte ich vielleicht aufpassen sollen, was ich da geschrieben habe...“ Draco lächelte verlegen. „Ich war mit meinen Gedanken wohl nicht ganz bei der Sache...“ Gelinde gesagt. Er war reichlich abwesend gewesen und hatte dieses Diktat wie in Trance geschrieben. „Hm... Ich schätze, wir müssen es beide zerreißen... Es funktioniert wohl nicht, wenn einer an dem Band festhält...“ Womit er indirekt zugegeben hatte, dass er daran festhielt. ~*~*~*~ „Vielleicht.“ Harry seufzte. „Oder es ist Schwachsinn, was ich mir da zusammengereimt habe. Wer kann das schon sagen.“ Ein zweiter Seufzer, dann rückte er an Draco heran und schloss die Augen. Irgendwie war er jetzt müde. Anstrengender Tag… aber immerhin hatte er eine Menge erreicht heute. Zuerst hatte er es geschafft, dass Draco nicht träumte, dann verhinderte er einen Streit, die ohnmächtige Wut auf die blonde Kakerlake, Dracos Erzählung und das damit verbundene Nervenflattern, die Selbstzerfleischung, sein Geständnis, die Frage, das Lachen, das die Anspannung löste, und jetzt war er einfach nur noch müde. Offensichtlich waren vier Stunden Schlaf nicht genug. ~*~*~*~ „Nein, es ist kein Schwachsinn...“ Draco lächelte sanft und strich Harry über die Wange. „Sag das nicht, okay?“ Er drehte sich auf die Seite und zog den Gryffindor behutsam an sich. „Müde?“ ~*~*~*~ „Hm… irgendwie…“ Wieder ein Seufzer, dann war er weg. Einfach eingeschlafen. Als hätte man ihn narkotisiert. Und dabei interessierte es ihn einen Feuchten, dass sie auf kaltem Boden lagen, dass es gerade mal zwei Uhr war und dass er noch nichts gegessen hatte, obwohl er eigentlich ja dafür hatte sorgen wollen, dass Draco etwas aß. Der Schlaf hatte ihn kalt erwischt. ~*~*~*~ Draco musste leise lachen. Zu süß. Er bettete Harrys Kopf sachte auf seine Schulter, nahm ihm die Brille ab und legte den Arm um ihn. Von hier aus konnte er die Wanduhr sehen, das reichte ihm. Und außerdem konnte er Harry beim Schlafen beobachten. Etwas, was ihm wirklich gut gefiel... Sanft strich er durch das wirre Haar und begann, dem Gryffindor den Nacken zu kraulen. Davon würde er wohl kaum wach werden, aber wahrscheinlich war das im Schlaf ein angenehmes Gefühl... Draco lag ansonsten still, wachte über Harrys Schlaf und ließ die Zeit vergehen... Dann, um halb fünf, war es an der Zeit, den Schlafenden doch zu wecken. Er löste seine Hand von Harrys Nacken - wieder einmal widerwillig - und strich ihm über die Wange. „Aufwachen, Harry...“ ~*~*~*~ „Hm…“, murmelte dieser unzufrieden. Da war gerade etwas verschwunden. Etwas Angenehmes. „Nich’ jetz’“, murrte er. Aber im Grunde war es da schon zu spät. Er hatte einen Traum gehabt. Irgendwas Schönes. Was mit Bäumen und Regen und goldenen Kugeln, die im Wasser leuchteten… Aber das war jetzt weg. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern… ~*~*~*~ „Du willst doch nicht wirklich zu spät zu Snape kommen, oder?“ Draco stupste ihn auf die Nase. „Also komm... Du hast jetzt fast zweieinhalb Stunden geschlafen... Das reicht... Außerdem tut mir mein Rücken weh.“ ~*~*~*~ Harry seufzte und streckte sich. „Is’ ja gut.“, murrte er und setzte sich auf. In seinem Blickfeld tanzten fast augenblicklich helle Punkte und er rieb sich mit beiden Händen über die Augen. Oh Mann, nie wieder auf dem Boden schlafen… „Wo ist meine Brille?“, fragte er. Irgendwie wollte die Müdigkeit gar nicht gehen, aber Draco hatte ja Recht. Sie mussten zu Snape. Okkludings lernen. ~*~*~*~ Draco reichte ihm die Brille und streckte dann seinen Rücken. Hörbar sprangen einige Wirbel rein. „Autsch...“, murmelte er, während er langsam aufstand. Oha... Schön langsam, damit sich der Kreislauf auch daran gewöhnte. „Du, nach Snape brauch ich was zu essen...“ Er spürte auf einmal die Leere in seinem Magen. Und das war gut, nicht wahr? „Am liebsten einen großen Eisbecher...“ ~*~*~*~ „Eis?“, wiederholte Harry wie blöde. „Das ist aber nichts zum Essen, das ist Nachtisch!“ Hatte man zumindest ihm immer gepredigt. Er stand auf. „Aber okay. Machen wir einen Abstecher in die Küche und bestellen das bei den Hauselfen. Dobby wird erfreut sein…“ Oder auch nicht, schoss es ihm durch den Kopf, als er Draco ansah. Soweit er wusste, konnte der Elf die Malfoys nicht leiden… Aber Draco hatte sich geändert. Er begann zu lächeln. „Vielleicht ist es an der Zeit, sich zu entschuldigen und Freundschaft zu schließen.“ ~*~*~*~ „Ich glaube nicht, dass... Dobby erfreut wäre, mich zu sehen.“ Draco schnitt eine Grimasse. „Glaub es mir...“ Die Sache mit dem Entschuldigen überging er. Sie sprachen schließlich von einem Hauself. „Aber für ein Eis...“ Böse Zwickmühle. Wenn man ihn mit etwas ködern konnte, dann am ehesten damit... „Schauen wir mal.“, sagte er schließlich. ~*~*~*~ Harry, der sich fröhlich zum Gehen gewand hatte, hielt so abrupt inne, dass es ihn selbst wunderte. „Für ein Eis schauen wir mal?“, echote er. Dann begann er zu lachen. „Zitronenlimo und Eis. Du bist ein Zuckermaul, Draco!“ Er packte seine Hand und hielt gleich darauf noch einmal inne. Ob das so gut war, nachdem der Vater vorhin so reagiert hatte…? ~*~*~*~ Draco grinste. „Vielleicht... Aber ich kann’s mir erlauben. Und jetzt komm...“ Er zog Harry an der Hand mit sich aus dem Raum. Auf zur nächsten Folterrunde bei Snape. Aber was sollte schon noch schlimmeres kommen als das, was er bereits kannte? Er hatte den Boden des tiefsten Abgrunds längst gesehen, wirklich schocken würde ihn nichts mehr. Zumindest besaß er gerade diesen Optimismus. Harry-Optimismus. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ There in my darkest hour, Somehow you knew what I felt And just in the nick of time you Saved me from myself Didn’t know I could cut through my defenses And see through the mask I figured you must want something from me, But you never asked I just had to call and you were always there I think you must have been the answer To my prayer ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ha, und sie gehen zusammen durch die Hölle. *_* Bildlicher hätte Draco gar nicht mehr sprechen können. *g* Aber es trifft es... ^^ Wie lange die beiden wohl das ewige Knistern noch aushalten werden? *frechgrins* Shirokko: *mitgrins* *heiligenscheinsuchengeht* *händeaufrückenfaltundaufzehenhinundherwippt* *breitergrinst* Okay, Leute, ich denke, es wird wieder einmal Zeit für unsere Benutungsumfrage… ^^ Seid ihr bereit? Kennt ihr die Regeln noch? Wenn nicht: hier sind sie noch mal! Also, jeder der sechs Charaktere (Harry, Draco, Hermione, Pansy, Ron und Blaise) soll von euch eine Beliebtheitsnote (von 1 bis 6 bekommen, wobei 1 am beliebtesten ist…) bekommen. Es können auch zwei die gleiche Note bekommen. Die zu benotenden Charaktere sind: Harry: Draco: Hermione: Pansy: Ron: Blaise: Wir hoffen, wie immer, auf rege Beteiligung! In der Küche ------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 48: In der Küche Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Freedom Call – Land Of Lights. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 48: In der Küche Sie erreichten das Kerkerbüro pünktlich fünf Minuten vor Beginn. Zur Küche würden sie später gehen, das hatten sie abgemacht. Wenn das Training vorbei war. Snape saß wie gewohnt hinter dem Schreibtisch, als sie eintraten. „Da seid ihr ja endlich.“, erklang die Begrüßung und Harry verzog den Mund. War ja klar. Giftmischer. „Ich habe eure Strafarbeit korrigiert. Es scheint, ihr habt etwas begriffen. Ihr könnt sie nachher mitnehmen.“ Harry blinkte. War das jetzt ein Lob gewesen? Jedenfalls war es keine Rüge gewesen. Er hatte ja nicht mal erwähnt, dass sie einander geholfen hatten… Was war los, war er krank? „Setzt euch, wir fangen gleich an. Wer will erster sein?“ Sofort hob Harry die Hand, dass Snape nur eine Augenbraue heben konnte. Na so was. So voller Wagemut… Das konnte er ihm austreiben. Wenn es das letzte Mal nicht gereicht hatte… Ein leicht ungutes Grinsen umspielte seine Lippen. Dann mal los… ~*~*~*~ Draco war wieder mulmig, als sie Snapes Büro betraten. Er begann eine wahre Abneigung gegen diesen Raum zu entwickeln. Hey, aber es gab doch nichts, wovor er noch Angst haben musste, oder? Dass Harry sich als erster meldete, überraschte Draco nicht besonders... Gryffindormut, was sonst? Und vielleicht auch ein gewisses Bedürfnis, ihn zu schützen... Draco ließ sich auf das schwarze Sofa fallen. Das schien zu Snapes Grundausstattung für den Okklumentikunterricht zu gehören. Er widerstand der Versuchung, irgendeine blöde Bemerkung zu machen. Nicht, dass Snape seine etwaige schlechte Laune noch an Harry ausließ... Schokofrösche waren auch wieder da... Mit einem scheinbar neutralen Ausdruck blicke Draco zu Harry. Er hoffte nur, dass diese Sache keine zu schlechte Erfahrung für den anderen bedeuten würde... ~*~*~*~ Snape baute sich vor Harry auf. „Du erinnerst dich? Du musst es wollen. Du musst es wirklich wollen, dann kannst du mich aufhalten, ansonsten wird dir das nicht möglich sein.“ Sein Zauberstab schwebte bedrohlich vor Harrys Stirn, der ihn nur ansah und nickte. Er schien überzeugt zu sein, dass er es diesmal schaffte… Das sollte er mal beweisen. „Legilimens.“ Es ging dieses Mal schneller. Fast augenblicklich drang er zu der Erinnerung durch, die wohl die erste war, an die er sich noch erinnerte. Zu dem Gesicht von Lilly Potter, wie sie liebevoll auf ihn herabsah. Soviel Wärme… Dann wieder das Gerede, der Schrei, das Flehen der jungen Frau, das grausame Lachen und der grüne Blitz. Jetzt hieß es aufpassen, denn jetzt war der Moment, der ihm zeigte, wie man den Unnennbaren besieg… Dunkelheit, dann war er draußen. Hinausgeworfen. Wie beim letzten Mal. Nicht von Harry, von etwas anderem… Echt seltsam. Seine Augen fokussierten sich auf den Schwarzhaarigen vor sich, der keuchte, die Hand an die Stirn über der Blitznarbe gelegt hatte und einen Ausdruck von blankem Horror trug. Irgendetwas war anders gewesen als beim letzten Mal. Irgendwie… war es einfacher gewesen diesmal. Vor ihm atmete Harry einmal tief ein, dann fixierte er Snape. „Noch mal!“, forderte er unnachgiebig und brachte Snape dazu, ihn irritiert zu mustern. Noch mal? War das sein Ernst? ~*~*~*~ Draco beobachtete das Geschehen und schnappte sich einen Schokofrosch. Er stand mehr unter Anspannung, als wenn er selbst dort von Snape durchleuchtet werden würde... Er wollte es gar nicht sehen. Angst und Schrecken lagen auf Harrys Gesicht und doch... Er gab nicht auf. Nein. Harry nicht. Ein Lächeln huschte über Dracos Lippen. Nimm dir ein Beispiel daran. Er gibt nicht auf. Nie. Ja, ein guter Punkt, um sich daran festzuhalten... Er zog die Beine an und ging mit den Schuhen auf Snapes Sofa. Das würde dem Zaubertränkelehrer wahrscheinlich kaum gefallen, falls er es überhaupt bemerkte. Zu sehr war seine Konzentration auf Harry gerichtet. Was er wohl für Erinnerungen sah? Was er wohl bei Harry freilegte? ~*~*~*~ „Okay.“ Snape versuchte es erneut. Diesmal war er sofort dort. Das lächelnde Gesicht war augenblicklich da. Länger als das letzte Mal. War es… anders als davor? Strahlte sie vielleicht noch mehr? Dann kam das Krachen, der Schrei, das Lachen, alles so wie zuvor. Der grüne Blitz und Ende. Snape schüttelte sich frustriert. Wie konnte das sein, dass er einfach rausgeschmissen wurde? Warum? Harry zeigte doch gar keine Gegen… Schlagartig öffnete er seine Augen und fixierte den Jungen vor sich mit starrem Blick. Das war nicht wirklich sein Ernst, oder? Verdammt. Und er war auch noch drauf eingegangen, dabei war es ihm schon das letzte Mal aufgegangen… Dieser Bastard. Da missbrauchte er ihn doch tatsächlich dazu, um an die Erinnerungen an seine Mutter zu kommen. Unglaublich. „Potter. Du sollst mich aufhalten. Deshalb das Training!“, schnarrte er und der Junge hob den Kopf. Etwas in diesen Augen gefiel ihm nicht. Das war kein Schrecken wie das letzte Mal. Da war Ruhe oder so etwas. Was ging in diesem Kopf vor? „Und wenn du es schon nicht tust, dann tu wenigstens so, als würdest du es versuchen. Diese Frechheit ist unverschämt!“ Harry rieb sich über die Stirn, dann lächelte er plötzlich und Snape hatte schon wieder dieses komische Gefühl. Wie vor ein paar Tagen in den Kerkern, als er Dracos Standpunkt aus diesem rausgepresst hatte. Unheimlich. Eine Maske, die einfach nichts durchließ… „Dann sollten Sie vielleicht andere Gedanken suchen?“ Ganz ruhig und irgendwie viel zu selbstbewusst für jemanden, den er gerade wegen eines Fehlers zusammenstauchte. „Noch mal.“ „Diesmal wirst du dich anstrengen!“, knurrte Snape und in seinen Worten schwang eine Drohung mit, die besser gehört wurde. ~*~*~*~ Jetzt war Draco wirklich überrascht. Harry wehrte sich nicht gegen Snape? Gab es da etwas, das er in der Vergangenheit gerne sehen wollte? Natürlich... Seine Eltern. Draco musste den Drang unterdrücken, mit der Hand gegen seine Stirn zu schlagen. Klar. Mittlerweile hatte er ein halbes Dutzend Schokofrösche vernichtet. Besser, er hörte jetzt auf... Ansonsten wurde ihm gleich noch schlecht. Damit hielt er den nächsten in der Hand. War besser. Nervennahrung, denn ansonsten stand er diese Rolle als stummer Beobachter nicht durch. Schon komisch, wie sehr er sich gerade wünschte, Mäuschen in Harrys Gedanken spielen zu können... ~*~*~*~ Harry lächelte, als er den Zauberspruch das dritte Mal an diesem Abend vernahm, aber innerlich fühlte er sich gar nicht nach Lächeln. Er war grimmig entschlossen. Diese Bilder bestärkten ihn darin, Rache zu üben. Hass brodelte in ihm. Hass auf die Todesser und auf das Monster, das hinter ihnen stand und die Fäden zog. Und im Gegensatz zum letzten Mal hatte er diesmal jemanden auf seiner Seite. Jemanden, der ihm beistand, der mit ihm kämpfte, den er beschützen musste… Dank Snape wusste er jetzt, was genau er wollte. Besser als vorher noch. Dass er sich nicht gegen diese Bilder gewehrt hatte, das hatte den einfachen Grund, dass er sie sehen wollte. Immer und immer wieder. Nicht nur wegen seiner Eltern, sondern um die Wut in sich anzufachen. Es hatte funktioniert. Als Snape in seine Gedanken eindrang, war das Gesicht seiner Mutter sofort wieder da. Schon seltsam, dass er immer diesen Pfad nahm, aber was sollte es. Ihn störte es nicht. Er wusste, was kam, war darauf vorbereitet und konnte damit umgehen… Doch es änderte sich. Seine Gedanken wurden auf jüngere Ereignisse gezwungen. Da war Wasser. Er war unter Wasser. In dem See… Da waren diese Wesen. Da waren Hermione und Ron und dieses kleine Mädchen und Cho. Hmmmmm, das musste er eigentlich nicht sehen… Es war das erste Mal, dass Harry sich dagegen wehrte, dass er den Versuch dazu aktiv startete. Aber helfen tat es nichts. Snape zwang ihn ins dritte Schuljahr, als er Sirius getroffen hatte, zu der Begegnung mit Wurmschwanz und seiner absolut bescheuerten Gnade. Diese würde nie wieder walten. Nicht gegenüber jemanden, der schon getötet hatte oder daran beteiligt gewesen war. Das war ja auch der Grund, warum er sich den Tod von Cedric nicht verzeihen konnte. Weiter, weiter, weiter ging es und dann wollte Snape die Tür öffnen, die in ihren Raum führte. In den Raum der Wünsche. „Nein!“ Da durfte niemand hinein. Das war sein Schatz! Niemand durfte das sehen, was sich hinter dieser Tür verbarg! Gedanken stürzten über ihn herein. Grauen und Schande, Schmach und Reue. Grüne Blitze. Schreie und Gelächter. Das Gefühl, beobachtet zu werden, immerzu diese kranken Augen im Nacken zu haben. Ein Avada von seiner Hand… „Nein!“ Harry schlug die Hände vor die schmerzende Narbe auf seiner Stirn und presste sie dagegen. Er spürte, wie es um ihn herum dunkler wurde, wie er plötzlich wieder alleine war, aber dennoch konnte er die Tränen nicht aufhalten. Was war das gewesen? Sah so die Zukunft aus? War es das, was er… in der Zukunft tun würde? Mit dem Avada Kedavra Menschen… Muggel töten? „Nein…“, wimmerte er. Das wollte er auf keinen Fall. Nie, niemals, unter gar keinen Umständen. Eher starb er doch noch! Snape unterdessen stand vor ihm und blickte auf ihn hinab, in seinen Augen war nichts zu lesen. Wie hatte der Junge das gemacht? Er hatte ihn aufgehalten, wie es seine Aufgabe war, aber darüber hinaus… hatte er ihn gezwungen, seine eigenen Gedanken, seinen eigenen Dämonen erneut zuzusehen, die Träume und Schatten, die ihn verfolgten… Verdammt. Dieser… Bastard! Hatte er seine Barrikade mir nichts, dir nichts gebrochen… ~*~*~*~ Mit starrer Miene sah Draco zu, wie Harry immer wieder dieses eine Wort wimmerte. Nein... Seine Hände ballten sich zu Fäusten, ohne dass er es überhaupt bemerkte. Sein Zorn auf Snape stieg langsam ins Unermessliche. „Jetzt du.“ Snape wandte sich abrupt von dem Gryffindor ab und fixierte Draco. Das letzte Mal war der Slytherin zusammengebrochen. Mal sehen, ob sein Trotz auch auf der Ebene der Gedanken funktionieren würde. Mal sehen, wie viel Mut der junge Malfoy wirklich besaß... Und wie stark er wirklich sein konnte... Ein kaltes Lächeln umspielte Snapes Lippen. Draco fand diesen Gesichtsausdruck wirklich gruselig. Snape sollte nicht lächeln. Snape war... Snape. Und Snape lächelte schließlich nicht. Dennoch bemühte er sich, dem Zaubertränkelehrer gefasst ins Gesicht zu sehen. Was konnte er ihm schon tun? Jetzt kannte er die Vergangenheit. Es gab wohl kaum etwas, das ihn noch würde überraschen können... „Legilimens!“ Snape richtete den Zauberstab auf den blonden Jungen. Der Eintritt war einfach. Sehr einfach... Da war wieder keine Barriere. Lernte der Junge das eigentlich nie? Er sollte sich doch wehren... Draco ließ die Bilder vorbeiziehen und dann kamen sie wieder dort an. In dieser Nacht. Mit dem Messer, mit Bellatrix Lestrange und Lucius Malfoy... Ihm kam kein Laut über die Lippen. Nur einen spöttischen Gedanken gab er Snape: Ist das alles? Verblüfft zog sich Snape ein wenig zurück. Bitte? Der Junge verhöhnte ihn? Hier noch? Aber wenn er nicht anders wollte... Er wechselte die Richtung, näherte sich der Gegenwart und fand eine wirklich amüsante Erinnerung. Letztes Schuljahr... Die Welt sah so anders aus... Aus den Augen eines Frettchens... Dracos Augen weiteten sich entsetzt. Verdammt, das hatte er mindestens genauso gut verdrängt. Er wusste schon warum. Dann überfuhren ihn die Erinnerungen, die Snape hervorkramte. Demütigung, Scham. Angst, nackte Panik. Vor Moody, vor allem. Das Gelächter dröhnte in seinen Ohren, machte die Peinlichkeit noch größer. Snape zog sich ruckartig zurück. Und Draco atmete keuchend ein. Das war nicht gerade nett gewesen. „Verhöhne mich nie wieder!“, sagte der Lehrer kalt. „Würde mir niemals einfallen, Sir.“ Draco mochte zwar etwas mitgenommen sein, aber das hieß noch lange nicht, dass er sich unterkriegen ließ. Nicht von Snape. Niemals wieder. „Legilimens!“ Nächste Runde. Oha. Diesmal hatte sich Snape auf die... gewissen Erfahrungen eingeschossen. An sich keine unbedingt peinlichen Erlebnisse, mal abgesehen davon, dass sie gerade von einem Lehrer betrachtet wurden. Das erhöhte das Unbehaglichkeitsgefühl ganz akut... Seine Wangen brannten und leuchteten im schönsten Rot, als sich Snape aus seinen Erinnerungen wieder zurückzog. „Genug?“ Die Miene des Zaubertränkelehrers verriet kein bisschen, was er über das dachte, was er gerade gesehen hatte. „Wenn Sie aufgeben wollen...“, erwiderte Draco trotzig. „Noch weiter unter die Gürtellinie können Sie ja nicht mehr...“ ~*~*~*~ Snape schnaubte, blickte kurz zu Harry hinüber, der zwar inzwischen wieder saß, aber wirklich gar keine Regung mehr auf dem Gesicht zeigte. Eine Maske. Aus einem Lächeln. Ansonsten… selbst die Tränen waren verschwunden. Interessant. Komisch irgendwie. Er sah wieder zu Draco. „Bist du dir da sicher, Draco?“, fragte er schleichend. ~*~*~*~ „Es gibt keinen Grund, es nicht zu sein, Sir.“ Dracos graue Augen blitzten auf. „Wie du meinst... Legilimens!“ Snape ging nicht weit, nur ein paar Stunden... Lucius Malfoy. Draco stöhnte leise auf, während sein Gesicht auf einmal leichenblass wurde. Was für ein Mistkerl... Die Wunden waren zu frisch, viel zu frisch... „Nein...“, flüsterte er leise. „Nein...“ ~*~*~*~ Snape enthuschte ein leiser, fast zufriedener Laut, als er das hörte. Gewonnen. Das Gesicht von Lucius Malfoy tauchte auf, ein kurzes Wortgefecht, er konnte Dracos Abneigung gegen seinen Vater spüren, was ihn irgendwie zutiefst befriedigte. Dieser blonde Mensch hatte es tatsächlich geschafft, seinen eigenen Sohn dazu zu bringen, ihn zu verachten. Respekt. Glanzleistung… „Sieh mal an, Malfoy…“, murmelte er leicht höhnisch. Dann waren sie an dem kleinen Birkenhain, in dem er selbst häufig zu lesen pflegte, weil das einst der einzige Ort außer seinem Schlafsaal war, wo diese vier Mistkerle nicht hingekommen waren… warum auch immer, wo sie ihn sonst immer aufgespürt hatten. Und hier ging es so richtig los. Es war erstaunlich, wie viel Lucius Malfoy doch mitbekam von dem, was auf dieser Schule so lief. Das… hatte ja nicht einmal er gewusst. Pansy und Draco waren wieder auseinander? Uh, warum denn das? Dass er sein Haus nicht mehr hinter sich hatte, das war ihm ja auch schon aufgefallen, aber die Trennung… Affäre? Mit Potter? Urplötzlich brach der Gedankenstrom dann ab. Seine Augen weiteten sich, denn just in diesem Moment fühlte er sich abermals zurückgedrängt in eine Zeit der Demütigung, die jenseits der von Draco lag. Er saß in der Bibliothek und las. Ganz friedlich. Aber er wusste schon jetzt, was kommen würde. Es war immer passiert. Auf die eine oder andere Art und Weise. Und… er erstarrte, als er erkannte, welcher Tag das hier war. Nein… „Hallo, Schniefelus!“ Nicht diese Stimme. Aufhören! Aber sie hatten nie aufgehört. Niemals. Schon ertönte der Zauber und seine Augen weiteten sich, als er ihn erkannte. Doch es war schon zu spät. Das Buch in seinen Händen verwandelte sich unaufhaltsam in eine von diesen miesen, kleinen, flauschigen, kratzbürstigen Katzen, die er so sehr hasste! Hastig versuchte er aufzustehen, wich vor dem jetzt miauenden Wesen zurück, schlug danach. Der Stuhl unter ihm kippte und krachte zu Boden, sein Kopf prallte auf den Boden und er hörte Gelächter, während die Katze über ihn hinweg flüchtete. Dann schoben sich über ihn die Gesichter von James Potter und Sirius Black. Grinsend. Hämisch grinsend. Wie sehr er sie doch hasste, wie sehr er doch… Ein leises Kichern weckte ihn aus den Gedanken und ließ sie verschwimmen, ihn daraus emporsteigen. Als er wieder klar sah, starrte er direkt in ein paar grüner Augen, die amüsiert funkelten. Und sein Geist zog in Sekundenschnelle die Verbindung: Harry Potter hatte das ebenfalls gesehen. Warum? ~*~*~*~ Nein... Er wollte das nicht sehen. Nicht wieder. Nicht wieder! Das Wortgeplänkel, seine Wut auf seinen Vater, die blanke Verachtung... Und dann... Eine warme Berührung an seinem Arm. Harry. Draco wusste mittlerweile so genau, wie er sich anfühlte. Er kannte seine Wärme genau, seine Ausstrahlung... Ein bisschen fühlte es sich an, wie das Band, wenn sie die Potenzialmagie benutzen. Er war nicht mehr allein... Und auf einmal war da Kraft, die ihn Snape zurückschleudern ließ. Nicht nur das, er wurde mitgerissen, fand sich auf einmal in Snapes Erinnerungen wieder. Draco war verwirrt. Warum auf einmal? Doch zugleich... Dieser Film war amüsant, wirklich. Snape und Angst vor Katzen? Das war doch wirklich unterhaltsam... Abrupt fühlte er sich in die Wirklichkeit zurückgerissen. Der Blonde brauchte einen Moment, um sich wieder zurechtzufinden. Neben ihm saß Harry, hatte den Arm um seine Schulter gelegt und schaute Snape an. Harrys Gesicht war eindeutig belustigt, Snapes dagegen exakt das Gegenteil. So sah wahrscheinlich ein Vulkan kurz vorm Ausbruch aus... Auch Draco musste jetzt grinsen. Snape hatte Angst vor Katzen... ~*~*~*~ „Raus hier.“ Zwei Worte, maximale Wirkung. Harry stand auf und zog Draco einfach mit sich. Besser man sagte jetzt nichts. Gar nichts. In dieser Situation war jegliches Wort ein Wort zuviel. Aber das Grinsen auf seinem Gesicht ging nicht weg. Auch wenn er es gerne unterdrückt hätte. Unter den furiosen Augen des schwarzhaarigen Lehrers ergriffen sie die Flucht. Bevor Snape doch noch auf eine Strafarbeit pochte… ~*~*~*~ „Katzen... Ich glaube, die Schwäche sollten wir irgendwann ausnutzen...“ Draco grinste. Er war nicht stehen geblieben, als sie draußen waren, sondern weitergelaufen und hatte Harry einfach mitgezogen. Hier unten in den Kerkern war niemand. Bei dem schönen Wetter waren eh alle draußen gewesen und langsam musste auch Zeit für das Abendessen sein. Draco wusste es nicht genau. In Snapes Büro und dem Rausch der Erinnerungen hatte er sein Zeitgefühl nahezu vollkommen verloren. ~*~*~*~ Harry lachte. Typisch Draco. Der hatte ja so einen Narren an dem Giftmischer gefressen… Aber es schien ihm keine gute Idee, dieses Wissen auszunutzen… oder? „Mau!“, sagte er, dann lachte er und zog Draco übermütig am Arm. „Eisessen!“, rief er und wechselte die Richtung. Hier war doch irgendwo ein Geheimgang, der eine Abkürzung zur Küche war. Oder? Oder nicht? Suchend blickte er sich um. ~*~*~*~ Draco grinste. „Eisessen, Kätzchen.“, bestätigte er und folgte dann dem Gryffindor, der die Führung übernahm. Was die Geheimgänge und Abkürzungen in dem Schloss anging, kam ihm dieser ziemlich unschlagbar vor. ~*~*~*~ Harry fand den dunklen Tunnel dann doch recht schnell, nachdem er den zerbrochenen Mauerstein erblickt hatte. Er zog ihn heraus und schon öffnete sich die Wand zu einer Treppe, die es galt zu erklimmen. Okay, es war eine steile Treppe mit Hühnerstiege, aber was sollte es? Und dann fiel ihm etwas ein. Abrupt blieb er stehen und schlug die Faust in die linke Handfläche. „Vielleicht… vielleicht sollten wir den Rosen lieber ein Kätzchen beilegen…“, sagte er und selbst in der Dunkelheit leuchteten seine Augen bei dem Einfall. ~*~*~*~ „Oh ja... Das sind die Anlagen deines Vaters, die da gerade durchkommen, oder?“ Draco knuffte ihn in die Seite und drängte den Gryffindor sanft dazu, die Treppe - eher bessere Leiter - hochzusteigen. ~*~*~*~ „Keine Ahnung!“, gab Harry zurück. „Mir wurde die Gelegenheit nicht gegeben, das zu erfahren. Sie sagen alle, ich sehe aus wie er, fliege wie er oder was auch immer. Wie er war… Sirius sagte, er wäre ein Raufbold gewesen. Und Dumbledore meinte, die Zwillinge machen ihnen alle Ehre…“ Er grinste schief. „Aber ich bemüh mich.“ Tja ja, wie es wohl gewesen wäre, hätte sein Vater ihn aufgezogen? Wäre er dann auch so… geworden oder eher wie die Zwillinge? War doch mal eine interessante Frage… „Vielleicht kannst du dich glücklich schätzen, dass es nicht so ist.“, meinte Harry nach ein paar Sekunden der Stille. „Du wärst mit Sicherheit mein Lieblingsopfer gewesen.“ Sie erreichten das Ende der Treppe und traten durch das Loch, das das Ende des Tunnels war, bevor sich dieser wie von Geisterhand wieder schloss. „Perfekt, weil du immer reagierst.“, grinste er schelmisch. ~*~*~*~ Zum ersten Mal ging Draco wirklich die Bedeutung auf, die der Umstand hatte, dass Harry seine Eltern nie hatte kennen lernen können. Der Gryffindor wusste ja noch nicht einmal, wie sein Vater wirklich gewesen war... Der Blick in Snapes Erinnerung war etwas gewesen, das ihm einen Eindruck von seinem Vater hatte geben können. Ein Blick auf das, was Harry verwehrt geblieben war. Er spürte auf einmal einen dumpfen Kloß in seiner Kehle. „Gute Herausforderungen sind das auch wert...“, gab Draco zurück. „Und du bist die beste.“ Einen Augenblick schwieg er, während sie weiterliefen und sagte dann: „Dein Vater wäre dir sicher ein guter Vater gewesen... Wahrscheinlich hat er dir sehr viel mehr hinterlassen, als du überhaupt ahnst.“ ~*~*~*~ „Oh, das hat er.“, grinste Harry zurück. Irgendwie behagte ihm das Thema nicht so ganz. „Einen Umhang, mit dem man ungesehen von einem Ort zum anderen kommt. Eine Karte, die das gleiche Ziel verfolgt und gleichzeitig die perfekte Voraussetzung zur Spionage ist, einen Paten, der mir viel bedeutet und der alles für mich tut, obwohl er das nicht soll, die Begabung zu fliegen und Haare, die man schneiden kann, sooft man will und die trotzdem immer gleich lang bleiben.“ Lächelnd stupste er Dracos Nase an. „Mach dir keine Sorgen. Ich komme damit klar.“ Das hatte er immer getan. Sie waren da, da war das Bild. Harry streckte die Hand aus und kitzelte die Birne, welche ein helles, kicherndes Geräusch von sich gab, dann öffnete sich der Durchgang zur Küche. ~*~*~*~ „Habe ich gesagt, dass ich mir Sorgen mache?“ Draco zog eine Augenbraue hoch und lächelte leicht, was seine Worte Lügen strafte. Natürlich machte er sich Gedanken um den schwarzhaarigen Jungen. Er konnte gar nicht mehr anders. Nach Harry betrat er den Durchgang zu der Küche. Ein interessanter Trick, den würde er sich definitiv merken. Die Küche war groß. Nahezu gigantisch und überall wuselten Hauselfen herum, verpufften plötzlich in der Luft mit vollen Tellern und kehrten kurz darauf mit leeren und benutzten zurück. „Harry Potter, Sir!“ Ein Hauself, der Draco nur allzu bekannt vorkam, quetschte sich durch das Gewusel. Er trug ein knatschgelbes Hemd, was dafür sorgte, dass er akut an einen Kanarienvogel erinnerte, eine quietschpinke Hose und lange - deutlich zu lange - knallbunte Socken. Die übergroßen braunen Augen strahlten den Gryffindor an. „Es ist eine Ehre, Harry Potter hier zu haben. Dobby freut sich.“ Dann fiel sein Blick auf Draco und wurde sofort finster. „Ein Malfoy!“ Draco hatte gar nicht gewusst, dass Hauselfen zu einer derartigen Abscheu fähig waren. „Harry Potter bringt einen Malfoy mit... Hasst Harry Potter nicht die Malfoys?“ ~*~*~*~ Lächelnd nickte Harry zu Dracos Worten, aber er wusste einfach, dass sie falsch waren. Aber war doch gut so. War eben seine Art. Als Dobby auf ihn zugerannt kam, wäre er am liebsten geflüchtet. Die Farben… Hilfe! Aber an der Herzlichkeit und der Treue hatte sich nichts geändert. Dieser Elf war doch einfach nur noch schrecklich. Und gleichzeitig konnte man ihn nur gern haben. Harry grinste. „Den hier nicht.“, sagte er und griff nach Dracos Hand, um ihn nach vorne zu ziehen. Er konnte sehen, wie Dobbys Augen misstrauisch wurden, und sein Gesicht wurde augenblicklich weicher. „Er hat sich geändert.“, erklärte er sanft. „Verstehst du das?“ ~*~*~*~ Draco wurde von einem plötzlichen Gefühl der Wärme überflutet, als Harry wieder nach seiner Hand griff. Er stand überall zu seiner Entscheidung, seiner Freundschaft. Einem Hauselfen gegenüber genauso wie dem Rest der Welt... Für einen Augenblick senkte er den Blick, um das Gefühlschaos in seinem Inneren nicht allzu deutlich zu machen. „Ein Malfoy ändert sich nicht!“ Dobby verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Draco missmutig an. „Aber Harry Potter sagt es... Und Dobby glaubt Harry Potter. Aber Dobby glaubt nicht, dass Malfoys gut sein können...“ Die Verzweiflung und Zerrissenheit des Hauselfen wurde in seinem Mienenspiel sichtbar. Es wechselte von Abscheu zu Zuversicht und dann wieder zu Misstrauen, wo es hängen blieb. „Warum sollte Dobby glauben, dass sich Draco Malfoy geändert hat?“ ~*~*~*~ Harry seufzte. Das würde wohl nicht einfach werden. Und irgendwie… war er nicht so zuversichtlich mit Dobby, wie er… mit Ron gewesen war. Auch wenn das fast abartig klang, hatte er Ron doch wenigstens etwas Verständnis eingeräumt, bei Dobby… könnte er verstehen, wenn dem nicht so war… Der arme Kerl hatte Jahrhunderte unter Malfoys gedient, die allesamt niemals Rücksicht auf ihn genommen hatten. Nicht so einfach. Dobbys Ausdruck verriet es nur allzu deutlich. Und dennoch. Aufgeben war nicht. Seine Freunde waren alle in Ordnung. Sie mussten sich ja nicht lieben, aber zumindest sollten sie sich gegenseitig respektieren. „Dobby.“, sagte er leicht tadelnd. „Ich habe dich nie angelogen.“ Das wäre auch gegen seine Prinzipien gegangen. „Und du bist der einzige Hauself, den ich kenne, der den Mut zu eigenständigem Denken hatte. Du hast dich geändert. Du bist mutiger geworden. Warum sollte Draco das nicht auch schaffen?“ ~*~*~*~ Dobby legte den Kopf schräg und betrachtete den Gryffindor sichtlich nachdenklich. Dann sah er Draco an. „Muss Harry Potter für dich sprechen oder kann Draco Malfoy auch für sich selbst sprechen?“ Draco hob den Kopf. Oha. Mutig, der Kleine. Hätte er nicht erwartet bei dem, was im Hause Malfoy so alles mit Hauselfen geschah... „Kann er, er sieht aber keine Notwendigkeit dazu.“, gab er zurück. „Nein, ein Draco Malfoy lässt sich natürlich nicht dazu herab, einem Hauselfen etwas zu erklären.“ In Dobbys Augen glitzerte es. Seine Angst vor den Malfoys hatte er mittlerweile vollkommen abgelegt. Was geblieben war, war vor allem Wut. „Nein, ich weigere mich nur, dir zu erklären, was mich verändert hat und warum. Weil es dich genauso wenig wie irgendjemand anderes etwas angeht.“ Jetzt funkelten auch Dracos Augen den Hauselfen drohend an. „Will Draco Malfoy Dobby mit seinen Glitzeraugen drohen? Dobby ist kein Sklave mehr! Dobby ist frei!“ ~*~*~*~ Das war ja zum Verrücktwerden. Harry schüttelte den Kopf. „Dray, sei nicht so herablassend zu ihm.“, sagte er. „Und Dobby, du solltest auch keinen Streit provozieren. Der Kerl hier geht Streit nicht aus dem Weg, sondern will ihn gewinnen.“ War doch so. Das konnte Draco kaum verhehlen. Andererseits konnte er Dobby wirklich verstehen. Er wäre wohl auch misstrauisch, wenn ihm jemand erklären würde, dass Lucius Malfoy plötzlich auf die Seite des Guten gewechselt hatte. Nein, um genau zu sein, würde er es nicht glauben, würde nicht mal die Möglichkeit dazu in Betracht ziehen. Er würde wahrscheinlich einfach angreifen und Sense… Wahrscheinlich wäre es am besten, die beiden einfach machen zu lassen, aber womöglich starb dann einer von beiden. Diese Befürchtung konnte er sogar in den ängstlichen Gesichtern der anderen Hauselfen sehen. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Vielleicht hätte er zuerst mal mit Dobby reden sollen, bevor er Draco mit hierher brachte, dann hätte er es ihm ein bisschen erklären können. Noch dazu wusste er nicht einmal, in welcher Position Draco gegenüber Dobby gestanden hatte, als dieser noch bei den Malfoys gewesen war. War er direkt ihm unterstellt oder war er eher auf Malfoy Seniors Gnade angewiesen? Oder gab es da keinen Unterschied? Er rieb sich über die Stirn. Irgendwie komisch, dass seine Narbe noch immer schmerzte. Eigentlich hätte es längst aufhören müssen… Aber darum konnte er sich jetzt nicht kümmern. Seine Angst vor der Zukunft war nicht wichtig jetzt. „Können wir das vielleicht irgendwo besprechen, wo wir nicht von allen belauscht und angestarrt werden?“, fragte er. „Mit Eis und Saft oder so?“ Eine nette Atmosphäre könnte helfen. Außerdem hatte er Hunger. ~*~*~*~ „Harry Potter, Sir, das muss Dobby leider ablehnen.“ Dobby funkelte Draco noch immer an. „Dobby wird nirgends hingehen, wo ein Malfoy ist.“ „Immer noch Angst?“, gab Draco zurück, wohl wissend, dass er exakt einen wunden Punkt getroffen hatte. Zornig hob Dobby die Hand. „Wenn Draco Malfoy noch ein Wort sagt, wird er sich wünschen, nie geboren worden zu sein!“ „Welch eine Drohung...“, spöttelte der Blonde. „Das tue ich schon oft genug. Wäre nichts Neues.“ „Draco Malfoys Vater ist wirklich grausam...“ Jetzt wurde Dobbys Gesicht richtig gehässig. „Lucius Malfoy war das nicht nur zu Dobby, sondern auch zu...“ „Es reicht!“ Ohne weiter nachzudenken hatte Draco seinen Zauberstab in der Hand und richtete diesen auf den Hauself. „Jedes weitere Wort wirst du bereuen.“ „So, wird Dobby das? Glaubt das der junge Malfoy wirklich?“ „Ja. Oder hast du die Zauber meines Vaters schon vergessen?“ „Und Harry Potter sagt, Draco Malfoy hat sich geändert. Harry Potter irrt sich.“ Abrupt wandte sich der Hauself ab und verschwand in der Menge, die nun sichtlich aufatmete. ~*~*~*~ Harry sah ihm nach, dann zu Draco. Das war dämlich gewesen. Von beiden. Und andererseits verständlich. „Gehen wir.“, sagte er leise, seine Enttäuschung verbergend. Er würde später noch einmal versuchen, mit Dobby zu sprechen, wenn dieser sich beruhigt hatte, jetzt hatte das mit Sicherheit keinen Sinn. Genauso wie es keine Sinn hatte, jetzt mit Draco darüber zu sprechen. Die Reaktion auf derartige Provokationen war normal und bei ihm sicherlich nicht anders ausgefallen, wenn er sich tatsächlich überlegen fühlte. Und das, so glaubte er, tat Draco. Hauselfen waren stark, solange sie nicht ihrer eigenen Knechtschaft unterlagen, aber das bemerkten die Zauberer nicht. Hermione hatte es bemerkt, war aber mit der Kampagne gescheitert, ihnen das ins Gedächtnis zu rufen. Wahrscheinlich war der einzige Grund, dass Dobby sich nicht gestellt hatte, entweder er oder noch immer vorhandene Angst gewesen. Jedenfalls zweifelte er eigentlich nicht daran, dass er hätte siegen können… „Du solltest nicht mehr mit deinem Vater und seiner Grausamkeit drohen.“, sagte er noch, als er an dem Blonden vorbei hinaus aus der Küche ging. ~*~*~*~ Draco schnaubte bei Harrys Worten nur und wandte sich ab, um ihm zu folgen. Also kein Eis. Aber darauf war ihm auch jeglicher Appetit vergangen. Und was Harry jetzt von ihm halten mochte... Darüber wollte er lieber gar nicht erst nachdenken. Es war dumm gewesen, sich hinreißen zu lassen. Gerade von einem Hauselfen... Er sollte seine Selbstbeherrschung dringend vernünftig auf seine Reizbarkeit ausdehnen, ansonsten würde das noch irgendwann einmal schief gehen. ~*~*~*~ Wortlos machte sich Harry auf den Weg in den Raum der Wünsche. Die Enttäuschung über den Verlauf dieses Gesprächs hatte ihm den Appetit genommen und selbst der Gedanke, jetzt noch in die Große Halle zu gehen, war nicht besonders anregend. Außerdem empfand er plötzlich Wut. Auch wenn er nicht so recht wusste, wo die herkam. Sie richtete sich nicht auf einen der beiden, eher auf beide gemeinsam. Das Problem, das er nicht erkannte, lag dabei, dass er unausgesprochen dazu gezwungen wurde, sich für einen von beiden Freunden zu entscheiden. Gerade jetzt hatte ihm Dobby die Entscheidung abgenommen, weil er weggelaufen war und ihm nicht die Chance gegeben hatte, aber er hatte das Gefühl ihn zu verraten, weil er jetzt bei Draco blieb. Dobby war darüber sicher nicht begeistert, wenn er ihm dafür nicht sogar die Freundschaft kündigte. Genauso andersrum. Wenn er zu Dobby gehen würde, wäre Draco wahrscheinlich sauer… Irgendwo in ihm rief eine Stimme, er solle gehen und sich verkriechen, vor beiden, um sie das Problem miteinander lösen zu lassen, aber das würde nicht passieren. Dobby würde niemals einsehen, dass Draco sich geändert hatte, bevor dieser bereit war, das einem anderen zu zeigen als ihm. Draco… müsste Respekt bekommen vor dem Elfen, den er nicht bekam, solange Dobby nicht vergeben konnte… Teufelskreis. Und Harry hatte nicht das Selbstbewusstsein darauf zu hoffen, dass sie sich vielleicht für ihn aufraffen könnten. Verlangen würde er es nicht… ~*~*~*~ Sie schwiegen auf dem Weg zu dem Raum der Wünsche. Draco konnte die Spannung deutlich spüren. Harry war wütend. Auch auf ihn. Definitiv auch auf ihn... Er zog die Schultern hoch und fühlte, wie ihm kalt wurde. Er fühlte sich schuldig und wollte sich entschuldigen, wusste aber nicht wie, und zugleich... sah er es nicht ein. Es ging um einen verdammten Hauselfen. Um nichts anderes. Als sie vor dem Trollbild ankamen, blieb der Blonde stehen. „Du bist wütend.“, stellte er ruhig fest. „Bist du sicher, dass ich mit hineinkommen soll? Oder soll ich lieber gehen?“ Er wollte nicht gehen... Nein, ganz und gar nicht. Aber er wollte auch nicht, dass Harry auf ihn wütend war und er wusste nicht, wie er das lösen sollte... Beschissene Hilflosigkeit. ~*~*~*~ Harry blieb stehen und sah ihn aus unergründlichen Augen an. Da war das Angebot, das ihm sein Kopf befahl: alleine sein und warten, bis sich das Problem von selbst löste. Aber das ging nicht. Irgendwie… nicht. „Ist mir egal.“, sagte er und öffnete die Tür zum roten Raum. Er konnte nicht Ja sagen, aber genauso wenig konnte er Nein sagen… ~*~*~*~ Egal... Das tat noch mehr weh, als wenn er Nein gesagt hätte. Egal, das hieß Gleichgültigkeit. Und doch... Draco seufzte leise und ging hinter Harry her. Er konnte nicht weg. Es ging einfach nicht... Der Slytherin trat von hinten an den Gryffindor heran und umarmte ihn. Er schlang die Arme um seine Taille, zog ihn an sich und legte seinen Kopf auf Harrys Schulter. Stumm, ohne irgendetwas zu erwarten. Noch nicht einmal, wenn Harry wütend auf ihn war und wenn er ihm egal war, konnte er fort. Nicht einmal dann. Er war schon viel zu sehr an den Gryffindor gebunden. Gedanklich, emotional. ~*~*~*~ Harry verharrte still, ließ sich umarmen. Was sollte er auch tun? Ihn wegstoßen wie gestern? Um sich danach beschissen und wie ein Verräter zu fühlen? Oder es zulassen und sich trotzdem wie einer fühlen? Das war doch alles bescheuert. Und trotzdem ließ er es zu. Wärme und Geborgenheit waren noch immer in dieser Geste vorhanden, wenngleich auch lange nicht so stark wie zuvor. Und er sehnte sich danach. Nach Wärme und Geborgenheit, die er zuvor nie gehabt hatte. Und nach Ruhe… Irgendwie… wollte er nicht mehr. Gar nichts. Nur noch seine Ruhe und vielleicht ein bisschen Musik, die ihn von Gedanken ablenkte, die ihn an Ehre und Stolz und Rache erinnerten. Es sollte einfach alles verschwinden. ~*~*~*~ „Es tut mir Leid...“, wisperte Draco leise und schmiegte seine Wange an Harrys. Er hatte das Gefühl, als wenn ihn diese Nähe zerriss. Zwischen ihnen war etwas nicht in Ordnung und das... das riss ihn noch mehr in diesen Abgrund hinab als sein Vater. Nur schaffte er es irgendwie, aufrecht stehen zu bleiben, auch wenn er das Gefühl hatte zu fallen. Wenn schon ein solcher Zwischenfall dieses Empfinden in ihm auslöste, was geschah dann erst bei einem richtigen Streit? Der Gedanke blitzte auf und verglühte so schnell wie eine Sternschnuppe, hinterließ jedoch ein dauerhaftes Brandzeichen. Vielleicht sollte er gehen... Aus Selbstschutz... Harry machte ihn schwach und stark zugleich. Er war seine Stütze und doch gleichzeitig seine Achillesferse... Und doch konnte er es nicht. ~*~*~*~ Auf die Worte hin durchlief Harry ein Zittern. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er biss die Zähne zusammen. „Warum… dann?“ Das war fies. Er wusste doch, dass Draco nicht alleine schuld war. Er sollte ihm also keine Vorwürfe machen. Aber die Frage zurückziehen… ging auch irgendwie nicht. ~*~*~*~ „Weil ich Fehler mache und nicht aus meiner Haut kann... Ich bin nicht perfekt, Harry, und ich werde es nie sein... Ich kann nicht von heute auf morgen alles an mir ändern... Das will ich auch gar nicht. Ich fürchte nur, du wirst immer Eigenschaften und Verhaltensweisen an mir finden, die dir nicht gefallen werden...“ Er schwieg. Es war nicht leicht diese Worte zu sagen, aber wenn er sie nicht sagte... Dann würde er es vielleicht bereuen. Genauso wie er es vielleicht bereuen würde, sie gesagt zu haben. „Es tut mir Leid, weil du wütend auf mich bist... Und weil das mehr weh tut, als es alles andere kann...“ Draco zog Harry noch etwas näher an sich, spürte sein eigenes Beben. ~*~*~*~ Harry gab nach. In allem. Er ließ den brennenden Tränen freien Lauf, lehnte sich gegen Draco und gab selbst seinen Knien ihren Willen wegzuknicken. Er spürte es ganz deutlich: Warum auch immer, er hatte sich in diesem Moment für Draco entschieden. Und Dobby - wenn ihm nicht wirklich was an ihm lag und er damit leben konnte, wenn er sich nicht auch… entschuldigen konnte - hatte das Nachsehen. Großes Herz… Egoistisch bin ich!, schoss es ihm durch den Kopf. Ein Egoist, weil er mir… wichtiger ist…Ich bin doch auch nicht besser… als Malfoy. Der opfert seinen Sohn auch für Anerkennung bei der Leiche… ~*~*~*~ Draco spürte, wie Harry die Beine wegkippten und ging behutsam gemeinsam mit ihm zu Boden. So sanft, wie es nur ging, drehte er ihn und bettete seinen Kopf an seine Brust. Harry weinte... Der eisige Kloß in Dracos Bauch war wieder da. Er hatte ihn zum Weinen gebracht. Wieder... Er brachte ihn immer zum Weinen, tat ihm weh, verletzte ihn. Seinen Augen brannten, als er das Gesicht in Harrys Haar vergrub, aber er konnte nicht weinen. Nein, er hatte kein Recht dazu, war er es doch, der den Schmerz immer verursachte... Im Moment konnte er ihn nur halten und ihm Nähe geben. ~*~*~*~ Als Harry sich endlich beruhigte, war es spät geworden. Er war erschöpft, hatte Kopfweh und fühlte sich einfach nur miserabel. Anders als noch zum Mittag miserabel, wo er hilflos gewesen war. Diesmal war es anders, denn mittags hatte er nichts dafür gekonnt, jetzt fühlte er sich schuldig. „Danke.“, sagte er leise. Es klang müde und er bewegte sich nicht. Ein Dank für den Trost… ~*~*~*~ Sie saßen lange so auf dem Boden. Harry weinte in sein Hemd und Draco konnte spürten, wie es immer nasser wurde, wie seine Tränen die Haut darunter benetzten... Und er selbst konnte nichts tun außer ihn festzuhalten und da zu sein. Er kraulte dem anderen den Nacken und hörte auch nicht auf, als dieser endlich sprach. „Es gibt nichts, wofür du dich bedanken müsstest...“ ~*~*~*~ Harry schwieg still. Wenn er das sagte… Aber zurücknehmen würde er die Worte auch nicht. Sie waren ihm ein Bedürfnis gewesen, da war es nur normal, wenn er sie auch aussprach. Er seufzte, dann machte er sich aus der Umarmung frei und strich ihm über die Wange. „Ich werde ins Bett gehen.“, sagte er und seine Stimme war noch immer leise. Und als er aufstand, seine Tasche nahm und zur Tür ging, machte er klar, dass er das Gryffindorbett meinte. Heute… wollte er alleine sein. Er fühlte sich nicht danach, zu kuscheln oder Draco erklären zu müssen, warum er keine Lust dazu hatte. Zwar wollte er es doch irgendwie, aber es fühlte sich so verdammt falsch an… „Gute Nacht, Draco.“ ~*~*~*~ „Gute Nacht, Harry...“ Der Slytherin blieb auf dem Boden sitzen und sah dem Schwarzhaarigen nach, als er ging. Es fühlte sich an, als wenn Harry ihm einen Dolch mitten ins Herz gejagt hatte... Es tat weh. Es tat so verdammt weh. Und doch... Harry hatte alles Recht dazu. Und Draco konnte ihn irgendwie ja auch verstehen... Er war es nicht wert, geliebt zu werden. Der Gedanke kam urplötzlich und riss ihn mit sich. Ja... Das war er nicht... Was brachte er denn? Schmerz, Wut und Tränen... Nichts anderes... Der Blonde krümmte sich zusammen und versuchte irgendwie, diesen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Doch es ging nicht. Es ging nicht... Draco wusste nicht, wie lange er dort gelegen hatte, als er endlich aufstand und den Raum der Wünsche verließ. Ohne Harry würde er hier über Nacht nicht bleiben... Niemals. Vielleicht würde er sogar noch seine Kontrollrunde schaffen... Seine drei Fans erwarteten ihn bereits unten im Kerker und strahlten ihm entgegen. Als sie jedoch sein Gesicht sahen, hielten sie inne. „Alles in Ordnung?“, fragte Rivers leise. „Ja...“ Draco wuschelte ihm über den Kopf. „Aber ich würde gern allein sein, okay?“ „Okay.“ Der Chor antwortete und nickte gleichzeitig. Dann huschten sie davon, nicht jedoch, ohne ihn sorgenvoll anzusehen. Sie liebten ihn auch. Und sie sollten es nicht... Sie sollten es nicht! Draco zog die Schultern hoch und lief die Runde. Die Schüler, die er noch antraf, waren klug genug, sich sofort in ihre Gemeinschaftsräume aufzumachen und nicht lange zu zögern. War für sie definitiv das Beste. Er war müde, als er den Slytheringemeinschaftsraum betrat. „Sieh an, Malfoy gibt sich die Ehre.“ Puceys höhnisches Gelächter begrüßte ihn. Schlagartig war der Kampfeswille zurück. Von diesem Mistkerl würde er sich nicht unterkriegen lassen. „Och, Adrian, lass den Kleinen doch... Siehst du nicht, wie fertig er ist? Potter muss ihm ganz schön zu schaffen machen.“ Warrington war wieder da. Und Draco hätte ihm sofort den Hals umdrehen können. Doch anstatt irgendetwas zu erwidern, schritt der Blonde schweigend an ihm vorbei, so als wenn dieser keine Antwort wert war. „Hey, hat es dir die Sprache verschlagen?“ Der Ältere hatte ihn blitzschnell gepackt und gegen die nächste Wand gepresst. Stille breitete sich im Gemeinschaftsraum aus. Auch die letzten, die noch geredet hatten, schwiegen nun und starrten auf die Szene. „Hältst du das für klug, was du da gerade tust?“, fragte Draco kühl. „Für sehr klug sogar...“ Warringtons Gesicht kam drohend näher. Warum machten eigentlich alle immer den Fehler, eine seiner Hände in der Nähe ihrer Brust zu lassen? Wie dämlich... Einen Augenblick später ging der Siebtklässler keuchend in die Knie, weil Draco ihm vor das Brustbein geboxt hatte. Draco stieg über ihn hinweg und warf dem Rest seiner Gruppe noch einen warnenden Blick zu, ehe er die Treppe zum Fünftklässlerschlafraum hoch lief. Besser weg, ehe die anderen noch auf dumme Ideen kamen. Warrington würde morgen früh auf alle Fälle stinksauer beim Training sein. Blaise lag auf seinem Bett und las, als sein bester Freund eintrat. „Hey... Heute mal wieder hier?“ „Schaut so aus...“ Draco ließ sich auf sein Bett fallen. „Hab Warrington grad zu Boden geschickt...“, murmelte er. „Oh. Das gibt dann ja morgen richtig Feuer.“ Blaise setzte sich auf. Sie waren allein im Schlafsaal, wie er mit einem schnellen Blick feststellte. Ein kurzer Wink seines Zauberstabs und sie würden auch alleine bleiben. Die Tür war nun fest verriegelt und schalldicht. Niemand würde sie belauschen können. „Was ist los, Draco?“ „Was schon...“ Der Blonde starrte an die Decke seines Himmelsbetts. „Alles ist ein Haufen vollkommenen Chaos und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, ihn zu entwirren...“ „Irgendwo. Wenn es Chaos ist, ist es egal, wo du anfängst...“ Blaise stand auf, kam zu ihm hinüber und setzte sich auf die Bettkante. Draco zögerte einen Moment, dann legte er den Kopf auf den Oberschenkel des Dunkelhaarigen. Ganz vorsichtig fuhr ihm Blaise durch das Haar, jederzeit bereit, seine Hand zurückzuziehen. Bisher hatte Draco doch noch nie eine solche Nähe zugelassen... Oder wenn, dann nur bei Harry... Aber Draco wehrte sich nicht, sondern schloss nur stumm die Augen und seufzte leise. „Es wird alles wieder gut...“, wisperte Blaise leise. Sie schwiegen und ließen sich selbst von dem lautstarken Protest draußen, als die anderen Jungs in ihre Betten wollten, nicht stören. Irgendwann gaben es die drei auf und verzogen sich. Wahrscheinlich schliefen sie jetzt im Gemeinschaftsraum... „Blaise... Wie fühlt es sich an, wenn man verliebt ist?“, fragte Draco schließlich. Seine Augen waren offen, doch er blickte ins Leere. „Unterschiedlich...“ Blaise lächelte leicht. Es schien, als wenn Draco es doch endlich langsam begriff. „Manchmal, da schwebt man auf der höchsten Wolke, nur weil der andere da ist... Und manchmal, da zerreißt einen diese Nähe, weil sie so schön ist und doch nicht ausreicht, weil man noch mehr will... Man bekommt nichts mehr mit, will nur noch diese Nähe, diese Person... Das ist auf einmal der Mittelpunkt der Welt... Man lässt sie näher an sich heran, als je jemanden zuvor... Man ist bereit alles zu tun, alles zu geben...“ Draco schloss die Augen. Tränen brannten hinter seinen Lidern und diesmal hielt er sie nicht zurück. „Ich glaube, ich habe mich verliebt, Blaise...“ „Ich weiß...“ Ganz sanft streichelte Blaise weiter durch das blonde Haar. „Wie? Wie, wenn ich es selbst noch nicht einmal begriffen habe?“ Draco sah auf und der Ausdruck in diesen Augen sorgte dafür, dass sich Blaises Herz zusammenzog. „An deiner Art... Ich kenne dich doch schon so lange, Draco... Harry tut dir gut. Du drehst durch, wenn ihn jemand beleidigt... Du setzt dich für ihn ein... Du liebst ihn...“ Draco nickte schwach. „Er liebt dich doch auch... Wo ist das Problem? Dass er ein Junge ist?“ Langsam schüttelte der Blonde den Kopf. „Nein... Nein... ich glaube nicht. Ich glaube, das ist mir sogar egal...“ Draco lächelte ganz eben. „Aber... wie kann ich diesem Gefühl trauen? Wie... wie kann ich das? Was ist, wenn es wieder weggeht? Was ist, wenn es nicht funktioniert? Was ist... wenn ich zuviel Mist gebaut habe...?“ Blaise zog ihn behutsam näher und wiegte ihn sacht hin und her. „Das kannst du nur herausfinden, indem du es versuchst, Draco. Eine andere Wahl hast du gar nicht...“ Der Blonde schloss wieder die Augen. Versuchen... Und was dann? Im Zweifelsfall ihre Freundschaft verlieren... Blaise blieb sitzen und strich ihm durch das Haar, bis sie beide irgendwann einschliefen... Irgendwann mitten in der Nacht war Draco aus einem Albtraum hochgefahren und hatte Blaise einen kräftigen Schlag in die Seite und sich selbst eine üble Kollision mit dessen Ellbogen verpasst. „Hey, hey...“ Blaise fasste ihn an den Schultern. „Alles okay?“ „Albtraum...“, murmelte der Blonde leise, während er sich wieder zu beruhigen suchte. Diesmal hatte sich alles vermischt. Die Szene mit seinem Vater und dann war da Harry gewesen... Man hatte ihn gezwungen ihn zu verraten... Ihm wurde richtig schlecht bei dem Gedanken daran. „Komm her... Ich pass auf dich auf, okay?“ Blaise zog den anderen in seine Arme, der das willenlos mit sich geschehen ließ. Halt... Draco wollte nur noch Halt. Das hier war zwar nicht der Halt, den er sich wünschte, aber es war welcher. Darauf kam es jetzt an... Es war das erste Mal, dass er in jemand anderes Armen als Harrys einschlief. ~*~*~*~ Harry konnte diese Nacht nicht schlafen. Ron und Hermione waren verwirrt gewesen, als er gekommen war, aber außer einem kurzen Kopfschütteln und einem Wink war nichts gekommen. Nicht einmal das obligatorisch erwartete, beruhigende Lächeln war erschienen, was sie darin bestärkte, dass etwas nicht stimmte. Aber als Ron zehn Minuten später im Schlafsaal auftauchte, lag der Junge-der-lebt bereits im Bett, die Vorhänge waren zugezogen und von drinnen ertönte kein Laut. Ron ahnte, dass Harry nicht schlief, aber er wollte offenbar nicht gestört werden. Das gleiche Spiel wiederholte Harry, als Ron um halb zwölf wiederkam, um selbst ins Bett zu gehen. Er ignorierte die höhnischen Bemerkungen von Dean, dass er ausnahmsweise doch mal wieder hier schlief… Und als er sicher war, dass sie alle schliefen, stand er auf, zog sich an und verließ mitsamt Tarnumhang den Gryffindorturm. Kurz sah er auf der Karte nach, wo Dobby war, doch er konnte den kleinen Kerl nicht finden, auch nach einer Viertelstunde nicht. Also wanderte er durch die Gänge bis zur Küche, wo der verheerende Streit gewesen war, doch er traute sich nicht hinein. Von dort bis zu Snapes Büro, wo er so einiges begriffen hatte, angefangen bei seiner Entschlossenheit, über Snapes Angst vor Katzen, bis hin zu dem Heiligtum, das in ihm existierte, das nicht einmal Snape hatte anrühren können… Freudlos wandte er sich ab. War doch egal. Er wanderte weiter zum Raum der Wünsche, verharrte Sekunden davor. Draco… Es tat ihm Leid, dass er ihn allein gelassen hatte, aber was anderes war ihm nicht möglich gewesen. Auch jetzt noch nicht. Falls er überhaupt da drin war… Kurz dachte er an den Anblick eines in grüne Seide mit Schlangenmuster gekleideten, tropfenden Blonden, dann wandte er sich ab und wanderte weiter. Noch immer nicht schneller oder langsamer als zu Beginn. Letztendlich erreichte er das Quidditchfeld draußen, gerade als die Sonne aufging. Noch eine Stunde bis seine Mannschaft kam… „Accio Feurblitz!“, sagte er und nach wenigen Sekunden, die er wartete, kam der Besen und hielt fauchend neben ihm. Harry nahm ihn in die Hand, betrachtete ihn. Er lud dazu ein, aufzusteigen und zu fliegen, aber irgendwie… Als die Gryffindorquidditchmannschaft schließlich auftauchte, hockte Harry auf einer der Tribünen und starrte gedankenverloren vor sich hin. In ihm fühlte sich alles so dumpf an. Dunkel, dumpf und neblig. Und hinter all dem Nebel verbarg sich das schreckliche Gefühl, schlimmer als je in der Freundschaft versagt zu haben. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I’m diving through an empty space Where shadows flashing around An angels voice, so close so far I’m reaching holy ground A broken heart, beats deep inside A silent lake of tears ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Dobby zu schreiben ist anstrengend, das sag ich euch. Verdammt anstrengend... Irgendwie macht der einem immer einen richtigen Knoten ins Gehirn... Aber das tollste ist: Draco hat es begriffen. *_* Endlich! *shi-chanandenhändenfass* *rumtanz* Shirokko: *augelassenfröhlichmittanz* *innehalt* *umhalsfallundlacht* Und Harry macht sich Vorwürfe. Vollidiot!!! *grins* Nachforschungen --------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 49: Nachforschungen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Fury in the Slaughterhouse - Kiss the Judas. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 49: Nachforschungen Auf einen stillen Wink der Zwillinge hin, die beim Aufstehen von Ron erfahren hatten, dass Harry offenbar niedergeschlagen war, flog Ron hinauf. Er hatte Harrys Umhang dabei, den roten Quidditchumhang, den er auf dem Koffer hatte liegen sehen. Leise landete er neben ihm. „Harry?“ Der Schwarzhaarige sah auf, nickte kurz zur Begrüßung und blickte wieder zu Boden. „Alles okay mit dir?“ Ein kurzes Nicken, das deutlicher als tausend Worte sagte, dass überhaupt nichts okay war, aber Ron verstand. Er wollte nicht darüber reden und das war ja sein gutes Recht. War ja nicht das erste Mal. Irgendwann würde er kommen. Ob zu ihm oder zu Hermione oder auch zu Draco… Auch wenn ihm der letzte Gedanke nicht gefiel. „Ich hab dir deinen Umhang mitgebracht. Zieh ihn an und komm runter, ja?“ Wieder nickte Harry, stand dann auf und nahm den Umhang entgegen. Ohne ein Wort ging er an Ron vorbei, er konnte ihm nicht mal in die Augen sehen… Freundschaft… Er war sie nicht wert. Nicht mehr, nachdem er einen Freund für einen anderen verraten hatte. Als er unten ankam, flogen die anderen schon Runden zum Aufwärmen und Harry schloss sich ihnen an. Kurz versuchten die Zwillinge mit ihm zu reden, ihn zu ermuntern, aber er meinte nur, sie sollten ihre Position bei den Gryffindors nicht verscherzen, nur damit es ihm besser ging. Ihre daraufhin aufkeimende Wut erstickte er. „Ich will kein Mitleid, ich will meine Ruhe!“ Sie ließen ihn in Ruhe. Noch niemals zuvor hatte Harry so deutlich abgeblockt. Noch nie. Jedenfalls nicht wortwörtlich. Das Training von Harry war nicht annähernd zufrieden stellend. Der Junge verpasste die geworfenen Murmeln, mit denen ihn die Zwillinge trainieren sollten, so oft, dass Angelina kurz vor dem Verzweifeln war. Und das schlimmste an der Sache: Es war ihm egal. Völlig. Am Ende des Trainings war er der erste, der ging, und Ron, der ihm folgte, traute sich nicht, etwas zu sagen. Die Stimmung seines Freundes war echt gruselig. Fast wie damals, als Cedric ermordet worden war… ~*~*~*~ Am nächsten Morgen riss der Wecker Draco und Blaise aus dem Schlaf - kurz darauf folgte lautstarkes Hämmern an die Tür. „Hm... Ich fürchte, die wollen wirklich rein...“, murmelte Blaise leise, hob den Zauberstab und entriegelte die Tür. Wütend und verschlafen stürmten die drei anderen männlichen Fünftklässler hinein und erstarrten, als sie die beiden zusammen im Bett liegen sahen. Draco hatte sich bisher hartnäckig geweigert, überhaupt die Augen aufzumachen. „Oh... Äh...“ Nott, Crabbe und Goyle hatten erstaunlich schnell ihre Sachen geschnappt und waren wieder verschwunden. „Draco...“ Nun wurde es ja wirklich Zeit, aufzustehen. Blaise stupste ihn sanft an. „Aufstehen... Wir haben Training. Und vorher solltest du wirklich frühstücken...“ Murrend und leise vor sich hinbrummelnd, stand der Blonde auf und taperte mehr schlafend als wach ins Badezimmer. Eine Viertelstunde später fühlte er sich deutlich wacher, aber zugleich auch eine Wagenladung beschissener, denn ihm war alles von dem gestrigen Tag wieder eingefallen. Mist. Vor allem, weil er heute Warrington im Training abkriegen würde... Und Harry sehen... Irgendwann... Sein Herz schlug gleich eine Runde schneller. Na super. Würde das jetzt dauerhaft so bleiben? Er zog eine Grimasse, als er mit Blaise zum Frühstück ging. Diesmal bekam er aber zumindest etwas runter. Er hatte sogar richtig Hunger. „Training...“ Montague grinste die seinen Sucher und seinen Hüter auffordernd an. „Sofort!“ Blaise sprang auf und zog Draco mit sich. „Ich bin ja gespannt, wie ihr euch schlagt... Und ich hoffe, die Spannungen halten sich in Grenzen.“ Er warf Draco einen scharfen Blick zu. „Das gestern ist mir nicht entgangen...“ „Dann weißt du ja auch, dass ich mich nur gewehrt habe.“, gab Draco patzig zurück. Zu dritt, wenig später zu fünft, da sich auch Crabbe und Goyle anschlossen, gingen sie in die Kerker, zogen die Ausrüstung an und holten die Besen. Dann brachen sie zum Quidditchfeld auf. Auf dem Weg dorthin kamen ihnen Harry und Ron entgegen. Harry schnell und sichtlich nicht gerade in der besten Stimmung, Ron unweit dahinter. Draco fühlte sich auf einmal, wie auf ein Karussell geschnallt. Er hatte keine Ahnung, wie er reagieren sollte. Ohne dass er es merkte, hatte Blaise die Hand auf seinen Arm gelegt und sorgte dafür, dass sie Abstand zu den anderen Slytherins gewannen... Somit hätten sie Raum für ein ungestörtes Gespräch. Falls die beiden Gryffindors das suchen sollten. ~*~*~*~ Ron schloss ebenfalls zu Harry auf, der die Neuankömmlinge nicht einmal wahrnahm, eher er fast direkt vor ihnen stand. Erst dann hob er den Kopf, sah ihnen entgegen und nickte. Eine Hand zum Gruß und abwartend blieb er stehen. Blaise sah aus, als wolle er etwas sagen und auch Draco… Der Anblick erinnerte ihn an die Schande, die er sich bereitet hatte, und er blickte zu Boden. Was sollte er denn tun? ~*~*~*~ „Hey...“ Blaise lächelte den beiden Gryffindors zu. Bei Merlin, war die Stille bedrückend. Harry brachte keinen Ton hervor und Draco war kein bisschen besser. „Sagst du Mione, dass wir uns zum Mittagessen an der Weide treffen? Wir müssen uns noch was für Creevey überlegen. Der soll schließlich nicht ungeschoren davon kommen...“ Toll, Blaise fühlte sich irgendwie als Alleinunterhalter. Draco blickte Harry prüfend an. Er war versucht, die Hand auszustrecken, aber er konnte nicht. Als er gestern gegangen war... Das tat immer noch weh und zugleich rumorte die Erkenntnis über seine Gefühle in ihm. Er konnte nicht. Er konnte nichts sagen und er konnte ihn nicht berühren. „Blaise, Draco! Bewegt euch! Wir haben Training und keine Quatschstunde!“, brüllte in diesem Moment Montague von weitem. ~*~*~*~ „Geht trainieren.“, sagte Harry. „Ich richte es ihr aus.“ Damit wandte er sich ab, versank fast augenblicklich wieder in den Gedanken, die ihn beschäftigten. Zu der Sache mit Dobby war noch etwas anderes gekommen: Die Vision, die er beim Training mit Snape von der Zukunft bekommen hatte. Noch immer hatte er nicht begriffen, dass es Snapes Vergangenheit als Todesser war, stattdessen hielt er das Szenario für seine Zukunft. Es machte ihn fertig. Denn die Entscheidung gegen Dobby erschien ihm wie der Anfang davon. Ron sah ihm nur nach, dann zuckte er mit den Schultern. „Fragt nicht.“, sagte er. „Ich habe keine Ahnung.“ Dann lief er Harry wieder hinterher. ~*~*~*~ Draco sah Harry nach und fühlte sich wieder schmerzhaft getroffen. Wenn das Liebe war, dann wollte er sie nicht... Wirklich nicht. Blaise nickte Ron nur zu und blickte diesem einen Augenblick nach, dann sah er Draco an. „Genau, frag nicht...“, murmelte er leise. Hier war das doch nichts anderes... Er packte Draco am Arm und zog ihn mit. Auf zum Training. Vielleicht war er ja mehr bei sich, wenn er sich mit Warrington auseinandersetzen durfte... „Los, aufwärmen!“, befahl Montague, sobald sie auf dem Platz waren. Die Besen schossen in die Luft. „Fangen. Draco jagt als erstes.“ Damit stoben die Spieler auseinander. Draco hatte sich an Warrington verbissen. Wenn er jemanden fangen würde, dann ihn... Seine grauen Augen blitzen auf. Diesen Kerl würde er noch so fertig machen, dass er sich nie wieder an ihn heranwagen würde. Schnell jagten die Besen hintereinander über das Feld. Draco kam Warrington immer näher und näher. Der Siebtklässler war zu groß und zu schwer, um wirklich schnell und leicht zu fliegen. Außerdem fehlte ihm die Technik. Er war gut, aber Draco wusste, dass er besser war. Gefangen. Er stieß mit der Hand an das Ende von Warringtons Besen und riss seinen herum. Nun war er der Gejagte. „Verdammt, ihr sollt euch nicht nur gegenseitig hetzen! Ich seid kein Pärchen!“, beschwerte sich Montague schließlich lautstark. Warrington war immer noch hinter Draco her, schaffte es aber einfach nicht, diesen einzuholen. Sein Gesicht war mittlerweile wutverzerrt. „Kommt her. Als nächstes...“ Die Zeit verflog nur so und Draco bekam gar keine Chance, nachzudenken. Was auch immer er tat, Warrington war sein Schatten und suchte nach Fehlern, die er ausnutzen konnte. Am Ende des Trainings landeten sie schließlich alle auf dem Feld. „Okay, das war gut heute. Eure Ausdauer ist deutlich besser geworden. Cassandra, es tut mir Leid, aber Christopher wird deinen Stammplatz übernehmen. Damit steht das Team also. Vergesst morgen früh das Ausdauertraining nicht. Das bringt schließlich was. Und Draco: Auch du bist da.“ Der Blonde nickte knapp. Dann löste sich die Gruppe auf. Warrington und Pucey gingen natürlich nicht, ohne noch eine gehässige Bemerkung zu machen. „Potter reicht dir wohl nicht, Malfoy, was? Jetzt auch noch Zabini... Die anderen sollten sich dringend überlegen, den Schlafsaal zu wechseln. Will schließlich nicht jeder ein Malfoybetthäschen sein...“ Sie lachten höhnisch und zogen ab. „Lass sie.“ Blaise legte Draco beruhigend die Hand auf den Arm. „Sie sind es nicht wert.“ „Sie werden es noch zurückbekommen...“, knurrte der Blonde. „Aber nicht jetzt. Und nicht hier.“ „Na, immerhin.“ „Creevey ist zuerst dran...“ „Hey, hey, du führst hier keinen Rachefeldzug, okay? Deine Stimmung mag vielleicht gerade im Keller sein, aber du wirst hier nicht jeden fertig machen, der einen blöden Spruch bringt oder etwas gegen Harry sagt.“ Draco schnaubte nur und wandte sich ab. Er starrte auf den See hinaus, hatte keine Lust mehr, Blaise noch länger anzusehen. „Darum geht es doch, oder? Sie greifen Harry an...“ „Hör auf!“ Der Blonde wirbelte herum. „Hör auf, Blaise...“ „Was ist los, Draco? Du bist... so still. Du hast ja gerade noch nicht einmal ein Wort an Harry gerichtet und er auch nicht an dich...“ Doch der Sucher wandte sich nur ab und marschierte Richtung Schloss zurück. Noch deutlicher konnte er seinen Mangel an Gesprächslaune nicht machen. Blaise seufzte leise. Also entweder bereute Draco jetzt dieses sehr persönliche Gespräch der vergangenen Nacht oder das gemeinsame Aufwachen - auch wenn das jetzt doch wirklich harmlos gewesen war - oder aber es war wirklich irgendetwas im Argen... Was ist... wenn ich zuviel Mist gebaut habe... Blaise stöhnte auf. Oh nein... Die beiden bekamen das noch hin und rissen einen unüberbrückbaren Graben auf, ehe sie überhaupt zusammenkamen. Sie machten ihn noch wahnsinnig! Was für Idioten! Alle beide! Es konnte doch eigentlich so einfach sein. Nur sahen sie es dummerweise nicht... Die zwei Slytherins brachen noch zum Kerker auf, duschten und sammelten dann Pansy ein, um mit ihr gemeinsam zur Weide zu gehen. ~*~*~*~ Hermione, Ron und Harry waren längst bei der Weide am See, als die anderen drei auftauchten. Zwischen ihnen herrschte eine seltsame Stimmung, die im Großen und Ganzen auf Unsicherheit beruhte. Harry war der Auslöser. Er beantwortete Fragen wie im Koma, schnell, präzise, ohne nachzudenken. Und ganz egal was, Hermione und Ron kamen nicht darüber hinaus. Hermione war so erleichtert, dass sie die drei sah, dass sie aufsprang und Pansy zur Begrüßung umarmte. „Rette mich!“, murmelte sie. ~*~*~*~ „Du mich auch...“, gab Pansy zurück. „Draco ist gruselig...“ „Hey...“ Blaise nickte lächelnd in die Runde, schubste Draco neben Harry - was dieser mit einem kurzen, undeutbaren Blick bestrafte - und ließ sich im Gras nieder. Draco tat es ihm gleich und zog automatisch die Beine an. Er starrte auf seine Schuhe, anstatt Harry anzusehen, obwohl er das liebend gern getan hätte. ~*~*~*~ Ron grinste schief, runzelte dann die Stirn. Dann blickte er zu Draco, dem offensichtlich nicht wohl in seiner Haut war. Hilfesuchend schaute er die anderen beiden an. Und genau diesen Moment des Blickwechsels suchte sich Harry aus, um nach der Hand Dracos zu greifen. Nicht fest oder so, einfach nur Nähe. Er sagte noch immer nichts, starrte weiter, das Kinn noch immer auf die Knie gestützt auf den Boden. ~*~*~*~ Draco zuckte im ersten Moment bei der Berührung zusammen und drückte Harrys Hand dann. Ganz sanft. Sein Herz schlug auf einmal doppelt so schnell wie zuvor und doch... Es fühlte sich gut an... Jedenfalls sehr viel besser als vorher. Blaise betrachtete die beiden und schüttelte den Kopf. Vermutlich war es besser, wenn man sie einfach so in Ruhe ließ... Dann fiel ihm Pansy ein. Mit ihr musste er auch noch reden. Vorsichtig, behutsam... Aber... Nein, das war wohl eher Frauensache. Aber das hieß, dass er mit Hermione reden musste und zwar nicht gerade vor allen anderen... Argh. Das war doch zum Verrücktwerden. Aber er wollte nicht, dass Pansy einfach so überrascht wurde. Das hatte sie wirklich nicht verdient. ~*~*~*~ Ron starrte die zwei Jungen am Boden an. Ganze zehn Sekunden lang. Dann begann er plötzlich zu schreien und raufte sich die Haare. „Ich schlag sie!“, keifte er. „Beide! Ganz fest! Mione, lass mich los! Sie haben es verdient!“ Das Mädchen ließ nicht los. Stattdessen schaute sie in die Runde. „Hat einer eine Ahnung, was gestern passiert ist?“, fragte sie leise. „Harry… hat den ganzen Tag über noch nicht gelächelt.“ „Gestern doch auch nicht. Ist einfach schlafen gegangen der Stoffel. Und war wach, bevor daran zu denken war, den Wecker zu hören!“, fügte der Rotschopf an. Es fuchste ihn, dass seine Fragen diesbezüglich von Harry nicht beantwortet worden waren. ~*~*~*~ Blaise zuckte mit den Schultern. „Frag mich nicht. Den Teil hat mir Draco nicht erzählt... Wir haben zwar die halbe Nacht geredet, aber nicht... darüber. Ich hab die anderen Jungs aus dem Schlafsaal ausgesperrt.“ Er musste bei der Erinnerung grinsen. „Die waren vielleicht sauer...“ Pansy lehnte sich gegen Hermione und blickte zu dem schwarzhaarigen und dem blonden Jungen hinüber. Sie hielten sich zwar an der Hand, aber waren vollkommen fern voneinander - und von allem anderen... ~*~*~*~ „Klasse. Und reden tut Draco wahrscheinlich auch nicht mit mir.“ Hermione knurrte. „Was sind wir? Ihre Freunde oder…“ Sie blickte auf, als Harry sich plötzlich doch bewegte. Nicht viel. Er zog lediglich den Kopf ein wenig ein, so dass sie sein Gesicht nicht sehen konnten. Klasse. Das braunhaarige Mädchen seufzte. „Kommt mal mit.“, sagte sie. Mussten die beiden ja nicht mitbekommen. Die wussten eh schon, dass sie über sie redeten, zuhören mussten sie nicht. Die anderen folgten ihr, bis sie außer Hörweite waren. „Die beiden bereiten mir echt Kopfzerbrechen. Hat sie einer noch gesehen, gestern? Ich meine, nachdem Malfoy Senior verschwunden ist?“ Ron schüttelte den Kopf, aber sie wusste ja, wie es bei ihm aussah. ~*~*~*~ Pansy schüttelte ebenfalls den Kopf. Sie hatte beide gar nicht mehr gesehen... Blaise zog die Schultern hoch. „Nur gestern Abend... Wie gesagt. Und Draco hat kein bisschen über das geredet, was passiert ist...“ Er stockte. „Es ging allein um seine... Gefühle.“ Wenn er mehr sagen würde, würde ihm Draco wahrscheinlich den Hals umdrehen. ~*~*~*~ Hermione sah ihn an. „Ich weiß, wo sie waren.“, sagte sie zögerlich. Irgendwie war es ihr nicht ganz recht zu verraten, dass sie diesen einen Aufspürzauber auf sich für Harry angewandt hatte, um herauszubekommen, wo er nächtigte. „Oder zumindest, wo Harry war.“ Ron sah sie an. „Und wo?“ „Zuerst waren sie in dem Raum, zu dem keine Tür existiert, danach in den Kerkern, ich schätze, Strafarbeit bei Snape machen. Später in der Küche und dann wieder in diesem komischen Raum.“, antwortete sie. „Dummerweise weiß ich nicht, wie sich Harry da gefühlt hat. Ich kann nur sagen, dass er, als er ankam, so komisch war, und das war um neun Uhr. Viel Zeit dazwischen.“ „Was für einen Raum meinst du?“, fragte Ron irritiert. Wie sollte man innerhalb von Hogwarts in einen Raum kommen, der keine Tür hatte. Apparieren konnte man hier nicht. Und soviel er wusste, konnte Harry das eh nicht. „Weiß auch nicht. Er ist da häufiger. Einfach hinter der Wand. Und das an einer Stelle, an der gar kein Raum hätte sein dürfen, weil da eine Außenmauer ist.“ ~*~*~*~ „Klingt nach einem geheimen Raum... Müsste da nicht was in der ‚Geschichte Hogwarts’ drüber stehen? Ich wette, irgendein Buch in der Bibliothek weiß das...“, überlegte Blaise. „Nein. Wir sollten sie dort in Ruhe lassen.“, sagte Pansy fest. Überrascht sah der Slytherin sie an. „Ihr habt Draco gestern gesehen... Er sah nicht gut aus nach dem Zusammentreffen mit seinem Vater. Das konnte man doch auch aus dieser Entfernung sehen. Und wenn die beiden dort einen Ort haben, wo sie ungestört sind, wo sie reden können, ohne dass sie mit blöden Bemerkungen rechnen müssen, weil sie zusammensitzen, dann sollte das so bleiben...“ „Pansy...“ Blaise nahm sie in den Arm. „Ist schon okay...“ Sie lächelte und blinzelte die Tränen weg. „Es war doch immer aussichtslos...“ „Ich fürchte, da hast du Recht...“, murmelte er und strich ihr über das Haar. ~*~*~*~ „In der Geschichte Hogwarts’ steht eh nichts.“, seufzte Hermione. Pansy tat ihr leid, aber sie konnte nichts dagegen machen. „Und auch in etlichen anderen Büchern nicht. Und selbst Moony weiß nichts von dem Raum. In seinem Brief schien er eher überrascht. Schnuffel konnte offenbar auch nicht weiterhelfen…“ Ron sah sie an und grinste. „Wie lange weißt du denn von dem Raum?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Fünf Tage. Genug Zeit also.“, antwortete sie. „Keine Chance, diesen Raum aufzutreiben.“ „Woher kennen die zwei ihn dann?“ Hermione zuckte die Schultern. „Ich habe die Zwillinge nicht gefragt, ob sie ihn kennen, denn wenn sie es nicht tun und davon erfahren, dann geben sie nicht eher Ruhe, bis sie es wissen. Hat Draco mal was erwähnt?“ ~*~*~*~ „Nein.“ Blaise schüttelte energisch den Kopf. „Aber er sagt sowieso so gut wie gar nichts, wenn es ihn und Harry betrifft.“ Er verdrehte die Augen. „Ehrlich, mit diesem ewigen Schweigen macht er mich noch mal wahnsinnig... Ich bin froh, wenn er überhaupt mal den Mund aufmacht...“ Pansy lehnte sich nur stumm an ihn. Was sollte sie noch groß sagen? Das Gespräch lief ein wenig an ihr vorbei, aber das hieß noch lange nicht, dass sie nicht aufmerksam zuhörte... ~*~*~*~ „Also auch nichts.“ Hermione seufzte erneut, dann wurde ihr Blick entschlossen. „Dann sparen wir uns diesen Raum eben aus. Blaise und Pansy, ihr geht zu Snape und fragt ihn, was passiert ist, ob sie da auch schon so komisch waren, welche Stimmung sie hatten. Ich und Ron gehen in die Küche und fragen da mal nach. Dann wissen wir immerhin, wo wir anfangen müssen, nach dem Problem zu suchen. Einverstanden?“ Es war ja nicht wirklich fair gegenüber den beiden, aber das war ihr gerade völlig egal. Sie brauchte Basiswissen. ~*~*~*~ „Wir fragen SNAPE?“ Blaise starrte Hermione an, als wenn sie ein rosa Kaninchen wäre. „Wir fragen Snape?“, vergewisserte er sich nochmals. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. „Okay, wir fragen Snape...“ Er seufzte. „Jetzt sofort?“ ~*~*~*~ „Natürlich sofort.“, gab Hermione bissig zurück. „Oder erträgst du diese beiden Deppen dahinten noch bis morgen zum Unterricht?“ Ron lachte. „Hey, hey, Mione. Nur die Ruhe. Du hast ihm da nicht gerade die einfache Aufgabe gegeben.“ Das Mädchen blickte ihn an, dann legte sie den Finger ans Kinn. „Die beiden sind Slytherins. Gute Verhandlungsbasis also. Aber du hast Recht. Wollt ihr das überhaupt?“, fragte sie etwas verspätet. „Wenn nicht, ich mach das auch.“ ~*~*~*~ „Uns dreht er wahrscheinlich weniger den Hals um als dir. Er mag dich nicht besonders...“, antwortete Blaise und seufzte noch einmal. „Und das will ich dann lieber so schnell wie möglich hinter mich bringen. Snape heimzusuchen gehört zu den Dingen, die man besser nicht aufschieben sollte. Sie werden dadurch nämlich nicht gerade sympathischer.“ Pansy musste lachen. „Da hast du Recht. Aber er wird dir kaum was abschlagen. Du bist schließlich einer seiner Lieblingsschüler...“ Blaise verdrehte die Augen. „Das glaubst du. Außerdem werde ich diesen Status gleich verspielen...“ „Also dann... Geht ihr in der Zwischenzeit in die Küche? Die beiden können wir ja hier sitzen lassen.“ Pansy deutete zu Harry und Draco. „Die kriegen wahrscheinlich eh nicht mit, dass wir weg sind...“ ~*~*~*~ „Wahrscheinlich.“, sagte Hermione trocken, dann lächelte sie. „Viel Glück. Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier. Wenn ihr dann nicht da seid, schicken wir einen Suchtrupp los, okay?“ Sie klopfte beiden noch einmal auf die Schultern, dann hakte sie Ron unter und zog diesen mit sich. Vielleicht hätte sie sich über diese Nähe freuen sollen, aber irgendwie ging das nicht. Und das lag ausnahmsweise nicht an Harry oder Draco. Zwischen ihnen änderte sich einfach nichts. Ron reagierte auf sie, wie er auf Harry reagierte: wie auf einen Kumpel. Und das war deprimierend. Aber was sollte man machen? Noch deutlicher konnte sie es ihm ja schon nicht mehr zeigen, oder? Immerhin war sie zu ihm besonders freundlich… Sie erreichten die Küche ohne Zwischenfälle. Die Schüler, die ihnen begegneten, waren unfreundlich und wurden zumindest von Ron ignoriert. Hermione gab sich alle Mühe das auch zu tun, aber wenn Ron nicht immer wieder dämliche Witze über sie gerissen hätte, hätte sie das wohl nicht durchgestanden. Als sie schließlich in der Küche standen, waren sie wie jeher umringt von Elfen, die ihnen alles Mögliche anboten. Zwar reagierten sie noch immer etwas zurückhaltend, als sie Hermione erkannten und sich an die B.ELFE.R-Aktion erinnerten, die sie im letzten Jahr durchzuziehen versucht hatte, aber dennoch ließen sie es sich nicht nehmen, zuvorkommend und hilfsbereit zu sein. „Hallo.“, sagte das braunhaarige Mädchen, während Ron sich ein Stück Kuchen geben ließ und herzhaft hineinbiss. „Wir haben ein paar Fragen. Wärt ihr so lieb und würdet sie uns beantworten?“ Das eifrige Nicken wurde nur noch von der verbalen Zustimmung übertroffen. Sie wurden zu einem Tisch gezogen, bekamen Tee und noch mehr Kuchen und die Elfen waren dabei so schnell zugange, dass Hermione nicht die geringste Chance hatte, sich zu wehren. „Miss schnell fragen!“, quiekte einer der Elfen fröhlich. „Bobby muss zurück zu seiner Arbeit!“ Zwar war er nicht der einzige, der bei ihnen blieb, aber er hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, die Fragen zu beantworten. Hermione lächelte. „Waren gestern zwei Jungen hier?“ Der Elf blickte zurück. „Welche Jungen meint Miss?“, fragte er. „Meint Miss die Jungen, die aussehen wie der andere?“ Hermione runzelte die Stirn. Wer sollte denn das sein? Ron, der ihre Verwirrung sah, schluckte seinen Kuchen hinunter. „Sie meinen Fred und George. Die sehen aus wie jeweils der andere.“ Er hatte an diesem Rätsel schon einmal knabbern dürfen, er hatte es sich gemerkt. „Ach so.“ Hermione schüttelte den Kopf. „Wir meinen Harry und Draco.“ Stille breitete sich aus. Die Elfen sahen sich an, dann nickte Bobby zaghaft. „Die waren hier, Miss.“ „Kannst du uns sagen, warum?“ Der Elf schüttelte den Kopf. „Das haben Harry Potter Sir und Draco Malfoy Sir nicht gesagt.“ „Ach so.“ Hermione nickte, dann stutzte sie. Warum waren sie dann überhaupt gekommen? „Was haben sie denn gemacht?“, fragte sie nach. „Wenn sie nichts wollten, warum waren sie dann hier?“ „Sie haben mit Dobby gesprochen, Miss.“ Mit Dobby? Draco hatte mit Dobby gesprochen? Musste Dobby den Blonden nicht eigentlich hassen? Allmählich begann sich ihr da etwas zu erschließen, aber um sicher zu sein… „Wie haben sie gewirkt?“ „Bobby nicht verstehen Miss.“, antwortete der Elf mit großen Augen. Es fiel ihm sichtlich schwer, zu akzeptieren, dass er sich so dumm anstellte, dass sie noch einmal fragen musste. Aber das interessierte Hermione nicht. War doch normal, dass wenn man eine Frage missverständlich stellte, man sie wiederholen musste. „Wie war Harry drauf? War er fröhlich, traurig, niedergeschlagen?“ „Harry Potter Sir hat gelacht, als er reinkam.“ Bobby war sichtlich stolz, dass er die Frage diesmal richtig verstanden hatte. „Was war mit Draco?“ „Draco Malfoy Sir war grimmig.“ Ron verdrehte die Augen. „Als ob er das nicht immer ist.“ „Das ist er nicht!“, schoss Hermione zurück. „Das ist er nie, wenn er mit Harry zusammen ist!“ Es gefiel ihr nicht, was sie da hörte. „Was ist passiert, als Dobby mit ihnen gesprochen hat?“ „Die Sirs haben mit Dobby gesprochen und dann ist Dobby weggelaufen.“ „Nein, was genau ist passiert? Worüber haben sie geredet?“ „Harry Potter Sir und Dobby haben über Draco Malfoy Sir gesprochen.“ Hermione seufzte. Dieses Gespräch war anstrengend, aber zumindest schien sich das Chaos langsam zu lichten. Harry und Draco waren hier gewesen, um mit Dobby zu sprechen. Wahrscheinlich hatte dieser auf Dracos Anblick etwas heftig reagiert, was man im Grunde ja verstehen konnte, und Draco… „Wie hat Draco auf Dobby reagiert?“ Der Elf blickte sie an. „Draco Malfoy Sir wollte Dobby mit Zaubern bestrafen.“ Hermione starrte ihn an, dann vergrub sie ihr Gesicht in ihrer Hand. Da lag der Hund begraben. Die beiden hatten sich gestritten. Wahrscheinlich ging es darum, dass Harry die beiden hatte versöhnen wollen, worauf Dobby keine Lust hatte, weil er Draco hasste, und Draco als Reinblüter konnte mit diesem Gedanken wohl auch nicht so viel anfangen, denn in seinen Augen waren Elfen nichts wert… Wahrscheinlich. Und Elfen, die frei waren, schon gleich dreimal nichts. Wahrscheinlich war es zum Streit gekommen, zwischen wem war unklar, alles war möglich. Draco mit Dobby… am wahrscheinlichsten. Harry mit Dobby, der seinen neuen Freund in Frage stellte… auch nicht unwahrscheinlich. Harry mit Draco, der nicht verstehen wollte, dass Elfen Lebewesen mit Gefühlen waren… „Hilfe…“, murmelte sie. Warum konnte Blaise jetzt nicht da sein… Vielleicht fiel dem noch eine Frage ein, die hier Klarheit schaffen konnte. Sie sah noch einmal den Elfen neben ihrem Stuhl an. „Ist Dobby denn da?“ Der Elf sah zerknirscht aus. „Dobby ist heute Morgen verschwunden. Bobby weiß nicht, wo er ist.“ Hermione nickte. „Danke, Bobby.“ Sofort verbeugte sich der Elf bis zu den Füßen. „Miss muss sich nicht bedanken!“, rief er entsetzt, dann wuselte er davon, nur um wenig später mit einer ganzen Platte von Keksen wiederzukommen. Der Dank war ihm sichtlich unangenehm. Eine Viertelstunde später saßen sie wieder an dem Ort, von dem sie die beiden sehen konnten, und warteten auf Blaise und Pansy. Ron konnte seine Augen nicht von den beiden Jungen wenden, die inzwischen aneinander lehnten. Aber außer dass sich der Sitzwinkel geändert hatte, hatten sie sich nicht einen Millimeter bewegt. Noch immer kam er mit dem Gedanken, diese beiden waren kein Paar, nicht klar. Er konnte das nicht glauben. Und gleichzeitig konnte er sich auch nicht vorstellen, dass sie eins waren. Zumal diese Verbindung ja mehr als nur ein Konfliktpotenzial bot, wie sich gezeigt hatte. „Meinst du, er ist deshalb so niedergeschlagen, weil Dobby ihm die Freundschaft gekündigt hat?“, fragte er leise. Das war das, was er aus dem Gespräch zwischen Hermione und dem Elfen herausgehört hatte. Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dobby so etwas machen würde. Harry ist für ihn ein Held.“ „Vielleicht… glaubt er auch, dass Harry die Seite gewechselt hat.“, gab Ron zu bedenken. „Einem Anhänger des Unnennbaren würde er doch nicht die Freundschaft halten, oder?“ „Wohl nicht…“, murmelte Hermione und legte das Kinn auf die Knie. „Es wäre eine Möglichkeit…“ Und wenn es so war, dann verstand sie auch, warum die beiden sich so komisch benahmen. In diesem Fall wäre Harry niedergeschlagen und Draco hatte ein schlechtes Gewissen. Zumindest würde sie es ihm inzwischen zutrauen. ~*~*~*~ Blaise und Pansy brachen gemeinsam mit den beiden Gryffindors auf und bogen im Schloss dann in die Keller ab. Snape fragen. Oh Mann. Das war auch wirklich bescheuert, was sie hier taten... Snape fragen... Blaise stöhnte alle zwei bis drei Meter, bis Pansy ihm schließlich einen bösen Stoß in die Rippen gab. „Jetzt hör auf. Wir kriegen das hin, okay?“ Der Schwarzhaarige nickte schwach. Oh ja, und wie sie das hinkriegen würden... Sie kamen schneller an der Tür zu Snapes Büro an, als ihnen lieb war. Ein letztes Mal sahen sie sich noch an, dann klopfte Blaise entschlossen an die Tür. Je eher sie das hier hinter sich brachten desto besser. „Herein.“ Blaise drückte die Tür auf und sie traten ein. Snape blickte die beiden Slytherinschüler fragend an. Es war selten, dass ihn jemand freiwillig aufsuchte. In der Regel kamen Schüler nur außerhalb der Unterrichtszeiten zu ihm, wenn sie Strafarbeiten abzuleisten hatten, was aber bei diesen beiden nicht der Fall war, soweit er sich erinnerte. „Sir, wir hätten da einen Frage...“, druckste Blaise herum. „Dann solltest du diese stellen, Mr Zabini.“, knurrte der Zaubertränkelehrer und widmete den beiden nun seine volle Aufmerksamkeit. Wenn es keine Slytherins gewesen wären und Blaise Zabinis Leistungen in Zaubertränke nicht ziemlich gut gewesen wären, hätte er sie schon jetzt hochkant rausgeworfen. So aber... „Also, äh...“ „Du sollst nicht herumdrucksen, sondern reden, Mr Zabini. Dann kann ich euch vielleicht auch weiterhelfen.“ „Ähm, Sir, ist bei den Strafarbeiten von Draco und Harry gestern irgendetwas...“ Weiter kam er nicht. „Mr Zabini, ich weiß nicht, was du meinst. Die Strafarbeiten liefen vollkommen normal. Nichts Besonderes außer den üblichen Bockigkeiten. Und nun geht!“ Snape war kurz davor, in die Luft zu gehen. Waren die beiden etwa schon so dreist, dass sie ihm ihre Freunde ins Büro schicken, um sich über ihn lustig zu machen? Dafür würden die beiden büßen. Glaubten sie wirklich, dass er so dumm wäre, sich eine Blöße zu geben? „Jawohl, Sir. Danke, Sir.“ Blaise wirbelte auf dem Absatz herum und zog Pansy mit sich. Das war gerade noch mal gut gegangen. Sie eilten so schnell es ging hinaus. „Er ist gruselig.“, murmelte Pansy. „Bin ich froh, dass du geredet hast...“ Blaise sagte nichts weiter. Snape war also definitiv nicht die Ursache... Nein, aber vielleicht hatten Hermione und Ron etwas herausgefunden. Er griff Pansy am Arm und gemeinsam rannten sie los. War definitiv eine gute Methode, um Snapes Schatten loszuwerden, der immer noch über ihnen zu hängen schien... Genau zum verabredeten Zeitpunkt waren sie wieder unter der Weide. „Nichts.“ Blaise schüttelte den Kopf, während er sich ins Gras fallen ließ. Pansy nickte bestätigend. „Und bei euch?“, erkundigte sie sich. ~*~*~*~ Hermione seufzte. „Es hat was mit Dobby zu tun.“, erklärte sie, dann sprudelte aus ihr heraus, was das Gespräch ergeben hatte, was sie vermutete und die Frage, wie die zwei sich vorstellten, dass man das ändern konnte. Irgendwie war sie planlos. Die einzige Möglichkeit war doch, Dobby dazu zu bringen, die Freundschaft wieder aufzunehmen, aber wenn der unauffindbar war, dann war das wohl nicht möglich… Sie war verzweifelt. ~*~*~*~ Ein Hauself als Freund. Blaise warf einen kurzen Blick zu Harry hinüber. Dieser Junge überraschte einen wirklich. So viel Vorbehaltlosigkeit war wirklich beeindruckend... „Hm... Dann sollten wir vielleicht versuchen, Dobby zu finden. Oder aber einfach mal mit unseren beiden Schweigeweltmeistern reden... Harrys Verhalten hast du uns erklärt, aber was ist mit Draco...?“ Pansy zog die Schultern hoch. „Schlechtes Gewissen, wie Mione schon sagte. Und er glaubt wahrscheinlich, dass Harry wütend auf ihn ist... Was man ihm ja kaum verdenken könnte... Dieses Verhalten war eklig. Sogar einem Hauselfen gegenüber...“ ~*~*~*~ Hermione seufzte. „Ihr helft mir mit reden? Ich glaube, alleine steh ich das nicht durch.“ Ron nickte sofort, auch wenn seine Auffassung von Vernunft zurückbringen anders aussah. Wenn es nach ihm ginge, würden sie die zwei einfach ins Wasser schmeißen. Platsch. Der Schock allein wäre doch wunderbar, um sie aus dieser dämlichen Lethargie zu wecken… ~*~*~*~ „Klar.“ Blaise nickte. Seit gestern Abend war er recht optimistisch, was seine Fähigkeiten anging mit Draco zu reden. Schließlich war dieser ja zu ihm gekommen, nicht wahr? Also... „Na los... Nehmen wir es in Angriff...“ Er trat auf Draco zu und ließ sich neben diesem nieder. Behutsam stupste er ihn an, wartete auf eine Reaktion, die nicht kam. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I know how it feels I know how it hurts It's the disappointment That makes you feel so sad I know you can top it I know that you will A smile in your face One last embrace ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Snape fragen. *lol* Auf die Idee kann auch nur Mione kommen. XD Ich kann mir Blaises Gesicht sooooo schön vorstellen. XD Snape fragen... *rofl* Shirokko: Was hast du? Snappy ist doch toll! Ich hab ihn gern! Ganz doll gern! *lach* Ist doch süß der Kerl ^^ Hier ist die Auswertung von 47! ^^ :11 Harry: 1,1,1,1,1,1,1,2,1,1,1 = 1 Draco: 1,2,1,1,1,1,1,1,1,1,1 = 1 Hermione: 1,1,2,2,1,2,2,2,1,2,2, = 2 -1Pansy: 1,3,2,2,2,2,2,1,2,2 = 2 -1Ron: 1,2,2,2,3,2,3,2,2,2, = 2 Blaise: 1,1,1,2,1,1,2,1,1,1,1 = 1 Sonderpreis: Claire!!! XP Regenbogen ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 50: Regenbogen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Linkin Park - In Between Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 50: Regenbogen Ron tat es bei Harry auf der anderen Seite Blaise nach, während sich Hermione ihnen gegenüber setzte. Pansy stand noch, als Harry den Kopf hob und Ron ansah. Ausdruckslos. „Was bist du? Eine Puppe?“, fuhr dieser auf und bekam von Hermione einen vernichtenden Blick geschickt. Grummelnd verschränkte er die Arme vor der Brust. Das Mädchen seufzte. Sie wollte nicht. Sie wollte das nicht machen… „Harry? Draco? Wollt ihr nicht einfach darüber reden?“, begann sie zögerlich. ~*~*~*~ Aufmerksamkeit... Danach war ihm nun gerade wirklich nicht. Draco hob den Kopf und blickte Hermione an. Die grauen Augen waren unergründlich. „Worüber?“ „Was mit euch los ist. Bei Merlin, ihr seht aus, als wenn... als wenn die Welt gerade untergeht.“, knurrte Blaise. ~*~*~*~ Harry sah an Draco vorbei Blaise an, dann Draco selbst. „Die Welt geht nicht so schnell unter. Noch sind wir nicht tot.“, sagte er düster, bevor er wieder Blaise ansah. Er hatte das ein bisschen falsch verstanden und es auf Voldemort bezogen. Denn da waren seine Gedanken gewesen. Dass er Dobby vielleicht wieder bekommen konnte, wenn Voldemort tot war, wenn er begriff, dass Draco doch auf seiner Seite stand, dass er ihm nicht mehr gefährlich werden würde… Hermione und Ron luchste diese Antwort ein Stirnrunzeln ab. Was sollten diese Worte? ~*~*~*~ „Dann benehmt euch auch verdammt noch mal so. Hallo! Ihr seid lebendig, die Sonne scheint! Okay, schön, Stress mag auch sein, aber darüber kann man reden und den aus der Welt schaffen! Oder etwa nicht?“ So langsam regten die beiden Blaise wirklich auf. Draco zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung...“ „Nein, nicht ‚keine Ahnung’. Die richtige Antwort lautet ‚Du hast Recht, Blaise.’“, fauchte der Schwarzhaarige und wandte sich dann an Harry. „Harry, bist du sauer auf Draco?“ Der Blonde zuckte zusammen. Hey, woher wusste Blaise das? Pansy sah dem ganzen Geschehen mit einer morbiden Faszination zu. Diesmal verdiente Blaise definitiv die Bezeichnung resolut. ~*~*~*~ Auch Hermione starrte Blaise leicht beeindruckt an und beschloss dann, dieses Gespräch Blaise zu überlassen. Und dann wurde sie gezwungen, Harry anzusehen, denn dieser antwortete. Und zwar vollkommen unerwartet. „Nein, warum?“ Ron neben ihm ließ die Hand gegen die Stirn klatschen. Das war doch nicht zu fassen. Warum dann diese Grabesstimmung? ~*~*~*~ Draco hatte das Gefühl, gerade überfahren zu werden. Harry war nicht auf ihn sauer? Gar nicht? Aber... Eine ganze Lawine kullerte von seinem Herzen. „Siehst du. Also, fang dich wieder!“, forderte Blaise Draco auf. Der Blonde nickte schwach. Klasse, irgendwie wurde das hier gerade etwas peinlich. War er etwa jetzt schon so weit, dass er sich wegen nichts so fertig machen konnte? Scheinbar. Blaise wandte sich indessen wieder an Harry. „Weil der junge Mann neben dir nämlich diesem Irrglauben aufgesessen ist und es jetzt zumindest ihm besser gehen wird. Das kleinere Problem wäre damit gelöst und damit kommen wir auch gleich zu dem größeren. Ihr wart gestern in der Küche und es hat zwischen Draco und Dobby geknallt, nicht wahr?“ Draco schnaubte leise. „Nein, du sagst jetzt erst mal nichts. Ich will Harry hören.“ Blaise funkelte den anderen Slytherin an, der daraufhin gehorsam schwieg. Sowieso war er gerade viel zu glücklich, dass er sich diesen ganzen Mist nur eingebildet hatte, als dass er jetzt auf Blaise wütend werden wollte. Behutsam legte er Harry den Arm um die Schulter. Vermutlich konnte dieser ein wenig Unterstützung bei Blaises Aufklärungsarbeit gebrauchen. ~*~*~*~ „Ja.“, kam es leise von Harry. Mehr nicht. Aber sowohl Ron als auch Hermione blickten Blaise beeindruckt an. Er schaffte es, Harry zum Reden zu bringen. Respekt. Allerdings… wenn sie ehrlich waren… Sie würden ihm gerade auch nicht widersprechen. ~*~*~*~ „Okay... Hat Dobby noch irgendetwas gesagt? Die Hauselfen haben Ron und Mione nur erzählt, dass er abgehauen ist. Die habt ihr ganz schön erschreckt... Weißt du, wenn mein Gefühl mich nicht trügt, dann geht es dir wegen Dobby so beschissen...“ Blaise funkelte Draco kurz an, ehe er sich mit einem deutlich sanfteren Ausdruck wieder an Harry wandte. „Mir geht es nämlich auch immer sehr bescheiden, wenn Pansy und Draco sich fetzen...“ Draco senkte den Blick. Und damit war er dann doch wieder schuld... War ja klar. Er brachte eben doch nichts anderes als Schmerz und Ärger... ~*~*~*~ „Nein.“ Und nach kurzer Zeit: „Vielleicht doch, aber… nicht so. Sie dürfen sich ja streiten. Sie haben doch jedes Recht dazu.“ Harry versteckte seinen Kopf wieder zwischen den Knien. „Ist nicht so schlimm…“ Sollten sie doch einfach nur still sein und ihn in Ruhe lassen. Vielleicht… vielleicht kam ihm dann doch noch eine Idee, wie Dobby ihm vielleicht verzieh… Ron knurrte. „Kannst du dich vielleicht mal klar ausdrücken?“, fragte er grantig. „Nein, vielleicht doch, nicht so schlimm... Entscheide dich mal!“ ~*~*~*~ Blaise ignorierte den Rotschopf. „Aber es tut dir weh, wenn sie sich streiten. Und es tut dir weh, dass du das Gefühl hast, dich entschieden zu haben, weil du jetzt neben Draco sitzt... Und es tut dir weh, weil Dobby dich nicht verstanden hat. Weil er nicht glaubt, dass Draco nicht mehr derselbe ist, auch wenn er wirklich alles getan hat, um diesen Eindruck zu untermauern...“ Blaise legte dem Gryffindor sanft die Hand unters Kinn und zwang ihn dazu, ihn anzusehen. Draco knurrte leise vor sich hin, sagte aber nichts weiter. Vermutlich hatte Blaise wieder Recht... Er neigte dazu, Recht zu haben... Der Blonde seufzte leise. Seine Hand verselbstständigte sich und strich Harry über den Rücken. ~*~*~*~ Harry starrte ausdruckslos zurück. Volltreffer. Aber das würde er nicht sagen. Das… ging ihn nichts an. Es reichte, wenn er sich schlecht fühlte. Es reichte vollkommen. Da musste er die anderen nicht mit reinziehen. Am Ende kamen sie noch auf die Idee, dass er das gleiche mit ihnen machen könnte… Nee, da war es besser, wenn er gar nichts sagte. Aber er hätte wissen müssen, dass das nicht funktionierte. Hermione blickte ihn fassungslos an. Dann Blaise, der diese wahnsinnwitzigen, treffenden Gedanken gehabt hatte, die nicht einmal ihr gekommen waren. Dann wieder Harry. „Das ist nicht dein Ernst!“, sagte sie lahm. „Du hast dich doch gar nicht entschieden. Es war doch Dobby, der weggelaufen ist!“ Harry schloss nur die Augen. Einfach, damit er sie nicht mehr sehen musste. Warum konnte er nicht einfach hier und jetzt im Boden versinken. Natürlich hatte sie Recht… aber er hätte sich auch so für Draco entschieden, wenn sie ihn vor die Wahl gestellt hätten… und das war doch das wirklich Gemeine. ~*~*~*~ Blaise seufzte leise. Jetzt gingen ihm langsam wirklich die Ideen aus... Pansy sprang aber für ihn in die Bresche. Sie ging neben dem Gryffindor in die Hocke und berührte ihn behutsam an der Schulter. „Harry, es ist okay. Wir sind für dich da. Du wirst hier von niemandem irgendwelche Vorwürfe hören. Wir mögen dich. Wir haben dich wirklich gern. Und es ist gleich, ob du Fehler machst. Daran ändert sich nichts.“ Pansy strich ihm sanft durch das Haar. „Aber bitte... Rede mit uns. Denn wir leiden alle mit. Und wir möchten verstehen, was es ist, dass dich so fertig macht...“ Draco zog eine Augenbraue hoch. War das wirklich die Pansy, die er kannte? So aufopferungsvoll... So kannte er sie gar nicht. Oder doch. Immer dann, wenn es um ihn ging... Und wofür er nie etwas zurückgegeben hatte... ~*~*~*~ Hermione blickte ihre Freundin an, dann begann sie zu lächeln. Da wussten diese beiden besser mit ihrem Freund umzugehen als sie, die ihn schon seit vier Jahren kannte und ihn seitdem immer wieder aus solchen Gedankencrashs geholt hatte. Wahnsinn. „Hast du gehört, Harry?“, fragte sie sanft. „Wir sind alle da.“ Ron lachte nur erleichtert. Wenn es nur das war... „Dobby kriegt sich schon wieder ein.“, sagte er. „Wenn der erstmal mitbekommt, was Sache ist, dann versteht er auch, was du getan hast. Er verzeiht dir garantiert. Das hat er immer getan.“ Das war zuviel. Diese Worte waren einfach zuviel. Harry kniff die Augen zusammen - ein hoffnungsloser Versuch die Tränen zurückzuhalten, doch sie kamen trotzdem. Zusammen mit einem verunglückten Lächeln. „Sorry.“, murmelte er, als er schon wieder das Gesicht versteckte. Hermione legte ihm die Hand auf den Arm, den Draco nicht belegte und Ron wuschelte ihm durch die Haare. „Nächstes Mal sagst du das gleich.“, beschloss sie. „Das erspart uns eine Menge Rennerei und die Konfrontation mit Snape…“ Der Gedanke löste einen undefinierbaren Laut bei Harry aus. Eine Mischung zwischen Lachen und Schluchzen. Da waren sie tatsächlich zu Snape gegangen? Weil er sich so aufgeführt hatte? „Sorry.“ ~*~*~*~ „Gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst...“ Blaise lachte leise und wuschelte Harry jetzt auch durch die Haare, kaum dass Ron ihm Platz gemacht hatten. „Tun wir doch immer gerne... Wofür sind Freunde denn sonst da?“ Er legte den Zeigefinger an die Nase und überlegte einen Augenblick. „Der Besuch bei Snape war sogar ganz interessant. Ich war noch nie zuvor derart kurz in einem Lehrerbüro...“ Draco sah Harry von der Seite an. Ihm zog sich das Herz zusammen, ihn wieder weinen zu sehen. Aber vielleicht war es gut so... Seine Hand wanderte hinauf zu Harrys Nacken, kraulte ihn sanft. Er wollte da sein. Und hier... hier war das das einzige, was er tun konnte, auch wenn er den Gryffindor liebend gern einfach an seine Brust gepresst hätte. ~*~*~*~ Harry nickte, bevor er sich mit dem Ärmel über die Augen wischte und wieder aufsah, er lächelte. „Okay.“ Dann kam ihm ein Gedanke. „War Snape sauer?“, fragte er. „Wart ihr deshalb so kurz bei ihm? Oder hattet ihr Krummbein dabei?“ Leise gluckste er. Es war mehr der Versuch wieder fröhlich zu werden. Genug Trauer für heute. Das Problem Dobby würde er später angehen, wenn sie wieder weg waren! „Warum Krummbein?“, fragte Hermione perplex und das brachte Harry nun wirklich zum Lachen. ~*~*~*~ „Nur, als wir auf die Strafarbeiten...“, begann Blaise, brach aber ab, als auch Draco zu lachen anfing. „Was?“ „Snape hat Angst vor Katzen...“, grinste Draco, ungemein froh, dass Harry jetzt lachte. Bei Merlin, dieser Junge verpasste ihm wirklich einen Gefühlsrundflug ohnegleichen... Pansy quietschte auf. „Nee, oder?“ Draco nickte ernsthaft. Jetzt musste auch Blaise lachen. „Das schreit ja geradezu nach einem Streich...“, kicherte der schwarzhaarige Slytherin. ~*~*~*~ „Verwandele sein Buch in eine Katze und hoffe, dass er dich nicht sieht.“, murmelte Harry leise und begann zu kichern. „Aber wahrscheinlich bringt er mich dann um.“ Ron sah das gar nicht ein. „Das ist die Idee! Wir benutzen die Karte, um ihn zu finden und machen das!“, freute er sich und ein Glitzern trat in seine Augen. Harry blickte gequält zu ihm hin. „Mione, wirf ihn ins Wasser! Ich will noch nicht sterben!“, jammerte er. ~*~*~*~ „Nein, wir wollen Ron doch nicht ertränken... Wir werden ihn noch brauchen... Damit er das den Zwillingen steckt.“ In Dracos Augen blitzte es auf. Nebenbei brachte das auch Harry und ihn aus der Schusslinie... Wenigstens höchstwahrscheinlich. Pansy klatschte in die Hände. „Au ja!“ Die Zwillinge waren für ihre Streiche schließlich wirklich berühmt an der Schule. ~*~*~*~ Hermione schüttelte entschlossen den Kopf. „Ich kann das als Vertrauensschülerin nicht billigen.“, erklärte sie und erntete eine Attacke von Ron. „Sei nicht so humorlos! Snape hat es wirklich verdient!“, sagte er und piekte sie in die Wange. „Aber wir können uns nicht noch mehr Feinde machen!“, erwiderte sie und wischte seine Hand zur Seite. „Es reicht, wenn die Schüler gegen uns sind!“ „Wir machen den Streich doch gar nicht! Das werden die Zwillinge für uns tun!“ Ron war absolut begeistert von dem Gedanken, ähnlich wie Pansy. „Wartet hier, ich werde es ihnen gleich sagen!“ Schon sprang er auf. Harry kauerte sich kichernd zusammen und lehnte sich wieder gegen Draco. „Wir sind verloren.“, sagte er, aber er tat auch nichts, um Ron daran zu hindern. Ihm gefiel der Gedanke, dass Snape leiden musste, dafür würde er auch eine Strafarbeit in Kauf nehmen. Trotzdem… seine Note in Zaubertränke konnte er wohl vergessen. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht, als sich Harry an ihn lehnte und zog ihn unauffällig noch ein Stückchen näher. „Sowieso... Aber zumindest sind wir das zusammen.“ Blaise, der bis gerade noch gegrinst hatte, zog nun eine Augenbraue hoch. Schien, als wenn Draco zumindest seine Absichten langsam etwas deutlicher rausbrachte... Aber das war gut. Vielleicht brauchten die beiden dann doch nicht wer weiß wie viel Hilfe... ~*~*~*~ Hermione blickte Ron hinterher, der schon rannte. Na, hoffentlich war das kein Fehler. Wenn die anderen mitbekamen, dass sie mit Ron sprachen, dann waren die Zwillinge ebenfalls unten durch. Aber andererseits würden die beiden sich wahrscheinlich mehr Respekt verschaffen… sie wollte keiner zum Feind. „Vielleicht sollten wir versuchen, die Zwillinge auf unsere Seite zu bekommen.“, sinnierte sie leise. „Die bringen es fertig und zeigen ganz Gryffindor, was sie davon haben, dass sie sie ignorieren. Strafe für alle… Mehr Durchschlagskraft als ich jemals haben könnte…“ Harry sah sie an. „Wir sollten bald mit dem Training anfangen.“, murmelte er so leise, dass es nur Draco hören konnte. Das hätte gleich mehrere Vorteile: sie bereiteten sich auf den Kampf gegen die Todesser vor, wenn dieser vorbei war, würde Dobby die Wahrheit erkennen, wenn er vorbei war, würden auch die anderen Hermione und Ron wieder akzeptieren. Und Draco war seinen Schatten los. „Sollen wir sie fragen?“ ~*~*~*~ „Wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt…“, gab Draco ebenso leise zurück. „Wir müssen sie so oder so fragen... Aber das machst du. Hermione ist eh froh, dass du wieder redest...“ Dass er selbst es auch wahr, fand er vollkommen unnötig zu erwähnen. Blaise blickte Hermione an. „Ehrlich: Ich bin neugierig, was die beiden aus diesem Wissen machen...“ „Mit Sicherheit etwas wirklich Großes...“, fügte Pansy hinzu. ~*~*~*~ „Davon könnt ihr ausgehen.“, seufzte Hermione. „Das tun sie immer. Ich schwör es euch, in ihren Köpfen existiert nichts anderes als Gehirnmasse, um Informationen zu Streichen zu machen…“ Harry lachte. Wahre Worte. Perfekte Gelegenheit für einen Themenwechsel. „Wir wollen die Potenzialmagie kontrollieren lernen. Helft ihr uns?“, fragte er leise. Es schlug ein wie eine Bombe und verursachte schneidende Stille. Hermione blickte Harry und Draco fassungslos an, dann verfinsterte sich ihr Gesicht. „Nein.“, sagte sie fest. „Wir hatten doch ausgemacht, dass ihr das nicht mehr anwendet! Nie wieder! Ihr habt euer Versprechen schon einmal gebrochen!“ Ihre Stimme wurde immer lauter. Sie war wirklich empört. „Wir haben nichts versprochen.“, sagte Harry lächelnd und sie starrte ihn fassungslos an. ~*~*~*~ „Ihr... Das ist zu gefährlich!“ Blaises Miene spiegelte seine Sorge und sein Entsetzen nur allzu deutlich wieder. Das war doch eine bescheuerte Idee! Vollkommen bescheuert! „Das ist es vor allem dann, wenn ihr uns nicht helft...“, warf Draco ein. „Denn ihr werdet uns nicht daran hindern können, dass wir es versuchen.“ Dem war auch so. Sie würden sich nicht aufhalten lassen... „Idiot!“, fauchte Pansy ihn an. „Willst du so unbedingt sterben? Wenn ja, dann kannst du das sicher einfacher haben!“ ~*~*~*~ „Wir wollen eben nicht sterben.“, erklärte Harry und stupste mit dem Finger ihre Hand an, weil sie noch immer neben ihm hockte. „Deswegen wollen wir ja lernen, wie wir sie zu unserem Vorteil nutzen können.“ Hermione blickte ihn an. „Harry? Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du so etwas Komisches sagst…“, begann das Mädchen misstrauisch. „Was hast du vor?“ „Nichts.“, lachte Harry ihr die Lüge ins Gesicht. „Zumindest noch nicht.“, hängte er dran und sie runzelte die Stirn. „Ich glaub dir das nicht.“, sagte sie entschlossen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Los, raus damit.“ Harry sah sie an und über sein Gesicht glitt das nichts sagende, freundliche Lächeln, das seit dem Sommer sein Begleiter war. ~*~*~*~ Draco sagte nichts, auch nicht, als Blaise ihn bohrend musterte. Das hier war Harrys Entscheidung, nicht seine. „Ihr zwei habt doch irgendetwas ausgeheckt...“, murmelte Blaise und fixierte nun Harry. Wahrscheinlich war er eher zum Reden zu bewegen als Draco. Der konnte schließlich schweigen wie ein Eisberg... „Harry, was habt ihr vor?“, schloss er sich Hermione an. ~*~*~*~ „Du hast das schon einmal gesagt.“, fügte sie sich nahtlos an Blaise an. „Damals meintest du, wir sollen uns keine Sorgen machen, du würdest das tun, was vor einiger Zeit noch alle von dir erwartet haben.“ Gut, damals hatte sie es für Humbug gehalten, aber jetzt… Es erschien ihr immer wahrscheinlicher. Und sie begriff, wurde leichenblass. „Du willst nicht wirklich gegen den Unnennbaren ins Feld ziehen!“ Harrys Schutzlächeln wurde breiter. „Dray, sie haben es durchschaut.“, sagte er leise, aber dennoch für jeden hörbar. „Was jetzt? Einweihen?“ Hermione wartete nicht auf eine Antwort. „Das kommt überhaupt nicht in Frage!“, rief sie. „Was erwartest du? Dass du ihn besiegen kannst? Dass ihr ihn besiegen könnt? Gemeinsam? Mit eurer komischen Potenzialmagie? Ihr seid doch tot, bevor ihr ihn zu Gesicht bekommt!“ Sie war sauer. Warum war Ron eigentlich nie da, wenn man seine Unterstützung brauchte? Typisch. „Los, rede! Willst du das?“ Sie holte Luft. „Und wie gedenkst du, Dumbledore davon zu überzeugen? Meinst du im Ernst, er lässt dich gehen?“ „Er hat mir die Erlaubnis dazu gegeben.“, gab Harry zurück. Hermione entglitten alle Gesichtszüge. „Wie bitte?“ Der Schwarzhaarige lächelte freundlich, diesmal echt. Er hatte eh keine Wahl mehr. Sie wusste es, da war es keine große Sache mehr für sie, ihn aufzuhalten… besser er überzeugte sie. „Im ersten Jahr, als Quirrel weg war. Schon damals hat er es mir erlaubt. Vielleicht nicht wortwörtlich, aber er hat es getan.“ „Das kann ich nicht glauben.“ Die Braunhaarige ließ den Kopf sinken, rieb sich mit den Fingern über die Stirn, als müsse sie einen starken Schmerz vertreiben. „Du willst dich also opfern, weil Dumbledore dir vor mehr als drei Jahren angedeutet hat, dass du es könntest?“, fragte sie, wie um es besser zu verstehen. „Und du hast allen ernstes vor, Draco da mit reinzuziehen?“ „Warum nicht?“, gab Harry zurück. „Ich habe ihn gefragt. Er hat Ja gesagt.“ Hermiones Augen zuckten blitzend vor Zorn zu Draco. „Ist das wahr?“ ~*~*~*~ Draco nickte. „Ja.“ Blaise und Pansy sogen gleichzeitig scharf die Luft ein. „Ihr werdet weder ihn noch mich davon abhalten können. Also wäre es wirklich ratsam, dass ihr uns beisteht, anstatt uns Steine in den Weg zu legen. Harry hat sehr gute Gründe, sich mit diesem... Monster anzulegen. Und ich habe sie auch. Nicht nur Harry hat er seine Familie genommen, sondern mir auch.“ Seine grauen Augen funkelten die drei vor ihm an. „Es geht um Rache, ja. Und es geht darum, dass sich so etwas nicht noch einmal wiederholen sollte. Und das wird es. Harry steht so oder so in seiner Fluchlinie – er ist der Junge-der-lebt! Erinnert euch verdammt noch mal daran! Der Unnennbare hat mit Sicherheit ein verdammt großes Interesse daran, denjenigen zu töten, der ihm seine einzige Niederlage beigebracht hat. Und was dann in der Zaubererwelt los sein wird, muss ich ja wohl nicht sagen...“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust und blickte die drei entschlossen an. Was er nicht sagte, war, dass er das nicht zulassen würde. Dass er es nicht zulassen würde, dass derjenige, den sein Vater immer den Dunklen Lord genannt hatte, Harry umbrachte. „Wir haben mit der Potenzialmagie eine Chance, eine einzigartige Möglichkeit und die müssen wir nutzen. Es geht nicht nur um einen Angriff, sondern auch darum, dass wir verdammt noch mal so gut gewappnet sind, wie es möglich ist. Deswegen haben wir doch auch diese verdammten Strafarbeiten bei Snape und Tonks!“ ~*~*~*~ „Strafarbeiten?“ Hermione begann allmählich wirklich zu begreifen. Deshalb kannte Tonks also Sirius. Harry hatte ja gesagt, sie wäre in diesem komischen Orden. Was, wenn Harry längst ebenfalls Mitglied war? Und meinte er nicht wirklich irgendwann, dass Dumbledore ihm den Rücken stärken würde. Deshalb? Also waren die Strafarbeiten alles Fake. Sie bekamen Training… Jenseits des Unterrichts. So hatte es Harry ausgedrückt, als die Triezerei angefangen hatte. Warum hatte sie es nicht schon längst erkannt? Und irgendwie hatte Draco ja sogar Recht damit, dass sie eine reelle Chance hatten. Auch damit, dass Harry sowieso auf der Abschussliste stand. Der Unnennbare würde ihn wohl kaum am Leben lassen und wenn es wirklich hart auf hart kam, dann musste er kämpfen… da führte doch kein Weg dran vorbei. Deshalb das Training, damit er überleben konnte… „Ich habe ihn unterschätzt.“, seufzte sie. „Dumbledore hat längst geplant, dass ihr das lernt, nicht wahr? Deshalb hat er sich auch nicht gemeldet nach dem Duell. Weil er darauf gewartet hat, dass ihr das Potential erkennt…“ Sie blickte von einem zum anderen, dann zu Blaise und Pansy. „Was meint ihr denn? Können wir das verantworten?“ ~*~*~*~ Blaise zog die Schultern hoch. Das Dumme war, dass Dracos Worte wirklich überzeugend geklungen hatten. „Welche Wahl haben wir?“, antwortete er schließlich. „Wir können die beiden schließlich nicht im Stich lassen...“ Pansy nickte bekräftigend. „Eben... Die haben ihre Entscheidung doch schon längst getroffen... Wir können sie wohl nur noch unterstützen. Alles andere käme mir wie Verrat vor.“ Sie fixierte die beiden Jungen. Oh ja, diese Gesichter sagten nur zu deutlich, dass sie bei ihrer Ansicht bleiben würden. ~*~*~*~ Hermione seufzte, dann blickte sie plötzlich streng wie McGonagall. „Zwei Bedingungen: Ihr esst in Zukunft vernünftig, beide! Und ihr wendet die Potenzialmagie nur an, wenn wir dabei sind, verstanden?“ Harry sah sie an. Bedingungen? Das nannte sie Bedingungen? „Von mir aus. Wie weit dürft ihr weg sein?“ „Harry!“ Der Junge lachte leise. ~*~*~*~ „Aye, Ma’m.“ Draco salutierte grinsend. „Apropos Essen... Ich hab Hunger…“ Blaise musste lachen. „Beruhigend, dass du wieder voll und ganz da bist...“ Er schlug Draco zufrieden auf die Schulter. „Aber...“, hakte sich Pansy noch einmal ein. „Wirklich nur Potenzialmagie, wenn wir dabei sind, um euch den Hals zu retten, klar? Bisher ist es jedes Mal gefährlich geworden...“ ~*~*~*~ „Okay, okay.“, gab Harry nach. Das war ihm nicht recht, aber es war etwas dran, dass es ohne sie zu gefährlich war. Hunger hatte er keinen oder zumindest keinen Appetit. Das mit Dobby war noch nicht vom Tisch. Aber da war noch etwas anderes, was ihn beschäftigte. „Was machen wir mit Creevey?“ Er ließ den anderen nur Sekunden, um zu überlegen, denn ihm war ein Gedanke gekommen. „Wenn wir wirklich fies wären, würden wir ihn zwingen mit einer Katze auf dem Arm zu Snape zu gehen.“ ~*~*~*~ Blaise grinste. „Das könnte zumindest interessant sein...“ Er schaute zu Draco hinüber. „Aber ich wette, dass Draco noch irgendwelche Zaubersprüche auf Lager hat, die ihn ärgern könnten... Was du mit Thomas auf dem See gemacht hast, war großartig, ebenso die Sache mit den Sahnetorten...“ „Hm...“ Draco fuhr sich nachdenklich durch die Haare. „Ich werde mal nachschauen, vielleicht finde ich etwas...“ Das Leben troff wirklich nur so vor Ironie. Das kleine Zauberbuch hatte er gekauft, um sich an Harry zu rächen und jetzt würde er es benutzen, um - wenigstens von seiner Warte aus - Creevey für etwas zu bestrafen, das er Harry angetan hatte... Das Foto, das er heimlich eingesteckt hatte, war zwar schön, aber zugleich verletzte es auch Harrys Privatsphäre immens. Wahrscheinlich hätte er es niemals an sich nehmen sollen und doch... Er hatte einfach nicht anders gekonnt. ~*~*~*~ „Dann essen wir jetzt was!“, beschloss Hermione und holte den Beutel heraus, den sie zusammen mit Ron gepackt hatte. Harrys Hilfe war eher bescheiden gewesen und nachdem er das erste Brötchen mit Senf und Nutella beschmiert hatte, hatten sie einstimmig beschlossen, dass er es besser sein ließ. Das Mädchen zauberte sogar warme Frikadellen und eine Schüssel Suppe auf die Decke. Das hatten ihnen die Hauselfen in der Küche aufgedrängt und dazu... „Als Nachtisch gibt es Kuchen!“, verkündete sie, gerade als Ron wieder zurückkam. „Sie sagen, das ist genial!“, berichtete er begeistert. „Ihr glaubt nicht, wie die plötzlich losgelegt haben. Wie zwei Geysire! Immer abwechselnd! Haben was erzählt von einem Zauber, den es gibt, Dinge in Katzen zu verzaubern, diesen Kanarienschnitten und Keksen, einem Sekret, das sie ausprobieren müssten, von Kostümen und Katzentapeten, die sich bewegen, Geisterkatzen wollen sie aus einem der Kerker holen, die sie entdeckt haben und das ganze soll Halloween steigen!“ Lachend ließ er sich neben Hermione zu Boden fallen und nahm sich ein Brötchen. Ron konnte immer essen. Harry grinste. „Ich werde zu Halloween gar nichts essen.“, sagte er entschlossen. „Als Vogel will ich nicht rumlaufen.“ Hermione schüttelte den Kopf. „Ich denke eher, dass sie die Kanarienschnitten abwandeln werden. Vielleicht zu Katzenschnitten. Wer weiß das schon bei denen…“ Aber auch sie konnte sich ein vorfreudiges Grinsen nicht verkneifen. Irgendwie freute sie sich auf Halloween. „Das tut doch nichts zur Sache. Eine Katze will ich auch nicht werden. Diese Haare überall…“ Harry schauderte. Was er im zweiten Jahr bei Hermione gesehen hatte, hatte ihn diesbezüglich etwas verschreckt. „Sie haben versprochen, uns das Gegenmittel zu geben, wenn sie eines haben, weil wir den Scherz ermöglichen!“, gab Ron noch kund, bevor er sich den Mund so voll stopfte, dass er einfach nicht mehr reden konnte. ~*~*~*~ „Das klingt doch gut...“ Draco grinste über sein Brötchen hinweg. Das war doch etwas, worauf man sich verlassen konnte: Die Weasley-Zwillinge sprühten vor Ideen und es war angenehm, mal eher auf der verbündeten Seite zu stehen. … Warghs. Entwickelte er da gerade wirklich so etwas wie Sympathie für die rothaarigen Doppelgänger? Schien so. Er wurde echt langsam weich... „Katzenschnitten...“ Pansy grinste Draco an. „Dich würde ich ja liebend gerne mal als Katze sehen...“ Der Blonde schenkte ihr daraufhin einen vernichtenden Blick. „Nein, möchtest du nicht.“ „Oh doch...“ Auch Blaise grinste jetzt. „Dann sieht man es wenigstens, wenn du dein Fell sträubst...“ ~*~*~*~ „Oder wenn du die Ohren anlegst.“, ging Harry darauf ein. Ja, wenn er es recht bedachte, dann würde er es auch gern sehen. „Wie eine Katze in Fastweißblond wohl aussieht?“, sinnierte er und warf dem Jungen neben sich einen frechen Blick zu. Er war der einzige, der sein Frikadellenbrötchen noch nicht angerührt hatte. ~*~*~*~ „Oder wenn ich die Krallen an euch wetze...“, knurrte Draco zurück. Irgendwie hatte er gerade das dumpfe Gefühl, dass ihn alle aufziehen wollten. Und das gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht... Blaise grinste. „Daran zweifle ich kein bisschen...“ Den giftigen Blick des Vertrauensschülers ignorierte er gekonnt und reichte Claire noch ein Blatt Salat, über das sie sich mit Begeisterung hermachte. ~*~*~*~ Harry seufzte. „Zu ernst.“, murmelte er, dann schloss er die Augen. Er hatte sich nicht bewegt, lehnte immer noch gegen Draco. Und irgendwie war er müde. Kein Wunder, wo er die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Ron blickte sie an, dann rollte er mit den Augen. „Mione, bist du dir da wirklich sicher?“, fragte er, erneut den Gedanken an ein Liebespaar nicht aus seinen Gedanken verbannen könnend. „Ich meine…“ Sie blickte ihn an, vollkommen irritiert und seinem Gedankengang nicht folgen könnend. „Was meinst du?“ Der Rotschopf seufzte. „Ich geb’s auf.“, murmelte er, dann machte er sich wieder über Suppe, Frikadellen und Kuchen her. Alles auf einmal. Und Hermione verstand die Welt nicht mehr. Heute war echt zuviel passiert. Und noch dazu hatte sie ja noch was, das sie loswerden wollte… ~*~*~*~ Blaise warf Ron einen Blick zu und grinste. Bei Merlin, wie konnte der Junge bei dem, was er da futterte, nur so dünn bleiben? Er machte sich nun ebenfalls über die Suppe her. Draco hielt sich an die Frikadellen und die Brötchen, während Pansy mittlerweile zum Kuchen überging. „Hast du den Fotoapparat eigentlich mit?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige schließlich und blickte zu dem Slytherinmädchen hinüber. Pansy schüttelte den Kopf. „Angesichts der Weltuntergangsstimmung heute Morgen habe ich mir das lieber geschenkt... Ein anderes Mal. Und dann als Überraschung.“ Ein vorwitziges Lächeln huschte über ihr Gesicht. ~*~*~*~ Hermione nickte. Schnappschüsse waren eh am besten. „Jetzt bin ich dran!“, wechselte sie das Thema. „Ich habe gestern endlich den Spruch gefunden, den ich gesucht habe… Nein, eigentlich habe ich einen anderen gefunden, aber das ist ja nicht so wichtig. Die Suche war zwar dadurch schwerer, aber…“ Sie legte ein kleines Buch auf die Decke. „Gedankenübertragung!“ Harry öffnete die Augen wieder, blickte sie an, dann auf das Buch. Das wäre mit Sicherheit toll, wenn es funktionieren würde. „Es ist wirklich ganz einfach. Du schreibst den Namen desjenigen hinein, dem du eine Nachricht zukommen lassen willst, dann schreibst du die Nachricht drunter und unterschreibst, dann kann derjenige das Geschriebene in seinen Gedanken hören.“ Sie war aufgeregt. „Undasch fungschuniert?“ Sie blickte ihn abschätzig an. „Schlucken, Ron. Natürlich funktioniert es. Wartet, ich zeig’s euch!“ Sie klappte das Buch auf, begann zu kritzeln. Pansys Name und ein kurzer Wortlaut. ~*~*~*~ Pansy grinste, als die Worte in ihren Gedanken auftauchen. Es fühlte sich ähnlich an, wie wenn man jemanden sprechen hörte, aber der Unterschied war dennoch deutlich. „Ja, Harry sollte sich wirklich die Krümel von der Nase wischen.“ „Das ist toll!“ Blaise strahlte die Gryffindorschülerin an. „Versuch’s auch mal bei mir!“ Draco sah zwischen den anderen hin und her. Die Idee war wirklich gut... Ohne es weiter zu bemerken, hatte er den Arm wieder um Harry gelegt und begonnen, ihm erneut den Nacken zu kraulen. Essen konnte man schließlich auch problemlos mit einer Hand... ~*~*~*~ Harry rümpfte nur die Nase und tat, was Pansy sagte, während Hermione nun auch Blaise ein paar Worte schickte und diesem auf diesem Wege mitteilte, dass Claire gerade dabei war, in die Suppenschüssel zu klettern. ~*~*~*~ „Nein, Claire!“ Der Slytherin hielt seine Schildkröte davon ab, die Suppenschüssel als Badewanne zu missbrauchen und setzte sie behutsam auf seinem Umhang ab. „Hier bleiben, klar?“ Draco musste grinsen. „Mochtest du nicht neulich noch keine Schildkröten?“ „Claire ist etwas anderes“, entgegnete Blaise. „Sie ist einzigartig.“ „Ja, sie war mal ein Brötchen...“ „Hey, hört auf damit. Ich will mehr von dem Zauber hören.“, ging Pansy dazwischen und funkelte die beiden Jungs an. ~*~*~*~ Hermione lachte. „Ich habe für euch auch solche Bücher gemacht.“, sagte sie fröhlich und leerte ihre Tasche. Jedem reichte sie eins. „Ihr müsst eure Namen auf den Einband schreiben, dann aktiviert sich der Zauber.“, erklärte sie. Harry drehte es in seinen Händen, hatte sein angebissenes Brötchen zur Seite gelegt und schlug es auf. Es standen schon ein paar Zeilen darin. Zahlenreihen… „Was heißt das?“, fragte er und zeigte darauf. „Das ist der Arithmantikcode.“, gab sie zurück. „Das ist dein Name und dein Geburtsdatum. Und mit dem Namen auf dem Bucheinband vervollständigt sich der Zauber, den ich in die Zahlen gewoben habe. Aber der Name muss aus eurer Hand stammen, das kann ich nicht für euch übernehmen.“ Harry nickte, dann fiel ihm ein, dass er seine Feder ja verschickt hatte. Fragend blinzelte er zu dem Slytherin auf. ~*~*~*~ „Spendest du mir deine Feder?“, erkundigte sich Blaise. Keiner von ihnen hatte sonst seine Schultasche mit - und damit natürlich auch kein Schreibgerät, um den Zauber zu aktivieren. Draco blinzelte, als Harry ihn fragend ansah und überlegte kurz, was der Gryffindor wollte, ehe es dann klick machte. „Ach so. Hier.“ Er zog die Schreibfeder aus der Innentasche seines Mantels. „Hatte ich ganz vergessen... Sorry.“ Er lächelte und drückte sie Harry in die Hand. ~*~*~*~ Der lächelte zurück und legte das Buch auf seine Knie. Zum Glück war Dracos Feder wirklich erstklassig und konnte Tinte lange speichern. Seine hätte nach dieser Schreibpause ohne Tintenfass nicht mehr geschrieben. Langsam und ordentlich schrieb er seinen Namen auf den Einband und augenblicklich färbte er sich rot. Das ganze Buch wurde vollkommen rot; ein tiefdunkles Rot. Fragend sah er Hermione an. „Das ist normal.“, sagte sie. „Ich hab nicht rausbekommen, wie man es aus dem Zauber rauskriegt. „Mein Buch war ja auch mal schwarz wie die der anderen.“ Jetzt hatte es die Farbe von vergilbten Seiten, braungolden. Harry nickte und reichte die Feder an Draco zurück, damit dieser seinen Namen ebenfalls auf sein Buch schreiben konnte, während Hermione ihre an Blaise reichte. Wer zuerst frage, malte bekanntlich zuerst. ~*~*~*~ Blaise kritzelte seinen Namen auf den Einband, der seine Farbe zu einem dunklen Blau wechselte. Pansy änderte sich zu einem freundlichen Sonnengelb. Draco nahm von Harry seine ehemalige Feder entgegen und schrieb seinen Namen ebenfalls auf das Buch. Es wurde augenblicklich grün. Moosgrün, dunkelgrün. Slytheringrün. Er verzog ein wenig den Mund. Slytherin durch und durch, so wie man es immer von ihm gesagt hatte. Zumindest ließ sich das in die Farbe hineininterpretieren. Aber ob dem so war... Der Blonde zog die Schultern hoch. War ja auch egal. Stumm reichte er Harry die Feder zurück. ~*~*~*~ Harry hatte das Wandeln dieses Buches besonders beobachtet. Grün. Aber ihm kam da ein anderer Gedanke zu. „Wie der Verbotene Wald…“, murmelte er, denn eigenartiger Weise konnte er die Farbe nicht eindeutig zuordnen. Aufgrund der Beschaffenheit des Buchrückens, wechselte die Farbe, wenn das Licht anders drauf fiel… und bei näherer Betrachtung tat das auch sein Buch, genau wie das von Blaise oder Hermione. Pansys sicher auch, aber die Farbe war zu hell, um das eindeutig zu sagen. Ron griff nach Hermiones Feder und schrieb seinen Namen nun ebenfalls drauf. Er schrie auf, als der Einband zu einem schrillen Pink wechselte. „Was ist das?“, wollte er jammernd wissen. „Was soll das?“ Harry begann zu lachen und nahm dann seine Feder zurück. „Schöne Farbe, Ron.“, sagte er frech und öffnete sein Buch. *Passt zu deinen Haaren* Ron funkelte ihn böse an. „Was soll das heißen?“ „Dass es sich beißt!“, lachte er. Harry war glücklich, dass es funktionierte. Ron hatte die Worte vernommen. ~*~*~*~ Verbotener Wald? Draco zog eine Augenbraue hoch. Nun, das war wenigstens eine positivere Assoziation... Er wurde durch Rons Gejammer jedoch aus seinen Gedanken gerissen, ehe diese noch trübsinniger werden konnten. „Die Farbe hat was...“ Der Slytherin grinste Ron an. Jegliche weiteren Bemerkungen, die ihm gerade auf der Zunge lagen, verbiss er sich lieber. Er wollte schließlich keinen Streit vom Zaun brechen... ~*~*~*~ „Ich denke auch.“, sagte Hermione. „Pink oder auch Purpur steht für Wahrheit und Spiritualität und bringt Glück! Also beschwer dich nicht.“ Ron starrte sie an. „Glück?“, fragte er perplex. Sie nickte. „Ich hab vor ein paar Monaten ein Buch über Feng Shui gelesen, da stand das drin. Die Chinesen leben seit Jahrhunderten mit diesem Wissen und sieh dir an, was ihre Gesellschaft alles auf die Beine gestellt hat!“ „Die sind verrückt, die Chinesen!“, murrte Ron böse. Diese Farbe sollte wirklich auf ihn passen? War ja lachhaft. „Nein, wieso?“ Harry war plötzlich wieder munter. „Was bedeuten denn die anderen Farben?“, fragte er neugierig. Hermione lächelte. „Rot steht für Glück, Wärme, Ruhm und Kraft. Es ist die Farbe des Lebens, der Freude und der Liebe.“ Sie grinste ihn an, während er gleich mal ausprobierte, wie die Farbe ihm stand. „Rot soll böse Kräfte abhalten und kann zu zuviel Energie führen…“ Sie lächelte. „Passt also auch hier perfekt.“ Harry sah auf sein Buch hinab. Seine Wangen brannten. Liebe und Ruhm, ja? Super… Klasse… ~*~*~*~ „Nun der Ruhm stimmt bei dir ja definitiv.“ Blaise grinste Harry an und wandte sich dann ohne Umschweife wieder an Hermione. „Was bedeuten unsere Farben? Weißt du das auch?“ Pansy beugte sich neugierig zu der Musterschülerin hinüber. Sie war auch gespannt wie der berühmte Flitzebogen. Draco dagegen... Er ließ seine Augen kurz zu Harry wandern, wuschelte ihm durch die Haare und blickte dann auf den See hinaus. Wieder etwas, das ihm etwas über ihn sagen sollte... Warum wollten eigentlich alle immer durch solche Dinge mehr über sich erfahren? Das legte doch nur in Ketten, nichts weiter... ~*~*~*~ Hermione lachte. Es war eben nicht leicht, immer alles zu akzeptieren. Sie wandte sich an Pansy. Sie zuerst. „Gelb passt auch. Sehr sogar.“, sagte sie. „Gelb steht für Toleranz, Geduld und Weisheit.“ Sie sah sie an und lächelte mild. „Und davon zeigst du uns mehr als alle anderen.“ Dann wanderte ihr Blick zu Blaise. „Und Blau steht für Spiritualität und Treue. Dazu Sorgfalt, Umsicht und Glaube. Blaise, du bist durch und durch blau.“ „Du solltest weniger trinken.“, kam es grummelnd vom Rotschopf und Hermione lachte, überging es aber. „Allerdings gilt es in China auch als sekundäre Trauerfarbe, weil es beruhigt.“, schloss sie ihren Vortrag an den schwarzhaarigen Slytherin. ~*~*~*~ „Weise - Pansy?“ Blaise zog demonstrativ eine Augenbraue hoch. „Hey, du bist eine Trauerfarbe, also sag lieber nichts!“, konterte die Slytherin sofort und grinste. Dennoch... Diese Farbbeschreibungen trafen wirklich sehr genau. Und jetzt war sie gespannt, was bei Draco herauskam. ~*~*~*~ Harry ging es da nicht sehr viel anders. „Jetzt Dray!“, forderte er und Hermione wandte sich ihnen zu. War schon klar, dass Draco nicht selbst fragen wollte. „Grün ist wahrscheinlich die Farbe, die sich am wenigsten zuordnen lässt. Je nachdem welches Grün du hast, bedeutet es was anderes. Im Großen und Ganzen allerdings stehen Ruhe, Hoffnung und Frische mit der Farbe Grün in Verbindung. Und dann kommen die Abwandlungen, die bei Wachstum anfangen, über heilungsfördernd, sorgenlindernd, lebendig und anregend gehen und bei beruhigend und stagnierend aufhören.“ Ihr Blick wurde ein bisschen fies. „In Zusammenhang mit Rot fördert es Eifersucht!“ Ron prustete los, allein schon der Blick, den Harry präsentierte, war Gold wert. ~*~*~*~ Draco schnaubte bei Hermiones Auflistung unwillig. Hoffnung. Ausgerechnet er. Hoffnung. Das war doch Hohn... Die Eifersucht war dann wirklich die Krönung. Er beobachtete kurz Harrys Reaktion, die er ansonsten definitiv lustig gefunden hätte, und sah dann Hermione an. „Blödsinn...“, murmelte er nur und zog die Knie an. Eifersucht... Okay, das war denkbar. Er spürte ja jetzt schon ein leichtes Grollen im Bauch, wenn sich die anderen um Harry sorgten. Aber Hoffnung? Bei Merlin, Hoffnung war bei ihm doch echt das Letzte, was einen Sinn besaß! Doch es bedeutete nichts... Gar nichts... Er bettete den Kopf auf den freien Arm, der andere befand sich immer noch auf Harrys Rücken, hielt ihn fest. Und ganz unwillkürlich war sein Griff etwas fester geworden. „Und du, Mione?“, erkundigte sich Pansy und ignorierte dabei vollkommen Dracos Reaktion. ~*~*~*~ „Stabilität, Tiefe, Eleganz und Herbst.“, sagte sie selbstbewusst und funkelte Ron kurz böse an, als er schnaubte, dann fuhr sie fort. „Erdbraun steht für Verlässlichkeit, dunkles Braun für Schwere. Generell gibt sie ein Gefühl für den Fluss der Zeit.“ Sie lächelte in die Runde. „Also hört in Zukunft auf mich, wenn ich sage, es ist Zeit für den Unterricht.“ Ron seufzte und steckte sich noch ein Stück Kuchen in den Mund. Alles Humbug. Als würde eine Farbe etwas über den Menschen aussagen… Harry grummelte noch ein bisschen vor sich hin wegen der Anspielung Hermiones, aber dann kam ihm ein anderer Gedanke. „Zwei Fragen.“, sagte er. „Wie weit wirken diese Bücher? Und wie ist es, wenn man einen Gedanken erhält?“ Hermione sah ihn an. „Ich weiß nicht, wie weit sie wirken.“, sagte sie. „Das wäre noch herauszufinden. Und die zweite Frage…“ *…ist hiermit beantwortet, oder?* Lächelnd nickte Harry. Damit konnte er jetzt doch auch zu Dobby Kontakt aufnehmen, oder? Das würde er später mal versuchen… Doch zuvor… „Und wann fangen wir mit dem Training an?“ Hermione sah ihn an. „Nicht mehr heute.“, bestimmte sie, während Ron die Frage welches Training gemeint war dazwischenrief. „Du siehst aus, als hättest du nicht geschlafen, da wird das nichts mit der Konzentration.“ War ja klar gewesen, dass sie den Trick kannte… „Dann morgen?“ „Das werden wir dann sehen.“, gab sie zurück. Und dann begann sie den nervenden Ron darüber aufzuklären, worüber sie geredet hatten, als er weg gewesen war. Harry lehnte sich wieder gegen Draco und betrachtete leise lächelnd das Buch und die Feder, dann schlug er es auf und schrieb ein paar Worte hinein, die kurz darauf in Dracos Gedanken Widerhall fanden: *Sorry, dass ich dir Sorgen gemacht habe.* ~*~*~*~ Die Worte in seinen Gedanken überraschten Draco. Er hatte nicht mit so etwas gerechnet. *Dafür musst du dich nicht entschuldigen...*, kritzelte er zurück. Blaise und Pansy verwickelten gerade Ron und Hermione in eine Diskussion über die Möglichkeiten und Gefahren der Bücher, womit diese gerade vollkommen abgelenkt waren und nicht auf sie achten würden. *Dass ich es gern gemacht habe, wäre jetzt gelogen. Aber du kannst ja nichts für das, was ich denke.* ~*~*~*~ Harry nickte, seufzte und dann schloss er die Augen. „Trotzdem.“, murmelte er. Er war müde, am liebsten würde er jetzt einfach schlafen. Und ehe er den Gedanken noch zu Ende gedacht hatte, war er auch schon weg. ~*~*~*~ Draco musste leise lachen, als Harry wirklich und wahrhaftig an seine Schultern gelehnt einschlief. „Gute Nacht, Kätzchen...“, murmelte er leise. Stillschweigend wachte er über Harrys Schlaf, so wie er es erst gestern im Raum der Wünsche getan hatte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And I cannot explain to you In anything I say or do or plan Fear is not afraid of you Guilt's a language you can understand I cannot explain to you in anything I say or do I hope the actions speak the words they can ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ich will auch ein Gedankenbuch. *_* Sofort! Und ich will wissen, welche Farbe zu mir passt! Shirokko: Das wär’s… *seufz* Zu jeder Zeit jeden erreichen können. Irgendwelche Menschen ärgern, die nicht das tun, was man von ihnen verlangt, spicken im Unterricht so unglaublich einfach… Stellt euch das mal vor… man könnte Busch davon überzeugen, sich selbst zu killen, weil man sein Unterbewusstsein spielen könnte. Man könnte Richter zu härteren Strafen zwingen… *seliggrins* Ich wäre beinahe so mächtig wie Schuldig! Das würde mir gefallen!!! Zauberpoker ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 51: Zauberpoker Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls - Without You Here Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 51: Zauberpoker Harry erwachte kurz vor dem Abendessen wieder, als eine allgemeine Aufbruchsstimmung einsetzte. Ron war an Hermione fast verzweifelt, als sie begonnen hatte, ihm zu erklären, was sie in den letzten Tagen durchgenommen hatten, und hatte Pansy, die da sofort mit eingestiegen war, um sich zumindest ein bisschen von dem Bild der beiden Jungen abzulenken, mit bösen Blicken bedacht und immer wieder stichelnd etwas von Toleranz und Weisheit gemurmelt. Und vor ein paar Sekunden hatte es doch wahrhaftig zu regnen begonnen. Harry richtete sich taumelnd auf, war er in seinem Schlaf doch auf Dracos Schoß gerutscht. Desorientiert versuchte er nachzumachen, was die anderen machten, um mit ihnen zu flüchten, aber irgendwie steckte er wohl noch zu tief im Schlaf. ~*~*~*~ „Werd erst mal richtig wach...“, sagte Draco sanft und fing Harry ab, als dieser in seiner plötzlichen Aufstehbewegung fast gleich wieder hinfiel. Der Blonde stand auf und zog den Schwarzhaarigen schlichtweg mit sich. Genauso tat er es, als er anfing zu rennen, damit sie wenigstens noch halbwegs trocken ins Schloss zurückkamen. Die Reste ihres Picknicks hatte Blaise mit einem Wink seines Zauberstabs verschwinden lassen. Trotz des kurzen Sprints waren beide tropfnass, als sie am Tor ankamen. Und die anderen hatten sich längst verdrückt. „Und nun?“ Draco verhielt im Portal und blickte den Gryffindor fragend an. Kerker oder nicht. Das war es letztlich, worauf er ihm die Antwort geben sollte, nicht, dass er diese Frage jemals direkt stellen würde. ~*~*~*~ Harry war immerhin wach geworden durch die Aktion. Jetzt stand er mit Draco in der Eingangshalle zwischen Dutzenden anderer Schülern und hob leidend beide Arme zu den Seiten, blickte an sich hinunter, während Wasser aus seinen angeklatschten Haaren über sein Gesicht lief. Uah… Das war aber keine schöne Art, geweckt zu werden. „Umziehen?“, fragte Harry ein bisschen lahm. Hermione, Pansy, Blaise und Ron waren längst auf dem Weg in ihre Gemeinschaftsräume. Lag wohl aber eher daran, dass sie noch beschlossen hatten, ihre Zaubertrankprojekte an diesem Tag ein wenig voranzutreiben. ~*~*~*~ „Oder trocken zaubern...“ Draco grinste. „Aber das hatte ich nicht gemeint... Die vier sind weg. Und was tun wir? Oder willst du mich wirklich allein zu den Schlangen runterschicken?“ Seine Augen funkelten Harry herausfordernd an. Er konnte nicht anders... Außerdem hatte er wirklich keine Lust im Slytheringemeinschaftsraum noch Warrington und Pucey über den Weg zu laufen. ~*~*~*~ „Ich würd dich schon gern zwischen den Schlangen sehen...“, überlegte Harry laut in Gedenken an den grünen Schlafanzug mit seinem bestechenden Muster. Andererseits… „Lass uns auch mal wieder etwas für den Felicis machen, damit wir am Ende nicht als einzige ohne Ergebnis vor Snape stehen.“ Er runzelte die Stirn. Lust hatte er keine darauf, aber es wäre gewiss sinnvoll. Sie gingen hinauf in den Raum und arbeiteten die Abendbrotzeit durch. Dazu gab es Kekse und Limonade. Bis Draco fortmusste, um seine Runde zu gehen. Immerhin hatten sie es geschafft, den theoretischen Teil am heutigen Tage abzuschließen. Fehlte nur noch der Trank selbst und dafür brauchten sie eh Zutaten, die sie sich von Snape holen mussten. Kurz bevor Draco den Raum der Wünsche jedoch verlassen konnte, hielt Harry ihn auf. Er war aufgesprungen und hinter ihm her gelaufen, hielt ihn an der Hand fest. „Kommst du danach zurück?“, fragte er hoffnungsvoll. ~*~*~*~ Draco verhielt mitten in der Bewegung und blickte Harry an. Sein Herz war schon während der ganzen Stunden, die sie gearbeitet hatten, Achterbahn gefahren und jetzt... jetzt drohte es gerade vollends durchzudrehen. „Okay.“ Er lächelte sanft und strich dem Gryffindor kurz übers Haar, ehe er sich auf den Weg machte. Seine drei Fanclubmitglieder ließen sich heute nicht blicken. Vermutlich war das auch ganz gut so, denn ansonsten würden sie früher oder später in die Schusslinie von Warrington und Pucey geraten - und das wollte er nicht. Den blöden Bemerkungen nach zu urteilen, die ihm die Sechst- und Siebtklässler zuriefen, die seinen Weg kreuzten, hatte die Sache mit Blaise bereits die Runde gemacht. Ihm war es gleich. Blaise war kein Punkt, mit dem man ihn angreifen konnte... Seltsamerweise schafften es solche Worte nicht, dieses lodernde Feuer der Wut in ihm zu entfachen, wie wenn es um Harry ging... Nachdenklich und mit hochgezogenen Schultern beendete er seine Runde und kam er nach einer guten Dreiviertelstunde in den Raum der Wünsche zurück. ~*~*~*~ Harry war schon fertig. Er hatte seine Sachen aus den Gryffindorgemächern geholt, geduscht und sich dann seinen Schlafanzug angezogen. Anschließend hatte er Dobby eine Nachricht in das Buch geschrieben, die ziemlich lang geworden war, aber der Elf war nicht aufgetaucht. Anscheinend hatte er keine Lust ihn zu sehen, war ihm wohl noch böse… Und weil er des Wartens müde geworden war, übte er jetzt Zauber von dem kleinen Zettel, den er sich einmal gemacht hatte. Er lag auf dem Bauch mitten auf dem großen Bett und sprach schon zum wohl dreißigsten Mal den Zauber, der einen Schatten für ein paar Sekunden plastisch werden ließ. Es klappte inzwischen schon ganz gut. Der Schatten hob sich schon ein kleines Stückchen von der Wand ab, auch wenn er noch nicht die Form hatte, die er haben sollte. Es war ein Ablenkungsmanöver, denn der Schatten konnte nichts tun, außer sich ein bisschen bewegen und sich komisch anfühlen. Als Draco hereinkam, begann er zu lächeln. „Willkommen zurück in Grytherin.“, sagte er albern. ~*~*~*~ Draco musste unwillkürlich lächeln, als er Harry dort so liegen sah. Und das bemerkenswerteste war, dass sich das Hereinkommen nahezu schmerzhaft wie eine Rückkehr nach Hause anfühlte. Das Gefühl überwältigte ihn. Er sagte nichts weiter, sondern trat zu dem Bett, ließ sich auf der Kante nieder und drückte Harry kommentarlos fest an sich. Worte finden, um auszudrücken, wie er sich gerade fühlte, konnte er nicht. ~*~*~*~ Harry war ein klein wenig überrascht, als Dracos Arme ihn so plötzlich umfingen, aber er sagte nichts, ließ es einfach geschehen. War doch schön. Und wenn dem anderen das gerade half, dann war das umso besser. Mit den Händen suchte er nach Dracos auf seiner Brust und umfing sie. „Alles klar? Oder bist du Warrington begegnet?“ Die Frage war schneller raus, als er bemerkt hatte, dass es ja sein könnte, wenn er bei den Slytherins gewesen war. Aber was machte das schon? Fragen konnte ja nicht schaden. ~*~*~*~ „Nein, er hat mich mit seiner Anwesenheit verschont. Der heutige Morgen hat mir auch ehrlich gesagt gereicht...“, murmelte Draco in den schwarzen Haarschopf hinein und drückte sanft Harrys Hand. Es tat so gut, ihn bei sich zu spüren, seine Wärme, seine Nähe... Alles. ~*~*~*~ Dann ist ja gut, dachte sich Harry leise lächelnd und schmiegte sich gegen ihn. Er schloss die Augen und entspannte sich ein bisschen mehr. Da war wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch, das immer kam, wenn er in der unmittelbaren körperlichen Nähe des Blonden war. Immerhin war es nicht mehr so stark wie im Rosengarten noch - es war jetzt kontrollierbar. Harry hob die Hand und strich Draco sacht durch die Haare, vorsichtig tastend, weil er sie ja nicht sehen konnte. Sie waren ganz weich. Viel weicher als seine. Und länger. Schöne Haare hatte er. Und wenn er die Augen schloss, dann konnte er sie sogar glänzen sehen. Im Licht des bleichen Mondes. Offenbar hatte sich dieser Anblick wirklich in sein Gedächtnis gebrannt. Langsam strich er tiefer, legte die Hand in seinem Nacken ab. Warm war es da. Seine Hand war dagegen regelrecht kalt… ~*~*~*~ Draco seufzte leise und schmiegte sich näher an den warmen Körper neben ihm. Sein Herz schlug immer schneller und er hatte das Gefühl, als wenn es gleich explodieren würde. „Fühlt sich wie Zuhause an...“, wisperte er leise und strich Harry mit einer Hand über die Wange. Zuhause... Das war das Gefühl, was er in Malfoy Manor immer vermisst hatte. Wärme, Zuneigung, Willkommen und Akzeptanz. In dem kalten Haus seiner Familie gab es das nicht. Aber hier, in diesem kleinen Raum, bei diesem Jungen, hier fand er es. ~*~*~*~ „Schön.“, gab Harry freundlich zurück. „Dann sind wir ja schon zwei. Ich bin auch eher hier zu Hause als bei meinem Onkel und meiner Tante.“ Und dann ging ihm auf, was das noch hieß: Draco war nicht mehr einsam. Irgendwie hatte er es geschafft, ihm diese Einsamkeit zu nehmen. War doch mal ein grandioser Erfolg. Er grinste, dann meinte er: „Geh duschen, dann gehen wir schlafen, ja?“ Das war vermutlich das einzig Wahre, angesichts des Unterrichts am nächsten Tag. Allerdings hatte er ein bisschen Angst, dass Draco wieder schlecht träumen könnte. Das wäre gar nicht gut. Er wollte nicht, dass er wieder mit diesem Blödmann von Vater konfrontiert wurde… ~*~*~*~ „Okay...“ Draco löste sich von dem Gryffindor und griff nach dem Schlafanzug. Leise stöhnte er auf. „Du liebst es, mich mit diesen Viechern zu sehen, oder?“ Die niedlichen Schlangen grinsten ihn wieder an. Ohne ein weiteres Wort verschwand er im Badezimmer und machte sich bettfertig. Dabei rief er sich gut ein Dutzend Mal in Erinnerung, dass er keinen Unsinn machen sollte. Ob das wirkte, wusste er selbst nicht. Er wusste nur, dass er zwischen einem plötzlichen Gefühlsausbruch und einer seltsamen Scheu schwankte. Derzeit hoffte er allerdings, dass diese Zurückhaltung die Oberhand behalten würde... Er traute sich selbst nicht, traute seinen Gefühlen nicht und um nichts auf der Welt, wollte er Harry verletzten. Dennoch fühlte er sich etwas unsicher, als er das Bad wieder verließ und auf das Bett zuschritt. Irgendwer hatte sich offenbar entschlossen, in seinem Magen Samba zu tanzen... ~*~*~*~ Harry blickte ihm entgegen. Er hatte noch einmal versucht, Dobby zu erreichen, aber ob es gewirkt hatte oder nicht, wusste er nicht. Immerhin hatte er versucht es zu erklären. Und jetzt fühlte er sich immerhin nicht mehr ganz so mies und wie ein Verräter wie noch am Morgen. Es änderte eben doch was, wenn man sich bemühte, so ein Konflikt aus der Welt zu schaffen. Dracos Haare waren wieder nass, er steckte wieder in dem grünen Schlafanzug… „Ich geb zu, dass mir der Schlafanzug gefällt.“, antwortete Harry verspätet und meinte damit auch eher den Inhalt, der mit dem Schlafanzug einfach zu herzig aussah. ~*~*~*~ „Deine Grinselöwen haben aber auch etwas... Kätzchen.“ Draco lächelte und ließ sich Harry gegenüber auf dem Bett nieder. „Bist du überhaupt müde? Du hast schließlich ein recht ausführliches Nachmittagsnickerchen gemacht...“ ~*~*~*~ Harry blinzelte ihn an. Eigentlich… nicht. Dann grinste er. „Mau!“, fiepte er mit einem Kopfschütteln und deutete dann auf seine linke Schulter. „Der da gefällt mir am besten. Der guckt so treudoof wie Blaises Schildkröte! Siehst du?“ ~*~*~*~ Draco beugte sich vor und betrachtete den Löwen. Da hatte Harry wirklich recht... Der Löwe hatte einen selten dämlich-stoischen Gesichtsausdruck. Er lehnte sich wieder zurück und grinste dann. „Dich würde ich ja zu gern mal als richtige Katze sehen...“ Er lachte und wuschelte dem Gryffindor durchs Haar. Das hatte sich mittlerweile offenbar zu seiner Lieblingsbeschäftigung entwickelt. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. „Wie bitte?“, fragte er ungläubig. Er als… Katze? „Vergiss es!“, dann stürzte er sich auf ihn. Er hatte das Bedürfnis ihn zu kitzeln und gab diesem Bedürfnis einfach nach. Warum? Völlig egal. Schnell und präzise schickte er seine Finger an die Rippenseiten, wo er die empfindlichen Stellen ausgemacht hatte. ~*~*~*~ „Hey!“ Draco quietschte und einen Augenblick später krümmte er sich vor Lachen. „Das ist fies!“ Es war aber auch schwer, Harrys geschickten Fingern auszuweichen... Er war seltsam hin und hergerissen. Einerseits gefiel ihm diese sanfte Berührung und andererseits war Kitzeln wirklich eine Vorstufe zur Folter. Schließlich raffte er sich doch dazu auf, sich ernsthaft gegen den Gryffindor zu Wehr zu setzen. Wann würde er eigentlich lernen, dass Draco mehr Kraft aufbieten und ihn ganz leicht auf den Rücken werfen konnte? „Irgendwie habe ich gerade ein Déjà-vu.“, grinste Draco, während er von oben auf den Gryffindor herunterblickte und dessen Hände gegen das Bett presste. ~*~*~*~ Harry lachte. „Ja, ich auch.“ Aber was jetzt? Jetzt war er schon wieder hilflos. Hilflos und voller Schmetterlinge. Seine Fingerspitzen kribbelten und sein Bauch schlug Purzelbäume. Irgendwas war anders als das letzte Mal. Ob das an der Müdigkeit lag? Oder besser daran, dass er jetzt aufgekratzter war? Er unternahm einen halbherzigen Versuch seine rechte Hand freizukriegen und scheiterte gnadenlos. Warum war Draco so stark? Half nur noch eins… Bettelblick aufsetzen und erneut maunzen. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht, als Harry ihn ansah und kläglich maunzte. „Wenn du das machst, bist du wirklich unwiderstehlich...“ Er ließ ihn los und rollte sich neben ihn. „Schon mal Zauberpoker gespielt?“, erkundigte er sich und betrachtete den Schwarzhaarigen. Bei Merlin, wie konnte einen eigentlich schon allein die reine Anwesenheit eines anderen Menschen so glücklich machen? ~*~*~*~ Harrys Herz setzte bei diesen Worten sekundenlang aus. Unwiderstehlich? Er? Und dann kam die Frage, die er kaum verstand, weil sich sein Kopf weigerte, den ersten Gedanken loszulassen. Ohne sich irgendwie zu bewegen starrte er den Blonden beinahe fassungslos an. Was war das gewesen? Diese Worte… Draco war so unbedarft, dass er so etwas einfach sagen konnte. Weil er von nichts wusste. Und er schmiss mit Worten um sich, die sein Herz höher schlagen ließen… Zielsicher! Das war doch nicht mehr normal. Oder doch? Kurz schloss er die Augen und atmete tief ein, um seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen und dafür zu sorgen, dass er sich bewegen ließ, dann rollte er sich auf die Seite. Aber da war doch noch was, nicht wahr? Er war ihm noch eine Antwort schuldig. Wenn er doch nur wüsste, was er gefragt hatte… „Sorry, was hast du gesagt?“ ~*~*~*~ „Zauberpoker...“, wiederholte Draco. „Hast du Lust, es zu spielen? Der Gewinner bekommt eine Massage.“ Er hielt einen Augenblick inne und musterte Harrys Gesicht, versank nahezu in den grünen Augen. Grün... Wie sein Gedankenbuch... Nur mühsam konnte er sich von diesen grünen Seen wieder losreißen. „Wie klingt das?“ ~*~*~*~ „Äh… da kann ich sie dir auch gleich geben.“, sagte Harry etwas unsicher. „Ich kenn das Spiel nur vom Hörensagen…“ ~*~*~*~ „Nein, erst spielen. Ist lustiger.“ Draco knuffte ihn in die Seite. „Das wird schon. Ist auch ganz einfach...“ Er hangelte nach seinem Zauberstab und murmelte: „Accio mein Kartenspiel!“ Ein paar Minuten später klopfte das Spiel gegen das Fenster und der Blonde stand auf, um es hereinzuholen. Dann ließ er sich Harry gegenüber auf dem Bett nieder. „Also, Folgendes...“, begann er und erklärte in aller Seelenruhe die Grundregeln. Sie würden dort beginnen, keine Extraregeln oder ähnliches, nichts dergleichen. Erst einmal die schlichte Grundlage. „Okay soweit? Dann fangen wir mit einer Proberunde an...“ Er hob den Zauberstab und mischte die Karten, gab sie aus. „Äh, zum Setzen nehmen wir...“ Noch ein Wink mit dem Zauberstab und vor jedem lag ein Haufen Bonbons. „…Bonbons. Aber nicht dein Kapital auffuttern, klar?“ Vergnügt zwinkerte er Harry zu. ~*~*~*~ Harry sah auf. Einfach, ja? Schön, er konnte es ja versuchen. Langsam nahm er seine Karten auf. Die Bilder lachten und winkten ihm entgegen und Harry winkte zurück, bevor er sich die Hand vor die Stirn klatschte. Er war so überdreht, dass er gar nichts ernst nehmen konnte. Dann erst betrachtete er sich seine Karten. Nett. Wirklich nett. Hässliche Frau… Hässlicher, fetter Junge… „Und jetzt kriegst du zwei von meinen Bonbons?“, fragte er. So etwas hatte Draco doch grade noch gesagt, oder? ~*~*~*~ „Nein. Du guckst dir jetzt deine Karten an und überlegst dir, wie deine Aussichten sind, dass daraus ein gutes Blatt wird. Und dann setzt du so viele Bonbons, wie du für richtig hältst.“ Der Blonde war die Ruhe selbst. Er war froh, sich mit dem Spiel und der Konzentration darauf ein wenig von Harrys überdeutlicher Nähe ablenken zu können. „Ich muss dann auf alle Fälle mitgehen. Der Gewinner der Runde bekommt das, was im Topf ist.“ Er deutete auf den leeren Raum zwischen ihnen. „Und am Ende hat dann der gewonnen, der die meisten Bonbons hat. Klar?“ Er wartete einen Augenblick, ob das auch bei Harry angekommen war. „Zum Anfang sind aber zwei Bonbons okay. Man weiß ja schließlich nicht, wie sich die Karten weiterentwickeln...“ ~*~*~*~ Harry blickte auf seine Karten hinunter. Die hässliche Frau winkte wieder. Ob sie sich wirklich weiterentwickelte? Das hatte er beim Schach doch auch schon erlebt, dass sich die Figuren gegenseitig abmurksten… „Okay. Da sind zwei Bonbons.“, sagte er. Mehr als falsch machen konnte er es eh nicht. Und in diesem Moment begannen seinen Karten zu jubeln. Das komische Plüschmonster genauso wie die hässliche, dürre Dame und der fette Junge. Selbst die Zahlen wackelten ein bisschen hin und her, bekamen plötzlich Arme, die sie schwenkten. Harry sah wieder Draco an. „Deine Karten sind aber… aktiv…“, bemerkte er. ~*~*~*~ „Zauberkarten eben.“ Draco grinste. „Sie haben Ehrgeiz und wollen gewinnen. Lass dich von ihrem Rumgewedel aber nicht einwickeln. Das geht meistens schief...“ Er rollte mit den Augen und warf seine Bonbons in die Mitte. Dann ließ er die nächsten Karten zu Harry fliegen. Im Moment spielten sie in einer vereinfachten Version. „Und jetzt überleg dir, was deine Karten wert sind und setz. Danach decken wir auf...“ ~*~*~*~ Jetzt hatte Harry den Satz wohl komplett. Ein alter Mann mit weißem, geflochtenem Bart grinste ihn mit hyperaktivem Zähnefletschen an. Gruselig. Er zuckte mit den Schultern und legte noch mal zwei Bonbons in die Mitte. ~*~*~*~ Draco warf seinen Einsatz ebenfalls in die Mitte. „Lass mal sehen...“ Er beugte sich vor und nahm Harry die Karten aus der Hand und pfiff durch die Zähne. „Hey, nicht schlecht... Zaubererstraße... Siehst du? Erst die zehn, dann der Bauerntrottel, die Hexe, der Zauberer und das Monster...“ Er reichte Harry die Karten zurück. „Da kann ich nicht ganz mithalten...“ Er warf seine zwei Paare auf die Decke. „Die erste Runde geht also an dich...“ ~*~*~*~ Ab da begann Harry Spaß an dem Spiel zu haben. Langsam begriff er, mit welchen Karten man Punkte machen konnte und mit welchen nicht, er lernte von Draco das Bluffen, auch wenn ihm das nicht so wirklich lag, denn Draco durchschaute ihn immer sofort. Die Bonbons wechselten fröhlich ihren Besitzer, immer hin und her, und am Ende hatte Harry genau zwei mehr. Er grinste. „Gewonnen.“, sagte er. „Und jetzt darf ich dich massieren.“ Er verdrehte den Preis absichtlich. Es hatte Spaß gemacht das letzte Mal, das wollte er jetzt wieder tun. Und er war sich nicht wirklich sicher, ob er wollte, dass Draco ihm soviel Aufmerksamkeit schenkte. Er mochte es nicht, dieses Kribbeln unter Kontrolle halten zu müssen, das war anstrengend, und eine Massage würde mit Sicherheit in so einem innerlichen Kampf enden. ~*~*~*~ „Das war eigentlich anders gedacht...“ Draco schüttelte den Kopf. „Aber du erwartest nicht wirklich, dass ich mich dagegen wehre, oder? Abgesehen davon: Du behältst deine Massage einfach gut bei mir, okay?“ Liebevoll wuschelte er Harry durch das Haar, streifte sein Schlafanzugoberteil ab und ließ sich bäuchlings neben dem Karten-Bonbon-Chaos auf das Bett fallen. ~*~*~*~ Harry lachte. „Okay!“ Dann sprang er auf und lief ins Bad. Diesmal wusste er, wo das Zeug stand und fand es auf Anhieb. Immer noch Kiefer… Ha, er würde das nie wieder riechen können, ohne an Draco denken zu müssen. Es war so ziemlich der Höhepunkt des Tages. Harry ließ das kalte Öl wie schon das letzte Mal gnadenlos auf Dracos Rücken laufen, merkte, wie sich die Muskeln unter ihm zusammenzogen, verspannten, dann wieder entspannten, als es sich erwärmte. Dann begann er die gleiche Prozedur wie beim letzten Mal, ganz vorsichtig, mit Steigerung, am Ende wieder sanft. Und wie das letzte Mal hörte er erst auf, als das Öl fast vollständig in Dracos Haut eingezogen war. Fast bedauernd malte er nur noch kleine Kreise auf die gerötete Haut, beobachtete, wie sie für Sekunden weiß wurde, dann wieder rot. ~*~*~*~ Draco genoss Harrys Berührungen mehr noch als das letzte Mal. Sehr viel mehr... Er schloss die Augen und spürte, wie er schon nach wenigen Strichen nahezu vollkommen entspannt war. Es tat so gut... So gut... Der Blonde glitt in einen angenehmen Dämmerzustand, in dem seine Sinne gleichzeitig voll und ganz auf die Hände auf seinem Rücken und das leichte Gewicht auf seinem Allerwertesten gerichtet waren. Harry... Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und auch als der Gryffindor mit seinen Massagebewegungen aufgehört hatte und ihm nur noch sanft über die Haut strich, offenbar Kreise darauf malte, dachte Draco gar nicht daran, sich zu bewegen. Am besten fror man diesen Moment einfach für die Ewigkeit ein... ~*~*~*~ Harry war wie in Trance. Ganz langsam wurden aus den Kreisen Buchstaben, malten sich fast wie von selbst auf den warmen Untergrund. Ihm war es fast, als führe sein Finger den weißen Stellen nach, nicht andersherum. Ein Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit, die Augen waren halb geschlossen. Noch ein Buchstabe, dann ein neues Wort… ~*~*~*~ Buchstaben... Draco brauchte einen Augenblick lang, um zu verstehen, was Harry dort tat. Er schrieb auf seinen Rücken... I, E, B, E, D, I, C, H. Ruhig blieb der Blonde liegen, obwohl es ihn aufwühlte und sich in seinem Bauch alles zusammenzog, als wenn die dort beheimatete Horde Schmetterlinge für Unterdruck sorgte. Ein Liebesgeständnis... Das zweite, das ihm Harry machte. Und das zweite, bei dem er nicht wusste, wie er reagieren sollte, nicht wusste, ob Harry überhaupt eine Reaktion suchte... Und ob er ihm diese geben sollte. Er wollte nichts lieber als sich umzudrehen und ihm um den Hals zu fallen, doch zugleich... Zugleich war da wieder diese Mauer in seinem Inneren. Ketten, die ihn zurückhielten und ihm sagten, dass er es nicht wert war, dass er nichts weiter brachte als Verletzungen und Harry nur mehr verletzen würde, wenn er auf ihn einging... ~*~*~*~ Die Worte waren fertig, kein Buchstabe geblieben. Mit leicht gesenktem Kopf und einem verträumten Lächeln auf den Lippen fielen Harry seine schwarzen Haare ins Gesicht. Seine Hand verharrte reglos an der Stelle, an der das H geendet hatte. Wie hypnotisiert starrte er auf die nun wieder rote Haut. Dann wurde das Lächeln breiter. Ihm war gerade aufgegangen, was er da getan hatte, was er da riskiert hatte, aber die beinahe schon erwartete Angst oder Unruhe blieb aus. Draco war wohl eingeschlafen. Gut so, sonst hätte er das jetzt wohl erklären müssen… Leise und vorsichtig erhob er sich, trat die Karten und Zauberstäbe vom Bett, legte seine Brille auf den Nachttisch und stellte den Wecker, bevor er sich neben ihn legte und die zweite Decke über sie beide zog. Die Decke, auf der sie jetzt lagen, hatten sie das letzte Mal nicht gebraucht, also würden sie sie heute auch nicht brauchen. Zufrieden kuschelte er sich an Dracos Seite und legte sein Kopf in die Armkuhle, so dass seine Nase ungehindert den Duft Dracos und der Kiefern aufnehmen konnte. Schön… So viel besser als gestern Nacht… ~*~*~*~ Draco war still liegen geblieben, während Harry aufgeräumt und sie beide dann zugedeckt hatte. Nun wandte er in einem scheinbaren Halbschlaf, für dessen Vorspiegelung er sich selbst gerade verachtete, den Kopf und hauchte dem Schwarzhaarigen einen sanften Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Kätzchen.“, murmelte er, ehe ihn wirklich der Schlaf übermannte. Davor blitzte noch einmal ganz kurz der Gedanke auf, wie angenehm es war, Harrys Atem auf seiner Haut zu spüren, und dass er davon mehr wollte. Mehr... ~*~*~*~ Harry war schon fast eingeschlafen, als Draco sich bewegte. Willig gab er ein bisschen nach, um ihm die Bewegung zu ermöglichen, als er die weichen Lippen auf seiner Stirn spürte. Es war nicht wirklich lange, nur eine flüchtige Berührung, aber sie wischte allen Schlaf beiseite. Wie erstarrt lag er da. „Draco?“, fragte er schließlich zittrig. Es kam keine Antwort. „Bist du noch wach?“ Wieder nichts. Er wartete noch ein paar Minuten, doch der Blonde bewegte sich nicht mehr. Harry seufzte zitternd. Nur ein Zufall, sagte er sich. Einfach nur Zufall im Schlaf. Langsam konnte er sich wieder entspannen, begann sogar zu lächeln. Er sah Gespenster. Das war Wunschvorstellung! Mehr nicht! Er sollte schleunigst damit aufhören, solchen Schmarren auch nur in Erwägung zu ziehen. Mit einem letzten trockenen, selbst verachtenden Lachen schlief dann auch er schließlich ein. Seine Hand war auf Dracos warmem Rücken zur Ruhe gekommen, die andere lag nutzlos zwischen ihnen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Brennender Schmerz, wie er ihn aus der Vergangenheit schon gewohnt war. Doch diesmal war es die Gegenwart. Triumphierend grinste ihn sein Vater an, während seinem Sohn das Dunkle Mal eingebrannt wurde. Todesser. Gebrandmarkt nicht wie üblich auf dem Unterarm, sondern direkt in der Nähe des Herzens über der alten Narbe. Ein gequälter Laut kam Draco über die Lippen. ‚Und nun... Bring mir Harry Potter...’ Zischende Worte, die keine Verweigerung duldeten... „Nein!“ Draco fuhr hoch. Sein Herz raste und schien zerspringen zu wollen. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn und ihm wurde schlecht. Er hasste diese Träume... Hasste sie... ~*~*~*~ Harrys Schlaf war schwächer geworden, als er Draco sich hatte bewegen spüren. Unruhe war in seinen traumlosen Schlaf gekommen, Sorge hatte die Schatten zerrissen. Das laute Nein hatte ihn geweckt. Die Decke war fort, Draco saß im Bett, keuchte. Ein Traum… Leise rappelte er sich hoch und nahm den Slytherin sachte in die Arme. Er sagte kein Wort, wiegte ihn einfach ein bisschen hin und her, spendete Trost soweit er konnte. Es tat ihm Leid, dass er ihm diese Träume nicht wirklich nehmen konnte, dass er sie nicht an seiner statt träumen konnte, damit Draco seine Ruhe hatte, aber das ging natürlich nicht. Er hatte seine eigenen Albträume… die in Dracos Nähe aber tatsächlich nicht kamen… Begabter Kerl. Warum konnte er das nicht auch? Träume verscheuchen… ~*~*~*~ Draco schmiegte sich an den schmalen Jungen und ließ sich wiegen. Er hielt die Augen geschlossen und wartete selbst darauf, dass die Ruhe wieder zurückkam. Bei Blaise hatte es lange gedauert, aber Harry... Harry beruhigte ihn mehr. Sehr viel mehr. „Ich hasse das...“, murmelte er leise. Er schloss den Gryffindor selbst in die Arme und kuschelte sich noch ein wenig näher. Sie saßen eine Weile so, bis Draco Harry sanft wieder zurück in die Waagerechte drückte. „Weiterschlafen...“ Erneut gemurmelte Worte. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht über die Endgültigkeit in den Worten, schmiegte sich an den Jungen und lauschte, ob noch etwas kommen würde. Seine Augen waren offen und in die Dunkelheit gerichtet. Im Fenster konnte er verschwommene Sterne erkennen, der Neumond ließ sie strahlender wirken. Aber Dracos Atem wurde nicht ruhiger. Nicht so ruhig wie am Abend, als sie das erste Mal eingeschlafen waren. Er schien sich nicht wirklich erholt zu haben, der Traum schien schlimmer, als dass er ihn lindern konnte. Das war ärgerlich. Langsam begann er seine Hand durch die Nackenhaare streicheln zu lassen. Er erinnerte sich vage daran, dass Tante Petunia Dudley immer Geschichten erzählte, wenn dieser nicht schlafen konnte, wenn das mal der seltene Fall war, aber diese Methode, jemanden zu beruhigen, kam ihm falsch vor. Zumal er nicht gewusst hätte, was er erzählen sollte… Räubergeschichten waren sicherlich nicht das richtige. Da schwieg er doch lieber. Wenn Draco etwas hören wollte, würde er das schon sagen. ~*~*~*~ Er konnte nicht wieder einschlafen, fand keine Ruhe... Der Schatten dieses Traums war zu übermächtig. Draco seufzte leise, als Harry anfing, seinen Nacken zu streicheln. Ein nur allzu angenehmer Schauer rann ihm über den Rücken, als der Gryffindor unbewusst einige sensible Stellen erwischte. „Mach weiter...“, raunte der Blonde, drehte sogar leicht den Kopf, um Harry einen leichteren Zugang zu gewähren. Dieses Gefühl war so angenehm und bezauberte ihn nahezu völlig. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht, rückte sich bequemer zurecht und unterbrach das Streicheln nicht. War viel zu angenehm, das weiche Gefühl der Haare, der leichte Druck auf seiner Brust… Sein Blick wanderte hinaus in die Nacht. Sterne… war da nicht vorhin noch Regen gewesen? Komisches Wetter grade… Wie wohl die große Halle in einer Nacht wie dieser aussah? Und woher kam jetzt dieser Gedanke? Er konzentrierte sich wieder auf Draco, fuhr sachte die eine Sehne im Nacken hinauf und die andere wieder hinunter. Weich. Ganz weich… Einfach nur schön. Ohne es wirklich wahrzunehmen, verschränkte er die Finger seiner freien Hand mit Dracos. ~*~*~*~ Draco gab einen leisen Laut des Wohlbehagens von sich, der irgendwo zwischen einem Seufzer und einem Schnurren lag. Langsam verschwanden die dunklen Traumschatten und lösten sich auf, ja, wurden abgelöst von einem reinen Wohlgefühl, das ihn voll und ganz überflutete. Einen Augenblick lang leuchtete der Gedanke auf, dass es ihm wahrscheinlich noch niemals so gut gegangen war... Er drückte Harrys Hand, die mittlerweile ihre Finger vollkommen mit seinen verflochten hatte sanft. Ein warmes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er in den Schlaf hinüber dämmerte. Es war einfach schön, so hier sein zu können... ~*~*~*~ Harry merkte, wie Draco wieder einschlief, das Gewicht auf seiner Brust noch um eine Winzigkeit zunahm und der Druck an seiner Hand nachließ. Er lächelte leise. Er schlief wieder. Und trotzdem dauerte es für ihn noch lange, bis er selbst wieder einschlief. Er hatte keine bestimmten Gedanken, genoss einfach nur die Nähe, ließ alles an sich vorbei treiben, badete in dem Wohlbefinden, das Draco in ihm auslöste. So konnte es doch bleiben, oder? Für immer bleiben… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Your love's a gathered storm I chased across the sky A moment in your arms became the reason why And you're still the only light that fills the emptiness The only one I need until my dying breath And I would give you everything just to Feel your open arms And I'm not sure I believe anything I feel ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ich liebe Zauberpoker! Ich will es auch spielen! *_* Die beiden sind süß und machen einen wahnsinnig, nicht wahr? Keiner wagt es, den ersten Schritt zu tun... Ts... Jungs. *augenroll* Shi-chan: Mag nicht. Mag keine Glücksspiele. Mag keine Kartenspiele… Mag Karten haben, die dumm winken, das mag ich! Im Nebel -------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 52: Im Nebel Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Runrig - Only the Brave Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 52: Im Nebel Harry erwachte am nächsten Morgen durch ein leises Piepsen an seinen Ohren. Was war denn das? Penetrant, aber überhaupt nicht laut! Grummelnd blinzelte er ins helle Licht. Er wollte nicht. Ganz und gar nicht. Dann begriff er, dass es der Wecker war, den er gestern gestellt hatte. Er bekam irgendwas zu fassen und warf es nach dem Störenfried, der krachend zu Boden ging, aber beileibe nicht aufhörte zu piepsen. Harry seufzte. „Dray?“, flüsterte er leise. Ein Wunder, dass der Junge noch nicht aufgewacht war, wo er doch noch immer halb auf ihm lag. Da musste er den Ruck doch gespürt haben… Aber so war es eh viel schöner. „Hey, Dray. Aufwachen…“ ~*~*~*~ Draco murmelte leise etwas Unverständliches und zog Harry wieder an sich. Er meinte zwar, etwas gehört zu haben, weigerte sich aber schlichtweg, wirklich wach zu werden. Es war zu schön hier. Viel zu angenehm. So schön warm... So schön... kuschelig... Nein, nicht aufstehen. Niemals... Sondern stattdessen für immer hier liegen bleiben... Eingefroren in der Zeit... ~*~*~*~ „Erzähl du mir noch mal, dass ich nicht wach werden kann.“, lachte Harry leise. Er blickte auf das Gesicht hinunter, das halb von wildem, blondem Haar verdeckt wurde und lächelte. Schöner Draco. Wie ein Engel so blass und unschuldig. Wie ein echter Engel. …mit gebrochenen Flügeln. Und wer war schuld daran? Sein Vater, der sie ihm gebrochen hatte, damit er ihn irgendwann in die Hölle hinab stoßen konnte. Frevel. Wenn er für seine Sünden nicht eh schon den Tod verdient hatte, dann dafür auf jeden Fall. Seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Er hob den Kopf ein wenig, um das Ohr besser erreichen zu können. „Hey, Engelchen. Bist du nicht sonst Frühaufsteher?“ Seine Finger nahmen die Tätigkeit der Nacht wieder auf, doch diesmal viel näher am Ohr, zupften einmal am Ohrläppchen, dann pustete er sanft hinein. Es war wirklich ein Wunder, wie er das schaffte in seiner Position. ~*~*~*~ Ein leises Grummeln kam Draco über die Lippen, als Harry in sein Ohr pustete. Dabei konnte nun wirklich niemand weiterschlafen... Er blinzelte und blickte den Gryffindor an, dessen Gesicht seinem eigenen so nahe war. Seine grauen Augen blieben einen Augenblick lang an Harrys Lippen hängen. Draco musste sich dazu zwingen, wegzusehen und jetzt nichts zu tun, was er hinterher womöglich bereuen würde... „Du wurdest heute Nacht auch nicht als Todesser gebrandmarkt, Kätzchen.“, gab der Blonde zur Antwort und setzte sich auf. So langsam kam er dem Zustand, den man gemeinhin als ‚wach’ bezeichnete, sogar recht nahe... Ein Blick auf den Wecker zwang ihn auch akut dazu. Der Slytherin stöhnte leise auf. Er hatte wirklich keine Lust auf Warrington und Pucey... Die beiden so früh am Morgen abzubekommen, war doch wirklich nicht fair... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Das erklärte die Einschlafschwierigkeiten nachts. Armer Kerl. Er richtete sich ebenfalls auf und krabbelte vor ihn, um ihn ansehen zu können. „Du hättest es mir sagen können.“, sagte er leise. „Darüber reden hilft mehr, als es totzuschweigen.“ ~*~*~*~ Draco zog die Schultern hoch. „Das nächste Mal, Kätzchen. Okay? Mit allen schrecklichen Details...“ Er schwieg einen Augenblick. „Ich konnte in dem Moment einfach nicht...“ Ein schwaches Lächeln glitt über seine Lippen und er streckte die Hand nach Harry aus, fuhr ihm sanft über die Wange und ließ seine Fingerspitzen an dessen Kinn verhaaren. ~*~*~*~ Kätzchen… Schon wieder. Wie oft hatte er das jetzt schon gesagt? Oft genug. Schien wohl sein Spitzname für ihn zu sein… Netter Gedanke. Dass er es ihm wert war. Blaise oder Pansy hatte er ihn noch nie mit einem Spitznamen rufen hören. „Okay.“, gab er zurück und lächelte. „Versprochen?“ Er hob die Hand mit dem kleinen Finger. Eine alberne Geste, aber jetzt gerade war das egal. Er hatte grade das Bedürfnis zum Übermut. ~*~*~*~ „Versprochen.“ Draco hakte seinen kleinen Finger hinter Harrys und lächelte sanft. „Und jetzt muss ich los... Sonst bringt Montague mich um...“ Er seufzte leise, stand auf und streckte sich in einer einzigen, fließenden Bewegung. Zauberstab... Ah, auf dem Tisch. „Accio Sportzeug.“ Gut, dass er das Fenster gestern aufgelassen hatte... Er fing die Sachen ab, lächelte Harry zu und verschwand im Badezimmer, nur, um zwei Minuten später wieder rauszukommen. „Hast du’s gut, dass du da jetzt noch nicht rausmusst...“ Draco seufzte leise und streckte sich einmal mehr. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er stark nach dem Kiefernöl roch. Das würde dafür sorgen, dass er beim Laufen an Harry dachte... Wenn er das nicht ohnehin getan hätte. „Bis später!“ Ein letztes strahlendes Lächeln zu dem Gryffindor, dann verschwand er durch die Tür. Zeit für das Ausdauertraining... Er hatte schon keine Lust darauf, als er Blaise kurz vor dem Portal traf. „Na, gut geschlafen?“, erkundigte sich der Schwarzhaarige. Dracos Antwort bestand in einem leisen „Hm“ und das war auch erst einmal alles, was er von sich gab. „Schlechte Laune?“, hakte Blaise schließlich nach, als sie am See ankamen und dort auf die restlichen Mannschaftsmitglieder warteten. „Die kommt gerade.“ Draco deutete zu Warrington und Pucey, die gerade gemeinsam mit den anderen dreien zu ihnen herunterkamen. Montague forderte das übliche: Vier Runden um den See. Draco und Blaise trabten wie gewohnt am Anfang hinter den anderen her, was ihnen von Warrington spöttische Bemerkungen einbrachte. „Oh, halten die beiden Süßen da hinten etwa Händchen? Hängt ihr so aneinander?“ Sie ignorierten ihn und nach fünfzehn Minuten hatten sie aufgeschlossen, ohne bei weitem so abgekämpft zu sein. Warrington schnaubte und warf Draco immer wieder Seitenblicke zu. „Kannst du nicht schneller, Malfoy? Ist das alles, was du zu bieten hast?“ Wieder keine Reaktion des Blonden. Sein Blick war starr auf seine Füße gerichtet. „Stumm geworden? Oder zu geschafft von der heutigen Nacht? Wer war es denn diesmal? In Zabinis Bett warst du ja jedenfalls nicht...“ „Du hast offenbar zuviel Luft...“, knurrte Draco und zog das Tempo an. Blaise fiel damit zurück, während Warrington sich entschloss, mitzuhalten. Ohne dass er weiter darüber nachdachte, entstand ein Wettrennen. Sie belauerten sich gegenseitig, warteten darauf, dass der andere Schwäche zeigte... Warrington war gut. Er konnte locker mit Montague mithalten... Und mit ihm selbst auch, wie der Vertrauensschüler feststellen musste. Dennoch: Geschlagen geben würde er sich sicher nicht... Am Ende mobilisierten beide ihre letzten Kräfte für einen Sprint auf der Zielgeraden, den Draco für sich entscheiden konnte, mit ungefähr zehn Meter Vorsprung. Er grinste Warrington triumphierend an, der ihm einen giftigen Blick zurückgab. „Weglaufen kannst du wenigstens, Schwuchtel...“, knurrte der grobschlächtige Junge und wandte sich ab. Draco rollte die Schultern und wartete noch auf Blaise, damit sie zusammen aufbrechen konnten. Montagues lobende Worte nahm er kaum noch zur Kenntnis. Der Kapitän bemühte sich offenbar, in diesem Wettstreit eine positive Auswirkung auf das Training zu sehen. Grenzenloser Optimismus, wie Draco fand, denn früher oder später würde es garantiert wieder knallen. Und dann richtig... Denn weder war Warrington bereit, aufzugeben, noch würde er selbst jemals einlenken. ~*~*~*~ Harry lächelte und ließ sich auf das Bett zurücksinken. Zu gerne wäre er jetzt mitgelaufen, aber das ließ sich ja schlecht machen. Erstens nicht mit den Slytherin zusammen, weil die meisten dort ihn nicht leiden konnten, zweitens nicht, weil Draco in diesen kurzen Sachen vor ihm rumrennen würde. Da war das mit Konzentration aufs Laufen eh nichts. Harry stand eine Viertelstunde später auf und zog sich an, weil er von Hermione eine Gedankennachricht bekommen hatte, dass sie sich zum Frühstück trafen. Dieses verlief ziemlich lustig, denn Hermione hatte den Zwillingen jeweils eines der Gedankenbücher gegeben und sie bombardierten ihn mit Stuss, dass sich die massiven Tische hätten biegen müssten… Sie taten es nicht. Zum Glück. Irgendwann bekam er auch von Neville und Ginny eine Nachricht, dass es ihnen leid täte, dass sie sich von der breiten Masse würden einschüchtern lassen, also hatte er den halben Morgen damit zu tun, die zerknirschten Schüler zu beruhigen. Verwandlungen lief ausgesprochen seltsam, denn Professor McGonagall hatte letztendlich ihre Schildkröten Schildkröten sein lassen. Jetzt lernten sie, wie man kleine Sachen noch kleiner machte. Ein nützlicher Zauber, wenn man dann auch noch lernte, wie man etwas größer machte, aber das kam später, hatte sie gesagt. Einmal blickte sie recht irritiert, als sie Claire auf Blaises Tisch sah und fragte, ob er den Spruch so liebe, dass er ihn noch immer zaubere, aber Blaise erwiderte nur, dass es seine Schildkröte sei, dann ließ sie ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck zufrieden, während fünf Schüler einen halben Lachanfall hatten. Und dann kam der Unterricht bei Snape. Schrecklich, wenn Harry daran dachte, dass er diesem… wütenden, weil in seiner Ehre verletzten Snape die Frage nach Zutaten für den Felix Felicis fragen musste… dass er ihm allein unter die Augen treten musste… Aber er hatte ja Glück, denn Draco würde bei ihm sein. Und Blaise hatte versprochen, Ron unter Kontrolle zu halten, damit der nicht einfach loslachen würde, wenn er Snape sah… Am liebsten wäre Harry geflohen. Doch dann betraten sie gemeinsam den Kerker, in dem noch nicht zu viele Schüler waren. Und trotzdem ging die Atmosphäre recht schnell abwärts… Offensichtlich waren die Gryffindors und Slytherins einmal einer Meinung, was ihre Antipathie ihnen gegenüber anging… Harry seufzte. Warum konnte man die nicht einfach verbannen… in einen dunklen Raum - zusammen mit Fluffy. ~*~*~*~ Draco war froh, dass Verwandlungen recht schnell vorüberging... Und heute keine Schildkröten. Welch eine Ironie, dass McGonagall diesen Weg gerade dann verließ, wo sich Blaise an die panzertragenden Reptilien gewöhn hatte... Danach allerdings... Zaubertränke. So langsam konnte Draco wirklich verstehen, wie man dieses Fach hassen konnte. Und es war sein Lieblingsfach gewesen... Gut, das war es irgendwie immer noch. Das Problem war nur, dass er mit dem Lehrer nicht mehr konnte, der zufälligerweise auch noch der Hauslehrer von Slytherin war... Irgendeine Gemeinheit würde er sicherlich ausbrüten... Vor allem nach der Katzengeschichte bei der letzten Trainingsstunde. Draco seufzte leise und ließ sich auf seinen Platz fallen. Das konnte ja noch heiter werden... Kurz warf er einen Blick zur Seite und schenkte Harry ein warmes Lächeln. Und irgendwie... gab ihm der Anblick des Gryffindors Kraft. ~*~*~*~ Harry lächelte gerade aufmunternd-ironisch zurück, wollte noch etwas dazu sagen, dass sie ja zusammen waren und ihnen zusammen nicht einmal Snape etwas konnte, da kam der Giftmischer auch schon. Der schwarzhaarige Lehrer rauschte mit einer Eile durch die Reihen, dass man meinen könnte, er hätte schlechte Laune. Harry befürchtete wirklich das schlimmste und bereitete sich innerlich auf eine schreckliche Stunde vor, die der ersten in nichts nachstehen würde, aber als Snape sich umdrehte, war sein Gesicht entsprechend normal. Keine besonders tiefe Stirnfalte, kein übermäßig kaltes Funkeln in den Augen, kein… Lächeln auf dem Gesicht, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ… Er ging einfach nur die Anwesenheit durch und ging dann dazu über, ihnen zu erklären, was sie an diesem Tag brauen sollten und wie sie es am schlechtesten machen konnten. Wie immer eben… Wie vor diesem Schuljahr. Und dann, als sie ihre Kessel langsam füllten, war der schon fast befürchtete Blick doch noch da. Da stand er plötzlich hinter ihnen und das mit all den Schreckensmöglichkeiten, zu denen er fähig war. „Ich freue mich schon auf den morgigen Abend.“, erklärte er leise und Harry rann ein eiskalter, lähmender Schauer über den Rücken. Ihm lag zwar schon etwas auf der Zunge von wegen ‚Das freut mich aber!’ oder auch ‚Ich mich nicht.’, aber das konnte er nicht sagen. Snapes Präsenz wirkte dahingehend wirklich effektiv. Und dann war er auch schon wieder weg. Kläglich sah Harry zu Draco hin. „Ich will nicht…“, wimmerte er fast schon. Irgendwie versprach das die Hölle zu werden. ~*~*~*~ „Ich auch nicht... Aber welche Wahl haben wir?“, gab Draco zurück. Auch er hatte Snapes Worte vernehmen können. „Hey, aber wenn wir zusammen sind, kann er uns nicht unterkriegen. Denk daran.“ Er lächelte Harry noch einmal aufmunternd und bekräftigend zu, dann machte er sich daran, seinen Trank zu retten. Beinahe hätte er schon wieder Mist gebaut... Bei Merlin! Das war doch langsam zum Wahnsinnig werden! Seine Gedanken hingen ja nur noch bei Harry und hinderten ihn nahezu vollkommen daran, diesen dämlichen - und an sich recht einfachen - Trank fertig zu stellen... Er sah immer wieder zur Seite und bemerkte irgendwelche neuen Details an Harry. Dass ihm gerade eine Haarsträhne nahezu waagerecht vom Kopf abstand, dass seine grünen Augen in diesem Halbdunkel und dem Feuerschein faszinierend funkelten, dass diese Lichtverhältnisse seine Lippen dazu brachten, noch interessanter zu glänzen... Am Ende war Draco sehr froh, dass er den Trank überhaupt fertig bekommen hatte. Es war zwar kein Meisterwerk, aber immerhin... Langsam füllte er die Phiolen für Snape ab. Jetzt stand noch die Frage nach den Zutaten vor der Tür... „Sollen wir ihn zusammen danach fragen? Oder soll ich das lieber allein machen?“ ~*~*~*~ Harrys Trank war nichts geworden, aber das störte ihn nicht wirklich. Es war immer so gewesen und keine große Überraschung. Außerdem konnte er sich nicht konzentrieren. Wenn es nicht Snape war, der ihn ablenkte, weil er fast fröhlich die Schüler zusammenstauchte und Spaß dabei zu haben schien, dann war es Draco, weil er ihn schon wieder ansah. Wie sollte man sich denn darauf konzentrieren, etwas ins Wasser zu werfen und dieses auch zu treffen, wenn die Nerven aufgrund beider Tatsachen zum Zerreißen gespannt waren? Am Ende hätte nicht viel gefehlt und er hätte einen Kopfsprung in seinen Kessel gewagt, der lilagrünlich schimmerte und so komische Blasen warf, nur um sich zu beruhigen… Dracos Frage ließ ihn aufsehen. Sein Gesicht verfinsterte sich. „Damit du ihm Gelegenheit gibst, dich mit den Füßen von der Decke hängen zu lassen? Vergiss es, wir gehen zusammen!“, meinte er, sich an Dracos Provokationen am Freitag erinnernd. Er lächelte ihn an und zwinkerte mit den Augen. „Außerdem kneife ich nicht vor Menschen, die mir ans Leder wollen.“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco grinste. Typisch Gryffindormut. Aber eigentlich war er ganz froh drum. Das mit Snape und ihm, das konnte gerade sehr leicht eskalieren, denn sie standen sich beide letztlich in Sachen Sturheit in nichts nach... Er nahm seine Phiolen und stand auf. Die meisten anderen Schüler waren bereits verschwunden, nur der Rest ihres Sextetts wartete noch auf die beiden Nachzügler. „Na, dann bringen wir das mal hinter uns.“ Draco bemühte sich um so etwas wie Optimismus, scheiterte daran jedoch recht kläglich. ~*~*~*~ „Hey, umbringen wird er uns schon nicht… Damit wartet er, bis wir das getan haben, weshalb er uns trainiert.“, lachte Harry und schon nahm er seine Phiolen, um sie auf den Lehrertisch zu stellen. Sie fielen zwischen diesem Mischmasch an Farbgebungen nicht wirklich auf, außer dass sie besonders schön schimmerten… Er konnte stolz auf sich sein. Aber dann war es mit dem Galgenhumor vorbei, denn Snape ignorierte ihre Anwesenheit wirklich partout. Keine Chance von ihm angesprochen zu werden wie sonst… Harry würgte. Na toll. Aber im Endeffekt schaffte er es doch, einigermaßen fröhlich zu fragen. Und dabei war es wahrscheinlich wieder das freundliche, falsche Lächeln, das ihn rettete. Snape starrte sie Sekundenlang an, bevor er mit einem bissigen „Ihr wartet hier!“ in den hinteren Gefilden seines Reiches verschwand, die für Schüler absolut verboten waren. Als er wiederkam, drückte er nach einem recht hoffnungslosen Blick auf Harry Draco die kleine Schachtel in die Hand und warf sie dann ohne weitere Umstände hinaus. Harry raufte sich die Haare. „Dieser… Kerl!“, fluchte er. „Giftmischer! Fledermaus! Kellerratte! Wieso ist der so blöd? Warum kann er nicht so freundlich sein, wie er es bei diesem Verhör unten war?“ Denn da war er freundlicher gewesen als je zuvor… Wenn man das denn so nennen konnte. ~*~*~*~ „Ist doch egal...“ Der Blonde zuckte mit den Schultern und verstaute die Schachtel in seiner Tasche. Er hoffte nur, dass Snape ihnen genügend Zutaten für mehrere Versuchsreihen gegeben hatte.... „Er hat uns weder umgebracht, noch sonst verhext. Also: Abhaken und fertig.“ ~*~*~*~ „Und seine Drohung für morgen?“, fragte Harry, dann seufzte er, als sie Fragen überschwemmten, was für eine Drohung er meinte, wo Snape doch seit Wochen das erste Mal einigermaßen umgänglich zu ihnen gewesen war. Sie gingen wieder hinaus zur Weide, wo sie die gesamte Mittagspause verbrachten. Hermione fragte doch tatsächlich von sich aus, ob sie den Potenzialzauber am Abend probieren wollten, aber so gerne sie das auch angenommen hätten, an diesem Tag war die einzige Möglichkeit, den Felix Felicis in dieser Woche zu starten. Harry ärgerte sich darüber zwar, aber er sah es ein… irgendwo am Rande der Enttäuschung, dass ihnen ausgerechnet Snape dazwischenfunkte und dazu nicht einmal mehr anwesend sein musste! Das Thema regte ihn noch immer auf, als er und Ron sich längst zum Wahrsagen aufmachten. Er hatte einen positiven Nebeneffekt festgestellt dabei: Wenn er sich über den Felix Felicis und Snape aufregte, musste er sich nicht mit Draco beschäftigen, der ihm irgendwie anders vorkam. Schon bei Zaubertränke hatte er es gemerkt, dass sich da etwas verändert hatte, was er nicht benennen konnte. Draco war… anhänglicher geworden? War es das? Eigentlich nicht, denn er klammerte nicht halb so sehr wie Hermione, als das Schneiden der Gryffindors angefangen hatte, aber irgendwie fand er keine andere Bezeichnung dafür. Das machte ihn nervös, weil viel Aufmerksamkeit mit dieser Änderung verbunden war. Und damit er sich nicht damit und dem kleinen Monster in seinem Magen auseinandersetzen musste, beschäftigte er sich mit Snape. Und wenig später mit Professor Trelawney, denn sie hatte wieder mal beschlossen, ihm seinen baldigen Tod vorauszusagen. Als er ihr entschlossen mitteilte, dass sie ihm das nicht zu sagen bräuchte, da er nicht vorhatte zu sterben, starrte sie ihn nur durch ihre dicken Brillengläser an und startete im nächsten Moment ein solches Feuerwerk an Schutzmaßnahmen, dass er sich doch glatt in Snapes Unterricht zurückwünschte. Warum konnte sie damit nicht aufhören? Ron hatte irgendwo bei ‚Trage immer etwas Oranges bei dir!’ zu kichern begonnen und auch nicht aufgehört, als sie dazu überging, was er essen sollte, um sich vor dem Bösen fernzuhalten. Da hatte Harry genug. „Professor. Ich denke, dass ich ausreichend gegen das Böse geschützt bin.“, sagte er und brachte sie damit zum Verstummen. Perplex starrte sie ihn an und auch in der Klasse, die trotz Gelöbnis ihn zu ignorieren begierig gelauscht hatte, schien fragen zu wollen, wie er auf diesen angesichts ihrer Vorhersagen wahrwitzigen Gedanken, er sei ausreichend vor dem Tod geschützt, kam. Harry antwortete, ohne sie zu beachten, dass er doch im Hause Gryffindor und mit Ron an seiner Seite doch mit genügend Rot umgeben sei, um das Böse dauerhaft von sich fernzuhalten und rezitierte kurzerhand Hermiones Statement zu seinem Buch. Und es wirkte tatsächlich insofern, als dass sie ihn danach in Ruhe ließ. Und zu seiner unendlichen Erleichterung und auch zu Rons machte er an diesem Tage keine Vorhersagen. Nach dem Unterricht verabschiedete er sich von seinem Freund, der weniger begeistert ebenfalls ein Date mit Blaise hatte, was letztendlich nicht mehr wirklich an dem Schwarzhaarigen lag sondern eher an der Aufgabe und Hermiones gestrigem Training, um das vorzuarbeiten, was er mit Blaise voraussichtlich heute tun würde. Harry jedenfalls beeilte sich deutlich, um nicht zu spät zu kommen, da er noch Bücher aus seinem Schlafsaal holen musste und der Weg vom Wahrsageraum doch ziemlich lang war. Als er beim Raum der Wünsche ankam, war er sichtlich außer Puste. ~*~*~*~ Konnte ihm mal bitte irgendjemand sagen, wie er diesen Zwang, Harry ständig ansehen zu müssen loswerden konnte? Langsam machte dieses Verlangen Draco wahnsinnig. Er hatte mittags ja schon kaum etwas runterbekommen, aber jetzt saß er in Arithmantik und starrte Löcher in die Luft. Professor Vektra hatte ihn nun schon zum dritten Mal aufgerufen und er hatte ihre Frage nicht beantworten können, weil er mit seinen Gedanken schlichtweg weit weg war. Derzeit gerade in dem Wahrsageklassenraum von Trelawney... „Mach wenigstens den Versuch so zu tun, als wenn du dich konzentrierst...“, raunte Blaise ihm schließlich zu, was Draco auch tat, indem er sinnlose Zeichen auf ein Blatt Papier malte. Dadurch wirkte er wenigstens so, als wenn er mitschreiben würde. Nicht, dass das irgendetwas besser machen würde. Er fühlte sich, als wenn er langsam durchdrehen würde... Nicht gut. Gar nicht gut... Innerlich schlug er drei Kreuze, als der Unterricht endlich vorbei war. „Sehen wir uns nachher noch?“, erkundigte sich Pansy, während sie aufstanden. Draco zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht... Wir müssen noch den Zaubertrank aufsetzen...“ „Okay. Aber du solltest dich zwischendurch mal im Gemeinschaftsraum sehen lassen. Es sieht so aus, als wenn du das Feld gegenüber Warrington und Pucey räumst. Und das ist nicht gut...“ Das Mädchen lächelte und legte ihm die Hand auf den Arm. „Und pass auf, dass sie dich nicht zu irgendwelchen Dummheiten verleiten, Draco, okay?“ Der Blonde nickte. „Klar. Mit dem Bann auf meinem Stab minimiert sich das Risiko eh...“ Er grinste sie zuversichtlich an und wandte sich dann um. Der Raum der Wünsche wartete auf ihn. Und damit Harry. Wahrscheinlich war er noch nie so schnell zu dem Raum gelaufen... Er war der Erste, Harry war noch nicht hier. Und das bedeutete, dass er schon mal die zwei Kessel für die erste Versuchsreihe aufbauen konnte. Snape war zum Glück relativ großzügig mit den Zutaten gewesen. Nur wenn sie eine dritte Reihe starten mussten, würde es notwendig sein, ihn noch einmal um Nachschub zu bitten... Zum Glück. Apropos Glück: Das würden sie hinterher hoffentlich sehr ausgiebig haben... ~*~*~*~ Als Harry ankam, war klar, dass Draco wohl schon da war. Und er hatte wohl auch schon angefangen. Der ganze dritte Korridor war mit einem eigenartigen Nebel durchzogen, von dem wahrscheinlich niemand würde sagen können, woher er kam. Aber das bedeutete auch, dass er jetzt nicht mehr so ohne Weiteres in den Raum konnte. Er würde klopfen müssen, weil er nicht wusste, ob Draco etwas in dem Raum verändert hatte. Am Ende stand er in einem anderen Raum als Draco und sie standen sich doch genau gegenüber, ohne einander sehen zu können, weil sie eben nicht im gleichen Raum waren, sondern in unterschiedlichen… Komische Vorstellung… Aufgrund von Ermangelung einer Tür klopfte er gegen das Bild, was den Troll dazu brachte, wie irre auf und ab zu springen und zu knurren, wobei das rosa Tutu fröhlich wippte. Harry starrte ihn an. Sah aus wie das Vieh in Dracos Kartenspiel, das das Herzass trug… ~*~*~*~ Klopfen? Draco hob überrascht den Kopf. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er hier eine richtige Wagenladung an Nebel fabriziert hatte. Das dürfte draußen auf dem Gang sicher lustig aussehen... Klopfen konnte ja nur Harry. Wer sonst? Niemand sonst schien ja von diesem Raum hier zu wissen - okay, außer Dumbledore, aber es war unwahrscheinlich, dass dieser hier auf einmal vor dem Bild stand. Draco legte die frisch geschnittenen Zutaten beiseite. Gut, er hatte noch Zeit... Im Moment verdampfte nur etwas Wasser mit einigen pulverisierten Mondblumen... Harmlos also. Und nur die erste Stufe auf dem langen Weg zu dem fertigen Trank. Der Blonde ging zur Tür und öffnete. Mit einem Lächeln begrüßte er Harry. „Hey...“ Dann zog er ihn auch schon in den Raum hinein. Er hatte Schritte gehört und einen empörten Aufschrei über den Nebel auf dem Gang. Bei seinem zu schnellen Zurückweichen kam er aus dem Gleichgewicht, rang noch einen Augenblick um dasselbige und landete schließlich auf dem Fußboden. Der Slytherin sah einen Augenblick lang Sterne, als sein Kopf mit dem Stein engen Kontakt aufnahm. Keinen Wimpernschlag später wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst, als Harry auf ihm landete, der natürlich während seines eigenen Freiflugs nicht losgelassen hatte. ~*~*~*~ Harry traute sich nur langsam wieder, die Augen zu öffnen. Er war weich gelandet, aber… Im nächsten Augenblick war er knallrot. Das Biest in seinem Körper begehrte auf, schickte elektrische Schläge durch seine Nerven und ließ seine Finger und seinen Magen wie verrückt kribbeln. Zu nah! Viel zu plötzlich viel zu nah! Der Gryffindor hatte überhaupt keine Chance gehabt, als nachgeben, hatte ja nicht einmal damit gerechnet, gezogen zu werden. Seine erste Reaktion war gewesen, dass er die Augen zusammenkniff und sich festklammerte, denn sein Gleichgewicht war nicht mehr vorhanden gewesen. Und jetzt war er wie erstarrt. Er wollte ja runter von ihm, wollte flüchten, aber diese Idee scheiterte einfach daran, dass seine motorischen Nerven auf taub geschaltet hatten. Wie hypnotisiert starrte in das Gesicht Dracos. Blass… schön… Hilfe! ~*~*~*~ „Sorry...War wohl zu stürmisch...“ Draco grinste verlegen, dann wurde auch er still. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen blickte er den Gryffindor an. Diese strahlenden grünen Augen zogen ihn voll und ganz in ihren Bann. Er konnte gar nichts mehr denken. Gar nichts... Nur noch ihn ansehen... Ohne weiter drüber nachzudenken, legte er die Arme um den Jungen und zog ihn näher an sich... In dem Augenblick zischte es und Draco fühlte sich unsanft zurück in die Wirklichkeit katapultiert. „Argh, der Trank.“ Er schob Harry so sanft, wie es in diesem Anflug von Hektik ging, von sich herunter und hechtete zu dem Tisch hinüber, um in die beiden Kessel Wasser nachzufüllen. So viele Mondblumen hatten sie nur auch nicht zur Verfügung, dass sie damit unvorsichtig sein konnten... ~*~*~*~ Harry starrte ihm nach. Was war das gewesen? Einen Moment lang… da hatte er sich gefühlt, als hätten sie wieder gezaubert. Er war gefangen gewesen von den Augen, von Draco, von der Situation… und hatte sich gefühlt, als würde er schweben. Obwohl er Draco wirklich überdeutlich gespürt hatte… Und Draco hatte ihn tatsächlich umarmt… Obwohl er viel eher einen Witz hätte reißen sollen oder schimpfen, wie es jeder andere getan hätte… Noch immer wie in Trance stand er auf und kam zu ihm hinüber, beobachtete Momente, wie der Blonde herumhastete, ließ die Hektik auf sich wirken, um selbst wieder zurück dahin zu finden, wo er gewesen war, bevor er ihm so nahe gewesen war: Realität. Verdammt, es war Realität, dass sie Freunde waren, mehr nicht! Da war einfach nicht mehr! Basta! Er warf seine Sachen auf den freien Sessel und krempelte sich die Ärmel hoch. „Was kann ich tun?“, fragte er mit fester Stimme. Er war fest entschlossen, sich durch das gerade nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Immer schön realistisch bleiben! ~*~*~*~ Draco blickte auf. Ihm war noch immer etwas komisch im Bauch. Dieser Moment gerade... Er hätte sich hinreißen lassen. Hätte sich wirklich hinreißen lassen... „Die Anleitung, die wir zusammengeschrieben haben, liegt dort vorne. Schneid schon mal die anderen Zutaten vor...“ Er selbst widmete sich - wenn auch mit seltsam zitternden Händen - den Stängeln vor sich. Ein paar Mal musste er wirklich aufpassen, dass er sich nicht versehentlich in die Finger schnitt... ~*~*~*~ Harry nickte und tat, wie ihm geheißen. Genaue Anleitung… und dennoch war es nicht einfach. Obwohl er sich immer wieder in Erinnerung rief, dass die Realität anders aussah, kam ihm die Situation vorhin in Erinnerung. Irgendwas war anders gewesen. Und er hatte sich den Tag über nicht geirrt. Dracos Blick… war anders geworden. Intensiver… oder kam ihm das nur so vor? Bildete er sich das ein? Es musste so sein. Einbildung, das hatte ja sogar Snape indirekt gesagt, war eine starke Macht. Wenn er jemanden mit Hilfe seiner Gedanken aus seinem Kopf aussperren konnte, also mit Gedanken gegen Magie gehen konnte, dann konnte er sich auch einbilden, dass Draco plötzlich ebenfalls etwas für ihn empfand. Aber wie dieser selbst gesagt hatte: Bei der Familie war das einfach nicht mehr möglich, weil man sich selbst das Herz herausriss, um nicht mehr leiden zu müssen… Der Gedanke machte ihn traurig. Er schnitt die Zutaten, wie die Anleitung es verlangte, und überließ es Draco, sie in die Kessel zu geben. Nur bei dem Wachtelei, da bestand er drauf, dass er es machen wollte. Eier waren lustig, wenn sie in warmes Wasser gegeben wurden, dann wurden sie fest und weiß und dann war es ausnahmsweise keine Magie. Dieses wurde gar nicht. Es löste sich in der Suppe auf und ward nicht mehr gesehen. Enttäuschend… Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, dass sie nichts mehr tun konnten. Erst in achtundvierzig Stunden und zwar punktgenau mussten sie einmal umrühren, solange sollte es heiß sein aber nicht mehr köcheln. Es war neun. Harry ließ sich in den Sessel fallen und lehnte den Kopf in den Nacken. „Blöder Trank.“, murrte er. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass sie jetzt über drei Monate lang dieses… tamagotschiähnliche Zeug am Hals haben sollten und ihren Zeitplan auf Teufel-komm-raus danach richten mussten. Das würde mit Sicherheit noch lustig werden… ~*~*~*~ Draco lachte leise und ließ sich Harry gegenüber auf dem Sessel nieder. „Nein, das ist definitiv kein blöder Trank. Er wird hinterher Glück bringen und das ist definitiv gut...“ Er lehnte sich zurück und schloss für einen Augenblick die Augen. Die Arbeiten an dem Trank waren anstrengend gewesen, auch gerade weil er trotz allen Fortschritten, die Harry in den letzten Wochen gemacht hatte, immer im Blick hatte behalten müssen, was dieser tat. Und nebenbei auch noch sich selbst kontrollieren musste, um sich nicht allein durch Harrys Anwesenheit von dem Trank ablenken zu lassen. ~*~*~*~ „Glück…“ Harry seufzte. „Ja, das brauchen wir noch früh genug.“ Spätestens wenn sie wirklich taten, was sie planten. Wobei ihm einfiel, dass Draco die kleinen Sprüche bei Gelegenheit wohl auch noch mal lernen sollte. „Hast du schon was für Creevey gefunden?“, fragte er stattdessen. Heute in der Mittagspause hatte er diesen wieder mit seiner Kamera gesehen und hätte ihn am liebsten gleich an die Decke geklebt, aber so auffällig ging es natürlich auch nicht. ~*~*~*~ Ein wenig widerwillig öffnete der Blonde wieder die Augen und blinzelte Harry an. „Ich bringe das Buch von meiner Runde mit. Dann kannst du selbst nachsehen, ob du was findest...“ Er blickte auf die Uhr. Verdammt, er musste schon wieder los, auf seine Runde. „Ich muss…“ Seufzend stand er auf und streckte sich. „Du bist noch hier, wenn ich wiederkomme, oder?“ Plötzlich verspürte er Unsicherheit. Er wollte gerne hierher zurückkehren... Nein, nicht nur gerne, er wollte es unbedingt. ~*~*~*~ „Klar.“ Harry blinzelte ihn irritiert an. Warum sollte er denn nicht? Gab es dafür einen Grund? Dann grinste er und winkte. „Ich warte, du machst die anderen zur Schnecke. Und wenn du deine Würdenträger siehst… schöne Grüße an sie!“ ~*~*~*~ Draco lächelte erleichtert. „Okay... Werde ich ausrichten.“ Damit war er auch schon aus der Tür raus. Am besten brachte er dann auch gleich seine Sachen für morgen mit... Dann musste er nicht immer den Accio-Zauber benutzen. Der Blonde erreichte die Kerker erstaunlich unbehelligt. Das änderte sich jedoch sofort, als er den Slytheringemeinschaftsraum betrat. „Draco!“ Drei strahlende Erstklässler stürmten auf ihn zu. „Toll, dass du...“ Ehe die drei noch etwas sagen konnten, war Warrington bei ihnen und dem Vertrauensschüler. „Sieh an... Die schwule Schlange kriecht ins Nest zurück... Keinen anderen Schlafplatz gefunden? Kein Bett, das dich vermisst? Oder machst du deine Runde weiter?“, provozierte ihn der Siebtklässler gehässig. „Nun, ich muss mir darum wenigstens keine Gedanken machen. Dich würde doch selbst Pucey von der Bettkante schubsen. Wobei... Wahrscheinlich ist der mindestens genauso verzweifelt...“ Draco reagierte schneller, als er denken konnte, und so ging Warringtons Schlag gerade noch ins Leere. Einen Augenblick später hielt er seinen Zauberstab an die Schläfe des älteren Jungen. „Du solltest wirklich aufpassen, was du sagst. Ansonsten liegst du schneller wieder auf der Krankenstation, als dir lieb ist. Und jetzt geh mir aus dem Weg.“ Dracos Stimme war kalt wie Eis. Der Siebklässler wich langsam zurück, in seinen Augen glühte unverhohlen blanker Hass. Im Hintergrund konnte Draco Blaise und Pansy sehen... Und etwas daneben Montague, der nicht gerade glücklich aussah über das, was seine beiden Mannschaftsmitglieder gerade taten. Einen Moment lang funkelte der Blonde seinen Gegner noch an, dann schritt er an ihm vorbei in seinen Schlafsaal. Schnell suchte er seine Sachen zusammen und stopfte sie in eine Tasche. Mit dieser über der Schulter verließ er den Schlafsaal keine fünf Minuten später. „Flüchtest du etwa? Oder doch noch ein nettes Bett gefunden?“, höhnte Pucey, trat ihm aber nicht entgegen. „Keine Sorge. Ich komme wieder. Immer dann, wenn ihr das nicht erwartet. Und ich werde euch jedes Mal mit Freuden in eure Schranken weisen. Seht euch doch mal an. Ein Sechstklässler und ein Siebtklässler... Und ihr lasst euch von einem Jüngeren aufhalten. Erbärmlich.“ Die beiden schnappten empört nach Luft und setzten zu Erwiderungen an, doch der Blonde war schon aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden. Er machte seine Kontrollrunde noch zu Ende und kehrte dann zu dem Raum der Wünsche zurück. Diesmal kam es ihm beinahe noch mehr wie eine Rückkehr nach Hause vor... Im Haus Slytherin fühlte er sich jedenfalls definitiv nicht mehr wohl. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ The days of summer came Days of many heartache Not to love is not to live Not to live is not to feel no pain So unlock this heart of stone Teach me the ways of mystery In the places were they say Only the brave can walk alone ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *g* Und wieder Funken überall... Lebt ihr noch? Oo Nicht, dass wir euch in dem Nebel erstickt und mit den ganzen Funken angezündet haben... Shirokko: *aufmerkt* Angezündet? Wer hat wen angezündet? Warum weiß ich davon nichts? Das ist mein Privileg! Erkenntnis ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 53: Erkenntnis Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night - All Because Of You. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 53: Erkenntnis Harry blickte von dem Gedankenbuch auf, als Draco hereinkam. Er hatte zuerst noch an Dobby geschrieben, als dieser eine Gedanke hereingekommen war. Seitdem hatte er alle Mühe, die Nerven zu behalten. *Hey, bist du beschäftigt?* *Stören wir?* Die Zwillinge. Und sie hörten nicht auf zu schreiben. Ständig prasselten freche Sprüche auf ihn hernieder, bis er sie mit einem einzigen Wort in sein Buch zum Schweigen brachte: *Ja!* Und dann wurde es richtig schlimm! Es hatte ihnen Spaß gemacht, definitiv. Sie hatten wissen wollen, was er denn schrecklich Schönes täte, dass sie störten, und weiß der Teufel noch eins. Die Aussage, dass sie ihn bei einer Entschuldigung störten, hatte sie nur noch penetranter werden lassen, denn jetzt gingen sie dazu über, zu fragen wofür. Und da er damit nicht hatte rausrücken wollen, waren ihre Vermutungen in eine Richtung gegangen, die ihm die Röte ins Gesicht trieb. Und jetzt war er verzweifelt dabei, sie davon abzubringen, was einfach nicht funktionieren wollte. Er schloss die Augen und ließ sich zur Seite fallen. *Das muss dir doch nicht peinlich sein. Jeder tut solche Dinge ab und zu. Und dein Schwarm sieht dazu ja auch noch einfach zum Anbeißen aus!* Harry wurde puterrot und drückte sein Gesicht in die Bettdecke. Sie hatten ja Recht, aber das ging nicht! Und natürlich musste dieser besagte Schwarm gerade jetzt in der Türe stehen. Warum waren sie denn nur alle gegen ihn? *Los erzähl mal!* „Schlag sie!“, murmelte er, während sein Gesicht beinahe Feuer zu fangen drohte. ~*~*~*~ „Wen?“, erkundigte sich Draco und konnte sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Diese knallroten Wangen waren wirklich niedlich... Er ließ seine Tasche neben das Bett fallen und hockte sich auf dessen Kante. „Ärgert dich jemand mit den Gedankenbüchern?“ Mittlerweile mit einem leichten Lächeln auf den Lippen - das jedoch ständig Gefahr lief, deutlich breiter zu werden - legte er Harry die Hand auf die Schulter. ~*~*~*~ Harrys Gesichtsfarbe vertiefte sich noch, wenn das überhaupt ging. „Die Zwillinge…“, murmelte er in die Bettdecke. Folter! *Harry, sei doch so schüchtern! Küss ihn einfach, er wird das verstehen!* *Und dann sagst du uns, wie’s war!* „Klappe jetzt!“, schrie er und stemmte sich wütend hoch. Seine Augen trafen Dracos, weiteten sich und er verharrte wie erstarrt. Schon wieder. Wie vorhin. Viel zu plötzlich viel zu nah! Rettende Ohnmacht! Komm und erlöse mich!, flehte er, aber das tat sie natürlich nicht. Stattdessen muckte jetzt sein Körper wieder auf. Hatte er sich gerade noch unwohl und völlig fehl am Platze gefühlt, war jetzt dieses angenehme, kribbelnde Etwas wieder in seinem Bauch und schickte die Hitze in alle Teile seines Körpers. ~*~*~*~ Die Zwillinge also... Draco betrachtete Harry nachdenklich. War offenbar nicht gerade nett, wie sie ihn heimsuchten. Dann der plötzliche Ausbruch und nichts als... Starre. Er selbst konnte auch nicht anders. Vollkommen fasziniert blickte er in die grünen Augen, wollte nicht wieder wegsehen. Niemals wieder... Langsam streckte er die Hand aus, um... *Wenn du Warrington nicht umbringst, dann tue ich das!*, fauchte Blaise auf einmal in seinen Gedanken. Draco presste die Hand gegen die Schläfe und schlug die Augen nieder. Die Stimme war unerwartet gekommen und wirklich nicht sehr nett. Gelinde gesagt. Außerdem löste sie Kopfschmerzen aus. Vielleicht, weil Blaise in heftiger Empörung die Worte niederkritzelte. *Nicht nur, dass er die ganze Zeit über uns spricht - falls man von einem ‚uns’ überhaupt reden kann -, nein, aber er listet jetzt deine ganzen angeblichen Affären auf. Stell dich auf einen schönen Gerüchteküchesaustall ein, wenn du morgen wieder auftauchst...* ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige ließ sich zurückfallen. Draco hatte den Augenkontakt gebrochen, Gott segne ihn. Aber er hatte auch nicht besonders glücklich reagiert… Wie er schon erwartet hatte. Er rollte sich auf den Bauch zurück und klappte das Buch zu. Einfach ignorieren, dann wurde es sicher besser. Wurde es auch, denn sie schienen zu warten, doch die Enttäuschung über die Einsicht, die ihm die ganze Zeit doch irgendwie gefehlt hatte, ließ ihn den Kopf in den Armen verstecken. Hatte er sich die ganze Zeit also doch Hoffnungen gemacht, obwohl er geglaubt hatte, sie erfolgreich ausgemerzt zu haben. Verrückt… ~*~*~*~ „Bei Merlin, diese Bücher haben es in sich...“, murmelte Draco und massierte sich die Schläfe. „Falls du morgen irgendetwas Dummes über etwaige Affären meinerseits hörst, ignorier das. Und glaub ganz besonders nicht daran, dass ich was mit Blaise habe... Ich habe nur mit ihm in einem Bett geschlafen. Nichts weiter...“ Warum sagte er das überhaupt? Er musste sich nicht rechfertigen. Kein bisschen. Wofür denn auch? Sie waren nicht zusammen. Sie waren nur Freunde. Aber dennoch... Sein Herz schlug einen Takt schneller, als er Harry betrachtete. ~*~*~*~ Nur mit ihm zusammen in einem Bett geschlafen… nichts weiter… Da bitte. Keine Einbildung das Zurückweichen vorhin, es war eben ganz normal für ihn. … Und warum tat es dann so weh? Blödes Herz. Er war einfach zu dämlich, dass er auch da noch was reininterpretiert hatte, gedacht hatte, es wäre etwas Besonderes, dass Draco nur ihn so nah an sich ranlassen würde. Verdammte Hoffnung! *Harry? Lebst du noch? Oder hat er dich tot geknutscht?* Er atmete einmal tief ein. Als ob er so was tun würde. Aber die Frage der Zwillinge machte es einfacher. Ein wenig, denn sie gaben ihm die nötige Nüchternheit, die er brauchte, um über seine Dummheit lächeln zu können. Er rollte er sich auf den Rücken. „Schon klar. Gerüchte eben.“, gab er zurück. ~*~*~*~ „Eben...“ Draco sah den anderen einen Augenblick lang prüfend an. „Es ist mir wichtig, dass du das weißt...“ Er streckte sich ein wenig und lächelte den Gryffindor an. „Und nun?“ Er wusste es selbst nicht so recht und deswegen fragte er nach. Konnte ja nicht schaden... Für den Augenblick hatten sich sogar die Schmetterlinge ein wenig beruhigt, auch wenn sie bereit waren, jederzeit wieder aufzuflattern. ~*~*~*~ „Als ob ich so was glauben würde!“, schmollte Harry leicht. „Hey, vergessen, wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat?“ Er seufzte. „Hätte ich es doch nur nicht getan.“, murrte er leise. „Dann hättest du jetzt nicht solche Probleme.“ Wieder kam ein dummer Kommentar von den Zwillingen, aber er schnaubte nur. „Jetzt suchen wir uns eine Strafe für Creevey aus. Und wenn wir schon mal dabei sind, auch gleich eine für die Zwillinge. Die nerven drastisch!“ Er stockte. „Nein, sie nerven dramatisch.“ Wieder ein Stocken, dann seufzte er und ließ den Kopf hängen. „Sie machen mich fertig.“ ~*~*~*~ „Sag das nicht. Wenn du das nicht getan hättest, dann säßen wir wahrscheinlich nicht hier. Und das würde ich um nichts in der Welt missen wollen, okay?“ Draco legte Harry die Hand auf den Bauch. „Und lass dich von den Zwillingen nicht fertig machen, okay?“ Er stockte einen Augenblick. „Was wäre denn, wenn wir die Zwillinge mit Creevey und Warrington verbinden würden? Ich wette drum, dass Creevey auch Fotos von Warrington gemacht hat... Meinst du, die Zwillinge könnten sie - im Zweifelsfall - magisch verändern, sodass sie etwas... heikel für ihn werden und sie ihm dann vorhalten und ihn auf Creevey hetzen? Das wären zwei Fliegen mit einer Klappe...“ In den grauen Augen blitzte es auf. Draco selbst war jedenfalls von seiner Idee sehr angetan. ~*~*~*~ Harry durchzuckte ein kleiner Blitz. Weiche Worte, dazu die Berührung… Für ihn ganz normal!, wies er sich selbst zurecht und konzentrierte sich dann auf Dracos Worte. Magisch veränderte Bilder von Warrington erstellen lassen und diesen auf Creevey hetzen… Genialer Racheplan, weil er eine Strafarbeit für Warrington sicherlich beinhaltete. Harrys Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Das ist gut…“, sagte er langsam, lachte dann. „Frag du die anderen, ob sie damit einverstanden sind, ich frag die Zwillinge, ob sie das machen können, dann sind sie beschäftigt und lassen mich in Ruhe.“ Und schon griff er nach dem Buch und der darauf liegenden Feder, in seinen Augen glitzerte es verheißungsvoll. „Machen wir Schaschlik aus ihnen!“ ~*~*~*~ Draco nickte. „Wobei wir eigentlich das Einverständnis von denen nicht brauchen... Hermione wird sicher als einzige protestieren.“ So war es auch. Blaise, Pansy und Ron gaben sofort ihre begeisterte Zustimmung, während Hermione sehr nachdrücklich in Dracos Kopf darauf beharrte, dass das doch wirklich keine Art sei. Die Diskussion endete letztlich damit, dass der Slytherin ihr an den Kopf knallte, dass sie schlichtweg überstimmt worden sei. „Zustimmung von Blaise, Pansy und Ron. Hermione... betrachten wir als überstimmt.“, verkündete er schließlich sein Ergebnis und blickte Harry erwartungsvoll an. Sie lagen nun nebeneinander auf dem Bett und jeder kritzelte in sein Notizbuch. Für einen Außenstehenden sah das wahrscheinlich reichlich seltsam aus... ~*~*~*~ Harry nickte. „Fred ist ebenfalls begeistert.“, sagte er. „Er berichtet mir gerade von Situationen, die man aus Creeveys Bildern machen kann… Scheinen sich ziemlich auszukennen im Archiv des Fotografen. Ah, George ist zurück! Hat Lee dabei… Okay, sie ziehen sich jetzt zur Beratung zurück!“ Er lachte, erstarrte, dann fiel sein Kopf auf das Bett, als er den letzten Kommentar erhielt: *Lass Malfoy nicht alles mit dir machen!* „Ich hasse sie!“, murrte er. „Aber immerhin helfen sie uns…“ ~*~*~*~ „Gut... Die werden das schon hinbekommen. Wer sonst, wenn nicht sie?“ Draco rollte sich auf die Seite, denn so hatte er einen weitaus besseren Blick auf den Gryffindor, sehr viel bequemer als wenn er sich den Hals so verdrehte... „Lust, dass ich das Massageversprechen einlöse?“, erkundigte er sich plötzlich und vollkommen aus dem Zusammenhang. Er sehnte sich danach, ihn berühren zu dürfen... Einfach so, ohne dass er damit rechnen musste, einen verletzten Blick zu ernten. ~*~*~*~ Harry blickte ihn nachdenklich an. War doch nichts dabei, oder? Alles beim Alten, wie es immer war. Draco verschmust und lieb und hübsch. War vielleicht ganz gut, wenn er ihn erstmal nicht ansehen musste… ihn dafür spüren konnte… und er konnte ja sagen, wenn es zuviel wurde, nicht wahr? Er nickte. „Okay…“ - Auch wenn ihm nicht ganz wohl bei der Sache war. ~*~*~*~ „Gut. Dann zieh dein Hemd aus...“ Der Blonde strahlte ihn an und verschwand in der Zwischenzeit im Badezimmer, um nur wenig später mit einem Fläschchen Öl in der Hand zurückzukommen. Wieder Kiefer. ~*~*~*~ Harry nickte wieder und sah ihm etwas betäubt hinterher. Dann tat er langsam das, was Draco gefordert hatte, legte sein Hemd zusammen mit der Brille auf den Nachttisch, dann legte er sich auf den Bauch und schloss die Augen. Schon jetzt, bei dem bloßen Gedanken kribbelte es in seinem Magen und Energie strömte durch seine Adern. So viel, dass er am liebsten gerannt oder besser noch geflogen wäre, aber er riss sich zusammen und verharrte ruhig auf dem Bett. Irgendwie… irgendwie freute er sich jetzt darauf. ~*~*~*~ Dracos Herz machte einen abrupten Satz, als er Harry dort mit dem bloßen Oberkörper auf dem Bett liegen sah. Bei Merlin... Er war wirklich kurz davor, durchzudrehen... Der Blonde krabbelte auf das Bett und setzte sich dann ganz behutsam auf Harrys Allerwertesten, trug jedoch wohlweislich das meiste Gewicht auf seinen Knien. Langsam kippte er ein wenig von dem Öl zwischen seine Hände und ließ es warm werden, ehe er es langsam über den nackten Rücken vor sich strich. Bei Merlin... Wie konnte es sich so schön anfühlen, jemanden einfach nur so zu berühren? Er machte weiter, langsam und genoss jede einzelne Bewegung, jeden einzelnen Strich mit der Hand über die weiche Haut... ~*~*~*~ Harry war glücklich, dass Draco sein Gesicht nicht sehen konnte. Er war rot bis über beide Ohren. In seinem Bauch rumorte es und seine Fingerspitzen kribbelten. Irgendwie… konnte er sich nicht richtig entspannen. Sein Herz schlug viel zu doll dazu. Dracos streichelnde Hände raubten ihm den Atem und er war kurz davor, seine Selbstbeherrschung zu brechen. Immer wieder zuckte ein Blitz durch seinen Körper und immer wieder erschien vor seinem inneren Auge Dracos Bildnis. Wie er schlief, wie er lächelte, wie er verzweifelte… Völlig egal. Und immer wieder waren es die Lippen, die ihn den Gedanken vertreiben ließen, denn der Gedanke, der diesem einen folgte, war immer der gleiche: Du musst dich nur umdrehen, dann kannst du ihn auch küssen. Was für ein Glück, dass Draco auf ihm draufsaß und ihm damit jegliche Bewegung erschwerte. ~*~*~*~ Es war ein großartiges Gefühl... Immer wieder fuhren seine Hände die Muskelstränge nach, strichen über die weiche Haut, kneten sie durch und ließen die helle Haut langsam rot werden. Draco wollte nicht mehr damit aufhören... Niemals... Die Schmetterlinge in seinem Bauch tobten bereits wieder wie wahnsinnig und drehten fast durch. Irgendwann war die Flasche mit dem Öl leer und doch wollte er nicht aufhören... Anstatt jedoch weiter zu massieren, war er dazu übergangen, Harrys Rücken sanft weiterzustreicheln. Immer weiter... ~*~*~*~ Harry hatte das Gefühl zu schweben. Dracos Massage war bestechend. Der Junge zwang ihn dazu, nachzugeben und sich fallen zu lassen, bis nichts mehr an Kraft übrig war. Schwäche… in seinem ganzen Körper. Und er war vollkommen eingehüllt in den Duft von Kiefer. Ein Gedanke zuckte durch seinen Kopf. Kiefern am Meer… War er jemals am Meer gewesen? Ja, irgendwann mal. Da war er noch ganz klein gewesen. Und da hatte es auch so gerochen… nur dieses unterschwellige Aroma von Sternenstaub… Das hatte gefehlt. Dracos Duft. Die Berührungen wurden sanfter. Perfekter Abschluss. Warm halten durch sachte Berührungen… Als er das nächste Mal über seine Schulter strich, regte er sich ein bisschen und fing die Hand ein. Er wusste selbst nicht warum, hatte einfach das Gefühl, dass er sterben würde, wenn er das jetzt nicht tat. Dann verharrte er wieder still. Mit Dracos Hand ganz eng an seine Wange geschmiegt. ~*~*~*~ Draco hielt in der Bewegung inne. Harrys Wange unter seiner Handfläche... Ihm war mittlerweile warm geworden. Sehr warm, gelinde gesagt... Er hatte das Gefühl, vollkommen in Flammen zu stehen und gleichzeitig in Eiswasser zu baden. Er ließ sich langsam zur Seite sinken, ohne Harry seine Hand zu entziehen. „Du bist so schön...“, murmelte er leise und betrachtete den Jungen neben sich. Harry war es in seinen Augen. Nicht nur schön, wunderschön... Der entblößte schlanke Oberkörper, die leichte Kuhle in seinem Rücken kurz vor dem Becken, die erstaunlich kräftigen Schultern, das schwarze wirre Haar, die gerötete Wange unter seiner Hand, die geschlossenen Augen, der dunkle Wimpernkranz auf der helleren Haut... ~*~*~*~ Es war traurig, dass er ging, ließ alles ein bisschen kühler werden. Und trotzdem… Die Worte setzten ihn in Flammen. Eigentlich war es eher die Stimme. Im Zusammenhang mit diesen Worten war sie wie flüssiges Feuer, das Draco in seine Venen gab, das, als es das Herz erreichte, dieses zu einer bisher nie da gewesenen Leistung anspornte. Irgendwo in seinem Kopf schrillte noch eine Alarmsirene los, da öffnete er die Augen. Dracos Gesicht war ganz nah, seine Augen ganz dunkel, glitzerten nur noch an wenigen Stellen silbern. Sie fesselten seinen Blick vollkommen, hypnotisierten ihn. Alles um sie herum schien für einen Moment im Stillstand zu verharren. Bis er einmal blinzelte und das Grau für einen Augenblick verdeckte. Es löste den Bann und Harry ließ seinen Blick tiefer wandern, blieb an den blassen Lippen hängen. Er wollte sie berühren, war förmlich von ihnen gefangen… Ganz vorsichtig bewegte er sich, zog den Arm unter seinem Kopf hervor, ohne Dracos Hand auch nur im Entferntesten loszulassen, und hob die Hand zu seiner Wange, strich ganz leicht und langsam darüber. Angefangen beim Ohr, bis hin zum Kinn. Und dann zu seinen Lippen. Faszinierend, wie weich Haut sein konnte, dass man sie kaum unter den Fingern spüren konnte… ~*~*~*~ Draco schloss die Augen, als Harrys Fingerspitzen über seine Lippen glitten. Wie das eine Mal zuvor, dass er es getan hatte, fühlte es sich unbeschreiblich an... Die Schmetterlinge drehten jetzt wirklich durch und schienen einer nach dem anderen zu glühenden Feuerbällen zu verpuffen. Als er die Augen wieder aufschlug, hatte er das Gefühl, direkt in einen grünen See hineinzufallen, abzustürzen und darin zu ertrinken. Vollkommen ergeben... Er löste seine Hand sanft aus Harrys Umklammerung und tat es ihm gleich, fuhr ihm über die Wange bis hinunter zu den Lippen, stricht mit zitternden Fingern darüber. Sein Herzschlag schien die Schallgrenze zu durchbrechen. ~*~*~*~ Harry schloss die Augen, als er sie fühlte. Als er das fühlte, was er sich doch beinahe schon sehnlichst wünschte… Dabei… war es das nicht mal wirklich. Es waren Dracos Finger, nicht seine Lippen und trotzdem waren sie warm, war es schon zuviel… Seine Kehle wurde eng. Sie verengte sich angesichts der Hoffnung, die in ihm aufkeimte wie ein vorwitziger Samen in feuchter Erde. Sie nahm ihm den Atem und er öffnete den Mund, um wenigstens noch ein bisschen Luft zu bekommen, keuchte leise. Helfen tat es nicht, sein ganzer Körper bebte unter der Spannung. Er wollte mehr. Aber er sollte nicht schon wieder hoffen. Er sollte nicht schon wieder so dumm sein. Am Ende… würde es nur wieder wehtun. Das war sie doch, die traurige Wahrheit… Ganz langsam und unter Aufbietung aller Kräfte zog er seine Hand zurück, lächelte wehmütig, als er Dracos Hand wieder einfing und sie sachte drückte. Lieber jetzt alles stoppen, anstatt später die Konsequenzen ertragen zu müssen und ihn vielleicht als Freund zu verlieren. Er wäre zwar wirklich bereit, alles dafür zu geben, aber dieser Preis wäre ihm zu hoch. ~*~*~*~ Der Ausdruck in Dracos Augen war weich, als Harry die Hand zurückzog und seine eigene festhielt. „Angst?“, fragte er leise und hielt sich mit aller Gewalt an dem Anblick vor ihm fest. Seine Sinne spielten verrückt. Sie waren so scharf, dass er meinte, wirklich alles wahrnehmen zu können. Den eindringlichen Geruch nach Kiefer, darunter irgendwo Harrys Geruch, die Ausdünstungen des Tranks. Harrys Wärme, seine Nähe... Der Kontrast zwischen den dunklen Wimpern und der sie umgebenden Haut, die leicht geöffneten Lippen. Selbst die Spannung in Harrys Körper und seinem eigenen... ~*~*~*~ Harry riss die Augen auf, als er das Wort vernahm, hielt den Atem endgültig an. Angst? Angst… Angst davor, ihn zu verlieren… Ihn zu verlieren, wenn er tat, wonach ihm der Sinn stand, wenn er das hier weiterlaufen ließ. Aber wie war die Frage gemeint? Wollte… wollte er denn auch? Der Schwarzhaarige war wirklich kurz vorm Heulen, als die Hoffnung plötzlich wieder da war. Heller, strahlender als je zuvor. Ja, verdammt, er hatte Angst! Angst davor, daran zu zerbrechen! Angst davor, zurückgestoßen zu werden! Angst davor, ihn… „Ich will dich nicht verlieren.“, flüsterte er erstickt. ~*~*~*~ „Das wirst du nicht... Du kannst nichts tun, um das zu schaffen.“ Draco sah den Gefühlswirrwarr in Harrys Augen. Angst, die er nur zu gut verstehen konnte. Sein eigenes Herz klopfte ihm bis zum Hals und er war kurz davor, doch wegzulaufen, obwohl er deutlich mehr Sicherheit besaß als Harry... Hoffnung... Auch er hoffte, hoffte, dass das, was er tat, was er tun wollte, auch wirklich das Richtige war. Er hegte noch immer Zweifel, die jetzt jedoch vollkommen bedeutungslos geworden waren. Harrys Nähe benebelte ihn voll und ganz, ließ jegliche Überlegung verschwinden und doch... doch fühlte er sich seltsam klar in allem, was er tat. Ganz behutsam machte er seine Hand aus dem Griff frei, den Harry mittlerweile zumindest gelockert hatte, und strich ihm über die Wange. Sachte hob er sein Kinn an, beugte sich vor und berührte ganz vorsichtig mit seinen Lippen die des anderen. Warm und weich..., war sein letzter Gedanke, ehe er seine Augen schloss und diese Feuerballwolke in seinem Bauch voll und ganz explodierte. ~*~*~*~ Harry erstarrte und seine Augen weiteten sich, als er Dracos Worte hörte, seine Finger wieder in seinem Gesicht spürte und schließlich… der Kuss. Er war alles, was er sich gewünscht hatte, und gleichzeitig war er hundertmal mehr. Er hatte das Gefühl, als würde Eis durch seinen Körper jagen und alles zusammenziehen, dicht gefolgt von Feuer, das ihm heiß werden ließ. Heiß und schwach. So schwach, dass er seine Augen nicht mehr offen halten konnte und das Gefühl hatte zu fallen, obwohl er lag. Verzweifelt krallte er sich in Dracos Hemd in der Hoffnung, so den Fall aufhalten zu können, aber… wollte er das denn? Wäre es nicht viel schöner, wenn das hier ewig anhalten würde? Ganz sachte begann er zu lächeln. Wenn Draco genauso fühlte, wie hatte er das so lange übersehen können? ~*~*~*~ Draco hatte das Gefühl, vollkommen den Boden unter sich zu verlieren, zu fallen und zugleich zu schweben... Eine Gefühlswoge überrollte ihn, raubte ihm voll und ganz den Atem. Er hatte niemals geahnt, dass ein einziger Kuss so unglaublich schön sein konnte... Ganz eben konnte er Harrys Lächeln spüren und erwiderte es. Dann, in einem plötzlichen Anflug von Mut - seine Angst war vollkommen weggeblasen und hatte sich irgendwo in dieser Glückswelle aufgelöst - öffnete er seine Lippen ein wenig und stupste mit der Zungenspitze gegen Harrys Lippen. ~*~*~*~ Überrascht öffnete Harry die Augen wieder. Feucht… Ein Schauder rann über seinen Rücken und er drückte sich ein wenig näher an ihn heran, während seine Augen wieder zuflatterten. Plötzlich war alles viel deutlicher als vorher. Viel intensiver. Die Wärme der Lippen, der weiche Atem… Dracos Zunge war auch warm. Warm und feucht. Er konnte sein Herz schlagen hören, spürte es unter den Fingerspitzen in seiner Brust schlagen, alle Sinne waren aktiv. Noch nie im Leben hatte er jemanden geküsst. Er hatte immer geglaubt zu wissen, wie es war, aber die Realität war einfach unbeschreiblich. Draco war unbeschreiblich und er hatte das Gefühl, ihm nicht gerecht zu werden, nicht genug von ihm zu bekommen. Am Ende war es mehr ein Reflex, der dem Werben der Zunge nachgab, vielleicht auch der Gedanke, dass er ihn schmecken wollte. Ganz langsam und zaghaft tat er es ihm gleich, öffnete den Mund ein wenig, um seine Zunge ins Spiel zu bringen, um zu sehen, ob Menschen auch einen Geschmack besaßen. Wenn sein Geruch Sternenstaub war, was war dann sein Geschmack? ~*~*~*~ Es war süß... So süß... Und Draco wusste in dem Moment, wo er Harry wirklich schmecken konnte, dass er mehr davon wollte, mehr, und dass er davon niemals genug bekommen würde. Neckend glitt seine Zunge über Harrys Lippen, strich über seine Zähne, stupste die Zunge des anderen immer wieder an, und zog sie schließlich in einen liebevollen Ringkampf. Ohne weiter darüber nachzudenken löste er seine Hand von Harrys Kinn, wo sie noch immer gelegen hatte, strich über seinen Hals, weiter hinunter, das Schlüsselbein entlang, über die Schulter und zum Nacken empor, wo er begann, ihn zärtlich zu liebkosen. Als sein Atem knapp wurde, löste Draco schließlich den Kuss und lehnte seine Stirn gegen die des Gryffindors. „Wow...“, murmelte er leise und lächelte den Gryffindor an. Das war das einzige Wort, was dieses Gefühl zumindest annähert beschreiben konnte. ~*~*~*~ Harry wimmerte leise, als Draco sich entfernte, obwohl er gar nicht weit ging. Nur drei Millimeter. Er konnte ihn noch immer riechen, spüren, schmecken, hören… Er schlug die Augen auf und lächelte breit. „Wollte ich auch grade sagen…“ Er war ziemlich außer Atem. „Das war… unglaublich.“ Er hob seine Hand und strich ihm über die Wange. „Ich… ich… bin ganz voll davon.“, kicherte er in dem Versuch es zu beschreiben. „Ganz… bis oben hin.“ ~*~*~*~ Dracos Lächeln vertiefte sich bei Harrys Worten. Das war süß... Einfach nur süß. Er lachte leise und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze. Er fühlte sich so leicht, so unsagbar leicht, als wenn er jetzt einfach so hätte losfliegen können. Ohne Besen, ohne Flügel... Harry war sein Besen, seine Flügel... ~*~*~*~ „Ich mein das ernst.“, fuhr Harry fort, als er das Lächeln bemerkte, dann seufzte er. „Ist schwer zu beschreiben…“, murmelte er dann. Wahrscheinlich war der Gedanke ein bisschen abwegig. Aber deshalb war das Gefühl nicht weniger schön. Er öffnete die Augen wieder und murmelte dann verträumt: „Liebe ist doch schön.“ Wenn sie erwidert wurde, war Liebe schön. ~*~*~*~ „Hm...“, machte der Slytherin. „Meine Erfahrungen sind dahingehend recht begrenzt... Wenigstens noch.“ Er grinste und stahl sich einen kleinen Kuss von Harrys Lippen. Einen Augenblick später ging er ihm durch das Haar. Er konnte nicht genug bekommen... Nicht genug. Er wollte alles in sich aufsaugen, alles an Harry. Ihn berühren, liebkosen... Seine Hand wanderte wieder nach hinten zu seinem Nacken, streichelte zärtlich über die nackte Haut seines Rückens und strich schließlich seine Seite entlang, so weit wie sein Arm reichte. ~*~*~*~ Wieder erschauderte Harry, dann beschloss er, dass es genug Trennung war. Er reckte seinen Hals ein bisschen und verschloss Dracos Lippen wieder mit einem Kuss, spielte mit der Hand an den feinen Härchen am Ohr entlang. Wie konnte jemand da so weich sein? Und im nächsten Moment befand er das eigentlich als völlig unwichtig, als ihn wieder Dracos Geruch und Geschmack überwältigten. „Honig und Sternenstaub…“, murmelte er in den Kuss hinein. Und dann fragte er sich, warum es ihm so wichtig war, diese beiden Sinneseindrücke zu beschreiben. Eigentlich war es doch egal. Es war Draco, es war schön… was wollte er eigentlich mehr? ~*~*~*~ Draco lachte leise in den Kuss hinein. Es war so schön... Nie zuvor hatte er die Nähe eines Menschen als so wundervoll empfunden. Er ließ seine Finger wieder an Harrys Seite nach oben wandern, berührte die weiche Haut nur ganz eben mit den Fingerspitzen und konnte die Gänsehaut richtig entstehen spüren. Herrlich... Diese Lebendigkeit, diese Unverfangenheit, dieses Glücksgefühl... Es sollte immer so sein. So. Genau so. ~*~*~*~ Es war das erste Mal, dass Harry fröstelte. Dracos sanfte Berührung hatte seinen Körper daran erinnert, dass er kein Hemd trug und dass das Fenster offen war, um den Dampf abziehen zu lassen. Und obwohl Sommer war, war es kühl. Kam wohl vom gestrigen Regen… Entschuldigend strich er Draco über den Kopf. „Bettfertig machen.“, murmelte er. „Mir ist kalt.“ Dann zwinkerte er ihm zu, während er sich leicht aufrichtete. „Ist ja nicht so, dass es danach nicht weitergehen kann.“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco lächelte und ließ seine Hand ganz langsam bei Harrys Bewegung herunterrutschen und strich einen winzigen Augenblick lang über dessen Bauch. Bei Merlin... Er war bereits jetzt schon so süchtig nach ihm... Auch der Blonde richtete sich jetzt auf, schnappte sich seinen Schlafanzug - an diesen Schlangen kam er wohl niemals wieder vorbei - und verschwand im Bad. Duschen schenkte er sich. Konnte er schließlich morgen früh... Wahrscheinlich hatte er noch nie so schnell ins Bett gewollt... Als er in den Spiegel blickte, schreckte er einen Augenblick zusammen. War das wirklich er? Vom Küssen gerötete Lippen, leicht gerötete Wangen, wirres Haar und dieses Absolutglücklich-Glänzen in den Augen. Ja, das war er. Und das gefiel ihm. Er grinste sein Spiegelbild kurz an, ehe er den Schlafanzug überstreifte und wieder zurück ins Zimmer kam. ~*~*~*~ Harry hatte sich auch umgezogen, schon den Wecker gestellt und lag jetzt unter der Bettdecke. Verdammt. Ihm war kalt geworden, als Draco gegangen war. Eiskalt. Seine Hände hätten Wasser gefrieren lassen können. Leicht kläglich blickte er Draco entgegen und hob dann fordernd die Bettdecke hoch. Er sollte schnell machen, damit ihm wieder warm wurde. Und damit er ihn noch einmal küssen konnte. Jetzt, wo er wusste, wie es ging, was es in ihm bewirkte und dass er durfte, könnte er das ununterbrochen machen. ~*~*~*~ Der Slytherin musste leise lachen und kroch dann zu Harry unter die Decke. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, zog er den Gryffindor an sich. „Bei Merlin, du bist ja vielleicht kalt... Wie hast du das in der kurzen Zeit geschafft?“ Er schüttelte den Kopf. ~*~*~*~ „Alles deine Schuld.“, murmelte Harry zufrieden und kuschelte sich an ihn, ließ seine Hände frech unter das Schlafanzugoberteil gleiten, um sie wieder warm zu bekommen. „Meiner!“, wisperte er ihm ins Ohr, bevor er selig die Augen schloss. Jetzt war es wieder warm und er wurde müde. „Ganz allein meiner!“ ~*~*~*~ Draco spürte, wie ihm bei Harrys Worten die Tränen kamen und ihn das sogar von der schockierenden Kälte auf seiner Brust ablenkte. Er konnte gar nichts antworten, war er doch so kurz davor, jetzt die Fassung zu verlieren. Stumm schmiegte er sich an den Gryffindor. Harrys ruhiger Atem und seine Nähe sorgten dafür, dass er dennoch seine Ruhe bald wieder fand, wenn sich auch wirklich eine kleine Träne den Weg bahnte. Ehe er einschlief, dachte er noch, dass er niemals wieder allein schlafen müssen wollte... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Is this happening? Is this fantasy? Never did I believe There could be such happiness Feels like nothing on earth Started with one little kiss… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Da ist er. Der Kuss. *_* Sie haben ja auch lange genug gebraucht, nicht wahr? ^^ Shirokko: *grins* Hai! Über ein Jahr haben sie gebraucht! *lach* In der Geschichte… vielleicht zwei Wochen. Ehrlich, Leute. Wie viele von euch sind wie oft verzweifelt? Gedankenbücher -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 54: Gedankenbücher Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von The Corrs – Breathless. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 54: Gedankenbücher Als Harry am nächsten Morgen aus seinen Träumen erwachte, war es erst sechs Uhr. Er konnte den Wecker über Dracos Schulter sehen. Vielleicht konnte er nicht die Ziffern erkennen, aber die Stellung der Zeiger war eindeutig und die erkannte er. Er lächelte leicht. Gestern… war ein toller Tag gewesen. Wenn er bedachte, wie er sich den ganzen Tag verhalten hatte, um sich einzureden, dass Draco nichts von ihm wollte, und am Abend festgestellt hatte, dass es ganz anders war… Glücklich kuschelte er sich enger an den warmen Körper. Letztendlich hatte er gestern schon Recht gehabt. „Nur meiner!“, wiederholte er, dann schloss er die Augen und lauschte dem Herzschlag unter seinem Ohr. Ganz ruhig und gleichmäßig war er, also schlief Draco auch tief. Und wenn er sich richtig erinnerte, dann hatte er in dieser Nacht auch keine Albträume gehabt. Jedenfalls hatte er davon nichts mitbekommen. Wieder lauschte er dem Schlagen, wurde darüber träge und fühlte sich einfach nur wohl. Das musste er sich merken. Wenn er Probleme hatte, dann einfach hierher zurückkommen und dem schönsten Geräusch auf Erden lauschen. Als er das nächste Mal die Augen aufmachte, war der Wecker fast soweit, dass er klingeln würde. Nun, das wollte er nicht. Er wollte Draco selbst wecken! Ganz alleine! Vorsichtig machte er sich aus der Umarmung frei, die trotz des Schlafs doch ziemlich fest war, und schaltete den Wecker aus, bevor er sich im Schneidersitz direkt neben seinen Kopf setzte. Langsam streckte er die Hand aus und fuhr die Konturen des Gesichtes nach, ganz sanft und vorsichtig. Die Augenlider, die Brauen, die Wangenknochen, Nase und schließlich die Lippen. So weich. Er beugte sich vor und küsste sie sacht. „Aufwachen.“, murmelte er liebevoll. ~*~*~*~ Draco schlug langsam die Augen auf und blickte in ein Paar grüne. Augenblicklich befand sich ein Lächeln auf seinen Lippen. So war aufwachen doch definitiv schön und ganz einfach... Er streckte die Hand aus und strich dem Gryffindor über die Wange, hakte die Hand hinter seinen Nacken und zog ihn bestimmt zu sich runter, um ihn zu küssen. „Du machst definitiv süchtig...“, meinte er, als er den anderen wieder losließ und sich selbst langsam aufsetzte. ~*~*~*~ Harry wurde rot. Uh… Schmetterlinge. Aber dann lachte er. „Na, das Kompliment geb ich zurück.“, sagte der Schwarzhaarige freundlich. „Was nichts daran ändert, dass dir ein Ausdauertraining bevorsteht, das in…“ Er kniff die Augen zusammen, um die Zeiger besser erkennen zu können. „…fünfzehn Minuten beginnt.“ Er blinzelte. Ups… hatte er so lange gebraucht, um ihn zu wecken? Das… hatte er nicht so geplant… ~*~*~*~ „Dann... sollte ich mich wohl beeilen.“ Der Blonde atmete tief durch und seufzte dann leise. Er wuschelte Harry zärtlich durch die Haare und stand widerwillig auf. Auf dem Weg ins Bad schnappte er sich seine Tasche und war keine zwei Minuten später wieder umgezogen zurück. Schnell ging er noch einmal zu dem Bett hinüber und raubte sich einen Kuss. Verdammt, das könnte er ständig tun... „Ich muss...“, sagte er bedauernd. Wenn es nach ihm ginge, würde er nicht gehen, aber welche Wahl hatte er schon? Aus dem Team zu fliegen war nun nicht gerade etwas, das er anstrebte... „Bis nachher.“ Er streichelte ihm noch einmal über die Wange und wandte sich ab. Jetzt musste er sich wirklich beeilen... ~*~*~*~ Harry lächelte ihm nach und winkte, bis die Tür zufiel. Dann ließ er sich seufzend aufs Bett zurückfallen. Wieder war er es, der zurückblieb. Draco hatte definitiv zu viele Pflichten. Und was sollte er jetzt machen? Im Endeffekt ging er Duschen, ungern, weil er das Öl nicht abwaschen wollte, bevor er sich anzog und seine Tasche nahm. Er hatte von Hermione die Verabredung zum Frühstück erhalten. Als er ankam, blickte sie ihn an, als stecke er in einem Brokkolikostüm, zuerst ungläubig, dann wissend. „Guten Morgen, Harry!“, wünschte sie. „Herzlichen Glückwunsch!“ Er starrte sie an, dann wurde er rot und setzte sich. Sie war unheimlich. Definitiv. Woher wusste sie davon? Für ihn stand schon fest, dass sie genau das meinte, was gestern zwischen ihm und Draco passiert war. Aber das klärte nicht die Frage, woher Hermione davon wusste… Er aß in Schweigen und war froh drum, dass Ron es offenbar nicht mitbekommen hatte, denn er fragte immer wieder nach, wofür die Glückwünsche waren. Dann kamen Fred und George herein und winkten fröhlich in ihre Richtung, was alle drei die Augen rollen ließ. Das sollten sie lassen! Die Bücher waren doch nicht umsonst da! Aber immerhin sahen sie so glücklich aus, dass man davon ausgehen konnte, dass sie ihre Aufgabe genossen. Noch bevor das Morgentraining der Slytherinmannschaft zu Ende war, drängte Hermione hinaus. Warum auch immer, sie wollte zu Professor Flitwick und schleifte ihre beiden Freunde gnadenlos mit, was sichtlich Harrys Missfallen erregte, denn es bedeutete, dass er Draco ein paar Minuten länger nicht sehen konnte… ~*~*~*~ Missmutig lief Draco zum Training. Heute stand ihm wirklich nicht der Sinn danach... Es stahl ihm Zeit. Genau das war es heute. Zeitdiebstahl. „Mein lieber Sonnenschein... Da bist du ja!“ Blaise grinste ihm fröhlich entgegen, als er zum See hinuntertrabte. „Also... Wieder vier Runden!“, forderte da auch schon Montague. Draco ignorierte den gehässigen Blick Warringtons und lief los. Blaise schloss zu ihm auf und fragte nach wenigen Metern: „Hast du es heute irgendwie eilig?“ „Hm...“, gab der Blonde zur Antwort. „Okay... Aber dann renn ohne mich...“ Der Schwarzhaarige lief langsamer und blickte seinem Freund kopfschüttelnd nach. Warrington schloss sofort zu ihm auf und machte eindeutig Anstalten, sich für die gestrige Schmach zu rächen zu versuchen. „Na, ein nettes Bett gefunden?“, höhnte der Siebtklässler. „Hüte deine Zunge. Das ist das letzte Mal, dass ich dich warne.“ Draco schickte ihm einen kurzen, scharfen Seitenblick und konzentrierte sich dann auf den Lauf. Hier würde er sich nicht mit ihm anlegen. Später, in der Schule vielleicht... Aber erst einmal sollten die Zwillinge ihre Fotoaktion durchführen... Er hoffte nur, dass sie brauchbare Bilder hinbekommen hatten. Kaum merklich zog er das Tempo weiter an und beendete das Training deutlich eher als die anderen. Er war zwar ausgepumpt, aber das war es ihm wert gewesen... Draco war bereits frisch geduscht, als Blaise endlich in den Schlafsaal kaum. „Bei Merlin, du hattest es echt eilig...“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und suchte seine Sachen zusammen. „Ich will zu jemandem...“ Draco grinste. „Ach? Und das wäre?“ Der andere hielt inne und blickte ihn fragend an. „Hm... Ich schätze, ich würde ihn ‚meinen Freund’ nennen...“ Dracos Grinsen wurde noch breiter. Blaise starrte ihn einen Augenblick lang verblüfft an, dann fiel er ihm um den Hals. „Das ist großartig! Das freut mich für dich, für ihn, für euch!“ Draco lachte leise. „Und jetzt bin ich weg...“ „Schon klar.“ Blaise nickte und sah ihm nach. Wow, ging doch schneller als er gedacht hätte... In der Großen Halle musste Draco die Feststellung machen, dass er offenbar zu spät war. Der schwarze Haarschopf, den er suchte, befand sich nicht bei den Gryffindors. Er war sich auch noch nicht sicher, wie er sich so in der relativen Öffentlichkeit der Schule verhalten sollte... Über Harry und ihn wurde ja eh schon spekuliert... Da würde sich kaum etwas ändern, wenn es jetzt Tatsachen waren - oder? Hm... Das war etwas, worüber er noch mit Harry sprechen musste... Oder halt etwas, das sich einfach so ergeben würde. Pansy und Blaise trudelten erst ein, als Draco schon wieder auf dem Weg zum Klassenraum war. Wohin sollte er auch sonst schon gehen? Kurz überlegte er, ob er eine Notiz an Harry kritzeln sollte, unterließ das aber. Er wusste gar nicht, was er hätte sagen sollen. ~*~*~*~ Am Ende hätte Harry Hermione erwürgen können. Das, was sie Flitwick fragte, das hätte definitiv auch noch bis nachher warten können. Ob ihre letzten Hausaufgaben richtig waren… weil sie sich besonders viel Mühe gegeben hatte… Jetzt saß Harry grummelnd auf seinem Platz und ließ hinter Flitwicks Rücken die Fackel an- und ausgehen. Ihm war langweilig. Und er wollte Draco sehen. War doch lustig, die Fackel da ein bisschen zu malträtieren. Vor allem, weil Flitwick ihm immer wieder böse Blicke zuwarf und dann doch irritiert in der Klasse herumblickte… Dieser Zauberer war echt dämlich, wenn er stumme Magie nicht erkannte, wenn sie doch so offensichtlich war. Ron platzierte sich neben ihn und begann fast augenblicklich in seinem Gedankenbuch zu schreiben… an die Zwillinge. Berichteten sie ihm vielleicht von Neuigkeiten? Sekunden war er versucht zu fragen, ließ es aber dann. War doch eh so, dass Ron gleich zu ihnen kommen würde und es erzählte… Seufzend ließ er seinen Kopf auf die Bank fallen und verbarg ihn in den Armen, während er jetzt eine andere Fackel löschte. Hermione kam wenig später zu ihm. Sichtlich ärgerlich. „Könntest du das bitte lassen?“ Er blinzelte zu ihr hoch. „Warum?“, murrte er. Hermione blinzelte ihn an, begann aus heiterem Himmel dann plötzlich zu grinsen. „Ich seh schon… zu viel Energie!“ Wissend grinsend hockte sie sich neben Ron und schlug das Lehrbuch auf. Harry, der den Blick gesehen hatte, versteckte die Röte in seinem Gesicht in seinen Armen. Oh weh… vielleicht sollte er es demnächst vermeiden, Hermione dumm zu kommen, wenn er Tiefschläge wie diesen vermeiden wollte… „Dray… komm endlich!“, jammerte er ungeduldig. Er hatte das dumme Gefühl, dass er gleich explodieren würde, wenn er ihn nicht sah… ~*~*~*~ Als der Slytherin den Klassenraum betrat, saßen tatsächlich nur die drei Gryffindors darin - und Flitwick hockte an seinem Schreibtisch und korrigierte irgendwelche Aufgaben. Harry hatte den Kopf in den Armen vergraben... Wunderbar. Der Slytherin grinste, schlich er sich hinter den Schwarzhaarigen und beugte sich über ihn. „Na, hast du mich schon vermisst?“ ~*~*~*~ Harry öffnete schlagartig die Augen. Uahhhhh, er brannte! Genau wie die Fackel, deren Flammen eben so richtig hochschlugen, weil Harry den Zauber unkonzentriert gesprochen hatte… Er bemerkte nicht, wie Flitwick zusammenzuckte und die Fackel misstrauisch beäugte, er bemerkte auch nicht, dass Rons Mund offen stand und ein wahrhaft riesiger Tropfen Tinte auf die geöffnete Seite seines Buches fiel. Er war ja nicht einmal dazu fähig, sich jetzt wirklich zu bewegen. Viel zu schnell hüpfte sein Herz in seiner Brust auf und ab. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er sich endlich bewegte, aber in Wahrheit waren es wohl kaum mehr als ein paar Augenblicke. Er hob den Kopf, drehte sich um und begann zu lächeln. „Das fragst du noch?“ ~*~*~*~ „Ja.“ Draco grinste erneut und stupste den Gryffindor auf die Nasenspitze. „Außerdem macht es Spaß, dich zu überraschen...“ Er hob den Kopf und blickte Ron an, der sie beide noch immer wie ein hypnotisiertes Kaninchen anstarrte und offenbar mit seinem Mund Fliegen fangen wollte. „Ist was?“, erkundigte er sich freundlich. ~*~*~*~ Ron blinzelte und unterschrieb dann völlig sprachlos die Nachricht in seinem Buch, wandte aber nicht den Blick ab. Bis Harry ihn gegen die Nase stupste. „Die armen Zwillinge. Was sollen die von der Nachricht halten?“, fragte er vorwurfsvoll, bevor er lachte. Der Rotschopf brauchte daraufhin keinen Atemzug mehr: „Was hab ich dir gesagt, Mione? Ihr habt Unrecht!“, knurrte er und schenkte Harry und Draco einen scheelen Blick. Das Mädchen lachte. „Oh, Ron, manchmal bist du echt schwer von Begriff!“, flötete sie und wuschelte ihm mit beiden Händen durch die Haare, während Harry sich zurücklehnte, um Draco ansehen zu können. „Wie war das Training?“ ~*~*~*~ Draco lachte leise. Wie es schien, hatte Hermione wieder einmal eher verstanden als Ron... „Ich war schneller fertig als sonst...“ Liebevoll strich er Harry über die Wange. „Ich hatte ja auch einen guten Anreiz...“ Die Schmetterlinge in seinem Bauch tobten wieder los. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie es ohne sie gewesen war, so dominant waren sie geworden... ~*~*~*~ Harry kicherte. Es freute ihn ungemein, dass Draco ihn offenbar als Ansporn sah, schneller zurückzukommen. Seine miese Laune war wie weggewischt. Draco war wirklich ein Engel. In diesem Moment kam Flitwick zu ihnen. Der Lehrer schien begeistert. „Mr Malfoy! Sie sehen heute viel besser aus!“ Harry schickte ihm einen bösen Blick, den er geflissentlich ignorierte. „Was halten Sie davon, wenn Sie den letztmaligen Zauber heute zu Anfang der Stunde präsentieren? Die Kraft dahinter war wirklich unglaublich!“ ~*~*~*~ Harrys Kichern ließ die Schmetterlinge gleich noch eine Runde aufgeregter werden... Ein Wahnsinnsgefühl, das einen auf Dauer aber garantiert auch wahnsinnig machen konnte... Doch die kalte Dusche kam direkt in Form von Flitwick. „Sir, das wäre keine gute Idee...“ Draco bemühte sich, die Augen nicht zu verdrehen. „Das letzte Mal ist irgendetwas... außer Kontrolle geraten... Was auch immer das war, ich kann es nicht wiederholen.“ Jetzt hoffte er nur noch, dass Flitwick ihm glaubte. Ansonsten würde das wirklich sehr, sehr peinlich werden... ~*~*~*~ „Aber Mr Malfoy. Sagen Sie so etwas nicht! Ich vertraue da voll und ganz auf Ihre Fähigkeiten!“ Der Weißhaarige war wirklich begeistert. Und Harry blinzelte. Er blickte Draco an, dann wieder Flitwick. Hatte er was verpasst? ~*~*~*~ „Sir... Ich fürchte, dann werde ich Sie voll und ganz enttäuschen... Sie haben doch gesehen, was die letzte Stunde über passiert ist. Es hat ewig gedauert, bis der Spruch endlich funktioniert hat...“ Okay, das erinnerte jetzt langsam an Betteln. Aber es war die Wahrheit... Wenigstens einigermaßen. Harry wollte er in die Sache nicht reinziehen. So, wie Flitwick sich jetzt schon anstellte, wollte Draco gar nicht erst wissen, was los war, wenn er von der Potenzialmagie erfuhr... ~*~*~*~ Flitwick starrte ihn nur an. Jetzt war er ehrlich erstaunt. „Mr Malfoy… kann es sein, dass Sie sich dafür genieren, ein wirkliches Talent zu sein?“, fragte er. Und dann stand Hermione plötzlich hinter ihm. „Professor?“, entschuldigte sie sich und wartete, bis sie seine Aufmerksamkeit hatte, bevor sie fortfuhr. „Ich fürchte, Sie haben da etwas missverstanden.“, sagte sie. „Dracos Zauber in der letzten Stunde hatte rein gar nichts mit ihm zu tun, weshalb ich auch denke, dass man von einer eventuellen Strafe absehen sollte.“ Blassblaue Augen blickten sie irritiert an. „Aber… Miss Granger. Sie haben das Klassenzimmer selbst gesehen!“ „Ja und ich habe die Zwillinge auch schon dafür zur Rechenschaft gezogen.“, sagte sie entschieden. „Sie hatten ihm einen Streich gespielt, der das bewirkt hat.“ Ganz offen blickte sie ihm ins Gesicht und sowohl Ron also auch Harry starrten sie an, als wäre sie plötzlich ein Alien. Sie log? Sie log unter Vorsatz? Schon wieder? War das noch… „Mione?“ Doch das Mädchen blickte unverwandt Flitwick an. Sie hatte beschlossen, Dumbledore den Rücken zu stärken. Dieser wusste hundertprozentig, dass Harry und Draco diese Kompatibilität der Seelen besaßen, aber wenn er seine Lehrerschaft darüber nicht aufklärte, dann hatte das sicher seinen Grund. Und bevor Draco oder Harry damit noch herausrückten… Flitwick sah Draco wieder an. Er schien verwirrt. Oder… enttäuscht? ~*~*~*~ „Ich fürchte, Miss Granger hat Recht... So etwas hat sich seither nicht wiederholt... Ein Streich ist da wahrscheinlich logisch... Und es passt doch dann alles zusammen: Ich kann das nicht wiederholen, gerade weil es ein Streich war...“ Draco blickte den Lehrer abwartend an. Mit Hermione auf seiner Seite, würde Flitwick ihm hoffentlich glauben. ~*~*~*~ Noch immer starrte der Lehrer zwischen den beiden hin und her, dann seufzte er. „Es ist wirklich zu schade.“, sagte er. „Was war bei dem Wasser?“ „Fred.“ „Das Feuer?“ „Keiner hatte Schuld. Der Docht der Kerze war an dieser Stelle dicker. Ich habe sie untersucht.“ Der Lehrer nickte, ganz sichtlich enttäuscht, dann blickte er Draco an. „Das ist wirklich bedauerlich, aber nicht zu ändern… Sie entschuldigen…“ Damit wandte er sich ab, immer wieder etwas von verflucht und Zwillinge und hoffnungslos vor sich hinmurmelnd. ~*~*~*~ Draco pustete erleichtert gegen die Haare, die ihm in die Stirn fielen. Und mit ein bisschen Glück war er Flitwick jetzt endgültig los. Bloß nie wieder Potenzialmagie in seinem Unterricht. „Danke, Mione. Du hast was gut bei mir...“ Er lächelte die Vertrauensschülerin an. Hatte sie wirklich. Und wenn er ehrlich war, dann hätte er wohl nie gedacht, dass er das einmal sagen würde. ~*~*~*~ Sie lächelte ihn zuckersüß an. „Darauf werde ich mit Sicherheit mal zurückkommen.“, gab sie zurück, dann betraten die Gryffindors das Zimmer. Geschlossen, schweigend, mit bösen Blicken. Wie herzerwärmend… Kurz darauf kamen die Slytherins ebenfalls und nachdem Blaise und Pansy geradeso noch hereingeplatzt kamen, begann der Unterricht. Für Harry fing damit eine sehr seltsame Zeit an. Draco in seinem Rücken ließ ihn ruhiger sein als vorhin, als er ihn gar nicht hatte sehen können, aber gleichzeitig konnte er das schon bekannte Kribbeln in seinem Magen spüren. Und jeder Blick des Blonden versetzte ihn in eine Art Hochgefühl, das ihn lächeln ließ. Einige Male knuffte ihn Ron in die Seite, wenn er der Meinung war, dass er gerade jetzt eine Banane quer essen konnte vor lauter Grinsen, doch auch seine gezischten, spitzen Bemerkungen konnten das Lächeln nicht vertreiben. Von der Unterrichtseinheit bekam er wenig mit, da es lediglich darum ging, dass sie den Wasserschwebezauber mit einem Eiszauber kombinierten, was an sich ziemlich einfach und gleichzeitig völlig uninteressant war, weil es seinen Plänen der ertrinkenden Todessern im Wege stand. Bis es dazu überging, Figuren zu formen. Irgendwie waren sich die meisten Schüler wohl einig und ließen Eiswürfel auf sie hernieder regnen. Allesamt nur auf das Sextett. ~*~*~*~ Draco konnte sich selbst ein breites Grinsen nicht verkneifen, wenn er sah, wie Harry vor Glück strahlte. Dass immer wieder Eiswürfeln auf ihn prallten, merkte er gar nicht. Auch nicht, dass Pansys Miene einer Statue glich und sie ihre Unterlippe so malträtiert hatte, dass diese blutete. Dennoch... Er war ganz froh, als der Unterricht vorbei war. Irgendeiner dieser Eiswürfel war in seinem Nacken gelandet und das war wirklich nicht lustig... „Blaise, mach das Dingen da raus...“, murmelte er. „So unauffällig, wie es geht, denn die Genugtuung geb ich ihnen nicht...“ Blaise grinste. „Oh nein... Mach das schön selber... Du siehst lustig aus, wenn du krampfhaft versuchst, nicht laut loszubrüllen, weil das kalt ist...“ „Harry...“ Mit einem bettelnden Hundeblick sah der Blonde den Gryffindor an. „Rette mich...“ ~*~*~*~ „Ja?“ Harry blickte ihn ganz unschuldig an, dann lächelte er freundlich. „Na klar. Umdrehen!“ ~*~*~*~ Mit einem leisen Seufzer wandte sich Draco um und drehte Harry artig den Rücken zu. Blaises breites Grinsen ignorierte er. Das war ja echt nicht auszuhalten... Außerdem war das im Rücken kalt! ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde augenblicklich frech, als er Blaise kurz zuzwinkerte, seine Arme dann um Dracos Schultern legte und ihn an sich drückte, dass es das Eis erst so richtig gegen seine Haut drücken musste. „Ich hab dich lieb!“, schnurrte er. Gemeinsein war schön… ~*~*~*~ Draco gab ein unterdrücktes Quietschen von sich. „Ich dich gerade gar nicht... Du bist eindeutig tief in dir ein Slytherin. Nichts anderes...“ Er griff nach etwas Eis, das auf seinem Tisch lag und noch nicht geschmolzen war, drehte sich in Harrys Umarmung und ließ es genüsslich in sein Hemd fallen, ehe er ihn an sich drückte. „Schön, nicht?“ ~*~*~*~ „Uaaahhhh!“ Harry presste die Augen zusammen, um sich zu beherrschen, ließ das Gefühl auf sich wirken. „Jaaa…“, sagte er gedehnt und log damit noch nicht mal. Heute war ein wirklich heißer Tag, da konnte ein bisschen Kühle nicht schaden. Oder… vielleicht doch nicht. „Jetzt sind wir beide schockgefrostet.“ Und dann… „Ich will raus, da ist es warm.“ Hermione, die wie die anderen das Lachen nur schwer hatte unterdrücken können, schüttelte entschieden den Kopf. „Zauberergeschichte, vergessen?“ Ron hatte wohl etwas Ähnliches sagen wollen, denn er zeigte nickend und unter Lachtränen auf Hermione, aber sagen konnte er nichts. ~*~*~*~ Dracos Gesicht zierte ebenso ein breites Grinsen wie das von Blaise. Selbst Pansy lächelte mittlerweile. „Du wirst jetzt genauso artig frieren wie ich, mein Schatz...“ Der Blonde ließ den Jungen-der-lebt los. „Wobei, nein, ich friere nicht...“ Er zog das Hemd aus der Hose und schüttelte es nachdrücklich. So würde er wenigstens den Großteil des Eises loswerden... ~*~*~*~ Harry hätte wohl prophylaktisch kläglich geschaut, wenn Draco dieses Wort nicht noch angehängt hätte. Es ließ ihn das Eis vergessen und Röte sich auf seine Wangen legen. Jetzt war die Kühle in seinem Rücken sogar noch angenehm gegen die Hitze, die in ihm aufstieg. Schatz… uahhh! Hermione erholte sich mittlerweile von ihrem Lachen. „Genug der Scherze.“, meinte sie. „Gleich fängt der Unterricht an und zu spät kommen wollen wir doch nicht!“ Ein scharfer Blick an Ron und Harry, von denen sie wusste, dass sie gerne mal zu spät kamen bei Binns, dann hakte sie Pansy unter und ging. „Sie haben sie geschockt.“, flüsterte sie dem Mädchen ins Ohr und nickte zu den perplexen Schülern hinüber. Pansy tat ihr Leid. Das Mädchen hatte jetzt endgültig verloren. Gegen einen Jungen. Gegen einen Jungen, gegen den jeder verlor, aber das war irgendwo klar gewesen… „Alles okay?“, fragte sie, als sie den Raum gerade verließen. ~*~*~*~ „Nicht gerade.“ Pansy lächelte schief. „Aber es wird gehen... Und wenigstens ist es ein Junge. Da hatte ich eh keine Chance... Wie soll denn ein Mädchen mit einem Jungen konkurrieren? Das ist doch gar nicht vergleichbar...“ Sie stockte. „Aber ehrlich: ich muss mich wirklich an den Gedanken gewöhnen, dass Draco auf Jungen steht... Und ein paar Vorurteile über Bord werfen.“ Sie seufzte leise und lehnte sich ein wenig gegen Hermione. Im Klassenraum, stupste Draco Harry in der Zwischenzeit in die Seite. „Hey, noch unter den Lebenden?“ Er nahm ihn beim Arm. „Los, Binns’ Monolog wartet.“ Er grinste und zog ihn mit sich. Blaise und Ron folgten ihnen. Der Rest der Schülerschaft starrte ihnen nach und kurz nachdem sie den Raum verlassen hatten, brach das Geschnatter los. ~*~*~*~ „Von wegen, er wartet. Der würde auch noch reden, wenn keiner da ist.“, murmelte Harry, um seine Verlegenheit zu überspielen. Tatsächlich waren sie diesmal die einzigen, die pünktlich zum Unterricht kamen, und den Geisterprofessor störte das nicht im Geringsten. Alle anderen trudelten nach und nach ein, warfen ihnen verwirrte, überhebliche, angeekelte oder auch faszinierte Blicke zu. Neville lächelte sogar leicht und hob schüchtern die Hand zum Gruß. Keine Gefahr, auf ihn achtete eh keiner. Und dann die Zwillinge: *Harry, stimmt das?*, kam es in seinen Gedanken an. *Du bist wirklich…* *Du bist wirklich mit Malfoy zusammen?* Wieder wurde Harry rot, doch dann kam plötzlich nichts mehr, was ihn ein wenig wunderte. Dafür waren die Nachrichten der Zwillinge im Folgenden an Draco gerichtet. *Wie hast du es geschafft, seine Verklemmung zu überwinden?* Völlig begeistert. Die Zwillinge hatten es akzeptiert, dass Draco irgendwie jetzt zur guten Seite gehörte, nachdem ihnen Ron bei seinem Vorschlag mit den Katzen von dessen offensichtlicher geistiger Wandlung erzählt hatte. Es hatte sie vielleicht etwas gewundert, aber bisher hatte Harry mit seiner Menschenkenntnis doch wirklich immer richtig gelegen. - Von Moody wussten sie nichts. *Er hat sich gestern so schön geziert, als wir ihn gefragt haben!* *Was hast du gemacht?* *Wie weit seid ihr gegangen?* Letzterer Satz war auch an Harry gerichtet, der seinen Kopf einfach auf die Tischplatte fallen ließ, weil er befürchten musste, dass sonst Dampf zu seinen Ohren herauskam, so heiß wurde sein Kopf. ~*~*~*~ *Mione, du musst dringend etwas erfinden, wie man diese Buchgedanken abstellen kann. Die Zwillinge können einen damit in den Wahnsinn treiben...*, kritztelte Draco zuerst die Nachricht an die Gryffindorschülerin. *Es gibt Dinge, die euch tatsächlich absolut nichts angehen.*, wandte er sich dann an die Zwillinge. Der Blonde drehte leicht den Kopf und blickte zu Harry, der den Kopf auf dem Tisch liegen hatte und gerade einer Tomate akute Konkurrenz machte. *Du siehst übrigens süß aus, wenn du verlegen bist.* Den kurzen Satz konnte sich Draco wirklich nicht verkneifen. ~*~*~*~ Harrys Augen weiteten sich leicht, bevor er ihm einen bösen Blick schenkte, dann versteckte er das Gesicht. *Wow!*, kam es durch die Gedanken. *Harry, du Schwerenöter!* Und schon widmeten sie sich wieder Draco. *Wenn du so anfängst, dann wollen wir natürlich alles wissen!* *Was genau? Geküsst?* *Zungenkuss?* *Oder war er keusch?* *Habt ihr…* *Fred, die Frage ist gemein!* *Ach ja?* *Ja!* *Gut. Also, wart ihr schon im Bett zusammen?* Georges Gelächter drang in Dracos Gedanken. ~*~*~*~ Oh, böser Blick. Nicht gut. *Das war ernst gemeint, Kätzchen... Du bist wirklich süß.*, schrieb er für Harry. Dann brach der Redeschwall der Zwillinge über ihn herein. Bei Merlin. Die waren ja vielleicht... Draco konnte nur den Kopf schütteln. *Es geht euch immer noch nichts an... Und wenn ihr meinen Kopf dazu bringt, zu explodieren, dann erfahrt ihr erst recht nichts. Mal ganz abgesehen davon, dass es dann keine Fortsetzung geben wird.* Er stockte und grinste dann, als er weiter schrieb. *Was interessiert euch das so? Eifersüchtig? Oder ist das morbide Faszination?* ~*~*~*~ „Mau…“, murmelte Harry leise. Irgendwie… wenn Draco ihn Kätzchen nannte, dann hatte er das dringende Bedürfnis, das auch so zu erwidern. Den Kopf hob er nicht, dazu war er einfach zu rot. Aber auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln. Draco war einfach zu lieb. *Eifersüchtig? Fred, bist du eifersüchtig?* *Kann schon sein, George.* *Harry redet nicht mehr mit uns, weil er nicht will, dass es uns geht wie Ron.*, wurde erklärt. *Und das liegt im Endeffekt an dir.* *Weil sie dich nicht mögen.* *Malfoy, warum bist du mit Harry zusammen?* Es klang neugierig und besorgt. *Die Frage ist momentan übrigens nicht gegen dich gerichtet, sondern basiert auf gewissen Gerüchten, die kursieren.* *Dass du Harry verraten willst.* *Oder dass Harry tatsächlich gewechselt hat.* ~*~*~*~ Draco seufzte leise und grub die Hände in seine Haare. Die Zwillinge nervten, aber zugleich... Zugleich konnte er sie zu einem gewissen Grad verstehen. Sie sorgten sich um Harry und das konnte er ihnen wirklich nicht vorwerfen. Und er selbst verspürte ein gewisses Schuldgefühl für das, was in Gryffindor geschah. Wegen ihm... *Ich mag ihn sehr. Deswegen bin ich mit ihm zusammen.* Er zögerte einen Augenblick und fügte dann hinzu: *An den Gerüchten ist nichts dran. An keinem von ihnen. Wenn ihr die Wahrheit wissen wollt, dann fragt gefälligst, okay?* Klasse... Jetzt redete, schrieb - wie auch immer man das hier nennen wollte - er auch schon mit den Weasley-Zwillingen. Wenn sich die Dinge änderten, dann neigten sie offenbar dazu, es gleich sehr rapide und mit Erdrutscheffekt zu tun. ~*~*~*~ Es herrschte Stille. Für eine ganze Zeit. Und dann kam nur noch ein einziges Wort: *Okay.* ~*~*~*~ Wow, sie hörten wirklich auf, auch wenn Draco das erst nach einer guten Viertelstunde wirklich glauben konnte. Jetzt hieß es nur noch, den Rest von dem Monolog dort vorne zu überstehen... Er bettete den Kopf auf die Arme und blickte aus dem Fenster. Alles, was geschehen war, fand er immer noch schwer zu glauben und doch - es war wahr. Er war verliebt, er hatte einen Freund, er war mit einem Jungen zusammen - und er hatte damit absolut kein Problem, obwohl man das angesichts seiner Herkunft eigentlich vermuten sollte. Aber Liebe... Er hatte sich wohl deutlich mehr danach gesehnt, als er selbst auch nur geahnt hatte. Ansonsten hätte er sie ausblenden können, aber sie hatte ihn so überrollt, einfach hinweggefegt... Da war es gleich. Nach einer halben Ewigkeit war der Unterricht endlich vorbei. Pansy weckte Blaise aus seinem Halbschlaf und Draco streckte sich. In diesem Augenblick ging ein Eiswürfelregen auf ihn nieder. Er musste noch nicht einmal den Kopf wenden, um zu wissen, dass das Thomas gewesen war. Der Slytherin hatte seinen Zauberstab sehr schnell in der Hand und Dean Thomas einen Augenblick später eine Sahnetorte im Gesicht. Selbst dessen Verbündete konnten sich jetzt das Lachen kaum verbeißen. ~*~*~*~ Harry ebenfalls nicht. Er wusste ja: Falscher Feind! Dean war nicht besonders klug darin, seinen Gegner zu wählen… Er kam zu Draco, zupfte einen Eiswürfel aus dessen Haaren und ließ ihn zu Boden fallen. „Idiot.“, murmelte er. „Er hat es noch nicht begriffen.“ „Du wolltest auch nie begreifen.“, kam es von der Seite von Hermione, die grinste. „Wie lange habt ihr euch in den Haaren gelegen? Vier Jahre, wenn ich mich recht erinnere.“ „Das war anders. Das ging tiefer!“, verteidigte sich Harry und Hermione lachte dumpf. „Ich verstehe. Dann wart ihr also schon damals so aufeinander versessen!“ Harry warf Draco einen fragenden Blick zu. „Lust auf eine Kitzelattacke?“, fragte er nahezu lässig. Hermiones Augen wurden groß. ~*~*~*~ Draco musterte Hermione von oben bis unten und schüttelte dann den Kopf. „Lieber nicht... Sie fällt eindeutig in die Kategorie ‚falscher Gegner’.“ Er zog die Schultern hoch und schüttelte sich den Rest Eis von denselben. Dann wart ihr also schon damals so aufeinander versessen! Diese Worte machten ihn nachdenklich. War dem so? Vielleicht... Irgendwie... „Picknick wieder draußen? Wir sollten die Chance nutzen, solange wir noch Sommer haben.“ Blaise drängte sich zwischen Harry und Draco und legten den beiden die Arme um die Schultern. ~*~*~*~ Harry seufzte ergeben, während Hermione leicht feixte. „Warum nicht. Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm einer wahrscheinlich unausstehlichen, weil sich in ihrem Männer-bringen-nichts-Gutes-Wahn bestätigt sehenden Raue-Pritsche… Oh Mann, kann ich nicht schwänzen?“ „Auf keinen Fall!“, rief Hermione entschieden. Und Ron fügte hinzu: „Wer soll sich denn Zoora widmen, wenn nicht du? Schrecklichere Frisuren kriegt schließlich keiner hin!“ Harry blitzte ihn an. „Sie hat wenigstens Geschmack!“ Auch wenn er selbst der festen Überzeugung war, dass es sich dort eher um eine Geschmacksverirrung handelte. Er selbst hielt sich absolut nicht für einen großen Künstler, aber das musste Ron ja nicht wissen, der jetzt lachend Hermione unterhakte, die wiederum Pansy mitzog. Harry wurde von Blaise mit geschoben. Leises Bedauern im Blick betrachtete er für einen winzigen Moment Dracos Gesicht. Zu schade, dass sie vor dem Abend wahrscheinlich nicht mehr alleine waren… ~*~*~*~ Ihr Weg führte sie nach einem kurzen Abstecher in die Große Halle, um etwas zu Essen zu holen, hinunter zur Weide. Diese war wirklich ihr Stammplatz geworden und irgendwie war es so selbstverständlich geworden, hier zu sitzen und sich hier zu treffen, dass keiner der drei Slytherins mehr daran denken mochte, wie es anders gewesen war. Draco ließ sich ins Gras fallen und zog Harry bestimmt mit sich. Er sorgte dafür, dass der Gryffindor zwischen seinen Beinen landete und sich bequem an seinen Oberkörper lehnen konnte. Zumindest die Pause über wollte er seine Nähe haben... So nah, wie es eben ging. Blaise grinste nur, als er die beiden so sah, verkniff sich aber jeglichen Kommentar. Pansy sah die beiden Jungen lange an, ehe sie leise seufzte und sich dann mit einem traurigen Lächeln abwandte. Diese Wunde würde brauchen, bis sie heilte. Vor allem, weil sie ständig wieder neu aufgerissen wurde. ~*~*~*~ Sie blieben bis zum Unterrichtsbeginn, genossen die Wärme des Sommers und irgendwie waren Draco und Harry zentrale Anlaufstelle für Scherze geworden. Das änderte sich auch nicht, als sie zu Hagrids Hütte aufbrachen, wobei Harry sich Dracos Hand gekrallt hatte und auch nicht mehr gewillt war, sie loszulassen. Die Blicke, die ihnen entgegenschlugen, als sie reichlich spät den Platz erreichten, waren immer noch gemischter Art. Nur ein Augenpaar war anders: Raue-Pritsche. Sie… „Draco, sie lächelt so komisch…“, murmelte Harry, als sie das Rennen stoppten. „Sie… tut fast freundlich…“ ~*~*~*~ „Wahrscheinlich ist sie froh, dass wir keine Mädchen mehr belästigen können...“, gab Draco ebenso leise zurück. Im Endeffekt war es ihm egal. Ihm waren diese blöden Bemerkungen egal - okay, Dean Thomas bekam noch eine Sahnetorte ab, von der Raue-Pritsche zum Glück nicht zuordnen konnte, woher sie gekommen war, und Draco erinnerte sich gleichzeitig daran, dass er sich für das nächste Mal etwas Neues einfallen lassen würde - und wenn sie gucken wollten, bitte, sollten sie doch. Ein lautes Quietschen hallte Draco entgegen, als sie sich den kleinen Kisten näherten, in denen die Krillkanifas unterbracht waren. Einen Augenblick später schoss ein pinkfarbener Ball heraus, an seinem Hosenbein empor und flitzte bis zu seiner Schulter hoch. Draco seufzte leise. „Darf ich vorstellen? Harry, das ist der kleine Kerl, der sich unsterblich in mich verguckt hat...“ Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sich Blaise gerade vor Lachen krümmte. ~*~*~*~ Harry betrachtete das Viech neugierig. Genauso schrecklich pink wie alle anderen. Toll. Und er war… „Konkurrenz also.“, meinte er und grinste das Vieh an, das daraufhin böse knurrte. „Pass auf, sonst werd ich noch eifersüchtig.“ Leicht stupste er Draco gegen die Stirn, was ein noch heftigeres Knurren auslöste. Oh, oh… ein wütender Wattebausch… „Dann stell ich euch jetzt mal Zoora vor. Sie ist das Wesen mit dem zweitschlech… äh… besten Geschmack der Welt.“ Und im nächsten Moment stolzierte das kleine Tierchen aus der Kiste und warf sich vor ihnen in Pose. So typisch… ~*~*~*~ „Was die Konkurrenz angeht... Vielleicht…“, witzelte Draco, musterte Harry von Kopf bis Fuß und grinste. „Dich habe ich ja noch nicht in pinkfarbenem Plüsch gesehen...“ Er warf Harrys kleinem Plüschtier einen kritischen Blick zu. Zu ironisch, dass sie sich sogar in der bedingungslosen Liebe dieser Viecher ähnlich waren... Abgesehen von dem kleinen, feinen Unterschied. ~*~*~*~ „Darauf kannst du auch lange warten.“, gab Harry zurück. Rosa Plüsch… gruselig! „Dann doch lieber eine Katze…“, fügte er mehr zu sich selbst gemurmelt an. Zoora kraxelte an seinem Umhang hoch und forderte für die nächsten Minuten seine volle Aufmerksamkeit, als er die Schere zur Hand nahm und begann, das Fell zu verstümmeln. Ron rollte nur mit den Augen, als er den glücklichen Ausdruck in den Augen des Plüschies sah, Hermione schüttelte sich eher wegen der Formen, die das Fell annahm. Dann wandte sich Harry lächelnd um. „Sag mal, Pansy, besitzt du so etwas wie einen Spiegel? Ich fürchte, Lavender wird mir ihren nicht mehr geben…“ Was er sehr bedauerte, denn ihre Angst vor ihm war wirklich amüsant gewesen. „Zoora liebt es einfach, sich nach dieser Aktion bewundern zu dürfen… Gesunde Portion Masochismus, du verstehst?“ ~*~*~*~ Pansy musste wider Willen lachen. „Ja...“ Sie kramte in ihrer Tasche und förderte einen simplen Klappspiegel zutage. „Eine Dame muss sich eben bewundern können.“ Sie grinste. „Und Zoora scheint ja so etwas zu sein. Wenn auch klein und... haarig.“ Sie wurde einen Augenblick später ernst und blickte hinüber zu Draco, der sein Plüschtier schor und sich zwischenzeitlich vor Liebkosungen des Fellballs kaum retten konnte, was Blaise wiederum zu akuten Lachanfällen brachte. „Harry, ich... ich... freue mich für dich und Draco.“ Pansy bemühte sich um ein Lächeln, aber es geriet reichlich schief. „Gegen dich in gewisser Weise zu verlieren ist besser als gegen ein anderes Mädchen... Aber ich werde etwas brauchen, um damit zurechtzukommen, okay?“ ~*~*~*~ Harry, der gerade den Spiegel hatte aufklappen wollen, blickte auf und ließ die Hände sinken. Stimmte ja. Das hatte er im Freudentaumel ganz vergessen. Sie… liebte ihn ja auch. Und ihr… ging es jetzt so, wie ihm gestern Abend: keine Hoffnung… Ein schmerzliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Er konnte ihr nicht helfen, oder? Gerade er… hatte doch nicht das Recht dazu. Schließlich war er es gewesen, der sich ihr in den Weg gestellt hatte. Aber dennoch… „Bist du mir böse?“, fragte er leise. „Pansy, ich… mag dich inzwischen wirklich und will dich als Freundin deshalb nicht verlieren...“ ~*~*~*~ Pansy gab dem schwarzhaarigen Jungen eine sachte Kopfnuss. „Du musst dich für nichts entschuldigen. Meinst du, dass du die Entscheidung allein getroffen hast? Du hast deinen Teil dazu beigetragen, aber vergiss nicht, dass Draco auch noch da ist. Der hat sich wohl kaum wie ein Pokal erobern lassen...“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin dir nicht böse... Und jetzt guck nicht mehr so bedröppelt, sondern lächele. Du bist doch schließlich glücklich, oder? Ich bin dir nur böse, wenn du es nicht bist...“ Drohend stemmte sie die Hände in die Hüften und blitzte Harry an. ~*~*~*~ Harry blinzelte zurück, dann grinste er plötzlich. „Ist dir eigentlich bewusst, dass du Mione ziemlich ähnlich bist?“, fragte er. „So energisch…“ Dann streckte er die Hand aus. Bei ihr… hatte er sich das nie machen trauen… aber jetzt. Eine Viertelsekunde später wuschelte er ihr quer durch die Haare. Er war glücklich. Auch weil sie ihm nicht böse war. ~*~*~*~ Pansy schüttelte den Kopf und musste lachen. Es hatte eine Zeit gegeben, wo sie sich über die versaute Frisur aufgeregt hätte, aber jetzt... Sie lächelte und umarmte den Gryffindor kurz. „So und jetzt kümmere dich um deine Plüschkugel. Sie wartet schon...“ Das Slytherinmädchen wandte sich ab und widmete sich wieder ihrem Tierchen. Sie seufzte leise. Irgendwie würde sie mit allem zurecht kommen... Welche Wahl gab es schon? ~*~*~*~ Plüschkugel… Ja, Zoora war ganz empört, dass Harry es gewagt hatte, sich einem anderen Wesen als ihr zu widmen. Nervig diese Gier nach Aufmerksamkeit. Die Stunde verging und es stellte sich heraus, dass Draco wohl Recht hatte. Raue-Pritsche war regelrecht freundlich zu den beiden und ab und zu fiel auf, dass sie sie nahezu nachdenklich beobachtete. Ron meinte, das müsse die Neugier sein, wer von ihnen beiden wohl weiblicher sei, da das in einer Beziehung zwischen Männern ja unweigerlich der Fall sein musste, weil diese sich sonst niemals würden vertragen könnten. Es war klar, woher er diesen Gedanken hatte… Blöde Zwillinge… Die Pause bis zur Strafarbeit mit Snape verbrachten die sechs draußen, machten Hausaufgaben und aßen Melone, die Ron organisiert hatte und bei der Sommerhitze eine einzige Wohltat war. Um viertel vor fünf machten sich Draco und Harry dann auf den Weg in die Kerker, wo eine wirklich angenehme Kühle herrschte. Freuen konnten sie sich beide nicht, denn wahrscheinlich würde Snape es ihnen nicht wirklich leicht machen, nachdem sie von seiner Schwäche wussten… Dafür war er einfach nicht der Typ. Und je näher sie dem Büro des Giftmischers kamen, desto mehr krallte sich Harry in Dracos Hand. Er wollte da nicht rein… Seine Befürchtung bestätigte sich auf halbem Wege. Noch bevor sie die Tür ganz erreichten, öffnete sie sich plötzlich und sie wurden von einer ruhigen, schleichend freundlichen Stimme hereingebeten. Snape saß an seinem Schreibtisch, zurückgelehnt in seinen schwarzen Sessel, die Fingerspitzen aneinandergelegt und blickte sie aus unleserlichen schwarzen Augen an, der Mund war hinter den Händen gut verborgen, so dass ein Lesen seiner Emotionen zu der normalen Kälte zusätzlich noch erschwert wurde. Im Hintergrund konnte Harry ein steinernes Bassin erkennen, das mit einer silbern glitzernden, trägen Flüssigkeit gefüllt war. Ein Denkarium… „Guten Abend, die Herren.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And if there's no tomorrow And all we have is here and now I'm happy just to have you You're all the love I need somehow It's like a dream Although I'm not asleep And I never want to wake up ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Und die Gerüchte sind bestätigt. Lustig, dass irgendwie alle schon vorher wussten, was geschehen würde – bis auf die zwei Protagonisten... *g* Die Gerüchteküche ist beinahe schon schlau. Allerdings findet auch ein blindes Huhn bekanntlich mal ein Korn... ^.~ Shirokko: ;_; Mir tut Pansy leid… Sie… sie ist immer noch alleine. Und jetzt auch noch hoffnungslos alleine… Dafür mag ich die Zwillis. Sie nerven Harry und Draco. Das gefällt mir umso besser ^^ Respekt ------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 55: Respekt Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Runrig - Lifeline. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 55: Respekt „Guten Abend.“ Snapes Stimme war noch immer ruhig, fast freundlich, dann erhob er sich plötzlich mit einer fließenden Bewegung, die seinen Umhang rascheln und die Kerzen flackern ließ. Snape benutzte wirklich alle Mittel, um seine Gäste einzuschüchtern und zumindest bei Harry funktionierte es, auch wenn er es nach außen nicht zeigte und es hinter einem Lächeln verbarg. „Hinsetzen, wir fangen gleich an.“ Wie die letzten Male auch ging er zuerst zu Harry. Bestehende Gewohnheiten sollte man nicht ändern. Es war das erste Mal an diesem Tag, dass sein Gesicht etwas anderes als Ruhe ausstrahlte. Harry sah pure Vorfreude darin… Dazu konnte auch nur Snape fähig sein, sich auf so etwas zu freuen… „Legilimens!“, sagte er und sein Zauberstab richtete sich auf Harrys Stirn. Doch im Gegensatz zu den vorigen Malen war schon das Eindringen in die Gedanken schwer. Und Snape war erstaunt, was er dort sah: Eine Stadt, graue Straßen, brennende Häuser. Geschrei, Angst, Verzweiflung, Reue, grüne Blitze überall und dazwischen Gefühle, die ihm nur allzu bekannt vorkamen: Es waren seine Erinnerungen. In Harry? Ein Wimmern, das ursprünglich nicht dazu gehörte. Und Gefühle, die jetzt stärker waren: Angst und Selbsthass. Was geschah hier? Snape verstand es, als das Bild sich auf seine Hände richtete. Er hatte nie auf seine Hände geschaut. Und es war nicht sein Zauberstab. Es war Harrys. Ungläubig starrte er auf das Bild in Harrys Gedanken. Zitternde, schmale, bleiche Hände, ein fremder Zauberstab… Wie hatte der Junge es fertig gebracht, diese Erinnerungen von ihm als seine eigenen zu verbuchen? Das war doch eigentlich nicht möglich. Und warum fühlte er diesmal die Angst und den Selbsthass so viel heftiger als sonst? Lag es daran, dass er ihn durch Harry sah? Oder lag es eher daran, dass Harry einfach dazu neigte, Gefühle viel heftiger zu empfinden als andere? Heftiger als er? Fühlte er sich für ihn verantwortlich? Das war ja wohl… Wieder erklang ein Wimmern, als das Bild auf ein paar Muggel wechselte, die von einem Todesfluch getroffen wurden. ~*~*~*~ Snapes Auftritt war wirklich slytheringleich genial. Durchdacht bis ins Kleinste, diese bewusste Einschüchterung. Und wenn Draco ehrlich zu sich selbst war, dann funktionierte das auch bei ihm. Er fühlte sich in diesem Büro noch unwohler als ohnehin schon. Still hatte er sich auf das Sofa fallen lassen, war nahezu erstarrt, auch wenn es ihm das Herz zerriss, Harry wieder diesem Peiniger ausgesetzt zu sehen. Aber es hatte seinen Grund, warum sie hier waren... Und genau daran krallte er sich jetzt fest. Dennoch... Als Harry neben ihm zu wimmern begann, konnte er nicht mehr anders. Der Blonde streckte die Hand nach Harrys aus und umschloss diese. Er kam noch nicht einmal mehr dazu, ihre Finger zu verweben, so urplötzlich überwältigten ihn die fremden Gedanken... War ihre Macht wirklich so groß? ~*~*~*~ Die Gedanken wechselten von einer Sekunde zur anderen auf etwas völlig Banales. Die Große Halle. Viele Schüler waren dort, aßen, lachten, schwatzten durcheinander. Vor ihm ein Teller mit Kartoffelbrei und grünen Erbsen… Harry keuchte erneut, krallte sich verzweifelt in die Hand, die seine aus dem Nichts heraus umfangen hatte, wie es schien. Weg hier, nur raus! Er wollte nicht mehr! Er presste die Augen zusammen und das Bild verschwamm, verschwand. Die Verbindung des Zaubers bestand nicht mehr, war letztendlich gerissen. Zitternd lehnte er sich gegen Draco. Da war es wieder gewesen. Das, was er fürchtete. Das, was kommen würde. Das, was er sein würde in der Zukunft… Er wollte das doch nicht! Es kostete ihn fast alle Kraft, um die Tränen zurückzudrängen. Und allein Dracos Anwesenheit war es zu verdanken, dass es ihm gelang. Snape unterdessen sah auf die beiden Jungen hinab. Schon wieder. Sie hatten es schon wieder getan. Beide zusammen hatten sie den Zauber gebrochen und seine Gedanken einfach überrannt. Warum? Und wie? Okay, es war theoretisch möglich, selbst unter den Fluch zu geraten, wenn es dem Gegner gelang, den Zauber zu blocken, aber bei diesen beiden geschah es eindeutig zu häufig! Viel zu häufig! Gut, dass er gefährliche Erinnerungen in dem Denkarium zwischengelagert hatte… Stoisch betrachtete er sie, wie sie aneinanderlehnten. Vorhin… vorhin da waren sie nicht so nahe beieinander gewesen. Vorhin waren sie weiter auseinander gesessen. Als er den Zauber gestartet hatte. Wann war Draco näher gerutscht? Und wie viel der Gedanken hatte er mitbekommen? Und warum hatte Harry diese Erinnerungen in sich? Sie gehörten nicht ihm. Warum machten sie ihn so fertig? Es konnte doch nicht sein, dass er Mitleid für ihn empfand, oder? Nein. Im Grunde… Harry wusste ohnehin davon, dass er Todesser gewesen war. Dumbledore hatte ihm erzählt, dass er früher mal mit den Schwarzen durch die Gassen gezogen war, dass er mit ihnen gekämpft hatte, dass er unverzeihliche Verbrechen begangen hatte. Aber was war es dann? Diese Angst… der Selbsthass… Die kamen doch nicht von ungefähr? Dann kam die Erkenntnis. Was, wenn Harry gar nicht wusste, dass es seine Gedanken gewesen waren? Was, wenn Harry Potter davon ausging, dass es noch immer zu seinen Gedanken gehörte… Was, wenn er diese Erinnerungen auf sich bezog? Nur… warum? Er hatte so etwas doch niemals erlebt! „Potter. Was waren das für Erinnerungen?“ Harry öffnete die Augen. Müde sahen sie aus, dunkel und träge. Nichts war von dem gefakten Lächeln geblieben, mit dem er hereingekommen war. Lange musterte er ihn, dann zuckte er mit den Schultern, aber in seinem Gesicht konnte Snape erkennen, dass Harry die Antwort kannte. Er wollte sie nur nicht aussprechen. „Was glaubst du, hast du da gesehen?“, präzisierte er die Frage. Wieder ein Schulterzucken. „Glaubst du, dass es deine Erinnerungen sind?“ Kopfschütteln. Und Snape dachte schon, er hätte sich geirrt, da antwortete Harry plötzlich leise: „Von der Zukunft kann man keine Erinnerungen haben…“, murmelte er. Snape blickte ihn perplex an. Zukunft? Er hielt das für die Zukunft? Für… Die Hände erschienen vor seinen Augen, Harrys Zauberstab… Für seine eigene Zukunft? Snape hob die Hand zu den Augen und rieb darüber. Wie konnte man eigentlich nur so sehr davon überzeugt sein, ein Übel für die Welt zu sein…? „Wie blöd bist du eigentlich?“, polterte er dann los. „Meinst du echt, dass du zu so etwas fähig wärst? Du? Der nicht mal den Tod Diggorys verkraften konnte? Du, der sogar seine eigenen Freunde daran hindert, dass sie mit dir reden, um sie zu retten? Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein! Bist du so dämlich, dass du dich selbst nicht kennst? Du hast es doch selbst gesagt: Erinnerungen können nicht aus der Zukunft kommen!“ Er holte Luft. „Ich kann einfach nicht fassen, wie man so von sich selbst eingenommen sein kann!“ Harry sah ihn wie paralysiert an. Es war selten, dass er einen solchen Wutausbruch von Snape erlebt hatte. Und es war selten, dass er das Gefühl hatte, dass Snape ihm helfen wollte… Moment, wollte er das? Wollte er ihm helfen? Er beschimpfte ihn doch! Er beleidigte ihn und… Erinnerungen können nicht aus der Zukunft kommen! Der Gedanke überfiel ihn und hängte sich in seinem Kopf fest. Erinnerungen können nicht aus der Zukunft kommen!Bedeutete das… es waren keine… Erinnerungen? Nein, natürlich nicht. Es waren Visionen. Visionen von der Zukunft! „Denk endlich mal nach, du verbohrter Pseudoheld! Glaubst du im Ernst, dass du dazu fähig sein wirst, Muggel zu töten?“ Harrys Kopf fuhr hoch und er starrte ihn an, schüttelte sachte den Kopf. „Nicht!“, formten seine Lippen lautlos. Draco sollte davon nichts erfahren! Er sollte doch nichts wissen… „Glaubst du echt, dass du es schaffen könntest, den Avada zu sprechen? Das nenn ich Selbstverblendung!“ ~*~*~*~ Draco blickte zwischen den beiden hin und her. Sein Griff um Harrys Hand wurde fester. Er hielt sich an ihm fest und bemühte sich, ihm gleichzeitig Halt zu geben. Da lief gerade etwas aus dem Ruder... So, wie er die beiden verstand, musste Harry das letzte Mal etwas von Snapes Todessererinnerungen aufgeschnappt haben und verwandelte die jetzt in seine Erinnerungen... Erinnerungen, Visionen von einer Zukunft... Bei Merlin, und er hatte sich selbst für kaputt gehalten. Das hier war doch nicht viel anders... „Harry... Sieh mich an...“ Ganz behutsam hob er Harrys Kinn an und zwang den Gryffindor nahezu dazu, ihn anzusehen. Seine Stimme wurde eindringlich. „Snape hat Recht. Du bistdazu nicht in der Lage. Was du gesehen hast, waren seine Erinnerungen. Wie die Sache mit der Katze.“ Snapes kurzes Grollen ignorierte er. „Oder gerade das Mittagessen. Das sind Snapes Erinnerungen. Nicht deine. Sie haben gar nichts mit dir und deiner Zukunft zu tun. Sie sind noch nicht einmal Visionen. Denn Visionen kannst du nicht im Kopf eines anderen finden. Okay?“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. Er wollte ihm ja glauben. Draco würde ihn nicht belügen, aber… Unsicher blickte er zu Snape hinüber, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und finster auf ihn herabsah. Waren es wirklich Snapes Erinnerungen gewesen? Nicht… „Ehrlich?“, fragte er zaghaft. Seine Stimme war brüchig. „Waren das… Ihre…?“ „Ich kann nicht glauben, wie langsam dein Gehirn funktioniert, wenn selbst Draco, der nicht einmal wusste, was passiert ist, das vor dir begreift!“, knurrte der Lehrer. Harry starrte ihn eine ganze Zeit lang an, ohnmächtig, etwas darauf zu erwidern, dann spürte er förmlich, wie ihm diese Angst von der Seele genommen wurde. Es war ihm egal, dass er gerade noch beleidigt worden war, es war egal, dass er sich wie ein Trottel benommen hatte… Er würde nicht… zu einem Monster mutieren. Und er würde keine Menschen töten, die es nicht verdient hatten… Ein leises Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit, das Snape mit den Augen rollen ließ, aber es kümmerte ihn nicht. Stattdessen lehnte er sich wieder gegen Draco, zog die Beine an den Körper, vergaß mal eben, dass er auf einem fremden Sofa saß. Er war erleichtert… ~*~*~*~ Draco lächelte leicht und strich Harry über die Haare. Ging doch... Wie konnte sich nur jemand selbst so fertig machen? Im nächsten Moment konnte er sich ein zynisches Grinsen nur mit Mühe verkneifen. Er war ja selbst nicht besser. Sogar dahingehend waren sie sich einig... Snape betrachte die beiden Jungen noch einmal mit einem scharfen Blick und wandte sich dann an Draco. „Jetzt zu dir, Draco.“ Der Blonde seufzte leise und widmete dem Lehrer seine Aufmerksamkeit. „Rutsch von ihm weg. Keine Berührung während der Lektion.“ Draco zögerte einen Augenblick, strich Harry noch einmal über das Haar und brachte dann ein wenig Abstand zwischen sie. Es schien, als wenn Snape da irgendetwas witterte... „Legilimens!“ Mittlerweile war es fast schon ein vertrautes Gefühl, Snape durch seine Gedanken stromern zu spüren. Wenigstens hatte Draco den Eindruck, es dem Lehrer dieses Mal ein wenig schwerer gemacht zu haben, wenn auch nicht sehr. Snape wählte schließlich wieder die Frettchenerinnerung aus und Draco spürte die vertraute Panik in sich hochkommen. Die fremde Gestalt, tierische Instinkte, die die menschlichen zu überlagern drohten, der fremde Blickwinkel... Mühsam kämpfte er sie nieder. Kaum merklich zog Snape eine Augenbraue hoch. Also gut... Dann etwas anderes. Jüngere Erinnerung. Ein Bild von einem Troll in rosa Tüll. Bei Merlin, gab es etwa schwule Trolle? Weiter... Eine Tür war da und ging auf, ohne dass er sie vorher gesehen hatte. Ein Raum... Dracos Augen weiteten sich. Nicht dahinein. Nicht dort... Ein Bett... Harry und er darauf. Mit aller Macht knallte er die Tür wieder zu. Snape zog sich überrascht zurück. Draco hatte ihn nicht aus seinen Gedanken treiben können, aber aus diesem Teil... „Ein Anfang.“ Sein kalter Blick traf den Blonden. „Oh, war das so etwas wie ein Lob?“ Draco zog eine Augenbraue hoch und blickte den Zaubertränkelehrer mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an. „Willst du mehr?“ Die schwarzen Augen glitzerten gefährlich. Draco zog die Schultern hoch. „Sie verteilen die Lektionen. Nicht ich.“ „Legilimens!“ Ohne weitere Vorwarnung ging es weiter. Snape wühlte wieder nicht tief. Er kehrte zurück zu dem Gespräch zwischen Vater und Sohn vor wenigen Tagen... Die Augen des Slytherins weiteten sich, während er sich heftig dagegen sträubte, zu diesem Augenblick zurückzukehren, während die Wut wieder hochkochte und die Angst vor dieser Demütigung aufbrandete... Er presste die Zähne fest zusammen und versuchte Snape abzublocken, aber es ging nicht. Seine Angst lähmte ihn zu sehr, machte ihm alles andere als die Erinnerung unmöglich... ~*~*~*~ Schon als Draco ihn losgelassen hatte, hatte Harry eine unbestimmte Kälte gespürt. Er wollte ihn wieder spüren, wollte die Wärme zurück. Aber er war brav, wie Snape gesagt hatte, keine Berührung… Stattdessen knabberte er an den von Tonks gespendeten Schokofröschen. Er war richtig stolz auf Draco, als er Snape offensichtlich hatte blocken können, hatte gelächelt und sich gedacht, jetzt könne es nicht mehr schlimm werden, jetzt hätte er es überstanden, aber er hatte sich wohl geirrt. Dracos Gesicht in den nächsten Minuten wandelte sich zu einem Grauen, das er kannte. Es ging um seinen Vater. Definitiv. Der Verrat? Oder… das Gespräch? „Nein.“, sagte er leise und plötzlich war es ihm egal, was Snape zu sagen hatte. Damit durfte Draco nicht alleine sein. Nicht mit seinem Vater. Und wenn es ihm hundertmal helfen würde, darüber hinwegzukommen. Er würde ihn in diesem Fall nicht im Stich lassen. Seine Hand legte sich auf Dracos Schulter und er bedachte den Lehrer mit grimmigem Blick, als dessen Augen für eine Zehntelsekunde vollkommen weiß waren und sich dann auf ihn richteten. „Potter, was sagte ich?“ Harry blitzte ihn an. „Keine Berührungen.“ Kurze Stille, dann schien der Giftmischer wirklich sauer. „Kannst du mir dann mal verraten, was du da tust?“ „Ich werde Dray nicht alleine lassen!“, erwiderte Harry böse. „Du wirst tun, was ich sage!“, schnappte Snape. „Ich kann diese Frechheiten von dir nicht weiter dulden!“ „Dann verpassen Sie mir eben wieder eine Strafarbeit! Das ist mir so egal!“ „Potter.“ Plötzlich war die dunkle Stimme wieder ruhig. Die Augen waren noch ein wenig dunkler als sonst. „Das war ein großer Fehler. Fünfzehn Punkte Abzug für Gryffindor…“ „Meinen Sie, das würde mir mehr ausmachen?“ „…und einen drei Ellen langen Aufsatz über die Bedeutung und Auswirkungen von Respekt. Bis morgen.“ Der schwarzhaarige Mann starrte seinen Kontrahenten in Grund und Boden, doch dieser war nicht gewillt, dem Blick nachzugeben. In diesem Moment würde er nicht verlieren. Nicht gegen ihn! Harry war richtig sauer jetzt. Zuerst hielt er ihm einen Vortrag darüber, dass er seine Freunde vor Schaden bewahrte, und jetzt einen darüber, dass es ein Fehler war. „Noch etwas?“, fragte er bissig. ~*~*~*~ Dracos Atem ging schnell, als die Verbindung abriss. Er spürte zwar Harrys Hand auf seiner Schultern, bekam aber von dem Gespräch kaum etwas mit. Dumpf erreichten ihn Worte über Strafarbeiten, aber sie besaßen keinen Sinn... Vor sich sah er noch immer diese kalten grauen Augen. Kalt, grau... Kalt... Die Wut wurde umfassend, verbrannte nahezu allen Schmerz. Wut, über diesen Eingriff in sein Leben. Über diese Anmaßung. Über die ewigen Demütigungen. Über diesen elenden Kontrollzwang. Über Lucius Malfoys Ansichten. Über seine Worte. Über ihn. Gänzlich über ihn. Und er wusste, dass er damit zurechtkommen musste. Dass dieser Mann, der sein Vater war, nie wieder eine solche Kontrolle und Bedeutung erlangen durfte. Niemals wieder. Sein Blick wurde klar und seine grauen Augen huschten zwischen Harry und Snape hin und her. Die beiden starrten sich ja nahezu in Grund und Boden. Irgendetwas hatte er da offenbar verpasst... ~*~*~*~ „Du kannst gehen!“ Harry stand fast sofort auf, wollte Draco die Hand reichen, aber Snape unterband das ganz schnell. „Ich sagte, du kannst gehen. Draco bleibt hier.“ Die schwarzen Augen bohrten sich tief in seine, als Harry sich erneut zu ihm drehte. Und Snape war beeindruckt, wie böse dieses schmale Gesicht werden konnte. Leider war er etwas zu klein, um das wirklich ausnutzen zu können. „Jetzt!“ Der Junge-der-lebt tat im Endeffekt, was er sollte, aber nicht, ohne Snape noch einmal deutlich gezeigt zu haben, dass er ihn hasste, und Draco, dass er warten würde. Mit einem letzten bösen Blick ließ er die Tür ins Schloss fallen. Snape wandte sich augenblicklich wieder Draco zu. „Fangen wir noch einmal an. Und diesmal solltest du dich darum bemühen, es alleine zu schaffen.“ Irgendwie hatte er die Ahnung, dass die beiden stärker wurden, wenn sie einander berührten. Das war jetzt schon ein paar Mal so gewesen, dass er zurückgedrängt worden war, als sie einander beistehen wollten. Warum auch immer. So brachte sein Training gar nichts, denn der Unnennbare würde sich nicht darauf einlassen, die zwei zusammenkommen zu lassen, wenn sie ihn bekämpften… „Legilimens!“ ~*~*~*~ Draco sah Snape gefasst entgegen. Es musste sein. Und wenn auch einfach nur, damit er sich mit seinem Vater auseinandersetzte. Es ging nicht nur darum, Okklumentik zu lernen sondern auch darum, mit der Vergangenheit endlich fertig zu werden. Wieder die Szene am See. Snape hatte sich daran festgebissen. Draco konzentrierte sich darauf, ihn rauszustoßen, doch es misslang. Diesmal war es jedoch Wut, die dominierte. Nicht der Schmerz, nicht die Demütigung... Nein, blanke Wut. Fasziniert beobachtete der Zaubertränkelehrer das Geschehen, blätterte Dracos Empfinden durch. Die harschen Worte von Malfoy Senior, die heftige Reaktion seines Sohns. Die Ohrfeige, die Ausflüchte, die Lüge, das wahre Empfinden, der gezwungene Kniefall. Als die Szene vorbei war, zog sich Snape zurück. Draco keuchte leise, als seine Gedanken wieder freigegeben wurden. Prüfend betrachtete ihn der Lehrer. „Einen Lucius Malfoy hält man nicht so einfach zum Narren. Das sollte dir bewusst sein.“ „Er ist mein Vater...“, erwiderte der blonde Junge und fuhr sich durch die schweißverklebten Haare. Sein Herz schlug wie verrückt und doch war es nicht so schlimm gewesen, wie er gedacht hatte. Die Wunden waren noch frisch, aber es war ertragbar... „Glauben Sie mir, ich kenne ihn gut genug. Und diese Fassade muss nicht für immer halten. Nur für eine Weile.“ „Wie du meinst. Du spielst mit dem Feuer.“ Snapes Augen blitzten auf. „Legilimens!“ Noch einmal versuchte er, in diesen Raum zu kommen. Diesen Raum, dessen Tür urplötzlich entstand und doch... Draco wehrte ihn wieder ab, warf ihn aus diesem Teil seines Selbst hinaus. Mit gerunzelter Stirn zog sich der Lehrer zurück. „Das ist genug für heute. Du kannst gehen.“ Draco nickte und stand auf. Er sagte nichts zum Abschied, denn was wäre da schon groß gewesen? Er drückte einfach die Tür auf und ging. ~*~*~*~ Snape sah ihm nach. Diese Tür… Er kannte sie schon aus Harrys Gedanken vom letzten Mal. Er hatte sie dort auch schon nicht aufbekommen, war rausgeworfen worden, obwohl Harry sonst nicht dazu fähig war. Und bei Draco… hatte er einen kleinen Blick dahinter werfen können… Da war ein Bett gewesen, auf dem Harry gesessen hatte… Vielleicht konnte er ja verstehen, dass sie ihn dort nicht hineinlassen wollten, aber es wollte ihm nicht in den Kopf, warum sie ihn dort aufhalten konnten, bei allen anderen Gedanken aber nicht. Nun ja, das würde sich zeigen. ~*~*~*~ Harry hatte vor der Tür gewartet, am Boden direkt daneben. Ganz klein hatte er dort gesessen und sich immer wieder gesagt, dass das, was er für die Zukunft gehalten hatte, eigentlich Vergangenheit war. Snapes Vergangenheit. Und das bedeutete… Ganz langsam hatte er sein Buch herausgeholt, hatte Dracos Feder aus seiner Tasche genommen und begonnen zu schreiben. An Sirius. Er wusste nicht, ob das eine gute Idee war, aber er würde erstmal keine weitere Gelegenheit für einen Brief haben. Und ein Brief würde länger brauchen… ‚Hallo, Sirius. Ich habe ganz gewaltige Neuigkeiten. Am Samstag beim Okklumentiktraining war ich in Snapes Gedanken… du erinnerst dich an deine Bitte? Ich sollte ihn doch beobachten, ob er nicht vielleicht doch ein Böser ist, nicht wahr? Er ist keiner. Er bereut die Zeit als Todesser. Ich denke, wenn Dumbledore ihn damals nicht zurückgeholt hätte, wie er gesagt hat, hätte er sich vielleicht umgebracht… der Selbsthass war groß. Ich habe ihn gespürt…’ Trocken hatte er gelacht bei dem Gedanken. Ja, er hatte ihn gespürt. Unter seinem eigenen hatte er ihn brennen gefühlt. Aber das musste Sirius ja nicht wissen. ‚Ich habe noch mehr zu berichten und eigentlich wollte ich es dir lieber persönlich sagen, aber ich weiß, dass wir uns wohl nicht so bald wieder sehen… man hat mir den Grund erklärt und ich werde nicht versuchen, dich aufzusuchen, wenn du wieder mal hier bist… Also. Ich habe seit zwei Tagen einen Freund. Einen festen Freund. Hey, schau nicht so. Ich weiß doch, dass das seltsam klingt, aber... Ich habe dir von Draco und seiner Wandlung erzählt? Ja, richtig, er ist mein Freund. Schon komisch, nicht? Wo wir früher Feinde waren… Ron hat ganz schön zu knabbern. Und Dracos Vater denkt, dass er mich verraten will… aber das wird er nicht tun. Niemals.’ Kurz hielt er inne beim Schreiben, blickte auf die Zeilen hinab, die schon dort unter dem feinen Namen standen. Es war seltsam, das so zu schreiben, aber immer noch persönlicher als ein echter Brief… oder? ‚Es ist ein komisches Gefühl, zu wissen, dass Liebe erwidert wird. Ich hatte die ganze Zeit gedacht, dass das nie was werden kann, aber jetzt… ich habe das Gefühl, ich würde fliegen. Hoch und weit. Auf dem Feuerblitz… Es ist fast genau das gleiche. Nur noch ein bisschen schöner. Immer wenn ich ihn ansehe… Hihi… Du musst denken, ich bin bescheuert, aber so ist es nun mal. Etwas andres hier in Hogwarts überlagert dieses Gefühl allerdings ein bisschen. Die Slytherins stellen sich ganz allmählich gegen Draco, Blaise und Pansy. Genau wie die Gryffindors uns schneiden. Hermione und Ron geht es nicht gerade gut deswegen, aber ich kann daran nichts ändern…Aber ich hab’s dir ja schon berichtet. Mione hat dagegen diese Bücher erfunden, die das Gedankensenden ermöglichen… Es ist also alles aufgeschrieben, was du da hörst, ich bin kein Supermann geworden.’ Er dachte an die Potenzialmagie, aber er beschloss, diese aus dem Gedankenbrief herauszulassen. Keiner der Erwachsenen sollte davon erfahren, bevor es funktionierte. Und wenn es nach ihm ging, dann erst recht nicht. ‚Zum Glück haben wir die Zwillinge auf unserer Seite, du weißt schon, eure Nachfolger in Sachen Streiche. Sie haben uns Hilfe bei der Rache gegen die schlimmsten Gegner zugesagt, weil wir ihnen eines von Snapes größten Geheimnissen erzählt haben…Das mit den Katzen… Ich denke, das ist auch der Grund, warum er mich gerade rausgeschmissen hat. Er ist gereizt wie ein Stier… Das Rot ist ja in meiner Uniform drin, er hat also immer etwas, dem er folgen kann…Ich… hasse ihn inzwischen noch mehr als früher. Er ärgert Draco mit seiner Vergangenheit und das finde ich widerlich von ihm. Er demütigt ihn, um ihn stärker zu machen…Tolle Art. Aber dank ihm hab ich Mum wieder gesehen. Der Tag, an dem sie starb… Sie hatte ein schönes Lächeln… Ich finde es schade, dass ich sie nicht kennen lernen konnte. Aber ich finde es gut, dass du wenigstens noch da bist. Ich werde dir bald wieder schreiben. Ich warte auf deine Antwort - wenn man das so nennen kann. Auf Wiedersehen, grüße Remus von mir und die Weasleys, wenn du sie sehen solltest. Bye, Harry… Kling sicher komisch, wenn ich mich in Gedanken so verabschiede, was? Ach ja… würdest du mir ein Versprechen geben? Wenn das hier alles vorbei ist, darf ich dann bei dir wohnen? So richtig? Ganz? Bitte…’ Harry besah sich die beschriebenen Seiten noch einmal kurz, bevor er seine Unterschrift darunter setzte. Jetzt würde Sirius diesen Monolog in seinen Gedanken hören… Das war sicher lustig. Wahrscheinlich fiel er aus dem Sessel, wo er sich gerade ausruhte… Noch einen Augenblick sah er auf die Zeilen, dann schlug er das Buch zu. Und nur eine Minute später öffnete sich die Tür und Draco kam heraus. Leise stand Harry auf und legte ihm die Arme um die Schultern, gab ihm einen Kuss in den Nacken. „Soll ich ihn killen gehen?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Draco rann ein wohliger Schauer über den Rücken, als Harry zielsicher exakt eine der Stellen erwischte, wo er wirklich empfindlich war. Seltsam, dass dieser winzige, wenngleich sehr angenehme Moment all die Schatten der Vergangenheit so leicht auslöschen konnte... „Nein... Wir brauchen ihn noch.“, gab der Blonde zurück. „Außerdem will ich dich jetzt für mich haben... Ganz alleine.“ Er drehte sich um und zog den Gryffindor an sich. „Oder hast du etwas dagegen?“ ~*~*~*~ Harry lächelte. „Ich nicht. Snape schon.“, meinte er. „Ich hab mir eine Strafarbeit bis morgen eingehandelt, über ein Thema, das nicht mehr diskutabel ist bei ihm…“, sagte er und strich ihm bedauernd eine Strähne seines Haares aus der Stirn. Offenbar war es anstrengend gewesen, sie war ganz feucht. ~*~*~*~ „Kriegen wir auch hin.“ Der Blonde zuckte mit den Schultern und drückte dem Gryffindor einen leichten Kuss auf die Lippen. „Hauptsache, du bist da... Und jetzt lass uns nicht mehr länger hier bleiben, sonst kommt er noch raus...“ Er legte Harry den Arm um die Taille und zog ihn mit sich. Sie begegneten recht wenig Schülern, waren die meisten doch schon auf dem Weg in die Große Halle, doch diejenigen, die sie sahen, die konnten ihre Augen nicht bei sich behalten und starrten sie unverhohlen an. Einige kicherten, andere zeigten auf sie, wiederum andere machten blöde Bemerkungen. Und Draco musste eins feststellen: Dass es ihm wirklich ziemlich egal war, auch wenn er dem einen oder anderen gerne eine hübsche Sahnetorte verpasst hätte... ~*~*~*~ Harry störte es ebenfalls nicht. Unbehelligt erreichten sie den Raum der Wünsche und Harry öffnete ihnen. Nebel. Schon wieder. Der Trank nebelte offenbar gerne mal… Kurz warf er ihm einen bösen Blick zu, dann wandte er sich Draco zu. „Alleine!“, lächelte er und strich mit dem Handrücken über Dracos Wange. „Alleine zuhause…“ Sachte reckte er sich die fünf Zentimeter hinauf, die sie trennten, und küsste ihn. „Schönes Gefühl.“ ~*~*~*~ „Alleine...“, bestätigte Draco und erwiderte den Kuss sanft. Seine grauen Augen strahlten den Gryffindor vor sich an. Bei Merlin, konnte Glück süchtig machen? Es fühlte sich so an... „Aber ich schätze, erst sollten wir uns den unerfreulichen Dingen widmen... Was hast du dir bei Snape als Strafarbeit eingefangen?“, erkundigte er sich, während er gleichzeitig Harrys Nacken kraulte. Eigentlich war ihm sehr viel mehr danach, ihre Zweisamkeit zu genießen... ~*~*~*~ Harry grinste frech. „Draco war aber weit weg in Gedanken.“, sagte er. „Wenn er das nicht mitbekommen hat. Ich soll einen Aufsatz über die… Wie war das noch? Über die Auswirkungen und die Bedeutung von Respekt schreiben… Blöd, wenn man keinen Respekt gegenüber Menschen vertreten kann, die so sind wie er.“ Gleichgültig zuckte er mit den Schultern. „Ich könnte ihm ein leeres Pergament von drei Ellen Länge geben, auf das ich unten schreibe: Das ist das Gegenteil: Respektlosigkeit… Was hältst du davon? Dann hätten wir mehr Zeit.“ ~*~*~*~ „Ich hätte gerne mehr Zeit mit dir...“ Der Blonde schob sich noch ein bisschen näher und strich mit seinen Fingerspitzen über Harrys Wange. „Aber ich glaube nicht, dass wir Snape noch mehr ärgern sollten... Auch wenn es danach schreit.“ Er seufzte leise. „Du schreibst das und ich setze mich an Arithmantik, okay? Und nach meiner Runde haben wir dann alle Zeit für uns...“ ~*~*~*~ Harry seufzte kläglich und legte seinen Kopf auf Dracos Schulter. „Ist okay.“, murmelte er missmutig. Aber Draco hatte natürlich Recht. Snape ärgern konnte genauso gut sein Ende an dieser Schule bedeuten. Jedenfalls würde er wohl seines Lebens nicht mehr froh werden. Langsam löste er sich von Draco, hob seine Schultasche auf, die er einfach hatte fallen lassen, und warf sie auf den einen Sessel. Wieder warf er den dampfenden und blubbernden Kesseln einen bösen Blick zu. Sie machten alles neblig! Wie sollte man da arbeiten? Die Lösung war, dass er das Fenster öffnete, dann griff er sich ein Pergament, eines der glatteren Bücher und seine Feder, mit denen er sich auf das Bett fallen ließ. Hier war es bequemer. Erst sein Name, dann das Datum, dann das Thema… Respekt… „Was ist Respekt schon groß? Man muss es sich verdienen, oder?“ ~*~*~*~ Draco ließ neben Harry auf dem Bett nieder und suchte seine Hausaufgaben aus der Tasche. Oha... Das würde wieder etwas werden... „Und du solltest dringend schreiben, dass Lehrer sich Respekt aufgrund ihrer Position verdienen...“, antwortete er und konzentrierte sich dann auf seine Aufgaben. Bei Merlin, Vektor wollte sie wohl wirklich quälen! ~*~*~*~ Harry seufzte erneut. War schon klar. Dummes Zeug. Das brachte ihn aber nicht bei der Frage weiter, was Respekt eigentlich war. Vielleicht sollte er sich da Hilfe von Hermione holen… Am Ende dieses Aufsatzes war er sich sicher: Snape verdiente seinen Respekt überhaupt nicht. Respekt, der aus Angst geboren wurde, war kein echter Respekt, sondern Angst, da gab es nichts dran zu beißen. Und es hatte sich auch nicht geändert, dass er ihn nicht als Respektsperson sehen konnte… Dem Lehrer würde dieser Schrieb sicher nicht gefallen. Seufzend ließ er sich auf den Rücken fallen, nahm die Brille ab und rieb sich über die Augen. Ermüdendes Thema. Er wusste, vor wem er warum Respekt hatte, das auch noch schreiben zu müssen, das war ätzend gewesen. Er setzte die Brille wieder auf, um auf die Uhr sehen zu können. Er wollte wissen, wie viel Zeit ihm bei diesem Schwachsinn draufgegangen war. Es war zwanzig Minuten vor zehn. Und sein Freund machte nicht die geringsten Anstalten von seiner Aufgabe abzusehen… „Draco?“ ~*~*~*~ „Hm?“ Der Angesprochene sah auf und blickte in ein Paar müde, grüne Augen. „Was... Oh.“ Sein Blick war zur Uhr gewandert. „Ich sollte wohl los…” Mit einem Seufzer streckte Draco sich. „Sei bloß froh, dass du nicht Arithmantik gewählt hast.“ Er lächelte und gab Harry einen schnellen Kuss. „Ich muss los...“ Dennoch machte er keine Anstalten aufzustehen. Denn eigentlich... eigentlich wollte er hier nicht fortgehen. Auch nicht für diese kurze Zeit. ~*~*~*~ Harry lächelte. „Dann geh mal.“ Er rollte sich ein bisschen zu ihm hin und strich mit den Fingern durch die blonden Haare, kämmte sie zurück. „Die Würdenträger werden wieder auf dich warten und wahrscheinlich wirst du ihnen das mit uns noch erklären müssen… Ich hatte ihnen erst neulich gesagt, dass du nicht schwul bist… Eine glatte Lüge.“ Er lachte, dann wurde das Lächeln verträumt… „Wer hätte gedacht, dass ein Gerücht, das böse in die Welt gesetzt wurde, so schnell wahr werden kann…“ Vielleicht sollte ich versuchen, Snape freundlich zu machen… Aber das würde wahrscheinlich dann nicht mehr funktionieren. ~*~*~*~ „Hm...“, machte Draco und lächelte Harry liebevoll an. Der Gryffindor hatte Recht. Nur: Wie erklärte man das? Und die Tatsache, dass er nun tatsächlich mit einem Jungen zusammen und dabei glücklich war, war auch noch etwas, worüber er grübeln sollte... Schwul... Irgendwie mochte er dieses Wort nicht. „Und wer hätte gedacht, dass wir beide einmal zusammenkommen würden?“, konterte Draco und stupste Harry auf die Nasenspitze. „Wir sehen uns dann gleich wieder... Ich beeile mich.“ Er wuschelte Harry noch einmal durch die Haare, ehe er aufstand. Er hatte wirklich keine Lust... An der Tür angekommen sah er noch einmal zu Harry zurück und lächelte ihm zu, dann schritt er hindurch. Sobald er im Korridor war, beeilte er sich. Die Kerker erreichte er vermutlich in neuer Rekordzeit - und dort erwarteten ihn auch die drei Kleinen wieder. „Draco!“ Sie strahlten und stürmten ihm entgegen. Ehe er es sich versah, sah er sich von den Erstklässlern umklammert und beinahe umgerissen. Ein wenig hilflos strich er über die drei Haarschöpfe. Okay, irgendwie waren sie ja doch niedlich... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You cry in the wilds Hope on the ledges Your heart's in the stars Night's in your eyes ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Respekt... *pffff* Vor Snape? ...nee... *heftigkopfschüttel* *snapeheranrauschensieht* *hintershi-chanversteck* Shirokko: *sternchenaugenkrieg* *snapeliebhat* *snapeanspringt* (*vonrespektehkeineahnunghat*) Abranka: *lachendabeistehundbeobachte,wiesnapegefährlichrotanläuft* Shirokko: *kopfnussundschimpfekriegt* *heult* *anabbyklammertundaufsnapezeigt* Er hat mich nicht lieb! *flennt* abby: *pattpatt* Es ist Snape... Was hast du erwartet? *augenbrauehochzieh* *tröst* Shirokko: *murr* Er ist böse! *knurr* Ganz doll böse! *schmoll* Hinterhalt der Zwillinge ------------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 56: Hinterhalt der Zwillinge Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von The Calling - Anything. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 56: Hinterhalt der Zwillinge „Da sieh mal einer an. Malfoy Junior hat noch mehr Freunde!“ Fred lachte, als er das Bild sah, das sich ihm bot. Ein Malfoy mit Kindern um sich herum… Wann sah man so was schon mal? „Ja, wer hätte das gedacht. Sie sind jünger als er!“ George schien begeistert. „Sie sind ganz zwiebelig!“ „Wären doch perfekte Azubis, oder?“ „Ja, ihre Aufführung vom Quidditch war hervorragend.“ „Auch ihre Darbietung dieser Warrington-Pfeife.“ „Draco! Schick sie weg! Schick sie ins Bett!“, jammerte Rivers unglücklich. „Ja, sie nerven schon die ganze Zeit!“ „Und sie wollten sich nicht vertreiben lassen!“ Zack funkelte die zwei Siebtklässler an, die nur lachten. Die Zwillinge warteten hier unten, seitdem das Abendbrot zu Ende war. Sie hatten auf Draco gewartet, der nicht zum Abendessen erschienen war, denn als Vertrauensschüler blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Pflichten nachzugehen. Das hatten sie bei Hermione ja gesehen. Und bei Angelina ebenfalls, denn sie als Schulsprecherin hatte noch fast mehr Pflichten… Und weil sie sich gelangweilt hatten, hatten sie die drei Jungen ein bisschen geärgert, die hier unten diese wirklich grandiosen Kunststückchen vollführten… „Ja, Malfoy, schick uns ins Bett!“, witzelte Fred und knuffte seinen Bruder, der gerade so tat, als würde er im Stehen einschlafen, in die Seite. ~*~*~*~ „Ich wage zu bezweifeln, dass das bei euch funktioniert...“ Draco war versucht, die Augen zu verdrehen, unterdrückte das aber. Behutsam löste er sich aus der Umklammerung der drei Kleinen und begann loszugehen. Er würde seine Runde drehen - und wenn er diesen Rattenschwanz mit sich zog... Die drei Würdenträger, wie Harry sie nannte, folgten ihm jedenfalls sofort, wenn auch mit misstrauischen Blicken zu den Zwillingen hinüber. „Wo bist du die ganze Zeit?“, fragte Marv und blickte treuherzig zu dem Vertrauensschüler empor. Er hatte beschlossen, die Gryffindors zu ignorieren. ~*~*~*~ Die Zwillinge folgten ebenfalls. „Ja, wo seid ihr die ganze Zeit?“, hakte George nach. „Wir haben euch…“ „…gesucht, aber nicht gefunden… Zu dumm, dass wir Harry diese Karte gegeben haben.“ „Damit hätten wir euch sofort gefunden!“ „Wir haben auch Ronnie gefragt, aber der wusste es auch nicht… Ihr habt euch ja selbst Miones Kontrolle entzogen!“ „Ach die… die meinte doch, sie würde es uns nicht sagen, selbst wenn sie es wüsste…“, erinnerte George seinen Bruder. Irgendwie hatten die zwei immer die Angewohnheit ein wenig vom Thema abzuweichen, aber sie kamen auch immer genauso schnell darauf zurück und vergaßen nicht, worüber sie gesprochen hatten, wenn es sie wirklich interessierte. „Also, wo seid ihr zurzeit? Die Kerker haben wir durch, hier seid ihr also nicht.“ „Hätten wir Harry aber auch nicht zugetraut.“ ~*~*~*~ „Ihr erwartet auf diese Frage nicht wirklich eine Antwort, oder?“ Draco verdrehte dieses Mal wirklich die Augen. „Was zum Merlin tut ihr hier eigentlich?“ „Duuu...“ Rivers zupfte an seinem Ärmel. Er hatte aufmerksam zugehört und jetzt eine wirklich drängende Frage. „Bist du dann mit Harry zusammen, wenn du nicht da bist?“ „Äh... Meistens.“ Der Blonde musterte den Erstklässler. Irgendwie schien der gerade etwas zu begreifen. Und nicht nur er. „Seid ihr ein Paar, wie alle das sagen?“ Zack war es jetzt, der sprach, und seine Ohren hatten einen herrlichen Rotton angenommen. „Liebst du wirklich Jungs?“ Wagh. Das war doch genau das, was er vorsichtig hatte ansprechen wollen, aber so... Draco warf den feixenden Zwillingen einen bösen Blick zu, ehe er ruhig versuchte zu erklären. „Ja, Harry und ich sind ein Paar. Aber noch nicht so lange, wie das alle behaupten. Und ich mag nicht Jungs, sondern nur diesen einen bestimmten, okay?“ Hoffentlich war diese Klippe damit umschifft... Die drei nickten ernsthaft. Damit war die Sache also klar. Jetzt richtete sich ihre Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Zwillinge. Und mit Draco im Rücken fühlten sie sich stark. „Was macht ihr hier? Ihr solltet doch im Turm sein...“, wagte jetzt auch wirklich Rivers zu fragen. ~*~*~*~ „Oh.“ Fred schien richtig erfreut, dass sie fragten. George ebenfalls. Er lachte zwar noch wegen der süßen, unschuldigen Fragen der Kleinen, aber er war immerhin schon wieder fähig zu antworten. „Das ist ganz einfach!“ „Ein Versprechen hält man, nicht wahr, Malfoy?“ „Wir kommen, um Fragen zu stellen!“ „Ja, dein Vater schien wirklich sauer, als er vorgestern hier aufgekreuzt ist.“ „Was war mit ihm? Liegt es daran, dass du…“ ~*~*~*~ Draco konnte nur mit Mühe verhindern, dass ihm der Mund offen stehen blieb. Das war doch... So war das doch nicht gemeint gewesen! Dumm nur, dass die Zwillinge das so auffassten... Und er hatte verdammt noch mal keine Lust, mit ihnen zu reden. Würde er aber wohl müssen, um sie loszuwerden... „Ja, er war sauer.“, unterbrach er Wen-auch-immer von den beiden. „Was an sich nichts Neues ist. Ihm gefallen die Gerüchte und das alles nicht. Da ihr ihn kennt, werde ich wohl kaum weiterreden müssen, oder? Nächste Frage.“ Dann würde er das eben alles so schnell wie nur möglich abhandeln. ~*~*~*~ „Also scheint es dir wirklich erst zu sein.“ „Oder zumindest weiß er nichts von eventuellen Fallen, die du Harry stellen könntest.“ „Oder ist das auch Fassade, weil wir sonst misstrauisch werden könnten?“ ~*~*~*~ Draco schenkte den beiden einen Blick, der leider nicht so tödlich war, wie er hätte sein sollen. „Manche Fassaden erfüllen so gut ihren Sinn, dass man sie lieber nicht hinterfragen sollte.“, erwiderte er kryptisch. „Außerdem erwartet ihr nicht hier und jetzt wirklich irgendeine Stellungnahme von mir, oder? Fragt Harry. Er weiß alles.“ Die drei Würdenträger blickten zwischen dem Slytherin und den beiden Gryffindors hin und her. Irgendwie schienen die sich ja erstaunlich gut zu verstehen. Zumindest reagierte Draco nicht so wie bei Warrington. Und dem gegenüber war er ja wirklich gruselig gewesen... Diesmal war es Marv, der Draco am Ärmel zupfte. „Sind die beiden auch Freunde von dir?“ ~*~*~*~ Fred und George brachen in schallendes Gelächter aus. Freunde? „Wir sind keine Freunde!“, erklärten sie. „Wir sind Gegner!“ „Er ist ein guter Gegner!“ So, wie sie dieses Wort aussprachen, klang es eher wie Opfer, aber sie überspielten es sofort. „Er regt sich immer wunderbar auf!“ „Und er hat uns einen großen Gefallen getan.“ „Deshalb sind wir grade nicht gegen ihn.“ „Ron hat da Sachen erzählt…“ „Ja, Harry scheint glücklich.“ „Und Harry müssen wir schützen, deshalb sind wir da.“ Sie grinsten die Würdenträger an, bevor George überfreundlich zu lächeln begann und sich an den blonden Fünftklässler wandte. „Sag, Draco, wart ihr schon im Bett zusammen?“ Das interessierte ihn wirklich brennend! ~*~*~*~ „Guter Gegner...“, knurrte Draco leise, was in dem Wechselsingsang der Zwillinge jedoch unterging. Bei Merlin, wie konnte die nur jemand auseinanderhalten? Und wie konnte die vor allem jemand auf Dauer ertragen? Die drei Erstklässler hingen jedoch an ihren Lippen. Bei der letzten Frage liefen die drei blutrot an. Faszinierend zu beobachten und gerade für Draco ein wirklich besserer Anblick als die prüfenden Blicke von den beiden Brüdern. „Das ist etwas, was euch wirklich überhaupt nichts angeht.“, gab er zwischen zusammengebissenen Zähnen zurück. ~*~*~*~ „Och, sei kein Spielverderber!“, murrte Fred halb beleidigt. „Ist doch keine große Sache da ein Ja oder Nein zu sagen.“ Sie grinsten einander an. „Oder willst du es vielleicht nicht sagen, weil es schon so war?“ Plötzlich waren sie Feuer und Flamme vor Begeisterung. Sie hatten gemerkt, wie unangenehm die Fragen für Draco waren, solange die Kleinen da waren. Und sie hatten gemerkt, dass sie hier jemanden ein wenig in Verlegenheit bringen konnten… Nicht nur Draco, was schon ausreichend gewesen wäre, nein, die Kleinen waren wirklich goldig, wie sie sie anstarrten und immer wieder Draco ansahen, weil sie es auch wissen wollten. Da fehlte doch wohl nur noch eine Frage… „Wie war es? Hat es wehgetan?“ ~*~*~*~ Draco spürte, wie ihm jetzt wirklich das Blut ins Gesicht schoss. Das war doch... Die beiden hatten eindeutig einen Knall! Und nicht nur einen großen, nein, gleich einen absolut gigantischen! Er sparte sich jegliche Antwort, stampfte einfach nur weiter. Sein Fanclub huschte mit roten Ohren mit und war hin- und hergerissen zwischen Verlegenheit einerseits und Neugierde andererseits. ~*~*~*~ „Fred!“, jammerte George sofort los. „Er ignoriert uns!“ Dieser nickte pikiert, bevor er grinste. „Wollen wir doch mal sehen, wie lange.“ „Du meinst…?“ „Ja.“ „Okay. Fragen wir also Harry.“ Und synchron holten sie ihre Bücher aus den Manteltaschen und begannen darin zu schreiben, während sie immer noch hinter Draco hergingen. „Lass mal sehen!“ Fred blickte auf Georges Buch. „Ui, das hab ich auch gefragt!“ „Ja? Zeig mal!“ ~*~*~*~ „Nein.“ Draco drehte sich um und legte die Hände auf die Bücher. „Lasst ihn in Ruhe.“ Ehe sie noch Harry auf den Keks gingen, würde er lieber mit ihnen sprechen. Harry sollte im Moment seine Ruhe haben... Vor ihnen. Vor diesen Fragen... Denn die Verlegenheit in seinem Gesicht war das letzte Mal nur allzu deutlich gewesen. Und er wollte nicht, dass sich der Gryffindor unwohl fühlte. Besonders nicht, wenn man die Fragen in seinen Gedanken einfach nicht abstellen konnte... ~*~*~*~ Plötzlich ernst sahen sie sich an, lächelten dann. Plan geglückt. Sie hatten es nicht wirklich erwartet, aber Draco hatte sich tatsächlich für Harry eingesetzt. Gegen sie. Gegen die, die eigentlich seine Freunde waren… Wie süß. Er mochte ihn wirklich! Er war um ihn besorgt! „Fred, ich denke, er hat eine Belohnung verdient.“, meinte der eine Rotschopf freundlich. „Ja, er war ja brav.“ „Hast du eine Idee?“ „Wir könnten ihm einen Abzug davon geben, bevor sie überall verteilt werden…“ „Ja, das könnten wir machen… Aber wir brauchen das Original doch noch.“ „Stimmt… die Abzüge sollten erst morgen in Produktion gehen…“ „Was ist mit diesem Bild?“ „Du meinst… das?“ „Warum nicht?“ „Stimmt, er war ja immerhin brav…“ Fred begann in seiner Tasche zu kramen, holte im nächsten Moment auch schon ein Buch heraus und blätterte wie wild darin, bevor er plötzlich stoppte und erfreut auf die Seite zeigte. „Das?“ „Genau das meinte ich!“ Fred lächelte. „War schon klar.“ „Ich habe dich auch lieb!“ Sie grinsten Draco an, während George das Bild aus dem Album nahm. „Ist noch nicht so alt…“, meinte Fred. „Aber es ist ein Beweis dafür, dass wir uns eben doch einen Fotoapparat leisten können.“ Er grinste. „Und es ist ein guter!“ „Sehr klein…“ „Unauffällig…“ „Kann man scharfe Bilder mit machen…“ „Da!“ Und der eine Zwilling streckte ihm das Foto entgegen. „Schon bearbeitet und ein bisschen modifiziert… Farbe kann nicht mehr ausbleichen.“ Und auf dem kleinen Stück Karton wurde auch für die Kleinen das Bild eines schlafenden, an Draco gelehnten Harrys sichtbar, Mund leicht geöffnet, Haare in der Stirn, ein bisschen nur vom Wind bewegt, sein Gesicht genauso friedlich wie Dracos eigenes. Ja, sie hatten gesehen, dass Harry dem Blonden vertraute, aber dennoch hatten sie sich Sorgen gemacht. Sie hatten sie noch immer. Ein bisschen. Und sie würden diese Verbindung auch weiterhin im Auge behalten. Das Foto war auch als kleiner Hinweis darauf gemeint. „Ist er nicht süß?“ ~*~*~*~ Draco betrachtete die Zwillinge skeptisch. Zu einem gewissen Grad waren sie ihm wirklich unheimlich. Neben ihm reckten sich die drei Kleinen auf die Zehenspitzen, um auch ja etwas sehen zu können. Nein, sie waren nicht neugierig. Sie waren hyperneugierig. Mindestens. Der Blonde starrte das Foto an und nahm es dann entgegen. Auf einmal hatte sein Herzschlag sich abrupt beschleunigt. Ein sachtes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er die Szene betrachtete. Dieses Vertrauen, diese Vertrautheit... Es tat beinahe weh, sie so von außen zu sehen. Dann hob er den Kopf und sah die Zwillinge an. Der Blonde zögerte einen Augenblick und steckte das Bild dann weg. „Harry kann froh sein, solche Schutzengel zu haben...“ Abrupt wandte sich der Slytherin zu seinem Fanclub um. „Und ihr drei verschwindet jetzt ins Bett, klar? Und wenn einer von euch irgendein Wort über diese Sache hier verliert, wird er sich wünschen, nicht geboren worden zu sein, kapiert?“ Mit großen Augen nickten die Jungs. Klar, war doch eh Ehrensache. „Mach’s gut, Draco. Und grüß Harry!“ Sie strahlten ihn noch an, ehe sie davonhuschten. Wunderbar. Jetzt musste er nur noch die Zwillinge loswerden, um zu Harry zurückgehen zu können. ~*~*~*~ Diese zwei ließen sich nur nicht so einfach loswerden. Die Kleinen hatten da etwas gesagt, was sie interessierte. „Grüß Harry?“ Fred begann zu lachen und George stimmte mit ein. „Du bist ansteckend, Malfoy!“ „Die Kleinen scheinen ihn zu mögen!“ Vorne wurde das Treppenhaus sichtbar. „Vielleicht sollten wir sie wirklich mal fragen, ob sie bei uns in die Lehre gehen wollen.“ „Ja, du hast Recht, wir brauchen noch Nachfolger und bei den Gryffindors ist einfach kein gutes Material.“ „Nein, alle viel zu leicht zu beeinflussen und dann kuschen sie auch noch vor einem Fünftklässler.“ Sie erreichten die Treppen nach oben. „Eine Schande.“ Ohne sich auch nur einmal umzudrehen, stiegen sie sie hinauf. „Aber diese drei…“ „Wir können sie ja mal ein bisschen beobachten, was denkst du?“ „Genau das gleiche…“ ~*~*~*~ Draco schnaubte nur leise und sah den Zwillingen nach, wie sie abzogen. Zumindest war er sie jetzt los... Jetzt brauchte er nur noch seine Runde beenden und konnte wieder zu Harry zurückkehren. Sehr schön... Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Er war ja auch schon fast durch... Nur noch zwei Gänge und er konnte verschwinden. Das tat er dann auch. Niemand lief ihm mehr über den Weg und so konnte er wieder zum Raum der Wünsche zurückkehren. Dämliche Pflichten. Am liebsten hätte er sie ja wirklich hingeworfen, aber das konnte er nicht... Schon während er die Treppe hinauf schritt, meldete sich sein Herz wieder deutlich zu Wort. Es pochte immer schneller und irgendwann, ohne dass er es wirklich bemerkt hatte, hatte er begonnen zu laufen und schließlich zu rennen. Vor dem Bild mit dem Troll blieb er einen Augenblick stehen, um zu Atem zu kommen. Dann streckte er die Hand nach der Tür aus, die nur er sehen konnte, und trat ein. ~*~*~*~ Harry hockte in seinem Grinselöwenschlafanzug auf einem der Sessel und reckte den Kopf, um möglichst bequem in den linken Kessel blicken zu können. Der Nebel hatte aufgehört und der Inhalt schimmerte momentan wie flüssiges Pech. Es sollte so sein, so stand es im Buch. In cirka vierundzwanzig Stunden würde sich die Farbe in helles Grün verwandelt haben und dann musste man umrühren. Aber dieses Schwarz war schön. Richtig tief. Es sah so kalt und gleichzeitig total einladend aus… Er war so vertieft, dass er Draco gar nicht bemerkte, wie er reinkam. Faszinierend… Ob es so in Draco aussah, wenn er an seinen Vater dachte? ~*~*~*~ „Na, träumst du?“ Draco trat langsam zu dem Gryffindor hinüber und schlang von hinten die Arme um ihn. Er war so schön warm... Dagegen kam er sich selbst auf einmal so eiskalt vor. Der Blonde schmiegte seine Wange gegen das verwuschelte Haar. Es tat so gut, bei ihm zu sein... ~*~*~*~ „Dray!“ Harry war richtig erfreut, dass er wieder da war, lehnte sich gegen ihn und legte den Kopf in den Nacken, um ihn ansehen zu können. „Du hast lang gebraucht.“ Eine seiner Hände suchte sich ihren Weg in sein dichtes Haar. „Viel zu lange.“ ~*~*~*~ Draco lächelte den anderen Jungen sanft an und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Unerwartete Gesellschaft... Die Weasley-Zwillinge haben mich besucht...“ Er schmiegte seine Wange an Harrys und schloss für den Augenblick die Augen. Schön warm... ~*~*~*~ Harry schloss ebenfalls die Augen. „Ach deshalb meinten sie vorhin, du wärst böse und würdest nicht antworten…“ Er seufzte. „Hab mich schon gewundert, dass sie danach gar nichts mehr gesagt haben… Ist sonst so gar nicht ihre Art.“ ~*~*~*~ „Das haben sie also geschrieben?“ Draco war ein wenig beruhigt. Also hatten sie Harry nicht wieder geärgert... Im gleichen Augenblick musste er den Kopf schütteln. „Sie sind wirklich geschickt... Sie wollten mich dazu bringen, doch mit ihnen zu reden, obwohl ich sie angesichts ihrer Fragen ignoriert habe. Bei Merlin, wie kommen die eigentlich dazu so etwas... Privates zu fragen?“ Erneut schüttelte er den Kopf. „Nun, ihr Trick hat funktioniert... Danach hatten sie wieder meine Aufmerksamkeit.“ Er seufzte leise. „Sie machen sich Sorgen um dich... Dass ich dir nicht gut tun könnte und ein falsches Spiel mit dir treibe...“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dachte kurz nach, dann lächelte er. „Ich werd mal mit ihnen reden.“, sagte er. „Irgendwie scheint keiner meiner Freunde wirklich Vertrauen in mich zu haben. Sie wollen mir nicht glauben, dass man dir vertrauen kann.“ Weich schmiegte er seine Nase gegen Dracos Ohr. „Die sind doch alle blöd.“ ~*~*~*~ Draco rann ein Schauer über den Rücken, als Harrys Atem sein Ohr streifte. Nur mit Mühe brachte er seinen Gedanken soweit zusammen, dass er dem Gryffindor antworten konnte. „Nein... Sie haben nur nicht vergessen, was ich getan habe. Und das kann ich ihnen auch nicht verdenken. An ihrer Stelle würde ich mir auch nicht trauen.“ Mit den Händen fuhr er sanft über Harrys Bauch. Er konnte seine Wärme durch den dünnen Stoff hindurch spüren... Und er wollte mehr davon... „Komm, lass uns ins Bett gehen...“ ~*~*~*~ Das war doch mal ein vernünftiger Vorschlag. Harry nickte, drückte Draco einen kleinen Kuss auf die Schläfe, die er grade noch so erreichen konnte, dann stand er auf. Dracos Hand nahm er dabei einfach mit und zog ihn zum Bett. Aber bevor er auch nur daran denken konnte, sich darauf niederzulassen, blieb er stehen. Er wollte ihn küssen. Jetzt, sofort, auf der Stelle. Er hatte eh schon viel zu lange gewartet seiner Meinung nach. Ganz sachte zog er ihn zu sich, lächelte ihn entschuldigend an, dann hob er seine Hand in Dracos Nacken und zog ihn zu sich runter. ~*~*~*~ Ganz sanft berührten sich ihre Lippen. Es prickelte beinahe genauso wie bei ihrem ersten Kuss, fand Draco. Beinahe... Diese absolute Aufregung, diese Mischung aus Angst, Überwindung, Mut und einem gewissen Verlangen würde nicht zurückkehren, aber das hier... das hier war genauso schön, auf eine andere Art. Ein ganz leichtes Lächeln glitt über Dracos Lippen, dann verstärkte er den Kuss, verwickelte Harry in einen ausgiebigen Zungenkuss und drängte ihn nebenbei sachte gegen das Bett. Bevor der andere jedoch das Gleichgewicht verlieren konnte, ließ er ihn behutsam auf die Decke sinken, folgte augenblicklich nach und unterbrach den Kuss keinen Augenblick. Das tat er erst, als er wirklich keine Luft mehr bekam. Er blickte in Harrys grüne Augen und konnte nicht anders, als zu lächeln. Einfach nur lächeln, vielleicht bis ans Ende seines Lebens... ~*~*~*~ Harry erwiderte das Lächeln, blickte zu dem Jungen über sich auf. Blonde Strähnen versperrten ein wenig die Sicht auf die Augen und er hob die Hände, um sie zurückzuhalten. Fast augenblicklich vertiefte sich das Lächeln noch. „Du bist schön.“, stellte er ein weiteres Mal fest und zog eine Hand durch, nur um kurz darauf eine verloren gegangene Strähne doch noch mit zurück zu zwingen. ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde einen Tick verlegen. „Du auch...“, gab er zurück und strich mit den Fingerspitzen über Harrys Wange. Er richtete sich kurz auf und streifte seinen Umhang ab. Ihm war jetzt wirklich warm... Um nicht zu sagen heiß. Einen Augenblick später beugte er sich wieder über Harry, küsste ihn erneut. Wie gewohnt ruhte sein Gewicht auf seinen Knien, denn auch, wenn er jetzt halb auf dem Schoß des Gryffindors saß, wagte er es nicht, diesem schmalen Jungen sein Gewicht aufzuerlegen. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Kuss, kicherte kurz darauf leise. Komisches Gefühl. Es war fast wie bei ihren Kitzelkämpfen. Er verlor immer und dann endete es in dieser Position. Draco über ihm. Nur dass er diesmal die Arme frei hatte. Und dass er diesmal keine Angst haben brauchte, dass Draco etwas merkte, was er nicht sollte. Er wusste es ja schon… Das Kichern wurde nervöser. Irgendwie war das Gefühl plötzlich gar nicht mehr schön. Draco war zwar vorsichtig, aber… irgendwie… Plötzlich war ihm nicht mal mehr nach Kichern. Er fühlte sich schrecklich, fast bedroht, dabei… dabei war es doch Draco. Nur Draco! Sein Draco! Niemand anderes. Niemand… niemand sonst… Er hob die Arme, schlang sie um Dracos Hals und zog diesen zu sich herunter, verbarg das Gesicht an seinem Hals. Er wusste, dass er grade zitterte, aber es war ihm egal. Immerhin gelang es ihm noch, die Tränen zurückzuhalten…. ~*~*~*~ Draco war vollkommen überrumpelt. Das Zittern seines Freundes war nur allzu deutlich und er konnte Harrys Schultern beben spüren. Irgendetwas war gerade allzu deutlich nicht in Ordnung... Er rollte sich zur Seite, zog Harry mit sich, denn er wollte nicht auf ihm liegen bleiben, ihn dazu zwingen, dort zu bleiben, und ihn einzuengen... „Hey...“ Behutsam strich er durch das dichte Haar, kraulte Harry den Nacken. „Was ist los, Kätzchen?“ ~*~*~*~ Harry konnte nicht antworten. Sein Hals war eng, die Tränen waren viel zu nah. Er wusste es doch selbst nicht. Er hatte Angst… panische Angst gehabt. Mehr als nur Unwohlsein. Er presste die Augen aufeinander, spürte plötzlich auch das leichte Brennen auf seiner Stirn, das ihm vorhin nicht aufgefallen war. Und plötzlich erkannte er die Gefühle. Opfer. Wehrlos. Keiner da… Keine… Chance auf Entkommen. Eine kalte, bedrohliche Erinnerung an eine ähnliche Pose. Längst Vergangenheit, aber in seinem Gehirn mehr als nur eingebrannt. Mehr war es nicht. Im Grunde. Aber das änderte nichts daran. Und es änderte auch nichts daran, dass er Draco mit ihm gleichgesetzt hatte. Mit Voldemort. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er hatte Draco… verraten. Ihn mit jemandem gleichgesetzt, der das allerletzte auf dieser Welt war. Und noch weiter dahinter. Wie hatte er das nur tun können? Ganz langsam platzierten sich seine Hände an Dracos Brust und schob ihn sachte aber bestimmt von sich, setzte sich auf. Sein Gesicht drückte pures Entsetzen aus. Entsetzen darüber, wozu sein Gehirn fähig war. Draco… war niemals auch nur annähernd so. Niemals! Niemals… nie… ~*~*~*~ Dracos Augen weiteten sich erschrocken, als Harry ihn von sich schob und deutlich Abstand zwischen sie brachte. Was...? Auch er setzte sich auf, fühlte sich vollkommen hilflos. Und eine Woge von Schmerz brach über ihm zusammen, als er des Entsetzens in den grünen Augen gewahr wurde. Was hatte er getan? Womit hatte er Harry erschreckt? Panik kroch in ihm hoch, die er nur mühevoll wieder zügeln konnte. „Harry...?“, fragte er leise und konnte kaum glauben, dass ihm seine Stimme überhaupt gehorchte. „Rede mit mir... Was ist? Wenn ich... etwas falsch gemacht habe, sag es mir...“ Er konnte nicht verhindern, dass sein Tonfall bittend wurde, regelrecht bettelnd. ~*~*~*~ Harry brauchte einige Zeit, bis er überhaupt bemerkte, dass Draco etwas gesagt hatte. Dann aber sah er auf, direkt in verzweifeltes Grau. Verzweiflung. Weil er… weil er so unglaublich bescheuert war. Am liebsten würde er ihn in den Arm nehmen, sich an ihn kuscheln und sich trösten lassen. Genau das geschehen lassen, was diese Augen versprachen. Was die Worte versprachen. Aber… aber das konnte er ihm doch nicht sagen! Niemals! Das war eine Schande! Seine Schande… Unverzeihlich! „Dray, ich…“ Er blinzelte, schluckte, sah schließlich weg. „Du würdest mich hassen.“, wisperte er heiser. „Hassen…“ Ganz langsam beugte er sich vorne über, hob die Hände an die Ohren und krallte sich in seine Haare. Das… das würde er nie ertragen. Niemals. ~*~*~*~ Die Verzweiflung drohte ihn zu ersticken. Sie war allgegenwärtig - und er war so verdammt hilflos! Zögernd streckte Draco die Hand aus und legte sie auf Harrys Schulter. „Ich werde dich nicht hassen. Niemals... Das kann ich gar nicht...“ Die Worte waren so rau, brannten in seiner Kehle. Er wollte mehr sagen, doch ihm fehlte die Kraft. Er fühlte sich in einen tiefen Abgrund gestoßen, befand sich im freien Fall. Er sah Harry neben sich fallen und doch ließ der Gryffindor nicht zu, dass er ihn auffing... ~*~*~*~ Harry erzitterte wieder, als er die warme Hand auf seiner Schulter spürte. Hoffnung, dass er ihm vergeben würde, keimte, als er ganz sachte danach griff. Seine eigenen Hände waren kalt wie Eis. Schockkalt. Wie in Zeitlupe drückte er diese Hand. Er glaubte es ihm… Die Stimme war zu ehrlich, als dass es eine Lüge sein konnte. Und Draco hatte selbst zuviel Scheiße erlebt, um so etwas nicht nachvollziehen zu können… oder? So war es doch, nicht wahr? „Entschuldige…“, flüsterte er. Es war lauter als zuvor, aber immer noch erstickt. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. Vielleicht ließ sich der vernichtende Aufprall doch noch verhindern... Er rutschte näher und legte ganz vorsichtig den freien Arm um Harrys Taille, zog ihn an sich und lehnte ihn mit dem Rücken gegen seine Brust. „Sagst du mir, was es ist? Ich... ich habe Angst, dass das wieder passiert, wenn ich es nicht weiß...“ Ein Gedanke keimte in ihm auf. Aber deswegen hatte man doch nicht solche Angst, oder? Unerfahrenheit und Unschuld waren doch nichts, weswegen man Panik bekommen musste... ~*~*~*~ Zitternd ließ Harry es geschehen. Viel zu lieb. Viel zu rücksichtsvoll… und dieser Junge hatte sich wirklich in einen Idioten wie ihn verliebt. „Das… das… das passiert nie wieder.“, murmelte er undeutlich. „Und wenn doch…“ Er kuschelte sich enger an ihn. Ihm war jetzt wirklich kalt. „Nie…“ Und Voldemort würde leiden. Dafür würde er doppelt und dreifach leiden. Dafür, dass er ihm diesen Moment kaputt gemacht hatte. Leicht hob er die Hand und rieb sich über die Narbe an der Stirn. Sie hatte wieder aufgehört zu ziepen, aber die Erinnerung daran war noch vorhanden. Deutlich, auch wenn es nicht doll gewesen war. Sie tat es in letzter Zeit wieder häufiger… ~*~*~*~ Harrys Worte waren schwer zu verstehen. Sie erreichten gerade eben Dracos Ohr. „Okay...“, murmelte dieser und gab dem Schwarzhaarigen einen sanften Kuss auf die Schläfe. Langsam verflog die Panik wieder. Er verstand es noch immer nicht... Er verstand dieses Entsetzen nicht und es machte ihn unruhig, dass er die Ursache nicht kannte... Aber dennoch: Er würde nicht fragen. Wenn Harry nicht darüber reden wollte, dann wollte er es nicht, und er hatte kein Recht dazu, ihn zu bedrängen. Er wusste doch selbst, wie das war, wenn er nicht reden wollte... Jetzt konnte er nur hier sitzen, Harry im Arm halten und dafür sorgen, dass ihm wieder warm wurde. Er konnte da sein. Das war alles. ~*~*~*~ Ganz langsam ließ das Zittern nach. Seine Hände lagen auf Dracos, wollten ihn auf keinen Fall gehen lassen. Und gleichzeitig beruhigte sich sein Herz. Medizin… für den Geist. Und das, obwohl er so was Schreckliches über ihn gedacht hatte. Müde drückte Harry sich näher. „Nicht weggehen.“, murmelte er noch. ~*~*~*~ „Werde ich nicht...“, antwortete Draco leise. Er wusste nicht, wie lange sie so gesessen hatten, als ihm Harrys ruhiger Atem verriet, dass dieser eingeschlafen war. Ganz behutsam machte er eine Hand frei und langte nach der Decke, zog sie irgendwie unter ihnen hervor. Dann ließ er sich zurücksinken, Harry noch immer halb auf sich und zog die Decke über sie. Auch er war müde... Und doch... Er würde lange keinen Schlaf finden. Zu sehr hatte ihn dieser Zwischenfall aufgewühlt. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Whatever you need Whatever it takes, I'll do anything If I have to crawl Get down on my knees Whatever it takes, I'll do anything ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ich liebe die Zwillinge. =^-^= Sie sind einfach toll. Frechdreist und alles. ^^ Und Harry... Er ist verdreht. *heftignick* Deswegen passt er wahrscheinlich auch so gut zu Draco... Beide sind sie vollkommen verdreht... Shirokko: *sichschämt* Harry ist voll durchgeknallt. Und warum? Weil ich unfähig bin, Slash zu schreiben… *murr* Aber die Zwillinge sind genial. Ich liebe sie. Da kann ich mich austoben und alles schreiben, was man braucht, um böse zu sein! *breitgrins* Ich sag’s euch: Ohne die wäre ich in jeglicher Hinsicht verloren. Finte ----- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 57: Finte Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Bryan Adams - (Everything I Do) I Do It For You. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 57: Finte Harry erwachte in dieser Nacht insgesamt dreimal, weil er schlecht träumte. Weil er von diesem einen beschissenen Tag träumte. Einmal um vier, da nahm er seine Brille ab, warf sie ungeschickt auf den Nachttisch, wo der Wecker stand. Noch immer fühlte er sich von Draco umarmt, fühlte sich geborgen, trotz der schwirrenden Gedanken. Dracos Nähe war es auch, die die Gedanken beruhigten. Das zweite Mal war es halb sechs und schon hell draußen. Diesmal war es die Situation vorhin gewesen. Als Draco… ihm so bedrohlich vorgekommen war. Schrecklich, wie er so etwas hatte denken können. Wie konnte er das auch nur wagen? Es war sein Glück, dass sein Gehirn den Nebel in seinen Gedanken noch nicht ganz durchdringen konnte, denn so konnte er noch einmal einschlafen. Diesmal ganz klein zusammengerollt und Dracos Hände an seine Brust gedrückt, als wären sie ein Teddybär. Das dritte Mal hatte er kein so großes Glück. Der Schreck saß ihm so tief in den Gliedern, dass er es nicht einmal wagte, die Augen wieder zu schließen, denn diesmal war es nicht er gewesen, der an den Stein auf dem Friedhof gebunden war, diesmal war es Draco gewesen. Draco… Harry biss sich auf die Zunge, dass er Blut schmeckte. „Das lasse ich niemals zu.“, wisperte er, versprach es hoch und heilig sich selbst. Er reckte sich ein klein wenig und küsste den schlafenden Jungen kaum wahrnehmbar. „Dich wird er nicht kriegen. Und wenn ich mein Versprechen dafür brechen muss.“ Er legte seinen Arm um Draco, wachte über seinen Schlaf, bis es schließlich Zeit wurde, dass er aufstand. Draco hatte heute noch Frühtraining. Wie jeden Morgen… Aber er wollte ihn eigentlich nicht gehen lassen… „Dray?“, fragte er leise. Wieder blitzte der Traum vor seinen Augen auf. Und dazu kam seine gestrige Assoziation… Opfer und Täter in einem. Harry schauderte. Vielleicht… sollte er ihn nicht wecken. Vielleicht sollte er ihn verschlafen lassen, damit er nicht ging… Aber das würde Draco sicher nicht gefallen… „Draco. Es ist viertel vor sieben.“ ~*~*~*~ Draco blinzelte den Gryffindor müde an und vergrub dann das Gesicht an seiner Brust. „Will nicht...“, murmelte er leise. Er hatte aber keine Wahl. Schon allein nicht, weil er sich sonst noch mit dieser verdammten Krawatte umbringen würde... Widerwillig hob er den Kopf so weit, dass er das grün-silberne Ding lösen konnte und kuschelte sich wieder an Harrys Schlafanzug. Nein, bloß nicht aufstehen... ~*~*~*~ Harry erwiderte das Kuschelbedürfnis ohne ein Wort. Er hatte ihn geweckt. Jetzt würde er ihn garantiert nicht scheuchen. Garantiert nicht. Er wollte doch eh, dass er blieb. Gar nicht aufstehen, einfach nie mehr… Langsam begannen seine Finger sich zu bewegen, kraulten Dracos Schläfe und die Stelle hinter seinem Ohr. Weich… ~*~*~*~ Draco gab einen leisen Laut der Zufriedenheit von sich. Dennoch... Es gab keine Wahl... Keine... Er seufzte leise, fing Harrys Hand ab und gab ihm einen Kuss auf die Fingerspitzen, ehe er sich aufsetzte. „Du glaubst gar nicht, wie wenig Lust ich habe, dort rauszugehen...“ Der Blonde fuhr sich durch das wirre Haar und warf seinem Freund einen wehmütigen Blick zu. ~*~*~*~ Dann bleib doch, sagten Harrys Augen, doch er schwieg. Er wusste ja, dass das ziemlich unmöglich war. Montague würde ihn in der Luft zerreißen und Warrington… Na ja, er war halt noch Slytherin… ~*~*~*~ Draco gab Harry noch einen kurzen Kuss auf die Stirn, dann stand er auf. In seinem Umhang, der noch genauso achtlos neben dem Bett lag, wie er ihn gestern Abend fallen gelassen hatte, fand er seinen Zauberstab und nach einem kurzen Accio hielt er sein Sportzeug in der Hand. Er empfand einen ganz akuten Widerwillen dagegen, wieder auf Warrington und Pucey zu prallen. Vielleicht sollte er diesmal seinen Zauberstab dabei haben... Konnte nicht schaden... Und seine Tasche zusammenpacken. Er hatte schließlich sein ganzes dummes Schulzeug hier oben. Er streifte Hemd und Hose ab, ohne weiter drüber nachzudenken, und schlüpfte in T-Shirt und Sporthose. Fehlten nur noch die Schuhe... Keine Minute später war er fertig und packte seine Sachen mit einem simplen Aufräumzauber zusammen. ~*~*~*~ Harry hatte dem schweigend zugesehen. Er wollte nicht, dass er ging. Ganz akut nicht. Aber diesem Gedanken stand leider die Pflicht im Weg. Und trotzdem… Es würde bedeuten, dass er wieder alleine hier zurückblieb. Das wollte er nicht. Langsam stand er ebenfalls auf. Er wollte nicht alleine bleiben. Und Draco konnte nicht hier bleiben. Also gab es nur noch eine Möglichkeit… „Warte…“, sagte er, als Draco gerade zur Tür wollte. „Warte, ich komme mit!“ Und schon zog er sich den Schlafanzug über den Kopf. ~*~*~*~ Draco hielt mitten in der Bewegung inne. Was...? Dann verstand er. Harry wollte mitkommen... Ein breites Lächeln glitt über sein Gesicht. Das würde alles doch viel, viel angenehmer und schöner machen. Und falls Warrington irgendetwas Dummes von sich geben würde, würde er ihm schlichtweg den Hals umdrehen. So einfach war das. Aber jetzt war er erst einmal damit beschäftigt, mit vollkommener Faszination dem Gryffindor zuzusehen. Es stimmte nur zu sehr, was er gestern gesagt hatte: Harry war in seinen Augen wirklich schön... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige griff hastig nach seinem Hemd, warf es sich über, trat auf den Saum des rechten Hosenbeines, um die Hose loszuwerden und schlüpfte fast gleichzeitig schon in seine Uniformhose, Socken und Schuhe. Und dann verschwand er hinter dem Bett, um seine Brille zu suchen, die er schließlich in der Nähe des Fensters blinken sah. Insgesamt dauerte die Aktion kaum länger als Dracos Fertigmachen, aber er sah wesentlich schlimmer dabei aus. Vollkommen chaotisch. Und das nur, weil er nicht wollte, dass Draco zu spät kam oder ohne ihn ging. Er griff nach seiner Tasche, die er schon am gestrigen Tag gepackt hatte und warf sich seinen Umhang um die Schultern, dann kam er zu Draco und nahm dessen Hand. „Danke.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Nichts zu danken, Kätzchen.“ Draco gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich freue mich, dass du mitkommst.“ Der Blonde schulterte seine Schultasche und zog Harry mit sich. Seite an Seite verließen sie den Raum der Wünsche und gingen hinunter zur Eingangshalle. Unterwegs begegneten ihnen ausnahmsweise einmal keine Schüler. Um die Uhrzeit war noch niemand auf, der es nicht sein musste. Und dieses Müssen betraf vorrangig das Slytherinquidditchteam, kaum jemanden sonst. Am Tor stand bereits Blaise und wartete auf Draco. Da der Sucher noch nicht am See war, war er davon ausgegangen, dass dieser noch kommen würde. Schon allein, um deutlich zu machen, dass er sich vor Warrington nicht verkriechen würde. Er hatte Recht gehabt - Draco kam. Das allerdings nicht allein. „Guten Morgen. Heute zu zweit?“ Blaise grinste die beiden Jungen freudig an. „Wie du siehst...“, gab Draco zurück. ~*~*~*~ „Morgen, Blaise.“, antwortete Harry ebenso freudig. Wie kam es eigentlich, dass Blaise so gut wie immer gute Laune hatte und dabei so ansteckend war? Ein Lächeln von ihm und man hatte wirklich Schwierigkeiten, selbst nicht zu lächeln… Schöne Gabe. ~*~*~*~ „Hach, ihr zwei seht glücklich aus...“ Blaises Grinsen wurde noch einen Tick breiter, dann wurde seine Miene augenblicklich ernst. „Draco, du solltest dich drauf einstellen, dass Warrington etwas ausheckt. Nach deinem letzten Auftritt im Gemeinschaftsraum will er Rache... Und ich glaube nicht, dass er vor irgendetwas zurückschrecken wird. Er tönt schon die ganze Zeit rum, dass er es dir zeigen wird...“ „Schon möglich.“, unterbrach der Blonde ihn. „Aber er tönt immer rum. Sehr viel anderes bringt er nicht zustande.“ Unwillkürlich zog Draco die Schultern hoch. Sie kamen der Weide schneller näher, als ihm eigentlich lieb war. Vermutlich war Montague nicht gerade begeistert, wenn Harry hier blieb und zusah... Schließlich war er im gegnerischen Team... ~*~*~*~ Harrys Hand schloss sich unwillkürlich enger um Dracos. Warrington erzählte viel, wenn der Tag lang war, das war schon richtig, aber es auf die leichte Schulter nehmen, das war keine gute Idee… Aber… diesmal war er ja da. Sollte er auch nur eine Andeutung machen, Draco schaden zu wollen… Sein freier Arm drückte sachte gegen die Tasche in seinem Umhang. Es knisterte leicht. Also war alles da, was er brauchen würde, falls ein solcher Fall ihn dummerweise zum Handeln zwingen würde… Buch, Feder, Notizen, Zauberstab… Er lächelte leicht. ~*~*~*~ „Hey...“, begrüßten die beiden Slytherins ihren Kapitän, der sie nur abnickte und seine Aufmerksamkeit dann auf Harry richtete. „Heute mit Spion?“ Montague zog demonstrativ beide Augenbrauen hoch und blickte Draco fragend an. Der Sucher erwiderte den Blick ungerührt. „Meinst du wirklich, dass es hier irgendetwas zu spionieren gibt?“ Er verdrehte die Augen. „Mal abgesehen davon, dass wirklich jeder weiß, dass wir um den See laufen...“ Im ersten Augenblick hatte er antworten wollen: Nein, mit meinem Freund. Aber irgendwie... Er hatte die Worte schlichtweg nicht über die Lippen gebracht. Es ging einfach nicht... Aber warum? Schatten legten sich über Dracos Augen, die vermutlich kaum jemand als solche erkennen würde. „Okay... Wie du meinst. Potter, setz dich unter den Baum, okay?“, forderte der Slytherinkapitän den einzigen Gryffindor in diesem Schlangennest auf. Warrington und Pucey, die nun auch eintrudelten, warfen dem Jungen-der-lebt überraschte und angeekelte Blicke zu. Dieser Kerl hatte in ihren Augen hier absolut nichts zu suchen. Und dennoch... Der Kapitän gab das Okay und damit war er zu dulden. Zähneknirschend. Warringtons dunkle Augen hefteten sich auf Draco. Auch dafür würde dieser Bastard noch bezahlen... ~*~*~*~ Harry nickte, drückte die warme Hand ein letztes Mal, bevor er sich auf den dicksten Wurzelknubbel ihrer Weide setzte und sich dort gegen den Stamm lehnte. Sein Augenmerk lag auf Warrington, dessen Gesicht eindeutig Ekel oder Wut verriet. Pucey war uninteressant. Wie Crabbe und Goyle hatte er ihn als Handlanger abgestempelt. Handlanger von Warrington. Er konnte ihn nicht leiden. Weil er Draco schaden wollte. Aber als der schwarzhaarige Siebtklässler ihm einen beinahe tödlichen Blick schickte, lächelte er nur freundlich und sah dann zum See hinüber. Solange er sich nichts leistete, würde er ihm auch nichts tun, aber wenn doch… Irgendwie freute er sich darauf. Vielleicht sollte er es einfach so machen. Einfach so, weil der Hut gesagt hatte, er hätte das Potenzial zum Slytherin… ~*~*~*~ Montague sah Harry noch kurz hinterher, dann nickte er leicht. „Also dann... Wie gewohnt: Vier Runden. Und jetzt bewegt euch...“ Die Quidditchspieler trabten los, doch Draco machte zuvor noch einen kurzen Abstecher zu der Weide, um Harry seine Tasche zu überlassen. Damit konnte er ja schlecht rennen. „Ich hoffe nur, dir ist das nicht zu langweilig...“, sagte er, strich dem Gryffindor noch einmal über das Haar und lief los, um zu Blaise aufzuschließen. Sie liefen so, wie sie es gewohnt waren - ruhig und ohne Hektik, denn auch wenn Draco dieses Mal auch wieder den Drang verspürte, das Training so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, war er sich auch Harrys Blicks bewusst und der wiederum gab ihm mehr Stärke. Irgendwann hatte Draco auch Montague und Blaise hinter sich gelassen - Pucey, Grabbe und Goyle waren dahingehend wirklich nicht zu beachten - und nur noch Warrington hielt sich neben ihm. „Sieh an... So viel Energie, obwohl du mit deinem Betthäschen aufgetaucht bist? Du scheinst davon wirklich zu viel zu haben...“ Diese Sticheleien waren wirklich ätzend. Und gerade bedauerte der Blonde wirklich, dass sein Zauberstab in seiner Tasche steckte und nicht in seinem Hosenbund... Dort könnte er ihn nämlich gerade wirklich gut gebrauchen, um dieses verdammte Faultiergesicht endlich dazu zu bringen, die Klappe zu halten. Er kotzte ihn an. Und er würde sein Versprechen wahr machen, dass Warrington jede weitere blöde Bemerkung bereuen würde. „Was denn? Hast du mir nicht das letzte Mal noch gedroht? Dass ich nichts mehr sagen sollte?“, spöttelte der Jäger weiter. „Ich werde keines deiner Worte vergessen. Du läufst übrigens sehr langsam dafür, dass du so viel Luft übrig hast...“ Draco grinste süffisant und zog das Tempo an. ~*~*~*~ Draco war wirklich gut, das musste Harry zugeben. Alle langsamer als er. Nur Warrington war noch da. Und er schien partout nicht aufgeben zu wollen. Über was die zwei wohl sprachen? Wo Draco wohl so laufen gelernt hatte? Federnd, locker… Angenehm beruhigend anzusehen… Schön… Harry ließ den Kopf gegen den Stamm fallen, betrachtete ihn gedankenversunken, bis er hinter dem Birkenhain verschwand. Sie umliefen ihn, weil der Boden dort zu weich war, sandig… Das war die Stelle, wo Malfoy Senior Draco so gedemütigt hatte… Dieser Mistkerl. Was Draco wohl empfand, wenn er dort vorbeilief? Ob er auch daran zurückdachte? So wie er gerade immer wieder an Szenen mit Cedric dachte, die im letzten Jahr passiert waren, seit diesem Traum… Draco kam als erster hinter dem Sichtschutz hervor. Warrington war ihm noch immer dicht auf den Fersen… ~*~*~*~ Draco steigerte das Tempo weiter, hörte aber weiterhin Warringtons Schritte hinter sich. Wenigstens hielt dieser Idiot endlich die Klappe. Noch eine halbe Runde... Er hatte nur jedes Mal die Weide gezählt und kurz zu Harry hinüber gesehen. Ganz kurz. Und doch hatte ihm dieser winzige Augenblick jedes Mal einen nahezu fortreißenden Energieschub gegeben. Und jetzt... „Wettrennen auf dem letzten Stück. Zeig mal, ob was hinter der großen Klappe steckt.“ Und damit spurtete er los. Warrington brauchte einen Augenblick, um die Worte zu vernehmen, zu begreifen und ebenfalls loszusprinten. Dennoch... Für einen Augenblick schaffte er es, zu Draco aufzuholen. Doch dieser grinste nur kurz zu ihm hinüber, um ihm dann zu offenbaren, dass das noch lange nicht alles war. Der Blonde erreichte wieder mit fast zehn Metern Vorsprung die Weide, lief aus und ließ sich dann ins Gras fallen. Sein Atem raste und seine Beine taten weh. Das war grenzwertig gewesen. Warrington kam hinter ihm angekeucht und blieb neben ihm stehen, vorgebeugt, die Hände auf die Oberschenkel gestützt. „Und du lässt dich immer noch von einem Fünftklässler schlagen...“ Dracos Stimme troff vor Abneigung und Verachtung. „Du...“ Warrington war schneller über ihm, als er es erwartet hatte. Der Siebtklässler war stärker und schwerer. Und dummerweise hatte er dazu gelernt und ließ nicht zu, dass Dracos Hände auch nur in die Nähe seines Solarplexus kamen... ~*~*~*~ Harry hatte dem Spurt lächelnd zugesehen. Wenn man die beiden so sah, konnte man annehmen, dass sie einfach nur Freunde waren, die einander gegenseitig forderten, die sich herausforderten im Spaß, die nur immerzu ihr Limit suchten. Selbst das Grinsen auf den Gesichtern, das so übermütig aussah, lud dazu ein, sich diesem Schein hinzugeben… Bis Warrington sich auf Draco stürzte. Harrys Hand war schneller bei seinem Stab, als er daran denken konnte, dass es verboten war. Und der erste Spruch, der ihm einfiel, war der Schattenzauber, den er noch am gestrigen Abend ein bisschen geübt hatte. Er nutzte noch nicht einmal das Wort, da begann sich der Schatten unter den beiden Jungen auch schon zu bewegen, wurde plastisch, hob sich wie schwarzes Öl vom Boden und umschmeichelte ihre Körper, wand sich an Warringtons Armen hinauf, schlich um seine Knie. Harrys starrer, hasserfüllter Blick hing auf dem Schwarzhaarigen, ließ ihn nicht gehen, bohrte sich in dessen Rücken, während der schwarze Schatten immer massiver wurde. Immerhin hatte er schon seinen Hals erreicht… ~*~*~*~ Warrington schreckte zusammen, als er auf einmal dieses eklige Gefühl an seinen Beinen spürte. Bah, das war ja widerlich! Das fühlte sich an wie Schleim! Und es kroch immer höher! Sein Gesicht wurde panisch und er gab einen würgenden Laut von sich. Stolpernd wich er von Draco zurück, der mit weit aufgerissenen Augen auf den Siebtklässler starrte. Der Schatten erreichte seinen Hals und Warrington beugte sich zur Seite, übergab sich geräuschvoll. Der Blonde wandte das Gesicht ab, schaute zu Harry hinüber. Die grünen Augen waren voller Hass und ihr Blick galt allein dem Jäger... Draco schauderte. Das war ein Ausdruck, den er nie wieder an Harry sehen wollte. Nie wieder... Aber sie beide hatten eben auch ihre eher unschönen Seiten, erinnerte er sich selbst. Wahrscheinlich gab es auch Dinge an ihm, die Harry nicht sehen wollte. Dennoch war dieser Ausdruck grausam. Und auch, wenn Harry ihn beschützte, so war es eine Qual ihn so zu sehen. „Harry...“ Dracos Worte waren mehr ein Flüstern, als der Ausruf, der ihm auf den Lippen gelegen hatte. Es reichte... Warrington war geschlagen. Und gedemütigt. ~*~*~*~ Harry ließ den Schatten verschwinden, als Warrington sich übergab, schloss schließlich erschöpft die Augen. Es war anstrengend, diesen Zauber so lange aufrecht zu halten, sehr anstrengend. Aber es war es ihm wert gewesen. Dieser… Kerl sollte es nicht noch einmal wagen, Draco auch nur anzusehen! Seine Augen öffneten sich schlagartig wieder. Wie ging es Draco? Wie…? Er suchte nach ihm und erstarrte im nächsten Augenblick. Besorgnis? Warum stand da Besorgnis in seinem Gesicht? War er besorgt wegen dem Zauber? Dass er schlimm gewesen war? Dass er Warrington geschadet hatte? Ein weiches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Das musste er nicht. Ganz und gar nicht. Ganz sachte schüttelte er den Kopf. ~*~*~*~ Draco kam langsam auf die Beine. Seine Knie waren irgendwie weich und seine Rippen taten dort weh, wo sich Warrington abgestützt hatte. Dieser kauerte jetzt jedoch wie ein Häufchen Elend auf dem Boden und würgte noch immer. Der Fünftklässler wandte sich ab. Er sah Montague und die anderen herankommen. Und Montagues Gesicht war nicht gerade freundlich... Drachenmist. Er wollte nicht, dass der Kapitän Harry anfuhr - oder ihn davon abhielt, noch einmal offen unter diesem Baum zu sitzen. Klar, er konnte sich verstecken -, aber das sollte er nicht müssen. „Pack den Zauberstab weg...“, formten Dracos Lippen stumm. Er hoffte, dass Harry es verstand. Dann konnte er vielleicht eine Eskalation verhindern... ~*~*~*~ Harry sah auf seine Hand und verstand. Das hier… war gerade diplomatisch ziemlich ungeschickt gewesen - um das mal freundlich auszudrücken. Selbst wenn es Hilfe gewesen war, für Draco war es nicht gut, weil er sich hatte öffentlich helfen lassen, was sein Image ziemlich gefährdete, und für ihn nicht, weil der Zauber Auswirkungen hatte, die auf der Krankenstation enden konnten… Verdammt. Dabei war der Zauber doch eigentlich nur als Abschreckung in seinem Plan gedacht… Nun ja, die Auswirkungen waren nützlich. Er steckte den Zauberstab in seine Tasche zurück und runzelte entschuldigend die Stirn. Wahrscheinlich hatte er Draco gerade ziemliche Probleme bereitet und das tat ihm Leid… ~*~*~*~ Draco nickte leicht, als Harry den Zauberstab verschwinden ließ. Dann kam auch schon Montague angestürmt. „Was ist hier passiert?“, grollte er und seine Miene machte deutlich, dass er wirklich stinksauer war. „Ich hatte euch verdammt noch mal gewarnt!“ Der Sucher setzte eine Miene auf, die möglichst beruhigend wirken sollte. Wenn Montague sauer war, dann war er wirklich furchteinflößend... „Immer mit der Ruhe, Joey... Er hat sich wohl nur überanstrengend.“ Draco zuckte mit den Schultern. „Ich habe jedenfalls nichts getan...“ Montague sah ihn misstrauisch an und kniete dann neben Warrington nieder. „Christopher, was...“ Entsetzt wich er zurück, als sich der Siebtklässler noch einmal übergab. Sein funkelnder Blick traf erneut Draco. „Ich hoffe für dich, dass das nichts Dauerhaftes ist. Ansonsten bekommst du einen Freiflug!“ Der Blonde zuckte erneut mit den Schultern. „Wie gesagt: Ich habe nichts gemacht...“ Montagues Augen huschten kurz zu Harry, doch der Gryffindor sah aus wie die personifizierte Unschuld. „Hmpf.“ Der Kapitän wandte sich ab und winkte Pucey, Crabbe und Goyle zu sich. „Anpacken. Wir bringen ihn auf die Krankenstation.“ Die fünf Slytherins zogen ab. Erst jetzt trat Blaise zu Draco. „Ihr habt was angestellt, oder? Was?“ ~*~*~*~ Harry stand erst auf, als Montagues Anweisung nicht mehr galt, weil er das Feld geräumt hatte, kam zu ihnen und sah Draco leicht besorgt an. „Ist was kaputt?“, fragte er. „Hat er dir wehgetan?“ Blaises Frage stellte er zurück. Er wollte eigentlich auch nicht darauf antworten, denn wenn Blaise von diesem Zauber wusste, dann würde es Hermione erfahren und diese würde früher oder später wissen, dass der Zauber für Schüler wie sie nicht erlaubt war. Und das zu riskieren, das war ihm zu dumm… ~*~*~*~ „Nein.“ Draco schüttelte den Kopf. „Dazu kam er gar nicht... Hat mir nur ein bisschen die Rippen eingedrückt. Nichts weiter.“ Er lächelte und wuschelte Harry durch die Haare. Auch er ignorierte Blaises Frage. Darüber wollte er mit Harry allein sprechen... „Ich sehe schon... Geheimnisse.“ Blaise verdrehte die Augen. „Wie ihr meint...“ ~*~*~*~ Harry lächelte ihn entschuldigend an, bevor er sich wieder an Draco wandte. „Nicht böse sein. Ich weiß, dass es ein Fehler war.“, sagte er. Dracos Worte hatten ihm ein unbekanntes Gewicht von den Schultern genommen. „Aber ihr solltet euch beeilen mit umziehen, sonst könnt ihr nicht mehr frühstücken.“ Extremer Themenwechsel, aber gewollt. Er wollte Blaise ja nicht vor den Kopf stoßen… ~*~*~*~ „Ich bin nicht böse.“ Dracos Lächeln wurde weich und er strich Harry zart über die Wange. Ganz gedankenverloren blickte er in diese bemerkenswert grünen Augen. „Ich störe euch ja ungern, aber Harry hat Recht. Und ich möchte gerne etwas essen, ehe uns Verteidigung gegen die Dunklen Künste erwartet...“, hüstelte Blaise und knuffte die beiden Jungen mit einem vergnügten Funkeln in die Seiten. Dennoch hatte er die Sache von vorhin nicht vergessen... Ganz sicher nicht. „Ich hasse es, wenn du Recht hast...“ Draco löste sich unwillig von seinem Freund und wandte sich ab, um seine Tasche zu holen. Dann brachen sie Richtung Schloss auf. ~*~*~*~ Harry nahm die warme Hand des Blonden, noch bevor sie das Ufer des Sees verließen. Und er folgte Draco auch jetzt. Er war nicht wirklich gewillt, ihn allein zu lassen, wurde aber in den Kerkern dazu gezwungen. Er konnte schlecht mit in die Slytheringemächer, also ließ er seinen Schatz gehen und wartete auf seine Rückkehr, lehnte in einem Seitengang, in dem er ihre Rückkehr nicht verpassen konnte. Als sie dann an ihm vorbeigehen wollten, war er wieder da, nahm wortlos Dracos Hand. Ganz selbstverständlich. ~*~*~*~ Blaise hatte in ihrem Schlafsaal nur wenig gesagt. „Ihr seid niedlich. Richtig süß.“ Worauf er von Draco einen giftigen Blick geerntet hatte, was aber den schwarzhaarigen Slytherin nur dazu gebracht hatte, noch breiter zu grinsen. Und jetzt - kaum, dass sie wieder draußen waren - hatte Harry sich wieder an seine Hand gepirscht. Okay, das war wirklich süß, musste Draco zugeben. Aber er selbst? Nie im Leben war er süß! Blaise grinste nur unergründlich vor sich hin. „Reicht nur für ein schnelles Frühstück.“, stellte er schließlich fest, als sie die Große Halle erreichte. „Brötchen machen und gleich weiter...“ Er schnappte sich bereits einen sauberen Teller vom Slytherintisch und legte los. Bei ihm ging es recht schnell und keine Minute später drückte er Harry zwei Brötchen in die Hand. „Essen. Und keine Widerworte.“ Draco grinste, schnappte sich selbst zu seinen Brötchen noch zwei Äpfel. Das reichte ihm. Blaise drückte ihm auch noch eine Banane in die Hand und kommentierte dies trocken: „Wenn ihr nicht auf euch aufpasst, dann tue ich das eben.“ Harry bekam auch noch zwei Äpfel und eine Banane in seine Tasche gesteckt, denn in der freien Hand hatte er keinen Platz mehr. „Und jetzt los.“ Blaise selbst kaute bereits an einem Apfel. ~*~*~*~ Harry blickte leicht verzweifelt auf die ganzen Sachen. „Wie soll ich das denn alles essen?“, jammerte er. „Ich bin doch nicht Ron.“ „Was ist mit mir?“, kam es in diesem Moment von hinter ihm und schon lag Rons Arm um seine Schulter. „Du bist spät, wo bist du gewesen?“ Lachen, schon wieder hinter ihm. „Oh, er hat Warrington verzaubert, damit dieser Malfoy nichts tut.“ Und schon rauschten die Zwillinge an ihnen vorbei, lachend und das Thema, das vorher zwischen ihnen und Lee geherrscht hatte, wieder aufgreifend, als wäre nie etwas gewesen. Harry blickte ihnen nach. Hatten sie das jetzt gesagt oder war das eines der Gedankenbücher gewesen? „Du hast Warrington verzaubert?“ Sie hatten es gesagt. Hermiones Gesicht sah alles andere als begeistert aus. „Hattet ihr nicht gesagt, ihr überlasst die Rache den Zwillingen? Reicht das nicht? Warum musst du noch eins draufsetzen?“ Liebenswürdig lächelte Harry sie an, während er ein Brötchen ebenfalls in seine Tasche fallen ließ, um das andere wenigstens essen zu können. „Neue Schandtaten erfordern eigene Strafen.“, sagte er nur. ~*~*~*~ „Woher wissen die das eigentlich?“ Dracos Augen waren schmale Schlitze, als er den rothaarigen Zwillingen nachblickte. Die beiden wurden ihm langsam ein wenig unheimlich... Die wussten ja nahezu alles... Wie machten sie das nur? „Gute Frage...“ Blaise griff das Thema sofort auf. „Wo selbst ich und Montague nichts gesehen haben... Und wo ihr doch mit keinem Ton rausgerückt habt, was passiert ist.“ Sein Blick war anklagend auf das Paar gerichtet. Draco zuckte mit den Schultern. „Was schaut ihr so ernst?“ Pansy stieß zu der Gruppe hinzu und wurde mit knappen Worten von Blaise aufgeklärt. ~*~*~*~ Hermione war es schließlich, die sie vorwärts drängte, damit sie wenigstens nicht zu spät zum Unterricht kamen. Sie wandte sich im Laufen an Harry. „Welchen Zauber hast du angewendet?“ Er lächelte nur, schwieg. „War es der Opprimere?“ Noch immer antwortete Harry nicht und sie seufzte. Dieser Junge hatte inzwischen einfach viel zu viele Geheimnisse vor ihnen. Viel zu viele. „Ich werde die Zwillinge fragen.“, drohte sie und Harry grinste. „Das werde ich auch tun.“, erklärte er. Er fand es unfassbar, dass die Zwillinge ihn… oder Draco offenbar beobachteten. Das war ja wohl nicht wahr! Sie hatten den Klassenraum erreicht, so ziemlich als letzte, aber dennoch war Tonks sofort da. „Harry! Harry! Was habt ihr bloß gemacht?“, plapperte sie sofort aufgeregt drauf los. „Sevi war gestern… Oh…“ Sie verstummte, wurde rot und stolperte zurück, als ihr der Fehler bewusst wurde, dass sie ja gar nicht allein waren. „Ui, das war jetzt nicht gut. Setzt… Setzten Sie sich schnell, die Stunde fängt jeden Augenblick an!“ Harry starrte sie an und musste sich ein Lachen verkneifen, das dem Weinen die Show stahl. Verflixt, warum konnte sie sich denn nicht beherrschen? Was sollten denn die anderen denken? Ein kurzer Blick in die Runde offenbarte gemischte Gefühle, wo das Misstrauen überlag. „Nett.“, sagte Harry, dann zog er Draco weiter zu ihren Sitzen und schob eine ob der Andeutung der Lehrerin blasse Hermione in seine Bankreihe, die sich neben einer ebenfalls leicht verwirrten Pansy fallen ließ. Der verwirrte Ron, schon in der letzten Stunde seines Platzes beraubt, musste sich neben Blaise und Draco setzen. Harry seufzte schwer. Das sah nach einer neuen Erklärungsrunde aus… Tonks startete den Unterricht, mindestens so aufgeregt und konfus wie immer. Duelle. Duelle, Duelle, Duelle… Aber wenigstens lehrte sie zuvor noch einen neuen Zauber… Es war ein Feuerangriff… Schön anzusehen… ~*~*~*~ Draco sah wie gewohnt in diesem Unterricht auf Harrys Rücken und doch... war es anders. Ganz anders. Da war dieses Kribbeln im Bauch und der Wunsch, ihm näher zu sein... Blaise neben ihm grinste die ganze Zeit vor sich hin. Er hatte sichtlich seinen Spaß an dieser neuen Seite Dracos. Der schwarzhaarige Slytherin schnappte sich schließlich sein Gedankenbuch und kritzelte eine Nachricht hinein. Dumm eigentlich, weil Ron gar nicht so weit weg saß, aber dennoch... Man konnte das ja hören und Gedanken war schließlich unhörbar. *Was hältst du eigentlich von der Sache mit Draco und Harry?* ~*~*~*~ „Uh?“ Ron drehte sich fragend zu ihm um, hielt mitten in der Bewegung des neuen Zaubers inne, den natürlich mal wieder nur Hermione und Draco sofort geschafft hatten. Inzwischen hatten auch ein paar andere ihn hinbekommen, Blaise, Harry, Seamus… Er nicht. Und Blaises Frage hatte ihn erschreckt. Als der Schwarzhaarige auf sein Buch tippte, war ihm klar, dass er nicht auf herkömmliche Weise gefragt hatte, also antwortete er auf genau die gleiche ungewöhnliche Art, nachdem er sein Buch herausgeholt hatte. *Ich weiß nicht.*, gab er überlegt zurück. *Harry… scheint zufrieden. Und Draco… ebenfalls.* Noch immer traute er dem Braten nicht so ganz, aber das war nichts, was er Blaise sagen musste. Er hatte schon einmal klar gemacht, dass er Draco vertraute… und er musste zugeben, dass er ganz knapp davor war, es auch wirklich zu tun. ~*~*~*~ *Du traust Draco noch nicht so recht.*, stellte Blaise ruhig fest. Es überraschte ihn nicht. An Rons Stelle würde er Draco wahrscheinlich auch nicht trauen. Er hatte zuviel getan... Zuviel in den letzten vier Jahren... Blaise beobachtete den Blonden aus dem Augenwinkel. Und doch... hatte er sich verändert. Es war faszinierend, dass so etwas auch dann eintreten konnte, wenn man gar nicht mehr damit rechnete. ~*~*~*~ Ron seufzte. *Ja.*, gab er zu. *Aber ich werde mir nicht anmaßen, Harry in Frage zu stellen. Er liegt häufiger richtig bei Menschen als ich. Er ist jemand, der es spürt, wenn etwas nicht stimmt.* Jedenfalls glaubte er, das festgestellt zu haben. Hinter ihnen schoss ein Flammenstrahl in die Luft. Wunder, oh Wunder, Goyle hatte den Zauber auch geschafft… Missmutig versuchte Ron es noch einmal. ~*~*~*~ Blaise lächelte leicht. Immerhin vertraute Ron Harry... Und dann würde er schon noch lernen, Draco auch zu vertrauen... Das brauchte schlichtweg Zeit. Und gerade Ron hatte von Draco auch einiges einstecken müssen. Kunststück, dass das nicht so einfach ging... „Mr Zabini, Mr Potter… Sie beide als nächstes bitte.” Tonks winkte die beiden Schüler nach vorne. Blaise brauchte einen Moment, ehe er kapierte, dass er gemeint war. Moment mal... Er - gegen Harry? Na, das konnte ja ein Desaster werden... Wenig begeistert griff er nach seinem Zauberstab und stand auf. ~*~*~*~ Harry starrte Tonks ebenfalls nur ein paar Sekunden an. Gegen Blaise? Kämpfen gegen… Blaise? In einem echten Duell? So, dass er gewann? Kämpfen war ja nicht schlecht, aber… gegen einen Freund? Er erhob sich, als er von Hermione den Ellbogen in die Seite bekam. Die Klasse war ganz still geworden. Ganz leise. Kein Gespräch mehr, sie hatten die Übungen unterbrochen. Angst stand auf den Gesichtern. Das letzte Mal, als Harry gekämpft hatte, war die halbe Klasse beinahe draufgegangen… Und da bei Dracos zweitem Kampf nichts mehr passiert war, musste es doch an Harry gelegen haben, oder? Harry lächelte seinem Gegner aufmunternd zu, als sie auf die markierten Plätze gingen. „Hart aber fair.“, sagte er bestimmt, ließ seine Augen diese Feststellung zur Frage werden. Wenn er schon kämpfte, dann wollte er auch was davon haben. Er wollte mehr lernen, mehr, viel mehr… Und er wusste, dass Blaise nicht schlecht war… ~*~*~*~ „Hart aber fair.“, bestätigte Blaise und grinste. „Zeig, was du kannst.“ Er nahm Haltung an, wartete noch bis Harry so weit war und dann... „Expelliarmus!“ Simpler Auftakt. Und eine gute Gelegenheit gleichzeitig seinen eigenen Schutzzauber hochzuziehen. Er war gespannt, was Harry tun würde. ~*~*~*~ Draco betrachtete das Geschehen angespannt. Als Tonks die Namen genannt hatte, war das für ihn wie eine Eisdusche gewesen. Harry gegen Blaise... Zugleich war er auch froh, dass er nicht mehr dort vorne stehen und gegen Harry kämpfen würde. Zu gefährlich. Dafür hatte Dumbledore garantiert gesorgt... Noch einmal würde ein solcher Zusammenprall garantiert nicht so glimpflich ausgehen. ~*~*~*~ Harry lachte trocken. „Damit willst du mich kriegen?“, fragte er, blockte und grinste dann. „Algere ilico!“, rief er und schickte nur einen Augenblick den Terroris Glacis hinterher. Blaise war ja schnell, das musste man ihm lassen. ~*~*~*~ Iek. Eis. Viel Eis. Blaise blockte die beiden Sprüche und schickte im Gegenzug einen netten kleinen Feuerzauber auf Harry, dicht gefolgt von einem wahren Regen an weiteren Feuerzaubern. Alle, die er aufbieten konnte. ~*~*~*~ Harry grinste und zog eine Wasserwand vor sich hoch. Die einzige Möglichkeit, Feuer zu blocken. Dummerweise konnte er nicht angreifen, solange diese Mauer Bestand hatte, weil er sie halten musste… Vertrackt! Aber der Ausweg lag so nahe, dass er schon fast lachhaft war… Ein Schritt zur Seite, Zauber fallen lassen und Feuer entgegenschicken. Der neue Zauber. Wundervoll anzusehen. Wie ein Feuerspucker auf dem Jahrmarkt, nur ohne stinkendes Öl… Und dann noch… „Staminieus!“ Und schon kamen aus seinem Zauberstab feine, spinnennetzartige Fäden wie weiße Seide. Ihr Ziel war nicht etwa Blaise selbst, es war sein Umhang und seine Füße. Sie wollten ihn am Boden fest ketten. ~*~*~*~ Den Feuerzauber konnte Blaise problemlos abwehren - das hatten sie schließlich heute erst gelernt -, aber die Fäden sah er zu spät. Er quietschte auf, als er sich auf einmal unangenehm an den Boden gebunden fühlte. Nicht nett... Er warf Harry kurz einen vorwurfsvollen Blick zu und schickte ihm einen Cuspis Terror entgegen, um den Gryffindor mit diesem Hagel aus Kaktusstacheln zumindest lange genug zu beschäftigen, bis er sich hier befreit hatte. Verflixt. Das war jetzt wirklich eine dumme Situation... ~*~*~*~ Harry lächelte, doch das Lächeln verblasste, als er es nur knapp schaffte, den Stacheln auszuweichen. Eine davon streifte ihn noch an der Hand, doch das war Unvorsichtigkeit, denn noch im Ausweichen hatte er den nächsten Zauber gestartet, um Blaise nicht die Möglichkeit zu geben, sich zu befreien. Es war einfach Risiko. Eine ausladende Bewegung. Harry zog mit dem Zauberstab einen großen Kreis vor dem Körper und augenblicklich sprühten golden leuchtende Kugeln aus seinem Stab und stoben von ihm weg in alle Richtungen, große, kleine, mittlere… Und das alles ohne ein Wort. Nur seine Augen leuchteten mit diesen Kugeln um die Wette. Risiko… ~*~*~*~ Fasziniert blickte Blaise den Leuchtkugeln entgegen. Beinahe wie Glühwürmchen... Aber... was bewirkte das? Seine Schutzzauber wirkten zwar, aber... Was sollte das? Er war verwirrt - und wurde unaufmerksam. ~*~*~*~ Draco beobachtete das Geschehen mit stetig wachsender Faszination. Er hatte unwillkürlich den Atem angehalten, als Harry von einem der Stacheln gestreift worden war, doch es war offenbar nichts geschehen... Und jetzt der Glühwürmchenzauber. Ihm schien das Herz einen Augenblick stillzustehen. Abrupt fühlte er sich in diese Nacht zurückkatapultiert. Zurück an den See, zurück zu diesen Glühwürmchen. Sein Bauch zog sich zusammen und er wusste nicht genau warum. Zu dem Zeitpunkt war er doch noch nicht in Harry verliebt gewesen, oder? ...vielleicht, vielleicht doch. Auf einmal holte ihn das ein, was er Snape gesagt hatte. Ihn nicht. Bereits zu dem Zeitpunkt und vielleicht noch viel länger... Ohne es zu bemerken... ~*~*~*~ Harrys Grinsen wurde frech, als er, Blaises momentane Verwirrung über diesen einfach nur sinnlosen Zauber ausnutzend, blitzschnell auf Blaise zuging und ihm mit spitzen Fingern den Stab aus der Hand zupfte. „Gewonnen.“, sagte er freundlich. ~*~*~*~ „Du...“ Blaise starrte den Gryffindor einen Augenblick lang fassungslos an und musste dann lachen. „Du bist echt... genial...“, grinste er. „Wirklich genial...“ Auch der Rest der Klasse brach in Gelächter aus. Draco war der einzige, dessen Miene keine Belustigung zeigte, sondern allein von seiner Nachdenklichkeit zeugte. Er nickte Blaise zu, der, noch immer lachend, nun zu ihm zurückkam, aber zugleich... Zugleich waren seine Gedanken weit fort. Er sah Harry an und im gleichen Augenblick geisterten zwei Worte in seinem Kopf herum: Seit wann? ~*~*~*~ Harry kehrte ebenfalls zu seinem Platz zurück, freute sich darüber, dass seine Finte so wunderbar funktioniert hatte. Wenn er das komplettieren konnte, dann würde ihm das gegen die Todesser eine gute Hilfe sein. Tonks war am Jubeln und erfreute sich wie ein kleines Kind an den netten Leuchtbällen, während die Klasse wie ein Bienennest summte. Aber Harry nahm es plötzlich nicht mehr wahr. Er hatte Dracos Blick bemerkt. „Hey…“, sagte er leise, ließ sich mit einem Knie auf seiner Bank nieder, sah ihn aber immer noch an. „Ich dachte, du freust dich über den Zauber.“ Er fand es ein bisschen schade, dass Draco nicht mit ihnen lachen konnte. „Was ist los?“ ~*~*~*~ Draco sah den Gryffindor einen Augenblick lang stumm an und lächelte dann. „Nichts. Ich habe nur nachgedacht.“ Sein Lächeln wurde weicher, verlor aber nicht an Melancholie. Das Kinn in die Hände gestützt, betrachtete er Harry weiter und konnte spüren, wie sein Herz auf ihn reagierte, ja, sein ganzer Körper, sein Geist, alles an ihm... „Ich mag den Zauber... Denkst du dann auch an den See?“ Dieser Gedanke war noch immer da, dennoch hatten sich diese bohrenden zwei Worte nicht entfernt. Längst nicht... Seit wann? Um sie herum herrschte vollkommene Ausgelassenheit und alle waren mit diesen goldenen Kugeln beschäftigt. Niemand schenkte ihnen Aufmerksamkeit. Selbst der Rest ihres Sextetts war abgelenkt. ~*~*~*~ „Ja.“ Harry lächelte. „Silbernes Mondlicht, goldene Kugeln und ein Engel mittendrin.“ Sachte strich er durch Dracos Haare. „Und da drin…“ Er deutete auf seinen Bauch. „…ein ganzes Chor von Schmetterlingen.“ ~*~*~*~ Ein Engel... Bei diesem Wort zog sich Dracos Bauch erneut zusammen. Er und ein Engel? Eher nicht... Kaum jemand war von diesem Wort weiter entfernt. So fühlte es sich für ihn an. „Wir sollten noch mal schwimmen gehen... Solange, wie es noch so warm ist...“ Draco blinzelte seinen Freund fragend an. Er mochte die Idee, auch wenn sich diese eine Nacht nicht wiederholen lassen würde. ~*~*~*~ „Au ja.“, kicherte Harry. „Mit Mond und Licht.“ Zwischen sie hatte sich eines der Lichter verirrt und Harry barg es sacht in einer Hand. „Für dich.“, sagte er liebevoll und streckte es ihm entgegen, doch da leuchtete es noch einmal etwas heller auf, dann erlosch es. Der Zauber war aufgebraucht. Schade… Die Wirklichkeit kam zurück. Um sie herum wurde Enttäuschung laut, Hermione seufzte vernehmlich. Tonks schien kurz vorm Heulen. Harry lächelte. „Sobald es sich machen lässt, okay?“, fragte er noch leise. Von dieser Verabredung musste keiner wissen. ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde wärmer und verlor den nachdenklichen Beiklang. Kurz berührte er Harrys Fingerspitzen und fing noch ein wenig von diesem Glanz ein. Der Schmetterlingshaufen in seinem Bauch drehte durch und das nur wegen diesem winzigen Funken Berührung. Das war doch verrückt... Es war doch nicht das erste Mal... „Okay. Sobald es möglich ist.“ Der Blonde lächelte seinem Freund zu und zog die Hand langsam zurück. Seine Fingerspitzen prickelten und er konnte Harrys Wärme noch ein wenig spüren. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I can't help it - there's nothin' I want more I would fight for you - I'd lie for you Walk the wire for you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Warrington ist ein Mistkerl... So eine Behandlung hat er verdient. *heftignick* Und ich liebe es, Duelle zu schreiben. Das macht Spaß. *_* *mitdemzauberstabrumfuchtel* *shi-chanzumduellaufforder* Shirokko: *verständnislosaufdenstabstarr* Ich versteh noch immer nicht, warum man eigentlich Zauberstäbe braucht… Wenn man die Magie doch in sich hat, dann sollte es doch reichen, sich das zu wünschen, was man will, damit die Magie wirkt… Aber okay… Duelle schreibe ich allerdings gar nicht gerne. Es ist nicht leicht und wird schnell langweilig… Außerdem… ich bin gegen Gewalt in jeglicher Form und kann Kämpfe nicht ausstehen. *schmusenkommt* Auch dann nicht, wenn sie als Spaß gemeint sind… Okay, Leute, ich denke, es wird wieder einmal Zeit für unsere Benutungsumfrage… ^^ Seid ihr bereit? Kennt ihr die Regeln noch? Wenn nicht: hier sind sie noch mal! Also, jeder der sechs Charaktere (Harry, Draco, Hermione, Pansy, Ron und Blaise) soll von euch eine Beliebtheitsnote (von 1 bis 6 bekommen, wobei 1 am beliebtesten ist…) bekommen. Es können auch zwei die gleiche Note bekommen. Die zu benotenden Charaktere sind: Harry: Draco: Hermione: Pansy: Ron: Blaise: Wir hoffen, wie immer, auf rege Beteiligung! Tomatenrot ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 58: Tomatenrot Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls - Stay With You. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 58: Tomatenrot Tonks lenkte ihre Aufmerksamkeit schnell auf sich, als sie begann von Harrys Taktik zu schwärmen. Harry musste sich umdrehen und bekam keine Gelegenheit mehr, in Dracos Anblick zu versinken. Außerdem rückte das Ende der Stunde immer näher und damit die Information, die ihm Tonks hatte geben wollen. Irgendwas mit… Snape. Und sie hatte ihn Sevi genannt… Unwillkürlich musste er bei dem Gedanken grinsen. Aber das hieß nicht, dass es ihm besser gefiel, die vermeintliche Hiobsbotschaft entgegenzunehmen. Gedankenverloren ließ er den Kopf auf die Arme sinken. Er wollte es gar nicht wissen… Oder vielleicht auch doch… Zwei neue Duellanten wurden aufgerufen, dann noch zwei und noch zwei, dann klingelte es zum Ende der Stunde. Es war erstaunlich, wie gut die Schüler gelaunt waren. Mehrere Male spürte Harry den Blick eines bestimmten Mädchens auf sich ruhen und schließlich sprach sie ihn darauf an, was sie beschäftigte: „Harry, was war das für ein Zauber? Ich habe nichts gehört!“ „Ich habe auch nichts gesagt!“, erwiderte er grinsend. „Aber…“ „Du kannst das doch auch längst, nicht wahr?“, fragte er und Hermione nickte widerstrebend. Harry grinste. „Na also, nichts dabei.“ Und damit hatte er sie erfolgreich abgewürgt, denn Tonks kam im nächsten Moment zu ihnen. „Harry, ich muss mit dir reden! Und mit Draco auch!“ Er sah ihr entgegen, lächelte auffordernd. Diese vier Zuhörer waren in Ordnung, die anderen waren alle gegangen, weil sie schnell zum anderen Unterricht mussten. Geschichte… Urg… ~*~*~*~ Blaise nahm Ron und Pansy beim Arm. „Na los... Wir gehen schon mal rüber.“ Wenn Tonks mit den beiden unter vier Augen reden wollte, dann war das wohl besser so. Außerdem war er sich gar nicht so sicher, ob er das alles wissen wollte... „Lasst uns mal die Zwillinge fragen, wie weit sie sind...“, lenkte er die beiden ab. Bei Hermione würde das zwar nicht funktionieren, aber sicherlich würde sie mitkommen - hoffte er jedenfalls. Draco blickte Tonks einigermaßen gefasst entgegen. Wenn er sie sah, dann musste er unwillkürlich immer an ihren Unterricht mit der Schwarzen Magie denken... Oh, oh. Da stand noch etwas nächsten Samstag an. Seltsam, dass er gar nicht mehr an diese Magie gedacht hatte. Doch jetzt, wo er sich wieder erinnert hatte, machte sich dieses Etwas unter seiner Haut nur allzu deutlich bemerkbar... ~*~*~*~ Harry nickte nur schulterzuckend, während Tonks sichtlich erleichtert war. Sie wartete, bis die vier gegangen waren, dann seufzte sie. „Was habt ihr Sevi nur angetan, dass er euch im Training jetzt trennen will?“, fragte sie und Harrys Augen wurden groß. Riesengroß. Trennen? „Wie trennen?“ Tonks blickte ihn unglücklich an. „Du hast heute deine Einheit, während Draco Quidditchtraining hat. Du, Draco, bist morgen während Harrys Training dran.“ Sprachlos starrte Harry sie an. Entsetzen kroch in seine Glieder. Allein mit Snape? Ganz alleine? „Oh nein…“, wisperte er. „Alles, bloß das nicht.“ ~*~*~*~ Dracos Miene wurde schlagartig zu einer vollkommen unbewegten Maske. Er wollte seinen Schrecken und dieses gewisse Entsetzen nicht nach außen dringen lassen. Harry... Harry würde er es ja zeigen, aber nicht Tonks. Ihm gefiel vor allem nicht, dass Snape dann mit Harry allein war... In ihm herumkramte und das Unterste zu oberst kehrte, vollkommen ohne Zurückhaltung... „Er mag es, Menschen zu quälen. Und uns ganz besonders.“, sagte Draco kühl. Alles an ihm glich auf einmal Eis. „Das reicht wahrscheinlich als Grund. Zusammen waren wir ihm wohl zu stark.“ Aber... Wenn Snape in seinen Gedanken herumwühlte... Konnte er ihn nicht vielleicht dazu bringen, ihm unfreiwillig zu helfen, seine Frage zu beantworten? Die grauen Augen blitzten kurz auf. Ja, das war eine Idee... Ob sie umsetzbar war, war eine andere Sache. Aber garantiert konnte er seine Erinnerungen nicht besser durchsuchen als mit diesem Okklumentikunterricht, denn bis er Snape wirklich aus seinen Gedanken verbannen können würde, würde wohl garantiert noch eine gewisse Zeit vergehen... ~*~*~*~ Harry blickte immer noch einigermaßen verzweifelt, als Tonks schon weitersprach. „Du sollst um sechs bei ihm sein.“ Er nickte beklommen, dann seufzte er. Der Kerl würde doch nur wieder versuchen, diese eine Tür zu öffnen, die er ihm nicht offenbaren würde. Diese Erinnerungen an Draco… Sie gehörten nur ihm. Niemandem sonst. Und sie gingen auch niemanden etwas an! „Ach, und hat die Fledermaus gesagt, was er mit mir vorhat?“, fragte er bissig. Er wollte nicht. Ganz gewiss nicht. „Immer noch Okklumentik.“, antwortete sie ihm und seufzte, dann grinste sie. „Aber fröhlich sein ist schöner! Es ist was von Schnuffi gekommen!“ Harry begann tatsächlich vorfreudig zu lächeln, als sie zu ihrer Tasche wuselte und darin zu wühlen begann. Er blickte zu Draco. „Schnuffi ist Sirius. Sie nennt ihn so zur Tarnung.“, erklärte er kurz. ~*~*~*~ Draco nickte bei Harrys Erklärung nur leicht. Somit hatte also Sirius Black, Harrys Pate, einen Decknamen. Angesichts der Tatsache, dass er noch als Mörder galt, war das wahrscheinlich recht klug. „Hast du ihm von uns erzählt?“, erkundigte sich der Blonde leise - und fast schon betont beiläufig. ~*~*~*~ „Ja.“, antwortete der Schwarzhaarige wahrheitsgemäß. Und plötzlich war er unsicher. Was, wenn Draco es lieber nicht erzählt hätte? Was, wenn er lieber später damit herausgerückt wäre? Oder gar nicht… „War… war das ein Fehler?“ ~*~*~*~ Dieser sorgenvolle, beinahe ängstliche Ausdruck in den grünen Augen war wirklich herzerweichend. Draco lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Nein... Er ist dir wichtig und du bist ihm wichtig, also sollte er es wissen, nicht wahr?“ Urplötzlich spürte Draco, wie allein er eigentlich war. Dort war keine liebende Familie mehr, der er mitteilen konnte, dass er glücklich war. Eine liebende Familie hatte es nie gegeben... ~*~*~*~ „Ja…“ Harry lächelte und hob leicht die Hand, berührte mit seinem Dracos Handrücken, während Tonks diesmal doch tatsächlich mit dem Kopf in ihrer Tasche verschwand. „Ich hatte ihm geschrieben, als Snape mich rausgeschmissen hat. Dieser Mistkerl…“ Leise lachte er. „Jetzt hasst er mich wohl richtig. Aber das war klar… Wusstest du, dass mein Dad ihn dazu gezwungen hat, ihm dankbar zu sein? Deshalb kann er mich so gar nicht leiden.“ Vergnügt zwinkerte er seinem Freund zu. ~*~*~*~ „Und deswegen hasst er dich?“ Draco zog eine Augenbraue hoch, während er gleichzeitig nach Harrys Hand griff. Mochte Tonks sie ruhig Hand in Hand sehen - das war ihm eigentlich recht gleichgültig. Komisch, dahingehend konnte er zu Harry und sich stehen, aber anders... Mit Worten, wurde es schon irgendwie schwieriger... „Dann ist Snape noch bekloppter, als ich dachte...“ Er stockte einen Augenblick und erinnerte sich an die Bilder der Vergangenheit, die sie in Snapes Gedächtnis gesehen hatten. Da war nicht nur die Katze gewesen, sondern auch dieser Junge, der bis auf die Augenfarbe verblüffende Ähnlichkeit mit Harry gehabt hatte und in dem er automatisch Harrys Vater erkannt hatte... „Aber dein Dad hat ihm auch Streiche gespielt, nicht wahr? Das war doch er in dieser Erinnerung mit der Katze...“ Fragend blickte er den anderen an. ~*~*~*~ Harry grinste. „Mein Dad hatte zusammen mit Schnuffel seinen Lieblingsfeind in Snape gefunden. Soviel ich weiß, hat er keine Gelegenheit ausgelassen, ihm eins auszuwischen. Ich weiß nicht mal so genau warum, aber sie waren verfeindet. Ähnlich wie wir es waren…“ Er zuckte die Schultern. „Snape wollte darüber nicht reden und hat Remus aufgehalten, bevor er etwas hatte sagen können… Und Sirius… Nun ja… Er hasst Snape heute noch.“ „Das kannst du aber laut sagen.“, lachte Tonks. Ihre Haare standen wirr in alle Richtungen ab, völlig durcheinander, als hätte sie in eine Steckdose gefasst, aber sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte. „Seit sie allerdings auf einer Seite kämpfen, versuchen sie es mit aller Macht zu unterdrücken, für die Sache, an der sie arbeiten.“ Sie streckte Harry den Umschlag entgegen. „Was nicht heißt, dass sie sich gegenseitig trauen.“ Harry lächelte. Ja, davon konnte er ein Lied singen. „Das müssen sie ja gar nicht.“ Der Brief wanderte in seine Manteltasche. Er würde ihn später lesen. „Hast du Schnuffel und Remus in letzter Zeit gesehen?“ Die Frau schüttelte den Kopf. „Sie sind ungeheuer beschäftigt. Genau wie Hagrid. Er ist bei den Riesen am Ende der Welt oder wo auch immer das ist… Nicht so einfach… Wahrscheinlich wird er noch ein paar Monate brauchen, um sich überhaupt auf deren Niveau herablassen zu können.“ Harry lachte. „Wenigstens ist er nicht bei den Todessern.“ „Ob das jetzt so viel besser ist, ist die Frage.“, grinste Tonks. „Aber unser großer Freund lässt dich herzlich grüßen. Und Ron und Hermione auch. Richtest du es ihnen aus?“ „Klar.“ Harry nickte. „Und jetzt verschwindet, meine nächste Klasse wartet!“ Grinsend packte Harry Dracos Hand fester und zog ihn mit, den Klassenraum verlassend. Es hatte ihn erleichtert von ihr so ausgelassen zu hören, dass es ihnen allen gut ging… ~*~*~*~ Draco zog die Schultern leicht hoch. Er mochte es nicht, an die Vergangenheit erinnert zu werden. Das waren Taten und Verhaltensweise, die sich mit jedem Wort, das sie in Erinnerung rief, noch tiefer brannten... Nicht, dass er sie leugnen würde. Nein, das niemals. Aber er war auch nicht gerade stolz darauf. Gelinde gesagt. Somit schwieg er, während Harry und Tonks sprachen. Das hieß jedoch nicht, dass ihm irgendetwas entging. Im Gegenteil... Offenbar war einiges an Vorbereitung im Gange, um den Kampf gegen den Unnennbaren aufzunehmen - und das, obwohl das Ministerium noch immer an der Auferstehung des schrecklichsten Zauberers der Gegenwart zweifelte. Dumbledore war wirklich nicht zu unterschätzen. Und im Moment fand das Draco sehr beruhigend... Er ließ sich von Harry aus dem Klassenraum ziehen. Tonks’ nächste Klasse strömte bereits an ihnen vorbei und bedachte sie mit neugierigen Blicken. Es waren Hufflepuff- und Ravenclaw-Zweitklässler, die sich nicht trauten, irgendetwas zu sagen. Vor allem nicht in der Nähe einer Lehrerin. Sie waren bereits recht spät dran für Zaubereigeschichte. Aber was machte das schon? Und zumindest war der Gang jetzt leer... Dracos graue Augen blitzten auf, er grinste leicht und drückte den Gryffindor sachte in eine Nische. Einen Wimpernschlag später küsste er diesen auch schon. Das war es, was er zur Schulzeit wirklich vermisste. Wobei er zugleich auch niemals für möglich gehalten hätte, dass ihm das einmal passieren würde... ~*~*~*~ Harry war leicht erschrocken, als diese plötzliche Aktion dafür sorgte, dass er das Gleichgewicht verlor, doch lange war das nicht so, denn er fand Halt. An Draco. Lächelnd öffnete er die Lippen ein wenig, während sich seine Hände an Dracos Brust entlang schlichen, um sich um seinen Hals zu legen. Draco schmeckte und roch einfach wundervoll. Er roch nach mehr. Viel mehr. Und er würde sich mehr holen. Vorsichtig aber bestimmt zog er ihn näher. ~*~*~*~ Ein winziges Lächeln glitt über Dracos Lippen. Nur allzu willig ließ er sich näher an Harry heranziehen, war das doch genau das, was er wollte. Mehr... Er drängte Harry noch weiter in die Nische, bis dieser mit der Wand im Rücken sicheren Halt hatte, stützte sich selbst mit einer Hand ab, während er die andere in das schwarze Haar grub. Alles andere um ihn herum verschwamm, wurde unwichtig, vollkommen nichtexistent. Es gab jetzt nur noch sie beide... ~*~*~*~ Harry spürte die Wand im Rücken noch, dann schloss er die Augen, konzentrierte sich nur noch auf ihn. Auf Draco. Wärme breitete sich von seinem Bauch aus in seinem Körper aus, ließ seine Finger kribbeln, dass er plötzlich ganz genau spürte, wo Draco überall war. An seinem Hinterkopf, zwischen seinen Haaren, er stützte ein bisschen seinen Nacken, an seinem Bauch, seiner Brust, ein leichter Druck an seinem rechten Oberschenkel, an seinen Armen fast überall und dann ja auch noch an den Lippen. Dracos Lippen waren unglaublich weich, nur an einer kleinen Stelle konnte er eine Unregelmäßigkeit ertasten, wenn er mit der Zunge darüber strich. Ein winziger Riss, mehr nicht. Und seine Zunge so vorwitzig… Sie war einfach überall. An seinen Lippen, seinem Gaumen, seinen Zähnen, seiner Zunge, darunter, darüber… ein unfassbares Gefühl. Harry bemerkte kaum, wie seine Knie weich wurden. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Draco zu ertasten. ~*~*~*~ Harry... Er war überall, füllte Dracos Sinne vollkommen aus. Seine Wärme, seine Nähe, sein Atem, seine Lippen, seine weiche Haut, die Hände in seinem Nacken, das Haar zwischen seinen Händen, darunter die fast schon heiße Haut seines Nackens... Atemberaubend. Alle seine Sinne schienen kurz vor dem Zerreißen zu stehen. Alles war intensiv und ließ ihn beinahe den Verstand verlieren. Und er spürte, wie ihm die Kontrolle über sich entglitt... Er spürte, wie er fiel und es war nicht unangenehm... Es war kein schmerzerfüllter, verzweifelter Fall, sondern einer voller Hingabe... Der Aufprall kam hart und unerwartet. *Wo zum Merlin bleibt ihr?* Hermiones Stimme dröhnte in seinen Gedanken, riss ihn mit einem vollkommen brutalen Ruck in die Gegenwart zurück. Und trotz des Wissens, dass sie nicht hier war, fühlte er sich auf einmal ertappt... Er brach den Kuss ab und lehnte seine Stirn gegen Harrys. Sein Atem ging schwer und selbst auf seinen eigenen Lippen spürte er ihn ungewöhnlich heiß. ~*~*~*~ Harry hatte den Kuss im gleichen Moment ebenfalls beendet, war zurückgezuckt und mit dem Kopf gegen die Wand geknallt. Eis in seinen Adern, das ihn erstarrt die Augen hatte aufreißen lassen. Mione… wo? Viel zu spät kam die Erkenntnis, dass es nur eine Nachricht aus ihrem Gedankenbuch gewesen war. Aber als sie kam, folgte ihr die Erleichterung auf dem Fuße. Der Schreck floss aus seinen Gliedern und er erwiderte Dracos weiche Geste, lehnte sich gegen ihn und erlaubte sich auch endlich wieder das Atmen. Wow. Schock. „Hilfe…“, murmelte er leise und schloss die Augen wieder, um seinen Herzschlag zu beruhigen. Hatte Draco diesen auf ein beinahe unerträgliches Maß gesteigert, hatte Hermione ihn einfach abgestellt. Einfach so. Mit nur ein paar Worten. Jetzt puckerte es wieder schneller, als müsse es die verlorene Zeit ausgleichen. ~*~*~*~ Behutsam nahm Draco den Gryffindor in die Arme und zog ihn an sich. Auch wenn Hermione gedrängelt hatte, konnten sie beide so wohl gerade kaum sofort in den Klassenraum rennen. So erhitzt, wie sie beide aussahen, konnte sich wahrscheinlich jeder recht genau denken, was passiert war... Also konnten sie sich doch leicht ein bisschen Zeit zum Verschnaufen gönnen. Der Blonde lehnte seine Wange an Harrys und murmelte leise, ganz in der Nähe seines Ohres: „Wir sollten uns wohl auf den Weg machen. Aber langsam... Im Moment kann man uns garantiert ansehen, was gerade geschehen ist...“ Ein leises Lachen kam über seine Lippen. „Ich hoffe aber, wir setzen das später fort...“ ~*~*~*~ Harry wurde schon bei den ersten Worten rot, doch bei Dracos Abschlussworten machte er der Ampel buchstäblich Konkurrenz. Fortsetzen… Gerne. Aber dass er es sich traute, das so offen anzusprechen… Er lächelte leicht und nickte, wagte es allerdings nicht so recht, sich zu bewegen. Ein winziger Versuch hatte gezeigt, dass seine Knie momentan eher Pudding waren als feste Knorpel oder Knochenmasse. ~*~*~*~ Aus dem Augenwinkel hatte Draco auch in diese düsteren Lichtverhältnissen sehen können, dass Harry gerade einer Tomate ganz akute Konkurrenz machte. Süß... Und zugleich erinnerte es ihn daran, wie unschuldig der Junge-der-lebt war. Wirklich vollkommen unschuldig. „Sag, wenn wir gehen sollen, okay?“, sagte er leise und gab Harry damit zumindest die Chance zu entscheiden, ab wann er sich in der Lage fühlte, irgendjemand anderes gegenüberzutreten. ~*~*~*~ „Gar nicht.“, murmelte dieser, aber das war natürlich keine Option. Schwänzen würde bei Dumbledore ganz sicher nicht gut ankommen und er sollte seine Narrenfreiheit nicht überstrapazieren. Zumal sie wahrscheinlich eh nicht auf den Unterricht bezogen werden konnte. Er seufzte. „Nein, lass uns gehen, sonst brummt uns Mione wieder ein Aufsatz auf. Und ich hab keinen Bock mehr auf Zusatzarbeit.“ Es würde weniger Zeit mit Draco allein bedeuten… Aber laut sagte er das nicht. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco trat langsam zurück und hinaus auf den Gang. Harry sah wirklich zu niedlich aus. Die Haare noch wirrer als ohnehin, die Wangen noch immer leuchtend rot und die grünen Augen leicht geweitet und glänzend... Bei Merlin, er hätte ihn schon wieder küssen können... Außerdem fühlte er sich auf einmal so allein und fast... kalt. Schon komisch... „Dann stürzen wir uns also in den nächsten Trollkrieg...“ Er schnitt eine Grimasse. „Um was wetten wir, dass ich Gefahr laufen werde, einzuschlafen?“ ~*~*~*~ „Ich halte dagegen.“, sagte Harry, plötzlich grinsend. „Ich könnte jetzt nicht mal schlafen, wenn Poppy mir einen Schlaftrank gibt.“ Zu viel war heute noch. Er durfte Sirius Brief lesen, Draco war da und saß auch noch vor ihm, sodass er ihn die ganze Zeit über anschauen konnte, der Besuch bei Snape, Draco, der Felix Felicis, Draco und noch mal Draco… Und dann noch die Erklärung, die Hermione sicherlich verlangen würde, erstens was so wichtig war, dass Tonks sie vor der ganzen Klasse angesprochen hatte, und zweitens, warum sie so lange fortgeblieben waren… Er sollte Draco das Reden überlassen… Wäre besser. „Sag mal… Wie machen wir das mit Felix Felicis?“ Ihm war da ein recht beunruhigender Gedanke gekommen. Draco hatte Training um sieben. Und er war höchstwahrscheinlich noch bei Snape… Keiner konnte sich um den Trank kümmern… ~*~*~*~ „Ich werde schauen, dass ich das schaffe. Und wenn nicht... Nun, dann müssen wir eben die nächste Versuchreihe ansetzen. Oder aber du versuchst Snape zu überzeugen, dass du eher gehen kannst. Schließlich ist das ja für seinen Unterricht...“ Draco nahm den Gryffindor an die Hand und zog ihn aus der Nische hervor. Zeit, dass sie wirklich langsam gingen. Ansonsten würde Hermione sich garantiert noch einmal melden... ~*~*~*~ „Ja, gute Idee…“, begann Harry mit leichtem Vorwurf in der Stimme. „Professor, ich müsste da mal früher gehen, weil wir unseren Trank so angesetzt haben, dass die Fortführung direkt in Dracos Trainingszeit fällt. Wir konnten ja nicht wissen, dass Sie sich wieder mal einen Spaß draus machen, uns einen Strich durch unsere gut geplante Rechnung zu machen…“ Er lachte. „Ja, das werde ich versuchen. Ich kann es ihm ja vordenken…“ ~*~*~*~ Draco musste lachen. „Ich fürchte, das würde dir wieder einen Aufsatz einbringen... Entweder noch einmal mit dem Thema ‚Respekt’ oder aber so etwas wie ‚Voraussicht und Planung beim Brauen von komplexen Tränken’...“ Seine Miene wurde wieder ernst. „Und ehe er noch mehr auf dich losgeht... Nein, dann werde ich zusehen, dass ich früh genug vom Training wegkomme.“ ~*~*~*~ „Danke.“ Harrys Stimme drückte wirklich einen ganzen Schwall an Dankbarkeit aus. „Ich finde es nur schade, dass ich dein Training dann nicht wieder sehen kann.“, sagte er leise. „Das am letzten Mittwoch mit den Würdenträgern war einfach zu herzig.“ Er lachte. „Du bist ganz ruhig geflogen, dabei warst du vorher so durcheinander, dass du fast frontal gegen den einen Ring gekracht wärst. Die arme Pansy war kurz vorm Nervenzusammenbruch…“ ~*~*~*~ „Hm...“ Draco erinnerte sich nur allzu gut daran. Viel zu gut sogar. Dieser dumme Wunsch, Harry beeindrucken zu wollen... Ihm zu zeigen, dass er gut war, Anerkennung zu bekommen... Und zugleich auch das Gefühlschaos... „Das Training hat mir zumindest eine Lektion beigebracht: Bemühe dich, niemals so zu fliegen, dass du jemanden beeindruckst, und vergewissere dich dann ständig, ob du es auch tust...“, zitierte er sich selbst und fuhr sich durch die Haare. „Und dass es dumm ist, zu fliegen, wenn man mit seinen Gedanken eh woanders ist.“ Er warf Harry einen kurzen Blick zu, der soviel heißen sollte wie: Ich war bei dir. „Und beides zusammen ist nicht gerade günstig...“ Er stockte. Warum zum Merlin erzählte er das eigentlich? Es war Vergangenheit... Und diese Unsicherheit würde wahrscheinlich nicht wieder zurückkehren... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Verständnislos. Bis ihn dieser Blick traf, da sickerte die Erkenntnis in seine Gedanken. „Du hast… Wegen mir?“ Er begann zu lachen. „Warum? Du bist der einzige, der mir gefährlich werden kann? Warum willst ausgerechnet du mich beeindrucken?“ ~*~*~*~ Draco zog die Schultern hoch. „Weil ich ein Idiot bin, schätze ich.“ Eine leichte Röte zog über seine Wangen. Wahrscheinlich hätte er das wirklich nicht sagen sollen... „Ich wollte so sehr deine Anerkennung und deine Bewunderung...“ Er brach ab und sah zu Boden. Vermutlich machte er sich gerade wirklich zum Volldeppen. Da war es besser, gar nichts mehr zu sagen. ~*~*~*~ Harry hielt ihn auf, blieb einfach stehen, während er sein Handgelenk festhielt und ihn herumzog. „Die hast du.“, sagte er, plötzlich ernst. „Du hast meine Anerkennung, weil du es geschafft hast, dich von Vorurteilen und den Ansichten deines Vaters zu lösen. Du hast meine Bewunderung für die Stärke, die du besitzt, wenn du mit Problemen konfrontiert wirst. Und du hast beides, weil du du bist. Wozu bringst du dich in Gefahr? Draco, du hättest sterben können da oben… Ich habe mir solche Sorgen gemacht und konnte nichts tun… Hast du eine Ahnung, wie schrecklich das war?“ ~*~*~*~ Draco hob den Kopf und lächelte schief. Zum einen taten Harrys Worte gut... Aber zum anderen hörte er in ihnen einen Vorwurf, der nur allzu berechtigt war. „Was die Tatsache des Idioten wohl noch mal bestätigt, was?“ Er seufzte leise. Es machte ihm Mühe, in diese klaren grünen Augen zu blicken. Es fühlte sich an, als wenn sein Herzschlag wieder aussetzen wollte. Liebe bewirkte offenbar ständig Herzbeschwerden... „Ich mache solchen Unsinn nicht noch mal, okay? Wenigstens nicht aus so dummen Gründen...“ Ja, dumm waren sie und für dumm hielt er sie mittlerweile, auch wenn er bei eben diesem Training anders gedacht hatte. ~*~*~*~ Harry lächelte, strich ihm durch das Haar. „Danke.“ Dann wurde das Lächeln zu einem Grinsen. „Ansonsten überleg ich mir wirklich, ob ich dich nicht vom Besen runterhole, damit du nicht doch noch abstürzt. Wenn du tot wärst, was sollte ich denn dann tun? Außerdem hast du mir versprochen, dass du nicht stirbst, erinnerst du dich?“ Er wuschelte ihm durch die Haare und schob ihn weiter. Es war ihm peinlich, das so gesagt zu haben. Still drückte er die Hand ein wenig fester. Der Gedanke an Dracos möglichen Tod schnürte ihm die Kehle zu, ließ Angst in seinen Eingeweiden aufsteigen. Niemals… Nie würde er das zulassen… Unter gar keinen Umständen… Eher würde er sein Versprechen brechen, das stand für ihn schon fest. ~*~*~*~ Wenn du tot wärst, was sollte ich denn dann tun? Die Worte hallten in Dracos Gedanken wider. Er nickte schwach zu Harrys Worten. Er wollte etwas sagen, doch im ersten Moment gehorchte ihm seine Stimme gar nicht. Seine Kehle war wie zugeschnürt, als ihn die Tragweite von Harrys Worten erreichte. „Und was sollte ich ohne dich tun, hm?“ Er erwiderte den Druck in seiner Hand, lief wie mechanisch weiter. Ihn überwältigte ein seltsames Gefühl von Freude darüber, dass er Harry hatte. Dass er bei ihm war. ~*~*~*~ „Gar nichts.“, murmelte Harry. „Ich habe gesagt, ich bleibe bei dir.“ Wissentlich erneuerte er sein Versprechen, wissentlich, dass er es jederzeit brechen würde, wäre sein Leben der Preis, den Dracos kosten würde. Aber er hatte sich auch vorgenommen, zuerst einmal andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Leichtfertig würde er es nicht aufs Spiel setzen. Sie erreichten den Raum für Geschichte und Harry sah Draco fragend an. Reingehen oder wollte er noch etwas sagen? ~*~*~*~ Diese Worte taten so gut... Draco wusste gar nicht, was er erwidern sollte und so schwieg er, bis sie den Raum erreicht hatten. Wenn er noch etwas sagen wollte, dann jetzt... Jetzt, bevor sie hinein traten. Vorsichtig streckte er die Hand aus und fuhr Harry sanft über die Wange. „Vergiss nie, dass du das Wichtigste für mich bist, okay?“ Er lächelte weich und drückte die Tür auf. Nur gut, dass Binns eh nichts von dem mitbekam, was seine Schüler anstellten. Die Schüler allerdings... Nun, diese schenkten den beiden Spätankömmlingen ihre volle Aufmerksamkeit. Das Getuschel ging nahezu augenblicklich wieder los. Und die fragenden Blicke der vier am Fenster waren auch kaum auszublenden... Oha, da stand wohl gleich noch ein Verhör an. ~*~*~*~ Harry lächelte glücklich und folgte dem Blonden, ging in die letzte Reihe nach hinten, wo Hermione und Ron ihn mit fragenden Blicken löcherten. Die anderen waren ihm egal. Mochten sie denken, was sie wollten. Beweisen konnten sie es eh nicht, obwohl wahrscheinlich die Hälfte genau richtig lag, die andere Hälfte würde genauso wahrscheinlich zu weit gehen mit ihren Gedanken und… Wunschvorstellungen. „Was ist passiert?“, konnte er Hermione hören, doch Harry deutete mit der Hand nur ein ‚Später’ an, dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem weißgottwievielten Trollkrieg. Lange blieb sie da allerdings nicht. Einschläfernd. Da war Dracos Rücken interessanter. Harry starrte so lange auf den schwarzen Stoff, bis er fast schon träumte. Er versuchte sich vorzustellen, wie die Muskeln sich darunter bewegten, wie die Haut sich über Schultern und Wirbel und Rippen spannten, die bei seiner vorgebeugten Position sicherlich hervorstanden. Jede Falte des Umhangs strich er imaginär hundertfach glatt. Und er war so vertieft in diese Meditationsart, dass das Klingeln, das das Ende der Stunde ankündigte, ihn regelrecht aufschreckte. Hermione schenkte ihm nur einen abschätzigen Blick. „Na dann, Harry, Erklärung.“, forderte sie. Er seufzte auf. Natürlich, das hatte ja kommen müssen. „Draußen…“, murmelte er, als er sich erhob. Seine Tasche hatte er ja nicht einmal ausgepackt… ~*~*~*~ Draco hatte das Kinn in die Hände gestützt und schaute nach draußen. Pansy und Blaise hatten nach einem kurzen Blickkontakt beide mit den Schultern gezuckt und ihn in Ruhe gelassen. Es brachte erfahrungsgemäß eh nichts, wenn man versuchte, etwas aus ihm herauszuzwingen. Dracos Gedanken wanderten. Kurz machte er eine Station bei Tonks’ Eröffnung, dass Snape sie trennen würde, und wieder empfand er die dumpfe Sorge um Harry - aber er konnte nichts ändern. Selbst wenn er dem Training fern blieb, würde Snape ihn hochkant rauswerfen. Mindestens... Sie wanderten weiter zu dem Kuss. Hitze stieg wieder in ihm auf. Das war umwerfend und atemberaubend gewesen. Und es hatte ihm deutlich gemacht, wie sehr er Harry bei sich haben wollte, wie sehr er sich nach dessen Nähe sehnte... Weiter ging die Gedankenreise hin zu dieser einen Frage. Seit wann? Seit wann bedeutete ihm Harry soviel? Seit wann... liebte er ihn? Seit wann? Er war so versunken in seine Gedanken, dass er die Klingel gar nicht hörte. Es war wieder einmal Blaise, der ihn in die Realität zurückholte. „Komm schon, Träumer. Wir haben es überstanden.“ Blaise zupfte ihn liebevoll an den blonden Haaren und Draco stand auf. Mittagspause also... Ohne weiter darüber nachzudenken, gesellte er sich zu Harry und griff nach dessen Hand. „Wieder zur Weide?“, erkundigte sich Pansy in der Zwischenzeit. Dass sie die Mittagspause zusammen verbringen würden, war natürlich sicher. ~*~*~*~ Sie nickten alle synchron. Harry nicht, denn es würde bedeuten, dass sie bald Rede und Antwort stehen mussten. Er hatte keine Lust darauf. Aber Weigerung half nichts. Pech gehabt. Da musste er jetzt durch. Ron war es, der Erbarmen mit ihm hatte. „Ihr geht schon mal vor, das Essen bringen wir.“, erklärte er und Harry starrte ihn an, als hätte er ihnen gerade den Weltfrieden verkündet. Gerade er? Es wurde klar, als er Rons Hände sah. Der Rotschopf war sich absolut nicht sicher, ob er sie alleine lassen sollte, aber… Er bemühte sich wirklich, sich damit abzufinden. Wie lieb… Harry lächelte. „Danke.“, sagte er. „Dafür sorgen wir für die Getränke.“ Ein kurzer Blick von Hermione und er zwinkerte ihnen zu, bevor er Draco mit sich zog. Ein bisschen Zeit allein, bis die anderen wieder da sein würden… Galgenfrist… ~*~*~*~ Draco hatte absolut nichts dagegen, schon mit Harry nach draußen zu gehen. Im Gegenteil... Das hieß zumindest einen Aufschub - und ein wenig Zweisamkeit... Blaise schüttelte grinsend den Kopf. „Irre mich oder hat dich Draco gerade wirklich angestrahlt, Ron?“ Lächelnd schlug er dem Rothaarigen auf die Schulter. ~*~*~*~ Ron blickte ihn mit noch immer zwiespältigen Gefühlen an, dann lächelte er gequält. „Wie schön…“ Hermione legte ihm eine Hand auf die Schulter. Hätte sie ihn früher in einer solchen Situation umarmt, war es heute anders. Es wäre zu nahe. Allein der Gedanke daran, dass es ihm unangenehm sein könnte, dass er etwas merkte, was er merken sollte und auch wieder nicht… Ach, sie widersprach sich… „Du bist tapfer, Ron.“, sagte sie, um sich von diesen Gedanken abzulenken und die Röte, die sich auf ihre Wangen stehlen wollte, zurückzudrängen. „Ich bin stolz auf dich.“ ~*~*~*~ Harry und Draco unterdessen traten durch das Tor und hielten ab da stetig auf die alte Weide zu, deren Äste diese einmalige, natürliche Kuppel aus Blättern bildete. Schön anzusehen, wie sie im leichten Sommerwind wie ein schweres Kleid hin und her schwangen. Nostalgisch - oder als würde sie ihnen winken… Sie tauchten unter diesen Ästen hindurch und jetzt konnte man durch ein schmales Dreieck das Wasser des Sees sehen. Die Äste hingen noch bis ins Wasser hinein, zogen leichte Bahnen auf der stillen Oberfläche. Irgendwo am anderen Ufer kraulte der Kraken durchs Wasser. Harry lehnte sich gegen Draco. „Wollen wir nicht hochgehen?“, fragte er leise. Der Gedanke war gekommen und ausgesprochen, bevor er auch nur daran hatte denken können, ihn zu verschweigen. Flucht… ~*~*~*~ Es war komisch, wie vertraut ihm dieser Baum geworden war. Diese Art, wie die langen Zweige im Wind schwangen, der Geruch, das glitzernde Wasser des Sees dahinter... Er mochte es. Lächelnd legte Draco die Arme um Harry. „Nichts lieber als das... Aber wahrscheinlich wäre das nicht gerade fair...“ Oh ja, wie viel lieber würde er jetzt mit Harry dort hochgehen und mit ihm allein sein, aber das ging nicht... ~*~*~*~ „Nicht fair…“, wiederholte Harry leise. „Snape ist nicht fair.“, murmelte er. „Ich versteh eh nicht, was er will. Ich blocke, was mir wichtig ist… Warum sollte ich das blocken, was ich sehen will? Er kennt es doch eh… Dann… Ich will es nicht vergessen und die Erinnerungen sind niemals klarer, als wenn er sie ruft... Wie kann er da von mir erwarten, dass ich es blocke?“ ~*~*~*~ „Weil du es lernen sollst... Wenn du ihn nicht blocken kannst, wie willst du dann den Unnennbaren abwehren?“, fragte Draco und strich dem anderen sachte über das Haar. „Es wird eher vorbei sein, wenn du dich immer gegen ihn wehrst...“ Und das sollte er selbst wohl auch tun... Wenn dieser Bastard von ihrer Beziehung erfuhr, wenn er ihre Bedeutung für einander erkannte, dann würde es gefährlich werden... Gerade für Harry. Und somit musste er selbst sich anstrengen und sich Mühe geben. Um für Harry stark und eben möglichst nicht seine Schwäche zu sein. ~*~*~*~ Vermutlich hatte er Recht. Nachdenklich nickte Harry. Dummerweise hatte er das ungute Gefühl, dass es damit nicht getan war. Snape würde sich damit doch nicht zufrieden geben… Snape und Tonks… Die beiden… Er hatte das Gefühl, dass Dumbledore ihnen aufgetragen hatte, sie auf etwas vorzubereiten. Irgendwas, das mit Voldemort zu tun hatte. Du solltest überdenken, ob du nicht doch etwas gefunden hast, wofür du leben willst. Dieser Satz… Als wüsste er von seinen Plänen. Als wüsste er davon und hätte beschlossen, sie zu unterstützen. Dabei hätte Harry gedacht, er würde ihn davon abzuhalten versuchen. So wie er sonst immer alle Taten seinerseits rügte, weil sie gefährlich waren… Hatte Dumbledore etwa beschlossen, ihn - und Draco auch - für diesen einen Kampf auszubilden? „Du solltest ihn Voldemort nennen und nicht vor diesem nahezu lächerlichen Namen kneifen.“ Völlig zusammenhanglos hatte er den Gedanken ausgesprochen. Wenn Draco sich davor fürchtete, dann würde er sich noch viel mehr vor dieser Leiche fürchten. Furcht war eine schreckliche Last, vor allem in einem Kampf um Leben und Tod. ~*~*~*~ Draco zuckte bei diesem Namen unwillkürlich zusammen. „Vielleicht... Aber... es ist nicht einfach.“ Er starrte über Harrys Schulter hinüber auf den See. Eine Weile schwieg er, ehe er weitersprach. „Es gibt kaum jemanden, der es wagt, ihn beim Namen zu nennen... Aber ich werde mich bemühen... Um stark zu sein.“ ~*~*~*~ „Sei es jetzt. Jetzt ist außer mir keiner da.“ Harry lächelte liebevoll und blickte ihn über die Schulter hinweg an. Er wusste, wie schwer das allen viel, welche Reaktionen allein der Klang oder die Melodie in dem Namen hervorrief, aber dennoch… „Wir können es auch gemeinsam sagen, wenn das einfacher ist. Wenn du willst, natürlich…“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise. Ihm widerstrebte es, diesen Namen zu sagen. Es war eine unbestimmte Angst, ein namenloses Grauen und auch ein von Beginn an geforderter Respekt, die es ihm so schwer machten... „Ich fühle mich gerade wie ein ängstliches Kind...“, murmelte er leise und lehnte seine Wange an Harrys. Seine Wärme tat gut... Auch, wenn sie diese namenlose Kälte nicht vollkommen vertreiben konnte. ~*~*~*~ Lächelnd hob Harry die Hand und stich blindlings durch das blonde Haar. Weich. Vielleicht erwartete er zuviel… Er… er hatte ihn auch einmal gefürchtet, bis Dumbledore ihn wieder zur Vernunft gebracht hatte. Dabei war es ein so dummer Name… „Kennst du Tom Riddle?“, fragte er dann. ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte den Kopf und stieß dabei mit leicht mit Harrys zusammen. „Wer ist das?“ ~*~*~*~ „Ein Junge. Ein Musterschüler wie du es warst. Wie Hermione es ist. Ein lieber Schüler mit nettem Gesicht. Halb Muggel, wie ich. Ich weiß nicht… Er meinte, sein Vater wäre Muggel gewesen.“ Harry ließ sich schwerer gegen Draco sinken. Ob er begriff? „Er spricht Parsel.“ ~*~*~*~ Draco versuchte zu begreifen, was Harry ihm gerade mitzuteilen suchte. Dann klickte es. „Du meinst, dieser Tom Riddle ist...“ Sein Erstaunen war auch so allzu deutlich, ohne dass der Gryffindor sein Gesicht sehen musste. ~*~*~*~ „Voldemort. Ein Halbblut.“, vollendete Harry Dracos Satz. „Schon komisch, nicht wahr? Ein paar Buchstaben verändert und…“ Er zeigte Draco den gleichen Trick, den ihm Riddle unten in der Kammer des Schreckens gezeigt hatte. „Er ist so lächerlich. Er hält Dinge hoch, die er nicht vertreten kann. Reine Linie… Slytherins letzter Nachkomme…“ Er lachte leise. „Er ist ein kompletter Idiot.“ ~*~*~*~ Draco sah schweigend zu und versuchte diese neuen Informationen mit dem in Einklang zu bringen, was er bisher gewusst hatte. Was man ihm bisher erzählt hatte. Es widersprach sich. Aber das war doch klar, nicht wahr? Jemand, der ein solches Bild von sich erstellte, der würde natürlich nicht seine wirkliche Herkunft verraten... Nein, er würde eine Maske wahren und da war ein verschleierter Name nur ein weiterer Schritt. „Erbärmlich...“, sagte er leise. „Also ist er nichts weiter als jemand, der verzweifelt nach Aufmerksamkeit sucht, nach Macht hungert... Und versucht etwas zu sein, was er nicht ist.“ Seine Mundwinkel verzogen sich. „Wirklich erbärmlich. Dann ist er es nicht wert, dass man Angst vor ihm hat. Dann ist er den ganzen beschissenen Respekt nicht wert, den ihm seine Anhänger entgegen bringen.“ ~*~*~*~ „Siehst du. Alles, was schrecklich an ihm ist, sind die Taten, die er unter seinem komischen Pseudonym begangen hat. Er ist ein… Psychopath. Mehr nicht.“ Er lockerte Dracos Hände an seinem Bauch und drehte sich um. „Geisteskrankheit oder Größenwahn kann allerdings nicht durch Zauber geheilt werden. Das hat Mione mir gesagt.“ Ruhig blickte er ihm in die Augen. „Die einzige Möglichkeit ist Tod oder Wegsperren… Aber ersteres hat ja nicht funktioniert. Er hat genug Menschen hinter sich, die alles für ihn tun würden, selbst sich die eigene Hand abschneiden…“ ~*~*~*~ „Wegsperren kann man ihn ja wohl kaum... Askaban ist für eine solche Kreatur noch zu gut. Also muss man dafür sorgen, dass er wirklich tot ist...“ Dracos graue Augen blitzten auf und erinnerten an Sturmwolken. „Und ich will nicht, dass dieser verdammte Mistkerl dir etwas tut... Dass er auf die Idee kommt, zu vollenden, was ihm vor vierzehn Jahren nicht gelungen ist.“ Er blickte fest in die grünen Augen. „Also kämpfen wir gegen ihn... Gegen Voldemort.“ Blanke Verachtung lag in dem Namen, als er ihn aussprach. Es erschreckte ihn, diesen Namen so einfach über seine Lippen zu bringen, hatte er sich doch so sehr davor gefürchtet. ~*~*~*~ Glücklich küsste Harry ihn. Er hatte ihn gesagt. Er hatte ihn gesagt! Ron, der die Geschichte ebenfalls kannte, und Hermione, sie hatten es trotzdem nicht gewagt, aber Draco… „Mutig.“, flüsterte er gegen Dracos Lippen, doch sein Gesicht verdüsterte sich schnell wieder. „Askaban wäre nicht sicher, denn die Dementoren sind auf seiner Seite. Er hat ihnen vor Jahren etwas versprochen… Teil an seinem Plan und freie Hand… Oder so ähnlich. Sie würden ihm nichts tun, denn er würde sich seine Seele mit denen tausender Unschuldiger erkaufen. Und weil sie sind, wie sie sind, würden sie darauf eingehen.“ Er schnaubte leise. „Im Grunde ist es doch so, dass selbst der Tod noch nicht schlimm genug für ihn wäre… Wir sollten ihn in eine kleine Glaskugel sperren. Du kennst das sicher, diese Dinger, die man schüttelt und dann schneit es darin… Das wäre der perfekte Ort für ihn. Ich könnte ihn auf meinen Schreibtisch stellen… oder in Onkel Vernons stinkige Socken stopfen…“ Eine grimmige Miene erschien auf seinem Gesicht und bildete eine steile Falte auf seiner Stirn. Ja, genau so einen Zauber würde er finden müssen… ~*~*~*~ Draco ließ sich in diesen Kuss fallen. Dieser versprach mehr. Sicherheit. Und die Gewissheit darauf, gemeinsam gegen den Feind zu stehen... „Du hast alles an Informationen über ihn gesammelt, die du bekommen konntest, nicht wahr?“ Seine Miene wurde nachdenklich. „Das ist gut... Wir brauchen jedes bisschen, das wir bekommen können...“ Kurz leuchtete etwas in seinen Augen, als er auf einmal verstand. „Er ist dein wahrer Feind, nicht wahr? Ich war es dagegen nie...“ Er lehnte seine Stirn gegen Harrys. „Wie dumm, das jemals geglaubt zu haben...“ ~*~*~*~ Harry lächelte weich. „Bist du böse deswegen?“, fragte er leise. Vielleicht war es so… vielleicht war es so gewesen… Und wenn? ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte den Kopf. „Aber es erklärt, warum ich nie deine Aufmerksamkeit so hatte, wie du die meine...“ ~*~*~*~ Harry seufzte. „Du hast schon Recht. Mein wahrer Feind war – und ist - Voldemort. Er hat meine Eltern ermordet, dafür verdient er diese Stellung. Aber im Sommer… Im Sommer da war es anders. Seitdem ist es vollkommen anders. Es sind mehr geworden. Mehr Feinde. Du hast dazugehört, bis du gesagt hast, du würdest dich von ihnen lösen. Rache… Erinnerst du dich? Rache an allen Todessern. Rache an denen, die ihm diese Macht verleihen, zu tun und zu lassen, was er will. Er ist nur die Spitze… Er ist das Ziel, denn ohne ihn… Ohne ihn sind sie nichts.“ Dann lachte er. „Aber wir reden hier wirres Zeug. Wenn die anderen kommen, erwarten sie etwas zu trinken… Was möchtest du haben, Dray? Zitronenlimonade?“ Es war der zwanghafte Versuch von diesen düsteren Gedanken wegzukommen, bevor die anderen kamen, denn sie sollten von diesen Gedanken nichts wissen. Niemals. Am besten nicht einmal wenn alles schon vorbei war. ~*~*~*~ Draco sah den anderen Jungen nachdenklich an. Diese Wut in seinem Inneren... Er kannte sie so gut. Sie brannte in ihm. Gemeinsam mit Hass und Schmerz... Er hätte nichts lieber getan, als Harry davon zu befreien, davor zu bewahren, diese Gefühle zu empfinden... Einen Augenblick lang zögerte er, dann ging er auf Harrys Themenwechsel ein. Es gab zu Voldemort nichts weiter zu sagen. „Zitronenlimonade.“ Er lächelte leicht. „Aber vorher...“ Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen und küsste Harry ganz sanft. Es war ein scheuer Kuss. Beinahe so, wie der Beginn ihres ersten... ~*~*~*~ Harry ergab sich diesem Kuss. Genauso wie dem auf dem Gang, in dieser winzigen Nische. Er öffnete seine Lippen, ganz klar eine Einladung sendend, dass es ihm so kaum genug war. Es tat gut zu wissen, dass man mit diesen Dämonen akzeptiert wurde. Hermione… Teufel, sie hätte ihn wahrscheinlich geradewegs zu Dumbledore geschleift… Was ihn wieder darauf brachte, was Dumbledore tat. Er bildete sie aus, oder? Die Frage wurde unwichtig, als er beschloss, dass er sie sich nicht beantworten konnte, und nun seinerseits mit der Zunge Dracos Lippen nachfuhr. Nur zaghaft, aber er hatte es mal versuchen wollen… ~*~*~*~ Diese Einladung konnte Draco gar nicht ausschlagen. Neckend stupste er mit seiner Zungenspitze gegen Harrys und lockte ihn in einen weitaus intensiveren Kuss hinein. Diese Nähe brannte beinahe, so warm fühlte sie sich an und doch... und doch wollte mehr davon. Mehr. Und wenn es sein musste, dass er in diesem Feuer verglühte... „Ich dachte, ihr kümmert euch um die Getränke. Und nicht, dass ihr... hemmungslos herumknutscht.“ Blaises belustigte Stimme war eine eiskalte Dusche. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I'll stay with you The walls will fall before we do Take my hand now We'll run forever I can feel the storm inside you I'll stay with you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Alle werden sie rot. *_* Ist das nicht süß? *mitdemfarbkastenrumfuchtel* *strahl* Shirokko: *pinselnehm* *abbyrotmach* *himerotmach* *dracoharryblaiserotmach* *sichumseh* *inermangelunganweiterenopfernallerotmachsobaldsiefertiggelesenhaben* *manischlachendweghüpft* Und hier die Auswertung der Abstimmung aus Kapitel 57: Harry: 1 Draco: 1 Hermione: 3 Pansy: 2 Ron: 2 Blaise: 1 13 Stimmen gesamt Wasserschlacht -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 59: Wasserschlacht Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Fury in the Slaughterhouse - Time To Wonder. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 59: Wasserschlacht Sie fuhren auseinander und Harrys Wangen brannten vor Scham, doch er grinste nur, grinste Blaise an, der bis über beide Ohren Schadenfreude zeigte, sie so erwischt zu haben, zog seinen Zauberstab und mit einem einzigen Wink standen dort genügend Getränke, dass sie bis zum Abend davon leben konnten. Zitronen- und Holunderlimonade. „Zufrieden?“, fragte er und stellte mit Belustigung fest, dass Ron ebenfalls rot war. Bis über beide Ohren. Es nahm ihm etwas von seiner Scheu und er legte seine Arme von hinten um Dracos Taille. Schlimmer konnte es doch nicht mehr werden, oder? ~*~*~*~ Dracos Gesicht machte ebenfalls einer Tomate akute Konkurrenz. Seine sonstige Coolness war gerade vollkommen hinüber, was Blaise sehr amüsant fand. Und es war gleichzeitig der beste Beweis dafür, dass dieser Eispanzer dahin schmolz. Der schwarzhaarige Slytherin grinste breit. „Sehr zufrieden. Bekomme ich das nächste Mal Orange?“, frotzelte er, griff nach einer der Flaschen und öffnete sie. Er wusste gerade nicht, wen er zuerst ansehen sollte. Alle besaßen wirklich lustige Gesichter. Rons Gesichtfarbe und Harrys sowie Dracos waren wirklich faszinierend ähnlich. Pansy war leichenblass geworden und krallte sich an Hermiones Arm fest, die wiederum ein wenig um ihre Fassung zu ringen schien. Er selbst war offenbar der einzige, der mit der ganzen Situation gar kein Problem hatte. Draco lehnte sich mit einem leisen Seufzer gegen Harry. Peinlicher ging’s wahrscheinlich echt nicht mehr... Und außerdem brauchte er gerade ganz akut diesen Halt. ~*~*~*~ „Schocktherapie…“, murmelte Harry, unhörbar für die anderen. Seine Röte verflog allmählich. Es war ihm zwar noch immer peinlich, aber andererseits… Sie wussten es doch… Ganz sachte löste er sich von Draco und nahm wieder seine Hand. „Mutig…“, grinste er ihn an. Vielleicht auf andere Art, aber heute war Draco dran mit mutig sein… Auf ihn wartete es am Abend… Er ließ sich neben Hermione fallen und leerte seine Taschen. Ein Brötchen von heute Morgen, zwei Äpfel und eine ziemlich angedötschte Banane. Gegessen hatte er ein Brötchen… Hermione warf ihm einen kritischen Blick zu, doch er zuckte nur entschuldigend mit den Achseln. Er hatte gesagt, dass er so viel nicht schaffen würde. Selbst Schuld. ~*~*~*~ Draco nickte schwach. Oh ja, Schocktherapie traf es wirklich. Sowohl für ihn und Harry als auch für die anderen... Der Blonde wich nicht von Harrys Seite und ließ sich neben ihm im Gras nieder. Jetzt Abstand zu wahren, wäre mindestens total bescheuert gewesen, also konnte er auch gleich an seiner Seite bleiben. Er löste seine Hand aus Harrys und legte ihm den Arm um die Schulter. Blaise reichte ihm stillschweigend eine bereits geöffnete Flasche Limonade. Seine Augen glitzerten immer noch belustigt. ~*~*~*~ Es herrschte Schweigen in der kleinen Gruppe. Vielleicht war der Schock doch zu groß gewesen. Aber das war ja nicht unbedingt schlecht. Immerhin stellten sie auch keine Fragen. Der Vorteil schlechthin. Harry lehnte sich gegen Draco und griff nach einer geviertelten Paprika. Er wollte jetzt nichts Richtiges essen. Ein bisschen Obst oder Gemüse musste reichen. Für alles andere war es zu warm… Oder kam ihm das nur so vor? „Wollen wir vielleicht schwimmen gehen?“, fragte er irgendwann in das Schweigen hinein. Er hatte völlig vergessen, dass hier ja gerade diese Mischung aus Entsetzen und Peinlichkeit Bestand hatte, war mit den Gedanken völlig abgedriftet. ~*~*~*~ Draco hatte bereits einige Paprika und Frikadellen verdrückt und ging nun gerade zu dem Nachtisch über, als Harry seine Frage stellte. Er grinste. „Du weißt, dass du mich gar nicht erst fragen musst...“ Er wuschelte dem Jungen-der-lebt durchs Haar. Blaise zog die Schultern hoch. „Ich bin für jeden Unsinn zu haben... Und so lange es noch warm ist...“ Pansy dagegen hob abwehrend die Hände und schüttelte energisch den Kopf. „Vergesst es. Ohne mich.“ ~*~*~*~ Hermione lehnte ebenfalls dankend ab, während Ron noch immer beklommen nickte. Ihn hätte man gerade alles fragen können, er hätte genickt. Harry blickte sie an, nach der Reihe, dann steckte er sich das letzte Stückchen seiner Paprika in den Mund und stand auf. „Also dann.“ Und schon lagen Umhang, Hose, Hemd, Socken und Schuhe im Gras. Als letztes folgte noch seine Brille. Irgendwie war es seltsam. Das letzte Mal, als sie – freiwillig – baden waren, da hatte er sich noch geniert, sich einfach vor Draco auszuziehen, jetzt präsentierte er sich hier in seiner blauen Shorts sogar noch vor den Mädchen. Er grinste. Peinlicher konnte wohl echt nichts mehr sein. „Ich bin dann weg.“, verkündete er und packte sich eine der Lianen der Weide. So weit er sich erinnerte, war da vorne ja eine Untiefe… Er ging damit rückwärts, bis es nicht mehr ging, bevor er ihnen ein letztes Mal zuzwinkerte, Anlauf nahm und sich wie Spargeltarzan persönlich von dem Ast über den See tragen ließ, wo er einfach losließ. Sein Schrei wurde vom Wasser verschluckt. ~*~*~*~ Draco musste grinsen, als er Harry zusah. Er war süß. Wirklich süß. Kaum dass sein Freund im Wasser verschwunden war - diesen Auftritt hätte er um nichts auf der Welt verpassen wollen, nur weil er sich gerade ebenfalls auszog -, stand der Blonde auf und streifte seine Kleidung bis auf die Boxershorts ebenfalls ab. Er meinte, gehört zu haben, wie Pansy scharf die Luft einsog, war sich aber nicht sicher. Und außerdem... war es egal. Er lief los und ihm Gegensatz zu Harry missbrauchte er nicht die Weide, um die Untiefe zu überwinden, sondern sprang mit einem Kopfsprung direkt hinein. „Hey... Wartet!“ Blaise fluchte leise vor sich hin, während er sich irgendwie aus seiner Hose strampelte und dann den beiden Jungen ins Wasser folgte. ~*~*~*~ Ron blieb wie ein paralysiertes Kaninchen sitzen. Harry war inzwischen wieder aufgetaucht und hatte sich schon ein bisschen in Sicherheit gebracht, damit Draco nicht ganz so schnell an ihn rankam. Er erinnerte sich noch ganz gut daran, dass er beim Kitzeln sehr geschickt war… Zwar hatte er das letzte Mal gewonnen, aber das gab noch lange keine Garantie, dass es diesmal auch so sein würde, zumal Blaise ja auch noch da war. Das konnte ja eine Schlacht werden… Apropos… Harry hob die Hände, holte aus und spritzte dem auftauchenden Draco eine ganze Ladung Wasser ins Gesicht, sodass der gerade noch an der Weide hängende Blaise ebenfalls noch Wasser abbekam und quietschte. Der Schwarzhaarige hatte Harrys Methode gewählt, um ins Wasser zu kommen. Kriegserklärung… Und er Dummfisch hatte natürlich beiden den Fehdehandschuh zugeworfen. Klasse. Kluge Lösung. Harry hätte sich am liebsten selbst vor die Stirn geschlagen, aber dazu blieb keine Zeit mehr. Flucht war hier definitiv die bessere Lösung. ~*~*~*~ Draco prustete und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Dann machte er sich auf die Jagd. Harry schwamm schnell - aber nicht schnell genug. Schließlich erwischte er seinen Fuß und griff zu. Schmaler Knöchel, bemerkte er noch. Und dass Harry doch etwas mehr Kraft besaß, als er erwartet hatte... Blaise war knapp hinter ihm und im Moment zumindest waren die beiden Slytherins Verbündete... ~*~*~*~ Harry quietschte auf und versuchte seinen Fuß aus Dracos Griff zu entwinden, doch das war gar nicht so einfach. Ganz im Gegenteil. Draco zog ihn einfach zurück, dann war Blaise auch schon hinter ihm. Eingekesselt… Hilfe! Harrys Augen flackerten kurz, dann grinste er wieder hinterhältig und verpasste dem Opfer vor sich einfach eine neue Wasserladung. ~*~*~*~ Diesmal hatte Draco allerdings mit der Woge gerechnet. Er hielt schlicht die Luft an und zog Harry weiter zu sich. Blaise grinste bereits verheißungsvoll und spritzte nun dem Gryffindor eine Breitseite nach der anderen ins Gesicht. Rache war schließlich süß... ~*~*~*~ Prustend hielt Harry die Hände vors Gesicht. Hilfe! Luft? Aber damit konnte er nicht rechnen. Luft war ein Luxus, den er sich grade verspielt hatte. Dafür… Er bekam durch Zufall Blaises Handgelenk zu fassen und zog diesen dann mit einem Ruck hinunter, drückte mit der anderen Hand nach. Jetzt hatte er Zeit für Draco. Er musste freikommen. Irgendwie! „Dray! Schluck Wasser!“, rief er heroisch, dann drückte er sich aus dem Wasser hoch und legte sein ganzes Gewicht auf seinen Fuß. Eigentlich blöd, weil Draco ja nur loszulassen brauchte, um ihn unter Wasser zu befördern. ~*~*~*~ Genau das tat Draco. Er ließ einfach los und zog Harry dann aus dem Wasser hoch. Genüsslich ließ er ihn Luft schnappen - was jetzt auch wirklich notwendig war -, drückte ihn unter Wasser und zog ihn wieder hoch. „Genug?“, fragte er grinsend. Blaise lauerte hinter ihm schon wieder und wirkte beinahe enttäuscht, dass er gerade nicht mitmischen durfte... Vielleicht sollte er die Seiten wechseln... ~*~*~*~ „Genug?“, fragte Harry frech. „Immer doch!“ Und schon hatte Draco eine Ladung Wasser im Gesicht. ~*~*~*~ Draco ließ Harry los, woraufhin Blaise wiederum seine Chance gekommen sah. Er griff Harry an den Schultern und drückte den Gryffindor kräftig unter Wasser, schwamm zurück und schenkte ihm noch eine Breitseite, als er wieder auftauchte. Draco hustete erst einmal das Wasser aus und schnappte nach Luft. Bah, das hatte ihn wirklich fies erwischt! ~*~*~*~ Harry schluckte ebenfalls Wasser. Blaise hatte er völlig vergessen. Klar, dass sich das rächte. Verdammt. Aber jetzt aufgeben? Jetzt war erstmal Blaise dran. Und wenn der noch so weit entfernt war. Seine grünen Augen blitzten vorfreudig auf. Er drückte sich aus dem Wasser und verschwand wieder darin, ließ jetzt alle Erfahrungen spielen, die er mit dem Dianthuskraut gemacht hatte. Schnellschwimmen konnte ja keine so große Schwierigkeit sein, wenn man schmal war, nicht wahr? ~*~*~*~ Harry machte einen Fehler: Er unterschätzte Blaise. Der Gryffindor mochte zwar schmal sein und deswegen schnell schwimmen können, Blaise dagegen war kräftig, größer und besaß eine entsprechend bessere Reichweite... Wieder einmal wurde Harry am Knöchel gepackt und im Gegensatz zu Draco machte Blaise keine halben Sachen. Er tauchte und zog den Gryffindor mit sich. Ein seltsames Gefühl machte sich in Dracos Bauchgegend breit, als er sah, wie Blaise Harry hinterherschwamm... Und es verstärkte sich noch einmal ungut, als die beiden schwarzen Haarschöpfe unter der Oberfläche verschwanden... ~*~*~*~ Harry wollte einen erschrockenen Laut von sich geben, aber er konnte ihn gerade noch so unterdrücken. Hilfe, war der stark! Er strampelte mit den Beinen und als er nach oben sah, erblickte er Draco. Nur der Kopf und ein Teil der Arme fehlte… Unter Wasser, so stellte er fest, konnte er besser sehen. Er konnte ihn ohne Brille fast klar sehen. So ein schöner Körper… Blaise ließ ihn schließlich los, doch es dauerte noch ein paar Augenblicke, bis Harry das registrierte. Ihm ging die Luft aus, aber das einzige, was er momentan wahrnahm, war Draco, der sachte mit den Beinen paddelte. Ansonsten war es hier unten still, dämmrig und kalt… Oder? Seine Lunge verlangte protestierend nach Luft und mit Händen und Beinen drückte er sich nach oben, schwamm einfach direkt auf Draco zu. Es dauerte definitiv zu lange und er musste die Luft entlassen, bevor er oben war, aber als er die Wasseroberfläche endlich durchbrach, war er genau neben Draco und klammerte sich an dessen Schultern fest, um nicht doch noch unterzugehen. Keuchend schnappte er nach Luft, blitzte Blaise dabei an. „Das… das wirst… du… noch bü… büßen!“ ~*~*~*~ Draco war überrascht, dass Harry so dicht neben ihm emporkam, hatte er doch vielmehr erwartet, dass dieser bei Blaise auftauchen und sich die beiden noch mehr in diese Wasserschlacht stürzen würden... Wieder war dieses dumpfe Gefühl in seinem Bauch. Bei Merlin, was war das denn jetzt schon wieder? Ohne weiter darüber nachzudenken, schlang er seinen Arm um Harrys Taille und hielt ihn fest, während dieser nach Luft rang. Blaise grinste nur von weitem. „Versuch’s doch!“, rief er seine Herausforderung über das Wasser. Es war nur Spaß und doch... Dracos Miene wurde deutlich kühler, als er zu Blaise hinüberblickte, was diesem auch sofort auffiel. Was war das denn? ~*~*~*~ Harry lachte, dann seufzte er und hustete. Er hatte doch noch ein bisschen Wasser geschluckt. Auf dem letzten Meter… klasse. Und er hatte es nicht gemerkt. Und dann fiel ihm Dracos Blick auf. So… merkwürdig. „Hey, was ist denn?“, fragte er und piekte ihm in die Wange. „Hat er dich auch untergetaucht? Wenn ja, dann ist er wirklich dran.“ Wieder lachte er. Und räusperte sich noch einmal, um den letzten Rest Wasser aus seinen Lungen zu bekommen. ~*~*~*~ „Es ist nichts...“ Draco schenkte dem Jungen in seinem Arm ein weiches Lächeln und bemühte sich gleichzeitig dieses komische Gefühl beiseite zu schieben und zu verdrängen. Vergeblich. Dieses Ding ließ sich einfach nicht bezwingen. Blaise hatte sich in der Zwischenzeit entschlossen, sich auf dem Rücken treiben zu lassen. Mit ausgebreiteten Armen und Beinen blickte er in den Himmel hinauf. ~*~*~*~ Harry blickte fast sehnsüchtig zu ihm hin. „Jetzt meinen Zauberstab und er würde ein Stückchen schweben…“, sagte er reuevoll, weil er seinen Stab natürlich nicht dabei hatte. Dann wandte er seinen Blick von Blaise ab und blickte Draco an. „Du bist wirklich schön.“, wisperte er ihm ins Ohr bei dem Gedanken an den Anblick unter Wasser. Wenn er ihm so nah war, dann konnte er ihn auch deutlicher erkennen. Blasse Haut, blondes Haar, große Augen mit langen, dunklen Wimpern, auf denen einzelne Tropfen lagen, das jugendliche Gesicht, das die Kindlichkeit wirklich und endgültig hinter sich gelassen hatte… „Engel.“ ~*~*~*~ Die Worte erzeugten eine Gänsehaut auf Dracos Körper, die kaum zu übersehen war und die Kälte des Wassers als Argument nicht gelten lassen konnte. Draco erwiderte nichts, sondern küsste den Schwarzhaarigen schlicht auf die Lippen. Er war so schön warm... Und jetzt wurde er sich auch der Wärme an seiner Seite und der nackten Haut auf der seinen bewusst. Das war schön... Und das wollte er niemals wieder hergeben. Nichts von diesen kleinen Augenblicken, in denen sein Herz gleichzeitig ganz weit wurde und sich ganz klein zusammenzog. ~*~*~*~ Harry lächelte. Aber diesmal ließ er sich nicht auf diesen Kuss ein. Er wurde nur wieder rot. Die anderen schauten schließlich zu und das war ihm peinlich. Er kicherte leise. „Hey, ihr drei, kommt wieder raus, damit ihr trocken werdet, bevor der Unterricht wieder anfängt!“, rief da Hermione, die am Ufer stand und die Hände wie einen Trichter vor den Mund hielt. Was hatte er gesagt? Sie waren da… Er lächelte. „Wettschwimmen bis zu Mione?“, fragte er. ~*~*~*~ Dracos Augen wurden einen winzigen Tick kälter, als er spürte, dass sich Harry nicht auf diesen Kuss einließ. Es fühlte sich an, wie eine Zurückweisung, auch wenn er irgendwie verstehen konnte, dass es ihm peinlich war... Doch ehe er dazu kam, das überhaupt irgendwie zu verarbeiten, paddelte Blaise zu ihnen hinüber. Er hatte wohl bereits bemerkt, dass sie sich langsam auf den Weg machen mussten. „Wettschwimmen.“, bestätigte der schwarzhaarige Slytherin. „Los!“ Draco gab Harry frei und ließ ihn hinter Blaise her schwimmen. Der andere Slytherin war wirklich schnell. Der Blonde trat noch einen Augenblick Wasser, ehe er sich langsam auf den Weg Richtung Land machte. ~*~*~*~ Harry hatte nicht wirklich eine Chance, Blaise überhaupt einzuholen. Der Junge war so schnell… Da half ihm auch seine Übungsstunde unter Wasser während des Trimagischen Turniers nicht weiter. Zu traurig. Als er ein paar Sekunden nach Blaise am Ufer ankam, war er jedenfalls völlig erledig. Er hatte alles gegeben und trotzdem verloren. Verdammt! Lachend ließ er sich am Ufer einfach ins Gras fallen. Schade, dass die Weide keine Sonne durchließ, die hätte er jetzt dringend nötig. Und größere Lungen, damit mehr Sauerstoff hineinging. Blaise lachte ebenfalls, lag fast genauso ausgepowert neben ihm. Und erst jetzt fiel Harry auf, dass Draco nicht mitgeschwommen war. Er setzte sich auf, sofort besorgt. Draco… ließ sonst nie eine Herausforderung vorbei streichen! Nie! Warum heute? Was war passiert? Was war los? Er blickte dem Slytherin entgegen, seine Augen leicht verdunkelt. Vorhin war doch noch alles in Ordnung gewesen, oder? Oder nicht? Hatte er es vielleicht nicht bemerkt? War er… zu unaufmerksam gewesen? ~*~*~*~ Draco stieg in aller Seelenruhe aus dem Wasser, bewusst mit einer solch aufreizenden Langsamkeit, dass Hermione die Augen verdrehte. Ein kurzer, wirklich eisiger Blick traf Blaise, ehe sich der Blonde neben Harry ins Gras fallen ließ. Er legte sich auf den Rücken, ignorierte, dass sich dort das Gras mit extremer Begeisterung an die nasse Haut schmiegte, und blickte zu dem grünen Blätterdach empor. Verdammt, was... was zum Merlin war das? Blaise beobachtete Draco einen Augenblick lang und zuckte mit den Schultern. Im Moment hatte er eh das Gefühl, nicht an ihn ranzukommen. Nein, er war voll und ganz durch Harry verdrängt worden. Seit diesem einen Abend, als Draco zu ihm gekommen war und das erste und bisher einzige Mal einen vollen Einblick in sein Selbst gewährt hatte, hatte er sich nahezu vollkommen von ihm zurückgezogen. Das schmerzte und doch – was konnte er schon dagegen tun? Draco war niemand, den man zum Reden zwingen konnte... Und jetzt dieser Todesblick. Moment mal... In Blaises Kopf machte es Klick. Draco konnte doch nicht wirklich derart blöd sein, oder? ~*~*~*~ Harry verstand es nicht. Der Blick zu Blaise war ihm zwar nicht entgangen, aber… Verdammt. Hilflos sah er in die Runde, anschließend zu Blaise, der das gar nicht bemerkte. Er drehte sich wieder zu Draco und betrachtete dessen Gesicht. Irgendwie… war es verschlossen. Ein bisschen wie am Anfang… Manchmal bist du mir wirklich ein Rätsel, dachte er, aber Draco hatte ja schon gesagt, dass alles in Ordnung war, nicht? Nerven wollte er ihn nicht. Erst gestern hatte er verstanden, was es bedeuten konnte, nicht mit Fragen gelöchert zu werden. Es war gut, angenehm, beruhigen und man fühlte sich verstanden. Er würde also nicht fragen. Wenn Draco reden wollte, dann würde er das tun. Schweigend nahm er die schmale Hand vom Boden auf, hielt sie mit beiden Händen umfangen. Ein simples Zeichen: Ich bin da. ~*~*~*~ Draco gab Harry durch ein wenig Druck auf dessen Hände zu verstehen, dass er begriffen hatte, und blickte weiter in das grüne Farbenspiel der Blätter hinauf. Langsam, ganz langsam ebbte dieses seltsame Gefühl ab, wie eine Woge, die sich allmählich zurückzog... Allmählich wurde ihm kalt. Ein Teil des Wassers war zwar bereits getrocknet, doch nicht, ohne dass er Kühle zurückgelassen hatte, die zwar im ersten Moment schön gewesen waren, ihn aber jetzt einen Augenblick lang schaudern ließ. Ein Handtuch landete auf seinem Bauch. „Trockne dich ab, ehe du wieder Madam Pomfrey heimsuchen musst.“ Leises Lachen begleitete Pansys Worte. Sie hatten offenbar irgendetwas gefunden, dass sie in ein Handtuch verwandeln konnte. Blaise und Harry warf sie ebenfalls Handtücher zu. „Was war das vorher?“, erkundigte sich der Blonde, während er sich aufsetzte. „Das willst du gar nicht wissen.“ Ein breites Grinsen überzog das Gesicht des Mädchens. ~*~*~*~ Wortlos und umständlich trocknete sich Harry ab, bevor Hermine fast ärgerlich mit den Augen rollte und sie einfach alle mit einem Zauber trocken machte. „Anziehen.“, forderte sie ungeduldig, was Harry dann auch tat, während sie Ron den Mund endlich zuklappte, weil der noch immer seine Augen nicht von Harry oder Draco nehmen konnte. Offenbar war mit diesem Kuss vorhin sein ganzes Weltbild zusammengebrochen. Als Harry fertig war, griff er endlich nach einem Brötchen und begann daran zu knabbern. Draco ließ er nicht aus den Augen. Und kaum dass der Blonde fertig war mit Anziehen, saß er auch schon wieder an seiner Seite und griff nach seiner Hand. Noch immer fühlte er sich unwohl, noch immer geisterte ihm im Kopf herum, was er gestern getan hatte, jetzt nach Dracos komischem Verhalten erst recht, als hätte er einen Fehler gemacht. Hatte er ja auch. Aber es kam ihm vor, als hätte Draco diesen Fehler bemerkt, obwohl das gar nicht der Fall sein konnte… Er fühlte sich trotzdem schuldig an Dracos komischer Laune… ~*~*~*~ Draco hatte sich bereits beinahe fertig abgetrocknet, als Hermione den Rest erledigte. Seine helle Haut leuchtete an einigen Stellen rot, so heftig hatte er sie mit dem Handtuch bearbeitet. Dieses Gefühl von Kälte konnte er allerdings irgendwie nicht so recht vertreiben. Kaum, dass er angezogen war, und wieder auf dem Rasen saß, hatte er schon wieder Harry an seiner Seite. Irgendwie besaß der Gryffindor gerade akut etwas von einem kleinen Hündchen... Zumindest war er genauso anhänglich. Nicht, dass Draco etwas dagegen gehabt hätte, im Gegenteil: So langsam schien wenigstens diese dumme Kälte wegzutauen. Blaise ließ sich den beiden gegenüber nieder und konnte nur mit Mühe ein Kopfschütteln unterdrücken. Er sollte sich Draco dringend zu einem Gespräch schnappen... Damit gar nicht erst irgendwelche dummen Missverständnisse aufkamen. Der Slytherin biss nachdenklich in einen Apfel und betrachtete die beiden. Aber süß waren sie schon zusammen. Wirklich süß. „Sag mal...“ Pansy stupste Blaise in die Seite. „Warum bist du so locker?“ Sie brauchte keine Andeutung in Richtung der zwei Jungs zu machen, um zu verdeutlichen, wovon sie sprach. Blaise zog die Knie an und seufzte leise. „Das ist sozusagen ein Familiengeheimnis.“ Er blickte kurz in die Runde. „Aber ich denke mal, euch kann ich es erzählen...“ Er holte tief Luft und begann zu erzählen. „Meine Eltern sind zwar schon lange verheiratet, aber wie beinahe jede... Reinblüterehe ist das nicht gerade eine Liebessache gewesen sondern etwas, das von vornherein arrangiert worden war. Und mit der Zeit stellte sich heraus, dass mein Vater wenig Interesse an Frauen hat... Um die Fassade aufrecht zu erhalten und um ihn zu schützen - denn trotz allem sind sie sich als Freunde wirklich sehr zugetan - blieben die beiden zusammen... Er bringt seinen Freund immer wieder nach Hause mit. Wobei es wirklich eine recht skurrile Situation ist, meine Eltern gemeinsam mit ihren Partnern am Tisch sitzen und Zauberpoker spielen zu sehen...“ Er grinste schief, als er sich an dieses Bild aus den letzten Sommerferien erinnerte. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Deswegen gab es bei ihm keine geschockten Blicke, deswegen konnte er noch so mit ihnen herumtoben, während alle anderen sich abwandten. Es erklärte einiges. Hermione hatte ihm vor kurzem das Problem von homosexuellen Zauberern erklärt, am gleichen Tag noch, als sie gewusst hatte, dass er sich in Draco verliebt hatte, doch er hatte es nur mit einem kurzen Schulterzucken abgetan. Es war ihm egal gewesen. Damals… Damals war er auch noch nicht davon ausgegangen, dass er und Draco ein Paar werden würden. Damals war er auch noch nicht davon ausgegangen, dass er dieses Jahr wirklich überleben würde… Aber jetzt… Seine Hand krallte sich fest in Dracos Ärmel. Verdammt… Was tat er ihm hier an? Was gab Draco für ihn auf? Und wie konnte er es wagen, das alles von ihm anzunehmen? Wenn Draco sich dafür in der Zaubererwelt nie wieder würde behaupten können, weil schwule dort kein Leben verdient hatten? Sein Gesicht erbleichte unmerklich, seine Lippen verloren etwas an Farbe und er fröstelte, versteckte alles hinter dem halben Brötchen, das er jetzt nicht mehr essen wollte… Es war im Grunde wirklich nur noch Tarnung. Hermiones Antwort und Rons erstaunten Blick nahm er in seinem Gedankenstrudel nicht wirklich wahr. ~*~*~*~ Draco sah zu Boden. Blaise hatte bisher nie über so über seine Familie gesprochen, aber es warf ein vollkommen neues Licht auf ihn. Es erklärte, warum er von Anfang kein Problem mit den Gerüchten gehabt hatte - und warum er kein einziges Wort darüber verloren hatte, dass es ein Junge war, in den sich Draco verliebt hatte... Ein warmes Gefühl von Zuneigung überflutete den Blonden - und ein Gefühl von Dankbarkeit, dass er Blaise an seiner Seite hatte. Als er spürte, wie sich Harrys Hand in den Stoff seines Ärmels grub, blickte er den Gryffindor fragend an und erschrak im gleichen Moment. Harry sah so betroffen aus... Er streckte die freie Hand aus und legte sie sachte auf seine Wange. Seine Haut war auf einmal ganz kalt geworden... Die Aufmerksamkeit der anderen richtete sich auf Blaise. Draco hörte zwar, dass der Slytherin antwortete, aber das war auch alles. „Was ist?“, fragte er leise, sogar für sich selbst kaum hörbar. ~*~*~*~ Harry antwortete nicht, blickte nur auf sein Brötchen. Der Griff wurde noch ein wenig fester. Alles… alles seine Schuld. Alles seine Schuld und er konnte es nicht rückgängig machen. Er konnte nicht einfach hingehen und allen sagen, dass es ein Scherz gewesen war. Drei Gründe: Sie würden es nicht glauben, denn es gab Beweisfotos… Sicherlich wieder einmal neue. Zweitens hatte er es Draco versprochen: Niemals würde er ihn alleine lassen. Drittens… er liebte ihn. Er hatte, was er wollte… Konnte er da wirklich sein eigenes Wohl hinter das von Draco stellen? Dazu… war er doch viel zu egoistisch, oder? Dazu war er doch viel zu feige. Und weil das so war, würde Draco nicht nur mit seinem Vater Probleme haben, sondern mit allen. Mit der ganzen Gesellschaft! Mit jedem Zauberer, der in diesem starren Glauben war… Wieder biss er von seinem Brötchen ab, dann legte er den Kopf gegen Dracos Schulter, verbarg das Gesicht vor ihm unter seinen Haaren. Diesen Blick konnte er nicht ertragen. Vielleicht… vielleicht könnte er es ihm sagen, aber nicht hier, nicht vor den anderen… „Später?“, murmelte er noch leiser als Dracos Frage gewesen war. Und wenn er Glück hatte, dann hatte Draco das bis dahin vergessen, so dass er ihn mit diesen Dämonen nicht zu belasten brauchte. ~*~*~*~ Dracos Miene spiegelte seine Sorge und seine Nachdenklichkeit wider, als er Harry behutsam durch die Haare strich. „Versprichst du es mir?“ Ohne weiter darüber nachzudenken, kraulte er dem Gryffindor bereits den Nacken. Er liebte es, das zu tun. Er liebte diese kleinen Gesten der Zuneigung, die er jetzt geben konnte, geben durfte... Und das Gefühl von Harrys Nähe, seiner Wärme... ~*~*~*~ „Wenn du das willst…“, kam die Antwort wesentlich lahmer, als sie sollte. Harry schloss die Augen und ließ das Brötchen sinken. Sein Herz war schwer, wie von einer Kette aus Stahl umschlossen. Schuld wog schwer. Fast hatte er dieses Gewicht vergessen, das Voldemort ihm auferlegt hatte, weil er ihn gezwungen hatte, seine Auferstehung herbeizuführen. Jetzt war es wieder da. Doppelt so schwer, denn diesmal hatte ihn niemand gezwungen. Er hatte es freiwillig getan und mit voller Absicht wollte er verhindern, dass Draco ihn verließ… ~*~*~*~ „Bitte...“ Draco drückte Harrys Hand ganz sacht. Er konnte sonst nichts weiter tun, als ihm nahe zu sein. Und es nagte an ihm, dass es offenbar irgendetwas gab, das Harry ernsthaft zu schaffen machte. Außerdem konnte er sich des dumpfen Gefühls nicht erwehren, dass es mit ihm zusammenhing... Das tat weh. Aber er respektierte, dass Harry jetzt nicht reden wollte. Später allerdings... Da würde er ihn im Zweifelsfall an sein Versprechen erinnern. ~*~*~*~ Hermione bewegte plötzlich wieder ihren Zauberstab und schreckte Harry damit ein wenig auf. Sie mussten gehen und sie räumte eben auf, weil sie getrödelt hatten. Blaises Geschichten waren einfach zu interessant gewesen, um ihn wirklich zu unterbrechen, und jetzt waren sie spät dran. Er ließ sich von Draco hochziehen und blieb auf dem Weg zu den Gewächshäusern ganz dicht bei ihm. Auch dort wich er nicht von seiner Seite, obwohl sie einzeln arbeiten sollten. Er stand immer neben ihm. Wie ein Schatten. Die ganze Zeit schweigend. Hermione bemerkte es kurz vor Stundenbeginn, als Ron sie fragte, warum Harry sich so komisch benahm, ob das vielleicht an Draco lag, aber auf ihre Frage antwortete er nicht. Stattdessen kehrte das immerglückliche Lächeln auf sein Gesicht zurück, das ihr erst wirklich verdeutlichte, dass etwas nicht stimmte. Die Stunde endete und die Pflanzen wurden auf eine Bank gestellt, wo sie bis zum nächsten Mal auf sie warten würden. Langweilige Wesen. Nichts drauf, einfach nur enorme magische Wirkung, wenn man die Blätter mit anderen Zutaten in bestimmter Reihenfolge mischte und kochte. Doch weil sie damit bei Zaubertränke gelandet wären, hatte Professor Sprout hier die Erklärungen abgebrochen. Harry hatte Glück oder auch Pech, denn als die Stunde geendet hatte und Draco Zeit hätte zu fragen, wich ihnen Hermione nicht von der Seite. Im Gegenteil. Sie versuchte Harry von Dracos Seite wegzulotsen, um ihn zu fragen, warum er so schweigsam war. Und dann waren die Zwillinge plötzlich da. Aus heiterem Himmel standen sie vor ihnen und streckten Draco zwei Bilder entgegen, weil Harry sich halb hinter ihm verbarg und Hermione ihn ebenfalls gut verdeckte. „Weil du wirklich brav warst.“, erklärte Fred und grinste über Dracos Schulter Harry an. George wuschelte seinem jüngsten Bruder durch die Haare. „Für dich auch eins.“ „Und für dich, und für dich, und für dich und für dich.“ Nacheinander hatten sie Hermione, Pansy, Blaise und Harry ebenfalls ein Foto in die Hand gedrückt. „Natürlich mit besten Grüßen von Colin, nicht wahr?“ Und sie zwinkerten Harry zu, der zurückzwinkerte und sich scheinbar fröhlich bedankte. Es war aber auch ein gelungenes Bild. Harry konnte seine Bewunderung nicht verhehlen. Dean Thomas war darauf zu sehen. Sein Blick sehnsuchtsvoll nach oben gerichtet. Vor ihm stand Christopher Warrington und blickte mit fast hartherzig verzogenen Lippen auf ihn herab, aber in seinen Augen war ebenfalls Verlangen erkennbar. Und seine beiden Hände ruhten auf Deans Hüften. Wow… „Wie habt… wie habt ihr denn dieses Bild gemacht?“, fragte Ron entgeistert. Irgendwie schien er nun wirklich nahe dran zu verzweifeln. Warum war denn plötzlich alle Welt schwul? Die Zwillinge lachten. „Das wirst du nie erfahren, Ronnie-Schätzchen!“, erklärten sie überglücklich. „Berufsgeheimnis!“ „Aber es ist gelungen und erfüllt seinen Zweck, oder?“ Harry nickte nur sprachlos. ~*~*~*~ Die ganze Zeit über war Harry nicht von seiner Seite gewichen, was Draco ein gemischtes Gefühl bescherte. Zum einen freute er sich ja, dass sein Freund nah bei ihm blieb, aber zum anderen hatte er auch den Eindruck, dass irgendetwas nicht so recht in Ordnung war. Und dieser Eindruck verstärkte sich noch, weil Harry sich regelrecht an seiner Seite versteckte, um Hermione zu entgehen... Und dann kam der Auftritt der Zwillinge. Draco blickte auf das Foto in seiner Hand und musste grinsen. Sehr breit grinsen. „Ihr seid wirklich gut.“ Pure Anerkennung lag in seiner Stimme, etwas, was er den Zwillingen niemals zuvor gewährt hätte. „Verteilt ihr sie oder gehen sie schon rum?“, erkundigte er sich weiter. Es wäre gut das zu wissen, ehe er gleich zum Training ging... Blaise konnte nichts anders als zu lachen, als er das Bild sah. „Warrington wird durchdrehen...“, gluckste er, worauf Pansy nur heftig nickte. Aber etwas anderes hatte dieser Mistkerl auch nicht verdient. ~*~*~*~ Die Zwillinge grinsten. „Sieh dir erst mal das andere Bild an…“, sagte George stolz, während Fred die Fragen beantworte. „Sie sind gerade in Umlauf gegeben worden. Lee hat sie an den Stellen deponiert, die Creevey für seine Übergaben an die anderen Häuser nutzt. Er kennt sie alle.“ „Und wir auch. Auch wenn wir es eher persönlich tun. Sie wissen ja nicht, dass wir eine Kamera haben.“ Rons Augen wurden groß. „Ihr habt…“ „Haben wir. Dank Harry.“, erklärten sie augenzwinkernd. Der Schwarzhaarige wurde rot. Ach ja… das Preisgeld vom Wettkampf… Das hatte wahrscheinlich für ein ganzes Dutzend von diesen Dingern gereicht… Und Ron verstand die Welt nicht mehr. ~*~*~*~ Draco zog das andere Bild nach oben. Wieder Warrington. Und auf diesem Foto übergab er sich wirklich hingebungsvoll. „Sehr lebensecht...“ Sein Grinsen bekam etwas Teuflisches. „Aber... wie habt ihr das gemacht?“ Skeptisch blickte er die Zwillinge an. Er konnte sich nicht erinnern, sie dort unten am See gesehen zu haben, als dieser Zwischenfall passiert war... ~*~*~*~ „Berufsgeheimnis!“, kam es wieder unisono. „Dieser Zauber… würdest du ihn uns zeigen? Er ist genial!“, wandte sich George an Harry. „Ja, wenn sogar dieser Betonklotz von ihm in die Knie gezwungen worden ist, dann muss er wirklich gut sein!“ „Nur dieser kurze Schatten…“ „Was hast du mit ihm gemacht? Hast du ihn wirklich verzaubert?“ „Oder war er vom Laufen so angestrengt?“ Harry zupfte Draco am Ärmel. Er wollte nicht antworten. Er wollte nicht, dass jemand von diesen Zaubern etwas erfuhr… Es wäre nicht gut, wenn er in der Schule kursierte. Und vor allem in den Händen der Zwillinge wäre er wahrscheinlich der Schrecken der Schule… Schweigend bat er Draco um Hilfe. ~*~*~*~ Draco zwinkerte Harry kurz zu, dann wandte er sich an die Zwillinge. „Berufsgeheimnis. Aber wir können über die Sahnetorten reden...“, grinste er die beiden an. ~*~*~*~ Sie sahen ihn skeptisch an, dann begannen sie synchron zu lachen. „Du bist gut, Malfoy!“ George klopfte ihm auf die Schulter. „Wirklich gut.“ Da hatte er Harry schon wieder in Schutz genommen. Er überzeugte sie immer mehr… „Wir freuen uns schon auf das nächste Gespräch mit dir.“ „Lass nur nicht nach mit deiner geschickten Zunge.“ „In keiner Hinsicht.“ Ein freches, zweideutiges Grinsen, dann winkten sie, verabschiedeten sich zwinkernd von Ron und Hermione, die die ganze Szene mit großen, ungläubigen Augen beobachtet hatten, und waren verschwunden. Harry lehnte sich erleichtert gegen Draco. „Danke…“, murmelte er. Irgendwie wollte er gerade nichts lieber als sich im Bett verkriechen. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. Dumm, dass das nicht ging… In weniger als einer halben Stunde musste Draco zum Training und er… Er hatte dann nur noch eine Stunde Zeit, um sich mental auf Snape vorzubereiten… Allein der Gedanke war schon grauenerregend. ~*~*~*~ Draco blickte den beiden kopfschüttelnd nach. Verdammt, mit diesen dämlichen Zweideutigkeiten machten sie sogar ihn noch irgendwann mal verlegen... Und das, obwohl er das eigentlich recht gut von sich abprallen lassen konnte. „Nichts zu danken...“, gab Draco zurück und strich Harry über den Rücken. Es war doch schließlich selbstverständlich, dass er ihm beistand. Was denn sonst? „Draco? Ich störe ja nur ungern, aber wir sollten uns langsam fertig machen...“ Blaise stupste ihn vorsichtig in die Seite. „Schon so spät?“ Der schwarzhaarige Slytherin nickte. „Ja. Zum Kerker umziehen und aufs Feld... Dann sind wir etwas früher da und sehen den wutschnaubenden Koloss auftauchen.“ Seine Augen glitzerten vor Vorfreude. ~*~*~*~ Harry bekam einen halben Nervenschock, als er begriff, dass Draco dann erstmal unerreichbar sein würde für ihn. Weit weg und… Er sollte doch nicht gehen… Sekunden war er versucht, ihn einfach am Ärmel festzuhalten, aber dann ließ er den Stoff schwach durch seine Finger gleiten. Er benahm sich grade wirklich wie ein Kleinkind mit Mutterkomplex… oder so ähnlich. Er überwand sich zu einem Lächeln. „Viel Erfolg.“, murmelte er. „Und denk an dein Versprechen.“ ~*~*~*~ „Danke.“ Draco lächelte den Jungen-der-lebt an und strich ihm über die Wange. „Keine Sorge, ich mache keinen Unsinn. Und du bei Snape auch nicht, ja?“ Dahingehend hatte er wirklich ein wenig Bedenken... Vor allem, was die Gemeinheiten des Slytherinhauslehrers anging. Blaise war bereits einige Schritt vorgegangen, während Pansy sich neben Hermione hielt. Sie würde heute darauf verzichten, sich das Training der Slytherins anzusehen. ~*~*~*~ Harry winkte noch und sah ihm beinahe sehnsüchtig nach. Er fühlte sich verloren. Völlig… Er wollte ihn nicht gehen lassen. „Harry, jetzt erzähl mal, was bei Tonks war!“, forderte Hermione von ihm und er wandte sich ihr zu. „Was meinte Draco mit bei Snape?“ Der Schwarzhaarige lachte trocken. „Das war es, was sie uns mitgeteilt hat. Das Sondertraining beim Giftmischer ist ab sofort getrennt. Ich heute um sechs, er morgen, gleiche Zeit. Ist das nicht erfreulich? Einen ganzen Abend ganz allein mit Snape. Meine Träume werden wahr!“ Ron legte ihm mitleidig eine Hand auf die Schulter und drückte sacht. „Es ist unglaublich, dass du darüber noch lachen kannst.“, sagte er. Harry zuckte die Schultern. „Galgenhumor, schätze ich.“ „Und was meinte sie mit: Was habt ihr bloß gemacht? Warum war Snape so sauer, dass er euch getrennt hat?“ Stirnrunzelnd antwortete Harry. „Tja, das würde ich auch gern mal wissen. Vielleicht… liegt es daran, dass ich ihn ein bisschen zu sehr gereizt habe… Er hat mich sogar rausgeworfen…“ Hermione blickte ihn starr an. „Selbst schuld.“, erwiderte sie ungerührt und provozierte dieses seltsame Lächeln wieder bei ihm. „Deswegen die Frage nach Respekt.“ „Das war seine Strafarbeit.“ „Ich verstehe.“ Harry nickte, dann meinte er, er müsse noch etwas holen, bevor er hinunter zu dem schwarzhaarigen Lehrer ging, und sie ließen ihn gehen. Hermione, Ron und Pansy würden Hausaufgaben machen, etwas, das auch Harry tun würde, wenn er oben in Sicherheit war. Wenn er vor den Blicken und den Fragen sicher war, wenn er sich in seinen Schuldgefühlen ertränken konnte, ohne dass es jemand bemerkte… Im Endeffekt blieben die Hausaufgaben liegen. Harry lag auf dem Bett, Dracos Feder vor sich auf der Decke, die er verzweifelt in Grund und Boden starrte. Irgendwie… hatte damit alles angefangen… ein bisschen vorher noch, aber… das hier war der erste Beweis von Freundschaft gewesen. Der erste greifbare Versuch, diese Freundschaft zu vertiefen. Oder eigentlich… war es da doch schon längst um ihn geschehen gewesen. Draco hatte ihm beigestanden. Als er verzweifelt gewesen war. Als er nicht mehr mit sich zurecht gekommen war… Diese Geste… und so viele zuvor… Harry lachte über sich selbst. Nein, es war in dem Moment vorbei gewesen, als er ihm auf der Krankenstation ins Gesicht geschaut hatte. Am ersten Schultag. Es war gerade mal zweieinhalb Wochen her. Unglaublich… Zweieinhalb Wochen, die Dracos Leben komplett zerstört hatten… Ja, vielleicht hatte er ihm geholfen sich von seinem Vater zu lösen, aber zu welchem Preis? Sozialer Niedergang, das war der Preis, den er von ihm dafür gefordert hatte… unwissentlich. Der Junge-der-lebt biss die Zähne zusammen und krallte sich in die Bettdecke. „Verdammt!“, brüllte er. Im nächsten Moment klingelte der Wecker. Es wurde Zeit zu Snape zu gehen… ~*~*~*~ Draco sah noch einmal über die Schulter zurück, dann fasste Blaise ihn am Arm und zog ihn mit. „Was war vorhin mit dir los?“, fragte der Schwarzhaarige gerade heraus. „Ich weiß nicht, was du meinst...“ Draco blickte starr vor sich hin. Er ahnte, worauf Blaise hinauswollte, aber er hatte keine Lust darüber zu sprechen. „Draco, stell dich nicht dumm. Ich meine beim Schwimmen. Du warst auf einmal so kalt und richtig grantig...“ Der Blonde zog die Schultern hoch und schwieg. „Hör mal, es gibt keinen Grund, eifersüchtig zu sein, okay? Ich mag Harry, aber auf diese Art bin ich garantiert nicht an ihm interessiert! Und er sowieso überhaupt nicht an mir!“, fauchte Blaise los. Bitte, wenn Mr Malfoy Junior es nicht anders wollte, dann eben mit der Holzhammermethode. Eifersüchtig? Dracos Gesicht drückte vollkommene Fassungslosigkeit aus. „Bei Merlin, jetzt guck nicht wie einer von diesen dusseligen Globberwürmern! Du warst eifersüchtig, Draco!“ Langsam sickerte die Erkenntnis zu dem Blonden durch. Eifersüchtig. Oh, bei Merlin. Draco schlug die Hand vor die Stirn. „Na endlich kapierst du’s.“ Blaise verdrehte die Augen und legte ihm dann fürsorglich den Arm um die Schulter. „Ich schätze, du wirst da noch ein paar Erfahrungen machen, die dich überraschen werden...“ Er grinste. „Aber an sich ist Eifersucht ein wirklich gutes Zeichen... Solange sie nicht überhand nimmt.“ „Ein gutes Zeichen?“ Dracos Blick war zweifelnd. „Das fühlt sich widerlich an.“ „Ja... Aber es zeigt auch, wie wichtig dir Harry ist...“ „Hm...“ Draco runzelte die Stirn und versank in Schweigen. Er schwieg auch noch, als sie den Slytheringemeinschaftsraum durchquerten, sich in ihrem Schlafsaal umzogen und mit den Besen wieder nach draußen marschierten. Erst als sie das Quidditchfeld betraten, fand er seine Sprache wieder. „Vielleicht hast du Recht, Blaise... Es ist nur... Mich überfordert diese Sache hin und wieder beinahe... Er ist mir wirklich wichtig. Aber ich habe eine höllische Angst, irgendetwas falsch zu machen...“ Der Sucher seufzte leise und stützte sich auf seinen Besen. Noch waren sie hier alleine. „Aber er ist alles wert, nicht wahr?“ „Und wie!“, antwortete Draco schnell wie ein losgeschickter Fluch. „Aber... weißt du, ob er jemals eine Freundin hatte? Ich weiß von nichts...“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Hab nichts mitbekommen...“ „Hm...“ Wieder legte Draco die Stirn in Falten. „Er ist voll und ganz ein unbeschriebenes Blatt, oder?“, hakte Blaise nach und betrachtete seinen Freund. Draco machte sich wirklich Gedanken. Ganz und gar aufrichtig. Man konnte regelrecht sehen, wie dieser Eispanzer abplatzte. Und das alles war allein Harrys Werk. „Ja...“ Es war wahrscheinlich wirklich sein erster Kuss gewesen. Irgendwie freute das Draco, aber dennoch... Er wollte sich versichern. „Ah, ihr seid schon da!“ Montague grinste die beiden fröhlich an. „Warrington ist auch aus dem Krankenflügel.“ Er warf Draco einen scharfen Blick zu. „Aber er hat behauptet, dass nichts weiter geschehen sei... Und somit sollte ich das glauben, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass er dich schützt... Ah, da sind sie ja!“ Draco und Blaise wechselten einen irritierten Blick. Okay, das war wirklich seltsam. Aber, der Gedanke durchzuckte sie beide, vielleicht wollte Warrington einfach nur seine Energie für irgendeine viel größere Gemeinheit sammeln... Warrington sah jedenfalls wie eine große tobende Dampfwalze aus, als er auf den Quidditchplatz marschierte, dicht gefolgt von Pucey und mit einem etwas größeren Abstand von Crabbe und Goyle. „Wenn ich diesen Creevey in die Finger bekomme, ist er tot!“, knurrte er halblaut jeden zweiten Schritt begleitend, den er tat. „Oh, meinst du diese hübschen Fotos?“ Draco grinste süß. „Nett... Ich wusste gar nicht, dass du was mit Thomas hast...“ „HALT’S MAUL!“ Warrington wollte schon auf den Blonden losstürmen, doch Montague ging dazwischen. „Reißt euch zusammen. Alle beide.“ Warnende Blicke zu den beiden Streithähnen. „Auf die Besen. Fliegt eure Wut gefälligst ab!“ Das Training war - gelinde gesagt - hart. Und es wurde noch härter durch den plötzlichen Wolkenbruch, der mitten im Training herunterkam und einfach nicht wieder aufhören wollte. Montague ließ ihnen keine Atempause. Nicht die winzigste. Ständig war er da und kommandierte sie herum. Offenbar hoffte er dadurch die Spannung aus dem Team zu bekommen. Doch das war unmöglich. Er wollte es nur noch nicht sehen... Draco war jedenfalls vollkommen kaputt und bis auf die Haut durchnässt, als der Kapitän endlich Schluss machte. Natürlich tat er das nicht, ohne noch einmal eine lange Rede über die Schwächen jedes einzelnen Spielers zu halten... Innerlich verdrehte der Blonde die Augen. „Wie spät haben wir?“, erkundigte er sich bei Blaise und schreckte zusammen, als ihm dieser die Uhrzeit nannte. Oh... Nicht gut. Gar nicht gut. „Ich muss los! Dieser verdammte Trank!“ Er drückte sich wieder ab und sauste durch den Regen davon. Irgendwo im dritten Stock musste doch ein verdammtes Fenster sein... Ah. Er hexte es auf und schoss hindurch, um dann sanft im Flur zu landen. Seit dem morgigen Zwischenfall ging er nirgends mehr ohne seinen Zauberstab hin. Warringtons Überraschungsangriffen wollte er wirklich nicht unbewaffnet und unvorbereitet gegenstehen. Er hinterließ bei seinem Spurt zum Raum der Wünsche eine breite Tropfspur, die Filch wahrscheinlich einen Tobsuchtsanfall aller erster Güte bescheren würde. Im Raum angekommen, widmete er sich sofort den Kesseln. Umrühren. Den Besen und seinen Umhang hatte er schlichtweg auf den Boden fallen lassen, wo sich nun langsam aber sich eine große Lache ausbreitete... Und wo er jetzt schon eh dabei war, sich um die beiden Kessel zu kümmerte, konnte er auch gleich die neuen Zutaten vorbereiten und die zweite Versuchsreihe anzusetzen. Dass er patschnass war und langsam wirklich fror, spürte er schon gar nicht mehr, so sehr hatte ihn die Konzentration gefangen genommen. ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Lehrer erwartete ihn schon. Er war sauer. Stocksauer, gelinde ausgedrückt. Kaum war Harry durch die Tür, stand er auch schon senkrecht und knallte ihm den Aufsatz auf den Tisch. „Das hier ist eine Frechheit!“, brüllte er ihn an. „Bodenlos! Potter, wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, du legst es darauf an, von der Schule zu fliegen! Glaube mir, das kannst du auch einfacher haben!“ Er schnaufte und kam um den Schreibtisch herum. „Und lass das bescheuerte Grinsen!“, schnappte er böse. „Ich weiß, dass es nicht echt ist! Als würdest du dich über einen Anschiss freuen! Es ist wirklich unfassbar, dass Dumbledore dir noch immer diese Freiheiten einräumt! Mir hier zu erklären, warum ich deinen Respekt nicht verdiene… Pass nur auf, Freundchen, ich werde dir Respekt beibringen, der sich gewaschen hat!“ Harry starrte ihm entgegen. Er hatte gewusst, dass dieser Aufsatz ein Desaster werden würde, aber er hatte ihn dennoch abgegeben… hatte ihn durch einen Lehrer weiterreichen lassen… Oh weh… Ob… ob das vielleicht der Grund gewesen war, dass er von Draco getrennt worden war? War es… seine Schuld gewesen? „Hinsetzen!“ Wortlos befolgte Harry den Befehl. „Und wenn du dir heute keine Mühe geben solltest und mich wieder dazu missbrauchst, deine überhebliche Mutter zu sehen, dann kannst du etwas erleben!“ Er ließ Harry keine Zeit, gegen diese Beleidigung seiner Mutter zu protestieren. Noch bevor Harry überhaupt böse gucken konnte, hatte er schon den Zauber gesprochen und drang nun schnell und zielsicher zu dieser einen Szene vor. Tatsächlich spürte er, wie Harry sich gegen ihn wehrte, er konnte Wut spüren, konnte Hass und Zorn wahrnehmen, aber es reichte nicht. Ganz und gar nicht. Und dennoch passierte genau das gleiche, wie schon zuvor: Kurz bevor er die Stelle erreichte, die ihm zeigte, wie er den Unnennbaren besiegen könnte, wurde er rausgeworfen. Wütend versuchte er es erneut, konnte diesmal spüren, dass Harry ihn gar nicht erst hineinlassen wollte. Offenbar hatte er den Jungen doch ziemlich gereizt. Hatte er vielleicht seinen Ehrgeiz geweckt? Erstaunlich… aber sinnlos. Diese ganzen Versuche waren so was von sinnlos… Er suchte sich demütigende Punkte aus Harrys Vergangenheit. Sein Onkel, seine Tante, seine Haare spielten dort eine Rolle, weil sie abgeschnitten werden sollten, ein kleiner, fetter Junge, bissige Hunde, Mobbing in der Schule, in Hogwarts. Harry wehrte sich, doch Snape war stärker. Und er genoss es sichtlich, als er spürte, wie Harrys Wut wuchs. Und dann war da wieder diese Tür. Eine Tür direkt neben einem Troll im rosa Tutu… Hatte er dieses Bild nicht schon in Dracos Gedanken gesehen? Hatte der Blonde ihm diese Tür nicht vor der Nase wieder zugeschlagen? Nun ja… Das letzte Mal hatte Harry ihn an dieser Stelle blocken können, aber jetzt hatte er einen Anhaltspunkt, was er zu sehen bekommen könnte… Selbstbewusst stieß er die Tür auf, doch im nächsten Moment fühlte er sich mental gepackt und zurückgestoßen. Die Gedanken wechselten in Sekundenschnelle zu seinen eigenen, zeigten ihm die Klausuren des zweiten Jahrgangs Hufflepuff, dann wurden seine Augen klar. Er blickte direkt in funkelnde grüne. Böse blickten sie zurück, starrten ihn in Grund und Boden. Snape begann süffisant zu grinsen. Schmallippig und böse. „Dort liegt also dein Geheimnis.“, sagte er. „Mal sehen, wie lange du es wirklich geheim halten kannst… Legilimens!“ Er wollte genau zu dieser Stelle zurückkehren, doch da fand er in den Gedanken diese Tür erneut. In jüngerer Zeit. Er konnte leises Wimmern daraus vernehmen. Doch er kam keinen Schritt mehr vorwärts, wurde im nächsten Moment zurückgedrängt und verlor die Kontrolle über den Zauber. „Ich lasse Sie da nicht rein!“, erwiderte Harry verbissen verspätet auf die Herausforderung. „Niemals!“ „Oh, man soll niemals nie sagen…“ ~*~*~*~ Es war neun, als Snape ihn gehen ließ. Harry war mit den Nerven fertig. Ununterbrochen diese Konzentration aufrechtzuerhalten war nicht so einfach, wie er gedacht hatte. Er zitterte. Gedankenfetzen rauschten durch seinen Kopf, drehten sich dort im Kreis. Und alles überlagernd waren seine Selbstzweifel und Schuldgefühle gegenüber Draco. Snape hatte sie kurz vor Ende entdeckt, als er schon frustriert gewesen war, dass er den Raum der Wünsche nicht hatte betreten können, und war darauf herumgeritten wie ein Torero auf seinem Stier. Die zitternden Hände in den Hosentaschen verbergend eilte er durch die Gänge. Es regnete draußen. In Strömen. Und eigentlich wäre es genau das, was er brauchte. Regen. Regen über ihm, um ihn herum, eine höhere Gewalt, die ihn umgab, die ihm Sicherheit gab, weil sie ihn nicht gehen ließ. Aber er wusste, dass Draco wartete. Und er gehörte auch zu dieser Art höherer Gewalt. Er konnte seine Gedanken auch zum Schweigen bringen… Er erreichte das Bild, vollführte das lächerliche Ritual und schob die Türe auf. Draco stand da und kochte an den Tränken. Ganz versunken. Und… nass. Es war Harry egal. Nur ein paar Schritte und er hatte ihn erreicht, schlang seine Arme um Dracos Bauch und drückte sich gegen ihn, spürte die Feuchtigkeit fast augenblicklich durch sein Hemd dringen, spürte die Kühle an seiner Brust. Egoist, schoss es ihm durch den Kopf. Es war das Wort, das Snape am allerliebsten in seinen Gedanken gehört hatte, ihm immer wieder vorgespielt hatte. Egoist. Ja, verdammt, er war egoistisch, aber… aber… Verzweifelt drückte er seine Nase gegen den starken Rücken vor sich. War es denn so schlimm, dass er ihn für sich wollte? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Reality and dreams Reality is not what it seems It’s not the way we want it It’s just the way it gotta be We’ve got love and hate But we can’t estimate What’s the right solution to kill the illusion of this world ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Warrington kriegt was ab. Warrington kriegt was ab. *rumhops* Wurd auch Zeit, nicht wahr? Tjaaha und Draco lernt, dass er sogar eifersüchtig sein kann. *g* Bemerkenswert, welche neuen Fassetten er in so kurzer Zeit an sich entdeckt. Wandlungsfähig, der Junge. ^.^ Shirokko: … … … Ich liebe Snape… … *ihnanspringundabknuddel* Nachwirkungen ------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 60: Nachwirkungen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Linkin Park - In Between. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 60: Nachwirkungen Draco schreckte aus seiner Konzentration auf, als er auf einmal die warmen Arme um sich spürte - und im gleichen Moment ging ihm auf, wie nass er und wie kalt ihm eigentlich war... Er strich über Harrys Hände und lockerte behutsam ihre Umklammerung, ehe er sich umwandte und ihn anblickte. Der Gryffindor sah vollkommen fertig aus. Augenblicklich zog sich sein Herz zusammen und Nässe und Kälte waren wieder vergessen. „Hey...“ Er küsste ihn auf die Stirn und strich ihm durch das Haar. „Was ist passiert? Was hat er getan?“ Zorn brandete in ihm auf. ~*~*~*~ „Was schon…“, murmelte Harry, lachte trocken. „Er hat sich für den Aufsatz und die Unverschämtheit im letzten Training revanchiert. Ich bin selbst schuld.“ Er seufzte. Schon jetzt konnte er spüren, wie ihn die Anspannung verließ. Medizin… Draco war wirklich wie Medizin für ihn. Dann lächelte Harry schwach. „Ich konnte ihn blocken, Dray.“, flüsterte er glücklich. „Mehrere Male… Immer… immer wenn er hierher kommen wollte. Hierher oder wenn er sich in die Potenzialzauber einmischen wollte… Ich habe es jedes Mal geschafft. Und er war richtig sauer…“ ~*~*~*~ „Das ist doch gut...“ Sachte fuhr Draco dem Schwarzhaarigen mit den Fingerspitzen über die Wange. „Nein, das ist großartig... Du bist stark, Harry, denk daran...“ Harrys Wärme prickelte in seinen Fingern, taute sie regelrecht auf. Langsam flaute seine akute Wut wieder ab, wurde zu einem namenlosen Zorn, der sich auf den Zaubertränkelehrer richtete und lauerte - auf eine Gelegenheit lauerte, hervorzubrechen. ~*~*~*~ Wieder kam dieses trockene Lachen durch, als Harry die Augen schloss. „Momentan fühl ich mich eher klein, schwach und nutzlos…“, murmelte er. „Ich bin müde.“ ~*~*~*~ „Dann lass uns ins Bett gehen...“ Wieder ein Kuss auf Harrys Stirn, beinahe schon mehr zu seiner eigenen Beruhigung als zu Harrys. „Mit den Tränken bin ich fertig... Aber ich schätze, ich sollte mich vorher abtrocknen... Ich bin nass.“ ~*~*~*~ „Ich werde vorher duschen gehen.“, sagte Harry lächelnd. „Vielleicht geht dann dieses Gefühl weg, dass er mich beschmutzt hat mit seiner Sucherei… Solltest du auch machen, allerdings eher, weil du kalt bist. Das ist… gruselig.“ Ihm fiel auf die Schnelle kein anderes Wort ein, aber das war ja auch gar nicht nötig, es drückte doch ganz gut aus, was er meinte. Kälte war gruselig. Oh ja… Besonders wenn man müde war… ~*~*~*~ „Unangenehm trifft es noch eher.“ Draco lächelte schief. „Aber geh du erst... Mir machen die paar Minuten mehr nichts aus.“ ~*~*~*~ Harry lächelte, fuhr ihm mit den Fingern noch einmal durch die feuchten Haare und nickte. „Okay.“, sagte er, dann drehte er sich um. Oh Mann, er hatte das Gefühl, gleich im Stehen einschlafen zu können. Schrecklich. Blöder Giftmischer! Die Dusche tat gut, heißes Wasser tat fast immer gut, selbst im Sommer. Und weil es heute regnete, erst recht. Warum das so war, konnte Harry nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Gedanke war ihm einfach so gekommen, ohne Hintergrund oder Sinn. Es glättete die Wogen tatsächlich noch ein bisschen mehr. Nach der Dusche verschwendete er nicht mehr viel Zeit. Er putzte sich die Zähne und stellte daraufhin fest, dass er natürlich vergessen hatte, seinen Schlafanzug mitzunehmen. Na ja, zog er sich halt draußen um, dann konnte Draco schneller ins Bad. Seine Sachen zusammenraffend und nur mit einem Handtuch um die Hüften verließ er das Bad. „Fertig.“, verkündete er. „Du kannst!“ ~*~*~*~ Draco hatte sich an die Tischkante gelehnt und beobachtete die Tränke, die sich genauso verhielten, wie sie sollten. Wieder überzog ein weißer Nebel den Boden und er hatte dagegen das Fenster aufgemacht. Ihm war langsam wirklich kalt... Das änderte sich allerdings schlagartig, als die Badezimmertür aufging und er sich umwandte. Bei Merlin, er kannte ja die dummen Eigenarten seines Herzens urplötzlich das Tempo zu wechseln, doch das hier... Das war mindestens ein Turboschnatzstart. Er machte den Mund wieder zu. Klar, er wusste, wie Harry aussah, wenn er aus dem Bad kam. Da besaß er schließlich so ein Foto, und er wusste auch, wie er mit nacktem Oberkörper aussah und doch... Verdammt, er sollte vielleicht eher kalt duschen. Mit einigen schnellen Schritten war er beim Bett, schnappte sich seinen Schlafanzug und war mit einem gemurmelten „Bis gleich“ im Bad verschwunden. Er duschte wirklich erst kalt und drehte erst die Temperatur hoch, als er schon mit den Zähnen klapperte. Langsam strömte Wärme zurück in seinen Körper, breitete sich aus und spendete ihm zugleich auch eine angenehme Müdigkeit. Er stand lange einfach regungslos da, ehe er sich dazu überwinden konnte, das Wasser abzudrehen. Nach dem Abtrocknen noch Anziehen und Zähneputzen, dann war er fertig und kehrte zurück in ihren Schlaf- und Arbeitsraum. Erst jetzt ging ihm auf, dass er seine Runde heute vollkommen vergessen hatte. Doch das war nur ein winziger Gedankenfetzen, der sofort wieder unterging. ~*~*~*~ Harry hockte schon wieder auf dem Bett, eingehüllt in seinen roten, lächerlichen Löwenschlafanzug. Die Seide hatte zumindest einen Vorteil: Sie hielt warm, ohne Schweiß zu produzieren. Im Grunde hätte er längst schlafen können, hätte sich hinlegen und einschlafen können, aber er wollte noch nicht. Er hatte auf Draco warten wollen. Er hatte ihn so lange nicht bei sich gehabt. Schon… fast fünf Stunden nicht… Und er fühlte sich noch immer genauso verloren, wie als sie sich am Nachmittag hatten trennen müssen. Vorhin, als er zurückgekommen war, da war es anders gewesen, aber jetzt… jetzt war er wieder allein. Wartend blickte er dem Blonden entgegen, versuchte ohne Brille seine Gesichtszüge auszumachen. Zwar konnte er sie nicht wirklich sehen, aber er wusste ja, wie er aussah, konnte sich daran erinnern. Er müsste bloß die Augen schließen… was er nicht tat. Reglos abwartend blickte er ihm einfach entgegen. ~*~*~*~ Draco legte den Kopf leicht schräg, als er auf Harry zuging, der ihn einfach nur ansah - oder zumindest in seine Richtung blickte, denn ohne Brille sah er ja nicht allzu viel. Es war einfach niedlich. Der Slytherin spürte, wie ihm warm ums Herz wurde. Am Bett angekommen, krabbelte er hinüber zu Harry und noch auf den Vieren küsste er ihn. Genau das wollte er jetzt. Ihn küssen und ihm zeigen, dass er ihm wichtig war. Und dann... Vielleicht reden... ~*~*~*~ Harrys Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, als er Dracos spürte. Auffordernd öffnete er seinen Mund ein wenig, hob die Hand an den weichen, warmen, noch leicht feuchten Hals. Sein Herz zog sich ein wenig zusammen, seine Kehle wurde fast schmerzhaft eng. Irgendwie… hatte er das vermisst, hatte das Gefühl vermisst, ihm so nahe sein zu dürfen. Hatte das Gefühl und den Geschmack herbeigesehnt… Auch seine andere Hand hob sich zu Dracos Halsbeuge und er zog ihn ein wenig näher. Es tat fast schon körperlich weh, auch wenn er sich dieses Gefühl nicht wirklich erklären konnte. ~*~*~*~ Draco ließ sich nur allzu willig in diesen Kuss hineinziehen. Er wollte das. Genau das. Diese Art von Nähe, von Intensität. Ihm wurde warm, noch wärmer, als es nach der Dusche ohnehin der Fall war. Er liebte das Gefühl von Harrys weichen, warmen Lippen, seine vorsichtige Zunge, die langsam etwas mutiger wurde, den angenehmen Atem... Alles... Doch irgendwann wurde ihm - leider - die Atemluft knapp. Sein Herz schlug noch immer schnell und seine Lippen prickelten, als er sich von Harry löste und diesem ein strahlendes Lächeln schenkte. ~*~*~*~ Harry erwiderte es leicht zaghaft. Irgendwie war es anders gewesen als heute Morgen. Im Gang, da war es… wilder gewesen, das hier war… sinnlicher und brachte sein Herz zum Flattern wie einen kleinen, leichten Vogel. Noch immer hielt er Dracos Kopf mit beiden Händen umfangen, strich nun mit dem rechten Daumen über die Kinnlinie. „Du bist… schön.“, sagte er jetzt zum wiederholten Male, aber er konnte nicht anders. Andere Worte würden nicht das ausdrücken, was er empfand bei seinem Anblick. Es taten ja nicht einmal diese Worte, aber… „Du leuchtest von innen heraus. Ganz anders als noch letzte Woche.“ ~*~*~*~ Draco schloss bei der Berührung die Augen und gab sich ihr hin. Das war auf einmal ganz leicht... Erst als Harry ausgesprochen hatte, öffnete er die Augen wieder. „Wenn ich das tue, dann nur, weil du bei mir bist.“ Er lächelte und verlagerte sein Gewicht ein wenig, um zumindest eine Hand freizubekommen. Sachte strich er über Harrys Wange, den Hals hinunter bis zu der Kuhle zwischen den beiden Schlüsselbeinen. ~*~*~*~ Harry lächelte ob des Kompliments. Was sollte er dazu noch sagen? Das war… „Danke.“, flüsterte er. Das war es, was er hatte hören müssen. Snapes Bösartigkeit von wegen Egoismus mit nur ein paar Worten weggewischt, denn wenn Draco sagte, er leuchte nur wegen ihm, dann war es für ihn doch auch gut. Oder? Dann… war er doch nicht unglücklich, denn sonst hätte er doch keinen Grund so zu strahlen, nicht? Nicht wahr? „Bist du noch einsam, Draco?“, fragte er. „Einsam hier drin?“ Ganz sachte ließ er seine Hand von der weichen Haut an der Wange hinunter zu Dracos Brust gleiten, legte sie dort über sein Herz. „Habe ich es geschafft, diese Einsamkeit zu vertreiben?“ ~*~*~*~ Draco legte seine Hand auf Harrys und drückte diese fester auf seine Brust. „Da ist kein Platz für Einsamkeit mehr, denn da bist du...“ Sein Lächeln wurde noch weicher. Er überbrückte die Entfernung und gab Harry einen zarten Kuss auf die Lippen. Ganz eben und vollkommen unschuldig. „Überall da drin bist du...“ Das war jetzt wirklich so etwas wie ein Liebesgeständnis, auch wenn er diese drei Worte noch nicht über die Lippen brachte. Sie waren so gewichtig, so stark... Und jetzt, jetzt war es noch zu früh für sie, auch wenn er sie so sicher verspürte wie noch nie zuvor etwas in seinem Leben. ~*~*~*~ Glück, hervorgerufen von Erleichterung, brandete in Harrys Bauch auf. Er lächelte breit, seine Augen glommen auf und er fiel Draco um den Hals. Diese Worte bedeuteten ihm unendlich viel. Unendlich! Sie passten gar nicht in ihn hinein, dabei wollte er nicht einen Tropfen oder einen winzigen Fetzen davon wieder hergeben. Er konnte sich nicht einmal verbal dafür bedanken. Ihm fehlten schlicht die Worte. ~*~*~*~ Draco wurde von Harrys Schwung aus seinem ohnehin recht labilen Gleichgewicht gebracht und fiel hinten über. Er landete auf dem Rücken, Harry mehr oder weniger auf seiner Brust. „Stürmisches Kätzchen...“, lachte er leise und wuschelte ihm durch die Haare. ~*~*~*~ „…Mau!“, sagte Harry und kuschelte sich dann an ihn. Draco war jetzt wieder warm. Nicht mehr so verteufelt kalt. Besser zum Schmusen… „Mau…“ Ein schönes Wort. Es drückte so Vieles aus, alles eigentlich, was er zu sagen hatte. Es ersparte ihm komplizierte Erklärungen. ~*~*~*~ Draco lachte noch immer und kraulte Harry liebevoll den Nacken. Es war schön, ihn so zu spüren, seine Wärme, seine Nähe... Der Blonde seufzte leise vor Zufriedenheit und blickte an die dunkelrote Decke des Himmelbetts. Am liebsten hätte er diesen Zustand einfach so gelassen, aber... Die Sache von heute Mittag nagte noch an ihm und er hatte sie bei weitem nicht vergessen. „Harry, du hast versprochen, dass du mit mir redest... Sagst du mir jetzt, was los war?“ ~*~*~*~ Harrys Augen öffneten sich wieder blickten in die herannahende Dunkelheit aus dem Fenster. Das… hätte er lieber vermieden, aber Draco hatte ja Recht. Versprochen war versprochen. „Das, was Blaise erzählt hat… Über seinen Dad…“ Schwer schloss er die Augen. „Was für ein Leben er führt, um unerkannt zu sein, unerkannt zu bleiben… Ich habe… dir ein Leben unter deinesgleichen unmöglich gemacht.“, redete er stockend vor sich hin. „Weil ich… zu egoistisch… zu selbstsüchtig war, um Miones… Warnung zu erkennen. Weil ich… sie nicht erkennen wollte, bist du jetzt bei den Leuten nicht mehr gern gesehen… und sie… verachten dich…“ Dass es ihm genauso ergehen würde, war unwichtig. Er hatte nicht vor, die Zauberer da draußen mit seiner Anwesenheit zu belästigen… ~*~*~*~ Draco starrte vor sich hin und dachte über Harrys Worte nach, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Der Gryffindor hatte durchaus Recht - wenigstens dahingehend, dass es die Zauberergesellschaft ihnen wirklich nicht leicht machen würde. Das sah man schließlich schon hier an der Schule. Warringtons und Puceys gab es überall. Und würde es immer geben. „Ach, Harry...“, murmelte er leise und zog den Jungen noch etwas näher zu sich. „Du trägst keine Schuld... An nichts. An gar nichts... Weißt du, unter diesen Menschen, die uns verachten, will ich gar nicht leben. Sie sind es nicht wert, dass man sich mit ihnen befasst. Es ist mir gleich, was sie denken, und wenn sie glauben, dass sie uns richten dürfen, dann sollen sie es ruhig glauben. Aber ihre Meinung wird nichts ändern. Glaub mir, um mich musst du dir keine Sorgen machen. Ich kann mit Verachtung und Abneigung umgehen. Ich bin ein Slytherin. Was meinst du, was mir von meinem ersten Schultag nach der Auswahlzeremonie von drei Viertel der Schule entgegen gebracht wurde? Und dieser Reinblüterteil der Gesellschaft… der kann mich sowieso mal kreuzweise. Dem habe ich nämlich zu verdanken, dass ich mit Pansy verheiratet werden sollte...“ Er hielt inne. „Jetzt breche ich damit für dich, für uns. Aber früher oder später hätte ich es eh getan, weil ich es nicht mehr ertragen kann, in diesen Fesseln zu leben...“ ~*~*~*~ Harry lachte leise. Ja, vielleicht war es so. Vielleicht hatte er Erfahrung darin, aber das machte es nicht unbedingt leichter. Es machte es ihm nicht leichter, die Schuld beiseite zu schieben. „Okay.“, murmelte er schließlich und seufzte. Was sonst hätte er darauf erwidern sollen? Er glaubte nicht, dass es so einfach war, aber er hatte auch keine Argumente dagegen. Er war wirklich müde. Zu viel war heute geschehen. ~*~*~*~ „Du sagst das zu schnell...“ Draco seufzte ebenfalls und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich weiß, dass das schwer ist. Sehr schwer sogar. Aber die Leute dort draußen können mich nicht brechen... Nicht, wenn du bei mir bist.“ ~*~*~*~ Harrys Hand schlich sich träge zu Dracos Ohr, begann ihn dort sachte zu kraulen. Er lächelte. „Wenn das so ist, dann bleib ich einfach bei dir. Und wenn die Menschen nicht mehr zu ignorieren sind, dann bringen wir sie zum Schweigen.“ Irgendein Zauber würde sich dafür schon finden lassen. ~*~*~*~ „Das würde mir gefallen...“ Draco schloss die Augen und genoss eine Weile die sanften Berührungen seines Freundes. Da war noch eine Sache... Etwas, das er fragen wollte. Ein vollkommen anderes Thema... Aber wenn sie jetzt schon so sprachen, dann war es vielleicht ein guter Zeitpunkt... „Darf ich dich etwas fragen? Etwas anderes...“ ~*~*~*~ „Hm…“, machte Harry. Die Trägheit hatte auf seine Gedanken übergegriffen, sein Geist befand sich allmählich in einem Zustand des Wegdämmerns. Dracos Nähe hatte wirklich alle Wogen in seinem Kopf geglättet, hatte die Dämonen in ihm zur Ruhe gezwungen. ~*~*~*~ Okay... Das war offenbar eine Zustimmung. Draco strich Harry liebevoll über den Rücken und suchte einen Augenblick lang nach den richtigen Worten. Es war nicht so einfach, aber wahrscheinlich war es am besten, den direkten Weg zu gehen... „Der Kuss zwischen uns... Das war dein erster, oder?“ ~*~*~*~ Ein leises Kichern. „Ja.“ Ganz ehrlich, ganz aufrichtig. Jetzt war Harry eh nicht mehr fähig, sich irgendwie zu verstellen. Das wäre viel zu anstrengend. Zumal er gar keinen Grund dazu hatte, ihn zu belügen. „Mein allererster.“ Irgendwie hatte er gedacht, das hätte man merken können, so ungeschickt, wie er sich angestellt hatte… Schön, dass es nicht so war. ~*~*~*~ Draco musste lächeln. Harry war so niedlich, so unbedarft... So unschuldig. Einen kurzen Moment zog sich sein Herz schlicht vor Zuneigung zusammen. „Danke, dass du ihn mir geschenkt hast.“ ~*~*~*~ „Würde ich wieder tun.“, kam die gemurmelte Antwort leise und undeutlich. „Aber das geht ja jetz’ nich’ mehr…“ Und im nächsten Moment schlief er auch schon ein, auf seinen Lippen ein leichtes, zufriedenes Lächeln. ~*~*~*~ Draco lachte leise. Erst als er bemerkte, dass Harrys Atem ruhig ging, begriff er, dass dieser eingeschlafen war. Wirklich: Unschuld pur. Irgendwie schaffte er es, die Decke wenigstens halb unter ihnen beiden wegzuziehen und sie zuzudecken. Wenigstens einigermaßen. Ihm ging noch einiges durch den Kopf, ehe er die Augen schließen und schlafen konnte. Aber alles, alles, was ihm heute begegnet war, bestärkte ihn nur auf diesem Weg, für den er sich entschieden hatte. Egal ob es seine Eifersucht war, Harrys Sorge und das Bekenntnis, dass sie gemeinsam alles durchstehen würden, oder dass er Harrys ersten Kuss bekommen hatte... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der nächste Tag begann wie der letzte. Harry erwachte vor Draco und stellte nach ein paar Augenblicken fest, dass dieser viel zu spät zum Training kommen würde. Was aber nicht hieß, dass er sich nicht doch Zeit ließ beim Wecken. Und er ging auch wieder mit zum Training. Offiziell, was ihm von der Mannschaft nur ein Stirnrunzeln und von Blaise ein Schulterklopfen einbrachte. Das Frühstück wurde ihnen diesmal von Hermione und Pansy zugesteckt, weil sie wirklich spät dran waren, bevor die beiden ihre männlichen Freunde regelrecht zu Zaubertränke schoben, damit sie nicht zu spät kamen. Und wie auch schon am gestrigen Tage klettete Harry förmlich an Draco. Besonders, als er Snapes kalte Augen auf sich spürte. Uh, er war also noch immer sauer… Klasse. Snape verteilte die Aufgaben und so machten sich die Schüler daran, jeder für sich einen Trank zu brauen, der in ihren Büchern nicht einmal drinstand. Er hatte die Aufgabenstellung an die Tafel geschrieben! Etwas, das es hier doch eigentlich gar nicht gegeben hatte, oder? Jedenfalls konnte er sich nicht wirklich daran erinnern, dass es eine gegeben hätte… Still und bedächtig wie selten begann Harry, Dracos Ratschlag Folge zu leisten und zuerst die Zutaten herzurichten, damit er später genügend Zeit hatte, sich an die Anweisungen zu halten. ~*~*~*~ Uff... Snape war ja heute drauf. Die tödlichen Blicken seinerseits galten Harry, wie Draco mit einer gewissen Sorge bemerkt hatte, doch er selbst wurde auch nicht gerade verschont. Nur war die Aufmerksamkeit, die Snape ihm schenkte nicht so recht einzuordnen. Irgendwie hatte sie etwas von Vorfreude... Und das wiederum machte Draco wirklich Sorgen. Vielleicht sollte er heute Abend doch einfach sein Bestes geben, Snape möglichst nicht herausfordern und seinen Plan fallen lassen... Aber dann würde er wohl nie eine Antwort auf seine Frage bekommen... Gedankenverloren zerhackte er die Zutaten und bereitete sie vor, streute sie nach und nach in den Trank, ohne weiter darüber nachzudenken. Vollkommen automatisch wendete er sein Wissen an und hielt sich an die Anweisungen. Es war beinahe so, als wenn ein Teil von ihm vollkommen auf die Arbeit vor sich konzentriert war, während der andere seinen Gedanken nachhängen durfte... Exakt zum vorgegebenen Zeitpunkt hatte er genau den Trank fertig, den er haben sollte. Kinderspiel. Neugierig sah er hinüber zu Harry und wie es bei diesem lief. Ironischerweise hatte er ausgerechnet den Menschen, um den es in seinen Gedanken mit am meisten ging, gerade beinahe vollkommen ausgeblendet. Oder nein, nicht ausgeblendet, sondern dessen Anwesenheit als selbstverständlich hingenommen. ~*~*~*~ Harry war mit dem Ergebnis seines Trankes ebenfalls zufrieden, wenn er auch nicht ganz perfekt war. Aber selbst wenn er es wäre, würde es ihm vermutlich nicht viel bringen, dafür war Snape einfach zu mies auf ihn zu sprechen. Er füllte seine Phiolen ab und verließ wie alle anderen mit dem Klingeln den Raum, um zu Tonks und ihren netten, kleinen Duellen zu marschieren. Schon seltsam, dass es jetzt genau eine Woche her war, dass sie offiziell mit den Slytherins Freundschaft geschlossen hatten und noch immer nichts wirklich Schreckliches geschehen war. Tonks Unterricht brachte keine neuen Erkenntnisse, denn sie verlangte von ihnen lediglich in ihrer konfusen Art und Weise die Angriffs- und Abwehrzauber der letzten zwei Wochen zu wiederholen, bevor sechs Pärchen ihr Übungsduell halten durften. ~*~*~*~ Verteidigung gegen die Dunklen Künste wurde nur einen Augenblick lang spannend, als Tonks sich entschied, ausgerechnet Hermione und Pansy gegeneinander antreten zu lassen, ein Duell, das Pansy schlussendlich für sich entschied. Hermione lagen diese Kämpfe einfach nicht, die ganze Duelltaktik war offenbar nicht ihre Welt. Doch zu einem gewissen Grad war das sogar beruhigend, denn schließlich bewies es, dass jeder seine Schwachstellen hatte. Zur Mittagspause steuerten sie wieder einmal die Weide am See an. Das war ihr Stammplatz geworden und er würde es wohl auch noch so lange sein, bis das Wetter umschlug und es schlichtweg zu kalt wurde, dort draußen zu sitzen. Draco hatte Harry wieder neben sich gezogen und die Arme um ihn gelegt, während sie aßen. Zumindest dieses kleine bisschen Nähe war schließlich während der Unterrichtszeit möglich. Auch, wenn es ihm nicht genug schien. ~*~*~*~ Eine Stunde später ging es weiter zu Verwandlungen, was nicht wirklich spannend war, da Professor McGonagall nichts Neues brachte, und als auch diese Stunden endlich vorbei waren, begann das Spiel von gestern erneut. Sie machten Hausaufgaben, von denen sie diesmal wirklich viele aufbekommen hatten, dann nahm Ron Harry mit zum Quidditch, während es wieder einmal Draco überlassen blieb, die Tränke umzurühren, bevor er zu Snape ging. Harrys Training war angenehm. Hier gab es keine Feindseligkeiten und obwohl ihm Draco schon jetzt viel zu weit entfernt war, war es ausnahmsweise nicht so schlimm. Auf dem Besen waren sie eh Gegner. Hier oben war das letzte bisschen Rivalität versteckt, was zwischen ihnen geblieben war. Harrys Aufgabe bestand darin, dass er flog. Einfach nur flog und den Dingen auswich, die Angelina, Katie und die Zwillinge in die Luft gezaubert hatten und dort übermütig herumschwirrten. Anstrengend, aber durchaus nützlich. Er nahm sich noch den Schnatz dazu, weil es ihm gefiel, dem Ding zu folgen. Immerhin herrschte heute wieder gutes Wetter. Draco hatte gestern einfach nur Pech gehabt. Zurück im Schloss machte sich Harry nach einer spaßhaftfrechen Verabschiedung von seinem Team und nachdem er festgestellt hatte, dass Draco noch nicht ‚daheim’ war, auf den Weg zu den Kerkern, wo er sich schlicht vor die Tür von Snapes Büro hockte, um auf ihn zu warten, und seine Hausaufgaben weitermachte, die er vorhin nicht geschafft hatte. Wenn Snape zu Draco genauso fies war wie zu ihm, dann würde der Rückweg für ihn die Hölle sein, was er ihm nicht antun wollte. ~*~*~*~ Draco graute wirklich davor, in den Kerker hinunterzugehen. Aber welche Wahl hatte er schon? Keine. Das war es ja. Und somit verabschiedete er sich knapp nach Harry und Ron, einerseits um nach den Tränken zu sehen und andererseits, um sich dann seiner Folterstunde zu stellen. Snape empfing ihn mit dem gleichen undeutbaren Ausdruck in den Augen, den er Draco schon im Unterricht geschenkt hatte. „Draco, setz dich. Wir beginnen am besten sofort... Und dann werden wir sehen, ob du allein auch so... stark bist.“ Uh, oh. Die Herausforderung war nur allzu deutlich greifbar. Draco biss sich auf die Lippe und ließ sich auf das schwarze Sofa fallen. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass Snape es ihm nicht einfach machen würde... „Legilimens!“ Und schon bahnte sich Snape seinen Weg. Draco hatte gar keine Chance gehabt, sich überhaupt auf Verteidigung einzustellen. Und Snape war hart. Er wühlte sich durch peinliche und unangenehme Erinnerungen, Hermiones Schlag zum Beispiel, die unfreiwillige Schneerutschpartie bei der Heulende Hütte, versagende Zauber bei den Hauslehrern seiner Kindheit, ein ausrastender Lucius Malfoy... Doch das ertrug Draco noch mit einer gewissen, nahezu stoischen Gelassenheit. Erst als Snape wieder versuchte, in diesen Raum hinter dem hässlichen Trollbild zu gelangen, konnte er ihn blocken. Wieder dieser Raum... Snape blickte Draco undurchdringlich an. „Es ist zwar nett, dass dir deine Erinnerungen nichts mehr auszumachen scheinen, aber du solltest dir wenigstens Mühe geben. Er muss nur rausbekommen, dass du ein... Freund von Harry Potter bist...“ Die schwarzen Augen glitzerten undeutbar. Draco presste die Lippen zusammen und schwieg. Er wollte Snape nicht noch mehr provozieren und schluckte die spitze Entgegnung mühsam herunter. Der Lehrer hatte Recht. Aber das machte es nicht einfacher! „Legilimens!“ Nächste Runde. Und diesmal entschied sich Draco, seinen Plan umzusetzen... Ganz behutsam versuchte er, Snape in eine gewisse Richtung zu drängen - und erstaunlicherweise klappte es. Sie landeten bei dieser einen unheilvollen Begegnung im Zug. Das Freundschaftsangebot, das Harry ausschlug. Autsch. Das tat noch immer weh... Und seine eigene dumme Arroganz noch mehr. Weiter... Er zwang Snape dazu, ihm behilflich zu sein, band der Zaubertränkelehrer irgendwie an seinen Willen, reiste durch seine eigenen Erinnerungen. Kurze Szenen, die Snape nichts sagten, die einfach nur den Alltag in einer Erzfeindschaft widerspiegelten, blitzten auf und vergingen wieder. Aber Draco begriff langsam... Schließlich riss sich Snape aus seinen Gedanken los. „Was fällt dir ein? So läuft das nicht! Ich bin nicht dein Verstärker, um die Vergangenheit zu verarbeiten!“, polterte Snape los. „Verzeihung, Sir...“, murmelte Draco leise. Er hatte ein Gefühl für die Antwort bekommen, aber sicher wusste er es nicht. Aber immerhin hatte er einen großen Fortschritt gemacht. „Ihr beide seid genauso arrogant und anmaßend wie eure Väter! Ihr steht ihnen in gar nichts nach!“ Oha... Irgendwie brach da gerade wohl ein Vulkan aus... Draco schlug die Augen nieder und versuchte, dem Gewitter möglichst zu entgegen. In demütigem Verhalten kannte er sich ja aus... Aber bei Snape wirkte es nicht. „Weiter!“, knurrte der Lehrer, wühlte sich wieder durch die Gedanken des Jungen und ließ es diesmal nicht zu, instrumentalisiert zu werden. Wieder und wieder rannte er gegen das Trollbild an. Hin und wieder konnte er einen Blick in den Raum erhaschen, konnte erahnen, dass sich dort die privatesten Erinnerungen versteckten und doch konnte er nicht hineingelangen. Draco schlug ihm die Tür auch beim zwanzigsten Versuch wieder vor der Nase zu. „Zumindest das kannst du beschützen...“, murmelte Snape schließlich. Er sah beinahe geschafft aus. Draco lehnte sich auf dem Sofa zurück. Feiner Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Aber du kannst vor dem Unnennbaren nicht verbergen, dass eine Beziehung zwischen euch beiden besteht. Darüber redet schon die ganze Schule und du willst es deinem Vater als Farce verkaufen...“ Die schwarzen Augen fixierten Draco und dieser fragte sich unwillkürlich, woher er das wusste. „Du spielst ein gefährliches Spiel, Draco.“ „Ich weiß... Aber welche Wahl habe ich?“, gab der Blonde zurück und stand auf. „Der Unterricht ist beendet, oder?“ Snape nickte nur. Seine Miene war vollkommen undurchdringlich, als der Junge mit sichtlich müden Schritten zu der Tür ging und auf den Gang hinaustrat. Beinahe wäre Draco in Harry hineingestolpert, konnte es jedoch gerade noch verhindern. Müde legte er die Hand auf dessen Schultern und grub die Finger hinein. Das allein war Ausdruck seiner inneren Spannung. Sein Gesicht war zwar blass und die grauen Augen matt, aber ein harter, entschlossener Zug lag um seinen Mund. ~*~*~*~ Harry hatte sein Pergament sinken gelassen, als er die Tür gehört hatte, und aufgesehen. Draco sah müde aus… Freundschaftlich legte er seine Hand auf Dracos, ertrug den leichten Schmerz ohne einen Ton, stand schließlich auf. „Hoch?“, fragte er leise. „Oder zur Runde?“ Ersteres wäre ihm lieber, aber er wusste, dass Draco diese Pflicht nicht so einfach vergessen durfte. ~*~*~*~ „Hoch. Wenn mir noch jemand blöd kommt, gehe ich in die Luft und tue etwas Dummes. Außerdem bin ich Warrington & Co gerade nicht gewachsen.“, antwortete der Slytherin leise. Er fühlte sich so kaputt... Wie lange war er eigentlich bei Snape gewesen? Sein Zeitgefühl war vollkommen hopsgegangen. Gedanken taumelten noch immer durch seinen Kopf, Erinnerungen blitzten immer wieder auf und machten ihn vollkommen wirr. ~*~*~*~ Harry lächelte. „Okay.“ Und schon zog er ihn sachte mit sich. Aber nicht wirklich weit. Er konnte sich in etwa vorstellen, wie es Draco ging, da musste er nicht einmal in sein Gesicht sehen. In einem kleinen Seitengang, einem kleinen Geheimgang, hielt er ihn schon wieder an. Hier waren sie sicher vor Snape oder anderen Störenfrieden. Sanft schlang er seine Arme um den warmen Körper. „Versuch es zu vergessen.“, wisperte er. „Einfach vergessen, hörst du?“ Seine Lippen berührten beinahe Dracos Ohr. ~*~*~*~ Draco war ein wenig überrascht, als Harry ihn in den Geheimgang hinein schob, wehrte sich aber nicht dagegen. Den warmen Körper so nah zu spüren, tat gut... Es linderte alle Wunden, die Snape gerissen hatte, und ließ auch die Wut beinahe sofort verglühen... Er erwiderte Harrys Umarmung und zog den Gryffindor so nah an sich, wie es nur ging. „Das ist schwer... Wie kann man vergessen, an was man sich eh erinnert?“ ~*~*~*~ Harry lachte leise. „Hab ich gestern auch geschafft.“, meinte er liebevoll und blickte ihm in die Augen. „Weil du da warst.“ Seine Finger fuhren durch das dichte, blonde Haar. Weich… „Deswegen bin ich ja da.“ ~*~*~*~ Draco lächelte wehmütig und schmiegte seine Wange einen Moment an Harrys. Wenn es denn so einfach wäre. Einfach so auf Knopfdruck vergessen zu können... Das erschien ihm teilweise wirklich traumhaft. Aber im Moment ging in seinem Kopf einfach alles drunter und drüber... Er drehte den Kopf leicht, musste gar nicht nach Harrys Lippen suchen, um sie zu finden, und lockte ihn in den Kuss hinein. ~*~*~*~ Lächelnd folgte Harry der Aufforderung. Er schloss die Augen, öffnete dafür den Mund ein kleines Stück und begrüßte Dracos Zunge zaghaft mit seiner. Sofort waren die bekannten Schmetterlinge wieder da, brachten seinen Körper zum Erbeben. Seine rechte Hand zauste noch immer die dicken Flechten, zupfte daran und strich sie dann wieder glatt, um wieder von vorne zu beginnen. Diese Küsse… Es war noch immer ungewohnt, aber gleichzeitig fühlte er einfach, dass sie richtig waren, dass er sie brauchte und wollte… Sie schienen sie beide einander noch ein wenig näher zu bringen. ~*~*~*~ Draco konnte vergessen. Er konnte die ganze Welt dort draußen vergessen, wenn er Harry küsste. Einen Arm hielt er um Harrys Taille geschlungen, während er mit dem anderen langsam nach oben glitt, die Finger über seinen Rücken wandern ließ, ehe er den Nacken erreichte und das Gesicht des Gryffindors noch ein bisschen näher zog. Harry benebelte voll und ganz alle seine Sinne. Alles an ihm war nur noch auf den Jungen in seinen Armen ausgerichtet. ~*~*~*~ Immer intensiver wurde ihr Kuss, was nicht zuletzt daran lag, dass Harry merkte, wie es Draco half. Er reckte sich auf die Zehenspitzen, um Dracos drängender Hand nachzugeben, legte den Kopf ein wenig zur Seite, um ihn besser erreichen zu können. Er begann Dracos Zunge mit seiner zu streicheln. Seine freie Hand krallte sich Halt suchend in Dracos weißes Hemd unter dem Umhang. Seine Knie waren weich wie Wackelpudding. ~*~*~*~ Mit einem leichten Lächeln nahm Draco zur Kenntnis, dass Harry langsam mutiger und sicherer wurde. Die linke Hand, die immer noch auf Harrys Taille lag, machte sich selbstständig, wanderte unter seinen Umhang, schob das Hemd beiseite, suchte nach der warmen Haut und fand sie auch. Zärtlich glitten seine Fingerspitzen hinüber. Er spürte selbst, wie der Kuss immer intensiver wurde, immer leidenschaftlicher. Und wie sein Körper voll und ganz auf Harry zu reagieren begann... ~*~*~*~ Dracos Hand war kühl auf seiner Haut und Harry keuchte leicht erschrocken auf. Die Luft wurde knapp und er zog sich leicht zurück, einfach um wieder atmen zu können. „Wow.“, flüsterte er. Seine Wangen waren gerötet, die grünen Augen leuchteten, sein Atem war schneller als gewöhnlich. „Wow…“ ~*~*~*~ Draco schlug die Augen auf, als Harry sich aus dem Kuss zurückzog. Ihm war heiß... Verdammt heiß. Er lächelte, als er die roten Wangen des anderen sah und den Glanz in dessen Augen. Er sagte nichts weiter, sondern suchte erneut den Lippenkontakt. Er wollte mehr davon. Mehr... ~*~*~*~ Nur zu gern erwiderte Harry die erneute Zärtlichkeit. Längst musste er sich mit dem Arm an Dracos Hals festhalten, sorgte für noch mehr Nähe, noch mehr Wärme, noch mehr… Draco. Ihm war richtig schwindelig, jetzt schon. „Ich…“, wollte er sagen, aber er vergaß, was er sagen wollte, schloss einfach wieder die Augen. War doch nicht wichtig, dass er jetzt wahrscheinlich keinen Schritt mehr gehen konnte. Sie mussten ja nicht gehen… ~*~*~*~ Draco hatte bemerkt, dass sich Harry mittlerweile gänzlich an ihm festhielt, doch das störte ihn kein bisschen. Am Rande nahm er irgendwie wahr, dass die Wand in seinem Rücken kalt war, doch das war gar nichts im Vergleich zu der Hitze, die ihn überflutete, und zu der Wärme, die Harry ausstrahlte. Er ließ sich fallen. Voll und ganz. Er ließ sich in diesen Kuss fallen, in diese Zärtlichkeit. Seine Hand strich wieder und wieder über Harrys Taille, liebkoste die Haut beinahe mit einem Anflug von Kontrollverlust. Noch beinahe, aber er stand kurz davor, die Kontrolle voll und ganz abzugeben. ~*~*~*~ Harry spürte dieses Drängen. Irgendwo. Von Draco, von sich selbst… Er brach den Kuss ab. Ganz plötzlich. Angst flackerte in seinen Augen. Seine Gefühle waren auf einmal in Aufruhr. Er spürte Dracos Hand an seinem Bauch, spürte, wie er eigentlich mehr davon wollte, mehr von der Nähe, mehr von ihm... Da war Hitze, das Kribbeln in seinem Körper, Schweiß auf seiner Stirn, Liebe und Verlangen… Vor allem letzteres. Es war so stark, so… unaufhaltsam stark und gewaltig. Er hatte Angst, dass dieses Verlangen alles unter sich begrub. Da war keine Erinnerung mehr, an nichts, alles nur auf Draco fixiert. Er hatte Angst… Angst etwas zu verlieren, etwas aufzugeben. Angst vor diesen Gefühlen, die in ihm tobten… Dabei wollte er sie doch… oder? Zitternd löste er seine Hand von dem weißen Hemd, schaffte es, doch noch auf eigenen Beinen zu stehen, wackelig und unsicher, seine Knie weich wie Kaugummi. Verzweiflung lag in den Augen, Unsicherheit irgendwo tiefer darunter verborgen. Eine Unsicherheit, die ihn zwischen Angst und Wohlbefinden schwanken ließ. Leicht öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, aber er konnte nicht. Er stand kurz davor, einfach loszuheulen. Was tat er denn hier? Was… Wieso? Wieso machte er einen Rückzieher? Er wollte das doch gar nicht… Er wollte Draco doch nicht allein lassen… Er… liebte ihn doch. ~*~*~*~ Urplötzlich zog sich Harry zurück. Ohne so etwas, wie einen Ausklang einzuleiten. Verwirrt blinzelte Draco ihn an. Ein wenig wich Harry zurück, brachte Abstand zwischen sie. Dracos Atem ging schwer und er musste sich gerade ganz akut zwingen, wieder klar im Kopf zu werden. Da war alles von einem seltsamen Nebel eingehüllt, der rein aus Harry, Liebe und einem regelrecht brennenden Verlangen bestand, dessen Feuer so heiß loderte, dass es ihn fast verbrannte. Stumm sah er Harry an. In den grauen Augen lagen eben dieses Verlangen, aber auch Verwirrung und ein kurzer Funken von Schmerz. Dann begriff er, was er wiederum in Harrys Augen lesen konnte. Angst und Unsicherheit, die den eigentümlichen Glanz des Verlangens überlagerte. „Ist okay...“, murmelte er leise, zog seine Hand von Harrys Nacken zurück, die sich noch immer dort befunden hatte, und strich ihm ganz sanft über die Wange. Gleichzeitig zog er seine andere Hand auch unter Harrys Hemd hervor, allerdings nicht ohne noch einmal zum Abschied ganz sachte über die warme Haut zu streicheln. Auf einmal hatte er das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Schmerz. Es tat weh, diesen Schmerz in seinen Augen zu sehen und er bereute fast, seine Angst nicht einfach… ignoriert zu haben, sich nicht einfach gezwungen zu haben, es zu ignorieren. Es tat ihm Leid… Sachte hob er die Hand und berührte seine Wange. „Ent…schuldige…“, formten seine Lippen, aber sein Hals war wie ausgedörrt, brachte keinen Ton hervor. Er hatte ihm wehgetan. Er… hatte… Schlechter Freund, schoss es ihm durch den Kopf. Schlechter Freund und schlechter Geliebter… Der Gedanke, dass er ja wirklich so was wie Dracos Geliebter war, trieb ihm die Röte ins Gesicht und zwang ihn, die Augen zu senken. Er fühlte sich wie ein Verräter. Ein Verräter an Draco und seinen Gefühlen. ~*~*~*~ Draco konnte regelrecht zusehen, wie diese Woge aus Schuldgefühlen über Harry zusammenschlug. Und das tat ihm wirklich weh. Sehr viel mehr, als es ein abgebrochener Kuss und ein Rückzieher jemals konnten. Plötzlich schlang er die Arme um den Gryffindor und zog ihn an sich, hielt ihn einfach nur fest. „Es ist okay, Harry...“, raunte er leise in dessen Ohr. „Es ist wirklich okay. Ich... Wenn es dir zu schnell geht oder zuviel wird, dann brauchst du das nur sagen. Das ist vollkommen in Ordnung.“ ~*~*~*~ Harry nickte einfach nur, schloss die Augen und hob die Hände und legte sie auf Dracos Rücken, hielt sich an ihm fest. Er verbarg das Gesicht an dem warmen Hals. Gerade jetzt tat es so gut. So gut. „Danke…“, flüsterte er noch immer erstickt. „Ich… Okay…“ Gerade jetzt war überhaupt nichts okay, aber Dracos Angebot war ernst gemeint und nahm Rücksicht. Er war ihm dankbar wie nie zuvor, dass er ihn dafür nicht verurteilte, obwohl er sich so bescheuert verhielt. „Ist gut… Dray…“ ~*~*~*~ Draco lächelte weich und strich seinem Freund beruhigend über den Rücken. Er konnte ihn ja verstehen... Und das letzte, was er wollte, war, zuviel zu verlangen, ihn zu drängen und irgendeinen dummen Fehler zu machen. Das war doch genau das, was er Blaise gestern vor dem Training gesagt hatte. Stumm standen sie da, bis der Blonde schließlich die Stille durchbrach. „Sollen wir hochgehen?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Harry nickte und nahm wieder Abstand. Er blickte sich um, sah seine Tasche am Boden liegen. Vorhin hatte er sie einfach fallen gelassen. Schnell bückte er sich, um sie aufzuheben. Dracos Feder war drin und das Gedankenbuch. Er wollte beides nicht verlieren. Und schon war er wieder bei Draco, nahm seine Hand, als wolle er sich selbst bestätigen, dass er nicht böse war. Dabei wusste er genau, dass er es nicht war. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn Draco böse war. Er hatte es erlebt. Und es war anders. ~*~*~*~ Draco wartete einen Augenblick lang, bis Harry so weit war, drückte seine Hand sachte und dann gingen sie zusammen zum Raum der Wünsche. Es war offenbar mittlerweile wirklich spät - kein Schüler lief ihnen über den Weg und irgendwie bekam er das dumpfe Gefühl, dass sie vielleicht Gefahr liefen, von Filch geschnappt zu werden. Sie waren still und das war ihr Glück, denn als sie in den Gang vor dem Raum einbogen, stolperte Draco sofort wieder zurück und riss Harry mit sich. Er hatte da etwas vor dem Bild gesehen, was ihm wirklich nicht gefiel. Vorsichtig ausgedrückt. „Snape.“, zischte er leise. ~*~*~*~ Harrys Augen weiteten sich entsetzt. „Was?“, keuchte er ebenso leise. Er hatte das Gefühl, dass sein Herz aussetzte. Wieso war er da? Was tat er da? „Was… macht er?“, flüsterte er. ~*~*~*~ Vorsichtig spähte der Blonde um die Ecke. Snape stand da und starrte das Bild an. Immer wieder fuchtelte er mit dem Zauberstab herum und fluchte leise, weil das offenbar nichts brachte. „Scheint, als wenn er versucht herauszubekommen, was dahinter ist...“, wandte sich Draco so leise es nur ging wieder an Harry. „Er kennt das Bild aus meinen Gedanken.“ Er biss sich auf die Lippe. Verdammt. Seinetwegen befand sich Snape jetzt hier oben und hinderte sie daran, in ihr Versteck zurückzukehren. ~*~*~*~ Harry nickte nur. „Aus meinen auch. Er konnte nicht dahinter sehen, weil ich ihn nicht ließ…“, flüsterte er, dann packte er entschlossen seine Tasche und holte den Tarnumhang hervor. Sicher war sicher. Mit einem leichten Schwung warf er ihn über sie beide. „Was jetzt? Der wird wohl kaum so schnell aufgeben.“ ~*~*~*~ Aus Harrys Gedanken also auch... Das erleichterte Draco doch ungemein. „Warten...“ wisperte er und schmiegte sich ein wenig näher an Harry. „Oder willst du in euren Gemeinschaftsraum gehen?“ ~*~*~*~ Harry schüttelte fast entsetzt den Kopf und drückte sich ein wenig näher an ihn. Jetzt weg? Niemals! Schweigend standen sie dort, doch Snape machte tatsächlich keine Anstalten, zu gehen. Harrys Beine waren müde, er war müde und er wollte, dass dieser Giftmischer da verschwand, als ihm ein Gedanke kam. „Dray?“ Ganz leise und dicht an seinem Ohr. „Soll ich dir etwas zeigen?“ ~*~*~*~ Draco wurde auch langsam müde. Snape war verdammt hartnäckig. Oh Mann. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! „Okay...“, gab er ebenso leise zurück. Zu verlieren hatten sie ja eindeutig nichts. Außerdem war er neugierig. ~*~*~*~ Lächelnd nahm Harry Dracos Hand und zog ihn den Gang zurück. Eine Treppe hinunter, eine zweite, dann mussten sie etwas warten, denn die zweite Treppe hatte auf halbem Wege beschlossen, mal eben woanders hinzuführen, doch dann ging es weiter. Leise, immer auf der Hut. Vor Snape waren sie einigermaßen sicher, aber Filch war ja noch da. Der Weg in die Bibliothek war von ihrem Raum wirklich weit, aber letztendlich erreichten sie sie. Vorsichtig und bedeutend bedächtig schob er sich durch die zweiflügelige Ebenholztür, zog Draco einfach nach. Dann steuerte er auf den Teil mit der verbotenen Abteilung zu. Davor blieb er letztendlich stehen. „Warst du da schon mal drin?“ ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Bisher nicht... Und unsere liebe Bibliothekarin bekommt man ja auch nicht überzeugt, dass man da rein darf.“ Er verdrehte die Augen. Mit Harry unterwegs zu sein, hieß definitiv, dass man Abenteuer erlebte. Er verspürte ein gewisses Kribbeln im Bauch, eine Mischung aus den vertrauten Schmetterlingen und einer gewissen natürlichen Aufregung, weil sie gerade dabei waren, etwas Verbotenes zu tun. ~*~*~*~ Harry grinste, dann zog er seinen Zauberstab und sprach Bills Spruch, der ihm erlaubte, sich frei dort zu bewegen. Dann noch ein zweites Mal, damit Draco dieses Privileg ebenfalls genießen konnte, dann zog er den Umhang von ihren Schultern und legte ihn sich über den Arm, damit er ihn bei einer möglichen Flucht nicht vergaß. Mit einem letzten Lächeln nach hinten betrat er den verbotenen Gang und zog dann eines der Bücher mit schon fast zerfallenem Einband aus dem Regal. „Wenn ich einen Fehler gemacht hab, wird es schreien.“, informierte er seinen Freund warnend, dann grinste er fast schalkhaft und schlug es auf. ~*~*~*~ Draco zuckte zusammen, als Harry das Buch aufschlug. Doch es blieb ruhig. Zum Glück. Unbehaglich sah sich der Blonde um. Zum einen war es ja wirklich spannend, hier unten zu sein, aber zum anderen... Es war unheimlich. Und er war sich nicht sicher, was sie hier sollten... „Suchst du etwas Bestimmtes?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Zauber, die helfen, das Ziel zu erreichen.“, sagte Harry geistesabwesend. Seine Augen huschten über die Seite, schlugen die nächste um. „Zauber wie den Schatten, die ablenken. Zauber, die verschleiern, dass wir existieren. Zauber, die einen Kampf erleichtern, ohne dass man dabei draufgeht.“ Wieder eine Seite weiter und er seine Augen begannen im Licht seines Lumos zu glimmen. Das war nützlich… „Solche…“ Er hielt Draco das Buch hin, damit dieser lesen konnte. Ein Zauber, der Tiere unwiderstehlich anzog. Viele Tiere, angefangen bei Fröschen über Spinnen bis ihn zu Hunden und Katzen. Ablenkung vom Feinsten. ~*~*~*~ Draco sah Harry über die Schulter und nickte leicht. Sinnvoll. Natürlich, angesichts des Kampfes, der ihnen einmal bevorstehen würde. Aber... musste das denn jetzt sein? Der Blonde lehnte sich an das Regal und gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Ich bin müde...“, murmelte er entschuldigend. Die Müdigkeit schlug jetzt mit brachialer Gewalt zu. Besonders Snape hatte ihm viel Kraft abgefordert, was er nun allzu deutlich spürte. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann lächelte er. „Willst du schlafen?“, fragte er, notierte sich den Spruch kurz, dann klappte er das Buch zusammen. ~*~*~*~ „Hm...“ Der Blonde nickte, sichtlich verlegen. Irgendwie war das ja wirklich ein bescheuerter Zeitpunkt. Da waren sie heimlich in der Verbotenen Abteilung und er wollte einfach nur ins Bett... ~*~*~*~ Lächelnd kam der Schwarzhaarige zu ihm. „Dann gehen wir jetzt schlafen. Komm.“ Er schob Draco vor sich her aus der Abteilung und zum Ausgang der Bibliothek. „Wir werden dafür sorgen, dass Snape dort verschwindet.“ Damit hob er das Buch hoch, stellte sich mit dem Rücken zur Tür und vor Draco, bevor er es mit einem Schockfluch gegen die hintere Wand der verbotenen Abteilung krachen ließ. Ein gellender Schrei zerriss die Stille, doch es kümmerte Harry nicht. Er drängte Draco zurück, warf den Umhang wieder über sie und zog ihn dann einfach in die nächstbeste Nische, als auch schon Schritte erklangen. Filch… ~*~*~*~ Draco ließ sich regelrecht willenlos hinausschieben und dann gleich in die nächstbeste Nische drängen. Dann wurde ihm bewusst, dass er Harry gerade wieder so an sich spürte, dass Harrys Atem seine Haut streifte... Uh... Er bemühte sich gerade nicht daran zu denken. Jetzt war kaum ein guter Moment, um anzufangen rumzuknutschen. Filch konnte jeden Augenblick auftauchen. Und damit auch garantiert Snape. Abgesehen davon wollte er vorsichtiger sein... Behutsamer... Der Blonde schloss die Augen und lehnte den Hinterkopf gegen die Wand in seinem Rücken. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Draco schien wirklich fertig zu sein. War eine dumme Idee gewesen, ihn hierher zu schleifen. Sie hätten da oben einfach warten sollen, bis Snape aufgab… Immerhin hatte sein kleiner Plan funktioniert und jetzt kam auch Snape angerannt. Er redete kurz mit Filch, der versicherte, dass keiner die Bibliothek verlassen hatte, solange er da war, und schon war der Schwarzhaarige im inneren der Bücheransammlung verschwunden. Wieder wandte sich Harry an seinen Freund. „Dray? Lass uns gehen.“ ~*~*~*~ Draco nickte schwach und ließ sich von Harry mitziehen. So langsam fühlte er sich wirklich wie eine Marionette... Er überließ dem Gryffindor gänzlich die Kontrolle. ~*~*~*~ Harry führte ihn zurück, öffnete die Tür und dirigierte Draco hinein und gleich zum Bett. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es längst nach zwölf war. „Umziehen, dann hinlegen.“, sagte er und zog sich auch schon selbst den Umhang von den Schultern, warf ihn neben den Tarnumhang auf den roten Sessel. ~*~*~*~ Gehorsam hielt Draco auf das Bett zu. Er hockte sich auf die Bettkante, streifte seine Klamotten ab, saß recht schnell nur noch in Boxershorts da und streifte den Schlafanzug über. Er war mittlerweile so müde, dass sein Kopf richtig dröhnte. Erschöpft ließ er sich zurück auf das Bett fallen und blickte zu Harry hinüber. Er konnte durchaus sofort einschlafen, wollte das aber mit Sicherheit nicht tun, ehe Harry nicht neben ihm lag. ~*~*~*~ Harry lächelte ihm noch zu, ging kurz zum Zähneputzen, dann krabbelte er neben ihn und kuschelte sich an ihn. Es tat ihm noch immer Leid, dass er vorhin so plötzlich abgebrochen hatte, wollte das unter anderem jetzt durch diese Nähe ausgleichen. „Schlaf gut, Dray.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Wenn du da bist, immer...“, murmelte der Blonde. Er schlang die Arme um den Gryffindor und zog ihn ganz eng an sich. Sein Gesicht vergrub er in dessen Haaren. Binnen weniger Minuten war er tief und fest eingeschlafen. ~*~*~*~ Harry betrachtete seinen Freund noch ein paar Minuten, lauschte seinem gleichmäßigen Atem. Heute war wieder ein seltsamer Tag gewesen. Recht konfus, wenn er es so betrachtete. Wie ein verwaschener Regenbogen, den man nicht so recht fassen konnte. Chaos und schnell wechselnde Bilder… Kein Wunder, dass er so müde war. Dazu noch Snapes Anfall von Trainingswut… Lächelnd blickte er in das blasse Gesicht des Blonden. Sanft war es geworden. Entspannt. Sein Mund stand leicht offen, die Wimpern waren auf den Wangen breit aufgefächert… „Du bist und bleibst wunderschön.“, flüsterte er ihm ins Ohr und gab ihm einen sachten Kuss auf die weichen Lippen. „Entschuldige noch mal wegen vorhin. Ich hatte wirklich Panik. Ganz schlimm. Dabei weiß ich gar nicht, warum. Es lag… gar nicht so sehr an dir, glaub ich. Ich weiß nicht… Es war plötzlich soviel… in mir drin…“ Er lächelte und spürte, wie die Tränen, die er vorhin zurückgehalten hatte, jetzt liefen. „Ich liebe dich wirklich. Du musst mir das glauben, ja?“ Er erwartete ja nicht einmal eine Antwort, als er sich wieder gegen ihn kuschelte und schwieg. Er wusste ja, dass Draco schlief. Aber er hatte das einfach sagen müssen, hatte sich nicht getraut, ihm das zu beichten, wenn er wach war. Ziemlich gemein, das… Es brauchte noch ein bisschen, bis seine Augen sich schlossen, aber dann schlief auch er ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And I cannot explain to you In anything I say or do or plan Fear is not afraid of you Guilt's a language you can understand I cannot explain to you in anything I say or do I hope the actions speak the words they can ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: ...Schwierigkeiten. *g* Wär ja auch langweilig, wenn wir es den beiden zu einfach machen würden... ^.~ Und Snape vor dem Bild... *g* Das muss sooooo knuffig ausgesehen haben. XD Shirokko: Draco ist müde… Aber zum rumknutschen hat er Energie, ja? Interessant… sehr interessant! ^^ *fg* Das muss man sich merken! Familiendramen -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 61: Familiendramen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jackson Browne - The Night Inside Me. Begegnung 61: Familiendramen Harry erwachte am nächsten Morgen wieder gegen sieben. Ein Blick auf die Uhr und die verschwommenen Zeiger erklärten ihm, dass Draco jetzt auf jeden Fall zu spät kommen würde, würde er auf die Idee kommen, ihn noch wecken zu wollen. Aber nach dem gestrigen Tag war das wohl keine gute Idee. Sollte er ruhig mal ausschlafen. Allerdings… Blaise wartete doch auf ihn, nicht? Harry wand sich aus der Umarmung, strich ihm noch ein paar Strähnen aus dem Gesicht und stand dann auf. Er würde Draco entschuldigen. Wenn er Blaise und Montague erklärte, was gestern noch geschehen war, dann würden sie sicher verstehen, dass er eine Pause brauchte. So leise wie möglich zog er sich an, dann nahm er seinen Zauberstab und verließ das Zimmer. Anschließend rannte er den Gang hinunter. So schnell er konnte, weil er nicht zu spät kommen wollte. Viel Zeit hatte er jedenfalls jetzt nicht mehr. Schon als er aus dem großen Schultor kam, sah er Blaise auf den See zugehen. Offenbar hatte er verstanden, dass Warten heute sinnlos war. Noch ein bisschen schneller rannte er und holte ihn schließlich ein. „Blaise!“ ~*~*~*~ Blaise hatte eine ganze Weile auf Draco gewartet und sich dann doch entschlossen, zum See hinunterzugehen. Es wäre ja nur schön, wenn Malfoy Junior wenigstens die Gedankenbücher benutzen würde, um eben Bescheid zu geben... Missmutig zog er die Schultern hoch. Er hatte schon einige Meter zurückgelegt, als er Harrys Stimme hinter sich hörte. Der Slytherin wandte sich um und sah den Jungen mit der ständigen Sturmfrisur auf ihn zu rennen. „Guten Morgen...“ Er legte den Kopf schräg und blickte Harry fragend an. „Wo hast du Draco gelassen?“ ~*~*~*~ Keuchend kam Harry bei ihm zum Stehen, holte erstmal tief Luft, bevor er sich vornüber auf die Knie stützte. Der Weg hier raus war definitiv zu weit. Noch einmal atmete er durch, dann richtete er sich auf. „Der schläft noch.“, sagte er schließlich. Ein drittes Mal Atmen, dann hatte er sich soweit wieder eingekriegt, dass er normal reden konnte. „Snape war gestern ziemlich fies und dann ist es spät geworden, weil der Giftmischer noch rumgeschnüffelt hat…“ Er lächelte. „Ich will, dass er ausschläft. Er sah gestern wirklich fertig aus.“ ~*~*~*~ Blaise betrachtete den keuchenden Gryffindor und nickte leicht. „Dann wird das wohl besser sein...“ Er warf einen Blick hinunter zum See und sah, wie Montague mit den Armen in der Luft herumfuchtelte und den vorhandenen Teil seines Teams antrieb. „Komm... Wir gehen ein paar Schritte. Ich bin eh spät dran. Außerdem möchte ich mit dir reden.“ ~*~*~*~ „So? Okay.“ Harry hatte nicht wirklich was dagegen, auch wenn er gerne noch Montague Bescheid gesagt hätte. Mit zwei Schritten war er neben dem Schwarzhaarigen und sie gingen los. ~*~*~*~ Da war sie also, die Gelegenheit mit Harry zu sprechen. Nur wusste Blaise gerade gar nicht, wie er das anfassen sollte... Vielleicht ein bisschen weiter... „Du bist Draco wirklich wichtig...“, begann er zögernd. „Er hat bisher niemanden so nah an sich heran gelassen... Weißt du, ich habe immer gesagt, dass er einen richtigen Eispanzer angelegt hat...“ Er blickte Harry an, wartete ab, wie dieser reagierte. ~*~*~*~ Der Gryffindor nickte nur, wurde leicht rot. Es war irgendwie seltsam, das zu hören. Schon wenn Draco ihm das sagte, kribbelte sein Bauch und er wurde rot, jetzt wurde er rot, weil es Blaise war, der es sagte, und weil es peinlich war, dass er es bemerkt hatte. Aber wer hatte das nicht auf dieser Schule…? „Er hat ihn gebraucht.“, sagte er schließlich. „Den Eispanzer, meine ich.“ Gegen die Umgebung, die ihm so schrecklich feindlich gesinnt war, gegen seinen Vater, weil er Angst davor hatte, zu vertrauen und nicht verletzt werden wollte… ~*~*~*~ Blaise lächelte leicht. Wirklich unschuldig dieser Junge... Seine Augen lächelten jedoch nicht mit seinem Mund mit, sondern blieben ernst. „Du schmilzt diesen Eispanzer... Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber du bist wirklich an ihn herangekommen und schmilzt dieses Eis einfach weg. Das ist gut... Und doch...“ Er stockte einen Augenblick und blieb stehen. Sie hatten jetzt den Waldrand erreicht. Wind rauschte in den Blättern, sodass es fast ein wenig wie am Meer klang. „Du hast ihn verletzlich gemacht... Ich denke, du weißt, wie kaputt er wirklich ist, nicht wahr? Dieses perfekte Äußere passt nicht mit den Abgründen dahinter zusammen...“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Du hast ihn verletzlich gemacht… Diese Worte klangen schrecklich in seinen Ohren. Schrecklich negativ. So… schrecklich wahr? „Er ist nicht schwach.“, sagte er leise und blickte in die Finsternis unter dem Blätterdach. „Er kommt damit klar, hat er gesagt.“ Sein Blick ging direkt durch die Bäume hindurch. Er sah sie nicht wirklich, war mit den Gedanken weit weg, bei Draco, der in seinen Armen… geweint hatte. Etwas, was man von ihm niemals erwartet hätte. Aber Blaises Worte… War es wirklich eine Antwort darauf? Eigentlich doch nicht… Er hatte Recht. Verteufelt Recht. Draco war verletzlicher als vorher, auch wenn er es nicht zeigen würde. Irgendwo… „Ich… bin ja auch noch da. Ich kann ihn beschützen.“ Mehr der Versuch sich selbst zu beruhigen… sich selbst zu… belügen? Konnte er Draco schützen? ~*~*~*~ „Ich weiß... Aber du bist auch der einzige, der ihn wirklich treffen kann. Mit allem anderen wird er zurechtkommen.“ Blaise beobachtete die Regungen auf Harrys Gesicht genau. Er machte sich Sorgen. Um Draco. Er hatte die Veränderungen gesehen und er hatte ihn auf diesem Weg begleitet. Er würde ihn auch weiterhin begleiten - wo auch immer es Draco hinverschlug. Er wusste, wenn sein bester Freund sich für die Karriere als Todesser entschieden hätte, dann wäre er ihm gefolgt. Vielleicht war das dumm. Vielleicht war das viel zu blind. Aber dennoch... „Harry, ich hoffe wirklich, dass du Draco niemals verletzen wirst, denn ansonsten werde ich vielleicht etwas sehr Dummes tun.“ Blaises Stimme war vollkommen ernst und genauso waren seine Worte gemeint. ~*~*~*~ Harry blickte Blaise wieder an. Lange. Sein Blick unbewegt, während er versuchte, diese Information für sich zu verarbeiten. Es war eine Drohung. Eine Drohung, dass er… dass Blaise Draco beschützen würde. Vor ihm… Vor ihm? Warum sollte er denn Draco wehtun wollen? Warum sollte er ihn verletzen? Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf erinnerte ihn daran, dass das noch gar nicht so lange her war, dass er ihm wehgetan hatte, aber… Blaises schwarze Augen waren noch immer auf ihn gerichtet und Harry begann plötzlich zu lächeln, ganz weich, ganz offen. „Ich hoffe doch sehr darauf.“, sagte er freundlich und vollkommen ernst. „Ich sage dir, wenn ich ihm jemals wirklich wehtun werde, dann… Ich weiß auch nicht, was ich dann tun würde… Vielleicht ist es ganz gut zu wissen, dass es dann jemanden gibt, der… mir das nicht verzeiht… Jemanden außer mir…“ Kurz verschwamm sein Blick, dann wurde sein Lächeln breiter. „Ich bin jedenfalls froh, dass du dich um ihn sorgst.“ …auch wenn du mir nicht vertraust… ~*~*~*~ Blaises lächelte leicht und nickte dann. „Du bist wirklich einmalig, Harry...“ Das Lächeln wurde ein wenig breiter und deutlich wärmer. Er konnte die Spannung spüren, die auf einmal zwischen ihnen bestand. Es war, als wenn sie sich ein wenig voneinander entfernt hatten und sich nun nahezu argwöhnisch betrachteten. Der Slytherin legte dem anderen Jungen sachte die Hand auf die Schulter. „Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, dass er sich für dich entschieden hat... Wirklich froh. Du tust ihm wirklich gut... Und ich glaube auch, dass du ihn wirklich retten kannst... Aber dennoch...“ Sein Lächeln wurde schief. „Ich kann nicht anders, als mir ein wenig Sorgen um ihn zu machen...“ ~*~*~*~ Harry nickte. Das konnte er nachvollziehen. Wenn er ehrlich war, dann machte er sich auch ein wenig Sorgen um ihn. Das machte einen Freund doch aus. Allerdings… „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“, sagte er dann. „Wache über ihn, aber Sorgen sind keine Dinge, die er dir oder mir wirklich verzeihen würde. Er ist stark, Blaise. Stärker als du denkst. Er hat sein Leben komplett umgekrempelt, hat begonnen die Scherben zusammenzukehren, die in ihm hinterlassen worden sind, hat begonnen sein Leben neu aufzubauen. Er hat ein neues Ziel. Und er wird es schaffen, dieses Ziel zu erreichen. Damit wird er noch stärker. Draco… ist einer der stärksten Menschen, die ich kenne. Nicht körperlich, aber geistig… Außerdem kann er es nicht leiden, wenn man sich um ihn mehr Gedanken macht, als er möchte.“ ~*~*~*~ Blaise nickte und blickte einen Augenblick lang an Harry vorbei, ehe er diesem wieder in die Augen sah. „Ich sehe, du verstehst ihn wirklich...“ So etwas wie Erleichterung lag auf einmal in seinen dunklen Augen. „Du hast Recht... Draco ist wirklich stark. Und doch... Ich kenne ihn schon so lange, Harry.“ Blaise seufzte leise. „Ich glaube, ich war... fünf, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Es war Weihnachten. Der offizielle Weihnachtsempfang auf Malfoy Manor...“ Die dunklen Augen wanderten wieder ins Leere, als er sich erinnerte. „Ich habe noch nie ein Haus erlebt, das eine derartige Kälte ausstrahlt. Und ich wusste bis dato nicht, dass ein wunderschön geschmückter Weihnachtsbaum kalt sein kann... Inmitten von all diesen wichtigen Hexen und Zauberern liefen ihre Kinder herum - natürlich perfekt gekleidet, lernten einander kennen und damit meist auch ihre Zukunft. Diese arrangierten Ehen sind noch immer nicht verschwunden... Und in all diesen Festlichkeiten saß er dann da. In einem Sessel am Kamin und glich vollkommen einer Eisstatue...“ Blaise schwieg einen Augenblick. „Und da wusste ich, dass ich für diesen Jungen da sein und ihm etwas von der Wärme abgegeben wollte, die ich zuhause bekam. Dass... ich ihm ein wahrer Freund sein würde und er vielleicht irgendwann für mich.“ Wieder glitt ein schiefes Lächeln über seine Lippen. „Ich wollte nicht, dass er dort erfriert, und doch war ich nicht in der Lage, das Eis zu schmelzen. Du aber…“ - jetzt blickte er Harry wieder an - „…hast es getan.“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an. So lange kannte Blaise Draco schon? Seit… zehn Jahren? So lange waren sie befreundet? Wahrer Freund? Wahre… Freunde? Und Blaise glaubte wirklich, dass er geschafft hatte, was ihm in dieser ganzen Zeit nicht gelungen war? Nein. Nicht wirklich. Vielleicht hatte er geholfen, aber im Grunde war derjenige, dem das alles zu verdanken war, groß, blond und ein vollkommenes Arschloch: Malfoy Senior. Er hatte Draco im Endeffekt dazu gebracht, einen anderen Weg zu wählen. Er, Harry, hatte nur einen Weg vorgeschlagen. Aber was machte das für einen Unterschied? Draco war jetzt auf dem richtigen Weg, da war es doch völlig egal, wer das alles geschafft hatte. „Du bist… auch kaputt.“, meinte er plötzlich. „Du tust immer so unbeschwert, aber in Wirklichkeit denkst du viel zu viel nach.“ Es war eine Feststellung ohne Wertung, die er da machte. ~*~*~*~ „Sind wir nicht alle ein bisschen kaputt und widersprüchlich?“, gab Blaise zurück und lächelte leicht. „Wenn du suchst, wirst du bei jedem irgendwelche Wunden finden, die ihn hin und wieder quälen, obwohl sie lange zurück liegen. Niemand kann durch das Leben gehen, ohne verletzt zu werden. Manche weinen und andere lernen wiederum zu lächeln, damit es ertragbar ist und sie nicht ständig quält.“ Er zuckte mit den Schultern und relativierte damit seine Worte. „Aber du kannst dir sicher sein, dass mein Lachen keine Maske ist. Ich nehme das Leben nur so, wie es ist... Mal mit Humor und mal mit der angemessenen Nachdenklichkeit.“ ~*~*~*~ „Sehr löbliche Einstellung.“, zwinkerte Harry mit den Augen, dann lächelte er. Irgendwie wollte er hier weg. Das Gespräch hatte in ihm drin etwas verändert, irgendwas nagte da an ihm, stetig, dumpf und nicht wirklich fassbar. Und dann: „Dein Vater… ist er glücklich mit der Situation, wie sie sich ihm bietet?“ ~*~*~*~ Blaise legte den Kopf in den Nacken und blickte zu den Bäumen empor. Eine schwierige Frage... „Ich glaube, dass er nicht unglücklich ist. Wahrscheinlich wäre er glücklicher, wenn er sich nicht verstecken müsste... Aber so, wie es ist, scheint es für ihn wirklich in Ordnung zu sein. Er hat Menschen um sich, die ihn lieben und ihn nicht verurteilen... Er hat den Mann an seiner Seite, den er liebt. Er kann seinen Sohn jederzeit sehen... Er hat seine beste Freundin bei sich... Ich denke, das kommt Glück in seiner Situation so nahe, wie es möglich ist.“ ~*~*~*~ Nicht unglücklich… Menschen um sich, die ihn lieben und nicht verurteilen… Ja, vielleicht war es ja das, was man anstreben musste. Nicht das Glück, sondern etwas, das dem nahe kam. Vielleicht einfach deshalb, weil Glück nicht einfach zu erreichen war… „Ich möchte deinen Vater mal kennen lernen.“, sagte Harry nachdenklich. „Aber es freut mich, dass er nicht unglücklich ist.“ Irgendwie… beruhigte es ihn schon. Es gab ihm die Hoffnung, dass man so leben konnte, dass es nicht ganz so schlimm werden würde, wie er gestern noch gedacht hatte, dass man dann nicht von allen gehasst wurde. Zumindest seine Freunde waren noch da… ~*~*~*~ „Das lässt sich sicher einmal einrichten.“ Blaise lächelte und klopfte Harry auf die Schulter. Seine Augen wanderten hinüber zum See und er konnte in der Entfernung sehen, wie das Slytherinteam zum Schloss zurückging. „Oh, oh...“, murmelte er. „Ich glaube, ich sollte dort jetzt mal rüber laufen und Joey erklären, warum ich nicht beim Training war...“ Er seufzte leise. „Draco entschuldige ich am besten auch gleich...“ ~*~*~*~ Harry nickte, doch als Blaise schon fortgehen wollte, fiel ihm etwas ein. Eiseskälte zischte durch seine Adern, ließ seine Hände zittern und seine Lippen blass werden… „Blaise… deine Eltern. Sind sie Todesser?“ Wenn sie es wären, dann… ~*~*~*~ „Sie versuchen es zu vermeiden. Meinst du, in ihrer Lage wären sie so dumm, sich auf die Seite eines Mannes zu stellen, dessen Anhänger sie umbringen würden, wenn sie wüssten, was für ein Leben sie führen?“ Blaise hielt inne. „Sie überlegen zu fliehen...“, fuhr er leise fort. „Oder aber sich auf Dumbledores Seite zu stellen. Im Moment sind sie sich nicht sicher...“ ~*~*~*~ Harrys Zittern hatte zugenommen. Sie waren… welche. Wenn auch nicht freiwillig. Sie waren… würden welche werden… „Du musst sie überzeugen.“, sagte er heiser. „Dumbledore wird ihnen helfen. Er… Du musst…“ Er verstummte und sah ihn flehend an. Er wollte nicht. Er konnte doch nicht gegen Blaises Eltern kämpfen. Schon gar nicht, wenn er sie kannte. Aber wenn sie sich ihm und Draco in den Weg stellten, wenn sie letztendlich starteten, dann… Und außerdem… „Sie sind niemals sicher. Nicht mit Geheimnissen.“ Es war der neue Gedanke, der ihn lauter werden ließ, zu Blaise aufschließen und ihn an den Schultern packen ließ. „Voldemort kann Gedanken lesen! Er wird es bereits wissen, wenn sie auch nur einmal Kontakt mit ihm hatten! Er wird es wissen! Ganz sicher. Sie sind… Sie müssen da weg!“ Plötzlich hatte er Panik. Wenn Hermione Recht hatte, was er nicht im Geringsten bezweifelte, dann waren Schwule in der Zaubererwelt der Reinblüter noch weniger wert als Muggel. „Er wird sie sonst umbringen! Verstehst du? Sie müssen da weg!“ ~*~*~*~ Blaise starrte Harry an. Wenn das so war… Dann… Er wurde blass. Seine Gedanken stürzten durcheinander, als ihn Angst überwältigte. Dann biss er sich auf die Unterlippe, sodass diese blutete. Der eiserne Geschmack und der Schmerz brachten ihn wieder einigermaßen zur Besinnung. Und er nickte. Schwach, aber nickte. „Ich werde ihnen gleich schreiben. Damit sie es wissen... Sie sollen die Tage zu ihm kommen. Wegen der Initiationszeremonie...“ ~*~*~*~ „Das dürfen sie auf keinen Fall!“ Harry schluckte, dann presste er die Augen aufeinander. „Schreib ihnen über das Gedankenbuch, ja? Sie müssen noch heute da weg! Ich…“ Das wurde jetzt alles zu kompliziert. Es gab so viel, das sie bedenken mussten, das jetzt wichtig war… „Wir gehen zu Dumbledore.“, beschloss er. „Jetzt gleich!“ Und schon zog er Blaise mit sich zum Schloss zurück. Das war doch das einzig Vernünftige, das er tun konnte. Dumbledore wusste immer einen Rat. Er hatte schon so viele Menschen gerettet. Sirius, Remus, ihn selbst… Dumbledore würde auch Blaises Eltern helfen können, bevor dieser… Psycho sie killte. ~*~*~*~ Blaise ließ sich mitziehen. Wahrscheinlich war das wirklich das Beste, was sie tun konnten. Dumbledore... Auf ihn setzten sie doch alle ihre Hoffnungen... Ohne es wirklich zu bemerken, krallte er sich an Harry fest. Urplötzlich überkam ihn eine Woge der Dankbarkeit für den Gryffindor. Ohne ihn... Ohne ihn hätte er das gar nicht gewusst... „Danke...“, sagte er heiser, wusste gar nicht, ob seine Worte Harrys Ohren überhaupt erreichten. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn über die Schulter hinweg an, dann seufzte er. Sie waren viel zu langsam! Er zog ein bisschen stärker, begann selbst jetzt zu rennen. Er wollte ihn ja nicht hetzen, aber gerade in diesem Moment konnte er gar nicht anders. Er hatte seine Eltern verloren und wusste, wie es ohne sie war. Draco… litt darunter, dass er welche hatte, die ihn hassten oder bestenfalls als Marionette schätzten. Blaises Familie war noch intakt. Er konnte doch nicht zulassen, dass er sie verlor! Das konnte er doch nicht! Was würde aus Blaise werden, wenn er auch noch zum Todesserkandidaten wurde? ~*~*~*~ Blaise spürte Harrys Beschleunigung und passte sich an. Nur ganz am Rande ging ihm auf, dass es wahrscheinlich sehr seltsam aussah, dass sie beide Hand in Hand zum Schloss hinauf rannten - er selbst in seinen Trainingsklamotten, Harry in seiner Schuluniform. Kurz hörte er ein verwirrtes Luftschnappen, als sie das Slytherinteam überholten, dann waren sie auch schon im Schloss, schossen durch die Schüler hindurch, die sich zum Frühstück aufmachten, und erreichten den Zugang zu Dumbledores Büro. ~*~*~*~ Die Statue kam in Sicht und Harry hielt davor an. Was nun? Welches Passwort? Was Süßes? Was Süßes, was Süßes! Verdammt, ihm fiel nichts ein! Also machte er was anderes, zerrte sein Gedankenbuch aus seinem Umhang und Dracos Feder aus der anderen Tasche, hockte sich auf den Boden und kritzelte unter Albus Dumbledores Namen die kurze Nachricht: *Wir müssen mit Ihnen reden, bitte lassen Sie uns rein!* Kaum hatte er unterschrieben, rutschte der Wasserspeier auch schon in die Vertiefung hinein und die Wendeltreppe schraubte sich hinauf. Harry sprang auf und schob seinen schwarzhaarigen Freund darauf. Wenig später standen sie auch schon vor der Tür und Harry klopfte nur kurz hastig an, bevor er öffnete. „Professor Dumbledore! Wir… wir brauchen Ihre Hilfe!“, keuchte er, noch bevor er registriert hatte, dass Dumbledore gar nicht an seinem Schreibtisch saß, sondern am Fenster stand. ~*~*~*~ Der Schulleiter wandte sich um und schenkte den beiden abgehetzten und aufgeregten Jungen ein freundliches Lächeln. „Setzt euch, Harry, Blaise.“ Ein kurzer Wink mit seinem Zauberstab und zwei bequeme Sessel stupsten die beiden in die Kniekehlen. Blaise ließ sich praktisch augenblicklich in das Polster fallen. Er keuchte und vor seinen Augen tanzten Sterne. „Atmet jetzt einmal tief durch und dann erzählt mir, was passiert ist.“, entschied er, noch immer fröhlich lächelnd und trat hinter seinen Schreibtisch. „Zitronenbonbon?“ Er hielt ihnen ein Glas vor die Nasen. Blaise hatte irgendwie das dumpfe Gefühl, dass Dumbledore gewusst hatte, dass sie kommen würden - und dass er die ganze Sache irgendwie recht locker nahm. Dennoch... Er bekam gerade einfach nicht genug Luft, um reden zu können. ~*~*~*~ Harry schüttelte nur den Kopf, aber Luft holen tat er, bevor er nach einem kurzen Blick auf den paralysierten Blaise beschloss, dass er es sein musste, der es erklärte. Noch einmal holte er tief Luft, denn er hatte nicht wirklich vor, seine Rede auch nur einmal zu unterbrechen - dazu war es zu wichtig und zu eilig. „Blaises Vater ist schwul und soll demnächst in die Reihen Voldemorts aufgenommen werden. Wenn der davon erfährt, dann ist er tot, genau wie seine Frau, weil sie es verschwiegen hat, und Blaise, falls Voldemort der Meinung ist, dass es vererblich ist. Ich will nicht, dass Blaise seine Eltern verliert, also müssen Sie ihnen helfen, dass sie entkommen können! Sie müssen sie warnen und jemanden suchen, der sie verstecken kann, wie Sie Sirius verstecken, damit sie nicht sterben müssen! Und das muss ganz bald geschehen, weil sie nämlich bald da hin sollen, um dieses bescheuerte Zeichen zu bekommen, und dann ist es zu spät, weil er bereits Bescheid weiß und…“ Er unterbrach sich kurz, um doch einmal Luft zu holen, dann ging es weiter. „…er wird sie töten wie meine Eltern oder sie foltern, damit er nicht mehr krank ist – Mione meinte, sie denken, dass die krank sind –, um ihn zu heilen. Vielleicht holt er Blaise, damit sein Vater einsieht, dass er was falsch macht, und wenn das passiert, dann ist er tot. Das will ich auch nicht, also müssen Sie… sie hierher holen oder was auch immer. Ich… ich werde auch helfen, wenn ich kann, okay? Bitte…“ Er war ganz außer Atem und inzwischen wirklich verzweifelt. Er wusste gar nicht mehr genau, was er alles gesagt hatte, aber es war ihm trotzdem unendlich wichtig, dass Dumbledore ihn verstand. Und genau so blickte er ihn auch an. Verständnisheischend. „Bitte… ja?“ ~*~*~*~ Blaise hatte Harrys Rede nur stumm zugehört, während er selbst noch immer um Luft rang. Bei Merlin, war er denn wirklich so schlapp? Dumbledore hatte Harry ebenfalls aufmerksam zugehört und das Bonbonglas zwischen die beiden gestellt, damit sie sich auch bedienen konnten, wenn sie es wollten. „Harry, jetzt hol erst einmal Luft.“, sagte er mit einem weichen Lächeln. „Ich werde Mrs und Mr Zabini helfen, wenn sie denn meine Hilfe haben wollen.“ Über seine Halbmondbrille blickte er nun Blaise an. „Was denkst du, Blaise?“ „Ich...“ Der Slytherin atmete tief durch, um überhaupt einen geraden Satz herausbringen zu können. „Ich... fürchte, dass Harry Recht hat. Und ich... ich will nicht, dass ihnen etwas passiert.“ Er lächelte schief und kam sich so richtig hilflos vor. Dumbledore nickte. „Ich werde mich mit ihnen in Verbindung setzen und ihnen einen Vorschlag machen... Mehr kann ich nicht tun, denn ich kann niemandem gegen seinen Willen helfen.“ ~*~*~*~ „Aber…“ Harry war wirklich kurz davor zu verzweifeln. „…das…“ ~*~*~*~ „Harry, du kannst niemandem helfen, der keine Hilfe will. Und ich weiß nicht, was Blaises Eltern denken. Aber ich werde ihnen sagen, dass ihr Sohn mich für sie um Hilfe gebeten hat.“, erklärte Dumbledore sanft. Blaise brachte irgendwie ein Lächeln zustande. „Danke, Professor.“ Der Schulleiter nickte bei diesen Worten leicht, als wenn dieser Dank vollkommen überflüssig war. ~*~*~*~ Harry schwieg. Der Weißhaarige hatte ja Recht, aber… das war nicht leicht zu akzeptieren. Menschen erwarteten doch Hilfe, oder? Menschen… warteten doch immer auf Hilfe, ganz egal bei was. „Was…“ Ein neuer, letzter Versuch. „Was können wir tun?“, fragte er leise und wieder war eine Bitte in seinen Augen. Er wollte nicht untätig sein. Er konnte Untätigkeit nicht ertragen. ~*~*~*~ „Euch auf den Unterricht konzentrieren.“ Dumbledores Lächeln hing beinahe wie festgeklebt auf seinem Gesicht. „Ich werde euch Bescheid sagen, was bei meinem Versuch herausgekommen ist.“ Er wollte es eigentlich dabei belassen, doch der Blick aus Harrys Augen erweichte ihn. „Ihr müsst lernen, um gewappnet zu sein, für das, was zweifellos kommen wird. Wir stehen vor einem Krieg, der auch vor Kindern und Jugendlichen nicht halten machen wird.“ Auf einmal war sein Gesicht ernst. So ernst, dass Blaise ein kalter Schauer über den Rücken rann. Für den Augenblick sah er nicht den gütigen Schulleiter, sondern den Zauberer, den der Unnennbare fürchtete, der Grindelwald besiegt hatte und als der größte Zauberer der jüngeren Geschichte galt. ~*~*~*~ Harrys Gesicht war kurz fassungslos, dann nickte er entschlossen. Wenn es das war… „Okay.“, sagte er, dann lächelte er plötzlich, was der Entschlossenheit keinen Abbruch tat. „Ich… werde mich mehr anstrengen.“ Oh ja, Snape würde sich wundern… Er stand auf. „Auch wenn ich noch nicht so ganz begreife, was dieses Plüschvieh Zoora in einem Kampf gegen dieses… Monster Voldemort zu suchen hat.“ Er ging zu Blaise und reichte diesem die Hand. „Gehen wir…“ Er lächelte ihm aufmunternd zu. Dumbledore hatte versprochen sich zu bemühen, also würde er ihm erstmal vertrauen. Sie konnten Blaises Eltern ja immer noch mit Hilfe der Gedankenbücher darüber aufklären… ~*~*~*~ Dumbledore lachte leise, als Harry dieses Tierchen ansprach. „Unterschätze niemals das Wissen, welches du nebenbei erlangst.“, sagte er rätselhaft, während er ein Blatt Pergament hervorholte und seine Feder ergriff. Blaise ließ sich von Harry hochziehen. „Danke noch einmal, Professor.“, sagte er leise, ehe sie das Büro das Schulleiters verließen. Als sie wieder auf dem Gang standen, verrieten die Stille und die Leere, dass der Unterricht bereits begonnen haben musste. „Bis gleich in Kräuterkunde, Harry...“ Erst jetzt ließ Blaise Harrys Hand los. „Und danke.“ Kurz umarmte er den Gryffindor, ehe er sich umwandte und davon trabte. Er brauchte jetzt eine Weile Ruhe, um seine Gedanken zu sortieren - außerdem musste er sich noch umziehen, denn in den Klamotten konnte er kaum zum Unterricht auftauchen. ~*~*~*~ Harry sah ihm nach. Blaise musste sich schrecklich fühlen. Noch schlechter als er, weil er selbst nichts tun konnte und sich auf jemanden verlassen musste, der in seinen Kreisen als… doch eher verrückt galt. Er wusste ja nicht, dass auf Dumbledore immer Verlass war und der Schulleiter so gut wie immer seinen Willen durchsetzte… Er begab sich in die andere Richtung zum Raum der Wünsch. Draco hatte nicht geschrieben oder gerufen, also ging er mal davon aus, dass er noch schlief. Er sollte ihn vielleicht doch langsam wecken. Als er zu dem Raum kam und die Tür öffnete, war er tief in Gedanken versunken. Irgendwas nagte noch immer an ihm und es war nicht die Hilflosigkeit. Irgendwas, was davor geschehen war, etwas, das die Sorge um diese offenbar netten Eltern ein wenig verdrängte. Er kam nur nicht darauf, was es war… Sein Blick fiel auf das Bett und dort sah er auch tatsächlich Draco noch liegen. Tiefschlafend. Wie süß… Ein Lächeln glitt auf sein Gesicht und er setzte sich neben ihn, ganz langsam und vorsichtig, ohne seinen Blick von diesem blassen, friedlichen Gesicht zu nehmen. Jetzt, im Schlaf, war er schöner als jemals zuvor, denn hier erreichten ihn die Dämonen des Alltags nicht… Jedenfalls nicht immer… Und in all diesen Festlichkeiten saß er dann da. In einem Sessel am Kamin und glich vollkommen einer Eisstatue… Der Gedanke war so schnell da, dass er ihn nicht mehr zurückdrängen konnte. Er wusste, was Blaise gemeint hatte. Früher… als er ihn kennen gelernt hatte, da war er kalt gewesen, hatte sein Freunde behandelt wie Bedienstete oder Sklaven. Es hatte sich geändert, nicht wahr? Draco war wärmer geworden… Kein Engel aus Eis mehr, sondern ein echter Engel, der dabei war, seine Flügel zu finden… Und da wusste ich, dass ich für diesen Jungen da sein und ihm etwas von der Wärme abgegeben wollte, die ich zuhause bekam. Dass... ich ihm ein wahrer Freund sein würde und er vielleicht irgendwann für mich. Er hatte Glück gehabt, dass Blaise nicht aufgegeben hatte, diesen Wunsch in seinem Herzen zu tragen. Draco hatte wirklich Glück gehabt, so einen Freund zu haben, nicht wahr? Dass ich ihm ein wahrer Freund sein würde… Was er zweifellos geschafft hatte. Blaise war… ein perfekter Freund. Er kümmerte sich um ihn, erwartete im Grunde nichts dafür… …und er vielleicht irgendwann für mich… Wieder dieses komische Gefühl, dieses Drängen in seiner Brust… Was war das, was ihm da so ein mulmiges Gefühl verschaffte? Waren es nur die Worte oder auch… der Tonfall? Der Slytherin hatte so… melancholisch geklungen, traurig… Weil… er es nicht geschafft hatte? Weil er glaubte, es nicht geschafft zu haben, oder war es anders? Harry, ich hoffe wirklich, dass du Draco niemals verletzen wirst, denn ansonsten werde ich vielleicht etwas sehr Dummes tun. Diese Drohung schwebte wie ein Schatten über seinen Gedanken. Er glaubte ihm. Er glaubte ihm aufs Wort. Und er war froh drum, denn es bedeutete… Ich bin jedenfalls froh, dass du dich um ihn sorgst. … Hm… War er das eigentlich wirklich oder log er sich da wieder etwas vor? Nachdenklich strich Harry Draco über die Wange zur Stirn hin, um dort eine widerspenstige Haarsträhne zur Seite zu streichen. Wenn er ehrlich war… war er es nicht… Blaise hatte geklungen, als würde er ihm einen Vorwurf daraus machen, dass er ihn… überholt hatte. Oder so ähnlich. Und wenn er jetzt so richtig darüber nachdachte, dann war diese Drohung tiefer, ging tiefer, war anders… irgendwo. Diese Worte hatten einen Instinkt in ihm geweckt, der schon fast penetrant in seinen Adern pulsierte… Und dieser Instinkt riet ihm gerade ganz klar und deutlich, dafür zu sorgen, dass Blaise nicht mehr an Draco herankam. Er kannte dieses Gefühl. Vom letzten Jahr. Als er Cho und Cedric zusammen gesehen hatte… Eifersucht? Er war… eifersüchtig auf Blaise? Harry lächelte. So ein Blödsinn. Warum sollte er eifersüchtig auf jemanden sein, der mit Draco befreundet sein wollte? Blaise wollte sein Freund sein, mehr nicht. Das hatte er doch vorhin noch gesagt. Oder? Leise lehnte er die Stirn nach vorne und legte sie auf Dracos Brust, spürte den gleichmäßigen Herzschlag in seinem warmen Körper. Er war ein Idiot. Als ob Draco ihm das nicht gesagt hätte, wenn es anders wäre. Oder Blaise… Oder? Der Schwarzhaarige biss sich auf die Lippe. Was sollte er denn denken? Was… tun, wenn es wirklich so war? Wenn Blaise… Er würde Draco nicht wieder hergeben. Niemals! Oder? Solange Draco… nicht von sich aus gehen wollte, denn wenn er ehrlich war, würde er ihn wahrscheinlich doch gehen lassen, auch wenn er es eigentlich nicht wollte. Gefangenschaft hatte er lange genug gehabt und er verabscheute sie zutiefst. Unbemerkt hatte seine Hand begonnen, an Dracos Hals auf- und abzustreicheln, der weichen, warmen Haut nachzuspüren. Er wollte dieses Gefühl nicht missen… Was sollte er tun? ~*~*~*~ Warm... Ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit war es, das Draco weckte. Er schlug die Augen auf und wurde sich im gleichen Moment bewusst, dass Harry da war. Er spürte seinen Kopf auf seiner Brust, die Hand streichelnd an seinem Hals... Er hob selbst eine Hand und vergrub die Finger in dem dichten schwarzen Haar. „Hey...“, sagte er leise. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht, drängte die Gedanken beiseite, was ihm hervorragend gelang ob der Berührung an seinem Kopf. In diesem Moment war er sich sicher, dass diese Sorge reine Einbildung war. Nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste. Er hob den Kopf und lächelte. „Guten Morgen.“, sagte er, bevor er frech grinste und anfügte: „Murmeltier.“ ~*~*~*~ Draco gab einen undefinierbaren Laut von sich, schlang den freien Arm um den Gryffindor und zog ihn an sich. Es war so schön warm... Und es fühlte sich so verdammt gut an, ihn einfach nur im Arm zu halten und ihn bei sich zu wissen... ~*~*~*~ Harry lächelte glücklich. Was war er für ein Idiot? Konnte diese Geste überhaupt Lüge sein? „Interessiert es dich, dass inzwischen wahrscheinlich schon die zweite Stunde begonnen hat?“, fragte er fröhlich. ~*~*~*~ Die Worte drangen nur langsam in Dracos Bewusstsein. Zweite Stunde? War es schon so spät? Aber andererseits... „Nein.“ Mit einem leichten Ruck zog er den Gryffindor auf seine Brust. „Sollte es?“, erkundigte er sich, während er mit seiner Nasenspitze sanft gegen Harrys stupste. ~*~*~*~ Harrys Lächeln verschwand, als er diese Worte hörte. Nein. Eigentlich nicht. Es war unwichtig. Kräuterkunde war unwichtig. Völlig. Irgendwie… Aber Blaise hatte doch gesagt, dass sie sich dort treffen würden. Und er… brauchte sie doch jetzt. Damit sie ihm beistehen konnten, solange alles im Unklaren war… „Wir sollten hinunter gehen.“, sagte er leise, machte aber nicht wirklich Anstalten aufzustehen. „Blaise… wird warten…“ Außerdem kam es ihm auch nicht fair vor, dass er hier ruhig vor sich hin kuschelte, während sich der andere mit Angst quälte. Das war nicht seine Art. Freunde ließ man nicht im Stich. ~*~*~*~ „Hm...“, murmelte Draco nur und schmiegte seine Wange an Harrys. Auch er machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen und so etwas wie aufzustehen zu tun. Von ihm aus konnten sie den ganzen Tag problemlos im Bett liegen bleiben... Aber... Blaise. Irgendetwas kratzte an seinem Denken und versuchte, Einlass zu finden, doch in seinem noch immer schlafumnebelten Verstand war einfach kein Durchkommen. ~*~*~*~ Harry zog die Nase kraus, dann drückte er sich hoch. Er würde Draco nicht sagen, was los war. Das sollte Blaise mal schön selber machen, aber dazu musste Draco erst mal zu ihm. „Na los, raus aus den Federn, Siebenschläfer. Du musst mit ihm reden, klar?“ Damit zog Harry die Decke halb von ihm runter. Er hatte sich entschieden. Da war nichts zwischen den beiden. Und wenn doch, dann würde er es später merken und könnte noch immer gegen den Schwarzhaarigen rebellieren. Jetzt brauchte er seine Hilfe. Zumindest in dem Sinne, dass er Draco aus den Federn bekam, damit er sich jemandem anvertrauen konnte, jemandem, der nicht im Hinterkopf hatte, dass er, sollte dieser Rettungsversuch nicht fruchten und sie ihm begegnen, falls sie es überlebten, sie umbringen müsste, weil sie Todesser waren… ~*~*~*~ „Muss ich?“ Verwirrt blinzelte Draco den Gryffindor an. Irgendwie fühlte er sich gerade regelrecht überfahren. Und als wenn er irgendetwas verpasst hatte. ~*~*~*~ „Ja.“, erklärte Harry resolut. „Er ist doch auch immer für dich da, wenn du Probleme hast, oder? Er sorgt doch sogar dafür, dass du genug isst. Heute war er es, der das Frühstück hat ausfallen lassen.“ Er lächelte. „Na komm, ja?“ Auffordernd streckte er ihm die Hände entgegen. „Außerdem fangen wir heute mit der Potenzialmagie an.“ Hatte er grade beschlossen. ~*~*~*~ Draco war noch immer verwirrt. Zumindest hatte er aber mittlerweile so viel verstanden, als dass er irgendetwas verpasst haben musste, während er geschlafen hatte. „Du warst heute Morgen schon draußen, oder?“, fragte er, während er sich von Harry zumindest in eine halbwegs senkrechte Position ziehen ließ. ~*~*~*~ „Ich wollte dich bei Montague entschuldigen.“, stimmte Harry dieser Frage zu. „Aber… Oh verdammt… jetzt hab ich das vergessen… Musst du also doch später selbst machen.“ Er seufzte, dann funkelte er ihn an. „Draco Malfoy, wenn du nicht gleich aufstehst und dich anziehst, dann bin ich gezwungen, dich abzukitzeln, bis du dazu bereit bist.“, sagte er drohend und irgendwie meinte er es nicht halb so spaßhaft, wie es klang. ~*~*~*~ „Ich steh ja schon auf...“, maulte der Blonde und tat auch genau das. Das Drängen in Harrys Stimme sickerte langsam zu ihm durch und begann ihn unruhig zu machen. Jedenfalls war er jetzt einigermaßen wach. Er verschwand im Badezimmer und kehrte fünf Minuten später mit dem Handtuch um die Hüften wieder zurück. „Klamotten vergessen...“, murmelte er und grinste verlegen. Die lagen nämlich immer noch neben dem Bett. Nur gut, dass er neulich wenigstens frische Unterwäsche und frische Socken mit hochgenommen hatte... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an und grinste zurück. „Find ich gut.“, sagte er frech. So kam er wenigstens mal wieder in den Genuss, Draco ganz zu sehen. Nicht durch komische Klamotten verdeckt und auch nicht halb unscharf, weil die Brille nicht auf seiner Nase saß, sondern klar und deutlich. Und wieder… Er war wirklich wunderschön. Einfach… perfekt, soweit er das beurteilen konnte. Aber das war jetzt der falsche Zeitpunkt, auch wenn es schade war. „Beeil dich, ja?“ In der Frage klang eine leise Entschuldigung mit und ebenfalls ein wenig Unruhe. Sie würden auch zur zweiten Stunde wohl nicht zum Unterricht kommen. Vielleicht hätte er vorgehen können, aber irgendwie fühlte er sich dem nicht allein gewachsen. Er kannte Blaise doch gar nicht richtig… ~*~*~*~ „Ja...“ Der Blonde lächelte dem Gryffindor zu und einen Augenblick später fand er Socken und Unterwäsche. Wunderbar. Hemd und Hose gingen noch einen Tag. Das war kein Problem. Er ließ das Handtuch fallen und zog die Boxershorts über. Gab schließlich nichts, für das er sich schämen musste, oder? Keine zwei Minuten später war er fertig angezogen und hatte seine Schultasche über dem Arm. Erst jetzt wandte er sich wieder zu Harry um. ~*~*~*~ Dieser war dunkelrot angelaufen und hatte sich dann wieder seinem Tarnumhang gewidmet, den er noch in die Tasche stopfen musste. Und das nun ziemlich gründlich noch immer tat. Der Schmetterlingsangriff war aus heiterem Himmel gekommen und hatte ihn eiskalt erwischt. ~*~*~*~ Für einen Augenblick war Draco sprachlos und fragte sich, ob er irgendetwas sagen sollte wie eine Entschuldigung, dass er Harry nicht hatte in Verlegenheit bringen wollen, doch dann entschloss er sich, diese Situation schlichtweg zu übergehen. „Na, komm. Du hast doch gerade noch gedrängelt...“ Er trat auf den Gryffindor zu und gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. „Außerdem will ich langsam wissen, was eigentlich passiert ist...“ Diese Unruhe nagte an ihm. Er begann sich Gedanken zu machen, denn irgendetwas musste ja mit Blaise vorgefallen sein... ~*~*~*~ Harry lächelte und nickte, dann nahm er seine Hand und zog ihn mit sich. Jetzt noch zu Kräuterkunde. Das grenzte schon fast an Dreistigkeit, aber das war ihm egal. Vollkommen. Zusammen gingen sie durch die Gänge zum Ausgang und zu den Gewächshäusern. Sprout blickte ihnen wenig begeistert entgegen. „Haben sich die Herren doch noch entschieden, zum Unterricht aufzutauchen?“, fragte sie bissig. „Ist ja schön.“ Noch bevor sie es sagte, wusste Harry, dass Blaise noch nicht da war. „Und wo habt ihr den dritten im Bunde gelassen? Was ist mit Zabini?“ Unsicher blickte er zu Draco. „Persönliche Probleme.“, gab er dann Auskunft. Am liebsten wäre er gleich wieder gegangen, aber das ging ja jetzt auch nicht wirklich. Sie murrte und ließ es geschehen. Und Harry war nahezu erstaunt, dass es weder Punktabzug noch eine Strafarbeit geben sollte. Dennoch mulmig begab er sich zu Hermione, Ron und Pansy, die versuchten, sie über den Unterrichtsstoff aufzuklären, aber Harry hörte nicht so richtig zu. Er piekste mit seiner Nadel die Löcher einfach so in die Blätter des Wasserknöllchens, ohne auf Hermiones Ratschläge und Musterentwürfe zu hören. Offenbar war es bei Blaise doch schlimmer… Kein Wunder, dass er bei Dumbledore kein Wort hervorgebracht hatte… ~*~*~*~ Dracos Gesicht wurde einen Tick blasser, als Sprout nach Blaise fragte. Das hieß, dass es wirklich etwas Ernstes sein musste. Blaise hatte noch nie den Unterricht versäumt. Dazu war er einfach zu pflichtbewusst. Kaum, dass er einen unbeobachteten Augenblick von der Lehrerin hatte, zog Draco auch schon sein Gedankenbuch heraus. *Wo bist du? Ich mache mir Sorgen.* Dann wartete er. Er hoffte nur, dass Blaise sein Buch auch dabei hatte und ihm antwortete... Gerade, als er schon das Gefühl hatte, dass keine Antwort mehr kommen würde und er frustriert sein Wasserknöllchen misshandelte, kam sie. *Rosengarten.* Er hatte das Gefühl, dass jeder die Lawine hören konnte, die ihm gerade vom Herzen fiel. Jetzt wusste er, wo er Blaise finden würde - und dass dieser offenbar bereit war, mit ihm zu reden. Nur gut, dass Kräuterkunde nicht mehr lange dauerte... Kaum, dass Sprout den Unterricht für beendet erklärt hatte, schulterte er auch seine Tasche, strich Harry kurz über die Wange und nuschelte: „Ich bin weg.“ Dann rannte er los - natürlich nicht Richtung Schloss, sondern Richtung Garten. ~*~*~*~ Harry nickte nur und blickte ihm nach. Freundschaft!, sagte er sich. Nur Freundschaft! Du würdest das gleiche auch für Ron tun! „Was ist mit ihm?“, wollte Pansy wissen und er blickte sie an. „Und was ist mit Blaise? Warum war er nicht da?“ „Und warum seid ihr so spät gewesen?“, hängte Hermione die ihr deutlich wichtigere Frage dran. Harry seufzte, lächelte dann. „Heute Morgen… gab es Probleme.“, sagte er nur zu Hermione, wandte sich dann an Pansy. „Wegen Blaise ist er weg.“, erklärte er und überlegte im nächsten Moment, ob er es ihnen wirklich erzählen sollte. Im Grunde war ja nichts Schlimmes dabei, aber dann… Es war Blaises Sache, entweder sollte er es erzählen oder ihm zumindest die Erlaubnis dazu geben. „Lasst ihm ein bisschen Zeit, dann wisst ihr es auch, okay?“ Die drei nickten nur und folgten ihm dann schweigend zum Zauberkunstunterricht. Professor Flitwick wurde kurz aufgeklärt, dass Draco und Blaise nicht kamen, dann wurde der Unterricht gestartet. Mit einem neuen Zauber, der für Harry wirklich sehr interessant war: Eis gezielt frieren lassen. Aufgabe war es, eine Eisskulptur zu erstellen, die etwas für einen Wichtiges darstellte. Es klappte unerwartet gut. Zwar sah Harrys Statue am Ende eher aus wie ein verkrüppelter Baum, aber das machte nichts. Zumindest die Farbe stimmte. Er hatte gemerkt, dass das Eis verschiedene Farben haben konnte, je nachdem wie man es wachsen ließ. Ron lachte, als er das Kunstwerk sah. „Was stellt das dar?“, fragte er kichernd. „Ein Troll mit Pestbeulen?“ Hermione seufzte, als sie Harrys bösen Blick bemerkte. „Harry, Kunst ist einfach nicht deine Welt.“ „Das ist moderne Kunst!“, murrte er, doch im Grunde war es wirklich schade. Es tat weh, dass er Draco nicht hinbekommen konnte… Mit einem leisen, verabschiedenden Lächeln schmolz er das Eis mit dem Angriffszauber der letzten Verteidigungsstunde. Rons Obstteller schmolz er einfach mit ein. Sozusagen aus Rachsucht, weil er sein Kunstwerk beleidigt hatte. Pansy blickte immer wieder sorgenvoll aus dem Fenster, bekam so gut wie gar nichts auf die Reihe, bis Hermione beschloss, ihr den Arm um die Schultern zu legen und sie mit beruhigenden Worten zu trösten. Als die Stunde vorbei war, gingen sie in die Große Halle, um ihr Mittagessen zu besorgen. Harry seilte sich ab. Er wollte wissen, ob alles in Ordnung war, sah auf der Karte des Rumtreibers nach, ob sie noch immer zusammen waren oder ob Blaise Draco inzwischen abgewimmelt hatte. Dadurch fand er auch gleich heraus, dass sie im Rosengarten saßen. Schweigend löschte er das Bild der Karte wieder und machte sich auf den Weg zur Weide, wo er Getränke zauberte. Zitrone, Orange und Cola. Die anderen kamen nur Sekunden später. „Sind sie noch nicht da?“ Harry schüttelte den Kopf, dann lehnte er sich an den Baumstamm und schloss die Augen. Wenn er doch nur wüsste, wie Blaises Eltern hießen, dann könnte er etwas tun. So musste er sich gerade auf Dumbledore und auf Draco verlassen und war vollkommen hilflos. Klasse. Er hasste es, denn er hatte immer das Gefühl, als würde ihm alles durch die Finger gleiten… ~*~*~*~ Draco fand Blaise auf der Bank, wo sie das erste Mal gemeinsam mit den Gryffindors gepicknickt hatten. „Blaise...“ Der Schwarzhaarige wandte den Kopf und blickte ihn aus diesen unergründlichen schwarzen Augen an. Schmerz lag darin und Angst... Draco dachte nicht mehr nach, als er den anderen Jungen in die Arme schloss. Er spürte nur noch, wie Blaises Fassung zerbrach und vollkommen in Scherben zersprang. Der Junge krallte sich an ihm fest, grub die Finger in sein Hemd und die Haut darunter. Seine Schultern bebten. Noch nie zuvor hatte Blaise so geweint... Nie... Draco konnte die Verzweiflung hinter den Tränen spüren, die Angst, die sie hervor zwang, und die Anspannung, die sich damit langsam löste. Verdammt, und er konnte nichts tun! Nichts weiter, als seinen besten Freund festhalten und ihm über den Rücken streicheln, während dieser weinte... Irgendwann wurde Blaise ruhiger. Seine Schultern zuckten nicht mehr so und sein Atem wurde deutlich langsamer. Allmählich hob er den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Sorry...“, murmelte er leise und schlug die Augen nieder. „Hey, ist okay...“ Draco lächelte und legte ihm den Arm um die Schultern. „Erzählst du mir, was passiert ist?“ Blaise nickte, brauchte allerdings einen Moment, ehe er überhaupt anfangen konnte zu sprechen. Sobald er es jedoch tat, wollte er alles nur noch so schnell wie möglich herausbringen. „Du hast ja gestern die Sache von meinen Eltern mitbekommen... Dass mein Dad schwul ist und sie versuchen den Schein zu wahren... Sie machen eine Gradwanderung und drohen Todesser zu werden, weil sie keine Wahl sehen. Aber wie Harry heute Morgen sagte, kann Du-weißt-schon-wer Gedanken lesen... Er wird diese Lüge durchschauen...“ Seine Stimme war rau und gehorchte ihm nicht immer. Einige Worte kamen nur seltsam gepresst hervor. „Ich habe Angst um sie... Wenn sie zum ihm gehen... Wir... wir waren bei Dumbledore, er setzt sich mit ihnen in Verbindung und bietet seine Hilfe an... Und jetzt... müssen wir warten.“ Er lachte heiser und bitter. „Einfach warten...“ Draco zog ihn näher an sich, bettete Blaises Kopf an seine Schulter. „Vertrau Dumbledore, Blaise. Vertrau ihm... Er wird das hinbekommen.“ „Nicht, wenn sie sich stur stellen...“ „Das werden sie nicht. Sie wissen um das Risiko und wenn sie die Gefahr kennen, dann werden sie das Richtige tun...“ Ganz behutsam strich Draco ihm wieder über den Rücken. „Danke...“, murmelte Blaise leise und schloss die Augen. Seine Lider brannten und waren geschwollen. Es tat weh... Und diese Ungewissheit machte ihn noch wahnsinnig. Irgendwann knurrte Dracos Magen. Es war ihm höchstpeinlich, dass so etwas Profanes die Ruhe störte, die er Blaise zu geben versuchte, doch der Schwarzhaarige lachte nur leise. „Das Leben holt einen immer ein, was?“ „Scheint so...“ Draco grinste verlegen. „Aber wir bleiben hier weiter sitzen, wenn du willst... Lass dich davon bloß nicht stören.“ „Nein, es ist okay.“ Blaise löste sich von Dracos Schulter und lächelte diesen sanft an. „Danke. Danke, dass du da bist.“ Draco erwiderte das Lächeln stumm. Blaise war es, der zuerst aufstand. Draco tat es ihm nach und murmelte: „Die anderen werden an der Weide sein... Wie immer.“ Blaise nickte und lehnte sich gegen den Blonden, der ihm vollkommen selbstverständlich Halt gab, indem er ihm den Arm um die Schultern legte. Langsam verließen sie den Garten. „Sorry, dass ich keinen Zauber gegen brennende Augen kenne... Aber ich schätze, Hermione wird etwas wissen...“ Der Schwarzhaarige lachte leise. „Ja, das wird sie sicher...“ Schon von weitem konnten sie die anderen unter der Weide sitzen sehen, die Gesichter ihnen deutlich erkennbar zugewandt. ~*~*~*~ Harry blickte genau wie die anderen zu ihnen hinüber, doch irgendwann senkte er den Blick. Es war nicht nett, ihn so anzustarren. Und es war nicht nett, jetzt an Eifersucht zu denken. Mühsam kämpfte er sie nieder, kerkerte das Gefühl ein, bis das Lächeln freiwillig auf seine Lippen trat. Hermione hatte schon den Zauberstab gezückt, als sie sie erreichten. „Stillhalten.“, sagte sie sanft, dann tippte sie mit der Spitze des Stabes gegen Blaises Stirn, nutzte den Zauber, der Müdigkeit, Anstrengung und Stress verschwinden ließ. Ein Erfrischungszauber, der ihr in so mancher durchgemachter Nacht hilfreiche Dienste erwiesen hatte. „Geht’s jetzt besser?“, fragte sie ruhig. Ihre Hand ruhte auf seiner Schulter. Der schwarzhaarige Gryffindor lächelte breiter. Wie immer. Lieb und fürsorglich… ~*~*~*~ „Danke.“ Blaise lächelte Hermione dankbar an. Pansy sprang auf und eilte zu ihm, schloss ihn die Arme. Still erwiderte er die Umarmung. Er hatte nicht gedacht, dass es so leicht werden würde, ihnen entgegenzutreten... Niemals hätte er das gedacht. Er fühlte sich seltsam geborgen und aufgehoben in der Runde. Und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Dracos Arm immer noch um seine Schultern lag und ihn festhielt, ihm Halt gab. Pansy hielt sich an seiner Hand fest und blickte ihn sorgenvoll an, stellte jedoch keine Fragen. Niemand fragte, was ihm gerade mehr als nur recht war, als er sich schließlich im Gras niederließ und nach einem Brötchen griff, um darauf herumzukauen. „Draco... Ist gut.“, sagte er schließlich und lächelte den Blonden an, der immer noch nicht von seiner Seite wich, sich zwischen ihn und Harry gesetzt hatte und ihn weiterhin besorgt musterte. „Okay...“ Draco senkte den Blick und begann erst jetzt, selbst etwas zu essen. ~*~*~*~ Schweigen legte sich über die Gruppe. Harry blickte nicht auf, tat es Blaise nach, der das Brötchen mehr misshandelte, als es wirklich zu essen. Es war nicht einfach, still zu sein. Es war nicht einfach, hier zu sitzen und sich zurückzuhalten. Nicht Dracos Hand zu nehmen oder sich gegen ihn zu lehnen, um Besitzansprüche geltend zu machen. Er hatte nach einiger Zeit begonnen den Zauber der letzten Nacht aus der Bibliothek zu üben. Stumm, um niemanden zu stören. Hermione und Ron kamen sich sichtlich verloren vor, Pansy wohl auch, sie klammerte sich an Blaises Ärmel fest. Harry wusste, dass der Zauber funktionierte, als er Claire durch das Gras auf sich zukrabbeln sah und brach ihn ab. Er reichte ihr ein Blatt Salat, als Entschuldigung sozusagen, weil sie recht verwirrt durch die Gegend blickte. Desorientiert, als wüsste sie nicht, was sie gerade an dieser Stelle zu suchen hatte… ~*~*~*~ „Hey...“ Blaises Miene hellte sich auf, als er Claire sah. Die Schildkröte hatte ihn auch bemerkt und krabbelte - Harrys Salatblatt noch im Maul - auf ihn zu. Ein leises Lachen kam ihm über die Lippen, brach auf einmal die Spannung. Mit einer zärtlichen Geste nahm er sie auf die Hand und strich ihr über den Kopf. Soweit man das bei einer Schildkröte beurteilen konnte, sah sie sehr, sehr zufrieden aus. Leise begann er zu sprechen, richtete seine Worte scheinbar an die Schildkröte in seiner Hand und doch galten sie den anderen in der Runde. Seine Stimme war ruhig und besaß wieder die gewohnte Kraft, während er erzählte, was geschehen war. Nur manchmal kam sie ein wenig ins Schwanken, als er auf die Probleme zu sprechen kam, die Situation schilderte und schließlich seine Sorgen. Draco hatte den Teil mit dem Essen voll und ganz aufgegeben, als Blaise zu reden begann. Er hatte die freie Hand des Schwarzhaarigen genommen, die dieser nach den Liebkosungen seiner Schildkröte wieder hatte sinken lassen, und stumm gedrückt, eine Geste, die Blaise sofort erwiderte. Mit der anderen Hand tastete der Blonde nach Harrys und hielt sie fest. ~*~*~*~ Das Schweigen, das auf die Geschichte des Schwarzhaarigen folgte, war anders als das vorher. Es war betroffener, nicht mehr so angespannt. Sie verstanden jetzt. Sie verstanden jetzt, was so gravierend gewesen war, dass Harry es ihnen nicht hatte sagen können. Sie verstanden jetzt, warum er nicht beim Unterricht gewesen war. Es war Harry, der die Stille schließlich durchbrach. „Pansy, was ist mit deinen Eltern?“ Nach dieser Geschichte war klar, worauf er hinaus wollte. Waren sie… Feinde oder musste ihnen auch geholfen werden? ~*~*~*~ Pansys Gesicht wurde bleich und sie starrte zu Boden. Diese Frage war so nahe liegend und doch hatte sie sie bisher immer verdrängt. Ihre Hand krallte sich nur noch fester in Blaises Ärmel. „Überzeugte Todesser...“, hauchte sie leise. „Sie glauben daran. Sie glauben an das alles...“ Sie schlug die freie Hand vor das Gesicht. Blaise zog seine Hand aus Dracos Umklammerung, setzte Claire auf seinen Schoß und umarmte Pansy stumm, während Hermione ihr über die Schultern strich. ~*~*~*~ „Sorry.“, murmelte Harry betreten. „Das… wollte ich nicht.“ Er blickte zu Boden, während Hermione sie in ebenfalls umarmte. „Pansy…“ Es war das erste, was Ron sagte. Nicht wirklich viel, aber dennoch bei weitem mehr, als wohl jeder gedacht hatte. Es drückte die Hilflosigkeit aus, die jeder von ihnen empfand. Harry lächelte ihn an, war richtiggehend stolz auf ihn, aber etwas fehlte noch. Eine Frage würde ihn noch interessieren, doch traute er sie sich nicht zu stellen. Es war… nicht fair, nicht mit den Hintergedanken, die ihn bewegten, deshalb schwieg er. Die einzige Regung war, dass er Dracos Hand ein bisschen fester drückte. Ob ihm klar war, was das bedeutete? ~*~*~*~ Blaise strich Pansy so über den Rücken, wie es Draco vorhin bei ihm getan hatte. Sie hatten offenbar begriffen, was hier geschah. Dass alles auseinanderbrach und sie eine Wahl zu treffen hatte... Draco konnte die Last auf Pansys Schultern spüren. Er hatte die gleiche Entscheidung treffen müssen. Genau wie sie war er in dem Gespinst gefangen gewesen, das die Eltern für ihre Kinder gewebt hatten. Er hatte sich befreien können - und sie, sie musste letztlich das gleiche tun. Still erwiderte er den Druck von Harrys Hand. ~*~*~*~ Hermione seufzte schließlich. Ihre Freundin zitterte wie Espenlaub, konnte sich gar nicht mehr beruhigen. „Hey.“, flüsterte sie und strich ihr nachdrücklich über die Wange. „Ist doch gut. Erzähle einfach, vielleicht… finden wir einen Weg…“ ~*~*~*~ „Erzählen...“ Pansy schniefte. „Da gibt es nichts zu erzählen... Sie sind überzeugt. Sie waren schon... damals dabei. Und sie werden es diesmal auch sein. Vater hat sich so darüber gefreut, als er zurückgekehrt ist...“ Sie vergrub das Gesicht tiefer in Blaises Umhang, was ihre Stimme fast unhörbar machte. „Es ist ein Wunder, dass noch kein Brief gekommen ist, in dem sie sich darüber beschweren, dass die Sache mit Draco... schief gelaufen ist. Sie wollen, dass wir heiraten. Genau wie Dracos Eltern...“ Draco zuckte leicht zusammen. Daran hatte er nicht gedacht. Das hatte er vollkommen ausgeblendet. Natürlich war nicht nur er betroffen, sondern auch Pansy, denn man hatte sie schon sehr früh aneinander gekettet. Und er hatte es wieder vergessen. Wieder. „Ich habe Angst...“, flüsterte Pansy heiser. „Angst... Es ist... Sie sind meine Eltern. Ich liebe sie... Trotz allem... Sie meinten es immer nur gut... Und doch... Ich kann ihren Weg nicht gehen...“ Blaise zog sie behutsam näher, strich ihr über das Haar und versuchte, ihr zumindest ein wenig Trost zu spenden. ~*~*~*~ Ich liebe sie… Trotz allem… Die Worte dröhnten in Harrys Ohren. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt! Das war… Langsam stand er auf, ließ Dracos Hand los. Er lächelte, als er entschuldigend in die Runde sah, dann drehte er sich um und rannte davon. ~*~*~*~ Draco starrte Harry verwirrt nach, als dieser auf einmal losstürmte. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass sein Freund gerade vollkommen durchdrehte. Er wollte ihm schon hinterherlaufen, doch die Tatsache, dass sich Pansy immer noch an Blaise klammerte und weinte, und die Erinnerung daran, dass seine Freunde ihn gerade brauchten, brachten ihn dazu zu bleiben. Er hockte sich neben die beiden, legte jedem von ihnen die Hand auf die Schultern. „Pansy, wir sind da. Wir sind alle für dich da... Ich weiß, dass es schwer ist... Unendlich schwer, aber... du kannst das. Du bist stark.“ Das Mädchen hob den Kopf und blickte ihn aus tränenunterlaufenen Augen an. „Nein...“, wimmerte sie leise. „Doch.“ Draco hob ihr Kinn an und schenkte ihr das zuversichtlichste Lächeln, zu dem er in der Lage war. „Pansy, du warst immer stark. Du warst es all die Jahre, die du neben mir gestanden und mich ertragen hast. Jetzt brauchst du diese Stärke für dich selbst und du wirst sie in dir finden.“ Behutsam strich er ihr über die Wange. „Glaube an dich, Pansy. Ich tue es.“ „Du...“ Sie wandte das Gesicht ab, drückte es wieder in Blaises mittlerweile feuchten Umhang. „Draco hat Recht.“, sagte dieser leise. „Du bist stark, Pansy. Und wir werden da sein und dich auffangen. Hey, wir sind doch Freunde...“ ~*~*~*~ Hermione drückte sie noch ein bisschen fester. „Erinnerst du dich, was du mir gesagt hast?“, fragte sie leise. „Du willst sie nicht. Du willst keine von ihnen sein. Weil du Angst vor ihm hast. Erinnerst du dich?“ Sie begann das Mädchen ein bisschen hin und her zu wiegen. „Sie… würden dich dazu zwingen. Und jetzt, wo Draco nicht mehr da ist, wer weiß, was für Pläne sie noch mit dir haben.“ Sie seufzte. „Versteh mich nicht falsch. Ich will dir deine Eltern nicht ausreden, aber… wenn du wirklich glücklich werden willst, wenn du frei sein willst, dann musst du dich von ihnen lösen. Vollständig. Auch wenn das wehtut.“ Sie lachte leicht hohl. Wenn sie bedachte, was sie tun würde, wenn ihre Eltern so etwas waren und sie sich entscheiden müsste… Sie würde ihnen den Rücken kehren, aber das sagte sich immer leicht, wenn man nicht wirklich in dieser Situation war. ~*~*~*~ Pansy nickte schwach. „Ich weiß... Ich weiß... Und dennoch...“ „Nein, es gibt kein Aber.“ Dracos Stimme klang weich, besaß darunter aber eine Härte, die das Mädchen aufschauen ließ. „Es gibt nur diese Entscheidung, Pansy. Und du weißt, dass du es nicht willst... Vergiss niemals, dass du uns hast. Ich weiß, dass es wehtut, seine Familie hinter sich zulassen. Selbst, wenn es Menschen sind, die einen fallen gelassen, bewusst geformt und unterdrückt haben. Selbst dann tut es weh, als wenn man einen Teil von sich selbst herausreißen würde.“ Blaise starrte ihn an. Bisher hatte Draco kein einziges Wort darüber verloren, was er dabei empfand, dass er sich gegen seinen Vater wandte. „Es gibt keine Wahl. Wenn du über dein Leben selbst entscheiden willst, dann musst du dich von ihnen lösen. Sie werden dich immer wieder fesseln und auf ihren Weg bringen wollen. Aber das ist nicht deiner. Du gehörst zu uns Pansy.“ Ihr Nicken war kräftiger und entschiedener als zuvor. „Okay...“, flüsterte sie heiser. „Okay.“ Dracos Lächeln wurde weich, als er ihr über das Haar strich. „Du bist nicht alleine, Pansy. Du wirst es niemals sein.“ ~*~*~*~ Hermione drückte sie glücklich an sich. „Und wenn alles schief läuft, kommst du einfach mit zu mir. Meine Eltern sind lieb. Und ich wäre glücklich, wenn du bei mir wärst.“, sagte sie. „Als wären wir Schwestern.“ Ron blinkte, seufzte dann. „Zumindest die Haarfarbe stimmt.“, sagte er. „Aber ganz im Ernst, selbst ich hab jetzt eingesehen, dass du eigentlich nicht böse bist.“ Ja, es hatte lange gedauert, aber nach dem Zusammenbruch glaubte er ihr. „Wäre eine Schande, wenn du dich verbiegst, nur weil du Angst hast, alleine zu sein.“ Hermione blickte ihn an und blinzelte überrascht. War das ihr Ron? ~*~*~*~ Pansy lächelte in die Runde. „Danke...“, flüsterte sie heiser. „Ihr seid wirklich großartig...“ Blaise grinste, zog Ron zu ihnen hinüber und startete die Gruppenumarmung. Pansy in der Mitte, umarmten sich Slytherins und Gryffindors. Vermutlich war dieses Ereignis voll und ganz einmalig in der Geschichte ihrer Häuser. „Schade, dass Harry nicht dabei ist...“, murmelte Draco. „Das können wir jederzeit wiederholen... Oder?“ Blaise lachte leise. ~*~*~*~ Ron sah aus, als wollte er ihn gleich erwürgen, aber Proteste wurden im Keim erstickt. Hermione nickte nämlich völlig begeistert von der Idee. „Genau, sich hier drücken wollen…“ Sie lachte. Ihr gefiel es. Sie hatte noch nie so viele Freunde gehabt. „Warum ist er überhaupt weg?“, wollte Ron wissen. „Und wo ist er hin? Hatte er wieder Strafarbeiten zu machen?“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Frag mich etwas Leichteres... Vom Gefühl her würde ich sagen, dass er gerade irgendeine Dummheit begeht...“ Er kaute auf seiner Unterlippe herum. Am liebsten wäre er ihn ja jetzt wirklich suchen gegangen, aber das war wahrscheinlich eh vollkommen aussichtslos... „Gedankenbuch?“, fragte Blaise. Pansy hatte sich mittlerweile zwischen ihn und Hermione geschmiegt und beruhigte sich langsam sichtlich. „Ist wahrscheinlich keine gute Idee... Je nachdem, wo er ist... Die Dinger können einen ziemlich erschrecken.“ Draco blickte nachdenklich zum Schloss hinüber. „Er wird wiederkommen. Oder Bescheid sagen...“ Wenigstens hoffte er das. Im Moment hatte er nämlich nicht den blassesten Schimmer, was in Harry vorging. ~*~*~*~ Ron war da nicht ganz so zuversichtlich, aber er hatte auch schon eine Idee. Ihm war Harrys Tasche ins Auge gefallen, die er sich jetzt grapschte. Hermiones leicht böser Blick wurde ignoriert, als er sie öffnete und nach kurzem Kramen tatsächlich fündig wurde. Er grinste. „Wollen wir doch mal sehen…“, murmelte er, klappte die Karte auf und sagte dann mit dem Zauberstab in der Hand: „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!“ Linien zogen sich in Sekundenschnelle über das Papier, bildeten Räume und Gänge, zeigten versteckte Wege an und dann kamen die Fußspuren. Für jede Person in Hogwarts eine. Rons Augen leuchteten. Er liebte diese Karte. „Hundert Punkte für den, der ihn als erstes findet.“ Ron grinste, woraufhin nur ein „Ron, du bist manchmal wirklich schrecklich!“ von Hermione kam. ~*~*~*~ Draco lehnte schon bei dem Rothaarigen blickte auf die Karte. Seine Augen wanderten darüber und suchten ihn. Nicht im Raum der Wünsche. Dort oben war nichts... Dann... Er erstarrte. „Snape?“, flüsterte er leise und kaum hörbar. Warum bei Salazars Bart sollte Harry zu Snape rennen? Das machte doch keinen Sinn... Gar keinen! ~*~*~*~ Rons Augen huschten zu Snapes Büro. Tatsächlich. Verdammt, was sollte denn das? Doch bevor er sich weiter irgendwelche Dinge zusammenreimen konnte, seufzte er. „Seht ihr, was hab ich gesagt: Strafarbeit. Der Kerl hat Talent…“ Hermione schwieg dazu. Hätte er ihnen das nicht gesagt? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Across my home has grown the shadow Of a cruel and senseless hand Though in some strong hearts The love and truth remain And it has taken me this distance ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ --------------- jetzt müsste es das richtige sein... Memori Momento -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 62: Memori Momento Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von a-ha - Lifelines. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 62: Memori Momento Harry hatte sich nicht mehr umgedreht, nachdem er den Platz unter der Weide erst mal verlassen hatte. Sie liebte ihre Eltern. War doch klar! Wer tat es denn nicht? Draco hatte seine Eltern doch auch lieb, seine Mutter zumindest, oder nicht? Er würde seine Eltern doch auch lieben, wenn sie sich für den falschen Weg hätten entscheiden können! Das würde doch jeder tun! Aber… „Verdammt!“, fluchte er heiser. „Das darf doch einfach nicht wahr sein!“ Er hatte Rache geschworen! Er hatte sie allen Todessern geschworen! Jedem einzelnen, der existierte. Er konnte doch nicht ein paar dieser… Monster ausklammern, weil es irgendwen gab, der sie liebte! Dann würde es nie enden! Niemals! Selbst Voldemort wurde von seinen Anhängern doch irgendwo geliebt, oder? Warum sonst hätte Malfoy ihn Draco vorziehen sollen? Er konnte diese… Mörder doch nicht entkommen lassen, weil sie die Eltern eines seiner Freunde waren! Das war unmöglich! Aber das würde bedeuten, dass er Pansy unglaublich wehtun würde. So richtig. Er… wäre dafür verantwortlich, dass sie leben musste, wie er gelebt hatte. Ohne Eltern! Einfach so. Weil sie tot waren. Weil er sie… umgebracht oder dafür gesorgt hatte, dass sie starben oder ins Gefängnis, nach Askaban, kamen. Das ging doch auch nicht! Bloß… wenn er das eine nicht verantworten wollte und das andere nicht konnte, was sollte er dann tun? Er brauchte etwas, das ihm half, diese Entscheidung zu treffen. Er brauchte etwas, das ihn sehen ließ, wer verdient hatte, zu leben, damit er nicht zu dem wurde, was Voldemort ausmachte: ein willkürlicher Richter. Er bemerkte die Schüler nicht, die ihm entgegen kamen, bemerkte nicht, wohin er lief, bevor er da war. Und er wusste auch nicht, was er hier wollte, als er die Tür zu Snapes Büro aufriss und ungefragt eintrat. Dafür war der Grund draußen, bevor er sich darüber klar werden konnte und bevor Snape ihn wegen des rüden Eindringens zur Schnecke machen konnte: „Bringen Sie mir Legilimentik bei!“ Es war selten, dass Snape sprachlos war. Und es war seltener, dass er es aus Fassungslosigkeit war. Jetzt war er beides, sprachlos und fassungslos. Was war denn das für ein Auftritt? Das war ja wohl… „Potter, hast du wieder Drogen geschluckt?“, fragte er mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen. Der Junge-der-lebt schüttelte den Kopf. „Ich will das lernen!“, beharrte er. Damit könnte er vielleicht eine Möglichkeit finden, wie man entschied, dass… „Warum? Du kannst nicht einmal Okklumentik richtig anwenden, wie willst du da Legilimentik lernen?“ „Ich will keine Unschuldigen auf dem Gewissen haben!“, platzte es aus dem Jungen heraus. Snape sah ihn vollkommen perplex an. Wie bitte? Unschuldige auf dem Gewissen? Fast hätte er gelacht. Er hatte doch nicht einmal Schuldige auf dem Gewissen! „Wovon zum Teufel redest du da?“ Harry verdrehte die Augen. „Das ist doch jetzt vollkommen unwichtig!“, erklärte er gezwungen ruhig. „Ich muss es lernen!“ Snape erhob sich aus seinem Sessel. Oha, er meinte es wohl ernst. Offenbar hatte er die Kehrseite dessen erkannt, was er laut Dumbledore plante. Offenbar hatte er langsam begriffen, dass seine Idee nicht so einfach durchführbar war, wie er geglaubt hatte. „Warum? Weil du dir die Zeit lassen willst, jedem einzelnen im Gehirn rumzupfuschen, bevor du ihn erledigst? Was hättest du davon? Reine Zeitverschwendung! Sie sind böse!“ „Sie sind auch nicht böse, obwohl Sie dieses verfluchte Zeichen tragen!“, erwiderte Harry aufgebracht. „Sie haben bereut und jetzt riskieren Sie Ihr Leben, damit alles endet! Solche Menschen… solche Menschen wie Sie brauchen nicht zu sterben!“ Er war leiser geworden und Snape schwieg ob der Worte. Irgendwas lief hier verdammt falsch. Dumbledore hatte schon gesagt, dass Harry sich wahrscheinlich auf einen Gegenschlag vorbereite und seit einiger Zeit schien es so, als ob er Draco damit angesteckt hatte. Er lernte Zauber, die anders waren, die in einem Kampf nützlich sein könnten. Der Lichtzauber, den er in Tonks’ Unterricht verwendet hatte, der stand nur in einem einzigen Buch, welches wiederum in der Verbotenen Abteilung verwahrt wurde. Auch der Zauber, den er letztens in der Pause vor sich hingemurmelt hatte, war aus so einem Buch. Für Snape stand es schon fast fest, dass Harry auch am gestrigen Tag in der Verbotenen Abteilung gewesen war. Aber Legilimentik konnte ihm nicht helfen, den zu vernichten, der sein Ziel war. Der Unnennbare war selbst Meister in dieser Technik. Ihn würde man damit nicht schlagen können. Außerdem war da etwas in Harrys Blick, das Zweifeln doch recht nahe kam. Zweifeln wovor? „Warum willst du es lernen?“ „Das… wissen Sie doch, nicht wahr? Sie wissen Bescheid über das Ziel!“ Snape nickte. „Aber das ist nicht alles. Warum ausgerechnet jetzt? Was hat sich geändert, dass du von Verteidigung auf Angriff schwenkst?“ Harrys Augen weiteten sich ein wenig. Woher wusste er davon, dass… „Hat es was mit deinen neuen Freunden zu tun?“ Harry schwieg noch immer und Snape fühlte sich bestärkt. „Geht es darum, dass ihre Eltern ebenfalls Todesser sind? Willst du in ihren Gehirnen nach einem Hinweis suchen, der sie für unschuldig erklärt?“ Mehr als ein Nicken kam nicht, aber es reichte auch. „Du kennst Dracos Eltern.“, stellte der Lehrer fest. „Du kennst Lucius Malfoy. Du weißt, wozu er fähig ist, dass er die Rechte Hand des Unnennbaren ist. Seine Mutter ist auch nicht besser. Sie tut, was man ihr sagt, damit ihr nichts passiert und damit man ihren Sohn verschont.“ Er konnte in Harrys Augen sehen, dass er ihm nichts Neues erzählte. „Du brauchst in ihren Gehirnen nichts suchen, denn da ist nichts. Bei Pansys Eltern ist es nicht anderes. Sie wollen das Leben, das sie führen. Beide. Und du kannst in einem Krieg nicht alle retten. Du kannst in einem Krieg nur die vernichten, die dir im Weg sind. Das ist es, was Krieg ausmacht.“ Ganz genau beobachtete er die Regungen im Gesicht des Jungen-der-lebt, sah, wie er blass wurde, wie er sich gegen diese Erkenntnis wehrte… „Krieg bedeutet Tod.“, fuhr er ungerührt fort. „Entweder du stirbst oder du tötest. Eins von beidem oder beides. Keines ist unmöglich.“ Harry wich zurück. Ihn schien dieser Gedanke regelrecht zu verschrecken. Doch er wäre nicht Harry, wenn er nicht sturer wäre, als jemand, der ihm eine Wahrheit des Lebens beibringen wollte. „Es ist doch egal!“, rief er, seine Schultern strafften sich und plötzlich hielt er den Zauberstab in der Hand. „Bringen Sie es mir einfach bei! Wenn Sie doch eh wissen, was ich vorhabe, dann bringen Sie mir so viel wie möglich bei! Wer weiß, für was ich es gebrauchen kann!“ „Nein!“ Die Drohung mit dem Zauberstab wirkte nicht. Als ob dieser Halbstarke ihm etwas tun könnte. Irgendwie lachhaft, dass er es jetzt ebenfalls versuchte. Wie Draco vor ein paar Tagen einmal… „Du wärst eh nicht stark genug, um es zu lernen.“ Klipp und klar. Und natürlich wollte er trotzdem nicht verstehen. „Dann werde ich Sie besiegen, dann bin ich stark genug!“ Snape begann nun wirklich zu grinsen. „Du glaubst, dass du das schaffst? Vermessen, Potter. Unglaublich vermessen. Aber wenn du meinst…“ Er holte seinen Zauberstab aus seinem Ärmel. „Versuche dein Glück.“ Harrys Augen blitzten auf, dann schoss auch schon der erste Zauber auf ihn zu. Snape lächelte böse. Schnell war er, unzweifelhaft, aber… nicht schnell genug. Aber mal abwarten, was er noch so alles zeigen würde, nur um zu erreichen, was er wollte… ~*~*~*~ Unter der Weide wurde Ron plötzlich blass, als die Fußspuren von Snape und Harry das Büro verließen. „Wo wollen sie denn jetzt hin?“, fragte er. „Ob er jetzt übertrieben hat? Wird er jetzt rausgeschmissen?“ Hermione schüttelte den Kopf. „Er nicht. Niemals…“ Sie blickte ebenfalls auf das Papier, folgte dem Weg geistig im Voraus, den sie gingen. Und es war nicht der zu Dumbledore. „Die Krankenstation.“, sagte sie leise. „Sie gehen zur Krankenstation…“ ~*~*~*~ „Scheiße...“, murmelte Draco leise. Zur Krankenstation. Das konnte nur heißen, dass Harry eine verdammte Dummheit gemacht hatte. Er war auf den Beinen, ehe er nachdenken konnte, und rannte in Richtung Schloss davon. Blaise sah ihm nach und stand ebenfalls auf. „Das halte ich für eine gute Idee.“ Er schnappte sich sowohl seine als auch Dracos Tasche und zog die beiden Mädchen hoch. Mindestens fünf Schüler hatte der Blonde auf dem Weg angerempelt, darunter zwei Erstklässler, die heulend zu Boden gefallen waren. Er hatte es gar nicht bemerkt. ~*~*~*~ Ron hatte die Karte in Harrys Tasche zurückgestopft und war den anderen als letzter gefolgt, doch er hatte sie bald schon eingeholt. Und ihnen machten die Schüler sofort Platz. Offenbar hatte Dracos Rücksichtslosigkeit sie von dieser freundlichen Geste überzeugt. ~*~*~*~ Mme Pomfrey war nicht wirklich überrascht, als Snape mit dem Jungen auf einer schwebenden Trage ankam. Irgendwie hatte sie Harry ja schon vermisst. Wie lange war er nicht mehr hier gewesen? Zwei Wochen oder so… Ja, nach ihrer inneren Uhr wurde es mal wieder Zeit… „Was ist passiert?“, fragte sie sachlich, während sie den Schwarzhaarigen auf ein Bett verfrachtete, wo er genauso bewusstlos liegen blieb, wie er mit Snape angekommen war. „Innere Verletzungen möglich?“ Snape verzog das Gesicht, als sie geschäftig herumwuselnd diese Frage stellte. „Das würde ich schon meinen.“, sagte er. „Er war gut.“ Sie hielt in ihrer Bewegung inne und starrte ihn an. „Severus, das ist jetzt nicht Ihr Ernst.“, stellte sie klar, bevor sie fast wütend fragte: „Sie haben mit ihm gekämpft? Etwa ernst?“ Der Schwarzhaarige gab ein kurzes, unmissverständliches Nicken zur Antwort und sie blitzte ihn an, bevor sie sich wortlos umwandte und Harry ein halbes Dutzend Analysezauber auf den Hals jagte. Am Ende dieser doch recht kurzen Prozedur seufzte sie. „Ordentliche Arbeit.“, murrte sie. „Sie sind echt unverantwortlich. Wie können Sie einem Schüler dieser Schule den Imperius antun? Dieser Zauber ist verboten! Das wissen Sie ganz genau!“ „Er wollte einen realistischen Kampf gegen einen Todesser.“, kam die ungerührte Antwort. Mme Pomfrey seufzte. „Verdammt, Severus!“ Aber was half es, Beschimpfungen und Strafpredigten halfen bei diesem Lehrer nicht. Sie gingen ihm durchs eine Ohr rein und zum anderen wieder raus, das war doch schon immer so gewesen. Stattdessen fragte sie: „Welche Zauber noch?“ Und Snape begann emotionslos herunterzuleiern, was er Harry angehext hatte, angefangen bei leichten Feuerzaubern bis hin zu dem schlimmsten aller Psychozaubern, dem Imperius. „Davon hat er mindestens die Hälfte blocken können.“ Sie sah ihn an, dann seufzte sie erneut. „Wie oft hat er getroffen?“ Snape schwieg, woraufhin sie ihn resolut auf eines der Betten drückte und ebenfalls Analysezauber über ihn verhängte. Die goldenen Ziffern und Lettern gaben ihr genug Auskunft. Der linke Arm, mit dem sich Snape auch schon früher gegen seine Angreifer geschützt hatte, war gebrochen, verbrannt und so ziemlich im Eimer. Ein Wunder, dass man es dem Mann nicht ansah. Kurz verschwand Mme Pomfrey in einem Raum und drückte ihm, als sie wieder herauskam, eine Flasche in die Hand. „Sie kennen die Dosierung, runter damit! Und dann reiben Sie ihren Arm mit dieser Salbe ein.“ Snape nickte nur. Mit dieser Frau legte man sich im verletzten Zustand auch nicht ungestraft an. ~*~*~*~ Draco platzte mitten in die Untersuchung, doch das war ihm scheißegal. „Mr Malfoy, wie können Sie es wagen...“, begann Madam Pomfrey, bekam fast einen Anfall und wollte ihn direkt wieder rausschmeißen, doch davon ließ sich der Blonde kein bisschen beeindrucken. Er brauchte nur Snape anzusehen und dann Harry, der ohnmächtig auf dem Bett lag. In ihm brannten sämtliche Sicherungen durch. Er hatte seinen Zauberstab schneller in der Hand, als er überhaupt denken konnte. Diese Bestie in ihm rührte sich wieder. Er konnte die Magie regelrecht in seinen Fingern knistern spüren und er wusste: Wenn er jetzt Schwarze Magie einsetzen würde, würde sie funktionieren. Dieser lächerliche Bann würde nichts davon halten können. „WAS HABEN SIE GETAN?“, brüllte er Snape an. Die grauen Augen funkelten gefährlich wie geschliffener Stahl. Er hörte nicht, wie hinter ihm die Tür aufging und die verbliebenen vier seiner Freunde in der Tür stehen blieben. Alle vier waren vollkommen paralysiert. ~*~*~*~ Snape blickte ihn kalt an. Tja, was hatte er erwartet? Er hatte doch gewusst, dass Draco in Sachen Harry keinen Spaß verstand… „Er hat es so gewollt.“, antwortete er. „Es war seine Idee, ein Duell mit mir auszufechten. Er war sich der Konsequenzen bewusst.“ Danach schwieg er wieder. Er würde sich nichts vorwerfen lassen. Harry war alt genug, um selbst zu entscheiden, was er wollte und ein besseres Training konnte er sich doch gar nicht wünschen. ~*~*~*~ „Sie...“, setzte Draco an, doch Blaise unterbrach ihn. „Draco! Mach keine Dummheiten!“ Der Blonde wirbelte herum und fixierte seinen Freund aus so kalten Augen, dass dieser zusammenzuckte. „Halte dich raus, Blaise!“ Für den Augenblick zielte der Zauberstab auf diesen und machte mehr als deutlich, dass Draco sich auch gegen seine Freunde wenden würde, wenn sie es wagen sollten, ihn aufzuhalten. Blaise erbleichte und wich sichtlich betroffen zurück. Draco wandte sich gedankenschnell wieder um. „Sie arroganter Mistkerl! Sie wussten doch, dass es so enden würde! Und ich wette, dass es Ihnen auch noch Spaß gemacht hat! Sie elender Sadist!“, fauchte er den Lehrer an. Er sah endgültig rot und hob den Zauberstab, um seiner Wut freien Lauf zu lassen, um das schwarzmagische Monster in seinem Inneren freizulassen, damit es toben konnte... Der Schlafzauber traf ihn vollkommen unvorbereitet in die Seite und schleuderte ihn vor Snape zu Boden. Madam Pomfrey strich sich den Schweiß von der Stirn. „Sie vier - raus!“, befahl sie und die vier verbliebenen Schüler huschten kleinlaut aus der Tür. Dort drinnen war gerade wirklich kein Ort, wo sie sein sollten. Viel zu viel Explosionsgefahr. ~*~*~*~ Snape nickte anerkennend, dann ließ er Draco mittels Wingardium in eines der Betten schweben, bevor er den schwarzen Stab neben sich auf das Bett legte. „Da überlegt man sich doch gleich dreimal, ob man seiner Kette etwas tut, wenn sie dann reißt und er sich nicht mehr zurückhalten kann.“, murmelte er, strich danach endlich, als wäre nie etwas gewesen, die Salbe auf seinen Arm, der sich schrecklich verfärbt hatte. Verflixt. Man sollte diese zwei wirklich nicht unterschätzen… Snape blickte zu Mme Pomfrey, die sich inzwischen wieder um Harry kümmerte. Es widerstrebte ihm zu fragen, aber dennoch… „Wie gut waren seine Blocks wirklich?“, fragte er. ~*~*~*~ „Gut.“, antwortete die Medihexe und konzentrierte sich wieder auf ihren Patienten. „Aber nicht gut genug, um unbeschadet davon zu kommen.“ Sie wandte einige Heilzauber an und flößte dem Ohnmächtigen vorsichtig einen Trank ein. „Sie hätten das nicht tun dürfen, Severus.“, sagte sie leise und widmete ihre Aufmerksamkeit dann dem Zaubertränkelehrer. ~*~*~*~ Snape nickte unbeeindruckt, dann stand er auf. „Ich werde mich dann verabschieden. Ich werde zu meinem Unterricht ohnehin schon zu spät kommen. Auf Wiedersehen, Poppy.“ Damit verließ er den Krankenflügel. Was sie gesagt hatte, war schon richtig, er hätte es nicht tun sollen… Aber wenn er ganz ehrlich war, hatte er dieses Duell fast herbeigesehnt. Er hatte wissen wollen, wie stark Harry schon war, hatte wissen wollen, ob das Training etwas brachte. Er hatte festgestellt, dass es etwas brachte, aber dass er noch lange nicht weit genug war, um einem Kampf auf Leben und Tod wirklich standzuhalten. Dafür brachte ihn der Tod selbst zu sehr aus dem Konzept… ~*~*~*~ Draco wachte drei Stunden später wieder auf und fühlte sich auch dann noch wahnsinnig benommen. Er blinzelte müde zur Decke und brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, wo er sich befand. Krankenstation... Die Erinnerung kam augenblicklich wieder zurück. Harry. Snape. Sein Ausraster. Wie ging es Harry? Er setzte sich abrupt auf und ignorierte den Schwindel, obwohl er beinahe wieder ins Land der Träume zurückgesegelt wäre. Harry lag in dem Bett neben ihm. Die grünen Augen waren geschlossen und die schwarzen Wimpern hoben sich noch deutlicher als sonst von der blassen Haut ab. Er stand endgültig auf und ließ sich drüben auf der Bettkante nieder. Sorgenvoll streckte er die Hand aus und strich ihm über die Wange. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige öffnete die Augen, als er die Berührung spürte. Er war schon seit einiger Zeit wach, aber er hatte sich nicht durchringen können, sich zu bewegen. Das lag gewiss nicht daran, dass er so schwer verletzt war. Es lag viel eher daran, dass er das Gefühl hatte, auf ganzer Linie versagt zu haben. Im Thema Freundschaft genauso wie im Kampf. Draco hatte er erkannt, als er ihn berührt hatte. Dieses Gefühl hätte er immer wieder erkannt. Er lächelte schwach, lehnte sich dann gegen die Hand. Alles andere wäre zuviel Bewegung gewesen, aber er war froh, dass der Blonde da war. Er konnte es ihm bloß nicht sagen… ~*~*~*~ „Was machst du nur für Sachen.“, raunte Draco leise. Er konnte spüren, dass Harry wach war und sich gegen seine Hand schmiegte. Ein wenig von seiner Angst verschwand. Ein ganz klein wenig. Doch ein Schatten von Panik und ohnmächtiger Wut waren immer noch da und er fühlte nur allzu deutlich, dass sich dieses schwarzmagische Monster nicht dauerhaft zur Ruhe gelegt hatte. Langsam beugte er sich vor und küsste ganz sachte die blassen Lippen. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht, als er die Augen öffnete. Er wollte etwas sagen, aber seine Stimme fehlte noch immer. Einer von Snapes Flüchen. Stummzauber… Hatte ihm nur nicht viel gebracht, was ihn sichtlich erstaunt hatte… Also seufzte er lautlos und versuchte nun doch seine Hand unter der Bettdecke hervor zu wurschteln, um ihn berühren zu können. Es gelang nur mittelmäßig gut, viel zu kraftlos war er noch. Auf halber Strecke blieb sie liegen, so dass er nur entschuldigend zu Draco aufsehen konnte. ~*~*~*~ „Schon okay...“, murmelte dieser leise und strich Harry erneut über die Wange. „Du hast dich mit Snape angelegt...“ Die Worte waren eine reine Feststellung, nichts weiter. So, als wenn das Erklärung genug für den Zustand des Gryffindors war. „Ich hatte Angst um dich...“ Seine Stimme war auf einmal belegt und es fiel ihm schwer, überhaupt zu sprechen. Mühsam kämpfte er gegen Tränen an, deren Ursache er nicht kannte. Es war doch dumm, jetzt zu heulen... ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter, liebevoll, als sich noch einmal ganz doll zusammenriss und die Hand hob. Ganz sachte, nur etwas unkoordiniert, berührte er die blassen Lippen, bevor die Hand einfach hinab fiel, auf die Decke prallte. Entschuldige!, formten die Lippen, dann wurde sein Gesicht ein wenig gequält. Zu gerne wollte er ihm erzählen, was in ihm vorging, wie er sich fühlte, wie er versagt hatte und warum er es getan hatte, aber er konnte nicht. Dabei… wollte er ihn doch beruhigen. Ich... kann noch nichts sagen. War das frustrierend. Kein Ton kam aus seiner Kehle, obwohl er sich so anstrengte! ~*~*~*~ Draco verstand Harrys Problem. Suchend blickte er sich um. Irgendwie schien Madam Pomfrey einen Sinn für diese Situationen zu haben, denn sie kaum genau jetzt durch die Tür. Allerdings war der Blick, mit dem sie Draco bedachte, nicht gerade freundlich. „Er... kann nicht sprechen“, sagte der Blonde zaghaft. Es war nur zu klar, dass sie wütend auf ihn war, weil er so ausgetickt war. Vermutlich war sie es gewesen, die ihn schlafen geschickt hatte... „So? Dann wollen wir uns darum mal kümmern.“ Sie lächelte Harry an und sprach erneut einen Diagnosezauber. „Sieh an... Das habe ich bei den anderen Dingen glatt übersehen...“, murmelte sie leise, mehr zu sich selbst als zu den beiden Jungen. Einen Moment später sprach sie den Gegenzauber. „Ihre Stimme wird noch etwas störrisch sein, aber das gibt sich in den nächsten Stunden.“ Ihr Lächeln wurde beruhigend und gleichzeitig noch etwas warmherziger, verschwand jedoch vollständig, als sie Draco anblickte. „Eigentlich sollte ich Sie hinauswerfen, wo Sie jetzt wieder wach sind.“ Sichtlich wütend funkelte die Medihexe Draco an. Dieser senkte geknickt den Blick. Sie hatte ja Recht... „Entschuldigen Sie bitte, Ma’am...“, murmelte er leise. „Eine Entschuldigung ist das mindeste.“, sagte sie spitz. „Und danke, dass Sie verhindert haben, dass ich etwas Dummes tue...“, fügte er noch leiser hinzu. Diese Worte hellten ihre Miene ein wenig auf. „Sie können Ihren Zauberstab bei mir abholen, wenn Sie gehen.“, sagte sie fest und wandte sich um. Im Moment konnte sie nichts anderes für Harry tun. „Aber regen Sie Mr Potter nicht auf.“ Damit verschwand sie nach nebenan. ~*~*~*~ Harry blickte ihr nach, dann zu Draco. Irgendwie hatte er verstanden. Der Gedanke war so… klar, dass es ihn betrübte. Draco hatte nicht wirklich wieder Schwarze Magie verwenden wollen? Das war doch der Grund, warum sie so frostig gewesen war, nicht? Auf diese Art Magie reagierten die Erwachsenen doch immer so. Wieder bewegte er die Lippen und tatsächlich kam ein Ton heraus. „Warum?“, fragte er. Irgendwie war er unglücklich. „Warum… getan?“ ~*~*~*~ Dieser traurige Blick in den grünen Augen tat weh und brachte diese dummen Tränen nur noch näher an die Oberfläche. „Ich habe gar nichts getan...“ Dracos Stimme war nur ein heiseres Flüstern. „Aber ich wollte... Ich habe... Snape zusammengebrüllt... Und wollte auf ihn losgehen... Ich bin vollkommen durchgedreht...“ Er stockte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und dann durch das blonde Haar. Er fühlte sich so unsagbar beschissen. Und er bekam Angst vor sich selbst. Angst vor dem, wozu er fähig war. „Pomfrey hat es verhindert, indem sie mich schlafen geschickt hat. Ansonsten...“ Er brach ab und starrte auf seine Hände. Wenn sie ihn nicht aufgehalten hätte, hätte er etwas wirklich Schlimmes getan. Er wusste, welchen Zauber er gewählt hätte... Seine Hand zitterte, als er sie auf Harrys legte. „Es tut mir Leid...“ Jetzt konnte er diese dummen Tränen wirklich nicht mehr zurückhalten. Der erste Tropfen rann ihm einfach so über die Wange, obwohl er doch so sehr darum kämpfte, sie zu verbannen. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann streckte er den Arm nach ihm aus, wurschtelte irgendwie auch noch den zweiten unter der Decke hervor und reckte ihm diesen auch noch entgegen. „Nicht… weinen.“, flüsterte er, spürte, wie die Verzweiflung übergriff. „Ich… bin nicht… böse.“ Und er hätte es doch auch getan, nicht wahr? ~*~*~*~ Draco lächelte verlegen und wischte sich über die Wange. Mühsam blinzelte er die Tränen zurück und lehnte sich dann vor, um sich wenigstens halb in Harrys Arme zu schmiegen. Die Wärme des Gryffindors tat so gut und war wirklich Balsam auf seiner verletzten Seele. Gleichzeitig kam er sich jedoch so unglaublich schwach vor, weil er es auf einmal war, der Trost und Nähe suchte, nicht Harry, der doch verletzt war... „Was hast du nur gemacht, dass du hier gelandet bist?“, murmelte er. ~*~*~*~ Harry verzog gequält das Gesicht. „Ich… wollte…“ Er seufzte und riss sich dann zusammen. Nur weil seine Stimme beschlossen hatte, jetzt zu streiken, hieß das noch lange nicht, dass er sich damit abfinden musste. Außerdem wollte er es Draco erzählen. Er wollte eine Lösung für dieses Problem! Vielleicht konnte Draco ja helfen! „Er sollte mir Legi… Legilimentik beibringen.“, brachte er schließlich hervor und stellte erfreut fest, dass sein Zusammenreißen tatsächlich etwas brachte. „Und weil er gesagt hat… ich wäre…“ Mit einem Räuspern brachte er seine Stimmbänder wieder frei. „…zu schwach, das zu können, habe ich ihn herausgefordert.“ Er lachte leise. „Selbst… schuld also. Er hat sich nur verteidigt…“ ~*~*~*~ „Verteidigt...“ Draco schnaubte leise. „Er hat dich voll auflaufen lassen und das garantiert genossen...“, knurrte er. Oh ja, mit Sicherheit hatte Snape seinen Spaß an dem Duell gehabt. Ganz sicher... Dieser elende Sadist! „Aber... warum willst du Legilimentik lernen?“ ~*~*~*~ Harrys Augen wanderten ins Leere. Das stimmte wahrscheinlich. Er hatte nur gedacht, dass er eine Chance gegen den Zaubertränkelehrer hatte. Die Wahrheit sah so was von anders aus… Und Dracos Frage… „Ich habe Angst.“, gab er schließlich zu, was ihm auf der Seele brannte. „Ich habe Angst, dass… ich bei meiner Rache vergesse, dass es Menschen gibt… wie dich, wie Snape. Menschen, die...“ Leise hustete er. Blöder Zauber! „…verstanden haben. Menschen wie Blaises Eltern, die keine Wahl haben… Und Menschen, die traurig sein werden… wie Pansy…“ Immer leiser wurde er, bis er schließlich verstummte. Aber nur kurz. Ruhig, fast tonlos sprach er weiter. „Ich wollte lernen, zu entscheiden, wer den Tod verdient hat.“ ~*~*~*~ „Harry...“ Draco setzte sich auf, um den anderen besser ansehen zu können. Seine grauen Augen waren ernst. „Du bist kein Richter. Du kannst nicht entscheiden, wer den Tod verdient hat und wer nicht. Es wird immer Menschen geben, die um jemanden trauern. Selbst um...“ Er stockte kurz. „…Voldemort wird wahrscheinlich irgendjemand trauern, wenn auch nicht gerade aus edlen Motiven. Das dort draußen ist ein Krieg. Krieg kennt keine Gerechtigkeit. Krieg kennt nur Leid und Tod. Das einzige, was man tun kann, ist, das Leid zu begrenzen versuchen... Indem man diesen Krieg so schnell wie möglich beendet. Aber das ist etwas, was nicht in unserer Macht liegt.“ Einen Augenblick hielt er inne. „Wenigstens noch nicht. Du kannst nur das Duell mit Snape als Lektion sehen, dass du noch stärker werden musst, um dort draußen etwas zu bewegen. Das ist es, was wir jetzt tun können. Nichts anderes.“ „Das sind sehr weise Worte, Draco.“ Der Blonde zuckte zusammen, als Dumbledores Stimme auf einmal hinter ihm erklang. Er hatte nicht gehört, wie der Schulleiter eingetreten war. „Es scheint, als wenn du etwas begriffen hast...“ Der Slytherin spürte, wie er rot wurde. Verdammt, jetzt brachte der alte Mann ihn sogar noch in Verlegenheit! ~*~*~*~ Harry blickte der verschwommenen Gestalt entgegen, dann wandte er sich demonstrativ ein wenig ab. Draco hatte ja Recht. Er hatte so was von Recht. Er war schwach. Er war nicht stark genug, um einen einzelnen Mann zu besiegen, der noch dazu nicht einmal das Ziel verfolgte, ihn umzubringen. Und Dumbledore hatte gut reden. Natürlich. Er konnte ja auch helfen! Er konnte ihnen allen helfen! Jedem einzelnen! War doch klar, dass er da so großartig sprechen konnte. Schweigend schlossen sich seine Hände um Dracos Umhang. Er wollte, dass er blieb, ihn vor diesem mächtigen Mann abschirmte, damit dieser nicht erkannte, wie schwach er wirklich war, damit er nicht sein Vertrauen in ihn verlor… Ein vollkommen aberwitziger Gedanke, aber er hatte gerade jetzt einfach das Bedürfnis, klein und kindisch zu sein… ~*~*~*~ „Wie mir scheint, hat nicht nur Harry ein Ziel gefunden. Wolltest du nicht vor nicht allzu langer Zeit noch diese Welt einfach untergehen lassen?“ Autsch. Die Worte trafen Draco. Er zog die Schultern unwillkürlich ein wenig hoch. „Die Dinge ändern sich...“, murmelte er leise. „Oh ja, das tun sie ständig.“ Dumbledore lächelte vergnügt und ließ sich Draco gegenüber auf der anderen Bettkante neben Harry nieder. „Es freut mich zu sehen, dass es dir einigermaßen gut geht. Severus wird nicht gerade sehr nett zu dir gewesen sein, nicht wahr?“ ~*~*~*~ „Nett genug.“, murrte Harry. Ja. Eigentlich… eigentlich war es doch wirklich zu freundlich von ihm gewesen, dass er ihm diesen einen Spruch erst so spät angehängt hatte, dass er ihm die Illusion einer Chance gelassen hatte, um sie nachher in hunderttausend Scherben zu zerschmettern. Jeder Spruch, jeder Fluch, jeder noch so winzige Zauber war wirkungslos geblieben. Selbst die kleine Finte, die er gegen Blaise probiert hatte, hatte nicht funktioniert. Wahrscheinlich konnte er regelrecht froh sein, dass er überhaupt mal getroffen hatte. Wahrscheinlich konnte er wirklich froh sein, dass seine Verteidigungszauber so viel besser waren als seine Angriffszauber. „Er war so freundlich, mir zu zeigen, was mich erwartet.“ Denn so in etwa würde ein Kampf gegen Voldemort werden. Er würde ihn nicht ernst nehmen, wie er ihn nie ernst genommen hatte. Er würde sich Fehler erlauben… und er würde stärker sein als Snape. Also würde es noch schwerer werden… ~*~*~*~ „Und das ist eine wichtige Lektion. Kein Todesser wird so gnädig sein und dich mit dem Leben davon kommen lassen.“ Die Worte klangen seltsam hart aus Dumbledores freundlichem Gesicht. „Es ist eure Zeit zu lernen.“, wiederholte er das, was er bereits am heutigen Morgen zu Blaise und Harry gesagt hatte. Dann blickte der Schulleiter zur Seite und fixierte Draco. „Und für dich heißt das vor allem, dass du lernst, deinen Zorn zu zügeln. Du hast es gespürt, nicht wahr? Dass dich dieser Bann nicht aufhalten kann, wenn du es wirklich darauf anlegst. Er kann dir nur eine Stütze sein, die dir hilft, mit dir selbst zurechtzukommen.“ Draco senkte den Blick. „Ja...“, antwortete er kaum hörbar. ~*~*~*~ Harrys Augen fixierten Draco, kniffen sich ein wenig zusammen, um das fast zerknirschte Gesicht scharf zu stellen. Er konnte den Bann von sich aus lösen? Der Bann konnte ihn nicht aufhalten? Was sollte das? Was wollte Dumbledore damit sagen? Dass… Draco wirklich hätte zaubern können? Dass er keine wirklichen Probleme damit hatte, Schwarze Magie anzuwenden? Seufzend schloss er die Augen. Das war gar nicht gut für ihn. Was würde mit Draco passieren, wenn er zuviel von dieser Macht gebrauchte? Wenn man sich betrachtete, wie es nach nur zehn Minuten war… Er blickte zu Dumbledore auf. Es war fies, dass Draco diese verdammte Magie am Hals hatte. Wenn er bedachte, dass er sie selbst hatte einsetzen wollen… Uh, niemals! Stattdessen kam ihm eine andere Frage in den Sinn. Im Grunde die, welche dieses ganze Theater mit dem Duell ausgelöst hatte. „Professor. Sir, haben Sie schon Nachrichten von Blaises Eltern?“ ~*~*~*~ „Ich bin gerade auf dem Weg zu ihnen. Ich wollte nur vorher nach dir schauen. Und wie mir scheint, war das eine sehr gute Idee.“ Der alte Zauberer lächelte den Jungen freundlich an. „Gibt es noch etwas, das du vielleicht loswerden möchtest?“ Seine Augen huschten kurz zu Draco hinüber, der jedoch den Blick gesenkt hatte und offenbar nachdachte. Gut so. Denn Nachdenken war es, was der Slytherin gerade tun sollte. ~*~*~*~ Harry schüttelte den Kopf. Nein, wollte er nicht. Nicht wirklich. Wirklich nicht… „Danke.“, sagte er schließlich. „Für die Sorge.“ ~*~*~*~ Dumbledore lächelte. „Oh, ich habe da noch etwas für dich...“ Er klopfte auf seinen Umhangtaschen herum und zog schließlich ein kleines Päckchen heraus. „Schokofrösche.“ Er schenkte dem Gryffindor noch ein wissendes und zugleich freundliches Lächeln und stand auf. „Du solltest dich ausruhen, Harry.“, sagte er, so wie man es von einem sorgenden Erwachsenden erwartete. Dann wandte er sich um und verließ die Krankenstation. ~*~*~*~ Harry blickte auf das Päckchen in seiner Hand. Schokolade… Immer bekam er Schokolade, wenn etwas nicht stimmte, wenn etwas mit ihm oder seiner Psyche nicht in Ordnung war. Seufzend fragte er sich, ob sie ihm, wenn sich ihm Schokolade schenkten, nicht im Grunde genommen sagen wollten: Du bist krank, also iss sie… Was für ein dummer Gedanke… „Draco?“, fragte er schließlich leise, ohne den Blick von dem Päckchen zu nehmen. „Ich will nicht ungerecht werden, nur weil Krieg herrscht.“, erklärte er. ~*~*~*~ Der Blonde hob den Kopf und schenkte ihm ein behutsames Lächeln. „Ich weiß...“ Er drückte Harrys Hand fest. Gerne hätte er etwas Kluges gesagt und ihm diese Angst genommen, doch das ging nicht... Es gab keine schlauen Worte, um ihm diese Sorge zu nehmen. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige schwieg daraufhin. Draco wusste also auch keine Antwort. Keine Antwort darauf, wie man Pansy glücklich machen konnte und gleichzeitig die Welt davor bewahrte, unterzugehen… Opfer… mussten gebracht werden. So lautete doch dieser berühmte Satz, nicht wahr? „Lass uns schnell stark werden.“, begann Harry nach einiger Zeit erneut. Dracos Worte waren wieder in seine Gedanken getreten. Das einzige, was man tun kann, ist, das Leid zu begrenzen versuchen... Indem man diesen Krieg so schnell wie möglich beendet. „Lass uns ganz schnell stark werden, damit das alles ein Ende hat! Damit niemand… Damit niemand mehr leiden muss!“ Und damit ich mich nicht mehr dafür schuldig fühlen muss, wenn wieder jemand stirbt… Aber das sagte er nicht laut. Es hätte Draco mit Sicherheit nicht gefallen. ~*~*~*~ „Okay.“ Draco nickte. In seinen grauen Augen lag Entschlossenheit, die signalisierte, dass er Harry unterstützen würde. „Aber erst einmal musst du wieder richtig auf den Beinen sein...“ Er stupste den Gryffindor liebevoll auf die Nasenspitze. ~*~*~*~ „Bin dabei.“, murmelte der Schwarzhaarige. „Hörst du, meine Stimme ist schon wieder ganz da.“ Tatsächlich klang sie inzwischen nicht mehr wie das Reibeisen persönlich, sondern schon wieder ziemlich normal, vielleicht aufgrund dieser merkwürdig melancholischen Stimmung etwas weicher als sonst, aber das würde sich auch noch geben. Einige Zeit herrschte Stille, aber etwas nagte noch an Harry. Etwas, das er nicht vergessen konnte… Etwas Wichtiges. „Du hast nicht an meine Worte gedacht, nicht wahr?“, fragte er. „Als du Snape angreifen wolltest, da hast du nicht darüber nachgedacht, ob es sinnvoll ist oder ob er es verdient hat, nicht? Du hast es einfach tun wollen.“ ~*~*~*~ „Ich habe gar nicht mehr gedacht...“ Dracos Blick ging ins Leere. „Ich hatte Angst um dich... Irgendwie... ist diese Panik in Wut umgeschlagen.“ Er drückte Harrys Hand fester, ohne es überhaupt zu bemerken. „Blaise wollte verhindern, dass ich auf Snape losgehe...“ Seine Stimme war nur noch ein leises Flüstern und klang seltsam heiser. „Ich... ich...“ Er brach ab und blickte Harry an, hielt sich an dessen grünen Augen fest. „Ich hätte auch ihn verletzt, wenn er nicht zurückgewichen wäre... Nichts hätte mich mehr aufgehalten. Gar nichts... Dieser Bann... Ich weiß, dass ich ihn einfach zerfetzt hätte.“ Seine Stimme stockte erneut. „Das macht mir Angst...“ Die Worte waren nahezu unhörbar. ~*~*~*~ Harry biss sich mitleidig auf die Lippe. Er konnte ihn verstehen. Es entsetzte ihn, dass Draco dazu in der Lage war, einen Freund anzugreifen. Einen Freund, der ihm nie etwas Böses wollen würde, der nur helfen wollte… Und das alles, weil er Angst um ihn gehabt hatte… „Draco…“, murmelte er traurig, drückte seine Hand. Was sollte er denn dagegen tun? Er wollte nicht, dass Draco wegen ihm so eine Dummheit beging. „Du hättest wissen sollen, dass er mir nicht wehtun kann, solange Dumbledore da ist. Außerdem… Snape ist… zwar fies, aber er schützt mich trotzdem besser als so mancher andere.“ Reine Wahrheit. Wer hatte ihn denn im dritten Jahr davor bewahren wollen, in Sirius Blacks Arme zu rennen? Wer hatte ihn denn letztes Jahr zusammen mit Dumbledore vor dem falschen Moody bewahrt? Snape hasste ihn vielleicht, aber er beschützte ihn trotzdem. „Du hättest dich selbst ins Unglück gestürzt, obwohl ich noch am Leben war. Außerdem hab ich es dir versprochen. Ich bleibe bei dir. Vergessen? Es gab keinen Grund, warum du Angst um mich hättest haben müssen. Ich halte meine Versprechen.“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise und lehnte den Kopf an Harrys Schulter. „Ich weiß... Ich weiß... Du hast ja Recht. Ich habe die Kontrolle verloren...“ Er konnte diese schwarzmagische Bestie immer noch in sich spüren. Sie lauerte. Sie lauerte darauf, dass sie wieder toben konnte, und irgendwann... irgendwann würde sie sicher durchbrechen. Er schloss die Augen. „Ausgerechnet Blaise...“ Das nagte an ihm. Es tat weh. Er wäre bereit gewesen, seinen besten Freund zu verletzen... Urplötzlich musste er an seinen ersten harten Zusammenprall mit Snape denken. Wie er ihn gefragt hatte, ob er auch Blaise und Pansy angreifen würde, wenn sie ihm im Weg standen... Der Blonde schmiegte sich näher an den Gryffindor, suchte beinahe schon verzweifelt nach Halt. ~*~*~*~ Es brachte Harry zum Schmunzeln. Das morgige Training… Er wollte es gar nicht erleben. Wenn allein der Gedanke wieder solche Auswirkungen auf Dracos Psyche hatte… „Schreib ihm doch eine Entschuldigung.“, sagte Harry leise. Und er selbst sollte wohl auch den anderen sagen, dass es ihm gut ging. Sie machten sich sicher auch Sorgen… Er wusste zwar nicht, dass sie da gewesen waren, aber zumindest Blaise wusste davon, also war den anderen sicher auch bekannt, dass er mal wieder bei Poppy abhing… ~*~*~*~ „Hm...“, murmelte Draco. „Wahrscheinlich sollte ich besser direkt mit ihm reden... Morgen...“ Seine freie Hand fuhr sachte über die Wange des Gryffindors. Er legte den Kopf schräg und sah seinem Zeigefinger zu, wie er das Profil des Jungen neben sich nachzeichnete. Er lief vor dem Gedanken an Blaise weg. Er wusste es. Und doch sah er sich gerade einfach nicht in der Lage, sich dem zu stellen. ~*~*~*~ „Okay.“ Harry wusste es ebenfalls. Es war Draco, also war es nicht so verwunderlich. Immer wenn er sich schuldig fühlte, brauchte er einige Zeit, sich ein Herz zu fassen, um sich zu entschuldigen oder etwas richtig zu stellen. Das hatte er in der kurzen Zeit, die er ihn nun besser kannte, bereits gelernt. Er seufzte und schloss die Augen. Die bleierne Müdigkeit in seinen Gliedern sorgte dafür, dass er Kraft sammeln musste, wenn er wach bleiben wollte. Einen kurzen Moment… nur einen Augenblick… Um danach wieder für ihn da sein zu können. Es wollte ihm nicht mehr so recht gelingen, die Augen wieder zu öffnen. Die Wärme, der sanfte Druck auf seiner Schulter, der von Dracos Stirn herrührte, seine Nähe und die Müdigkeit forderten Tribut. Durch einen regelrechten Schleier vor den Augen tastete er nach Draco und zog ihn endgültig zu sich herunter. Er wollte ihm näher sein, damit er sich nicht mehr so alleine fühlte, damit er Draco weiter beschützen konnte, denn er wollte schlafen. Nur noch schlafen… ~*~*~*~ Widerstandslos ließ sich Draco neben Harry auf das Bett ziehen, half noch nach, indem er die Beine hochnahm und sich richtig neben ihn legte. Still zog er den Schwarzhaarigen in seine Arme und versprach ihm damit die Geborgenheit, die er gerade selbst bekam. Er konnte spüren, wie Harry einschlief, wie die Spannung von ihm abfiel und Entspannung Platz machte. Auch er schloss die Augen und spürte, wie er wegdöste. Im Halbschlaf meinte er mitzubekommen, dass Madam Pomfrey nach ihnen sah und eine Weile neben dem Bett stand, unschlüssig, ob sie ihn in seinen Gemeinschaftsraum davonjagen oder ihn doch bleiben lassen sollte. Sie musste sich für letzteres entschieden haben, denn niemand weckte ihn... ~*~*~*~ Helles Licht, schwarze Möbel… Harry begann sich zu bewegen, ganz sachte. Ein Blitz, Schmerz. Aber er gab nicht auf. Konnte er nicht. Zuviel hing davon ab. Viel zu viel! Das Leben so vieler Menschen hing davon ab, ob er gewann oder verlor… Seine Lippen bewegten sich im Schlaf, als er den Zauber im Traum sprach, der Snape angreifen sollte. Helles Licht… zerbrach an einem durchsichtigen Schild. Löste sich auf. Wut in seinem Bauch ließ ihn den Zauber zurückschmettern. Höhnisches Gelächter. Irgendwie nicht echt, nur gekünstelt… um ihn auf die Palme zu bringen. Was hervorragend funktionierte. Er griff erneut an, dann war sein Gegner plötzlich weg. Harrys Augen flatterten, flogen auf, schlossen sich wieder, dann lag er still. Wartete. Wartete auf den nächsten Angriff, der so schnell kam, dass er ihn nicht blocken konnte. Er wollte eine Erwiderung schreien, doch seine Stimme versagte. Der Zauber flog trotzdem los, traf. Traf das erstaunte Gesicht… nicht ganz. Traf den Arm, der schützend vor das Gesicht gehalten wurde. Wut in diesen Augen. Mehr Zauber. Die er blockte. Blocken konnte. Nur wenige gingen durch, trafen ihn, streiften ihn, klammerten sich wie lebendige Wesen an ihn. Monster, die seine Beine umklammerten. Sie schwer wie Blei sein ließen. Dann ein Zauber, den er schon so oft gehört hatte. „Imperio…“, murmelte er. Angst machte sich in ihm breit, als er seinen Zauberstab sinken ließ. Keine andere Wahl hatte, als ihn sinken zu lassen. Panik. Die Gewissheit verloren zu haben. Die Gewissheit, jetzt etwas wirklich Schlimmes zu erleben… Schwarze Augen drangen in ihn ein, krochen wie Spinnen durch seine Adern, durch seinen Geist, durch seine Seele. Suchten ein Geheimnis in ihm. Suchten diese eine Tür. Fanden sie schnell, weil er daran dachte. Bleiche, große Männerhände legten sich auf die Klinke, drückten sie auf, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Panisch krallte er sich in die Bettdecke. Nein! Nein, er durfte da nicht rein! Niemals! Nie! Das… das war sein Schatz! Niemand durfte dieses Heiligtum betreten! Niemand hatte das Recht dazu! Die Tür wurde aufgeschoben, er konnte rote Sessel sehen, einen Kessel… „Nein!“ Harry saß senkrecht im Bett, seine Augen geweitet in der Dunkelheit. Angstschweiß auf der Stirn. Dunkelheit… „Nein…“ Seine Hände vergruben sich in seinen Haaren. Hatte er Snape etwa hineingelassen? Hatte der Lehrer… dieser Giftmischer etwa gesehen, was dahinter war? Was hinter der Tür verborgen lag? Hatte er… sein Geheimnis beschmutzt? Wie hatte er das nur zulassen können? Wie hatte er nur erlauben können, dass er das zu sehen bekam? Tränen sammelten sich in seinen Augen. Wie hatte er nur so dumm sein können, je gegen Snape gekämpft zu haben? Er hätte doch wissen müssen, dass der so etwas ausnutzen würde… ~*~*~*~ Draco schreckte auf, als sich Harry auf einmal neben ihm so abrupt bewegte. Selbst urplötzlich hellwach, setzte er sich auf und zog den Gryffindor in seine Arme. Die Anspannung in dem schmalen Körper war nur allzu deutlich. Beruhigend strich er ihm über den Rücken, gab ihm soviel von seiner Wärme, wie er konnte. Mit der anderen Hand strich er ihm über die Wange, die Schläfe entlang und spürte den kalten Angstschweiß unter seinen Fingerspitzen. Vorsichtig ließ er sie zu Harrys Nacken weiterwandern, kraulte ihn sachte. „Du hast geträumt...“, sagte er leise und streichelte den anderen Jungen behutsam weiter. Und so, wie er das in dem Halbdunkel erkennen konnte, musste das etwas Schreckliches gewesen sein, denn Harrys Gesicht war ganz bleich und die grünen Augen wirkten unnatürlich groß. „Sagst du mir was?“ Ganz sachte war die Frage, einfühlsam und ehrlich besorgt. Er hatte Harry noch nie mit einem Albtraum erlebt... Er wusste, dass der Gryffindor welche gehabt hatte, aber nie, wenn sie nebeneinander schliefen. Nie, wenn er da war... ~*~*~*~ Harry zitterte. Nickte. Schüttelte den Kopf und nickte erneut, bevor er sich in diese Umarmung fallen ließ. Warum? Warum hatte er das nicht verhindern können? Warum hatte er nicht einfach wie immer Nein sagen können? Es dauerte etwas, bis er antworten konnte und selbst dann hatte er fast Angst, diese Worte auszusprechen. Aber… Draco musste doch wissen, was passiert war… „Er weiß es.“, flüsterte er heiser, schluchzte. „Ich… Er hat es sich aus meinem Kopf geholt! Ich konnte ihn nicht aufhalten!“ Er hatte ihre kleine, zweisame Welt gestört und entehrt! „Ich hasse ihn…“ Warum konnte er sich nicht einfach damit zufrieden geben, dass es ihn nichts anging, was in diesem Zimmer vor sich ging? Warum… ~*~*~*~ „Ganz ruhig...“ Dracos Streichelbewegungen wurden noch ein wenig sanfter und einfühlsamer. „Was genau weiß er?“, hakte er leise nach. Dass Snape von ihnen wusste, war im Prinzip klar, schließlich war der Slytherinhauslehrer nicht gerade blöd. Es war nur die Frage, was genau er wusste... Der Blonde spürte, wie die Wut auf Snape wieder neu entfacht wurde. Er bedauerte es in diesem Moment wirklich, dass Pomfrey ihn ausgeknockt hatte, ehe er dem Zaubertränkelehrer eine Lektion erteilt hatte... ~*~*~*~ „Ich…“ Harry holte tief Luft, um überhaupt noch einen Ton herauszubringen, sich zu beruhigen. „Ich weiß es nicht.“, flüsterte er kleinlaut. „Ich kann… ich kann mich nicht erinnern. Er war da. Er hat die Tür aufgemacht. Er hat den Raum gesehen… Was dann kam… Ich erinnere mich nicht!“ Er hob die Hand und hämmerte damit gegen seine Stirn, um sein Gedächtnis auf Trab zu bringen, aber es half nichts. Nach diesem einen Bild war Schluss. Ende. Alles wie ausgelöscht. Schwarz und undurchschaubar. Langsam ließ er die Hand wieder sinken und den Kopf hängen. ~*~*~*~ „Den Raum hat er in meinen Gedanken schon gesehen...“, murmelte Draco. „Er kann fast immer einen Blick hineinwerfen, ehe ich ihm die Tür zuknallen kann...“ Er überlegte. Er hatte eine Idee, aber... wahrscheinlich würde sie Harry nur bedingt gefallen. „Es gäbe... da einen Spruch. Er bringt Erinnerungen wieder hervor, die unklar sind...“ Er biss sich auf die Unterlippe und lächelte schief. „Aber... er ist schwarzmagisch.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, sah ihn noch verschwommener als sonst, wegen des Tränenschleiers. Schwarzmagisch? Seine Stirn bekam kleine Falten und er schüttelte den Kopf. Fast furchtsam. Schwarze Magie schadete ihm! Sie tat ihm nicht gut, nicht wahr? Auch nicht, wenn er damit niemanden angriff, oder? Und nur weil er wissen wollte, was passiert war, hieß das doch nicht, dass er es zulassen würde, dass Draco sich schlecht fühlte! Wieder schüttelte er den Kopf. „Nicht wegen mir.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Aber du machst dir Sorgen... Und du willst es wissen...“ Draco strich dem Gryffindor behutsam eine vorwitzige Träne von der Wange. „Und mich quält es mehr, wenn du dich so zerreißt... Ich bekomme das hin, Harry. Ich werde es kontrollieren...“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte ihn an, bebte einmal. „Es schadet dir nicht, wenn es kein Angriff ist?“, fragte er leise, fast flehend. Er kam sich gerade so winzig vor. Wie vorhin bei Dumbledores Auftritt. Hilflos, Hilfe suchend… Er wollte es doch wissen. Und wenn Draco es wirklich kontrollieren konnte… Und wäre es nicht eine gute Übung für ihn? Konnte er damit nicht stärker werden? ~*~*~*~ „Ich denke nicht... Nein.“ Draco lächelte Harry zuversichtlich an. Innerlich fühlte er sich nicht so zuversichtlich, aber das wollte er dem Gryffindor nicht zeigen. „Lass es uns tun... Aber...“ Er grinste verlegen. „Dafür brauche ich deinen Zauberstab. Madam Pomfrey hat meinen noch...“ Oh ja. Und sie würde ihn ihm garantiert erst morgen wiedergeben... ~*~*~*~ Etwas unsicher wandte sich Harry um und zog seinen Umhang vom Nachtisch aufs Bett, um daraus den Zauberstab zu holen. Kurz blickte er auf das helle Holz. Tom Riddle hatte auch schon damit gezaubert… Jetzt… auch Draco. „Wenn es nicht geht, dann brichst du sofort ab, okay?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue, dann händigte er ihm das Zauberinstrument aus, rutschte ein bisschen im Bett zurück, um sich gegen das Kopfende lehnen zu können. Vertrauensvoll schloss er die Augen, lächelte leicht. Es war ein schönes Gefühl, dass es jemanden gab, der ihm helfen wollte, obwohl er nicht sicher sein konnte, ob es ihm schadete. ~*~*~*~ Draco nickte. „Versprochen.“ Er drehte den Zauberstab vorsichtig in den Fingern. Harrys Stab fühlte sich so anders an als sein eigener... So fremd. Er wog den Stab noch einen Moment in der Hand und blickte dann zu seinem Freund hinüber. Dieser hatte die Augen geschlossen und strahlte reines Vertrauen aus. Draco lächelte leicht und bewahrte dieses positive Gefühl in sich auf. Er würde es gleich wahrscheinlich brauchen... „Memori Momento!“, sagte er fest und richtete den Stab auf Harrys Stirn. Die Schwarze Magie riss ihn beinahe mit sich, so stark war ihr Strom. Alles in ihr gierte nach Verletzung, nach Macht... Irgendwie gelang es ihm dennoch, sie in die notwendige Bahn zu bringen. Sie war wie ein wildes Tier... Mehr noch, wie wenn er verletzende Flüche sprach. Vielleicht, weil sie diesmal nicht direkt dieses düstere Ziel hatte... ~*~*~*~ Harry riss die Augen auf, zuckte leicht zurück und krampfte sich zusammen, als die Erinnerungen an das Duell mit Snape zurückkamen. Unzählige Details blitzten durch seinen Geist. Der Faltenwurf in Snapes Gewändern, als er einen Schritt nach hinten machte. Die genaue Farbe seines fünften Fluches, die er als lila deklariert hatte, die aber eigentlich mehr rot war. Ein kleines Glas im Hintergrund, aus dem unschuldig Bläschen aufstiegen. Es war im Laufe des Kampfes einfach zerplatzt. Er erinnerte sich daran, dass einer der Splitter einen winzigen Kratzer in die Holzplatte des Schreibtischs gebohrt hatte… Er erinnerte sich an die exakte Betonung des Imperius. Und an alles, was Snape hatte sehen können. Er sah zum ersten Mal, wie sich die Augen des Trolls mit der Geschmacksverirrung leicht bewegten. Er sah einen kleinen schwarzen Fleck neben der Türklinke. Er konnte einen Kratzer im Rahmen sehen. Er sah blaue Adern auf Snapes alabasterfarbenen Händen… rote Sessel, einen dampfenden Kessel und nichts sagende Finsternis, die ihm folgte. Schwärze. Dann ging der Zauber tiefer, weil er keine verblassten Erinnerungen in naher Zukunft mehr finden konnte, zwang ihn in seinen Bann, ohne dass er sich davon lösen könnte. Zwang ihn in eine Nacht, die schicksalhaft in seinem Leben war. Zwang ihn ein Geräusch zu hören. Brechende Knochen und ein gellender Schrei von Ron. Wenig später Staub, das lähmende Gefühl von Hass und Verzweiflung, er bekam die Geschichte seiner Eltern noch einmal erzählt. Er konnte Wurmschwanz’ ekelhafte, kleine, wässrige Augen in jedem Detail sehen, die widerliche Anbiederung, die er betrieb, um sein Leben zu retten… Er keuchte auf vor Ekel. Dann das Bild am See. Harte Steine unter ihm, schwindende Sinne, abartige Gefühle. Dann der schauderhafte Anblick des Dementors, als er sich über ihn beugte, sein Geruch… Ihm wurde schlecht. „Schluss!“, keuchte er. Mehr wollte er nicht sehen! Er wollte nicht sehen, was danach kam, nicht den Abgrund… der gerade kam. Der Abgrund, der seine Seele für immer auslöschen würde, wenn sie ihn erreichte. Der ihn für immer gefangen halten würde… „Genug!“ ~*~*~*~ Draco stemmte sich mit aller Macht gegen den Zauber. Der Sog war berauschend. Nicht so sehr, wie bei den Flüchen, aber ähnlich genug... Er riss die Erinnerung hoch. An Harry. Seine Zuneigung zu ihm. Seine Liebe. Er krallte sich daran fest. Beinahe hatte er das Gefühl, dass es schief gehen würde. Beinahe... Doch dann konnte er den Stab senken und den Zauber beenden. Sein Atem ging schwer und in ihm tobte Chaos. Alles schrie, dass er den Stab wieder nehmen und weitermachen solle... Er schloss die Augen und ließ den Zauberstab auf das Bett fallen, als wenn er sich verbrannte hätte. Ein Zittern überlief ihn. Mühsam zwang er sich, Harry wieder anzusehen. „Und?“, fragte er zaghaft. Irgendwie... hatte er kein besonders gutes Gefühl. ~*~*~*~ Harry ließ sich einen Moment, um zu antworten. Einen Moment, um das zu finden, was er gerade verloren hatte… seine Fassung. Seine Narbe pochte. Sie tat nicht weh, aber sie pochte als wäre jemand drin, der unbedingt rauswollte. Dann holte er einmal tief Luft und lächelte. „Ist dir jemals aufgefallen, dass Snape Schokolade am Kinn hatte?“, fragte er schief grinsend. ~*~*~*~ „Nein...“ Draco grinste. „Hatte er?“ Er griff nach der Hand seines Freundes und drückte sie fest. „Hast du... eine Antwort gefunden?“ Wieder war seine Frage zaghaft. Er hoffte es... Denn ansonsten wäre dieser Ausflug in die Schwarze Magie nicht gerade sinnvoll gewesen. Kälte überkam ihn, doch er kämpfte dagegen an, wollte sie nicht spüren, wollte sie nicht wahrhaben. ~*~*~*~ Harry schüttelte den Kopf, das Grinsen war gegangen. „Nein. Finsternis. Das ist alles, was nach seinem Suchen kam.“, verriet er, dann blickte er ihn an. „Draco. Deine Hände sind eiskalt.“ Es war eine Feststellung. Er wusste, dass es nicht in Ordnung war, aber er würde weder fragen noch etwas dazu sagen. Stattdessen zog er ihn an sich und die Decke wieder etwas höher. Schwarze Magie war immer scheiße, auch wenn es kein Angriff war. ~*~*~*~ „Hm...“, machte der Slytherin, sodass es als Antwort auf beides gelten konnte. Unwillkürlich zitternd schmiegte er sich an Harry. Er war so schön warm... „Sorry... Es ist... Diese Nebenwirkung bleibt wohl. Ich frage mich nur, ob... Todesser sie auch verspüren...“ ~*~*~*~ Eine gute Frage, dachte Harry nachdenklich. „Vielleicht frag ich sie mal, wenn ich das nächste Mal einen treffe…“, murmelte er und beschloss noch am nächsten Morgen Snape genau diese Frage zu stellen. Vielleicht kannte der auch eine Möglichkeit, wie es abzustellen war, damit es Draco nicht mehr wehtat… ~*~*~*~ Draco schloss die Augen. Er war jetzt müde. Es war schon komisch ein Talent zu besitzen, das ihm irgendwie zu schaden schien... Aber... wenn sie wirklich gegen Voldemort kämpfen wollten, dann würde er es brauchen. Im Zweifelsfall um das zu tun, wozu Harry sich nicht in der Lage sah. Oh, verdammt... Besser, er schob diesen Gedanken wieder beiseite. „Denkst du, dass du schlafen kannst?“ Bevor Harry nicht schlief, wollte er selbst definitiv nicht einschlafen. ~*~*~*~ Der Gryffindor nickte nur, hatte gar nicht richtig hingehört. Noch immer halb sitzend legte er die Wange gegen Dracos Haarschopf und starrte in die Finsternis des Raumes, die nur durch den Mondschein erhellt wurde. Ob Snape Draco helfen konnte…? ~*~*~*~ „Okay...“ Draco spürte regelrecht, wie er wegdämmerte. Er war so müde... Der Schlaf umfing ihn. Beinahe sacht und angenehm. Aber er schlief nicht ruhig, sondern immer wieder blitzte dieses Verlangen nach Schwarzer Magie in ihm auf. Funkelte verlockend und wollte ihn verführen. Oder aber es drohte ihm und verlangte nach mehr... Sie war so vielgestaltig, doch letztlich wollte sie immer nur eins: Ihn voll und ganz zerstören. Aber das würde sie nicht... Nein, er hatte Harry doch versprochen, dass er leben würde. Und irgendwie im Zustand zwischen Schlaf und Wachen schwor er sich, dass er versuchen würde, sie zu beherrschen... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ What do you see? What do you know? What are the signs? What do I do? Just follow your lifelines through What do you hate? What do I do? What do you say? Don't throw your lifelines away ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Sie sind süß. >.< Ich mag es, wenn Draco durchdreht. ^.^ Er kann so herrlich dramatisch sein. *g* Shirokko: Und ich mag den Gedanken, dass Harry wirklich gegen Snape gekämpft hat. Und den Gedanken, dass Snape immer zum Schutz seinen Arm hochnimmt… Das hat so was von Schwertkampf mit Schild oder so… Oder von einem Leben, wo das wirklich nützlich war, weil immer alles ins Gesicht ging, was kam… Mich würde echt interessieren, was MEIN Snape für eine Vergangenheit hat. (Die aus Band 7 knicken wir hier, klar?) Vielleicht sollte ich mir da mal Gedanken drüber machen… Geh nicht! ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 63: Geh nicht! Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richard Marx - Nothing To Hide. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 63: Geh nicht! Draco wurde unsanft von Madam Pomfrey geweckt. „Mr Malfoy...“ Müde blinzelte er sie an. Irgendwie war ihm das unangenehm, dass sie sie beide in dieser innigen Umarmung im Schlaf sah... „Mr Potter bleibt noch hier, aber Sie müssen zum Unterricht.“ Die Medihexe lächelte ihn an. „Aber Sie können danach wiederkommen.“ Oha. Dieses Angebot war nach seinem gestrigen Ausraster wirklich mehr als großzügig. „Danke schön.“ Der Blonde lächelte sie an und richtete sich langsam so weit auf, wie es ihm möglich war. Harry hatte sich wirklich eng an ihm geschmiegt und hielt ihn fest umklammert. Es war unmöglich, ihn nicht zu wecken, wenn er sich weiter bewegte... Die Krankenhexe nickte Draco noch einmal zu. „Ihren Zauberstab bekommen Sie bei mir.“, sagte sie noch, ehe sie durch die Tür verschwand. „Harry?“ Draco beugte sich vor und gab dem Gryffindor einen sachten Kuss auf die Lippen. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige murrte leise. Er war noch lange wach gewesen gestern und irgendwie wollte der Schlaf nicht so wirklich von ihm weg. Draco war schließlich da… Aber wenn der andere ihn weckte, dann hatte das sicherlich etwas zu bedeuten. Schule oder was Schlimmes… Also öffnete er die Augen. „Hm?“ Verschlafen blinzelte er einmal. „Morgen?“ ~*~*~*~ „Guten Morgen sogar.“ Draco lachte leise und küsste den Gryffindor noch einmal. „Wenigstens für dich, denn du darfst noch im Bett bleiben, während mich Arithmantik ruft...“ Er seufzte leise. „Ich würde ja lieber bei dir bleiben, aber ich fürchte, ich darf bei Madam Pomfrey den Bogen derzeit nicht überspannen...“ Seine Miene zeigte eine gewisse Zerknirschung, die nur allzu deutlich machte, dass ihm das Geschehen von gestern noch schwer im Magen lag. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Er durfte im Bett bleiben? Das war doch schön. Das war doch wirklich mal schön. Ausschlafen… Er begann zu lächeln und zog Draco wieder näher an sich. „Weiterschlafen.“, murmelte er. Aber das hieß nicht, dass er Draco gehen lassen würde. Unterricht hin oder her, er wollte, dass er blieb… ~*~*~*~ „Ich kann nicht...“ Draco seufzte leise und schmiegte sich dennoch einen Augenblick lang näher an den Schwarzhaarigen. „Madam Pomfrey killt mich... Oder schlimmer noch: Sie wirft mich dauerhaft raus. Außerdem hat sie mich schon heute Nacht bleiben lassen...“ Er strich Harry zärtlich über die Wange und richtete sich dann bestimmt auf. „Aber du kannst sicher sein, dass ich so schnell wie möglich wiederkommen werde.“ ~*~*~*~ Die grünen Augen öffneten sich wieder. Wiederkommen? „So bald wie möglich?“ Er seufzte und ließ ihn los. „Na gut…“ Auch wenn es ihm nicht recht war… ~*~*~*~ Draco lächelte ihn an. „Ich verspreche es hoch und heilig.“ Noch ein Kuss, diesmal auf Harrys Stirn. Dennoch begleitete ihn ein gewisser Widerwillen, als er aus dem Bett schlüpfte und in dem Nachtschrank des Nachbarbettes seine Sachen fand. Natürlich hatte man ihn in einen Krankenflügelschlafanzug gesteckt. War ja klar... Er zog sich um, suchte dann seine Tasche und erinnerte sich schließlich, dass er sie gestern am See zurückgelassen hatte. Vielleicht hatte ja Blaise... Uh. Blaise. Die Erinnerung schlug brutal und grausam zu. Da war noch etwas, worüber er dringend mit diesem reden musste... „Bis nachher!“ Er winkte Harry zu und schaute dann kurz bei Madam Pomfrey vorbei, um seinen Zauberstab abzuholen. Natürlich ging dies nicht ohne eine ernsthafte Ermahnung vonstatten. Und dann machte er sich auf den Weg zu Arithmantik, wozu er trotz allem unter Garantie zu spät kommen würde. Zu spät und ohne Schulsachen oder Frühstück. Professor Vektor würde ihn wahrscheinlich gleich zum Vorführen an die Tafel holen... Er seufzte kaum hörbar. Seine Prognose war richtig gewesen. Vektor holte ihn natürlich an die Tafel - aber das überstand er zum Glück, weil er seine Hausaufgaben das letzte Mal mit Hermione zusammen am See erledigt hatte und somit seine bisherigen Lücken geschlossen waren. Ansonsten hätte er wahrscheinlich keine Chance gehabt. Zurück auf seinem Platz neben Blaise, kam von diesem nicht die kleinste Reaktion. Als er fragend zu Pansy blickte, zuckte diese nur leicht mit den Schultern. Also hatte Blaise nicht mit ihr gesprochen... Draco stützte das Kinn in die Hände und betrachtete den Jungen neben sich immer wieder aus den Augenwinkeln. Ruhig war sein Gesicht, vollkommen unbewegt, doch in diesen dunklen Augen, da war etwas, was er an Blaise noch nie gesehen hatte... Diese Ruhe war offenbar nur eine Farce... Und das machte Draco wirklich Sorgen. Vom Rest des Unterrichts bekam er nichts mehr mit. Schuldbewusstsein nagte an ihm. Dummes Gewissen. Früher hätte es sich nicht so extrem bemerkbar gemacht, doch jetzt... Es tat ihm nicht Leid, dass er auf Snape losgegangen war, aber es tat ihm aufrichtig Leid und in der Seele weh, dass er bereit gewesen war, Blaise zu verfluchen... Als Arithmantik endlich vorbei war, hätte sich Draco am liebsten sofort Blaise gekrallt und mit diesem gesprochen, doch hier, vor all den anderen, schreckte er davor zurück. Nein, besser, er wartete, bis sie im kleinen Kreis unter der Weide saßen... Außerdem kam er nicht mehr dazu, denn Hermione wollte natürlich wissen, wie es Harry ging und was gestern noch geschehen war. Unter der Weide trafen sie dann auf Ron, dem Draco noch einmal das Gleiche erzählen durfte. Es war ja lieb, dass sie sich Sorgen machten, aber gerade nervte es wirklich tierisch... Das Wetter sorgte außerdem nicht gerade dafür, dass seine Stimmung besser wurde - im Gegenteil. Die Wolken hingen so tief und es war so drückend schwül, dass ihm so schon allein ganz anders wurde. Und dann kam noch die Spannung mit Blaise hinzu... Sie war greifbar. Deutlich greifbar. Alles fühlte sich irgendwie ein bisschen nach Gewitter an und doch beschloss er, diesen Gedanken ganz schnell beiseite zu schieben. Gewitter - das hatte etwas von düsterer Vorahnung. ~*~*~*~ Harry hatte nur zurückgewinkt und war dann selbst aufgestanden, hatte sich angezogen und war anschließend zum Fenster gegangen, wo er sich draufgesetzt hatte und die grauen Wolken am Himmel beobachtet hatte. So wie es aussah, würde es heute wohl regnen… Es passte irgendwie ganz gut in seine Stimmung. Dabei konnte er nicht mal genau sagen, wie er sich fühlte. Irgendwie mittelmäßig zwischen betrübt und schwerelos. Seltsam. Es gingen ihm so viele Gedanken durch den Kopf. Schwarze Magie, Snape, der sein Geheimnis kannte, Snape, den er fragen musste, wie man die Nebenwirkungen von Schwarzer Magie abschüttelte, Dracos Reaktion von gestern, der Imperius… So vieles, das er nicht verstand… Und irgendwo darunter die Freude darüber, dass Draco ihn nach dem Unterricht abholen wollte… Es war ein Lichtblick. „Mr Potter. Warum sind Sie nicht im Bett?“ Er blickte sie an, lächelte und schob die Gedanken beiseite. „Weil es mir gut geht. Ich möchte nicht mehr liegen müssen.“ Vor allem, weil Draco nicht mehr da ist. Aber das sagte er ihr nicht. Sie betrachtete ihn noch einmal skeptisch, dann bat sie ihn zurück aufs Bett, um ihn noch einmal von oben bis unten zu untersuchen. Sie war zufrieden mit dem Ergebnis und schließlich ließ sie ihn gehen. Mit der deutlichen Ermahnung, sich am heutigen Tag nicht zu sehr anzustrengen. Immerhin gab sie ihm die Erlaubnis am Spezialtraining von Tonks teilzunehmen, nachdem er sie fast flehend angesehen hatte. Harry verabschiedete sich freundlich von ihr, wanderte dann durch die verlassene Schule. Alle waren sie noch beim Unterricht. Er beschloss, Dumbledore aufzusuchen, aber auch als er ihn per Gedankenbuch zum Öffnen der Tür überreden wollte, kam keine Antwort. Also nicht, dann sollte er sich vielleicht mal um die Tränke kümmern. Soweit er sich erinnerte, musste er noch etwas dort tun… Die Erinnerung trog ihn gnadenlos. Die Merkliste hatte das heutige Datum nicht aufgelistet, also war auch nichts zu tun. Ratlos wanderte Harry herum, blickte dann hinaus und beschloss spontan einen Spaziergang zu machen. Er kam auch wirklich weit, erreichte Gebiete des Geländes, die selten benutzt oder betreten wurden, weil sie einfach zu weit entfernt waren. Als er umdrehte, war schon fast Mittag und so kam er zur Weide doch etwas später. Aber immerhin hatte das Laufen ihm das Nachdenken ermöglicht. Sehr praktisch, denn er fühlte sich ruhig, als er die Weide von der anderen Seite erreichte, als sie ihn erwarteten. Ron sah ihn als erster. „Harry!“ Und darauf folgte ein solcher Ansturm von seinen beiden Freunden, dass er sich etwas schwer tat mit Antworten und Beruhigen gleichermaßen. Schließlich erlaubten sie ihm, sich dazuzusetzen und er wurde mit Essbarem zugeschmissen, damit er vielleicht doch noch etwas Farbe ins Gesicht bekam. Er lächelte und begann zu essen, während er sich gegen Draco lehnte. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry zur Begrüßung zu. Er war froh, dass der Gryffindor da war. Sehr froh, denn allein Harrys Anwesenheit gab ihm deutlich mehr Kraft, um diese Sache endlich in Angriff zu nehmen. Blaise machte es ihm aber auch nicht gerade leicht... Seine Miene war immer noch so kalt, so vollkommen unnahbar. Von der vertrauten Ausstrahlung von Wärme, Nähe und Freundschaft war nichts mehr zu spüren und das verunsicherte Draco. „Blaise wegen... gestern...“, begann der Blonde zaghaft und hatte damit beinahe sofort die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe auf sich gezogen. „Es tut mir Leid... Ich bin... Ich wollte das nicht...“ Blaise explodierte nahezu sprichwörtlich. Seine schwarzen Augen funkelten seinen besten Freund zornig an. „Meinst du wirklich, mit einem ‚es tut mir Leid’ ist wieder alles gut? Du bist gestern vollkommen durchgedreht, Draco! Mach dir das doch mal klar! Du wärst auf mich losgegangen! Verdammt, gestern Vormittag hast du mich noch in deinen Armen heulen lassen und kurz danach willst du mich verfluchen! Kapierst du nicht, dass da irgendwas schief läuft?“ Er schien nicht einmal richtig Luft holen zu müssen, wie der andere Slytherin mit Faszination feststellte. „Draco, wir sind seit zehn verdammten Jahren befreundet. Ich habe wirklich viel mit dir durchgestanden, ich war immer für dich da und habe mich nie darüber beschwert, dass ich dir mehr gegeben habe als du mir. Aber das - das ist zuviel! Und es tut verdammt noch mal höllisch weh! Und jetzt verschwinde - verschwinde und komm mir bloß nicht wieder unter die Augen!“ Draco zuckte unter diesen Worten kaum sichtbar zusammen. Nur Harry konnte es wahrscheinlich spüren, weil er ihm näher war als alle anderen. Er hatte noch nie zuvor diesen Ausdruck in Blaises Augen zu sehen. Das war wirklich blanke Wut. Verdammt, er hatte noch nicht einmal gewusst, dass sein bester Freund so aussah, wenn er richtig wütend war! Für einen Augenblick war er wirklich versucht, aufzustehen und diesen Worten nachzukommen... Aber dann versteinerte er regelrecht. Niemals wieder würde er sich bewegen können... „Blaise, bitte... Ich...“, setzte er wieder an und wurde nahezu sofort unterbrochen. „Nein! Du hast mir wirklich eindrucksvoll bewiesen, dass ich dir scheißegal bin. Dass du noch immer das egoistische und vollkommen egozentrische Kind von damals bist! Ich hatte wirklich geglaubt, dass Harry dich verändert hätte - und ich auch irgendwie! Aber das ist wohl nichts weiter als ein bisschen Oberfläche.“ Blaise stockte einen Augenblick und seine Stimme wurde einen Tick weicher. „Und weißt du, was das Schlimmste von allem ist? Dass ein Teil von mir dir auch dein Verhalten von gestern augenblicklich verzeihen und dich jetzt in die Arme nehmen will...“ In den schwarzen Augen wurde die Wut schlagartig von Traurigkeit und Schmerz abgelöst. Ein winziges bisschen Hoffnung keimte in Draco auf. Vielleicht, vielleicht konnte ja doch noch alles irgendwie gut werden... „Ich bedauere nur, dass ich so dumm war, mir Sorgen um dich zu machen. Das war absolut unnötig. Du bist nicht verletzbar. Du wirst es auch nie sein. Eher sollte man sich Sorgen um Harry machen, denn du wirst ihn früher oder später gehörig verletzen.“ Blaises Worte waren durch und durch von Bedauern erfüllt, Bedauern, das sich beinahe vollständig auf ihre Freundschaft übertragen ließ. Und jedes dieser Worte schnitt tief in Dracos Herz. Es tat weh. Es tat verdammt weh, diese Worte zu hören. Und vor allem, sie von dem Menschen zu hören, der ihn - ausgenommen von Harry - am besten kannte. Sein bester Freund sagte so etwas zu ihm... Ohne es zu merken, wurde sein eigenes Gesicht vollkommen unbewegt. Die vertraute Maske hatte wieder ihren Platz auf seinem Gesicht gefunden. Ein Schutzreflex, den er nicht abstellen konnte, wahrscheinlich niemals abstellen können würde. „Blaise...“, versuchte es Draco noch einmal. „Ach, schenk dir deine Worte. Es steckt doch eh nichts dahinter.“ Der Schwarzhaarige stand auf. „Erspar sie mir.“ ~*~*~*~ Harry hatte schweigend gelauscht. Blaises Worte verrieten so eine Bitternis - er war gekränkt. War er auch verzweifelt? Er könnte es verstehen. Dieser Bruch im Vertrauen… Verstand er denn nicht, dass Draco so gehandelt hatte, weil er verletzbar war? Weil er Angst gehabt hatte? Okay, es entschuldigte nicht, dass er ihn hatte angreifen wollen… Mit diesen paar Worten war der Schwermut zurückgekehrt. Immer und immer wieder war da etwas, was den Frieden störte. Ob es nun Gefühle waren, Ängste oder Situationen, die Panik oder Angst verursachten. Blackout oder Gedankencrash war in diesem Fall egal. Es zerstörte alles. Es zerstörte diese kleine Welt um ihn herum. Diese kleine Welt, die ihm inzwischen alles bedeutete. Und das schlimmste war, dass er Blaise sogar Recht geben musste. Dracos Verhalten war schrecklich gewesen… Er konnte sie beide so gut verstehen. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn Draco plötzlich ohnmächtig gewesen wäre, ohne dass er den Hintergrund kannte… Aber Blaise… „Hast du gestern nicht noch gesagt, wenn ich ihm wehtue, dann würdest du etwas Dummes tun?“, fragte er ruhig. „Kannst du es nicht verstehen? Er wollte etwas Dummes tun, weil es ähnlich war. Man hat mir wehgetan. Er wollte das tun, was du mir zugesagt hast. Du wolltest ihn aufhalten, ihn um seine… Rache oder was auch immer bringen.“ In diesem Moment kamen die Worte einfach. Er wusste nicht, ob es richtig war oder ob es ein Fehler war, aber es war ihm auch egal. „Was hättest du getan, hätte dich jemand daran hindern wollen? Was hättest du getan, hätte sich Mione dir in den Weg gestellt, wenn ich daran schuld wäre, dass Draco… tot ist?“ Die Vorstellung allein war schrecklich. ~*~*~*~ Blaise erwiderte Harrys Blick ungerührt. „Vielleicht. Weißt du, vielleicht hast du sogar Recht.“ Seine schwarzen Augen fixierten Draco, der ihn ansah. Kalt, unnahbar, innerlich vollkommen zurückgezogen. „Der Unterschied ist nur, dass ich jetzt weiß, dass ich niemals für ihn kämpfen würde. Nicht für jemanden, der sich so sehr vergisst, dass er nicht mehr weiß, wer seine Freunde sind. Und nicht für jemanden, der einen verdammten schwarzmagischen Fluch seinem besten Freund gegenüber auf den Lippen hat. So war es doch, oder Draco? Es war nicht irgendein Fluch... Nein, es war Schwarze Magie.“ Der Blonde brach den Blickkontakt ab, sah zu Boden. Das erste wirklich sichtliche Eingeständnis seinerseits. „Ich habe den Glauben an dich verloren, Draco. Und den bringst du nicht mit einem simplen ‚es tut mir Leid’ wieder zurück.“ Der Slytherin wollte noch etwas sagen, doch seine Aufmerksamkeit wurde von einer Eule angezogen, die zielstrebig auf die kleine Gruppe zuhielt. Der Vogel landete auf Blaises Schulter und hielt ihm einen Brief hin. Verwirrt öffnete dieser ihn. ‚Anbei ein Brief von deinen Eltern. Albus Dumbledore’ Ein weiterer Umschlag. Achtlos ließ Blaise den ersten Umschlag und den ersten Bogen fallen, widmete sich dem zweiten. Die fragenden Blicke ignorierte er. „Sie fliehen...“, murmelte er schließlich leise. „Sie fliehen.“ Er hob den Kopf und schaute Harry an. „Und sie wollen sich bei dir bedanken. Persönlich. Heute Abend. Wenn sie mich abholen kommen.“ Draco sog scharf die Luft ein. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Er... Blaise konnte doch nicht einfach abhauen! Einfach so! ~*~*~*~ „Abholen?“, fragte Harry schockiert. Plötzlich war die Ruhe weg. Warum denn abholen? Warum… „Warum…? Willst du wirklich weg von hier?“, fragte er. Er richtete sich etwas auf, erhob sich schließlich. Leichte Furcht keimte in ihm. Plötzlich war seine kleine Welt wirklich in Gefahr. Die kleine Welt, die ihm Halt gab, die ihn fast die Rache hatte vergessen lassen… Blaise… einer seiner Freunde… „Wohin?“ Seine Stimme zitterte. Neben sich bemerkte er, wie auch Hermione sich erhob, wie Ron ihn fassungslos anblickte, wie schockiert Pansy war. Sie alle starrte Blaise an, jeder mit einem Ausdruck, der deutlich sagte, dass ihnen dieser Gedanke gar nicht gefiel. ~*~*~*~ Blaise zog die Schultern hoch. „Nach Kanada. Dumbledore hat meinen Eltern eine Unterkunft bei seinem Cousin vermittelt... Da können sie erst einmal bleiben...“ Er ließ seine dunklen Augen über die Gesichter seiner Freunde wandern. Harrys grüne Augen waren weit aufgerissen, Pansy war schlagartig blass geworden und hielt die Hand vor das Gesicht, Hermione stand gerade auf und starrte ihn fassungslos an und auch Ron war offenbar getroffen. Und Draco... Keine Regung. Beinahe empfand Blaise fast so etwas wie eine morbide Belustigung. Noch nicht einmal das bekam er. Ein trauriges Lächeln huschte über seine Lippen. „Nicht meine Idee. Ihre.“ Er tippte auf das Pergament in seiner Hand. „Und vielleicht ist es nicht das schlechteste...“ Draco ballte die Hände unwillkürlich zu Fäusten. Die Fingernägel gruben sich tief in seine Haut, aber der Schmerz ließ ihn aus keinem Albtraum aufwachen. Nein... Das hier geschah gerade wirklich. Und er... er konnte nur machtlos zusehen. Blaise hatte schließlich nur allzu deutlich gemacht, dass er ihm nicht zuhören würde... ~*~*~*~ Doch Harry war noch lange nicht dabei, aufzugeben. Blaise war sein Freund. Einer der wenigen, die ihn noch akzeptierten. Er hatte ihm doch sogar versprochen, dass er ihn bestrafen würde, wenn er Unsinn machen sollte. Er hatte es doch versprochen. „Das geht nicht.“, flüsterte er. Seine Stimme war nahezu weg. Er konnte sich nicht einmal mehr darauf konzentrieren, dass er etwas hatte sagen wollen. Hermione half ihm aus. „Aber warum willst du mitgehen?“, fragte sie leise. „Warum willst du die Schule abbrechen? Hier… hier wärst du doch sicher!“ Ron nickte nur, aber er stand nun ebenfalls und hatte ihr die Hand auf den Arm gelegt. Er konnte nachvollziehen, dass man bei seinen Eltern bleiben wollte. Dass man ihnen beistehen wollte. Harry blickte auf Draco hinunter, der noch immer schwieg, der… Er schrak förmlich zusammen, als er die Maske bemerkte. Er wurde blass. Was hatte das zu bedeuten? Was… „Warum sagst du nichts?“, fragte er ängstlich. Er sah, wie sie splitterte, seine Welt, wie sie Risse bekam, wie sie fiel, und wusste, dass er sie nicht aufhalten konnte. Wenn Blaise jetzt ging, war alles vorbei! ~*~*~*~ Blaise sah sie nur schweigend an. Sicherheit... Vielleicht ging es darum. Aber im Moment... Im Moment war es ihm recht, hier fortzukommen. Vielleicht war das dumm und widersprach seiner sonst so reflektierten Natur, aber jetzt, gerade, konnte er gar nicht anders... Draco erwiderte Harrys Blick unbewegt, während es in ihm tobte. Blaise wollte gehen. Blaise wollte gehen. Der Gedanke hämmerte in seinem Kopf. Er merkte gar nicht, wie seine Finger auf einmal warm wurden und Blut zwischen den Nägeln hervor lief. „Ich soll ihn doch mit meinen Worten verschonen...“, sagte er heiser und stand nun ebenfalls auf. Gemessen, stolz. „Also tue ich genau das.“ Blaise fixierte ihn, sagte nichts weiter. War... war dort doch ein Riss? Ein komisches Gefühl machte sich in ihm breit, schob sich neben die Wut. Hoffnung? Was zum Merlin suchte sie denn noch dort? Alles war gesagt... Längst gesagt. ~*~*~*~ Harry blickte Draco an. Das Zittern war stärker geworden. Dann holte er plötzlich aus und gab ihm eine Ohrfeige. Tränen liefen über seine Wangen. „Ist das wirklich alles?“, fragte er, das Schockschweigen ignorierend. „Ist das alles, was du zu sagen hast? Was du ihm zu sagen hast? Dass es dir egal ist, wenn er geht?“ Wann war Draco wieder so kalt geworden? Gestern im Krankenflügel war seine Hand noch warm gewesen, sein Blick bis tief in seine Seele, aber jetzt… Kälte. Nur noch Kälte. Die er ihnen vorspielte. Aber warum denn? Was hatten sie denn getan, dass sie das verdienten? ~*~*~*~ Draco presste die Lippen fest zusammen. Vermutlich hatte er sich die Ohrfeige wirklich verdient. Seine Miene war noch immer ungerührt, als er Harry wieder anblickte. Nur der rote Abdruck auf der blassen Haut bewies, was gerade geschehen war. Langsam hob er die Hand, um sich eine vorwitzige Haarsträhne aus seiner Stirn zu streichen. Er ignorierte den stechenden Schmerz und rieb sich eine Blutspur über das blonde Haar. Blaise starrte ihn an. Was...? Was hatte Draco getan? Warum blutete er? „Was willst du, das ich tue?“, begann der Blonde leise. „Ihn anschreien? Ihn anflehen nicht zu gehen? Ihm sagen, dass es mich zerreißt, wenn er das tut? WAS DENN?“ ~*~*~*~ „Ist doch egal was!“, gab Harry zurück. „Ist doch völlig egal was!“ Er schluchzte einmal. „Ja, verdammt!“, entschied er sich dann anders. „Wenn es das ist, was du fühlst, dann tu das! Tu, wonach dir ist! Schließ uns nicht aus deinen Gefühlen aus! Das kannst du mit allen anderen machen! Das kannst du mit Snape machen, mit Dumbledore, mit wem du willst, aber nicht mit uns! Ich… ich bin dein Freund! Wir sind deine Freunde! Womit haben wir verdient, dass du…“ Seine Stimme wurde leiser, seine Augen waren unverwandt auf Dracos gerichtet. „Womit hat Blaise verdient, dass du ihn vertreibst? Womit hat er verdient, dass du nicht einmal versuchst, die Freundschaft zu retten, obwohl es dir wehtut? Hasst du ihn so sehr?“ ~*~*~*~ „Ich...“ Draco wandte den Blick ab, starrte auf die blutende Innenfläche seiner rechten Hand. Dass die linke auch blutete, hatte er gar nicht bemerkt. „Ich hasse ihn doch nicht...“ Seine Stimme war heiser. „Er ist mir... nach dir... am wichtigsten...“ Blaise sah die beiden Jungen nur schweigend an. Es war schon seltsam, wie Draco so einfach all die Wut verdampfen konnte. Einfach so... Aber... er konnte es ihm doch nicht so einfach machen. Nicht schon wieder. Nicht wie immer... oder? Ihm tat es doch selbst weh. Allein die Vorstellung, fortzugehen, seine Freunde zu verlassen, allen voran Draco, schmerzte unvorstellbar. Mehr noch als dieser Zwischenfall... Der schwarzhaarige Slytherin zögerte noch einen Augenblick, dann trat er zu den beiden. Aus der Nähe sahen diese Blutflecke wirklich grausam aus... „Du bist ein Idiot, Draco.“, murmelte er und nahm den Blonden in die Arme. Er konnte die Steifheit spüren, mit der der andere Junge dieser Umarmung begegnete, und dann, wie diese zerbröckelte und er zu zittern begann. Blutverschmierte Hände krallten sich in seinen Umhang, in dem Draco zugleich auch sein Gesicht vergrub. ~*~*~*~ Harry wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, als er von hinten Arme um die Schultern gelegt bekam. „Gut gemacht.“, flüsterte Hermione, aber auch sie verbarg ihr Gesicht in seinem Umhang. Ron lächelte leicht. Es brachte Harry dazu, lächeln zu wollen, aber das ging nicht so ganz. Der Anblick tat weh. Widerstreitende Gefühle, Eifersucht und Erleichterung gleichzeitig kämpften in seiner Brust um die Vorherrschaft, doch er war nicht gewillt, einem davon den Vorzug zu geben, denn noch immer überlagerte etwas anderes seinen Verstand: Die Angst, dass Blaise sie tatsächlich verließ. Er wollte das nicht. Nicht um Dracos Willen… und nicht um seinetwillen… und wenn er immerzu mit der Eifersucht leben musste. Alles war besser, als das Gefühl des Verlustes… Ron legte ihm die Hand auf den Kopf, drückte ihm leicht den Kopf hoch, so dass er ihn ansah. Er lächelte noch breiter als schon zuvor. „Hey, hör auf, ja?“, sagte er leise und strich ihm über die nasse Wange. „Es ist doch jetzt wieder gut, okay?“ ~*~*~*~ Draco presste das Gesicht ganz fest in Blaises Umhang, spürte kaum den Schmerz in seinen Händen, konzentrierte sich ganz darauf, ihn wahrzunehmen, Halt an dem zu finden, der ihn gerade so tief hatte fallen lassen... Ein sachtes Lächeln lag auf Blaises Lippen. Es war gut so... „Es tut mir Leid...“, kam es leise von dem blonden Haarschopf, der beinahe in dem Schwarz verschwand. „Es tut mir so verdammt Leid...“ Blaise seufzte leise. „Danke, dass du es auch sagst...“ Er strich dem Blonden über das Haar und wunderte sich, warum er auf einmal der Starke war. Das sollte doch... anders sein, oder? „Und mir tut es Leid, was ich gesagt habe...“ „Danke...“, kam es leise zurück. „Ich heule gerade. Reicht das als Widerlegung?“ Unwillkürlich musste Blaise lachen und drückte Draco fester an sich. ~*~*~*~ Harry musste ebenfalls lachen, wie auch Hermione. Dadurch wurde erst klar, dass auch sie weinte. Es war ein zittriges Lachen und es brachte Ron dazu, sie endlich einmal in den Arm zu nehmen. Sie beide zwar, aber ausnahmsweise kam er selbst auf die Idee. Der schwarzhaarige Gryffindor konnte sich darüber kaum freuen. Seine Augen ruhten auf Draco und Blaise. Am liebsten würde er sich einschalten in diese Umarmung, aber gerade jetzt kam er sich wie ein Störenfried vor. Diese Freundschaft war am Zerbrechen gewesen. Jetzt war sie es nicht mehr, aber… „Bleibst du, Blaise?“, fragte er leise. Seine rechte Hand ballte sich zur Faust. Die Hand, die Draco geschlagen hatte. Es tat ihm Leid, aber es… war ihm so sinnvoll vorgekommen… Aber es tat ihm trotzdem so unendlich Leid. Vor allem, weil er Angst hatte, dass Draco sauer auf ihn sein könnte deswegen… ~*~*~*~ Pansy lehnte sich gegen die drei Gryffindors und schmiegte ihre Wange an Hermiones Schulter. Auch ihr liefen die Tränen über das Gesicht. „Bleibst du?“, wiederholte Draco leise und zwang sich dazu, das Gesicht zu heben. Dann sollten sie ihn eben doch alle verheult sehen. Was machte das schon? Blaise lächelte sachte und fuhr ihm durch die blutverklebten Haare. „Ja, verdammt. Oder meinst du wirklich, ich kann euch einfach so allein lassen?“ Im nächsten Augenblick wurde ihm die Luft aus den Lungen gepresst, als Draco ihn wieder umarmte - und dabei einen Sekundenbruchteil später tatkräftig von Pansy unterstützt wurde. ~*~*~*~ Auch die Gryffindors schlossen sich dieser Erleichterungsumarmung an. Ron wurde von Hermione überstimmt und einfach mitgezogen. Leises Lachen erklang von ihr, weil sie so dumm gewesen waren, weil sie fast alles aufgegeben hätten. Harry lachte nicht. Seine Augen waren geöffnet und starrten ins Halbleere. Es war wieder gewesen wie vor einer Woche. Nur dass Draco diesmal einen Gedankencrash hingelegt hatte, der fast noch an Hirnschwund grenzte. Warum? Warum konnte er nicht einfach sagen, was wichtig war? Es war doch wirklich nur Blaise zu verdanken, dass diese Freundschaft jetzt wieder bestand… Vielleicht hatte Blaise doch Recht. Vielleicht war Draco wirklich so kaputt, wie er gesagt hatte… ~*~*~*~ Ein erleichtertes Lächeln lag auf Dracos Gesicht, als sich die sechs Freunde wieder voneinander lösten. Die Katastrophe war noch einmal abgewendet worden... Gerade so eben. „Hey...“ Blaise hob seine Hände an und betrachtete die Handinnenflächen. „Was hast du da angestellt? Das musst du behandeln lassen...“ Die vertraute Sorge lag wieder in seiner Stimme und brachte Draco beinahe dazu, wieder loszuheulen. Was war er doch schwach geworden... ~*~*~*~ Harry sah ebenfalls auf die Handflächen hinab. Er hatte das ja vorhin schon gesehen. Das Blut in Dracos Haar war der beste Beweis dafür. Und jetzt… Hermione trat auf sie zu. „Soll ich?“, fragte sie, doch bevor auch nur irgendjemand etwas sagen konnte, schüttelte er den Kopf, trat zwischen sie und Draco und drückte mit seiner Hand ihren Zauberstab hinunter, den sie schon gezogen hatte. „Nicht diesen Zauber.“, sagte er erst fest. Zu gut erinnerte er sich an die Schmerzen, die Draco gehabt hatte, als er ihn das letzte Mal benutzt hatte… ~*~*~*~ „Bloß nicht diesen Zauber...“, wehrte auch Draco ab. „Ich verbind’s und geh zum Krankenflügel, okay?“ Blaise musste wider Willen grinsen. „Tut der Zauber weh?“ Der Blonde zog eine Schnute. „Und wie...“ Er schenkte Harry einen kaum zu deutenden Blick. „Da sind mir meine Hände kaputt wirklich lieber... Wie war das mit einem anderen Spruch, Harry?“ Er zwinkerte seinem Freund zu und versuchte seinem Blick und seinen Worten die Schärfe zu nehmen. Pansy schob sich zwischen die Jungs und betrachtete nun auch die Verletzungen. So langsam kam sich Draco fast wie ein Tier in einem Muggelzoo vor. „Was hast du nur gemacht?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Fingernägel...“, murmelte der Blonde leise. „So tief? Bei Merlin, die Kraft dahinter...“ Sie starrte ihn an, während Draco die Augen niederschlug. ~*~*~*~ Harry seufzte. Nein, natürlich hatte er noch keinen neuen Spruch gefunden… Er hatte ja auch nicht wirklich Zeit für die Bibliothek und den verbotenen Teil gehabt. „Kommt noch.“, sagte er leise. Irgendwie… klang es so, als hätte er ihm verziehen… oder? Zumindest seine Gesten, seine Mimik… Zerknirscht trat er zu ihm. „Bist du mir böse, deswegen?“ Sachte strich er ihm über die Wange. Er hatte das noch nie bei irgendjemandem gemacht, noch nie. Und jetzt ausgerechnet bei Draco… ~*~*~*~ „Böse?“ Draco blickte den Gryffindor einen Augenblick lang irritiert an. „Nein...“ Er lächelte schief. „Ich schätze, das habe ich gebraucht...“ Seine grauen Augen blickten Harry weich an. Böse auf ihn sein, nur weil er etwas hitziger geworden war? Bei Merlin, mit Sicherheit nicht. Und wenn ihn jemand wachrütteln durfte, dann doch er. Neben sich konnte er Blaise leise lachen hören. „Was jetzt aber nicht heißt, dass das noch jemand darf.“, setzte er mit einem bösen Blick auf den anderen Slytherin hinzu. ~*~*~*~ Erleichtert legte Harry ihm die Arme um den Hals und drückte sich gegen ihn. Gut. Sehr gut. Nicht böse, also war jetzt alles wieder gut. Blaise würde bleiben, Draco war nicht böse und irgendwie schien ja sogar Ron aufzutauen und die anderen endlich mehr zu akzeptieren. Seine kleine Familie wuchs wirklich langsam zusammen, wie Harry glücklich feststellte. Geschrei ließ die Köpfe herumfahren. Lautes Geschrei. Vom Schloss her. Da waren viele Schüler und noch mehr liefen nun dorthin. Einer fiel in der Menge sofort auf: Warrington. Und Colin Creevey war auch da… Harry begann zu grinsen. „Showtime.“, kam es von Ron und die blauen Augen leuchteten vor Freude, als er Hermione am Arm packte und sie einfach mitnahm. „Wir auch?“, fragte Harry leise Draco, Pansy und Blaise. ~*~*~*~ „Mit Sicherheit.“ Draco grinste und wollte ihm über die Haare fahren, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass er Harry so ein ähnliches blutrünstiges Aussehen wie sich selbst verpassen würde. Pansy grinste und hob ihren Zauberstab, um wenigstens die Blutspuren verschwinden zu lassen. „Hände her.“ Sie zog ihr eigenes Stofftaschentuch hervor und wickelte es um die linke Hand, ließ sich dann von Blaise eines für die rechte geben. „So, jetzt kannst du unter Menschen gehen und niemanden mehr einsauen.“ „Danke.“ Draco lächelte sie an. „Und jetzt sehen wir uns das Spektakel an... Dürfte nett sein, wenn Warrington mal auf jemand anderen losgeht.“ ~*~*~*~ „Pass nur auf, dass du nicht doch noch zur Zielscheibe wirst, okay?“, sagte Harry noch, als sie schon losgingen. Er hatte Dracos Ärmel in der Hand – die Hand ging ja nicht wirklich. Vor dem Eingangstor hatte Warrington den kleinen Viertklässler am Kragen gepackt und hob ihn leicht zu sich hoch. Sein Gesicht war so wutverzerrt, dass die Umstehenden wohl davon ausgingen, dass er ein Blutbad anrichten würde. „Ich frage dich noch mal!“, schallte die zornige Stimme zu ihnen herüber, als er ihn schüttelte. „Wie kommst du dazu, so ein beschissenes Fantasiebild in Umlauf zu bringen?“ Im Hintergrund konnte man Dean sehen. Ebenfalls wütend, sich aber zurückhaltend… ~*~*~*~ Draco nickte bei Harrys Worten leicht und hielt sich hinter ihm. Musste ihn ja nicht jeder gleich sehen. Auch er hatte Thomas im Hintergrund ausgemacht... Warrington tobte wirklich. Und Creevey sah aus, als wenn er gleich losflennen würde. Pardon, nicht gleich. Er tat es schon. Der kleine Junge hatte ja auch nicht den Hauch einer Chance. Warrington war ja auch wirklich ein Tier. „Hat es dir die Sprache verschlangen, Zwerg?“, brüllte Warrington weiter. „Kriegst du vor Angst nicht mehr die Schnauze auf, oder was?“ Creevey änderte seine Gesichtsfarbe von leichenblass zu knallrot. „Wenn dich so ein Monster anbrüllen würde, ginge es dir auch nicht anders!“, piepste er dem Siebklässler entgegen. „Monster?“ Warringtons verpasst dem Jüngeren eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Draco pfiff leise durch die Zähne. Er wusste, wie sich so etwas anfühlte... Der große Slytherin hatte wirklich Wucht hinter seinen Schlägen. ~*~*~*~ Harry runzelte die Stirn. Das war so aber nicht geplant gewesen. Hass und Wut okay. Blamage gewollt, aber Gewalt? „Feigling.“, murmelte er, aber irgendwie hatte er auch nicht das Bedürfnis einzugreifen. Auch die anderen Zuschauer begannen jetzt zwar zu murmeln, aber sie taten nichts. Warrington war einfach zu furchteinflößend. Hermione jedoch kniff die Augen zusammen und ihre Augenbrauen trafen sich förmlich, als sie sich von Ron losmachte und durch die Schüler nach vorne zu gelangen versuchte. Ron wollte sie aufhalten, aber ein Blick von ihr reichte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er sagte ganz klar: Ich habe gewusst, dass das keine gute Idee war! Und dann war sie auch schon bei ihm. „Lass ihn los, Warrington!“, bellte sie ihn an. Eindeutig war da Wut in ihrer Stimme. Harry lächelte. Sie war stark. Sie hatte diesmal sogar ihren Zauberstab gezogen, um sich Respekt zu verschaffen. Sachte ließ er sich gegen Draco sinken und ließ die Hand mit seinem eigenen Zauberstab neben seinem Bein baumeln. Sollte das Monster seine Freundin angreifen, dann würde Warrington einfach erneut Bekanntschaft mit den Schatten machen… ~*~*~*~ Draco beobachtete das Geschehen aufmerksam. Auch er spannte sich, doch wenn er eingreifen würde, dann nicht mit einem Zauberstab. Worte würden reichen... Warrington musterte Hermione demonstrativ von Kopf bis Fuß. „Halte dich raus, Granger.“, knurrte er. Augenblicklich waren Pucey und seine zwei anderen Handlanger bei der Gryffindorvertrauensschülerin und machten allein durch ihre Präsenz nur allzu deutlich, dass sie sich nicht einzumischen hatte. Draco kniff die Augen leicht zusammen. Nicht gut... Wenn diese Gorillas auf den Plan traten, wurde es eigentlich immer unangenehm. ~*~*~*~ Hermiones Blick wurde eiskalt. „Du erwartest von mir, dass ich wegsehe, wenn du einen Jungen aus meinem Haus fertig machst, der kleiner als du ist und noch dazu wesentlich jünger? Aber sicher.“ Sie holte Luft. „Loslassen! Auf der Stelle!“ ~*~*~*~ Warrington bedachte das Mädchen nur mit einem drohenden Blick. Es waren Pucey und einer von den anderen - Smith oder so - die nach ihren Schultern griffen. „Oh, wie mutig...“, höhnte Draco. Er sprach ohne weiter darüber nachzudenken. Was genug war, war genug. „Ein Mädchen stellt sich dir entgegen und du hast nicht einmal den Mut, dich ihr selbst anzunehmen. Nein, das müssen deine Handlanger tun, während du einen Viertklässler verhaust...“ Die Menge teilte sich fast augenblicklich vor dem Slytherin und gab den Blick auf ihn frei. Es war, als wenn niemand in der Fluchbahn stehen wollte - schließlich wussten alle von den Spannungen zwischen Warrington und Draco. „Du solltest dich raushalten, Malfoy.“ Warringtons Stimme erinnerte an einen grollenden Bären. „Nein. Der kleine Kerl da ist zwar ein Idiot, aber das hat noch nicht einmal er verdient.“ Der Blonde grinste süß. „Außerdem komme ich einfach nicht weg von dir...“ Creevey landete auf dem Boden und der Siebtklässler baute sich vor Draco auf. „Du verdammter kleiner Bastard... Du Missgeburt... Du...“ „Wirklich bemerkenswert, wie schnell du deine Wut auf andere richten kannst.“ Draco blickte Warrington ungerührt an. „So schlimm scheint das Foto ja gar nicht gewesen zu sein... Und Thomas’ Protest habe ich auch nicht gehört. Wahrscheinlich mag er es sogar...“ Von Dean Thomas kam ein empörter Aufschrei, während Warrington eindeutig ausholte, um jetzt zuzuschlagen... ~*~*~*~ Harry hatte den Zauberstab schneller erhoben, als irgendjemand erfasst hatte, was passierte. Seine andere Hand krallte sich in Dracos Ärmel, als seine Lippen sich bewegten, wortlos den Zauber auf den Siebtklässler losließen. Im nächsten Moment wurde Warrington steif wie ein Brett. Kalt blickten die grünen Augen auf den Jungen herab, der gerade hintenüber kippte. „Dummer Fehler.“, meinte er lächelnd. „Ein Frontalangriff auf einen Vertrauensschüler, Aufhetzen anderer gegen einen anderen Vertrauensschüler, Bedrohung eines… kleinen Jungen, Gewalt gegen selbigen… und Bedrohung meines Freundes. Ganz, ganz dumme Fehler.“ Seine Augen flackerten zu den Jungen bei Hermione, die gerade auf ihn und Draco zustürmten, um ihren Anführer zu retten, da erscholl eine herrische, kalte Stimme über die Köpfe der Menge hinweg, die jedem das Eis in den Adern gefrieren ließ: „Was ist hier los?“ Snape… Ui, jetzt wurde es erst richtig lustig. „Keiner bewegt sich von der Stelle, bevor ich nicht die Erlaubnis dazu gebe!“, kam der unmissverständliche Befehl und ließ die Schüler, die hatten flüchten wollen, einfrieren, während er mit rauschendem Mantel auf Harry, Draco und den bewegungsunfähig am Boden liegenden Warrington zukam. „Erkläre!“, forderte er mit einem kurzen Blick auf Harry und seinen Zauberstab Draco auf. Gezielt. Mit Sicherheit. Im Gedenken an den gestrigen Tag. ~*~*~*~ Warum eigentlich immer er? Warum nicht irgendeiner von den anderen? Draco verdrehte innerlich die Augen. „Warrington ist wegen so ’ner Fotogeschichte auf Creevey los... War ja lustig, bis er den Zwerg geschlagen hat. Hermione ist dazwischen gegangen... Warringtons Wachhunde haben sie festgehalten und dann hab ich mich eingemischt. Vertrauensschülerpflicht, Sie wissen schon. Und dass er mich nicht ausstehen kann, muss ich Ihnen wahrscheinlich nicht sagen, oder?“, ratterte Draco flapsig seine Antwort runter. Seine grauen Augen funkelten den Lehrer an. Er hatte ihre letzte Begegnung definitiv nicht vergessen. „Kurzum: Es ist eskaliert und wenn er jetzt da nicht läge, täte ich das wahrscheinlich.“ ~*~*~*~ Snapes Blick verharrte noch sekundenlang auf seinem Gesicht, dann wandte er sich prompt an Harry. „Petrificus Totalus, ja?“ Der Schwarzhaarige nickte ungerührt, beobachtete daraufhin, wie Snape den Jungen von diesem Zauber befreite und sich ihm dann vollends zuwandte. „Mr Warrington… Mitkommen. Und ihr drei auch!“, rief er den Helfershelfern noch zu. Draco und Harry warf er nur einen eiskalten, vernichtenden Blick zu, bevor er im Schloss verschwand. „Er mag uns!“, flüsterte Harry gespielt überwältigt. „Wir haben keine Strafarbeit bekommen!“ ~*~*~*~ „Sag das nicht so laut.“, gab Draco zurück. „Ansonsten kommt das noch...“ „Ich glaube, wir sollten abhauen...“, murmelte Blaise und gesellte sich zu den beiden. „Ansonsten knallt Dean Thomas als nächster durch...“ „Mit dem werde ich locker fertig.“ Dracos Augen blitzten auf. „Aber das war genug für heute...“ ~*~*~*~ Harry nickte noch und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich Colin bei Hermione bedankte. Noch immer war sein Gesicht rot vom Heulen, aber immerhin zitterte er nicht mehr. Und… ja, er missachtete Deans Hetze gegen ihn und seine Freunde… Na, wenn das mal kein Nachspiel haben würde… Aber das war doch eigentlich nicht weiter schlimm, nicht wahr? Sie wanderten zurück zur Weide, wo ihre Sachen noch lagen, und Hermione kam nach. Zusammen mit Ron, der noch gewartet hatte, um Dean im Auge zu behalten. Harry lächelte ihr entgegen. „Du warst mutig.“, sagte er lobend. „Wirklich. Er ist ja wirklich ein Monster.“ Sie erwiderte das Lächeln. „Er hat mir Leid getan. Ich kann Gewalt nicht leiden!“ „Ich weiß.“, murmelte Harry verträumt. So war sie. Unter anderem deshalb war sie seine Freundin. ~*~*~*~ Irgendwie war dieser Tag wirklich verrückt und spannungsgeladen. Aber jetzt, wie sie so unter der Weide saßen, legte sich das langsam wieder, auch wenn die schwüle Luft noch immer den Hauch von Gewitter hatte. „Du hattest Spaß daran, Warrington zu provozieren, Draco, nicht wahr?“, fragte Blaise und schaute von seinen Verwandlungshausaufgaben auf. Hausaufgaben waren es schließlich gewesen, die Hermione als Aktivität durchgesetzt hatte. Was bedeutete, dass sie nun seit mehr als zwei Stunden über eben diesen saßen. „Hm...“ Draco grinste nur. „Wann kommen eigentlich deine Eltern?“ Damit konnte er geschickt das Thema wechseln - und außerdem wollte auch er sich von den Zabinis verabschieden. Die wenigen Male, die er Blaise zuhause besucht hatte, waren sie wirklich großartig zu ihm gewesen. „Gegen sieben...“ Draco nickte. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. „Uh... Tonks wartet...“ Er blickte Harry an. „Wir müssen...“ ~*~*~*~ Harry nickte, grinste und stand auf, packte seine Sachen mithilfe seines Zauberstabes. Er hatte sich soweit ausgebreitet damit, dass es per Hand einfach zu lange gedauert hätte. „Also kommen wir um sieben wohin?“, fragte er. Ja, jetzt brannte er wieder darauf, die Zabinis kennen zu lernen. ~*~*~*~ „Eingangstor.“ Blaise lächelte. „Danke.“, fügte er noch schlicht hinzu. Draco gab nur einen undefinierbaren Laut von sich und stand nun ebenfalls auf. Feder, Papier & Co hatte er sich von den anderen leihen müssen, weil sich seine Tasche im Slytherinkerker befand, wie sein bester Freund ihm erklärt hatte. Mit einem Wink seines Zauberstabs landeten auch seine Hausaufgaben in Harrys Tasche. Er musste dringend daran denken, nachher noch seine Tasche von da unten mit den Raum der Wünsche zu nehmen... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ There in my darkest hour Somehow you knew what I felt And just in the nick of time you Saved me from myself Didn’t know I could cut through my defenses And see through the mask I figured you must want something from me, But you never asked I just had to call and you were always there I think you must have been the answer To my prayer ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ehrlich: Ich kann Blaise verdammt gut verstehen. An seiner Stelle hätte ich auch die Schnauze voll gehabt. Aber... er hat Draco halt gern... Und Draco... Hey, wer hat je bezweifelt, dass der Junge total verdreht und kaputt ist? Ich liebe es übrigens, Warringtons fiese Auftritte zu schreiben. Er macht Spaß. =^-^= Shirokko: Und ich mag es, Warrington zu bestrafen… wir ergänzen uns doch wirklich hervorragend. ^^ Blaises Eltern -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 64: Blaises Eltern Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von den Goo Goo Dolls - Big Machine. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 64: Blaises Eltern Sie gingen ohne weitere Umwege zu Tonks’ Büro, wo sie noch vor der Tür beinahe von ihr überfallen wurden. Die Frau fegte ganz plötzlich aus einem Seitengang, erblickte sie und stürmte dann nahtlos auf sie zu, drückte sie ganz fest an sich. „Harry, Cousinchen! Da seid ihr ja schon! Ich dachte irgendwie, dass ich vor euch da sein würde. Ich hab mich so beeilt und…“ „Cousinchen?“, fragte Harry völlig überfahren. „Wieso Cousin?“ „Wusstest du das nicht? Seine Mutter und meine Mutter sind Schwestern!“, lachte die junge Frau, dann schob sie sie beide in ihr Büro. „Nur, dass sie sich nicht leiden können, jeglichen Kontakt zueinander abgebrochen haben und meine seine Mutter seitdem nicht mehr besucht.“ Sie wuschelte Draco heftig durch die Haare und lachte dabei umso mehr. „Aber setzt euch doch! Schokokatzenkekse stehen auf dem Tisch! Schaut, ich hab sogar aufgeräumt!“ Das war etwas, worüber man streiten konnte, fand Harry – der Boden war immer noch zugemüllt, die Tische und Stühle und Schränke ebenfalls, nur eine Couch, ein Sessel und ein halber Tisch waren papierfrei –, aber ihn interessierte sowieso mehr, was es mit dem Cousin auf sich hatte. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“, fragte Harry neugierig und halb vorwurfsvoll. Er konnte sein Glück noch gar nicht fassen. Eine Verwandte von Draco war mit seinem Paten und Remus befreundet! Über hundert und mehr Ecken waren sie schon immer irgendwo verbunden gewesen! ~*~*~*~ Draco war sprachlos. Tonks war seine Cousine. Und nur dieser Sprachlosigkeit war es zu verdanken, dass sie die Haarewuschelaktion ohne sarkastischen Kommentar seinerseits hinter sich bringen konnte. „Wir... sind verwandt?“, brachte er schließlich hervor und blickte die Frau an, deren Haare heute hellgrün waren und irgendwie an einen Kaktus erinnerten. Sie beide - verwandt? Na ja, aber seine Mutter hatte diese Schwester nie groß erwähnt. Er wusste zwar, dass diese eine Tochter hatte, aber das war es auch schon... Aus dem großen Familienstammbaum im Flur war dieser Name sogar getilgt worden. Man war konsequent, was das anging. „Ich glaub, ich sollte mich doch mal durch den Familienstammbaum arbeiten...“, murmelte er leise und schenkte Tonks ein schiefes Grinsen. „Dann bist du wirklich meine Cousine, was?“ Ein komisches Gefühl überfiel ihn. Okay, gut, Tonks war eigentlich nicht unbedingt jemand, mit dem er verwandt hatte sein wollen, aber sie waren es nun einmal. Und dieses Gefühl von doch ein bisschen Familie gefiel ihm. ~*~*~*~ Tonks lachte nur, wuschelte ihm auf dem Rückweg noch einmal durch die Haare und verkündete dann: „Ich weiß das schon sehr lange, dass mein Cousin Draco Malfoy Sirius’ Schatz so große Probleme macht.“ Sie zwinkerte ihm fröhlich zu. „Jetzt aber nicht mehr. Deshalb sag ich es euch auch, ansonsten wär mir das zu unangenehm gewesen.“ Erfrischend… erschreckend ehrlich. Harry blickte noch immer zwischen den beiden hin und her. Verwandt… Dann war Draco wirklich nicht allein auf der Welt. Es gab zumindest noch einen Menschen aus seiner Familie, der ihn nicht verstoßen hatte. Er grinste bis über beide Ohren. „Tee?“, fragte Tonks und war schon am Einschütten, da verhaspelten sich ihre Hände in ihrem Umhang und verschütteten den ganzen Tee über den Plätzchen. Etwas bekümmert blickte sie darauf, dann zuckte sie die Schultern. „Sie waren eh ein bisschen zu trocken.“, bemerkte sie und schon hockte sie in ihrem Sessel. „Bedient euch. Sie sind wirklich lecker.“ Harry begann zu lachen. Sie war einfach zu komisch. So… unverblümt und unverdorben. Wie konnte es sein, dass sie aus einer Familie wie der der Malfoys kam? Wie… konnten Schwestern ihre Kinder so unterschiedlich erziehen? „Wie ist deine Mutter? Und wer ist dein Vater?“ Sie strahlte ihn an. „Meine Mum ist eine ganz liebe Hexe gewesen. Sie war mit ihrer Erziehung nicht einverstanden und hat ihre Schwestern – Narzissa und Bellatrix – gehasst, weil sie Narzissa ständig damit aufgezogen hat, dass sie es war, die Lucius Malfoy heiraten durfte und nicht meine Mum… Wer darauf stolz ist… Und sie hat sich in den besten Menschen der Welt verliebt, den es gibt! Ted Tonks. Er ist Muggel und sie hatte beschlossen, in seiner Nähe nicht mehr zu zaubern! Sie waren beide ganz, ganz lieb und sooo verliebt. Sie haben immer rumgeturtelt. Überall und alle damit in Verlegenheit gebracht.“ Sie lachte glücklich. „Er war Muggel, deshalb mochte ihn keiner aus Mums Familie… Als ich zaubern sollte, waren sie beide so glücklich, also sind sie umgezogen, sodass sie mich besuchen konnten, wenn sie wollten. Es war klasse, wenn die beiden zufällig dem Malfoyehepaar über den Weg gelaufen sind. Eiseskälte! Und so herrlich destruktiv!“, schwärmte sie. „Ihr hättet das mal erleben sollen. Aber leider geht das nicht. Meine Eltern gehörten zu den ersten, die diese Niete von Unnennbarer getötet hat. Einfach so. Weil Mum Dad nicht umbringen wollte und sie sich auf Dumbledores Seite gestellt haben, der ja im Orden war. Und dann waren sie tot und ich war alleine. Nur noch Dumbledore hat sich um mich gekümmert. Die ganzen Jahre, die ich in der Schule war. Die Ferien hab ich bei Minerva verbracht, weil die meine Mutter mochte, und da hab ich dann auch Remus kennen gelernt!“ Ihre Augen leuchteten von einer Sekunde zur anderen auf. Sie hatte kurz etwas traurig oder auch wütend gewirkt, aber die Erwähnung von Remus hatte sie sofort wieder aufgemuntert. „Und weil Minerva und Remus im Orden sind, bin ich auch im Orden und bekämpfe die Kakerlaken der Oberschabe, wo es nur geht. Na ja, momentan bilde ich euch aus, damit ihr euch wehren könnt, falls sie Hogwarts überfallen. Ich bin mir nicht sicher warum, aber Dumbledore meint, ihr müsstet unbedingt überleben. Wahrscheinlich weil der Unnennbare eh nicht eher seine Arme komplett nach der Macht ausstreckt, solange sein einziger Bezwinger noch am Leben ist. Aber das ist im Grunde ja auch egal. Wollen wir anfangen?“ Harry blinzelte in das abwartende Gesicht. Sie hatte ihnen so viele Informationen so chaotisch durcheinander auf einmal gegeben, dass er kaum etwas davon behalten konnte. Wortfetzen zuckten durch seinen Kopf. Sirius, James, die Erwähnung der Namen, die ihm am meisten bedeuteten, Daten über ihre Familie, Muggel… Voldemort… Ihre Eltern hatte er also auch umgebracht. War ja klar gewesen. Ob es überhaupt jemanden gab, dessen Leben nicht von der Leiche zerstört worden war? ~*~*~*~ Auch Draco hatte Tonks schweigend gelauscht. Klar, die Verknüpfungen der Reinblüterfamilien waren wirklich komplex. Vielleicht sollte er doch mal dieses dusselige Stammbaumbuch herauskramen, das ihm seine Mutter jedes Jahr aufs Neue einpacken ließ... Konnte vielleicht nicht schaden, denn wirklich von allen Mitgliedern seiner Familie musste er sich ja offenbar nicht lossagen... Und Dumbledore... Ja, er wollte offenbar, dass sie kämpfen konnten. Das hatte er auf der Krankenstation sehr deutlich klar gemacht. Also würden sie sich vorbereiten. Lernen, wie er es genannt hatte. „Okay...“ Draco nickte auf Tonks’ Frage hin. „Ich hoffe nur, dass es klappt...“ Er blickte zu Harry. Schwarzmagische Flüche auf ihn zu hetzen - das war vermutlich etwas, das nicht gerade leicht werden würde. Schon das letzte Mal war es schwer gewesen, weil er ihn mochte. Aber jetzt... jetzt gingen diese Gefühle doch noch tiefer - beziehungsweise er war sich bewusst, dass sie tiefer gingen. ~*~*~*~ Auch Harry nickte jetzt, sodass Tonks überglücklich aufsprang und wirbelnd Platz schaffte, damit nichts von ihrem wertvollen Krimskrams kaputt ging. „Also dann. Einmal den aus der letzten Einheit und dann einen neuen, wenn der erste gut klappt?“ Harry nickte, erinnerte er sich doch ganz gut daran, wie man diesen einen Zauber blockte. War nicht so schwer, wenn man wollte. Der neue Zauber reizte ihn. Etwas Neues zum Lernen… Tonks blickte zu Draco, wollte auch dessen Einverständnis und als das kam, wirbelte ihr Zauberstab aus ihrem Ärmel und löste den Bann. „Dann mal los. Du kennst die Zeitklausel: zehn Minuten.“ Harry ging in Abwehrstellung. Jetzt hieß es aufpassen! ~*~*~*~ Draco nickte nur stumm und begab sich auf seine Position. Jetzt war nur die Frage, ob er dieses Monster in sich auch hervorlocken konnte... Einen winzigen Augenblick schloss er die Augen und blendete vollkommen aus, dass es Harry war, gegen den er antrat. Er versuchte alles um ihn auszublenden, sich vorzustellen, dass er Snape vor sich hatte - oder Warrington. Oder seinen Vater... Als er die grauen Augen wieder öffnete, waren sie einen Augenblick lang kalt, konnten es jedoch nicht lange bleiben, während er Harry ansah. Dennoch... Die Wut und der Hass reichten für einen brauchbaren Fluch. „Cordis Afflicatio!“ Eine machtvolle Woge floss durch ihn, während der Fluch Harry entgegenjagte. Bei Merlin... Das fühlte sich beinahe schon zu gut an... ~*~*~*~ Harrys Hand schoss hoch, den Abwehrzauber auf den Lippen, blockte er die schwarze Welle aus negativer Kraft. Alles kein Problem. Es ging sogar besser als sonst. Warum? Weil er versprochen hatte, nicht zu sterben. Das war es doch, nicht wahr? Lächelnd und erleichtert kam Tonks zu ihm. „Das war hervorragend! Beide! Draco, du hattest es gut unter Kontrolle! Nicht zu stark! Dann jetzt zum nächsten Zauber!“ Sie erklärte beiden kurz, was sie zu tun hatten, ließ Harry die Verteidigung einmal proben, dann durften sie wieder in Position gehen. Noch sechs Minuten… „Und los!“ ~*~*~*~ Draco schob seinen Widerwillen vollends beiseite. Er wollte diese Fähigkeit meistern, er wollte sie kontrollieren und nutzen können. Und dafür musste er üben. Hier und jetzt. Noch sechs Minuten. Zwei Flüche hieß das. Und der von Tonks genannte war stark. Er legte Kraft hinein. Genug Kraft, um Harry zu fordern - was auch gelang, da dieser die Flüche zwar letztlich blocken konnte, aber dennoch einige Schwierigkeiten damit hatte - und gleichzeitig hielt er genug zurück, um sich selbst dazu zu zwingen, es zu kontrollieren. Es ging sogar einigermaßen... Trotzdem... Als es vorbei war, war da ein Teil von ihm, der nach mehr gierte, der danach hungerte, jeden Gegner voll und ganz zu zerfetzen... Der diese Macht auskosten und diesem Rausch erlegen sein wollte. Denn ein Rausch war es, ja. Bei Merlin und was für ein Rausch. Seine Augen glänzten eigentümlich, als er den Zauberstab langsam sinken ließ. Und dann kam die Kälte... ~*~*~*~ Harry stützte sich nach dem zweiten Block leicht keuchend auf seine Knie. Anstrengend dieser Verteidigungszauber. Wirklich… Seine Augen kniffen sich kurz zusammen, dann blickte er zu Draco, der hoch aufgerichtet dastand, die grauen Augen verdunkelt glänzend, seine Hand nicht wirklich entspannt… Er wirkte leicht bedrohlich. Nicht wirklich angenehm. „Dray?“, fragte er leise, beruhigte seine Nerven und seine Atmung, zwang sein Herz gemächlicher zu schlagen, was nicht wirklich gelang. „Ist… alles okay?“ Leichte Besorgnis sprach aus seinem Gesicht, als er sich schließlich auch wieder aufrichtete. Tonks schwieg, ihr Gesicht ruhig und beobachtend. Während des Trainings selbst war sie irgendwie immer ruhiger. Vielleicht lag es daran, dass Draco sie einmal darum gebeten hatte. ~*~*~*~ Harrys Worte rissen Draco in die Wirklichkeit zurück. Dieses angenehme, rauschhafte Gefühl verschwand und machte der Kälte vollends Platz. Da war er wieder... Dieser Eindruck, einen Teil seiner Seele verloren zu haben. Unwillkürlich fröstelnd zog der Slytherin die Schultern hoch. „Ja. Alles okay...“ Er lächelte weich, hielt sich an Harry gedanklich und mit den Augen fest, ohne weiter darüber nachzudenken. Der Gryffindor war die Wärme, die diese Kälte vertreiben konnte... Das wusste er. Er kannte es, denn es war bisher immer so gewesen. Danach... Aber noch nie... noch nie zuvor hatte die Schwarze Magie ein derartiges Gefühl ausgelöst. Der Rausch der Macht war da gewesen, ja. Aber noch nicht so... auf diese eine spezielle Art... Bei weitem nicht derart angenehm... ~*~*~*~ Harry nickte, trat dann aber dennoch zu ihm und blickte ihm in die Augen, die nun allerdings nicht mehr so dunkel waren. Sie sahen wieder einsam aus. „Idiot.“, murmelte er. „Ich habe doch gesagt, du sollst deine Gefühle nicht zurückhalten.“ Missmutig piekte er in seine Wange, wandte sich im nächsten Moment an Tonks. „Ist der Unterricht damit vorbei?“, fragte er und sie nickte, lächelte. „Geht schon. Abendessen wartet!“ War es wirklich schon so spät? War es schon halb sieben? Unglaublich… Der Schwarzhaarige nickte und zog Draco am Ärmel fort. Kaum waren sie draußen seufzte er. „Die Kälte wieder?“, fragte er in Erinnerung an die gestrige Nacht. Da war Draco kalt gewesen. ~*~*~*~ „Hm...“, machte der Blonde. „Wie immer... danach. Ich friere jedes Mal.“ Er lächelte schief und lehnte sich gegen den Gryffindor, sog schon allein durch diese leichte Berührung etwas Wärme auf. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine rechte Hand nahezu höllisch schmerzte. Der notdürftige Taschentuchverband fühlte sich auch ganz klebrig an... Dumm, dass er ganz vergessen hatte, in den Krankenflügel zu gehen... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Er musste unbedingt noch mal in die Bibliothek. Vielleicht fand er dann den ein oder anderen Zauber, der Draco helfen konnte. Lächelnd strich er ihm ein paar Strähnen zurück und küsste ihn sacht. „Das ändern wir auch noch.“, versprach er, dann tippte er auf seine Hand. „Was bedeutet, dass du jetzt zur Krankenstation gehst und mich danach in der Bibliothek abholst, ja? Oder soll ich mitkommen zu Poppy, damit sie nachsichtiger ist?“ Wenn er ehrlich war, dann bereute er die Idee, ihn jetzt allein zu lassen auch schon wieder… „Weißt du was, wir gehen gemeinsam zu Poppy und in die Bibliothek und ich leih mir die Bücher einfach aus, ja?“ ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Okay. Aber wir sollten uns beeilen, sonst kommen wir noch zu spät...“ Gemeinsam schritten sie zur Krankenstation, wo Madam Pomfrey bedingt begeistert war, Draco zu sehen. Sie schimpfte leise vor sich hin, während sie seine Hände mit einem simplen Heilzauber wieder vollständig herstellte. „Ach, was machen Ihre Albträume?“, erkundigte sie sich noch, ehe die beiden Jungen wieder gehen konnten. „Haben sich verabschiedet.“ Draco lächelte ihr zu. Die Medihexe nickte erfreut und widmete sich wieder ihren anderen Aufgaben. Nun ging es also weiter zu Bibliothek. ~*~*~*~ Auch dort war der Aufenthalt kurz. Harry ging gezielt zu einem der Regale, schaute kurz über die Titel und nahm dann drei Wälzer heraus, die er bei Mme Pince auslieh und kleingehext irgendwie in seine Umhangtaschen stopfte. Jetzt wartete noch Blaise auf sie. „Ab in die Eingangshalle, ja?“, sagte er munter, nahm Dracos nun wieder heile Hand in seine und drückte sie aufmunternd. ~*~*~*~ „Genau.“ Dieser nickte und gemeinsam liefen sie weiter durch das Schloss. In der Eingangshalle trafen sie bereits auf Blaise und die anderen drei. Irgendwie war es ja klar gewesen, dass sich diese kaum fernhalten würden. Der schwarzhaarige Slytherin nickte den beiden kurz zu und trat dann hinaus vor die Tür. Schweigend blickte er den Weg von Hogsmeade entlang. Keine fünf Minuten später fuhr eine der Schulkutschen vor. „Blaise!“ Eine schmale, sehr zarte Frau sprang aus der Kutsche und lief ihrem Sohn entgegen. Blaise lächelte, als sie ihn umarmte. Sie ging ihm gerade bis zur Mitte seiner Brust und doch war die Ähnlichkeit unverkennbar. Langes, glattes, schwarzes Haar und große, ausdrucksvolle schwarze Augen, das schmale Gesicht... Das hatte er definitiv von seiner Mutter geerbt, den Rest offenbar von seinem Vater, der nun auch aus der Kutsche stieg und auf seinen Sohn zuschritte. Dann folgten noch zwei Männer. Draco musterte sie aufmerksam. Das mussten wohl die beiden Lebensgefährten der Zabinis sein... Mrs Zabini hatte schließlich aufgehört, Blaise zu umarmen und reichte diesen nahezu an seinen Vater weiter. „Draco.“ Lächelnd wurde auch der Blonde mit einer Umarmung begrüßt, dann Pansy. „Und das sind...“ Sie blickte den Jungen fragend an. „Harry Potter, Ron Weasley und Hermione Granger.“, stellte Draco sie vor. „Ah, Harry!“ Sie lächelte den Gryffindor an. Jetzt schien sie auch die Narbe auf seiner Stirn zu bemerken. „Herzlichen Dank für deine Hilfe!“ Sie zögerte keinen Augenblick, sondern umarmte den Jungen einfach. „Alain, das hier ist Harry!“, rief sie ihrem Mann zu, der einen Moment später ebenfalls den Jungen-der-lebt herzte. Draco konnte sich ein Grinsen nur mit Mühe verkneifen. Ja, ja, die Zabinis waren wirklich sehr herzlich... Blaise unterhielt sich in der Zwischenzeit mit den beiden verbliebenen Männern. Auch dort schien eine herzliche Atmosphäre zu herrschen. Diese Familie war wirklich faszinierend. ~*~*~*~ Harry war regelrecht rot angelaufen, als die hübsche Frau ihn umarmt hatte, noch röter, als Blaises Vater es auch tat. Ihr Dank beschämte ihn. Irgendwie… „Ich habe nichts gemacht.“, murmelte er. War doch alles Dumbledores Verdienst. „Trotzdem… Schön Sie kennen zu lernen!“ Seine Augen leuchteten. Die Umarmung von Dracos Mutter hatte ihn an Mrs Weasley erinnert, die ihn auch immer so drückte. Mütterlich und angenehm liebevoll. Man fühlte sich darin geborgen, etwas, was er immer vermisst hatte. ~*~*~*~ „Doch, du hast viel getan.“, sagte Mrs Zabini ernst, nachdem sie auch Ron und Hermione freundlich begrüßt hatte. „Ohne dich wären wir kaum hier. Danke.“ Sie drückte den Jungen noch einmal an sich und wandte sich dann zu Blaise um. Es freute sie immer zu sehen, dass ihr Sohn kein Problem damit hatte, mit ihrer ungewöhnlichen Familiensituation umzugehen. Er verstand sich ausgezeichnet mit Charles und Mortimer, etwas, was mit Sicherheit nicht selbstverständlich war. „Blaise? Wo hast du deine Sachen?“, fragte sie leise. Ihr Sohn wandte sich um und kam auf sie zu. „Mum, ich werde nicht mitkommen...“ „Aber...“ Sie schaute ihn an und dann seine Freunde. Sie standen neben ihm, standen ihm bei. Selbst von Draco empfing sie auf einmal eine Wärme, die dieser Junge niemals zuvor ausgestrahlt hatte. Nein, damals, als Blaise das erste Mal den Malfoyerben mitgebracht hatte, war sie beinahe entsetzt gewesen über dieses arrogante, kühle Kind, hatte ihn aber nichtsdestotrotz mit aller Freundlichkeit und Herzlichkeit behandelt und jetzt... „Mum, Dad, meine Freunde brauchen mich. Ich kann hier einfach nicht weg.“ Blaise lächelte wehmütig. Mr Zabini schloss seinen Sohn in die Arme. „Wenn es das ist, was du willst, Blaise... Aber denk daran, dass du immer nachkommen kannst. Dumbledore wird einen Weg finden.“ „Und schreib uns regelmäßig, ja?“ Auch seine Mutter schloss sich der Umarmung nun an. Draco sah beiseite. Soviel Harmonie... Das tat ja schon richtig weh. Schließlich lösten sich die Zabinis voneinander. Tränen hingen in den schwarzen Wimpern Magalie Zaibinis, als sie ihren Sohn noch einmal auf die Stirn küsste. Dann stiegen sie in die Kutsche. Blaise trat zu den anderen. Als die Kutsche davon fuhr und die vier darin ihnen zuwinkten, griff der Schwarzhaarige stumm nach Dracos Hand und drückte sie. Draco brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass seinem besten Freund die Tränen in den Augen standen. ~*~*~*~ Sie winkten alle dem entschwindenden Gefährt nach, Harry lächelte wehmütig. Jetzt hatte er gar nicht fragen können, wie man mit dem Leben als Homosexueller in der Zaubererwelt überleben konnte. Zu schade. Vielleicht… vielleicht konnte er das ja mal nachholen. Irgendwann. Was allerdings nichts daran änderte, dass die Zugtiere dieser Kutsche wirklich widerlich anzusehen waren… „Hässliche Viecher.“ Er schüttelte sich und war sich kaum bewusst, dass er diese Worte überhaupt geflüstert hatte. „Gruselig…“ ~*~*~*~ „Was für Viecher meinst du?“, fragte Pansy und blickte Harry verwirrt an. „Hast du etwa sehen können, wer die Kutschen zieht?“ Sie sah seit Jahren nichts und hatte sich - wie wahrscheinlich viele der Schüler - immer wieder gefragt, ob es Magie war, die diese Gefährte antrieb. Blaise lehnte sich leicht gegen Draco und wischte sich mit der freien Hand über die Augen. Ein verlegenes und zugleich trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen. „Hey, ist okay...“, raunte Draco und drückte seine Hand fester. In diesem Augenblick wünschte er sich, auch solch eine Bindung zu seiner Familie zu besitzen. Doch die seine war längst zerrissen und lag in Fetzen... ~*~*~*~ Hermione antwortete Pansy statt Harry. „Das sind Thestrale. Steht in ‚Geschichte von Hogwarts’. Es sind pferdeähnliche Wesen.“, erklärte sie und sprach dann ohne Punkt und Komma weiter, sodass Ron nur die Augen verdrehen konnte. Harry schwieg dazu. Er betrachtete Blaise und Draco, die dort aneinandergelehnt standen. Er konnte nachvollziehen, dass es dem Schwarzhaarigen momentan nicht gut ging, dass er Halt suchte und Draco ihm diesen geben konnte, aber dennoch, dieses kleine, lästige Biest in seiner Brust regte sich wieder und verschwand auch nicht, als er sich abwandte, um Hermiones langatmiger Ausführung zu lauschen, die plötzlich von dem Rotschopf unterbrochen wurde. „Ist ja gut, wir haben ja verstanden, dass du es weißt.“, murrte er und rettete Pansy somit vor blutenden Ohren. ~*~*~*~ „Oh...“, machte Pansy nur. Okay, vielleicht sollte man sich dieses Buch doch noch einmal durchlesen. „Aber...“ Ein Gedanke ließ sie trotzdem nicht los, auch wenn Ron ihr garantiert einen bösen Blick für diese Nachfrage schenken würde. „Wer von euch kann sie noch sehen? Ich kann es jedenfalls nicht... Aber Harry wiederum schon.“ Blaise stand noch einen Augenblick ruhig und starrte den Weg entlang, auf dem die Kutsche schon lange nicht mehr zu sehen war, dann wandte er sich zu den anderen um. Draco verhielt selbst noch einen Moment und gesellte sich dann neben Harry und legte ihm selbstverständlich den Arm um die Schultern. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn kurz an, bevor er Hermione wieder Aufmerksamkeit schenkte. Das interessierte ihn aber auch mal. Warum konnte er sie sehen, Pansy aber nicht? „Ich denke, keiner von uns kann sie sehen.“, meinte Hermione. „Am aller ehesten noch Draco, aber…“ Sie sah ihn fragend an. „…dazu müsste er den Tod eines Menschen gesehen haben.“ „Oh.“ Harry blickte sie leicht betreten an. Gesehen, wie jemand starb… Das hatte er. Cedrics Tod. Und seit ein paar Tagen immer und immer wieder. Er blickte in die Runde, eindeutig Pansys Frage wiederholend, doch Ron schüttelte den Kopf, Hermione ebenfalls, Pansys Antwort war bekannt. Blieben Draco und Blaise. Alle Augen richteten sich auf die beiden Slytherinjungen. ~*~*~*~ Blaise schüttelte stumm den Kopf. Draco tat dasselbe. „Nein... Aus einer Todesserfamilie zu stammen, heißt nicht zwangsweise, dass man dem Tod ins Auge zu sehen hat.“, kommentierte er Hermiones Bemerkung trocken und zugleich mit einem Anklang von beißendem Spott. „Es wurde allenfalls über Tod geredet. Das war es aber auch.“ Seine Augen blieben an Harry hängen. Er hatte den Tod gesehen... Natürlich. Diggory. In diesem Moment ging dem Blonden auf, dass Harry ihm gegenüber kein Wort über das verloren hatte, was in diesem Sommer geschehen war. ~*~*~*~ Es entlockte Harry ein leichtes Lächeln. Erleichterung im weitesten Sinne. Und wenn er es schaffte, dann würde er dafür sorgen, dass es auch so blieb… Nur… Sein Lächeln verblasste ein klein wenig, wurde traurig. Draco würde sie bald sehen können. Er hatte ihm dieses dumme Versprechen abgenommen… Erst jetzt bemerkte er, dass er schon wieder einen Fehler gemacht hatte. Er hatte ein Versprechen gefordert, dass Draco das bescherte, was er selbst so sehr verabscheute: Erinnerungen an den Tod. An den Tod von - vielleicht geliebten – Menschen… Es tat ihm beinahe Leid, aber nur beinahe. Er hatte Angst davor gehabt in diesen Kampf zu gehen, aber jetzt, wo er Draco auf seiner Seite wusste, jetzt, wo er wusste, dass er ihn bei sich haben würde, da fiel es ihm leichter. Der Gedanke an diesen Kampf war nicht mehr so schwer… Nein, er bereute die Frage nicht wirklich… Das Lächeln wurde wieder breiter, als er den Blick vom Gesicht seines Freundes nahm. Ron seufzte theatralisch. „Darf ich dieses Schweigen kurz übersetzten? Ich habe vielleicht den Tod gesehen, aber es ist nicht mehr so schlimm, denn ich habe ja jemanden gefunden, der mich davon ablenkt.“ Er bekam zur gleichen Zeit sowohl Harrys als auch Hermiones Ellbogen in die Rippen und keuchte in seinem beginnenden Lachanfall auf. Das hatte gesessen. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Nur keinen Neid, Ron.“, sagte er trocken und zog Harry näher an sich. Die Worte des Rothaarigen hatten ihm ein warmes Gefühl im Bauch beschert. Es hatte beinahe etwas davon, als wenn er Harry heilen könnte. Beinahe. Er war sich zwar nicht sicher, ob Ron Harrys Gesicht richtig deutete, aber... was machte das schon? Er war wichtig für Harry - und das hatte Ron wohl auch endlich kapiert und eingesehen... Und das Gefühl, für jemanden wirklich wichtig zu sein... das war doch überwältigend, beinahe so, als wenn es ihm zuvor nicht so richtig bewusst gewesen wäre. Nur mit Mühe konnte er gerade verhindern, so breit wie das berühmte Honigkuchenpferd zu grinsen... Trotz des ernsten Untertons, den dieses Gespräch noch immer besaß. ~*~*~*~ Harry grinste und ließ es geschehen, schlang im Gegenzug einfach die Arme um Dracos Mitte. Seiner. Vielleicht hatte Ron seine Gedanken nicht ganz erraten, aber Recht hatte er trotzdem. „Okay, nachdem Ron jetzt zum Schweigen verdammt ist…“ Hermione hatte ihm bei einsetzendem Protest die Hand über den Mund gelegt und hielt ihn nun einfach fest. Das hatte sie auch noch nie getan. Sie konnte auch nicht verhindern, dass sie leicht rot wurde, aber sie vertuschte es mit ihrer Frage. „...was tun wir heute noch? Hat einer ’ne Idee?“ Tja, Harry hätte da vielleicht schon eine Idee gehabt, aber er würde sie nicht äußern. Blaise jetzt seiner Stütze berauben war nicht, wenn dieser es nicht von alleine vorschlug. So blickte er nur fragend in die Runde. Einfach mal abwarten. ~*~*~*~ Blaise zog die Schultern hoch. „Wenn ihr nichts dagegen habt... Ich hätte gerne etwas meine Ruhe.“ Er lächelte schief. „Ein bisschen nachdenken und so...“ Pansy nickte verständnisvoll. Das war klar. Schließlich hatte er heute auch einiges durchgemacht. Ihr ging es ja auch nicht anders. Der Streit zwischen Draco und Blaise, die Eskalation, dann die Abreise von Blaises Eltern... Doch, das war auch für sie nicht einfach gewesen. Denn ohne es zu bemerken, war Blaise auch ihr bester Freund geworden, jemand, auf den sie sich hundertprozentig verließ und den sie als solchen brauchte. Die Gefahr, ihn zu verlieren, war so umfassend gewesen, dass sie gar nicht darüber nachdenken mochte. ~*~*~*~ Hermione schien fast froh. „Na wunderbar. Dann können wir beide uns ja unserem netten Projekt widmen.“, schlug sie vor und ließ nun endlich auch Ron los, der erleichtert aufatmete. Seine Freundin war wirklich unerwartet stark geworden über die Ferien… „Ich werde dann zu Fred und George gehen. Sie haben vorhin gesagt, sie wollen den Erfolg feiern. Will jemand mit?“ Harry schüttelte den Kopf, legte seine Wange auf Dracos Schulter. Damit war zumindest klar, was er wollte. Ron seufzte nur. Vielleicht - wenn er böse war, - würde er den Zwillingen stecken, dass sie da potenzielle Störfaktoren waren… Mal sehen… ~*~*~*~ Pansy nickte und hakte sich bei Hermione unter. Damit zogen die beiden Mädchen ab, recht bald gefolgt und Ron und Blaise, die zumindest teilweise den gleichen Weg hatten - bis Blaise in die Kerker abbiegen musste. Draco schaute ihnen noch einen Augenblick zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Harry. „Womit wir beide dann alleine wären...“ Er lächelte, hob Harrys Kinn an und küsste diesen sachte auf die Lippen. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht, schmiegte sich an ihn und gab den Kuss genauso sachte zurück. „Und was machen wir heute noch? Schwimmen ist ja nicht, auch wenn ich das irgendwie grade gerne tun würde…“ Zwei nette Aussichten: Draco Malfoy halbnackt und eine Abkühlung gegen das schwüle Wetter. Dummerweise sah es wirklich so aus, als würde es bald regnen… ~*~*~*~ „Wieso können wir nicht schwimmen?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Nur, weil es vielleicht ein bisschen regnet? Ist doch egal... Wir sind dann doch eh nass...“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „Komm... Lass uns schwimmen gehen. Nur du und ich...“ Er tat einige Schritte rückwärts die Treppe hinunter, hielt dabei jedoch weiterhin Harrys Hand fest und blickte diesen auffordernd an. ~*~*~*~ Bei Regen schwimmen gehen? Harry war und blieb skeptisch. Das war, als würde man die Krankheiten einladen, einen zu überfallen… Jedenfalls hatte das Tante Petunia immer gesagt. Aber Petunia war doch sowieso doof, nicht wahr? Und diesen Augen konnte er auch nicht widerstehen, selbst wenn er gewollt hätte. Dracos Augen eben… Silbergrau, diesmal leider nur ohne Mondschein. „Okay.“, gab er nach und ließ sich mitziehen. Schwimmen war doch eine gute Idee. Er wollte es und wenn es wirklich regnen sollte, dann konnten sie doch immer noch hineingehen und heiß duschen, nicht wahr? Er begann zu grinsen. „Dann Wettrennen zur Weide?“, fragte er in der Hoffnung, dass Draco die Herausforderung diesmal wahrnahm. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco nickte und ließ Harrys Hand los. Wettrennen und dabei Händchenhalten. Nun, das war wohl kaum möglich... „Was bekommt der Gewinner?“ Seine grauen Augen glitzerten leicht. War doch klar, dass man da irgendeinen Gewinn einsetzte, oder? Nur einfach so, um der Herausforderung willen zu laufen - klar, das ging im Prinzip auch. Aber jetzt war er neugierig, was Harry vorschlagen würde... ~*~*~*~ Harry blinkte. Darüber hatte er gar nicht nachgedacht. Hm… Ein Preis für den Gewinner… Musste doch was Gutes sein, etwas, was nicht so einfach zu bekommen war, nicht wahr? Kurz blitzte durch seine Gedanken das, was er Draco vor kurzem noch verwehrt hatte. Es tat ihm noch immer Leid deswegen und wenn er richtig darüber nachdachte, dann verstand er auch nicht so ganz, warum er abgebrochen hatte, aber als er das vorschlagen wollte, überkam ihn wieder diese unbestimmte Furcht. Was war denn nur los? Etwas verzweifelt blickte er Draco an, aber von dem konnte er sich keine Hilfe erhoffen. Er wollte ihm nicht wehtun, also sollte er davon besser nichts erfahren… „Tja…“, begann er stockend. „Eine… Massage vielleicht? Oder was meinst du?“ ~*~*~*~ „Ich finde, das klingt gut...“ Der Blonde grinste und stupste Harry sacht auf die Nase. „Sehr erstrebenswert sogar...“ Er drehte sich zur Seite, peilte die Weide an. Es war nicht allzu weit. Fünfhundert, vielleicht siebenhundert Meter. Locker zu schaffen. Aber er wusste ja, dass Harry schnell war... „Also dann... Auf die Plätze... Fertig... Los!“, gab er das Startkommando. ~*~*~*~ Harry rannte los. So schnell er konnte. Er hatte Draco laufen gesehen, er wusste, dass er stark war, er wusste, dass er da nicht so ganz mithalten konnte, mit seinem lausigen Training vom ständigen Zuspätkommen, aber aufgeben würde er deswegen nicht. Auf keinen Fall freiwillig! Wind hielt ihm die Haare aus dem Gesicht, er spürte, wie sein Atem schwerer wurde, wie ihm warm wurde. Und dann sah er, wie Draco zum Überholen ansetzte… Vergiss es!, dachte er und legte noch mal alle Kraft in die Bewegung seiner Beine. Schneller! ~*~*~*~ Draco hatte sich nicht getäuscht. Kein bisschen: Harry war wirklich schnell. Dennoch... Er sah seine Chance, setzte zum Überholen an, war auch schon vorbei - und trat auf seinen Umhang. Auf einmal drehte sich die Welt und er legte einen wirklich bühnenreifen Salto hin. Natürlich landete er auf seinem Hinterteil - das war ja wohl klar gewesen. Und noch selbstverständlicher hatte er das Wettrennen verloren. Harry hatte die letzten Meter zu der Weide hinter sich bringen können, ehe er stehen bleiben und sich umwenden konnte. Benommen blieb Draco einen Augenblick lang sitzen. Autsch. Mit einem schiefen Lächeln im Gesicht stand er dann wieder auf und rieb sich fluchend sein Hinterteil. „Die Revanche bekomme ich aber ohne Umhänge.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Das nennt man Übung, Draco.“, grinste Harry, als er seinen Schrecken überwunden hatte. „Mit Umhang rennen ist eine Kunst!“ Er lächelte, trat auf ihn zu und gab ihm einen Kuss. „Tut es weh?“ Leichte Besorgnis klang aus seiner Stimme. ~*~*~*~ „Nur meinem Stolz...“ Der Blonde seufzte theatralisch, rieb sich aber noch einmal über die schmerzende Stelle. Allerdings verflog der Schmerz schon langsam wieder. Nur gut, dass er auf Gras gelandet war... „Reden wir nicht mehr drüber. Wir wollten schließlich schwimmen, oder?“ Er lächelte und wuschelte Harry durch die Haare. ~*~*~*~ Harry nickte. Schwimmen war immer gut. Er zog sich den Umhang über den Kopf. Außerdem hatten sie nicht mehr so viel Zeit. Draco würde in einer Stunde etwa seine Runde machen müssen und davor sollte er zumindest wieder warm sein. Schuhe, Kleider und diesmal auch die Brille folgten, dann grinste er wieder. Es war nicht mehr ganz so warm, bald würde es wahrscheinlich wirklich regnen. „Na los!“, drängte er. ~*~*~*~ Draco musste bei Harrys Gedrängel erneut lächeln und streifte innerhalb kürzester Zeit seine Kleidung bis auf die Boxershorts ab. „Worauf wartest du noch?“, fragte er den Gryffindor, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. ~*~*~*~ „Uhaaaa!“ Harrys Augen weiteten sich entsetzt, als er begriff, was Draco im Begriff war zu tun. Er wollte ihn ins Wasser ziehen. Ziehen? So… reinlaufen? Einfach so? Ohne Schockmoment? „Spinnst du?“, quiekte er, als seine Füße auch schon die ersten Wellchen abbekamen. Im nächsten Moment rieselten tausende kleiner, kalter Tropfen über ihn, aufgespritzt von Draco, der vorneweg lief. Dann waren sie auch schon im Wasser. Draco hatte ihn einfach umgeworfen, als seine Beine es nicht mehr aus dem Wasser geschafft hatten und dieses sie blockiert hatte. „Kakakaaaalt!“, wimmerte er, als er endlich wieder auftauchte. ~*~*~*~ „So kalt?“, feixte Draco, obwohl es ihm nicht sehr viel besser ging. Eine Gänsehaut überzog bereits seinen Körper. Der See war wirklich sehr kalt... Oder vielleicht kam es ihm auch nur so vor. „Soll ich dafür sorgen, dass dir wieder warm wird?“ In seinen grauen Augen glänzte es verheißungsvoll und er trat einige Schritte näher. ~*~*~*~ Leidend blickte Harry zu ihm hin, doch war die Kälte im nächsten Moment vergessen. Dracos Blick war… uh… Jetzt war die Gänsehaut anders. Wie ein Hitzeschauer! Unfähig sich zu bewegen oder auch nur den Blick von diesen Augen zu nehmen, stand er nun ganz dicht vor ihm. Der Wind strich über ihre Körper, aber sie beide nahmen das nicht mehr wahr. Harry war nicht einmal mehr dazu fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. ~*~*~*~ Mit einem lasziven Lächeln hob Draco Harrys Kinn leicht an und verwickelte ihn in einen erst ganz vorsichtigen und langsam immer intensiveren und leidenschaftlicheren Kuss. Seine Fingerspitzen wanderten sachte über den nackten Oberkörper des Gryffindors, fuhren die Seiten hinauf und wieder herunter. Dann legte er eine Hand in Harrys Nacken zog ihn ein wenig näher und strich mit der anderen über seine Wirbelsäule, fuhr Erhebung für Erhebung nach, bis er den Hosenbund erreicht hatte und streichelte sich dann genauso sachte wieder nach oben. ~*~*~*~ Wieder erschauderte der Schwarzhaarige. Erst der sinnliche Kuss, dann die Leidenschaft dahinter. Er spürte die Gefühle wieder in sich erwachen, spürte das Prickeln im Bauch, das sich von dort überallhin ausbreitete. Dracos Finger zeichneten glühende Bahnen über seine Haut. Er spürte unter seinen eigenen Fingerspitzen kalte Haut, unter der eine erstrebenswerte Wärme lag. Er wollte mehr von dieser Wärme. Wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen. Niemals… Er zuckte zurück. Der Gedanke war wie ein Einbruch in diese vollkommen ausgefüllte Welt, war wie ein Messer, das sie zerriss. Das Gefühl in ihm, es machte ihm Angst. Verlangen… Hunger… oder Gier? Jetzt erst merkte er, dass seine Lungen längst nach Sauerstoff schrieen, dass seine Knie ihn wie vorgestern kaum noch tragen wollten, dass sein Kopf die Geräusche ausgeblendet hatte, dass seine Hände nicht mehr ihm gehorchten, sondern wie eigenständige Wesen über Dracos Brust und Bauch strichen. Die Kälte brach plötzlich über ihn herein, wurde von Angst bis in sein Innerstes getragen. Sein Körper… Er hatte ihn nicht mehr unter Kontrolle… Kontrollverlust… Ein Donnerschlag krachte über den Himmel, zerriss die Luft in zwei Teile, sodass sie sich wieder zusammenfinden musste. Wind kam auf. Heftiger Wind… ~*~*~*~ Der Donnerschlag brachte Draco gewaltsam wieder in die Wirklichkeit zurück. Einen Augenblick lang war er orientierungslos. Dann kam der Regen. Wie ein dichter Vorhang fiel er, kalt und jedes bisschen Wärme verzehrend. Sie mussten raus aus dem Wasser. Der Gedanke sickerte in Dracos Bewusstsein. Bei Gewitter im Wasser... Das war gefährlich. Lebensgefährlich. Dicht an sich konnte er Harry zittern spüren. Ohne weiter darüber nachzudenken, hob er den Gryffindor hoch und watete mit ausgreifenden Schritten zum Ufer. Auch seine Knie fühlten sich wackelig an, doch er zwang sich dazu, die Kontrolle zu behalten, stark zu sein... Der nächste Blitz zuckte über den Himmel, als er unter der Weide ankam und Harry wieder auf die Beine stellte. Einen Augenblick später donnerte es erneut und der Slytherin zuckte unwillkürlich zusammen. Hier draußen war es noch kälter. Der heftige Wind kühlte sie beide aufgrund des Wassers auf ihrer Haut beinahe augenblicklich aus. Selbst bibbernd vor Kälte hängte er Harry dessen Umhang um die Schultern und hüllte sich in seinen eigenen. Irgendwie schien der Schwarzhaarige nicht so wirklich bei sich zu sein... ~*~*~*~ Harry zog den Umhang fester um sich. Ein einziger Gedanke flatterte wie ein hyperaktiver Vogel durch seinen Kopf: Du hättest ihn wieder weggestoßen, wenn das Gewitter nicht gekommen wäre. Du hättest ihm wieder weh getan! Regen rann über sein Gesicht und spülte die Tränen weg, aber das Gefühl in seinem Inneren und die komische, unerklärliche Panik, wenn es um diese Gefühle ging, die konnte er nicht fort waschen, an die kam er nicht heran. ~*~*~*~ Draco betrachtete Harry einen Augenblick. Die grünen Augen waren groß und weit aufgerissen. Seine Lippen schimmerten schon bläulich... Er überbrückte die Entfernung zwischen ihnen, zog ihn in seine Arme. Wahrscheinlich sollten sie jetzt wirklich zusehen, dass sie so schnell wie nur möglich reinkamen, aber... Er wollte ihn festhalten. Er wollte einfach da sein und ihm das bisschen Wärme geben, das er noch hatte. Ganz egal, wie dumm das jetzt war. ~*~*~*~ Die Umarmung überraschte Harry etwas, aber es dauerte auch nicht lange, bis seine Hände den Umhang losließen und er seine Arme vorstreckte, um Draco zu umarmen, sich stumm zu entschuldigen. Dass der Umhang von seinen Schultern rutschte, fiel ihm nicht auf, war ihm egal und wurde nicht beachtet. Draco war noch da, war für ihn da, würde da bleiben und nicht weggehen. Er drückte seine Nase gegen die weiße, feste Brust. ~*~*~*~ Schweigend hielt Draco den schmalen Jungen fest. Das Gewitter wurde immer heftiger. Die Windböen waren mittlerweile schon richtig stürmisch und ließen den Blonden immer wieder erschauern. „Komm, zieh dich an...“, sagte er schließlich sanft und gab Harry einen kurzen Kuss auf das nasse Haar. „Es ist kalt. Und es wird hier draußen langsam gefährlich...“ Einer der letzten Blitze hatte nahe im Verbotenen Wald eingeschlagen. Der laute Knall hatte die Erde regelrecht beben lassen. Selbst ihm wurde es hier draußen langsam unheimlich. ~*~*~*~ Harry nickte und ließ ihn widerstrebend wieder los. Dann bückte er sich, um seinen Umhang aufzuheben, blickte dass triefnasse Ding aber nur mit Ekel im Gesicht an, bevor er es unbehaglich überstülpte. Kalt und nass. Widerlich. Dann war er wieder bei Draco, stand neben ihm, seine übrigen Kleider einfach überm Arm, nahm seine Hand, sobald er fertig war mit ankleiden. Nähe. Er wollte ihm jetzt nahe sein. ~*~*~*~ Draco streifte selbst zumindest die Hose über und eben das Hemd, verzichtete allerdings darauf, es zuzuknöpfen. Das hätte ihm wirklich zu lange gedauert. Umhang drüber und fertig. Die Krawatte landete in irgendeiner seiner Taschen, ebenso die Socken. Schuhe konnte man schließlich auch barfuß tragen... Sobald er fertig war, griff er nach Harrys Hand und rannte mit diesem gemeinsam durch den Regen Richtung Schloss. Die Luft war voller Wasser. Beinahe war es so, wie der Sturm, in dem sie geflogen waren. Beinahe. Nur mit dem Unterschied, dass der Regen auch so schon waagerecht daher kam und sie dafür nicht erst mit einem Besen durch die Luft rasen mussten. ~*~*~*~ Sie erreichten das Schloss und hinterließen eine wahre Wasserlache die ersten paar Schritte hinein. Harry drückte seine Kleider an sich, fröstelte leicht. *Euer Glück, dass ihr endlich drin seid!*, hallte Hermiones Stimme durch ihrer beider Gedanken. *Was denkt ihr euch eigentlich?* Harry lächelte müde. War ja klar, dass sie so etwas sagte… „Woher weiß sie das?“, kam dann diese Frage aus seinem Mund und er starrte Draco verwirrt an. Das konnte sie doch gar nicht wissen. Sie… Er blickte sich um, konnte sie aber nirgends entdecken. Hatte sie nicht in Myrthes Klo sein wollen? ~*~*~*~ Draco zog die Schultern hoch. „Keine Ahnung...“ Irgendwie war das unheimlich... Konnte es sein, dass sie die Karte hatte? Nein, das war eigentlich ausgeschlossen, denn Hermione nahm schließlich nicht einfach irgendwelche Sachen, die ihr nicht gehörten. „Geh du schon mal in den Raum der Wünsche. Ich mache kurz meine Runde und bin dann sofort oben. Dauert nicht lange.“ Vermutlich wäre es klüger, sich erst vernünftig aufzuwärmen, aber irgendwie würde es auch so schon gehen... Während er sprach, knöpfte er bereits langsam sein Hemd zu. ~*~*~*~ „Trockne dich ab.“, meinte Harry. Seine Gedanken gingen komplett in die andere Richtung. „Oder hex dich trocken. Oder was weiß ich, aber so solltest du nicht durch die Schule geistern. Dazu sind die Gänge einfach zu kalt und zu zugig.“ Seiner Meinung nach sollte Draco wirklich die Runde einfach mal wieder vergessen, aber das ging natürlich auch nicht… Vielleicht sollte er einen Abstecher zu den Gryffindors machen, damit er seine Tasche mit dem Tarnumhang wiederbekam… Und er sollte die Bücher aus der Bibliothek trocknen… ~*~*~*~ Draco nickte leicht, kramte seinen Zauberstab aus dem nassen Umhang hervor und richtete diesen erst auf Harry und hexte diesen trocken, dann auf sich. „Bis gleich... Kätzchen.“ Er lächelte und gab dem Gryffindor noch einen kurzen Kuss auf den Mund, ehe er sich umwandte und Richtung Kerker verschwand. Mit ein bisschen Glück würde ihm niemand begegnen und er konnte ganz schnell zum Raum der Wünsche verschwinden. ~*~*~*~ Harry blickte ihm lächelnd nach. Die Nässe war fort und schon fühlte er sich besser. Wortlos wanderte er hinauf in den Raum der Wünsche, ging unter die Dusche, zog sich seinen Schlafanzug an, warf seine Sachen auf den Sessel, nachdem er die Bücher großgezaubert und festgestellt hatte, dass Draco auch sie getrocknet hatte. Alles ganz mechanisch. Irgendwie wollte sein Gehirn diese Gedanken nicht zulassen, die in seinem Kopf herumspukten. Er… wollte sie nicht zulassen. Doch als er wenig später auf dem Bett lag, war es gar nicht mehr möglich, die Gedanken zurückzuhalten. Irgendwie war es mit der Zeit klarer geworden. Unheimlich klar. Und er konnte mit dem Gedanken nichts anfangen, verstand es nicht, konnte es sich nicht erklären, aber… immer wenn Draco die Grenze zu einem Kuss überschritt und es ihn mitzuziehen drohte, bekam er es mit der Angst zu tun. Richtiger Angst. Panik schon fast. „Warum?“, flüsterte er in die Stille, die einzig vom Blubbern der Kessel erfüllt war. Ein beruhigendes Geräusch an sich, aber nicht wirklich in Harrys Kopf präsent. Nichts ließ das Gefühl der Verzweiflung, das in ihm erwachte, mehr zu. Draco war doch lieb. Er hatte nie etwas getan, was er nicht wollte, tat es doch auch in diesen Momenten nicht. Er… beschützte ihn doch, verteidigte ihn immer, war für ihn da, wenn es ihm schlecht ging. Warum hatte er Angst vor ihm? Und wenn er vor ihm Angst hatte, warum suchte er dann immer noch seine Nähe, wenn ihn solch eine Panikattacke überrollt hatte? Er konnte danach doch nicht einmal ertragen, von Draco getrennt zu sein. Er… wollte doch keine Angst vor ihm haben… Er schluchzte einmal und rollte sich auf die Seite, versteckte den Kopf unter den Armen. Er war ein schrecklicher Mensch. Er vertraute dem Menschen nicht, den er liebte. Er vertraute ihm nicht, hatte Angst vor ihm… So was konnte sich schlecht Freund nennen! ~*~*~*~ Draco hatte wirklich Glück. Diesmal wartete weder sein Fanclub auf ihn, noch waren viele Schüler unterwegs, die er in ihre Schlafsäle schicken musste. Warrington & Co waren wahrscheinlich noch mit ihren Strafarbeiten für Snape beschäftigt. Als er an dem Zugang zu dem Slytheringemeinschaftsraum vorbei ging, blieb der Vertrauensschüler einen Augenblick lang stehen. Sollte er nach Blaise sehen? Vielleicht... Vielleicht wäre das besser. Aber andererseits hatte dieser ja vorhin gesagt, dass er allein sein wollte. Er biss sich auf die Unterlippe und dachte nach. Nein, wahrscheinlich... würde Blaise gerade niemanden sehen wollen. Langsam ging er weiter, die Schultern nun hochgezogen und die Hände in den Hosentaschen versenkt. Er hatte das Gefühl, Blaise im Stich zu lassen und gleichzeitig zog es ihn doch zu Harry in den Raum der Wünsche... Es war wie verhext. Wirklich verhext. Er gab sich einen Ruck und beschleunigte seinen Schritt wieder. Er hatte seine Entscheidung getroffen und jetzt würde er verdammt noch mal nicht weiter darüber nachdenken. Er freute sich schließlich darauf, wenigstens am Abend wieder etwas Zeit mit seinem Freund alleine verbringen zu können. Ungestört, in reiner Zweisamkeit. Und dennoch... irgendwie blieb da dieses Gefühl, dass er nicht für Blaise da war... Die Schultern noch immer hochgezogen, erreichte der Blonde den Raum der Wünsche und trat ein. Erst in dieser vertrauten Wärme fiel ihm auf, wie kalt ihm eigentlich noch immer war. Am liebsten hätte er sich sofort unter der Dusche aufgetaut, doch als er Harry so zusammengerollt auf dem Bett sah, hatte er auf einmal das dumpfe Gefühl, als wenn irgendetwas nicht in Ordnung war... Er schritt zu dem Bett hinüber, ließ sich auf der Kante nieder und legte dem Schwarzhaarigen sachte die Hand auf die Schulter. „Harry? Ist alles in Ordnung?“ ~*~*~*~ Nicken, mehr nicht. Eigentlich hätte es ja ein definitives Kopfschütteln werden müssen, aber mit diesem widerlichen Gedanken wollte Harry Draco nicht belasten. Er würde damit fertig werden. Ganz alleine. Und wenn er diese… verfluchte Angst überwunden hatte, dann würde er sich überlegen, ob er Draco davon erzählte. Er rollte sich auf den Rücken und lächelte ihn an. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin nur müde.“, sagte er und hätte sich am liebsten erschlagen, weil er ihn anlog. Zumindest zum Teil. Müde war er wirklich, wenn er auch nicht so ganz wusste, woher das kam. Vielleicht noch eine Nachwehe des Kampfes gegen Snape. Wäre zumindest denkbar… ~*~*~*~ Einen Augenblick lang musterte Draco den Gryffindor prüfend. Irgendwie lag in diesen grünen Augen etwas, was es ihm schwer machte, diesen Worten Glauben zu schenken. Zögerlich strich er Harry über die Wange. „Okay...“, sagte er schließlich leise und lächelte. Vielleicht bildete er sich das auch einfach nur. Und wenn nicht... dann wollte Harry vielleicht auch einfach nicht darüber reden. Und das war etwas, was er selbst schließlich auch zu genüge kannte. „Ich bin gleich wieder da...“ Der Blonde hangelte an dem anderen vorbei nach seinem Schlafanzug - so langsam gewöhnte er sich auch an diese bekloppten Schlangen - und stand auf. Eine heiße Dusche war jetzt wirklich etwas, das er dringend brauchte. Ihm klapperten ja schon fast die Zähne. Er verschwand im Bad und stand beinahe nur einen Lidschlag später unter dem heißen Wasserstrahl. Bei Merlin, tat das gut! Im ersten Moment spürte er die Wärme gar nicht, dann begann sie wehzutun und jedes winzige bisschen Haut seines Körper begann zu prickeln. Er genoss das heiße Wasser lange und ausgiebig, bis er es endlich abdrehte. Trotzdem blieb jedoch der Gedanke an Harry allzu deutlich präsent. Er machte sich Sorgen, auch wenn der Schwarzhaarige sagte, dass er sich keine Sorgen machen sollte. Natürlich tat er das. Harry war ihm schließlich wichtig. Seine grauen Augen blickten nachdenklich, als er wieder in das Zimmer zurückkam. Seine Haare waren - mal wieder - noch ein bisschen feucht, aber das störte ihn nicht. ~*~*~*~ Harry hatte sich unter die Bettdecke verzogen und gewartet, dass Draco wiederkam. Jetzt hob er die Bettdecke an. Eindeutige Einladung. Er wollte ihm nahe sein, mit ihm kuscheln und sich, wenn möglich, einfach nur bei ihm anschmiegen und sich wohl fühlen… Wäre doch wirklich mal eine angenehme Abwechslung zu diesem seltsamen, chaotischen Tag. ~*~*~*~ Die Aufforderung war wirklich eindeutig. Draco krabbelte zu Harry unter die Decke und zog den Gryffindor liebevoll in seine Arme. Es tat so unheimlich gut, seine Wärme und seine Nähe zu spüren,... Ihn zu riechen, zu fühlen und einfach, ganz eben, als wenn es das Leichteste von der Welt wäre, seine Sinne voll und ganz von Harry ausfüllen zu lassen. Draußen donnerte es noch immer hin und wieder leise und Regen prasselte gegen die geschlossenen Fensterläden. Und wenn Draco ehrlich war, machte das diesen Augenblick noch viel gemütlicher... ~*~*~*~ Gemütlich… Das fand auch Harry. Er kuschelte sich ganz eng an ihn, ganz tief unter die Decke, so dass kaum noch sein Kopf herausschaute. Er fühlte sich schuldig Draco gegenüber, aber seine Lippen zierte dennoch ein Lächeln. Er war bei ihm. Und er würde seine Angst überwinden. Bald, so schnell wie möglich. Seufzend entließ er schließlich seine Gedanken für diesen Tag, um in den Schlaf hinüberzugleiten. Aber bevor er soweit war, murmelte er noch: „Ich liebe dich, Dray…“ Nur ganz leise. ~*~*~*~ Ein tiefes Lächeln lag auf Dracos Gesicht, als er diese drei Worte hörte. Ein anderes, viel tiefgehenderes Gefühl von Wärme überkam ihn, als diese Wärme unter der Bettdecke. Es war das dritte Mal... Das dritte Mal, dass Harry ihm sagte, dass er ihn liebte. Sachte strich Draco ihm durch das wirre Haar. Der ruhige Atem des Gryffindors verriet nur zu deutlich, dass er bereits eingeschlafen war. Sinnlos, jetzt irgendetwas zu antworten. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Still in love with all your sins Where you stop and I begin And I'll be waiting Living like a house on fire What you fear is your desire It's hard to deal I still love the way you feel ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ich mag Blaises Eltern.^^ Sie sind cool. ^^ Auch wenn sie absolut nichts mit denen im Buch zu haben. *hust* Hach, die Gewittersache finde ich toll. *_* Schwimmen im Regen ist ja nicht schlimm, aber bei Gewitter? Böse gefährlich. >.< Shirokko: *blitzkrachbummbumm* Muahahahahahahaha! *wieteufelchenrumspringt* *abbyzumtanzenmitnimmt* Training unter Beschuss ----------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 65: Training unter Beschuss Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jackson Browne - The Night Inside Me. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 65: Training unter Beschuss Am nächsten Morgen erwachte Harry durch den Wecker. Seiner Meinung nach viel zu früh, aber Quidditch wartete auf ihn und er musste in den Gryffindorschlafraum, um sich umzuziehen und seine Sachen zu packen… Nach und nach sollte er doch dafür sorgen, dass das Ganze Zeug hier drüben landete, damit er nicht immer holen musste, was ihm fehlte… Schweigend wurschtelte er sich aus den Armen des Schlafenden an seiner Seite, nachdem er den Wecker mit dem Kissen, das sie grade beide nicht benutzten, zum Schweigen gebracht hatte, zog sich an und wollte eigentlich schon gehen, um ja nicht zu riskieren, dass Draco wach wurde, aber ein kurzer Blick auf das Gesicht seines Geliebten reichte, um diese Entscheidung in ihren Ausführungsansätzen zu vernichten. Der Anblick zwang ihn einfach dazu, zu ihm zu gehen, sich neben ihn zu setzen und ihn zu betrachten. Zu selten konnte er dieses sanfte, unschuldige Gesicht genießen… Blasse Haut, leicht gerötete Wangen, schmale, weich anmutende Lippen… Sachte beugte er sich vor, küsste ihn, konnte gar nicht anders, als das zu tun. ~*~*~*~ Der Wecker hatte Draco zwar aus dem Tiefschlag gerissen, doch er hatte sich beharrlich geweigert, wirklich wach zu werden. Zumindest bis zu diesem einen Augenblick als er Harrys Lippen auf seinen spürte. Das war doch mal eine nette Art geweckt zu werden... Ohne die Augen zu öffnen, legte er die Hand auf Harrys Nacken, zog ihn noch einen Tick näher und erwiderte den Kuss. ~*~*~*~ Harry war beinahe erschrocken. Er war davon ausgegangen, dass Draco geschlafen hatte. Wie fies! Aber trotzdem ging er auf dieses Intensivieren ein. Erstens, weil die Verlockung einfach zu groß war, und zweitens, weil er sich ja gestern noch geschworen hatte, seine Angst unter Kontrolle zu bekommen. Leise lächelnd öffnete er seine Lippen, spürte tief in sich hinein, ob da Angst war, aber er konnte nichts davon entdecken. Da war nur Aufregung, dieses wundervolle Kribbeln, wie immer leicht weiche Knie und Benommenheit. Berauscht von Draco… Er begann zu lächeln. In den Kuss hinein. Keine Panik… ~*~*~*~ Neckend stupste Draco mit seiner Zungenspitze gegen Harrys, nahm das Angebot an, fuhr über seine Lippen, strich über die Zähne und fand immer wieder seine Zunge. Ohne weiter darüber nachzudenken zog er Harry ganz zu sich hinunter und vergrub die Hand in seinem dichten Haar. Mit der freien Hand fuhr er über die Seite des Gryffindor, zupfte sachte das Hemd aus dem Bund der Hose und strich unter dem Stoff über die weiche Haut, liebkoste sie zärtlich. ~*~*~*~ Harry erschauderte und bekam im nächsten Moment eine Gänsehaut. Es war schön. Angenehm, Dracos Hand in seinem Haar wirkte beschützend, verlangend, seine andere Hand zärtlich und versprechend… Er strich mit seinen Händen über Dracos Hals und seine Wangen, spielte mit, bot Gegner und Partner zugleich, bis sie sich voneinander trennen mussten. Er lächelte wieder sachte, ein wenig melancholisch. „Draco, ich muss los. Training.“, erklärte er sanft den Grund für sein Unterbrechen. „Ich darf nicht zu spät kommen.“ ~*~*~*~ „Ich weiß...“ Draco seufzte leise. Seine Lippen prickelten richtig und er sehnte sich nach mehr. Mehr davon... Mehr überhaupt. „Weck mich immer so, ja?“ Er lächelte und strich Harry zart über die Wange, verharrte mit seinen Fingerspitzen eben an dessen Lippen. Bei Merlin, am liebsten hätte er die Welt dort draußen einfach so für nichtig erklärt... ~*~*~*~ Die Worte färbten Harrys Wangen rot. Weck mich immer so… Uh… „Gerne.“, lachte er. „Wenn du das willst.“ Ein kurzer Kuss. „Wir sehen uns nachher, ja?“ Damit erhob er sich, strich im Zuge dessen noch einmal über die blasse Haut an der Wange und ging dann zur Tür. Ein letztes Mal gewinkt, dann war er auch schon verschwunden. Sein Weg führte ihn direkt an die Seite von Rons Bett, der noch immer gemütlich schlief. War doch nicht zu fassen! Musste er den auch wecken? Nein, musste er nicht, denn im nächsten Moment kamen die Zwillinge hereingestürmt und sprangen mit einem „Hi, Harry, du auch hier!“ und einem großen Satz je auf eine Seite des schlafenden Fünftklässlers, der im nächsten Moment senkrecht im Bett saß. Seine Augen waren schockgeweitet, bis er begriff. „Fred! George!“ Er schlug nach ihnen und sie wichen lachend aus. In ihren Betten nicht weit weg murrten Dean, Seamus und Neville, weil sie aus dem Schlaf gerissen worden waren. Harry grinste. „Zum Training jetzt?“ Ron blickte ihn entgeistert an. „Dass du uns hier auch mal wieder beehrst… Wahnsinn.“ „Ich hole ein paar Sachen.“, erklärte der Schwarzhaarige grinsend. „Aber es ist recht spät, vielleicht sollten wir uns beeilen.“ Die Zwillinge nahmen Ron die Entscheidung ab, als sie ihn aus dem Bett traten, ihm seinen Umhang ins Gesicht warfen und ihm eine Galgenfrist von einer Minute ließen, um sich umzuziehen, bevor sie ihn und Harry gleichermaßen hinauszerrten. Harry hatte zusätzlich zu seinem Umhang, den er bereits trug, Wechselklamotten dabei, seine Tasche und seine wertvollsten Besitztümer, damit er sie nach Dracos Training direkt hoch in den Raum der Wünsche bringen konnte. Drei Stunden später waren die Jungs der Mannschaft völlig fertig. Angelina hatte sie nicht wirklich unter Kontrolle gehabt und schließlich aufgegeben, sie zu ermahnen, hatte sie spielen lassen, als sie gesehen hatte, wie Harry die Zwillinge zu Bestleistungen antrieb. Sie hatten beschlossen, dass sie ihn fangen wollten, um ihn auszufragen über Draco und ihn, und jagten ihnen ununterbrochen hinterher. Dabei schlugen sie die Klatscher durch die Tore – einzige Klausel Angelinas -, während Harry dem Schnatz zu folgen versuchte, was die beiden wirklich effektiv verhindern konnten, weil sie sich ihm ständig in den Weg stellten. Am Ende hatte er den Schnatz und die Zwillinge abgehängt, während Ron völlig fertig war, weil die drei Jägerinnen ihn absolut gefordert hatten. Kopfschüttelnd betrachteten die Mädchen ihre Kameraden. „Was ist denn los mit euch?“, wollte Alicia wissen. „Habt ihr keine Ausdauer mehr?“, schloss sich Katie an. „Vielleicht sollten wir ja auch so ein Training abhalten wie die Slytherins.“ Fred funkelte sie an. „Du hast ja noch nicht versucht, ihn zu fangen!“, fauchte er ziemlich ineffektiv aufgrund seines Keuchens, anklagend auf Harry zeigend. „Genau. Schrecklich, der Kerl!“, stimmte George missmutig zu. „Der wiegt inzwischen so wenig, dass es einfach grauenhaft ist, wie schnell er ist!“ „Er isst zu wenig!“ „Außerdem…“ „Freut euch doch. So kann mich keiner schlagen und ihr könnt euch sorgenfrei auf euer Spiel konzentrieren.“, mischte sich Harry freundlich ein. Die beiden blitzten ihn an, aber Angelina stimmte ihm zu. „Genau. So kann er selbst Malfoy besiegen.“ „Wenn er das überhaupt noch kann.“, mischte sich Alicia ein. Sie blickte Harry leicht misstrauisch an. „Ich meine, kannst du gegen deinen… Freund fliegen?“ Verwirrung zeichnete sich auf Harrys Gesicht ab. „Warum sollte ich denn nicht?“ Diese Frage konnte er irgendwie nicht nachvollziehen. „Weil du ihn schonen willst oder ihn gewinnen lassen, weil er dich drum bittet?“, schlug Katie vor. Entgeistert starrte er sie an. „Wie bitte? Ich soll… Ich soll ihn gewinnen lassen? Im Quidditch?“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Soweit kommt’s noch!“, rief er entrüstet und die Zwillinge schienen sich definitiv über diese Aussage zu freuen, so sehr wie sie feixten. „Er ist der einzige, der mir da oben auch nur andeutungsweise etwas zu bieten hat als Sucher! Ich werde doch wohl kaum meine einzige Herausforderung sausen lassen, damit er… Was glaubst du eigentlich, wie er da reagieren würde? Was hältst du von ihm, dass du ihm zutraust, dass er auch nur daran denken könnte, mich so etwas zu fragen?“ Sie wich leicht zurück. „Ist ja schon gut.“, murmelte sie. „War ja nicht so gemeint…“ Harry lachte leise und trocken. „Schon klar. Der Gedanke liegt ja nahe bei einem Slytherin, den man nicht leiden kann und als Feind ansieht…“, erwiderte er. „Aber das ist der einzige Ort, an dem wir uns noch messen können.“ Wieder ein Lachen, diesmal fröhlicher. „Rivalität ist wichtig. Wäre doch schade, wenn sie komplett aufhören würde, oder?“ Ron hinter ihm seufzte. „Harry, Harry, Harry. Manchmal bist du echt seltsam drauf. Seit den Sommerferien erst recht.“, meinte er und gab ihm eine leichte Kopfnuss. „Aber solange du dich dabei wohlfühlst, ist es ja okay…“ Die Zwillinge sahen sich an, dann packte jeder von ihnen Harry an einer Schulter. „Sag schon, wie weit seid ihr gegangen?“, legten sie los. „Geküsst habt ihr euch schon, oder?“ „Das haben wir gesehen, Fred!“ „Stimmt ja.“ „Ward ihr schon im Bett?“ „Habt ihr miteinander…“ „Schnauze, ihr zwei Idioten!“, knurrte Ron plötzlich und zog dem ihm näheren Zwilling seinen Besen über den Kopf. „Vergreift euch nicht an Harry!“ Der Schwarzhaarige, ziemlich rote Junge versteckte sich dankbar hinter seinem Freund, während dieser nun anfing, gegen seine Brüder und deren Besen zu fechten. Sie hatten definitiv alle ihren Spaß. Die drei Mädchen waren bei diesen Fragen ebenfalls ziemlich rot geworden und verabschiedeten sich nun lachend – die Fechtaktion verhinderte effektiv ein Ernstbleiben – zum Frühstück. ~*~*~*~ Draco hatte sich halb aufgerichtet, um Harry nachzusehen und ließ sich jetzt mit einem Aufseufzen wieder in das Kissen fallen. Es war eindeutig zu früh, um aufzustehen, aber weiterschlafen würde er jetzt auch nicht können. Eine Weile blieb er einfach liegen und schaute an die Decke. Seine Gedanken kreisten um Harry. Es war so schön, ihn zu haben... Da war es wieder, dieses warme Gefühl. Er wurde geliebt. Er wurde wirklich und wahrhaftig von jemandem geliebt. Allein dieser Umstand trieb ihm fast die Tränen in die Augen. Er fand es noch immer so unglaublich... Und er selbst... Er liebte auch, auch wenn er das noch nicht so direkt gesagt hatte. Aber das war etwas, das einfach noch Zeit brauchte... Langsam setzte er sich auf und fuhr sich durch die Haare. Also gut, doch aufstehen... Nachdem er geduscht und angezogen war, widmete er sich den Tränken. So wie es schien, machten sie sich ganz gut. Zumindest sahen sie genauso aus, wie sie es laut dem Lehrbuch sollten. Demnächst würden einige heiklere Aktionen stattfinden müssen: Einige Zutaten mussten in sehr exakter Menge und Zustand sowie mit bestimmten Rührbewegungen hinzugefügt wurden. Und das auch noch sekundengenau... Um die Zeit totzuschlagen, bis er frühstücken gehen konnte, widmete sich Draco noch einigen seiner Hausaufgaben, ehe er dann seinen Besen nahm, der immer noch hier oben lag, und diesen zu putzen begann. Selbst seine Quidditchrobe war noch hier... Ihr Zustand war allerdings schrecklich. Das Wasser hatte ihr nicht gerade gut getan und nur ein Reinigungszauber, den ihm Pansy einmal beigebracht hatte, vermochte es, ihren Zustand in zumindest ‚akzeptabel’ zu verändern. Mist. Das nächste Mal würde er definitiv besser aufpassen müssen... Hierher kamen offenbar keine Hauselfen, die sich um ihre Sachen kümmerten, was also bedeutete, dass er es selbst tun musste. Endlich war es so weit. Der Blonde schlüpfte in seine Quidditchsachen und schnappte sich seinen Besen. Es war eindeutig einfacher, direkt in dieser Montur zum Frühstück zu gehen. Der Rest seines Teams würde das wahrscheinlich genauso machen... Blaise bestätigte ihm seine Theorie jedenfalls, denn als er diesem auf dem Weg zur Großen Halle begegnete, trug er ebenfalls seinen Besen bei sich und hatte seine Robe bereits an. „Hey...“, begrüßte Draco ihn zögerlich. Ein gewisses Schuldgefühl überfiel ihn, weil er gestern nicht mehr nach Blaise gesehen hatte. „Hey. So früh schon auf den Beinen? Nicht auf dem letzten Drücker, Draco, ich bin schockiert.“ Blaise grinste. „Du vergisst, dass Harry schon beim Training ist.“ „Oha, ein Eingeständnis, dass er dich im Bett hält?“ Blaises Grinsen wurde eine ganze Menge breiter. „Das habe ich nicht gesagt!“, knurrte Draco zurück. Er spürte, dass er rote Ohren bekam. Klasse... Lachend schlug Blaise ihm auf die Schulter. Nach dem Frühstück zog das Slytherinteam gemeinsam zum Quidditchfeld ab. Allerdings wurde Draco mit reichlich giftigen, bösartigen und drohenden Blicken von Warrington und Pucey bedacht... Die beiden schienen ihm seinen Auftritt vom Samstag sehr wohl übel zu nehmen. Dem Blonden war das egal. Er schenkte keinem der beiden auch nur einen müden Seitenblick. Blaise dagegen umso mehr. Er fand, dass die beiden Jäger eine seltsame Bedrohung ausstrahlten. ~*~*~*~ Das Fechtspiel nahm ein abruptes Ende, als die Slytherins den Platz betraten. Draco mit Blaise ganz als letztes. Fred grinste. „Die Prinzessin!“ „Genau, wer von euch ist Uke?“ Harry blickte ihn verständnislos an, während Ron Fred den Besen ein zweites Mal über die Rübe zog, was dieser mit einem erneuten Besenabwehrversuch quittierte. George lachte nur. „Na? Sag schon!“ Nicht weniger verständnislos blickte Harry diesmal zu ihm. War es schlimm, dass er nicht wusste, was Uke war? ~*~*~*~ Montague betrachtete die Gryffindors ein wenig, ehe er auf diese zutrat. „Spielen könnt ihr da vorne.“ Sein ausgestreckter Zeigefinger wies eindeutig auf den Rasen außerhalb des Feldes. „Von mir aus auch auf den Tribünen, aber lenkt uns nicht durch irgendwelche Absturzversuche ab. Und jetzt Abmarsch.“ Der Slytherinkapitän duldete eindeutig keine Widerrede. ~*~*~*~ Harry, noch immer verwirrt, ließ sich von einem Montague die Zunge rausstreckenden George mitziehen, während Ron und Fred ihr Gefecht unterbrachen. Lachen taten die Zwillinge noch immer. „Wir haben beschlossen, die Prinzessin anzufeuern!“, verkündete Fred noch winkend, dann zerrten die Zwillinge die beiden Freunde auf die Tribünen hinauf. Ausgelassen stritten sie nun darum, ob Draco wohl tatsächlich so gut war, wie Harry behauptete, und ob er immer noch mit dem Schwarzhaarigen mithalten konnte, während Ron es als Chance sah, sich über die Stärke der Jäger dieses Teams klar zu werden. Harry lächelte nur, winkte Hermione und Pansy, die ebenfalls kamen und ihm und Ron etwas zu essen mitbrachten, weil sie beide geahnt hatten, dass zumindest Harry wohl bleiben würde… Diese Mitbringsel wurden anschließend gerecht auch mit den Zwillingen geteilt, die sich ihren Anteil einfach schnappten. Harry fand das nicht wirklich schlimm, denn diese Mengen hätte er ohnehin nicht geschafft. ~*~*~*~ Mit einem letzten kritischen Blick zu ihren Zuschauern widmete sich Montague seinem Team. Knapp skizzierte er sein Vorhaben. Dauerbeschuss der Jäger auf Blaises Tor, diese unter Klatscherbeschuss vonseiten Crabbe und Goyles und Draco sollte über allem irgendwie den Schnatz bekommen. Leicht für ihn, wie Draco fand. Bis Montague ihm den verhexten Schnatz präsentierte. „Damit du es nicht zu leicht hast.“ Er grinste und ließ den goldenen Ball losflitzen. Oh, oh... Das Dinge konnte er sehen. Beständig sehen, was hieß, dass der Teil mit dem Lauern vollkommen wegfiel. Er würde das Ding wohl dauerhaft jagen müssen. „Viel Spaß.“ Der Kapitän grinste. „Werde ich haben, Joey.“ Draco stieß sich vom Boden ab und jagte dem goldenen Schnatz hinterher. Von wegen einfach. Montague hatte sich da echt was einfallen lassen. Dieses Mistding zwang ihn dazu, die absurdesten Manöver und Schleifen zu fliegen, schneller, langsamer, Sturzflüge gen Boden, steile Flüge hinauf bis zu den Wolken, Loopings und was noch alles. Bei Merlin, er hatte gar nicht gewusst, dass man eine derartige Kür auf einem verdammten Besen hinlegen konnte! Und es war verdammt noch mal anstrengend. Auch Blaise verfluchte gerade die Anstrengungen, die das Training verlangte. Die Jäger hielten ihn wirklich unter Dauerbeschuss und ließen ihn kaum zu Atem kommen. Besonders auf Warringtons und Puceys Bälle achtete er - er wollte den beiden so wenig nur irgend möglich die Genugtuung eines Treffers geben. Oh nein. Da war es ihm auch egal, dass er so häufiger Montagues Würfe durchgehen ließ. ~*~*~*~ Harry auf der Tribüne musste angesichts von Dracos wirren Flugstils an diesem Tag lachen. War niedlich mit anzusehen, als würde er von jemandem gejagt, nur dass er es war, der da jemanden… äh etwas jagte. Aber er musste zugeben, dass diese Art Training wahrscheinlich ziemlich effektiv war. Dass ihm nicht schlecht wurde, war schon eine Leistung für sich. Die Zwillinge neben ihm hielten ihr Versprechen und feuerten Draco an. Und wie. „Hoch!“ „Nein, runter!“ „Schneller, sonst kriegst du ihn nie!“ „Über Kopf hattest du noch nicht!“ Sie echauffierten sich so richtig und keinem der sonstigen Besucher fiel die kleine Kamera auf, die Fred mit seinem Zauberstab so dirigierte, dass er Draco damit gut erwischte. Und auch Warrington und dem Rest der Mannschaft entging völlig, dass sie unaufhörlich abgelichtet wurden. ~*~*~*~ Draco hatte sich so sehr auf den Schnatz konzentriert, dass er den Klatscher nicht kommen sah, als er eine erneute Schraube um die Jägergruppe zog. Der schwere Ball erwischte ihn am Schulterblatt. Er gab ein leises Keuchen von sich und fiel vorüber, drohte den Halt zu verlieren. „Oh, die Prinzessin macht Eskapaden.“, höhnte Warrington. Seine Worte drangen nur dumpf zu Draco vor, der nun wirklich um sein Gleichgewicht - und gegen den Absturz zu kämpfen hatte. Endlich hatte er dann sein Gleichgewicht wieder und kam dazu, Warrington einen giftigen Blick zuzuwerfen, ehe er die Verfolgung des Schnatz wieder aufnahm. Seine Schulter tat weh, sobald er sein Gewicht auch nur ein bisschen verlagerte. Mist. Das würde diese ganze Sache nicht gerade einfacher machen... ~*~*~*~ Harry hatte den Atem angehalten, Hermione und Pansy ebenfalls, Ron war aufgesprungen. Selbst die Zwillinge hatten aufgehört, dumme Kommentare zu geben und sogar ihre Zauberstäbe gezogen. Wie alle anderen auch. Zum Glück mussten sie nicht eingreifen. Draco fing sich ja wieder. „Harry, warum hat er den nicht kommen sehen?“ Erschrocken fuhren Köpfe herum. Da saßen die Würdenträger. Mitten unter ihnen! „Was ist denn jetzt kaputt?“, fragte George verwundert. „Seit wann…“ „Harry, du ziehst irgendwie Slytherins an.“, lachte Fred. „Wie Licht die Motten!“ Der Schwarzhaarige warf ihnen einen bösen Blick zu. „Das kann man bei diesem Spiel nicht immer vermeiden.“, erklärte er an die Jungen gewand. Die drei Jungen blickten kurz zu ihm, dann besorgt wieder hinauf. „Er hat es nicht einfach gegen den Kotzbrocken.“ Die Zwillinge waren begeistert. Dieses Wort! „Ach, unsere Nachfolger!“ Und im Affekt grapschte sich Fred den nächstbesten und knuddelte ihn ab, dass der Junge entsetzt zu zappeln begann. ~*~*~*~ Rivers quietschte noch immer leise vor sich hin, hatte aber langsam zumindest begriffen, dass der Zwilling ihm nichts weiter tat. Die beiden anderen Jungen fixierten den Slytherinsucher aufmerksam. „Das ist richtig schwierig...“, murmelte Marv leise. „Sehr schwierig.“, stimmte Zack zu. „Was aber nur an diesem... diesem... Sag mir ein böses Wort für Warrington!“, forderte Rivers von dem rothaarigen Gryffindor. ~*~*~*~ „Kotzbrocken!“, kam es unisono von den Zwillingen und sie grinsten, während George ihnen das Bild des sich übergebenden Slytherin überreichte. „Das passt am allerbesten!“ Rivers wurde wieder freigelassen, während Harry lächelte. „Macht euch nicht zu viele Sorgen.“, sagte er. „Draco ist stark und notfalls… bringen wir dem lieben Gegner schöne Grüße als Vorgeschmack auf das, was ihn später erwartet, falls er sich entschließen sollte, seinen aussichtslosen Feldzug gegen Draco weiterzuführen.“ Er grinste und zwinkerte Hermione, die ihn fassungslos ansah, frech zu. Was war so schlimm daran? ~*~*~*~ „Was aber nur an diesem Kotzbrocken liegt!“, brachte Rivers seinen Satz zu Ende. Dafür hatte er aber auch wirklich alle Konzentration gebraucht. Dann kugelte er sich vor Lachen über das Foto. „Das ist toll! Viel besser als das mit diesem doofen Gryffindor!“ Er stockte und blickte zu den Älteren um sich herum. „Was jetzt nichts gegen euch heißt...“, murmelte er kleinlaut und lief knallrot an. „Oh!“, machte Marv gerade. Draco war wieder eine Schleife um die Torstangen geflogen und hatte dort von Warrington einen beiläufigen Rempler kassiert. Zielsicher gegen die verletzte Schulter. „Was für ein Widerling!“ Der Junge verzog die Nase. „Am liebsten würd ich den...“ ~*~*~*~ Harry hatte schon reagiert, bevor der Junge seinen nicht ausgeführten Satz begonnen hatte. Das war jetzt Absicht gewesen. Volle Absicht. Und kein bisschen akzeptabel. Er tat es schon wieder! Er versuchte, Draco zu schaden! Lautlos und kalt war der Schwung des Stabes, als er seinen Zauber sprach. Imago adumbrata, der Spruch der lebendigen Schatten. Da oben waren nicht viele Schatten, aber Warrington selbst warf ja auch einen. In seinen Umhang. Und auf seinen Besen. Und in seiner Hose… Es waren genügend Schatten da… Mit hasserfülltem Blick und reichlich Genugtuung beobachtete er, wie die Schatten wieder wie lebendige Wesen an seinem Opfer hoch krochen, ihn einschlossen… ~*~*~*~ Warrington gab eine Mischung aus einem entsetzten Schrei und einem lauten Röcheln von sich. Übelkeit kroch in ihm hoch und ließ ihn das Gleichgewicht verlieren... Draco, der selbst noch einen Augenblick taumelte und die schmerzende Schulter behutsam bewegt hatte, handelte, ohne weiter darüber nachzudenken. Er packte den Jäger an seiner Robe und brachte ihn irgendwie sicher auf den Boden, ehe er durchstartete und weiterflog, als wenn nichts gewesen wäre. Verdammt, das sollte Harry nicht tun! Nicht hier, nicht so! Montague und Pucey landeten beide neben dem anderen Jäger, der sich gerade hingebungsvoll übergab. Der Kapitän fixierte die Gruppe auf der Tribüne. Der Fluch, der das angerichtet hatte, konnte nur von dort gekommen sein. „Kümmere dich um ihn.“, knurrte er Pucey an, ehe er sich wieder auf seinen Besen schwang und zu der Tribüne hinüberschoss. Zuschauen, ja. Von ihm aus. Geheimtraining war hier eh nicht möglich. Aber diese Gryffindors hatten sich gefälligst rauszuhalten! ~*~*~*~ Harry hatte den Zauberstab sinken gelassen und atmete jetzt ruhig und beherrscht ein und aus, während die anderen mit morbider Faszination und eindeutigem Ekel beobachteten, wie Warrington die Folgen des Zaubers demonstrierte. Er öffnete die Augen erst wieder, als Hermione ihn am Arm berührte. Sie deutete auf den herannahenden Montague. Harrys Blick wurde kalt. Wollte er sich etwa beschweren? ~*~*~*~ Kurz glitten Montagues Augen über die Zwillinge, doch diesmal schienen sie unschuldig zu sein... Seit wann hocken eigentlich Slytherinerstklässler mit Gryffindors zusammen?, schoss es ihm kurz durch den Kopf, als er die Kleinen bemerkte, doch dann richtete er seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Harry. „Es stört mich nicht, wenn du dem Training zusiehst, Potter, obwohl es das vielleicht sollte. Aber halte dich verdammt noch mal raus! Das ist mein Team, nicht deins! Ich sehe Warringtons Nickeligkeiten - meinst du etwa, dass ich blöd bin? Es gibt keinen Grund, Draco zu verteidigen. Oder glaubst du etwa, dass er das wollen würde? Dass er glücklich damit ist? Oder damit, wenn ich dafür sorgen muss, dass du dich von unserem Training fernzuhalten hast?“ Eigentlich hatte Montague explodieren und ihn anbrüllen wollen, doch dieser Ausdruck in den grünen Augen hatte ihn einen anderen Weg wählen lassen. Draco hielt seinen Besen an und beobachtete in der Luft schwebend das Geschehen. War ja absehbar gewesen, dass Montague ausmachen würde, woher der Zauber gekommen war. Nur - was zum Merlin sagte er Harry? Jedenfalls brüllte er nicht, denn wenn Joey Montague das tat, konnte man ihn wirklich sehr weit hören... ~*~*~*~ Harrys Gesichtsausdruck wandelte sich zu einem Lächeln. Hatte er Geschrei erwartet? Nun, das kam wohl nicht, also begegnete man ihm am besten mit einer gezwungenen Freundlichkeit, so wie dieser ihm mit unterdrückter Wut begegnete. „Ich weiß, dass es ihm nicht gefällt.“, bemerkte er. „Dray ist stark und stolz. Aber ich weiß auch, dass er womöglich aus der Mannschaft fliegen wird, sollte er sich offensichtlich und auf seine Art gegen ihn zur Wehr setzen.“ Er lachte. „Nun, sagen wir es so: Eigennutz, um den besten Gegner überhaupt nicht zu verlieren!“ Ausrede! Und trotzdem Wahrheit. Die offensichtlichere Wahrheit war allerdings, dass er nur auf die Gelegenheit wartete, Warrington zu demütigen. Todesserrache. Er gehörte dazu und er hatte keine Gnade verdient. ~*~*~*~ Montague schüttelte den Kopf. „Glaubst du wirklich, dass ich so dumm wäre, Draco rauszuschmeißen? Der hat seine Lektion kapiert. Ich habe da eigentlich jemand anderes auf meiner Abschussliste.“ Kurz blickte er zurück, zu seinem Team, das mittlerweile samt und sonders seinen Kapitän beobachtete. Dann fixierten die schwarzen Augen den Gryffindor und bekamen nun einen durchaus drohenden Ausdruck. „Allerdings... Solltest du dich noch einmal einmischen, werde ich mich gezwungen sehen, Konsequenzen zu ziehen. Wäre schade für das Slytherinteam, weil unsere Chancen erheblich sinken würden, aber wir könnten zumindest in Ruhe trainieren.“ Er machte eine kurze Pause und ließ seine Worte wirken. „Ich denke, du weißt, was ich dir sagen will.“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, dann nickte er. „Wie du meinst.“, sagte er, aber er war bei weitem nicht so ruhig und unbekümmert, wie es schien. Im Gegenteil war er ziemlich zerknirscht. Die Zwillinge gar nicht. „Genial!“, freute sich Fred. „Gilt das auch für uns?“ „Wir machen jeden fertig, wenn du dein Team dafür auflöst!“ Harry blickte zu ihnen hinüber und konnte nur mit Mühe ein Augenrollen unterdrücken. Ron lachte nur noch, während Hermione und Pansy sie böse anschauten. Die Kleinen jedoch fielen jetzt über die Scherzbolde her und versuchten sie nach allen Mitteln der Kunst kampfunfähig zu machen. Diese Drohung, dass Draco wegen ihnen aus dem Team fliegen könnte, und ihre offenbare Bereitschaft, das wahr zu machen, konnten sie unter gar keinen Umständen zulassen! ~*~*~*~ Montague nickte Harry nur knapp zu und wendete seinen Besen. „Und ihr macht verdammt noch mal weiter!“, brüllte er sein Team an, das nun langsam wieder in Bewegung kam. Warrington war auch wieder auf den Beinen und stieg erneut auf seinen Besen. Zwar flog er ziemlich eirig, aber er fiel zumindest nicht runter. Pucey flüsterte dem Siebtklässler leise etwas zu, was dessen Kopf herumrucken und Draco fixieren ließ. Noch mehr Hass als jemals zuvor lag in diesem Blick. Draco dagegen konzentrierte sich wieder auf seinen Schnatz. Und er würde diesen heute verdammt noch mal irgendwann fangen! Eine halbe Stunde später, perfekt zu Trainingsende, hielt er den goldenen Ball mit den feinen Flügeln in seiner Hand. Ging doch... Zufrieden landete er neben den anderen und hörte sich die übliche Abschlussrede Montagues an. Als dieser fertig war und sich das Team zerstreute, nahm Draco ihn am Arm. „Was hast du Harry gesagt?“ „Lass es dir von ihm erzählen. Für mich ist die Sache jedenfalls vorerst erledigt.“ Montague nickte leicht und folgte dem Rest seines Teams Richtung Schloss. Irgendwie wirkte er auf Draco, als wenn er es wirklich nicht leicht hätte... ~*~*~*~ Hermione hatte Harry im Darauffolgenden gelöchert, welchen unglaublichen Zauber er da verwendet hatte, da sie wieder nicht mitbekommen hatte, was er gesagt hatte. Diese verfluchte Stummmagie! Doch Harry machte ihr recht schnell deutlich, dass er nicht vorhatte, ihr das zu sagen. Es war sein Zauber. Niemandes sonst! Als das Training zu Ende war, sprangen die Würdenträger sofort auf und stürmten die Treppe hinunter, nur Rivers blieb noch einmal kurz stehen. „Kommst du auch, Harry? Ihr müsst heute gegeneinander fliegen!“ Seine Augen leuchteten. Harry lächelte nur schwach. Gegen Draco fliegen… nicht wirklich. Erstens war der Blonde verletzt und zweitens hatte er wirklich ein schlechtes Gewissen. Und Wut auf sich selbst, denn ohne es zu bemerken hatte er Montague seinen Schwachpunkt offenbart und das fuchste ihn wirklich! Er und seine Freund folgten langsamer. „Du willst gegen die Prinzessin fliegen?“, fragte Fred nach einiger Zeit, als sie unten ankamen?“ „Das will ich sehen.“ George war natürlich mal wieder gleicher Meinung. Sie grinsten beide bis über beide Ohren und steuerten dann auf das Feld zu, doch Harry blieb am Rand stehen. Vor den anderen wollte er sich nicht bei Draco entschuldigen… ~*~*~*~ „Ihr müsst fliegen! Ihr müsst fliegen!“, jubelten die drei Erstklässler und hopsten im Kreis um Draco herum. Der Blonde musste unwillkürlich lachen. „Sonst gerne, aber nicht heute...“ Er rollte noch einmal die Schulter. Verdammt, das tat wirklich weh. Dieses Mistding hatte aber auch voll getroffen. „Das schreit nach Krankenflügel...“, kommentierte Blaise trocken. „Wunderbar...“ Draco verdrehte die Augen. Auch die anderen Gryffindors waren bereits bei ihnen angekommen. Die Zwillinge witzelten wieder über irgendetwas, doch das ging an Draco vollkommen vorbei. Seine Aufmerksamkeit galt allein Harry, der am Rande des Spielfeldes stehen geblieben war. „Lasst mich mal durch.“ Draco schob die Jungs beiseite und drückte Blaise seinen Besen in die Hand. Verblüfft sahen ihm die vier nach. „Harry?“ Der Blonde ging seinem Freund so schnell entgegen, wie es möglich war ohne zu rennen. „Alles klar?“ Fragend legte der den Kopf schräg. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass diese Zurückhaltung mit Montague zu tun hatte... ~*~*~*~ „Jaaa…“, antwortete Harry gedehnt. Dass Draco nicht fliegen wollte, beruhigte ihn einerseits und andererseits zeigte es auf, dass es wirklich nicht gut war. „Er hat nichts weiter gesagt, außer dass…“ Er holte tief Luft. „Er hat damit gedroht, dass er dich rauswirft, wenn ich noch einmal in die Geschicke seiner Mannschaft eingreife… Blöde Socke…“ Damit war das also raus… Harry blickte betreten zu Boden. ~*~*~*~ Draco starrte seinen Freund einen Augenblick lang paralysiert an. Das war es also. Montague hatte sich da wohl sehr deutlich ausgedrückt. Und so wie er Joey kannte, würde dieser seine Drohung auch wahr machen. Doch Draco war sich auch sicher, dass Harry dieses Risiko niemals eingehen würde. Er wusste nicht so recht, wie er jetzt reagieren sollte. Wütend sein? Das war sinnlos. Und vielmehr konnte Harry gerade etwas Aufmunterung gebrauchen. „Hey...“ Der Blonde hob sachte Harrys Kinn an und zwang ihn dadurch dazu, ihm in die Augen zu sehen. „Kopf hoch, okay?“ Mit einem Lächeln schloss er den Gryffindor in die Arme. ~*~*~*~ Die Aufmunterung glückte. Auf Harrys Gesicht verschwand der zerknirschte Ausdruck. „Ich mach es nicht mehr.“, sagte er leise. „Dass du rausfliegst, riskiere ich nicht.“ Er schloss die Augen. „Dafür solltest du dich wehren. Er kann mit solchen Aktionen nicht durchkommen.“ Und wenn er das nicht tat, dann würde die Revanche für Warrington eben nach dem Training kommen und nicht auf den Fuß folgen. Dagegen konnte Montague nicht viel sagen. Oder? ~*~*~*~ „Du vergisst gerade, mit wem du sprichst, oder?“ Draco lachte leise. „Ich vergesse keine von diesen Gemeinheiten, die sich Warrington einfallen lässt. Er wird es alles zurückbekommen. Aber nicht im Training...“ Er schwieg einen Augenblick. „Außerdem denke ich, dass Joey das schon im Auge hat. Im Moment bin ich ja artig, während Warrington den Mist baut - ergo: Er hat definitiv mehr Minuspunkte als ich.“ ~*~*~*~ War ja klar gewesen. Draco rächte sich auf die hinterlistige, schleichende Art. Ganz nebenbei, ohne wirklich etwas zu tun. „Sorry.“, lachte er. „Ich werde in Zukunft auch artig sein. Offiziell zumindest. Ich kann es kaum ertragen, wenn der dich auch nur anschaut…“ „Wie wäre es mit einer kleinen Show?“ Fred stand direkt neben ihnen und Harry zuckte gehörig zusammen. Was wollte der denn? „Genau, küsst euch!“ Harry wurde rot. „Ganz innig!“ „Posiert für Fotos!“ „Klappe, ihr zwei!“, gab Harry halb lachend, halb beschämt zurück. „Geht und ärgert Dean oder den Kotzbrocken!“ „Das können wir später immer noch machen!“ „Jetzt wollen wir ein paar Bilder von euch. So als Abschluss der Serie.“ „Abschluss?“, fragte Fred seinen Bruder unverständig. „Ergänzung wolltest du doch sicher sagen, George.“ „Ja, stimmt. Entschuldige bitte, Fred.“ „Schon in Ordnung, George. Also, Harry, Malfoy… oder vielleicht doch eher Draco, so war doch der Vorname, nicht wahr?“, tat das rechte Rothaar unwissend. „Fangt an! Die Kamera ist bereit!“ „Draco.“ Harry seufzte. „Sahnetorte.“ ~*~*~*~ Draco verdrehte entnervt die Augen. Eigentlich wollte er den beiden etwas Spitzes erwidern, doch Harry hatte Recht. Sahnetorte war wirklich die bessere Antwort. Ein kurzer Griff zu seinem Zauberstab und jeder der Rothaarigen machte nähere Bekanntschaft mit einer Sahnetorte. „Mischt euch nicht immer in das Privatleben anderer ein. Oder habt ihr kein eigenes?“, sagte der Blonde pseudofreundlich. „Kuchen!“ Die drei Erstklässler hatten mit großen Augen zugesehen und starrten die Zwillinge vollkommen fasziniert an. „Nein, das ist richtige Torte...“ Rivers bekam richtig glänzende Augen. ~*~*~*~ Harry lachte. „Hey, eure Nachfolger scheinen nicht so ganz auf eurer Seite zu stehen!“, frotzelte er. Die Zwillinge sahen ihn an. Fast als wäre er begriffsstutzig. „Das müssen sie doch auch gar nicht.“ George blinzelte verwirrt. „Müssen Nachfolger nicht den Ehrgeiz entwickeln, ihre Meister zu überflügeln?“ „So haben wir es damals gemacht.“ „Der beste Lehrmeister ist der, der seinen Schüler fordert.“ „Und der beste Schüler ist der, der freiwillig lernt, um den Meister zu übertrumpfen.“ „Und wenn sie gut genug sind, dann…“ „Ihr spinnt.“ „Was?“ „Ihr spinnt!“ Hermione hatte sich eingemischt. „Nur weil das bei euch funktioniert hat, heißt das nicht…“ „Draco! Bring uns diesen Zauber bei!“, unterbrachen ihn die Würdenträger im Chor. „Der ist klasse und toll und genial für vorlaute Menschen wie Warrington!“, fügte Marv noch an. Hermione schlug sich verzweifelt mit der Hand gegen die Stirn, so dass sie Freds und Georges triumphierendes Grinsen nicht sehen musste. Die Welt würde zu Grunde gehen! ~*~*~*~ „Später.“ Draco wuschelte dem ihm nächsten von den drei Kleinen durch die Haare. „Wenn ihr älter seid. Der Zauber ist komplizierter als er aussieht... Außerdem solltet ihr euch nicht mit ihm anlegen.“ Er musterte seinen Fanclub aufmerksam. Die drei scharrten mit den Füßen und starrten nun auf den Boden. Es war nur allzu deutlich, was sie vorhatten. „Wir kriegen wirklich Ärger miteinander, falls ihr doch irgendetwas tut.“ Seine Stimme hatte auf einmal wieder diesen harten, kalten Ton gewonnen, der die Erstklässler erschrocken aufblicken ließ. Dann nickten sie. Kurz schaute Draco die Weasley-Zwillinge an. Wahrscheinlich würden sie die drei noch auf dumme Ideen bringen, aber vielleicht reichte seine Drohung auch. ~*~*~*~ Sie grinsten zurück, dann merkte George plötzlich auf. „Sag mal, ist nicht schon Mittag?“ „Ja. Irgendwie schon.“ „Wir haben doch schon das Frühstück verpasst!“ „Stimmt. Los, gehen wir essen!“ „Das Posieren machen wir nächstes Mal, ja?“ „Nein.“, gab Harry unverblümt zurück und winkte, als sie lachend von dannen zogen. „Das machen wir nie!“ „Niemals nie sagen!“, kam es noch einmal und Ron seufzte. „Entschuldigt die zwei. Sie haben ihr Gehirn beim Scherze machen verloren.“ Hermione nickte zustimmend. „Aber deshalb solltest du dich nicht entschuldigen, das bringt ja nun wirklich gar nichts.“ Schief grinsend schwieg Ron, bis ihm die Frage in den Sinn kam: „Und jetzt?“ Ich würde gerne duschen!“ „Ich auch…“, gab Harry zu. Er fühlte sich schon die ganze Zeit nicht so ganz wohl in seiner Haut. „Und du…“ Er sah Draco an. „…hast es auch nötig. Du bist fast so nass wie gestern.“ Das braunhaarige Mädchen schien erfreut. „Dann geht ihr vier jetzt duschen und wir…“ Aufmunternd blickte sie Pansy an und lächelte ihr zu. „Wir machen unser Mittagessen, oder?“ ~*~*~*~ „Danke...“ Draco zog gespielt beleidigt eine Schnute. „Ach, mach dir nichts draus...“ Blaise grinste und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Es gibt ungefähr einhundert Mädchen auf dieser Schule, die dich jetzt sofort freudestrahlend nehmen würden...“ Der Blonde warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ist doch so, Draco...“ Blaises Grinsen wuchs in die Breite. „Ja, ja...“ Entnervt verdrehte der Slytherinsucher die Augen. „Lass mich damit bloß in Ruhe.“ ~*~*~*~ Harry blickte Blaise entgeistert an, dann verzog er das Gesicht und legte besitzergreifend seine Arme um Dracos Mitte. „Meiner!“, erklärte er schlicht und seine Augen blitzten. ~*~*~*~ „Das hat auch niemand bezweifelt...“, lächelte Draco sachte und legte seine Hände auf Harrys. Seine Augen wanderten jedoch hinüber zu Blaise. Dieser verzog minimal den Mund, als er sah, wie deutlich Harry seinen Anspruch machte. In den dunklen Augen glomm etwas auf und verlosch nahezu im gleichen Augenblick wieder. „Als wenn ihn dir jemand streitig machen würde...“ Blaise lachte leise und wuschelte Harry durch die Haare. „Gegen dich hat doch sowieso niemand eine Chance. Er mag dich viel zu sehr.“ Nachdenklich legte Draco den Kopf schräg. Irgendwie hatte er gerade das Gefühl, nur eine Maske von Blaise zu sehen zu bekommen. Eine fröhliche Fassade, hinter der doch keine Fröhlichkeit verborgen war, sondern irgendetwas anderes... Noch nie hatte er diesen Eindruck bei Blaise gewonnen. Niemals. Wenn jemand das Gefühl weckte, stets echt und wahrhaftig zu sein, dann er! Draco verstand es nicht. Aber vielleicht... Vielleicht, hoffte er, hatte er sich ja auch einfach getäuscht. ~*~*~*~ Harry blickte den Schwarzhaarigen ebenfalls etwas verwirrt an. Was war denn jetzt los? Diese Worte… bestärkten doch fast schon seine Befürchtung und seine Eifersucht. Komisch der Slytherin… zumindest war er das seit ein paar Tagen. Mione und Pansy waren es, die diese seltsame Stimmung vernichteten, als sie an ihnen vorbeigingen und winkten. „Bis später!“ Und schon waren sie weg. „So und wir gehen jetzt auch, sonst warten die beiden umsonst halbe Ewigkeiten.“ Ron drückte gegen Harry und so gegen Draco und gleich auch Blaise. „Los!“ Sie gingen in Richtung des Schlosses. ~*~*~*~ Die vier Jungs trennten sich in der Eingangshalle. Die Gryffindors führte ihr Weg nach oben, Ron in den Turm und Harry in den Raum der Wünsche, während die Slytherins in den Kerker hinunter stiegen. „Ist alles okay?“, erkundigte sich Draco schließlich, als sie fast beim Gemeinschaftsraum waren. „Ja. Warum fragst du?“ Blaise sah den Blonden mit schief gelegtem Kopf an. „Nur so... Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich gestern nicht mehr nach dir gesehen habe...“ Mit einer leichten Grimasse zog Draco die Schultern hoch. „Hey, mach dir keinen Kopf. Mir geht es gut. Es gibt schließlich gerade nichts, worum ich mir Sorgen machen müsste. Alle Probleme sind doch gelöst... oder?“ Blaise lächelte sachte. „Schon... Aber irgendwie...“ Draco zuckte mit den Schultern. „Ist wohl nur Einbildung...“ Sie betraten den Gemeinschaftsraum und wurden sofort mit neugierigen Blicken bedacht. Dass Draco Malfoy sich hier unten sehen ließ, war ja schon beinahe eine Sensation. „Was irgendwie?“ Blaise hielt ihn auf der Treppe am Arm fest. „Ich habe ein anderes Gefühl, okay?“, maulte Draco leise. Die Finger des anderen Jungen hatten sich äußerst fest um seinen Arm geschlossen. „Dann irrst du dich.“ Blaise ging an ihm vorbei und der Blonde folgte mit einem leisen Seufzer. Das bestätigte seine Ansicht nur noch. Er irrte sich eben wahrscheinlich doch nicht. „Der einzige, der im Moment seltsam ist, bist du.“, sagte der Schwarzhaarige, als sie den Schlafsaal betraten und sicher war, dass sie allein und ungestört waren. „Was meinst du?“ Verwirrt runzelte Draco die Stirn. „Dein Ausraster auf der Krankenstation zum Beispiel. Die Schwarze Magie. Ich bin doch nicht blind! Da ist etwas... Verdammt, du bist einerseits glücklich - ja! -, aber andererseits habe ich den Eindruck, dass du auch leidest und ich weiß nicht warum oder worunter. Dieser Ausbruch... Das wäre Schwarze Magie geworden, nicht wahr? Das wissen wir doch beide. Aber warum? Warum ist sie auf einmal da?“, sprudelte es aus Blaise hervor. Draco sah ihn lange an, ehe seine Augen ins Leere wanderten. „Schwarze Magie...“ Seine Stimme war leise. „Sie ist so... anders als Weiße Magie. So machtvoll, berauschend... Sie macht süchtig, Blaise. Dieses Gefühl macht voll und ganz süchtig. Wenn... ich in einem Duell bin oder wenn ich austicke, dann will sie heraus! Wie ein wildes Tier, das an seinen Ketten zerrt und ausbrechen will... Und ich will sie loslassen. Ich will es sogar. Aber ich darf nicht. Weil ich nicht weiß, was dann passieren wird...“ Schweigend trat Blaise näher und legte dem Blonden die Hand auf die Schulter. „Deswegen leidest du?“ „Ja... Alles in mir ist doch wohl Schwarze Magie. Mein ganzes Talent... Kann das überhaupt zu etwas Gutem nutze sein? Kann ich überhaupt etwas Gutes tun? Oder ist alles dazu verdammt... schwarz zu werden? Habe ich denn überhaupt eine Wahl, was meinen Weg angeht? Oder bin ich als perfekter Schwarzmagier nicht direkt für einen vorgesehen?“, brach es aus Draco heraus. All die Sorgen, all die Ängste, die mit diesem Talent zusammenhingen und ihn peinigten, fanden endlich einen Ausdruck in Worten. Blaises Gesicht war bleich geworden, aber er sagte nichts. Stumm zog er Draco in die Arme, hielt den zitternden Blonden fest. „Nichts an dir ist vorherbestimmt, Draco. Du allein bestimmst deinen Weg. Es gibt kein Schicksal. Nur Entscheidungen.“, raunte der Schwarzhaarige leise. In seinem Inneren regte sich etwas, das er sofort unterband. Draco nickte schwach. „Zeig mir Schwarze Magie, Draco.“, fuhr Blaise fort. „Zeig sie mir. Bring sie mir bei. Ich will wissen, wie sie ist... Ich will wissen, wie sich deine Qual anfühlt.“ Abrupt hob der Vertrauensschüler den Kopf und blickte seinen engsten Freund an. Forschend bohrten sich die grauen Augen in die schwarzen und fanden dort doch nichts anderes als aufrichtige Sorge. „Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst, Blaise?“ Draco kam eine Idee. Eine Idee, für die er sich selbst hasste. Er würde Blaise benutzen... Aber vielleicht würde es ihm helfen, Antworten von sich selbst zu bekommen... „Ja. Sonst hätte ich nicht gefragt.“ „...okay. Ich wüsste da einen Spruch... Kein starker Fluch, aber dennoch Schwarze Magie.“, kam leise Dracos Antwort. „Dann nehmen wir den...“ Blaise lächelte. „Dann, wenn wir die Zeit dazu finden. Und wenn du mal hier unten bist.“ Er wuschelte Draco durch die blonden Haare. „Und jetzt ab unter die Dusche. Dein Süßer wartet schließlich.“ Draco schnaubte, machte sich aber auf den Weg. Blaise hatte ja Recht. Harry wartete... Annähernd dreißig Minuten später trudelten die beiden Slytherins - beide noch mit feuchten Haaren und Draco mit einer prall gefüllten Tasche voller Dinge, die er im Raum der Wünsche noch brauchen würde, in geschrumpftem Zustand in einer Hosentasche - in der Eingangshalle ein. Draco rollte noch mal die verletzte Schulter, aber langsam hatte sich der Schmerz zu einem dumpfen Pochen gewandelt. Nichts, was ihn noch weiter kümmerte. Wenn er sie schonte, würde sie sicher keine Probleme machen. Und zum Krankenflügel zu gehen, hatte er gerade wirklich keine Lust. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Night in my eyes, the night inside me There where the shadows and the night could hide me Night in my eyes Sky full of stars turning over me Waiting for night to set me free ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Ich will, dass Draco und Harry für die Zwillinge posieren! *begeistertist* Das ist sicher ganz doll toll! *freu* abranka: Ich liebe die Würdenträger. Sie sind einfach großartig. *_* Hach, ja und Warrington... Mistkerl. Elender. >.< ...und Draco, ein geborener Schwarzmagier? Liegt bei dem Talent nahe? Hat er wohl eine Wahl bei seinem Weg? ...tja... Lest weiter. =^-^= Neue Alte Weide --------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 66: Neue Alte Weide Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Deep Blue Something – Home. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 66: Neue Alte Weide Die anderen trafen wirklich exakt zur gleichen Zeit in der Eingangshalle ein. Perfektes Timing. Sie blickten sich an, dann grinsten sie. „Und jetzt?“, fragte Ron. Er kam Hermione ziemlich nahe. Sie hatte das Futter. Und sie lachte, als sie sein Motiv erkannte, leicht schrill, denn es tat ihr doch irgendwie weh, dass es nur das war. Er bemerkte davon nichts, so versuchte sie sich abzulenken. „Wir fangen heute mit eurem Potenzialzauber an, oder?“, fragte sie an Harry und Draco gewandt. „Heute ist Zeit.“ Harrys Augen begannen zu leuchten und er nickte. Ja, das war doch mal ein Vorschlag! Das hatte er doch schon vorgestern machen wollen, nicht wahr? ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Okay... Hast du schon irgendeinen Zauber im Auge? Vielleicht irgendetwas, womit wir nicht wieder versuchen, uns umzubringen...“ Er lächelte, doch seine Augen blieben ernst. Gemeinsam traten sie nach draußen und machten sich auf den Weg Richtung See. ~*~*~*~ „Ich habe noch keine Idee.“, meinte Hermione seufzend. „Wir können das ja gleich beim Essen bespre…“ Sie verstummte und blieb mitten im Satz stehen. Die anderen, die die Weide erblickten, taten es ihr im gleichen Moment nach. Ihr stolzer Baum, die Trauerweide, die ihnen seit einer Woche tagtäglich Schutz vor Blicken und eine wundervolle Zeit beschert hatte, war tot. Schwarz und stumpf ragte ein kahler Stamm in die Luft, die ehemals starken, majestätisch geschwungenen Äste lagen ebenfalls verkohlt und in tausende Teile zersplittert am Boden, boten ein wirklich trauriges Bild. ~*~*~*~ Pansy schlug erschrocken die Hand vor den Mund und hielt sich an Blaises Ärmel fest. „Oh nein!“ Ihr geliebter Treffpunkt war vernichtet. Auch Blaise und Draco starrten die Überreste des Baums an. Draco überlief unwillkürlich ein Schauder, als er daran dachte, dass Harry und er gestern noch recht lange unter dem Baum verweilt hatten und sich recht sicher gefühlt hatten... ~*~*~*~ „Das ist doch…“ Harry war der Gedanke auch gekommen, schluckte und blickte dann kurz zu Draco hinüber. Wie lange waren sie weg gewesen, bis das hier passiert war? Und vor allem: Der Blitz hätte ebenso gut früher einschlagen können! Hermione blickte nun auch zu ihnen beiden, nahm nebenbei die entsetzte Pansy in die Arme, dann biss sie sich auf die Lippe. „Wir… wir brauchen einen neuen Treffpunkt.“, murmelte sie leise und bedauernd. „Das ist…“ Harry schüttelte nur leicht den Kopf. Dieser Baum barg so viele Erinnerungen. Er konnte so viele Geschichten erzählen, war so tief… in ihre Freundschaft mit eingebunden… Es war doch schon fast so, als hätte hier alles begonnen. Als wäre dieser Baum der erklärte Wächter über ihre Freundschaft gewesen. Und jetzt… war er tot? Allein dieser Gedanke erfüllte ihn mit tiefer Melancholie. Das war überhaupt nicht schön. Gar nicht und… ~*~*~*~ „Nein...“ Pansy schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein... Wir können nicht einfach so woanders hingehen... Nein...“ Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte fieberhaft nach. Vielleicht gab es doch eine Möglichkeit... „Wir können etwas versuchen. Wenn ihr beide einen Spruch wirkt... Vielleicht könnte ihr den Baum neu wachsen lasst...“ „Du meinst...“ Draco blickte Harry an. Dessen Miene verriet nur allzu deutlich, dass auch er an der Weide hing. „Okay. Wir werden es versuchen. Dabei kann ja hoffentlich nicht so viel schief gehen. Und wir haben ja nur zu gewinnen.“ Er lächelte optimistisch in die Runde. ~*~*~*~ Harry nickte ebenfalls, seufzte zittrig. Ja, Potentialmagie sollte die Weide wachsen lassen! „Ja. Versuchen wir einen Zauber zu zweit!“ Fragend blickte er Hermione an. Das braunhaarige Mädchen sah begeistert aus. „Nascor Aboris heißt der Spruch.“, sagte sie, während Pansy eifrig nickte. An diesen hatte sie wohl auch gedacht. Harry nickte und setzte seine Tasche mit den Hausaufgaben ab, suchte den Zauberstab aus seinem Mantel. „Irgendwelche Besonderheiten? Betonung? Schwung?“ „Nichts.“, gab sie zurück. „Und… ihr haltet uns auf, bevor wir euch alle töten?“ „Was glaubst du denn?“, mischte sich Ron ein. „Bevor ihr uns töten könnt, haben wir euch schon längst ins Jenseits geschickt!“ Harry lachte. Sehr beruhigend. Fragend blickte er zu Draco. Anfangen? ~*~*~*~ Draco zog ebenfalls seinen Zauberstab und sah mit einer gewissen Beruhigung, dass ihre Freunde mit den gezückten Stäben schon bereit standen. Sicher war sicher... Einen Augenblick lang legte er den Kopf in den Nacken und blickte durch die geborstenen und verkohlten Äste in den Himmel empor. Hier wollte er wieder grüne, schützende Zweige sehen... Dann erwiderte er Harrys Blick und nickte leicht. „Nascor Aboris!“ Augenblicklich war das Band wieder da. Und diesmal hatte diese Nähe noch mehr Innigkeit als zuvor. Vielleicht, weil er wusste, dass dieses Gefühl der Zuneigung, der Anziehung auch auf einer anderen Ebene existierte, real war. Und nicht nur eine magische Fiktion... Er hielt sich an Harrys grünen Augen fest und spürte, dass er wieder darin versank, die Kontrolle verlor. ~*~*~*~ Harry ging es kaum anders, dabei hatte er sich vorgenommen, sich zusammenzureißen! Er hatte dieses rauschende Glücksgefühl zurückdrängen wollen, hatte sich auf den Zauber konzentrieren wollen, aber funktioniert hatte es nicht. In seinem Inneren war lediglich eine solche Sehnsucht entstanden, eine Sehnsucht nach mehr, dass es fast schon wehtat, dass er ihr nachgeben wollte, was er nicht konnte, weil er wie gelähmt war. Dracos silbrige Augen… Und hinter ihm sah er seinen eigenen Schatten lächeln. Was war das? Helles, goldenes Licht perlte aus ihren Stäben, sickerte wie Nieselregen zu Boden, zog dort ein und ward nicht mehr gesehen. Hoffentlich. Hoffentlich schafften sie es. Im Grunde sah es nicht gut aus. „Haben wir überhaupt einen Samen, aus dem ein neuer Baum wachsen kann?“, wollte Hermione wissen. Wie üblich war das alles ohne Planung passiert. Wieso konnte ihr so etwas nicht vorher auffallen. „Zu spät.“, murmelte Ron. „Außerdem… passiert nichts. Der Zauber scheint nicht wirkungsvoll zu sein.“ „Aber es ist der richtige und sie haben ihn auch richtig gewirkt. Du siehst diesen goldenen Regen doch auch!“ Ron nickte nur, was nicht hieß, dass er überzeugt war. Das Licht war vielleicht da, aber die Wirkung blieb aus… Immer mehr der goldenen Wassertröpfchen erschienen um sie herum, hüllten sie ein, dass es schien, als stünden sie in goldenem Nebel. Ein zauberhafter Anblick, auf beiden Gesichtern ein Lächeln puren Glücks. „Beneidenswert…“, murmelte Pansy leise und das Gryffindormädchen nickte. Diese zwei waren wirklich zu beneiden. Und dann ging es plötzlich los. Aus dem Boden, direkt zwischen ihnen, zwei Meter vom alten Stamm entfernt, erschien ein kleiner, grüner, leuchtender Sprössling. Ganz zaghaft streckte er seine Blätter aus der Erde, bewegte sich leicht, als hätte er es eilig, größer zu werden. „Es funktioniert.“, hauchte Hermione glücklich und drückte Pansys Arm fest. „Sie… schaffen es!“ Ihr Lächeln wäre mit Sicherheit nicht halb so glücklich gewesen, hätte sie bemerkt, dass der Stamm hinter ihnen immer grauer wurde, denn ihr einziges Augenmerk lag auf dem kleinen, immerzu wachsenden Sprössling zwischen den beiden Jungen. Bis Ron erschrocken einen Schritt zurück machte. Hermione blickte ihn an. Der Junge deutete panisch auf den Bereich um Harry und Draco herum, wo Gras, Blumen, Unkräuter sprossen. Wie in Zeitraffer wurden die Gräser um die Jungen höher, rote, weiße, rosafarbene, gelbe, blaue, violette, orangefarbene Blüten platzten auf, erstrahlten in heller Pracht, vergingen wieder, kamen erneut in ewigem Wechsel, reichten den Jungen inzwischen bis zu den Hüften. Um die alte Baumleiche hatte sich dick der Efeu gerankt, krallte sich dort fest, versteckte die Erinnerung an das schreckliche Unwetter. Der Baum war unten bereits armdick und hatte Brusthöhe erreicht, sich schon mehrere Male verzweigt. Die dünnen Äste trugen feine, hellgrüne Blätter und winzige Weidenkätzchen, die in einem gelben Staub lagen. Und noch immer rieselte goldenes Licht in die Erde. Mehr denn je. Die vier Zuschauer konnten sich kaum vor Staunen zurückhalten. Andere Schüler, die zufällig in der Nähe gewesen waren, hatten angehalten, beobachteten ängstlich das bezaubernde Schauspiel, als das Gras in immer größerem Umfeld gedieh. Und dann trennte die neue Weide den Blickkontakt der Jungen. Harry keuchte auf, taumelte zurück, fiel schließlich auf den Hosenboden mitten ins Gras, in dem er komplett versank. Doch der Baum hörte nicht auf zu wachsen. Das Licht im Boden war noch nicht aufgebraucht. Sie hatten viel zu viel in den Boden geimpft. Schon war er höher als Ron, schon erstreckten sich die Äste über die Köpfe der zuschauenden Freunde, hingen herab. Der Stamm war inzwischen so dick, dass, wäre er ausgehöhlt, Harry drin Platz gefunden hätte. Der Schwarzhaarige brachte kein Wort heraus. Nicht einmal dieses Schauspiel konnte er genießen. Zu sehr tat es weh, dass er Draco wieder so verloren hatte. Dass… er nicht mehr bei ihm war… ~*~*~*~ Draco blieb die Luft schier weg. Er versank vollkommen in dem Grün, sah nichts anderes mehr und bemerkte gar nichts von diesem Schauspiel um sie herum. Erst als die junge Weide sich zwischen sie schob, wurde er in die Wirklichkeit zurückkatapultiert. Es war schmerzhaft. Verdammt schmerzhaft. Diese Innigkeit war schlagartig weggebrochen und er fühlte sich so erbärmlich allein... Langsam taumelte der Slytherin ein Stück von dem wachsenden Baum zurück und blickte verwirrt auf das hohe Gras. Mit den Fingern strich er hindurch und spürte doch nichts. Alles kam ihm auf einmal so stumpf, so farblos vor. Alles... Noch einige Schritte beiseite und er konnte Harry sehen. Ein schwarzer Haarschopf mitten in dem Grün und dem regelrechten Teppich aus Blüten. Er ging neben ihm in die Hocke und legte ihm stumm den Arm um die Schultern. Er wollte ihn jetzt spüren... Wollte ihm nahe sein... Der Baum wuchs weiter... Immer weiter. Doch das bemerkte er nur am Rande. Seine Finger strichen über Harrys Wange, suchten beinahe schon verzweifelt diese unbeschreibliche Nähe. Doch selbst diese Berührung war nur ein trister Abklatsch davon und kam ihr einfach nicht nahe... Einen Augenblick zögerte er noch, ließ die Angst vor der Enttäuschung dann aber doch nicht gewinnen, sondern beugte sich vor und küsste Harry sachte auf die Lippen. Vorsichtig, beinahe schon schüchtern und noch immer auf der Suche nach dieser ultimativen Nähe... ~*~*~*~ Harry zog ihn einfach näher, eine Hand in seinem Nacken. Ihm war genauso kalt wie Draco und dieser Kuss… Er versprach Wärme und Geborgenheit und… Sachte öffnete er die Lippen, während der Baum hinter ihnen plötzlich zu wachsen aufhörte. Die Energie im Boden war aufgebraucht - jetzt hieß es der Zeit den Lauf lassen. Doch das interessierte Harry nicht. Der Kuss brachte die Einheit dieses blinde Verständnis nicht zurück… Er war wirklich kurz vorm Heulen. ~*~*~*~ Draco nahm die Einladung an, war bereit sich fallen zu lassen und suchte noch immer mit Verzweiflung. Verzweiflung, die sich in den Kuss übertrug, ihn heftiger und inniger werden ließ, als er zu Beginn beabsichtigt hatte. Die Kontrolle entglitt ihm. Auch, wenn er wusste, dass er so kaum finden würde, was er suchte... ~*~*~*~ Und Harry erwiderte. Einfach so. Kein Gedanke an Angst, keine Gefahr, die durch Gefühle vermittelt wurde. Seine Hände fuhren durch die Haare, über den Hals, über weiche Haut auf der Suche nach dem Verlorenen. Die Leere füllte es nicht. Die vier Freunde blickten sich an. Was sollten sie jetzt davon halten? ~*~*~*~ Draco zog Harry näher, vergrub eine Hand in seinem Nacken, schlang die andere um seine Taille. Es war wunderbar, wunderschön, aber es war nicht das, was sie durch das Ende des Zaubers verloren hatten... Blaise scharrte mit den Füßen und blickte auf seine Schuhe. „Ich glaube, die beiden brauchen uns gerade nicht...“ Er hob den Kopf und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Aber zumindest haben sie diesmal nicht versucht, sich umzubringen...“ ~*~*~*~ Hermione, sich selbst in einem herrlichen Kirschrot präsentierend, nickte nur, packte Ron am Arm, hakte Pansy unter, der sie einen mitleidigen Blick schenkte, und wollte gehen, aber das änderte sich schlagartig, als sie sah, dass wirklich viele Schüler noch zu ihnen herüberblickten. Gut, die zwei Jungen waren nicht zu sehen, jedenfalls nicht gut, aber… „Äh… Blaise…?“ Sie war hilflos. Sie konnten doch nicht zulassen, dass diese… Meute an ihre Freunde in so einem Zustand herankamen, oder? ~*~*~*~ „Oh...“, entfuhr es dem Slytherin, als er die neugierige Schülermenge bemerkte. Er schaute noch einmal zu den beiden Jungen zurück. Das Dumme war, dass wahrscheinlich noch nicht einmal eine kalte Dusche die beiden auseinander bringen würde. Wenigstens sahen sie nicht danach aus. Er seufzte leise. „Irgendwer muss es ja machen, oder?“, sagte er zu den anderen dreien und seufzte noch einmal - diesmal aber demonstrativ und theatralisch. Der Schwarzhaarige ging zu den beiden Jungen hinüber und legte jedem von ihnen sachte die Hand auf die Schulter. „Ich darf euch daran erinnern, dass ihr euch heute Morgen noch geweigert habt, euch für ein Foto zu küssen. Die Zuschauermenge ist jetzt deutlich größer.“ ~*~*~*~ Harry erstarrte. Die Hand auf seiner Schulter war nicht Dracos. Sie war kälter, nicht so… warm, anschmiegsam und… Und die Worte… Nur langsam sickerten sie in seinen Kopf. Was war los? Und… Er löste sich ein bisschen von Draco, als er sie verstand, beendete den Kuss und legte stattdessen seine Stirn gegen Dracos Schulter. „Zauber sie weg, Blaise, bitte!“, murmelte er, genau wissend, dass das völlig unmöglich war. Nur, er wollte sie jetzt nicht hier haben. Er wollte nur Draco haben. Niemanden sonst! ~*~*~*~ Draco schreckte zusammen. Blaises Hand. Blaises Stimme... Seine Worte. Uh. Nicht gut. Er strich sachte durch Harrys Haar, lehnte seine Wange gegen Harrys Schläfe. „Ich fürchte, das könnte etwas schwierig werden...“, antwortete Blaise, während sich Draco langsam fing. Noch kämpfte der Blonde sichtlich um seine Fassung und um den Rückgewinn seiner Selbstkontrolle. „Aber...“, fuhr der schwarzhaarige Slytherin fort. „Wenigstens habt ihr das Gras so hoch bekommen, dass die Chancen euch zu sehen, recht gering sind.“ ~*~*~*~ Es brachte Harry zum Lachen, auch wenn das Weinen näher gewesen war. Blaises Worte, seine Forderung und die Situation waren doch einfach nur noch lächerlich… „Wollt ihr vielleicht etwas trinken?“, fragte Hermione zaghaft, nachdem sie sich herangewagt hatte. „Sie hielt ihnen eine Flasche Kürbissaft hin, die Harry sogar dankbar entgegennahm. Er nahm einen Schluck daraus und lächelte sie an. „Danke.“ Dann hielt er sie Draco hin, ob er auch was trinken wollte. ~*~*~*~ Auch Draco musste unwillkürlich grinsen. Blaise hatte irgendwie alles auf den Punkt gebracht... Noch immer grinsend nahm er von Harry die Flasche entgegen und leerte sie in einem Zug bis zur Hälfte. Irgendwie war er jetzt wirklich durstig... „Ihr habt übrigens einen wirklich schönen Baum hinbekommen...“ Pansy legte den Kopf in den Nacken und blickte in die Baumkrone. „Fast so schön wie die alte Weide...“ Sie lächelte den beiden noch sichtlich etwas mitgenommenen Jungen zu. ~*~*~*~ Harry lächelte sie an, betrachtete dann den Baum. „Aber so dick wie der alte ist er nicht.“, bemerkte er und betrachtete den alten, mit Efeu überrankten Stamm. Sein Blick wurde ein wenig verträumter. „Aber jetzt hat das ganze ein bisschen was von einer alten Kathedrale. Wir haben schon zwei Säulen… Vielleicht sollten wir noch ein paar Bäume wachsen lassen…“ Hermione lachte. „Das wär ja mal was Neues. Neben dem Schloss noch eine Kirche aus Bäumen.“ „Ideal für Liebespärchen. Sie werden nie wieder in diesen Birkenhain gehen.“, kommentierte Ron die Idee. Harry rümpfte die Nase und beschloss, darauf jetzt keine Antwort zu geben. Wenn ihr Lieblingsplatz dann von Liebespärchen heimgesucht wurde, dann musste man eben einen Bann darüber legen, der es ihnen verbat. ~*~*~*~ Draco hatte ebenfalls den Kopf in den Nacken gelegt und den Baum betrachtet. „Sag mal, Blaise, ist das da oben wirklich das, was ich zu sehen glaube?“, meinte er plötzlich und deutete in die Baumkrone. „Was...?“ Blaise schaute nach oben und erstarrte. „Claire!“ Seine Schildkröte hatte offenbar wirklich das Talent, an allen unmöglichen Orten aufzutauchen. „Wingardium Leviosa!“ Kopfschüttelnd beförderte er die Schildkröte auf seine Hand. „Mädchen, was machst du nur für Sachen...“, murmelte er leise und strich Claire über den Kopf. Draco grinste nur und zog Harry an sich. Wenigstens umarmen durfte er ihn ja wohl, oder? Selbst wenn diese Art von Nähe nicht das war, was die Magie vermocht hatte, sie war dennoch immerhin etwas... Er war schließlich nicht mehr gezwungen, schlagartig auf Distanz zu gehen. ~*~*~*~ Harry lehnte sich gegen ihn, während Pansy und Ron begannen, den ‚Tisch’ zu decken. Und was sie diesmal alles mitgebracht hatten: kaltes Schnitzel, Brötchen, Klöße, Suppe, gekochte Eier, Belag für die Brötchen, Tomaten, Salat, Mais und Radieschen. Und dazu massig Getränke. Mal wieder. „Wart ihr in der Küche?“, fragte Harry, denn woanders konnte er das ja kaum herhaben. Im nächsten Moment wurde er blass. Er hatte Dobby ganz vergessen. Verdammt! Das war doch… ~*~*~*~ Draco hatte zwar Harrys Gesicht nicht gesehen, aber das Stichwort Küche erinnerte ihn auch an diese unliebsame Begegnung. Beruhigend strich er ihm über den Oberarm, versuchte zumindest deutlich zu machen, dass er da war. Und dennoch... er war schuld. Unbestreitbar... ~*~*~*~ Hermione bemerkte den Stimmungsabfall und blickte sie ein bisschen bekümmert an. „Er ist noch immer nicht bereit, mit euch zu sprechen.“, erklärte sie ernst. „Auch nicht mit dir, Harry. Aber er lässt dir erneut eine Warnung zukommen.“ Der Schwarzhaarige nickte nur, ließ sich noch ein bisschen schwerer gegen Draco sinken. Irgendwie hatte er gehofft, dass Dobby sich einkriegen würde… Irgendwie… Ron seufzte schwer. „Lass ihm einfach noch Zeit.“, meinte er. „Hier, iss was. Die Bärlauchwürstchen sind von ihm. Sie sind auch nicht vergiftet, ich hab extra gefragt.“ ~*~*~*~ Draco verzog minimal den Mund. Bärlauchwürstchen. Dobby wusste sehr genau, dass er diese Dinger auf den Tod nicht ausstehen konnte... Aber er sagte nichts, verzichtete einfach darauf und griff nach einem Schnitzel, das er in ein Brötchen stopfte. Eine weitere Warnung, diese Würstchen... Am liebsten hätte er diesem Hauselfen einfach den Hals umgedreht, aber das hätte Harry wohl kaum gefreut. Also ignorierte Draco einfach alles, das mit Dobby zusammenhing. ~*~*~*~ Harry nahm sich so ein Ding und betrachtete es. Also war es wohl so, dass er ihm damit sagen wollte, dass sie immer noch Freunde waren, dass er nur nicht bereit war, sich selbst dieser Gefahr auszusetzen… Wahrscheinlich, wie früher schon einmal, wachte er über ihn, um ihm zu helfen, wenn es sein musste. Oh weh, er hatte jetzt schon Angst. Die Schüler, die vorhin so neugierig geschaut hatten, begriffen recht schnell, dass nun nichts mehr passieren würde, und so klang der Tag mit Hausaufgaben und Entspannung aus. Blaise und Ron verabschiedeten sich irgendwann, um ihren Trank endlich mal anzusetzen, ansonsten schien die Sonne und keiner war wirklich davon zu überzeugen, um halb zehn hochzugehen. Hermione war es im Endeffekt zu verdanken, dass sie es dennoch taten. Harry begleitete Draco auf seiner Runde, dann zogen sie sich in den Raum der Wünsche zurück, dessen bildgeschützter Eingang von Snape hinter sich gelassen wurde. Harry wurde blass. Er war wieder hier gewesen. Wieder hatte er versucht, hineinzukommen… Sollte das vielleicht heißen, dass er doch nichts gesehen hatte in seinen Gedanken? Sollte das vielleicht heißen, dass Snape nicht Bescheid wusste? Warum sollte er sonst noch immer hinter das Geheimnis kommen wollen? Oder wollte er einfach wissen, welchen Mechanismus sie für die Tür benutzten? Er kramte aus seiner Tasche den Tarnumhang heraus. Sicher war sicher. ~*~*~*~ Schon wieder Snape... Draco blieb stehen und beobachtete, wie der Zaubertränkelehrer langsam ging. Allerdings nicht, ohne dem Troll in dem rosafarbenen Ballettrock noch einen äußerst giftigen Blick zuzuwerfen. Beinahe schien es, als wenn der Troll breit grinste und dem Zaubertränkelehrer eine lange Nase zeigte, als dieser wieder wegsah... Aber wirklich sicher war sich Draco nicht. Sogar die meisten Porträts hatten schließlich Respekt vor dem düsteren Professor. „Meinst du, den brauchen wir? Falls Snape hinter der nächsten Ecke lauert und beobachtet, wie wir hineinkommen?“, wisperte der Blonde leise und rückte unwillkürlich etwas näher an Harry. Er hasste den Gedanken, dass Snape sie vielleicht davon abhalten könnte, in ihren privaten Raum zurückzukehren. Und er hasste den Umstand, dass Snape ihnen hier so unglaublich auf den Keks gehen musste. Das alles ging ihn verdammt noch mal nichts an! ~*~*~*~ Harry zuckte mit den Schultern. „Ich will ihn nicht unbedingt in unserem Raum haben.“, erklärte er. „Und solange er nicht weiß, wie man in den Raum kommt…“ Mit einem leichten Schwung warf er den Mantel über Draco und sich. „Wie er wohl reagiert, wenn die Tür sich jetzt einfach öffnet?“ ~*~*~*~ „Ich weiß nicht, ob er die Tür überhaupt sehen kann...“, murmelte Draco leise und rückte unwillkürlich noch etwas näher an Harry. Schnell vollzogen sie das Ritual und verschwanden durch die Tür in den Raum der Wünsche. Was Snape nun letztlich gesehen haben mochte - falls er noch dort gewesen war -, wer wusste das schon? „Puh...“ Draco trat unter dem Umhang hervor und streckte sich. „So langsam geht mir die Fledermaus wirklich auf die Nerven...“ ~*~*~*~ „Nicht nur dir.“, stimmte Harry zu, dann ließ er sich seufzend auf einen der roten Sessel fallen. Hausaufgaben… Sie mussten den Trank weitermachen. Irgendwie hatte er nicht mehr so wirklich Lust dazu. Sein Blick verschwamm, als er den Tisch durchbohrte. „Ich…“ Er lächelte leicht, als ihm kam, was er sagen wollte. „Vorhin, bei dem Zauber… Am Ende… Ich… hab mich noch nie so verloren gefühlt.“, sagte er leise. „Noch nie so weit weg von dir…“ Warum er ihm das sagte? Keine Ahnung, aber es war ihm urplötzlich ein Bedürfnis. ~*~*~*~ Der Blonde ließ sich Harry gegenüber in den Sessel fallen und blickte ihn an. „Ich weiß, was du meinst.“, antwortete er. Auch seine Stimme war leise. „Wir waren uns so nahe... Und als der Zauber vorbei war...“ Seine grauen Augen bekamen einen traurigen Ausdruck. „Es hat wehgetan... nicht mehr... eins mit dir zu sein. Und diese... Einheit nicht wieder erreichen zu können.“ Er atmete tief durch und versuchte zu lächeln. „Aber wenigstens... durfte ich dich danach berühren. Das hat es wenigstens... etwas gelindert. Nicht viel, aber etwas...“ ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an. Wieder fast schmerzlich. „Ist es das, was die Schwarze Magie so… schrecklich macht? Dieses Loch, in das man fällt?“ Es war ja nur so ein Gedanke, aber… ~*~*~*~ Draco schwieg und ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen. „Es ist... anders.“, sagte er schließlich. Er suchte nach Worten, um es auszudrücken, aber er fand sie einfach nicht. „Es ist schwer zu beschreiben. Es fühlt sich aber einfach anders an... Mir ist nach Schwarzer Magie immer kalt. So vielleicht, wie man sich Entzugserscheinungen vorstellt. Oder das Zittern nach einem Moment vollkommener körperlicher Höchstleistung... Das Ende der Potenzialmagie tut unsagbar weh, aber es ist... nicht so.“ Hilflos zuckte er mit den Schultern. Es war einfach nicht zu beschreiben. ~*~*~*~ Harry nickte. Für ihn war es so gewesen, wie Draco beschrieben hatte. Ihm war kalt gewesen, wie nach einem Höhenrausch. Ein endloser Fall von einer Wolke aus rosa Watte. Und wenn es mit Schwarzer Magie noch schlimmer war… „Ich will sie nicht mehr lernen…“ Im Grunde hatte es nie wirklich zur Debatte bestanden, aber Hermione hatte er einmal gesagt, wenn sie seinem Nutzen dienlich wäre, dann würde er es tun… Aber da hatte Draco ihn auch noch nicht davon überzeugt, dass sie nicht – so wie er gedacht hatte – zu trennen war, sondern im Auge des Betrachters lag. Jetzt… war es anders. „Warum willst du sie lernen?“ Es war nicht leicht, das zu akzeptieren, wenn es ihm doch schadete. ~*~*~*~ Draco starrte vor sich hin. Harry gegenüber über die Schwarze Magie zu sprechen, das fiel ihm schwer. Unendlich schwer. Vielleicht, weil er so gut war, so rein, so unschuldig... Und Schwarze Magie das exakte Gegenteil dazu war. „Weil...“, begann er schließlich langsam und blickte auf seine Hände. „Weil ich sie immer können wollte. Seit ich denken kann, wollte ich Schwarze Magie zaubern. Sie hat mich fasziniert. Sie war das, was mich wirklich angezogen hat...“ Er lachte heiser. „Jetzt weiß ich ja wieso. Weil mein ganzes Talent darin besteht... Weil mein magisches Potenzial durch und durch schwarz ist. Aber es ist das Talent, was ich habe. Das einzige, was mir wirklich leicht fällt.“ Abrupt hob er den Kopf. „Selbst die Fähigkeit so fliegen zu können, wie ich es tue, habe ich mir hart erarbeitet. Das ist kein instinktives Fliegen wie bei dir. Das ist Technik, Übung. Nichts anderes. Und Schwarze Magie... Da liegt mein Instinkt, meine Begabung. Es ist... einfach. Sie biedert sich regelrecht an und will von mir gewirkt werden...“ Er stockte. „Weißt du... Die meiste Zeit fühlt sich Schwarze Magie wie eine Bestie an, die in mir sitzt, in mir haust... Und wenn ich sie nicht kontrollieren kann... Dann könnte vielleicht irgendwann einmal etwas Schlimmes passieren...“ Seine Stimme war leise geworden und er blickte wieder auf seine Hände. Blass und schmal waren sie. Und jetzt auch eiskalt. „Ich glaube, ich habe gar keine Wahl. Und vielleicht... vielleicht wird so ja nicht alles, was ich tue, am Ende schrecklich oder schlimm... oder... schwarz.“ ~*~*~*~ Harry wandte die Augen nicht von dem blassen Gesicht ab. Irrte er sich, oder war Draco tatsächlich noch ein klein wenig blasser geworden? „Ich würde niemals zulassen, dass du schwarz wirst. Niemals.“, erwiderte Harry. „Aber ehrlich gesagt… habe ich ein wenig Angst, dich daran zu verlieren. Gestern… waren deine Augen so kalt. Vielleicht war es nur kurz, aber… es macht mir Angst.“ ~*~*~*~ Draco nickte stumm. Er konnte Harrys Angst verstehen. Er hatte selbst auch Sorge, sich darin zu verlieren, aber... solange er Harry hatte... Solange der Gryffindor da war, hatte er immer einen Grund, sich nicht gehen zu lassen. Da war jemand, zu dem er zurückkehren wollte... „Solange du da bist...“, sprach er es langsam aus. „Solange du da bist... glaube ich nicht, dass ich fallen werde. Denn es gibt jemanden, zu dem ich zurückkehren will. Es ist... der Gedanke an dich, der mich dieses... Ding bezwingen lässt.“ Der Blonde beugte sich und streckte die Hand über den kleinen Tisch aus. Seine kalten Finger schlossen sich um Harrys warme Hand und drückten sie fest. ~*~*~*~ Lächelnd nickte Harry. Solange er da war… „Ich werde nicht gehen.“, stellte er klar. „Nicht, solange du mich brauchst.“ Dann blieb nur die Frage, was passierte, wenn er dazu gezwungen wurde. Würde Draco durchdrehen? Würde er dann fallen? Würde er…? Er spürte, wie die Verzweiflung in ihm hoch kroch. Was passierte, wenn er verschwand, wenn er sein Versprechen nicht halten konnte, wenn er… starb? Was passierte dann mit Draco? Würde er… versinken? Von der Schwarzen Macht verschluckt werden? Die Welt vernichten, weil er keinen Grund mehr darin sah, zurückzukehren? Würde er… verzweifeln? Dieser Gedanke tat fast mehr weh, als ihn zu verlieren. Klar, wäre er traurig und verzweifelt und unglücklich und einsam und schrecklich leer, wenn Draco fort war, aber… er könnte das ertragen. Er hatte es schon so häufig ertragen, wusste, dass er ihm einfach folgen könnte, wenn er wollte, aber… Draco das anzutun… Tränen sammelten sich in seinen Augen, als er auf Dracos Hände blickte, die seine umschlossen. „Niemals…“ Die Vorstellung war bitter. ~*~*~*~ Der traurige Ausdruck in Harrys grünen Augen drohte beinahe ihn zu zerreißen. „Hey...“, sagte der Slytherin und stand auf, schlug den Bogen um den kleinen Tisch, ohne dabei seine Hand loszulassen, musste es aber dann doch, um ihn zu umarmen. Er konnte spüren, dass Harry innerlich zitterte, während ihn selbst auch ein Schauder überrann. Er wusste nicht, was er hätte sagen sollen. ~*~*~*~ Harry zog ihn näher zu sich, vergrub sein Gesicht an seiner Halsbeuge und schwieg. Er würde… danach suchen. Nach einem Zauber, der ihnen das garantieren konnte. Irgendein Zauber, der sie für immer aneinander band… Ein Zauber, der garantierte, dass der eine nicht ohne den anderen leben konnte. Wie es psychisch doch schon war. ~*~*~*~ Sanft strich Draco durch das schwarze Haar, ließ es wieder und wieder durch seine Finger gleiten. Sein Herz zog sich zusammen. Er wusste nicht genau warum. Es war einfach diese Nähe, diese Vertrautheit... Es war so schön, dass es schon fast wehtat. Entfernt hörte er die Zaubertränke leise zischen. Er musste sich jetzt darum kümmern... Ansonsten würde der Trank schief gehen... Und doch wollte er nichts lieber, als hier stehen bleiben und Harry festhalten. Einige heiße Tropfen trafen ihn an der Schulter und brannten sich durch seinen Umhang. „Autsch!“ Die Realität war wirklich penetrant. Aber in den Büchern hatte gestanden, dass das passieren konnte, wenn man nicht schnell genug die nächsten Zutaten hinzufügte... „Hilf mir. Beide Tränke schaffe ich nicht.“ Draco löste sich widerwillig von dem Gryffindor und schritt durch den Regen aus heißen Tropfen, den die beiden Kessel entsandten, hindurch zu dem Tisch. ~*~*~*~ Harry nickte. Weg war er, aber dummerweise hatte das diesmal einen guten… nervigen Grund. Langsam erhob er sich auf, zauberte sich einen Regenschild und ging zu Draco hinüber, nahm Zutaten von diesem entgegen, die er nach Dracos Anweisungen in den Kessel tat, und dann auf ganz bestimmte Weise eine ganz bestimmte Anzahl von Rührern tätigte. Es dauerte fast eine ganze Stunde, bis die Kessel wieder nach Ruhe verlangten. Immerhin sah es danach aus, dass sie rechtzeitig gewesen waren… Keine unerwünschten Farbänderungen oder Geruchsbildungen… Müde ließ Harry die Kelle einfach auf den Tisch fallen. Ein Blick auf die Uhr… Mitternacht. Und er war seit dem Morgen um halb sechs wach… Dieser Tag war einfach zu lang gewesen. Er kam zu Draco, legte diesem die Arme von hinten um die Taille. „Gehen wir schlafen?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Klar...“ Mit einem warmen Lächeln drehte sich der Slytherin um. „Du schläfst mir ja sonst noch im Stehen ein...“ Er löste sich aus der Umarmung, legte den einen Arm um Harrys Oberkörper, beugte sich vor, schlang den anderen Arm von hinten um Harrys Knie und hob ihn hoch. Er war so leicht... Ganz problemlos konnte er ihn bis zum Bett tragen und darauf ablegen. Draco hätte ihn noch bis sonstwo tragen können. Einfach so... „Komm, zieh dich um...“ Noch immer lächelnd drückte er Harry den Schlafanzug in die Hand und streifte selbst bereits seinen Umhang ab. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, hochrot waren seine Wangen. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass er ihn so trug! Das war… peinlich! So getragen werden war peinlich… und schön! Irgendwie. Es war, als wäre seine Bedeutung gestiegen. Lächelnd tat er, was Draco gesagt hatte, hatte die Hose schon an und wollte gerade das Hemd anziehen, als einer der Grinselöwen ihn an Fred und George erinnerte. An sie und an… Nachdenklich hielt er inne, betrachtete den Löwen, bevor er unvermittelt fragte: „Was ist Uke?“ Das beschäftigte ihn jetzt schon seit einiger Zeit und weil es von den Zwillingen kam, hatte er Hermione und Ron nicht fragen wollen, denn wahrscheinlich war es etwas, was ganz besonders peinlich war. ~*~*~*~ Draco hatte sich mittlerweile komplett umgezogen und sich mit angezogenen Beinen neben Harry auf das Bett gesetzt. Auf die Frage hin zuckte er nur mit den Schultern. „Klingt irgendwie asiatisch... Aber ich habe keine Ahnung, was das sein soll.“ Nein. Das Wort hatte er wirklich noch nie gehört. „Wie kommst du darauf?“ ~*~*~*~ Harry zuckte auch die Schultern und zog sich sein Oberteil über den Wuschelkopf. „Die Zwillinge haben gefragt, wer von uns Uke ist.“, erklärte er. „Aber wenn du es nicht weißt, ist es auch egal. Sie reden häufig viel, wenn der Tag lang ist.“ Er grinste ihn an. „Bin nur noch kurz Zähneputzen.“ Und schon war er verschwunden. ~*~*~*~ Die Zwillinge? Na, dann hatte das definitiv irgendetwas Sexuelles... Draco verbiss sich ein Lachen. Die versuchten es aber auch immer wieder, sie in Verlegenheit zu bringen... Sobald Harry wieder da war, verschwand auch er kurz zum Zähneputzen im Bad, ehe er sich wieder neben dem Gryffindor unter die Decke kuschelte. „Bin froh, dass du da bist...“, murmelte er leise, zog den schmalen Jungen an sich und vergrub sein Gesicht in dessen Haarschopf. ~*~*~*~ Harry lächelte und drückte sich an ihn. „Ich auch.“ Und kaum dass er die Augen schloss und die Wärme ihn überflutete, dämmerte er auch schon weg, versank zufrieden im Reich der Träume, das voller alter, neuer Weiden war und tatsächlich wie eine Kathedrale aussah, durch deren Blätterdach die Sonne direkt auf Draco schien… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Funny how the time flies in our youth, But with darkness approaching, we'll all grow close In the place we'll call heaven But for now, we'll just call it home Where my friends are, even when I'm not. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Armer Baum... T_T Da weiß man wieder, warum man bei Gewitter nicht draußen sein sollte... *zushi-chanschiel* Das gilt auch für dich. >.< Shirokko: *schmoll* Mir kann gar nichts passieren. Ich bin das Feuer, was soll da schon verbrennen! Aber der wachsende Baum ist toll. Ich will auch da oben sitzen. Wie Claire. Die hatte Glück! Das will ich auch erleben dürfen. Weiß du was, ich pflanz mir eine Weide. Salix Baumelus oder so was ^^ Weidenwald ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 67: Weidenwald Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jackson Browne - Anything Can Happen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Ich möchte mich ganz herzlich bei Naoki-san bedanken, dafür, dass sie mich auf einen Fanfiction-klau aufmerksam gemacht hat. Demjenigen, der die Fanfic bei mir kopiert, möchte ich sagen, dass ich einen solchen Leser nicht gebrauchen kann. Auch nicht, wenn er es in (was für einer auch immer) guten Absicht getan hat. Begegnung 67: Weidenwald Der nächste Morgen begann mit Verwandlung bei Professor McGonagall, die ihnen voller Enthusiasmus erklärte, dass auf dem heutigen Programm Eidechsen standen, die angeblich eine Stufe schwieriger waren als Schildkröten. Heureka. Eidechsen… Die Begeisterungsstürme wollten gar nicht abflauen. Zaubertränke war mindestens ebenso ätzend, denn Snape ließ einen Test schreiben. Halleluja, Freude, oh Freude. Dementsprechend müde und fertig waren die Freunde auch beim Mittag an der neuen Weide, um die das Gras noch kein bisschen niedriger war. Es bot zusammen mit den Zweigen, die noch nicht ganz zum Boden reichten, einen dichten, undurchdringlichen Vorhang, sodass sie in einer kleinen, plattgesessenen Mulde wie in einer Höhle saßen, mit dem winzigen Unterschied, dass sie hier Wind und Sonnenlicht hatten. Selbst für Hausaufgaben waren sie zu müde, noch dazu war es an diesem Tag wieder einmal unnatürlich heiß. War ja auch Sommer und nach den Unwettern war auch klar, dass es wieder so richtig schön werden musste. Als sie sich aufteilen mussten, weil Harry und Ron zum Wahrsagen mussten, hatte der Rotschopf geschlafen, Hermione hatte geschrieben, Harry und Draco trotz Hitze gekuschelt, Pansy und Blaise hatten Karten gespielt, zusammen mit Harry, der sich das Spiel von Draco hatte erklären lassen. Ein richtig fauler Tag. Den sie fortführten, als sie wenig später von Wahrsagen und Arithmantik wiederkamen. War doch schrecklich, diese Hitze. Aber in den See konnten sie diesmal auch nicht, weil Hermione darauf bestand, dass Hausaufgaben zu machen. So blieb ihnen nicht viel anderes übrig, als sehnsüchtig auf das Wasser zu gucken und sich doch noch um ihre Hausaufgaben zu kümmern, von denen sie sowohl von Snape als auch von McGonagall genügend bekommen hatten. ~*~*~*~ Der Abend kam schneller als gedacht. Nach seiner Runde, die Draco mit Harry an seiner Seite hinter sich gebracht hatte, waren sie wieder im Raum der Wünsche angelangt. Ihrem Raum, wie Draco zufrieden feststellte. Es war ihr Raum, ihr privater Bereich. Und diesmal hatte Snape auch nicht vor der Tür herumgelungert. Zum Glück. Er konnte diese Fledermaus nämlich wirklich nicht mehr sehen. Und er genoss es, hier wenigstens die Zeit zusammen mit Harry zu verbringen. Das hier war ihr Refugium, ihre Bastion. Die Woche zog vorüber. Die Tränke verlangten viel Aufmerksamkeit, befanden sich doch die zwei fortgeschritteneren in einer kritischen Phase und gingen die anderen beiden gerade in diese über. Das morgendliche Training der Slytherins war gespickt mit Fiesheiten vonseiten Warringtons, die Draco jedoch geflissentlich ignorierte und die Harry nicht mehr dazu verführten, einzugreifen, wie Montague mit Zufriedenheit festgestellt hatte. Der Berg an Hausaufgaben wuchs und wuchs, als wenn die Lehrer beschlossen hätten, sich ein Wettrennen darin zu liefern, und als wenn sie sehen wollten, wer von ihnen die Schüler letztendlich zum Zusammenbruch brachte. Das Training bei Snape war für beide eine Tortur gewesen. Wieder und wieder hatte er versucht, in den Raum hinter dem Trollbild einzudringen, das Geheimnis des Zugangs zu entschlüsseln und doch hatte er keine Antwort gefunden. Bei keinem von ihnen beiden. Und irgendwie... war es dann Freitagabend geworden, ohne dass einer von ihnen hätte sagen können, wie das so schnell kam. Sie fielen beide todmüde ins Bett und schliefen eng aneinander gekuschelt ein, trotz der extremen Wärme, die noch immer herrschte. Dennoch klang es so, als wenn ein Gewitter aufziehen würde. Aber das konnte auch Wunschdenken gewesen sein. ~*~*~*~ Den Samstagmorgen wurden sie von Ron aus den Federn geschreckt. Die leicht quäkende Stimme des Rotschopfs rauschte durch ihre Gedanken und holte beide direkt aus der Tiefschlafphase. Harry setzte sich auf, rieb sich verschlafen über die Augen, als erneut dieser Ruf kam. *Kommt sofort her! Wir… haben Neuigkeiten, die euch sicher von den Socken hauen!* *Pig war grade da! Er hat Neuigkeiten aus der Zaubererwelt, die nicht in der Zeitung erscheinen!* Jetzt auch noch Hermione! *Wir treffen uns in fünf Minuten unten an der Weide!* Damit waren sie wieder verstummt. Harry gähnte. Oh Mann. „Schrecklich.“ Ein Blick auf die Uhr. „Erst halb sieben und die plärren hier so rum…“ ~*~*~*~ „Bei Merlin...“, grummelte Draco und setzte sich verschlafen auf. „Das ist doch Folter...“ Verschlafen fuhr er sich durch die Haare. Noch ein wenig im Halbschlaf lehnte er sich zu Harry hinüber und legte den Kopf an seine Schulter. „Mach mich wach...“, murmelte er, ehe er den Kopf auch schon hob und ihn sachte küsste. ~*~*~*~ Harry lächelte in den Kuss hinein. Nette Aufforderung an einen ebenfalls halb Schlafenden… Aber der Kuss war eine gute Idee. Wie war das doch gleich gewesen? Weck mich immer so… Ganz sachte strich der Schwarzhaarige über die weiche Wange. „Aufwachen, Dornröschen.“, flüsterte er, dann küsste er ihn zurück, ganz sachte. So wie er es gelernt hatte. So wie er gelernt hatte, dass es Draco gefiel. Mit der Zunge ganz sanft über die Lippen streicheln und mit den eigenen Lippen ein kleines bisschen an Dracos zupfen. Ganz sacht… ~*~*~*~ Draco lächelte in den Kuss hinein und zog Harry an sich. Die eine Hand vergrub er in seinem Nacken, mit der anderen fuhr er unter das Schlafanzugoberteil und strich sanft über die warme Haut. Weich, warm... Ganz seidig. Langsam, ganz allmählich, erhöhte er die Intensität des Kusses, gab seiner Leidenschaft freieren Lauf. Oh ja... So wurde man wirklich großartig geweckt. ~*~*~*~ Harry lächelte, als der Kuss inniger wurde, als er Draco vollends schmecken konnte. In den letzten Tagen waren sie nie weiter gekommen, immer war irgendwas dazwischen gekommen, eine wirkliche Chance hatte es nicht gegeben, diese seltsame Angst überwinden zu lernen. Jetzt… ebenfalls nicht, denn gerade, als Harry beschloss, es einfach mal auszuprobieren, einfach mal zu versuchen, ob er die Grenze fand, funkte Ron durch: *Hey, ihr beiden! Wir warten!* Harry seufzte. „Nervensäge.“, murmelte er, begann im nächsten Moment zu lächeln. „Aber vielleicht ist es wichtig.“ Sachte streichelte er Dracos Wange. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Na hoffentlich...“ Er ließ seine Hand auf Harrys Bauch herunterwandern und zupfte an dem Hosenbund, ließ diesen dann mit einem leichten Grinsen schnacken. Plopp machte es, als der Gummizug auf die nackte Haut traf. „Dann sollten wir uns mal auf den Weg machen... Ansonsten hören die ja nie auf...“ Draco streckte sich demonstrativ. „Aber zumindest... bin ich jetzt wach.“ Er zwinkerte Harry zu und stand auf, um im Badezimmer zu verschwinden. Keine zehn Minuten später kam er mit dem Handtuch um die Hüften wieder zurück. Wie schon häufiger hatte er seine Klamotten vergessen mitzunehmen... ~*~*~*~ Harry betrachtete ihn amüsiert, beobachtete, wie er sich anzog. Auch dazu hatte er wenig Zeit gehabt, aber wenn es sich bot, dann nutzte er die Gelegenheit schon. Draco hatte einen unglaublich schönen Körper. Makellose, weiße Haut, bis auf diese eine, feine Narbe direkt unter dem Herzen. Aber das war es nicht, was ihn so sehr faszinierte. Es waren seine Bewegungen. Dracos Gesten und Bewegungen waren teilweise von einer solch schönen, natürlichen Eleganz, dass es einfach nur eine Freude war, ihm dabei zuzusehen, ohne dass die störenden Blickfänge im Weg waren. Allein wenn er die Hand hob, war es, ohne dass er sich wahrscheinlich dessen bewusst war, einfach nur schön… Er begann zu lächeln, beschloss das Duschen sein zu lassen und zog sich ebenfalls an, seine Tasche hatte er auch schon gepackt. Ron hatte noch einmal gedrängt. Doch bevor sie gingen, trat er noch einmal auf Draco zu und küsste ihn sachte. „Du bist wirklich schön.“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Wunderschön!“ ~*~*~*~ Draco lächelte verlegen. Diesmal hatten ihn diese Worte wirklich eiskalt erwischt. Schön... Er und schön... Es kam ihm so seltsam vor, auch wenn er sich durchaus bewusst war, ziemlich gutaussehend zu sein... Er sagte nichts, sondern hauchte Harry nur einen Kuss auf die Wange. Hand in Hand verließen sie den Raum der Wünsche und gingen hinunter zu der jungen Weide, wo sie auch schon von den anderen vier ungeduldig erwartet wurden. „Also, was ist so wichtig, dass ihr uns geweckt habt?“ Draco ließ sich, sichtlich mürrisch, ins Gras fallen. Noch vor dem Unterricht... Bei Merlin, das musste ja wirklich dringend sein. ~*~*~*~ Hermione knallte ihnen einen Zettel vor die Nase. „Es sind Zauberer verschwunden!“, leitete sie das Thema ein. Blaise und Pansy standen schon da, wahrscheinlich wussten sie bereits Bescheid. „Sie waren in der Aufklärung unterwegs, aber seit etwa zwei Wochen sind Humphrey Girad, Gwilliam Abignale und Willgard Waterloo weg. Verschwunden. Einfach so. Von einem auf den anderen Tag!“ Ron blickte sie an. „Gwilli ist ein Freund von Mum!“, erklärte er. Harry erkannte die Schrift von Molly Weasley auf dem Zettel. Anscheinend hatte sie geschrieben, um sie in Kenntnis zu setzen. „Er ist Freds und Georges Pate.“ Der Rotschopf sah leicht blass aus. „Die beiden anderen sind Bekannte…“ Der schwarzhaarige Gryffindor schwieg, las die Zeilen, die genau das vermittelten, was Ron und Hermione gesagt hatten. Voldemort oder die Todesser… Sie waren also letztendlich doch aktiv geworden… Hoffentlich ging es Hagrid, Sirius und Remus gut… ~*~*~*~ Draco las die Namen emotionslos. „Was habt ihr erwartet? Dass sie still bleiben werden? Das ist Krieg, was dort draußen ausbricht. Heimlich, still und leise. Ohne dass es das Ministerium offenbar wahrhaben will. Es ist schrecklich ja. Aber wirklich so überraschend?“ Blaise funkelte den Blonden an. „Du könntest auch mal etwas mehr Betroffenheit zeigen...“, knurrte der Slytherin. „Es sind immerhin Menschen. Menschen, die Ron kannte!“ Draco zog die Schultern hoch. „Ich sagte doch: Es ist schrecklich. Aber wir können nichts tun. Das zeigt einzig und allein, wie angespannt die Gesamtlage ist.“ ~*~*~*~ Noch immer schwieg Harry. Sein Blick bohrte sich in das Papier. Menschen… litten. Starben sie? Wie Cedric gestorben war? Waren die drei tot? Die Worte der anderen hörte er kaum. Sie rauschten an ihm vorbei, die gedrückte Stimmung legte sich über seine Ohren und in seine Seele. War… war er schuld? War es nicht seine Schuld, dass das passierte? Er hatte den Gedanken ja schon länger nicht mehr gehabt. Nicht mehr, seit er mit Draco zusammen war. Die Träume waren so gut wie weg gewesen, hatten ihn nicht mehr dran erinnert, aber jetzt… Voldemort war seinetwegen frei, die Todesser wegen Voldemort auf den Straßen, die Opfer waren wahrscheinlich den Todessern zuzuschreiben… Also war er schuld. Der Schwarzhaarige biss sich auf die Lippe, ohne es zu bemerken, kaute darauf herum. Den Geschmack von Metall nahm er nicht wahr. ~*~*~*~ „Hey...“ Behutsam berührte Draco Harrys Wange. „Lass deine Lippe in Ruhe. Du blutest schon...“ Er griff in die Tasche seines Umhangs, zog ein Stofftaschentuch hervor und tupfte das Blut vorsichtig weg. Rote Flecken breiteten sich sofort auf dem hellen Weiß aus. Diese Reaktion war es, die Draco klar machte, dass Menschen darunter litten. Unter dem, was dort geschah. Das Leid war unmittelbar geworden, nicht mehr nur ein fernes Wort, ein dumpfes Wissen. ~*~*~*~ Harry blickte ihn desorientiert an, dann wieder auf das Papier. Ein unsicheres, verwirrtes Lächeln. Ron blickte ihn an. „Harry?“ Der Junge-der-lebt blickte zu ihm hin. „Sie… waren Freunde von euch?“ Seine Stimme klang seltsam belegt. Ron nickte. „Sie waren oft bei uns, als ich noch kleiner war.“ Harry biss sich wieder auf die Lippe, was von Draco und seinem Taschentuch verhindert wurde. Wieder sah er zu seinem blonden Freund, da waren Ron und Hermione plötzlich da. „Es ist nicht deine Schuld.“, meinte das Mädchen. „Red dir das jetzt nicht wieder ein, ja?“ Ron nickte. „Du hast sie nicht umgebracht! Und du konntest auch nichts gegen den Unnennbaren unternehmen, klar?“ Harry nickte nur. Worte. Sie hatten ja keine Ahnung… Er lächelte. Es war das erste Mal seit Tagen, dass diese Maske durchkam. Die Maske, die dafür gedacht war, die Menschen zu beruhigen, ihnen den unbeschwerten, fröhlichen Jungen vorzuspielen, den sie sehen wollten, weil sie sich keine Sorgen machen brauchten, wenn er glücklich war. ~*~*~*~ „Sie haben Recht...“ Draco legte seine Wange auf Harrys Schulter. „Du bist nicht schuld. Schuldig sind diejenigen, die sie entführt haben. Diejenigen, die Flüche ausgesprochen haben. Diejenigen, die gehandelt haben. Aber nicht du.“ Er hielt das weiße Taschentuch hoch und blickte auf die Blutflecken. Harrys Blut... Seine Hand krampfte sich um das Stück Stoff. „Und diese Bastarde sind es nicht wert, dass du versuchst, ihre Schuld zu tragen.“ ~*~*~*~ „Sie werden dafür büßen.“ Harrys Antwort auf Dracos Worte war klar und fest. Und noch immer war da dieses Lächeln auf seinen Lippen. „Sie… werden es bereuen.“ Er drehte sich ein bisschen, um Draco direkt ansehen zu können. „Wenn sie jetzt schon anfangen, dann müssen wir uns beeilen!“, sagte er. „Wir müssen schneller stärker werden! Damit nicht noch mehr sterben!“ Seine grünen Augen waren dunkel vor Entschlossenheit. Irgendwo tief in ihnen glühte ein Funken, den er geschürt hatte, der jetzt auflodern wollte: der Hass… ~*~*~*~ Er hasste dieses Lächeln. Und er hasste es noch mehr in Kombination mit diesem Ausdruck in seinen Augen. Irgendwo da in der Tiefe dieses unermesslichen Grüns glühte Hass. Und den wollte Draco nicht in diesen Augen sehen. Er senkte den Blick, starrte nur stumm vor sich hin. Dann ergriff er Harrys Hand und hielt sie fest. „Du willst diesen Kampf, nicht wahr, Harry?“, fragte Pansy leise. „Du willst gegen sie kämpfen... Warum?“ Ihre braunen Augen blickten den Gryffindor an. Natürlich kannte sie seine Geschichte. Jeder kannte sie. Und doch... sah sie mehr persönliche Motivation. Ihre Worte ließen auch Blaise seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Harry richten. ~*~*~*~ Harry blickte zu ihr hin. „Weil es irgendjemand tun muss.“, erklärte er freundlich. „Sei ehrlich: Wen gibt es denn schon? Dumbledore. Und sonst? Es traut sich doch niemand, auch nur seinen Namen zu nennen. Voldemort!“ Er lachte böse, als die Reaktion kam, die er erwartet hatte. „Siehst du, du zuckst selbst bei seinem Klang schon zusammen. Aber… ich habe keine Angst mehr vor ihm. Er hat mir alles genommen! Meine Familie, einen Freund, ein normales Leben als normaler Junge, ein Leben bei Sirius, meinen Stolz und meine Selbstachtung. Niemals wieder wird er mir etwas nehmen. Niemals. Verstehst du das?“ ~*~*~*~ Pansy nickte. Ihre Augen waren leicht geweitet. „Es ist für dich persönlich...“, stellte sie ruhig fest. Ihre Stimme zitterte ein wenig. Blaise legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter, drückte sie leicht. Draco hatte stumm die Augen geschlossen. Natürlich hatte er Harrys Worte gehört – und sie verstanden. Er begriff, was es für ihn bedeutete. Und er wollte umso mehr wissen, was an diesem einen Tag kurz vor Ende des letzten Schuljahres geschehen war. Und er wusste, dass er fragen würde. Denn dort... dort lag die Ursache für diese unbändige Entschlossenheit Harrys. Dessen war er sich sicher. ~*~*~*~ Harry sah wieder zu Draco. „Lass uns das mit dem Potenzialzauber noch mal versuchen!“ In diesem Moment konnte er es einfach nicht ertragen, stillzusitzen. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco seufzte unhörbar und richtete sich auf. „Welchen Zauber stellst du dir vor?“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Den mit der Weide. Der war ungefährlich.“, sagte er. „Und diesmal kontrolliert!“ Das war schließlich der Sinn dieses Trainings. ~*~*~*~ Der Blonde nickte leicht. Also noch ein Baum... Er zog seinen Zauberstab hervor und wartete, bis Harry bereit war. Die anderen wichen bereits zurück und hatten – wieder einmal – ihre Zauberstäbe bereit. Sicher war schließlich sicher. „Nascor Aboris!“ Schlagartig war das Band wieder da. Und Draco spürte, wie er sich fallen lassen wollte... In diese Innigkeit, diese Nähe, diese... Einheit. Wie sollte man das denn kontrollieren, wenn man sich gegen jegliche Kontrolle innerlich sträubte? Jeglicher Wille zu Kontrolle bröckelte in ihm hinweg, als er in diese unglaublichen, grünen Augen blickte... ~*~*~*~ Harry blickte nicht in die Augen, hatte zumindest vorgehabt, es nicht zu tun. Aber das Silber zog ihn einfach an. Die Verzweiflung, die wegen den Nachrichten in ihm nagte, bahnte sich ihren Weg nach draußen. Die Nähe… Er brauchte sie. Er… Der Junge-der-lebt schaffte es tatsächlich, einen Schritt vor zu machen, sich aus der Trance zu lösen, trat mit diesem Schritt direkt in die hellen, leuchtenden Lichttröpfchen hinein. Seine Arme hoben sich - mitsamt Stab -, doch seine Augen ließen Dracos nicht los, als sie sich um seinen Hals schlangen… Er wollte jetzt… nicht alleine sein. Nicht einmal auf den Meter alleine… ~*~*~*~ Draco tat ebenfalls einen Schritt vor. Er hielt sich an dem smaragdenen Grün fest. Seine Fingerspitzen berührten Harrys Wange, strichen darüber. Alles an ihm prickelte. Es war beinahe so, als wenn er beide Seiten dieser Berührung gleichzeitig spüren könnten... Ihre Lippen berührten sich. Die Welt schien zu explodieren. Eine heiße Woge rauschte durch ihn, raubte ihm den Atem. Seine Augen waren noch immer offen, blickten in Harrys ebenfalls geöffnete Augen, versanken vollkommen darin, gingen darin auf. Und er fiel... Er fiel und hatte keine Angst. Denn da war diese Wärme, die ihn umhüllte, da war Harry... Wovor also Angst haben? Um sie herum wurde Magie freigesetzt. Mehr noch als zuvor. Licht schoss in den Boden, breitete sich wie ein goldener Teppich um sie aus. Schösslingen kamen empor, acht, neun Stück, wuchsen mit rasender Geschwindigkeit. Äste schlugen aus, wurden von dünnen Zweigen zu mächtigen Ästen. Die kleine Weide wuchs in die Höhe, reichte innerhalb weniger Augenblicke beinahe an den alten Baum heran. Gras und Blumen gingen den sechsen nun bis zu den Knien und sie wuchsen noch weiter... Immer im ständigen Wechsel von Erblühen und Vergehen. Genauso die Bäume, die sich immer mehr zum Himmel emporreckten, eine grüne Kathedrale um die sechs Freunde herum schufen. ~*~*~*~ In weitem Umkreis war außer Gold und Grün kaum noch etwas zu sehen. Die vier Freunde, die Schüler draußen, die Lehrer, die zufällig draußen waren, waren unfähig, sich zu bewegen. Es war ein Schauspiel, an das das letzte nicht annähernd herankam. Alles war schneller, mächtiger, unglaublicher. Und vollkommen konzentrisch mit ihrer Weide in der Mitte. Harrys freie Hand schob sich in Dracos Nacken, kraulte dort die weichen Strähnen. Über Dracos Rücken rieselte pures Gold, quoll aus seinem Zauberstab. Längst hatte er vergessen, wo oben oder unten war, längst war es unwichtig geworden. Er fand hier etwas, das er so noch nie gespürt hatte: Bestätigung, Liebe, die tiefer ging, als er es sich jemals ausgemalt hatte, Gleichklang. Er wusste einfach, dass Draco gerade das gleiche fühlte. Er konnte es spüren. Er konnte das Kribbeln, die rauschende Macht in seinem Körper spüren. Macht, die stärker war als alles, was er je erlebt hatte. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass etwas zu ihm zurückgekommen war, das gefehlt hatte. Harry spürte die Schwarze Macht Dracos durch seine Adern fließen. Er spürte, wie sie sich mit seiner eigenen, der Weißen verband, wie sie einander umgarnten, wie sie ihn ausfüllte. In diesem Moment war alles eins. ~*~*~*~ Auch Dracos Hand hatte den Weg zu Harrys Nacken gefunden, hielt ihn sachte fest. Seine Fingerspitzen strichen immer wieder über die weiche Haut, umkreisten die Wirbel. Sein ganzer Körper prickelte, als wenn er unter Strom stünde. Er verspürte Harmonie... Er hatte nicht gewusst, dass man Harmonie spüren konnte, dass sie sich so anfühlen konnte. Und doch war sie da. Alles war eins. Schwarze Magie und Weiße Magie. Er und... Harry. Harry... Auf einmal hatte er das Gefühl zu begreifen. Dass in dieser Welt alles seinen Platz hatte, alles seinen Sinn besaß. Dass die Schwarze Magie dazugehörte, ein Teil von ihr war. Dass er ein Teil von ihr war... Harmonie. Harmonie in absoluter Vollendung. Und Liebe. So intensiv, so tief, wie er sie niemals für möglich gehalten hatte. Nie wieder würden Worte notwendig sein. Niemals wieder... Am Rande nahm er war, wie sich Gold und Grün immer mehr vermischten, vollkommen in einander aufgingen. Und dann... Ein Vorhang voller Weidenzweige fiel über sie, strich über ihre Gesichter. Der junge Baum neben ihnen ließ seinen grünen Schleier fallen. Die Verbindung riss ab. Von allein wären sie auch gar nicht mehr fähig gewesen, sie zu trennen. Die Welt brach zusammen. Mit einem Keuchen ging Draco auf die Knie. Alles tat auf einmal weh. Der Schock der Rückkehr in die Wirklichkeit, kalt und grausam, brachte ihn an den Rand des Zusammenbruchs. Weiches Gras unter seinen Knien. Er hatte Harry losgelassen. Nein, ihn offenbar mitgezogen. Seine Hand krallte sich in den rauen Stoff von Harrys Umhang. Er atmete, lebte und fühlte sich doch auf einmal so tot. Blind, taub, vollkommen gefühllos, als wenn seine Sinne vollkommen überreizt worden wären. Und es tat weh. Es tat so verdammt weh. Die Einheit war fort. Harmonie und Innigkeit waren verloschen, wie eine Kerze im Wind. Nichts mehr war da... Er wollte schreien und war doch stumm. Er atmete. Still atmete er und versuchte, der Schmerzen Herr zu werden, sie zu bezwingen, irgendwie erträglich zu machen... Ganz eben konnte er Harrys Wärme durch den Umhang spüren, versuchte sich daran festzuhalten und doch gelang es ihm nicht. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Im Folgenden konnte man behaupten, dass nichts mehr so war, wie zuvor. In der Großen Halle sprach keiner ein Wort über Harry oder Draco, ängstliche Blicke waren das einzige, das sie abbekamen, als sie ausnahmsweise - aus Zeitmangel - dort aßen - oder auch nicht, denn Harry war in einer beinahe schon apathischen Trance gefangen. Unter den Weiden hatte er nichts mehr gesagt, sich einfach an Draco geklammert, von dem er sich später hatte trennen müssen. Er hatte kein Wort gesprochen, sein Blick war irgendwo zwischen hier und jetzt im Nichts gelandet, Fragen waren von ihm ignoriert worden. Wenig später auf dem Weg zu Wahrsagen war es ähnlich. Ron blickte ihn nur von der Seite her an, fragte einmal besorgt etwas, doch er bekam keine Reaktion, die ihn auch nur im Entferntesten zufrieden gestellt hätte. Harry beachtete nicht einmal Trelawney, die ihm wieder einmal einen grausamen Tod prophezeite, was die Frau schließlich ärgerlich von dannen ziehen ließ. Ron legte ihm eine Hand auf seine und stellte erschrocken fest, dass der Schwarzhaarige vollkommen eisig war. Als wäre er zulange im Schnee gewesen. Dabei war es hier wie immer so heiß, dass es den Schülern schwer fiel, die Umhänge anzubehalten. Was war denn nur los? Jene Frage stellte er Hermione per Gedankenbuch nur wenige Sekunden später und bekam kurz darauf eine klare Anweisung: Schokolade. Er sollte ihm Schokolade geben. Die Symptome, die er ihr beschrieben hatte, so meinte sie, wiesen ganz eindeutig auf einen Schock hin. Doch Ron hatte ein Problem. Er konnte Harry die Schokolade nicht geben. Der Junge weigerte sich strikt, auch nur einen Krümel zu sich zu nehmen. Halb verzweifelt zerrte er Harry am Ende der Stunde zum Arithmantikraum. Trelawney hatte schließlich eingewilligt, dass er Harry aus dem Raum entfernen durfte, weil dieser nicht wirklich gut aussah. Selbst sie mit ihrer Kurzsichtigkeit hatte das schon festgestellt. *Mione, komm raus!*, kritzelte er ungeschickt in sein Buch. *Harry klappt mir gleich zusammen!* ~*~*~*~ Blaise hatte den noch immer vollkommen benommenen Draco mit sich gezogen und in dem Klassenraum auf seinen Platz verfrachtet. Eindeutig war der Blonde geistig nicht anwesend. Er war vollkommen... daneben. Er sagte nichts, starrte vor sich hin... Nichts, gar nichts. Nur seine Hände waren kalt, wie Blaise aufgefallen war. Eiskalt. Als wenn man ihnen alle Wärme geraubt hätte. Nachdenklich starrte der schwarzhaarige Slytherin vor sich hin. Irgendwelche krusen Gerüchte machten die Runde, waberten auch durch den Arithmantikklassenraum und kamen der Wahrheit doch nicht im Entferntesten nahe. „Irgendetwas läuft bei ihnen immer schief...“, murmelte Pansy neben ihm leise. „Sie sollten... es kontrollieren. Aber danach sieht es nicht aus. Oder? Oder endet diese... Magie immer so?“ Blaise zog die Schultern hoch. „Frag Hermione. Sie wird es eher wissen... Aber du hast in einem Recht: Sie kontrollieren es nicht. Dieser Wald da unten – der war kaum Absicht...“ „Mr Zabini! Konzentrieren Sie sich bitte auf den Unterricht!“, wurde er urplötzlich von Professor Vektor angefaucht. Blaise zuckte schuldbewusst zusammen. Bei Draco brachte jegliche Standpauke nichts. Gar nichts. Er saß nur apathisch da, geistig vollkommen abwesend und reagierte kein bisschen auf das Gezeter der Lehrerin. Irgendwie ging die Stunde vorbei – zum Glück. Irgendwann – relativ spät – war Hermione aufgestanden, hatte etwas davon gesagt, dass ihr nicht gut wäre, und den Klassenraum verlassen. Kurz hatte sie dabei zu Draco gesehen, forschend, aber dieser hatte das gar nicht mitbekommen. Nein, eine Hilfe war der Slytherin gerade wirklich nicht. Gegen Ende des Unterrichts schien Draco wenigstens langsam wieder ansprechbar zu sein. Zumindest stand er von alleine auf und musste nicht erst hochgezogen werden... ~*~*~*~ Hermione hatte sich von Ron nur kurz angehört, was los war, dass er nicht essen wollte, dann hatte sie Harry einfach Richtung Krankenflügel geschoben. Vielleicht konnten sie ihm nicht helfen, aber Mme Pomfrey würde es können. Harry hatte keine Gegenwehr gezeigt. Zumindest nicht, bis er erkannte, wohin der Weg führte. Krankenflügel… Plötzlich war er stehen geblieben, sein Gesicht verschlossen, hatte sich aus ihrem Griff um seinen Arm befreit. Dann hatte er sich umgedreht und war davongelaufen. Hermione und Ron mit Entsetzen hinterher. Sie hätten nicht zu rennen brauchen, denn Harrys Weg führte sie einfach nur zu dem Weidenhain, wo er vor dem Baum in der Mitte stehen blieb und in die Höhe blickte. Einfach nur nach oben ins Geäst. Was sah er dort? Was wollte er hier? Ratlos wechselten die beiden einen Blick. Was nun? „Harry?“ Ein Blick aus grünen Augen traf sie, der sie erschreckte. Harry schien wirklich weit weg zu sein mit seinen Gedanken. ~*~*~*~ „Zur Weide.“, entschied Blaise und fasste Draco nichtsdestotrotz doch am Arm. Irgendwie traute er dem Frieden nicht. Und so mechanisch, wie sich der Blonde bewegte, war das wahrscheinlich doch sehr sinnvoll. Zumindest konnte er verhindern, dass sein bester Freund gegen irgendetwas rannte... Pansy schritt neben ihnen her, hielt Dracos anderen Arm fest. Er war noch immer eiskalt... Sie konnte die Kälte durch den Stoff nur allzu deutlich spüren. „Bei Merlin, ihr habt echt einen Wald geschaffen.“, murmelte das Mädchen leise, während sie zu dem Ort gingen, wo einst ihre einsame Weide gestanden hatte. Jetzt war es wirklich ein kleiner Hain geworden, der einen dichten Vorhang aus grünen Zweigen besaß, vollkommen undurchdringlich, vor allem, da das hohe Gras bis an die tiefhängenden Äste heranreichte. Sie schoben Draco durch den Vorhang hindurch und folgten schließlich. „Er also auch.“, stellte Blaise lapidar fest und betrachtete Harry. Dann wanderten seine Augen weiter zu Draco, der stumm auf den Gryffindor zuschritt, ihm von hinten die Arme um die Taille schlag und sein Kinn auf seine Schulter bettete. Und selbst das besaß einen seltsamen Automatismus. ~*~*~*~ Hermione blickte ihnen vollkommen verzweifelt entgegen, kam dann plötzlich zu Pansy und umarmte sie. „Er macht mir Angst!“, flüsterte sie erstickt. „Was, wenn es schlimmer ist? Er will nicht zu Mme Pomfrey, hat sich geweigert, aber…“ Sie seufzte zentnerschwer. „Was tun wir, wenn diese Magie gefährlich für sie ist? Wir… wir sollten Dumbledore informieren, damit er sie davor bewahren kann. Ich… ich habe Angst, dass ich sie verrate, weil ich sie nicht daran hindere. Ich habe Angst, dass sie…“ Sie begann zu weinen, was den Redefluss letztendlich stoppte. Ron stand hilflos daneben, während Harry sich nur gegen Draco lehnte und sein Blick schon wieder ins Leere ging. ~*~*~*~ Beruhigend strich Pansy Hermione über die Schultern und drückte sie fest an sich. „Ganz ruhig...“, murmelte sie leise und wiegte die Freundin hin und her. Ihre braunen Augen blickten Blaise flehend an. Wenn sie bisher keine Idee gehabt hatten, dann war es doch er gewesen, der ihnen half, der irgendein Ass aus dem Ärmel zaubern konnte und dafür sorgte, dass es irgendwie weiterging... „Mione...“, begann dieser auch langsam und deutete den anderen dreien, sich neben ihn zu setzen, während er es sich selbst im Gras bequem machte. „Was genau weißt du über diese Magie? Was steht in den Büchern?“ Sie brauchten Fakten, Informationen. Und die konnten ihnen im Moment nur Hermione geben. Und dann... würden sie weitersehen. ~*~*~*~ Das braunhaarige Mädchen seufzte nur, wischte sich mit den Händen über die Wangen. „Das ist es doch. Es steht nichts drin! Wie oft meinst du, dass es in der Vergangenheit passiert ist, dass zwei solche Menschen aufeinander getroffen sind? In den Büchern steht nichts darüber. Gar nichts!“ Zittrig seufzte sie. „Das, was ich euch erklärt habe, das waren Theorien. Mehr nicht!“ ~*~*~*~ Blaise nickte leicht und sah zu den beiden Jungen hinüber. „Also ist es ein absolut seltenes Phänomen...“, murmelte er leise und fuhr dann, etwas lauter, fort: „Nun, ich würde von außen nicht sagen, dass es ihnen schadet... Sie sehen mitgenommen aus, ja, aber das mag allein an der ungeheuren Menge an Magie liegen, die sie freigesetzt haben. Irgendetwas... empfinden sie, wenn sie das zaubern. Zumindest das scheint klar zu sein...“ Er stützte das Kinn in die Hände und schaute zu, wie sich Draco irgendwie noch etwas näher an Harry schmiegte und ihm sachte durch die Haare fuhr. „Und es muss so stark sein, dass sie es nicht kontrollieren können...“ „Oder aber nicht kontrollieren wollen.“, unterbrach ihn Pansy. „Die beiden sahen nicht unglücklich aus. Weder heute Morgen noch gestern... Eher... das Gegenteil.“ ~*~*~*~ Ron ihr gegenüber nickte nur. Die zwei schienen das wirklich zu genießen… „Ich glaube schon, dass sie es kontrollieren wollen.“, murmelte Hermione schwach. Oder zumindest schien sie das zu hoffen. „Aber… Euch ist doch sicherlich klar, was sie da in etwa empfinden, oder?“ Nach dem gestrigen Zauber war es ihr zumindest vollkommen klar. Das war doch schon gar nicht mehr zu übersehen gewesen. Und im Grunde war es doch auch zu erklären. Wenn man die Erklärung der Potenzialmagie als Basis auserkor, dann musste ein Kuss für die beiden wahrlich das höchste Glück sein, denn dann… war der, der ihnen das stärkste Wohlbefinden bescherte, näher als sonst. Nur… wie wirkte sich das auf die Magie aus? Sie hatte noch nie davon gehört, dass… Magie gefühlsabhängig wäre… ~*~*~*~ Blaise zog die Schultern leicht hoch. „Fasst du es in Worte, Mione?“, fragte er zaghaft. Er selbst bekam diese Worte einfach nicht über die Lippen. Aber vielleicht scheiterte er auch einfach an der Vorstellung... Pansy neben ihm biss sich leicht auf die Unterlippe. Bei Merlin, sie musste unter all dem doch leiden... Der Gedanke überkam Blaise plötzlich. Und doch... blieb sie ruhig und gab mit keinem Wort zu verstehen, dass sie verletzt war... Nein, sie war ruhig und als Freundin da. Einfach so. Vielleicht hatte sie sich mit allem bereits abgefunden... ~*~*~*~ Hermione schüttelte leicht den Kopf. Das sagen… konnte sie nicht. Nie. Das war so… „Sie scheinen so was wie Verlangen zu empfinden.“, platzte Ron heraus, dem dieses Gerede ziemlich gegen den Strich ging. „Warum sonst hätten sie sich küssen sollen?“ Das Gryffindormädchen warf ihm einen bösen Blick zu, dann seufzte sie allerdings und lächelte schwach. „Genau das.“, murmelte sie. „Wie zwei Seiten einer Medaille, die einander nach Jahren endlich anschauen können und erkennen, was ihnen die ganze Zeit gefehlt hat, obwohl es da gewesen war…“ ~*~*~*~ „Wenn es das ist...“, meinte Blaise, „Dann ist es vielleicht mehr das Gefühl von... Einheit, Vollkommenheit. Verlangen... vielleicht auch. Irgendwie... Aber nicht in erster Linie. Ansonsten hätten sie sich mit Sicherheit schon eher geküsst. Das war heute schließlich das erste Mal.“ Er zog leicht eine Augenbraue hoch. „Mal ganz abgesehen davon, dass sie eh ein Paar sind...“ Neben ihm sog Pansy leicht die Luft ein, sagte aber nichts weiter. ~*~*~*~ Hermione nickte. Irgendwie war das anders, aber… beschreiben konnte sie das nicht. Und es klärte die Hauptfrage noch nicht: Warum war aus einem mit einem Kuss verbundener Zauber ein ganzer Wald gewachsen? Und das innerhalb von ein paar Sekunden, was an sich, magisch gesehen, völlig unmöglich war. „Stellt euch mal vor, sie hätten sich geküsst, während sie den Expelliarmus zaubern…“, murmelte sie, erschauderte förmlich. ~*~*~*~ „Sie hätten das Schloss in die Luft gesprengt.“, stellte Blaise nüchtern fest. „Es ist nur die Frage... woher diese Magie kommt und wie das alles funktioniert.“ Er seufzte. „Aber das können wir durch reine Vermutungen kaum herausfinden. Wir brauchen Informationen.“ Seine Augen blieben wieder an den beiden Jungen hängen, die sich noch immer nicht von der Stelle gerührt hatten. „Die beiden können uns welche geben... Aber ich fürchte, sie werden kaum Lust haben, darüber zu reden... Falls sie denn überhaupt die richtigen Worte finden sollten.“ ~*~*~*~ Ron blickte zu ihm hin, zu den beiden und wieder zurück. „Du würdest dich trauen, sie zu fragen?“ ~*~*~*~ Blaise zuckte mit den Schultern. „Du vergisst, dass ich schon eine ganze Weile mit Draco befreundet bin. Er kann sich kaum noch selbst übertreffen...“ Kurz huschte ein seltsames, kleines Lächeln über seine Lippen. „Mehr als eine Antwort zu verweigern, können die beiden letztlich auch nicht. Oder?“ ~*~*~*~ Skeptisch betrachtete der Rotschopf die beiden. Harry war verschwiegen in letzter Zeit, oder wich auf Antworten aus, die ihm nicht behagten. Draco… war ihm noch immer unheimlich. Selbst wenn er in letzter Zeit netter geworden war. „Da hast du wohl Recht.“ Was nicht hieß, dass er es tun würde. Hermione lächelte. „Wir können es ja mal versuchen.“, meinte sie, dann richtete sie sich ein bisschen auf. „Harry? Draco?“ Der Schwarzhaarige blickte zu ihr hinüber. Nicht wirklich erfreut über die Störung, aber auch nicht definitiv abgeneigt, ihr zuzuhören. ~*~*~*~ Draco rührte sich nicht. Er blieb einfach still stehen, hatte mittlerweile die Augen geschlossen und spürte einfach diesem Gefühl nach, Harry in seinen Armen zu halten. Es war ein wenig Balsam... Blaise betrachtete die beiden einen Augenblick und atmete dann tief durch. Irgendwie machte es ihre Haltung trotzdem nicht gerade leichter, diese Fragen zu stellen... „Erzählt ihr uns, was vorhin passiert ist? Wie ist es gewesen... das hier…“ - mit einer simplen Handbewegung umfasste er ihre neue Baumkathedrale - „…zu erschaffen?“ Es war ein vorsichtiges Herantasten. Wenn das jetzt funktionierte, gab es vielleicht auch Antworten auf weitere Fragen... ~*~*~*~ Lange Zeit blickte Harry ins Leere, schien einfach an ihnen vorbei zu sehen, dann begann sich sein Kopf langsam zu schütteln und er kehrte in seine Ausgangspose zurück, diesmal mit geschlossenen Augen. Ron griff nach seiner Schultasche und schlug sie gegen seinen Kopf. Es gab ein leicht klatschendes, hohles Geräusch. Als er Blaise wieder ansah, war sein Blick ein eindeutiges Ich hab’s dir doch gesagt! ~*~*~*~ Blaise ignorierte Ron und musterte die beiden Jungen wieder. Ein Kopfschütteln war immerhin eine Reaktion gewesen... Draco hatte sich ja noch nicht einmal dazu herabgelassen. „Schön... Erstens: Es will euch keiner eure Gefühle wegnehmen. Dass da irgendwelche mit im Spiel sind, ist ja kaum zu übersehen.“ Er stand auf, schlenderte auf die beiden zu und schlug einen Bogen um sie, sodass er vor ihnen stand, mitten in beider Blickfeld. Gut, sie hatten die Augen geschlossen, aber das war auch egal. „Zweitens: Wir machen uns Sorgen. Und wir wollen es zumindest so weit verstehen, wie es uns möglich ist... Falls ihr zwei es vergessen habt: Ihr seid nicht alleine auf der Welt. Es gibt glatt Menschen, die sich für euch und euer Wohlgehen interessieren... Menschen, die sich verdammt große Sorgen machen, weil ihr beide vollkommen unter Schock zu stehen scheint.“ ~*~*~*~ Besorgt blickte Hermione zu dem schwarzhaarigen Slytherin. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Blaise diesmal ein bisschen zu resolut war. Wenn er schon sagte, dass sie unter Schock standen, dann würde er so nichts erreichen. Sie tippte Ron an, der sofort aufstand und zu Blaise ging, die beiden Jungen ansah, die wie zwei Statuen mitten in diesem magischen Wald standen, und dann eine Tafel Schokolade hochhielt, die schon angebrochen war, weil er versucht hatte, Harry damit zu füttern… erfolglos. „Esst zumindest mal was, ja?“ Ganz leise. Es war der Moment, wo Harry sich wünschte, einfach unsichtbar zu werden. Die beiden nervten. ~*~*~*~ „Tja... Dann... Der Krankenflügel ist wohl unvermeidbar... Und danach... eine Einlieferung in St. Mungos, schätze ich. Einzelzimmer, kein Kontakt. Solange, bis sie rausgefunden haben, was los ist...“ Blaise zog demonstrativ die Schultern hoch und seufzte betont theatralisch. Draco blinzelte. Die grauen Augen erinnerten Blaise ungut an ein Raubtier, das gerade aus seinem Schlaf erwacht war. Harry hatte er nicht mehr zu erreichen versucht. Nein... Seine Worte hatten jetzt Draco gegolten. Bei ihm wusste er sicher, wie er tickte. Er kannte ihn sehr viel genauer, als Draco überhaupt ahnte... „Du nervst, Blaise...“, knurrte Draco ungehalten. „Mag sein.“ Der andere Slytherin nahm Ron die Schokolade ab und hielt sie dem Blonden unter die Nase. „Du solltest etwas davon essen... Weißt du, normalerweise würde ich dich ja jetzt in Ruhe lassen, aber dieses Mal... Vergiss es, Draco Malfoy.“ Draco verdrehte die Augen. Einen Arm löste er von Harrys Taille und brach ein Stück Schokolade ab, das er sich zwischen die Lippen steckte, und dann eins, mit dem er Harry sanft gegen die Lippen stupste. „Zufrieden?“ Die Schokolade schmeckte unerträglich süß... „Wenn du mir jetzt noch eine Antwort geben würdest... Du weißt, dass ich vor keinem Zauber zurückschrecken werde...“ Blaise grinste breit und offenbarte einmal mehr, dass er nicht zu unrecht in Slytherin gelandet war. Draco seufzte. „Es ist einfach nicht zu erklären. Es gibt keine Worte dafür...“ Und doch machte er den Versuch, auch wenn dieser nur dem Umstand geschuldet war, dass Blaise einfach nicht aufhören würde. „Es ist... als wenn die Welt auf einmal in Harmonie aufgeht und man eins damit wird... Alle Einsamkeit verfliegt...“ Er brach ab und vergrub das Gesicht in Harrys Halsbeuge. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige hatte auf das Stupsen an seinen Lippen ebenfalls reagiert. Aber anders, als wohl geplant gewesen war. Irgendwie… hatte es die Erinnerung an den Kuss geweckt. Ein Kuss in vollkommener Einigkeit. Und damit unweigerlich auch den Gedanken an das Verlustgefühl. Es war das erste Mal, dass das Gefühl, das in ihm schwelte, sich seinen Weg bahnte. Silbrige Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen, was Ron regelrecht erschrocken einen Schritt vormachen und im nächsten Augenblick verharren ließ, weil sich Harrys Hand hoch bewegte und die Schokolade nahm. Jetzt war die Verzweiflung endlich durchgebrochen. Harry war seelisch einfach nur noch am Ende. Seine Beine gaben nach und seine Hand krallte sich in Dracos, ein lächerlicher Versuch sich festzuhalten. ~*~*~*~ Den einen Arm noch immer um Harrys Taille geschlungen, mit dem anderen seine Hand festhaltend, ging Draco gemeinsam mit Harry zu Boden. Irgendwie kontrollierte er es... Er wusste selbst nicht wie, hatte das Gefühl, dass er einfach alles abstellte, alles verdrängte und jegliches Gefühl in sich einschloss. Er zog Harry sachte an sich, drehte ihn etwas und barg sein Gesicht schützend an seiner Brust. Es tat weh. Als wenn diese Tränen all seine Wunden aufrissen und Salz hineinstreuten, nur um daraufhin alles einmal fest zusammenzudrücken. Er hätte schreien können. Blaise starrte die beiden an und biss sich auf die Lippe. Scheiße. Das war nicht, was er gewollt hatte. Aber vielleicht... vielleicht würde es sie beide wieder auf die Beine bringen... Er wollte etwas tun und doch hatte er den Eindruck, dass sich die beiden nur gegenseitig helfen konnten. Wenn überhaupt... Er wandte sich ab und sah zu dem Baum auf, den die beiden so fasziniert angesehen hatten. Er fühlte sich so beschissen hilflos. „Scheiße...“ Abrupt drehte er sich um, ging zurück zu den beiden Mädchen und ließ sich wieder ins Gras fallen. „Scheiße.“ Pansy legte schweigend die Hand auf seinen Arm. Sie konnte sich sehr genau vorstellen, was gerade in ihm vorging. ~*~*~*~ Ron folgte ihm ebenfalls, Hermione starrte wortlos in die Mitte ihrer kleinen Runde. Irgendwie hatte sie so etwas befürchtet. Doch wie auch Blaise begriff sie, dass sie überflüssig waren. Allesamt. Und dieses Gefühl war ganz und gar nicht schön. Sie schwiegen lange. Und bis auf das leise Rascheln von Blättern im trockenen, heißen Wind war es vollkommen still draußen. Ihre kleine Kathedrale schirmte sie wirklich hervorragend von der Außenwelt ab… Nicht einmal Harry, der ja offensichtlich weinte, war zu hören. Die Stille war umfassend und entsprang einer Quelle an Hilflosigkeit, die die Stimmung fast noch weiter drückte. Ohne dass sie es merkten, beruhigte sich Harry in Dracos Armen. Er bemerkte es nicht einmal selbst. Es war einfach so, dass Dracos Nähe wie immer eine Medizin war, die half. Sein Heulkrampf hatte in diesem Sinne sogar etwas gebracht, weil er sich besser fühlte. Müde und zerschlagen, aber besser. Erleichtert irgendwie. Dieser unsägliche Druck war verschwunden… ~*~*~*~ Beinahe automatisch hatte Draco immer wieder über Harrys Rücken gestrichen und seinen Nacken gekrault. Nähe war das einzige, was er geben konnte, auch wenn ihm die ganze Zeit über schmerzlich bewusst war, dass das einfach nicht die Nähe war, die Harry suchte. Die sie beide suchten, beide wollten... Er fühlte sich so unendlich entzweigerissen... Mit aller Macht schob der Slytherin diese Gedanken beiseite. Und sobald ihm das einigermaßen gelungen war, griffen die altvertrauten Verdrängungsmechanismen, ließen es nicht mehr an ihn heran. Er fühlte sich aber dennoch kalt... Innerlich kalt. Als wenn er sich selbst einfach so eingefroren hätte. ~*~*~*~ Hermione durchbrach die Stimmung erst, als sie auf die Uhr geschaut hatte. Mit einem unsicheren Lächeln stand sie auf, ging zu den beiden hinüber und hockte sich neben sie hin. „Es ist gleich fünf.“, erklärte sie dem Gemisch an blonden und schwarzen Haaren. „Wollt ihr selbst zum Training bei Tonks gehen oder soll ich zu ihr gehen und euch entschuldigen?“ Sie hielt die Untätigkeit nicht mehr aus. ~*~*~*~ Draco blickte das Gryffindormädchen einen Augenblick lang schweigend an, ehe er antwortete. „Wir werden hingehen.“ Die Worte waren bestimmt und besaßen beinahe die alte Kälte. Sie konnten nicht einfach fortbleiben, konnten sich nicht verkriechen, auch wenn er nichts dagegen gehabt hätte. Aber vor allem wollte er hier fort... Fort von diesem Gefühl unter Beobachtung zu stehen, neugierig beäugt zu werden - auch wenn es aus Sorge geschah. Liebevoll strich er Harry über das Haar. „Lass uns gehen, Kätzchen...“, raunte er leise. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige nickte nur, bevor Bewegung in ihn kam und er sich aufrappelte. Hermione lächelte schmerzlich. Sein Gesicht war so verquollen vom Weinen. Nicht schön. „Warte kurz.“, sagte sie und berührte ihn sachte an der Schulter, hielt ihn damit auf. Ein kurzer Spruch und er sah aus wie neu. Es zauberte ein wackeliges Lächeln auf sein Gesicht. „Danke.“, murmelte er und aus einem Impuls heraus umarmte er sie. Heute… war ihm bewusst geworden, dass sie wirklich immer für sie beide da waren. Auch wenn sie Fehler machten. Als er sie losließ, sah er, dass auch sie lächelte. Vielleicht… vielleicht war es an der Zeit, ihnen auch mal zu sagen, dass er sie mochte… Nach einem winzigen Zögern, ging er zu dem kleinen Kreis, bückte sich und umarmte auch Ron. Auch hier: „Danke.“ Bei Pansy das gleiche. Und bei Blaise: „Entschuldigung.“ Dafür, dass er ihm nicht auf seine Frage antworten konnte. Dass er es einfach nicht übers Herz brachte. Dann ging er wieder zu Draco und klammerte sich an seinen Arm. Nicht mehr loslassen. Bloß nicht mehr loslassen… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ In a world so full of fear Dreams are whispered in the dead of night And people disappear But you hear my heart and you know I'm still here Although you know and I know you know While I swear I'll never let you go ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Ein Wald aus Weiden! *träumschwärm* Ich liebe Weiden! Über alles! Die sind einfach toll und dann noch ein ganzer Wald davon… Ich mag die vier Freunde voll gerne. Blaise, weil er mutig ist und immer seine Meinung sagt, Ron, weil er liebt ist. Immer lieb. Mione, weil sie da ist und sich Sorgen macht, auch wenn sie sich manchmal überfordert fühlt. Pansy, weil sie trotzdem noch da ist und schweigt. Die ist süß. Und ich mag dich, Abby! ^^ abranka: *lach* Ich mag dich auch. *haarewuschel* Hm... Und ich mag unsere sechs Lieblinge. Draco allerdings immer noch am meisten... *hust* Shirokko: *breitgrins* Das war schon klar ^^ Okay, Leute, ich denke, es wird wieder einmal Zeit für unsere Benutungsumfrage… ^^ Seid ihr bereit? Kennt ihr die Regeln noch? Wenn nicht: hier sind sie noch mal! Also, jeder der sechs Charaktere (Harry, Draco, Hermione, Pansy, Ron und Blaise) soll von euch eine Beliebtheitsnote (von 1 bis 6 bekommen, wobei 1 am beliebtesten ist…) bekommen. Es können auch zwei die gleiche Note bekommen. Die zu benotenden Charaktere sind: Harry: Draco: Hermione: Pansy: Ron: Blaise: Wir hoffen, wie immer, auf rege Beteiligung! Stammbaumbuch ------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 68: Stammbaumbuch Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls - What A Scene. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 68: Stammbaumbuch Draco hatte still gewartet, während Harry die anderen umarmt hatte. Er legte seine Hand auf Harrys, die seinen Arm beinahe schon abschnüren wollte. Ihre Schritte waren recht langsam, als sie Richtung Schloss gingen. Noch nicht einmal einen kurzen Blick hatte Draco den Zurückbleibenden geschenkt. Aus der Ferne konnte er hören, wie Blaise leise murrte: „Ich hasse es, wenn er so ist...“ Dann blieben sie hinter ihnen zurück. Die anderen Schüler bedachten sie mit neugierigen Blicken, mehr noch als sonst. Sie brauchten länger für den Weg zu Tonks’ Büro als sonst. Sehr viel länger. Aber zumindest kamen sie an... Zwischendurch fühlte es sich für Draco nämlich nicht gerade an, als wenn ihm das gelingen würde. Er war erschöpft. Seelisch erschöpft, geistig. Und das wirkte sich auf seinen Körper aus. Vielleicht auch gerade deshalb, weil er kein Ventil gefunden hatte... Aber... sie waren da. Und Tonks erwartete sie bereits. Allerdings sah sie nicht gerade begeistert aus, als sie ihren Zustand bemerkte. ~*~*~*~ Tonks war regelrecht entsetzt. „Wie seht ihr denn aus?“, fragte sie aufgeregt, dann packte sie den blonden Jungen am Arm, zog sie somit beide in den Raum, pflanzte sie auf eine – offenbar neue oder war sie einfach bisher zu tief vergraben gewesen? – kunterbunte Flickencouch, die sie mit einem Wink ihres Zauberstabes frei räumte. „Was ist mit euch passiert?“ Dann tat sie etwas, das sie vielleicht lieber hätte bleiben lassen sollen, denn sie versuchte, heiße Schokolade und Kekse zu zaubern. Ein Desaster. Die Getränke kamen ohne Tassen, die Kekse landeten im Kronleuchter und Tonks schien bedröppelt zu sein. Das war wohl nicht das gewesen, was sie hatte erreichen wollen. Aber vielleicht sollte sie einfach irgendwann mal einsehen, dass Haushaltszauber nicht gerade ihre Stärke waren… Ohne ein Wort lief sie zu ihrem Tisch, schrieb etwas auf einen Zettel, den sie schließlich verschwinden ließ, dann kam sie zu dem Tisch vor der Couch, hockte sich auf einen Stapel Papiere und musterte ihre beiden Gäste eingehend. „Na los. Erklärt mir, was ihr habt. Ihr seht wirklich furchtbar aus. Als hättet ihr seit Tagen nicht geschlafen. Besonders du, Draco.“ Besorgnis lag in ihrer sonst so lebendigen Stimme. „So können wir den Unterricht ja vollkommen vergessen!“ ~*~*~*~ Draco zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern. „Gezaubert.“, gab er pampig als Antwort. Er sehnte sich gerade ganz akut zu Blaise zurück. Den wusste er wenigstens einigermaßen zu nehmen... Und er war nicht so hyperaktiv wie Tonks. Nervig zwar auch. Aber nicht derart extrem. ~*~*~*~ Die junge Frau blickte ihren Cousin einen Moment lang an, dann zuckte sie regelrecht zusammen, als neben ihr ein Tablett mit Kakao und Keksen erschien. Die Elfen hatten es wohl gebracht… Lächelnd nahm sie eine der Tassen, drückte sie Harry in die Hand, der wortlos zugriff, dann reichte sie die zweite auffordernd Draco. „Hat es irgendwas mit dem komischen Wald zu tun?“, kam sie darauf, was sie am Morgen noch gesehen hatte. Harry schwieg. Er wollte noch immer nicht darüber reden auch nicht mir ihr. Mit Sirius… Vielleicht würde er mit Sirius darüber sprechen, aber nicht mit jemand anderem. ~*~*~*~ Draco nahm die Tasse schweigend entgegen und schlang die Hände darum, sog die Wärme regelrecht in sich hinein. Er starrte in den Kakao hinein und sagte nichts. Vielleicht würde sie ja einfach verschwinden, wenn man sie ignorierte... ~*~*~*~ Tonks sprang auf, als von den beiden auch nach dutzenden von Fragen keine Antwort kam. Hibbelig rannte sie zu ihrem Tisch, kritzelte was auf einen Zettel und warf diesen anschließend zusammen mit einem gelben Pulver in das Feuer. Dann hibbelte sie zu den Jungen zurück, um ihnen Kakao nachzugießen, was kaum wirklich nötig war, und ihnen jeweils einen Keks zu geben. Katzenkekse natürlich. Plötzlich zischte es dann und der Kamin spuckte einen kleinen Brief aus. Tonks war sofort zur Stelle, öffnete ihn, las ihn durch und hätte, würde sie nicht Rücksicht auf die beiden Jungen nehmen, wohl angefangen laut zu schreien. Es war noch ein zweiter Brief darin und ansonsten nur eine kleine Nachricht, die sie aufforderte, sich keine allzu großen Sorgen zu machen und den beiden den zweiten Brief zu geben. Wütend, weil sie ihren Willen nicht wirklich erreicht hatte, warf sie ihren Zettel und Umschlag zurück ins Feuer, wo er einfach verbrannte. Dann kam sie zu ihnen zurück. „Von Professor Dumbledore.“, erklärte sie lächelnd. Harry blickte auf, dann auf den Brief, dann zu Draco. Er sollte ihn nehmen… Er wollte seine Tasse nicht loslassen, denn irgendwie gab sie ihm auch ein bisschen Halt… ~*~*~*~ Draco sah kurz zu Harry, stellte seine Tasse ab und nahm den Brief entgegen. Er brach das Siegel und zog einen Bogen Papier aus dem Umschlag, auf dem herzlich wenig geschrieben stand. Er hielt den Brief so, dass auch Harry mitlesen konnte und überflog die Zeilen. ‚Lieber Harry, lieber Draco, ich weiß, dass ihr vor einer schweren Aufgabe steht. Kontrolle über etwas Machtvolles zu erlangen ist niemals einfach, doch ist Macht ohne Kontrolle eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Lasst euch von Rückschlägen nicht entmutigen - diese Art der Magie ist ein Teil von euch. Sie nicht zu beherrschen wäre, als wenn ihr so etwas wie die Fähigkeit zu sehen nicht nutzen würdet. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr es könnt. Albus Dumbledore’ Draco schnaubte leise. Es war so leicht, diese Worte zu schreiben. So verdammt leicht. Aber der Schulleiter hatte keine Ahnung, wie sich das in der Praxis darstellte! ~*~*~*~ Harry seufzte nur. Na toll. Große Rede, aber… „Er hat Recht…“, murmelte er leise. „So etwas… will ich nie wieder erleben.“ Er meinte den Fall danach. Das davor… war ja schön, aber er war sich nicht sicher, ob es diesen Preis wert war… Verlustangst war schrecklich. Verlust selbst eine Qual. ~*~*~*~ Draco legte eine Hand auf Harrys Oberschenkel. Schlicht eine Geste um zu zeigen, dass er da war... Seinen Arm gerade zu nehmen, war angesichts der Kakaotasse in seinen Händen doch etwas heikel. „Er hat Recht... Aber das heißt nicht, dass es einfach wird...“, gab der Blonde beinahe ebenso leise zurück. Nein, einfach würde es gewiss nicht werden. Aber das war ja nichts auf ihrem Weg. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige lächelte. „Wahrscheinlich…“ Nachdenklich nahm er einen Schluck aus seiner Tasse und blickte dann zaghaft wieder zu ihm. Die Frage fiel ihm schwer, aber… „Willst… willst du es vielleicht heute noch mal versuchen?“ Es war ihm ein Bedürfnis. Er wollte Gewissheit, dass sie es besser konnten, dass es besser wurde, dass… diese Gefahr der völligen Leere nicht mehr so extrem gegeben war… ~*~*~*~ Diese unsichere, fragende Blick aus den grünen Augen und die Worte dazu... Draco konnte gar nicht nein sagen, auch wenn er für heute gerne auf einen weiteren Versuch verzichtet hätte. Aber... Harry sah so aus, als wenn er es wollen würde... „Von mir aus.“ Er zog die Schultern hoch. Ihm war nicht wohl dabei. „Lass es uns noch mal versuchen... Aber mit irgendeinem simplen Zauber, bei dem nichts schief gehen kann... Was ist mit diesen Lichtkugeln?“ Dass Tonks ihnen noch immer gegenübersaß und die ganze Zeit mithörte, ignorierte er vollkommen. ~*~*~*~ Harry lächelte. Wenn er daran dachte, wie sehr sich Tonks das letzte Mal darüber gefreut hatte… Allerdings… die Nebenwirkungen im Falle einer unkontrollierten Potenzierung kannte er ja auch nicht… Dennoch nickte er. „Du kennst die Formel?“ Blöde Frage, woher denn? Er hatte sie ihm ja noch nicht gesagt und das letzte Mal auch noch stumm gezaubert… Er trank einen letzten Schluck von seinem Kakao, stellte dann die Tasse auf den Tisch. „Aureus fevêre.“, lächelte er. „Versuch es mal.“ ~*~*~*~ Draco nickte leicht und zog seinen Zauberstab hervor. Also dann... „Aureus fevêre.“ Nichts. Auch nicht, als er den Spruch wiederholte und sich noch mehr konzentrierte. Der Blonde runzelte leicht die Stirn. Das war ja beinahe wie bei diesem einen dummen Spruch in Zauberkunst. Den hatte er auch einfach nicht hinbekommen... Okay, hinterher, aber... Er versuchte es weiter. So konzentriert, wie es nur ging, aber da kam nichts. Einfach nichts. Nach dem zehnten Mal ließ er den Zauberstab sinken und schüttelte den Kopf. „Ich versteh’s nicht...“ ~*~*~*~ Harry schüttelte den Kopf. Er verstand es auch nicht. Der Zauber war nicht so schwer. Er war vielleicht nichts Gewöhnliches, aber schwer war er auch nicht. Draco beherrschte wesentlich schwierigere Zauber… Andererseits machte er alles richtig und es klappte trotzdem nicht… Er lächelte erneut, dann lehnte er sich einfach vor und seinen Kopf gegen Dracos Schulter. „Lassen wir es einfach für heute…“, murmelte er. Auch wenn er es gerne noch einmal versucht hätte, wenn es nicht mehr ging, dann war es in Ordnung. Er wollte Draco auch nicht unter Druck setzen… „Vielleicht war es heute Morgen einfach zuviel.“ ~*~*~*~ „Vielleicht...“ Draco schaute noch einen Augenblick deutlich frustriert auf seinen Zauberstab, ehe er in wegsteckte. Er wuschelte Harry sachte durch die Haare und bemühte sich, nicht ganz so deutlich seine Unzufriedenheit mit sich selbst zu zeigen. „Können wir gehen?“, erkundigte er sich dann abrupt bei Tonks. Er hatte genug... Er wollte hier weg, sich am besten eine Bettdecke über den Kopf ziehen und niemals wieder darunter hervorkommen... ~*~*~*~ Die junge Frau nickte nur, dann lächelte sie. „Nehmt die Kekse mit! Und Harry? Ich soll dich fragen, warum du keine Antwort mehr schickst. Sirius macht sich Sorgen…“ Der Junge-der-lebt starrte sie an, dann wurde er blass. Er sprang auf, begann seinen Umhang abzuklopfen, doch es war nicht der, den er letzte Woche noch getragen hatte. Dracos Feder war drin, aber… das Gedankenbuch, in das er den Umschlag gesteckt hatte, das lag… noch in dem anderen! Im Raum der Wünsche und… „Ich bin so ein Idiot!“, fluchte er und Tonks beobachtete begeistert, wie Harry Dracos Hand nahm und dann so schnell wie nur irgendwie möglich ihr Büro verließ. Wie süß! Er hatte was von Sirius! Er hatte ein bisschen was von dessen Vergesslichkeit! Klasse! Das machte ihn noch viel interessanter! Was sie nicht wusste, war, dass es nicht unbedingt Harrys Vergesslichkeit gewesen war, sondern eher der Umstand, dass er momentan wirklich viel um die Ohren hatte. ~*~*~*~ Draco ließ sich recht willig mitziehen. Nur weg hier... Sie hatten den Raum der Wünsche schnell erreicht. Beide waren sie außer Atem, als sie den Raum betraten. „Warum... hast... du es... auf einmal... so eilig... ge...habt?“, keuchte der Blonde, während er sich in einen der Sessel fallen ließ. Ihm war schwindelig und er hatte Seitenstiche. ~*~*~*~ „Ich habe letzte Woche irgendwann einen Brief von Sirius bekommen und vergessen, ihn zu lesen!“, jammerte der Schwarzhaarige, während er in einer Ecke nach seinem anderen Umhang suchte, der definitiv mal zu den Elfen runtergeschickt werden musste. Aber gut, dass er das noch nicht getan hatte… Schnell hatte er den Umhang gefunden, wühlte in der Innentasche nach dem Gedankenbuch, das er so selten benutzte, und fand darin tatsächlich den noch nicht geöffneten Brief. Unachtsam einfach den Umhang zu Boden fallen lassend brach er das grüne Siegel und wurschtelte den Zettel heraus. Wie hatte er das nur vergessen können? Als er die ersten Zeilen sah, Sirius’ nicht wirklich ordentliche, aber bemüht leserliche Schrift, da schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Ein ganz weiches, glückliches Lächeln, denn die ersten Worte zeigten ihm ganz deutlich, dass er ihm nicht böse war… Nicht böse, weil er nicht auf Mädchen stand. ‚Hallo, Harry, es freut mich wirklich aufrichtig, dass es dir so gut zu gehen scheint. Trotz der Probleme mit deinen Klassenkameraden. Und das mit dem jungen Malfoy… mit Draco… Irgendwie machst du mich wirklich neugierig. Wenn er sich so stark gewandelt hat, würde ich ihn doch gerne mal kennen lernen. Zumal er dir so viel bedeutet. Sevie… na ja. Es ist seine Art, Überlegenheit auszuspielen, wenn er sich angegriffen fühlt. Wenn ihr beim Training in seine Gedanken gelangen konntet, dann wundert es mich nicht, dass er versucht es euch heimzuzahlen. Nett ist das nicht, aber nett war er auch nie. Ich werde bei Gelegenheit mal wieder eine Katze auf ihn loslassen oder vielleicht eine andere nette Revanche für euch, in Ordnung? Schließlich muss ich ja auf meinen Patensohn aufpassen, nicht wahr? Im Übrigen soll ich dich von allen herzlich grüßen. Molly und Arthur lassen auch fragen, ob du genügend isst. Und Remus und ich wollen wissen, ob du wieder einmal irgendwelche Vorhersagen getroffen hast. Wir wollen von jeder wissen, wie du dir sicher denken kannst. Zu deiner Frage: Dein Zimmer hier im Black-Haus ist bereits eingerichtet und wartet nur noch auf dich. Ich kann es kaum erwarten, dass du es beziehst. Ich bin vor allem gespannt, was du sagst. Remus und ich mussten Tonks wirklich davon abhalten, das mit dem Kitsch zu übertreiben. Sie hatte eine irre Freude daran, es mit einzurichten. Auch für deinen Freund haben wir ein Zimmer hergerichtet. Ich hoffe nur, er mag grün… Wir waren uns da nicht so sicher, aber er trägt es ja immer… Wir sehen uns sicher bald. Grüße, Schnuffel’ Harrys Lächeln war breit, als er das las. Glück überflutete ihn, ließ den letzten Rest der Kälte über den Verlust der Einigkeit verschwinden. Jetzt. Jetzt war alles in Ordnung! Jetzt war alles wieder gut. Das einzige, das noch weg musste, war Voldemort und seine Schmeißfliegen, dann würde endlich all das wahr werden, das er sich wünschte. Bei Sirius leben, Draco an seiner Seite und Sirius auch. Was könnte es denn schöneres geben? ~*~*~*~ Draco beobachtete Harry aufmerksam. Dieses Strahlen auf seinem Gesicht, dieser Ausdruck von Glück ließ sein Herz augenblicklich höher schlagen. Der Blonde stand auf und ging zu seinem Freund hinüber. Er lehnte sein Kinn auf Harrys Schulter. „Du siehst glücklich aus...“, sagte er leise und schmiegte sich näher. ~*~*~*~ Harry blickte kurz zu seinem Profil, bevor er den Brief hob. „Lies, viel einfacher, als es zu erklären.“ Selbst seine Stimme musste er unterdrücken, weil er sonst sicher geschrieen hätte vor Glück und Freude. ~*~*~*~ Erst mit dieser Erlaubnis warf Draco überhaupt einen Blick auf das beschriebene Papier. Er las und seine Augen weiteten sich überrascht. Wow. Eine solche Akzeptanz hatte er nicht erwartet. Nicht für Harrys Neigung und noch weniger für sich als seinen Freund. „Black...“, murmelte Draco leise. Bisher hatte er noch nicht darüber nachgedacht, aber... „Black…“, wiederholte er wieder. „Das war der Mädchenname meiner Mutter... Ich hab gar nicht in diese Richtung gedacht...“ Natürlich, die Reinblüterfamilien waren ja alle irgendwie miteinander verbunden... Er ließ Harry los und ging zu seinem Nachttisch hinüber, in den er irgendwo doch dieses dusselige Stammbaumbuch gelegt hatte... Ah ja. Er zog den Wälzer hervor, legte ihn aufs Bett und schlug ihn auf. Leise pfiff er durch die Zähne. „Das Ding besitzt ja doch einen Zweck...“ Er blickte Harry an und grinste schief. „Mir scheint, dein Pate ist ein Onkel zweiten Grades von mir...“ ~*~*~*~ Aufgeregt kam Harry zu ihm, hopste neben ihn aufs Bett und blickte auf die Stelle, die Draco mit dem Finger markierte. Eine grau schraffierte Fläche, unter der Sirius’ Name prangte. Darüber und daneben seine Eltern uns ein Bruder, ganz fein gezeichnet. Alle mit einem kleinen Kreuz verziert. Tot? Nicht schade um dieses Gesindel, aber Sirius… Er lachte. „Ob er das weiß?“, fragte er. „Dass er seinen Neffen bei sich auf nimmt?“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Kann gut sein... Ich glaube nicht, dass er eine Chance hatte, sich diesem Stammbaumgetue zu entziehen. Es gibt kaum eine Reinblüterfamilie, die nicht Wert auf den Stammbaum legt. Was meinst du, warum mir meine Mutter jedes verdammtes Jahr diesen Wälzer einpackt?“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann blickte er wieder in das Buch. „Und warum ist er so grau gemacht?“, wollte er wissen. „Hatten sie kein Foto von ihm?“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Gilt als Verräter...“, murmelte er. „Hier, siehst du, der Name von Tonks’ Mutter ist auch so unterlegt. Weil sie eben einen Muggel geheiratet hat... Aus vielen Stammbüchern werden diese Zauberer und Hexen auch einfach gestrichen. Hier sind sie nicht gestrichen aber eben... abgeschwächt.“ Draco starrte die Seite an. „Tja, mit mir werden sie das Gleiche machen.“ Erneut hob er die Schultern. „Aber was soll’s? Es sind nur Schriftzüge auf Papier.“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Das gefiel ihm nicht. Diese Art zu denken gefiel ihm nicht. Er selbst hatte kein solches Buch. Beim mütterlichen Teil legte er auch keinen wirklichen Wert darauf, aber von seinem Vater kannte er keinen. Es hatte sich nie jemand bei ihm gemeldet. Niemals… Dabei wüsste er gerne, wie die Verwandten seines Vaters waren. „Warte kurz.“, meinte er, krabbelte zu seinem Nachttisch, wo er das Fotoalbum seiner Eltern herauszog. „Wir machen das Bild da wieder rein!“ Das würde keinen freuen, aber er fand es fair. Und außerdem hatte Draco dann wenigstens ein Bild davon, wie Sirius aussah, bevor Askaban ihn so ausgezehrt hatte. Er blätterte ganz schnell zu den Bildern, wo Sirius drauf war. „Das hier? Ist das okay?“ ~*~*~*~ Draco blickte Harry nur an und musste lachen. „Du bist toll.“ Er drückte den Gryffindor an sich. „Du bist wirklich toll…“ Er schüttelte den Kopf und lachte dabei noch immer. „Aber du solltest dein Bild nicht für solch ein dummes Buch verschwenden. Das ist es nicht wert. Es gibt Dinge, die weitaus wichtiger sind. Und ein Foto deines Paten in deinem eigenen Fotoalbum ist es ungefähr hundertmal.“ ~*~*~*~ Harry verzog den Mund. „Und wenn wir es kopieren?“, wollte er wissen. ~*~*~*~ „Versuch’s.“, gab Draco zurück. ~*~*~*~ Ein erfreutes Lächeln stahl sich auf Harrys Gesicht, dann legte er den Finger ans Kinn, weil er sich zum Zweck eines Versuchs an Hermiones Worte und ihren Unterricht für diesen Zauber erinnern musste. Es war schon so lange her und wirklich oft brauchte man einen Kopierzauber auch nicht… Schließlich kam die Erinnerung zurück. Irgendwie schien Snapes Unterricht doch einen Vorteil zu haben: das Erinnern fiel ihm seitdem leichter… „Exemplum!“, sagte er, tippte auf Sirius’ Gesicht und dann auf die grau schraffierte Fläche in Dracos Buch. Konzentrisch von seinem Stab ging eine Bewegung über das Papier und im nächsten Moment grinste und winkte Sirius lachend von zwei Bildern zu ihnen herauf. Sein schwarzes Haar war damals noch kurz gewesen. Wie das von James, nur nicht so unordentlich. Harry lächelte. „Es ist bunt…“, sagte er. Alle anderen Bilder in diesem Buch waren schwarzweiß. „Und es bewegt sich.“ Was die anderen Bilder auch nicht taten. „Deine Eltern werden einen Herzinfarkt bekommen! Vielleicht sollten wir das Bild versiegeln, damit sie es nicht wieder entfernen können…“ ~*~*~*~ Draco lächelte leicht und strich Harry über das Haar. „Weißt du... Ich glaube kaum, dass meine Eltern dieses Buch noch einmal zu Gesicht bekommen werden...“ Nein, eher nicht. Er hatte schließlich nicht vor, zurückzukehren. Er konnte es doch gar nicht mehr... Auf einmal wurde ihm diese Tatsache wirklich bewusst. Es gab kein Zurück mehr. Nie wieder würde er Malfoy Manor betreten. Nie wieder in sein Zimmer hinaufgehen... Nie wieder über dem riesigen Garten fliegen... Nie wieder stundenlang in der Bibliothek sitzen und lesen, dann wenn er es geschafft hatte, dem Hauslehrer zu entkommen... Seltsame Melancholie überkam ihn, obwohl er dieses Haus so oft als ein Gefängnis empfunden hatte. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Die plötzliche Schwermut gefiel ihm nicht. „Hey.“ Sachte ließ er sich zur Seite fallen und lehnte seinen Kopf gegen Dracos Oberarm, weil er nicht hoch genug für die Schulter war. Und dann, nach einiger Zeit: „Wir können es ihnen ja schicken, wenn dein Vater dann weiß, dass er dich verloren hat...“ Vorher nicht, denn das würde Draco verraten und das konnten sie nicht riskieren. Er wollte es nicht riskieren, denn es konnte bedeuten, dass er Draco dann verlor. ~*~*~*~ Draco zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe nicht über dieses dumme Buch nachgedacht...“ Mit einem Seufzer legte er seine Hand auf Harrys Nacken. „Ich habe einfach an... Zuhause gedacht. Und wie endgültig alles ist... Kannst du dir vorstellen, dass es trotz allem nicht leicht ist, diesen Weg zu gehen? Nicht, dass ich wieder zurück wollte. Niemals.“ Er ließ sich neben Harry auf die Bettkante sinken und bettete Harrys Kopf auf seinen Schoß. „Es ist nur... Das war mein Zuhause. Trotz allem. Und es ist komisch zu wissen, dass ich dorthin nicht zurückkehren werde...“ ~*~*~*~ Nachdenklich sah der Schwarzhaarige zu ihm auf. Heimweh? Trotzdem er nicht zurück wollte? Konnte er nicht ganz nachvollziehen, schließlich war Hogwarts mehr sein Zuhause als das Haus seiner Tante und seines Onkels, wo er zwei Drittel seines Lebens verbracht hatte. Aber bei Draco war das vielleicht anders… Vielleicht… ganz sicher hatte er das Leben da gemocht… Bevor er sich entschieden hatte, dass er das gar nicht wollte, bevor er in diesem Sommer angefangen hatte, selbstständig zu denken, war er immerhin doch gerne da gewesen, oder? Vielleicht… vielleicht ja auch wegen seiner Mutter. Über sie hatte er nie gesprochen. Er hatte nie etwas gesagt. Nur dass sie Angst vor seinem Vater hatte oder so… „Wegen deiner Mutter?“, fragte er leise. Irgendwie interessierte es ihn jetzt. Jetzt, da es ihm aufgefallen war, wollte er wissen, ob Dracos Mutter auch so bescheuert war wie sein Vater. ~*~*~*~ Draco zog die Schultern leicht hoch. „Vielleicht... Es ist... Im Nachhinein erscheint mir alles nicht mehr so schrecklich. Es war nicht einfach. Mit dem Hauslehrer und meinem Vater... Aber... meine Mutter... Sie hat sich zumindest bemüht. Weißt du, sie ist wirklich kein herzlicher Mensch. Aber dennoch hat sie versucht, mir eine gute Mutter zu sein. Aber irgendwie... ist sie an dem Spagat zwischen guter Mutter und guter Ehefrau gescheitert. Wenn es darauf ankam, dann war sie eher auf der Seite meines Vaters.“ Er schwieg einen Augenblick. „Ich habe sie wirklich gern... Trotz allem... Trotz all der Kälte. Trotz all der Momente, wo sie mich zu meinem Vater schicken musste. Trotz all der Momente, wo sie nur stumm dabei stand...“ Er brach ab und hob den Kopf, wich Harrys Blick aus und schaute selbst ins Leere. Irgendwie liebte Narzissa Malfoy ihn. Das wusste er. Auch wenn sie unfähig war, diese Liebe durch etwas anderes als etwas Betüddelei auszudrücken. ~*~*~*~ Harry schwieg. Er hob nur eine Hand und strich mit zwei Fingern über Dracos Kehle zu seinem Kinn hinauf. Weich, warm… Er wartete. Wartete darauf, dass er weiter sprechen würde, wie er momentan auf ihn wirkte, aber es kam nichts. Schließlich seufzte er. „Wenn du die Wahl hättest… Würdest du versuchen… sie zu retten? Hätte es einen Sinn?“ ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Es würde nichts bringen. Sie ist davon überzeugt. Sie ist von den ganzen Gedanken überzeugt, die...“ Er stockte einen Augenblick, ehe er den Namen über die Lippen brachte. „…Voldemort mit sich bringt. Und sie hätte zuviel Angst. Vor ihm - und vor meinem Vater, um überhaupt irgendetwas zu tun.“ Er schwieg und setzte dann noch leise hinzu: „Man kann niemanden retten, der nicht gerettet werden will...“ ~*~*~*~ Still blickte Harry ihn an, ließ seine Hand einen Augenblick ruhen, als er daran dachte, dass Dumbledore das auch schon einmal gesagt hatte. Sie hatten ja beide Recht, aber es war nicht so einfach, das zu akzeptieren… Sachte fuhr seine Hand mit den Streicheleinheiten fort. Das musste für den Blonden wirklich nicht einfach sein. Das war einfach nur schrecklich… Aber wie er gesagt hatte: Helfen konnten sie nicht. ~*~*~*~ Draco schloss die Augen und ließ sich sanft von Harry streicheln. Er genoss die Berührung, gab sie ihm doch etwas Ruhe. Es war zuviel. Alles war gerade einfach zuviel. „Lass uns ins Bett gehen.“, murmelte er schließlich. Es war ihm vollkommen egal, dass es dafür viel zu früh war. Er war müde und er wollte jetzt endlich eine Bettdecke haben, um die Welt aussperren zu können. Und er wollte Harry einfach an sich ziehen und ihn bei sich spüren. So nah, wie nur irgend möglich. ~*~*~*~ Zustimmend wurde genickt, sie machten sich bettfein und schlüpften dann ins Bett. Das Licht wurde einfach mit dunklen Vorhängen abgedeckt. Aber bevor sie wirklich schliefen, stellten sie den Wecker auf acht Uhr am nächsten Tag, denn um neun begann der Tag in Hogsmead… Sie würden endlich wieder hinaus dürfen, konnten Süßigkeiten und Butterbier kaufen und sich mit Scherzartikeln eindecken, würden ein bisschen freier sein, als es sonst der Fall war… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ How does it feel when you're out on your own And now it's too late to come home And it's hard to be free when you're down on your knees Take it easy till you make it alone ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Reinblüterfamilien neigen dazu, einen Knall zu haben. *nicknick* Anders kann man das ja kaum nennen... Aber Sirius ist wieder im Buch. *g* Immerhin doch etwas, nicht wahr? ^^ Shirokko: Sie neigen nicht nur dazu, das ist ihnen angeboren! Sirius einfach zu streichen! Und warum? Weil er Gryffindor war? Weil er Freunde hatte, die keine Lust hatten, sich vor einem Mistkerl in den Staub zu werfen? Weil er Rückrad hat? *grummel* *leisevorsichhinflucht* Auswertung: Harry: 1 Draco: 1 Hermione: 2 Pansy: 2 Ron: 2 Blaise: 2 *grins* Die Bewertung von Junanka hat mir am besten gefallen, auch wenn sie meiner Meinung noch nicht ganz entspricht. Vielen Dank an alle, dass ihr unser kleines Spiel hier so geduldig mitspielt... Ich schwöre euch, das hat einen tieferen Sinn, aber der wird erst später bekannt gegeben. Hogsmeade --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 69: Hogsmeade Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Negative - Until You're Mine. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 69: Hogsmeade Harry erwachte am nächsten Morgen, bevor der Wecker ihn aus seinen Träumen schreckte. Es war seltsam, aber er hatte nicht so wirklich das Bedürfnis noch länger zu schlafen. Dabei war es erst sieben… Aber weil Draco seinen Schlaf nun wirklich gebrauchen konnte, blieb er einfach still liegen, lauschte dem Herzschlag, der so tief und dunkel in Dracos Brust schlug. Wenn er das so hörte, dann war er davon überzeugt, dass nichts passieren konnte, das ihn erschüttern könnte. Er klang so stark und ausgeglichen, wie ein Fels in der Brandung niemals wich. Genauso wie Dracos Gesicht im Schlaf immer unschuldig aussah. Aber in Wirklichkeit war beides nicht beständig. Draco war nicht so stark, wie er immer tat, strauchelte oft. Zumindest konnte er ihn dann immer wieder auffangen… Kurz vor acht rappelte er sich auf, langte zum Wecker hin und machte ihn aus. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich rechts und links neben Dracos Kopf abstützte und ihn sachte küsste. Immer und immer wieder, niemals Druck ausübte, einfach nur kurz seine Lippen auf Dracos legte und sich dann wieder zurückzog. Das war lustig, weil jedes Mal auch sein chaotisches Haar irgendwie in Dracos Gesicht kam, ihn kitzelte und dieser das mit einem unwilligen Stirnrunzeln quittierte… ~*~*~*~ Ganz sachte Berührungen auf seinen Lippen... Das war es, was ihn weckte. Und dazu ein leichtes Kitzeln in seinem Gesicht... Der Blonde blinzelte leicht und zog Harry dann vollends bei dem nächsten sachten Kuss zu sich herunter und fuhr neckend mit seiner Zunge über die weichen Lippen. Dafür war er definitiv immer schnell wach. ~*~*~*~ Diesem Zug konnte der Schwarzhaarige nicht mit seinen Armen entgegenhalten. Sie gaben nach und er landete vollends auf Draco, lag halb auf ihm, was ihn kaum störte, als er Dracos Zunge mit seiner begegnete, sie begrüßte. Er schmeckte immer noch so unvergleichlich, immerzu so unglaublich nach… ihm… nach mehr! Seine linke Hand strich über den Haaransatz an der Stirn, doch seine Augen ließen Draco nicht für einen Moment unbeobachtet. Viel zu sehr freute er sich, auch wieder in dem Silbergrau versinken zu können. ~*~*~*~ Dracos Augen glänzten dunkel, als er in Harrys grüne blickte. So schön... Irgendwie bekam er die andere Hand unter der Bettdecke hervor, strich Harrys Rücken entlang und zog das Schlafanzugoberteil hoch, um die samtweiche Haut darunter zu liebkosen. Zugleich wurde ihr Kuss immer intensiver, leidenschaftlicher. Und er wollte mehr davon... Langsam wurde ihm warm, um nicht zu sagen... heiß. ~*~*~*~ Schaudernd flatterten Harrys Augen zu. Dieser Blick und die Berührung, das war dann einfach zuviel. Der Blick ging direkt unter die Haut, die Berührung versetzte ihren Pfad und seine Haut in Flammen, beides ließ die Schmetterlinge aktiv werden, die sich längst nicht mehr auf seinen Magen beschränken wollten. Er spürte sich gewollt und begehrt und… Er spürte die Angst wieder in sich erwachen, was ihn fast augenblicklich ziemlich ernüchterte. Aber er hatte sich doch gesagt, dass er darüber hinwegkommen würde, nicht wahr? Er hatte sich geschworen, dass er es schaffen würde, damit er Draco nicht mehr wehtat… Die Atemnot zwang sie auseinander und Harry öffnete seine Augen wieder, lächelte. Im Grunde hatte er Angst, dass Draco dieses Unwohlsein würde sehen können… Er hatte Glück im Unglück, denn Ron suchte sich genau diesen Moment dazu aus, sie zu rufen. Sie sollten sich beeilen, um runterzukommen, damit sie schnellstmöglich los konnten. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es zwanzig nach acht war… Wow… Hatte das Wecken so lange gedauert? Ein wenig verlegen lächelte er, seine Wangen waren leicht gerötet, als hätte Ron sie wieder mal ertappt. „Wollen wir dann?“ ~*~*~*~ Draco unterdrückte einen Seufzer. Irgendwie hatte er so langsam das Gefühl, als wenn Harry sich in solchen Augenblicken immer vor ihm zurückzog... Und seine Augen... Sie glänzten und darin konnte er die gleiche Zuneigung und dieses... Begehren sehen, wie er es auch verspürte, aber da war auch noch ein unstetes Flackern, das verdächtig nach Angst aussah... „Sollten wir...“ Draco brachte irgendwie ein Lächeln zustande. „Ansonsten wird uns Ron noch in den Wahnsinn treiben. Aber zuerst solltest du vielleicht von mir runtergehen.“ Das schwache Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. ~*~*~*~ Harry wurde wahrlich knallrot und wich fast augenblicklich vor ihm zurück. „Sorry, ich…“ Soweit hatte er gar nicht gedacht! Es hatte ihn so erleichtert, dass Ron gerade hatte durchblicken lassen, dass sie zu spät kommen würden. Lächelnd zog er die Beine in den Schneidersitz und lachte. „Sorry.“ Er war ein Idiot. Und wie! Und Draco hatte das bisher einfach noch nicht gemerkt, so sah es aus. Hoffentlich bemerkte er es auch nicht. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Kein Grund rot zu werden, Kätzchen.“ Er hauchte ihm noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand Richtung Badezimmer. Eine kalte Dusche konnte er jetzt wirklich gebrauchen. Und zwar wirklich kalt. Am besten eiskalt. Zwanzig Minuten später kam er zurück - wieder einmal mit einem Handtuch um die Hüften. Irgendwann würde es auch noch schaffen, seine Sachen mit ins Bad zunehmen und nicht wieder im Zimmer zu vergessen... ~*~*~*~ Harry war schon fertig und hielt ihm die Kleider grinsend entgegen. Ein bisschen konnte er doch feixen. War doch einfach zu liebenswürdig diese Angewohnheit… Sie gingen dann hinunter in die Große Halle, wo sie sich trennen mussten, denn zum Frühstücken konnten sie ja nicht an einen Tisch, weil die Häuser das niemals zugelassen hätten. Nur zwanzig Minuten später trafen sie sich draußen in der Eingangshalle wieder. Natürlich mussten sie sich abmelden, wie alle anderen und es dauerte, bis sie an der Reihe waren, doch McGonagalls Blick war fast augenblicklich auf Harry gerichtet. Sie sah noch strenger aus als ohnehin schon. Besorgt etwa? Harry schluckte. Was war? „Ihnen ist sicher bewusst, dass ich kein bisschen begeistert bin, dass Sie jetzt da raus gehen?“ Ihre Frage klang mehr nach einer Feststellung und Harrys Augen verengten sich misstrauisch. Was sollte das werden? „Ich habe die Erlaubnis!“, sagte er, versteckte die Wut gerade so noch. „Das ist mir durchaus bewusst.“, lautete die trockene Antwort. „Aber hätte Albus mich nicht überzeugt, hätte ich Sie dennoch nicht gehen lassen. Meiner Meinung nach ist es da draußen viel zu gefährlich. Besonders für Sie!“ Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete ihn kritisch. „Ich hoffe für Sie, dass Sie diese Situation nicht ausnutzen werden!“ Harry blickte sie an. Wie bitte? Was… Dachte sie etwa, dass er weglaufen würde? Jetzt schon? Wo er noch gar nichts erreichen konnte. „Ich komme schon wieder!“, knurrte er, dann begann er zu lächeln. „Machen Sie sich keine Sorgen!“ Sie seufzte sichtlich unzufrieden, dann nickte sie sie durch. „Ach, und Mr. Potter…“ Harry drehte sich noch einmal um und sah fragend zu ihr hin. „Lassen Sie sich nicht zu irgendwelchen schulregelnbrechenden Aktivitäten hinreißen!“ Er schnaufte, grinste, winkte, dann waren die sechs auf dem Weg. Und Ron hatte ein Thema, über das er schimpfen konnte: McGonagalls Misstrauen. Als ob sie nicht alle auf ihn aufpassen würden! Wie nervig… ~*~*~*~ Die gute Laune der anderen Schüler war ansteckend, auch wenn McGonagalls Worte einen bitteren Nachklang gelassen hatten, doch die sechs Teenager beschlossen, sich davon nicht beirren zu lassen. Sie waren schließlich unterwegs, um Spaß zu haben! In Hogsmeade tingelten sie dann auch gleich durch die Läden. Immer wieder wurden sie mit misstrauischen Blicken bedacht. Die Kombination eines Harry Potter und eines Draco Malfoy, die Hand in Hand in einer Gruppe aus Gryffindors und Slytherins unterwegs waren, war kein alltäglicher Anblick. Und man war sich offenbar nicht sicher, wie man das einzuschätzen hatte. Ihr erster Abstecher galt natürlich dem Süßwarenladen ‚Honigtopf’. Es war brechendvoll und man hatte wirklich Mühe, hineinzukommen. Nichtsdestotrotz hatten sich alle sechs hinterher mit Süßigkeiten eingedeckt. Blaise hatte jedem einen Zauberlolli spendiert, der ständig den Geschmack änderte. Man wusste also nie, was man als nächstes bekam... Weiter ging es zu Zonkos, wo sich Blaise, Pansy und Ron kaum von den Scherzartikeln lösen konnten. Was man damit alles für Streiche machen konnte! Als Hermione und Pansy zu Schreiberlings drängten und Blaise und Ron einfach mit sich in den Laden zogen, nutzte Draco die Gelegenheit. „Komm, wir setzen uns ab...“ Er zog Harry schlichtweg mit sich. Die vier würden da drin erst einmal beschäftigt sein. Garantiert. Und außerdem wollte er Harry auf diesem Ausflug auch einfach mal ein wenig für sich haben... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte seinen Freund an, lächelte und nickte. Ein netter Gedanke, der ihnen unter Garantie mindestens eine halbe Stunde Langeweile ersparen würde, denn Hermione, Schreibwaren und Bücher in dieser Kombination waren eine Sache für sich. Und wohin am besten? Ihm kam eine Idee… „Da hin!“, sagte er und zeigte durch eine kleine Seitengasse zwischen zwei Häusern zu der auf einem Hügel stehenden Heulenden Hütte. Sie hatte ihren Gruseleffekt in seinen Augen verloren, seit er wusste, weshalb sie manchmal heulte… ~*~*~*~ Draco folgte dem Gryffindor und erkannte nach einigen Schritten, wohin der Weg sie führen würde. „Du magst es gruselig, was?“, zog er den Jungen-der-lebt auf und legte ihm den Arm um die Schulter. „Aber hier wird kaum jemand freiwillig rauskommen...“ Er blieb an dem Zaun stehen und blickte zu dem windschiefen Häuschen hinüber. ~*~*~*~ Harry drehte sich zu ihm um und lachte. „Na komm. So schlimm ist es da nicht!“ Und schon kletterte er über den Zaun hinweg. Doch bevor er ganz drüber war, fiel ihm noch was ein. „Oder denkst du, es spukt hier wirklich?“ Sein Grinsen war frech. ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Möglich... Aber wenn du so grinst, dann habe ich das Gefühl, dass du mal wieder mehr weißt als ich...“ Er zögerte einen Augenblick lang, dann folgte er Harry über den Zaun. ~*~*~*~ Dieser lachte. „Ich weiß soviel mehr als du!“, alberte er herum. „Ich weiß, dass hier Werwölfe leben, dass hier Tiere ein- und ausgehen, dass sie Karten miteinander spielen… oder auch gespielt haben. Und ich weiß, dass es einer der schönsten Orte dieser Welt ist!“ Er drehte sich einmal im Kreis, die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt und die Arme weit von sich gestreckt, dann hielt er plötzlich inne und nahm wieder Dracos Hand. Ernst blickte er ihn an. „Glaubst du mir das?“ ~*~*~*~ Amüsiert beobachtete Draco den anderen und legte den Kopf schräg, als dieser seine Hand nahm. Werwolf. Das hieß, dass Professor Lupin... Natürlich. „Ich...“, begann Draco und stupste Harry sachte auf die Nasenspitze. „...würde dir mittlerweile nahezu alles glauben.“ ~*~*~*~ Harry blieb ernst. Eine seltsame Antwort. Nahezu alles glauben? Warum? „Liegt vielleicht daran, dass ich dich nicht belügen würde…“, meinte er. Verschweigen ja, solange er nicht fragte, aber belügen kam nicht mehr in Frage. Die Sonne kam hinter einer kleinen, einzelnen Wolke hervor und ließ Dracos Haarpracht strahlen. Wie bei einem Engel der Heiligenschein hüllte dieses Licht ihn ein. Herrlicher Anblick! Ich brauche echt einen Fotoapparat oder ein Denkarium oder so was!, fuhr es Harry durch den Kopf, als er nicht widerstehen konnte und durch dieses helle, leuchtende Gold strich. „Wollen wir mal reingehen?“ Ihm entging der Schatten des riesigen schwarzen Hundes hinter dem Haus völlig. ~*~*~*~ „Solange du mir versprichst, dass mich nichts und niemand Unsichtbares mit irgendetwas bewirft oder mich durch die Gegend zieht...“ In Dracos Augen funkelte es leicht. Er hatte sich an das erinnert, was das letzte Mal in der Nähe der Heulenden Hütte geschehen war. Und da Harry einen Tarnumhang besaß, lag es doch sehr nahe, dass er ihm die Demütigung damals zu verdanken hatte... Nicht, dass ihm das nicht schon längst alles verziehen hätte. Seine grauen Augen wanderten über das Häuschen. „Aber ich glaube kaum, dass wir dort reinkommen werden. Es sieht... einfach nicht danach aus.“ ~*~*~*~ Harry fühlte sich ein bisschen ertappt, aber er sagte nichts, sondern versuchte einfach nur, so unschuldig wie möglich auszusehen. Bis Draco seine zweite Bemerkung machte. „Ich war schon drin.“, sagte er überrascht, dass man denken konnte, dass es nicht ging. ~*~*~*~ „Warum überrascht mich das jetzt nicht?“ Draco lachte leise und wuschelte Harry durch die Haare. Dieser um Unschuld bemühte Gesichtsausdruck war wirklich allzu herzig. „Aber du bist wohl kaum durch die Tür dort reingegangen, oder?“ Draco deutete auf die mit einer sehr dichten und äußerst massiven Bretterschicht vernagelte Tür. ~*~*~*~ Harry betrachtete sich die Tür, dann stimmte er zu. „Nicht durch diese Tür. Es gibt noch eine Falltür… Da bin ich rein, weil Sirius Ron entführt hat… Oder besser Wurmschwanz, die Ratte.“ Er kratzte sich am Kopf. Eigentlich hatte er tatsächlich reingehen wollen, aber Draco hatte schon Recht. Es sah einfach nicht danach aus, als käme man auf herkömmlichem Weg rein. Schade. „Tja… Was dann?“ Irgendwie wusste er jetzt, da sein Plan, Draco die Hütte zu zeigen fehlgeschlagen war, nicht so ganz, wie es weitergehen sollte. ~*~*~*~ „Ich glaube, du musst mir deine ganzen Abenteuer irgendwann mal in Ruhe erzählen...“ Draco hatte irgendwie das Gefühl, nicht ganz mitzukommen. Sirius hatte Ron entführt? Wann, wie, wo? Und wer war schon wieder Wurmschwanz? Irgendwie neigte Harry dazu in Rätseln zu sprechen... Und er musste die nicht gerade angenehme Feststellung machen, dass es doch einiges von Harrys Leben gab, das er nicht mitbekommen hatte. „Tja... Lass mich überlegen. Wir sind allein... in einer ziemlich einsamen Gegend...“ Ein laszives Lächeln legte sich auf Dracos Gesicht, als er ein wenig näher kam. „Was könnte uns da einfallen?“ ~*~*~*~ Harry wurde leicht rot, lächelte aber, blickte in eisgraue, dunkle Augen. Sie erinnerten ihn an den Morgen, wo wieder diese… Angst gewesen war. Er hatte sie unterdrückt. Er hatte es geschafft. Also würde er es jetzt auch schaffen. Zumal sie in diesem Moment gar nicht da war. Das einzige, das vorhanden war, war Sehnsucht nach seinem Kuss… Er verdrängte heldenhaft, dass es eigentlich Ron gewesen war, der die Panik im letzten Moment unterdrückt hatte. ~*~*~*~ Ganz leicht strichen Dracos Fingerspitzen über Harrys Wange, glitten weiter und fuhren die Konturen seiner Lippen nach. Dann machten sie sich auf den Weg in seinen Nacken, während er zugleich die Entfernung zwischen ihnen nichtig machte und den Schwarzhaarigen küsste. Seine Lippen prickelten. Sie prickelten eigentlich immer, wenn er Harry küsste. Es war einfach... Er bekam nicht genug von ihm, würde es wohl niemals. Vorwitzig strich seine Zungenspitze über die rosigen Lippen und Draco musste leicht lachen. „Du schmeckst nach Kirsche...“, murmelte er, ehe seine Zunge nachdrücklicher um Einlass bat. ~*~*~*~ Harrys Lippen teilten sich in einem leicht verwirrten Lächeln. Kirsche? Vielleicht von dem Kaubonbon vorhin? „Solange du Kirschen magst, ist das egal.“, murmelte er, bevor er den Kuss erwiderte. Wieder fragte er sich, wonach Draco eigentlich schmeckte, aber es war einfach kein bekannter Geschmack. Jedenfalls nicht sein eigener. Draco schmeckte auch ein bisschen nach Naschzeugs, was nach ihrem Wettessen kaum ein Wunder war. Seine Arme fanden den Weg um Dracos Hals, so dass er sich an ihm festhalten konnte, sich… ihn näher ziehen konnte. Warum war es nur so unglaublich, ihn zu küssen? Warum fühlte er sich dabei so… schwebend? ~*~*~*~ Draco hatte absolut nichts dagegen, dass Harry ihn näher zu sich zog. Kein bisschen. Er drängte im Gegenteil selbst noch etwas näher. Seine freie Hand bahnte sich beinahe schon automatisch den Weg unter den Umhang und unter das Hemd... Er wollte seine weiche Haut spüren, über ihre samtige Weichheit streicheln... Ihn einfach spüren. Wieder wurde ihm warm. Sehr warm... Seine Hand grub sich tiefer in Harrys Haar. Der Kuss wurde heftiger, leidenschaftlich und begann einer Sturmwoge zu gleichen, die ihn vollkommen mitzureißen versuchte. Die Welt schrumpfte zusammen. Es gab nur noch sie beide. Alles andere war vollkommen unbedeutend und nichtig. ~*~*~*~ Auch Harry wurde heiß. Das Gefühl auf seinem Becken, seinem Rücken, seinen Lippen… Er wollte mehr, und gleichzeitig… Ihm wurde die Luft knapp, aber er tat nichts, um den Kuss zu unterbinden. Er wollte die Angst nicht zulassen! Er wollte nichts davon wissen! Fast verzweifelt drängte er sich gegen ihn, krallte seine Hände in den Umhang, um ihr leichtes Zittern zu unterdrücken… ~*~*~*~ Auch Draco ignorierte den Umstand, dass er kaum noch Luft bekam. Es war egal... Vollkommen egal. Seine Finger strichen schneller über Harrys Seite, wanderten auf den Rücken, wieder nach vorne, fanden keinen Ort, wo sie verweilen wollten, sondern wollten gleichzeitig alles an ihm berühren und umfassen. Zugleich konnte er nur allzu deutlich spüren, dass sein Körper auf Harry reagierte. Auch mit Hitze in einer ganz bestimmten Region... ~*~*~*~ Harrys Lungen brannten schon, als die Panik übergriff. Seine Augen weiteten sich, ihm wurde kalt… Er löste sich abrupt, kämpfte sich schon fast aus Dracos Armen frei, stolperte einen Schritt zurück, als sein linker Fuß blockierte und er rücklings einfach zu Boden fiel. Entsetzt blickte er zu Draco auf. Entsetzt über sich selbst, darüber, dass er das… getan hatte! Wie… wieso denn nur? Betreten wichen seine Augen zum Boden aus, als er die Beine anzog und die Arme darum schlang. Warum konnte er seine Angst nicht vergessen? Warum hatte er Angst? Warum hatte er Angst davor, von ihm berührt zu werden? ~*~*~*~ Es tat weh. Es tat verdammt weh, dass Harry auf einmal so panisch zurückwich und sogar vor lauter Hektik hinfiel. Draco atmete schwer und für einen Augenblick glitt die kalte Maske zurück auf sein Gesicht. Er hatte das Bedürfnis wegzurennen. Einfach so. Sich nicht umzudrehen und sich am besten irgendwo zu verkriechen und darauf zu hoffen, dass der Teil von ihm, der alles immer so gut aussperren und unterdrücken konnte, ihm auch diesmal zur Seite stehen würde. Aber das würde nichts ändern. Und er wollte nicht fort von Harry. Egal, wie sehr es weh tun mochte. Seine Beine zitterten, als er vorsichtig einen Schritt auf den Gryffindor zutat und dann doch wieder stehen blieb. Langsam ging er in die Hocke und sah ihn an. Schweigend. Seine Augen wanderten über den verkrampften Körper des Schwarzhaarigen, das betretene Gesicht mit den roten Wangen. „Du hast Angst...“, stellte Draco leise fest. Es lag kein Vorwurf in seiner Stimme. Sie war sogar noch weicher und liebevoller, als er selbst erwartet hatte. ~*~*~*~ Erschrocken blickte Harry von Dracos Füßen wieder auf, direkt in dunkles Grau. Nicht silbergrau wie sonst, sondern stahlgrau. Schmerz? Seine Lippen bebten, als er nicken wollte, es aber nicht konnte. Es tat ihm doch Leid. Er liebte ihn doch und wollte keine Angst haben, aber… Er kauerte sich endgültig zusammen, wäre am allerliebsten einfach in Dracos Arme geflüchtet, um sich trösten zu lassen, ihn zu trösten, aber jetzt… schien er das nicht mehr zu dürfen. Er war ein Verräter. Ein Verräter am Vertrauen, das zwischen ihnen bestand! Da konnte er jetzt nicht plötzlich wieder ankommen und ihn umarmen! Das ging nicht… ~*~*~*~ Draco ließ sich auf die Knie fallen, rutschte ein Stück näher und zog Harry in seine Arme. „Rede mit mir.“, bat er leise. „Rede mit mir...“ Am meisten schmerzte es, dass sich der Gryffindor zurückzog. Dass er sogar Angst hatte, ihm jetzt in die Augen zu sehen. ~*~*~*~ Harry lehnte sich gegen ihn. Entgegen besseren Wissens tat er es. Er wusste vielleicht, dass er das nicht mehr verdiente, aber wenn er es doch anbot… Er wollte die Nähe nicht verlieren. Ihn nicht verlieren. Niemals… nie… Er sollte reden. Draco wollte es also von ihm hören? Wahrheit! Den Grund? Wollte er den Grund wissen? Welchen Grund? „Ich… ich weiß es doch auch nicht!“, keuchte er unterdrückt, hielt die Tränen zurück. Er hatte gestern geheult. Er konnte nicht wegen jeder Kleinigkeit heulen! „Ich… ich will das doch gar nicht. Ich will keine Angst haben. Ich will es, aber… dann geht es nicht mehr. Ich weiß nicht, wo die Angst herkommt, aber sie zerfrisst mich, wenn ich sie zu ignorieren versuche! Ich…“ Er holte tief Luft, unterbrach den Redeschwall so effektiv, und als er danach weiter sprach, war seine Stimme dunkel und selbstverachtend. „Ich bin schrecklich. Ich rede davon, dass ich dich liebe, und dann bekomm ich Panik, wenn wir uns küssen…“ ~*~*~*~ Beruhigend strich Draco ihm über den Rücken. Er streichelte weiter, immer weiter, während Harry sprach. „Nein, du bist kein bisschen schrecklich...“, raunte er leise und küsste den Gryffindor sanft auf die Stirn. „Angst ist... normal. Jeder hat doch Angst... Und du kannst sie nicht besiegen, indem du sie zu ignorieren versuchst... Du kannst dich nur mit ihr arrangieren, vorsichtig weitergehen und dann feststellen, ob sie berechtigt ist oder nicht.“ Er drückte Harry fest an sich. „Ich kann dir nur versprechen, dass du vor mir keine Angst haben musst. Ich bin da für dich... Immer und in jeder Hinsicht.“ Er schob den Schwarzhaarigen ein wenig von sich fort, damit er ihm in die Augen blicken konnte. „Aber du musst mit mir reden, okay? Über das, was dir durch den Kopf geht, was du fühlst.“ Er atmete tief durch. „Es wird nichts passieren, was du nicht willst. Und wenn es dir zuviel wird - was auch immer -, dann musst du einfach nur ‚stopp’ sagen.“ Er lächelte. „Okay?“ ~*~*~*~ Harry nickte leicht, senkte den Kopf zu Boden. So liebe Worte, verständnisvoll und liebevoll… Sie ließen ihn erzittern, denn er fühlte sich fast noch schäbiger als ohnehin schon. Draco war zu lieb zu ihm. Warum konnte er ihn nicht einfach hassen, ihn deswegen anschreien oder ihm eine Möglichkeit nennen, wie er seine Angst schneller überwinden konnte, aber… Nein, wenn er recht darüber nachdachte, wollte er das auch nicht, denn es wäre einfach nur schrecklich. Er sollte also über seine Gefühle reden? Über das, was er fühlte, wenn er Angst bekam? „Es ist zuviel…“, flüsterte er. „Viel zu viel…“ ~*~*~*~ Draco nickte leicht und zog Harry wieder an seine Schulter zurück. „Zu viele verschiedene Gefühle... Das Gefühl, dass dir die Kontrolle entgleitet?... Ist es das?“ ~*~*~*~ Jetzt liefen die Tränen doch. War es das? War es Kontrollverlust? War es das, was die Angst auslöste? Verlust der Kontrolle über seine Gefühle? War es das? „Ich… ich weiß es nicht!“, wimmerte Harry und seine Hände krallten sich in seine Haare, drückten die Ohren zu, damit er nichts mehr hören musste, damit er sich vielleicht ein bisschen besser auf das Chaos in seinem Kopf konzentrieren konnte, das seine Gedanken zu Suppe verarbeitete. Er wollte doch nur verstehen! „Ich habe keine Ahnung…“ ~*~*~*~ Wieder begann Draco dem anderen über den Rücken zu streicheln und schließlich seinen Nacken beruhigend zu kraulen. „Es ist okay...“, sagte er leise, nicht sicher, ob Harry seine Worte überhaupt noch hören konnte - oder wollte. „Wir finden es dann zusammen raus...“ Er schlang auch den zweiten Arm um den Gryffindor und zog ihn vollends an sich. Nur wie konnte er denn Sicherheit geben, wenn er sich gerade selbst vollkommen hilflos fühlte? ~*~*~*~ Es dauerte seine Zeit bis Zittern und Weinen abflauten und die Ruhe auf dem kleinen Hügel wieder vollkommen war. Zwei gelbe Augen blickten hinter ein paar nahen Bäumen zu ihnen hinüber. Stumm starrten sie auf das Paar. Die Ohren hatten verstanden, was gesagt worden war, trug der Wind die leisen Geräusche doch sehr deutlich zu ihnen. Sirius hatte kurze Zeit tatsächlich Draco zu Boden werfen wollen, ihm die Kehle durchbeißen oder ähnliches, aber irgendwie… war es nicht gegangen. Dumbledore hatte Kontakt verboten und Harry… hatte nicht so ausgesehen, als ob er Hilfe gebraucht hätte. Seine Worte… Dracos Worte hatten ihn schließlich dann überzeugt. Er würde abwarten, den Jungen Zeit lassen, ihre Probleme zu lösen. Hätte er gekonnt, hätte er wohl gelächelt. Sein Patenkind schien lebendiger als früher… alles Malfoys… Dracos Schuld? James war damals auch lebendiger geworden, als er Lily kennen gelernt hatte… Er schreckte aus seinen Gedanken auf, als die beiden sich erhoben. Er hörte den Erfrischungszauber, von Harry gesprochen, dann wanderten die beiden hinunter. Es war inzwischen Nachmittag. Schweigend blickte er ihnen nach, folgte, als sie ihn in der Gasse nicht mehr sehen konnten. Wie ein Schatten blieb er an ihnen dran. ~*~*~*~ Draco hatte Harry behutsam den Arm um die Taille gelegt. Gemeinsam betraten sie die ‚Drei Besen’. Kurz wanderten seine Augen durch den Raum. Ihre Freunde konnte er nicht ausmachen, aber in dieser Menschenmenge war es auch kein Problem unterzutauchen und unsichtbar zu werden. Er suchte einen Tisch in einer Ecke, wo sie recht ungestört waren und bestellte zwei Butterbier. Sie beide konnten jetzt wirklich etwas zu trinken gebrauchen. Keine zwei Minuten später standen diese vor ihm auf dem Tisch. Lächelnd stieß Draco seinen Becher gegen Harrys. „Auf uns.“, sagte er entschieden. ~*~*~*~ Es brachte Harry zum Lächeln. Immer noch schief, aber ehrlich. Er nickte nur und trank dann schweigend etwas von dem warmen Getränk. Es war köstlich wie immer. Süß. Und… ach egal. Er rutschte auf der Bank näher an Draco heran und lehnte sich gegen ihn. „Danke.“, murmelte er, jetzt wahrscheinlich zum hundertzwölften Mal. ~*~*~*~ „Da gibt es nichts zu danken...“, erwiderte Draco lächelnd und genoss das warme Gefühl, das einerseits durch das Butterbier und andererseits durch den Jungen neben ihm ausgelöst wurde. Er legte Harry den Arm um die Schultern und zog ihn etwas näher zu sich. Madam Rosmerta warf ihnen im Vorbeigehen ein warmes Lächeln zu. Das erste, das ihnen überhaupt ein Fremder an diesem Tag schenkte. Offenbar gefiel ihr das Bild von den beiden aneinandergelehnten Jungen. ~*~*~*~ Sie blieb nahezu die einzige und Harry kam der Gedanke, dass auch sie vielleicht im Orden war. Schon früher hatte sie mehr gewusst als viele… Der Tag ging schnell rum. Ron, Pansy, Hermione und Blaise kamen irgendwann dazu, erzählten ihnen von ihrem Tag, ihren Erlebnissen, ihren Scherzen und munterten die beiden damit ein bisschen auf, lenkten sie ab, indem sie sie ein bisschen damit aufzogen, dass sie sich verdrückt hatten. Dann wollten sie aufbrechen, doch bevor sie zum Schloss zurückgehen konnten, kam Mme Rosmerta noch einmal zu ihnen und schob Harry einen Umschlag mit grünem Siegel zu. Grüne Augen weiteten sich, dann begann er zu lächeln und sie verschwand zwinkernd wieder hinter der Theke. Gehörte sie etwa wirklich zum Orden? Der Rückweg wurde länger als der Hinweg, denn sie genossen die späte Sonne und die gelöste Atmosphäre. McGonagall nickte ihnen kurz zu, als sie an ihr vorbei in die Große Halle zum Abendessen gingen. Harry trennte sich an diesem Tag noch viel widerstrebender von seinem Schatz, ließ auch den Brief von Sirius nicht los, den er von Rosmerta bekommen hatte, aber es war notwendig, um ein bisschen was zu essen. Auf Dauer konnte man nicht von Butterbier leben, auch wenn es sättigte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Afraid of all the fears I feel inside It's hard to go on And try to leave this all behind ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Na, wer von euch hätte gedacht, dass Draco so lieb und sensibel sein kann? ^^ Knuffig find ich ja den beobachtenden Sirius. *g* Bloß alles im Auge behalten... Was sehr genau bedeutet, dass er der Sache bei weitem nicht so sehr traut, wie er in seinem Brief geschrieben hat. Na, wenn man aus der Familie Black kommt, auch kein Wunder, oder? Shirokko: Sirius ist ein Spanner! *grins* Eindeutiger geht es ja wohl kaum noch! „Ich glaube, du musst mir deine ganzen Abenteuer irgendwann mal in Ruhe erzählen...“ … Leute, ist es schädlich für das Gehirn, wenn der erste Gedanke, den man auf diesen Satz hin hat, „Lies die Bücher!“ ist? … Na, wahrscheinlich ist das Hirn dann schon so geschädigt, dass es kaum noch schlimmer werden kann ^^° Im Sommer --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 70: Im Sommer Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Avril Lavigne - Take Me Away. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 70: Im Sommer Nach dem Essen mussten sich die beiden Mädchen beeilen, weil ihr Trank ihre Aufmerksamkeit forderte und Ron meinte, er müsse jetzt einen Brief nach Hause schreiben. Harry wollte nach oben und zog Draco mit sich, Blaise verabschiedete sich mit einem Winken und einem amüsierten Lächeln in die Kerker hinab, während die beiden Jungen hinaufgingen und ihren Raum betraten. Harry blickte zu Draco hin, der die Tür noch zugemacht hatte. Was jetzt? Momentan fühlte er sich wirklich hilflos. Und wie. ~*~*~*~ Draco legte den Kopf schief und sah Harry an. „Hey... Mach dir keine Sorgen.“ Er lächelte und strich ihm sachte über die Wange. „Entscheide du, was wir tun... Okay? Deine Federführung.“ ~*~*~*~ Harry blickte wieder zu Boden. Deine Federführung… Toll. Und jetzt? Langsam und zaghaft ging er zu Draco, legte ihm die Arme um den Bauch und versteckte sein Gesicht an der Halsbeuge in dem weichen, duftenden Haar. Nähe. Das war es, was er wollte. Alles andere war ihm egal. ~*~*~*~ Draco erwiderte die Umarmung liebevoll und zog den schmalen Jungen nah an sich. Er war so warm... Dagegen kam er sich selbst immer so kühl vor, fast schon unterkühlt. Ganz sachte kraulte er ihm den Nacken und ließ die Haarsträhnen immer wieder durch seine Finger laufen. Sie standen lange so. Schweigend, eng aneinander geschmiegt. Irgendwann murmelte Draco dann leise und fast schon etwas verschüchtert: „Wäre es okay, wenn wir zum Bett gehen? Das ist bequemer...“ ~*~*~*~ Harry nickte nur. Es war ihm völlig egal wo, Hauptsache, er ging nicht weg. Vorsichtig löste er seine ineinander verkrampften Finger und trat lächelnd einen Schritt zurück. „Sorry.“, lachte er beschämt. Daran hätte er doch auch denken können, dass Stehen auf Dauer zu anstrengend war… Seine Beine machten doch auch schon Mucken. Er nahm Dracos Hand und zog ihn mit sich, krabbelte auf das Bett und wartete, bis Draco neben ihm war, bevor er sich wieder an ihn kuschelte. ~*~*~*~ Draco lächelte sachte und strich Harry durch die Haare. Nun, kuscheln war dieser Schmusekatze definitiv nicht unangenehm. „Erzähl mir von dir... Von deinen Abenteuern...“, bat er leise. „Von der Heulenden Hütte... Von den Dingen, die du erlebt hast und von denen ich nichts weiß...“ ~*~*~*~ Harry lauschte der Stimme, dachte über die Worte nach. Von Abenteuern erzählen. Abenteuer… nannte er es… Es brachte ihn zum Schmunzeln, aber er brauchte dennoch relativ lange, bis er zu sprechen begann. „Du erinnerst dich an Sirius’ Ausbruch aus Askaban. In unserem dritten Schuljahr, nicht wahr?“ Er wartete nicht einmal auf eine Antwort. Natürlich erinnerte sich Draco. Wer denn nicht? Schließlich war Sirius der einzige, der es jemals geschafft hatte… „Sie haben gesagt, er ist ausgebrochen, um seine Rache zu vollenden. Sie haben gesagt, dass er mich töten will… Alles Quatsch. Er kam wegen Krätze, Rons Ratte. Sein eigentlicher Name war Peter Pettigrew oder Wurmschwanz und er war ein Animagus. Er… hat meine Eltern an Voldemort verraten und Sirius hinter Gitter gebracht, indem er ihm die Schuld in die Schuhe schob.“ Ganz sachlich erklärte er die Umstände, im Grunde, als würde er ein Buch erzählen. „Vielleicht kennst du ihn: klein, dick, wässrig und aufgeschwemmt. Ein Ekel. Und es ist nur meine Schuld, dass er noch lebt.“ ~*~*~*~ Draco hatte schweigend gelauscht und dabei immer wieder durch Harrys Haar gestrichen, wieder und wieder die verdrehten Strähnen entwirrt. „Pettigrew...“, wiederholte er. „Ja, der Name sagt mir etwas... Mein Vater hat ihn ein paar Mal erwähnt... Er scheint keine besonders hohe Meinung von ihm zu haben. Begegnet... bin ich ihm nicht. Das sollte wohl auch Weihnachten stattfinden.“ Er schnitt eine Grimasse, als er an die Pläne seines Vaters denken musste. ~*~*~*~ Harry lachte trocken. „Hohe Meinung? Warum auch? Er war Gryffindor, ein Verräter an seinen Freunden und hängt sich schleimscheißerisch an jeden, der auch nur andeutungsweise mächtig ist… Ich könnte wetten, wenn wir Voldielein besiegt haben, kommt er ebenso angeschissen, um sich bei uns einzuschleimen.“ Dass der liebe Pettigrew seine rechte Hand für Voldemort gegeben hatte, ließ er weg. Das war egal, weil es in seinen Augen nicht sein Wille war. ~*~*~*~ Draco schwieg. Wie er gesagt hatte: Er kannte Pettigrew nicht. Und Harrys Worte sorgten nicht gerade dafür, dass er irgendein Interesse daran hatte, sich mit dieser... Person zu befassen. „War er... diesen Sommer auch da?“, fragte er leise. „Mein Vater hat nichts von dem erzählt, was... bei dieser... Auferstehung geschehen ist...“ Er wusste nichts. Gar nichts. Okay, er wusste, dass der Unnennbare zurückgekehrt war, aber das war es auch. Er war das Kind des zweifellos berühmtesten Todessers, der es zugleich geschafft hatte, weiterhin ein angesehenes Mitglied der Zauberergemeinschaft zu bleiben, aber er hatte keine Ahnung, was dort geschehen war. Aber er wollte es wissen. Auch gerade, weil er das Gefühl hatte, dass es Harry quälte... ~*~*~*~ Harry nickte nur und schwieg. Klar war er da gewesen. Als Haustier von Voldemort war das ja wohl kein Wunder, oder? ~*~*~*~ Draco atmete tief durch. Es schien nicht gerade so, als wenn Harry davon berichten wollen würde. Oh nein. Eher, als wenn er daran am liebsten gar nicht daran denken würde. „Erzählst du mir davon?“ Wieder war die Frage leise gestellt. „Was auch immer es ist... Ich kann sehen, dass es dich quält... Es ist die Ursache für... die Veränderung in dir, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Wieder nickte Harry. Er wollte es also wissen… War ja irgendwo klar. Er durfte es ja auch wissen. War ja nicht so, dass es ein Geheimnis war, aber einfach… war es nicht. Ganz und gar nicht. Allein der Gedanke war schon schrecklich, wie sollte er es da… noch einmal in Worte fassen? Er brauchte relativ lange, um sich überhaupt zu fassen. Die Frage hatte etwas in ihm aufgewühlt: Erinnerungen, Gedanken, Gefühle… Die nahezu schlimmste Zeit seines Lebens… Nein, wahrscheinlich war es die schlimmste Zeit. Da würde nichts dran kommen… Ganz leise und dunkel war seine Stimme, als er schließlich zu erzählen begann. Er begann bei seinem Deal mit Cedric, dass sie gemeinsam gewinnen wollten und stockte das erste Mal, als dieser starb. Auch wenn er gerne weitererzählt hätte, er konnte nicht. Seine Kehle war so zugeschnürt, dass er mehr oder minder das Gefühl hatte zu ersticken, denn die Schuldgefühle kamen zurück. „Hätte…“ Er räusperte sich kläglich, doch frei bekam er seinen Hals nicht. Das Gefühl saß zu tief drin… ~*~*~*~ Draco zog den Gryffindor schlichtweg näher an sich, küsste ihn auf die Stirn und strich ihm über die Wange. Er konnte nichts tun, nur da sein. Einfach da sein. Fast bereute er, dass er überhaupt gefragt hatte. Aber zugleich hatte er das Gefühl, dass Harry darüber reden musste. Auch, um diesem Erlebnis den Schrecken zu nehmen. Es war grausam, was dort geschehen war. Ja. Verdammt grausam. Und allein dafür hätte er diesem Bastard von Voldemort den Hals umdrehen können. Aber es durfte kein Trauma werden... Dieser Kerl durfte Harry einfach nicht zerbrechen und nicht diese Macht gewinnen. Nein. ~*~*~*~ Dracos Gesten und das Schlagen seines Herzens brachten Harry zum Lächeln. Er war aufgeregt, das verriet ihm der Rhythmus. Aufgeregt… mehr zu erfahren. Und trotzdem drängte er ihn nicht, sondern ließ ihm seine Zeit. Er nahm sie sich auch. Um sich zu fassen und zu überlegen, wie er am besten davon berichtete. Schließlich sprach er weiter. Ganz kurz hielt er die Stelle, wo er an dem Stein gefesselt war, auf dem Riddles Name stand, erwähnte nur nebenbei die Zutaten, die für die Auferstehung notwendig gewesen waren, als wollte er es schnell hinter sich bringen. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass seine linke Hand sich in seine rechte Armbeuge presste. Als würde er den Schmerz dort erneut spüren. Und noch viel kürzer drückte er die Auferstehung selbst aus. Er hätte hunderte Worte sagen können, hätte damit alles ausdrücken können, was er in diesem Moment gefühlt hatte, aber alles was kam, war die Tatsache: „…und dann war er wieder da.“ Der ganze Horror, den dieser Augenblick verkörperte, lag in seiner Stimme offen, als vor seinem geistigen Auge den mageren, skelettierten Mann aus dem Kessel auftauchen sah, in Gedanken wieder seine hohe Stimme vernahm, wie sie nach dem Umhang verlangte… ~*~*~*~ Unwillkürlich hatte Draco den Schwarzhaarigen noch etwas fester an sich gezogen, als er von dieser Verletzung gesprochen hatte, von dem regelrechten Raub seines Blutes... um diesen Bastard wieder zurückzubringen... Es waren nur wenige Worte, die Harry über die Wiederauferstehung selbst verlor und doch drückten sie das ganze Grauen aus, indem sie einfach nicht mehr sagten. Draco rann ein kalter Schauer über den Rücken. Er spürte sein Herz rasen und, da Harry ihm so nahe war, auch seins. Beinahe schlugen sie den gemeinsamen Rhythmus an, teilten diesen grauenhaften Moment. Er litt mit. Er durchlitt das alles so, wie Harry es in seiner Vorstellung durchgemacht haben musste. ~*~*~*~ Leise sprach Harry weiter. Er berichtete von den Todessern, wie sie kamen, wer da war. Völlig ohne irgendwelche Stellungnahme erwähnte er auch Malfoy Senior, dass Voldemort vorhatte, Askaban zu stürmen, um die Lestranges zu befreien, erzählte, wie er die Chance bekommen hatte, zu kämpfen und wie er sie hatte nutzen wollen… Er ließ die Cruciatus-Flüche weg, den Imperio, erzählte stattdessen von dem magischen Bann zwischen ihnen, der so anstrengend gewesen war, dem Bann, der ihm seine Eltern gezeigt hatte, der Voldemort abgelenkt hatte. Er wusste nicht warum er gerade davon so ausführlich berichtete, aber er hatte das Gefühl, dass es wichtig war, es tat auf unerklärliche Weise gut… Weiter ging es, völlig lapidar, über die Geschehnisse, die danach kamen, wie er geflohen war, wie er zurückgekommen war, seine Gedanken, Gefühle danach, als ihm nicht geglaubt wurde, als Dumbledore Barty Crouch Junior enttarnt hatte, wie er ihn gerettet hatte, ihn davor bewahrt hatte, doch noch zu sterben… Nahtlos fügte er dann auch noch den Sommer an, wie es ihm ergangen war, dass er plötzlich nur noch gelächelte hatte, dass er niemandem davon erzählen konnte, wie schwer es gewesen war, zu akzeptieren, dass niemand seine Warnung ernst nahm, wie er resigniert hatte und schließlich seiner Eule den Racheschwur leistete. Sie war die einzige gewesen, die alles wusste, doch zum Glück konnte sie ja nicht darüber reden… Schließlich verklangen seine letzten Worte in der Stille. Er fühlte sich seltsam leer. Nicht angenehm, nicht unangenehm… einfach nur erschöpft. Was für ein schrecklicher Tag… ~*~*~*~ Dracos Herz war irgendwann zu einem eisigen kleinen Klumpen geworden. Jeder Herzschlag tat auf einmal weh. Er begann das Ausmaß zu erfassen. Das Ausmaß der Bedrohung, der Gefahr. Gerade für Harry. Er hatte wieder einen Todesfluch überlebt, diesmal, weil er aufgrund dieses magischen Bandes zwischen den beiden Zauberstäben nicht hatte wirken können. Das Ausmaß des Grauens dessen, was kommen würde. Das Ausmaß der Gefahr, in der sich Harry tatsächlich befand. Doch am schlimmsten für Draco war, dass er nichts tun konnte. Gar nichts. Er konnte Harry nur an sich pressen, ihn auf die Stirn küssen, ihn streicheln, liebkosen, ihm das Gefühl vermitteln, dass er nicht allein war. Das war alles... So erbärmlich wenig. Außer... „Danke...“, sagte Draco heiser. Seine Stimme gehorchte ihm kaum. „Danke, dass du es mir erzählt hast...“ ~*~*~*~ „Hm…“, gab Harry zurück. Für mehr Worte fühlte er sich zu schwach. Warum musste heute Sonntag sein? Warum… morgen Schule sein? Er schloss die Augen, doch die Bilder kamen wieder. Erneut so frisch und farbenfrohdüster wie den ganzen Sommer… bevor er Draco richtig kennen gelernt hatte. Seine Augen gingen wieder auf. Er wollte das jetzt nicht mehr sehen… ~*~*~*~ Still lagen sie, eng aneinander geschmiegt auf dem Bett und starrten beide ins Leere. Hin und wieder sah Draco beiseite und stellte fest, dass Harry immer wieder blinzelte, sich weigerte, seine Augen auch nur einen Atemzug lang zu schließen. Er war verkrampft. Durch und durch. Und das brachte Draco auf eine Idee... Vielleicht war sie dumm... Aber es war wenigstens eine kleine Idee. „Ich würde gerne... meine Wettschuld bei dir einlösen.“, sagte er schließlich leise. „Vielleicht... tut es dir wenigstens etwas gut.“ ~*~*~*~ Etwas irritiert und aus seiner Gedankenleere gerissen blickte Harry zu ihm auf, wusste im ersten Moment nicht, was er meinte. Auch im zweiten Moment blickte er nicht durch, verarbeitete mit leichten Schwierigkeiten die Informationen aus dem Satz, bis es ihm dämmerte. Ihr Wettrennen. Das, das er gewonnen hatte, weil Draco nicht mit Umhang rennen konnte… Er lächelte leicht. Eine Massage… wäre jetzt mit Sicherheit nicht das Schlechteste, aber… es würde - zumindest für eine kurze Zeit - weniger Nähe bedeuten. Oder? Er schmiegte sich näher an ihn, nickte und machte doch keine Anstalten, ihn loszulassen. ~*~*~*~ Draco betrachtete den Gryffindor einen Augenblick und musste dann lächeln. Schmusekatze. Aber ein Nicken war da gewesen, was also hieß, dass er einverstanden war... Ganz sachte machte er sich aus den Armen des Schwarzhaarigen frei und gab ihm einen sanften Kuss, erst auf die Stirn, dann auf die Lippen. „Ich bin sofort wieder da...“ Noch immer lächelnd stand er auf und verschwand im Badezimmer, um das Öl zu holen. Vor dem Spiegel blieb er stehen und blickte sich selbst entgegen. Die grauen Augen waren dunkel, er sah mitgenommen aus, noch blasser als gewöhnlich. Und doch... versuchte er Zuversicht auszustrahlen. Sicherheit zu geben. Dumm nur, dass er beides nicht selbst empfand... Er griff nach der Flasche und wandte sich ab. ~*~*~*~ Harry hatte sich aufgesetzt und die Knie wieder an den Körper gezogen, als wäre ihm kalt. Er wartete. Die Gedankenleere war weg. Mit Draco gegangen. Bilder zuckten vor seinem inneren Auge, zeigten ihm Bilder, die er mit unbewegter Miene jedes Mal sofort abwürgte. Er wollte sie nicht sehen. Es gab einen Grund, warum er sie verdrängt hatte! ~*~*~*~ Draco schrak zusammen, als er zurückkam und Harry so auf dem Bett sitzen sah. Verdammt. Er flog beinahe schon zu dem Bett und schmiegte sich an den Gryffindor. „Ich bin da...“, murmelte er leise und strich ihm sanft über die Wange. „Immer.“ ~*~*~*~ Harry seufzte und lehnte sich sofort gegen ihn. Er… vertrieb die Gedanken. Auf der Stelle. „Das ist schön.“, antwortete er leise, lächelte, bevor er die Augen zu schließen versuchte, sie sofort wieder öffnete. Nein, das würde er nicht tun… sicher war sicher. „Bleib auch da, ja?“ ~*~*~*~ „Ich hatte nicht vor, jemals von dir fortzugehen...“, gab der Slytherin ebenso leise zurück. Er stockte einen Augenblick. Vielleicht war das der falsche Zeitpunkt. Vielleicht... Aber dennoch... Er wollte es sagen. „Ich liebe dich.“ ~*~*~*~ Der Junge-der-lebt hob den Kopf und diesmal war sein Lächeln breit. „Ich dich auch.“, flüsterte er ergriffen, bevor er seine Arme um Draco schlang und so fest zudrückte, wie er konnte. Ein hoffnungsloser Versuch, Angst, Glück und Liebe zu sortieren. In ihm schwemmte alles durcheinander. ~*~*~*~ Draco erwiderte das Lächeln und presste Harry ebenfalls so fest an sich, wie es nur ging, ohne dass er ihm wehtun würde. Er schmiegte seine Wange an Harrys Hals. Ganz kurz küsste er weiche Haut am Übergang zur Schulter, ehe er die Augen schloss, um sich ganz in dieser Nähe fallen zu lassen. ~*~*~*~ Es war komisch. War er eben noch leer gewesen, völlig ausgebrannt, war es nun irgendwie anders. Es war wieder was in ihm, etwas Wärme, ein leichtes Kribbeln, das die Angst überlagerte. Harry wurde bewusst, dass Draco es gerade das erste Mal gesagt hatte. Das erste Mal hatte er ihm seine Liebe tatsächlich gestanden. Das erste Mal hatte er ihm… mit Worten gesagt, was er fühlte! Es war wirklich erstaunlich, dass es so lange gedauert hatte, bis er das begriffen hatte, aber es war einfach so gewesen, dass er es gewusst hatte. Er hatte wirklich gewusst, dass Draco ihn liebte, hatte es dieser ihm doch mit allen seinen Taten, jeder einzelnen Geste so deutlich vermittelt, dass er es einfach nicht anders hatte auffassen konnte. Aber… es jetzt zu hören… es jetzt zu hören… „Ich… ich dich auch.“, wisperte er noch einmal, lächelte, während seine Stirn noch immer auf Dracos Schulter lag. „Ich… so sehr…“ ~*~*~*~ Draco lächelte noch immer und strich Harry durch das wilde Haar. Er schwieg, wusste nicht, was er noch hätte sagen sollen. Er liebkoste ihn einfach weiter. Das sagte doch eigentlich alles, oder? ~*~*~*~ Irgendwann schlossen sich Harrys Augen. Im Moment war er glücklich. Überglücklich, aber das änderte sich schlagartig wieder, als die Bilder zurückkamen und wie wogende Wellen über ihm zusammenschlugen. Unmerklich zuckte er zusammen und seine Augen flogen wieder auf. Allein die Erinnerung an den Anblick des widerlichen kleinen Bündels in Wurmschwanz’ Armen ließ wahres Grauen in ihm hochsteigen, denn von ihm… mit ihm hatte es alles angefangen! ~*~*~*~ „Soll... ich dich festhalten oder... jetzt massieren? Was möchtest du?“, fragte Draco leise. Er war sich unschlüssig. Diesem Augenblick der Entspannung war auf einmal wieder die reinste Verspannung gefolgt. Er konnte nur zu deutlich spüren, wie sich Harry wieder verkrampfte. Und dennoch fühlte er sich so verdammt hilflos. Es war zum Heulen. ~*~*~*~ „Er… erzählst du mir was?“, kam die leise Stimme nach ein paar Augenblicken zu ihm hoch. „Irgendwas… Schönes?“ ~*~*~*~ Draco erstarrte. Etwas Schönes erzählen? Er? Etwas Schönes? Bei Merlin... Er schluckte, versuchte fieberhaft irgendetwas zu finden, aber... da war einfach nichts. Nichts, das ihm einfiel. Überhaupt nichts. Nur eins... „Es tut mir Leid...“, sagte er schließlich. „Aber... da ist einfach nichts... Es ist... Das einzig Schöne, was mir je passiert ist, das bist du...“ ~*~*~*~ Harry seufzte lächelnd. Das war doch etwas Schönes… nur viel zu kurz. Es war ja schon wieder vorbei. „Du bist lieb.“, murmelte er. ~*~*~*~ Draco lächelte sachte. „Ich... ich würde dir so gerne irgendwie helfen... Irgendetwas tun...“ Er seufzte leise. „Sag mir nur was...“ ~*~*~*~ Genau das war ja das Problem. Er tat genau das, was er tun sollte. Er war bei ihm und ging nicht weg. Aber ihm schien das nicht zu reichen… Es tat Harry leid, ihn so hilflos zu sehen. Er wollte nicht, dass Draco hilflos war und sich wegen ihm so komisch fühlte. Vielleicht… vielleicht sollte er sich einfach mal zusammenreißen und ihm ein bisschen mehr Sicherheit geben, damit er nicht mehr ganz so verloren wirkte… Lächelnd hob er den Kopf. „Magst du mich immer noch massieren?“ ~*~*~*~ „Alles, was immer du willst.“ Draco lächelte ihn an und blickte in diese bemerkenswerten grünen Augen. Ganz sachte küsste er ihn. „Alles.“, wiederholte er. „Und wenn du dir jetzt eine Massage wünscht, dann bekommst du sie.“ ~*~*~*~ Harry lächelte zurück. Offenbar schien es zu wirken. Draco wirkte nicht mehr so verzweifelt… Also sollte er ihn doch dann loslassen, oder? Warum fiel es ihm nur so schwer… Er drückte Draco auch einen kleinen Kuss auf die Lippen, bevor er die Schnallen des Umhangs öffnete und das Ding auszog. Sein Hemd folgte. Jetzt war ihm wirklich kalt, obwohl es Sommer war und die Luft warm. Er musste sich regelrecht dazu zwingen, sich jetzt hinzulegen, anstatt wieder in Dracos Arme zu flüchten. ~*~*~*~ Auch Draco streifte seinen Umhang ab und hob die Flasche mit dem Kiefernöl auf, die er vorhin wirklich einfach hatte fallen lassen. Bedächtig ließ er sich auf Harrys Hinterteil nieder, verlagerte das Gewicht möglichst auf seine Knie und wärmte die erste Ladung Öl mit seinen Händen an. Vollkommen fasziniert beobachtete er dabei, wie Harry eine Gänsehaut über den Rücken krabbelte, obwohl es doch warm war... Doch diese äußere Wärme konnte nichts gegen die Kälte im Inneren tun... Das wusste er selbst nur zu gut. Langsam strich er das Öl über seinen Rücken und begann die verkrampften Muskeln zu lockern. ~*~*~*~ Harry musste unweigerlich zugeben, dass diese Berührungen schön waren. Unglaublich schön, weil er das Gefühl hatte, dass Draco ihm jetzt näher war. Warum auch immer. Selbst dass er ihn jetzt nicht mehr sah, sondern einfach nur auf das dunkelrote Tuch der Bettdecke starrte, war eigentlich nicht so schlimm. Er wusste einfach mit hundertprozentiger Sicherheit, dass er jetzt seine ganze Aufmerksamkeit hatte. Voll und ganz. Und dieses Gefühl… war einfach unbeschreiblich. Außerdem drängte sich ihm eine Assoziation auf, die in ihrer Wahrhaftigkeit einfach nicht zu leugnen war: Eine solche Massage hatte ihre Beziehung eingeleitet… ~*~*~*~ Behutsam und hochkonzentriert knetete Draco die Muskelstränge durch, liebkoste zwischendurch immer wieder die gerötete Haut, ließ sie sich beruhigend, ehe er die nächste Runde begann. Nacken, Schulterblätter, Seiten, den Lendenbereich, nichts ließ er aus. Irgendwann war dann das Öl leer und er strich nur noch sachte über die samtige Haut, spürte diesem Gefühl nach. Es war schön... Wunderschön. Und doch nicht genug... Mit einer Hand streichelte er Harry sachte weiter, während er mit der anderen langsam seine Krawatte löste, hinunterfallen ließ und schließlich sein Hemd auszog. Langsam beugte er sich vor, schmiegte sich mit Bauch und Brust an Harrys nackten Rücken, fing dabei sein Gewicht mit seinen Händen auf. „Ist das okay?“, fragte er leise, sehr darauf bedacht, keinen Fehler zu machen, denn nach dem heutigen Nachmittag war natürlich die Sorge präsent, Harry versehentlich bedrängen zu können. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige nickte zaghaft. Das Gefühl war angenehm. Noch ein bisschen näher, ein bisschen wärmer… Irgendwo in seinem Inneren kribbelte es und etwas versuchte ihn davon zu überzeugen, dass da wieder Angst war, aber er war zu müde, um darauf zu achten. Es war zu angenehm… „Ist… okay.“, lächelte er. Schade war nur, dass er von der Berührung nichts zurückgeben konnte, weil sein Kopf auf seinen Händen lag und Draco die Arme mehr oder weniger blockierte. Wirklich zu schade… ~*~*~*~ „Schön...“ Der Blonde lächelte und rutschte noch ein wenig höher, sodass er seine Wange so auf Harrys Schulter betten und ihn gleichzeitig ansehen konnte. Sachte küsste er die weiche Haut direkt vor seinen Lippen und musste kichern. „Jetzt schmeckst du nach Kiefer...“ ~*~*~*~ „Nicht meine Schuld.“, gab Harry zurück. Aus den Augenwinkeln versuchte er etwas zu erkennen, aber außer Blond war da nichts. Ungünstige Position. Nichts sehen, nicht berühren, nur passives Fühlen… Schon komisch… Eigentlich hätte er jetzt am liebsten die Augen geschlossen, aber er tat es nicht, weil er immer noch Panik hatte, dass wieder unerwünschte Erinnerungen zurückkamen. ~*~*~*~ Eine ganze Weile blieb Draco einfach so liegen. Erst als seine Arme langsam zu schmerzen begannen, ließ er sich neben Harry fallen und zog diesen an sich. Dieses Gefühl von Haut auf Haut war unbeschreiblich. Es einfach nur zu fühlen... Das erfüllte Draco mit einem seltsamen Glücksgefühl, auch wenn im Hintergrund immer noch die Bitterkeit der Vergangenheit blieb, die Bitterkeit von Harrys Erlebnissen. ~*~*~*~ Dieser Wechsel der Positionen hatte einen unwahrscheinlichen Vorteil. Klar, er konnte ihn noch nicht ansehen, weil er immer noch hinter ihm war, aber er konnte ihn berühren. Seine Hände berühren, die jetzt auf seinem Bauch lagen. Warme Hände, die von ihrer Arbeit noch ein bisschen gerötet waren. Warme, schlanke Hände… Gabe es jemanden, der schönere Hände hatte als Draco? Harry konnte sich nicht entsinnen, aber das musste er ja auch nicht. Wenn er für sich einfach beschloss, dass es so war… Behutsam zog er eine der Hände zu seinem Gesicht und küsste die Innenfläche, um die Wärme auch in seinen Lippen spüren zu können. Danach betrachtete er sie einfach nur. Faszinierend, diese Linien… wirklich faszinierend… ~*~*~*~ Draco entwich ein leises Lachen, als Harry seine Handfläche küsste. Das kitzelte, war zugleich aber auch unheimlich angenehm. Vorsichtig strich er mit seiner Nasenspitze über die nackte Haut vor sich, atmete tief den Geruch ein. Kiefer war natürlich allzu deutlich vorhanden, aber auch noch etwas anderes... Dieser Duft, der Harry eigen war, der schlichtweg einfach nach Harry roch. ~*~*~*~ Die Zeit verrann. Niemand sagte ein Wort, stattdessen genossen sie die Stille, das leise Blubbern der Kessel. Irgendwann wurde Dracos Atem im seinem Nacken gleichmäßiger und Harry wusste, dass er schlief. Er selbst wehrte sich gegen den Schlaf, starrte mit offenen Augen hinaus in die Finsternis, die im Ausschnitt des Fensters ihm genau drei Sterne offenbarte. Warum nur so wenige, konnte er sich nicht so ganz erklären, aber vielleicht waren ja Wolken aufgezogen. Irgendwann zog der abnehmende Mond an seinem Fenster vorbei, verschwand wieder… Er war müde. Todmüde, aber er wollte nicht schlafen. Er hatte Angst. Wenn er sich auf Draco konzentrierte, dann konnte er die Erinnerungen noch immer unterdrücken, aber wenn er die Augen schloss, dann ging das nicht mehr! Er konnte nichts dagegen tun, dass ihm die Augen letztendlich zufielen. Er konnte genauso wenig den Traum unterdrücken, der ihn heimsuchte, der ihm die Szenen wieder vor Augen führte, der ihn die Schmerzen erneut erleben ließ. Den Schmerz in seinem Kopf, ausgehend von seiner Narbe, die Schmerzen in seinem Körper, ausgelöst durch den Cruciatus, die Demütigung des Imperiusfluchs… Ohne es auch nur zu ahnen, schlug er um sich, presste immer wieder die Hand auf die Stirn, kratzte darüber, um die Schmerzen irgendwie verschwinden zu lassen! Er wollte das nicht! Und ohne es zu merken, hatte er begonnen zu schreien. ~*~*~*~ Draco schreckte auf, als sich Harry auf einmal in seinen Armen zu winden begann und ihm kurz darauf zwei heftige Schläge in die Seite verpasste. Verwirrt rückte er ein bisschen fort und versuchte wach zu werden. Dann war die Erinnerung wieder da. An alles. „Harry!“ Er zog den sich wie wild gebärdenden und schreienden Jungen auf seinen Schoß, an seine Brust, drückte fast schon gewaltsam die Hand von seiner Stirn fort. Ein schmales dunkles Rinnsal meinte er sehen zu können, war sich in diesem Halbdunkel aber nicht sicher. „Harry... Es ist ein Traum...“ Er wusste nicht, ob er überhaupt zu ihm durchkam, ob er ihn überhaupt hörte. ~*~*~*~ Gefesselt. Es war das, was er fühlte. Er konnte die Arme nicht mehr bewegen, der Schmerz in seinem Kopf wurde unerträglich, aber er durfte nicht schreien! Er durfte einfach nicht! Er konnte ihm diese Genugtuung nicht gönnen! Er… würde still sein! Und um genau das zu erreichen, biss Harry sich auf die Lippen. Nur nicht schreien! ~*~*~*~ „Harry...“ Immer wieder wiederholte Draco seinen Namen, doch er kam einfach nicht zu ihm durch! Er hatte einfach keine Chance. Und er konnte ihn nicht loslassen. Nein... Weggehen, um ihn dann mit kaltem Wasser zu wecken, war definitiv keine Lösung. Nein. Nur, vielleicht... Er blickte in das angstverzerrte Gesicht. Es zerriss ihm das Herz. Eine Hand löste er aus seiner eigenen Umklammerung und strich Harry über die Lippen, befreite sie von seinen Zähnen. Dann beugte er sich vor, küsste ihn. Er wusste nicht, was er sonst noch hätte tun können... ~*~*~*~ Harrys Augen flogen auf. Panik stand in ihnen. Er sah Finsternis. Viel zu dunkel für den Friedhof! Alles… viel zu dunkel! War er gestorben? Hatten sie ihn doch umge…? Das Gefühl auf seinen Lippen ließ ihn leise schluchzen. Dieses Gefühl war Draco. Nur Draco! Nur… er! Niemand sonst! Und wenn er hier war, dann war er in Sicherheit! Nicht wahr? Er war in Sicherheit! In… Tränen traten in seine Augen, doch er drängte sie zurück. Er würde jetzt nicht weinen. Nicht schon wieder. Nein, würde er nicht. Er würde jetzt… Als die erste Träne zu laufen begann, öffnete er die Lippen. ~*~*~*~ Draco spürte die Einladung zu einem tieferen Kuss und gleichzeitig Harrys Tränen auf seiner Wange. Er war erleichtert. Er kam zu ihm durch... Er musste, denn sonst würde doch keine Erwiderung kommen! Seine Hand glitt beinahe schon automatisch zu Harrys Nacken und zog ihn sachte näher. Während er den Kuss intensivierte, versuchte, Harry damit voll und ganz zu sich zurückzuholen und das Grauen des Albtraums auszulöschen, konnte er spüren, wie das Herz des Gryffindors ganz nah an seinem schlug. Herz an Herz sozusagen... ~*~*~*~ Dracos Geschmack überflutete ihn. Sein Geschmack und irgendwas, was Harry wohl mit Licht gleichsetzen würde. Hellem, gleißendem Licht in vollkommener Finsternis. Draco drängte die Schwärze des Traums, die Schleier der Erinnerungen zurück. Einfach so. Einfach… so. Er schmeckte Blut und fragte sich, ob es seines war oder Dracos. Sein Kopf pochte, aber er konnte sich dunkel erinnern, dass es grade noch schlimmer gewesen war. Ganz vorsichtig bewegte er sich, versuchte seinen Arm freizukriegen, der von Draco an seinem Körper fixiert wurde, und hob die Hand anschließend zu Dracos Gesicht, um ihn zu streicheln. Irgendwie glitten seine Finger dann zu einer Haarsträhne und er begann sie zu zerreiben, lauschte dem sachten Geräusch, während er Dracos Zunge begegnete, zaghaft gegen sie stupste. ~*~*~*~ Draco gab Harry sofort mehr Freiraum, als er spürte, dass dieser ihn jetzt brauchte - und er ihn nicht mehr so eng festhalten musste. Sein jetzt freier Arm glitt sanft über Harrys bloßen Rücken, streichelte und malte kleine Kringel und Schlangenlinien auf die samtige Haut. Zugleich lud er Harrys Zunge zu einem kleinen Ringkampf ein, lockte, neckte und liebkoste sie. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige erschauderte. Ein kleiner Funken Angst verglomm hinter seinen Augen. Ein kleiner Funke, der von Verzweiflung oder etwas in der Art verdrängt wurde. Dracos Kuss hatte ihn aus der Hölle gerissen, seine Berührung das Tor zur Wirklichkeit aufgestoßen, seine Nähe ihn weiter zum Himmel geführt. Er verdrängte das Böse, das ihn fassen wollte… Also… war die Berührung auch okay. Und er wollte das auch mal ausprobieren. Er kannte ja das Gefühl von Dracos Haut und in diesem Moment sehnte er sich danach. Er wollte sie auch berühren. Noch nicht ganz sicher, was das bringen würde, entließ er das gestrubbelte Haar und strich mit drei Fingern nur über die Wange zum Hals und weiter zum Schlüsselbein. Ganz weich. Und warm. Und nach Sternenstaub duftend… Es war fast, als könne er diesen Geruch durch die Fingerspitzen wahrnehmen. Und noch deutlicher, als er ein wenig tiefer glitt, wo er keine Knochen mehr spüren konnte… ~*~*~*~ Draco rann ein Schauder über den Rücken, als er Harrys zaghafte Berührung spürte. Ganz unwillkürlich sog er die Luft scharf ein, irgendwie halb an Harrys Lippen vorbei. Dann lächelte er, zog sich ein wenig aus dem Kuss zurück. Was jedoch nicht hieß, dass er ihn unterbrach. Ganz vorsichtig fuhr er mit den Zähnen über Harrys Unterlippe, nur um darauf sofort wieder mit der Zunge darüber zu gleiten, den metallischen Geschmack von Blut und Harrys ganz eigenen aufzunehmen. ~*~*~*~ Die Tränen waren getrocknet, alles in den Hintergrund gedriftet. Harrys Augen waren geschlossen, seine Fingerspitzen erzitterten unter der sanften Berührung an seiner Lippe, verharrten sekundenlang an dieser Stelle, bevor sie sich wieder bewegten. Und über eine von Dracos Brustwarzen stolperte. Eine kleine… die einzigen Unebenheiten auf der sonst makellosen Brust. Und ein nettes Gefühl, wenn man darüber strich… ~*~*~*~ Diesmal erschauderte Draco so heftig, dass ihm wirklich die Luft wegblieb. Und das bei solch einer simplen, fast vollkommen unschuldigen Berührung... Mit einem letzten leichten Zungenschlag beendete er den Kuss. Noch einmal fuhr er über Harrys herrlich warme Lippen, ehe er leicht den Kopf wandte, um mit seiner Zungenspitze über dessen Hals zu streichen. Er fühlte, sich als wenn er in Flammen aufgehen würde, Hitze sammelte sich vor allem in einer ganz bestimmten Körperregion... ~*~*~*~ Harry lehnte den Kopf ein bisschen zur Seite. Das war ein schönes Gefühl… wirklich schön… In seinem Bauch kribbelte es und dieses Kribbeln breitete sich immerzu weiter aus. Wie hyperaktive Ameisen. Seine Hand verharrte, weil er sich nicht sicher war, was das bedeutete. Er fühlte sich wohl, unglaublich wohl, aber gleichzeitig… ~*~*~*~ Als Harrys Berührung stoppte, hielt Draco einen Augenblick inne, lauschte auf den schmalen Körper vor ihm. Ganz vorsichtig legte er seine Lippen auf Harrys Halsbeuge, küsste die weiche Haut, küsste sich langsam weiter nach oben, fand den Weg zurück zu den weichen Lippen. Gleichzeitig strich er über Harrys Rücken, an der Seite entlang, dann nach vorne und ganz langsam die Bauchmuskeln empor. ~*~*~*~ Harry lächelte entschuldigend gegen die Lippen. Er hatte Angst, auch wenn diese von Dracos Beinaherückzug wieder zurückgedrängt worden war. Und er war ihm dankbar dafür, auch wenn es ihm Leid tat. ~*~*~*~ Lockend und um Einlass bittend glitt Dracos Zunge über Harrys Lippen. Er konnte Harrys Anspannung spüren, bemühte sich, sie einfach hinwegzuwischen, die Angst nichtig zu machen, auch wenn er wusste, dass das vielleicht vergebene Mühe war. Zärtlich wanderte seine Hand weiter nach oben, strich das Schlüsselbein entlang, um dann doch wieder den Weg ein Stück nach unten zu nehmen, sich in kreisenden Bewegungen an die Brustwarze heranzupirschen und schließlich ganz behutsam mit den Fingerspitzen darüber zu streichen. ~*~*~*~ Harry keuchte auf, riss die Augen auf und zog sich zurück. Er hatte sich erschrocken, denn irgendwie war da gerade etwas erwacht, das ihm ganz und gar nicht geheuer war. Ganz… ganz und gar nicht. Ein Rotton überzog seine Wangen und ein leicht unglücklicher Ausdruck sprach aus seinen Augen. Er hatte es schon wieder getan. Schon wieder… hatte er ihn auflaufen lassen, dabei… „Entschuldige…“ Nicht viel mehr als ein leises, undeutliches Wispern. ~*~*~*~ Einen Augenblick lang senkte Draco den Kopf und atmete ganz bewusst durch. Die Arme neben sich auf das Bett gestützt, blieb er einen Augenblick so, dann sah er auf und lächelte Harry an. „Es ist okay...“ Er verlagerte sein Gewicht wieder, streckte die Hand aus und strich ihm sanft über die Wange. „Es ist wirklich okay.“ Ein schmerzhaftes Ziehen in seiner Lendengegend machte ihn auf noch etwas anderes aufmerksam. „Aber verzeih mir, wenn ich jetzt eine kalte Dusche brauche - und das nicht nur sprichwörtlich.“ Er lächelte verlegen, während seine Wangen langsam Harrys ernsthafte Konkurrenz machten. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an und hätte am liebsten angefangen zu weinen. Seine Schuld. Er… ließ ihn im Stich! Aber… was sollte er denn tun? Was… Sollte er seine Angst wieder wegsperren? Alles ignorieren, damit es Draco nicht mehr weh tat? Konnte er das? „Ist gut…“, murmelte er und blickte auf seine Hände. Der sicherste Punkt im ganzen Raum, denn er bewegte sich nur nach seinem Gutdünken. ~*~*~*~ Draco hielt in der Aufstehbewegung inne. „Hey, jetzt schau nicht so...“ Er gab ihm einen sachten Kuss auf den Nacken. „Wenn ich sage, dass es okay ist, dann ist es das. Mach dir keine Gedanken. Wirklich nicht.“ Er wuschelte dem Gryffindor noch einmal durch die Haare, ehe er ins Bad verschwand. Bei Merlin... Das kalte Wasser tat gut. Verdammt gut. Fünf, zehn Minuten stand er unter dem eiskalten Wasserstrahl und rührte sich nicht, ließ einfach alle Wärme aus seinem Körper herausziehen, ehe er das Wasser wieder ausdrehte und sich abtrocknete. ~*~*~*~ Harry blickte ihm nach. Wenn er sagte, dass es okay war… Er sah auf die Uhr. Halb vier. Mitten in der Nacht. Wieder ein Blick auf die Badtür, dann begann er langsam, sich seinen Schlafanzug anzuziehen. Bevor er das Oberteil aber auch noch über den Kopf streifen konnte, erinnerte er sich an das schöne Gefühl, das er vorhin verspürt hatte, als Draco hinter ihm geschlafen hatte. Haut an Haut… Er wollte das nicht missen. Aber… hatte er jetzt noch das Recht dazu? Eher nicht, oder? Ganz langsam zog er es an, stupste gegen einen Löwen auf seiner Brust… Er hatte so einen seltsamen roten Strich im Gesicht und das war doch… Blut? Woher? Seine Lippe blutete doch gar nicht mehr, oder? Vorsichtig tastend prüfte er es nach, aber er hatte Recht gehabt, seine Lippe blutete nicht mehr. Woher kam es dann? Er wusste es nur Sekunden danach, als seine Finger durch eine warme, leicht klebrige Flüssigkeit an seiner Stirn strichen. Seine Narbe… Hatte er sie aufgekratzt? Wann? Warum war ihm das nicht aufgefallen? Seufzend wischte er darüber und leckte dann seine Finger ab, um nicht alles vollzuschmieren. ~*~*~*~ In seinen Boxershorts trat Draco wieder zurück ins Zimmer und sah Harry im Halbdunkel auf dem Bett sitzen. Jetzt war ihm ganz beschissen kalt, auch wenn sein Körper die interne Heizung aufdrehte, um die plötzliche Kälte wieder zu vertreiben. Er kroch neben Harry auf das Bett und griff sich die Bettdecke. „Na komm schon...“, sagte er und lächelte ihn auffordernd an. „Mir ist kalt...“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, krabbelte unter die Bettdecke und zog dann Draco an sich. Ausnahmsweise einmal andersherum. Jetzt durfte er ihn wärmen, was zumindest ein bisschen von dem Mist wieder gutmachte, was er ihm antat. Er lächelte sachte. „Wir kriegen dich schon wieder warm…“ ~*~*~*~ Draco musste wider Willen über die Doppeldeutigkeit von Harrys Worten grinsen. Er schmiegte sich einen Augenblick lang näher, richtete sich dann jedoch wieder auf und zupfte mit spitzen Fingern an dem Schlafanzugoberteil. „Ziehst du das wieder aus?“ Bittend legte er den Kopf schief. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Er durfte? Wirklich? Ohne Scheiß und ohne, dass Draco wieder… enttäuscht wurde? „Wenn…“ Wieder überzog leichte Röte sein Gesicht. „Wenn du magst.“ ~*~*~*~ „Ich hätte sonst nicht gefragt...“ Draco grinste, bedeutete ihm die Arme auszustrecken und zog ihm das Oberteil einfach über den Kopf. Einen kurzen Augenblick lang ließ er seine Fingerspitzen auf Harrys nackter Brust ruhen, dann lächelte er zufrieden und schmiegte sich an ihn. „Weißt du... du fühlst dich einfach unbeschreiblich gut an...“ ~*~*~*~ Harrys Gesicht leuchtete jetzt selbst in der Dunkelheit knallrot. Nicht gut. Gar nicht gut. Aber es gefiel ihm irgendwie. Warum… auch immer. Mit solchen Komplimenten konnte er zwar nicht richtig umgehen, aber… aber Draco glaubte er sie. Und die Aktion mit dem Hemd… irgendwie hatte sie ihm die Unsicherheit genommen. Glücklich schlang er die Arme um seinen Freund und drückte ihn an sich. Wie immer hatte Draco ihm ohne große Worte viel deutlicher gezeigt, dass er ihm nicht böse war. „Danke.“ Und er bettete seine Wange gegen das blonde, feuchte, weiche, duftende Haar. ~*~*~*~ Draco lächelte nur stumm und kuschelte sich etwas näher. Wie so oft schaffte es allein Harrys Nähe, jegliche Kälte ganz schnell aus seinem Körper zu vertreiben, ja, selbst aus seiner Seele... Ein leiser, zufriedener Seufzer kam ihm über die Lippen. Langsam fielen ihm die Augen zu. Er war müde... Verdammt müde. ~*~*~*~ Harry lächelte, als er zum zweiten Mal in dieser Nacht Draco einschlafen spürte. Er drückte ihm einen sachten Kuss auf den Haarschopf, bevor er sich entspannte und einfach in die Dunkelheit blickte. Er war müde, aber er würde heute nicht mehr einschlafen. Das hatte er beschlossen und es waren eh nur noch vier Stunden, ehe sie aufstehen mussten. Die würde er auch so rumkriegen. Er fand recht schnell eine Möglichkeit dafür: Er dachte nach. Er überlegte fieberhaft, warum er sich nicht einfach auf Draco einlassen konnte. Der Blonde war so lieb, dass er nie etwas sagte, aber… auf Dauer konnte das nichts werden. Er wollte ihn auch! Und hatte so eine Angst davor, dass er sich einfach nicht überwinden konnte… Nur… warum? Kontrollverlust. Dieses Wort hallte in seinen Gedanken wider und irgendwie wusste er, dass es zumindest teilweise stimmte. Aber… warum? Warum hatte er Angst davor, die Kontrolle zu verlieren? Wegen der Sache mit Voldemort vielleicht? Das wäre totaler Blödsinn. Draco würde ihm niemals wehtun. Warum auch? Er war nicht so, wie die Wasserleiche! Schließlich konnte man mit ihm über alles reden! Was sein Problem nicht löste. Er kam nicht hinter den Grund dafür, dass er Angst davor hatte, die Kontrolle zu verlieren. Nicht bis am Morgen die Sonne aufging und nicht, bis es Zeit wurde, Draco zu wecken. Und die ganze Zeit hatten sie sich nicht einen Zentimeter bewegt. Es war erstaunlich, wie still Draco lag, wenn er schlief… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ All the pain I thought I knew All the thoughts lead back to you Back to what was never said Back and forth inside my head I can't handle this confusion I'm unable; come and take me away ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Na endlich. Endlich erzählt Harry die ganze Sache – und endlich sagt Draco es! Die drei kleinen Worte sind ihm echt nicht leicht gefallen. Ich bin sehr, sehr stolz auf ihn. *dracopatt* *fluchausweich* *mist* Tja... Und nächtliches Duschen... *g* Armer Kerl... *nocheinemfluchausweich* *sichhintershi-chanversteck* Shirokko: *lach* *feuerwandhochzieht* Draco wird handzahm! *mitabbyschnellstensdenraumverlässt* … … … … … … Wisst ihr, was mir in diesem Kapitel zum ersten Mal wirklich klar wird…? Wenn einer einen Dämon in sich hat, wenn er ein Trauma hat oder böse Träume, wenn ihn etwas verfolgt, ein Schicksalsschlag oder so – selbst wenn man davon weiß, man kann ihm nicht helfen. Alles, was man tun kann, ist da sein, ihm sagen, dass man helfen will… aber helfen kann man nicht. Man kann schlecht all das auslöschen. Man kann es nur begreifen, verstehen, sich anhören und sich denken, dass derjenige das doch alles gar nicht wirklich verdient hat, aber das hilft dem Menschen nicht, der diesen Dämonen trägt… Das finde ich grausam. Und es macht mich traurig… Harry und Blaise ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 71: Harry und Blaise Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Patricia Kaas & Erkan Aki – Unter der Haut. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 71: Harry und Blaise Eine weiche, sanfte Berührung. Unerwartet. Vollkommen unerwartet. Draco blinzelte und hob den Kopf. Harry hatte ihn tatsächlich auf die Schulter geküsst. Wahrscheinlich, weil das eine der wenigen Stellen an ihm war, an die er herankam... So eng umschlungen wie er ihn hielt. Er musste lächeln. „Guten Morgen...“ Er betrachtete die grünen Augen und die dunklen Ringe, die unter ihnen lagen. „Hast du überhaupt etwas geschlafen?“ Sein eigener Kopf machte durch nachdrückliches Pochen darauf aufmerksam, dass er selbst zu wenig Schlaf bekommen hatte. Mist, verdammter. ~*~*~*~ „Hm…“, nickte Harry. Nicht einmal gelogen, auch wenn er nicht wusste wie lange. Schließlich hatte ihn der Albtraum recht rabiat geweckt… Nun eigentlich hatte Draco ihn sehr sanft geweckt… Wie auch immer. „Wir müssen runter. Frühstück.“, lenkte er lächelnd vom Thema ab. ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Erst zu Madam Pomfrey. Die kann einen wunderbar von einer Nacht mit zu wenig Schlaf heilen. Glaub mir. Außerdem hat sie garantiert auch was gegen meine Kopfschmerzen...“ Er setzte sich auf, streckte sich und drückte den Rücken durch. Bei Merlin, sein Kopf fühlte sich wirklich beschissen an. ~*~*~*~ Harry seufzte, nickte aber, dann krabbelte er aus dem Bett. Oh Mann, er hatte nicht die geringste Lust darauf, auch nur annähernd in die Nähe eines Klassenzimmers zu kommen. Zumal er mit seinem Problem nicht wirklich weitergekommen war… Aber es half ja nichts. Mme Pomfrey würde ihn wieder gesund machen, dann gab es keine Ausrede mehr. Missmutig zog er sich seine Schlafanzughose aus und seine andere Hose wieder an. Dazu das weiße Hemd, den Umhang, die Krawatte, als letztes seine Socken, Schuhe und Brille. Ein kurzer Blick zu Draco, dann packte er seine Tasche. Sie waren fast gleichzeitig fertig. Harry kam zu seinem Freund, schloss ihn in die Arme und schüttelte sachte den Kopf, bevor er ihn auf seine Schulter legte. „Ich hasse die Schule grade.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Das Gefühl kenne ich...“ Draco strich ihm sanft durch die Haare. „Aber wir haben kaum eine Wahl. Sollten wir nicht dort auftauchen, werden unsere liebenswerten Freunde uns wahrscheinlich mit den Gedankenbüchern in den Wahnsinn treiben...“, meinte er trocken und zupfte einige von Harrys Haarsträhnen glatt, die sich daraufhin wieder in alle möglichen Richtungen bogen. Nach einem kurzen Abstecher zu Madam Pomfrey, die ihnen beiden schnell und effektiv helfen konnte, ging es weiter zur Großen Halle, wo ihnen ihre vier Freunde bereits entgegen kamen. „Hier.“ Jeder von ihnen bekam von Hermione und Pansy sein Frühstück in die Hand gedrückt. Zwei Brötchen und einen Apfel. „Wenn man auf euch nicht aufpasst...“, meinte Pansy dazu mit einem Grinsen. ~*~*~*~ „…verhungert ihr uns noch.“, beendete Hermione den Satz, dann wurden sie zu Verwandlung geschleift, wo wieder einmal Eidechsen auf sie warteten. Einfallsreichtum pur. Bei Snape das gleiche, ebenso bei Wahrsagen. Und die ganze Zeit über bekam Harry nur wenig des Unterrichtsgeschehens mit, weil er sich lieber mit seinem Problem beschäftigte. Warum hatte er Angst? Langsam ging es ihm total auf die Nerven und er fragte sich allmählich wirklich, wen er um Hilfe fragen konnte. Draco… wäre auf jeden Fall in der engeren Wahl, doch bei ihm lag das Problem, dass er Angst hatte, dass er ihn dadurch verletzte oder verriet. Hermione… war ein Mädchen. Ron… würde ihn auslachen. Die Zwillinge… waren nicht mal in der weiteren Wahl. Pansy… war lieb und nett, aber sie liebte Draco ebenfalls, da wäre es fies, sie so etwas zu fragen. Blaise… könnte ihm sicherlich helfen, schließlich half er Draco auch immer und lag bei seinen Vermutungen immer im Schwarzen, aber da stand ihm die Eifersucht ein bisschen im Weg. Und vielleicht auch die Drohung, dass er im Falle einer Verletzung von Dracos Gefühlen vielleicht etwas Dummes tun könnte… Er wollte sich gegen ihn nicht verteidigen müssen. Wer kam noch in Frage? Tonks? Nein. Auch sonst kein Lehrer. Selbst Dumbledore nicht, der wahrscheinlich eh schon längst Bescheid wusste… Vor ihm wollte er sich keine Schwäche eingestehen. Sirius war zu weit weg und er wollte das nicht unbedingt per Brief machen, bei Remus war es das gleiche Problem… Harry kam zu einem einfachen Ergebnis: Er hatte niemanden, den er fragen konnte. Oder den er sich zu fragen traute… Diese Formulierung traf es wahrscheinlich am besten. Er war in diesem Fall schlicht auf sich selbst gestellt… ~*~*~*~ Draco war mehr als nur froh, als sie den Unterricht für den heutigen Tag hinter sich hatten und in ihrem kleinen Weidenhain saßen. Erstaunlicherweise hatte sich niemand sonst hierher getraut. Selbst die sonst eher vorwitzigen Erstklässler machten einen recht großen Bogen um diesen Ort. Wie gewohnt verbrachten sie hier den Nachmittag. Harry und Draco wie so oft aneinandergelehnt, sie alle vertieft in ihre Hausaufgaben. Genauso gewohnt vergingen der Abend und der nächste Tag. Morgentraining der Slytherins, bei dem Montague Dracos Fehlen vom Vortrag nicht besonders freundlich kommentierte, jedoch Warrington sofort über den Mund fuhr, als dieser seine Chance für Oberwasser nutzen wollte. Zauberkunst mit weiteren kleinen Experimenten, die mit versengten Haaren und einem rosafarbenen Luftballon für Flitwick endete. Zaubereigeschichte, bei der es Binns wieder famos gelang, die Klasse einzuschläfern. Die gewohnte Mittagspause und dann schließlich Pflege magischer Geschöpfe, wo Raue-Pritsche offenbar immer noch nicht genug von den kleinen Plüschkugeln hatte. Genauso vergingen die nächsten beiden Tage. Alltag pur. Abgesehen davon, dass hin und wieder noch Abzüge des Fotos von Warrington und Dean Thomas auftauchten und mit lautem Gelächter vonseiten der Betrachter sowie Wutausbrüchen der beiden Betroffenen quittiert wurden. Dann war Donnerstag. Und während für Harry das Quidditchtraining anstand, wartete auf Draco wieder einmal das Training bei Snape. So langsam konnte er wirklich verstehen, warum die anderen Schüler diese Fledermaus so hassten... Er war gemein. Fies und gemein. Und ein Sadist noch dazu. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Harrys Training war zu Ende und wie auch schon die letzten beiden Wochen wartete er vor Snapes Büro auf den Blonden, um ihn im Notfall schnellstmöglich wieder aufbauen zu können, falls Snape wieder einmal besonders fies gewesen sein sollte. Seit zwei Tagen konnte er dank Draco und seiner Anwesenheit wieder schlafen, dachte nicht mehr ganz so oft an den Sommer und das wollte er ihm bestmöglich zurückgeben, aber stattdessen quälte ihn noch immer die Frage, auf die er keine Antwort fand. Nur zwei Dinge mochten ihn davon ablenken: Fliegen und Draco. Für heute allerdings war das Quidditchtraining vorbei und Draco war noch nicht wieder da und er konnte die Gedanken nicht wirklich zurückdrängen, denn hier war es passiert, als er das erste Mal richtig Angst bekommen hatte. Er schämte sich noch immer dafür, weshalb er es auch nicht vergessen konnte. Langsam ließ er sich auf den Boden sinken und begann erneut einen Brief an Sirius zu schreiben. Zwar hatte er den letzten Brief beantwortet, den, den er von Mme Rosmerta bekommen hatte, in dem ihm Sirius doch tatsächlich nur mitgeteilt hatte, dass er Dracos Gefühle für aufrichtig hielt – was auch immer er davon halten sollte –, aber er wollte ihm einfach noch mal schreiben. Ursprünglich mit der Absicht, das Problem aufzugreifen und ihn doch noch um Hilfe zu bitten, aber im Endeffekt hatte er vier Seiten geschrieben und sich perfekt und geschickt drumherumgedrückt. Seufzend blickte er auf den unterschriebenen Text. Im Gegensatz zu den anderen, die seit dem Hogsmeade-Ausflug durchsichtige Tinte benutzten, damit niemand ihre Bücher lesen konnte, nutzte er noch immer schwarze. Niemand, der es nicht wert war, würde dieses Buch in die Finger bekommen, und die anderen würden nett genug sein, es nicht zu lesen. ~*~*~*~ Blaise ging mit einigen Zaubertrankbüchern unterm Arm über den Flur. Er hatte sich aus der Bibliothek noch etwas Nachschub besorgt, da der letzte Versuch mit ihrem Trank reichlich schief gegangen war und sie die Fehlerquelle einfach nicht hatten herausfinden können. Vielleicht boten diese Bücher ja eine Antwort... Eigentlich wollte er schon an dem Abzweig vorbeigehen, der zu Snapes Büro führte, doch dann stockte sein Schritt, als er Harry auf dem Boden sitzen sah. Ohne weiter darüber nachzudenken, bog er ab und gesellte sich zu ihm. „Hey... Wartest du auf Draco?“ ~*~*~*~ Der Gryffindor blickte zu ihm auf und nickte lächelnd. Langsam schlug er das Buch zu. Blaise war niemand, der das lesen sollte. „Wolltest du auch?“, fragte er freundlich. ~*~*~*~ „Nö.“ Blaise schüttelte den Kopf. „Ich sah dich nur hier und dachte, du könntest etwas Gesellschaft gebrauchen.“ Seine Augen wanderten über den kahlen Korridor. „Es gibt wirklich schönere Orte, um seine Zeit zu verbringen...“ Der Slytherin ließ sich neben Harry auf dem Boden nieder und blickte ihn an. Es gab da etwas, das er ihn fragen wollte. Nur... den Anfang zu finden war nicht unbedingt leicht. Dieses Mal wollte er ja nicht unbedingt mit der Tür ins Haus fallen. „Es läuft gut zwischen dir und Draco, hm?“, sagte er schließlich ziemlich unverbindlich. „Ihr seht glücklich aus...“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Komische Frage. Er hatte bei dieser Formulierung wieder dieses komische Gefühl im Bauch… Was wollte Blaise von Draco? Einmal hatte Draco ihm gesagt, das Blaise eifersüchtig sei… Die Frage, die blieb, war, auf welcher Basis eifersüchtig. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass er ihm misstraute, aber dummerweise konnte er nichts dagegen tun. Aber antworten musste er trotzdem. „Ja.“, sagte er also, begann zu lächeln. „Er ist… so lieb.“ Er blinzelte. Das hatte er eigentlich nicht mehr sagen wollen. Ups… ~*~*~*~ Blaise lächelte. „Um nicht zu sagen... fast schon übervorsichtig...“ Der Ausdruck in den schwarzen Augen wurde forschender. „Irgendwie...“ Er zog die Schultern hoch. „Er ist wirklich...“ Er suchte nach einem Wort und griff letztlich das auf, das Harry gerade benutzt hatte. „...lieb. Ein bisschen, als wenn darauf bedacht ist, nichts falsch zu machen... Wie mit Samthandschuhen...“ ~*~*~*~ Das Lächeln auf Harrys Gesicht verblasste, als er diese Worte hörte. Noch einen Augenblick sah er den Slytherin an, dann senkte er den Blick und starrte durch seine angewinkelten Knie hindurch auf den Boden. Sie waren wahr, die Worte. Viel zu wahr. Seit dem Sonntag tat Draco gar nichts mehr, ohne sein Einverständnis, fragte immer vorher. Ob mit Worten, Gesten oder Mimik, jedes Mal fragte er. Und er fühlte sich schuldig, weil er keine Antwort darauf fand, was mit ihm selbst los war. Und jetzt war das sogar Blaise schon aufgefallen. Wirklich deprimierend. ~*~*~*~ Harrys Gesicht sagte mehr als tausend Worte. Dieser fühlte sich sichtlich unwohl. Blaise lehnte den Kopf zurück gegen die kalte Wand und blickte zur Decke empor. Irgendetwas war da also wohl nicht so ganz in Ordnung. Das, was er sich gedacht hatte. Seltsamerweise traf es ihn... Er wollte, dass Draco glücklich war. Voll und ganz. Und irgendwie... irgendwie tat ihm dieses Häufchen Elend neben sich leid. Aber er konnte kaum helfen, wenn er nicht gefragt wurde... ~*~*~*~ Lange schwiegen sie, während sich Harry eigentlich nur wünschte, dass Blaise wieder verschwand. Aber warum sollte er das tun? Er hatte ihm ja eben deutlich gemacht, dass etwas nicht stimmte. Blaises Gesicht… verriet, dass er etwas ahnte. Wieder dachte er an sein Problem. Er könnte sich schlagen, denn wenn Draco wirklich so übervorsichtig war, dann konnte er niemals glücklich sein. Dann war er angespannt und immer auf der Hut. Das war doch kein Leben! Irgendwann schlang er die Arme um die Knie und bettete die Stirn darauf. „Vielleicht… vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt, wo du was Dummes tun solltest.“, murmelte er. ~*~*~*~ Blaise wandte abrupt den Kopf zur Harry herum. „Wieso?“ ~*~*~*~ Harry lachte leise. „Weil ich es verdient habe.“ ~*~*~*~ Dem Slytherin kam ein leiser Seufzer über die Lippen. „Und warum solltest du es verdient haben? So todunglücklich wie du trotz deines Lachens aussiehst, tust du dir selbst mehr an, als es irgendjemand anderes könnte...“ Er zögerte einen Augenblick. „Was ist los?“ ~*~*~*~ Harry schwieg wieder. Er tat sich selbst mehr an, als es andere könnten? Voldemorts Bild flackerte in seinen Gedanken auf, aber er schob es beiseite. Blaise hatte ja keine Ahnung. Es gab immer jemanden, der besser darin war, Leid zu verursachen… Blöd nur, dass Blaise ihm in dieser Disziplin die besseren Fähigkeiten zugestand. Das hieß, er konnte nicht darauf hoffen, sich danach… Was auch immer. Er seufzte, dann blickte er zu ihm hin. Der Junge war immer noch da. Und diesmal hörte er ihm zu. Obwohl er ihm immer ein bisschen misstraute. Obwohl er… eifersüchtig war. Obwohl er selbst eifersüchtig war! Das war doch echt unfassbar… „Du bist großherzig.“, sagte er lächelnd. Er wusste, dass Blaise ihm zuhören würde, aber konnte er es ihm erzählen? ~*~*~*~ Blaise zuckte mit den Schultern. „Nur gegenüber den Menschen, die ich mag.“ Er lächelte sanft und lehnte die Schläfe gegen die Wand. Wenn Harry reden wollte... Nun, er würde da sein. Etwas anderes konnte er ja kaum tun. ~*~*~*~ Harry ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Blaise… schien ihn wirklich zu mögen. Warum auch immer, nachdem er ihm den besten Freund so gut wie weggenommen hatte… Vielleicht lag es ja daran, dass er ihm geholfen hatte, seinen Eltern zu helfen… Aber im Grunde war es auch egal. Wenn er ihn mochte, war es doch egal, warum. Er nickte leicht, dann bettete er das Kinn wieder auf seine Knie und starrte an die graue, steinerne Wand gegenüber. Und wenn er ihn mochte, dann… „Hast du… schon mal mit jemandem geschlafen?“, fragte er schließlich leise und war über sich selbst erstaunt, dass er so direkt fragte. Aber vielleicht würde es ihm leichter fallen, darüber zu reden, wenn er das wusste… ~*~*~*~ Blaise zog minimal eine Augenbraue hoch. In die Richtung ging es also... „Ja...“ Er nickte. Kurz blitzte Claires Bild wieder vor seinen Augen auf. Das der Französin. Nicht das der Schildkröte. „Du nicht... oder?“ ~*~*~*~ Harry schüttelte minimal den Kopf. „Hast du Angst gehabt?“ ~*~*~*~ „Etwas...“ Blaise zog die Beine an. „Es ist... nicht einfach, jemanden so nahe an sich heranzulassen.“ Er lächelte schief. ~*~*~*~ Diese Ehrlichkeit brachte Harry nun wirklich zum Lächeln, doch es verblasste schnell wieder. „Ich habe Angst.“, flüsterte er tonlos. „Ich weiß nicht warum. Ich liebe ihn, aber ich habe Angst. Und ich tu ihm damit weh, auch wenn er sagt, es sei okay…“ ~*~*~*~ Blaise schwieg einen Augenblick. „Wenn Draco sagt, dass es okay ist, dann ist es das.“ Er lächelte Harry ermutigend an. „Weißt du... Angst ist doch ganz normal. Wir haben vor den Dingen, die uns unbekannt sind, immer Angst. Und dabei... ist es doch genauso. Ganz abgesehen davon, dass irgendwann der Punkt kommt, wo man langsam die Kontrolle verliert. Und das macht einfach Angst.“ Blaise hielt einen Augenblick inne. „Aber wenn man diese Angst überwunden hat... Wenn man spürt, dass man bereit ist, sich voll und ganz auf diesen Hexenkessel an Gefühlen einzulassen... Dann wird man dafür wirklich belohnt.“ ~*~*~*~ „Das letzte Mal war es schrecklich… sich fallen zu lassen…“, murmelte der schwarzhaarige Gryffindor deprimiert und gedankenverloren. Und dann weiteten sich plötzlich seine Augen. Er hatte es plötzlich begriffen. Er hatte plötzlich begriffen, woher diese Angst kam. Warum er Angst davor hatte, die Kontrolle zu verlieren! Er... hatte Angst vor dem Fall danach! Das letzte Mal, als er sich hatte fallen lassen, war das bei der Potenzialmagie gewesen, und diesem Zulassen an Gefühlen war ein solcher Gefühlsschock gefolgt, dass er sich geschworen hatte, es niemals wieder zuzulassen! Warum? Warum war er so… Warum hatte er solange gebraucht, das zu begreifen? Und… warum war ihm Dracos Wohlbefinden dieses Opfer nicht wert? Ahhhh, das war doch alles zum Haareraufen! Dummerweise hatte das wiederholte Versuchen der Potenzialmagie immer wieder gezeigt, dass dem Kontrollverlust auch ein ganz anderer, viel schlimmerer Verlust folgte und allein der Gedanke daran, ließ Harry erschaudern. Kälte… im Innern… konnte er nicht gut ertragen. Er mochte sie nicht… Seufzend ließ er sich zurück gegen die Wand fallen und schloss die Augen. „Warum muss das so kompliziert sein?“ ~*~*~*~ Blaise lächelte. „Eigentlich ist es nicht kompliziert... Ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann, aber... Wenn du Fragen hast, frag. Ich kann ja immer noch entscheiden, ob sie mir zu... privat sind.“ Er zwinkerte Harry freundlich zu. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an und seufzte dann erneut. Fragen… Wenn fragen so einfach wäre… Aber er musste es wissen, damit er seine Angst verlor. „Geht… die Leere danach irgendwann weg?“, fragte er leise und seine Augen waren fast flehend auf Blaise gerichtet. ~*~*~*~ „Leere...“ Blaise rollte das Wort nachdenklich über seine Zunge. „Ich habe nie Leere empfunden. Eher war ich voll von Gefühlen... Und danach... müde.“ Er grinste verlegen. „Schwer zu beschreiben... Es... ist eher angenehme Mattigkeit... Glück. Aber Leere...“ Er zog die Schultern hoch. „Nach meiner Erfahrung eher nicht.“ ~*~*~*~ Harry nahm seine Augen nicht von Blaises Gesicht. Er hoffte ein Anzeichen zu finden, dass es nicht die Wahrheit war, aber er wurde enttäuscht. Also war doch die Frage, ob das bei Blaise eine Ausnahme war, oder… bei ihm? Ob Draco danach auch Glück empfand? So wie Blaise? Ob das Glücksgefühl bei ihm anhielt? Wenn er ehrlich war, dann war Draco danach zwar immer bei ihm gewesen, aber… konnte es nicht sein, dass er es getan hatte, um ihm zu helfen? So wie bei seiner Geschichte vom Sommer? Dass er nicht wollte, dass er sich schlecht fühlte, und deshalb bei ihm war? Am liebsten wäre er jetzt aufgesprungen, hätte die Tür aufgerissen und Draco aus Snapes Unterricht herausgezerrt, um ihn das zu fragen, aber das ging nicht. Snape würde toben. Er würde warten müssen, bis der Blonde herauskam. Aber… er musste es wissen! Er musste wissen, ob er der einzige war, der sich danach so… schrecklich leer fühlte! Und wenn es so war, dann wollte er wissen, warum! Dann beschloss er, dass er nicht warten wollte. Snape würde es ihm mit Sicherheit nicht verzeihen, aber vielleicht bekam er ja davon gar nichts mit… Er hob sein Gedankenbuch auf, schlug es auf und kritzelte Dracos Namen, eine kurze Nachricht und seine Unterschrift hinein: *Ich muss mit dir reden! Es ist wichtig!* Er hoffte nur noch, dass Draco Snape davon überzeugen konnte, dass er ihn gehen ließ. ~*~*~*~ Draco zuckte zusammen, als Harrys Gedanken ihn erreichten. Er wirkte ja schon beinahe panisch... Die Worte überschrieben die Szene, durch die ihn Snape gerade hetzte. Wieder das Trollbild. Zum ungefähr hunderttausendsten Mal. Snape zog sich mit einem Ruck zurück. Nichts zu machen. Er kam einfach nicht in diesen Raum. Außerdem verwirrten ihn diese Gedanken, die eindeutig mit Potters Stimme urplötzlich aufgetaucht waren. Der Mann zog seine Augenbrauen zusammen und musterte den blonden Jungen auf dem Sofa. Er sah fertig aus. Er sah seit einer Stunde fertig aus und verweigerte ihm dennoch weiterhin den Zutritt zu diesem Raum. „Genug für heute, Draco.“, sagte er schließlich und wandte sich ab. Keinen Wimpernschlag später war Draco aus der Tür und stolperte nahezu über Harry - und Blaise. ~*~*~*~ Harry war zuerst ziemlich erschrocken, wie schnell das gegangen war, aber als er dann vor ihm stand, rappelte er sich hoch und warf sich ihm um den Hals. In diesem Moment konnte er gar nicht anders. Er fühlte sich bestätigt, weil er so schnell gekommen war! Und… ein wenig Angst hatte er auch. Vor der Antwort. War er der einzige? ~*~*~*~ Draco drückte Harry an sich. „Hey...“, murmelte er leise. „Was ist denn los?“ Dann hob er den Kopf und blinzelte Blaise verwirrt an. Was tat er denn hier? Der schwarzhaarige Slytherin stand mit einem Lächeln auf den Lippen auf und nickte ihm zu. „So, ich werde mich dann meinen Büchern widmen. Einen schönen Abend noch, ihr zwei.“ Blaise wandte sich ab und winkte über die Schulter noch einmal zurück. Draco sah ihm einen Moment lang nach, immer noch etwas irritiert über seine Anwesenheit, richtete seine Aufmerksamkeit dann aber voll und ganz auf Harry. Bei Merlin, was war denn nur passiert? ~*~*~*~ Harry winkte auch, ein bisschen zaghaft, aber er winkte. Blaise war doch lieb. Dann nahm er ein bisschen Abstand von Draco und blickte ihn an. Definitiv unsicher wie er anfangen sollte. Wo genau. Weil… Das Thema war schon etwas peinlich. Das spürte er ganz deutlich in seinen Wangen. Sie brannten so komisch. „Können… können wir oben reden?“, fragte er. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco lächelte und wuschelte seinem Freund durch die Haare. So wie dessen Wangen glühten, ging es offenbar um etwas, was ihm doch ein wenig unangenehm war. „Und lass uns ganz schnell hier verschwinden... Snape findet es nämlich sicher etwas seltsam, dass ich so schnell weg war.“ Er nahm Harrys Hand und gemeinsam ließen sie die Kerker hinter sich, gingen die Treppen empor, durch die Korridore, bis sie beim Raum der Wünsche angekommen waren und diesen nach dem üblichen Ritual betraten. Der Blonde dirigierte Harry sanft auf das wieder eingebaute Sofa und ließ sich neben ihm nieder. Abwartend blickte er ihn an. Das war jetzt Harrys Zug. ~*~*~*~ Harry blickte in den Kamin. Er war aus, aber das war für einen Zauberer doch kein Problem, nicht wahr? Schnell machte er Feuer. Es war ein Aufschub, den er brauchte, bevor er reden konnte, damit er sich sammeln konnte und… Was auch immer. Vorsichtig lehnte er sich zurück, faltete die Hände um seinen Zauberstab und blickte dann doch nicht ins Feuer, als er zu sprechen begann. „Ich… habe mit Blaise gesprochen.“ Ja, tolle Einleitung, Harry, das hat er sich sicher denken können. ~*~*~*~ Draco nickte leicht. Klar... Danach hatte es ausgesehen... War nur die Frage, worüber sie geredet hatten, dass Harry danach so aufgelöst war. Doch Zwischenfragen würden sie wohl kaum weiterbringen. Also wartete er ruhig ab, auch wenn er innerlich langsam verdammt zappelig wurde. ~*~*~*~ „Ich… Wir…“ Harry holte tief Luft. Womit hatte ihr Gespräch eigentlich angefangen? Doch damit, dass Blaise aufgefallen war, dass Draco nicht glücklich war. Und dann war es dazu übergegangen, dass er für sich herausgefunden hatte, warum er daran schuld war. „Ich weiß jetzt, wovor ich Angst habe.“, begann er nach ein paar Sekunden von neuem. „Ich… Du…“ Wieder ein tiefes Durchatmen. „Was fühlst du, wenn du deinen Gefühlen freien Lauf lässt und dich fallen lässt?“, fragte er dann. - Ausgewichen. Er hatte es nicht geschafft, es zu sagen. Er hatte Angst, dass Draco erkennen könnte, dass er abnormal war. Oder dass er sich vielleicht zurückgestoßen fühlte… ~*~*~*~ Draco zog leicht die Augenbrauen zusammen und konzentrierte sich dann auf Harrys Frage. „Es hängt... von der Situation ab.“ Der Blonde blickte an Harry vorbei in das Feuer. „Bei der Potenzialmagie... ist der Aufprall danach grausam. Die Rückkehr in die Realität tut weh. Aber... wenn wir beide zusammen sind... und... kuscheln...“ Er lächelte und sah den Gryffindor wieder an. „Dann fühlt es sich einfach nur gut an... Es ist einfach nur... schön. Wunderschön.“ ~*~*~*~ Ja, beim Kuscheln war es schön. Das stimmte. Und irgendwie beruhigte es ihn immens, dass er nicht der einzige war, der nach dieser Potenzialzauberei so einen Crash hinlegte. Grausam, so hatte es Draco gerade genannt. Nicht schön, dass er es auch empfand, aber sehr beruhigend. Langsam und nachdenklich fuhr er fort: „Du hast am Sonntag gesagt, es könnte der Kontrollverlust sein, nicht wahr?“ Er blickte ihn kurz an, lächelte und blickte dann zurück auf seine Hände. „Du hattest Recht damit. Ich… habe Angst davor, dass… es danach wieder so schrecklich leer ist. Bisher war es immer so, wenn ich… Gefühle zugelassen habe. Deswegen… Ich glaube… Bei dem gemeinsamen Zauber kann ich nicht anders und ich weiß, dass es schlimm wird, was mir in diesem Moment aber nicht bewusst ist. Wenn wir uns küssen, dann…“ Er wurde immer leise zum Ende hin, verstummte schließlich. Er war schon wieder kurz vorm Heulen. Oh Mann, was war denn im Moment mit ihm los, dass er so nahe am Wasser gebaut war? ~*~*~*~ „Hey...“ Draco legte ihm sachte die Hand auf die Schulter. „Ich kann dir nicht prophezeien, wie du dich fühlen wirst, aber... es gibt wirklich nichts, was vergleichbar zu dieser Leere nach der Potenzialmagie ist.“ Der Blonde lächelte, hob die Hand ein wenig und strich Harry über die Wange. ~*~*~*~ Das klang ja schön und gut, aber… Harry sah ihn an. „Und… was soll ich jetzt machen?“, fragte er. Irgendwie war er wieder hilflos. Komplett. ~*~*~*~ Draco zog die Schultern hoch. „Das, was dein Herz dir sagt. Was dir dein Gefühl sagt.“, antwortete er einfach. „Letztlich... wirst du spüren, was richtig ist und was nicht.“ Er stupste ihn auf die Nase. „Und vielleicht solltest du zwischendurch versuchen, deinen Kopf abzuschalten...“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, wartete ganz offensichtlich darauf, ob noch mehr kam, aber vielleicht war das ja jetzt schon zu viel. Aufseufzend ließ er sich einfach zur Seite kippen und schloss die Augen. „Das sagst du so einfach. Mein Herz ist in Panik und mein Kopf abschalten kann ich auch nicht.“ Kurze Pause, dann begann er hohl zu lachen. „Jetzt weiß ich, wo das Problem liegt, aber ändern kann ich es nicht.“ ~*~*~*~ Draco lachte leise und strich dem Gryffindor durch die Haare. „Ich kann dir nur auch keinen Zauber liefern, der dafür sorgt, dass das alles von dir abfällt... Du kannst nur einfach sagen, dass du es ausprobieren willst. Dass du mutig bist und schaust, was kommt...“ ~*~*~*~ Harry ließ sich das durch den Kopf gehen. Mutig sein. Gryffindor zeichneten sich durch Mut aus, aber er… Momentan war er nur feige. Vielleicht wurde es ja Zeit, das zu ändern. Vielleicht sollte er tatsächlich mutiger werden. „Ich…“ Er schluckte. „Ich möchte es ausprobieren…“ So schwer waren ihm Worte noch nie gefallen. Es kostete ihn bald seine ganze Kraft, seine ganze Selbstbeherrschung und noch mehr, aber er schaffte es, sie zu sagen. Er wollte es doch auch! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Unter der Haut Da fließt der Fluss des Lebens Tod und Liebe Nichts ist vergebens Unter der Haut Da sind wir alle gleich Und leben ohne Masken Stark und reich ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Blaise der Retter. *g* Ich hab ihn gern. =^-^= Er bringt immer Antworten, wenn man sie braucht. ^^ Shirokko: Mann… *grummel* Du hast ja keine Ahnung, wie schwer es gefallen ist, Harry zu diesem Gespräch zu bringen. *seufz* Der Junge ist einfach schrecklich, wenn es zu diesem Thema kommt. Genau wie ich… Und das ist das allerschlimmste. abranka: *pattpatt* Du hast Harry aber dennoch gut motiviert. ^^ Er sollte dir eigentlich sehr dankbar sein... *grins* *breitergrins* *nochvielvielbreitergrins* Shirokko: *mitgrinst* *zuabbyblinzelt* *abbyumhalsfälltundabknuddelt* *zufriedenschmust* Freier Fall ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 72: Freier Fall Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – Let Love In. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 72: Freier Fall Draco lächelte sanft und strich ihm über die Wange, ehe er Harry sachte von sich abrückte. „Nichts leichter als das...“, sagte er und befeuchtete bewusst lasziv seine Lippen. Dann beugte er sich vor und küsste Harry. Wie so oft begann er ganz sanft, schmiegte seine Lippen auf die des Gryffindors, ehe er die Zunge dazu nahm, leicht über die weichen Lippen strich und schließlich Einlass forderte. ~*~*~*~ Für Harry war es fast wie beim ersten Mal. Er war sich unsicher, brauchte irgendwie länger als sonst, dem Werben nachzugeben, während das Kribbeln in seinem Bauch irgendwie weniger stark war als sonst. Dafür hatte es schon bei Dracos Blick eingesetzt, als er sich die Lippen geleckt hatte. Dracos Geschmack überflutete seine Mundhöhle, süß, seine Zunge liebkoste seinen Gaumen, fuhr seine Zähne nach und strich über seine eigene Zunge. Harrys Augen flatterten zu. Viel zu sanft, aber irgendwie… viel zu viel… viel zu schön… ~*~*~*~ Draco lächelte in den Kuss hinein, verstärkte ihn, intensivierte ihn, während er gleichzeitig begann, Harrys Nacken zu kraulen und ihn sanft näher zu ziehen. Mit der anderen Hand löste er die Krawatte in den Gryffindorfarben und begann dann ganz langsam Harrys Hemd aufzuknöpfen. ~*~*~*~ Harry ließ es geschehen. Er spürte dem nach, fühlte plötzlich alles, was war. Die weiche Lehne in seinem Rücken, den pelzigen Stoff unter seinen Fingerkuppen, Dracos warme Hand in seinem Nacken, den unregelmäßige Zug an seinen Haaren, der Druck an seinem Hals, der lockerer wurde, als seine Krawatte ihren Dienst versagte, noch immer das Gefühl der weichen, warmen Lippen auf seinen, den duftenden Atem auf seiner Haut, der sie streichelte. Nähe. Die Unsicherheit ließ nach. Ein wenig, denn das hier, das kannte er doch schon. Oder? ~*~*~*~ Ganz sanft zog Draco den weichen Stoff auseinander, strich über die bloße Haut darunter. Unwillkürlich musste er lächeln, als er die Muskelkontraktion von Harrys Bauch fühlte, während er über eine Stelle unweit des Bauchnabels strich. Schien so, als wenn er dort besonders empfindlich war... Zugleich ließ er keinen Augenblick bei dem Kuss nach, verwickelte die Zunge des anderen wieder und wieder in liebevolle Ringkämpfe und ließ ihm kaum die Chance, Atem zu holen oder ruhiger zu werden. ~*~*~*~ Harry spürte ebenfalls, wie sein Körper reagierte. Kribbeln, Gänsehaut, Schaudern, Herzklopfen, alles angenehm, bis sein Bauch sich plötzlich zusammenzog. Es ging direkt tiefer und seine Hand krallte sich ins Sofa, um zu verhindern, dass die Angst sich ausbreitete. Er versuchte sich auf Dracos Kuss zu konzentrieren, versuchte zaghaft ihn zu erwidern, um sich abzulenken, und keuchte erschrocken auf, als der Blonde jene Stelle erneut berührte. Uahh! Was war das? Diesmal war es fast noch… schlimmer schön gewesen als das erste Mal! Was war das? Er wusste irgendwo, dass es ihm gefiel, aber warum war es dann so unangenehm? Oder war es das überhaupt? Harry wusste gar nicht mehr, was er gerade denken sollte. ~*~*~*~ Ganz behutsam streichelte Draco weiter über die weiche Haut, liebkoste sie zärtlich. Er konnte Harrys Anspannung nur zu deutlich spüren, fühlte wie sein Herz heftig unter seinen Fingern schlug. Vorsichtig zog er sich etwas aus dem Kuss zurück, knabberte sachte an seiner Unterlippe und öffnete schließlich die Augen einen Spalt, um Harrys Reaktion zu beobachten. ~*~*~*~ Harrys Augen flogen wieder auf, als er spürte, wie Draco sich zurückzog und blickte ihm in die Augen. Ganz dunkle, graue Augen. Und ganz am Rand ein hellsilberner Ring. Wunderschön! Er lächelte leicht. Er konnte spüren, dass Draco wieder das tat, was Blaise gesagt hatte. Der Blonde nahm wieder ganz viel Rücksicht auf ihn. Ganz viel. So lieb! Ganz vorsichtig küsste er ihn zurück, hob seine Hand und berührte sachte die Haut an seiner Schläfe. Dank, Entschuldigung. Alles auf einmal und gleichzeitig das Zeichen, dass es okay war, dass er jetzt weiter machen sollte. Er wollte jetzt mutig sein. Er wollte ihm jetzt nicht mehr wehtun. ~*~*~*~ Draco schloss die Augen wieder, lockte Harrys Zunge wieder, machte deutlich, dass er mehr wollte, ihn mehr schmecken wollte. Viel mehr. Ihm wurde langsam warm und sein eigenes Herz begann auch langsam ganz wild mit seinen Flügeln zu schlagen. Seine Fingerspitzen glitten weiter über die verführerische Haut, wanderten nach oben, strichen leicht über den Hals und huschten dann wieder hinab, umkreisten die linke Brustwarze und berührten sie schließlich ganz leicht. ~*~*~*~ Harry folgte dem Locken, folgte Dracos Zunge in dessen Mund. Es war seltsam. Er hatte ihn schon einmal erkundet. Einmal oder auch öfter, aber irgendwie war es heute anders. Draco schmeckte ein bisschen anders. Ein bisschen süßer. Warum? In seinem Bauch entstand ganz allmählich eine ungewisse Spannung. Ganz seltsam. Es war so ein komischer Druck und er wollte nicht, dass er da war, aber stattdessen wurde er nur immer mehr. Irgendwie wusste er jetzt nicht mehr so ganz, was er tun sollte. Wie konnte er das wegbekommen? Er begann hin- und herzurutschen. Aber besser wurde es dadurch nicht. Auch nicht wirklich, wenn er den Kuss verstärkte, um davor zu fliehen. Er konnte nicht davor weglaufen. Es holte ihn ein. Es war stärker! Hätte er es sich nicht ganz fest vorgenommen, würde er es abbrechen, aber so… Dracos Hand auf seiner Brust setzte die Haut darunter in Flammen. Harry war zu warm. Ihm war heiß. ~*~*~*~ Hm... Harry schmeckte gut. Verdammt gut. Unwillkürlich zog Draco ihn noch ein winziges bisschen näher - wenn das denn überhaupt noch möglich war. Liebevoll streichelte er den Gryffindor weiter, brach dann aber ab, um dessen Hand zu nehmen und sie von seiner Schläfe sachte hinunter zu der Krawatte zu führen, deutlich genug darauf hinweisend, dass er ihn einlud, diese zu lösen und letztlich das gleiche zu tun, wie er bei ihm. Aber ob Harry das tun würde... Das war etwas anderes... Doch zumindest einladen konnte er ihn. ~*~*~*~ Es war fast eine Wohltat, als die Hände fort waren. Eigentlich nicht, es wurde plötzlich kühl und er wünschte sie sich zurück, aber irgendwie… Seine Gedanken wurden abgelenkt, als seinen Fingern ein Auftrag gegeben wurde. Stoff. Seidiger Stoff wurde ertastet und Harry folgte leicht desorientiert mit den Augen seiner Hand. Er… Ach so. Er sollte die Krawatte öffnen. Das konnte er. Darin hatte er ja Übung! Ganz vorsichtig versuchte er sich an dem Knoten und stellte zwei Dinge fest. Eigentlich drei: Erstens zitterten seine Hände beide wie verrückt, denn als er es mit einer nicht schaffte, nahm er die zweite zur Hilfe, zweitens war es definitiv was anderes, eine Krawatte spiegelverkehrt zu öffnen, und drittens nahm ihm dieses Ziel ein bisschen von seiner Nervosität, denn als er es endlich schaffte, den Knoten zu öffnen, hatte das Zittern und der seltsame Druck in seinem Bauch nachgelassen. Ein bisschen zumindest. Glücklich zog er das seidige Band von Dracos Hals. Es war ganz warm. Lächelnd hob er es zu seinem Gesicht, roch kurz daran. Sie roch durch und durch nach ihm, das wusste er, aber momentan konnte er davon nicht wirklich was wahrnehmen, denn er war ganz von seinem Geruch erfüllt. Wenn er ihn stärker riechen wollte, dann musste er… Uninteressant geworden segelte das Stoffstück zu Boden, als Harry sich ein klein wenig vorlehnte und seine Nase gegen seinen nun entblößten Hals drückte. Dracos Geruch war so himmlisch… ~*~*~*~ Draco legte den Kopf leicht in den Nacken, ließ Harry alle Zeit, die Krawatte zu lösen. Er merkte, dass es ihm Sicherheit gab und das war gut... Geduldig wartete er ab, obwohl er am liebsten einfach weitergemacht hätte... Ein Schauder überlief ihn, als Harry dann die Nase gegen seinen Hals drückte. Dieser sanfte, leichte Atemhauch davor... Er hatte seinen Herzschlag nahezu aussetzen lassen. Leicht wandte er den Kopf zur Seite, ließ Harry mehr Raum und schob diesem gleichzeitig ganz sachte den Umhang über die Schultern, entblößte diese, während der schwarze Stoff nun nahezu auf Halbmast hing. Federleicht strich er über die beiden Schlüsselbeine, zog sie mit dem Fingernagel ganz eben nach. ~*~*~*~ Da war es wieder, das übermächtige Kribbeln in seinem Bauch. Harry erschauerte und presste sein Nasenbein ein bisschen näher an Draco, kniff die Augen zusammen. Gleichzeitig biss er sich auf die Lippe. Sein Bauch hatte sich wieder zusammengezogen und er wollte nicht noch einmal keuchen. Das war peinlich. Aber… schön war es doch. Diesmal wusste er das ganz genau zu sagen, auch wenn sein Magen immer noch anderer Meinung war. ~*~*~*~ Diese Reaktion brachte Draco zum Lächeln. Sie gefiel ihm. Sehr sogar... Langsam beugte sich er vor, küsste ganz leicht Harrys Halsbeuge und begann ganz eben mit der Zungenspitze hinüber zu streichen. Bei Merlin, dieser Junge schmeckte einfach verboten gut... Gleichzeitig begann er wieder, Harrys Bauch und Brust zu liebkosen. Er konnte davon nicht genug bekommen, würde es wohl nie. ~*~*~*~ Folter!, ging es Harry irgendwann durch den Kopf, aber er schob den Gedanken ganz schnell wieder beiseite. Sein Herz raste jetzt wirklich und allmählich bekam er wirklich Angst ob der Hitze in seinem Körper. Was war das? Warum machte sein Körper solche Zicken, dass er sich nicht entscheiden konnte, ob das nun angenehm war oder nicht? „Dray…“, wimmerte er. Das Wort war gekommen, bevor er sich hatte zurückhalten können. Er hatte das Gefühl zu verbrennen oder zu platzen oder… überzulaufen. Seine Hände zitterten erschreckend stark und er versuchte es zu unterdrücken, indem er sich in Dracos Umhang krallte. Was sollte er denn jetzt tun? ~*~*~*~ Draco hielt einen Augenblick inne, küsste sich langsam weiter nach oben, wandte mit einer Hand leicht Harrys Gesicht seinem zu und küsste ihn. Leicht, sanft, um ihm soviel Sicherheit zu geben, wie er konnte. Das letzte, was er wollte, war schließlich, dass Harry sich noch unwohl fühlte... Auch wenn es ihm langsam wirklich schwer fiel, so kontrolliert zu bleiben... Doch das war einer der Vorteile, die die Malfoy’sche Erziehung mit sich brachte: Wenn es sein musste, konnte er durch und durch beherrscht sein... Sachte löste er eine von Harrys Händen aus seinem Umhang, legte sie sich auf seine Brust, direkt auf die Knöpfe. Wieder eine Einladung... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige nahm die Einladung an, konnte den Knopf kaum halten, konnte ihn ja auch nicht sehen, weil Draco ihn wieder küsste, weil er die Augen nicht offen halten konnte. Selbst dann nicht, als er die zweite Hand zur Hilfe nahm. Es war wirklich zum Verzweifeln… Irgendwann gab er auf. Er gab einfach auf, schlang dem anderen die Arme um den Hals und zog ihn enger an sich, küsste ihn zurück, einfach weil er nichts anderes tun konnte. Einfach, weil er sich nicht zu blöd anstellen wollte, weil er nicht mehr wissen wollte, dass seine Hände zitterten. Der Kuss versprach mehr Sicherheit, denn das hatte er schon gelernt. Zurück zu den Anfängen. ~*~*~*~ Ohne seine Lippen auch nur einen Augenblick lang von Harrys zu lösen, schuf sich Draco ein wenig mehr Raum, um sein Hemd selbst zu öffnen und es dann mitsamt Umhang abzustreifen. Er schmiegte sich näher, fuhr mit den Fingerspitzen sachte über Harrys Bauchmuskeln, strich nach oben, neckte leicht die eine Brustwarze, an der ihn sein Weg vorbeiführte und schob dann sehr deutlich Hemd und Umhang weiter hinab. So weit, wie es ihm möglich war... ~*~*~*~ Irgendwie verstand Harry. Er löste seine Arme hinter Dracos Nacken wieder und zog sie schließlich aus den Ärmeln. So konnte er Draco helfen, ohne Feinfingrigkeit beweisen zu müssen. Und irgendwie war jetzt auch das Zittern weg. Draco hatte ihm ja schon einmal gesagt, dass er sein Hemd ausziehen sollte. Und das war angenehm gewesen. Sehr sogar. War es jetzt auch. Dracos Wärme ungehindert auf seinem Körper war etwas, was so schnell durch nichts ersetzt werden konnte. Kurz trennten sie die Verbindung des Kusses, um Luft zu holen, aber wirklich viel Zeit ließ Harry seinem Freund und sich selbst nicht. Er wollte jetzt nicht aufhören. Ganz und gar nicht. Und gleichzeitig erinnerte er sich, dass Draco auf die Berührung an seiner Brust am Sonntag ziemlich schön reagiert hatte. Danach war etwas gekommen, was angenehm gewesen war, auch wenn er sich nicht so ganz daran erinnerte, was es gewesen war. Es war nur ein Geräusch gewesen oder so was in der Art, ein Geräusch von Draco, das in seinen Ohren wie Musik geklungen hatte. Und jetzt… jetzt wünschte er sich dieses Geräusch… oder was auch immer es gewesen war. Wieder hoben sich seine Hände zu Dracos Brust, stupsten zaghaft dagegen, bevor sie sich mit sachtem Druck darauf legten. Sein Vorhaben hatte er vergessen. Er konnte seinen Herzschlag spüren. Ganz schnell und fordernd. Ganz kraftvoll… ~*~*~*~ Draco seufzte leise, als er Harrys Berührung spürte. Genau danach hatte er sich gesehnt... Nach diesen unschuldigen, leichten Berührungen, nach der Wärme seiner Hände... Er löste den Kuss, suchte mit seinen Lippen wieder Harrys Halsbeuge, liebkoste die weiche Haut und knabberte schließlich ganz zart daran. Einen Augenblick später wanderte er noch etwas tiefer, fuhr sachte das Schlüsselbein mit der Zunge nach, bis er die kleine Kuhle über dem Brustbein erreichte, strich weiter und küsste die andere Seite von Harrys Hals. Leicht begann er zu knabbern zu saugen, zugleich neugierig auf Harrys Reaktion und versunken in diesen ganz speziellen, einmaligen Geschmack, schlichtweg nach Harry. ~*~*~*~ Leicht wimmerte Harry, doch das bekam er kaum noch mit. Es war angenehm. Schrecklich und angenehm. In seinem Bauch tanzten die Schmetterlinge inzwischen Polka oder so was, seine Haut stand in Flammen und die Stellen, die Draco mit seinen Lippen berührte, sandten kleine, elektrische Impulse durch seinen Körper. Er bemerkte nicht, dass er seinen Kopf leicht nach hinten lehnte, dass seine Augen geöffnet waren… Er sah alles verschwommen und bunt. Er bemerkte nicht, dass seine Hände auf Wanderschaft gingen, angetrieben von einem unbewussten Befehl aus seinem zentralen Nervensystem: Hol dir mehr von ihm… Sein Geist war viel zu benebelt, um das noch wahrzunehmen. ~*~*~*~ Draco lächelte gegen die weiche Haut, als Harrys Hände fordernder, heftiger über seinen Körper glitten. Er löste sich vom Hals und betrachtete einen kurzen Moment den kleinen roten Fleck, den er dort hinterlassen hatte. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit einem der Punkte, die ihn schon längst gereizt hatten: seine Brustwarzen... Er wählte eine aus, umkreiste sie langsam mit der Zungenspitze, ehe er sie neckend anstupste. Eine Hand brauchte er, um sich abzustützen, sein Gleichgewicht irgendwie zu halten, doch mit der anderen fuhr er immer wieder sachte und mit ganz leichten Berührungen Harrys Seite entlang, verharrte schließlich am Hosenbund und fuhr ein winziges Stück darunter, sodass gerade seine Fingerspitzen verschwanden, und strich ihm einmal quer über den Bauch. ~*~*~*~ Harry keuchte abermals erschrocken auf, seine Hände krallten sich in Dracos Schultern, bei denen sie zufällig gerade angekommen waren, und er wollte sich dem entziehen. Es war ein wirklich komisches Gefühl und verursachte eine schreckliche Nervosität. ~*~*~*~ Auch Draco überkam eine Woge von Nervosität, allerdings aus einem vollkommen anderen Grund. Er wurde sich schlagartig bewusst, dass das hier auch für ihn in gewisser Weise ein erstes Mal war - schließlich war er noch niemals zuvor einem Jungen auf diese Weise nahe gekommen. Doch so schnell, wie dieser Gedanke auch gekommen war, verschwand er schon wieder. Er lebte nur noch den Moment, die Sinne auf das Äußerste gespannt, war alles an ihm auf den Jungen vor ihm konzentriert. Mit leichtem Druck fuhr er den Reißverschluss von Harrys Hose entlang, spürte dort nur zu deutlich, dass es dem Gryffindor genauso erging wie ihm. Auch seine Hose wurde langsam eng... Am Knopf hielt er inne und blickte einen Moment lang sich vergewissernd auf. ~*~*~*~ Flehend blickte Harry ihn an. Es… es war zuviel. Längst zuviel, um weiterzumachen. Längst… viel zu spät, um aufzuhören. Er wollte ja mehr, wollte ihn spüren, aber… Es war doch egal, oder? Eigentlich war es doch völlig egal. Wenn er danach wieder in ein Loch fiel, dann war das halt der Preis. Jetzt… jetzt wollte er Draco. Mehr nicht. Sich von Draco führen lassen, ihm… gefallen, ihn bestärken, ihm zeigen, dass er ihm vertraute… Deutlich spürte Harry, wie etwas von ihm abfiel, als er zu lächeln begann, dass er sich entspannte. Seine Hände lockerten den Griff ein wenig, als er kaum wahrnehmbar nickte. ~*~*~*~ Draco lächelte sanft, beugte sich vor und küsste ihn zärtlich, dann immer verlangender. Langsam öffnete er den Kopf von Harrys Hose, schob den Reißverschluss herunter. Seine Finger zitterten unwillkürlich. Beinahe zaghaft strich er über Harrys Boxershorts, spürte deutlich, wie erregt Harry bereits war. Allein diese Gewissheit, dieses Gefühl sorgte dafür, dass ihm ein leiser Laut der Zufriedenheit über die Lippen kam. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Kuss, steigerte sich ebenso wie Draco hinein. Es war so berauschend, so… unglaublich schön, heftig, stürmisch. Der Druck, den Draco auf seine Erregung ausübte, war, obgleich nicht besonders fest, erschreckend. Vor allem erschreckend, da es ihn nach mehr verlangte. Nur, was sollte er tun? Das gleiche? Es ihm nachmachen? Das war doch peinlich… Aber wenn es ihm auch so gefiel wie ihm selbst… Ganz sachte ließ er seine Hände ein wenig hinunter gleiten, beobachtete sie dabei, wie sie die Brustwarzen verdeckten, spürte ihnen nach, merkte, wie sie ein bisschen kleiner und fester wurden. Lustig. War das immer so? ~*~*~*~ Draco sog zischend die Luft ein, als Harry ihn auf diese Art berührte. Das war... gut... Und er wollte mehr. Mehr davon. Mehr von Harrys Berührungen und ihn noch mehr berühren... Neckend fuhr er mit den Fingerspitzen über Harrys Bauch, ließ sie wieder leicht unter den Hosenbund, diesmal den der Boxershorts, gleiten und wanderte dann langsam tiefer... ~*~*~*~ Harry hielt inne, blickte unter den Wimpern zu den grauen Augen auf. Er hielt die Luft an, erwartete seine Hand. Spannend irgendwie. Seine Rechte begann sich wieder zu bewegen, ohne dass er noch etwas dafür tun müsste. Seine Finger massierten ganz sachte über die Haut und um die Brustwarze, stupsten immer und immer wieder durch absichtliche Zufälle dagegen. Ihm hatte Dracos Reaktion gefallen. Wie weit konnte er das treiben? ~*~*~*~ Dracos graue Augen waren dunkel, als er zu Harry aufblickte. Mittlerweile war ihm ein leises Aufseufzen über die Lippen gekommen. Diese neugierigen, sachten, aber zugleich reizenden Berührungen waren einfach... Wahnsinn. Für einen Augenblick hielt er inne, spürte diesem Gefühl nach. Ein Schauder rann ihm über den Rücke. Jede einzelne Berührung schien seine Haut in Flammen aufgehen zu lassen. Wieder und wieder. Dann lächelte er und bewegte seine Hand sachte weiter, fuhr vorsichtig und zugleich neugierig Harrys Erregung entlang, beobachtete seine Reaktion. Harrys Augen waren halbgeschlossen, die Lider flackerten und sein leises Keuchen gab Draco genug Antwort. Dennoch... ihn störte der Stoff. Entschlossen zog er seine Hand zurück, was ihm von Harry ein erneutes leises Keuchen einbrachte und ein unsicheres Blinzeln. Der Blonde lächelte jedoch nur beruhigend und begann, dem Gryffindor die Hose sowie gleichzeitig die Boxershorts abzustreifen. Seine Augen beobachten, wie langsam mehr und mehr Haut zum Vorschein kam. Es gefiel ihm. Verdammt gut sogar. Als er aufsah, musste er unwillkürlich erneut lächeln. Harrys Wangen glühten, was in diesem Moment wohl einer gewissen Verlegenheit geschuldet war... Der Slytherin beugte sich vor, küsste den Schwarzhaarigen erneut und begann seine Erregung zu stimulieren, erst langsam, vorsichtig und als er merkte, wie Harrys Atem immer schneller und heftiger wurde, er sich ihm regelrecht entgegendrängte, wurde er mutiger, besann sich auf das, wovon er ganz genau wusste, dass es einem Jungen gefiel. „Dray...“ Ein leises Wimmern kam über Harrys Lippen, erstickte fast im Kuss und jagte Draco doch einen erneuten Schauder über den Rücken. Bei Merlin, er hatte das Gefühl, selbst gleich seine Hose zu sprengen... Die feinen Schweißperlen auf Harrys Gesicht, die flatternden Lider, die geröteten Wangen, die halbgeöffneten Lippen und sein leises Stöhnen... Das trieb ihn beinahe zum Wahnsinn. „Dray...“ Er wollte seinen Namen immer so hören. Heiser, voller Erregung gehaucht. Dann spürte er, wie sich Harrys Körper zusammenkrampfte. Ein Keuchen entwich dem Schwarzhaarigen und dann wurde es warm in seiner Hand. Lächelnd küsste er den Gryffindor, sah zu, wie er langsam wieder zu sich kam, die Augen öffnete. Smaragdenes Grün blitzte auf. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an. Ganz weich. Wow, war das… „Wahnsinn.“, hauchte er, lehnte sich vor und küsste Draco sachte. Das Lächeln blieb. Ganz am Rande nahm er wahr, dass das Gefühl nicht gegangen war. Dass er sich zwar leer fühlte, aber eigentlich nur ermattet, nicht irgendwie verlassen oder so. Nein, diesmal fühlte er sich erfüllt. Mit allem erfüllt. Und Draco? Der war… „Was ist mit dir?“, fragte er leise. Jetzt war sein Lächeln weg. ~*~*~*~ Draco erwiderte das Lächeln, nahm Harrys Hand und legte sie sachte auf seinen Schritt. Die Aufforderung war recht eindeutig. „Trau dich...“, raunte er leise und übte etwas mehr Druck mit ihrer beide Hände aus. Er war mittlerweile so erregt, dass es beinahe schon wehtat und wenn Harry sich nicht darum kümmern würde... dann würde er keine Hemmungen haben, das selbst zu tun. ~*~*~*~ Harry wurde noch ein bisschen röter, als er ganz sachte seine Finger über die verdeckte Erektion gleiten ließ. Selbst wenn Draco es ihm erlaubte, ihn führte, es war doch etwas seltsam, einen anderen Menschen dort berühren zu dürfen. Dennoch. Wenn Draco wollte, was er mit ihm getan hatte, dann musste die Hose da erst mal weg. Mit einem schüchternen Lächeln öffnete er Knopf und Reißverschluss, dann blickte er fragend auf. Draco musste sich erheben, damit er letztendlich Hose und Shorts herunterstreifen konnte. Sein Glied reckte sich ihm schon entgegen, ließ Harrys Gesichtsfarbe sich vertiefen. Aber dennoch… Erneut hob er die Hand, diesmal von allein, begann das feste Glied zu streicheln. Es war mittelmäßig seltsam, denn obwohl ihm selbst schon abnormal heiß war, spürte er Dracos Hitze noch deutlich unter seinen Fingern. Irres Erlebnis… Draco entwich ein leiser, zustimmender, vielleicht auch wimmernder Laut, der Harry ermutigte. Mit einem letzten Blick in die halbgeschlossenen, lustverhangenen Augen, widmete er sich seinen Händen und der Stelle seines Geliebten, die Zuwendung nötiger hatte als dessen Augen. Liebevoll beobachtete er seine Hände dabei, wie sie den Schaft entlang glitten, zaghaft Druck ausübten, lauschte auf die Geräusche, die Draco von sich gab, wenn er etwas veränderte. Verblüffend, dass wenn er den Druck kurzzeitig erhöhte, ein Keuchen kam, das in seinen Ohren eine wundervolle Melodie darstellte. Und wenn er mit dem Daumen über die Spitze rieb, dann sah Dracos Gesicht schöner aus, als er es je gesehen hatte. Es war eine Überraschung gewesen, dass er noch schöner aussehen konnte. Von Dracos Reaktionen angespornt tat er das, was ihm gefallen hatte: Tempo und Druck erhöhen. Irgendwie machte es ihm Spaß. Es gefiel ihm. Weil es Draco gefiel. Und es erstaunte ihn noch immer, welche Laute und Töne ein Mensch von sich geben konnte. So etwas hätte er von dem reservierten Draco nie erwartet. Es überraschte ihn fast, als er schließlich kam. Ein kurzes Zusammenziehen, dann eine wellenartige Bewegung unter seinen Fingern, dann spritzte vorne die weiße, milchige Flüssigkeit heraus, verbunden mit einem leisen Schrei. Sie lief über seine Finger. Leicht seltsames Gefühl. Er lächelte erneut, dann blickte er zu Draco hinauf. Ob es so in Ordnung gewesen war? Er hoffte es. ~*~*~*~ Draco hatte den Kopf in den Nacken gelegt und atmete noch immer schwer. Er zitterte noch ein wenig und hatte das Gefühl, nur langsam wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Das war... wow. Einfach nur wow. So hatte er sich zuvor noch niemals fallen lassen, sich noch niemals so gehen lassen... Zu wichtig war Fassade immer gewesen. Trotz allem... Aber bei Harry... Bei ihm hatte er jegliche Kontrolle ohne Bedenken abgegeben. Er hob den Kopf und blickte Harry an. Dieser fragende Blick, das Lächeln auf seinen Lippen... Der Blonde beugte sich vor und küsste ihn sachte. Er fühlte sich noch immer, als wenn er glühen würde. Harrys Lippen schienen ihm beinahe kühl zu sein im Vergleich zu seinen eigenen. ~*~*~*~ Lächelnd erwiderte der Schwarzhaarige die Zärtlichkeit, bevor er sich einfach gegen ihn fallen ließ. „Du hattest Recht.“, murmelte er glücklich. „Auf ganzer Linie. Es ist unglaublich und mit der Potenzialmagie nicht zu vergleichen.“ ~*~*~*~ Draco lächelte und wollte dem Gryffindor durch die Haare wuscheln, stellte jedoch fest, dass seine Finger noch immer... klebten. Sein Lächeln wurde einen Tick breiter und er hangelte irgendwie nach seinem Umhang, suchte den Zauberstab. Einen kleinen Zauber später waren sowohl seine als auch Harrys Hände wieder sauber - und jegliche restliche Flecken auch verschwunden. Dieser Zauber war wirklich praktisch... Sachte zog er Harry an sich, strich ihm von seinem Knie über den Oberschenkel hoch, über den Bauch, den Oberkörper entlang über die nackte Haut, bis er an seinem Hals ankam. Das war toll. Kein Stoff, der störte. Nichts. Harry pur. ~*~*~*~ Harry erschauderte, dann schlang er seine Arme um Dracos Mitte und drückte ihn zurück. Er wollte jetzt schmusen und schlafen. Mehr nicht mehr für heute. Gar nichts sonst. Das gerade war das Beste gewesen, das er erlebt hatte bisher. Besser noch als Potenzialmagie, weil der Verlust danach nicht aufgetaucht war. Er fühlte sich einfach nur rundum wohl. Mehr war da nicht! Wohlbefinden. Wegen Draco. „Danke.“, wisperte er ihm ins Ohr. Dafür, dass er ihn dazu gebracht hatte, sich zu überwinden, ihm gezeigt hatte, dass da nichts Schlimmes dabei war. Und dass er für ihn da war. ~*~*~*~ „Da gibt es gar nichts zu danken...“, gab der Slytherin zurück und wuschelte dem Schwarzhaarigen diesmal wirklich durch die Haare. „Lass uns ins Bett gehen.“ Draco machte Anstalten aufzustehen, verlor aber das Gleichgewicht, weil er seine Hose noch um die Knöchel hängen hatte. Mit einem überraschten Laut, der schnell in ein Lachen umschlug, fiel er auf das Sofa zurück. Grinsend zog er Schuhe und Socken aus, dann Hose und Unterhose endgültig. Er hatte definitiv nicht vor, heute noch irgendetwas an Stoff zwischen sich und Harry kommen zu lassen. Sobald er fertig war, stand er auf und hob Harry hoch. Lächelnd trug er ihn zum Bett hinüber, legte ihn sachte darauf und trennte ihn von dem Rest seiner Kleidung. Dann zog er die Decke über sie beide und schmiegte sich eng an ihn. Das war genau das, was er jetzt wollte... Eng aneinander gekuschelt schliefen sie beide ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You're the only one I ever believed in The answer that could never be found The moment you decided to let love in Now I'm banging on the door of an angel The end of fear is where we begin The moment we decided to let love in ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Unser erster Lemon. =^-^= ...äh... Mehr muss man nicht sagen, oder? Oo Shirokko: Mir kommt der letzte Absatz so vor, als hätten sie gerade die Hochzeitsnacht hinter sich. Der Bräutigam trägt seine Braut auf Händen ins neue Heim… oder so ähnlich. Mag sein, dass ich spinne, aber es ist romantisch. Ich bin irre. Aber ich genieße solcherlei Romantik irgendwie. abranka: Ich finde nicht, dass du irre bist. ^^ Ein bisschen Romantik muss manchmal einfach sein. ^.~ Macht das Leben doch viel schöner. *g* Freier Fall (zensiert) ---------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 72: Freier Fall Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – Let Love In. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 72: Freier Fall Draco lächelte sanft und strich ihm über die Wange, ehe er Harry sachte von sich abrückte. „Nichts leichter als das...“, sagte er und befeuchtete bewusst lasziv seine Lippen. Dann beugte er sich vor und küsste Harry. Wie so oft begann er ganz sanft, schmiegte seine Lippen auf die des Gryffindors, ehe er die Zunge dazu nahm, leicht über die weichen Lippen strich und schließlich Einlass forderte. ~*~*~*~ Für Harry war es fast wie beim ersten Mal. Er war sich unsicher, brauchte irgendwie länger als sonst, dem Werben nachzugeben, während das Kribbeln in seinem Bauch irgendwie weniger stark war als sonst. Dafür hatte es schon bei Dracos Blick eingesetzt, als er sich die Lippen geleckt hatte. Dracos Geschmack überflutete seine Mundhöhle, süß, seine Zunge liebkoste seinen Gaumen, fuhr seine Zähne nach und strich über seine eigene Zunge. Harrys Augen flatterten zu. Viel zu sanft, aber irgendwie… viel zu viel… viel zu schön… ~*~*~*~ Draco lächelte in den Kuss hinein, verstärkte ihn, intensivierte ihn, während er gleichzeitig begann, Harrys Nacken zu kraulen und ihn sanft näher zu ziehen. Mit der anderen Hand löste er die Krawatte in den Gryffindorfarben und begann dann ganz langsam Harrys Hemd aufzuknöpfen. ~*~*~*~ Harry ließ es geschehen. Er spürte dem nach, fühlte plötzlich alles, was war. Die weiche Lehne in seinem Rücken, den pelzigen Stoff unter seinen Fingerkuppen, Dracos warme Hand in seinem Nacken, den unregelmäßige Zug an seinen Haaren, der Druck an seinem Hals, der lockerer wurde, als seine Krawatte ihren Dienst versagte, noch immer das Gefühl der weichen, warmen Lippen auf seinen, den duftenden Atem auf seiner Haut, der sie streichelte. Nähe. Die Unsicherheit ließ nach. Ein wenig, denn das hier, das kannte er doch schon. Oder? ~*~*~*~ Ganz sanft zog Draco den weichen Stoff auseinander, strich über die bloße Haut darunter. Unwillkürlich musste er lächeln, als er die Muskelkontraktion von Harrys Bauch fühlte, während er über eine Stelle unweit des Bauchnabels strich. Schien so, als wenn er dort besonders empfindlich war... Zugleich ließ er keinen Augenblick bei dem Kuss nach, verwickelte die Zunge des anderen wieder und wieder in liebevolle Ringkämpfe und ließ ihm kaum die Chance, Atem zu holen oder ruhiger zu werden. ~*~*~*~ Harry spürte ebenfalls, wie sein Körper reagierte. Kribbeln, Gänsehaut, Schaudern, Herzklopfen, alles angenehm, bis sein Bauch sich plötzlich zusammenzog. Es ging direkt tiefer und seine Hand krallte sich ins Sofa, um zu verhindern, dass die Angst sich ausbreitete. Er versuchte sich auf Dracos Kuss zu konzentrieren, versuchte zaghaft ihn zu erwidern, um sich abzulenken, und keuchte erschrocken auf, als der Blonde jene Stelle erneut berührte. Uahh! Was war das? Diesmal war es fast noch… schlimmer schön gewesen als das erste Mal! Was war das? Er wusste irgendwo, dass es ihm gefiel, aber warum war es dann so unangenehm? Oder war es das überhaupt? Harry wusste gar nicht mehr, was er gerade denken sollte. ~*~*~*~ Ganz behutsam streichelte Draco weiter über die weiche Haut, liebkoste sie zärtlich. Er konnte Harrys Anspannung nur zu deutlich spüren, fühlte wie sein Herz heftig unter seinen Fingern schlug. Vorsichtig zog er sich etwas aus dem Kuss zurück, knabberte sachte an seiner Unterlippe und öffnete schließlich die Augen einen Spalt, um Harrys Reaktion zu beobachten. ~*~*~*~ Harrys Augen flogen wieder auf, als er spürte, wie Draco sich zurückzog und blickte ihm in die Augen. Ganz dunkle, graue Augen. Und ganz am Rand ein hellsilberner Ring. Wunderschön! Er lächelte leicht. Er konnte spüren, dass Draco wieder das tat, was Blaise gesagt hatte. Der Blonde nahm wieder ganz viel Rücksicht auf ihn. Ganz viel. So lieb! Ganz vorsichtig küsste er ihn zurück, hob seine Hand und berührte sachte die Haut an seiner Schläfe. Dank, Entschuldigung. Alles auf einmal und gleichzeitig das Zeichen, dass es okay war, dass er jetzt weiter machen sollte. Er wollte jetzt mutig sein. Er wollte ihm jetzt nicht mehr wehtun. ~*~*~*~ Draco schloss die Augen wieder, lockte Harrys Zunge wieder, machte deutlich, dass er mehr wollte, ihn mehr schmecken wollte. Viel mehr. Ihm wurde langsam warm und sein eigenes Herz begann auch langsam ganz wild mit seinen Flügeln zu schlagen. Seine Fingerspitzen glitten weiter über die verführerische Haut, wanderten nach oben, strichen leicht über den Hals und huschten dann wieder hinab, umkreisten die linke Brustwarze und berührten sie schließlich ganz leicht. ~*~*~*~ Harry folgte dem Locken, folgte Dracos Zunge in dessen Mund. Es war seltsam. Er hatte ihn schon einmal erkundet. Einmal oder auch öfter, aber irgendwie war es heute anders. Draco schmeckte ein bisschen anders. Ein bisschen süßer. Warum? In seinem Bauch entstand ganz allmählich eine ungewisse Spannung. Ganz seltsam. Es war so ein komischer Druck und er wollte nicht, dass er da war, aber stattdessen wurde er nur immer mehr. Irgendwie wusste er jetzt nicht mehr so ganz, was er tun sollte. Wie konnte er das wegbekommen? Er begann hin- und herzurutschen. Aber besser wurde es dadurch nicht. Auch nicht wirklich, wenn er den Kuss verstärkte, um davor zu fliehen. Er konnte nicht davor weglaufen. Es holte ihn ein. Es war stärker! Hätte er es sich nicht ganz fest vorgenommen, würde er es abbrechen, aber so… Dracos Hand auf seiner Brust setzte die Haut darunter in Flammen. Harry war zu warm. Ihm war heiß. ~*~*~*~ Hm... Harry schmeckte gut. Verdammt gut. Unwillkürlich zog Draco ihn noch ein winziges bisschen näher - wenn das denn überhaupt noch möglich war. Liebevoll streichelte er den Gryffindor weiter, brach dann aber ab, um dessen Hand zu nehmen und sie von seiner Schläfe sachte hinunter zu der Krawatte zu führen, deutlich genug darauf hinweisend, dass er ihn einlud, diese zu lösen und letztlich das gleiche zu tun, wie er bei ihm. Aber ob Harry das tun würde... Das war etwas anderes... Doch zumindest einladen konnte er ihn. ~*~*~*~ Es war fast eine Wohltat, als die Hände fort waren. Eigentlich nicht, es wurde plötzlich kühl und er wünschte sie sich zurück, aber irgendwie… Seine Gedanken wurden abgelenkt, als seinen Fingern ein Auftrag gegeben wurde. Stoff. Seidiger Stoff wurde ertastet und Harry folgte leicht desorientiert mit den Augen seiner Hand. Er… Ach so. Er sollte die Krawatte öffnen. Das konnte er. Darin hatte er ja Übung! Ganz vorsichtig versuchte er sich an dem Knoten und stellte zwei Dinge fest. Eigentlich drei: Erstens zitterten seine Hände beide wie verrückt, denn als er es mit einer nicht schaffte, nahm er die zweite zur Hilfe, zweitens war es definitiv was anderes, eine Krawatte spiegelverkehrt zu öffnen, und drittens nahm ihm dieses Ziel ein bisschen von seiner Nervosität, denn als er es endlich schaffte, den Knoten zu öffnen, hatte das Zittern und der seltsame Druck in seinem Bauch nachgelassen. Ein bisschen zumindest. Glücklich zog er das seidige Band von Dracos Hals. Es war ganz warm. Lächelnd hob er es zu seinem Gesicht, roch kurz daran. Sie roch durch und durch nach ihm, das wusste er, aber momentan konnte er davon nicht wirklich was wahrnehmen, denn er war ganz von seinem Geruch erfüllt. Wenn er ihn stärker riechen wollte, dann musste er… Uninteressant geworden segelte das Stoffstück zu Boden, als Harry sich ein klein wenig vorlehnte und seine Nase gegen seinen nun entblößten Hals drückte. Dracos Geruch war so himmlisch… ~*~*~*~ Draco legte den Kopf leicht in den Nacken, ließ Harry alle Zeit, die Krawatte zu lösen. Er merkte, dass es ihm Sicherheit gab und das war gut... Geduldig wartete er ab, obwohl er am liebsten einfach weitergemacht hätte... Ein Schauder überlief ihn, als Harry dann die Nase gegen seinen Hals drückte. Dieser sanfte, leichte Atemhauch davor... Er hatte seinen Herzschlag nahezu aussetzen lassen. Leicht wandte er den Kopf zur Seite, ließ Harry mehr Raum und schob diesem gleichzeitig ganz sachte den Umhang über die Schultern, entblößte diese, während der schwarze Stoff nun nahezu auf Halbmast hing. Federleicht strich er über die beiden Schlüsselbeine, zog sie mit dem Fingernagel ganz eben nach. ~*~*~*~ Da war es wieder, das übermächtige Kribbeln in seinem Bauch. Harry erschauerte und presste sein Nasenbein ein bisschen näher an Draco, kniff die Augen zusammen. Gleichzeitig biss er sich auf die Lippe. Sein Bauch hatte sich wieder zusammengezogen und er wollte nicht noch einmal keuchen. Das war peinlich. Aber… schön war es doch. Diesmal wusste er das ganz genau zu sagen, auch wenn sein Magen immer noch anderer Meinung war. ~*~*~*~ Diese Reaktion brachte Draco zum Lächeln. Sie gefiel ihm. Sehr sogar... Langsam beugte sich er vor, küsste ganz leicht Harrys Halsbeuge und begann ganz eben mit der Zungenspitze hinüber zu streichen. Bei Merlin, dieser Junge schmeckte einfach verboten gut... Gleichzeitig begann er wieder, Harrys Bauch und Brust zu liebkosen. Er konnte davon nicht genug bekommen, würde es wohl nie. ~*~*~*~ Folter!, ging es Harry irgendwann durch den Kopf, aber er schob den Gedanken ganz schnell wieder beiseite. Sein Herz raste jetzt wirklich und allmählich bekam er wirklich Angst ob der Hitze in seinem Körper. Was war das? Warum machte sein Körper solche Zicken, dass er sich nicht entscheiden konnte, ob das nun angenehm war oder nicht? „Dray…“, wimmerte er. Das Wort war gekommen, bevor er sich hatte zurückhalten können. Er hatte das Gefühl zu verbrennen oder zu platzen oder… überzulaufen. Seine Hände zitterten erschreckend stark und er versuchte es zu unterdrücken, indem er sich in Dracos Umhang krallte. Was sollte er denn jetzt tun? ~*~*~*~ Draco hielt einen Augenblick inne, küsste sich langsam weiter nach oben, wandte mit einer Hand leicht Harrys Gesicht seinem zu und küsste ihn. Leicht, sanft, um ihm soviel Sicherheit zu geben, wie er konnte. Das letzte, was er wollte, war schließlich, dass Harry sich noch unwohl fühlte... Auch wenn es ihm langsam wirklich schwer fiel, so kontrolliert zu bleiben... Doch das war einer der Vorteile, die die Malfoy’sche Erziehung mit sich brachte: Wenn es sein musste, konnte er durch und durch beherrscht sein... Sachte löste er eine von Harrys Händen aus seinem Umhang, legte sie sich auf seine Brust, direkt auf die Knöpfe. Wieder eine Einladung... ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige nahm die Einladung an, konnte den Knopf kaum halten, konnte ihn ja auch nicht sehen, weil Draco ihn wieder küsste, weil er die Augen nicht offen halten konnte. Selbst dann nicht, als er die zweite Hand zur Hilfe nahm. Es war wirklich zum Verzweifeln… Irgendwann gab er auf. Er gab einfach auf, schlang dem anderen die Arme um den Hals und zog ihn enger an sich, küsste ihn zurück, einfach weil er nichts anderes tun konnte. Einfach, weil er sich nicht zu blöd anstellen wollte, weil er nicht mehr wissen wollte, dass seine Hände zitterten. Der Kuss versprach mehr Sicherheit, denn das hatte er schon gelernt. Zurück zu den Anfängen. ~*~*~*~ Ohne seine Lippen auch nur einen Augenblick lang von Harrys zu lösen, schuf sich Draco ein wenig mehr Raum, um sein Hemd selbst zu öffnen und es dann mitsamt Umhang abzustreifen. Er schmiegte sich näher, fuhr mit den Fingerspitzen sachte über Harrys Bauchmuskeln, strich nach oben, neckte leicht die eine Brustwarze, an der ihn sein Weg vorbeiführte und schob dann sehr deutlich Hemd und Umhang weiter hinab. So weit, wie es ihm möglich war... ~*~*~*~ Irgendwie verstand Harry. Er löste seine Arme hinter Dracos Nacken wieder und zog sie schließlich aus den Ärmeln. So konnte er Draco helfen, ohne Feinfingrigkeit beweisen zu müssen. Und irgendwie war jetzt auch das Zittern weg. Draco hatte ihm ja schon einmal gesagt, dass er sein Hemd ausziehen sollte. Und das war angenehm gewesen. Sehr sogar. War es jetzt auch. Dracos Wärme ungehindert auf seinem Körper war etwas, was so schnell durch nichts ersetzt werden konnte. Kurz trennten sie die Verbindung des Kusses, um Luft zu holen, aber wirklich viel Zeit ließ Harry seinem Freund und sich selbst nicht. Er wollte jetzt nicht aufhören. Ganz und gar nicht. Und gleichzeitig erinnerte er sich, dass Draco auf die Berührung an seiner Brust am Sonntag ziemlich schön reagiert hatte. Danach war etwas gekommen, was angenehm gewesen war, auch wenn er sich nicht so ganz daran erinnerte, was es gewesen war. Es war nur ein Geräusch gewesen oder so was in der Art, ein Geräusch von Draco, das in seinen Ohren wie Musik geklungen hatte. Und jetzt… jetzt wünschte er sich dieses Geräusch… oder was auch immer es gewesen war. Wieder hoben sich seine Hände zu Dracos Brust, stupsten zaghaft dagegen, bevor sie sich mit sachtem Druck darauf legten. Sein Vorhaben hatte er vergessen. Er konnte seinen Herzschlag spüren. Ganz schnell und fordernd. Ganz kraftvoll… ~*~*~*~ Draco seufzte leise, als er Harrys Berührung spürte. Genau danach hatte er sich gesehnt... Nach diesen unschuldigen, leichten Berührungen, nach der Wärme seiner Hände... Er löste den Kuss, suchte mit seinen Lippen wieder Harrys Halsbeuge, liebkoste die weiche Haut und knabberte schließlich ganz zart daran. Einen Augenblick später wanderte er noch etwas tiefer, fuhr sachte das Schlüsselbein mit der Zunge nach, bis er die kleine Kuhle über dem Brustbein erreichte, strich weiter und küsste die andere Seite von Harrys Hals. Leicht begann er zu knabbern zu saugen, zugleich neugierig auf Harrys Reaktion und versunken in diesen ganz speziellen, einmaligen Geschmack, schlichtweg nach Harry. ~*~*~*~ Leicht wimmerte Harry, doch das bekam er kaum noch mit. Es war angenehm. Schrecklich und angenehm. In seinem Bauch tanzten die Schmetterlinge inzwischen Polka oder so was, seine Haut stand in Flammen und die Stellen, die Draco mit seinen Lippen berührte, sandten kleine, elektrische Impulse durch seinen Körper. Er bemerkte nicht, dass er seinen Kopf leicht nach hinten lehnte, dass seine Augen geöffnet waren… Er sah alles verschwommen und bunt. Er bemerkte nicht, dass seine Hände auf Wanderschaft gingen, angetrieben von einem unbewussten Befehl aus seinem zentralen Nervensystem: Hol dir mehr von ihm… Sein Geist war viel zu benebelt, um das noch wahrzunehmen. ~*~*~*~ Draco lächelte gegen die weiche Haut, als Harrys Hände fordernder, heftiger über seinen Körper glitten. Er löste sich vom Hals und betrachtete einen kurzen Moment den kleinen roten Fleck, den er dort hinterlassen hatte. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit einem der Punkte, die ihn schon längst gereizt hatten: seine Brustwarzen... Er wählte eine aus, umkreiste sie langsam mit der Zungenspitze, ehe er sie neckend anstupste. Eine Hand brauchte er, um sich abzustützen, sein Gleichgewicht irgendwie zu halten, doch mit der anderen fuhr er immer wieder sachte und mit ganz leichten Berührungen Harrys Seite entlang, verharrte schließlich am Hosenbund und fuhr ein winziges Stück darunter, sodass gerade seine Fingerspitzen verschwanden, und strich ihm einmal quer über den Bauch. ~*~*~*~ Harry keuchte abermals erschrocken auf, seine Hände krallten sich in Dracos Schultern, bei denen sie zufällig gerade angekommen waren, und er wollte sich dem entziehen. Es war ein wirklich komisches Gefühl und verursachte eine schreckliche Nervosität. ~*~*~*~ Auch Draco überkam eine Woge von Nervosität, allerdings aus einem vollkommen anderen Grund. Er wurde sich schlagartig bewusst, dass das hier auch für ihn in gewisser Weise ein erstes Mal war - schließlich war er noch niemals zuvor einem Jungen auf diese Weise nahe gekommen. Doch so schnell, wie dieser Gedanke auch gekommen war, verschwand er schon wieder. Er lebte nur noch den Moment, die Sinne auf das Äußerste gespannt, war alles an ihm auf den Jungen vor ihm konzentriert. Mit leichtem Druck fuhr er den Reißverschluss von Harrys Hose entlang, spürte dort nur zu deutlich, dass es dem Gryffindor genauso erging wie ihm. Auch seine Hose wurde langsam eng... Am Knopf hielt er inne und blickte einen Moment lang sich vergewissernd auf. ~*~*~*~ Flehend blickte Harry ihn an. Es… es war zuviel. Längst zuviel, um weiterzumachen. Längst… viel zu spät, um aufzuhören. Er wollte ja mehr, wollte ihn spüren, aber… Es war doch egal, oder? Eigentlich war es doch völlig egal. Wenn er danach wieder in ein Loch fiel, dann war das halt der Preis. Jetzt… jetzt wollte er Draco. Mehr nicht. Sich von Draco führen lassen, ihm… gefallen, ihn bestärken, ihm zeigen, dass er ihm vertraute… Deutlich spürte Harry, wie etwas von ihm abfiel, als er zu lächeln begann, dass er sich entspannte. Seine Hände lockerten den Griff ein wenig, als er kaum wahrnehmbar nickte. ~*~*~*~ Draco lächelte sanft, beugte sich vor und küsste ihn zärtlich, dann immer verlangender. Langsam öffnete er den Kopf von Harrys Hose, schob den Reißverschluss herunter. Seine Finger zitterten unwillkürlich. Beinahe zaghaft strich er über Harrys Boxershorts, spürte deutlich, wie erregt Harry bereits war. Allein diese Gewissheit, dieses Gefühl sorgte dafür, dass ihm ein leiser Laut der Zufriedenheit über die Lippen kam. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Kuss, steigerte sich ebenso wie Draco hinein. Es war so berauschend, so… unglaublich schön, heftig, stürmisch. Der Druck, den Draco auf seine Erregung ausübte, war, obgleich nicht besonders fest, erschreckend. Vor allem erschreckend, da es ihn nach mehr verlangte. Nur, was sollte er tun? Das gleiche? Es ihm nachmachen? Das war doch peinlich… Aber wenn es ihm auch so gefiel wie ihm selbst… Ganz sachte ließ er seine Hände ein wenig hinunter gleiten, beobachtete sie dabei, wie sie die Brustwarzen verdeckten, spürte ihnen nach, merkte, wie sie ein bisschen kleiner und fester wurden. Lustig. War das immer so? ~*~*~*~ Draco sog zischend die Luft ein, als Harry ihn auf diese Art berührte. Das war... gut... Und er wollte mehr. Mehr davon. Mehr von Harrys Berührungen und ihn noch mehr berühren... Neckend fuhr er mit den Fingerspitzen über Harrys Bauch, ließ sie wieder leicht unter den Hosenbund, diesmal den der Boxershorts, gleiten und wanderte dann langsam tiefer... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Draco hatte den Kopf in den Nacken gelegt und atmete noch immer schwer. Er zitterte noch ein wenig und hatte das Gefühl, nur langsam wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Das war... wow. Einfach nur wow. So hatte er sich zuvor noch niemals fallen lassen, sich noch niemals so gehen lassen... Zu wichtig war Fassade immer gewesen. Trotz allem... Aber bei Harry... Bei ihm hatte er jegliche Kontrolle ohne Bedenken abgegeben. Er hob den Kopf und blickte Harry an. Dieser fragende Blick, das Lächeln auf seinen Lippen... Der Blonde beugte sich vor und küsste ihn sachte. Er fühlte sich noch immer, als wenn er glühen würde. Harrys Lippen schienen ihm beinahe kühl zu sein im Vergleich zu seinen eigenen. ~*~*~*~ Lächelnd erwiderte der Schwarzhaarige die Zärtlichkeit, bevor er sich einfach gegen ihn fallen ließ. „Du hattest Recht.“, murmelte er glücklich. „Auf ganzer Linie. Es ist unglaublich und mit der Potenzialmagie nicht zu vergleichen.“ ~*~*~*~ Draco lächelte und wollte dem Gryffindor durch die Haare wuscheln, stellte jedoch fest, dass seine Finger noch immer... klebten. Sein Lächeln wurde einen Tick breiter und er hangelte irgendwie nach seinem Umhang, suchte den Zauberstab. Einen kleinen Zauber später waren sowohl seine als auch Harrys Hände wieder sauber - und jegliche restliche Flecken auch verschwunden. Dieser Zauber war wirklich praktisch... Sachte zog er Harry an sich, strich ihm von seinem Knie über den Oberschenkel hoch, über den Bauch, den Oberkörper entlang über die nackte Haut, bis er an seinem Hals ankam. Das war toll. Kein Stoff, der störte. Nichts. Harry pur. ~*~*~*~ Harry erschauderte, dann schlang er seine Arme um Dracos Mitte und drückte ihn zurück. Er wollte jetzt schmusen und schlafen. Mehr nicht mehr für heute. Gar nichts sonst. Das gerade war das Beste gewesen, das er erlebt hatte bisher. Besser noch als Potenzialmagie, weil der Verlust danach nicht aufgetaucht war. Er fühlte sich einfach nur rundum wohl. Mehr war da nicht! Wohlbefinden. Wegen Draco. „Danke.“, wisperte er ihm ins Ohr. Dafür, dass er ihn dazu gebracht hatte, sich zu überwinden, ihm gezeigt hatte, dass da nichts Schlimmes dabei war. Und dass er für ihn da war. ~*~*~*~ „Da gibt es gar nichts zu danken...“, gab der Slytherin zurück und wuschelte dem Schwarzhaarigen diesmal wirklich durch die Haare. „Lass uns ins Bett gehen.“ Draco machte Anstalten aufzustehen, verlor aber das Gleichgewicht, weil er seine Hose noch um die Knöchel hängen hatte. Mit einem überraschten Laut, der schnell in ein Lachen umschlug, fiel er auf das Sofa zurück. Grinsend zog er Schuhe und Socken aus, dann Hose und Unterhose endgültig. Er hatte definitiv nicht vor, heute noch irgendetwas an Stoff zwischen sich und Harry kommen zu lassen. Sobald er fertig war, stand er auf und hob Harry hoch. Lächelnd trug er ihn zum Bett hinüber, legte ihn sachte darauf und trennte ihn von dem Rest seiner Kleidung. Dann zog er die Decke über sie beide und schmiegte sich eng an ihn. Das war genau das, was er jetzt wollte... Eng aneinander gekuschelt schliefen sie beide ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You're the only one I ever believed in The answer that could never be found The moment you decided to let love in Now I'm banging on the door of an angel The end of fear is where we begin The moment we decided to let love in ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Unser erster Lemon. =^-^= ...äh... Mehr muss man nicht sagen, oder? Oo Shirokko: Mir kommt der letzte Absatz so vor, als hätten sie gerade die Hochzeitsnacht hinter sich. Der Bräutigam trägt seine Braut auf Händen ins neue Heim… oder so ähnlich. Mag sein, dass ich spinne, aber es ist romantisch. Ich bin irre. Aber ich genieße solcherlei Romantik irgendwie. abranka: Ich finde nicht, dass du irre bist. ^^ Ein bisschen Romantik muss manchmal einfach sein. ^.~ Macht das Leben doch viel schöner. *g* Unter der Dusche ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 73: Unter der Dusche Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Donots – Room With A View. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 73: Unter der Dusche Draco wurde von einem recht unsanften *Na, verschläfst du? War es so gut?* geweckt. Blaises Stimme dröhnte richtig in seinem Kopf und sorgte dafür, dass er leise aufstöhnte. Böse... Wirklich böse, so geweckt zu werden... Müde schlug er die Augen auf. Das erste, was er sah, waren ein schwarzer Haarschopf und ein leicht vorgebeugter Nacken. Sein Kopf ruhte halb auf Harrys Schulter. Nackte Haut auf seiner und... Oh. Harrys Po an heikler Stelle bei ihm... Er rutschte ein klein wenig höher, war sich nur allzu deutlich dieser Nähe bewusst und küsste Harry sachte auf den Hals. „Guten Morgen...“ Leise wisperte er ihm die Worte ins Ohr. ~*~*~*~ Harry grummelte leicht. Es war so schön warm und so schön dunkel. Und es war einfach nur toll, jetzt zu schlafen. Warum musste jetzt schon Morgen sein? Er wollte noch nicht aufwachen! Er wollte weiter träumen! ~*~*~*~ „Schlafmütze...“ Draco lachte leise und begann sachte an Harrys Ohrläppchen zu knabbern, während er gleichzeitig über seine Brust streichelte. „Keine Lust wach zu werden?“ Wieder lachte er. ~*~*~*~ Murrend schmiegte sich Harry näher, aber wach wurde er trotzdem. Ganz langsam. Als würde ihn jemand aus einem tiefen, schwarzen Brunnen ziehen. „Hmhm…“ Dann streckte er sich leicht und rollte sich auf den Rücken. Zumindest hatte er das vorgehabt. Praktisch ging es nicht. Praktisch war Draco im Weg. Draco war da… So drehte er nur den Kopf, lächelte ihn an. „Morgen.“ ~*~*~*~ Dracos Antwort bestand in einem langen Kuss, denn er nur ungern unterbrach. Ihm gingen auch noch ganz andere Dinge durch den Kopf, die er jetzt gerne tun würde, aber dafür war wohl kaum Zeit... Er hatte wenig Lust darauf, dass Blaise ihnen dazwischen funkte... Er schielte zum Wecker hinüber und seufzte leise. „Ich muss zum Training...“ ~*~*~*~ Auch Harry blickte zu dem verschwommenen Ding hinüber, dann seufzte er. „Dann lass uns einfach gehen. Zu spät kommen ist für dich keine Option.“ Ungelenk versuchte er, Draco eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen, aber es ging in einem Gähnen unter, dann kuschelte er sich wieder ganz eng an seinen warmen Freund. Keine Lust… ~*~*~*~ Draco lachte leise und strich Harry sanft über den Rücken. Dann gab er ihm noch einen Kuss und richtete sich langsam auf. „Es muss leider sein...“ Er seufzte. Widerwillig stand er auf und zog seine Sportsachen an. Er wartete noch auf Harry, dann gingen sie beide gemeinsam hinunter. Wie gewohnt wurden sie von Blaise schon am Tor erwartet. Und das breite Grinsen auf dem Gesicht des Slytherinhüters sprach Bände. Draco verzog minimal den Mund. „Guten Morgen, ihr zwei Süßen...“ Blaise stieß sich von der Wand ab, an der er gerade noch gelehnt hatte und zu dritt traten sie hinaus. „Gut geschlafen?“ „Natürlich.“, gab Draco trocken zurück. „Kann ich mir vorstellen...“ Blaises Grinsen wurde noch breiter. ~*~*~*~ Harry wurde rot und blickte zu Boden, drückte Dracos Hand ein bisschen fester. Irgendwie klang das so, als wüsste der Schwarzhaarige alles, dabei konnte er das gar nicht wissen! Oder doch? Wahrscheinlich schon, schließlich drehte sich ihr gestriges Gespräch um dieses Thema. Da lag der Gedanke ja nahe. Dumm, dass er zutraf. Na ja, eigentlich nicht, aber irgendwie… schon. „Morgen.“, antwortete er verspätet, um dieses Chaos aus seinem Kopf zu kriegen. ~*~*~*~ Blaise grinste nur vielsagend, was von Draco nicht weiter kommentiert wurde. Der Schwarzhaarige hatte seinen Spaß, vor allem an Harrys Verlegenheit. Am Seeufer erwartete sie bereits der Rest des Slytherinteams. Mittlerweile hatte man sich an Harrys Anwesenheit gewöhnt und wie immer sparten weder Warrington noch Pucey mit giftigen Blicken. „Bis gleich...“ Draco lächelte und strich Harry sachte übers Haar. ~*~*~*~ Dieser winkte, wartete noch, bis die sieben verschwunden waren, dann wanderte er in den Wald hinein, hockte sich ans Ufer, um Draco möglichst lange beobachten zu können. Sie liefen einen Bogen, nicht mehr vor ihm vorbei, sondern hinter ihm. Den Slytherins war der Wald unheimlich, genau wie allen anderen Schülern. Woher sollten sie auch wissen, dass es nur zwei Schüler gewesen waren und kein böser Zauber. Nach der ersten Runde begann Harry damit, Zauber zu üben. Das Lächeln auf seinen Lippen war nicht fortzuwischen. ~*~*~*~ „Ihr habt es getan, nicht wahr?“, vergewisserte Blaise sich schließlich, während Draco und er den anderen hinterher trabten. Der Blonde gab keine Reaktion. Blaise seufzte theatralisch. „Dann muss ich wohl Harry fragen...“ „Wie kommst du eigentlich darauf?“, fragte Draco zurück. „Wie zum Merlin kommst du darauf? Jetzt auf einmal?“ „Weil wir gestern Abend ein Gespräch über seine Sorgen und Ängste hatten. Ich wüsste gerne, ob ich ihm helfen konnte.“ Aufgrund von Dracos hochgezogener Augenbraue fügte er noch hinzu: „Okay, okay, und ich bin neugierig.“ Der Blonde lachte leise. „Danke, dass du dich gekümmert hast...“ „Nichts zu danken. Ich mag ihn.“ Der Hüter zuckte mit den Schultern. „Und ich bin froh, dass du glücklich bist...“ Einen Augenblick lang wurden seine schwarzen Augen noch einen Tick dunkler, doch irgendwie bezwang er dieses dumme Gefühl. Es spiele keine Rolle. Durfte keine spielen. „Komm, lass uns den anderen zeigen, wie man läuft.“ Draco lächelte und zog das Tempo an. Sie waren weit zurückgefallen und Warrington hatte natürlich die Chance genutzt, um sich abzusetzen, doch Draco hatte noch lange nicht vor, ihm die Oberhand zu lassen. Niemals. ~*~*~*~ Diese Aufholjagd lenkte Harry dann von seinem Training ab. Klasse. War denn das zu glauben? Holte Draco innerhalb einer halben Runde auf? Selbst Blaise blieb ziemlich lange mit dran. Diese Art Training schien wirklich zu helfen. Sie wurden immer besser! Wahnsinn! Vielleicht sollte er sich allmählich Gedanken machen, was aus seiner eigenen Mannschaft wurde. Aber das war eigentlich immer noch Angelinas Sache, nicht seine. Da, er hatte ihn. Und er konnte sich das wütend verzerrte Gesicht Warringtons wirklich gut vorstellen. Noch eine Runde, aber es sah nicht wirklich so aus, als hätte er eine Chance heute. Draco war viel zu gut in Form! ~*~*~*~ Draco lachte triumphierend, als er als Erster bei dem Weidenhain ankam. Blaise war relativ dicht hinter ihm und legte ihm grinsend den Arm um die Schulter. „Nicht schlecht...“, keuchte der Schwarzhaarige. Auch Dracos Atem ging deutlich schneller. Das Ziehen in seinen Beinen verriet ihm nur zu deutlich, dass er dahingehend an die Grenzen gegangen war, aber was machte das schon? Er war glücklich und fühlte sich, als wenn er einfach so die Welt aus den Angeln heben könnte. Blaise am Arm lief er zu Harry hinüber. Immer noch strahlend. Montague sah den beiden Jungen kopfschüttelnd nach. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass man Draco über Nacht ausgetauscht hatte. Derart ausgelassen hatte er seinen Sucher ja noch nie gesehen... ~*~*~*~ Harry grinste sie an, schwang den Zauberstab und hielt im nächsten Moment jedem eine Flasche entgegen: für Draco Zitrone, für Blaise Orange. Aber ohne Zucker. Wasser mit ein bisschen Geschmack, das war nach einem Lauf besser. „Belohnung!“, sagte er. Eigentlich hätte er Draco lieber einen Kuss als Belohnung gegeben, aber nicht vor den anderen. Das… das war ihm zu peinlich. Erst recht nach dieser Nacht. Es kam ihm fast so vor, als müsste es dann die ganze Welt wissen. Es trieb ihm wieder die Röte ins Gesicht. ~*~*~*~ Dankbar nahmen die beiden Slytherins die Flaschen entgegen und leerten sie beide in einem Zug. „Danke:“ Draco lächelte und strich Harry sanft über die Wange. Alles an ihm strahlte schlichtweg Glück aus. Der Blonde schäumte davon nahezu über. „Bei Merlin...“ Blaise schüttelte leicht den Kopf. „Was auch immer du mit ihm gemacht hast, Harry, da hatte jemand die Nacht seines Lebens.“ Ein breites Grinsen zierte das Gesicht des Schwarzhaarigen, als er sich abwandte. „Bis nachher, ihr Turteltauben...“ Er winkte über die Schulter zurück und folgte dem Rest des Teams zum Schloss hinüber. ~*~*~*~ Jetzt machte Harry wirklich einem Feuermelder Konkurrenz. Was… was war denn das gewesen? Hilfe! „Dray, darf ich ihn verzaubern?“, flehte er. Einfach nur, um irgendwas zu sagen. Merlin, war das peinlich! ~*~*~*~ „Lass ihn...“ Draco lachte leise und zog Harry an sich. „Ist doch egal, was er sagt...“ Zärtlich küsste er den Gryffindor und schlang die Arme um seine Hüften. ~*~*~*~ Es war das, was Harrys Unsicherheit fortwischte. Sachte erwiderte er den Kuss, hob seine Hände, um ihn zu kraulen. Das Gefühl der Beklemmung war wie weggewischt. Dafür war etwas anderes dazugekommen: Begehren. Er wollte mehr von ihm. Das, was er gestern hatte erleben dürfen! Doch obwohl er genau das seinem Freund vermittelte, indem er sich enger an ihn schmiegte, kam es nicht dazu, denn diesmal war es Hermione, die sie störte. *Bleibt ihr draußen oder kommt ihr noch mal rein?* Harry seufzte, kuschelte sich an ihn. Klar, Schule. Freunde. Was er jetzt wollte, das war unmöglich. Er lächelte. „Duschen, umziehen, dann runter?“, fragte er. „Wenn du dich beeilst, dann schaffst du das noch. Und ich hole was zu essen, oder?“ ~*~*~*~ „Du kommst nicht mit?“ Draco legte den Kopf schief und sah den Gryffindor bittend an. Auch in ihm regte sich sehr genau dieses Begehren. Und selbst wenn sie jetzt keine Zeit für einander hatten, wollte er Harry doch einfach bei sich haben. ~*~*~*~ „Ich könnte.“, antwortete der Schwarzhaarige. „Aber dann musst du hungern.“ Dass er nichts bekam, war ihm egal. Das war er schließlich gewohnt. „Das ist nach Sport nicht gesund.“ Im Grunde hatte Draco ihn längst überredet. ~*~*~*~ „Ich wette, die anderen kümmern sich...“ Draco trat langsam zurück und zog Harry mit sich. „Bitte...“ Er lächelte. „Du willst mich doch nicht wirklich allein lassen, oder?“ ~*~*~*~ Harry lachte. „Nein, das kann ich wohl kaum verantworten, oder?“ Und Draco hatte ja Recht, dass die Mädchen und Blaise es sich nicht nehmen ließen, sie zu bemuttern. Sich glücklich an ihn schmiegend folgte er Draco hinauf. Er musste ja auch noch seine Schulsachen holen. Die hatte er vorhin oben gelassen, also war es doch sinnvoller, hochzugehen. Dann musste er Draco auch nicht alleinlassen. ~*~*~*~ Kaum im Raum der Wünsche angekommen, zog Draco Harry mit ins Badezimmer. „Du darfst auch duschen...“ Er grinste und gab ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. „Oder meinst du, dass du gestern Abend nicht geschwitzt hast?“ Lächelnd tippte er ihn auf die Nasenspitze. Er streifte seine Sportkleidung ab und beobachtete den Gryffindor. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. Wie bitte? Auch… duschen? „Zusammen?“ Denn genau danach sah es aus. Draco wollte mit ihm zusammen in diese kleine Duschkabine? Da… da drin hatten sie doch niemals gemeinsam genug Platz, um sich zu waschen! ~*~*~*~ „Ja...“ Draco grinste und trat ein wenig näher, begann Harrys Krawatte zu lösen und sein Hemd aufzuknöpfen. „Es sei denn... Du willst nicht...“ Seine Stimme war rau und er beugte sich vor, um den Gryffindor sanft auf den Hals zu küssen. ~*~*~*~ Harry blinzelte immer noch unglücklich, betrachtete sich die Kabine. „Ich weiß nicht. Da passen wir zu zweit nicht rein, wenn wir uns bewegen wollen.“, gab er zu bedenken. „Ich geh schon auch duschen, aber…“ Automatisch hatte er begonnen, Draco zu kraulen. Das war inzwischen zu einem regelrechten Reflex geworden. ~*~*~*~ „Das geht...“ Draco lächelte und schob Harry das Hemd halb über die Schultern. „Aber wenn du es nicht versuchen willst...“ Bedauernd ließ Draco ihn los und trat zurück. „Schade...“ Seine grauen Augen bestätigten seine Worte nur allzu deutlich. Wirklich schade... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, hin und her gerissen zwischen Neugier und Realismus. Neugier, wie Draco das bewerkstelligen wollte, Realismus, dass es nicht ging. Aber… Die grauen Augen waren so enttäuscht, dass es Harry fast das Herz zerriss. Oh Mann, diese Hundeaugen… Sie zerbrachen seinen Realismus in mundgerechte Häppchen. Er trat auf ihn zu, küsste ihn sachte. „Der Blick ist fies.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Wenn er wirkt...“ Draco empfand keinerlei Reue. Er erwiderte den Kuss und streifte Harry langsam das Hemd von den Schultern, ließ es achtlos auf den Boden fallen. Genauso langsam öffnete er seine Hose und schob sie langsam runter. ~*~*~*~ Harry dachte nicht daran, ihm zu helfen. Jetzt hatte er ihn schon überredet, da war es auch seine Aufgabe. Was er nicht erwartet hatte, war, dass es ihm tatsächlich wieder etwas peinlich war. Nicht so wie am gestrigen Abend, aber doch schon erheblich… Dennoch rührte er sich nicht, wartete einfach ab, was kommen würde. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Draco da was plante, auch wenn er nicht verstand was, und immer noch sein Gehirn mit der Dusche und ihrem spärlichen Raum abmurkste. ~*~*~*~ Draco ging langsam in die Hocke, zog Harry Schuhe und Socken aus und ließ dann die Hose folgen. Sobald er sich wieder aufgerichtet hatte, ergriff er die Hand des Gryffindors und trat in die schmale Kabine. Es war eng, aber gerade das war ja der Reiz... Dieses Gefühl, Harrys Körper so nah zu spüren, war einfach unbeschreiblich und ihm war nur zu bewusst, dass er bereits darauf reagierte. Langsam auch sichtbar. Er griff hinter sich und drehte das Wasser an, bis er es als warm genug empfand. Es prasselte auf sie nieder, schob sich zwischen sie. Wasser konnte verdammt sinnlich sein... Er lächelte, als er Harry gegen die Fliesen drückte und verlangend küsste. ~*~*~*~ Harry erschauderte. Aus drei Gründen. Erstens, weil das Wasser zu Anfang wirklich kalt war, zweitens, weil die Wand in seinem Rücken wirklich eisig war und ihn Luft schnappen ließ, und drittens, weil Draco gerade selbiges Unterfangen effektiv verhinderte, weil er ihn küsste. Und wie! Schmunzelnd stellte er fest, dass es so mit dem Duschen nicht wirklich etwas werden würde. Okay, da war Wasser, aber… Langsam begann er zu erwidern, öffnete seinen Mund und ließ seine Finger über die weiche, nasse Brust gleiten. Warm war sie. Und das Wasser war auch warm. Genau wie Dracos Berührungen. Irgendwie fiel es ihm ein wenig schwer zwischen aktiven Berührungen Dracos und denen des stetig fließenden Wassers zu unterscheiden. Wenn er sich nicht ganz stark konzentrierte, dann wirkte es so, als wäre Draco wirklich überall. Unbeschreiblich… ~*~*~*~ Draco genoss den Kuss, Harrys sanfte Berührungen, das Wasser auf seinem Rücken. Es war toll. Einfach toll... Und so wie er von diesem Gefühl an seinem Unterleib sagen konnte, gefiel es Harry definitiv genau so sehr wie ihm. Sachte strich er über Harrys Brust, hinunter zum Bauchnabel, umspielte diesen sanft und wanderte dann noch etwas tiefer... ~*~*~*~ Dracos Finger näherten sich wirklich viel versprechend. Die Schmetterlinge in seinem Bauch waren wieder in Hochform und der Schwarzhaarige vergaß alles um sich herum, als er den Kuss noch vertiefte, Draco näher zog. *Jetzt ist es aber genug!*, hallte es vierstimmig durch ihrer beider Gedanken. Schock! Harry riss die Augen auf, starrte in Dracos Augen, war wie erstarrt. Was? *Ihr werdet nicht wieder zu spät kommen!* Das war Hermione, die das noch mit anhängte. *Macht, dass ihr hier runter kommt, bevor Sprout hier auftaucht!* ~*~*~*~ Draco verhielt mitten in der Bewegung und seufzte leise, als er seine Stirn auf Harrys Schulter legte. „Es gibt Momente, da hasse ich sie...“ Einen Augenblick stand der Blonde einfach nur still da, dann gab er sich einen Ruck. „Ich fürchte, das müssen wir auf später verschieben...“ Er gab dem Gryffindor einen zärtlichen Kuss, ehe er hinter sich langte und das Wasser wieder abdrehte. ~*~*~*~ Harry musste sich bei dem Blick ein Lachen verkneifen. Ja, manchmal… Dummerweise hatten sie Recht. Verdammt Recht. „Dann später.“, antwortete er, gab ihm zur Besiegelung des Versprechens einen kleinen Kuss. Dracos Idee gefiel ihm. Es war ein Zauber, der sie trocknete, und es dauerte im Endeffekt nur fünf Minuten, bis sie unten waren. Und dann folgten drei Doppelstunden Unterricht, die in ihrer Art nicht langweiliger hätten sein können. Das Mittagessen durften sie drinnen einnehmen, weil das Wetter beschlossen hatte, ihnen Regen zu senden, und allein der Weg zu den Weiden schon unmöglich war. Nach dem Abendbrot war der Regen vorbei und sie hatten noch fast zwei Stunden Freizeit. Ihre Hausaufgaben hatten sie gemacht, also schlug Ron vor, die beiden könnten den Wald ja noch ein bisschen vergrößern, damit man dort von außen auch im Winter nicht mehr gesehen wurde. Pansy spann den Gedanken weiter, sinnierte darüber nach, dass man an einem Ort das Geflecht der Zweige ja so dicht machen könnte, dass der Regen nicht mehr hindurch kommen konnte, und Hermione beschloss, dass das eine wundervolle Idee war, um ein weiteres Mal die Potenzialmagie auf ungefährliche Weise zu testen. Allerdings meinte sie auch, dass sie sie diesmal nicht zueinander lassen würde und sie nahm ihnen das Versprechen ab, dass sie sich konzentrieren würden. Schließlich standen sie einander gegenüber. Vier Meter auseinander, mitten in dem Pavillon, den sie regendicht machen wollten. Ron hinter Harry, Blaise hinter Draco, um sie notfalls daran zu hindern, sich zu berühren. Hermione erklärte noch einmal ernst, wie wichtig es war, dass sie sich nicht fallen ließen, sich nur auf den Zauber konzentrierten, dann schlug sie eine Sache vor: „Am besten schaut ihr euch gar nicht an. Schaut auf den Boden oder so, okay?“ Harry begann zu lächeln. Das war doch mal eine Idee. Ob das wohl funktionierte? ~*~*~*~ Gehorsam blickte Draco zu Boden. Wenn er ehrlich war, dann wollte er diese Magie gerade gar nicht anwenden. Er musste an dieses widerliche Gefühl danach denken. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Aber er hatte es Harry versprochen. Und dazu würde er stehen. Er rollte die Schultern, schaute noch einmal zu dem Gryffindor auf, lächelte aufmunternd und senkte wieder die Augen. „Nascor Aboris.“, murmelte der Slytherin und fühlte sich in dem Augenblick, in dem auch Harry diesen Spruch sagte, von der beinahe schon gewohnten und erwarteten Welle der Nähe umgeben. ~*~*~*~ Auch Harry blickte zu Boden, konzentrierte sich auf den Spruch und das Ziel, das sie damit verfolgten, hörte Draco nur. Und dann kam etwas, das er sich nie zu träumen gewagt hätte: Er konnte Dracos Herzschlag spüren. Dunkel, langsam, tief. Mit seinem im Wechsel, der ein wenig heller zu sein schien. Bei jedem leisen Bumm pulsierten seine Fingerspitzen. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter, als er sich gedanklich vorstellte, wie die Äste der Weiden sich über ihnen verflochten. Doch einfach war das sicher nicht. Bei jedem Pochen in seinen Ohren wurde er aus dieser Konzentration gerissen, bis er schließlich die Augen schloss und ihm einfach nur lauschte. Es war genauso beruhigend, wie ihm in die Augen zu sehen… Hermione beobachtete dieses Lächeln kritisch, aber bisher… bisher war der Zauber kontrolliert. Das Gold, das aus ihren Zauberstäben tropfte, war nicht übermäßig viel. ~*~*~*~ Draco schloss die Augen, zumindest einen Augenblick lang versuchte er, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, ließ diesen Versuch aber fallen, als ihn diese Nähe vollkommen übermannte. Es war... unbeschreiblich. Auch jetzt, auch wenn sie sich nicht ansehen und sich um Kontrolle bemühten, anstatt sich hemmungslos fallen zu lassen. Warum konnte die Nähe nicht immer so sein? Warum... musste Abstand zwischen ihnen sein? Immer... Warum... Auf einmal tat es weh. Mehr, als es das Gefühl nach dieser Art der Magie konnte. Seine Augen brannten und ein Zittern überlief ihn. Nein... Abrupt brach er den Zauber ab. Sein Blick war verschleierte, als die Augen aufschlug. Er sah kaum etwas, hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen. Die Leere war wieder da. Und sie tat weh... Das Zittern wurde stärker, obwohl er versuchte, es irgendwie zu unterdrücken. Es ging nicht. ~*~*~*~ Harry stolperte erschrocken ein paar Schritte zurück, prallte im nächsten Moment gegen Ron. Das Pochen war fort. Sein Zauberstab lag am Boden – wann hatte er ihn losgelassen? – und seine Hände zitterten. Irgendwas war anders als die letzten Male. Was… was war das gewesen? Es hatte sich angefühlt, als hätte ihm jemand mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen! Prüfend schüttelte er den Kopf. Und… die Leere war diesmal nicht so massiv. Mochte daran liegen, dass es das letzte Mal extremer gewesen war, aber… heute fühlte er sich… nur, als hätte er keine Gefühle mehr. Es war mehr Verwirrung. Was war passiert? Was…? Er blickte auf, direkt Draco an, und wusste, dass es diesem nicht so gut ging wie ihm. Mit einem Lächeln an Ron machte er sich aus dessen Griff los, dann kam er zu seinem Freund und schloss ihn in die Arme. „Schsch…“, flüsterte er und lächelte in das helle Haar. „Ich bin da, okay?“ Seine Konzentration war stärker gewesen. Nur aus diesem Grund war sein Fall diesmal nicht so tief gewesen. Oder? ~*~*~*~ Ganz vorsichtig lehnte sich Draco in Harrys Umarmung. Er fühlte sich beschissen. So richtig schön beschissen. Eigentlich wollte er der Potenzialmagie die Schuld dafür geben, aber irgendwie... Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er selbst schuld war. Er. Sonst niemand oder nichts anderes. Auf einmal hatte er das unheimliche Bedürfnis allein zu sein. Allenfalls wollte er Harry um sich haben. Niemand sonst... Nur weg hier. Weg von den forschenden Blicken der anderen vier. Einfach weg. ~*~*~*~ Die anderen traten ein wenig näher. „Das ist… erstaunlich gut geworden!“, meinte Ron erstaunt. „Und so gar nicht übertrieben.“ Hermione nickte, Pansy lächelte. „Ihr macht Fortschritte, nicht wahr?“ Harry lächelte, wiegte Draco ein wenig hin und her. Bei ihm schien es ja so zu sein, aber nach Dracos Anschmiegsamkeit zu urteilen, war es bei diesem nicht so. Da war es anders. Draco war dem Tief nicht entgangen. „Ihr spielt wirklich gut zusammen. Das Flechtwerk ist unglaublich gleichmäßig!“, ließ Hermione sich dann vernehmen. „Und, war etwas anders als die Male zuvor? Hilft es, wenn ihr euch nicht anschaut?“ Harry nickte nur, zwinkerte ihr kurz zu, ohne seine Schaukelei zu unterbrechen. ~*~*~*~ Konnten sie nicht einfach verschwinden? Einfach so? Sie sollten weggehen... Einfach weg... Aber sie gingen nicht. Nein, Blaise legte ihm auch noch die Hand auf die Schulter. „Ich will hier weg...“, murmelte Draco leise. „Weg hier...“ Abrupt machte er sich frei und blickte auf. Die grauen Augen waren matt und sein Gesicht war noch blasser als ohnehin schon. Harrys Nähe wollte er, aber nicht die der anderen. Er konnte sie nicht ertragen. Einfach nicht ertragen. Nicht jetzt. Schweigend trat er beiseite, schob sich durch das Dickicht an Zweigen. Mittendrin hielt er inne und blickte fragend zu Harry. Eine stumme Aufforderung ihm zu folgen, der er aber keine verbale folgen ließ. Dann fiel der grüne Vorhang hinter ihm hinunter. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte einmal entschuldigend in die Runde, zuckte auf die fragenden Blicke nur ahnungslos mit den Schultern, bevor er ihm folgte. Er musste laufen, um ihn einzuholen, legte ihm einen Arm um die Schultern und nahm mit der anderen seine Hand. Es tat ihm weh, ihn so zu sehen. Geschlagen, irgendwie. „Diesmal war es anders.“, murmelte er leise, wie zu sich selbst. ~*~*~*~ Draco drückte stumm Harrys Hand. Sie war so warm in seiner eigenen... Er kam sich so unglaublich kalt vor. Als wenn er innerlich erfrieren würde. Unwillkürlich hatte er den Weg zum Rosengarten eingeschlagen. Dort hatten sie vielleicht die Chance, jetzt allein zu sein... „Hindere mich daran durchzudrehen... ja?“, sagte er so leise, dass er sich selbst kaum hören konnte. Die Welt schien auf ihn einzustürzen, ihn zu erdrücken. Und gleichzeitig fühlte er sich so unendlich allein... Weil er Harry nicht mehr auf dieser geistigen Ebene spüren konnte. Am liebsten hätte er einfach geschrieen. ~*~*~*~ Diese Worte und die Tonlage waren es, die Harry schließlich wirklich beunruhigten. Er kniff die Augen zusammen, musterte kurz das blasse Profil, dann hielt er Draco an, stellte sich vor ihn. „Warum solltest du durchdrehen?“, fragte er. „Ich meine…“ Er verfiel in Schweigen. Das war nicht so ganz das, was er erwartet hatte, weil er nach der Potenzialmagie sonst immer so eine Art Lethargie gespürt hatte. Wenn Draco durchzudrehen drohte… ~*~*~*~ „Ich...“ Draco begann den Satz und brach ihn wieder ab. Der Blonde vergrub das Gesicht in Harrys Umhang. „Ich... weiß es nicht... Ich könnte schreien, weil ich es nicht weiß und weil ich mich gleichzeitig so beschissen fühle...“ ~*~*~*~ Harry lächelte sachte, zog ihn in die Arme und drückte ihn. Nicht gut. Gar nicht gut, wenn er wirklich so fühlte. Er kannte die Folter solcher Planlosigkeit angesichts von Verzweiflung. Er hatte sie doch vor kurzem noch selbst gehabt. „Gibt es etwas, das du jetzt gerne tun willst?“, fragte er leise. Er wollte ihm helfen. Und da war es am einfachsten, wenn er fragte, oder? ~*~*~*~ Draco schwieg. Weg von den anderen war er schon. Das war sein erstes Ziel gewesen. Und jetzt? Was wollte er jetzt? „Schreien...“, murmelte er. „Einfach nur schreien...“ ~*~*~*~ Harry lachte leise. „Dann solltest du das tun.“, meinte er, wusste aber, dass das so nicht ging. Draco blamierte sich nicht freiwillig in der Öffentlichkeit, schon gar nicht so. Aber… Nun, vielleicht gab es da eine Möglichkeit. Wenn er diesen einen Spruch hinbekam… „Komm mal mit.“, sagte er, zog seinen blonden Freund zu der Bank, die von noch immer blühenden Rosenranken verdeckt war, drückte ihn darauf nieder, bevor er begann in seiner Tasche nach dem Zettel zu suchen, den er aus den Büchern der Verbotenen Abteilung abgeschrieben hatte. Da war doch irgendwo ein Stillzauber drauf. Eine besondere Art Silencium, der die eigenen Geräusche aussperrte und die der anderen aber durchließ. Schnell faltete er den zerknitterten Zettel auseinander, dann suchte er den Spruch, fand ihn und begann zu lesen, wie er zu wirken war. Bisher hatte er diesen nicht versucht, weil er als schwer galt. Schwerer als der Schattenfluch… Jetzt würde er es eben versuchen. Mit dem Zauberstab machte er die Bewegung nach, mehrere Male, weil er sich immer selbst verbessern musste, dann startete er seinen ersten Versuch. Ob es gewirkt hatte, war keine Frage. Er hatte das Netz des Zaubers sich über sie legen sehen. Irgendwie hatte er nicht den Eindruck, dass es besonders schwer war. Er lächelte den Jungen neben sich aufmunternd an. „Schrei, Dray. Jetzt kannst du. Jetzt können sie dich nicht mehr hören.“ Fragte sich nur, wie lange er den Zauber aufrechterhalten konnte. Er forderte ziemlich viel Konzentration. Zum Glück zerrte er nicht so an den Nerven wie der Schattenzauber. Vielleicht lag es auch daran, dass er jemandem helfen wollte, aber er erschien ihm leichter, obwohl er als schwerer galt. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry dankbar an. „Womit habe ich dich nur verdient?“, murmelte er und gab ihm einen sachten Kuss auf die Stirn. Er durfte schreien. Vor Harry machte es ihm nichts. Gar nichts. Er war bereits vor ihm zusammengebrochen und wenn ihm ein Mensch das Gefühl gegeben hatte, dass er sich niemals zu verstecken brauchte, dann er. Und das machte ihn unsagbar glücklich. Er schrie. Es waren keine Worte, nur ein einziger langgezogener Schrei. Er schrie seinen Schmerz heraus, seine Wut, seine Verzweiflung alles. Lange. Bis er schließlich verstummte und sich schweigend gegen Harry lehnte. ~*~*~*~ Harry entließ den Zauber erleichtert. Es war gar nicht so einfach gewesen, ihn aufrechtzuerhalten, aber er hatte es im Endeffekt geschafft. Auch wenn es wirklich eng geworden war. Lächelnd glich er Dracos Gewicht aus, indem er sich ebenfalls gegen ihn lehnte, schloss leicht erschöpft die Augen. Die Gefühle, die er gehört hatte… Wenn sie wirklich alle in Draco drin waren, dann hatte er sie viel zu lange zurückgehalten. Aber andererseits hatte er das alles auch einmal nach dem Potenzialzauber gefühlt. War es wirklich dieser Zauber, der ihnen das Leben so schwer machte? ~*~*~*~ Draco grub sein Gesicht in Harrys Haar und atmete tief durch. Er roch gut. Verdammt gut... Er stellte es jedes Mal fest, wenn er ihm so nahe war. Er schlang seine Arme um ihn, zog sich näher. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er einfach in Harry hineinkrabbeln und sich unter seiner Haut zusammenrollen können. So nah sein, wie nur irgend möglich... Schweigend saßen sie da, eng aneinandergeschmiegt, sahen sogar der Sonne beim Untergehen zu. Irgendwann kam die zaghafte Anfrage in ihren Gedanken: *Kommt ihr zu Astronomie?* Hermione. Sie wirkte eindeutig besorgt, denn dass irgendetwas nicht gestimmt hatte, als sie beide gegangen waren, war nur allzu deutlich gewesen. Draco seufzte leise und machte keine Anstalten sich irgendwie zu bewegen. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. „Willst du nicht?“, fragte er. Im Grunde war die Frage überflüssig, denn sie mussten, aber in diesem Moment war er nicht abgeneigt, Draco seinen Wunsch zu erfüllen. Nur würde er hingehen müssen, weil er keine Entschuldigung hatte. Draco ging es nicht gut, dann war das in Ordnung. „Andererseits… es hat aufgeklart. Man kann die Sterne sehen…“ ~*~*~*~ „Lass uns gehen...“ Der Blonde ließ ihn zögernd los. „Solange du da bist...“ Er lächelte und küsste Harry sachte, ehe er langsam aufstand. Er fühlte sich vollkommen ausgelaugt und kaputt. Emotional erschöpft. Psychisch erschöpft. Aber zumindest ging es ihm langsam etwas besser. ~*~*~*~ Harry lächelte, nahm seine Hand und zusammen gingen sie hinauf zum Astronomieturm. Geheiligt werde Hermione, dass sie ihnen immer rechtzeitig Bescheid gab, dass sie noch die Chance hatten, vor dem Lehrer zu kommen. So auch heute. Professor Sinistra begann ihren Unterricht und Harry zog Draco mit sich zu einem von ihr weit entfernten freien Teleskop, schupste ihn sachte auf die kleine Nische, die zwar zu den Zinnen gehörte, aber dennoch zum Sitzen geeignet war. Er sollte sich ausruhen. Die Frau vorne gab ihnen eine Aufgabe, damit sie beschäftigt waren. Sie sollten herausfinden, wie viele Stunden und Minuten es noch dauerte, bis man die Wetterlinse ernten konnte, eine kleine Pflanze, bei der man wirklich Glück haben musste, wenn man sie finden wollte. Das Mistding hatte die dumme Angewohnheit zu wandern. ~*~*~*~ Draco lehnte sich gegen den kalten Stein und schloss halb die Augen. Er war so müde... Irgendwie dämmerte der Unterricht so an ihm vorbei. Erstaunlicherweise vermisste Professor Sinistra ihn noch nicht einmal. Er hatte ja fast damit gerechnet, dass sie auf einmal wie ein Racheengel vor ihm stehen würde, aber nichts dergleichen... Sie verschonte ihn wirklich. Froh, dass der Unterricht vorbei war, stand er schließlich auf und ergriff Harrys Hand. Bloß weg hier. Sie kamen nur bis zur Tür, dort warteten die anderen vier bereits. Ron und Hermione sichtlich etwas unbehaglich, Blaise und Pansy nur zu deutlich besorgt. „Alles okay?“, fragte der Schwarzhaarige und die Sorge war beinahe schon übermäßig aus seiner Stimme zu hören. „Ja.“, brummte Draco und zog die Schultern hoch. Er wollte nicht reden... „Sicher? Du...“ „Ja, sicher.“ Die grauen Augen funkelten ihn an, sodass Blaise unwillkürlich zurückwich. „Okay... Sorry, dass wir so dumm waren, uns wegen dir Sorgen zu machen.“ Blaise machte auf dem Absatz kehrt und nach einem zögerlichen Blick auf Draco folgte Pansy ihm. ~*~*~*~ Die anderen zwei folgten ihm auch, nachdem sie noch ein beinahe schüchtern anmutendes Gute Nacht gemurmelt hatten. Harry wartete, bis sie außer Hörweite waren. „Das war unnötig, Draco.“, murmelte er leise und lehnte sich ein bisschen gegen ihn. „Sie machen sich nur Sorgen.“ Er wusste in etwa, wie sie sich fühlen mussten… ~*~*~*~ Draco schwieg und strich Harry nur durch das Haar. Einige Minuten standen sie so, ehe er sich schließlich doch dazu durchrang, etwas zu sagen. „Vielleicht. Vielleicht war es unnötig, aber ich kann das im Moment einfach nicht. Ich kann sie gerade einfach nicht um mich haben.“ ~*~*~*~ Wehmütig lächelte Harry. Da sollte er schon froh sein, wenn er wenigstens bei ihm sein durfte… Aber… „Dann solltest du ihnen sagen, dass sie dich alleine lassen sollen. Ich meine… auch wenn sie es sicher so verstanden haben und letztendlich auch gegangen sind, sie hätten es sicher auch verstanden, wenn du sie gebeten hättest, meinst du nicht?“ Sachte strich er ihm eine Strähne hinter das linke Ohr und stupste mit seiner Nase Dracos an. Er wollte nicht klingen wie seine Mutter oder so was, aber er wollte, dass Draco das endlich mal verstand. ~*~*~*~ Draco schnaubte nur leise. Harry mochte Recht haben. Sehr sicher sogar, aber... Es war so einfach, dann schlichtweg kalt und abweisend zu sein, einfach alle wegzustoßen, anstatt klar zu sagen, was er wollte. Und es hatte doch die gleiche Wirkung... ~*~*~*~ Harry seufzte leise, dann lächelte er, gab ihm einen kleinen Kuss. Das würde er ihm schon noch beibringen. Und wenn nicht, dann… Tja, was dann? Im Grunde wusste er das nicht wirklich, aber ihm fiel schon noch was ein. „Gehen wir hoch… äh runter?“, fragte er ihn. ~*~*~*~ Draco nickte stumm, legte den Arm um Harrys Taille und Seite an Seite schritten sie zum Raum der Wünsche. Sobald die Tür hinter ihnen zufiel, fühlte sich Draco besser. Jetzt gab es niemanden mehr, der stören konnte. Niemand mehr, der ihm ungewollt nahe kommen konnte. Niemand mehr, der unerwünscht war. Er blieb stehen und zog Harry still an sich. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige ließ es geschehen, wickelte seine Arme um Dracos Schultern und küsste ihn sachte, während er ihn leicht hin- und herwiegte. Wie ein kleines Kind, das etwas ihm Unersetzliches verloren hatte, so kam ihm Draco gerade vor. „Sollen wir schlafen gehen?“, fragte er schließlich. Warum konnte er nicht helfen? ~*~*~*~ Dracos Antwort bestand in einem Kuss. Einem Kuss, der eindeutig verriet, wie sehr er Halt suchte, nach Nähe verlangte, und zugleich auch voller Leidenschaft war, Verlangen und etwas, das Verzweiflung sehr nahe kam. ~*~*~*~ Harry lächelte. Vielleicht… vielleicht sollte er einfach sein Versprechen wahr machen. Das vom Morgen. Vielleicht lenkte es ihn ab. „Komm.“, flüsterte er liebevoll. „Komm mit mir, ja?“ Und noch im gleichen Augenblick, trat er einen Schritt zurück und zog ihn sacht an der Hand mit. ~*~*~*~ Fragend legte Draco den Kopf schräg, ließ sich aber gehorsam mitziehen. Er war doch gespannt, was Harry ausheckte. ~*~*~*~ Harry zog ihn zum Bad, öffnete die Tür und fluchte im nächsten Moment gedanklich, dass er nicht daran gedacht hatte, die Dusche ein bisschen zu vergrößern. Wäre sinnvoll gewesen, aber so war es jetzt wieder die Aussicht auf einen engen Raum. Gut, dass keiner von ihnen Platzangst hatte. Lächelnd drehte er sich um und küsste ihn erneut. Irgendwie fiel es ihm diesmal nicht so schwer. Heute Morgen war da Beklemmung gewesen, aber jetzt… Wenn es Draco wirklich half, würde er noch ganz andere Dinge tun. Sachte tat er es seinem blonden Freund heute Morgen gleich und löste die Krawatte und stellte erfreut fest, dass es schon ein bisschen einfacher ging, als das letzte Mal. Den Umhang ließ er zu Boden fallen, bevor er begann die Knöpfe zu öffnen. Langsam, denn seine Gedanken drifteten ab. Was hatte Draco heute Morgen genau vorgehabt? Er hatte ja gesagt… gedacht, dass er sich würde überraschen lassen, aber jetzt… Der letzte Knopf versagte seinen Dienst und er begann zu lächeln. Er würde Draco etwas Gutes tun. Wie das aussah, das konnte er sich noch überlegen. Sachte streifte er das Hemd über die Schultern, betrachtete die blasse Brust. Draco brauchte dringend ein bisschen mehr Sonne. Kurz blickte er zu ihm auf, lächelte ihm leicht beruhigend – oder war es aufmunternd? – zu, dann ließ er seine Hände über die Brust zurückstreicheln, bis zum Hosenbund. Sein Gesicht wurde heiß, als er den Knopf öffnete, aber ausnahmsweise stockte er nicht in seiner Handlung. War doch nicht schlimm, oder? Sie waren doch jetzt schon sehr intim gewesen, da machte das doch wirklich nichts mehr aus. Die Hose glitt an Dracos schlanken Beinen hinab zu Boden und Harry lächelte. Die Gürtelschnalle hatte auf den Fliesen ein ganz leises Klirren verursacht. Ein hübsches Geräusch… Er bückte sich und öffnete die Schleifen der schwarzen Schuhe, tippte zweimal gegen das rechte Bein, um ihm zu bedeuten, dass er es heben sollte, was er tat, und zog dann Schuh und Strumpf aus. Die Hose war von alleine einfach gefallen. Mit dem anderen Fuß verfuhr er genauso, dann zog er ihm die Shorts herunter. Lächelnd blickte er zu ihm auf, erhob sich und ließ seinen Blick noch einmal über ihn gleiten. So… so ganz bloß hatte er ihn bisher nie betrachtet, auch wenn er schon ein paar Mal so vor ihm gestanden hatte. Ihm gefiel, was er sah. Weiße, makellose Haut, nur die kleine Narbe war noch weißer, seine wohl proportionierten Arme und Beine, fester Bauch und Po, die Brust muskulös, aber nicht übertrieben… Wieder beugte er sich vor und küsste ihn. „Du bist wirklich wunderschön.“, flüsterte er ihm vergnügt ins Ohr, während er seine eigene Krawatte öffnete und fallen ließ. Ihm war aufgefallen, dass es doch recht kühl war und er wollte Draco nicht zu lange auskühlen lassen. Seine Hände waren doch eh schon kalt. Von diesem Gedanken angespornt zog er sich den Umhang über den Kopf, ohne sich die Mühe zu machen, die Schnallen zu öffnen. Schuhe folgten auf ähnliche Weise, Socken musste er sich dann wieder per Hand ausziehen. Das Hemd knöpfte er dann doch bis zum Ende auf, ließ es ebenfalls fallen, dann folgten Hose und Shorts. Er hatte sich extra beeilt, um Draco nicht warten zu lassen. Mit einem engelsgleichen Lächeln nahm er schließlich wieder seine Hand und zog ihn mit zur Dusche, aber bevor er ihn hineinließ, machte er das Wasser an und wartete, bis es warm war. „Na dann.“, lächelte er. „Warmes Wasser heilt vieles. Besonders kalte Hände.“ Ja, ja, er redete Stuss. Schlimm? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vorsichtig küsste er seinen Freund. Ganz vorsichtig, ganz sachte, ganz keusch. Das Wasser lief über sie beide hinweg, drückte die sonst so fluffigen, blonden Haare eng an den schönen Kopf, ließen sie ihm in die Augen laufen, sodass Harry sie zurückstreichen musste. Noch immer hatte Draco sich nicht nennenswert geäußert oder bewegt, war immer noch so seltsam passiv und still. Es war schon schrecklich, wenn jemand wie er allen aktiven Willen verlor, oder? „Mach die Augen zu.“ Eine Bitte, damit er sein Vorhaben ausführen konnte, ohne sich beobachtet zu fühlen oder sich schämen zu müssen. Warum auch immer. Erfreut stellte er fest, dass der Blonde folgte. Ganz brav schloss er die Augen. Harry lächelte und küsste ihn erneut. Diesmal nicht ganz so keusch, aber auch nicht so, wie Draco es sich sicherlich getraut hätte. Dazu fehlte ihm dann doch der Mut. Er ließ wieder von ihm ab, um das Wasser abzustellen und nach dem Duschgel zu greifen, sich etwas von dem orangefarbenen Gel auf die Hand zu tun und es anschließend auf Dracos Brust zu verteilen. Ganz vorsichtig. Ganz sanft massierte er die Schlüsselbeine, bis weicher Schaum über seine Hände und Unterarme hinab lief. Leicht kreisend glitt er zu anderen Stellen, zu den Schultern, den Brustwarzen, dem Bauch, den Seiten, ließ dann ab von allem, um sich mit neuem Duschgel bewaffnet dem rechten Arm zu widmen, den er nicht minder sorgfältig bedachte, jede noch so kleine Stelle ausgiebig massierte, den anderen Arm mit der gleichen Sorgfalt behandelte und sich dann wieder vor ihn stellte, um ihn zu küssen, während er den Hals einseifte, sachte bis zu den Ohren hoch kreisend massierte. Herrliche Harmonie, schwerfällige Ausgeglichenheit, schöne Atmosphäre. Geschmeidig wanderte er um ihn herum und begann seinem Rücken eine Massage zu verpassen, vollkommen in seine Tätigkeit versunken, strich später auch immer wieder über seine Hüftknochen, die Pobacken, selbst wenn er sich nicht sicher war, ob er das durfte. Wenn nicht, dann würde sich Draco doch melden, oder? Mit neuer Seife bewaffnet ging er in die Knie, sorgte nacheinander für durchblutete Beine und Knie und Füße, bevor er wieder hochkam und sich vor Draco hinstellte. Ein kurzer Blick… Noch fehlte eine Stelle, nicht? Ein sachter Kuss… „Darf ich?“ Seine rechte Hand hatte sich seinem Glied genähert und verharrte nun auf der Stelle, die den Übergang zwischen Bauch und Intimbereich darstellte. ~*~*~*~ Draco hatte sich bei Harrys Berührungen immer weiter entspannt mit jeder kleiner Stelle seines Körpers, die der Gryffindor mehr wusch, fühlte er, wie alles von ihm abfiel. Regelrecht fortgewaschen. Es war schön. Unheimlich schön. Blinzelnd öffnete er die Augen und blickte den Gryffindor an. Das schwarze Haar hing ihm ins Gesicht und ließ ihn wie eine nasse Katze aussehen. „Ja...“, antwortete er leise und küsste ihn sachte zurück, ehe er wieder die Augen schloss. ~*~*~*~ Nun wieder rot ließ Harry seine Hand tiefer gleiten. Ganz sachte und ganz eben verharrte er über der Wurzel, bevor er schließlich begann, Seife über seinem Glied zu verteilen. Kritisch. Harry wagte es nicht, hinzusehen, als er seine Hand noch ein bisschen weiter zwischen seine Beine schob und die Seife auch über die restliche Haut verteilte, über die Hoden, den Hintern. Letztendlich kehrte er noch einmal zur Brust zurück, strich gedankenverloren noch einmal darüber. Jetzt noch das, worauf er sich am meisten freute. Haare waschen! Er suchte das Shampoo, drückte sich davon etwas auf die glitschigen Hände und strich ihm dann einmal, beim Haaransatz auf der Stirn angefangen, mit den Fingerspitzen über den ganzen Kopf bis zum Nacken, bevor er begann die Kopfhaut leicht zu massieren, wie er sich vorstellte, dass es gut war. Erfahrung hatte er damit noch nicht gemacht, jemanden so zu verwöhnen, aber er gab sich deutlich Mühe. Und es gefiel ihm auch selbst. Das weiche Gefühl unter seinen Fingern war einfach unglaublich. Irgendwann war es dann kaum noch möglich, denn Dracos Haut und Haare waren fast wieder trocken, also machte er das Wasser wieder an. Schließlich musste die Seife wieder runter. Und weil sie ganz sicher nicht von alleine vollständig abgewaschen wurde, begann die Prozedur wieder von vorne, bloß dass er diesmal mit den Haaren begann, damit Draco nichts in die Augen bekam. Und dann war er fertig. Schade. Zu schade. Und was jetzt? Etwas ratlos küsste er Draco erneut, legte ihm die Arme um die Taille und lehnte sich gegen ihn, legte ihm den Kopf in die Halsbeuge. Die Ruhe zwischen ihnen war wirklich toll. ~*~*~*~ Draco strich Harry sachte über den Rücken und drückte ihn an sich. Er war süß. Wirklich süß. Dieses Verhalten rührte ihn an. Ihm war schlichtweg das Herz aufgegangen bei dieser Art der Behandlung. „Danke...“, raunte er sachte und küsste Harry auf das nasse Haar. Bildete er sich das ein oder roch er schon wie nasse Katze? „Jetzt bist du dran...“ Lächelnd griff er nach der Seife und schob den Gryffindor sachte von sich. Genauso bedächtig und sorgfältig wie der andere zuvor bei ihm, seifte er ihn ein und massierte Zentimeter für Zentimeter der weichen Haut. Genauso wie Harry ließ er keine Stelle aus, genoss es schlichtweg, ihn überall berühren zu können, zu dürfen. ~*~*~*~ Rot wie ein Ampelstehmännchen beobachtete der Schwarzhaarige Draco dabei. Er wusste schon, warum er um geschlossene Augen gebeten hatte, aber warum beobachtete er ihn dann dabei? Und warum war ihm das nun wieder peinlich? Und andererseits genoss er es. Es war schön. Und wenn er ehrlich war, dann war ihm zu warm. Viel zu warm. Leicht lächelnd lehnte er sich gegen die kühlenden Fliesen, hatte er doch am Morgen gelernt, dass sie da Abhilfe schaffen konnten. Zumindest ein bisschen. ~*~*~*~ Draco lächelte, als er Harrys rotes Gesicht sah. Zu niedlich, womit der Gryffindor immer wieder in Verlegenheit zu bringen war. Er küsste ihn, diesmal nicht mehr so zart und zurückhaltend, sondern verlangender, leidenschaftlicher. Behutsam drängte er sich gegen ihn und schob seine Hand langsam tiefer, begann ganz sachte Harrys Glied zu massieren. ~*~*~*~ Harry öffnete die Augen wieder. Die schwermütige Stimmung war umgeschlagen, war jetzt anders… dunkler. Heißer? Seine Augen glommen kurz auf. Diesmal würde er aber nicht der erste sein, der kam. Hätte jemand gefragt, wieso es plötzlich einfach so ging, dass er das tat, ohne sich zu genieren, dann hätte er diesem jemand wohl einen Fluch auf den Hals gehetzt und anschließend gesagt, dass er sich sehr wohl genierte, aber das war gerade egal, vollkommen, als er das tat, was er am gestrigen Abend das erste Mal bei Draco getan hatte und diese vollkommen harmlose Geste erwiderte. Genauso behutsam und sachte, wie Draco es bei ihm tat. Und er war erstaunt, dass das sogar funktionierte. Wenn er sich da an gestern erinnerte, da war es ihm kaum möglich gewesen, irgendwas zu denken, jetzt konnte er sich sogar bewegen! Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er so auch einfach eine Möglichkeit gefunden hatte, die sich langsam aber sicher anstauende Energie wieder abzubauen… ~*~*~*~ Draco keuchte leise auf, als er Harrys Hand spürte, dann lächelte er in den Kuss hinein. Er erhöhte das Tempo seiner Handbewegung, genoss das Gefühl, wie Harry ihm folgte - und wie der Gryffindor auch leise zu stöhnen begann. Er löste seine Lippen von Harrys, küsste ihn sachte auf die Halsbeuge und begann an der zarten Haut zu knabbern und zu saugen, immer wieder von kurzen Augenblicken unterbrochen, in denen er unwillkürlich nach Luft schnappte. ~*~*~*~ Harry lehnte noch immer an der Wand, seine zweite Hand beschäftigte sich mit Dracos Brustwarze und zwischendurch kam ihm ein Gedanke der Bewunderung für den Blonden, der noch immer aufrecht stand. Ohne Lehne. Seine eigenen Knie waren weich wie warme Butter. Ihm war jetzt inzwischen trotz Fliesen im Rücken zu heiß und seine Augen offen halten, konnte er auch nicht mehr. Immer wieder kniff er sie zusammen, um wieder mehr erkennen zu können, bis er schließlich aufgab, als das Tempo und der Druck nahe dem Unerträglichen waren. Es war ein aufregendes Gefühl, zu fühlen, dass sie beide zur gleichen Zeit das gleiche fühlten! Er drückte sein Becken Draco entgegen, als seine freie Hand über die Brust hinaufwanderte, in seinem Nacken nach ein paar Strähnen griff, die ihm ein bisschen mehr Halt versprachen, bevor er ihn zu sich heranzog, um ihn zu küssen. Erklären konnte er sich das jetzt nicht, er wollte das einfach, brauchte es, würde sterben, wenn er ihn jetzt nicht schmecken konnte… Und es war auch wirklich unglaublich, wie sie sich küssten. Wild, leidenschaftlich, verlangend und atemlos, aber helfen tat es nicht. Jedenfalls nicht gegen den zunehmend unerträglichen Druck in seinem Unterleib. ~*~*~*~ Draco drängte sich Harry ebenfalls unwillkürlich entgegen, sowohl im Kuss als auch mit seinem Becken. Ihm war heiß, verdammt heiß. Schweiß perlte ihm über den Körper, vermischte sich mit dem lauwarmen Wasser. Dann schien die ganze Welt um ihn herum zu explodieren. Ihm entwich ein leiser Schrei und nahezu im gleichen Moment, spürte er, wie sich auch Harrys Körper zusammenkrampfte. Warm, nahezu heiß, lief ihm Harrys Sperma über die Hand, auf seinen Oberschenkel. Keuchend lehnte er sich gegen ihn, die eine Hand an der Wand abgestützt. Seine Beine fühlten sich an wie Gummi und nur langsam, ganz langsam, kam er wieder in der Wirklichkeit an. ~*~*~*~ Dem Schwarzhaarigen ging es kaum anders. Seine linke Hand kraulte Draco noch immer, ohne es wirklich wahrzunehmen, die Stirn hatte er auf die Schulter vor sich gelegt. Oh Mann. Schön… Anstrengend! Aber schön. Wunderschön! Er lachte leise, als sein Blick auf seine Hand fiel. Da hatte sich das Duschen ja mal gelohnt. Absolut. Leicht unkoordiniert hielt er die Hand einfach unter das noch immer fließende Wasser, das noch immer ihre beiden Körper liebkoste, beobachtete, wie das weiße Zeug langsam weggeschwemmt wurde. Interessant, dass es so zähflüssig war… Erst als es vollkommen verschwunden war, schlang er auch diesen Arm um Dracos Hals und schmiegte sich an ihn. Schlafen. Das war es, was er jetzt wollte. Nur noch schlafen. ~*~*~*~ Irgendwie schaffte es Draco, sich halb in den Wasserstrahl zu drehen, ohne sich gleichzeitig aus der Umarmung des Gryffindors zu lösen. Schnell spülte er Harrys Spuren ab und drehte dann das Wasser ab. „Komm, Kätzchen, ab ins Bett...“ Er fasste ihn an der Taille und hob ihn aus der Dusche. Draußen griff er nach einem der Handtücher und rieb Harry sanft ab. Es war kaum zu übersehen, dass der Schwarzhaarige tierisch müde war. Und dennoch wollte er sich die Freude nicht nehmen lassen, ihn abzutrocknen und verzichtete bewusst auf jede magische Lösung. ~*~*~*~ „Mau!“, murmelte Harry, dann ließ er sich wieder gegen ihn sinken, ganz einfach in die Arme, die noch immer das Handtuch hielten. Er versuchte ihn zu umarmen, aber das Handtuch verhinderte, dass er weiter als bis zum Bauch kam. Er lächelte leicht. Blöde Müdigkeit! Er wollte ihn auch abtrocknen! So wie Draco ihn! Ganz selbst und… „Darf ich?“, fragte er und zupfte an dem Frotteehandtuch, dabei war er selbst ja noch nicht ganz trocken. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Natürlich...“ Grinsend wuschelte er ihm durch den feuchten Haarschopf. „Du brauchst nicht zu fragen - mach einfach.“ ~*~*~*~ Harry folgte der Erlaubnis, ließ den weichen Stoff ganz sachte über den Körper des Jungen gleiten und sorgte dafür, dass keine Feuchtigkeit zurückblieb. Es war ein schönes Gefühl. Obwohl Draco nichts sagte. Am Ende lagen sie im Bett, wieder ohne Schlafanzüge und Harry kuschelte sich an seinen blonden Freund, hatte ihm die Arme um die Taille geschlungen und war auch nicht mehr gewillt, ihn loszulassen. Warum auch? Er wollte so einschlafen. Genau so. Warm, sicher, geborgen, geliebt… „Ich liebe dich.“, flüsterte er. „Und ich bin froh, dass es dich gibt.“ Seiner Meinung nach war das jetzt ganz dringend nötig gewesen, ihm das mitzuteilen! ~*~*~*~ Draco lächelte weich und gab Harry einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich auch, Harry...“ Liebevoll strich er ihm über die bloßen Schultern, kraulte ihm den Nacken. „Ich werde dich nie wieder hergeben...“ Ermattet schloss der Slytherin die Augen. Er war müde... Und so geborgen, so... geliebt einzuschlafen, das war mit das beste, was es geben konnte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ It doesn´t take a word And all I need to know is here There´s comfort in the silence When you´re near ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Teenager... *augenverdreh* Hormongesteuerte Teenager... Gut, ich denke, das ist ein prima Zeitpunkt, um eine Frage loszuwerden, die sich jemand gestellt hat... Was habt ihr lieber – Szenen, die die Handlung deutlich voranbringen, oder aber... solche Szenen (Lemon, um genau zu sein)? Wir freuen uns auf eure Antworten. =^-^= (Und nein, die Frage ist nicht seltsam, auch wenn sie so wirkt. XD) Shirokko: Sie ist wohl seltsam, aber berechtigt, schließlich hängt von der Antwort ab, ob so etwas öfter beschrieben wird oder nicht. Oder ob man in Zukunft in solchen Love-Sinnvoll-Geschichten die Ausformulierung einfach weggelassen wird… Aber mal ganz im Ernst. Die Szene, wie Harry Dray gewaschen hat… Es hat unheimlichen Spaß gemacht, das zu schreiben. Gemein finde ich nur, dass Draco jetzt allein ist mit dem Gefühl der Leere, dass Harry das Glück hat, es kontrollieren zu können… zumindest ein bisschen mehr als zuvor. Unter der Dusche (zensiert) --------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 73: Unter der Dusche Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Donots – Room With A View. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 73: Unter der Dusche Draco wurde von einem recht unsanften *Na, verschläfst du? War es so gut?* geweckt. Blaises Stimme dröhnte richtig in seinem Kopf und sorgte dafür, dass er leise aufstöhnte. Böse... Wirklich böse, so geweckt zu werden... Müde schlug er die Augen auf. Das erste, was er sah, waren ein schwarzer Haarschopf und ein leicht vorgebeugter Nacken. Sein Kopf ruhte halb auf Harrys Schulter. Nackte Haut auf seiner und... Oh. Harrys Po an heikler Stelle bei ihm... Er rutschte ein klein wenig höher, war sich nur allzu deutlich dieser Nähe bewusst und küsste Harry sachte auf den Hals. „Guten Morgen...“ Leise wisperte er ihm die Worte ins Ohr. ~*~*~*~ Harry grummelte leicht. Es war so schön warm und so schön dunkel. Und es war einfach nur toll, jetzt zu schlafen. Warum musste jetzt schon Morgen sein? Er wollte noch nicht aufwachen! Er wollte weiter träumen! ~*~*~*~ „Schlafmütze...“ Draco lachte leise und begann sachte an Harrys Ohrläppchen zu knabbern, während er gleichzeitig über seine Brust streichelte. „Keine Lust wach zu werden?“ Wieder lachte er. ~*~*~*~ Murrend schmiegte sich Harry näher, aber wach wurde er trotzdem. Ganz langsam. Als würde ihn jemand aus einem tiefen, schwarzen Brunnen ziehen. „Hmhm…“ Dann streckte er sich leicht und rollte sich auf den Rücken. Zumindest hatte er das vorgehabt. Praktisch ging es nicht. Praktisch war Draco im Weg. Draco war da… So drehte er nur den Kopf, lächelte ihn an. „Morgen.“ ~*~*~*~ Dracos Antwort bestand in einem langen Kuss, denn er nur ungern unterbrach. Ihm gingen auch noch ganz andere Dinge durch den Kopf, die er jetzt gerne tun würde, aber dafür war wohl kaum Zeit... Er hatte wenig Lust darauf, dass Blaise ihnen dazwischen funkte... Er schielte zum Wecker hinüber und seufzte leise. „Ich muss zum Training...“ ~*~*~*~ Auch Harry blickte zu dem verschwommenen Ding hinüber, dann seufzte er. „Dann lass uns einfach gehen. Zu spät kommen ist für dich keine Option.“ Ungelenk versuchte er, Draco eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen, aber es ging in einem Gähnen unter, dann kuschelte er sich wieder ganz eng an seinen warmen Freund. Keine Lust… ~*~*~*~ Draco lachte leise und strich Harry sanft über den Rücken. Dann gab er ihm noch einen Kuss und richtete sich langsam auf. „Es muss leider sein...“ Er seufzte. Widerwillig stand er auf und zog seine Sportsachen an. Er wartete noch auf Harry, dann gingen sie beide gemeinsam hinunter. Wie gewohnt wurden sie von Blaise schon am Tor erwartet. Und das breite Grinsen auf dem Gesicht des Slytherinhüters sprach Bände. Draco verzog minimal den Mund. „Guten Morgen, ihr zwei Süßen...“ Blaise stieß sich von der Wand ab, an der er gerade noch gelehnt hatte und zu dritt traten sie hinaus. „Gut geschlafen?“ „Natürlich.“, gab Draco trocken zurück. „Kann ich mir vorstellen...“ Blaises Grinsen wurde noch breiter. ~*~*~*~ Harry wurde rot und blickte zu Boden, drückte Dracos Hand ein bisschen fester. Irgendwie klang das so, als wüsste der Schwarzhaarige alles, dabei konnte er das gar nicht wissen! Oder doch? Wahrscheinlich schon, schließlich drehte sich ihr gestriges Gespräch um dieses Thema. Da lag der Gedanke ja nahe. Dumm, dass er zutraf. Na ja, eigentlich nicht, aber irgendwie… schon. „Morgen.“, antwortete er verspätet, um dieses Chaos aus seinem Kopf zu kriegen. ~*~*~*~ Blaise grinste nur vielsagend, was von Draco nicht weiter kommentiert wurde. Der Schwarzhaarige hatte seinen Spaß, vor allem an Harrys Verlegenheit. Am Seeufer erwartete sie bereits der Rest des Slytherinteams. Mittlerweile hatte man sich an Harrys Anwesenheit gewöhnt und wie immer sparten weder Warrington noch Pucey mit giftigen Blicken. „Bis gleich...“ Draco lächelte und strich Harry sachte übers Haar. ~*~*~*~ Dieser winkte, wartete noch, bis die sieben verschwunden waren, dann wanderte er in den Wald hinein, hockte sich ans Ufer, um Draco möglichst lange beobachten zu können. Sie liefen einen Bogen, nicht mehr vor ihm vorbei, sondern hinter ihm. Den Slytherins war der Wald unheimlich, genau wie allen anderen Schülern. Woher sollten sie auch wissen, dass es nur zwei Schüler gewesen waren und kein böser Zauber. Nach der ersten Runde begann Harry damit, Zauber zu üben. Das Lächeln auf seinen Lippen war nicht fortzuwischen. ~*~*~*~ „Ihr habt es getan, nicht wahr?“, vergewisserte Blaise sich schließlich, während Draco und er den anderen hinterher trabten. Der Blonde gab keine Reaktion. Blaise seufzte theatralisch. „Dann muss ich wohl Harry fragen...“ „Wie kommst du eigentlich darauf?“, fragte Draco zurück. „Wie zum Merlin kommst du darauf? Jetzt auf einmal?“ „Weil wir gestern Abend ein Gespräch über seine Sorgen und Ängste hatten. Ich wüsste gerne, ob ich ihm helfen konnte.“ Aufgrund von Dracos hochgezogener Augenbraue fügte er noch hinzu: „Okay, okay, und ich bin neugierig.“ Der Blonde lachte leise. „Danke, dass du dich gekümmert hast...“ „Nichts zu danken. Ich mag ihn.“ Der Hüter zuckte mit den Schultern. „Und ich bin froh, dass du glücklich bist...“ Einen Augenblick lang wurden seine schwarzen Augen noch einen Tick dunkler, doch irgendwie bezwang er dieses dumme Gefühl. Es spiele keine Rolle. Durfte keine spielen. „Komm, lass uns den anderen zeigen, wie man läuft.“ Draco lächelte und zog das Tempo an. Sie waren weit zurückgefallen und Warrington hatte natürlich die Chance genutzt, um sich abzusetzen, doch Draco hatte noch lange nicht vor, ihm die Oberhand zu lassen. Niemals. ~*~*~*~ Diese Aufholjagd lenkte Harry dann von seinem Training ab. Klasse. War denn das zu glauben? Holte Draco innerhalb einer halben Runde auf? Selbst Blaise blieb ziemlich lange mit dran. Diese Art Training schien wirklich zu helfen. Sie wurden immer besser! Wahnsinn! Vielleicht sollte er sich allmählich Gedanken machen, was aus seiner eigenen Mannschaft wurde. Aber das war eigentlich immer noch Angelinas Sache, nicht seine. Da, er hatte ihn. Und er konnte sich das wütend verzerrte Gesicht Warringtons wirklich gut vorstellen. Noch eine Runde, aber es sah nicht wirklich so aus, als hätte er eine Chance heute. Draco war viel zu gut in Form! ~*~*~*~ Draco lachte triumphierend, als er als Erster bei dem Weidenhain ankam. Blaise war relativ dicht hinter ihm und legte ihm grinsend den Arm um die Schulter. „Nicht schlecht...“, keuchte der Schwarzhaarige. Auch Dracos Atem ging deutlich schneller. Das Ziehen in seinen Beinen verriet ihm nur zu deutlich, dass er dahingehend an die Grenzen gegangen war, aber was machte das schon? Er war glücklich und fühlte sich, als wenn er einfach so die Welt aus den Angeln heben könnte. Blaise am Arm lief er zu Harry hinüber. Immer noch strahlend. Montague sah den beiden Jungen kopfschüttelnd nach. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass man Draco über Nacht ausgetauscht hatte. Derart ausgelassen hatte er seinen Sucher ja noch nie gesehen... ~*~*~*~ Harry grinste sie an, schwang den Zauberstab und hielt im nächsten Moment jedem eine Flasche entgegen: für Draco Zitrone, für Blaise Orange. Aber ohne Zucker. Wasser mit ein bisschen Geschmack, das war nach einem Lauf besser. „Belohnung!“, sagte er. Eigentlich hätte er Draco lieber einen Kuss als Belohnung gegeben, aber nicht vor den anderen. Das… das war ihm zu peinlich. Erst recht nach dieser Nacht. Es kam ihm fast so vor, als müsste es dann die ganze Welt wissen. Es trieb ihm wieder die Röte ins Gesicht. ~*~*~*~ Dankbar nahmen die beiden Slytherins die Flaschen entgegen und leerten sie beide in einem Zug. „Danke:“ Draco lächelte und strich Harry sanft über die Wange. Alles an ihm strahlte schlichtweg Glück aus. Der Blonde schäumte davon nahezu über. „Bei Merlin...“ Blaise schüttelte leicht den Kopf. „Was auch immer du mit ihm gemacht hast, Harry, da hatte jemand die Nacht seines Lebens.“ Ein breites Grinsen zierte das Gesicht des Schwarzhaarigen, als er sich abwandte. „Bis nachher, ihr Turteltauben...“ Er winkte über die Schulter zurück und folgte dem Rest des Teams zum Schloss hinüber. ~*~*~*~ Jetzt machte Harry wirklich einem Feuermelder Konkurrenz. Was… was war denn das gewesen? Hilfe! „Dray, darf ich ihn verzaubern?“, flehte er. Einfach nur, um irgendwas zu sagen. Merlin, war das peinlich! ~*~*~*~ „Lass ihn...“ Draco lachte leise und zog Harry an sich. „Ist doch egal, was er sagt...“ Zärtlich küsste er den Gryffindor und schlang die Arme um seine Hüften. ~*~*~*~ Es war das, was Harrys Unsicherheit fortwischte. Sachte erwiderte er den Kuss, hob seine Hände, um ihn zu kraulen. Das Gefühl der Beklemmung war wie weggewischt. Dafür war etwas anderes dazugekommen: Begehren. Er wollte mehr von ihm. Das, was er gestern hatte erleben dürfen! Doch obwohl er genau das seinem Freund vermittelte, indem er sich enger an ihn schmiegte, kam es nicht dazu, denn diesmal war es Hermione, die sie störte. *Bleibt ihr draußen oder kommt ihr noch mal rein?* Harry seufzte, kuschelte sich an ihn. Klar, Schule. Freunde. Was er jetzt wollte, das war unmöglich. Er lächelte. „Duschen, umziehen, dann runter?“, fragte er. „Wenn du dich beeilst, dann schaffst du das noch. Und ich hole was zu essen, oder?“ ~*~*~*~ „Du kommst nicht mit?“ Draco legte den Kopf schief und sah den Gryffindor bittend an. Auch in ihm regte sich sehr genau dieses Begehren. Und selbst wenn sie jetzt keine Zeit für einander hatten, wollte er Harry doch einfach bei sich haben. ~*~*~*~ „Ich könnte.“, antwortete der Schwarzhaarige. „Aber dann musst du hungern.“ Dass er nichts bekam, war ihm egal. Das war er schließlich gewohnt. „Das ist nach Sport nicht gesund.“ Im Grunde hatte Draco ihn längst überredet. ~*~*~*~ „Ich wette, die anderen kümmern sich...“ Draco trat langsam zurück und zog Harry mit sich. „Bitte...“ Er lächelte. „Du willst mich doch nicht wirklich allein lassen, oder?“ ~*~*~*~ Harry lachte. „Nein, das kann ich wohl kaum verantworten, oder?“ Und Draco hatte ja Recht, dass die Mädchen und Blaise es sich nicht nehmen ließen, sie zu bemuttern. Sich glücklich an ihn schmiegend folgte er Draco hinauf. Er musste ja auch noch seine Schulsachen holen. Die hatte er vorhin oben gelassen, also war es doch sinnvoller, hochzugehen. Dann musste er Draco auch nicht alleinlassen. ~*~*~*~ Kaum im Raum der Wünsche angekommen, zog Draco Harry mit ins Badezimmer. „Du darfst auch duschen...“ Er grinste und gab ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. „Oder meinst du, dass du gestern Abend nicht geschwitzt hast?“ Lächelnd tippte er ihn auf die Nasenspitze. Er streifte seine Sportkleidung ab und beobachtete den Gryffindor. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. Wie bitte? Auch… duschen? „Zusammen?“ Denn genau danach sah es aus. Draco wollte mit ihm zusammen in diese kleine Duschkabine? Da… da drin hatten sie doch niemals gemeinsam genug Platz, um sich zu waschen! ~*~*~*~ „Ja...“ Draco grinste und trat ein wenig näher, begann Harrys Krawatte zu lösen und sein Hemd aufzuknöpfen. „Es sei denn... Du willst nicht...“ Seine Stimme war rau und er beugte sich vor, um den Gryffindor sanft auf den Hals zu küssen. ~*~*~*~ Harry blinzelte immer noch unglücklich, betrachtete sich die Kabine. „Ich weiß nicht. Da passen wir zu zweit nicht rein, wenn wir uns bewegen wollen.“, gab er zu bedenken. „Ich geh schon auch duschen, aber…“ Automatisch hatte er begonnen, Draco zu kraulen. Das war inzwischen zu einem regelrechten Reflex geworden. ~*~*~*~ „Das geht...“ Draco lächelte und schob Harry das Hemd halb über die Schultern. „Aber wenn du es nicht versuchen willst...“ Bedauernd ließ Draco ihn los und trat zurück. „Schade...“ Seine grauen Augen bestätigten seine Worte nur allzu deutlich. Wirklich schade... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, hin und her gerissen zwischen Neugier und Realismus. Neugier, wie Draco das bewerkstelligen wollte, Realismus, dass es nicht ging. Aber… Die grauen Augen waren so enttäuscht, dass es Harry fast das Herz zerriss. Oh Mann, diese Hundeaugen… Sie zerbrachen seinen Realismus in mundgerechte Häppchen. Er trat auf ihn zu, küsste ihn sachte. „Der Blick ist fies.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Wenn er wirkt...“ Draco empfand keinerlei Reue. Er erwiderte den Kuss und streifte Harry langsam das Hemd von den Schultern, ließ es achtlos auf den Boden fallen. Genauso langsam öffnete er seine Hose und schob sie langsam runter. ~*~*~*~ Harry dachte nicht daran, ihm zu helfen. Jetzt hatte er ihn schon überredet, da war es auch seine Aufgabe. Was er nicht erwartet hatte, war, dass es ihm tatsächlich wieder etwas peinlich war. Nicht so wie am gestrigen Abend, aber doch schon erheblich… Dennoch rührte er sich nicht, wartete einfach ab, was kommen würde. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Draco da was plante, auch wenn er nicht verstand was, und immer noch sein Gehirn mit der Dusche und ihrem spärlichen Raum abmurkste. ~*~*~*~ Draco ging langsam in die Hocke, zog Harry Schuhe und Socken aus und ließ dann die Hose folgen. Sobald er sich wieder aufgerichtet hatte, ergriff er die Hand des Gryffindors und trat in die schmale Kabine. Es war eng, aber gerade das war ja der Reiz... Dieses Gefühl, Harrys Körper so nah zu spüren, war einfach unbeschreiblich und ihm war nur zu bewusst, dass er bereits darauf reagierte. Langsam auch sichtbar. Er griff hinter sich und drehte das Wasser an, bis er es als warm genug empfand. Es prasselte auf sie nieder, schob sich zwischen sie. Wasser konnte verdammt sinnlich sein... Er lächelte, als er Harry gegen die Fliesen drückte und verlangend küsste. ~*~*~*~ Harry erschauderte. Aus drei Gründen. Erstens, weil das Wasser zu Anfang wirklich kalt war, zweitens, weil die Wand in seinem Rücken wirklich eisig war und ihn Luft schnappen ließ, und drittens, weil Draco gerade selbiges Unterfangen effektiv verhinderte, weil er ihn küsste. Und wie! Schmunzelnd stellte er fest, dass es so mit dem Duschen nicht wirklich etwas werden würde. Okay, da war Wasser, aber… Langsam begann er zu erwidern, öffnete seinen Mund und ließ seine Finger über die weiche, nasse Brust gleiten. Warm war sie. Und das Wasser war auch warm. Genau wie Dracos Berührungen. Irgendwie fiel es ihm ein wenig schwer zwischen aktiven Berührungen Dracos und denen des stetig fließenden Wassers zu unterscheiden. Wenn er sich nicht ganz stark konzentrierte, dann wirkte es so, als wäre Draco wirklich überall. Unbeschreiblich… ~*~*~*~ Draco genoss den Kuss, Harrys sanfte Berührungen, das Wasser auf seinem Rücken. Es war toll. Einfach toll... Und so wie er von diesem Gefühl an seinem Unterleib sagen konnte, gefiel es Harry definitiv genau so sehr wie ihm. Sachte strich er über Harrys Brust, hinunter zum Bauchnabel, umspielte diesen sanft und wanderte dann noch etwas tiefer... ~*~*~*~ Dracos Finger näherten sich wirklich viel versprechend. Die Schmetterlinge in seinem Bauch waren wieder in Hochform und der Schwarzhaarige vergaß alles um sich herum, als er den Kuss noch vertiefte, Draco näher zog. *Jetzt ist es aber genug!*, hallte es vierstimmig durch ihrer beider Gedanken. Schock! Harry riss die Augen auf, starrte in Dracos Augen, war wie erstarrt. Was? *Ihr werdet nicht wieder zu spät kommen!* Das war Hermione, die das noch mit anhängte. *Macht, dass ihr hier runter kommt, bevor Sprout hier auftaucht!* ~*~*~*~ Draco verhielt mitten in der Bewegung und seufzte leise, als er seine Stirn auf Harrys Schulter legte. „Es gibt Momente, da hasse ich sie...“ Einen Augenblick stand der Blonde einfach nur still da, dann gab er sich einen Ruck. „Ich fürchte, das müssen wir auf später verschieben...“ Er gab dem Gryffindor einen zärtlichen Kuss, ehe er hinter sich langte und das Wasser wieder abdrehte. ~*~*~*~ Harry musste sich bei dem Blick ein Lachen verkneifen. Ja, manchmal… Dummerweise hatten sie Recht. Verdammt Recht. „Dann später.“, antwortete er, gab ihm zur Besiegelung des Versprechens einen kleinen Kuss. Dracos Idee gefiel ihm. Es war ein Zauber, der sie trocknete, und es dauerte im Endeffekt nur fünf Minuten, bis sie unten waren. Und dann folgten drei Doppelstunden Unterricht, die in ihrer Art nicht langweiliger hätten sein können. Das Mittagessen durften sie drinnen einnehmen, weil das Wetter beschlossen hatte, ihnen Regen zu senden, und allein der Weg zu den Weiden schon unmöglich war. Nach dem Abendbrot war der Regen vorbei und sie hatten noch fast zwei Stunden Freizeit. Ihre Hausaufgaben hatten sie gemacht, also schlug Ron vor, die beiden könnten den Wald ja noch ein bisschen vergrößern, damit man dort von außen auch im Winter nicht mehr gesehen wurde. Pansy spann den Gedanken weiter, sinnierte darüber nach, dass man an einem Ort das Geflecht der Zweige ja so dicht machen könnte, dass der Regen nicht mehr hindurch kommen konnte, und Hermione beschloss, dass das eine wundervolle Idee war, um ein weiteres Mal die Potenzialmagie auf ungefährliche Weise zu testen. Allerdings meinte sie auch, dass sie sie diesmal nicht zueinander lassen würde und sie nahm ihnen das Versprechen ab, dass sie sich konzentrieren würden. Schließlich standen sie einander gegenüber. Vier Meter auseinander, mitten in dem Pavillon, den sie regendicht machen wollten. Ron hinter Harry, Blaise hinter Draco, um sie notfalls daran zu hindern, sich zu berühren. Hermione erklärte noch einmal ernst, wie wichtig es war, dass sie sich nicht fallen ließen, sich nur auf den Zauber konzentrierten, dann schlug sie eine Sache vor: „Am besten schaut ihr euch gar nicht an. Schaut auf den Boden oder so, okay?“ Harry begann zu lächeln. Das war doch mal eine Idee. Ob das wohl funktionierte? ~*~*~*~ Gehorsam blickte Draco zu Boden. Wenn er ehrlich war, dann wollte er diese Magie gerade gar nicht anwenden. Er musste an dieses widerliche Gefühl danach denken. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Aber er hatte es Harry versprochen. Und dazu würde er stehen. Er rollte die Schultern, schaute noch einmal zu dem Gryffindor auf, lächelte aufmunternd und senkte wieder die Augen. „Nascor Aboris.“, murmelte der Slytherin und fühlte sich in dem Augenblick, in dem auch Harry diesen Spruch sagte, von der beinahe schon gewohnten und erwarteten Welle der Nähe umgeben. ~*~*~*~ Auch Harry blickte zu Boden, konzentrierte sich auf den Spruch und das Ziel, das sie damit verfolgten, hörte Draco nur. Und dann kam etwas, das er sich nie zu träumen gewagt hätte: Er konnte Dracos Herzschlag spüren. Dunkel, langsam, tief. Mit seinem im Wechsel, der ein wenig heller zu sein schien. Bei jedem leisen Bumm pulsierten seine Fingerspitzen. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter, als er sich gedanklich vorstellte, wie die Äste der Weiden sich über ihnen verflochten. Doch einfach war das sicher nicht. Bei jedem Pochen in seinen Ohren wurde er aus dieser Konzentration gerissen, bis er schließlich die Augen schloss und ihm einfach nur lauschte. Es war genauso beruhigend, wie ihm in die Augen zu sehen… Hermione beobachtete dieses Lächeln kritisch, aber bisher… bisher war der Zauber kontrolliert. Das Gold, das aus ihren Zauberstäben tropfte, war nicht übermäßig viel. ~*~*~*~ Draco schloss die Augen, zumindest einen Augenblick lang versuchte er, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, ließ diesen Versuch aber fallen, als ihn diese Nähe vollkommen übermannte. Es war... unbeschreiblich. Auch jetzt, auch wenn sie sich nicht ansehen und sich um Kontrolle bemühten, anstatt sich hemmungslos fallen zu lassen. Warum konnte die Nähe nicht immer so sein? Warum... musste Abstand zwischen ihnen sein? Immer... Warum... Auf einmal tat es weh. Mehr, als es das Gefühl nach dieser Art der Magie konnte. Seine Augen brannten und ein Zittern überlief ihn. Nein... Abrupt brach er den Zauber ab. Sein Blick war verschleierte, als die Augen aufschlug. Er sah kaum etwas, hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen. Die Leere war wieder da. Und sie tat weh... Das Zittern wurde stärker, obwohl er versuchte, es irgendwie zu unterdrücken. Es ging nicht. ~*~*~*~ Harry stolperte erschrocken ein paar Schritte zurück, prallte im nächsten Moment gegen Ron. Das Pochen war fort. Sein Zauberstab lag am Boden – wann hatte er ihn losgelassen? – und seine Hände zitterten. Irgendwas war anders als die letzten Male. Was… was war das gewesen? Es hatte sich angefühlt, als hätte ihm jemand mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen! Prüfend schüttelte er den Kopf. Und… die Leere war diesmal nicht so massiv. Mochte daran liegen, dass es das letzte Mal extremer gewesen war, aber… heute fühlte er sich… nur, als hätte er keine Gefühle mehr. Es war mehr Verwirrung. Was war passiert? Was…? Er blickte auf, direkt Draco an, und wusste, dass es diesem nicht so gut ging wie ihm. Mit einem Lächeln an Ron machte er sich aus dessen Griff los, dann kam er zu seinem Freund und schloss ihn in die Arme. „Schsch…“, flüsterte er und lächelte in das helle Haar. „Ich bin da, okay?“ Seine Konzentration war stärker gewesen. Nur aus diesem Grund war sein Fall diesmal nicht so tief gewesen. Oder? ~*~*~*~ Ganz vorsichtig lehnte sich Draco in Harrys Umarmung. Er fühlte sich beschissen. So richtig schön beschissen. Eigentlich wollte er der Potenzialmagie die Schuld dafür geben, aber irgendwie... Er hatte das dumpfe Gefühl, dass er selbst schuld war. Er. Sonst niemand oder nichts anderes. Auf einmal hatte er das unheimliche Bedürfnis allein zu sein. Allenfalls wollte er Harry um sich haben. Niemand sonst... Nur weg hier. Weg von den forschenden Blicken der anderen vier. Einfach weg. ~*~*~*~ Die anderen traten ein wenig näher. „Das ist… erstaunlich gut geworden!“, meinte Ron erstaunt. „Und so gar nicht übertrieben.“ Hermione nickte, Pansy lächelte. „Ihr macht Fortschritte, nicht wahr?“ Harry lächelte, wiegte Draco ein wenig hin und her. Bei ihm schien es ja so zu sein, aber nach Dracos Anschmiegsamkeit zu urteilen, war es bei diesem nicht so. Da war es anders. Draco war dem Tief nicht entgangen. „Ihr spielt wirklich gut zusammen. Das Flechtwerk ist unglaublich gleichmäßig!“, ließ Hermione sich dann vernehmen. „Und, war etwas anders als die Male zuvor? Hilft es, wenn ihr euch nicht anschaut?“ Harry nickte nur, zwinkerte ihr kurz zu, ohne seine Schaukelei zu unterbrechen. ~*~*~*~ Konnten sie nicht einfach verschwinden? Einfach so? Sie sollten weggehen... Einfach weg... Aber sie gingen nicht. Nein, Blaise legte ihm auch noch die Hand auf die Schulter. „Ich will hier weg...“, murmelte Draco leise. „Weg hier...“ Abrupt machte er sich frei und blickte auf. Die grauen Augen waren matt und sein Gesicht war noch blasser als ohnehin schon. Harrys Nähe wollte er, aber nicht die der anderen. Er konnte sie nicht ertragen. Einfach nicht ertragen. Nicht jetzt. Schweigend trat er beiseite, schob sich durch das Dickicht an Zweigen. Mittendrin hielt er inne und blickte fragend zu Harry. Eine stumme Aufforderung ihm zu folgen, der er aber keine verbale folgen ließ. Dann fiel der grüne Vorhang hinter ihm hinunter. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte einmal entschuldigend in die Runde, zuckte auf die fragenden Blicke nur ahnungslos mit den Schultern, bevor er ihm folgte. Er musste laufen, um ihn einzuholen, legte ihm einen Arm um die Schultern und nahm mit der anderen seine Hand. Es tat ihm weh, ihn so zu sehen. Geschlagen, irgendwie. „Diesmal war es anders.“, murmelte er leise, wie zu sich selbst. ~*~*~*~ Draco drückte stumm Harrys Hand. Sie war so warm in seiner eigenen... Er kam sich so unglaublich kalt vor. Als wenn er innerlich erfrieren würde. Unwillkürlich hatte er den Weg zum Rosengarten eingeschlagen. Dort hatten sie vielleicht die Chance, jetzt allein zu sein... „Hindere mich daran durchzudrehen... ja?“, sagte er so leise, dass er sich selbst kaum hören konnte. Die Welt schien auf ihn einzustürzen, ihn zu erdrücken. Und gleichzeitig fühlte er sich so unendlich allein... Weil er Harry nicht mehr auf dieser geistigen Ebene spüren konnte. Am liebsten hätte er einfach geschrieen. ~*~*~*~ Diese Worte und die Tonlage waren es, die Harry schließlich wirklich beunruhigten. Er kniff die Augen zusammen, musterte kurz das blasse Profil, dann hielt er Draco an, stellte sich vor ihn. „Warum solltest du durchdrehen?“, fragte er. „Ich meine…“ Er verfiel in Schweigen. Das war nicht so ganz das, was er erwartet hatte, weil er nach der Potenzialmagie sonst immer so eine Art Lethargie gespürt hatte. Wenn Draco durchzudrehen drohte… ~*~*~*~ „Ich...“ Draco begann den Satz und brach ihn wieder ab. Der Blonde vergrub das Gesicht in Harrys Umhang. „Ich... weiß es nicht... Ich könnte schreien, weil ich es nicht weiß und weil ich mich gleichzeitig so beschissen fühle...“ ~*~*~*~ Harry lächelte sachte, zog ihn in die Arme und drückte ihn. Nicht gut. Gar nicht gut, wenn er wirklich so fühlte. Er kannte die Folter solcher Planlosigkeit angesichts von Verzweiflung. Er hatte sie doch vor kurzem noch selbst gehabt. „Gibt es etwas, das du jetzt gerne tun willst?“, fragte er leise. Er wollte ihm helfen. Und da war es am einfachsten, wenn er fragte, oder? ~*~*~*~ Draco schwieg. Weg von den anderen war er schon. Das war sein erstes Ziel gewesen. Und jetzt? Was wollte er jetzt? „Schreien...“, murmelte er. „Einfach nur schreien...“ ~*~*~*~ Harry lachte leise. „Dann solltest du das tun.“, meinte er, wusste aber, dass das so nicht ging. Draco blamierte sich nicht freiwillig in der Öffentlichkeit, schon gar nicht so. Aber… Nun, vielleicht gab es da eine Möglichkeit. Wenn er diesen einen Spruch hinbekam… „Komm mal mit.“, sagte er, zog seinen blonden Freund zu der Bank, die von noch immer blühenden Rosenranken verdeckt war, drückte ihn darauf nieder, bevor er begann in seiner Tasche nach dem Zettel zu suchen, den er aus den Büchern der Verbotenen Abteilung abgeschrieben hatte. Da war doch irgendwo ein Stillzauber drauf. Eine besondere Art Silencium, der die eigenen Geräusche aussperrte und die der anderen aber durchließ. Schnell faltete er den zerknitterten Zettel auseinander, dann suchte er den Spruch, fand ihn und begann zu lesen, wie er zu wirken war. Bisher hatte er diesen nicht versucht, weil er als schwer galt. Schwerer als der Schattenfluch… Jetzt würde er es eben versuchen. Mit dem Zauberstab machte er die Bewegung nach, mehrere Male, weil er sich immer selbst verbessern musste, dann startete er seinen ersten Versuch. Ob es gewirkt hatte, war keine Frage. Er hatte das Netz des Zaubers sich über sie legen sehen. Irgendwie hatte er nicht den Eindruck, dass es besonders schwer war. Er lächelte den Jungen neben sich aufmunternd an. „Schrei, Dray. Jetzt kannst du. Jetzt können sie dich nicht mehr hören.“ Fragte sich nur, wie lange er den Zauber aufrechterhalten konnte. Er forderte ziemlich viel Konzentration. Zum Glück zerrte er nicht so an den Nerven wie der Schattenzauber. Vielleicht lag es auch daran, dass er jemandem helfen wollte, aber er erschien ihm leichter, obwohl er als schwerer galt. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry dankbar an. „Womit habe ich dich nur verdient?“, murmelte er und gab ihm einen sachten Kuss auf die Stirn. Er durfte schreien. Vor Harry machte es ihm nichts. Gar nichts. Er war bereits vor ihm zusammengebrochen und wenn ihm ein Mensch das Gefühl gegeben hatte, dass er sich niemals zu verstecken brauchte, dann er. Und das machte ihn unsagbar glücklich. Er schrie. Es waren keine Worte, nur ein einziger langgezogener Schrei. Er schrie seinen Schmerz heraus, seine Wut, seine Verzweiflung alles. Lange. Bis er schließlich verstummte und sich schweigend gegen Harry lehnte. ~*~*~*~ Harry entließ den Zauber erleichtert. Es war gar nicht so einfach gewesen, ihn aufrechtzuerhalten, aber er hatte es im Endeffekt geschafft. Auch wenn es wirklich eng geworden war. Lächelnd glich er Dracos Gewicht aus, indem er sich ebenfalls gegen ihn lehnte, schloss leicht erschöpft die Augen. Die Gefühle, die er gehört hatte… Wenn sie wirklich alle in Draco drin waren, dann hatte er sie viel zu lange zurückgehalten. Aber andererseits hatte er das alles auch einmal nach dem Potenzialzauber gefühlt. War es wirklich dieser Zauber, der ihnen das Leben so schwer machte? ~*~*~*~ Draco grub sein Gesicht in Harrys Haar und atmete tief durch. Er roch gut. Verdammt gut... Er stellte es jedes Mal fest, wenn er ihm so nahe war. Er schlang seine Arme um ihn, zog sich näher. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er einfach in Harry hineinkrabbeln und sich unter seiner Haut zusammenrollen können. So nah sein, wie nur irgend möglich... Schweigend saßen sie da, eng aneinandergeschmiegt, sahen sogar der Sonne beim Untergehen zu. Irgendwann kam die zaghafte Anfrage in ihren Gedanken: *Kommt ihr zu Astronomie?* Hermione. Sie wirkte eindeutig besorgt, denn dass irgendetwas nicht gestimmt hatte, als sie beide gegangen waren, war nur allzu deutlich gewesen. Draco seufzte leise und machte keine Anstalten sich irgendwie zu bewegen. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. „Willst du nicht?“, fragte er. Im Grunde war die Frage überflüssig, denn sie mussten, aber in diesem Moment war er nicht abgeneigt, Draco seinen Wunsch zu erfüllen. Nur würde er hingehen müssen, weil er keine Entschuldigung hatte. Draco ging es nicht gut, dann war das in Ordnung. „Andererseits… es hat aufgeklart. Man kann die Sterne sehen…“ ~*~*~*~ „Lass uns gehen...“ Der Blonde ließ ihn zögernd los. „Solange du da bist...“ Er lächelte und küsste Harry sachte, ehe er langsam aufstand. Er fühlte sich vollkommen ausgelaugt und kaputt. Emotional erschöpft. Psychisch erschöpft. Aber zumindest ging es ihm langsam etwas besser. ~*~*~*~ Harry lächelte, nahm seine Hand und zusammen gingen sie hinauf zum Astronomieturm. Geheiligt werde Hermione, dass sie ihnen immer rechtzeitig Bescheid gab, dass sie noch die Chance hatten, vor dem Lehrer zu kommen. So auch heute. Professor Sinistra begann ihren Unterricht und Harry zog Draco mit sich zu einem von ihr weit entfernten freien Teleskop, schupste ihn sachte auf die kleine Nische, die zwar zu den Zinnen gehörte, aber dennoch zum Sitzen geeignet war. Er sollte sich ausruhen. Die Frau vorne gab ihnen eine Aufgabe, damit sie beschäftigt waren. Sie sollten herausfinden, wie viele Stunden und Minuten es noch dauerte, bis man die Wetterlinse ernten konnte, eine kleine Pflanze, bei der man wirklich Glück haben musste, wenn man sie finden wollte. Das Mistding hatte die dumme Angewohnheit zu wandern. ~*~*~*~ Draco lehnte sich gegen den kalten Stein und schloss halb die Augen. Er war so müde... Irgendwie dämmerte der Unterricht so an ihm vorbei. Erstaunlicherweise vermisste Professor Sinistra ihn noch nicht einmal. Er hatte ja fast damit gerechnet, dass sie auf einmal wie ein Racheengel vor ihm stehen würde, aber nichts dergleichen... Sie verschonte ihn wirklich. Froh, dass der Unterricht vorbei war, stand er schließlich auf und ergriff Harrys Hand. Bloß weg hier. Sie kamen nur bis zur Tür, dort warteten die anderen vier bereits. Ron und Hermione sichtlich etwas unbehaglich, Blaise und Pansy nur zu deutlich besorgt. „Alles okay?“, fragte der Schwarzhaarige und die Sorge war beinahe schon übermäßig aus seiner Stimme zu hören. „Ja.“, brummte Draco und zog die Schultern hoch. Er wollte nicht reden... „Sicher? Du...“ „Ja, sicher.“ Die grauen Augen funkelten ihn an, sodass Blaise unwillkürlich zurückwich. „Okay... Sorry, dass wir so dumm waren, uns wegen dir Sorgen zu machen.“ Blaise machte auf dem Absatz kehrt und nach einem zögerlichen Blick auf Draco folgte Pansy ihm. ~*~*~*~ Die anderen zwei folgten ihm auch, nachdem sie noch ein beinahe schüchtern anmutendes Gute Nacht gemurmelt hatten. Harry wartete, bis sie außer Hörweite waren. „Das war unnötig, Draco.“, murmelte er leise und lehnte sich ein bisschen gegen ihn. „Sie machen sich nur Sorgen.“ Er wusste in etwa, wie sie sich fühlen mussten… ~*~*~*~ Draco schwieg und strich Harry nur durch das Haar. Einige Minuten standen sie so, ehe er sich schließlich doch dazu durchrang, etwas zu sagen. „Vielleicht. Vielleicht war es unnötig, aber ich kann das im Moment einfach nicht. Ich kann sie gerade einfach nicht um mich haben.“ ~*~*~*~ Wehmütig lächelte Harry. Da sollte er schon froh sein, wenn er wenigstens bei ihm sein durfte… Aber… „Dann solltest du ihnen sagen, dass sie dich alleine lassen sollen. Ich meine… auch wenn sie es sicher so verstanden haben und letztendlich auch gegangen sind, sie hätten es sicher auch verstanden, wenn du sie gebeten hättest, meinst du nicht?“ Sachte strich er ihm eine Strähne hinter das linke Ohr und stupste mit seiner Nase Dracos an. Er wollte nicht klingen wie seine Mutter oder so was, aber er wollte, dass Draco das endlich mal verstand. ~*~*~*~ Draco schnaubte nur leise. Harry mochte Recht haben. Sehr sicher sogar, aber... Es war so einfach, dann schlichtweg kalt und abweisend zu sein, einfach alle wegzustoßen, anstatt klar zu sagen, was er wollte. Und es hatte doch die gleiche Wirkung... ~*~*~*~ Harry seufzte leise, dann lächelte er, gab ihm einen kleinen Kuss. Das würde er ihm schon noch beibringen. Und wenn nicht, dann… Tja, was dann? Im Grunde wusste er das nicht wirklich, aber ihm fiel schon noch was ein. „Gehen wir hoch… äh runter?“, fragte er ihn. ~*~*~*~ Draco nickte stumm, legte den Arm um Harrys Taille und Seite an Seite schritten sie zum Raum der Wünsche. Sobald die Tür hinter ihnen zufiel, fühlte sich Draco besser. Jetzt gab es niemanden mehr, der stören konnte. Niemand mehr, der ihm ungewollt nahe kommen konnte. Niemand mehr, der unerwünscht war. Er blieb stehen und zog Harry still an sich. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige ließ es geschehen, wickelte seine Arme um Dracos Schultern und küsste ihn sachte, während er ihn leicht hin- und herwiegte. Wie ein kleines Kind, das etwas ihm Unersetzliches verloren hatte, so kam ihm Draco gerade vor. „Sollen wir schlafen gehen?“, fragte er schließlich. Warum konnte er nicht helfen? ~*~*~*~ Dracos Antwort bestand in einem Kuss. Einem Kuss, der eindeutig verriet, wie sehr er Halt suchte, nach Nähe verlangte, und zugleich auch voller Leidenschaft war, Verlangen und etwas, das Verzweiflung sehr nahe kam. ~*~*~*~ Harry lächelte. Vielleicht… vielleicht sollte er einfach sein Versprechen wahr machen. Das vom Morgen. Vielleicht lenkte es ihn ab. „Komm.“, flüsterte er liebevoll. „Komm mit mir, ja?“ Und noch im gleichen Augenblick, trat er einen Schritt zurück und zog ihn sacht an der Hand mit. ~*~*~*~ Fragend legte Draco den Kopf schräg, ließ sich aber gehorsam mitziehen. Er war doch gespannt, was Harry ausheckte. ~*~*~*~ Harry zog ihn zum Bad, öffnete die Tür und fluchte im nächsten Moment gedanklich, dass er nicht daran gedacht hatte, die Dusche ein bisschen zu vergrößern. Wäre sinnvoll gewesen, aber so war es jetzt wieder die Aussicht auf einen engen Raum. Gut, dass keiner von ihnen Platzangst hatte. Lächelnd drehte er sich um und küsste ihn erneut. Irgendwie fiel es ihm diesmal nicht so schwer. Heute Morgen war da Beklemmung gewesen, aber jetzt… Wenn es Draco wirklich half, würde er noch ganz andere Dinge tun. Sachte tat er es seinem blonden Freund heute Morgen gleich und löste die Krawatte und stellte erfreut fest, dass es schon ein bisschen einfacher ging, als das letzte Mal. Den Umhang ließ er zu Boden fallen, bevor er begann die Knöpfe zu öffnen. Langsam, denn seine Gedanken drifteten ab. Was hatte Draco heute Morgen genau vorgehabt? Er hatte ja gesagt… gedacht, dass er sich würde überraschen lassen, aber jetzt… Der letzte Knopf versagte seinen Dienst und er begann zu lächeln. Er würde Draco etwas Gutes tun. Wie das aussah, das konnte er sich noch überlegen. Sachte streifte er das Hemd über die Schultern, betrachtete die blasse Brust. Draco brauchte dringend ein bisschen mehr Sonne. Kurz blickte er zu ihm auf, lächelte ihm leicht beruhigend – oder war es aufmunternd? – zu, dann ließ er seine Hände über die Brust zurückstreicheln, bis zum Hosenbund. Sein Gesicht wurde heiß, als er den Knopf öffnete, aber ausnahmsweise stockte er nicht in seiner Handlung. War doch nicht schlimm, oder? Sie waren doch jetzt schon sehr intim gewesen, da machte das doch wirklich nichts mehr aus. Die Hose glitt an Dracos schlanken Beinen hinab zu Boden und Harry lächelte. Die Gürtelschnalle hatte auf den Fliesen ein ganz leises Klirren verursacht. Ein hübsches Geräusch… Er bückte sich und öffnete die Schleifen der schwarzen Schuhe, tippte zweimal gegen das rechte Bein, um ihm zu bedeuten, dass er es heben sollte, was er tat, und zog dann Schuh und Strumpf aus. Die Hose war von alleine einfach gefallen. Mit dem anderen Fuß verfuhr er genauso, dann zog er ihm die Shorts herunter. Lächelnd blickte er zu ihm auf, erhob sich und ließ seinen Blick noch einmal über ihn gleiten. So… so ganz bloß hatte er ihn bisher nie betrachtet, auch wenn er schon ein paar Mal so vor ihm gestanden hatte. Ihm gefiel, was er sah. Weiße, makellose Haut, nur die kleine Narbe war noch weißer, seine wohl proportionierten Arme und Beine, fester Bauch und Po, die Brust muskulös, aber nicht übertrieben… Wieder beugte er sich vor und küsste ihn. „Du bist wirklich wunderschön.“, flüsterte er ihm vergnügt ins Ohr, während er seine eigene Krawatte öffnete und fallen ließ. Ihm war aufgefallen, dass es doch recht kühl war und er wollte Draco nicht zu lange auskühlen lassen. Seine Hände waren doch eh schon kalt. Von diesem Gedanken angespornt zog er sich den Umhang über den Kopf, ohne sich die Mühe zu machen, die Schnallen zu öffnen. Schuhe folgten auf ähnliche Weise, Socken musste er sich dann wieder per Hand ausziehen. Das Hemd knöpfte er dann doch bis zum Ende auf, ließ es ebenfalls fallen, dann folgten Hose und Shorts. Er hatte sich extra beeilt, um Draco nicht warten zu lassen. Mit einem engelsgleichen Lächeln nahm er schließlich wieder seine Hand und zog ihn mit zur Dusche, aber bevor er ihn hineinließ, machte er das Wasser an und wartete, bis es warm war. „Na dann.“, lächelte er. „Warmes Wasser heilt vieles. Besonders kalte Hände.“ Ja, ja, er redete Stuss. Schlimm? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vorsichtig küsste er seinen Freund. Ganz vorsichtig, ganz sachte, ganz keusch. Das Wasser lief über sie beide hinweg, drückte die sonst so fluffigen, blonden Haare eng an den schönen Kopf, ließen sie ihm in die Augen laufen, sodass Harry sie zurückstreichen musste. Noch immer hatte Draco sich nicht nennenswert geäußert oder bewegt, war immer noch so seltsam passiv und still. Es war schon schrecklich, wenn jemand wie er allen aktiven Willen verlor, oder? „Mach die Augen zu.“ Eine Bitte, damit er sein Vorhaben ausführen konnte, ohne sich beobachtet zu fühlen oder sich schämen zu müssen. Warum auch immer. Erfreut stellte er fest, dass der Blonde folgte. Ganz brav schloss er die Augen. Harry lächelte und küsste ihn erneut. Diesmal nicht ganz so keusch, aber auch nicht so, wie Draco es sich sicherlich getraut hätte. Dazu fehlte ihm dann doch der Mut. Er ließ wieder von ihm ab, um das Wasser abzustellen und nach dem Duschgel zu greifen, sich etwas von dem orangefarbenen Gel auf die Hand zu tun und es anschließend auf Dracos Brust zu verteilen. Ganz vorsichtig. Ganz sanft massierte er die Schlüsselbeine, bis weicher Schaum über seine Hände und Unterarme hinab lief. Leicht kreisend glitt er zu anderen Stellen, zu den Schultern, den Brustwarzen, dem Bauch, den Seiten, ließ dann ab von allem, um sich mit neuem Duschgel bewaffnet dem rechten Arm zu widmen, den er nicht minder sorgfältig bedachte, jede noch so kleine Stelle ausgiebig massierte, den anderen Arm mit der gleichen Sorgfalt behandelte und sich dann wieder vor ihn stellte, um ihn zu küssen, während er den Hals einseifte, sachte bis zu den Ohren hoch kreisend massierte. Herrliche Harmonie, schwerfällige Ausgeglichenheit, schöne Atmosphäre. Geschmeidig wanderte er um ihn herum und begann seinem Rücken eine Massage zu verpassen, vollkommen in seine Tätigkeit versunken, strich später auch immer wieder über seine Hüftknochen, die Pobacken, selbst wenn er sich nicht sicher war, ob er das durfte. Wenn nicht, dann würde sich Draco doch melden, oder? Mit neuer Seife bewaffnet ging er in die Knie, sorgte nacheinander für durchblutete Beine und Knie und Füße, bevor er wieder hochkam und sich vor Draco hinstellte. Ein kurzer Blick… Noch fehlte eine Stelle, nicht? Ein sachter Kuss… „Darf ich?“ Seine rechte Hand hatte sich seinem Glied genähert und verharrte nun auf der Stelle, die den Übergang zwischen Bauch und Intimbereich darstellte. ~*~*~*~ Draco hatte sich bei Harrys Berührungen immer weiter entspannt mit jeder kleiner Stelle seines Körpers, die der Gryffindor mehr wusch, fühlte er, wie alles von ihm abfiel. Regelrecht fortgewaschen. Es war schön. Unheimlich schön. Blinzelnd öffnete er die Augen und blickte den Gryffindor an. Das schwarze Haar hing ihm ins Gesicht und ließ ihn wie eine nasse Katze aussehen. „Ja...“, antwortete er leise und küsste ihn sachte zurück, ehe er wieder die Augen schloss. ~*~*~*~ Nun wieder rot ließ Harry seine Hand tiefer gleiten. Ganz sachte und ganz eben verharrte er über der Wurzel, bevor er schließlich begann, auch diesen Teil einzuseifen. Letztendlich kehrte er noch einmal zur Brust zurück, strich gedankenverloren noch einmal darüber. Jetzt noch das, worauf er sich am meisten freute. Haare waschen! Er suchte das Shampoo, drückte sich davon etwas auf die glitschigen Hände und strich ihm dann einmal, beim Haaransatz auf der Stirn angefangen, mit den Fingerspitzen über den ganzen Kopf bis zum Nacken, bevor er begann die Kopfhaut leicht zu massieren, wie er sich vorstellte, dass es gut war. Erfahrung hatte er damit noch nicht gemacht, jemanden so zu verwöhnen, aber er gab sich deutlich Mühe. Und es gefiel ihm auch selbst. Das weiche Gefühl unter seinen Fingern war einfach unglaublich. Irgendwann war es dann kaum noch möglich, denn Dracos Haut und Haare waren fast wieder trocken, also machte er das Wasser wieder an. Schließlich musste die Seife wieder runter. Und weil sie ganz sicher nicht von alleine vollständig abgewaschen wurde, begann die Prozedur wieder von vorne, bloß dass er diesmal mit den Haaren begann, damit Draco nichts in die Augen bekam. Und dann war er fertig. Schade. Zu schade. Und was jetzt? Etwas ratlos küsste er Draco erneut, legte ihm die Arme um die Taille und lehnte sich gegen ihn, legte ihm den Kopf in die Halsbeuge. Die Ruhe zwischen ihnen war wirklich toll. ~*~*~*~ Draco strich Harry sachte über den Rücken und drückte ihn an sich. Er war süß. Wirklich süß. Dieses Verhalten rührte ihn an. Ihm war schlichtweg das Herz aufgegangen bei dieser Art der Behandlung. „Danke...“, raunte er sachte und küsste Harry auf das nasse Haar. Bildete er sich das ein oder roch er schon wie nasse Katze? „Jetzt bist du dran...“ Lächelnd griff er nach der Seife und schob den Gryffindor sachte von sich. Genauso bedächtig und sorgfältig wie der andere zuvor bei ihm, seifte er ihn ein und massierte Zentimeter für Zentimeter der weichen Haut. Genauso wie Harry ließ er keine Stelle aus, genoss es schlichtweg, ihn überall berühren zu können, zu dürfen. ~*~*~*~ Rot wie ein Ampelstehmännchen beobachtete der Schwarzhaarige Draco dabei. Er wusste schon, warum er um geschlossene Augen gebeten hatte, aber warum beobachtete er ihn dann dabei? Und warum war ihm das nun wieder peinlich? Und andererseits genoss er es. Es war schön. Und wenn er ehrlich war, dann war ihm zu warm. Viel zu warm. Leicht lächelnd lehnte er sich gegen die kühlenden Fliesen, hatte er doch am Morgen gelernt, dass sie da Abhilfe schaffen konnten. Zumindest ein bisschen. ~*~*~*~ Draco lächelte, als er Harrys rotes Gesicht sah. Zu niedlich, womit der Gryffindor immer wieder in Verlegenheit zu bringen war. Er küsste ihn, diesmal nicht mehr so zart und zurückhaltend, sondern verlangender, leidenschaftlicher. Behutsam drängte er sich gegen ihn und schob seine Hand langsam tiefer. ~*~*~*~ Harry öffnete die Augen wieder. Die schwermütige Stimmung war umgeschlagen, war jetzt anders… dunkler. Heißer? Seine Augen glommen kurz auf. Diesmal würde er aber nicht der erste sein, der kam. Hätte jemand gefragt, wieso es plötzlich einfach so ging, dass er das tat, ohne sich zu genieren, dann hätte er diesem jemand wohl einen Fluch auf den Hals gehetzt und anschließend gesagt, dass er sich sehr wohl genierte, aber das war gerade egal, vollkommen, als er das tat, was er am gestrigen Abend das erste Mal bei Draco getan hatte und diese vollkommen harmlose Geste erwiderte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Seine linke Hand kraulte Draco noch immer, ohne es wirklich wahrzunehmen, die Stirn hatte er auf die Schulter vor sich gelegt. Oh Mann. Schön… Anstrengend! Aber schön. Wunderschön! Er lachte leise, als sein Blick auf seine Hand fiel. Da hatte sich das Duschen ja mal gelohnt. Absolut. Leicht unkoordiniert hielt er die Hand einfach unter das noch immer fließende Wasser, das noch immer ihre beiden Körper liebkoste, beobachtete, wie das weiße Zeug langsam weggeschwemmt wurde. Interessant, dass es so zähflüssig war… Erst als es vollkommen verschwunden war, schlang er auch diesen Arm um Dracos Hals und schmiegte sich an ihn. Schlafen. Das war es, was er jetzt wollte. Nur noch schlafen. ~*~*~*~ Irgendwie schaffte es Draco, sich halb in den Wasserstrahl zu drehen, ohne sich gleichzeitig aus der Umarmung des Gryffindors zu lösen. Schnell spülte er Harrys Spuren ab und drehte dann das Wasser ab. „Komm, Kätzchen, ab ins Bett...“ Er fasste ihn an der Taille und hob ihn aus der Dusche. Draußen griff er nach einem der Handtücher und rieb Harry sanft ab. Es war kaum zu übersehen, dass der Schwarzhaarige tierisch müde war. Und dennoch wollte er sich die Freude nicht nehmen lassen, ihn abzutrocknen und verzichtete bewusst auf jede magische Lösung. ~*~*~*~ „Mau!“, murmelte Harry, dann ließ er sich wieder gegen ihn sinken, ganz einfach in die Arme, die noch immer das Handtuch hielten. Er versuchte ihn zu umarmen, aber das Handtuch verhinderte, dass er weiter als bis zum Bauch kam. Er lächelte leicht. Blöde Müdigkeit! Er wollte ihn auch abtrocknen! So wie Draco ihn! Ganz selbst und… „Darf ich?“, fragte er und zupfte an dem Frotteehandtuch, dabei war er selbst ja noch nicht ganz trocken. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Natürlich...“ Grinsend wuschelte er ihm durch den feuchten Haarschopf. „Du brauchst nicht zu fragen - mach einfach.“ ~*~*~*~ Harry folgte der Erlaubnis, ließ den weichen Stoff ganz sachte über den Körper des Jungen gleiten und sorgte dafür, dass keine Feuchtigkeit zurückblieb. Es war ein schönes Gefühl. Obwohl Draco nichts sagte. Am Ende lagen sie im Bett, wieder ohne Schlafanzüge und Harry kuschelte sich an seinen blonden Freund, hatte ihm die Arme um die Taille geschlungen und war auch nicht mehr gewillt, ihn loszulassen. Warum auch? Er wollte so einschlafen. Genau so. Warm, sicher, geborgen, geliebt… „Ich liebe dich.“, flüsterte er. „Und ich bin froh, dass es dich gibt.“ Seiner Meinung nach war das jetzt ganz dringend nötig gewesen, ihm das mitzuteilen! ~*~*~*~ Draco lächelte weich und gab Harry einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich auch, Harry...“ Liebevoll strich er ihm über die bloßen Schultern, kraulte ihm den Nacken. „Ich werde dich nie wieder hergeben...“ Ermattet schloss der Slytherin die Augen. Er war müde... Und so geborgen, so... geliebt einzuschlafen, das war mit das beste, was es geben konnte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ It doesn´t take a word And all I need to know is here There´s comfort in the silence When you´re near ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Teenager... *augenverdreh* Hormongesteuerte Teenager... Gut, ich denke, das ist ein prima Zeitpunkt, um eine Frage loszuwerden, die sich jemand gestellt hat... Was habt ihr lieber – Szenen, die die Handlung deutlich voranbringen, oder aber... solche Szenen (Lemon, um genau zu sein)? Wir freuen uns auf eure Antworten. =^-^= (Und nein, die Frage ist nicht seltsam, auch wenn sie so wirkt. XD) Shirokko: Sie ist wohl seltsam, aber berechtigt, schließlich hängt von der Antwort ab, ob so etwas öfter beschrieben wird oder nicht. Oder ob man in Zukunft in solchen Love-Sinnvoll-Geschichten die Ausformulierung einfach weggelassen wird… Aber mal ganz im Ernst. Die Szene, wie Harry Dray gewaschen hat… Es hat unheimlichen Spaß gemacht, das zu schreiben. Gemein finde ich nur, dass Draco jetzt allein ist mit dem Gefühl der Leere, dass Harry das Glück hat, es kontrollieren zu können… zumindest ein bisschen mehr als zuvor. Zwischen Schildkröten --------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 74: Zwischen Schildkröten Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von …. Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht so genau. Ich werde noch nachforschen, aber von uns ist er nicht… Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 74: Zwischen Schildkröten Am nächsten Morgen spielte Ron mal wieder den Wecker. Pünktlich, damit sie noch zum Frühstück kamen, denn Samstagfrüh hatten sie ja auch noch Unterricht. Warum konnten die dummen Lehrer eigentlich nicht einsehen, dass das einfach nur fies war? Warum konnten sie nicht zwei Stunden später ihre Langeweile verbreiten? Wenn sie ausgeschlafen waren! Aber das war Trelawney natürlich egal. Die Gruselfliege vom Dienst hatte beschlossen, sie mal wieder mit Tassiomantik zuzutexten und erwartete in dem Mief, dass es ihnen nicht an Aufmerksamkeit mangelte. Toll. Klasse. Welche Wunder erwartete sie noch? Ron war jedenfalls ziemlich frustriert. Er behauptete steif und fest, in der Tasse Fledermäuse mit Blumensträußen werfen zu sehen, während sich Schweine einen Ringkampf à la Sumo lieferten. Super. Das konnte ja noch was werden, wenn der so drauf war! „Na los, was ist in deiner Tasse?“, wollte der Rotschopf missmutig wissen und Harry blickte ihn an. Tja… man sollte schlafende Hunde ja angeblich nicht wecken… also ignorierte er den Tonfall einfach mal. Prüfend warf er einen Blick in die Tasse, versuchte in dem Teeblättermatsch etwas auszumachen, was auch nur im Entferntesten Ähnlichkeit mit was auch immer hatte, aber da war einfach mal nichts. Toll. Wie immer! Achselzuckend meinte er: „Ich sehe den Tod. Schwarz, groß… Ein halbes Wesen, halb im Wasser halb auf Land, halb gerettet, halb verloren, ganz vergangen, wenn der halbe Mond den Zenit überschreitet. …ein Dementor schätze ich.“ Ron starrte ihn an. Das… das waren zwei völlig… Nein, im ersten Moment war es vollkommen egal, aber im zweiten… Zwei verschiedene… Das konnte doch nicht wahr sein! Das war nicht…! Er hatte es wieder getan, oder? Blass öffnete Ron den Mund. „Wiederhole das.“, forderte er. Harry sah ihn an. „Ich sagte, da ist ein Dementor in der Tasse.“ „Komplett! Was hast du gerade gesagt?“ Irritiert zuckte der Schwarzhaarige mit den Schultern. „Ich weiß nicht mehr so genau. Ich glaube… Ich sehe den Tod. Schwarz, ein Dementor. Warum?“ Ron begann zu zittern. „Nichts… schon… schon okay.“, murmelte er, widmete sich seinem Papier, so dass Harry sich verwirrt ebenfalls wieder seiner Aufgabe widmete. Ron verhielt sich manchmal einfach komisch. Wahrsagen verging nur langsam. Ron sprach kaum noch mit ihm, war in Gedanken und hatte irgendwann sein Gedankenbuch rausgeholt, dummerweise wurde Harry von Trelawney beobachtet, sodass er nicht die Möglichkeit hatte, zu sehen, mit wem er da schrieb. Und als die Stunde vorbei war, war er auch schon verschwunden, nur einen kurzen Gruß auf den Lippen. Was war denn los? Warum hängte er ihn ab? Sie trafen sich doch eh an der Weide oder etwa nicht? Taten sie wohl nicht, denn als er bei dem Weidenwald ankam, war keiner da. Was war denn los? Ob sie noch kommen würden? Was war denn passiert, dass Ron ihn nicht einweihte? Und was das Wichtigste war: Kamen sie noch oder würde er hier umsonst warten? Dummerweise hatte er sein Gedankenbuch nicht dabei, konnte aus diesem Grund nicht einmal fragen… Na ja. Dann konnte er ja ein bisschen üben. Diesen komischen Silencium, denn er würde ihm mit Gewissheit lange aufrechterhalten müssen. ~*~*~*~ In Arithmantik sah sich Draco einer akuten Eiszeit vonseiten Blaises ausgesetzt. Und so wie sich Pansy verhielt, stand sie offenbar auf seiner Seite. Bitte, wenn sie meinte... Er kam auch gut so zurecht. Trotzig stützte er das Kinn in die Hände und verfolgte betont interessiert den Unterricht. *Hört zu.*, erklang auf einmal Hermiones Stimme in seinen Gedanken und ratterte dann etwas von Harry und Prophezeiung herunter. Draco zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und versuchte, diesen Worten zu folgen, auch wenn es reichlich schwierig war. Das Mädchen konnte mindestens so schnell schreiben wie sprechen! Endlich war der Unterricht vorbei und Hermione schloss sofort zu ihnen auf. „Du gehst zu Harry.“, entschied sie und deutete auf Draco. „Wir können ihn kaum ganz allein lassen. Genauer: Du kannst ihn nicht einfach allein lassen. Wir drei treffen uns mit Ron.“ Blaise warf dem Blonden noch einen kühlen Blick zu, dann zogen die drei ab und Draco hatte das Gefühl, irgendwie mitten im Regen stehen gelassen zu werden. Verdammt. Warum kam eigentlich immer alles zusammen? Blaise war nach gestern stinksauer, was er vermutlich auch zu Recht sein durfte, und dann noch eine Prophezeiung. Super. Irgendwie konnte kaum ein Tag mal ohne Katastrophen abgehen. Der Slytherin rammte die Hände in die Hosentaschen und verschwand in Richtung Weidenhain. Leise trat er durch das Dickicht und beobachtete Harry einen Augenblick. Vollkommen konzentriert saß er dort und übte offenbar irgendeinen Zauber. Die Augenbrauen waren leicht zusammengezogen, die Zungenspitze guckte ein Stück zwischen den Lippen hervor und seine Miene verriet höchste Konzentration. ~*~*~*~ Irgendwann ließ sich der Schwarzhaarige einfach seufzend zurückfallen und der Silencium brach. „Zu schwer!“, murmelte er vor sich hin, wusste nicht einmal, wie lange er es geschafft hatte. Sicher nicht so lange wie am gestrigen Tag oder die ersten beiden Male. Aber mit diesen Zeiten hatten sie bei den Todessern trotzdem keine Chance… Er schloss die Augen und ließ bewusst die Kühle des Schattendaches in sich aufsteigen. Das gefiel ihm. Es war angenehm, denn heute hatte die Sonne mal wieder beschlossen, vom Himmel zu brennen, als würde sie sie alle grillen wollen. Warum waren ihre Schulumhänge doch gleich schwarz? ~*~*~*~ Leise trat Draco zu Harry und ließ sich neben ihm in die Hocke sinken. Langsam streckte er die Hand aus und legte sie ihm an die Wange, dann beugte er sich vor und küsste ihn sachte auf die Lippen. ~*~*~*~ Harry schlug die Augen wieder auf, lächelte ihm erfreut mit leuchtenden Augen entgegen. Seine Hand hob sich und streichelte ihm durch das Haar… „Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr!“ Erst dann fiel ihm die Anomalie auf: Sie küssten sich nicht, wenn die anderen da waren, also bedeutete das... Warum waren sie denn immer noch nicht da? „Warum sind die anderen nicht gekommen?“, fragte er. Rons Verhalten machte ihm jetzt echte Sorgen. Er verschwand doch sonst nicht ohne eine Erklärung. Und wenn es um ein Mädchen gehen würde, dann würde er doch wohl kaum Hermione und die Slytherins fragen, oder? Verdammt! Was war denn nur los? ~*~*~*~ Draco lächelte sachte und ließ sich neben Harry ins Gras fallen. „Schien, als wenn sie etwas zu bereden hätten... Keine Ahnung.“ Er zog die Beine an und seufzte leise. Toll, das hier gefiel ihm nicht. Notlügen, Ausflüchte gegenüber Harry, auch wenn das jetzt ja noch nicht einmal so wirklich gelogen war. Aber so wie Mione geklungen hatte... Sie machte sich Sorgen und fand offenbar, dass es besser war, wenn Harry erst einmal nicht Bescheid wusste... „Blaise ist sauer auf mich...“, wechselte er abrupt das Thema. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zu dem grünen Blätterdach empor. Die Sonne sorgte für einen schlichtweg faszinierenden Wechsel von hellem und dunklem Grün. ~*~*~*~ Harrys Lächeln kehrte wieder. „Das wundert dich?“, fragte er leise und griff nach Dracos Hand. „Ich wäre auch sauer, wenn du meine Hilfe nicht annehmen würdest…“ Kurz schwieg er, dachte nach. Es war nicht so, dass er wirklich sauer werden würde, aber… „Ich wäre vielleicht eher traurig.“ Das war es wahrscheinlich auch, was Blaise war. Ganz offen hatte sich Draco gegen ihn, gegen Blaise, entschieden, dafür für ihn. Wenn es andersherum gewesen wäre, dann wäre er so richtig eifersüchtig gewesen. Und traurig, weil er das Gefühl gehabt hätte, überflüssig zu sein. Wenn es Blaise auch so erging… Er wollte nicht, dass Blaise eifersüchtig war, denn irgendwie hatte er dadurch das Gefühl, von ihm ginge so etwas wie eine Gefahr aus. Die Gefahr, dass er ihm Draco wegnehmen würde… Wie er selbst es getan hatte. Das war es doch, warum Blaise traurig und eifersüchtig war: Weil er, Harry, ihm seinen besten Freund weggenommen hatte und jetzt die meiste Zeit mit ihm verbrachte… Irgendwie… tat es ihm Leid. Vor allem, weil Ron sicher genauso dachte. Der Rotschopf sagte das zwar nicht, aber manchmal, da konnte er es in seinem Blick sehen. Dummerweise war er deshalb nicht gewillt, diese Nähe zu Draco aufzugeben. Das nicht… Gab es da nicht vielleicht eine andere Möglichkeit? ~*~*~*~ „Nein... Eigentlich wundert es mich nicht...“ Draco seufzte erneut. „Ich schätze, es ist gerade nicht leicht für ihn...“ Er schwieg einen Augenblick. Ja, klar für Blaise war es nicht einfach. Wahrscheinlich hatte er das Gefühl, ersetzt worden zu sein, vollkommen unwichtig zu sein. Aber das war nicht der Fall. Beides nicht. Es war einfach... jemand anderes hinzugekommen. Auf einer vollkommen anderen Ebene. „Ich sollte mich wohl bei ihm entschuldigen...“ ~*~*~*~ Nickend stimmte Harry zu, rollte sich dann auf die Seite, drückte den Kopf gegen Dracos Knöchel und schloss die Augen wieder. Irgendwie war er müde. War gestern wohl doch recht spät geworden… Die Zeit verging recht schnell, ohne dass sie sich viel bewegt hätten. Irgendwann hatte sich Draco auch hingelegt und Harry hatte seinen Bauch dann kurzerhand als Kopfkissen missbraucht, war weggedöst und dämmerte noch immer vor sich hin, als die anderen wiederkamen. Sie waren allesamt ziemlich ernst. Ron hatte ihnen die Prophezeiung Harrys vorgelesen, die den Tod eines bestimmten Menschen ankündigte. Sie hatten gerätselt, wer gemeint war, wer mit dem halben Wesen gemeint war, aber zu einer einheitlichen Übereinstimmung waren sie nicht gekommen. Es konnte jeder sein, der das Blut zweier Spezies in sich hatte, davon ging zumindest Hermione aus. Halbblüter waren ihr eingefallen, Seamus Finnigan, Hannah Abott, Colin Creevey, dessen Bruder, Justin Finch-Fletchley, die alle Halbmuggel waren, Hagrid, der ja ein Halbriese war, dazu etliche andere, deren Namen ihnen unbekannt waren. Es gab zu viele Halbblüter in der Zaubererwelt, als dass sich das eindeutig bestimmen ließ. Und der Rest deutete doch eher auf einen Ort hin, einen Kampf oder einen Unfall und den Zeitpunkt… Oder war halb im Wasser, halb auf Land ein Hinweis auf das halbe Wesen? Wie konnte ein Wesen, das eigentlich im Wasser lebte, sich mit einem anderen verbinden? Das war laut Hermione vollkommen unmöglich, auch wenn Pansy, Blaise und Ron daran zweifelten. Aber weiterhelfen tat ihnen keine ihrer Theorien. Sie konnten ja auch schlecht alle Halbblüter warnen, zumal die meisten Halbblüter ihre Herkunft geheim hielten, damit sie nicht dem allgemeinen Mobbing zum Opfer fielen. Dementsprechend still waren sie auch, als sie sich mit ihrem Mittagessen zu den beiden Jungen hockten und die Pfannkuchen auspackten, die die Küche ihnen geschenkt hatte, zusammen mit zwei Dutzend unterschiedlichen Belagmöglichkeiten und Kürbissaft. Harry öffnete die Augen, als er das erste Klirren vernahm. Sie waren zu leise gewesen, als dass er sie vorher wahrgenommen hatte. Schon komisch… Aber er lächelte und setzte sich auf. Noch immer war er leicht benebelt vom Schlaf, aber das war doch nicht so schlimm. „Besprechung beendet?“, fragte er freundlich. Er ließ sich nicht anmerken, dass es ihn ein wenig verletzte, dass sie ihn da nicht miteingebunden hatten. Ron nickte nur, während Hermione Draco einen Blick schickte. Was er Harry wohl erzählt hatte? ~*~*~*~ Draco sagte nichts weiter, sondern strich Harry nur sachte durch die Haare. Der kalte Blick von Blaise hatte schon wieder gereicht, dass er gar keine Lust hatte, sich mit irgendetwas zu beschäftigen. Dass sein Magen sich recht lautstark beschwerte und nach etwas zu Essen verlangte, ignorierte er. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Blätterdach über sich zu. ~*~*~*~ Sie begannen mit dem Mittagessen, aber es wollte kein richtiges Gespräch aufkommen, auch wenn sich Harry einmal erkundigte, was denn los sei, und Ron versuchte, ein paar Witze zu reißen, über die im Endeffekt keiner so wirklich lachte. Harry hatte das dumme Gefühl, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Sein Gefühl sagte ihm, dass er sich fürchten sollte, dass er befürchten sollte, dass er etwas falsch gemacht hatte, oder Draco oder… Irgendwie bestand heute zwischen ihren beiden Fraktionen eine unüberwindbare, gläserne Mauer, die sie einander zwar sehen, aber nicht zueinander kommen ließ. Es vernichtete seinen Appetit. Was war denn los? Was war denn nur los? Er spürte einen Vertrauensbruch, spürte – von Blaise – Abneigung und Wut, spürte Verzweiflung und Bedrückung, die sie ihm nicht anvertrauten, auch nicht, als er ein drittes Mal fragte. Sie hatten ihn… sie beide ausgeschlossen… Ein schreckliches Gefühl. Am liebsten würde er flüchten. So wie Draco gestern einfach gehen, aber das würde das Problem nicht lösen… ~*~*~*~ Die schlechte Stimmung hielt sich, bis es Abend war und sie schließlich aufbrachen. Draco gab sich einen Ruck und machte zumindest den Versuch, auf Blaise zuzugehen. Vorsichtig nahm er den anderen Slytherin beiseite. „Blaise, es...“, begann er, wurde jedoch beinahe sofort unterbrochen. „Spar es dir, Draco. Spar es dir ein für alle Mal. Ich kann dein beschissenes ‚Es tut mir Leid’ nicht mehr hören. Wirklich nicht mehr. Wenn du willst, dass ich gehe, dann sag es mir, verdammt noch mal. Und fang nicht an so dämlich rumzuzicken! Du...“ Blaise brach ab und schüttelte den Kopf. „Lass es einfach, Draco Malfoy. Du zeigst ganz deutlich, dass du mich nicht mehr brauchst. Schön. Dann lass mich wenigstens in Ruhe.“ Er wandte sich ab und wollte gehen, doch Draco hielt ihn fest. „Blaise, ich...“ „Nein.“ Die schwarzen Augen blitzten den Blonden wütend an. „Nein, ein für alle Mal! Ich hab doch zuviel Selbstachtung, um mir das dauernd antun zu lassen.“ Blaise machte sich ruckartig frei und ging davon. Diesmal machte Draco keinerlei Anstalten mehr, ihn aufzuhalten. ~*~*~*~ Harry beobachtete das, wandte aber schließlich den Blick ab. Ging es jetzt alles in die Brüche? Ihre Freundschaft? Weil Draco Blaise nicht mehr so vertraute wie früher? Und weil… er selbst einen Fehler gemacht hatte, von dem er nicht einmal wusste, wo dieser lag? Weil… das Vertrauen verschwunden war? Es machte ihn traurig. Er wartete noch, bis Draco zu ihm kam, dann verabschiedeten sie sich zu Tonks, die sicher schon auf sie wartete. Sie waren heute sehr spät. Harrys Lächeln ging erst, als sie alleine waren, aber sagen tat er auch nichts. Sie erreichten Tonks Büro wie erwartet zu spät, aber das störte die junge Frau nicht, wie es schien. Sie bekamen Kekse und Tee und Schokolade wie immer, dann durften sie wieder ihre zehnminütige Übung abhalten, die wirklich reibungslos funktionierte, obwohl Harry einen neuen Zauber lernte. Als sie wieder oben in ihrem Raum waren, war die Luft endgültig raus. Draco und Schwarze Magie war immer eine Sache für sich und Harry hatte noch immer an dem seltsamen Misstrauen seiner Freunde zu knabbern, da hatte auch das kurze Treffen mit den Malfoy’schen Würdenträgern nichts bewirkt, die aufgeregt fragten, ob sie am nächsten Tag nun endlich gegeneinander flogen. Sie wollten wissen, wer besser war, was beiden ein leichtes Lächeln entlockt hatte. Dann kümmerten sie sich um ihre Tränke, die dummerweise natürlich gerade an diesem Tag besonders viel Zuspruch brauchten, Draco ging gegen halb zehn auf Patrouille und danach gingen sie beide einfach ins Bett. Irgendwie war dieser Tag auf seine Weise anstrengend gewesen, obwohl sie im Endeffekt nicht viel gemacht hatten. Aber die Nähe des anderen half beiden dabei einzuschlafen, blockierte irgendwo die Unstimmigkeiten des Tages, beim einen früher, beim anderen später. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Am nächsten Morgen wurde Harry vom Wecker aus den Federn geschreckt. Quidditchtraining. Ui, fast vergessen, dabei hatte er am gestrigen Tag doch extra den Wecker dafür gestellt. Dank der Kleinen, die ihn erinnert hatten, dass sie heute gegeneinander fliegen würden… Seine Augen begannen zu leuchten. Darauf freute er sich! Wirklich! Unbändig! Er verpasste Draco einen Kuss, dann wurschtelte er sich möglichst leise aus dem Bett und zog sich seine Quidditchrobe an. Sauber - er hatte vor kurzem herausgefunden, dass er sich beim Öffnen des Raumes ja nur vorzustellen brauchte, dass ihre Sachen sauber waren, dann waren sie es auch. Dieser Raum der Wünsche war echt der perfekte Ersatz für eine Hausfrau! -, dann war er auch schon durch das Fenster verschwunden, um nicht zu spät zu kommen. Angelina sah das nicht so gerne. Eine Stunde später hatte er Gewissheit, dass mit seinen Freunden etwas nicht stimmte, dass es nicht nur eine zeitlich begrenzte Laune gewesen war, denn Ron behandelte ihn irgendwie wie ein rohes Ei, dabei wusste er nicht einmal, womit er das verdient hatte. Er wurde langsam sauer, begann seine Wut mit Fliegen abzubauen, legte wieder mal eine Kür hin, die Angelina dafür nutzte, die Reaktionsfähigkeit des restlichen Teams zu testen, indem sie die Jagd auf ihren Sucher eröffnete: Fred und George mit den Klatschern, Ron und die drei Mädchen sollten Harry nur fangen. Sie schafften es nicht, obwohl manchmal die Klatscher doch recht nahe kamen. Viel zu nahe! Und dann war das Training vorbei, als die Slytherins auf den Plan traten. Auf den ersten Blick konnte Harry sehen, dass auch Blaise und Draco noch nicht wieder versöhnt waren. Der eine ging an der Spitze, der andere ganz am Ende… Verdammt! Was war denn nur los mit ihnen? Was lief hier so verflucht falsch! Harry verzog sich auf die Tribüne, versprach Montague mal wieder mit einem Blick, dass er sich nicht einmischen würde, wenn sein Freund Probleme bekam, dann waren die Würdenträger da und quasselten ununterbrochen darüber, wer wohl gewinnen würde. Und Harry stellte mit Erstaunen fest, dass sie tatsächlich unterschiedlicher Meinung waren: Rivers hielt ihm die Daumen… Irgendwas veränderte sich in Hogwarts tatsächlich. Auch die Zwillinge waren wieder da, einerseits wegen ihrer ‚Prinzessin’, wie sie Draco noch immer zu nennen pflegten, andererseits wegen der Würdenträger und drittens wegen dem Wettstreit. Sie wollten wissen, wie gut Harry wirklich war. ~*~*~*~ Die Stimmung zwischen Draco und Blaise übertrug sich schnell auf den Rest des Teams. Eine seltsame Aggressivität herrschte, die dafür sorgte, dass sich das Ganze anfühlte wie ein Pulverfass, das jeden Augenblick in die Luft fliegen konnte. Montague hatte alle Mühe, die Wogen zu glätten, als Blaise und Pucey aneinandergerieten, Crabbe und Goyle und schließlich - unvermeidlicherweise - Draco und Warrington. Der Kapitän war selbst sichtlich geladen, als das Training endlich vorüber war. Er fauchte irgendetwas von „lernt euch endlich mal zusammenzureißen“ und stürmte davon. Der Rest bedachte sich mit misstrauischen Blicken. „Dracoooo!“ Der inoffizielle Fanclub hatte sofort die Tribüne verlassen, als Montague das Training beendet hatte, und stürmte ihm jetzt entgegen. „Ich bin soooo gespannt!“, quietsche Marv. „Ich halte dir die Daumen! Mach ihn fertig!“, spornte Zack ihn an. Rivers grinste nur und murmelte etwas davon, dass er auf Harry setzte. „Ach nee...“ Warrington lachte gehässig. „Das Traumpaar fliegt gegeneinander... Da sind wir aber gespannt, was?“ Pucey nickte bestätigend und die beiden älteren Jungen verzogen sich, nur allzu lautstark über die beiden herziehend zur Seite. Dieses Schauspiel würden sie sich mit Sicherheit nicht entgehen lassen. „Ihr fliegt?“ Das waren die ersten Worte, die Blaise heute mit Draco wechselte. Dieser nickte. „Ja... Wir haben es... den dreien versprochen.“ Der Blonde lächelte leicht. „Bleibst du?“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“ ~*~*~*~ Gerade als Harry neben Draco landete, erreichten auch Hermione und Pansy den Platz, trugen ihr Frühstück in einem Korb zwischen sich. Irgendwie hatten sie ja geahnt, dass die Zwillinge diesmal auch dabei waren, hatten extra etwas mehr gemacht, aber die drei Slytherinerstklässler hatten sie nicht mit eingerechnet. Auch nicht, dass das Fliegen noch weiterging. Harry blickte seinen Freund fragend an. „Hast du dir was überlegt, was unser Wettkampf werden soll?“, fragte er. Irgendwie fand er es nicht ganz in Ordnung dafür den Schnatz zu benutzen. Das war ein Kampf, der in ihrem Spiel ausgetragen werden sollte, so blieb zumindest diese Spannung erhalten. „Oder habt ihr euch da was überlegt?“ Die Würdenträger blinzelten etwas verwirrt. „Nicht der Schnatz?“, fragte Marv. „Nein.“, lachte Harry. „Viel zu gewöhnlich, oder?“ ~*~*~*~ „Eindeutig zu gewöhnlich.“, stimmte Draco zu, konnte aber selbst keine neue Idee aufbieten. Ein wenig ratlos sahen sie sich an. „Wie wäre es hiermit?“ Blaise hatte einen Stein verwandelt - in eine Schildkröte, die mit kleinen Flügeln wie ein Kolibri schlug. „Süß!“ Pansy musste lachen. „Und wenn wir davon ganz viele haben mit Buchstaben auf dem Bauch... Und jeder von euch schreibt damit am Ende seinen Namen...“ Die beiden Jungen sahen sich an und nickten dann. Warum nicht? Kurz wurde noch über die Regeln debattiert, dann zauberten Pansy, Blaise, Hermione, Ron und die Zwillinge, die die Idee schlichtweg großartig genannt hatten und gleich überlegten, wozu man fliegende Schildkröten noch gebrauchen konnten, ein Heer fliegender Schildkröten herbei, das sie dann in die Luft entließen. „Dann... Auf die Plätze, fertig, los!“, rief Pansy und gab mit ihrem Zauberstab einen Funkenstoß los. Das war das Startzeichen. ~*~*~*~ Harry stieß sich ab, verschwand direkt in der Schildkrötenwolke. Buchstaben hatten sie alle auf dem Bauch, aber auf Anhieb sah er keinen, den er gebrauchen konnte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie auch Draco kreuz und quer flog, um seinen Namen zusammenzusammeln und dabei aufpasste, dass er nicht versehentlich gegen eine der Schildkröten flog, denn diese würde sicherlich zu beißen anfangen. Harry lachte. Jetzt hatten sie doch noch eine Möglichkeit, wie sie die Schildkröten auch gegen die Todesser einsetzen konnten! Geniale Idee! Dann begann er die Aufgabe ernst zu nehmen. So konnte er nicht viel machen, da die Buchstaben auf den Bäuchen waren, also musste er entweder unter ihnen fliegen und ständig nach oben schauen oder… Einen halben Gedanken später hing er kopfüber unter dem Besen und schoss unter seiner Aufgabe entlang und ließ seine Augen über die Schildkrötenbäuche huschen. Er entdeckte eines der Rs zuerst und schoss los. Mit einem freudigen Grinsen drückte er seinen Besen ein bisschen nach oben, dann drehte er sich auch schon um, ließ jene Schildkröte nicht mehr aus den Augen. Das war wie im ersten Jahr die Jagd nach dem Schlüssel, denn als seine Beute bemerkte, dass er sie gesehen hatte, begann sie vor ihm zu flüchten! „Hey!“ Das hatte er nicht so ganz erwartet, aber es machte Spaß, denn es sah wirklich lustig aus, wie das plumpe Tierchen Haken schlug. ~*~*~*~ Nach fünf Minuten hatte es Draco das erste Mal geschafft, gebissen zu werden. Verdammte Mistviecher. Eigentlich hatte er Blaises Idee ja nett gefunden, aber so langsam hegte er den Verdacht, dass das kaum ein Versöhnungsangebot war, sondern vielmehr eine Kriegserklärung. Zumindest drei Buchstaben hatte er schon sicher nach unten bringen können, wo Pansy auf sie aufpasste. Fehlten noch das A und das C... Geschickt schlängelte er sich durch das Gewirr an fliegenden Schildkröten. So, wie er es einschätzte, waren sie annähernd gleich gut, wobei Harry wiederum seine geringere Größe und sein deutlich geringeres Gewicht zugute kamen... Der Fluch traf ihn vollkommen unvorbereitet, als er gerade ein A gefunden hatte und nach der Schildkröte greifen wollte. Er wurde vom Besen gerissen, versuchte, sich noch irgendwie an diesem festzuhalten, rutschte aber ab. Verdammt. Seine Schulter tat weh... Irgendein Feuerzauber, analysierte er, ehe er wirklich kapierte, dass er abstürzte. ~*~*~*~ Harry registrierte das Glitzern des Zaubers und sah, wie Draco getroffen wurde. Zwei Dinge begriff er sofort: Es war Warrington gewesen und er hatte seinen verfluchten Zauberstab nicht dabei! Den hatte er Hermione gegeben, genau wie Draco, damit sie… Warum auch immer! Sie hatte darauf bestanden! Er ließ das Ypsilon Ypsilon sein und war schon auf dem Weg zu dem fallenden Draco, den er so nie würde retten können. Zwar gab er alles, aber das zusätzliche Gewicht konnte er mitsamt diesem Tempo niemals abfangen. Aber das war ihm egal. In seiner Brust herrschte eine solche Angst, dass er gar nicht anders konnte. Die erschrockenen, ängstlichen Rufe von unten nahm er gar nicht wahr. Bis Draco mitten in der Luft plötzlich innehielt und Harry wenige Sekunden später direkt an ihm vorbei zu Boden schoss. Nur Millimeter davor riss er den Besen wieder hoch, wusste, dass es genauso knapp war wie über dem See, dass er hier wesentlich härter aufschlagen würde, aber im nächsten Moment dachte er daran schon nicht mehr, als er einen halben Salto schlug und bei Draco angelangte, bevor Hermione und Pansy ihn zu Boden ließen. ~*~*~*~ Blaise war direkt nach Harry bei Draco angelangt. Der Blonde lag keuchend auf dem Rücken und hielt sich die Schulter. Dank des schnellen Eingreifens seiner Freunde war er glimpflich davongekommen. Wirklich glimpflich. Trotzdem hatte der Sturzflug wirklich Schockcharakter besessen. Er nahm kaum wahr, was um ihn herum passierte, konzentrierte sich ganz darauf zu atmen und irgendwie seinen dahinrasenden Herzschlag wieder in den Griff zu bekommen. Er zitterte am ganzen Körper. Verdammt! Er war doch nicht das erste Mal vom Besen gefallen! Nein, aber man hat dich das erste Mal mit einem Fluch runtergeholt!, erinnerte ihn eine kleine Stimme in seinen Gedanken. Und das war definitiv etwas anderes. Langsam schlug er die Augen und blickte Harry an, der sich besorgt über ihn gebeugt hatte. Harry. Dracos Herz machte direkt einen Satz, der sich eindeutig positiver anfühlte als das Galoppieren von gerade. Direkt daneben stand Blaise, ebenfalls mit Sorge in den schwarzen Augen. ~*~*~*~ Hinter ihnen krempelten gerade Fred und George ihre roten Ärmel hoch, auf ihren Gesichtern böse Fratzen, die eindeutig Vorfreude und eine gewisse Wut ausdrückten. „Er hat unsere Wette versaut, George!“, murrte Fred ungehalten. „Ja, und außerdem greift er unsere Freunde an.“ „Er war ziemlich unfair, meinst du nicht, George?“ „Er hat ihn hinterrücks angegriffen und ohne Vorwarnung, Fred. So was nennt man nicht fair.“ „Er hat vergessen, dass er in der Unterzahl ist mit seinem Freund, George…“ „Und er hat vergessen, dass Gryffindors loyal gegenüber Freunden sind, Fred.“ „Er hat nicht daran gedacht, dass wir keine Hemmungen kennen, George.“ „Vielleicht hat er es nicht geglaubt, Fred…“ „Tja, dann sollten wir ihm vielleicht beibringen, dass es tatsächlich so ist, Bruderherz.“ „Ja, das sollten wir tatsächlich, Fred. Plan K?“ „Plan K!“ Sie waren sich einig, als sie ihre Zauberstäbe zogen, und sie hatten aller Anwesenden Aufmerksamkeit, selbst die von Harry, obwohl sich dieser eigentlich um die Verletzung hatte kümmern wollen. Dieses Gespräch mit seinem Unterton ließ Ungutes erahnen und der Schwarzhaarige musste doch wissen, ob die Rache grausam genug war oder ob er seinen Schattenzauber noch brauchte… Die Zwillinge jedenfalls achteten nicht auf die Zuschauer, als sie wie zwei rote Rachegötter auf ihr Opfer zugingen, ihre Zauberstäbe gezogen. Georges Augen waren verengt, als er Warrington fixierte. „Du hast unsere Wette platzen lassen, Chrissilein!“ „Und unseren Freund angegriffen!“, ergänzte Fred, nur damit Warrington auch wusste, weshalb er jetzt bestraft wurde. „Du kannst dir sicher denken, dass wir das nicht zulassen!“ „Du kannst dir sicher denken, dass wir uns nicht einfach den Spaß verderben lassen!“ „Du verstehst doch, dass wir dich jetzt nicht mehr davonkommen lassen können?“ Georges Stimme war nun fast liebevoll und über Rons Rücken kroch ein eisiger Schauer. „Leute…“, wimmerte er. „Als sie das letzte Mal so drauf waren, ist Percy drei Tage unauffindbar gewesen…“ ~*~*~*~ Warrington sah den Zwillingen mit zusammengekniffenen Augen entgegen. Diese beiden Bastarde sollten sich bloß nichts einbilden. Er bemerkte zwar, dass sich Pucey langsam zurückzog, aber er würde das mit Sicherheit nicht tun! Den Zauberstab noch immer erhoben, trat er den beiden Gryffindors entgegen. Von diesem dämlichen Doppelpack würde er sich garantiert nicht fertig machen lassen! ~*~*~*~ Die Zwillinge begannen ob des Blicks tatsächlich zu lachen, dann krachten dicht hintereinander zwei Zauber bei dem Slytherin ins Schild, das er gerade so noch hatte hochziehen können. Es konnte sie nicht aufhalten, brach beim zweiten Zauber und ließ anschließend den wahren Schrecken durch, der ihn erreichen sollte: Den Schlagerzauber. Ein Zauber, der den Betroffenen zwanzig Tage am Stück Schlager würde hören lassen. Ununterbrochen. Tag und Nacht! Nicht eine Sekunde würde er Ruhe haben, nicht einmal! Als nächstes erwischte ihn der Stummzauber. Warrigtons entsetztes Schreien war nicht mehr zu hören. Diesem folgte ein Zauber, der seine Hand versteinerte. Einfach so konnte er sie nicht mehr bewegen und Panik trat in die blassblauen, wässrigen Augen des Siebtklässlers, als er entsetzt seine Hand hob, sie schüttelte. Und nachdem die Zwillinge damit sichergestellt hatten, dass ihr Opfer auch ja keine Magie sprechen konnte, sprachen sie gemeinsam den Zauber, der es gewesen war, der damals Percy hatte verschwinden lassen: den Zauber, der ihn unsichtbar machte und der drei Tage anhalten würde. War doch eine Freude, dieses Antlitz nicht mehr sehen zu können! „Hör zu, Kotzbrocken Chrissi!“, schnappte Fred mit einem bösen Lächeln. „Zwei Dinge!“ „Erstens wirst du es nicht wagen, deine Hand gegen irgendjemanden zu erheben, während du in dieser Lage bist.“ „Und zweitens wirst du hinterher niemandem davon erzählen!“ Und damit senkte sich der letzte Zauber über den bereits unsichtbaren, aber noch immer im Sand feststeckenden Jungen. Der Zauber, der ihn mit diesen beiden Bedingungen, verband. Sollte er es doch versuchen, würde seine Stimme abermals verschwinden, so befahl es der Zauber. Harry musste wirklich anerkennend nicken, bevor er sich wieder Draco zuwandte. Jetzt, wo die Gefahr Warrington gebannt war, war Draco das Wichtigste überhaupt! Besorgt kniete er sich neben ihn, legte ihm eine Hand an die Wange, sah ihm in die Augen. Sah nicht gut aus, seine Pupillen waren ganz klein, seine Haut ganz kalt. Schock? ~*~*~*~ Draco erwiderte Harrys Blick und hob die Hand, um ihn zu berühren. Autsch. Dumme Schulter. Ein leises Aufstöhnen kam über seine Lippen. Mist aber auch. Blaise blickte einen Augenblick über die Schulter zurück. Wie es schien, waren die Zwillinge mit Warrington fertig... Seine schwarzen Augen zogen sich kurz zusammen. Als wenn das genug wäre... Abrupt wandte er sich wieder Draco zu. Beruhigend, dass ihm so weit wohl nichts geschehen war, aber mitgenommen sah er trotzdem aus. „Wir sollten dich in den Krankenflügel bringen...“, stellte er leise fest. ~*~*~*~ Harry nickte nur. Sicher war sicher. „Kannst du aufstehen?“ Die Zwillinge kamen inzwischen zu ihnen zurück. „Hey, Malfoy, wie geht es dir?“ „Alles klar?“ „Der Kotzbrocken ist erstmal nicht mehr da, Plan K ist effektiv!“ „Wir haben das schon mal ausprobiert!“ „Es war unglaublich und wir haben die Lücken geschlossen!“ Ron blickte sie an. Jetzt wusste er zumindest, was sie Percy damals angetan hatten… Interessant. Sie waren wirklich furchterregend, wenn sie mal loslegten. So lustig sie normal waren, so schrecklich waren sie in ihrer Wut. Und das wegen einer Wette… Gut, das zu wissen… Er würde vorsichtig sein. ~*~*~*~ Als Antwort drückte sich Draco langsam hoch. Ging offenbar... Aber kaum, dass er auf den Beinen war, wurde ihm schwindlig. Mit einer Hand krallte er sich an Harrys Schulter fest, mit der anderen an Blaises. „Scheiße...“, murmelte er leise. Die drei Slytherinerstklässler hatten das ganze Geschehen mit aufgerissenen Augen und Mündern verfolgt, leichenblass vor Angst, und wuselten nun, da es ihrem Helden offenbar gut ging, zu den Zwillingen hinüber. „Bringt ihr uns Plan K bei?“ Drei Paar Augen strahlten sie an. „Wir wollen uns auch noch an ihm rächen...“ Zumindest Kampfeslustig wirkten die drei Zwerge. ~*~*~*~ Die Zwillinge begannen zu grinsen und schlugen ein. George strahlte die drei Jungen an. „Wollt ihr wirklich unsere Lehrlinge werden?“, fragte er. „Habt ihr dazu genug Mut?“ Hermione ballte die Hände zu Fäusten. „Schluss!“, knurrte sie und stand ganz plötzlich zwischen den Zwillingen und den Slytherins. Ihre braunen Augen waren unverhohlen wütend auf die beiden Weasleybrüder gerichtet. „Ihr werdet niemandem eure kranken Sprüche beibringen!“, fauchte sie. „Niemandem! Habt ihr mich verstanden? Ihr könnt euch schon glücklich schätzen, dass ich euch keine Hauspunkte abziehe, aber solltet ihr diesen drei Kindern auch nur einen eurer hirnverbrannten Zaubern beibringen, werdet ihr euer blaues Wunder erleben!“ Die beiden blickten sie an. Erfreut. Hatten sie es jemals geschafft, sie so wütend zu machen? Nein! Super, nicht? „Wollt ihr?“, fragten sie unisono und lehnten sich exakt synchron so an Hermione vorbei, dass sie die drei ansehen konnten. Das braunhaarige Mädchen starrte sie ungläubig ab. „Zehn Punkte!“, presste sie gedrückt hervor. ~*~*~*~ Kurz blickten die drei Slytherins zu der Gryffindorvertrauensschülerin. Furchterregend sah sie aus. Eindeutig furchterregend. Aber wenn sie bei den Zwillingen in die Lehre gingen... Synchron stahl sich ein breites Grinsen auf die kleinen Gesichter. „Klar!“, rief Rivers. „Und wie!“, jubelte Marv. „Ja, ja, ja!“, ergänzte Zack und sprang fröhlich auf die beiden Gryffindors zu. ~*~*~*~ Hermione schickte ihnen einen giftigen Blick, bevor sie die Zwillinge wieder fixierte. „Für jeden von euch!“, fauchte sie, dann drehte sie sich um und kam zu den anderen fünf zurück. Sie hasste es sosehr, wenn ihre… Befehle missachtet wurden! Besonders bei diesen beiden. Dummerweise konnte sie dagegen gar nichts machen! Verdammt! „Los, gehen wir!“, knurrte sie und Harry lächelte sie an. „Hey, Mione, nimm es nicht persönlich. Du hättest sie eh nie daran hindern können!“ Er legte sich Dracos heilen Arm um die Schultern und wartete, bis Blaise auf Dracos anderer Seite es mehr oder minder schaffte, ihn zu stützen, ohne seine kaputte Schulter zu belasten, bevor er losging. „Außerdem hast du das förmlich herausgefordert!“ „Danke!“, blaffte sie. „Ich habe kein Verständnis von jemandem erwartet, der die Schulregeln am laufenden Band bricht!“ Harry lächelte ihr nur zu, versteckte die Tatsache, dass sie ihn mit diesen Worten traf. Erst kein Vertrauen, dann verstand sie nicht, dass es wirklich ihr Wutausbruch gewesen war, der den Widerspruchsgeist der Zwillinge aktiviert hatte, schließlich waren diese zuvor noch der Meinung gewesen, die drei Kleinen müssten sich dieses Privileg noch erarbeiten… „Na los, Poppy wird schon warten.“, sagte er freundlich zu Draco. „Schließlich warst du schon lange nicht mehr bei ihr.“ ~*~*~*~ „Juhu...“, murmelte Draco leise und biss die Zähne zusammen, als Blaise unter seinen Arm fasste. „Vorsichtig...“, fügte er hinzu. „Schon klar...“ Blaise lächelte sachte. „Pansy, Ron, nehmt ihr die Besen?“ Das betraf nicht nur die Fluggeräte von Draco und Harry, sondern auch sein eigenes, hatte er seinen Besen schließlich noch nicht wegbringen können. Langsam ging es Richtung Krankenflügel. Draco fühlte sich offenbar wirklich miserabel, denn alle paar Meter blieb er stehen, schnappte nach Luft oder hielt sich spürbar an den beiden Jungen fest. Das war definitiv nicht nur ein simpler Feuerzauber gewesen, nein, wahrscheinlich hatte Warrington da noch irgendetwas beigemischt. Mistkerl. Elender. Auf der Krankenstation angekommen, kümmerte sich Madam Pomfrey sofort um ihren Schützling und jagte seine Begleiter aus dem Sichtschutzes des Vorhangs heraus. Schnell war dieser zugezogen und sie widmete sich ihrem Patienten. „Verbrennungen und Gehirnerschütterung.“, stellte sie schließlich fest, verpasste Draco eine Heilsalbe für seine Schulter, einen Trank gegen die langsam wach werdenden, bohrenden Kopfschmerzen und Bettruhe. „Heute Abend sehen wir weiter.“ Und mit einem freundlichen „Aber überanstrengen Sie ihn nicht“ wurde der Rest wieder zu ihm gelassen. ~*~*~*~ Harry hockte sich sofort zu ihm und nahm seine Hand. Das war doch mal ein erfolgreiches Wettfliegen gewesen… Irgendwie blockierte Warrington jedes Mal ihren Kampf! Der Mistkerl. Natürlich war klar gewesen, was noch kommen musste: „Schade, dass wir jetzt immer noch nicht wissen, wer gewonnen hätte.“, meinte Ron leise. Klar, es war ein unpassender Zeitpunkt, aber… verdammt, es hatte ihn interessiert! Seufzend ließ er sich auf einem der anderen Betten neben Hermione nieder, die gerade dabei war, den Picknickkorb auszupacken und Brötchen zu schmieren. Sie hatte, seitdem Fred und George gegangen waren, nichts mehr gesagt. Sie war sauer. Pansy half schließlich, einfach um etwas zu tun und nicht nur dumm rumzustehen. Seufzend lehnte sich Harry gegen Draco. Da war sie wieder diese verfluchte Stimmung des gestrigen Tages. Super. ~*~*~*~ Mit einem schiefen Lächeln drückte Draco Harrys Hand. „Sorry... Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt...“ Seine Augen wanderten kurz hinüber zu Blaise. Dieser hatte sich neben Ron niedergelassen und starrte aus dem Fenster. Vorhin hatte das doch fast wie Versöhnung ausgesehen, aber das war wohl ein Irrtum gewesen... Der Blonde seufzte leise. „Sorg bitte dafür, dass mir nichts zu Essen zu nahe kommt...“, murmelte er und sah Harry flehendlich an, als ihm der Geruch von den Brötchen in die Nase stieg und sein Magen augenblicklich rebellieren wollte. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. „Du hast nichts gegessen.“, meinte er. „Seit gestern Mittag nicht und selbst da nicht richtig...“ Leichte Besorgnis mischte sich in die Stimme. „Kann dir wirklich gar nichts zusprechen? Irgendwas? Egal was, ich hole es!“ Er wollte nicht, dass Draco hungerte. Er wusste zwar, wie es war, wenn man keinen Appetit hatte, aber… ~*~*~*~ „Wirklich nicht... Nein.“ Draco schüttelte den Kopf und bereute diese Bewegung beinahe sofort. Sein Kopf fühlte sich an, als wenn er explodieren wollte. Er hob die freie Hand und presste sie an die Schläfe. Klasse, die Übelkeit wurde auch schlimmer... „Bleib mir bitte mit Essen weg. Es sei denn, du willst, dass ich mich übergebe...“ ~*~*~*~ Nein, das wollte er nicht. Garantiert nicht. „Ist okay.“, murmelte Harry, drückte die Hand ein bisschen fester und lächelte. Vielleicht war es einfach besser so. Wenn sein Körper keine Nahrung wollte, war das okay, schließlich wusste der eigene Körper immer am besten, was er brauchte und was nicht. Und damit Draco wirklich nicht zu nahe an das Essen kam, ging er zum Essen zu den anderen auf das andere Bett hinüber, beeilte sich, um wieder zurückzukehren. ~*~*~*~ Irgendwann am Nachmittag zogen die vier anderen ab, sowohl die beiden Mädchen als auch die beiden Jungen hatten sich um ihr Zaubertrankprojekt zu kümmern. Draco sah ihnen einen Augenblick nach, als sie gingen und schloss dann einen Moment lang die Augen. „Sag mal, bilde ich mir das ein oder herrscht gerade wirklich schlechte Stimmung?“ Er stockte und fügte dann hinzu: „Fast hätte ich ja geglaubt, dass zwischen Blaise und mir alles wieder in Ordnung ist, aber...“ Er seufzte tief. Das war eine Sache, die ihn doch mehr belastete, als ihm lieb war. ~*~*~*~ Komische Stimmung… „Kann man so ausdrücken.“ Harry war die letzten Stunden ziemlich still gewesen, jetzt hockte er direkt neben Draco, seine Hand in seinen beiden verborgen und blickte immerzu auf das winzige Fleckchen weiße Haut, das man von dieser Hand noch sehen konnte. „Sie sind seltsam grade. Nicht nur Blaise. Ich habe das Gefühl, sie schließen uns aus…“ ~*~*~*~ Draco nickte leicht. Oh ja, das taten sie wirklich... Schlagartig war die Erinnerung an die Sache mit dieser Prophezeiung wieder da. Nur was die vier beredet hatten, das wusste er auch nicht. Aber es Harry zu sagen...? Was dann? Wahrscheinlich würde er wütend werden... Und zwar nicht nur auf die vier. Der Slytherin seufzte leise. „Frag sie. Geh hin und frag sie.“ ~*~*~*~ Schweigend nickte Harry, doch er blieb sitzen. Er wusste, dass sie es ihm sagen würden… wahrscheinlich, aber… „Sie hätten es mir gleich sagen können.“, murmelte er leise. Er wollte nicht aufdringlich sein und fühlte sich irgendwie auch schuldig, dass es so war. Irgendwas musste ja vorgefallen sein, dass er es verdient hatte, es nicht zu erfahren. „Oder… vielleicht sagen sie es mir ja auch noch…“ Ganz von allein… Jedenfalls hoffte er das. ~*~*~*~ Draco lächelte sanft und strich ihm über die Wange. „Und was, wenn sie versuchen, dich vor irgendetwas zu beschützen? Dann werden sie kaum etwas sagen. Sie haben dich gern.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Seine Worte… Wusste er Bescheid? Wusste er, was sie ihm verheimlichten? Wenn ja, dann… Er blickte wieder auf seine Hände hinab. Jetzt fühlte er sich wirklich schlecht, dabei traute er Draco nicht einmal zu, etwas vor ihm zu verheimlichen, was ihn direkt betraf. Nur das Gefühl war nicht mehr zu vertreiben. Ob er sie doch fragen sollte? Ob er es wagen sollte? Ob er eine direkte Lüge provozieren sollte? Er wusste es nicht. Dummerweise war er wirklich total unschlüssig. So schwieg er einfach. Kam Zeit, kam Rat, so war es doch, oder? Irgendwann begann er erneut, als Draco nichts mehr sagte. Ihm war Dracos Problem wieder eingefallen. „Warum fragst du Blaise nicht, ob er noch mal herkommt? Ich kann gehen, dann erklärst du ihm, was war und wie du dich gefühlt hast. Vielleicht kann er es dann verstehen.“ ~*~*~*~ „Das letzte Mal hat er sehr deutlich gesagt, dass er nicht hören will, was ich zu sagen habe... Es ist sinnlos, es noch mal zu versuchen...“ Der Blonde starrte an die Decke. Ja, das war es wohl wirklich. „Aber du solltest gehen und deine zwei Freunde löchern, ehe es dich noch wahnsinnig macht.“ Er lächelte sachte. „Ich werde auch ganz sicher nicht weglaufen.“ ~*~*~*~ Harry nickte wieder und schwieg. Er wollte nicht. Er hatte Angst vor den Lügen, die sie ihm auftischen könnten. Er kannte Ron und Hermione. Wenn sie ihn wirklich vor etwas beschützen wollten, dann würden sie das tun, selbst wenn sie ihn dabei belügen mussten. Vielleicht konnten sie nicht gut lügen. Vielleicht würden sie es ungern tun, aber sie würden es tun. Ganz sicher. Und er wollte das nicht erleben. „Lass mich einfach hier bleiben, ja?“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco streckte die Hand aus und strich Harry sanft über die Wange. „Als wenn ich dich jemals wegschicken könnte...“ Mit dem Daumen strich er vorsichtig über seine Lippen. So schön weich... ~*~*~*~ Ein kurzer, schneller Blick von dem Schwarzhaarigen, dann sah er wieder weg, aber er lächelte, seufzte schließlich und ließ sich gegen ihn sinken. Ganz vorsichtig, damit er ihm nicht wehtat. Zu gerne würde er ihn küssen, aber Mme Pomfrey war nebenan und er wollte nicht von einem Erwachsenen erwischt werden, der ihm noch kurz davor gesagt hatte, dass er ihn nicht überanstrengen sollte. Und so wie er sie beide kannte, blieb es nicht bei einem leichten Kuss… „Danke…“, murmelte er ziemlich verspätet. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Da gibt es nichts zu danken...“ Er wuschelte Harry durch die Haare und schloss die Augen. Wahrscheinlich war es besser, jetzt einfach so vor sich hinzudämmern... Die Zeit einfach vergehen zu lassen und zu hoffen, dass sein Kopf sich bald wieder besser anfühlte. ~*~*~*~ Harry bemerkte, wie Draco langsam wegdämmerte, ließ ihn schlafen. Er sagte auch nichts mehr, ließ seinen Gedanken freien Lauf. Er kam zu einem einzigen Ergebnis: Selbst wenn sie ihn beschützen wollten, es war wirklich traurig, dass sie ihm nicht mehr vertrauten. Sie wussten, dass sie ihm vertrauen konnten. Sie wussten, dass er mit ihnen zusammen alles schaffen konnte, aber offensichtlich war ihnen das egal. Gedankenverloren streichelte er über Dracos Hand, die er noch immer nicht losgelassen hatte. ~*~*~*~ Madam Pomfrey trat an das Bett und sprach ihren Diagnosezauber. Sie runzelte leicht die Stirn, als sie das Ergebnis vernahm. „Ich werde Mr Malfoy über Nacht hier behalten müssen.“, sagte sie schließlich und fixierte den Gryffindor. „Sie sollten jetzt gehen. Sie können ihn morgen früh gerne abholen kommen.“ Ein Lächeln zierte das Gesicht der Medihexe, doch ihre Stimme duldete keine Widerworte. ~*~*~*~ In Harrys Blick trat Entsetzen. Pures Entsetzen. Das konnte sie doch nicht tun! Das… das war doch… Er konnte Draco doch nicht alleine lassen! Er war doch krank und… Er hatte ihm doch erlaubt, dass er bleiben durfte, hatte ihm gesagt, dass er ihn nicht wegschicken würde! Aber… Eine leicht gehobene Augenbraue von Mme Pomfrey ließ ihn resignieren. Schweigend nickte er, drückte die Hand noch einmal etwas fester, bevor er sich aus dem Bett schob. Sie ging ins Nebenzimmer, ließ ihm wie Draco zuvor schon einmal die Zeit, sich zu verabschieden und diesmal küsste er ihn doch. Ganz sachte. „Sorry.“, murmelte er. „Ich wäre gerne geblieben…“ Dann ging er. Ging einfach hinauf in den Raum der Wünsche, verkroch sich dort im Bett. Heute würde er wieder allein hier oben schlafen. Ganz allein. Nichts weiter da, als Dracos Schlafanzug, der nicht mal nach ihm roch, weil er jeden Tag frisch war… Es war deprimierend. In diesem Moment kam ihm ihr kleines, gemütliches Zimmer kalt und steril vor. Es roch niemals nach ihnen, selbst wenn ihre persönlichen Sachen da waren, selbst wenn der Geruch der Kessel durchaus da war, Dracos und sein Geruch, sie waren immer getilgt, wenn sie den Raum erneut betraten. Es war ihm niemals so sehr aufgefallen wie jetzt, denn jetzt fühlte er sich gerade dadurch einsamer denn je. Er zog sich im Endeffekt doch Dracos Schlafanzug an, passte doch, war nur ein kleines bisschen mehr zu weit als sein eigener… An diesem Abend brauchte er wirklich lange, bis er einschlief. Und mitten in der Nacht wachte er schreiend auf. Schweißgebadet und zitternd hockte er im Bett und atmete hastig und schwer. Tränen standen in seinen Augen. Albtraum, schrecklicher denn je, denn diesmal war es nicht Cedric gewesen, der neben ihm starb, sondern Draco. Voldemort hatte Draco umgebracht! Einfach so! Mit nur einem Wort und einem eiskalten Blick. Und er hatte grausam gelacht und sich überhaupt nicht darum gekümmert, dass er zu ihm hingelaufen war und ihn aufgenommen hatte… Zitternd hockte er da, hoffte irgendwo, dass Draco doch da war und ihn in die Arme nehmen würde, ihn tröstete, aber der Blonde war ja nicht da. Er war ja auf der Krankenstation! Er war… unerreichbar für ihn! Gerade jetzt! Irgendwie war es ein Kurzschluss gewesen, dass er plötzlich aufsprang, seinen Tarnumhang schnappte und den Raum der Wünsche hastig verließ. Er wollte ihm nahe sein. So nahe wie möglich! Einfach in seiner Nähe und wenn da eine Wand zwischen ihnen war, war es ihm egal. Eine war besser als hundert! Seine Füße machten patschende Geräusche, als er durch die Gänge eilte. Er wusste nicht, wie spät es war, wusste nicht, ob er noch damit rechnen musste, dass Snape oder Filch hier herumgeisterten, aber es war ihm auch egal. Als er den Krankenflügel erreichte, wurde er langsamer, erreichte schließlich die Tür, hinter der Draco lag. Er zitterte noch immer, weinte. Er wollte bei ihm sein! Er wollte einfach nur bei ihm sein! Jetzt war er schon mal hier, da konnte er doch auch… Aber die Tür war verschlossen. Er konnte den Raum nicht betreten. Keine Chance… Wie ein kleines Kind sank Harry neben der Tür in die Hocke, schlang die Arme um die Knie und legte den Kopf darauf. Er wollte nicht mehr schlafen gehen. Nicht mehr heute! Gar nicht mehr! Nicht ohne ihn! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You leave me hanging on Only to catch my breath I've got you and I've got nothing left Don't leave me all alone down here With myself and all of my fear ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Draco und Blaise... Ehrlich: Das ist komplizierter als jede Mädchenfreundschaft. *augenroll* Und da soll noch mal jemand sagen, Frauen wären das komplizierte Geschlecht. *lach* Shirokko: Mädchenfreundschaften sind schwierig? Wäre mir aber neu… Aber vielleicht sind meine Freundinnen einfach was Besonderes? *sichdaseinfachmaleinbildet* Ich jedenfalls finde die Vorstellung goldig, wie Harry da hockt in seinem Pogoschlangenschlafanzug unter dem Tarnumhang und weint und einsam ist. Ich will ihn dafür knuddeln… Sahne ----- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 75: Sahne Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Dido – Take My Hand. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 75: Sahne Draco hatte tief und fest geschlafen, doch jetzt, langsam gegen Morgen hörte der Schlaftrank auf zu wirken, den ihm Madam Pomfrey irgendwann eingeflößt hatte, nachdem sie ihm erst den Schock verpasst hatte, dass sie tatsächlich Harry fortgeschickt hatte. -Wenigstens tat sein Kopf nicht mehr weh... Draco öffnete die Augen und blinzelte ins Dunkel. Dieses Geräusch... Atmen, vertrautes Atmen. Nahe an Schluchzern... Aber... Er setzte sich auf, suchte seinen Zauberstab aus dem Nachttisch. „Lumos.“ Aber hier war niemand... Hier nicht. Leise stand er auf und tapste zu der Tür hinüber. Konnte das sein? Konnte das wirklich sein? Oder sehnte er sich so sehr nach ihm, dass er ihn praktisch hören konnte? Leise öffnete er die Tür und erstarrte. Direkt daneben hatte sich Harry zusammengekauert. Nur halb war er zu sehen, nur der schwarze Haarschopf, die Schultern. Schmal, blass, zitternd. Der Rest verbarg sich unter seinem Tarnumhang. Draco ging neben ihm in die Knie, zog ihn an sich. „Harry...“, raunte er leise, vollkommen fassungslos. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte ihn an, erkannte ihn fast nicht durch das Wasser in seinen Augen, vielleicht auch, weil er seine Brille nicht aufhatte, aber das war auch gar nicht nötig. Die Stimme, die Wärme, das war er! Nur er! Er hob seine Arme und schlang sie um Dracos Nacken, versteckte sein Gesicht in seiner Halsbeuge. Der Tarnumhang rutschte dabei endgültig von seinen Schultern, aber das war ihm so was von egal. Er hatte Draco wieder und… und… und… „Du bist nicht tot…“, murmelte er irgendwann, lächelte ob seiner Dummheit. Natürlich war er nicht tot, schließlich war er ja jetzt bei ihm. Ein Geist konnte niemals so warm sein! ~*~*~*~ Draco drückte Harry sanft an sich. „Nein...“ Er lächelte und gab ihm einen leichten Kuss auf den freigelegten Hals. „Komm mit rein... Du bist eiskalt.“ Dennoch machte er keine Anstalten, die Umarmung des Gryffindors zu lösen. Verdammt, was war nur los, dass Harry so aufgelöst war? Ein Albtraum? ~*~*~*~ Harry nickte nur, sich ebenfalls nicht erhebend. Er wollte da nicht rein, Mme Pomfrey würde schimpfen. Sie hatte schließlich gesagt, dass er gehen musste. Allerdings… Draco war krank und musste wieder ins Bett und… „Das geht nicht…“, murmelte er leise. ~*~*~*~ „Und wie das geht.“, entschied Draco. „Komm.“ Er stand auf und zog den Gryffindor mit sich. Madam Pomfrey konnte ja ruhig versuchen, Harry noch einmal wegzuschicken. Er würde ihr dann schon etwas erzählen! ~*~*~*~ Harry fügte sich. Was anderes konnte er auch gar nicht mehr, denn es würde bedeuten, dass er wieder nicht bei Draco sein durfte. Also blieb ihm gar nichts anderes übrig. Irgendwie bekam er es sogar zustande, dass er seinen Tarnumhang mitnahm. Dann fiel die vorher unüberwindbare Tür auch schon hinter ihm zu. Warum hatte er eigentlich seinen Zauberstab nicht mitgenommen? So wäre er vielleicht hineingekommen… - Ein völlig sinnloser Gedanke, weil er ja jetzt doch drinnen war… Er umklammerte Dracos Arm ganz fest, fast so als hätte er Angst, der andere könnte einfach wieder gehen. ~*~*~*~ Draco zog Harry mit zu seinem Bett und kroch gemeinsam mit ihm unter die Bettdecke. Die Arme fest um ihn geschlungen, drückte er ihn an sich. „Was ist denn nur passiert, dass du mitten in der Nacht in... meinem Schlafanzug durch das Schloss geisterst, Kätzchen?“, murmelte er leise und gab Harry einen sanften Kuss. ~*~*~*~ Harry kuschelte sich an ihn. Er wollte es ihm nicht sagen. Es war albern. Viel zu albern, dass er nicht eine Nacht mehr ohne ihn auskam. Viel zu albern, dass er sich aus diesem Grunde den Schlafanzug angezogen hatte. Viel zu albern, dass er nur deshalb träumte, dass Draco sterben würde… Er war ein Kleinkind. Zurückmutiert zu einem Kleinkind. „Ich…“ Er schluckte, schluchzte und erzählte es ihm dann doch. Warum er den Schlafanzug angezogen hatte, den ganzen Traum und warum er hergekommen war. Er konnte einfach nicht mehr anders, als er daran dachte, wie schrecklich er sich fühlte, nur weil ihm die anderen etwas verheimlichten, was so offensichtlich um ihn ging… Er wollte Draco nicht belügen. Nie! Er wollte ihm nicht so ein Gefühl geben, wie er es am Nachmittag gehabt hatte, jetzt noch hatte! ~*~*~*~ Draco hatten den Jungen nur still näher an sich gezogen, seinen Nacken gekrault und ihm soviel Nähe zu geben versucht, wie es nur ging. Ihm zog sich das Herz zusammen, als er diese Traurigkeit in Harrys Stimme hörte, in seinen Augen sah. „Schsch...“, raunte er. „Ich bin da... Und ich werde dich niemals verlassen, Kätzchen. Das verspreche ich dir.“ Weiter strich er durch die dichten Haarsträhnen in Harrys Nacken, entwirrte sie langsam und ließ sie durch seine Finger gleiten. ~*~*~*~ Harry nickte nur, traute sich für diesen Tag aber nicht mehr die Augen zu schließen, aus Angst, dass er vielleicht dann doch nur geträumt hatte, dass Draco bei ihm war. Aus Angst davor, noch einmal zu träumen… Die ganze Zeit über ließ er sich einfach nur von Draco im Arm halten und trösten. Seine Nähe allein war ja schon genug Trost. Verschwommen sah er durch das Fenster, wie der Himmel sich langsam rosa färbte und wie die Sonne aufging. Schön, dass er wirklich alles vergessen hatte… ~*~*~*~ Draco hatte Harry einfach nur sachte hin- und hergewiegt, ihn getröstet und darüber selbst kein bisschen Schlaf mehr gefunden. „Was...“ Madam Pomfrey stand in der Tür und hielt die Hände in die Hüften gestemmt. „Mr Potter! Ich hatte ihnen doch gesagt...“, setzte sie an, doch Draco unterbrach sie. „Bitte, Ma’am…“, sagte er leise. „Wie soll ich denn gesund werden, wenn er nicht da ist? Wenn ich mir Sorgen um ihn machen muss?“ Die Medihexe starrte ihn verblüfft an. Er hatte sie wirklich sprachlos gemacht. Was sollte man diesem Jungen denn darauf noch erwidern? Schließlich schüttelte sie nur den Kopf. ~*~*~*~ Harry hatte sich beim Klang ihrer Stimme ein bisschen tiefer in Dracos Arme gekauert, hatte Angst gehabt, dass er jetzt doch noch gehen sollte, aber Dracos Worte zauberten wirklich ein Lächeln auf sein Gesicht. Es war ein schöner Gedanke, dass er ihn lieb hatte, dass es ihm genauso erging, wenn er krank war, dass er für ihn genauso eine Medizin war wie Draco für ihn selbst. Es war einfach herrlich. Jetzt wusste er auch wieder, warum er ihn liebte: Weil er in ihm einfach das Gefühl auslöste, etwas Besonderes zu sein, weil er ihm Kraft gab und für ihn da war. ~*~*~*~ Madam Pomfrey seufzte leise und trat näher. „Mr Malfoy, ich muss Sie noch einmal untersuchen.“ Widerwillig löste sich Draco aus Harrys Umarmung und setzte sich auf. Die Medihexe sprachen ihren Diagnosezauber und lächelte dann zufrieden. „Sehr schön. Sie können heute wieder in den Unterricht gehen. Und das sollten Sie auch gleich tun. Sie haben noch fünfundvierzig Minuten bis zur ersten Stunde. Ich würde Ihnen raten, sich anzuziehen.“ Die Krankenhexe lächelte die beiden Jungen an und ließ sie wieder allein. Draco lehnte sich wieder zurück. „Da bedauert man es glatt, wenn man wieder gesund ist.“, murmelte er. Auf Unterricht hatte er nun wirklich keine Lust. ~*~*~*~ Harry zuckte die Schultern. McGonagall… Snape… Er wollte nicht aufstehen, aber wenn sie doch mussten. Er sollte hochgehen, hier hatte er ja nichts… Und mit diesem Schlafanzug würde Snape ihm Nachsitzen verpassen bis er fünfzig war, weil er es hundertprozentig als Frechheit aufnehmen würde. „Ich… muss hoch…“, murmelte er und setzte sich ebenfalls auf. Irgendwie fühlte er sich zerschlagen. Und wie! ~*~*~*~ Draco lächelte schief. „Du solltest lieber unter dem Tarnumhang gehen... Wenn dich so jemand sieht...“ Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Aber süß siehst du aus.“ Energisch zog er Harry zu sich und küsste ihn zärtlich. ~*~*~*~ Süß. Hilfe! Sein Gesicht brannte! Was redete er denn da? Und außerdem… Harrys Gedanken wurden in den Hintergrund gedrängt, als er die weichen Lippen auf seinen spürte. Weich, warm, bestätigend. Lächelnd erwiderte er. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Als Harry später in den Unterrichtsraum für Verwandlungen kam, war er äußerlich sicherlich erfrischt und fit, aber innerlich wollte er eigentlich nur wieder ins Bett. Er war müde und ihm war immer noch so seltsam kalt. Oder besser: wieder… Er sollte wirklich mit Draco über dieses Zimmer da oben reden. Jetzt, wo es ihm aufgefallen war, war es immerzu präsent. Er konnte diese Sterilität nicht ertragen! Verwandlung wartete mit Eidechsen auf, Snape später mit einem neuen Trank, den er nicht machen wollte, weil er keine Lust hatte, den er aus selbigem Grunde versiebte. Das Mittagessen unter der Weide wurde irgendwie wieder bedrückend. Seine Freunde waren wieder etwas später gekommen und Harry lehnte starrend gegen Draco. Er wollte nicht sprechen. Bis Ron auf das Thema Geburtstag kam. Hermiones Geburtstag stand vor der Tür. Schon morgen! Und er wollte wissen, was sie sich wünschte und was sie machen könnten. Harry hätte am liebsten geheult. Ihr Geschenk hatte er schon, aber… dieser Tag würde doch einfach nur ein einziges Desaster werden! ~*~*~*~ Als das Gespräch auf Hermiones Geburtstag kam, sahen sich die drei Slytherins alarmiert an. Natürlich hatte keiner von ihnen eine Ahnung gehabt. Das würde noch eine Spontangeschenkaktionen werden müssen... Draco hatte auch schon eine Idee, wie sie noch rechtzeitig etwas bekommen würden. „Wo wir schon dabei sind...“, meinte schließlich Blaise, „…wann habt ihr anderen Geburtstag?“ Sein verlegener Blick sagte nur allzu deutlich, dass er das nächste Mal eher vorgewarnt werden musste. „Bei uns sind es: Der fünfte Juni, dann hat Draco, achter August, Pansy, und der fünfzehnte Januar, das bin ich...“ Draco sah ihn einen Augenblick lang an und fügte hinzu: „Harry hat am 31. Juli... Das dürfte so schnell nicht wieder eintreten. Fehlt nur noch Ron.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Woher weißt du das?“, fragte er irritiert. Hatte er es ihm vielleicht schon einmal gesagt? Wenn, dann konnte er sich nicht erinnern, aber… „Das weiß doch jeder!“, seufzte Ron. „Vergessen, Harry, du bist berühmt!“ Der Gryffindor blickte seinen Freund strafend an, aber es war Hermione, die das klarstellte: „Es steht nicht in allen Geschichtsbüchern auf den Tag genau drin, weil es darüber immer schon Zweifel gab. Harrys Geburtstag ist nicht bekannt gegeben worden, wurde aufgrund der Tatsache seines Überlebens ein Jahr später geschätzt, um ihn in die Geschichtsschreibung aufnehmen zu können. Soviel ich weiß, hatte Dumbledore seine Hände da im Spiel, weil er nicht wollte, dass soviel über den Jungen-der-lebt bekannt wird, dass man es am Ende – gerade durch Arithmantik – gegen ihn verwenden könnte. Wie ich sehe, hat dieses Vorhaben am Ende nicht so ganz geklappt…“ Sie blickte Draco an. „Du weißt es sicher von deinem Vater, oder?“ Baff durch diese doch recht ausführliche Information blickte auch Harry Draco wieder an. Er verstand gar nichts mehr. Ja, er wusste, dass er in den Geschichtsbüchern drinstand – dummerweise, wie er fand –, und ja, er wusste auch, dass viele mehr über ihn wussten, als ihm lieb sein konnte, aber er hatte nicht gewusst, dass manche Daten verschwiegen worden waren… Und wenn es so war… Woher wusste Draco dann sein Geburtsdatum? ~*~*~*~ Draco schaute beiseite. Irgendwie fühlte er sich gerade unangenehm beobachtet. Alle fünf sahen sie ihn eindeutig neugierig und forschend an. Schließlich blickte er ihnen ein wenig entnervt entgegen. „Nein, ich weiß es nicht von meinem Vater. Ich schätze, er hat selbst keine Ahnung.“ Der Blonde zog die Schultern hoch und blickte Harry an. „Erinnerst du dich noch, was ich dir darüber gesagt habe, wer dich wirklich kennt? Dass es dein Erzfeind ist?“ Ein verlegenes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Es hat mich interessiert... Weil ich alles von dir wissen wollte. Mit dem Hintergedanken, alle deine Schwächen zu kennen, um sie nutzen zu können...“ Jetzt blickte er auf seine Schuhspitzen, sichtlich unbehaglich. Schon damals war sein Interesse für diesen Jungen fast grenzenlos gewesen. Beinahe augenblicklich fühlte er sich an das Vorhaben mit Blaise erinnert. Eine Reise in seine Erinnerungen zu machen. Ja, das erschien ihm definitiv noch erstrebenswert. ~*~*~*~ Harry lächelte. Ja, daran erinnerte er sich… Irgendwie. Da hatte ihm Draco doch gesagt, dass er ihn nicht mehr hasste, nicht wahr? Oder so ähnlich zumindest. Danach hatten sie Frieden geschlossen und seitdem waren sie Freunde. Auch wenn sie es damals noch nicht so genannt hatten. „Wie hast du es rausbekommen?“, wollte er neugierig wissen. „Nicht einmal Seamus oder Dean wissen es.“ ~*~*~*~ Draco hob den Kopf und musste unwillkürlich grinsen. „Das wüsstest du gerne, was? Vergiss es. Das bleibt schön mein Geheimnis...“ Sein Grinsen wuchs noch ein wenig in die Breite. „Außerdem kannst du dann weiter gespannt bleiben, was ich sonst noch alles von dir weiß...“ Lachend stupste er Harry auf die Nasenspitze. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blinzelte, dann wurde sein Blick dunkel. „Sag es mir!“, quengelte er in plötzlich jammerndem Tonfall. „Ich will es wissen!“ Zumal er vielleicht eine Menge wusste, aber nicht alles! „Sag, sag, sag!“ Und auf allen Vieren stehend kam er ihm so nahe, dass ihre Nasen sich jetzt doch berührten, sah ihm tief in die Augen. „Bitte!“ ~*~*~*~ Draco gab ihm schlichtweg einen leichten Kuss auf den Mund und schüttelte den Kopf. „Nein.“ Seine grauen Augen glitzerten und er hatte sichtlich Spaß an dem bettelnden Gryffindor - aber das hieß noch lange nicht, dass er nachgeben würde. ~*~*~*~ Harry seufzte. „Du bist fies!“, murrte er und hockte sich im nächsten Moment so, dass er wieder mit dem Rücken gegen ihn lehnte. Warum konnte er es ihm nicht einfach sagen? Das war doch nicht fair! Aber wenn er es nicht sagen wollte, sollte er ihn wohl nicht bedrängen. Dabei… „Bitte?“, versuchte es Harry noch einmal ganz unschuldig und blickte ihn über die Schulter hinweg an. ~*~*~*~ Draco lachte leise und zog Harry an sich, sodass der Gryffindor in seinen Armen lehnte. „Nein, Kätzchen. Eindeutig nein. Du willst mir doch nicht meine Geheimnisse nehmen, oder?“ Wie automatisch fand seine Hand den Weg zu Harrys Haarschopf und wuschelte hindurch. ~*~*~*~ „Doch.“, murrte Harry leise in seinen nicht vorhandenen Bart, aber er bohrte auch nicht weiter nach. Er würde es irgendwann schon noch herausfinden! Ganz sicher! Irgendwann… Hermione lächelte leicht. „Wie wäre es, wenn wir morgen einfach Torte essen und uns einen ruhigen Tag machen. Ich habe keine Lust darauf, groß zu feiern.“ Freundlich lächelte sie in die Runde und Harry, dem dieser Themenwechsel sehr gelegen kam, nickte erfreut. Das war doch mal eine gute Idee. Kein Stress wegen Vorbereitungen, außer… Ein leises Grinsen schlich sich auf seine Lippen, aber er schwieg. Das würde noch sehr lustig werden! ~*~*~*~ Draco grinste nur und bettete seinen Kopf auf Harrys Schulter. Wirklich niedlich, wenn er so hartnäckig und trotzig war. Aber auf Dauer konnte er einen damit auch garantiert in den Wahnsinn treiben... „Okay...“ Die drei Slytherins nickten. Das war ihnen definitiv recht. Torte essen, ruhig feiern... Angesichts der ständigen Aufregungen der letzten Tage klang das wirklich sehr sympathisch. ~*~*~*~ Harrys Grinsen wurde nur noch breiter, aber bevor der Unterricht weiterging, schwieg er wirklich ausdauernd. Er genoss es, dass die Atmosphäre wieder etwas lockerer geworden war. Zu dumm nur, dass sie getrennt Unterricht hatten. Harry hatte eine Idee und… ja, er wollte diese Idee in die Tat umsetzen! Dafür brauchte er allerdings Hilfe. Alleine würde er das nicht können. So nahm er im Wahrsageunterricht sein Gedankenbuch heraus und schrieb, Rons plötzlich wieder auftretende, besorgte Schweigsamkeit geflissentlich ignorierend, Draco eine Nachricht: *Hast du schon ein Geschenk für Mione?* ~*~*~*~ *Ich kann zwar zaubern, aber keine Wunder wirken.*, gab Draco trocken auf Harrys Anfrage per Gedankenbuch zurück. Kurz hob er den Kopf, um sich zu vergewissern, dass Professor Vektor gerade anderweitig beschäftigt war und fügte hinzu: *Ich habe vorhin erst erfahren, dass sie Geburtstag hat. Also nein.* ~*~*~*~ *Meinen Geburtstag wusstest du, aber ihren nicht?*, kam es amüsiert zurück. ~*~*~*~ *Nein. Sie hat mich vorher kein bisschen interessiert. Im Gegensatz zu dir.* Draco schüttelte leicht den Kopf. Natürlich hatte sie ihn nicht interessiert. Sie war schließlich wertlos in seinen Augen gewesen... Nun, aber die Lektion hatte er gelernt. ~*~*~*~ Harry lachte leise über diese Antwort. *Du hast nicht gewusst, dass sie meine Schwachstelle war? Dass du mit Angriffen auf meine Freunde viel mehr erreicht hättest, als wenn du mich direkt angegriffen hast?* ~*~*~*~ *Doch. Aber das war mir zu indirekt. Ich wollte DICH.* „Mr Malfoy? Können Sie uns diese Aufgabe vorrechnen?“ Draco schob abrupt einen Bogen Pergament über das Buch. Verdammt, was sollte er rechnen? „Das mit den Vorzugssprüchen...“, raunte ihm Pansy zu und rettete ihm damit vermutlich den Hals. Draco verkniff sich ein Aufseufzen und trat artig zur Tafel, um diese Aufgabe zu lösen. ~*~*~*~ *Ich kann nur hoffen, dass Voldemort ebenso denkt. Dummerweise kann ich das nicht glauben.*, kam es wieder von Harry, der von Dracos momentane Misere nichts wusste. *Aber was ich eigentlich fragen wollte: Hilfst du mir bei der Überraschung für Mione?* ~*~*~*~ Bei dem Namen des wohl bekanntesten bösen Zauberers der Welt zuckte Draco unwillkürlich zusammen. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, den Namen zu hören. Schnell kritzelte er die Rechnung zu Ende. „Sehr schön...“ Das Lob der Lehrerin registrierte er kaum, sondern verzog sich recht schnell zu seinem Platz zurück, um Harry endlich zu antworten. *Danke für den freundlichen Vergleich. Du bist zu herzig.*, schrieb Draco trocken zurück. *Natürlich helfe ich dir. Was für eine Frage.* ~*~*~*~ *Das ist doch wunderbar! Ich erwarte dich dann nach dem Unterricht am Raum der Wünsche! Klopf an, ich lass dich dann rein, okay?* Das Leuchten in seinen Augen war auch Ron nicht entgangen, genauso wenig Professor Trelawney, die ihn nun aus Rons Tasse lesen ließ, was er sah, erwartete dabei zweifellos etwas Grandioses, doch Harry musste sie enttäuschen. Er lächelte nur hintergründig, dann meinte er: „Ich sehe ein Herz. Und daneben eine Blume mit gezahnten Blättern.“ Das Zeichen dafür, dass baldige Liebe ins Haus stand. Es war seine kleine Rache dafür, dass Ron ihm dieses gewisse Etwas verheimlichte, dass er blass geworden war und… Moment… Er war blass geworden? Warum? Das war doch schon lange nicht mehr passiert! Er hatte die Angst vor wahren Prophezeiungen doch verloren gehabt, warum… Harrys Augen weiteten sich ein bisschen, dann stellte er mit plötzlich verschlossenem, lächelndem Gesicht die Tasse weg. Ob es das war, was sie ihm verheimlichten? Hatte er wieder etwas prophezeit? Hatte er wieder… den Tod von jemandem vorausgesehen? Wollten sie ihn vielleicht davor schützen? ~*~*~*~ *Okay.* Mehr konnte er darauf wohl kaum antworten... Aber Draco musste zugeben, dass er schon gespannt war. Jetzt konnte er kaum noch etwas anderes machen, als auf das Ende des Unterrichts zu warten. „Kann ich mir deinen Expresskatalog ausleihen?“, fragte ihn plötzlich Blaise. Überrascht blickte der Blonde ihn an, hatte er doch kaum erwartet, dass Blaise mit ihm reden würde. „Klar. Ist in der untersten Schublade.“ „Gesichert?“ Blaises schwarze Augen glitzerten amüsiert. „Natürlich...“ Leise flüsterte Draco ihm den Auflösungszauber zu. Trotz aller Spannungen war sein Vertrauen in ihn noch immer grenzenlos. ~*~*~*~ Harry beachtete diese Antwort nicht mehr wirklich, nahm sie lediglich zur Kenntnis. Unter dem Lächeln biss er die Zähne zusammen. Er wartete gerade lang genug, damit Trelawney verschwinden konnte. „Was habe ich gesagt?“ Irritiert blickte Ron ihn an. „Was bitte? Wovon sprichst du?“ „Ich habe wieder weisgesagt, oder?“ Harry starrte ihn böse an. Es kam, was er befürchtet hatte: Ron log. „Nein.“ Er log ihn an! Er konnte es ganz deutlich spüren! „Wann soll das gewesen sein?“ „Woher soll ich denn das wissen?“, zischte Harry. Er konnte seine Enttäuschung nur mit Mühe verbergen. „Ich kann mich daran ja nicht erinnern!“ Ron schaffte es tatsächlich zu lachen. „Du hast nichts gesagt, beruhige dich mal wieder! Es ist alles in Ordnung!“ Harry starrte ihn an, lange, dann blickte er zurück auf sein Gedankenbuch, starrte es lediglich in Grund und Boden, während er die Tränen zurückhielt. Es tat weh, dass er ihm offen ins Gesicht zu lügen wagte. Es tat wirklich weh! Und es machte ihm Angst, was er gesagt haben sollte. Was zum Teufel würde geschehen? Die Stunde zog sich hin und als sie schließlich endlich zu Ende war, sprang er auf und verschwand beinahe unbemerkt aus dem Raum. Ron konnte ihm nur hinterher sehen, aber nicht mehr folgen. Und er biss sich auf die Lippe. Er wusste, dass Harry ihn durchschaut hatte und er wusste, dass er jetzt unter Garantie böse auf ihn war. Aber was sollte er denn tun? Ihn mit der Gewissheit belasten, wieder nichts für jemanden tun zu können, der mit Sicherheit starb? Ganz sicher nicht! Harry erreichte den Raum der Wünsche und hätte vor lauter Ärger fast vergessen, dass er ja noch etwas geplant hatte. Fast wäre er einfach in ihr Zimmer gegangen und hätte auf Draco gewartet, um diesen zu fragen, ob er wusste, was er prophezeit hatte, aber im letzten Augenblick fiel es ihm ein. Er hatte ja… Er konnte sich nur schwer dazu durchringen. Hermione gehörte auch zu den Geheimniskrämern… Eigentlich hatte sie die Überraschung gar nicht verdient! Und trotzdem öffnete er die Tür zu dem Raum, den sie gebrauchen würden… ~*~*~*~ Draco verließ das Klassenzimmer direkt mit dem Schellen, während Blaise noch Pansy erklärte, dass er eine Lösung für ihr Geschenkproblem hatte, ehe Hermione zu ihnen stieß. Der Blonde war wirklich gespannt, was Harry ausheckte. Einen Augenblick lang stand er still vor dem Bild mit dem Troll in dem schrecklichen Kleid. Bei Merlin, er hatte sich sogar an dieses Ungetüm langsam gewöhnt. Vorsichtig klopfte er dagegen. ~*~*~*~ Harry im Inneren schreckte auf, dann begannen seine Augen zu leuchten. Er hatte es geschafft, in diesem Raum seine Sorgen und seine Enttäuschung abzulegen. Der Grund: Zuckerguss. Der Topf mit dem Zeug hatte auf der Anrichte gestanden und er hatte nicht widerstehen können. Jetzt eilte er zur Tür und öffnete sie stürmisch. Sein Gesicht strahlend. Er wusste, dass seine Hände klebten, aber das war ihm egal. Er freute sich auf das, was kommen würde. „Hi, Dray! Hast du schon mal gebacken? Ich nämlich nicht! Ich brauche Hilfe!“ ~*~*~*~ „Ge...backen?“ Draco starrte den Gryffindor sprachlos an. Er war im falschen Film gelandet. Eindeutig. Backen. Das war... Hauselfensache. Natürlich machte sich ein Malfoy damit nicht die Finger schmutzig. Das hätte seine Mutter niemals zugelassen! Langsam trat der Blonde ein und besah sich das Schlachtfeld. Perfekt eingerichtet war der Raum für diesen Zweck. Große Arbeitsplatte, Ofen und alles Mögliche an Zutaten. Nun, Backen war kaum etwas anderes als das Brauen von Tränken, oder? Man hatte ein Rezept und hielt sich dran... Draco fand seine Fassung wieder, lächelte Harry an und gab ihm einen Kuss auf den Mund. „Du klebst.“, stellte er nüchtern fest und musste grinsen. „Also, zeig mir dein Rezept und dann werden wir... backen.“ Backen... Wie kam man nur auf so etwas? ~*~*~*~ Rezept? Uh… „Ich wusste, dass ich was vergessen habe.“ Harrys Strahlen verschwand und er schlug sich vor die Stirn. Ein Wunder, dass er nicht festklebte. Etwas verzweifelt ging er zu einem der Schränke, öffnete ihn und blickte hinein. Sie brauchten doch ein Backbuch, sonst wurde das nie was! Da hatte Draco vollkommen Recht! Auch im nächsten Schrank war kein Backbuch, sondern nur Zutaten von A bis Z. Dafür waren im darauffolgenden über vierzig. Eng aneinandergeschmiegt standen sie da und warteten auf ihren Einsatz. So viele und… Harry nahm das erste Buch heraus. „Was würdest du backen wollen?“ ~*~*~*~ Draco hatte sich ein Lachen nicht verkneifen können und kam nun noch immer sichtlich amüsiert zu Harry hinüber. „Irgendetwas, was einigermaßen schaffbar aussieht und lecker klingt.“, entschied er. „Vergiss nicht: Wir sind zwei Anfänger...“ Er hielt inne. „Wobei, so schwer kann das ja nun auch wieder nicht sein, oder? Das da klingt gut...“ Sein linker Zeigefinger deutete in dem Inhaltsverzeichnis auf eine Sahnetorte. ~*~*~*~ Harry blätterte auf die angegebene Seite und besah sich das Bild. Schön… wirklich. „Sieht lecker aus!“, erklärte er. „Mione wird begeistert sein!“ Er zumindest war es. Oder würde es sein, wenn die Torte so lecker schmeckte, wie sie auf dem Bild aussah. Strahlend weiß mit Mandarinen drauf und wundervollem Muster aus Schokostreuseln. „Das ist toll, das machen wir!“ Das hatte er jetzt einfach beschlossen. Würde schon schief gehen. Und was wäre das Leben ohne Risiko? Langweilig, genau! „Einverstanden?“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco nahm dem Gryffindor das Buch aus der Hand und besah sich die Zubereitung. Konnte doch gar nicht so schwer sein. Am besten ging man das wirklich an wie einen Zaubertrank: Schön nach den Regeln. „Also, wir brauchen Milch, Butter und Zucker als erstes.“ ~*~*~*~ Harry wuselte sofort los, um Besagtes zu holen, fand den Zucker erst nach dem dritten Anlauf, aber ansonsten war dann alles da. Er stellte es auf den Tisch und naschte im Vorbeigehen noch einmal von dem langsam hart werdenden Zuckerguss. Er mochte das einfach. Wie Zuckerwatte: süß und klebrig. „Und was noch?“ ~*~*~*~ „Mehl und geriebene Mandeln... Und Eier. Fünf Stück.“, fuhr Draco fort, platzierte das Buch neben sich und begann erst die Butter abzuwiegen, dann den Zucker. Beides landete in der Rührschüssel und wartete laut Plan jetzt auf die Eier. So weit, so gut. Automatisch hatte er die Führung übernommen. Vielleicht, weil das hier bisher seinem Lieblingsfach doch ganz schön ähnlich war. ~*~*~*~ Harry hatte die Eier schon gesehen, er hatte gehofft, dass sie sie brauchen konnten, denn Eier… die wusste er zu behandeln. Eier waren lustig. Das Mehl und die Mandeln waren im Schrank, wo auch schon der Zucker gewesen war. Keine lästige Sucherei zum Glück. Er platzierte alles auf dem Tisch, kam dann zu Draco und schaute in die Schüssel. Noch nicht viel drin, aber das würde sich ändern. „Was jetzt?“ Ein kurzer Blick in das Buch und er begann zu grinsen. Die Eier! „Das mach ich!“, rief er, bevor Draco hätte antworten können und hatte im nächsten Moment auch schon alle fünf auf einmal in den Händen. Getrennt nach weiß und gelb, das Gelbe in die Schüssel… Das war doch einfach! ~*~*~*~ Draco bewunderte Harrys geschickte Hände. Nicht schlecht. „Okay, ich verrühre das dann schon mal und du schlägst das Eiweiß mit einer Prise Salz steif...“ Skeptisch betrachtete der Slytherin das Rührgerät. Natürlich funktionierte es magisch, denn sie waren hier ja in Hogwarts, aber nichtsdestotrotz hatte das wirklich etwas arg Muggelmäßiges... Vorsichtig stellte er das Gerät an und zuckte zusammen, als es unter seiner Hand erbebte. Das hatte ja ganz schön Power. Mutig drückte er es in den Mischmasch aus Eigelb, Zucker und Butter. Und einen Augenblick später flogen ihm ein paar kleinere Stücke Butter um die Ohren. „Ups...“ Offenbar war das Ding zu stark gestellt... Vorsichtig drehte er es runter. Bitte, so ging das doch schon viel besser. ~*~*~*~ Harry grinste, als er das sah. Draco war süß. Und der entschlossene Ausdruck in seinem Gesicht passte sensationell zu seiner Tätigkeit. Er nahm noch etwas Butter und warf sie in den Topf, schließlich war etwas verloren gegangen, bevor er sich einen Rührbesen schnappte und den Eischnee schlug. Und das war nun wirklich nicht ganz so einfach. Das Glibberzeug wollte und wollte einfach nicht weiß und fest werden! So stand es zumindest in dem Buch. Dabei war die Schüssel definitiv fettfrei! Na ja, oder auch nicht. Eines der Butterklümpchen von Draco lag in dem Eiermatsch und leuchtete hellgelb vor sich hin. Treffer versenkt! Missmutig machte sich Harry daran, noch einmal Eier aufzuschlagen und zu trennen. ~*~*~*~ Draco kümmerte sich derweil darum, das Mehl und das Backpulver in seinen Ei-Butter-Zucker-Brei zu sieben. Weißer Mehlstaub überzog bereits die Schüssel sowie den Boden und die Arbeitsplatte neben ihm. Und natürlich auch seinen schwarzen Umhang. Leise vor sich hinfluchend, zog er diesen aus und legte ihn beiseite. Besser. Was nun hieß, dass er sein Hemd weiß einnebelte. Was kam danach? Ach ja, Milch musste dazu... ~*~*~*~ Unterdessen trug Harry seinen Kampf mit den Eiweißen aus und ging letztendlich als strahlender Sieger daraus hervor. Eigentlich war er wirklich sauer gewesen, aber Dracos Anblick entschädigte ihn für den Stress mit dem Glibberetwas. Weiß! Überall weiß! Wie schön! „Wie süß!“, grinste er, und stupste ihm gegen die Nase, sodass diese wieder hautfarben und dafür sein Finger weiß war. ~*~*~*~ „Süß, hm?“ Draco zog eine Schnute und betrachtete seinen Freund einen Augenblick. Dann huschte ein kurzes Funkeln durch seine grauen Augen und er drückte ihn an sich. „Du auch.“ Mit einem Grinsen betrachtete er den weißen Abdruck, den er auf Harrys Umhang hinterlassen hatte. Hübsch. Definitiv. ~*~*~*~ „Uahhhh! Dray, was…“ Ihm gingen die Worte aus. Das war doch Absicht gewesen und ganz und gar fies und gemein und hinterhältig und… jetzt war es auch schon egal. Er setzte sich auf die Arbeitsplatte und blickte seinen Freund an, lächelte, nein grinste ihm entgegen. Backen war lustig, nicht wahr? Er griff nach einer Hand voll Mehl von der Arbeitsplatte, hob es vor sein Gesicht… „Augen zu.“, flüsterte er liebevoll, dann pustete er direkt in das Mehlhäufchen. Es stob auf und legte sich über Draco und den Tisch und den Boden über seine Knie und über ihn… Schuss nach hinten. Er lachte. Oh Mann! Oh Mann, oh Mann! ~*~*~*~ Draco blinzelte und wischte sich das Mehl vom Gesicht. „Kindskopf...“ Er grinste und wog seine Möglichkeiten ab. Eine Mehlschlacht war grad das einzig Mögliche... Nein. Aber Harry sollte sich schon mal auf etwas gefasst machen, wenn die Sahne drankam... „Das gibt Rache. Aber erst wird der Teig fertig gemacht. Gib mir mal die Mandeln.“ ~*~*~*~ Harry reichte sie ihm. Die Drohung klang irgendwie zu viel versprechend, um wirklich als Drohung durchzugehen. Das konnte doch lustig werden, oder? Er beobachtete, wie Draco das Zeug mit der Zucker-Butter-Pampe verrührte und dann den Eischnee unterhob. So, wie im Buch gesagt, nicht mit dem Rührgerät. Der Autor hatte extra ein Ausrufungszeichen hinter diese Information gesetzt. Das hatte er sicher nicht umsonst gemacht. Und dann fiel ihm auf, dass sie den Ofen noch gar nicht angemacht hatten, und beeilte sich, das nachzuholen. Und er bemühte sich wirklich, es nach dem Anweisungen zu tun, denn dummerweise war das ein Zaubererofen, kein Muggelofen! Mit letzterem konnte er umgehen, aber mit diesem Ding… Verdammt, warum hatte er nur keinen normalen Ofen in seine Vorstellung mit eingebaut sondern sich auf das richtige Verständnis des Raums der Wünsche verlassen? Dummer Fehler. Würde er nie wieder machen! ~*~*~*~ Draco füllte den Teig in die Form um und steuerte den Ofen an. Mit einem skeptischen Blick schob er die Form hinein. Harry würde das schon richtig gemacht haben. Eigentlich wollte er den Wecker stellen, doch angesichts der Tatsache, dass er mit Sicherheit nicht noch einmal eine solche Schlacht mit den Zutaten hinter sich bringen wollte, kramte er lieber seinen Zauberstab hervor und verhexte den Wecker so, dass er klingen würde, wenn der Teig fertig war. „So, jetzt die Sahne...“ Seine grauen Augen glitzerten. Sahne. Das verhieß eindeutig viel Spaß... ~*~*~*~ Ja, Sahne! Harrys Augen leuchteten. Er mochte Sahne. Sie war süß! Er lief zu dem Kühlschrank und blickte hinein. Im unteren Fach stand ein halber Eimer mit Sahne. Das waren gut und gerne fünf Liter. Und dahinter noch mal… zehn Liter Sahne… Wahnsinn. „Der Kuchen wird riesig!“, erklärte er, als er den ersten Eimer heraushob. Keiner der beiden beachtete die unschuldigen Zeilen, dass der Boden nach dem Backen zwei Stunden kühlen sollte und aus diesem Grund erst in zwei Stunden mit der Creme angefangen werden sollte. War doch auch unwichtig, oder? „Willst du wieder rühren?“ ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco füllte eine gute Menge der flüssigen Sahne in eine Schüssel um und gab dann die angegebene Menge an Zitronenschale und -saft hinzu und etwas Zucker. Jetzt das Rührgerät auf höchste Stufe. Fasziniert beobachtete der Slytherin, wie die weiße Flüssigkeit immer fester wurde. Er hob das Rührgerät langsam heraus und streifte mit dem Finger etwas von der Sahne ab. Hm, lecker... „Auch mal?“, fragte er hielt Harry Zeigefinger samt dickem Sahneklecks hin. ~*~*~*~ Harrys Augen begannen zu leuchten und er hielt mit dem Beinebaumelnlassen inne. Er nickte, beugte sich vor und nahm die Sahne samt Finger in den Mund, blickte Draco dabei frech an. Lecker, das Zeug. Und der Finger… tja, der war jetzt vollgesabbert. Noch einmal saugte er daran, um auch jeglichen Rest Sahne davon abzubekommen, dann erst entließ er ihn. Er leckte sich über die Lippen und in seinen Augen leuchtete es. „Bekomme ich noch mehr davon?“, fragte er ganz lieb und unschuldig. Klar, er käme auch so dran, wenn er sich ein bisschen bewegen würde, aber von Draco förmlich gefüttert zu werden, das hatte gewiss auch seinen Reiz! ~*~*~*~ Draco beobachtete Harry und für einen Augenblick setzte sein Herzschlag fast aus. Wie konnte er bei einer derart zweideutigen Geste eigentlich noch so verdammt unschuldig bleiben? Der Blonde stippte seinen Finger diesmal direkt in die Schüssel. Würden sie halt neue machen, war doch egal. Sanft striche er den weißen Schaum auf Harrys Lippen und küsste ihn, nur um dann beinahe sofort mit seiner Zungenspitze nach der Sahne zu haschen. Hm, das hatte definitiv was... ~*~*~*~ Harry hatte das etwas erstaunt geschehen lassen, jetzt lächelte er, schloss die Augen, während er den Mund ein klitzekleines bisschen öffnete. Das Gefühl der leckenden Zunge an seinen Lippen… Wahnsinn! Das war… Eine Gänsehaut zog über seinen Rücken und er schauderte. Er bewegte sich nicht, wartete ab, genoss dieses Gefühl. Als Draco sich zurückzog, öffnete er die Augen wieder. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass er sie geschlossen hatte. „Das ist nicht fair.“, sagte er gespielt traurig. „Jetzt hast du alle Sahne allein bekommen!“ ~*~*~*~ Draco musste leise lachen. „Naschkatze...“ Die nächste Ladung Sahne landete auf seinen eigenen Lippen und er kam Harry herausfordernd näher. Der Gedanke an Rache war längst vergessen. Wobei... Das war doch auch irgendwie Rache, oder? Ein winziges bisschen wenigstens. ~*~*~*~ Harry lächelte. Wie Lipgloss von den Mädchen. Nur… bei ihm sah es süß aus, nicht aufgedonnert. Er hob Dracos Kinn ein bisschen mit dem Finger an, dann küsste er ihn. Sachte, sanft und nicht zu fest, um die Sahne nicht dazu zu bringen, wegzulaufen. Wie war das gewesen? Ablecken? Nichts lieber als das! Seine Lippen teilten sich und schon im nächsten Moment stieß seine Zunge auf Süßes, auf Samt. Ein absolut einzigartiges Gefühl, wunderschön, liebenswert und… Er wollte mehr davon! Und aus diesem Grunde schickte er seine Zunge auf die Runde. Langsam, sinnlich, das Gefühl vollkommen auskostend. Seine Augen hatten sich ohne sein Zutun schon bei der ersten Berührung geschlossen. Und dann war die Sahne alle. Ganz und gar weg. Nichts mehr da. Was wirklich zu bedauern war. Aber Draco hatte vorhin ja auch welche gegessen, nicht wahr? Ob davon vielleicht noch ein Rest übrig war? Ein Versuch war es doch zumindest wert, nicht? Zumal dahinter etwas noch Appetitlicheres wartete. Ganz langsam vertiefte er den Kuss, drang schüchtern in Dracos Mund vor. Wenn der andere etwas dagegen hatte, dann würde er sich sofort zurückziehen… ~*~*~*~ Draco erschauerte und schloss genießerisch die Augen. Das war gut... Um nicht zu sagen verdammt gut. Und gegen Harrys vorsichtiges Vordringen hatte er nichts. Überhaupt nichts. Sachte stupste er seine Zunge an, lud sie regelrecht ein, während er zugleich eine Hand - Sahne hin oder her - in Harrys Haarschopf grub und ihn näher zu sich heranzog. Mit der anderen zog er das Hemd aus der Hose des Gryffindor und liebkoste sachte die weiche Haut darunter. ~*~*~*~ Wieder rieselte eine Gänsehaut über Harrys Rücken, als er sich darauf einließ, den Kuss zu vertiefen, weiterzugehen. Draco schmeckte tatsächlich süß, aber anders süß als die Sahne. Und seine Finger auf seiner Haut waren ganz warm. Und wie jedes Mal verursachten sie ein regelrechtes Feuer unter seiner Haut. Er ließ selbst seine Hände auf Wanderschaft gehen, den Hals hinab, zum Kragen hinunter. Ein störendes Stoffstück, das mit ein paar Knöpfen entfernt werden konnte. Den ersten hatten sie schon in der Mangel. ~*~*~*~ Langsam begann Draco ebenfalls die Knöpfe von Harrys Hemd zu lösen. Mit links war das zwar nicht gerade einfach, doch nach und nach gewann er den Kampf. Schlussendlich löste er auch noch die Krawatte und fuhr dann sachte mit den Fingerspitzen über die weiche Haut. Ob darauf Sahne... Er tastete nach der Schüssel, tauchte den Finger ein und zog eine Sahnespur von Harrys Brustbein bis zu seinem Bauchnabel. Mit einem Lächeln löste er den Kuss und widmete sich der weißen Linie auf dem Bauch seines Freundes. Sahne und Harry... Das schmeckte zusammen definitiv sensationell! ~*~*~*~ Harry keuchte, als die kühle Sahne seine Haut berührte. Dracos Aktion wenige Sekunden später machte es nicht besser. Er hielt sich an der Tischkante fest, weil Draco ihm – absichtlich oder nicht – die letzten zwei Knöpfe seines Hemdes entzogen hatte und er nun nichts mehr zu tun hatte. Außerdem spürte er diese Zärtlichkeit auch noch weiter unten und hatte auf einmal einfach das Bedürfnis, sich an etwas festzuhalten, was sich nicht so unberechenbar bewegte wie Draco… ~*~*~*~ Draco leckte sich genießerisch die Lippen, als er wieder hochsah. Sanft schob er Harry Umhang und Hemd von den Schultern und küsste ihn wieder. Davon wollte er jetzt definitiv mehr. Sehr viel mehr... Er schmeckte einfach fantastisch. Ein bisschen noch nach Sahne, aber vor allem einfach nach Harry. Und das liebte Draco schlichtweg. ~*~*~*~ Harry zog seinen Freund näher an sich, so dass er jetzt zwischen seinen Beinen vor der Arbeitsfläche stand, und erwiderte Kuss und Zärtlichkeiten, alles um sich herum vergessend, lieferte Draco Widerstand mit der Zunge, kämpfte mit ihm um Vorherrschaft, die er verlor, aber traurig war er darum nicht. Es war so völlig egal! Es ging doch nicht um Sieg, nicht wahr, es ging um… Ein schrilles Läuten und aufgeregtes Rufen ließ sie aufschrecken. Der Wecker veranstaltete einen wahren Radau, um ihnen mitzuteilen, dass der Kuchen fertig war, titschte aufgeregt durch die ganze Küche und prallte gegen Töpfe und Schüsseln, Schranktüren, bis er schließlich durch die Fensterscheibe schlug. Harry blinkte. „Weg ist er…“, stellte er etwas überfahren fest. ~*~*~*~ Einen Augenblick lang starrte Draco noch auf das Loch in der Scheibe, durch das der Wecker verschwunden war, dann ging er zu dem Ofen hinüber. Gerade noch rechzeitig dachte er an die Topflappen... „Heiß!“, fluchte er trotzdem, als er die Form scheppernd auf einen Untersetzer bugsierte. Schnell löste er den Tortenboden aus der Form und stellte ihn beiseite auf so ein komisches Plastikding voller Löcher. Lächelnd wandte er sich wieder zu Harry um. „Wo waren wir?“, erkundigte er sich mit einem lasziven Augenaufschlag. ~*~*~*~ Harry gab keine Antwort, sondern hopste von der Arbeitsplatte hinunter, Hemd und Umhang hinter sich lassend, um zu Draco zu gehen, seine Arme um dessen Hals zu legen und ihn in einen Kuss zu ziehen. Nackte Haut berührte Stoff und ließ den Jungen-der-lebt wieder daran denken, was Draco vorhin unterbrochen hatte. Lächelnd zog er seine Hände zurück und beseitigte die letzten beiden Knöpfe, schob den Stoff auseinander, um die seidenweiche Haut spüren zu können. Seine Hände glitten sachte darüber, zu den Seiten, ein wenig hinauf und über die Brust zurück zum Bauch. Warm! So schön warm… Er lächelte gegen den Kuss, als er vor seinem geistigen Auge zu rekonstruieren versuchte, wie Draco aussah, einfach anhand dessen, was er fühlte. ~*~*~*~ Draco lächelte in den Kuss hinein und liebkoste sanft Harrys nackten Rücken, strich mit den Fingern hinüber, fuhr die Wirbelsäule nach, Erhebung für Erhebung, ehe er bei der Lendenwirbelsäule angekommen war und dort mit den Fingern verharrte. Er zog sich aus dem Kuss zurück und grinste. „Mehr Sahne?“ ~*~*~*~ Unzufrieden murrte Harry, als ihm Draco abhanden kam, und das Angebot… Konnte er nicht später naschen? Auch wenn Sahne lecker war, sie würde schon noch ein bisschen länger halten! War ja nicht so, dass sie sie jetzt aufessen mussten, oder? Er ließ seine Hände von den Seiten in Dracos Rücken gleiten und zog ihn wieder an sich. Eindeutige Antwort, so hoffte er. ~*~*~*~ Draco ließ sich nur zu willig wieder an Harry ziehen und küsste ihn erneut. Er knabberte an seiner Unterlippe und wanderte weiter bis hin zum Ohrläppchen. Sanft strich er mit der Zunge darüber und blies seinen Atem in das Ohr. ~*~*~*~ Harry erschauderte. Das war schön. Ganz sachte legte er den Kopf ein bisschen zur Seite, um ihm besseren Zugriff zu gewähren, während seine Hände nicht eine Sekunde still hielten, sich über Rücken und Seiten bewegten, dann wieder zur Brust und dort zu den kleinen Brustwarzen. Er strich sanft darüber und begann sie zu umkreisen, wie er es von Draco gelernt hatte. Und er konnte spüren, wie sich die kleinen Nippel verhärteten. Lustiger Gedanke. Die rechte Hand ließ von ihrem Interessensobjekt ab und wanderte ein paar Zentimeter tiefer zu der anderen Unebenheit auf Dracos Brust. Sie war kaum zu fühlen, aber sie war da, die Narbe, die er von seinem Vater zugefügt bekommen hatte. Die Narbe, die die Wunde in seiner Seele verursacht hatte, die er zu heilen versuchte. Es würde ihn schon interessieren, ob er schon Fortschritte machte. Im nächsten Moment wurde dieser Gedanke nebensächlich, weil die Hand den Bauchnabel erreichte und diesen zu erkunden begann. Die Haut dort war ganz dehnbar und seine Fingerkuppe passte genau hinein. ~*~*~*~ Draco erschauderte erneut bei Harrys Berührungen. Einen Augenblick lang kam er sich ihm gegenüber vollkommen bloß vor. Grenzenlos geöffnet. Aber das war er doch auch... Einen winzigen Augenblick lang zuckte er zusammen, als Harrys Finger die Narbe berührten, doch dann entspannte er sich und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Harrys Ohrläppchen. Doch einen Augenblick später wurde er wieder abgelenkt, weil Harry seinen Finger in seinem Bauchnabel versenkte. Er gab ein leises Quietschen von sich. Das war jetzt wirklich überraschend. Aber er mochte diese unbändige Neugierde, mit der sein Freund ihn berührte und regelrecht erforschte. ~*~*~*~ Harry grinste leicht und ließ nun auch seine andere Hand hinabwandern. Mit einer Hand die Hose öffnen war schwierig. Mit zweien war es leichter und machte es möglich, den störenden Stoff den erkundenden Händen weichen zu lassen. Schließlich hörte Draco nicht oberhalb der Gürtellinie auf, wie er anhand der gemeinsamen Duschaktion festgestellt hatte. Und wenn er ihn ganz ertasten wollte, dann musste die Hose weichen. Aber er schob die Hose dann trotzdem vorsichtig hinab, nur ganz langsam und Stück für Stück, strich immer wieder der ganzen Länge nach über die weiche Haut. Er wollte dahin, aber er wollte nicht aufdringlich wirken, schämte sich noch immer ein bisschen, weil jeder Versuch sich diese Scham auszureden, fehlgeschlagen war. ~*~*~*~ Draco sog die Luft scharf ein, als Harry ihm die Hose hinab schob und über die Haut strich. Unwillkürlich zogen sich seine Bauchmuskeln zusammen. Auch Dracos rechte Hand machte sich jetzt auf den Weg, Harrys Hose zu öffnen. Im Gegensatz zu seiner eigenen rutschte diese sofort artig herunter. Kein Wunder bei den übergroßen Klamotten, die der Gryffindor immer trug. Während Draco leicht an dem Hals des Schwarzhaarigen zu knabbern begann, strichen seine Hände um den Gummizug der Boxershorts herum, glitten immer wieder neckend darunter und genossen schlichtweg das Gefühl der samtigen Haut. ~*~*~*~ Harry keuchte leicht und biss sich auf die Lippe. Aber gleichzeitig war der Bann gebrochen, der ihn auf Abstand hielt. Sein Bauch kribbelte wie verrückt, seine Lenden prickelten und er sehnte sich nach Nähe. Vorsichtig drängte er näher, lehnte seinen Kopf auf Dracos Schulter, um ihm nicht den Raum für sein neckisches, durchaus angenehmes Spiel zu nehmen, achtete nun peinlich darauf, den Kontakt zu Dracos Haut und Brust und Bauch nicht zu verlieren, während die Hosen langsam immer leichter rutschten. Ganz tief sog er seinen Geruch ein. Unverwechselbar. Und dann war die Hose plötzlich weg. Einfach so. Die letzte Hülle war gefallen. Jetzt hing nur noch das Hemd über seinen Schultern, die Ärmel kitzelten ihn immer wieder mal ein wenig, wenn sie ihn berührten. ~*~*~*~ Ganz sachte begann Draco an Harrys Halsbeuge zu saugen, schmeckte ganz deutlich diesen einzigartigen Harry-Geschmack. Seine Hände wanderten zur Harrys Taille, zogen den Gummibund leicht auseinander und schoben das letzte Stück störenden Stoffes herunter. Sofort schlang er die Arme um die Hüfte des Gryffindors und zog ihn näher. So, wie sich das anfühlte, war dieser eindeutig mindestens genauso erregt wie er... Er lächelte leicht und drängte noch etwas näher. ~*~*~*~ Harry wimmerte leicht, als sich ihre beiden Erregungen trafen, berührten, aneinanderdrückten. Seine Hände verließen die Hüften, wanderten zu seinem Hintern und streichelten darüber. Es war fast unglaublich, aber es gab dort eine Stelle, die noch weicher war als die hinter seinen Ohren. Ein bisschen oberhalb, rechts und links neben dem Steiß. Immer wieder musste er sie berühren, bekam davon nicht genug, während seine andere Hand über die Pobacken strichen. Fest und wohl geformt, soweit er das beurteilen konnte. Wie er wohl aussieht, wenn er erwachsen ist? Ein kleiner Gedanke, bald wieder vergessen, als durch eine zufällige Bewegung ihre Erregungen aneinander rieben. ~*~*~*~ Draco keuchte leise auf und schob sich noch ein wenig näher, ehe seine Hände ebenfalls zu Harrys Hinterteil glitten und es zu liebkosen begannen. Seine Haut war überall herrlich weich, wie er feststellte. Und das war eine Gegend, wo Harry offenbar aus Muskeln pur bestand. Aber wie sollte es auch anders sein? Dieser Junge besaß schließlich wirklich kein Gramm Fett... Den Kopf bog der Blonde leicht zurück, suchte nach Harrys Lippen und fand sie schließlich, um ihn in einen hungrigen, leidenschaftlichen Kuss zu ziehen. ~*~*~*~ Harry stöhnte leicht in den Kuss hinein. Das war… berauschend. Das hatte er so auch noch nie gespürt! Unfassbar, was eine simple Berührung auslösen konnte! Längst ging sein Atem schneller, er konnte Dracos Herz an seinem schlagen spüren, laut und ungeduldig. Wie sein eigenes. Und weil die Berührung zwischen ihnen vorhin wirklich wundervoll gewesen war, versuchte er jetzt, diesen Zufall zu wiederholen, rieb sich sachte an ihm, testend. Es war genauso durchschlagend wie das erste Mal. ~*~*~*~ Erneut keuchte Draco auf, diesmal tiefer, heiserer. Er schob Harry sachte von sich fort und streichelte sich von dessen Hinterteil aufreizend langsam nach vorne zu seiner Erregung. Sachte fuhr er daran entlang und umschloss sie schließlich fest, was dem Gryffindor ein weiteres Stöhnen entlockte, ehe dieser seinem Beispiel folgte. Langsam begann der Blonde den anderen zu stimulieren, fuhr immer wieder über die samtige Spitze seines Glieds und lauschte auf die Töne, die dieser von sich gab, ehe er selbst vollkommen von dem Moment hinweg gerissen wurde. Harrys Name lag auf seinen Lippen, als er in dessen Hand kam, seine Flüssigkeit über dem Bauch des Gryffindors verteilte und im selben Augenblick spürte, wie Harry erbebte und seine heiße Feuchtigkeit ihn traf. Selbst noch am ganzen Körper zitternd, zog er Harry näher zu sich, vergrub das Gesicht in seinem Haar. Genauso wie ihm selbst perlte dem Gryffindor feiner Schweiß über den Rücken und seine Brust hob sich schnell. Selbst ihr Herzschlag schien synchron zu sein... ~*~*~*~ Harry schlang seine Arme um Dracos Hals, suchte dort Halt. Das war immer wieder einfach nur anstrengend und schön. Warum hatte er sich bloß jemals dagegen gewehrt? Das ergab doch einfach keinen Sinn. Irgendwann, als die Nachwirkungen soweit abgeklungen waren, dass sie wieder normal atmen konnten, ließ Draco seinen Reinigungszauber über sie beide hinwegfegen, bevor sie sich wieder anzogen. Umhänge blieben weg. Dann machten sie es sich die letzte halbe Stunde des Wartens auf den Tortenboden auf der Anrichte bequem, kuschelten dort, tauschten Zärtlichkeiten aus. „Wollen wir jetzt noch mal versuchen, die Creme zu machen?“, fragte Harry irgendwann. Eigentlich wollte er lieber in ihren Raum, aber der Kuchen sollte trotzdem vorher fertig werden. ~*~*~*~ Draco lachte leise und nickte. „Nächster Versuch...“ Er löste sich von dem Gryffindor und blickte wieder in das Backbuch. „Du machst die Creme fertig und ich schneide den Tortenboden auf... Laut Rezept soll die Torte zweistöckig werden...“ Der Blonde betrachtete skeptisch den Tortenboden. Oh, das war definitiv etwas, was man besser magisch löste. Per Hand konnte da zuviel schief gehen. ~*~*~*~ Harry nickte, nahm sich eine neue Schüssel, tat Sahne, Quark, Gelatine und die restlichen Zutaten hinein und begann sie zu verrühren, bis alles ganz dick und sämig wurde. Anschließend öffnete er noch zwei Gläser eingelegte Mandarinen und gab sie dazu, verrührte alles so, dass die Früchte heil blieben. War ja alles nicht so schwer, wie er es sich das vorgestellt hatte, auch wenn er über und über mit dem Zeug beschmaddert war. Wie ein Zuckermännchen… Dann nahm er seine Schüssel und brachte sie zu Draco, der schon einen Tortenring um den geteilten Boden gebastelt hatte, gab sie ihm. ~*~*~*~ „Was für ein Gematsche...“, murmelte Draco, während er den nächsten Arbeitsschritt machte. „Rührst du noch mal neue Sahne? Ich glaub, Hermione mag keine, in der meine Finger waren...“ Er grinste den Gryffindor an, ehe er sich weiter mit Creme und Boden abquälte. Es war wirklich bemerkenswert, wie widerspenstig dieses Zeug war. Und wie schnell es sich zu ihm hingezogen fühlte... ~*~*~*~ Harry tat ihm den Gefallen gerne und war zehn Minuten später auch schon damit fertig. Und dann beobachtete er fasziniert, wie sich Draco damit abquälte, den zweiten Boden einigermaßen kunstgerecht auf die Creme zu drapieren, ohne dass diese sich darunter verflüchtigte. Schien gar nicht so einfach zu sein. Doch er schaffte es - mehr schlecht als recht, aber immerhin. Dann durfte er die Sahne in eine Spritze füllen und damit kleine Häubchen auf eine dünne Schicht selbiger drücken. Auch nicht sehr kunstvoll, aber wie gesagt: immerhin. Am Ende sah ihre Torte aus wie ein Schlachtfeld aus Sahne. Harry lachte. „Als hätte sie schon mal jemand im Gesicht gehabt… Sie wird begeistert sein!“ Oh ja, er freute sich darauf, sie ihr zu schenken! ~*~*~*~ Draco schüttelte lächelnd den Kopf. Zumindest Mühe hatten sie sich gegeben. Gedankenverloren leckte er sich seine cremeverschmierten Finger ab. „Auf alle Fälle schmeckt sie lecker.“, kommentierte er und grinste. Dann wurde seine Miene wieder nachdenklich. „Das ist das persönlichste Geschenk, das jemals jemand von mir bekommen hat.“, stellte er fasziniert fest. Und ausgerechnet für Hermione Granger war es. Manche Dinge änderten sich wirklich auf unvorhersehbare Weise. ~*~*~*~ „Ach ja?“, fragte Harry und blickte ihn an. „Was verschenkst du denn sonst so?“ ~*~*~*~ Draco zog die Schultern hoch. „Teures Zeug.“ Er schaute beiseite. „Schlichtweg teures Zeug. Wenn ich überhaupt was verschenke...“ ~*~*~*~ Harry lächelte. „Dann kann sie sich ja richtig geehrt fühlen!“, lächelte er. „Schenkst du mir auch mal einen Kuchen zum Geburtstag?“ Ganz sachte legten sich seine Arme um Dracos Hüfte und er legte sein Kinn auf dessen Schulter. ~*~*~*~ Draco lehnte sich zurück, schloss die Augen und lächelte weich. „Du... Du bekommst alles, was auch immer du dir wünschen solltest...“ Er stockte und fuhr Harry durch die Haare. „Wenigstens sofern es in meiner Macht liegt, dafür zu sorgen.“ ~*~*~*~ Harry lächelte und schmiegte sich an ihn. War doch schön zu wissen. Und warum dieses Versprechen jetzt so komische Schmetterlinge in seinem Bauch auslöste, konnte er sich nicht recht erklären, aber es war ein herrliches Gefühl. „Ich habe, was ich mir wünsche, längst bekommen.“, erwiderte er und küsste ihn in den Nacken, bevor er die Augen schloss und sich gegen ihn lehnte. „Lass uns… nach Hause gehen.“ Komische Bezeichnung für den Raum, in dem sie sich gerade befanden, der aber dann anders aussehen würde. Aber es fühlte sich so richtig an. ~*~*~*~ Ein sanfter Schauder rann über Dracos Rücken und sein Herz zog sich ihm zusammen. Nicht schmerzhaft, sehr viel eher angenehm. Er lächelte weich und strich leicht über Harrys Hände. „Ja... Lass uns nach Hause gehen. Du nimmst die Torte.“ Draco machte sich behutsam aus der Umarmung frei, wandte sich um und gab dem Gryffindor noch einen leichten Kuss. Dann verließen sie ihre Küche, um nahezu direkt in ihren gewohnten Raum zurückzukehren. Nach Hause hatte Harry es genannt. Zuhause. Es war ein verdammt gutes Gefühl, auch wenn es ein so seltsames Zimmer war wie der Raum der Wünsche. ~*~*~*~ Der Abend lief mit Zauberpoker aus, was wieder darin endete, dass Harry gewann. Die Torte hatten sie mit einem Zauber kühl gestellt und würden sie morgen Mittag holen, um Hermione zu überraschen. Gegen elf Uhr strichen sie schließlich die Fahnen für diesen Tag. Eng aneinandergekuschelt schliefen sie ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Touch my skin, and tell me what you're thinking Take my hand and show me where we're going Lie down next to me, look into my eyes and tell me, oh tell me what you're seeing So sit on top of the world and tell me how you're feeling what you feel now is what I feel for you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Draco... backt. XD ...mehr muss ich gar nicht sagen, oder? XD Shirokko: Backen nennst du das? Ist ja interessant… Also wenn ich backe, sieht das immer ein bisschen… anders aus. Nicht so matschig, nicht so… lüstern. *breitestgrins* Als Warnung an alle: Wir haben kein Rezept verwendet. Ich glaube, jeder von uns hat einfach das als Zutaten genommen, was er für das beste hielt, was er kannte. Es sind also zwei Rezepte zu einem vermatscht… Sprich: Wenn man das nachmacht, dann hat man am Ende mit Sicherheit ein schreckliches Ergebnis. ^^° Sahne (zensiert) ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 75: Sahne Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Dido – Take My Hand. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 75: Sahne Draco hatte tief und fest geschlafen, doch jetzt, langsam gegen Morgen hörte der Schlaftrank auf zu wirken, den ihm Madam Pomfrey irgendwann eingeflößt hatte, nachdem sie ihm erst den Schock verpasst hatte, dass sie tatsächlich Harry fortgeschickt hatte. -Wenigstens tat sein Kopf nicht mehr weh... Draco öffnete die Augen und blinzelte ins Dunkel. Dieses Geräusch... Atmen, vertrautes Atmen. Nahe an Schluchzern... Aber... Er setzte sich auf, suchte seinen Zauberstab aus dem Nachttisch. „Lumos.“ Aber hier war niemand... Hier nicht. Leise stand er auf und tapste zu der Tür hinüber. Konnte das sein? Konnte das wirklich sein? Oder sehnte er sich so sehr nach ihm, dass er ihn praktisch hören konnte? Leise öffnete er die Tür und erstarrte. Direkt daneben hatte sich Harry zusammengekauert. Nur halb war er zu sehen, nur der schwarze Haarschopf, die Schultern. Schmal, blass, zitternd. Der Rest verbarg sich unter seinem Tarnumhang. Draco ging neben ihm in die Knie, zog ihn an sich. „Harry...“, raunte er leise, vollkommen fassungslos. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte ihn an, erkannte ihn fast nicht durch das Wasser in seinen Augen, vielleicht auch, weil er seine Brille nicht aufhatte, aber das war auch gar nicht nötig. Die Stimme, die Wärme, das war er! Nur er! Er hob seine Arme und schlang sie um Dracos Nacken, versteckte sein Gesicht in seiner Halsbeuge. Der Tarnumhang rutschte dabei endgültig von seinen Schultern, aber das war ihm so was von egal. Er hatte Draco wieder und… und… und… „Du bist nicht tot…“, murmelte er irgendwann, lächelte ob seiner Dummheit. Natürlich war er nicht tot, schließlich war er ja jetzt bei ihm. Ein Geist konnte niemals so warm sein! ~*~*~*~ Draco drückte Harry sanft an sich. „Nein...“ Er lächelte und gab ihm einen leichten Kuss auf den freigelegten Hals. „Komm mit rein... Du bist eiskalt.“ Dennoch machte er keine Anstalten, die Umarmung des Gryffindors zu lösen. Verdammt, was war nur los, dass Harry so aufgelöst war? Ein Albtraum? ~*~*~*~ Harry nickte nur, sich ebenfalls nicht erhebend. Er wollte da nicht rein, Mme Pomfrey würde schimpfen. Sie hatte schließlich gesagt, dass er gehen musste. Allerdings… Draco war krank und musste wieder ins Bett und… „Das geht nicht…“, murmelte er leise. ~*~*~*~ „Und wie das geht.“, entschied Draco. „Komm.“ Er stand auf und zog den Gryffindor mit sich. Madam Pomfrey konnte ja ruhig versuchen, Harry noch einmal wegzuschicken. Er würde ihr dann schon etwas erzählen! ~*~*~*~ Harry fügte sich. Was anderes konnte er auch gar nicht mehr, denn es würde bedeuten, dass er wieder nicht bei Draco sein durfte. Also blieb ihm gar nichts anderes übrig. Irgendwie bekam er es sogar zustande, dass er seinen Tarnumhang mitnahm. Dann fiel die vorher unüberwindbare Tür auch schon hinter ihm zu. Warum hatte er eigentlich seinen Zauberstab nicht mitgenommen? So wäre er vielleicht hineingekommen… - Ein völlig sinnloser Gedanke, weil er ja jetzt doch drinnen war… Er umklammerte Dracos Arm ganz fest, fast so als hätte er Angst, der andere könnte einfach wieder gehen. ~*~*~*~ Draco zog Harry mit zu seinem Bett und kroch gemeinsam mit ihm unter die Bettdecke. Die Arme fest um ihn geschlungen, drückte er ihn an sich. „Was ist denn nur passiert, dass du mitten in der Nacht in... meinem Schlafanzug durch das Schloss geisterst, Kätzchen?“, murmelte er leise und gab Harry einen sanften Kuss. ~*~*~*~ Harry kuschelte sich an ihn. Er wollte es ihm nicht sagen. Es war albern. Viel zu albern, dass er nicht eine Nacht mehr ohne ihn auskam. Viel zu albern, dass er sich aus diesem Grunde den Schlafanzug angezogen hatte. Viel zu albern, dass er nur deshalb träumte, dass Draco sterben würde… Er war ein Kleinkind. Zurückmutiert zu einem Kleinkind. „Ich…“ Er schluckte, schluchzte und erzählte es ihm dann doch. Warum er den Schlafanzug angezogen hatte, den ganzen Traum und warum er hergekommen war. Er konnte einfach nicht mehr anders, als er daran dachte, wie schrecklich er sich fühlte, nur weil ihm die anderen etwas verheimlichten, was so offensichtlich um ihn ging… Er wollte Draco nicht belügen. Nie! Er wollte ihm nicht so ein Gefühl geben, wie er es am Nachmittag gehabt hatte, jetzt noch hatte! ~*~*~*~ Draco hatten den Jungen nur still näher an sich gezogen, seinen Nacken gekrault und ihm soviel Nähe zu geben versucht, wie es nur ging. Ihm zog sich das Herz zusammen, als er diese Traurigkeit in Harrys Stimme hörte, in seinen Augen sah. „Schsch...“, raunte er. „Ich bin da... Und ich werde dich niemals verlassen, Kätzchen. Das verspreche ich dir.“ Weiter strich er durch die dichten Haarsträhnen in Harrys Nacken, entwirrte sie langsam und ließ sie durch seine Finger gleiten. ~*~*~*~ Harry nickte nur, traute sich für diesen Tag aber nicht mehr die Augen zu schließen, aus Angst, dass er vielleicht dann doch nur geträumt hatte, dass Draco bei ihm war. Aus Angst davor, noch einmal zu träumen… Die ganze Zeit über ließ er sich einfach nur von Draco im Arm halten und trösten. Seine Nähe allein war ja schon genug Trost. Verschwommen sah er durch das Fenster, wie der Himmel sich langsam rosa färbte und wie die Sonne aufging. Schön, dass er wirklich alles vergessen hatte… ~*~*~*~ Draco hatte Harry einfach nur sachte hin- und hergewiegt, ihn getröstet und darüber selbst kein bisschen Schlaf mehr gefunden. „Was...“ Madam Pomfrey stand in der Tür und hielt die Hände in die Hüften gestemmt. „Mr Potter! Ich hatte ihnen doch gesagt...“, setzte sie an, doch Draco unterbrach sie. „Bitte, Ma’am…“, sagte er leise. „Wie soll ich denn gesund werden, wenn er nicht da ist? Wenn ich mir Sorgen um ihn machen muss?“ Die Medihexe starrte ihn verblüfft an. Er hatte sie wirklich sprachlos gemacht. Was sollte man diesem Jungen denn darauf noch erwidern? Schließlich schüttelte sie nur den Kopf. ~*~*~*~ Harry hatte sich beim Klang ihrer Stimme ein bisschen tiefer in Dracos Arme gekauert, hatte Angst gehabt, dass er jetzt doch noch gehen sollte, aber Dracos Worte zauberten wirklich ein Lächeln auf sein Gesicht. Es war ein schöner Gedanke, dass er ihn lieb hatte, dass es ihm genauso erging, wenn er krank war, dass er für ihn genauso eine Medizin war wie Draco für ihn selbst. Es war einfach herrlich. Jetzt wusste er auch wieder, warum er ihn liebte: Weil er in ihm einfach das Gefühl auslöste, etwas Besonderes zu sein, weil er ihm Kraft gab und für ihn da war. ~*~*~*~ Madam Pomfrey seufzte leise und trat näher. „Mr Malfoy, ich muss Sie noch einmal untersuchen.“ Widerwillig löste sich Draco aus Harrys Umarmung und setzte sich auf. Die Medihexe sprachen ihren Diagnosezauber und lächelte dann zufrieden. „Sehr schön. Sie können heute wieder in den Unterricht gehen. Und das sollten Sie auch gleich tun. Sie haben noch fünfundvierzig Minuten bis zur ersten Stunde. Ich würde Ihnen raten, sich anzuziehen.“ Die Krankenhexe lächelte die beiden Jungen an und ließ sie wieder allein. Draco lehnte sich wieder zurück. „Da bedauert man es glatt, wenn man wieder gesund ist.“, murmelte er. Auf Unterricht hatte er nun wirklich keine Lust. ~*~*~*~ Harry zuckte die Schultern. McGonagall… Snape… Er wollte nicht aufstehen, aber wenn sie doch mussten. Er sollte hochgehen, hier hatte er ja nichts… Und mit diesem Schlafanzug würde Snape ihm Nachsitzen verpassen bis er fünfzig war, weil er es hundertprozentig als Frechheit aufnehmen würde. „Ich… muss hoch…“, murmelte er und setzte sich ebenfalls auf. Irgendwie fühlte er sich zerschlagen. Und wie! ~*~*~*~ Draco lächelte schief. „Du solltest lieber unter dem Tarnumhang gehen... Wenn dich so jemand sieht...“ Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Aber süß siehst du aus.“ Energisch zog er Harry zu sich und küsste ihn zärtlich. ~*~*~*~ Süß. Hilfe! Sein Gesicht brannte! Was redete er denn da? Und außerdem… Harrys Gedanken wurden in den Hintergrund gedrängt, als er die weichen Lippen auf seinen spürte. Weich, warm, bestätigend. Lächelnd erwiderte er. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Als Harry später in den Unterrichtsraum für Verwandlungen kam, war er äußerlich sicherlich erfrischt und fit, aber innerlich wollte er eigentlich nur wieder ins Bett. Er war müde und ihm war immer noch so seltsam kalt. Oder besser: wieder… Er sollte wirklich mit Draco über dieses Zimmer da oben reden. Jetzt, wo es ihm aufgefallen war, war es immerzu präsent. Er konnte diese Sterilität nicht ertragen! Verwandlung wartete mit Eidechsen auf, Snape später mit einem neuen Trank, den er nicht machen wollte, weil er keine Lust hatte, den er aus selbigem Grunde versiebte. Das Mittagessen unter der Weide wurde irgendwie wieder bedrückend. Seine Freunde waren wieder etwas später gekommen und Harry lehnte starrend gegen Draco. Er wollte nicht sprechen. Bis Ron auf das Thema Geburtstag kam. Hermiones Geburtstag stand vor der Tür. Schon morgen! Und er wollte wissen, was sie sich wünschte und was sie machen könnten. Harry hätte am liebsten geheult. Ihr Geschenk hatte er schon, aber… dieser Tag würde doch einfach nur ein einziges Desaster werden! ~*~*~*~ Als das Gespräch auf Hermiones Geburtstag kam, sahen sich die drei Slytherins alarmiert an. Natürlich hatte keiner von ihnen eine Ahnung gehabt. Das würde noch eine Spontangeschenkaktionen werden müssen... Draco hatte auch schon eine Idee, wie sie noch rechtzeitig etwas bekommen würden. „Wo wir schon dabei sind...“, meinte schließlich Blaise, „…wann habt ihr anderen Geburtstag?“ Sein verlegener Blick sagte nur allzu deutlich, dass er das nächste Mal eher vorgewarnt werden musste. „Bei uns sind es: Der fünfte Juni, dann hat Draco, achter August, Pansy, und der fünfzehnte Januar, das bin ich...“ Draco sah ihn einen Augenblick lang an und fügte hinzu: „Harry hat am 31. Juli... Das dürfte so schnell nicht wieder eintreten. Fehlt nur noch Ron.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Woher weißt du das?“, fragte er irritiert. Hatte er es ihm vielleicht schon einmal gesagt? Wenn, dann konnte er sich nicht erinnern, aber… „Das weiß doch jeder!“, seufzte Ron. „Vergessen, Harry, du bist berühmt!“ Der Gryffindor blickte seinen Freund strafend an, aber es war Hermione, die das klarstellte: „Es steht nicht in allen Geschichtsbüchern auf den Tag genau drin, weil es darüber immer schon Zweifel gab. Harrys Geburtstag ist nicht bekannt gegeben worden, wurde aufgrund der Tatsache seines Überlebens ein Jahr später geschätzt, um ihn in die Geschichtsschreibung aufnehmen zu können. Soviel ich weiß, hatte Dumbledore seine Hände da im Spiel, weil er nicht wollte, dass soviel über den Jungen-der-lebt bekannt wird, dass man es am Ende – gerade durch Arithmantik – gegen ihn verwenden könnte. Wie ich sehe, hat dieses Vorhaben am Ende nicht so ganz geklappt…“ Sie blickte Draco an. „Du weißt es sicher von deinem Vater, oder?“ Baff durch diese doch recht ausführliche Information blickte auch Harry Draco wieder an. Er verstand gar nichts mehr. Ja, er wusste, dass er in den Geschichtsbüchern drinstand – dummerweise, wie er fand –, und ja, er wusste auch, dass viele mehr über ihn wussten, als ihm lieb sein konnte, aber er hatte nicht gewusst, dass manche Daten verschwiegen worden waren… Und wenn es so war… Woher wusste Draco dann sein Geburtsdatum? ~*~*~*~ Draco schaute beiseite. Irgendwie fühlte er sich gerade unangenehm beobachtet. Alle fünf sahen sie ihn eindeutig neugierig und forschend an. Schließlich blickte er ihnen ein wenig entnervt entgegen. „Nein, ich weiß es nicht von meinem Vater. Ich schätze, er hat selbst keine Ahnung.“ Der Blonde zog die Schultern hoch und blickte Harry an. „Erinnerst du dich noch, was ich dir darüber gesagt habe, wer dich wirklich kennt? Dass es dein Erzfeind ist?“ Ein verlegenes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Es hat mich interessiert... Weil ich alles von dir wissen wollte. Mit dem Hintergedanken, alle deine Schwächen zu kennen, um sie nutzen zu können...“ Jetzt blickte er auf seine Schuhspitzen, sichtlich unbehaglich. Schon damals war sein Interesse für diesen Jungen fast grenzenlos gewesen. Beinahe augenblicklich fühlte er sich an das Vorhaben mit Blaise erinnert. Eine Reise in seine Erinnerungen zu machen. Ja, das erschien ihm definitiv noch erstrebenswert. ~*~*~*~ Harry lächelte. Ja, daran erinnerte er sich… Irgendwie. Da hatte ihm Draco doch gesagt, dass er ihn nicht mehr hasste, nicht wahr? Oder so ähnlich zumindest. Danach hatten sie Frieden geschlossen und seitdem waren sie Freunde. Auch wenn sie es damals noch nicht so genannt hatten. „Wie hast du es rausbekommen?“, wollte er neugierig wissen. „Nicht einmal Seamus oder Dean wissen es.“ ~*~*~*~ Draco hob den Kopf und musste unwillkürlich grinsen. „Das wüsstest du gerne, was? Vergiss es. Das bleibt schön mein Geheimnis...“ Sein Grinsen wuchs noch ein wenig in die Breite. „Außerdem kannst du dann weiter gespannt bleiben, was ich sonst noch alles von dir weiß...“ Lachend stupste er Harry auf die Nasenspitze. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blinzelte, dann wurde sein Blick dunkel. „Sag es mir!“, quengelte er in plötzlich jammerndem Tonfall. „Ich will es wissen!“ Zumal er vielleicht eine Menge wusste, aber nicht alles! „Sag, sag, sag!“ Und auf allen Vieren stehend kam er ihm so nahe, dass ihre Nasen sich jetzt doch berührten, sah ihm tief in die Augen. „Bitte!“ ~*~*~*~ Draco gab ihm schlichtweg einen leichten Kuss auf den Mund und schüttelte den Kopf. „Nein.“ Seine grauen Augen glitzerten und er hatte sichtlich Spaß an dem bettelnden Gryffindor - aber das hieß noch lange nicht, dass er nachgeben würde. ~*~*~*~ Harry seufzte. „Du bist fies!“, murrte er und hockte sich im nächsten Moment so, dass er wieder mit dem Rücken gegen ihn lehnte. Warum konnte er es ihm nicht einfach sagen? Das war doch nicht fair! Aber wenn er es nicht sagen wollte, sollte er ihn wohl nicht bedrängen. Dabei… „Bitte?“, versuchte es Harry noch einmal ganz unschuldig und blickte ihn über die Schulter hinweg an. ~*~*~*~ Draco lachte leise und zog Harry an sich, sodass der Gryffindor in seinen Armen lehnte. „Nein, Kätzchen. Eindeutig nein. Du willst mir doch nicht meine Geheimnisse nehmen, oder?“ Wie automatisch fand seine Hand den Weg zu Harrys Haarschopf und wuschelte hindurch. ~*~*~*~ „Doch.“, murrte Harry leise in seinen nicht vorhandenen Bart, aber er bohrte auch nicht weiter nach. Er würde es irgendwann schon noch herausfinden! Ganz sicher! Irgendwann… Hermione lächelte leicht. „Wie wäre es, wenn wir morgen einfach Torte essen und uns einen ruhigen Tag machen. Ich habe keine Lust darauf, groß zu feiern.“ Freundlich lächelte sie in die Runde und Harry, dem dieser Themenwechsel sehr gelegen kam, nickte erfreut. Das war doch mal eine gute Idee. Kein Stress wegen Vorbereitungen, außer… Ein leises Grinsen schlich sich auf seine Lippen, aber er schwieg. Das würde noch sehr lustig werden! ~*~*~*~ Draco grinste nur und bettete seinen Kopf auf Harrys Schulter. Wirklich niedlich, wenn er so hartnäckig und trotzig war. Aber auf Dauer konnte er einen damit auch garantiert in den Wahnsinn treiben... „Okay...“ Die drei Slytherins nickten. Das war ihnen definitiv recht. Torte essen, ruhig feiern... Angesichts der ständigen Aufregungen der letzten Tage klang das wirklich sehr sympathisch. ~*~*~*~ Harrys Grinsen wurde nur noch breiter, aber bevor der Unterricht weiterging, schwieg er wirklich ausdauernd. Er genoss es, dass die Atmosphäre wieder etwas lockerer geworden war. Zu dumm nur, dass sie getrennt Unterricht hatten. Harry hatte eine Idee und… ja, er wollte diese Idee in die Tat umsetzen! Dafür brauchte er allerdings Hilfe. Alleine würde er das nicht können. So nahm er im Wahrsageunterricht sein Gedankenbuch heraus und schrieb, Rons plötzlich wieder auftretende, besorgte Schweigsamkeit geflissentlich ignorierend, Draco eine Nachricht: *Hast du schon ein Geschenk für Mione?* ~*~*~*~ *Ich kann zwar zaubern, aber keine Wunder wirken.*, gab Draco trocken auf Harrys Anfrage per Gedankenbuch zurück. Kurz hob er den Kopf, um sich zu vergewissern, dass Professor Vektor gerade anderweitig beschäftigt war und fügte hinzu: *Ich habe vorhin erst erfahren, dass sie Geburtstag hat. Also nein.* ~*~*~*~ *Meinen Geburtstag wusstest du, aber ihren nicht?*, kam es amüsiert zurück. ~*~*~*~ *Nein. Sie hat mich vorher kein bisschen interessiert. Im Gegensatz zu dir.* Draco schüttelte leicht den Kopf. Natürlich hatte sie ihn nicht interessiert. Sie war schließlich wertlos in seinen Augen gewesen... Nun, aber die Lektion hatte er gelernt. ~*~*~*~ Harry lachte leise über diese Antwort. *Du hast nicht gewusst, dass sie meine Schwachstelle war? Dass du mit Angriffen auf meine Freunde viel mehr erreicht hättest, als wenn du mich direkt angegriffen hast?* ~*~*~*~ *Doch. Aber das war mir zu indirekt. Ich wollte DICH.* „Mr Malfoy? Können Sie uns diese Aufgabe vorrechnen?“ Draco schob abrupt einen Bogen Pergament über das Buch. Verdammt, was sollte er rechnen? „Das mit den Vorzugssprüchen...“, raunte ihm Pansy zu und rettete ihm damit vermutlich den Hals. Draco verkniff sich ein Aufseufzen und trat artig zur Tafel, um diese Aufgabe zu lösen. ~*~*~*~ *Ich kann nur hoffen, dass Voldemort ebenso denkt. Dummerweise kann ich das nicht glauben.*, kam es wieder von Harry, der von Dracos momentane Misere nichts wusste. *Aber was ich eigentlich fragen wollte: Hilfst du mir bei der Überraschung für Mione?* ~*~*~*~ Bei dem Namen des wohl bekanntesten bösen Zauberers der Welt zuckte Draco unwillkürlich zusammen. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, den Namen zu hören. Schnell kritzelte er die Rechnung zu Ende. „Sehr schön...“ Das Lob der Lehrerin registrierte er kaum, sondern verzog sich recht schnell zu seinem Platz zurück, um Harry endlich zu antworten. *Danke für den freundlichen Vergleich. Du bist zu herzig.*, schrieb Draco trocken zurück. *Natürlich helfe ich dir. Was für eine Frage.* ~*~*~*~ *Das ist doch wunderbar! Ich erwarte dich dann nach dem Unterricht am Raum der Wünsche! Klopf an, ich lass dich dann rein, okay?* Das Leuchten in seinen Augen war auch Ron nicht entgangen, genauso wenig Professor Trelawney, die ihn nun aus Rons Tasse lesen ließ, was er sah, erwartete dabei zweifellos etwas Grandioses, doch Harry musste sie enttäuschen. Er lächelte nur hintergründig, dann meinte er: „Ich sehe ein Herz. Und daneben eine Blume mit gezahnten Blättern.“ Das Zeichen dafür, dass baldige Liebe ins Haus stand. Es war seine kleine Rache dafür, dass Ron ihm dieses gewisse Etwas verheimlichte, dass er blass geworden war und… Moment… Er war blass geworden? Warum? Das war doch schon lange nicht mehr passiert! Er hatte die Angst vor wahren Prophezeiungen doch verloren gehabt, warum… Harrys Augen weiteten sich ein bisschen, dann stellte er mit plötzlich verschlossenem, lächelndem Gesicht die Tasse weg. Ob es das war, was sie ihm verheimlichten? Hatte er wieder etwas prophezeit? Hatte er wieder… den Tod von jemandem vorausgesehen? Wollten sie ihn vielleicht davor schützen? ~*~*~*~ *Okay.* Mehr konnte er darauf wohl kaum antworten... Aber Draco musste zugeben, dass er schon gespannt war. Jetzt konnte er kaum noch etwas anderes machen, als auf das Ende des Unterrichts zu warten. „Kann ich mir deinen Expresskatalog ausleihen?“, fragte ihn plötzlich Blaise. Überrascht blickte der Blonde ihn an, hatte er doch kaum erwartet, dass Blaise mit ihm reden würde. „Klar. Ist in der untersten Schublade.“ „Gesichert?“ Blaises schwarze Augen glitzerten amüsiert. „Natürlich...“ Leise flüsterte Draco ihm den Auflösungszauber zu. Trotz aller Spannungen war sein Vertrauen in ihn noch immer grenzenlos. ~*~*~*~ Harry beachtete diese Antwort nicht mehr wirklich, nahm sie lediglich zur Kenntnis. Unter dem Lächeln biss er die Zähne zusammen. Er wartete gerade lang genug, damit Trelawney verschwinden konnte. „Was habe ich gesagt?“ Irritiert blickte Ron ihn an. „Was bitte? Wovon sprichst du?“ „Ich habe wieder weisgesagt, oder?“ Harry starrte ihn böse an. Es kam, was er befürchtet hatte: Ron log. „Nein.“ Er log ihn an! Er konnte es ganz deutlich spüren! „Wann soll das gewesen sein?“ „Woher soll ich denn das wissen?“, zischte Harry. Er konnte seine Enttäuschung nur mit Mühe verbergen. „Ich kann mich daran ja nicht erinnern!“ Ron schaffte es tatsächlich zu lachen. „Du hast nichts gesagt, beruhige dich mal wieder! Es ist alles in Ordnung!“ Harry starrte ihn an, lange, dann blickte er zurück auf sein Gedankenbuch, starrte es lediglich in Grund und Boden, während er die Tränen zurückhielt. Es tat weh, dass er ihm offen ins Gesicht zu lügen wagte. Es tat wirklich weh! Und es machte ihm Angst, was er gesagt haben sollte. Was zum Teufel würde geschehen? Die Stunde zog sich hin und als sie schließlich endlich zu Ende war, sprang er auf und verschwand beinahe unbemerkt aus dem Raum. Ron konnte ihm nur hinterher sehen, aber nicht mehr folgen. Und er biss sich auf die Lippe. Er wusste, dass Harry ihn durchschaut hatte und er wusste, dass er jetzt unter Garantie böse auf ihn war. Aber was sollte er denn tun? Ihn mit der Gewissheit belasten, wieder nichts für jemanden tun zu können, der mit Sicherheit starb? Ganz sicher nicht! Harry erreichte den Raum der Wünsche und hätte vor lauter Ärger fast vergessen, dass er ja noch etwas geplant hatte. Fast wäre er einfach in ihr Zimmer gegangen und hätte auf Draco gewartet, um diesen zu fragen, ob er wusste, was er prophezeit hatte, aber im letzten Augenblick fiel es ihm ein. Er hatte ja… Er konnte sich nur schwer dazu durchringen. Hermione gehörte auch zu den Geheimniskrämern… Eigentlich hatte sie die Überraschung gar nicht verdient! Und trotzdem öffnete er die Tür zu dem Raum, den sie gebrauchen würden… ~*~*~*~ Draco verließ das Klassenzimmer direkt mit dem Schellen, während Blaise noch Pansy erklärte, dass er eine Lösung für ihr Geschenkproblem hatte, ehe Hermione zu ihnen stieß. Der Blonde war wirklich gespannt, was Harry ausheckte. Einen Augenblick lang stand er still vor dem Bild mit dem Troll in dem schrecklichen Kleid. Bei Merlin, er hatte sich sogar an dieses Ungetüm langsam gewöhnt. Vorsichtig klopfte er dagegen. ~*~*~*~ Harry im Inneren schreckte auf, dann begannen seine Augen zu leuchten. Er hatte es geschafft, in diesem Raum seine Sorgen und seine Enttäuschung abzulegen. Der Grund: Zuckerguss. Der Topf mit dem Zeug hatte auf der Anrichte gestanden und er hatte nicht widerstehen können. Jetzt eilte er zur Tür und öffnete sie stürmisch. Sein Gesicht strahlend. Er wusste, dass seine Hände klebten, aber das war ihm egal. Er freute sich auf das, was kommen würde. „Hi, Dray! Hast du schon mal gebacken? Ich nämlich nicht! Ich brauche Hilfe!“ ~*~*~*~ „Ge...backen?“ Draco starrte den Gryffindor sprachlos an. Er war im falschen Film gelandet. Eindeutig. Backen. Das war... Hauselfensache. Natürlich machte sich ein Malfoy damit nicht die Finger schmutzig. Das hätte seine Mutter niemals zugelassen! Langsam trat der Blonde ein und besah sich das Schlachtfeld. Perfekt eingerichtet war der Raum für diesen Zweck. Große Arbeitsplatte, Ofen und alles Mögliche an Zutaten. Nun, Backen war kaum etwas anderes als das Brauen von Tränken, oder? Man hatte ein Rezept und hielt sich dran... Draco fand seine Fassung wieder, lächelte Harry an und gab ihm einen Kuss auf den Mund. „Du klebst.“, stellte er nüchtern fest und musste grinsen. „Also, zeig mir dein Rezept und dann werden wir... backen.“ Backen... Wie kam man nur auf so etwas? ~*~*~*~ Rezept? Uh… „Ich wusste, dass ich was vergessen habe.“ Harrys Strahlen verschwand und er schlug sich vor die Stirn. Ein Wunder, dass er nicht festklebte. Etwas verzweifelt ging er zu einem der Schränke, öffnete ihn und blickte hinein. Sie brauchten doch ein Backbuch, sonst wurde das nie was! Da hatte Draco vollkommen Recht! Auch im nächsten Schrank war kein Backbuch, sondern nur Zutaten von A bis Z. Dafür waren im darauffolgenden über vierzig. Eng aneinandergeschmiegt standen sie da und warteten auf ihren Einsatz. So viele und… Harry nahm das erste Buch heraus. „Was würdest du backen wollen?“ ~*~*~*~ Draco hatte sich ein Lachen nicht verkneifen können und kam nun noch immer sichtlich amüsiert zu Harry hinüber. „Irgendetwas, was einigermaßen schaffbar aussieht und lecker klingt.“, entschied er. „Vergiss nicht: Wir sind zwei Anfänger...“ Er hielt inne. „Wobei, so schwer kann das ja nun auch wieder nicht sein, oder? Das da klingt gut...“ Sein linker Zeigefinger deutete in dem Inhaltsverzeichnis auf eine Sahnetorte. ~*~*~*~ Harry blätterte auf die angegebene Seite und besah sich das Bild. Schön… wirklich. „Sieht lecker aus!“, erklärte er. „Mione wird begeistert sein!“ Er zumindest war es. Oder würde es sein, wenn die Torte so lecker schmeckte, wie sie auf dem Bild aussah. Strahlend weiß mit Mandarinen drauf und wundervollem Muster aus Schokostreuseln. „Das ist toll, das machen wir!“ Das hatte er jetzt einfach beschlossen. Würde schon schief gehen. Und was wäre das Leben ohne Risiko? Langweilig, genau! „Einverstanden?“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco nahm dem Gryffindor das Buch aus der Hand und besah sich die Zubereitung. Konnte doch gar nicht so schwer sein. Am besten ging man das wirklich an wie einen Zaubertrank: Schön nach den Regeln. „Also, wir brauchen Milch, Butter und Zucker als erstes.“ ~*~*~*~ Harry wuselte sofort los, um Besagtes zu holen, fand den Zucker erst nach dem dritten Anlauf, aber ansonsten war dann alles da. Er stellte es auf den Tisch und naschte im Vorbeigehen noch einmal von dem langsam hart werdenden Zuckerguss. Er mochte das einfach. Wie Zuckerwatte: süß und klebrig. „Und was noch?“ ~*~*~*~ „Mehl und geriebene Mandeln... Und Eier. Fünf Stück.“, fuhr Draco fort, platzierte das Buch neben sich und begann erst die Butter abzuwiegen, dann den Zucker. Beides landete in der Rührschüssel und wartete laut Plan jetzt auf die Eier. So weit, so gut. Automatisch hatte er die Führung übernommen. Vielleicht, weil das hier bisher seinem Lieblingsfach doch ganz schön ähnlich war. ~*~*~*~ Harry hatte die Eier schon gesehen, er hatte gehofft, dass sie sie brauchen konnten, denn Eier… die wusste er zu behandeln. Eier waren lustig. Das Mehl und die Mandeln waren im Schrank, wo auch schon der Zucker gewesen war. Keine lästige Sucherei zum Glück. Er platzierte alles auf dem Tisch, kam dann zu Draco und schaute in die Schüssel. Noch nicht viel drin, aber das würde sich ändern. „Was jetzt?“ Ein kurzer Blick in das Buch und er begann zu grinsen. Die Eier! „Das mach ich!“, rief er, bevor Draco hätte antworten können und hatte im nächsten Moment auch schon alle fünf auf einmal in den Händen. Getrennt nach weiß und gelb, das Gelbe in die Schüssel… Das war doch einfach! ~*~*~*~ Draco bewunderte Harrys geschickte Hände. Nicht schlecht. „Okay, ich verrühre das dann schon mal und du schlägst das Eiweiß mit einer Prise Salz steif...“ Skeptisch betrachtete der Slytherin das Rührgerät. Natürlich funktionierte es magisch, denn sie waren hier ja in Hogwarts, aber nichtsdestotrotz hatte das wirklich etwas arg Muggelmäßiges... Vorsichtig stellte er das Gerät an und zuckte zusammen, als es unter seiner Hand erbebte. Das hatte ja ganz schön Power. Mutig drückte er es in den Mischmasch aus Eigelb, Zucker und Butter. Und einen Augenblick später flogen ihm ein paar kleinere Stücke Butter um die Ohren. „Ups...“ Offenbar war das Ding zu stark gestellt... Vorsichtig drehte er es runter. Bitte, so ging das doch schon viel besser. ~*~*~*~ Harry grinste, als er das sah. Draco war süß. Und der entschlossene Ausdruck in seinem Gesicht passte sensationell zu seiner Tätigkeit. Er nahm noch etwas Butter und warf sie in den Topf, schließlich war etwas verloren gegangen, bevor er sich einen Rührbesen schnappte und den Eischnee schlug. Und das war nun wirklich nicht ganz so einfach. Das Glibberzeug wollte und wollte einfach nicht weiß und fest werden! So stand es zumindest in dem Buch. Dabei war die Schüssel definitiv fettfrei! Na ja, oder auch nicht. Eines der Butterklümpchen von Draco lag in dem Eiermatsch und leuchtete hellgelb vor sich hin. Treffer versenkt! Missmutig machte sich Harry daran, noch einmal Eier aufzuschlagen und zu trennen. ~*~*~*~ Draco kümmerte sich derweil darum, das Mehl und das Backpulver in seinen Ei-Butter-Zucker-Brei zu sieben. Weißer Mehlstaub überzog bereits die Schüssel sowie den Boden und die Arbeitsplatte neben ihm. Und natürlich auch seinen schwarzen Umhang. Leise vor sich hinfluchend, zog er diesen aus und legte ihn beiseite. Besser. Was nun hieß, dass er sein Hemd weiß einnebelte. Was kam danach? Ach ja, Milch musste dazu... ~*~*~*~ Unterdessen trug Harry seinen Kampf mit den Eiweißen aus und ging letztendlich als strahlender Sieger daraus hervor. Eigentlich war er wirklich sauer gewesen, aber Dracos Anblick entschädigte ihn für den Stress mit dem Glibberetwas. Weiß! Überall weiß! Wie schön! „Wie süß!“, grinste er, und stupste ihm gegen die Nase, sodass diese wieder hautfarben und dafür sein Finger weiß war. ~*~*~*~ „Süß, hm?“ Draco zog eine Schnute und betrachtete seinen Freund einen Augenblick. Dann huschte ein kurzes Funkeln durch seine grauen Augen und er drückte ihn an sich. „Du auch.“ Mit einem Grinsen betrachtete er den weißen Abdruck, den er auf Harrys Umhang hinterlassen hatte. Hübsch. Definitiv. ~*~*~*~ „Uahhhh! Dray, was…“ Ihm gingen die Worte aus. Das war doch Absicht gewesen und ganz und gar fies und gemein und hinterhältig und… jetzt war es auch schon egal. Er setzte sich auf die Arbeitsplatte und blickte seinen Freund an, lächelte, nein grinste ihm entgegen. Backen war lustig, nicht wahr? Er griff nach einer Hand voll Mehl von der Arbeitsplatte, hob es vor sein Gesicht… „Augen zu.“, flüsterte er liebevoll, dann pustete er direkt in das Mehlhäufchen. Es stob auf und legte sich über Draco und den Tisch und den Boden über seine Knie und über ihn… Schuss nach hinten. Er lachte. Oh Mann! Oh Mann, oh Mann! ~*~*~*~ Draco blinzelte und wischte sich das Mehl vom Gesicht. „Kindskopf...“ Er grinste und wog seine Möglichkeiten ab. Eine Mehlschlacht war grad das einzig Mögliche... Nein. Aber Harry sollte sich schon mal auf etwas gefasst machen, wenn die Sahne drankam... „Das gibt Rache. Aber erst wird der Teig fertig gemacht. Gib mir mal die Mandeln.“ ~*~*~*~ Harry reichte sie ihm. Die Drohung klang irgendwie zu viel versprechend, um wirklich als Drohung durchzugehen. Das konnte doch lustig werden, oder? Er beobachtete, wie Draco das Zeug mit der Zucker-Butter-Pampe verrührte und dann den Eischnee unterhob. So, wie im Buch gesagt, nicht mit dem Rührgerät. Der Autor hatte extra ein Ausrufungszeichen hinter diese Information gesetzt. Das hatte er sicher nicht umsonst gemacht. Und dann fiel ihm auf, dass sie den Ofen noch gar nicht angemacht hatten, und beeilte sich, das nachzuholen. Und er bemühte sich wirklich, es nach dem Anweisungen zu tun, denn dummerweise war das ein Zaubererofen, kein Muggelofen! Mit letzterem konnte er umgehen, aber mit diesem Ding… Verdammt, warum hatte er nur keinen normalen Ofen in seine Vorstellung mit eingebaut sondern sich auf das richtige Verständnis des Raums der Wünsche verlassen? Dummer Fehler. Würde er nie wieder machen! ~*~*~*~ Draco füllte den Teig in die Form um und steuerte den Ofen an. Mit einem skeptischen Blick schob er die Form hinein. Harry würde das schon richtig gemacht haben. Eigentlich wollte er den Wecker stellen, doch angesichts der Tatsache, dass er mit Sicherheit nicht noch einmal eine solche Schlacht mit den Zutaten hinter sich bringen wollte, kramte er lieber seinen Zauberstab hervor und verhexte den Wecker so, dass er klingen würde, wenn der Teig fertig war. „So, jetzt die Sahne...“ Seine grauen Augen glitzerten. Sahne. Das verhieß eindeutig viel Spaß... ~*~*~*~ Ja, Sahne! Harrys Augen leuchteten. Er mochte Sahne. Sie war süß! Er lief zu dem Kühlschrank und blickte hinein. Im unteren Fach stand ein halber Eimer mit Sahne. Das waren gut und gerne fünf Liter. Und dahinter noch mal… zehn Liter Sahne… Wahnsinn. „Der Kuchen wird riesig!“, erklärte er, als er den ersten Eimer heraushob. Keiner der beiden beachtete die unschuldigen Zeilen, dass der Boden nach dem Backen zwei Stunden kühlen sollte und aus diesem Grund erst in zwei Stunden mit der Creme angefangen werden sollte. War doch auch unwichtig, oder? „Willst du wieder rühren?“ ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco füllte eine gute Menge der flüssigen Sahne in eine Schüssel um und gab dann die angegebene Menge an Zitronenschale und -saft hinzu und etwas Zucker. Jetzt das Rührgerät auf höchste Stufe. Fasziniert beobachtete der Slytherin, wie die weiße Flüssigkeit immer fester wurde. Er hob das Rührgerät langsam heraus und streifte mit dem Finger etwas von der Sahne ab. Hm, lecker... „Auch mal?“, fragte er hielt Harry Zeigefinger samt dickem Sahneklecks hin. ~*~*~*~ Harrys Augen begannen zu leuchten und er hielt mit dem Beinebaumelnlassen inne. Er nickte, beugte sich vor und nahm die Sahne samt Finger in den Mund, blickte Draco dabei frech an. Lecker, das Zeug. Und der Finger… tja, der war jetzt vollgesabbert. Noch einmal saugte er daran, um auch jeglichen Rest Sahne davon abzubekommen, dann erst entließ er ihn. Er leckte sich über die Lippen und in seinen Augen leuchtete es. „Bekomme ich noch mehr davon?“, fragte er ganz lieb und unschuldig. Klar, er käme auch so dran, wenn er sich ein bisschen bewegen würde, aber von Draco förmlich gefüttert zu werden, das hatte gewiss auch seinen Reiz! ~*~*~*~ Draco beobachtete Harry und für einen Augenblick setzte sein Herzschlag fast aus. Wie konnte er bei einer derart zweideutigen Geste eigentlich noch so verdammt unschuldig bleiben? Der Blonde stippte seinen Finger diesmal direkt in die Schüssel. Würden sie halt neue machen, war doch egal. Sanft striche er den weißen Schaum auf Harrys Lippen und küsste ihn, nur um dann beinahe sofort mit seiner Zungenspitze nach der Sahne zu haschen. Hm, das hatte definitiv was... ~*~*~*~ Harry hatte das etwas erstaunt geschehen lassen, jetzt lächelte er, schloss die Augen, während er den Mund ein klitzekleines bisschen öffnete. Das Gefühl der leckenden Zunge an seinen Lippen… Wahnsinn! Das war… Eine Gänsehaut zog über seinen Rücken und er schauderte. Er bewegte sich nicht, wartete ab, genoss dieses Gefühl. Als Draco sich zurückzog, öffnete er die Augen wieder. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass er sie geschlossen hatte. „Das ist nicht fair.“, sagte er gespielt traurig. „Jetzt hast du alle Sahne allein bekommen!“ ~*~*~*~ Draco musste leise lachen. „Naschkatze...“ Die nächste Ladung Sahne landete auf seinen eigenen Lippen und er kam Harry herausfordernd näher. Der Gedanke an Rache war längst vergessen. Wobei... Das war doch auch irgendwie Rache, oder? Ein winziges bisschen wenigstens. ~*~*~*~ Harry lächelte. Wie Lipgloss von den Mädchen. Nur… bei ihm sah es süß aus, nicht aufgedonnert. Er hob Dracos Kinn ein bisschen mit dem Finger an, dann küsste er ihn. Sachte, sanft und nicht zu fest, um die Sahne nicht dazu zu bringen, wegzulaufen. Wie war das gewesen? Ablecken? Nichts lieber als das! Seine Lippen teilten sich und schon im nächsten Moment stieß seine Zunge auf Süßes, auf Samt. Ein absolut einzigartiges Gefühl, wunderschön, liebenswert und… Er wollte mehr davon! Und aus diesem Grunde schickte er seine Zunge auf die Runde. Langsam, sinnlich, das Gefühl vollkommen auskostend. Seine Augen hatten sich ohne sein Zutun schon bei der ersten Berührung geschlossen. Und dann war die Sahne alle. Ganz und gar weg. Nichts mehr da. Was wirklich zu bedauern war. Aber Draco hatte vorhin ja auch welche gegessen, nicht wahr? Ob davon vielleicht noch ein Rest übrig war? Ein Versuch war es doch zumindest wert, nicht? Zumal dahinter etwas noch Appetitlicheres wartete. Ganz langsam vertiefte er den Kuss, drang schüchtern in Dracos Mund vor. Wenn der andere etwas dagegen hatte, dann würde er sich sofort zurückziehen… ~*~*~*~ Draco erschauerte und schloss genießerisch die Augen. Das war gut... Um nicht zu sagen verdammt gut. Und gegen Harrys vorsichtiges Vordringen hatte er nichts. Überhaupt nichts. Sachte stupste er seine Zunge an, lud sie regelrecht ein, während er zugleich eine Hand - Sahne hin oder her - in Harrys Haarschopf grub und ihn näher zu sich heranzog. Mit der anderen zog er das Hemd aus der Hose des Gryffindor und liebkoste sachte die weiche Haut darunter. ~*~*~*~ Wieder rieselte eine Gänsehaut über Harrys Rücken, als er sich darauf einließ, den Kuss zu vertiefen, weiterzugehen. Draco schmeckte tatsächlich süß, aber anders süß als die Sahne. Und seine Finger auf seiner Haut waren ganz warm. Und wie jedes Mal verursachten sie ein regelrechtes Feuer unter seiner Haut. Er ließ selbst seine Hände auf Wanderschaft gehen, den Hals hinab, zum Kragen hinunter. Ein störendes Stoffstück, das mit ein paar Knöpfen entfernt werden konnte. Den ersten hatten sie schon in der Mangel. ~*~*~*~ Langsam begann Draco ebenfalls die Knöpfe von Harrys Hemd zu lösen. Mit links war das zwar nicht gerade einfach, doch nach und nach gewann er den Kampf. Schlussendlich löste er auch noch die Krawatte und fuhr dann sachte mit den Fingerspitzen über die weiche Haut. Ob darauf Sahne... Er tastete nach der Schüssel, tauchte den Finger ein und zog eine Sahnespur von Harrys Brustbein bis zu seinem Bauchnabel. Mit einem Lächeln löste er den Kuss und widmete sich der weißen Linie auf dem Bauch seines Freundes. Sahne und Harry... Das schmeckte zusammen definitiv sensationell! ~*~*~*~ Harry keuchte, als die kühle Sahne seine Haut berührte. Dracos Aktion wenige Sekunden später machte es nicht besser. Er hielt sich an der Tischkante fest, weil Draco ihm – absichtlich oder nicht – die letzten zwei Knöpfe seines Hemdes entzogen hatte und er nun nichts mehr zu tun hatte. Außerdem spürte er diese Zärtlichkeit auch noch weiter unten und hatte auf einmal einfach das Bedürfnis, sich an etwas festzuhalten, was sich nicht so unberechenbar bewegte wie Draco… ~*~*~*~ Draco leckte sich genießerisch die Lippen, als er wieder hochsah. Sanft schob er Harry Umhang und Hemd von den Schultern und küsste ihn wieder. Davon wollte er jetzt definitiv mehr. Sehr viel mehr... Er schmeckte einfach fantastisch. Ein bisschen noch nach Sahne, aber vor allem einfach nach Harry. Und das liebte Draco schlichtweg. ~*~*~*~ Harry zog seinen Freund näher an sich, so dass er jetzt zwischen seinen Beinen vor der Arbeitsfläche stand, und erwiderte Kuss und Zärtlichkeiten, alles um sich herum vergessend, lieferte Draco Widerstand mit der Zunge, kämpfte mit ihm um Vorherrschaft, die er verlor, aber traurig war er darum nicht. Es war so völlig egal! Es ging doch nicht um Sieg, nicht wahr, es ging um… Ein schrilles Läuten und aufgeregtes Rufen ließ sie aufschrecken. Der Wecker veranstaltete einen wahren Radau, um ihnen mitzuteilen, dass der Kuchen fertig war, titschte aufgeregt durch die ganze Küche und prallte gegen Töpfe und Schüsseln, Schranktüren, bis er schließlich durch die Fensterscheibe schlug. Harry blinkte. „Weg ist er…“, stellte er etwas überfahren fest. ~*~*~*~ Einen Augenblick lang starrte Draco noch auf das Loch in der Scheibe, durch das der Wecker verschwunden war, dann ging er zu dem Ofen hinüber. Gerade noch rechzeitig dachte er an die Topflappen... „Heiß!“, fluchte er trotzdem, als er die Form scheppernd auf einen Untersetzer bugsierte. Schnell löste er den Tortenboden aus der Form und stellte ihn beiseite auf so ein komisches Plastikding voller Löcher. Lächelnd wandte er sich wieder zu Harry um. „Wo waren wir?“, erkundigte er sich mit einem lasziven Augenaufschlag. ~*~*~*~ Harry gab keine Antwort, sondern hopste von der Arbeitsplatte hinunter, Hemd und Umhang hinter sich lassend, um zu Draco zu gehen, seine Arme um dessen Hals zu legen und ihn in einen Kuss zu ziehen. Nackte Haut berührte Stoff und ließ den Jungen-der-lebt wieder daran denken, was Draco vorhin unterbrochen hatte. Lächelnd zog er seine Hände zurück und beseitigte die letzten beiden Knöpfe, schob den Stoff auseinander, um die seidenweiche Haut spüren zu können. Seine Hände glitten sachte darüber, zu den Seiten, ein wenig hinauf und über die Brust zurück zum Bauch. Warm! So schön warm… Er lächelte gegen den Kuss, als er vor seinem geistigen Auge zu rekonstruieren versuchte, wie Draco aussah, einfach anhand dessen, was er fühlte. ~*~*~*~ Draco lächelte in den Kuss hinein und liebkoste sanft Harrys nackten Rücken, strich mit den Fingern hinüber, fuhr die Wirbelsäule nach, Erhebung für Erhebung, ehe er bei der Lendenwirbelsäule angekommen war und dort mit den Fingern verharrte. Er zog sich aus dem Kuss zurück und grinste. „Mehr Sahne?“ ~*~*~*~ Unzufrieden murrte Harry, als ihm Draco abhanden kam, und das Angebot… Konnte er nicht später naschen? Auch wenn Sahne lecker war, sie würde schon noch ein bisschen länger halten! War ja nicht so, dass sie sie jetzt aufessen mussten, oder? Er ließ seine Hände von den Seiten in Dracos Rücken gleiten und zog ihn wieder an sich. Eindeutige Antwort, so hoffte er. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Irgendwann, als die Nachwirkungen soweit abgeklungen waren, dass sie wieder normal atmen konnten, ließ Draco seinen Reinigungszauber über sie beide hinwegfegen, bevor sie sich wieder anzogen. Umhänge blieben weg. Dann machten sie es sich die letzte halbe Stunde des Wartens auf den Tortenboden auf der Anrichte bequem, kuschelten dort, tauschten Zärtlichkeiten aus. „Wollen wir jetzt noch mal versuchen, die Creme zu machen?“, fragte Harry irgendwann. Eigentlich wollte er lieber in ihren Raum, aber der Kuchen sollte trotzdem vorher fertig werden. ~*~*~*~ Draco lachte leise und nickte. „Nächster Versuch...“ Er löste sich von dem Gryffindor und blickte wieder in das Backbuch. „Du machst die Creme fertig und ich schneide den Tortenboden auf... Laut Rezept soll die Torte zweistöckig werden...“ Der Blonde betrachtete skeptisch den Tortenboden. Oh, das war definitiv etwas, was man besser magisch löste. Per Hand konnte da zuviel schief gehen. ~*~*~*~ Harry nickte, nahm sich eine neue Schüssel, tat Sahne, Quark, Gelatine und die restlichen Zutaten hinein und begann sie zu verrühren, bis alles ganz dick und sämig wurde. Anschließend öffnete er noch zwei Gläser eingelegte Mandarinen und gab sie dazu, verrührte alles so, dass die Früchte heil blieben. War ja alles nicht so schwer, wie er es sich das vorgestellt hatte, auch wenn er über und über mit dem Zeug beschmaddert war. Wie ein Zuckermännchen… Dann nahm er seine Schüssel und brachte sie zu Draco, der schon einen Tortenring um den geteilten Boden gebastelt hatte, gab sie ihm. ~*~*~*~ „Was für ein Gematsche...“, murmelte Draco, während er den nächsten Arbeitsschritt machte. „Rührst du noch mal neue Sahne? Ich glaub, Hermione mag keine, in der meine Finger waren...“ Er grinste den Gryffindor an, ehe er sich weiter mit Creme und Boden abquälte. Es war wirklich bemerkenswert, wie widerspenstig dieses Zeug war. Und wie schnell es sich zu ihm hingezogen fühlte... ~*~*~*~ Harry tat ihm den Gefallen gerne und war zehn Minuten später auch schon damit fertig. Und dann beobachtete er fasziniert, wie sich Draco damit abquälte, den zweiten Boden einigermaßen kunstgerecht auf die Creme zu drapieren, ohne dass diese sich darunter verflüchtigte. Schien gar nicht so einfach zu sein. Doch er schaffte es - mehr schlecht als recht, aber immerhin. Dann durfte er die Sahne in eine Spritze füllen und damit kleine Häubchen auf eine dünne Schicht selbiger drücken. Auch nicht sehr kunstvoll, aber wie gesagt: immerhin. Am Ende sah ihre Torte aus wie ein Schlachtfeld aus Sahne. Harry lachte. „Als hätte sie schon mal jemand im Gesicht gehabt… Sie wird begeistert sein!“ Oh ja, er freute sich darauf, sie ihr zu schenken! ~*~*~*~ Draco schüttelte lächelnd den Kopf. Zumindest Mühe hatten sie sich gegeben. Gedankenverloren leckte er sich seine cremeverschmierten Finger ab. „Auf alle Fälle schmeckt sie lecker.“, kommentierte er und grinste. Dann wurde seine Miene wieder nachdenklich. „Das ist das persönlichste Geschenk, das jemals jemand von mir bekommen hat.“, stellte er fasziniert fest. Und ausgerechnet für Hermione Granger war es. Manche Dinge änderten sich wirklich auf unvorhersehbare Weise. ~*~*~*~ „Ach ja?“, fragte Harry und blickte ihn an. „Was verschenkst du denn sonst so?“ ~*~*~*~ Draco zog die Schultern hoch. „Teures Zeug.“ Er schaute beiseite. „Schlichtweg teures Zeug. Wenn ich überhaupt was verschenke...“ ~*~*~*~ Harry lächelte. „Dann kann sie sich ja richtig geehrt fühlen!“, lächelte er. „Schenkst du mir auch mal einen Kuchen zum Geburtstag?“ Ganz sachte legten sich seine Arme um Dracos Hüfte und er legte sein Kinn auf dessen Schulter. ~*~*~*~ Draco lehnte sich zurück, schloss die Augen und lächelte weich. „Du... Du bekommst alles, was auch immer du dir wünschen solltest...“ Er stockte und fuhr Harry durch die Haare. „Wenigstens sofern es in meiner Macht liegt, dafür zu sorgen.“ ~*~*~*~ Harry lächelte und schmiegte sich an ihn. War doch schön zu wissen. Und warum dieses Versprechen jetzt so komische Schmetterlinge in seinem Bauch auslöste, konnte er sich nicht recht erklären, aber es war ein herrliches Gefühl. „Ich habe, was ich mir wünsche, längst bekommen.“, erwiderte er und küsste ihn in den Nacken, bevor er die Augen schloss und sich gegen ihn lehnte. „Lass uns… nach Hause gehen.“ Komische Bezeichnung für den Raum, in dem sie sich gerade befanden, der aber dann anders aussehen würde. Aber es fühlte sich so richtig an. ~*~*~*~ Ein sanfter Schauder rann über Dracos Rücken und sein Herz zog sich ihm zusammen. Nicht schmerzhaft, sehr viel eher angenehm. Er lächelte weich und strich leicht über Harrys Hände. „Ja... Lass uns nach Hause gehen. Du nimmst die Torte.“ Draco machte sich behutsam aus der Umarmung frei, wandte sich um und gab dem Gryffindor noch einen leichten Kuss. Dann verließen sie ihre Küche, um nahezu direkt in ihren gewohnten Raum zurückzukehren. Nach Hause hatte Harry es genannt. Zuhause. Es war ein verdammt gutes Gefühl, auch wenn es ein so seltsames Zimmer war wie der Raum der Wünsche. ~*~*~*~ Der Abend lief mit Zauberpoker aus, was wieder darin endete, dass Harry gewann. Die Torte hatten sie mit einem Zauber kühl gestellt und würden sie morgen Mittag holen, um Hermione zu überraschen. Gegen elf Uhr strichen sie schließlich die Fahnen für diesen Tag. Eng aneinandergekuschelt schliefen sie ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Touch my skin, and tell me what you're thinking Take my hand and show me where we're going Lie down next to me, look into my eyes and tell me, oh tell me what you're seeing So sit on top of the world and tell me how you're feeling what you feel now is what I feel for you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Draco... backt. XD ...mehr muss ich gar nicht sagen, oder? XD Shirokko: Backen nennst du das? Ist ja interessant… Also wenn ich backe, sieht das immer ein bisschen… anders aus. Nicht so matschig, nicht so… lüstern. *breitestgrins* Als Warnung an alle: Wir haben kein Rezept verwendet. Ich glaube, jeder von uns hat einfach das als Zutaten genommen, was er für das beste hielt, was er kannte. Es sind also zwei Rezepte zu einem vermatscht… Sprich: Wenn man das nachmacht, dann hat man am Ende mit Sicherheit ein schreckliches Ergebnis. ^^° Misstrauen ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 76: Misstrauen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Alexz Johnson – Liar Liar. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 76: Misstrauen Sie hatten sich mit den anderen drei Freunden darauf geeinigt, dass sie Hermione die Geschenke erst am Mittag geben würden. Pansy hatte die Ehre, das Mädchen abzulenken, was sich wirklich hervorragend traf, weil sie noch etwas an ihrem Trank zu tun hatten, und währenddessen bereiteten die Jungen alles vor. Hermione war wirklich überrascht und gerührt und lachte die ganze Zeit, während sie sich über die Torte hermachten, die tatsächlich guten Anklang fand und großes Lob erntete. Doch die Stimmung sank nach der ersten halben Stunde, als der Geschenkerausch vorbei war, denn noch immer herrschte zwischen Blaise und Draco eine komische Stimmung und drückte ein wenig auf die Atmosphäre, was die beiden Mädchen und Ron verzweifelt zu übertünchen versuchten. ~*~*~*~ Es brachte nichts. Diese unterkühlte Stimmung ließ sich einfach nicht vertreiben. Es störte ihn. Ja, es störte ihn verdammt noch mal! Und entsprechend wachte Draco - trotz Harrys herrlicher Nähe - am nächsten Morgen mit keiner besonders guten Laune auf. Und die Aussicht, dass Warrington, wie die Zwillinge angekündigt hatten, heute wieder auftauchen würde, hob sie nicht gerade. Konnte er sich nicht einfach wieder die Bettdecke über den Kopf ziehen? Das wäre ihm weitaus lieber gewesen... Aber nein, das ging natürlich nicht. Doch als Harry und Draco gemeinsam am See erschienen, war Blaise nicht da. Warrington auch nicht. Es war komisch. Und es machte Draco unruhiger, als ihm recht war. Blaise verpasste doch nie das Training. Warrington - bei dem war er ja eher froh, dass der nicht da war, aber so... Seltsam. Wirklich seltsam. „Ich frag mich, wo Blaise steckt.“, murmelte Draco leise und noch immer ein wenig um Atem ringend, als sie beide zum Schloss zurückgingen. ~*~*~*~ Harry nickte. Er hatte dem Schwarzhaarigen einen Eintrag im Gedankenbuch gewidmet, aber es war keine Antwort gekommen. Dummerweise blieb ihnen nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Draco ging nur kurz duschen, dann mussten sie auch schon in den Unterricht, wo ihnen Hermione diesmal das Frühstück überreichte. ~*~*~*~ Blaise hatte still in einem der Sessel gesessen - er saß hier bereits seit einigen Stunden und hatte Harrys gedankliche Nachricht geflissentlich ignoriert - und die Szene beobachtet. Warrington, wie er Pucey, Smith und Bolt versuchte zu erklären, was geschehen war, und wie er nur noch stumm gestikulieren konnte. Idiot. Wie konnte man eigentlich so dämlich sein und die Warnungen der Weasley-Zwillinge nicht ernst nehmen, nachdem man erlebt hatte, zu was sie fähig waren? Die schwarzen Augen fixierten die vier Jungen und er wartete ab, lauerte. Den Zauberstab hatte er bereits auf seinem Schoß und wog ihn immer wieder in der Hand. Schließlich wandten sich die drei Handlanger von ihren Boss ab und verschwanden. Natürlich ging er so nicht vor die Tür... Dumm, wie stolz manche Menschen waren... Blaise stand geschmeidig auf und schritt auf den Siebtklässler zu. „Wie dumm von dir, den Zwillingen nicht zu glauben.“ Der schwarzhaarige Fünftklässler schüttelte tadelnd den Kopf, während Warrington herumfuhr, etwas sagen wollte und doch nur einem stummen Fisch glich. „Wirklich dumm...“ Er lächelte kalt. „Petrificus Totalus!“ Gelähmt und mit panisch aufgerissenen Augen fiel Warrington zu Boden. „Du hast einmal daran gezweifelt, ob ich ein echter Slytherin bin... Jetzt wirst du es lernen.“ Hass glomm in den schwarzen Augen, als er den ersten Zauber auf den gelähmten Jungen losjagte. Ihm folgten weitere. Viele weiteren. Er hörte nicht, wie hinter ihm noch jemand von dem Mädchenschlafsaal herunterkam. Erst der helle Aufschrei machte ihn darauf aufmerksam, dass sie nicht mehr allein waren. „Blaise!“ Pansy starrte ihn entsetzt. „Was... Was tust du?“ Ihr Gesicht war leichenblass geworden. „Nichts weiter... Ich gebe ihm nur, was er verdient hat.“ Blaise funkelte sie an. „Du...“ Ängstlich wich das Mädchen zurück. „Aber... du... du... kannst das nicht tun! Blaise, das... das bist nicht du! Bitte... Blaise...“ Der Junge hielt einen Augenblick inne und ließ den Stab sinken. „Lass uns gehen...“, sagte er leise, trat auf sie zu und zog sie am Arm mit sich. Pansy war noch immer weiß wie die berühmte Wand, als die beiden endlich im Unterricht auftauchten, gut fünfzehn Minuten zu spät. Draco war deutlich unruhig geworden. Verdammt, was war da los? Blaise war verdammt noch mal nie zu spät! Nie, nie, nie! Und dann diese steinerne Miene auf seinem Gesicht, als er hereinkam, und Pansys sichtliche Mitgenommenheit! Da stimmte doch verdammt noch mal irgendetwas nicht! Und das Gefühl verstärkte sich noch, als gegen Ende der Stunde Filch hereinkam und Blaise zu Professor Dumbledore rief. Dracos Augen huschten zu Pansy hinüber, die ihre Hände um die Tischkante krampfte. Was zum Merlin war da los? ~*~*~*~ Harry wartete gerade so lange, bis die Glocke ertönte, um zu Pansy zu gehen und Tonks zu ignorieren. „Was ist los mit ihm?“, fragte er direkt und er konnte sehen, dass er damit sowohl Hermione als auch Draco zuvorgekommen war. Selbst Ron schien die Neugier in den Knochen zu sitzen. Sie hatten es alle gemerkt, dass Blaise heute anders war als sonst. ~*~*~*~ Pansy sah zur Seite. „Ich schätze, sie haben... Warrington gefunden“, murmelte sie. „Was?“ Draco starrte sie an. „Pansy, was ist passiert?“ Der Blonde hatte das schmale Mädchen an den Schultern gefasst und zwang sie dazu, ihn anzusehen. „Was ist passiert?“, wiederholte er und der Ausdruck in seinen Augen verriet nur zu deutlich, dass er nicht gerade geduldig auf eine Antwort warten würde. Pansy jedoch schlug die Augen nieder und blickte zu Boden. Langsam begann sie zu zittern und Tränen rannen ihr über die Wangen. ~*~*~*~ In diesem Moment funktionierte das Goldene Trio wieder perfekt. Harry zog mit sanfter Gewalt Draco von Pansy weg, während Hermione ihre Freundin in die Arme schloss und Ron ihr einen Schokofrosch hinhielt, der noch aus Hogsmeade übrig war. Wortlos warteten sie und Harry warnte Draco mit einem Blick, das gleiche zu tun. ~*~*~*~ Draco blitzte Harry einen Augenblick an und riss sich dann zusammen. Es brachte schließlich nichts, jetzt auszurasten, obwohl er Pansy am liebsten geschüttelt hätte, damit sie endlich mit der Sprache rausrückte. Verdammt! Der Klassenraum hatte sich vollkommen geleert, nur noch sie fünf waren übrig. „Pansy...“, begann Draco erneut und ignorierte die mahnende Blicke der anderen. „Bitte. Was ist passiert?“ Das braunhaarige Mädchen sah auf und bemühte sich zu lächeln. „Ich... Ich war zu spät... Und kam... in den Gemeinschaftsraum...“, begann sie stockend. „Und da war Blaise und er... Er hat...“ Draco griff nach Harrys Hand, hielt sie fest. Vielleicht zu fest. Aber er drehte sonst gerade durch. „Er... Er hat... Warrington... fertig gemacht. Richtig... fertig. Es war...“ Sie schlug die Hand vor den Mund und barg den Kopf an Hermiones Schulter. Draco starrte sie an. Fassungslos. Das hatte er nicht getan. Nein, so blöd konnte Blaise doch nicht sein, dass er das tat. ... Oder? „Dieser Idiot!“ Der Blonde trat gegen den nächsten Tisch, stieß diesen kraftvoll gut zwei Meter von sich weg. ~*~*~*~ Harry ließ ihn gewähren, starrte stattdessen Pansy ungläubig an. Genau wie die anderen beiden Gryffindors. Okay. Warrington war wieder da, aber… „Was hat der denn schon wieder gemacht?“, fragte Ron etwas skeptisch. Dieser Kerl ging ihm langsam auf die Nerven. Der Schwarzhaarige blickte kurz zu Draco hinüber. Das war doch nicht möglich, das… Was hatte das zu bedeuten? Was hatte Warrington schon wieder gemacht? Oder… Im Grunde hatte er doch gar keine Zeit dafür gehabt. Er hatte doch keine Zeit dafür gehabt, etwas Schlimmes zu tun, etwas, das… etwas rechtfertigen würde, das Pansy so aus der Fassung bringen würde. Also… konnte es sein, dass es noch Rache für… Konnte es sein, dass es noch Rache für die Attacke auf Draco war? Nachdem die Zwillinge ihn schon bestraft hatten? Er schüttelte entschieden den Kopf, das würde Blaise doch nicht tun! Er war lieb! Er war nicht böse. Er war immer so fröhlich, immer gelöst und immer hilfreich und immer vollkommen das, was jemanden mit Verantwortungsbewussten auszeichnete! Aber was war es dann gewesen? ~*~*~*~ „Nichts. Gar nichts. Konnte er doch gar nicht.“ Draco verzog den Mund. Seine grauen Augen funkelten zornig. „Bei Merlin! Wie kann man nur so verdammt dämlich sein!“ Was war da nur in Blaise vorgegangen? Warum tat er so was? Verdammt! ~*~*~*~ Wieder blickte Harry zu ihm, schwieg. Merkte Draco wirklich nicht, dass sie sich eigentlich ziemlich ähnlich waren? Er hatte Warrington auch angegriffen. Sogar noch heftiger als Blaise. Mit Schwarzer Magie. Weil er ihn geärgert hatte, ihn angegriffen hatte… Vielleicht war es bei Blaise ja auch so gewesen. Vielleicht… hatte Warrington ihn angegriffen… Es war Hermione, die sie dazu brachte, den anstehenden Unterricht nicht zu versäumen. Sie hexte Pansys Tränen trocken und drängte sie dann einfach hinaus. Blaise würde nicht von der Schule fliegen, beruhigte sie sie. Aber sicher klang sie nicht. Sie wirkte besorgt. Und Zaubereigeschichte bot keine Ablenkung, im Gegenteil: Binns schaffte es hervorragend mit seiner schwarzmalerischen Vorlesung über den 511. Trollkrieg ihre Phantasie anzuregen, was mit Blaise geschehen konnte. ~*~*~*~ Endlich war die Stunde vorbei. Draco hatte schon fast das Gefühl gehabt, wirklich durchzudrehen. Pansy saß wie versteinert neben ihm und starrte Löcher in die Luft. Dieser Unterricht sorgte nun wirklich dafür, dass man mit seinen Gedanken allein war. Die fünf verließen den Klassenraum zusammen und stießen beinahe mit Blaise zusammen, der betont locker an der Wand gegenüber der Tür lehnte. Draco wartete keine Sekunde. „Was hast du dir dabei nur gedacht?“, fauchte er ihn an. „Bist du jetzt vollkommen durchgedreht, oder...?“ Weiter kam er nicht, denn Pansy ging dazwischen. „Was hat er gesagt?“, fragte sie leise und brachte damit sogar Draco zum Schweigen. Blaise zog die Schultern hoch, lächelte leicht. „Strafarbeiten bei Filch. Drei Wochen.“ Er seufzte leise. „Aber besser als ein Freiflug...“ „Jetzt tu verdammt noch mal nicht so arrogant cool!“ Draco stand kurz vor der Explosion. „Was hast du dir VERDAMMT NOCH MAL DABEI GEDACHT?“ Blaise lächelte die anderen an. „Gehen wir Mittagessen?“, fragte er freundlich. „IGNORIER MICH NICHT!“ Draco hatte den Schwarzhaarigen innerhalb eines Augenblicks gegen die Wand gedrückt. „Wag es nicht, mich zu ignorieren.“ ~*~*~*~ Harry blickte auf die beiden Jungen. War ja klar, dass Draco das tat, dass er wissen wollte, warum er das getan hatte. Wollte doch jeder von ihnen, aber ignoriert werden, das konnte er nicht ertragen. Obwohl er es oft genug mit seinen Freunden machte. Er bekam von Blaise seine eigene Medizin verabreicht. Auf seine Lippen legte sich ein Lächeln, als er den Zauberstab zog und schweigend den Stummzauber wirkte. Jetzt konnten sie sich zumindest aussprechen. Es war nötig. Wenn er eingriff, würde er das wieder hinauszögern und das wollte er nicht. Sie mussten das jetzt klären! Hermione hatte das offenbar verstanden, denn sie wirkte im nächsten Moment einen Unsichtbarkeitszauber über sie alle. Ron hatte, wie Pansy, die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie nicht übertrieben, was sie beide ohne ein Wort wahrnahmen. Mittagspause. Sie hatten sogar Zeit. ~*~*~*~ „Lass mich los.“ Blaise blickte dem anderen fest in die zornigen grauen Augen. „Lass mich los.“, wiederholte er, als Draco sich kein bisschen rührte. „Gib mir eine Antwort...“, gab dieser zurück und funkelte den Schwarzhaarigen an. Blaise seufzte leise und lehnte den Hinterkopf gegen die kühle Wand. „Wir können hier verdammt lange so stehen...“ Draco sah ihn noch einen Augenblick lang an, dann ließ er ihn los. „Dann mach doch verdammt noch mal, was du willst!“ Abrupt wandte er sich ab, wollte davonstürmen. Er hatte die Schnauze gestrichen voll. Sollte Blaise doch bleiben wo der berühmte Pfeffer wuchs! ~*~*~*~ Harry trat ihm in den Weg, seine Augen ausdruckslos und ernst. Sein ganzes Gesicht war ernst, der Zauberstab noch immer erhoben, den Zauber aufrechterhaltend, den er gewirkt hatte. Er würde ihn nicht gehen lassen. Genauso wenig wie die anderen Blaise jetzt gehen lassen würden. Heute. Nicht morgen, nicht übermorgen, heute. „Rede.“, sagte er leise. „Frage ihn, was er denkt.“ Es war nicht einfach zu sprechen, während man sich auf einen Zauber konzentrierte, aber es war notwendig. ~*~*~*~ Draco blickte den Jungen-der-lebt an. „Und was soll das bringen? Was? Er hört mir nicht zu! Und er will doch gar nicht mit mir reden!“ Er warf einen Blick zurück über die Schulter zu Blaise, der noch immer an der Wand lehnte, den Kopf im Nacken an die Decke starrend. Am liebsten hätte er ihm einfach den Hals umgedreht! ~*~*~*~ Harry blieb so ernst. „Du hast ihn nicht gefragt.“, sagte er, hielt die grauen Augen diesmal fest. „Du hast etwas von ihm gefordert. Du hast nicht gefragt. Frage ihn! Richtig! Ohne Wut oder so. Du bist sein Freund! Draco, er ist dein Freund! So, wie du gerade, so behandelt man keine Freunde.“ Es tat ihm fast weh, das so zu sagen, aber es musste sein. Es musste sein, damit Draco es verstand, denn von alleine kam er offenbar nicht drauf. ~*~*~*~ Draco blickte den Gryffindor nur schweigend an. Solche Worte aus seinem Mund... Das tat weh. Das ging unter die Haut. Das... Er war kurz davor seinen Zorn auf Harry zu richten, als es Klick machte. Ließ er sich gerade wirklich so gehen? Drehte er gerade wirklich so durch? Er rang sich zu einem Lächeln Harry gegenüber durch, zwang sich dazu, zu Blaise zurück zu gehen. Verlieren konnte er ja nichts mehr... „Warum hast du das getan?“, fragte er leise, so leise und ruhig, dass der andere Slytherin ihn sichtlich überrascht anblickte. „Kein Gebrülle diesmal? Du enttäuscht mich...“ Spott lag in Blaises Stimme. In Dracos Augen blitzte es auf, doch er zwang sich zur Ruhe. Wenigstens dieses eine Mal. „Ich will es nur verstehen, Blaise... Für mich ergibt das einfach keinen Sinn. Das... das bist doch nicht du.“ Ein offener, entwaffnender Blick. Der Schwarzhaarige seufzte leise. „Das hat Pansy auch gesagt...“, antwortete er leise. „Vielleicht bin ich das auch nicht. Vielleicht drehe ich auch einfach nur durch... Ich hatte das Gefühl, dass er es verdient hat.“ „Aber... warum?“ Blaise lächelte nur. „Wie gesagt: Weil er es verdient hat.“ „Wieso? Bitte, Blaise...“ Der schwarzhaarige Slytherin lächelte nur weiterhin. „Geheimniskrämer...“, murmelte Draco und lehnte die Stirn gegen ihn. „Mach so einen Unsinn nicht wieder. Versprich es mir.“ „Ich versuch’s.“ Blaise strich ihm über das Haar, drückte ihn einen Moment an sich, ehe er den anderen bestimmt wieder von sich schob. „Und du sag mir das nächste Mal, wenn du niemanden sehen willst. Das ist einfacher, als aus heiterem Himmel so angefahren zu werden.“ Draco nickte schwach. „Versprochen...“ ~*~*~*~ Auf Harrys Gesicht legte sich ein Lächeln und er sah aus den Augenwinkeln, wie Pansy und Ron die Zauberstäbe sinken ließen. Auch sie lächelten, Pansy schien wirklich kurz davor vor Erleichterung zu heulen. Und er selbst? Irgendwie war er fröhlich. Vielleicht wäre es der perfekte Moment, auch das andere schwere Etwas zwischen ihnen zu beheben. Er könnte einfach fragen, was sie ihm verheimlichten, aber was dann? Ron hatte ihm schon einmal ins Gesicht gelogen. Er würde damit deklarieren, dass er ihm nicht glaubte, er würde den Moment zerstören, würde vielleicht die Versöhnung behindern… Von ihm unbemerkt veränderte sich das Lächeln, wurde zu jenem, das sich über die Sommerferien bei ihm manifestiert hatte, als er ein wenig zu Boden blickte. Sie würden es nicht merken, denn sie erwarteten es nicht. Vielleicht würde Draco es sehen, aber er wusste doch sowieso über das Problem Bescheid, er durfte es also wissen, durfte es sehen. Der Stillzauber brach, seine Konzentration, seine Kraft reichte nicht mehr. „Jetzt können sie euch wieder hören.“, ließ er als Warnung verlauten. ~*~*~*~ Blaise strich Draco lächelnd durch die Haare und trat zu Hermione, Ron und Pansy hinüber. „Welcher Krieg war es diesmal?“, erkundigte er sich nach dem Inhalt der Geschichtsstunde. Der Blonde sah ihm nach und seufzte leise. Im Moment schien alles in Ordnung zu sein. Das war gut, nicht wahr? Sehr gut sogar... Aber doch... Es war seltsam, dass Blaise ihm seinen Grund nicht genannt hatte. ~*~*~*~ Harry kam zu ihm. „Ich… ich muss noch einmal hoch.“, sagte er leise, lächelte, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen. „Sagst du ihnen, dass ich gleich nachkomme?“ Eine Bitte. „Ich… brauche kurz Zeit für mich.“ Eigentlich hatte er ihn anlügen wollen, ihm sagen, dass er etwas vergessen hatte, aber das hätte den Moment doch auch zerstört, nicht wahr? Jetzt lächelte er ihn doch an, etwas schief, aber sogar ehrlich. ~*~*~*~ Draco blickte ihn einen Augenblick lang stumm an und nickte dann. „Okay...“ Für einen Moment zog er Harry an sich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Wenn er allein sein wollte, dann musste er das tun. Genau das. Da gab es nicht anderes, was helfen konnte. Das wusste er selbst doch so genau. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn noch einmal an, dann drehte er sich um und rannte den Gang entlang davon, verschwand schon im nächsten Quergang und durch diesen in einen Geheimgang, der ihn direkt in den dritten Flur bringen würde. Dummerweise im falschen Flügel, aber immerhin weit weg von den anderen. Das, was da gerade passiert war… Sie hatten ihre Freundschaft gerade noch so retten können. Er hatte es beiden angesehen. Wäre Draco gegangen, wäre der Bruch zwischen ihnen nie mehr zu retten gewesen. Aber sie hatten sich noch einmal zusammengerissen. Sie hatten die Freundschaft kitten können. Zum Glück. Er wusste nicht, was er getan hätte, wären sie zerstritten geblieben. Er mochte Blaise und er wusste nicht, ob er wegen Draco darauf verzichtet hätte, mit ihm befreundet zu sein. Und gleichzeitig wusste er nicht, ob er glücklich darüber sein sollte. Blaises und Dracos Freundschaft ging tief. Tiefer als die von ihm und Ron, dabei waren er und sein rothaariger Freund, starke und enge Freunde. Aber die Szene vorhin… In diesem Moment war es nicht von Bedeutung gewesen, denn die Freude hatte überwogen, aber nun, im Nachhinein… Stirn an Stirn, enge Umarmung, das beinahe liebevolle Wuscheln durch die Haare… Und dazu Dracos Worte von damals: Blaise ist eifersüchtig. Worauf bezog sich diese Eifersucht? Auf Freundschaft, auf abhanden gekommene Nähe, auf… Liebe? Oder etwas, das dem nahe kam? Denn darauf deutete das Verhalten des schwarzhaarigen Slytherin doch hin, oder? Er ließ es sich vielleicht nicht anmerken, aber auch seine Drohung… Er würde ihn dafür bestrafen, wenn er Draco wehtun würde… Das… das würde er zwar vielleicht auch tun, wenn jemand seinen Freunden etwas tat, aber so deutlich… Oder wäre er dazu überhaupt in der Lage? Jemanden für so etwas zu bestrafen? Dafür, dass er jemandem das Herz brach, weil er seine Liebe für ihn verloren hatte? Könnte er das? Es war gar nicht so einfach, sich das vorzustellen, denn irgendwo weigerte sich etwas in ihm dagegen, sich vorzustellen, wem er die Treue halten würde, würden sich zwei seiner Freunde streiten. Das hatte er ja grade schon nicht geschafft, als es so kurz vor dem Aus gewesen war. Andererseits… Draco war ihm am meisten wert. Würde Blaise ihm wirklich das Herz brechen, würde er dann Blaise dafür bestrafen können? Inzwischen zweifelte er nicht mehr daran, dass Blaise ihm die Hölle heiß machen würde. Er hatte verstanden, dass der Angriff auf Warrington noch immer Rache für den Sonntag gewesen war, weshalb sonst hätte er ihnen den Grund verschweigen sollen? Er war skrupellos, definitiv. Und das tatsächlich nur für Draco. Diesen hatte er nicht angegriffen, als er Pansy so kalt abserviert hatte, ihr das Herz gebrochen hatte, nicht wahr? Was wäre gewesen, wäre es andersherum gewesen? In Blaise Zabini lauerte ein Pulverfass direkt neben einem sanften, gleichmäßigen Licht. Und man tat wirklich gut daran, dieses Licht nicht zum Flackern zu bringen… Das zweite Problem waren seine Freunde an sich. Gut, heute war es ziemlich in den Hintergrund getreten und auch gestern nur schwer zu erkennen gewesen, aber sie behandelten ihn ein bisschen wie ein rohes Ei, hielten noch immer etwas von ihm fern. Die Prophezeiung, die er gemacht hatte… Was war das gewesen? Was hatte er Schreckliches gesagt, dass sie ihm nicht sagen wollten, was es gewesen war? War es wieder… der Tod einer bekannten Person gewesen? Jemanden, den er würde retten können, wenn er es wusste? Wenn er… Ganz langsam ließ er sich auf das Bett sinken. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er den Raum der Wünsche erreicht hatte. Er zog sein Gedankenbuch heraus und schrieb nachdenklich ein paar Worte unter den Namen Hermione Grangers: *Was habe ich gesagt?* ~*~*~*~ Die anderen waren - nach einem kurzen Abstecher, um sich Mittagessen zu organisieren - wie gewohnt zu den Weiden gegangen und hatten sich dort niedergelassen. Sie hatten sich mit Dracos Worten abspeisen lassen und das erstaunlich leicht. Bis Hermione zusammenzuckte. „Woher weiß er es?“, rutschte es ihr heraus. Natürlich hatte sie sofort begriffen, wovon er sprach, auch wenn es nicht so eindeutig gewesen war. „Was?“ Draco blinzelte sie verwirrt an. „Von der Prophezeiung. Hast du ihm was gesagt?“ Das Mädchen war ungeduldig. Ihre Miene spiegelte nur allzu deutlich ihre Sorge wider. „Nein.“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Nein, weil du mich darum gebeten hast. Aber falls es dir entgangen ist: Er leidet verdammt noch mal darunter! Kannst du das verantworten? Ihn zu schützen, damit ihm dann etwas anderes wehtut?“ „Aber er wird sich wieder verrückt machen!“, brach es aus Ron hervor. „Er hat auch alles Recht dazu! Er macht Vorhersagen!“, fauchte Draco ihn an. „Und das sollte er wissen!“ „Er wird sich fertig machen!“, hielt Ron dagegen. „Er macht sich auch jetzt fertig! Weil ihr nicht mit ihm redet!“ Die beiden funkelten sich an. Hermione schaute zwischen ihnen hin und her und seufzte leise. Pansy und Blaise hielten sich sichtlich heraus. Beide wirkten noch etwas mitgenommen. Blaise mit diesem beinahe debilen Lächeln auf dem Gesicht und Pansy war noch immer blass. Hermione kramte ihr Gedankenbuch hervor. *Ich weiß nicht, was du meinst. Was sollst du gesagt haben?*, gab sie Harry zur Antwort. „Wir bleiben dabei. Wir... dürfen ihn nicht beunruhigen.“, entschied sie, was ihr von Ron einen erleichterten Blick einbrachte und von Draco einen sichtlich giftigen. ~*~*~*~ Harry blickte auf die Worte in seinem Buch. Zwei Möglichkeiten, beide wahrscheinlich. Erstens: Er hatte sich nicht deutlich genug ausgedrückt. Zweitens: Sie schwindelte ihn an. Vorsätzlich. Und bei ihrer Intelligenz war letzteres wahrscheinlicher. Er wusste nicht, ob er es noch einmal wagen sollte, aber letztendlich formulierte er die Frage um. Draco hatte ja Recht, dass er mit ihnen reden… oder auch schreiben musste, wenn er wollte, dass sie mit ihm sprachen, ihm die Wahrheit sagten. Weglaufen brachte nichts. *Ich habe wieder etwas vorhergesagt. Ich will wissen was.* ~*~*~*~ *Harry, du verrennst dich in etwas.* Hermione biss sich auf die Lippe. Verdammt. „Bist du dir sicher, dass du nichts gesagt hast?“, wandte sie sich an Draco. „Jaha...“ Der Blonde verdrehte entnervt die Augen. „Hältst du Harry etwa für blöd?“ Hermione antwortete nichts. Verdammt. Warum musste er nur so stur sein? ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige starrte auf sein Buch, dann schlich sich ein trauriges Lächeln auf seine Lippen. *Okay.* Mehr schrieb er nicht, klappte stattdessen das Buch zu. Schade, dass sie ihm nicht vertrauen konnte. Zu schade. Und jetzt? Ihr jetzt unter die Augen treten war nicht mehr. Garantiert nicht. Er würde ihr nicht in die Augen sehen können, ohne ihr Vorwürfe zu machen. Aber wenn er am Ende ausrasten würde wie Draco vorhin, dann war niemandem geholfen. Sie würden sich schlecht fühlen, er würde sich schlecht fühlen, dann fühlten sich alle schlecht und sie konnten sich nicht mehr sehen, ohne dass das schlimmer wurde. Retten, was zu retten war, vielleicht teilten sie es ihm mit, oder er… Langsam stand er auf. Ihm war ein Gedanke gekommen. Ganz plötzlich. Ein Gedanke, den er vielleicht schon vorher hätte haben können, lange vorher, aber jetzt… Er merkte gar nicht, wie er zu laufen begann, den Raum der Wünsche verließ und Treppen hinauflief, rannte! Sein Ziel war der Turm. Der Astronomieturm, in dem die Gruselfliege herrschte: Trelawney. Ob sie ihn in ihren Raum ließ? Er hatte Glück: Sie war gar nicht da. Sie war nicht anwesend. Der kleine Mann in dem Bild, das zwischen den Tüchern und dem ganzen Krimskrams gar nicht auffiel, dafür schon. Er war da und er starrte ihn an, als Harry direkt auf ihn zulief. „Kannst du auch sprechen?“ Der kleine Kerl nickte. „Dann sag mir, was ich vor ein paar Tagen gesagt habe!“ Die schwarzen Augen wurden groß und entsetzt schüttelte er den Kopf. Das durfte er nicht! Anweisung von Dumbledore! „Sofort!“ Auf Harrys Gesicht war ein zorniger Ausdruck erschienen, als er den Zauberstab hob und eine winzige Flamme an dessen Spitze austrat. Bläulich flackerte sie vor sich hin. Der bärtige Mann wich panisch zurück. „Ich werde dich durch das ganze Schloss verfolgen.“, erklärte Harry ernst. „Du kannst mir nicht entkommen!“ Wieder schüttelte das Bild den Kopf, doch er wirkte unsicher, als Harrys Stab immer näher an sein Bild kam! Seine Augen wurden groß. Sein geliebtes Bett! Er würde doch nicht…! „Ein halbes Wesen, halb im Wasser halb auf Land, halb gerettet, halb verloren, ganz vergangen, wenn der halbe Mond den Zenit überschreitet.“ Seine Stimme war schrill und ängstlich, seine Augen panisch und hektisch. Harry starrte ihn an, die Worte in sich sortierend, dann sprang er plötzlich wieder auf und rannte aus dem Raum. Das war doch… Der halbe Mond, das war in vier Tagen! In vier Tagen! Und irgendjemand würde sterben, irgendjemand, der da draußen war, irgendjemand, der etwas mit jenem Tag der Prophezeiung zu tun hatte, irgendjemand, der etwas mit… Teeblätter. Teeblätter waren der Auslöser gewesen. So wie Rons Handfläche der Auslöser für die Prophezeiung mit Percy gewesen war. So wie er der Auslöser für Trelawneys Prophezeiung über ihn gewesen war. Und was verband er mit Teeblättern? Hagrid! Hagrid machte immer Tee mit Blättern drin! In einer riesigen Kanne und… Er war Halbriese! Er war… ein halbes Wesen! Er… würde sterben, weil man ihn nicht retten konnte! Das durfte nicht sein! Niemals! Panisch hastete er durch die Gänge, machte auf halbem Wege kehrt und rannte hinauf in die Eulerei, rief Hedwig zu sich, die glücklich ankam. „Du musst einen Brief zu Hagrid bringen!“, teilte er ihr mit. „In höchstens drei Tagen! Unbedingt! So schnell wie möglich!“ Sie gurrte leise, als er sich panisch umsah. Er hatte kein Papier, er hatte… Harry reagierte völlig konfus. Schnell riss er einen Bogen Papier aus seinem Gedankenbuch, kritzelte eine Nachricht darauf und rollte das Briefchen zusammen, gab es seiner Eule, die noch einmal glücklich schuhutend von der Stange glitt und dann aus dem Fenster schwebte, in Richtung Verbotener Wald verschwand. Harry sah ihr nach. Bitte, Hagrid, du darfst auf keinen Fall sterben, hast du gehört? Stirb nicht! Ich will das nicht! Leise bewegten sich seine Lippen wie in einem stummen Gebet. Dass sie ihm das hatten verschweigen können! Warum? Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, dann könnte er Hagrid vielleicht wirklich helfen, so konnte er ihn nur warnen! So… Dann erst fiel ihm ein, dass er seine Nachricht auch direkt in das Gedankenbuch hätte schreiben können, was er gleich noch nachholte. Im Anschluss daran schrieb er eine Warnung an Sirius und Remus, wobei ihm auf halbem Wege die Tinte ausging, weshalb er zurück in den Raum der Wünsche hastete, wo er sein Tintenfass aus seiner Tasche kramte, um das Ding zu Ende zu schreiben. Und dann tat er das Gleiche auch noch mit den Weasleys, um sich kurz darauf auf den Weg zu Dumbledore zu machen. Er… er würde helfen können! Er würde… es bereits wissen! Der Mann in dem Bild, der hatte es ihm sicher längst mitgeteilt! Er hatte auch über die Prophezeiung Trelawneys Bescheid gewusst, ohne dass er ihm davon hätte erzählen müssen! Direkt vor der Statue blieb er stehen, Schüler liefen um ihn herum, beachteten ihn nicht, warfen ihm maximal einen abfälligen Blick zu. Und die ganze Zeit starrte er den Wasserspeier an, als wäre er paralysiert worden. Was sollte er denn nun tun? Wenn… wenn Hagrid starb, dann… dann… Das durfte einfach nicht passieren! Niemals! Nicht so! Wenn er alt war, okay, aber doch nicht jetzt! Als Riese hatte er ein ewig langes Leben vor sich! Als Halbriese würde er sie alle um Längen überleben! Da durfte er jetzt noch nicht sterben! Er wollte doch… Er wollte doch seinen Freund nicht jetzt schon verlieren! Eine Hand legte sich von hinten auf seine Schulter. „Also hast du es jetzt doch herausgefunden.“, schmunzelte Dumbledore, aber als Harry zu ihm hochsah, erreichte dieses Schmunzeln die Augen nicht. „Du bist ein bemerkenswert einfallsreicher Junge. Adalbert Kohlhagen war richtiggehend aufgelöst, als er mir von deinem Übergriff erzählte. Er meinte, du hättest Ernst gemacht.“ Harry drehte sich zu ihm um, blickte ihm flehend in die Augen. „Können Sie ihm helfen?“, fragte er hoffungsvoll. Dumbledore seufzte. „Weißt du, Harry. Manchen Menschen kann nicht mehr geholfen werden. Natürlich habe ich Hagrid gewarnt, aber er glaubt nicht daran, selbst wenn die Prophezeiung von dir ist. Er meint, es würde alles gut gehen, er würde es schon schaffen.“ Auf Harrys Gesicht erschien wahres Entsetzen, das Dumbledore wieder lächeln ließ, diesmal allerdings mitleidig. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass man lediglich den Menschen helfen kann, die auch Hilfe wollen, nicht wahr?“ Harry nickte. „Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?“ „Holen Sie ihn zurück!“ „Weißt du, wo er zurzeit ist?“ Wieder nickte Harry schwach. „Bei den Riesen, oder?“ „Korrekt. Bei den Riesen. Wie sollte er von dort zurückkommen in so kurzer Zeit?“ „Es ist nicht unmöglich!“, rief Harry aufgebracht. „Ein Portschlüssel oder so etwas müsste ihn doch zurückholen können!“ „Es ist eine Zone, wo Magie nicht ohne weiteres wirkt.“ „Dann soll er sich…“ Tränen standen in seinen Augen. „Du musst es verstehen.“ Dumbledores Stimme war ganz weich, ganz sanft, verständnisvoll und lieb. „Es gibt Momente im Leben, wo man dazu verdammt ist, einfach nur zuzusehen.“ Seine Worte fruchteten nicht. Harrys Gesicht zeigte es ganz deutlich. Seine Worte noch deutlicher: „Es gibt immer einen Weg!“, flüsterte er tonlos. „Immer.“ „Ich denke, du solltest dich jetzt bei Mme Pomfrey melden.“, erklärte Dumbledore plötzlich. „Sie wird dir einen Beruhigungstrank geben. So hat Unterricht keinen Zweck, denke ich.“ Harry starrte ihn an, bevor sich sein Gesicht bitterböse verzog. „Wenn Sie ihm nicht helfen wollen, dann tue ich es! Ich werde es schaffen! Sie werden schon sehen!“ Dumbledore sah ihm nach, wie er davonlief und in einem Gang verschwand. Es tat ihm leid, dass er es doch erfahren musste, dass diese Lektion jetzt schon auf so grausame Weise kommen sollte. Harry würde an diesem Schicksal nichts ändern können, auch wenn er es sich noch so sehr wünschte. Er würde etwas ungeheuer Schreckliches erfahren, etwas, das ihn in den Grundfesten erschüttern würde. Er hoffte nur, dass Draco stark genug sein würde, seine höchstwahrscheinlich gebrochene Seele zu tragen und seine Selbstverachtung fortzuwischen. Ansonsten könnte es sein, dass dieser Junge sich das Leben noch schwerer machte als ohnehin schon. Harry hatte, kaum dass er wieder alleine gewesen war, eine neue Nachricht in sein Buch geschrieben: *Bitte, komm zurück, Hagrid! Selbst wenn du nicht daran glaubst… Tu es für mich!* Er sollte die Folgen dieser Sätze bereuen. ~*~*~*~ Draco sah Hermione zu, wie sie mit einem Seufzer das Buch zuschlug. Er hatte genug davon. Genug von Menschen, die nicht bereit waren, einem ihrer engsten Freund die Wahrheit zu sagen. „Ich muss noch was aus dem Schlafsaal holen...“, murmelte er, während er aufstand. Noch kurz nickte er in die Runde und ließ die anderen vier zurück. In den Raum der Wünsche konnte er kaum gehen. Harry... Er wollte allein sein und das respektierte der Blonde. Er würde ihm niemals dann zunahe kommen wollen. Nein, wenn er allein sein wollte, dann war das in Ordnung. Also ging er wirklich in den Fünftklässlerschlafsaal der Slytherins. Es war erstaunlich, dass ihm niemand blöd kam, als er in den Gemeinschaftsraum trat. Keine dummen Worte, nichts. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich auf das Bett fallen. Ewig war er ja schon nicht mehr hier gewesen... So viele Erinnerungen hingen hier in den Wänden. Erinnerungen... Vor allem an die gemeinsame Zeit mit Blaise. Wie er für ihn da gewesen war... Ihn hatte weinen sehen. Wie er ihn festgehalten hatte... Dieses Verhalten von heute... Das wollte einfach nicht in seinen Kopf hinein. Es passte einfach nicht zu dem Blaise, den er kannte. Nein. Obwohl Blaise eine gewisse Entschlossenheit und Durchsetzungskraft besaß. Das doch sicherlich... Ein hartnäckiges Klopfen am Fenster ließ ihn aufschrecken. „Oh nein...“ Draco stand widerwillig auf und öffnete dem großen Uhu das Fenster. Hochnäsig bekam er den Brief gereicht, ehe der Vogel wieder verschwand. Missmutig drehte der Blonde den großen Umschlag mit dem Familiensiegel in den Händen. Am liebsten hätte er ihn gleich verbrannt... Aber das würde das Problem kaum lösen. Somit ging er zurück zu seinem Bett, ließ sich darauf fallen und brach das Siegel. Mit zusammengezogenen Augenbrauen überflog er den Inhalt und gab einen unterdrückten Aufschrei von sich. Es war klar gewesen, dass so etwas kommen würde. Natürlich. Aber... musste das denn jetzt sein? Musste das denn sein, wenn er das erste Mal in seinem Leben das Gefühl hatte, glücklich zu sein? Musste ausgerechnet dann das Schreckgespenst schlechthin - sprich: Lucius Malfoy - wieder auf der Bühne erscheinen und sich äußert nachdrücklich in Erinnerungen bringen? Aber ihm würde nichts übrig bleiben als zu antworten – und sich am besten dafür irgendetwas aus den Fingern zu saugen, das so fern der Realität war, wie es nur ging... Nachdenklich schob er das Blatt wieder in den Umschlag und öffnete mit dem entsprechenden Zauber die oberste Schublade seines Nachttisches. Darin lagen nur Dinge, die irgendwie wichtig oder persönlich waren... Der Schokofrosch zum Beispiel, den ihm Harry geschenkt hatte. Und jetzt landet auch dieser Brief darin. Harry sollte ihn nicht zu Gesicht bekommen und im Raum der Wünsche konnte das durchaus passieren. Einen Augenblick hielt Draco inne, als er die Schublade geschlossen hatte. Ein neuer Siegelzauber? Nein, der alte würde reichen. Es gab schließlich niemanden, der ihn kannte. Blaise wusste nur den zu der untersten Schublade. Die beiden Zauber waren sich zwar sehr ähnlich, aber er vertraute dem Schwarzhaarigen schließlich doch... Und jetzt musste er sich wirklich auf den Weg machen, wenn noch rechtzeitig zu Pflege magischer Geschöpfe sein wollte. Ughs. Wieder diese dämlichen Plüschkugeln. ~*~*~*~ Hermione blickte ihm erwartungsvoll entgegen, als er kam, erwartete ganz deutlich, dass Harry bei ihm sein würde, denn Draco war schon spät und Harry noch nicht da. Und er war ganz offensichtlich auch nicht bei Draco… Dabei hatte sie doch ganz deutlich gespürt, dass Harry in der Nähe der Kerker war, wo Draco hatte hingehen wollen. Das irritierte sie nun schon ziemlich. Ob… ob er sich das wirklich so zu Herzen nahm, dass sie ihm das nicht sagen wollte? Gemerkt hatte er es, das hatte sie an seinem Okay bemerkt. Es hatte so… traurig geklungen. Sie warf Draco einen Blick zu, der eindeutig fragte, ob er etwas wusste, aber laut sagte sie nichts. Sie bekam auch keine Antwort, höchstens einen leicht vorwurfsvollen Blick, als sie dazu angehalten wurden, sich um ihre Krillkanifas zu kümmern. Ob Raue-Pritsche wohl vorhatte, sie noch mal mit anderen Wesen zu konfrontieren? Wohl eher nicht. Dann war die Stunde vorbei und Hermione blickte fast augenblicklich Richtung Schloss. Harry war die ganze Zeit wie ziellos durch die Gänge geirrt; sie hatte seinen Weg durch den Zauber verfolgt und irgendwie machte er den Eindruck, dass er ziemlich neben der Spur war. Sein Weg war so konfus… bis er auf einmal auf einem Fleck verharrte. Aber… das war nicht der Ort, wo er sonst immer war. Es war ihr nicht einmal klar, welcher Ort das sein konnte… Irgendwo auf dem Gang oder so. Komisch. Wirklich… ~*~*~*~ Harry unterdessen hatte gar nicht mitbekommen, dass er lief, dass er nicht an nur einem Ort war. Er bekam es kaum mit, wie die unterschiedlichen Bilder an ihm vorbei glitten, wie der Boden sich änderte oder die Decke von Kreuzgratgewölben auf glatt und eben wechselte. Er sah die Geheimgänge nicht, die er durchschritt, bemerkte nicht einmal Peeves, der ihm perplex hinterher blickte, weil er so gar nicht auf seine Stänkerei reagierte, ihn noch ein bisschen verfolgte, dann aber gelangweilt abzog. Ein Harry Potter, der nicht reagierte, war kein gutes Scherzobjekt… Und dann stand ganz plötzlich Dobby vor ihm. Direkt. Und er blickte ihn mit derart ernsten Augen an, dass Harry schweigend stehen blieb. Was wollte er sagen? Wollte er ihm wieder einmal davon abraten, weiterhin mit Draco liiert zu sein? Das konnte er vergessen! „Hallo.“, sagte er leise, lächelte ein wenig traurig. „Schön, dass du dich wieder meldest…“ Ein wenig Hoffnung keimte in ihm, dass Dobby es vielleicht akzeptiert hatte, aber diese Hoffnung schwankte gehörig, als er den Brief in den knochigen Händen sah. Das Malfoy-Siegel konnte er gut erkennen… ~*~*~*~ „Mister Harry Potter, Sir.“ Dobby scharrte einen Augenblick mit den Füßen und bemühte sich, Harry in die Augen zu sehen. Es fiel ihm sichtlich nicht leicht und doch lag Entschlossenheit auf seinem Gesicht. „Dobby hat sich Sorgen um Harry Potter gemacht. Wegen Draco Malfoy.“ Der Name sorgte augenblicklich dafür, dass seine Miene finsterer wurde. „Denn Dobby kann einfach nicht glauben, dass ein Malfoy sich ändert. Ein Malfoy ändert sich nicht. Ein Malfoy bleibt gemein und böse.“ Er duckte sich unwillkürlich weg, verdrehte die Beine umeinander. Es war ihm eindeutig anzusehen, dass es ihm nicht gefiel, Harry auf diese Art und Weise zu widersprechen. Dann sprach er langsam weiter: „Diesen Brief hat Dobby bei Draco Malfoy gefunden.“ Vorsichtig streckte er die Hand aus und hielt Harry den Brief hin. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, machte keine Anstalten, den Brief anzunehmen. Hatte er das richtig verstanden? Dobby hatte in Dracos persönlichen Sachen herumgekramt? Er hatte… das Briefgeheimnis gebrochen? Warum? Weil er ihm nicht glaubte? Er war enttäuscht. Schweigend blickte er ihn an, konnte das Bedauern nicht aus seinem Blick fernhalten. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass seine Freunde seit der Sache mit Voldemort seine Glaubwürdigkeit ziemlich in Frage stellten. Es tat weh, irgendwie. ~*~*~*~ „Bitte, Mister Harry Potter, Sir.“ Dobbys große Augen begannen sichtlich feucht zu glänzen. „Dobby hat das gemacht, weil Harry Potter doch sein Freund ist. Dobby hat sich dabei nicht wohl gefühlt... Aber Dobby hat keinen anderen Weg gesehen.“ Sein Blick war flehentlich und seine Hand zitterte sichtlich. „Harry Potter wird Dobby nicht glauben, wenn Dobby es ihm nur erzählt. Harry Potter muss es selbst lesen.“ ~*~*~*~ Wieder erschien das kleine, falsche Lächeln auf seinen Lippen, als er den Kopf schüttelte. „Ich werde nicht Dracos Post lesen, selbst wenn sie von seinem Vater ist.“, erklärte er ihm ruhig, doch in seiner Stimme klang eine Endgültigkeit mit, die er selbst kaum für möglich gehalten hatte. Er konnte nicht glauben, dass Dobby wirklich davon ausging, er würde so etwas tun. Das war in seinen Augen so falsch, dass er daran zweifelte, was Dobbys Absichten wirklich waren. Was wollte er bitte bei ihm erreichen? Er wusste doch, dass es nicht in seinem Sinne stand. Warum ignorierte er das? Was stand in dem Brief, dass er davon ausging, dass er dafür seine Prinzipien in den Wind schlug? ~*~*~*~ „Bitte...“ Dobby rannen jetzt die ersten Tränen über die Wangen. „Dobby will Harry Potter nur helfen. Dobby will nicht, dass Harry Potter etwas passiert.“ Blanke Verzweiflung lag in der Miene des Hauselfen. Dann hatte er eine Idee... „Wenn Harry Potter Sir den Brief liest und Dobby Unrecht hat... Dann wird sich Dobby bei Draco Malfoy entschuldigen.“ Die Worte fielen ihm deutlich schwer. Bittend und flehentlich sah er den Jungen-der-lebt an. ~*~*~*~ Und Harry schwankte tatsächlich. Was war so… schrecklich, dass der Elf sich dazu bereit erklären würde? Und… was… welche Lügen hatte Draco seinem Vater geschickt? Er hatte doch gesagt, dass er ihn belogen hatte, um das alles zu überleben, nicht? „Geht es um die Sache mit dem Verrat?“, fragte er leise und wusste im nächsten Moment, dass er dabei war, zu verlieren. Wenn es wirklich darum ging… Warum hatte Draco ihm nichts von dem Brief erzählt? Er konnte ja nicht wissen, dass der Brief erst vorhin gekommen war. ~*~*~*~ Dobby nickte und wiederholte erneut: „Harry Potter muss diesen Brief lesen. Harry Potter muss es wissen.“ ~*~*~*~ Das Lächeln wurde breiter. „Dobby, ich werde das nicht lesen. Es ist nicht für meine Augen bestimmt. Ich weiß, dass Draco seinem Vater gesagt hat, dass er mich verraten wird. Aber das hat seine Gründe.“ ~*~*~*~ Dobby seufzte leise und zog den beschriebenen Bogen aus dem Umschlag hervor. „Mein Sohn, ich warte noch immer auf vernünftige Informationen von dir. Du erniedrigst dich bereits solange und lieferst keine Ergebnisse. Bist du auch dahingehend unfähig? Oder bist du schlichtweg nicht in der Lage, Potter willenlos zu machen? Vielleicht solltest du weiter gehen und das Bett mit ihm teilen. Es ist erstaunlich, was Menschen im Bett reden... Verführ ihn. Spiel deinen Körper aus, denn zumindest der besitzt Malfoy’sche Perfektion. Und wenn du ihm Verständnis für seine Widernatürlichkeit vorheucheln musst. Ich erwarte Ergebnisse von dir!“ Der Hauself sparte sich die Schlussformel und ließ den Brief sinken. ~*~*~*~ Harry starrte seinen Freund ungläubig an, als dieser begann, vorzulesen. Das war doch… unglaublich! Warum zwang er ihn, Draco zu hintergehen? Das konnte er doch nicht machen! Doch seine Gedanken drifteten ab, als er den Text vernahm. Allerdings in eine Richtung, die der Elf mit hundertprozentiger Sicherheit nicht hatte sehen wollen. Fassungslos nahm er ihm den Brief ab und überflog ihn erneut, um sich zu vergewissern, dass es dort auch wirklich genau so gestanden hatte. Hass keimte in ihm hoch. Hass auf Dracos Vater, der seinen Sohn selbst in seinen Briefen noch eher wie seinen Sklaven behandelte als wie seinen Sohn! Wie konnte er das tun? Warum konnte er nicht freundlicher sein? Warum war er so ein Arschloch? Du erniedrigst dich bereits solange und lieferst keine Ergebnisse. Als wäre ihm nicht wichtig, dass die Erniedrigung aufhörte, sondern dass sie etwas brachte! Bist du auch dahingehend unfähig? Auch? Was sollte dieses Wort? Draco war ganz und gar nicht unfähig! Überhaupt nicht! Nie! Was wollte diese Kanaille damit sagen? Konnte er Dracos Wesen und Begabung denn gar nicht erkennen? Seine Stärke und seinen Mut? Spiel deinen Körper aus, denn zumindest der besitzt Malfoy’sche Perfektion… Was… Wie konnte er das wagen? Harrys Augen kniffen sich zusammen. Böse und voller Hass, dann drehte er sich um. Sein Ziel: die Eulerei! Diesem Lackaffen würde er die Meinung geigen! Aber hallo! Dobby beachtete er gar nicht mehr, sah nicht, dass dieser beinahe erleichtert schien. Er war so geladen, dass er gerade eh nicht mehr in der Lage sein würde, dem Elfen zu erklären, dass er noch immer nicht daran glaubte, was dieser dachte. Den ganzen Weg über las er den Brief, immer und immer wieder. Immer und immer wieder. Und ganz allmählich begann der Inhalt ein wenig umzuschlagen. Dobbys Worte taten dazu ihr Übriges… seine Sorge. Dobby hat das gemacht, weil Harry Potter doch sein Freund ist. Wenn Harry Potter Sir den Brief liest und Dobby Unrecht hat… Warum war er bereit, dafür seine Überzeugung zu opfern? Warum war er dann plötzlich bereit, Draco zu vergeben? Und… Seine Schritte wurden langsamer, als seine Augen erneut über die ordentlichen Zeilen huschten. Du erniedrigst dich bereits so lange… War das nicht auf seine Homosexualität bezogen? Auf die in Malfoy Seniors Augen gespielte Homosexualität Dracos? …und lieferst keine Ergebnisse… Als wäre es durch lange Hand geplant. Oder bist du schlichtweg nicht in der Lage, Potter willenlos zu machen? Was sollte das heißen? Ihn willenlos machen? Willenlos? Willenlos würde bedeuten… Aber das konnte nicht sein. Ganz und gar nicht. Das würde Draco nicht machen. Schließlich fragte er ihn immer. Er hatte ihm niemals etwas aufgezwungen! Er achtete immer darauf, dass er seinen Willen nicht überging! Verdammt, er hatte doch sogar sein Geziere ertragen! Was sollten diese Zeilen? Vielleicht solltest du weiter gehen und das Bett mit ihm teilen. Es ist erstaunlich, was Menschen im Bett reden... Und diese Worte? War… war Draco vielleicht nur deshalb… Nein! Er wies diesen Gedanken so weit von sich, dass er ihn kaum noch erkennen konnte. Draco schlief mit ihm, weil er das wollte und nicht weil sein Vater das von ihm erwartete! Und dennoch… Die nächsten Sätze klangen wieder so berechnend. Verführ ihn. Spiel deinen Körper aus, denn zumindest der besitzt Malfoy’sche Perfektion. Als würde er bereits alles geplant haben, ihn selbst kennen, und Draco wie eine… wie seine Marionette einsetzen. Hatte Draco nicht einmal gesagt, dass er doch nur die Marionette seines Vaters war? Was… was, wenn das Taktik gewesen war? Was, wenn sie beide gewusst hatten, dass er daraufhin Mitleid mit ihm haben würde? Was, wenn sie erwartet hatten, dass er ihm daraufhin helfen wollte? Und das letzte ließ ihn schließlich stehen bleiben. Und wenn du ihm Verständnis für seine Widernatürlichkeit vorheucheln musst. Vorheucheln. Verständnis für… seine Homosexualität vorheucheln… Konnte es das geben? Konnte jemand ein so guter Schauspieler sein, dass er das ertrug? Konnte Draco ein so guter Schauspieler sein, dass er ihm Lust vorspielte, Verlangen? Konnte es wirklich sein, dass er einem Irrtum aufgelaufen war? Gab es Menschen, die Gefühlsausbrüche planen konnten? Im Grunde… schon. Die ganze Muggelfilmindustrie basierte darauf. Gefühle heucheln, um möglichst überzeugend zu sein. Aber sein Draco… war nicht so. Niemals! Harrys Augen füllten sich mit Tränen. Das konnte nicht sein! Das war nicht so! Das würde niemals so sein! Das… war einfach nur Lucius Malfoys Ansicht der Dinge. Schließlich spielte ihm Draco vor, dass er ihn verraten würde. Schließlich glaubte dieser Mann seinem Sohn… den er nicht leiden konnte. Schließlich… war Draco seine zweite Hälfte. Warum sollte er ihn da verraten? Warum… sollte er? Warum sollte er sonst zulassen, dass Blaises Eltern flohen? Warum sollte er zulassen, dass Pansy mit ihren Eltern brach? Oder tat sie das überhaupt? Warum sollte er sonst… Ihm gingen die Argumente aus. Ihm gingen die Gedanken aus. Ihm ging gerade selbst seine Kraft verloren, so dass er sich setzen musste. Einfach auf den Boden in dem dunklen Gang. Was… was sollte er glauben? Sollte er Dobby glauben, der die Malfoys schon so lange kannte, der wusste, wie sie handelten, dachten, lebten, wie ihr Wesen war? Oder hielt er seinen eigenen Gefühlen die Treue? Konnte er… konnte er sich selbst denn vertrauen? Menschenkenntnis… besaß er doch gar nicht, oder? Er hatte dem falschen Moody vertraut. Er hatte sich mit Tom Riddle über persönlichste Dinge unterhalten, bevor er erkannt hatte, wer er wirklich war und was er plante! Er war doch in dieser Hinsicht eine totale Niete! Jeden, der freundlich zu ihm war, den akzeptierte er. Jeden! Es war doch eine Tatsache, dass er sich so sehr nach Liebe sehnte, dass er jeden akzeptiert hatte! War… war er wirklich so krankhaft einsam, dass Draco es hatte schaffen können, ihn zu blenden? Obwohl er doch… obwohl er doch wusste, wie er früher gewesen war! Er wusste doch, dass Draco Malfoy ein… Malfoy war, wie er die letzten vier Jahre gewesen war. Aber… konnte sich ein Mensch nicht auch ändern? Selbst ein Malfoy? Verzweifelt biss sich Harry auf die Lippe. Ja, verdammt! Er glaubte daran, dass Draco sich geändert hatte! Er konnte sich nicht vorstellen, dass er so mit ihm spielte. Und gleichzeitig… Harry rollte sich ganz klein zusammen, ließ seinen Kopf zwischen Armen und Knien verschwinden. Was sollte er denn jetzt denken? Das war doch alles zum Verrücktwerden! Warum hatte Dobby ihm diesen Brief zeigen müssen? Und wie sollte er Draco erklären, weshalb er ihn gelesen hatte? Und… „Verdammt!“, schluchzte er, dann ließ er die Blockaden brechen. ~*~*~*~ Kaum war der Unterricht vorbei, machte sich Draco auf die Suche nach Harry. Aber er fand ihn nicht. Nicht im Raum der Wünsche - die Karte des Herumtreibers war auch nicht auftreibbar und er weigerte sich, in Harrys privaten Sachen herumzuwühlen. Er hatte keine Chance. Das begriff er in diesem Augenblick. Wenn Harry nicht gefunden werden wollte, war es für ihn vollkommen unmöglich, ihn zu finden. Warum sammelten sich Katastrophen eigentlich immer gleich bergeweise an? Warum zum Merlin? Das war verdammt noch mal zuviel! Er hatte das Gefühl schreien zu müssen und konnte doch nicht. Nein, verdammt, er musste zum Quidditchtraining. Und das mit diesem Gefühl im Bauch, gleich durchzudrehen... Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt! Warrington war noch auf der Krankenstation, wie Montague mitteilte und dafür Blaise einen wütenden Blick schenkte, den dieser geflissentlich ignorierte. Noch nie hatte sich Draco ein frühes Ende des Trainings so sehr herbeigesehnt wie jetzt. Nie. Dennoch peitschte er seinen Besen durch die Luft, als wenn es kein Morgen geben würde. Seine Flugmanöver waren - gelinde gesagt - waghalsig, eher noch selbstmörderisch. Und mehr als einmal hatte er verdammt viel Glück, mit heiler Haut davonzukommen. Er war wütend, er machte sich Sorgen, er war verwirrt. Und er fühlte sich ganz beschissen hilflos. Endlich... endlich war das Training vorbei. Doch Harry war weder im Raum der Wünsche noch bei den Weiden, wo die anderen sich zum Abendessen versammelt hatten. Draco sah sichtlich mitgenommen aus, als er zu den vieren stieß. „Ich finde ihn nicht...“, murmelte er und lehnte sich gegen einen der Bäume. „Er...“ Hermione setzte an und stockte beinahe sofort. „...er ist in einem Geheimgang zur Eulerei...“ Leise beschrieb sie ihm den Weg. War es ihre Schuld? Weil sie nicht mit ihm geredet hatte? Der Blonde nickte leicht. „Danke.“ Damit wandte er sich ab. Hoffentlich war Harry noch da, wenn er dort ankam... ~*~*~*~ Hermione blickten ihm nach und Ron seufzte schließlich. „Er weiß es.“, erklärte er. „Er hatte mich doch auch schon danach gefragt, was er gesagt hat. Er weiß, dass wir ihn ausschließen…“ Sie nickte nur. Sie hatte nur nicht erwartet, dass er sich das so sehr zu Herzen nehmen würde. Viel eher hatte sie erwartet, dass er sie sauer zur Rede stellen würde und am Ende vielleicht sogar einsehen würde, warum sie es ihm nicht sagen wollten… Offenbar hatte sie sich geirrt. Wenn Harry sogar Draco aus dem Weg ging… „Woher weißt du eigentlich, wo er ist?“, wollte Pansy schließlich wissen. Blaise blickte sie an. „Erinnerst du dich an diesen Zauber, den… Ach nein, das kannst du ja gar nicht wissen. An dem Tag warst du nicht dabei… Mione hat für Draco einen Zauber gewirkt, der ihn warnt, sobald sein Vater sich auf eine Distanz von einem Kilometer nähert. Ich denke, sie hat diesen Zauber auch auf sich für Harry angewendet, nicht wahr?“ Und er schaute das Mädchen an, das schweigend nickte. Ron biss sich auf die Lippe. Ja, das würde Harry mit Sicherheit den Rest geben, wenn er davon erfuhr. Das war nun wirklich Misstrauen auf ganzer Linie. ~*~*~*~ Draco betrat den Geheimgang. Er hatte gar nicht gewusst, dass dieser existierte, und wenn er nicht gesagt bekommen hätte, dass dieser hier war, hätte er ihn glatt übersehen. Er wusste so vieles nicht... Er musste nicht weit gehen, um Harry zu finden. Nur eine Biegung... Der Slytherin erstarrte. Alles in ihm zog sich in ihm zu einer einzigen kleinen Eiskugel zusammen. Harry hockte eng zusammengekauert an der Wand, machte sich so klein wie nur irgend möglich. Leise ging der Blonde neben ihm auf die Knie, legte ihm die Hand auf die Schulter. „Harry?“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige kauerte sich noch ein bissen mehr zusammen. Klar, er hatte ihn kommen hören, hatte gewusst, dass er kam, aber die Stimme… War… war die Fürsorge echt? War sie gespielt? War sie… Zitternd entließ er den Atem und hob einfach nur die Hand mit dem Brief. Sagen konnte er eh nichts und vielleicht… vielleicht würde er ja verstehen. Vielleicht konnte er ihm diese Zweifel wieder ausreden, die er nicht haben wollte. Vielleicht… Sein Körper krampfte sich wieder zusammen. Und wenn nicht? Was dann? Er wollte ihn nicht verlieren! Nicht wegen so einem Schwachsinn! Nicht wegen einem paranoiden Elfen, der seinen alten Meister hasste! Aber… ~*~*~*~ Draco blickte auf den Umschlag, den Harry ihm hinhielt. Wie... Wie kam der Brief in seine Hand? Wie... Oh, verdammt. Seine Hand krampfte sich um Harrys Schulter. Doch auch so zitterte er. Wenn Harry das glaubte... Wenn er das wirklich glaubte? Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte keine Ahnung. „Das ist, was er denkt...“, sagte er schließlich leise. Ganz leise. „Aber nicht das, was ich denke...“ ~*~*~*~ „Ich weiß…“, kam die Antwort nach einiger Zeit. Harrys Stimme war noch leiser und durch den Stoff seines Umhangs gedämpft. „Das weiß ich doch…“ Und dennoch… Was, wenn nicht? Eine weitere Lüge? Wahrheit? Er schluchzte. Warum konnte er ihm nicht einfach glauben? Warum hatte Dobby ihm das hier zeigen müssen? Warum… Ach, verdammt! ~*~*~*~ „Aber du hast Zweifel...“, fuhr Draco leise fort. Sanft zog er Harry an sich und strich ihm durch das schwarze Haar. „Ich spiele dir nichts vor. Ich... Ich liebe dich, Harry. Und das ist keine Lüge. Ich werde dich niemals anlügen. Niemals.“ Seine Stimme war anfangs ruhig, beinahe schon kalt, wurde jedoch immer brüchiger. ~*~*~*~ Harry ergab sich in die Umarmung, seine Hände suchten Dracos Umhang und krallten sich hinein. Er fühlte sich so schrecklich. Natürlich! Er glaubte ihm! Er vertraute ihm! Er liebte ihn! Über alles! Und trotzdem hatte Draco Recht. Er zweifelte! Warum? Er war einfach ein schrecklich schlechter Freund! Da hatte er den besten Beweis dafür! Den letzten, den er brauchte! Er war unwürdig! Und ein Arsch! Und er hatte Unrecht! Definitiv! Dobby quatschte Blödsinn! Niemals waren diese Gesten gespielt! Niemals! Nie… „Ich bin ein Arsch…“, murmelte er undeutlich. Er wollte, dass Draco das endlich mal erkannte. ~*~*~*~ „Nein...“ Draco lächelte weich und küsste ihn auf das Haar. „Du bist wundervoll. Weil du dir alles noch zu Herzen nimmst und nicht schon längst innerlich abgestorben oder erfroren bist.“ Er drückte Harry noch fester an sich. ~*~*~*~ Der Junge-der-lebt atmete zitternd aus. Das konnte jetzt auch nur er sagen. Das konnte… War es nicht so, dass man so was im Allgemeinen nur sagte, wenn man es nicht ernst meinte? Oder… eigentlich hatte Draco so was immer gesagt. Auch schon, als sie noch nicht zusammen gewesen waren, als sie sich noch gehasst hatten. Er… hatte doch immer seine Schwachstellen ausgenutzt und das war doch sein Herz und das bedeutete doch… „Snape wird ausrasten.“, murmelte er leise. Gedankenflucht nannte man so was, aber in diesem Moment war es ihm herzlich egal. ~*~*~*~ Draco lachte erleichtert auf. Harry glaubte ihm! Er glaubte ihm... Er musste... Sonst würde er doch niemals das Thema so wechseln. „Wen kümmert schon Snape?“ Wieder küsste er den Gryffindor auf das Haar. „Aber...“ Schlagartig wurde er wieder ernst. „Verrate mir eins: Wie bist du an diesen Brief gekommen?“ ~*~*~*~ Harrys Augen öffneten sich und er betrachtete schweigend den schwarzen Stoff in seinem Blickfeld. „Du würdest denjenigen umbringen…“, murmelte er. Er hätte es ja auch getan. Und das wollte er nicht. Er wollte nicht, dass Dobby starb, denn dann konnte er sein Versprechen nicht mehr wahr machen! Er hatte doch gesagt, wenn er Unrecht hätte, dann würde er sich bei Draco entschuldigen und ihm vergeben… Und das war doch jetzt fällig, oder? ~*~*~*~ „Wer war es, Harry? Blaise? Er ist der einzige, der entfernt ahnen kann, welchen Schutzzauber diese Schublade hat, in die ich diesen verdammten Brief heute Mittag gelegt habe!“ Dracos Stimme war deutlich kühl und gereizt. Wenn Blaise das getan hatte... Dann würde sich der Schwarzhaarige auf einen echten Sturm einstellen können... ~*~*~*~ Heute Mittag? Heute… Mittag? „Heute Mittag?“, fragte er nun auch, richtete sich ein bisschen weiter auf. „Du…“ Er nahm den Brief zurück in seine Hand, blickte auf das Datum. Von heute Früh. Erst… von heute Früh! Ein unvergleichliches, erleichtertes Lächeln legte sich auf seine Lippen! Und wegen so was machte er sich so verrückt? Wegen einem Brief, der Anweisungen enthielt, die längst eingetreten waren? Wegen… „Ich bin so blöd.“, lächelte er. Noch immer klang es ein bisschen zittrig, aber man konnte auch hören, dass ein wahrer Berg Erleichterung von seinem Herzen gefallen war. Glücklich drehte er seinen Kopf zu Draco zurück und strahlte ihn an. „Ich bin ein kompletter Blödmann!“ Anstatt sich mal um das Datum Gedanken zu machen, ließ er seine Gedanken so einen Schmarren verzapfen! War das noch zu fassen? Dabei hätte er sich lieber um Dracos Empfinden Gedanken machen sollen, nachdem sein Vater ihm so mies mitgeteilt hatte, was er von ihm hielt! Schande über ihn! ~*~*~*~ „Heute Mittag, ja.“ Draco musste sich gerade zwingen, nicht ungeduldig zu werden. „Mein Vater scheint offenbar der Ansicht zu sein, dass er mich lange genug in Ruhe gelassen hat...“ Der Blonde verzog das Gesicht. Und natürlich tat Lucius Malfoy das mit exakter Genauigkeit genau dann, wenn er ein einziges Mal in seinem Leben glücklich war! Und nicht nur das, nein, er kam und riss alles, was er hatte, in den Dreck und trampelte noch darauf rum... Er... Draco zwang sich dazu, den Gedanken irgendwie abzuwürgen. „Du hast meine Frage nicht beantwortet...“ Der Slytherin lehnte sich zurück gegen die Wand. Kalt war sie. „Mir... ist das wichtig, Harry.“ ~*~*~*~ Der Gryffindor blickte ihn an, das strahlende Lächeln war gegangen. „Es war nicht Blaise.“, sagte er. „Draco, ich will es dir nicht vorenthalten, aber du… du musst mir versprechen, dass du ihm nichts tust, okay?“ Warum verteidigte er ihn überhaupt noch? Schließlich war es Dobby gewesen, der ihm diesen bescheuerten Floh ins Ohr gesetzt hatte. Warum konnte er… Nein, falsch. Er war ihm böse, aber er wollte trotzdem nicht, dass er von Draco in die Mangel genommen wurde… ~*~*~*~ Draco seufzte demonstrativ. „Okay. Versprochen. Wer war es?“ Und mit diesem kleinen Wort hinderte er sich jetzt daran, sich diese Person vorzuknöpfen. Verdammt. Aber es war beruhigend, dass es nicht Blaise war. Sehr beruhigend... ~*~*~*~ Harry blickte ihn traurig an. „Dobby.“, sagte er dann leise. Es fiel ihm schwer, das zu sagen, verriet er dadurch doch einen Freund, aber er hatte fürs Erste genug von Unwahrheiten oder Geheimniskrämereien. Genug, um damit den Raum der Wünsche zu pflastern, sicher. ~*~*~*~ „Dobby...“, wiederholte Draco und verdrehte die Augen. Hauselfen. War ja klar. Die kamen natürlich problemlos durch diese verdammten Zauber. Und dieser spezielle Hauself kannte ihn gut genug, um zu wissen, welche Zauber er bevorzugte. Es wäre vielleicht doch etwas weniger nervenaufreibend gewesen, wenn Lucius Malfoy diesem Hauselfen wirklich einmal den Hals umgedreht hätte. Draco seufzte leise. „Komm, lass uns nach Hause gehen...“ ~*~*~*~ Harry blickte fort, wollte das böse Gesicht nicht sehen. Stattdessen lehnte er sich gegen Draco. Müde war er, erschöpft. Was für ein beschissener Tag. Und die Krönung des ganzen… „Ich weiß jetzt, was sie mir nicht sagen wollten.“, murmelte er, nahm Dracos Hand und begann mit seinen Fingern über die Handfläche zu streicheln. „Hagrid wird sterben…“ Er sagte es ganz sachlich, ohne große Intonierung. Er wollte es einfach loswerden, wollte es nicht mehr unausgesprochen lassen. Und er stellte fest, dass es so fast schon nicht mehr so stark schmerzte. Irgendwo… irgendwo tief in sich drin… irgendwo, da hatte er aufgegeben. Er hoffte, dass es doch noch abzuwenden war, aber er wusste irgendwie, dass es da keine Hoffnung geben sollte, weil die Realität das mit Sicherheit nicht zulassen würde… ~*~*~*~ „Wie kannst du dir da sicher sein?“, fragte Draco leise und strich dem anderen gedankenverloren durch die Haarsträhnen im Nacken. „Prophezeiungen sagen selten direkt, was sie bedeuten. Oder hast du etwa seinen Namen genannt?“ ~*~*~*~ „Ein halbes Wesen, halb im Wasser, halb auf Land, halb gerettet, halb verloren, ganz vergangen, wenn der halbe Mond den Zenit überschreitet. Es passt perfekt auf ihn. Als Halbriese… Und er ist der einzige, den die Magie gemeint haben kann, denn ich habe bei Teeblättern nur die Assoziation zu ihm.“ Noch immer völlig ruhig, die Augen starrten blicklos auf die Wand vor ihm. ~*~*~*~ Draco schwieg und drückte Harry sanft an sich. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Was konnte man darauf entgegnen? Was denn? ‚Du irrst dich’? Das Problem war, dass er nicht glaubte, dass sich Harry irrte. ~*~*~*~ Harry lächelte traurig, hob erneut den Brief in die Höhe, blickte darauf. „Deinem Vater sollte man wirklich mal seine eigenen Worte um die Ohren schlagen…“, murmelte er, wechselte nun schon wieder das Thema, weil er spürte, dass Draco mit dem Gedanken, ihn traurig zu sehen, nicht klar kam. Er wollte nicht, dass er auch in so einem dummen Loch versank. „Was er hier schreibt ist echt das Letzte!“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Er war immer so... Sein eigener Vater... Er war auch nicht anders.“ Der Blonde schwieg einen Augenblick. „Es scheint eine Art Familientradition der Malfoys zu sein, ihre Kinder so zu behandeln.“ Langsam hob er den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. „Aber was soll’s. Das macht es für mich nur leichter, ihn aus meinem Denken zu streichen.“ ~*~*~*~ Seufzend schloss Harry wieder die Augen. „Ich denke, diese Familientradition sollte man streichen.“, murmelte er. Ein Kind so zu behandeln, weil es Tradition war, das gefiel ihm nicht. Die Dursleys hatten ihn gehasst, weil sie ihn für abnormal hielten, weil sie seine Eltern nicht hatten leiden können, aber Dracos Eltern… Warum hatten sie ihm überhaupt das Leben geschenkt? Um ihn an Voldemort zu verschenken? Um ihr Ansehen bei ihren Freunden zu behalten? „Aber was rede ich. Dir ist kalt.“ Er hatte gerade mitbekommen, dass die Kälte des Bodens wirklich widerlich durch die Kleider zog. Und Draco lehnte auch noch an der Wand… Er rappelte sich vorsichtig hoch, stand auf und hielt ihm eine Hand hin. „Komm. Wir gehen nach Hause.“ ~*~*~*~ Draco nahm Harrys Hand und ließ sich widerstandslos hochziehen. Dieses gezwungene Lächeln hatte nicht lange auf seinem Gesicht gehalten. Die Wut auf seinen Vater war wieder wach geworden. Und gemeinsam mit ihr dieser unbändige Hass... Hass, geboren aus unglaublich tiefem Schmerz. Einen Augenblick lang umarmte er Harry, hielt sich an ihm fest und versuchte, diese Wogen in seinem Inneren niederzukämpfen. Vielleicht war es das, was ihn so geeignet für die Schwarze Magie machte. Er besaß doch fast nur Finsternis in sich. Er lächelte, ließ den Gryffindor los und nahm seine Hand. Jetzt war es wirklich Zeit, nach Hause zu gehen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You said I was your everything, You said I was the one, You played me like a radio, You use to love that I had no shame. Pour my pain into words, Hold my hand to the flame. Tell me you'll love me like a star Tell me you'll want me wherever you are, Tell me you'll breathe me until your last breath. Liar, Liar, oh, Liar, Liar. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Jaha... Die Beziehung zwischen Draco und Blaise ist minimal verworren und extrem kompliziert... Na, aber ich denke, die Charabeschreibung von Blaise ist jetzt viel klarer geworden, was? ^^ Tja, und Lucius Malfoy... Mistkerl. Was anderes kann man zu dem kaum sagen. Oo Shirokko: … Harry hat ne Macke. … Aber das kann ich wohl auch nur sagen, weil ich weiß, dass Dracos Liebe wirklich ist. In seinen Augen muss das wirklich schrecklich gewesen sein. Ich kann das nachvollziehen, wie er reagiert, wie er sich fühlt… Ich würde Dobby dafür am liebsten ermorden. Ich meine… ich kann ihn eh nicht leiden, aber… *axtauspackt* *sichaufsuchemacht* abranka: *dobbyversteck* *pfeif* Wut --- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 77: Wut Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Finkenauer - Geschrien. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 77: Wut ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Viel zu lange geschwiegen, während alle untröstlich waren Sich nichts mehr getraut, alles sauber verstaut Immer ruhig gewesen, höflich leise, niemals laut Ungesagtes gestapelt, langsam Mauern gebaut ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der nächste Morgen begann mit dem unerfreulich schrillen Klingeln des Weckers. Toll. Guter Start in den Tag. Und es wurde nicht wirklich besser, denn obwohl Harry dem Slytherintraining beiwohnte und nicht zum Frühstück erschien, erreichte ihn Snapes Eule zielsicher. Ein wirklich kurzes Schreiben, das ihm mitteilte, dass er nach der vierten Stunde direkt erwartet wurde. Nachholen des versäumten Trainings des gestrigen Tages. Uh, wie erfreulich! Es ging fast so wundervoll weiter. Die giftigen Blicke im Unterricht, die ihm der schwarzhaarige Giftmischer schickte, ließen ihn frösteln und das Schlimmste für das Sondertraining erahnen. Und dass er seine Freunde ignorierte, setzte all dem die Krone auf. sie hatten ganz deutlich fühlbar ein schlechtes Gewissen, aber das war ihm so was von egal. Die ersten zwei Stunden saß er neben Draco und musste sich nicht mit ihnen abgeben, konnte getrost so tun, als würden Hermiones Gedanken ihn nicht erreichen. Und in Verteidigung gegen die Dunklen Künste hatte er sich schlichtweg wieder neben Draco in die zweite Reihe gesetzt, ganz an den Rand, damit sie ihn nicht von der Seite anquatschen konnten. Und kaum war die Stunde vorbei, verabschiedete er sich mit einem kurzen Lächeln und einem Winken und war verschwunden. Vielleicht hatte er es nicht eilig, zu Snape zu kommen, aber er hatte es eilig, von seinen Freunden wegzukommen. Er wollte ihre Fragen nicht beantworten, die ihm ihre Augen ständig vermittelten. Er wollte nicht mit ihnen reden, weil es im Endeffekt doch nur in Beschuldigungen ausgeartet wäre. ~*~*~*~ „Er treibt mich zur Verzweiflung!“, stellte Hermione fest, als sie unter den Weiden ankamen. Draco schenkte ihr dafür nur einen kühlen Blick. „Das hast du dir nun wirklich selbst zuzuschreiben. Hast du wirklich geglaubt, dass er es nicht rausfindet? Dass er nicht rausfindet, dass er eine Vorhersage gemacht hat - und was er gesagt hat?“ Der Blonde lehnte sich gegen eine der Weiden zurück und fixierte die Vertrauensschülerin. „Er weiß es?“ Hermione war schlagartig leichenblass. Draco nickte. „...ja.“ „Oh, verdammt!“, brach es aus Ron hervor. „Das sagst du wirklich sehr treffend.“, gab der blonde Slytherin trocken zurück. „Das ist euer Desaster. Ihr habt euch da schließlich reinmanövriert.“ „Moment mal! Du bist auch betroffen!“, fauchte Ron. Draco lächelte kühl. „...bei weitem nicht so weit wie ihr. Ich habe ihn kein einziges Mal direkt angelogen. Seid ihr wirklich so blöd, dass ihr glaubt, dass er das nicht merkt?“ „Es reicht.“ Blaise legte ihm die Hand auf den Arm. „Sie sind schon betroffen genug.“ Ron und Hermione blickten sich sichtlich betreten an. Als eine solche Katastrophe hatte das nicht enden sollen! Sie hatten Harry doch vor etwas Ähnlichem bewahren wollen! Draco funkelte Blaise an. „Manchmal ist ein übermäßiger Beschützerinstinkt gegenüber einem Freund genau das falsche!“ Der andere Slytherin zuckte sichtlich zurück. Volltreffer. Somit war das eine dumme Rache- und Beschützeraktion gewesen! Wenigstens hatte er jetzt auch eine Antwort. Draco stand auf. „Es ist euer Problem. Löst es.“ Er hatte keine Ahnung, wohin er gehen sollte, aber diese bedröppelten Gesichter konnte er sich wirklich nicht mehr antun. Hermione und Ron starrten Löcher in die Luft und machten sich gerade selbst fertig, Blaises Anmaßung, ihn einfach so beschützen zu wollen, brachte ihn kurz davor, durchzudrehen, und Pansys ewiges Schweigen war auch kein bisschen besser. ~*~*~*~ Snape erwartete Harry schon, als dieser sein Büro erreichte. Auf den Lippen lag ein undurchdringliches, kaltes Lächeln, das an Vorfreude erinnerte. Harry gruselte es. Oh Mann. Nie wieder bei ihm schwänzen. Das war wirklich keine Option, wie es aussah. „Nun, hast du dich wieder eingekriegt?“, kam die Frage und Harry fragte sich augenblicklich, ob er vielleicht wusste, was er gestern alles erfahren hatte. „Du solltest lernen, dass man so was trägt wie ein Mann und nicht rumheult wie ein verweichlichtes Kleinkind!“ Harry resignierte. Hatte er wirklich geglaubt, dass er es nicht wusste? Wahrscheinlich hatte Dumbledore es ihm gesagt, damit er sich nicht wunderte, wenn er nicht kam. Zutrauen würde er es ihm. „Aber genug geredet. Hinsetzen, wir fangen an, schließlich dauert die Mittagspause nicht so lange!“ Es begann wirklich. Harry hatte hinter Snapes Eindringen noch nie so eine Gewalt erlebt. Seine Gedanken wurden regelrecht niedergedrückt und umgepflügt, nicht wie sonst beinahe behutsam auseinandergenommen. Und wenn er ehrlich war, dann gefiel ihm das gar nicht. Er wollte das nicht. Er brachte das da oben alles durcheinander! Und er wühlte so unkoordiniert, dass er doch sowieso nichts finden konnte! Das war Frevel! Das war… eklig! „Lassen Sie das!“, murrte er schwach, aber er konnte den Lehrer nicht vertreiben. Nicht wirklich. Der Giftmischer legte die neusten Ereignisse frei, als wären sie unter Schnee verschüttete Gebeine, fand die Enttäuschung über seine Freunde, die Wut auf Dobby, fand die Gedanken und die Worte, die in dem Brief gestanden hatte, seine Zweifel und Harry konnte schnaubendes Gelächter hören. Da lachte er ihn aus? War denn das zu fassen? Wut sammelte sich in seinem Bauch und er ballte die Hände zu Fäusten, als er versuchte, den Lehrer mit mehr Kraft zu vertreiben. Und dann erblickte er die Tür, die schmale, bleiche Hand auf der Klinke zum Raum der Wünsche, zu seinem Heiligtum! „Nein!“ Seine grünen Augen flogen auf und er starrte direkt in schwarze, die ihn wie eine Made musterten. Unlesbar, kalt. Schreckliche Augen. Wie konnte man nur so tote Augen haben? „Ich will Sie nicht da drin haben.“, erklärte er ruhig. „Es reicht doch, dass Sie alles andere wissen.“ Snape schnaubte. „Ach, du willst nicht. Ist ja interessant. Aber in deinen anderen Gedanken willst du mich haben? Warum? Damit ich deine Selbstzweifel erkenne? Damit ich deine Schwächen kennen lerne? Damit ich weiß, wie schwach du wirklich bist?“ Er hob den Zauberstab. „Potter, ich könnte dich schon jetzt jederzeit umbringen, erpressen oder demütigen. Jedes deiner kleinen Gefühle, jede Regung in deinem Geist, jeder Gedanke… Ich kenne so viele, dass ich keine Probleme hätte, dich bis an dein Lebensende damit zu verfolgen. Du hättest keine Ruhe mehr, würdest niemals mehr glücklich werden! Du würdest deines Lebens nicht mehr froh werden!“ Harry starrte ihn böse an. Diese Drohung, dieser Hohn… „Wer sagt Ihnen denn, dass ich es jetzt bin?“, gab er bissig zurück. „Wer hat Ihnen gesagt, dass ich jetzt glücklich bin? Wer? Ihr Scheißzauber? Da bin ich ja beruhigt!“ Er biss die Zähne zusammen. „Wenn ich Sie aufhalten könnte, dann hätte ich es längst getan! Glauben Sie nicht, dass Sie die Erlaubnis haben, das da oben alles zu sehen!“ Snape blickte den Jungen erstaunt an. Was bitte? Was war das? Er… er gab zu, schwächer zu sein? Er gab zu, unfähig zu sein? Was war denn jetzt kaputt? Hatte er etwa aufgegeben? Das war ja wohl… „Ich bin enttäuscht!“, lachte er spöttisch. „Der große Held hat aufgegeben!“ „Ich bin kein Held!“, schrie Harry ihn an, stand plötzlich vor ihm und starrte ihn böse an. „Wann begreift ihr verblendeten Zauberer das endlich? Ich bin schuld daran, dass Voldemort wieder da ist! Ich bin daran schuld, dass er wieder morden kann, dass Zauberer verschwinden, dass die Hölle vor der Tür steht und anklopft, dass die Todesser darauf warten, zuschlagen zu können! Ich bin Schuld, dass die Welt vor dem Abgrund… vor dem Tor zum Ende steht!“ „Potter, setzen!“ Harry starrte ihn an, entließ dann einen ganzen Schwall Luft durch seine Zähne, dass ein zischendes Geräusch entstand, ließ sich wieder auf den Sessel fallen, doch seine Wut sprühenden Augen ließen Snapes nicht los, als dieser den Legilimens erneut auf ihn wirkte. Aber diesmal kam er nicht rein. Das einzige, das er erkannte, war eine Mauer aus tiefster Wut und Abneigung und sie war so dick und stark, dass sie für ihn nicht durchdringbar war. Interessant. Als Harry schließlich zu Verwandlungen kam, hatte sich an diesem Zustand nichts geändert. Er kochte vor Wut und ein einziger Blick aus seinen Augen ließ Ron verstummen, der sich hatte entschuldigen wollen. Er machte sich sogar nichts daraus, dass er jetzt neben den beiden Gryffindors saß. Und als Professor McGonagall ihnen einen neuen Zauber beibrachte, der ausnahmsweise mal nichts mit Reptilien sondern mit Fischen zu tun hatte, hatte er diesen Zauber noch vor Hermione gemeistert. Er war wirklich böse. ~*~*~*~ Draco hatte die Zeit herumbekommen, indem er einfach herumgelaufen war. Irgendwann hatten ihn die drei Erstklässler gefunden und es wirklich geschafft, ihn einigermaßen aufzuheitern. Die drei waren offenbar selig, viel Zeit mit den Zwillingen zu verbringen, und zeigten ihm ihre neuesten Erkenntnisse. Dann kam Verwandlungen. Er brauchte Harry nur zu sehen, um zu wissen, dass die Dinge absolut nicht in Ordnung waren. Eine solch ungeheure Wut hatte der Gryffindor noch nie zuvor ausgestrahlt. Nie. Draco kannte dieses Gefühl nur von sich selbst. Dieses sengende Feuer, die Flammen, die einen innerlich vollkommen verbrannten... Der Blonde starrte vor sich hin, ignorierte Blaise und Pansy, ignorierte beinahe sogar den Unterricht. Der Spruch klappte lange nicht. Weil er nicht bei der Sache war und weil er ihn nicht auf seiner Lernliste in den Ferien gehabt hatte. Dennoch wusste Draco nicht, ob er wirklich froh sein sollte, als der Unterricht zu Ende war. Jetzt hatte das Harry-Gewitter eher die Chance auf Entladung. Aber vielleicht würde ihm genau das gut tun. ~*~*~*~ Das Ende der Stunde kam und im nächsten Moment fühlte sich Harry auf die Beine gezogen und mitgeschleift. Er konnte gar nicht reagieren, folgte überrumpelt seinen beiden Freuden und den anderen dreien. Schnell wurde klar, was das Ziel war, und noch hatte keiner auch nur ein Wort gesagt. Bis sie schließlich unter dem kleinen Dach aus dunkelgrünem Laub standen. Ron nötigte ihn dazu, sich zu setzen, doch Harry wollte nicht. Warum setzten? Das war ja wohl… „Was wollt ihr?“, fragte er bissig. Ron starrte ihn an und war angesichts der unverhohlenen Feindschaft schon fast bereit, aufzugeben, da war Hermione neben ihm. „Wir wollen wissen, was mit dir los ist…“ „Ach ja?“, giftete Harry. „Das geht euch aber nicht das Geringste an!“ Er machte Anstalten, einfach wieder zu gehen. Er wollte nicht reden. Schon gar nicht mit ihnen. Er wollte… er wollte nicht das tun, wonach ihm zumute war, wollte sie nicht zusammenschreien, was sich in dieser Stimmung mit Sicherheit nicht verhindern ließ. „Entschuldigt mich.“, sagte er, jetzt schon ruhiger. Er musste warten, bis nach dem Quidditch. Quidditch war immer eine gute Art, seine Wut abzureagieren. ~*~*~*~ Draco fasste Harry am Arm und hielt ihn fest. „Rede mit ihnen. Jetzt.“ Seine Stimme war ruhig, obwohl er innerlich zitterte, so angespannt war er. „Lass es raus, ansonsten zerfrisst es dich.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Wenn ich das jetzt tue, werde ich unter Garantie etwas tun, was ich bereue. Gib mir noch ein bisschen Zeit.“, sagte er, jetzt lächelte er wirklich. „Es wäre nicht fair, meine Wut auf Snape bei ihnen abzuladen.“ Bittend blickte er ihn an. Er hoffte so sehr, dass er ihn verstehen würde. Und er hoffte, dass die anderen es verstehen würden, dass sie es ihm nicht übel nahmen. ~*~*~*~ „Vielleicht wäre es nicht fair.“ Draco lächelte schwach. „Aber wenn du dich dann besser fühlst, ist es das wert...“ Er zögerte und ließ den Gryffindor langsam los. „Aber ich kann dich nicht zwingen. Auch wenn ich das gerade sehr gerne würde.“ ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an, dankbar, dann drehte er sich um und ging. Einfach so. Hermione ließ sich ins Gras fallen. „Was ist denn mit ihm los?“, jammerte sie. „Wie kann er mit jedermann böse sein?“ Ron lächelte über ihre Ausdrucksweise. „Es ist zuviel für ihn grade, nicht wahr?“ Er blickte Draco an. „Wenn er sich durch uns betrogen fühlt, dann kann ich das sogar nachvollziehen…“ Er hatte im letzten Jahr ja Erfahrungen mit diesem Gefühl gesammelt, auch wenn es ihm im Nachhinein Leid tat. „Und wenn Snape ihn gedemütigt hat… Was genau tut er mit euch, wenn ihr Sondertraining bei ihm habt?“ ~*~*~*~ Draco blickte Harry mit einem leisen Seufzer nach. Es tat weh. Es tat weh, ihn gehen zu sehen... Er brauchte einen Augenblick, ehe er Rons Frage verstand und wandte sich um. „Habt ihr schon mal was von Legilimentik und Okklumentik gehört? Legilimentik ist das Lesen von Gedanken, Okklumentik das Abblocken eines solchen Angriffs. Voldemort...“ Er stockte einen Augenblick, ehe er flüssig weitersprach. „...ist ein Meister der Legilimentik. Deswegen will Dumbledore, dass Snape Harry und mir Okklumentik beibringt. Und das heißt, dass Snape in unseren Gedanken herumwühlt. Überall. Gibt es noch eine größere Demütigung?“ ~*~*~*~ Die Freund starrten in entsetzt und fassungslos an. „Wie bitte?“ Ron sank ebenfalls ins Gras. „Das… das kann nicht sein Ernst sein! Ausgerechnet Snape? Wo der… wo der doch immer noch das Zeichen trägt?“ Hermione traute diesem Mann noch immer nicht wirklich. „Er… durchsucht eure Gedanken?“, fragte Pansy schließlich, einfach um sicher zu gehen, dass sie das gerade richtig verstanden und nicht nur geträumt hatte. „Seit wann?“, fragte Hermione gefasst. Blaise schwieg. Seine Augen waren dunkel, aber man konnte auch ihm eine gewisse Fassungslosigkeit ansehen. ~*~*~*~ Ungerührt blickte der blonde Slytherin in die entsetzten Mienen. „Der Reihe nach. So wie es aussieht, ist Snape... vertrauenswürdig, so seltsam das auch klingen mag. Ja, er durchsucht unsere Gedanken. Mehr noch: Er durchwühlt sie und kehrt das Oberste zu unterst. Und glaub mir: Es gibt Dinge, von denen will man nicht, dass die irgendjemand anderes sieht. Und das jetzt seit etwa fünf Wochen.“ Draco lehnte sich gegen eine der Weiden und ließ seine Augen über die vier wandern. Hinter Blaises Stirn arbeitete es, das konnte er sehr genau sehen. Pansy war vollkommen fassungslos, Hermione und Ron ebenfalls. ~*~*~*~ Das braunhaarige Gryffindormädchen war die erste, die ihre Sprache auf diese Information wieder fand. „Warum… warum habt ihr uns das nicht gesagt?“, fragte sie tonlos. „Wir… wir hätten das doch verstanden. Wir hätten doch verstanden, wenn…“ Sie brach ab, Ron übernahm. „Das ist keine Information, die man zurückhalten sollte! Das… So können wir euch nicht helfen, oder?“ Pansys Augen drückten wohl Ähnliches aus. Ganz eindeutig machten sie den Vorwurf klar, den sie hegte. ~*~*~*~ „Oh ja...“ Draco lachte spöttisch auf. „Genauso, wie ihr mit Harry über diese verdammte Prophezeiung redet...“ „Hey!“, fuhr Blaise ihn an. „Das kann man nicht vergleichen...“ „Nein? Oh ja, kann man wirklich nicht. Ihr enthaltet Harry etwas vor, was ihn betrifft und an was er sich nicht erinnern kann. Wir haben nur etwas verschwiegen, was uns betrifft. Wenn ihr Vorwürfe machen wollt, fangt bei euch selbst an!“ ~*~*~*~ Sie blickten ihn an. Allesamt schweigend. Dann senkte Pansy den Blick. „Hier läuft grad eine Menge schief.“, sagte sie leise. Ron nickte nur. „Ich möchte gar nicht wissen, wie er auf die andere Pro…“ Hermione blickte ihn vernichtend an und er verfiel in Schweigen. Im Grunde war es jetzt auch schon zu spät. Er hatte sich verplappert. Zu dumm, aber jetzt auch nicht mehr zu ändern. „Wir sollten es ihm vielleicht sagen.“, murmelte Hermione und strich sich eine Strähne ihres wilden, lockigen Haares zurück. „Vielleicht sollten wir ihm einfach alles sagen…“ Ron zuckte nur hilflos mit den Schultern. „Fragt sich nur, ob Dumbledore dann wieder sein Gedächtnis verändert…“ Sie blickte ihn an. Plötzlich wirkte sie nicht mehr so stark und selbstbewusst wie sonst. Pansy kam und legte den Arm um ihre Schultern, aber das half nicht wirklich. „Die Frage ist doch nur, ob er uns dann nicht erst recht böse ist, dass wir ihm das verschwiegen haben.“, meinte sie. ~*~*~*~ „Im Moment könnt ihr nur gewinnen“, sagte Draco trocken. „Er ist sauer auf euch. Und er ist euch immer noch Freund genug, dass er gerade nicht ausgetickt ist und euch noch seine Wut auf Snape verpasst hat. Außerdem betrifft es ihn, verdammt noch mal!“ So langsam war er wirklich verdammt wütend auf diesen erbärmlichen Haufen vor sich. Und jetzt deutete Ron auch noch andere Prophezeiungen an! Blaise nickte schwach. „Mir scheint, Draco hat Recht...“ ~*~*~*~ Die anderen nickten, konnten sich aber nicht wirklich dazu aufraffen, jetzt gleich zu ihm zu gehen. Hermione blickte zum Schloss hinüber. Sie konnte spüren, dass er wieder in jenem Raum war, den es rein physikalisch nicht geben konnte. Noch eines seiner Geheimnisse… Wie hatten sie es nur schaffen können, voreinander so viele Geheimnisse zu haben? Wann hatten sie aufgehört, einander zu vertrauen? „Wann hast du Schluss, Draco?“, fragte Hermione leise. ~*~*~*~ „Wenn Snape mich gehen lässt.“ Der Blonde zuckte mit den Schultern. Snape war dahingehend wirklich unberechenbar. Manchmal quälte er ihn drei, vier Stunden lang und dann wiederum nur zwei... Es war wirklich schwer zu sagen. ~*~*~*~ Sie blickte ihn an, dann nickte sie. „Rufst du uns dann?“, bat sie. „Wir treffen uns dann wieder hier, wenn ihr nichts dagegen habt. Am besten bringst du Harry mit. Uns wird er wohl kaum begleiten.“ ~*~*~*~ Draco nickte. „Okay...“ Es würde wahrscheinlich reichlich interessant werden, Harry dazu zu bringen, zu ihnen zu kommen... ~*~*~*~ Noch einmal wurde genickt, dann geschwiegen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und Pansy seufzte leise. Ob das wohl gut ging? Ob diese Freundschaft stark genug war, dass sie eine solche Probe überstand? Den Gesichtern Rons und Hermiones nach zu urteilen, waren sie selbst nicht sicher. Sie hoffte es. Sie wollte nicht, dass ihre kleine Familie auseinanderbrach. Sie hatte endlich Freunde gefunden, die sie mochte. Sie wollte nicht, dass das jetzt schon wieder endete, weil die Gruppe zerbrach. „Wir brauchen noch eine Möglichkeit, um die Lehrer davon abzuhalten, uns ausfindig zu machen, falls es so richtig spät wird.“, sagte sie leise, denn sie hatte von Blaise erfahren, wie lange es teilweise gehen konnte, als er einmal so spät gekommen war und gemeint hatte, er hätte Harry beim Warten auf Draco Gesellschaft geleistet. „Weißt du dafür eine Möglichkeit, Mione?“ Das braunhaarige Mädchen schüttelte den Kopf. Das war eben Risiko. Drei Vertrauensschüler, die nachts draußen herumschlichen und drei, die sie nicht ins Bett schickten. Oh Mann, wenn das herauskam! Das Quidditchtraining verlief in einer seltsamen Atmosphäre. Ron schwieg, machte ein bedrücktes Gesicht, Harry flog wie der Teufel und die anderen fünf wussten damit nichts anzufangen. Es schien, als hätten sie sich gestritten und am Ende meinte Angelina zu den beiden, sie sollten sich aussprechen, weil sie so sonst das Team gefährdeten. Von Harry kam daraufhin keine Antwort sondern nur ein missmutiges Knurren, bevor er sich abwandte und ging, Ron lächelte sie an. „Das ist der Plan…“, meinte er leise und sie gab sich damit vorerst zufrieden. Harry kehrte nicht in den Raum der Wünsche zurück, sondern wanderte direkt zu Snapes Büro, wo er sich vor die Tür setzte und auf Draco wartete. Er wollte nicht alleine da oben sein. Noch immer war es ihm unangenehm zu wissen, dass es ihr Raum war, Draco aber nicht darin präsent zu spüren war. Es war einfach nur schrecklich. ~*~*~*~ Snape war besonders penetrant und ließ offenbar sein Missfallen an Harry auch noch einmal an Draco aus. Der Blonde fühlte sich unangenehm durchwühlt und gedanklich verwirrt, als es endlich vorbei war. Aber wieder hatte er Snape nicht in den Raum gelassen. Ihren Raum. Egal, wie oft er an dieser verdammten Tür gerüttelt hatte. Draco war müde. Ganz verdammt müde. Aber die anderen zählten auf ihn... Schleppend drückte er die Tür auf trat in den kühlen Gang hinaus. „Hey...“, begrüßte er Harry mit einem weichen Lächeln. Er hatte gehofft, dass sein Freund auf ihn warten würde. Sehr gehofft. Denn das war etwas, was ihm unheimlich viel Kraft gab. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte auf, lächelte ebenfalls, stand dann auf. „Du siehst wild aus.“, sagte er und strich eine Haarsträhne glatt, die komisch abstand. „Und fertig.“ Noch einmal fuhr er ihm durch die Haare. „Gehen wir hoch.“ Er fühlte sich selbst nicht gerade stark. Emotional ausgelaugt. Es war kein schönes Gefühl und er hoffte, es mit Schlaf vertreiben zu können. ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde noch etwas weicher. „Lass uns rausgehen...“, bat er leise und legte den Arm um die Schultern des Gryffindors. ~*~*~*~ „Raus?“, erkundigte sich Harry leicht verwirrt über die Bitte. Aber warum eigentlich nicht? Er hatte zwar keine Lust dazu, aber vielleicht war es ja ganz schön. Vielleicht konnten sie sich im Rosengarten wieder unter die Ulme legen und den Himmel betrachten. Das würde ihm jedenfalls auch gefallen. Ein bisschen die Seele baumeln lassen… ~*~*~*~ „Raus.“, wiederholte Draco und schob Harry sanft mit sich Richtung Tor. Es war bereits dunkel draußen. Die Luft war lau und der Himmel sternenklar. „Sieh mal...“ Der Blonde deutete auf eine Sternschnuppe. Wann hatte er das letzte Mal eine gesehen? Das war doch gar nicht die Jahreszeit dafür... ~*~*~*~ Harry lächelte. „Wünsch dir was.“, sagte er weich. Er selbst wünschte sich einfach, dass Draco nicht mehr fortgehen würde. ~*~*~*~ Draco lächelte. Das tat er. Und zwar das gleiche wie Harry, ohne es überhaupt zu wissen. „Komm...“ Der Blonde nahm sachte seine Hand. Gemeinsam gingen sie weiter - hinunter zum See. „Schon faszinierend, was wir geschaffen haben, oder?“, überlegte der Blonde, während sie dem Weidenhain immer näher kamen. Das war es in seinen Augen. Vollkommen faszinierend. ~*~*~*~ Harry nickte. Es sah toll aus, wie ein kleiner Urwald, romantisch verwildert und durch Sternen- und Mondlicht geheimnisvoll. Und trotzdem… „Lass uns zum Rosengarten gehen.“, sagte er. Er wollte da jetzt nicht hin. Es hatte zwar gewiss seine schönen Erinnerungen, aber gerade war die vom Nachmittag zu präsent. Er wollte damit nicht konfrontiert werden. ~*~*~*~ Draco sah Harry schweigend an. Vermutlich war jetzt der Zeitpunkt, um zu sagen, dass die anderen dort waren... „Wir werden erwartet, Harry.“, murmelte er und senkte die Augen. Irgendwie fühlte er sich jetzt wie ein Verräter. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann schweiften seine Augen über den See. So war das. Sein Versprechen vorhin… Er war nicht mehr so geladen, also sollte er jetzt wohl tatsächlich mit seinen Freunden sprechen. Er wollte nicht, aber irgendwann musste es ja sein, nicht wahr? „Ist gut. Lass uns zu ihnen gehen.“, sagte er leise, griff Dracos Hand ein wenig fester. Eine stumme Bitte, dass er bleiben möge, ihn nicht alleine ließ und ihn im Notfall zurückhalten würde, wenn er davor war, etwas wirklich Dummes zu tun. Was dieses Gespräch wohl brachte? Er fühlte sich ruhig, als er die Weidenzweige zur Seite schob und in die natürliche Kapelle trat. Im Grunde war es so ein Gefühl, das erschöpfter Leere wohl noch am nächsten kam. Er hatte keine besondere Lust, seinen Freunden ausgerechnet jetzt entgegenzutreten, aber andererseits würde es wohl auch keinen besseren Zeitpunkt geben. Jetzt war er zu müde, um sich aufzuregen, also würde er ihnen auch nichts an den Kopf werfen, was sie verletzen könnte. Als sie das kleine Dach erreichten, saßen die vier anderen schon da. Kerzen standen auf einer Decke, dazu Getränke und kleine Törtchen. Die Flaschen waren ungeöffnet, die Kuchen unberührt. Als hätten sie auf sie gewartet, aber Harry konnte an den aufblickenden Gesichtern erkennen, dass das nicht der Fall war. Sie konnten es nicht anrühren. Sorge und ein Hauch von schlechtem Gewissen lag spürbar in der Luft. Augenblicklich fühlte er sich unwohl. Was machten sie denn so eine große Sache draus? Er wollte hier wieder weg! „Hallo, ihr zwei.“, sagte Ron und versuchte sich an einem Lächeln, das reichlich schief geriet. Hermiones war schon geglückter. „Setzt euch doch.“ „Was zu trinken?“ Harry starrte sie an. Unbemerkt verkrampfte sich seine Hand um Dracos Finger. Er wollte hier wieder weg! ~*~*~*~ „Hallo...“, grüßte Draco knapp, dann zog er Harry sachte mit auf die Decke und drückte ihm eine Flasche in die Hand. Wenigstens hatte er so etwas festzuhalten. Abgesehen von seiner Hand. Das hier würde sicher nicht einfach werden. Die Gesichter aller Anwesenden waren angespannt. Harrys und sein eigenes ganz bestimmt auch. ~*~*~*~ Der Gryffindor ließ sich wie mechanisiert von Draco steuern. Einfach so. Es war die einfachste Art, dem Drang zu entfliehen, einfach davonzulaufen. Ein Drang, der momentan recht penetrant in seinem Kopf existierte. Bis ihm kam, warum das so war… Er musste sich nicht schuldig fühlen. Sie waren schuld. Sie hatten es ihm doch verschwiegen, nicht wahr? „Warum wolltet ihr mir die Möglichkeit nehmen, Hagrid zu warnen?“, fragte er leise, seine Stimme brüchig und tonlos. Seine grünen Augen ruhten auf dem ungeöffneten Deckel der Flasche. Hermione seufzte, blickte ebenfalls nicht zu ihm, sondern auf die Decke, deren Muster doch ziemlich hässlich war, wie sie gerade feststellte. „Weil wir nicht wollten, dass du dich verantwortlich fühlst. Du hattest bei Percy schon Schuldgefühle, obwohl du nichts dafür konntest.“ Harry biss sich auf die Lippe. Sie hatten sich doch wieder Sorgen gemacht. Na toll. „Ich kann damit umgehen!“, sagte er laut, dann ruhiger. „Aber jetzt… bleibt mir keine Zeit, ihn zu überreden, dass er zurückkommt.“ Wieder herrschte Schweigen. Der Vorwurf und die Enttäuschung waren so bitter, aber sie hatten es doch selbst zu verantworten, nicht wahr? „Woher weißt du es?“ Harry schwieg und so verfielen auch die anderen wieder in Schweigen. ~*~*~*~ Blaise strich gedankenverloren über Claires Panzer. Die Schildkröte war die einzige, die Gefallen an den Törtchen fand und leise vor sich hinschmatzte. „Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, Harry.“, sagte er schließlich. „Deswegen haben wir uns entschieden, dir nichts zu sagen. Das war ein Fehler und es tut uns Leid.“ Der Slytherin sah kurz in die Runde und erkannte Zustimmung in den anderen Gesichtern. „Wir waren uns... nicht sicher, ob Hagrid damit gemeint war. Es hätte jeder andere... Halbblüter in der Schule sein können... Wir wollten nicht, dass du dich verrückt machst. Besonders Mione und Ron haben sich große Sorgen gemacht...“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte kurz zu dem Jungen, dann wieder auf die Flasche. Na und? „Ich mache mir auch Sorgen.“, sagte er leise. „Jetzt sowieso, aber auch vorher. Ich dachte, ich hätte irgendwas falsch gemacht, dass ihr deshalb nichts sagt, dass ihr sauer wärt oder so und…“ „Harry!“ Ron war empört. „Wie kannst du so was denken? Haben wir dir jemals nicht gesagt, wenn wir sauer auf dich waren?“ Harrys Augen huschten zu ihm hin und es war deutlich Anklage in ihnen zu lesen. Der Rotschopf verstummte, schüttelte dann den Kopf. „Du hättest das doch sagen können.“ „Ich habe dich gefragt.“, war die Antwort. Und dann sprudelte es plötzlich heraus. „Ich habe dich in Wahrsagen gefragt, aber du hast mir ins Gesicht gelogen, dass alles in Ordnung wäre! Du hast mich belogen und ich habe es sofort gewusst. Ihr habt mich alle belogen und es war euch so unangenehm, dass ich es merken musste! Was meint ihr, wie ich mich gefühlt habe? Das Vertrauen seiner Freunde nicht mehr wert zu sein, ohne zu wissen warum, das tut weh! Es tut mehr weh als ein Cruciatus und das ist die Hölle auf Erden!“ Er hatte zu zittern begonnen, umklammerte die Flasche, damit es keiner merkte, drückte Dracos Hand noch ein bisschen fester. „Warum konntet ihr nicht darauf vertrauen, dass ich einen Weg finde, ihn zu retten? Wie könnt ihr es mit eurem Gewissen vereinbaren, wenn er jetzt wirklich sterben sollte? Könnt ihr mir das mal sagen?“ Die letzten beiden Sätze waren nur noch leise, denn eigentlich hatte er sie gar nicht mehr sagen wollen. Hermiones geschockter Gesichtsausdruck bewies auch, dass es besser gewesen wäre, wenn er geschwiegen hätte. „Harry, wir…“ „Das… So war das nicht!“ „Wir wollten dir doch nur helfen.“ Pansy lächelte nicht, war ernst. „Eine Prophezeiung ist nicht abzuwenden. Sie…“ „Nicht jede Prophezeiung wird erfüllt!“, schnappte Harry und seine Augen blitzten. „Dumbledore hat gesagt, dass es nicht sein muss, dass sie sich erfüllt! Er muss es doch wissen! Er hat doch Erfahrung damit!“ Sie blickte ihn an, schwieg. Wenn das so war… wenn das so war, dann war es möglicherweise doch ein Fehler gewesen… Ron war wohl auch der Meinung. „Was hättest du denn tun wollen?“, fragte er leise. Harry seufzte zittrig und beherrscht. „Alles! Ihn warnen, ihm sagen, dass er nicht in die Nähe von Wasser gehen soll, ihm zur Seite stehen und auf ihn aufpassen! Die Menschen in seiner Umwelt informieren und über ihn wachen lassen! Man hätte tausend Dinge machen können!“ Hermione krabbelte zu ihm herüber. „Hör zu, es tut uns… mir tut es wirklich Leid. Die anderen trifft keine Schuld. Ich war es, die… die Dumbledore in dieser Hinsicht Recht gegeben hat. Ich war der Meinung, dass du es nicht wissen solltest, verstehst du?“ Harry sah sie traurig an. Dumbledore… Ja, er hatte das auch gewusst und ihm nicht gesagt. „Hat er euch drum gebeten?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht direkt.“, sagte sie. „Harry, hör zu. Du hast noch eine Prophezeiung gemacht.“ Der Schwarzhaarige blickte sie ungläubig an, dann wechselte sein Blick zu eisig. „Wann?“ „Noch bevor Percys Beerdigung war.“ Harry schwieg und das Mädchen seufzte schwer. „Wir… wir… Du hast es gewusst. Ron hatte es dir fast augenblicklich gesagt, aber Dumbledore hat deine Gedanken gelöscht. Sofort. Und Rons auch.“ „Und woher wusstet ihr es dann noch?“ „Ron hat sie aufgeschrieben.“ „Und mir habt ihr es verschwiegen…“ Bittere Erkenntnis. „Warum? Mione, warum vertraut ihr mir nicht mehr?!“ Jetzt war er wirklich kurz davor, loszuheulen, denn von dieser erneuten Verschwörung hatte er nichts gewusst, hatte sie nicht einmal geahnt. War ja auch nicht so schwer, nachdem das in etwa die Zeit gewesen war, in der Draco seine Gedankencrashs gehabt hatte. „Dumbledore hatte sicher seine Gründe…“ „Was habe ich gesagt?“ Sie blickte ihn an, ernst. „Versprich mir, dass du nichts tun wirst, was du bereuen wirst. Draco, du auch! Ihr dürft nicht die Nerven verlieren, habt ihr verstanden?“ Harry starrte sie an. Was hatte er nur gesagt? Was? WAS? Zittrig nickte er. Jetzt hatte er Angst. ~*~*~*~ Nun war es Draco, der Harrys Hand drückte. Wenn Hermione so etwas sagte... Was zum Merlin hatte Harry vorhergesagt? Was? Allein ihr Auftreten... Ihr Blick, ihre Worte... Die ließen ihn ahnen, dass es irgendetwas wirklich Katastrophales war. Blaise sah die beiden Jungen an. Es war schwer, sie so zu sehen. Harry war bereits schon vollkommen mitgenommen. Und Draco... Bisher hatte er relativ ruhig gewirkt, angespannt, aber ruhig. Doch jetzt... „Mione, sagt es ihnen endlich und spann sie nicht noch weiter auf die Folter.“ ~*~*~*~ Das Mädchen blickte ihn an, dann seufzte sie. „Ron, hast du den Zettel noch?“ Der Rotschopf nickte ernst, suchte ihn aus seiner Tasche heraus und reichte ihn schließlich Harry und Draco. Der Schwarzhaarige war nicht in der Lage, auch nur die Hand zu bewegen. Warum las sie das nicht vor? Sie konnte den Text doch mit Sicherheit auswendig! Flehend blickte er zu Draco hinauf. ~*~*~*~ Draco nahm den Zettel an sich und blickte darauf. Seine Stimme war heiser, als er vorlas. „Das Ministerium ist verloren… Zwischen Regen und Schnee zermalmt.“ Das war... schrecklich. Gelinde gesagt. Denn so unfähig sich das Ministerium auch derzeit anstellte, war es doch die einzige wirklich taugliche Organisation der Zauberergemeinschaft. Wenn das Ministerium fiel... Dann würde das kein Krieg mehr werden, sondern direkt eine Schreckensherrschaft. Unwillkürlich drückte er Harrys Hand noch etwas fester. ~*~*~*~ Der Junge-der-lebt war blass geworden. Leichenblass. Seine Lippen bebten und er war unfähig auch nur im Ansatz begreifen zu wollen, was er da gehört hatte. Ron nahm Draco den Zettel wieder ab, dann seufzte er. Und was nun? „Denkt daran. Ihr habt uns versprochen, dass ihr nichts tun werdet, was gefährlich ist!“, sagte er. „Bitte!“, fügte Hermione an, doch zu mehr als einem Nicken war Harry gar nicht fähig. Irgendwie war alles um ihn herum so neblig. Als würde er in Watte gepackt sein. ~*~*~*~ Draco zog Harry eng an sich. Der schmale Junge zitterte und war eiskalt. Ihm selbst ging es kaum besser. Aber... noch weigerte er sich zu glauben, dass irgendetwas in dieser Hinsicht geschehen würde. „Ihr habt sie trotzdem gewarnt? Auch wenn Dumbledore davon weiß?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Blaise nickte. „Ron hat es seiner Familie erzählt sowie Sirius und Remus... Sie wissen es...“ ~*~*~*~ Und Ron fügte an: „Ich denke, wenn man Tonks’ Geschichte Glauben schenken kann, dann haben die beiden es an diesen komischen Orden weitergegeben, sodass es nun wirklich schon viele Menschen wissen. Sie werden doch wohl eine Möglichkeit finden, wie sie diesen Plan abwenden können!“ Hermione lächelte. „Da seht ihr es. Kein Grund, um…“ „Zwischen Regen und Schnee…“ Harrys Lippen bewegten sich wie in Trance. „Das heißt im November.“ Da begann es in diesen Breitengraden bekanntlich zu schneien. „Die Zeit wird immer knapper.“ Schließlich hatten sie vorher mit Weihnachten, Dezember, gerechnet, der Zeitpunkt, wo Malfoy Senior Draco zu einem Todesser machen wollte. Hermione lächelte beunruhigt. „Ja, aber sie werden es trotzdem schaffen, meinst du nicht?“ ~*~*~*~ Draco sah sich nicht in der Lage, etwas anderes zu tun, als Harry einfach über den Rücken zu streicheln und ihm zu signalisieren, dass er da war. Was sollte er schon sagen? Er war kaum in der Lage, überzeugend die Ansicht zu vertreten, dass das Ministerium nicht untergehen würde... Er war sich unschlüssig, was er glauben sollte. Dass Prophezeiungen unabänderlich waren oder dass man sie eben doch ändern konnte. Auch Blaise und Pansy schwiegen, versuchten aber, einigermaßen Zuversicht auszustrahlen. ~*~*~*~ Selbst Hermione und Ron gingen nun die Worte aus. Harrys Statement machte sie unsicher, vor allem, als er weitersprach: „Und sie haben schon begonnen. Die verschwundenen Zauberer sind doch der beste Beweis dafür. Ich frage mich, welche Informationen das Ministerium noch zurückhält…“ Hermione blickte ihn an. Berechtigte Frage. Vielleicht sollte man mal jemanden fragen, der das wissen könnte oder denen einen Spion schicken oder was in der Art. „Wenn sie das Ministerium erst einmal haben, dann fehlt ihnen nur noch Askaban. Voldemort hat so was angedeutet, dass er die Lestranges oder so befreien wollte, die dort für ihn einsitzen. Und die Dementoren werden sie wohl auch noch rekrutieren… Die Zeit rennt davon. Voldemort wird immer stärker.“ Er beachtete das Schaudern nicht, das die anderen bei dem Namen erfasste, es war ihm schlichtweg egal. „Und wenn er erst einmal die volle Stärke zurück hat, dann hält ihn keiner mehr auf.“ Und was tat er? Er wurde auf Verteidigung trainiert, damit ihm dieser Mensch, dieses Monster, nichts mehr anhaben konnte, und saß hier in Hogwarts fest, wo er einigermaßen sicher war, weil Dumbledore niemals zulassen würde, dass die Todesser hier mit böser Absicht hereinkamen… Obwohl… Malfoy war schon öfters hier gewesen… Aber das war nicht der Punkt: Er war noch zu schwach, um etwas zu tun, das war die Tatsache, die ihn so fertig machte. Irgendwie war der Gedanke deprimierend. Schwach lehnte er sich gegen Draco. Er wollte nur noch ins Bett. So hilflos hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Er wollte das alles einfach vergessen… vielleicht… vielleicht war es ja doch schlau gewesen von seinen Freunden, dass sie es ihm nicht hatten sagen wollen… Tja, Einsicht kam immer spät. ~*~*~*~ Sachte strich Draco ihm durch die Haare. Er hatte in etwa eine Vorstellung davon, wie sich Harry fühlen musste. Er fühlte sich verantwortlich. So, wie er bereits bei ihrem Gespräch über Voldemorts Rückkehr angedeutet hatte, dass er sich verantwortlich fühlte... Aber das war nichts, was man ihm abnehmen konnte. Nein. Und irgendwie wurde Draco das Gefühl nicht los, dass Dumbledore auf Harry hoffte. Darauf hoffte, dass Harry noch einmal gegen den bösesten Zauberer der jüngsten Geschichten siegen würde. Das hatte er selbst doch auch schon gedacht. Mehrfach. Harry Potter, jüngster Held der Zauberergeschichte. Und doch unendlich weit davon entfernt, in der Lage zu sein, dieser Held wirklich zu sein. Er war vor allem ein Junge. Ein Junge... Er war doch erst fünfzehn! Und doch... würde dieser Krieg keinen Halt vor ihm machen. Egal, wann er begann. ~*~*~*~ Hermione und Ron hatten in etwa die gleichen Gedanken. Sie kannten ihn gut genug. „Harry, fang bitte nicht wieder an damit, dass es deine Schuld ist, ja? Dumbledore hat dir schon so oft gesagt, dass es nicht deine Schuld war. Und du weißt das auch!“ Harry nickte nur. „Es ist mein Ernst! Du kannst nichts dafür und ich denke, dass jeder andere ebenfalls das Opfer hätte sein können! Ich hab mir das Ritual durchgelesen!“ Hermione seufzte. „Das stand mit keinem Wort, dass du das Opfer sein musstest! Es war nicht einmal angedeutet.“ Harry blickte sie an und lächelte. Wo sie wohl das Rezept herhatte? Sie war wirklich manchmal unglaublich. Er nickte noch einmal, dann schüttelte er seine Beklemmung ab. „Darf ich kurz mit Dray allein sprechen?“, fragte er. Ihm war plötzlich so ein Gedanke gekommen. Eine Idee, die vielleicht nützlich sein könnte für seinen Rachplan… Auffordernd blickte er seinen Freund an. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco zuckte mit den Schultern, stand auf und zog Harry mit sich hoch. Sie traten aus dem abgeschlossenen Raum der Bäume heraus. Der Mond war ganz schön weit gewandert. Hatten sie so lange gesprochen? ~*~*~*~ Harry seufzte und drehte sich zu ihm um. Der Mond war beinahe halb voll. Nur noch drei Tage… Aber das musste später kommen. „Ich bin mir nicht sicher.“, sagte er leise, wirkte zusätzlich noch diesen Silencium um sie herum, was ihm gerade heute sichtlich schwer fiel. „Was hältst du davon, sie mit einzubinden in den Kampf? Ich meine… Mione ist klug und weiß eine Menge, das wir ohne sie vielleicht nicht erfahren. Ron hat häufig gute Gedanken, die man verwenden kann oder stößt einen mit seinem persönlichen Pech auf die besten Dinge, die man sich vorstellen kann. Blaise ist stark. Er ist ähnlich klug wie Mione und ein sehr guter Duellant! Und Pansy ist irgendwie jemand, der darauf achtet, dass man es nicht zu weit treibt. Sie ist vielleicht still, aber sie hat den Überblick, wenn es darauf ankommt. Glaub ich zumindest. Sie ist besorgt und deshalb besonders wachsam… Und wir… wir neigen beide dazu, das wichtigste zu übersehen, wenn wir an der Schwelle zum Erfolg stehen.“ Das hatte er schon mehrere Male selbst erlebt, bei sich und auch bei Draco. „Vielleicht… vielleicht sind sie nicht begeistert, aber… wenn wir einen Spruch lernen, der sie beschützt und… Sie könnten uns vielleicht helfen. Dumbledore steht auf unserer Seite und Tonks und Remus und Sirius und etliche andere, aber wenn sie erfahren, was wir… was wir tatsächlich planen, dann werden sie versuchen uns aufzuhalten. Ich weiß, dass sie uns nicht für unfähig halten, aber im Grunde tun sie es doch. Aber mit ihnen…“ Er verstummte. Was war das nur für ein bescheuerter Gedanke? Er wollte wirklich die Sicherheit seiner Freunde aufs Spiel setzen? Ganz im Ernst? „Wenn wir ihnen vielleicht den Felix Felicis geben, dann müssten sie es doch überleben, oder?“ ~*~*~*~ Draco streckte die Hand aus und strich Harry sanft über die Wange. „Wir werden sie brauchen.“, stellte er schlicht fest. „Wir sind zwei fünfzehnjährige Teenager - wir können nicht allein gegen eine Horde von Todessern einen Krieg gewinnen. Wir brauchen schlichtweg Hilfe.“ Er schwieg einen Augenblick. „Aber wir sollten nicht mehr heute mit ihnen reden... Sie würden es falsch verstehen. Sie würden denken, dass wir den Kopf verlieren... Und das tun wir doch nicht... - oder?“ ~*~*~*~ Harry blicke ihn an. Tat er das? Eigentlich… eigentlich nicht. Er hatte noch nie so klar gesehen. Jedenfalls schon lange nicht mehr. Anderseits hatte Draco Recht. Heute sollten sie es nicht mehr mit ihnen besprechen. Sie waren alle müde und am Ende würden sie es vielleicht falsch verstehen. Seufzend legte er die Arme um Dracos Mitte und kuschelte sich an ihn, dabei brach sein Zauber. Drei lächerliche Minuten hatte er diesmal gehalten, mehr nicht… „Sie werden ohnehin nicht begeistert sein.“, sagte er. „Am besten, wir sagen es ihnen, wenn sie sich nicht bewegen können oder keine Flucht möglich ist oder wo wir verschwinden können, bevor Mione uns den Kopf abreißt…“ ~*~*~*~ Draco streichelte liebevoll durch Harrys Haar und drückte ihn fest an sich. „Es wäre wahrscheinlich eine kluge Idee, einen Fluchtplan für diesen Fall zu haben...“ Er lachte leise. „Und jetzt... gehörst du ins Bett. Es reicht für heute...“ Er war ja selbst müde. Und er wollte Harry heute auch einfach noch ein wenig für sich haben. Sich an ihn kuscheln, seine Nähe genießen. Er brauchte das. Als Ausgleich für diese ganzen dummen Katastrophen. Weil Harry das war, was ihn aufrecht hielt. Was ihm genug Willen gab, um weiterzumachen und nicht einfach aufzugeben. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, nickte aber dann. Schlafen und kuscheln war eine schöne Aussicht. Zumindest für ein paar Stunden vergessen, was kommen würde, was ihnen bevorstand. In diesem Moment kam Pansy aus dem Wäldchen. Sie schien ein wenig verschüchtert, aber dennoch lächelte sie. „Wir glauben, dass es besser ist, das Gespräch auf morgen zu verschieben. Oder vielleicht auch auf Samstag, wenn mehr Zeit ist und die Gemüter nicht so aufgewühlt sind.“ Harry lächelte müde und nickte, nahm etwas Abstand von Draco, weil er ihr nicht wehtun wollte. Immer wenn sie da war, versuchte er zumindest sich ein bisschen zusammenzureißen. „Wäre sinnvoll.“, stimmte er ihr leise zu. Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis sie alle gingen. Draco und Harry zuerst, dann der Rest. Die Stimmung war gedrückt, aber nicht mehr ganz so im Keller wie die Tage zuvor, immerhin ein positiver Aspekt dieses Gesprächs. Morgen dann würden sie mehr erfahren. Dann würden sie auch wissen, ob Harry ihnen das verziehen hatte. Die beiden Jungen erreichten zumindest unbehelligt den Raum der Wünsche und Harry überließ es Draco, diesen zu öffnen. Und nach einem Blick auf die Uhr beschlossen sie, sich das Duschen zu sparen und gleich ins Bett zu gehen. Trotzdem war an Schlaf nicht zu denken. Harrys Augen starrten in die Dunkelheit, während er Dracos Herzschlag mit den Fingern lauschte, ihm folgte und sich vorstellte, wie er Blut durch die Adern pumpte. Das war das, das Draco am Leben erhielt. Er musste sagen, dass er diesem Herzen dankbar war. „Es schlägt für uns beide.“, sagte er unvermittelt in die Stille hinein. „Ganz leise, aber es hat genügend Kraft dafür.“ ~*~*~*~ „Du überschätzt mich...“, murmelte Draco leise und schloss seine Hand um Harrys Finger. „Ich glaube nicht, dass ich schwach bin, aber ich bin auch nicht so stark...“ Ein Seufzer entwich ihm, dann tippte er sachte auf Harrys Brust. „Das ist es, was mich nicht aufgeben lässt. Ansonsten...“ Er ließ den Satz unvollendet. Ohne Harry... Ohne ihn würde er noch immer in die Pläne seines Vaters eingefügt sein... ~*~*~*~ Harry lächelte. Schien so, als würden sie beide das Herz des anderen tragen. Sie trugen sich gegenseitig. Hielten sich gegenseitig aufrecht. „Wir sollten morgen wieder mit den Potenzialzaubern anfangen.“, murmelte er leise und die Sorge war in seine Stimme zurückgekehrt. ~*~*~*~ Draco atmete tief durch. „Ja, das sollten wir...“ Aber er klang nicht gerade begeistert. Er erinnerte sich nur zu genau an das, was das letzte Mal geschehen war, wie er sich gefühlt hatte. Und das wollte er nicht wieder... Er wollte diesen beschissenen Fall nie wieder. ~*~*~*~. Harry nickte nur, strich sachte über die bloße Haut unter seinen Fingern. Er bemerkte Dracos Unwohlsein sehr wohl, allerdings… „Ich habe das Gefühl, dass wir nicht schnell genug vorankommen… Ich habe Angst, dass wir zu spät sind, dass wir die verlorene Zeit nicht mehr aufholen können. Es ist so wenig Zeit. Viel zu wenig Zeit. Und wir sind längst nicht stark genug! Wir… Ich bin so schwach…“ Er verstummte und drückte seinen Kopf gegen Dracos Seite. „Ich habe Angst, dass wir verlieren könnten…“ ~*~*~*~ Sanft fuhr Draco über Harrys nackten Rücken. Er liebte dieses Gefühl der warmen weichen Haut. Der Lebendigkeit. Dieses Gefühl von... Harry. „Ich weiß...“, raunte Draco leise. Und doch... Er hatte Angst davor. Er wollte das nicht. Aber er würde sich überwinden. „Wir schaffen das, okay?“ ~*~*~*~ „Wir müssen.“, lächelte Harry. „Damit sie dich nicht kriegen.“ Wenn nicht aus einem anderen Grund, dann aus diesem. Leise seufzend schloss er die Augen. Es war schon drei Uhr. Der morgige Tag würde die Hölle werden. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht und schmiegte sich etwas näher an Harry. „Schlaf jetzt, Kätzchen...“, murmelte er leise. Dennoch konnte er selbst kaum schlafen. Eigentlich gar nicht... ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Der Wutausbruch war ja endlich mal fällig, finde ich. Harry schluckt so viel... *kopfschüttel* Viel, viel, viel zu viel. Das kann gar nicht gesund sein... Shi: Vielleicht schmeckt es so gut? *fiesgrins* Ich habe das Gefühl, das aus unserer harmlos geplanten Geschichte tatsächlich ein komplexes, undurchsichtiges Etwas geworden, das in erschreckender Weise ein episches Ausmaß angenommen hat… Wer von euch Lesern blickt da eigentlich noch komplett durch? Okay, Leute, ich denke, es wird wieder einmal Zeit für unsere Benutungsumfrage… ^^ Seid ihr bereit? Kennt ihr die Regeln noch? Wenn nicht: hier sind sie noch mal! Also, jeder der sechs Charaktere (Harry, Draco, Hermione, Pansy, Ron und Blaise) soll von euch eine Beliebtheitsnote (von 1 bis 6 bekommen, wobei 1 am beliebtesten ist…) bekommen. Es können auch zwei die gleiche Note bekommen. Die zu benotenden Charaktere sind: Harry: Draco: Hermione: Pansy: Ron: Blaise: Wir hoffen, wie immer, auf rege Beteiligung! Kurzschluss ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 78: Kurzschluss Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Seether feat. Amy Lee - Broken. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 78: Kurzschluss Das Erwachen am nächsten Tag kam Folter gleich. Harrys Kopf drohte zu zerplatzen und verschlafen hatten sie auch. Dazu lagen ihm die Informationen der letzten Nacht schwer im Magen und er verzichtete komplett auf das Frühstück, obwohl ihm ausnahmsweise genügend Zeit blieb, weil sie Dracos Training nicht besuchen mussten. Mit schuld daran waren die verwunderten Blicke, dass er sich doch wirklich noch einmal in der Großen Halle blicken ließ, was wohl kaum einer erwartet hatte, da seit Wochen weder er noch Draco jemals dort gewesen waren. Es ließ die Gerüchteküche neu aufkochen: Das Teufelspaar hatte sich gestritten und getrennt? Man konnte es kaum glauben. Und als Harry und seine Freunde zeitgleich mit Draco und Pansy aufstanden, um mit ihnen zusammen zum Unterricht zu gehen, da wurden sie wieder als Verräter niedergemacht. Die Worte gingen ihnen am Allerwertesten vorbei, zumal im nächsten Moment auch Blaise dazukam. Es schien zwischen ihnen tatsächlich wieder alles in Ordnung, auch wenn sie keine glückliche Stimmung verbreiteten. Harry hatte ihnen verziehen. Der Unterricht am Freitag ging träge vorbei, die Mittagspause verbrachten sie in ihrem Weidenhain, wo sie faul im Halbschatten herumlagen, nicht gewillt, das Thema des gestrigen Tages noch einmal aufzugreifen. Und der Rest des Tages tröpfelte so dahin, bis er ganz plötzlich vorbei war. Sie hatten nicht einmal von den Prophezeiungen gesprochen. Aber sie hatten sich für den nächsten Tag unter der Weide verabredet und dort, so machten Harry und Draco aus, da würden sie sie fragen. Dieses Vorhaben wurde durch etwas erleichtert, das in dem Moment auf Harry zuflatterte, als er nach dem Unterricht, noch immer leicht benommen von dem Gruselfliegenmief bei Trelawney, aus dem Schloss trat. Hedwig war zurück. Und sie brachte einen Brief. Mit zitternden Fingern öffnete Harry die kleine Rolle und musste sich im nächsten Moment mit Hagrids mordsmäßiger Sauklaue auseinandersetzen, aber die Nachricht ließ ihn strahlen. „Ron! Ron!“, wandte er sich an den neugierigen Rotschopf neben sich, packte ihn an der Schulter und schüttelte ihn. „Er sagt, er kommt zurück! Er sagt, er wird zurückkommen, auch wenn er nicht daran glaubt! Ron, Hagrid wird überleben!“ Der Weasley-Junge blickte ihn an, dann fiel er ihm um den Hals und drückte ihn. Harry hatte es wirklich geschafft! Harry hatte es wirklich geschafft, eine Prophezeiung zu verändern! Er hatte die Zukunft verändert! „Genial, Harry! Einwandfrei!“, jubelte er und ließ ihn dann los um dreimal im Kreis um ihn herumzutanzen. Harry lachte auch, blickte immer wieder glücklich auf den kleinen Zettel. Oh, was würden die anderen sagen? Wenn es einmal funktioniert hatte, dann würde es auch ein zweites Mal funktionieren! Sie würden das Ministerium retten können! Ganz bestimmt! ~*~*~*~ Draco war unruhig. Er war angespannt angesichts des Gesprächs, das ihnen bevorstand. Ob ihre vier Freunde ihnen beistehen würden? Er hoffte es. Und er hoffte, dass sie nicht auf die Idee kommen würden, ihnen alles auszureden... „Hey... Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Blaise schließlich besorgt und legte seine Hand auf Dracos. Der Blonde starrte auf ihre Hände hinunter, lächelte dann. „Ja... Ich denke... schon.“ Er schwieg einen Augenblick, ließ Professor Vektor an ihnen vorbeiziehen und fragte dann leise: „Würdest du noch immer jeden Weg mit mir gehen?“ Blaise zuckte zusammen, drückte Dracos Hand unwillkürlich fest. „Ja...“ Der Blonde lächelte weich. „Danke...“ Das nahm ihm etwas von seiner Unruhe. Wenn Blaise bei ihm sein würde, wenn er ihnen beistehen würde... Dann würden die anderen sich doch sicher auch überzeugen lassen! Er ließ Blaises Hand den Rest der Stunde nicht los, was ihm irritierte Seitenblicke sowohl von Hermione und Pansy als auch von Blaise selbst einbrachte. Endlich war die Stunde vorbei und sie machten sich auf den Weg zu den Weiden. Erst jetzt hatte der Blonde seinen besten Freund losgelassen. Blaise bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. Irgendwas war da doch im Gange... ~*~*~*~ Kaum raschelten die Blätter der Weidenzweige und kündigten die Ankunft der Arithmantikschüler an, war Ron auch schon wieder auf den Beinen. Er riss Harry den Brief aus der Hand, den dieser die ganze Zeit über schon glücklich betrachtet hatte und stürzte ihnen entgegen. „Harry hat es tatsächlich geschafft!“, eröffnete er ihnen. „Er hat seine eigene Prophezeiung widerrufen!“ Er fiel Hermione und Pansy, die nebeneinander liefen um den Hals und drückte dem Mädchen mit den Locken dann Hagrids Nachricht in die Hand. „Lies!“, forderte er und tippte auf das Papier. „Da steht es! Er bricht seinen Auftrag ab!“ Harry lächelte leicht und streichelte Hedwig, die beschlossen hatte, einfach bei ihm zu bleiben. Rons überschäumende Freude machte ihn fast noch glücklicher. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sehr der Rotschopf darunter gelitten hatte, diese Tatsache gewusst zu haben. ~*~*~*~ Blaise sah Harry nur zweifelnd an. Es fiel ihm nicht leicht, das zu tun, aber... Er wollte doch nicht, dass sich Harry falschen Hoffnungen hingab! Dann würde der Fall noch tiefer sein... „Und? Das heißt noch nichts. Du hast nichts über den Ort gesagt... Und die Art. Nur den Zeitpunkt.“ ~*~*~*~ Fünf paar Augen blickten ihn an und aus dreien verschwand das Lächeln. Harry lächelte weiter. „Warum sollte er nicht überleben? Er hat beschlossen, gegen sein Schicksal anzugehen.“ Blaises Einwurf war zu logisch. Tief in sich hatte er sich diese Möglichkeit auch schon vorgehalten, aber er hatte sie mit jenem Argument verdrängt. Er wollte daran glauben! Hagrid musste das überleben! Er musste einfach! Ron schüttelte darüber nur den Kopf. „Nein, nein, Harry hat Recht. Er wird es schaffen. Und wenn er erstmal hier ist, dann ist er sowieso in Sicherheit! Dann kann Dumbledore ihn beschützen!“ Er lachte und klatschte in die Hände, schob die beiden Mädchen dann endgültig auf die Lichtung und ließ sie sich dort auf die noch immer dort liegende Decke setzen. Aber Hermione schüttelte den Kopf. „Das, was Blaise da sagt, ist gar nicht mal so dumm.“, gab sie leise zu bedenken. Sie war ein wenig blass geworden. „Es gibt hier einen Satz… Halb gerettet, halb verloren… Wenn man das weiterspinnt, dann kommt dabei etwas heraus, das mir ganz und gar nicht gefallen will.“ Ernst blickte sie auf, direkt zu Harry, der nun ebenfalls die Farbe wechselte. Ehrlich sein. Er hatte gesagt, dass er das wollte… Jetzt musste sie ehrlich sein und ihm damit den Boden unter den Füßen wegziehen, denn wenn das stimmte, dann konnte man wirklich sagen, dass Harry derjenige war, der Hagrids Todesurteil unterschrieben hatte, denn er hatte ihn retten wollen und sein Einsehen errungen. Halb gerettet… Wenn das der Weg zu seinem Tod war, dann war Harry der Grund dafür. - Und das schien er gerade begriffen zu haben. Ron nicht. „Was soll das heißen, Mione? Hagrid ist in Sicherheit! Vergiss die dumme Prophezeiung!“ Sie schwieg und schließlich verstummte auch er, denn er begriff, dass außer ihm wohl keiner mehr daran glaubte, dass Hagrid wirklich überlebte. ~*~*~*~ Draco trat schweigend zu Harry, legte ihm die Hand auf die Schulter. Er konnte die Schuldgefühle, das Entsetzen beinahe spüren, die sich in dem Gryffindor aufbauten. Blaise senkte den Blick. Es war nicht seine Absicht gewesen, Harry irgendwie zu verletzten. Und diese verzweifelte Hoffnung, die Ron gerade noch gehegt hatte... Der schwarzhaarige Slytherin schloss die Augen, lehnte sich gegen einen der Bäume. Lieber hätte er sich jetzt gegen jemanden gelehnt, der ihn hätte trösten können... Aber da war ja niemand. ~*~*~*~ Harry bemerkte Dracos Hand kaum. Seine Augen starrten ins Leere, seine Hände lagen schreckensstarr auf Hedwigs Gefieder, selbst das Zittern hatte aufgehört. Ende. Er fühlte in diesem Moment gar nichts mehr. Nichts. Gar nichts. Er wusste gerade nicht einmal, dass es hell war. Ein einziger Gedanke: Er war Schuld an Hagrids kommendem Tod? Nicht wirklich, oder? Hagrid würde doch überleben. Das würde er doch, nicht wahr? Er würde nicht sterben, nicht? Nicht, bevor er nicht mindestens dreihundert Jahre alt geworden war! Und das waren noch mehr als 200 Jahre! Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als plötzlich wieder Bewegung in seinen erstarrten Körper kam und er aufstand. „Ich bin sofort wieder da.“, erklärte er locker und schon lief er in Richtung Schloss davon. Hermione schüttelte den Kopf und legte die Stirn auf die angezogenen Knie. „Er kann einem wirklich Leid tun.“, flüsterte sie. „Warum trifft es nur immer ihn?“ Ron strich ihr über den Rücken, noch immer die leicht schwingenden Weidenzweige betrachtend, die ihnen den Blick auf Harry und die weiße Eule, die ihm federleicht folgte, verwehrten. ~*~*~*~ Draco blickte ihm skeptisch nach. Er hatte nicht das Gefühl, dass Harry gerade so locker drauf war, wie er tat. Aber... Der Blonde zwang sich dazu, ihm nicht nachzulaufen. Es würde die Dinge wahrscheinlich nicht besser machen... Blaise löste sich langsam von dem Baum, trat zu Draco hinüber und legte ihm den Arm um die Schultern. „Es ist nicht leicht, hm?“ Der Blonde schüttelte stumm den Kopf, sah weiter zu, wie Harry immer kleiner wurde und schließlich durch das Tor verschwand. Nein, es war verdammt noch mal nicht leicht. Draco löste schließlich seinen Blick von dem Schloss und lächelte Blaise an. Langsam wandte er sich zu den anderen um. „Harry und ich... Wir wollten euch eigentlich etwas fragen.“ Sein Lächeln wurde schief. Beinahe sofort hatte er die Aufmerksamkeit aller. „Wir... haben uns entschlossen, den Kampf gegen... Voldemort aufzunehmen.“ Er hob die Hand und bremste damit Hermione aus, die sofort etwas sagen wollte. „Wir... Harry kann es nicht ertragen, dass es so viele Opfer in diesem Krieg geben wird, und will gegen Voldemort kämpfen. Sobald, wie es möglich ist. Ich habe ihm versprochen, ihn dabei zu unterstützen. Und... ich frage euch, ob ihr uns in diesem Kampf beisteht.“ Abwartend sah er die vier an. Der Schock auf ihren Gesichtern war kaum zu übersehen. Blaise war es, der sich als erster fing. „Deswegen hast du mich vorhin im Unterricht gefragt...“ Er lächelte leicht. „Und ich kann dir nur eine einzige Antwort geben: Du weißt, dass ich mit dir durch die Hölle gehen würde. Ich bin dabei.“ ~*~*~*~ Die anderen drei starrten den Schwarzhaarigen fassungslos an, dann wieder Draco, der noch immer abwartend zu ihnen sah. Pansy wollte gerade etwas sagen, was laut ihrem Gesicht eine Zustimmung werden würde, da platzte Hermione heraus: „Hast du sie noch alle, Draco Malfoy?“, schrie sie. „Das kann unmöglich dein Erst sein! Harry kann den Unnennbaren nicht besiegen! Nie! Das hat sich doch schon herausgestellt! Er ist ihm unterlegen! Hast du vergessen, wie er aussah, als er im Sommer zurückgekommen ist? Hast du vergessen, in welcher Verfassung er war? Hast du das wirklich nicht bemerkt? Er war am Ende! Diese eine Begegnung hat ihn alles gekostet! Alles!“ Sie holte Luft. „Niemals! Ich wiederhole: Niemals werde ich zulassen, dass er diesem Monster noch einmal begegnet! Nie!“ „Mione…“ „Unterbrich mich nicht!“, fauchte sie Ron an, der ihr im nächsten Moment einfach den Mund zuhielt. „Du weißt, dass wir ihn nicht aufhalten können.“, sagte er leise und ihre Augen weiteten sich. „Und wenn Draco ihn unterstützt, schon mal gar nicht.“ Das Mädchen keuchte leicht, wollte ganz offenbar etwas erwidern, aber er ließ es nicht zu. „Harry weiß, was er tut.“, erklärte er und er klang völlig überzeugt. „Er will endlich mit allem abschließen. Er hat beschlossen, alles auf eine Karte zu setzen, um die Dämonen aus seiner Vergangenheit zu vernichten. Du kennst ihn. Er kann damit nicht leben, für den Tod tausender Unschuldiger verantwortlich zu sein. Und nein, ich will damit nicht sagen, dass er das ist, er hält sich für schuldig, das ist alles.“ Hermione schob seine Hand zur Seite. „Aber…“ „Er wird nicht in Frieden leben können.“, fiel ihr diesmal Pansy ins Wort. „Jeder Todesser der Welt wird ihn jagen und er kann nicht für immer hier in Hogwarts bleiben.“ Ron lächelte. „Siehst du? Sogar Pansy stimmt mir zu. Außerdem… du kannst ihn nicht aufhalten. Er hat das Recht dazu, sich ihm zu stellen. Er hat als einziger wirklich das Recht dazu, gegen den Unnennbaren in die Schlacht zu ziehen, verstehst du das nicht?“ Der Blick aus den braunen Augen wurde verzweifelt. „Aber…“ „Er muss es einfach versuchen. Das weißt du.“ Sie schluchzte und Ron strich ihr über die Wange. „Du kannst ihn nicht aufhalten. Du kannst ihm nur helfen, indem du ihm zur Seite stehst. Wenn du versuchst, ihn aufzuhalten, dann endet das darin, dass er uns die Freundschaft kündigt und trotzdem geht. Sei für ihn da und hilf ihm mit deinem Wissen. Was hältst du davon?“ Hermione schluchzte erneut und starrte ihn aus Tränen überlaufenen Augen an. Dass sie ihn einmal so reden hören würde, das hätte sie nie und nimmer für möglich gehalten! Er klang richtig erwachsen und verantwortungsbewusst und überzeugend und… Im nächsten Moment lag sie in seinen Armen. „Und was, wenn er dabei stirbt?“ ~*~*~*~ „Was, wenn er stirbt, ohne dass wir irgendetwas getan haben?“, gab Draco zurück. Seine Miene war nahezu vollkommen versteinert. Hermione hatte ihn an die Szene in dem Stadion des Irrgartens erinnert. Daran, wie Harry weinend über dem toten Körper Cedric Diggorys gekauert hatte. Und er wusste, dass er so etwas nicht wieder zulassen würde. Nicht, wenn es in seiner Macht stand. „Du kannst ihn nicht aufhalten. Niemand wird das können. Dumbledore... Er hat ihm doch praktisch das Okay gegeben! Glaubst du wirklich, dass du ihn an irgendetwas hindern kannst? Es ist so, wie Ron sagt - Harry braucht dich. Er braucht dich an seiner Seite. Uns alle.“ ~*~*~*~ Hermione blickte verschleiert zu ihm hin, nickte schließlich, noch immer von heftigem Schlucken geschüttelt. Sie war wirklich verzweifelt. Ron lächelte nur, strubbelte ihr ein bisschen durch die lockigen Haare. „Siehst du, Mione. Und du bist doch auch die einzige, die selbst das Rezept der Wiederauferstehung finden konnte. Da kannst du sicher auch noch andere Gefahren vorzeitig erkennen, meinst du nicht?“ Wieder nickte sie, dann schloss sie seufzend die Augen. „Ist gut.“, murmelte sie. „Ich… ich mache mit. Ich helfe auch.“ Sie richtete sich wieder ein bisschen auf und wurde sich im nächsten Moment klar, wo sie sich da ausheulte. In. Rons. Armen. Hilfe! Nein! Das… Augenblicklich rot bis über beide Ohren stand sie senkrecht, wich einen halben Schritt zurück, was ihr von dem Rotschopf einen irritierten Blick einbrachte, den sie schon im nächsten Moment nicht beachtete, denn sie erblickte etwas anderes: Harry, der an ihnen vorbei lief. Was sollte das denn? Und warum hatte er seine Tasche dabei? Heute war Samstag! „Was soll das werden?“, murmelte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ihren Ausbruch einfach vergessend, und zog die Augenbrauen zusammen. Warum lächelte der Kerl so komisch? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der Schwarzhaarige war durch die Gänge gehastet, richtiggehend ausgelassen. So hätten ihn zumindest die Leute beschrieben, die ihm begegnet waren. Innerlich war er jedoch stumpf gewesen. Er hatte den Weg nicht mitbekommen, auch wenn das Ziel bekannt gewesen war war: der Raum der Wünsche. Als er ihn erreicht hatte, hatte er völlig mechanisch seine Tasche gepackt, sich sogar Zeit dabei gelassen. Zauberstab, Spickoskop, Zauberbuch mit vielleicht nützlichen Tricks, Feder, Gedankenbuch, Papier, Kaugummis, Tinte, Geld, Tarnumhang und noch etliche andere Kleinigkeiten. Als er den Raum der Wünsche wieder verlassen hatte, war er bestens gewappnet für das Vorhaben, von dem er noch nicht wusste, dass er es gerade im Begriff war zu tun. Die Sonne am Himmel hatte die Kälte in seinen Gedanken nicht zu vertreiben gemocht, konnte seine Haut nicht wärmen, konnte im Grunde nichts erreichen, dabei strengte sie sich wirklich an. Ohne dass er es wahrnehmen würde, lief er in eine andere Richtung als den Weiden, lief einfach an diesen vorbei. Sein Ziel war die Peitschende Weide, der Baum, der den Geheimgang zur Heulenden Hütte verbarg. Warum er gerade diesen Weg wählte, konnte er nicht sagen, zumal er nicht einmal bewusst hätte sagen können, dass er überhaupt dabei war, zu fliehen. Hätte er es gewusst, wäre er wohl durch den Geheimgang der einäugigen Hexe gegangen, denn die Heulende Hütte hatte keinen Weg nach draußen. So war es ihm egal bis nicht bewusst. Schon hatte er sie erreicht, suchte sich einen Stein am Boden, mit dem er den Astknoten der Weide bewerfen wollte, damit sie stillhielt, da erstarrte sie plötzlich. Aus dem Loch unter den Wurzeln schoss ein schwarzer Hund hervor, der im nächsten Moment an ihm hochstieg, seine Vorderpfoten auf seinen Schultern platzierte, so dass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte. Dann begann er ihn abzuschlecken, winselte und das einzige, das Harry tun konnte, war ihn perplex anstarren, weil er in seinem Zustand nicht einmal begriff, wer das war, der da über ihm stand und ihn anhechelte. Und trotz allem hoben sich seine Arme und er zog den Kopf des großen Hundes zu sich herunter. Im nächsten Moment erschien dann plötzlich Dumbledore neben ihm, den Zauberstab bereit. Bis er die Szene überschaut hatte und sein ernstes Gesicht zu einem amüsierten Schmunzeln wurde. „Saubere Arbeit, Schnuffel. Wirklich saubere Arbeit. Ich hätte es selbst nicht besser machen können.“ Der schwarze Hund winselte kläglich, denn Harry hatte seinen Kopf noch immer nicht losgelassen, sondern drückte seine Nase in das dichte Fell. ~*~*~*~ Draco starrte Harry nach. Was...? Was hatte er vor? Er fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Eine Tasche dabei, er rannte einfach fort... Noch nicht einmal eine Nachricht über dieses dumme Gedankenbuch hatte ihn erreicht! Nichts. Nichts, das sagte, was Harry vorhatte... Aber es war doch garantiert nicht so. Nein, Harry würde nur etwas erledigen... Nichts weiter. Und dann würde er zu ihnen zurückkommen... Und was wenn nicht? Auf einmal hatte er Angst. Nicht wichtig zu sein. Vollkommen unbedeutend... Ohne es wirklich zu bemerken, hatte er begonnen zu zittern. Blaise sah den Blonden an und wechselte dann einen Blick mit Pansy. Auch sie hatte es bemerkt. Auch sie kannte Draco ziemlich genau... Und so, so hatte sie ihn noch nicht gesehen. Das Gesicht war starr, nahezu eine Maske, die grauen Augen kalt und doch... in ihnen, da lag ein Glanz, der Blaise erschreckte. Ohne weiter darüber nachzudenken, legte er die Arme um den Blonden, zog ihn an sich. Jetzt spürte er das Zittern. Das war allein schon erschreckend. Doch noch erschreckender war, dass Draco wirklich Halt an ihm suchte. ~*~*~*~ Hermione starrte noch immer fassungslos auf das Bild. „Si…Schnuffel?“, fragte sie. Ron blickte sie an. Seiner Meinung nach war sie noch nicht wieder ganz auf der Höhe, sonst hätte sie sich doch nicht über Sirius sondern über Dumbledore aufgeregt, der sich gerade zu dem Schwarzhaarigen hinunterbeugte. Sein Zauberstab berührte die Schläfe des Jungen und er erschlaffte vollkommen unter dem Körper des schwarzen Hundes, der erleichtert den Kopf hochriss und hechelte. Dann wirkte Dumbledore einen Zauber, der ihre Anwesenheit vor den anderen verschleierte, und er verwandelte sich zurück. „Was war denn das grade?“, keuchte Sirius noch immer. „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann wollte er weglaufen!“ „Oh, das wollte er zweifellos.“, nickte Dumbledore eifrig und lächelte glücklich, als der Schwarzhaarige seinen Patensohn in die Senkrechte hob und ihn an seine Brust drückte. „Und warum bitte? Er… Albus, Harry riecht, als hätte er einen Schock erlitten! Er ist eisigkalt.“ „Das ist wohl der Grund. Er hat erfahren, dass Hagrid wohl sterben wird.“ Sirius blickte ihn an, fassungslos. Dann wurde seine Miene ernst. „Das hatte er mir geschrieben, deshalb bin ich hier.“ Eine kurze akrobatische Einlage später lag Harry in seinen Armen und er stand vor Dumbledore, der ihm höflich den Weg wies. Hermione beobachtete das schweigend. Sie konnte sie noch immer sehen, denn Dumbledores Zauber verhüllte sie nur vor unaufmerksamen, uninteressierten Augen. Derjenige, er nicht wollte, dass das Bild verschwamm, der konnte es auch weiter erkennen. Sie konnte es. Und sie lief hinter den beiden her, als sie zum Schloss liefen. ~*~*~*~ „Mione?“ Pansy sah dem Gryffindormdächen nach, suchte nach etwas, das sie dazu gebracht hatte, fortzulaufen und sah dann die drei. „Blaise!“ Sie fasste den Slytherin am Arm. „Dumbledore und noch jemand bringen Harry ins Schloss!“ „Was... Wo?“ Blaise suchte den Weg ab, entdeckte Hermione und ein Stück davor Dumbledore, einen Fremden und Harry. Er fasste Draco am Arm. „Beweg dich. Ich will wissen, was da los ist.“ Willenlos ließ sich Draco mitziehen und Blaise wurde fast schlecht. Verdammt, er wollte Draco nicht so sehen. Nicht so... willenlos. Das war nicht er! Pansy wandte sich zu Ron um. „Na los. Oder sollen wir beide als einzige zurückbleiben?“ ~*~*~*~ Ron schüttelte lachend den Kopf. „Nie und nimmer! Das lass ich mir nicht entgehen!“ Er war total glücklich. Sirius war wieder da! Der coolste Mensch der Zauberwelt! Derjenige, der wirklich alles tat, um den zu beschützen, den er mochte, sogar aus Askaban fliehen! Er nahm Pansys Hand und zog sie mit sich, als er den anderen hinterherlief. Inzwischen erreichte Dumbledore mit seinem Gast und seinem ‚Opfer’ das Schloss und ließ sie eintreten. Als er zurückblickte und die fünf Freunde kommen sah, wurde sein Grinsen noch breiter. „Sirius, du solltest dich darauf gefasst machen, gleich gehörig die Hölle heiß gemacht zu bekommen.“, freute er sich und lotste ihn dann weiter. Sirius blickte ihn an. „Wie meinst du das?“ Dumbledore deutete zurück, wo die fünf gerade durch das Tor gestürmt kamen. Klar, dass sie schneller waren. „Sie wissen, glaube ich, nicht alle, dass du es nur gut meinst.“ Und wie er sich freute. Der Schwarzhaarige seufzte. Das war Albus Dumbledore. Klasse. „Erklär mir lieber, was das mit Hagrid soll!“ „Später, Sirius, später. Jetzt bringen wir Harry erst mal zu Poppy, dann sehen wir weiter.“ Und damit schob er ihn weiter. „Professor Dumbledore!“ Hermione hatte sie erreicht. Schnell, das Mädchen. Beeindruckend. Sie warf Sirius einen kurzen Blick zu, nickte ihm zu, sprach seinen Namen aber nicht aus, weil er offiziell ja nicht da war. „Was ist mit Harry?“ „Oh, nichts weiter. Narkosezauber. Aber, kommt einfach mit. Abgesehen davon, dass ihr euch wohl eh nicht davon abhalten lassen würdet.“ Er lachte. Hermione begann zu lächeln. „Nein, würden wir tatsächlich nicht!“ Auch sie war froh, dass sie Sirius mal wieder sah. Und dann waren sie im Krankenflügel. Die Türe blieb genau solange geöffnet, bis alle acht Menschen angekommen waren, dann fiel sie einfach ins Schloss. Sie würde jetzt auch nicht mehr zu öffnen sein, solange es Dumbledore nicht wollte. Ron grinste. „Hey, Sirius! Ist das schön, dich wieder zu sehen!“ Er strahlte ihn an, während Mme Pomfrey aus ihrem privaten Zimmerchen kam. ~*~*~*~ „Das ist... Sirius Black!“, keuchte Pansy und starrte den schwarzhaarigen Mann an. „Er ist ein Mörder!“ Blaise hielt noch immer Draco Arm fest umschlungen und so wie der Blonde aussah, war das wahrscheinlich gut so... „Hinsetzen“, kommandierte Blaise und drückte den anderen auf eines der Betten. Verdammt. „Was hat dich nur so aus der Fassung gebracht?“, murmelte er leise. Die Worte brachten sofort das Leben in Draco zurück. „Nichts.“, fauchte er. „Gar nichts.“ Abrupt stand er auf. „Und ich wüsste zur Hölle verdammt noch mal gerne, was hier eigentlich los ist!“ Uh, oh. Draco Malfoy meldete sich zurück. Blaise brachte etwas Abstand zwischen sie. Wenn Draco so drauf war, dann war er immer recht... unberechenbar. Die grauen Augen des Slytherins fixierten Dumbledore. „Er wollte abhauen.“, stellte er nüchtern fest. Die Worte entlockten Blaise ein überraschtes Luftschnappen. Das... das konnte nicht sein! Harry doch nicht... Nein, niemals! ...oder? ~*~*~*~ „Ja.“ Dumbledore freute sich sichtlich. „Zum Glück ist das durch Sirius verhindert worden.“ Hermione blickte ihn an. „Sie wussten das?“ „Ich habe es geahnt, als man mir sagte, er würde lächeln, als hätte er Drogen genommen.“ Sie starrte ihn an. „Aber…“ Ron legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Sein Freund ist in Gefahr, was erwartest du?“ Er seufzte. „Ich tippe auf Kurzschluss.“ ~*~*~*~ „Toller Kurzschluss.“, kommentierte Draco bissig. Er war langsam wirklich wütend. Harry hätte ihn also im Stich gelassen. Er wäre einfach abgehauen. Einfach so. Ohne auch nur ein verdammtes Wort zu sagen! Blaise legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigend, wurde aber beinahe sofort zurückgestoßen. Madam Pomfrey kümmerte sich in der Zwischenzeit um Harry und hob erst den Kopf, als Blaise einen leisen Aufschrei vernehmen ließ, weil Draco seine Hand weggeschlagen hatte. „Mr Malfoy, wenn Sie sich nicht augenblicklich zusammenreißen, betäube ich sie auch!“ Der Blonde fixierte die Medihexe zornig. Sie kam ihm gerade recht... „Draco. Reiß dich verdammt noch mal zusammen!“ Pansy hielt ihn fest. Er funkelte sie an, blieb aber ruhig. Einigermaßen zufrieden widmete sich die Krankenhexe wieder ihrem Patienten. Er stand wohl wirklich unter Schock... Und angesichts dessen, was der Schulleiter ihr gerade berichtet hatte, war es wohl am klügsten, den Jungen weiterschlafen zu lassen. Also hexte sie einen Schlafzauber über ihn. „Er schläft. Und zwar für die nächsten drei Tage.“, verkündete sie. Draco gab nur ein leises Schnauben von sich. ~*~*~*~ Sirius schüttelte den Kopf und betrachtete den Jungen. Harry war blass. Viel zu blass. Irgendwie schien es nicht so, als hätte er seit seinem Kampf mit dem Unnennbaren wesentlich an Farbe zugelegt. Sachte strich er über die Narbe an seiner Stirn und dann ein paar Haare davor, um sie nicht mehr sehen zu müssen. „Erklärt mir jetzt mal einer, was es mit Hagrid auf sich hat?“, wandte er sich schließlich wieder an die Gruppe, die noch immer mitten im Raum stand. Hermione seufzte. „Hat er das nicht getan?“, fragte sie. „Doch.“, murrte Sirius. „Er sagte, ich solle ihn suchen und zurückbringen, weil er sonst sterben würde. Wie kommt der Junge auf so einen Schwachsinn?“ „Das ist kein Schwachsinn!“, antwortete Hermione und schon sprudelte aus ihr heraus, was sie soeben noch herausgefunden hatten. Sirius starrte sie nur völlig perplex an. Das hätte er jetzt wirklich nicht erwartet. „Kein Wunder, dass er so austickt…“, murmelte er leise und strich Harry wieder über das Gesicht. Dann deckte er ihn zu, wandte sich an die anderen, blickte über die Gruppe, die sich um seinen Patensohn gesammelt hatte. Hermione und Ron kannte er ja, aber Blaise, Pansy und vor allem Draco erstaunten ihn trotz der Erzählungen Harrys doch ziemlich. Zumal das Mädchen besorgt schien, Blaise seinen blonden Freund ein wenig finster ansah und Draco… Nun, der war wütend. Warum? Weil Harry sich aus dem Staub machen wollte? Konnte er nachvollziehen. Wäre er nicht rechtzeitig gekommen, dann hätte Harry es vielleicht sogar geschafft, einfach zu verduften. Gut, dass nicht. „Na?“, fragte er an den blonden Slytherin gewandt und ließ sich auf einem Stuhl nieder. „Hast du dir schon überlegt, wie dein Zimmer aussehen soll?“ Man konnte hören, wie vier Kinnladen zu Boden fielen. Was war das bitte gewesen? ~*~*~*~ Draco zog die Schultern hoch und lehnte sich gegen eines der Betten. Gut, das bekam jetzt gerade etwas von einer Art... Antrittsbesuch. Ein Vorstellungsgespräch mit dem Paten seines Freundes, der gerade nur dummerweise in Dauerschlaf lag. Er hatte ganz vergessen, dass sie wirklich geplant hatten, dass er gemeinsam mit Harry zu Sirius Black zog. „Nein... Noch nicht...“ Er zwang sich zu einem Lächeln, das zwar reichlich schief wurde, aber immerhin war es ein Lächeln. „Das ist noch... so weit weg.“ ~*~*~*~ Sirius lachte. „Das schon, aber was meinst du, was Remus deswegen für einen Aufstand macht? Keine Ahnung, aber er meint, je schneller es fertig ist, desto besser.“ Er lachte dunkel. „Der Kerl wäre fast ausgetickt, als er das erfahren hat.“ Dann grinste er ihn an. „Erzähl mir was, ja?“ Und hinter dem Grinsen beobachtete der Hund in ihm Draco ganz genau. Er wollte wissen, was in diesem Jungen abging, wollte wissen, was er dachte, empfand, ob er log, ob Harry bei ihm in Sicherheit war, einfach alles. So, wie der Schwarzhaarige das beschrieben hatte, hatte dieser Junge hier sich um hundertachtzig Grad gedreht und das wollte er nun mit eigenen Augen sehen. ~*~*~*~ Draco zog leicht eine Augenbraue hoch. Sein ehemaliger Lehrer wollte sein Zimmer einrichten... Das war doch... Wahnsinn. Schlichtweg Wahnsinn. „Und was?“, gab der Blonde zurück. ‚Erzähl was’ war so ziemlich das Bescheuertste, was man jemanden fragen konnte. Natürlich fiel einem nichts dazu ein. Das war doch klar... „Geben... Sie mir wenigstens irgendeine Richtung. Ansonsten... wird das schwierig.“ Klasse. Er stellte sich gerade wie der letzte Depp an. ~*~*~*~ Hinter ihm lachte Ron leise los, während Sirius breiter grinste. „Erzähl mir was über euren Besuch in Hogsmeade. Was hast du da gemacht?“ Seine schwarzen Augen funkelten vor Freude und sie schickten gleichzeitig eine eindeutige Warnung mit: Lüg mich nicht an, ich werde eine Lüge sofort durchschauen! ~*~*~*~ Wenigstens Ron unterhielt sich also prächtig. Und Draco könnte schwören, dass Blaise wahrscheinlich gerade von einem Ohr zum anderen grinste... Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Im Prinzip das, was man immer dort macht. Wir sind durch die Läden gebummelt... Dann haben Harry und ich uns die Heulende Hütte angesehen... Und dann waren wir in den ‚Drei Besen’. Butterbier trinken.“ Er hatte Sirius’ Warnung durchaus gesehen - aber er würde mit Sicherheit kein Wort über das Geschehen bei der Hütte verlieren. Ungerührt erwiderte er den forschenden Blick. ~*~*~*~ „Oh, das ist erfreulich!“, lachte Sirius, innerlich dem Jungen Respekt zollend, weil er Harrys Ausbruch weggelassen hatte, und neben ihm begann nun auch Dumbledore zu grinsen. „Habt ihr mal diese Fuzzlegums probiert? Die fetzen einem die Zunge weg!“ Hermione blickte zu ihm hin. „Sirius… was meintest du damit, dass Remus sein Zimmer einrichtet?“ Der Mann blickte zu ihr. „Haben sie euch das nicht erzählt?“, fragte er etwas irritiert, dann blickte er in Pansys verwirrtes Gesicht. Sie hatte doch vorhin noch gesagt, dass sie ihn für einen Mörder hielt, das hieß… „Na ja, wundert mich nicht wirklich. Wenn ihr die beiden da nicht einmal aufgeklärt habt…“ Er holte tief Luft. „Draco zieht zu mir und Harry, wenn das alles hier vorbei ist. Irgendwo muss er ja hin, wenn sein Vater hinter Gittern steckt. Und ich denke, nachdem er jetzt mit dem Sturkopf zusammen ist, ist das die einfachste und beste Lösung.“ Und bei den Worten über den blonden Todesser war eindeutig zu hören, dass er nicht hoffte, das jemals erleben zu müssen, sondern dass er darauf vertraute, dass Lucius Malfoy gleich das Zeitliche segnete. Dumbledore schmunzelte. Sirius hatte sich wirklich verändert. Er war wieder lockerer. Gerade jetzt. Eigentlich immer, wenn er in Harrys Nähe war, aber auch vorhin. Hatte er im letzten Jahr immer eine finstere Miene getragen, die sich mit Snapes hatte messen können, schimmerte jetzt wieder der freche, verspielte Junge von damals durch. Sehr beruhigend, was Remus und Tonks mit ihm hatten machen können. Eine durchaus positive Veränderung. „Noch eine Frage.“, wandte sich Sirius wieder an Draco. „Was hatte es mit dem Buch auf sich, wo ihr mich wieder reingetan habt? Harrys Bericht war an der Stelle etwas konfus und ich hab es nicht verstanden. Irgendwas von wegen Schnippchen und dass er was unfair fand oder so…“ ~*~*~*~ Blaise ließ sich neben Draco auf das Bett plumpsen. Das musste er erst einmal verdauen. Draco Malfoy zog gemeinsam mit Harry Potter zu Sirius Black. Wow. Aber irgendwie... Das hinterließ ein flaues Gefühl in seinem Bauch... Draco musste grinsen. „Das war Harrys Idee… Er fand, dass man Sie nicht einfach aus diesem dummen Stammbaumbuch streichen könnte... Und dann hat er ein Foto von Ihnen verhext und es dort wirklich irgendwie reinbekommen...“ Jetzt lachte der Blonde. „Das war... Wahnsinn. Da ist es beinahe zu bedauern, dass mein Vater das Ding wohl nie wieder zu Gesicht bekommen wird...“ ~*~*~*~ Sirius starrte ihn an. Stammbaumbuch? Etwa das von den Malfoys? Oh weh, ja das könnte was werden, wenn die das sahen. Zumal Harry meinte, er würde auf dem Bild wie ein Irrer winken. „Das hätte ich auch gerne gesehen!“, meinte er, dann grinste er ihn an. „Aber ich hätte da noch eine Bitte. Mag sein, dass du deinen Vater siezen musst, aber ich bin der Meinung, dass man Verwandte duzen darf, also tu dir bitte keinen Zwang an, ja? Das wirkt so steif.“ „Ihr… seid verwandt?“, fragte Ron fassungslos? „Seit wann das denn?“ „Schon immer.“ Sirius lachte. „Genau wie du über hunderttausend Ecken mit ihm verwandt bist. Und Harry auch! Das ist bei den reinblütigen Familien nun einmal so.“ ~*~*~*~ „Verwandt oder nicht - du bist trotzdem noch... in erster Linie… ein Fremder. Und alles andere wäre unhöflich...“ Dracos Blick ging einen Augenblick ins Leere. „Wenigstens das war mal etwas Sinnvolles, was sie mir beigebracht haben...“ Sofort riss er sich wieder zusammen. „Aber okay.“ Er lächelte Sirius freundlich an. „Also du.“ Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, das jedoch in dem Moment ins Schwanken geriet, als seine Gedanken zu Sirius’ letzten Worten weiterwanderten. Natürlich war er auch mit Harry verwandt. Klar. Die Potters waren schließlich auch eine Reinblüterfamilie... Irgendwie, über Tausende von Ecken. Aber was machte das schon? Es war genauso wenig wichtig wie der Umstand, dass sie beide Jungen waren... ~*~*~*~ Ron kam mit diesem Umstand wohl nicht ganz so klar. Fast verzweifelt blickte er von Sirius zu Hermione, die nur mit den Achseln zuckte, hatte sie das irgendwo doch längst einmal gelesen und aus pädagogischen Gründen für sich behalten, und dann zu Dumbledore, der sich gerade mit Mme Pomfrey über Tee zu unterhalten schien, der ihr ganz und gar nicht schmeckte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie nicht damit einverstanden war, dass diese ganzen Quasselstrippen neben ihrem Patienten palaverten, aber was machte das schon, er war schließlich unter einem Schlafzauber. Pansy schien mit dieser Information ebenfalls ziemlich überrascht worden zu sein, weshalb Ron zu Blaise blickte, der bis über beide Ohren grinste. Ihm schien das auch nicht so neu zu sein. Oder es war ihm schlicht egal. „Ich will nicht mit den Todessern verwandt sein.“, jammerte er. Sirius lachte. „Was soll ich da sagen? Meine Eltern waren welche und mein Bruder auch!“ Dann seufzte er und lehnte sich ein wenig zurück, streckte sich einmal. Draco gefiel ihm, auch wenn er noch immer etwas Wut bei ihm riechen konnte. Remus wäre wahrscheinlich längst ausgerastet mit seiner Werwolfnase, aber na ja. In diesem Moment kam Poppy zu ihnen herüber. „Kinder jetzt raus hier!“, bestimmte sie. „Es ist Mittagszeit und ihr solltet etwas essen gehen. Sirius, du gehst auch ins Bett, du hast unter Garantie seit Tagen nicht geschlafen!“ Der Schwarzhaarige grinste sie an. „Du kannst immer noch Gedankenlesen, oder?“ „Das braucht man bei dir nicht mehr.“, erklärte sie brüsk, dann ein Blick zu den fünf Schülern. „Husch, husch, raus jetzt!“ Hermione wehrte sich noch. „Dürfen wir wiederkommen?“, fragte sie. „Morgen. Und jetzt, raus!“ ~*~*~*~ Widerwillig ließ sich Draco von Blaise und Pansy mitziehen. Die Krankenhexe sah ihm deutlich an, dass er wiederkommen würde, aber was dann war... Nun, das würde sich zeigen. „Lässt du mich auch noch irgendwann los?“, knurrte Draco schließlich, als sie nahe der Großen Halle waren. Blaise hielt seinen Arm umklammert, als wenn er Angst hätte, dass er gleich Amok laufen würde. „Wenn du mir versprichst, dass du dich etwas... beruhigst.“ Draco verdrehte die Augen und antwortete nicht. „Siehst du. Deswegen halte ich dich fest. Ich will hier keine Toten riskieren...“ Der Blonde schnaubte leise. ~*~*~*~ Hermione seufzte nur. „Sag mal, Draco, geht es bei deiner schlechten Laune darum, dass Harry gehen wollte?“, fragte sie schließlich. ~*~*~*~ „Das ist nichts, was dich in irgendeiner Weise etwas angeht!“, gab der Blonde zurück und machte sich nun wirklich von Blaise frei. ~*~*~*~ Sie stellte sich ihm in den Weg, zwang ihn so, stehen zu bleiben. „Oh doch, das geht uns schon was an, schließlich haben wir uns dazu bereiterklärt, euch beide auf diesen hirnverbrannten Kampf zu begleiten, den ihr plant, also solltest du mit Unzufriedenheiten nicht hinter den Berg halten. Harry tut das schon oft genug, um uns nicht irgendwie zu verletzten, in Gefahr zu bringen oder was auch immer, jetzt fang du nicht auch noch damit an!“ Ron lachte. „Hey, Mione, beruhige dich.“ Sie funkelte ihn an. „Ich habe keine Lust, mein Leben mit jemandem zu riskieren, der wegen einem Alleingang eines anderen so drauf ist. Am Ende darf ich mich zusammenscheißen lassen, weil Harry beschließt, sein Privileg auf den Unnennbaren geltend zu machen und sich mitten in diesem bescheuerten, kleinen Abenteuer aus dem Staub macht!“ Sie drehte sich wieder zu Draco. „Also, bist du sauer auf ihn?“ ~*~*~*~ Draco verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte das Mädchen an. „Welchen Teil von ‚Es geht dich nichts an’ hast du nicht verstanden?“ ~*~*~*~ „Den mittleren.“, gab sie patzig zurück. „Was ist es? Fühlst du dich in deiner Ehre verletzt? Weil er alleine gehen wollte?“ Schuss ins Blaue, denn das war es, was sie immer verletzte. „Wenn es so ist, dann kannst du dich wieder beruhigen, das ist…“ „Das ist völlig normal bei ihm.“, lächelte Ron nun, weil er nicht wollte, dass seine braunhaarige Freundin den Blonden zu sehr reizte. „Wir nennen das das Harry-Potter-Syndrom. ‚Ich muss es ganz alleine schaffen.’ Keine Ahnung, wie er auf diesen Stuss kommt, aber bisher war es so, dass er damit uns nicht zur Last fallen wollte. Es geht vielleicht immer nach hinten los, aber eins sag ich dir: Seit dem Sommer ist es nur noch schlimmer geworden damit. Ich weiß nicht, hat er dir davon erzählt? Er hat uns gar nichts mehr anvertraut, das hat sich erst wieder geändert, als du und er… als ihr zusammengekommen seid.“ Hermione holte einmal tief Luft, aber sie verkniff sich jeden weiteren Kommentar. ~*~*~*~ Draco legte den Kopf schief. „Ihr seid wirklich herrlich naiv. Glaubt ihr wirklich, dass ich ihn so schlecht kenne?“ Er lachte heiser auf. „Seit fast fünf Jahren hat ihm meine Aufmerksamkeit gegolten - was meint ihr? Ob ich ihn gut kenne?“ Blaise und Pansy beobachteten das Geschehen mit gemischten Gefühlen. Pansy misshandelte Blaises Unterarm und grub ihrer Finger hinein, doch dem Jungen entwich kein Laut des Protestes. ~*~*~*~ Ron blickte ihn an, überlegte sichtlich. Die Worte brachten ihn zum Nachdenken. Hermione hatte dieses Problem nicht. „Zweifellos kennst du ihn gut. Seine Fehler, seine Schwächen, seine positiven Seiten. Du hast das alles herausgefunden. Genau wie seinen Geburtstag und andere persönliche Daten. Ich wette, du kannst uns auswendig herunterbeten, in welchem Lebensjahr er welche Schuhgröße gehabt hat, aber das löst unser Problem noch nicht. Du bist sauer und wenn nicht auf ihn, auf wen dann? Auf Si… Schnuffel? Auf uns? Auf Dumbledore, weil der ihn aufgehalten hat? Oder auf Mme Pomfrey, weil sie ihn schlafen geschickt hat, bevor du mit ihm reden konntest?“ Sie wollte es wissen, jetzt, hier. Sie musste wissen, was mit ihm war. Pansy konnte sie einschätzen, Ron und Harry sowieso. Das Problem waren Blaise und Draco, vor allem Draco! Sie musste wissen, wie er tickte, sonst würde das nie etwas werden mit dem Feldzug gegen die Todesser. ~*~*~*~ „Es ist interessant, wie du gleichzeitig so klug und so dumm sein kannst...“, sagte Draco kühl. Pansy sog scharf die Luft ein. Was war das denn jetzt? „Falls es bei dir immer noch nicht angekommen ist: Ich will nicht mit dir darüber reden.“ Mit Sicherheit würde er nicht hier ausbreiten, dass er sich verletzt fühlte, wertlos, vergessen. Und dass Schmerz bei ihm beinahe sofort in Wut umschlug, weil er nicht damit umgehen konnte... Jegliche Selbstanalyse, jegliche Offenbarung - war seine Sache. Seine. ~*~*~*~ „Oh, stell dir vor, das war mir schon bei deiner ersten Antwort klar!“, gab Hermione bissig zurück. „Ein ‚Das geht dich nichts an’ oder ‚ Das ist nichts, was dich in irgendeiner Weise etwas angeht’ ist in dieser Hinsicht ja wohl wirklich deutlich genug.“ Sie funkelte ihn an, so dass Ron sich genötigt fühlte, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen, um sie zu beruhigen. „Aber wenn du nicht willst… Bitte, steigere dich soweit in deine Wut hinein, dass du Harry am Ende die Schuld dafür in die Schuhe schieben kannst, weil er so ist, wie er ist!“ Damit drehte sie sich um und dampfte wütend ab. Es war auch höchste Zeit, denn sie hatte – mal wieder – das brennende Bedürfnis verspürt, Draco Malfoy eine reinzudonnern. Ron sah ihr hinterher und seufzte. „Irgendwie drehen grade alle durch…“, murmelte er bedauernd. ~*~*~*~ Draco sah Hermione kühl nach. Sie irrte sich. Verdammt noch mal, sie irrte sich! Und ein gehöriger Schwall seiner Wut galt gerade ihr. Ohne weiter darüber nachzudenken, rannte er ihr nach. „Draco!“ Pansy starrte dem Blonden hinterher. Das war jetzt keine gute Entwicklung. Blaise schob Pansy und Ron vorwärts. „Ich glaube, da sollten wir besser dabei sein. Ansonsten zerfleischen die sich.“ Draco erreichte in der Zwischenzeit Hermione und riss sie herum. „Wage es nie wieder mir zu unterstellen, dass ich Harry vorwerfe, der zu sein, der er ist! NIE WIEDER!“ ~*~*~*~ Hermione blickte ihn kalt an. „Ich unterstelle dir gar nichts.“, sagte sie. „Es war lediglich eine theoretisch mögliche Entwicklung der Dinge.“ Und es hatte genau das gebracht, was sie gehofft hatte. Ihre Vermutung schien ins Schwarze getroffen zu haben. Er war dabei gewesen, Harry übel zu nehmen, dass er alleine gehen wollte. Und genau das konnte man in ihren Augen auch lesen. Sie war keine gute Schauspielerin. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Dracos Lippen verzogen sich zu einem kühlen Lächeln. „Dann solltest du das nächste Mal eben deine theoretischen Überlegungen für dich behalten.“ Wenn Blicke hätten töten können, dann wäre das Gryffindormädchen bereits vor einigen Augenblicken tot umgefallen. „Wenn du an mir Zweifel hegst und mir misstraust, dann sag es lieber gleich. Damit ersparst du uns ein langes Herumschleichen.“ ~*~*~*~ Hermione verzog leicht gekränkt den Mund. „Ich hege keine Zweifel an dir.“, erwiderte sie. „Harry vertraut dir, also tu ich das auch. Aber trotzdem wäre es einfacher, wenn du mit Problemen zu uns kommen würdest. Und wenn du nur sagst, dass du es nur mit Harry abklären kannst. Draco, wir können keine Gedanken lesen, und weil das so ist, kann eine so einfache Antwort wie ‚Das geht dich nichts an’ dazu führen, dass wir uns schuldig an etwas fühlen, woran wir keine Schuld haben. Wenn du uns nicht zutraust, dass wir deine Gefühle oder Gedanken verstehen, dann soll das meinetwegen so sein, aber zumindest kannst du uns den Ärger ersparen, dass wir darauf hoffen, dass es eine Möglichkeit gibt, wie man dir helfen kann. Verstehst du denn nicht, dass auch diese Art Offenheit Freundschaft ausmacht?“ Seufzend schüttelte sie den Kopf und blickte kurz zu Boden. „Wir haben das auch schon mitgemacht. Alle. Jeder von uns wurde schon verletzt und natürlich wissen wir, dass man in diesem Fall nicht mit jedem reden kann oder will, aber das heißt nicht, dass man Unschuldige mit zornigen Blicken bedenken muss oder jemandem deswegen handgreiflich klar macht, dass man Nähe gerade nicht erträgt. Worte genügen, wenn man mit Freunden redet, manchmal reichen auch Gesten oder Blicke, aber Zorn ist keine Lösung.“ Sie blickte ihn wieder an. „Verstehst du das?“ Sie hoffte es. Sie hoffte es wirklich, denn sonst würde sie aufgeben. Man konnte niemanden zur Einsicht zwingen. Das brachte ja doch nur Harry fertig und selbst der nicht immer. ~*~*~*~ Draco hörte Hermione ernst zu. Blaise, der gemeinsam mit den anderen beiden ein Stück entfernt stehen geblieben war, sah mit einer gewissen Faszination, dass Draco wirklich still zuhörte. Einfach so... Der Blonde nickte leicht, als Hermione geendet hatte. „Du kennst mich nicht.“, stellte er ruhig fest. „Ansonsten hättest du dir nicht die Mühe gemacht, das zu sagen. Du hast Recht, ja. Euch trifft keine Schuld... Keine.“ Er lächelte schwach. „Aber ich bin kein Mensch, von dem du Offenheit erwarten kannst. Das liegt mir fern. Hermione, wenn es jemandem gelingt, mich zu verletzen - was weiß Gott selten genug überhaupt möglich ist -, dann...“ Ja, was dann? Wollte er die Welt vernichten? „...dann bin ich niemand, mit dem man überhaupt reden möchte. Es ist... das Falscheste es dann zu versuchen. Blaise und Pansy wissen das. Versuch nicht mich zu zwingen, mich jemandem zu öffnen. Das wird nicht funktionieren. Du kannst... nur Öl auf das Feuer gießen...“ Er stockte, hatte das Gefühl, bereits zuviel gesagt zu haben. Mühsam rang er sich ein weiteres Lächeln ab. „Ich werde alles mit Harry klären, wenn er wieder wach ist.“ Einen Augenblick schwieg er und fügte dann hinzu: „Und mich bis dahin zusammenreißen.“ Auf einmal waren die grauen Augen leblos. Sein Blick ging an Hermione vorbei. Es mit Harry klären... Und was? Dass er ihm offenbar unwichtig genug war, dass Harry für Hagrid einfach fortlief, ohne ihm einen Ton zu sagen? Dass er für den Menschen, den er auf dieser Welt am meisten liebte, zu unbedeutend war... ~*~*~*~ Hermione Lächeln wurde breiter. „Ist okay, Draco.“, sagte sie freundlich. „Wenn ich das weiß, dann kann ich darauf auch Rücksicht nehmen. Dann kann ich damit umgehen. Aber vergiss nicht: Wir sind Freunde, damit wir uns gegenseitig helfen. Freundschaft ist nicht nur ein Wort mit dem man Menschen betitelt, die Zeit miteinander verbringen. Freundschaft bedeutet Vertrauen und dass man sich wohl fühlt. Ist das nicht der Fall, dann läuft dabei definitiv etwas falsch.“ Sie berührte ihn sachte an der Schulter. „Und, gehen wir jetzt essen?“ Für sie war das Thema damit erledigt. ~*~*~*~ Draco nickte leicht. Langsam stießen die anderen drei hinzu. Blaise legte Draco den Arm um die Schulter. Irgendwie schien es, als wenn der Blonde gerade eine Runde durch eine Waschmaschine gedreht hatte. In seinen Augen lag eine seltsame Mischung aus Ruhe und... etwas anderem. Beruhigt hatte er sich sichtlich. Er beherrschte sich. Beinahe war es, als wenn antrainierte Reflexe gegriffen hatten und jetzt das Ruder übernahmen. Aber was lag dahinter? ~*~*~*~ Sie gingen essen, oder besser: sie holten sich etwas zu essen und zogen sich in den Weidenhain zurück. Mme Pomfrey hatte ja deutlich gesagt, dass sie vor dem morgigen Tag nicht zu kommen brauchten. ~*~*~*~ An ihrem Lieblingsplatz blieben sie den ganzen Tag über, machte Hausaufgaben und vermieden es, das Gespräch auf etwas Ernsthaftes zu bringen. Es war deutlich sichtbar, dass Draco sich zusammenriss und geistig nicht unbedingt anwesend war, denn es dauerte oft länger, bis man eine Antwort bekam, wenn man ihn etwas fragte. Dann wurde es Zeit für Draco zu dem Training bei Tonks aufzubrechen. Er musste hingehen, wusste er schließlich nicht, ob sie es stattfinden lassen würde. Es regnete, als er aus dem Weidenhain hinaustrat. Klasse. Mit hochgezogenen Schultern machte er sich auf den Weg hinüber zum Schloss. Es war auch langsam merklich kühler geworden. Der Sommer war eben so gut wie vorbei. Bald war schließlich Herbstanfang. Haare und Umhang waren noch feucht, als er schließlich Tonks Büro erreichte und eintrat. ~*~*~*~ Tonks lächelte ihn an. „Hallo, Draco.“ Sie sprang auf, wischte einen Stuhl frei und hielt ihm im nächsten Moment einen ganzen Teller Kekse hin, damit er sich bedienen möge. „Diesmal sind sie von Rolanda!“, verkündete sie glücklich. Offenbar hatten die Lehrer sich untereinander abgesprochen, dass jedes Mal wer anders ihr Kekse spendete, damit sie nicht irgendwann mal einen ihrer Schüler vergiftete mit ihren hausmannigfachen Talenten. Sie wartete nicht einmal auf eine Antwort. „Ist heute nicht so einfach. Albus meinte, Harry könnte nicht kommen, und deswegen müssen wir dir einen anderen Gegner suchen. Ich habe Snape gefragt, aber der hat heute keine Zeit, stattdessen hat er mir das hier gegeben!“ Und schon hielt sie ihm eine Stoffpuppe entgegen, die ganz und gar unförmig und hässlich aussah. „Sie wird dein Gegner sein, dann kann wenigstens keiner verletzt werden!“ ~*~*~*~ Draco betrachtete die Puppe skeptisch. „Snape besitzt eine… Puppe?“ Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. „Aber von mir aus.“ Er zuckte mit den Schultern. Im Moment kam es ihm sogar ganz entgegen, seine Wut mit Schwarzer Magie zu kanalisieren. Und wahrscheinlich war es wirklich geschickt, dafür irgendein lebloses Objekt auszuwählen. Das konnte er höchsten zerstören... Eindeutig war das nicht so schlimm, wie versehentlich jemanden umzubringen... Es war nur die Frage, ob er diese Magie überhaupt würde kontrollieren können. ~*~*~*~ Tonks lachte. „Ich bezweifle, dass es seine ist, auch wenn die Vorstellung einfach zu knuffig ist!“ Sie drückte das Püppchen an sich und drehte sich fröhlich im Kreis. „Snape kuschelt mit seiner Puppe und kann ohne sie nicht schlafen. Mach sie nicht kaputt, Cousinchen!“ Sie zwinkerte ihm zu und lief dann zu der gerade noch erkennbaren Duellbahn, setzte sie auf die eine Seite. Im nächsten Moment sprach sie ein Zauber und die Puppe wuchs, wurde so groß wie sie und noch ein kleines Stückchen größer, stand plötzlich auf eigenen Beinen und grinste trotzdem immer noch genauso dümmlich wie vorher. „So, wir versuchen es heute wieder mit einem neuen Zauber. Schade zwar, dass Harry dagegen die Verteidigung nicht lernen kann, aber das können wir ja nachholen. Saginatio. Den kennst du doch auch, oder?“ ~*~*~*~ Draco nickte schweigend. Natürlich. Der Mästzauber war wirklich... eklig. Aber vermutlich sehr effektiv. Der Blonde trat zu seiner Position und schaute zu, wie Tonks den Bann von seinem Stab löste. Er fixierte die Puppe. Vor seinem inneren Auge tauchten nach und nach die Leute auf, die er gerade wirklich hätte umbringen können. Dobby. Lucius Malfoy. Sollten sie seine Wut abbekommen. Auch, wenn sie irgendwie doch eher Harry galt... „Saginatio!“ Voller Zorn, Hass, Verzweiflung, Schmerz war der Fluch gesprochen. Glühend rot grellte er durch den Raum, traf die Puppe und riss sie mit. Sie blähte sich innerhalb weniger Sekunden auf das Doppelte auf, dehnte sich noch weiter und zerplatzte mit einem widerlichen Geräusch. Ihr weißes Innenleben verteilte sich gleichmäßig über den Raum. Angewidert starrte Draco sie an. Ihn durchpulste wieder dieses machtvolle Gefühl. Er hatte sich nicht zurückgehalten, nichts kontrolliert. Und zum ersten Mal fühlte er sich nahezu eins mit dieser Macht. Beinahe... war er die Bestie. ~*~*~*~ Tonks starrte ihn entgeistert an. Sie kannte diesen Zauber. Sie kannte ihn wirklich gut, aber das… das war zu viel gewesen! Viel zu kraftvoll! Unglaublich viel Macht! Woher nahm er sie? Und… wie zum Teufel hatte sie das bisher übersehen können? Hielt er sich sonst sosehr zurück, wenn er gegen Harry kämpfte? Das war… Ein einziges Wort und der Bann lag wieder auf Dracos Stab. Das war ihr jetzt wirklich nicht geheuer. Sie wollte nicht Gefahr laufen, dass ein Querschläger am Ende sie selbst traf! So schnell wie dieser Zauber wirkte, so schnell konnte sie niemals den Gegenzauber wirken! ~*~*~*~ Draco sah zu Tonks hinüber, als sie die Worte murmelte, um den Bann zu erneuern. „Du hast Angst.“, stellte er nüchtern fest. Eine seltsame Ruhe lag in seiner Stimme. Dann brach diese Ruhe weg. Die Beinahe-Einheit mit diesem Biest war vorbei... Ein Schauder überlief ihn und Kälte umfing ihn. Mit einem leisen Aufkeuchen ging er in die Knie. „Ich auch...“ Es war, als wenn ihm diesmal nicht nur ein winziges bisschen seiner Seele abhanden gekommen war, sondern gleich ein großes Stück. Wo war Harry? Wo war er, wenn er ihn brauchte? Einsamkeit schlug über ihm zusammen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Zur gleichen Zeit erwachte Sirius wieder. Er hatte zuvor von Poppy das Bett neben Harry bekommen, weil er gemeint hatte, er wolle, wenn er schon mal die Möglichkeit dazu hatte, ihm zumindest einige Zeit nahe sein. Sie hatte ihm noch etwas zu essen gebracht, dann hatte er sich hingelegt und nach nur einer halben Stunde war er tatsächlich eingeschlafen. Einfach so. Normal schaffte er das nicht so schnell und schon mal gar nicht um diese Uhrzeit. Harry vollbrachte eben doch immer wieder Wunder. Aber nun hatte ihn etwas wieder geweckt. Draußen regnete es inzwischen, aber das Trommeln der Tropfen an den Scheiben war es nicht, das ihn geweckt hatte, es war Harry. Der Junge wand sich wie unter Qualen, sein Mund bewegte sich unablässig, sein Gesicht war schmerzverzerrt, immer wieder huschte seine Hand über die Narbe, kratzte darüber, dann wieder krallte er sich in die Decke. Ein Albtraum. Sirius war sofort hellwach. Er hatte das ja schon von Ron gehört, dass Harry immer wieder von Albträumen heimgesucht wurde, aber es jetzt selbst zu erleben, das war nicht leicht. Schnell sprang er aus seinem Bett und stürzte zu seinem Patensohn, schüttelte ihn leicht, doch natürlich konnte Harry nicht aufwachen! Aus einem Zauber konnte man nicht ohne weiteres aufwachen! „Poppy!“, rief er und strich sich seine wirren Haare nach hinten, hielt Harrys Hand davon ab, wieder einmal über die Narbe zu kratzen, was diesem ein leises Wimmern entlockte. Eine Träne rollte über seine Wange und Sirius wischte sie sachte weg. „Poppy!“ ~*~*~*~ Die Medihexe rannte aus ihrem Büro in das Zimmer. Das sah gar nicht gut aus! Der Junge drehte sich hin und her, wehrte sich gegen Sirius’ Umarmung, wimmerte und sah ganz und gar elend aus. Die Hexe zückte ihren Zauberstab und sprach einen Antialbtraumzauber auf den Jungen. Nichts! Es brachte ganz und gar nichts! Sie war versucht, ihn aufwachen zu lassen. Sehr versucht. Aber Albus hatte sehr deutlich gemacht, dass er das für keine gute Idee hielt. Er hatte darauf bestanden, dass Harry die nächsten Tage durchschlafen würde, um ihn vor Dummheiten zu bewahren. Und wenn sie an seinen Schockzustand dachte, dann wusste sie, dass ein Aufwachen die Dinge nicht zwangsweise besser machen würde. Eher konnten sie sich noch erheblicher verschlechtern... Nein, das einzige, was ihr einfiel, war... vielleicht eine ganz und gar dumme Idee. Sie kritzelte eine Nachricht auf einen kleinen weißen Zettel und rannte in ihr Büro zurück, um ihre kleine Diensteule auf den Weg zu schicken. Sie hoffte nur, dass er schnell kam. ~*~*~*~ Tonks starrte auf den Jungen zu ihren Füßen. Du hast Angst. Ja, hatte sie. Und es erschreckte sie, dass er das so einfach sehen konnte. Und dass er selbst auch Angst hatte, das war wahrscheinlich das schlimmste, denn es bedeutete, dass er es ganz und gar nicht unter Kontrolle hatte. Das unregelmäßige Klopfen an dem Fenster drang zwischen dem Klopfen des Regens nur langsam an ihren erstarrten Geist, aber schließlich sah sie auf. Eine Eule. Mme Pomfreys Eule… Was sollte das? Was wollte die hier? Die Beklemmung abschüttelnd schritt sie durch das Chaos zum Fenster und öffnete es, ließ die Eule herein, die ihr sofort auffordernd den Fuß entgegenstreckte. Sie nahm den Zettel, entfaltete ihn. ‚Schicken Sie Draco Malfoy sofort zu mir hoch! Pomfrey’ Sekundenlang starrte Tonks auf das Papier, ehe sie zu reagieren fähig war. Sie wirbelte herum. Das konnte doch im Grunde nur eines bedeuten: Etwas war mit Harry! Schließlich war der grade da oben! „Draco, los, komm, wir müssen hoch! Poppy ruft uns!“ Dass sie gar nicht gemeint war, das ignorierte sie geflissentlich. ~*~*~*~ Tonks’ Worten gelang es irgendwie, zu Draco durchzudringen. Irgendwie. Wie durch Watte klangen sie. Seltsam fremd und verzerrt. Poppy. Madam Pomfrey. Das hieß... Es war etwas mit Harry. Schneller, als es für seinen Kreislauf in diesem Zustand gut war, war er auf den Beinen. Er taumelte, hielt sich kurz an Tonks fest, ehe er aus der Tür stürmte. Immer wieder kam er ins Stolpern, fing sich irgendwie wieder. Sein Herz raste, sein Atem ging keuchend. Der Weg war zu lang. Viel zu lang. Warum zum Merlin konnten sie nicht apparieren? Warum hatte er keinen Besen? Warum... Endlich. Die Tür. Er riss sie auf, stürzte hinein und wurde von Pomfrey und Sirius mit sichtlichem Erschrecken angeblickt. Sein Auftritt war wahrscheinlich... höchstdramatisch gewesen. Aber das war egal. Er musste Harry nur sehen, um zu wissen, was los war. „Mr Malfoy... Er...“ Madam Pomfrey rang hilflos die Hände. Mit gezwungen gemessenem Schritt ging er zu dem Bett hinüber. Er hoffte nur, dass er auch etwas tun konnte. Er hoffte es... Auf einmal hatte er Angst, nicht zu Harry durchkommen zu können... Leicht ließ er sich auf der Bettkante nieder und schloss Harry in die Arme, so dass sich der Gryffindor kaum noch bewegen konnte. „Hey... Kätzchen...“, raunte er leise, küsste ihn sachte auf die Stirn, schmeckte das Blut und ignorierte es. Behutsam strich er ihm mit einer Hand über den Rücken, kraulte ihm den Nacken. „Ich bin bei dir... Es ist nur ein Traum. Nicht weiter als ein Traum...“ ~*~*~*~ Was kam, war für die Anwesenden wahrscheinlich so etwas wie ein Wunder. Hatte sich Harry im ersten Moment versteift, entspannte er sich im zweiten auch schon. Zwar blieben seine Augen geschlossen, aber seine Mimik wurde weicher. Mit einem einzigen zittrigen Seufzer entwich auch die restliche Spannung aus seinem Körper. Sein Kopf lehnte sich einfach gegen Dracos und er schlief wieder genauso ruhig wie zu Anfang. Sirius betrachtete das mit Fassungslosigkeit. Klar, er hatte gesehen, dass Draco Harry beruhigen konnte, ihm seine Zweifel nehmen konnte, aber dass das Vertrauen so tief ging, dass er ihn im Schlaf erreichen konnte… Einfach nur unglaublich. Er warf einen kurzen, scheuen Blick zu Mme Pomfrey, die nur mit den Schultern zuckte, dann wurde er fast umgeworfen, als sich Tonks um seinen Hals warf. „Du bist hier!“, jauchzte sie. „Warum sagt mir denn das keiner?“ ~*~*~*~ Draco lächelte weich. Seine Sorgen waren hinfort gewischt. Behutsam strich er dem Gryffindor weiter durch die Haare, zog den warmen Körper eng an sich. Die Erwachsenen um ihn herum hatte er voll und ganz vergessen. Und langsam schwand auch die Kälte aus seinem Körper. Harry musste noch nicht einmal wach sein, um sie zu vertreiben... Madam Pomfrey seufzte erleichtert auf. Sie hatte also Recht gehabt. Die Beziehung zwischen den beiden ging so tief... Dennoch war sie noch ein wenig skeptisch. Sie konnte kaum Draco die ganze Zeit hier sein lassen, oder? ~*~*~*~ Unterdessen hatte Sirius kaum noch Zeit sich um diese seltsame Tatsache Gedanken zu machen, denn Tonks hatte begonnen, ihm die Ohren voll zu quatschen. Sie sprudelte nur so heraus, erzählte, was sie die Zeit über hier so erlebt hatte, beachtete Harry und Draco nicht, wusste sie doch längst, dass die beiden etwas verband, was kein normalsterbliches Wesen nachvollziehen konnte. Immerhin blieb ein Gedanke in ihm haften: Draco tat seinem Schützling gut. Das war jetzt wirklich offensichtlich. Was er nicht zu erreichen vermocht hatte, das hatte dieser Junge innerhalb von Sekunden geschafft. Ein Gedanke, der einen ein klein wenig traurig stimmen konnte, wenn man ihm Gehör schenken würde. ~*~*~*~ Madam Pomfrey beobachtete das Geschehen eine gute Stunde lang, ehe es ihr zu bunt wurde. Draco knuddelte Harry noch immer und Tonks glich einem wahren Wasserfall, dessen Redeschwall den Raum regelrecht Land unter melden ließ. „Es ist Zeit, Harry etwas Ruhe zu geben.“, sagte sie und ihr Tonfall duldete keine Widerworte. „Aber...“, wollte Draco widersprechen. „Nicht nur Tonks und Sirius werden gehen, sondern auch Sie!“, entschied die Medihexe. „Das hier ist immer noch eine Krankenstation. Aber...“ Jetzt wurde ihr Gesicht weicher. „Sie sollten ein Fenster auflassen, damit Kalliope sie leichter erreichen kann, falls Sie noch einmal gebraucht werden.“ Draco nickte mit einem leisen Seufzen. Er war sich sehr sicher, dass sie ihn brauchen würde. Garantiert würde Harry wieder einen Albtraum bekommen... Er hatte doch selbst gesagt, dass sie nur weg blieben, wenn Draco bei ihm war... ~*~*~*~ Sie fügten sich, Sirius, weil er Tonks nicht vor den Kopf stoßen wollte, auch wenn er eigentlich noch immer müde war, Tonks, weil Sirius versprach, sie zu begleitet, Draco, weil die Macht der Erwachsenen doch immer noch mehr zählte als seine Wünsche. Sirius zauberte sich allerdings wieder den Unscheinbarkeitszauber an, damit ihn draußen keiner wahrnahm. Draußen auf dem Gang hielt er Draco noch einmal auf, als dieser sich in die andere Richtung aufmachen wollte. Ein weiches Lächeln zierte seine Lippen, ein warmer Ausdruck lag in seinen Augen. „Danke.“ Vielleicht war es nur ein Wort, aber er war nie ein Mann vieler Worte gewesen, wenn sie nicht Blödsinn bedeuteten. ~*~*~*~ Draco erwiderte Sirius’ Lächeln warm, ergriff seine Hand und drückte sie stumm. „Bis demnächst irgendwann...“ Damit wandte er sich ab und machte sich auf den Weg in den Raum der Wünsche. Es war komisch zu wissen, dass er dorthin ging und Harry nicht da sein würde... Als er ihren Raum betrat, kam er ihm schlagartig unglaublich leer vor. Er kontrollierte die Tränke, kümmerte sich um diese, rührte um, fügte Zutaten hinzu. Danach ließ er sich auf das Bett fallen. Es war leer hier drinnen. Leer. Und ihm wurde wieder kalt. Nein, in diesem Raum hielt er es nicht aus, wenn er nicht wusste, dass Harry gleich hereinkommen würde. Nein, keine Chance, dass er hier bleiben konnte. Er stand auf und nach einem langen Blick durch den leeren Raum verließ er ihn. Eine Kontrollrunde später suchte er den Slytheringemeinschaftsraum auf. Die Stille, die ihm entgegenschlug war wirklich bemerkenswert. Hier hatte ihn wohl wirklich niemand erwartet. Skeptische, abschätzende Blicke trafen ihn. Die üblichen dummen Bemerkungen kamen aus der Ecke von Pucey und Co. und wurden von Draco geflissentlich ignoriert. Für einen Augenblick fühlte er sich hier seltsam hilflos und einsam. Dann waren Blaise und Pansy bei ihm, zogen ihn mit sich zu einer Ecke in der Nähe des Kamins und auch die drei Erstklässler Marv, Zack und Rivers gesellten sich hinzu. Die Kleinen plapperten fröhlich über die heute Flugstunde und Rivers gestand mit hochrotem Kopf, dass er vom Besen gefallen war. Es war ein entspannter, ruhiger Abend - sehr viel ruhiger, als Draco überhaupt in diesen Räumlichkeiten erwartet hatte. Die Schlange schien abzuwarten. Beinahe gelang es ihm, seine Gedanken und Sorgen zu verbannen. Beinahe. Doch immer wieder kamen sie hervor. Schließlich war es Zeit zu Bett zu gehen und gemeinsam mit Blaise trat er in den Schlafsaal der Fünftklässler. Crabbe und Goyle sägten bereits vor sich hin, während Nott noch im Licht seines Zauberstabs irgendeinen Roman las. Kurz lächelte sie der andere Junge an, dann widmete er sich wieder seiner Lektüre. „Seltsam hier...“, murmelte Draco leise, während er das Fenster öffnete, damit Pomfreys Eule ihn auch erreichten konnten. Dann ließ er sich auf sein Bett fallen und griff nach dem Schlafanzug, der akkurat gefaltet auf dem Kopfkissen lag. Er vermisste sogar diese bescheuerten Schlangen! Am liebsten wäre er einfach wieder fortgelaufen, aber die Leere, die ihn im Raum der Wünsche erwartete, die war noch schlimmer. Er zog sich im Bad um und kroch dann unter die Bettdecke. Blaise bedachte ihn mit einem sorgenvollen Blick, sagte aber nichts weiter. Er hatte bemerkt, dass Dracos Stimmung umgeschlagen war. Von Wut hin zu mehr Schmerz, zu Einsamkeit und schon fast so etwas wie Verzweiflung. Draco wälzte sich in dem Bett hin und her. Es fühlte sich... falsch an. Und er fühlte sich beschissen. Und einsam... Und er vermisste Harry. So sehr, dass es wehtat. Und doch brachte er es nicht über sich, sich einfach in den Krankenflügel zu schleichen. Es tat noch immer weh. Diese Minderwertigkeitsgefühle, dieser Eindruck nicht wichtig und unbedeutend zu sein. Für Harry einfach nicht wichtig genug zu sein. Dieses Gefühl schnürte ihm die Luft ab. Nach zwei Stunden hatte er genug. Leise stand er auf. Er musste nur zwei Schritte tun, da hob Blaise seine Bettdecke schon leicht an. „Komm schon. Sonst wirst du noch ganz kalt...“ Draco seufzte leise und kam nicht umhin, sich wie ein kleines Kind zu fühlen, als er in das Bett kroch. Er brauchte Halt, er brauchte Nähe. So erbärmlich dringend. Er schmiegte sich an Blaise, der ihm sachte durch die Haare strich. „Schlaf jetzt...“ „Hm...“, machte der Blonde. „Danke...“ Es war so unübersehbar, dass Harry ihn wirklich verletzt hatte. Blaise hatte zwar keine Ahnung wie und womit, aber... Harry hatte ihm wehgetan. Und er konnte jetzt nichts weiter tun, als diese Wunde ein wenig zu kühlen. Heilen können - das würde er nicht. Das konnte wahrscheinlich auch nur Harry... Er seufzte leise und erstarrte ihm nächsten Moment, als Draco den Arm um seine Taille schlang. Nach einer Weile konnte er hören, wie Dracos Atem ruhig ging. Er schlief... Klasse. Nur er selbst würde wahrscheinlich kaum Schlaf finden... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 'Cause I'm broken when I'm open And I don't feel like I am strong enough 'Cause I'm broken when I'm lonesome And I don't feel right when you're gone away ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: ...und jetzt schläft Harry. Zwangsweise. Anders kann man den ja auch kaum bremsen. Oo Elender Gryffindorsturkopf. Na, wieviele von euch haben Herzanfälle bekommen, weil Draco bei Blaise schläft? *g* Shirokko: Ich find Dumbi toll… *sternchenaugenhat* Er nimmt nichts ernst. Die Ergebnisse der Benotungen: Harry: 1 Draco: wirklich glatt 1 (ihr scheint ihn wirklich zu mögen.^^) Hermione: 3 Pansy: 3 Ron: 3 Blaise: 2 Treffpunkt Sirius ----------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 79: Treffpunkt Sirius Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richard Marx – Days in Avalon. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 79: Treffpunk Sirius Lange schlief Draco nicht. Ein äußerst penetrantes Zerren an seinen Haaren weckte ihn schließlich. „Was...?“, murrte er und blickte eine kleine Eule an. Pomfreys Eule. „Harry...“, murmelte er leise, machte sich aus Blaises Umarmung frei und stand auf. „Was ist?“, sagte der Schwarzhaarige schläfrig. „Muss zur Krankenstation...“ Draco zog bereits seine Hose an. „Warum?“ „Harry braucht mich...“ Ja, vielleicht brauchte er ihn doch. Wenigstens ein bisschen... Blaise seufzte leise und zog die Decke wieder hoch. „Bis morgen...“ Einen Moment lang blinzelte der Blonde verwirrt. Das hatte jetzt aber reichlich komisch geklungen... Aber egal. Was zählte, war Harry. Keine Minute später war er auf dem Weg zur Krankenstation, wo ihn Madam Pomfrey bereits erwartet. Harry wälzte sich wieder im Bett und stöhnte leise. Erneut hatte er sich die Narbe blutig gekratzt. „Vielleicht... sollten Sie dauerhaft hier bleiben.“, stellte die Medihexe fest. Wenn das wirkte... Dann war sie wirklich überzeugt, dass Draco Malfoy so etwas wie ein menschlicher Traumfänger für Harry Potter war. Draco trat zu dem Bett, streifte die Schuhe ab und kroch zu Harry unter die Decke. Sachte zog er ihn in seine Arme. „Hey, Kätzchen... Ich bin doch da...“ ~*~*~*~ Harry beruhigte sich tatsächlich wieder, kaum dass Draco bei ihm war. Einmal rieb er noch über seine Stirn, wie um ein lästiges Insekt zu vertreiben, dann seufzte er und kuschelte sich an ihn. Seine Lippen bewegten sich lautlos, dann war Ruhe. Mme Pomfrey schüttelte den Kopf. Das war doch wirklich mal unfassbar, oder? Wenn sie das irgendjemandem erzählen würde, würde es sicher keiner glauben. Sirius ausgenommen, denn der hatte es gesehen. Die Blaulichthexe ließ die beiden Jungen für den Rest der Nacht alleine, kam erst am nächsten Morgen zu ihnen, um Draco zu wecken und ihm und Sirius ein Frühstück zu bringen. Sie ließ ihm die Wahl: Training oder hier bleiben. Sirius schlief noch. Er war sogar nach Draco erst gekommen, weit nach Mitternacht. ~*~*~*~ Draco sah Harry nur an und lächelte leicht. „Hier bleiben...“ Er stockte. „Kann ich mir Ihre Eule leihen?“ „Natürlich.“ Pomfrey lächelte und ging fort, um Kalliope zu holen. Draco kritzelte in der Zwischenzeit mit Harrys Feder eine kurze Nachricht an Blaise auf ein Stück Papier. Sobald die Medihexe wieder da war und die Eule auf seinen Arm hopste, reichte er dem Vogel den Zettel, den dieser in den Schnabel nahm und dann damit davonflog. Keine zehn Minuten später erklang Blaises Antwort in seinen Gedanken. *Dachte ich mir schon.* Draco musste erneut lächeln. Es tat gut zu wissen, dass Blaise da war... ~*~*~*~ Im Bett nebenan bewegte sich der Insasse, setzte sich letztendlich auf. Sirius blickte den Blonden an, sein Blick verschlafen und müde und nicht ganz klar. Seine schwarzen Augen blinzelten ein paar Mal, dann grinste er wieder. „Du bist ja schon wieder da? Hab dich gar nicht kommen gehört.“ Er streckte sich einmal und gähnte herzhaft. ~*~*~*~ „Du warst noch nicht da, als ich kam... Scheint eher, als wenn du mich übersehen hast, als du aufgetaucht bist.“ Draco grinste. Er saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Bett und Harry missbrauchte seinen Oberschenkel als Kopfkissen. Eine Hand hatte der Blonde in Harrys Haar vergraben und kraulte ihn sachte. ~*~*~*~ Sirius blinzelte wieder, dann ließ er sich stöhnend in sein Kissen zurücksinken. „Oh Mann. Diese Frau kann einen aber auch fertig machen!“, jammerte er und schielte im nächsten Moment zu seinem Irgendwie-Neffen hinüber. „Das wirst du auch noch feststellen: Tonks kann einen in den Wahnsinn treiben, wenn Remus nicht da ist.“ ~*~*~*~ „Ich kenne sie bisher nicht anders...“ Draco musste lachen und wurde einen Augenblick später ernst. „Und dabei ist sie meine Cousine...“ Er stockte. „Schon komisch, dass die Familie einerseits so hochgehalten werden kann und doch einige Personen einfach ausgeblendet werden...“ ~*~*~*~ Sirius seufzte. „Das war schon immer so. Mein Onkel wurde ausgeschlossen, weil er es wagte, seinem flüchtigen Neffen Gold zu geben, damit ich überlebte, dabei war er vorher sehr angesehen.“ Er setzte sich auf. „Du wirst auch ausgeschlossen werden.“, erklärte er ernst, dann grinste er. „Aber so schlimm ist das gar nicht. Man wird dadurch kein anderer Mensch und es ist doch beruhigend zu wissen, dass so eine Familie nichts mehr mit einem zu tun haben will, dann hat man zumindest seine Ruhe.“ Sein Blick fiel auf Harry, der noch immer schlief. „Er vertraut dir wirklich bedingungslos.“, sagte er leise und lächelte. Seine Stimme klang ein klein wenig melancholisch. „Wenn sein Vater das wüsste, würde er durchdrehen. Ein Malfoy-Sohn…“ Wieder kicherte er leise. ~*~*~*~ „Ich könnte es ihm noch nicht mal verdenken...“ Mit einem schiefen Lächeln blickte Draco auf den schwarzen Haarschopf auf seinem Schoß hinunter. „Ich habe zu lange... Dinge getan... die ich nicht hätte tun sollen.“ Er seufzte leise. „Und jetzt...“ Er strich Harry weiter durch das Haar, entwirrte einige Strähnen, die sich beinahe sofort wieder verdrehten. Fast, als wenn sie ein Eigenleben hätten... „Ohne Harry... würde ich es nicht schaffen.“ ~*~*~*~ Sirius blickte ihn an. Wahrheit lag in dieser Stimme, in der Haltung, in seinem Blick. Wie süß. Da hatte es also nicht nur Harry voll erwischt. Und offenbar war auch Remus’ Befürchtung, Draco könnte es nicht ernst meinen, vollkommen unsinnig gewesen. Es war erleichternd, das zu wissen. Sein Grinsen wurde breiter. „Und, konntest du seine Zweifel auslöschen?“, fragte er und sein Blick war ganz eindeutig frech. ~*~*~*~ Dracos Miene wurde augenblicklich verschlossener. Das war doch... Klar. Wahrscheinlich war Sirius in der Heulenden Hütte gewesen, als Harry und er sich dort unterhalten hatten... Oder Harry hatte es ihm sogar erzählt... Aber so oder so... „Das geht dich gar nichts an.“, stellte er kühl fest. ~*~*~*~ Sirius begann zu lachen. Der war wirklich gut! Dass er das so schnell durchschaut hatte! Und wie er gleich an die Decke ging… Wie James. Wie süß! „Reg dich ab.“, sagte er und griff nach dem Tablett, das Mme Pomfrey für ihn dagelassen hatte. Er hatte Hunger. Und wie. Und frische Brötchen waren genau das Richtige jetzt! „Es ist alles okay und keiner hier will dir was Böses.“ Er blickte auf Harry hinab. „Vielleicht wäre es sinnvoller, euch ein Zimmer zu zweit zu geben, wenn er ohne dich gar nicht mehr schlafen kann.“ Ein theatralisches Seufzen. „Remus wird ausrasten.“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Es wirkte vorletztes Jahr so, als wenn ihm etwas an Harry liegt... Also lass ihn einmal die Albträume miterleben und er wird kaum noch etwas sagen.“ ...Moment mal. Er plante wirklich seine Zukunft? Eine Zukunft mit so etwas wie... einer Familie? Ihm wurde einen Augenblick lang ganz anders und er hielt sich unwillkürlich an Harrys Schulter fest. Er fühlte sich von Sirius seltsam angenommen, ja, richtig akzeptiert. Das hatte er nicht erwartet. Vor allem nicht mit seiner Vorgeschichte. ~*~*~*~ „Ich glaube, ich erzähle es ihm lieber gleich. Das sollte Harry wirklich nicht zu oft erleben.“ Stirnrunzelnd sah er den Schwarzhaarigen an, dessen Stirn wieder verheilt war, zweifelsohne Poppys Verdienst. Dann wurde sein Gesicht düsterer. „Ich hätte da eine Frage im Vertrauen.“, begann er und war sich absolut nicht sicher, ob er das wirklich fragen sollte. Was wäre, wenn Snape davon mitbekam, dass er ihm noch immer misstraute? ~*~*~*~ „Frag.“ Draco legte den Kopf schräg und musterte den Älteren. Falls ihm die Frage irgendwie unangenehm war, konnte er sich ja immer noch entscheiden, sie nicht zu beantworten... ~*~*~*~ Sirius musterte ihn einige Augenblicke kritisch, dann seufzte er. „Wäre es zuviel verlangt, wenn ich dich bitte, mir zu sagen, was du persönlich über Snape denkst?“, überwand er sich schließlich. Ob Draco Harrys Meinung bestätigen würde? ~*~*~*~ Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Wieso sollte es?“ Er dachte einen Augenblick nach und sagte dann: „Er ist... schwer einzuschätzen. Ich habe immer geglaubt, dass er auf der Seite meines Vaters steht, aber... Er hat mir das Gegenteil gezeigt. Er hat verhindert, dass Harry und... er aufeinandertreffen. Und er bildet uns in Okklumentik aus. Nicht, dass er es nett tut, aber... Er scheint es ehrlich zu meinen. Er... bereut offenbar, was er damals getan hat. Frag Harry, wenn er wieder wach ist. Er hat es in Snapes Erinnerungen gesehen...“ ~*~*~*~ Nickend wandte Sirius seine Augen schließlich wieder von ihm, biss endlich in sein Brötchen. Erst als er drei Bissen gegessen hatte, antwortete er. „Ich kann ihn trotzdem nicht leiden.“, erklärte er endgültig. ~*~*~*~ „Das kann ich nur unterschreiben.“, erwiderte Draco trocken. Snape war wirklich ein elender Mistkerl. Insbesondere dann, wenn man seine Wut auch abbekam... Er langte ebenfalls nach dem Frühstück auf seinem Nachttisch. Langsam bekam er wirklich Hunger. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal etwas gegessen? ~*~*~*~ Sirius prustete bei dieser Antwort in seinen Tee. Er blickte wieder zu ihm und seine Augen funkelten amüsiert. Das aus dem Munde eines Malfoy? Wahnsinn! Was hatte Snape nur getan, um diese Meinung bei einem seiner Lieblinge heraufzubeschwören? „Das Training scheint nicht wirklich zu seinen Gunsten zu verlaufen…“, murmelte er zufrieden und trank breit grinsend weiter seinen Tee. Snape schaffte es doch immer wieder, sich unbeliebt zu machen. Was ein unbestreitbar grausiges Talent. ~*~*~*~ „Gelinde gesagt. Vor allem nicht, wenn er einen absichtlich demütigen will...“, knurrte Draco und misshandelte sein Brötchen. Das machte ihn wieder wütend. Es gab Dinge, die hatte einfach niemand zu sehen! ~*~*~*~ Den Blick aus dem Fenster wendend nickte Sirius. Es war immer so gewesen. Snape war immer so gewesen. Die traurige Wahrheit war nur, dass er und James es gewesen waren, die das nur noch gefördert hatten. Das sah er jetzt ein, damals dummerweise noch nicht. Aber na ja. „Macht ihr Fortschritte?“, fragte er. Harry hatte ihm darüber nie etwas berichtet, aber es interessierte ihn. Snape hatte er nicht fragen wollen. ~*~*~*~ „Es... geht.“ Draco zuckte mit den Schultern. „Snape ist nicht gerade mitteilsam, was Lob angeht... Aber... es gibt einen Ort, an den er nicht gelangen kann. Einen Ort, den er nicht betreten kann, egal, wie sehr er es auch versucht. Und das ist doch ein Anfang.“ Er lächelte bei diesen kryptischen Worten. „Ich weiß nicht... Es ist schwer. Wie so vieles...“ ~*~*~*~ Sirius nickte, dann blickte er ihn wieder an. „Es ist wirklich schwer.“, lachte er. „Ich habe zusammen mit den anderen Rumtreibern zwei Jahre gebraucht. Wenn du jetzt schon eine Insel hast, die nur dir gehört, dann ist das sehr gut. Mehr als viele in deinem Alter erreichen könnten.“ Er grinste. „Ja, ja. Unsere begabte Jugend…“ Dann machte er sich über sein zweites Brötchen her, bevor er weitersprach. „Aber das ist noch nicht alles. Wenn ihr das erst mal könnt, dann wird es noch viel schlimmer.“ Tja, Dumbledores Trainingsplan sah nicht gerade Schonung vor. ~*~*~*~ „Toll.“ Draco zog eine Schnute. „Wahrscheinlich sind wir dann schon fertig, ehe wir überhaupt irgendetwas mit unseren... Gegnern zu tun hatten.“ Er schnitt eine Grimasse. Aber natürlich war Vorbereitung notwendig. Dumbledore hatte doch etwas von einer Zeit zu lernen gesagt. Das meinte wohl nicht nur Okklumentik, Potenzialmagie und die Beherrschung seiner Schwarzen Magie... „Aber...“, fuhr er fort und lächelte jetzt betont optimistisch. „Wir schaffen das.“ Ja, das würden sie. Aber er wusste nicht, ob er mit der Schwarzen Magie fertig werden würde. Das Erlebnis gestern saß ihm noch zu sehr in den Knochen. ~*~*~*~ Sirius lachte erfreut. Ja, das hörte man doch gerne. Vielleicht war er mit Dumbledores Plan nicht einverstanden, weil sein kleiner Schützling da eine ziemlich gefährliche Rolle spielte, aber es schien, als wären die Jungen selbst ziemlich zuversichtlich. Wenn selbst Draco, den er ziemlich pessimistisch eingeschätzt hatte, daran glaubte… „Ich werde mal darauf vertrauen.“, lächelte er. „Auf jeden Fall sind wir ja auch noch da. Allein seid ihr also nicht.“ Dann schob er sich den letzten Bissen seines Brötchens in den Mund. „Sag mal. Was ist das mit der Schwarzen Magie?“, fragte er nach einiger Zeit leise, nachdem Draco nicht geantwortet hatte. „Tonks war richtiggehend verängstigt und das ist sie unter normalen Umständen nie…“ Das war etwas, was ihn wirklich beschäftigte, schließlich wandte Draco diese Kraft auf Harry an und den wollte er sicher nicht wegen so was verletzt sehen. ~*~*~*~ Dracos Blick wurde leer. „Ich habe gestern... die Kontrolle verloren. Ich war... zu wütend...“ Schon einmal war er so wütend gewesen... Als er Snape... Oh bei Merlin. Wenn er das getan hätte! Das Bild der zerfetzten Puppe schoss durch seine Gedanken und er wurde blass. Das war... Nein. Das durfte nicht passieren... Ein Zittern durchlief ihn und er hielt sich an Harry fest, spürte seine beruhigende Wärme, suchte die Nähe. Er brauchte ihn. So dringend. So erbärmlich dringend... ~*~*~*~ Sirius sah das Zittern aus den Augenwinkeln. Draco schien sich das wirklich zu Herzen zu nehmen, dabei könnte er froh sein, dass er so eine große Macht besaß… Er konnte die angehende Angst der Erkenntnis förmlich riechen… Und dann sah er etwas, was ihn direkt gleich zweimal hinsehen ließ. Harrys Hand… Der Junge hatte sich die ganze Zeit über nicht einmal bewegt, aber jetzt bewegte sich seine Hand. Sie krallte sich in den Ärmel von Dracos Hemd und er runzelte die Stirn. Das war doch wohl… Ein neuer Albtraum? Oder bekam er Dracos schlechtes Gewissen etwa im Schlaf mit? ~*~*~*~ Draco griff nach Harrys Hand, drückte sie fest. Langsam wurde sein Atem ruhiger und irgendwie erlangte er seine Beherrschung zurück. „Es... passiert nicht, wenn ich gegen Harry antrete...“, erklärte er leise, denn er wollte nicht, dass Sirius glaubte, dass er seinen Freund in Gefahr bringen würde. „Dann kann ich es kontrollieren. Wegen ihm kann ich es kontrollieren.“ Abrupt hob er den Kopf und blickte den Animagus an. „Aber wenn... diese Wut freie Bahn hat...“ Er führte den Gedanken nicht weiter aus. Das musste er wohl auch nicht. „Das macht mir Angst...“, fügte er leise hinzu. Damit gestand er es schon zum zweiten Mal ein. Zum zweiten Mal und das gegenüber einem Menschen, den er kaum kannte – und der ihn kaum kannte. Und der ihn doch irgendwie angenommen hatte... ~*~*~*~ Sirius runzelte die Stirn. Das kam ihm irgendwie bekannt vor. Sehr bekannt. Remus hatte auch etwas in sich, das ihn wütend machte. So wütend, dass er alles damit zerstören konnte. Alles, was sich ihm in den Weg stellte. Einzige Möglichkeit, dann bei ihm zu sein, war die Tiergestalt des Animagus, die sie für ihn angenommen hatten, als sie noch zur Schule gingen. Es schien fast so, als wäre Harry so etwas wie der Ruhepol von Dracos innerem Dämon. Der schwarzhaarige Mann lächelte milde, nippte wieder an seinem Tee. Das war beruhigend zu wissen, dass dieser Junge nicht allein damit war, so wie es Remus gewesen war, bevor sie sein Geheimnis entdeckt hatten. Schon komisch, dass er Draco schon soweit ins Herz geschlossen zu haben schien, dass er froh für ihn war, dass er nicht alleine war… Aber der Junge hatte es auch einfach mal nicht einfach, wenn er Harry Glauben schenken durfte. „Ich werde schauen, dass ich eine Möglichkeit finde, wie ich dir helfen kann.“, versprach er leise, eigentlich mehr sich selbst. ~*~*~*~ Dracos graue Augen weiteten sich überrascht. Das war nun wirklich das letzte, womit er gerechnet hatte. „Danke...“, wisperte er leise und schlug die Augen nieder. Er blickte auf die verschlungenen Hände von Harry und ihm. Harry war da. Zeigte ihm ganz deutlich, dass er da war. Wie konnte er da noch Zweifel hegen? Aber er bekam dieses Gefühl einfach nicht weg... Genauso, wie er sich jetzt unwillkürlich fragte, ob Sirius das für ihn tun wollte – oder weil er dummerweise der Junge war, in den sich sein Patenkind verliebt hatte... ~*~*~*~ „Keine Ursache. Eigennutz, würde ich sagen.“ Er lachte, meinte es nicht im Geringsten so. „Aber sag mal, habt ihr eigentlich schon eine Ahnung, wie ihr euer Wissen über Snapes Katzen-Phobie ausnutzen wollt?“ Schalk blitzte in seinen Augen auf. ~*~*~*~ Etwas in Draco krampfte sich zusammen. Ein Scherz. Klar, natürlich war es ein Scherz. Nichts weiter. ...oder? „Noch nicht...“ Draco zuckte mit den Schultern. „Aber verdient hat er es sich mittlerweile...“ Seine grauen Augen blitzten verheißungsvoll auf, als er an all die Demütigungen dachte. Und an das unsinnige Duell, dass der Lehrer mit Harry ausgefochten hatte. Oh ja, verdient hatte er es definitiv! ~*~*~*~ „Er hat es immer verdient!“, korrigierte Sirius gespielt entrüstet. „Aber dass ihr noch nichts getan habt… Also echt! Die Gelegenheit und ihr lasst sie einfach so verstreichen…“ Kopfschüttelnd stellte er sein Tablett zurück auf den Nachttisch und setzte sich Draco dann gegenüber, um ihn direkt fixieren zu können. Das konnte doch nicht wahr sein. James wäre entsetzt, dass sein Sohn nicht in seine Fußstapfen treten wollte. „Fangen wir an zu überlegen. Was habt ihr für Möglichkeiten…“ Eine kurze Pause. „Lesen tut ihr nicht in seinem Unterricht, oder?“ ~*~*~*~ Draco betrachtete Sirius aufmerksam. Schalk sprach aus seinen tiefen, dunkelgrauen, beinahe schwarzen Augen. Er bekam gerade eine ziemlich gute Idee davon, wie Sirius wohl als Schüler gewesen sein musste. Der Albtraum eines jeden Lehrers! „Hin und wieder... Im Moment wäre es nur ungeschickt, weil er seine Wut jedes Mal beim Training an uns auslassen würde.“ Draco verdrehte die Augen. „Und ehrlich: Noch mal mag ich ihn in gewissen Dingen nicht rumschnüffeln haben, nur, weil ich ihn gereizt habe...“ Er überlegte einen Augenblick. „Nein, es müsste etwas wirklich Großes sein, bei dem er weder Harry noch mir die Schuld geben kann, weil viel zu viele mitmachen beziehungsweise betroffen sind... Aber das ist wohl eher was für die Weasley-Zwillinge.“ ~*~*~*~ „Ach ja.“ Sirius grinste. „Harrys Vorgänger mit der Rumtreiberkarte. Ja, die würden das natürlich grandios ausnutzen. Das, was Harry und Ron über sie erzählt haben… Sie machen uns wirklich alle Ehre in ihrem Einfallsreichtum… Okay, das solltest du ihnen also so bald wie möglich stecken, dann bräuchtet ihr ja nur noch zu warten.“ Dann legte er den Finger nachdenklich ans Kinn. „Die Frage ist nur, ob er euch nicht trotzdem die Schuld gibt… Schließlich seid ihr die einzigen, die es wissen konnten, und Harry hat obendrein noch Kontakt zu ihnen. Das macht euch tatsächlich zu Hauptverdächtigen…“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Das wird sich wohl kaum ändern. Es gibt absolut keine Chance, im Moment aus seiner Schussbahn zu kommen.“ Er dachte einen Augenblick lang nach und fügte hinzu: „Die Zwillinge dürften es schon wissen... Ron hat es ihnen schon gesteckt.“ Er grinste leicht. ~*~*~*~ Sirius lachte glücklich und klatschte in die Hände. Wow, das würde er wirklich gerne sehen. Von diesen beiden hatte er bisher ja wirklich nur gutes gehört oder gesehen! Aber damit war die Rache für Draco und Harry nichtig geworden. Sie brauchten eine neue Perspektive und wer war da besser geeignet, ihnen ein paar von Snapes schwachen Punkten zu verraten, als er? In der folgenden Stunde erzählte er Draco von Snapes Lieblingsteddybären, den er früher immer mit im Bett gehabt hatte, von einer unerklärlichen Leidenschaft für Blaubeerpudding, von einem Faible für stille, kühle und sonnige Orte wie dem Birkenhain am See und und und. Er war völlig ausgelassen und fröhlich, fühlte sich in eine Zeit zurückversetzt, wo die Welt noch in Ordnung gewesen war, er noch hier zur Schule gegangen war und wo seine einzige Sorge darin bestanden hatte, herauszufinden, wie man Snape am besten ärgern konnte. Damals war James noch da gewesen und er begann Draco von dem damaligen Jungen zu erzählen, beschrieb ihm Taten und Gedanken, die er gehabt hatte. Er erzählte ihm, dass er früher förmlich in der Potter-Familie aufgewachsen war, häufiger bei James’ Eltern gewesen war als bei seinen eigenen, und er berichtete ihm von den Lehrern damals. Bis Tonks plötzlich wieder in der Tür stand und ihn mit sich hinausschleifte, weil sie ihm etwas ganz wichtiges zeigen wollte. Grinsend winkte er dem blonden Jungen noch einmal zu, dann war er verschwunden. Verhaftet von seiner Freundin. ~*~*~*~ Draco hatte bei Sirius’ Bericht immer wieder lachen müssen. Das, was sie alles angestellt hatten – Wahnsinn! Und Harry war wahrscheinlich selig, einen solchen Paten zu haben. Jemanden, der ihm so von seinen Eltern erzählen konnte. Er freute sich. Vor allem für Harry. Kurz nachdem Sirius schließlich von Tonks entführt worden war, tauchte das Quartett auf und verbrachte den Rest des Tages bei ihnen. Harry schlief weiterhin tief, fest und eng an Draco gekuschelt. Blaise legte demonstrativ Dracos Gedankenbuch auf dem Nachttisch ab. ‚Meld dich, wenn du mich brauchst’ hieß das und Draco war dankbar dafür. Sie spielten Zauberpoker, machten Hausaufgaben und irgendwie ging der Sonntag wirklich um. Am Abend kam Sirius zurück und die vier wurden von Madam Pomfrey fortgeschickt. Draco durfte wirklich bleiben. Da lohnte es sich echt, dass Pansy darauf bestanden hatte, ihm einen Schlafanzug mitzubringen. Der eigene war eben doch schöner als der vom Krankenflügel. Nachdem er sich noch eine ganze Weile mit Sirius unterhalten hatte, schlief er schließlich ein – eng an Harry gekuschelt. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war das erste, was er sah, das sorgenvolle Gesicht von Albus Dumbledore. Draco setzte sich auf und ließ Harry sachte in das Kissen zurückrutschen. „Ist...“, begann er und der Schulleiter nickte. „Hagrid ist tot.“ Der Blonde sah auf den schlafenden Jungen neben sich. Nein. Das durfte nicht geschehen sein! Es durfte einfach nicht! ...Harry würde durchdrehen! Verzweifelt und hilfesuchend blickte Draco Dumbledore an. „Was jetzt?“ „Poppy wird ihn aufwecken...“ Der alte Zauberer seufzte leise. „Das können wir ihm doch nicht vorenthalten. Hagrid war sein Freund...“ Draco nickte nur schwach und strich Harry über die Wange. „Er wird durchdrehen...“, raunte er leise. Madam Pomfrey erschien auf der Bildfläche und bedachte Dumbledore mit einem ratlosen Blick. Sie war sich offenbar auch nicht ganz sicher, ob das hier jetzt das Richtige sein würde... Dennoch zog sie ihren Zauberstab und wirkte den Spruch, der Harry aufwachen ließ. ~*~*~*~ Harry fühlte sich, als würde er aus einem dichten Nebel ins Freie treten. Er fühlte sich zerschlagen, wo er doch eigentlich vollkommen ausgeschlafen sein müsste, aber irgendwie… Er schlug die Augen auf und blickte direkt in blaue, besorgte, dunkle Augen. Mme Pomfrey. Dahinter Dumbledore. Rechts von ihm Sirius. Links spürte er Draco. Was war hier los? Langsam setzte er sich auf, wachsam und misstrauisch. Warum… warum war er überhaupt auf der Krankenstation? Das war doch nicht normal, zumal er sich gar nicht daran erinnerte, dass er irgendwas Gefährliches gemacht hätte. Hilfesuchend blickte er zu Draco. Was wurde hier gespielt? ~*~*~*~ „Harry.“ Dumbledore ergriff das Wort. „Du hast beinahe drei Tage lang geschlafen. Wir haben jetzt Montag...“ Seine Stimme war weich und sanft, spendete deutlich Ruhe und wenn Draco nicht gewusst hätte, worauf der Schulleiter abzielen würde, hätte er sich tatsächlich von ihr einlullen lassen. Aber so... Er nahm Harrys Hand und hielt sie fest. Der wirre Ausdruck in den grünen Augen, diese offensichtliche Suche nach Hilfe, diese Orientierungslosigkeit... Er wollte ihm wenigstens soviel Halt geben, wie er konnte. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte zu dem weißhaarigen Schulleiter, sprachlos. Drei Tage? Drei ganze Tage? Es war… Montag? Echt? „Warum…?“ Seine Stimme war gebrochen, klang rau und zeugte von seiner Unsicherheit. Und ganz tief in sich wusste er, dass er die Antwort nicht wissen wollte. Ganz tief in sich wusste er, dass er es eigentlich wissen sollte, es aber verdrängt hatte. Drei Tage… Bei dieser Zahl schrillte eine Alarmglocke in ihm los, die ihn in Angst versetzte. Da war doch etwas gewesen, oder? ~*~*~*~ „Weil du sehr verwirrt warst, Harry. Du hast unter Schock gestanden und wolltest weglaufen. Es war besser für dich, eine Weile zu schlafen...“, fuhr Dumbledore fort. Der Blick seiner blauen Augen war ernst. Es war ja wirklich nett, wie verständnisvoll Dumbledore war, aber Draco fand, dass er zum Punkt kommen konnte. Das grenzte hier an Folter. Harrys aufgerissene Augen zeigte nur zu deutlich, dass er sich langsam erinnerte – und begriff. ~*~*~*~ Unter Schock? Blässe legte sich über seine Wangen, als Harry zu Sirius hinüber sah, der sichtlich angespannt zurückblickte. Warum war Sirius überhaupt da? Wann war er gekommen? Und warum lag er hier in einem Krankenbett? Was…? Seine Hand krallte sich in Dracos. „Was ist passiert?“, fragte er gepresst. Irgendwie befürchtete er jetzt wirklich das schlimmste. Das Aufgebot, die besorgten Gesichter… Was bitte war geschehen? Er erinnerte sich an gar nichts mehr! ~*~*~*~ „Du wolltest abhauen. Um Hagrid zu retten, denke ich.“ Dumbledore blickte den Jungen über den Rand seiner Brille hinweg an. „Sirius hat dich aufgehalten, als du den Geheimgang in die Heulende Hütte nehmen wolltest. Wir haben dich hierher gebracht und dann hast du... geschlafen.“ Draco strich sanft über Harrys Hand. Der Griff tat weh, so fest war er. Doch das gab er mit keinem einzigen Ton zu verstehen. ~*~*~*~ Hagrid retten… Ganz langsam sickerte etwas in seine Gedanken, das er eigentlich lieber nicht mehr gewusst hätte. Etwas, das er nicht wollte, nicht haben wollte, das er in der Realität nicht anerkennen wollte, denn Dumbledore hatte in der Vergangenheit gesprochen. Drei Tage… An dem Tag, an den er sich langsam zu erinnern glaubte, waren es noch drei Tage gewesen. Drei Tage, die er jetzt verschlafen hatte. Warum? Weil Sirius ihn aufgehalten hatte. Ein einziger Blick zu seinem Paten offenbarte ihm die ganze Wahrheit. Hätten sie ihn aufgehalten und Hagrid wäre jetzt zurück, wären ihre Gesichter nicht so düster. Und das wiederum musste bedeuten… „Ihr habt ihn sterben lassen.“ Tonlos, stimmlos. Ungläubigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht. „Einfach…“ …so. Und ich bin schuld, weil er wegen mir zurückkommen wollte! Das bahnte sich jetzt in sein Gedächtnis. Hermiones und Blaises Worte. Halb gerettet… Und er war schuld. ~*~*~*~ „Wir haben ihn nicht sterben lassen“, antwortete Dumbledore ruhig. „Es waren... die Umstände. Es kam zu einem Machtkampf unter den Riesen. Hagrid war schon auf dem Rückweg, als ihn... einige Sympathisanten derjenigen, die sich den Todessern anschließen wollten, an der Nordsee erwischt haben. Nahe des deutschen Teils der Insel Usedom. Wäre er geblieben... ist es unwahrscheinlich, dass er die Unruhen überlebt hätte. Harry, Hagrid wusste, auf welche Gefahren er sich bei seinem Auftrag einließ. Du trägst keine Schuld, Harry.“ Er wurde immer bestimmter. Draco blickte Harry an, legte ihm einen Arm um die Schultern und zog ihn an sich. Diese Fassungslosigkeit... Das war beinahe schon blankes Entsetzen. ~*~*~*~ Harry bekam von Dumbledores Erklärung nicht wirklich viel mit. Sympathisanten, Nordsee, Unruhen, Rückweg. Das waren die Worte, die wie ein Echo in seinem Kopf Widerhall fanden. Den Rest aufzunehmen war er einfach nicht fähig. Es war auch nicht nötig. Den Grundkern verstand er auch so. Hagrid war tot, weil er zurückgekommen war, und seine Prophezeiung war zutreffend gewesen. Sie war eingetroffen und er hatte es nicht verhindern können. Wie bei Percy. Sie waren beide gestorben. Obwohl sie es gewusst hatten. „Wo… ist er jetzt?“ Noch immer tonlos, Halt suchend in Dracos Umarmung, sich aber nicht darauf konzentrieren könnend. „Haben… sie ihn gefressen?“ Das war es doch, was Riesen taten, nicht wahr? ~*~*~*~ „Nein.“ Dumbledore schüttelte den Kopf. „Das Ehepaar Kiwitter, zwei gute Bekannte von mir, hat ihn gefunden und die Riesen verjagen können... Aber sie konnten ihn nicht mehr retten. Wir werden ihn... morgen beerdigen. Hier, am Verbotenen Wald.“ Zum ersten Mal verriet Dumbledores Stimme seine Traurigkeit. ~*~*~*~ Die Erleichterung ob der Worte floss beinahe sanft unter die bohrenden Schuldgefühle, blieben darunter jedoch verborgen. In ihm herrschte eine seltsame Dumpfheit, es war fast, als schwebte er in einem leeren Raum. Er nahm alles nur noch gedämpft wahr, als würde er einen von Dudleys seltsamen Filmen sehen. Momentan war dieser Film traurig, denn der Hauptcharakter hatte einen Freund verloren. Sirius neben ihm blickte wirklich betreten drein, Mme Pomfrey besorgt, Dumbledore ebenfalls, beiden war die Trauer anzumerken, aber irgendwie kam es ihm so vor, als wäre die ganze Situation nicht mehr als ein bisschen Bedauern für den Held wert, denn so wie in jedem Film würde es doch ein Happy End geben, nicht wahr? Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er die Augen schloss und sich in Dracos Armen fallen ließ. Da, so musste es sein. Der Held hatte jemanden an seiner Seite, der ihn stützte und für ihn da war. Sonst wäre er ja kein Held… Fragte sich dann nur, warum er Draco verdient hatte… ~*~*~*~ Draco strich Harry sanft über das Haar, hielt ihn fest, kraulte ihm den Nacken. Er fühlte sich ganz elendig hilflos. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Madam Pomfrey den Zauberstab sinken ließ, den sie die ganze Zeit über erhoben gehalten hatte. Sie hatte offenbar wirklich damit gerechnet, dass Harry durchdrehte... Wenn er ehrlich war, dann er auch. Aber jetzt schien es eher, als wenn Harry vollkommen erschöpft war. Er weinte doch noch nicht einmal... Doch vielleicht war das auch so etwas wie Schock. ~*~*~*~ Sirius stand letztendlich auf, kam ebenfalls zu Harry, setzte sich auf sein Bett und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er war beinahe ebenso hilflos wie Draco oder die beiden anderen. Keiner sagte mehr ein Wort, denn jeder wusste, dass es nichts bringen würde. Mitleidsbekundungen waren überflüssig, weil Harry unter Garantie wusste, dass sie ebenfalls darunter litten, Unschuldsversicherungen waren nutzlos, weil er sie nicht anerkannte. Also blieb ihnen nur noch Schweigen. Irgendwann ging Professor Dumbledore hinaus; er musste die schreckliche Nachricht auch noch an die anderen Schüler weiterleiten und diese würden in der nächsten Viertelstunde alle zum Essen in die Große Halle kommen. ~*~*~*~ Eine knappe Stunde später tauchten die vier Freunde auf der Krankenstation auf. Hermione hatte sichtlich geweint und hing an Rons Arm. Auch der Rotschopf sah sichtlich mitgenommen aus. Selbst Blaise und Pansy, die Hagrid doch weniger Sympathien entgegen gebracht hatten, waren erkennbar blass. Langsam wurde das Bett voll, doch Draco brachte es nicht über sich, irgendeinen von ihnen wegzuschicken. Das ging doch nicht. Harry lag noch immer in seinem Armen, wirkte mehr apathisch, als alles andere. Hermione drückte sich nun schluchzend an den Schwarzhaarigen. Vielleicht würde sie ihn ja ein wenig aus dieser Apathie reißen... Es war nicht gut, wenn er diesen Schmerz jetzt in sich hineinfraß... Blaise hatte seine Hand auf das Knie des Blonden gelegt und damit stumm signalisiert, dass er da war. Pansy hatte Rons Hand genommen, versuchte ihm etwas Halt zu geben. Mehr zu tun, als da zu sein, das war im Moment wohl für alle unmöglich. ~*~*~*~ Irgendwann kam Tonks noch dazu, die sich zu Sirius setzte. Harrys Lächeln wurde breiter. Da, jetzt wurde alles gut. Der Held hatte seine Freunde, sie würden sich nun aufraffen und gemeinsam gegen den Feind vorgehen oder ein neues Leben starten, das besser war als das Alte… Die Freunde mussten am Abend gehen, alle bis auf Sirius und Draco. Die gedrückte Stimmung war nicht aufzumuntern gewesen, auch nicht durch müde Witze oder halbherzige, komische Einlagen. Und Harry hatte sich die ganze Zeit über kaum bewegt, eigentlich nur, wenn Draco seine Sitzposition verändert hatte, gegessen hatte er auch nicht, wie einige der anderen auch. Und am Ende schlief er ohne ein weiteres Wort ein. Das einzige, das wirklich auffällig war, war, dass er weder Draco noch Sirius wirklich loslassen wollte. Der schwarzhaarige Mann löste schließlich die weiße Hand von seinem Mantel und verließ entschuldigend lächelnd ebenfalls den Raum, er kam erst spät nachts wieder, da schlief auch Draco schon. Einen Moment blickte er noch auf die beiden Jungen hinab, lächelte, weil sie ein wirklich herziges, in diesem Moment beinahe unwirkliches Bild abgaben, dann legte auch er sich schlafen. Er würde es zumindest versuchen, auch wenn er nicht daran glaubte, es zu können. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ As I embrace the twilight The memories surround me I would have been lost Sure as the rain comes If you hadn't found me ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hagrid ist tot... Der nächste Tote nach Percy... Sirius ist cool. ^.^ Ich mag ihn. ^^ Und die Art, wie er mit Draco umgeht. *g* Shi: *glücklichrumhüpft* Hagrid ist tot. Hagrid ist tot! *singt* *hasstdenkerl* Aaa~armer Harry. *augenverdreht* abranka: *shikopfnussverpass* Zeig wenigstens etwas Anstand, auch wenn du Hagrid nicht magst. >.< Shirokko: *zungerausstreckt* *wegläuft* *langenasedreht* Und wenn ich nicht will? Handeln ------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 80: Handeln Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Learn you inside out. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 80: Handeln Als Harry am nächsten Morgen erwachte, schliefen alle anderen noch. Das Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen. Mit erschreckender Deutlichkeit erinnerte er sich an alles, was am gestrigen Tage passiert war, erinnerte sich an die schreckliche Nachricht. Und jetzt waren auch die Gefühle wieder da. Schmerz, Trauer, Schuldbewusstsein, Selbsthass. Die geballte Ladung. Warum hatte er nur helfen müssen? Leise drückte er sich enger gegen Dracos Brust, sog den Duft tief in sich ein, der ihm nicht deutlicher hätte bestätigen können, dass er bei ihm war. Nur er roch schließlich nach Sternenstaub… Draußen ging die Sonne gerade auf und er wusste, dass heute die Beerdigung sein würde. Er wollte das nicht, denn es hatte etwas Endgültiges. Schrecklich endgültig… Ohne sein Zutun begannen seine Finger über Dracos Haut am Bauch zu streicheln. Es beruhigte ihn wirklich, dass er da war. ~*~*~*~ Draco schlug langsam die Augen auf, spürte die sachte Berührung auf seinem Bauch und lächelte leicht. Er drückte Harry einen Kuss auf die Stirn und streichelte schweigend durch sein Haar, liebkoste seinen Nacken, den Rücken soweit, wie er unter den Stoff gelangte. Worte waren vollkommen unnötig. Schweigend lagen sie so, bis Madam Pomfrey zu ihnen kam und ihnen sagte, dass es nun Zeit war aufzustehen. Zeit, zu der Beerdigung zu gehen. Draco hatte einen dicken Kloß im Hals, als er sich anzog, und sobald sie den Krankenflügel verlassen hatten, weigerte er sich, Harrys Hand loszulassen. Er wollte ihn bei sich spüren und ihm zeigen, dass er da war. Und es verstörte ihn, dass Harry nicht weinte. Er trauerte ja, das war sichtbar. Aber er weinte nicht... Und ihn selbst... Draco traf, dass er so gut wie keine Trauer empfand. Mitleid für Harry, ja. Aber Hagrid...? Er hatte den Halbriesen nicht gemocht – gelinde gesagt. Aber er fand es bedauerlich, dass ein Leben beendet worden war. Doch traurig... Nein, das war er eigentlich nicht. Und das bescherte ihm ein schlechtes Gewissen. ~*~*~*~ Es waren beinahe alle Schüler anwesend. Viele weinten, andere waren nur erstarrt, wieder andere lachten. Dumbledore hielt eine Rede neben einem wahrhaftig gigantischen Sarg, der von einem untröstlichen Fang belagert wurde. Professor McGonagall hielt die zweite Rede, ein Mann namens Jonathan Sausebart hielt die dritte. Offenbar war er ein sehr enger Freund von Hagrid gewesen. Irgendwann bei der zweiten Rede hatte sich ein weicher, wuscheliger Kopf unter Harrys Hand geschoben und er hatte begonnen, Sirius zu kraulen, während er Dracos Hand nicht losgelassen hatte. Sie standen abseits, Hermione, Ron, Pansy und Blaise noch ein Stück vor ihnen, Fred und George ein wenig daneben. Ansonsten war ihnen keiner nahe gekommen, wie es seit dem Sommer ja schon die ganze Zeit der Fall gewesen war. Es störte Harry nicht. Er fühlte sich wieder wie ein Beobachter, lauschte den Worten, die ihn halb störten, weil der Grund des Todes und seine Heldentat verschwiegen wurden. Er konnte es nicht so ganz verstehen, warum man den Schülern nicht die Wahrheit sagte, aber er schwieg, war gar nicht fähig dazu, etwas zu sagen. Blicklos starrte er auf den sich in die Erde senkenden Sarg, lauschte stumm der Schulhymne, die bis auf wenige Ausnahmen tatsächlich einheitlich im Trauermarsch gesungen wurde, tragend, schwer, die falschen Worte, aber Hagrid hätten sie gefreut. Er hätte sich sicher gefreut, wenn er da gewesen wäre und die bedröppelten Gesichter gesehen hätte, die um ihn trauerten. Mit Sicherheit hätte er irgendeinen Witz erzählt, über den keiner gelacht hätte außer ihm und dann… Fang kam zu Hermione und Ron, die ihn beide tröstend streichelten. Sein Herrchen war fort. Er war jetzt ganz alleine. Irgendwann zerstreute sich die Menge, da stand die Sonne schon im Zenit, brannte heiß und völlig unpassend zu seiner Laune auf sie hernieder. Harry nahm es nicht wahr, seine Augen waren noch immer unverwandt auf die frisch aufgeschüttete Erde gerichtet, auf die Blumen darauf, auf die steinerne Inschrift. Am Rande nahm er Firenze wahr, der am Waldrand stand, jetzt, wo die Schüler alle gegangen waren. Er war mit Sicherheit auch traurig, aber auch das war Harry egal. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als sein Griff um Dracos Hand fester wurde und seine andere sich in Sirius’ Fell grub. „Jetzt siegen wir erst recht. Das werden sie bereuen.“ Es waren die ersten Worte, die er überhaupt sagte. ~*~*~*~ Draco blickte Harry einen Augenblick an und nickte dann leicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Nette Worte kamen ihm so falsch, so hohl vor. Harry wusste, wie er zu Hagrid gestanden hatte. Es wäre nichts weiter eine Farce und er wollte damit nicht Harrys Schmerz herabwürdigen. Harry hatte Hagrid geliebt. Als einen wirklich guten Freund, einer seiner ersten überhaupt... Auf einmal kam er sich dumm und schäbig vor. „Es tut mir Leid.“, sagte er unvermittelt und sah Harry fest in die grünen Augen. „Es tut mir Leid, dass Hagrid gestorben ist. Und noch mehr tut es mir Leid war, dass ich am Samstag so unheimlich wütend auf dich war, weil du einfach abhauen wolltest. Und es tut mir Leid, dass ich so dumm war, deswegen verletzt zu sein.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, sichtlich irritiert. Wütend? Am Samstag? Weil er… hatte weglaufen wollen? Eine komische Information. Sehr komisch irgendwie… Er hatte weglaufen wollen. Das hatte Dumbledore ja schon gesagt, auch wenn er davon nichts mehr wusste. Klar, da war so etwas wie eine Erinnerung, aber… es war so dunkel. So fürchterlich dunkel… Und warum sollte Draco deswegen wütend gewesen sein? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Schon gar nicht, wenn er verletzt deswegen war. Irgendwie hatte er gerade das Gefühl vollkommen aus dem Mustopf zu kommen. Weglaufen. Weglaufen und wütend sein, nein, da klingelte bei ihm gar nichts. Er blickte noch einmal zu dem Grab zurück, dann lächelte er Draco an. „Ich versteh es nicht, aber es ist okay.“, sagte er leise und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Jetzt wird alles wieder gut, denn jetzt haben sie uns die Herausforderung geschickt. Sie haben uns endgültig den Krieg erklärt und danach ist es vorbei, dann ist alles wieder gut.“ Behutsam strich er ihm eine Strähne blonden Haares aus dem Gesicht. „In drei Monaten ist alles vorbei und dann ziehen wir zu Sirius.“ ~*~*~*~ „Du siehst das etwas zu optimistisch. Es kann sein, dass wir in zwei oder drei Monaten nicht mehr am Leben sind. Das solltest du berücksichtigen.“, sagte Draco leise. Er hatte äußerlich ungerührt zur Kenntnis genommen, dass Harry sich an nichts mehr im Zusammenhang mit diesem Fluchtversuch erinnerte. Der Schock wahrscheinlich. Es tat aber dennoch etwas weh... Dass diese ihm sehr wichtige Entschuldig so gut wie keine Würdigung bekam. „Ich möchte auch glauben, dass das hier ein Happy End bekommt, aber... Du weißt, was ich von Illusionen halte.“ Er lächelte schwach und zog Harry an sich. „Das hier ist wirklich. Du und ich. Und die Tatsache, dass Hagrid tot ist. Alles andere... sind Hoffnungen, Pläne, Schäume.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn leicht vorwurfsvoll an. „Was soll das, Dray?“, fragte er leise. „Ich habe dir versprochen, dass ich nicht sterbe. Ich halte meine Versprechen. Also werde ich auch nicht sterben und werde hierher zurückkommen.“ Er lehnte sich ein wenig vor, um ihm die nächsten Worte ins Ohr zu flüstern. Es musste niemand sonst davon wissen. „Mit dir. Du weißt genau, dass ich das nur wegen dir tue. Wenn du vorhast, dort zu sterben, dann…“ Er ließ den Satz unbeendet. „Ohne dich bin ich verloren und das weißt du.“ Er hatte es ihm ja gesagt. ~*~*~*~ „Ich ohne dich doch auch...“ Draco lächelte schwach und seine Hand zitterte ein wenig, als er Harry noch ein wenig näher an sich drückte. „Ich habe nicht vor zu sterben, Harry. Mit Sicherheit nicht. Ich habe jemanden, für den ich leben will...“ Sein Lächeln wurde fester und er hob leicht Harrys Kinn an, küsste ihn sachte. Beinahe wie ein Versprechen. „Aber ich will nicht, dass du die Augen vor dem verschließt, was kommen kann.“ ~*~*~*~ „Ist okay.“, lächelte Harry. „Ich werde es versuchen. Versprochen.“ Ja, versuchen würde er es, aber ob er es konnte? Keiner der beiden war sich bewusst, dass dieses leise Versprechen, das eigentlich nur für ihre Ohren bestimmt war, von einem dritten belauscht wurde. Sirius hockte neben ihnen und seine sonst eher grauen Hundeaugen waren schwarz. Harrys einziger Grund, nicht sterben zu wollen, war Draco? Wirklich? Das tat weh. Auch wenn er es wohl verstehen konnte. Er wäre für James… würde für Harry sterben, wenn es sein müsste. Es war nur nicht so leicht zu akzeptieren, dass er dieses Gefühl von Harry nicht zurückerwarten konnte. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht. Ein Versuch war es immerhin... Er schmiegte sich an den Gryffindor und grub seine Hand in das weiche schwarze Haar. Jedes seiner Worte war wahr gewesen. So wahr, wie es nur ging. Und trotzdem tat es weh... „Kommt ihr mit zu den Weiden?“, fragte Pansy leise und trat zu den beiden. Sie war vorgeschickt worden, auch wenn sie nicht so recht wusste warum. ~*~*~*~ Sie gingen mit, aber von einem echten Gespräch war nicht zu reden. Sie schwiegen sich an, jeder gegen seinen Baum gelehnt, still und stumm vor sich hinstarrend. Ein trauriges Bild, wenn man es genau nahm. Bis Hermione schließlich leise zu sprechen begann. „Das mit Hagrid war... schrecklich... Wir müssen unbedingt bald etwas dagegen unternehmen. Ich will das nicht noch einmal erleben, dass...“ Sie verstummte und Harry lächelte. „Du hast sie also schon gefragt?“, wandte er sich an Draco und kraulte Sirius den großen, schwarzen Kopf. Der Hund blies definitiv Trübsal. Ron antwortete für Draco. „War ja auch vernünftig. Ihr könnt das alleine niemals schaffen!“ „Das habe ich auch nie behauptet...“ „Aber auch nicht das Gegenteil.“ „Und was wollen wir tun?“, mischte sich Hermione wieder ein. „Ich meine, wir brauchen doch einen Plan. Zuallererst müssen wir uns überlegen, wie wir den Unnennbaren finden und wie wir anschließend zu ihm hinkommen. Unbemerkt von Dumbledore, versteht sich, denn der wird uns wohl kaum einfach so gehen lassen. Und dann noch die Frage, wie wir es schaffen können, dass wir unbemerkt durch die Todesser durchkommen, wie wir ihn auslöschen, wie wir wieder zurückkommen, was wir tun, sollten wir verletzt werden, und, und, und. Und wir sollten bald damit anfangen zu planen, sonst bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Drei Monate ist nicht viel für eine solche Aktion!“ Harry blickte sie an, eine Augenbraue leicht amüsiert gehoben. Unbemerkt von Dumbledore? Wie stellte sie sich das vor, wenn Sirius völlig unbehelligt zwischen ihnen lag und ihnen zuhörte? Guter Witz. Aber Recht hatte sie. Zweifellos. ~*~*~*~ Draco nickte auf Harrys Frage hin nur. Er war ja noch nicht dazu gekommen, es ihm zu erzählen. „Ihn finden...“ Blaise fuhr sich mit der Hand übers Kinn und legte den Kopf in den Nacken. „Das ist das erste Problem. Wir müssen sein Versteck kennen... Seine Schwachstellen... Kurzum: Wir brauchen Informationen. Über ihn, über die Todesser... Nur: Wie? Wir sitzen hier am wohl sichersten Ort Englands. Und dummerweise auch an einem, der fern von allen möglichen Geschehnissen ist... Wie sollen wir hier an irgendwelche Informationen kommen?“ „Und wir müssen trainieren!“, unterbrach ihn Pansy. Ihre letzte Niederlage gegen Harry war noch immer arg frisch in ihrem Gedächtnis. Das war demütigend gewesen – aber gegen einen Todesser wäre es tödlich. „Wir müssen wirklich fit sein, was das Duellieren angeht – und Harry sollte uns dahingehend unterrichten.“ Sie blickte den Gryffindor fragend an. „Weil... Du bist doch der Beste in dem Fach. Wenn du uns das nicht beibringen kannst, wer denn dann? Tonks’ Unterricht reicht einfach nicht...“ Draco beobachtete Harry gespannt. Was er wohl dazu sagen würde? Aber Pansy hatte Recht – es war notwendig. Harry, Blaise, Ron und er waren ganz fit, was Duelle anging, aber bei Pansy und Hermione sah es dahingehend düster aus. Außerdem konnte man niemals gut genug sein... ~*~*~*~ Harry lächelte und nickte. Ganz klar. Training, das ihnen zugute kam, das kam irgendwo auch ihm zugute. Ob es ihm gelingen würde, sie zu trainieren, würde sich allerdings zeigen. „Wir machen es alle gemeinsam. Dray kann euch besser sagen, was ihr falsch macht.“ Was zweifellos der Wahrheit entsprach. Er wusste vielleicht immer gleich, was er zu tun hatte, aber so einfach sehen, was die anderen falsch gemacht hatten, das konnte er nicht. Er könnte ihnen lediglich sagen, was er getan hätte. „Aber das kriegen wir schon hin. Im Übrigen...“ Seine Augen wurden dunkel. „...ich werde schon wissen, wo Voldemort ist. Ich weiß es beinahe immer. Jedenfalls, wenn er wieder etwas plant.“ Und wenn das hieß, dass er eine Nacht von Draco entfernt bleiben musste, um die Träume zu haben, die er sonst bewusst verdrängte, er würde es im Endeffekt schon wissen. Ron grinste. „Da kommt es uns ja ausnahmsweise wirklich zugute!“, lachte er und Harry wusste, dass er den gleichen Gedanken hatte. „Okay.“ Hermione nickte entschlossen, ihre Augenbrauen trafen sich fast. „Und seine Schwachstellen finden wir auch heraus. Harry, du musst mir einfach sagen, was er bisher getan hat. Und wir können Snape fragen. Der muss es doch wenigstens ansatzweise wissen. Oder Dumbledore. Oder andere, Tonks, Sirius, Remus.“ Harry strich seinem Paten erneut über den Kopf, als dieser fiepte, sagte aber nichts. Wie hatte sie vergessen können, dass er noch da war? „Ich werde diesbezüglich wirklich alles wissen müssen. Worte, Taten, einfache Gesten... Was meinst du, Blaise, das schaffen wir doch, dieses Verhalten zu deuten? Und Arithmantik wird uns dabei helfen!“ Sie schien wirklich finster entschlossen. Hagrids Tod hatte sie offenbar tief erschüttert und ihr endlich die Dringlichkeit der Sache begreiflich gemacht. „Und eine Liste mit den aktiven Todessern, die kriegen wir auch irgendwo her. Die richtigen Leute gefragt, ob sie das nun wissen oder nicht, wir kriegen es heraus!“ Rons Augen leuchteten. „Mione, du bist grade große Klasse!“, sagte er stolz. Sie riss ihn richtig mit sich. „Fangen wir gleich an mit dem Training!“ ~*~*~*~ Draco sah Harry einen Augenblick lang verblüfft an und nickte dann. „Okay...“ Schien, als wenn er doch wirklich gebraucht wurde. Etwas hatte er sich schon überflüssig gefühlt... Bei Merlin, wo kam dieses angekratzte Selbstwertgefühl im Moment nur her? Das war doch langsam wie verflucht! Blaise grinste Hermione an. „Natürlich kriegen wir per Arithmantik einiges heraus... Aber...“ Der schwarzhaarige Slytherin überlegte einen Augenblick. „Ich glaube kaum, dass... dass...“ Er schluckte fest. Warum war es eigentlich so schwer, diesen dämlichen Namen auszusprechen? Es war doch nur ein Name! Und wenn sie gegen ihn antraten... mussten sie dann nicht die Angst sowieso besiegen? Das war doch notwendig, denn wenn sie wie furchtsame Karnickel nicht mehr in der Lage waren, einen Schritt zu tun, dann waren sie verloren. Außerdem sagten Harry und Draco diesen dämlichen Namen doch auch! „…dass... Volde...mort sein richtiger Name ist.“ Blaise grinste stolz. War doch gar nicht so schlimm gewesen. Draco nickte ihm leicht zu. Blaise war mutig... „Was die aktiven Todesser angeht: Ich glaube, da muss ich nur die Namen derjenigen zusammenbekommen, die bei uns immer ein- und ausgehen...“ Er schnitt eine Grimasse. „Da dürften nahezu alle bei sein. Pansy, Blaise, ich denke, ihr könnt da mithelfen.“ Sie beide kannten schließlich auch die meisten davon und konnten ihn an diejenigen erinnern, die ihm bisher nicht besonders aufgefallen waren. Seine grauen Augen fixierten kurz Sirius. Der große schwarze Hund saß still da und beobachtete. Ihm war nicht ganz wohl dabei, dass er alles mitbekam, aber andererseits... vielleicht war es gut, wenn er es wusste. ~*~*~*~ Harry lachte. „Oh ja. Sichere Methode. Wir können auch Dobby fragen, der hat doch irgendwie Einsicht in alles.“ Kurz wurde sein Gesicht böse, dann aber schob er den Gedanken beiseite. Es war nicht die Zeit sich über ihn aufzuregen. „Und was euer Problem mit dem Namen angeht...“ Geschwind zog Harry seinen Zauberstab und vollführte das Kunststück ein weiteres Mal, sodass am Ende die goldenen Lettern von Voldemorts vollständigem, echtem Namen zwischen ihnen in der Luft schwebten. „Er hat ihn mir selbst verraten.“ Wenn er es recht bedachte... ziemlich bescheuert eigentlich. Hermiones Augen leuchteten. Man konnte das Bedauern förmlich sehen, dass sie kein Papier und Feder da hatte, um endlich wieder einmal ihr Wissen über die bisher gelernten Arithmantikformeln einzusetzen. Harry wusste schon jetzt, dass sie an diesem Abend wohl nicht mehr ansprechbar sein würde. ~*~*~*~ „Tom Vorlost Riddle...“, murmelte Blaise leise. „Ehrlich: Das klingt verdammt harmlos.“ Pansy musste unwillkürlich kichern. Der Name war aber wirklich unglaublich banal... Vor allem für den gefährlichsten und grausamsten Magie der jüngeren Geschichte. Gut, Grindelwald war da noch irgendwann mal gewesen, aber den hatte Dumbledore ja damals besiegt – im Gegensatz zu Voldemort. „Wir müssen uns vielleicht auch überlegen, was für Tricks wir aufbieten können. Welche... Talente wir noch haben, die wir ausnutzen können...“, schlug Draco vor. Seine Augen ruhten noch immer auf Sirius. Irgendwie wollte er nicht, dass er von der Potenzialmagie erfuhr. Es reichte, dass er von seinen Problemen mit der Schwarzen Magie wusste. Warum hatte er es ihm überhaupt erzählt? Weil er sich angenommen gefühlt hatte, weil er ihm irgendwie vertraute... Vertrauen war schon eine komische Sache. ~*~*~*~ Und Sirius blickte zu ihm zurück. Die grauschwarzen Augen dunkel und tiefgründig, als wollte er sie loben für das, was sie hier planerisch leisteten. Harry lächelte nur. So wie es aussah, hatte Sirius Draco besser aufgenommen, als er gedacht hatte, auch wenn er schon gesagt hatte, dass er ihn gern kennen lernen wollte. Er war froh drüber, denn er hätte wohl nicht gewusst, wie er sich hätte entscheiden sollen, hätte er gemusst. Leise lächelnd tätschelte er den schwarzen Kopf und meinte dann: „Okay, jeder sagt einmal, was er besonders gut kann, ich denke, es wird sinnvoll sein, wenn wir es voneinander wissen, wie wir uns einschätzen. Ich bin gut im Quidditch.“, begann er auch gleich. „Fliegen und kleine, schnelle Dinge suchen, das kann ich wirklich gut. Und dazu hab ich bereits ein paar kleinere Ablenkungszauber gelernt, die dummerweise wirklich Konzentration erfordern. Ich habe Probleme damit.“ War doch wirklich besser, wenn er das zugab. Hermione lächelte. „Und wenn ich diese Ablenkungen lerne? Ich kann nicht duellieren, aber schwere Zauber lernen, das kann ich. Ich kann sie wirken und werde keinen vergessen.“ Aber daran zweifelte eh keiner. „Das, finde ich, ist keine schlechte Idee.“, lächelte Harry. „Ich kann sie dir später ja zeigen.“ „Und ich kann Geographisches mit Grundrissen vereinbaren. Das kann uns Vorteile bringen, wenn wir dann wissen, wo wir hinmüssen.“ ~*~*~*~ Schwierige Sache, das mit den Fähigkeiten. Draco presste die Lippen zusammen. Da war es wieder, dieses dumpfe Gefühl, dass er kaum etwas konnte. Pansy lächelte. „Ich bin gut, was Pflanzen und alles angeht. Ich kann Draco helfen, wenn er irgendwelche Tränke fertig macht. Ich finde die pflanzlichen Zutaten.“ Sie blickte den Blonden fröhlich an. „Außerdem bin ich ganz gut in Verwandlungen...“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Lernfähig.“ Er grinste. „Perfekter Diskussionspartner für Mione, was sie nicht weiß, das weiß ich... Passabler Duellant, brauchbar in allen möglichen Zaubern...“ Seine dunklen Augen hefteten sich auf Draco. Auch dieser zuckte mit den Schultern. „Zaubertränke, wie Pansy schon sagte. Und über deren Nutzen habe ich dir ja schon mal einen umfassenden Vortrag gehalten, Harry.“ Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, als er sich daran erinnerte. „Und Schwarze Magie. Alles andere... Solange es nichts Neues ist, geht es. Ansonsten kann es ewig dauern, bis die Sprüche funktionieren.“ Beiläufig klang seine Stimme, als er das Problem erwähnte. Dass es ihm zu schaffen machte, das würde kaum jemand sehen. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Solange es nichts Neues ist...? Ansonsten kann es ewig dauern? Ja, klar. Hermione hatte es ihm erklärt. Das war sein Fluch. Schwarze Magie ließ Weiße eben nicht so ohne weiteres zu... Ron blickte in die Runde. „Ich bin in gar nichts gut.“, sagte er etwas missmutig. Das, was die anderen gesagt hatten... Er selbst konnte mit nichts dergleichen aufwarten. Er war passabel gut in Duellen, schlecht in Zaubertränken, lernte nicht schnell und Pflanzen konnte er nicht leiden. Er konnte nicht wie Harry Dinge voraussagen, Verwandlungen klappten, aber waren eigentlich nichts, das man wirklich würde brauchen können... Zauberkunde war noch so eine Sache... „Ich kann Schach spielen, aber ich glaube kaum, dass der Unnennbare mich zu einer Partie herausfordern wird...“ Er grinste schief, versuchte Humor zu zeigen. Hermione lächelte. „Das ist gar nicht wahr.“, meinte sie. „Du bist mutig, jederzeit bereit, dich selbst zu opfern, wenn du es für nötig hältst...“ „...wenn du dabei bist, kann man davon ausgehen, dass man garantiert Glück im Unglück hat.“, ergänzte Harry, was ihm ein Büschel Gras ins Gesicht brachte. „Danke auch. Das ist kein Talent, das ist Pech!“ „So würde ich das nicht sehen. Dank dir ging bisher immer alles gut aus.“, sprang Hermione wieder ein. „Und Fliegen kannst du auch, du kannst gut Dinge fangen...“ Harry seufzte. „Vielleicht sollten wir euch Mädchen noch das Fliegen beibringen...“, überlegte er nachdenklich. „Das wäre zumindest eine Möglichkeit, wie wir dahin kommen, wo wir hinwollen...“ Und wie Pansy flog, das wusste er gar nicht... ~*~*~*~ „Wenn du gut Schach spielen kannst, dann kannst du logisch und taktisch denken. Unterschätze das nicht.“, stellte Draco nüchtern mit einem Blick auf den reichlich bedröppelt aussehenden Rotschopf fest. „Das mit dem Fliegen ist sinnvoll...“, griff Blaise Harrys Gedanken auf. „Pansys letzter Flugversuch...“ „Hey, hör auf!“ Empört kniff ihn das Slytherinmädchen in den Arm. „Das ist nicht lustig!“ „Doch...“ Blaise lachte auf. „Dein Gesicht, als der Boden immer näher kam... Ehrlich, gegen dich ist Longbottom talentiert!“ „BLAISE!“ Pansy stemmte die Hände in die Hüften und funkelte den Slytherin zornig an. ~*~*~*~ Leises Kichern erfüllte den Hain, als Ron über Hermione das gleiche erklärte. „Sie hat seit dem ersten Schuljahr keinen Besen mehr angerührt!“, lachte er, überspielte seine Verlegenheit über Dracos Lob. Von ihm bedeutete es ihm irgendwie was, denn er musste es nicht mit einem Freunde-sagen-nie-negative-Dinge-über-einen-Vorbehalt versehen. Draco hatte noch nie hinterm Berg gehalten, was ihm nicht gefiel, also musste es doch was bedeuten! „Also, sieht doch so aus, als wäre unsere Gruppe einigermaßen ausgeglichen...“, begann Hermione, doch Harry grinste nur, erhob sich aus seiner Position. „Lenk nicht ab, Mione. Ihr beide lernt jetzt fliegen!“ „Aber dazu nehmen wir meinen alten Besen!“, beschloss Ron. „Wenn ihnen der Feuerblitz ausbricht oder auch die Besen unserer beiden Slytherinstammspieler, dann kriegen wir die beiden im Leben nicht!“ „Genau, Ron! Und wir anderen werden dabei sein, um sie notfalls einzufangen, okay?“, stimmte Harry zu und schon rief er seinen Besen. „Okay?“, fragte er Blaise und Draco. “Ich will das nicht!“, jammerte Hermione. Sie fühlte sich einfach nicht wohl, wenn ihre Füße nicht mehr auf dem Boden waren. „Können wir nicht vielleicht Seidenschnabel fragen?“ Harry blickte sie böse an. „Du weißt genau, dass er umgebracht wird, wenn sie ihn sehen!“, schnappte er. „Und ich will nicht riskieren, noch einen Freund zu verlieren!“ Sie blickte betreten zu Boden. „Entschuldige...“, murmelte sie. Der Feuerblitz hielt fauchend neben ihm und Harry streckte die Hand aus, um ihn in Empfang zu nehmen. „Schon gut.“, antwortete er wesentlich ruhiger. ~*~*~*~ Irgendwie hatte heute die Welt beschlossen, ihm einen Tiefschlag nach dem anderen zu verpassen. Seidenschnabel. Noch etwas, womit man ihm unter die Nase reiben konnte, was für Fehler er alle gemacht hatte. Wie dumm er gewesen war. Wie... wertlos. Draco biss die Zähne zusammen und blickte einen Moment lang zu Boden. Er musste sich damit arrangieren. Mit all seinen Fehlern. Und doch... tat es weh. Irgendwie... „Klar sind wir dabei!“ Blaise grinste und Pansy verdrehte nur die Augen. „Damit das klar ist – ich lerne von Draco. Du kommst mir mit deinem verdammten Besen gar nicht erst in die Nähe!“, entschied das Mädchen. Blaise kicherte nur vor sich hin und wirkte den Accio für seinen Besen. „Hey, träumst du?“ Pansy piekste den Blonden in die Seite und erreichte damit immerhin, dass er wieder aufblickte. „Nein... Hab nur einen Augenblick nachgedacht.“ Draco lächelte betont und rief seinen Nimbus 2002. „Bist du sicher, dass du ausgerechnet von ihm lernen willst, Pansy?“, erkundigte sich Blaise mit einem süffisanten Grinsen. „Er würde vielleicht gar nicht mitkriegen, wenn du abstürzt...“ „Blaise!“ Pansy sah ihn empört an und klapste ihn leicht auf die Schulter. Dracos Blick ging einen Augenblick ins Leere, ehe er seinen Besen nahezu beiläufig auffing. ~*~*~*~ „Hey.“ Harry stand direkt hinter ihm und berührte seinen Hinterkopf mit dem Handrücken. „Was ist los? Alles klar?“ Hinter ihnen kam Rons Besen nun auch endlich angeflogen und die Aufmerksamkeit konzentrierte sich kurz darauf ganz auf Ron, der den Mädchen zusammen mit Blaise erklärte, dass sie am besten direkt von vorne anfangen sollten, um eventuelle Macken in ihrer Technik auszumerzen, so waren sie für ein paar Augenblicke ungestört. Harry hockte sich neben seinen Freund. „Du bist im Moment noch viel schlimmer drauf als sonst. Du bist so... in dich gekehrt.“ Er verstummte, hoffte einfach, dass Draco darauf reagieren würde und nicht wie vor kurzem noch einfach abblockte. Es machte ihm ein bisschen Sorgen, denn auch wenn es vielleicht ein bisschen fies klang, er konnte sich nicht so ganz vorstellen, dass Dracos komisches Verhalten an der Trauer um Hagrid lag, den er nie wirklich hatte leiden können. Es musste eine andere Ursache haben. Und wenn er das richtig in Erinnerung hatte, dann hatte das angefangen, als Blaise so ausgerastet war. Oder? Oder war es schon länger so und er hatte es nur nicht bemerkt? ~*~*~*~ Draco war kurz davor zu sagen, dass alles in Ordnung war. Ganz kurz davor. Eine simple Lüge, einige Worte, die diese Sache vom Tisch fegen konnten. Oder auch nicht. Denn wahrscheinlich würde es Harry sogar merken. Und er wollte nicht lügen... Draco lächelte leicht und strich dem Gryffindor über die Wange. „Ich war schon immer so... in mich gekehrt... Du hast mich nur in letzter Zeit dazu gebracht, offener zu sein. Aber... es ist nicht immer so einfach.“ Der Blonde blickte hinüber zu dem schwarzen Hund, der die vier anderen ignorierte und sie beide beobachtete. Klar. Für Sirius war das hier sicher aufschlussreich. „Im Moment... tut mir einfach zuviel weh... Innerlich...“, murmelte er schließlich leise und schlug die Augen nieder. Das war mehr, als er überhaupt zu sagen gedacht hatte. Es tat weh. Alles mögliche. Und vielleicht... vielleicht war er ja so bescheuert und verdreht, dass er diesen Schmerz brauchte, ihn suchte. Aber das machte es kaum besser. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. „Warum sprichst du nicht mit mir, wenn du Probleme hast?“, fragte er. „Ich... bin doch für dich da!“ Er legte die Arme um die Schultern seines Freundes. Irgendwie machte er sich schon langsam Sorgen. ~*~*~*~ Draco schwieg und lehnte sich stumm in Harrys Umarmung. Er brauchte seine Nähe so sehr... Er war süchtig, eindeutig. „Du hast im Moment genug im Kopf.“ Der Blonde brachte ein Lächeln zustande und blickte auf. „Die letzten Tage waren kaum ein guter Zeitpunkt...“ ~*~*~*~ „Auch wieder wahr.“, murmelte Harry. Da sah man es mal wieder. Draco war viel zu freundlich und er ein beinahe schlechter Freund. Dass er sich so fallen ließ in Trauer und Angst und Pflichtbewusstsein, dass er darüber hinaus vergaß darauf zu achten, wie sich Draco fühlte. „Entschuldige.“ Ganz leise und ruhig. „Aber wenn du magst, dann reden wir heute Abend. Da kann wenigstens keiner stören...“ Leise lächelnd drückte er seine Nase zwischen die zwei Sehnen in Dracos Nacken. Eine durch und durch warme Stelle und sie duftete nach Shampoo und Draco. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco lächelte leicht und streckte die Hand aus, um Harry durch die Haare zu streichen. „Und du musst dich nicht entschuldigen. Wirklich nicht. Was kannst du für mein Gefühlschaos?“ Eine Menge. Aber du ahnst es nicht. „Hey, bewegt ihr beiden euch mal hier herüber? Wir wollen anfangen!“ Blaise hatte sich umgewandte und tappte mit der Fußspitze ungeduldig auf den Boden. Pansy bestand immer noch darauf, dass Draco sich hauptsächlich um sie kümmern würde. Ts, als wenn er kein Vertrauen wert war... ~*~*~*~ Grinsend drückte Harry den Blonden noch einmal. Genau das hatte er gemeint. Abends hätten sie diesbezüglich mehr Zeit. Dann stand er auf und bot Draco seine Hand an, um ihm ebenfalls aufzuhelfen, während er schon die beiden Mädchen ansah. „Okay, in Ermangelung lerntechnisch geeigneten Materials müsst ihr euch einigen. Wer will anfangen?“ Die beiden blickten sich an. „Pansy.“, kam es dann von Hermione und im nächsten Moment bekam sie den Besen in die Hand gedrückt. Ron grinste sie an. „Du hast es ganz eindeutig nötiger.“, erklärte er. „Und als Strafe für zu auffällige Weigerung.“ Sie schickte ihm einen giftigen Blick und Harry zog Draco letztendlich in die Höhe. „Blaise, Dray, meint ihr, wir schaffen es, sie zu hüten?“, fragte er zweifelnd. Er hatte schließlich noch niemals jemandem das Fliegen beigebracht! Und zu dritt war es sicherer, als wenn sich nur einer darum kümmerte. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco ließ sich von Harry hochziehen und nickte dabei zuversichtlich. „Ron und Pansy behalten uns von unten im Auge und können im Zweifelsfall mit ihren Zauberstäben eingreifen. Ziemlich nützlich...“ Oh ja, verdammt nützlich. Ansonsten hätte er sich bei seinem Absturz schließlich den Hals gebrochen. „Und... Ich hänge Miones Besen mit einem Zauber an meinen. Das hatte ich mir zwar eigentlich für Warrington aufgehoben, aber das kann jetzt ganz nützlich sein. Das bedeutet, dass ich hinter ihr bleibe und im Zweifelsfall gegensteuern kann.“ „Fliegenlernen mit Stützrädern also.“ Blaise grinste. „Nicht schlecht.“ ~*~*~*~ Harry grinste, als Hermione daraufhin rot anlief, aber er sagte nichts. „Dann erklär ich dir, was du tun musst.“, stellte er fest. „Wir kriegen das schon hin, Mione! Na los, den Anfang kriegst du hin. Besen auf den Boden und wieder aufnehmen.“ Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, tat aber was er verlangte. Der Besen weigerte sich, zurück in ihre Hand zu kommen. Der Schwarzhaarige lachte. „Hey, du musst es auch wollen. Der Besen reagiert auf deine Gedanken, wenn du nicht willst, dann sieht er gar nicht ein, dass er die Arbeit überhaupt leisten soll.“ Wieder einer dieser Blicke, die ihn grinsen ließen, aber diesmal bewegte sich das Fluggerät wenigstens. Und beim dritten Versuch schwebte er schon ein paar Zentimeter über dem Boden. Letztendlich hielt sie ihn in der Hand. „Na also, geht doch. Dray, jetzt bist du dran. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll wäre, sie ohne deinen Zauber aufsteigen zu lassen.“ Dann blickte er sich um. „Und ich denke, wir sollten auf eine Freifläche wechseln. Äste können sehr hart sein.“ ~*~*~*~ „Sieh es dir genau an, Pansy. Lern schon einmal trocken, was auf dich zukommt.“, raunte Draco dem Slytherinmädchen zu. Sie nickte schwach. Ihr war reichlich mulmig im Bauch. Komisch... Dracos Nähe machte ihr gar nichts aus. Er stand so dicht neben ihr, aber ihr Herz schlug nicht wie ein kleiner gefangener Vogel. Nicht so wie früher... Als die beiden Gryffindors fertig waren und Hermione mit einem bedingt glücklichen Gesichtsausdruck den Besen in der Hand hielt, verließen sie den Schutz des Weidenhaines. Dann trat Draco vor und murmelte seinen Zauber. Einen Lidschlag lang sah man ein feines silbernes Band, das sich zwischen den beiden Besen entspann, dann verschwand es. „Okay... Wir starten, wann auch immer du bereit bist, Mione.“ Er lächelte das Gryffindormädchen zuversichtlich an. Harry hatte rechts von ihr Position bezogen, Blaise links. Und er, er würde wirklich direkt hinter ihr fliegen und versuchen, etwaige Missgeschicke auszugleichen. ~*~*~*~ Seufzend nickte Hermione, blickte dann fragend Harry an, der freundlich lächelte. „Leicht abstoßen.“, sagte er und machte es vor. Wirklich leicht, sodass der Besen gerade so in der Luft und über dem Boden schwebte. „Halt den Stiel waagerecht und nicht vergessen, dass du es auch wollen musst.“ Wieder dieser unglückliche Blick, aber dann schloss sie die Augen und nickte erneut. Sie brauchte schon ein bisschen, um sich dazu zu überwinden, dass sie wirklich wollte, dass der Besen flog, aber dann tat er es. Ganz sachte, ziemlich wackelig und schwankend, bis Harry seine Hand auf dem Stiel platzierte und ihn dadurch ein wenig beruhigte. Sie lächelte dankbar, dann zog er die Hand weg. Und tatsächlich hielt sie die Waagerechte bei, ohne zu schwanken. “Okay, jetzt zieh ihn ein bisschen hoch und lehn dich ein wenig vor, damit signalisierst du ihm, dass du vorwärts willst. Anhalten tust du, indem du dich wieder aufrichtest, ja?“ Ein Stirnrunzeln, ein Nicken und schon schoss der Besen davon. Harry nur einen Sekundenbruchteil später hinterher. „Langsamer!“, rief er. „Sag das mal ihm!“, schrie sie zurück und es war tatsächlich Panik in ihrer Stimme. Sie klammerte sich an ihren Besen, die Augen weit aufgerissen und ängstlich. „Du musst dich aufrichten!“ „Damit ich falle? Vergiss es!“ Instinkte waren manchmal schon eine Qual. ~*~*~*~ Draco beobachtete Hermione vor ihm aufmerksam. Im Moment flog sie zwar zu schnell, aber stabil. Das hieß, dass er mit Sicherheit nichts tun würde. Er war ja schließlich nicht dazu da, ihr ihren Lernprozess abzunehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass sie es sonst nie kapieren würde. Blaise schloss jetzt zu dem Gryffindormädchen auf. Mit einer Hand drückte er ihre Schulter vorsichtig zurück. Augenblicklich wurde ihr Besen etwas langsamer. Dafür durfte er sich selbst jetzt recht akrobatisch verrenken, doch für einen Quidditchspieler war das bekanntlich kein Problem. „Kapiert?“ Er lächelte sie aufmunternd an. „Vertrau auf dein Gleichgewicht. Dir kann nichts passieren.“ ~*~*~*~ Hermione nickte nur und Harry lächelte erfreut. „Hey, was hältst du von einer Kurve, damit wir nicht im Verbotenen Wald landen?“, fragte er freundlich und sie bekam augenblicklich Panik. Offensichtlich. „Einfach ein wenig zu Seite lehnen!"“ rief er ihr zu, was sie wieder erschreckte. „Na komm. Das ist wie beim Reiten!“ „Ich reite nicht!“, schoss sie zurück und Harry lachte. „Ich auch nicht!“ „Ich werde fallen!“ Ein kurzer Blick zu Blaise und die beiden waren sich einig. Sie kamen näher, schlossen sie zwischen sich ein und dann flogen sie die Kurve in Blaises Richtung, ohne dass Hermione auch nur die Chance bekam zu fallen. Ganz einfach. Sie war weiß wie die Wand. Und Harry hatte ein Einsehen. So erstarrt wie sie gerade war, war es wahrscheinlich am besten, wenn man sie einfach wieder zum Weidenhain zurückbrachte. „Mione, flieg jetzt zurück. Langsam, damit du nicht über das Ziel hinausschießt!“ Sie nickte schon gar nicht mehr, tat es einfach, lehnte sich noch ein bisschen weiter zurück, um langsamer zu werden, wie Blaise ihr erneut klarmachte. Das Landemanöver war dann auch von dem schwarzhaarigen Slytherin. Er drückte sie einfach wieder in die Senkrechte und der Besen hielt an. Sieben Meter zu weit von den Weiden entfernt, aber Hermione war deutlich glücklich, dass sie es überlebt hatte. Ron legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie zu beruhigen und sie ließ sich ins Gras sinken. „Ich hasse fliegen!“, dozierte sie überzeugt. ~*~*~*~ „Und dabei machst du deine Sache gar nicht schlecht.“ Draco lächelte Hermione aufmunternd zu. „Aber deine Angst lähmt dich.“ Draco stützte sich auf seinen Besen und blickte auf den See hinaus. Er hatte seine Worte beigetragen, sollten sich Pansy und Ron um ihn (um wen?) kümmern. Er konnte jetzt kaum noch etwas tun. Blaise gesellte sich leise zu ihm. „Wenn du so schaust, dann geht dir immer irgendetwas durch den Kopf, das dich bedrückt.“ „Ach?“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch und wechselte das Thema. „Ich hoffe, Pansy hat nicht so viel Angst...“ „Nur vor mir.“ Blaise schnitt eine Grimasse. „Das letzte Mal, als ich versucht habe, ihr das Fliegen beizubringen, endete es... schmerzhaft. Für uns beide. Kein Wunder, dass sie mir nicht mehr traut.“ ~*~*~*~ Keine zehn Minuten später konnte man Hermione dazu bewegen, die Aufsicht über Pansy wieder zu übernehmen. Sie war wieder mit beiden Beinen auf festem Boden, da konnte sie wieder mutig sein. Und dass Pansy abstürzte, das kam gar nicht in Frage. Die gleiche Prozedur wie bei Hermione begann. Und Pansy versteifte sich tatsächlich total auf Draco, ignorierte Blaise vollkommen und weil Harry nicht wusste, wie weit sie war, ließ er sie ebenfalls erst einmal den Besen magisch heben. ~*~*~*~ Den Besen hielt Pansy sogar relativ bald in der Hand. Es war ja nicht so, dass sie nicht fliegen wollte – sie wollte es nur nicht noch einmal mit Blaises Hilfe tun. Und so löste Draco den Zauber zwischen den beiden Besen und wob ihn neu zwischen Blaises und Pansys Fluggeräten. Er würde also neben Pansy fliegen. Angesichts der Tatsache, dass sie Blaise kaum einen müden Seitenblick schenkte, war das wahrscheinlich klüger. Oder... „Ron, nimm du Blaises Besen. Wenn Pansy ihm nicht traut, ist es absoluter Schwachsinn, dass er auf sie aufpasst.“ „Hey...“, protestierte der Schwarzhaarige. Doch letztlich übernahm Ron den Besen und Blaise ließ sich neben Hermione ins Gras fallen. „Das ist gemein...“, murrte er. „Okay... Pansy... Langsam abstoßen. Ron passt hinter dir auf, Harry und ich sind neben dir. Es kann also gar nichts passieren.“ Draco kam sich in dieser Rolle als Lehrer so unglaublich fehlbesetzt vor. Das war doch schlichtweg nicht sein Ding... Pansy drückte sich gehorsam ab und ihr Besen schoss in den Himmel. „Langsamer!“ Draco schloss zur ihr auf, bremste den Besen behutsam ab. „Langsamer... Wir fangen doch erst an, Pansy.“ Sie grinste verlegen. „Sorry... War wohl zu stürmisch...“ ~*~*~*~ Harry schwieg dazu, blieb einfach in ihrer Nähe. Sie wusste schon, von wem sie lernen wollte. Das konnte helfen. Er würde da sein, wenn sie ihn brauchte. Außerdem gefiel ihm der Anblick von Draco, der sich bemühte, sicher aufzutreten. Es fiel unter Garantie nicht jedem auf, aber da war eine Unsicherheit in ihm, dass es wirklich süß war. Absolut. Und Pansy machte sich tatsächlich nicht allzu schlecht. Die Kurve kriegte sie beim dritten Mal allein hin, das aufwärts ging auch, aber beim runterkommen haperte es erheblich. Sie schien dem Ganzen kein echtes Vertrauen entgegenbringen zu können, mit dem Kopf beinahe tiefer zu sein als mit dem Hintern. Und wie bei Hermione klappte auch das Bremsen noch nicht so ganz. Sie hielt vielleicht eher als Hermione, aber auch nur knapp. ~*~*~*~ „Das war gar nicht mal so schlecht.“ Draco lächelte Pansy aufmunternd zu. Im Moment wirkte sie noch etwas skeptisch und unzufrieden. „Ja?“ Sie strahlte ihn an und fiel ihm um den Hals. „Danke!“ „Schon okay...“ Etwas hilflos tätschelte Draco ihr den Rücken. Dieses allgemeine Überforderungsgefühl hatte wohl beschlossen, ihn voll und ganz über den Haufen zu rennen. „Aber Blaise hätte dir das genauso gut beibringen können...“ Pansy warf dem schwarzhaarigen Slytherin einen bösen Blick zu. „Nein.“ Dann schaute sie zu Draco auf, dem man mittlerweile doch sichtbar ansehen konnte, dass er sich nicht besonders wohl fühlte. „Sag nicht, dass du Angst vor meiner Nähe hast.“ Sie grinste. „Blödsinn. Sollte ich?“ „Ich weiß nicht...“ Pansy lächelte und stupste ihn auf die Nasenspitze. „Vielleicht.“ ~*~*~*~ Harry zog eine Augenbraue hoch, schwieg jedoch. Was sollte das? Das war doch seiner! Aber andererseits konnte er schlecht kommen und sich zwischen die Freundschaft seines Freundes und den anderen stellen. Das würde er sich nicht gefallen lassen und wollte Draco nicht in eine derartige Verlegenheit bringen. Etwas stupste ihn an der Hand und er blickte auf den großen schwarzen Hund hinab, der irgendwie rastlos wirkte. Unruhig. „Was ist denn?“, fragte er. Sirius drehte sich um und lief ein paar Schritte in Richtung Peitschender Weide, kam wieder zurück und winselte. „Ist da etwas?“ Abfälliges Schnauben und wieder lief er in die Richtung, blieb diesmal stehen und blickte zu Harry zurück. Und dieser begriff. Er kam zu seinem Paten und ging neben ihm in die Knie. „Musst du wirklich schon weg?“, fragte er und bekam als Antwort ein weiteres Winseln. „Und was, wenn ich dich nicht lasse?“ Eine feuchte Zunge wischte über sein Ohr und Harry kicherte leise. „Okay, du hast gewonnen. Du darfst ja gehen.“ Leises Fiepen und Harry ließ ihn los. Noch einmal schlabberte die nasse Hundezunge über sein Gesicht, dann wuselte der Hund noch einmal zwischen den Beinen der anderen herum, drückte sich kurz gegen jeden und besonders nachdrücklich gegen Draco, wie um ihm zu sagen, er solle Pansy endlich loslassen, dann jagte er davon, verschwand wie ein geölter Blitz unter der Wurzel der Weide, die wie durch ein Wunder genau in diesem Moment für einen Augenblick im Stillstand verharrte. Harry blickte ihm nach. „Weg ist er wieder.“, murmelte er leise. ~*~*~*~ Draco spürte, wie Sirius ihn anstieß. Super, der drängelte auch schon und sah das hier nicht gerne! Er blickte Pansy betont ausdruckslos an. „Ich kann dich kaum daran hindern Unsinn zu machen, aber das heißt nicht, dass ich welchen tun werde...“ Pansy lachte leise. „Ich auch nicht. Ich bin über dich hinweg, Draco Malfoy. Ich wollte dich nur etwas ärgern...“ Sie ließ ihn los und ging zu Hermione hinüber. Einen Augenblick lang sah Draco ihr sprachlos nach, dann fuhr er sich durch das blonde Haar. Ts... Er lachte leise. Schon komisch, wie es so gehen konnte... ~*~*~*~ Harry wandte sich ihnen zu und grinste. Jetzt war er weg, aber er würde ihn wiedersehen. Hundertprozentig! “Na, Mione, noch einen Versuch?“ Sie blickte ihn böse an. „Nein. Das reicht für heute!“, bestimmte sie. „Im Übrigen haben Blaise und ich jetzt vor, das Geheimnis des Unnennbaren zu lösen oder zumindest damit anzufangen, dafür brauchen wir unsere Zeit!“ Harry lachte und winkte ab. „Reg dich nicht auf. Du bist erst morgen wieder dran.“ “Na ganz toll.“, murrte sie und Ron begann zu lachen. „Dabei siehst du auf dem Besen aus wie so ein schwarzer Engel. Lockige Haare, der Umhang... Fehlen nur noch...“ „Ron!“ Sie schlug nach ihm, rot bis über beide Ohren und er flüchtete sich hinter Pansy, damit sie ihn nicht mehr erreichen konnte. Grüne Augen wanderten in die Ferne. „Es scheint alles wieder in Ordnung mit uns, nicht wahr?“, fragte er Draco leise. ~*~*~*~ „Scheint so.“ Draco lächelte und legte Harry den Arm um die Schultern. Ron missbrauchte Pansy als Schutzwall und zog sie herum, Hermione wetterte gegen ihn und Blaise lachte sich nahezu schlapp. Idyllisch, harmonisch... Wenigstens im Moment. Es hatte etwas von der Ruhe vor dem Sturm. Aber vielleicht sah er das auch einfach zu pessimistisch... ~*~*~*~ „Es tut ein wenig weh zu sehen, dass die Trauer schon vorbei zu sein schein.“, meinte Harry und legte seinen Kopf auf Dracos Schulter ab. „Aber vielleicht ist es auch gut so. Trauer hemmt Aktivitäten, lähmt die Menschen. Sie lähmt sie nicht, das ist gut. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Er seufzte leise und schloss die Augen. „Sie haben eh schon zu lange gebraucht, um es wirklich ernst zu nehmen. Wir... Ich doch auch. Ich kann Snapes Anforderungen noch immer nicht erfüllen, die Potenzialmagie funktioniert nicht, helfen kann ich nicht, wenn Hilfe benötigt wird, und meine Ablenkungsmagie will auch keine echten Fortschritte machen...“ ~*~*~*~ „Die Trauer ist noch nicht vorbei... Wenn du sie dir genau ansiehst, dann kannst du erkennen, dass nichts mehr in Ordnung ist. Gerade bei Ron nicht...“, antwortete der Slytherin leise. Es waren die Augen. Sie mochten lachen und herumalbern, doch die Augen... Die verrieten, dass das Lachen sie nicht mehr voll und ganz erreichte. „Mach dich nicht selbst fertig.“ Er lächelte und kraulte Harry sanft den Nacken. „Du gibst dir Mühe. Und Wunder gibt es nicht. Die gibt es niemals.“ Einen winzigen Augenblick wurde seine Stimme hart, ehe er weich weitersprach. „Glaub an dich. Du bist stark. Viel stärker als du glaubst.“ ~*~*~*~ „Ein Wunder gibt es schon, sonst wärst du ja wohl kaum hier und würdest mit mir schmusen.“ Und das zweite Wunder war das vor vierzehn Jahren, als er mit viel Glück Voldemort zu Fall gebracht hatte. Wunder gab es also durchaus, nur halt nicht dann, wenn man sie sich wünschte. Sie begannen an diesem Tag nicht mehr mit dem Training. Stattdessen setzten sich Blaise und Hermione zusammen und erstellten einen Trainingsplan, wer in den nächsten Tagen und Wochen was zu tun und zu lernen hatte. Es sah wirklich reichlich viel aus und füllte neben den Hausaufgaben ihre gesamte Freizeit aus. Keiner beschwerte sich wirklich, denn irgendwo meinten es alle ernst. Harry und Draco mussten dann am Nachmittag los, um ihre Tränke zu beaufsichtigen, die in einer kritischen Phase waren. Sie waren es ja nicht lange, gerade mal siebzehn Minuten, aber diese siebzehn Minuten erforderten viel Fingerspitzengefühl und Aufmerksamkeit und planerische Genauigkeit, denn je nach Färbung musste man noch etwas ergänzen, um den Trank noch zu retten. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Mit einem leisen Aufseufzen sich ließ Draco in den Sessel fallen. Geschafft! Die Tränke machten sich gut und auch dieser kritische Zeitabschnitt war überstanden. Gut so... Er wischte sich etwas Schweiß von der Stirn und legte den Kopf in den Nacken. Das war heikel gewesen. Verdammt heikel... Aber so lange, wie er sich auf diese Arbeit hatte konzentrieren können, war ihm wenigstens nichts anderes durch den Kopf gegangen. Zur Abwechslung war das wirklich mal ganz nett. ~*~*~*~ Harry lächelte und kam zu ihm, hockte sich ganz vorsichtig auf seinen Schoß und gab ihm einen zaghaften Kuss, während er ihn sachte streichelte. Draco sah fertig aus. Aber hallo. Und trotzdem, da gab es noch etwas, das ihm wichtig war. Ein weiterer Kuss landete auf den blassen Lippen. „Magst du es mir jetzt erzählen?“, fragte er sanft, spielte dabei auf ihr Gespräch am späten Vormittag an. Er wollte es schon wissen, aber drängen wollte er ihn auch nicht, deswegen hatte er es als Frage formuliert. ~*~*~*~ Draco schlang die Arme um die Taille des Gryffindors und zog ihn an sich. Seine Nähe tat gut... Der Blonde seufzte leise und nickte dann. „Es lässt dir sonst kaum Ruhe, oder?“ Zärtlich wuschelte Harry durch das Haar. „Aber versprich mir eins: Lass mich ausreden und unterbrich mich nicht. In Ordnung?“ ~*~*~*~ Harry nickte, zu beidem, und seine Neugier bekam durch diese Worte gleich noch einen gehörigen Schub. Musste ja wichtig sein. „Okay.“, sagte er. „Ich verspreche es.“ ~*~*~*~ Draco nickte stumm und schwieg eine Weile. Er brauchte etwas, um die richtigen Worte zu finden. Irgendwie... wollte das alles richtig ausgedrückt werden. „Am Samstag, als du so durchgedreht bist... Und woran du dich wohl gar nicht mehr erinnerst... Da wolltest du wirklich weglaufen. Einfach so. Ohne irgendetwas zu sagen nichts. Das hat weh getan, Harry. Verdammt weh. Ich meine...“ Der Blonde schloss einen Augenblick die grauen Augen und atmete durch. Es traf ihn immer noch... Als er sie wieder öffneten, glänzten sie dunkel und beinahe bodenlos. „Am Abend zuvor habe ich dir noch gesagt, dass du alles für mich bist... Dass du bist, wofür ich lebe. Und dann... das. Kein Wort von dir, kein Gedanke. Eine kleine Nachricht über das Gedankenbuch und ich wäre bei dir gewesen! Sofort und ohne irgendein Zögern! Aber... da kam nichts. Gar nichts.“ Er schwieg und betrachtete Harry mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. „...wahrscheinlich ist es dumm, so zu fühlen, aber... ich habe mich so unbedeutend gefühlt, Harry. Als wenn ich nicht wichtig genug wäre, dass du mit mir redest, dass du mich mitnimmst... Und das hat mich wütend gemacht... Dass... Hagrid dir wichtiger ist. Dass alles, was ich dir gesagt habe, auf einmal unwichtig wurde...“ Er holte tief Luft und fuhr langsam fort. „Pomfrey hat mich nachmittags rufen lassen, weil du einen Albtraum hattest... Mitten aus Tonks Training... Am Abend hat sie mich wieder fortgeschickt...“ Er schwieg, als er an dieses Gefühl dachte. Diese Leere hier in dem Raum, wie sehr das geschmerzt hatte... „Es war grauenvoll ohne dich hier in diesem Raum. Ich habe es einfach nicht ausgehalten... Also bin ich zu den Slytherins zurück. Wenn Blaise nicht gewesen wäre... Ich hätte diese beschissene Nacht wahrscheinlich noch nicht einmal überstanden.“ Draco lachte heiser auf. „Welch ein dummes Dilemma. Einerseits bin ich vor Sehnsucht nach dir fast kaputt gegangen und andererseits war ich gar nicht in der Lage, zu dir zu gehen. So sehr ich es auch wollte, ich konnte es nicht. Erst als Pomfreys Notruf kam... Wieder ein Albtraum bei dir.“ Draco unterbrach sich selbst erneut und strich Harry sachte über die Wange. „Es war so seltsam... Ich hatte das Gefühl, dass du mich gar nicht brauchst, und zugleich habe nur ich dich beruhigen können... Und dann heute Morgen... Irgendwie habe ich mich überwunden, mich bei dir zu entschuldigen, weil diese ganzen Gefühle so dumm waren und du... du hast es gar nicht richtig wahrgenommen.“ Er lächelte schwach und zog mit den Fingerspitzen die Konturen von Harrys Lippen nach. „Das hat wieder weh getan... Vielleicht bin ich im Moment einfach empfindlich. Ich weiß nicht... Mir macht die Sache mit Blaise zu schaffen. Unsere Freundschaft ist beinahe zerbrochen. Und doch... Ich weiß, dass er diese Sache mit Warrington nur wegen mir getan hat. Aber ich verstehe nicht warum. Und dann die anderen... Sie vertrauen auf mich... Hermione hat mir einen umfangreichen Vortrag darüber gehalten, dass sie mir vertrauen können muss. Aber sollten sie es?“ Erneut lachte er heiser und lehnte die Stirn gegen Harrys Schulter. „Sollten sie mir wirklich vertrauen? Weißt du, Snape hat mich einmal gefragt, ob ich Blaise und Pansy verletzen würde, wenn sie mir im Weg wären... Ich habe ja gesagt. Nur dich...“ Er hob den Kopf. „Nur dich könnte ich nie verletzen, nie angreifen, nie im Stich lassen... Und sie wollen mir vertrauen...“ Der Slytherin brach ab und schwieg. Da war noch das Chaos mit der Schwarzen Magie... Aber das war zuviel. Allein das bisher gesagte... Das war doch schon zuviel. ...oder? ~*~*~*~ Harry hatte gelauscht und seine Augen waren nach jedem Wort dunkler geworden. Was hatte er da nur angerichtet? Und das, ohne es zu bemerken! Er hatte ihn ständig verletzt. Er hatte ihn vergessen! Einfach so. Warum? Warum hatte er ihn vergessen, wo doch sonst nur er wirklich immer in seinem Kopf präsent war? Warum hatte er ihm nicht einfach Bescheid sagen können? In seiner Tasche war doch sein Gedankenbuch gewesen! Irgendwo darin! Er hatte es gesehen, als er die Tasche von Mme Pomfrey bekommen hatte, also hätte er... Wenn er wirklich gewusst hätte, was er hatte tun wollen. Er konnte sich noch immer nicht erinnern. An gar nichts. Aber das war keine Ausrede. Im Gegenteil. Es gab keine Ausrede dafür, dass er Draco wehgetan hatte! Immerhin hätte er ihn nicht einmal aufgehalten, er hätte ihm geholfen! Und dann hatte er ihn auch noch allein gelassen. Wo er doch wusste, wie es war, wenn man im Raum der Wünsche allein war. Wo er doch wusste, dass er selbst nicht ohne ihn konnte. Wo Draco ihm doch gerade erst gesagt hatte, dass er ihn brauchte. Er hatte ihn im Stich gelassen! Einfach so. Ohne es zu bemerken! Und dann hatte er das nicht einmal verstanden, als Draco es ihm gesagt hatte. In Harry brach eine ganze Welt zusammen. Eine Welt, von der er gehofft hatte, dass sie wahr war. Die Welt, die er sich aufgebaut hatte, um es einfacher zu haben. Es stimmte nicht. Er hatte es zu sehr als selbstverständlich gesehen, dass er für ihn da war. Er hatte es vergessen. Doch nur aus diesem Grund hatte er ihn vergessen! Vergessen, dass er auch Pflichten hatte, wenn er wollte, dass es Draco gut ging. Die Pflicht, für ihn da zu sein. Bei ihm zu sein. Und er war kurz davor gewesen, diese Pflicht zu vergessen. Nein, falsch. Er hatte sie vergessen. Und Draco damit wehgetan. Seine Augen wurden noch dunkler, dass sie fast schwarz wurden, blickten unverwandt in Dracos, die verschlossen wirkten, die nur den Schmerz zeigten, den er empfunden hatte. Den er noch empfand. Wegen ihm. Nur wegen ihm. Nur, weil er... Hagrid hatte retten wollen. Was hätte er denn machen sollen? Hätte er ihn sterben... Nein, Draco wäre mitgekommen, um ihm zu helfen, und er... Es war doch nicht zu ändern. Es war geschehen und vorbei. Genau dieser Gedanke war es, der die erste Träne freiließ. Es tat ihm Leid. Es tat ihm so sehr Leid, dass ihm die Kehle eng wurde und er zu keinem einzigen Wort mehr fähig war. Zu gerne hätte er alles rückgängig gemacht, damit er Draco nicht mehr wehtun konnte und sie gemeinsam Hagrid retten konnten, aber das war ihm nicht möglich! Hermione besaß den Zeitumkehrer nicht mehr und damit hatte ihnen die Zaubererwelt die Möglichkeit dafür genommen. Seine Lippen begannen zu beben und er zu zittern, als ihm bewusst wurde, was man ihnen da verwehrte. Warum war keiner in die Vergangenheit gegangen, um ihnen am Ende gute Nachrichten zu verkünden? Warum... hatten sie ihn nicht gewarnt, was er dabei war, falsch zu machen? Oder hatten sie das vielleicht gemacht und versagt? Wenn ja, dann hatten sie wirklich alle versagt. Und er selbst vorneweg. Eine zweite Träne lief über seine Wange und er öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, aber es kam kein Ton heraus. Er war völlig verzweifelt. Es tat ihm so sehr leid. Er hatte wirklich alles falsch gemacht! Alles! Alles! ~*~*~*~ Stumm sah Draco ihn an. Der Schmerz in den grünen Augen, die Tränen... Er war zu starr, um sich zu rühren. Viel zu starr... Aber irgendwie, irgendwie brachte er es dann doch fertig, seine Hand zu heben. Vorsichtig strich er eine der Tränen von der Wange, zog Harry dann zu sich herunter und küsste sachte die nächste Träne weg, schmeckte das Salz auf seiner Zunge. „Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen...“, flüsterte er heiser. ~*~*~*~ Ich wollte nicht einmal weinen!, wollte Harry erwidern aber das wurde genauso wenig etwas, wie die Entschuldigung von vorhin. Er schlang seine Arme um Dracos Hals und drückte sich an ihn. Ganz eng, ganz fest. Ununterbrochen bewegten sich seine Lippen, flüsterten lautlos Worte, die keinen Sinn ergaben. Seine Selbstvorwürfe, seine Verzweiflung über das, was er falsch gemacht hatte, was er nicht hatte ändern können, seine Trauer und Entschuldigungen, Entschuldigungen, Entschuldigungen. All das kam aus ihm heraus, ohne jemals als Ton seinen Mund zu verlassen. Dabei hätte er es ihm wirklich gerne gesagt. Alles. Damit Draco auch wusste, dass es ihm Leid tat, aber er konnte nicht. Absolut nicht. ~*~*~*~ „Hey... Kätzchen...“ Behutsam strich der Blonde Harry über den Rücken. Er fühlte sich so hilflos und gleichzeitig doch selbst so unglaublich beschissen. Er hatte doch nicht gewollt, dass Harry weinte! Er konnte nichts weiter tun, als ihn zu streicheln und zu liebkosen, bis er aufhörte... ~*~*~*~ Harry brauchte lange, um sich zu beruhigen. Aber er hörte sogar auf zu zittern, starrte lange Zeit noch ins Leere, bevor er schließlich erneut zu sprechen begann. „Es tut mir wirklich Leid, Dray.“ Es ging endlich wieder. „Ich wollte das nicht. Das wollte ich nie. Nie. Ich wollte dir nicht wehtun. Du bist mir zu wichtig. Und ich versteh mich selbst nicht mehr. Du musst mir das glauben. Ich wollte das nicht.“ ~*~*~*~ Draco lächelte weich, küsste Harry auf die Wange und den Halsansatz. „Danke... Danke...“ Er vergrub das Gesicht in den schwarzen Haaren und schmiegte sich näher. Es tat gut, das zu hören. Verdammt gut. Es schloss alle Wunden wieder, sorgte dafür, dass der Schmerz verging. Einfach so... Es war keine Frage des Verzeihens. Er hatte ihm doch im Prinzip schon verziehen, als Harry zu weinen begann... War ihm denn jemals überhaupt so böse gewesen, dass es etwas zum Verzeihen gegeben hatte? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ In the silence you stare at the world Your eyes are screaming out to be heard I want to learn you inside out ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Auch wenn es verwirrend klingt, aber auch ein Draco Malfoy hat mal Selbstzweifel... *nick* Shirokko: Draco ist eine Mimose… Und Harry ein Jammerlappen. Wie die Prinzessin und ihr Narr… *seufz* Was haben wir uns da nur zusammengebastelt… Ob J.K.R. die beiden so noch zurückhaben will…? Wahrscheinlich nicht. Und das bedeutet dann wohl… Gehören sie jetzt uns? Im Slytherinfünftklässlerschlafraum ----------------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 81: Im Slytherinfünftklässlerschlafraum Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse - Mesmerized. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 81: Im Slytherinfünftklässlerschlafraum Der Mittwochmorgen brachte wahrlich ernüchternde Erkenntnisse. Nicht nur, dass Hermione ihnen einen Plan vor die Nase donnerte, der sich in seiner Fülle gewaschen hatte, nein, Snape kam dann auch noch. Harry hätte für seinen Fluchtversuch durchaus noch eine zusätzliche Übungsstunde verdient. Er würde ihn am Freitagmittag erwarten, hieß es, dann hätte er wenigstens genügend Möglichkeiten, seine gewonnenen Erkenntnisse des Mittwochs zu verarbeiten und umzusetzen. Klasse. Ehrlich. Snape und Hermione schienen sich einen Wettkampf zu liefern, wer ihn am besten auspowern konnte. Zusammen würden sie es mit Sicherheit schaffen. Sie begannen mittags nach dem Unterricht. Zuallererst überreichte Hermione Draco und Pansy eine Liste an Tränken, die sie brauchen könnten. Danach bekam Blaise den Auftrag, den Code, den sie für Tom Riddle erarbeitet hatte, zu überprüfen. Harry sollte ihr den nächsten Ablenkungszauber beibringen, den Ron und Pansy gleich mitlernen sollten. Und so verging die Mittagspause ohne echte Pause. Der Nachmittagsunterricht verging langsamer als sonst, denn Professor Sprout hatte begonnen, sie Rinde vom Erdbeerbaum in Scheiben zerlegen und sie nach Nützlichkeit sortieren zu lassen. Wie viele es da gab, das war wirklich erstaunlich, aber der Nutzen dahinter wollte sich Harry nicht erschließen. Es war auch nicht wichtig. Viel wichtiger war es, sich geistig auf Snapes Training vorzubereiten. Es gab jetzt etwas, was er außer der Sache mit Draco nicht erfahren sollte. Auch wenn Sirius darüber bereits bescheid wusste, Snape sollte nicht! Auf keinen Fall! Um sechs Uhr verließ er seine Freunde, die zwischen die Trainingseinheiten die Hausaufgaben geschoben hatten. Es wurde Zeit und dabei hatte er keine Lust. Überhaupt keine. Und diese Lustlosigkeit wurde noch gefördert, als er Snape sah. Der schwarzhaarige Mann war gut drauf und das bedeutete eindeutig, dass es für ihn nur das Fegefeuer der Hölle werden konnte... ~*~*~*~ Nachdem Draco das Quidditchtraining hinter sich gebracht hatte – Montague forderte wirklich alles von ihnen! -, war er verdammt kaputt. Nach dem ganzen Gelerne heute war das Training beinahe so etwas wie ein Todesstoß gewesen. „Sag mal...“, fragte Blaise leise. „Wann wollen wir die Sache mit der Schwarzen Magie eigentlich machen? Oder... hast du das etwa schon vergessen?“ Der Blonde blickte ihn an. Seite an Seite gingen sie zum Schloss zurück. Die anderen hatten sie schon längst abgehängt. „Nein... Aber...“ Er stockte. Warum nicht jetzt? Es sprach doch eigentlich nichts dagegen... Harry würde noch mindestens eine Stunde bei Snape beschäftigt sein – wahrscheinlich eher noch länger – warum also nicht jetzt? „Dann jetzt.“ Er funkelte Blaise an. Dieser nickte erfreut. „Okay. Wo?“ „Schlafsaal, würde ich sagen. Da taucht um die Zeit niemand auf und außerdem können wir die Tür sichern...“ Gesagt, getan. Eine knappe dreiviertel Stunde später saßen sie einander gegenüber auf Blaises Bett. Beide hatten sie noch die Chance genutzt, vorher zu duschen. Verschwitzt auf einem Bett zu sitzen, in dem man hinterher noch schlafen wollte, war schließlich bedingt prickelnd. Draco hatte sich betont entspannt gegen die Wand hinter dem Kopfende zurückgelehnt. Blaise dagegen war sichtlich nervös. „Und bei dem Zauber kann nichts passieren? Wirklich nicht?“ „Nein.“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Es ist einfach nur ein Erinnerungszauber. Und während du eine Vorstellung davon bekommst, wie sich Schwarze Magie anfühlt, kann ich in meinen Erinnerungen kramen. Da ist etwas, das ich wissen will...“ Ja, seit wann? Irgendwie ließ ihn dieser Gedanke einfach nicht los. Blaise nickte leicht. „Okay...“ Langsam hob er den Zauberstab. „Memori Momento!“ ~*~*~*~ Das Training war vorbei und Harry war wirklich fertig mit der Welt. Er war müde und kaputt und kurz davor, einfach zusammenzubrechen. Snape war an diesem Tag wirklich gnadenlos gewesen. Vielleicht auch eher erbarmungslos, wer konnte das schon sagen. Wo lag da eigentlich der Unterschied? Der Schwarzhaarige war schlicht zu müde, um sich wegen einer solch belanglosen Antwort wirklich den Kopf zu zerbrechen. Es war einfach zu ermüdend. Und dann war Draco nicht einmal da, um ihn zu begrüßen. Das war deprimierend und Harry hockte sich mit angezogenen Knien in einen Sessel, um auf seinen blonden Freund mit den unglaublichen Augen zu warten. Die Augen geschlossen lauschte er auf mögliche Geräusche von draußen, aber auch nach zehn war da nichts. Nur einmal waren da Schritte, die nicht Dracos waren. Schwerer waren sie und Harry vermutete, dass es Snape war. Er hätte ja nachschauen können, aber er war einfach zu lustlos, um aufzustehen und auf die Karte des Rumtreibers zu sehen. Es wurde elf und noch immer war Draco nicht da. Harry begann sich Sorgen zu machen. Und letztendlich holte er sein Gedankenbuch heraus und schickte Draco eine Nachricht. Es kam keine Antwort. Auch nach zehn Minuten nicht. Auch nach der zweiten und dritten Nachricht nicht. Harrys Unruhe wuchs ins Unermessliche, sodass er schließlich doch die Karte holte. Der kurze Spruch und schon waren hunderte von Fußspuren darauf, ballten sich allesamt in den vier Schlafräumen. Draußen konnte er Filchs erkennen, Snapes und Sprouts. Ansonsten... Auch auf den Gründen war niemand unterwegs. Und wo konnte Draco dann noch sein? Er fand ihn in seinem Schlafsaal. Zusammen mit Blaise. Zusammen mit seinem besten Freund. War etwas passiert? Ging es Blaise vielleicht nicht gut? Harrys Hände zitterten, als er eine neue Nachricht in das Gedankenbuch schrieb. Eine einfache Frage an Blaise. *Was ist passiert?* ~*~*~*~ Erst beim dritten Mal gelang Blaise der Spruch. Aber allein das war schon ziemlich respektabel. Kurz vorher hatte Draco ihn noch darauf aufmerksam gemacht, wie er den Stab richtig zu schwingen hatte, dass Konzentration absolut notwendig war – und dass Blaise den Zauber solange aufrecht erhalten sollte, bis Draco ihm sagte, dass er abbrechen solle. Die Magie war so machtvoll, dass sie Blaise einen Augenblick lang den Atem nahm. Wahnsinn! Und das nur bei einem derart einfachen Spruch! Wie musste es dann erst sein, wenn man die richtig großen Sprüche wirkte? Draco schloss die Augen und ließ sich forttragen. Zurück, weiter zurück. Wann hatte es angefangen? Wann? Und dafür war es notwendig, dieses Beziehungsgeflecht zwischen Harry und ihm zu betrachten, zu entwirren. Kurz stoppte er bei diesem Gespräch zwischen Snape und ihm. „Also erstens: Dir liegt ganz offensichtlich etwas an Potter. Das hat schon Mme Pomfrey erzählt, das hat Professor Dumbledore erwähnt, das ist selbst mir aufgefallen. Was genau? Ich werde dich nicht verraten, keine Sorge, aber es ist wichtig, dass du mir das jetzt sagst, sonst kann ich dir nicht helfen, wenn du Hilfe brauchst!“ - „Wenn ich Ihnen diese Frage beantworten könnte, wäre ich da selbst reichlich dankbar für. Ich weiß bisher selbst nur, dass es so ist. Warum - keine Ahnung. Was genau - keine Ahnung. Tut mir Leid, aber mehr Antwort kann ich Ihnen schlicht nicht bieten. Auch nicht, wenn Sie mir jetzt mit Veritaserum kommen.“ „Was ist mit Harry Potter?“ – „Ihn würde ich nicht... angreifen. Ich weiß nicht warum, aber ihn... nicht.“ Da hatte es schon begonnen... Schon längst. Weiter zurück. Weiter... Ihre Begegnung dieses Schuljahr an dem Tor. Die Verbeugung, Harrys gehässiger Tonfall. Diese Berührung... Die sich irgendwie einbrannte. Und die er doch in seiner Unterbewusstsein verbannte... Die strahlend grünen Augen... Und die Wut in seinem Bauch, die durch Harrys Nähe nur geschürt wurde. Was... wenn es die gleiche Wut war, die er kürzlich erst verspürt hatte? Wut, weil er verletzt war? Aber... Einen Quantensprung später war er vier Jahre zurück in dem Hogwartszug. Die Ablehnung seiner Freundschaft. War es das? Nein... Nein, das konnte nicht der Anfang sein... Es war irgendwann später geschehen. Irgendwann in diesen Jahren. Heimlich, still und leise. Schleichend. Es war kein Anfang zu finden. Es konnte keiner zu finden sein... Aber er begriff, dass Harry ihn wirklich gehasst hatte. Bis aufs Blut. Bereits in diesem Moment... Und er? Auch, ja, irgendwie... Er verlor sich in der Erinnerung. Er trieb hindurch, sah Details, die ihm sonst nie aufgefallen waren. Er taumelte hindurch, verlor die Kontrolle, jegliches Zeitgefühl. Er ging unter... Ohne es zu bemerken... Harrys Worte rissen Blaise aus der Konzentration. Ehe er es sich versah, brach der Zauber zusammen. „Draco?“ zögerlich stupste er den Blonden an. Keine Reaktion. Dracos Atem ging schnell. Seine Augenlider flatterten und die Augen darunter waren richtiggehend verdreht. „Draco? Verdammt, mach keinen Scheiß!“ Panik übermannte den Slytherin. „DRACO! WACH AUF!“ Keine Reaktion. Auch nicht auf das heftige Schütteln. Harry... Harry, ja genau. Harry musste helfen... Mit zitternden Fingern griff er nach seiner Tasche. Das Gedankenbuch... Wo war es noch gleich? Seine Schrift war verwackelt und zittrig, als er die Nachricht kritzelte. *Draco... Er... Komm her! Beeil dich!* Panik lag in jedem einzelnen Wort. Madam Pomfrey... Sie musste auch her sofort... Blaise starrte Draco hilflos an. Aber er konnte ihn doch nicht allein lassen... An das Gedankenbuch dachte er gar nicht. ~*~*~*~ Als Harry diese Fetzen vernahm, sprang er fast augenblicklich auf. Diese Panik, die in diesen Worten gelegen hatte, war massiv gewesen. Was war passiert? Was... Aber diese Frage zu stellen, das war zu unwichtig. Er griff sich seinen Tarnumhang und rannte augenblicklich los, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden wo er hinmusste, wenn er wirklich zu Draco wollte. Und wie er da hineinkommen sollte. Schließlich kannte er das Passwort doch nicht! Aber das war in diesem Moment vollkommen unwichtig. Vollkommen. Er erreichte den Eingang zu den Slytherinschlafräumen und stand im nächsten Moment vollkommen entsetzt davor. Was sollte er denn nun tun? Das Gedankenbuch war da noch oben! Er hatte es nicht mitgenommen! Verdammt! Er hatte wirklich nichts dabei außer seinen Zauberstab! Was sollte er denn jetzt nur machen? Zurück? ~*~*~*~ „Oh Mann... Fred übertreibt!“ Rivers verdrehte die Augen und drehte sich beim Laufen einmal um sich selbst. „Weil wir vorsichtig sein sollen?“ Marv zog eine Augenbraue hoch. Eine Angewohnheit, die er sich von Draco abgeschaut hatte. „Wir sind gerade Filch knapp entwischt! Vergiss das nicht!“ „Du übertreibst...“ Rivers lachte. „Wir sind unschlagbar!“ Mit ausgebreiteten Armen rannte er ein paar Schritte. Zack kicherte nur leise. „Ihr seid lustig...“ Marv verpasste ihm eine Kopfnuss. „Idioten. Alle beide.“ „Ach, wir sind doch schon da...“ Rivers grinste und trat vor die nasse Wand. „Salazar!“, nannte er das Passwort und trat dann ein. Die beiden anderen folgten ihm. „Idioten...“, knurrte Marv noch einmal nachdrücklich. ~*~*~*~ Harry zögerte nicht mal eine halbe Sekunde lang. Er folgte den dreien, ohne darüber nachzudenken, was sie um die Uhrzeit noch draußen gemacht hatten. Es interessierte ihn nicht. Und schon rauschte er an ihnen vorbei, achtete nicht darauf, dass sein Umhang Rivers an der Schulter streifte, sondern lief den Wegen nach, die ihm die Karte wies. Er lief an den anderen Slytherinfünftklässlerjungen vorbei, ohne sich um sie zu kümmern oder sich zu fragen, warum sie eigentlich im Gemeinschaftsraum schliefen, die Treppe hinauf und auf die Tür zu, die verschlossen war. Harry versuchte einen stummen Alohomora, aber das funktionierte nicht. Absolut nicht. Die Tür bewegte sich nicht. Und natürlich konnte er nicht erfragen, was er zaubern musste, um da rein zu kommen, also klopfte er. Das Geräusch hallte wie ein Donnerschlag durch die Stille. Verdammt! Glücklicherweise hatte er den Umhang. Wenn also einer nachschauen kam, dann würde ihn zumindest keiner sehen. „Blaise!“, wisperte er unruhig und biss sich auf die Lippe. Was war nur passiert? Was war mit Draco? Was war geschehen, dass er auf nichts mehr reagierte? Wieder klopfte er. Inzwischen war ihm alles egal, auch die Tatsache, dass, sollte man ihn hier erwischen, er fliegen würde. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige schreckte auf. Zum wohl tausendsten Mal hatte er versucht, Draco zu irgendeiner Reaktion zu bringen und zum genauso often Mal war er gescheitert... „Harry!“ Blaise sprang auf, riss seinen Zauberstab hoch und rief den Öffnungszauber. Er war so kraftvoll, dass die Tür direkt aufsprang. Der Slytherin sackte wieder aufs Bett. Alles drehte sich um ihn herum... Zu schnell aufgestanden. Zu schnell bei diesem Schockzustand... Nur mühsam gelang es ihm, wieder klar zu sehen und dieses Karussell in seinem Kopf anzuhalten. ~*~*~*~ Harry lief schnurstracks in das fremde Zimmer, blickte sich nur ein paar Augenblicke um, bis er fand, was er suchte, und schon war er bei ihnen, zog sich den Umhang vom Kopf, war mit nur einem Satz auf dem Bett. „Dray!“ Der Blonde bot wirklich einen beängstigten Anblick. Er lag da, als hätte man ihm zu lange den Cruciatus auf den Hals gehetzt. Seine Augen bewegten sich unter den Lidern, seine Gesichtsmuskeln bewegten sich, als würde er träumen, seine Hände zuckten. Und er war - wie Blaise - blass wie die Wand. Noch ein letzter, kurzer Blick zu dem Schwarzhaarigen, dann schüttelte er den Blonden leicht. „Dray! Aufwachen!“ ~*~*~*~ „Harry...“, wisperte Blaise erleichtert. Jetzt war es an ihm... Zusehen, ja, das war alles, was er jetzt noch konnte. Dumpf drang die Stimme zu Draco hindurch. Komisch? Warum sollte jemand seinen Namen rufen? Und dann noch diese Kurzform, die doch nur Harry benutzte... Aber Harry war doch gerade da unten in der Arena und kämpfte gegen den Hornschwanz... Oder nicht? Sein Kopf schmerzte. Draco presste die Hand gegen die Schläfe. Was war wirklich? Dray! Aufwachen! ...schlafe ich denn? Die Bilder vor seinen Augen vermischten sich, verwirrten sich. Es wurde dunkel. Aber da war etwas, was ihm Halt gab... Jemand... Ein Licht... Dracos Augen flatterten auf. „Wegen mir... wolltest du nicht nach Slytherin... Wegen mir...“, murmelte er leise. Es fiel ihm schwer, Harry zu fixieren, ihn überhaupt klar zu sehen. Er war müde... So müde... ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, völlig perplex. Wie kam er denn auf diese Idee? Okay, es war wahr, aber... wie kam er darauf? „Das ist doch jetzt vollkommen egal!“, wisperte er. Schon wieder war seine Kehle eng. „Was ist passiert?“ Er zog Draco an sich, küsste ihn sacht auf die Lippen. Kalt waren sie. Schock? Schon wieder? Ein kurzer Blick an Blaise, dem er die gleiche Frage stellte. Was hatten sie gemacht? ~*~*~*~ Draco schloss seine Augen langsam wieder. Es war viel zu anstrengend sie offenzuhalten. Schwach erwiderte er Harrys Kuss, hatte kaum die Kraft zu mehr. Das alles fühlte sich noch so unwirklich an. So verdammt unwirklich... „...du hast mich gehasst... mit Recht...“, wisperte er leise, vollkommen wirr. Blaise starrte die beiden an und seufzte erleichtert. Draco war wieder da. Wenigstens einigermaßen. Er hätte das niemals geschafft. Nie. Das wurde ihm schmerzhaft bewusst. „Wir...“, antwortete er langsam auf Harrys Frage. „Wir... haben Schwarze Magie ausprobiert. Weil ich es wollte... Und Draco meinte, dass bei diesem Erinnerungszauber nichts schief gehen könnte. Aber...“ Blaise presste die Hand vor das Gesicht, schluckte mühsam die Tränen hinunter. „...irgendwie ist es außer Kontrolle geraten...“ ~*~*~*~ Harry legte ihm die Hand auf die Schulter. Schwarze Magie. Wenn es Blaise danach genauso ging wie Draco, dann durfte er jetzt nicht alleine sein. Ganz und gar nicht. Vorsichtig und mit einem leicht verstehenden Blick bot er ihm seinen freien Arm an, während er Dracos Nacken kraulte, um ihn zu beruhigen. Wenn der Erinnerungszauber Memori Momento gewesen war, dann war das ganz und gar nicht gut. Er wusste, welche Erschöpfung das bringen konnte, wenn man die falschen Gedanken verfolgte. Er kannte den Horror dahinter. Hilflos presste er die Lippen aufeinander und drückte Draco näher gegen seine Brust. ~*~*~*~ Blaise lächelte verlegen und lehnte sich dann vorsichtig gegen Harrys Arm. „Es tut mir Leid... Das sollte nicht passieren... Draco... Er war so sorglos...“ Der Schwarzhaarige vergrub sein Gesicht in Harrys Hemd. Vorsichtig streckte er die Hand nach Dracos aus. Die schmalen blassen Finger waren ganz kalt. Behutsam drückte Blaise sie. Was hatte er nur getan? Draco gab einen leisen Seufzer von sich. „...der Kampf gegen den Drachen... hatte... Angst um dich...“ Diese wirren, zusammenhanglosen Sätze erschreckten Blaise zutiefst. „Wir müssen ihn... auf die Krankenstation bringen...“, sagte Blaise leise. Er war so müde, erschöpft und ihm wurde kalt. War es das? Dieses Gefühl von Schuld, das Draco bei der Schwarzen Magie so fertig machte? ~*~*~*~ Harry zog beide noch ein bissen an sich. Kälte drang durch seine Kleider und er wusste, dass Blaise vielleicht Recht hatte und gleichzeitig absolut Unrecht, denn Mme Pomfrey konnte das nicht heilen. Damit musste Draco allein fertig werden. Gedankenchaos konnte niemand heilen. „Er braucht nur Schlaf.“, flüsterte er. „Und du auch.“ Mit einem Wink seines Zauberstabes entfachte er den Kamin, um Wärme zu produzieren und verschloss wieder die Tür, um eventuelle Überraschungen zu unterbinden. Erst dann arrangierten sie sich so, dass sie alle drei nebeneinander lagen. Unter der Decke. Dracos Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Erst die Selbstbeschuldigung, dass er wegen ihm nicht nach Slytherin gekommen war, mit der er zweifellos Recht hatte, dann das Geständnis, dass er schon im letzten Jahr Angst um ihn gehabt hatte. Was zum Teufel hatte er im Memori gesucht? Warum hatten sie das tun wollen? Warum hatte Blaise Schwarze Magie lernen wollen? Das ergab doch keinen Sinn! Aber auch wenn er es wissen wollte, jetzt war nicht die Zeit zu fragen. Und irgendwie auch der falsche Ort. Völlig falsch. Erst jetzt wurde ihm richtig klar, wo er hier war. Im Slytherinschlafraum. Im Feindesland. Snape würde ihn killen. Und die Slytherins auch. Und dann auch noch zusammen mit Blaise und Draco in einem Bett... Wenn das mal nur gut ging. „Schlaft jetzt, ja?“, flüsterte er leise, drückte Draco einen Kuss auf den Haarschopf und strich Blaise über den Rücken. ~*~*~*~ Draco hatte sich bereits an Harrys Seite zusammengerollt und sich eng an ihn geschmiegt. Die Hand, auf der er lag, krallte sich in Harrys Hosenbund, während er die andere ganz selbstverständlich auf Blaises Taille gelegt hatte. Blaise seufzte leise. Irgendwie war das hier skurril... Mit Draco in einem Bett zu schlafen – das ging ja noch. Aber mit Draco und Harry zusammen… Das war... komisch. Und doch hätte er jetzt um nichts in der Welt allein sein wollen. Zögerlich kuschelte er sich an Harrys andere Schulter und legte seinen Arm über den Bauch des Gryffindors hinüber, um die Finger dann um Dracos Ärmel zu schließen. „Ich glaub... schlafen ist eine verdammt gute Idee...“, raunte der Slytherin, ehe ihm die Augen zufielen. ~*~*~*~ Harry lächelte, als wenige Sekunden später wirklich gleichmäßiger Atem von Blaise kam. Er war hier ziemlich eingekesselt, was ein seltsames Gefühl war. Komisch, dass er sich den Slytherins - und waren es auch nur diese beiden - mal so ausliefern würde... Seine Finger glitten immer wieder durch Dracos Haar, dessen Atem nicht wirklich ruhig ging. Wieder kam die Frage in seinen Sinn, was Draco hatte suchen wollen. Die Vergangenheit hätte er auch bei Snape sehen können, also, warum? Gerade wollte er doch fragen, als ihm auffiel, dass der Atem doch noch ruhiger wurde. Sein Lächeln wurde ein wenig weicher und breiter, als er spürte, wie auch Draco wegdämmerte. Oh je. Das war wohl wirklich schlimm gewesen. Sicherlich keine schöne Erfahrung. Und jetzt? Diese bohrende Frage würde ihn doch nicht schlafen lassen! Er irrte sich. Es dauerte daraufhin kaum fünf Minuten, da strich auch Harry für diesen Tag die Fahnen. Es war einfach ein sehr anstrengender Tag gewesen, körperlich wie emotional. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Blaise wachte als erster am nächsten Morgen auf. Hartnäckiges Hämmern an die Tür erinnerte daran, dass es noch drei Fünftklässler gab, die in diesen Raum hineinwollten. Der Schwarzhaarige wollte sich auf die andere Seite drehen, um dann nach irgendetwas zu greifen, was er vor die Tür werfen konnte, als er auf einmal den Widerstand bemerkte. Verschlafen blinzelnd öffnete er die Augen und blickte auf die Hand, die ihn festhielt. Korrektur. Eine Hand und ein Arm... Dracos Hand und Harrys Arm. Einen Augenblick lang sah er beides nur verwirrt an, dann kam die Erinnerung wieder. „Oh...“ Matt ließ er den Kopf wieder gegen Harrys Schulter sinken. Konnte man den gestrigen Tag nicht einfach aus dem Lauf der Welt streichen? Er fühlte sich, als wenn er einen Kater hätte. Einen Moment später schaute er wieder auf. Draco ging es gut, soweit er das beurteilen konnte. Gut... Jetzt entspannte er sich wieder. Vielleicht war ja alles nicht ganz so schlimm... ~*~*~*~ Harry murrte leise. Das Gehämmer klang grausam und war nervig. Schrecklich. Konnten sie sie nicht in Ruhe lassen? War das zuviel verlangt? „Weg.“, murmelte er und drückte seine Schmusepartner enger gegen sich. ~*~*~*~ „Die hauen gleich ab...“, gab Blaise zur Antwort. „Die halten nie länger als fünf Minuten durch...“ Langsam fing es in seinem Gehirn an zu arbeiten. „Drück uns die Daumen, dass sie nicht irgendwen gefunden haben, der diesen verdammten Zauber lösen kann... Ansonsten sind wir geliefert.“ Auch Draco regte sich jetzt langsam. „Labertaschen.“, kam es von ihm und dann... Schlagartig war er hellwach. „Was zum Merlin tun wir zu dritt in einem Bett?“ Er hatte sich aufrichten wollen, war aber durch Harrys und auch Blaises feste Umklammerung wieder runtergezogen worden. Filmriss. Eindeutig. Was zum Merlin geschah hier? ~*~*~*~ Harry begann leise zu lachen, drückte ihn ein bisschen enger an sich. Dracos Ausruf hatte ihm endgültig den Schleier des Schlafes vom Bewusstsein gezogen und es war einfach zu niedlich, wie entsetzt er war. Es drängte die Ursache in den Hintergrund, verdrängte die Fragen noch für ein paar Augenblicke. Einfach zu goldig. „Dray, du bist süß!“, jubelte er leise. Zu laut sollte er nicht sein, schließlich könnte es sein, dass man sie hörte. Das musste nicht sein. Vielleicht hätte er es erklären können, aber dann hätte er darüber nachdenken müssen. Jetzt fragte er sich eher, wann ihm auffiel, wo sie waren. ~*~*~*~ Draco sah Harry nur an. „Danke.“, brummte er und blickte dann zu Blaise hinüber, der sich kichernd in Harrys Hemd drückte. Er hatte ganz akut das Gefühl etwas verpasst zu haben. In dem Augenblick donnerte es erneut an der Tür. Dracos Augen weiteten sich. Slytherinschlafsaal. Blaises Bett. Was zum Merlin...? „Ihr kommt hier heute nicht rein! Und jetzt verschwindet!“, brüllte er entnervt Richtung Tür. Das Gehämmer hörte wirklich auf. Zumindest so etwas wie ein bisschen Autorität besaß er wohl noch. „Erzählt mir bitte jemand, was hier eigentlich passiert ist?“, bat er schließlich und blickte seine Bettgenossen an. ~*~*~*~ Harry ließ ihn und Blaise los und richtete sich ein wenig auf. „Weißt du, das würde ich gerne von euch wissen. Du bist nicht gekommen und Blaise hat gesagt, dass... Eigentlich hat er nur gesagt, dass ich kommen soll...“ Er blickte zu dem schwarzhaarigen Slytherin. „Und er meinte, er hätte dir den Memori Momento angehext, weil er wissen wollte, wie es ist.“ Sein Blick wanderte zurück zu Draco. Die Frage brannte ihm wieder auf der Zunge, aber er formulierte sie nicht aus. Später. Oder Draco kam von selbst darauf. ~*~*~*~ Draco sah Harry an und versuchte, Ordnung in sein Gedankenchaos zu bringen. Da drinnen wirbelten noch immer Bilder durcheinander. Viele viel zu verschiedene Bilder. Nur langsam schälte sich der gestrige Abend heraus... Ganz langsam... „Ja...“, antwortete der Blonde. „Ja... Ich erinnere mich.“ „Immerhin.“ Blaise seufzte erleichtert und setzte sich auf. „Du hast gesagt, dass es ungefährlich wäre! Und was ist passiert? Du warst voll und ganz weggetreten!“ Draco schlug die Augen nieder. „Ich hatte keine Ahnung... Vielleicht...“ So müde wie er gestern gewesen war… Klar. Wahrscheinlich war es deswegen schief gelaufen. „Ich glaub, ich hatte nicht genug Kraft, um das zu schaffen. Totale Selbstüberschätzung.“ Er lächelte schief. ~*~*~*~ Harry gab ihm eine seichte Kopfnuss. „Depp.“, sagte er liebevoll. „Du hast doch gesehen, wie schrecklich das sein kann. Warum tust du dir das selbst an? Und warum ziehst du den Deppen noch mit rein?“ Blaise bekam auch eine Kopfnuss. Schließlich hatte Blaise gesagt, dass er es gewollt hatte. „Du hättest ihm eine reindonnern können und nein sagen können und hättest ihm eine Menge erspart!“ Er strich ihm durch die wirren Haare. „Du weißt doch, wie schrecklich die Nachwirkungen deiner Magie sind.“ ~*~*~*~ Draco zog einen Flunsch und rieb sich über den Kopf. Ehe er jedoch etwas sagen konnte, kam ihm Blaise zuvor. „Ich wollte es, Harry. Ich wollte wissen, wie sich Schwarze Magie anfühlt.“ „Siehst du. Rede ihm das mal aus...“ Draco verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. ~*~*~*~ Harry blickte zwischen den beiden hin und her. Dann zu Blaise. „Ich... ich weiß ja, dass ich dazu nichts zu sagen habe, aber du weißt jetzt, was es einem antut. Er...“ Er deutete auf Draco. „...kann sich nicht dagegen wehren, weil es seine Natur ist, du brauchst das nicht. Es bringt nur Kälte, Schmerzen und Leere nach berauschender Erfüllung. Hat Draco erzählt. Ich kann das nicht sagen, ich hab es nie versucht. Aber ich habe gesehen, was es bewirkt.“ Er biss sich auf die Lippe, dann seufzte er. „Aber hindern kann ich weder dich noch Dray, das will ich auch gar nicht. Im Grunde will ich nur eine Möglichkeit finden, damit das aufhört. Damit die Kälte geht.“ Er wandte sich an Draco. „Aber ablenken gilt nicht. Warum hast du es ihm nicht gleich ausgeredet? Und dann dich selbst auch noch als Versuchskaninchen anbieten. Für einen Anfänger. Grandiose Intelligenzleistung.“ ~*~*~*~ Blaise nickte schwach. Harry hatte ja Recht. Es war ein wirklich beschissenes Gefühl. Aber jetzt konnte er Draco verstehen. Und das, das war es ihm wert gewesen. Draco fixierte Harry einen Augenblick und sah dann beiseite. „Es gab etwas, das ich wissen wollte, okay? Etwas, das ich in meinen Erinnerungen in Erfahrung bringen wollte...“, murmelte er leise. Klasse. Warum kam er sich jetzt eigentlich gerade wie ein zurechtgewiesenes Kind vor? ~*~*~*~ „Und, hast du es gefunden?“ Harry ließ ihn nicht aus den Augen. „Hat es sich wenigstens gelohnt?“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Wie man will... Irgendwie ja und irgendwie nein.“ Er lächelte schwach. „Bescheuert, oder?“ ~*~*~*~ „Ja.“, antworte Harry und piekte ihm in die Seite. „Und jetzt will ich hier raus. Wenn die mich erwischen, fliege ich glatt!“ ~*~*~*~ „Danke...“ Draco musste wider Willen lachen und zog den Gryffindor an sich. „Willst du wirklich schon abhauen? Hier kommt niemand rein... Außerdem ist es gemütlich...“ Draco ließ sich mit einem Grinsen zurückfallen und zog Harry mit sich. „Unsere Kuschelrunde hat was...“ Blaise musste kichern. Das war doch irgendwie verrückt... aber süß. Ganz definitiv süß. ~*~*~*~ Harry grinste. „Tja. Wenn wir später keinen Unterricht hätten, würde ich dem ja zustimmen, aber Montague würde mich wahrscheinlich umbringen, wenn er mitbekommt, dass ich euch aufhalte und damit sein wertvolles Training verhindere. Wahrscheinlich wird er mich als Saboteur verurteilen! Und Snape...“ Harry schauderte übertrieben. „...wird mich plattmachen, wenn ausgerechnet seine Lieblingsschäfchen seinen Unterricht schwänzen.“ Dann überlegte er kurz. „Aber was soll's? Bleiben wir einfach hier, dann komm ich wenigstens später raus, ohne dass ich Angst haben muss, dass man mir meinen Tarnumhang versehentlich von den Schultern reißt.“ Er grinste und ließ sich einfach in die Umarmung fallen. „Außerdem bin ich noch müde.“ ~*~*~*~ Blaise grinste. „So leicht kann man bei dir Zweifel beiseite wischen?“ Da nun Harry halb auf Draco lag, widmete er sich dessen Schulter zum Anlehnen. Kurz rückte der Blonde seinen Arm zurecht und schlang ihn dann um Blaises Schultern. „Wir können einfach weiterschlafen, bis uns Hermione, Ron und Pansy wecken, weil wir nicht beim Unterricht sind...“, überlegte Draco und lächelte. Beinahe gleichzeitig begann er sowohl Harry als auch Blaise den Nacken zu kraulen. „Wir können auch einfach so hier liegen bleiben und die Zeit vergehen lassen...“ Blaise lächelte und schmiegte sich etwas näher. Vorsichtig platzierte er seine Hand auf Harrys Rücken. „Von mir aus...“, gab Draco zurück und küsste Harry sachte auf die Lippen. Einen Augenblick lang zögerte er, dann wandte er den Kopf zur Seite und gab Blaise einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn. Es war ihm ein Bedürfnis. Einfach, um deutlich zu machen, dass sie ihm beide wichtig waren. Nicht gleich wichtig, nein, das sicher nicht. Aber jeder auf seine Art. „Knutschkugel...“, murmelte Blaise und strahlte die beiden warm an. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ These were the years we try to learn what to leave behind Whatever we are I'll still remember the way we were Reaching into your eyes, I can feel you crawling through my veins Like catching me mesmerized, mesmerized ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Im Titel fehlt nur noch, dass es der Jungenschlafraum ist. XD Kuschelstunde zu dritt – süß, oder? ^^ Shi: Hätte ich das noch reinschreiben sollen? Oo Mir gefällt das Wort Knutschkugel… *blinzel* *nachdenk* Knutschkugel… Knutschkugel… Ich kenn auch so eine Knutschkugel! *breitgrins* Zum Glück liest sie das hier nicht. *lach* Aber die sich hier entwickelnde Szene gefällt mir nicht… Jedenfalls nicht wirklich, auch wenn es geplant war… Treffpunkt Narzissa Malfoy -------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 82: Treffpunkt Narzissa Malfoy Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Whatever it takes. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 82: Treffpunkt Narzissa Malfoy Sie blieben liegen, bis Hermiones Stimme durch ihrer aller Gedanken fegte. Sie würden zu spät kommen und das Frühstück wäre auch längst vorbei und sie hätte Snape an diesem Morgen mit einer seltsamen Miene gesehen und, und, und. Es war ein wahrer Wasserfall, an den sich Ron nahtlos anschloss, dass Montague bei Pansy angefragt hätte. Und so beugten sie sich der Übermacht und standen auf. Und weil Harry wirklich gar nichts dabei hatte und selbst seinen Umhang nicht, schickte er Blaise und Draco vor, während er noch einmal in den Raum der Wünsche hochging, um Umhang, Schultasche und andere Dinge, die zur Grundausrüstung Harry Potter gehörten, zu holen. Es resultierte darin, dass er zu spät zu Zaubertränke kam und natürlich eine Strafaufgabe bekam. Sondertraining samstags. Klasse. Irgendwie schaffte er es gerade, sich mit Trainingseinheiten à la Snape einzudecken. Wirklich superklasse. Der Donnerstag verging wie der Mittwoch mit Hermiones steifem Vorbereitungsplan, der wieder Basis beinhaltete. Erst am Samstag hatte sie Potenzialmagie vorgesehen, aber von diesem Tag an jeden Tag. Harry dachte mit Schrecken daran, aber er sagte nichts. Sie hatte Recht. Drei Monate waren nun mal wenig, da musste man klotzen, ganz klar. ~*~*~*~ Der Freitag ging ähnlich vorbei. Schule, Training, Hausaufgaben und entsprechend kaputt waren die beiden, als sie endlich im Raum der Wünsche ankamen. „Wir sollten Hermione nahe legen, Lehrerin zu werden...“, brummte Draco und ließ sich aufs Bett fallen. Er war müde und kaputt. Nachlässig streifte er den Umhang ab und ließ ihn vom Bett rutschen. War ihm doch egal... Räumte er eben morgen weg. Aber definitiv nicht mehr jetzt... ~*~*~*~ Harry grinste. „Die armen Kinder.“, meinte er und zog ein betont mitleidiges Gesicht, als er zu ihm krabbelte und ihn küsste. „Willst du ihnen das wirklich antun?“ ~*~*~*~ „Ja.“ Draco grinste. „Was wir durchmachen müssen, dürfen auch gerne andere erleiden...“ Er wollte noch weitersprechen, stockte aber, als es auf einmal lautstark an das Fenster klopfte. Einen Augenblick lang blinzelte er Harry verwirrt an, dann stand er auf. Diese Eule... Draco verharrte. Einen Atemzug lang, zwei. Dann hatte er sich soweit im Griff, dass er das Fenster öffnen konnte. Der kleine Kauz schuhute leise und hielt ihm einen Brief hin. Dracos Finger zitterten, als er ihn entgegennahm und der kleine Vogel wieder verschwand. Er musste ihn nicht öffnen, um zu wissen, von wem er war. Er kannte den Vogel. Er kannte das Papier. Er kannte die Handschrift, die den Brief an ihn adressiert hatte. Und nur allzu genau kannte er das Parfum, nach dem Brief roch und das langsam den Raum anfüllte. Wie paralysiert starrte er auf den Umschlag, unfähig, ihn überhaupt zu öffnen. ~*~*~*~ Harry beobachtete das, bevor er aufstand und zu ihm herüberkam. Draco wirkte entsetzt. Irgendwo. Vorsichtig legte er seine Arme um Dracos Mitte und das Kinn auf seine Schulter. „Was hast du? Von wem ist der Brief?“ Die zierliche, filigrane Handschrift war wirklich schön. Noch schöner als die von Dumbledore. „Du zitterst.“, fügte er noch hinzu und drückte ihm einen Kuss auf den Hals. ~*~*~*~ Draco lächelte schief und drehte den Umschlag um. Das Malfoysiegel prangte groß und deutlich sichtbar darauf. „Meine Mutter.“, antwortete er verspätet, brach das Siegel und zog einen Bogen Papier heraus. Darauf stand nur wenig. ‚Ich warte vor dem Tor. Bitte komm her, wenn du kannst. N.M.’ Nicht mehr. Nicht, was sie wollte. Gar nichts. Schweigend hielt der Blonde Harry den Brief hin. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, nachdem er die Zeilen gelesen hatte, sein Blick ebenfalls unsicher. Er wollte nicht, dass Draco hinging, andererseits... Hatte Draco nicht gesagt, dass seine Mutter nur zu schwach wäre, um ihn zu beschützen? Vielleicht wollte sie ja stärker werden... „Willst du sie denn sehen?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Ich will vor allem wissen, warum sie hier ist...“ Draco lächelte schwach. Allein die Vorstellung, dass sie sich auf den Weg hierher machte... Das war unvorstellbar! Insbesondere, da er die Nähe seines Vaters – dank Hermiones kleinem Zauber – nicht spüren konnte. Nein, sie war wirklich und wahrhaftig allein hier. Aber... warum? „Kommst du mit?“ Er fragte zögerlich. Ihm wäre es recht. Sehr recht... ~*~*~*~ Harry betrachtete ihn nachdenklich, nickte dann aber. Ganz kurz drückte er ihn näher, bevor er ihn losließ, um seinen Tarnumhang zu suchen. Klar kam er mit. War doch selbstverständlich. Schon allein, weil... „Ich werde nicht zulassen, dass sie dich mitnimmt, Dray.“, sagte er leise und sah zu ihm hinüber. ~*~*~*~ „Oh, ich auch nicht.“ Draco lächelte weich. Sobald Harry den Tarnumhang gefunden hatte, verbargen sie sich darunter und machten sich auf den Weg zum Tor. Es war bereits spät und es musste ja wirklich nicht sein, dass sie Filch oder – eindeutig viel schlimmer – Snape in die Arme liefen. Als sie die große Tür erreicht hatten, schlüpfte Draco unter dem Umhang hervor und drückte die Tür auf. Er überließ es Harry, ob dieser unter dem Tarnumhang bleiben oder aber sich zeigen wollte. „Draco!“ Kaum hatte er das Gebäude verlassen, löste sich eine schmale Gestalt aus dem Schatten eines der Bäume und eilte auf ihn zu. Ehe sich der Junge versah, wurde er umarmt und auf beide Wangen geküsst. „Es ist schön, dass du kommen konntest.“ Narzissa Malfoy lächelte ihren Sohn an. Liebevoll, wie er verblüfft feststellte. Wann hatte sie ihn denn das letzte Mal so angesehen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Normalerweise lagen immer Angst und Sorge in ihren blauen Augen. „Warum bist du hier?“, fragte Draco unvermittelt und betont kühl. „Weil ich mir Sorgen gemacht habe. Lucius... Dein Vater... Er spricht nicht gut von dir in letzter Zeit. Er scheint enttäuscht zu sein...“ „Er ist immer enttäuscht!“ Draco schnaubte leise und verschränkte die Arme vor der Brust. Da mochte er sich innerlich noch so sehr von dieser Familie frei gemacht haben – sie machte ihn immer noch wütend und sie verletzte ihn. Immer noch. „Aber diesmal... ist es anders.“ Narzissa schüttelte entschlossen den Kopf. „Draco...“ Ihre Stimme war auf einmal leise und sehr bestimmt. „Bist du dir sicher, dass du Weihnachten wirklich ein Todesser werden willst?“ Die Frage erwischte ihn aus heiterem Himmel. Der Ernst in ihrer Stimme, der prüfende Blick. Was sollte das? Hatte man ihn durchschaut? „Wie kannst du so etwas fragen? Zweifelt er etwa daran?“, kam Dracos Antwort halb spöttisch, halb wütend. Narzissa schüttelte den Kopf. „Nein... Natürlich nicht. Lucius sieht nur, dass du nicht vorankommst. Dass du nicht erreichst, was du erreichen wolltest...“ Draco lehnte sich gegen die steinerne Brüstung der Treppe. „Und? Er glaubt doch eh, dass ich vollkommen unfähig bin. Spielt es da eine Rolle?“ „Sag du es mir, mein Sohn...“ Seine Mutter trat auf ihn zu und strich ihm sanft einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du hast dich verändert. Du bist erwachsener geworden...“ Draco schwieg, sah sie nur stumm an. Er meinte Harry spüren zu können. Nicht weit von ihm entfernt, direkt neben der Tür. „Deine Briefe sind selten geworden. Sonst hast du mir beinahe jeden Tag geschrieben... Und jetzt?“ Der Slytherin zuckte mit den Schultern. Was sollte er darauf antworten? Dass er nicht dazu kam? Dass er sie und ihre Unterwürfigkeit durchschaut hatte? Dass er mit seiner Familie brach? „Es tut mir Leid.“, sagte sie unvermittelt. „Es tut mir Leid, dass ich nie für dich da war, wenn du mich gebraucht hast.“ Ihre blauen Augen glänzten verdächtig, während sie Draco über die Wange strich. „Mutter...“ Das Wort kam Draco nur langsam und schleppend über die Lippen. Er stand noch immer starr, als sie ihn ein weiteres Mal umarmte. „Lass es mich gut machen... So weit es möglich ist.“ Der Junge schwieg noch immer, auch noch, als sich die schlanke Frau wieder von ihm löste und zurücktrat. Sie strich die Tränen beiläufig fort. Ihre Wimperntusche war kein bisschen verschmiert. „Erzähl mir von Harry Potter.“ Unwillkürlich zuckte der Blonde zusammen. Was sollte das? Stand sie unter einem Imperius-Fluch? Warum tat sie das? Warum? „Er...“, setzte Draco an und unterbrach sich selbst wieder. Er schlug die Augen nieder und als er aufschaute, sah er in die Ferne. Heucheleien, Lügen hervorbringen, während Harry hier war? In unmittelbarer Nähe und sie hörte? Das war unmöglich... Einfach unmöglich. „Du liebst ihn.“ Die nüchterne Feststellung ließ seinen Kopf herumschießen. Fassungslosigkeit lag in seinen Augen, als er seine Mutter anblickte. „Du liebst ihn...“, wiederholte sie und lächelte. „Ich wusste, dass du nicht so berechnend bist, jemanden für... irgendwelche dummen Informationen so nah an dich heranzulassen. Du sperrst selbst deine Eltern, deine Mutter, von dir aus. Und dann sollst du einen Jungen an dich heranlassen, nur um diesen hinterher zu verraten? Selbst, wenn es nur eine Farce wäre...“ Sie schüttelte den Kopf. „So gut kenne ich dich, Draco.“ Unwillkürlich wanderte seine Hand langsam in die Hosentasche, in der sein Zauberstab steckte. Er musste sie zum Schweigen bringen... Er musste... Sie war gefährlich... „Bei mir ist dein Geheimnis sicher, Draco. Ich will gut machen, was ich die letzten fünfzehn Jahre falsch gemacht habe. Ich...“ Sie stockte und lächelte dann. „Ich liebe dich, mein Sohn. Mehr als du ahnst. Mach dir keine Sorgen. Ich bin absolut unverdächtig und viel zu unbedeutend, als dass man mir viel Aufmerksamkeit schenkt... Vor allem er wird kaum seine Zeit damit verschwenden, etwas in meinen Gedanken zu suchen.“ ~*~*~*~ Harry hatte das Ganze schweigend und mit stoischer Ruhe beobachtet. Die Frau wirkte heute anders. Viel tiefer, nicht so oberflächlich, so hatte er das Gefühl, aber irgendwie konnte er die Worte nicht glauben. Ein seltsamer Druck war in seinen Eingeweiden. Sie hatte Draco durchschaut. Einfach so. Weil sie ihn liebte und aus diesem Grunde kannte... Aber das war nicht gut für Draco. Sie bedeutete Gefahr. Aber das, was Draco ganz offensichtlich tun wollte, das konnte er nicht zulassen. Sie bedeutete dem Blonden doch etwas. Vielleicht mehr, als er sich eingestand. Da konnte er sie nicht einfach... Seine Hand legte sich auf Dracos, hieß sie innehalten. Es war nicht in seinem Interesse, wenn er diese Frau hier angriff. Selbst wenn er sich das einredete, er wollte das nicht wirklich. Da gab es andere Möglichkeiten. Da gab es eine Menge anderer Möglichkeiten. Geheimniszauber oder Vergessenszauber. Und wenn man Snape darum bat, dann würde er helfen, das wusste Harry einfach. Vielleicht würde es dann eine Strafe geben, weil sie nachts draußen gewesen waren, aber immerhin wären sie dann in Sicherheit ohne in Selbstvorwürfen zu versinken. ~*~*~*~ Draco spürte Harrys Hand auf seiner. War er ihm wirklich so nahe gekommen? Seine Mutter stand doch kaum einen Meter von ihm entfernt! Ganz eben schüttelte er den Kopf, behielt die Hand aber an dem Zauberstab. Vielleicht war ein Zauber nicht zu vermeiden. „Selbst wenn... Mutter, das ist gefährlich. Nicht nur für mich, sondern auch für dich. Wenn Vater das herausbekommt... Glaubst du, er würde vor dir Halt machen?“ Der Slytherin sprach ruhig, gefasst und zu seinem eigenen Erstaunen ohne Bitterkeit. Narzissa presste die Lippen zusammen. „Was willst du dann? Mich zum Schweigen bringen?“ „Nein... Ich...“ Draco senkte den Blick, starrte auf seine Schuhe, die grauen Steine darunter. Aber was sollte er dann tun? Er hatte keine Ahnung... ~*~*~*~ Harry erkannte diese Unsicherheit seines Freundes und begann zu lächeln. Er entfernte sich ein kleines bisschen und zog sein Gedankenbuch aus der Tasche. Seit der Sache mit dem Slytheringemeinschaftsraum hatte er es immer dabei, schließlich wusste man nie, was für Probleme sich einem in den Weg stellten. Und jetzt war es wirklich ein Glück, dass er es hatte, denn so konnte er Draco seine Idee vermitteln, ohne sich unter dem Umhang hervorwagen zu müssen. Schließlich reagierte Draco immer etwas empfindlich, wenn man sich in seine Familienangelegenheiten einmischte. Er wollte nicht schon wieder Streit provozieren. Und genauso wenig wollte er Streit zwischen Draco und seiner Mutter. Narzissa Malfoy wirkte irgendwie... lieb? Vielleicht war es das, was ihn dazu bewog, seinem Vorschlag noch etwas anzufügen: *Du magst sie doch, also denk darüber nach, ja?* Er überlegte kurz, dann schrieb er noch: *Ich bin da, egal wofür du dich entscheidest.* ~*~*~*~ Snape um Hilfe bitten? Draco presste die Hand gegen die Schläfe. Na, wunderbar... Der Kerl würde ihn wahrscheinlich auslachen... Aber das tat er wahrscheinlich eh schon. Also was sollte es? Und so weit er wusste, hatten sich Narzissa und er immer ziemlich gut verstanden. „Draco...?“ Behutsam legte sie ihre Hand auf die Schulter ihres Sohnes. Dieser sah auf. „Ich will nicht, dass du dich in Gefahr bringst.“, sagte er leise. „Und mich auch nicht. Dazu ist mir das hier zu wertvoll...“ Das erste Eingeständnis, dass sie Recht hatte. Sie lächelte. „Und was sollen wir tun?“ „Snape... Er wird eine Lösung wissen. Geheimniszauber oder so etwas.“ „Severus?“ Narzissa blickte Draco überrascht an. „Weißt du was Besseres?“ Stumm schüttelte sie den Kopf. Irgendwie hatte sie schon immer vermutet, dass zwischen ihrem Sohn und Severus Snape eine besondere Verbindung bestand. Nur hatte sie nicht gewusst, wie tief diese wohl ging. Dass Draco ihm selbst in so einem Fall weiter traute als seinem eigenen Vater… „Dann lass uns lieber gleich gehen, ansonsten überlege ich mir das noch.“ Draco griff nach der Hand seiner Mutter und zog sie mit sich. Harry würde ihnen schon folgen. Mit Sicherheit. Sehr bald hatten sie die Bürotür erreicht und auf ein äußerst knurriges „Herein“ öffnete Draco langsam die Tür, überließ seiner Mutter den Vortritt und trat dann selbst ein. ~*~*~*~ Snape hatte definitiv Mühe, seine Überraschung über diesen Besuch zu verbergen, aber zumindest sein Gesicht hatte er unter Kontrolle. „Narzissa. Draco.“ Er nickte den beiden zu, hieß sie sich setzen und bemerkte am Rande, dass die Tür noch von alleine zuging. Aber es hätte ihn irgendwie auch schwer gewundert, wäre Harry nicht wenigstens in der Nähe. Auf seine Lippen legte sich ein kleines, leicht böses Lächeln, das recht schnell wieder verschwand, als er sich an seine beiden sichtbaren Besucher wandte. „Was kann ich für euch tun?“ Harry schnitt eine grimmige Fratze und streckte ihm die Zunge raus. Schon jetzt wusste er, dass das ein ätzendes Nachspiel haben würde. ~*~*~*~ Draco ließ sich auf den Stuhl fallen und bemühte sich möglichst nicht zu seufzen. Er hasste diese Konfrontationen mit Snape. Aber in diesem Fall gab es wohl keine Wahl. „Wir brauchen Ihre Hilfe.“, sagte er unumwunden. Komisch, dass Narzissa ihm das Reden überließ... „Einen Geheimniszauber oder so etwas in der Art...“ Narzissa lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schlug die Beine elegant über. „Ich weiß etwas, was... gefährlich werden könnte. Sowohl für mich als auch für meinen Sohn.“ Ihre blauen Augen musterten Snape durchdringend. ~*~*~*~ Der Mann blickte sie an und sein seltsames Lächeln wurde noch ein wenig breiter. „So so. Was könnte das denn sein?“, fragte er und legte seine Fingerspitzen aneinander, lehnte sich wie Narzissa auch zurück und betrachtete sie. Kurz huschten seine Augen zu einer Stelle neben ihr, wo er sich einbildete, dass die Luft leicht flimmerte. Mal sehen, vielleicht machte er sich noch einen Spaß draus und stellte den Heimlichtuer bloß. Wäre doch sicher lustig, mitanzusehen, wie die Gesichtszüge entgleisten... ~*~*~*~ „Ist denn das so wichtig, Severus?“ Narzissa lächelte leicht. Ihre Miene war wachsam und angespannt. Und Draco begriff. Sie glaubte Snape auf der Seite der Todesser. Natürlich... Auch über Dracos Gesicht huschte ein Lächeln. Sie spielten Verstecken. Beide. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendeiner von beiden aufgab... ~*~*~*~ „Aber sicher ist es wichtig, Narzissa. Schließlich werde ich das Geheimnis in mir versiegeln müssen.“ Ein kurzer Blick zu Draco, der auch irgendwie angespannt wirkte. Anscheinend hatte sie herausgefunden, was mit ihrem Sohn los war oder er hatte es ihr auch einfach gesagt, und jetzt wollten sie zu zweit Lucius hintergehen. Diese Familie war wirklich total kaputt. Unglaublich. Amüsant irgendwie. ~*~*~*~ „Was wären alternative Zauber? Schlichtweg irgendetwas, das bewirkt, dass man nur in bestimmter Form über etwas sprechen kann?“ Äußerlich war Narzissa noch immer ruhig, doch die Art, wie sie ihre Lippen befeuchtet, verriet sehr deutlich ihre Anspannung. „Das wäre mir weitaus lieber.“, ergänzte Draco trocken und funkelte Snape an. ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Lehrer nickte. „Gewiss. Es gibt noch weitere Zauber. Vergessenszauber oder ein Schwur, den man nicht brechen kann, ohne zu sterben...“, bot er großzügig an. ~*~*~*~ Narzissa setzte an etwas zu erwidern, doch Draco kam ihr zuvor. „Schon gut... Sie haben gewonnen. Zufrieden?“ Der blonde Junge verdrehte leicht die Augen und sprach hörbar entnervt weiter. „Sie weiß von meiner Beziehung zu Harry. Sie weiß, worum es wirklich geht. Das heißt, mein Dad wird mir dafür den Hals umdrehen – sehr wörtlich gesprochen. Etwas, was weder ich, Harry noch Dumbledore gerne sehen würden. Und da sich meine Mutter bereit erklärt hat, mir zu helfen und mich eben nicht zu verraten, ist sie in genau so großer Gefahr. Reicht das?“ Narzissa sah ihn schockiert an. „Draco...“ „Er weiß es doch eh.“ Der Slytherin zuckte mit den Schultern. ~*~*~*~ Harry musste sich ein Lachen bei dem entsetzt-entgeisterten Blick verkneifen. Und gleich ein zweites Mal, als er die leichte Enttäuschung in Snapes Gesicht erkannte. Oh nein, hatte Draco ihm den Spaß verdorben. Armer Kerl. Und dann bekam er selbst einen Schock. „Nun gut, wenn sowieso alle hier Bescheid wissen, dann kannst du ja unter deinem Umhang hervorkommen, Potter. Ist ja nicht so, dass ich Versteckspielen übermäßig schätze.“ Der Mann blickte direkt Narzissa an, die ein wenig irritiert aussah, als hätte er nur ins Blaue geschossen. Aber die Tonlage zeugte vom Gegenteil. Seufzend zog Harry den Umhang vom Kopf und Snape blickte zu ihm. Ein bisschen verwirrt schien er, hatte er ihn doch auf der anderen Seite der beiden erwartet und nicht direkt neben Draco. „Also, wie war das jetzt mit dem Schwur?“, fragte er freundlich in die Runde und zog eine Augenbraue in die Höhe. ~*~*~*~ Oh, oh, Snape war wirklich auf Zack. Das musste man ihm ja lassen. Aber das hieß auch, dass sie in Zukunft bei nächtlichen Ausflügen noch vorsichtiger sein mussten... Als er jedoch das Gesicht seiner Mutter sah, konnte sich Draco ein Grinsen nur mühsam verkneifen. „Du... bist hier?“ Narzissa blickte Harry verblüfft an und lächelte dann. „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Freundlich hielt sie ihm ihre Hand hin. ~*~*~*~ Harry nahm sie mit kritischer Vorsicht und schüttelte sie. „Tja. Klar bin ich da, nachdem was Ihr Mann mit Dray gemacht hat.“ Schließlich wollte er da sein, wenn er ihn brauchte. Jederzeit. Snape nickte. „Gut, nachdem ihr euch jetzt gegenseitig kennen gelernt habt... Wie war das jetzt mit dem Geheimniszauber?“ „Wir brauchen einen, damit die beiden überleben. Wenn die Leiche das mitbekommt, dann sind alle in Gefahr.“, meinte Harry ernst. ~*~*~*~ Draco zog die Augenbrauen leicht zusammen. Es war ihm nicht gerade angenehm, wenn Harry so darüber sprach... Doch Narzissa lächelte nur. „Das mit Recht. Dir liegt auch sehr viel an ihm.“ Die Hexe hörte Snape kurz zu und wandte sich dann an Harry. „Es geht auch um dich. Denn wenn... er herausbekommt, dass dir etwas an Draco liegt... Was glaubst du, wird dann geschehen?“ Sie wirkte ruhig, doch das Zittern ihrer Unterlippe verriet sie. Dracos Augen weiteten sich überrascht. Sie sorgte sich wirklich um ihn. So sehr... Bei Merlin, warum erst jetzt? ~*~*~*~ Harry blickte sie an. Wenn Voldemort mitbekam, dass er und Draco zusammen waren und wie nah sie sich standen, dann... „Er würde Dray entführen, damit er mich bekommt.“ Seine Stimme war tonlos. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. Er hatte immer nur Angst gehabt, dass sie Draco erwischen könnten. Aber dass sie alles beenden könnten, was sie zusammen planten, daran hatte er nicht gedacht. „Das... das darf niemals passieren.“ Sie würden Draco foltern oder zwingen, ihn zu verraten, was der niemals tun würde, was unweigerlich in Imperius, Cruciatus oder im schlimmsten Fall im Avada enden würde. Und das konnte er niemals zulassen. Sein Blick wurde dunkel und er suchte Halt an Dracos Schulter, als er Snape fixierte. „Können Sie so einen Zauber wirken?“, fragte er. „Dass keiner darüber reden kann. Dass man es auch nicht mit dem Veritaserum aus einem herauspressen kann?“ Der Giftmischer lächelte hintergründig. „Das ist natürlich möglich, aber ich frage mich wirklich, was euch das bringen soll. Ihr seid mit eurer Beziehung derartig öffentlich, dass kaum noch eine andere Annahme möglich ist, als dass ihr wirklich zusammen seid.“ ~*~*~*~ Draco biss sich auf die Unterlippe. Er hasste es, dass dieser Giftmischer Recht hatte. „Wir bekommen Zeit. Das ist es, worauf es ankommt. Solange mein Vater davon ausgeht, dass das hier alles nur ein Spiel ist, um Harry irgendwann... Voldemort…“ – diesmal kam ihm der Name sehr flüssig über die Lippen – „… auszuliefern, dann kann er wiederum ihn davon überzeugen, dass das alles geplant ist. Wir gewinnen Zeit. Das ist alles.“ Er hielt inne. „Ansonsten... haben Sie Recht.“ Er seufzte leise. Und dabei war diese Gefahr für Harry doch genau das gewesen, was er hatte verhindern wollen... Er legte seine Hand auf Harrys und drückte sie fest. Narzissa schaute die beiden Jungen einen Augenblick lang forschend an. Es schien ihnen ernst zu sein. Ernster, als es bei anderen Fünfzehnjährigen vielleicht der Fall war. „Ich muss Draco zustimmen, Severus. Und wenn sie letztlich nur etwas Zeit bekommen, so ist doch etwas gewonnen.“ ~*~*~*~ Harry blickte sie einen Moment an, dann Snape. Dracos kleine Geste gab ihm Kraft und ein wenig Ruhe. Ruhe, die er brauchte, als Snape sich ein wenig aufrichtete und einmal zustimmend nickte. „Vernünftig, dass ihr so denkt und nicht erwartet, dass diese Doppelfarce lange unentdeckt bleibt. Die Todesser sind nicht dumm und auch der Unnennbare wird es früher oder später durchschauen. Und auch ein Geheimniszauber kann euch nicht immer schützen. Ich habe euch schon einmal gesagt, dass der Unnennbare ein Meister der Legilimentik ist. Er braucht dazu keinen Stab mehr! Und ein Geheimniszauber ist kein Schutz gegen Legilimentik. Ihr werdet mehr üben müssen, um euch auch dagegen wehren zu können, wenn er nach dem Geheimnis in euch forscht!“ Der Gryffindor schwieg, nickte nur. Das war doch vollkommen klar. Was laberte der Kerl da rum? „Also beginnen wir den Zauber. Verlieren wir keine Zeit, bevor Lucius misstrauisch wird, weil Narzissa nicht zurückkommt.“, sagte er und stand auf. ~*~*~*~ Narzissa nickte leicht. „Er ist zwar unterwegs, aber er wird erwarten, dass ich da bin, wenn er zurückkommt...“ Draco sah sie an und bemerkte eine gewisse Furcht in ihren Augen. Vorsichtig drückte er ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu. Im Gegenzug legte sie ihre andere Hand auf seine, erwiderte das Lächeln. Wenigstens für den Augenblick herrschte Harmonie zwischen Mutter und Sohn. „Ich möchte die Idylle ja nur ungern stören, aber die Zeit drängt.“ Snape richtete seinen Zauberstab auf Narzissas Stirn. „Schließ die Augen, dann ist es angenehmer.“ Sie gehorchte seinen Worten und der Zaubertränkelehrer begann. Es war ein Zauber, doch er bestand letztlich aus einem regelrechten Geflecht von kleineren Zauberschritten. Unterschiedliche Lichtblitze zuckten durch den Raum, wenn er neue Stufe erreichte. Atemberaubend und beängstigend. Ja, das war es. Draco drückte Harrys Hand unwillkürlich etwas fester. Es dauerte lange. Doch schließlich senkte der Zaubertränkelehrer den Stab. „Fertig...“ Seine Stimme klang etwas rau und man sah ihm beinahe so etwas wie Erschöpfung an. Narzissa schlug langsam die Augen auf und lächelte. „Danke... Severus.“, hauchte sie. „Du solltest jetzt gehen. Ansonsten...“ „Ja.“ Die Hexe stand langsam auf, wirkte dabei noch ein wenig benommen. Ohne weiter darüber nachzudenken griff Draco nach ihrem Arm und stützte sie. „Danke, Sir.“, sagte er leise und lächelte Snape an. ~*~*~*~ Harry tat es ihm gleich, strahlte ihm förmlich entgegen. Es war wirklich selten, dass er Snape dankbar war, aber heute war er es, denn er hatte dafür gesorgt, dass Draco ein kleines Stück seiner Familie zurückbekommen hatte, ohne dass sie Gefahr liefen, dafür alle mit dem Leben zahlen zu müssen. Was genau er letztendlich in den Zauber miteingefasst hatte, das würde sich zeigen, wenn sie Hermione danach befragte, denn sie würde garantiert fragen. Und wenn nicht sie dann Blaise, Pansy oder Ron. Irgendeinem würde es auffallen. Warum auch immer. Darin waren sie wirklich gut. Snape lächelte zurück. „Ich sehe euch beide dann morgen um zehn Uhr früh. Seht zu, dass ihr pünktlich seid.“, sagte er zum Abschied und Harry verdrehte die Augen. Als wenn er es nicht geahnt hatte. Aber schlecht war es eigentlich auch nicht, schließlich mussten sie es ja jetzt erst recht lernen. Hinter ihnen schlug die Tür zu. ~*~*~*~ Strafarbeiten... War ja klar gewesen. Das war wieder mal typisch Snape. Aber wen scherte es? Einmal mehr von ihm gequält zu werden, war doch letztlich kein zu hoher Preis. Draco drückte den Arm seiner Mutter unwillkürlich etwas fester. Gemeinsam brachten sie Narzissa Malfoy zurück nach draußen. „Pass auf dich auf, Draco.“ Sie lächelte und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. „Du auf dich auch... Mutter.“ Draco erwiderte ihr Lächeln. Das erste Mal seit langem erfüllte ihn ihr Anblick wirklich mit Wärme... „Und du, Harry.“, wandte sie sich schließlich an den Freund ihres Sohnes. Ihre blauen Augen musterten ihn forschend, dann wurde ihr Gesicht weicher. „Pass du auch auf dich auf.“ Draco staunte nicht schlecht, als Narzissa auch Harry einen Kuss auf die Stirn gab. War das wirklich seine Mutter? So warmherzig... So lieb war sie all die Jahre nie gewesen. Nie... Auf einmal verstand er, wie Harry so verblüfft über seine Veränderung hatte sein können. Manchmal, da gab es Momente, da legte sich einfach ein Schalter im Kopf um. Ein einschneidendes Erlebnis und man begriff, dass es nicht so weitergehen konnte wie bisher. Vielleicht war es bei ihr so gewesen... Und wenn nicht, nun, Snapes Geheimniszauber würde sie schützen. ~*~*~*~ Harry starrte der Frau verblüfft nach, hatte irgendwie nur nicken können. Sie hatte ihn geküsst. Wirklich geküsst. Einfach so. Eine fremde Frau, die ihn eigentlich hätte vernichten sollen… wollen… müssen… was auch immer. Dracos Mutter. Und er hatte nur nicken können, bevor sie sich umgedreht hatte, um zu gehen. „Deine Mutter ist ja doch nett...“, sagte er perplex, dann grinste er seinen Freund an. „Du hast mir Quatsch erzählt!“ Und schon strubbelte er ihm durch die Haare. Gerechte Strafe. ~*~*~*~ Draco kam nicht mehr dazu, sich von seiner Mutter zu verabschieden, denn sobald Harry seine Verblüffung überwunden hatte, verlangte der Gryffindor absolute Aufmerksamkeit. „Hey...“, protestierte der Blonde. „Ich... kenne sie so wirklich nicht... Sie war... nie so herzlich. Wenigstens nicht, soweit ich mich erinnern kann.“ Er versuchte sie noch ein letztes Mal auszumachen, doch sie war schon in der Dunkelheit verschwunden. Der schwarze Umhang, das dunkle Kleid, sie verschwanden vollkommen in der Finsternis. Noch nicht einmal ihr helles Haar konnte er ausmachen. Er wusste ja noch nicht einmal, wie sie überhaupt hierher gekommen war. ~*~*~*~ Harrys Grinsen wurde breiter. „Von irgendwoher musst du ja diesen Hang zum Deserteur haben. Scheint in der Linie deiner Mutter zu liegen. Erst Sirius, dann du, jetzt sie... Alles die Schuld deiner Großeltern!“ Er küsste ihn sacht. „Aber ich finde das gut.“, erklärte er ihm. „So glücklich hast du schon lange nicht mehr ausgesehen.“ ~*~*~*~ „Im Moment sehe ich wahrscheinlich eher fassungslos aus...“, murmelte Draco und fuhr sich durch die vollkommen durchgewuschelten Haare. Dann lächelte er und schlang die Arme um Harrys Taille. Er nutzte die Chance und küsste ihn lange und ausgiebig. Als er den Kuss wieder löste, fühlte er sich richtig atemlos. „Und was machen wir jetzt?“, hauchte er warm in Harrys Ohr. ~*~*~*~ Harry lächelte. Nach dem Kuss fragte er so was? Wo in ihm alles kribbelte und es sich anfühlte, als würden die Ameisen exerzieren üben? Ganz langsam ließ er seine linke Hand zwischen den Knöpfen des Hemdes hindurchspicken und zog mit der rechten selbiges aus der Hose. Seine Augen waren dunkel und blickten unverwandt in graue hinauf. „Du fragst Sachen.“, tadelte er sanft und küsste ihn erneut. Ganz sacht, zog sich gleich wieder zurück. Nur um wieder zu kommen und gleich wieder zu gehen. Und jedes Mal suchte er Blickkontakt. „Was schwebt dir denn da so vor?“, fragte er schließlich ganz unschuldig. ~*~*~*~ „Hm... Ganz viel nackte Haut...“ Draco lächelte lasziv und öffnete lässig die Knöpfe von Harrys Hemd, strich sachte über die samtweiche Haut darunter. Er löste die Krawatte und küsste sanft den bloßgelegten Hals, fuhr mit der Zunge zum Schlüsselbein und hielt dann inne. „Irgendwelche Ergänzungen?“, erkundigte er sich unschuldig und blickte auf. ~*~*~*~ Harry legte nachdenklich den Finger aufs Kinn und blickte in den Himmel hinauf. „Ein Bett.“, meinte er. „Was Süßes.“ Das Lächeln kehrte zurück auf seine Lippen. „Warme Lippen und das dahinter vielleicht? Und dazu die schönsten Augen der Welt.“ ~*~*~*~ Draco musste lachen. „Also lieber ein Bett als der freie Himmel?“ Er stupste Harry sachte auf die Nasenspitze. „Mir ist es egal... Wo auch immer... Und im Übrigen hast du schon die schönsten Augen der Welt...“ ~*~*~*~ „Na ja, eigentlich nicht, aber zwei Dinge würden mir dabei schon besser gefallen: Keine Gefahr, von Snape angesprochen zu werden, und dazu nicht mehr die Mühsal später noch hinaufzugehen.“ Er zog Draco an sich und küsste ihn erneut. „Und hier draußen schlafen will ich nicht unbedingt.“ Wäre sicher ein lustiges Erwachen, wenn Montague sie am nächsten Tag aus dem Schlaf trat, weil sie in seiner Trainingsstrecke schliefen. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Du hast dummerweise Recht...“ Er knabberte einen Augenblick lang an Harrys Unterlippen, dann ließ er ihn los. „Also, auf in unser Schlafzimmer...“ Seine grauen Augen blitzen auf. Lächelnd nahm er Harrys Hand. Unter dem Tarnumhang versteckt – Filch rannte hier schließlich garantiert irgendwo herum – machten sie sich auf den Weg nach oben. Im Raum der Wünsche angekommen, entledigten sie sich des Tarnumhangs und Draco drängte Harry sanft aber bestimmt Richtung Bett. Er küsste ihn und ließ ihn dabei behutsam hintenüber auf die Decke sinken. „Wo waren wir gerade noch stehen geblieben?“, fragte er mit einem kleinen diabolischen Grinsen auf dem Gesicht. ~*~*~*~ „Vor dem Bett...“, murmelte er frech und zog Draco zu sich hinunter. „Wozu wolltest du das wissen?“ Antworten ließ er ihn dann nicht, küsste ihn stattdessen, während er versuchte mit einer Hand die Krawatte Dracos zu lösen. Inzwischen hatte er das auch gelernt, so dass der Kragen nur Sekunden später weich auseinander glitt und er mit den Fingern nach der offengelegten warmen Haut suchen konnte. Weich war sie und ganz offensichtlich elektrisch geladen, denn es begann wieder unter den Fingerspitzen zu kribbeln. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Nur so...“ Er genoss den Kuss, zog ihn so lange, wie es nur ging, ehe er dringend Luft brauchte. Es fühlte sich an, als wenn er in Flammen gesetzt worden war – einfach nur durch diesen simplen Kuss und die leichten Berührungen auf seiner Brust. Mit einem Lächeln schob er Harrys noch immer offenes Hemd auseinander, streichelte sanft über seine bloße Haut. Weich, warm... Bestimmt streifte er ihm das Hemd hoch zu den Schultern, nutzte die Chance, es ihm vollkommen auszuziehen, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem verlockenden Hals widmete. ~*~*~*~ Harry ließ das wortlos geschehen, genoss es einfach, spürte jeder Bewegung, jeder Berührung Dracos nach. Es war wie Wasser, überall und nirgendwo. Dracos Bemühungen weckten ein Feuer in ihm, das sich mit dem Wasser nicht zu vereinbaren schien, aber dennoch immer heller loderte. Ganz langsam begann er zu erwidern, was ihm widerfuhr, ertastete Dracos Körper auf jedem Millimeter. Am Hals, den Ohren und den Schultern, nachdem auch dessen Hemd verschwunden war. Als seine Hände über die Brust fuhren, war Draco nah genug, dass er ihn ein bisschen hochsteuern konnte, um an ihn heran zu kommen. Wie Draco zuvor bei ihm, ließ er seine Lippen über die weiche Haut am Hals wandern, kostete davon, zog kühlende Bahnen hinab zum linken Schlüsselbein. Und weil Draco von sich aus wieder anfangen wollte, sich ihm wieder entziehen wollte, wechselte er schlicht ihre Positionen. Er wollte Draco reizen, wollte ihm zurückgeben, was er von ihm immer wieder bekam. Und er wollte wieder das Gesicht sehen, das entspannt und angespannt zugleich auf Erlösung hoffte. Wenn sein Freund die Schwelle der Lust überschritt... Niemals war er schöner. Er lächelte, als er sich zu ihm hinabbeugte, ihn noch einmal küsste und dann fortfuhr mit seiner Arbeit. Seine Hände strichen wie Schmetterlinge so unstet über den Brustkorb und den Bauch, reizten die Seiten und nutzten jeglichen schwachen Punkt seines Freundes, während seine Lippen langsam seinen Händen folgten. Wie er von Draco gelernt hatte, umkreiste seine Zunge die Brustwarze, bevor er schließlich daran saugte. Draco unter ihm keuchte leicht, versuchte sich unter ihm wegzuwinden und Harry lächelte, bevor er Dracos Hände davon abhielt, ihn zu sich hochzuziehen. Es war doch eine Freude, das Keuchen gleich noch einmal zu provozieren, bevor er das alles noch ein bisschen weiter trieb, indem er den Knopf der Hose öffnete und wirklich provozierend langsam den Reißverschluss herabzog. Ein leises Stöhnen und Wimmern erklang und Dracos Bauchdecke erzitterte. Für Sekunden musste Harry die Augen schließen, um sich zu beherrschen. Seine Lenden prickelten und seinen Atem musste er stark kontrollieren, um nicht atemlos zu werden. Sehr erfolgreich war er mit seiner Selbstbeherrschung nicht. Draco hatte andere Pläne, wollte nicht nur in der passiven Rolle sein und nutzte die kurze Unterbrechung, um das Heft wieder an sich zu nehmen. Er küsste Harry tief, innig und mandelnkitzelnd und dann wurde es irgendwie hektischer. Sie wollten mehr voneinander und das jetzt möglich ohne noch lange zu warten. Sie zogen einander die Hosen aus und Harrys stöhnte keuchend auf, als er Dracos Hand an seinem besten Stück spürte, den leichten Druck wahrnahm, und unwillkürlich selbst den Griff verstärkte. Leicht lächelte er, als er Dracos Stimme hörte, öffnete die Augen, während sie ihren Rhythmus fanden, um seinen Freund betrachten zu können. Lange blieben sie nicht offen, denn die Gefühle wurden zu intensiv. Feuersturm und Wasserwirbel in ihnen. Harry küsste Draco wieder, lockte ihn in einen Kuss, in dem der Blonde recht schnell die Führung übernahm, während sie immer schneller das Glied des jeweils anderen massierten und die freie Hand über den Körper wandern ließen. Bis es einfach nicht mehr ging, die Atemnot sie voneinander trennte, nur noch Keuchen und Stöhnen die Luft erfüllte und sie schließlich beide mit einem kleinen Schrei kamen. Beinahe gleichzeitig. Erschöpft säuberte Dracos Zauber sie beide und Harry kroch zu ihm, kuschelte sich an ihn heran. Jetzt war er richtig müde. Und wirklich lange blieb er auch nicht mehr wach. Er musste nur Dracos Hände auf seiner Seite spüren, schon übermannte ihn der Schlaf. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I know you deserve much better Remember the time I told you the way that I felt And that I'd be lost without you and never find myself Let's hold onto each other above everything else Let's start over, start over, start over ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Und damit hatte die gute Narzissa auch ihren ersten Auftritt. ^^ Eigentlich... ist sie ja gar nicht so schlimm, oder? Hm... Ich mag sie sogar irgendwie. Ich kann sogar ihre Schwäche verstehen... Shi: ;_; Sie tut mir Leid… Sie steht voll zwischen den Fronten. *evilgrins* Aber Snappy ist klasse! Den hab ich lieb! Beim Betalesen hab ich mir echt vorgestellt, wie er schauen würde, wenn Harry ihn vor lauter Dankbarkeit umarmt hätte… Das würde ich zu gerne irgendwann mal schreiben. *lach* Völlige Fassungslosigkeit auf Seiten der Fledermaus! Treffpunkt Narzissa Malfoy (zensiert) ------------------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 82: Treffpunkt Narzissa Malfoy Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Whatever it takes. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 82: Treffpunkt Narzissa Malfoy Sie blieben liegen, bis Hermiones Stimme durch ihrer aller Gedanken fegte. Sie würden zu spät kommen und das Frühstück wäre auch längst vorbei und sie hätte Snape an diesem Morgen mit einer seltsamen Miene gesehen und, und, und. Es war ein wahrer Wasserfall, an den sich Ron nahtlos anschloss, dass Montague bei Pansy angefragt hätte. Und so beugten sie sich der Übermacht und standen auf. Und weil Harry wirklich gar nichts dabei hatte und selbst seinen Umhang nicht, schickte er Blaise und Draco vor, während er noch einmal in den Raum der Wünsche hochging, um Umhang, Schultasche und andere Dinge, die zur Grundausrüstung Harry Potter gehörten, zu holen. Es resultierte darin, dass er zu spät zu Zaubertränke kam und natürlich eine Strafaufgabe bekam. Sondertraining samstags. Klasse. Irgendwie schaffte er es gerade, sich mit Trainingseinheiten à la Snape einzudecken. Wirklich superklasse. Der Donnerstag verging wie der Mittwoch mit Hermiones steifem Vorbereitungsplan, der wieder Basis beinhaltete. Erst am Samstag hatte sie Potenzialmagie vorgesehen, aber von diesem Tag an jeden Tag. Harry dachte mit Schrecken daran, aber er sagte nichts. Sie hatte Recht. Drei Monate waren nun mal wenig, da musste man klotzen, ganz klar. ~*~*~*~ Der Freitag ging ähnlich vorbei. Schule, Training, Hausaufgaben und entsprechend kaputt waren die beiden, als sie endlich im Raum der Wünsche ankamen. „Wir sollten Hermione nahe legen, Lehrerin zu werden...“, brummte Draco und ließ sich aufs Bett fallen. Er war müde und kaputt. Nachlässig streifte er den Umhang ab und ließ ihn vom Bett rutschen. War ihm doch egal. Räumte er eben morgen weg. Aber definitiv nicht mehr jetzt. ~*~*~*~ Harry grinste. „Die armen Kinder.“, meinte er und zog ein betont mitleidiges Gesicht, als er zu ihm krabbelte und ihn küsste. „Willst du ihnen das wirklich antun?“ ~*~*~*~ „Ja.“ Draco grinste. „Was wir durchmachen müssen, dürfen auch gerne andere erleiden.“ Er wollte noch weitersprechen, stockte aber, als es auf einmal lautstark an das Fenster klopfte. Einen Augenblick lang blinzelte er Harry verwirrt an, dann stand er auf. Diese Eule... Draco verharrte. Einen Atemzug lang, zwei. Dann hatte er sich soweit im Griff, dass er das Fenster öffnen konnte. Der kleine Kauz schuhute leise und hielt ihm einen Brief hin. Dracos Finger zitterten, als er ihn entgegennahm und der kleine Vogel wieder verschwand. Er musste ihn nicht öffnen, um zu wissen, von wem er war. Er kannte den Vogel. Er kannte das Papier. Er kannte die Handschrift, die den Brief an ihn adressiert hatte. Und nur allzu genau kannte er das Parfum, nach dem Brief roch und das langsam den Raum anfüllte. Wie paralysiert starrte er auf den Umschlag, unfähig, ihn überhaupt zu öffnen. ~*~*~*~ Harry beobachtete das, bevor er aufstand und zu ihm herüberkam. Draco wirkte entsetzt. Irgendwo. Vorsichtig legte er seine Arme um Dracos Mitte und das Kinn auf seine Schulter. „Was hast du? Von wem ist der Brief?“ Die zierliche, filigrane Handschrift war wirklich schön. Noch schöner als die von Dumbledore. „Du zitterst.“, fügte er noch hinzu und drückte ihm einen Kuss auf den Hals. ~*~*~*~ Draco lächelte schief und drehte den Umschlag um. Das Malfoysiegel prangte groß und deutlich sichtbar darauf. „Meine Mutter.“, antwortete er verspätet, brach das Siegel und zog einen Bogen Papier heraus. Darauf stand nur wenig. ‚Ich warte vor dem Tor. Bitte komm her, wenn du kannst. N.M.’ Nicht mehr. Nicht, was sie wollte. Gar nichts. Schweigend hielt der Blonde Harry den Brief hin. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, nachdem er die Zeilen gelesen hatte, sein Blick ebenfalls unsicher. Er wollte nicht, dass Draco hinging, andererseits... Hatte Draco nicht gesagt, dass seine Mutter nur zu schwach wäre, um ihn zu beschützen? Vielleicht wollte sie ja stärker werden... „Willst du sie denn sehen?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Ich will vor allem wissen, warum sie hier ist.“ Draco lächelte schwach. Allein die Vorstellung, dass sie sich auf den Weg hierher machte... Das war unvorstellbar! Insbesondere, da er die Nähe seines Vaters – dank Hermiones kleinem Zauber – nicht spüren konnte. Nein, sie war wirklich und wahrhaftig allein hier. Aber... warum? „Kommst du mit?“ Er fragte zögerlich. Ihm wäre es recht. Sehr recht. ~*~*~*~ Harry betrachtete ihn nachdenklich, nickte dann aber. Ganz kurz drückte er ihn näher, bevor er ihn losließ, um seinen Tarnumhang zu suchen. Klar kam er mit. War doch selbstverständlich. Schon allein, weil... „Ich werde nicht zulassen, dass sie dich mitnimmt, Dray.“, sagte er leise und sah zu ihm hinüber. ~*~*~*~ „Oh, ich auch nicht.“ Draco lächelte weich. Sobald Harry den Tarnumhang gefunden hatte, verbargen sie sich darunter und machten sich auf den Weg zum Tor. Es war bereits spät und es musste ja wirklich nicht sein, dass sie Filch oder – eindeutig viel schlimmer – Snape in die Arme liefen. Als sie die große Tür erreicht hatten, schlüpfte Draco unter dem Umhang hervor und drückte die Tür auf. Er überließ es Harry, ob dieser unter dem Tarnumhang bleiben oder aber sich zeigen wollte. „Draco!“ Kaum hatte er das Gebäude verlassen, löste sich eine schmale Gestalt aus dem Schatten eines der Bäume und eilte auf ihn zu. Ehe sich der Junge versah, wurde er umarmt und auf beide Wangen geküsst. „Es ist schön, dass du kommen konntest.“ Narzissa Malfoy lächelte ihren Sohn an. Liebevoll, wie er verblüfft feststellte. Wann hatte sie ihn denn das letzte Mal so angesehen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Normalerweise lagen immer Angst und Sorge in ihren blauen Augen. „Warum bist du hier?“, fragte Draco unvermittelt und betont kühl. „Weil ich mir Sorgen gemacht habe. Lucius... Dein Vater... Er spricht nicht gut von dir in letzter Zeit. Er scheint enttäuscht zu sein...“ „Er ist immer enttäuscht!“ Draco schnaubte leise und verschränkte die Arme vor der Brust. Da mochte er sich innerlich noch so sehr von dieser Familie frei gemacht haben – sie machte ihn immer noch wütend und sie verletzte ihn. Immer noch. „Aber diesmal... ist es anders.“ Narzissa schüttelte entschlossen den Kopf. „Draco...“ Ihre Stimme war auf einmal leise und sehr bestimmt. „Bist du dir sicher, dass du Weihnachten wirklich ein Todesser werden willst?“ Die Frage erwischte ihn aus heiterem Himmel. Der Ernst in ihrer Stimme, der prüfende Blick. Was sollte das? Hatte man ihn durchschaut? „Wie kannst du so etwas fragen? Zweifelt er etwa daran?“, kam Dracos Antwort halb spöttisch, halb wütend. Narzissa schüttelte den Kopf. „Nein... Natürlich nicht. Lucius sieht nur, dass du nicht vorankommst. Dass du nicht erreichst, was du erreichen wolltest...“ Draco lehnte sich gegen die steinerne Brüstung der Treppe. „Und? Er glaubt doch eh, dass ich vollkommen unfähig bin. Spielt es da eine Rolle?“ „Sag du es mir, mein Sohn...“ Seine Mutter trat auf ihn zu und strich ihm sanft einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du hast dich verändert. Du bist erwachsener geworden...“ Draco schwieg, sah sie nur stumm an. Er meinte Harry spüren zu können. Nicht weit von ihm entfernt, direkt neben der Tür. „Deine Briefe sind selten geworden. Sonst hast du mir beinahe jeden Tag geschrieben... Und jetzt?“ Der Slytherin zuckte mit den Schultern. Was sollte er darauf antworten? Dass er nicht dazu kam? Dass er sie und ihre Unterwürfigkeit durchschaut hatte? Dass er mit seiner Familie brach? „Es tut mir Leid.“, sagte sie unvermittelt. „Es tut mir Leid, dass ich nie für dich da war, wenn du mich gebraucht hast.“ Ihre blauen Augen glänzten verdächtig, während sie Draco über die Wange strich. „Mutter...“ Das Wort kam Draco nur langsam und schleppend über die Lippen. Er stand noch immer starr, als sie ihn ein weiteres Mal umarmte. „Lass es mich gut machen... So weit es möglich ist.“ Der Junge schwieg noch immer, auch noch, als sich die schlanke Frau wieder von ihm löste und zurücktrat. Sie strich die Tränen beiläufig fort. Ihre Wimperntusche war kein bisschen verschmiert. „Erzähl mir von Harry Potter.“ Unwillkürlich zuckte der Blonde zusammen. Was sollte das? Stand sie unter einem Imperius-Fluch? Warum tat sie das? Warum? „Er...“, setzte Draco an und unterbrach sich selbst wieder. Er schlug die Augen nieder und als er aufschaute, sah er in die Ferne. Heucheleien, Lügen hervorbringen, während Harry hier war? In unmittelbarer Nähe und sie hörte? Das war unmöglich... Einfach unmöglich. „Du liebst ihn.“ Die nüchterne Feststellung ließ seinen Kopf herumschießen. Fassungslosigkeit lag in seinen Augen, als er seine Mutter anblickte. „Du liebst ihn...“, wiederholte sie und lächelte. „Ich wusste, dass du nicht so berechnend bist, jemanden für... irgendwelche dummen Informationen so nah an dich heranzulassen. Du sperrst selbst deine Eltern, deine Mutter, von dir aus. Und dann sollst du einen Jungen an dich heranlassen, nur um diesen hinterher zu verraten? Selbst, wenn es nur eine Farce wäre...“ Sie schüttelte den Kopf. „So gut kenne ich dich, Draco.“ Unwillkürlich wanderte seine Hand langsam in die Hosentasche, in der sein Zauberstab steckte. Er musste sie zum Schweigen bringen... Er musste... Sie war gefährlich... „Bei mir ist dein Geheimnis sicher, Draco. Ich will gut machen, was ich die letzten fünfzehn Jahre falsch gemacht habe. Ich...“ Sie stockte und lächelte dann. „Ich liebe dich, mein Sohn. Mehr als du ahnst. Mach dir keine Sorgen. Ich bin absolut unverdächtig und viel zu unbedeutend, als dass man mir viel Aufmerksamkeit schenkt... Vor allem er wird kaum seine Zeit damit verschwenden, etwas in meinen Gedanken zu suchen.“ ~*~*~*~ Harry hatte das Ganze schweigend und mit stoischer Ruhe beobachtet. Die Frau wirkte heute anders. Viel tiefer, nicht so oberflächlich, so hatte er das Gefühl, aber irgendwie konnte er die Worte nicht glauben. Ein seltsamer Druck war in seinen Eingeweiden. Sie hatte Draco durchschaut. Einfach so. Weil sie ihn liebte und aus diesem Grunde kannte... Aber das war nicht gut für Draco. Sie bedeutete Gefahr. Aber das, was Draco ganz offensichtlich tun wollte, das konnte er nicht zulassen. Sie bedeutete dem Blonden doch etwas. Vielleicht mehr, als er sich eingestand. Da konnte er sie nicht einfach... Seine Hand legte sich auf Dracos, hieß sie innehalten. Es war nicht in seinem Interesse, wenn er diese Frau hier angriff. Selbst wenn er sich das einredete, er wollte das nicht wirklich. Da gab es andere Möglichkeiten. Da gab es eine Menge anderer Möglichkeiten. Geheimniszauber oder Vergessenszauber. Und wenn man Snape darum bat, dann würde er helfen, das wusste Harry einfach. Vielleicht würde es dann eine Strafe geben, weil sie nachts draußen gewesen waren, aber immerhin wären sie dann in Sicherheit ohne in Selbstvorwürfen zu versinken. ~*~*~*~ Draco spürte Harrys Hand auf seiner. War er ihm wirklich so nahe gekommen? Seine Mutter stand doch kaum einen Meter von ihm entfernt! Ganz eben schüttelte er den Kopf, behielt die Hand aber an dem Zauberstab. Vielleicht war ein Zauber nicht zu vermeiden. „Selbst wenn... Mutter, das ist gefährlich. Nicht nur für mich, sondern auch für dich. Wenn Vater das herausbekommt... Glaubst du, er würde vor dir Halt machen?“ Der Slytherin sprach ruhig, gefasst und zu seinem eigenen Erstaunen ohne Bitterkeit. Narzissa presste die Lippen zusammen. „Was willst du dann? Mich zum Schweigen bringen?“ „Nein... Ich...“ Draco senkte den Blick, starrte auf seine Schuhe, die grauen Steine darunter. Aber was sollte er dann tun? Er hatte keine Ahnung... ~*~*~*~ Harry erkannte diese Unsicherheit seines Freundes und begann zu lächeln. Er entfernte sich ein kleines bisschen und zog sein Gedankenbuch aus der Tasche. Seit der Sache mit dem Slytheringemeinschaftsraum hatte er es immer dabei, schließlich wusste man nie, was für Probleme sich einem in den Weg stellten. Und jetzt war es wirklich ein Glück, dass er es hatte, denn so konnte er Draco seine Idee vermitteln, ohne sich unter dem Umhang hervorwagen zu müssen. Schließlich reagierte Draco immer etwas empfindlich, wenn man sich in seine Familienangelegenheiten einmischte. Er wollte nicht schon wieder Streit provozieren. Und genauso wenig wollte er Streit zwischen Draco und seiner Mutter. Narzissa Malfoy wirkte irgendwie... lieb? Vielleicht war es das, was ihn dazu bewog, seinem Vorschlag noch etwas anzufügen: *Du magst sie doch, also denk darüber nach, ja?* Er überlegte kurz, dann schrieb er noch: *Ich bin da, egal wofür du dich entscheidest.* ~*~*~*~ Snape um Hilfe bitten? Draco presste die Hand gegen die Schläfe. Na, wunderbar... Der Kerl würde ihn wahrscheinlich auslachen... Aber das tat er wahrscheinlich eh schon. Also was sollte es? Und so weit er wusste, hatten sich Narzissa und er immer ziemlich gut verstanden. „Draco...?“ Behutsam legte sie ihre Hand auf die Schulter ihres Sohnes. Dieser sah auf. „Ich will nicht, dass du dich in Gefahr bringst.“, sagte er leise. „Und mich auch nicht. Dazu ist mir das hier zu wertvoll...“ Das erste Eingeständnis, dass sie Recht hatte. Sie lächelte. „Und was sollen wir tun?“ „Snape... Er wird eine Lösung wissen. Geheimniszauber oder so etwas.“ „Severus?“ Narzissa blickte Draco überrascht an. „Weißt du was Besseres?“ Stumm schüttelte sie den Kopf. Irgendwie hatte sie schon immer vermutet, dass zwischen ihrem Sohn und Severus Snape eine besondere Verbindung bestand. Nur hatte sie nicht gewusst, wie tief diese wohl ging. Dass Draco ihm selbst in so einem Fall weiter traute als seinem eigenen Vater… „Dann lass uns lieber gleich gehen, ansonsten überlege ich mir das noch.“ Draco griff nach der Hand seiner Mutter und zog sie mit sich. Harry würde ihnen schon folgen. Mit Sicherheit. Sehr bald hatten sie die Bürotür erreicht und auf ein äußerst knurriges „Herein“ öffnete Draco langsam die Tür, überließ seiner Mutter den Vortritt und trat dann selbst ein. ~*~*~*~ Snape hatte definitiv Mühe, seine Überraschung über diesen Besuch zu verbergen, aber zumindest sein Gesicht hatte er unter Kontrolle. „Narzissa. Draco.“ Er nickte den beiden zu, hieß sie sich setzen und bemerkte am Rande, dass die Tür noch von alleine zuging. Aber es hätte ihn irgendwie auch schwer gewundert, wäre Harry nicht wenigstens in der Nähe. Auf seine Lippen legte sich ein kleines, leicht böses Lächeln, das recht schnell wieder verschwand, als er sich an seine beiden sichtbaren Besucher wandte. „Was kann ich für euch tun?“ Harry schnitt eine grimmige Fratze und streckte ihm die Zunge raus. Schon jetzt wusste er, dass das ein ätzendes Nachspiel haben würde. ~*~*~*~ Draco ließ sich auf den Stuhl fallen und bemühte sich möglichst nicht zu seufzen. Er hasste diese Konfrontationen mit Snape. Aber in diesem Fall gab es wohl keine Wahl. „Wir brauchen Ihre Hilfe.“, sagte er unumwunden. Komisch, dass Narzissa ihm das Reden überließ... „Einen Geheimniszauber oder so etwas in der Art...“ Narzissa lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schlug die Beine elegant über. „Ich weiß etwas, was... gefährlich werden könnte. Sowohl für mich als auch für meinen Sohn.“ Ihre blauen Augen musterten Snape durchdringend. ~*~*~*~ Der Mann blickte sie an und sein seltsames Lächeln wurde noch ein wenig breiter. „So so. Was könnte das denn sein?“, fragte er und legte seine Fingerspitzen aneinander, lehnte sich wie Narzissa auch zurück und betrachtete sie. Kurz huschten seine Augen zu einer Stelle neben ihr, wo er sich einbildete, dass die Luft leicht flimmerte. Mal sehen, vielleicht machte er sich noch einen Spaß draus und stellte den Heimlichtuer bloß. Wäre doch sicher lustig, mitanzusehen, wie die Gesichtszüge entgleisten... ~*~*~*~ „Ist denn das so wichtig, Severus?“ Narzissa lächelte leicht. Ihre Miene war wachsam und angespannt. Und Draco begriff. Sie glaubte Snape auf der Seite der Todesser. Natürlich... Auch über Dracos Gesicht huschte ein Lächeln. Sie spielten Verstecken. Beide. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendeiner von beiden aufgab... ~*~*~*~ „Aber sicher ist es wichtig, Narzissa. Schließlich werde ich das Geheimnis in mir versiegeln müssen.“ Ein kurzer Blick zu Draco, der auch irgendwie angespannt wirkte. Anscheinend hatte sie herausgefunden, was mit ihrem Sohn los war oder er hatte es ihr auch einfach gesagt, und jetzt wollten sie zu zweit Lucius hintergehen. Diese Familie war wirklich total kaputt. Unglaublich. Amüsant irgendwie. ~*~*~*~ „Was wären alternative Zauber? Schlichtweg irgendetwas, das bewirkt, dass man nur in bestimmter Form über etwas sprechen kann?“ Äußerlich war Narzissa noch immer ruhig, doch die Art, wie sie ihre Lippen befeuchtet, verriet sehr deutlich ihre Anspannung. „Das wäre mir weitaus lieber.“, ergänzte Draco trocken und funkelte Snape an. ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Lehrer nickte. „Gewiss. Es gibt noch weitere Zauber. Vergessenszauber oder ein Schwur, den man nicht brechen kann, ohne zu sterben...“, bot er großzügig an. ~*~*~*~ Narzissa setzte an etwas zu erwidern, doch Draco kam ihr zuvor. „Schon gut... Sie haben gewonnen. Zufrieden?“ Der blonde Junge verdrehte leicht die Augen und sprach hörbar entnervt weiter. „Sie weiß von meiner Beziehung zu Harry. Sie weiß, worum es wirklich geht. Das heißt, mein Dad wird mir dafür den Hals umdrehen – sehr wörtlich gesprochen. Etwas, was weder ich, Harry noch Dumbledore gerne sehen würden. Und da sich meine Mutter bereit erklärt hat, mir zu helfen und mich eben nicht zu verraten, ist sie in genau so großer Gefahr. Reicht das?“ Narzissa sah ihn schockiert an. „Draco...“ „Er weiß es doch eh.“ Der Slytherin zuckte mit den Schultern. ~*~*~*~ Harry musste sich ein Lachen bei dem entsetzt-entgeisterten Blick verkneifen. Und gleich ein zweites Mal, als er die leichte Enttäuschung in Snapes Gesicht erkannte. Oh nein, hatte Draco ihm den Spaß verdorben. Armer Kerl. Und dann bekam er selbst einen Schock. „Nun gut, wenn sowieso alle hier Bescheid wissen, dann kannst du ja unter deinem Umhang hervorkommen, Potter. Ist ja nicht so, dass ich Versteckspielen übermäßig schätze.“ Der Mann blickte direkt Narzissa an, die ein wenig irritiert aussah, als hätte er nur ins Blaue geschossen. Aber die Tonlage zeugte vom Gegenteil. Seufzend zog Harry den Umhang vom Kopf und Snape blickte zu ihm. Ein bisschen verwirrt schien er, hatte er ihn doch auf der anderen Seite der beiden erwartet und nicht direkt neben Draco. „Also, wie war das jetzt mit dem Schwur?“, fragte er freundlich in die Runde und zog eine Augenbraue in die Höhe. ~*~*~*~ Oh, oh, Snape war wirklich auf Zack. Das musste man ihm ja lassen. Aber das hieß auch, dass sie in Zukunft bei nächtlichen Ausflügen noch vorsichtiger sein mussten... Als er jedoch das Gesicht seiner Mutter sah, konnte sich Draco ein Grinsen nur mühsam verkneifen. „Du... bist hier?“ Narzissa blickte Harry verblüfft an und lächelte dann. „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ Freundlich hielt sie ihm ihre Hand hin. ~*~*~*~ Harry nahm sie mit kritischer Vorsicht und schüttelte sie. „Tja. Klar bin ich da, nachdem was Ihr Mann mit Dray gemacht hat.“ Schließlich wollte er da sein, wenn er ihn brauchte. Jederzeit. Snape nickte. „Gut, nachdem ihr euch jetzt gegenseitig kennen gelernt habt... Wie war das jetzt mit dem Geheimniszauber?“ „Wir brauchen einen, damit die beiden überleben. Wenn die Leiche das mitbekommt, dann sind alle in Gefahr.“, meinte Harry ernst. ~*~*~*~ Draco zog die Augenbrauen leicht zusammen. Es war ihm nicht gerade angenehm, wenn Harry so darüber sprach... Doch Narzissa lächelte nur. „Das mit Recht. Dir liegt auch sehr viel an ihm.“ Die Hexe hörte Snape kurz zu und wandte sich dann an Harry. „Es geht auch um dich. Denn wenn... er herausbekommt, dass dir etwas an Draco liegt... Was glaubst du, wird dann geschehen?“ Sie wirkte ruhig, doch das Zittern ihrer Unterlippe verriet sie. Dracos Augen weiteten sich überrascht. Sie sorgte sich wirklich um ihn. So sehr... Bei Merlin, warum erst jetzt? ~*~*~*~ Harry blickte sie an. Wenn Voldemort mitbekam, dass er und Draco zusammen waren und wie nah sie sich standen, dann... „Er würde Dray entführen, damit er mich bekommt.“ Seine Stimme war tonlos. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. Er hatte immer nur Angst gehabt, dass sie Draco erwischen könnten. Aber dass sie alles beenden könnten, was sie zusammen planten, daran hatte er nicht gedacht. „Das... das darf niemals passieren.“ Sie würden Draco foltern oder zwingen, ihn zu verraten, was der niemals tun würde, was unweigerlich in Imperius, Cruciatus oder im schlimmsten Fall im Avada enden würde. Und das konnte er niemals zulassen. Sein Blick wurde dunkel und er suchte Halt an Dracos Schulter, als er Snape fixierte. „Können Sie so einen Zauber wirken?“, fragte er. „Dass keiner darüber reden kann. Dass man es auch nicht mit dem Veritaserum aus einem herauspressen kann?“ Der Giftmischer lächelte hintergründig. „Das ist natürlich möglich, aber ich frage mich wirklich, was euch das bringen soll. Ihr seid mit eurer Beziehung derartig öffentlich, dass kaum noch eine andere Annahme möglich ist, als dass ihr wirklich zusammen seid.“ ~*~*~*~ Draco biss sich auf die Unterlippe. Er hasste es, dass dieser Giftmischer Recht hatte. „Wir bekommen Zeit. Das ist es, worauf es ankommt. Solange mein Vater davon ausgeht, dass das hier alles nur ein Spiel ist, um Harry irgendwann... Voldemort…“ – diesmal kam ihm der Name sehr flüssig über die Lippen – „… auszuliefern, dann kann er wiederum ihn davon überzeugen, dass das alles geplant ist. Wir gewinnen Zeit. Das ist alles.“ Er hielt inne. „Ansonsten... haben Sie Recht.“ Er seufzte leise. Und dabei war diese Gefahr für Harry doch genau das gewesen, was er hatte verhindern wollen... Er legte seine Hand auf Harrys und drückte sie fest. Narzissa schaute die beiden Jungen einen Augenblick lang forschend an. Es schien ihnen ernst zu sein. Ernster, als es bei anderen Fünfzehnjährigen vielleicht der Fall war. „Ich muss Draco zustimmen, Severus. Und wenn sie letztlich nur etwas Zeit bekommen, so ist doch etwas gewonnen.“ ~*~*~*~ Harry blickte sie einen Moment an, dann Snape. Dracos kleine Geste gab ihm Kraft und ein wenig Ruhe. Ruhe, die er brauchte, als Snape sich ein wenig aufrichtete und einmal zustimmend nickte. „Vernünftig, dass ihr so denkt und nicht erwartet, dass diese Doppelfarce lange unentdeckt bleibt. Die Todesser sind nicht dumm und auch der Unnennbare wird es früher oder später durchschauen. Und auch ein Geheimniszauber kann euch nicht immer schützen. Ich habe euch schon einmal gesagt, dass der Unnennbare ein Meister der Legilimentik ist. Er braucht dazu keinen Stab mehr! Und ein Geheimniszauber ist kein Schutz gegen Legilimentik. Ihr werdet mehr üben müssen, um euch auch dagegen wehren zu können, wenn er nach dem Geheimnis in euch forscht!“ Der Gryffindor schwieg, nickte nur. Das war doch vollkommen klar. Was laberte der Kerl da rum? „Also beginnen wir den Zauber. Verlieren wir keine Zeit, bevor Lucius misstrauisch wird, weil Narzissa nicht zurückkommt.“, sagte er und stand auf. ~*~*~*~ Narzissa nickte leicht. „Er ist zwar unterwegs, aber er wird erwarten, dass ich da bin, wenn er zurückkommt...“ Draco sah sie an und bemerkte eine gewisse Furcht in ihren Augen. Vorsichtig drückte er ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu. Im Gegenzug legte sie ihre andere Hand auf seine, erwiderte das Lächeln. Wenigstens für den Augenblick herrschte Harmonie zwischen Mutter und Sohn. „Ich möchte die Idylle ja nur ungern stören, aber die Zeit drängt.“ Snape richtete seinen Zauberstab auf Narzissas Stirn. „Schließ die Augen, dann ist es angenehmer.“ Sie gehorchte seinen Worten und der Zaubertränkelehrer begann. Es war ein Zauber, doch er bestand letztlich aus einem regelrechten Geflecht von kleineren Zauberschritten. Unterschiedliche Lichtblitze zuckten durch den Raum, wenn er neue Stufe erreichte. Atemberaubend und beängstigend. Ja, das war es. Draco drückte Harrys Hand unwillkürlich etwas fester. Es dauerte lange. Doch schließlich senkte der Zaubertränkelehrer den Stab. „Fertig...“ Seine Stimme klang etwas rau und man sah ihm beinahe so etwas wie Erschöpfung an. Narzissa schlug langsam die Augen auf und lächelte. „Danke... Severus.“, hauchte sie. „Du solltest jetzt gehen. Ansonsten...“ „Ja.“ Die Hexe stand langsam auf, wirkte dabei noch ein wenig benommen. Ohne weiter darüber nachzudenken griff Draco nach ihrem Arm und stützte sie. „Danke, Sir.“, sagte er leise und lächelte Snape an. ~*~*~*~ Harry tat es ihm gleich, strahlte ihm förmlich entgegen. Es war wirklich selten, dass er Snape dankbar war, aber heute war er es, denn er hatte dafür gesorgt, dass Draco ein kleines Stück seiner Familie zurückbekommen hatte, ohne dass sie Gefahr liefen, dafür alle mit dem Leben zahlen zu müssen. Was genau er letztendlich in den Zauber miteingefasst hatte, das würde sich zeigen, wenn sie Hermione danach befragte, denn sie würde garantiert fragen. Und wenn nicht sie dann Blaise, Pansy oder Ron. Irgendeinem würde es auffallen. Warum auch immer. Darin waren sie wirklich gut. Snape lächelte zurück. „Ich sehe euch beide dann morgen um zehn Uhr früh. Seht zu, dass ihr pünktlich seid.“, sagte er zum Abschied und Harry verdrehte die Augen. Als wenn er es nicht geahnt hatte. Aber schlecht war es eigentlich auch nicht, schließlich mussten sie es ja jetzt erst recht lernen. Hinter ihnen schlug die Tür zu. ~*~*~*~ Strafarbeiten... War ja klar gewesen. Das war wieder mal typisch Snape. Aber wen scherte es? Einmal mehr von ihm gequält zu werden, war doch letztlich kein zu hoher Preis. Draco drückte den Arm seiner Mutter unwillkürlich etwas fester. Gemeinsam brachten sie Narzissa Malfoy zurück nach draußen. „Pass auf dich auf, Draco.“ Sie lächelte und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. „Du auf dich auch... Mutter.“ Draco erwiderte ihr Lächeln. Das erste Mal seit langem erfüllte ihn ihr Anblick wirklich mit Wärme... „Und du, Harry.“, wandte sie sich schließlich an den Freund ihres Sohnes. Ihre blauen Augen musterten ihn forschend, dann wurde ihr Gesicht weicher. „Pass du auch auf dich auf.“ Draco staunte nicht schlecht, als Narzissa auch Harry einen Kuss auf die Stirn gab. War das wirklich seine Mutter? So warmherzig... So lieb war sie all die Jahre nie gewesen. Nie... Auf einmal verstand er, wie Harry so verblüfft über seine Veränderung hatte sein können. Manchmal, da gab es Momente, da legte sich einfach ein Schalter im Kopf um. Ein einschneidendes Erlebnis und man begriff, dass es nicht so weitergehen konnte wie bisher. Vielleicht war es bei ihr so gewesen... Und wenn nicht, nun, Snapes Geheimniszauber würde sie schützen. ~*~*~*~ Harry starrte der Frau verblüfft nach, hatte irgendwie nur nicken können. Sie hatte ihn geküsst. Wirklich geküsst. Einfach so. Eine fremde Frau, die ihn eigentlich hätte vernichten sollen… wollen… müssen… was auch immer. Dracos Mutter. Und er hatte nur nicken können, bevor sie sich umgedreht hatte, um zu gehen. „Deine Mutter ist ja doch nett...“, sagte er perplex, dann grinste er seinen Freund an. „Du hast mir Quatsch erzählt!“ Und schon strubbelte er ihm durch die Haare. Gerechte Strafe. ~*~*~*~ Draco kam nicht mehr dazu, sich von seiner Mutter zu verabschieden, denn sobald Harry seine Verblüffung überwunden hatte, verlangte der Gryffindor absolute Aufmerksamkeit. „Hey...“, protestierte der Blonde. „Ich... kenne sie so wirklich nicht... Sie war... nie so herzlich. Wenigstens nicht, soweit ich mich erinnern kann.“ Er versuchte sie noch ein letztes Mal auszumachen, doch sie war schon in der Dunkelheit verschwunden. Der schwarze Umhang, das dunkle Kleid, sie verschwanden vollkommen in der Finsternis. Noch nicht einmal ihr helles Haar konnte er ausmachen. Er wusste ja noch nicht einmal, wie sie überhaupt hierher gekommen war. ~*~*~*~ Harrys Grinsen wurde breiter. „Von irgendwoher musst du ja diesen Hang zum Deserteur haben. Scheint in der Linie deiner Mutter zu liegen. Erst Sirius, dann du, jetzt sie... Alles die Schuld deiner Großeltern!“ Er küsste ihn sacht. „Aber ich finde das gut.“, erklärte er ihm. „So glücklich hast du schon lange nicht mehr ausgesehen.“ ~*~*~*~ „Im Moment sehe ich wahrscheinlich eher fassungslos aus...“, murmelte Draco und fuhr sich durch die vollkommen durchgewuschelten Haare. Dann lächelte er und schlang die Arme um Harrys Taille. Er nutzte die Chance und küsste ihn lange und ausgiebig. Als er den Kuss wieder löste, fühlte er sich richtig atemlos. „Und was machen wir jetzt?“, hauchte er warm in Harrys Ohr. ~*~*~*~ Harry lächelte. Nach dem Kuss fragte er so was? Wo in ihm alles kribbelte und es sich anfühlte, als würden die Ameisen exerzieren üben? Ganz langsam ließ er seine linke Hand zwischen den Knöpfen des Hemdes hindurchspicken und zog mit der rechten selbiges aus der Hose. Seine Augen waren dunkel und blickten unverwandt in graue hinauf. „Du fragst Sachen.“, tadelte er sanft und küsste ihn erneut. Ganz sacht, zog sich gleich wieder zurück. Nur um wieder zu kommen und gleich wieder zu gehen. Und jedes Mal suchte er Blickkontakt. „Was schwebt dir denn da so vor?“, fragte er schließlich ganz unschuldig. ~*~*~*~ „Hm... Ganz viel nackte Haut...“ Draco lächelte lasziv und öffnete lässig die Knöpfe von Harrys Hemd, strich sachte über die samtweiche Haut darunter. Er löste die Krawatte und küsste sanft den bloßgelegten Hals, fuhr mit der Zunge zum Schlüsselbein und hielt dann inne. „Irgendwelche Ergänzungen?“, erkundigte er sich unschuldig und blickte auf. ~*~*~*~ Harry legte nachdenklich den Finger aufs Kinn und blickte in den Himmel hinauf. „Ein Bett.“, meinte er. „Was Süßes.“ Das Lächeln kehrte zurück auf seine Lippen. „Warme Lippen und das dahinter vielleicht? Und dazu die schönsten Augen der Welt.“ ~*~*~*~ Draco musste lachen. „Also lieber ein Bett als der freie Himmel?“ Er stupste Harry sachte auf die Nasenspitze. „Mir ist es egal... Wo auch immer... Und im Übrigen hast du schon die schönsten Augen der Welt...“ ~*~*~*~ „Na ja, eigentlich nicht, aber zwei Dinge würden mir dabei schon besser gefallen: Keine Gefahr, von Snape angesprochen zu werden, und dazu nicht mehr die Mühsal später noch hinaufzugehen.“ Er zog Draco an sich und küsste ihn erneut. „Und hier draußen schlafen will ich nicht unbedingt.“ Wäre sicher ein lustiges Erwachen, wenn Montague sie am nächsten Tag aus dem Schlaf trat, weil sie auf seiner Trainingsstrecke schliefen. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Du hast dummerweise Recht...“ Er knabberte einen Augenblick lang an Harrys Unterlippen, dann ließ er ihn los. „Also, auf in unser Schlafzimmer...“ Seine grauen Augen blitzen auf. Lächelnd nahm er Harrys Hand. Unter dem Tarnumhang versteckt – Filch rannte hier schließlich garantiert irgendwo herum – machten sie sich auf den Weg nach oben. Im Raum der Wünsche angekommen, entledigten sie sich des Tarnumhangs und Draco drängte Harry sanft aber bestimmt Richtung Bett. Er küsste ihn und ließ ihn dabei behutsam hintenüber auf die Decke sinken. „Wo waren wir gerade noch stehen geblieben?“, fragte er mit einem kleinen diabolischen Grinsen auf dem Gesicht. ~*~*~*~ „Vor dem Bett...“, murmelte er frech und zog Draco zu sich hinunter. „Wozu wolltest du das wissen?“ Antworten ließ er ihn dann nicht, küsste ihn stattdessen, während er versuchte mit einer Hand die Krawatte Dracos zu lösen. Inzwischen hatte er das auch gelernt, so dass der Kragen nur Sekunden später weich auseinander glitt und er mit den Fingern nach der offengelegten warmen Haut suchen konnte. Weich war sie und ganz offensichtlich elektrisch geladen, denn es begann wieder unter den Fingerspitzen zu kribbeln. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Nur so...“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I know you deserve much better Remember the time I told you the way that I felt And that I'd be lost without you and never find myself Let's hold onto each other above everything else Let's start over, start over, start over ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Und damit hatte die gute Narzissa auch ihren ersten Auftritt. ^^ Eigentlich... ist sie ja gar nicht so schlimm, oder? Hm... Ich mag sie sogar irgendwie. Ich kann sogar ihre Schwäche verstehen... Shi: ;_; Sie tut mir Leid… Sie steht voll zwischen den Fronten. *evilgrins* Aber Snappy ist klasse! Den hab ich lieb! Beim Betalesen hab ich mir echt vorgestellt, wie er schauen würde, wenn Harry ihn vor lauter Dankbarkeit umarmt hätte… Das würde ich zu gerne irgendwann mal schreiben. *lach* Völlige Fassungslosigkeit auf Seiten der Fledermaus! Auf dem Thestral ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 83: Auf dem Thestral Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Rob Thomas – Little Wonders. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 83: Auf dem Thestral Das Aufwachen am nächsten Morgen war die Hölle. Sie waren lange wach gewesen, verdammt lange, und entsprechend war es wirklich böse, als der Wecker klingelte. Es dauerte lange, bis sie sich aufgerappelt hatten, aber angesichts der Tatsache, dass Draco diese Woche schon einmal das Training versäumt hatte, war ein weiteres Fehlen eher nicht angeraten. Montague hatte sich ja schon das letzte Mal tierisch aufgeregt... Und so rafften sie sich beide auf. Beide, denn Harry bestand wieder einmal darauf, mitzukommen. Das Training ging mit den üblichen dummen Bemerkungen von Warrington und Pucey über die Bühne, wobei augenfällig wurde, dass Warrington Blaise wirklich mied. Irgendwann murmelte er etwas von „psychopathischem Schoßhündchen“, was dem schwarzhaarigen Jungen jedoch nur ein müdes Lächeln entlockte. Frühstück und Unterricht gingen glatt über die Bühne, wie gewohnt einfach. Dann folgte Snapes Extrastrafarbeitentraining für Draco und Harry. Und er schenkte ihnen nichts. Mit gewohnter Sturheit rannte er gegen die Türen in ihrem Inneren an und zur Abwechslung suchte er mal wieder nach peinlichen und unangenehmen Erinnerungen, wobei er sich in diesem Fall sehr hartnäckig darauf konzentrierte, sie beide in prekären Situationen zu erwischen – was ihm jedoch zu seiner Frustration schlichtweg nicht gelang. Unwillkürlich hatten sie beide diese Erinnerungen mit in die gedankliche Version des Raums der Wünsche gesperrt. Und an dessen Tür hing ein großes Schild ‚Zutritt verboten’. Auf das Training mit Snape folgte das Mittagessen unter den Weiden, bei dem die beiden Jungen schlichtweg erledigt aneinanderlehnten. Die anderen vier kümmerten sich um ihre Hausaufgaben und Hermione war so nett, ihnen dabei etwas auf die Sprünge zu helfen. Sie ließ Ron sogar ein paar Sätze aus einem ihrer Aufsätze abschreiben. Das Training bei Tonks war ähnlich nervenaufreibend. Sie hatte wieder einen netten Spruch ausgesucht, diesmal sogar etwas eher Harmloseres. So besorgt, wie sie bei Harry stand und Draco immer wieder musterte, machte ihr das Ereignis vom letzten Samstag noch zu schaffen. Draco auch. Und so waren seine Zauber eher schwach und verpufften leicht an Harrys Schutzzauber. Es ging nicht. Er war absolut nicht in der Lage, diese Zauber gegen Harry zu wenden. Das war keine Frage der Disziplin... Nein, eher eine Frage des Könnens, des Willens. Jedem anderen gegenüber konnte er problemlos die Kontrolle verlieren und die Schwarze Magie mächtig werden lassen, aber nicht gegenüber Harry. Draco fragte sich nur, wie dieses Training so dann noch Sinn machen sollte... Er war müde und ihm war trotzdem kalt, als sie endlich aus diesem Büro herauskamen. Und jetzt wartete noch Hermione auf sie... Wunderbar. Das war heute echt ein beschissener Marathon. ~*~*~*~ Harry war ebenfalls ziemlich geschafft, aber er war immer noch der festen Meinung, dass das wichtig war für ihn. Sein Wille stärker zu werden war noch immer ungebrochen. Lächelnd zog er Draco in die Arme. Er wusste, dass er noch müder sein musste als er selbst, aber noch war es nicht vorbei. „Hey.“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Alles okay?“ ~*~*~*~ „Ja... Bringen wir es hinter uns, okay?“ Draco lächelte müde und lehnte sich einen Augenblick lang eng in Harrys Umarmung. Sich einfach etwas festhalten lassen, das tat gut... „Lass uns gehen... Die anderen warten.“ Er küsste Harry sanft auf die Wange und löste sich aus der Umarmung. ~*~*~*~ Bringen wir es hinter uns. Draco schien keinen wirklichen Wert auf diese Magie zu legen. Nicht wirklich. Er konnte es ihm nicht verdenken, aber die Frage, wie Draco es schaffen wollte, etwas zu erlernen, was er nicht lernen wollte, drängte sich in seinen Kopf. Er stellte sie nicht, nickte nur und so gingen sie zu Hermione, die ihnen eine neue Aufgabe offenlegte. Sie sollten den Wasserzauber noch einmal versuchen und damit gleich noch was Gutes tun und den seit ein paar Tagen ausgetrockneten Boden der Hogwartsgründe wässern. Harry lächelte. Immer noch positive Nebenwirkungen, ganz typisch Hermione. Er nickte nur, überließ Draco die Entscheidung. Wenn er nicht wollte, dann sollte er das jetzt sagen. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco nickte und zog seinen Zauberstab hervor. Der Wasserzauber sollte doch einfach umzusetzen sein. Blaise und Pansy betrachteten ihn skeptisch und er konnte doch recht deutlich hören, wie sich Blaise bei Hermione erkundigte, wie sie sich am besten davor schützen konnten, im Zweifelsfall zu ertrinken. So viel Vertrauen war wirklich großartig. „Bist du so weit?“ Der Blonde lächelte Harry an. Er legte keinen Wert darauf, diese Magie zu benutzen. Er wollte es nicht. Er wollte dieses Gefühl nicht wieder haben. Nie wieder. Aber Harry war es wichtig... Für ihren Kampf konnte es wichtig sein... Also riss er sich zusammen. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, den Stab bereits in der Hand, und nickte nach ein paar Sekunden. Hermione gab das Zeichen und Harry hob die Hand, hatte den Spruch schon auf den Lippen. Dracos Augen waren seltsam heute. Wirklich seltsam. Sie waren müde, der Glanz in ihnen fehlte, seine Haltung gefiel ihm auch nicht. Draco wollte nicht. Warum tat er es dann? Er brach den Zauber ab. „Wir lassen es heute.“, meinte er nur und steckte den Zauberstab in die Manteltasche zurück. „Ich bin müde. Es geht schief.“ Damit wandte er sich ab und ging zum Wasser, um sich das Gesicht zu waschen. Klar, er war müde, aber er hätte es schon getan. Weil er es wollte. Warum ließ sich Draco dazu zwingen? Warum sagte er nicht, dass er nicht wollte? ~*~*~*~ Draco sagte nichts weiter. Den Zauberstab noch in der Hand, ging er in die Hocke, presste eine Hand vor die Stirn. Er war nicht traurig darum, dass Harry den Zauber abgewendet hatte. Überhaupt nicht. Er war so beschissen müde, dass er sogar langsam anfing zu zittern. Und in dem Zustand noch zaubern? Lachhaft. Das wäre so oder so ein Desaster geworden. ~*~*~*~ Hermione verstand nicht. „Was ist denn los mit euch? Ihr wirkt richtig ausgebrannt.“ Harry lächelte sie an. „Es ist zuviel.“, sagte er. „Wir machen Pause.“ Vier ungläubige Blicke trafen ihn. „Aber...“ „Ihr habt ja keine Ahnung, was das Training bei Snape und Tonks einem abverlangt. Okklumentik ist schwer. Sehr schwer. Und Snape ist so penetrant, dass ich ihm am liebsten mal ein Schild über den Schädel ziehen würde, dass ich weiß, dass ich unfähig bin! Und Schwarze Magie... Ach, fragt doch nicht mich. Das Training bei euch ist auch nicht einfach, weil es so viel ist. Man hat wenig freie Zeit und wenn, dann muss man sie für die Schule opfern. Der Körper wird müde und man kann sich nicht mehr konzentrieren. Es wird zuviel. Es ist schon zuviel.“ Hermione wollte etwas erwidern, doch Ron hielt ihr den Mund zu. „Okay, dann Pause. Ihr geht irgendwohin, wo ihr euch entspannen könnt und wir machen hier weiter, okay?“ Grinsend nickte Harry. „Aber klar doch!“ Er salutierte, zog Draco auf die Beine und zog ihn mit. „Na los. Wir haben Freigang!“ ~*~*~*~ Draco ließ sich auf die Beine ziehen und blinzelte Harry einen Augenblick lang irritiert an. Irgendwie hatte er das Gefühl, nicht wirklich etwas mitbekommen zu haben... Aber Freigang – das klang gut. Hatte was von Freiheit. Er steckte den Zauberstab weg und folgte dem Gryffindor, wohin auch immer es ihn gerade zog. ~*~*~*~ Harry winkte noch einmal und schob Draco dann in eine unbestimmte Richtung. Im Grunde war es doch egal wohin, aber gerade jetzt musste es ein Ort sein, wo sie wirklich ganz allein waren und wo sie nicht so oft waren. Irgendwann hatte er doch mal vorgehabt, Draco zu kurieren, indem er ihm zeigte, was sein konnte, wenn man sich einer gewissen Freiheit erfreute. Und heute... heute sollte es was ganz anderes sein. Es gab Wiesen in Hogwarts, die waren ganz weit entfernt. Dort kam keiner hin, weil der Rückweg zu weit war. Aber sie brauchten ihn ja anschließend nicht zu gehen. Sie erreichten einen Teil der Gründe, wo große Flächen eingezäunt waren, die alle leer waren. Leer für Menschen wie Draco. Er konnte die Thestrale sehen. Hagrid hatte ihm einmal gesagt, wie man mit ihnen umgehen musste, das konnte man doch jetzt mal ausprobieren. Und das nächste, das stand so nahe. Direkt am Zaun. „Du erinnerst dich an die Thestrale?“, fragte er. ~*~*~*~ Natürlich erinnerte er sich an die Thestrale. Hermione hatte sich ja ausgiebig darüber ausgelassen. Aber was sollte das? „Was hast du vor, Harry?“ In Dracos grauen Augen glänzte es. Er wusste nicht, ob es ihm gefiel, dass Harry gerade irgendetwas ausheckte... Aber dagegen wehren können, würde er sich wohl kaum... ~*~*~*~ „Wir reiten.“, erklärte Harry. „Und weil ich sie sehen kann und du nicht, werde ich eben hinten sitzen, ja?“, sagte er und kletterte über den Zaun. ~*~*~*~ „Reiten? Auf etwas, das ich nicht sehen kann?“ Draco blickte den Gryffindor vollkommen entgeistert an. „Sag mal... wird das hier ein Vertrauenstest, oder was?“ Er sah es überhaupt nicht ein, sich auf irgendein Tier zu setzen, das er nicht sehen konnte! Etwas stieß gegen seine Hand und begann, daran zu lecken. Oh nein, und er setzte sich definitiv auf kein Tier, das er nicht sah und das begonnen hatte, an ihm rumzuknabbern! ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Vertrauenstest? Wozu?“, wollte er wissen. „Ich vertraue dir und weiß, dass es dir auch so geht. Ich brauche keinen Beweis. Aber es ist eine Möglichkeit, Freiheit zu erleben. Wahre Freiheit.“ Ganz sachte strich er über den Hals des Tieres. „Und wenn du nicht sehen kannst, dann versuche mit den Fingern zu sehen. Was hältst du davon?“ ~*~*~*~ „Harry...“ Draco seufzte leise. „Ich halte nichts von einem unsichtbaren Tier, das gerade meinen Ärmel auffrisst.“ Anklagend deutete der Blonde auf seinen Umhang, dessen Zipfel waagerecht in der Luft hing, weil dieses Tier daran knabberte. ~*~*~*~ Lachend zog Harry dem Tier Dracos Umhang aus dem Maul und strich ihm über die Nüstern. „Ist gut.“, murmelte er beruhigend. „Wir tun dir schon nichts. Keine Angst, ja?“ Ein leises Schnauben ertönte, als er sich umdrehte und heißen Atem in seinem Nacken spürte. Seine Haare flatterten nach vorne und er lachte, weil es kitzelte, als der Thestral in seinem Nacken schnupperte. „Dray, der tut dir nichts. Und warum nicht reiten? Es ist wie fliegen. Vielleicht noch aufregender, weil du nicht siehst, was er tun wird.“ ~*~*~*~ Draco seufzte erneut. „Sturkopf.“ Entschlossen packte er den Zaun und kletterten hinüber. Sofort fühlte er warmen Atem auf seinem Gesicht. Na klasse. Warum musste er diese dumme Herausforderung jetzt eigentlich annehmen? Idiotisches Getue. Vorsichtig streckte er die Hand aus und spürte dünne Haut mit leichtem Fellbesatz. Sie war stark gespannt und darunter konnte er direkt die Knochen spüren. „Lass mich raten: Sie sehen nicht gerade schön aus, oder?“ ~*~*~*~ Harry verzog das Gesicht. „Nee, nicht wirklich. Aber was macht das?“, fragte er. „Sie sind absolut lieb und zahm und freundlich und innerlich wunderschön.“ Das hatte Hagrid gesagt. Okay, er hatte etwas Ähnliches auch über Norbert gesagt. Und über die Greife und über Aragog, aber... hey, diese hier waren lieb. Und bisher hatte er es tatsächlich immer überlebt. Wenn auch häufig nur mit tatkräftiger Hilfe. Er trat hinter Draco, nahm dessen Hände. „Mach die Augen zu, Dray.“, flüsterte er ihm ins Ohr, als er die weichen, blassen Hände zu den Nüstern des Thestrals führte. ~*~*~*~ Einen Augenblick lang sah der Blonde seinen Freund durchdringend an, dann schloss er gehorsam die Augen und ließ sich führen. Er spürte den warmen Atem auf seiner Hand, das neugierige Schnuppern, die weichen Nüstern, das Fell, die Konturen des Gesichts des Thestrals... Ein wenig war es wie sehen. Aber nur ein wenig... Das war... faszinierend. Harrys Nähe noch dazu... Er erschauderte unwillkürlich. Bei Merlin, wahrscheinlich war er wirklich mit den Nerven vollkommen am Ende, dass ihn so etwas derart beeindrucken konnte. Aber das konnte es... „Na, dann überzeug es mal, dass wir mit ihm fliegen dürfen...“, murmelte er ergeben und lehnte sich für einen Augenblick gegen Harry. ~*~*~*~ Harry küsste ihn auf die Wange und schmiegte sich gegen ihn. „Mach ich.“, flüsterte er lächelnd und ließ Draco dann los. Ganz vorsichtig trat er an das Tier heran, strich ihm über die Nüstern. Hagrid hatte ihm einmal erklärt, was man tun musste, dass man sie reiten konnte wie Muggelpferde, da sie miteinander verwandt wären. Sah nicht so aus, aber okay. Und Pferde hatte er auch noch nie geritten. Seine einzigen Erfahrungen diesbezüglich waren seine Besen und Seidenschnabel gewesen. Und das war auch einfach gewesen. Körpergewicht verlagern und die Richtung wurde geändert. Ganz leicht also. Irgendwie schaffte er es tatsächlich, auf den Rücken des Tieres zu kommen. Es war ein bisschen unbequem, weil er knochig war, aber man konnte es ertragen oder ignorieren. Und der Thestral schien auch schon ungeduldig. Offenbar wurde er öfters geritten und wusste, was jetzt kam. Hoffte Harry. Aber Zuversicht war eine Tugend. Und nachdem Draco so müde war, musste er eben für sie beide zuversichtlich sein. „Na komm!“, sagte er und streckte Draco schließlich seine Hand entgegen, als er richtig saß und das Gefühl hatte, dass seine Beine ihn oben halten würden. „Lass uns zusammen fliegen.“ ~*~*~*~ Draco lächelte schief. „Weißt du eigentlich wie seltsam das gerade aussieht? Du sitzt mitten in der Luft.“ Er streckte die Hand aus und fuhr damit hinter Harrys Hinterteil durch die Luft. Sieh an, da war wirklich so etwas wie ein Rücken. Mit der Linken ergriff er Harrys Hand, mit der Rechten stützte er sich auf dem verlängerten Rücken des Tieres ab und drückte sich dann ab. Ging besser als gedacht. Er musste zwar etwas herumzappeln, aber schließlich kam er hinter Harry zum Sitzen. „Okay... Dann mal los, Bestienbändiger...“ Lächelnd schlang er die Arme um Harrys Taille und rückte näher. Behutsam presste er die Beine gegen die Seiten des Tieres. Er hatte wirklich keine große Lust, noch einen Abflug zu machen. ~*~*~*~ „Bestien... Hey, Dray, eigentlich war es angedacht, dass du vorne sitzt, damit du mehr siehst!“ Aber andererseits war es angenehm, so von ihm gehalten zu werden. „Und Bestien sind das hier nun wirklich nicht. Du hast Norbert ja nie kennen gelernt.“ Und trotzdem lehnte er sich ein bisschen vor, um dem Tier zu signalisieren, dass es beginnen durfte. Es war mehr Zufall, dass seine Beine dabei enger an den Bauch drückten und der Thestral wirklich vorwärts ging. Langsam erst und es war irgendwo schon berauschend, dass man die Muskeln unter den Beinen spüren konnte, wie sie sich bewegten. Doch dann wurde er schneller. Er begann zu traben, was recht holprig wurde, dann war plötzlich der Boden unter seinen Hufen weg, als er abhob. Harry hielt sich in der struppigen, mageren Mähne fest, lehnte sich gegen Draco, um mehr Halt zu haben. Immerhin war er nicht so glatt wie Seidenschnabel mit seinen Federn. Hier hatte man mit dem Festhalten durchaus Chancen. ~*~*~*~ „Danke, hier kann ich mich besser festhalten.“, konterte der Blonde trocken. Er gab einen leisen Laut der Überraschung von sich, als der Thestral abhob. Er drückte die Knie enger an den knochigen Körper unter sich und verstärkte den Griff um Harry etwas. Er sah hinunter, schaute zu, wie die Landschaft unter ihnen dahinraste. Langsam bekam er eine Ahnung davon, was Hermione daran missfiel, mit einem Besen unterwegs zu sein. Ihm ging es mit einem Thestral genauso. Fliegen an sich – jederzeit gerne. Aber mit so einem Tier? Eher nicht. Wenigstens nicht, wenn er es nicht sehen konnte! ~*~*~*~ Sie flogen immer weiter vom Schloss fort, mussten dem Thestral den Weg überlassen, weil er sich irgendwie nicht so lenken lassen wollte, wie Harry es gewöhnt war. Aber irgendwie war es angenehm. Harry mochte es. Unter ihnen war ein kleines Flusstal, von denen es in den schottischen Bergen einige gab, und der Thestral folgte diesem Tal. Zum ersten Mal bekamen sie einen Eindruck, wie groß das Gelände um das Schulschloss wirklich war, denn Harry wusste, dass er die Gründe nicht so ohne Weiteres verlassen konnte. Da gab es irgendwie Zauber, die es den Schülern ohne Genehmigung erschwerten. Oder so ähnlich hatte sich Fred ausgedrückt. Der Thestral ging runter, warum auch immer, wollte aber offensichtlich nicht landen. Es war eine Flussaue mit schlanken, verwachsenen Bäumen, spät blühenden Iris, klarem Wasser und riesenhaften Libellen. Idyllisches Fleckchen. Harry gefiel es hier, zumal man hinter der ersten Hügelkette den Verbotenen Wald sehen konnte, der sich noch Kilometer dahinter erstreckte. Aber es ging einfach weiter. Der Thestral hatte wohl vor, ihnen möglichst viel zu zeigen. Harry wagte es, eine Hand von der Mähne zu lösen, um sie auf Dracos zu legen. Er klammerte sich so fest, als hätte er Angst. „Ist alles okay?“, fragte er mit erhobener Stimme, um durch den Wind, der in ihren Ohren pfiff, Draco zu erreichen. ~*~*~*~ „Alles bestens.“, gab Draco zurück und lehnte den Kopf gegen Harrys Schulter. Konnten sie jetzt bitte landen? Das hier war nichts für ihn. Nein, eindeutig nicht. Er mochte es, die Kontrolle zu haben. Kontrolle über das, was geschah. Kontrollverlust... war nichts, was er mochte. Oder was er zumindest nur in speziellen Situationen guthieß. Aber das hier... nein, das war eindeutig zuviel. Er seufzte und schloss die Augen. Wenn er dieses schnelle Dahinziehen der Gegend nicht sah, dann wurde dieses dumpfe Gefühl in seinem Bauch vielleicht etwas besser. ~*~*~*~ Als hätte der Thestral Dracos Gedanken bemerkt, ging es plötzlich wieder abwärts. Ein wahrer Ruck und er ging hinunter, bevor seine Hufe auch schon auf dem Boden aufsetzten und er mit rasendem Galopp über die Wiese donnerte, abbremste und schließlich zum Stillstand kam. Ohne Übergang begann er an einem kleinen Bach zu trinken, als hätte er nur das tun wollen, die ganze Zeit über. Harry ächzte leicht. War das ein Schreck gewesen. Wow. Himmel! Adrenalin, willkommen in meiner Blutbahn!, dachte er und schüttelte den Kopf, bevor er sich umsah. War doch recht schön hier. Wieder eine Aue, diesmal viel lichter und sonniger. Insekten summten hier und der Bach plätscherte fröhlich durch die kniehohe Wiese. Irgendwo zwitscherten Vögel und Grillen waren zu hören. Eine absolut harmonische Stille. Schön. „Absteigen, Dray.“, sagte er fröhlich. „Hier bleiben wir, wenn du nichts dagegen hast.“ ~*~*~*~ Draco ließ sich stillschweigend von dem Rücken des Thestrals rutschen und fiel ins Gras. Er hatte noch nicht einmal den Willen, sich irgendwie auf den Beinen zu halten. Seine Müdigkeit hatte sich kein bisschen gebessert. Im Gegenteil: Jetzt kam auch noch psychische Erschöpfung dazu. Er hatte für heute wirklich genug... Er seufzte leise und ließ den Blick über die Aue wandern. Idyllisch war es hier. Und langsam begann es sich auch nach Herbst anzufühlen... Sie hatten ja immerhin schon Anfang Oktober. War auch Zeit dafür. ~*~*~*~ Harry rutschte ebenfalls herunter, klopfte dem Tier noch einmal den Hals, bevor er sich neben Draco hockte und ihn ansah. Irgendwie sah Draco noch immer müde aus. Und dazu ein bisschen blass. Seine Therapie hatte nicht das Geringste gebracht. Wie schade. Ihm hatte es gefallen, aber momentan konnte er nicht viel tun, um Draco ein bisschen glücklich zu machen. Es war traurig, aber er hoffte darauf, dass es ihm bald wieder besser ging. Sachte strich er ihm durch die Haare und küsste seine Lippen. „Entschuldige.“, sagte er leise, lehnte seine Stirn gegen Dracos. „Da... da bist du müde und ich schleppe dich durch die halbe Weltgeschichte, weil ich dachte, dass es helfen würde, dabei wäre es wahrscheinlich sinnvoller gewesen, dich einfach ins Bett zu lassen...“ ~*~*~*~ „Mach dir keinen Kopf, Kätzchen...“ Zärtlich strich Draco durch das vertraute wirre Haar. „Ich hätte auch Nein sagen können, vergiss das nicht. Du meinst es doch nur gut...“ Matt schloss er die Augen, kostete diesen Augenblick der Nähe einfach aus. Wie machte er das nur? Dass er einfach nur da war und schon... fühlte sich die Welt einfach besser an? ~*~*~*~ „Dann sag einfach Nein, das nächste Mal, ja?“ Harry zog den Blonden an sich und begann seinen Nacken zu kraulen. „Ich kann keine Gedanken lesen.“, flüsterte er. Und dann kam ihm ein Gedanke. „Was hältst du von einem Mittagsschlaf hier? Ein bisschen Ruhen, Stille, Frieden und Einsamkeit...“ ~*~*~*~ „Ich weiß...“, murmelte Draco leise. Natürlich konnte Harry keine Gedanken lesen. Das konnten schließlich nur Legili... Mist. An Snape und seinen Sadismus hatte er eigentlich nicht denken wollen. „Mittagsschlaf?“ Der Blonde lachte leise. „Das ist eher ein Spätnachmittagsnickerchen...“ Dennoch drückte er Harry ins Gras und legte den Kopf an seine Schulter. Er nahm Harrys Hand, verwob ihre Finger ineinander und betrachtete sie schweigend eine Weile. „Ich fühle mich so schwach...“, raunte er schließlich. Es war nicht einfach, diese Worte auszusprechen, ganz und gar nicht. Und vielleicht war es dumm, das zu tun. Schwäche einzugestehen... Das war doch noch immer so undenkbar für ihn... „So erbärmlich schwach...“ ~*~*~*~ Harry blickte kurz zu den blonden Haaren hin, dann wieder in den blauen Spätsommerhimmel, weil es zu anstrengend war, den Kopf oben zu behalten. „Warum?“, wollte er wissen. Er verstand es nicht so ganz. „Ich meine... warum?“ Eine andere Frage fiel ihm nicht ein. Irgendwie hielt er Draco für stark. Stärker als alle. Stärker als sich selbst. Wenn Draco schwach war, was war dann er selbst? ~*~*~*~ „...es wird zuviel. Einfach zuviel... Snape mit seiner dummen Okklumentik. Die Schwarze Magie... Vor allem die.“ Draco schloss die Augen und atmete tief durch. „Ich bin nicht stark genug... es zu kontrollieren. Bei dir... ist das kein Problem. Ich kann dich einfach nicht verletzen... Da sträubt sich so viel in mir dagegen... Deswegen ist das Training bei Tonks so wie bisher sinnlos geworden. Einfach sinnlos. Du lernst nichts... und ich auch nicht.“ Er schwieg und sprach dann langsam weiter. „Als du im Krankenflügel warst... Da habe ich diese komische Puppe, die mir Tonks als Gegner gegeben hat, vollkommen zerfetzt. Einfach so... Sie hatte Angst vor mir, Harry...“ ~*~*~*~ Deswegen ihr komisches Gebaren wie eine Glucke, nicht aus seiner Nähe zu gehen. Wie blöd. Allerdings... „Das war doch, weil du böse auf mich warst, oder?“, fragte er leise. Der Gedanke gefiel ihm nicht, aber es war nun mal so. „Vielleicht... geht es, wenn du nicht böse auf mich bist, besser...“ ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte den Kopf. „Das hatte gar nichts damit zu tun... Ich habe nur auf meine Wut auf... Dobby und auf meinen Vater zurückgegriffen.“ Er lächelte schief. „Es war... komisch. So, als wenn ich dieses Mal mit dieser Schwärze wirklich eins geworden wäre...“ ~*~*~*~ Harry schwieg, strich gedankenverloren mit den Fingerspitzen über Dracos Wange und Lippen. „Möchtest du aufhören?“, fragte er. „Eines davon streichen?“ ~*~*~*~ Draco küsste sacht Harrys Finger und schüttelte den Kopf. „Das geht nicht... Weil alles wichtig und notwendig ist. Es gibt keine Wahl.“ Liebend gerne hätte er die Potenzialmagie gestrichen, aber gerade sie konnte doch zu ihrer Geheimwaffe werden. Aus solch einer Laune heraus eine Chance zu vertun, das war töricht. ~*~*~*~ Harry lächelte schwach. Er hatte ja Recht. Er hatte ja so Recht. Sie hatten keine Wahl. Auch wenn es ihm egal war. Er wollte das. Draco wollte es nicht. Er zwang sich dazu. „Es ist nicht dein Kampf.“, sagte er leise. „Dein Kampf geht gegen deinen Vater, nicht gegen meine Dämonen. Vielleicht solltest du meinen Kampf aufgeben, bevor er dich kaputt macht.“ ~*~*~*~ „Harry, es sind auch meine Dämonen.“ ~*~*~*~ „Das sagst du.“, kam die Antwort ohne langes Zögern. „Ich habe dich gegen ihn aufgehetzt. Gegen Voldemort. Dich und alle anderen auch.“ Kurz schwieg Harry. „Dray. Ich will nicht, dass du daran zugrunde gehst, weil du versuchst, dein Versprechen zu halten. Ich...“ Er schloss die Augen und suchte nach den richtigen Worten. „Wenn du willst... wenn du es möchtest, wenn du den Kampf aufgeben willst... Ich wäre dir nicht böse. Ich würde nicht aufhören, dich zu lieben. Ich will doch nur, dass es dir gut geht. Und momentan geht es dir nicht gut.“ ~*~*~*~ Draco setzte sich mit einem Ruck auf. „Glaubst du wirklich, dass ich dich einfach so im Stich lassen könnte? Glaubst du das? Oder hältst du mich für so schwach, dass ich dir nicht helfen kann?“ In seinen grauen Augen blitzte es auf. „Es ist nicht nötig mich zu beschützen! So schwach bin ich verdammt noch mal nicht!“ ~*~*~*~ Harry öffnete die Augen wieder. „Ich halte dich nicht für schwach.“, sagte er bittend und tastete nach Dracos Hand. „Glaub das bitte nicht. Ich will doch nur, dass es dir besser geht. Wenn du nicht aufhören willst, dann sag einfach rechtzeitig Bescheid, wenn es zuviel wirst. Es hat doch keinen Wert, wenn du dich fertig machst. Ich will doch gar nicht, dass du aufhörst. Ich will nur...“ Er wurde leiser. „Ich liebe dich. Versteh doch, dass ich nicht einfach zusehen kann, wenn du solange weitermachst, bis du bis an deine Grenzen erschöpft bist.“ ~*~*~*~ „Was nichts anderes bedeutet, als dass du es mir einfach nicht zutraust. Dass du nicht glaubst, dass ich das alles auf die Reihe bekomme. Danke für deine Unterstützung.“ Draco zog die Beine an. „Entschuldige, dass ich dir meine Zweifel erzählt habe. Das wird nicht wieder vorkommen.“ ~*~*~*~ Harry rappelte sich hoch. „Was soll denn das jetzt?“, wollte er wissen. „Warum drehst du mir die Worte im Mund herum? Wenn ich dir was nicht zutraue, dann würde ich das deutlich sagen! Und wenn ich deine Zweifel nicht hören wollte, dann würde ich das auch sagen!“ Seine Stimme war lauter geworden, empört. Was dachte sich Draco eigentlich? „Ich sorge mich um dich! Aber wenn du das nicht willst, bitte. Dann arbeite dich zugrunde! Viel Spaß dabei und schöne Grüße an Poppy!“ Er stand auf, blickte auf ihn hinab und biss sich auf die Lippe, um einen weiteren Redeschwall zu unterbinden, der mit Sicherheit nicht mehr so schmeichelhaft ruhig gewesen wäre. Doch statt diesem Bedürfnis nachzugeben, drehte er sich um und ging. Etwas in ihm brodelte plötzlich. Wut. Unverständnis. Er machte sich Sorgen und bemühte sich. Er wollte ihm mit seinen Problemen helfen, schlug ihm das vor, was ihm in den Sinn kam und was er für möglich hielt. Er bemühte sich darum, dass es ihm besser ging, sorgte für Pausen und Ablenkung. Und Draco? Er verstand das alles falsch. Wie konnte er glauben, dass er ihn für schwach hielt? Wie konnte er denken, dass er sich wirklich seinen Problemen verschließen würde? Wie konnte er wirklich glauben, dass er an ihm zweifelte? Wie...? Das tat weh. Es tat so sehr weh, dass er die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht zu weinen. Wieso konnte er nicht verstehen, dass er sich nur um ihn sorgte? Wie konnte er ihn mit seinem Vater auf eine Stufe herabziehen? Das war so demütigend. ~*~*~*~ Der Blonde sah auf und blickte Harry nach. War es das? Einfach so? „Scheiße...“, murmelte er leise und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. In ihm stürzte auf einmal alles durcheinander. Die Wut, die gerade noch in ihm gebrannt hatte, verglühte. Einfach so. Harry davon gehen zu sehen... Wie konnte das nur so weh tun? So elendig weh? Aber er war doch schuld daran... Ich sorge mich um dich! So, wie er sich immer um Harry sorgte... Draco war innerhalb eines Sekundenbruchteils auf den Beinen und lief dem Gryffindor hinterher. Stolz – wer brauchte den schon? Er schloss zu Harry auf, schlang die Arme von hinten um ihn und zog ihn an sich. Stumm, seine Wange an Harrys gepresst blieb er stehen. Er merkte erst, dass er selbst weinte, als Harrys Haut auf einmal feucht wurde. ~*~*~*~ Harry biss sich wieder auf die Lippen. Er wollte nicht weinen, aber Dracos leises Schluchzen machte diesen Entschluss verdammt schwer. Erniedrigung durch Nicht-erkennen oder Missachtung. Schwer zu schlucken. Und kaum zu glauben. „Ich bin nicht dein Vater, Dray.“, flüsterte er erstickt. ~*~*~*~ „Ich weiß...“ Dracos Stimme war belegt, als er sich endlich dazu durchrang zu sprechen. „Ich... Es... es tut mir Leid.“ Er presste Harry enger an sich, schmiegte sich so nah, wie es nur ging, suchte nach noch mehr Nähe. „Ich...brauchte dich Harry... So sehr...“ ~*~*~*~ „Ich dich doch auch!“ Harry löste die Arme um seinen Bauch und drehte sich um, hielt die Hände fest und blickte ihm in die Augen. „Verstehst du nicht, dass genau das der Grund ist? Ich will nicht, dass du kaputt gehst! Schon gar nicht wegen mir...“ ~*~*~*~ Draco lächelte weich durch den Tränenschleier hindurch und küsste ihn. „Dann unterstütz mich, Harry.“, sagte er heiser. „Dann steh mir bei... Denn du wirst mich nicht aufhalten können. Dein Kampf ist schon längst meiner... Ich werde nicht aufgeben und nicht von deiner Seite weichen. Manchmal... wird es so sein, als wenn ich es nicht schaffe und manchmal werde ich vor Selbstzweifeln kaputt gehen, aber... ich werde immer da sein, Harry. Immer...“ ~*~*~*~ Harry lächelte bitter, ließ seine Hände los und wischte die Tränen beiseite. „Wie soll ich dir denn helfen, wenn du mir nicht sagst, was du willst?“, fragte er. „Ich will dir ja helfen. Und ich will dich nicht aufhalten. Aber... wie soll ich dir helfen, wenn du mich nicht lässt?“ ~*~*~*~ Draco erwiderte das Lächeln schwach und strich Harry über die Wange. „Ich werde es hinbekommen, okay? Es ist... nur schwer für mich...“ Er seufzte leise und lehnte seine Wange gegen Harrys Schulter. „Was ich will... Das weiß ich doch nicht einmal selbst... Oder doch... Ja, im Großen. Ich will, dass wir beide diesen Kampf gewinnen und am Ende ein vollkommen kitschiges Leben voll Glück und Harmonie führen. Das will ich. So bescheuert das auch klingen mag. Ich will mit dir glücklich sein, Harry...“ ~*~*~*~ Harry entrang sich ob der Worte ein leises Lachen, das von den nun doch noch den Kampf gewinnenden Tränen erstickt wurde. Was sollte er denn darauf noch antworten? Es war im Grunde genau das, was er wollte, auch wenn er daran nicht so ganz glauben konnte. Aber diese Worte von ihm... Gerade von ihm... Kitschig. Und trotzdem eine wirklich wundervolle Liebeserklärung... Im Grunde die schönste überhaupt, oder? Einschließlich des Versprechens, dass er es versuchen wollte, mit ihm zu reden, Schwäche zuzulassen, um sich helfen zu lassen. Einen Moment blickte er ihn noch an, dann schlang er ihm vollkommen überwältigt die Arme um den Hals. „Ich doch auch...“, murmelte er und presste die Stirn gegen seine Schulter. Mehr konnte er jetzt eh nicht sagen. Nicht mehr. ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde breiter und er schlang die Arme eng um Harry. War das Glück? Das Gefühl zu haben, dass man wirklich alles bei sich hatte, was wirklich wichtig war? Dieses warme Gefühl in seinem Bauch, das gerade zu explodieren drohte? War das Glück? Er musste lachen, dann hob er Harry hoch und wirbelte ihn herum. Ihm war danach. Ihm war verdammt noch mal einfach danach. ~*~*~*~ Erschrocken lachend klammerte sich Harry an ihn. Was war denn das? War er so leicht geworden? Himmel! Er sollte echt mehr essen! Oder auch nicht. Am Ende konnte Draco ihn nicht mehr heben... Wäre doch schade. Ihm war fast schwindelig, als Draco ihn wieder absetzte, und er hielt sich immer noch lachend an ihm fest. Von der komisch ernsten Stimmung zuvor war nichts mehr zu spüren. Alles wieder gut. Oder? Er blickte ihn an. „Zurück?“, fragte er mit funkelnden Augen und zeigte auf den Thestral, der in einiger Entfernung friedlich graste. ~*~*~*~ Draco grinste und drückte Harry fest an sich. Bei Merlin, konnte er diese Ausgelassenheit nicht häufiger verspüren? Das tat gut... „Was immer du willst.“ Er wuschelte dem Gryffindor liebevoll durch die Haare. Es war ihm wirklich gleich, solange sie einfach zusammen waren. Obwohl... der Thestral jetzt wirklich nicht das war, was er wollte. Definitiv nicht. Aber wie sonst sollten sie zurückkommen? ~*~*~*~ Harry blickte ihm an, sah den leisen Zweifel in den Augen. „Draco...“ Gespielt tadelnd hob er den Finger. „Du sollst doch sagen, wenn du etwas nicht magst.“ Ja, wenn er es recht bedachte, dann war es wirklich so. Dracos fester Griff, die Anspannung, als er sich an ihm festgehalten hatte, die Blässe im Nachhinein... Draco mochte das Reiten auf dem Thestral nicht. „Ich meine, es gibt doch andere Möglichkeiten zurückzukommen, wenn du nicht willst. Wir könnten laufen oder fliegen!“ ~*~*~*~ Einen Moment lang blickte der Slytherin den Gryffindor perplex an, dann schlug er die Augen nieder. „Ja...“ Er seufzte leise. „Ich hasse das Fliegen auf diesem Vieh.“ Er lächelte schief. „Von daher wäre mir jeder andere Weg lieber... Aber dir hat es Spaß gemacht, mit ihm zu fliegen. Und da möchte ich nicht im Weg stehen.“ ~*~*~*~ Seufzend klopfte Harry ihm auf die Schulter. „Ich kann auch alleine auf ihm fliegen. Jederzeit. Und wenn nicht auf ihm, dann auf Seidenschnabel, wenn wir bei Sirius wohnen. Also stell dich nicht ständig in den Hintergrund. Du weißt auch, dass Dinge, von denen man begeistert ist, nur halb so viel Spaß machen, wenn man denkt, der andere mag es nicht, denn ich zumindest mach mir dann Gedanken, dass ich es doch nicht hätte vorschlagen sollen... Und deshalb fliegen wir jetzt zurück. Accio Feuerblitz!“, rief er, hatte seinen Zauberstab in der Hand und macht die dafür typische Bewegung. ~*~*~*~ „Du bist süß, weißt du das?“ Draco lächelte weich und strich ihm über die Wange. Es war schwer zu glauben, dass Harry sich wirklich so viele Gedanken um ihn machte und derart Rücksicht nahm. Das war einfach... Wahnsinn. Auch der Slytherin hob nun seinen Zauberstab und rief nach seinem Besen. Nach fünf Minuten senkte er jedoch den Zauberstab und schüttelte den Kopf. „Sieht so aus, als wenn wir zu weit weg sind...“ Wo zum Merlin waren sie überhaupt? Das Hogwartsgelände war groß... Verdammt groß. ~*~*~*~ Harry nickte. Ohne sein Gewicht hätte sein Besen wirklich längst da sein müssen. Wirklich seltsam. „Tja... Was jetzt? Laufen, doch reiten oder... rufen wir sie gemeinsam?“ Er war unsicher. Draco war wirklich müde, auch wenn es grade nicht mehr so ganz danach aussah, und er mochte die Magie nicht, weil danach immer das Gefühlsloch kam. Aber lernen mussten sie es und dann würde es auch nicht mehr so schrecklich sein. Das war seine Hoffnung. Und es hatte sich doch auch schon bestätigt, oder? Das letzte Mal hatte er nicht nachgegeben und ihm war es danach nicht so ergangen wie Draco... ~*~*~*~ Draco schwieg eine Weile, ehe er schließlich antwortete. „Rufen wir sie gemeinsam. Auch wenn das Risiko besteht, dass wir dann alle Besen aus dem Schloss hier haben.“ Er seufzte leise. Es war doch unausweichlich, dass sie sich mit der Potenzialmagie auseinandersetzen. Sie mussten sie einfach anwenden, um sie zu lernen. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an und strich ihm über die Wange. Er war froh, dass Draco schließlich doch von selbst darauf einging. „Das wird nicht passieren. Wer außer dir hat einen Nimbus 2002 und wer außer mir den Feuerblitz höchstpersönlich? Wir nennen sie einfach beim Namen, dann kann doch gar nichts schief gehen.“ War eigentlich nur noch zu hoffen, dass nicht irgendwer in der Nähe so einen Besen besaß, aber andererseits war hier eh nichts. Gar nichts. Niemand. Zumindest sollte hier keiner sein. Ein kurzer, liebevoll zärtlicher Kuss, dann trat er zurück. „Anfangen?“ Er hob die Augenbraue. „Und nicht vergessen. Du musst dich konzentrieren, dann klappt es.“ ~*~*~*~ „Aye, Sir.“, antwortete Draco trocken und hob den Zauberstab. Er verspürte wieder diesen Widerwillen und kämpfte ihn nieder. Konzentration, rief er sich selbst zur Ordnung. Dann sprach er den Zauber. ~*~*~*~ Harry sprach ihn auch, gleichzeitig, wie im Punktspiegel schwenkte er den Stab. Ein einfacher Zauber, der eigentlich nicht viel Konzentration benötigte. Es reichte ein bisschen, weil er ihm wirklich in Leib und Seele übergegangen war. Theoretisch. Augenblicklich spürte Harry das Band, das sich zwischen ihnen spann. Ein silbriger, nicht zu sehender Faden. Ein singender Ton und Dracos Augen. Tiefe, graue Augen, die dazu einluden, sich in ihnen versinken zu lassen. Wohlbefinden und ein weiches, wundervoll tiefgehendes Kribbeln unter der Haut breitete sich in ihm aus. Angenehm, bestechend, sich fallen zu lassen, aber das durfte er nicht. An diesen Gedanken klammerte er sich. Er konnte sich in den Augen verlieren, wenn der Zauber beendet war. Und dann konnte er ihn auch küssen. Dann konnte er machen, was er wollte, aber eben nicht jetzt. Auch wenn es schade war. Auch wenn er jetzt Sehnsucht hatte. Jetzt musste er sich beherrschen. Wie in weiche Watte gepackt blickte er zu seinem Freund hinüber, lächelte ihn an, versprach ihm stumm, dass es gleich vorbei war. Es konnte ja nicht so lange dauern, weil die Besen schnell waren. Er versprach ihm eine Belohnung im Anschluss. ~*~*~*~ Draco presste die Lippen zusammen und zwang sich zur Konzentration. Er drohte hinabzustürzen in diese tiefen grünen Seen, sich darin zu verlieren, einfach unterzugehen... Die Verlockung war so unendlich groß. Er zwang sich, die Augen niederzuschlagen, wusste er doch, dass er der Versuchung sonst nicht widerstehen konnte. Aber auch so war das Band zwischen ihnen stark. Verständnis, Nähe, Wärme, Einheit. Sie schlugen über ihm zusammen und erfüllten die Lücken, die seine Selbstzweifel, seine Sorgen, seine regelmäßigen emotionalen Abstürze gerissen hatten. Es ging nicht. Es ging einfach nicht. Von fern hörte er die Besen heransausen, als er aufblickte und in Harrys grüne Augen sah. Zu spät... Seine Selbstbeherrschung brach – und er fiel... ~*~*~*~ Die Besen zischten zwischen ihnen hindurch und Harry begann zu lächeln, als sie anhielten. Sie waren da. Es hatte funktioniert. Einfach so, wie immer. Er brach den Zauber ab und die beiden Fluggeräte landeten sachte auf dem Boden. Erst dann sah er auf. Und er kannte sofort, dass Draco wieder verloren hatte. Schuldgefühle erwachten in ihm. Warum hatte er wieder etwas draufsetzen müssen auf sein mentales Tief? Warum hatte er nicht eine andere Möglichkeit gefunden? Es hätte sie doch sicher gegeben! Ganz vorsichtig näherte er sich seinem Freund und zog ihn schließlich in die Arme. „Es tut mir Leid.“, flüsterte er. „Bitte, Dray.“ ~*~*~*~ Der Schmerz und der Verlust waren sofort mit dem Ende des Zaubers wieder da. Wie er diese beschissenen Abstürze hasste! Draco hörte Harrys Worte gar nicht. Er schmiegte sich einfach nur stumm in die Umarmung, suchte nach dieser besonderen Nähe und wusste doch, dass er sie nicht finden würde. Nicht ohne diese Magie... Er schwieg lange, bis er sich endlich dazu überwand etwas zu sagen. Etwas, das ihm schon länger auf der Seele lag, das er jedoch immer wieder beiseite geschoben hatte: „Glaubst du, dass diese Magie dazu beiträgt... dass wir... uns lieben?“, fragte er leise. Harry hatte das schon einmal zurückgewiesen, aber... Wenn er selbst diese Verbundenheit durch die Magie spürte, dann fiel es ihm schwer, nicht zu glauben, dass sie eine Rolle spielte... Dass sie doch sie beide irgendwie... steuerte. ~*~*~*~ Harry blickte seinen Freund leicht entgeistert an. Was bitte? Liebe wegen dieser dämlichen Magie? War das sein Ernst? Das hatte er doch schon einmal gefragt. Wieso…? Hatte er die Gründe etwa vergessen? Er hatte ihm doch fünf Dinge genannt, die genau das widerlegten. Oder? „Dray…“ Seine Stimme klang rau, so schwer fiel es ihm, das zu sagen. „Ich… ich habe dieses Gefühl nicht mehr. Ich hatte es das letzte Mal schon nicht mehr. Ich hatte… ich hatte es auch dieses Mal nicht. Draco. Ich liebe dich trotzdem.“ Und was ist mit dir? Ist es bei dir nur wegen der… Fast erschrocken schob er den Gedanken beiseite. Dass er das wirklich denken konnte, entsetzte ihn bis in die Grundfesten. Das zu denken, das mutete ihm an wie Hochverrat! Er biss die Zähne zusammen und presste den Blonden fester an sich. „Diese dumme Magie hat damit nicht das Geringste zu tun!“ Und genau in diesem Moment beschloss er, dass er sie nie wieder einsetzen würde. Wenn Draco so etwas glauben konnte, dann wollte er es nicht. Zuerst schadete es seinem Liebling, dann führte es noch zu Zweifeln an ihm selbst… Und es brachte Zweifel in sein eigenes Herz. Vielleicht war diese Magie ja doch Gift. ~*~*~*~ Draco lehnte die Stirn gegen Harrys Schulter, lauschte auf seine Worte. Ich habe dieses Gefühl nicht mehr. Ich liebe dich trotzdem. Er hielt sich an den Worten fest. Ganz fest. Wenn diese Magie Harry nicht im Griff hatte... dann ihn doch auch nicht, oder? Diese dumme Magie hat damit nicht das Geringste zu tun! Der Blonde beschloss, diese Worte in seine Gedanken zu brennen, ganz tief. Damit diese dummen Zweifel keine Chance mehr hatten. „Okay...“, flüsterte er heiser. Er schlang seine Arme ganz fest um Harry und presste ihn an sich. Langsam legte sich dieses dumpfe Gefühl in seinem Bauch und ebbte ab. Ja, es war alles in Ordnung... Und wenn er lernte, diese Magie zu kontrollieren, dann würde es besser sein. Er wusste nur nicht, wie er sich zusammenreißen sollte. ~*~*~*~ Sie flogen erst zurück, da war es schon dunkel. Der Thestral folgte ihnen stumm in einigem Abstand und schien ein wenig beleidigt, dass sie nicht mehr auf ihm ritten, aber das war Harry egal. Er blieb ganz dicht bei Draco, hielt dessen Hand, weshalb sie auch nicht schnell flogen. Angekommen in ihrem gemeinsamen Heim gingen sie duschen und anschließend ins Bett. Und Harry wachte über Draco, bis er sich ganz sicher war, dass dieser eingeschlafen war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Let it slide, Let your troubles fall behind you Let it shine Until you feel it all around you And I don't mind If it's me you need to turn to We’ll get by, It's the heart that really matters in the end ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ich weiß ehrlich nicht, ob ich mit so einem Vieh mitfliegen würde... Ehrlich nicht. Sicher ist das toll, aber... auf etwas fliegen, das man nicht sehen kann? *skeptischaugenbrauehochzieh* Shi-chan: Fliegen, fliegen, fliegen, fliegen, fliegen! Ich will fliegen!!! *rumhüpft* abranka: *shiflügelankleb* *indieluftwerf* Flieg! *g* Shirokko: *runterfälltinabbysarme* *spaßhat* Noch mal! Noch mal! Treffpunkt Vision ----------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 84: Treffpunkt Vision Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse - Storm. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 84: Treffpunkt Vision Die nächste Zeit verging wie zäher Honig. Sie floss während des Trainings so langsam an ihnen vorbei, dass sie am Dienstagabend gar nicht wussten, wie ihnen geschah, weil sie einfach nichts davon mitbekommen hatten. Trotz Anstrengungen. Harry konnte sich nicht einmal daran erinnern, warum sie wieder einmal bei Snape saßen. Und das auch noch gemeinsam. Schon seltsam… Und Snapes Gesicht erst. Der heckte doch sicher wieder etwas aus. Harry warf ihm einen misstrauisch bösen Blick zu. Er wollte nicht. Er wollte ganz und gar nicht. Dummerweise war es inzwischen seine einzige Waffe geworden. Nachdem er seit dem Samstag beschlossen hatte, die Potentialmagie einfach zu vergessen, blieben ihm noch Selbstschutz und seine kleinen Taschenspielertricks. Alles andere… was konnte er schon sonst noch groß tun? Er musste es eben doch mit dem Avada zu Ende bringen. Snape kam lächelnd auf ihn zu. „Du fängst wieder an.“, erklärte er lässig, dass es Harry kalt den Rücken runter lief. Er beobachtete einen kurzen Blick zu Draco und plötzlich war das Misstrauen massiv. Was hatte die Ratte vor? Wollte er Draco provozieren? War das sein Ziel? Jedenfalls hatte das grade verdammt danach ausgesehen. Er warf seinem Freund einen warnenden Blick zu. Er sollte auf keinen Fall was Falsches tun! ~*~*~*~ Draco nickte nur knapp und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Snape nervte ihn. Dieses selbstgefällige Getue war doch echt... Am liebsten hätte er ihm den Hals umgedreht, aber er riss sich zusammen. Außerdem... er hatte doch die Schwarze Magie in der Hinterhand. Wenn Snape wirklich zu fies werden sollte, wusste er, dass er dann ein großes magisches Potenzial in der Hand hatte. Genug, um... Moment. Er war jetzt nicht wirklich so berechnend, oder? Und er bezog jetzt nicht wirklich die Schwarze Magie in seine... Überlegungen ein, oder? Der blonde Junge presste die Lippen so fest zusammen, dass sie nur noch ein schmaler Strich waren. Das war überhaupt nicht gut. ~*~*~*~ Snape nickte zufrieden, dann wandte er sich Harry zu, lächelte auf seine gewohnt gruselige Art und Weise. „Dann wollen wir mal anfangen, Potter.“, erklärte er. „Ich denke, es wird dieses Mal sehr aufschlussreich werden.“ Oh ja, er hatte sich etwas überlegt. Er hob den Stab, um zu zaubern, da begegnete er noch einmal Harrys Blick. Diese Augen. Wahnsinn. Sie funkelten vor Wut wie zwei glitzernde Juwelen. Klasse. Diesen Blick hatte er sich schon lange einmal gewünscht. Seit seinem kleinen Duell gegen den Jungen hatte er darauf regelrecht gewartet. Ob er auch heute wieder in den Genuss eines solchen Spielchens kommen würde? Ui, bei dem Gedanken kribbelten seine Hände. Ja, vielleicht kam er dieses Mal in die Tür, bevor der Junge zusammenbrach und sein Unterbewusstsein den Dienst versagte. Harry biss nur die Zähne zusammen, als er dieses dunkle, unheilvolle Glühen in den schwarzen, toten Seelenspiegeln sah. Na super. Dabei wusste er doch nicht einmal mehr, wofür er die Strafe verdient hatte! Snape sprach den Spruch und Harry richtete sich ein wenig weiter auf, um ihm diesmal wirklich Paroli bieten zu können, da streifte das kühle Holz des Zauberstabes seine Stirn. Augenblicklich explodierte Schmerz in seiner Narbe. Er konnte fühlen, dass er nicht alleine war, wusste, dass noch jemand da war, aber das ging in den folgenden Bildern einfach unter. Wasser zu seinen Füßen. Eine große, steinerne Halle. Ein langer Tisch. Ein thronähnlicher Stuhl an der Stirnseite desselbigen. Eine große grüne Schlange wand sich um die Knie des aktuell bösesten Meisters Schwarzer Magie: Voldemort saß auf dem Thron, ein schmieriges, selbstzufriedenes Grinsen auf seinen Lippen, seine Schlange streichelnd. „Was er wohl mit ihr machen wird?“ Die leisen, heiseren, beinahe liebevoll abfällig gesprochenen Worte jagten heiße Schauder über Harrys Rücken, ließ den Schmerz zu einem heftigen Reißen werden, so dass er sich wimmernd zusammenkauerte. Was sollte das? Er wollte das nicht sehen! Er wollte nicht! Er wollte nicht! Er wollte ihn nie wieder… Der Schwarzhaarige riss die Augen auf. Doch, er wollte. Er musste wissen, wo die lebende Leiche sich versteckte! Das war doch seine Aufgabe in ihrem Plan! Doch gerade als er sich in der großen Halle umsehen wollte, verschwammen die Konturen und wurden zu einem anderen Bild. Eine große Halle. Eine geschwungene Treppe wie aus einem der Schlösser der alten Könige. Und dort, auf der Treppe standen sie: Dracos Eltern! Was war denn jetzt los? ~*~*~*~ Draco spürte, wie Harry neben ihm zusammenzuckte, sah, wie sich die grünen Augen weiteten, wie Erschrecken auf seiner Miene lag – und wie auch Snape irritiert wirkte. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff er nach Harrys Hand und fand sich augenblicklich in irgendwelchen fremden Gedanken wieder. Aber etwas... musste hier falsch sein! Er sah seine Eltern! In ihrem Haus, in Malfoy Manor! Das konnten nicht Harrys Erinnerungen sein... Waren das hier Snapes Gedanken? Sie standen sich gegenüber, Lucius Malfoy überragte seine Frau und wirkte beinahe bedrohlich. Sie sprachen, Worte, die nicht bei ihnen ankamen. Es war, als hätte jemand einfach den Ton abgedreht. Er konnte nur zusehen. Stumm zusehen... Sie sprachen, heftiger, immer heftiger. Narzissa funkelte ihren Mann an und zum ersten Mal erlebte Draco, dass sie ihm offenbar Widerstand leistet. Und dann... Es war so schnell, dass er nicht wirklich verstand, was geschah. Lucius Malfoy trat auf seine Frau zu, wollte sie festhalten, umarmen... irgendetwas. Doch sie stieß ihn von sich – und verlor das Gleichgewicht. Er versuchte noch, sie festzuhalten, doch es war zu spät. Sie rutschte ab, fiel. Die Treppe hinunter. Schlug immer wieder auf. Blut befleckte ihre helle Bluse, ihr blondes Haar. „NEIN!“ Dracos Stimme überschlug sich. Nein... ~*~*~*~ Für Harry war es tiefer. Die Stimmen hallten in der saalähnlichen Empfangshalle wieder und trieben Eis in seine Glieder. Ein Streit. Ein offener Streit. Der Grund: wieder einmal Voldemort. Lucius Malfoy hatte seiner Frau auf den Kopf zugesagt, dass sie sich gegen ihn stellte und sie… Sie konnte natürlich nichts sagen. Sie konnte nichts weiter tun, als ihn immer weiter anzulügen. Was sie auch tat. Sie stritt es ab. Sie stritt seine Vorwürfe ab, die erschreckend nahe an die Wahrheit kamen! Woher wusste er, dass sie Draco deckte? Woher wusste er, dass sie sich mit ihm verschworen hatte? Woher…? Glaubte er ihr? Oder nicht? Jedenfalls trat er auf sie zu, wollte sie umarmen, festhalten, doch jetzt war sie es, die ihn zurückstieß, die wütend und verletzt wirkte. „Ich würde dich nie belügen, das weißt du, Lucius.“ Noch im selben Zug verlor sie das Gleichgewicht. Ihre letzten Worte, eine Lüge... Er griff noch nach ihr, versuchte sie noch abzufangen und war doch machtlos. Er konnte den Schrecken in Malfoy Seniors Augen sehen, fühlte irgendwo unter seinem eigenen Schrecken in sich Befriedigung und Freude, die nicht seine sein konnte, und augenblicklich erreichte der Schmerz in seiner Stirn eine neue Stufe. Er konnte das Krachen auf den Stufen hören, sah wie sie fiel, konnte den Geruch von Blut ausmachen, das Geräusch wie ihr Genick brach. Es wurde schwarz vor seinen Augen und weiße Flecken tanzten wie Sterne in dieser Finsternis. Dann wurde er irgendwie davon weggerissen. Neue Geräusche kamen. Heftiges Atmen von vor ihm, leises Keuchen, das Brodeln eines Kessels, das leise Gurren einer unterforderten Eule… Er war zurück in der Realität. Und er konnte Dracos Hand an seiner so überdeutlich kalt spüren, dass er sofort wusste, dass er es ebenfalls gesehen hatte. Der stechende Schmerz trat in den Hintergrund, wurde zu einem gnadenlosen Pochen, doch es war ihm egal, als er Draco einfach in seine Arme zog. Nähe! Er… Gerade jetzt durfte er auf keinen Fall alleine bleiben! ~*~*~*~ Draco war eiskalt. Auch als Harry ihn in seine Arme zog, begriff er noch nicht, dass das hier die Wirklichkeit war. Dass es keine Gedanken mehr waren. Keine Gedanken... Er klammerte sich an dem Gryffindor fest, ohne es wirklich zu merken. Aber... Natürlich, das hatte nichts zu sagen. Das mussten Erinnerungen gewesen sein. Ein komischer Traum. Das war alles. Natürlich... „Nur ein Traum... Nur Erinnerungen...“, murmelte er leise, suchte sich selbst zu beruhigen. ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippen. Die Verzweiflung Dracos schnürte ihm die Kehle zu. Seine sinnlosen Versuche, sich einzureden, dass es ein Traum gewesen war, die Nicht-Akzeptanz… die er wohl auch verfolgen würde, wenn er nicht wüsste, dass es wahr war. Diese freundliche Frau, Dracos einzige enge Verwandte, die ihn wirklich liebte, war tot. Von ihrem Mann - seinem Vater - umgebracht! Er hatte sie – gewollt oder nicht – in den Tod getrieben. Eine schlichte Tatsache. Er biss die Zähne noch fester zusammen, bemerkte das Blut nicht, das aus kleinen Rissen hervorquoll. Es war ihm egal. Einfach und schlichtweg egal. Es tat so weh! Es tat so weh zu sehen, wie grausam das Schicksal zu Draco war! Es war… es war doch einfach nicht zu fassen, dass er das hatte sehen müssen! Warum… warum hatte das geschehen müssen? Warum hatte Voldemort es Malfoy stecken müssen, dass… Dieser Gedanke ließ ihn begreifen. Es war Voldemorts Schuld. Nur seine! Er… er hatte sie verraten! Und er hatte sie auf dem Gewissen! Er! Nur er! Und damit… Damit war auch er selbst Schuld, denn es war nur seine Schuld, dass Voldemort wieder auferstanden war. Blut lief über sein Kinn und tropfte auf helles Haar. Snape stand daneben. Er war unfähig sich zu bewegen. ~*~*~*~ Harrys Schweigen war es, das Draco irgendwann dazu brachte, aufzusehen. „Du blutest...“, murmelte er heiser und stricht Harry das Blut von der Unterlippe, betrachtete die rote Spur auf seinem Finger. „Es ist wirklich, nicht wahr? Es war... eine Vision...“ Seine grauen Augen waren unbewegt, als er den Gryffindor ansah. Die bleiche Miene, das kaum verhohlene Entsetzen, das alles war Anzeichen genug. Gedankenverloren leckte er das Blut von seinem Finger. Er hatte gerade das akute Bedürfnis zu schreien, zu toben und die Welt für ihre widerliche Ungerechtigkeit zu bestrafen. ~*~*~*~ Harry nickte. „Wirklich…“, murmelte er erstickt. „Eine Vision, die Voldemort mir unwissentlich geschickt hat. Es ist… es ist…“ Er schluckte einmal, dann drückte er sein Gesicht gegen Dracos Wange. „Es tut mir so Leid! Ich… Wir hätten wissen müssen, dass das so nie was werden kann! Wir hätten sie mit Dumbledore wegschicken müssen! Wir…“ Er verstummte, denn ihm wurde bewusst, dass er Blödsinn redete. Natürlich wäre das nicht gegangen, denn damit hätten sie sich alle verraten. Das hatte sie auch gewusst, deshalb war sie gegangen. Um ihren Sohn ein einziges Mal vor dem zu schützen, was ihn sein Leben lang verfolgte! Für… Sie ist nur für dich gestorben!, wollte er Draco mitteilen, aber er konnte nicht. Er konnte kein einziges Wort mehr sagen. Seine Kehle war zu eng dafür. Es tat ihm Leid. Draco tat ihm Leid. Er war die letzten Tage immer noch müde gewesen, obwohl er das Training ein bisschen vermindert hatte. Und jetzt das! Das war doch alles einfach nicht mehr fair! „Potter. Was war das?“ Harry sah auf. Snape. Der war ja auch noch da. Und… natürlich hatte er auch alles gesehen. Seine Augen zeigten es ganz deutlich. Snape trug eine Maske aus Eiseskälte. Diese Bilder hatten ihn auch getroffen. Ganz klar. Und wenn man bedachte, dass er Narzissa Malfoy wohl auch gemocht hatte, dann war das doch ganz natürlich, oder? Er versteckte nur das Gesicht an Dracos Hals, um nicht noch einmal antworten zu müssen. Er hatte doch schon gesagt, dass es eine Vision gewesen war! Warum sollte er das noch einmal tun? Stattdessen… „Ich bin hier, Dray…“ Er konnte nicht sagen, warum es ihm so wichtig war, dass er das wusste, aber er wollte einfach, dass er es noch einmal hören konnte. Gerade jetzt. Jetzt war es wichtig. Nur am Rande bekam er mit, wie Snape sich umdrehte und mit wehendem Umhang im Nebenzimmer verschwand. ~*~*~*~ Draco nickte schwach und grub eine Hand in Harrys Haar. Es tat weh... Verdammt weh. Da hatte er das erste Mal das Gefühl gehabt, seine Mutter wirklich gefunden zu haben und dann... das. Es war egal, ob es bereits geschehen war oder noch geschehen würde. Es war eine Prophezeiung, eine Vision. Es war unabänderlich. Und es war... grausam. Einfach nur grausam. Die Ironie war, dass er nicht weinen konnte. Es schmerzte so sehr, dass er sich wie paralysiert fühlte. Vollkommen leer und ausgebrannt. Schweigend hielt er sich an Harry fest, strich ihm mechanisch durch das Haar. Still saß er so, sagte nichts, atmete nur, spürte Harrys Wärme, streichelte ihn. Und irgendwie... fühlte er nichts. Einfach nichts mehr... Selbst der Schmerz ebbte ab. Einfach so. Es war, als wenn er innerlich erfrieren würde, nein, bereits erfroren war. ~*~*~*~ Harry hatte, ohne es zu bemerken, begonnen, seinen Freund hin- und herzuwiegen. Sachte, ganz sachte. Wie zu einer unbekannten Melodie. Einer traurigen, schmerzlichen Melodie, die in seinem Herzen ganz allmählich anschwoll. Und irgendwo unter dieser Melodie war der Gedanke präsent, dass er Draco hier wegbringen musste. Er wusste genau, dass Draco nicht weinen würde. Nicht, wenn die Gefahr bestand, dass es jemand außer ihm noch sehen würde. Fazit: Er musste ihn hier wegbringen. Ganz dringend. Damit er herauslassen konnte, was ihn sonst innerlich auffressen würde, was ihn ihm schwelen würde, bis er daran zerbrach. Trauer konnte einen Menschen umbringen. Er wusste das. Weinen half da ein wenig. War zumindest bei ihm so gewesen. „Dray, lass uns gehen.“, murmelte er leise. ~*~*~*~ Draco nickte nur stumm und stand auf. Sachte zog er Harry mit sich auf die Füße. Kurz blickte er durch den Raum. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass Snape verschwunden war. Aber was kümmerte es ihn schon? Er zog die Schultern hoch, als wenn er frieren würde. Tatsächlich war ihm auch kalt. Innerlich. „Ist es schon passiert oder wird es noch passieren, Harry?“, fragte er plötzlich leise. Wenigstens das wollte er wissen. Auch wenn es keinen Unterschied machen würde. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Musste er ihm das wirklich sagen? Wirklich? Was änderte es denn? Was änderte das Wissen, dass er es sozusagen live miterlebt hatte? Es tat doch dann nur noch mehr weh, oder? „Dray, ich…“ Er wollte nicht, dass es schlimmer wurde! Was sollte er denn jetzt tun? ~*~*~*~ „Bitte, Harry.“ Der Blonde strich ihm sachte über die Wange. „Ich muss es einfach wissen...“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, aber es schnürte ihm die Kehle zu. Er musste sich räuspern, bevor er es ihm sagte: „Es ist… gerade passiert. Eine Liveschaltung. Ein…“ Er verstummte und senkte den Kopf. Warum hatte er es sehen müssen? Hätte es nicht gereicht, hätte er es ihm erzählt? Warum quälte das Schicksal Draco so? ~*~*~*~ Draco legte den Kopf in den Nacken und blickte zur Decke empor. War es hier unten immer so duster gewesen? Hatten die Steine immer so glatt und kalt gewirkt? Er konnte sich nicht erinnern... Alles in ihm zog sich zusammen, doch er sagte nichts. Konnte es gar nicht. Eine Liveschaltung. Also war es gerade eben passiert. Er war dabei gewesen, als seine Mutter gestorben war... Welch eine Ironie. Er war dabei gewesen und hatte nichts tun können... Konnte das Schicksal eigentlich noch grausamer werden? Sein Gesicht war vollkommen unbewegt, die grauen Augen kalt, als er Harry wieder anblickte. „Lass uns gehen...“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, nahm Dracos Hand. Ein einziger Blick hatte gereicht, dass er sich schrecklich fühlte. Hatte Draco erkannt, dass es irgendwie seine Schuld war? Dieser kalte Ausdruck gerade war ihm unter die Haut gefahren, hatte ihn frösteln lassen. Dabei… war er sich fast sicher, dass Draco es ihm gar nicht übel nahm. Sonst hätte er wohl kaum das Wort ‚uns’ benutzt… Oder? ~*~*~*~ Schweigend gingen sie hinauf in den Raum der Wünsche. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, lehnte sich Draco schweigend dagegen und schloss die Augen. Er hätte erwartet, dass es ihm schlecht gehen würde. Dass er das Bedürfnis hätte zu weinen. Er hatte seine Mutter sterben gesehen! Einen Menschen, bei dem ihm gerade erst klar geworden war, dass er ihn liebte – und dass seine Mutter ihn liebte! Aber da war nichts! Einfach nichts! Stumm legte er den Kopf zurück, drückte den Hinterkopf gegen das feste Holz und starrte an die Decke. ~*~*~*~ Harry betrachtete ihn. Vor ein paar Sekunden hatte Draco seine Hand losgelassen und jetzt wusste er nicht mehr, was er noch tun sollte. Wieder auf ihn zugehen oder ging er ihm auf die Nerven? Sollte er ihn in den Arm nehmen, wie vorhin schon? Oder wollte Draco alleine sein? Oder… „Dray.“ Er blickte ihn an. „Bitte, ich…“ …wollte das nicht! Ich wollte nie, dass du so was sehen musst! Ich… „Es tut mir so Leid. Ich wünschte…“ …dass du das nicht hättest sehen müssen, dass es nie passiert wäre, dass ich es hätte verhindern können! „Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen, aber das geht nicht. Man kann niemanden wiederbeleben. Man kann…“ Man könnte den Zeitumkehrer nehmen, aber wenn er davon weiß, dann dreht er durch. Dann ist alles aus, weil er so etwas niemals in die Finger kriegen darf. Niemals! „…die Toten nicht zurückholen!“ Er fühlte sich so hilflos. ~*~*~*~ Draco hatte den Kopf schweigend gesenkt und betrachtete Harry. Zaghaft streckte er die Hand aus und legte die Fingerspitzen an Harrys Wange. Warm war sie... So warm. Das vollkommene Gegenteil von seiner Hand. „Ich weiß, Harry...“, antwortete er leise. „Ich weiß...“ Einen Augenblick lang spürte er der Wärme unter seiner Hand noch nach, dann zog er sie langsam zurück. „Ich... werde mich aufwärmen. Mir ist eiskalt.“ Er lächelte leicht, doch auch dieses Lächeln brachte die Wärme nicht auf sein Gesicht zurück. Sachte gab er Harry einen Kuss mit kühlen Lippen auf die Stirn, dann verschwand er im Bad. ~*~*~*~ Harry blickte ihm nach, bis die Tür zum Bad zugefallen war, dann kamen die Tränen. Es tat weh, so zurückgelassen zu werden. Es tat höllisch weh. Aufwärmen… Er ging sich aufwärmen. Im Badezimmer, nicht bei ihm. Dabei… dabei hatte er es doch sonst immer geschafft, die Kälte aus den Gliedern seines Freundes zu treiben. Dabei… Seine Beine trugen ihn nicht mehr und Harry ging in die Knie. Ganz eng kauerte er sich auf den Boden, spürte, wie ihm selbst kalt wurde. Also war es doch wahr. Draco war ihm böse. Er war böse auf ihn. Weil er… weil er Schuld hatte. Weil er indirekt Schuld an diesem Vorfall hatte. Irgendwo. Dabei hatte er das gar nicht gewollt. Vor einem Monat noch, sicher, da hatte er es sich von ganzem Herzen gewünscht, aber Dracos Mutter hatte doch die Seiten gewechselt! So wie Draco. So wie Blaises Eltern! Sie hatte den Tod nicht mehr verdient! Sie… sie hätte überleben sollen, damit Draco nach diesem ganzen Desaster vielleicht doch noch einen Ort hatte, zu dem er zurückkehren konnte, wenn er sich mit Sirius nicht verstand. Oder falls… Harry wagte es nicht, den Gedanken zu beenden. Dass Sirius sterben könnte, das war die Hölle auf Erden! Dieser Gedanke brachte seinen Körper zum Erbeben und ihn zum Schreien. Deshalb würgte er ihn ab. Er wusste, wie Draco sich jetzt fühlte! Er wusste es. Wenn er auch nur einen Bruchteil dessen empfand, was er bei diesem Gedanken fühlte, dann sah es in ihm schrecklich aus. Seine Seele musste bluten. Und wie! Warum hatte er sich dann von ihm zurückgezogen? Warum hatte er nicht bleiben können? War es ihm so sehr zuwider gewesen, in seiner Nähe zu sein? Dieser Gedanke schmerzte fast genauso sehr wie der an Sirius’ Tod. Vielleicht noch ein bisschen mehr. Vielleicht noch einen kleinen Tick mehr, weil es realer war. Weil es momentan und echt war? Ein leises Wimmern entrang sich seiner Kehle. Der Atem stockte ihm beim Versuch, das Weinen zu unterdrücken, er verkrampfte sich und presste die Arme über den Bauch. Warum war Draco nur gegangen? Es dauerte recht lange, bis er sich soweit beruhigt hatte, dass er wieder normal Luft bekam. Und als er dann auf die Uhr sah, wurde ihm klar, dass Draco schon seit drei Stunden im Bad war. Er war noch nicht wieder herausgekommen! Was…? Panik machte sich in ihm breit und vor seinen Augen machte sich ein grausiges Bild breit. Blut, Blässe, Verderben, Wasser und Tod. Er sprang auf, schrie Dracos Namen und riss nur Augenblicke später die Tür zum Bad auf. Wasserdampf quoll ihm entgegen, nahm ihm erneut den Atem und die Sicht, aber es war ihm egal. Er schlug in die Luft, um den Dampf zu entfernen und kämpfte sich durch die Wolken zur Dusche, wo das Wasserrauschen herkam. Wasserrauschen, sonst kein Geräusch. Nur das in der Stille laute Hallen von prasselndem Wasser. Und seine Stimme, die erneut nach Draco rief, bevor sie versagte, weil er ihn sah. Draco saß da, unter dem Wasserstrahl, starrte blicklos auf den überschwemmten Boden. Als wäre er nicht bei sich. Seine Augen leer, seine Haare hingen ihm nass ins Gesicht, Wasser lief über selbiges und seine Kleider klebten an seinem Körper. Entsetzen und Angst explodierte in Harry. War er etwa tot? War er von ihm fort gegangen, um sich wirklich umzubringen? Hatte… hatte er sein Versprechen gebrochen? Ließ er ihn jetzt doch alleine? Mit zitternden Knien wankte er auf den Blonden zu, war kaum fähig, noch zu stehen, kämpfte sich bis direkt vor ihm, bevor er der erneuten Schwäche in seinen Beinen nachgab und zu Boden sank. Dass er dabei nass wurde, war ihm völlig egal. Die Hitze des Wassers war ihm egal. Ihm war egal, dass es ihm beinahe die Haut verbrannte. Draco hatte noch immer nicht reagiert und die Angst in seinem Herzen blockierte alles, was andere Empfindungen auslösen könnte. Seine Lippen bebten, als er sich nach endlosen Minuten endlich traute, die Hand zu heben und die trotz Hitze blasse Wange zu berühren. Er spürte nichts. Rein gar nichts! War… war der Kuss vorhin also wirklich ein Abschiedskuss gewesen? ~*~*~*~ Die Berührung ließ Draco beinahe zusammenzucken. Sein Blick war verschleiert. Langsam blinzelte er, blinzelte das Wasser weg und endlich gelang es ihm, das vertraute Gesicht vor ihm zu fixieren. Er streckte den Arm aus, zog Harry stumm an sich, vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Ihm war immer noch kalt. Erst jetzt, jetzt wurde ihm langsam wärmer. Jetzt, wo Harry da war... ~*~*~*~ Harry schluchzte auf, als er die Bewegung sah, als er sah, wie Draco die Arme hob. Er ließ sich einfach in die angehende Umarmung fallen und den Tränen freien Lauf. Ein wahrer Berg rutschte von seinem Herzen, machte Erleichterung Platz. Das Gefühl kehrte in seinen Körper zurück, ließ ihn das Kribbeln in seinen Fingerspitzen spüren, die Hysterie, die ihn ununterbrochen schluchzen ließ. Er konnte es nicht unterdrücken, schaffte es nicht, sich wieder zu beruhigen. Allein ein winziger Gedanke reichte, um einen neuen Heulkrampf durch seinen Körper zu schicken. Angst! Pure Verlustangst! Hilflos klammerte er sich an den anderen Jungen. Er wollte ihm etwas sagen, aber sprechen konnte er nicht. Nicht im Geringsten. ~*~*~*~ Irritiert über den heftigen Ausbruch strich Draco über Harrys Rücken, sein Haar, einfach über jedes bisschen von ihm, das er erreichen konnte. „Schsch...“, machte er leise, fand es seltsam, dass er derjenige war, der beruhigen musste, der trösten musste. Sollte es nicht anders herum sein? Das Wasser wurde langsam unangenehm. Erst jetzt spürte er, dass es auf der nackten Haut brannte und so griff er hinter sich, drehte das Wasser ab. Und dennoch ließ er Harry keinen Augenblick lang los, presste den schluchzenden Gryffindor ganz fest an sich und liebkoste ihn weiter. ~*~*~*~ Harry musste bei Dracos Beruhigungsversuch beinahe lachen, doch es ging in einem weiteren Schluchzen unter. Auch ihm kam der Gedanke, dass hier etwas nicht so lief, wie es vielleicht sein sollte, aber es war halt nicht zu ändern. Er kuschelte sich noch ein bisschen näher, jetzt doch schon ein wenig beruhigt, drückte sein Gesicht an den heißen Hals seines Freundes, versuchte zu Atem zu kommen, doch bis er es schaffte, etwas zu sagen, vergingen endlose Minuten. Und selbst dann war es noch schwer verständlich und von Schluchzern durchzogen. „Mach… mach so was nie wie… wieder!“, murmelte er und seine Hände krallten sich in den nassen Stoff. „Ich… ich ertra… ertrage das nicht, wenn du… du… wenn du mich aus… ausschließt, wenn du… du traurig bist! Ich er…ertrage es nicht, wenn du so aus… aussiehst, als wenn du… als wenn du gestorben wärst!“ ~*~*~*~ Draco blickte den schmalen Jungen in seinen Armen überrascht an. Er war sich dessen nicht bewusst gewesen. Keines dieser Dinge. Aber... er war sich im Moment doch ganz und gar nicht im Klaren, was er eigentlich tat. Warum? War er überhaupt traurig? Es fühlte sich nicht so an... „Entschuldige... Das... wollte ich nicht.“ Er hatte es wirklich nicht gewollt. Er hatte nicht darüber nachgedacht. Er war sich ja noch nicht einmal sicher, wie er hier gelandet war. Was ihn dazu gebracht hatte, sich komplett angezogen unter die Dusche zu setzen. Er war... Er stand vollkommen neben sich. Ja, so fühlte es sich an. Matt schloss er die Augen, nur um sie gleich darauf wieder zu öffnen. „Lass uns ins Bett gehen... Sonst wirst du noch krank.“ ~*~*~*~ Diesmal lachte Harry wirklich. Trocken und matt, aber er lachte. Er würde krank werden? Er? Klar. Gleich nach Draco. Gleich nach ihm. „Du bist schrecklich.“, murmelte er und drückte sich näher an ihn. Jetzt machte er sich auch noch Sorgen um ihn. Nachdem es ihm so schlecht ging, machte sich Draco wirklich Sorgen um ihn! Furchtbar, solche Menschen. „Warum kannst du nicht einmal an dich denken? Du bist schon viel länger unter der Dusche als ich. Und da soll ausgerechnet ich krank werden?“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Vielleicht weil du mir wichtiger bist...“, murmelte er leise und lehnte sich gegen die kalten Fliesen zurück. An sich denken... Wie denn? Er versuchte mal ausnahmsweise nicht an sich zu denken. Er versuchte diesen endlos egoistischen Teil von sich abzulegen und was war? Man sagte ihm, dass er an sich denken sollte. Das war doch... Gut, vielleicht war die Situation unglücklich, aber... Langsam stand er auf und zog Harry mit sich. Beinahe rutschte er aus, doch er konnte sich noch an den Armaturen festhalten. Bestimmt schob er den Gryffindor aus der Dusche, zog ihm Umhang und Hemd aus und rieb ihm den Oberkörper ab. Dann öffnete er ihm die Hose und ließ sie runterrutschen. Auffordernd blickte er den schmalen Jungen an und ignorierte dabei vollkommen, dass ihm das Wasser nur so aus den nassen Kleidern ran. ~*~*~*~ Harry hob einen Fuß an und krallte sich im nächsten Moment an Draco fest, weil er das Gleichgewicht verlor, doch letztendlich war er das nasse Ding los. Es landete mit einem lauten Flatsch in einer Ecke, bevor er sich einfach wieder gegen Draco lehnte. Immer wieder entwich ein leises Hicksen seiner Brust, während seine Hände die Knöpfe an Dracos Hemd öffneten. Offenbar hatte er beschlossen, sich selbst keine Aufmerksamkeit zu schenken, also musste er das erledigen. So nass würde kuscheln keine schöne Sache werden. ~*~*~*~ Behutsam trocknete Draco den Gryffindor weiter ab. Da dieser ihn ihm Gegenzug langsam auszog, machte er zwischenzeitlich einige Verrenkungen, die ihn mehr als einmal fast das Gleichgewicht verlieren ließen. Langsam wurde ihm etwas schwummerig im Kopf. Das waren die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit hier drin. Vor Nebel sah man ja kaum etwas, auch wenn Harry die Tür offengelassen hatte und der Dampf langsam abzog. ~*~*~*~ Dracos Umhang machte ebenfalls ein schmatzendes Geräusch auf dem nassen Boden, als er fiel. Das Hemd landete kurz darauf genau daneben. Draco fühlte sich, als hätte er Fieber. Ob das auch so war? Sachte strich der Schwarzhaarige über die weiche Haut, bis er die Hose erreichte und öffnete. Ein leises Hicksen ließ sich erneut vernehmen, doch es war kaum noch wahrnehmbar. Die Hose versagte ihren Dienst, wurde einfach von ihrem Gewicht herabgezogen. Mit sanfter Gewalt nahm Harry Draco das Handtuch weg und machte es diesem nach, trocknete geduldig die Haut vor sich, begann beim Gesicht, das er nur sachte abtupfte. Na, als ob das etwas bringen würde. Es war so heiß, dass sie ohnehin wieder feucht wurden vor Schweiß… ~*~*~*~ Draco ließ die Arme sinken und schloss die Augen. Er genoss die weichen, sanften Berührungen einfach. Es war beinahe, als wenn Harry seine Seele streicheln würde... Als der Gryffindor fertig war, blickte der Blonde ihn wieder an und lächelte weich. „Na komm...“ Sanft nahm er ihn bei der Hand und führte ihn aus dem Chaos raus Richtung Bett. Er schob den Schwarzhaarigen bestimmt ins Bett und krabbelte hinterher. ~*~*~*~ Harry legte sich widerspruchslos hinein, breitete die Arme aus, um Draco zu empfangen. Es kam ihm komisch vor, wie Draco sich benahm. Er war regelrecht unheimlich. Etwas stimmte nicht mit ihm. Ganz und gar nicht. Er war komisch, so losgelöst. Wie unter Schock… Ob es das war? Einen Moment blickte Harry den sich zurechtkuschelnden Blonden an, dann langte er mit einer Hand zu seinem Nachttisch und angelte nach einem von Remus’ Schokofröschen. Es war gar nicht so einfach, das Ding auszupacken, weil es beinahe sofort losspringen wollte. Nur ein gezielter Schlag brachte ihn in die Situation, das süße Tierchen zu packen und ein Stückchen abzubrechen. „Draco, mach den Mund auf.“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise, gehorchte aber und ließ sich die Schokolade auf der Zunge zergehen. Eigentlich hatte er darauf überhaupt keinen Appetit. „Ich habe keinen Schock...“, murrte er und ließ den Kopf gegen Harrys Brustkorb sinken. „Ich... fühle nur einfach gar nichts. Im ersten Moment habe ich gedacht, dass ich vollkommen durchdrehe und mich alles zerreißt. Aber jetzt... ist da gar nichts. Einfach gar nichts.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, brach das nächste Stückchen ab und fütterte Draco weiter. Er glaubte es ihm. Und gleichzeitig… Es tat weh. Sowohl die Beichte des Schmerzes als auch die Beichte, gar nichts zu fühlen. Beides war nicht einfach zu ertragen. Er wusste das. Und dass er ihn fütterte, das half ihm ein bisschen. Es vermittelte ihm das Gefühl, etwas für ihn tun zu können. ~*~*~*~ Draco leckte sich nach dem letzten Stück Schokolade leicht über die Lippen, hob dann den Kopf und küsste den Gryffindor. Erst etwas zögerlich, dann fordernder, während seine Hand über dessen nackten Oberkörper wanderte. „Zeig mir, dass ich... noch nicht vollkommen erfroren bin, Harry...“, bat er heiser und küsste ihn wieder. Diesmal mit spürbar wachsender Verzweiflung. In ihm war es noch immer so kalt, obwohl sein Körper selbst zu glühen schien. Er wollte die Kälte nicht. Er wollte die Leere nicht. Er wollte spüren, dass er noch lebte... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Es kam ihm falsch vor. Diese Bitte… Vollkommen falsch, angesichts dessen, was geschehen war. Wie Frevel oder Verachtung oder… Aber andererseits… Es würde ihn vergessen lassen. Es würde ihn vergessen lassen, was passiert war. Vielleicht… Sachte schlossen sich seine Augen und im gleichen Maße öffnete sich sein Mund, ließ Draco ein, seine Zunge kam dem Blonden entgegen, während seine Hände sich langsam an die überhitzte Haut hoben. Wenn er das wollte… Wenn es ihm half… Wenn er glaubte, dass es ihm helfen würde… ~*~*~*~ Draco nahm die Einladung an, drängte sich dem anderen Jungen entgegen. Er verwickelte Harry in einen Kuss, der ihm selbst den Atem raubte. Verlangend, hungrig, voller Intensität, voller Verzweiflung... voller... Gier nach Leben und Lebendigkeit. Seine rechte Hand wanderte Harrys Seite entlang. Die Fingernägel hinterließen rote Striemen auf der hellen Haut. Er hielt sich an ihm fest und wollte gleichzeitig so deutlich wie nur irgend möglich spüren, dass er da war. Dass er nicht allein war. Niemals allein... ~*~*~*~ Harry keuchte leise in den Kuss, als er den leichten Schmerz an seiner Seite spürte, unterbrach ihn aber nicht. Er zog Draco gegen sich, strich ihm mit den Händen immer wieder über den Rücken, zupfte an den feuchten Strähnen und versuchte den Schmerz an seiner aufgeplatzten Lippe zu ignorieren. Vergessen. Vergessen. Einfach alles vergessen. Es war so einfach. Sex ließ einen alles vergessen. Es brachte einen für eine kurze Zeit in ein Land ohne Sorgen. Vergessen… Seine linke Hand fand ihren Weg zu Dracos Gesicht und hinter seinen Kopf, drückte ihn noch ein kleines Stückchen näher. Vergessen… Diese Art von Vergessen war doch keine Lösung auf Dauer. War ihm das denn nicht klar? ~*~*~*~ Draco ließ nur allzu willig näher ziehen, leckte drängend über Harrys aufgeplatzte Lippe, schmeckte das Blut auf seiner Zunge und schickte sie erneut in den Ringkampf mit Harrys Zunge. Noch während er ihn küsste, schwang er sein Bein über Harrys, rutschte auf ihn und richtete sich halb auf, nahm mehr instinktiv als bewusst sein Gewicht von dem Körper des anderen. Seine Finger wanderten über Harrys Brust, zogen weiter rote Linien über die weiche Haut. Sein Becken drängte nachdrücklich gegen Harrys. Er verlor die Kontrolle. Nein, er hatte sie schon längst verloren. ~*~*~*~ Erneut entrang sich Harry ein Keuchen, als er den Kopf in den Nacken warf. Es war seltsam, dass er tatsächlich erregt war, obwohl es wehtat, was Draco da mit ihm tat. Nicht doll, aber dennoch nicht unerheblich. Zeig mir, dass ich... noch nicht vollkommen erfroren bin, Harry. Die Worte hallten in seinem Kopf wider, ließen ihn auf das Spiel eingehen. Seine Hände erkundeten die weiche Brust, suchten fast augenblicklich die Brustwarzen, begannen sie zu bearbeiten, rieb in seichtem Tempo mit festem Druck darüber. Er kannte Dracos Empfindlichkeit dort. Es würde ihn puschen. ~*~*~*~ Draco keuchte leise auf. Harry hatte ihm seine Lippen entzogen und so widmete er sich jetzt seiner dargebotenen Kehle, glitt mit der Zunge darüber, biss hin und wieder behutsam zu, wanderte weiter bis zur Schulter und begann dort die Haut hingebungsvoll mit Zunge und Zähnen zu bearbeiten, bis er eine tiefrote Stelle hinterlassen hatte. Jetzt suchte er nach Harrys Ohrläppchen, knabberte leicht daran. Heiser stöhnte er auf, als seine Erregung energischer an Harrys rieb und er nur zu deutlich spürte, dass er den Gryffindor absolut nicht kalt ließ. ~*~*~*~ Harry biss sich wieder auf die Lippe, als auch ihn ein Stöhnen zu übermannen drohte. Hitze stieg in sein Bewusstsein, brachte sein Blut in Wallungen und drohte zu überlagern, was in seinem Unterbewusstsein heftige Wellen und rotes Warnlicht erzeugte. Es drohte das Gefühl zu ersticken, einen Fehler zu machen. Einen gewaltigen Fehler! Draco würde es bereuen, wenn er das jetzt durchzog! Er würde es bereuen! Die Erkenntnis brachte ihn augenblicklich auf den Boden der Tatsachen zurück. Er rappelte sich hoch und drängte Draco in die Position, in der er sich gerade noch befunden hatte: in Rückenlage. Mit beiden Händen hielt er das nun vor Hitze gerötete Gesicht fest, blickte ihm in die Augen. Seine Lippen zitterten leicht. „Das willst du nicht wirklich…“ Er war noch immer leicht atemlos. „Draco, das kannst du nicht wirklich wollen! Du kannst deine Mutter nicht mit so etwas aus deinen Gedanken verbannen wollen!“ ~*~*~*~ Der Slytherin blickte ihn nur an. Schweigend. Die grauen Augen glänzten im Halbdunkel. Schweißperlen liefen ihm über die Stirn, die Schläfen hinunter. Sein Atem ging heftig. Doch er sagte nichts. Keinen Ton. Abrupt drehte sich Draco auf die Seite, weg von Harry. Das Gesicht vergrub er in dem Kissen, die Beine zog er eng an den Körper und rollte sich eng zusammen. Den Schmerz in seinem Unterleib aufgrund von zuviel angestauter Energie und Erregung ignorierte er. Es ging nicht um seine Mutter. Nein. Auch wenn Harry das glauben mochte. Es ging um dieses Gefühl von Leere und die Angst, überhaupt nichts mehr empfinden zu können. ~*~*~*~ Harry blickte schmerzlich auf ihn herab. Er tat ihm so unendlich Leid. Warum war das Schicksal nur so böse zu ihm? Warum konnte es ihn nicht einmal gut treffen? Warum konnte er nicht einmal Glück haben im Leben? „Draco…“ Harry legte sich neben ihn und strich mit der Hand sachte über die Schulter und die deutlich sichtbare Wirbelsäule. Draco hatte ein wenig abgenommen… „Bitte… sei nicht böse, aber… du würdest es bereuen. Ich… liebe dich. Ich kann nicht zulassen, dass du über das Ziel hinausschießt. Ich will dir nicht wehtun.“ ~*~*~*~ „Ich weiß...“, kam es kaum hörbar von Draco. Er seufzte tief, zog die Beine noch mehr an, versuchte regelrecht zu verschwinden, unsichtbar zu werden. Langsam begriff er, was er getan hatte. Er hatte die Kontrolle verloren. Er hatte... Harry benutzt. Benutzt, um diese Leere in sich zu füllen. Er zuckte zusammen. Wie dumm war er eigentlich? „Es... tut mir Leid...“ Die Worte waren noch leiser als die vorherigen. Seine Hand krampfte sich um seine eigene Schulter. Er bohrte die Fingernägel tief hinein, versuchte sich selbst durch den Schmerz daran zu hindern, gerade vollkommen abzustürzen. Aber dafür war es wohl schon längst zu spät. Er drehte durch. Ja, das musste es sein. „Ich bin es nicht wert...“, murmelte er heiser. „Nicht wert... dass irgendjemand... etwas für mich tut. Dass sie gestorben ist, bin ich nicht wert. Dass du mich liebst... bin ich nicht wert...“ ~*~*~*~ Harry schreckte regelrecht hoch. Das… das war jetzt nicht wahr! Das war nicht sein Ernst! „Hast du sie noch alle?“, fragte er aufgebracht, drückte rabiat gegen Dracos Schulter, sodass er gezwungen war, mehr oder weniger unter ihm auf dem Rücken zu liegen. „Es ist nicht deine Entscheidung, ob du es wert bist, dass ich dich liebe! Genauso wenig kannst du behaupten, dass sie es bereuen würde, für dich gestorben zu sein! Du weißt es nicht! Du kannst es nicht wissen! Du hast nicht einmal das Recht dazu, ihre oder meine Entscheidung in Frage zu stellen!“ Er stockte kurz. So harte Worte hatte er gar nicht sagen wollen, aber andererseits. „Ich habe dir das schon so oft gesagt! Ich habe meine Gründe, dass ich dich liebe! Sie hatte sie sicher auch! Ihre Gründe waren so stark, dass sie dafür bereit war, ein Risiko einzugehen! Meine Gründe… Draco, wenn es nicht anders ginge, wenn es gar nicht anders ginge, dann würde ich das Gleiche tun! Wenn ich dich damit retten könnte, würde ich mit Freuden mein Leben für dich aufgeben! Verstehst du das denn nicht? Du bist das durchaus wert! Du bist das hundertmal wert! Mach dich nicht immer selbst so runter!“ Sein Gesicht ließ ein wenig der Verzweiflung in seinem Herzen sehen. Harry hob eine Hand und strich über die weiche Wange. „Warum kannst du nicht einfach akzeptieren, dass es doch Menschen gibt, die dich wirklich lieben? Mit all deinen Fehlern und Schwächen…“ ~*~*~*~ Draco starrte Harry mit geweiteten grauen Augen an. Seine Unterlippe zitterte und er presste die Lippen fest zusammen. Seine Augen begannen verdächtig zu glitzern, doch er kämpfte gegen das Gefühl an, losweinen zu müssen. Wegen ein paar Worte konnte er weinen – aber nicht über den Tod seiner Mutter? Das war doch... Plötzlich streckte er die Arme aus, zog Harry zu sich herunter, drückte ihn an sich, hielt sich an ihm fest. Er würgte die Tränen ab, schaffte es irgendwie. Er brachte keinen Ton über die Lippen, konnte es einfach nicht. Konnte einfach nichts anderes tun, als Harry im Augenblick festzuhalten. Er liebte ihn... Einfach so. Mit all seinen Fehlern und Schwächen. Er verzieh sie ihm. Einfach so... Jetzt kamen die Tränen doch. ~*~*~*~ Harry war über die Reaktion ein wenig überrascht, über die Aktion noch ein wenig mehr, doch am allermeisten überraschten ihn die Tränen. Er hatte Draco noch nicht oft weinen gesehen, aber in letzter Zeit häufte es sich. Erst am Samstag, jetzt wieder. Aber es war doch verständlich, nicht wahr? Er war körperlich und geistig am Ende und jetzt starb auch noch seine Mutter. Da durfte er weinen. Alles andere wäre falsch. Er hatte sich schon Sorgen gemacht, weil nichts gekommen war, aber jetzt war Harry regelrecht beruhigt. Wenn er weinte, dann hieß das doch, dass es ihm danach besser gehen würde, oder? Seufzend streichelte er ihm über das Haar und den Arm. Draco hielt ihn so fest, dass er keine anderen Stellen erreichen konnte. Es war aber im Grunde egal. „Du kannst es ruhig glauben.“, murmelte er noch. Es wäre besser für ihn, denn dann tat es nicht immer so weh. Dann sagte ihm Draco nicht immer, dass sein Wort anscheinend gar nichts zählte. ~*~*~*~ „Ich weiß...“, schluchzte Draco heiser. „Ich weiß...“ Er schmiegte sich eng an Harry, fand irgendwie Ruhe in dieser Nähe. Langsam ebbten seine Tränen ab und irgendwann... schliefen sie beide ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ How long have I Been in this storm So overwhelmed by the ocean's shapeless form Water's getting harder to tread With these waves crashing over my head ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: ...mau... Shi: … … Welch geistreiche Kommentare… Blaise gegen Harry ------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 85: Blaise gegen Harry Begegnung 87: Iuvenis Respondere Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von + 44 – No it isn’t. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 85: Blaise gegen Harry Am nächsten Morgen hatten sie das Slytherintraining verschlafen. Aber Draco musste auch zugeben, dass er gar keine große Lust gehabt hätte, dorthin zu gehen. Ihr gemeinsamer Weg führte sie so in die Große Halle. Draco hatte darauf bestanden. Es brachte nichts, sich zu verkriechen oder sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen. Er musste den Tatsachen in die Augen sehen. Und er konnte sich besser dazu zwingen, die Fassung zu wahren, wenn er unter mehr Menschen war. Pansy sah am Slytherintisch verblüfft auf, als sie hereintraten und auch Ron und Hermione wirkten ähnlich überrascht. „Draco...“ Pansy blickte dem Blonden entgegen, als er zu ihr hinüber kam, nachdem er sich noch mit einem leichten Lächeln von Harry verabschiedet hatte. „Guten Morgen...“ Draco ließ sich neben sie auf die Bank fallen. Die gehässigen Kommentare wurden noch gehässiger und geschmackloser. Aber was ihm auch auffiel, war, dass viele Slytherinschüler schwiegen oder angesichts dieser Bemerkungen die Augen verdrehten oder demonstrativ husteten. Irgendetwas... geschah in Slytherin. Nur wusste er nicht was, weil er zu selten dort war, um irgendetwas mitzubekommen. „Bist du heute nicht beim Training? Warum...“, setzte Pansy an, wurde jedoch von der morgendlichen Eulenpost unterbrochen, die recht lautstark in die Halle kam. Selbst ihr fiel der große Uhu mit dem schwarzen Umschlag auf, der direkt auf den Slytherintisch zuhielt. Es gab offenbar kaum jemandem, dem er nicht auffiel. Außerdem gab es genügend Abonnenten des Tagespropheten, die scharf die Luft einsogen und dann zu den Slytherins hinüber blickten. Draco nahm dem Vogel seines Vaters den Umschlag schweigend ab, brach das Siegel und überflog den Bogen Pergament darin. Er besaß sogar einen schwarzen Trauerrand. Die Beerdigung würde also Freitag sein... „Was...?“ Pansy blickte ihn fassungslos an. „Was... ist passiert?“ „Meine Mutter ist tot.“ Die Worte kamen so ruhig und kühl über seine Lippen, dass er die Distanz zu dem Geschehenen nur noch mehr spürte. Nur noch deutlicher. „Aber... das ist schrecklich!“ Die braunen Augen des Mädchens waren weitaufgerissen und sie umarmte Draco, ohne weiter darüber nachzudenken. „Ist es das?“, gab er zurück. „Ist es so schrecklich, wenn jemand stirbt, der dich dein ganzes Leben fast nur im Stich gelassen hat?“ „Draco...“ Pansy ließ ihn los, starrte ihn an. „Lass mich...“, murmelte er, stand auf und stopfte den Brief in seine Tasche. Er hatte keinen Hunger mehr. Nein, das letzte, was er jetzt hatte, war Appetit oder Hunger. Er würde eh keinen Bissen herunterbringen... Er ließ Schweigen am Slytherintisch und im Rest der großen Halle zurück. Es gab kaum jemanden, der nicht von dem Titelblatt des Tagespropheten wusste, auf dem über den mysteriösen plötzlichen Tod von Narzissa Malfoy berichtet wurde. ~*~*~*~ Harry hatte sich noch nicht einmal wirklich gesetzt, als der Uhu kam. Er biss die Zähne zusammen. Draco hatte den ganzen Morgen über geschwiegen, nicht viel getan und seine Augen waren oft mit einem unleserlichen Ausdruck behaftet gewesen. Auch seine Gleichgültigkeit gegenüber des Trainings oder der Sprüche. Es war das erste Mal seit Wochen, dass er diese unqualifizierten Meinungen wieder wahrgenommen hatte. Davor waren sie einfach nicht präsent gewesen. Jetzt… ließen sie ihn kalt. Diese Idioten hatten doch einfach keine Ahnung. Er nickte seinen Freunden kurz zu und lief Draco hinterher. Ron wurde angesichts seiner Verwirrung von Hermione mittels Zeitung aufgeklärt. Harry sagte kein Wort, als er seinen Freund erreichte, nahm nur seine Hand und bedeutete ihm, dass er da war. Mehr brauchte es nicht. Alles andere erschien ihm überflüssig. ~*~*~*~ Gemeinsam gingen in den Klassenraum. Sie schwiegen auch noch, als nach und nach die anderen Schüler zum Unterricht kamen und Tonks den Raum betrat. Sie schenkte Draco ein direktes, warmes Lächeln, das dieser jedoch noch nicht einmal richtig wahrnahm. Es war wohl ihre Art von Beileidsbekundung. Viel bekam der Blonde nicht vom Unterricht mit. Er hing seinen Gedanken nach, ohne wirklich sagen zu können, was er dachte. „Mr Malfoy?“ Verwirrt sah er auf, hatte gar nicht mitbekommen, dass Tonks ihn schon dreimal gerufen hatte. „Sie sollen zu Professor Dumbledore kommen.“ Die Lehrerin deutete auf die offene Tür, in der Filch ungeduldig von einem Bein auf das andere trat. Achselzuckend nahm er seine Sachen und ging. Kurz nickte er Harry noch zu, schenkte ihm ein kurzes, kaum sichtbares Lächeln, um ihm zu sagen, dass alles okay war, dann war er verschwunden. „...Ärger, was?“ Filch nervte ihn. Der Hausmeister ging neben ihm her und wirkte äußerst gehässig. „Mist gebaut, was?“ Draco zuckte mit den Schultern. „Meine Mutter ist tot.“, antwortete er kühl. „Oh.“ Filch starrte vor sich auf den Boden und spielte mit einer verdreckten Haarsträhne. „Mein... Beileid.“ Draco nickte nur und ging allein weiter. Filch blieb hinter ihm zurück und wirkte, als wenn er in eine Zitrone gebissen hätte. Der Slytherin dachte nicht weiter über seinen Weg nach. Die Treppe tat sich vor ihm auf und gab ihm sofort den Zugang zu dem Büro des Schulleiters frei. Stumm stieg er hinauf und genauso schweigsam ließ er sich auf den Stuhl vor Dumbledores Schreibtisch fallen. „Draco... Zuerst möchte ich dir mein Beileid aussprechen…“, begann der alte Zauberer ruhig. „Danke, Sir.“ Die Stimme des Jungen war reserviert und kühl. „Wenn du zu der Beerdigung gehen möchtest...“ „Das möchte ich.“, unterbrach Draco den Schulleiter, ehe er weitersprechen konnte. Dumbledore nickte verständnisvoll. „Ich werde dich aus... Sicherheitsgründen dorthin begleiten. Im Moment ist es schwer zu sagen, was die Todesser und Voldemort von dir und deinem Vorgehen halten.“ Draco presste die Lippen fest zusammen, antwortete aber nicht. „Severus hat mir alles erzählt. Auch von dem Besuch deiner Mutter... Ihr werdet vielleicht nicht die Zeit haben, auf die ihr hofft.“ Diese Nachsichtigkeit und Vorsicht kotzten den Slytherin an. Das war jetzt wirklich das Letzte, was er hören wollte. Natürlich wusste Dumbledore Bescheid. Er wusste doch immer über alles Bescheid! „Wir waren naiv, ich weiß. Das ändert nur nichts mehr an den Tatsachen!“, gab er scharf zurück. Doch das Lächeln auf dem Gesicht des Schulleiters verschwand nicht. Er lächelte weiter und blickte gütig auf Draco hinab. Er kam sich so klein vor. Wie ein dummes kleines Kind. Stumm ballte er die Hände und senkte den Blick. „Du bist für heute vom Unterricht befreit. Es kann niemand von dir erwarten, dass du daran teilnimmst. Und wenn, dann würde es wahrscheinlich kaum etwas bringen.“ Wieder diese widerliche Güte. „Danke, Sir.“, presste er dennoch hervor. „Vielleicht solltest du dir etwas Zeit nehmen um in Ruhe nachzudenken und alles zu verarbeiten. Wenn du möchtest, kannst du hier bleiben. Ich werde gleich noch etwas erledigen müssen und hier wärst du auf alle Fälle ungestört. Nun, bis auf Fawkes...“ Er deutete auf den Phönix. „Aber er wird dich sicher nicht stören...“ Draco sah auf. Er hatte in Erwägung gezogen, sich von allem zurückzuziehen, einfach Zeit für sich zu haben. Auch, weil ihm langsam aufging, dass es so nicht weitergehen konnte. Dass... sich etwas ändern musste. An ihm, in ihm. Er konnte sich im Moment selbst doch nicht mehr leiden. Aber wie konnte er über sich nachdenken, wenn Harry immer um ihn war? Er wollte den Gryffindor nicht ausschließen, aber mit sich selbst ins Reine zu kommen, das war etwas, was er nur allein konnte. „Danke...“ Draco lächelte schwach. „Und du solltest vielleicht deinen Freunden Bescheid geben. Nicht, dass sie sich noch Sorgen machen.“ Der Schulleiter stand auf. „Freitag, nicht wahr?“ „Sir?“ „Die Beerdigung.“ „Ja...“ Komisch, es war, als wenn ihn dieser Tatbestand nichts anging. Gar nichts. Er empfand noch immer nichts... Nicht, was den Tod seiner Mutter anging. Dumbledore nickte nur und verschwand im Nebenraum. Keine weiteren tröstenden Worte. Vielleicht hatte er geahnt, dass diese Draco nicht gerade gut getan hätten. Der Slytherin seufzte leise und sah sich um. Sollte er wirklich hier bleiben? Im Büro des Schuldirektors? Aber warum nicht? Draußen würde ihn früher oder später jemand aufspüren. Und in den Raum der Wünsche zu gehen, ohne dass Harry dort war, widerstrebte ihm. Noch mehr widerstrebte es ihm, den Raum so zu wünschen, dass er Harry ausschloss... Langsam stand er auf und ging zu der Fensterbank hinüber. Genauso bedächtig kramte er das Gedankenbuch aus der Tasche hervor und suchte seine Feder. *Ich bin für heute vom Unterricht freigestellt. Such mich bitte nicht. Ich... muss nachdenken. Alleine. Ich will dich nicht aussperren, wirklich nicht. Aber im Moment kannst du mir nicht helfen... Auch wenn ich weiß, dass du das gerne würdest. Ich muss mir allein über einiges klar werden. Bitte versteh das.* Leise schlug er das Buch wieder zu und legte es neben sich, dann setzte er sich auf die Fensterbank, lehnte die Stirn gegen die Scheibe und blickte hinunter. ~*~*~*~ Als Harry diese Worte in seinem Kopf vernahm, waren Pansy und Blaise gerade dabei zu kämpfen. Harry hatte es kaum mitbekommen, hatte nur versucht zu akzeptieren, dass Dumbledore mit Draco sprechen wollte und er ihn damit allein lassen musste. Jetzt… jetzt kam er sich wirklich überflüssig vor. Er war ihm vorhin also auf den Geist gegangen. Und wie immer hatte er es nicht bemerkt. Er war wirklich ein schlechter Freund. Dabei hatte er es nur gut gemeint. Er kramte das Gedankenbuch heraus, schrieb langsam ein *Okay* hinein und klappte es wieder zu. Was hatte Dumbledore mit Draco besprochen? Hatte er ihm wieder einen Vortrag gehalten? Hatte er ihn wieder zurecht gewiesen? War Draco deshalb so seltsam drauf? Aber eigentlich konnte das nicht sein. Dumbledore wusste auch, dass es wahrscheinlich nicht gerade leicht für Draco war gerade, da würde er so etwas nicht tun. Nicht er… Harry blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Er machte sich Sorgen, wollte helfen, doch wie Draco gesagt hatte, konnte er nicht. Dumbledore hatte es ja auch schon gesagt: Man konnte nur denen helfen, die es auch zuließen. Und irgendwie verstand er Draco ja auch. Er versuchte Probleme ja auch immer alleine zu lösen, nicht wahr? Tonks tauchte neben ihm auf und ihre warme Hand legte sich auf seine Schulter, während nun Lavender und Parvati ein Duell mit dem neuen Spruch fochten. Sie lächelte freundlich und er zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln, bevor er wieder aus dem Fenster sah. Sie ließ ihn für diesen Tag in Ruhe. Auch die nächsten Stunden verliefen in vollkommener Lethargie. Er bekam vom Unterricht in Zaubereigeschichte noch weniger mit als sonst, hing mit seinen Gedanken bei Draco, malte sich schreckliche Szenarien von seinem Gefühlszustand aus und strich sich mit der von Draco vermachten Feder immer wieder gedankenverloren über die Lippen und die Wangen. Zum Mittagessen zwang er sich auf Wunsch von Hermione und Ron ein bisschen Kartoffelbrei hinunter, nur um unter den Weiden, unter dem von ihnen kreierten Blätterdach vor Regen geschützt, vor sich hinzubrüten. Bis es schließlich alles zuviel wurde. Ohne Vorwarnung stand er plötzlich auf, lächelte den anderen schief zu und verzog sich daraufhin in die Bibliothek, die überfüllt war von Menschen. Feindseligkeiten schlugen ihm entgegen, doch er ignorierte sie geflissentlich, trat einfach nur an eines der Regale heran und zog nach einer kurzen Musterung der Buchtitel ein Buch über Ablenkungszauber heraus. Keine Verbotenen diesmal, aber er brauchte eine Auszeit vor seinen immer wiederkehrenden Gedanken. Es nervte, machte ihn fertig, dass er so nutzlos war. Er musste stärker werden! Also würde er die Zeit sinnvoll nutzen. Zu schade, dass er nicht in die Verbotene Abteilung durfte. Vielleicht sollte er Dumbledore darauf mal ansprechen. Wenn er offiziell dort hinein durfte, dann wäre das wirklich genial… Kräuterkunde war wieder recht eintönig. Sie waren immer noch dabei die Flechten zu sammeln, die am Waldrand wuchsen, um jene dann zu bestimmen. Es war keine wirklich aufregende Arbeit, die an diesem Tag noch dazu im strömenden Regen verrichtet werden musste, und Harry vertrieb sich im Endeffekt damit die Zeit, die Proben mit einem Zauber zu pflücken, der ihm nicht das Geringste brachte. Pansy und Hermione dagegen arbeiteten fleißig in die eigene Tasche. Sie hatten etwas davon gesagt, dass man aus einigen davon effektive Heiltränke brauen konnte, was sie für den bevorstehenden Plan tun wollten. Sie zogen sich nach diesem Teil des Unterrichts um, bevor sie sich in einem Klassenzimmer trafen, um Duellzauber zu üben. Harry hatte die einzigartige Ehre gegen Blaise anzutreten. Und irgendwie schaffte er es, sich wirklich darauf zu konzentrieren. Er gewann. Nach nur drei lächerlichen Minuten. Und das mit einem Zauber, der Blaise eigentlich niemals hätte treffen dürfen. Offensichtlich machte sich der Schwarzhaarige auch Gedanken, dass Draco nicht kam. Wie sie alle. Harry hatte es ihnen nicht gesagt. Sie hatten auch nicht gefragt. Harry gewann auch noch den Kampf gegen Ron und Pansy schlug Blaise ebenfalls. Hermione kämpfte auch, aber wie immer verlor sie. Auch wenn es ihr diesmal einfacher fiel gegen Pansy zu bestehen. ~*~*~*~ Draco war sich nicht sicher, wie lange er einfach nur starr dagesessen und nach unten geblickt hatte. Er wusste es nicht. Aber irgendwann... fing es in seinem Verstand an zu arbeiten. Und das erste Mal seit der Erkenntnis, dass seine Mutter wirklich tot war, tat es weh. Es war, als wenn die Mauer zusammenbrach, die ihn von diesem Gefühl getrennt hatte. Als wenn er es endlich zuließ und sich nicht mehr hinter Floskeln und der Vergangenheit versteckte. Sie hatte ihn geliebt. Er hatte sie geliebt. Irgendwie. Und sie war gestorben, weil sie ihn hatte schützen wollen. Das erste Mal in seinem Leben, das letzte Mal in ihrem. Der blonde Junge schloss die Augen und spürte die Tränen unter seinen Lidern brennen. Sie zu weinen würde nichts ändern... Sie würden den Schmerz nicht lindern, genauso wenig seine Wut und seinen Hass auf seinen Vater. Gefühle, die jetzt langsam hochschlugen. Was hatte er gesagt? Warum hatte er sie dort zur Rede gestellt? Warum hatte er sie nicht aufgefangen? Warum hatte er sie nicht retten können? Draco zog die Beine an und verbarg das Gesicht in seinen Armen. Jetzt weinte er doch. Schon wieder. Verdammt, er war in letzter Zeit eine echte Heulsuse geworden... Er lachte trocken gegen die Tränen an. Er hasste sich selbst dafür... Er wollte nicht schwach sein, sich nicht so schwach fühlen. Also musste er es ändern. Wenn nicht er, wer sonst? Abrupt hob er den Kopf und wischte die Tränen weg. Es tat weh. Ja. Seine Mutter war tot! Er hatte alles Recht der Welt zu weinen - und alles Recht der Welt auf seine Art zu trauern. Und das hieß, dafür zu sorgen, dass ihr Opfer nicht umsonst gewesen war... Er legte den Kopf in den Nacken, blickte zum Himmel empor. Es regnete... Dabei war es die letzten Tage sonnig gewesen, doch jetzt regnete es... Ein trister Oktobertag heute. Er wollte nicht, dass es wehtat. Nein, er wollte es nicht. Und wenn er sich vorstellte, dass jemand sterben könnte, der ihm ungleich mehr bedeutete... Dass Harry sterben könnte... Ihm wurde allein bei dem Gedanken schlecht. Er sollte vielleicht besser weglaufen, alle Brücken abbrechen. Dann konnte ihn niemand mehr verletzten. Aber er wusste, dass dieser Gedanke falsch war. Er wollte flüchten. Das war es, was diese Idee überhaupt hervorbrachte. Draco seufzte leise. Er konnte nicht fort von Harry... Er würde es niemals können... Und er wollte, dass Harry lebte. Also würde er alles in seiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen. „Du bist so ein Idiot...“, murmelte er leise. Er hatte Chancen ausgeschlagen, um stärker zu werden und Harry sicher zur Seite stehen zu können. Mit seinem Unwillen gegenüber und seiner Angst vor der Schwarzen Magie. Mit seiner Abneigung gegen die Potenzialmagie. Mit seinem dummen Machtkampf mit Snape und seiner Ablehnung der Okklumentikstunden. Er musste dieses Ruder herumreißen. Er musste sich zusammenreißen! Ja, es war im Moment viel. Verdammt viel. Er hatte das Gefühl noch irgendwann zusammenzubrechen, aber nicht er trug die Last der Verantwortung. Harry war es. Harry, der sich selbst dafür verantwortlich machte, dass Voldemort zurück war. Der diesen Kampf suchte, der Rache suchte und der diese Welt einfach retten wollte... Und da wagte er es, müde zu sein? Es ging um mehr. Um viel mehr... Und er trug nicht die Welt auf seinen Schultern. Draco atmete tief durch. Es würde nicht leicht sein. Mit Sicherheit nicht. Aber was war schon in seinem Leben jemals leicht gewesen? Er würde kämpfen. Dafür, dass er stärker wurde. Er würde sich seinen Ängsten stellen. Er würde jede dieser Aufgaben als Herausforderung sehen. Eine ganz persönliche Herausforderung. Dann konnte er es vielleicht schaffen. Nein, nicht vielleicht. Dann würde er es schaffen. Er lächelte leicht. Dann sackten seine Schultern nach vorne und er kauerte sich wieder eng zusammen. Schon komisch, dass dafür, dass er sich endlich zusammenriss, erst seine Mutter sterben musste... Es saß bis zum späten Nachmittag auf der Fensterbank, ehe er endlich aufstand. Zeit, wieder nach draußen zu gehen. Er lächelte leicht und nickte Fawkes zum Abschied zu. Der Phönix hatte die ganze Zeit über ruhig auf seiner Stange gesessen und keinen Laut von sich gegeben. Jetzt gurrte er leise. Die Tasche über der Schulter schritt Draco die Treppen hinunter. Klasse, jetzt musste er nur noch die anderen finden. Ob sie bei den Weiden waren? Moment, Gedankenbuch. Er kramte es hervor und schlug es auf. *Wo seid ihr?*, kritzelte er an Harry hinein und lehnte sich gegen eine Wand, um auf Antwort zu warten. ~*~*~*~ Nur einen Augenblick später erwischte Harry Blaises Zauberspruch mit voller Breitseite. Die Frage hatte ihn abgelenkt, ihn vergessen lassen, dass er einen Schild zu sprechen hatte, um sich zu schützen, und so hatte Blaise getroffen und Harry krachte gegen die nächste Wand. Halb betäubt entwich ihm ein leises Stöhnen und er lauschte Hermiones entsetztem Keuchen, doch sobald seine Sinne sich zurückmeldeten, hatte er keinen Nerv mehr, daran zu denken. Er verschwendete nicht einmal einen Gedanken daran, dass er unter normalen Umständen jetzt tot wäre. Nein. Kaum hatten seine Füße den Boden wieder gefunden, rappelte er sich auf und stützte zu seiner Tasche, riss Feder und Gedankenbuch heraus und schrieb eine Antwort, hektisch und nahezu erleichtert. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er verdrängt hatte, was mit Draco war, denn jetzt spürte er, dass er vor Sorge fast kaputt ging. Ron legte ihm lächelnd einen Arm um die Schultern und hielt ihm seinen Zauberstab hin. „Oh Mann, Junge, dir ist wirklich nicht mehr zu helfen. Da steckst du die Donnerfaust einfach weg. Unglaublich.“ Er schüttelte gespielt aufgebend den Kopf. Harry lächelte zurück und lachte leise, nachdem er es geschafft hatte, die Worte zu begreifen. Klar. Da hatte er wahrhaftig Recht. Ihm war nicht mehr zu helfen. Und selbst wenn… er würde sich nicht helfen lassen. Niemals wollte er, dass es sich änderte. Draco bedeutete ihm viel zu viel. Die anderen drei lachten auch. „Er kommt also zurück?“, fragte Pansy, die Harrys Eintrag gelesen hatte – er war der einzige der Gedankenbuchbesitzer, der noch keine unsichtbare Tinte verwendete. Sie klang ebenfalls erleichtert. Und als er nickte: „Das ist schön.“ Hermione stimmte zu. „Vielleicht wird dann heute ja doch noch was aus dem Training.“, meinte sie scherzhaft. Wie sehr Dracos Abwesenheit ihre Konzentration beeinflusste, das war einfach nur noch zum Heulen. ~*~*~*~ Draco lauschte auf die Antwort und drückte sich von der Wand ab. So hektisch wie Harry geklungen hatte, hatte er die Worte wahrscheinlich in seinem persönlichen Rekord heruntergeschrieben. Nur was zum Merlin machten sie in einem leeren Klassenraum? Er zuckte mit den Achseln. Nun, er würde es gleich erfahren, nicht wahr? Allzu weit war es von hier nicht zu dem Raum. Keine fünf Minuten später stand er vor der Tür. Einen Augenblick lang atmete er noch durch, dann drückte er die Klinke runter und trat ein. ~*~*~*~ Harry hatte darauf schon gewartet. Er kam auf ihn zu, hob die Hand zu seiner Wange und strich darüber. „Hey.“, sagte er leise und ein breites, weiches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Geht es dir jetzt besser?“ Er wäre ihm viel lieber einfach um den Hals gefallen, aber vorhin hatte er sich genug aufgedrängt, so hielt er sich zurück. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht und schmiegte die Wange gegen Harrys Hand. „Ja... Deutlich besser.“ Sachte zog er Harry an sich und küsste ihn zart auf die Lippen. Bisher hatten sie das vor anderen vermieden, aber jetzt... war ihm danach. Auch um Harry zu zeigen, dass er ihn bei sich haben wollte. Dass er ihn wirklich nicht von sich stieß und aussperrte. „Hey...“, grüßte er dann in die Runde, schien die anderen erst jetzt richtig wahrzunehmen. Sie lächelten ihm zu. Blaise und Pansy wirkten über die Maßen erleichtert, dass er da war, und auch Ron und Hermione schienen sehr erfreut. „Bist du zwischendurch in einer Mikrowelle gewesen? Du bist richtig warm im Gegensatz zu heute Morgen...“ Blaise hatte die Hand ausgestreckt und Dracos ergriffen. Doch er meinte nicht die körperliche Wärme, sondern das Gefühl, das der Blonde ausstrahlte. „Nicht ganz...“ Draco musste leise lachen. Es ging ihm definitiv besser. Erst jetzt, wo er wirklich einfach so lachen konnte, wurde ihm das bewusst. Es tat noch weh, ja. Es würde auch noch eine ganze Weile wehtun, aber... er kam damit zurecht. ~*~*~*~ Glücklich schlang Harry seine Arme um den Nacken seines Freundes und lehnte sich gegen ihn, seitlich, um ihm die Gelegenheit zu geben, weiterhin mit Blaise zu sprechen. Der schwarzhaarige Slytherin hatte wirklich Recht. Draco war wärmer als vorher. Offenbar hatte das Nachdenken etwas gebracht. Er hatte Erfolg gehabt. Ganz alleine. Harry wusste nicht, ob er traurig oder stolz auf ihn sein sollte. Traurig, weil er es ohne ihn geschafft hatte und ihn nicht mehr brauchte, stolz, weil Draco offensichtlich einen weiteren Schritt in die Unabhängigkeit getan hatte. Von jetzt an war er sicher stärker. Genauso wie er selbst stärker gewesen war, als er sich die Schuld an Cedrics Tod erst einmal eingestanden hatte und es als Berufung begriffen hatte. Was Draco wohl so stark gemacht hatte? Hermione grinste, als auch Ron dem Blonden auf die Schulter schlug, und ihre Augen funkelten. „Na dann… Harry, dein Duell ist noch nicht vorbei, erinnerst du dich?“ Ron lachte. „Ja. Hast du eigentlich keine Schmerzen? Du hast den Angriff voll abbekommen!“ Harry zog die Nase kraus. „Ich habe andere Sorgen gehabt.“, erwiderte er schmollend. „Und Blaise hat gewonnen. Ich habe meine Aufmerksamkeit verloren, das ist unverzeihlich!“ „Oh nein. So leicht kommst du jetzt nicht davon.“, mischte sich wieder Hermione ein. „Das Training ist noch nicht vorbei!“ Flehend warf Harry Blaise einen Blick zu, der diesen davon überzeugen sollte, ihn zu unterstützen, aber Pansy erkannte diese Gefahr. „Genau! Los, Blaise, Harry. Auf eure Plätze. Dann könnt ihr Draco mal zeigen, wie ihr euch entwickelt habt!“ ~*~*~*~ Blaise grinste und strich Draco noch mal über die Schulter. „Schön, dich hier zu wissen.“, sagte er noch, dann bezog er gehorsam Stellung. Er war angespannt. Irgendwie... In ihm staute sich etwas auf, von dem er nicht genau sagen konnte, was es war. Aber würde sein Bestes geben. Draco sah schließlich zu. Dieser lächelte und schob Harry nach einem kurzen Kuss nach vorne. „Na los ihr zwei, zeigt, was ihr könnt.“ ~*~*~*~ Harry grinste. Wenn er das wollte… konnte er haben. Schnell ging er auf seinen Platz zurück, machte sich bereit, den Zauberstab erhoben. Er blickte Hermione an, die ein neues Zeichen geben würde. Irgendwie juckte es ihn in den Fingern. Draco zeigen, was er schon konnte… Das Zeichen kam und Harry legte sofort los. Ein Schritt zur Seite, um möglichen Angriffen auszuweichen und gleichzeitig jagte er die Ganzkörperklammer auf Blaise los, während er im Hinterkopf schon einen Schild und den nächsten Angriff vorbereitete und sie kurz darauf naht- und wortlos auf Reisen schickte. In ihm brannte ein Feuer, das mit normalen Worten nicht mehr erklärt werden konnte. Er fühlte sich nahezu befreit! ~*~*~*~ Blaise pfiff unwillkürlich durch die Zähne, während er auszuweichen versuchte, den Zauber blockte und den Gegenangriff startete. Schien glatt, als wenn Dracos Anwesenheit Harry richtig beflügelte... Mal sehen, was er zu einem kleinen Hagel von Donnerfäusten sagen würde... Kurz blinzelte er zur Seite, sein Blick streifte den Blonden einen Augenblick, dann rief er sich innerlich zur Ordnung und konzentrierte sich voll und ganz auf Harry. Das war kein Vergleich zu dem Geplänkel von gerade eben. ~*~*~*~ Harry hatte die kurze Unaufmerksamkeit genutzt. Und er hatte unterbewusst erkannt, was diese Unaufmerksamkeit ausgelöst hatte. Ihm war der Blick zu Draco nicht entgangen. Nicht im Geringsten! Eifersucht kroch in ihm hervor, unbemerkt von ihm selbst. Sein nächster Spruch war sein neuster: Sericus insidiae, das unsichtbare, seidene Netz, das sich wie ein Spinnennetz um seinen Gegner legte und mit seiner unvorhersehbaren Komplexität dafür sorgte, dass dieser sich mit jeder Bewegung fester und tiefer darin verstrickte, bis er wie eine Fliege in einem Kokon aus Seide gefangen war. Es war kein Zauber, der einem direkt schadete, außer er ließ ihn zu lange in dem Netz. Es bestand durchaus die Gefahr, dass der Gegner darin erstickte, denn er kam erst los, wenn der Sprecher des Zaubers die Fäden wieder löste. Wurde der Sprecher getötet oder anderswie ausgeschaltet, war die Zeit des Opfers vorbei. Weiße Magie. Anerkannte Weiße Magie. Magie für Wildhüter und Drachenbändiger, für Menschen, die wie Hagrid mit vielen wilden Kreaturen zu tun hatten. Ein Zauber zum Selbstschutz. Wenn man ihn nicht so verwendete, wie es Harry gerade getan hatte. ~*~*~*~ Den Netzzauber bemerkte Blaise erst, als er ihn um sich spürte. Zumindest spürte er irgendetwas. Verdammt. Er hatte nicht aufgepasst! Er hatte sich ablenken lassen! Das war dumm! Er musste vorsichtig sein... Sich vorsichtig bewegen... Irgendwie... Er schickte Harry ein paar Flüche entgegen, die ihn vor allem ablenken sollten. Verdammt, was war das hier nur? Was hatte Harry wieder ausgeheckt? Und woher nahm der Junge diese verdammten Tricks? Er beschloss dieses seltsame Gefühl einfach zu ignorieren. Er würde sich vorsichtig bewegen, weil dieses Ding näher kam, wenn er hektische Bewegungen machte, aber ansonsten... würde das schon klappen. Der Slytherin zwang sich zu Zuversicht. Entschlossen schickte er Harry noch zwei Donnerfäuste entgegen. So langsam brauchte er eine verdammt gute Taktik... ~*~*~*~ Harry wich der ersten Donnerfaust aus, doch die zweite streifte ihn am linken Arm, dass er regelrecht spürte, wie der Schmerz dort explodierte. Er reagierte schnell und besonnen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Er hatte gelernt, dass man Schwäche in einem Kampf niemals zeigen durfte, denn der Gegner hatte niemals Erbarmen. „Lami…“ „Was ist denn hier los?“ Die kalte, schnarrende Stimme ließ ihn zusammenzucken und mitten in der Bewegung innehalten. Snape. Snape war da und er klang wütend. Kein Wunder, wo sie sich wieder einmal einen Regelverstoß geleistet hatten. Verdammt! Harrys Augen zogen sich zusammen. „Training.“, erklärte er knapp und wollte einfach weitermachen, doch Snape unterbrach ihn erneut. „Training? Ist ja interessant. Da schwänzt du mein Training, um hier anderweitig zu trainieren! Potter, das ist dreist! Das ist unverhohlen unverschämt!“ Der schwarzhaarige Lehrer baute sich noch ein wenig mehr auf. „Mitkommen!“, schnauzte er, nachdem er einen Blick in die Runde geworfen hatte. „Im Übrigen sind die Zauber lächerlich! Mit der Donnerfaust erreicht man in einem ernsthaften Kampf gar nichts!“ Böse wandte sich Harry ab. Ach so? War das so? War ja interessant. Also ihn hatte die Donnerfaust wirklich hervorragend erwischt. Und das Netz… Würde er Blaise dort jetzt so hängen lassen… Er machte eine weitere Bewegung mit dem Zauberstab und löste das Netz, bevor er sich Snape zuwandte, der anscheinend schon etwas hatte sagen wollen, weil er desertierte. „Also dann, zeigen Sie uns doch Zauber, die für ein Duell besser geeignet sind!“ ~*~*~*~ Draco war ebenso wie die anderen drei herumgefahren, als er Snapes Stimme gehört hatte. Seine grauen Augen verengten sich ein wenig, doch äußerlich ließ er sich keine Regung anmerken. Wenigstens bemühte er sich darum. Er wollte seine Abneigung gegen diesen Mann in den Griff bekommen, denn ansonsten würde er kaum etwas von ihm lernen können. Blaise keuchte erleichtert auf, als Harry den Zauber von ihm nahm. So langsam hatte er sich doch in diesem unsichtbaren Netz verstrickt. Der schwarzhaarige Slytherin lehnte sich gegen einen der Tische und beobachtete Snape. War doch interessant, was der jetzt sagen würde... Draco presste die Lippen fest zusammen, als er Harrys Aufforderung hörte. Das war doch... War Harry durchgedreht oder hatte er vergessen, was beim letzten Mal passiert war, als er Snape herausgefordert hatte? Offenbar schon. Ansonsten würde er das jetzt kaum so leichthin sagen. Draco zwang sich dazu, seine Hand aus der Umhangtasche zu lassen und nicht nach seinem Zauberstab zu greifen. ~*~*~*~ Snape blickte kalt auf den Jungen-der-lebt hinab. Ihm Zauber zeigen? Was tat er denn anderes? Er zeigte ihm den wichtigsten Zauber überhaupt! Was meinte er denn, was Okklumentik war? „Mitkommen!“, wiederholte er böse und diesmal war sein Blick so starr und kalt, dass Harry ein eisiger Schauder über den Rücken lief. Er fügte sich. Ein letzter entschuldigender Blick zu Draco, dann folgte er Snape aus der Tür hinaus. Seine Laune war auf einem Tiefpunkt. Jetzt war Draco wirklich wieder zurückgekommen und da musste Snape sie wieder trennen! Dieser Arsch! ~*~*~*~ Draco blickte den beiden einen Augenblick lang nach, dann entspannte er sich langsam wieder. „Oh, bei Merlin!“ Jetzt ging ihm auf, wie spät es eigentlich war. Das Quidditchtraining! „Was ist denn?“, erkundigte sich Hermione. „Quidditch... Ich hab’s vergessen...“, stöhnte Draco auf. „Keine Sorge.“, kam die Beruhigung von Blaise. „Montague hat das Training abgesagt.“ „Er hat...“ Der Blonde blickte ihn verblüfft an. „Draco, Draco...“ Blaise schüttelte den Kopf und kam langsam näher. „Falls du es noch nicht mitbekommen hast: Montague, Joey, steht voll und ganz hinter dir. Und damit gehört er zu den wenigen in Slytherin. Wenigstens im Moment... Es ist da alles gerade etwas... im Umbruch.“ Er lächelte leicht. „Okay...“ Draco blinzelte verwirrt, beließ es dann aber dabei. Sie trainierten noch etwa eine halbe Stunde weiter, bei der Draco dann gegen Ron antreten durfte, dann besorgten sie sich ihr Abendessen aus der Großen Halle. Blaise und Draco waren als erste fertig und warteten vor der Tür auf die anderen drei. Der Blonde hatte extra ein paar Schokokekse und ein Stück von dem Nusskuchen eingepackt. Harry liebte beides heiß und innig. „Es freut mich wirklich, dass es dir wieder besser geht...“, murmelte Blaise leise und lächelte leicht. „Danke...“ Draco lehnte sich gegen die kühle Wand hinter ihm und spähte in die Halle hinein. Was machten die da drin nur so lange? „Du fehlst mir, Draco.“, sagte Blaise urplötzlich. Augenblicklich hatte er die volle Aufmerksamkeit seines besten Freundes. Ein schiefes Lächeln huschte über das Gesicht des Schwarzhaarigen. „Ich weiß, das klingt bescheuert, aber... du fehlst mir. Es ist...“ Er brach ab und blickte zu Boden. „Vergiss es...“ „Nein. Sag, was du sagen willst.“ Draco musterte Blaise genau. Einige Haarsträhnen hatten sich aus dem kleinen Pferdeschwanz - dafür reichte die Haarlänge gerade - gelöst und hingen ihm wirr ins Gesicht. Er sah noch von dem Duell mit Harry etwas mitgenommen aus. „Es ist nicht wichtig...“ „Doch. Weil es dir offenbar auf der Seele liegt. Wir sind doch Freunde oder, Blaise? Und es ist nicht gerade nett, wenn du so etwas sagst und dann auf einmal abwinkst...“ Blaise seufzte tief und sah dann auf. „Du fehlst mir... Weil... wir verbringen doch kaum noch Zeit miteinander. Wir laufen morgens... Ja, da kann man sich auch klasse über irgendetwas unterhalten. In den Pausen, im Unterricht... sicher. Aber... wir haben nie Zeit für uns. Du und ich und das, was uns durch den Kopf geht. Das fehlt mir...“ Er stockte und sprach dann schnell weiter. „Nicht, dass ich dich nicht verstehen könnte... Klar, dass du mit Harry zusammen sein willst, aber...“ „Ich vergesse dich nicht, Blaise.“, sagte Draco fest, trat auf ihn zu und umarmte ihn kurz. „Mach dir deswegen keine Gedanken, okay?“ Blaise nickte und lehnte die Stirn gegen Dracos Schulter. „So, da sind wir wieder! Zurück in den Klassenraum!“, riefen Pansy und Hermione fröhlich hinter ihnen, während Ron den beiden Jungen einen kritischen Blick zuwarf. Harry würde das Verhalten wahrscheinlich gar nicht gefallen... ~*~*~*~ Harry hockte schon in dem kleinen Raum, den sie für ihr Training genutzt hatten. Er saß am Fenster und beobachtete nachdenklich die Tropfen, wie sie unvorhersehbare Bahnen am Glas liefen. Das Training bei Snape war ebenso unvorhergesehen verlaufen. So seltsam… Langsam malte er den Weg eines Tropfens nach. So vollkommen unerklärlich… Im Grunde… konnte das doch gar nicht sein, oder? ~*~*~*~ Blaise hatte sich bei Draco untergehakt und sich geweigert dessen Arm wieder loszulassen. Der Blonde hatte das schließlich mit einem Lachen quittiert und ihn gewähren lassen. Gemeinsam tauchten die fünf schließlich in ihrem Raum auf. Als Draco Harry so am Fenster sitzen sah, machte er sich von Blaise frei und trat auf ihn zu. „Hey... Dem Giftmischer schon entkommen?“, fragte er leise, umarmte ihn von hinten und schmiegte seine Wange an die des Gryffindors. ~*~*~*~ Harry drehte sich um, immer noch mit dieser seltsam verwirrten Stimmung. Er nickte, während er sich gegen ihn lehnte. „Er… war so komisch. Als wäre er… sauer?“ Er blickte wieder aus dem Fenster. Noch immer konnte er es nicht fassen. „Oder als wäre er… enttäuscht.“ ~*~*~*~ „Wieso das?“ Draco runzelte die Stirn. Er trat neben seinen Freund und lehnte sich ihm gegenüber an die Fensterbank. Gedankenverloren reichte er ihm Kekse und Kuchen. „Was ist passiert?“ ~*~*~*~ Harry nahm beides entgegen und blickte ihn an, ohne sie zu bemerken. „Er konnte nicht rein. Nicht ein einziges Mal.“ Dabei hatte er es wirklich oft versucht. Harry verstand gar nicht, warum es ihm plötzlich so leicht fiel, ihn zu blocken. Was hatte sich denn geändert? Er hatte einfach nur denken müssen, dass er das nicht wollte, dass es ihm unangenehm war, und schon rannte Snape gegen eine Wand. Einfach so… ~*~*~*~ „Das ist doch gut...“ Draco lächelte weich und strich Harry durch die Haare. „Das ist sogar großartig! Harry, du hast Okklumentik geschafft!“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige lächelte weich. „Ich kann es noch immer nicht glauben.“, sagte er und lehnte sich noch ein bisschen schwerer gegen ihn. „Snape war so wütend.“ Er lachte. „Ich hab schon wieder Sondertraining am Freitagmittag…“ Hermione kam zu ihnen. „Wie bitte? Das ist beinahe die einzige Zeit, wo wir die Potenzialmagie ausprobieren können! Wieso nimmt er uns diese wertvolle Zeit?“ Sie schien leicht sauer, aber Harry lächelte nur. Es störte ihn nicht. Er wollte von dieser Magie eh nichts mehr wissen. „Weil er egoistisch ist und sich in seiner Ehre verletzt fühlt.“, antwortete er ihr. „Er sieht es nicht gerne, wenn ich seine Erwartungen nicht erfülle.“ Und Snapes Erwartungen an ihn waren eh immer schlechter Natur. ~*~*~*~ „Na und? Dann machst du ihn Freitag eben wieder fertig...“ Draco gab ihm einen sachten Kuss auf die Haare und drückte ihn an sich. Er freute sich jedenfalls für Harry und irgendwie... war er stolz auf ihn. Bei Merlin, er fühlte sich grad sowieso... vollkommen überdreht. „Dann verschieben wir die Potenzialmagie eben, Mione. Wir können es nicht ändern.“, wandte er sich an das Gryffindormädchen. „Vielleicht finden wir trotzdem irgendwie die Zeit dafür...“ ~*~*~*~ Harry nickte, hob dann die Hand und biss von dem Kuchen ab. Erst da bemerkte er, was er da bekommen hatte. Seine Augen begannen zu leuchten. „Danke!“, strahlte er Draco an und nahm gleich noch einen Bissen. „Lecker!“ Mann, das liebte er! Kuchen! Mit Mandeln und Marzipan drin! ~*~*~*~ Draco lachte leise auf und wuschelte Harry noch einmal über das Haar. Sie aßen noch gemeinsam, dann machten sie weiter. Diesmal waren Hermione und Pansy dran - und gerade Hermione hatte das Training bitter nötig. Im Duell war sie schlichtweg eine totale Niete. Ungefähr hundertmal bekam sie von allen Seiten erklärt, dass ein Duell nicht wie ein Schachspiel ablief und Zug auf Zug folgte, sondern dass sie vorausdenken und ständig handeln musste. Irgendwann erklärte sie vollkommen entnervt das Training für beendet. Man sah ihr nur zu deutlich an, dass diese Duelle sie mitnahmen. Sie waren todmüde, als sie schließlich in den Raum der Wünsche verschwanden. Innerhalb weniger Minuten waren sie eng aneinander gekuschelt eingeschlafen. Der nächste Morgen begann wie gewohnt mit dem Slytherintraining. Montague war sichtlich erfreut, Draco wieder dabei zu haben und begrüßte ihn äußerst herzlich, was wiederum für missmutige Gesichter bei Warrington und Pucey sorgte. Draco ignorierte sie, wie er es bereits gewohnt war. Zaubertränke und Verteidigung gegen die Dunklen Künste gingen vorüber, genauso die Mittagspause, die sie damit verbrachten, dass Hermione ihnen einige neue Ablenkungssprüche zeigte und schließlich auch Verwandlungen. Es regnete noch immer und so suchten sie sich danach wieder ein leeres Klassenzimmer, um ihre Ruhe zu haben. Dort widmeten sie sich erst ihren Hausaufgaben, ehe Hermione ihr ausgeklügeltes Trainingsprogramm fortsetzen ließ… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I listen to you cry A cry for less attention But both my hands are tied And I'm pushed into the deep end I listen to you talk but talk is cheap And my mouth is filled with blood From trying not to speak So search for an excuse And someone to believe you In foreign dressing rooms I'm empty with the need to ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *liebtdieduelle* Und Harry kann es. *g* Armer Snape... Muss frustrierend sein, sein Lieblingsopfer nicht mehr quälen zu können… Shi: *lach* Hast du etwa Erfahrungen damit? Ein Schritt weiter ------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 86: Ein Schritt weiter Begegnung 87: Iuvenis Respondere Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richard Marx – The edge of forever Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 86: Ein Schritt weiter Gegen Abend verabschiedeten sich Ron und Harry zum Quidditchtraining, da Angelina ihnen nicht freigegeben hatte. Und das, obwohl es wirklich in Strömen regnete! Das dunkelhäutige Mädchen hatte einfach kein Mitleid mit ihrer Mannschaft. Aber zumindest zwei Menschen nahmen ihr das nicht übel: Fred und George. Die beiden hatten sichtlich ihren Spaß, zumal die Würdenträger mit auf den Bänken saßen und sie anhimmelten. Es war mitten im Training, als Fred Harry vor einem Klatscher rettete, dem dieser kaum hatte ausweichen können. Er hatte reagieren wollen, aber es war nicht gegangen. Der linke Arm tat ihm noch immer weh. Blaises Zauber hatte wirklich hervorragend getroffen. Außerdem fühlte er sich nass und unwohl. „Was treibst du denn heute?“, rief der Junge fröhlich und blieb neben ihm. „Bist du etwa krank?“ Sein Blick wurde lasziv. „Oder bist du doch Uke?“ Harry blickte ihn irritiert an, was Fred kaum bemerkte, weil der Klatscher zurückkam und er ihn abwehrte. So stellte er die Frage, die auch seine Augen schon vermittelt hatten. „Was ist das überhaupt?“ Immer wieder fragten sie danach, aber woher sollte er bitte wissen, wie er darauf antworten sollte, wenn er nicht wusste, was das war? Die Frage bewirkte, dass Fred mitten im Ausholen losprustete und mit Karacho an dem Klatscher vorbei schlug, so dass er dem schwarzen Ball ausweichen musste, wollte er nicht getroffen werden. Und das Lachen wiederum lockte George an. „Was ist so lustig?“ Fred blickte zu ihm hin und sofort brach er wieder vor Lachen fast zusammen. Er zeigte im Flug zu Harry, schüttelte nur hilflos den Kopf, während er die restlich verbliebene Konzentration darauf verwenden musste, nicht vom Besen zu fallen. Allein zur Sicherheit flog George schon zu ihm hin und stützte ihn. „Was?“ Und da Fred noch immer nicht antworten konnte, tat es Harry eben selbst. „Er beölt sich darüber, dass ich nicht weiß, was Uke ist.“, erklärte er mit einem bösen Blick auf Fred, der beinahe sofort eine neue Welle von Lachattacken ertragen musste. George grinste auch bis über beide Ohren. Was bitte war mit den beiden los? Und was bedeutete dieses dämliche Wort? Klang fast wie Unke… „Ich seh schon.“, murrte er und bedachte die Zwillinge mit einem abschätzigen Blick. „Ihr werdet es mir also nicht sagen.“ „Doch, doch! Schließlich wollen wir ja eine Antwort!“, warf George sofort ein und zerrte seinen Bruder samt Besen zu Harry. „Uke ist der, der unten liegt!“ Harry starrte ihn entgeistert an. „Was?“ Sollte das etwa diese wahnsinnig lustige Erklärung sein? Hatten die beiden sie denn noch alle. „Beim Sex!“ Das verwirrte Harry jetzt doch noch mehr. Lag denn einer von ihnen unten? Okay, vorgestern hatte er unten gelegen, aber dann wieder oben. Und sonst… konnte man das so eindeutig festlegen? Und selbst wenn… Was war denn so schlimm daran? Sein verwirrter Ausdruck ließ den lachenden Fred verstummen und ihn mit George einen Blick wechseln. „Du hast immer noch keine Ahnung, wovon wir reden, stimmt’s?“, fragte er, dann grinsten sie und nahmen ihn in die Mitte. „Hey, Angie! Wir sind kurz mal weg!“, brüllte George quer über den Platz und schon drängten sie ihn durch den Regen hinter den Zuschauertribünen zum Landen. Vollkommen gleichgeschaltet. Faszinierend. Fred übernahm wieder. „Wie kann es sein, dass du mit einem Jungen gehst und davon keine Ahnung hast?“, fragte er mit offensichtlicher Neugier in der Stimme. „Schlaft ihr gar nicht miteinander?“ Harry wurde rot. Wie war das gerade? Was sollte denn diese Frage? „Was geht dich das denn an?“ Seine Stimme war schrill und seine Wangen brannten. Himmel und Hölle! Was wollten die von ihm? Die beiden blickten ihn entgeistert an. „Das ist nicht dein Ernst!“ George. „Das kannst du uns nicht erzählen!“ Fred. „Ihr habt wirklich noch nie…?“ Harry konnte gar nicht antworten. Er war wie gelähmt bei der Frage. Er war erstarrt und konnte nicht einmal gehen, obwohl er es gerne getan hätte. Die beiden hatten ihn wahrlich geschockt. „Das kann doch gar nicht sein.“, plapperten sie munter weiter. „Hat das irgendeinen Grund?“ „Spielt er vielleicht doch nur mit dir?“ „Oder willst du nicht?“ „Hast du etwa Angst?“ „Oder wisst ihr einfach nicht, wie es geht?“ „Wenn es nur das ist… Wir haben da so eine Anleitung, wie es auch zwischen Männern nicht wehtut!“ „Wir könnten sie dir geben.“ „Wenn du das willst.“ „Es ist wirklich ganz einfach.“ „Wenn man den Uke gut genug vorbereitet, dann tut es auch nicht weh!“ „Natürlich muss sich der Seme beim Eindringen auch zurückhalten.“ „Ja, wenn er zu schnell eindringt, dann könnte es sein, dass er seinen Partner verletzt!“ Harry hatte das Gefühl, einem Feuermelder Konkurrenz zu machen. Sie sprachen nicht wirklich so hemmungslos davon, oder? Das konnte nicht wahr sein. Nicht wirklich. Oder? „Er muss es zärtlich tun.“ „Und ihr müsst etwas Glitschiges verwenden, weil Männer nicht von Natur aus feucht werden können.“ „Gleitcreme oder so.“ „Vaseline tut es auch.“ „Aber die Zaubererwelt hat da wunderbare Erfindungen gemacht. Mittel, die einen bestimmten Geschmack haben oder welche, die Hitze verursachen. Oder ein leichtes Vibrieren!“ „Das wird auf das steife…“ „STOP!“, brüllte Harry dazwischen und die beiden Rotschöpfe verstummten augenblicklich. „Das kann ich nicht glauben!“ Seine grünen Augen funkelten. „Wie könnt ihr es wagen…“ „Ach Harry, nun zier dich nicht so!“ „Genau. Wenn ihr es alleine nicht schafft, dann müsst ihr euch Hilfe suchen.“ „Wir helfen euch doch gerne.“ „Ihr seid doch so ein süßes Paar!“ „Und Draco wirkt immer so unbeholfen.“ „Und du hast nach unseren Ermittlungen keinerlei Erfahrungen.“ „Wir haben Mitleid mit euch!“ „Na danke!“, knurrte Harry missmutig und strich sich das Wasser aus den Augen. Scheißregen. „Und deshalb darf ich mir von euch sagen lassen, was wir zu tun haben, ja?“ „Nein. So war das ganz und gar nicht gemeint.“, wehrte Fred ab. „Wir wollten euch nur unter die Arme greifen.“, stimmte George seinem Bruder zu. „Schließlich kann es auch zwischen Männern zu wunderschönen Empfindungen kommen.“ Harrys Augen verengten sich. Moment mal. Sprachen die beiden da etwa aus Erfahrung? „Ja. Wir wetten, dass ihr uns dankbar sein werdet!“ „Ihr werdet es nie wieder anders tun wollen!“ Sie hatten Erfahrung. Definitiv. Klasse. Harry seufzte. Trotzdem… Das von ihnen zu hören… „Und vielleicht kann es auch die Spannungen in eurer Beziehung abbauen.“ „Wir haben keine Spannungen in unserer Beziehung!“, fauchte Harry. „Wie kommt ihr auf so einen…“ „Na, so wie du momentan drauf bist. Oder er…“ „Ihr benehmt euch wirklich komisch momentan.“ „Jungs?“ Angelina flog über ihnen entlang. „Genug gequasselt! Auf zum Training!“ „Gleich, Angie!“, flötete Fred zurück und sie verschwand mit einem strengen Nicken wieder. George grinste. „Also, nimm unsere Anleitung einfach mal mit.“ Er steckte einen gefalteten Zettel in Harrys Brusttasche. „Und das hier am besten auch.“ Fred ließ eine kleine Dose folgen und keinen Lidschlag später waren sie beide wieder verschwunden. Harry starrte ihnen nach. Was war das denn jetzt gewesen. So was hatte er bei denen wirklich noch nie erlebt. Schon viel, aber so eine Dreistigkeit… „Mann, oh Mann!“ Den Rest des Trainings war er unkonzentriert und flog schlecht. Er hatte schon beim Start seinen Arm überbelastet, weil er ihn vergessen hatte, und so tat er ihm jetzt noch mehr weh als zuvor. Die grinsenden, übermütigen oder lasziven Blicke der Zwillinge ignorierte er. Nach dem Training war er sofort verschwunden. Noch im Quidditchumhang, den er trocken gehext hatte, machte er sich auf den Weg zu Snapes Büro, den Besen mit der rechten Hand tragend und die Ohren hochrot. Die ganze Zeit über verfolgten ihn die Worte der Zwillinge, als würde das Echo in seinem Kopf wieder ein Echo auslösen. Oh Mann, war ihm das peinlich! Von diesem Gespräch durfte Draco auf keinen Fall jemals erfahren! ~*~*~*~ Snape war penetrant und irgendwie hatte Draco das Gefühl, dass die überdimensionale Fledermaus ihren Frust über Harrys Fortschritt bei ihm ablud. Klasse. Jetzt tobte der Zaubertränkelehrer schon wieder durch seine Gedanken und er bekam ihn da nicht raus! Er sollte Harry dringend fragen, wie er das hinbekommen hatte. Ganz dringend. Und wieder rannte Snape gegen diese verdammte Tür an. Wieder und wieder und wieder. Das war der einzige Ort, von dem Draco ihn fort bekam. Der einzige... Snape zog sich aus seinen Gedanken zurück und funkelte ihn aus seinen schwarzen Augen an. Stumm wischte sich Draco einige verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn. Verdammt, warum bekam er Snape aus diesem Raum raus? Weil er ihn dort nicht drin haben wollte. Was, wenn... er einfach nur den Willen haben musste? Willen und Kraft...? „Genug für heute...“ Snape winkte ab. „Du kannst gehen.“ Draco nickt und stand auf. „Gute Nacht, Sir.“ Der Zaubertränkelehrer wandte sich um und sah dem blonden Jungen noch nicht einmal nach, als er den Raum verließ. Draußen erwartete ihn schon Harry, was Draco sofort ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. „Hey...“ Er stockte. „Warum hast du so rote Ohren?“ ~*~*~*~ Harry beschloss, diese Färbung gleich mal auszuweiten und zu vertiefen. „Zwillis.“, nuschelte er unbestimmt und hoffte, dass Draco sich an das letzte Mal erinnern würde, wo sie ihn bedrängt hatten. Er hob die Arme und legte sie um Dracos Hals, drückte die Nase gegen den schwarzen Stoff an seiner Schulter. „Ich hasse sie.“ Gelogen… Aber er würde es verstehen. ~*~*~*~ Draco musste lachen und strich ihm sachte über die Wange. Sie glühte ja richtig! Bei Merlin, diesmal mussten sie ihn ja wirklich ganz akut in Verlegenheit gebracht haben. „Was haben sie diesmal angestellt?“, erkundigte sich der Blonde arglos, während er ihm liebevoll durch die Haare fuhr. ~*~*~*~ Hilfe… Harry bekam einen wahren Adrenalinschub. Er sollte ihm davon erzählen? Ernsthaft? Er wollte daran nicht einmal denken! Er hatte darüber bisher nicht einmal nachgedacht! Und jetzt… Jetzt spukten in ihm Bilder herum, die er da nicht haben wollte! Dracos… Und wie er damit in ihn… Uahhhhh! „Sie haben… haben… haben…“ Der Schwarzhaarige verstummte entsetzt wieder und drückte sich noch etwas enger an seinen Freund. „Sie waren der Meinung… über…“ Er holte noch einmal tief Luft. „Sie haben mich ausgequetscht. Wollten wissen, ob wir schon miteinander…“ Und schon wieder ein Adrenalinschub, als seine Phantasie fröhlich die Worte der Zwillinge in Bilder umsetzte. Und seine Wangen spiegelten diese ungewollten Erregungen natürlich mit wahrhaftiger Begeisterung wider. War ja logisch! ~*~*~*~ Draco konnte sich ein Lachen nur mit Mühe verkneifen. Harry war wirklich süß... ...Moment. So, wie es schien, hatten die Zwillinge Harry mit ihren Worten wirklich nicht kalt gelassen. Es sei denn, Harry hatte seinen Zauberstab da in der Tasche, was aber beim Quidditch wohl eher unwahrscheinlich war. „Mir scheint...“, raunte er leise an dem Ohr des Gryffindors und ließ seinen Atem ganz bewusst über dessen erhitzte Haut streichen, „…dass dich das, was sie gesagt haben, nicht wirklich kalt gelassen hat, oder?“ ~*~*~*~ Wenn es noch möglich wäre, dann wäre Harry nun mit Sicherheit noch dunkler im Gesicht geworden. Gesund konnte das jedenfalls nicht mehr sein, wenn er bedachte, wie viel Blut sich grad in seinen Wangen… und äh… auch weiter unten sammelte. Aber… Ganz langsam nickte er, schüttelte dann den Kopf, ohne auch nur zu wagen aufzusehen. Mann, war das ein fieses Gefühl. Ihm war kochendheiß, seine Handflächen schwitzten und immer wenn er glaubte, er hätte die Attacke der Zwillinge überwunden, kamen neue Bilder. Prekäre Bilder. Himmel hilf! ~*~*~*~ Harry war wirklich zu süß... Und es war verdammt verführerisch, ihn jetzt noch etwas mehr... zu reizen. Recht nachdrücklich schmiegte Draco seine Hüfte näher an Harrys Taille und spürte nur allzu deutlich, dass Harrys Erregung wirklich... stark war. „Du machst mich neugierig... Was haben sie nur gesagt?“ Geschickt schob er seine Hand unter die Quidditchrobe des anderen und strich mit kühlen Fingern über die erhitzte Haut. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige wimmerte leise. Draco… machte ihn grade verrückt. Wie konnte er ihm das antun? Er war doch eh schon vollkommen neben der Spur und dann reizte er ihn auch noch. Mit so einer Stimme und so fiesen Fragen. Dazu mit… diesen unfassbaren Berührungen! Woher wusste er nur, was er tun musste, um seinen Widerstand zu brechen? Kannte er ihn wirklich schon so gut? Und dann fiel ihm auf, dass Draco ebenfalls reagierte. Sein Körper sandte eindeutige Signale. Vielleicht hatte er ihn ertappt, aber er selbst war auch nicht besser. Ganz und gar nicht besser! Aber das machte es für ihn einfacher. Oder? Nein, eigentlich nicht. Es nahm ihm ein wenig die Scham, sich so kindisch vor ihm zu benehmen, aber die Scham wegen seiner Gedanken… die blieb. Dummerweise. Und sie hemmte all seine motorischen Fähigkeiten vollkommen. Und das war auch peinlich. ~*~*~*~ Sanft liebkoste Draco ihn weiter. Ihm selbst wurde jetzt langsam auch warm... Vorsichtig ausgedrückt. Behutsam drängte er Harry in einen Seitengang. Hier vor Snapes Büro so rumzustehen war vermutlich das Dümmste, was sie tun konnten. Und so schnell... würden sie wohl kaum hier wegkommen. Er hatte Harry schließlich mehr tragen als in eine Richtung dirigieren müssen. Bestimmt drückte er den Gryffindor gegen die Wand. Der Besen, den Harrys bis gerade noch festgehalten hatte, fiel klappernd zu Boden. Ebenso Dracos Schultasche. „Haben dir die Worte der Zwillinge so die Sprache verschlagen oder bin ich das?“, erkundigte er sich beiläufig, während er Harrys Oberteil nun noch ein Stückchen höher schob und mit den Fingern seinen Bauchnabel umkreiste. ~*~*~*~ Harry blickte flehend in Dracos graue Augen. Wollte er darauf auch eine Antwort? Wenn er ehrlich war, dann waren es eher seine Gedanken, die da das Sprachzentrum blockierten. Und Dracos ungehemmte Neugier, was es war, tat dann sein Übriges. Er war echt am Ende. Er spürte, wie Tränen sich in seinen Augenwinkeln sammelten, und unterdrückte sie heldenhaft, als er ein leises, zittriges Keuchen seinen Lippen entweichen ließ, weil er etwas sagen wollte, was ihm im nächsten Moment viel zu albern erschien, um auch nur noch darüber nachzudenken, diesen Gedanken zu beenden! Sein Geist hatte aufgegeben. Stattdessen übernahm jetzt sein Körper die Initiative. Längst schon stand er in Flammen, nur durch seine Scham hatte er dieses Gefühl unterdrücken können. Bis jetzt. Dracos sanfte Berührungen trafen jedes Mal Stellen, die ihm den Verstand rauben konnten, und das wusste der Blonde wahrscheinlich ganz genau. Feuer breitete sich in seinen Venen aus und er überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen, um Draco zu küssen, zog gleichzeitig den Kopf des Jungen zu sich, um es leichter zu haben. Irgendwo in seinen Lenden wütete Verlangen. Seit gestern schon, doch da war es angesichts der Situation nicht wichtig gewesen. Jetzt… war es anders, denn diesmal hatte sich sein Verstand schon frühzeitig abgeschaltet. ~*~*~*~ Draco war verblüfft, als Harry ihn urplötzlich stürmisch küsste und ihn leidenschaftlich an sich zog. Aber es gefiel ihm... Nur zu willig ließ er sich auf den Kuss ein, drängte seine Hüfte nur noch mehr gegen den Gryffindor und bewegte sich dabei leicht. Hitzig strich er über die weiche Haut seines Bauches, liebkoste noch mehr die kleinen Stellen, von denen er wusste, dass er Harry damit verrückt machte. Bei Merlin, wie sehr er das wollte! Und wie sehr er es genoss, dass es dieses Mal Harry war, der auf einmal die Initiative übernommen hatte. Das besaß einen ganz eigenen Reiz. Keuchend löste er den Kuss, rang nach Atem. „Und ich will immer noch wissen, was sie gesagt haben...“, raunte er und knabberte sachte an Harrys Ohrläppchen, bot ihm gleichzeitig seinen Hals schutzlos dar. ~*~*~*~ Das war ein Tiefschlag, denn augenblicklich kam eines der Bilder mit einer Wucht zurück, die ihn hätte umhauen können. Und das die Wallungen noch ein wenig vorantrieb. Hauptakteur: Gleitcreme… Widerwillig schüttelte er es ab. „Und ich will es am liebsten einfach nur noch vergessen!“, keuchte er, bevor er das Angebot annahm und Dracos Haut kostete. Warm, fest und seidenweich war sie am Hals. Dazu die Fortsetzung des Filmes… Fast war es zuviel für ihn und er kniff die Augen zusammen, um es endlich zu vertreiben, biss ein wenig fester zu, als er es gewollt hatte. Immerhin vertrieb das die Gedanken, denn es tat ihm leid und er leckte versöhnlich darüber, streichelte die Stelle darunter, an die er mit seiner noch immer um Dracos Hals geschlungenen Hand gerade noch herankam. ~*~*~*~ Draco keuchte auf, als Harry seinen Hals beinahe schon malträtierte. Gleichzeitig rann ihm ein Schauer über den gesamten Körper. „Und das...“, brachte er irgendwie halb keuchend, halb stöhnend hervor, „…macht mich noch neugieriger...“ Er krallte seine Hand beinahe schon in Harrys Taille und legte den Kopf in den Nacken, versuchte wieder zu Atem zu kommen. ~*~*~*~ Harry ließ ebenfalls von Draco ab. Aus einem anderen Grund. Wenn es Draco so sehr wissen wollte… vielleicht sollte er es ihm sagen. Vielleicht… vielleicht würde er dann aufhören, ihn daran zu erinnern, würde nicht mehr so oft nachfragen und ihm damit diese peinlichen Gedanken bescheren. Oder er würde es wahr machen… Augenblicklich schoss die Röte wieder in seinen Kopf. Was dachte er denn da? Das war ja wohl… das war doch… Das wollte er doch gar nicht! Das… Seine Augen weiteten sich leicht, als er erkannte, dass er es sehr wohl wollte. Die Zwillinge hatten ja im Grunde nicht wirklich ausgemalt, was sie gemeint hatten, aber… war es zwischen Mann und Frau nicht auch so? Irgendwas musste doch dran sein, wenn sie miteinander schliefen. Dass der Mann in die Frau eindrang. Und wenn das bei Männern auch ging. Sie hatten doch gesagt, dass es schön wäre, oder? Dass… sie hatten sogar behauptet, dass sie es niemals mehr anders tun wollen würden… Also… Er blickte zu Draco auf, fing seinen Blick ein und fragte stumm, ob er es wirklich wissen wollte. Irgendwie… war er noch immer unschlüssig. Seiner Meinung nach war es immer noch besser, wenn er es nicht wusste, aber andererseits… Er wollte wissen, wie es war, wenn man wirklich… vereint war. Das, wovon die komischen Menschen in Dudleys Fernseher immer schwärmten… ~*~*~*~ Draco blinzelte und blickte Harry fragend an. Warum hatte er aufgehört? Nachdenklich sah er aus, obwohl die grünen Augen noch immer äußerst erregt glänzten... Der Blonde seufzte leise und lehnte sich gegen Harrys Schulter und streichelte zart seinen Bauch weiter. „Beschäftigt es dich so, dass du nicht weitermachen willst?“, fragte er leise und schmiegte sich noch etwas näher. Bei Merlin, er wollte nicht aufhören... Er wollte... Nein, er riss sich zusammen, zwang sich unter Kontrolle. Wenn Harry nur vor seinen Gedanken weglaufen wollte, war das hier wohl kaum der richtige Weg... Er unterdrückte einen erneuten Seufzer. Auch wenn es... verdammt heiß war. ~*~*~*~ „Ich will schon.“, kam die leise Antwort ohne zu zögern. „Aber du willst wissen, was war. Es…“ Harry ließ seinen linken Arm vorsichtig von Dracos Schulter gleiten, kraulte mit der rechten Hand sachte seinen Nacken. Sein Blick ging ins Leere. „Es lenkt mich ab, wenn du danach fragst, und das will ich nicht. Das… das ist mir unangenehm.“ ~*~*~*~ Der Blonde hob den Kopf und schenkte Harry ein schiefes Lächeln. Das hatte er nicht gewollt. Wirklich nicht... Es war süß gewesen, wie verlegen sein Freund gewesen war und irgendwie... hatte es auch Spaß gemacht, ihn zu necken. Aber so... so hatte er es sicher nicht beabsichtigt. „Entschuldige... Ich... ich wollte dich nicht ärgern oder dafür sorgen, dass du dich unwohl fühlst...“ Zögernd gab er dem Gryffindor einen Kuss auf die Lippen. Ganz scheu und zurückhaltend. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an und strich ihm über die Wange. „Schon gut.“, sagte er leise und erwiderte den Kuss. „Vergiss es einfach. Am besten wir gehen hoch, sonst haben wir am Ende noch das zweifelhafte Vergnügen, Snape oder schlimmer noch Filch als Zaungast zu haben.“ ~*~*~*~ „Das fehlte ja noch...“ Draco verdrehte gespielt die Augen und bückte sich dann, um seine Tasche und Harrys Besen aufzuheben. Jetzt war er es, der sich unwohl fühlte... Na, wunderbar. Aber die Quittung hatte er wohl verdient. Ein wenig zögerlich machte er ein paar Schritte und verzog das Gesicht, als ihn seine Hose ganz akut daran erinnerte, dass sie augenblicklich verdammt eng war. Das hatte er wahrscheinlich auch verdient... ~*~*~*~ Harry folgte seinem Freund, nahm ihm den Feuerblitz ab, bevor er ihn unterhakte und ihn mit sich zog. Irgendwie hatte er es jetzt eilig. Er wollte schnellstens hoch, um das zu Ende zu bringen, was sie gerade unterbrochen hatten. Der gestrige Abbruch war genug gewesen! Kaum war die Tür zum Raum der Wüsche zugefallen, stellte er den Feuerblitz gegen die Wand und drückte Draco gegen die Tür, der er noch immer zu nahe war, küsste ihn verlangend. Heute würde er einen Abbruch nicht ertragen! Es war ihm egal, dass ein lautes Krachen ihm zu vermitteln versuchte, dass der Feuerblitz heute zum zweiten Mal den Boden küsste. ~*~*~*~ Und Draco war zum zweiten Mal an diesem Abend wirklich perplex. Mehr instinktiv als bewusst öffnete er die Lippen und ließ Harrys Zunge ein. Nach einem Augenblick der Erstarrung war er endlich in der Lage, selbst wieder aktiv zu werden. Seine Tasche fiel ebenfalls zum zweiten Mal heute zu Boden. Energisch schob er Harrys Quidditchumhang über seine Schultern, zwang kurz seine Arme beiseite, um ihm den Umhang abzustreifen und schob dann den Pullover hoch, liebkoste energisch seine Bauchmuskeln und fand dabei sofort die empfindlichen Stellen wieder. ~*~*~*~ Harry grinste leicht. Wow. Keine halben Sachen… Er reagierte. Bewusst und unbewusst. Sein Körper fing erneut Feuer, das Kribbeln und das Verlangen kehrten doppelt so stark zurück, in seinen Lenden pulsierte es auch wieder. Als hätten sie nie unterbrochen. Und seine rechte Hand schickte er auf Erkundungstour, während er die linke einfach still auf Dracos Schulter liegen ließ. Schnell fand er Dracos Brust unter dem Hemd, strich weich und sachte darüber. Ganz anders als gestern, schoss es ihm durch den Kopf. Wenn er daran dachte, wie wild und brutal es gestern gewesen war… Komisch. Das war doch nicht schön gewesen… oder? Leicht zwickte er in die kleine Erhebung, rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger, bevor es ihm zu dumm wurde. Das Hemd musste weg. Aber den Kontakt wollte er nicht abbrechen. Also anders. Er ließ von Dracos verführerischen Lippen ab und zog mit den Zähnen an der Krawatte, die sich tatsächlich löste. Wie schön… ~*~*~*~ Entschlossen schob Draco Harry den Pullover weiter hoch, scheiterte jedoch daran, dass dieser einfach nicht die Hände von ihm lösen wollte. Einen Augenblick später war es ihm vollkommen egal. Er legte den Kopf zurück und schloss halb die Augen. Seine Lider flatterten und er gab sich ganz Harrys Berührungen hin. Es war beinahe ein Wunder, dass er es schaffte, ihn noch weiter zu berühren und nicht voll und ganz passiv wurde... Ein heiseres Seufzen kam über seine Lippen. Fahrig tastete er nach Harrys Hosenbund, schaffte es immerhin den Gürtel zu lösen, scheiterte dann aber am Knopf. Dummes Ding... ~*~*~*~ Harry lächelte, als er diese Ergebenheit erkannte. Das war doch mal was anderes. Jetzt durfte er. Ganz alleine! Wie in der Dusche letztens. Das hatte ihm gefallen. Vorsichtig zog er seine Hand zurück und öffnete den ersten Knopf. Dass er das mit einer Hand hinbekam, machte ihn stolz, aber dummerweise benötigte er beim zweiten schon die andere Hand auch. Er benutzte sie. Trotz leichtem Schmerz in der Schulter. Morgen würde er Poppy besuchen. Und so versagten nach und nach alle Knöpfe und Schnallen, die Dracos Hüllen zusammenhielten, legten die blasse Brust frei. Schön war das anzusehen. Weiche, weiße Haut, wohlgeformt und stark… Verträumt lächelnd strich er darüber, bedachte jeden Zentimeter mit besonderer Aufmerksamkeit. Er wollte das sehen können, wie er Dracos Gesicht sehen konnte, wenn er die Augen schloss. Er wollte ihn ganz kennen. Ungewollt ließ er eine Gänsehaut unter seinen Fingern entstehen. ~*~*~*~ Draco erschauderte und seufzte leise auf. Das fühlte sich einfach unglaublich gut an... Zielsicher erwischte Harry all die Stellen, an denen er sehr empfindlich war. Er ließ seine Bauchmuskeln sich zusammenziehen und jagte ihm eine Gänsehaut nach der anderen über den Körper... Noch einmal versuchte er diesen hartnäckigen Knopf aufzubekommen und hatte endlich Erfolg. Nur weigerte sich die dumme Quidditchhose, artig herunterzurutschen... Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch voll und ganz von Harrys weiteren Liebkosungen in Beschlag genommen, ehe er noch irgendeinen weiteren Versuch unternehmen konnte, dieses dumme Stück Stoff wegzubekommen. Bei Merlin, wie machte er das? Er schien genau zu wissen, was er tat... Dracos Lippen waren leicht geöffnet und sein Atem ging immer schneller. Jeder kleine Fingerstreich, jede winzige Berührung, alles, was Harry tat, setzte ihn voll und ganz in Flammen. ~*~*~*~ Ganz vorsichtig strich Harry den Stoff weiter auseinander, legte nach und nach mehr Haut frei, bis Hemd und Umhang zwischen Draco und Tür eingeklemmt waren und keinen Millimeter mehr wichen. Es wäre so einfach, sie ganz zu entfernen. Er müsste ihn nur ein kleines Stückchen nach vorne ziehen, aber… Harry ließ sich ein wenig weiter nach vorne sinken, machte es wie vorher und begann an der Haut des schlanken Halses zu knabbern. Diesmal kam er sogar an die Kehle, die sich ab und zu bewegte. Es war gar nicht so einfach, sie einzufangen, um an ihr zu saugen, und gleichzeitig den Gürtel an der Hose zu öffnen, ohne den Körperkontakt zu sehr zu behindern. Aber wenn man die Prioritäten wie er falsch verteilte, dann musste man mit derlei Schwierigkeiten leben. Und er schaffte es sogar, dass Gürtel und Hose ihren Dienst versagten und zu Boden glitten. Das einzige, was Draco jetzt noch trug waren massenweise Ärmel und die Shorts. Aber diese zu entfernen konnte er sich Zeit lassen. Nicht wahr? Er ließ sich Zeit, trank mit geschlossenen Augen Dracos leise Laute, erkundete ihn einfach nur mit den Lippen. Es war anstrengend, weil er in die Hocke gehen und sich dort halten musste, wenn er tiefer gehen wollte, aber das war es wert. Jeden Zentimeter war es wert. Als er beim Bauchnabel ankam, war er längst auf den Knien, aber das war vielleicht auch ganz gut so. Diese fühlten sich an wie Gummi und hatten nur etwa ein Drittel der Standfestigkeit desselbigen. Dracos Hände hatten sich in seine Haare gelegt und fanden dort weder Halt noch gleichmäßigen Rhythmus beim Streicheln und seine Äußerungen waren auch nicht die tiefgreifendsten. Dafür war die Tonlage wie Musik, der man lauschen konnte und die ihn förmlich verrückt machte. Er konnte sich kaum noch wirklich konzentrieren auf das, was er hier tat, musste sich wirklich zusammenreißen, wenn er den Bauchnabel verlassen und tiefer gehen wollte… Seine Finger stießen auf störenden Stoff, kurz darauf erreichten seine Lippen und Zunge ebenfalls dieses erste Ziel. Es riss ihn tatsächlich aus seinem tranceähnlichen Zustand. Langsam, wie als wäre er sich unsicher, nahm er ein wenig Abstand und betrachtete sich die Situation verklärt. Seine Finger umspielten den Stoff leicht, zupften ihn mal hier, mal dort vom Körper weg oder stippten kurz darunter. Er war sich nicht sicher, ob er die Shorts wirklich herunterziehen sollte. Einerseits wäre es für Draco wirklich vorteilhaft, denn die verdeckte Erektion schien recht ansehnlich zu sein, was ihn freute, andererseits… wollte er die Vorfreude vollkommen auskosten… ~*~*~*~ Dracos Verstand hatte sich irgendwann nahezu vollkommen verabschiedet. Jetzt lehnte er nur noch schwer an der hölzernen Tür, da ihn ansonsten seine gummiartigen Knie kaum noch getragen hätten. Fahrig strich er durch Harrys Haar, ließ die Strähnen durch die Finger gleiten. Alles spürte er überdeutlich, fast, als wenn seine Sinne sich alle zum Zerreißen angespannt hätten. Als Harry innehielt, entwich ihm unwillkürlich ein leises Wimmern. Das war Folter. Ja, eindeutig, Folter... Soviel bekam er in seinen Gedanken immer noch zusammen. Aber vielleicht... Er spürte auf einmal, wie ihn Umhang und Hemd im Rücken drückten. Vorsichtig wagte er, sich ein wenig von der Tür zu lösen und die störenden Kleidungsstücke daran herunterrutschten zu lassen. Mit einem leisen Keuchen und einem beinahe verlorenen Gleichgewicht ließ er sich wieder gegen das Holz sinken, spürte es angenehm kühl auf seinem verschwitzten Rücken. „Harry...“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte irritiert auf, hatte er diese seltsam ausladende Bewegung irgendwie nicht erwartet. Und auch die Stimme… so gequält. Das Gesicht fast verzweifelt… Und leicht gerötet, die Augen gebrochen vor Lust. War das nun schön oder grausam? Er lächelte leicht und nickte. Dann schob er die Shorts langsam herunter, mit Absicht ohne den Gummizug zu erweitern direkt über die dagegen drückende Erregung seines Freundes. Sie fiel. Während sich das steife Glied ihm entgegenreckte. Stattlich, nicht wahr? Liebevoll strich er mit den Fingerspitzen darüber, ganz sachte. Die Worte der Zwillinge kamen ihm wieder in den Sinn, doch diesmal konnte er sie ganz leicht wieder zurückdrängen. Nur ein Gedanke blieb dabei: Draco entging etwas, weil er keine Frau war. Ihm entging etwas, das die Männer in Dudleys Filmen immer so gerne hatten, dass sie stundenlang davon schwärmten: Die Enge und die warme, feuchte Höhle der Frau. Er hatte das als schnulziges, peinliches Gerede abgetan, wenn er mal wieder in den zweifelhaften Genuss einer dieser Sendungen gekommen war, aber wenn er es recht bedachte… Irgendwas musste da doch dran sein, nicht wahr? Und es gab doch eine Möglichkeit, da wenigstens eine Art Ersatz zu schaffen. Das hatten die Frauen in den Pornos seines Cousins auch gemacht. Auch wenn er nicht wusste, wie, warum, wie lange und überhaupt, weil er in diesem Fall immer fluchtartig den Raum verlassen hatte… Wie immer, wenn er so etwas gesehen oder auch nur gehört hatte. Jemandem dabei zuzusehen… das war doch echt abartig. Aber jetzt und hier…? Unsicher blickte er zu Draco auf, dessen Gesicht er nicht sehen konnte, weil er an der Wand lehnte und seinen Kopf dort abstützte. Ob er das durfte? Ob ihn das stören würde? Ob er das eklig finden würde? Angst stieg in seinem Inneren auf, wenn er an solcherlei Reaktionen dachte, aber andererseits hatten die Männer in Dudleys Filmen das doch immer schön gefunden, oder? Das eine Mal, wo der dicke Junge ihn gezwungen hatte, das zu sehen… Er schluckte leicht, bevor er die Augen schloss und den Mund ein wenig öffnete. Ganz langsam wagte er sich vor, bis seine Zungenspitze gegen die Eichel stieß. Glatt und… geschmacklos? Aber ihm selbst definitiv nicht unangenehm. Es machte ihn neugierig. ~*~*~*~ Draco keuchte auf und versuchte sich irgendwie an der glatten Tür hinter sich festzuhalten, als er auf einmal Harrys warme Lippen und seine Zunge direkt an seiner Erregung spürte. Das war das letzte, was er erwartet hätte. Wobei... er hatte eigentlich gar nichts erwartet, sondern einfach alles geschehen lassen... „Harry...“, stöhnte er leise. Er wandte den Kopf zur Seite und blinzelte den Schwarzhaarigen aus lustverschleierten Augen an. Seine Fingerspitzen strichen über den dichten Haarschopf, glitten die Schläfe hinab zur Wange. Kurz verharrten sie dort, ehe er sie wieder auf den Weg in das Haar schickte und dort nach Halt suchte, den er nicht fand. Die Flammen, die ihn gerade zu verschlingen drohten, hatten ihre Temperatur eindeutig noch hochgeschraubt... ~*~*~*~ Harry hielt kurz inne und lauschte der Stimme nach, die gerade seinen Namen gesagt hatte. Klang sie jetzt irgendwie negativ? Nicht wirklich, oder? Eher verlangend. Verlangend nach mehr? Er lächelte und lehnte sich eine halbe Sekunde gegen die Fingerspitzen, bevor sie wieder in seine Haare hinauf glitten. Er sah das jetzt einfach mal als Bestätigung. Es beruhigte seine Aufregung ein wenig. In seinem Bauch war aber wirklich die Hölle los. Schmetterlinge, Ameisen und Flugzeuge lieferten sich dort einen Exerzierwettbewerb, aber wenigstens war die Angst fort. Die Unsicherheit blieb zwar, aber das war gut so. Vorsichtig stupste er erneut gegen die Eichel, war sich schon jetzt nicht mehr sicher, was er eigentlich noch tun konnte, doch diese Frage erübrigte sich, als er die Augen schloss. Was hatte er denn die ganze Zeit über getan? Er hatte mit den Lippen seinen Freund erkundet. Das konnte er doch jetzt auch tun, nicht wahr? Das war etwas, das er immer tun konnte. Wieder legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, als er genau das zu tun begann. Er tastete sich mit den Lippen vor, erkundete die Größe der Eichel, bevor er eine andere Haut wahrnahm. Eine andere Art von Haut. Sie war weicher. Wärmer? Oder nicht? Schwer zu sagen, weil seine Lippen ebenfalls ziemlich erhitzt waren. Auf jeden Fall war es schön. Ein schönes Gefühl. Er hielt sich mit der rechten Hand an Dracos Hüfte fest, weil er allmählich das Gefühl hatte, dass ihm schwindelig wurde, konzentrierte sich nur auf das Gefühl in seinen Lippen und die leisen Geräusche um ihn herum. Seine eigene Erregung versuchte er auszublenden. Bald schon fühlte er ein leichtes Kitzeln auf seiner Haut an den Wangen. Ganz feine Härchen streichelten ihn. Danach ging es nur noch einen Zentimeter weiter, dann hatte er die Wurzel erreicht und kehrte um, erkundete den Weg andersherum, auf der anderen Seite, setzte nun auch die Zunge endlich ein, um zu schmecken, was er hier präsentiert bekam. Und wenn er sich ganz doll konzentrierte, dann hatte er da einen bitteren Geschmack im Mund. Nicht wirklich penetrant, aber dennoch vorhanden. Interessant… ~*~*~*~ Draco zitterte am ganzen Körper. Er wusste gar nicht, wie er überhaupt noch stehen konnte. Die Welt explodierte in immer neuen Sinneseindrücken. Er keuchte leise, stöhnte und war gar nicht mehr in der Lage, Luft ohne irgendein Geräusch in seine Lungen hinein oder aus ihnen heraus zu befördern. Alles Blut schien sich mittlerweile dort unten versammelt zu haben und der Druck stieg... Immer mehr Hitze kroch durch seine Adern. Aber... ob Harry... das wollte? Vielleicht... sollte er ihn wenigstens... warnen. Der Gedanke krabbelte irgendwo in der Tiefe empor und schaffte es sogar, irgendwie in sein Bewusstsein vorzudringen. „Harry...“, brachte er mühsam hervor. Der Name war mehr gehaucht und gestöhnt als gesprochen. „Harry... ich...“ Zu spät. Seine Lenden zogen sich einen Augenblick lang zusammen, dann schlug der Orgasmus als heiße Woge über ihm zusammen und ließ ihn die Kontrolle vollends verlieren. Das einzige, was er noch hervorbringen konnte, war Harrys Name... ~*~*~*~ Harry hatte die Spitze gerade erreicht, als er seinen Namen vernahm. Viel zu leise, um wirklich ernsthaft in Erwägung zu ziehen, aufzuhören. Er streichelte über die Hüfte zum Bauch, als er unter seinen Lippen ein leichtes Zittern ausmachte. Und im nächsten Moment lief die warme Flüssigkeit von Dracos Lustattacke über seine Wange. Harry öffnete die Augen wieder, lächelte leicht, während Draco vor ihm an der Tür herunterrutschte. Er hob die kaputte Hand, um sich damit über die Wange zu wischen, betrachtete das weiße, leicht klebrige Zeug. Wie schmeckte das wohl? Bisher hatte Draco immer viel zu schnell alles entfernt, aber jetzt… Er hob die Hand weiter und steckte sich den Zeigefinger in den Mund. Zuerst schmeckte er gar nichts, was doch eigentlich nicht sein konnte. Seltsam. Wirklich seltsam. Alles schmeckte doch nach irgendwas, oder? Es schmeckte. Erst salzig, dann bitter. Sehr bitter. Und im ersten Moment dachte er, es zöge ihm den Mund zusammen und er würde sich übergeben müssen, doch es wurde besser. Er bekam das unter Kontrolle, schüttelte sich trotzdem leicht. Bittere Dinge waren nie sein Fall gewesen. Er hasste diese Geschmacksrichtung. Aber das hier… Er betrachtete das weiße Zeug auf seiner Hand noch einmal. Es war doch von Draco, oder? Dann konnte es doch eigentlich nicht schlecht schmecken. Das wäre nicht fair. Das würde bedeuten, dass er nicht alles von ihm lieben würde, oder? Aber andererseits grauste es ihn davor, noch einmal davon zu probieren. Der Nachgeschmack… Er hatte das Gefühl, als hätte er Tante Petunias Leibspeise Chicoreesalat gegessen. Das Zeug war auch immer so elendig bitter gewesen! ~*~*~*~ Draco hatte die Augen halb geschlossen und keuchte leise. Er fühlte sich vollkommen... erledigt. Erschöpft und... verdammt gut. Langsam öffneten sich seine Augen wieder und erst jetzt bemerkte er, dass er auf der Erde saß. Die Beine leicht angewinkelt und gespreizt, seine Hose und die Boxershorts immer noch um den Knöcheln. Und Harry kniete vor ihm, leckte gerade etwas von seinem Sperma von den Fingern und verzog das Gesicht. Das war so... unwirklich. Und so verdammt niedlich... Er lächelte matt, zog Harry an sich und küsste ihn. An seinen Lippen hing auch noch etwas von der weißen Substanz, die Draco einfach mitküsste und mit der Zunge beseitigte, als er lockend über die Lippen strich. Komischer Geschmack... Bisher hatte er sich noch nie selbst geschmeckt, aber wenn das so schmeckte... Dann war das halt so. Außerdem wartete Harrys süßer Mund auf ihn. Da war ein bisschen Bitterkeit doch gar nichts gegen. ~*~*~*~ Harry ließ sich sofort auf den Kuss ein. Draco war süß und das war eine willkommene Abwechslung. Außerdem erinnerte ihn die leichte Vorwärtsbewegung daran, dass er diesmal etwas zu kurz gekommen war. Auch wenn seine Erregung dank der unangenehmen Erfahrung des bitteren Geschmacks ziemlich abgenommen hatte. Noch jetzt schauderte er leicht bei dem Gedanken daran. Aber Dracos Kuss… Weiche Lippen, warmer Mund, süßer Geschmack, der den bitteren nach und nach überlagerte. Er liebte ihn. Innig. Das wurde ihm wieder einmal bewusst. Er wollte ihn wieder küssen. Immer und immer wieder. Und er wusste einfach, dass es ihm gefallen haben musste. Er sah so wunderschön aus. Mit der sauberen Hand strich er über seine Wange und lächelte. Vorsichtig drückte er seine Lippen erneut gegen Dracos, öffnete seinen Mund und kam dessen Zunge entgegen, schmiegte sich an ihn. Seine Augen flatterten kurz auf, um Erlaubnis zu suchen. Oder war Draco zu müde? ~*~*~*~ Harrys Lippen waren warm, um nicht zu sagen heiß. Draco lächelte in den Kuss hinein, intensivierte ihn noch mehr. Draco zog ihn noch etwas näher an sich und konnte nun allzu deutlich spüren, dass Harry - natürlich - noch immer sehr erregt war. Vorsichtig gesagt... Er drückte sich von der Tür in seinem Rücken ab, drängte Harry sanft zu Boden und kniete über ihm. Beiläufig strampelte er Hose, Boxershorts und Schuhe ab. Entschieden streifte er ihm endlich diesen verfluchten Pullover ab und begann die nackte Haut darunter zu liebkosen. Erst nur mit der Hand, dann mit Lippen und Zunge. Er begann am Halsansatz, umspielte erst das Schlüsselbein und knabberte leicht daran. Kurz verharrte er an dem roten Mal, dass er Harry gestern verpasst hat. Ganz sachte leckte er darüber, beinahe schon entschuldigend. Allmählich wanderte er tiefer, ließ sich Zeit und gab ihn Ruhe das zurück, was ihm Harry gegeben hatte. Er wollte beides. Harry Freude bereiten und ihn gleichzeitig genießen... Voll und ganz genießen. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Das war aber nicht sein Plan gewesen, aber dennoch… Es war angenehm. Seine Berührungen waren der Hammer und er beschloss es hinzunehmen. Er wusste ja, wie schön es war, zu geben, da wollte er Draco nichts schuldig bleiben. Zumal es wirklich schön war. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er strich mit der Rechten über Dracos Ohr. Da kam er ran, ohne sich verdrehen zu müssen. Und wenn er es recht bedachte, dann hatte er dieses noch nicht blind erkundet. Das holte er jetzt nach, doch irgendwie blieb nichts wirklich hängen. Viel zu sehr vereinnahmten ihn Dracos Bemühungen. Jedem einzelnen Schauder spürte er doppelt und dreifach nach, sein Rücken wölbte sich jeder noch so zufälligen Berührung entgegen. ~*~*~*~ Draco lächelte weich bei Harrys heftiger Reaktion. Behutsam schlossen sich seine Lippen um Harrys Brustwarze und saugten erst daran, ehe er leicht zu knabbern begann. Gleichzeitig fuhr seine freie rechte Hand ganz eben Harrys Seite entlang. Dieser Laut, den sein Freund dabei ausstieß, war einfach zu herrlich. Weiter ging es bis zum Bauchnabel, den er lange umkreiste, ehe er neckend in die kleine Kuhle vorstieß. Die nächste Etage... Da war der Hosenbund. Dieses dumme Ding, das sich gerade schon hartnäckig geweigert hatte, wegzugehen. Aber jetzt würde es keine Chance haben, sich zu weigern. Er erhob sich etwas und zog dann langsam die Hose herunter, half Harry dabei die Beine komplett herauszuziehen und wo er gerade dabei war, beseitigte er auch die lästigen Schuhe. War doch angenehmer ohne... Jetzt war er es, der bei Harrys Boxershorts verharrte und dort vorwitzig unter dem Gummizug mit seinen Fingerspitzen entlang strich. Dann ließ er davon ab, rutschte etwas weiter hinunter, ließ seine Hand mit ganz bewusstem Druck etwas tiefer wandern und verharrte einen Augenblick lang auf Harrys Erregung. Er streichelte sich tiefer und liebkoste die empfindliche Haut an der Innenseite seiner Oberschenkel. Mit einem lasziven Lächeln beugte er sich vor und strich mit der Zunge darüber. Faszinierend, wie Harry zusammenzuckte... Wie sich seine Muskeln darunter bewegten. Vorsichtig strich er mit der Rechten über das Bein nach oben, fuhr langsam unter die Shorts und tastete sich allmählich vorwärts. Da... Ganz sachte strich er über die prallen Hoden. ~*~*~*~ Harry keuchte auf, riss die Augen auf und konnte nicht anders, als den Kopf in den Nacken zu legen. Seine Hände krallten sich in den Boden, fanden in dem Teppich aber kaum Halt. Zu kurz waren die flauschigen Fasern. Schon jetzt tanzten weiße Punkte vor seinen Augen. ~*~*~*~ Draco streichelte ihn weiter, liebkoste die Wurzel seines Gliedes und zog dann langsam die Hand zurück, was ihm einen leisen Protestlaut von Harry einbrachte. Gemächlich schob er die Boxershorts herunter, zelebrierte das Ausziehen regelrecht, ehe er das gestreifte Ding einfach beiseite warf und sich wieder dem Jungen unter ihm widmete. Er schob Harrys Beine ein wenig auseinander und setzte sich dazwischen. Sachte streichelte er mit beiden Händen über seine Beine, hinauf bis zu den Hüftgelenken. Der Blonde beugte sich vor und strich mit der Zunge über die leicht hervorragenden Knochen und knabberte leicht daran. Die eine Hand schloss er vorsichtig um die Hoden und knetete sie behutsam. Mit der Zunge wanderte er allmählich tiefer. Er musste unwillkürlich lächeln, als ihn der weiche Flaum an Zunge und Nase zu kitzeln begann. Er war neugierig... Es hatte sich unglaublich angefühlt, was Harry vorhin mit ihm gemacht hatte. ...wie er wohl darauf reagieren würde? Er fuhr das aufgerichtete Glied mit der Zunge entlang und stupste neckend und zugleich neugierig gegen die samtige Spitze. Aus dem Augenwinkel blinzelte er zu Harry hinauf und beobachtete seine Reaktion. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige unterdrückte den leisen, sich lösen wollenden Schrei nur mit Mühe, presste die Augen wieder zusammen. Wuahhh! Was tat er denn da? Das war… Folter. Fies. Und unglaublich schön! Er wollte sich bewegen, zurückgeben, was er ihm gab, aber das konnte er kaum noch. Und er konnte es sich auch nicht wirklich erlauben, oder? Jetzt war Draco dran… Selbst seine Zehen versuchten inzwischen Halt auf dem Boden zu finden. Ihm war viel zu heiß. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht. Schien so, als wenn es Harry verdammt gut gefiel... Neugierig leckte er weiter über die samtige Haut. Irgendwie fühlte sich das verdammt gut an. Sachte fuhr er die Seiten des Gliedes entlang, streichelte sie mit der Hand, während er allmählich zu saugen begann. Die Reaktion darauf gab ihm Gewissheit, dass er gerade wohl wirklich alles richtig machte, denn Harry bäumte sich regelrecht auf und drückte den Rücken vollends durch. Äußerst zufrieden machte er weiter und ließ sich auch von einem ersten bitteren Geschmack nicht davon abbringen. Es war Harry... und alles an ihm gefiel ihm schließlich. Seine freie Hand benutzte er schließlich, um die empfindliche Haut an Harrys Oberschenkelinnenseite zu reizen, strich sachte weiter nach hinten, bis er den Rand der Pobacken erreicht und fuhr dort entlang. Wie konnte sich dieser Junge eigentlich überall so verdammt gut anfühlen? So sehr, dass er mehr wollte... Noch mehr. ~*~*~*~ Harry wimmerte, als er das Saugen spürte, wollte, dass er aufhörte. Er wollte ihm das mit dem bitteren Geschmack nicht antun, aber die weichen Lippen, die sich immer wieder von neuem um sein Glied legten, und die leicht raue Zunge, die bei jedem Saugen über seine Eichel strich, verwischten diesen Gedanken immer wieder. Bis er nicht mehr wusste, warum er sich eigentlich zurückhielt. Er begann Draco zu warnen, redete unverständliches Zeug, dass er aufhören sollte, sich zurückziehen, wie gut das war, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte, flocht immer wieder den Kosenamen ein, den er ihm gegeben hatte, bevor seine Barriere brach. Er kam, biss sich auf die Lippe, um nicht zu laut zu werden, spürte Schwärze um sich herum explodieren, weißes Licht hinter seinen Augen. Dann war da nur noch sein eigenes, leichtes Keuchen in seinem Bewusstsein. Wo war Draco? War er weggegangen? War er verschwunden? Bitte nicht. Er hob die Hände, konnte noch immer nicht richtig sehen. Auch das Sprechen war nichts weiter als ein klägliches Krächzen. „Dray?“ ~*~*~*~ Draco hatte Harrys Worte zwar vernommen, aber sich von den Bitten aufzuhören, nicht beirren lassen. Der Körper des Gryffindors sprach da doch eine nur allzu eindeutige Sprache... Und er genoss es, Harry auf diese Weise zu verwöhnen, ihn alle möglichen Ebenen der Lust durchleben zu lassen. Dann war sein Mund auf einmal vollkommen von einem neuen Geschmack angefüllt. Neugierig ließ er ihn sich bewusster werden. Salzig, bitter. Ähnlich, wie er es vorhin schon geschmeckt hatte. Aber nicht unangenehm... Es war Harry. Er lächelte und ließ langsam von seinem Glied ab, leckte noch einmal abschließend über die Spitze und wischte sich dann den Mund ab. Ohne weiter darüber nachzudenken, schluckte er die fremdartige Flüssigkeit. Dann krabbelte er langsam über Harry und küsste ihn sacht auf die Lippen. „Du bist wirklich... wunderschön. Und du schmeckst gut...“ ~*~*~*~ Harry tastete nach ihm, blinzelte, als die Farben und Formen wiederkamen und die Schwärze sich verzog. Er begann zu lächeln. Was ein Kompliment. Er zog ihn zu sich runter und drückte ihn an sich. „Danke.“ Mehr sagen konnte er nicht, war noch viel zu erfüllt von dem eben erlebten, aber es kam aus tiefstem Herzen. Das war wirklich Wahnsinn gewesen. Einfach herrlich. Im Nachhinein. Die Augen schließend kuschelte er sich an ihn. Schlafen… oder mussten sie jetzt noch irgendwas machen? Nein… Er seufzte zufrieden. ~*~*~*~ Draco lächelte weich über Harrys Reaktion. Als wenn es notwendig wäre, sich zu bedanken... Als Harry sich an ihn kuschelte, war er wirklich versucht, ihm nachzugeben und einfach liegen zu bleiben. Aber... „Wir sollten ins Bett gehen, Kätzchen... Oder willst du wirklich auf dem Fußboden schlafen?“ ~*~*~*~ „Hm…“, grummelte Harry. Das war ihm momentan so vollkommen egal… Aber andererseits hatte Draco ja Recht. Es war kühl und schon jetzt begann er zu frösteln. Lange konnten sie hier wirklich nicht liegen. „Will nicht aufstehen.“, murmelte er dennoch trotzig. ~*~*~*~ Der Slytherin musste lachen. „Trotzkatze.“ Grinsend machte er sich aus Harrys Umarmung frei und richtete sich halb auf. „Muss ich dich etwa ins Bett tragen?“, neckte er ihn und streichelte ihn sanft über den Bauch. Sofort wurde er mit einer Gänsehaut belohnt. Harrys Nerven waren eindeutig alle noch angespannt und voll auf Empfang. ~*~*~*~ Harry blickte ein bisschen leidend zu ihm hinauf. Er war einfach weggegangen. Aus seiner Umarmung gegangen. Und jetzt wurde es wirklich kalt. Und dann auch noch so ein fieses Wort… Trotzkatze… „Ja, trag mich!“, meinte er im Scherz und streckte die Arme nach ihm aus. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco beugte sich vor, schlang seine Arme um den Gryffindor und richtete sich auf. Bei Merlin, der Junge sollte wirklich mehr essen! So leicht, wie er war! „Zufrieden?“, erkundigte er sich, als er stand und Harry wirklich hochgehoben hatte, sodass dessen Füße den Boden nicht mehr berühren konnten. Seine Arme hatte er um die Taille des schmalen Jungen geschlungen und jetzt drückte er ihn fest an sich. ~*~*~*~ Harry war jetzt rot bis über beide Ohren, nickte aber trotzdem. Bis er zu lächeln begann. „Du bist süß.“, flüsterte er und strich ihm mit der Rechten über die Wange, küsste ihn dann sachte. ~*~*~*~ Draco lächelte nur und erwiderte den Kuss. „Ich kann dich jetzt sogar herumwirbeln...“ Seine grauen Augen glitzerten übermütig, als er genau das tat. Atemlos blieb er wieder stehen und grinste. „Gut, oder?“ ~*~*~*~ Harry hatte sich an ihm festgekrallt und lächelte nun gequält. Solche Scherze waren definitiv nicht gut für seine Hand. Aber was machte es schon? Wenn es ihm Spaß machte… „Das ist gar nicht gut.“, murmelte er. „Du hebst dir einen Bruch. Ich bin zu schwer!“ ~*~*~*~ „Das letzte, was du bist, ist zu schwer...“, gab Draco zurück und trug Harry nun zum Bett hinüber, auf das er ihn sachte sinken ließ. „Du isst nicht genug.“ Er piekste ihn zur Bestätigung in die Seite. Er krabbelte zu dem Gryffindor und zog die Decke über sie beide. ~*~*~*~ „Ich esse wohl genug.“, maulte Harry und kuschelte sich dann an ihn. „Was kann ich denn dafür, wenn ich keinen Hunger mehr habe oder Snape sein Training immer aufs Abendbrot legt?“ Das stimmte, auch wenn es ihm bisher selten aufgefallen war. Er verpasste häufig das Essen wegen Sondertraining. Würden die anderen nicht darauf achten, dass er genug aß, würde es wahrscheinlich noch weniger sein. Deswegen brachten sie ihm auch immer etwas mit. So wie Draco gestern Abend… Vielleicht aß er ja doch nicht genug. „Ich versuche, das zu ändern, ja?“ Er fühlte sich schuldig, dass sie immer auf ihn Acht geben mussten. ~*~*~*~ „Hey, das war kein Vorwurf...“ Draco strich ihm durch die Haar und streichelte ihm zärtlich den Rücken. „Wir sollten vielleicht noch ein paar Sprüche für dein Lieblingsessen lernen, was?“ Oder eben die Küche besuchen. Aber da konnten sie Dobby über den Weg laufen und diesem kleinen Mistkerl wollte Draco immer noch am liebsten den Hals umdrehen. Also besser nicht die Küche. „Wir müssen mal Hermione fragen... Sie weiß sicher, wo man solche Sprüche findet... Und jetzt denk nicht mehr dran, okay?“ ~*~*~*~ Harry nickte, seufzte und kuschelte sich an ihn. Dann grinste er. „Ja, sie wird nicht eher Ruhe geben, bis sie diese Sprüche dann kennt und dir vermittelt hat. Sie ist eine gute Mutter.“ Vorsichtig legte er den Arm auf Dracos Taille und schloss dann die Augen. „Wahrscheinlich kriegst du von ihr auch noch einen Ernährungsplan und die genaue Uhrzeit, bei der du mich füttern sollst…“ Das war fies, aber er meinte es nicht böse. Es war Hermiones gute Seite, dass sie immer alles im Blick hatte. Auch wenn es manchmal ziemlich nerven konnte. ~*~*~*~ „Das dürfte nicht nötig sein...“ Draco lachte leise. „Ich kenne dich verdammt gut. Schon vergessen?“ Zielsicher strich er über eine Stelle an Harrys Bauch, wo er wirklich empfindlich war. „Ich glaub, ich brauche niemanden, der mir Tipps gibt. Oder?“ ~*~*~*~ Harry schauderte und murrte leise, bevor er Dracos freche Finger einfing und sie mit seinen verschränkte. „Nicht wirklich, wie es scheint.“, murmelte er, dann lächelte er ihn an. „Wollen wir schlafen? Ich bin verdammt müde jetzt.“ Dabei war es gerade mal zehn Uhr. ~*~*~*~ „Hm...“, machte Draco leise und zog ihn noch etwas näher an sich. „Wird ein anstrengender Tag morgen...“ Er seufzte leise. Anstrengend war wahrscheinlich noch untertrieben... Seine Mutter wurde beerdigt. Und er würde seinem Vater wieder gegenübertreten müssen. Und vermutlich noch einem Teil seiner Verwandtschaft und des reinblütigen Teils der Zauberergesellschaft, den er lieber nicht sehen wollte... ~*~*~*~ Harry nickte nur noch, bevor er langsam abdriftete. Ja. Anstrengend. Unterricht, Training bei Snape, Unterricht. Essen, Unterricht… Viel zu viel Unterricht. Warum musste er Astronomie auch belegt haben… Aber zu ändern war das nicht. Zu schade. Wirklich. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I'm ready to fall To give you my all Cause you're everything I'll ever want It's amazing to me How far we can see Our horizon goes on and on ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hormongesteuerte Teenager... Muss man noch was sagen? Shirokko: Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Ich hab die Zwillinge liiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeb! Die sind soooooooooooo toll!!! *nenkullerkeksfreu* Ein Schritt weiter (zens.) -------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 86: Ein Schritt weiter Begegnung 87: Iuvenis Respondere Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richard Marx – The edge of forever Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 86: Ein Schritt weiter Gegen Abend verabschiedeten sich Ron und Harry zum Quidditchtraining, da Angelina ihnen nicht freigegeben hatte. Und das, obwohl es wirklich in Strömen regnete! Das dunkelhäutige Mädchen hatte einfach kein Mitleid mit ihrer Mannschaft. Aber zumindest zwei Menschen nahmen ihr das nicht übel: Fred und George. Die beiden hatten sichtlich ihren Spaß, zumal die Würdenträger mit auf den Bänken saßen und sie anhimmelten. Es war mitten im Training, als Fred Harry vor einem Klatscher rettete, dem dieser kaum hatte ausweichen können. Er hatte reagieren wollen, aber es war nicht gegangen. Der linke Arm tat ihm noch immer weh. Blaises Zauber hatte wirklich hervorragend getroffen. Außerdem fühlte er sich nass und unwohl. „Was treibst du denn heute?“, rief der Junge fröhlich und blieb neben ihm. „Bist du etwa krank?“ Sein Blick wurde lasziv. „Oder bist du doch Uke?“ Harry blickte ihn irritiert an, was Fred kaum bemerkte, weil der Klatscher zurückkam und er ihn abwehrte. So stellte er die Frage, die auch seine Augen schon vermittelt hatten. „Was ist das überhaupt?“ Immer wieder fragten sie danach, aber woher sollte er bitte wissen, wie er darauf antworten sollte, wenn er nicht wusste, was das war? Die Frage bewirkte, dass Fred mitten im Ausholen losprustete und mit Karacho an dem Klatscher vorbei schlug, so dass er dem schwarzen Ball ausweichen musste, wollte er nicht getroffen werden. Und das Lachen wiederum lockte George an. „Was ist so lustig?“ Fred blickte zu ihm hin und sofort brach er wieder vor Lachen fast zusammen. Er zeigte im Flug zu Harry, schüttelte nur hilflos den Kopf, während er die restlich verbliebene Konzentration darauf verwenden musste, nicht vom Besen zu fallen. Allein zur Sicherheit flog George schon zu ihm hin und stützte ihn. „Was?“ Und da Fred noch immer nicht antworten konnte, tat es Harry eben selbst. „Er beölt sich darüber, dass ich nicht weiß, was Uke ist.“, erklärte er mit einem bösen Blick auf Fred, der beinahe sofort eine neue Welle von Lachattacken ertragen musste. George grinste auch bis über beide Ohren. Was bitte war mit den beiden los? Und was bedeutete dieses dämliche Wort? Klang fast wie Unke… „Ich seh schon.“, murrte er und bedachte die Zwillinge mit einem abschätzigen Blick. „Ihr werdet es mir also nicht sagen.“ „Doch, doch! Schließlich wollen wir ja eine Antwort!“, warf George sofort ein und zerrte seinen Bruder samt Besen zu Harry. „Uke ist der, der unten liegt!“ Harry starrte ihn entgeistert an. „Was?“ Sollte das etwa diese wahnsinnig lustige Erklärung sein? Hatten die beiden sie denn noch alle. „Beim Sex!“ Das verwirrte Harry jetzt doch noch mehr. Lag denn einer von ihnen unten? Okay, vorgestern hatte er unten gelegen, aber dann wieder oben. Und sonst… konnte man das so eindeutig festlegen? Und selbst wenn… Was war denn so schlimm daran? Sein verwirrter Ausdruck ließ den lachenden Fred verstummen und ihn mit George einen Blick wechseln. „Du hast immer noch keine Ahnung, wovon wir reden, stimmt’s?“, fragte er, dann grinsten sie und nahmen ihn in die Mitte. „Hey, Angie! Wir sind kurz mal weg!“, brüllte George quer über den Platz und schon drängten sie ihn durch den Regen hinter den Zuschauertribünen zum Landen. Vollkommen gleichgeschaltet. Faszinierend. Fred übernahm wieder. „Wie kann es sein, dass du mit einem Jungen gehst und davon keine Ahnung hast?“, fragte er mit offensichtlicher Neugier in der Stimme. „Schlaft ihr gar nicht miteinander?“ Harry wurde rot. Wie war das gerade? Was sollte denn diese Frage? „Was geht denn dich das an?“ Seine Stimme war schrill und seine Wangen brannten. Himmel und Hölle! Was wollten die von ihm? Die beiden blickten ihn entgeistert an. „Das ist nicht dein Ernst!“ George. „Das kannst du uns nicht erzählen!“ Fred. „Ihr habt wirklich noch nie…?“ Harry konnte gar nicht antworten. Er war wie gelähmt bei der Frage. Er war erstarrt und konnte nicht einmal gehen, obwohl er es gerne getan hätte. Die beiden hatten ihn wahrlich geschockt. „Das kann doch gar nicht sein.“, plapperten sie munter weiter. „Hat das irgendeinen Grund?“ „Spielt er vielleicht doch nur mit dir?“ „Oder willst du nicht?“ „Hast du etwa Angst?“ „Oder wisst ihr einfach nicht, wie es geht?“ „Wenn es nur das ist… Wir haben da so eine Anleitung, wie es auch zwischen Männern nicht wehtut!“ „Wir könnten sie dir geben.“ „Wenn du das willst.“ „Es ist wirklich ganz einfach.“ „Wenn man den Uke gut genug vorbereitet, dann tut es auch nicht weh!“ „Natürlich muss sich der Seme beim Eindringen auch zurückhalten.“ „Ja, wenn er zu schnell eindringt, dann könnte es sein, dass er seinen Partner verletzt!“ Harry hatte das Gefühl, einem Feuermelder Konkurrenz zu machen. Sie sprachen nicht wirklich so hemmungslos davon, oder? Das konnte nicht wahr sein. Nicht wirklich. Oder? „Er muss es zärtlich tun.“ „Und ihr müsst etwas Glitschiges verwenden, weil Männer nicht von Natur aus feucht werden können.“ „Gleitcreme oder so.“ „Vaseline tut es auch.“ „Aber die Zaubererwelt hat da wunderbare Erfindungen gemacht. Mittel, die einen bestimmten Geschmack haben oder welche, die Hitze verursachen. Oder ein leichtes Vibrieren!“ „Das wird auf das steife…“ „STOP!“, brüllte Harry dazwischen und die beiden Rotschöpfe verstummten augenblicklich. „Das kann ich nicht glauben!“ Seine grünen Augen funkelten. „Wie könnt ihr es wagen…“ „Ach Harry, nun zier dich nicht so!“ „Genau. Wenn ihr es alleine nicht schafft, dann müsst ihr euch Hilfe suchen.“ „Wir helfen euch doch gerne.“ „Ihr seid doch so ein süßes Paar!“ „Und Draco wirkt immer so unbeholfen.“ „Und du hast nach unseren Ermittlungen keinerlei Erfahrungen.“ „Wir haben Mitleid mit euch!“ „Na danke!“, knurrte Harry missmutig und strich sich das Wasser aus den Augen. Scheißregen. „Und deshalb darf ich mir von euch sagen lassen, was wir zu tun haben, ja?“ „Nein. So war das ganz und gar nicht gemeint.“, wehrte Fred ab. „Wir wollten euch nur unter die Arme greifen.“, stimmte George seinem Bruder zu. „Schließlich kann es auch zwischen Männern zu wunderschönen Empfindungen kommen.“ Harrys Augen verengten sich. Moment mal. Sprachen die beiden da etwa aus Erfahrung? „Ja. Wir wetten, dass ihr uns dankbar sein werdet!“ „Ihr werdet es nie wieder anders tun wollen!“ Sie hatten Erfahrung. Definitiv. Klasse. Harry seufzte. Trotzdem… Das von ihnen zu hören… „Und vielleicht kann es auch die Spannungen in eurer Beziehung abbauen.“ „Wir haben keine Spannungen in unserer Beziehung!“, fauchte Harry. „Wie kommt ihr auf so einen…“ „Na, so wie du momentan drauf bist. Oder er…“ „Ihr benehmt euch wirklich komisch momentan.“ „Jungs?“ Angelina flog über ihnen entlang. „Genug gequasselt! Auf zum Training!“ „Gleich, Angie!“, flötete Fred zurück und sie verschwand mit einem strengen Nicken wieder. George grinste. „Also, nimm unsere Anleitung einfach mal mit.“ Er steckte einen gefalteten Zettel in Harrys Brusttasche. „Und das hier am besten auch.“ Fred ließ eine kleine Dose folgen und keinen Lidschlag später waren sie beide wieder verschwunden. Harry starrte ihnen nach. Was war das denn jetzt gewesen. So was hatte er bei denen wirklich noch nie erlebt. Schon viel, aber so eine Dreistigkeit… „Mann, oh Mann!“ Den Rest des Trainings war er unkonzentriert und flog schlecht. Er hatte schon beim Start seinen Arm überbelastet, weil er ihn vergessen hatte, und so tat er ihm jetzt noch mehr weh als zuvor. Die grinsenden, übermütigen oder lasziven Blicke der Zwillinge ignorierte er. Nach dem Training war er sofort verschwunden. Noch im Quidditchumhang, den er trocken gehext hatte, machte er sich auf den Weg zu Snapes Büro, den Besen mit der rechten Hand tragend und die Ohren hochrot. Die ganze Zeit über verfolgten ihn die Worte der Zwillinge, als würde das Echo in seinem Kopf wieder ein Echo auslösen. Oh Mann, war ihm das peinlich! Von diesem Gespräch durfte Draco auf keinen Fall jemals erfahren! ~*~*~*~ Snape war penetrant und irgendwie hatte Draco das Gefühl, dass die überdimensionale Fledermaus ihren Frust über Harrys Fortschritt bei ihm ablud. Klasse. Jetzt tobte der Zaubertränkelehrer schon wieder durch seine Gedanken und er bekam ihn da nicht raus! Er sollte Harry dringend fragen, wie er das hinbekommen hatte. Ganz dringend. Und wieder rannte Snape gegen diese verdammte Tür an. Wieder und wieder und wieder. Das war der einzige Ort, von dem Draco ihn fort bekam. Der einzige... Snape zog sich aus seinen Gedanken zurück und funkelte ihn aus seinen schwarzen Augen an. Stumm wischte sich Draco einige verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn. Verdammt, warum bekam er Snape aus diesem Raum raus? Weil er ihn dort nicht drin haben wollte. Was, wenn... er einfach nur den Willen haben musste? Willen und Kraft...? „Genug für heute...“ Snape winkte ab. „Du kannst gehen.“ Draco nickt und stand auf. „Gute Nacht, Sir.“ Der Zaubertränkelehrer wandte sich um und sah dem blonden Jungen noch nicht einmal nach, als er den Raum verließ. Draußen erwartete ihn schon Harry, was Draco sofort ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. „Hey...“ Er stockte. „Warum hast du so rote Ohren?“ ~*~*~*~ Harry beschloss, diese Färbung gleich mal auszuweiten und zu vertiefen. „Zwillis.“, nuschelte er unbestimmt und hoffte, dass Draco sich an das letzte Mal erinnern würde, wo sie ihn bedrängt hatten. Er hob die Arme und legte sie um Dracos Hals, drückte die Nase gegen den schwarzen Stoff an seiner Schulter. „Ich hasse sie.“ Gelogen… Aber er würde es verstehen. ~*~*~*~ Draco musste lachen und strich ihm sachte über die Wange. Sie glühte ja richtig! Bei Merlin, diesmal mussten sie ihn ja wirklich ganz akut in Verlegenheit gebracht haben. „Was haben sie diesmal angestellt?“, erkundigte sich der Blonde arglos, während er ihm liebevoll durch die Haare fuhr. ~*~*~*~ Hilfe… Harry bekam einen wahren Adrenalinschub. Er sollte ihm davon erzählen? Ernsthaft? Er wollte daran nicht einmal denken! Er hatte darüber bisher nicht einmal nachgedacht! Und jetzt… Jetzt spukten in ihm Bilder herum, die er da nicht haben wollte! Dracos… Und wie er damit in ihn… Uahhhhh! „Sie haben… haben… haben…“ Der Schwarzhaarige verstummte entsetzt wieder und drückte sich noch etwas enger an seinen Freund. „Sie waren der Meinung… über…“ Er holte noch einmal tief Luft. „Sie haben mich ausgequetscht. Wollten wissen, ob wir schon miteinander…“ Und schon wieder ein Adrenalinschub, als seine Phantasie fröhlich die Worte der Zwillinge in Bilder umsetzte. Und seine Wangen spiegelten diese ungewollten Erregungen natürlich mit wahrhaftiger Begeisterung wider. War ja logisch! ~*~*~*~ Draco konnte sich ein Lachen nur mit Mühe verkneifen. Harry war wirklich süß... Moment. So, wie es schien, hatten die Zwillinge Harry mit ihren Worten wirklich nicht kalt gelassen. Es sei denn, Harry hatte seinen Zauberstab da in der Tasche, was aber beim Quidditch wohl eher unwahrscheinlich war. „Mir scheint...“, raunte er leise an dem Ohr des Gryffindors und ließ seinen Atem ganz bewusst über dessen erhitzte Haut streichen, „…dass dich das, was sie gesagt haben, nicht wirklich kalt gelassen hat, oder?“ ~*~*~*~ Wenn es noch möglich wäre, dann wäre Harry nun mit Sicherheit noch dunkler im Gesicht geworden. Gesund konnte das jedenfalls nicht mehr sein, wenn er bedachte, wie viel Blut sich grad in seinen Wangen… und äh… auch weiter unten sammelte. Aber… Ganz langsam nickte er, schüttelte dann den Kopf, ohne auch nur zu wagen aufzusehen. Mann, war das ein fieses Gefühl. Ihm war kochendheiß, seine Handflächen schwitzten und immer wenn er glaubte, er hätte die Attacke der Zwillinge überwunden, kamen neue Bilder. Prekäre Bilder. Himmel hilf! ~*~*~*~ Harry war wirklich zu süß... Und es war verdammt verführerisch, ihn jetzt noch etwas mehr... zu reizen. Recht nachdrücklich schmiegte Draco seine Hüfte näher an Harrys Taille und spürte nur allzu deutlich, dass Harrys Erregung wirklich... stark war. „Du machst mich neugierig... Was haben sie nur gesagt?“ Geschickt schob er seine Hand unter die Quidditchrobe des anderen und strich mit kühlen Fingern über die erhitzte Haut. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige wimmerte leise. Draco… machte ihn grade verrückt. Wie konnte er ihm das antun? Er war doch eh schon vollkommen neben der Spur und dann reizte er ihn auch noch. Mit so einer Stimme und so fiesen Fragen. Dazu mit… diesen unfassbaren Berührungen! Woher wusste er nur, was er tun musste, um seinen Widerstand zu brechen? Kannte er ihn wirklich schon so gut? Und dann fiel ihm auf, dass Draco ebenfalls reagierte. Sein Körper sandte eindeutige Signale. Vielleicht hatte er ihn ertappt, aber er selbst war auch nicht besser. Ganz und gar nicht besser! Aber das machte es für ihn einfacher. Oder? Nein, eigentlich nicht. Es nahm ihm ein wenig die Scham, sich so kindisch vor ihm zu benehmen, aber die Scham wegen seiner Gedanken… die blieb. Dummerweise. Und sie hemmte all seine motorischen Fähigkeiten vollkommen. Und das war auch peinlich. ~*~*~*~ Sanft liebkoste Draco ihn weiter. Ihm selbst wurde jetzt langsam auch warm... Vorsichtig ausgedrückt. Behutsam drängte er Harry in einen Seitengang. Hier vor Snapes Büro so rumzustehen war vermutlich das Dümmste, was sie tun konnten. Und so schnell... würden sie wohl kaum hier wegkommen. Er hatte Harry schließlich mehr tragen als in eine Richtung dirigieren müssen. Bestimmt drückte er den Gryffindor gegen die Wand. Der Besen, den Harrys bis gerade noch festgehalten hatte, fiel klappernd zu Boden. Ebenso Dracos Schultasche. „Haben dir die Worte der Zwillinge so die Sprache verschlagen oder bin ich das?“, erkundigte er sich beiläufig, während er Harrys Oberteil nun noch ein Stückchen höher schob und mit den Fingern seinen Bauchnabel umkreiste. ~*~*~*~ Harry blickte flehend in Dracos graue Augen. Wollte er darauf auch eine Antwort? Wenn er ehrlich war, dann waren es eher seine Gedanken, die da das Sprachzentrum blockierten. Und Dracos ungehemmte Neugier, was es war, tat dann sein Übriges. Er war echt am Ende. Er spürte, wie Tränen sich in seinen Augenwinkeln sammelten, und unterdrückte sie heldenhaft, als er ein leises, zittriges Keuchen seinen Lippen entweichen ließ, weil er etwas sagen wollte, was ihm im nächsten Moment viel zu albern erschien, um auch nur noch darüber nachzudenken, diesen Gedanken zu beenden! Sein Geist hatte aufgegeben. Stattdessen übernahm jetzt sein Körper die Initiative. Längst schon stand er in Flammen, nur durch seine Scham hatte er dieses Gefühl unterdrücken können. Bis jetzt. Dracos sanfte Berührungen trafen jedes Mal Stellen, die ihm den Verstand rauben konnten, und das wusste der Blonde wahrscheinlich ganz genau. Feuer breitete sich in seinen Venen aus und er überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen, um Draco zu küssen, zog gleichzeitig den Kopf des Jungen zu sich, um es leichter zu haben. Irgendwo in seinen Lenden wütete Verlangen. Seit gestern schon, doch da war es angesichts der Situation nicht wichtig gewesen. Jetzt… war es anders, denn diesmal hatte sich sein Verstand schon frühzeitig abgeschaltet. ~*~*~*~ Draco war verblüfft, als Harry ihn urplötzlich stürmisch küsste und ihn leidenschaftlich an sich zog. Aber es gefiel ihm... Nur zu willig ließ er sich auf den Kuss ein, drängte seine Hüfte nur noch mehr gegen den Gryffindor und bewegte sich dabei leicht. Hitzig strich er über die weiche Haut seines Bauches, liebkoste noch mehr die kleinen Stellen, von denen er wusste, dass er Harry damit verrückt machte. Bei Merlin, wie sehr er das wollte! Und wie sehr er es genoss, dass es dieses Mal Harry war, der auf einmal die Initiative übernommen hatte. Das besaß einen ganz eigenen Reiz. Keuchend löste er den Kuss, rang nach Atem. „Und ich will immer noch wissen, was sie gesagt haben...“, raunte er und knabberte sachte an Harrys Ohrläppchen, bot ihm gleichzeitig seinen Hals schutzlos dar. ~*~*~*~ Das war ein Tiefschlag, denn augenblicklich kam eines der Bilder mit einer Wucht zurück, die ihn hätte umhauen können. Und das die Wallungen noch ein wenig vorantrieb. Hauptakteur: Gleitcreme… Widerwillig schüttelte er es ab. „Und ich will es am liebsten einfach nur noch vergessen!“, keuchte er, bevor er das Angebot annahm und Dracos Haut kostete. Warm, fest und seidenweich war sie am Hals. Dazu die Fortsetzung des Filmes… Fast war es zuviel für ihn und er kniff die Augen zusammen, um es endlich zu vertreiben, biss ein wenig fester zu, als er es gewollt hatte. Immerhin vertrieb das die Gedanken, denn es tat ihm leid und er leckte versöhnlich darüber, streichelte die Stelle darunter, an die er mit seiner noch immer um Dracos Hals geschlungenen Hand gerade noch herankam. ~*~*~*~ Draco keuchte auf, als Harry seinen Hals beinahe schon malträtierte. Gleichzeitig rann ihm ein Schauer über den gesamten Körper. „Und das...“, brachte er irgendwie halb keuchend, halb stöhnend hervor, „…macht mich noch neugieriger...“ Er krallte seine Hand beinahe schon in Harrys Taille und legte den Kopf in den Nacken, versuchte wieder zu Atem zu kommen. ~*~*~*~ Harry ließ ebenfalls von Draco ab. Aus einem anderen Grund. Wenn es Draco so sehr wissen wollte… vielleicht sollte er es ihm sagen. Vielleicht… vielleicht würde er dann aufhören, ihn daran zu erinnern, würde nicht mehr so oft nachfragen und ihm damit diese peinlichen Gedanken bescheren. Oder er würde es wahr machen… Augenblicklich schoss die Röte wieder in seinen Kopf. Was dachte er denn da? Das war ja wohl… das war doch… Das wollte er doch gar nicht! Das… Seine Augen weiteten sich leicht, als er erkannte, dass er es sehr wohl wollte. Die Zwillinge hatten ja im Grunde nicht wirklich ausgemalt, was sie gemeint hatten, aber… war es zwischen Mann und Frau nicht auch so? Irgendwas musste doch dran sein, wenn sie miteinander schliefen. Dass der Mann in die Frau eindrang. Und wenn das bei Männern auch ging. Sie hatten doch gesagt, dass es schön wäre, oder? Dass… sie hatten sogar behauptet, dass sie es niemals mehr anders tun wollen würden… Also… Er blickte zu Draco auf, fing seinen Blick ein und fragte stumm, ob er es wirklich wissen wollte. Irgendwie… war er noch immer unschlüssig. Seiner Meinung nach war es immer noch besser, wenn er es nicht wusste, aber andererseits… Er wollte wissen, wie es war, wenn man wirklich… vereint war. Das, wovon die komischen Menschen in Dudleys Fernseher immer schwärmten… ~*~*~*~ Draco blinzelte und blickte Harry fragend an. Warum hatte er aufgehört? Nachdenklich sah er aus, obwohl die grünen Augen noch immer äußerst erregt glänzten... Der Blonde seufzte leise und lehnte sich gegen Harrys Schulter und streichelte zart seinen Bauch weiter. „Beschäftigt es dich so, dass du nicht weitermachen willst?“, fragte er leise und schmiegte sich noch etwas näher. Bei Merlin, er wollte nicht aufhören... Er wollte... Nein, er riss sich zusammen, zwang sich unter Kontrolle. Wenn Harry nur vor seinen Gedanken weglaufen wollte, war das hier wohl kaum der richtige Weg... Er unterdrückte einen erneuten Seufzer. Auch wenn es... verdammt heiß war. ~*~*~*~ „Ich will schon.“, kam die leise Antwort ohne zu zögern. „Aber du willst wissen, was war. Es…“ Harry ließ seinen linken Arm vorsichtig von Dracos Schulter gleiten, kraulte mit der rechten Hand sachte seinen Nacken. Sein Blick ging ins Leere. „Es lenkt mich ab, wenn du danach fragst, und das will ich nicht. Das… das ist mir unangenehm.“ ~*~*~*~ Der Blonde hob den Kopf und schenkte Harry ein schiefes Lächeln. Das hatte er nicht gewollt. Wirklich nicht... Es war süß gewesen, wie verlegen sein Freund gewesen war und irgendwie... hatte es auch Spaß gemacht, ihn zu necken. Aber so... so hatte er es sicher nicht beabsichtigt. „Entschuldige... Ich... ich wollte dich nicht ärgern oder dafür sorgen, dass du dich unwohl fühlst...“ Zögernd gab er dem Gryffindor einen Kuss auf die Lippen. Ganz scheu und zurückhaltend. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an und strich ihm über die Wange. „Schon gut.“, sagte er leise und erwiderte den Kuss. „Vergiss es einfach. Am besten wir gehen hoch, sonst haben wir am Ende noch das zweifelhafte Vergnügen, Snape oder schlimmer noch Filch als Zaungast zu haben.“ ~*~*~*~ „Das fehlte ja noch...“ Draco verdrehte gespielt die Augen und bückte sich dann, um seine Tasche und Harrys Besen aufzuheben. Jetzt war er es, der sich unwohl fühlte... Na, wunderbar. Aber die Quittung hatte er wohl verdient. Ein wenig zögerlich machte er ein paar Schritte und verzog das Gesicht, als ihn seine Hose ganz akut daran erinnerte, dass sie augenblicklich verdammt eng war. Das hatte er wahrscheinlich auch verdient... ~*~*~*~ Harry folgte seinem Freund, nahm ihm den Feuerblitz ab, bevor er ihn unterhakte und ihn mit sich zog. Irgendwie hatte er es jetzt eilig. Er wollte schnellstens hoch, um das zu Ende zu bringen, was sie gerade unterbrochen hatten. Der gestrige Abbruch war genug gewesen! Kaum war die Tür zum Raum der Wüsche zugefallen, stellte er den Feuerblitz gegen die Wand und drückte Draco gegen die Tür, der er noch immer zu nahe war, küsste ihn verlangend. Heute würde er einen Abbruch nicht ertragen! Es war ihm egal, dass ein lautes Krachen ihm zu vermitteln versuchte, dass der Feuerblitz heute zum zweiten Mal den Boden küsste. ~*~*~*~ Und Draco war zum zweiten Mal an diesem Abend wirklich perplex. Mehr instinktiv als bewusst öffnete er die Lippen und ließ Harrys Zunge ein. Nach einem Augenblick der Erstarrung war er endlich in der Lage, selbst wieder aktiv zu werden. Seine Tasche fiel ebenfalls zum zweiten Mal heute zu Boden. Energisch schob er Harrys Quidditchumhang über seine Schultern, zwang kurz seine Arme beiseite, um ihm den Umhang abzustreifen und schob dann den Pullover hoch, liebkoste energisch seine Bauchmuskeln und fand dabei sofort die empfindlichen Stellen wieder. ~*~*~*~ Harry grinste leicht. Wow. Keine halben Sachen… Er reagierte. Bewusst und unbewusst. Sein Körper fing erneut Feuer, das Kribbeln und das Verlangen kehrten doppelt so stark zurück, in seinen Lenden pulsierte es auch wieder. Als hätten sie nie unterbrochen. Und seine rechte Hand schickte er auf Erkundungstour, während er die linke einfach still auf Dracos Schulter liegen ließ. Schnell fand er Dracos Brust unter dem Hemd, strich weich und sachte darüber. Ganz anders als gestern, schoss es ihm durch den Kopf. Wenn er daran dachte, wie wild und brutal es gestern gewesen war… Komisch. Das war doch nicht schön gewesen… oder? Leicht zwickte er in die kleine Erhebung, rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger, bevor es ihm zu dumm wurde. Das Hemd musste weg. Aber den Kontakt wollte er nicht abbrechen. Also anders. Er ließ von Dracos verführerischen Lippen ab und zog mit den Zähnen an der Krawatte, die sich tatsächlich löste. Wie schön… ~*~*~*~ Entschlossen schob Draco Harry den Pullover weiter hoch, scheiterte jedoch daran, dass dieser einfach nicht die Hände von ihm lösen wollte. Einen Augenblick später war es ihm vollkommen egal. Er legte den Kopf zurück und schloss halb die Augen. Seine Lider flatterten und er gab sich ganz Harrys Berührungen hin. Es war beinahe ein Wunder, dass er es schaffte, ihn noch weiter zu berühren und nicht voll und ganz passiv wurde... Ein heiseres Seufzen kam über seine Lippen. Fahrig tastete er nach Harrys Hosenbund, schaffte es immerhin den Gürtel zu lösen, scheiterte dann aber am Knopf. Dummes Ding... ~*~*~*~ Harry lächelte, als er diese Ergebenheit erkannte. Das war doch mal was anderes. Jetzt durfte er. Ganz alleine! Wie in der Dusche letztens. Das hatte ihm gefallen. Vorsichtig zog er seine Hand zurück und öffnete den ersten Knopf. Dass er das mit einer Hand hinbekam, machte ihn stolz, aber dummerweise benötigte er beim zweiten schon die andere Hand auch. Er benutzte sie. Trotz leichtem Schmerz in der Schulter. Morgen würde er Poppy besuchen. Und so versagten nach und nach alle Knöpfe und Schnallen, die Dracos Hüllen zusammenhielten, legten die blasse Brust frei. Schön war das anzusehen. Weiche, weiße Haut, wohlgeformt und stark… Verträumt lächelnd strich er darüber, bedachte jeden Zentimeter mit besonderer Aufmerksamkeit. Er wollte das sehen können, wie er Dracos Gesicht sehen konnte, wenn er die Augen schloss. Er wollte ihn ganz kennen. Ungewollt ließ er eine Gänsehaut unter seinen Fingern entstehen. ~*~*~*~ Draco erschauderte und seufzte leise auf. Das fühlte sich einfach unglaublich gut an... Zielsicher erwischte Harry all die Stellen, an denen er sehr empfindlich war. Er ließ seine Bauchmuskeln sich zusammenziehen und jagte ihm eine Gänsehaut nach der anderen über den Körper... Noch einmal versuchte er diesen hartnäckigen Knopf aufzubekommen und hatte endlich Erfolg. Nur weigerte sich die dumme Quidditchhose, artig herunterzurutschen... Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch voll und ganz von Harrys weiteren Liebkosungen in Beschlag genommen, ehe er noch irgendeinen weiteren Versuch unternehmen konnte, dieses dumme Stück Stoff wegzubekommen. Bei Merlin, wie machte er das? Er schien genau zu wissen, was er tat... Dracos Lippen waren leicht geöffnet und sein Atem ging immer schneller. Jeder kleine Fingerstreich, jede winzige Berührung, alles, was Harry tat, setzte ihn voll und ganz in Flammen. ~*~*~*~ Ganz vorsichtig strich Harry den Stoff weiter auseinander, legte nach und nach mehr Haut frei, bis Hemd und Umhang zwischen Draco und Tür eingeklemmt waren und keinen Millimeter mehr wichen. Es wäre so einfach, sie ganz zu entfernen. Er müsste ihn nur ein kleines Stückchen nach vorne ziehen, aber… Harry ließ sich ein wenig weiter nach vorne sinken, machte es wie vorher und begann an der Haut des schlanken Halses zu knabbern. Diesmal kam er sogar an die Kehle, die sich ab und zu bewegte. Es war gar nicht so einfach, sie einzufangen, um an ihr zu saugen, und gleichzeitig den Gürtel an der Hose zu öffnen, ohne den Körperkontakt zu sehr zu behindern. Aber wenn man die Prioritäten wie er falsch verteilte, dann musste man mit derlei Schwierigkeiten leben. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Draco lächelte weich über Harrys Reaktion. Als wenn es notwendig wäre, sich zu bedanken... Als Harry sich an ihn kuschelte, war er wirklich versucht, ihm nachzugeben und einfach liegen zu bleiben. Aber... „Wir sollten ins Bett gehen, Kätzchen... Oder willst du wirklich auf dem Fußboden schlafen?“ ~*~*~*~ „Hm…“, grummelte Harry. Das war ihm momentan so vollkommen egal… Aber andererseits hatte Draco ja Recht. Es war kühl und schon jetzt begann er zu frösteln. Lange konnten sie hier wirklich nicht liegen. „Will nicht aufstehen.“, murmelte er dennoch trotzig. ~*~*~*~ Der Slytherin musste lachen. „Trotzkatze.“ Grinsend machte er sich aus Harrys Umarmung frei und richtete sich halb auf. „Muss ich dich etwa ins Bett tragen?“, neckte er ihn und streichelte ihn sanft über den Bauch. Sofort wurde er mit einer Gänsehaut belohnt. Harrys Nerven waren eindeutig alle noch angespannt und voll auf Empfang. ~*~*~*~ Harry blickte ein bisschen leidend zu ihm hinauf. Er war einfach weggegangen. Aus seiner Umarmung gegangen. Und jetzt wurde es wirklich kalt. Und dann auch noch so ein fieses Wort… Trotzkatze… „Ja, trag mich!“, meinte er im Scherz und streckte die Arme nach ihm aus. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco beugte sich vor, schlang seine Arme um den Gryffindor und richtete sich auf. Bei Merlin, der Junge sollte wirklich mehr essen! So leicht, wie er war! „Zufrieden?“, erkundigte er sich, als er stand und Harry wirklich hochgehoben hatte, sodass dessen Füße den Boden nicht mehr berühren konnten. Seine Arme hatte er um die Taille des schmalen Jungen geschlungen und jetzt drückte er ihn fest an sich. ~*~*~*~ Harry war jetzt rot bis über beide Ohren, nickte aber trotzdem. Bis er zu lächeln begann. „Du bist süß.“, flüsterte er und strich ihm mit der Rechten über die Wange, küsste ihn dann sachte. ~*~*~*~ Draco lächelte nur und erwiderte den Kuss. „Ich kann dich jetzt sogar herumwirbeln...“ Seine grauen Augen glitzerten übermütig, als er genau das tat. Atemlos blieb er wieder stehen und grinste. „Gut, oder?“ ~*~*~*~ Harry hatte sich an ihm festgekrallt und lächelte nun gequält. Solche Scherze waren definitiv nicht gut für seine Hand. Aber was machte es schon? Wenn es ihm Spaß machte… „Das ist gar nicht gut.“, murmelte er. „Du hebst dir einen Bruch. Ich bin zu schwer!“ ~*~*~*~ „Das letzte, was du bist, ist zu schwer...“, gab Draco zurück und trug Harry nun zum Bett hinüber, auf das er ihn sachte sinken ließ. „Du isst nicht genug.“ Er piekste ihn zur Bestätigung in die Seite. Er krabbelte zu dem Gryffindor und zog die Decke über sie beide. ~*~*~*~ „Ich esse wohl genug.“, maulte Harry und kuschelte sich dann an ihn. „Was kann ich denn dafür, wenn ich keinen Hunger mehr habe oder Snape sein Training immer aufs Abendbrot legt?“ Das stimmte, auch wenn es ihm bisher selten aufgefallen war. Er verpasste häufig das Essen wegen Sondertraining. Würden die anderen nicht darauf achten, dass er genug aß, würde es wahrscheinlich noch weniger sein. Deswegen brachten sie ihm auch immer etwas mit. So wie Draco gestern Abend… Vielleicht aß er ja doch nicht genug. „Ich versuche, das zu ändern, ja?“ Er fühlte sich schuldig, dass sie immer auf ihn Acht geben mussten. ~*~*~*~ „Hey, das war kein Vorwurf...“ Draco strich ihm durch die Haar und streichelte ihm zärtlich den Rücken. „Wir sollten vielleicht noch ein paar Sprüche für dein Lieblingsessen lernen, was?“ Oder eben die Küche besuchen. Aber da konnten sie Dobby über den Weg laufen und diesem kleinen Mistkerl wollte Draco immer noch am liebsten den Hals umdrehen. Also besser nicht die Küche. „Wir müssen mal Hermione fragen... Sie weiß sicher, wo man solche Sprüche findet... Und jetzt denk nicht mehr dran, okay?“ ~*~*~*~ Harry nickte, seufzte und kuschelte sich an ihn. Dann grinste er. „Ja, sie wird nicht eher Ruhe geben, bis sie diese Sprüche dann kennt und dir vermittelt hat. Sie ist eine gute Mutter.“ Vorsichtig legte er den Arm auf Dracos Taille und schloss dann die Augen. „Wahrscheinlich kriegst du von ihr auch noch einen Ernährungsplan und die genaue Uhrzeit, bei der du mich füttern sollst…“ Das war fies, aber er meinte es nicht böse. Es war Hermiones gute Seite, dass sie immer alles im Blick hatte. Auch wenn es manchmal ziemlich nerven konnte. ~*~*~*~ „Das dürfte nicht nötig sein...“ Draco lachte leise. „Ich kenne dich verdammt gut. Schon vergessen?“ Zielsicher strich er über eine Stelle an Harrys Bauch, wo er wirklich empfindlich war. „Ich glaub, ich brauche niemanden, der mir Tipps gibt. Oder?“ ~*~*~*~ Harry schauderte und murrte leise, bevor er Dracos freche Finger einfing und sie mit seinen verschränkte. „Nicht wirklich, wie es scheint.“, murmelte er, dann lächelte er ihn an. „Wollen wir schlafen? Ich bin verdammt müde jetzt.“ Dabei war es gerade mal zehn Uhr. ~*~*~*~ „Hm...“, machte Draco leise und zog ihn noch etwas näher an sich. „Wird ein anstrengender Tag morgen...“ Er seufzte leise. Anstrengend war wahrscheinlich noch untertrieben... Seine Mutter wurde beerdigt. Und er würde seinem Vater wieder gegenübertreten müssen. Und vermutlich noch einem Teil seiner Verwandtschaft und des reinblütigen Teils der Zauberergesellschaft, den er lieber nicht sehen wollte... ~*~*~*~ Harry nickte nur noch, bevor er langsam abdriftete. Ja. Anstrengend. Unterricht, Training bei Snape, Unterricht. Essen, Unterricht… Viel zu viel Unterricht. Warum musste er Astronomie auch belegt haben… Aber zu ändern war das nicht. Zu schade. Wirklich. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I'm ready to fall To give you my all Cause you're everything I'll ever want It's amazing to me How far we can see Our horizon goes on and on ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hormongesteuerte Teenager... Muss man noch was sagen? Shirokko: Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Ich hab die Zwillinge liiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeb! Die sind soooooooooooo toll!!! *nenkullerkeksfreu* Iuvenis Respondere ------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 87: Iuvenis Respondere Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Snow Patrol – Signal Fire. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 87: Iuvenis Respondere Draco war früh wach. Er konnte irgendwann einfach nicht mehr schlafen. Die Gedanken an die Beerdigung erfüllten sein Bewusstsein. Beinahe verspürte er so etwas wie Bedauern, dass er gesagt hatte, dass er dorthin wollte... Vielleicht sollte er doch besser nicht gehen... Aber er war es seiner Mutter schuldig. Und er wollte sich wenigstens vernünftig von ihr verabschieden können. Er seufzte leise und blickte zu Harry. Der Gryffindor hatte sich eng an ihm geschmiegt, sein schwarzer Haarschopf ruhte auf Dracos Brust und ein paar der Haare kitzelten sein Gesicht. Liebevoll streichelte er ihm über die Schultern, ehe er wieder an die Decke starrte. Hatte er überhaupt schwarze Sachen? Verdammt. In seiner Schuluniform konnte er da ja kaum auftauchen... Seine Augen wanderten weiter zu der Uhr. Zeit aufzustehen... Zumindest, wenn er sich rechtzeitig fertig machen wollte... Zärtlich strich er Harry über die Wange und rutschte dann langsam beiseite. Vielleicht konnte er ja aufstehen, ohne ihn zu wecken... ~*~*~*~ Harry murrte leise, als sich die Wärmequelle entfernte. Was sollte das? War es schon so spät? Training? Hatte Blaise gerufen oder was? Müde blinzelte er ins Licht und streckte sich dann. Mann, er fühlte sich irgendwie nicht ausgeschlafen, dabei waren sie gestern doch so früh eingeschlafen. Und der Wecker hatte doch auch noch nicht geklingelt… Seit Hermione mitbekommen hatte, dass sie deshalb so häufig verschliefen, weil sie ihn nicht stellten, hatte sie das Ding verhext, sodass es eine eigene Intelligenz besaß und sich selbst anschaltete. Wieder blinzelte er. Vier Uhr. Was war denn jetzt los? War was kaputt oder so? Oder musste Draco nur auf Klo? Erschöpft schloss er die Augen wieder. Viel zu früh. ~*~*~*~ „Schlaf weiter...“, murmelte Draco leise und gab Harry einen Kuss auf die Stirn. Leise verschwand er im Bad. Wenig später stand er unter dem heißen Wasserstrahl und lockerte seine verspannten Muskeln. Sein Nacken tat heute irgendwie weh, aber nach einigen Minuten hatte sich das gegeben. Nachdem er sich abgetrocknet und seine Zähne geputzt hatte, kam er - mal wieder mit einem Handtuch bekleidet - ins Zimmer zurück. Vor dem Kleiderschrank blieb er stehen und begutachtete den Inhalt. Gut, eine schwarze Hose würde nicht das Problem sein. Davon hatte er zumindest zwei. Er betrachtete sie kritisch und nahm dann die Stoffhose heraus. Eindeutig stilechter als eine schwarze Jeans. Jetzt ein schwarzes Hemd... Er wollte nichts Weißes dazu tragen und auch nichts Graues. Nein. Es sollte alles schwarz sein... Bis auf die Krawatte. ~*~*~*~ Harry hatte sich beinahe fügen können und wäre wieder eingeschlafen, aber irgendwie… Dracos Lippen waren so seltsam kalt gewesen, seine Stimme belegt. Da war etwas nicht in Ordnung. Und er war schlagartig wach gewesen. Jetzt beobachtete er ihn schweigend. Schwarz. Alles schwarz. Vollkommen… Trauerfarben!, schoss es ihm durch den Kopf und plötzlich begann er etwas zu ahnen. Ron und die Zwillinge waren auch auf der Beerdigung von Percy gewesen. Ging Draco etwa… Er wurde blass. Das konnte nicht sein Ernst sein. Er ging doch nicht wirklich freiwillig in die Nähe seines Vaters, oder? Das… das Risiko konnte er nicht eingehen! Das war viel zu gefährlich! Seine Hände krallten sich in die Bettdecke und er konnte die Augen nicht von ihm lassen. Schwarz… ganz schwarz. Vollkommen… Er durfte nicht gehen! Ganz langsam kam wieder Bewegung in ihn und er krabbelte aus dem Bett, tapste über den Teppich zu ihm hin und umarmte ihn von hinten, drückte sich an ihn. Er würde ihn nicht gehen lassen! ~*~*~*~ Draco seufzte leise und lehnte sich gegen Harry. Zart strich er über seine Hände. „Du solltest besser noch schlafen... Kätzchen...“, sagte er leise und schlug die Augen nieder. Bei Merlin, warum konnte Harry nicht einfach mitkommen? Dann würde er sich tausendmal wohler fühlen. Aber es ging nicht. Es war für ihn zu gefährlich... Selbst ihn ließ Dumbledore doch nur mit sich selbst höchstpersönlich als Schutz gehen... Harry hatte doch noch nicht einmal mit zu der Beerdigung des Bruders seines besten Freundes gehen dürfen... Bei Merlin, was ging ihm eigentlich alles durch den Kopf? ~*~*~*~ „Du auch.“, kam die leise Antwort. Harry konnte gar nicht mehr lauter sprechen. „Ich will nicht, dass du den wieder siehst. Er wird wieder böse sein. Vielleicht behält er dich da, dann bist du weg und ich krieg dich nie wieder. Und…“ Er schluckte den Klos hinunter, der sich in seinem Hals zu bilden drohte. „Ich will dich nicht verlieren. Deine Mum würde es sicher verstehen, wenn du nicht gehst!“ ~*~*~*~ „Harry...“ Langsam wandte sich Draco um und zog den schmalen Körper zärtlich an sich. „Ich muss es tun... Ich will mich wenigstens von ihr verabschieden... Aber ich verspreche dir, dass ich zu dir zurückkomme...“ Liebevoll küsste er Harry auf die Stirn. Er konnte seine Angst verstehen. Er selbst traute seinem Vater auch nicht so recht. Er wusste nicht, was Lucius Malfoy bereits ahnte oder herausgefunden hatte. Sie waren viel zu naiv gewesen und das konnte sich jetzt rächen... Mit Sicherheit kam Dumbledore nicht unnötigerweise mit... „Ich werde nicht allein gehen, okay? Dumbledore kommt höchstpersönlich mit, um auf mich aufzupassen. Du musst dir keine Sorgen machen...“ ~*~*~*~ Dumbledore kam mit? Oh Mann. Und da sollte er sich keine Sorgen machen? Sicherlich gab es für diese besondere Vorsichtigkeit einen guten Grund! Harry lachte leise. „Das sagst du so einfach.“, flüsterte er und lächelte. „Draco, ich werde verrückt werden, wenn du bei ihnen bist.“ Und das war nicht einmal gelogen. Er hatte wahnsinnige Angst. ~*~*~*~ „Ich muss gehen. Es... geht einfach nicht anders. Ich werde es sonst wahrscheinlich für immer bereuen...“ Draco seufzte und kraulte Harry sanft den Nacken. „Mehr als versprechen, zurückzukommen, kann ich nicht...“ ~*~*~*~ Harry nickte. Er konnte ihn ja verstehen. Seine Mutter bedeutete ihm eben wieder etwas. Auch wenn sie tot war. „Ich weiß.“, murmelte er. Dann hob er leicht den Kopf. „Du, hör mal… Mione hat einen Spruch gefunden, der zwei Menschen berichtet, wie es ihnen geht. Auch wenn sie weit weg sind. Es… es ist nicht ungefährlich, weil es… Es ist wie bei den Gedankenbüchern, nur halt keine Worte sondern Gefühle. Ich… bitte, würdest du mir den Gefallen tun und dich so mit mir verbinden? Damit… damit ich sicher sein kann, dass es dir gut geht?“ Beinahe flehend blickte er in die grauen Augen. „Wir… wir können den Zauber danach ja wieder lösen…“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco lächelte weich und küsste Harry zärtlich, dann fuhr er mit seiner Zunge fordernd über dessen Lippen, verlangte Einlass. Harry ahnte vermutlich gar nicht, wie sehr er gerade all seine Standhaftigkeit und Sturheit brauchte, um nicht alles hinzuwerfen und zu sagen, dass er bleiben würde... Aber er konnte nicht. Er konnte einfach nicht... ~*~*~*~ Harry ließ ihn schwach lächelnd ein. Wenigstens der Zauber wäre da. Wenigstens dieser würde ihm versichern, dass er in Sicherheit war, dass es ihm gut ging. Und wenn sich das änderte, dann konnte er sofort reagieren. Schon jetzt wusste er in etwa, was er tun würde, wenn es soweit kam. Bitter drückte er sich gegen ihn, strich ihm mit der Rechten immer wieder über den Rücken. Er wollte ihn beruhigen, damit er es ihm nicht noch schwerer machte, aber ob das so funktionierte… das bezweifelte er doch ein wenig. Der Zauber würde das doch ziemlich genau rüberbringen… ~*~*~*~ „Dann solltest du jetzt Hermione wecken... Dumbledore wollte früh aufbrechen. Und wer weiß, wie lange dieser Zauber dauert.“ Behutsam schob Draco Harry von sich weg. „Und ich muss noch dieses verdammte Hemd finden...“ Stirnrunzelnd blickte er wieder in den Schrank. Er hätte darum gewettet, dass er irgendwo da drin ein schwarzes Hemd besaß. Nur wo? ~*~*~*~ Harry nickte, betrachtete ihn noch ein paar Augenblicke, bevor er sich sein Gedankenbuch aus der Tasche suchte und Hermione aus den Federn holte. Das Mädchen war nach einer kurzen Erklärung auch sofort dazu bereit. Sie würden sich treffen. In dem Klassenraum, wo sie letztens Duelle trainiert hatten. Sie bat nur um zehn Minuten Aufschub, damit sie sich anziehen konnte. Harry gab sie ihr. Sie selbst waren ja auch noch nicht fertig… „In zehn Minuten unten.“, sagte er leise. ~*~*~*~ „Okay.“ Draco lächelte ihm aufmunternd zu und kramte dann wieder im Schrank. Na also, da war es doch. Zufrieden zog er das schwarze Seidenhemd hervor. Und eine Krawatte... Genau, da war eine weiße. Wunderbar. Jetzt fehlten nur noch Unterwäsche, Socken und Schuhe. Sobald er alles hatte, ließ er das Handtuch fallen und zog sich an. Kritisch begutachtete er sich in dem Spiegel an der Innenseite der Schranktür. Seiner Mutter hätte er so wahrscheinlich gefallen... Mit einem leisen Seufzer suchte er noch seinen besten Umhang hervor und warf ihn sich über die Schultern. In dessen Taschen verschwanden sein Zauberstab und das Gedankenbuch mitsamt Feder. Es würde definitiv nicht schaden können, es dabei zu haben... ~*~*~*~ Draco war fertig und auch Harry hatte sich inzwischen angezogen. Wenn der Schwarzhaarige ehrlich war, dann gefiel ihm Draco in diesen Sachen sogar, auch wenn es etwas zu fein aussah für einen Jungen in seinem Alter. Dennoch: Hübsch war es. Sie gingen hinunter. Harry hatte Dracos Hand genommen, schwieg aber ansonsten, bis er bei Hermione ankam. Das Mädchen hatte sich ebenfalls nur schnell was angezogen, sah wild aus mit ihren ungekämmten Haaren, aber ihren Zauberstab und ein dickes Buch hatte sie dennoch dabei. Und nachdem ihr Harry noch einmal erklärt hatte, was er sich ausgedacht hatte, da leuchteten ihre Augen. „Es wird interessant sein, das mal auszuprobieren!“, freute sie sich, war wirklich Feuer und Flamme, während sie in dem Buch zu blättern begann und recht schnell fündig wurde. „So können wir prüfen, ob der Spruch für den Stichtag geeignet ist. Ich fände es wirklich vorteilhaft zu wissen, wie es den anderen geht und wer grade Hilfe braucht. Allerdings ist die Frage, ob das nicht zu lästig ist…“, plapperte sie weiter. Harry ließ sie. Es war ihm egal, welche Nebenwirkungen der Zauber hatte, solange er nur über Dracos Wohlbefinden informiert war. Er klammerte sich förmlich an Dracos Hand. Dann drehte sie sich plötzlich um. „Ich hab ihn. Aufgepasst, gebt euch die Hände. Es muss ein Kreis sein!“ Harry nickte und hob die linke Hand, um nach Dracos zu fassen. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie, doch er ignorierte es. Er würde danach zu Poppy gehen. „Iuvenis respondere!“, rief sie bestimmt und zwischen ihren Fingern entstand ein goldenes Leuchten, das ihre Arme hinaufwanderte und sich schließlich in ihren Herzen konzentrierte. Harry konnte das goldene Leuchten unter dem schwarzen Hemd ausmachen. Ganz deutlich. Und er spürte, wie sich seine Sorge in seinem Herzen sammelte und die Angst es schwer werden ließ. Im nächsten Moment schossen zwei Lichtblitze aufeinander zu, verbanden ihre Herzen miteinander, für etliche Sekunden wusste Harry nicht, was er davon halten sollte, dass die Sorge und die Angst jetzt nur noch schlimmer wurden, dass er kaum noch atmen konnte vor Furcht. Bis er die Trauer darunter ausmachen konnte. Er verstand. Draco hatte auch Angst. Sehr viel Angst. Und trotzdem wollte er gehen. Seiner Mutter zuliebe. Einfach so! Er biss sich auf die Lippe, als er noch etwas anderes spürte. Ein warmes Gefühl. Liebe. Die Liebe in seinem Herzen war jetzt wärmer, taute auf, wurde stärker. Und er begriff, dass das Dracos Gefühl war. Dass sich Dracos Gefühl mit seinem mischte. Sie empfanden in diesem Moment das gleiche. Angst, Sorge, Liebe für den anderen…. Tränen sammelten sich in Harrys Augenwinkeln, als die beiden Lichtstrahlen an Leuchtkraft verloren und schließlich verschwanden. Jetzt wusste er, dass Dracos Liebe noch stärker war, als er sich das vorgestellt hatte. Viel stärker und dabei hatte er sie doch schon als nicht wirklich gering eingeschätzt! Wow… Das war ein Gefühl, das ihn wirklich rührte. Es rührte ihn zu Tränen. Vor allem, weil er das alles jetzt riskieren wollte, um seiner Mutter das letzte Lebewohl zu sagen. Er wollte mit! Er wollte einfach nur mit! ~*~*~*~ Draco fiel das Atmen auf einmal schwer, so sehr schlug diese Woge von Sorge und Angst über ihm zusammen. Genau wie Harry brauchte er erst eine Weile, um zu begreifen, dass es die Gefühle seines Freundes waren, die er dort verspürte... Was ihn - genau wie Harry - überwältigte, war dieses starke Gefühl der Liebe, das unter all der Sorge und Angst glühte. Hell wie eine Sonne oder ein Stern... Ohne irgendein Wort zu sagen zog er Harry an sich. Er wollte etwas sagen, irgendwie dieses Gefühl ausdrücken, doch es ging nicht. Dafür gab es einfach keine Worte... Aber wahrscheinlich, wahrscheinlich würde Harry das jetzt eh spüren... ~*~*~*~ Dieser spürte es natürlich, auch wenn er es nicht unbedingt als Dankbarkeit wahrnahm. Es war zuviel, um es zu sortieren oder zuzuordnen. Und dann stand plötzlich Dumbledore in der Tür und begrüßte die drei Schüler mit einem freundlichen Lächeln. „Habt ihr euch verabschiedet?“, fragte er amüsiert und meinte dann hinzufügend: „Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, da ich durchaus vorhabe, am Abend wieder da zu sein.“ Harry ließ Draco aus der Umarmung und lächelte schwach. Er wollte es ihm nicht erklären, also sollte er doch denken, was er wollte. ~*~*~*~ Draco strich Harry sachte über die Wange. „Denk daran: Ich komme definitiv wieder...“ Er lächelte und blickte dann zu Dumbledore hinüber. „Wenn du so weit bist, können wir gehen, Draco.“ Der Schulleiter wirkte so zufrieden und fröhlich, als wenn er einen alltäglichen Ausflug machen würde. „Okay... Sir.“ Draco sah Harry noch einmal an und wandte sich dann ab, um zu Dumbledore hinüber zu gehen. „Lass den Kopf nicht hängen, Harry.“ Der Schulleiter schenkte auch Harry sein undefinierbares Lächeln. ~*~*~*~ Der Junge nickte nur, schwieg aber, dann waren die beiden weg. Hermione lächelte und umarmte ihn. „Vertrau ihm einfach.“, sagte sie. „Dumbledore ist stark.“ Harry nickte und schluckte den fetten Klos in seinem Hals herunter. „Ich weiß.“ Und trotzdem hatte er ein sauschlechtes Gefühl dabei, dass sie gingen. „Dann schau nicht so, als wenn übermorgen die nächste Beerdigung stattfinden würde.“ Sie wuschelte ihm durch die Haare und piekste ihn in die Wange. „Der Zauber sagt dir doch, dass es Draco gut geht.“ Harry nickte erneut, dann seufzte er und lehnte sich einfach gegen sie. Er konnte die gut gemeinten Worte einfach nicht verinnerlichen. Momentan hatte er das bescheuerte Gefühl, seinem Freund dabei zuzusehen, wie er in sein Verderben rannte, da konnte niemand etwas dran ändern. Der Unterricht zog sich in die Länge wie Kaugummi und die ganze Zeit über spürte Harry Dracos bedrückte Stimmung in sich. Es hatte gedauert, bis er seine eigenen und Dracos Gefühle ganz auseinander hatte halten können, aber inzwischen ging das ganz gut. Er konnte manchmal unter dem tiefen Basston einen helleren ausmachen, manchmal eine schnellere Note... Blaise, Pansy und Ron hatten er und Hermione aufgeklärt und man konnte spüren, dass es selbst dem Rotschopf zu Herzen ging, weil er ja vor kurzem erst selbst eine ähnliche Situation erlebt hatte. Allerdings bemerkte Hermione – im Gegensatz zu Harry - auch Rons Zweifel wegen Draco. Hatte der Blonde nicht gesagt, er würde seine Eltern hassen? Wie kam er denn dann jetzt dazu, zur Beerdigung seiner Mutter zu gehen? Hermione konnte ihm die Sinnigkeit dahinter vermitteln, indem sie ihm sagte, wie auffällig es doch wäre, würde er dort nicht erscheinen, und was die Todesser dann tun würden. ~*~*~*~ Nachdem sie das Schloss verlassen hatten, hatte Dumbledore seine Hand auf Dracos Schulter gelegt, beinahe so, als wenn er wirklich versuchte, ihm Beistand zu leisten. Erst jetzt fiel dem Slytherin auf, dass Dumbledore bei weitem nicht so schrille Klamotten trug wie sonst. Nein, er hatte sich diesmal wirklich eher bedeckt gehalten... Einige Meter vor dem Tor entfernt wartete eine Kutsche auf sie und davor... Draco stieß einen überraschten Laut aus. So sahen Thestrale aus? Oh, bei Merlin! Diese Viecher erinnerten zwar entfernt an Pferde, aber diese Augen, die über den Knochen gespannte Haut... Bah. Und auf so etwas war er geritten? Auf so etwas war er geflogen? Toll... Er zog die Schultern hoch und folgte Dumbledore, der sich nicht weiter an seiner Reaktion gestört hatte, zu der Kutsche hinüber und stieg ein. „Du hast das erste Mal den Tod gesehen...“, stellte der Schulleiter nüchtern fest. Der Blonde nickte nur stumm. „Severus hat es mir erzählt... Eine wirklich mächtige Vision...“ Draco schwieg weiterhin und so verstummte auch der Schulleiter schließlich. In Hogsmeade angekommen suchten sie sich einen ruhigen Ort und apparierten. Draco mochte dieses Gefühl nicht, das mit dieser Art von Zauber verbunden war, auch wenn er schon mehrfach zusammen mit seinen Eltern appariert war. Sie landeten in der Nähe von Malfoy Manor auf einem schmalen Feldweg. Unweit davon lag der Friedhof. „Draco, falls irgendetwas passieren sollte...“ Dumbledore lächelte und deutete auf einen verrosteten Wetterhahn, der im Gras lag. „Das ist ein Portschlüssel nach Hogsmeade... Nur für alle Fälle.“ Der Junge nickte stumm. So sehr mussten sie sich also absichern... Er seufzte leise. Irgendwie sorgte das nicht gerade dafür, dass er sich besser fühlte. Sie schritten langsam den Weg entlang und erreichten das Tor zum Friedhof. Dort hatte sich in einiger Entfernung bereits eine Gruppe von Zauberern und Hexen versammelt. Daraus löste sich jetzt eine hochgewachsene Gestalt mit hellem Haar. Dracos Augen zogen sich unwillkürlich zusammen und er spürte, wie die Wut in ihm wieder zu wachsen begann. Konnte er seinem Vater eigentlich jemals entgegen sehen, ohne grenzenlose Wut zu verspüren? Wahrscheinlich nicht... Unwillkürlich ballte er die Hände in den Taschen zu Fäusten und zwang sich äußerlich zur Ruhe. Bloß nichts anmerken lassen... ~*~*~*~ Harry wanderte an Pansys Seite gerade durch den waldrandnahen Streifen Bäume, als der innerliche Druck noch etwas stärker wurde. Er wurde blass, als er es als wachsende Angst erkannte. Was war da los? Wurden sie bedroht? Waren sie in Gefahr? Er krallte sich an seine Tasche, dass Pansy ihn besorgt ansah. Sie wusste nicht, was war, denn Harry hatte darauf bestanden, dass Hermione keinem sagte, dass dieser Zauber sie beide verband. Er wollte den anderen nicht alle paar Sekunden sagen müssen, wie es Draco ging. Und dann wechselte die Angst zu Wut. Oder besser: Wut überlagerte sie. Hell, lodernd, heiß… weiß glühend! Und darunter Schmerz. Nicht körperlich. Seelischer Schmerz! Was passierte da? Was war da los? Er biss die Zähne zusammen und seine Hände zitterten, seine Augen begannen zu starren und Pansy bekam wirklich Angst, denn sie fragte ganz zaghaft, was denn nur los sei. Sie legte vorsichtig die Hand auf seine Schulter und Harry fuhr herum. „Fass mich nicht an!“, fauchte er und schlug die Hand beiseite. Wut und Hass standen in seinen Augen, doch sie verflüchtigten sich schlagartig, als er ihr erschrockenes Gesicht sah, wurde zu Unglaube und Furcht. Was war das gewesen? Warum hatte er so reagiert? Sie hatte sich doch nur Sorgen gemacht! „Sorry.“, sagte er und stützte sich an einem Baum ab, versteckte sein Gesicht in der Armbeuge. Dank Poppy tat er auch endlich nicht mehr weh. War tatsächlich eine satte Verstauchung gewesen, für die sie ihn gerügt hatte. Aber er hatte einfach nicht den Nerv gehabt, sich deswegen aufzuregen. „Ich… Es tut mir Leid.“, murmelte er leiser. Das braunhaarige Mädchen lächelte milde. „Ich weiß schon.“, sagte sie und lehnte sich gegen einen zweiten Baum, blickte auf den mit Blättern bedeckten Boden. „Aber wir machen uns alle Sorgen.“ Harry nickte. Aber das war es nicht gewesen. Diese heftige Reaktion, die er auf sie gehabt hatte… Das war nicht seine Wut gewesen. Er hatte sie übertragen. Draco hatte sie ihm geschickt und er… er hatte sie mit seinen eigenen Gefühlen verwechselt. Einfach so… Eine neue Welle Schmerz überrollte ihn, ließ ihn aufkeuchen. Das… das fühlte sich schrecklich an. Das fühlte sich an, als hätte ihn jemand verraten! Das hatte er selbst schon einmal empfunden! Mehrere Male! Sein erster Freund, sein zweiter, als Ron im vierten Schuljahr so sauer war und ihn boykottiert hatte, als Moody sich als falsch herausstellte… Was geschah da nur? War… war Draco auf… Die Erkenntnis durchfuhr ihn wie ein Blitz. Draco hatte seinen Vater getroffen. Natürlich. Er hasste ihn. War wütend auf ihn. Und Draco hatte selbst gesagt, dass er ihn verraten hatte. Dazu der Verlust seiner Mutter. War doch klar, dass das wehtat. Aber.. es zeigte doch auch, dass er ihn belogen hatte, schließlich hatte er gesagt, er wäre darüber hinweg, dass sein Vater ihn nicht liebte… ~*~*~*~ Draco blickte Lucius Malfoy betont gefasst entgegen. „Draco.“ In deutlicher Distanz blieb der hochgewachsene Mann stehen. „Dumbledore.“ Leicht neigte er den Kopf. „Vater.“ Draco funkelte ihn an, sagte aber sonst nichts weiter. Komisch... Warum verspürte er auf einmal so etwas wie... Fassungslosigkeit und Enttäuschung? Erschöpfung und Schuld? War das... Harry. Natürlich. Bisher hatte er wenig über dieses Band gespürt und auch jetzt erschienen ihm diese Gefühle schwach. Vielleicht, weil seine eigenen so stark waren und er gerade alles tun musste, um sich unter Kontrolle zu behalten. „Es ist tragisch, was geschehen ist.“, sagte Dumbledore in diesem Moment. „Sie haben mein aufrichtiges Beileid.“ Dracos Vater nickte nur und richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen Sohn. „Wie geht es dir?“, fragte er, doch angesichts dieses Tonfalls war nur zu deutlich, dass es ihn nicht wirklich interessierte. „Es geht. Meine Mutter ist gestorben, weißt du?“, gab Draco scharf zurück. Er sah die Wut in Lucius’ grauen Augen, aber es war ihm gleich. Hier würde er es nicht wagen, ihm zu nahe zu kommen. Nicht, wenn Dumbledore dabei war... „Ich möchte mit dir reden. Allein.“ Die kalten Augen fixierten Dumbledore, der verständnisvoll lächelte. „Natürlich... Ich werde dort vorne auf dich warten, Draco.“ Ohne dass es jemandem aufgefallen wäre, spannte sich der alte Zauberer an und hielt seinen Zauberstab bereits umfasst. Er würde diese Jungen mit Sicherheit gesund nach Hogwarts zurückbringen. Draco würde hier nichts passieren. Lächelnd ging Dumbledore zu einer kleinen Bank und ließ sich darauf nieder. Aus dem Augenwinkel bemerkte er den großen schwarzen Hund in dem Gestrüpp und bedeutet ihm unauffällig, Vater und Sohn zu folgen, die nun einige Schritte zwischen den Gräbern taten. „Es ist deine Schuld.“, sagte Lucius Malfoy unvermittelt. „Ganz allein deine. Du hast deine Mutter dazu gebracht, dass sie sich... so komisch verhalten hat. Sie hat... sonst etwas geglaubt. Wegen dir hat sie das Misstrauen des Dunklen Lords auf sich gezogen. Du trägst die Verantwortung für ihren Tod. Du allein.“ Draco presste die Lippen nach dem ersten Schock fest zusammen. Beinahe hatte er so etwas erwartet, aber solche Worte wirklich zu hören... Es tat noch mehr weh alles andere zuvor. „Du...“ „Hör auf!“ Zornig funkelte der Junge seinen Vater an. „Es ist genauso deine Schuld! Weil du...“ „Weil ich was?“ Das Glitzern in Lucius’ Augen ließ Draco zurückweichen. „Weil ich was, Draco? Los, sag es mir. Du bist doch gerade offenbar mutig genug...“ Als Draco schwieg, fuhr er kalt fort: „Erstaunlich, dass du überhaupt zu etwas Mut aufbringst. Beeinflusst dich Potter letzten Endes etwa doch noch positiv?“ Angewidert verzog er den Mund. „Nein, ich vergaß. Von solch einer kleinen Schwuchtel ist nichts Positives zu erwarten. Eher wird er dich noch mehr verderben...“ Das war... Draco hatte noch nie zuvor einen solchen Hass verspürt. Und er wusste, wenn er jetzt seinen Zauberstab benutzen würde, dann würde er Schwarze Magie nutzen können. Dann würde... „Lucius!“ Eine heisere Stimme rief das Malfoyoberhaupt. „Lucius!“ Mit einem letzten abfälligen Blick auf seinen Sohn wandte sich Lucius Malfoy um und schritt auf die schmale Hexe zu. Mrs. Parkinson, wie Draco jetzt erkannte, als er seinem Vater mit tränenverschleierten Augen nachblickte. Es waren Tränen der Wut. ~*~*~*~ Harry im Wald brach unterdessen mitten in der leisen Entschuldigung für Pansy ab, als er Adrenalin durch seine Adern jagen fühlte. Er war unfähig, sich weiter zu bewegen, als hätte er einen Schock erlitten, und wusste, dass es Draco war. Genauso wie der Hass, der diesem Schock folgte. Erst einmal hatte er Vergleichbares erlebt. Ein einziges Mal. Als er Wurmschwanz gegenüber stand. Persönlich. Als man ihm sagte, dass er seine Eltern geopfert hatte und der kleine, hässliche Mann keine Reue und kein Mitleid gezeigt hatte, als er großkotzig auch noch behauptet hatte, seine Eltern hätten es verstanden. Selbst gegen Voldemort hatte er kaum jemals solch einen Hass so akut brennen gespürt. Wow… Das war… Harry presste die Augen zusammen und ließ sich zu Boden sinken. Wenn es wirklich so schlimm war… Wie hatte er das übersehen können? Er konnte diesen Hass doch niemals kompensieren. Niemals! Dieser Hass würde doch nicht einmal mit dem Tod ausgelöscht werden! Draco würde sein Leben lang mit diesem Hass zurecht kommen müssen! Er spürte die Tränen auf seinen Wangen, seine Augen brannten vor Mitleid und eigenen Schmerzen. Hätte er das gewusst… Aber tun hätte er nichts können. Genauso wenig, wie er jetzt etwas tun konnte. Selbst jetzt… Ein Schluchzen entrang sich seiner Brust und Pansy kam erschrocken zu ihm, legte den Arm um seine Schultern. Sie verstand gar nichts mehr, machte sich Sorgen und man konnte undefinierte Angst in ihrem Gesicht lesen. „Harry? Was hast du, Harry? Was ist los?“ Der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf. Sprechen konnte er jetzt sowieso nicht. Stattdessen klammerte er sich an sie, zog sie in die Arme. Er brauchte jetzt jemanden, wo er Halt finden konnte. Am liebsten hätte er diesen Halt Draco gegeben, aber das ging nicht, denn dieser war Hunderte von Kilometern weit weg! Pansy begann ihn hin- und herzuwiegen. Leise und beruhigend sprach sie auf den Jungen ein, der unkontrollierbar schluchzte. Sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun können. Am liebsten hätte sie Hermione gerufen, aber sie wollte Harry nicht loslassen, um sie über das Gedankenbuch zu holen. Und zu ihrer Freude schaffte sie es auch so, den Jungen zu beruhigen. Offenbar war es nur ein akuter Anfall von überhand nehmender Sorge gewesen. Harrys Schluchzer verebbten und er ließ sie wieder los. Sie konnte ja auch nicht wissen, dass es zum Teil daran lag, dass die ungehemmte Wut von Draco ein wenig abklang. „Entschuldigung.“, murmelte er leise. „Ich…“ „Ist schon in Ordnung.“, lächelte Pansy zurück. „Ich verstehe schon.“ Harry erwiderte das Lächeln leicht schief. Es stimmte nicht. Sie konnte gar nicht verstehen. Aber das war egal. Sie meinte es gut. Und sie fühlte mit ihm. Das half wirklich erstaunlich gut. „Danke.“ Sie nickte wieder, winkte aber ab. „Und jetzt? Willst du zurück?“ Sie war unschlüssig, was jetzt das Beste wäre. Sie hatte nicht viele Erfahrungen mit weinenden Jungen. Draco weinte nicht, zeigte seine Gefühle kaum, und Blaise… tja… sie hatte ihn nur einmal weinen sehen und da war Draco auch da gewesen. Da war sie nicht allein gewesen. Harry schüttelte jedoch nur den Kopf. „Es geht schon. Machen wir weiter. Du brauchst noch Sachen für deinen Trank, nicht wahr?“ Pansy und Ron hatten vor kurzem begonnen, den ersten Trank anzusetzen, während sich Hermione und Blaise noch immer mit der Verschlüsselung von Voldemorts Namen herumschlugen. Pansy lächelte. Stur wie ihre beiden anderen Kameraden. „Okay. Aber du sagst, wenn es nicht mehr geht, ja?“ „Klar.“ Harry stand auf. „Noch mal danke.“ „Dafür nicht.“ ~*~*~*~ Draco wandte sich ruckartig ab, kehrte seinem Vater und der Menge an Hexen und Zauberern den Rücken zu. Wütend schlug er die geballte Faust gegen eine nahestehende Birke und lehnte sich dann gegen den schwarz-weißen Stamm. Es war unglaublich, was ihm sein Vater ins Gesicht gesagt hatte! Was er dachte! Was er von seinem eigenen Sohn hielt. Es war... Es war schon längst jenseits jeglichen Schmerzes. Müde schloss er die Augen. Wie sollte es ihm mit diesem unbändigen Hass in seinem Herzen eigentlich jemals gelingen, sich davon freizumachen? Verdammt, und wie hatte dieser elende Mistkerl solche Worte über Harry sagen können? Wie hatte er es wagen können? Und warum konnte er seinen Freund nicht einfach verteidigen und zu ihm stehen? Und... er sollte Schuld am Tod seiner Mutter sein? War er es? Ja. So simpel war die Antwort. Er war schuld... Aber Lucius trug nicht weniger davon... Zornig wischte der blonde Junge die Tränen aus seinen Augen, als eine weiche Hundenase ihn gegen das Bein stieß. Verwundert blickte er neben sich und erkannte Sirius Black in seiner Animagusgestalt. Stumm sah er den schwarzen, zottigen Hund an. Natürlich hatte Dumbledore ihn nicht schutzlos gelassen. Irgendwie... war das doch klar gewesen. Beinahe musste er lachen. Zugleich war ihm aber zum Heulen zumute. Einen Zeugen für dieses unsägliche Gespräch brauchte er nun wirklich nicht. Es reichte, dass er diese Worte gehört hatte. Es war... demütigend, dass sie jemand anderes auch vernommen hatte. Sachte schob sich der Hund näher und winselte leise. „Das hätte niemand hören sollen...“, sagte Draco kaum hörbar und strich dem Tier über den Kopf. „Niemand...“ Er seufzte tief. „Was hältst du jetzt von mir, hm?“ Es war gut, dass Sirius nicht antworten konnte. Ansonsten hätte der Slytherin wahrscheinlich gerade keinen einzigen Ton herausgebracht. Sirius’ Antwort bestand in einem leichten Schnaufen, ehe er dann kurz mit seiner Zunge über Dracos Hand fuhr, wie um ihm zu sagen, dass es keine Rolle spielte. Der Blonde blickte dem Hund stumm in die bodenlosen Augen, dann sank er auf die Knie und schloss die Arme um seinen Hals. „Danke...“, flüsterte er. Langsam ebbten Hass und Wut ab, schrumpften auf ein erträgliches Maß zusammen. Und darunter... Darunter konnte er jetzt auf einmal Mitgefühl und Sorge verspüren, sowie auch ein gewisses Erschrecken. Harry. Draco schloss einen Augenblick lang die Augen. Entschuldige, Harry... Es tat ihm Leid, seinen Freund mit diesen äußerst negativen Emotionen überfahren zu haben. Harry hatte doch keine Ahnung... Langsam richtete sich der Slytherin wieder auf und wischte sich die Hose ab. „So, und jetzt gehen wir den gesellschaftlichen Verpflichtungen nach.“ Er schnitt eine Grimasse. „Ich wette, es ist noch ätzender, von Menschen, die man nicht leiden kann und die sich einen Dreck um einen scheren, Beileidsbekundungen anzunehmen als verdammtes Schöngerede.“ Er schenkte Sirius noch ein letztes Lächeln, dann wandte er sich um und kehrte zu Dumbledore zurück. Der Schulleiter saß noch immer auf der Bank und wippte mit den Füßen. „Irgendwie wundert es mich nicht, dass ich da gerade gar nicht allein war...“, sagte der Junge trocken, als er vor dem alten Zauberer stehen blieb. Dumbledore lächelte zur Antwort und meinte ruhig: „Wir gehen natürlich kein weiteres Risiko ein als ohnehin schon. Harry würde uns das nie verzeihen.“ „Natürlich.“ Draco verzog minimal den Mund. Natürlich ging es um Harry, nicht um ihn. Wäre ja auch ein Wunder gewesen. Stumm wandte er sich um und schritt auf die Gruppe Erwachsener zu, die sich vor einem steinernen Gebäude versammelt hatte. Es waren sicher zwei, drei Dutzend Menschen. Er merkte gar nicht, dass Dumbledore zu ihm aufschloss und ihm wieder die Hand auf die Schulter legte. Da waren die Parkinsons, die ihn betrachteten, als wenn er ein kleines, ekliges Tier wäre. Seit er die Beziehung zu ihrer Tochter beendet hatte, war er bei ihnen eindeutig unten durch. Dennoch nickte er ihnen höflich zu. Daneben die Ehepaare Crabbe und Goyle, die sofort zu ihm kamen und ihm ihr Beileid aussprachen. Die Warringtons, die Puceys, die Montagues... Nahezu alle Reinblüterfamilien waren hier versammelt. Und von den meisten wusste oder ahnte er, dass sie Todesser waren. Es fühlte sich hier verdammt nach der Höhle des Löwen an. Und als er den Blick seines Vaters zwischenzeitlich auffing, schwante ihm auf einmal, dass er ohne Dumbledores Schutz wahrscheinlich kaum eine Chance gehabt hätte, nach Hogwarts zurückzukehren. Wenigstens nicht ohne weitere unangenehme Begegnungen... ~*~*~*~ Harry hatte das Gefühl, er würde beobachtet werden, spürte Abneigung und den Anflug von Gefahr, aber er war sich nicht sicher, ob das wirklich hier war. Es konnte genauso auch von Draco kommen… Dieser Zauber hatte eindeutig einen Nachteil: Man konnte die Gefühle nicht richtig auseinanderhalten. Oder? Ging es vielleicht nur ihm so? Er war angespannt, hatte den Zauberstab in der Tasche umklammert, um für den Notfall gewappnet zu sein, ohne dass Pansy das mitbekam. Sie sammelte fleißig Pflanzen, schien sich wirklich zu beeilen. Und dann wirbelte er herum, hatte schon den ersten Angriff auf den Lippen, als eine vage vertraute Stimme leise durch den Wald tönte: „Wie immer zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Harrys Augen weiteten sich und er verstummte, mitten im Zauber, als Firenze aus den Schatten trat. Dunkel in Dunkel, verschmolzen mit den Schatten schien er jetzt daraus geboren. Perfekt angepasst. Pansy hielt erschrocken den Atem an, als der Zentaur auf Harry zuschritt, doch Harry hatte keine Angst. Nicht vor ihm. Er kannte ihn, war doch Firenze es gewesen, der ihn im ersten Schuljahr vor Voldemorts Angriff im Verbotenen Wald beschützt hatte. Firenze war nicht böse. Er war unheimlich. „Die Sterne stehen ungünstig. Gefahr ist im Anflug, für den, um den du dich sorgst.“ Harry starrte ihn an. Fassungslos. Irgendwie hatte er so etwas nicht erwartet. Aber andererseits… Firenze kannte die Sterne. Warum sollte er lügen? „Woher weißt du, um wen ich mich sorge?“ Soweit er wusste… „Ich weiß es, weil ihr dem Wald hier nahe seid. Uns entgeht selten etwas, das du tust. Aber die Sterne sprachen nicht von ihm. Sie sprachen von dir.“ Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. „Sie sprachen von mir? Obwohl sie ihn meinten?“ „Ich befragte die Sterne nach dir.“ Komische Ehre, dachte Harry, nickte aber. „Weißt du auch, was da passieren wird?“ Der Pferdemensch schüttelte das dunkle Haupt. „Gefahr ist im Anflug.“ Harry biss sich auf die Lippe. Er wusste also nicht was. „Weißt du wo?“ Wieder ein Kopfschütteln. „Wann?“ Auch nicht. Harry lächelte ihm dankend zu, dann drehte er sich um und rannte davon. Er hatte Recht gehabt. Er hatte die ganze Zeit Recht gehabt. Draco würde etwas passieren! Wahrscheinlich etwas Schreckliches! Er musste ihm helfen, aber… wo sollte er suchen? Was sollte er tun, wenn er zu spät kam? Was konnte er tun, wenn er rechtzeitig kam? Firenze blickte zu der unverhohlen verwirrten Pansy hinüber, nickte ihr einmal zu, dann drehte er sich um und ging. Er hatte es schon wieder getan. Er hatte sich in die Geschicke der Menschen eingemischt. Und es war ihm egal. Er wusste, dass es kein Fehler war. Die Konsequenzen, die es geben konnte, waren ihm egal. Wenig später erreichte das braunhaarige Slytherinmädchen Hermione und Ron, die gemeinsam auf der Wiese saßen und Pflanzen sortierten. „Harry ist weg!“, rief sie ihnen zu, noch bevor sie sie erreicht hatte. „Ist er hier vorbeigekommen?“ Ron nickte. „Er hat Professor Sprout gesagt, dass es ihm nicht gut ginge, und da hat sie ihn auf die Krankenstation geschickt.“ „Ist alles okay?“, fragte Hermione besorgt, als sie bemerkte, wie blass ihre Freundin war. Diese schüttelte den Kopf. „Er hat einen Zentaur im Wald getroffen, der ihn gewarnt hat, dass Draco in Gefahr ist, und jetzt ist er weg!“ „Gewarnt? Zentaur?“ „Weg?!“ Hermione war sofort auf den Beinen. „Ruf Blaise! Wir müssen los!“ Entschlossen zerrte sie Ron auf die Beine, doch bevor sie sich auch nur einen Meter entfernt hatten, kam ihnen Professor Sprout entgegen. Und selbst als sie ihr erzählte, dass Harry wahrscheinlich gerade auf dem Weg nach wer weiß wohin war, sie ließ sie nicht gehen, auch nicht, als Hermione ihre Überredungskünste auffuhr. Und zu dieser Zeit rannte Harry gehetzt durch das Schloss, um zum Raum der Wünsche zu kommen. Er brauchte eine Ausrüstung, damit er Draco finden konnte! Er brauchte ein paar Dinge, damit er nicht vollkommen unvorbereitet war! ~*~*~*~ Draco hatte zu viele nichtssagende Worte mit den Erwachsenen gewechselt. Sein Kopf fühlte sich schon ganz leer an. Sie betrachten die kleine ungeweihte Kapelle, in der die Trauerfeier stattfinden würde. Sie war nicht geweiht, etwas, worauf man bei den reinblütigen Magiern, der Malfoyfamilie ganz besonders, achtete. Religion war für sie unerheblich. Das war etwas, was für sie nur schwache Muggel brauchten, keine mächtigen Zauberer und Hexen. Entgegen der Sitzordnung hatte sich Draco in der letzten Reihe einen Platz neben Dumbledore gesucht. Klar, der Schulleiter hätte auch über ihn wachen können, wenn er neben seinem Vater gesessen hätte, aber er konnte nicht. Diese Worte hatten ihn zu sehr aufgewühlt und selbst jetzt hatte er das Gefühl, innerlich vor Wut zu schäumen. Zugleich überflutete ihn immer wieder eine große Welle von Sorge, die offenbar von Harry kam. Verdammt! Warum konnte er ihm nicht irgendwie mitteilen, dass es ihm gut ging? ...Moment. Das Gedankenbuch! Er zog das Buch aus seiner Tasche hervor. Da vorne sprach eh gerade irgendeiner der ganzen angeblichen Freunde über seine verstorbene Mutter und eröffnete damit den Redereigen. *Harry, mach dir bitte keine Sorgen. Bisher ist alles mehr oder weniger in Ordnung. Mein Vater hat wieder... Nun ja, du kannst dir wahrscheinlich denken, was geschehen ist... Mach dir darum bitte keine Gedanken. Dumbledore sitzt neben mir und passt auf mich auf. Und auch Sirius ist hier... Es kann gar nichts passieren. Und denk daran: Ich komme zu dir zurück.* Draco schlug das Buch langsam wieder zu. „Eine äußerst nützliche Erfindung.“, sagte Dumbledore neben ihm leise, während er den Anschein erweckte, als wenn er diesen leeren Worten lauschen würde. „Hermione Granger?“ „Ja.“ Draco lächelte schwach und nickte. „Woher...?“ „Harry hat es einmal benutzt, um mich zu kontaktieren, als es um Blaises Eltern ging. Wirklich bemerkenswert, solche Bücher bereits mit fünfzehn zu entwickeln. Ihr habt jeder eines, nicht wahr?“ Draco nickte stumm. „Wirklich praktisch... Ich glaube, ich sollte mir auch eins anfertigen.“ Der Schulleiter lächelte. Der Blonde zuckte mit den Schultern. Was sollte er darauf schon groß antworten? ~*~*~*~ Harry war gerade dabei, die Sachen, die er brauchen würde, zusammenzusuchen, als er Dracos Nachricht empfing. Es ging ihm gut. Er sagte, dass nicht alles in Ordnung war, aber es ging ihm gut. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Er war noch nicht zu spät. Aber er sollte sich auch nicht zu viel Zeit lassen. Und er hatte ihn auf eine Idee gebracht. *Dray! Dray, bitte, du darfst nicht glauben, dass ich dir deine Feier kaputt machen will, aber Firenze sagt, du bist in Gefahr! Dass bald etwas Schlimmes passieren wird! Sei bitte vorsichtig und sag Dumbledore Bescheid, dass er die Augen offen halten soll!* Und noch etwas kam ihm in den Sinn: Firenze hätte auch Sirius meinen können. Um ihn sorgte er sich auch. *Und sag auch… Nein, das mache ich selbst. Aber tu bitte nichts Unvorsichtiges!* Und er schrieb gleich an Sirius weiter, dass er vorsichtig sein sollte und wenn möglich Abstand zu Gefahren nehmen sollte. ~*~*~*~ Eine Welle von Erleichterung überflutete Draco nahezu zeitgleich mit Harrys Antwort. Der Blonde schlug das Buch wieder auf und schrieb wiederum seine Antwort. *Das werde ich. Und du versprich mir, dass du nichts Dummes tun wirst. Bleib in Hogwarts, Harry. Komm bitte auf keine dummen Ideen...* Verdammt. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass diese Bitte schon längst zu spät kam, dass Harry bereits irgendetwas vorhatte. Er musste daran denken, dass Harry um Hagrid zu retten einfach so losgestürzt war. Für ihn... würde er das gleiche tun. Und das machte ihm Angst. „Sir, Harry sagt, dass Firenze - wer auch immer das ist - vorhergesagt hat, dass hier etwas Schlimmes geschehen wird. Dass ich in Gefahr bin.“ Dumbledore zog kaum merklich eine Augenbraue hoch. „Das ist interessant... Firenze hat mir etwas Ähnliches erzählt. Außerdem sagt das einem doch schon der gesunde Menschenverstand, nicht wahr?“ Er zwinkerte Draco zu. „Wir sind auf alles vorbereitet. Mach dir keine Sorgen.“ „Ich mache mir weniger um mich Sorgen als vielmehr darum, dass Harry irgendwelche Dummheiten macht!“, gab Draco scharf, aber leise zurück. „Ich weiß.“ Dumbledore legte seine Hand auf Dracos und drückte sie sachte. Draco seufzte leise und blickte wieder nach vorne. Mittlerweile war immerhin der zweite Redner dran. Mr. Parkinson war es diesmal. Plötzlich musste er an etwas denken. Vielleicht war es dumm, das hier und jetzt zu fragen, aber... wann würde er denn sonst noch mal die Gelegenheit bekommen? „Sir... Warum lassen Sie Harry und mich im Raum der Wünsche wohnen? Sie wissen doch, dass wir dort sind. Warum erlauben Sie es?“ Dumbledore lächelte weise. „Glaubst du, dass ich euch davon abhalten könnte?“ Der Slytherin zuckte als Antwort mit den Schultern. „Vermutlich nicht. Aber Sie könnten es uns schwerer machen...“ „Schon. Aber mit welchem Sinn?“ Dumbledore zog ein Zitronenbonbon aus seiner Tasche, entpackte es und steckte es sich in den Mund. Er bot auch Draco eins an, der jedoch stumm ablehnte. „Harry ist in Gryffindor gerade nicht willkommen und warum sollte ich wollen, dass er dort getriezt wird und noch mehr unter dem Verhalten der anderen Kinder leidet? Oh, sicher, ich könnte sie vielleicht dazu bringen, dass sie sich zusammenreißen würden, aber das wäre nicht so effektiv wie die eigene Einsicht. Und du bist in Slytherin im Moment auch nicht gerade... beliebt, um es einmal so auszudrücken. Ich zweifle nicht daran, dass du dort alle in ihre Schranken weisen und dich durchsetzen könntest, aber das würde wahrscheinlich viele Verletzte auf der Krankenstation bedeuten. Insbesondere, wenn dir Blaise seinen Zauberstab leihen würde, was er vermutlich sofort mit Freuden täte.“ Schweigend lauschte Draco seinen Worten. Es war unheimlich, wie viel der Schulleiter wirklich wusste und erkannt hatte. Verdammt unheimlich. Es schien, als wenn er wirklich alles wusste. „Außerdem hat mir Poppy erzählt, dass du Harry von seinen Albträumen befreist, wenn du bei ihm bist. Und ich möchte nicht, dass Harry leidet. Er hat in der Vergangenheit genug gelitten und es ist gut, wenn er eine Zeitlang wenigstens etwas Ruhe findet. Vor ihm… vor euch, liegt noch so viel... Da sind diese kleinen Oasen doch umso wertvoller, nicht wahr?“ Draco nickte nur stumm. Das Letzte, was er erwartet hatte, war soviel Verständnis und Weitsicht. Aber... es schien, als wenn es Dumbledore noch um mehr ging. Er zweifelte nicht mehr an der Güte des Schulleiters, aber das war doch nicht alles, oder? „Da ist noch mehr, oder, Sir? Noch wenigstens ein sehr guter Grund, weswegen Sie Harry so beistehen, nicht wahr?“ Dumbledores Lächeln wich einen Augenblick lang. „Du bist wirklich sehr klug, Draco, aber das hier ist kein Ort für ein solches Gespräch.“ Daraufhin schwiegen sie beide und lauschten der nächsten Rede, die von Lucius Malfoy höchstpersönlich gehalten wurde. ~*~*~*~ Harry hatte Dracos Worte in seinem Geist vernommen und starrte jetzt auf das Bett, auf dem er saß. Vor ihm ausgebreitet lagen schon die Sachen, die er würde brauchen können: Tarnumhang, Feder und Gedankenbuch, Zauberstab, ein kleiner Beutel Scherzfeuerwerk von Fred und George, das Spickoskop, das er von Ron einmal geschenkt bekommen hatte, sein kleines Zauberbuch, etwas Geld, Kaugummis, Schokolade und der Feuerblitz. Er sollte in Hogwarts bleiben. Er sollte hier bleiben und darauf warten, dass Draco zurückkam? Dass er tot zurückgetragen wurde? Niemals. Das konnte Draco unmöglich von ihm verlangen. Das war… grausam. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er würde ihm seinen Wunsch nicht erfüllen können. Langsam schlug er das Gedankenbuch zu, steckte alles in seine Tasche, was auf dem Bett war, nur den Tarnumhang und den Zauberstab würde er gleich brauchen können. Er würde gehen. Ganz klar. Nichts in der Welt konnte ihn zurückhalten. In ihm brannte die Angst, auch wenn sie momentan durch diese gewisse Traurigkeit gedämpft wurde. Vorsichtig ließ er die Augen zufallen, verbannte Angst, Sorge, Traurigkeit und auch sonst alle Gefühle nacheinander aus seinem Herzen, dachte an Draco, nur an ihn, daran, wie sehr er ihn liebte. Er wollte es ihn wissen lassen, bevor er ging. ~*~*~*~ Draco presste die Lippen fest zusammen. Während sein Vater sprach, wurde er von Zorn und Hass fast überflutet. Zeitgleich verspürte er aber auch Harrys Gefühle. Diese allumfassende Wärme und Liebe, die der Gryffindor ihm entgegenbrachte. Diese Mischung, dieses Nebeneinander, es zerriss ihn beinahe. Ohne es zu bemerken, krallte er die Hände in die Kante der Bank, hielt sich fest, bis die Knöchel weiß hervortraten und sich seine Fingernägel in das harte Holz bohrten, dort kleine halbmondförmige Kratzer hinterließen. Er hasste Lucius Malfoy für seine Worte. Für Worte voller gespielter Trauer, voller vorgegaukelter Liebe. Er wusste doch, dass es anders war. Dass es Lucius gewesen war, der den Unfall verursacht hatte. Dass Lucius seine Frau niemals auf diese Art geliebt hatte. Ansonsten hätte er auch seinen Sohn lieben müssen. Wenigstens für den Teil, der von ihr und ihm war. Wenigstens dafür. Dracos Griff wurde noch fester, während ihn gleichzeitig immer mehr Harrys Gefühl überschwemmten. Diese schier endlose Liebe... Bei Merlin, dieser Gefühlswirrwarr konnte einen wirklich verrückt machen. Aber er erinnerte ihn auch daran, worauf es ankam. Auf Harry. Auf die Liebe. Nicht auf Wut und Hass. Nicht darauf... Dumbledore legte ihm schweigend die Hand auf die Schulter. Das schien heute wirklich seine liebste Geste zu sein. Vielleicht... vielleicht lag ihm ja doch etwas an ihm. „Harry... wird Dummheiten machen...“, flüsterte er heiser und schlug die Augen nieder. Der Schulleiter antwortete nichts, doch wenn Draco aufgesehen hätte, dann hätte er bemerkt, dass der weise Zauberer kein bisschen überrascht schien. Die Rede endete und Applaus wurde dem blonden Zauberer auf der Empore geschenkt. Die vier Sargträger hoben den schwarzen Holzkasten an und schritten langsam durch den Mittelgang auf das Portal zu. Als der erste Teil der Prozession, bestehend aus Lucius Malfoy und seinen engsten ‚Freunden’ Crabbe, Goyle und Parkinson vorbeigezogen war, mogelten sich Draco und Dumbledore in den Zug hinein. Der Junge wollte hier nicht zulassen, dass man ihn vergaß. Dass ein Bruch in der Familie war, hatte er bereits deutlich demonstriert. Ein Umstand, der Lucius Malfoys Laune offenbar nicht gerade gehoben hatte. Im Gegenteil: Seine grauen Augen schienen noch kälter und verachtender auf Draco herabzublicken. Doch dieses Mal war es ihm vollkommen egal. Glaubte er wenigstens. Doch unter dem Schein der Gleichgültigkeit brodelte es noch immer. Stumm schritten sie nach draußen, folgten dem Sarg zu der Familiengruft. Dort erwartete sie eine Treppe, die in die Tiefe führte. Immer nur zehn Leute wurden gleichzeitig hinuntergelassen, schlicht aus Platzgründen. Draco erinnerte sich noch gut daran, als er das erste Mal hier unten gewesen war. Er war vier oder fünf gewesen und hatte panische Angst gehabt. Deswegen war der Vortrag seines Vaters über die Traditionen der Familie, ihren langen Stammbaum und die vielen toten Zauberer und Hexen, die hier unten begraben lagen, und ihre Heldentaten ziemlich an ihm vorbeigegangen. Er wusste nur noch, dass es ihm auch damals etwas peinlich erschienen war, dass sein Großvater Abraxas an Drachenpocken gestorben war... Die bekamen schließlich in der Regel nur Drachen. Der steinerne Gang mündete in einem Raum, der beeindruckend groß war. Es befanden sich etliche Steintafeln in den Wänden, die verkündeten, wer dort ruhte. Narzissas Sarg wurde bis vor eine geöffnete Grabplatte gebracht. Dort wurde der Sarg erneut aufgebahrt und Lucius Malfoy nahm als erster Abschied von seiner Frau. Er legte eine weiße Rose auf den Sarg und trat dann beiseite. Als er an Draco vorüberging, bedachte er seinen Sohn mit einem äußert kalten Blick. Stumm erwiderte der Junge ihn und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf die anderen. Es war wirklich peinlich, was dort für eine Show abgezogen wurde. Künstliche Tränen... Alles. Man kannte sich eben. Das war auch alles. Er wusste schließlich, was Mrs. Parkinson wirklich von seiner Mutter gehalten hatte. Pansy hatte es ihm erzählt. Vordergründig war es stets eine herzliche Freundschaft gewesen, die die beiden Frauen verbunden hatte, doch in Wirklichkeit war Pansys Mutter immer von Neid und Missgunst erfüllt gewesen... Draco schnaubte leise und wartete, bis er an der Reihe war. Auch er nahm eine der weißen Rosen und legte sie auf den unteren Teil des geöffneten Sargs. Dann zog er langsam den Siegelring der Malfoys aus seiner Hosentasche. Kurz spielte er mit dem silbernen Ring. Er hatte ihn noch niemals aus der Hand gegeben, auch wenn er ihn schon eine Weile nicht mehr trug, weil er geweitet werden musste und nicht passte. Aber er wusste auch nicht, ob er ihn sonst weiter getragen hätte. Wahrscheinlich nicht bei den Veränderungen der letzten Monate... Stumm ließ er den Ring in den Sarg fallen. Mit seiner Mutter würde man auch die letzte Bindung zu seiner Familie beerdigen. Das hier war sein Schlussstrich. Schweigend und wie immer dicht gefolgt von Dumbledore verließ er die Familiengruft. ~*~*~*~ Inzwischen war Harry auf dem Weg zur Peitschenden Weide. Warum er wieder diesen Weg wählte? Weil er davon ausging, dass er nicht durch den Gang zum Honigtopf kommen würde. Wahrscheinlich hatte Dumbledore diesen Gang bewachen oder abriegeln lassen. Und deshalb kam er auch erst jetzt los. Er hatte zuvor in der Verbotenen Abteilung noch einen Spruch gesucht, versteckt unter dem Tarnumhang. Jetzt wusste er, wie er die unterschiedlichsten Bannzauber aufheben konnte. Er hoffte nur, dass der dabei war, der auf der Heulenden Hütte lag, sonst wäre er dort verratzt! Dann wäre der ganze Aufwand für die Katz gewesen! Aber darüber wollte er sich jetzt keine Gedanken machen müssen. Jetzt musste er einfach davon ausgehen, dass er stark genug war und sein Vater niemals versucht hatte, den Bann zu lösen, um Remus nicht freizulassen, denn wenn er es jemals versucht haben sollte, dann wäre das ganz und gar nicht gut, weil man die Zauber hundertprozentig verstärkt und gesichert hätte. Dann könnte er gleich einpacken. – Harry hielt seinen Vater und Sirius für die besten Schülerzauberer, die jemals existiert hatten… zur Zeit der Peitschenden Weide. Den Baum passierte er problemlos, zauberte Lumos, um in der Dunkelheit schneller vorankommen zu können. Eilig hastete er den Gang entlang, seinen Feuerblitz die ganze Zeit fest umklammernd. Draco ging es noch immer gut. Er konnte es spüren, aber irgendwas hatte sich geändert. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Seine Sinne waren bis zum Äußersten gespannt und er war wachsam. Es würde nicht mehr lange dauern, bis etwas geschah. Das schlechte Gefühl, das er hatte, seit er von der Beerdigung wusste, hatte sich ins Extrem gesteigert. ~*~*~*~ Draco atmete tief durch, als er aus der Gruft heraus war. Er fühlte sich befreit. Richtiggehend befreit. Im gleichen Augenblick ging ihm auf, dass sich die Stimmung geändert hatte. Die Trauergesellschaft hatte sich radikal verändert. Verdammt, waren sie so lange dort unten gewesen? Todessermasken grinsten ihnen entgegen. Kalte, blank polierte Totenschädelmasken. Und Zauberstäbe, die auf sie gerichtet waren. Dumbledore zog den Schutzzauber hoch, noch ehe Draco irgendwie reagieren konnte. Einen Sekundenbruchteil später prallte der erste Fluch daran ab. „Ich hatte erwartet, dass ihr wenigstens noch fünf Minuten warten würdet, ehe ihr eure Masken anlegt.“, verkündete Dumbledore fröhlich und blockte erneut einige Zauber leichthin ab. „Eure Pietätlosigkeit ist wirklich bodenlos.“ „Es ist gleich, was Sie erwartet haben, Dumbledore.“, erwiderte Lucius Malfoy kalt. In seiner maßlosen Arroganz hielt er es nicht für notwendig, seine langen, blonden Haare zu verdecken, die ihn so unverkennbar machten. „Sie werden hier und jetzt sterben...“ „Nun, das wollen wir doch mal sehen!“ Aus dem Rücken der Todessergruppe wurden auf einmal gezielt mehrere Flüche zwischen diese geschickt. Die Todesser spritzten sofort auseinander und verteilten sich, um dem neuen Gegner entgegenzutreten. Sirius! Das musste definitiv Sirius sein! Nicht nur. Das waren mindestens ein halbes Dutzend Zauberer, die dort hinten einen wahren Fluchregen losließen! Wer war das nur alles? Draco riss nun ebenfalls seinen Zauberstab heraus. Mittlerweile war die Luft angefüllt von Flüchen, Gegenflüchen und Schutzzaubern. Es stank nahezu nach einer Unmenge von Magie. Der Blonde war schlichtweg überfordert. Zu viele Eindrücke prasselten auf ihn ein, viel zu viel geschah gleichzeitig. Das hier war kein simples Duell, das hier war eine Schlacht! Er hielt sich bei Dumbledore, nein, er wurde mehr oder weniger bei ihm gehalten, denn die Hand des Schulleiters hatte sich wie ein Schraubstock um seinen Arm geschlossen und ließ ihn nicht mehr los. „Es ist faszinierend, mit welcher Dummheit Sie in die Falle getappt sind, Dumbledore. Es war so klar, dass Sie für das Wohlergehen des kleinen Potterjungen alles tun würden. Wie sicher können Sie sich sein, dass mein Sohn es wirklich ernst mit dieser kleinen Schwuchtel meint? Sie haben eins vergessen: Draco ist immer noch mein Sohn. Und er tut, was ich von ihm verlange, denn er wird den Weg gehen, den ich für ihn vorsehe.“ Lucius Malfoy baute sich großkotzig vor Dumbledore auf. Der Schulleiter lächelte nur. „Es war eine Falle für Sie, Dumbledore. Von Anfang an. Für Sie und die lächerlichen Überbleibsel Ihres großen Ordens!“ Hass lag in Malfoys Stimme, Hass, der in Dracos Ohren widerhallte, sich mit seinen Forderungen vermischte. Draco ist immer noch mein Sohn. Und er tut, was ich von ihm verlange, denn er wird den Weg gehen, den ich für ihn vorsehe. ...nein. Nein. Nein, nein, nein, nein, nein, NEIN! Draco richtete seinen Zauberstab auf seinen Vater, den unverzeihlichsten aller Flüche bereits auf den Lippen. Doch Dumbledore schlug seine Hand hinunter. „So wirst du ihn nicht besiegen!“ Der weißhaarige Zauberer schickte seinerseits Dracos Vater mit einem ungewöhnlichen Klammerfluch zu Boden. Fluch um Fluch jagte Dumbledore in den Kampf und auf einmal verstand Draco, wie der Schulleiter den finsteren Zauberer Grindelwald hatte besiegen können, so, wie es in ihren Schulbüchern stand. Auf einmal begriff er, warum Voldemort Angst vor diesem Mann hatte. In seiner Macht war er erschreckend anzusehen. Wie bewahrte er sich nur diese Güte? „Vorsicht!“ Draco blockte gedankenschnell einen hinterhältigen schwarzmagischen Fluch. Den Blockzauber hatte ihnen Hermione erst kürzlich beigebracht. „Zeit zu verschwinden.“, entschied Dumbledore. „Der Portschlüssel!“ Draco nickte. „Accio Wetterhahn!“ Der rostige Hahn kam ihm entgegen geflogen und er fing ihn auf. Gleichzeitig griff er nach Dumbledores Umhang. Die Welt um ihn begann sich auf eine vertraute Art zu drehen. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er einen Portschlüssel benutzte. Sie kreisten irgendwo im Nichts und ihm drohte die Luft wegzubleiben. Dann ging es abwärts. Mit einem dumpfen Aufprall landeten sie in einem düsteren Raum. Draco musste niesen, als er mit der Nase im Staub landete. Der Fußboden war aus altem Holz, sehr altem Holz, neben ihm stand ein äußert mitgenommenes Bett, ein Tisch, zwei Stühle, alles holzwurmzerfressen. „Bei Merlin, wo sind wir?“ Draco hatte sich gerade aufgerappelt und sich zu Dumbledore umgewandt, der sich ungerührte den Staub aus dem Umhang schlug, als es knallte und jemand neben ihnen aus dem Nichts erschien. „Draco, du solltest dringend an deinen Kampffähigkeiten arbeiten. Das war wirklich deprimierend.“, stellte Sirius nüchtern fest. ~*~*~*~ Im nächsten Moment krachte es erneut, als im Gang draußen die Falltür zu Boden donnerte und Harry herauskletterte – den Tarnumhang aus Bewegungsmangelgründen längst wieder in der Tasche. Durch die Tür konnte er gerade so noch Sirius sehen und hastete auf ihn zu, den Gedanken aufbauend, dass dieser ihn mit Hilfe des Apparierens ganz schnell zu Draco bringen konnte, da erblickte er ihn auch schon. Draco. Und Dumbledore. Beide mit wildem Haar und angesengter Kleidung. Er war zu spät. Und trotzdem ging es ihnen gut. Allen dreien. Ein überglückliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er konnte sich nicht helfen. Erleichterung durchflutete ihn, die Anspannung der letzten Stunden verließ ihn innerhalb von einem Augenblick und ohne, dass er etwas dagegen machen konnte, gaben seine Knie unter ihm nach und er sank zu Boden, lachte leise, weil er nicht weinen wollte. Sirius begann breit zu grinsen. „Ich glaub’s nicht. Bist du schon wieder ausgebüchst?“, fragte er, trat zu seinem Patensohn, hockte sich neben ihn und wuschelte ihm durch die Haare. „Und das mit Feuerblitz? Depp. Was wolltest du denn damit?“ Harry sah ihn an und wurde leicht rot. „Zu euch, was denn sonst. Ich kann nicht apparieren, dann muss ich eben fliegen!“ „Und wohin?“ „Ortungszauber.“ Anerkennend zog Sirius eine Augenbraue hoch. Harry hatte ja richtig mitgedacht. „Dann bin ich jetzt aber froh, dass wir dich noch rechtzeitig abgepasst haben, sonst wärst du am Ende mit den Schwarzkutten ganz alleine gewesen.“ Harrys verlegenes Grinsen wurde breiter. Noch immer konnte er sich nicht richtig bewegen, weil er das Gefühl hatte, seine Beine wären vom Gummifluch beeinträchtigt, also umarmte er einfach den Schwarzhaarigen und lachte leise. Er war wirklich überglücklich. „Danke.“ ~*~*~*~ Dracos Augen weiteten sich leicht, als Harry hereinkam. Harry... Er war also wirklich... Idiot. Liebenswerter, süßer Idiot. Ein Gefühl von Wärme und Zuneigung überkam ihn. Er seufzte leise, schlug die Augen nieder und spürte zu seiner eigenen Erleichterung auch noch Harrys wie eine Woge über sie branden. Einen Sekundenbruchteil später holte ihn einmal mehr dieses dumme Minderwertigkeitsgefühl ein, als Harry seine Aufmerksamkeit voll und ganz Sirius schenkte. Gerade war er doch noch auf dem Weg gewesen, um ihn zu retten und jetzt... Draco wandte sich ab, bemüht dieses Gefühl niederzuzwingen, wurde er sich doch auf einmal bewusst, dass Harry durch diesen Zauber seine Gefühle spüren konnte. „Was meinte er mit dem Orden? Was für ein Orden?“, wandte er sich an Dumbledore. „Und wo zum Merlin sind wir?“ „Oh, wir sind in der Heulenden Hütte.“, antwortete der Schulleiter fröhlich, den auf einmal diese bedrohliche und gefährliche Aura verlassen hatte. Jetzt war er wieder der gütige und stets etwas amüsiert wirkende Lehrer, den alle Schüler kannten. „Und der Orden... Nun, das ist eine längere Geschichte...“ Er lächelte breit. „Nichts für die Zeit nach der Schlacht. Möchte jemand ein Zitronenbonbon?“ Eine dicke schwarze Spinne krabbelte über den Saum seines Umhangs und verschwand unbemerkt unter den Bonbonpapieren in seiner Tasche. ~*~*~*~ Harry wurschtelte sich nach ein paar Augenblicken aus Sirius Umarmung. Ihn hatte das bescheuerte Gefühl von Rückzug überfallen und das sollte er doch schleunigst mal vertreiben, nicht wahr? Mit Hilfe seines Paten stand er auf und ging die paar Schritte zu seinem Freund, um diesem im nächsten Moment so heftig durch die ohnehin chaotischen Haare zu wuscheln, dass Draco ihm selbst beinahe Konkurrenz machte. „Kannst du mir mal erklären, warum du schon wieder zweifelst?“ Sirius nahm grinsend ein Bonbon von Dumbledore an. Die beiden waren schon eine Geschichte für sich. ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern und fuhr sich durch die Haare, sorgte dafür, dass sie wenigstens etwas besser lagen. Aber eigentlich war es nichts weiter als eine Geste der Verlegenheit. Er warf einen kurzen Blick zu den beiden Erwachsenen hinüber. Schien so, als wenn sie Spaß an der Szene hatten. Wirklich großartig. Schon komisch, diese Woge des Glücks und der Liebe von Harry entgegen zu bekommen, wenn er sich selbst gerade so anders fühlte... „Hör zu, ich hatte gerade ein paar wirklich beschissene Erlebnisse. Eine Beerdigung, die eine reine Farce war und auf der ich überhaupt keine Rolle gespielt habe, obwohl man meine Mutter beerdigt hat, die erste Magieschlacht meines Lebens - oh, und diese herrliche Begegnung mit meinem Vater. Entschuldige bitte, dass mein Selbstwertgefühl gerade einen akuten Absturz Richtung Boden gemacht hat.“ Ohne es wirklich zu bemerken, war er zu diesem gewohnten Tonfall zurückgekehrt, den er vor allem gegenüber all denjenigen verwandte, die ihn irgendwie angriffen. Ungewollt. Und es tat ihm auch Leid. Am liebsten wäre er Harry einfach um den Hals gefallen und hätte ihn an sich gedrückt. Aber... er brachte es gerade einfach nicht über sich. Wie dumm konnte er eigentlich sein, sich noch immer ungeliebt zu fühlen, wenn er Harrys Liebe doch empfinden konnte? ~*~*~*~ Harry blickte ihn einen Augenblick überrascht an, dann begann er milder zu lächeln. Es tat ein bisschen weh, dass seine spaßhaft gemeinten Worte so eine Reaktion ausgelöst hatten, aber vielleicht waren sie ja wirklich unpassend gewesen. Er war einfach glücklich gewesen, dass Firenzes Prophezeiung nicht in einem Desaster ausgeartet war, da hatte er nicht mehr daran gedacht, was Draco hatte durchmachen müssen. Sachte hob er die Hand und strich ihm über die Wange. „Sorry.“, murmelte er. Das hatte er wirklich nicht gewollt. Aber der Gedanke, dass Dracos Vater noch immer stärker war als er, dass dieser Mann Draco noch immer mehr beeinflussen konnte als er selbst, das fachte in seinem Bauch etwas an, was er schon kannte. Etwas, was er bisher nur in Zusammenhang mit Blaise und Draco kannte: Eifersucht. Er war eifersüchtig auf diesen Mann… Unfassbar, aber nicht zu leugnen… ~*~*~*~ Einen Moment lang sah Draco den Gryffindor nur stumm an, dann schlang er die Arme um ihn und zog ihn an sich. Ein seltsames Gefühl verspürte Harry gerade und vermittelte es an den Blonden. Es war... Eifersucht. Aber... worauf? Für ihn besaß es keinen Sinn, aber Gefühle waren vermutlich - wenn überhaupt - nur für denjenigen voller Sinn, der sie empfand... Zärtlich strich er ihm durch die Haare. „Ich muss mich entschuldigen... Ich... bin gerade einfach fertig.“ Er seufzte leise. Oh ja, das traf es ziemlich gut... ~*~*~*~ „Ich weiß… kann es mir vorstellen.“ War er ja auch. Gefühlschaos ohne Grund war keine schöne Sache. Hermione sollte diesen Zauber möglichst bald von ihnen nehmen, damit sie wieder etwas runterkommen konnten von ihren Extremgefühlen. Sirius und Dumbledore wechselten einen Blick, beide grinsend bis über beide Ohren. Keinen der beiden überraschte wirklich, dass es den anderen nicht störte, was zwischen den Jungen war. In Sirius’ Augen hatte Dumbledore so was Ähnliches eh schon länger geplant, um den Blonden von der schiefen Bahn zu retten, und Dumbledore kannte den Schwarzhaarigen Rumtreiber einfach zu gut, um davon auszugehen, dass er der Menschenkenntnis seines Patensohns nicht trauen würde. „Vielleicht wäre es besser, wenn wir diesen Staubfänger verlassen würden.“, meinte Sirius schließlich. „Draco sollte unbedingt ein bisschen Schlaf bekommen und du, Harry, hast Unterricht.“ Der Junge-der-lebt starrte den Mann entgeistert an, dann zogen sich seine Augenbrauen tief in die Stirn. „Ich lasse ihn jetzt nicht allein!“, stellte er fest und er zog Draco besitzergreifend an sich. „Und was erzählst du deinen Lehrern?“ Harrys Blick wurde noch ein bisschen entschlossener. „Ich lasse ihn nicht allein und wenn ich dafür schwänzen muss!“ Seine Stimme klang nach Endgültigkeit, die Dumbledore ein überbreites, zufriedenes Grinsen ins Gesicht malte und Sirius die Augen verdrehen ließ. Irgendwoher kannte er diesen Starrsinn. Oh ja, er kam ihm so unglaublich bekannt vor… „Harry…“, begann er, doch der Gesichtsausdruck des Jungen wechselte plötzlich zu erschreckt, was ihn verstummen ließ. Harry war gerade in den Sinn gekommen, dass er sich Draco schon ein paar Mal aufgedrängt hatte, ohne dass dieser das eigentlich zu schätzen wusste. Er wandte sich wieder zu Draco, ließ seine Umarmung etwas lockerer. „Oder… soll ich gehen? Willst du alleine sein?“ Seine Stimme verriet die Unsicherheit, die gerade auch in seinem Herzen gegen etwas ankämpfte, was Verzweiflung und Schuldgefühlen recht ähnlich kam. ~*~*~*~ Draco kniff kurz die Augen zusammen, als ihn Harrys Gefühle wieder einmal übermannten. Verzweiflung und Schuldgefühle... Bei Merlin, langsam wurde das wirklich verwirrend. „Vergiss es. Ich lass dich gar nicht gehen...“, murrte der Blonde und zog ihn wieder fest an sich. Mehr gab es da wohl kaum zu sagen. Außerdem wollte er Harry bei sich haben und mit ihm über alles reden... „Nun...“ Dumbledore räusperte sich. „Ich denke, da du den Nachmittagsunterricht nun schon zur Hälfte verpasst hast, wird es nicht weiter schlimm sein, wenn du auch den Rest versäumst. Aber du wirst das nacharbeiten, Harry.“ Er zwinkerte dem Gryffindor freundlich zu. „Äh, Sir...“ So langsam machte Draco dieser Gefühlszauber wirklich wahnsinnig. „...könnten Sie vielleicht den Iuvenis Respondere lösen?“ Der Blonde warf einen entschuldigenden Blick zu Harry hinüber. Er hatte wirklich keinen Nerv, noch Hermione dafür zu suchen und Dumbledore konnte das doch garantiert. Der Schulleiter grinste breit und nickte dann. „Fasst euch an die Hände!“, wies er sie an und sobald das geschehen war, sprach er den Gegenzauber. ~*~*~*~ Kaum war der Zauber gelöst, hatte Harry das Gefühl, in ein Loch zu fallen. Die ganze Zeit über war er vollkommen aufgepuscht gewesen, erfüllt von Gefühlen, die in seinem Körper ohne Vorwarnung oder für ihn nachvollziehbaren Grund Tango tanzten, doch jetzt war das vorbei. Er war wieder alleine in seinem Gehirn und das nutzte sein Körper wirklich schamlos aus: Er beschloss, müde zu werden. Klasse. Erleichtert seufzend schloss er die Augen. Es war angenehm. Nicht so stressig… Aber Hermione würde sich definitiv einen anderen Zauber für den Tag der Tage suchen müssen, diesen hier ließ er sich freiwillig nicht mehr anzaubern. Er würde einen anderen finden, einen, der einem nicht mehr alle Gefühle mitteilte, sondern nur die Gefahr. Oder so ähnlich. Mal sehen. Wenn er Zeit und Lust hatte, sich damit zu beschäftigen. Er entließ eine von Dracos Händen, klammerte sich aber noch immer an die andere. Nach diesem Tag würde er ihn nicht mehr so schnell loslassen, sonst würde er sich wahrscheinlich immer wieder sagen, dass es ein Traum war und er immer noch nicht zurück… Grinsend blickte er zu Dumbledore, der wirklich vergnügt schien. Der hatte wohl seinen Spaß gehabt… Wahrscheinlich freute er sich darüber, den Todessern ein Schnippchen geschlagen zu haben... Zuzutrauen wäre es ihm zumindest. „Meinen Sie ernsthaft, dass es auch nur die geringste Möglichkeit gibt, dem Nachholen zu entgehen, wenn man mit Mione befreundet ist?“ Sirius begann zu lachen, dann schloss er zu ihnen auf und umarmte sie beide. „Meine Güte, wie werde ich das herbeisehnen... Ich freue mich schon auf die Ferien! Mit euch wird das Leben im Black-Haus sicher nicht halb so langweilig sein wie jetzt nur mit Remus.“ Harry kicherte. Der umsichtige Remus. Klar, dass dem nach seiner Knaststrafe umtriebigen Sirius da langweilig war. ~*~*~*~ Draco seufzte leise, als ihn die fremden Gefühle verließen. Es fühlte sich seltsam an, dass dieser Teil, den er als Harry hatte ausmachen können, auf einmal nicht mehr da war. Es war so... leer. Und zugleich wurde seine Erschöpfung noch größer, weil dieser Kraftakt, den sein Geist hatte leisten müssen, um diese Gefühle auseinander zu halten, wegfiel... Seine Hand schloss sich etwas fester um Harrys. Mit dem freien Arm erwiderte er sachte Sirius’ Umarmung. Schon komisch, dass er ihn so schnell ins Herz geschlossen hatte. Aber es fühlte sich nicht gerade schlecht an... „Ich würde vorschlagen, wir gehen jetzt besser...“ Solange ich mich noch auf den Beinen halten kann..., fügte er in Gedanken noch hinzu. „Das ist eine gute Idee.“ Dumbledore lächelte und hielt ihnen die Tür auf. „Wir wollen schließlich nicht noch mehr Staub einatmen als ohnehin schon.“ Sirius blickte die beiden Jungen lächelnd an. Er würde in das Black-Haus zurückkehren. „Und Draco...“ Der Blonde wandte sich zu ihm um. „Nimm dir die Worte deines Vaters nicht zu Herzen. Sie sind keine Beachtung wert, denn auf seine Meinung kommt es nicht an.“ Draco nickte schwach. Das war leichter gesagt, als wirklich umgesetzt... ~*~*~*~ Harry runzelte die Stirn bei den Worten. Irgendwas war da gewesen. Das hatte Draco vorhin schon gesagt, das hatte Sirius jetzt angedeutet. Er fragte sich wirklich, was Dracos Vater diesmal wieder für Schwachsinn von sich gegeben hatte. Aber anstatt zu fragen, folgte er Dumbledores Geste und verließ den Wohnraum der Heulenden Hütte, Draco hinter sich herziehend, nachdem Sirius appariert war. Draco würde es ihm sagen, wenn er es für richtig hielt, ansonsten war es erstmal wichtig, dass sie irgendwo hinkamen, wo sie Ruhe fanden, wo sie sich ausruhen konnten und er seinen Geliebten umarmen konnte, ohne dass jemand zusah. Sie schafften den Weg in den Raum der Wünsche ungesehen, was angesichts des Nachmittagsunterrichts nicht wirklich verwunderlich war. Kein Schüler, der nicht auf der Krankenstation lag, war jetzt nicht im Unterricht. Die Tür fiel hinter ihnen zu und Harry entfachte den Kamin, vor dem wieder das weinrote Sofa stand. Vorsichtig bugsierte er Draco dorthin, spürte er doch die Kälte in seinen Händen, ließ ihn sich dort hinsetzen und lief zum Bett, um die Decke zu holen, bevor er sich neben ihn hockte, sie um sie beide legte und ihn endlich in die Arme zog. Es tat gut, das. Er hatte sich so sehr davor gefürchtet, dass er das niemals wieder hätte tun können… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ In the confusion and the aftermath, You are my signal fire, The only resolution and the only joy, Is the faint spark of forgiveness in your eyes ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: ...ich glaube, ich würde diesen Zauber nicht zulassen. Oo Da gehört doch eine wirkliche Wagenladung von Nähe und Vertrauen zu, jemandem sich selbst so vollkommen zu offenbaren. Oo Shirokko: Ich auch nicht. Es ist immer noch meine Sache, meine Gefühle oder etwas dergleichen weiterzugeben. Und manchmal, da ist es nicht gut, wenn Gefühle durchkommen, die der andere vielleicht gar nicht will, und die man aus Rücksicht zurückhält… Ich denke, ich würde nicht zulassen, dass man mir einen solchen Zauber aufhalst. Ich mag meine Freunde, aber manchmal, da ist es selbst bei so einer tiefen Freundschaft wichtig, seine Gefühle zu verstecken, weil man sonst denjenigen verletzt… Im Übrigen finde ich, dass Dray ein wenig übertreibt mit seinen Minderwertigkeitskomplexen. Ist ja nicht auszuhalten, dass er sich selbst immer wieder einredet, dass keiner ihn mag und alle nur wegen Harry freundlich zu ihm sind. Dass sein Vater ihn nicht mag, schön und gut, aber… *seufz* Uh… heute bin ich aber ernst… Wie kommt das bloß? Is’ ja echt seltsam… Nur um das zu ändern: Ich mag Anatomie! Knochen und Muskeln und Bänder und so was. Das ist lustig, wenn man es sieht und anfässt und zerschnippselt, in ihre Einzelteile zerlegt… Wie wohl ein Krillkanifa aufgebaut ist…? *mordsblitzeninaugenhat* abranka: *krillkanifasinsicherheitbring* *thestralewegsperr* Häute lieber wieder Hunde, ja? Shirokko: Bleibt mir was andres übrig? Okay, Leute, ich denke, es wird wieder einmal Zeit für unsere Benutungsumfrage… ^^ Seid ihr bereit? Kennt ihr die Regeln noch? Wenn nicht: hier sind sie noch mal! Also, jeder der sechs Charaktere (Harry, Draco, Hermione, Pansy, Ron und Blaise) soll von euch eine Beliebtheitsnote (von 1 bis 6 bekommen, wobei 1 am beliebtesten ist…) bekommen. Es können auch zwei die gleiche Note bekommen. Die zu benotenden Charaktere sind: Harry: Draco: Hermione: Pansy: Ron: Blaise: Wir hoffen, wie immer, auf rege Beteiligung! Snape und Blaise ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 88: Snape und Blaise Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von a-ha – Here I stand and face the rain. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 88: Snape und Blaise Draco hatte sich nicht gegen Harrys Behandlung gewehrt und schmiegte sich an den Jungen neben sich. Es tat so gut, seine Wärme zu spüren und sich an ihn kuscheln zu können... „Erinnerst du dich noch an den Ring, den ich die letzten Jahre getragen habe?“, fragte der Slytherin leise. „Das war der Siegelring meiner Familie... Ich habe ihn heute in den Sarg meiner Mutter gelegt und mit ihr beerdigen lassen...“ Er schwieg und starrte in die Flammen. Komisch, dass das doch ein solch leeres Gefühl hinterlassen konnte. Es war... endgültig. Er hatte diese Verbindung so weit zerrissen, wie er konnte. Er würde niemals wieder eine richtige Familie haben. Nein, er hatte sie nie gehabt. Aber er hatte Harry... Matt schloss er die Augen. Und das war besser. Tausendmal besser... ~*~*~*~ Harry nickte nur. Er streichelte ihm gedankenfern über den Rücken, lauschte auf weitere Worte und starrte in die Flammen. Den Ring hatte er auch weggegeben. Jetzt gab es für ihn nicht einen einzigen Grund, dass er jemals wieder zurück zu seiner Familie gehen musste. Nicht einen. Seine Mutter war tot, sein Ring verschwunden… Den Vater verdrängte er aus seinen Gedanken. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. ~*~*~*~ „Es war nichts weiter als eine Farce... Die ganze Veranstaltung. Reden von Menschen, denen nichts an meiner Mutter lag. Und mein Vater...“ Draco öffnete erneut die Augen und starrte ins Leere. Sirius hatte Recht. Es sollte keine Rolle spielen. Es sollte bedeutungslos sein. Vollkommen bedeutungslos. Er sagte sich von diesem Mann schließlich los! Er schüttelte seine Marionettenfäden ab und trat aus seinem Schatten heraus! Er war frei von ihm! Vollkommen frei! Und doch... Unwillkürlich krampften sich seine Hände um den Stoff von Harrys Hemd und Hose. ~*~*~*~ Es tat weh. Wieder sein Vater. Immer wieder sein Vater! Immer wieder war es nur sein verdammter Vater! Wieso konnte man diesen Menschen nicht aus Dracos Gedächtnis löschen? Warum konnte man ihn nicht einfach daraus verbannen, dass er endlich diese Fesseln verlor? Harry begann Draco zu wiegen, ganz sachte. Er schwieg, hätte eh nicht gewusst, was er sagen sollte, wollte einfach da sein. Er wollte da sein, in Dracos Bewusstsein sein, aber stattdessen war da nur dieser blonde Widerling… Das war es, was so schmerzte… Eifersucht… Was konnte er gegen diesen Menschen denn unternehmen, damit Draco ihn endlich vergaß? ~*~*~*~ „Er hat mir die Schuld gegeben...“, sprach Draco langsam weiter. Er wollte darüber reden, wollte es so unbedingt. „Er hat mir tatsächlich die Schuld am Tod meiner Mutter gegeben...“ Und er war schuld... Indirekt. Das stand außer Frage... Und diese Schuld belastete ihn, auch wenn er sich ihr kaum richtig bewusst werden konnte. Er schwieg eine Weile, ehe er genauso langsam wie zuvor weitersprach. „Er hat mir ins Gesicht gesagt, wie feige ich in seinen Augen bin... Und er hat dich beleidigt... Ich hätte ihn umbringen können. Ich wollte es in diesem Kampf, aber... Dumbledore hat mich daran gehindert. Ansonsten... hätte ich den Todesfluch gesprochen.“ Seine Stimme war tonlos geworden. „Und ich weiß, dass er funktioniert hätte...“ Wieder machte er eine kurze Pause und wechselte abrupt das Thema. „Ich habe so unglaublich versagt, Harry... Ohne Dumbledore hätte ich in diesem Kampf keine zwei Minuten überlebt. Er hat mich die ganze Zeit geschützt. Einen einzigen Fluch konnte ich blocken. Einen.“ Er lachte heiser auf. „Traurig, oder?“ ~*~*~*~ Harry lächelte bitter. Er gab ihm die Schuld? Gerade er? War doch lachhaft. Draco war nicht schuld. Nicht ein kleines bisschen. Er wollte doch nur leben. Ohne Ketten leben. Und sie war doch nur gestorben, weil Voldemort es gewollt hatte… Dracos nächste Worte verhinderten seine Antwort, ließen ihn stattdessen wieder lauschen. Und es zog ihm nun wirklich das Herz zusammen. Draco hatte in diesem Kampf so viel Scheiße erlebt, dass das Füllungsvermögen einer Drachenhaut damit überlastet wäre. Kein Wunder, dass er so fertig gewesen war. Kein Wunder, dass diese Gefühle ihm so zu schaffen gemacht hatten. Er hatte einen Fluch geblockt? Er hatte tatsächlich die Zeit dazu, während Dumbledore dabei gewesen war? Er hatte Dumbledores Kraft selbst kennen gelernt. Im Sommer. Sie war berauschend, beeindruckend und niederschmetternd mächtig. Neben ihm fühlte man sich schwach, egal wie stark man war… Aber egal, was er gesagt hätte, Draco wollte jetzt keine Trostworte hören, das fühlte er. Es wäre sowieso alles falsch gewesen. Er musste einfach nur reden, damit er es besser verarbeiten konnte. Hoffte er. Er wusste nicht, was er tun sollte. Mehr als da sein, ging gerade nicht. Er fand die richtigen Worte einfach nicht, um ihm zu sagen, wie sehr es ihm Leid tat, dass er ihn hatte gehen lassen. Dass er nicht dabei gewesen war, um ihn zu beschützen… Es gab keine Worte, denn mit beiden Varianten wäre Draco nicht einverstanden gewesen, auch wenn es Harry noch so wütend machte, dass er keine der beiden Chancen hatte durchsetzen können. Vorsichtig küsste er ihm auf den Haarschopf, starrte einfach weiter in die Flammen. Es war beruhigend, auch wenn er sie längst nicht mehr sah. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Und weißt du, was wirklich deprimierend ist? Dass das alles nur als eine Falle für Dumbledore gedacht war. Weil sie sich sicher waren, dass er mitkommen würde, um das zu beschützen, was dir wichtig ist... Das sagte mein Vater zumindest. Aber...“ Er stockte erneut und sprach dann bedächtig weiter. „Er scheint sich noch immer sicher zu sein, dass ich tue, was er erwartet. Dass ich den Weg gehen werde, den er für mich vorsieht...“ ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe. Nur als Falle für Dumbledore. Weil dieser schützen würde, was für ihn wichtig war… Für ihn… Harry? Für… Der Junge wurde blass. Wenn das wahr war, dann… dann war Draco wirklich in Gefahr. Wenn die Todesser davon ausgingen, dass sogar Dumbledore den Extodesserkandidat Draco angenommen hatten, weil er ihm, Harry, wichtig war, dann… dann mussten sie doch zwangsweise auch davon ausgehen, dass er ihm selbst zu Hilfe eilen würde, wenn er in Gefahr war. Was zweifellos ja auch so war! Er würde kommen. Er würde sofort kommen und alles mit sich machen lassen, was sie wollten, nur damit Draco nichts passierte… Voldemort hätte gewonnen… Einfach so. Ohne sich wirklich anstrengen zu müssen. Harry entließ den Slytherin aus seiner Umarmung, schob ihn ein Stück von sich. Seine Lippen bebten. Sie hatten es diesmal schon versucht. Sie hatten Draco schon diesmal zu sich holen wollen… Als Nebeneffekt zu Dumbledore, denn wäre er nicht mehr, wäre es für ihn, Harry, ein Leichtes, aus Hogwarts zu entkommen. Das musste ihnen doch auch klar sein. Es war eine Falle gewesen. Eine Falle, um endgültig den Sieg der Todesser einzuleiten… „Draco, das… du… Du darfst deinen Vater nie wieder sehen…“ Er war sich gar nicht bewusst, dass seine Stimme kaum mehr als ein Hauchen war, dachte, er würde schreien, weshalb er sich zurücknahm, um ruhiger zu sprechen. Als er diesmal die Lippen bewegte, kam kein Ton mehr heraus. „Ich müsste mein Versprechen brechen, wenn du es doch tust…“ ~*~*~*~ Draco sah ihn schweigend an. Am liebsten hätte er in angebrüllt, dass er das nicht tun durfte. Niemals tun durfte. Aber... er verstand ihn. Er hatte die Gefahr doch selbst gespürt. Nur allzu deutlich. Für die Todesser war er im Zweifelsfall einfach die perfekte Geisel. Er war Harrys Achillesferse... „Okay.“ Er lächelte schwach und strich Harry sanft über die Wange, spürte die samtweiche Haut ganz bewusst unter seinen Fingerspitzen. „Er ist der letzte Mensch auf der Welt, den ich jemals wieder sehen will. Und ich glaube kaum, dass er nach... diesem Geschehen noch einmal nach Hogwarts kommen wird. So dumm ist er nicht. Er ist arrogant, aber sicher nicht dumm...“ ~*~*~*~ Sekunden noch blickte Harry ihn an, einfach nur an, versuchte zu verinnerlichen, dass er es ihm wirklich versprochen hatte, suchte nach Anzeichen, die dagegensprachen, suchte nach Schuldgefühlen, die nicht existierten… Dann fiel er ihm um den Hals, drückte ihn so fest an sich, dass er sich selbst die Luft zum Atmen nahm. Nur gut, sonst hätte er wohl angefangen zu weinen. Diese akute Angst hatte ihm einen Adrenalinschub verpasst, der seine Reserven für diesen Tag vollkommen ausgezehrt hatten. ~*~*~*~ Von Harrys Ansturm vollkommen überwältigt, kippte Draco hintenüber und landete auf dem Rücken. Auch ihm presste Harry die Luft aus den Lungen. Zärtlich erwiderte er die Umarmung und strich dem Gryffindor durch die Haare. „So glücklich, Kätzchen?“, flüsterte er leise und küsste ihn sachte aufs Ohr, das einzige Stück Haut, das er gerade von seinem Freund erreichen konnte. Liebevoll begann er, ihm den Nacken zu kraulen. „Es ist Zeit, diese Brücken endgültig abzubrechen...“ ~*~*~*~ Harry gab wegen des Kusses ein leises Geräusch von sich, verursachte es ihm doch eine Gänsehaut, aber er nickte. Glücklich konnte man es auch nennen, eigentlich war es ein anderes Gefühl. Er konnte es nicht beschreiben, aber es hatte was von Verzweiflung, Erleichterung, Angst und Müdigkeit. „Ich liebe dich.“, flüsterte er und stemmte sich hoch, blickte von oben auf ihn herunter. Seine Augen sagten das gleiche, vermittelten zusätzlich das, was die Worte nicht ausdrücken konnten. „Ich… Draco, du bist das Beste, das mir in meinem Leben jemals passiert ist! Du hast keine Ahnung, wie viel du mir bedeutest! Du…“ Er presste die Lippen aufeinander und lächelte fast verzweifelt, als ihm die Worte ausgingen, die seine Gefühle wahrheitsgemäß beschreiben würden. Er wünschte sich den Zauber zurück. Er wünschte sich, dass er es spüren könnte, doch das war im Moment ausgeschlossen. „Verstehst du, was ich dir sagen will?“, fragte er leise. „Ich will dich nicht verlieren…“ ~*~*~*~ Draco blickte zu Harry empor. In dem schwarzen Haar tanzte das rötliche Licht des Feuers und die grünen Augen schillerten noch intensiver, als sie es ohnehin schon taten, wenn Harry etwas besonders wichtig war. Bei Merlin, eine solche Liebeserklärung... Er spürte, wie ihm Tränen der Rührung in die Augen stiegen und kämpfte sie mühsam nieder. Es war... überwältigend. Einfach überwältigend. Und auch ohne diesen Zauber wusste er ganz genau, was Harry meinte, was er empfand. „Ich weiß... Ich weiß, was du fühlst...“ Er streckte die Hand aus, berührte ganz eben Harrys Lippen. „Ich fühle doch das gleiche, Harry...“ ~*~*~*~ Harry lächelte sachte, doch es verschwand recht schnell wieder, wurde von der Überwältigung hinfort gewischt, als er sich herabbeugte zu ihm, ihn sachte küsste. Nur kurz, zart, ohne Druck. Er schloss die Augen, um seine Fassung wiederzuerlangen, doch als er sich wieder hochschob, lächelte er erneut. „Danke.“, hauchte er. Dann küsste er ihn wieder. Diesmal richtig. Seine Lippen trafen Dracos, öffneten sich fast augenblicklich ein klein wenig, sodass seine Zunge daraus hervorschlüpfen und über die samtige Haut streichen konnte, forderte schon im nächsten Augenblick Einlass. Es verzehrte ihn zu wissen, dass sie es nicht schaffen konnten, eins zu werden! In diesem Augenblick mehr denn je. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss, gab Harrys Drängen nach und ließ ihn ein, verwickelte seine Zunge in einen zärtlichen Ringkampf. Er zog den Gryffindor nachdrücklich an sich, streifte ihm den lästigen Umhang von den Schultern und schob sein Hemd hoch, um die nackte Haut seines Rückens liebkosen zu können. Allein dieser Kuss reichte aus, um ihn beinahe um den Verstand zu bringen. So leidenschaftlich, so voller Intensität... Und noch mehr. Mehr Gefühle waren im Spiel, die Draco gar nicht genau ermitteln konnte. Harry überwältigte ihn einfach. Auch ohne irgendein magisches Band. ~*~*~*~ Der Gryffindor lächelte in den Kuss hinein, nur kurz, bevor er es Draco gleich tat und so gut es ging, wenn man auf den Ellbogen aufgestützt war, die Schnallen des Umhangs löste. Es ging vergleichsweise einfach, verglichen mit den Knöpfen des schwarzen Hemdes. Verglichen mit diesen winzigen, kleinen Plastikdingern, die einem jede Sekunde aus den Fingern rutschten, falls man gerade dabei war, sie durch das Loch zu schieben. Sie nervten, sie störten ihn! Sie sollten verschwinden! Harry war kurz davor, sie einfach abzureißen, doch er hielt sich zurück, löste den Kuss und atmete einmal tief durch, um wieder zu Sinnen zu kommen. Er würde das Hemd nicht beschädigen. Es war Draco momentan wichtig, sicherlich wollte er es morgen noch einmal tragen! Vorsichtig schloss er die Augen und entließ die Luft aus seiner Lunge. Sie zitterte, wie sein ganzer Körper. Was Verlangen alles ausmachen konnte… Als er die Augen wieder öffnete, lag mehr Ruhe darin. Viel mehr, auch wenn es ihn sichtlich Kraft kostete, diese Ruhe aufrecht zu erhalten. „Wir haben Zeit.“, murmelte er leise, mehr zu sich selbst, küsste Draco wieder sachte. „Mehr als den ganzen Tag…“ Ein zweiter Kuss, diesmal auf den Mundwinkel. Und er würde diesen Tag nutzen. Er würde ihn auskosten. Er würde nicht eine Sekunde an Hektik verschwenden. Nicht heute! Ganz vorsichtig begannen seine Finger wieder die Knöpfe zu traktieren und dieses Mal funktionierte es. Einer nach dem anderen versagte seinen Dienst. ~*~*~*~ Draco lag still und betrachtete Harry liebevoll, während dieser mit seinem Hemd kämpfte. Ein warmes Gefühl überflutete ihn wie eine Welle, riss ihn fast fort. „Ja... wir haben den ganzen Tag...“ Die Worte waren mehr gehaucht als gesprochen und er konnte nicht anders als zu lächeln. Sobald Harry erfolgreich war, streckte der Slytherin seine Hände aus und löste sachte die Krawatte von seinem Hals, ließ nur einen Moment später das Hemd folgen. Er ließ sich eindeutig nicht von irgendwelchen Knöpfen aufhalten. Zart fuhr er mit seinen Fingerspitzen über Harrys nackte Brust, umkreiste seine Brustwarzen und stupste leicht dagegen. ~*~*~*~ Harry erschauderte bei der sachten Berührung, musste sich zusammenreißen, um seine begonnene Tätigkeit zu vollenden, das Hemd von den weißen Schultern zu streifen. Aber der Anreiz dahinter half recht gut dabei. Und Dracos Hilfe machte es sogar möglich, es vollkommen zu entfernen. Lächelnd legte er ihn wieder ab, strich mit den Händen weich über die Brust und den Bauch. Die Narbe unter dem Herzen mied er mit Blicken und Fingern. Der Gedanke, damit etwas auszulösen, das nichts mit ihm zu tun hatte, machte es wirklich unerträglich. Stattdessen beugte er sich wieder vor und küsste ihn. Sanft, seinen Händen ebenbürtig. Er wollte es ganz auskosten. Alles. Seinen Kuss ganz besonders und so konzentrierte er sich auf seinen Geschmack, auf das Gefühl, das er ihm bescherte, wie er sich anfühlte. Seine Hände glitten zu den Seiten. Wenn man es recht bedachte, war Draco stark. Für Jungen in seinem Alter war sein Körper wirklich gut ausgebildet. Er mochte das… ~*~*~*~ Ein Schauder überlief Draco, als Harrys Hände seine Seiten entlang wanderten. Gänsehaut überzog seine Brust und die feinen Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Für einen Augenblick gab er sich ganz dieser Berührung hin, schloss die Augen und genoss... Als er Harry wieder anblickte, streckte er seine Hand aus und strich ihm sachte über die nackte Brust, liebkoste die Brustwarzen, umspielte neckend seinen Bauchnabel. Es war faszinierend, ihn so zu spüren. So nah... So warm... Und noch faszinierender war es, seine Augen zu beobachten, sein Gesicht und zu sehen, wie er reagierte. Bei Merlin, er liebte diesen Jungen so sehr, er wollte ihn so sehr... Alles andere war dagegen so nebensächlich, so unglaublich bedeutungslos... ~*~*~*~ Harry schloss die Augen tatsächlich erst, als das Gefühl zu gewaltig wurde. Es war irgendwann einfach zu intensiv, um sie noch offen zu halten. Zuerst die Angst, dann dieses unbändige Verlagen, jetzt diese Ruhe… Sie legte sich zusammen mit Draco wie ein Vorhang um sein Bewusstsein, dass er kaum noch etwas anderes wahrnahm. Seine Finger wanderten höher, ohne dass er es verhinderte, strichen um den Hals des Blonden. Ganz vorsichtig, jegliche empfindliche Stelle auskostend. Das Schlüsselbein war hart, genau wie der Kehlkopf, dafür war alles andere weich. Er konnte das Blut unter seinen Fingern pulsieren spüren. Ein weicher, ruhiger Rhythmus, obwohl er eigentlich nicht mehr ganz so ruhig unter ihm lag. Als er sich diesmal hinabbeugte, war sein Ziel nicht Dracos Mund. Leise, unzusammenhängende Worte wispernd näherte er sich seinem Ohr, verhielt ganz kurz davor in der Bewegung, verstummte, bevor er emsig begann, daran zu knabbern. Es wäre ein Leichtes, ihm jetzt wehzutun, er wusste das, denn Draco vertraute ihm vollkommen. Absolut, wenn er zuließ, dass er seine Hände um seinen Hals legte. Es machte ihn glücklich. Das war eine Ehre. Auch wenn er diese Ehre schon länger genoss, erst jetzt hatte er sie erkannt. ~*~*~*~ Draco seufzte leise auf und schloss ebenfalls die Augen. Harry jagte ihm einen Schauder nach dem anderen über den Körper. Seine Hände waren beinahe kraftlos, als sie den Gryffindor weiter zu liebkosen begannen. Komisch, er hatte gar nicht bemerkt, wie er damit aufgehört hatte... So sehr nahmen ihn Harrys Berührungen gefangen. Zart fuhr er seine Seiten entlang, strich sich von Rippe zu Rippe, die er beinahe schon zu deutlich unter der samtigen Haut spüren konnte. Leicht winkelte der Slytherin sein Bein an und schob das Knie langsam zwischen Harrys Beinen immer weiter nach oben, bis er ganz vorsichtig gegen seine doch schon zu spürende Erregung drückte. Behutsam begann er sein Bein auf und ab zu bewegen und zwischen Harrys Oberschenkeln zu reiben. ~*~*~*~ Harry reagierte darauf mit einem leisen Stöhnen und kurzzeitig musste er von Dracos Ohr ablassen, weil er sonst wahrscheinlich wirklich noch hinein gebissen hätte. Stattdessen biss er sich auf die Lippe, wie er es immer tat, wenn er Geräusche vermeiden wollte. Es war nicht einfach. Draco machte ihn an. Diese Geste machte ihn an und sie zeigte ihm, dass Draco wohl nicht gewillt war, ihm alles zu überlassen. Schön das zu wissen. Als er sich wieder dem Ohr widmete, war er mutiger, wollte zurückzahlen, was er bekam. Seine Zunge stahl sich ein bisschen weiter vor, dann stippte sie unerwartet direkt in das warme Ohr. Leicht bitter, schoss es ihm durch den Kopf und er schauderte schon fast zurück, aber dieses Mal war es ihm schon nach einem halben Augenblick egal. Es war erträglich und es war egal. Es… irgendwo war es irgendwie gut, so wie es war, in diesem Moment, dieser Situation… Er ließ seine Zunge an der Ohrmuschel entlang gleiten, versuchte dahinter zu kommen, wo es noch wärmer und weicher war, während seine Hände wieder auf seiner Brust gelandet waren, dort die Brustwarzen und ihre Umgebung forderten. Und die ganze Zeit über drängte er Dracos Bein unbewusst ein wenig entgegen. Diese Berührung war Wahnsinn. ~*~*~*~ Draco gab einen leisen Laut von sich, als Harrys Zunge ihn so überraschte. Sein Freund steckte wirklich voller Überraschungen mit seiner Impulsivität. Und er mochte das verdammt gerne. Lächelnd erhöhte er den Druck mit seinem Bein ein wenig. Harrys Reaktion verriet ihm sofort, dass ihm das gefiel. Sehr sogar... Die Härte, gegen die er drückte, war definitiv größer geworden. Er drehte den Kopf ein klein wenig zur Seite und begann die weiche Haut des Halses des anderen Jungen vorsichtig mit der Zungenspitze zu liebkosen. Bei Merlin, wie konnte er eigentlich überall so verdammt gut schmecken? Gleichzeitig wanderten seine Hände langsam von den Seiten auf Harrys Bauch, begannen den Gürtel zu lösen und schließlich den Knopf der Hose zu öffnen. ~*~*~*~ Zum zweiten Mal wurde Harry durch ein Keuchen von Dracos Ohr abgelenkt und diesmal brauchte er länger, um sich wieder zu fassen. Draco hatte heute irgendwie den Dreh besser raus als die letzten Male. Er war schon jetzt so erregt, dass es schwer fiel, bei der Sache zu bleiben. Aber das war nicht fair. Ganz und gar nicht. Er hob den Kopf ein wenig an, um ihm ins Gesicht zu blicken, als er seine eine Hand von der Brust weiter nach unten schickte. Einmal musste er Dracos Hand ausweichen, einmal spürte er kurz dem Bauchnabel nach, doch letztendlich erreichte er, was er suchte. Sachte legte er seine Hand auf die verdeckte Erregung und drückte zu. In seinen Augen eine amüsierte Warnung. ~*~*~*~ Jetzt war es Draco, der aufkeuchte und sein Becken dann unwillkürlich Harrys Hand entgegendrängte. Das war... Schlagartig erinnerte ihn der Gryffindor daran, dass das alles absolut nicht spurlos an ihm vorüber ging. Im Gegenteil. Seine Hose spannte sich schon langsam richtig schmerzhaft... Nachdem er sich wieder gefangen hatte, schob der Blonde aufreizend langsam den Reißverschluss von Harrys Hose herunter und strich langsam über die Unterhose darunter. Zugleich erhöhte er von unten noch einmal den Druck mit seinem Knie. Seine grauen Augen blitzten ähnlich auf wie Harrys grüne zuvor. ~*~*~*~ Harry begann zu grinsen. Wie immer gab Draco nicht einfach so auf. Wie immer versuchte er ihn zu reizen, zu fordern. Wie früher. Nur auf wesentlich höherem Niveau. Er tat es aus anderen Gründen… Er tat es ihm gleich, öffnete mit der freien Hand den Gürtel und zog ihn unter Draco fort, machte sich sofort an der Hose selbst zu schaffen, öffnete Knopf und Reißverschluss, ohne den Druck auf Dracos Geschlecht zu vermindern, eher verstärkte er ihn noch. Rieb mit zwei Fingern immer noch extra ein paar Zentimeter auf und ab. Herausforderung stand in jeder seiner Geste geschrieben. Es war ein Kampf, den keiner gewinnen konnte, aber er machte Spaß! ~*~*~*~ Draco keuchte erneut auf und legte den Kopf in den Nacken. Aber so einfach... Nein, so einfach würde Harry hier nicht... gewinnen. Wobei... eigentlich ging es nicht um den Sieg, sondern nur um die Herausforderung. Sein Atem ging schnell und für eine Weile blieb er so, spürte Harrys Berührungen nach. Dann hob er den Kopf und blickte in die funkelnden grünen Augen. Er grinste zurück. Energisch streifte er Harrys Hose herunter, zog sein eigenes Bein etwas höher und schob das lästige Kleidungsstück so weit runter, wie es in dieser Position ging. Knapp oberhalb der Knie blieb sie hängen und spannte sich zwischen Harrys leicht gespreizten Beinen. Die Boxershorts ließ Draco ihm ganz bewusst noch an. Das Spiel war schließlich noch lange nicht vorbei... Mit einem süßen Lächeln strich er über den dünnen Stoff, fuhr die Form von Harrys Erregung mit den Fingern nach, umkreiste sie, bis er zielsicher die empfindliche Spitze durch den Stoff massierte. Von unten schob er sein Knie wieder zwischen Harrys Beine und drückte es behutsam nach oben. Sobald er Harrys Hoden erreicht hatte, begann er erneut leicht auf und ab zu reiben. ~*~*~*~ Harry riss die Augen auf und ihm entwich ein leiser, heiserer Schrei, bevor er sich zügeln konnte. Das hatte er nicht erwartet. Das war… unfair schnell gegangen! Das war unfair gut! Er schüttelte die Verspannung ob des Schrecks ab, fuhr mit der Hand in Dracos Hose und gleich unter die Shorts, wollte ihn ebenfalls reizen, bis er schrie, da krachte es plötzlich an der Tür. Keinen Wimpernschlag später hörte man von draußen lautes Fluchen und ein neues Krachen ließ die Tür erzittern. Wie eingefroren starrte Harry Draco an. Das war Snape! Da draußen war Snape und er… er versuchte hereinzukommen! Hatte er sie etwa gehört? Hatte… er ihn schreien gehört? ~*~*~*~ Draco war fasziniert von Harrys heftiger Reaktion und als der Gryffindor seine Hand in seine Shorts schob... Doch ehe Harry ihn ebenfalls reizen und die nächste Runde einläuten konnte, krachte es an der Tür. Snape. Der Slytherin verkniff sich mühsam ein entnervtes Aufstöhnen. Hatte der Kerl keinen Unterricht oder niemanden, der gerade bei ihm Strafarbeiten machen musste? Er blickte zu Harry empor, der eindeutig vollkommen verschreckt aussah. „Komm her...“, murmelte er leise und zog den anderen an sich. „Wir können warten, bis er weg ist... Oder aber wir legen einen kleinen Zauber über diesen Raum...“ Der Klang seiner Stimme machte nur allzu deutlich, dass ihm letzteres lieber war... Harrys Körper übte einen derartigen Druck auf diesen gerade extrem empfindlichen Bereich seines Unterleibs auf, dass er sich nur mit Mühe ein Aufseufzen verkneifen konnte. ~*~*~*~ Harry nickte nur, schmiegte sich an ihn. Der Schrecken in seinen Gliedern war allumfassend gewesen. Noch immer kribbelte alles in ihm. Bis in die Zehenspitzen. „Er will mich abholen.“, flüsterte er leicht panisch. „Garantiert. Ich habe sein Sondertraining verpasst…“ ~*~*~*~ „Will er nicht... Außerdem: Woher sollte er wissen, wo du bist? Er will hier rein, weil er elend neugierig ist...“ Draco strich dem Gryffindor beruhigend über die Haare. Er suchte nach seinem Umhang und grabbelte in der Tasche nach seinem Zauberstab. Einen leisen Zauber später waren sie akustisch hundertprozentig sicher vor Snape. „Jetzt kann er uns garantiert nicht mehr hören. Und rein kommt er nicht, weil der Raum nur für uns ausgelegt ist... Nur wir kommen hier herein. Schon vergessen?“ Draco lächelte weich und wuschelte Harry diesmal aufreizend durch die Haare. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte ihn sekundenlang an, dann nickte er und entließ erleichtert die Luft. Woher er wissen wollte, wo er war? Dafür gab es Zauber. Draco hatte doch selbst einen solchen Zauber über sich legen lassen, da müsste er das doch kennen… Aber er hatte trotzdem Recht. Dumbledore hatte ihm sicher gesagt, was los war. „Sorry.“, murmelte er, beschämt, dass er sich so aus der Ruhe hatte bringen lassen, dass er vergessen hatte, was gerade zwischen ihnen passierte. Sachte küsste er ihn, strich vorsichtig über die weiche Brust. Von draußen war ein unwilliges, wütendes Knurren zu hören, dann blieb es still. Ob Snape jetzt weg war? ~*~*~*~ Draco schloss mit einem leisen Seufzer die Augen. Ihm selbst war Snape da draußen herzlich egal. Sollte der Zaubertränkelehrer doch versuchen, diese Tür aufzubekommen. Es würde ihm wohl kaum gelingen. Wie er Harry gesagt hatte: Der Raum war nicht dafür ausgelegt, ihn hinein zu lassen... Außerdem war dem Slytherin gerade nach etwas ganz anderem. Aber es war ja kaum möglich einfach weiterzumachen, wenn Harry die ganze Zeit darauf lauschte, was Snape draußen veranstaltete... „Schau auf der Karte nach, ob er weg ist... Ansonsten findest du doch keine Ruhe...“, murmelte der Blonde schließlich und blinzelte Harry an. Vorsicht strich er über seinen nackten Rücken und hob sein Becken leicht an, um dem Gryffindor schweigend aber doch recht deutlich zu verstehen zu geben, was er gerade wollte... ~*~*~*~ Harry blickte ihn kurz perplex an, lachte dann leise und küsste ihn. „Warum?“, wollte er wissen. „Du hast die Tür verzaubert. Und wenn du sagst, dass da kein Ton durchkommt, dann ist das so.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem leicht anzüglichen Grinsen. „Außerdem braucht da etwas anderes mehr Aufmerksamkeit, nicht wahr?“ Und ganz vorsichtig erwiderte er die Geste Dracos, rieb gegen seine Erregung. „Und wenn er doch reinkommt, dann werden wir ihn eben schocken.“ ~*~*~*~ Draco stöhnte unwillkürlich auf. „Wenn du... das... auf Dauer... weitermachst... bist du schuld... wenn ich mir... die Hose... einsaue!“, brachte der Slytherin mühsam hervor. Dann zog er Harrys Kopf ein wenig weiter herunter und küsste ihn leidenschaftlich und verlangend. Seine freie Hand strich weiter über Harrys Rücken, wanderte langsam tiefer und glitt schließlich sachte und neugierig über die festen Pobacken. ~*~*~*~ „Echt?“, fragte Harry weich, als wäre er gerührt. „Ich fühle mich geehrt.“ Liebevoll begann er einen neuen Kuss, vertiefte ihn, drängte sich noch weiter gegen ihn, um ihn zu reizen, die Grenze ein wenig weiter auszutesten, dann unterbrach er plötzlich. „Aber das wollen wir ja eigentlich nicht, oder?“ ~*~*~*~ „Nein... Eigentlich... nicht...“, keuchte der Blonde gegen Harrys Lippen. Er hatte den Gryffindor sich kaum von ihm entfernen lassen und küsste ihn kurz darauf erneut. Schien so, als wenn dieser doch gewonnen hatte... Aber was machte das schon? Nachdem er den Kuss beendet hatte, leckte sich Draco über die geröteten Lippen und näherte seinen Mund Harrys Ohr. „Ich. Will. Dich. Ich will dich spüren. Überall.“ Seine Stimme war heiser. „Und jetzt zieh mir die verdammte Hose aus.“ ~*~*~*~ Harry lachte leise, seine Augen funkelten. „Wird gemacht, Schatz.“ Und schon zog er sich ein wenig zurück, griff nach dem Stoff, wartete, bis Draco die Hüfte wieder ein wenig anhob und hielt dann inne. „Oder sollte ich das doch nicht tun?“ Irgendwie hatte ihn jetzt der Spieltrieb gepackt. „Ich meine…“ Er ließ den Satz offen, beugte sich ein bisschen hinunter und biss in den Stoff, unter dem sich das heiße Glied verbarg. ~*~*~*~ Draco reagierte auf diese Aktion mit einem leisen Aufschrei und einem dicht darauffolgenden Keuchen. Er spürte den Druck von Harrys Zähnen und seinen warmen Atem nur zu überdeutlich. „Du... Sadist...“ Er hätte protestieren können. Natürlich hätte er das... Aber er legte schlicht den Kopf in den Nacken und schloss halb die Augen. Seine Lider flatterten leicht. Wenn Harry das wollte... dann sollte er genau das tun. Er vertraute ihm... und irgendwie war er gespannt, was der Gryffindor noch aushecken würde... Süße Qual nannte man das wohl. ~*~*~*~ Sadist… Irgendwie klang das nicht ernstzunehmend. Im Gegenteil. Fast wie eine Aufforderung… Harry grinste noch breiter. Draco war gerade wunderschön. Der weiße Hals so überstreckt war auch wie eine Aufforderung, wie pure Verführung. Dracos Hals war unglaublich schön… Weich strich er mit den Händen über den Stoff an den Innenschenkeln, wünschte sich fast selbst, die Hose fort zu haben, um die weiche Haut berühren zu können, allerdings war das nicht das, was er tun würde. Das konnte er doch später immer noch machen, nicht wahr? Er platzierte einen sanften Kuss auf der Stelle, wo er die Eichel vermutete, lag allerdings ein bisschen daneben, musste mit der Zunge danach tasten, bis er sie fand. Und dann begann er an Dracos empfindlichster Stelle zu lecken und zu saugen, bis die Hose ganz seltsame Geräusche von sich gab und Draco die warme Feuchtigkeit spüren musste. Und jeder Laut bestätigte Harry dazu, weiterzumachen. ~*~*~*~ Dracos Augen schlossen sich endgültig. Erneut entwichen ihm mal mehr stöhnende, mal mehr keuchende Laute. Seine Fingernägel kratzten über den Stoff, bis sie endlich Halt fanden und sofort krallte er sich an dem Polster fest. Unwillkürlich drückte er den Rücken durch und drängte seine Hüfte Harry nur einen Augenblick später entgegen. Feine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, liefen in einem unmöglichen Bogen herunter. ~*~*~*~ Harry versank förmlich in seiner Tätigkeit, machte immer weiter und weiter. Er spürte, wie Dracos Anspannung wuchs, konnte fühlen, wie er ganz allmählich zu dem Punkt wanderte, wo die Klippe endete, dass er kurz davor war… Abrupt beendete er sein Spielchen und zog nun doch noch die Hose herab, samt Boxershorts. Ein dunklerer Fleck auf schwarz… Mit einem Grinsen zog er die Hose ganz aus und kroch dann wieder über ihn, küsste ihn tief und innig, darauf achtend, ihn ansonsten nicht mehr zu berühren. ~*~*~*~ Draco gab ein protestierendes Jammern von sich, als sich Harry auf einmal von ihm entfernte und auch der neue Raum, den er ohne seine Hose besaß, konnte ihn dafür bei weitem nicht entschädigen. Er blinzelte, als er Harrys Lippen auf seinen spürte. „Sadist...“, murmelte er leise dagegen. „Du wärst wirklich der perfekte Slytherin...“ Seine Hände lösten sich aus den Polstern und wanderten langsam Harrys Seiten entlang, verharrten kurz an dem Bund seiner Boxershorts, ehe er darunter glitt. Leicht strich er mit der einen Hand über Harrys Erregung, fand die empfindliche Spitze und umspielte sie herausfordernd. Mit der anderen Hand liebkoste er seine Pobacken. Er war von diesem Gefühl vollkommen fasziniert, strich immer wieder darüber. ~*~*~*~ Harry konnte nicht antworten, jedenfalls nicht gleich. Stattdessen gab er sich diesem Gefühl hin. Erstaunlich, dass Draco dazu noch in der Lage war. Er selbst hätte jetzt mindestens ein paar Sekunden zum Verschnaufen gebraucht, eher er wieder etwas hätte tun können… Vielleicht hatte er einfach nicht lange genug durchgehalten…? Oder aber Dracos Selbstbeherrschung war größer als seine. Das, was er jetzt tat, war jedenfalls definitiv schön. Unfair, weil er sich revanchierte, aber… Mann, er dachte auch nur noch Quatsch. Das lag an Draco. Nur an ihm! Er schob sich ein wenig vor, gegen die Hand und in Reichweite des Ohres. „Wäre doch langweilig!“, raunte er, dann hatte er keine Lust mehr zu spielen. Er war weit und alles, was jetzt noch kam, war Folter. Oder Strafe. Oder was auch immer. Er entzog sich Draco, zog die Shorts aus und legte sich dann auf ihn, eine Hand in dessen Schritt, blickte ihn fragend an, so viel Kontrolle über sich hatte er gerade noch so. ~*~*~*~ Als Antwort drückte Draco schlicht seine Erregung gegen Harrys Hand und lächelte ihn sanft an, ehe er seine Hände an die gleichen Stellen zurücklegte. Er massierte sein steifes Glied, strich immer wieder um die samtige Eichel. Gleichzeitig liebkoste er weiter das feste Hinterteil. Gleichzeitig genoss er Harrys Berührungen. Er konnte deutlich spüren, wie sich in ihm diese ganz besondere Anspannung aufbaute und unter seinen Fingerspitzen fühlte er auch bei Harry den ersten Lusttropfen. „Wie geht es dir? Wo bist du?“ Blaises Worte waren wie eine kalte Dusche. Draco gab ein entnervtes Aufstöhnen von sich und hielt inne. Wo hatte Blaise nur dieses absolut beschissene Timing her? Und warum zur Hölle musste sie heute eigentlich dauernd irgendwer stören? „Wir machen uns Sorgen...“ ~*~*~*~ „Geht es dir gut?“, kam es fast zeitgleich bei Harry an. „Hast du Draco schon gefunden?“ Der Schwarzhaarige biss sich auf die Lippe. Diese bescheuerten… Warum gerade jetzt? Hatte Snape nicht gereicht? War ihnen nicht klar, dass es ein absolut unpassender Moment sein konnte? Dass er etwas Besseres zu tun hatte, als auf ihre Fragerei zu antworten? Dass er… vielleicht mitten im Kampf stecken könnte? Natürlich war es nicht so, aber nervig war es trotzdem. „Wir machen uns…“ Harry schüttelte entschlossen den Kopf, küsste Draco, der abgelenkt schien, verstärkte den Druck auf die Eichel des Blonden und steigerte gleichzeitig das Tempo. Blaises Nachricht hatte er abgewürgt. Er wollte sie jetzt nicht hören! Gar nicht! Ihm ging nicht wirklich auf, dass es ihm geglückt war, den Gedankenfluss zu stoppen. ~*~*~*~ Draco keuchte heiser und ohne weiter darüber nachzudenken, nahm auch er seine Bewegungen wieder auf. Das war... Blaises Worte hallten noch immer durch seinen Kopf. Er konnte sie weder richtig ausblenden, noch richtig ignorieren, aber er war zu weit, Harry brachte ihn zu weit, um jetzt noch irgendwie innehalten zu können. Ein komisches Gefühl. Irgendwie fühlte sich alles wie ein seltsamer Traum an, durch den er hindurch glitt. Doch gleichzeitig war alles so bestechend real. Mit der Zunge fuhr er über Harrys Lippen, lockte ihn in einen weiteren Kuss. Er wollte mehr davon, mehr von ihm. Mehr... ~*~*~*~ Irgendwie waren jetzt alle Banne gebrochen, das Spielen beendet, als wären sie jetzt soweit, alle Bedenken in den Wind zu schlagen. Irgendwie wurden ihre Bewegungen schneller und schneller, sie wurden lauter… Bald schon war der ganze Raum nur noch von Keuchen und lautem Stöhnen erfüllt. Dann trieb Draco Harry über die Klippe. Wie er es vor Harry schaffte, war diesem ein Rätsel, wenn auch kaum einen Gedanken wert, denn er kam nur ein paar Sekunden mit einem heiseren Schrei nach. Weiße, kleine Sternchen sehend, ließ sich der Schwarzhaarige schwer auf seinen Geliebten sinken, keuchend und schwer um Atem ringend. Das war etwas gewesen. Wahnsinn. Wow… Er zog seine Hand zurück, wischte sie kurz an seiner Seite ab, bevor er seine Arme um Dracos Hals schlang und matt über die weiche Haut und durch das schweißfeuchte Haar strich. Er wollte sich nicht bewegen, aber andererseits konnte er auch nicht anders. ~*~*~*~ Draco hatte den Kopf zur Seite sinken lassen. Er atmete schwer und genoss das matte Gefühl und die Nachwehen des Orgasmus. Seine rechte Hand war zwischen Harry und ihm eingeklemmt, aber das störte ihn nicht weiter. Mit der Linken streichelte er dem Gryffindor zärtlich den verschwitzten Rücken. Es fühlte sich alles so gut an... „Draco?“ Die Nachfrage bohrte sich unerwünscht in seinen Verstand. Der Slytherin seufzte leise. „Nervt dich auch irgendeiner von ihnen? Blaise macht mich gerade wahnsinnig... Aber er hört wohl kaum auf, bis ich antworte...“ ~*~*~*~ Harry seufzte. Nein, bei ihm hatten sie es offenbar aufgegeben. Er hörte keine Stimmen mehr in seinem Kopf. War auch besser so, sonst hätten sie ihn wohl heute noch in den Wahnsinn getrieben. Allerdings… Mühsam stemmte er sich hoch, musste gegen eine akute Schwäche ankämpfen, doch er schaffte es. „Dann tu das am besten.“, sagte er liebevoll und strich ihm einmal über die Wange, bevor er sich hinkniete und damit zwischen Dracos Beinen saß. „Vielleicht ist es ja wirklich unfair, wenn du nicht antwortest. Schließlich machen sie sich Sorgen um dich. Pansy wird ihnen Firenzes Worte brühwarm weitererzählt haben…“ Er verstummte kurz, dann lächelte er, als er an sich herabblickte. Er sah vielleicht aus. „Ich werde solange duschen gehen.“ ~*~*~*~ Draco richtete sich halb auf und lächelte Harry an. „Vermutlich hast du Recht...“ Er betrachtete gedankenverloren seinen verschmierten Bauch. „Aber mach langsam, ja? Dann kann ich nachkommen...“ Er hob den Kopf und grinste seinem Freund hoffnungsvoll zu. Mit Harry zu duschen war herrlich und sie hatten das schon viel zu lange nicht mehr gemacht... Irgendwie zog er seinen Umhang unter sich hervor und kramte das Gedankenbuch hervor. Er schlug es auf und begann eine Antwort an Blaise zu kritzeln. „Erstens: Es geht mir gut. Zweitens bin ich in Hogwarts, genauer gesagt in unserem geheimen Schlafzimmer. Drittens... dein Timing ist eine Katastrophe.“ Es dauerte keine halbe Minute, da erhielt er Antwort. Er meinte Blaises Lachen darin hören zu können. „Ach nee... Hab ich euch beim Sex erwischt?“ „...du erwartest nicht wirklich eine Antwort darauf, oder? Stell dir aber bitte mal vor, es wäre ein Kampf gewesen...“ „Dann sag das nächste Mal sofort Bescheid, dass es dir gut geht. Dann passiert so etwas nicht wieder... War’s wenigstens gut?“ „Und wenn es mir nicht gut ginge? Dann könnte ich dir gar nicht antworten...“ Entnervt klappte Draco das Buch zu. Manchmal... da machte Blaise ihn wirklich wahnsinnig... Er stand auf und ging ins Badezimmer. Dort schlug ihm sofort eine Woge warmer, feuchter Luft entgegen. Lächelnd schlug er den Vorhang zurück und trat zu Harry unter die Dusche. ~*~*~*~ Harry stand schon ein paar Sekunden später mit geschlossenen Augen unter der Dusche. Er hatte sie nicht ganz heiß gemacht, nur ein bisschen wärmer als sonst. Aber das war notwendig, denn irgendwie war wieder die Eifersucht in ihm hoch gekrochen. Wie ein Geschwür. Verdammtes Mistgefühl! Warum konnte er das nicht auslöschen? Er hatte keinen Grund dafür! Jedenfalls nicht wirklich. Trotzdem hasste er es, wenn Dracos Gedanken immer wieder von ihm abgelenkt wurden. Gerade in solchen Situationen. Gerade heute. Heute wollte er ihn wirklich nur noch für sich. Und gerade heute kam erst sein blöder Vater ständig dazwischen und dann Blaise! Böse biss er die Zähne zusammen und schloss die Augen, um die Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen, als er die Tür gehen hörte. Als Draco zu ihm unter den Wasserstrahl kam, empfing er ihn mit einem Lächeln. „Konntest du ihn beruhigen?“, fragte er weich und legte ihm die Arme um die Hüfte. ~*~*~*~ Draco zog Harry an sich und strich ihm die nassen Haare zärtlich aus dem Gesicht. „Ja. Und mir im Gegenzug anzügliche Bemerkungen anhören...“ Er seufzte leise und lehnte seine Stirn gegen Harrys. „Aber vergessen wir das...“ Er lächelte, als er den Kopf wieder hob und griff nach dem Duschgel. „Komm her... Ich wasch dich.“ Ohne auf irgendeine Erwiderung zu warten, kleckste er sich etwas von dem blauen Zeug in die Hand und begann Harrys Oberkörper einzuschäumen. Er arbeitete sich weiter nach unten vor und musste unwillkürlich grinsen, als er über Harrys Unterbauch rieb. „Es klebt...“ Er rubbelte grinsend weiter und spürte, wie sich nach und nach ihrer beider Spuren lösten. Schade eigentlich, dass sie sich nicht dauerhaft brandmarken... Moment. Sich gegenseitig dauerhaft brandmarken? Was war das denn für ein Gedanke? Unwirsch schüttelte er ihn ab. Ein Mensch hatte ihn gekennzeichnet. Das reichte. ~*~*~*~ Harry ließ die sanften Berührungen über sich ergehen. Es war angenehm, beruhigend, das Wasser, so wie Dracos Hände, die Wärme. Dabei war ihm gar nicht kalt. Es gefiel ihm. Vielleicht weil er so Dracos komplette Aufmerksamkeit hatte. Etwas, das ihm gerade so wehgetan hatte, weil er nicht alleine in seinen Gedanken war. Diesmal schien Draco wirklich nur ihn zu sehen. Nur ihn. Niemanden sonst. Er sollte wirklich nicht so denken. Das war falsch. Und Draco gegenüber nicht fair. Und dennoch konnte er sich nicht helfen. Es war beruhigend, ließ dieses komische Biest in ihm endlich vollkommen zur Ruhe kommen. ~*~*~*~ Draco lächelte weich, als er sah, wie sehr sich Harry vor ihm entspannte und seine Berührungen genoss. Er selbst genoss es auch, ihn überall zu berühren und sanft zu liebkosen. In aller Ruhe schäumte er den Gryffindor von Kopf bis Fuß ein und spülte den Schaum ab. Dann widmete er sich seinen Haaren, shampoonierte sie, wobei er es sich nicht entgehen ließ, das so ausgiebig wie nur irgend möglich zu zelebrieren, und spülte dann ebenfalls diesen Schaum fort. „Genießer...“, raunte er leise, zog Harry in seine Arme und gab ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. ~*~*~*~ „Sowieso.“, murmelte dieser und gab den Kuss sofort zurück. „Du aber auch.“ Erst dann öffnete er die Augen wieder. „Hoffe ich.“ Und schon langte er über Draco hinweg zu der Plastikflasche, musste sich zu diesem Zweck noch einmal – ganz ungewollt – gegen ihn drücken, um sie zu erreichen. Als er sich zurückzog, hatte er das Gel in der Hand. „Oder nicht?“ Rhetorische Frage, mehr nicht. Und trotzdem wartete er auf eine Antwort. ~*~*~*~ Draco lachte leise und stupste Harry gegen die Nasenspitze. „Das fragst du noch?“ Wirklich süß... Aber zugleich auch beinahe schon unverständlich. Wenn er sich ihm schon so vollständig hingab, sollte er da dann wirklich etwas dagegen haben, wenn Harry ihn wusch? Wohl kaum... Abgesehen davon wusste er ja schließlich, wie großartig sich das anfühlte. ~*~*~*~ Harry lächelte warm. Natürlich. Immer. Und wenn es nur darum ging, Einverständnis zu haben, um nicht doch noch mechanisch einfach zu wiederholen… Er drückte etwas Gel auf seine Hände, wärmte es an, dann ließ er es weich auf die blasse Brust vor sich gleiten, beobachtete, wie es langsam herunter lief, bevor er es auffing und es Draco mit Zärtlichkeiten nachempfand und spüren ließ, wie er sich kurz zuvor gefühlt hatte. Vollkommene Aufmerksamkeit, ohne Hintergedanken. Selbst das Gesicht ließ er nicht aus. Es war schon dämmrig draußen, als er fertig und Draco vollkommen sauber war. Bald würde die Sonne untergehen. Harry blickte sekundenlang hinaus, bevor er in die Ruhe hineinfragte: „Wollen wir noch fliegen gehen?“ ~*~*~*~ Auch Dracos graue Augen hatten sich nach draußen gerichtet. Der Himmel hatte schon eine faszinierende rötliche Färbung angenommen. Der Blonde trat an das Badezimmerfenster und schaute eine Weile stumm hinaus. Dort draußen jetzt zu fliegen... Es würde mit Sicherheit Spaß machen, aber... er war müde. Er war erschöpft. Sowohl körperlich als auch emotional und geistig. Es war einfach genug für heute. „Ich bin müde...“, antwortete er schließlich mit deutlicher Verspätung und wandte sich zu dem Gryffindor um. „Ich möchte lieber ins Bett...“ ~*~*~*~ Harry lächelte und gähnte wie zur Bestätigung einmal herzhaft hinter vorgehaltener Hand. Die Wärme grade hatte die Müdigkeit anscheinend gerufen. „Gut, gehen wir schlafen. Ich muss morgen früh raus. Du ja auch…“ Er nahm Dracos Hand und zog ihn mit zum Spiegel, wo er ihm seine Zahnbürste in die Hand drückte. „Aber den Flug im Abendrot, den holen wir nach, ja?“ Dann steckte er sich die Zahnbürste in den Mund und begann brav zu schrubben. ~*~*~*~ „Klar.“ Draco grinste und wuschelte Harry kurz durch die feuchten Haare, ehe er es ihm nachtat und seine Zähne schrubbte. Fünf Minuten später krabbelten sie unter die Bettdecke und kuschelten sich aneinander. Der Slytherin war wirklich todmüde. Der Tag war lang gewesen und ungeheuer anstrengend, aber... er würde jetzt keinen Schlaf finden. Nicht so schnell... Er seufzte leise und lag mit offenen Augen im Dunkel. In dem schwachen Licht, was von draußen hereinfiel, konnte er Harrys Gesicht ausmachen. Wie schön... Stumm schaute er ihn an, versank schlicht in diesem Anblick. ~*~*~*~ Harry blickte zurück. Draco sah nachdenklich aus. Wirkte zumindest so. Und wahrscheinlich war es normal, in Anbetracht dessen, was er an diesem Tag erlebt hatte. Vorsichtig verflocht er die Finger seiner linken Hand mit denen von Dracos rechter, strich ihm sachte über die Wange mit der anderen. „Woran denkst du, Dray? Ist es wichtig?“ Eigentlich hätte die Frage lauten müssen ‚Willst du darüber reden?’ Aber Draco würde schon verstehen. ~*~*~*~ „Ich habe gerade daran gedacht, wie wunderschön du bist...“ Der Blonde lächelte weich und drückte Harrys Hand etwas fester. Er schwieg eine Weile und blickte dem Schwarzhaarigen unverwandt in die glänzenden Augen hinein. So tief... Konnte er darin nicht abtauchen? Einfach darin verschwinden? Dann müsste er sich keine Gedanken mehr machen. Dort wäre kein Schmerz, dort wären keine Schuldgefühle, keine Gedanken... Nur grün... „Ich habe nicht um sie geweint.“, sagte er plötzlich. „Ich habe keinen einzigen Moment um meine Mutter geweint. Es tut weh, dass sie nicht mehr da ist. Ich bin traurig... Ich fühle mich schuldig. Aber... ich kann nicht weinen...“ ~*~*~*~ Schweigend erwiderte Harry den Blick. Dunkelheit war in den grauen Augen, Dunkelheit legte sich in seine. Er hatte nicht um sie geweint. Dabei war sie wirklich nett gewesen, als er sie vor kurzem kennen gelernt hatte. Andererseits… Am Anfang des Jahres hatte er noch gesagt, sie wäre zu schwach, aber er würde sie nicht lieben. Da war das vielleicht einfach so, dass man trauerte, aber nicht weinte. Allerdings… „Warum fühlst du dich schuldig? Soweit ich mich erinnere…“ Er schauderte leicht. „…war es die Schuld deines Vaters. Voldemorts Schuld, weil er ihn gegen sie aufgehetzt hat.“ ~*~*~*~ „Sie ist meinetwegen gestorben, Harry. Meinetwegen... Weil... ich nicht verbergen konnte, was in mir vorgeht. Weil sie versucht hat, mich zu beschützen... Ich wusste doch, dass sie dafür zu schwach war. Sie war immer zu schwach dazu...“ Matt schloss Draco die Augen und blieb eine Weile so liegen, ehe er sie wieder öffnete und gleichzeitig fortfuhr: „Es war meine Schuld. Wenn auch nicht allein. Mein Vater trägt auch Schuld...“ Ja... Er war schuldig. Aber er war es nicht alleine. Lucius Malfoy hatte genauso dazu beigetragen. Er hätte sie auffangen müssen, er hätte sie beschützen müssen. Er hätte ihr ein besseres Leben schenken müssen... ~*~*~*~ Harry lächelte schwach. Wenn Draco sich für schuldig hielt, dann war er es mindestens genauso. Schließlich hatte sie auch ihn damit geschützt, allerdings… „Dray, ich weiß nicht, ob das hilft, aber… Sie war bereit dazu, für das zu sterben, woran sie geglaubt hat, was sie geliebt hat. Es war für sie okay. Es war in Ordnung und sie wird dir deswegen nicht böse sein, wenn du sie fragen würdest… Es ist viel schlimmer, wenn sie dazu nicht bereit gewesen wäre. Wenn sie getötet worden wäre, ohne dass man ihr die Chance gelassen hätte, sich zu entscheiden…“ Wieder zuckten seine Mundwinkel sekundenlang hoch, dann wich er dem Blick aus. „Ich… bin nicht schuld am Tod meiner Eltern.“, sagte er. „Auch nicht, wenn Voldemort das sagen würde. Er ist schuld daran. So, wie dein Vater allein am Tod deiner Mutter Schuld hat. Er hätte sie ja nicht so bedrängen brauchen. Wäre sie ihm etwas wert gewesen, hätte er nicht so lange gebraucht, um zu reagieren. Er ist schnell mit dem Zauberstab. Ich weiß das. Er hätte sie retten können, hätte er es wirklich gewollt. Du… nicht. Du warst nicht da.“ ~*~*~*~ Draco starrte ins Nichts. „Es ändert nichts, Harry. Selbst wenn sie es freiwillig und mit Freude getan hat. Selbst dann... Und selbst, wenn mein Vater sie hätte retten können und ihm nicht genug an ihr lag, um das zu tun. Selbst dann.“ Er lächelte matt und drückte seine Hand. „Aber es wäre leichter... Wenn ich um sie weinen könnte. Wenigstens das... Selbst Mrs. Parkinson hat auf der Beerdigung geweint. Selbst sie...“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann ließ er sich auf den Rücken fallen und seufzte lautlos. Er kannte das ja. Diese verbohrte Meinung, dass man schuld war. Er empfand doch genauso. Nur dass er selbst wirklich Schuld hatte und Draco nicht. „Mach dich nicht so fertig. Du hast den ganzen Dienstag geweint, das reicht doch. Irgendwann ist es einfach genug.“ Und schon wieder eigene Erfahrung… ~*~*~*~ „Nicht deswegen...“ Dracos Stimme war beinahe unhörbar, als er antwortete und drückte das Gesicht in das Kissen. „Nicht deswegen.“, wiederholte er. ~*~*~*~ Harry merkte auf. Nicht deswegen? Aber er hatte doch geweint. Seit er davon erfahren hatte. Er war die ganze Zeit kurz davor gewesen, war so… „Weswegen denn dann?“ ~*~*~*~ Draco schwieg. Die Erinnerungen an diese Nacht überfluteten ihn. Er wollte sie nicht. Er wollte nicht daran denken. „Weil...“, setzte er schwach an und stockte beinahe sofort wieder. „Weil... du... mich trotz allem liebst. Trotz all meiner Fehler, all meiner Schwächen. Weil du sie mir einfach so verzeihst... Selbst... diese dumme Aktion in dieser Nacht... Deswegen habe ich geweint...“ Er schloss die Augen, wollte Harry nicht sehen, ihm nicht ansehen, wie er auf dieses Geständnis reagierte. ~*~*~*~ Das verwirrte Harry nun vollkommen. Dumme Aktion in dieser Nacht? Was…? Wegen… Wegen seinem Ausraster? Weil er… Doch nicht etwa, weil er Trost in Vergessen gesucht hatte? Deswegen hatte er geweint? „Aber das ergibt doch keinen Sinn!“, rief er, setzte sich leicht auf. „Draco, das war doch in so einem Moment vollkommen… normal, wenn du versuchst zu vergessen! Ich meine… Das ist nicht so einfach zu ertragen, da verflüchtigt sich der Verstand sowieso von alleine, damit man daran nicht zerbricht!“ ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte leicht den Kopf, das Gesicht noch immer im Kissen verborgen. „Du hast mich nicht verstanden, Harry... Nicht in dieser Nacht und auch nicht jetzt. Es ging nie um Vergessen... Ich hatte... Angst... nichts mehr zu fühlen. Gar nichts mehr... Ich hatte das Gefühl innerlich vollkommen erfroren zu sein. Deswegen... wollte ich das...“ Er presste die Lippen zusammen und zwang sich dann dazu, weiter zu sprechen. „Ich war bereit... dich zu benutzen, um mir irgendwie... das Gegenteil zu beweisen. Mir zu beweisen, dass ich noch lebe...“ ~*~*~*~ Mit offenem Mund starrte Harry ihn an. Wie bitte? Benutzen? Um wieder fühlen zu können? Das war… Ein Lächeln legte sich über seine Lippen, als er seine Arme um Draco legte und sich weich an ihn schmiegte. „Hast du mal darüber nachgedacht, dass du das gar nicht könntest? Mich einfach nur ‚benutzen’? Ich würde so etwas mit mir nicht machen lassen, wenn ich es nicht wollte. Ich bin für dich da, Draco. Immer. Auch in solchen Momenten, wo du an dir selber zweifelst. Ich glaube an dich, deswegen kannst du mich nicht für etwas ‚benutzen’. Ich würde es dir auch freiwillig geben, wenn du etwas – auch das – nötig hast.“ Er flüsterte die Worte nur, direkt in das von feuchten blonden Flusen bedeckte Ohr, aber er meinte sie ernst. Benutzt… Wie kam der Kerl nur auf solche Ideen? Benutzt hatte Wurmschwanz Sirius, als er seine Eltern umgebracht hatte. Benutzt hatte Wurmschwanz die Weasleys, um in Sicherheit zu sein. Benutzt hatte man ihn, als er sein Blut für Voldemort geben sollte. Und da redete Draco bei dieser Nichtigkeit von Benutzen. ~*~*~*~ Draco lachte heiser auf und hob den Kopf, um ihn an Harrys Schulter zu lehnen. „Und da wunderst du dich, wenn du mich zum Weinen bringst?“, murmelte er leise. „Da wunderst du dich noch?“ Er schlang die Arme fest um den Gryffindor. Niemals würde er ihn hergeben. Niemals... ~*~*~*~ Harry blickte ihn etwas verzweifelt an. Was meinte er denn nur? Warum…? Aber… Er hatte es ihm schon gesagt, nicht wahr? Weil er für ihn da war. Weil er immer für ihn da war. Deswegen. Weil er ihn nicht alleine ließ. Aber das konnte es nicht gewesen sein. Er war in dieser Nacht so verzweifelt gewesen, hatte so entfesselt geweint… Das konnte unmöglich wegen Freude oder Dankbarkeit gewesen sein. Da spielte der Tod seiner Mutter sicherlich noch mit rein! Oder war es, weil er wirklich das Gefühl gehabt hatte, dass er zu Gefühlen nicht mehr fähig wäre? War es das? „Warum sagst du mir das erst jetzt?“, fragte er leise. „Ich kann dir erst jetzt helfen. Erst jetzt. Dabei hätte ich dir schon vorher erklären können, was Sache ist. So warst du schon wieder alleine mit all deinen Gedanken. Ich… ich konnte dir nicht helfen…“ Das war kein schöner Gedanke… Warum war Draco so kompliziert in sich drin? ~*~*~*~ Draco schwieg und schmiegte sich noch ein winziges bisschen näher. Was sollte er darauf denn antworten? Dass es nicht leicht war? Dass er manchmal einfach den Boden unter den Füßen verlor und vollkommen abstürzte? Dass manchmal einfach alles zusammenbrach und er niemandem mehr traute? Dass er es einfach nicht gekonnt hatte? „Ich... konnte einfach nicht.“, murmelte er schließlich. „Ich konnte einfach nicht. Es war... als... Ich konnte es nicht, Harry.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur. „Ist okay.“, flüsterte er. „So bist du eben. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht.“ Auch wenn es nicht schön war. Damit musste man sich einfach abfinden. „Solange du mir trotzdem noch vertraust, ist es okay.“ Denn das war seine größte Sorge. Dass er Vertrauen nicht mehr wert war. Es würde ihn zerstören. ~*~*~*~ „Harry...“ Draco hob den Kopf, um den Gryffindor anzublicken. Er legte seine Hand an Harrys Wange und streichelte sachte darüber. „Du hast mein Vertrauen doch schon längst... Du...“ Er lächelte weich und schüttelte ein wenig den Kopf. „Harry... Ich hatte mal einen Schutzpanzer, der niemanden an mich heran gelassen hat, der mich daran gehindert hat, irgendwem Vertrauen zu schenken. Aber du... du hast ihn mir abgenommen. Einfach so. Und jetzt... Jetzt stehe ich ganz bloß vor dir und es ist für mich vollkommen okay... Weil ich dir vertraue.“ Er gab Harry einen weichen Kuss auf die Lippen und fuhr dann nah an seinem Ohr mit leiser Belustigung fort: „Oder glaubst du ernsthaft, ich würde mich dir so hingeben wie heute, wie gestern, wenn ich kein Vertrauen zu dir hätte?“ ~*~*~*~ Der Gedanke und die Tonlage trieben Harry die Röte ins Gesicht. Vor leichter Scham. Und es wäre sicherlich aufgefallen, wenn die Röte der Freude über diese Worte nicht überwogen hätte. „Ich weiß.“, flüsterte er zurück. „Ich sagte ja, deswegen ist es okay.“ ~*~*~*~ Draco küsste ihn auf die Wange und ließ sich dann nach hinten sinken, zog ihn einfach mit sich. „Und jetzt sollten wir wirklich schlafen...“ Der Slytherin rollte sich auf die Seite und bettete Harry bequem in seine Umarmung. Es hatte gut getan, diese Dinge zu sagen, darüber zu sprechen. Vielleicht... vielleicht war es sinnvoll, das häufiger zu tun. Mit all den Dingen, die ihm Sorgen bereiteten, die ihm Angst machten... Langsam fielen ihm die Augen zu und der Tag forderte endgültig seinen Tribut. Er war innerhalb weniger Minuten in tiefen Schlaf gefallen, einen Schlaf, der ihm viele Träume bescherte... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Trust me for who I am Place all your pains into these hands I've got nothing to say But let's stay friends forever Forever ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Na, hätte irgendjemand diesen Inhalt bei dem Titel erwartet? *g* Die beiden haben in Sachen Unterbrechungen schon wirklich Pech. XD Shi: Ja. Ich bin große Klasse im Titel-Erfinden! *stolzist* Snape und Blaise (zensiert) --------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 88: Snape und Blaise Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von a-ha – Here I stand and face the rain. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 88: Snape und Blaise Draco hatte sich nicht gegen Harrys Behandlung gewehrt und schmiegte sich an den Jungen neben sich. Es tat so gut, seine Wärme zu spüren und sich an ihn kuscheln zu können... „Erinnerst du dich noch an den Ring, den ich die letzten Jahre getragen habe?“, fragte der Slytherin leise. „Das war der Siegelring meiner Familie... Ich habe ihn heute in den Sarg meiner Mutter gelegt und mit ihr beerdigen lassen...“ Er schwieg und starrte in die Flammen. Komisch, dass das doch ein solch leeres Gefühl hinterlassen konnte. Es war... endgültig. Er hatte diese Verbindung so weit zerrissen, wie er konnte. Er würde niemals wieder eine richtige Familie haben. Nein, er hatte sie nie gehabt. Aber er hatte Harry... Matt schloss er die Augen. Und das war besser. Tausendmal besser... ~*~*~*~ Harry nickte nur. Er streichelte ihm gedankenfern über den Rücken, lauschte auf weitere Worte und starrte in die Flammen. Den Ring hatte er auch weggegeben. Jetzt gab es für ihn nicht einen einzigen Grund, dass er jemals wieder zurück zu seiner Familie gehen musste. Nicht einen. Seine Mutter war tot, sein Ring verschwunden. Den Vater verdrängte er aus seinen Gedanken. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. ~*~*~*~ „Es war nichts weiter als eine Farce... Die ganze Veranstaltung. Reden von Menschen, denen nichts an meiner Mutter lag. Und mein Vater...“ Draco öffnete erneut die Augen und starrte ins Leere. Sirius hatte Recht. Es sollte keine Rolle spielen. Es sollte bedeutungslos sein. Vollkommen bedeutungslos. Er sagte sich von diesem Mann schließlich los! Er schüttelte seine Marionettenfäden ab und trat aus seinem Schatten heraus! Er war frei von ihm! Vollkommen frei! Und doch... Unwillkürlich krampften sich seine Hände um den Stoff von Harrys Hemd und Hose. ~*~*~*~ Es tat weh. Wieder sein Vater. Immer wieder sein Vater! Immer wieder war es nur sein verdammter Vater! Wieso konnte man diesen Menschen nicht aus Dracos Gedächtnis löschen? Warum konnte man ihn nicht einfach daraus verbannen, dass er endlich diese Fesseln verlor? Harry begann Draco zu wiegen, ganz sachte. Er schwieg, hätte eh nicht gewusst, was er sagen sollte, wollte einfach da sein. Er wollte da sein, in Dracos Bewusstsein sein, aber stattdessen war da nur dieser blonde Widerling… Das war es, was so schmerzte… Eifersucht… Was konnte er gegen diesen Menschen denn unternehmen, damit Draco ihn endlich vergaß? ~*~*~*~ „Er hat mir die Schuld gegeben...“, sprach Draco langsam weiter. Er wollte darüber reden, wollte es so unbedingt. „Er hat mir tatsächlich die Schuld am Tod meiner Mutter gegeben...“ Und er war schuld... Indirekt. Das stand außer Frage... Und diese Schuld belastete ihn, auch wenn er sich ihr kaum richtig bewusst werden konnte. Er schwieg eine Weile, ehe er genauso langsam wie zuvor weitersprach. „Er hat mir ins Gesicht gesagt, wie feige ich in seinen Augen bin... Und er hat dich beleidigt... Ich hätte ihn umbringen können. Ich wollte es in diesem Kampf, aber... Dumbledore hat mich daran gehindert. Ansonsten... hätte ich den Todesfluch gesprochen.“ Seine Stimme war tonlos geworden. „Und ich weiß, dass er funktioniert hätte...“ Wieder machte er eine kurze Pause und wechselte abrupt das Thema. „Ich habe so unglaublich versagt, Harry... Ohne Dumbledore hätte ich in diesem Kampf keine zwei Minuten überlebt. Er hat mich die ganze Zeit geschützt. Einen einzigen Fluch konnte ich blocken. Einen.“ Er lachte heiser auf. „Traurig, oder?“ ~*~*~*~ Harry lächelte bitter. Er gab ihm die Schuld? Gerade er? War doch lachhaft. Draco war nicht schuld. Nicht ein kleines bisschen. Er wollte doch nur leben. Ohne Ketten leben. Und sie war doch nur gestorben, weil Voldemort es gewollt hatte… Dracos nächste Worte verhinderten seine Antwort, ließen ihn stattdessen wieder lauschen. Und es zog ihm nun wirklich das Herz zusammen. Draco hatte in diesem Kampf so viel Scheiße erlebt, dass das Füllungsvermögen einer Drachenhaut damit überlastet wäre. Kein Wunder, dass er so fertig gewesen war. Kein Wunder, dass diese Gefühle ihm so zu schaffen gemacht hatten. Er hatte einen Fluch geblockt? Er hatte tatsächlich die Zeit dazu, während Dumbledore dabei gewesen war? Er hatte Dumbledores Kraft selbst kennen gelernt. Im Sommer. Sie war berauschend, beeindruckend und niederschmetternd mächtig. Neben ihm fühlte man sich schwach, egal wie stark man war… Aber egal, was er gesagt hätte, Draco wollte jetzt keine Trostworte hören, das fühlte er. Es wäre sowieso alles falsch gewesen. Er musste einfach nur reden, damit er es besser verarbeiten konnte. Hoffte er. Er wusste nicht, was er tun sollte. Mehr als da sein, ging gerade nicht. Er fand die richtigen Worte einfach nicht, um ihm zu sagen, wie sehr es ihm Leid tat, dass er ihn hatte gehen lassen. Dass er nicht dabei gewesen war, um ihn zu beschützen… Es gab keine Worte, denn mit beiden Varianten wäre Draco nicht einverstanden gewesen, auch wenn es Harry noch so wütend machte, dass er keine der beiden Chancen hatte durchsetzen können. Vorsichtig küsste er ihm auf den Haarschopf, starrte einfach weiter in die Flammen. Es war beruhigend, auch wenn er sie längst nicht mehr sah. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Und weißt du, was wirklich deprimierend ist? Dass das alles nur als eine Falle für Dumbledore gedacht war. Weil sie sich sicher waren, dass er mitkommen würde, um das zu beschützen, was dir wichtig ist... Das sagte mein Vater zumindest. Aber...“ Er stockte erneut und sprach dann bedächtig weiter. „Er scheint sich noch immer sicher zu sein, dass ich tue, was er erwartet. Dass ich den Weg gehen werde, den er für mich vorsieht...“ ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe. Nur als Falle für Dumbledore. Weil dieser schützen würde, was für ihn wichtig war… Für ihn… Harry? Für… Der Junge wurde blass. Wenn das wahr war, dann… dann war Draco wirklich in Gefahr. Wenn die Todesser davon ausgingen, dass sogar Dumbledore den Extodesserkandidat Draco angenommen hatten, weil er ihm, Harry, wichtig war, dann… dann mussten sie doch zwangsweise auch davon ausgehen, dass er ihm selbst zu Hilfe eilen würde, wenn er in Gefahr war. Was zweifellos ja auch so war! Er würde kommen. Er würde sofort kommen und alles mit sich machen lassen, was sie wollten, nur damit Draco nichts passierte… Voldemort hätte gewonnen… Einfach so. Ohne sich wirklich anstrengen zu müssen. Harry entließ den Slytherin aus seiner Umarmung, schob ihn ein Stück von sich. Seine Lippen bebten. Sie hatten es diesmal schon versucht. Sie hatten Draco schon diesmal zu sich holen wollen… Als Nebeneffekt zu Dumbledore, denn wäre er nicht mehr, wäre es für ihn, Harry, ein Leichtes, aus Hogwarts zu entkommen. Das musste ihnen doch auch klar sein. Es war eine Falle gewesen. Eine Falle, um endgültig den Sieg der Todesser einzuleiten… „Draco, das… du… Du darfst deinen Vater nie wieder sehen…“ Er war sich gar nicht bewusst, dass seine Stimme kaum mehr als ein Hauchen war, dachte, er würde schreien, weshalb er sich zurücknahm, um ruhiger zu sprechen. Als er diesmal die Lippen bewegte, kam kein Ton mehr heraus. „Ich müsste mein Versprechen brechen, wenn du es doch tust…“ ~*~*~*~ Draco sah ihn schweigend an. Am liebsten hätte er in angebrüllt, dass er das nicht tun durfte. Niemals tun durfte. Aber... er verstand ihn. Er hatte die Gefahr doch selbst gespürt. Nur allzu deutlich. Für die Todesser war er im Zweifelsfall einfach die perfekte Geisel. Er war Harrys Achillesferse... „Okay.“ Er lächelte schwach und strich Harry sanft über die Wange, spürte die samtweiche Haut ganz bewusst unter seinen Fingerspitzen. „Er ist der letzte Mensch auf der Welt, den ich jemals wieder sehen will. Und ich glaube kaum, dass er nach... diesem Geschehen noch einmal nach Hogwarts kommen wird. So dumm ist er nicht. Er ist arrogant, aber sicher nicht dumm...“ ~*~*~*~ Sekunden noch blickte Harry ihn an, einfach nur an, versuchte zu verinnerlichen, dass er es ihm wirklich versprochen hatte, suchte nach Anzeichen, die dagegensprachen, suchte nach Schuldgefühlen, die nicht existierten… Dann fiel er ihm um den Hals, drückte ihn so fest an sich, dass er sich selbst die Luft zum Atmen nahm. Nur gut, sonst hätte er wohl angefangen zu weinen. Diese akute Angst hatte ihm einen Adrenalinschub verpasst, der seine Reserven für diesen Tag vollkommen ausgezehrt hatten. ~*~*~*~ Von Harrys Ansturm vollkommen überwältigt, kippte Draco hintenüber und landete auf dem Rücken. Auch ihm presste Harry die Luft aus den Lungen. Zärtlich erwiderte er die Umarmung und strich dem Gryffindor durch die Haare. „So glücklich, Kätzchen?“, flüsterte er leise und küsste ihn sachte aufs Ohr, das einzige Stück Haut, das er gerade von seinem Freund erreichen konnte. Liebevoll begann er, ihm den Nacken zu kraulen. „Es ist Zeit, diese Brücken endgültig abzubrechen...“ ~*~*~*~ Harry gab wegen des Kusses ein leises Geräusch von sich, verursachte es ihm doch eine Gänsehaut, aber er nickte. Glücklich konnte man es auch nennen, eigentlich war es ein anderes Gefühl. Er konnte es nicht beschreiben, aber es hatte was von Verzweiflung, Erleichterung, Angst und Müdigkeit. „Ich liebe dich.“, flüsterte er und stemmte sich hoch, blickte von oben auf ihn herunter. Seine Augen sagten das gleiche, vermittelten zusätzlich das, was die Worte nicht ausdrücken konnten. „Ich… Draco, du bist das Beste, das mir in meinem Leben jemals passiert ist! Du hast keine Ahnung, wie viel du mir bedeutest! Du…“ Er presste die Lippen aufeinander und lächelte fast verzweifelt, als ihm die Worte ausgingen, die seine Gefühle wahrheitsgemäß beschreiben würden. Er wünschte sich den Zauber zurück. Er wünschte sich, dass er es spüren könnte, doch das war im Moment ausgeschlossen. „Verstehst du, was ich dir sagen will?“, fragte er leise. „Ich will dich nicht verlieren…“ ~*~*~*~ Draco blickte zu Harry empor. In dem schwarzen Haar tanzte das rötliche Licht des Feuers und die grünen Augen schillerten noch intensiver, als sie es ohnehin schon taten, wenn Harry etwas besonders wichtig war. Bei Merlin, eine solche Liebeserklärung... Er spürte, wie ihm Tränen der Rührung in die Augen stiegen und kämpfte sie mühsam nieder. Es war... überwältigend. Einfach überwältigend. Und auch ohne diesen Zauber wusste er ganz genau, was Harry meinte, was er empfand. „Ich weiß... Ich weiß, was du fühlst...“ Er streckte die Hand aus, berührte ganz eben Harrys Lippen. „Ich fühle doch das gleiche, Harry...“ ~*~*~*~ Harry lächelte sachte, doch es verschwand recht schnell wieder, wurde von der Überwältigung hinfort gewischt, als er sich herabbeugte zu ihm, ihn sachte küsste. Nur kurz, zart, ohne Druck. Er schloss die Augen, um seine Fassung wiederzuerlangen, doch als er sich wieder hochschob, lächelte er erneut. „Danke.“, hauchte er. Dann küsste er ihn wieder. Diesmal richtig. Seine Lippen trafen Dracos, öffneten sich fast augenblicklich ein klein wenig, sodass seine Zunge daraus hervorschlüpfen und über die samtige Haut streichen konnte, forderte schon im nächsten Augenblick Einlass. Es verzehrte ihn zu wissen, dass sie es nicht schaffen konnten, eins zu werden! In diesem Augenblick mehr denn je. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss, gab Harrys Drängen nach und ließ ihn ein, verwickelte seine Zunge in einen zärtlichen Ringkampf. Er zog den Gryffindor nachdrücklich an sich, streifte ihm den lästigen Umhang von den Schultern und schob sein Hemd hoch, um die nackte Haut seines Rückens liebkosen zu können. Allein dieser Kuss reichte aus, um ihn beinahe um den Verstand zu bringen. So leidenschaftlich, so voller Intensität... Und noch mehr. Mehr Gefühle waren im Spiel, die Draco gar nicht genau ermitteln konnte. Harry überwältigte ihn einfach. Auch ohne irgendein magisches Band. ~*~*~*~ Der Gryffindor lächelte in den Kuss hinein, nur kurz, bevor er es Draco gleich tat und so gut es ging, wenn man auf den Ellbogen aufgestützt war, die Schnallen des Umhangs löste. Es ging vergleichsweise einfach, verglichen mit den Knöpfen des schwarzen Hemdes. Verglichen mit diesen winzigen, kleinen Plastikdingern, die einem jede Sekunde aus den Fingern rutschten, falls man gerade dabei war, sie durch das Loch zu schieben. Sie nervten, sie störten ihn! Sie sollten verschwinden! Harry war kurz davor, sie einfach abzureißen, doch er hielt sich zurück, löste den Kuss und atmete einmal tief durch, um wieder zu Sinnen zu kommen. Er würde das Hemd nicht beschädigen. Es war Draco momentan wichtig, sicherlich wollte er es morgen noch einmal tragen! Vorsichtig schloss er die Augen und entließ die Luft aus seiner Lunge. Sie zitterte, wie sein ganzer Körper. Was Verlangen alles ausmachen konnte… Als er die Augen wieder öffnete, lag mehr Ruhe darin. Viel mehr, auch wenn es ihn sichtlich Kraft kostete, diese Ruhe aufrecht zu erhalten. „Wir haben Zeit.“, murmelte er leise, mehr zu sich selbst, küsste Draco wieder sachte. „Mehr als den ganzen Tag…“ Ein zweiter Kuss, diesmal auf den Mundwinkel. Und er würde diesen Tag nutzen. Er würde ihn auskosten. Er würde nicht eine Sekunde an Hektik verschwenden. Nicht heute! Ganz vorsichtig begannen seine Finger wieder die Knöpfe zu traktieren und dieses Mal funktionierte es. Einer nach dem anderen versagte seinen Dienst. ~*~*~*~ Draco lag still und betrachtete Harry liebevoll, während dieser mit seinem Hemd kämpfte. Ein warmes Gefühl überflutete ihn wie eine Welle, riss ihn fast fort. „Ja... wir haben den ganzen Tag...“ Die Worte waren mehr gehaucht als gesprochen und er konnte nicht anders als zu lächeln. Sobald Harry erfolgreich war, streckte der Slytherin seine Hände aus und löste sachte die Krawatte von seinem Hals, ließ nur einen Moment später das Hemd folgen. Er ließ sich eindeutig nicht von irgendwelchen Knöpfen aufhalten. Zart fuhr er mit seinen Fingerspitzen über Harrys nackte Brust, umkreiste seine Brustwarzen und stupste leicht dagegen. ~*~*~*~ Harry erschauderte bei der sachten Berührung, musste sich zusammenreißen, um seine begonnene Tätigkeit zu vollenden, das Hemd von den weißen Schultern zu streifen. Aber der Anreiz dahinter half recht gut dabei. Und Dracos Hilfe machte es sogar möglich, es vollkommen zu entfernen. Lächelnd legte er ihn wieder ab, strich mit den Händen weich über die Brust und den Bauch. Die Narbe unter dem Herzen mied er mit Blicken und Fingern. Der Gedanke, damit etwas auszulösen, das nichts mit ihm zu tun hatte, machte es wirklich unerträglich. Stattdessen beugte er sich wieder vor und küsste ihn. Sanft, seinen Händen ebenbürtig. Er wollte es ganz auskosten. Alles. Seinen Kuss ganz besonders und so konzentrierte er sich auf seinen Geschmack, auf das Gefühl, das er ihm bescherte, wie er sich anfühlte. Seine Hände glitten zu den Seiten. Wenn man es recht bedachte, war Draco stark. Für Jungen in seinem Alter war sein Körper wirklich gut ausgebildet. Er mochte das… ~*~*~*~ Ein Schauder überlief Draco, als Harrys Hände seine Seiten entlang wanderten. Gänsehaut überzog seine Brust und die feinen Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Für einen Augenblick gab er sich ganz dieser Berührung hin, schloss die Augen und genoss... Als er Harry wieder anblickte, streckte er seine Hand aus und strich ihm sachte über die nackte Brust, liebkoste die Brustwarzen, umspielte neckend seinen Bauchnabel. Es war faszinierend, ihn so zu spüren. So nah... So warm... Und noch faszinierender war es, seine Augen zu beobachten, sein Gesicht und zu sehen, wie er reagierte. Bei Merlin, er liebte diesen Jungen so sehr, er wollte ihn so sehr... Alles andere war dagegen so nebensächlich, so unglaublich bedeutungslos... ~*~*~*~ Harry schloss die Augen tatsächlich erst, als das Gefühl zu gewaltig wurde. Es war irgendwann einfach zu intensiv, um sie noch offen zu halten. Zuerst die Angst, dann dieses unbändige Verlagen, jetzt diese Ruhe… Sie legte sich zusammen mit Draco wie ein Vorhang um sein Bewusstsein, dass er kaum noch etwas anderes wahrnahm. Seine Finger wanderten höher, ohne dass er es verhinderte, strichen um den Hals des Blonden. Ganz vorsichtig, jegliche empfindliche Stelle auskostend. Das Schlüsselbein war hart, genau wie der Kehlkopf, dafür war alles andere weich. Er konnte das Blut unter seinen Fingern pulsieren spüren. Ein weicher, ruhiger Rhythmus, obwohl er eigentlich nicht mehr ganz so ruhig unter ihm lag. Als er sich diesmal hinabbeugte, war sein Ziel nicht Dracos Mund. Leise, unzusammenhängende Worte wispernd näherte er sich seinem Ohr, verhielt ganz kurz davor in der Bewegung, verstummte, bevor er emsig begann, daran zu knabbern. Es wäre ein Leichtes, ihm jetzt wehzutun, er wusste das, denn Draco vertraute ihm vollkommen. Absolut, wenn er zuließ, dass er seine Hände um seinen Hals legte. Es machte ihn glücklich. Das war eine Ehre. Auch wenn er diese Ehre schon länger genoss, erst jetzt hatte er sie erkannt. ~*~*~*~ Draco seufzte leise auf und schloss ebenfalls die Augen. Harry jagte ihm einen Schauder nach dem anderen über den Körper. Seine Hände waren beinahe kraftlos, als sie den Gryffindor weiter zu liebkosen begannen. Komisch, er hatte gar nicht bemerkt, wie er damit aufgehört hatte... So sehr nahmen ihn Harrys Berührungen gefangen. Zart fuhr er seine Seiten entlang, strich sich von Rippe zu Rippe, die er beinahe schon zu deutlich unter der samtigen Haut spüren konnte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Harry riss die Augen auf und ihm entwich ein leiser, heiserer Schrei, bevor er sich zügeln konnte. Das hatte er nicht erwartet. Das war… unfair schnell gegangen! Das war unfair gut! Er schüttelte die Verspannung ob des Schrecks ab, fuhr mit der Hand in Dracos Hose und gleich unter die Shorts, wollte ihn ebenfalls reizen, bis er schrie, da krachte es plötzlich an der Tür. Keinen Wimpernschlag später hörte man von draußen lautes Fluchen und ein neues Krachen ließ die Tür erzittern. Wie eingefroren starrte Harry Draco an. Das war Snape! Da draußen war Snape und er… er versuchte hereinzukommen! Hatte er sie etwa gehört? Hatte… er ihn schreien gehört? ~*~*~*~ Draco war fasziniert von Harrys heftiger Reaktion und als der Gryffindor seine Hand in seine Shorts schob... Doch ehe Harry ihn ebenfalls reizen und die nächste Runde einläuten konnte, krachte es an der Tür. Snape. Der Slytherin verkniff sich mühsam ein entnervtes Aufstöhnen. Hatte der Kerl keinen Unterricht oder niemanden, der gerade bei ihm Strafarbeiten machen musste? Er blickte zu Harry empor, der eindeutig vollkommen verschreckt aussah. „Komm her...“, murmelte er leise und zog den anderen an sich. „Wir können warten, bis er weg ist... Oder aber wir legen einen kleinen Zauber über diesen Raum...“ Der Klang seiner Stimme machte nur allzu deutlich, dass ihm letzteres lieber war... Harrys Körper übte einen derartigen Druck auf diesen gerade extrem empfindlichen Bereich seines Unterleibs auf, dass er sich nur mit Mühe ein Aufseufzen verkneifen konnte. ~*~*~*~ Harry nickte nur, schmiegte sich an ihn. Der Schrecken in seinen Gliedern war allumfassend gewesen. Noch immer kribbelte alles in ihm. Bis in die Zehenspitzen. „Er will mich abholen.“, flüsterte er leicht panisch. „Garantiert. Ich habe sein Sondertraining verpasst…“ ~*~*~*~ „Will er nicht... Außerdem: Woher sollte er wissen, wo du bist? Er will hier rein, weil er elend neugierig ist...“ Draco strich dem Gryffindor beruhigend über die Haare. Er suchte nach seinem Umhang und grabbelte in der Tasche nach seinem Zauberstab. Einen leisen Zauber später waren sie akustisch hundertprozentig sicher vor Snape. „Jetzt kann er uns garantiert nicht mehr hören. Und rein kommt er nicht, weil der Raum nur für uns ausgelegt ist... Nur wir kommen hier herein. Schon vergessen?“ Draco lächelte weich und wuschelte Harry diesmal aufreizend durch die Haare. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige blickte ihn sekundenlang an, dann nickte er und entließ erleichtert die Luft. Woher er wissen wollte, wo er war? Dafür gab es Zauber. Draco hatte doch selbst einen solchen Zauber über sich legen lassen, da müsste er das doch kennen… Aber er hatte trotzdem Recht. Dumbledore hatte ihm sicher gesagt, was los war. „Sorry.“, murmelte er, beschämt, dass er sich so aus der Ruhe hatte bringen lassen, dass er vergessen hatte, was gerade zwischen ihnen passierte. Sachte küsste er ihn, strich vorsichtig über die weiche Brust. Von draußen war ein unwilliges, wütendes Knurren zu hören, dann blieb es still. Ob Snape jetzt weg war? ~*~*~*~ Draco schloss mit einem leisen Seufzer die Augen. Ihm selbst war Snape da draußen herzlich egal. Sollte der Zaubertränkelehrer doch versuchen, diese Tür aufzubekommen. Es würde ihm wohl kaum gelingen. Wie er Harry gesagt hatte: Der Raum war nicht dafür ausgelegt, ihn hinein zu lassen... Außerdem war dem Slytherin gerade nach etwas ganz anderem. Aber es war ja kaum möglich einfach weiterzumachen, wenn Harry die ganze Zeit darauf lauschte, was Snape draußen veranstaltete... „Schau auf der Karte nach, ob er weg ist... Ansonsten findest du doch keine Ruhe...“, murmelte der Blonde schließlich und blinzelte Harry an. Vorsicht strich er über seinen nackten Rücken und hob sein Becken leicht an, um dem Gryffindor schweigend aber doch recht deutlich zu verstehen zu geben, was er gerade wollte... ~*~*~*~ Harry blickte ihn kurz perplex an, lachte dann leise und küsste ihn. „Warum?“, wollte er wissen. „Du hast die Tür verzaubert. Und wenn du sagst, dass da kein Ton durchkommt, dann ist das so.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem leicht anzüglichen Grinsen. „Außerdem braucht da etwas anderes mehr Aufmerksamkeit, nicht wahr? Und wenn er doch reinkommt, dann werden wir ihn eben schocken.“ ~*~*~*~ Draco stöhnte unwillkürlich auf. „Wenn du... das... auf Dauer... weitermachst... bist du schuld... wenn ich mir... die Hose... einsaue!“, brachte der Slytherin mühsam hervor. Dann zog er Harrys Kopf ein wenig weiter herunter und küsste ihn leidenschaftlich und verlangend. Seine freie Hand strich weiter über Harrys Rücken, wanderte langsam tiefer und glitt schließlich sachte und neugierig über die festen Pobacken. ~*~*~*~ „Echt?“, fragte Harry weich, als wäre er gerührt. „Ich fühle mich geehrt.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ "Wie geht es dir? Wo bist du?" Blaises Worte waren wie eine kalte Dusche. Draco gab ein entnervtes Aufstöhnen von sich und hielt inne. Wo hatte Blaise nur dieses absolut beschissene Timing her? Und warum zur Hölle musste sie heute eigentlich dauernd irgendwer stören? "Wir machen uns Sorgen..." ~*~*~*~ "Geht es dir gut?", kam es fast zeitgleich bei Harry an. "Hast du Draco schon gefunden?" Der Schwarzhaarige biss sich auf die Lippe. Diese bescheuerten… Warum gerade jetzt? Hatte Snape nicht gereicht? War ihnen nicht klar, dass es ein absolut unpassender Moment sein konnte? Dass er etwas Besseres zu tun hatte, als auf ihre Fragerei zu antworten? Dass er… vielleicht mitten im Kampf stecken könnte? Natürlich war es nicht so, aber nervig war es trotzdem. "Wir machen uns…" Harry schüttelte entschlossen den Kopf, küsste Draco, der abgelenkt schien. Blaises Nachricht hatte er abgewürgt. Er wollte sie jetzt nicht hören! Gar nicht! Ihm ging nicht wirklich auf, dass es ihm geglückt war, den Gedankenfluss zu stoppen. ~*~*~*~ "Draco?" Die Nachfrage bohrte sich unerwünscht in seinen Verstand. Der Slytherin seufzte leise. „Nervt dich auch irgendeiner von ihnen? Blaise macht mich gerade wahnsinnig... Aber er hört wohl kaum auf, bis ich antworte...“ ~*~*~*~ Harry seufzte. Nein, bei ihm hatten sie es offenbar aufgegeben. Er hörte keine Stimmen mehr in seinem Kopf. War auch besser so, sonst hätten sie ihn wohl heute noch in den Wahnsinn getrieben. Allerdings… Mühsam stemmte er sich hoch, musste gegen eine akute Schwäche ankämpfen, doch er schaffte es. „Dann tu das am besten.“, sagte er liebevoll und strich ihm einmal über die Wange, bevor er sich hinkniete und damit zwischen Dracos Beinen saß. „Vielleicht ist es ja wirklich unfair, wenn du nicht antwortest. Schließlich machen sie sich Sorgen um dich. Pansy wird ihnen Firenzes Worte brühwarm weitererzählt haben…“ Er verstummte kurz, dann lächelte er, als er an sich herabblickte. Er sah vielleicht aus. „Ich werde solange duschen gehen.“ ~*~*~*~ Draco richtete sich halb auf und lächelte Harry an. „Vermutlich hast du Recht...“ Er betrachtete gedankenverloren seinen verschmierten Bauch. „Aber mach langsam, ja? Dann kann ich nachkommen...“ Er hob den Kopf und grinste seinem Freund hoffnungsvoll zu. Mit Harry zu duschen war herrlich und sie hatten das schon viel zu lange nicht mehr gemacht... Irgendwie zog er seinen Umhang unter sich hervor und kramte das Gedankenbuch hervor. Er schlug es auf und begann eine Antwort an Blaise zu kritzeln. "Erstens: Es geht mir gut. Zweitens bin ich in Hogwarts, genauer gesagt in unserem geheimen Schlafzimmer. Drittens... dein Timing ist eine Katastrophe." Es dauerte keine halbe Minute, da erhielt er Antwort. Er meinte Blaises Lachen darin hören zu können. "Ach nee... Hab ich euch beim Sex erwischt?" "...du erwartest nicht wirklich eine Antwort darauf, oder? Stell dir aber bitte mal vor, es wäre ein Kampf gewesen..." "Dann sag das nächste Mal sofort Bescheid, dass es dir gut geht. Dann passiert so etwas nicht wieder... War’s wenigstens gut?" "Und wenn es mir nicht gut ginge? Dann könnte ich dir gar nicht antworten..." Entnervt klappte Draco das Buch zu. Manchmal... da machte Blaise ihn wirklich wahnsinnig... Er stand auf und ging ins Badezimmer. Dort schlug ihm sofort eine Woge warmer, feuchter Luft entgegen. Lächelnd schlug er den Vorhang zurück und trat zu Harry unter die Dusche. ~*~*~*~ Harry stand schon ein paar Sekunden später mit geschlossenen Augen unter der Dusche. Er hatte sie nicht ganz heiß gemacht, nur ein bisschen wärmer als sonst. Aber das war notwendig, denn irgendwie war wieder die Eifersucht in ihm hoch gekrochen. Wie ein Geschwür. Verdammtes Mistgefühl! Warum konnte er das nicht auslöschen? Er hatte keinen Grund dafür! Jedenfalls nicht wirklich. Trotzdem hasste er es, wenn Dracos Gedanken immer wieder von ihm abgelenkt wurden. Gerade in solchen Situationen. Gerade heute. Heute wollte er ihn wirklich nur noch für sich. Und gerade heute kam erst sein blöder Vater ständig dazwischen und dann Blaise! Böse biss er die Zähne zusammen und schloss die Augen, um die Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen, als er die Tür gehen hörte. Als Draco zu ihm unter den Wasserstrahl kam, empfing er ihn mit einem Lächeln. „Konntest du ihn beruhigen?“, fragte er weich und legte ihm die Arme um die Hüfte. ~*~*~*~ Draco zog Harry an sich und strich ihm die nassen Haare zärtlich aus dem Gesicht. „Ja. Und mir im Gegenzug anzügliche Bemerkungen anhören...“ Er seufzte leise und lehnte seine Stirn gegen Harrys. „Aber vergessen wir das...“ Er lächelte, als er den Kopf wieder hob und griff nach dem Duschgel. „Komm her... Ich wasch dich.“ Ohne auf irgendeine Erwiderung zu warten, kleckste er sich etwas von dem blauen Zeug in die Hand und begann Harrys Oberkörper einzuschäumen. Er arbeitete sich weiter nach unten vor und musste unwillkürlich grinsen, als er über Harrys Unterbauch rieb. „Es klebt...“ Er rubbelte grinsend weiter und spürte, wie sich nach und nach ihrer beider Spuren lösten. Schade eigentlich, dass sie sich nicht dauerhaft brandmarken... Moment. Sich gegenseitig dauerhaft brandmarken? Was war das denn für ein Gedanke? Unwirsch schüttelte er ihn ab. Ein Mensch hatte ihn gekennzeichnet. Das reichte. ~*~*~*~ Harry ließ die sanften Berührungen über sich ergehen. Es war angenehm, beruhigend, das Wasser, so wie Dracos Hände, die Wärme. Dabei war ihm gar nicht kalt. Es gefiel ihm. Vielleicht weil er so Dracos komplette Aufmerksamkeit hatte. Etwas, das ihm gerade so wehgetan hatte, weil er nicht alleine in seinen Gedanken war. Diesmal schien Draco wirklich nur ihn zu sehen. Nur ihn. Niemanden sonst. Er sollte wirklich nicht so denken. Das war falsch. Und Draco gegenüber nicht fair. Und dennoch konnte er sich nicht helfen. Es war beruhigend, ließ dieses komische Biest in ihm endlich vollkommen zur Ruhe kommen. ~*~*~*~ Draco lächelte weich, als er sah, wie sehr sich Harry vor ihm entspannte und seine Berührungen genoss. Er selbst genoss es auch, ihn überall zu berühren und sanft zu liebkosen. In aller Ruhe schäumte er den Gryffindor von Kopf bis Fuß ein und spülte den Schaum ab. Dann widmete er sich seinen Haaren, shampoonierte sie, wobei er es sich nicht entgehen ließ, das so ausgiebig wie nur irgend möglich zu zelebrieren, und spülte dann ebenfalls diesen Schaum fort. „Genießer...“, raunte er leise, zog Harry in seine Arme und gab ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. ~*~*~*~ „Sowieso.“, murmelte dieser und gab den Kuss sofort zurück. „Du aber auch.“ Erst dann öffnete er die Augen wieder. „Hoffe ich.“ Und schon langte er über Draco hinweg zu der Plastikflasche, musste sich zu diesem Zweck noch einmal – ganz ungewollt – gegen ihn drücken, um sie zu erreichen. Als er sich zurückzog, hatte er das Gel in der Hand. „Oder nicht?“ Rhetorische Frage, mehr nicht. Und trotzdem wartete er auf eine Antwort. ~*~*~*~ Draco lachte leise und stupste Harry gegen die Nasenspitze. „Das fragst du noch?“ Wirklich süß... Aber zugleich auch beinahe schon unverständlich. Wenn er sich ihm schon so vollständig hingab, sollte er da dann wirklich etwas dagegen haben, wenn Harry ihn wusch? Wohl kaum... Abgesehen davon wusste er ja schließlich, wie großartig sich das anfühlte. ~*~*~*~ Harry lächelte warm. Natürlich. Immer. Und wenn es nur darum ging, Einverständnis zu haben, um nicht doch noch mechanisch einfach zu wiederholen… Er drückte etwas Gel auf seine Hände, wärmte es an, dann ließ er es weich auf die blasse Brust vor sich gleiten, beobachtete, wie es langsam herunter lief, bevor er es auffing und es Draco mit Zärtlichkeiten nachempfand und spüren ließ, wie er sich kurz zuvor gefühlt hatte. Vollkommene Aufmerksamkeit, ohne Hintergedanken. Selbst das Gesicht ließ er nicht aus. Es war schon dämmrig draußen, als er fertig und Draco vollkommen sauber war. Bald würde die Sonne untergehen. Harry blickte sekundenlang hinaus, bevor er in die Ruhe hineinfragte: „Wollen wir noch fliegen gehen?“ ~*~*~*~ Auch Dracos graue Augen hatten sich nach draußen gerichtet. Der Himmel hatte schon eine faszinierende rötliche Färbung angenommen. Der Blonde trat an das Badezimmerfenster und schaute eine Weile stumm hinaus. Dort draußen jetzt zu fliegen... Es würde mit Sicherheit Spaß machen, aber... er war müde. Er war erschöpft. Sowohl körperlich als auch emotional und geistig. Es war einfach genug für heute. „Ich bin müde...“, antwortete er schließlich mit deutlicher Verspätung und wandte sich zu dem Gryffindor um. „Ich möchte lieber ins Bett...“ ~*~*~*~ Harry lächelte und gähnte wie zur Bestätigung einmal herzhaft hinter vorgehaltener Hand. Die Wärme grade hatte die Müdigkeit anscheinend gerufen. „Gut, gehen wir schlafen. Ich muss morgen früh raus. Du ja auch…“ Er nahm Dracos Hand und zog ihn mit zum Spiegel, wo er ihm seine Zahnbürste in die Hand drückte. „Aber den Flug im Abendrot, den holen wir nach, ja?“ Dann steckte er sich die Zahnbürste in den Mund und begann brav zu schrubben. ~*~*~*~ „Klar.“ Draco grinste und wuschelte Harry kurz durch die feuchten Haare, ehe er es ihm nachtat und seine Zähne schrubbte. Fünf Minuten später krabbelten sie unter die Bettdecke und kuschelten sich aneinander. Der Slytherin war wirklich todmüde. Der Tag war lang gewesen und ungeheuer anstrengend, aber... er würde jetzt keinen Schlaf finden. Nicht so schnell... Er seufzte leise und lag mit offenen Augen im Dunkel. In dem schwachen Licht, was von draußen hereinfiel, konnte er Harrys Gesicht ausmachen. Wie schön... Stumm schaute er ihn an, versank schlicht in diesem Anblick. ~*~*~*~ Harry blickte zurück. Draco sah nachdenklich aus. Wirkte zumindest so. Und wahrscheinlich war es normal, in Anbetracht dessen, was er an diesem Tag erlebt hatte. Vorsichtig verflocht er die Finger seiner linken Hand mit denen von Dracos rechter, strich ihm sachte über die Wange mit der anderen. „Woran denkst du, Dray? Ist es wichtig?“ Eigentlich hätte die Frage lauten müssen ‚Willst du darüber reden?’ Aber Draco würde schon verstehen. ~*~*~*~ „Ich habe gerade daran gedacht, wie wunderschön du bist...“ Der Blonde lächelte weich und drückte Harrys Hand etwas fester. Er schwieg eine Weile und blickte dem Schwarzhaarigen unverwandt in die glänzenden Augen hinein. So tief... Konnte er darin nicht abtauchen? Einfach darin verschwinden? Dann müsste er sich keine Gedanken mehr machen. Dort wäre kein Schmerz, dort wären keine Schuldgefühle, keine Gedanken... Nur grün... „Ich habe nicht um sie geweint.“, sagte er plötzlich. „Ich habe keinen einzigen Moment um meine Mutter geweint. Es tut weh, dass sie nicht mehr da ist. Ich bin traurig... Ich fühle mich schuldig. Aber... ich kann nicht weinen...“ ~*~*~*~ Schweigend erwiderte Harry den Blick. Dunkelheit war in den grauen Augen, Dunkelheit legte sich in seine. Er hatte nicht um sie geweint. Dabei war sie wirklich nett gewesen, als er sie vor kurzem kennen gelernt hatte. Andererseits… Am Anfang des Jahres hatte er noch gesagt, sie wäre zu schwach, aber er würde sie nicht lieben. Da war das vielleicht einfach so, dass man trauerte, aber nicht weinte. Allerdings… „Warum fühlst du dich schuldig? Soweit ich mich erinnere…“ Er schauderte leicht. „…war es die Schuld deines Vaters. Voldemorts Schuld, weil er ihn gegen sie aufgehetzt hat.“ ~*~*~*~ „Sie ist meinetwegen gestorben, Harry. Meinetwegen... Weil... ich nicht verbergen konnte, was in mir vorgeht. Weil sie versucht hat, mich zu beschützen... Ich wusste doch, dass sie dafür zu schwach war. Sie war immer zu schwach dazu...“ Matt schloss Draco die Augen und blieb eine Weile so liegen, ehe er sie wieder öffnete und gleichzeitig fortfuhr: „Es war meine Schuld. Wenn auch nicht allein. Mein Vater trägt auch Schuld...“ Ja... Er war schuldig. Aber er war es nicht alleine. Lucius Malfoy hatte genauso dazu beigetragen. Er hätte sie auffangen müssen, er hätte sie beschützen müssen. Er hätte ihr ein besseres Leben schenken müssen... ~*~*~*~ Harry lächelte schwach. Wenn Draco sich für schuldig hielt, dann war er es mindestens genauso. Schließlich hatte sie auch ihn damit geschützt, allerdings… „Dray, ich weiß nicht, ob das hilft, aber… Sie war bereit dazu, für das zu sterben, woran sie geglaubt hat, was sie geliebt hat. Es war für sie okay. Es war in Ordnung und sie wird dir deswegen nicht böse sein, wenn du sie fragen würdest… Es ist viel schlimmer, wenn sie dazu nicht bereit gewesen wäre. Wenn sie getötet worden wäre, ohne dass man ihr die Chance gelassen hätte, sich zu entscheiden…“ Wieder zuckten seine Mundwinkel sekundenlang hoch, dann wich er dem Blick aus. „Ich… bin nicht schuld am Tod meiner Eltern.“, sagte er. „Auch nicht, wenn Voldemort das sagen würde. Er ist schuld daran. So, wie dein Vater allein am Tod deiner Mutter Schuld hat. Er hätte sie ja nicht so bedrängen brauchen. Wäre sie ihm etwas wert gewesen, hätte er nicht so lange gebraucht, um zu reagieren. Er ist schnell mit dem Zauberstab. Ich weiß das. Er hätte sie retten können, hätte er es wirklich gewollt. Du… nicht. Du warst nicht da.“ ~*~*~*~ Draco starrte ins Nichts. „Es ändert nichts, Harry. Selbst wenn sie es freiwillig und mit Freude getan hat. Selbst dann... Und selbst, wenn mein Vater sie hätte retten können und ihm nicht genug an ihr lag, um das zu tun. Selbst dann.“ Er lächelte matt und drückte seine Hand. „Aber es wäre leichter... Wenn ich um sie weinen könnte. Wenigstens das... Selbst Mrs. Parkinson hat auf der Beerdigung geweint. Selbst sie...“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann ließ er sich auf den Rücken fallen und seufzte lautlos. Er kannte das ja. Diese verbohrte Meinung, dass man schuld war. Er empfand doch genauso. Nur dass er selbst wirklich Schuld hatte und Draco nicht. „Mach dich nicht so fertig. Du hast den ganzen Dienstag geweint, das reicht doch. Irgendwann ist es einfach genug.“ Und schon wieder eigene Erfahrung… ~*~*~*~ „Nicht deswegen...“ Dracos Stimme war beinahe unhörbar, als er antwortete und drückte das Gesicht in das Kissen. „Nicht deswegen.“, wiederholte er. ~*~*~*~ Harry merkte auf. Nicht deswegen? Aber er hatte doch geweint. Seit er davon erfahren hatte. Er war die ganze Zeit kurz davor gewesen, war so… „Weswegen denn dann?“ ~*~*~*~ Draco schwieg. Die Erinnerungen an diese Nacht überfluteten ihn. Er wollte sie nicht. Er wollte nicht daran denken. „Weil...“, setzte er schwach an und stockte beinahe sofort wieder. „Weil... du... mich trotz allem liebst. Trotz all meiner Fehler, all meiner Schwächen. Weil du sie mir einfach so verzeihst... Selbst... diese dumme Aktion in dieser Nacht... Deswegen habe ich geweint...“ Er schloss die Augen, wollte Harry nicht sehen, ihm nicht ansehen, wie er auf dieses Geständnis reagierte. ~*~*~*~ Das verwirrte Harry nun vollkommen. Dumme Aktion in dieser Nacht? Was…? Wegen… Wegen seinem Ausraster? Weil er… Doch nicht etwa, weil er Trost in Vergessen gesucht hatte? Deswegen hatte er geweint? „Aber das ergibt doch keinen Sinn!“, rief er, setzte sich leicht auf. „Draco, das war doch in so einem Moment vollkommen… normal, wenn du versuchst zu vergessen! Ich meine… Das ist nicht so einfach zu ertragen, da verflüchtigt sich der Verstand sowieso von alleine, damit man daran nicht zerbricht!“ ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte leicht den Kopf, das Gesicht noch immer im Kissen verborgen. „Du hast mich nicht verstanden, Harry... Nicht in dieser Nacht und auch nicht jetzt. Es ging nie um Vergessen... Ich hatte... Angst... nichts mehr zu fühlen. Gar nichts mehr... Ich hatte das Gefühl innerlich vollkommen erfroren zu sein. Deswegen... wollte ich das...“ Er presste die Lippen zusammen und zwang sich dann dazu, weiter zu sprechen. „Ich war bereit... dich zu benutzen, um mir irgendwie... das Gegenteil zu beweisen. Mir zu beweisen, dass ich noch lebe...“ ~*~*~*~ Mit offenem Mund starrte Harry ihn an. Wie bitte? Benutzen? Um wieder fühlen zu können? Das war… Ein Lächeln legte sich über seine Lippen, als er seine Arme um Draco legte und sich weich an ihn schmiegte. „Hast du mal darüber nachgedacht, dass du das gar nicht könntest? Mich einfach nur ‚benutzen’? Ich würde so etwas mit mir nicht machen lassen, wenn ich es nicht wollte. Ich bin für dich da, Draco. Immer. Auch in solchen Momenten, wo du an dir selber zweifelst. Ich glaube an dich, deswegen kannst du mich nicht für etwas ‚benutzen’. Ich würde es dir auch freiwillig geben, wenn du etwas – auch das – nötig hast.“ Er flüsterte die Worte nur, direkt in das von feuchten blonden Flusen bedeckte Ohr, aber er meinte sie ernst. Benutzt… Wie kam der Kerl nur auf solche Ideen? Benutzt hatte Wurmschwanz Sirius, als er seine Eltern umgebracht hatte. Benutzt hatte Wurmschwanz die Weasleys, um in Sicherheit zu sein. Benutzt hatte man ihn, als er sein Blut für Voldemort geben sollte. Und da redete Draco bei dieser Nichtigkeit von Benutzen. ~*~*~*~ Draco lachte heiser auf und hob den Kopf, um ihn an Harrys Schulter zu lehnen. „Und da wunderst du dich, wenn du mich zum Weinen bringst?“, murmelte er leise. „Da wunderst du dich noch?“ Er schlang die Arme fest um den Gryffindor. Niemals würde er ihn hergeben. Niemals... ~*~*~*~ Harry blickte ihn etwas verzweifelt an. Was meinte er denn nur? Warum…? Aber… Er hatte es ihm schon gesagt, nicht wahr? Weil er für ihn da war. Weil er immer für ihn da war. Deswegen. Weil er ihn nicht alleine ließ. Aber das konnte es nicht gewesen sein. Er war in dieser Nacht so verzweifelt gewesen, hatte so entfesselt geweint… Das konnte unmöglich wegen Freude oder Dankbarkeit gewesen sein. Da spielte der Tod seiner Mutter sicherlich noch mit rein! Oder war es, weil er wirklich das Gefühl gehabt hatte, dass er zu Gefühlen nicht mehr fähig wäre? War es das? „Warum sagst du mir das erst jetzt?“, fragte er leise. „Ich kann dir erst jetzt helfen. Erst jetzt. Dabei hätte ich dir schon vorher erklären können, was Sache ist. So warst du schon wieder alleine mit all deinen Gedanken. Ich… ich konnte dir nicht helfen…“ Das war kein schöner Gedanke… Warum war Draco so kompliziert in sich drin? ~*~*~*~ Draco schwieg und schmiegte sich noch ein winziges bisschen näher. Was sollte er darauf denn antworten? Dass es nicht leicht war? Dass er manchmal einfach den Boden unter den Füßen verlor und vollkommen abstürzte? Dass manchmal einfach alles zusammenbrach und er niemandem mehr traute? Dass er es einfach nicht gekonnt hatte? „Ich... konnte einfach nicht.“, murmelte er schließlich. „Ich konnte einfach nicht. Es war... als... Ich konnte es nicht, Harry.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur. „Ist okay.“, flüsterte er. „So bist du eben. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht.“ Auch wenn es nicht schön war. Damit musste man sich einfach abfinden. „Solange du mir trotzdem noch vertraust, ist es okay.“ Denn das war seine größte Sorge. Dass er Vertrauen nicht mehr wert war. Es würde ihn zerstören. ~*~*~*~ „Harry...“ Draco hob den Kopf, um den Gryffindor anzublicken. Er legte seine Hand an Harrys Wange und streichelte sachte darüber. „Du hast mein Vertrauen doch schon längst... Du...“ Er lächelte weich und schüttelte ein wenig den Kopf. „Harry... Ich hatte mal einen Schutzpanzer, der niemanden an mich heran gelassen hat, der mich daran gehindert hat, irgendwem Vertrauen zu schenken. Aber du... du hast ihn mir abgenommen. Einfach so. Und jetzt... Jetzt stehe ich ganz bloß vor dir und es ist für mich vollkommen okay... Weil ich dir vertraue.“ Er gab Harry einen weichen Kuss auf die Lippen und fuhr dann nah an seinem Ohr mit leiser Belustigung fort: „Oder glaubst du ernsthaft, ich würde mich dir so hingeben wie heute, wie gestern, wenn ich kein Vertrauen zu dir hätte?“ ~*~*~*~ Der Gedanke und die Tonlage trieben Harry die Röte ins Gesicht. Vor leichter Scham. Und es wäre sicherlich aufgefallen, wenn die Röte der Freude über diese Worte nicht überwogen hätte. „Ich weiß.“, flüsterte er zurück. „Ich sagte ja, deswegen ist es okay.“ ~*~*~*~ Draco küsste ihn auf die Wange und ließ sich dann nach hinten sinken, zog ihn einfach mit sich. „Und jetzt sollten wir wirklich schlafen...“ Der Slytherin rollte sich auf die Seite und bettete Harry bequem in seine Umarmung. Es hatte gut getan, diese Dinge zu sagen, darüber zu sprechen. Vielleicht... vielleicht war es sinnvoll, das häufiger zu tun. Mit all den Dingen, die ihm Sorgen bereiteten, die ihm Angst machten... Langsam fielen ihm die Augen zu und der Tag forderte endgültig seinen Tribut. Er war innerhalb weniger Minuten in tiefen Schlaf gefallen, einen Schlaf, der ihm viele Träume bescherte... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Trust me for who I am Place all your pains into these hands I've got nothing to say But let's stay friends forever Forever ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Na, hätte irgendjemand diesen Inhalt bei dem Titel erwartet? *g* Die beiden haben in Sachen Unterbrechungen schon wirklich Pech. XD Shi: Ja. Ich bin große Klasse im Titel-Erfinden! *stolzist* Voll doof. Alles ganz zerrissen wegen dieser miesen kürzerei… aber besser hab ich es nicht hinbekommen… Sorry dafür. Hasenherz --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 89: Hasenherz Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Bow Wow Wow – Fools Rush In. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 89: Hasenherz Der nächste Morgen wurde wie immer vom Wecker eingeleitet, der sie rechtzeitig zum Frühstück aus den Federn holte. Kurz danach kam die leicht pikierte Anfrage von Hermione, ob sie heute gedachten, wieder am Unterricht teilzunehmen. Harry schickte ihr nur ein kurzes „Ja“, dann machten sie sich fertig und gingen Frühstücken. Den Tag davor hatten sie beide gar nichts gegessen. Überhaupt nichts, dementsprechend hungrig waren sie auch. Wenig später ging der Unterricht los, der zumindest für Ron und Harry gewohnt langweilig verlief, weil die Gruselfliege sich nichts Neues ausdachte, sondern immer den gleichen Mist verzapfte. Oder zumindest kam ihnen das so vor. Für Draco und Pansy war der Unterricht auch nichts Neues, hatte mit Aufmerksamkeit und Konzentration zu tun, nur Blaise und Hermione rissen sich selbst aus diesem eintönigen Trott. Sie saßen inzwischen nebeneinander und probten noch immer Voldemorts Namen. Es war anscheinend grausig schwer. Am späten Vormittag trafen sie sich in ihrem Weidenhain unter dem Blätterdach, das den leichten Regen abhielt. Hermione hatte darauf bestanden, dass sie raus gingen, denn schließlich wollten sie heute wieder die machtvolle Potenzialmagie testen. Harrys leiser Protest hatte nichts gebracht, weil sie ihn ignoriert hatte. ~*~*~*~ Sie hatten sich locker im Gras niedergelassen. „Was hast du dir für einen Zauber vorgestellt, Mione?“, erkundigte sich Draco ruhig. Er war angespannt und etwas nervös angesichts der Potenzialmagie, aber er zwang diese Gefühle nieder. Es durfte keine Rolle spielen. Er musste damit zurecht kommen. Er musste einfach. Weil es wichtig für sie war. Verdammt wichtig. ~*~*~*~ „Ich dachte an einen Schwebezauber. Wingardium, ihr kennt ihn.“ Sie nickte, um sich selbst zu bestätigen. Wahrscheinlich würde dann alles zu schweben beginnen… Interessant wäre zu beobachten, ob sie selbst und ihre Freunde dann auch schwebten. Oder die Bäume, die Burg… „Also dann, Harry, wir…“ „Ich muss gleich weg.“, fiel ihr dieser ins Wort. „Snape hat das Training von gestern wegen Ausfall auf heute verlegt.“ „Ja, ja. Du kommst schon noch rechtzeitig.“, winkte sie ab. Harry kniff die Lippen zusammen. Er wollte nicht. „Du hast immerhin noch zwei Stunden, schließlich musst du erst nach dem Mittagessen dahin!“ Ja, klar, sie hatte Recht. Und trotzdem. Diese Magie war schädlich. Sie verwirrte ihn, brachte Zweifel, machte alles kaputt und tat Draco weh. Sie war zu nichts zu gebrauchen. Es gab andere Methoden, zu kämpfen. Er würde sie schon noch finden! „Das schon. Aber in diesem Fall wird die Zeit, Hausaufgaben zu machen, für mich knapp. Schließlich habe ich im Anschluss daran Training bei Tonks und morgen wegen dem Quidditchtraining keine Zeit. Du weißt, dass nächste Woche das Spiel gegen Hufflepuff ist.“ Das war vor einigen Tagen angekündigt worden. Hermione starrte ihn an. „Harry, das werden wir schon hinkriegen. Ist ja nicht so, als dauerte dieser Zauber Ewigkeiten!“ „Und wenn ich nicht will?“, platzte es schließlich aus ihm heraus. „Was ist dann? Was, wenn ich einfach keine Lust habe?“ ~*~*~*~ Draco hatte den beiden schweigend zugehört. Blaise neben ihm zog die Stirn kraus und auch Pansy verstand die Welt offenbar nicht mehr. „Wenn du meinst.“, sagte der Blonde schließlich. „Wirst du dann im Zweifelsfall vielleicht auch keine Lust haben zu kämpfen?“ Die Worte waren bewusst provokant gewählt. „Du weißt, was diese Magie bedeuten kann... Also lass sie uns beherrschen lernen.“ Schon komisch. Da überwand er sich und war bereit sich dieser Magie zu stellen, aber Harry machte auf einmal einen Rückzieher... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, Bitterkeit im Blick. Dass gerade er so etwas sagen konnte… „Du hast da was falsch verstanden, Draco.“, antwortete er gepresst. „Ich habe nie Lust zu kämpfen. Nicht solche Kämpfe. Ich tue es, weil ich keine Wahl habe, das ist ein himmelweiter Unterschied.“ ~*~*~*~ „Der Unterschied ist kleiner, als du denkst. Denn das hier ist die Vorbereitung auf den Kampf. Verpass das Training und du kannst dir das Spiel gleich schenken.“, erwiderte Draco ruhig. Er sah Harry an, dass ihm seine Worte nicht gefielen, aber er konnte es nicht ändern. In seinen Augen war es notwendig. „Aber... niemand wird irgendjemanden zu etwas zwingen.“ Er lächelte leicht. „Okay?“ ~*~*~*~ „Okay.“ Damit war er einverstanden. Die anderen Worte befand er einer Antwort nicht würdig. Verpass das Training. Klar. Er wusste das doch auch! Er wusste es und trotzdem… Er verpasste das Training nicht. Nie! Er war da, er lernte. Er lernte Dinge, die er in seinem Alter nicht können dürfte! Zauber, die er nicht kennen sollte, weil sie in der verbotenen Abteilung unter Verschluss gehalten wurden, Möglichkeiten, sich gegen Zauber zur Wehr zu setzen, Möglichkeiten, Zauber zu brechen, Zauber, die ihm das Leben retten konnten. Er lernte, was wichtig war, lernte, was er können musste. Was machte es da, wenn er diesen einen Zauber nicht konnte? Es war doch nicht einmal so schwer! Man zauberte einfach einen der Zauber, die man schon kannte, dann ging alles um einen herum in die Luft! Was war denn schon dabei? Er steigerte sich hinein. Absolut. Hermione wollte im Gegensatz zu Draco jedoch noch nicht aufgeben. „Aber… wenn wir heute nicht üben, wann dann? Wie du schon sagtest, Harry, hast du die nächsten Tage wenig Zeit. Und allgemein bleiben uns weniger als zweieinhalb Monate, um uns vorzubereiten! Und wenn es hart auf hart kommt, dann wissen wir noch nicht einmal, welche Zauber der Unnennbare…“ „Die unverzeihlichen Flüche!“, fauchte Harry. „Voldemort nutzt immer die! Mit diesen dreien kann er alles tun! Er zwingt jeden mit Imperius unter seinen Willen, der nicht das tun will, was er will, er stillt seinen Sadismus und seine Lust mit dem Cruciatus und nutzt den Avada zum Töten. Er will damit beweisen, dass er wirklich grausam und böse ist! Alle anderen Zauber, die er nutzt, die sind dagegen sowieso lächerliche Kinkerlitzchen!“ Das braunhaarige Mädchen versuchte ein zaghaftes Lächeln. „Das mag schon sein, aber…“ Harry warf ihr einen gequälten Blick zu. „Ich werde gehen.“, sagte er leise. „Ich krieg diesen Zauber heute nicht auf die Reihe, ganz egal, was ihr sagt. Wenn ihr das Schloss schweben sehen wollt, dann fragt mich morgen noch mal.“ Damit ging er zwischen ihr und Ron hindurch, ohne noch etwas Weiteres zu sagen. Er hatte endgültig genug. ~*~*~*~ Draco blickte Harry schweigend nach. Für einen Augenblick war er versucht ihm nachzulaufen, doch dann ließ er es. Wozu? Harry war es, der weglief. Also sollte er laufen. Vielleicht brachte es ihn dazu, die Dinge klarer zu sehen. „Vergessen wir es für heute.“, entschied er. „In der Stimmung bringt es jetzt eh nichts mehr, irgendetwas zu lernen.“ „Aber...“ Hermione protestierte energisch. „Wir haben kaum noch Zeit!“ „Und? Meinst du, wir lernen irgendetwas besser, wenn wir uns jetzt damit quälen. Wer vernünftig lernen will, braucht auch Pausen, Hermione. Und jetzt machen wir Pause.“ „Klingt gut...“ Blaise lächelte und streckte sich. „Mein Kopf explodiert irgendwann noch mal. Und den Namen Tom Vorlost Riddle kann ich echt nicht mehr sehen.“ Hermione lächelte schwach. Keine Chance. Besonders nicht, als sich auch noch Ron und Pansy auf die Seite der beiden schlugen. „Also gut... Heute haben wir dann Pause.“ Sie warf Draco einen vorwurfsvollen Blick zu. „Aber ich werde in der Bibliothek trotzdem noch etwas nachschlagen...“ „Ich komme mit.“ Pansy lächelte und griff bereits nach ihrer Tasche. Ron sah unschlüssig zwischen den beiden Mädchen und den beiden Jungen hin und her. Er war sich nicht sicher... Was Mione vorhatte, war definitiv langweilig. Und bei Draco und Blaise... Da war er fünftes Rad am Wagen. Auch wenn ihm diese enge Beziehung zwischen den beiden nicht gefiel. Sie erschien ihm... komisch. Gerade, wo Draco doch mit Harry zusammen war... „Ich werde sehen, was meine Brüder aushecken.“, entschied er und stand auf. Einige Minuten später saßen Blaise und Draco allein unter den Weiden. ~*~*~*~ Harry verzog sich in die Eulerei zu Hedwig. Er wollte nicht reden und er wollte nicht allein sein. Und er vernachlässigte sie eh schon viel zu sehr. Sie dankte es ihm auch, als sie ihn erblickte, indem sie zu ihm flog und ihn gurrend an den Haaren zog. Lächelnd bot der Schwarzhaarige ihr seinen Arm, damit er nicht mehr Gefahr lief, von ihren Flügeln erschlagen zu werden, strich ihr dann liebevoll über den Rücken. „Sorry, Süße.“, murmelte er leise und ging zu einem der großen Durchbrüche in der Wand, krabbelte darauf, einhändig gar nicht so einfach, aber durchaus machbar. Und dann konnte er so weit sehen, wie er sonst nur sehen konnte, wenn er auf dem Besen saß. Über die Schlossmauern hinweg, die weiten Wiesen, den Wald mit seinen Horizont sprengenden Weiten. Eine friedliche Welt ohne Krieg und Kampf. Eine Zone des Waffenstillstandes, wo das größte Problem in Rivalitäten zwischen Schülern oder Lehrern bestand. Eine kleine Welt, ohne böse Ereignisse, bewacht von einem Mann, stark genug, sie zu bewahren. Wenn er wollte. Und wenn die Welt um sie herum das zuließ. Was sie nicht würde. Sie hatten ja Recht! Sie hatten alle Recht. Klar, würde ein Kampf unausweichlich sein. Aber er wollte diesen Kampf so führen, dass keiner von ihnen zu Schaden kam. Dass Draco dabei nicht zu Schaden kam. Und diese bescheuerte Schwarz-Weiß-Magie schadete ihm jedes Mal! Jedes verdammte Mal war er danach mit den Nerven am Ende! Und das wollte er nicht! Er wollte nicht riskieren, dass Draco daran kaputt ging. Er wollte ihn nicht wegen einer so lächerlichen Sache verlieren! Es gab andere Zauber. Den Zauber, den er seit den Sommerferien immer wieder geübt hatte, um ihn zu lernen, um ihn perfekt zu können. Diesen einen Zauber, der seinem schrecklichsten Feind den Garaus machen würde… „Ob ich zu gemein zu ihnen war, Hedwig?“, fragte er leise und drückte die Nase in ihr Bauchgefieder. „Immerhin geben sie sich solche Mühe. Sie wollen doch nur helfen und ich fahre sie so zusammen…“ Ein weiches Huten erklang, als sie ihm an den Ponyfransen zupfte und er lächelte. „Ich werde mich entschuldigen müssen. Vor allem bei Mione. Sie wird ziemlich traurig sein, weil ich ihre Arbeit nicht würdige. Dabei ist es wahrscheinlich wirklich nicht so leicht…“ Hedwig raschelte mit dem Gefieder und begann sich zu putzen. Sie schien zufrieden mit seiner Entscheidung. Leise lachend lehnte er den Kopf gegen die Mauer und starrte zum Horizont. Grau in Schwarzgrün… Es würde Regen geben. Richtigen Regen. Sturm. ~*~*~*~ Blaise lächelte Draco an. „Und da waren es nur noch wir zwei...“ „Was dagegen?“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch und lehnte sich in das Gras zurück. „Eigentlich nicht... Wobei ich es gerade kaum glauben kann, dass wir wirklich allein sind.“ Wärme, aber auch tatsächlicher Unglaube schwangen in Blaises Stimme mit. „Neulich wolltest du das doch noch, oder?“ Draco lachte leise und verschränkte die Arme im Nacken. Das Farbenspiel der Blätter in den verzweigten Ästen war wirklich faszinierend. „Ja... Aber... nicht so.“ Blaise seufzte leise und schlug die Beine unter. Streit unter den Freunden war wirklich das Letzte gewesen, was er gewollt hatte. Trotz allem... „Ich wollte dich was fragen...“, wechselte der Blonde abrupt das Thema. „Und was?“ Neugierig beugte sich Blaise vor. „Würdest du mit mir Schwarze Magie trainieren?“ „Was?“ Der Schwarzhaarige starrte ihn verblüfft an. „Wie... wie kommst du darauf?“ Draco seufzte leise und wandte den Kopf zur Seite, um den Freund besser ansehen zu können. „Beim letzten Training mit Tonks... Es bringt nichts, wenn sie mich gegen Harry antreten lässt. Es lähmt mich. Ich... bin gar nicht in der Lage, genügend Kraft in die Zauber zu legen. Ich habe zu große Angst, ihn zu verletzen...“ „Ach, und mich kannst du verletzen, ja?“ Die Worte kamen Blaise schneller über die Lippen, als ihm lieb war. Blitzartig setzte sich Draco auf und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Nein. Und wag es nicht, so etwas zu denken.“ Seine grauen Augen funkelten Blaise nachdrücklich an. Im gleichen Augenblick, als er diese Worte sagte, spürte er, dass sie wahr waren. Es mochte eine Zeit gegeben haben, in der er problemlos in der Lage gewesen wäre, Blaise und Pansy zu opfern, um sein Ziel zu erreichen, aber jetzt... nicht mehr. Das Gleiche galt für Ron und Hermione. Sie hatten einfach so an Bedeutung für ihn gewonnen. Heimlich, still und leise. „Ich will auf irgendwelche Puppen oder sonst was zaubern. Aber ich brauche... jemanden, der dabei ist. Falls irgendetwas außer Kontrolle gerät. Und... ich brauche... deinen Zauberstab. Meiner hat ja diesen dämlichen Bann... Außerdem...“ Er presste die Lippen kurz fest zusammen und fuhr dann leise fort: „Mir geht’s danach immer beschissen. Deswegen... will ich nicht allein sein.“ „Okay.“ Blaise lächelte und strich Draco einige widerspenstige Haarsträhnen aus der Stirn. Erst seit er Harry so nahe stand, lagen seine Haare nicht mehr perfekt, aber... es machte ihn liebenswerter. „Es könnte auch ganz sinnvoll sein, wenn du mir den einen oder anderen Zauber beibringst... Damit werden sie nicht rechnen...“ „Aber das letzte Mal...“, protestierte Draco, doch Blaise legte ihm einfach den Finger auf die Lippen. Verblüfft angesichts dieser Geste schwieg der Blonde. „Ich will es, okay?“ „Okay...“ Draco lächelte. „Danke.“ „Hey, nichts zu danken. Wofür sind Freunde denn da?“ Blaise lachte und wuschelte Draco durch die Haare, was ihm von diesem ein empörtes Knurren einbrachte. Keine halbe Minute später rollten sie balgend durchs Gras und kamen schließlich am Fuß einer der Weiden zum Liegen. „Du bist bekloppt.“, lachte Draco leise und lehnte den Kopf zurück gegen die raue Rinde. „Du aber auch!“, konterte Blaise und piekste ihn die Seite. Schwer ließ der Schwarzhaarige seinen Kopf gegen Dracos Schulter sinken. „Hältst du mich fest? Ein bisschen nur... Ich...“ Er seufzte leise und brach ab. Kommentarlos schlang der Blonde seine Arme um die kräftigen Schultern und zog Blaise an sich. Dieser seufzte erneut und schmiegte sich an ihn. „Danke... Ich... Im Moment...“ Erneut brach er ab. „Hey, ist schon okay... Du musst es mir nicht erklären.“ Dracos Stimme war weich. Angenehm weich. „Danke...“ Sie lagen eine Weile schweigend so da, dann durchbrauch Blaise die Stille. „Eigentlich... müsste ich dich doch festhalten, oder? Deine Mutter ist tot...“ „Hm...“, antwortete Draco. Er hatte sich wieder vollkommen faszinierend den Blättern zugewandt. Er konnte hören, wie die ersten Regentropfen auf das Blätterdach prasselten und bald wurde ein richtiger Sturzbach daraus. Hier drunter war es jedoch trocken. Jedenfalls noch. Irgendwann würde wahrscheinlich auch dieses Blätterdach den Regen nicht mehr abhalten können. „Nein... Es ist... okay, denke ich.“ „Sicher?“ „Ja...“ Draco lächelte schief. „Ich komme damit klar. Erstaunlich gut...“ „Manchmal machst du mir Sorgen, weißt du das?“ Blaise löste sich aus seiner Umarmung und setzte sich auf. Nachdenklich blickte er auf den Blonden herab. Die schwarzen Haare reichten ihm mittlerweile bis auf die Schultern und fielen nun leicht nach vorne, umrahmten sein Gesicht. Draco war ihm trotz ihrer langjährigen Freundschaft - die auch gerade in den letzten Monaten unglaublich an Intensität gewonnen hatte - immer noch ein Rätsel. Aber vielleicht machte auch gerade das ihn so faszinierend. Schweigend blieben die beiden Slytherins so, bis sich schließlich Blaises Magen lautstark zu Wort meldete. „Also... Ich hätte nichts gegen Mittagessen einzuwenden...“, grinste er verlegen. „Kein Thema.“ Draco lachte und richtete sich auf. „Gehen wir...“ Sobald sie aus dem schützenden Dach der Weiden heraustraten, prasselte der Regen auf sie nieder. Es regnete nicht mehr, es goss wie aus den berühmten Eimern. Nach nur zwei Schritten waren sie beide bis auf die Haut durchnässt. Blaise war versucht zu rennen, doch als Draco ganz gelassen und langsam neben ihm herschritt, tat er es ihm gleich. Beinahe schien es, als wenn der Blonde den kalten Regen genießen würde... Manchmal war Draco wirklich komisch. „Und mich nennst du bekloppt?“, stellte der Schwarzhaarige mit hochgezogenen Augenbrauen fest, als sie das Portal der Schule erreichten. Das Wasser lief ihnen nur so aus den Klamotten. Draco grinste nur. „Hast du was gegen einen Regenspaziergang?“ „Nicht, solange ich dabei einen Schirm in der Hand halte und trocken bleibe.“, konterte Blaise und schüttelte den Kopf, sodass das Wasser aus seinen Haaren durch die Gegend spritzte. „Filch wird uns umbringen, wenn er uns erwischt.“ „Du meinst falls. Falls er uns erwischt.“ „Oh, das wird er garantiert. Wir sprechen schließlich von Filch...“ Draco lachte. „Dann sollten wir uns wohl besser abtrocknen, was?“ Er fischte aus seiner Tasche den Zauberstab hervor und einen Moment später waren sie beide trocken. Nur eine große Pfütze zeugte noch davon, dass sie bis gerade eben noch getrieft hatten. „Und Mittagessen.“ Blaise hakte sich bei Draco unter und zog den Blonden mit in die große Halle. Ron saß bei Fred, George und Ginny und war mit ihnen in eine heftige Diskussion verstrickt. Von Hermione und Pansy fehlte jede Spur, aber vermutlich hatte sich das Gryffindormädchen so sehr in die Bücher vertieft, dass sie sich kaum davon losreißen konnte. Und sie vermied - ebenso wie Pansy - die Große Halle, wann immer es möglich war. Blaise und Draco ließen sich am Slytherintisch nieder, wo sie kurz gemustert wurden. Gerade Warringtons und Puceys Blicke ruhten deutlicher länger, als angenehm war, auf ihnen. „Die hecken wieder was aus...“, murmelte Draco leise. Blaise zuckte nur mit den Schultern. „Sollen sie doch... Sie werden uns wohl kaum klein kriegen, oder?“ „Nein, das sicher nicht.“ Der Blonde strich kurz über seine Hand, ehe er sich seinem Mittagessen widmete. Erst Suppe, dann Reisbällchen, danach Hühnchen, dann Vanillepudding. Danach fühlte er sich wirklich pappsatt. Das flaue Gefühl in seinem Bauch, das bereits die ganze Zeit unterschwellig vorhanden war, verabschiedete sich aber nicht. Harry war so etwas wie wütend... Und das machte ihm zu schaffen... Vielleicht hätte er ihm doch nachgehen sollen, aber andererseits... Auch Harry tat es vielleicht ganz gut, einfach mal für sich zu sein und in Ruhe über alles nachzudenken. „Und jetzt?“, erkundigte sich Blaise, als sie die Große Halle wieder hinter sich ließen. Die Stimmung am Slytherintisch war schließlich komisch geworden. Irgendwie... war dort etwas im Gange, ohne dass man den Finger darauf legen konnte. Blaise hoffte, dass die Stimmung vielleicht zum Positiven kippte, aber bei der unterschwelligen Aggression, die gerade Pucey und Warrington ausstrahlten, war das wohl kaum zu erwarten. „Hausaufgaben. Oder meinst du, die machen sich von selbst?“ Draco grinste und legte Blaise die Hand auf die Schulter. „Eher nicht. Obwohl ich manchmal gerne einen Zauber dafür entwickeln würde...“ Der Schwarzhaarige lachte leise auf. „Bibliothek?“ „Geht klar.“ Und so stießen die beiden Slytherins kurz darauf in der Bibliothek zu Pansy und Hermione, um sich dort ihren Hausaufgaben zu widmen. Irgendwann kam auch schließlich Ron dazu, der irgendetwas davon murmelte, dass Fred und George wieder etwas aushecken würden und dass Ginny sowie vielen anderen der Stress im Hause Gryffindor langsam ernsthaft auf die Nerven ging. „Kunststück...“, kommentierte Draco trocken. „Sie lassen sich von einem Fünftklässler kommandieren.“ „Hey, ist das bei euch Slytherins etwa anders?“, fuhr Ron ihn an. Draco war etwas verblüfft. Mit einer so heftigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er klappte das Buch zu, das er gerade noch gelesen hatte und schenkte dem Rotschopf seine volle Aufmerksamkeit. „Das ist etwas anderes.“ „Ach ja? Soweit ich mich erinnere, bist du doch auch nur ein Fünftklässler... Und du hast das doch auch schon eher dominiert, oder?“ Rons blaue Augen funkelten Draco unterschwellig aggressiv an. Er war sauer, weil er das Gefühl hatte, dass zwischen Draco und Blaise irgendetwas im Busch war, und er machte sich Sorgen um Harry... Und ein bisschen Eifersucht war auch im Spiel, weil er in letzter Zeit für seinen besten Freund ziemlich abgemeldet war. Unwillkürlich machte er dem jetzt Luft. „Ron...“ Der Blonde seufzte demonstrativ. „Das war immer eine Frage meiner Familie, nicht meiner Person. Wenn man einen Lucius Malfoy im Rücken hat, dann bekommt man automatisch Respekt. Egal, ob man ihn verdient oder nicht.“ „Ach ja... Dein ach so großartiger Vater...“, höhnte Ron. Draco biss die Zähne zusammen. Jetzt wurde es unschön. Er spürte, wie Blaise und Pansy neben ihm unwillkürlich mit ihren Stühlen etwas zurückwichen und er sah aus dem Augenwinkel, dass sein bester Freund dazu ansetzte, etwas zu sagen, aber dann doch abbrach. Hermione wirkte auch nicht gerade glücklich und schien ebenfalls kurz davor, zu versuchen Ron zu bremsen. „Ja, mein ach so großartiger Vater. Entschuldige, dass ich sein Sohn bin!“, fauchte Draco. „Du solltest dieses Thema jetzt ganz schnell fallen lassen, Ron!“ „Warum? Weil er immer noch die Strippen zieht? Weil du einfach nicht von ihm wegkommst?“ „Ron!“ Hermione fasste ihn am Arm. „Du gehst zu weit!“ Doch der Rothaarige schüttelte ihre Hand einfach ab. „Darum geht es doch noch immer, oder nicht? Um seinen Schatten! Wie sehr hängst du denn wirklich an uns und dem, was wir tun, dass du das hinter dir lassen kannst? Wie sehr? Wie viel bedeutet dir Harry denn wirklich?“ „RON!“ Hermione starrte ihn empört an. Wie konnte er Draco nur so etwas unterstellen? „Was denn? Er war doch bei der Beerdigung...“ „Sie war seine Mutter, verdammt!“ Draco bedeutete Hermione still zu sein. „Ron, du sprichst von Dingen, von denen du absolut keine Ahnung hast! Du kennst die Beziehung zwischen mir und meinem Vater nicht! Und ich rate dir, dass du darüber kein Wort mehr verlierst. Nie wieder!“ Der Blonde stand auf, nahm seine Tasche und rauschte davon. Innerlich kochte er vor Wut. So sehr stand es also um Rons Vertrauen in ihn. Wunderbar. Und dem Kerl gestand er innerlich noch zu, dass er Bedeutung für ihn besaß! Lachhaft! Einfach lachhaft! Blaise blickte die anderen drei noch einen Augenblick lang an, dann stand er auf. „Ich gehe ihm besser... nach…“, murmelte er und verließ ebenfalls die Bibliothek. „Ja, ja, geh nur...“, maulte Ron. „Rennst ihm ja eh ständig hinterher...“ Als nächstes erwartete ihn großes Donnerwetter von Hermione. ~*~*~*~ Harry machte sich um kurz vor eins auf den Weg hinunter in die Kerker, um nicht zu spät zu Snape und seinem diesmaligen Höllenprogramm zu kommen. Hedwig hatte er letztendlich einen Brief für Sirius und Remus mitgegeben, weil sie auch mal wieder Beschäftigung brauchte. Als er schließlich vor der Tür stand, kam Snape gerade vom Mittagessen. Mit einer Überraschung. Er hielt ihm ein kleines Päckchen hin, bevor er aufschloss und ihn wortlos eintreten ließ. Harry war – gelinde beschrieben – verwundert, doch es erklärte sich recht schnell, als Snape seine Tasche auf dem massiven, schwarzen Tisch abstellte und sich zu ihm umdrehte. „Von Mme Pomfrey. Sie macht sich Sorgen um deine Gesundheit.“ Harry blinzelte, dann lächelte er leicht. War ja klar, dass ihr auffiel, wenn ihr Sorgenkind nichts aß. Was machte er sich da vor, dass es keiner bemerken würde… „Danke, Sir.“, sagte er leise. Snape winkte ab, ging augenblicklich zur Tagesordnung über. „Setz dich, iss und hör zu.“, begann er seine Erklärung. „Ich habe von offizieller Stelle die Anordnung bekommen, mit dir die nächste Trainingseinheit zu starten. Du wirst lernen, wie du dich gegen den Imperiusfluch zur Wehr setzt. Im Grunde eine recht schwierige Angelegenheit, die selbst erfahrene Zauberer wie Tonks oder Sirius nicht vollkommen beherrschen.“ Sich selbst ließ er aus. Harry musste nicht wissen, dass Voldemort ihn noch immer steuern konnte, wenn er wollte. „Gegen wirklich starke Zauberer können die allermeisten nichts tun. Du wirst es lernen müssen, wenn du wirklich gegen den Unnennbaren ins Feld ziehen willst.“ Harry blickte zu ihm hoch, hielt im Essen seines Reisbällchens inne. „Wie wollen Sie mir das beibringen? Sie dürfen die Unverzeihlichen doch ebenfalls nicht wirken, oder?“ „Für Lehrzwecke habe ich eine spezielle Erlaubnis bekommen.“, erwiderte Snape kaltschnäuzig. „Bist du fertig?“ „So gut wie.“ Der Junge steckte sich den letzten Rest in den Mund und nickte. Jetzt war er fertig. Snape nickte bestätigend. „Also pass auf. Du hast offenbar begriffen, wie du die Okklumentik anwenden musst.“ Nicken. „Das Abwehren des Imperius funktioniert ähnlich. Du musst wollen, dass du es nicht tust. Du musst es so sehr wollen, dass dein eigener Wille zurückkommt. Dass er die Ketten des Zaubers sprengt.“ Harry lächelte. „Ich weiß.“ Entgeistert blickte der schwarzhaarige Lehrer ihn an. Was bitte? Woher sollte er denn…? Er bekam sich schnell wieder unter Kontrolle. „Du hattest also schon einschlägige Erfahrungen damit, ja?“ Wieder nur ein leichtes Nicken. Snape nahm das unangenehme Schaudern hinter der Maske aus Leichtigkeit und Unbeschwertheit nicht wahr. Wann Harry diese zurückbekommen hatte, wusste er nicht, aber jetzt tat sie wirklich gute Dienste. Snape bemerkte von seinem Unwohlsein und seiner Abneigung gegen das drohende Spektakel nicht. „Dann ist ja gut. Fangen wir also einfach an. Stell dich darauf ein, Dinge ohne tieferen Sinn zu tun.“ Wieder nickte Harry und stand auf. Er hatte den Zauberstab in der Hand. „Den brauchst du nicht. Es gibt keinen Zauber gegen Imperius. Das muss allein durch Willenskraft geschehen.“, meinte Snape abschätzig, doch Harry lächelte nur immer weiter. Selbst Snape fiel auf, dass das wieder jenes unheimliche Lächeln war, das Harry vor ein paar Wochen ununterbrochen getragen hatte. Jenes Lächeln, das all seine Empfindungen vor seiner Umwelt versteckte. Aber das hieß doch wohl, dass er unsicher war, nicht wahr? Das war doch schon mal gut… „Imperio!“, rief er laut und sah im nächsten Moment, wie Harry steif wurde und das Feuer aus seinen Augen verschwand. Harry spürte fast augenblicklich jenes seltsame Befinden, das er schon einmal erlebt hatte. Seine Gedanken waren von einer Sekunde auf die nächste wie leergefegt, er fühlte sich wie in einem Traum, leer, zufrieden mit diesem Umstand, weil seine kreisenden Gedanken nun endlich stillstanden, und irgendwie hatte er keine Lust dazu, das zu ändern. Selbst wenn in ihm gerade ein Grundtenor herrschte, der ihm sagte, dass das überhaupt nicht gut war. Es war wie eine unbestimmte Erinnerung, ein Gedanke, den er nicht fassen konnte, nicht fassen wollte. Ein Gefühl, das ihm Bauchweh bereitete, auch wenn er für den Moment nicht wusste, warum. Es interessierte ihn nicht. Sieh mich an!, hallte es in seinen Gedanken wider und Harry hob den Kopf. Und hör auf mit diesem lächerlichen Lächeln! Harry überlegte. Sollte er das tun? Was wäre schon dabei, wenn er nicht mehr lächelte? Wäre der andere dann nicht traurig, weil er ihn nicht mehr anlächelte? Aber andererseits wollte er es doch so, nicht wahr? Aber hatte er es wirklich zu wollen? Hör auf zu lächeln! So eindringlich. Es erinnerte ihn an etwas. Es machte ihn nervös. Die Stimme, der Tonfall. Es stach in die Finsternis seiner Gedanken und wollte etwas freilegen, doch mehr als ein Unwohlsein konnte er dieser Erinnerung nicht entnehmen. Was war? Er machte einen Schritt zurück, wich vor Snape zurück, den er noch immer ansah und doch nicht erkannte. Ein schwarzer Mantel… Bleib hier! Er machte einen weiteren Schritt zurück. Ich sagte, bleib hier! „Ich…“ Harry bekam Panik. Hass, Wut und Angst krochen in ihm hoch, quollen in ihm hervor wie flüssige Lava. Komm sofort wieder hierher! Er schüttelte entsetzt den Kopf. „Das werde ich nicht tun!“, fauchte er und seine Maske fiel zeitgleich mit dem Zauber. „Ich will nicht wie eine Puppe durch die Gegend rennen und Männchen machen!“ Er wich noch einen Schritt zurück und blickte in absolut fassungslose schwarze Augen. Snape stand vor ihm, den Zauberstab noch immer erhoben, sein Gesicht spiegelte deutlich Ungläubigkeit. „Was… Potter, woher kannst du das?“ Er hatte sich schon wieder gefasst, aber das interessierte ihn nun doch. Woher konnte Potter diesen Zauber so problemlos brechen? Harry funkelte ihn an. „Was geht Sie das an?“ Eine feine schwarze Augenbraue hob sich in dem strengen, bleichen Gesicht. „Sehr viel, denke ich. Als dein Lehrer muss ich wissen, wer dir beigebracht hat, diesen Zauber zu brechen. Dieser jemand muss wahrlich viel Zeit mit dir verbracht und den Zauber hundertfach geprobt…“ „Es war Voldemort!“, schnappte Harry, leichte Panik bekommend, dass Snape vielleicht Sirius oder Remus dafür verantwortlich machen könnte, weil er annahm, das wäre der Trainingshintergrund im dritten Schuljahr gewesen. „Er hat mich im Sommer damit belegt! Er wollte mich zwingen, seine perversen Gelüste zu befriedigen, seinen Sadismus und seine krankhafte Machtgier! Er hat versucht, mich zu unterwerfen, bevor er mich umbringt! Er…“ Ein unkontrolliertes Fauchen ersetzte die Worte, die er nicht sprechen konnte. Er wollte ja, aber diese Schmach konnte er nicht wiederholen. Niemals. Unter gar keinen Umständen! Vor niemandem! „Ich werde mich niemals jemandem unterwerfen, verstanden?! Ich werde das tun, was ich will, und nicht nach der Pfeife eines…“ „Beherrsch dich!“, schnitt ihm Snape das Wort ab. Harrys Worte hatten ihn getroffen. Er hatte es einmal erlebt? Bei Voldemort? Davon hatten sie nichts erzählt. Sie hatten von dem ganzen Tag nichts erzählt. Eigentlich, als hätte es ihn nie gegeben. Wahrscheinlich aus genau diesem Grund: Erst brach Harry seinen Imperius, dann entkam er ihm auch noch… Traurige Vorstellung und seiner Profilierung nicht zuträglich. Allerdings hieß das, dass Harry bei einem einzigen Versuch gelernt hatte, sich zu wehren. Erstaunlich, welches Potenzial in diesem Jungen steckte. Andererseits… zu schade, denn nun konnte er ihn nicht mehr herumscheuchen. Ihm blieb eigentlich nur noch, seine Aufgabe zur Perfektion zu vollenden… „Nun gut. Du hast es also schon raus, wie du dich gegen diesen Zauber wehrst, aber dennoch hast du zu lange gebraucht. Und zu heftig reagiert. Dein Ziel wird sein, dass du dich schneller vom Imperius befreien kannst und diese Tatsache gleichzeitig so verschleierst, dass es ihm nicht auffällt, bis du nahe genug an ihm dran bist, um selbst einen Angriff zu starten.“ Harry funkelte ihn nur an, als Snape schon wieder den Stab hob. ~*~*~*~ Blaise hatte Mühe, zu Draco aufzuschließen. Der Blonde legte wirklich ein ziemliches Tempo vor. Allerdings hatte Blaise einen Vorteil: Draco hatte bereits sämtlich Schüler aus dem Weg befördert, als er ihm nachkam. Und Draco stürmte nach draußen. „Och nein...“ Blaise blieb einen Moment in der Tür stehen und blickte in den niederprasselnden Regen hinaus. Es war nicht nur noch nasser geworden, nein, auch noch kälter. Wirklich großartig. Und da lief er nun... Der helle Haarschopf war das einzige, was aus diesem tristen Grau überhaupt herausstach. Blaise seufzte, hob seine Tasche über den Kopf und rannte hinter Draco her. Der Regen prasselte regelrecht dröhnend auf das Leder und dieser armselige Schutz bewahrte ihn kein bisschen davor, nass zu werden. Unter den Weiden holte er ihn endlich ein. Der Blonde saß unter dem größten der Bäume, die Knie angezogen und sichtlich Wut in den grauen Augen. Er triefte vor Wasser. Selbst durch das dichte Blätterdach tröpfelte hin und wieder der Regen hindurch. Blaise hockte sich neben ihm hin und trocknete sie beide durch einen Wink seines Zauberstabs. „Willst du... darüber reden?“, fragte er schließlich, nachdem sie sicherlich einer Viertelstunde geschwiegen hatten. „Da gibt es nichts zu reden! Rons Worte waren vollkommen daneben!“ Draco blickte auf und funkelte Blaise an. Die grauen Augen blitzten zornig auf. „Ich weiß... Aber er...“, versuchte der Schwarzhaarige ihn etwas zu beruhigen. „Ich habe ihn gewarnt, Blaise! Das sollte reichen! So gut sollte er mich verdammt noch mal kennen! So an mir zu zweifeln...“ Der Blonde schüttelte den Kopf und schlug mit der Faust gegen den Baum hinter sich. Die raue Rinde schürfte ihm die Haut auf, doch das bemerkte er gar nicht. „Dein Vater hat dir wieder wehgetan...“ Blaises Feststellung war ruhig und vollkommen nüchtern. Draco senkte den Blick. „Ja...“ „Erzählst du’s mir?“ Der Blonde schwieg eine Weile und Blaise wagte es nicht, nachzuhaken. Doch dann, ganz langsam, begann Draco zu erzählen. Von den letzten Demütigungen, dem Imperius, von den Beleidigungen in dem Brief, von der Begegnung auf der Beerdigung. Blaise zog ihn irgendwann in seine Arme, hielt ihn fest. Er wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Es war... schrecklich. So sollten diese engen Beziehungen nicht aussehen. So... Aber was Blaise wirklich die Fassung raubte, war die Erklärung für Dracos Narbe. Ihm wurde schlecht, ihm wurde kalt und er verspürte den unbändigen Drang, Lucius Malfoy auf der Stelle den Hals umzudrehen. Und er sagte es ihm erst jetzt. Erst jetzt. Und das tat weh. Aber Blaise schob diesen Gedanken beiseite. Es war im Moment nicht weiter wichtig. „Ich verstehe...“, sagte er schließlich leise. „Ron hat... Salz in eine offene Wunde gestreut und dann auch noch draufgeschlagen.“ „So in etwa fühlt es sich an.“, kam es trocken von Draco. Der Blonde rappelte sich wieder auf und strich sich durch die Haare. „Und er hat mir bewiesen, dass er mir nicht traut. Waren dann die letzten Wochen nur eine Farce? Nichts anderes? Die Ironie ist... mir ist heute das erste Mal klar geworden, dass er zu den wenigen Menschen gehört, die mir irgendwie wichtig sind. Und jetzt... das. Ehrlich: Ich würde ihn gerade gerne umbringen.“ Blaise nickte schwach. Darauf wusste er jetzt wirklich nichts zu erwidern. ~*~*~*~ Anderthalb Stunden später war Harry endlich entlassen und so geladen, dass er sich tatsächlich auf die Suche nach den anderen machte, in der Hoffnung, mit ihnen kämpfen zu können. Lernen, wie man den Imperius abschüttelt! „Mistkerl!“, fluchte er und schlug gegen die Wand, dass ein Schwarm Erstklässler wimmernd die Flucht ergriff. Die Angst vor ihm war noch immer präsent… Er suchte noch eine halbe Stunde, dann war seine Geduld am Ende und er sah auf der Karte des Rumtreibers nach, wo er sie finden konnte. Eine Sache fiel ihm sofort ins Auge: Sie waren nicht zusammen. Hermione und Pansy waren im Klo der maulenden Myrthe, wahrscheinlich ihren Trank versorgen, Ron geisterte durch die Gänge und Draco… der war mit Blaise unter den Weiden. Obwohl es in Strömen regnete. Die beiden waren… allein. Es versetzte ihm und seiner unbegründeten Wut einen Dämpfer. Die beiden allein zu sehen… oder auch nur zu wissen, dass sie zusammen waren, tat weh. Aber sie waren Freunde. Beste Freunde. So wie er und Ron… Ohne sein Zutun machte er sich auf den Weg zu Ron, stopfte die Karte in die Tasche zurück. Er wollte nicht zu ihnen gehen. Er wollte nicht… vielleicht etwas sehen, was er… erwartete? Irgendwie fragte er sich, was er denn zu sehen glaubte. Wahrscheinlich redeten sie nur miteinander, wie sie es früher immer gemacht hatten. War ja nicht so, als würde Draco ihn betrügen. Ron kam ihm schon nach kurzer Zeit entgegen, doch er schien ihn gar nicht zu bemerken. Erst als er fast an ihm vorbeiging und Harry ein leises „Hi“ verlauten ließ, blickte er auf. Er war wütend. Ganz offensichtlich. Und dann erleichtert, dass er ihn sah. „Harry! Oh Mann, bin ich froh, dass du da bist!“ Mit leuchtendem Gesicht klopfte er ihm auf die Schulter, umarmte ihn dann plötzlich. „Wie war es bei Snape? Alles okay?“ Harry nickte lächelnd und er war sichtlich erleichtert. „Ich hatte schon Dinge befürchtet…“ „Du, Ron, hör mal…“, unterbrach ihn Harry schwach. „Es tut mir Leid, was ich vorhin getan habe. Dass ich… dass ich so ausgerastet bin und gesagt habe, dass alles sinnlos ist und so…“ Das Gesicht des Rotschopfs wurde weicher, als er lächelte. „Ist schon okay, Harry. Ich verstehe das. Ich fühle mich zur Wiederholung vor den Prüfungen immer so. Keine Lust mehr und dann die Vorwürfe mit den ‚Was wäre wenn’-Sätzen. Du weißt, wie oft ich da austicke.“ Der Schwarzhaarige schüttelte leicht verzweifelt den Kopf. Ron verstand das falsch. „Nein, ich…“ „Du musst dich wirklich nicht entschuldigen!“, lachte dieser fröhlich. „Ich meine…“ Und schlagartig wurde er erst. „War es, weil du nicht mit ihm zaubern willst?“ Harry blickte ihn perplex an. Wie bitte? „Was?“ „Na, ich meine… Du wolltest doch nur die Potenzialmagie nicht einsetzen. So kam es für mich zumindest rüber. Lag das daran, dass du sie nur mit… Draco zaubern kannst?“ Für einen Augenblick war er tatsächlich versucht gewesen, wieder auf das abschätzige Malfoy zurückzukommen, doch er hatte sich im letzten Moment anders entschieden. Er wusste, wie Harry über den Blonden dachte, und das hätte ihm mit Sicherheit nicht gefallen. „Nein… Ja… irgendwie schon.“, gab der Gryffindor zu, lächelte schief. „Weil…“ „Warst du sauer auf ihn?“ „Was?“ „Weil er ständig mit… Blaise rumhängt!“ Ron drehte sich um und rang mit den Händen. „Du warst noch nicht weg, da haben die beiden sich auch schon zurückgezogen! Und vorhin, da ist Blaise ihm auch nachgedackelt, weil Draco sauer war! Wie so ein Schoß…“ Harry starrte ihn fassungslos an. „Ron! Spinnst du? Das… das kannst du nicht wirklich glauben!“, rief er aufgebracht. „Dass…“ „Ist dir das noch überhaupt nicht aufgefallen? Sie nutzen wirklich jede Gelegenheit! Immer wenn du nicht da bist!“ Schmerz zuckte durch seine Brust, als er die Worte hörte, doch irgendwie ging das zu schnell. Draco würde ihn nicht betrügen! Niemals! Er hatte ihm gestern noch gesagt, dass er ihn liebte. Das würde sich nicht geändert haben von heute auf morgen! Und er hatte ihn auch nicht angelogen! Wie denn unter diesem Zauber?! „Draco würde mich nicht betrügen! Die beiden sind nur Freunde, Ron! Nichts weiter! Freunde wie du und ich!“ „Das sagst du!“, feuerte Ron zurück. „Weißt du das so genau? Hat er dir das gesagt?“ „Ja, das hat er!“, rief Harry böse. „Ist ja toll! Er ist ein Malfoy! Er ist ein Mensch, der dir immer wieder sagt, dass er die Todesser hinter sich gelassen hat, dass er seine Eltern hasst! Aber er geht zur Beerdigung seiner Mutter! Die er nicht mal leiden kann!“ „Natürlich geht er hin! Sie hat sich für uns geopfert! Sie trug einen Geheimniszauber, der ihn und mich geschützt hat!“ „Ach wirklich? Und wer hat diesen Zauber gewirkt? Du?“ „Nein, es war Snape!“ „Und Snape vertraust du? Harry, der Kerl trägt sogar das Zeichen!“ „Er steht auf unserer Seite! Ich habe es in seinen Gedanken gesehen!“ „Und wenn der Unnennbare seine Gedanken so verändert hat, dass er das zeigen muss?“ Harry starrte ihn an. Dieses Argument… „Ron, ich kann nicht glauben, was du dir da zusammen spinnst.“, sagte er leise, tonlos. „Ich dachte, du vertraust mir. Ich dachte, dass du endlich begriffen hättest…“ „Warum kannst du nicht begreifen, dass es alles nur eine Scharade ist! Er benutzt dich! Er lockt dich in eine Falle! Er…“ Harrys Augen wurden bei jedem Wort stumpfer. Das, was Ron da sagte, das war nicht wahr, aber selbst wenn… „Es wäre mir egal, Ron.“, sagte er leise. „Es ist mir vollkommen egal, was er plant, was danach kommt. Ich habe ein Ziel, Ron. Ich habe ein Ziel, für das ich lebe. Wenn dieses Ziel nicht mehr existiert, dann werde ich meinen Weg ein kleines bisschen ändern. Dann ist auch schon alles egal…“ Er blickte seinen fassungslosen Freund noch ein paar Augenblicke an, dann wandte sich um und ging. Ron hastete hinter ihm her. „Das kann nicht dein Ernst sein, Harry!“ Er packte ihn an der Schulter und hielt ihn fest, zwang ihn dazu, stehen zu bleiben. „Du kannst nicht ernsthaft so ein Risiko…“ „Ich gehe kein Risiko ein, Ron. Ich weiß das. Ich hoffe nur, du verstehst das auch irgendwann…“ Er löste Rons Hand von seiner Schulter, dann verschwand er zwischen den ängstlich auseinander spritzenden Schülern den Gang hinunter. Ron konnte sich nicht mehr rühren. Die Enttäuschung, der Schmerz in Harrys Augen… Das hatte ihn getroffen. Wirklich getroffen. Er konnte nicht begreifen, wie Harry dachte. Dass er so blind sein wollte! Außerdem hatte er das Gefühl, dass er gerade nicht nur Harry verletzt hatte, nein, Harry hatte ihm gerade in aller Höflichkeit die rote Karte gezeigt. Und das entsetzte ihn umso mehr. Harry entschied sich gegen ihn für denjenigen, der ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nur benutzte? Das musste er verhindern! Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte den Gang in die andere Richtung davon. Das musste er Hermione sagen! Dringend! Harry unterdessen wanderte durch den Regen. Er hatte es eilig, wollte zu Draco, wollte mit ihm reden, ihm sagen, was gerade passiert war. Das Wasser lief ihm durch die Haare und Kleider, weichte ihn durch, entzog ihm die Wärme, die in diesem Moment sowieso reichlich spärlich war. Rons Worte… er wollte nicht einmal daran denken. Nicht im Entferntesten. Er ängstigte sich förmlich vor ihnen. Und dann erreichte er den Hain, tauchte wie beim Quidditch unter den herabhängenden Ästen hindurch, ohne sie zu berühren, weil die Kälte zunehmen würde, würden die Äste seine nassen Kleider gegen seine Haut drücken. Er erstarrte, als er zum Zentrum der Kathedrale kam. Das Bild vor seinen Augen ließ alles zusammenbrechen. All die guten Worte, die er gegen Rons Vorwürfe gefunden hatte, all die Gewissheiten wurden erschlagen von den Zweifeln, die in ihm gärten, seit er Blaise kannte. All seine Eifersucht ließ ihn die Fäuste ballen. Draco saß hier, mitten im Regen, und Blaise hielt ihn in den Armen. Eine Stimmung, die Ruhe glich. Ron hatte Recht gehabt. Vollkommen Recht. In allem, was er gesagt hatte. Was war, wenn Voldemort nicht nur Snape unter Kontrolle hatte mit dem Imperius? Was, wenn er auch Draco steuerte? Was wäre, wenn Draco ihm… die Liebe nur vorheuchelte, weil man ihn dazu zwang? Ein Schritt zurück. Seine Lippen waren weiß. Was wäre, wenn er wirklich in eine Falle gelaufen war? Was dann? Was…? Ein zweiter Schritt. Kaltes Wasser rann aus den hängenden Zweigen und lief ihm in den Nacken. Er bemerkte es nicht. Hatte Draco ihn betrogen? Mit Blaise? Seine… Zuneigung ausgenutzt? Seine Augen trafen auf graue und in ihm brach ein Sturm von Gefühlen los. Tränen liefen, die man im Regen nicht sah, Kälte kroch in seine Glieder, Entsetzen, Trauer, Enttäuschung übermannte ihn. Harry drehte sich erst nach einem schier endlosen Moment um, schlug die Zweige zur Seite und rannte davon. Einfach hinaus in den Regen. Er wusste nicht einmal wohin, einfach nur weg. Weg vor den Schmerzen, die in ihm tobten. ~*~*~*~ Draco starrte Harry nach. Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, was geschehen war. Dass Harry fortlief, weil er ihn und Blaise so... gesehen hatte. Der Blonde war sofort auf den Beinen und rannte ihm hinterher. Kaum dass er unter den Zweigen hindurch war, sah er, dass Harry zuviel Vorsprung hatte. Er konnte ihn ja kaum noch in dem tristen Grau ausmachen. Und er würde ihn nicht einholen können... Verdammt und wo wollte er überhaupt hin? Es blieb nur noch... Verdammt, dafür würde Harry wahrscheinlich wirklich berechtigt wütend sein. Aber er wollte ihn nicht fortlaufen lassen. Nicht so. Verdammt noch mal nicht so! Draco riss seinen Zauberstab hervor. „Petrificus Totalus!“ Der Fluch traf den Gryffindor in den Rücken und ließ ihn sofort gelähmt in das Gras fallen. „Harry!“ Draco sprintete los, erreichte ihn und löste im gleichen Augenblick den Fluch. Blaise blickte Draco schweigend hinterher. Das war klar... Und nachvollziehbar. So wie Harry ausgesehen hatte... Blaise hatte sofort Eifersucht, Wut und Schmerz in seinen Augen gesehen. Eifersucht... Darum ging es doch schon längst zwischen ihnen. Sie wollten beide Draco für sich haben. Wenigstens zu einem Teil. Er zog die Beine an und schlang die Arme darum, zugleich lehnte er sich zurück gegen den Baum. Es eskalierte einfach alles... Und dabei hatte es sich doch gerade trotz etwas Stress so angefühlt, als wenn er und Draco sich wieder nahe kamen, aber... Um diesen Preis? Der Schwarzhaarige seufzte leise auf. Ihm war kalt. Innerlich wie äußerlich. Es fühlte sich so an, als wenn alles auseinanderbrach... und nichts anderes als einen Haufen scharfkantiger Scherben hinterließ, an dem sich alle Beteiligten zwangsläufig schneiden würden... Er legte die Hand an der Stelle auf das Gras, wo gerade noch Draco gesessen hatte. Es war sogar noch ein winziges bisschen warm. Ein winziges Lächeln huschte über seine Lippen und wich gleich darauf einem Ausdruck von Verzweiflung. ~*~*~*~ Harry riss die Augen auf, als plötzlich sein gesamter Körper blockierte und er vornüber kippte. Sein Gesicht drückte sich in nasse Erde, er roch Wasser und Gras, sah nur doch Schwärze, spürte die Kälte seine Glieder betäuben. Dann war die Sperre weg. Er konnte es ganz deutlich spüren. Er zog die Hände neben den Oberkörper und stemmte sich hoch und sprang auf, wischte sich im gleichen Atemzug mit dem Ärmel über das Gesicht und die Brille, um wenigstens ein bisschen was zu sehen. Der Regen erledigte den Rest, spülte ihn sauber, doch weit kam er nicht, denn Draco war da. Hass sprühte aus seinen Augen, als er ihm einen Blick zugestand. ~*~*~*~ „Harry... Was...“ Weiter kam Draco nicht. Der Blick lähmte ihn. So viel Hass... So viel Hass hatte noch nicht einmal zu ihren schlechtesten Zeiten in diesen bemerkenswert grünen Augen gelegen. Der Regen lief an ihm herunter, rann ihm eiskalt in den Nacken, ließ ihm die Haare ins Gesicht fallen und klebte sie eng an seine Haut. „Harry...“ ~*~*~*~ „Was willst du, Malfoy?“, fauchte der Schwarzhaarige. „Deinen Plan retten? Willst du die Farce wieder herstellen? So wie oben bei der Eulerei? Was hast du diesmal für Ausreden? Ach nein, wahrscheinlich… Lass mich raten, du hast keine Ahnung? Du hast keine Ahnung von dem, was du tust? Es ist alles der Plan deines Vaters, ausgeklügelt von Voldemort, weil der mich kennt, weil er in mich reingucken kann!“ Er holte Luft. „Oder doch was anderes?“ Er wollte die Antwort gar nicht hören, drehte sich schon wieder um. Er musste hier weg, sonst würde er ihn schlagen. Und das wollte er nicht. Selbst jetzt noch wollte er ihm nicht wehtun. ~*~*~*~ Diese Worte taten weh. Unendlich weh. Draco griff nach Harrys Schulter und riss ihn herum. Im nächsten Augenblick traf eine schallende Ohrfeige die Wange des Gryffindors. „Bist du jetzt vollkommen durchgedreht?!“ Seine Stimme überschlug sich. Fassungslosigkeit lag in seinen grauen Augen. Glaubte er das wirklich? Nach allem, was geschehen war? Glaubte Harry wirklich, dass er das tun könnte? ~*~*~*~ Harrys Kopf flog herum und einen Wimpernschlag war er wie erstarrt, dann blickte er zurück. Es war endgültig vorbei. In ihm herrschte Leere. Leere, angefüllt mit Schmerzen, die diese nicht ausfüllen konnten. „Was sollte es sonst sein?“, fragte er bitter. „Im Grunde zählt doch nur einer für dich. Oder auch zwei. Je nachdem. Ich… ich kann mir nicht vorstellen, dass du das freiwillig getan hast, aber…“ Harrys Lippen verzogen sich zu einem hilflosen Lächeln. „Ich liebe dich wirklich. Von ganzem Herzen, aber ich weiß, wie mächtig Voldemort ist. Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Und er wird noch stärker geworden sein seit unserer letzten Begegnung. Ich kann es dir nicht einmal übel nehmen, wenn du ihm erlegen warst…“ ~*~*~*~ „Verdammt, ich bin Voldemort noch nicht einmal in meinem Leben begegnet!“ Draco schrie beinahe. „Das einzige, was für mich wirklich wichtig ist, das bist du! Und... und wenn du so etwas sagst, dann... dann macht mich das wahnsinnig... Weil du mir nicht glaubst, weil du mir einfach nicht mehr glauben willst... Verdammt, du hast es doch gespürt! Oder meinst du etwa, dass man mal eben diesen Gefühlsbandzauber täuschen kann? Glaubst du das? Glaubst du das wirklich?“ Sein Atem ging schnell und er zitterte am ganzen Körper. ~*~*~*~ Harrys Gesicht wurde schmerzverzerrt, als er nur noch nickte, nicht mehr sprechen konnte. Klar ging das. Voldemort beherrschte Legilimentik. Er konnte Gefühle lesen. Er konnte sie mit Sicherheit ändern, er konnte sie umstellen, verwursten, verdrehen, befestigen… Harry hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Voldemort mit den richtigen Tränken und Zaubern dazu in der Lage war, jemandem eine Gehirnwäsche zu verpassen, die so täuschend echt war, dass auch der Betroffene davon nicht mehr das geringste mitbekam. ~*~*~*~ Draco schlug traurig und verletzt die Augen nieder. „Dann ist es egal, was ich noch sage, oder? Dann ist es vollkommen egal...“ Er blickte auf und zwinkerte unwirsch die Tränen fort. Schmerz und Trauer lagen in seinen grauen Augen. „Ich liebe dich, Harry... Und für mich... war es nie eine Farce. Niemals.“ Er streckte zitternd die Hand aus und strich ihm über die Wange. So kalt... So kalt, wie er sich fühlte. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. Seine Kehle wurde eng und für endlose Sekunden war er bereit, alles zu vergessen und sich in diese Arme fallen zu lassen. Er wollte seine Zweifel über Bord werfen. Er wollte ihm glauben. Auf Teufel komm raus. Wollte sich an ihm festhalten können, bei ihm bleiben können. Alles vergessen! Aber das ging nicht. Das ging überhaupt nicht. Draco würde seine Worte nicht vergessen können. Er würde sich daran erinnern und immer daran denken, dass er ihm nicht vertraute. Er würde immer das Gefühl haben, dass er Draco benutzte. Das wollte er nicht. Selbst dann nicht, wenn er wirklich nur mit ihm gespielt hatte. Er könnte den Gedanken nicht ertragen. „Ich habe alles zerstört.“, wisperte er, als ihm klar wurde, was er wirklich getan hatte. Alles. Illusionen, Wahrheit, Freundschaft, Liebe… Ich habe wirklich alles zerstört. Ich habe mein Leben aufgegeben. Es leuchtete mit so erschreckender Klarheit in seinen Gedanken, dass es ihn für den Moment erschlug. Er begann zu lächeln. „Ich wünschte, ich hätte es nicht erfahren.“, sagte er leise, strich Draco über die Lippen. „Ich wünschte… es wäre nicht wahr. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen. Ich wünschte… ich wünschte, du würdest mich nicht hassen.“ Denn jetzt hasste er ihn garantiert. Wie auch nicht? Er hatte ihm so grausame Worte gesagt. Er hatte ihn verraten. In Gedanken verraten. Das konnte er nicht mehr gut machen! Niemals. Nicht einmal, wenn seine Wünsche wahr wurden. Wenn Draco wirklich nicht beherrscht wurde. Nicht einmal dann. Das Lächeln wurde breiter, als ein Schluchzen über seine Lippen kam. „Ich wünschte, ich hätte niemals etwas gesagt. Ich habe wirklich alles zerstört!“ Zum dritten Mal an diesem Tage ging er rückwärts, ließ seine Finger so lange wie möglich an den kalten Lippen Dracos. „Ich habe dich nicht verdient.“ ~*~*~*~ „Harry...“ Draco ergriff seine Hand und hielt ihn fest. „Wie kommst du darauf, dass ich dich hasse?“ Seine Stimme war weich, als er zu dem Schwarzhaarigen aufschloss, dicht vor ihm stehen blieb. „Wie kann ich dich denn jemals hassen? Du... du...“ Er brachte keinen Ton mehr über die Lippen, schlang stattdessen einfach die Arme um den schmalen Jungen und presste ihn an sich. Es fühlte sich an, als wenn ihm das Herz in der Brust zerreißen und dann in vielen kleinen, blutigen Fetzen langsam zu Boden sinken würde. Es tat so weh. Zu wissen, dass Harry so verwirrt war. Dass er bereit gewesen war, einfach so etwas zu glauben. Aber noch viel mehr schmerzte das Gefühl, ihn zu verlieren. Dass er... einfach so gehen könnte. Dass Harry ihn allein lassen könnte. Dass sie scheitern würden. Seine Umarmung wurde fester, so sehr hatte er Angst, dass Harry einfach so... verschwinden könnte. ~*~*~*~ In Harry brach der Wall. Der Wall aus Wut und Schmerz und Angst und Enttäuschung. Draco riss ihn ein. Einfach so. Seine Beine knickten unter ihm weg, seine Hände krallten sich in den Umhang seines Freundes und er begann hemmungslos zu weinen. Es war ihm so egal. Ihm war das alles so egal. Es war ihm egal, ob die Liebe geheuchelt war. Es war ihm egal, ob Draco gezwungen wurde, so zu handeln. Es war ihm vollkommen egal, dass es ihn vollkommen zerstören würde, wenn er jetzt nicht einen Rückzieher machte. Er war doch längst verloren. Rettungslos verloren. Er hatte diesem Jungen sein Herz geschenkt. Er hatte es ihm gegeben, ohne zu zweifeln. Und er wusste einfach, dass er es nicht mehr zurücknehmen konnte. Er wusste es einfach. Ohne Draco zu leben, das war unmöglich. Ohne Draco war sein Leben vollkommen sinnlos, leer, trist… Er wollte ihm das sagen. Er wollte es ihm sagen, alles, aber er bekam in seinem Weinkrampf gar nichts mehr aus sich heraus. Nicht einen einzigen Ton. Das einzige, das er tun konnte, war, sich fester an ihn klammern, damit er nicht doch noch ging, ihn nicht gehen zu lassen. Denn würde Draco jetzt aufstehen und gehen, wäre wirklich alles vorbei. ~*~*~*~ Draco fiel neben Harry auf die Knie. Kalter Schlamm schloss sich um seine Beine und drang durch die Hose. Es kümmerte ihn nicht. Er zog den hoffnungslos schluchzenden Jungen an sich. Er weinte selbst auch, doch der Regen trug seine Tränen fort. Er weinte still. Sie standen auf dem Rand einer Klippe und er hatte das Gefühl, dass sie knapp daran vorbeischrammten, einfach abzustürzen. Er strich wieder und wieder durch Harrys feuchtes Haar. Dann nahm er sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. Er küsste ihm die Tränen fort, wieder und wieder. Er wusste nicht, wie lange er es tat, aber es war auch egal. Er küsste ihn, wollte die Tränen stillen, irgendwie, während er selbst noch weinte... ~*~*~*~ Irgendwann fing Harry Dracos Lippen ein und küsste zurück. Verzweifelt drängte er sich gegen ihn, als er begriff, was Draco tat. Er… Er ließ ihn nicht fallen? Trotz dieser widerlichen Worte? Sein Atem wurde knapp, Schluchzer wollten Sauerstoff in die Lunge ziehen, doch er ließ es nicht zu. Er hatte Angst. Angst, dass wenn er diese seidene Verbindung trennte, alles zusammenstürzen würde. Dass er ihn doch noch verlor. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss heftig. Seine Finger glitten wieder und wieder durch die vom Regen schweren Haarsträhnen. Er liebkoste zärtlich seinen Nacken, hielt ihn fest. Das war alles, was er noch wollte. Harry küssen und ihn festhalten. Schließlich löste er schwer atmend den Kuss und schmiegte seine Wange an Harrys. Er wollte etwas sagen, doch... er fand keine Worte. Nichts, was ausdrücken konnte, was in ihm vorging. Nichts davon. Außer... „Versprich mir, dass du mich niemals verlässt... Niemals... Ohne dich... könnte ich nicht leben...“, flüsterte er heiser. ~*~*~*~ Harry erstarrte. Wahrheit. Diese Worte waren Wahrheit. Nur… wie meinte er sie? So wie er es sich erhoffte oder meinte er damit, dass wenn Voldemort sah, dass sein Plan nicht aufging, dass dieser dann Draco… Er erdrosselte diesen Gedanken, bevor er beendet war, nickte nur noch schwach. „Ist okay.“, wisperte er und würde Rons… seine Theorie richtig sein, unterschrieb er damit sein Todesurteil. Aber das war ihm egal. Dann war das eben so. Draco hatte schon Recht. Ohne ihn könnte er nicht leben. Er wollte nicht einmal ohne ihn leben… Wimmernd schlang er die Arme um Dracos Hals und nickte, die Stirn gegen den schlanken Hals gepresst. Immer wieder versicherte er ihm, dass er das nicht tun würde, dass er bei ihm bleiben würde, ohne auch nur einen zusammenhängenden Satz zu sprechen. ~*~*~*~ Zärtlich strich Draco dem schmalen Jungen über den Rücken. Auf solche Worte hatte er gehofft, auf Worte, die ihm sagten, dass Harry niemals gehen würde. Niemals... Stumm saß er so da, hielt den wimmernden Gryffindor in den Armen, tröstete ihn so gut er konnte und fand selbst langsam ein wenig Trost. Irgendwann... da spürte er die Kälte durch seine Adern kriechen, da spürte er den Regen wirklich bewusst. „Komm...“ Sachte zog er Harry auf die Beine. „Komm... Sonst werden wir noch Dauergäste bei Madam Pomfrey...“ Behutsam legte er dem Gryffindor den Arm um die Schultern und machte auch keine Anstalten, ihn dort wieder fortzunehmen. Langsam machten sie sich auf den Weg zu den Weiden. ~*~*~*~ Harry bemerkte erst, dass sie bei den Weiden ankamen, als die Zweige über seinen Rücken strichen. Und er verstand es nicht so ganz. Er wollte nicht hierher zurück. Ganz und gar nicht. Lieber wäre er jetzt hinauf in ihren Raum gegangen und hätte sich dort mit Draco verkrochen. Vielleicht war es da oben warm… Dann sah er Blaise. Der schwarzhaarige Slytherin lehnte noch immer an der Weide… Er versteifte sich, blieb stehen. Er wollte da nicht hin. Nicht zu ihm! Nicht… nicht zu ihm… ~*~*~*~ „Draco! Harry!“ Blaise sprang auf, als er die beiden sah. Es fühlte sich an, als wenn ihm eine ganze Lawine vom Herzen fiel. Sie beide zusammen... Das hieß... es bestand vielleicht doch noch Hoffnung. Darauf, dass eben nicht alles zerbrach. Vielleicht... konnte man alles noch kitten... Draco schob Harry sanft weiter vorwärts. Er ließ nicht zu, dass der Gryffindor stehen blieb. „Bei Merlin, ihr tropft ja...“ Der schwarzhaarige Slytherin schüttelte den Kopf und trocknete sie beide schnell mit einem Zauber. „Am besten geht ihr trotzdem bei Madam Pomfrey vorbei. Nur für alle Fälle.“ Er lächelte sie beide weich an, erstarrte jedoch, als er Harrys Gesicht sah. Die schwarzen Augen wurden traurig. Vielleicht... gab es doch schon zu viele Scherben... Vielleicht... war es schon zu spät... ~*~*~*~ Harry wich dem traurigen Blick aus, sah zu Boden. Diese Freude über sein Wiedersehen… Er konnte sie nicht nachvollziehen. Blaise musste sich doch sonst wie vorkommen, wenn er immer wieder sah, dass Draco bei ihm war. Dass… er ihm den wegnahm, der ihm wirklich wichtig war... Oder auch, dass Draco gezwungen war, mit ihm… Er presste die Augen zusammen, seine Hand krallte sich wieder in den inzwischen trockenen Umhang, verdrängte den Gedanken. Das war nicht wahr! Und was nicht wahr war, das musste auch nicht in seinem Kopf rumspuken! ~*~*~*~ Draco sah zwischen den beiden hin und her. Es gefiel ihm nicht. Zwischen den beiden Menschen, die ihm am wichtigsten überhaupt waren, stimmte etwas nicht. Aber... er konnte wohl kaum etwas dagegen tun. „Harry...“ Blaise wiederholte seinen Namen erneut, wusste nicht, was er sagen sollte. Er blickte auf den schwarzen Haarschopf vor ihm und fühlte sich hilflos. Ihre unterschwellige Rivalität, ja, sie war da gewesen. Sie war noch immer da. Viel zu deutlich, aber... Das musste doch ihre Freundschaft nicht zerstören... Es war... „Harry...“ Er tat einfach das, was ihm noch einfiel. Er umarmte den Gryffindor. ~*~*~*~ Harry schluchzte erneut auf. Was sollte er denn tun? Ihn wegstoßen ging nicht. Dazu tat ihm zu sehr leid, was er ihm antat. Zurückumarmen ging auch nicht. Dazu tat es zu sehr weh. Das einzige… „Es tut mir Leid.“, flüsterte er erstickt. „Ich… ich bin gemein… Weil ich… die Hoffnung… weil ich die Hoffnung nicht aufgeben will, dass ich falsch liege…“ Ihm kam der Gedanke gar nicht, dass Blaise gar nicht wissen konnte, wovon er sprach. ~*~*~*~ Blaise drückte Harry schlicht an sich. Er ahnte, worauf der Gryffindor herauswollte. Er ahnte es... Und er kommentierte es nicht. Schließlich ließ er Harry los und wuschelte ihm durch die Haare. „Und jetzt ab zu Madam Pomfrey, ihr zwei. Ich will nicht, dass ihr krank werdet...“ „Aye, Sir.“ Draco lächelte leicht. Stumm formten seine Lippen ein Danke, auf das Blaise nur mit einem stillen Nicken reagierte. Der Blonde nahm noch seine Tasche, dann ergriff er Harrys Hand. „Na komm... Es ist kalt hier draußen.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur und folgte ihm. Blaise blieb zurück, was ihm selbst nur recht war. Er konnte ihn grade nicht in der Nähe ertragen. Abermals durchnässte sie der Regen, doch Harry nahm es kaum wahr. Ebenso wenig wie den Weg, den ihn Draco führte. Erst als sie förmlich vor der Tür zum Krankenflügel standen, blieb er stehen. „Ich… will nicht zu ihr.“, murmelte er, gab mit dem Arm ein wenig nach, um keinen Schritt mehr gehen zu müssen. ~*~*~*~ „Doch. Bitte...“ Draco sah ihn weich an und küsste ihn zärtlich. „Es ist besser... Ich muss auf alle Fälle zu ihr. Mir tut schon mein Hals weh...“ Er lächelte schief und schob Harry dann sachte durch die Tür. Sobald sie drin waren, besaßen sie Poppy Promfreys volle Aufmerksamkeit. Nach einem schnellen Diagnosezauber stellte sie bei Draco eine beginnende Halsentzündung fest und wirkte dieser mit einem widerlichen Trank entgegen. Dann war Harry dran. Und sein Zustand sorgte dafür, dass ihre Stirn sich sehr schnell in sehr tiefe Falten legte. ~*~*~*~ Sie hatte es schon zuvor bemerkt, schon vor einigen Wochen, doch es hatte sich zwischendurch von selbst gebessert. Nun aber war es wirklich offiziell. Harry aß zuwenig. Viel zu wenig. „Wann haben Sie das letzte Mal gegessen?“, kam ihre Frage. Der Junge sah sie an. „Das wissen Sie. Sie haben mir das Essen bringen lassen.“ „Davor?“ Er zuckte die Schultern und im nächsten Moment ging eine Belehrung sondergleichen auf ihn hernieder, von wegen Verantwortungslos, eine Schande in seinem Alter, schlecht für das Wachstum und außerdem wäre er vollkommen entkräftet und stünde kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Sie hatte ein Mittel dagegen: „Bettruhe. Hier.“, erklärte sie und Harry wich augenblicklich zurück. Fast schon panisch. Er wollte nicht. Auf keinen Fall wollte er heute Nacht hier bleiben! ~*~*~*~ Draco hatte Harry die ganze Zeit über stumm angeblickt. Es tat weh, das zu hören. Harry verletzte sich selbst, machte sich selbst damit kaputt. Er konnte es ja bei der Anspannung verstehen, wenn er keinen Appetit hatte, aber dennoch... es war beinahe so, als wenn Harry sein Leben nicht wichtig war... „Ma’am... Und wenn ich Ihnen verspreche aufzupassen?“, schlug er leise vor. Er wollte auch nicht, dass Harry hier blieb. Er wollte bei ihm sein... Die Medihexe blickte ihn kritisch an. „Wenn Sie dafür sorgen, dass er sofort ins Bett geht und bis morgen durchschläft. Und noch ein Auge darauf haben, dass er regelmäßig isst...“ Draco nickte. Er würde tun, was in seiner Macht stand. Natürlich. „Gut. Ich verlasse mich auf Ihr Wort, Mr Malfoy.“ Ihr Blick war forschend, dann wandte sie sich wieder Harry zu. „Und Sie, Mr Potter, werden ab jetzt jeden Morgen und Nachmittag zu mir kommen und sich einen Stärkungstrank abholen.“ Mit einem simplen Accio holte sie eine Ampulle her, die sie Harry in die Hand drückte. „Trinken.“ ~*~*~*~ Nach einem winzigen Zögern tat Harry, was sie verlangte. Der Trank schmeckte süßlich und hatte einen seltsam alkoholischen Nachgeschmack… oder vielleicht auch fettig. Das konnte er nicht so genau sagen. Er setzte die Ampulle wieder ab, starrte sekundenlang blicklos auf ihren Bauch, bevor er nickte und sie ihr zurückgab. „Ich komme morgen vor dem Training. Das ist früh.“ ~*~*~*~ „Kein Problem. Ich werde hier sein.“ Die Medihexe lächelte Harry aufmunternd zu. „Und jetzt ruhen Sie sich aus.“ Sie nickte Draco zu und schickte die beiden Jungen hinaus. Stumm legte der Blonde den Arm um Harrys Schultern, sobald sie wieder auf dem Gang waren. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also schwieg er lieber. ~*~*~*~ Ron erreichte Hermione und Pansy verspätet, doch dann platzte er einfach in das Mädchenklo hinein. Hastig, außer Atem, so dass der aufkommende Protest von Pansy im Keim erstickt wurde. Er sah abgehetzt aus. Und er kam gleich zur Sache. „Mione, Harry ist in großer Gefahr!“, keuchte er, stützte die Hände auf die Knie. „Ich… Dobby... Ich… Harry…“ Hermione runzelte die Stirn und kam zu ihm, drückte ihn auf eines der steinernen Waschbecken, die den Eingang zur Kammer des Schreckens markierte. „Was ist los, Ron? Aber langsam, damit wir folgen können, ja?“ Der Rotschopf holte tief Luft, bevor er begann. „Es ist doch nur ein abgekartetes Spiel!“, leitete er ein. „Dobby hat einen Brief von Malfoy gefunden! Draco… Er benutzt ihn. Er benutzt Harry! Er will ihn an den Unnennbaren ausliefern, wenn sie angreifen! Er verführt ihn nur im Auftrag seines Vaters!“ Pansy keuchte auf. „Das kannst du nicht meinen!“, rief sie empört und auch Hermione schaute nicht minder verärgert. „Ich habe dir doch schon…“ „Es ist nicht nur die Beerdigung! Er hat das wirklich gesehen! Mit eigenen Augen gelesen! Sein Vater hat ihn auf Harry angesetzt…“ „Jetzt mach aber mal ’nen Punkt!“, fuhr ihm Pansy über den Mund. „Draco würde niemals – Ich wiederhole: niemals! – nur für einen Befehl jemanden verführen! Schon gar nicht einen Jungen!“ Ron blitzte sie an. „Woher willst du das wissen? Was wäre, wenn er ihn lenkt? Wenn sein Vater oder der Unnennbare ihn lenkt? Dann hätte er nicht mal die Wahl!“ Hermione keuchte erschrocken auf und Pansy schlug die Hand vor den Mund. „Das kannst du nicht ernst meinen!“ „Dafür hast du keine Beweise!“ „Gibt es Beweise dagegen?“ Ron klang bitter. „Ihr wisst ebenso gut wie ich, dass der Unnennbare ein Meister in den Dunklen Künsten ist. Warum sollte er es nicht fertig bringen, Draco zu verzaubern, damit er tut, was er will?“ Die beiden Mädchen blickten ihn an. Wenn das der Wahrheit entsprach, dann… dann war das eine Katastrophe. Für Harry. Und auch für Draco. Irgendwo. Denn sie mochten ihn beide. Und beide hofften sie, dass das nicht der Fall sein würde. Aber das nachzuprüfen, waren sie kaum in der Lage. Im Grunde nur… Im Laufe des Abends schmiedeten die drei einen Plan - Ron aus Überzeugung und mit leiser Sorge, Hermione aus Sorge und leichter Angst, dass es Harry zerbrechen würde, Pansy aus Sorge um Draco und Harry. Sie wollte nicht, dass dieses Glück zerstört wurde. Draco endlich einmal so zu erleben… Das durfte nicht vergehen. Und als sie am Abend in ihre Betten gingen, wussten sie, was sie am Sonntag tun würden… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Fools rush in Where angels fear to tread And so I come to you my love My heart above my head Though I see The danger there If theres a chance for me Then I don’t care ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *nichtweiß,wassiezudemkapitelsagensoll* *zushicchanschiel* Shi: Ich danke hiermit in aller Förmlichkeit Ron für seine idiotisch verdrehten Gedanken, die in jeglicher Hinsicht logisch und wunderbar nachvollziehbar waren, dass selbst ich für einen kurzen Moment dem Gedanken erlegen war, dass es toll wäre, wenn es wahr wäre, denn dann hätte ich Harry problemlos in einen Kamikazekampf schicken können. *breitgrins* *ronknuddelt* Treffpunkt Albtraum ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 90: Treffpunkt Albtraum Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Alexz Johnson – Where does it hurt. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 90: Treffpunkt Albtraum Sie brauchten noch zehn Minuten, um hoch in den Raum der Wünsche zu kommen. Die Menschen, die ihnen begegneten, waren erschrocken und wichen ihnen aus, angesichts des seltsamen Bildes, das sie boten. Wann sah man Harry Potter schon mal so schwach, dass er sich führen ließ? Die Tür fiel hinter ihnen zu, nachdem Draco das Ritual getätigt hatte und Harry in den Raum der Wünsche geschoben hatte. Harry blickte zu ihm hin. Was nun? Was sollte er sagen? Was tun? Wozu hatte er noch das Recht? Und was das wichtigste war… war er ihm etwa wirklich nicht böse? ~*~*~*~ Dieser abwartende, unsichere Blick... Er ging Draco direkt unter die Haut. Es war so schrecklich, dass all seine Sicherheit auf einmal von ihm abgefallen war. Aber ihm selbst... ihm selbst ging es doch kaum anders. Er musste diese Worte, das ganze Geschehen erst einmal verarbeiten... Sie mussten reden. Das war wohl unausweichlich und dringend notwendig. „Na komm...“ Er nahm Harrys Hand und zog ihn zum Bett hinüber. Langsam löste er den Umhang von seinen Schultern und warf ihn auf einen Stuhl. Die Krawatte folgte, doch ehe er begann, das Hemd aufzuknöpfen, wartete er auf Harrys Einverständnis. Im Moment... fühlte er sich selbst unsicher und er wollte nicht auf diesem dünnen Eis einbrechen... ~*~*~*~ Harry ließ sich auf das Bett sinken und starrte zu Boden. Dass er wieder hier war, das kam ihm so unwirklich vor. Er spürte Dracos Präsenz, wusste, dass er da war und nur ganz knapp vor ihm stand. Und trotzdem… Er hatte das Gefühl, alleine zu sein. Wie immer in diesem Raum waren alle Spuren von ihnen seit ihrem letzten Besuch wie weggewischt. Das Bett war ordentlich und frisch gewaschen, kalt und uneinladend, ihre Bücher waren ordentlich auf dem Tisch aufgestapelt, obwohl sie vollkommen durcheinander hätten sein müssen. Die Klamotten waren im Schrank. Es war gruselig. Als wäre wirklich alles vorbei. Als wollte ihm der Raum mitteilen, dass es nicht richtig war, dass sie zurückgekommen waren. Zitternd zog er die Knie an und schlang die Arme darum, kauerte sich ganz klein zusammen. „Alles ist leer.“, flüsterte er. ~*~*~*~ Draco kroch neben ihn und legte ihm zärtlich den Arm um die Schultern. Er verstand es nicht. Er verstand nicht, was Harry meinte. Aber dagegen... half doch nur eins... „Was meinst du, Kätzchen?“, fragte er leise. „Was meinst du?“ ~*~*~*~ Harry seufzte leicht zitternd, hätte wohl wieder angefangen zu weinen, wenn er dazu nicht zu erschöpft gewesen wäre. „Hier…“, wisperte er noch leiser. „Alles leer. Hier ist nie jemand gewesen.“ ~*~*~*~ Sachte begann der Slytherin ihm den Nacken zu kraulen. Jetzt verstand er, was Harry meinte. Das Gefühl, als wenn ihre Spuren ausgelöscht wurden. Es war angenehm, dass aufgeräumt war, aber andererseits... nahm es dem Raum die Lebendigkeit. Sie waren hier nur Gäste... Nichts anderes. „Ich weiß... was du meinst... Alle unsere Spuren werden jedes Mal ausgelöscht... Der Raum ist vertraut, aber er ist niemals wieder derselbe.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur und lehnte sich dann gegen ihn. Er war müde. „Ich…“, begann er, doch er brach ab. Zu sagen, er wolle hier nicht mehr wohnen, weil er das nicht ertrug, war nicht richtig, denn es würde bedeuten, dass sie nicht mehr zusammenbleiben konnten und zurück in ihre Häuser mussten, wo er nicht hinwollte. Nicht nur, weil Draco da nicht würde sein können. Mit Dean in einem Raum schlafen zu müssen, das war ebenfalls gruselig. Und außerdem war jetzt doch auch Geruch da. Draco war neben ihm, er konnte seinen einmaligen Geruch wahrnehmen, konnte sich darin verlieren, konnte sich einbilden, es wäre wie immer… „Sternenstaub.“, murmelte er leise. „Woraus Träume gemacht sind…“ ~*~*~*~ Mit einem leichten Lächeln strich Draco Harry durch die Haare. Irgendwie wirkte der Gryffindor langsam vollends neben der Spur. Es hatte ihm das alles nicht gut getan... Nein, gar nicht... „Vielleicht... vielleicht können wir den Raum ja dazu bringen, dass er nicht immer so klinisch rein ist. Wir können es ja versuchen, oder? Ich meine, er ist... unser Zuhause...“ Die Stimme des Blonden war immer leiser geworden. Ein Anflug von Hoffnung klang darin mit, auch wenn er nicht wusste, ob das möglich war. Aber... wenn man sich wünschte, dass der Raum genau so war, wie sie ihn zurückgelassen hatten - dann musste das doch klappen, oder? ~*~*~*~ Harry nickte nur. Das hoffte er. Das hoffte er wirklich. So war das unerträglich. So allein fühlen sollte man sich in seinem Zuhause nicht, wenn der andere nicht da war. Er löste die Hände von seinen Beinen und schlang sie um Dracos Hals, drückte seine Stirn gegen ihn. „Warum…“ Schon wieder ein begonnener Satz, den er nicht zu Ende brachte. „Ich kann nicht begreifen, dass ich solche Gedanken überhaupt haben kann.“, flüsterte er. „Ich fühle mich wie ein Verräter an uns…“ ~*~*~*~ Draco schwieg. Was sollte er dazu sagen? Er verstand es doch auch nicht! Wobei... es doch irgendwo nachvollziehbar war. Wenn man die Fakten in einem anderen Blickwinkel sah... So, wie Dobby. Wie... Ron... Er schloss matt die Augen. Natürlich. Harry war Ron über den Weg gelaufen. Es musste einfach so sein... „Vielleicht... weil manche Überlegungen einfach bestechend logisch sind...“, sagte er leise. „Dobbys Gedanken wirkten so. Und... bei Ron... ist es doch nicht anders, oder?“ ~*~*~*~ Harry drückte ihn fester an sich. War es wirklich das? Hatte er sich von Ron etwa wirklich diesen Floh ins Ohr setzen lassen? Von Ron, der so bestechend logisch denken konnte, wenn es um Paranoia ging? Eigentlich nicht. Eigentlich… eigentlich hatte er nur genau das ausgesprochen, was er bei Snape immer gedacht hatte. Und seine Bedenken über Blaise… Den Rest hatte er sich selbst zusammen gesponnen. Den Teil, wo Draco derjenige war, der verhext worden war. Weil es ihm in der Tat komisch vorkam, wie nahe sich Draco und Blaise standen. Das war ja auch noch nicht lange so. Eigentlich erst, nachdem er und Draco zusammengekommen waren… Er driftete schon wieder in die Ecke der Zweifel ab und schob sie wieder von sich. Wenn das so weiterging, dann würde diese Ecke überlaufen. Dann würde sie explodieren… Wie gerade schon einmal. Der Schwarzhaarige erstarrte, als ihm klar wurde, was das hieß. Er hatte schon vorher Zweifel geschoben. Die ganze Zeit. Immer wieder. Immer… wieder mal. Warum? Wann? Wieso? Das war doch wohl… Was war er eigentlich? Ein kompletter Idiot war er! Ein Idiot, wie er im Buche stand. Wie… wie konnte Draco ihn überhaupt noch ertragen? Wie… Er hatte ihn überhaupt nicht verdient! Egal ob gewollt oder ungewollt, Draco hatte so einen Mistkerl wie ihn nicht im Geringsten verdient! ~*~*~*~ Draco seufzte leise, als Harry ihm nicht antwortete. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn alles aus Harry herausgebrochen wäre. Alles, was ihm Gedanken machte, was ihm durch den Kopf ging. Zärtlich strich er dem Gryffindor durch die Haare und schob ihn dann etwas von sich weg. „Komm, zieh deine Klamotten aus und lass uns ins Bett gehen...“ Er selbst machte den ersten Schritt, streifte Umhang, Krawatte, Hemd und Hose ab und kroch dann unter die Bettdecke, welche er für Harry einladend hoch hielt. ~*~*~*~ Harry brauchte lange, um zu reagieren, doch schließlich nickte er, tat es Draco nach. Das einzige, das er, wie Draco auch, anließ, war seine Shorts. Irgendwie… wäre es falsch, wenn er das nicht tun würde, kam ihm zumindest so vor. Dann krabbelte er unter die Bettdecke, kam zu ihm und kuschelte sich an ihn, so eng wie es nur ging, den Kopf irgendwo zwischen Hals, Kinn und Schulter versteckend. Es war ihm egal, ob er ihn verdient hatte. Er brauchte diese Nähe jetzt. Er brauchte sie, um zu wissen, dass er ihn nicht doch fallen ließ. Er bekam sie auch, als Draco die Decke über ihn gleiten ließ und seine Arme um ihn schlang. Ihm kamen wieder die Tränen, ohne dass er etwas dagegen tun könnte. Und während er noch weinte, schlief er ein. Ganz ruhig. Ohne sich noch einmal bewegt zu haben. ~*~*~*~ Draco seufzte erneut, als er spürte, wie Harry einschlief. Sein Atem wurde ruhiger und er kuschelte sich noch im Halbschlaf irgendwie ein winziges bisschen näher. Er war noch nicht mal dazu gekommen, sich für die Ohrfeige zu entschuldigen... Der Blonde starrte ins Halbdunkel. Die Vorhänge waren halb zugezogen und dahinter war die graue Trübe. Die Kessel gluckerten leise vor sich hin und Harry schlief in seinem Arm. Aber das letzte, was er konnte, war auch einzuschlafen. Die Gedanken tobten in seinem Kopf. Was war... wenn Harry Recht hatte? Wenn er wirklich... manipuliert wurde? Wenn all das hier nicht wahr war? In seinem Inneren zog sich alles zusammen. Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Es... ging nicht. ES KONNTE EINFACH NICHT SEIN! Er wusste urplötzlich mit Bestimmtheit, dass er dann durchdrehen würde. Wenn das hier nicht die Wirklichkeit war, wenn man ihn dazu irgendwie manipulierte, wenn sein Vater oder Voldemort irgendwo im Hintergrund die Strippen zogen… Nein. Er schob den Gedanken mit aller Macht brutal beiseite. Es war nicht so. Es. War. Nicht. So. ES WAR NICHT SO! Er weigerte sich, das zu glauben. Er weigerte sich, diesen Gedanken überhaupt noch einmal zu denken. Nein. Nein. Nein, nein. NEIN. Nein... Er löste die Hand von Harrys Schulter und fuhr sich über das Gesicht. Er würde zerbrechen. Er würde kaputt gehen, wenn das hier alles nur eine Lüge war. Er wusste es. Und deswegen konnte er es nicht akzeptieren. Wenn das hier nur ein Traum war, nur eine Illusion, dann würde er sie leben. Aus vollem Herzen. Falls es eine Illusion war, dann war es die einzige, die er jemals haben wollte. Und wenn alles nur eine Lüge war... dann würde er sie eben wahr machen. Dieses Gefühl, diese Liebe, das konnte ihm niemand mehr nehmen. Niemand. Er würde es nicht zulassen. ~*~*~*~ Wasser floss um seine Füße. Kaltes Wasser. Ihm war kalt. Und er hatte das Gefühl, dass das schon lange so war. Allerdings konnte er sich nicht wirklich dazu durchringen, aus diesem kleinen Bach heraus zu steigen. Es kam ihm so vor, als hätte er gerade das verdient. Sein Blick haftete auf der Dunkelheit, die sich vor ihm auftat. Bleischwer und undurchdringlich hing sie um ihn herum, waberte wie Quecksilber oder ein schwerer Vorhang im Wind. Nicht einmal Sterne waren da, obwohl er sich sicher war, dass er draußen war. Diese Kälte konnte niemals in einem geschlossenen Raum existieren. Dann, ganz plötzlich, war er nicht mehr alleine. Da war jemand. Ein Mensch. Ein Wesen. Wer…? Er zuckte zurück, als er Lucius Malfoy erkannte, der ihn aus eisigblauen Augen ansah, ihn mit seinem Blick zu durchbohren gedachte. Es war das erste Mal, dass er sich in Dracos Armen rührte. Zuvor hatte er still gelegen. Harry wollte einen Schritt zurück machen, doch das ging nicht. Das Wasser um seine Füße war kein echtes Wasser. Wasser hielt einen nicht zurück. Es umklammerte einen nicht, krallte sich nicht an einen, um einen am Fliehen zu hindern. Harry bekam Panik, wollte nach Lucius schlagen, doch auch seine Hände konnte er nicht rühren. Und das einzige, das der blonde Mann tat, war ihm höhnisch entgegenzublicken und zu lächeln. Kalt und grausam. Im nächsten Moment sah er, wie er Draco zu Boden orderte, ihm den Imperius auferlegte, ihn auf die Knie zwang. Demütigung. Vollkommene Demütigung. Hass wallte in ihm hoch. Beißender, blendend heißer Hass. Und dann war es plötzlich nicht mehr Malfoy, dann war es plötzlich Voldemort, dessen bleiches, unförmiges Gesicht ihm entgegenstarrte und der nebenbei Draco dazu zwang, ihm die Füße zu küssen. Schmerz explodierte hinter seinen Augen, in seiner Stirn, Wut, grenzenlose Wut, Hass, neu aufgeflammt. Er schlug die Hände vor die Stirn, als der Schmerz seinen Kopf zu zerreißen drohte. Als die Fratze seines Peinigers sich zu einem bösartigen Lächeln verzog und er ihn mit einem einzigen Blick dazu zwang, sich vor ihm zu verneigen. Wie damals… Abscheu und Hass. Er wurde voll und ganz davon verzehrt. Die Flammen der Empfindungen loderten in ihm hoch und ließen nichts mehr von ihm übrig, als seine Traumgestalt plötzlich den Zauberstab in der Hand hielt. ~*~*~*~ Draco merkte auf, als sich Harry in seinen Armen bewegte. Beruhigend strich er ihm über die Wange und hinderte ihn einen Augenblick später daran, sich selbst zu verletzten, als der Gryffindor die Hände auf seine Narbe presste. Sachte hielt er ihn fest, bemüht zu verhindern, dass Harry sich erneut die Narbe blutig kratzte. Warum ein Albtraum? Warum...? Bisher hatte Harry doch immer friedlich schlafen können, wenn er da war... War das Misstrauen wirklich auf einmal so tief? ~*~*~*~ Er dachte nicht einmal daran, dass es verboten war, dass es keine Verzeihung dafür geben konnte, als er sich losriss von diesen seltsamen Fesseln, die ihn hielten, und auf ihn zustürmte. Er würde nicht zulassen, dass er das tat! Er würde nicht zulassen, dass Voldemort Dracos Leben vollkommen zerstörte. Er würde es nicht zulassen! Der Zauberstab war so schnell oben, dass er kaum glauben konnte, dass er ihn gehoben hatte. Das Wort schon auf seinen Lippen. Das Wort, das alles beenden würde… ~*~*~*~ „Harry?“ Der verkrampfte Körper und der heftige Atem gefielen Draco gar nicht. Was auch immer Harry da träumte, es war absolut nicht gut. „Harry!“ Vorsichtig rüttelte er ihn an der Schulter, strich ihm durch das schweißnasse Haar, versuchte, ihn zu wecken. ~*~*~*~ …da änderte sich plötzlich die Situation. Draco neben dem Dunklen Lord sprang auf seine Füße, seinen Namen auf den Lippen, griff er jenen an, der ihn noch zuvor beherrscht zu haben schien. Harry erstarrte mitten in der Bewegung, Entsetzen auf dem Gesicht, als er seinen Fluch auf die beiden zurasen sah. Grün, gleißend. Mehrfach schon gesehen, niemals so. Niemals so langsam und wie in Zeitlupe. Niemals aus dieser Perspektive. Er wusste, was kommen würde. Er wusste es genau. Er wusste es so genau, wie er in diesem Moment wusste, dass Dracos Liebe aufrichtig sein musste. Er würde sterben. Draco würde an dem Fluch sterben, den er ausgesprochen hatte. Er würde es sein, der seinen Geliebten umbringen würde! ~*~*~*~ „Harry... Verdammt, Harry!“ Der Blonde setzte sich auf, zog Harry mit sich. „Wach auf! Bei Merlin, wach endlich auf!“ Nichts... Er schlief einfach weiter... Er verdrehte sich weiter in seinen Armen. Einfach so... Er erinnerte sich an das letzte Mal, als es so gewesen war. Damals... Warum nicht? Es war den Versuch doch wert... Er beugte sich vor und küsste den Gryffindor zart auf die trockenen Lippen. Vielleicht... half ja ein Kuss... ~*~*~*~ Es half. Harrys Augen flogen auf, seine Hände krallten sich in die Decke und Dracos Arm, alles in ihm angespannt, bis er plötzlich begriff, dass es nicht Wahrheit gewesen war. Dass er geträumt hatte. Dass er… einen Albtraum gehabt hatte. Einen schrecklichen Albtraum. Einen schrecklicheren gab es nicht. Er hatte… er hatte doch wirklich und wahrhaftig… Es war alles falsch gewesen. Alles falsch. Seine Beschuldigungen. Seine ganzen Hirngespinste. Alles… nur Ideen... Verräterische Gedanken, die ihn verunsichert hatten. Die ihn im Endeffekt an einen Punkt bringen würden, wo er ihn wirklich… Seine Augen weiteten sich noch ein bisschen mehr, als er entsetzt begriff. „Ich…“, begann er gegen die weichen Lippen zu sprechen. „Ich hätte dich fast umgebracht.“ ~*~*~*~ „Du hast geträumt...“, erwiderte Draco leise und zog seinen Freund eng an sich. „Du hast nur geträumt...“ Sachte wiegte er ihn hin und her. Er küsste ihn auf die Stirn, die Wangen. Er war so froh, dass Harry wach war, dass der Albtraum ein Ende hatte... So froh... Seine Hände glitten durch Harrys Haare, strichen über seine Schultern, liebkosten ihn und versicherten sich gleichzeitig einfach, dass er wirklich da war. Dass er bei ihm war. ~*~*~*~ Als ob das ein Trost wäre! Als ob es ein Trost wäre, dass er ihn nur im Traum fast umgebracht hätte! Er schob ihn von sich. „Dray, du verstehst das nicht! Du wärst gestorben! Wenn das wirklich wahr gewesen wäre, dann wärst du jetzt tot! Ich hätte dich umgebracht! Ich hätte…“ Er wurde leichenblass, als ihm die Szene erneut vor Augen kam. „Obwohl du mir nur helfen wolltest…“ ~*~*~*~ „Aber es war nicht wirklich!“, erwiderte der Slytherin eindringlich. „Es ist nicht passiert. Es war nur ein Traum... Nichts weiter.“ Draco blickte ihn aus den grauen Augen aufmerksam an. Mitgenommen sah er aus. Wirklich mitgenommen... „Es war... einfach das Ergebnis von dem, was heute geschehen ist. Ist doch kein Wunder, wenn du danach nicht ruhig schlafen kannst... Dein Kopf versucht das alles zu verarbeiten und das kommt dabei raus... Aber es war nur ein Traum.“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. „Aber ich hab…“ Er verstummte, hatte plötzlich das Gefühl, dass Draco das nicht verstehen würde, dass er nicht begreifen würde, dass es für ihn ganz und gar schrecklich war, was er getan hatte. Ob Traum oder nicht. Ob Unfall oder nicht. Für ihn war es ein nicht wieder gutzumachendes Verbrechen. Er senkte den Blick. Schuldig. Er war schuldig. Erst verurteilte er Draco für etwas, das er nicht getan hatte, für das er nicht einmal etwas können würde, weil er sich sicherlich nicht freiwillig dafür gemeldet hätte, dann brachte er ihn um. Er verriet seine Freundschaft, seine Liebe. Er verriet ihn! „Ich bin ein Idiot.“, flüsterte er, hob die Hand und strich ihm über die Wange. „Ich zerstöre alles, was mir wichtig ist. Ich bin wie ein Elefant in einem Porzellanladen. Ich mache etwas kaputt, weiche zurück und zerstöre damit alles erst richtig.“ Zittrig holte er Luft. „Ich liebe dich, egal was ist. Das ist in mir, das kann da nicht raus. Und trotzdem lasse ich diese bescheuerten Zweifel zu. Ich lasse zu, dass man mir einredet, dass alles nur Show ist. Ich lasse zu, dass ich es glaube. Ich lasse zu, dass alles zerbricht…“ ~*~*~*~ „Schsch...“, machte Draco leise und legte Harry den Finger auf die Lippen. „Selbst wenn es alles eine Lüge wäre... Ich würde sie wahr machen. Ich würde dafür sorgen, dass sie am Ende wahr ist. Denn genau das hier will ich. Dich in meinem Leben. Genau so in meinem Leben.“ Er schwieg einen Augenblick und zog fasziniert die Konturen von Harrys Lippen nach. „Es tut mir Leid, dass ich dich heute Nachmittag geschlagen habe...“, fuhr er leise fort. Das lastete noch immer auf ihm. „Ich... Es war die einzige Chance, die ich gesehen habe... Ich hatte Angst... dass du... einfach fortgehst... Dass du mich... allein lässt...“ Er lächelte schwach und küsste den Gryffindor sanft. „Heute ist einfach zuviel eskaliert. Dieser Streit mit Ron... Ich wollte ihn nicht. Er ist einfach so passiert. Weißt du, die Ironie ist, dass mir heute das erste Mal aufgegangen ist, dass sie alle Bedeutung gewonnen haben... Ron, Hermione, Pansy, Blaise... Mehr, als ich jemals gedacht hätte.” Er redete sich von der Seele, was ihn belastete. Auch, wenn das hier jetzt vielleicht der falsche Zeitpunkt war. Auch, wenn Harry jetzt genug mit seinen Gedanken zu tun hatte. Aber er wollte es sagen. Weil er das Gefühl hatte, sonst irgendwann daran zu ersticken. ~*~*~*~ Harry lauschte Dracos Worten, aufmerksam, als er endlich begriff, was er da von sich gab, er suchte den Sinn dahinter. Geschlagen, Streit mit Ron, eskaliert… Sie verwischten seine Probleme irgendwie, ließen sie in den Hintergrund treten. Was war denn passiert, während er nicht da gewesen war? Was hatten die anderen denn getan? Was hatten sie gesagt? Streit mit Ron… Warum hatten die beiden sich gestritten? Hatte Ron Draco das gleiche an den Kopf geworfen, was er ihm gesagt hatte? Das mit... „Blaise…“, murmelte er leise. „Warst du… deswegen…?“ Er bekam die Frage nicht raus, denn seine Probleme kamen wieder. Besser: Ein anderes Problem tauchte vor seinen Augen auf, das angesichts seiner Hirngespinste in den Hintergrund getreten war. Eifersucht. Ron hatte nicht Recht, oder? ~*~*~*~ Draco hatte in etwa eine Ahnung, worauf Harry hinauswollte. Wenigstens hoffte er es. „Ron hat mir einige Dinge an den Kopf geknallt, die...“ Draco schüttelte leicht den Kopf und fuhr sich durch die Haare. „Ich habe mich sehr zusammenreißen müssen, um ihm nicht irgendeinen Spruch auf den Hals zu hetzen oder... Du weißt schon.“ Er seufzte leise. „Er hat... meinen Vater angesprochen.“ Der Blonde presste die Lippen fest zusammen und blickte einen Moment lang auf seine Hände. „Damit alles nicht noch schlimmer wird, bin ich gegangen... Und Blaise... ist mir eben hinterher.“ Draco sah auf und lächelte schief. „Ich brauchte jemanden und du warst bei Snape. Außerdem... warst du doch noch... böse auf mich.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann ebenfalls auf die weißen Hände. „Ich war gar nicht böse auf dich.“, sagte er bitter. Warum hatten sie das falsch verstanden? War das so rübergekommen. „Ich wollte nur nicht zaubern. Wie kommst du auf diesen komischen Unsinn, ich könnte böse auf dich sein?“ ~*~*~*~ „Weil du so... gegangen bist. Deswegen... es...“ Draco sagte nichts weiter, sondern schloss den Gryffindor einfach in seine Arme. Er war ihm nicht böse gewesen. Es war nur ein Missverständnis gewesen. Nichts weiter. „Aber warum... warum warst du so zornig? Warum... ist das im Regen geschehen?“, fragte der Blonde leise und löste sich langsam wieder von Harry. Er wollte es wissen, denn er war sich nicht sicher, ob er es überhaupt ansatzweise verstanden hatte. ~*~*~*~ „Weil…” Harry seufzte leise, dann schüttelte er leise den Kopf. „Ich mag es nicht, wenn man mir etwas vorschreibt. Ich möchte nicht etwas tun, wozu ich keine Lust habe. Dass ihr alle denkt, dass man jemanden mit Drohungen zu etwas bringen kann… Keine Zeit mehr… Du kannst nicht gewinnen, wenn du nicht trainierst… Ich kann mit Druck umgehen. Ich habe es lernen müssen. Aber ich will mich… Ich werde mich nicht stressen lassen, sonst geht alles schief. Ich hatte gehofft, ihr könntet das sehen.“ Das war sogar die Wahrheit. Als sie das gesagt hatten, war in ihm so eine Art Widerspruchsgeist erwacht. Auch wenn der wirkliche Grund anders gewesen war, so im Nachhinein betrachtet, hatte es wehgetan, dass sie nicht daran gedacht hatten, dass auch er mal schwächeln konnte. Vorsichtig sah er zu Draco hinauf. Irgendwie war es ihm wirklich gerade erst aufgegangen. So im Halbdämmer und ohne es wirklich zu begreifen. Und jetzt… jetzt hoffte er, dass das keine zu gemeinen Vorwürfe gewesen waren. ~*~*~*~ Der Slytherin schwieg nach Harrys Rede eine Weile und nickte dann stumm. „Okay...“, sagte er schließlich. Was sollte er auch mehr sagen? Dieses Wort, das war sozusagen ein Versprechen, dass er in Zukunft darauf achten würde und dass er nicht versuchen würde, Harry zu etwas zu drängen. Er konnte das verdammt gut verstehen - hasste er so etwas doch selbst wie die Pest. „Aber... das war nicht alles, oder? Ich meine... du hast Blaise und mich unter der Weide gesehen und bist davon gestürmt. Das war... Das lag doch nicht daran, Harry. Das kannst du mir nicht erzählen.“ Graue Augen blickten den Gryffindor eindringlich an. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Blick, bis er plötzlich das Gefühl hatte, es wären Nadeln darin. Er konnte ihm nicht standhalten. Er konnte nicht, obwohl er sich wirklich alle Mühe gab und es ganz dringend wollte. Dracos Frage war so ernsthaft gestellt, dass es einfach unerträglich war. Er würde ihm sagen müssen, was er sich selbst doch noch immer nicht eingestanden hatte. Er würde ihm sagen müssen, dass er auf Blaise… Den Blick senkend biss er sich auf die Lippe. „Ich…“ Er verstummte wieder, seine Augen huschten über die halb verschwommene Decke. Wo war seine Brille? Warum hatte er sie nicht mehr auf? Und was interessierte ihn das gerade jetzt? Wollte er fliehen vor den Gedanken, die in seinem Kopf waren? Was hatte das zu bedeuten? Und warum konnte er diesen schlechten Gedanken nicht einfach auslöschen? Und wie sollte er ihm das sagen? „Hast du eine Ahnung, wie das aussah?“, fragte er schließlich leise. Er musste es sagen. Es führte doch kein Weg dran vorbei, wenn er ehrlich bleiben wollte. ~*~*~*~ „Wie was...“ Draco stockte. Er und Blaise unter der Weide? Das... Oh, bei Merlin. Das war es nicht wirklich, oder? Das war... das war so unendlich absurd! „Bist du... eifersüchtig auf Blaise?“ Die Frage kam langsam und nahezu ungläubig über seine Lippen. Es war für ihn einfach so unvorstellbar. Wahnsinnig unvorstellbar. ~*~*~*~ Harry schwieg. Ja. Jetzt hatte das Biest in seiner Brust tatsächlich einen Namen bekommen. Von Draco. Klar, er hatte es gewusst, aber es zu hören, das beschämte ihn erst recht. Das war doch einfach nur noch bescheuert. Das klang… Draco klang so ungläubig. Vorwurf meinte er aus der Stimme zu hören. Wieder biss er sich auf die Lippe. Was sollte er darauf antworten? ~*~*~*~ „Harry?“ Draco legte den Kopf schräg und betrachtete seinen Freund. Irgendwie... war seine Miene schwer zu deuten. Er sah nur sehr mitgenommen aus und so, wie er seine Lippe malträtierte... „Ist es das, Harry?“ ~*~*~*~ Der Junge-der-lebt entließ die Luft aus seinen Lungen. „Was meinst du?“, stellte er leise die Gegenfrage. „Ein Junge, der körperlichen Kontakt bis aufs Blut gemieden hat, beginnt plötzlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, Nähe zu suchen. Bei zwei Leuten. Bei dem, mit dem er öffentlich zusammen ist, und bei seinem besten Freund. Was soll ich denn da denken?“ Er sah auf, Dunkelheit und Schmerz im Blick. „Nicht mal Pansy lässt du so nahe an dich ran, obwohl ihr zusammen wart. Es ist nur Blaise.“ ~*~*~*~ Draco erwiderte Harrys Blick stumm. Es tat weh, diesen Schmerz in seinen Augen zu sehen. Das wollte er nicht, hatte er nicht gewollt. Aber... das Komische war, dass Harry irgendwie Recht hatte. Er hatte doch zuvor immer vor Nähe zurückgeschreckt, nicht wahr? Er war sich sogar nicht ganz sicher gewesen, ob Blaise wirklich ein echter Freund war... Und jetzt? Jetzt... war er ihm nach Harry der wichtigste Mensch überhaupt geworden. Es war einfach so geschehen. Weil Blaise ihm in all diesen Krisen beigestanden hatte. Weil Blaise ihm immer beigestanden hatte... Und weil Harry da gewesen war. Ja, weil Harry da gewesen war. Weil Harry ihn verändert hatte... „Es ist... es ist erst so, seit das zwischen uns angefangen hat...“, antwortete Draco leise, nicht sicher, ob das jetzt so eine Art Rechtfertigung werden würde. „Du... hast mich verändert... Und als ich Halt brauchte, da war Blaise da. Als Freund eben. Und irgendwie... ist unsere Freundschaft enger geworden. Einfach enger, vertrauter. Nach dir ist er der Mensch, der mich am besten kennt. Und den ich brauche.“ Er stockte und fuhr dann sicher fort: „Aber da läuft nichts. Mit Sicherheit nicht.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, lehnte sich dann gegen ihn. Das sagte sich so einfach. Das sagte sich so furchtbar einfach und trotzdem war es doch nicht normal. Das war bei Mädchen vielleicht normal, aber Jungen mit einer so engen Freundschaft, dass sie einander in den Armen lagen… das hatte er noch nie gehört - oder erlebt. Leise legte er die Arme um Dracos Hals. Er glaubte ihm trotzdem. Draco log nicht, ohne dass er es mitbekam. Er konnte es sehen, wenn er wirklich log. Aber… „Meinst du… Blaise sieht das genauso?“ Das war doch seine Sorge, oder? Die Blicke, den ihm der Schwarzhaarige immer zuwarf… ~*~*~*~ Dracos Augen weiteten sich überrascht. Das glaubte Harry? Dass Blaise...? Aber nein, das war unvorstellbar. ...oder? Wenn er ehrlich war, dann hatte er noch niemals darüber nachgedacht. Und er wollte es auch einfach nicht. Blaise war sein bester Freund und fertig. Das war alles. „Bisher hatte ich keinen Grund daran zu zweifeln...“, erwiderte der Blonde schließlich und schmiegte seine Wange an Harrys Oberarm. ~*~*~*~ Harry nickte nur, kaum eine Bewegung, eher ein verstärkter Druck an der Schulter. Wenn Draco das sagte, dann war es so. Auch wenn er sicher war, dass es nicht alles war, das Blaise empfand. Er würde Draco nicht beunruhigen. Nicht weiter als ohnehin schon… „Es tut mir Leid.“, murmelte er. „Ich wollte nicht…“ Und trotzdem… diesen Blick vor ein paar Tagen, als Draco wegen seiner Mutter weg gewesen war und er gegen Blaise gekämpft hatte… Er hatte ihn nicht vergessen. Ein Unaufmerksamkeit zulassender Blick während eines Duells, in dem man weiß, dass der Gegner stark ist. Ein Aufmerksamkeit versichernder Blick zu einem Menschen, der mit dem Duell nichts zutun hatte. Er bildete sich das nicht ein. „Ich wollte dich oder ihn nicht in Frage stellen.“ ~*~*~*~ Draco lächelte nur weich und wuschelte Harry durch die Haare. „Ist schon okay... Aber rede mit mir über so etwas, okay?“ Er schmiegte sich an den Gryffindor und fuhr mit den Fingerspitzen über die weiche Haut seines Oberkörpers. So herrlich weich... Er liebte das. Er liebte es, ihn einfach zu berühren, ihn zu spüren, zu riechen, ihn um sich zu haben. Das gab ihm das Gefühl... vollständig zu sein. Als wenn die Welt einfach vollkommen in Ordnung war... ~*~*~*~ Harry nickte erneut, seufzte. Er wusste schon jetzt, dass er das wohl nicht schaffen würde. Bis es doch wieder eskalierte und Draco es erfuhr. Er konnte ihm nicht einfach sagen, dass er schon wieder eifersüchtig war, es nicht abschalten konnte, denn dann würde er ihn einengen, und das Letzte, das er wollte, war Draco einengen in der Entfaltung seiner wahren Persönlichkeit. Ohne aufzublicken tastete er nach der Decke und zog sie unbeholfen halb über sich und Dracos Schulter. Ihm war kalt. Er fühlte sich noch immer beschissen. Wegen allem, was er getan, gesagt, geträumt hatte. Draco verzieh ihm das einfach, aber das machte es nicht besser. Es machte es nur schwerer, sich selbst dafür nicht wie ein Arschloch zu fühlen. ~*~*~*~ Draco rückte die Decke kommentarlos zurecht und zog den schmalen Jungen noch näher an sich. Er war müde, aber im Moment wollte er nicht schlafen. Stattdessen wollte er lieber hier sitzen, an Harry geschmiegt, die Arme eng um ihn geschlossen und seine Nähe genießend. Mehr wollte er gerade einfach nicht... Und er wollte da sein. Falls Harry noch irgendetwas hatte, das ihm auf dem Herzen lag. Falls es noch etwas gab, worüber sie reden sollten. ~*~*~*~ Harry drückte sich noch ein bisschen näher an ihn, rieb seine Wange dankbar über seine Schulter. Es war warm jetzt, auch wenn ihm innerlich immer noch kalt war. Schlafen wollte er nicht. Der Traum von vorhin machte ihm Angst. Er wollte nicht noch einmal erleben müssen, wie er Draco umbrachte. Er würde das nicht ertragen können! Aber gegen die Müdigkeit hatte er keine Chance. Mme Pomfreys Diagnose schien absolut richtig gewesen zu sein, denn sein Körper war zu erschöpft, um Schlaf zu verweigern. Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, da fielen ihm die Augen wieder zu, die Arme noch immer eng um Draco geschlungen, ihn nicht loslassend, als würde er befürchten, dass er gehen könnte. ~*~*~*~ Draco konnte spüren, wie Harry in seinen Armen langsam einschlief. Er lächelte weich und küsste ihn sachte dorthin, wo er ihn gerade erreichen konnte, ohne die enge Umarmung zu lösen. Behutsam ließ er sich zurücksinken und schloss matt die Augen. Es dauerte dennoch lange, bis er schließlich einschlief. Irgendwie... fand er einfach keine richtige Ruhe. Zu viele Gedanken gingen ihm im Kopf herum. Zu viele Dinge, die durcheinander stürzen und ihm schließlich unruhige Träume bescherten. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And for every endless mid-night There's a sky full of broken stars And There will always be a place for you Inside my arms There's a million streets to walk down In this city of broken hearts But there will always be a place for you Inside my heart Where does it hurt? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Böser Albtraum... T_T Wirklich böse... Kunststück, dass Harry danach durch den Wind ist... Shirokko: Wann ist er das momentan nicht? Echt mal… So ein Jammerlappen. *schmollendarmeverschränkt* Immer geht er nach dem Motto: Ich habe noch nicht genug Probleme, da schaffe ich mir noch ein paar. … Ich will es immer noch durchziehen… Die Sache, dass Dray kontrolliert wird… Treffpunkt Veritaserum ---------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 91: Treffpunkt Veritaserum Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Rob Thomas – Little Wonders. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 91: Treffpunkt Veritaserum Der Wecker am nächsten Morgen schreckte Harry aus dem Schlaf. Als wäre er geschlagen worden, saß er plötzlich senkrecht und starrte das verschwommene Ding entsetzt an. Bis er begriff, was los war und seine Hand auf den Schalter fallen ließ. „Oh Mann…“ Er seufzte. Er hatte Kopfweh. Irgendwie. Und er fühlte sich fast betäubt. *Hey, kommst du zum Training?* Ron machte Druck. War ja klar. Aber er hatte Recht. Quidditchtraining musste einfach sein, wo sie nächste Woche ein Turnier hatten… Angelina würde ihn killen, würde er nicht kommen. Schläfrig krabbelte er zum Bettrand, um seinen Umhang zu erreichen, der dort am Boden lag, suchte sein Gedankenbuch. ~*~*~*~ Draco setzte sich müde auf und strich sich einige vorwitzige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Der Wecker hatte ihn zwar hochschrecken lassen, aber im Moment fühlte er sich ein wenig orientierungslos. Außerdem hatte er ziemlich beschissen und traumreich geschlafen. Er fühlte sich daher mehr zerschlagen, als in irgendeiner Art und Weise erholt. „Guten Morgen...“, murmelte er und blickte zu Harry hinüber, der sich gerade halb vom Bett hängte, um irgendetwas aufzuheben. „Frühsport?“ ~*~*~*~ „Gleich.“, murmelte Harry, dann richtete er sich auf, blickte ihn an und begann prompt zu lächeln. Was für ein verpenntes Gesicht. „Wie süß.“, grinste er, krabbelte mit dem Buch in seiner Hand zu Draco zurück und küsste ihn sacht. ~*~*~*~ Draco zog einen Schmollmund. „Nun... Es ist eher ungewöhnlich am frühen Morgen erst deinen Hintern zu sehen und dann dein Gesicht. Wobei... Beides ist auf seine Art hübsch.“ Der Slytherin grinste anzüglich und fuhr mit seiner Zunge kurz über Harrys Lippen. Hm... Das schmeckte eindeutig herrlich süß. ~*~*~*~ Harry grinste. „Danke.“ Er wollte etwas antworten, etwas Schlagfertiges darauf erwidern, aber das wurde vereitelt. Seufzend setzte sich zurück auf die Fersen und verzog das Gesicht, als er erneut Rons Stimme hörte. „Ich wüsste schon gerne, warum er nicht fünf Minuten warten kann, bis ich ihm antworte.“, knurrte er und öffnete das Buch. Er schrieb Rons Namen, setzte Dracos Feder an, dann hielt er plötzlich inne. Ihm kam der Gedanke, was diese Ungeduld heißen könnte. Gestern noch hatte Ron Dinge gesagt, die er ihm übel nahm. Ein bisschen zumindest, weil er ihm diese Zweifel eingepflanzt hatte – oder sie auch nur gedüngt. Auch wenn er mit seinen Überlegungen durchaus Recht haben konnte, das war zu weit gegangen. Langsam klappte er das Buch wieder zu, starrte dann darauf und legte es zur Seite. *Was ist los?*, erklang es wieder in seinen Gedanken. *Ist was nicht okay? Harry! Ist was passiert?* Er klang irgendwie panisch. Harry lächelte, bitter blickten die Augen auf den weinroten Umschlag. „Was soll schon sein?“, murmelte er. *Harry, ich…* „Ich will dich nicht hören. Sei still.“ Wieder nicht mehr als ein unfreundliches Gemurmel und seltsamerweise blieb Ron tatsächlich still. Herrlich. Genial. Was für ein Timing, aufzugeben! Der Schwarzhaarige blickte zu Draco, hob seine Hand zu dessen Gesicht. „Ich muss zum Training.“, sagte er leise. ~*~*~*~ Draco beobachtete den Gryffindor aufmerksam. Ron hatte sich offenbar gemeldet und genauso offenbar... war nicht gerade alles okay. Verdammt, er sollte sich den Rotschopf wohl möglichst bald schnappen und die Karten auf den Tisch legen. Er wollte nicht schuld daran sein, wenn die Freundschaft zwischen Harry und Ron noch in die Brüche ging... „Und du musst noch zu Madam Pomfrey. Vergiss das nicht. Ansonsten holt sie dich doch noch auf die Krankenstation...“, erinnerte Draco ihn und zog ihn dann an sich. „Versprich mir, dass du besser auf dich aufpasst. Und dass du gleich artig zu ihr hingehst und dieses Zeug trinkst.“ ~*~*~*~ Harry blinzelte. Ui, das hatte er doch wirklich und wahrhaftig verdrängt. Wie schade, dass Draco daran gedacht hatte, sonst hätte er es besten Gewissens vergessen können, aber so… Er machte ein leidendes Geräusch. „Das schmeckt scheußlich. Als würde man zerlassene Butter mit Onkel Vernons Schnaps mischen.“, jammerte er leise, machte aber keine Anstalten sich von Draco loszumachen. Die Umarmung war schön. ~*~*~*~ Draco grinste. „Nun, das sollte dann ein gutes Argument sein, regelmäßiger zu essen, oder?“ Lächelnd strich er Harry über den Rücken. Bei Merlin, er wollte ihn einfach nicht loslassen... Er wollte ihn nur festhalten. Einfach weiter festhalten. Sollten die Gryffindors doch sehen, wie sie ihr Training ohne ihn machten. ~*~*~*~ Im nächsten Moment hallten gleich zwei Stimmen durch seinen Kopf: *Hey, Draco-Schatzi! Lass Harry endlich runter kommen, sonst nimmt ihn Angie auseinander!* *Wenn du ihn so sehr forderst, werden wir gegen Hufflepuff verlieren und das kannst du wohl kaum wollen, wenn du gegen ihn fliegen willst!* ~*~*~*~ Draco ließ ein unterdrücktes Stöhnen von sich hören. „Irgendwann tue ich den Zwillingen noch mal was an...“ Er wuschelte Harry noch einmal durch die Haare und ließ ihn dann los. „Ab mit dir. Die beiden werden mich ansonsten noch dauerterrorisieren... Außerdem sollst du doch in Form sein, wenn wir uns messen.“ Er grinste. „Oder nicht?“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn ein bisschen irritiert an, dann grinste er. Rivalität! Das war es, was ihm irgendwie ein bisschen fehlte. Die einzige Rivalität fand er hier! Beim Quidditch. „Ich wäre auch so in Form, um dich zu schlagen!“, meinte er überzeugt, stand aber gehorsam auf, um sich seinen roten Umhang anzuziehen. Und die Zwillinge, die Harry nicht hörte, machten natürlich fröhlich weiter. *Bist du jetzt eigentlich Seme?*, fragte George neugierig. *Wir meinen… habt ihr grade miteinander geschlafen?* *So richtig echt?* *Erzähl mal!* *Wir wollen alles wissen!* ~*~*~*~ Draco seufzte und presste die Hand gegen die Schläfe. „Und wenn du die Zwillinge erwischst, tu ihnen was an, ja? Irgendetwas richtig Fieses, damit sie sehr lange nicht mehr schreiben können...“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Was schrieben sie ihm denn da? Dracos Worte machten ihn wirklich neugierig. „Warum?“, fragte er unschuldig und zog sich den roten Pullover über den Kopf, warf sich den Mantel über. Etwas schlug gegen seine Brust und in diesem Moment wusste er es. Er wurde schlagartig ernst. „Werde ich. Garantiert.“, sagte er, nahm sich seinen Besen und ging zum Fenster. „Die beiden kriegen Prügel!“ ~*~*~*~ Draco blickte ihn an. „Danke...“ Er musste wider Willen lachen. „Du bist süß...“ Er stand auf und tapste zu dem Schwarzhaarigen hinüber. „Du kannst nicht ohne Kuss gehen...“ Der Slytherin lachte leise und gab Harry einen federleichten Kuss auf die Lippen. ~*~*~*~ „Ach, stimmt ja!“ Harry strahlte ihn an, fing ihn ein und küsste ihn zurück, ganz sanft. „Mein Privileg, nicht wahr?“ Er strich ihm über den Nacken. ~*~*~*~ „Unbestreitbar.“, erwiderte der Blonde lächelnd. „Und ein paar andere Dinge auch...“ Die Worte raunte er bewusst nah an Harrys Ohr und fuhr mit den Fingerspitzen über seine Lippen. ~*~*~*~ „Du machst es mir ziemlich schwer zu gehen.“, sagte der Schwarzhaarige leise, ein wenig bedauernd, dass sie wirklich keine Zeit füreinander hatten, obwohl Sonntag war. „Aber die bringen mich um, wenn ich nicht zum Training komme.“ Und trotzdem machte er keinerlei Anstalten, sich von ihm zu lösen, schloss im Gegenteil einfach noch die Augen. *Bist du tot, Draco-Schatzi?*, kam es zwischen den leisen Worten Harrys bei Draco an. ~*~*~*~ „Nun... Wir haben den Rest des Tages, oder?“ Dracos Lächeln wurde lasziv, als er sich vorbeugte und den Gryffindor sinnlich küsste. Diesmal wollte er mehr, strich neckend mit seiner Zunge über Harrys Lippen, bat um Einlass und bekam ihn schließlich gewährt. Das Generve der Zwillinge schob er bewusst beiseite. Von denen würde er sich definitiv nicht ärgern lassen! Vor allem nicht, wenn er gerade seinen Freund küsste! Schließlich löste er sich von dem anderen und streichelte ihm über die Wange. „Und jetzt ab mit dir zum Training. Und schenk den Zwillingen wenigstens einen dicken Klatscher, ja?“ ~*~*~*~ Harry lachte. „Klar doch… Sie sind hier die Treiber, wie soll ich armes Würstchen ihnen einen Ball schicken? Aber ich werd’s auf jeden Fall versuchen. Versprochen!“ Er winkte, dann sprang er aus dem Fenster auf seinen Besen und zischte davon. Als er auf dem Quidditchplatz ankam, war er mal wieder der letzte. Sehr verwunderlich, wenn sowohl Ron als auch Fred und George rummoserten, dass er kommen sollte. Angelina jedenfalls war ziemlich missmutig, als sie ihre Mannschaft nun zusammenrief. „Ich bin wirklich froh, dass doch noch alle kommen konnten.“ Ein schiefer Blick zu Harry. „Wie ihr wisst, findet nächsten Sonntag das erste Quidditchmatch statt, das wir gegen Hufflepuff zu bestreiten haben. Ich erwarte von euch Bestleistungen. Gegen diese Mannschaft können wir uns wirklich nicht erlauben, zu verlieren, sie besteht zu siebzig Prozent aus Anfängern!“ „Wie cool!“, grinse Fred. „Anfänger machen so lustige Dinge, wenn man sie ein bisschen fordert!“ Sie schoss ihm einen bösen Blick zu. „Kannst du mir mal sagen, was daran cool ist, wenn ihr sie unterschätzt? Die sind nicht schlecht! Sie sind die besten aus Hufflepuff!“ „Ja, sie sind die besten aus dem Langweilerhaus!“ George lachte sich krank. „Wahrscheinlich lassen sie uns bei jeder Gelegenheit den Vortritt, um uns nicht zu verärgern!“ „Und so langsam, dass eine fliegende Schnecke sie noch überholen könnte!“ „Ja! Nev könnte sie schlagen!“ „Seid still, ihr Deppen!“, fauchte Angelina. „Die sind wirklich gut! Ich habe sie fliegen sehen, während ihr euch mit eurem… Kindergarten abgegeben habt!“ „Hey, Angie, magst du die Kleinen etwa nicht?“ „Sie sind doch total süß!“ „Das tut doch überhaupt nichts zur Sache!“ „Warum nicht?“ „Magst du sie nicht, weil sie aus Slytherin sind?“ „Oder weil sie wirklich gut…“ „Schnauze jetzt!“, blaffte sie und die beiden verharrten still vor sich hingrinsend mitten im nächsten Ansatz. „Also, ich habe das Training ein wenig umgestellt und hoffe wirklich, ihr unterschätzt die Gegner nicht. Fliegt, als ginge es um alles! Also trainiert auch so!“ Es ging noch weiter mit ihrer Ansprache. Jedem einzelnen sagte sie, was er noch verbessern musste, Harry rügte sie für seine Unkonsequenz, aber so lange er so flöge, wie er es gewöhnlich tat, dann würde sie sich keine Sorgen machen, dass er den Schnatz fing. Als es endlich losging, war halb sieben längst vorbei und Harry regelrecht unruhig. Irgendwie fühlte er sich seltsam. Ziemlich seltsam. Sein Körper reagierte so träge oder auch unausgeschlafen. Als hätte er die halbe Nacht durchgemacht. Was ja irgendwie so war, oder? Und dann stand sie plötzlich unten. Mit wütendem Gesicht starrte sie hinauf, ihre Augen blitzten und Harry wusste plötzlich, dass er da was vergessen hatte. Mist. Verdammter Mist! Eine einzige Geste machte sie: Sie deutete mit gestrecktem Finger auf den Boden zu ihren Füßen, aber diese eine Geste wirkte Wunder. Harry folgte dem Befehl, ohne eine Sekunde zu zögern. Ebenso wie Angelina. „Mme Pomfrey, was…?“ „Ihr Sucher hatte einen Termin bei mir, heute früh!“, schnappte sie und blitzte Harry an, der leicht rot wurde um die Nase. „Aber…“ Angelina blickte Harry ebenfalls an. „Was ist denn mit ihm los?“ „Unterernährung!“, antwortete sie brüsk. „Mr Potter. Folgen Sie mir!“ „Aber…“ „Auf der Stelle!“ Harry fügte sich, Angelina aber sah das nicht wirklich ein. „Mme Pomfrey! Wir haben nächste Woche ein wichtiges Spiel! Harry muss trainieren!“ „Mr Potter kann trainieren, wenn er gesundheitlich wieder auf dem Damm ist. Sie können es nicht wirklich wollen, dass er Ihnen vor dem Spiel vom Besen fällt. Er wird zurückkommen, wenn er bei mir fertig ist!“, gab die Medihexe ungerührt zurück, ohne stehen zu bleiben, und ließ Angelina damit hinter sich. Was darauf folgte, war lächerlich. Sie ließ ihn diesen seltsam süßlich-alkoholischen Trank runterschütten, dann servierte sie ihm tatsächlich eine ganze Mahlzeit, die er aufessen sollte. Harry war vollkommen verwirrt. Was machte sie für einen Aufstand? Er hatte nicht einmal Hunger! Er würde schon essen, wenn er wieder Hunger hatte, warum zwang sie ihn dazu? Aber sich wehren brachte nichts, also aß er brav. Die Hälfte. Mehr schaffte er nicht. Zum Glück war sie zufrieden und ließ ihn wieder gehen. Inklusive eines kleinen Fläschchens, dessen Inhalt er am Nachmittag einnehmen sollte. Harry seufzte. Den Rest des Vormittags verbrachten sie mit Training, aber irgendwie hatte er das komische Gefühl, dass es nicht so lief, wie Angelina sich das vorgestellt hatte. Die Konsequenz dafür war eine klare Ansage am Ende, bevor die Slytherins aufmarschierten: „Heute Nachmittag um drei Uhr erwarte ich euch alle wieder hier!“, bestimmte das dunkelhäutige Mädchen. „Und dann trainieren wir richtig!“ Auf den Tribünen begannen die Würdenträger zu schimpfen. Sie waren irgendwann im Laufe des Trainings angekommen, um ihren Lehrern und Harry zuzusehen, aber dass nachmittags Training war, gefiel ihnen gar nicht. Es behinderte sie in ihrem eigenen Unterricht! Was sollten sie denn machen, wenn ihre Lehrer nicht da waren? ~*~*~*~ Draco lachte leise und blickte dem Schwarzhaarigen nach, bis er nur noch ein kleiner Punkt war. Dann löste er sich von dem Fenster und schritt langsam zu dem Bett zurück. Schlafen wollte er jetzt eigentlich nicht mehr. Das Bett war jetzt sicher schon kalt und ohne Harry war es leer... Also konnte er was tun? Sich anziehen, genau. Zwanzig Minuten und eine sehr ausgiebige Dusche später stand er dann genauso orientierungslos wie zuvor in dem Raum. Und jetzt? Die Zaubertränke. Damit befasste er sich nahezu eine Stunde, dann begann er mit seinen Hausaufgaben. Nach zwei Stunden hatte er davon erstens die Nase gestrichen voll und zweitens Hunger. Und mit ein bisschen Glück, waren Blaise oder Pansy vielleicht frühstücken. Pansy war es genauso wenig wie Hermione und natürlich Ron. Der Rotschopf trainierte schließlich draußen mit dem Rest des Teams. Vielleicht sahen ihnen die beiden Mädchen zu oder aber sie hatten irgendwelchen Mädchenkram zu bequatschen. Wer wusste das schon so genau? Aber Blaise war da und begrüßte den Blonden lächelnd. „Na, gut geschlafen?“ „Geht...“ Draco goss sich schwarzen Tee ein und nippte an dem heißen Getränk. Erst jetzt merkte er, wie erschlagen er eigentlich noch immer war. Die letzte Nacht war anstrengend gewesen. Verdammt anstrengend. „Ist bei euch beiden alles klar?“, hakte Blaise weiter nach und seine dunklen Augen fixierten Draco forschend. „Mittlerweile schon. Denke ich... Es ist gestern... viel aus dem Ruder gelaufen.“ „Das trifft es ziemlich gut. Wirst du wieder mit Ron reden?“ „...schauen wir mal.“ Draco widmete sich jetzt seinem Frühstück und machte deutlich, dass er erst einmal nicht weiter reden wollte. Mittlerweile lief der Rest der Slytherinquidditchmannschaft auf und Montague ließ sich neben ihn fallen, nur um ihn gleich darauf mit neuen Taktikvorschlägen zu bombardieren. Pucey und Warrington schenkten ihm die üblichen angewiderten Blicke. Allerdings wanderten ihre Augen auch immer wieder hinüber zu Blaise, der dieser Aufmerksamkeit wiederum keine Beachtung schenkte. Warrington kochte wegen diesem Vorfall immer noch vor Wut. Sichtlich. Und irgendwann, das wusste Blaise, würde er versuchen sich zu rächen. Aber solange Blaise damit rechnete, war er zumindest etwas gewappnet. Wirklich vorbereiten konnte man sich darauf wohl kaum. Schließlich machten sich das Team geschlossen auf in die Kerker, um sich umzuziehen und dann Richtung Feld. Ohne, dass es ihm wirklich bewusst war, musterte Draco Blaise hin und wieder aus dem Augenwinkel. Harrys Worte... Irgendwie wurde er sie nicht mehr los. Schließlich schüttelte er aber unwirsch den Kopf. Nein, das war bescheuert. Auch für Blaise waren sie nichts anderes als Freunde! „Ach, Draco...“ Montague legte ihm die Hand auf die Schulter und legte erneut los. Irgendwie steckte der Slytherinkapitän heute voller Ideen und guter Ratschläge. Und irgendwie ging er Draco damit tierisch auf den Keks. Er war froh, als sie endlich auf dem Spielfeld ankamen und Montague sich dem Schimpfen auf die Nachzügler Pucey und Warrington widmen konnte. Draco blickte beiseite und schenkte Harry, der am Spielfeldrand stand, ein strahlendes Lächeln. Den Zwillingen schickte er einen äußerst giftigen Blick und Ron... Seine grauen Augen wurden undeutbar. Er machte ihn wütend. Verdammt wütend. Seine Hand schloss sich unwillkürlich fester um den Besenstiel. ~*~*~*~ Harry hatte das Lächeln von Draco gesehen und lächelte zurück. Wie hatte er jemals irgendwas vermuten können, was gegen ihn sprach? Er war doch wirklich dumm. Er sah zu Ron, der die gleichen Zweifel gehegt hatte – und immer noch hegte. Der Blick, den die blauen Augen zu Draco schossen, war eiskalt und so verschlossen, dass ihm eine Gänsehaut über den Rücken kroch. Ganz langsam drehte er sich weiter um. „Wie kannst du nur so etwas denken?“, fragte er leise, seine eigenen Zweifel von gestern einfach beiseite schiebend. „Gibt er dir irgendeinen Anlass?“ Rons Blick schoss zu ihm, sichtlich überrascht. Harry hatte die ganze Zeit über nicht ein Wort mit ihm gewechselt, ihn jetzt so friedlich sprechen zu hören, war unerwartet. Aber die grünen Augen hegten einen tiefen Vorwurf. „Ich hab es dir gestern gesagt! Es ist zu gut!“, zischte er, so dass die Zwillinge aufhorchten. Sie hatten den Streit zwischen ihnen natürlich nur allzu gut gewittert, jetzt kamen sie an. „Es ging viel zu schell, alles! Viel zu reibungslos!“ Harry sah ihn an, wollte etwas sagen, doch die Zwillinge waren schneller. „Was ging zu schnell?“, fragte Fred. „Reibungslos?“ George blickte Harry herausfordernd anzüglich an. „Geht denn das?“ Harrys Gesicht wurde kalt, dann begann er zu lächeln, drehte sich um und ging. Einfach so. Ließ die Zwillinge, die ihm verblüfft hinterher starrten, und Ron, der eindeutig böse war, zurück. Er hatte genug. ~*~*~*~ Draco hatte das Geschehen am Rand des Platzes verfolgt. Verdammt. Er würde sich Ron wirklich schnappen müssen. Wenn auch nur, weil Harry unter diesem Streit litt, denn genau das wollte er nicht. Was hieß, dass das zu klären war. Auch wenn er Ron gerade am liebsten mit einem Blick gekillt hätte. „Draco! Konzentrier dich, verdammt noch mal!“ Montague riss die Aufmerksamkeit des Suchers brutal an sich. Der Blonde blickte seinen Kapitän an und nickte leicht. Daraufhin ging die Predigt noch weiter, bis er sie endlich in die Luft schickte. Es war so befreiend, endlich in der Luft zu sein! Draco schloss für einen Augenblick die Augen und jagte seinen Besen so steil in die Luft, wie es nur ging. Erst, als er den Besen kaum noch halten konnte, und es sich anfühlte, als wenn ihm die Luft vollkommen aus den Lungen gepresst wurde, kehrte er langsam in die Waagerechte zurück und dann in den Sinkflug. Jetzt galt seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Training. ~*~*~*~ Harry war gegangen. Er war zum Schloss zurückgegangen, weil er genau wusste, dass wenn er bei Draco blieb, er sich wieder in diesen Warrington-Streit einmischen würde, was er nicht durfte. Außerdem wären die anderen dann auch geblieben, was er nicht wollte. War ihm doch egal, dass er sich gerade asozial verhielt, manchmal musste auch das sein, um wenigstens etwas bei klarem Verstand zu bleiben. Im Gang, der hinauf auf den Nordturm führte, begegnete er dann Tonks. Die Frau war nahezu begeistert, ihn zu sehen. „Harry, Schatz!“, jubelte sie und er hätte am liebsten die Augen verdreht, weil sich durchaus ein paar Schüler zu ihnen umdrehten, als sie ihn umarmte und ihm durch die Haare wuschelte. Er ließ es zu. Es war irgendwie angenehm. Sie… schien so sorglos… „Ich habe einen Brief von Schnuffi da! Er hat wieder geschrieben!“ Der Schwarzhaarige lächelte breiter, diesmal echt, spürte der Wärme nach, die sie immer noch verstrahlte. Nicht so schön wie Dracos, aber… ein wenig familiär. Wie Molly Weasley. Mütterlich vielleicht. Es war angenehm. Dann ließ sie ihn los. „Komm, wir können Kuchen essen!“ Sie strahlte ihn an. „Minerva hat mir welchen gegeben!“ Harry lachte leicht. Oh Mann. Seit wann backten denn die Lehrer überhaupt? Erst McGonagall, dann Sprout… das war doch schon unheimlich, oder? Hatte die weibliche Besatzung der Schule etwa einen Hausfrauenclub gegründet? Wenn das so war, dann sicher nur, um Tonks zu versorgen. Denn die würde in dieser Hinsicht sicherlich nichts auf die Beine bekommen. In Tonks Büro herrschte wie immer vollkommenes Chaos, aber dennoch fand sie den Brief von Sirius schon nach zehn Minuten. Es stand nicht viel drin, hauptsächlich, dass er sich keine Sorgen machen bräuchte, weil den anderen Menschen vom Orden bei dem Kampf am Freitag nichts Gravierendes passiert war, aber auch, dass sie selbst nur einen hatten verhaften können, der jetzt in Askaban einsaß. Ansonsten schickte er ihm Grüße, auch an Draco, Ron und Hermione, Blaise und Pansy, und die Nachricht, dass er vielleicht bei Gelegenheit mal wieder vorbeischauen würde. Danach überredete Tonks ihn dazu, mit ihr ein Spiel zu spielen. Dieses Spiel hieß Kreativ und sie hatte es sich hundertprozentig selbst ausgedacht, denn welcher andere kranke Geist kam denn schon auf die Idee, mit Wasserbomben, die mit Farbe gefüllt waren, auf eine Wand zu werfen? Irgendwelche Künstler vielleicht, aber… okay, Tonks. Sie war keine Künstlerin, denn bevor sie begannen, malte sie auf die Leinwand noch eine Zielscheibe und dann warfen sie sie nicht mit der Hand sondern mit einem Schwebezauber. Es machte Spaß. Definitiv. Harry vergaß seine schlechte Laune, sie aßen Kuchen, tranken heißen Kakao und schleuderten abwechselnd Farbbomben auf die Wand, wobei es Tonks nicht zu stören schien, dass Papier und Möbel mit eingesaut wurden. Und das ging solange, bis Dracos Training um zwölf Uhr vorbei war. Harry war so gut gelaunt, dass er Tonks zum Abschied einfach noch einmal umarmte, was sie stürmisch zurückgab, dann machte er sich auf zu den Weiden. Gut, dass es heute nicht mehr regnete. Der gestrige Tag war die Hölle gewesen. ~*~*~*~ Das Training war anstrengend - körperlich wie geistig. Und es forderte Draco sämtliche Konzentration ab. Vor allem, als die Klatscher begannen, ihn zu ihrem Lieblingsziel auszumachen. Nervig war das. Elend nervig. Kurz blinzelte er zu Crabbe und Goyle hinüber, doch die benahmen sich eigentlich wie immer... Möglich, dass die Klatscher einfach durchdrehten. Sollte bei magischen Gegenständen ja hin und wieder mal der Fall sein. Es hatte schließlich auch schon einen Klatscher gegeben, der einen Jäger ins Vorgestern geschlagen hatte. Nach einer Abschlussrede entließ Montague sie jedoch endlich. Draco fuhr sich durch die verschwitzen Haare und nickte Blaise zu, der ihm grinsend auf die Schulter schlug. „Klatschermagnet...“ Der Schwarzhaarige lachte leise. „Das ist nicht besonders witzig...“, maulte Draco und stieß ihn in die Seite. „Ts... Kunststück, dass Ron so einen Unsinn glaubt.“ Pansy baute sich vor den beiden auf und grinste sie an. „Kommt. Die anderen warten bei den Weiden. Wenigstens... habe ich Harry da gerade gesehen. Und Mione ist auf dem Weg. Es gibt eine Überraschung!“ Sie strahlte und nahm die beiden Jungs beim Arm. „Warum habe ich bei dem Wort ‚Überraschung’ nur so ein komisches Gefühl?“ Draco zog eine Augenbraue hoch, wehrte sich aber nicht. „Tja... Gute Frage. Geht mir jedenfalls genauso...“ Blaise zuckte die Achseln. Unter den Weiden saß bisher nur Harry und zu dem wurden die beiden Jungs jetzt mehr oder weniger von Pansy geschoben. „Wo bleibt sie nur... Ah!“ Das Slytherinmädchen lächelte freudig, als sie durch den beiseite geschobenen Blättervorhang Hermione sah, die heftig auf Ron einredete und diesen irgendwie zu ihrem Treffpunkt bugsierte. Wunderbar. „Harry, Draco, wer von euch gleich auf die Idee kommt, aufzustehen und abhauen zu wollen, wird schockgefrostet, klar?“ Sie hatte den Zauberstab schon in der Hand. Draco blickte zu Harry hinüber. Klang, als wenn Ron auf dem Weg war... Und einen Augenblick später gab es die Bestätigung. Natürlich kam Hermione nicht allein. „Pansy! Du solltest sie doch nicht zwingen!“ Das Mädchen blickte seine beste Freundin empört an, als es den Zauberstab in ihrer Hand sah. „Slytherin.“ Pansy grinste. „Die gleiche Spielregel gilt für dich Ron. Mach einen Fluchtversuch und du bist eingefroren.“ Okay... Definitiv war diese Überraschung nichts Gutes... Draco lehnte sich dennoch demonstrativ zurück. Wenigstens war es eine gute Show. Blaise neben ihm zog die Beine an und beobachtete das Geschehen mit sichtlicher Faszination. ~*~*~*~ Harrys Augen wanderten ebenfalls unsicher von Pansy, zu deren Zauberstab und den Neuankömmlingen. War das denn noch normal, was hier abging? Aber dass, was hier passierte, das war ja wohl geplant. Also… Aussprache? „Ich will nicht.“, murmelte er leise, als er wieder einen giftigen Blick von Ron bekam, blickte zu Boden. Und lauter fügte er an: „Hallo. Morgen, Mione.“ ~*~*~*~ „So... Da wir nun alle hier sind...“ Hermione lächelte in die Runde und schob Ron neben Harry. Der Rotschopf murrte zwar leise, aber nach einem demonstrativen Wink von Pansys Zauberstab setzte er sich. Er hatte wenigstens eine Ahnung von dem, was vor sich ging. „Voilà!“ Hermione zog eine Ampulle aus der Tasche. Eine glasklare Flüssigkeit. Draco musste ihr noch nicht einmal mehr in die braunen Augen sehen, um zu begreifen, was sie wollte. „Veritaserum.“, stellte er ruhig fest. Blaises Kopf ruckte zu ihm herum. Das war nicht sein Ernst, oder? „Ganz genau. Und ich würde dich bitten, es zu trinken. Damit wir alle Zweifel ein für alle Mal vertreiben. Ron... wird dir sonst kaum glauben. Und auf eine verdrehte Art, klangen seine Worte sogar logisch...“ Sie lächelte Draco entschuldigend an. „Bitte.“ Der Blonde starrte die Ampulle in ihrer Hand an. Na wunderbar. Das fehlte ihm noch. „Und was, wenn ich Nein sage?“ „Nun, wir können dich nicht zwingen...“ Pansy seufzte theatralisch. „Leider. Aber es würde den Verdacht natürlich erhärten.“ Sie stockte und fügte hinzu: „Auch wenn es für mich selbst schwer zu glauben wäre...“ „Time Out!“, kam es in dem Moment von Blaise. „Was passiert hier eigentlich gerade? Was für ein Verdacht?“ „Dass Draco falsch spielt und Harry an Du-weißt-schon-wen ausliefern will.“ Pansy kam mit ihrer Antwort Hermione zuvor. ~*~*~*~ Rons Augen blitzten. „Immerhin könnte es ja sein, dass er das hier alles gar nicht freiwillig macht. Warum sonst…“ „Ron, halt die Klappe!“, schnappte Harry und der Rotschopf verstummte, bedachte ihn mit einem bösen Blick. „Das ist alles vollkommen hirnverbrannt! Er… Draco würde sich von diesem Knochengesicht niemals für so was missbrauchen lassen!“ Seine Augen fixierten Hermione, die die Flasche noch immer in der Hand hatte. „Und was, wenn das Zeug Nebenwirkungen hat? Was dann?“ Er holte Luft. „Snape hat Ewigkeiten gebraucht, um die Dosierung für Crouch zu finden! Er wird sich diese Mühe wohl kaum umsonst angetan haben!“ Er begann leicht zu zittern. Er wollte das nicht. Er wollte nicht, dass sie Draco Fragen stellten. Er wollte nicht, dass Draco antworten musste, wenn er das eigentlich nicht wollte! Und er wollte nicht, dass Draco noch einmal einem solchen Misstrauen ausgesetzt wurde. Er machte den Freunden Vorwürfe, weil sie ihm nicht glaubten. Und erstarrte im nächsten Moment, als ihm aufging, dass er diese Vorwürfe Draco selbst an den Kopf geworfen hatte, sie selbst geglaubt hatte. Für ihn waren sie ausgeräumt. Ihm wäre es sogar egal, ob es so war oder nicht. Er glaubte Draco, deshalb machte der Gedanke nichts… aber Veritaserum… War das nicht verboten? ~*~*~*~ Draco legte Harry sanft die Hand auf den Arm. „Es ist okay.“ Ihm war nicht wohl dabei, aber... Der kurze Blick zu Ron und seinen blitzenden Augen reichte. Er wollte diese kleine Runde nicht auseinanderbrechen lassen. Er wollte es einfach nicht. Er fühlte sich hier verdammt noch mal wohl! „Hermione.“ Der Blonde hielt ihr die Hand hin und sie reichte ihm die Ampulle. „Ich habe die Dosierung extra noch fünfmal nachgelesen. Sie ist richtig. Du musst dir keine Sorgen machen. Die Wirkung hält maximal zwei Stunden lang an.“ Draco betrachte die klare Flüssigkeit. Sah harmlos aus... Verdammt harmlos. Aber das war es nicht. Ohne zu zögern setzte er das Glas an seine Lippen und leerte es in einem Zug. Blaise sog scharf die Luft ein. Er tat es wirklich. Draco nahm freiwillig das Veritaserum... Er... nahm es! ~*~*~*~ Harry biss die Zähne zusammen. Ihm war warm. Viel zu warm. Seine Handflächen waren feucht vor Aufregung und Angst machte sich in ihm breit. Was würden sie fragen? Sie hatten das so ausführlich geplant. So lange, dass sie sogar etwas von diesem Zeug hatten besorgen können! Wo hatten sie es überhaupt her? Er ergriff Dracos Hand. Wenn er ganz ehrlich war, dann hatte er gar keine Angst vor ihren Fragen, er hatte Angst vor seinen Antworten. Viel Angst. Er wollte das nicht hören. Er wollte es nicht hören müssen, wenn es doch eine Lüge gewesen war. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry sachte an und drückte seine Hand, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Hermione und Pansy. „Also gut...“ Das Slytherinmädchen begann als erstes. „Hast du vor, Harry an den Unnennbaren auszuliefern?“ „Nein.“ „Hast du Harry im Auftrag deines Vaters...“ Sie warf einen kurzen Blick zu Ron hinüber. „...verführt?“ „Nein.“ „Ist das alles nur ein Spiel?“, begann Ron auf einmal. „Spielst du uns was vor? Bist du ein Todesser?“ Die Fragen sprudelten nur so aus ihm raus, was Draco ein Augenrollen entlockte. „Nein, nein und nein.“ Hermione lächelte bei Dracos Antworten leicht. Sogar Ron schien langsam einzusehen, dass Zweifel unberechtigt waren... ~*~*~*~ Doch der Rotschopf war noch lange nicht fertig. „Könnte es sein, dass der Unnennbare dich verzaubert oder dir einen Trank gegeben hat, der deine Gedanken so verdreht hat, dass du selbst glaubst, was du sagst?“ Hermione starrte den Jungen entgeistert an. Was war denn das für eine Frage? Die beantwortete sich doch von selbst! Natürlich würde Draco diese bejahen müssen. Woher sollte er denn wissen, wenn der Unnennbare ihn wirklich verzaubert hätte! Auch Harry funkelte seinen Freund böse an. Was wollte Ron eigentlich erreichen? „Hast du mit ihm Kontakt gehabt?“ ~*~*~*~ Draco funkelte Ron an. „Du weißt sehr genau, dass ich das nicht abstreiten kann. Wenn ich mich an etwas nicht erinnere, kann es sein. Es muss aber nicht.“ Kurz blinzelte er zu Harry hinüber. „Ich habe Voldemort…“ - er betonte jede einzelne Silbe des Namens, was bei Blaise und Pansy ein Gesicht von Zahnschmerzen auslöste - „…niemals persönlich gesehen. Also nein.“ ~*~*~*~ Rons Blick wurde abschätzig. „Warum warst du auf der Beerdigung deiner Mutter?“ ~*~*~*~ Dracos graue Augen glichen einer Sturmfront, als er Rons Blick erwiderte. „Weil sie meine Mutter war. Und weil sie versucht hat, mich zu beschützen. Und Harry. Weil ich ihr das verdammt noch mal schuldig war!“ ~*~*~*~ Dunkel waren die sonst blauen Augen. Die Antwort hatte Harry so in etwa auch gegeben. Ein bisschen anders, aber genauso wütend und genauso überzeugt. „Und was, wenn das eine Finte war?“ Er wartete die Antwort gar nicht ab. „Was genau hast du deinem Vater erzählt, was du hier tust? Laut Dobby klang sein Brief sehr danach, dass er davon überzeugt ist, dass du Harry verraten wirst. Was hat das zu bedeuten, wo du doch sagst, dass du das niemals tun wirst?“ ~*~*~*~ Draco presste die Lippen kurz zusammen. Er verspürte den akuten Drang, Ron einfach den Hals umzudrehen. Aber nein... Nein, er würde ihn einfach mit der Wahrheit auskontern. Wie denn sonst? „Es war eine Finte - für Dumbledore. Die ganze Beerdigung war eine Falle für ihn. Aber ich hatte davon keine Ahnung.“ Er hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Ich habe meinem Vater gegenüber behauptet, dass ich ein falsches Spiel mit Harry spiele. Dass ich Informationen über ihn sammele, die nützlich sind... Es ist Tarnung, nichts weiter. Tarnung, um wenigstens etwas Zeit zu gewinnen, ehe er die Wahrheit kapiert.“ Die Worte sprudelten nur so aus Draco hervor. „Um mich zu schützen, ja. Denn Lucius Malfoy wird mich umbringen, wenn er rausbekommt, dass sich sein Sohn wirklich in Harry Potter, den Erzfeind von Voldemort, verliebt hat.“ ~*~*~*~ Harry blickte bitter auf ihre verschlungenen Hände hinab. Rons Fragen waren hart. Hart für Draco, weil er das alles lieber für sich behalten hätte. Aber wenigstens würden die anderen so begreifen, wie akut die Lage wirklich war. Sie würden begreifen, wieso Dracos Mutter hatte sterben müssen und was ihnen drohte, wenn die Todesser Wind davon bekamen, was wirklich mit Draco los war. Er hoffte es zumindest, denn sagen konnte er es ihnen nicht. Und Draco würde sich selbst wohl auch kaum unter ihren Schutz stellen lassen, nur damit die Todesser nicht mehr an ihn herankamen, wenn sie ihn holen wollten. Rons nächste Worte ließ ihn aufsehen. „Du liebst Harry also.“, stellte er fest. „Was ist mit Blaise?“ Harry erstarte. Diese Frage… Unwillkürlich drückte er die Hand fester, ohne das mitzubekommen. ~*~*~*~ Blaise, Pansy und Hermione hatten das Fragespiel mit einer morbiden Faszination verfolgt. Als jetzt diese Frage kam, zuckte Blaise unwillkürlich zusammen. Er verspürte auf einmal den akuten Drang, fortzulaufen. Doch das konnte er schwerlich. Er schaute auf und blickte Ron an, der Draco fest fixierte. Der Blonde blickte auf die verschlungenen Hände. So sehr, wie Harry seine Hand drückte, hatte er das Misstrauen also nicht beseitigen können. Traurig. Wirklich traurig. „Er ist mein bester Freund... Und als solchen liebe ich ihn.“ Dracos graue Augen waren schmal, als er Ron ansah. Blaise starrte auf seine Hände und presste die Lippen zusammen. Die schwarzen Haare fielen nun wie ein Vorhang vor sein Gesicht, verbargen es größtenteils. Was er nicht verbergen konnte, war, dass er zitterte. ~*~*~*~ Hermione blickte Blaise mitleidig an. Von den Freunden war sie eine der beiden, die diese Reaktion überhaupt wahrgenommen hatte. Er tat ihr Leid. Wenn das, was er gerade vermittelte, wahr war, dann hatten ihm diese Worte gerade ein Messer ins Herz gebohrt. Ihr gegenüber, von ihr aber unbemerkt, spannte sich Harrys Hand noch ein wenig mehr, doch im Allgemeinen war seine Anspannung fort. Erleichterung durchflutete ihn. Erleichterung, dass es wahr war, was Draco sagte. Aber Blaises Reaktion gefiel ihm gar nicht. Es bestätigte seinen Verdacht, dass der schwarzhaarige Slytherin doch mehr wollte, als er zugab. Auf seine Lippen legte sich ein Lächeln, glücklich und bitter zugleich. Und damit das keiner sah, lehnte er sich gegen Dracos Schulter, versteckte es dort. Ron schnaubte nur. „Ist gut.“ Er seufzte leicht. „Ich… ich lag wohl falsch.“ Er biss die Zähne zusammen. „Zumindest weißt du nicht, dass du ein falsches Spiel treibst!“ Pansy gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Idiot!“, knurrte sie. „Wenn es anders wäre, dann könnten wir daran ja wohl auch nichts ändern!“ „Wir nicht, aber wenn Dumbledore das wüsste, dann könnte er das sicher! Er würde euch beweisen, dass da etwas faul ist!“ Das war der Moment, wo Harrys Hand ausholte und mit einem Klatschen Rons Wange traf. Der Rotschopf blickte verdattert in blitzende grüne Augen. „Du bist echt unmöglich, Ron!“ Ernst und ruhig und drohend kamen die Worte über Harrys Lippen. „Was glaubst du eigentlich, was du hier tust?“ Er stand langsam auf, blickte auf seinen Freund hinab. „Ich kann nicht begreifen, in was du dich da reinsteigerst. Was glaubst du? Dass Voldemort jemals auch nur auf die Idee kommen könnte, ich würde auf Jungen stehen? Er hätte ein Mädchen geschickt! Hundertprozentig, denn bei ihm zählen Menschen, die auf das eigene Geschlecht stehen, nichts. Gar nichts! Sie werden rücksichtslos getötet, denn sie zählen in seiner Gesellschaft noch weniger als Muggel.“ Das hatte Hermione zumindest gesagt. „Also hätte er einen seiner fähigsten Leute wohl kaum in so ein Abenteuer geschickt. Noch dazu hätte er keinen Slytherin geschickt. Er weiß genau, wie sehr ich dieses Haus verachte! Oder ist es eher die Tatsache, dass sein Vater ihm das befohlen hat? Das kannst du auch nicht glauben. Lucius Malfoy verlässt sich nicht auf seinen Sohn. Er hält ihn für unfähig, traut ihm nichts zu, nicht einmal so was! Sonst hätte er ihm wohl kaum Ratschläge geschickt, nachdem er sich damit angefreundet hatte, dass sein Sohn eine solche Idee überhaupt haben konnte.“ Er holte Luft. „Oder denkst du vielleicht, Snape würde Draco steuern? Niemals, denn warum sollte er ihn dann trainieren, genau das zu verhindern und diesen Zauber zu durchbrechen? Es ergibt keinen Sinn. Selbst wenn er etwas von einem solchen Plan wüsste, ich hätte es gesehen. Ich hätte es in seinen Gedanken sehen können, als ich per Unfall darin versank. Da ist nichts. Nichts als Reue und Scham für das, was er in Voldemorts Namen den Muggeln angetan hat!“ Noch einmal atmete er betont ruhig ein. Es fiel ihm schwer, wirklich noch ruhig zu sprechen, wollte lieber schreien, ihn noch einmal schlagen, doch er beherrschte sich. So würde er mehr erreichen, als durch Schreien. „Ron, was du da die ganze Zeit von dir gibst, das ist Unsinn. Hundert Dinge sprechen dagegen, auch wenn die Magie und deren Macht und Potenzial dafür spricht. Du hast dich in etwas reingesteigert, was nicht gut für dich ist. Es macht dich alle. Es zerfrisst dich. Es zerfrisst unsere Gemeinschaft. Sollte das meine Schuld sein, dann tut es mir Leid, aber… so, wie es jetzt läuft, so können wir nicht zusammenhalten. So kann keiner dem anderen Vertrauen. Vertrauen ist essenziell bei einer Sache, wie wir sie planen. Vertrauen ist etwas, das man nicht erzwingen kann, aber ohne geht es nicht. Du wirst dich im Kampf immer nach ihm umdrehen und am Ende durch einen Fluch von vorne umkommen.“ Harry warf einen kurzen Blick zu Hermione, die ihn mit offenem Mund anstarrte, bevor er weitersprach. „Was würdest du denn sagen, wenn es am Ende gar nicht seine Schuld wäre, wenn unser Plan nicht aufgeht? Was wäre denn, wenn ich die ganze Zeit immer nur nach Voldemorts Pfeife tanzen würde? Was wäre dann?“ „Das ist vollkommen unmöglich!“, fuhr Ron auf, stand jetzt auch. Und man konnte sehen, dass Harrys Worte ihn jetzt trafen. Jetzt erst. Davor hatte er sie mit unbewegter Miene zur Kenntnis genommen. Harry lachte nur leise. „Woher willst du das wissen? Die Narbe verbindet mich mit ihm. Ich kann in seinen Träumen lesen. Ich kann ab und zu sehen, was er tut. Was wäre, wenn er diese Bilder absichtlich schickt, damit ich denke, ich wäre ihm gewachsen, ich wäre noch immer auf der richtigen Seite, und in Wahrheit bin ich nichts weiter als seine Puppe, mit der er Dumbledore ärgert.“ Ron starrte ihn vollkommen entsetzt an. So was… Wie konnte Harry so was auch nur denken? Das war vollkommen absurd! „Man kann den Faden weiterspinnen…“ Harrys Augen ruhten nun vollkommen unbewegt auf Ron. „Voldemort könnte zum Beispiel erkannt haben, was für ein Potenzial sich ergibt, wenn Draco und ich gemeinsam zaubern. Wenn er das von Anfang an für sich eingeplant hat, dann hatte er einen guten Grund, mich nicht bei sich zu behalten, denn ich genieße ein Vertrauen von Dumbledore, das nur wenige Menschen besitzen. Ich komme an ihn ran. Und Draco jetzt auch, denn auch er ist jetzt einer von Dumbledores Schützlingen.“ Ron gab einen kläglichen Laut von sich, doch Harry fuhr ungerührt fort, versetzte ihm den letzten Schlag: „In diesem Fall würde ich irgendwann die Hoffnung der Zaubererwelt auslöschen.“ ~*~*~*~ Stumm hatte Draco Harrys Rede gelauscht. Als der Gryffindor so deutlich aussprach, was Lucius Malfoy wirklich über seinen Sohn dachte, war der Blonde kurz davor, ihn einfach zu unterbrechen und ihn anzufahren. Doch die weiteren Worte verhinderten es. Ansonsten wäre er unter dem Veritaserum vielleicht zu brutal ehrlich gewesen. Über sich und seine Gedanken, seine Empfindungen. So schwieg er. „Harry hat Recht...“, sagte Pansy schließlich nach einer längeren Schweigepause. „Und wie!“, stimmte ihr Hermione zu. „Danach könnten wir doch alle manipuliert sein! Und Ron, meinst du wirklich, dass Dumbledore sich auf all das hier einlassen und es dulden würde, wenn er nicht genau wüsste, dass hier keine Zauber im Spiel sind?“ Das Gryffindormädchen schüttelte den Kopf. „Alle Zweifel an Draco sind vollkommen fehl am Platz.“ „Dumbledore vertraut auf uns...“, sagte Draco leise, den Kopf gesenkt. „Und das würde er wohl kaum, wenn es Grund zu irgendeinem Zweifel gäbe.“ Blaise hatte bisher still zugehört und schließlich genickt. Was Harry sagte, war so wahr. So verdammt wahr! Aber es linderte kein bisschen den Schmerz in seinem Inneren. Wie auch? Das war gerade wohl kaum möglich... Er wollte aufstehen, mit irgendeiner Ausflucht. Dass er Claire füttern musste, dass Montague noch etwas mit ihm besprechen wollte. Aber er konnte nicht. Seine Beine waren wie gelähmt. Außerdem... Wie hätte er Draco denn in dieser Situation im Stich lassen können? Wie denn? ~*~*~*~ Ron blickte noch immer Harry an. Oder besser: wieder. Sowohl Pansy, als auch Hermione und Draco hatte er kurz angestarrt, bevor seine Augen wieder zu Harry gewandert waren, der ihn nicht aus den Augen ließ. Sein Mund bewegte sich, aber er bekam keinen Ton heraus. Die Rede, die Vorstellung der absurden Realität, die Harry und Hermione kreiert hatten, Harrys absolute Meinung von Draco, seine unendlich tiefes Vertrauen und sein dunkler, irgendwie enttäuschter Blick hatten ihm komplett die Sprache verschlagen. Ein drittes Mal setzte er dazu an, etwas zu sagen, und Hermione begann zu lächeln, legte ihm einen Arm um die Schultern. „Meinst du nicht, dass du es jetzt einsehen kannst?“ Ron löste seinen Blick von Harry, der noch immer unbeweglich zurücksah, zuckte mit den Schultern. „Und wenn es falsch ist?“ „Was meinst du? Würde es wirklich was ändern?“ Er schüttelte nach ein paar Sekunden, in denen er offensichtlich nachgedacht hatte, den Kopf. „Wohl nicht.“, murmelte er betreten. „Dann solltest du dich entschuldigen.“ Der Rotschopf starrte sie an, dann Draco und Harry, schluckte unbehaglich, doch er nickte. Sich von Hermione lösend fing er kurz Harrys Augen ein, die plötzlich schon viel weniger dunkel waren, bevor er sich vor Draco in die Hocke sinken ließ. „Ich schätze, ich habe Mist gebaut.“, sagte er leise. „Kannst du mir das verzeihen?“ Harry lächelte. Ron war schon seltsam. Er war verbohrt und verstockt und von seiner Meinung meistens vollkommen überzeugt, aber wenn er etwas einsah, dann gab er das auch zu. Es war eine seiner besten Eigenschaften. „Ich war einfach besorgt, dass das, was mir so viel bedeutet, zerstört werden könnte.“ Er lachte scheu. „Ich habe wohl vollkommen überreagiert und das tut mir ehrlich leid.“ ~*~*~*~ Draco blickte den Rotschopf eine Weile schweigend an. Er war trotzdem wütend. Weil Ron ihn letztlich zu dem Ganzen hier gezwungen hatte. Weil er ihn dazu gezwungen hatte, Dinge offen zu legen, die nur ausgewählte Personen etwas angingen. Weil er in seinen Wunden gestochert hatte. Weil er... Der Slytherin atmete tief durch. „Ja, du hast verdammt noch mal überreagiert.“ Seine grauen Augen blitzten auf. Dummes Veritaserum. Es zwang ihn dazu, die Wahrheit zu sagen. Sogar diplomatische Formulierungen waren kaum möglich. Teufelszeug. Wenn es nicht jemand anders erfunden hätte, dann garantiert Snape aus reinem Sadismus. „Und falls es dir nicht aufgefallen ist: Du hast es wirklich geschafft, mich zu verletzten. Mit deinem Auftritt gestern. Mit diesem ganzen Mist hier.“ Draco umfasste mit einer simplen Handbewegung sie alle. „Glaubst du wirklich mit einem beschissenen ‚Es tut mir Leid’ ist alles wieder in Ordnung?“ Er hielt einen Augenblick inne und seine sturmgrauen Augen wanderten von Ron zu Hermione, Pansy, Blaise, Harry und wieder zu dem Rothaarigen zurück. „Weißt du, was mir gestern aufgegangen ist? Dass ihr mir alle verdammt wichtig geworden seid. Und was kommt am Nachmittag? Der Beweis absoluten Misstrauens. Na herzlichen Dank.“ Er sah, dass Pansy etwas sagen wollte, doch mit einer einzigen Handbewegung brachte er sie sofort wieder zum Schweigen. „Ich verzeihe dir, Ron. Das ja. Aber glaub bitte nicht, dass ich das alles hier vergesse. Denn das werde ich mit Sicherheit nicht tun.“ ~*~*~*~ Ron nickte langsam. Das war schon klar gewesen. Er hatte auch nicht damit gerechnet. Nicht bei Draco. Bei Harry hätte ihn das etwas verwundert, aber der Schwarzhaarige vermittelte inzwischen wieder eine gewisse Leichtigkeit, als er sich wieder neben Draco hockte und ihn angrinste. Ganz normal. Ebenso normal, wie er die Ohrfeige vergessen hatte. Harry eben. „Ist okay.“, sagte er schließlich und lächelte unsicher. „Tut mir echt Leid.“ Hermione seufzte erleichtert. „Super. Dann können wir ja jetzt essen. Pansy?“ Und das Slytherinmädchen packte aus, was sie in einem klein gezauberten Korb finden konnte. Selbst Claire kam dabei zum Vorschein und Pansy reichte sie Blaise. „Ich hab sie im Flur aufgelesen.“, sagte sie leicht grinsend, als er sie entgegennahm. Harry blickte Draco an, als Ron zum Helfen eingespannt wurde. „Bist du mir böse?“, fragte er leicht unbehaglich. „Immerhin hab ich da vorhin Dinge gesagt, die eigentlich nicht für sie bestimmt waren, oder?“ ~*~*~*~ Blaise lächelte die Schildkröte an und strich ihr leicht über den Kopf. Die dunklen Augen blickten ihn nachdenklich an und für einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, als wenn sie ihn wirklich verstehen konnte... Dann biss sie ihn in den Finger und erinnerte ihn daran, dass sie Hunger hatte. Draco sah Harry schweigend an, ehe er die Antwort aussprach, zu der ihn dieses Teufelszeug zwang. „Im ersten Moment war ich sehr wütend. Jetzt... geht es. Aber ich kann es verstehen...“ Er seufzte leise. „Es wurde eh zuviel gesagt, was ich nicht unbedingt so hätte aussprechen wollen. Also Schwamm drüber.“ ~*~*~*~ „Okay.“ Harry lehnte sich gegen ihn, küsste ihn leicht auf die Wange und umarmte ihn anschließend. „Ich bin richtig froh, dass er es endlich eingesehen hat.“ Leise lachte er. „Es hat mir auch geholfen… Ich konnte sagen, was ich denke. Ich konnte mir selbst beweisen, dass ich dir glaube, dir vertraue…“ Er hoffte, dass Draco das jetzt verstehen würde, denn er tat sich mit der Formulierung etwas schwer. Im Grunde wollte er nur sagen, dass er glücklich war, dass er ihm schon vorher hatte glauben können. Besonders nach seinem Kurzschluss gestern. „Ich weiß nicht warum, aber das ist irgendwie ein gutes Gefühl, sich selbst sicher zu sein.“ ~*~*~*~ Draco strich dem Gryffindor leicht durch die Haare und entwirrte einige verdrehte Strähnen. „Weißt du... Es ist schade, dass du diese Sicherheit noch finden musstest.“ Er lächelte schwach. „Aber es ist schön, dass du sie gefunden hast.“ Sein Lächeln wurde wärmer, weicher. „Ich war mir sicher... Ich habe... nach anfänglichen Zweifeln, ob es wirklich sein kann, dass ich mich in dich verliebt habe, nicht wieder gezweifelt. Wenigstens nicht an mir. Aber... hin und wieder... daran, ob ich dir wichtig bin. Aber das... ist wohl einfach Teil meiner verdrehten Persönlichkeit und der eingetrichterten Minderwertigkeitskomplexe. Es heißt nicht, dass ich je daran gezweifelt habe, dass du mich liebst.“ Er lächelte und gab seinem Freund einen zarten Kuss. ~*~*~*~ Harry lächelte breiter. Diese Worte waren herrlich. „Ich habe auch nicht daran gezweifelt.“, sagte er schmunzelnd. „Daran nicht.“ Denn die Liebe hatte er immer wieder in Dracos Augen sehen können, hatte sie durch den Zauber gespürt, direkt in seinem Herzen. Wie sollte er da noch zweifeln? „Weißt du was? Ich liebe dich.“ Er stupste ihm gegen die Nase. ~*~*~*~ Draco grinste breit. „Ich weiß... Und ich liebe dich auch.“ Er zog den Gryffindor näher an sich und versiegelte seine Lippen mit einem Kuss. Es scherte ihn nicht, dass die anderen dabei waren. Es störte ihn schlichtweg nicht. „Wollt ihr auch was essen, ihr zwei Turteltauben?“ Pansy lachte sie beide an. „Oder seid ihr euch genug?“ Draco löste den Kuss und blickte Harry an. „Ich glaube, unser Goldjunge möchte definitiv etwas essen...“ Die Erinnerung an den Aufenthalt in der Krankenstation kam wieder. Und er wollte schließlich nicht, dass es Harry schlecht ging. ~*~*~*~ Harry zog die Nase kraus. „Ich habe gar keinen Hunger.“, sagte er. Schließlich hatte er an diesem Morgen schon so viel gegessen, dass er damit die letzten paar Tage locker hätte auskommen können. „Tonks hat mich noch mit Kuchen voll gestopft.“ Hermione schüttelte den Kopf. „Kuchen ist nichts für die Gesundheit.“, erklärte sie. „Ein bisschen Vitamine müssen auch sein.“ Der Junge-der-lebt seufzte. Oh Mann, sie hassten ihn eben doch alle… Dann stockte er plötzlich und drehte sich zu Draco um. „Was meintest du eigentlich mit Goldjunge?“, fragte er misstrauisch. ~*~*~*~ Die Frage war gemein. Aber angesichts seiner Bemerkung wohl berechtigt. Draco unterdrückte ein Aufseufzen. Klassischer Fall von selbst schuld. „Das war... eine anfangs nicht besonders nette Bezeichnung für dich...“ Doofes Veritaserum. Und das sollte er noch eine Stunde aushalten? Das war Folter! „Wegen deiner frühen Aufnahme... ins Team. Und weil du immer überall als Held rausgegangen bist...“ Seine Stimme wurde immer leiser und er schlug schließlich die Augen nieder. „Aber...“ Er blickte auf und lächelte Harry an. „...in diesem Fall ist es liebevoll gemeint. Goldjunge... Weil du etwas Besonderes bist. Wie der Goldene Schnatz.“ Bescheuerte Worte, wie Draco fand, die aber irgendwie den Kern trafen. ~*~*~*~ Harry blickte ihn entgeistert an. Nicht besonders nette Bezeichnung? Ironie? So ein Wort kursierte bei den Slytherins über ihn? Wegen Dingen, für die er gar nichts konnte? Klasse. Und dann hatte Draco das Wort jetzt auch noch erst gemeint? Weil du etwas Besonderes bist… Ein leichter Rotton zog sich über seine Wangen. „Boha, Draco der Schnulzenkönig.“ Sechs Köpfe fuhren herum, als die Stimme Freds und Geraschel von Blättern erklang. Die Zwillinge traten in ihre kleine Laube. „Hey, hübsch habt ihrs hier!“ George blickte sich erfreut um. „Und vor diesem wundervollen Ort hat die ganze Schule Angst? Mann, das sind ja Flaschen!“ „Nur, weil das Gemüse hier ein bisschen schneller gewachsen ist… Traurig, echt!“ Die Zwillinge grinsten sie an. „Aber dadurch habt ihr hier eure Ruhe. Idyllisch!“ ~*~*~*~ Draco funkelte die Zwillinge an, beschloss aber, jetzt keinen Ton mehr zu sagen. Wenn die das mit dem Veritaserum spitzkriegen sollten, dann konnte er sich schon ausmalen, was für Fragen sie ihm stellen würden... Bei Merlin. Er lehnte sich gegen Harrys Schulter und verbarg seine mittlerweile leuchtend roten Wangen. Klasse. So was sagte er sonst eh nur, wenn sie unter sich waren, aber jetzt vor allen anderen... Konnte sich nicht der Boden auftun und ihn sicherheitshalber verschlingen? ~*~*~*~ Harry blickte die beiden Jungen leicht genervt an, während er von Hermione einen Apfel in die Hand gedrückt bekam. Das Mädchen schien sich an ihrer Anwesenheit nicht wirklich zu stören. Genauso wenig Ron, der sogar noch antwortete. „Tja. Schöne Orte sind immer nur für ein paar Menschen gedacht!“, sagte er selbstbewusst. „Ach ja, diese Klausel.“ George nickte und blickte gespielt nachdenklich zum Blätterdach empor, einen Finger ans Kinn gelegt. Er erstarrte. „Hey, wie habt ihr denn dieses Geflecht da gemacht?“ Fred blickt auch hoch. Er war begeistert. „Das ist ja klasse. Das ist sicherlich wasserfest, oder? So eine richtige kleine Kapelle hier!“ Harry nickte nur. „Wasserfest.“, bestätigte er. „Und wie habt ihr das angestellt? Habt ihr Magie benutzt?“ Nicken. Selbst Pansy und Hermione sahen jetzt zu den beiden Eindringlingen hinüber, aber auch sie sagten nichts. „Und wer hat das hier wachsen lassen?“, fragte Fred neugierig. „Wisst ihr das? Immerhin ward ihr ja dabei.“ „Wir haben euch hier gesehen, als der erste Baum geschossen ist und auch danach seid ihr immer hier gewesen.“ „Nein, wissen wir nicht.“ Ron blickte sie trotzig an. „Aber das heißt ja nicht, dass wir es nicht nutzen dürfen, oder?“ Er log ohne rot zu werden. „Aber Ronnie-Schätzchen, sei doch nicht gleich so beleidigt!“ Fred kam zu ihnen und wuschelte dem Jungen durch die Haare, dass dieser aufsprang und in Abwehrhaltung ging. „Wir waren doch nur neugierig.“ „Ey, ihr esst ja hier!“ „Ein Picknick!“ „Na und?“ Ron schmollte. Und dann drehte sich Fred plötzlich zu Harry und Draco um. „Draco, du hast uns heute Morgen gar keine Antwort gegeben. Bist du nun Seme?“ Harry erstarrte, wurde regelrecht blass, als der Junge sich direkt an Draco wandte. Das Serum… Es würde Draco zum Sprechen zwingen! Das durfte nicht sein! Diese Frage würde er mit Sicherheit niemals beantworten! Er reagierte mit einem Kurzschluss. Er hielt Draco den Mund zu, damit dieser nicht antworten konnte, und funkelte den Störenfried böse an. ~*~*~*~ Draco blickte Harry ein wenig verwirrt an. Seine Antwort hätte in einer simplen Gegenfrage bestanden. Woher sollte er denn bitteschön wissen, was diese ewige Seme-Sache sein sollte? Außerdem war das gerade reichlich unauffällig. Blaise musste unwillkürlich lachen. Zu niedlich waren Harrys panischer Gesichtsausdruck und Dracos Verwirrung. „Die beiden sind grad etwas... seltsam.“ Er grinste den Zwillingen zu. „Außerdem ist die Sache bei den beiden schwer auszumachen... Wobei... Eher ist Draco der Seme.“ Sein Grinsen wurde noch einen Tick breiter, was ihm einen giftigen Blick von dem Blonden einbrachte. ~*~*~*~ Harry blinzelte entsetzt, als er die Stimme hörte. Und noch entsetzter war er, als George darauf einging. „Echt?“, fragte er, hoffnungsvoll, dass es nicht so war. „Damit hab ich gewonnen!“, erklärte ihm Fred und George maulte leise. „Ich darf den gewissen Spruch demnächst anwenden!“ Fred jubelte. George seufzte. „Okay. Dann mach ich halt den anderen.“ Harry blickte zwischen den beiden hin und her. Bitte? Sie hatten darum gewettet? Und jetzt verließen sie sich auf die Aussage eines Außenstehenden? Diese Rollenverteilung passte gar nicht! Er entließ Draco, um sich zu rechtfertigen, da kam ihm Hermione zuvor. „Entweder ihr setzt euch jetzt dazu oder ihr geht wieder. Harry sollte etwas essen und auch Ron muss unbedingt noch was zu sich nehmen.“ Fred und George hockten sich einfach nebeneinander neben sie. „Und wie oft…“ „Ich kill dich, Fred, wenn du das aussprichst.“, knurrte Harry drohend. ~*~*~*~ Draco biss sich auf die Lippen. Wunderbar. Das nannte man also eine wirklich beschissene Situation. Es gab Dinge, über die es wirklich verdammt persönlich war. Und über die er nicht sprechen wollte. Vor allem nicht vor ihnen. „Wie wäre es mit dem Eisschock für die beiden, Pansy?“, fragte er und blickte sie hoffnungsvoll an. Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Noch nicht... Es ist gerade interessant.“ Sie genoss sichtlich die Tatsache, dass Draco Malfoy, der sich oft so unnahbar gab, auf einmal in einer wirklich prekären Situation war. Toll. Blaise war ihm schon in den Rücken gefallen, jetzt auch Pansy. Tolle Freunde hatte er da. ~*~*~*~ Harry vernahm Pansys Worte ebenfalls, aber ihm gefiel das ganz und gar nicht. Eisschock war eine wunderbare Idee. Andererseits… „Ich hätte da noch den Schattenzauber anzubieten.“, meinte er unterdrückt drohend. George wurde neugierig. „Welchen Schattenzauber?“, fragte er mit leuchtenden Augen. Harry zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Wenn du das herausfinden willst, dann frag weiter. Aber schön ist es nicht und ich würde euch bitten, in diesem Falle ein wenig vom Essen wegzurücken.“ Die Zwillinge wechselten einen Blick, nickten einmal, dann sprachen sie unisono weiter. „Wir verzichten. Was du dem Kotzbrocken angetan hast, wollen wir nicht erleben.“ Und dann von Fred allein gesprochen: „Du bist heute aber empfindlich, Harry.“ „Hast du deine Tage?“ Im nächsten Moment schlug George seine Hände vor den Mund. Harry hatte ihm die Lippen zusammengeklebt. Ein nützlicher Zauber, den er von den Zwillingen selbst gelernt hatte. Das nannte man Ironie des Schicksals. „Wenn du das auch haben willst, Fred, dann nur zu.“, meinte er. Rons Gekicher beachtete er nicht. ~*~*~*~ Draco musste lächeln. Harry war wirklich unglaublich. Ganz eindeutig. „Es gibt wohl doch noch wahre Helden...“ Blaise grinste breit. „Ich sollte meine Prognose umdrehen, wenn Draco die Edeldame ist, die gerettet werden muss...“ Er lehnte sich demonstrativ lässig zurück und kraulte Claire das Kinn. Sein Mund mochte zwar lächeln, doch in seinen Augen lag etwas, das schwer zu bestimmen war. Kalt wirkten sie und unnahbar, obwohl seine Stimme nur so vor Humor und Amüsement troff. ~*~*~*~ „Blaise, ab jetzt gilt diese Drohung auch für dich!“ Harry blitzte den Jungen an. „Die beiden haben es nicht verdient, irgendetwas in diese Richtung zu erfahren! Ganz und gar nicht!“ Hermione begann zu grinsen. Wie ein kleines Kätzchen, das in die Enge getrieben wurde und nun seine Krallen zeigte, um sein Spielzeug zu verteidigen. Das hatte sie bei Krummbein oft genug erlebt, dass er sie nicht mehr an ihre Wolle oder so etwas gelassen hatte, weil er sie annektiert hatte. Ron lachte jetzt richtig. ~*~*~*~ Blaise grinste vor sich hin und erwiderte trocken. „Meinst du wirklich, dass Draco mit mir darüber geredet hätte?“ Er schüttelte den Kopf und schenkte auf dem Blonden sein Grinsen, was ihm wiederum einen wahren Eisblick einbrachte. „Außerdem solltest du einen kleinen Scherz nicht so ernst nehmen...“ ~*~*~*~ Scherz. Harry schnaubte. Toller Scherz. Nach so einem Chaos schon wieder solche Scherze vor den beiden Volldeppen vom Dienst machen. Aber immerhin ließ er den Zauberstab sinken. „Sorry.“, murrte er. ~*~*~*~ Blaise winkte ab. „Kommt vor.“ Einen Augenblick lang blickte der schwarzhaarige Slytherin zwischen Harry und Draco hin und her, dann hob er Claire hoch und stand auf. „Sorry, ich muss noch zu Montague. Er wollte noch was wegen der Taktik besprechen...“ Er nickte kurz in die Runde, schnappte sich seinen Besen und verschwand durch das Blättergeflecht. Schweigend blickte Draco seinem engsten Freund nach. Irgendetwas... stimmte nicht. Aber er hatte nicht den blassesten Schimmer was. ~*~*~*~ Die Zwillinge grinsten einander an. „Das war es. Genau.“ Fred schlug mit der Faust in die Handfläche. „Angelina wollte mit Ron sprechen. Deswegen sind wir hier!“ Normalerweise hätte an dieser Stelle wohl George übernommen, aber der war ja verkleistert, so sprach er einfach weiter. „Sie will dich noch mal darauf vorbereiten, was du zu tun hast, und dir sagen, auf wen du achten musst. Also musst du früher hin, sobald wie möglich, meinte sie. Sie ist im Gemeinschaftsraum.“ Ron seufzte. „Ich gehe, wenn ich gegessen habe.“ „Du hast gegessen.“ Pansy blickte ihn irritiert an. „Als einziger hast du die ganze Zeit irgendwie irgendwas gegessen. Hast du das nicht mitbekommen?“ Ron starrte sie an, dann grinste er verlegen. „Doch, aber das war doch nicht viel.“ Hermione lächelte ob der Antwort. „Wenn Harry oder Draco auch nur annähernd soviel essen würden, dann wäre uns allen wirklich geholfen.“, meinte sie. „Echt, wie machst du das, dass du trotzdem immer noch so dünn bist?“ „Dasch liegt in den Genen!“, erklärte Fred kauend. Er hatte sich einfach bedient. Ron stand auf, nahm sich noch zwei Brötchen. „Ist okay. Ich gehe schon. Ist ja nicht so, als müsste ich hier essen.“ „Ich wollte dich nicht vertreiben.“, rief Pansy sofort und man konnte sehen, wie ihr das missfiel, dass sie offenbar schuld an seinem Gehen war. Ron lächelte nur. „Nein, nein, keine Sorge. Ich will sie nicht warten lassen. Wer weiß schon, wie lange die zwei da gebraucht haben, uns zu finden, und wie lange sie schon wartet.“ Er winkte mit dem Besen in seiner Hand und war dann verschwunden. Fred grinste, schluckte. „Tja, da hat er Recht. Dürfte ne Stunde her sein…“ „Ihr seid Knalltüten.“, sagte Harry und biss endlich in seinen Apfel. ~*~*~*~ Draco war froh, als die beiden endlich verschwanden. Das war eindeutig besser für seine Nerven. Und noch erleichterter war er, als die Wirkung des Veritaserums endlich vorbei war. Endlich! Das Zeug würde er freiwillig garantiert nicht wieder nehmen! Sie saßen zu viert zusammen, irgendwann kam Ron zurück und murmelte etwas von hohen Anforderungen und dass er noch immer Hunger hatte. Blaise kehrte nicht zurück, ein Umstand, der Draco wirklich zu schaffen machte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ All of my regret will wash away some how but I can not forget the way I feel right now ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Das mit dem Veritaserum ist fies. >.< Wirklich verdammt fies. >.< Aber anders kann man einen so unendlichen Sturkopf wie Ron ja nicht zu Vernunft bringen... *augenroll* Shirokko: Zumal es nichts bringen würde, wenn Voldie wirklich eine Gehirnwäsche gemacht hätte, denn in diesem Fall wäre sich Draco der Manipulation ja gar nicht bewusst… Harry hat schon Recht… *seufz* Das würde ich auch gerne schreiben, aber ich fürchte, irgendwann würde ich da selbst den Überblick verlieren. Stellt euch das mal vor: Harry hat als kleines Kind von Voldemort einen Zauber bekommen, der ihn dazu treibt, immer irgendwie etwas für ihn zu tun und in seine Hände zu arbeiten… Okay, diese Theorie wird durch die ersten Bücher ziemlich heftig widerlegt, aber der Gedanke gefällt mir. Es wäre mal etwas anderes und man könnte ausnahmsweise mal Harry retten… Passiert ja selten genug. Oder man könnte Harry der böse sein lassen. *schwärmträum* Das wäre was… Mal sehen, vielleicht, eines Tages… Wenn ich nach DAR und Blind noch nicht genug von HP hab… abranka: Du vergisst in deiner Aufzählung das, was wir noch geplant haben... *knuffs* Shirokko: Nicht vergessen. Aber es hat ja weniger mit Harry zu tun… Treffpunkt Einheit ------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 92: Treffpunkt Einheit Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Tina Arena – Show me heaven. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 92: Treffpunkt Einheit Um kurz vor drei Uhr machten sich die beiden Gryffindorjungen auf den Weg zum Training. Und Harry hatte das Pech bei einer Umarmung mit Draco wieder an das kleine Etwas in seiner Tasche erinnert zu werden. Es knisterte und er wusste sofort mit erschreckender Klarsichtigkeit, was genau das war. Der Zettel und das Döschen, das ihm die Zwillinge am Donnerstag gegeben hatten. Oh Mann, das hatte er vollkommen vergessen… Im Folgenden flog Harry so unkonzentriert, dass Angelina einfach nur die Hände über dem Kopf zusammenschlug, als er das dritte Mal nur knapp und durch Glück nicht von einem Klatscher getroffen wurde. Sie rief ihn zur Ordnung, doch es schien nicht zu wirken, so gab sie schließlich auf und bat die Weasley-Treiber, Harry nicht mehr anzugreifen. Es war wirklich ein Glück, denn Harrys Gedanken hingen bei dem Zettel und dem Gespräch mit den Zwillingen vor kurzem. Draco und er hatten tatsächlich noch nicht miteinander geschlafen. Nicht richtig. Aber wenn er ehrlich war, dann wollte er das. Er wollte es wirklich. Auch wenn er keinen echten Plan hatte, wie das gehen sollte. Aber das war ja auch nicht nötig, die Anleitung war ja in seiner Brusttasche und wartete nur darauf, gelesen zu werden. Er konnte es gar nicht abwarten. Doch er musste noch bis sechs Uhr warten und als er fertig war mit dem Training, stand unten Mme Pomfrey, die ihn mit leicht wütendem Nachdruck daran erinnerte, dass er noch einen Trank zu schlucken hatte. „Also ehrlich, Ihnen muss man aber auch immer hinterher laufen!“, schimpfte sie. „Warum geben Sie nicht ein bisschen mehr Acht auf Ihre Gesundheit?“ Harry konnte nur die Schultern zucken. Es kam eben immer irgendwas Wichtigeres dazwischen, sodass er es vergaß. Sie zwang ihn noch dazu, etwas zu Essen mitzunehmen, dann durfte er gehen. Er ging langsam, zog endlich diesen bewussten Zettel aus der Tasche und faltete ihn auf. Schweigend begann er zu lesen, wurde immer langsamer, bis er schließlich mit offenem Mund stehen blieb. „Wie bitte?“, flüsterte er entgeistert, so dass ein paar verschreckte Erstklässler an ihm vorbeiflüchteten. „Das ist nicht…“ Erst eine halbe Stunde später kam er mit dem Abendbrot im Raum der Wünsche an. Er hatte den Zettel zweimal gelesen und noch immer konnte er nicht fassen, wie kompliziert das war. Man musste auf so viele Dinge achten, wenn man verhindern wollte, dass es wehtat. Das… das war unmöglich, wenn er Draco damit überraschen wollte, wie er es sich oben auf dem Besen überlegt hatte. Das ging niemals alles unbemerkt vonstatten. Und ihn einweihen...? Das war doch peinlich bis zum Gehtnichtmehr! Noch immer nachdenklich öffnete er die Tür. „Ich habe Abendbrot mitgebracht. Mit Grüßen von Poppy.“, lächelte er Draco entgegen. ~*~*~*~ Draco hob den Kopf, als Harry endlich eintrat. Er hatte hier schon eine ganze Weile gesessen, Hausaufgaben gemacht, ihre Tränke versorgt und nachgedacht. Ja, es stimmte definitiv irgendetwas mit Blaise nicht, aber er hatte es einfach nicht fertig gebracht, ihn zu suchen oder ihn per Gedankenbuch anzusprechen. Irgendwie hatte er das Gefühl gewonnen, dass Blaise einfach allein sein wollte. Warum auch immer. Und das respektierte er, auch wenn es ihm wirklich schwer fiel. „Brav...“ Er grinste breit. „Schließlich wollen wir doch nicht, dass du irgendwann vom Besen fällst. Und ich auch nicht...“ Er schnappte sich ein Brötchen und ließ sich wieder in den Sessel fallen. ~*~*~*~ Harry lächelte nur, nahm sich ebenfalls ein Brötchen, das mit Schinken und Ei belegt war, und betrachtete es. Er hatte irgendwie keinen Appetit. Er war aufgeregt irgendwo und gleichzeitig etwas enttäuscht, dass aus seinem netten Überraschungsplan nichts geworden war. Und jetzt… Gedankenverloren drehte er das Brötchen in seinen Fingern. ~*~*~*~ Draco betrachtete seinen Freund eine Weile und als dieser dem Brötchen langsam einen ernsthaften Drehwurm verpasste, fand er, dass es Zeit war, die Stille zu durchbrechen. „Was beschäftigt dich?“ ~*~*~*~ Harry blickte auf, seine Augen dunkel. Das Brötchen bekam eine Pause, in der er überlegte, ob er es ihm sagen sollte. Wenn er es tat, war das hochgradig peinlich. Tat er es nicht, würde er ihn belügen oder ausschließen. Wenn er doch versuchte, seinen Plan durchzuziehen, konnte das zu ernsthaften Problemen führen. Er wollte eigentlich keines von allem. Schließlich entschied er sich für eine andere Variante. Er griff in seine Tasche und lehnte sich ein wenig vor, um Draco den Zettel der Zwillinge zu geben. Wortlos. Mal sehen, was er sagte. Allerdings fiel damit seine Überraschung flach. Zu schade eigentlich… ~*~*~*~ Stirnrunzelnd nahm Draco den Zettel entgegen und entfaltete ihn. Dann las er. Und las. Und mit jedem Wort wurden seine Augen einen Tick größer. Okay... Das erste Mal in seinem Leben kam er sich wirklich unschuldig vor. Und naiv. Verdammt naiv. „Oh...“, brachte er schließlich hervor, während seine Vorstellung zu arbeiten begann. Eigentlich... Das war reizvoll. Irgendwie... verdammt reizvoll. Er blickte auf und blickte Harry an, der sichtlich verlegen aussah. „Probieren wir es aus?“ ~*~*~*~ Harrys Gesichtsfarbe wechselte zu rot und das Brötchen durfte wieder eine Kreiselpause machen. Genau deswegen hatte er es ihm im Endeffekt ja gegeben, nicht wahr? Weil er es ausprobieren wollte. Nur hatte er sich eben nicht allein getraut. Lächelnd nickte er zaghaft, blickte dann auf sein Brötchen hinab. Irgendwie war ihm das alles peinlich. Selbst jetzt noch, wo Draco es gelesen hatte. Und das alles nur, weil die Zwillinge im Endeffekt wahrscheinlich grinsend triumphieren würden. ~*~*~*~ „Hey...“ Draco streckte die Hand aus und hob Harrys Kinn sachte an. „Nicht verlegen sein, okay? Ich bin der letzte Mensch auf der Welt, vor dem du dich wegen irgendetwas schämen musst, klar?“ Er stand auf und nahm dem Gryffindor das Brötchen ab, dann zog er ihn hoch und schmiegte sich an ihn. ~*~*~*~ Harry lächelte schüchtern, aber Draco hatte schon Recht. Er brauchte sich nicht zu schämen. Gar nicht. Schließlich war das auch nur ein weiterer Schritt in einer Beziehung, die ihnen Glück verschaffen sollte, nicht wahr? Und außerdem war es sein Wunsch. Er hob die Arme, legte sie um Dracos Nacken und küsste ihn sachte. „Dann mal los.“, flüsterte er und diesmal küsste er ihn fordernd. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss leidenschaftlich und zog Harry gleichzeitig energisch Richtung Bett. Ein wenig atemlos unterbrach er den Kuss und ließ den Gryffindor rücklings auf das Bett sinken. Einen Wimpernschlag später kam er nach und auf Harrys Taille zum Sitzen, dann beugte er sich vor und verwickelte Harry in einen weiteren heftigen Kuss, während er zugleich die roten Quidditchroben zu lösen begann. ~*~*~*~ Harry keuchte in der kurzen Pause zwischen zwei Küssen auf. Draco war irgendwie wilder als sonst, drängender. Er hatte kaum Zeit zwischendrin Luft zu holen, da ging es auch schon weiter. Und er war niemand, der jetzt passiv sein konnte oder wollte. Er hatte die Anleitung auch gelesen. Er wusste, dass nur das Ende sich von dem unterschied, was sonst war, und bis dahin… Seine Hände machten sich auf Erkundungstour, strichen über den Nacken, die Schultern, den Hals, bis zur Krawatte, die er zu lösen begann. Seidiges Gefühl unter den Fingern und ohne Stocken glitt der Knoten über das Ende. Die Krawatte landete auf dem Boden, bevor er sich an den Knöpfen zu schaffen machte. ~*~*~*~ Draco streifte dem Schwarzhaarigen den Umhang von den Schultern und ließ kurz darauf das Shirt darunter nachfolgen. Leicht glitten seine Fingerspitzen über die bloße Haut, liebkosten die empfindliche Haut und neckten die leicht aufgerichteten Brustwarzen. Seine Lippen lösten sich von Harrys, gaben sowohl ihm als auch sich selbst die Chance, wieder zu Atem zu kommen. Er war versucht, einfach weiterzumachen, kam dann doch Harry zu Hilfe und legte Hemd und Umhang ab. ~*~*~*~ Es war ein Segen, weil er nicht über die Schultern hinaus gekommen war, aber noch lange nicht genug. Nicht genug freie Haut, noch trennte sie viel zu viel Stoff. Stoff an den wichtigsten Stellen. Harry öffnete Hosenknopf und Reißverschluss und signalisierte mit einem kurzen Heben der Hüfte seine Ungeduld. Er war erregt. Aufgeregt. Nahezu hibbelig. Und dann entschied er sich um, zog Draco doch lieber zu sich herab, um ihn zu küssen. Viel zu lange waren sie voneinander getrennt gewesen. Jetzt spürte er wieder dem warmen Gefühl nach, ließ seine Zunge über Dracos gleiten, rang mit ihr und widmete sich dann doch lieber den ebenmäßigen, glatten Zahnreihen. Seine rechte Hand in Dracos Nacken verhinderte die Flucht und kraulte gleichzeitig den Haaransatz, während die linke Stellen suchte, die Draco erregten. Er kannte viele, doch er hoffte auf mehr. Auf neue. ~*~*~*~ Draco keuchte leise in den Kuss hinein. Er genoss das Gefühl, Harrys warme Haut auf seiner zu spüren, ihrer beiden um die Wette rennenden Herzschläge zu fühlen. Irgendwie gelang es ihm, eine Hand zwischen ihre eng aneinander gedrängten Körper zu bringen und gab ihr jetzt etwas Raum, um Harrys Hose zu öffnen. Neckend strichen seine Finger unter den Bund der Boxershorts und bemühte sich dann, etwas tiefer zu wandern. ~*~*~*~ Harry wimmerte leise. Das war gemein. Total gemein. Erst nahm er den Druck weg und jetzt versprach er nur. Fies! Und andererseits… Er musste ja nur dagegen arbeiten, oder? Oder Draco mit genau diesen Waffen selbst schlagen, reizen… Was auch immer. Liebevoll lächelnd strich er ihm über den gesamten Rücken, fuhr die Wirbel nach und spürte die Erhebungen von Muskeln und Rippen nach, schob die Hände anschließend weiter, direkt unter Hose und Boxershorts. Zum Glück hatte er die Hose vorhin schon aufgemacht. Draco trug verdammt enge Hosen… Vorsichtig, fast zaghaft zog er Draco zurück zu sich heran. „Nicht fies sein, Dray.“, sagte er leise und mit unschuldigem Augenaufschlag. ~*~*~*~ Draco lachte heiser auf und beantwortete Harrys Worte mit einem leichten Kuss. Einen Atemzug später übte er mit seiner Hüfte ganz bewusst Druck gegen Harrys und als Nebeneffekt auch gegen seine Erregung aus. „Fies?“, fragte er unschuldig und lächelte dabei nahezu engelsgleich. ~*~*~*~ Keuchen war die einzig mögliche Reaktion für Harry. Keuchen und etwas, das Lachen nahe kam. Typisch Slytherin. Aber das konnte er genauso gut und sogar besser. Seine Hände glitten aus Dracos Hose, fanden ihren Weg zu seinen Seiten und von da an übernahm die Erfahrung, als er begann ihn zu kitzeln. Boshaftigkeit musste schließlich bestraft werden! ~*~*~*~ Draco quiekte überrascht auf und versuchte Harrys Fingern auszuweichen, indem er sich zur Seite rollte. Vergebens. Auch Gegenwehr brachte nichts. Zwischen einem beinahe schon hysterischen Gelächter brachte er schließlich keuchend hervor: „Jetzt bist du… verdammt… fies!“ Er blickte Harry aus seinen grauen Augen an, in denen mittlerweile Lachtränen standen. Matt stellte er jegliche Gegenwehr ein. ~*~*~*~ Harry legte sich halb auf ihn, grinste ihn an, bevor jenes Grinsen zu einem sanften Lächeln wurde. „Ich liebe dich.“, sagte er ernst. „Aber das heißt nicht, dass ich dir kein ebenbürtiger Gegner sein kann.“ Er küsste ihn sacht. „Wär doch sonst langweilig.“ Seine Finger strichen über Dracos Stirn. „Oder?“ ~*~*~*~ Dracos Antwort bestand darin, ihm leicht gegen die Nasenspitze zu stupsen. „Ich hätte nie etwas anderes von dir erwartet.“ Er lächelte weich. Eigentlich war er kurz davor gewesen, eingeschnappt zu sein und zumindest eine Weile zu schmollen, aber Harry hatte ihm allen Wind aus den Segeln genommen. Er konnte gar nicht anders, als ihm sofort alles zu verzeihen und ihn jetzt sachte zu küssen. „Ich glaube, wir waren…“, begann er, ließ seine linke Hand Harrys Bauch hinunter und in die Boxershorts wandern, zu der er nun problemlosen Zugang hatte. Leicht strich er über Harrys Erregung, eher er sie fest umschloss. „…da stehen geblieben!“ ~*~*~*~ Harry riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Das war doch… Aber genau das hatte er vorhin ja erreichen wollen. Er brauchte einige Sekunden, um sich von der Überraschung erholen zu können und die seltsamen Lichtblitze vor seinen Augen zu vertreiben, aber dann beugte er sich hinunter und begann Dracos Hals mit den Lippen zu ertasten. Kehle und Schlüsselbeine folgten, während er um Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle rang. ~*~*~*~ Das Lächeln wurde etwas breiter und sachte begann Draco seine Hand auf und ab zu bewegen, dabei versuchte er mit der anderen den lästigen Stoff zu entfernen. Er war bedingt erfolgreich. Mit der zweiten Hand wäre es kein Problem gewesen, schnell Hose und Boxershorts herunterzuziehen, doch da er nicht aufhören wollte, hatte er keine Chance. Ein Umstand, den er schließlich mit einem leisen Murren beklagte, das er leise in Harrys Ohr flüsterte: „Hilf mir mal eben…“ ~*~*~*~ „Nur ihm Ausgleich.“, gab Harry äußerst beherrscht zurück und tippte gegen Dracos Hosenbund, doch er tat, was Draco erbat und hob die Hüfte etwas an, damit der Blonde bessere Chancen hatte, und als das nicht reichte, half er mit einer Hand mit, bis die Hose weg war. Zumindest zum Teil, denn Draco ließ ihn nicht los, was das Abstrampeln schwierig gestaltete. Etwas tadelnd blickte er ihn an und zeigte erst auf seine Hose, dann auf Dracos. „Dray?“ ~*~*~*~ „Ja…“, gab der Blonde zurück, hob sein Becken an und ging Harry mit der freien Rechten zur Hand, sodass sich auch der Rest seiner Bekleidung verabschiedete. Zugleich nutzte er die Chance, jetzt in die obere Position zu gelangen und setzte sich auf Harrys Oberschenkel. Mit einem breiten Lächeln und einem leichten Glitzern in den Augen küsste er den Gryffindor über dessen Hals und Brust weiter nach unten. Gleichzeitig vergaß er aber auch nicht, was er in der linken Hand hielt und strich immer wieder über die weiche Spitze von Harrys Glied. ~*~*~*~ Wimmernd gab Harry auf. Förmlich gefesselt lag er hier auf dem Rücken. Gefesselt durch Gewicht und seine eigene Schwäche, die durch Dracos Bemühungen hervorgerufen wurde. Er wollte sich ja revanchieren, aber immer wenn er seine Gedanken zusammengekratzt hatte, glitt erneut Dracos Daumen über die wohl empfindlichste Stelle seines Körpers und ließ jene Pläne in Licht und rosa Nebel verschwinden. Es war nicht fest genug, um unangenehm zu werden oder ihn komplett zu erregen, so dass er nicht mehr denken könnte, aber doch fest genug, um ihm die Gegenwehr zu nehmen. Fieser Schachzug. Jetzt wurde er zärtlich… Er keuchte leicht auf, als Draco seinen Bauchnabel mit der Zunge erreichte und all seine Bauchmuskeln beschlossen, sich auf einmal zusammenzuziehen. ~*~*~*~ Draco hielt einen Augenblick inne und schaute auf. Was er auf Harrys Gesicht sah, gefiel ihm. Und dennoch wusste er, dass das hier sozusagen nur das Vorspiel war, und er trotz aller Dominanz, die er gerade an den Tag legte, innerlich doch etwas unsicher war. Er ließ seine Zunge tiefer wandern und rutschte zugleich etwas weiter hinunter. Er drängte sich sachte zwischen Harrys Beine und schob sie behutsam auseinander. ~*~*~*~ Das war es. Das stand auf dem Bogen der Zwillinge. So begann es! Harry erinnerte sich dunkel daran, aber momentan war es ihm egal. Er wollte sich überraschen lassen. Er wollte wissen, was Draco in das alles hineininterpretierte. Und er wollte wissen, ob die Zwillinge Recht hatten. Würde er sich Draco näher fühlen? Leicht zaghaft gab er nach, spreizte die Beine. Ihm war zu warm. Definitiv. ~*~*~*~ Stumm blickte Draco zu ihm auf, erhaschte einen Blick in die leuchtend grünen Augen, dann schlug er sie nieder und betrachtete den Gryffindor einen Augenblick. Seine Fingerspitzen zitterten ein wenig, als er vorsichtig über Harrys Pobacken fuhr. Langsam glitten seine Finger gen Mitte und strichen behutsam, fast schon zögerlich über die Öffnung, ehe sie den Muskelring weich umkreisten. ~*~*~*~ Harry zuckte erschrocken zusammen. Unerwartet, ungewohnt und kühl. Nicht ganz das, was er… Hatte er denn irgendwas erwartet? Eigentlich nicht. Jetzt machte sich doch Unruhe in ihm breit. Was sollte er denn erwarten? Stand in der Anleitung nicht auch etwas von Schmerzen? Was, wenn es wehtat? Aber es war doch Draco. Der würde ihm nie wehtun. Selbst wenn es kritisch wurde, nahm er ihn immer in Schutz und achtete auf ihn, passte auf, dass ihm nichts passierte. Immer, also… Ganz langsam schloss er die Augen, begann im gleichen Zuge zu lächeln und winkelte die Beine an. Er vertraute Draco. Vollkommen, absolut. „Dray?“, fragte er leise, sich seiner Aufmerksamkeit versichernd. „In der Brusttasche vom Quidditchumhang ist Schmiere…“ ~*~*~*~ Der Slytherin lächelte und nickte leicht. Er lehnte sich halb vom Bett, um den roten Umhang hochzuziehen, den er vorhin einfach fortgeworfen hatte. Sobald er in den Händen hielt, was er gesucht hatte, ließ er den Umhang wieder achtlos fallen. Er wog die kleine Dose einen Moment lang in der Hand, ehe er sie öffnete und die Fingerspitze in ihren Inhalt stupste. Cremig und eindeutig glitschig. Aber das war doch eigentlich zu erwarten gewesen, nicht wahr? Er verteilte etwas mehr vor der Creme auf seinen Fingern, ehe er das Döschen beiseite stellte und sich wieder voll und ganz seinem Freund widmete. Er konnte die Nervosität wie einen kalten Stein in seinem Bauch fühlen, als er Harry erneut berührte und diesmal nach einer Weile des Zögerns und des nahezu wörtlichen Umschleichens ganz behutsam und nahezu schon in Zeitlupe begann, mit dem Zeigefinger einzudringen, immer darauf bedacht, sofort aufzuhören und abzubrechen, sollte Harry auch nur einen winzigen Laut von sich geben, der so etwas wie Unwohlsein ausdrückte. ~*~*~*~ Es war unangenehm. Harry konnte es gar nicht anders beschreiben. Druck an dieser Stelle war… Er keuchte leicht, spreizte die Beine etwas weiter, in der Hoffnung, dass es leichter wurde. Was der Fall war. Der Druck ließ ein wenig nach, aber er verschwand nicht. Irgend… irgendwas war doch falsch, oder? Andererseits diente diese Übung der Vorbereitung, der Weitung, was wichtig und offenbar auch sinnvoll war. Wenn er sich vorstellte, Draco wäre gleich… Das wäre mit Sicherheit so richtig schmerzhaft. ~*~*~*~ Draco wartete eine Weile, bis Harrys Keuchen aufgehört hatte, und bewegte den Finger sanft weiter vor. Außerdem berührte er Harrys Glied weiter, stimulierte und liebkoste ihn. Ein wenig auch als Ablenkung, damit er sich entspannte und nicht zu sehr über das nachdachte, was gerade geschah. Er konnte jede seiner Reaktionen, jede auch noch so kleine Verspannung ganz genau spüren und hatte wirklich Angst, ihm irgendwie weh zu tun. Gerade der Gedanke war es auch, der ihn bremste, denn dieses Gefühl von Harrys Enge so umschlossen zu sein, ließ sein Herz noch einen Takt schneller schlagen und ihm die Hitze in die Wangen steigen. ~*~*~*~ Es wurde leichter. Irgendwie schaffte Draco es, den Druck fortzunehmen, ohne sich zurückzuziehen. Die Hitze kehrte zurück und mit ihr verschwand das Unwohlsein. Ganz allmählich, so dass er es gar nicht bemerkte und einfach hinnahm. Seine Augenlider flatterten, als mehr Spannung sich in seinem Körper aufstaute, als es wieder schwerer wurde, sich auf etwas zu konzentrieren und er sich Dracos Händen entgegendrängte. ~*~*~*~ Ein bisschen wich die Unsicherheit, als Harry ihm entgegenkam, ja, sich ihm wirklich entgegendrängte. Draco lächelte leicht und beobachtete die Reaktion von Harrys Körper. Seine Erregung wuchs sichtlich. Die Augenlider zitterten und verbargen die glänzenden Augen, sein Mund stand ein wenig offen und leise Laugte entwichen ihm. Zögernd nahm Draco einen weiteren Finger hinzu. Ob das zuviel war? Oder zu schnell? Die gerade erst gewichene Nervosität kehrte mit größerer Gewalt wieder zurück. Er wollte das hier tun – er wollte es so sehr! – und doch war es eben vollkommenes Neuland für ihn. Es überwältigte ihn, wie vertrauensvoll Harry sich ihm hingab, obwohl der Gryffindor wahrscheinlich kein bisschen weniger unsicher war… ~*~*~*~ Der zweite Finger in ihm ließ Harry scharf die Luft einziehen. Jetzt tat es weh. Wie ein Stechen oder Reißen in ihm. Er war versucht sich zu verkrampfen, sich zu entziehen, um dem Schmerz auszuweichen, doch die Berührung an seinem Glied änderte das. Gerade in den Schmerz hinein drang die Erregung, überlagerte ihn, als Draco die empfindliche Spitze erneut liebkoste. Er vergaß den Schmerz für einen Augenblick und als er wieder daran dachte, war er weg. Durch Entspannung gegangen, ohne dass er hätte sagen können, woran es genau lag. ~*~*~*~ Ganz allmählich begann Draco seine Finger vor- und zurückzubewegen und so tief in Harry vorzudringen, wie es ihm möglich war. Zugleich beugte er sich vor und strich mit der Zunge leicht, ganz eben, an Harrys Penis entlang und leckte neckend über die Spitze, ehe er ihn dann mit dem Mund umschloss und zu saugen begann. ~*~*~*~ Es war fast schon zuviel. Harry drängte sich nach unten, Draco entgegen, konnte sich nicht so recht entscheiden, ob er vorstoßen wollte oder zurückdrängen. Das unangenehme Gefühl von vorhin war gegangen und auch wenn er sich nicht sicher war, ob es nun angenehm war oder nicht, er fühlte sich Draco tatsächlich näher. Wenngleich auch noch nicht nah genug. Dabei war er doch fast schon zu weit. Sein Herzschlag flog wie sein Atem ohne Pause, ohne Rhythmus, seine Hände fanden keinen Halt, suchten nach Draco, den er nicht richtig erreichte, weil er sich nicht vorlehnen wollte… oder konnte, denn das bedeutete unweigerlich eine Erhöhung des Drucks, wie er nach dem ersten Versuch festgestellt hatte. Also krallte er sich in die Decke, um wenigstens etwas Halt zu finden. „Draco, das…“ Die Worte kosteten bald all seine Kraft, verschwammen in einem Stöhnen, als Dracos emsige Zunge sein Glied gegen den Gaumen drückte. Er war längst viel zu weit. ~*~*~*~ Diese Reaktion brachte Draco zum Lächeln. Seine Hand ließ Harrys Glied los und begann sich selbst zu stimulieren. Zwar erregten ihn der Anblick des Schwarzhaarigen sowie die Laute, die dieser von sich gab, ungemein, aber ganz reichte es eben doch nicht. Er spürte, wie Harry langsam immer mehr Spannung aufbaute, doch eigentlich… wollte er es nicht so, nein, vielmehr wollte er, dass sie beide in vollkommener Vereinigung kamen. Er löste seine Lippen mit leichtem Bedauern von Harrys Glied, richtete sich auf, beugte sich vor und küsste den Gryffindor heftig. Seine eigene Erregung ließ er ebenfalls los uns nutzte die Hand, um das Gleichgewicht zu halten. Langsam zog er seine Finger aus Harry zurück, etwas, was er nun wirklich bedauerte, denn das fühlte sich schlichtweg unglaublich an. Er küsste den Gryffindor noch immer leidenschaftlich, als er nach dem Cremdöschen tastete und seinen Penis mit dem Gleitmittel einrieb. Vorsichtig drängte er gegen Harrys Anus, wagte jedoch noch nicht einzudringen. „Okay?“, fragte er heiser an Harrys Ohr. ~*~*~*~ Dieser konnte nur noch nicken. Verlustgefühl und Vorfreute hatten seine Kehle eng werden lassen, seine Erregung tat das Übrige. Aber immerhin hatte er jetzt auch wieder etwas, das er tun konnte. Und dazu etwas, das er wollte. Seine Arme hoben sich, bis sie über Dracos Brust streichen konnten. Endlich wieder etwas, wo er die überschüssige Energie lassen konnte. Er fuhr den Weg weiter zum Rücken und wieder zum Po, zog Draco zu sich. Er wollte nicht länger warten. In ihm brannte eine Leidenschaft, vor der er sich nicht mehr retten konnte. „Komm!“, forderte er, mehr krächzend als sinnlich. Er war schon zu weit. ~*~*~*~ Draco gab ihm einen leichten Kuss und richtete seine Aufmerksamkeit dann darauf, Harry nicht weh zu tun, während er in ihn eindrang. Es war ein überwältigendes Gefühl, diese wahrlich heiße Enge um seine empfindlichste Stelle überhaupt zu spüren. Der Blonde musste sich zwingen, beherrscht zu bleiben und nicht die Kontrolle zu verlieren. Er küsste den Gryffindor innig und beobachtete sein Gesicht genau, als er sich dann ganz langsam zu bewegen begann. ~*~*~*~ Es war ganz anders als zuvor, viel mehr als nur zwei Finger, viel heißer. Und es tat weh. Harry presste die Augen zusammen und versuchte irgendwie eine Stellung zu finden, wo es weniger schmerzhaft war. Dracos Kuss erwiderte er fast verzweifelt. Er wollte nicht aufhören, aber so… Unwissentlich verkrampfte er sich, sperrte sich gegen den Eindringling. ~*~*~*~ Draco spürte Harrys Verkrampfung und sah den Schmerz auf seinem Gesicht. Er hielt still, gab seinem Freund einfach etwas Zeit, sich zu entspannen und an dieses Gefühl zu gewöhnen. Zart nahm er seine Berührung an Harrys Glied wieder auf, versuchte ihn unbewusst etwas abzulenken. ~*~*~*~ Diese Bemühung wurde von Harry erst nach einigen Augenblicken überhaupt wahrgenommen, aber dann funktionierte es. Wie durch einen Nebel spürte er die Berührung, klammerte sich daran fest und folgte ihr mit seinem Bewusstsein, war das doch etwas, das er kannte, das ihm gefiel. Wieder war es unbewusst, dass er sich entspannte, aber dennoch war er dankbar dafür. Er war Draco dankbar, dass er das abstellen konnte, den Schmerz blockieren oder auch fortwischen. Ganz egal. Und dann war plötzlich alles anders. Er spürte Draco in sich, ihn ausfüllend, Hitze und Druck, sein Gewicht auf sich und konnte mit einem Mal wirklich alles wahrnehmen. Den Geruch, der im Zimmer hing, die mit lustvollen Tönen geschwängerte Luft, Dracos Atem ganz schwach an seinem Kinn und seiner überhitzten Brust, er konnte Dracos Sorge sehen… Er musste nicht mehr besorgt sein. Es ging ihm wirklich wieder gut. Ohne Zweifel! Lächelnd strich er ihm über die Wange. „In Ordnung.“ Seine Stimme klang schwach. „Ist wieder okay.“ Und dennoch konnte man darin ein leichtes Drängen hören. Weiter! ~*~*~*~ Draco erwiderte sein Lächeln liebevoll und küsste ihn, fuhr mit der Zunge über seine Lippen und wanderte dann weiter, bis zum Ohrläppchen, an dem er zärtlich zu knabbern begann. Sein heißer Atem streifte über Ohr und Hals und jetzt, wo er sich wieder bewegen durfte, wo er das Okay bekommen hatte, war es nur umso schwerer die Kontrolle nicht zu verlieren. Es war… überwältigend. Harrys Hingabe, sein Keuchen und Stöhnen, die heiseren Laute, die er selbst von sich gab, Harrys Hitze, ihre verschwitzten Körper und diese Nähe. Diese unbeschreibliche Nähe! ~*~*~*~ Draco startete einen langsamen Rhythmus, der es Harry ermöglichte, sich darauf einzustellen, was er zu erwarten hatte. Es gefiel ihm. Es gefiel ihm wirklich. Seine Erwartungen, die von den Zwillingen geweckt worden waren, hatte Draco übertroffen. Sie beide verbunden… Vollkommen… Er stieg auf den Rhythmus ein, ließ sich von Draco vorantreiben und zog ihn selbst mit sich. Ganz allmählich steigerte sich das Tempo, Harry schlang seine Beine um Draco und zog ihn noch näher, um mit dem Tempo mithalten zu können. Wie Musik umschmeichelten Dracos Laute seine Ohren, die Bewegung über ihm geschmeidig wie im Tanz. Dann explodierte etwas hinter seinen Augen, weiße Lichtpunkte glommen hinter seinen geschlossenen Lidern und er warf den Kopf mit einem leisen Schrei zurück, als Draco zum zweiten Mal sein Lustzentrum traf. Vollkommen ausgefüllt, bis in die Fingerspitzen Kribbeln, seine Bauchmuskeln angespannt… Erfüllung? Aber Draco zog sich zurück und das Gefühl verging, ließ ihn halb betäubt zurück. Was war das gewesen? ~*~*~*~ Draco keuchte leise auf und lauschte Harrys Schrei mit vollkommener Faszination. Er wollte ihn wieder hören. Wieder… Und wieder. Er drängte wieder vorwärts, suchte erneut nach diesem Punkt und wurde kurz darauf mit einem weiteren Aufschrei belohnt. Die Spannung in ihm selbst stieg immer weiter und weiter. Allmählich vertraute er darauf, dass alles in Ordnung war, dass er Harry nicht mehr weh tat, so nicht mehr weh tun konnte… Ganz allmählich ließ er sich fallen, ließ sich gehen. Ihm wurde immer heißer und die Welt bereitete sich darauf vor, zu explodieren. ~*~*~*~ Es gab einen Punkt, wo sich der Rhythmus änderte. Es war nicht wirklich aktiv in seinem Bewusstsein, aber dennoch vorhanden. Draco stieß kraftvoller zu, traf diesen Punkt in ihm öfter, zielsicherer, verstärkte den Druck um sein Glied noch etwas und auch sonst war die Atmosphäre um sie herum nicht mehr ganz so… blumig. Wenn man das so sagen konnte… Aber selbst dieser kurze Gedanke war wie weggeblasen, als Harry sich seinem Höhepunkt nahen fühlte. Er krallte sich an Draco fest, dessen Laute und Gesicht die innere Anspannung verrieten, wusste, dass er ebenso kaum mehr von seinem Ziel entfernt war… Und Draco steuerte sie beide tatsächlich auf den Höhepunkt zu, diesmal ohne weitere Umwege. Harry kam, konnte nicht mehr an sich halten, sich nicht länger beherrschen. Alles in ihm zog sich zusammen, bevor er sich mit einem erstickten Schrei entlud. Draco folgte ihm nur wenige Augenblicke später in die Erfüllung, stimuliert von Harrys sich um ihn schließenden Muskel und von seinem Schrei über die Klippe getrieben, vor der er bisher gestanden hatte. ~*~*~*~ Es war unglaublich. Vor Dracos Augen tanzten Sterne, als er langsam auf Harry niedersank. Ein Gefühl von unglaublicher Befriedigung und Zufriedenheit erfüllte ihn. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor so empfunden zu haben. Das war absolut einzigartig. Er schmiegte sich müde an Harrys schweißnassen Körper. „Ich liebe dich…“, brachte er schließlich heiser über die Lippen und küsste Harry weich. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Kuss schwach, lächelte, als er seine Arme fest um Draco schlang und sich an ihn schmiegte. Diese Worte, in Verbindung mit der sich in ihm ausbreitenden Zufriedenheit und der ihr folgenden Müdigkeit, waren tatsächlich alles, was er für den Moment brauchte. Alles, was er überhaupt brauchte! „Ich dich auch.“, seufzte er glücklich und drückte seine Nase gegen Dracos Hals. „Das war… unglaublich schön!“ ~*~*~*~ „Ja…“ Draco lächelte nur noch breiter. Vom Gefühl her hätte er gerade die ganze Welt umarmen können. Mindestens. Er richtete sich langsam auf und zog sich langsam aus Harry zurück. Schade nur, dass dieser Moment der Vereinigung schon wieder vorbei war… Im Moment, ja, im Moment hatte er das Gefühl, eine Ahnung davon zu haben, wie sich der Himmel wohl anfühlen musste… ~*~*~*~ Als sich Draco aus ihm zurückzog, gab Harry ein leises, unzufriedenes Geräusch von sich. Weg. Ganz weg. Jetzt waren sie wieder zwei, nicht mehr eins… Er rappelte sich ebenfalls hoch und krabbelte zu Draco hin, blickte ihn mit großen Augen an. ~*~*~*~ Draco ließ sich auf die Seite fallen, schlang die Arme um den Gryffindor und zog ihn an sich. Nähe. Genau das wollte er jetzt ganz unbedingt. Er wollte Harry so nah bei sich spüren, wie es nur möglich war. Zärtlich streichelte er dem Schwarzhaarigen über die bloßen Schultern und liebkoste seinen Nacken. Zart küsste er ihn auf die Lippen. Mit Sicherheit würde er Harry niemals wieder hergeben. ~*~*~*~ Harry lächelte selig. Das war es gewesen, was er gewollt hatte. Schmusen. Im Moment würde er es kaum ertragen, wenn er auch nur ein paar Sekunden von Draco getrennt wäre. Irgendwie schafften sie es noch, die Decke über sich zu ziehen, bevor sie einschliefen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ There you go Flashing fever from your eyes Hey babe Come over here and shut them tight I’m not denying We’re flying above it all Hold my hand Dont let me fall You’ve such amazing grace I’ve never felt this way Oh show me heaven cover me Leave me breathless Oh show me heaven please ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Sie sind süß. >.< Dass sogar Draco sich unschuldig vorkommt... *g* Was noch? Ach ja... Hormongesteuerte Teenager... *augenroll* Shirokko: Sie haben nichts mehr gegessen… … Leute, ist euch eigentlich klar, was hier passiert? Das fällt mir jetzt erst auf… Harry ist magersüchtig geworden. Nicht bewusst oder so, aber das passiert manchmal. Dass man denkt: Ich habe keinen Hunger, ich esse nichts. Daraufhin wird der Magen kleiner und kann nicht mehr so viel fassen. Man wird schneller satt, isst also weniger, weil das Füllegefühl einfach Ekel erregend ist. Was tut man also? Man isst noch weniger, weil man mit Übelkeit bestraft wurde und sich einbildet, dass es am Essen liegt… Totaler Teufelskreis und Harry ist – ohne mein oder sein Wissen – genau reingetappt… Shit… Das war eigentlich nicht geplant. Treffpunkt Einheit (zensiert) ----------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 92: Treffpunkt Einheit Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Tina Arena – Show me heaven. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 92: Treffpunkt Einheit Um kurz vor drei Uhr machten sich die beiden Gryffindorjungen auf den Weg zum Training. Und Harry hatte das Pech bei einer Umarmung mit Draco wieder an das kleine Etwas in seiner Tasche erinnert zu werden. Es knisterte und er wusste sofort mit erschreckender Klarsichtigkeit, was genau das war. Der Zettel und das Döschen, das ihm die Zwillinge am Donnerstag gegeben hatten. Oh Mann, das hatte er vollkommen vergessen… Im Folgenden flog Harry so unkonzentriert, dass Angelina einfach nur die Hände über dem Kopf zusammenschlug, als er das dritte Mal nur knapp und durch Glück nicht von einem Klatscher getroffen wurde. Sie rief ihn zur Ordnung, doch es schien nicht zu wirken, so gab sie schließlich auf und bat die Weasley-Treiber, Harry nicht mehr anzugreifen. Es war wirklich ein Glück, denn Harrys Gedanken hingen bei dem Zettel und dem Gespräch mit den Zwillingen vor kurzem. Draco und er hatten tatsächlich noch nicht miteinander geschlafen. Nicht richtig. Aber wenn er ehrlich war, dann wollte er das. Er wollte es wirklich. Auch wenn er keinen echten Plan hatte, wie das gehen sollte. Aber das war ja auch nicht nötig, die Anleitung war ja in seiner Brusttasche und wartete nur darauf, gelesen zu werden. Er konnte es gar nicht abwarten. Doch er musste noch bis sechs Uhr warten und als er fertig war mit dem Training, stand unten Mme Pomfrey, die ihn mit leicht wütendem Nachdruck daran erinnerte, dass er noch einen Trank zu schlucken hatte. „Also ehrlich, Ihnen muss man aber auch immer hinterher laufen!“, schimpfte sie. „Warum geben Sie nicht ein bisschen mehr Acht auf Ihre Gesundheit?“ Harry konnte nur die Schultern zucken. Es kam eben immer irgendwas Wichtigeres dazwischen, sodass er es vergaß. Sie zwang ihn noch dazu, etwas zu Essen mitzunehmen, dann durfte er gehen. Er ging langsam, zog endlich diesen bewussten Zettel aus der Tasche und faltete ihn auf. Schweigend begann er zu lesen, wurde immer langsamer, bis er schließlich mit offenem Mund stehen blieb. „Wie bitte?“, flüsterte er entgeistert, so dass ein paar verschreckte Erstklässler an ihm vorbeiflüchteten. „Das ist nicht…“ Erst eine halbe Stunde später kam er mit dem Abendbrot im Raum der Wünsche an. Er hatte den Zettel zweimal gelesen und noch immer konnte er nicht fassen, wie kompliziert das war. Man musste auf so viele Dinge achten, wenn man verhindern wollte, dass es wehtat. Das… das war unmöglich, wenn er Draco damit überraschen wollte, wie er es sich oben auf dem Besen überlegt hatte. Das ging niemals alles unbemerkt vonstatten. Und ihn einweihen...? Das war doch peinlich bis zum Gehtnichtmehr! Noch immer nachdenklich öffnete er die Tür. „Ich habe Abendbrot mitgebracht. Mit Grüßen von Poppy.“, lächelte er Draco entgegen. ~*~*~*~ Draco hob den Kopf, als Harry endlich eintrat. Er hatte hier schon eine ganze Weile gesessen, Hausaufgaben gemacht, ihre Tränke versorgt und nachgedacht. Ja, es stimmte definitiv irgendetwas mit Blaise nicht, aber er hatte es einfach nicht fertig gebracht, ihn zu suchen oder ihn per Gedankenbuch anzusprechen. Irgendwie hatte er das Gefühl gewonnen, dass Blaise einfach allein sein wollte. Warum auch immer. Und das respektierte er, auch wenn es ihm wirklich schwer fiel. „Brav...“ Er grinste breit. „Schließlich wollen wir doch nicht, dass du irgendwann vom Besen fällst. Und ich auch nicht...“ Er schnappte sich ein Brötchen und ließ sich wieder in den Sessel fallen. ~*~*~*~ Harry lächelte nur, nahm sich ebenfalls ein Brötchen, das mit Schinken und Ei belegt war, und betrachtete es. Er hatte irgendwie keinen Appetit. Er war aufgeregt irgendwo und gleichzeitig etwas enttäuscht, dass aus seinem netten Überraschungsplan nichts geworden war. Und jetzt… Gedankenverloren drehte er das Brötchen in seinen Fingern. ~*~*~*~ Draco betrachtete seinen Freund eine Weile und als dieser dem Brötchen langsam einen ernsthaften Drehwurm verpasste, fand er, dass es Zeit war, die Stille zu durchbrechen. „Was beschäftigt dich?“ ~*~*~*~ Harry blickte auf, seine Augen dunkel. Das Brötchen bekam eine Pause, in der er überlegte, ob er es ihm sagen sollte. Wenn er es tat, war das hochgradig peinlich. Tat er es nicht, würde er ihn belügen oder ausschließen. Wenn er doch versuchte, seinen Plan durchzuziehen, konnte das zu ernsthaften Problemen führen. Er wollte eigentlich keines von allem. Schließlich entschied er sich für eine andere Variante. Er griff in seine Tasche und lehnte sich ein wenig vor, um Draco den Zettel der Zwillinge zu geben. Wortlos. Mal sehen, was er sagte. Allerdings fiel damit seine Überraschung flach. Zu schade eigentlich… ~*~*~*~ Stirnrunzelnd nahm Draco den Zettel entgegen und entfaltete ihn. Dann las er. Und las. Und mit jedem Wort wurden seine Augen einen Tick größer. Okay... Das erste Mal in seinem Leben kam er sich wirklich unschuldig vor. Und naiv. Verdammt naiv. „Oh...“, brachte er schließlich hervor, während seine Vorstellung zu arbeiten begann. Eigentlich... Das war reizvoll. Irgendwie... verdammt reizvoll. Er blickte auf und blickte Harry an, der sichtlich verlegen aussah. „Probieren wir es aus?“ ~*~*~*~ Harrys Gesichtsfarbe wechselte zu rot und das Brötchen durfte wieder eine Kreiselpause machen. Genau deswegen hatte er es ihm im Endeffekt ja gegeben, nicht wahr? Weil er es ausprobieren wollte. Nur hatte er sich eben nicht allein getraut. Lächelnd nickte er zaghaft, blickte dann auf sein Brötchen hinab. Irgendwie war ihm das alles peinlich. Selbst jetzt noch, wo Draco es gelesen hatte. Und das alles nur, weil die Zwillinge im Endeffekt wahrscheinlich grinsend triumphieren würden. ~*~*~*~ „Hey...“ Draco streckte die Hand aus und hob Harrys Kinn sachte an. „Nicht verlegen sein, okay? Ich bin der letzte Mensch auf der Welt, vor dem du dich wegen irgendetwas schämen musst, klar?“ Er stand auf und nahm dem Gryffindor das Brötchen ab, dann zog er ihn hoch und schmiegte sich an ihn. ~*~*~*~ Harry lächelte schüchtern, aber Draco hatte schon Recht. Er brauchte sich nicht zu schämen. Gar nicht. Schließlich war das auch nur ein weiterer Schritt in einer Beziehung, die ihnen Glück verschaffen sollte, nicht wahr? Und außerdem war es sein Wunsch. Er hob die Arme, legte sie um Dracos Nacken und küsste ihn sachte. „Dann mal los.“, flüsterte er und diesmal küsste er ihn fordernd. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss leidenschaftlich und zog Harry gleichzeitig energisch Richtung Bett. Ein wenig atemlos unterbrach er den Kuss und ließ den Gryffindor rücklings auf das Bett sinken. Einen Wimpernschlag später kam er nach und auf Harrys Taille zum Sitzen, dann beugte er sich vor und verwickelte Harry in einen weiteren heftigen Kuss, während er zugleich die roten Quidditchroben zu lösen begann. ~*~*~*~ Er schmiegte sich müde an Harrys schweißnassen Körper. „Ich liebe dich…“, brachte er schließlich heiser über die Lippen und küsste Harry weich. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Kuss schwach, lächelte, als er seine Arme fest um Draco schlang und sich an ihn schmiegte. Diese Worte, in Verbindung mit der sich in ihm ausbreitenden Zufriedenheit und der ihr folgenden Müdigkeit, waren tatsächlich alles, was er für den Moment brauchte. Alles, was er überhaupt brauchte! „Ich dich auch.“, seufzte er glücklich und drückte seine Nase gegen Dracos Hals. „Das war… unglaublich schön!“ ~*~*~*~ „Ja…“ Draco lächelte nur noch breiter. Vom Gefühl her hätte er gerade die ganze Welt umarmen können. Mindestens. Er richtete sich langsam auf und zog sich langsam aus Harry zurück. Schade nur, dass dieser Moment der Vereinigung schon wieder vorbei war… Im Moment, ja, im Moment hatte er das Gefühl, eine Ahnung davon zu haben, wie sich der Himmel wohl anfühlen musste… ~*~*~*~ Als sich Draco aus ihm zurückzog, gab Harry ein leises, unzufriedenes Geräusch von sich. Weg. Ganz weg. Jetzt waren sie wieder zwei, nicht mehr eins… Er rappelte sich ebenfalls hoch und krabbelte zu Draco hin, blickte ihn mit großen Augen an. ~*~*~*~ Draco ließ sich auf die Seite fallen, schlang die Arme um den Gryffindor und zog ihn an sich. Nähe. Genau das wollte er jetzt ganz unbedingt. Er wollte Harry so nah bei sich spüren, wie es nur möglich war. Zärtlich streichelte er dem Schwarzhaarigen über die bloßen Schultern und liebkoste seinen Nacken. Zart küsste er ihn auf die Lippen. Mit Sicherheit würde er Harry niemals wieder hergeben. ~*~*~*~ Harry lächelte selig. Das war es gewesen, was er gewollt hatte. Schmusen. Im Moment würde er es kaum ertragen, wenn er auch nur ein paar Sekunden von Draco getrennt wäre. Irgendwie schafften sie es noch, die Decke über sich zu ziehen, bevor sie einschliefen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ There you go Flashing fever from your eyes Hey babe Come over here and shut them tight I’m not denying We’re flying above it all Hold my hand Dont let me fall You’ve such amazing grace I’ve never felt this way Oh show me heaven cover me Leave me breathless Oh show me heaven please ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Sie sind süß. >.< Dass sogar Draco sich unschuldig vorkommt... *g* Was noch? Ach ja... Hormongesteuerte Teenager... *augenroll* Shirokko: Sie haben nichts mehr gegessen… … Leute, ist euch eigentlich klar, was hier passiert? Das fällt mir jetzt erst auf… Harry ist magersüchtig geworden. Nicht bewusst oder so, aber das passiert manchmal. Dass man denkt: Ich habe keinen Hunger, ich esse nichts. Daraufhin wird der Magen kleiner und kann nicht mehr so viel fassen. Man wird schneller satt, isst also weniger, weil das Füllegefühl einfach Ekel erregend ist. Was tut man also? Man isst noch weniger, weil man mit Übelkeit bestraft wurde und sich einbildet, dass es am Essen liegt… Totaler Teufelskreis und Harry ist – ohne mein oder sein Wissen – genau reingetappt… Shit… Das war eigentlich nicht geplant. Blaise und Hermione ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 93: Blaise und Hermione Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Fury in the Slaughterhouse - Ghosttown. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 93: Blaise und Hermione Der nächste Tag steckte tatsächlich voller unangenehmer Tatsachen. Zuerst stellten Harry und Draco fest, dass die Spuren der letzten Nacht noch an immer an ihnen hafteten und es wirklich schmerzhaft ziepte, als sie versuchten, diese mit Wasser abzuwaschen, woraufhin Draco es mittels Magie erledigte. Dann überraschte sie Snape im Unterricht mit der Frage, wer der verlogenen Schülerschaft es gewagte hatte, in seine persönliche Vorratskammer einzudringen und eine seiner Phiolen Veritaserum zu entwenden, wobei er ganz besonders scharf in ihre Richtung blickte. Und anschließend saßen Harry, Draco, Ron und Pansy in einem Klassenraum, weil es draußen regnete, und dank der Verdächtigung seitens Ron am Vortag herrschte eine regelrecht drückende Stimmung. Pansy war kurz vorm Verzweifeln in ihrem hoffnungslosen Versuch, Ron und Draco dazu zu bringen, vernünftig miteinander zu sprechen. Unterdessen saßen Blaise und Hermione in der Bibliothek und zwischen ihnen herrschte ebenfalls Schweigen. Sie hatten zwischen sich Arithmantikbücher aufgestapelt. Der Namenscode von Tom Riddle erwies sich als härtere Nuss, als beide gedacht hatten, also hatten sie beschlossen, mit dem Stoff ein wenig vertrauter zu werden, um vielleicht so an die gewünschten Informationen zu kommen. Allerdings beschäftigte Hermione noch etwas anderes, sodass sie immer wieder Blicke zu dem Schwarzhaarigen warf, die dieser geflissentlich ignorierte. Irgendwann war ihr das zuviel. „Blaise. Du bist seltsam seit gestern. Was ist los mit dir?“ ~*~*~*~ Blaise hob den Kopf und blinzelte Hermione einen Augenblick lang irritiert an. Ihre Frage hatte ihn aus seiner Konzentration gerissen und außerdem hatte er mit etwas aus der Richtung nicht gerechnet. Kurz blitzten die Sache mit dem Veritaserum, der ganze Streit und alles vor seinem inneren Auge auf, doch er schob es brutal beiseite. Er wollte nicht darüber nachdenken, hatte er das doch die ganze verdammte Nacht ausgiebig getan. „Das bildest du dir ein.“ Er lächelte das Gryffindormädchen breit an. „Es ist nichts.“ ~*~*~*~ Hermione blickte ihn nachdenklich an. „Wenn ich es genau datieren müsste... Gestern, als Draco sagte, er würde dich als seinen besten Freund lieben...“ Ihre Feder strich über ihre Kehle, als sie das Kinn auf die Hände stützte. „Du warst enttäuscht, oder? Und irgendwie... bist du es immer noch.“ Was das bedeutet, ließ sie ungesagt, es war eh viel zu offensichtlich. ~*~*~*~ Blaise blickte sie nur unbewegt an, während er gleichzeitig das Gefühl hatte, als wenn sein Herzschlag einen Moment lang aussetzen würde. Ihr war es aufgefallen. Ihr war es verdammt noch mal aufgefallen. Das hätte nicht sein dürfen. Er hatte sich doch so bemüht, es zu verbergen. Hinter einer lächelnden Maske und flapsigen Worte. Doch gebracht hatte es nichts. Offenbar gar nichts. Blaises dunkle Augen glänzten in dem hellen Sonnenlicht, das durch das Fenster hereinfiel, undefinierbar. Dann schlug er sie nieder. „Mione…“, sagte er leise. „Bitte...“ Er seufzte schwach und fuhr sich durch die Haare. Erst jetzt ging ihm auf, dass sein Lächeln längst zusammengebrochen war. ~*~*~*~ Hermione lächelte leicht. „Willst du darüber reden?“ Irgendwie war es doch seltsam. Draco war jemand, der die Menschen anzog. Erst Pansy, dann Harry, jetzt auch Blaise und wer wusste schon, wie viele Mädchen – oder auch Jungen – ihm hinter der Hand nachsahen. Er besaß ein seltsames Charisma. Jeder, der irgendwie mit ihm befreundet war, der verliebte sich scheinbar in ihn... Ohne dass er davon etwas bemerkte. Als zöge diese dunkle Macht, die in ihm wohnte, die Menschen magisch an... Wie eine Schwarze Witwe. ~*~*~*~ Blaise schwieg. Was sollte er dazu denn sagen? Im ersten Moment wollte er „Nein“ brüllen, aber dann... Er wusste es nicht. Er wusste es wirklich nicht. Darüber zu reden, das würde es noch realer machen. Vielleicht zu real. Er wusste, was er fühlte. Wusste es so verdammt genau. Aber bisher hatte er sich immer geweigert, diesem Gefühl Worte zu geben, es in Worte zu fassen und ihm damit noch mehr Substanz zu geben. „Ich weiß es nicht, Mione.“, antwortete er schließlich leise und blickte sie traurig an. „Ich weiß es wirklich nicht...“ ~*~*~*~ Das braunhaarige Mädchen nickte nur. „Ich bin da, Blaise, okay? Wenn du reden willst, bin ich da, wenn nicht, ist das auch okay. Vielleicht kann ich dir nicht helfen, aber... du bist mein Freund. Ich kann es nicht sehen, wie du leidest. Das ist nicht schön... Weil es dir nicht gut geht. Ich weiß, wie das ist...“ Ihr Blick wurde für einen Wimpernschlag traurig und fast sofort wieder klar. „Reden hilft. Das weiß ich aus Erfahrung.“ ~*~*~*~ „Und was soll ich sagen?“, gab Blaise heiser zur Antwort. „Was denn? Ich wage doch noch nicht einmal es in Gedanken in Worte zu fassen – wie soll ich es denn dann aussprechen?“ Seine Stimme war immer lauter geworden und brachte ihm einen bösen Blick von Madam Pince ein, weil er die Ruhe in der Bibliothek störte. Blaise senkte die Stimme, als er weitersprach. „Mione, ich... Ich will einfach nur, dass er glücklich ist. Das ist alles, was ich will. Ich bin froh, dass er Harry hat. Ich habe Draco von Anfang an auf diesem Weg unterstützt und bin ihm das gewesen, was ich nur sein kann: sein bester Freund. Sein Glück ist mir am wichtigsten und ich habe Harry wirklich gern. Deswegen... glaube bitte nicht, dass ich jemals...“ Er brach ab und schüttelte leicht den Kopf. Er glaubte nicht, dass er jemals so etwas tun könnte. Aber... er war dennoch auch ein Slytherin. ~*~*~*~ Hermione lächelte sanft. Was er sagte, das war einfach nur lieb. Nur für Draco. Er tat das alles nur für Draco und mochte Harry trotzdem. So wie vor nicht allzu langer Zeit Pansy. Sie waren sich alle so ähnlich. Und Blaise dachte immer zuerst an andere. Eine liebenswürdige Einstellung, aber trotzdem... Wenn er so weitermachte, würde er selbst daran zerbrechen. Das war nicht gut. Aber damit er glücklich werden konnte, brauchte er Draco. Genau wie Harry Draco brauchte. Und dessen Glück für Blaises aufzugeben, das war in ihren Augen nicht möglich. Harry hatte dieses Glück verdient, nachdem ihm im Leben soviel Unfreundlichkeit widerfahren war. Nur… Blaise eigentlich auch. In ihren Augen hatte doch jeder ein Recht auf Glück und Liebe. „Das ist nicht einfach.“, murmelte sie gedankenverloren. Im Grunde war Draco der Dreh- und Angelpunkt. An ihm lag das Glück dieser beiden Menschen… „Ich kann das wirklich verstehen. Aber...“ Sie verstummte, wagte nicht, diesen Gedanken überhaupt auszusprechen. Eine Dreiecksbeziehung zwischen Jungen... Es war kaum genug Realität darin vorhanden, dass sie es sich vorstellen konnte, dabei war es wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Aber… zwischen Harry und Draco war einfach zuviel. ~*~*~*~ Blaise lächelte schwach. Nein, es war wirklich nicht einfach. Aber... es war so, wie es im Moment vermutlich am besten war. Ja, so war es... Er dachte an das zurück, was er Harry gesagt hatte. Dass er für nichts garantieren konnte, falls dieser Draco verletzte. An das, was er Warrington angetan hatte. An das, war er alles bereit war, für ihn zu tun. Und doch war es nicht das, was eine Entscheidung bringen würde. Das alles, das war nichts, worauf es ankam. „Aber?“, fragte er schließlich nach einer schieren Ewigkeit, wie es ihm vorkam. ~*~*~*~ Hermione errötete leicht. „Vergiss es, das ist einfach zu verrückt.“ ~*~*~*~ Blaise musste wider Willen lachen und zog eine Augebraue hoch. „So? Und das von dir?“ Er grinste, doch ihm selbst kam es total falsch vor. „Sag es mir.“ Er setzte einen regelrechten Dackelblick auf. ~*~*~*~ Die Gryffindor wurde noch einen Tick röter. „Schau nicht so. Mein Lösungsvorschlag... Du wirst mir wahrscheinlich den Holzhammerfluch auf den Hals hetzen...“ ~*~*~*~ „Ich schwöre, dass nicht.“ Blaise musste nun ehrlich grinsen. Hermione so verlegen zu sehen, das geschah seiner bisherigen Erfahrung nach nicht besonders oft. „Rück endlich damit raus...“ ~*~*~*~ „Ähm...“ Sie senkte den Blick. „Ich dachte... Die beiden... Die beiden mögen dich doch. Vielleicht... Ähm...“ Hoffnungsvoll blickte sie zu ihm auf. Hatte er verstanden und sie musste es nicht sagen? ~*~*~*~ Blaise starrte sie stumm an, während es hinter seiner Stirn arbeitete. Dann klappte ihm die Kinnlade nach unten. Das konnte sie doch nicht meinen! ...oder doch? „Eine... Dreierbeziehung?“, krächzte er heiser. Das war... Das ging doch nicht! ...oder? Der Schwarzhaarige musste an die Nacht denken, als sie zu dritt in einem Bett geschlafen hatten. Es war... schön gewesen. Auf eine ganz eigene Art. Aber... so etwas? ~*~*~*~ Dank seiner Worte hatte Hermione die gesunde Farbe einer überreifen Tomate und war fast versucht, ihr Gesicht in ihrer Armbeuge zu verstecken. Allerdings... Sie zuckte hilflos mit den Schultern. „Warum nicht? Wenn es funktioniert?“ Und so wäre jedem geholfen. Harry wäre nicht allein, Blaise auch nicht… ~*~*~*~ Jetzt war Blaise sprachlos. Er brauchte eine ganze Weile, bis er wieder einen Ton über die Lippen brachte. „Ich... ich... glaube nicht, dass... das auf Dauer funktionieren würde...“ Er blickte sie an und schaute dann kurz darauf auf seine Hände. Seine Ohren glühten leuchtendrot und seine Gedanken kehrten noch einmal zu dieser einen Nacht und dem Erwachen danach zurück. Nein... Es konnte kaum gehen. Wie denn? Ihm ging es um Draco, nicht um Harry, auch wenn er ihn gern hatte. Und bei Harry wäre es doch genau das gleiche. An Draco wollte er gar nicht erst denken... ~*~*~*~ Hermiones Augen richteten sich auf den Tisch und damit auch auf die Bücher vor ihr. Sie glaubte auch nicht wirklich daran. Sie hatte mitbekommen, dass Harry eifersüchtig war, dass er nicht gut war im Teilen. Obwohl er sonst alles teilte, ganz egal was, hatte er in Sachen Draco ganz andere Vorstellungen. Draco und Freunde, okay, aber ob er es schaffen würde, einen Konkurrenten oder zweiten Partner zu akzeptieren? Sie glaubte nicht so recht daran. Zumal Harry seit dem Morgen irgendwie glücklicher wirkte, als wäre etwas Großartiges passiert. Selbst Draco strahlte eine gewisse Ausgeglichenheit aus und sie gaben mit ihrem Glück noch mehr an als sonst. Unbewusst. Was für Blaise sicherlich nicht einfach zu ertragen gewesen war. Was passiert war...? Sie konnte nur spekulieren, aber sie konnte es sich dennoch denken. „Ich glaube, du hast Recht.“, murmelte sie leicht zerknirscht. Jetzt kam ihr ihre Idee regelrecht vermessen vor. ~*~*~*~ Blaise seufzte leise auf. Genauso wenig wie ihr war ihm die Ausstrahlung von Harry und Draco entgangen - und dass sie sich noch näher schienen als zuvor. Es freute ihn für Draco und zugleich musste er dieses Monster namens Eifersucht niederkämpfen und im Zaum halten, damit er nicht am Ende Gefahr lief, alles, was ihm wichtig war, zu verlieren. Und dennoch war er noch immer bereit, für Draco durch die Hölle und zurück zu marschieren. Das war verdreht. Voll und ganz verdreht. Und er wusste das ganz genau. Langsam streckte er die Hand aus, ergriff Hermiones Finger und drückte sie. „Ist okay, Mione. Ist okay...“, sagte er mit einem leichten Lächeln. ~*~*~*~ Sie lächelte schüchtern zurück. „Ich bin trotzdem für dich da, wenn du reden willst, okay?“, sagte sie leise. Es war wirklich schwer. Harry war glücklich, ein Umstand, mit dem sie frühestens in zehn Jahren wieder gerechnet hatte, nach dem Desaster in dem Labyrinth, und sie wollte Harry auch nie wieder so sehen, wie er gewesen war, bevor er mit Draco zusammengekommen war. Andererseits hatte sie auch Blaise lieb gewonnen und ihn so zu sehen, tat auch weh. Es war ein Zwiespalt, der in ihr wuchs, dem nicht zu entkommen war. Am besten wäre es wohl, wenn einer Draco aufgeben würde, aber das konnte man von keinem verlangen. ~*~*~*~ „Okay.“ Blaise lächelte nach einem Augenblick, dann ließ er ihre Hand wieder los. „Komm, lass uns weitermachen.“ Er griff nach einem der Bücher. „Ich hatte hier noch etwas gesehen...“ Konzentriert und mit stummem, zwischenzeitlichem Blickaustausch arbeiteten sie weiter. Doch auch wenn sie sich den Rest der Zeit auf ihre Aufgabe konzentrierten, kamen sie kaum voran. Danach führte sie ihr Weg in den Arithmantikklassenraum, wo sie Professor Vektor aufs Neue forderte. Doch während Hermione und Pansy gut mit dem Unterricht mitkamen, hing Blaise seinen Gedanken nach. Hin und wieder warf er einen Seitenblick zu Draco hinüber, der noch immer eine Zufriedenheit ausstrahlte, die fast schon unheimlich war. ~*~*~*~ Hermione beobachtete Blaise aus den Augenwinkeln, bevor sie sich seufzend an ihre Aufgabe zum Unterricht machte. Neben dem Blatt lagen die Rechnungen zu Tom Riddle, die sie nebenbei weiter bearbeitete. Pansy blickte auf das Papier hinab, das zum größten Teil mit winzigen schwarzen Zahlen und Zeichen voll gekritzelt war, dann sah sie zu Hermione hoch. Ihr war da etwas aufgefallen, was sie irritiert hatte. „Sag mal, haben sich deine Interessen geändert?“, fragte sie und nickte zu Blaise hinüber, als die Gryffindor verwirrt aufsah. „Ron, Blaise...“ Hermione lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte sie leise. „Er hat Schwierigkeiten, das ist alles...“ Pansy blickte sie nachdenklich an. „Schwierigkeiten?“ „Nicht so wichtig, er kommt damit klar.“ „Aber er hat mir gar nichts gesagt.“, beschwerte sich das Slytherinmädchen. Hermione grinste. „Mir auch nicht, aber er hatte keine Chance.“ „Und was...“ „Geheimnis.“, sagte Hermione ganz plötzlich ernst. „Und ich bitte dich, ihn mit Fragen diesbezüglich nicht zu löchern. Er kommt von selbst, wenn er Hilfe braucht, hat er gesagt.“ Es war Pansy anzusehen, dass sie damit so gar nicht einverstanden war, aber sie nickte. Sie wusste ja, dass man Problemlösungen nicht erzwingen konnte. „Aber...“ Sie verstummte, als sie Hermiones plötzlich gerunzelte Stirn bemerkte, die Sorge in ihrem Gesicht. „Was ist?“, wollte sie besorgt wissen. Das konnte unmöglich gut sein. „Ron… Nachrichten aus der Zukunft.“, erklärte sie, dann kramte sie ihr Gedankenbuch heraus und benachrichtigte Blaise, Draco und auch Pansy, dass sie sich wegen wichtiger Neuigkeiten nach dem Unterricht in diesem Klassenraum treffen würden... Draußen regnete es schließlich noch immer. ~*~*~*~ Sowohl Draco als auch Blaise waren nicht besonders erfreut über Hermiones Nachricht. Der Blonde machte sich augenblicklich Sorgen um seinen Freund. Bei der letzten Prophezeiung war Harry durchgedreht. Was, wenn dieses Mal genau das Gleiche passierte? Er presste die Lippen fest zusammen, bis sie nur noch ein schmaler Strich waren. Eine warme Berührung brachte ihn dazu, aufzublicken. Blaise lächelte ihn beruhigend an. „Es wird alles gut, okay?“, flüsterte er tonlos. Matt nickte der Blonde. Er glaubte zwar nicht daran, aber diese Geste war wirklich lieb. Er bemühte sich, ein Lächeln aufzusetzen, doch es geriet reichlich schief. Schließlich war der Unterricht vorbei. Die vier brachen zusammen auf und kamen noch vor Ron und Harry in dem leeren Klassenraum an. Draco setzte sich auf einen Tisch, baumelte mit den Beinen und konnte seine Anspannung kaum verstecken. Er bemühte sich auch gar nicht erst darum. Blaise und Pansy hockten sich mit untergeschlagenen Beinen gegenüber auf einen Tisch, während sich Hermione an die Fensterbank lehnte. Sie schwiegen und warteten auf die anderen beiden. ~*~*~*~ Die beiden Gryffindors ließen etwas länger auf sich warten und als sie endlich ankamen, war Harry leicht angepisst. Ron hibbelte herum und schloss die Tür. „Diese verdammte Pomfrey!“, knurrte Harry böse, ging zu Draco und seufzte. „Die ist schlimmer als Mione und du im Bemuttern.“ Sie hatte Harry auf dem Weg hierher dazu genötigt, auf die Krankenstation zu kommen und seinen Trank zu schlucken, den er freiwillig mit Sicherheit nicht mehr abgeholt hätte. Ron wartete geduldig ab, lächelte nur, als Harrys Miene sich zu einem Lächeln wandelte und er seinen Freund zur Begrüßung küsste. Hermione hatte nicht soviel Verständnis. „Also, was hat er gesagt?“, platzte sie heraus und stieß sich vom Fensterbrett ab. Der Rotschopf wurde sofort ernst. „‚Geister werden den Käfig sprengen und die Plage kehrt wieder.’“, rezitierte er rau. ~*~*~*~ Ohne irgendein Wort zu sagen, schlang Draco seine Arme um Harry und zog ihn an sich. Die Vorhersage klang nicht gut. Gar nicht gut. Und seine Sorge verstärkte sich nur noch. Pansy und Blaise dagegen begannen über den Sinn dieser Worte zu rätseln. „Geister werden den Käfig sprengen und die Plage kehrt wieder...“, wiederholte Pansy nachdenklich. „Klingt, als wenn irgendwer... ausbricht.“ Sie sahen sich an. „Askaban!“, riefen beide gleichzeitig. ~*~*~*~ Hermione nickte bestätigend, während Harry Ron musterte. Warum hatte er nicht gesagt, dass er mal wieder eine Prophezeiung gemacht hatte? Andererseits hatte er ja nur damit gewartet... Dann ging ihm auf, was damit gemeint war. „Askaban?“, fragte er betroffen und biss sich auf die Lippe. „Das heißt...“ „Die Todesser werden die Dementoren auf ihre Seite ziehen.“, vollendete Hermione leise, wandte sich sofort an Ron. „Hat er gesagt wann?“ Der Rotschopf schüttelte den Kopf. „Weiter nichts. Es hat auch sonst niemand mitbekommen.“ Sie nickte nur. Harry lehnte sich gegen Draco. Irgendwie war er erschöpft. „Voldemort hat das angekündigt. Die Lestranges sind dort; er will sie ehren, weil sie ihm treu geblieben sind die Jahre über.“ Unbewusst schlang er die Arme um den Körper. Bei dem Gedanken an den letzten Sommer war ihm regelrecht kalt geworden. „Er will die Lücken schließen, die seine Abwesenheit gerissen hat.“ ~*~*~*~ Draco streichelte Harry zart über den Rücken. Das schien ihm gerade das einzige zu sein, was er tun konnte. Das Reden übernahmen die anderen und es gab nichts, was irgendein anderer nicht hätte sagen können. „Wir müssen es Dumbledore sagen...“, meinte Pansy leise. „Er muss es wissen und vielleicht...“ Sie blickte hoffnungsvoll in die Runde. „Vergiss es, Pansy.“, holte Blaise sie unsanft in die Wirklichkeit zurück. „Prophezeiungen erfüllen sich. Daran gibt es nichts zu rütteln. Prophezeiungen kann man nicht ändern!“ ~*~*~*~ Hermione nickte. „Das haben wir bei Hagrid gesehen. Obwohl wir versucht haben zu helfen, konnten wir nichts tun. Außerdem weiß es Dumbledore eh.“ Ron nickte. „Ich habe ihn gesehen. Er hat uns so einen ernsten Blick zugeworfen, als hätte er sagen wollen ‚macht keinen Unsinn’.“ „Ach darum...“ Harry seufzte. Er hatte sich schon gewundert, was das zu bedeuten hatte. Irgendwie war das seltsam. Sonst hatte er sich immer aufgeregt, wenn so etwas anstand, aber diesmal... Sie hatten doch keine Chance, oder? Sie wussten doch nicht einmal wann. Sie kamen aus Hogwarts nicht weg, wie Dumbledore schon zweimal bewiesen hatte. Er würde sie wieder aufhalten... Und zudem wären sie nicht stark genug, um den Gegnern ernsthaft entgegentreten zu können... Das war deprimierend. „Harry, wie ist das mit dem Patronus?“ Hermione riss ihn aus seinen Gedanken, indem sie seinen Namen aussprach. „Kannst du ihn uns beibringen? Wenn wir uns wirklich mit denen anlegen wollen, sollten wir auch etwas Wirksames gegen sie in der Hinterhand haben.“ Harry zuckte nur mit den Schultern. Wenn er daran dachte, was dieser Zauber allein bei ihm für Strapazen gekostet hatte, hatte er wenig Lust dazu, aber sinnvoll wäre es gewiss. „Wir brauchen dazu einen Irrwicht, sonst wird das nichts. Meinst du, wir können so etwas bekommen?“ Er hatte wenig Lust darauf. Allein der Gedanke an die Gefühle, die diese widerlichen Wesen in ihm auslösten, war schon grausam genug. Hermione zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ Sie wandte sich an die anderen. „Weiß einer von euch, ob so etwas in Hogwarts lebt?“ Ron schüttelte nur den Kopf. ~*~*~*~ Pansy zuckte mit den Schultern, während Blaise nur trocken meinte, dass es in Hogwarts bekanntlich alles gebe. „Du vergisst, dass ein Irrwicht kaum jemandem von uns einen Dementor zeigen wird.“, warf Draco schließlich ein. „Hast du vergessen, dass ein Irrwicht jedem seine persönliche größte Angst zeigt?“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch und wenn er Harry nicht dabei liebevoll die Arme um die Taille gelegt hätte, hätten seine Worte vermutlich noch belehrender und arroganter geklungen, als sie es ohnehin schon taten. „Also üben wir trocken.“, entschied Blaise. „Das sollte vorerst reichen.“ Er war wenig scharf darauf, seiner größten Angst vor Augen der anderen gegenüberzutreten. „Wir könnten auch überlegen, später einen Illusionszauber zu verwenden, um so ein Ding zu simulieren.“, schlug Pansy vor. „Ja, oder wir verkleiden Draco...“, spielte Blaise mit einem schelmischen Grinsen auf eine gewisse Episode in Dracos Vergangenheit an, was ihm einen äußerst tödlichen Blick des Blonden einbrachte. ~*~*~*~ Harry lachte nur. Er hatte das mit dem Irrwicht tatsächlich vergessen. Wahrscheinlich wäre das eine ziemlich peinliche Sache geworden, wenn der Irrwicht sich in Draco verwandelt hätte und vor seinen Augen qualvoll gestorben wäre. Irgendwie... „Versuchen wir es trocken, aber einfach ist das nicht.“ Dann wandte er sich zu Draco um. „Aber das mit der Verkleidung...“ Er grinste. „Das überlegen wir uns als Ablenkung für den Tag X, ja?“ ~*~*~*~ Draco zog einen Schmollmund und bekam unwillkürlich rote Ohren. Er hasste es, an das Verhalten erinnert zu werden, das er einmal an den Tag gelegt hatte. „Sollen wir direkt anfangen?“, erkundigte sich Blaise und lehnte sich zurück. Seine Augen ruhten auf Draco, dessen Gesicht eine Mischung von Verlegenheit, Unbehaglichkeit und ein bisschen Wut zeigte. ~*~*~*~ Hermione nickte. „Wenn keiner was dagegen hat?“ Ron blickte sie kläglich an. „Und was ist mit Abendessen?“, fragte er leidend. „Wir haben heute noch Training und Madam Pomfrey meinte, Harry solle das auf keinen Fall ausfallen...“ „Vergiss die.“, murrte Harry. „Ich habe keinen Appetit.“ ~*~*~*~ „Ihr fangt an.“, entschied Draco. „Pansy und ich werden uns etwas zu essen besorgen.“ Er stand auf, gab Harry einen sanften Kuss und zog Pansy dann mit sich. Sie waren aus der Tür, ehe irgendjemand protestieren konnte. „Okay...“ Blaise blickte ihnen einen Augenblick nach und sah dann die anderen an. „Dann lasst uns anfangen.“ ~*~*~*~ Harry seufzte und nickte, lächelte dann. Sie waren einfach zu lieb. Alle miteinander. „Der Zauber basiert auf dem schönsten Gefühl, das ihr in euch finden könnt.“, begann er und stellte amüsiert fest, dass Hermione gespannt an seinen Lippen hing. Sie wusste mit Sicherheit, worum es ging, hatte es nach seinem Zauber damals hundertprozentig nachgeschlagen, aber offensichtlich war sie gescheitert. Jetzt nickte sie nur. Er fuhr fort: „Ihr wisst sicherlich, dass die Dementoren einem alle positiven Gefühle aussaugen, dass sie das Glück der Menschen fressen. Und trotzdem müsst ihr einen ausreichend glücklichen Gedanken in eurem Herzen haben, damit der Zauber stark genug sein kann.“ Er lächelte Ron an, der ihn reichlich verwirrt anblickte. War das wirklich so schwer, ein paar glückliche Gedanken zu haben, während man zauberte? Klar hatte er mitbekommen, dass Harry ihn konnte, aber das war auch schon alles. „Der Spruch ist Expecto Patronum...“, erklärte Harry ungerührt weiter, was schließlich Blaise sprechen ließ. „Also Glück und dieser Zauber? Mehr nicht?“ „Versuch es.“, sagte Harry. „Es ist nicht so leicht.“ ~*~*~*~ „Okay...“ Blaise zog seinen Zauberstab und schloss einen Augenblick lang die Augen. Ein wirklich glücklicher Gedanke... Er nahm den Moment, als sie alle miteinander Freundschaft geschlossen hatten, dann versuchte er den Zauber zu wirken – und scheiterte. Missmutig blickte er auf den Zauberstab. „Wohl doch nicht so einfach...“, musste er eingestehen. ~*~*~*~ „Mir hat es damals geholfen zu wissen, dass ich und Sirius weiterleben würden.“, sagte er und Hermione schoss einen giftigen Blick auf ihn. Er zuckte grinsend mit den Schultern. „Versuch es mit einem Moment, der dich wirklich glücklich gemacht hat, einer, von dem du sagen kannst, die Zeit hätte stillstehen dürfen und du hättest es nicht bereut.“ ~*~*~*~ Blaise nickte leicht und begann zu überlegen. Es folgten noch sechs weitere Fehlversuche und er war kurz davor, seinen Zauberstab in die Ecke zu pfeffern. Dann kam ihm noch eine Erinnerung. Draco. Er war es doch, der ihn immer am glücklichsten machte. Also... „Expecto Patronum!“ Eine kleine leuchtende Schildkröte löste sich von der Spitze des Zauberstabes und zerfloss nach zwei Metern in der Luft. ~*~*~*~ Harry klatschte begeistert in die Hände. Das war schnell gegangen. Und wie! Man hatte sogar die Form erkannt. Claire! „Klasse!“, rief er und Hermione klopfte dem schwarzhaarigen Slytherin auf die Schulter. „Du bist echt gut! Jetzt ich!“ Sie suchte ihren Zauberstab aus dem Rucksack und überlegte anschließend einen Moment. Wirklich nur einen Moment später begann sie zu lächeln, dann zauberte sie und aus der Spitze brach ein silbrigweißes winziges Viech hervor, das wie ein Irrwisch durch den Raum titschte. Rons Augen wurden groß. „Ist das... Pig?“ Hermione wurde rot. Sah doch verdammt danach aus, nicht wahr? „Pig ist dein glücklichster Gedanke?“ Harry brach in Lachen aus. Ron hatte das vollkommen falsch verstanden! Das war doch... ~*~*~*~ Blaise grinste und schlug Ron leicht auf die Schulter. „Weißt du, die Form des Patronus’ hat nichts mit dem Gedanken selbst zu tun. Ich habe gerade nämlich nicht an Claire gedacht.“ Er zwinkerte dem Rotschopf fröhlich zu. ~*~*~*~ Draco und Pansy hatten die Große Halle schnell erreicht und sich mit Essen eingedeckt. Auf dem Rückweg brachte es der Blonde dann endlich über sich, das zu fragen, weshalb er sie überhaupt zu seiner Begleitung bestimmt hatte. „Was ist mit Blaise los?“ Pansy blickte verwirrt zu ihm, dann zuckte sie mit den Schultern. „Genau weiß ich es nicht. Hermione hat mit ihm geredet. Aber... du solltest ihn vielleicht direkt fragen.“ Sie stockte. „Aber es ist schon komisch, dass er nicht mit dir geredet hat. Das tut er doch sonst, oder?“ Draco zog die Schultern hoch. „Nein...“, erwiderte er kleinlaut. „Er redet mit mir nie über das, was ihn belastet. Ich hatte von der Sache mit seinen Eltern keine Ahnung.“ Er blieb stehen und als er Pansy anblickte, konnte sie eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen sehen. „Er ist immer für mich da, Pansy. Er hört mir immer zu. Aber... mich sperrt von seinen Problemen aus.“ Das Mädchen lächelte ihn aufmunternd an. „Vielleicht, weil du früher nie einen Sinn für etwas anderes als dich hattest. Rede mit ihm, Draco. Etwas anderes kannst du kaum tun.“ Der Blonde nickte stumm und ging langsam weiter. Sie schwiegen noch immer, als die das Klassenzimmer erreichten. ~*~*~*~ Die Insassen lachten gerade über Ron. Der Rotschopf machte sich komplett zum Narren. Er meinte, der Gedanke an Freundschaft wäre zu gut, um etwas wie Pigwidgeon auf den Plan zu rufen. Hermione hätte nicht die Wahrheit gesagt und an etwas Banaleres gedacht. „Ich würde an meine Aufnahme ins Quidditchteam denken!“, sagte er. „Das wird nicht funktionieren.“, sagte Harry freundlich. „Du redest nicht überzeugt genug. Der Gedanke wird nicht reichen.“ „Das sagst du!“ „Das sage ich.“ Harry nickte ernst. „Aus Erfahrung!“ „Aber...“ „Versuch’s einfach.“ „Das wird...“ Die Tür ging auf und er unterbrach sich, denn die Stimmung wurde wie mit einem Messer zerschnitten, als Draco und Pansy eintreten. „Hey...“ Harry stand auf. „Was ist denn passiert?“ ~*~*~*~ „Nichts.“ Draco lächelte, gab ihm einen Kuss und stellte seine Beute auf einem der Tische ab. Pansy wechselte einen kurzen Blick mit Hermione und stellte ihre Last ebenfalls ab. Sie zog es vor, lieber nichts zu sagen und sich einfach stumm neben ihre beste Freundin zu setzen. ~*~*~*~ Harry blickte seinem Freund mit einem misstrauischen Blick an, dann zog er ihn in die Arme und piekste ihm in die Wange. „Kannst du mir das später sagen?“, fragte er leise, damit die anderen das nicht hören konnten. ~*~*~*~ Der Blonde nickte leicht und wuschelte ihm durch die Haare. Später, ja, das war schon okay. Aber nicht jetzt und hier. Nicht vor Blaise. „Na los doch.“, sagte dieser in dem Moment. „Ron, versucht den Zauber und wir essen schon mal. Dann haben wir auch die Chance, etwas abzukriegen.“ ~*~*~*~ „Ich will auch was essen!“, protestierte Ron und Hermione grinste. „Dann musst du jetzt arbeiten, um eine Belohnung zu kriegen.“ Harry grinste. „Ein wirklich schöner Gedanke, Ron. Versuch es.“ Und nach diesen Worten nahm er Dracos Hand und zog ihn zu einem Tisch, der noch nicht belegt war. Er bekam ein Frikadellenbrötchen von Pansy, die auch Draco eines in die Hand drückte. Ron seufzte. Er schloss kurz die Augen, dann zauberte er. Mit Fehlschlag. Harry feixte. „Quidditch reicht nicht, Ron.“ ~*~*~*~ Draco biss von dem Brötchen ab und kaute leicht gelangweilt und mit wenig Appetit. Nachdem Ron zum x-ten Mal gescheitert war, war Pansy an der Reihe und brachte den Spruch nach einer Weile zustande. Draco dagegen erging es so wie Ron: Der Spruch weigerte sich zu funktionieren. Schließlich war es Zeit, dass Ron und Harry zum Training gingen. Pansy und Hermione brachen zu ihren Tränken auf, Pansy nicht, ohne Blaise ein Brötchen und einen Apfel in die Hand zu drücken und ihn dazu zu verdonnern, dass er darauf achtete, dass Draco beides aß. Die beiden Slytherinjungen verließen den Klassenraum als letzte. Ihr Ziel war es, ihr eigenes Training aufzunehmen – das in Schwarzer Magie. ~*~*~*~ Draco führte Blaise hinunter in die Kerker, wo sie einen abgelegenen Raum in einem der fernsten Seitengänge betraten. Hier würde vermutlich wirklich niemand mitbekommen, was sie taten. Und zur Sicherheit verhexte Draco den Gang noch mit einem Warnzauber und die Tür mit einem Siegelzauber. Sicher war sicher. „Hier. Von Pansy.“ Blaise drückte dem Blonden Apfel und Brötchen mit einem breiten Grinsen in die Hand. Draco verdrehte die Augen und lehnte sich gegen die Wand, während er erst gehorsam das Brötchen verspeiste und dann den Apfel. Er konnte schließlich kaum Harry dazu nötigen etwas zu essen, wenn er selbst es nicht tat... Sowohl Blaise als auch er musterten den Raum nun genauer. In einer Ecke stand eine Ritterrüstung, die ein wunderbares Ziel abgeben würde. Ansonsten war der Raum staubig und leer. Es war wahrscheinlich schon erstaunlich genug, dass er überhaupt beleuchtet war. „Also dann...“, sagte Blaise schließlich und verrückte die Rüstung magisch, bis sie geeignet stand. Sobald das erledigt war, reichte er seinen Zauberstab an Draco weiter, zog er sich an die Wand zurück und beobachtete Draco, der nun in die Mitte des Raumes schritt und sein Ziel fixierte. Der blonde Junge hatte die Lippen zusammengepresst und seine Miene zierte eine Mischung aus Konzentration und Widerwillen. Eigentlich wollte er diese Magie nicht anwenden, aber er sah dennoch auch die Chance, die diese Zauber für ihre Gruppe bieten konnten, und gleichzeitig war da eben auch etwas in ihm, das nichts anderes wollte, als diese Magie auch zu nutzen, das regelrecht danach hungerte. Und gerade letzteres machte ihm Angst, denn er hatte den Unterricht bei Tonks längst nicht vergessen. Vor allem nicht ihr ängstliches und entsetztes Gesicht. Sicher zehn Minuten stand er so da, wog den Zauberstab in der Hand und starrte die Rüstung an. Dann hob er den Stab und sprach den Fluch. Er dachte nicht weiter darüber nach, er ließ nur dieser unbändigen Wut in seinem Inneren freien Lauf. Das Metall der Rüstung wurde mit einem dumpfen Knall durch die Luft geschleudert, als sie von dem Zauber vollkommen zerfetzt wurde. Blaise quietschte erschrocken auf und sprang beiseite, als der Helm keine fünf Zentimeter neben ihm gegen die Wand knallte. „Draco!“ Er wollte noch etwas zu seinem empörten Aufschrei hinzufügen, doch die Worte erstarben ihm auf den Lippen. Dracos Gesicht war kreidebleich und seine grauen Augen glänzten unnatürlich. Er bebte am gesamten Körper und senkte dann mit geschlossenen Augen den Kopf. Diese Macht war erschreckend. Unendlich erschreckend und gefährlich. Sie war abgrundtief dunkel, nachtschwarz, höllisch-schwarz – und sie kam aus ihm, sie zeichnete ihn aus. Sie war seine große Begabung. „Draco?“ Blaise trat langsam auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Alles okay?“ Jetzt waren die grauen Augen stumpf, als der blonde Slytherin aufschaute und ganz matt lächelte. „Du machst dich damit kaputt.“, fuhr Blaise fort, als Draco nicht antwortete. „Du machst dich mit dieser Magie voll und ganz kaputt.“ Der andere sagte noch immer nichts, sondern lehnte seine Stirn nur gegen Blaises Schulter und schloss erneut die Augen. Mit einem leisen Seufzen strich ihm der Schwarzhaarige über den Rücken. Nach einer halben Ewigkeit, wie es ihm schien, richtete sich Draco wieder auf und meinte nüchtern: „Wir müssen einen Begrenzungszauber ziehen – oder einen Schutzzauber um uns legen. Ich kann es nicht kontrollieren.“ Er zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. Dass ihm bereits jetzt eiskalt war, ignorierte er. „Halte du einen Schutzschild aufrecht, während ich es gleich noch einmal versuche. Armamenta reparo!“ Die Rüstung setzte sich magisch wieder zusammen und stand einen Wimpernschlag später wieder so da, als wenn nichts geschehen wäre. Blaise wollte gegen Dracos weiteres Vorgehen protestieren, doch ein einziger Blick in dessen Augen hielt ihn davon ab. Dieser Entschlossenheit, die darin stand, hatte er nichts entgegenzusetzen. Außerdem war er doch hier, um Draco zu unterstützen... „Aber nur noch einmal. Danach zeigst du mir, wie dieser Zauber geht.“, sagte er schließlich fest und trat zurück, um den Schutzzauber mit Dracos Zauberstab um sie beide zu legen und aufrechtzuerhalten. Draco nickte nur und konzentrierte sich auf den nächsten Fluch. Diesmal versuchte er die Kraft, die er hineinsteckte, richtig zu dosieren. Doch das war weitaus leichter gedacht, als getan. Erneut griff er auf dieses schier unerschöpfliche Reservoir aus Hass und Wut in seinem Inneren zurück. Einen halben Atemzug später fetzten die Rüstungsteile erneut durch den Raum. Der Helm und eine Beinschiene prallten direkt vor dem Blonden von Blaises Schutzzauber ab. Draco war erschrocken zusammengezuckt und schenkte Blaise nun ein dankbares Lächeln. „Ich bekomme die Kraft einfach nicht dosiert! Wenn ich gegen Harry zaubere, kann ich kaum Energie in die Flüche legen. Und so...“ Er deutete auf die Rüstung. „Und so ist es absolut außer Kontrolle. Außerdem fühlt es sich beschissen an.“ Unzufrieden zog er die Augenbrauen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Er war ganz und gar nicht mit sich selbst zufrieden. Er reparierte die Rüstung und wollte zu einem weiteren Versuch ansetzen, doch Blaise legte ihm die Hand auf den Arm. „Nein. Jetzt bringst du mir diesen Fluch bei.“ Draco seufzte leise und nickte dann. „Okay... Der Explosio maximo soll – wie der Name schon sagt – große Explosionen hervorrufen. Sein Gegenstück ist der Implosio. Der wird praktisch genauso gewirkt. Das sind Schwesternflüche. Du musst den Stab so schwingen…“ – kurz machte er die Bewegung vor – „…und den Fluch aussprechen. Denk dabei an etwas, das dich wütend macht. Kratz das an Wut und Hass zusammen, was du besitzt und leg es in den Fluch hinein.“ Blaise nickte leicht. Das war ähnlich wie bei dem Patronuszauber vorhin. Konnte doch gar nicht so schwer sein. Er brauchte fünf Versuche, dann zerschlug es die Rüstung das erste Mal zu einem recht ordentlichen Haufen Metallschrott. Zehn Flüche später schaffte er es, recht eindrucksvolle Explosionen zu erzeugen, die jedoch bei weiten nicht die Durchschlagskraft von Dracos besaßen. Erschöpft ließ sich Blaise auf dem Steinboden nieder. Sein bester Freund setzte sich einen Augenblick später zu ihm. „Wie fühlst du dich?“, fragte Draco und zog sich seinen Umhang etwas fester um die Schultern. Ihm war immer noch eiskalt und er zitterte leicht. „Etwas erschöpft... Aber sonst ganz gut.“ Blaise lächelte ihn warm an. „Aber du... Du siehst gar nicht gut aus.“ Besorgnis lag in seiner Stimme. „Mir ist kalt.“, murmelte Draco leise. „Wie immer nach dieser Magie.“ Kommentarlos rutschte Blaise näher und schloss ihn in die Arme. Es stimmte. Draco war wirklich unnatürlich kalt. „Mir gar nicht...“, sagte der Schwarzhaarige verwirrt. „Komisch...“ „Vielleicht liegt das daran, dass dein schwarzmagisches Potenzial nicht so hoch ist wie meins...“, vermutete der Blonde und schmiegte sich etwas mehr in die warme Umarmung. Harrys Nähe hätte ihm wahrscheinlich noch besser getan, aber Blaises Nähe tat auch gut... „Möglich...“ Blaise strich ihm durch das Haar und kraulte ihm den Nacken. Still saßen sie so eine Weile auf dem kalten Boden, bis sich Draco ein Herz fasste und das tat, was ihm Pansy einige Stunden zuvor geraten hatte. „Ist mit dir alles okay? Du bist gestern so plötzlich verschwunden. Und heute... heute warst du so komisch...“ Draco wich etwas zurück, um Blaise besser ansehen zu können. „Ich mache mir Sorgen...“ Blaise durchfuhr bei dieser Frage ein eisiger Schock. Nein..., dachte er nur. Nein... Er wollte Draco eigentlich nicht belügen, doch was sollte er denn anderes tun? Er konnte ihm doch kaum die Wahrheit sagen! Das war einfach absolut unmöglich! Der Schwarzhaarige biss sich auf die Lippe und schlug die Augen nieder. „Ich...“, setzte er an und brach dann wieder ab. Was sollte er denn sagen? Was denn? „Bitte...“ Draco hob sein Kinn mit den Fingerspitzen an. „Schließ mich nicht aus. Bitte... Rede mit mir über das, was dich beschäftigt. Ich weiß, dass ich dir in der letzten Zeit und besonders in den letzten Jahren nie so ein guter Freund war wie du mir. Aber das möchte ich ändern. Ich möchte so für dich da sein, wie du für mich. Also bitte: Rede mit mir.“ Blaise blickte ihn mit leicht geöffneten Lippen an und musste Tränen der Rührung aus seinen Augen blinzeln. Das war so ziemlich das Netteste, was Draco jemals von sich aus zu ihm gesagt hatte. Es überschritt ein ‚Ich brauche dich’ bei weitem und war ohne Zwang gesagt wie sein Freundschaftsliebesgeständnis am gestrigen Tag, das trotz allem einen bitteren Beigeschmack für Blaise besessen hatte. Aber... was sollte er darauf antworten? Die Wahrheit wäre angemessen, aber sie auszusprechen...? Nein! Nein, das ging einfach nicht! „Ich... Draco...“, setzte Blaise an und lächelte verzweifelt. Nein, eine direkte Lüge war genauso unmöglich wie die Wahrheit. „Ich möchte... nicht darüber reden, okay? Mione... Sie hat mir das auch schon angeboten, aber ich kann einfach nicht...“ Der Blonde sah ihn eine Weile schweigend an und musterte sein Gesicht so genau, als wenn er es niemals wieder sehen würde. „Okay.“, sagte er schließlich und nickte. „Aber versprich mir, dass du zu mir kommst, wenn du reden willst. Jederzeit!“ Blaise zwang sich zu einem breiteren, fröhlicheren Lächeln. „Natürlich.“ Sie schwiegen erneut eine Weile und hingen ihren Gedanken nach, wobei Draco irgendwann begann, gedankenverloren mit einigen von Blaises Haarsträhnen zu spielen. Auf irgendeine ganz eigene Art liebte er Blaises Haare. Doch die Sorgen, die er sich um seinen besten Freund machte, waren kaum geringer geworden, denn schließlich hatte Blaise keinen Ton gesagt, aber dieses Versprechen beruhigte ihn zumindest ein bisschen. „Es tut mir Leid, dass ich nie da war.“, sagte der Vertrauensschüler schließlich. „Dann, wenn du mich am meisten gebraucht hättest... Das mit deinen Eltern, das habe ich viel zu spät erfahren. Ich habe dich viel zu sehr allein gelassen. Und genau das will ich ändern. Ich...“ Blaise unterbrach ihn, indem er ihn heftig umarmte und leise raunte: „Wenn du mich unbedingt zum Heulen bringen willst, dann mach ruhig weiter so...“ Draco lächelte verlegen. „Das will ich gar nicht... Ich will nur...“ Blaise wich zurück und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Ich habe schon verstanden, was du sagen willst. Ich bin dir dankbar, Draco. Und zwar aus tiefster Seele.“ Er lächelte weich. „Ich glaube übrigens, dass es langsam Zeit für deine Runde wird...“ „Oh.“ Draco zog seine Taschenuhr hervor. Noch ein Überbleibsel der Vergangenheit…, blitzte es kurz in seinen Gedanken auf. Blaise hatte voll und ganz Recht. Es wurde höchste Zeit. Sie lösten den Siegelzauber und beendeten ihre magische Alarmanlage. Dann begleitete Blaise Draco auf seiner Runde und wie selbstverständlich nahm der Blonde bald seine Hand, was Blaises Ohren zum Leuchten brachte. „Ist mir dir und Ron wieder alles klar?“, fragte Blaise irgendwann, nur um überhaupt etwas zu sagen und nicht die ganze Zeit schweigend und tödlich verlegen neben Draco herzudackeln. Dessen Miene verriet keinerlei Bewegung angesichts dieser Frage. „Wird sich zeigen.“, antwortete er knapp. „Nun, wenn du weiter so eisig bist...“ „Was erwartest du denn? Eine Entschuldigung nach allem, was er gesagt und verursacht hat, und die Welt ist wieder in Ordnung?“ Die Worte waren heftig ausgesprochen. „Vergiss es.“ „Es braucht Zeit...“, murmelte Blaise unhörbar. „Alles braucht eben Zeit...“ Den Rest des Weges zum Slytheringemeinschaftsraum brachten sie schweigend hinter sich. Vor der nassen Wand blieben sie stehen und lösten erst jetzt ihre Hände. „Also dann... Schlaf gut und bis Morgen.“ Doch noch bevor sich Draco zum Gehen wenden könnte, umarmte ihn Blaise noch einmal und gab ihm einen federleichten Kuss auf die Wange. „Bis Morgen.“, bestätigte der Schwarzhaarige und verschwand nach dem Aufsagen des Passwortes im Durchgang zum Gemeinschaftsraum. Draco seinerseits machte sich auf zum Raum der Wünsche. Es war wirklich spät geworden. Sehr viel später als er erwartet hätte. Wahrscheinlich war Harry schon da und wartete auf ihn... Ohne es zu bemerken beschleunigte er seinen Schritt und rannte bald fast zu ihrem gemeinsamen Zuhause. ~*~*~*~ Das Quidditchtraining hatte ungewöhnlich gestartet. Angelina hatte sie fliegen lassen. Immer im Kreis, in einem so kleinen Kreis, dass Ron schon nach wirklich kurzer Zeit einen echten Drehwurm hatte. Dann hatte sie einen Richtungswechsel angeordnet und danach waren die Befehle für weitere nur so auf sie eingehagelt. Reaktionstraining. Und als das vorbei war, hatte sie den Zwillingen das Feld überlassen. Was diese sich ausgedacht hatten, grenzte an Terror. Zumindest für Harry, der sowieso ein kleinwenig Probleme hatte, auf dem Besen zu sitzen. Im Grunde war es nicht schlimm. Sie hatten kleine Kugeln vorbereitet, die in einer kleinen Schatulle lagen. Harmlose, kleine Bälle, die gelblich leuchteten. In einem wirklich schrecklichen Gelb. Der Sinn dieser kleinen Bälle wurde klar, als sie anordneten, dass sie einfach das tun sollten, was sie immer taten: spielen. Ron im Tor, die drei Mädchen als Jäger, das Tor angreifend, sie selbst als Treiber, die anderen mit ihren Schlägen belästigend, und Harry als Sucher. Wie immer. Die kleinen Bälle hatten wohl nur darauf gewartet, denn sie erhoben sich allesamt in die Luft, schwirrten wie Eier umher, die einen Trisel hatten. Vollkommen ungefährlich und lächerlich. Dachte Harry. Bis er die erste Begegnung mit ihnen hatte. Er streifte den Ball mit dem Ärmel… „Du wirkst heute so selbstbewusst!“, schnarrte ihm eine quäkende Stimme entgegen. „Hat das was zu bedeuten?“ Harry wäre vor Schreck fast vom Besen gefallen. Was war denn das? Was wollte dieser… Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gedacht, da prallte er rücklings in den nächsten. „Was ist los mit dir? Heute nicht gut gefrühstückt?“ Diese Eier pöbelten ihn an! War denn das zu fassen? „Ich habe den Eindruck, dass du nachgelassen hast! Liegt das an deinem Schatz?“ Harry starrte das Ding entsetzt an. Das klang ja, als wüssten diese Teile Bescheid! Das war doch wohl… Mit einem gewagten Schlenker wich er dem nächsten Ball gerade noch so aus, erhob sich höher in die Lüfte und stellte eine erschreckende Tatsache fest. Die Bälle, die er erwischt hatte, hatten sich geteilt. Sie teilten sich und füllten schon jetzt fast die ganze Luft im Quidditchfeld aus. Ron unter ihm war der Panik nahe! „Was macht dein Schatz? Wird er dich gewinnen lassen in Zukunft? Oder hat er das in den letzten Jahren schon immer…“ Harry beschleunigte. Das war die Hölle. Diese Sätze waren lächerlich berechnend! Sie versuchten ihn da zu kriegen, wo er verletzlich war, ohne dass es wirklich etwas mit dem Spiel zu tun hatte. Das waren vollkommen slytherinmäßige Pöbeleien, wie man sie von Draco früher gewohnt gewesen war! Schrecklich! „Fliehst du et…“ Immer höher und höher flog er, sah, wie die Bällchen ihm folgten, versuchte sie abzuhängen, doch es wurden immer mehr, weil die Mädchen und die Zwillinge sie nicht beachteten. Sie provozierten diese bescheuerte Teilung! Harry verstand den Sinn hinter der Übung, als er den Schnatz sah. Es war mentales Training. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Er musste mit ungetrübtem Blick bei der Sache sein, durfte nicht auf dumme Sprüche reagieren, die ihm mit Sicherheit an den Kopf geworfen wurden. Es war so einfach… Ein helles Glitzern in der Sonne lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich und er schoss los. Hinter sich löste er eine Kettenreaktion an dummen Anschuldigungen aus, die er allesamt nicht wahrnahm. Er bemerkte nicht, wie er weitere Bällchen aus dem Weg fegte, tauchte unter einem Klatscher durch, der von einem Bällchen beleidigt wurde, dann griff er nach dem Schnatz. Seine Finger schlossen sich um die glitzernden Flügelchen und er stoppte, ließ den nächsten Klatscher vor sich passieren, bevor er Fred, der auf ihn gezielt hatte, die Zunge rausstreckte und fröhlich mit dem Schnatz winkte. Um ihn herum herrschte ein wahrhaft ohrenbetäubendes Stimmengewirr. Fred kam zu ihm. „Lange Leitung, Harry-Schatz. Im Spiel wie in der Liebe, nicht wahr?“ Harry blinzelte ihn an. Was bitte? Was sollte das denn heißen? „Ihr habt es aber gestern geschafft, oder?“ George war neben ihm. Sein linker Zeigefinger steckte in seinem Ohr, weil eines der Bällchen direkt hineinquäkte. „Heute in der Schule hattet ihr beide dieses selbstzufriedene Grinsen auf dem Gesicht.“ „Und, wie ist es gewesen?“ Harry wechselte die Farbe. „Was geht euch das an?“, fragte er bissig. Über Freds Gesicht ging ein Leuchten, während George meinte: „Immerhin sind wir deine Mentoren. Wir haben ein Recht darauf!“ „Das einzige Recht, das ihr habt, ist das auf eine Tracht Prügel!“, gab Harry zurück. „Eine solche Frage überhaupt zu stellen!“ Fred beförderte den herannahenden Klatscher wieder zurück zum Ausgangspunkt. „Ich finde, du bist unfair.“, maulte er. „Wir haben dir geholfen!“ Lächelnd entließ auch Harry den Schnatz wieder. „Was nicht heißt, dass ihr eine Exklusivschilderung bekommt.“ Der goldene Ball schwebte einen Augenblick vor seinem Gesicht, sirrte nach links, nach rechts, dann schoss er davon. „Trotzdem… danke, Jungs!“, rief er, dann jagte Harry ihm nach, ließ den Pulk und die schier undurchdringlich wirkende Masse an Beleidigungsbällchen hinter sich, um erneut das zu jagen, das er kriegen musste. ~*~*~*~ Als Draco den Raum der Wünsche betrat, kam Harry gerade aus dem Badezimmer. Einige Wassertropfen liefen ihm noch quer über die Brust und er trug nur ein Handtuch um die Hüften. Mit einem lasziven Lächeln ging der Blonde zu ihm hinüber, gab ihm einen leichten Kuss und zog einige der feuchten Spuren mit dem Finger nach. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, lächelte sachte und lehnte sich gegen ihn, nicht darauf achtend, dass er Draco damit nass machte. Sanft küsste er ihn. „Du schuldest mir noch eine Antwort.“, flüsterte er gegen die Lippen. ~*~*~*~ Draco strich ihm über den nackten Rücken und zog die Augenbrauen leicht zusammen. Genau... Die Sache als er mit Pansy zurückgekommen war... „Pansy hatte mir etwas zum Nachdenken gegeben... Ich hatte sie gefragt, was mit Blaise los ist... Und letztlich meinte sie, dass ich am besten selbst mit ihm reden sollte...“ Er schmiegte seine Wange an Harrys bloße Schulter. „Und das habe ich vorhin getan...“ ~*~*~*~ Harrys Blick wurde dunkel. Was mit Blaise los war… Tja, was war mit ihm los? Er hatte sich in seinen besten Freund verliebt, der einen anderen liebte, bei dem er also keine Chance haben würde, denn das hatte Draco selbst gesagt: Er ist mein bester Freund... Und als solchen liebe ich ihn… Das - nicht mehr. Aber irgendwie… Er hatte den Eindruck, dass Blaise gar nicht so viel daran ändern wollte. Er hatte ihn unter der Weide bei seinem Nervenzusammenbruch auch umarmt und zu trösten versucht, obwohl das seine Chance gewesen wäre, Draco für sich zu gewinnen… oder? „Und was hat er gesagt?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Dass er nicht darüber reden will...“ Draco seufzte leise. „Aber dass er zu mir kommt, wenn er es doch tun will...“ Der Blonde schloss einen Augenblick lang die Augen und fuhr gedankenverloren die Linien von Harrys Schulterblatt nach. „Es ist... schrecklich, dass ich nicht für ihn da sein kann. Ich meine, da kommt es endlich bei mir an, dass Freundschaft nicht nur einseitig sein kann, dass ich ihm nicht immer die Ohren voll heulen und ihn dann allein lassen kann, wenn er Probleme hat, und dann... dann will er nicht mit mir darüber reden...“ ~*~*~*~ Auf Harrys Lippen legte sich ein schmerzliches Lächeln. Draco war blind. Vollkommen blind gegenüber den Gefühlen der Menschen, die sie für ihn empfanden. Das war schon immer so gewesen. Irgendwie hatte er begriffen, dass er ihn liebte, hatte das bemerkt, aber bei den anderen war es anders. Blaises Gefühle sah er nicht, Pansys hatte er nicht wirklich gesehen oder beachtet. Er verschloss die Augen davor. Dabei konnte er sofort sagen, wenn ihn jemand hasste, denn das spürte er offenbar… Vielleicht sollte er mal mit Blaise reden. Allerdings… das würde wohl eher eine Kampfansage werden. Etwas nach dem Motto ‚Ich bin dein Freund, aber nimm mir meinen nicht weg’ oder so… Das wäre nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht. Blaise hatte es eh nicht einfach… „Lass ihm Zeit.“, murmelte er leise. „Blaise trägt vielleicht auch eine schwere Entscheidung mit sich herum. Oder eine Angst, die nicht einfach zu offenbaren ist…“ ~*~*~*~ Draco löste seinen Kopf von Harrys Schulter und blickte ihn an. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du mehr weißt als ich...“ Er legte den Kopf schief und zupfte an dem Handtuch herum. Seine grauen Augen blickten seinen Freund beinahe bettelnd an. „Sag es mir.“ ~*~*~*~ Harry erwiderte den Blick ernst. „Ich habe es dir einmal gesagt.“, erklärte er. „Jetzt musst du entweder selbst drauf kommen oder darauf warten, dass er es dir sagt.“ Es war gemein, wo Draco wohl wirklich ahnungslos war. Am liebsten hätte er es ihm sogar gesagt, aber andererseits war es Blaise gegenüber nicht fair. Wenn der nichts sagen wollte, dann war das sein gutes Recht. Und es kam ihm entgegen. Irgendwie… Er fühlte sich innerlich vollkommen zerrissen, wenn es um Blaise ging. Er war eifersüchtig auf ihn, sah ihn als Konkurrenten und Rivalen an, aber gleichzeitig war er sein Freund, wollte, dass es ihm gut ging, dass er glücklich war oder wurde… Und irgendwie ließ sich das nicht so wirklich vereinbaren. ~*~*~*~ Draco zog eine Schnute, sagte aber nichts weiter. Wenn Harry auf stur stellte, dann blieb er es auch. „Wie war das Training?“, wechselte er abrupt das Thema und fuhr mit den Fingerspitzen erneut über Harrys nackten Oberkörper. Er liebte dieses Gefühl von weicher Haut und leichter Nässe. Es war... faszinierend. ~*~*~*~ Harrys Gesicht wechselte zu einem blassen Rot. „Die Zwillinge haben genervt.“, murmelte er, dann grinste er. „Sie haben eine tolle Erfindung gemacht. Schimpfbällchen! Vielleicht können wir uns die ausleihen, wenn wir zu den Todessern gehen. Die sind wirklich treffsicher, hundertprozentig das Schlimmste, was du je erlebt hast, was Mobbing angeht!“ Er lachte und klatschte in die Hände und schlang sie im nächsten Moment um Dracos Hals. „Und es werden immer mehr!“ Strahlend blickte er ihn an. „Sie teilen sich bei jeder Aktivierung.“ ~*~*~*~ „Das konnte auch nur den Zwillingen einfallen...“ Der Blonde schüttelte leicht den Kopf. War ja klar. Typische Idee der Zwillinge... Die waren durchgeknallt genug für so etwas. „Besser nicht. Oder willst du, dass ich sie alle in die Luft jage?“ Mit dem Zeigefinger fuhr er Harrys Lippen nach. Sie waren schön warm, während seine Finger noch immer etwas kühl waren. Und das, obwohl ihm mittlerweile wenigstens wieder einigermaßen warm war. ~*~*~*~ Harry kicherte leicht, dann wurde er ernst. Ihm war vorhin schon aufgefallen, dass Draco kalt war, aber er hatte es darauf geschoben, dass er von draußen kommen könnte. Ihm war vorher ja auch ein wenig kalt gewesen. Aber nun… irgendwie war das anders. Es war fast so wie nach dem Training bei Tonks, nur dass er diesmal offenbar nur körperlich behelligt worden war. Oder… hatte er den geistigen Moloch schon hinter sich gebracht? Schwarze Magie… Wie sehr er sie hasste. Wahrscheinlich hatte er sie mit Blaise ausprobiert, als er mit ihm zusammen gewesen war, um mit ihm zu reden. Zuzutrauen wäre es ihnen beiden. Dass sie weiter probten. Mit Blaises Zauberstab, wie Draco auch schon mit seinem gezaubert hatte, weil seiner blockiert war. Aber dass er ihm das nicht sagte… Er zog Draco ein wenig näher, küsste ihn, während sich seine Lippen ein klein wenig kräuselten. „Du bist ganz kalt.“, erklärte er ohne sich von seiner Beute zu trennen. „Was hältst du von einer Dusche? Heiß und belebend.“ ~*~*~*~ „Nur, wenn du mitkommst...“, lächelte der Slytherin und löste das Handtuch von Harrys Hüften. Achtlos ließ er es zu Boden fallen. Ganz leicht strich er über seinen Po. „Weißt du eigentlich, wie verdammt verlockend du aussiehst?“ Sachte küsste er den Gryffindor auf den Mund und zupfte dann leicht mit den Zähnen an seiner Unterlippe. ~*~*~*~ Harry tat, als müsse er darüber ganz akut nachdenken, doch dann nickte er. „Ich denke, das ist angemessen, dann kriegen wir dich vielleicht auch wieder vollkommen warm, hm?“ Er zwinkerte ihm verschwörerisch zu, dann zog er seinen Freund Richtung Dusche. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And all the memories That come at night And steel my sleep The neverending game Of love and pain I'm in too deep ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Spätestens jetzt dürfte allen klar sein, was in dem guten Blaise vorgeht, oder? Das ist ein klassischer Fall von absoluter Eigendynamik. So war das anfangs gar nicht gedacht gewesen... Ach ja, und der erste, der behauptet, wir würden alle verschwulen, bekommt eine Gratiskopfnuss. Blaise ist bi. >.< Danke. Shi: Bitte. ^^ *breitgrins* Außerdem, wer außer Harry und Draco ist denn schwul? Blaise… Du sagst bi. Die Zwillis sind Narzissten, schließlich lieben sie so was wie ihr Spiegelbild. Außerdem bezweifle ich, dass sie nicht doch an Angie und Katie interessiert sind. Und sonst? Mir fällt sonst keiner ein. auf dem See ----------- Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Aerosmith – I don’t want to miss a thing. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 94: Auf dem See Die nächsten Tage spielten sich alles in allem recht eintönig ab. Sie hatten Unterricht, trainierten nebenbei fleißig, Harry wurde noch immer von Mme Pomfrey genötigt, Stärkungstränke zu sich zu nehmen, obwohl seine Essgewohnheiten weitestgehend wieder zur Norm zurückkehrten dank Hermione, Draco und Pansy, doch diese seltsame Stimmung zwischen ihnen, sobald Ron, Draco und Blaise in einem Raum waren, war nicht gegangen. Sie hielt sich hartnäckig. Es blieb offen, ob das der Grund war, dass Professor Sprout in Kräuterkunde bestimmte, dass Ron und Draco in ein Boot steigen sollten, um die Pflanzen für die nächste Unterrichtseinheit zu sammeln. Es war auch nicht wichtig. Sie tat es. Und sie sorgte dafür, dass Harry Blaise zum Partner bekam. Inzwischen waren Harrys Unstimmigkeiten bezüglich dieses Jungen weiter gewachsen. Er mochte ihn wirklich. Blaise hatte sich in den letzten Tagen ungeheuerlich viel Mühe mit ihm gegeben, ihm – wie auch den anderen – zwei neue Zauber beigebracht, die er nicht gekannt hatte, die aber nützlich waren, und dennoch… Er gab sich mindestens doppelt soviel Mühe mit Draco. Aber das konnte er ihm wohl nicht übel nehmen. Mit gemischten Gefühlen stieg er in das Boot, das Blaise festhielt. Hermiones Stirnrunzeln entging ihm. Nicht so Rons noch immer vorhandenes Misstrauen und Dracos Abneigung. Besorgt griff er nach einem Ruder, wartete, bis Blaise sich gesetzt hatte und stieß sie beide dann ab. „Ob die beiden das überleben, ohne zu ertrinken?“, fragte er zweifelnd. ~*~*~*~ Blaise warf einen Blick zu Draco und Ron hinüber, die gerade ihr Boot abstießen und bei denen Draco die Ruder übernahm. Schien nicht, als wenn er Ron das wirklich zutraute. Harry und er, sie beide ruderten zumindest gemeinsam. „Na ja... Wir sollten vielleicht die Zauberstäbe parat haben, falls einer von beiden ins Wasser fällt...“, gab der Slytherin zurück und zog die Schultern hoch. Das würde definitiv noch interessant werden. ~*~*~*~ Draco ruderte ihr gemeinsames Boot etwas abseits von den anderen. Mitten im Pulk nach den Pflanzen zu suchen war absolut sinnlos - das war sogar ihm klar. Diesmal mussten sie nicht ganz so weit hinaus, sondern mehr in Ufernähe bleiben, denn nur hier wuchs dieses komische Kraut, das Professor Sprout gesammelt haben wollte. ~*~*~*~ Ron hockte unterdessen schweigend und mit verschränkten Armen im Heck und ließ den blonden Slytherin nicht aus den Augen. Er wollte nicht mit diesem Jungen auf dem Wasser sein. Wenn er daran dachte, was er mit Dean Thomas gemacht hatte… „Ich warne dich.“, knurrte er nach ein paar Minuten. „Wenn du mich mit deinen Tricks ins Wasser beförderst oder anderswie verhext, dann kannst du was erleben!“ ~*~*~*~ Draco zog eine Augenbraue hoch. Wie doof war dieser Gryffindor eigentlich? „Oh ja, genau. Ich hatte gar nichts anderes vor.“, erwiderte er beißend. „Weniger du hältst mich davon ab, als vielmehr die Tatsache, dass mir das erstens zu blöd wäre und sich zweitens Hermione ansonsten tierisch aufregen würde.“ Er stoppte das Boot ab und deutete mit einem der Paddel auf eine blau blühende Pflanze im Wasser. „Hättest du vielleicht die Güte, sie an Bord zu holen?“ ~*~*~*~ Ron schickte ihm noch einen missbilligenden Blick, bevor er den Kescher durchs Wasser gleiten ließ und die Schwimmpflanze einfing. Klar, als ob ihn ausgerechnet Hermione davon abhalten könnte… Aber er schwieg, sichtlich missgestimmt. Solange er kooperativ war, solange würde es schnell und unproblematisch über die Bühne gehen. ~*~*~*~ „Herzlichen Dank, Prinzessin.“, kommentierte Draco Rons Bewegung bissig und lenkte das Boot langsam weiter. Es war gar nicht so einfach, in diesem regelrechten Teppich aus Wasserpflanzen zu rudern. Er musste aufpassen, dass sich die Paddel nicht irgendwo verfingen. Und natürlich hatte er diese Aufgabe. War ja klar... Aber andererseits hätte er sie Ron auch nur bedingt zugetraut. ~*~*~*~ Rons Augenbrauen zogen sich zusammen. „Oh, ich vergaß ja, man muss höflich mit dem Prinzen der Slytherins sprechen…“ Im nächsten Moment stand er auf und machte einen Knicks, der das Boot gefährlich schwanken ließ. ~*~*~*~ Für diese Geste fing sich Ron von Draco einen äußerst giftigen Blick ein, der sämtliche Slytherins in seiner Nähe augenblicklich zum Verschwinden gebracht hätte. Bei Gryffindors funktionierte das natürlich nicht. Außerdem musste er jetzt irgendwie dieses Boot im Gleichgewicht halten, weil sie ansonsten schwimmen gehen würden. „Setz dich hin, du Depp. Ansonsten bist du gleich selbst schuld, wenn du baden gehst!“, fauchte er ungehalten. Was hatte er eigentlich getan, damit er hier drin sitzen musste? Hätte er nicht Thomas abkriegen können? Mit dem konnte man wenigstens Spaß haben, ohne dass der engere Freundeskreis einem danach böse war... ~*~*~*~ Ron sah das ein und setzte sich wieder. Er war sauer. Mit Draco zusammen zu sein, das gefiel ihm nicht im Geringsten. Erst musste er ständig Blaise und ihn zusammen sehen, dann feindete der Blonde ihn auch noch an und bevormundete ihn. Warum war Draco noch mal nicht böse? Ach ja, weil Harry es so logisch widerlegt hatte. Verdammt! „Hey, hey!“ Die Stimme kam von Backbord und gehörte einem gewissen Jemand, den keiner der beiden in diesem Moment hatte sehen wollen. „Na, Malfoy, baggerst du jetzt noch einen dritten Kandidaten an?“ Höhnisch grinste Dean ihnen entgegen. Lavender ihm gegenüber lachte schrill, sichtlich war ihr unwohl zumute. Ron knurrte nur. Er konnte Dean nicht ausstehen. Nicht mehr. ~*~*~*~ Draco wandte den Kopf langsam zur Seite und fixierte Thomas mit einem bedrohlichen Glitzern in den Augen. Die Lehrerin war weit genug weg und sie waren in dem Dickicht hier wunderbar versteckt. In aller Seelenruhe zog er seinen Zauberstab heraus. „Ich würde dir dringend raten, dass du den Mund hältst, verschwindest und dich um deine Angelegenheiten kümmerst.“, entgegnete er eisig. ~*~*~*~ Der Junge grinste nur. „Kannst du dich wirklich nur noch so verteidigen? Was wird es für ein Zauber? Schwarze Magie? Oder doch eher deine kleinen Fisimatenten?“ Sein Blick traf Ron. „Wie kannst du nur mit dem verkehren? Oder willst du am Ende auch etwas von ihm?“ Ron rollte nur mit den Augen. „Sag, Dean, war es nicht verboten, mit mir zu sprechen? Offenbar willst auch du geschnitten werden…“ Der Junge lachte. „Aber nicht doch. Ich rede ja nicht mit dir, ich rede mit Malfoy!“ „Komisch. Hast du mich nicht gerade noch direkt angesehen und mich geduzt?“ Dean starrte ihn hasserfüllt an, wandte sich dann abrupt an Draco. „Und, was ist nun mit meiner Antwort? Angst davor, dass dein momentaner Freund davon Wind bekommen könnte?“ Ron zog ebenfalls den Zauberstab. Dean ging ihm auf die Nerven. ~*~*~*~ „Meine Freunde…“, antwortete Draco und betonte das Wort besonders. „…gehen dich überhaupt nichts an, Thomas. Wenn du deinen Neid loswerden willst, dann bitte woanders. Und für einen Anbaggerversuch war das jetzt wirklich erbärmlich. Geh, spiel mit deinen Gryffindorschafen und lass uns in Ruhe.“ ~*~*~*~ Ron blickte Draco mindestens ebenso verblüfft an wie Thomas. Diese Worte… War er nun auf dem Baggertrip gewesen oder nicht? Und woher wollte er wissen, dass Dean in diese Richtung gegangen war? Das war doch gar nicht ersichtlich gewesen aus seinen Worten. Er hatte doch nur stänkern wollen, oder? Und was hatte das zu bedeuten, als er von Freunden in der Mehrzahl gesprochen hatte? Waren die Gerüchte über Blaise etwa doch wahr? „Malfoy, ich kann nicht glauben, dass du so eingebildet bist, dass du glaubst, ich würde etwas von dir wollen!“ Aus Dean Thomas sprach der pure Hohn, doch Lavender war still geworden. „Oder hast du einen neuen Freund so nötig, dass du dir das gewünscht hast?“ ~*~*~*~ „Bei Merlin, Thomas, ich habe Niveau. Und du liegst meilenweit drunter. So verzweifelt werde ich nie sein.“ Draco schüttelte den Kopf und betrachtete den Gryffindor mit dem angewidertsten Blick, den er aufbringen konnte. „Im Übrigen gibt es glatt Menschen, die es vorziehen, monogam zu leben...“ ~*~*~*~ „Was ist denn monogam?“ Ron runzelte verwirrt die Stirn. Das mit dem Niveau hatte er ja verstanden, aber monogam…? Er erkannte Deans Hass in dessen Augen und begriff, dass es wohl eine Beleidigung gewesen sein musste. „Ist das… schlimm?“ ~*~*~*~ Draco wusste gerade nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Das war doch... dämlich. Aber die großen blauen Augen und dieser verwirrte Gesichtsausdruck waren gerade wirklich zu lustig. Somit tendierte er eher zum Lachen - verkniff sich dieses aber lieber. Genauso wie die Anrede Depp. „Du solltest dir dringend ein Lexikon anschaffen. Monogamie heißt Einehe, sprich: spezielle Beziehung zu nur einer einzigen Person.“, antwortete er knapp. ~*~*~*~ Rons Augen weiteten sich für Sekunden, dann begann er zu lachen. Deans Blick hatte verraten, was Harry, Neville und er schon länger vermuteten. Dean war ein Schürzenjäger. Allein der Blick… „Volltreffer!“, freute er sich. „Sag, Thomas, wie viele hattest du schon?“ Erst dann stockte sein Lachen. Hatte Draco gerade von sich gesprochen? Meinte er es wirklich, dass er mit Harry eine Einehe führte? Was hatte dann Blaise in dieser Beziehung zu bedeuten? Was war das mit ihm? Was hatten die Gerüchte zu sagen? Verwirrt runzelte er die Stirn, achtete gar nicht mehr auf Dean, der fauchend antwortete: „Das geht nicht gar nichts an, Weasley!“ Daraufhin wandte er sich an Draco. „Das war nicht das letzte Wort, Malfoy! Du wirst bereuen, dich mit mir angelegt zu haben!“ Er griff nach den Rudern und zog sie durchs Wasser, um sich von ihnen zu entfernen. Lavender war blass geworden. ~*~*~*~ Draco musste jetzt wirklich lachen. Thomas benahm sich absolut albern. „Ts... Der wird es eher bereuen...“ Er schüttelte den Kopf und nahm die Ruder wieder auf. Dann fiel sein Blick auf Ron, dessen Gesicht eine beinahe schon herrliche Verwirrung zeigte. „Was ist?“, fragte er ruhig und verhielt in der Bewegung. Diesmal klang seine Stimme sogar annähernd freundlich. ~*~*~*~ Ron sah auf, blinzelte irritiert. Kurz war er versucht, die Frage wirklich einfach zu stellen, aber er wusste, wie die Antwort darauf lauten würde: Er ist mein bester Freund und als solchen liebe ich ihn. Draco hatte es schon gesagt. Es wunderte ihn bloß, wie tief diese Freundschaft ging. Er selbst hatte Harry nie geküsst, auch nicht auf die Wange… Es kam ihm so falsch vor, so… unnatürlich… „Nichts.“, murmelte er leise, blickte schließlich aufs Wasser. ~*~*~*~ „Du lügst.“, stellte Draco schlicht fest und nahm die Ruder jetzt doch auf. Langsam brachte er sie vorwärts bis zu der nächsten Pflanze, wo er das Boot erneut still hielt. „Und es wäre einfacher, wenn du sagen würdest, was du denkst. So, wie du es doch immer tust. Oder hast du auf einmal Hemmungen?“ ~*~*~*~ Ron sah ihn mit verzogenem Mund an. „Nein.“, sagte er schlicht. „Ich will dich nicht schon wieder beschuldigen. Ich stehe momentan schon schlimm genug als der Bösewicht vom Dienst da.“ Er fischte die blaue Blume aus dem Wasser und tat sie zu der anderen in den Kübel, dann seufzte er. „Aber andererseits…“ Noch einmal verharrte er in kurzem Schweigen, dann sprach er weiter. „Du hast gesagt, du liebst Blaise als Freund… Ich… glaube dir das. Zwangsweise. Aber auch generell. Nur dann verstehe ich nicht… Ich meine… Wie tief geht diese Freundschaft wirklich?“ Er blickte ihm endlich wieder ins Gesicht. „Versteh mich nicht falsch. Das ist diesmal kein Vorwurf. Ich will nur…“ Er verstummte. Er konnte ihm schlecht sagen, dass er sich Sorgen um Harry machte. Er konnte schlecht sagen, dass er Harry für labil genug hielt, um daran zu zerbrechen, sollte diese Freundschaft zu tief gehen. ~*~*~*~ Draco schwieg und blickte auf das Wasser hinaus. Für einen Augenblick hatte er so etwas wie Wut in sich auflodern gespürt, doch sie war direkt wieder verloschen. Was sollte er dazu sagen? Er wusste doch selbst, dass diese Freundschaft irgendwie... anders war. Aber dass er sie auch genauso wollte. So und nicht anders... Er ruderte sie langsam weiter, bis sie wieder anhielten. „Ich... weiß nicht ganz, worauf du hinaus willst.“, sagte er schließlich langsam. „Ich weiß, dass die Freundschaft zwischen Blaise und mir teilweise etwas... seltsam wirkt, aber... Er war der erste und lange Zeit auch der einzige Mensch, der jemals wirklich für mich da war. Und das auch, obwohl ich ständig an ihm gezweifelt habe... Da ist es doch nur natürlich, wenn diese Beziehung etwas Besonderes ist, oder?“ Der Blonde zog nachdenklich die Stirn kraus. „Und doch lasse ich Menschen erst seit Harry wirklich nah an mich heran... Erst seither ist mir Blaise so nah gekommen. Ansonsten wäre das nicht möglich gewesen... Genauso wenig wie die Tatsache, dass wir gerade in diesem Boot hier sitzen und beide noch trocken sind.“ Er lächelte schief. ~*~*~*~ Ron blickte ihn an, senkte den Blick. Es klang wirklich so logisch. Die anderen hatten ähnliches beobachtet, er selbst hatte so etwas beobachtet. Früher war Draco nicht so häufig mit Blaise unterwegs gewesen, sondern hatte mit Crabbe und Goyle zusammengehangen. Das hatte sich auch geändert. Alles hatte sich offenbar mit Harry geändert. Der Schwarzhaarige war in dieser Hinsicht wirklich unglaublich. Er hatte es geschafft, dass Draco die Seiten wechselte, sich gegen die Todesser und seine Familie stellte, dass Blaise und Pansy ihm vertrauten, dass er selbst sich mit Slytherins anfreundete… Warum sollte er es nicht geschafft haben, Draco für andere Menschen zugänglicher gemacht zu haben? Im Grunde wäre das doch tatsächlich nicht verwunderlich. Immerhin sprach er mit ihm… „Ich will es auch nicht ändern oder so, aber…“ Ron verstummte und biss sich auf die Lippe. „Draco, ich… ich werde nichts mehr dagegen sagen, aber wenn du Harry das Herz… wenn du ihm wehtust, dann werde ich dich fertig machen. Er hat genug durchgemacht, ehrlich.“ ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde bitter. „Falls das jemals passieren sollte, wirst du kaum noch etwas zu tun haben. Das werde ich dann selbst übernehmen. Darauf kannst du Gift nehmen.“ ~*~*~*~ Ron nickte nur und angelte schweigend das nächste Wasserkraut aus dem See. Harry ein paar Meter weiter weg seufzte nur. Offenbar gingen sich die beiden nicht an die Kehle, was ihn beruhigte. Auch wenn es ihn brennend interessierte, was sie da besprachen, er konnte es nicht hören und belauschen wollte er sie nicht. Allerdings… „Ihr habt das Schwarzmagietraining wieder aufgenommen, nicht wahr?“, fragte er leise, spielte damit auf den ersten Versuch Blaises an. ~*~*~*~ Blaise zuckte leicht zusammen. Dann nickte er. „Ja... Draco... wollte es so. Und ich schätze, es ist besser, wenn jemand dabei ist...“ Er lächelte Harry schief an. Irgendwie hatte er das Gefühl, Harry hintergangen zu haben. ~*~*~*~ „Er bringt es dir bei?“ Der Gryffindor hatte Mühe damit, seine Enttäuschung zu verbergen. Enttäuschung darüber, dass er es nicht mit ihm zusammen lernte, sondern Blaise bat. Aber er schaffte es. Er konnte sie unter einer Maske aus Ruhe und scheinbarer Gleichgültigkeit zu verstecken. ~*~*~*~ „Das ist mehr... ein Nebeneffekt.“ Blaise seufzte leise. „Ich passe auf ihn auf... Mit Schutzzaubern und so. Gestern... war das ziemlich gut so. Er hat diese Macht nicht unter Kontrolle. Aber genau die will er lernen...“ Der Schwarzhaarige blickte eine Weile über den See. Irgendwo in dem Dickicht am Ufer konnte er Dracos blonden und Rons roten Haarschopf erkennen. Langsam wandte er den Kopf und schaute Harry wieder an. „Er kann es mit dir nicht lernen... Weil er bei dir nicht in der Lage ist, genug Kraft aufzubringen, wie er gesagt hat... Und somit kann er die Kontrolle nicht lernen. Nur deswegen hat er mich gefragt.“ ~*~*~*~ Es ließ Harry innerlich zusammenzucken. Er konnte es mit ihm nicht lernen? Weil er bei ihm nicht in der Lage war, genug… Kraft aufzubringen? Schwächte er ihn etwa wirklich so sehr? Seine Hände zitterten, als sie sich um das Ruder schlossen. War es wirklich das? War er… schlecht für Draco? Aber… Blaise behauptete, dass er das selbst gesagt hatte. Dass er nicht mit ihm lernen konnte, weil er ihm die Kraft nahm… Das konnte nicht sein. Niemals, denn das… das würde bedeuten, dass sie niemals… Das würde bedeuten, dass Draco im Kampf an seiner Seite niemals würde bestehen können. Dass er früher oder später sterben würde. Weil er an seiner Seite zu schwach war. Wegen ihm? Hieß das, dass er wegen ihm sterben würde? Sein Traum kam ihm in den Sinn. Der Traum, wo er Draco getötet hatte. War das seine Zukunft? War das eine… Vision gewesen? Das Blut wich aus seinen Adern. ~*~*~*~ „Hey...“ Blaise legte Harry die Hand auf das Knie. „Bist du noch da? Alles in Ordnung?“ Irgendwie sah der Gryffindor gerade überhaupt nicht gut aus. Er sah vielmehr aus, als wenn er den Schreck seines Lebens bekommen hätte... Mindestens einen Dementor hatte er gerade in Gedanken gesehen, wenn nicht sogar noch etwas Schlimmeres... ~*~*~*~ Harry zuckte erneut zusammen, diesmal äußerlich. Erschrocken blickte er Blaise an, versuchte sich daran zu erinnern, was oder ob er etwas zu ihm gesagt hatte, scheiterte daran allerdings. Seine Pupillen waren ganz klein, als er den Kopf schüttelte und fragte: „Was hast du gesagt?“ Es half doch nichts, sich irgendwie rauszureden. Er hatte nicht zugehört, also musste er das auch zugeben. Aber warum schwächte er Draco so? Hatte das einen Grund, den er ändern konnte? Oder war es unabänderlich? ~*~*~*~ „Bei Merlin, du bist ja ganz daneben...“ Blaise schaute ihn besorgt an und strich ihm dann vorsichtig über die Wange. Beinahe zog er die Hand zurück, weil es ihm auf einmal vermessen vorkam, Harry so zu berühren, aber... es schien, als wenn er gerade Trost brauchte. „Ist alles okay?“, wiederholte er leise. „Was geht dir denn durch den Kopf, hm?“ Behutsam fuhr er ihm durch die Haare, unschlüssig, was er noch weiter tun sollte. ~*~*~*~ Harry blinzelte, riss ihn die Berührung an seiner Wange doch wieder aus seinen abdriftenden Gedanken, brachte ihn dazu, sich auf die Worte zu konzentrieren. Hörte… sah er da Sorge in den Augen? Warum? Warum war Blaise nur immer… „Warum bist du so lieb zu mir?“, fragte er brüchig, blickte ihn fast verzweifelt an. „Bin ich es nicht, der dir alle Hoffnungen nimmt?“ ~*~*~*~ Blaises dunkle Augen wurden einen Augenblick lang noch einen Tick dunkler, dann lächelte er leicht. Er war offenbar so unendlich einfach zu durchschauen... Nur Draco begriff es nicht. Aber das war gut so. Verdammt gut. „Du machst ihn glücklich... Das ist das Wichtige... Und ich mag dich.“ Sachte strich er durch das wirre Haar und glättete einige Strähnen. „Warum sollte ich also nicht lieb zu dir sein?“ ~*~*~*~ Harry schloss die Augen, ließ sich plötzlich nach vorne fallen und lehnte die Stirn schwer gegen Blaises Schulter. „Danke.“, flüsterte er heiser. „Und… entschuldige bitte. Ich… es tut mir Leid. Es tut mir so sehr…“ Er verstummte und schüttelte den Kopf, um die Tränen zurückdrängen zu können. „Ich kann ihn nicht aufgeben. Er… Ich würde das nicht überleben, deswegen kann ich es nicht tun…“ ~*~*~*~ Blaises Hand fuhr weiter durch Harrys Haar, kraulte ihm sanft den Nacken und fuhr die Wirbel leicht nach. „Es ist okay, Harry. Es ist voll und ganz okay... Du liebst ihn und er liebt dich. Und ihr braucht einander. Was muss man denn noch mehr sagen?“ Er lehnte seine Wange gegen den schwarzen Haarschopf und schloss einen Moment lang die Augen. Irgendwie erreichte man wohl irgendwann einen Punkt, an dem man Schmerz gar nicht mehr spürte, sondern alles nur noch... irgendwie weiterging. Es war keine Abstumpfung. Nein, vielmehr war der Schmerz längst so groß, dass man ihn nicht mehr spüren konnte. Eine Verletzung mehr oder weniger spielte dann einfach keine Rolle mehr. „Aber das hat dich gerade doch nicht so durcheinander gebracht, oder?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Harry brauchte lange, um zu antworten. „Es beschäftigt mich seit Tagen.“, wisperte er nur. Über die andere Sache… Er wollte nicht darüber sprechen. Allein der Gedanke daran, dass Draco durch ihn sterben könnte, trieb ihm wieder die Tränen in die Augen und weinen wollte er nicht. Nicht vor Blaise. Nicht hier in der Öffentlichkeit. Eigentlich gar nicht… ~*~*~*~ „Hey...“ Blaise hob seinen Kopf an und blickte ihm ins Gesicht. Er sah die Tränen in seinen Augen glitzern. Er fuhr ihm über die Wange, und schob Harry dann bestimmt auf seine Bank zurück. „Einen Augenblick, okay?“ Er nahm die Ruder auf und mit wenigen Schlägen hatte er sie in ein dickes Schilfgeflecht gebracht, wo man sie nicht mehr sehen konnte. „Wenn du reden willst, bin ich da. Und wenn du weinen musst... Dann schaue ich weg, okay?“ Er lächelte schwach. „Vermutlich... wäre ich der falsche Mensch, um dich festzuhalten. Auch wenn ich es jederzeit tun würde.“ ~*~*~*~ Harry musste wider Willen lachen. Blaise war einfach zu süß. Und einfach viel zu lieb zu ihm. „Ist schon okay. Ich muss darüber nicht reden und weinen werde ich auch nicht. Lass uns dieses verdammte Pflanzenzeug zusammensuchen, dann können wir vielleicht eher gehen…“ ~*~*~*~ „Okay...“ Blaise schenkte dem anderen ein warmes Lächeln. Ganz eindeutig wollte Harry nicht reden und wich ihm aus. Und das, obwohl irgendetwas da nicht in Ordnung war. Aber das war Harrys Entscheidung. „Aber falls du über etwas reden willst: Ich bin da, okay?“ Langsam brachte sie der Slytherin aus dem Dickicht wieder heraus und sorgte dafür, dass sie ihrer Aufgabe nun konzentriert nachgehen konnten. ~*~*~*~ „Das sagtest du schon.“ Harry lächelte breit. „Aber das gilt im Gegenzug genauso, ich hoffe, das ist dir klar.“ ~*~*~*~ „Aye, Sir!“ Blaise salutierte mit einem Lächeln. „Aber du musst zugeben, dass du in mancherlei Hinsicht einfach nicht der beste Gesprächspartner bist...“ Kurz wurde der Ausdruck auf seinem Gesicht wehmütig, doch dann wuschelte er Harry liebevoll durch die Haare und meinte: „Na, aber lass uns nicht mehr davon reden. Wir haben schließlich noch eine überaus anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen.“ ~*~*~*~ Sehr anspruchsvoll, aber bei seiner Stellung als Gesprächspartner musste er ihm Recht geben, das war andersherum schließlich nicht anders. Aber solange sie Freunde bleiben konnten, war es in Ordnung so. Sie brauchten doch bis zum Ende der Stunde, um ihren Eimer voll zu bekommen, doch es machte unerwartet Spaß. Einmal verfingen sie sich in den Ranken einer seltsam glitschigen Wasserpflanze und brauchten fast all ihre Energie, um da wieder rauszukommen, woraufhin sie diesen Bereich des Sees in Zukunft doch lieber meiden wollten. Aber ihre Zusammenarbeit wurde zusehends besser, sodass sie am Ende ganz sicher und problemlos am Steg anlegten, während die meisten anderen so ihre Probleme damit hatten. Sie machten sich zu sechst an ihre Hausaufgaben, bis Draco und Blaise sich erhoben, um zum Quidditchtraining zu gehen. Harry schloss sich ihnen an, musste er doch zu Snape. Kurz bevor sie sich trennten, hielt er Blaise am Ärmel fest und blickte ihn an. „Blaise, das was du damals gesagt hast… als wir geredet haben… Ich hoffe, das gilt noch. Ich verlasse mich darauf…“ Ihm waren die Worte, er würde Draco schwächen, die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen und er machte sich Sorgen. Er hatte Angst, dass er Draco dadurch tatsächlich verletzte, dass sein Alptraum Wahrheit werden könnte, wie es schon so viele vor ihm getan hatten… Er lächelte, wartete gar keine Antwort ab, sondern gab Draco noch einen Kuss, bevor er sich zu Snapes Büro aufmachte. Er war ziemlich spät dran, hatte der Giftmischer das Training doch ein wenig vorverlegt. ~*~*~*~ Draco blickte Blaise fragend an. „Was meint er damit?“ „Ach, nichts weiter... Nur ein Versprechen, das ich ihm mal gegeben habe.“ Der Schwarzhaarige zog die Schultern hoch. „Nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest...“ Diese Worte brachten ihm zwar von Draco einen skeptischen Blick ein, doch der Blonde sagte nichts weiter. Nachdem sie sich in den Kerkern umgezogen hatten, gingen sie hinaus zum Spielfeld. Sie waren die ersten, doch recht bald nach ihnen trudelte der Rest ein. Dabei fiel Draco auf, dass zum ersten Mal, seit er die beiden kannte, sich Crabbe und Goyle voneinander getrennt hatten. Crabbe lachte nun mit Pucey und Warrington, was eigentlich nichts Besonderes war, waren diese vier doch bisher recht gut miteinander ausgekommen, jedoch lief Goyle heute deutlich hinter diesen dreien her. Draco zog eine Augenbraue hoch. Schien, als wenn da Stress herrschte. Aber was kümmerte es ihn? Mit den beiden hatte er schon lange nicht mehr gesprochen. Mit Nott auch nicht, wie ihm auf einmal aufging, dabei hatten ihm die drei zu Beginn des Schuljahres wirklich beigestanden... Sobald Montague ihnen ihre Trainingsanweisungen für heute gegeben hatte, starteten die Besen in den Herbsthimmel. Der Kapitän hatte seine Ansprüche eindeutig weiter ausgebaut - vor allem, da sein Team mittlerweile körperlich so topfit war, wie kein anderes der Schule - ausgenommen Crabbe und Goyle. Die beiden würden vermutlich fitnessmäßig nie auf einen grünen Zweig kommen. Aber dafür gaben ihre Schläge den Klatschern eine ganz eigene Wucht. Eine Kraft, die Draco unerfreulich bald zu spüren bekam. Er konzentrierte sich gerade auf den Goldenen Schnatz, da krachte ihm einer der harten Bälle seitlich gegen die Rippen und presste ihm die Luft aus den Lungen. Irgendetwas schien gebrochen zu sein und stechender Schmerz durchfuhr seine Seite. Draco gab ein leises Aufstöhnen von sich und kämpfte noch um sein Gleichgewicht, als ihn ein weiterer Klatscher an der Schulter erwischte, diese schwungvoll auskugelte und ihn nun wirklich vom Besen rutschen ließ. Er blickte zur Seite und sah Crabbe breit grinsen, den Schläger noch immer hoch erhoben. Er konnte Blaises Aufschrei hören, dann prallte er auf den Rasen und verlor das Bewusstsein. ~*~*~*~ Harry befand sich gerade in seiner Sitzung mit Snape, der ihn schon seit geraumer Zeit unter dem Imperius hielt, ohne dass er auf einen seiner Befehle reagierte, als durch die Gedankenleere in seinem Kopf Blaises panische Stimme tönte. Ein vollkommen konfuses Durcheinander, dem am Ende ein erschreckendes, einzelnes Wort folgte: *Krankenstation.* Und was er noch mitbekommen hatte, das war Dracos Name. Er erhob sich so schwungvoll, dass Snape erfreut grinste, war es doch sein Befehl gewesen, den er schon seit Minuten ständig wiederholte, doch der Zauber war längst gebrochen. „Ich muss weg. Bis nächstes Mal!“ Und schon war Harry zur Tür raus und ließ einen Lehrer zurück, der den Mund nicht mehr zubekam vor lauter Überraschung. Draco war verletzt. Er war auf der Krankenstation. Und zwar so akut, dass Blaise ihn sogar benachrichtigt hatte! Was war nur passiert? Was…? Schon als er in den Raum hineinplatzte, traf er auf Montague, Goyle und Blaise im Vorraum. Letzterer war von allen noch am bleichsten. Der Schwarzhaarige war weiß wie die Wand hinter ihm. „Wo ist er?“, fragte er und Blaise deutete nur auf eine Tür, während Montague und Goyle eindeutig verwirrt waren, woher er wusste, was mit Draco war, waren sie doch selbst erst vor ein paar Sekunden hier eingetroffen. Doch Harry konnten sie nicht fragen, denn er stürmte einfach an ihnen vorbei, riss die Tür auf und verschwand im dahinter liegenden Raum, ohne sie zu beachten. Selbst Snape, der ihm in seiner Empörung über dieses unverschämte, respektlose Verhalten gefolgt war, bemerkte er nicht. Der Blick, der sich ihm bot, war normal für die Krankenstation. Eine weiße Leinwand versperrte die Sicht auf die Betten, es war leicht abgedunkelt alles… Es kümmerte Harry nicht im Geringsten, als er um die Wand herumging und Draco in einem Bett vorfand, Poppy neben ihm. Draco sah schlimm aus. Sein Gesicht war aufgeschürft und schmutzig von Blut, das aus seinem Mund lief, darunter war er so blass wie Blaise. Sein Arm lag seltsam verdreht da und er atmete ungeheuer flach. Was war nur passiert? Zitternd trat er näher, mit dem Ziel, Dracos Hand zu nehmen und diesem in seiner Bewusstlosigkeit beizustehen. ~*~*~*~ „Mr Potter, haben Sie bitte noch etwas Geduld.“ Die Krankenhexe wandte sich gar nicht zu Harry um, sondern konzentrierte sich ganz auf ihren Patienten. Gebrochene Rippen, eine davon, die bei dem Sturz vom Besen sich in die Lunge gebohrt hatte und jetzt blutigen Schaum über Dracos Lippen treten ließ, ein gebrochener Arm, eine ausgekugelte Schulter und eine leichte Gehirnerschütterung. Die Quidditchsaison hatte definitiv wieder angefangen. „Treten Sie zurück und stören Sie mich nicht.“ Sie sprach einen Heilungszauber und flößte ihrem Patienten dann einen Trank ein. Dann wirkte sie Zauber um Zauber, die alle konzentriert gesprochen werden mussten und bei denen sie absolut keine Störung gebrauchen konnte. ~*~*~*~ Harry wartete schweigend ab. Sein Puls raste, er spürte seine Hände zittern, ihm war kalt. Eiskalt. Selbst als Snape hereinkam und wie erstarrt stehen blieb, rührte er sich nicht. Er bekam es auch nicht mit, als Snape ihn schließlich dazu zwang, sich zu setzen, als der schwarzhaarige Lehrer wieder ging, um draußen für Ruhe zu sorgen, weil offenbar die Zwillinge angekommen waren – von den Würdenträgern gerufen. Seine Augen waren so konsequent auf Dracos Gesicht gerichtet, dass neben ihm Voldemort in Unterhosen und Tutu hätte herumhüpfen können, ohne dass er es beachtet hätte. ~*~*~*~ Schließlich ließ die Medihexe ihren Zauberstab erschöpft sinken. Noch einige Stärkungstränke und einen Knochenregenationstrank und der junge Mr Malfoy war so gut wie neu. Sie wischte sich die feinen Schweißperlen von der Stirn und blickte über die Schulter zu dem Gryffindor hinüber, der wie erstarrt dort hockte. „Jetzt können Sie zu ihm...“ Sie lächelte Harry aufmunternd an. „Lassen Sie den Kopf nicht hängen. Es war ernst, aber er war rechtzeitig hier, damit es nicht lebensbedrohlich wurde.“ Sie stand langsam auf und streckte sich. Bei Merlin, diese Kinder... Konnten die nicht Quidditchtraining haben, ohne sich zu verletzen? „Aber gönnen Sie ihm etwas Ruhe, ja? Und wenn er aufwacht, dann sagen Sie mir Bescheid.“ Sie ging an Harry vorbei und sagte den Wartenden Bescheid, dass es ihrem Patienten besser ging. ~*~*~*~ Harry brauchte fast eine ganze Minute, um ihre Worte oder ihr Fehlen zu bemerken, dann erhob er sich langsam, tapste zu ihm hin und blieb vor dem Bett stehen. Sie hatte Recht. Draco sah wieder normal aus, als würde er lediglich schlafen oder so. Selbst der Schmutz und das Blut waren verschwunden, was ihm gar nicht aufgefallen war, während er der Heilprozedur beigewohnt hatte. Dann kullerte die erste Träne über sein Gesicht, er krabbelte zu ihm und kuschelte sich ganz vorsichtig an seine Seite. So ein Unfall beim Quidditch… So ein schrecklicher Unfall… Was wäre gewesen, wenn er daran gestorben wäre? Dann wäre er in seinen letzten Minuten gar nicht bei ihm gewesen. Er hatte ihm nicht helfen können, weil er nicht da gewesen war, aber… Als die zweite Träne rollte, wischte er sich energisch über das Gesicht. Es war nichts passiert. Nichts wirklich Schlimmes! Er lebte! Er hatte es überlebt und war nicht gestorben! Er war noch immer bei ihm und würde ihn wieder anlächeln, wenn er wach wurde! Das war doch die Hauptsache. Behutsam legte er einen Arm über Dracos Brust und Schulter, kraulte seinen Nacken und drückte die Stirn gegen seine Schulter. Erst jetzt überflutete ihn die Erleichterung, verdrängte die Gedanken an das, was hätte sein können. Er lächelte schwach, drückte die Hand, die er ergriffen hatte, sachte. Dann stützte er sich hoch und legte seine Lippen ganz behutsam auf die Dracos. „Werd ganz schnell wieder gesund.“, flüsterte er, wartete Sekunden auf eine Reaktion, bevor er aufgab und ihn einfach noch einmal küsste. Dracos Lippen waren ganz warm. Leben in ihm, das vermittelten sie. ~*~*~*~ Blaise trat leise durch den Vorhang und blieb stehen. Er hatte die anderen weggejagt und zumindest Montague und Goyle waren gegangen. Beide mit einem reichlich bedröppelten Gesicht. Der Kapitän wollte noch immer nicht wahrhaben, dass das kein Unfall gewesen war, sondern dass Crabbe ganz bewusst auf Draco gezielt hatte. Aber vielleicht würde Goyle ihm das beibringen können. Das hatte der Hüne jedenfalls versprochen. Sie sahen süß aus, die beiden. Stumm blieb er stehen und betrachtete sie. ~*~*~*~ Irgendwann schloss Harry die Augen und legte sich neben ihn. Er war erschöpft. Wovon auch immer. Soviel hatte er an diesem Tag ja nicht getan, aber vielleicht war es einfach der Schreck gewesen. Er suchte die größtmögliche Nähe, bewegte sich schließlich noch einmal, um unter die Bettdecke zu kommen, da bemerkte er Blaise, der schweigend dastand. Er verharrte in seiner Bewegung, blickte ihn sekundenlang an und schließlich auf die Bettdecke, bevor er Draco doch noch in seine Arme zog und sich an ihn kuschelte. Mit einer Hand bedeutete er Blaise, dass er näher kommen sollte, sich zu ihnen gesellen oder was auch immer. Er konnte sich vorstellen, dass Blaise noch viel erschrockener war, weil er das alles schließlich auch noch live gesehen hatte, und es kam ihm grausam vor, ihn jetzt auszuschließen. „Sie sagt, er ist wieder in Ordnung…“, murmelte er leise. ~*~*~*~ Langsam trat der Slytherin näher und ließ sich auf der anderen Seite von Dracos Bett auf der Kante nieder. „Beruhigend...“, murmelte er leise. Zögerlich streckte er die Hand aus und strich leicht durch das blonde Haar seines engsten Freundes. Der Schreck steckte ihm noch immer in den Knochen und jetzt sehen und auch spüren zu können, dass es Draco gut ging, sorgte dafür, dass diese Spannung allmählich nachließ. Er seufzte leise und versuchte dieses schreckliche Bild aus seinen Gedanken zu vertreiben. ~*~*~*~ Harry schloss die Augen, lehnte seinen Kopf gegen Dracos und seufzte leise. „Wie ist das überhaupt passiert?“ ~*~*~*~ Blaise presste die Lippen zusammen. Wenn er Harry sagte, dass Crabbe es mit Absicht getan hatte, dann würde der Gryffindor vermutlich durchdrehen... Und das wollte er nicht. „Klatscherunfall.“, wich er also aus. „Er war so konzentriert auf den Schnatz, dass er die Klatscher nicht hat kommen sehen...“ Der Schwarzhaarige seufzte leise und lehnte seine Stirn gegen Dracos Schulter. Er hätte viel dafür gegen, jetzt mit Harry tauschen zu können. Das Recht zu haben, sich an Draco zu schmiegen. Aber das besaß er nicht. Nicht auf diese Art. ~*~*~*~ Beide hatte er also abbekommen. Beide Klatscher…. Kein Wunder, dass er da so verletzt war… Dennoch war es so untypisch. Wo waren seine Gedanken gewesen? Der Schnatz konnte doch nicht das einzige gewesen sein. Er lächelte schwach, öffnete die Augen wieder, um Blaise ansehen zu können. „Du hast ihn hergebracht, oder?“ ~*~*~*~ Blaise nickte schwach gegen Dracos Arm. „Ja...“ Dann musste er heiser lachen. „Du hättest Montague und Goyle sehen sollen... Die haben ihre Münder gar nicht zubekommen, so schnell hatte ich einen Schwebezauber gesprochen... Und dann bin ich mit dem Besen bis zum Tor, Draco schwebend nebenher. Ich hatte so eine Scheißangst...“ Er schloss die Augen und griff mit der Hand nach Dracos, drückte sie. Nein, er würde es nicht Harry überlassen, sich bei Crabbe zu rächen... Das würde er tun. Damit Harry unschuldig blieb und sich nicht... beschmutzte... Damit er Dracos Engel bleiben konnte... ~*~*~*~ Harry lächelte breiter, streckte die Hand aus und strich ihm über die Haare. „Danke.“, sagte er. „Auch wenn du das vielleicht nicht hören willst, weil es selbstverständlich war oder so… vielen, vielen Dank!“ ~*~*~*~ Blaise hob den Kopf und schenkte ihm ein warmes Lächeln. ~*~*~*~ Draco wurde davon wach, dass es an seinen Seiten warm war und ganz vertraut roch. Er öffnete die Augen und stellte mit einer gewissen Erleichterung fest, dass ihm nichts mehr wehtat. Abgesehen von einem fiesen Ziehen im Arm und in den Rippen, aber damit konnte er leben. Er hob die Hand und strich durch Harrys schwarzen Haarschopf, den er aus dem Augenwinkel sehen konnte. „Hey...“, flüsterte er heiser. ~*~*~*~ Harry war sofort mit allen Sinnen bei ihm. Er richtete sich ein wenig weiter auf, versuchte ihn anzusehen, was nicht so einfach war, weil er fast schon hinter ihm saß. „Dray!“ Erleichterung schwappte über ihn hinweg. Mehr noch als zuvor, wo er begriffen hatte, dass er ihn nicht verlieren würde. Seine Stimme zu hören, selbst wenn sie so kratzig klang, war wie der Himmel auf Erden. „Dray, wie geht es dir?“ Er strich ihm mit den Fingern über die Wange, die Lippen, die Stirn, durch die Haare, konnte sich nicht stillhalten. Freude und Aufregung war alles, was er empfand. ~*~*~*~ „...gut, denke ich...“, antwortete der Slytherin auf die Frage. Seine Stimme kratzte und sein Hals tat weh. „Langsam, du kleiner Derwisch...“ Er fing Harrys Hand ab und drückte sie leicht. Er musste lachen, das beinahe sofort in einen kratzigen Husten überging. Blaise lehnte sich zum Nachttisch und reichte ihm ein Glas Wasser. Dann wich der Slytherin zurück. Hier war er jetzt wohl voll und ganz überflüssig... ~*~*~*~ Harry lachte leise, tat aber, was er verlangte, und hielt still, während der Patient nach dem Wasser griff, beobachtete, wie er trank. Aus den Augenwinkeln nahm er Blaises Bewegung wahr, aber er beachtete sie nicht weiter. Draco war unendlich viel wichtiger. Er konnte seine Augen nicht von ihm abwenden. Nach dem Bild von vorhin war es doch fast schon ein Wunder, dass er sich überhaupt bewegte. ~*~*~*~ Als Draco mit Trinken fertig war, reichte er Harry das Glas, war er doch mit dem Gryffindor halb hinter und auf ihm kaum in der Lage, es abzustellen, ohne irgendetwas - besonders sich selbst - nass zu machen. Er blickte auf und sah, dass Blaise gerade Anstalten machte, durch den Sichtschutz zu treten. „Blaise...“, sagte er leise, kaum hörbar, doch der Schwarzhaarige hielt augenblicklich in der Bewegung inne. Steif stand er da, blickte zu Boden, dann wandte er sich langsam um. Draco sagte nichts weiter, er streckte einfach nur schweigend die Hand nach ihm aus. Blaise blieb noch immer stehen, blickte ihn stumm an. Er wusste, dass es wahrscheinlich besser wäre, jetzt zu gehen... Aber... er konnte einfach nicht. Er konnte Dracos Bitte nicht ignorieren... Leise kam er wieder zurück und ergriff Dracos Hand, was den Blonden dazu brachte, leicht zu lächeln. Dann lehnte er sich wieder in Harrys Umarmung. Er fühlte sich voll und ganz erschöpft, nur von diesem bisschen Bewegung. ~*~*~*~ Harry hatte erst bei Dracos leisem Ruf bemerkt, dass Blaise wirklich gehen wollte und angespannt beobachtet, was passierte. Bei Blaises Zögern war er kurz davor gewesen, ihn ebenfalls zu rufen, kam es ihm doch falsch vor, dass er ging, dass er, nachdem er Draco gerettet hatte, jetzt nicht blieb, doch er kam ja wieder. Doch wie er aussah… wie ein geprügelter Hund. Es tat in der Seele weh, das so zu sehen und zu wissen, dass er nichts ändern konnte. „Er hat dich hergebracht, damit Poppy dich retten konnte.“, sagte Harry leise, lächelte wehmütig. „Und er hat mich geholt.“ Das Lächeln wurde leicht bitter, als ihm auffiel, wie blass Blaise noch immer war. Einem Impuls folgend, packte er Blaises Ärmel und zog ihn zurück aufs Bett. ~*~*~*~ „Dachte ich mir...“ Draco schenkte seinem engsten Freund ein warmes Lächeln. „Danke...“ „Schon okay...“, gab Blaise zurück und ließ sich durch Harrys Zutun wirklich auf dem Bett nieder. Draco zog ihn sogar noch etwas näher. Jetzt wurde es dem schwarzhaarigen Slytherin wirklich unbehaglich. Unwillkürlich tauchten Hermiones Worte in seinen Gedanken auf. Eine Dreierbeziehung... Aber das war Schwachsinn! Er gab dem Druck nach und ließ sich gegen Dracos Brustkorb sinken. Ein angenehmes Gefühl... Schön warm... „...sag, wenn ich dir zu schwer bin...“, flüsterte er leise. „Bist du nicht...“ Draco kuschelte sich seinerseits in Harrys Umarmung. Er hatte die beiden Menschen um sich, die ihm am wichtigsten waren... Jetzt fühlte er sich wirklich geborgen und wohl... ~*~*~*~ Harry lächelte ebenfalls, ließ sich zurück in die Kissen sinken und schloss die Augen. Sein Kopf puckerte leicht und er wollte am liebsten schlafen, aber das würde er nicht. Jedenfalls nicht, bevor es Draco tat. Seine Finger begannen wieder, den Blonden zu kraulen, am Kinn, unter und hinter dem rechten Ohr… Er spürte die feinen Härchen, die weiche Haut, fühlte die Wärme. Und die Wärme Blaises an seinem Arm. Nur leicht, kaum wahrnehmbar, aber vorhanden. In diesem Moment hätte er ihn am liebsten selbst richtig umarmt, ihn an sich gedrückt vor lauter Dankbarkeit, aber so wie es jetzt war, war es wohl am besten. Sein Dank würde Blaise wohl kaum soviel bedeuten wie die Tatsache, dass er jetzt in Dracos unmittelbarer Nähe war und mit ihm kuschelte… ~*~*~*~ Blaise blickte auf Dracos Arm, der sich wie selbstverständlich um ihn gelegt hatte. Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen darüber. So schön warm... Er zuckte beinahe zusammen, als er spürte, wie Draco ihm den Nacken streichelte. Für einen kurzen Augenblick überfiel ihn ein akuter Fluchtwille und er wollte aufspringen, doch er brachte es einfach nicht fertig. Er strich mit der Hand höher, über Dracos Schulter hinaus und fand Harrys Hand, hielt sie fest und drückte sie liebevoll. Worte waren im Moment vollkommen überflüssig. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Händedruck, musste dazu Dracos Liebkosung unterbrechen, aber es war nicht weiter schlimm. Er konnte ihn noch immer spüren. Unter seiner Wange, überall, selbst wenn noch so viel Stoff sie voneinander trennten. Irgendwie fiel es ihm zunehmend schwerer, wach zu bleiben. Müdigkeit überfiel ihn, ließ ihn mehrere Male abdriften, bevor er sich dazu durchrang, wieder etwas zu sagen. Etwas, das ihm unglaublich wichtig war. „Ihr geht nicht weg, oder?“ Und ja, er meinte damit auch Blaise. Er wollte ihn jetzt in Sicherheit wissen, wollte, dass er jetzt nicht traurig oder einsam war, nachdem er ihn davor bewahrt hatte, plötzlich ohne Draco dazustehen. ~*~*~*~ „Nein...“, hauchte Draco leise und drehte den Kopf leicht zur Seite, sodass seine Wange sowohl Blaises Haarschopf berührte, als auch bequem in Harrys Halsbeuge lag. Matt und erschöpft schloss er die Augen. Sein Körper forderte für den Heilungsprozess jetzt seinen Tribut und keine Minute später war er eingeschlafen. Blaise seufzte leise. Vielleicht wäre das jetzt der Zeitpunkt zu gehen... Aber Harry wollte doch, dass er blieb. Er war hin und her gerissen, aber letztlich... blieb er und lauschte Dracos Herzschlag, bis auch er einschlief. ~*~*~*~ Als wenig später Poppy Pomfrey noch einmal ins Zimmer kam, um den Besuchern zu sagen, dass sie jetzt besser gehen sollten, weil das Abendbrot auf sie wartete, stellte sie mit einem Stirnrunzeln fest, dass sie alle drei schliefen. Alle drei in einem Bett und irgendwie ineinander verwoben. Es irritierte sie ein wenig, war sie doch bisher davon ausgegangen, dass Harry und Draco ein Paar bildeten. Was Blaise in dieser Konstellation zu bedeuten hatte, das verstand sie nicht wirklich. Allerdings… seine Haltung konnte unmöglich bequem sein und war ganz sicher nicht gut für Dracos heilende Brust. Sie schüttelte ihn leicht, um ihn aufzuwecken, was tatsächlich gelang. Blaise schlug die Augen auf und murrte leise, bis er sich bewusst wurde, wo er war und mit wem. Er blickte sie an, wollte sich aufrichten, doch Draco hielt ihn zu fest. Und auch Harrys Hand ließ nicht locker. Selbst nach zwei weiteren Versuchen aufzustehen nicht. Im Endeffekt erlaubte Mme Pomfrey, dass auch er blieb, hatten Patient und Gastpatient das eindeutig beschlossen. Sie würde ihnen dreien etwas zu Essen reservieren und bis Blaise fähig sein würde, dieses zu sich zu nehmen, weil er wieder beide Arme frei hatte, sollte er weiterschlafen. Was der Schwarzhaarige ohne noch einen Mucks tat. Sie schüttelte nur den Kopf. Verstand einer diese Jungen. Feinde… sollte man zumindest meinen… Aber die Zeiten änderten sich ja immer irgendwie und zurzeit halt Schlag auf Schlag. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I could stay awake just to hear you breathing Watch you smile while you are sleeping While youre far away dreaming I could spend my life in this sweet surrender I could stay lost in this moment forever Every moment spent with you is a moment I treasure ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Kuschelstunde mit Blaise... Das ist süß. *_* *sichihrplüschmammutkrallt* *kuscheltjetztauchmitblaise* (Das Plüschmammut heißt Blaise =^-^=) Shirokko: … Irgendwie bin ich damit ganz und gar nicht so richtig einverstanden… Das wird zu eng… zu nah. Und das gefällt mir nicht wirklich… *misstrauischist* Blaises Rache ------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 95: Blaises Rache Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night – Avalon. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 95: Blaises Rache Draco durfte schon am nächsten Morgen wieder gehen, musste wie alle anderen zum Unterricht. Und es ging weiter mit dem Training. Hermione machte richtig Druck und seltsamerweise war es Ron, der sie darin bestärkte. Der Rotschopf wollte ganz offensichtlich stärker werden. Am Freitagmittag wandte sich Harry erneut erfolgreich aus einem Versuch der Potenzialmagie, denn ihm war noch ein Gedanke gekommen, der erschreckend war. Wahrlich erschreckend. Er hatte inzwischen die Kraft und die Konzentration des Potenzialzaubers unter Kontrolle, Draco allerdings nicht, wie ihr letzter Versuch gezeigt hatte. Was war, wenn er es war, der Draco daran hinderte, diese Magie zu nutzen? Wenn er ihn wirklich schwächte? Dann wäre er für sein Elend verantwortlich… nicht wahr? Den Tag über wurde er ruhiger und bis am späten Abend Astronomie anstand, sprach er kaum noch, winkte immer ab, wenn einer fragte, redete sich wieder – wie auch schon zuvor – mit Kopfschmerzen heraus. Der Himmel war klar, als sie oben ankamen. Sie waren die ersten, die anderen Schüler und Professor Sinistra waren noch nicht da. Und Harry verspürte auch nicht im Geringsten das Bedürfnis, dass sie noch kamen. Er kuschelte sich gegen Draco und lehnte den Kopf gegen dessen Hals. Er wollte schlafen gehen, das wäre doch etwas, oder? ~*~*~*~ Draco lächelte und kraulte dem Gryffindor den Nacken, bis sie dazu gezwungen waren, sich dem Unterricht zu widmen. Während Harry durch das Fernrohr blickte und seine Beobachtungen notierte, fiel ihm auf, wie schweigsam und düster Blaise wirkte. Irgendetwas war da wieder im Gange. Irgendetwas... Aber vermutlich würde Blaise kaum mit ihm darüber reden... Er seufzte leise und lehnte die Stirn gegen Harrys Schulter. Er war eindeutig umgeben von Sturköpfen. Nachdem der Unterricht vorbei war, verschwand Blaise äußerst schnell. Er hatte noch etwas vor... Kurz vor den Kerkern rasselte er in die Zwillinge herein, die gerade irgendetwas von Crabbe gesagt hatten. „Was ist mit Crabbe?“, fragte er und seine Stimme besaß einen scharfen Unterton. Dieser Kerl gehörte eindeutig ihm! Erst jetzt bemerkte er den ersten offiziellen Draco-Fanclub, der die Zwillinge wie gewohnt umgab. „Wir geben ihm Saures!“, krähte Rivers begeistert. ~*~*~*~ „Genau!“ Fred sah grimmig aus. „Er hat sich zu weit vorgewagt.“ „Er hat einen unserer Freunde angegriffen!“ Die Zwillinge grinsten böswillig. „Inzwischen sind wir uns einig, dass wir Plan D ausprobieren.“, erklärten sie ihm unisono. „Willst du mitkommen? Wird sicher spaßig.“ ~*~*~*~ „Überlasst ihn mir.“, erwiderte Blaise düster und seine dunklen Augen funkelten drohend. Er wusste ganz genau, was er mit diesem Mistkerl anstellen würde... Und er wusste, wo er ihn am besten erwischen konnte... Wenn man mit jemandem all die Jahre gemeinsam in einem Schlafsaal pennte, kannte man nahezu alle Macken und Eigenarten. ~*~*~*~ Die Zwillinge blickten ihn an, genau wie die Würdenträger. Schließlich legte Fred den Kopf schief. „Ui, willst du wieder böse werden?“ „Ach, Fred. Der ist schon böse, siehst du denn das nicht? Wir sollten uns nicht einmischen.“ „Vielleicht… hast du Recht. Er ist gut.“ „Und grausam genug, um die Strafe wirklich schmerzhaft zu machen.“ „Was er das letzte Mal mit dem Kotzbrocken gemacht hat, das war toll, nicht wahr?“ Sie grinsten sich übermütig an, strahlten, dann wandten sie sich begeistert wieder an Blaise. „Dürfen wir mitkommen?“ ~*~*~*~ Blaise war versucht, den Kopf zu schütteln. Auf Dauer machten einem die beiden Kopfschmerzen... „Herzlichen Dank.“, entgegnete er knapp und zog die Schultern hoch. Gesellschaft und Zeugen wollte er eigentlich nicht... Das war das Letzte, was er gebrauchen konnte. „Ich glaube kaum, dass ihr mit in den Schlafsaal kommen wollt.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich schnappe ihn mir heute Nacht, wenn er einen seiner Fressanfälle bekommt.“ ~*~*~*~ Die Zwillinge blickten sich an. „Warum denn nicht?“, fragte George irritiert. „Wir wollten schon immer wissen, wie die Schlafsäle der anderen aussehen.“ Von den Würdenträgern kam begeistertes Quietschen. „Genau, wir zeigen euch unseren!“ ~*~*~*~ Blaise starrte die zwei Gryffindors und die drei Slytherinerstklässler an. War ja klar, dass die Kleinen dämlich genug waren, das für eine gute Idee zu halten, aber die Zwillinge...? „Und wie wollt ihr das anstellen?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Der Gemeinschaftsraum ist um diese Uhrzeit voll. Wie wollt ihr da ungesehen reinkommen?“ ~*~*~*~ „Tja.“ Die Zwillinge blickten ihn abschätzig an. „Wir hatten gehofft, du könntest uns das sagen, schließlich kennst du dich da drin aus.“ ~*~*~*~ „Fragt Harry. Der hat das schließlich schon mal geschafft.“ ~*~*~*~ Die beiden Jungen blickten ihn entgeistert und mit eindeutig entgleisten Gesichtern an. „Harry hat was?“ „Er war schon einmal bei euch drin?“ „Wann?“ „Warum?“ „Wie?“ „Wie lange?“ „Hat er Draco besucht?“ Die Verwirrung verflog sichtlich. „Waren sie unanständig?“ ~*~*~*~ Hier unten wurde es schlagartig mindestens zwanzig Grad wärmer. Blaise hatte das Gefühl, sein Gesicht würde gleich explodieren. Er konnte ja jetzt wohl kaum erwähnen, dass Harry gekommen war, weil bei ihrem ersten schwarzmagischen Experiment etwas schief gegangen war und sie dann eine große Kuschelrunde veranstaltet hatten... „Das fragt die beiden.“ Blaise wandte sich ab und ging weiter. Er hatte definitiv keinen Nerv, sich mit diesen beiden Deppen noch länger zu befassen. Sie gingen ihm auf den Keks! ~*~*~*~ „Werden wir!“, rief ihm George nach. „Wir wollen morgen einen ausführlichen Bericht, damit wir wissen, ob es hart genug war!“ Und im nächsten Moment verzogen sie sich mit den drei Slytherinerstklässlern in eine Nische, wo sie begannen, Fragen in ihre orangefarbenen Gedankenbücher zu schreiben. Fragen, die sowohl Harry, als auch Draco trafen und die die nächste Stunde nicht abbrachen, so kreativ wurden ihre Ideen. Und sie gingen so tief unter die Gürtellinie, dass die Kleinen schon nach vier Minuten hochrote Ohren hatten. Von Draco und Harry kam keine einzige Antwort zurück. ~*~*~*~ Blaise erreichte den Slytheringemeinschaftsraum. Die Stimmung war angespannt, wie immer in den letzten Tagen. Eine Weile saß er dort mit Pansy zusammen, bis er sich gegen elf in den Schlafsaal verdrückte. Er brauchte nur etwas Geduld... Nicht mehr... Es war gegen zwei Uhr morgens, als Crabbe - wie gewohnt - aufstand und sich mit einem Beutel ins Badezimmer verdrückte... Blaise stand geschmeidig auf und folgte ihm. Das Wachliegen hatte sich gelohnt. Leise trat er ins Bad. Crabbe hatte zwar abgeschlossen, doch Blaise beherrschte mittlerweile genug Öffnungszauber, um nahezu jedes Schloss knacken zu können. Das war eine der Nebenwirkungen ihres gemeinsamen Trainings - und des Zusammenseins mit Draco. Crabbe wirbelte erschrocken herum, als er Blaises Spiegelbild sah. „Blaise!“, schmatzte er und verschluckte sich fast an seinen Schokofröschen. „Mann, du hast mich erschreckt! Willst du auch was?“ Erst jetzt wurde er des Zauberstabs in Blaises Hand gewahr - und dessen äußerst grimmigen Gesichtsausdrucks. Und ihm wurde klar, dass sein Stab draußen auf seinem Nachttisch lag. Einen Fluch später schlug die Tür zu und der kleine Raum war schalldicht versiegelt. „Blaise... Du wirst doch nicht...“, stammelte der dicke Junge und wich leichenblass zurück. Er krallte sich an seinem Beutel Schokofröschen fest und stieß gegen die Wand. „Weißt du... Draco hat mir da neulich einen schönen neuen Zauberspruch beigebracht...“ Lässig richtete der Schwarzhaarige seinen Stab auf den Beutel. „Explosio Maximo!“ Ein lauter Knall erfüllte den kleinen Raum und zerfetzte Schokofrösche verteilten sich auf den hellgrünen Fliesen. Crabbe kreischte erschrocken auf, stolperte und landete auf der Klobürste. „Blaise...“, wimmerte er leise. „Wir sind doch Freunde...“ „Ach ja? Wer hat denn Draco den Klatscher in den Rücken gejagt? Tun das Freunde?“ „...das war ein Unfall!“ „LÜGNER!“ Der Beinklammerfluch traf den dicken Jungen und machte ihm weiteres Herumrutschen unmöglich. Mittlerweile strömten ihm die Tränen über das Gesicht, Rotz lief aus seiner Nase und vermischte sich mit dem Schokoladenbrei um seinen Mund. „Blaise, bitte...“, jammerte er. Doch Blaise sagte nichts weiter. Das einzige, was er jetzt noch sprach, waren Flüche. Einen nach dem anderen. Schwerere und leichtere, schön abwechselnd, mal mit dem Eindruck, dass er nachließ, mal nur umso nachhaltiger. Eine Stunde später verließ er das Bad. Er kehrte nicht ins Bett zurück, sondern verließ den Schlafraum. Hier würde er es heute Nacht nicht mehr aushalten. ~*~*~*~ Gerade als er hinaus in die dunklen und stillen Gänge der Kerker trat, kam Snape um eine Ecke. Sein Gesicht zeugte von Wut und eindeutigem Missfallen, dass er ihn hier sah. „Mr Zabini! Was tun Sie hier draußen?“, fauchte er. Seine Hand zitterte, so sehr hielt er sich unter Kontrolle, doch sein Gesicht verriet nicht das Geringste. ~*~*~*~ „Verhindern, dass ich ersticke!“, gab Blaise bissig zurück. Adrenalin flutete noch immer durch seinen Körper und verhinderte, dass er sich zusammenriss und die Form wahrte. ~*~*~*~ Snape starrte ihn an, dann deutete er mit seiner Hand den Gang zur Großen Halle hinunter. „Mitkommen.“, forderte er, plötzlich kalt und vollkommen tonlos. ~*~*~*~ „Mit Freunden, Sir.“ Blaise zog die Schultern hoch und folgte dem Zaubertränkelehrer. Jetzt war er ganz definitiv in wirklich großen Schwierigkeiten. Vorsichtig ausgedrückt. ~*~*~*~ Snape nickte daraufhin nur und führte ihn mit eiligen Schritten die Gänge entlang zur Eingangshalle. Die Treppe zu Dumbledores Büro wartete schon auf sie und trug sie hinauf, als sie sie betraten. Das war der einzige Grund, warum er um diese Uhrzeit überhaupt in seinen Gefilden herumstrich. Dumbledore hatte ihn gebeten, Blaise abzuholen. Der Junge musste wirklich etwas Übles getan haben. Sie traten ein, da saß der Schulleiter bereits an seinem Tisch und nickte ihm kurz zu. „Vielen Dank, Severus. Bitte geh jetzt zu Mme Pomfrey und suche mit ihr gemeinsam das Bad der Fünftklässlerjungen auf. Es ist ein Notfall.“ Snape nickte nur und verschwand, so war Blaise mit dem Schulleiter allein. ~*~*~*~ Blaise hatte schweigend auf der Treppe gestanden und die vorbeiziehende Wand angestarrt. Er konnte sich ziemlich gut ausmalen, dass ihn ein akutes Donnerwetter erwartet - und dass es diesmal nicht so glimpflich ausgehen würde wie das letzte Mal. Er war ein Wiederholungstäter. So einfach war das. Snape verschwand und dann war er allein mit dem Schulleiter. Dumbledore deutete auf einen der Stühle, auf den sich Blaise auch gehorsam fallen ließ. „Sir…“, sagte er leise und neigte den Kopf. „Nun, Blaise... Mir scheint, wir haben ein Problem.“ Dumbledore legte die Fingerspitzen gegeneinander und blickte Blaise über den Rand seiner Brille an. Seine Augen lächelten nicht. Das erste Mal, seit Blaise ihn kannte, war das vergnügte und freundliche Glitzern in den blauen Augen verschwunden. Der Junge senkte den Blick. Er wusste, dass er erneut eine Grenze überschritten hatte. Dass er zu weit gegangen war. Aber genauso wusste er, dass er es jederzeit wieder tun würde. „Dass du deinen Freund verteidigst, ehrt dich. Aber deine Mittel kann und werde ich nicht dulden.“ Dumbledores Stimme war hart. „Du hast ein weiteres Mal einen deiner Mitschüler bewusst schwer verletzt, Blaise. Ist dir das überhaupt klar?“ „Sir...“ Blaise blickte auf und fixierte die blauen Augen so fest er nur konnte. „Crabbe hat nichts anderes getan! Er hat Draco schwer verletzt! Dagegen haben Sie nichts getan! Sie rufen mich her, schön und gut! Aber tun Sie auch bei denen was!“ „Blaise, das habe ich bereits getan. Vincent hatte bereits eine Bestrafung erhalten, die jedoch so wenig öffentlich gemacht wurde wie deine letzte. Dinge, die du nicht siehst, müssen nicht zwangsweise nicht vorhanden sein.“ Blaise presste stumm die Lippen zusammen. Am besten sagte er gar nichts mehr, wenn dieser Mann eh alle Antworten besaß. „Deine Loyalität ist eine deiner besten Eigenschaften, Blaise, aber du musst Grenzen ziehen. Draco würde das nicht wollen, was du für ihn tust. Und ich glaube auch nicht, dass deine anderen Freunde es gutheißen. Du wirst Disziplin lernen müssen. Und du wirst sie bei Madam Pomfrey lernen. Du wirst dich um Vincent kümmern und seinen Heilungsprozess begleiten. “ „Ja, Sir.“ Blaise schloss matt die Augen. Das war wirklich mal eine Strafarbeit... Crabbe dabei zusehen, wie er wieder gesund wurde. Gruselig... Aber... irgendwie hatte es sogar den Beiklang, als wenn Dumbledore, ihm dadurch Wissen beibringen wollte... „Bevor du gehst noch etwas, Blaise: Ich möchte dich nicht noch einmal aus einem solchen Grund in mein Büro rufen müssen. Ansonsten werde ich mich möglicherweise gezwungen sehen, dich dann der Schule zu verweisen. Du kannst jetzt gehen.“ Blaise nickte schwach und stand auf. „Gute Nacht, Sir...“, murmelte er leise und verließ mit schleppenden Schritten Dumbledores Büro. Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, jetzt in den Schlafraum zurückzukehren, doch das tat er nicht... Stattdessen stromerte er weiter durch die dunklen Gänge der Schule. Snape hatte ja gerade alle Hände voll zu tun - und Filch konnte ihm kaum noch etwas anhaben. Was waren schon noch mehr Strafarbeiten? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Fighting without reason But the crime of loyalty A tattered flag left to fly... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Stille Wasser sind tief... *nick* Unterschätze sie niemals... Shirokko: Er ist erschreckend grausam. Ich muss sagen, das gefällt mir nicht, aber es passt gut zu ihm… Ich wünsche mir manchmal, dass ich auch so etwas schreiben könnte, aber immer wenn es dazu kommen würde, breche ich ab und folge meinem harmonischen Weg des Glücks. Das ist deprimierend und macht, dass ich zu Abby aufsehe… Sie ist so toll… *abbyknuddelt* *abbyliebhat* abranka: *verlegendreinschau* Du übertreibst... Ich kann das auch nur mit den richtigen Figuren... Treffpunkt Trockenheit ---------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 96: Treffpunkt Trockenheit Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Josh Groban – Let me fall. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 96: Treffpunkt Trockenheit Am nächsten Tag brachten die sechs ihren Unterricht unglimpflich über die Bühne, wobei sich Hermione, Pansy und auch Draco ein wenig darüber wunderten, warum Blaise so schweigsam war. Auf Fragen diesbezüglich antwortete er nicht. Und dann war er weg, als sie sich in jenem Klassenraum mit Ron und Harry treffen wollten. Einfach verschwunden. Und Pansy erklärte ihnen dann, dass Blaise eine Strafaufgabe hatte, die ihn die nächsten Tage wohl beschäftigen würden. Ron war es, der mit der Nachricht ankam, die sie alle interessierte: „Crabbe scheint im Krankenflügel zu liegen. Und meine bescheuerten Brüder sind hellauf begeistert von Blaises ‚Technik’.“ Er rollte mit den Augen. „Sie sind schon den ganzen Morgen dabei, mich gedanklich vollzulabern, dass sie sich in Zukunft in Sachen Strafe an ihn wenden würden. Er sieht furchtbar aus, sagen sie.“ Harry runzelte irritiert die Stirn. „Warum das denn? Was hat er denn gemacht?“ Hermione war nicht minder verwirrt. „Warum hat er ihn angegriffen?“ Nur Pansy schien das zu verstehen. „Kann es sein, dass… dass die Klatscher, die Draco getroffen haben… von Crabbe kamen?“, fragte sie schüchtern in die Runde und im nächsten Moment hingen alle Augen auf Draco. Harry schüttelte den Kopf. „Das ist Blödsinn. Es war ein Unfall, oder nicht? Warum sollte ein Slytherin einen anderen angreifen?“ ~*~*~*~ Draco presste die Lippen zusammen. Wieder... Wie bei Warrington. Warum tat Blaise das? Warum nur? „Es ist... nicht unwahrscheinlich...“, murmelte Draco. Er erinnerte sich wieder an Crabbes triumphierendes Grinsen und den Schläger in seiner Hand. „Kann gut sein, dass Crabbe das mit Absicht getan hat.“ Er blickte in die Runde. „Es wirkte so, aber sicher bin ich mir nicht. Blaise wird es wohl besser gesehen haben...“ Sein Blick wanderte aus dem Fenster. Verdammt! Warum tat Blaise das? Warum...? ~*~*~*~ Er hatte es mit Absicht getan? Sein eigenes Teammitglied? Warum? War… „Bist du etwa aufgeflogen bei ihnen?“, fragte Harry entsetzt. ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Oder Crabbe tut sich mit Warrington und Pucey zusammen... Die drei kamen beim Training so harmonisch an.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur bekümmert, lehnte sich seufzend ein wenig zurück gegen Draco. Diese Idioten waren echt lästig. Beinahe gab er Blaise Recht damit, was er getan hatte, auch wenn es wahrscheinlich ähnlich grausam gewesen war wie bei Warrington. Hermione zog die blasse Pansy in die Arme. „Vielleicht sollten wir mal mit ihm reden. Wenn er weiterhin Leute verletzt, dann kann es sein, dass er fliegt und am Ende wie Hagrid nie mehr zaubern darf.“ Hagrids Name ging ihr nur schwer über die Lippen, war das Gedenken an den Halbriesen doch noch zu frisch, um unbefangen zu bleiben. ~*~*~*~ „Wenn das passiert, drehe ich ihm eigenhändig den Hals um.“, knurrte Draco ungehalten. „Und jetzt lasst uns das Thema wechseln. Es bringt uns kein bisschen voran und deprimiert uns nur!“, entschied er harsch. Er hatte keinen Nerv mehr, über Blaise zu reden. Und diesen Idioten würde er sich definitiv noch vornehmen! Es konnte doch nicht sein, dass Blaise wirklich so verdammt gedankenlos war! ~*~*~*~ Hermione nickte entschlossen. „Sehe ich auch so. Versuchen wir lieber noch ein bisschen zu lernen. Heute haben wir viel Zeit und diesmal geht es sogar Harry gut genug, um endlich mal wieder die Potenzialmagie auszuprobieren.“ Harry schrak zusammen. Wie bitte? Pot… „Aber ich… Das geht nicht!“ Sie blickte ihn irritiert an. „Warum denn nicht?“ Er wurde rot. „Weil…“ und verstummte wieder. Das konnte er doch nicht sagen! Er konnte doch nicht sagen, was er dachte. Dass es Draco schadete. Dass er ihm schadete. Draco würde das sicher wieder leugnen, wie er es immer tat. Und dann würde es wieder soweit kommen, dass er ganz kalt war und sich unwohl fühlte… „Warum nicht, Harry?“ Hermione blieb hartnäckig. „Du weigerst dich jetzt schon seit Tagen. Was ist denn los? Was ist beim letzten Mal passiert, dass du dich so sehr davor fürchtest?“ Betreten blickte er zu Boden. War doch klar, dass sie das durchschaut hatte. Sie durchschaute doch beinahe alles, warum nicht auch das… Wahrscheinlich wusste sie es längst. „Es ist nicht gut. Diese Magie ist nicht gut.“, sagte er schließlich, leise, aber fest. ~*~*~*~ „Blödsinn.“ Draco schüttelte den Kopf. „Du drückst dich. Aber warum? Okay, ich habe sie noch nicht im Griff, aber das kann ich kaum lernen, wenn du nicht mitspielst...“ Er zog eine Schnute und blickte den Gryffindor fragend an. ~*~*~*~ Harry sah auf und erwiderte den Blick flehendlich, doch er wusste im Grunde, dass er diesmal wohl nicht drum rumkam, es zu sagen. Seinen neuen Grund. Der Grund, warum Draco es noch nicht ‚im Griff’ hatte. Er setzte sich auf, blickte zur Seite auf sein Knie. „Du hast Blaise gesagt, dass du in meiner Nähe deine Kraft nicht entfalten kannst, dass du deswegen nicht mehr mit mir Schwarze Magie trainierst. Wenn wir zusammen diesen Zauber sprechen, dann bist du mir näher als sonst. Viel näher. Wie willst du es jemals schaffen, dem Zaubertief zu entkommen, wenn ich dabei bin? Ich schade dir doch nur, also lassen wir den Zauber komplett sein, ja?“ Er blickte wieder auf. „Bitte, Dray. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass es dir schlecht geht. Das war schon viel zu oft der Fall.“ ~*~*~*~ Draco gab dem Gryffindor eine Kopfnuss. „Depp. Ich kann keine Schwarze Magie zaubern, wenn sie auf dich gerichtet ist, weil ich dich nicht verletzen will!“ Der Blonde schüttelte den Kopf. „Das hat nichts mit Kraftentfalten oder sonst was zu tun, sondern damit, dass ich mich bremse. Und mit der Potenzialmagie hat das erst recht nichts zu tun!“ Irgendwie war es ja süß, dass sich Harry dauernd Gedanken um ihn machte, aber gerade war das einfach nur störend und... beinahe schon richtig lästig. „Harry, wir wollen gegen einen der mächtigsten Zauberer der Welt antreten - wir brauchen diese Magie. Natürlich kannst du noch immer sagen, dass du sie nicht zaubern willst, aber schieb nicht mich als Grund vor. Ich will sie zaubern. Weil es notwendig ist.“ Er atmete tief durch und fügte dann sanfter hinzu: „Bitte, Harry... Lass es uns versuchen, lass es uns lernen...“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn perplex an. Weil er ihn nicht verletzten wollte? Nur deswegen konnte er seine Kraft nicht entfalten? Sollte das heißen, dass er sich bei Tonks immer zurückgehalten hatte? Sollte das heißen, dass das Training vollkommen sinnlos gewesen war? „Das glaub ich ja nicht.“ Er war vollkommen baff. „Warum sagst du mir das denn nicht, wenn du solche Probleme hast? Dann hätten wir uns das Ganze bei Tonks doch auch sparen können und du hättest gleich mit Blaise üben können.“ Er stockte, dann wurde er misstrauisch. „Soll das heißen, gegen Blaise hältst du dich nicht zurück? Greifst du ihn etwa an?“ Ohne dass jemand dabei war? „Und wenn es ihn erwischt? Wer hilft euch dann?“ ~*~*~*~ „Schon mal versucht, Strafarbeiten verlegen zu lassen?“ Draco verdrehte die Augen und fuhr sich dann durch die Haare. „Nein... Ich greife Blaise verdammt noch mal nicht an! Hältst du mich wirklich für so bescheuert? Er passt einfach auf...“ Er hielt inne und zwang sich dazu, wieder ruhiger zu werden. „Das Ziel war das letzte Mal eine Rüstung, okay? Falls du dich erinnerst: Ich brauche einen anderen Zauberstab. Und Schutzzauber sind ganz hilfreich. Für herumfliegende Rüstungsteile...“ Jetzt war er beinahe kleinlaut geworden. ~*~*~*~ Harry starrte ihn perplex an. Dann seufzte er. „Okay.“ Auch er war jetzt kleinlaut. „Dann… Ich bin still. Und ich werde Tonks sagen, dass ihr Unterricht sinnlos ist, okay? Dann haben wir keine Verpflichtungen mehr, da aufzutauchen, und sie muss keine Angst mehr vor dir haben, ja?“ Denn ihre Angst war nicht gegangen, das hatte er bemerkt. ~*~*~*~ Draco lächelte weich, nickte und wuschelte ihm durch die Haare. „Und Potenzialmagie? Starten wir einen Versuch?“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, in Gedanken sich selbst verdreschend. Er bekam, was Draco anging, momentan echt alles in den falschen Hals, machte sich viel zu viele Gedanken und Sorgen. Was war nur mit ihm los, dass er so aus dem Ruder lief, dass er ständig so besorgt war? „Aber nicht hier, draußen!“, erklärte Hermione und riss ihn aus den Gedanken. Einstimmiges Nicken, dann gingen sie geschlossen nach draußen. „Es ist ein wenig blöd, dass Blaise nicht hier ist, um uns zu helfen, den Schaden zu minimieren, aber dann muss es eben so gehen.“ Sie blickte von einem zum anderen. „Den Aquarius?“ Harry zuckte die Schultern. Ihm war es so was von egal. Vielleicht hatte er jetzt keine Sorge mehr, dass er es war, der Draco schädigte, das änderte aber nichts daran, dass diese Art Magie nicht gut für ihn war. Es war einfach nur bescheuert. „Draco?“ ~*~*~*~ „Okay.“ Draco nickte und hob den Stab. „Wasser haben wir ja definitiv genug... Ihr solltet nur vielleicht einen Luftblasenzauber bereithalten...“ Er schnitt eine Grimasse und trat etwas von Harry zurück, dann hob er den Zauberstab. „Mach dir keine Sorgen, Kätzchen.“ Er strich dem Gryffindor weich über die Wange und lächelte ihn an. „Bereit?“ ~*~*~*~ „Hmhm.“, stimmte Harry unglücklich zu, dann holte er tief Luft, um die Beklemmung abzuschütteln, bevor er zauberte, den Stab direkt auf den See richtete. Draco neben ihm tat es ihm gleich und er spürte die Wirkung. Obwohl sie sich nicht ansahen, sondern nebeneinander standen, fühlte er das Band, das sich zwischen ihnen wob, spürte das Glück, dieses Gefühl, unsagbar glücklich zu sein. Wärme stieg ihn ihm auf, sein Herz wollte überlaufen vor Glück und Wohlbefinden. Wort- und blicklos betrachtete er die riesenhafte Wasserblase, die sich aus dem See erhob, die hunderte von Fäden weiteren Wassers aus dem See zog und wie Wackelpudding waberte. Dann schloss er die Augen, ließ sich fallen. Er hatte keine Kraft mehr. Er wollte nur noch diese Ruhe spüren, wollte Draco nur noch nahe sein. Das Wasser war ihm egal, die anderen waren ihm egal, dass er die Konzentration verlor, war ihm egal, und die Auswirkungen waren ihm egal. Ihm war einfach alles egal. Komplett. Er spürte die Tränen gar nicht, die über seine Wangen liefen. Der Zauber hatte sämtliche Spannungen in ihm gelöst und sie in Tränen aufgelöst. ~*~*~*~ Draco wurde von dem Gefühl erneut überwältigt. Er versuchte, es zu kontrollieren, es nicht so nah an sich heranzulassen, doch er hatte keine Chance. Vielleicht, weil er noch immer aufgewühlt war. Wegen Harry, wegen Blaise. Vielleicht auch einfach, weil er Harry nahe sein wollte, eins mit ihm sein wollte... Er fiel. Obwohl er hatte aufpassen wollen, fiel er erneut. Die Wasserblase wurde größer und größer. Mittlerweile enthielt sie sämtliches Wasser aus dem See und zog noch mehr an. Aus dem Schloss, ja sogar noch aus den Wolken. Der Zauber war vollkommen außer Kontrolle. ~*~*~*~ Hermione erkannte das Desaster als erste, doch sie blieb nicht allein. Ron stob vorwärts, schüttelte Harry und Draco an den Schultern, doch es brachte nichts. Sie reagierten gar nicht. Nicht im Geringsten. Sein Mund war trocken vor Angst. Seine Hände ebenfalls. Und auch sonst fühlte sich seine Haut trocken an. Schrecklich trocken. Und als er Harry ansah, um ihn anzuschreien, schrak er noch mehr zusammen. Der Schwarzhaarige war vollkommen grau im Gesicht, welches überdies eingefallen war. Er wollte schreien, doch es kam kein Ton aus seiner Kehle, sie war viel zu trocken. Ein Wassertropfen löste sich aus Harrys geschlossenen Augen und Ron reagierte. Schneller als er denken konnte, tat er das einzige, das er tun konnte, nachdem seine Magie wegen der Unfähigkeit zu sprechen nichts mehr brachte – er konnte nicht wie Harry stumm zaubern. Er holte aus und schlug ihm auf die Hand, damit er den Zauberstab verlor, was sogar funktionierte, tat bei Draco dasselbe, doch irgendwie… Das Wasser kam nicht herunter. Sie zogen weiter… Hinter ihm blitzten hintereinander zwei Flüche vorbei und Harry und Draco wurden beinahe gleichzeitig steif wie Bretter, rissen die Augen auf und wären wohl vornüber gefallen, hätte er sie nicht festgehalten. Er schauderte, als Haut über Haut rieb und das Gefühl entstand, als würde er mit Papier über Sandpapier reiben. Schrecklich. Gruselig! Dann sah er die nächste Katastrophe auf sich zukommen, denn das Wasser kam herunter. Die Magie war gegangen und die gesamte Blase hatte ihre Schwerkraft wieder. Wie in Zeitlupe näherte sich das Wasser dem Boden. Wenn diese Welle sie erwischte, dann… Hermione und Pansy drückten sich an ihn, beide mit ihren Zauberstäben in der Hand. Sie sahen auch grau und alt aus, doch er konnte sehen, dass sie Magie wirkten, sah die Schilde, die sich zwischen ihnen und dem See aufspannten. Sie konnten die Stummmagie also inzwischen auch… Das Wasser rauschte über sie hinweg, donnerte und toste, strudelte und setzte die unmittelbare Umgebung des Schlosses und des Sees vollkommen unter Wasser. Und Pansy und Hermione hatten sichtlich Mühe die Schilde aufrechtzuerhalten. Sie hatten wirklich Glück im Unglück, denn als sie brachen, war das Wasser soweit zurückgegangen, dass es lediglich ihre Beine umspülte. Die Feuchtigkeit war angenehm, bemerkte Ron für sich. Am liebsten würde er jetzt ins Wasser springen und darin bleiben, bis zu Sankt-Nimmerleins-Tag, doch momentan war es wichtiger, auf die Krankenstation zu kommen. Hermione war da anderer Meinung. „Ab ins Wasser mit ihnen!“, krächzte sie und schob Ron vorwärts, der sich letztendlich Draco vornahm, weil dieser schwerer war und die Mädchen mit Harry wohl weniger Probleme haben würden. Sie könnten auch warten, bis die Starre sich löste, doch das war zu lange. Und er wünschte sich selbst wirklich heftig ins Wasser zu kommen. Er hatte so einen Durst… Es machte Platsch, als er mitsamt Draco ins Wasser sprang. Kühlend und angenehm. Dann fühlte er, wie die Starre nachließ und er musste aufpassen, dass der Kopf des Blonden nicht unter Wasser geriet. Neben ihm kamen Hermione und Pansy mit einem ebenfalls aus seiner Starre erwachenden Harry im Wasser auf, dass es spritzte. Der Schwarzhaarige bewegte sich kaum, selbst jetzt noch nicht, wo er wieder konnte und nass war… ~*~*~*~ Blaise war kurz davor, in die Luft zu gehen, weil ihm Crabbes selbstgefälliges Grinsen unglaublich auf den Wecker ging, als seine fünf Freunde durch die Tür kamen. „Was...?“ Er erstarrte, als er sah, dass Draco eindeutig nicht bei Besinnung war, Harry vollkommen apathisch schien und die fünf eine Tropfspur hinter sich herzogen, die Filch in den Wahnsinn treiben würde. Auf einmal machte dieses seltsame Geräusch von Meeresbrandung draußen Sinn - und diese trockene Luft! „Madam Pomfrey!“, rief er und brachte die Freunde dazu, Draco und Harry auf freie Betten zu legen. Die Medihexe war schnell bei ihnen und kümmerte sich um ihre Patienten. „Sie sind ja vollkommen ausgetrocknet! Zabini - Trank fünf. Sechsmal!“, bellte sie und Blaise wandte sich um, winkte mit einem Accio die entsprechende Tränke zu sich. Schnell begann die Medihexe sie ihren Patienten einzuflößen. Sobald Harrys Wasserhaushalt wieder einigermaßen hergestellt war, strömten ihm die Tränen über das Gesicht. „Granger, Parkinson, beruhigen Sie ihn!“, herrschte Pomfrey sie an. Die Hexe stand so unter Stress und war derart fassungslos, dass sie jegliche Höflichkeit fahren ließ. Dafür war gerade kein Platz. „Zabini, gehen Sie mir zu Hand.“ Blaise war sofort neben ihr und stützte Draco den Kopf, während Pomfrey ihm Phiole um Phiole einflösste. „Noch vier Einheiten.“, entschied sie, die Blaise herbeiwinkte und seinem engsten Freund dann selbst verpassen durfte, während sie wieder nach Harry sah. „Verdammt, was haben Sie nur angestellt?“ ~*~*~*~ Hermione war kurz davor wahrheitsgemäß zu antworten, als Pansy ihr zuvor kam. „Woher sollen wir das wissen? Da draußen war eine riesige Kraft am Wirken! Das Wasser aus dem See hat geschwebt und dann kam es aus dem Schloss und alles wurde trocken und…“ Sie begann zu weinen – eine Kunst, die sie als Kind einst gelernt hatte; auf Kommando losheulen. „…und dann ist er zusammengeklappt und Draco auch und…“ Die braunhaarige Gryffindor starrte sie fassungslos an. Was war das denn? ~*~*~*~ Die Medihexe sah das Mädchen an und reichte ihr mit einem leisen Seufzen ein Taschentuch. „Ist ja gut... Sie sollten auch diesen Trank zu sich nehmen, damit Ihr Wasserhaushalt wieder hergestellt wird...“ Sie winkte Blaise zu sich, der die Tränke kommentarlos überreichte. „Ich schätze, Professor Dumbledore weiß schon über das Geschehene Bescheid, aber ich werde ihm natürlich auch ausrichten, was Sie gesagt haben, Miss Parkinson.“ Pomfrey strich ihr beruhigend über das Haar. Sie blickte hinüber zu Harry, der noch immer weinte. „Beruhigungstrank.“, kommandierte sie und hielt ihn einen Augenblick später in der Hand. Nachdem sie ihn Harry eingeflößt hatte, schlossen sich seine Augen langsam. „Keine Sorge, er wird nur eine Weile schlafen...“ Sie wandte sich erneut Draco zu, der die Augen immer noch geschlossen hielt. „Und er wird irgendwann wach werden...“ Sie seufzte leise. „Ich werde mich mit Professor Dumbledore in Verbindung setzen. Zabini, Sie rufen mich, wenn etwas ist.“ Damit verschwand die Medihexe mit wehendem, weißem Kittel von der Krankenstation. Blaise seufzte leise und ließ sich neben Draco auf der Bettkante nieder. Sein Blick wanderte hinüber zu Crabbe, der sie neugierig bedachte. Mit einem diabolischen Grinsen auf dem Gesicht verpasste er dem anderen Slytherin einen Betäubungszauber, der ihn einige Stunden schlafen lassen würde. Den hatte er vor einer Stunde erst von Madam Pomfrey als Notfalllösung gelernt. Und das hier war ja sozusagen ein Notfall. „Was zum Merlin habt ihr da draußen angestellt? Potenzialmagie, die außer Kontrolle geraten ist?“ ~*~*~*~ Hermione nickte nur und Pansy sah reichlich angeschlagen aus. „Du hättest diese Wasserblase sehen sollen.“, murmelte sie. „Schrecklich groß.“ „Die beiden waren vollkommen ausgetrocknet und wir haben das nicht bemerkt, weil wir hinter ihnen standen.“ Ron schauderte. „Mione hat sie uns dann einfach ins Wasser werfen lassen.“ Pansy schlang die Arme um den Körper. „Dieses Gefühl. Als würdest du vertrocknen… meine Haut war wie Papier. Ich werde Tage brauchen, um sie wieder weich zu kriegen.“ Hermione nickte. „Das verkraftet sie wohl nicht so einfach…“, murmelte sie ansatzweise ironisch. Diese Tatsache war so was von unwichtig… „Der Zauber ging sogar noch weiter, als sie ihre Zauberstäbe nicht mehr hatten, kannst du dir das vorstellen?“ „Und sie haben sich nicht mal angesehen!“ Hermione sprang auf und begann im Kreis herumzulaufen. „Das war sonst doch immer erst der Fall, wenn sie sich in die Augen gesehen haben, aber diesmal standen sie nebeneinander. Mehr nicht! Als wollten sie unbedingt austrocknen!“ Sie schnaubte ärgerlich. „Dabei haben sie diesen Zauber schon einmal gezaubert! Der Aquarius, du weißt schon. Und damals ist nicht so viel passiert. Es kann doch nicht sein, dass sie inzwischen soviel stärker geworden sind, oder? Oder haben wir es damals einfach früh genug unterbrochen? ... Ach verdammt!“ Sie blieb stehen und blickte die Freunde nacheinander an, seufzte schließlich und ließ sich wieder auf Harrys Bett fallen, um sich gegen Pansy zu lehnen. „Die beiden machen mich wahnsinnig.“ ~*~*~*~ „Nicht nur dich.“ Blaise schüttelte den Kopf und strich dem noch immer bewusstlosen Draco durch die Haare. „Verdammt, aber warum ist das diesmal so außer Kontrolle geraten? Das letzte Mal hatten sie doch alles im Griff! Es sei denn...“ Er stockte. „Oh, diese Idioten! Sie haben freiwillig die Kontrolle aufgegeben! Das muss es sein!“ Seine Augen wanderten von Harry zu Draco und wieder zurück. „Aber warum? Aus der Übung können sie doch nicht derart schnell sein... Es muss etwas anderes sein...“ Nachdenklich runzelte er die Stirn. ~*~*~*~ „Harry wollte doch nicht zaubern.“, warf Ron zaghaft ein. Er hockte auf dem einen Stuhl neben Dracos Bett, hatte vorhin Blaise geholfen, um nicht bei Harry im Weg oder nutzlos zu sein, jetzt hatte er nichts mehr zu tun. Hermione blickte ihn an. „Aber er hat doch zugestimmt.“ „Warum wohl?“ Er hob anklagend eine Augenbraue. „Weil alle damit einverstanden waren. Er wollte nicht im Weg sein.“ „Aber…“ „Es ist egal jetzt, es fragt sich doch nur, ob er deshalb nicht widerstehen konnte. Er meinte doch, man bräuchte Konzentration. Wenn die nicht mehr da ist, dann gerät es außer Kontrolle…“ „Warum hat er denn geweint?“, warf Pansy plötzlich die Frage in den Raum. „Ich meine… noch während dem Zauber… da habe ich Tropfen von ihm wegfliegen sehen… oder etwa nicht?“ Hermione zuckte mit den Schultern. Ihr war das nicht aufgefallen. Sie hatte mehr nach oben geschaut. Und nach unten, wo im See ein einziges Gewusel und Gezappel geherrscht hatte, weil die Seebewohner ihre Lebensgrundlage verloren hatten. Ron nickte nur, zuckte aber die Schultern. „Ich habe das auch gesehen, aber warum… Ich kann es dir nicht sagen…“ Er starrte hinab auf seine Hände. Vielleicht können wir sie fragen.“ ~*~*~*~ „Ich glaube nicht, dass du eine Antwort bekommen wirst...“, antwortete Blaise leise und senkte den Blick. Am liebsten hätte er gerade die beiden leblosen Gestalten an sich gedrückt, einfach nur um spüren, dass sie wirklich am Leben waren und es ihnen gut ging. Gedankenverloren strich er weiter durch Dracos Haar. „Harry war schon am Mittwoch in Kräuterkunde so seltsam... Aber... das müssen die beiden unter sich klären...“, sagte er und senkte den Blick. „Ich glaube kaum, dass wir da helfen können oder uns einer von ihnen an sich ran lässt...“ Er wollte noch etwas sagen, wurde aber davon unterbrochen, dass sich eine Hand um die seine schlang. Verblüfft blickte er darauf. „Blaise...?“, krächzte Draco heiser. „Was ist... mit... Harry?“ ~*~*~*~ Sofort waren drei Menschen auf den Beinen und scharten sich um Draco. „Wie geht es dir?“, fragte Pansy besorgt und erfreut. Hermione war praktischer veranlagt. „Brauchst du irgendwas? Willst du was trinken?“ Ron lächelte nur. „Er schläft.“, antwortete er als einziger auf die Frage. „Mme Pomfrey hat ihm ein Beruhigungsmittel gegeben.“ ~*~*~*~ „Wasser...“, antwortete der Blonde schleppend auf Hermiones Frage und schloss bei Rons Worten erleichtert die Augen. Pansys Frage hatte er ignoriert. Was sollte er dazu schon sagen? Er fühlte sich erschöpft, ausgelaugt und ausgetrocknet. Als er die Augen wieder öffnete, hielt ihm Hermione schon eine Flasche Wasser vor die Nase. Kein Glas, eine Flasche. Und das war auch gut so. Selbst als er diese komplett geleert hatte, hatte er noch immer Durst. Aber er war nicht mehr so brennend. Er griff nach Blaises Schulter und wollte sich hochziehen, doch seine Arme versagten ihm den Dienst. Dafür drückte ihn sein Freund sanft hoch und machte sich selbst zu seiner Rückenlehne. So konnte er jetzt auch Harry sehen, der im Nachbarbett friedlich schlief. Beruhigend... ~*~*~*~ „Du solltest dich wieder hinlegen.“, meinte Ron leise, setzte sich selbst wieder. „Ihm geht es gut.“ Pansy nickte heftig. „Er hat Recht. Du bist noch nicht wieder auf dem Damm!“ „Draco, kannst du uns sagen, was da schief gegangen ist?“, fragte Hermione und bekam einen bitterbösen Blick von ihrer Freundin zugeworfen, der sie nicht kümmerte. „Warum konntet ihr die Magie nicht halten?“ ~*~*~*~ Draco verzog leicht den Mund, machte aber keine Anstalten, sich wieder ins Bett zu legen. Er wollte Harry wenigstens sehen... Wenigstens das. Und daran würden sie ihn nicht hindern. „Ich... weiß nicht genau...“, antwortete er langsam. Mittlerweile krächzte er zumindest nicht mehr so extrem, aber er klang noch immer sehr heiser. „Ich habe... die Kontrolle verloren... Irgendwie... ist sie mir entglitten...“ Er strich sich über die Stirn und ließ die Hand dann regelrecht fallen. „Diese Magie ist so... emotional... und vielleicht... war ich... zu aufgewühlt dafür...“ ~*~*~*~ Hermione nickte nur stoisch. Diese Antwort war unbefriedigend, weil sie nichts erklärte, aber andererseits konnte sie von ihm keine wissenschaftliche Erklärung verlangen oder erwarten. Er war müde und fertig und sah aus, als wolle er jeden Moment umkippen. Seufzend ließ sie sich aufs Bett fallen, holte eine neue Flasche Wasser heran, die sie ihm wortlos reichte. ~*~*~*~ Dankbar nahm Draco die Flasche an und leerte auch diese nach und nach. Die Freunde schwiegen. Er spürte, wie Blaise ihm sachte wieder durch die Haare strich und ließ den Kopf schwer gegen seine Schulter fallen. Er war so müde, so kaputt... Aber er wollte den Moment nicht verpassen, wenn Harry wieder aufwachte. Er wollte da sein... Blaise seufzte leise, als Draco nach einer halben Stunde immer noch stur in seinen Armen hing, obwohl er so vollkommen erschöpft war. „Geht mal beiseite.“, entschied er, stand auf und ließ Draco sanft zurücksinken, was dieser mit einem protestierenden Knurren quittierte. Noch nicht einmal richtige Sätze brachte der Junge noch zusammen. Mit einem Wink seines Zauberstabs beförderte Blaise den einen Nachttisch aus dem Weg und schob dann die Betten zusammen. Draco drehte sich beinahe sofort auf die Seite und ergriff Harrys Hand. Dann fielen ihm die Augen auch schon zu. „Kinder...“, murmelte Blaise entnervt und verdrehte die Augen. „Eindeutig Kinder.“ Pansy legte ihm die Hand auf die Schulter und musste grinsen. „Aber zwei niedliche...“ „Vielleicht... solltet ihr jetzt besser gehen. Madam Pomfrey wird garantiert gleich wieder da sein und ich schätze, sie wird nicht erfreut sein, wenn ihr dann noch da seid.“ Blaise seufzte leise. „Ich passe auf und sag Bescheid, wenn etwas ist, okay?“ ~*~*~*~ Hermione blickte ihn besorgt an, dann umarmte sie ihn. „Danke.“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Aber sei nicht zu stark…“ Es war Ron, der sie von ihm wegzog. „Komm, er hat Recht. Wir stören hier und mit der Pomfrey will ich mich nicht anlegen.“ Sie lächelte, wurde leicht rot. War das Eifersucht? Echte Eifersucht? Oder war das Wunschdenken? Aber… es würde doch sonst nicht zu ihm passen, so ein Verhalten, oder? Hermione begann zu grinsen, nickte und hakte sich dann bei ihm unter, winkte Pansy zu sich. Zu dritt verließen sie den Raum, beide Mädchen bis über beide Ohren grinsend. ~*~*~*~ Blaise sah den dreien noch nach, dann ließ er sich neben dem neuen Doppelbett nieder. Er bettete den Kopf auf die Arme und schloss die Augen. Als Madam Pomfrey zurückkam, fand sie die drei Jungen so vor und schüttelte nur den Kopf. Sie fand, irgendwer sollte sie mal dringend darüber aufklären, was das für ein seltsames Beziehungsgeflecht bei der Jugend von heute war. Löblich war allerdings, dass Crabbe wirklich schlief. Bisher hatte er sich hartnäckig geweigert und es vorgezogen, ihren neuen Assistenten zu triezen, doch das schien sich gelegt zu haben. Zufrieden ging sie weiter in ihr Büro. ~*~*~*~ Harry erwachte zwei Stunden später mit einem brennenden Durst. Er wollte aufstehen, spürte Dracos Hand an seiner. Ihm war heiß. Richtig heiß. Und Draco war kaum weniger warm. Er rappelte sich hoch und ließ Dracos Hand los. Kurz ruhten seine Augen auf Blaise, den er nur an dem schwarzen Haarschopf erkannte, da seine Brille nicht auf seiner Nase saß, dann rutschte er vom Bett. Er musste etwas trinken. Dringend. Ihm war so unsagbar heiß… Erst dann registrierte er, dass er auf der Krankenstation war. Wieso zum Teufel…? Und wo war hier etwas zu trinken? Langsam und sich am Bettpfosten festhaltend tapste er zu dem Vorhang in der Hoffnung, dort etwas zu finden. ~*~*~*~ Blaise wurde davon wach, dass irgendetwas neben ihm klapperte. Er richtete sich auf und erkannte in dem Halbdunkel Harry, der bei dem Versuch, durch den Vorhang zu treten, mit diesen komischen Metallringen an der Stange geklappert hatte. „Harry...“, wisperte der Slytherin leise und stand auf, fing den anderen ab. „Zurück ins Bett mit dir... Sag mir, was du brauchst, und ich hole es dir.“ Sanft dirigierte er ihn wieder zu seiner Schlafstätte zurück. ~*~*~*~ Harry taumelte, als er den Halt verlor, hielt sich schließlich einfach an Blaise fest, der ihn auf das Bett setzte. „Wasser…“, murmelte er schwach. Seine Hände krallten sich in Blaises Umhang und er lehnte die Stirn gegen ihn, weil es ihn selbst jetzt noch schwindelte. ~*~*~*~ „Kommt sofort.“ Blaise ließ ihn sanft zurücksinken. Mit einem leisen Accio rief er gleich mehrere Flaschen zu sich, von denen er Harry sofort eine reichte. „Du glühst richtig...“, murmelte er leise. Madam Pomfrey hatte ihm heute auch den ersten einfachen Diagnosezauber beigebracht, den er jetzt zum Einsatz brachte. Leicht erhöhte Temperatur, aber noch nichts Ernstes. Es würde wohl reichen, wenn Harry viel trank. Die Krankenhexe mochte Blaise gerade nicht holen. ~*~*~*~ Harry nahm ihm die Flasche ab und trank, auf einen Arm aufgestützt, langsam, Schluck für Schluck. Schon nach der halben Flasche konnte sein Magen nichts mehr fassen. Dabei hatte er immer noch Durst. Er lächelte Blaise an. „Danke.“, flüsterte er, dann schloss er die Augen wieder. Seine Hand suchte nach Dracos, fand sie ziemlich zielsicher und umklammerte sie. ~*~*~*~ Blaise lächelte weich und strich dem Gryffindor die verschwitzten Haare aus der Stirn. Armer Kerl... Leise stand er auf und machte zwei Handtücher nass, von denen er Harry eins auf die Stirn legte. Nur eine kurze Berührung bei Draco verriet ihm, dass es diesem kaum besser ging. Auch ihm verpasste er ein Handtuch, dann ließ er sich wieder auf seinem Stuhl nieder und beobachtete seine beiden Patienten. ~*~*~*~ Harry seufzte leise, als er das Handtuch auf seiner Stirn spürte. Das tat unglaublich gut. So gut… Und es ließ ihn fast wieder wegdämmern, allerdings… „Blaise, wie geht es dir?“, fragte er leise, die Augen noch immer geschlossen. „Ist alles okay?“ Er meinte seine Strafe, seine Tat… ~*~*~*~ „Es ist alles okay...“ Blaise lächelte und streckte den Arm über Dracos Beine aus, damit er Harry kurz berühren konnte. „Ich darf Strafarbeiten hier auf der Krankenstation machen... Ich glaube, Dumbledore will mich noch zu einem Heiler machen... Es ist unglaublich, was ich heute schon alles gelernt habe.“ Er lächelte leicht. Fast klang das mehr nach einer Belohnung als nach einer Strafe „Aber dafür kann mich Crabbe ärgern... Und ich muss meine Hausaufgaben nachts machen und kann kaum mehr mit euch trainieren, weil ich dauernd hier bin...“ Er stockte. „Aber mach dir keinen Kopf. Ich habe es verdient und es ist gut, dass es so ist... Auch die Drohung, dass er mich das nächste Mal von der Schule schmeißt...“ ~*~*~*~ Harry zuckte zusammen. Beinahe unmerklich, aber dennoch unleugbar. Von der Schule fliegen… „Bitte mach es nicht noch mal.“, sagte er leise, erstickt und mit kratziger, rauer Stimme. „Auch wenn jemand Draco weh tut. Wenn du fliegst, dann wird er daran zerbrechen. Einfach, weil er dich dann nicht mehr sehen kann, wenn er will, weil du dann nicht mehr sicher bist da draußen, weil die Sorgen dann noch größer werden… Und ich… ich will das auch nicht. Ich…“ Er öffnete die Augen, ließ Blaise die Verzweiflung in sich spüren. „Ich hab dich gern, Blaise. Obwohl ich eifersüchtig war, hab ich dich wirklich gern. Es wäre so traurig, wenn du gehen müsstest, weil du… weil du zu grausam wirst...“ ~*~*~*~ Blaise schloss die Augen. Harrys Worte... Sie berührten ihn. Irgendwo ganz tief in ihm drin. Harry hatte Recht. Draco würde es wehtun, wenn er gehen musste. Und Harry... Harry würde es auch wehtun. Und ihm selbst nur umso mehr. „Ich verspreche es dir...“ Er lächelte weich, krabbelte auf die Bettkante und drückte Harrys freie Hand. „Ich mache keinen Unsinn mehr.“ Sachte fuhr er mit dem Daumen über die noch immer leicht trockene Haut. „Ich habe dich doch auch gern...“ ~*~*~*~ Harrys Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als er Blaises Händedruck erwiderte, dann seufzte er tief und schloss die Augen wieder. Das war anstrengend gewesen. Sehr. Nur noch eine Frage. „Wie geht es den anderen? Leben sie noch?“ Wenn sie beide schon hier waren, dann war das eine berechtigte Frage, fand er. ~*~*~*~ „Ihnen geht es gut... Sie haben euch wohl das Leben gerettet... Ihr hättet euch sonst vollkommen ausgetrocknet.“ Blaise seufzte leise. „Nur gut, dass sie da waren...“ Er seufzte leise und schmiegte sich ganz vorsichtig an Dracos Rücken. Sonst wurde die Position hier eindeutig unangenehm. Dieser brummte im Schlaf und bewegte sich leicht, doch er wachte nicht auf. ~*~*~*~ Harry seufzte abermals. „Ich muss mich bei ihnen bedanken, wenn ich wieder wach bin…“ Seine Stimme schwebte noch beim Sprechen einfach davon und er schlief wieder ein. Und noch immer ließ er weder Draco noch Blaise los. Irgendwann rutschte er näher an beide heran, so dass aus ihnen ein einziges Knäuel aus Armen und Beinen wurde. Mme Pomfrey sagte nichts dazu, auch wenn sie Blaise nach einiger Zeit weckte, um ihn zu fragen, ob er Abendbrot haben wollte. Sie lächelte sachte und nickte anerkennend für die Idee mit den Tüchern. ~*~*~*~ Blaise lehnte das Abendbrot zwangsweise ab, da er sich aus diesem Knäuel einfach nicht befreien konnte. Irgendwann hatte sich auch Draco etwas gedreht und hielt die beiden anderen Jungen hartnäckig fest. Es gab keine Chance zu entkommen. Und irgendwie... wollte Blaise auch nicht. Auch wenn das wohl absolut falsch war. Nachdem die Medihexe wieder verschwunden war, war er schnell erneut eingeschlafen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Harry erwachte ein weiteres Mal, weil etwas auf ihm landete. Etwas Schweres und Weiches… Ein Kissen. Seltsam. Wer warf denn hier mit Kissen? „Hey! Wachwerden! Ich hab Hunger!“ Murrend setzte sich Harry auf, schwankte leicht und wurde im nächsten Moment zurückgezogen. Draco. Und er hatte wieder – oder immer noch – Durst. „Hey, Blaise!“ Harry zog die Augenbrauen zusammen. „Sei still, dahinten!“, zischte er, während er sich aus der Umarmung herauskämpfte. „Blaise schläft und das sollte er auch dürfen!“ Wer war das nur? Er griff zu seiner Wasserflasche und trank vorsichtig daraus, als er Crabbes Stimme bei seinem nächsten Satz erkannte. „Er hat sich um mich zu kümmern!“ Der Schwarzhaarige war noch nie schneller auf Hundertachtzig. Er warf die Decke, die nun über ihm lag, zur Seite und stand auf, ging zu dem nörgelnden Fettwanst hinüber und stellte sich außer Reichweite vor ihn hin. „Er hat gar nichts! Du hast dich nicht um Draco gekümmert, obwohl du ihn so vom Besen gefegt hast, dass er fast daran gestorben wäre! Du hast dich nicht darum gekümmert, ob er zur Krankenstation kommt oder nicht, und du hast dich auch nicht nach seinem Wohl erkundigt, also stell hier keine Ansprüche. Wenn du Hunger hast, dann wirst du bis zum Morgen warten müssen, dann kriegst du auch etwas!“ ~*~*~*~ Draco wurde von dem Gezeter wach. „Komm wieder ins Bett, Harry...“, murrte er ungehalten. „Das ist der Fettwanst nicht wert... Und noch mehr Kissen wird die feige Sau wohl kaum haben...“ „DU!“ Crabbe kreischte auf und griff nach seinem Zauberstab. „Mr Crabbe!“ Madam Pomfrey stand in der Tür und funkelte ihn zornig an. „Sie schlafen auf der Stelle, ansonsten schicke ich Sie schlafen! Und lassen Sie gefälligst meine anderen Patienten in Ruhe!“ Kleinlaut schwieg der Slytherin. „Und Sie, Mr Potter, ab ins Bett. Und trinken Sie noch etwas.“ Sie schickte noch einen wütenden Blick zu Crabbes Bett, doch der Junge schwieg jetzt. ~*~*~*~ Harry nickte und tat, was sie verlangte, nahm sich vom Nachttisch eine neue Flasche Wasser, bevor er wieder unter die Decke kroch. Er schraubte sie auf, trank, bis sich sein Magen beruhigt hatte, und fühlte sich daraufhin gleich besser. Er hielt Draco die Flasche hin. „Auch?“ Ganz leise sprach er, um Blaise nicht zu wecken. ~*~*~*~ Draco nickte still und leerte den Rest der Flasche. „Schlaf weiter...“, murmelte er leise und gab Harry noch einen weichen Kuss auf die Lippen. Den einen Arm fest um Blaise geschlungen und mit dem anderen den Gryffindor an seine Brust gezogen, schlief er schnell wieder ein. ~*~*~*~ Harry nickte nur, lauschte dem Atmen neben sich, Blaises weichem und Dracos schwerem. Er war noch immer durstig… und ihm war noch immer zu warm. Aber schlafen konnte er nicht. Crabbes Augen konnte er ganz deutlich auf sich spüren, wusste einfach, dass der Kerl sie beobachtete. Er wollte das nicht. Es nervte ihn. Aber im Endeffekt schlief er doch wieder ein, nämlich in dem Moment, wo Crabbe es müde wurde, ihm Löcher in den Rücken zu starren. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So let me fall If I must fall I won't heed your warnings I won't hear them ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Wasser, soooo viel Wasser! Und alles in der Luft. Die armen Wassermenschen! *lach* Der arme Kraken! Der war Glibberpudding am Seegrund, wetten? Und dann wurden sie alle von Wasser erschlagen! Und Hogwarts wurde gegossen! Wahrscheinlich sind alle Kaninchen im Umkreis von zwei Kilometern ertrunken! *strahlt* So viele Leichen! abranka: Sie ziehen Katastrophen an... Ganz eindeutig... *nick* Gryffindor gegen Hufflepuff --------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 97: Gryffindor gegen Hufflepuff Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Spandau Ballet - Gold. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 97: Gryffindor gegen Hufflepuff Am nächsten Morgen wurde Harry von Ron geweckt, der glücklich seine Schulter schüttelte. „Hey, aufwachen, du Schlafmütze. Heute ist unser großer Tag!“ Er klang so aufgedreht, aber das war schon verständlich, schließlich war es sein erstes offizielles Turnier. Harry rollte sich auf die andere Seite und blickte ihn blinzelnd an, richtete sich schließlich auf. Blaise stand neben ihm, grinste ihm entgegen und hielt ihm einen Spiegel hin. Ein Blick und er wusste, was das Grinsen bedeutete. Er sah reichlich wüst und zerstrubbelt aus, als hätte mit einem der rosa Wattebällchen gekämpft. Er grinste. „Morgen!“, sagte er, tauchte langsam aus der schleichenden Müdigkeit auf. „Also Quidditch, ja? Wie lange noch?“ „Anderthalb Stunden, aber Angie will uns vorher schon sehen. Sie hat noch ein paar Tipps für uns.“ Dann wurde sein Blick besorgt. „Du bist doch wieder gesund, oder? Du wirst doch fliegen?“ „Klar!“ Empört schlug Harry die Decke zur Seite. „Klar fliege ich! Ich bin wieder fit!“ Sein Kopf sagte was anderes, als er ihn mit Schwindel überraschte, aber das ignorierte er, zeigte es auch nicht, als er zu lächeln begann. „Ich lasse mir doch ein echtes Spiel nicht entgehen!“ Ron grinste. „Ich hatte nichts anderes von dir erwartet!“ ~*~*~*~ Blaise zog die Schultern hoch. „Dennoch... Madam Pomfrey sollte noch mal nach dir sehen...“ Er wandte sich um und ging die Medihexe holen. In der Zwischenzeit wurde auch Draco wach, nachdem man ihn seiner beiden Kuschelpartner beraubt hatte. „Merlin... Wie könnt ihr nur so früh so einen Krach machen?“, maulte er, griff nach Harry und zog ihn wieder an sich. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige quietschte erschrocken auf und lachte dann, den aufkommenden Schwindel ignorierend. „Hey, Dray, ich muss los, sonst komm ich zu spät zum Spiel!“ Er verstummte und küsste ihn dann sanft. „Oder darf ich nicht spielen? Du weißt, dass wir in diesem Fall nicht gegeneinander fliegen können, oder?“ ~*~*~*~ Draco murrte leise, ließ Harry dann aber los. Dann fiel ihm etwas ein. Einen Augenblick später war er auf den Beinen, wühlte in seiner Tasche und kritzelte etwas in das Gedankenbuch. Keine zwei Minuten später grinste er zufrieden, da die Antwort so positiv ausgefallen war, wie er gehofft hatte. In dem Moment kam Blaise mit Madam Pomfrey zurück, die Harry noch einmal durchcheckte und ihm drei verschiedene Stärkungstränke verpasste. „Eigentlich würde ich Sie ja noch dazu verdonnern, dass Sie das Spiel abbrechen, sobald Sie sich dazu nicht mehr in der Lage fühlen, aber das werden Sie wohl kaum tun.“ Pomfrey zwinkerte Harry zu und entließ ihn. „Mr Zabini, Sie werden das Spiel überwachen. Nehmen Sie Kalliope mit, dann können Sie mir Bescheid geben, wenn etwas passiert ist. Ich habe da noch drei Fälle von akuter Zaubertrankvergiftung. Warum können Erstklässler nicht von so etwas die Finger lassen?“ Sie rang die Hände und verschwand. ~*~*~*~ Harry lachte. „Also dann, auf zum Umziehen! Los, Dray, du auch. Nötig hast du’s. Deine Klamotten sehen… glitschig aus.“ Sie deutete auf die Klamotten, die noch voller Seetang waren. Es dauerte keine Viertelstunde, dann war Harry fertig. „Feuer mich an!“, sagte er zum Abschied, gab Draco noch einen Kuss und schon flog er los, ab durch das Fenster hinüber zum Treffpunkt. Er stellte fest, dass er etwas unsicher auf dem Besen saß, aber es wurde besser, als er den Wind durch seine Haare zischen spürte. Angenehm kühlend. Angelinas Einstimmungsrede war klasse. Harry fühlte sich unglaublich motiviert, obwohl sie ihn dazu anhielt, sich nicht zu überanstrengen. Sie wäre schon glücklich, dass er überhaupt mitspielen dürfte, da wollte sie nichts riskieren. Er hatte zudem Zeit, den Schnatz zu fangen, weil sie gegen die Hufflepuffs einen Vorsprung herausfliegen wollte, damit sie einen Puffer hatten, wenn sie gegen die wirklich harten Gegner spielten. Wenn sie fünfzig Punkte Vorsprung hatten, dann durfte er zuschlagen, das hatte sie gesagt. Aber vierzig wären auch okay. Harry hatte nur gelacht und genickt. „Aber klar doch, das kriegen wir schon hin!“ Sie mussten dann nur noch ein paar Minuten warten, bevor sie hinaus auf das Feld gehen durften. Mme Hooch begrüßte die Mannschaften, Angelina gab Zacharias Smith die Hand, dann ging die Pfeife und das Spiel begann. Harry startete direkt durch, fort von den anderen, hoch über alle hinweg, während Ron ihm ein „Viel Glück!“ zurief. Er winkte noch einmal, dann nahm er beide Hände an den Besenstiel, weil er fast das Gleichgewicht verlor. Er tarnte es als Schlenker, musste ja niemand davon wissen. Und weil der Wind von vorhin so gut getan hatte, machte er schlicht Tempo. ~*~*~*~ Sie waren knapp dran. Äußerst knapp. Die Spieler waren schon auf dem Feld und in der Luft. „Bei Merlin, Harry wird Augen machen...“, feixte Hermione und zog Draco den Hut zurecht. „Und wie...“ Pansy grinste breit und auch die drei Würdenträger, die sie mit eingebunden hatten, kicherten wie verrückt. Auch Blaise hatte seinen Spaß und kraulte hin und wieder Kalliope den Bauch, denn die kleine Eule hielt gar nichts von dem dicken Schal, mit dem sie sich seine Schulter teilen musste. Auch Draco musste zugeben, dass er etwas hibbelig war... Aber gut... Sobald sie am Spielfeldrand zu den Tribünen entlang gingen, wurde es still im Stadion. Die Slytherins verstummten als erstes, dann die restlichen Schüler. „Das ist Wahnsinn! Einfach nur Wahnsinn! Was sehen meine trüben Augen da? Das sind Pansy Parkinson, Blaise Zabini und der ungekrönte Slytherinprinz schlechthin - Draco Malfoy! - und sie tragen ROT-GOLD!“ Lee Jordan überschlug sich fast, als er die sieben in ihrer Montur sah. Sie waren komplett in Gryffindorfarben gehüllt. Von dem rot-goldenen Umhang, über den dicken Schal bis hin zu dem obligatorischen Plüschzylinder auf dem Kopf! Wenn das mal keine Schlagzeile war! „Der Slytherinsucher feuert tatsächlich Gryffindor an! Das ist unfassbar, auch wenn es angesichts der persönlichen Beziehung...“ „Jordan!“ McGonagall rief den Kommentator zur Ordnung. „Auch wenn es beinahe zu erwarten gewesen wäre… Diese Stellungnahme ist äußerst interessant und wirft auf diese Meisterschaft ein vollkommen neues Licht.“, schnatterte Lee ungerührt weiter. ~*~*~*~ Harry hatte die Stimme Lees vernommen und blickte hinab. Fast wäre er vom Besen gefallen, als er das sah. Draco… und die anderen ganz in Rot! Unglaublich. Unglaublich süß. Was für eine liebe Geste. Wenn er noch eine Unterstützung gebraucht hatte, um zu siegen, dann reichte das vollkommen, um ihn zu motivieren. Jetzt würde er erst recht siegen. Absolut. Nur für sie. Nur für Draco! Er beschleunigte noch ein wenig und begann sein Tempo zu steigern. Der Schwindel war weg. Wie weggeblasen. Heilender Anblick, aber echt. ~*~*~*~ Draco musste breit grinsen, als er Harrys Gesicht sah. Schien, als wenn die Überraschung funktioniert hatte! „Ich hatte Recht!“, freute sich Pansy. „Er ist wirklich fast vom Besen gefallen!“ Das brachte ihr einen Seitenstoß von Hermione ein, die aber auch kaum anders konnte als zu lachen. Das hier war wirklich eine von Dracos besten Ideen gewesen. So lieb... „Geht ihr auf die Tribüne, ich muss hier unten bleiben.“ Blaise seufzte leise. „Besserer Zugang zu eventuellen Verletzten...“ Der schwarzhaarige Slytherin ließ sich auf einer Bank am Spielfeldrand nieder. „Amüsiert euch gut, okay? Ich will euch bis hier unten hören!“ „JAAAAA!“, jubelten die drei Erstklässler und stürmten vor den anderen die Treppen empor. Pansy und Draco folgten ihnen, während Blaise Hermione noch einmal kurz festhielt. „Du hast gesagt, ich soll zu dir kommen, wenn ich reden will. Ich muss mit dir reden. Nach dem Spiel.“ Damit wandte er sich ab und das Gryffindormädchen rannte den anderen hinterher. ~*~*~*~ Harry hatte fast Mühe sich wieder auf das Spiel zu konzentrieren, doch schließlich blendete er seinen Freund und die anderen aus. Wäre doch eine Schande, wenn diese Verkleidung nach hinten losgehen würde. Er begann wie ein Adler über allen zu kreisen und er stellte fest, dass es ihm Spaß machte, wieder so zu fliegen. Die Gryffindors feuerten ihn vielleicht nicht an, doch dafür taten es seine Freunde. Und wenn er jetzt so darüber nachdachte, dann waren es inzwischen mehr als zuvor. Klar, Ron und Hermione, dann Draco, der wichtigste von allen, Blaise und Pansy, die Zwillinge, die Würdenträger. Er hörte einmal Nevilles beinahe schüchternes Stimmchen. Er wäre auch auf seiner Seite, hätte er ihn gelassen. Tonks und McGonagall, Ginny, Lee, der sich nicht über Dracos Outfit einkriegen konnte und immer wieder kommentierte, dass das dunkle Rot ihm doch stehen würde. Er war eindeutig mit den Zwillingen im Bunde, schließlich hatten sie ihm das oben in der Luft auch gesagt – ihn dann aber zum Glück in Ruhe gelassen. Dumbledore und ja, er hatte sogar das Gefühl, Snape würde ihm die Daumen halten. Warum auch immer… Wahrscheinlich wollte er nur nicht die Hufflepuffs siegen sehen, denn Flitwick plärrte ihm die ganze Zeit ins Ohr… Er hatte schon viele Freunde. Und dann war einer der Gegner plötzlich sehr dicht hinter ihm. Mathew Kingsley, der Sucher der Hufflepuffs, hatte wohl beschlossen, ihn im Augen zu behalten. Was der davon hatte, blieb ihm rätselhaft, denn er würde viel Konzentration brauchen, um ihn zu verfolgen, die er dann nicht mehr auf den Schnatz verwenden konnte. Ihm sollte es egal sein, hatte doch Vorteile, nicht wahr? Er begann die Augen offen zu halten. Und die Ohren, denn er wollte den Spielstand wissen, damit er rechtzeitig zuschlagen konnte. Es stand bereits dreißig zu zehn für Gryffindor. Da würde das Spiel wohl recht schnell vorbei sein, vorausgesetzt der Schnatz ließ nicht zu lange auf sich warten. Doch in dieser Hinsicht hatte er sich definitiv zu früh gefreut. Die Hufflepuffs holten auf. Warum auch immer, Ron ließ plötzlich mehrere Bälle hindurch, so dass es nach nur kurzer Zeit fünfzig zu sechzig für die Gegner stand… Und dann ließ Ron auf einmal keinen einzigen Ball mehr durch. Jeden, aber auch wirklich jeden hielt er auf. Genauso die gegnerische Torhüterin Isabelle O’Hara. Das Spiel zog sich in die Länge, was Harry aufging, als er Durst bekam und der Schwindel wieder einsetzte. Er wünschte sich Regen herbei, beschleunigte stattdessen noch etwas, um wenigstens kühl zu bleiben. Er könnte natürlich kurz landen, um sich etwas zu holen – Poppy wäre über soviel Weitsicht begeistert –, aber er wollte Kingsley nicht seine Schwäche verraten. Von dem Unfall gestern wussten nur wenige. Dann sah er ihn. Der Schnatz thronte mitten in einem der Ringe, schien dort nur darauf zu warten, dass er ihn aus der Luft pflückte, aber er tat es nicht. Er ließ sich nicht einmal anmerken, dass er ihn gesehen hatte. Und Kingsley war tatsächlich blöd genug, einfach an ihm vorbei zu fliegen. Hätte er nur nach rechts geschaut, ein bisschen nach unten, er hätte ihn mit Sicherheit gesehen. Bei der nächsten Runde war er weg. Harry stieg höher. Seine Hände fühlten sich trocken an und für eine Sekunde verschwamm sein Blick, doch mit einem Kopfschütteln machte er seinen Kopf wieder klar. Es stand sechzig, sechzig. Gleichstand. Aber wenn er den Schnatz das nächste Mal sah, dann würde er ihn holen, ganz egal, wie es stand. Sie bekamen dadurch doch noch Punkte dazu, also sollten sie nicht meckern. Doch der Schnatz ließ auf sich warten. Siebzig, sechzig für Gryffindor. Achtzig, sechzig. Achtzig, siebzig. Neunzig, siebzig. Hundert, siebzig. Sie führten. Und die Hufflepuffs ließen nach. Kingsley hatte es aufgegeben, mit ihm mithalten zu wollen. Und trotzdem beobachtete er ihn weiter. Als würde er ihm verraten, dass er den Schnatz sah und ihm danach auch noch die geringste Chance lassen, ihn zu bekommen… Erneut setzte Schwindel ein, da sah er ihn. Und es war ihm tatsächlich vollkommen egal, dass sie erst dreißig Punkte Vorsprung hatten. Wenn sie sich danach beschwerten, dann würde er sich damit abfinden, allerdings wollte er eigentlich von dem Besen runter – und das mit Sicherheit zum ersten Mal in seinem ganzen Leben. Er beschleunigte, sah wie auch Kingsley los flog, einfach auf den Punkt zu, den er anscheinend ansteuerte. Er hatte Durst. Wenn er diesen Ball hatte, dann könnte er etwas trinken gehen. Also musste er ihn erwischen. Ganz einfach. Er hörte Jubelschreie, hörte seinen Namen, gerufen von Menschen, die ihn nicht mochten, weil sie dachten, er sei ein Mörder… Er beschleunigte, Kingsley fiel zurück. Er hörte seinen Namen von Fred und George und Katie Bell, die wussten, was er tat, und ihn anfeuerten, anstatt ihn zurückzupfeifen. Er wurde schneller. Der Schnatz war jetzt nicht mehr so weit weg. Noch eine halbe Sekunde vielleicht, dann würde er ihn haben. Durch all das Geschrei drang genau eine Stimme an sein Ohr: Dracos. Draco rief seinen Namen. Laut, deutlich, klar. Nicht anfeuernd. Warnend. Schwindel packte ihn, diesmal wirklich schlimm und er streckte die Hand aus, um den Schnatz zu packen, erwischte ihn tatsächlich, verlor jedoch im gleichen Moment das Gleichgewicht und rutschte vom Besen. Der von Draco angekündigte Klatscher raste über ihn hinweg, streifte gerade mal noch seine Haare, bevor ein Jubelschrei durch die Reihen ging. Dummerweise hing er nur noch mit einem Arm an seinem Besen und raste direkt auf die Bank zu, auf der Blaises saß, konnte in seiner Position auch nicht so wirklich das Tempo vermindern, ohne den Schnatz wieder loszulassen, was er nicht wollte. Er schloss einfach die Augen. Hoffentlich wich Blaise aus. ~*~*~*~ Blaise sah mit schreckgeweiteten Augen Harry auf sich zurasen. Mit einem erschrockenen Aufschrei ging er in Deckung und sprach gleichzeitig einen Polsterzauber, der vor Harry ein dickes Kissen auftauchen ließ, in das der Gryffindor hineinknallte. Einer der Zauber, die Madam Pomfrey ihm noch kurzfristig für das Spiel beigebracht hatte. Sie hatte prophezeit, dass er ihn garantiert brauchen würde. „Harry?“ Blaise war als erster bei ihm. „Alles okay?“ Er konnte schon die Schritte der anderen hören, die bereits heranstürmten. Genauso das Gryffindorteam, das mit Sorge und gleichzeitig auch Freude herunterkam, während Lee Jordan über die Lautsprecher den grandiosen Sieg der Gryffindors verkündete. ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Gryffindorjunge richtete sich auf, schüttelte sich leicht, um wieder klarsichtig zu werden, und setzte im nächsten Augenblick seine Brille gerade. „Ist okay.“, sagte er. „Ich hab ihn.“ Dann lachte er, grinste. „Das hat Spaß gemacht, Blaise, das machen wir noch mal!“ Er griff nach seinem Besen, der klappernd neben ihm gelandet war, und stand auf. Er sah die Leute auf sich zu rennen. Und wandte sich wieder Blaise zu. „Hast du was zu trinken da? Ich hab Durst.“ ~*~*~*~ Blaise schüttelte lachend den Kopf und umarmte ihn erleichtert. „Erschreck mich bloß nicht wieder so...“, flüsterte er rau und trat dann zurück. „Klar...“ Er zog eine Flasche aus seiner Umhängetasche hervor und drückte sie Harry in die Hand. Dann waren Harrys Mitspieler heran und die Zwillinge drückten ihren Sucher beinahe zu Tode, ehe er sich freimachen konnte. „Gratuliere!“, rief in dem Moment Hermione, der die anderen dicht auf dem Fuße folgten. Nicht nur Draco, Pansy und die Würdenträger, nein auch Ginny und Neville waren mitgekommen. „Das war toll!“, jubelte Ginny und umarmte Harry lachend. Sie hatte wohl vollkommen vergessen, dass dieses Redeverbot immer noch galt. Draco grinste nur still und betrachtete, wie Harry von allen Seiten umarmt und durchgewuschelt wurde, bis ihn Ron mitten in den Pulk hereinzerrte und regelrecht zu Harry schubste. ~*~*~*~ Harry lachte. Er kam gar nicht zum Trinken, von überall her schlugen ihm Hände auf die Schultern, hörte er Lachen und Johlen. Es war wie früher. Von der Anspannung vor dem Spiel war nichts mehr zu spüren. Und wenn doch, dann bemerkte er das nicht. Dann war plötzlich Draco bei ihm und er fiel ihm um den Hals. Einfach so, stürmisch und vor all diesen Menschen hier. „Gewonnen!“, jubelte er. „Weil du so süß ausgesehen hast!“ Er lachte. „Davon müssen wir ein Foto machen!“ George neben ihm begann zu lachen. „Dann posiert ihr jetzt doch vor uns?“ Harry ignorierte ihn und gab Draco einen Kuss. Er war überglücklich. ~*~*~*~ Draco lachte verlegen und drückte Harry an sich. Wahrscheinlich erwartete Harry darauf eh keine Antwort. Von irgendwo kam Blaise und drückte sie beide. Alles wurde zu einem Wirbel aus Rot und Gold. Ginny küsste ihn auf die Wange, Pansy auch, Hermione knuddelte Ron und Harry, die drei Slytherinkids hopsten irgendwo mittendrin herum. Es war... Wahnsinn. Einfach Wahnsinn. So sehr hatten sich die Slytherins noch nie gefreut, wie Draco mit einem leicht düsteren Gefühl feststellte. ~*~*~*~ Und der Tumult wurde noch größer, als die restlichen Gryffindors ihre Prinzipien in den Wind schlugen. Vielleicht kamen sie nicht näher, aber rufen taten sie trotzdem. Und die anderen Spieler beglückwünschen. Dann kann Angelina zu Harry und Ron, der noch immer Hermione am Hals hängen hatte. Sie grinste. „Kommt ihr beiden mit? Party oben im Gemeinschaftsraum.“ Harry hielt inne, blickte sie an, lange, schüttelte dann den Kopf. „Draco, Blaise und Pansy könnten nicht mit.“, erklärte er. „Außerdem will ich euch nicht den Spaß verder…“ „Nun hör schon auf. Sie haben sich mit Sicherheit wieder eingekriegt! Schau sie dir doch an, sie feiern doch auch dich!“ Sie piekste Ginny in die Wange, die ihr nur die Zunge rausstreckte. „Also komm doch wenigstens vorbei.“ Der Schwarzhaarige schmiegte sich an Draco. „Nein, feiert ihr mal, wir feiern alleine. Oder, Ron?“ Der Rotschopf wurde rot und Hermione lachte. „Ich glaube, wir gehen hoch, nicht wahr, Ron? Immerhin ist es das, was du dir immer gewünscht hast.“ Das hatte Harry doch tatsächlich vergessen. Ron hatte es doch sogar im Spiegel Nerhergeb gesehen, dass er mal Quidditch-Champion werden würde. Er grinste. „Na dann. Ab mit euch!“ „Harry, komm...“ Er schob Angelina Richtung Ron und schüttelte den Kopf. „Keine Lust. Viel Spaß!“ Sie verzog den Mund. „Warum kommst du nicht einfach zurück? Sie werden dir nicht böse sein.“ „Hast du mal überlegt, dass ich ihnen böse sein könnte?“ Harrys Lächeln passte gar nicht zu seinen Worten, die nur sie hören konnte, weil er sie leise sagte. „Ich werde nicht kommen, ganz egal, was du oder andere sagen. Ich will mit ihnen nichts zu tun haben, ich habe neue Freunde. Nimm es nicht persönlich, ja?“ Sie starrte ihm nur nach, als er sich umdrehte, Dracos und Pansys Hand nahm und diese mitsamt Blaise vorwärts schob. Ron zwinkerte er nur zu. ~*~*~*~ Draco hatte die Szene verfolgt und jetzt, wo sie aus dem Pulk raus waren, meinte er nur leise: „Überleg dir, ob du nicht vielleicht zu hart mit ihnen bist. Zumindest erkennen sie langsam, dass sie sich von einem Idioten an der Nase herumführen lassen...“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber wehe du kommst auf die Idee, auszuziehen...“ Er lächelte und wuschelte ihm noch einmal durch die Haare. Blaise hatte sich bei Draco eingehakt und dessen Worte ignoriert. Man sollte diese Freude jetzt nicht durch irgendetwas Negatives trüben, fand er. „Zur Weide?“ Pansy nickte. „Klar, wohin sonst?“ Dann wirbelte sie herum. „Seht mal!“ Irgendwer hatte einen gold-roten Funkenregen über dem Stadion niedergehen lassen und eine weitere rot-goldene Sternenspur zog hinterher. Es schien, als wenn gerade wirklich alle Gryffindors ausgelassen feierten - obwohl sie den Sieg Harry zu verdanken hatten. ~*~*~*~ Harry grinste, als er dieses Feuer sah. Fühlte sie wie ein Dankeschön an. Welches er nur zwei Sekunden später in seinen Gedanken widerhallen hörte. Die Sternschnuppen kamen von Fred und George. Wie lieb. „Ja, ich bin mir sicher. Was interessieren die mich, wenn ich bei euch sein kann?“, fragte er. Er sah die kleinen Würdenträger auf sie zu rennen, schließlich durften auch sie nicht in den Gryffindorgemeinschaftsraum, da wollten sie doch zumindest etwas feiern. Außerdem… „Wir haben Kuchen!“, platzten sie schon von weitem heraus und Harry begann zu lachen. „Den sollten wir nicht essen, wer weiß, was die da reingemischt haben.“ ~*~*~*~ Blaise meinte daraufhin nur trocken, dass er schließlich so etwas wie ein angehender Heiler war und sich schon auskennen würde. Pansy war so mutig und versuchte den Kuchen, der sich eindeutig als aus der Küche geklaut herausstellte. Die drei Erstklässler grinsten nur wissend. Langsam lernten sie schon, sich nicht ständig zu verplappern. Die Schule Fred und George Weasley schien erste Früchte zu tragen. Harry zauberte schließlich Limonade herbei und Draco Zuckerwatte. Die Kleinen begannen eine Zuckerwatteschlacht, die dann ein abruptes Ende fand, als sie es wagten, Blaise das Zeug in seine zusammengebundenen Haare zu schmieren. Dennoch... Sie lachten und sie feierten Harrys Sieg und auch ein wenig sich selbst und ihre Freundschaft. ~*~*~*~ Irgendwann standen dann plötzlich Ron und Hermione in ihrer Mitte, Ron mit reichlich roten Ohren, jeder einen Korb mit Butterbier in den Händen, gesponsert von den Zwillingen. „Wir haben euch vermisst.“, sagte Hermione lachend. „Und er wollte dann unbedingt zurück.“ Ron wurde noch röter. „Außerdem haben wir das hier auf dem Weg hierher aufgegabelt.“ Sie hielt Claire in die Höhe, die von einem aufspringenden Blaise sofort in Empfang genommen wurde, woraufhin sie dann alle die Neuankömmlinge umarmten und Willkommen hießen. Und irgendwann in dem Trubel ließ sich Hermione neben Blaise nieder, weil Ron jetzt mit den Würdenträgern tanzte. Der Rotschopf hatte eindeutig zu viel getrunken, die Kleinen auch… aber heute war das wohl in Ordnung. „Du wolltest reden.“, sagte sie leise, damit es nicht alle mitbekamen. „Hier oder gehen wir ein Stück?“ ~*~*~*~ „Wir gehen ein Stück.“, entschied Blaise. Er warf einen kurzen Blick zu Harry, der sich über Ron und die Kleinen fast kringelig lachte und dabei von Draco sanft im Arm gehalten wurde. Auch Pansy kicherte und hatte langsam etwas viel getrunken. Wahrscheinlich würde es gar nicht auffallen, wenn sie kurz weg waren. Er stand auf und zog Hermione hoch. „Zum See...“ ~*~*~*~ Hermione nickte nur, folgte ihm schweigend. Er war ernst. Ob etwas passiert war? ~*~*~*~ Am Seeufer blieb Blaise stehen. Einen Augenblick lang schaute er einfach auf die Wasserfläche hinaus, die im Sonnenlicht glänzte und flimmerte. In der Ferne konnte man den Kraken sehen, der sichtlich zufrieden war, dass er sein Wasser wieder hatte. Erst gestern war hier dieses Desaster passiert... „Mione, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll...“ Er seufzte leise und senkte den Kopf. ~*~*~*~ Das braunhaarige Mädchen legte ihm einen Arm um die Schultern. Sie konnte in etwa nachvollziehen, was er meinte. Glaubte sie. Er wollte die beiden nicht stören, liebte Draco trotzdem… „Hast du es ihnen inzwischen gesagt?“, fragte sie leise. ~*~*~*~ „Ich bin doch nicht verrückt, Mione.“ Blaise schüttelte heftig den Kopf. „Harry... Er weiß es eh. Aber Draco hat keine Ahnung und das ist gut so...“ Seine Hände krampften sich um den roten Umhang. So sehr, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Aber... wir haben... die Woche zweimal zu dritt in einem Bett geschlafen.“ Er schloss matt die Augen. „Auf der Krankenstation... Madam Pomfrey hat mich beide Male geweckt, aber ich konnte gar nicht aufstehen, weil sie mich beide so festgehalten haben...“ Er blickte sie an. „Mione, was passiert da? Was... ist das?“ ~*~*~*~ Hermione blickte ihn an. Zweimal zu dritt in einem Bett? War das nicht reichlich eng gewesen? Doch die Frage war nebensächlich. Viel interessanter war die Information, die Blaise eher unbewusst gegeben hatte. Beide hatten ihn festgehalten, das bedeutete, auch Harry. Beide hatten sie ihn nicht gehen lassen wollen. Warum auch Harry? Ihr Blick richtete sich auf den See. Der Krake winkte ihnen, sie winkte gedankenverloren zurück. „Wenn ich das wüsste…“, murmelte sie. „Ich kann das gar nicht richtig glauben, was du sagst. Dass Harry dich auch nicht gehen lassen wollte… Ich dachte, er wäre eifersüchtig auf dich. Das hat er mir mal gesagt. Und jetzt…“ Sie seufzte leise, dann blickte sie ihn wieder an. „Hat es dir denn gefallen?“ ~*~*~*~ Blaise seufzte leise. „Ja... Schon... Es war... schön. Wirklich schön...“ Er lehnte die Stirn gegen Hermiones Schulter. „Irgendwie... haben Harry und ich wohl eine Art Waffenstillstand geschlossen...“ Er schwieg eine Weile und spielte gedankenverloren mit einer von ihren lockigen Haarsträhnen. „Ich hab ihn gern... Wirklich gern... Und doch... habe ich das Gefühl, dass ich mich zwischen sie dränge, auch wenn sie mich beide dahaben wollen...“ ~*~*~*~ Hermiones Gesicht zeigte ein Lächeln. „Ich verstehe dich.“, sagte sie. „Das Gefühl hab ich immer, wenn sie zusammen sind und wir uns dazusetzen, weil sie dann plötzlich so wirken, als wären sie sich weniger nah… Aber… Blaise, hast du das vergessen? Harry und Draco passen zusammen wie Yin und Yang. Jeder weitere Teil… muss sie zwangsweise stören in der Harmonie.“ Sie drückte ihn fester gegen sich. „Allerdings glaube ich auch, dass sie es sagen würden, wenn du sie wirklich stören würdest. Du würdest es spüren, das weißt du. Du hast es mit Sicherheit schon gespürt, oder?“ ~*~*~*~ Der Slytherin nickte schwach. Ja, er hatte schon gespürt, wenn er sie störte... Aber diese Nächte... Sie waren anders gewesen. Er hatte sich angenommen gefühlt, akzeptiert und willkommen... „Ja... Aber... Diese Situationen... Sie waren... anders. Ich habe mich wohl gefühlt, als wenn sie mich wirklich da haben wollten... Aber... ich verstehe es nicht. Sie haben einander, das ist doch gut so. Das ist doch... genug. Was soll ich da noch?“ ~*~*~*~ „Blaise, was willst du von mir, dass ich dir sage? Willst du, dass ich dir das bestätige? Das kann ich nicht. Ich kann genauso wenig für sie entscheiden wie du.“ Sie drehte ihn zu sich herum und blickte ihn an. „Das einzige, das du tun kannst, wenn du wirklich sicher sein willst, dass du sie nicht störst, ist zu fragen. Allerdings… was ist es, das du willst? Willst du dich zwischen sie drängen?“ ~*~*~*~ Matt schüttelte Blaise den Kopf. „Das will ich nicht... Und fragen... werde ich sie nicht... Diese Worte werde ich niemals über die Lippen bringen...“ Er legte die Arme um das Mädchen und zog sie an sich. Er suchte Halt. Verzweifelt suchte er Halt. Denn irgendwie hatte er das Gefühl abzustürzen und in irgendetwas hineinzurutschen... ~*~*~*~ „Ich… Blaise, kann es sein…“ Hermione stockte, als ihr aufging, wovor er womöglich wirklich Angst hatte… „Du liebst Draco, das weißt du. Aber… kann es sein, dass du Angst davor hast, auf Ablehnung zu stoßen? Denn das wirst du. Wenn du Harry nicht auch lieben kannst. Und wenn du es nicht schaffst, ihn dazu zu bringen, dich zu lieben. Ein Dreieck kann nicht funktionieren, wenn zwei Ecken nicht miteinander verbunden sind…“ ~*~*~*~ „Bei Merlin... Natürlich habe ich Angst vor Ablehnung! Das hat doch jeder...“ Blaise ließ sie los und hockte sich ins Gras. Er zupfte einen Halm und begann ihn zwischen den Fingern zu drehen. „Ich habe Harry gern, Mione, wirklich gern... Keine Ahnung, vielleicht kann ich ihn lieben... Aber es geht ja nicht allein um mich...“ Er blickte wieder auf den See hinaus, wo der Krake gerade abtauchte. „Was ist mit Harry? Was ist mit... Draco?“ ~*~*~*~ Hermione lachte leise. War ja klar, dass er darüber nachgrübelte. Würde sie auch. Was dachten die anderen? Es war so wichtig, dabei bedeutete es nichts. Entweder sie sagten Ja oder sie sagten Nein. Letzteres wäre für Blaise eine Katastrophe. „Sie sind glücklich.“, antwortete sie leise und ließ sich neben ihm nieder. „Momentan sind sie wohl das, was man ein glückliches Paar nennt. Aber warum sollte sich das ändern, wenn du bei ihnen bist? Überleg mal. Harmonie kann auch zwischen Hunderten von Leuten herrschen. Gar keine Frage. Sie herrscht zwischen uns sechsen, auch wenn sie vor kurzem ernsthaft erschüttert worden ist. Das einzige Problem, das ich sehe, ist jenes: Wenn einer von beiden das Gefühl hat, dass die Harmonie gestört wird, dann blocken sie ab. Sprich – und das ist jetzt eine sehr wahrscheinliche Vermutung –, wenn Draco mitbekommt, dass Harry auf dich eifersüchtig wird, weil du dich nur um ihn kümmerst – oder sogar andersrum –, dann wird es ziemlich schnell beendet sein, weil keiner der beiden sehen will, wie der andere leidet. Die beiden werden immer zusammenhalten. Du hast es vielleicht nicht mitbekommen, aber beiden ist das Wohl des anderen wichtiger als das eigene… Was bei dir ähnlich ist. Draco geht bei dir über alles.“ Sie seufzte. Es war doch ein größeres Problem, als durch Logik zu erfassen war. Am liebsten hätte sie sich aufgemalt, wo überall Probleme auftauchen konnten, aber darüber nachzudenken brachte nicht das Geringste. Es würde sich zeigen müssen. Im Versuch. Oder auch nicht. „Verstehst du mich? Wenn du es versuchen willst, wozu ich dir rate, dann muss es ausgeglichen sein.“ Ja, sie riet ihm dazu. Weil sie es nicht sehen konnte, wie er sich kaputt machte, und weil sie hoffte, dass es wirklich klappen konnte. ~*~*~*~ „Hm...“, machte Blaise leise. Das hatte er ja verstanden. Es ging um Ausgeglichenheit, um Harmonie. „Ich glaube... Wir sehen einfach, was passieren wird...“, flüsterte er schließlich. „Ich bin nämlich nicht in der Lage, irgendeine Art von Entscheidung zu treffen... Oder irgendetwas zu sagen...“ Er blickte sie an und lächelte traurig. „Mione, ich kann das nicht. Ich kann es einfach nicht...“ ~*~*~*~ Hermione zog ihn einfach in die Arme, strich ihm über den Rücken und wiegte ihn sachte hin und her. „Ich weiß.“, murmelte sie. „Ich weiß es doch.“ Aber mehr als mir ihm darüber sprechen konnte sie nicht. Sie konnte ihm lediglich Mut zusprechen und ihm den Rücken stärken. Das war alles. Und dann: „Ich hoffe wirklich, dass du irgendwie deinen Weg findest. So einsam wie du bist, tut es weh, dich anzusehen. Du bist so stark.“ Sie stockte und drückte ihre Stirn gegen seinen Hals. „Aber trotzdem bist du nicht stark genug, um dich selbst zu retten.“ Vielleicht… „Vielleicht hast du Recht. Du kannst es einfach nur laufen lassen. Lass es laufen und hoffe darauf, dass Harry auch bei dir das schafft, was er bei allen fertig bringt, die ihn an sich heranlassen: Hoffe darauf, dass er den Weg findet, um dich zu befreien. Was auch immer dich hält…“ ~*~*~*~ Blaise schmiegte sich mit einem wohligen Seufzen in ihre Umarmung. Sie hatte Recht... Wie so oft hatte sie einfach Recht mit dem, was sie sagte. „Mione? Blaise?“ Pansy trat zwischen den Zweigen der Weide hervor und verharrte in der Bewegung. Die beiden... Aber es konnte nicht sein, wonach es aussah. Nein, das garantiert nicht. Hermione... liebte schließlich Ron, nicht wahr? ~*~*~*~ Hermione blickte auf und lächelte sie schmerzlich an. War schon klar gewesen, dass das nicht unbemerkt bleiben würde. Fragte sich nur, ob Pansy auch mitbekommen hatte, worum es ging… „Hallo.“, sagte sie nur leise, machte aber keine Anstalten, Blaise loszulassen. Das würde sie erst, wenn er es wollte. ~*~*~*~ Pansy trat langsam näher, als Blaise keine Anstalten machte, aufzustehen oder sie überhaupt anzusehen. „Hey...“ Sie strich Blaise sanft über die Schulter und sah Hermione dann fragend an. „Alles okay?“ ~*~*~*~ Hermione nickte nur, lächelte. Sie war nicht in der Position, es ihr zu sagen, wo sie es offenbar nicht mitbekommen hatte. „Und bei dir? Genug Butterbier für heute?“ ~*~*~*~ „Oh ja...“ Pansy lachte leise und verzichtete auf weitere Fragen. „Ansonsten geht es mir noch wie Ron... Der tanzt jetzt schon die fünfte Runde mit den Kleinen und hat einen satten Drehwurm... Es sieht wirklich großartig aus. Und wenn Harry so weiterlacht, wird er morgen Muskelkater davon haben...“ Ihre Hand strich weiter über Blaises Arm. Nach einer Weile blickte dieser auf und ließ Hermione langsam los. „Danke...“, murmelte er leise. Er drückte leicht Pansys Hand, meinte auch sie, weil sie nichts gesagt und nicht nachgebohrt hatte. ~*~*~*~ Hermione schüttelte nur den Kopf. „Schon okay. Wollen wir zurückgehen? Die werden sonst noch misstrauisch.“ Blaise nickte nur, dann stand er auf, zog erst Hermione und dann Pansy zu sich herauf und grinste plötzlich wieder, als wäre nie etwas gewesen. Hermione seufzte leise. Er war den beiden Turteltauben wesentlich ähnlicher, als er dachte. Auch Draco und Harry hatten Masken, die sie nach Bedarf aufsetzen konnten, auch wenn sie es nicht in der Gruppe taten. Aber sie sagte nichts weiter, hakte Pansy unter, danach Blaise, nachdem sie ihm einen Nasenstüber gegeben hatte, nach dem Motto: Du schaffst das schon. Sie wurden stürmisch begrüßt. Ron und die Kleinen, besoffen bis zum Blackout, sahen sie kommen, wankten auf sie zu und griffen dann nach ihren Händen. Ron drängte sich zwischen die beiden Mädchen, Rivers zwischen Hermione und Blaise, die beiden anderen Jungen schlossen den Kreis und schon ging es rundherum im Kreis, dass Hermione ziemlich schnell wünschte, es würde aufhören. Harry lachte sich fast krank und auch Draco musste wieder kichern, als er den stummen Hilfeschrei aus Hermiones und Blaises Augen auffing. Pansy schien sogar Spaß an der Sache zu haben. Und dann gaben die Beine des jüngsten Würdenträgers nach. Zack schloss mitten im Tanzen die Augen und schlief einfach ein. Er hatte wirklich Glück, dass Blaise eine so gute Reaktionsgabe hatte, dass er Rivers losließ und den Jungen hochriss, bevor er wirklich fallen konnte. Dafür fielen alle anderen, weil sie aus ihrem Gleichgewicht gebracht worden waren. Ron lachte nur, lag halb auf Hermione, wo er anscheinend auch nicht mehr runter wollte, weil er sich nicht mehr bewegen konnte, und Pansy hatte einen so großen Drehwurm, dass sie nicht mehr hochkam, auch wenn sie es versuchte. Der Weidenpavillon war erfüllt von ausgelassenem Gelächter. „Ich denke, es ist genug für heute, oder?“, fragte Blaise und er bekam zumindest von drei Menschen ein Nicken. Harry machte sich aus Dracos Armen frei, zog ihn auf die Beine. „Wir bringen die ins Bett, danach…“ Er küsste ihn keusch. „…will ich dich für mich.“ Ein gehauchtes Versprechen. „Ich helfe Mione mit Ron, du Blaise mit den Würdenträgern?“ Draco nickte nur und so hatten sie schließlich jeder jemanden halb auf den Armen und machten sich auf den Weg in Richtung Schloss. Als Harry und Hermione Ron in den Gryffindorgemeinschaftsraum brachten, brach dort sofort wieder Trubel los. Sie riefen wild durcheinander, beglückwünschten ihren Sucher, die Quidditchmannschaft kam zu ihnen, klopften ihm noch einmal auf die Schultern, bekundend, dass sie froh waren, dass er doch noch gekommen war. Und die Freude legte sich auch nicht, als er meinte, dass er gleich wieder gehen würde. Sie nickten nur, ließen es sich aber nicht nehmen, ein Gemeinschaftsfoto zu machen, auf dem dann auch Hermione abgebildet war, die von Ron nicht losgelassen wurde und einen wundervollen Rotton auf ihren Wangen hatte. Eine Viertelstunde später war Harry endlich wieder draußen. Es war ja angenehm, dass sie ihn nicht mehr schnitten, allerdings war ihre aufdringliche Art fast noch schlimmer. Konnten sie nicht so sein wie früher? Das war ja schrecklich! Allerdings war ihm Dean aufgefallen, der sichtlich angepisst böse Blicke zu ihm geworfen hatte, und neben ihm waren gerade mal noch sieben andere, zwei Drittklässler, ansonsten alle älter, sechste Klasse oder so. Es war ihm egal. Er hatte ein Ziel jetzt… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Gold Always believe in your soul You've got the power to know You're indestructable Always believe in, because you are Gold ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Boha… So ein dramatischer Abgang im Finale… -_- abranka: Ich liiiiiieeeeebe Quidditch! *_* *aufdembesendurchdiegegendzisch* *klatscherherumschlag* Shirokko: Du bist Beater? *lach* Ich wäre Jäger! Oder Hüter. Aber wenn ich wählen dürfte, dann wäre ich vogelfrei! Einfach das tun, wozu ich lustig wäre! Das hätte schon was! Privatparty (ohne zensiert, weils nichts zu zensieren gab) ---------------------------------------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 98: Privatparty Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lighthouse Family - High. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 98: Privatparty Nur zehn Minuten später trat Harry durch die Tür in den Raum der Wünsche, in ihr persönliches Eigenheim. Als ob er jemals hier ausziehen würde, Draco hatte ja einen Schuss weg! Ein seliges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er Draco schon auf der Couch sitzen sah, ihm entgegenblickend. Ein wirklich schönes Gefühl… „Hey.“ Er kam zu ihm, krabbelte auf seinen Schoß und beugte sich über ihn, um ihn zu küssen. Seine Hände legten sich kühl um Dracos Hals und schoben sich vorsichtig unter seinen Hemdkragen. Krawatte und Umhang waren schon fort… Schade eigentlich, wo Rot ihm doch so gut gestanden hatte… ~*~*~*~ „Hey...“ Draco erwiderte den Kuss zart und knabberte leicht an Harrys Unterlippe. „Wir sollten jetzt noch etwas feiern, oder?“ Er lachte leise in Harrys Ohr und löste langsam den Umhang von seinen Schultern, ließ ihn zu Boden sinken und einen Augenblick später das Shirt folgen. Seine Lippen glitten über den weichen Hals, liebkosten ihn innig. Er spürte, dass er etwas angetrunken war, aber er war noch immer klar im Kopf. Er wusste genau, was er tat - und was er jetzt wollte. ~*~*~*~ Harry kicherte leise. Ein Rückfall, ausgelöst von Dracos Lippen, aber er nickte. Genau das hatte er gemeint. Seine Hände streichelten zurück nach vorne, wo er begann die Knöpfe des Hemdes zu öffnen, einen nach dem anderen, bis die Brust weiß und weich bloßlag. Er lächelte, als er es über die Schultern hinunterstreifte. So weiche Haut… Vorsichtig und sanft strich er darüber, liebkoste Muskeln und Rippen, fand die Seiten und strich von dort zur Mitte zurück, um die Brustwarzen zu streicheln. Den Kopf hatte er zur Seite gelegt, genoss das Gefühl nun, gab sich ihm hin. Er wurde ruhiger, sein Herzschlag und Atem, vom schnellen Laufen schnell und abgehackt, wurde langsamer, gleichmäßiger. Und gleichzeitig spürte er, wie es wieder ansteigen wollte. Er hatte nichts dagegen, ließ sich fallen. ~*~*~*~ Draco lächelte über Harrys Hingabe und genoss sie. Er war gelöster heute, viel ruhiger und bei weitem nicht so... verlegen. Das war schön. Wahnsinnig schön... Seine Zungenspitze neckte die empfindliche Haut an seinem Hals und wanderte dann tiefer, um die Brustwarzen zu umspielen. Er konnte deutlich spüren, wie sich in seiner Hose etwas regte - und in Harrys genauso. Die Erregung des Gryffindors konnte er deutlich durch den Stoff hindurch fühlen. Mit einem winzigen Lächeln auf den Lippen strich er mit der Hand darüber und übte etwas Druck darauf aus. ~*~*~*~ Harry schloss die Augen, ließ das Gefühl auf sich wirken, spürte in sich nach, wie es eine Saite anschlug, sie zum Klingen brachte, wie das Kribbeln in seinen Lenden erwachte. Er brummte zufrieden, rutschte noch ein wenig näher an Draco heran und begann dessen Brustwarzen zu kneten, während er sich förmlich gegen ihn drängte. Heiß. Ihm war heiß. Und das schon jetzt. Nach diesen wenigen Sekunden… Er entließ eine seiner Hände, drückte damit von unten gegen Dracos Kinn, um ihn aufsehen zu lassen und fiel über seinen Mund her. Mit der Zunge drang er zwischen die schon ein wenig geöffneten Lippen, suchte den Gegenpart und begann einen Kampf, einen Tanz herauszufordern, während seine Hand wieder die Arbeit aufnahm, die Brustwarzen zwischen zwei Fingern rieb, bis sie hart waren, und noch länger. ~*~*~*~ Draco keuchte heiser in den Kuss hinein und drängte sich Harry unwillkürlich entgegen. Sowohl mit seiner Zunge und seinen Lippen, als auch mit seiner Hüfte. Seine Hände glitten über Harrys bloßen Rücken und unwillkürlich hinterließen seine Fingernägel rötliche Spuren. Er wollte ihn. Er wollte ihn so sehr... Nach Luft schnappend löste er den Kuss, biss leicht in Harrys Schulter und begann fahrig seine Hose zu öffnen. Er wollte mehr, mehr... ~*~*~*~ Und kam Harry damit unbewusst entgegen. Quidditchhosen waren weit, aber dennoch… Er wollte sie loswerden. Und er wollte auch Dracos Hose loswerden. Aber das würde bedeuten, dass er aufstehen müsste. Nun, wenn das der Preis war… Er hob sein Becken ein wenig an, stützte sich mehr auf die Knie, um Draco besseren Zugang zu gewähren, während seine Hände ihren momentanen Platz verließen, zu den Seiten wanderten und dort entlang strichen. Seine Lippen fanden Dracos Hals, begannen darüber zu wandern, dann biss er zu, als Draco erneut über seine Erregung strich. Nicht doll, aber dennoch nicht unerheblich. Er zog Draco mit den Händen näher, näher zu sich, strich über seinen Rücken und spitzte unter den Bund der Hose. „Draco…“, stöhnte er. Irgendwie hatte er es heute eiliger als sonst. Warum? Weil Draco so drängte? Oder weil ihm so heiß war? „Ich… ich liebe dich!“ Ein leises Keuchen entglitt seinen Lippen, als er seine Hände unter Dracos Hose schob und die festen Pobacken umfing, mit den Daumen fest darüber strich. ~*~*~*~ „Ich liebe... dich auch...“, keuchte Draco heiser und versiegelte Harrys Lippen mit einem weiteren Kuss, während er Harrys Hosen herunterzog und nachlässig beiseite warf. Jetzt kam er ihm entgegen, hob sein Becken an, damit der Gryffindor ihn wiederum ausziehen konnte. Keine zehn Sekunden später war auch er vollkommen unbekleidet und zog Harry nun wieder eng an sich. Seine Hände glitten über den schmalen Körper auf seinem Schoß, liebkosten ihn zärtlich überall, wo er ihn berühren konnte. Er war so schön. So wunderschön... „Du bist so schön...“, flüsterte er leise und knabberte sachte an Harrys Schlüsselbein, während er mit einer Hand dessen Erregung umfasst und mit den anderen seinen Po zu streicheln begann. ~*~*~*~ Harry schloss die Augen, um sich beherrschen zu können. Wie fies. Und das vor einer Antwort. Ein wimmerndes Stöhnen kam über seine Lippen, als er sich ihm entgegendrängte, es ihm im nächsten Moment nachtat und sein Glied zu massieren begann. Vor seinen Augen blitzten weiße Flecken, als die Hitze in ihm anstieg. Er biss Draco leicht ins Ohr. Längst ging sein Atem stoßweise. Seine freie Hand widmete sich nun den Hoden, zog sachte daran, wie Draco es einmal bei ihm gemacht hatte. Er wollte ihn kommen sehen. Er wollte ihn über diese Klippe treiben, wollte ihn hören, fühlen, sehen, sogar schmecken und riechen. Alles wollte er von ihm, verstärkte seine Bemühungen noch ein wenig, rieb mit dem Daumen über die empfindliche Spitze, während seine Hüfte fordernd zu kreisen begann, der Unruhe in ihm Luft machte. „Komm!“, forderte er kehlig. Bevor seine eigene Selbstbeherrschung brach. ~*~*~*~ Draco schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Er spürte Harrys Lippen, seine Hände, seine Finger, seine Beine auf seinen, Harrys Erregung in seiner Hand... Alles war so deutlich, so unglaublich deutlich. Es fühlte sich an, als wenn er in diesen Eindrücken voll und ganz ertrinken würde. Schweiß perlte über seinen Körper. Ihm war heiß, unendlich heiß und die Spannung in seinem Inneren war kaum noch zu ertragen. Kaum noch... Als Harry ihn ein weiteres Mal auf diese Art berührte, war es um ihn geschehen. Die Spannung entlud sich mit aller Macht und stürzte ihn in einen heißen Taumel, in dem er irgendwo Harrys Stimme zu hören meinte - vermischt mit seiner eigenen. ~*~*~*~ Hinter Harrys Augen explodierte etwas, als Dracos Hand sich einmal enger um sein Glied schloss, dann konnte er der zerreißenden Spannung nicht mehr widerstehen und kam, nur Augenblicke nach Draco, mit einem leisen Schrei, der sich unter Dracos mischte, ihn fortsetzte. Erschöpft sackte er ein wenig zusammen, entließ auch die Spannung in seinem überstreckten Rücken, lehnte sich gegen Draco, suchte dessen Lippen, um ihn zu küssen. Es war erstaunlich. Diesmal war es so intensiv gewesen, so schnell vorbei… „Wow.“, flüsterte er zwischen zwei winzigen Küssen, streichelte mit der – einigermaßen - sauberen Hand über Dracos Wange und durch die verschwitzten Strähnen. ~*~*~*~ „Wow...“, bestätigte Draco leise, schmiegte seine Wange gegen Harrys Hand und lehnte seine Stirn gegen die des anderen. Seine Hände liebkosten den Gryffindor noch immer. Die klebrige Hand streichelte noch immer ganz sanft sein Glied, während die andere matt über seinen verlängerten Rücken glitt. Es war schön gewesen. Wirklich schön... Aber irgendwie... hatte er noch nicht genug... ~*~*~*~ Harry lächelte nur. Er brauchte noch ein paar Augenblicke, um überhaupt zu Atem zu kommen, doch dann schmiegte er sich ein wenig enger gegen ihm, seine Hände begannen wieder seinen Hals zu kraulen und er öffnete erneut die Augen, um ihn anzusehen. Sanftes Silber blickte zurück. „Lust auf eine zweite Runde?“, fragte er schließlich sanft, begann sein Becken wieder kreisen zu lassen. Vorsichtig nur, damit Draco jederzeit Nein sagen konnte. Beschwörend glitt einer seiner Finger über die Brust hinunter zum Bauch, fuhr dort Bahnen in abkühlender weißer Flüssigkeit. Ganz offen blickte er ihn an. ~*~*~*~ „Nimmersatt...“ Draco lächelte weich und küsste ihn. Mit der Fingerkuppe fuhr er ganz sacht über die samtigweiche Spitze von Harrys Glied. Er wusste aus eigener Erfahrung wie extrem empfindlich man dort direkt danach war... Jede noch so kleine Berührung konnte einen fast um den Verstand bringen, so sehr waren alle Nerven angespannt. Und doch brauchte der Körper, bis er wieder bereit war... ~*~*~*~ Harry atmete langsam und beherrscht ein. „Immer doch.“, seufzte er schließlich. Süße Folter betrieb er da. Das Kribbeln in seinem Bauch kehrte zurück, langsam, aber stetig. „Aber diesmal richtig, oder?“ Er begann zu lächeln, streckte seinen Rücken ein wenig durch und strich Draco erneut über die Stirn. Dank der Tatsache, dass er auf seinem Schoß saß, musste Draco jetzt nach oben sehen, wenn er ihn anblicken wollte. Genau aus diesem Grund ließ er seine zweite Hand über die überstreckte Kehle gleiten, drückte sachte dagegen. ~*~*~*~ Draco lehnte den Kopf gegen das Polster zurück und lächelte Harry an. „Wenn du das möchtest...“ Zart fuhr er mit den Fingerspitzen über Harrys Seite nach oben, liebkoste die Brustwarzen und wanderte dann wieder nach unten. ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter, dann fing er die Hand ein, küsste sie sachte und stand schließlich auf, zog Draco mit sich und zum Bett, wo er ihn sachte niederdrückte und sich wieder auf seinen Schoß setzte. Ihm gefiel diese Position irgendwie. Es hatte etwas für sich, ein bisschen größer zu sein als Draco. Sachte begann er ihn zu küssen, fing auch die andere Hand ein. Jetzt konnte er doch noch seine Überraschung auspacken. Nachdem Draco ihn vorhin mit den Quidditchfanutensilien überrascht hatte, war das doch nur fair, nicht wahr? „Lass dich gehen.“, sagte er leise und Küsste ihn erneut sachte. „Genieße einfach.“ Wieder ein Kuss und Harry beschloss, es diesmal wirklich langsam angehen zu lassen. Komplettes Kontrastprogramm zu gerade eben, langsam und sinnlich. Er würde Draco verwöhnen, ohne dass dieser etwas dafür tun musste. Das hatte er schon lange einmal machen wollen. Einfach so. Weil er ihn eben liebte und ihm etwas Gutes tun wollte. ~*~*~*~ Draco ließ sich dann mit dem Oberkörper auf das Bett zurückfallen und zog Harry mit sich, weil dieser seine Hände immer noch festhielt. Okay... Wenn Harry das wollte, dann würde er sich fallen lassen... Es hatte auch seinen Reiz. Und er war neugierig, was ihm einfallen würde... ~*~*~*~ Harry lächelte nur, als er die direkte Antwort auf seine Worte mittels Taten bekam. Es tat gut das zu sehen, dass er ihm vertraute. Er rutschte ein bisschen höher auf Dracos Bauchdecke, um den Druck von ihrer beider Mittelpunkte zu nehmen und den Zug, der in seinen Schultern zu spüren war, belastete seine Knie, um ihm nicht wehzutun, dann beugte er sich hinunter zu Draco und küsste ihn erneut. Ganz vorsichtig, als wäre er zerbrechlich. Erst nach drei weiteren dieser keuschen Küsse strich er mit der Zunge vorsichtig über Dracos Lippen, fuhr sie der gesamten Rundung entlang nach. Und zog sich wieder zurück, betrachtete ihn, sich auf seinen Händen abstützend. Lächelnd blickte er ihn an. Draco war einfach nur wunderschön. Die blasse Haut, selbst nach dem Sommer noch fast weißlich, dazu die von der Sonne beinahe weiß gebleichten Haare. Die Augenbrauen waren kaum noch zu sehen. Die Wimpern waren dagegen regelrecht dunkel. Und dennoch nichts gegen die Augen. Alles in diesem Gesicht war hell, sanft und fast engelsgleich, nur eben diese Augen nicht. Sie waren dunkel mit hellen, silbernen Sprenkeln darin. Sein Lächeln wurde breiter, als er ihn wieder küsste, diesmal mit der Zunge eindrang und damit begann, die Zähne entlangzufahren. Ebenmäßig und glatt, an ihren Enden spitz, zumindest die Eckzähne. Mit Sicherheit könnte er ihm die Zunge mit diesen Zähnen durchbeißen. Aber das würde er nicht tun. Harry zog sich erneut zurück, nur um wieder die Lippen sanft zu liebkosen. Sie hatten soviel Zeit… ~*~*~*~ Draco genoss den Kuss. Immer wieder flatterten seine Augenlider zu und es bereitete ihm fast schon Mühe, die Augen offen zu halten. Diese Berührungen waren so zärtlich, fast schon schüchtern, aber gerade deswegen elektrisierten sie ihn so. Seine Zunge kam Harry entgegen, fuhr leicht über die weichen Lippen. Es kostete ihn alle Beherrschung, ruhig zu bleiben und sich nicht zu holen, was er wollte. Liegenzubleiben... ~*~*~*~ Es brachte Harry zum Schmunzeln, als er die Zunge spürte, die da so vorwitzig sein Spiel unterbrach. Aber andererseits wäre sie eh das nächste gewesen, dem er seine Aufmerksamkeit gewidmet hätte. Er kam ihr entgegen, stupste sie leicht an, zog sich zurück, um das Spiel zu wiederholen. Erst beim dritten Mal drängte er Dracos Zunge zurück in dessen Mund und verschloss ihre Lippen endgültig. Er strich über die samtige Oberfläche, als wäre es eine Feder, legte es förmlich darauf an ihn zu kitzeln, ihn zu reizen. Und er achtete darauf, dass sein Bauch Dracos Brust nicht zu nahe kam, damit er ihn nicht vorzeitig reizte. Er wollte es wirklich langsam machen. Eins nach dem anderen mit voller Kontrolle. Er wollte wissen, wie weit er gehen konnte… ~*~*~*~ Draco keuchte leise in den Kuss herein. Jetzt konnte er sich nicht mehr so zusammenreißen. Harry mochte ihn zwar noch festhalten, aber der Blonde war noch immer der stärkere von ihnen beiden. Er machte sich frei und schlang die Arme um Harry, zog ihn an sich. So eng, wie es nur ging. ~*~*~*~ Harry kicherte leicht. Geduldig wie immer. Aber das war nicht in seinem Spiel mit inbegriffen. Irgendwie… „Draco…“ Er strich mit den Fingerspitzen über sein Gesicht. „Du hattest doch zugestimmt, oder?“, fragte er. „Soll ich dich fesseln, damit du dich nicht so sehr beherrschen musst?“ Der Gedanke hatte etwas. Wirklich. Vielleicht sollte er das tun… ~*~*~*~ Draco blickte an und gab Harry einen leichten Nasenstüber. „Das solltest du tun, wenn du wirklich verhindern willst, dass ich mich bewege... Meine Beherrschung ist groß, aber nicht groß genug, um dir zu widerstehen und mich nicht zu bewegen...“ Er hob die rechte Hand, hielt sie neben den Bettpfosten. „Tu es...“, sagte er heiser. „Na los...“ ~*~*~*~ Harry lächelte breiter, erhob sich dann, um wenig später mit Dracos und seiner Krawatte wieder neben ihn zu kriechen. Ganz sanft schlang er die erste einmal um das Handgelenk, bevor er sie am Bettpfosten verknotete. Das war gemein, aber es hatte was. Draco lieferte sich ihm vollständig aus, das gefiel ihm. Er strich mit der übrigen Krawatte über die Haut an der linken Schulter und zog die zweite Hand ebenfalls hoch zum Bettgestell. Er kam nicht an den zweiten Bettpfosten, aber wofür hatte dieses Kopfende sonst so viele Verschnörkelungen… „Wenn du Schmerzen hast, dann mach ich dich wieder los.“, versprach er, während er den zweiten Knoten schlang. Jetzt war Draco wirklich hilflos. Er schluckte… Wow. Plötzlich war er sogar wieder befangen. So ein Vertrauen genoss er nicht bei vielen seiner Freunde, eigentlich wirklich nur bei Draco. Und er war sich nicht sicher, ob er selbst das so ertragen würde. Nach dem Sommer hatte er da so seine Zweifel. Draco jedoch hatte es von sich aus angeboten. Wow… Ein weiches Lächeln legte sich um seine Lippen, als er sich neben ihn setzte, eine Hand um sein Knie schlang und mit der anderen Hand begann, die sanfte Haut an der Schulter zu liebkosen. Und Draco konnte echt gar nichts tun. Wie genial. ~*~*~*~ Der Blonde blickte ihn unergründlich an und lächelte dann. Er zog leicht an den Fesseln. Sie hielten, waren aber bei weitem nicht so eng. „An dir ist wirklich ein Slytherin verloren gegangen...“ Er lachte leise. ~*~*~*~ „Aber natürlich.“ Harry erwiderte das Lachen, dann kam ihm, wo er vorhin aufgehört hatte. Folter oder so, nicht wahr? Das Lachen wurde zu einem Lächeln. Er krabbelte wieder näher und liebkoste seine Stirn und die Wangen, schließlich die Lippen. Und das alles nur mit einem Finger. Schließlich fuhr er mit diesem Finger in seinen Mund, tastete dort nach der Zunge und stupste leicht dagegen, während die andere Hand begann ihn sachte am Haaransatz zu kraulen. Dracos leichtes Saugen war eine seltsame Erfahrung. Und ein seltsamer Anblick dazu. Wenn er sich dabei vorstellte, dass er an etwas anderem saugte… Der Gedanke trieb ihm die Röte ins Gesicht und er entzog ihm seinen Finger wieder. Es war gefährlich, denn es regte ihn durchaus an. So lächerliche Gesten regten ihn fast schlimmer an als Taten, waren wesentlich schwerer zu ertragen, aber sie beflügelten seine Fantasie… Er beugte sich wieder über ihn, küsste ihn, wieder sanft und keusch. Es war nett, ihn so zu fordern und noch erwiderte Draco nicht. Wollte er doch mal sehen, wie lange er diesmal beherrscht blieb. Wieder ein Kuss, diesmal wieder mit Zunge. Und Draco ließ ihm tatsächlich die Möglichkeit, seine gesamte Mundhöhle zu erkunden. Harry zog es in die Länge, bis ihm die Luft endgültig ausging und er hörte an Dracos Keuchen, dass es diesem wohl ähnlich ging. Schön zu wissen. Dann wollte er doch mal dafür sorgen, dass das mit dem Sauerstoff nicht übertrieben wurde… Seine Finger strichen über Dracos Bauch, ganz gezielt zu der einen Stelle, die er vor Wochen entdeckt hatte, wo er wusste, dass eine winzige Berührung Dracos ganzen Bauch dazu brachte sich zusammenzuziehen. Er hatte sich nicht geirrt. Draco keuchte auf und zog unwillkürlich an den Fesseln, was Harry leicht lachen ließ, bevor er ihn wieder küsste. Es machte Spaß. Und weil er nicht allzu gemein sein wollte, ließ er die Hand gleich mal auf der zitternden Bauchdecke liegen, streichelte sie sachte weiter. Als er den Kuss diesmal unterbrach, war Dracos Atem schwer. Viel schwerer als sein eigener, denn er hatte viel weniger Sauerstoff tanken können. Erfreut stellte Harry schon jetzt eine leichte Regung seines Gliedes fest. Und eine Gänsehaut. Herrlich. Er blickte in Dracos Gesicht. Die Augen waren geschlossen, aber von Entspannung war nur entfernt etwas zu erahnen. Der Mund war leicht geöffnet, um schneller atmen zu können. Wunderschön. Hatte er das schon einmal gesagt? Wirklich wunderschön. „Engel.“ Er ließ seine Hand ein wenig weiter hinaufwandern, strich sanft und unbestimmt über die Brust und löste damit gleich die nächste Gänsehaut aus. Ob ihm vielleicht kalt war? Wohl eher nicht. Und wenn doch, dann würde er das jetzt wohl ändern. Sachte erhob er sich, ließ sich wieder auf seinem Bauch nieder und begann mit seinen Händen die Seiten zu liebkosen, zu streicheln, auf- und abzufahren, während er, ganz eben, mit der Zungenspitze über die Haut an Dracos Hals strich, eine Bahn vom Kinn bis zum Schlüsselbein und weiter zog. Und anschließend darüber blies. Ganz sachte. Er wurde mit einem erschrockenen Keuchen belohnt, das ihn zum Weitermachen animierte. Mit Küssen tastete er sich weiter vor nach unten, ganz langsam, während seine Hände nun über die Arme glitten, sie mit sanftem Druck massierten, weil er ein wenig Angst hatte, dass sie Durchblutungsstörungen bekamen. Schließlich erreichte er sein vorläufiges Ziel, war auf dem Bauch soweit hinuntergerutscht, wie es ging, ohne Draco an seinem Intimbereich zu berühren. Er leckte über die rechte Brustwarze, einmal, zweimal, dreimal. Und erntete ein unzufriedenes Grollen. Gefiel es ihm etwa nicht? Er unterbrach sich. „Alles okay?“, fragte er liebevoll. ~*~*~*~ Draco nickte schwach. Harry spielte auf ihm wie auf einem Instrument. So kam es ihm jedenfalls vor... Er schickte ihn durch Höhen und Tiefen, reizte alle möglichen Empfindungen so komplett aus, wie es ging. Er wusste langsam kaum noch, wo oben und unten war. Aber er bereute es nicht, sein Einverständnis gegeben zu haben und hier zu liegen. Nein, das ganz sicher nicht. Er genoss es ja... Er genoss es so sehr, dass es fast schon wehtat. Auch wenn die Geschwindigkeit beinahe schon an Folter grenzte... „Mach weiter...“, hauchte er heiser und lächelte ihn an, ehe er den Kopf dann wieder zurücksinken ließ. ~*~*~*~ Harry nickte nur, beugte sich wieder hinunter und nahm die Brustwarze diesmal in den Mund, saugte begierig daran, bis er spürte, wie hart sie geworden war. Es war ein eindeutiger Unterschied zur anderen, die er nur mit den Fingern umkreist hatte. Doch das würde er ändern. Wenig später hinterließ er zwei harte Knospen, als er seinen Weg hinab weiter fortsetzte und beim Hinunterrutschen ganz eben mit dem Hintern gegen ein Hindernis stieß. Er musste grinsen, als Draco aufkeuchte und sich ihm entgegenwölbte. Sicherlich vollkommen ungewollt, das kannte er ja schon. Aber es war nicht das, was er wollte. Noch nicht… Er strich mit den Händen weiter über die Bauchdecke, liebkoste Hüfte und Taille, streichelte sachte darüber, ohne weiter zurückzuweichen. Dann erhob er sich, um sich auf Dracos Beinen niederzulassen, denn der Blonde unter ihm war mit der Zeit immer unruhiger geworden. Und jetzt konnte er den Grad der Erregung auch sehen. Er war steif. Wirklich wunderbar, wie erfolgreich er gewesen war… Sachte und langsam senkte er den Kopf, küsste die samtige Spitze, bevor er einmal darüber leckte. Sie war noch - oder schon wieder - salzig bitter, aber seltsamerweise machte es ihm diesmal nichts aus… ~*~*~*~ Draco keuchte hilflos auf und kam Harry unwillkürlich mit dem Becken entgegen. Er konnte gar nichts dagegen tun. Ohne darüber nachzudenken, zerrte er an seinen Fesseln, doch sobald er einen ersten Schmerz an den Handgelenken spürte, unterließ er es und zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. So ruhig, wie es denn noch ging. Ihm entwich ein heiseres Stöhnen, als er Harrys Zunge erneut spürte. Sie waren eindeutig mittlerweile in einer anderen Tonlage angelangt. ~*~*~*~ Harry lachte wieder, leise, kehlig, als er sich dazu entschloss, Dracos Glied ganz in den Mund zu nehmen. Er musste bloß vorsichtig sein und rechtzeitig aufhören… Und er legte ein ganz langsames Tempo vor, so dass er förmlich spürte, wie Draco auf glühenden Kohlen lag. Ganz langsam glitt er auf und ab, schluckte ein paar Mal, bevor er sich wieder zurückzog und die Prozedur dann langsam wiederholte. Dracos Laute waren wie Musik in seinen Ohren, heizten ihn an, dass er selbst längst hart war und eigentlich kaum noch an sich halten konnte, aber er wollte noch nicht aufhören. Und wurde kaum Sekunden später dazu gezwungen, als er die ersten Lusttropfen schmeckte. Er brach sofort ab, leckte sich über die Lippen, bevor er nach der Büchse griff, die er vorher zusammen mit den Krawatten geholt hatte. Erst jetzt stockte er plötzlich. Er bekam leichtes Muffensausen, als er daran dachte, was er tun musste, und ihm wurde kalt, als er nur daran dachte. Angst? Angst ihm wehzutun, ja. Er wollte das unter allen Umständen vermeiden, nur… Ihm selbst hatte es weh getan. Ziemlich. Zumindest zu Anfang… Ihm kam eine Idee, als er mit zitternden Fingern das Döschen aufschraubte. Ob das ging? Ob man das so machen konnte? Aber warum nicht? Schweigend und plötzlich mit einem ungewöhnlichen Ernst in den Augen glitten seine Finger in die glitschige Masse und dann griff er sich selbst zwischen die Beine. Er suchte den Eingang, fand ihn nach einigem Tasten und spreizte die Beine ein wenig weiter, als er feststellte, dass er nicht so recht rankam. Sein Blick ruhte auf Draco, der noch immer heftig atmete. Schweiß stand ihm auf der Stirn und ließ seine Brust glänzen… Er sollte sich beeilen, bevor er Lunte roch… Es tat auch jetzt noch weh, als er in sich selbst eindrang und er musste sich dabei ziemlich verdrehen, um einen guten Zugriff zu haben, aber er bekam es hin. Und er konnte sich viel schneller entspannen, als das letzte Mal, was wirklich gut so war, als er den Finger wieder herauszog und mit zwei Fingern wiederkam. Er keuchte auf und presste die Augen zusammen. Verdammt, da war Dracos Behandlung aber angenehmer gewesen. Am liebsten hätte er es unterbrochen und es einfach ohne Vorbereitung getan, aber davor hatte der Zettel der Zwillinge ja gewarnt, weil das Schmerzen bringen würde. Und er würde es ertragen, solange diese Schmerzen nicht Dracos waren… ~*~*~*~ Draco hob langsam die Augenlider, als er Harrys Berührung nicht mehr spürte, aber dennoch hörte, wie sich dieser bewegte. Er richtete sich etwas auf und betrachtete den Gryffindor stumm. Er verdrehte sich gerade ganz schön... Der Anblick hatte etwas für sich und erregte ihn, brachte die Spannung in ihm beinahe dazu, sich zu entladen... „Harry...“, sagte er heiser. Seine Stimme wollte ihm kaum gehorchen und klang so dunkel und lustgeschwängert, wie sie es nie zuvor getan hatte. „Ich will dich in mir spüren...“ ~*~*~*~ Harry hielt in seinem Tun inne, betrachtete ihn sekundenlang, bevor er sich löste und über ihn kabbelte, ihn sanft küsste. „Genieße, Dray. Lass dich einfach verwöhnen.“ Er wollte ihn in sich spüren. Mochte sein, aber… er war einfach noch nicht so weit, das zu wagen. Er fühlte sich so vollkommen hilflos, wenn er daran dachte, dass er vor Angst beinahe zu schlottern begann. Da war das so doch besser. So hatte er schon ein wenig Erfahrung, da wusste er, was er tun musste. Noch einmal küsste er ihn, tief, innig, voller Leidenschaft. Er hatte beschlossen, es jetzt zum Ende zu bringen. War doch egal, wie gut er selbst vorbereitet war. Es würde schon gehen. Draco hatte ihn auch das letzte Mal den Schmerz vergessen lassen. Er löste sich von ihm, griff erneut zu der Dose und verteilte das Gel auf seinen Händen, um es anzuwärmen, dann kroch er wieder über Draco, umschloss dessen Glied mit beiden Händen, benetzte es sorgfältig an jeder Stelle, bevor er wieder davon abließ und sich selbst in Position brachte. Er spürte die kühle Spitze an seinem Anus und wusste, dass er richtig war, dass er sich nun einfach nur noch sinken lassen musste. Wenn Draco in ihn eindringen konnte, wenn er lag, dann sollte es so doch auch gehen. Ganz langsam senkte er sich, entspannte sich willentlich, um Dracos Glied aufzunehmen, was nicht so ganz funktionierte, wie er sich das vorgestellt hatte, denn es schmerzte trotzdem. Wenn auch bei weitem nicht so sehr wie beim ersten Mal. Konnte man sich daran gewöhnen? Er keuchte auf, als ihn eine Welle von Schmerzen durchzuckte und hielt inne, als er merkte, wie er sich selbst verkrampfte. ~*~*~*~ Draco keuchte heiser, hielt sein Becken verkrampft ruhig. Das letzte, was er jetzt tun wollte, war Harry wehzutun... Nur, weil dieser gerade beschloss, stur zu sein. „Harry...“ Er richtete sich so weit auf, wie er konnte. „Nein...“, sagte er fest. „Nicht so...“ Es kostete ihn Kraft, diese Worte auszusprechen, aber er wollte es nicht. Nicht so... Nicht, wenn er das Gefühl hatte, dass Harry das einfach in dem Drang tat, ihm Freude zu bereiten... Nicht so! ~*~*~*~ Harry hielt tatsächlich inne, blickte in graue Augen, die genau das Gleiche sagten, wie die Worte. Er wollte nicht. Warum? Er keuchte erneut, hob dann sein Becken wieder an, ganz langsam, damit Draco aus ihm heraus gleiten konnte, bevor er sich über ihn stützte. Seine Augen waren dunkel. „Warum nicht?“, fragte er. „Was ist falsch gewesen? Hab ich dir weh getan?“ ~*~*~*~ „Nein, das nicht...“ Draco lächelte leicht und wenn er gekonnt hätte, dann hätte er ihn jetzt liebkost und gestreichelt. „Aber... du tust es nur mir zuliebe... Wenigstens fühlt es sich so an...“ Er atmete tief durch. „Ich habe dir gesagt, was ich möchte. Natürlich kannst du Nein sagen. Aber es ist mein gutes Recht, das genauso zu tun. Und ich will nicht, dass du dir selbst weh tust. Denn das hast du gerade getan.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, lange, schweigend. Sein Standpunkt war nachvollziehbar. Er dachte genauso wie er. Ganz genauso… Dann krabbelte er weiter nach oben, löste den Knoten, den Draco doch ein wenig festgezogen hatte. „Ich tu mir nicht selbst weh. Der Schmerz vergeht mit der Zeit.“ Und kaum war die linke Hand frei, machte er sich daran, den zweiten Knoten zu lösen. ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf und strich Harry nun zärtlich durch die Haare. „Und trotzdem... Ich möchte es heute nicht so. Ist das so schwer zu begreifen oder zu ertragen?“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn wieder an, undefinierbar, bevor er seufzte. „Ich habe Angst.“, flüsterte er schließlich heiser. „Ich habe doch keine Ahnung, wie das geht.“ Die zweite Krawatte löste sich vom Bettgestell und gab Draco endgültig frei. „Entschuldige…“, murmelte er noch leiser. Da hatte er wohl einen Fehler gemacht. Wie dumm… ~*~*~*~ Draco zog ihn kommentarlos in die Arme. „Meinst du, die hatte ich nicht? Mein Herz ist vor Nervosität fast explodiert...“ Liebevoll wuschelte er ihm durch die Haare und ignorierte den Umstand, dass sich sein Unterleib immer noch so anfühlte, als wenn er gleich explodieren wollte. „Wenn du willst, leg dir den Zettel daneben...“ ~*~*~*~ Harry schmiegte sich an ihn, suchte die Nähe. Er war knallrot bei dem Vorschlag geworden. Das war es doch nicht. Er hatte die Worte und Bilder im Kopf, sonst hätte er es ja wohl kaum bei sich machen können, aber… „Ich habe Angst, dass ich dir wehtue.“, beichtete er letztendlich. Er blickte ihn an, hob die Hand und strich ihm über die Wange. Das Gel war weitestgehend wieder fort, an Krawatten und Bettdecke hängen geblieben. „Ich meinte es nicht böse.“ ~*~*~*~ „Ich weiß...“ Draco küsste ihn sachte auf die Finger. „Du machst dir zu viele Gedanken... Trau dich einfach. Überwinde die Angst. Du bist so vorsichtig, du wirst mir gar nicht wehtun können... Außerdem wäre es doch irgendwie peinlich, wenn ich mich dahingehend selbst entjungfern müsste, oder?“ ~*~*~*~ Harrys Gesicht wurde noch einen Tick farbenfroher, als er zu kichern begann. Allein die Vorstellung… Bescheuert. Aber voll. Aber andererseits… „Darf ich es noch einmal versuchen?“, fragte er zaghaft. „So… wie du willst?“ ~*~*~*~ Draco stupste ihn gegen die Nase und grinste. „Gerne...“ Zärtlich gab er ihm einen Kuss auf die Lippen und begann diese dann mit der Zunge nachzuziehen. Wie konnte dieser Junge nur immer so unglaublich süß schmecken? ~*~*~*~ Harry lächelte erleichtert und erwiderte den Kuss. War doch was anderes, wenn man küsste und sich dabei berührte. Eigentlich war es schöner. Man empfand den Kuss als angenehmer, nur dass er halt weniger intensiv war, weil man sich auch auf andere Dinge konzentrieren konnte. Allerdings war sein bevorstehender Plan nicht so einfach in die Tat umzusetzen, wie er gedacht hatte. Zwar angelte er sich die Dose wieder, aber seine Hände zitterten. Klar wusste er, was er jetzt machen musste, aber… Draco würde Schmerzen haben… ~*~*~*~ Draco ließ sich von Harrys Unsicherheit wenig beeindrucken. Er streichelte ihn liebevoll weiter, während dieser an dem Döschen hantierte und knabberte seelenruhig an seinem Ohrläppchen. Jetzt war er zumindest wieder so weit handlungsfähig... Nicht, dass er diese dominante Seite von Harry nicht genossen hätte, aber im Moment war dieser wohl einfach noch nicht so weit, dass er genug Selbstvertrauen und Sicherheit besaß, um die Kontrolle zu übernehmen. „Ganz ruhig...“, raunte er heiser und beobachtete fasziniert die Gänsehaut, die er auf Harrys Armen und in seinem Nacken auslöste. ~*~*~*~ Harry nickte, schluckte trocken. Er hatte gerade das akute Bedürfnis zu flüchten, aber das würde er nicht. Einmal atmete er tief ein, bevor er um Draco herum griff, mit beiden Händen, mit der einen tastete, bis er den Anus fand, und dann mit der anderen jenen mit klarem Gel einrieb. Ganz vorsichtig, vollkommen ohne Druck, aber so konnte das nicht weitergehen. Er musste das ernsthaft machen, sonst würde Draco vielleicht wirklich sauer werden… So verstärkte er den Druck ein wenig, massierte weiter, erhöhte den Druck, bis er die Mitte nachgeben spürte. Jetzt hatte er wohl keine Wahl mehr. Jetzt kam es nur darauf an, dass er bei Draco den Punkt fand, den dieser auch in ihm berührt hatte. Ganz langsam drängte er seinen Finger vorwärts, hielt die Luft dabei an, um ja keinen Laut von Draco zu verpassen oder zu überhören. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn er ihm so wirklich wehtat. ~*~*~*~ Draco musste zugeben, dass das Gefühl wirklich ungewohnt war. Allein Harrys Berührung mit der Creme ließ ihn schon etwas zusammenzucken. Es war so... fremd. Aber nicht unangenehm... Er winkelte die Knie etwas weiter an und bettete den Kopf auf Harrys Schulter. Zart strich er weiter über Harrys Bauch und neckte seinen Bauchnabel. Seine Sinne waren alle angespannt, aber sein Körper war selbst war entspannt. Es war Harry... Der letzte Mensch auf der Welt, vor dem er Angst haben musste. Er lächelte weich, als er spüren konnte, wie der Finger langsam in ihn vordrang. „Mach weiter...“ Seine Zunge tippte gegen Harrys Ohrläppchen und er begann zärtlich an seinem Hals zu knabbern. ~*~*~*~ Wieder schluckte Harry, diesmal nicht allein wegen der Angst in sich. Dracos Zunge kitzelte ihn, reizte ihn. Das war nicht einfach zu ertragen. Ganz und gar nicht, wo er seine ganze Konzentration brauchte, um Draco vorzubereiten… Er drang tatsächlich vor, bis es nicht mehr ging, hielt dann inne. Bewegen, nicht wahr? Er tat es und stellte fest, dass es einfacher war, das bei jemand anderem zu tun als bei sich selbst. Und solange Draco keinen Schmerzlaut von sich gab, war das okay. Und das Gefühl war wirklich seltsam schön. Ungewohnt irgendwie… Langsam tastete er die weichen, elastischen Wände ab, spürte der Wärme nach und wunderte sich darüber, dass es so glatt war. Aber das lag sicherlich an der Creme. „Alles… okay?“, fragte er leise. „Soll… soll ich weitermachen?“ ~*~*~*~ Draco keuchte leise. Noch immer was das Gefühl ungewohnt, aber nicht unangenehm. Für einen Augenblick verspannte er sich und verspürte einen leichten Schmerz, der aber sofort wich, als er sich kurz mit Harrys Halsbeuge ablenkte. „Weiter...“, forderte er rau und streichelte über Harrys Bauch hinunter zu dessen Glied. Sachte begann er es zu massieren. ~*~*~*~ Harry nickte, unterdrückte ein Keuchen, als er sich genauso langsam zurückzog, nur um die ganze Prozedur mit zwei Fingern zu wiederholen. Es war schwerer, weniger Platz und er spürte, wie Draco sich verspannte. Sofort hielt er inne und wartete, achtete ganz genau auf die Atmung, die ihm verraten würde, wenn es wieder ging. Oder auf ein Wort, dass es wieder okay war. ~*~*~*~ Zwei Finger waren eindeutig eine ganz andere Erfahrung. Draco keuchte erneut und wieder tat es einen Augenblick lang weh, doch sobald er sich entspannt hatte, war alles in Ordnung. Entspannung... Das war der einzige Trick an der Sache. Nichts anderes. Er küsste Harry fordernd, verlangte mehr. Langsam gefiel es ihm... Auf eine seltsame Art war es schön. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige ließ sich nicht bitten, fuhr fort, ihn zu weiten, drang ein, bis es nicht mehr ging, um daraufhin damit zu beginnen, seine Finger gegeneinander zu bewegen. Ganz vorsichtig. Und er stellte erleichtert fest, dass es Draco wohl offenbar nicht wehtat. Was ein Glück. Er hatte sich schon Sorgen gemacht. Irgendwie entließ er die Luft aus seinen Lungen, lächelte glücklich. Er drückte Draco näher an sich und stöhnte im nächsten Moment auf, als er sich der Hand an seinem Glied wieder bewusst wurde, die er zuvor einfach ausgeblendet hatte. Das war doch… „Dray…“, keuchte er. „Nicht, sonst…“ Wieder ein Keuchen und ohne es wirklich zu wollen drückte er mit der nächsten Lustwelle seine Finger ein wenig tiefer in Draco hinein. ~*~*~*~ Draco stöhnte ebenfalls leise auf und drängte sich Harry unwillkürlich entgegen. Er begriff jetzt, was dem Gryffindor an dieser Art der Berührung, der... Stimulation so gefallen hatte. Leicht glitt sein Daumen über die empfindliche Eichel und reizte Harry noch mehr. Sein Atem ging schneller und strich heiß über die noch immer - oder schon wieder? - verschwitzte Haut seines Freundes. ~*~*~*~ Harry musste leise lachen, was in einem weiteren Keuchen unterging. Er griff nach Dracos Hand und zwang sie dazu, still zu halten, blickte ihn an. „Wir haben beide ein mächtiges Problem, wenn du das weiter treibst.“, erklärte er, grinste dann anzüglich. „Außer du willst deine Idee von vorhin wahr machen.“ Er zog seine Hand langsam zurück und aus Draco heraus. Die Luft hier draußen war regelrecht kalt. Jetzt kam der wohl schwierigste Teil. Wenn er jetzt etwas falsch machte, konnte Draco sogar bluten… „Hilfst du mir?“, fragte er schüchtern. ~*~*~*~ Draco musste bei der Erinnerung an die absurde Idee der Selbstentjungferung kichern und lehnte kurz die Stirn gegen Harrys Schulter. Dann löste er sich von ihm und nickte. „Was denkst du denn?“ Er gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. Langsam ließ er sich zurücksinken, bis er auf dem Rücken lag, spreizte die Beine und winkelte sie an. Das war letztlich die gleiche Position, die Harry das letzte Mal auch eingenommen hatte und gegen diese hatte ja eigentlich nichts gesprochen... Natürlich hätte er sich umdrehen können, doch er vermutete, dass es Harry vermutlich lieber war, wenn er ihm ins Gesicht sehen konnte. „Komm her...“ Er streckte die Hand nach ihm aus. ~*~*~*~ Harry folgte gehorsam, krabbelte zwischen seine Beine, um sich soweit wenigstens in Position zu bringen. Er hatte wirklich Angst. Zwar wusste er, dass es Draco gefallen würde, wenn er selbst auch nur annähernd so gut war wie der Blonde, aber er wusste auch, dass wenn er das nicht war, es die Hölle werden konnte. „Alles okay? Darf ich?“ ~*~*~*~ Bei diesem unsicheren Blick aus den grünen Augen musste Draco beinahe lachen. Er sah so knuffig aus. So verboten niedlich, wie er ihn ansah. „Tu es einfach... Vertrau auf dein Gefühl, Harry...“ Dem Slytherin gelang es irgendwie, seine Hand zu erwischen und drückte sie leicht. „Vertrau dir selbst.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn noch ein paar Momente an. Das hatte er schon oft von ihm gehört. Dass er Vertrauen haben sollte. Und er hatte immer Recht behalten. Immer. Er begann zu lächeln. „Okay.“, flüsterte er, küsste ihn einmal, bevor er sich langsam nach vorn bewegte, direkt gegen Draco. Er spürte, wie die Rosette nachgab, nahm das Tempo noch ein wenig zurück, um Draco wirklich genügend Zeit zu geben, und hatte gleichzeitig eine ganz neue Erfahrung. Das Gefühl von Dracos Muskelring um seine Erektion machte ihn wahnsinnig und im Grunde machte gerade diese es schwer, sich zu beherrschen. Nur die Angst hielt ihn noch zurück. Die Angst ihm wehzutun. Also riss er sich zusammen und schob sich weiter, ganz langsam, keuchte, während seine Rechte ihren Weg zu Dracos Glied fand, um ihn abzulenken. Er wollte es ihm so angenehm wie möglich machen. ~*~*~*~ Draco schloss halb die Augen, nur um sie einen Augenblick später überrascht aufzureißen. Das war wieder etwas vollkommen anderes. Kurz verkrampfte er sich, aber sobald Harry begann, ihn zu stimulieren, war die Entspannung wieder da. Er konzentrierte sich weniger auf das fremde Gefühl, auf diesen seltsamen Druck in ihm... Doch genau das war es ja, was er gewollt hatte, wonach er sich gesehnt hatte. Ihn zu spüren. In sich. Sein Atem ging mit jeder von Harrys Berührungen schnell und ohne es wirklich bewusst zu merken, kam er ihm mit dem Becken entgegen, lud ihn regelrecht weiter ein. ~*~*~*~ Es war das, was Harry im Endeffekt gebraucht hatte: Bestätigung. Keine Ermutigung, er brauchte Unterstützung. Erst als vollkommen klar war, dass es ihm nicht wehtat, traute er sich weiter. Bis er schließlich vollkommen in ihm war. Das Gefühl war überwältigend, bunte Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen und er musste erneut schlucken, als er in Dracos Gesicht blickte. Die grauen Augen waren geschlossen, sein Gesicht angespannt, aber nicht schmerzlich oder so. Eher wie sonst, wenn sie miteinander schliefen… Er musste lächeln. Das war gut so, nicht wahr? Ganz vorsichtig begann er sich zu bewegen, zog sich ein klein wenig zurück, während er über Dracos Gliedspitze strich. Als er zurückkam, stimulierte er es mit kräftigem Druck, ganz so, als wäre Draco derjenige, der aus ihm ein- und ausfuhr, das, was er gerade spürte, im gleichen Rhythmus. Es war gut. Sehr gut. Es war heiß und schlichtweg unglaublich. Er fühlte, wie die Spannung in ihm wuchs, aber es war noch lange nicht genug oder Zeit dafür es zu beenden. Er würde sich beherrschen, bis er bei Draco das erkannte, was ihm so gefallen hatte an dieser Art der Befriedigung. Und so erhöhte er das Tempo ein wenig, veränderte gleichzeitig den Winkel, um den Lustpunkt zu finden. ~*~*~*~ Draco keuchte, als sich Harry zu bewegen begann. Seine Erregung stieg mit jeder noch so kleinen Bewegung, mit jeder noch so kleinen Berührung. Er legte den Kopf in den Nacken, spürte, den Schweiß über sein Gesicht perlen, über seine Brust laufen. Das war... Wahnsinn. Er hob das Becken noch etwas mehr an, bettelte beinahe schon nach mehr - und wurde einen Augenblick später belohnt. Harry traf diesen einen ganz speziellen Punkt in ihm und die Welt fühlte sich an, als wenn sich auf den Kopf drehen und in einem Lichtermeer explodieren würde. Draco entwich ein heiserer Lustschrei. Das hier war einfach nur unglaublich. Immer näher kam er der Klippe. Er konnte nicht mehr klar denken. Er konnte nur noch atmen, nur noch fühlen. Das war alles. Die Welt war ganz eng zusammengeschrumpft, bestand nur noch aus ihm und Harry. Harry, der ihn anfüllte, der ihn an die Grenze trieb, immer näher und näher und näher... ~*~*~*~ Der Schrei. Da war er. Der Schrei, der anzeigte, dass er getroffen hatte, was er gesucht hatte. Und er ging ihm durch Mark und Bein, schlich sich unter seine Haut, vibrierte dort, ließ seine Finger kribbeln, seine Lenden noch heftiger in Wallungen geraten. Harry wiederholte die Bewegung. Und Dracos Schrei hallte erneut durch den stillen Raum. Und daraufhin war das das einzige, das er hörte. Bei jedem Stoß. Und mit jedem Schrei bröckelte ein wenig von seiner Zurückhaltung. Lust. Nicht Schmerz, sondern Lust, die sich immer weiter auf ihn projizierte, sich in ihm staute und herausdrängte. Er selbst war auch längst nicht mehr still, keuchte und stöhnte bei jedem missglückten Atemzug, sah Sterne und bunte Punkte, hatte das Gefühl, es längst nicht mehr auszuhalten, dass gleich alles zusammenbrechen würde. Dann verstärkte sich plötzlich der Druck um sein Glied, als Draco kam, und katapultierte ihn endgültig über das Beherrschbare hinaus, sodass er sich tief in ihm drin entlud, einen heiseren Schrei entließ, den Kopf in den Nacken warf und die Augen aufriss. Sekunden war alles hell, dann schwarz, dann kamen die Farben zurück, als er die Augen schloss und sich erschöpft auf Draco sinken ließ. Er atmete stoßweise, versuchte, wieder zu sich zu kommen, seine Hand streichelte noch immer Dracos Glied, auch wenn er längst keine Kraft mehr dafür hatte. ~*~*~*~ Dracos Atem ging noch schnell und er hatte das Gefühl, dass seine Lunge brannte, wie wenn er zu schnell gelaufen war. Sein Herz raste, doch sein restlicher Körper war durch und durch entspannt. Zufriedenheit füllte ihn an. Und... Glück... Er war einfach glücklich. Verdammt glücklich. Sachte strich er Harry durch die verschwitzen Haare und liebkoste seinen Nacken. „Ich liebe dich...“, flüsterte er leise. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht, brauchte noch ein paar Momente, um sich soweit zu fassen, dass er darauf antworten konnte. Sanft und wieder ungeheuer vorsichtig zog er sich aus ihm zurück, krabbelte dann neben ihn und schmiegte sich an ihn. „Ich dich auch.“, murmelte er zufrieden, drückte seine Nase gegen den weißen, feuchten Hals. „…Dabei hab ich mich so dämlich angestellt…“ ~*~*~*~ „Kommt vor...“, lachte der Slytherin leise. „Aber das macht nichts.“ Zärtlich küsste er ihn auf die Stirn und zog dann die Bettdecke von der Seite über sie. Langsam wurde ihm etwas kalt, da diese beinahe schon unnatürliche Wärme allmählich verschwand. Er schlang beide Arme eng um den Gryffindor und drückte ihn an sich. Jetzt kam langsam die Müdigkeit... ~*~*~*~ Harry seufzte leise. „Ich… wir sollten duschen gehen…“ Wirklich Lust hatte er keine, aber wenn er an das letzte Mal dachte, wo sie ohne duschen geschlafen hatten… Gruselig und schmerzhaft. Er machte auch keine Anstalten aufzustehen. ~*~*~*~ Draco gab einen leisen Protestlaut von sich. „Nimm den Zauberstab...“, murmelte er und vergrub sein Gesicht in Harrys Haaren. Er hatte absolut nicht vor, ihn jetzt loszulassen. Das hier war jetzt viel zu gemütlich. Und außerdem würde eine... Trennung jetzt vielleicht dieses herrliche Gefühl von Zufriedenheit zerstören und das wollte er nicht. ~*~*~*~ Harry seufzte und schüttelte den Kopf. War egal. Ganz und gar egal. Er war müde. Was für ein Tag. Quidditchsieg mit Bruchlandung, Butterbier und Sex… Besser ging es doch gar nicht mehr. Nach einem zweiten zufriedenen Seufzer schlief er ein – ohne dass sie sauber waren. Was kümmerte es ihn. Morgen konnte auch noch der Zauberstab herhalten… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Cause we are gonna be forever you and me You will always keep it flying high in the sky Of love ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hormongesteuerte Teenager… *augenverdreh* Wenigstens geht bei ihnen das eine oder andere schief... *g* Wäre doch sonst langweilig... Shirokko: Schön, dass du das so siehst… *vollkommenkleinlautist* Aber ich kann nichts dafür! Er ist schuld! *harryvorschupst* Geständnis ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 99: Geständnis Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Runrig – This is not a love song. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 99: Geständnis Der nächste Morgen begann mit einem Reinigungszauber, den Draco über sie legte, nachdem er nur allzu deutlich die Folgen der letzten Nacht spürte. Er fühlte sich gut. Verdammt gut. Und sein Hinterteil machte ihm auch keine Probleme, was er wiederum sehr positiv fand, denn auf diesem Zettel hatte gestanden, dass solche Nebenwirkungen geschehen konnten. Das war aber Merlin sei Dank nicht der Fall. Beim Frühstück zeigte sich, dass die Gryffindors ihre harte Haltung gegenüber Harry und seinen Freunden eindeutig aufgebrochen hatten, denn nicht nur das Quidditchteam saß bei dem ehemals goldenen Trio, sondern auch Ginny und Neville hatten sich offen zu ihnen gesellt und wurden nicht angefeindet. Es schien, als wenn dort ein gewisser Fortschritt stattfand. Dean Thomas bedachte Draco jedoch mit einem äußerst giftigen Blick, welcher von diesem aber gekonnt ignoriert wurde. Pansy hatte den Tagespropheten mitgebracht, der irgendetwas von weiteren verschwundenen Zauberern berichtete und auflistete, welche in den letzten Monaten alle verschwunden waren. Es war eine wirklich beunruhigende Zahl, wie sie fand. Aber nicht das allein war es, sondern auch einige hohe Beamte beim Ministerium und bekannte Geschäftsleute aus der Winkelgasse wie Ollivander waren verschwunden, etwas, das die drei Slytherins bisher nur bedingt zur Kenntnis genommen hatten. Irgendwie verdichtete sich das Gefühl von Bedrohung deutlich. Es schien, als wenn Voldemort sich langsam zu einem größeren Schlag bereit machte... In Verwandlungen beschloss McGonagall, dass sie heute Partnerarbeiten machen würden. Gemeinsam sollten sie Verwandlungszauber wirken, so genannte Partnerzauber, bei denen die Teamarbeit dafür sorgen würde, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Draco bekam Pansy zugewiesen und Harry Blaise. Es schien, als wenn die Lehrerin sie bewusst voneinander trennen wollte, was vermutlich auf eine Anweisung von Dumbledore zurückging. Der wusste ja bekanntlich nahezu alles. Blaise ließ sich Harry gegenüber nieder und schenkte ihm ein freundliches Lächeln, während McGonagall noch einmal genauer ihre Aufgabe erläuterte. Gemeinsam sollten sie eine Blumenvase in einen Schwarm Kolibris verwandeln. Jeder würde nur einen Teil des Zaubers ausführen, wodurch letztendlich eine größere Wirkung erzielt werden sollte. Das Ergebnis sollte in wenigstens sechs Kolibris bestehen. Das würden ganz passable Zauberer schaffen, sagte sie. Wirklich gute würden bis zu zwanzig erreichen. ~*~*~*~ Harry gab das Lächeln zurück. „Auf Zeit, damit das als Training gewertet werden kann?“, fragte er leise. McGonagall musste von dem Training nichts wissen. „Unser Ziel sind selbstverständlich die zwanzig.“ Er musste grinsen. Er wusste ja, dass Blaise ungeheuerlich ehrgeizig war und wirklich gut im Zaubern. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Blaise erwiderte Harrys Grinsen. „Was denn sonst?“ Er hob den Zauberstab und deutete auf die Vase. „Ich mach die Verwandlung, du den Spiegel.“ Einen Augenblick später sprach er auch schon den Verwandlungszauber. ~*~*~*~ Harry zauberte keine Sekunde später den Spiegelzauber für lebendige Wesen, legte soviel Kraft rein, wie er konnte. Es war fast so, als würde die Vase explodieren und die Scherben davonfliegen. Kleine, grünlich schimmernde Vögel, wie Bienen so groß, glitzernd, schillernd, im Licht der Morgensonne wahrlich verwirrend. Harrys Augen leuchteten. Sah das schön aus. Aber… in seinem Kopf bahnte sich schon die nächste Idee an… „Blaise, meinst du, wir kriegen auch dreißig hin?“ Es war eine Überlegung wert, allerdings… dann müssten sie beide den Spiegelzauber wirken… Wie bei der Potenzialmagie… Ob das möglich war? ~*~*~*~ „Wir können es versuchen... Aber erst sollten wir die Vögel einfangen.“ Blaise nickte ihm zu. „Eine Idee, wie?“ Mittlerweile vermischten sich ihre Kolibris nämlich mit denen von drei anderen Paaren, die auch einen ersten Erfolg gehabt hatten. ~*~*~*~ Harry lachte. „Durchschaut. Ablenkungen… du weißt schon. Wenn wir insgesamt hundert von den Viechern hinkriegen und das jeder von uns… dann wäre die ganze Halle voll davon. Was meinst du, was das für ein Durcheinander geben wird… Und wenn es dann nicht Kolibris sondern Fledermäuse oder fliegende Schildkröten wären…“ Er suchte sich einen der grünen Vögel in der Luft und schoss einen Zauber auf ihn ab. Was ein Glück, dass er Übung darin hatte, kleine Dinge zu fangen… ~*~*~*~ Blaise nickte. „Man weiß nie, wofür man Kolibris mal gebrauchen kann.“ Harry hatte wahrscheinlich Recht - als Ablenkungsmanöver konnten sie sie sicher gebrauchen. Da kamen ihnen eher ungewöhnliche Ideen sicher recht. Er selbst schnappte sich einen weiteren Vogel mit einem Fangzauber. Es dauerte zehn Minuten, dann hatten sie wieder alle zusammen und in eine Vase zurückverwandelt. „Also... Nächster Versuch...“ ~*~*~*~ Harry nickte. „Diesmal zusammen, okay?“ Er überließ es wieder Blaise den Verwandlungsspruch zu zaubern, wartete genau eine Sekunde, bevor er seinen Zauber hinterherschickte. Genug Zeit, damit Blaise genug Atem holen konnte, um den gleichen Zauber hinterherzuschicken. Es war unglaublich, welche Auswirkungen das hatte. Er wollte gar nicht wissen, was passieren würde, sollte er diesen Zauber mal mit Draco sprechen… Wahrscheinlich würde die Welt an Kolibris ersticken… „Das ist hübsch.“, meinte er schließlich. „Für eine Hochzeit wäre das genau das Richtige, nur dass man da wohl weiße Tauben nehmen sollte…“ Verträumt beobachtete er einen Vogel, der versuchte aus seiner Feder – Dracos Geschenk – Nektar zu saugen, der nicht da war. Er band ihn mit einem kleinen Zauber an den Ort, damit er sich nicht wie die anderen verflüchtigen konnte. Er seufzte schließlich. „Sag mal…“ Er blickte den schwarzhaarigen Slytherin nachdenklich an. „Blaise, willst du Draco nicht sagen, was du…“ Er verstummte kurz, begann dann von neuem. „Er hat mir erzählt, dass er dich gefragt hat, was los ist mit dir… dass du ihm nicht geantwortet hast. Er war traurig darüber… enttäuscht…“ Sein Blick richtete sich auf den Tisch. Was dachte er sich eigentlich dabei, ihn auch noch dazu zu ermutigen? Wollte er vielleicht, dass Draco das wusste? Eigentlich… schon. Denn er würde sich wohl kaum gegen ihn entscheiden, aber Blaise würde es dann besser gehen. ~*~*~*~ Der Zauber hatte wirklich wunderbar funktioniert. McGonagall war hin und weg. Es schien, als wenn ihr Training wirklich etwas brachte und ihre Fähigkeiten erweiterte. Kurz wanderte Blaises Blick zu Pansy und Draco hinüber, die immer noch bei zwei Kolibris festhingen, was nach Dracos Miene zu urteilen aber nicht Pansys Schuld war. Blaise starrte Harry einen Moment lang an und schlug dann die Augen nieder. „Das... halte ich für keine gute Idee. Ich... will ihn nicht verlieren. Es tut mir Leid, wenn er traurig ist, aber... Nein. Es geht einfach nicht.“ Irgendwie brachte er ein Lächeln zustande und wuschelte dem Gryffindor durch die Haare. „Ich denke nicht, dass er es verstehen würde. Er hat es die letzten Jahre nicht begriffen und er wird es auch von alleine wohl nicht tun.“ ~*~*~*~ „Eben.“ Harry versuchte halbherzig und ein wenig verzweifelt, seine Haare wieder in ihre Form zu bringen, was denen allerdings ziemlich gegen den Strich ging und es sich nicht gefallen ließen. Er ließ ihnen schließlich ihren Willen. „Er kriegt es niemals von alleine raus. Sonst… Mein Gott, selbst ich hab es bemerkt.“ Leider. Aber vielleicht war das auch normal, wenn man Angst hatte, dass man die einem wichtigste Person verlieren könnte. „Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich dann sitzen ließe… Er hat dich wirklich gern.“ Wieder verstummte er. „Aber es würde vielleicht nicht mehr als Geheimnis zwischen euch stehen…“ Wieder senkte er seinen Kopf. „Aber warum sag ich dir das…“ Ja, das war bekloppt… ~*~*~*~ Blaise lächelte weich. „Du bist wirklich süß, weißt du das?“ Er ergriff Harrys Hand und drückte sie sachte. Irgendwie wollte er jetzt eine gewisse Nähe. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht käme Draco damit wirklich klar... Und trotzdem... Mir ist das Risiko einfach zu hoch, okay? Ich... bin nicht bereit dazu.“ Er blickte in die grünen Augen und musste auf einmal wieder an Hermiones Vorschlag denken. Seine Ohren bekamen schlagartig eine leuchtendrote Farbe und wurden glühendheiß. Er hoffte nur, dass Harry das nicht bemerkte und seine Haare das Rot gut versteckten. ~*~*~*~ Warm. Blaises Hände waren warm. Und wie… Warum? Es war ein absolut kalter Tag. „Ist okay.“, sagte Harry. Blieb ja Blaise überlassen, ob er es sagte oder nicht. „Irgendwann bist du eh fällig.“, meinte er. „Aber keine Sorge, ich sage es ihm nicht. Eher kommt er doch selbst drauf oder du kannst nicht mehr…“ Dann verengten sich seine Augen. „Aber, Blaise, ich bin nicht süß. Merk dir das!“ ~*~*~*~ Blaise nickte Harry dankbar zu. Es war gut, dass er ihn nicht verraten würde. Genauso wenig wie Hermione oder Pansy, denn die ahnte sicher auch langsam, was Sache war. Aus ihrer kleinen Runde war es wohl wirklich nur Draco, der nichts ahnte. Selbst Ron schien ja langsam etwas zu ahnen... „Doch, bist du.“ Der Slytherin grinste. „Und daran kannst du gar nichts ändern, weil das eine persönliche Einschätzung ist und du mir meine Meinung nicht nehmen kannst.“ Noch immer grinsend streckte er dem Gryffindor die Zunge raus. ~*~*~*~ Harry blickte ihn finster an. „Pha.“, murrte er, dann machte er sich daran, die Vögelchen wieder einzufangen, um die Vase wiederherzustellen. McGonagall schaute schon so komisch und er wollte nichts provozieren. Snape wurde ebenfalls überstanden – der schwarzhaarige Mann war seltsam abwesend an diesem Tag –, dann war Mittagspause und Harry verabschiedete sich kurz, um mit Tonks zu besprechen, dass Dracos Training abgesagt werden sollte. Sie wirkte etwas irritiert, aber als er ihr den Grund erklärte, war sie wieder vollkommen begeistert. „Dann schick doch Blaise mit her. Draco mag ihn doch auch, oder?“ Harry hatte das unbestimmte Gefühl, dass das nicht das war, was Draco hatte erreichen wollen, aber immerhin war es seine Strafarbeit und diese hatte er auch auszuführen… Eine halbe Stunde später kam er bei den Freunden in ihrem leeren Klassenraum an, der seltsam verwüstet war – anscheinend hatte Peeves mal wieder gewütet. Sie warteten mit dem Essen auf ihn. ~*~*~*~ Kaum war Harry angekommen und sie hatten es sich gemütlich gemacht, da landete ein großer, Draco nur allzu bekannter Uhu auf dem Fensterbrett und verlangte nachdrücklich Einlass. Der Blonde presste die Lippen zusammen und stand auf, um den Vogel einzulassen. „Du musst das nicht tun...“, sagte Pansy leise, doch Draco schüttelte nur den Kopf. „Bringt ja nichts, es aufzuschieben, oder?“, gab er zurück und öffnete das Fenster. Mit einem äußerst hochmütigen Gesichtsausdruck ließ der Uhu den Brief in seine Hände fallen und startete direkt wieder durch. Draco brach das Siegel und ließ den Umschlag achtlos zu Boden fallen, nachdem er einen Bogen Papier und zwei Fotos daraus entnommen hatte. Kurz spürte er ein leichtes Kribbeln an seinen Fingerspitzen, das ihm verriet, dass dieser Brief magisch gesichert war und seinen Inhalt nur ihm preisgeben würde. Zuerst betrachtete er die Bilder. Sie waren definitiv von dem gestrigen Spiel. Er in der Fanmontur der Gryffindors und dann er in dem Gewusel aus begeisterten Gryffindors, Harry im Arm und aus vollem Hals lachend und sich mit Harry freuend. Er ahnte, worum es ging. Und genau diese Ahnung erfüllte ihm dieser Brief, wenn auch in einer anderen Richtung, als er erwartet hatte. ‚Draco, dein Verhalten ist einem Malfoy absolut unwürdig. Du hast die Grenzen jeglicher Tarnung längst überschritten. Mir scheint es nicht nur so, als wenn du wirklich Potters Betthäschen geworden bist, mittlerweile weiß ich es. Du hast die Familie entehrt. Du bist hiermit sofort enterbt und aus der Familie verstoßen. Dein Eintritt in die Reihen des Dunklen Lords ist ab sofort vollkommen unmöglich. Er ist von deinem Verhalten genauso angewidert wie ich. Du bist ein erbärmliches Wesen, das die Bezeichnung und die Herkunft eines Malfoy nicht verdient hat. Deine Widernatürlichkeit ist ekelerregend. Ich finde es zutiefst erschreckend, dass solch ein Geschöpf von meinem Fleisch und Blut ist. Wenn wir uns noch einmal begegnen sollten, dann wirst du von meiner Hand erfahren, was es bedeutet, ein derart lebensunwürdiges Geschöpf zu sein. Lucius Malfoy’ Dracos Gesicht war mit jeder Zeile blasser und der Ausdruck in seinen Augen immer wütender und hasserfüllter geworden. Er zerknüllte das Papier und warf es zornig gegen eines der geschlossenen Fenster. Am liebsten hätte er jetzt irgendetwas in die Luft gejagt. Aber das ging wohl kaum. „Ich hasse ihn! ICH HASSE IHN!“ ~*~*~*~ Harry hatte seinem Freund die Minuten, die dieser zum Lesen brauchte, schweigend zugesehen, hatte mitverfolgt, wie seine Miene kälter, ausdrucksloser und auch hasserfüllter geworden war. Und es interessierte ihn, was in dem Brief stand. Besonders als Draco ihn zerknüllte und mit Elan gegen das Fenster feuerte. Er stand auf und kam dann zu ihm. „Alles klar?“, fragte er leise, besorgt. Irgendwie erwachte wieder der Wunsch in ihm, Malfoy Senior abzumurksen… ~*~*~*~ Draco blickte Harry einen Augenblick lang mit funkelnden Augen an und fuhr sich dann durch die Haare. „Wir sind aufgeflogen und er hat mich enterbt und aus der Familie verstoßen.“ Sein Blick wanderte kurz ins Leere, um darauf dann nur umso wütender zurückzukehren. „Natürlich nicht, ohne eine Wagenladung Beleidigungen loszuwerden.“ Blaise war aufgestanden und hatte das zerknüllte Blatt Papier aufgehoben. Genauso war er mit den Fotos verfahren, die Draco hatte fallen lassen. Er pfiff durch die Zähne, als er diese sah. „Mir scheint, er hat einen Informanten irgendwo in Slytherin... Anders kann ich mir nicht vorstellen, dass er an die Bilder gekommen ist. Und... hattest du nicht gesagt, dass er erschreckend viel über das weiß, was du tust? Er... muss einen Spitzel haben.“ ~*~*~*~ Harry starrte Blaise an, dann Draco, dann begann er zu lächeln. „Hey. Du hast den Ring doch längst weggegeben.“, sagte er. „Und wegen der Beleidigungen… Hat es dich früher gestört, wenn ich dich beleidigt habe? Oder Ron? Er ist es nicht wert, dass du seine Worte überhaupt beachtest.“ Er hob seine Hand und strich ihm über die Wange. Seine Lippen bewegten sich, doch es kam kaum ein Ton heraus, warum wusste er auch nicht. „Ich weiß, dass du toll bist. Er… er hat das nicht erkannt, weil er es nicht erkennen wollte.“ ~*~*~*~ „Harry... Ich weiß...“ Draco lächelte weich und er lehnte seine Stirn einen Augenblick lang gegen Harrys. Einen Moment später löste er sich jedoch schon wieder von ihm. „Aber von euch wäre niemals jemand auf die Idee gekommen, mich als... Moment.“ Er nahm Blaise den Bogen Papier ab und zitierte: „…erbärmliches Wesen, das die Bezeichnung und die Herkunft eines Malfoy nicht verdient hat, widernatürlich oder als lebensunwürdiges Geschöpf bezeichnet.“ Blaise wurde bei diesen Worten ebenso bleich wie Pansy, Hermione und Ron. Solche Bezeichnungen aus der Feder des eigenen Vaters zu lesen - ganz egal, wie man zu ihm stehen mochte -, das war verletzend. Wobei sie es auch aus der Feder jedes anderen gewesen wären. ~*~*~*~ Harrys Wangen waren ebenfalls weiß geworden, dann färbten sie sich rot. Zornesrot. „Dieser…“ Er biss die Zähne zusammen und der Rest des Satzes ging in einem unverständlichen Zischen unter. Seine Hände ballten sich so fest zusammen, dass die Fingernägel in sein Fleisch schnitten. Wie konnte es jemand wagen, seinen Freund so zu bezeichnen? Wie konnte es jemand wagen, auch nur so zu denken? Wie… Wieder kam nur ein Fauchen aus seinem Mund. „Was für ein Arsch.“ Ron hatte seine Sprache wieder gefunden. „Das… Mann, wo hat der diese Worte her?“ Hermione hob nur eine Augenbraue, ersparte sich allerdings einen Kommentar. Und Pansy und Blaise sahen betreten aus. Wobei Blaises Augen so dunkel waren, dass keiner mehr darin lesen konnte. Sie verbargen den Hass jedoch nicht, nur seine Gedanken. „Man sollte den Basilisken wiederbeleben, damit der ihn fertig machen kann!“, knurrte Harry irgendwann, als dieser erste Schock gegangen war. ~*~*~*~ Draco lehnte sich zurück gegen das Fenster und schloss halb die Augen. Irgendwie versuchte er sich zu beruhigen. Es war nicht einfach, aber er schaffte es, diese Wut zurückzubannen, Teil dieses Reservoirs in seinem Inneren werden zu lassen. Blaise trat zu Harry und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Beruhige dich...“, sagte er weich. „Ich weiß, dass du ihn am liebsten jetzt umbringen willst, aber das ist gerade auch keine Lösung... Blind drauf loszustürmen... Das würde ihnen doch nur entgegen kommen... Nein, wir müssen ruhig bleiben. Aber das kommt zu den Dingen, die uns anheizen werden, es ihnen zu zeigen und diesen Kampf zu gewinnen.“ Während Blaise sprach, hatte Draco wieder aufgesehen und seinen engsten Freund mit einem undeutbaren Ausdruck in den Augen gemustert. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, nickte dann entschlossen. Das Versprechen, das er Draco einst gegeben hatte, war hinfällig. Er konnte von sich sagen, dass wenn er durch Zufall die Gelegenheit kommen sah, Malfoy Senior in die Finger zu bekommen... Er würde ihm all das antun, was momentan in seinen Fingern und Eingeweiden brannte. Alles. Alles, was er verbrochen hatte, würde er hundertmal bereuen. Seine Augen funkelten dunkel wie Blaises, aber er versteckte es unter seinem Pony, als er lächelte. „Natürlich. Du hast vollkommen Recht.“ Es wurde Zeit, dass er die Wut, die in seinem Bauch seit dem Sommer loderte, wieder neu anfachte, sie nährte und stärker machte, damit sie ihm den Rücken stärkte, wenn er es brauchte. Und Lucius Malfoy war der erste Schritt dazu. Hermione gesellte sich zu den beiden Jungen. „Blaise, ich sage dir gleich… Du wirst nicht so ausrasten wie gegen Warrington oder Crabbe. Verstanden? Und das gilt genauso für dich Harry!“ Der schwarzhaarige Gryffindor lächelte nur. Woher sollte er wissen, wie er reagierte? Allen Worten zum Trotz konnte er in wirklichen Problemsituationen ja doch nicht so handeln, wie es angemessen wäre oder wie er wollte… ~*~*~*~ „Ich? Ausrasten?“ Blaise lächelte unschuldig. Draco hatte das Gespräch bisher nur schweigend verfolgt, doch jetzt drückte er sich von dem Fenster ab. „Ihr vergesst, dass ich keine Prinzessin bin, die irgendwelche Helden braucht, die sie retten! Ich kann das alleine!“ Seine grauen Augen funkelten die beiden Jungen zornig an. „Draco, du...“ Blaise versuchte, etwas einzuwenden, hatte aber keine Chance. „Nein. Gerade du solltest jetzt lieber nichts sagen, Blaise. Denn gerade du kannst es ja nicht lassen. Warrington, Crabbe - mein Vater als nächstes? Übung hast du ja schon.“ Dracos Stimme war kalt, beinahe so, wie sie es früher immer gewesen war. ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe, betrachtete die beiden, hielt sich aber schweigend heraus. Wenn Draco das glaubte… Es war ihm egal. Wäre es ihm, wenn er dem Kerl gegenüberstünde. Soviel Selbstkenntnis hatte er schon erworben. Und Blaise, nun ja… Hermione funkelte jetzt Draco an. „Du kannst das alleine? Und was bitteschön? Willst du ihn für seine Worte bestrafen? Wie, Draco? Wie? Willst du ihn töten? Foltern? Ihn ebenfalls beleidigen?“ Pansy sah ihre Freundin von der Seite an. Oh, oh, die war zum Fürchten, wenn sie so blickte. ~*~*~*~ Blaise hatte den Blick abgewandt, sah nun aber auf, als Hermione Draco so anging. Der Blonde blickte auch das Gryffindormädchen mit unverhohlener Wut an. „Vielleicht.“, entgegnete er kalt. „Und selbst wenn, kann es dir absolut egal sein!“ ~*~*~*~ „Oh, es ist mir aber nicht im Geringsten egal!“, fauchte sie ihn an. „Was glaubst du, wie ich mich fühle, wenn meine Freunde allesamt zu Mördern werden? Wobei Mörder wahrscheinlich noch nicht mal das Schlimmste sind!“ Sie schoss einen Blick zu Blaise, dann blitzte sie wieder Draco an. „Selbst wenn er dein Vater ist. Auch wenn er dir so schreckliche Dinge sagt. Auch wenn er Todesser ist. Was glaubst du, sagen die Hohen Geschworenen, wenn sie dich verurteilen müssen? ‚Oh, der junge Malfoy hat die Seiten gewechselt, da können wir ihn ja nicht verurteilen…’ Draco, dir muss klar sein, was das für Konsequenzen haben wird! Ich will nicht, dass du am Ende in Askaban einsitzt!“ Ihre Stimme wurde ein wenig sanfter. „Ich will das nicht erleben müssen, verstehst du das denn nicht?“ Harry wurde plötzlich kalt. Eisigkalt. Daran hatte er bisher nicht gedacht. Askaban. Dementoren… Aber am schlimmsten, was ihn wirklich vollkommen verschreckte, das war die Trennung, die das von Draco bedeuten würde. Askaban hatte ihm schon einmal einen Vertrauten genommen, noch einmal… und dann diesen, er würde das nicht überleben. Seine Wut war verraucht, Angst war an ihre Stelle getreten. ~*~*~*~ Der Ausdruck in Dracos Augen blieb hart. „Manche Dinge muss man eben in Kauf nehmen.“, erwiderte er kühl. „Glaubst du etwa, ich kann nicht so weit denken? Außerdem... wird es Krieg sein. Und ob diese Geschworenen dann noch existieren werden, ist äußerst fraglich.“ Er wandte sich ab und wollte gehen, doch Blaise hielt ihn am Arm fest. „Vergiss es. So gehst du nicht. Nicht mit dieser Wut im Bauch... Auf deinen Vater - und auf uns. Werd wieder klar im Kopf, Draco, bitte...“ Der Blonde blickte ihn nur eisig an. Es gab nichts weiter zu sagen. Und wenn er wütend sein wollte, dann durfte er es verdammt noch mal auch sein! ~*~*~*~ Harry schwieg, blickte Draco nur noch an. Die Kälte war jetzt massiv. Es war ihm also egal? Man musste manche Dinge in Kauf nehmen? Und natürlich würden die Geschworen noch existieren! Was dachte er denn? Und wenn nicht diese, dann andere! Es tat weh. Trennung, plötzlich massiv und real. Wenn Draco nach Askaban ging, was… brachte dann noch sein Versprechen? Was brachte es dann noch, dass er ihm versprochen hatte zu leben. Da war man tot. So gut wie… Eiskalt durchfuhr es ihn, dass auch er gerade noch bereit gewesen war, ein Versprechen zu brechen. Hass hatte ihn blind gemacht. Hermione hatte ihm die Augen geöffnet. Und Draco? War er wirklich noch immer so blind, dass er nicht sah? Wieder ballten sich seine Hände zu Fäusten, die Fingernägel drückten sich in die kleinen, mondförmigen Wunden, doch er spürte es nicht, blickte nur zu Boden. Blaise hatte Recht, aber er hatte nicht die Kraft, ihn zu unterstützen. Am liebsten wollte er gehen. Und dann wieder… Er blickte auf, direkt zu Draco, seine Augen unergründlich und den Schmerz verbergend. Es war seine Maske aus Lächeln - nur das Lächeln fehlte. ~*~*~*~ Dracos Blick wanderte zu Harry, blieb an ihm hängen. Sein Gesicht wirkte so undurchdringlich... War es das? Oder verbarg er, was in ihm geschah? War er... Blaise gab ihm eine Kopfnuss. „Hey!“ „Die hast du dir verdammt noch mal verdient! Weil du gerade vollkommen blind wirst und nicht mehr klar denkst! Denk verdammt noch mal an die Konsequenzen, die dein Tun haben kann! Krieg oder nicht - du könntest Harry nie wieder sehen! Ist es das, was du willst?“, fauchte Blaise los. Das war doch wirklich nicht mehr anzusehen. Draco blickte ihn an. Der Stahl in seinen Augen brach und hinterließ Betroffenheit. Er sah wieder zu Harry, diesmal eindeutig Zerknirschung in dem Grau. „Nein...“, flüsterte er heiser. „Natürlich nicht.“ „Dann denk verdammt noch mal das nächste Mal nach, ehe du solch einen elenden Blödsinn von dir gibst!“ ~*~*~*~ Blaises Worte hätten fast den Damm in Harry zum Brechen gebracht, als Draco einsichtig wurde. Beinahe hätte er zu weinen begonnen, eigentlich hielt ihn nichts davon ab. Und dennoch. Er blickte zu Boden, blinzelte. Am liebsten hätte er Blaise umarmt und sich bedankt. Und Draco… Er sah wieder auf, ein wenig schüchtern… Warum hatte er diese Worte eigentlich nicht selbst sagen können? Was hatte ihn zurückgehalten? Warum… hatte es Blaise bedurft, um Draco die Augen zu öffnen? Er… er hatte sich nur wieder zurückgezogen. ~*~*~*~ Draco schlug die Augen nieder und nickte schwach. Blaise seufzte erleichtert und auch Hermione, Pansy und Ron war ihre Erleichterung anzusehen. „Du bist manchmal vielleicht ein Idiot...“, murmelte der schwarzhaarige Slytherin und schob Draco nachdrücklich zu Harry hinüber. Der Blonde zögerte einen Augenblick und nahm seinen Freund dann beinahe schüchtern in die Arme. „Entschuldige...“, murmelte er leise. Blaise lächelte und lehnte sich gegen Hermione. „Ich schätze, ich habe doch eine masochistische Ader.“, raunte er ihr kaum hörbar ins Ohr. Das hatte er wohl wirklich... ~*~*~*~ Hermione klopfte Blaise mitleidig auf den Rücken. „In diesem Fall bin ich dir dafür sogar dankbar.“, gab sie zurück. Ron, der das alles schweigend beobachtet hatte, konnte seine Augen nicht von Hermione und Blaise nehmen, die da standen wie alte Vertraute. Was hatte das zu bedeuten? War… war das normal? Seit wann waren die so… locker miteinander? Harrys Hände legten sich nur zaghaft um Draco, doch dann lehnte er sich gegen ihn, versteckte sein Gesicht an seiner Halsbeuge. „Wir sind wohl beide Idioten… Habe ich einen Schreck bekommen…“ ~*~*~*~ Draco lächelte und drückte Harry eng an sich. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er fand einfach keine Worte. Und so strich er seinem Freund einfach nur zärtlich über den Rücken. Blaise seufzte erneut, legte den Arm um Hermiones Schultern und lehnte die Stirn gegen ihren lockigen Haarschopf. „Ich mir auch irgendwie... Allerdings... tut es dennoch weh. Auch wenn ich den beiden alles Glück der Welt wünsche...“ Er schwieg und setzte dann hinzu: „Ich bin verdreht, nicht wahr?“ ~*~*~*~ „Bist du tatsächlich.“, lächelte sie, dann drückte sie ihn an sich. Pansy blinzelte irritiert. Das hatte sie schon gehabt. Und damals… Sie blickte zu den kuschelnden Jungen, dann zu Ron. Und sie schrak förmlich zusammen, als sie dessen finsteren Blick sah. Ups, da ging grad was nach hinten los. Gar nicht gut. Sie machte einen schnellen Schritt zu Ron. „Das ist nicht, wonach es aussieht.“, sagte sie leise und sein Blick fuhr zu ihr herum. „Ach nein?“ Wieso klang er denn so eisig? Wenn sie es doch sagte. „Nein. Blaise hat es bloß grade nicht so einfach… glaub ich.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Erst macht er sich an Draco ran, dann an Mione. Das ist…“ „Bist du bescheuert?“, fuhr Pansy auf und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. „Du bist paranoid! So wie die da auch!“ Sie machte eine unbestimmte Geste. „Was ist denn nur los grade in dieser Gruppe? Seid ihr alle verrückt geworden? Wollen wir uns vielleicht mal in einen Kreis setzen, sodass jeder sagen kann, was ihn stört oder beschäftigt? Ich halte das bald nicht mehr aus, dass hier jeder verbirgt, was für Probleme er hat. Waren wir über solcherlei Kinderkacke nicht schon mal hinaus?“ Ron blickte sie stoisch an, was sie die Hände in die Luft werfen ließ. „Ich kann es nicht glauben!“ Seufzend wandte sie sich ab, blickte in vier Paar fragender Augen. Einen Moment wollte sie kurz inne halten, ihnen sagen, was sie meinte, doch sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung. „Ist doch wahr!“ Und sie verschränkte die Arme vor der Brust. ~*~*~*~ „Sorry...“, murmelte Blaise leise und ließ Hermione los. Es war wirklich nicht in seinem Sinne, dass hier irgendetwas eskalierte. Und vor allem nicht, dass seine Person ein Diskussionspunkt wurde. Draco blickte auf und hatte das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Okay, Ron war eindeutig sauer, Pansy offenbar auch und Blaise guckte so betreten, als wenn er gerade ein Fettnäpfchen in vollem Lauf erwischt hatte und darin untergegangen war. ~*~*~*~ Harry runzelte ebenfalls die Stirn. Er fühlte sich auch ein wenig überfahren, aber im Gegensatz zu Draco begriff er recht schnell. Allein Blaises Blick und Hermiones Unsicherheit reichten. Dazu Rons böser Blick… Ein neues Eifersuchtsdrama… „Ich fürchte, es wird immer und immer komplizierter…“, murmelte er. Schon wieder Streit. Und das offenbar immer noch wegen dieser ungesagten Zuneigungen… Hermione schien über Blaise jedenfalls auch Bescheid zu wissen. Und Ron… blickte nichts. Wie immer. Vielleicht sollte man es ihm erklären, allerdings würde er sich daraufhin wahrscheinlich noch mehr aufregen… Ob die Gruppe vielleicht zerfiel, bevor sie ihr Ziel erreichen konnten? „Vielleicht hat Pansy Recht… Vielleicht sollten wir wirklich reden…“ Er blickte Ron an, der nur die Augen verdrehte. „Was soll denn das bringen?“ „Einigkeit?“, zischte Pansy. „Solange hier jeder dem anderen etwas vorwirft, was der gar nicht so meint, ist es kaum zu ertragen!“ Hermione nickte. „Ich glaube, sie hat wirklich Recht.“ Gleich zwei Blicke trafen Blaise. Harrys fragender, Hermiones auffordernder. Und Ron sah plötzlich nur noch verwirrt aus. ~*~*~*~ „Hey... Was seht ihr mich jetzt so an?“ Blaise trat protestierend zurück. „Zwischen mir und Mione läuft nichts und das wird es auch nie. Zufrieden?“ Er stemmte die Hände in die Hüften. „Also kein Grund, eifersüchtig zu sein, Ron.“ Draco beobachtete das Geschehen fasziniert. Diese resolute Pansy mochte er wirklich. Sie hatte alles im Griff und entpuppte sich immer mehr als das Bindeglied ihrer Gruppe. Allerdings... was da zwischen Blaise und Hermione lief, das war ihm ein Rätsel. Blaise sagte zwar, dass da nichts war, aber trotzdem... Sie waren so vertraut. Ein leiser Stich Eifersucht machte sich bemerkbar. Mit ihr sprach Blaise offenbar über das, was er ihm verschwieg. ~*~*~*~ Ron nickte verdattert, als Hermione zu lachen begann. Es war ganz und gar nicht das, was sie gerade hatte erreichen wollen, aber dieser Satz… Er hätte endlich mal seine Gefühle für Draco beichten können, aber stattdessen... Harry begann ebenfalls zu kichern, allerdings eher wegen Rons Überfahrenheit und der blassen Röte auf seinen Wangen. Er lehnte sich zu Draco. „Begriffen?“, fragte er grinsend. ~*~*~*~ Draco nickte. „Das ja. Aber nicht, warum er...“ Er brach ab. Nein, das sollte besser unausgesprochen bleiben. Es war besser so... Viel besser. Er schmiegte die Wange gegen Harrys Haarschopf und schloss die Augen. Irgendwie verbannte er dieses eifersüchtige Etwas in sich in einen kleinen Käfig, sperrte es weg. Vielleicht würde das ja so funktionieren. ~*~*~*~ Harry legte einen Arm um seine Schultern und fuhr in seine Haare, kraulte ihn sachte. Doch Pansy war längst nicht zufrieden. „Ron, hast du auch noch was dazu zu sagen?“ Der Rotschopf schüttelte noch immer vollkommen unfähig den Kopf. Blaise hatte nichts mit Hermione, irgendwie… glaubte er ihm das. Ohne noch einmal nachzuhaken. Aber was hatte dann ihr Lachen zu bedeuten? Und was sollte dieses Grinsen auf Harrys Lippen? Warum sah Draco so vollkommen verkrampft aus und… „Ihr verarscht mich.“, sagte er misstrauisch. Pansy blinkte. „Was?“ „Na, ihr habt euch gegen mich verschworen! Das… das ist doch…“ „Nein!“ Pansy zog das Wort verzweifelt in die Länge. „Es ist vollkommen ernst gemeint. Warum begreift denn keiner, dass ich einfach nur Frieden will?“ Rons Gesichtsausdruck wurde daraufhin nur noch verwirrter und Harrys Kichern setzte wieder ein. „Aber…“ „Es geht nur darum, dass wir diese Unstimmigkeiten aus der Welt schaffen, ja?“ Er nickte beklommen, noch immer leicht unsicher. „So, Hermione, du bist die nächste. Irgendwas, das dich stört, das dir Sorgen bereitet, dich beschäftigt?“ Das braun gelockte Mädchen überlegte kurz. Klar, da gäbe es was, aber das würde sie nicht sagen, weil sie es versprochen hatte. Das mit Ron… nun ja, das gehörte nicht hierher. Sie grinste. „Nicht wirklich.“ Pansy seufzte. Verdammt. Sie auch noch. Warum konnte sie Ron nicht einfach sagen, was sie fühlte? Dann wäre er zufrieden, sie zufrieden… „Harry?“ „Ja, aber ich habe versprochen, dass ich nichts sage.“ Sie knurrte unwillig. „Draco?“ ~*~*~*~ Der Blonde warf Harry einen kurzen Blick zu. Super, noch jemand, der Geheimnisse hatte. „Abgesehen von dem kleinen Punkt, dass Blaise offenbar nicht genug Vertrauen hat, um mit mir über das zu reden, was ihn beschäftigt und stattdessen zu jemand anderem geht... Nein, nichts weiter.“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust und sah, wie Blaise blass wurde. Das war nun wirklich nicht, was Blaise gewollt hatte. Absolut nicht... Draco zu verletzen... Mist. Er biss sich auf die Unterlippe, sagte aber nichts dazu. ~*~*~*~ Pansy seufzte erleichtert auf. Darauf hatte sie gewartet. Sie hatte ja schon gemerkt, dass zwischen den beiden Freunden eine komische Stimmung herrschte. Allerdings… wenn sich ihre Vermutung bewahrheitete… „Blaise… hast du dazu was zu sagen?“, fragte sie vorsichtig. Harrys Hand stellte ihre Streicheleinheiten ein. Abwartend blickte auch er zu dem Slytherin. ~*~*~*~ „Pansy, bitte...“ Blaise legte den Kopf schief und bedachte sie mit einem Dackelblick. So langsam spitzte sich hier die Lage zu... Und das Dumme war, dass sein Geduldsfaden langsam zu reißen begann und er durchaus den Punkt erreichen konnte, dass ihm die Konsequenzen eines solchen Geständnisses egal wurden. Er blickte zu Draco hinüber, der ihn fragend und eindeutig bittend ansah. Es tat weh, ihn so zu sehen. Verdammt weh. Schon allein deswegen, damit er keine Zweifel hatte, damit er sich nicht ausgesperrt fühlte... Allein deswegen war er ja schon versucht, alles zu sagen. Allein... deswegen. ~*~*~*~ Pansy seufzte und senkte traurig den Kopf. „Ich versteh schon. Es ist nicht so leicht, sich freizulassen.“ Sie wusste es, hatte erst bei Hermione Offenheit gelernt, aber es war wirklich traurig, dass ihre Gruppe nicht ganz offen untereinander umgehen konnte. „Ist… ist schon…“ „Ist gar nicht gut.“, fiel ihr Hermione ins Wort. „So wie ich das sehe, sollten wir das wirklich klären.“ Ein Zauber machte die Tür schalldicht. „Jeder hier weiß, worum es geht, selbst Ron…“ „Was weiß ich?“ Sie ignorierte ihn augenrollend. „Keiner kann mehr lauschen und keiner kann mehr rein. Wenn du trotzdem nicht sagen willst, was dir auf dem Herzen liegt…“ Sie blickte ihn fast flehentlich an. „Blaise, bitte, es zerfrisst dich.“ Harry biss sich auf die Lippe. In seinem Bauch kreisten Schmetterlinge, er war aufgeregt und in ihm stritt etwas, ob er das Ganze unterbinden oder fördern sollte. Aber Hermione hatte so Recht. Und Draco… Draco würde es mit Sicherheit verstehen… Mit Sicherheit… oder? Und wenn er es verstand und die Gefühle… Nein, daran wollte er noch nicht einmal denken… Und dann… was, wenn er es verstand und Blaise dann auf Distanz begegnete? Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine so gute Idee war. Aber er glaubte trotzdem, dass es gut werden würde, aber er konnte sich doch auch irren, nicht wahr? Ganz vorsichtig zog er Draco näher an sich, dann ließ er ihn los, nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, weil er durchaus durchdrehen konnte, aber er hatte das Gefühl, dass Blaise das gebrauchen konnte… Langsam ging er zu ihm, blickte ihm in die Augen, lächelte dann sachte und nickte ihm zu, bevor er sich neben ihn stellte und seine Hand nahm. „Lass es raus.“ ~*~*~*~ Draco presste die Lippen zusammen. Toll. So langsam hatte er das Gefühl, dass alle eine Ahnung hatten, worum es hier eigentlich ging, nur er nicht. Und das war verdammt frustrierend. Aber... er wollte auch nicht, dass Blaise sich zu etwas gezwungen sah. Er wollte sein Vertrauen. Voll und ganz und das freiwillig. Nicht durch Zwang. Blaise lächelte Harry zu und machte dann seine Hand frei. Langsam trat er einige Schritte auf Draco zu. Vielleicht... war es jetzt der beste Zeitpunkt, das zu tun. Vielleicht. Es würde wohl nie den richtigen Zeitpunkt geben. Weder den noch eine gute Gelegenheit. „Draco...“ „Blaise, du musst das nicht tun, wenn du nicht willst. Du...“ Draco wollte noch etwas sagen, doch Blaise brachte ihn mit einer simplen Handbewegung zum Schweigen. „Nein... Vielleicht ist das jetzt so ein guter Moment wie jeder andere auch.“ Der schwarzhaarige Slytherin lächelte wehmütig. „Draco, ich...“ Er beugte sich vor, hauchte dem Blonden einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, den dieser vollkommen erstarrt geschehen ließ. „Ich liebe dich.“ Dracos Augen weiteten sich. Er wollte etwas sagen, aber er konnte nicht. Das war... Das war das letzte auf der Welt gewesen, womit er gerechnet hatte! Das... Blaises Lächeln wurde traurig. Er drehte sich um, begann zu rennen und war innerhalb eines Sekundenbruchteils aus dem Klassenraum verschwunden. Der Bann über der Tür hatte er beiläufig mit einem einzigen Wink seines Zauberstabs gelöst. Er hatte es nicht gewagt irgendwen von den anderen anzusehen. Draco stand noch immer starr, die grauen Augen blicklos, als er langsam die Hand hob und damit seine Lippen berührte. War er so blind gewesen, dass er nicht begriffen hatte, was in Blaise vorging? War er wirklich so blind gewesen? ~*~*~*~ Harry lächelte traurig, wehmütig. Ihm war zum Heulen. Und gleichzeitig war er glücklich, dass diese Last nicht mehr auf Blaise lag. Allerdings… Blaise hatte nicht unbedingt glücklich gewirkt. Vielleicht hatten sie ihn zu sehr gedrängt. Und trotzdem… er könnte sich beißen und selbst in den Arsch treten, dass er ihn auch noch ermutigen musste. Irgendwie war grade vollkommenes Chaos in ihm, alles war aufgewühlt, aber wie musste es da erst Draco gehen? Blaise? Er spürte, wie ihm eine Träne über die Wange lief und musste widerwillig darüber lachen. Was war hier eigentlich los? Was war mit ihm los? Warum lief das alles so kompliziert bescheuert ab? Das war doch… Er bemerkte Rons entgeisterten Blick nicht, die ungläubigen, unverständigen Augen. Er bekam Pansys mitleidigen Blick nicht mit; Hermiones sanfte Geste ging an ihm vorbei. Die Worte Blaises klangen in seinen Ohren, die simple Geste des Kusses, Dracos Begreifen… Er hätte sich nie träumen lassen, dass es ihm soviel ausmachen würde, dass das geschah, nachdem er seine Eifersucht begraben geglaubt hatte. Er wollte auch fliehen, wollte fliegen, doch irgendwie konnte er sich nicht einmal bewegen. Er sah nur Draco, der noch immer wie erstarrt seine Lippen befühlte. Merlin, er wurde verrückt, oder? Das musste es sein… ~*~*~*~ Draco hatte das Gefühl, als wenn ihm schwarz vor Augen wurde. Er tat zwei Schritte zurück, landete wieder am Fenster und fand sein Gleichgewicht wieder. Langsam ließ er die Hand sinken. Wie war es möglich, dass er es nicht begriffen hatte? Wie... Kein Wunder, dass Blaise nicht darüber hatte reden wollen. Kein Wunder... An seiner Stelle hätte er es doch nicht anders gemacht! Es war so verständlich. So verdammt verständlich... „Draco?“ Pansy brach die Stille und ging langsam zu dem Blonden hinüber. „Alles... klar?“ Die grauen Augen irrten an ihr vorbei, ehe sie sie fixierten. Dann nickte er. „Ja...“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Ich denke... schon.“ Er würde nur dringend darüber nachdenken müssen, wie das jetzt weitergehen sollte. Er wollte Blaise nicht verlieren. Er war sein bester Freund! Und doch... würde er keine Ahnung haben, wie er sich jetzt verhalten sollte... Vielleicht sollte er Blaise nachlaufen. Mit ihm reden. Aber... was sollte er sagen? Was denn? ~*~*~*~ Harry wischte sich über die Augen. Er sollte jetzt stark sein, tapfer. Oder was auch immer. Nur sollte er jetzt für Draco da sein. Ganz dringend. Der Junge sah aus, als wolle er sich gleich vor ein Auto werfen… oder auch nicht, weil ihm das mit Sicherheit zu lächerlich gewesen wäre… Er trat auf ihn zu, begann zu lächeln. „Geh ihm nach.“, sagte er, leise, freundlich, verständnisvoll. „Genau davor hatte er Angst, dass du es ihm übel nehmen würdest.“ ~*~*~*~ Draco blickte Harry an und nickte dann zögerlich. „Wahrscheinlich... hast du Recht.“ Er gab dem Gryffindor einen zarten Kuss und wandte sich dann ab. Er hatte so eine Ahnung, wo er Blaise finden würde... Während er durch das Schloss lief und bemerkte, wie die anderen Schüler sich langsam auf den Weg in ihren Nachmittagsunterricht machten, überlegte er fieberhaft, was er sagen sollte. Er hatte noch immer keine Ahnung, als er vor der Tür zu dem Raum angelangt war, wo sie das letzte Mal die schwarzmagischen Sprüche trainiert hatten. Leise öffnete er die Tür und sah Blaise, der genau gegenüber an der Wand kauerte, das Gesicht auf die Knie gelegt. Langsam sah der Schwarzhaarige auf, als er eintrat. „Hey...“, sagte Draco leise und kam zu ihm hinüber. Zögernd ließ er sich neben ihm nieder. „Hey...“, antwortete Blaise und lächelte schief. Seine dunklen Augen glänzten verräterisch, doch sein Gesicht zeigte keine Tränenspuren. Noch nicht zumindest. „Ich... ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was ich sagen soll...“, begann der Blonde. „Ist okay.“ Blaise winkte ab. „Ich wusste, dass es so sein würde... Und... solange du mir sagst, dass du mich jetzt nicht hasst und dass wir weiter Freunde sein werden... Das würde ich mir wünschen, Draco. Wirklich...“ „Blaise...“ Draco umarmte ihn und zog ihn eng an sich. „Wie könnte ich dich denn jemals hassen? Wie denn? Du bist mein bester Freund...“ Der andere lehnte das Gesicht an seine Schulter, krallte die Hände in den dunklen Umhang und konnte die Tränen jetzt wirklich nicht mehr zurückhalten. „Es tut mir Leid...“, wimmerte er. „Es tut mir Leid...“ „Das muss es nicht... Blaise, das muss es wirklich nicht. Mir tut es Leid, dass ich es nicht begriffen habe. Dass ich es nicht gesehen habe...“ ~*~*~*~ Vier Menschen blickten Draco nach, doch nachdem er gegangen war, konnte keiner ein Wort sagen. Ron war verstummt, weil er es nicht fassen konnte, was Harry gesagt und getan hatte, Pansy und Hermione schwiegen, weil sie nichts zu sagen wussten und keine Worte fanden, die Harry hätten aufmuntern können… Der Junge-der-lebt schien so weit fort mit seinen Gedanken. Irgendwann blickte Hermione auf ihr unangerührtes Mittagessen. Selbst ihr war der Appetit vergangen. Vollkommen. Pansy sah ähnlich aus. Außerdem… „Der Unterricht fängt an.“, sagte sie lahm, machte aber keine Anstalten, die Sachen zusammenzuräumen. Im Raum herrschte eine unglaublich bedrückte Stimmung. Harry lehnte sich bei ihren Worten seufzend an die Wand. „Ich verzichte für heute darauf.“, sagte er schwerfällig. „Ich glaube kaum, dass ich die Gruselfliege heute noch ertrage.“ Womöglich komme ich sonst noch auf den dämlichen Gedanken, ihr zu glauben… Ron nickte. „Ich glaube…“ Hermione ging sofort dazwischen. „Oh nein, Ron, du hast keinen Grund zu schwänzen! Du wirst hingehen! Genau wie ich und Pansy zu Arithmantik gehen werden!“ Das braunhaarige Slytherinmädchen blickte sie an, als wollte sie fragen, ob sie das wirklich tun sollte, aber sie widersprach nicht, nickte nur. „Harry, wenn wir…“ Er lächelte sie verschmitzt an. „Es gibt nichts, dass irgendjemand jetzt tun kann. Es ist alles in Ordnung. Mach dir keine Gedanken.“ Er stieß sich von der Wand ab, griff nach den Fotos, die jemand auf den Tisch gelegt hatte und betrachtete sie kurz. Draco in rot… Pansy wechselte einen Blick mit Hermione, dann einen mit Ron, der nur die Schultern zuckte, dann nickte sie. „Okay. Du hast das Gedankenbuch, wenn etwas nicht stimmt, okay?“ „Sowieso.“ Er nickte, dann verließ er sie, die Fotos verschwanden in seiner Tasche. Seine Füße führten ihn in den Raum der Wünsche, wo er unschlüssig stehen blieb. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Das Chaos in ihm war noch immer vorhanden, es ließ sich auch nicht vertreiben oder beseitigen. Warum hatte er nur vorher nicht erkannt, wie viel es ihm ausmachte, dass Draco davon wusste, dass es ausgesprochen worden war… Er hätte es verhindern können… Und damit einen guten Freund unendlich tief verletzt… Nein, da war es so doch hundertmal besser. Mit dem eigenen Schmerz, der eigenen Unsicherheit konnte er umgehen, mit der anderer nicht. Er griff sich seinen Besen. Er brauchte einen klaren Kopf, da war Quidditch immer noch das Beste. ~*~*~*~ Still saßen sie eine Weile so und Draco strich Blaise immer wieder beruhigend über den Rücken. Schließlich war es der Schwarzhaarige, der die Umarmung löste und Draco anlächelte. „Okay...“ Er schniefte und suchte ein Taschentuch heraus, mit dem er sich dann geräuschvoll die Nase putzte. „Ich schätze... Arithmantik können wir für heute vergessen...“ Er musste lachen, was reichlich skurril klang, da seine Nase noch immer zu saß. „Das schätze ich auch.“ Draco strich ihm sachte über die Haare. „Ist zwischen uns alles klar?“ „Ich denke... schon.“ Blaise lächelte wehmütig. „Solange... meine Gefühle... nicht zwischen uns stehen.“ „Nichts wird je zwischen uns stehen.“ Der Blonde stand auf und reichte Blaise die Hand, um ihn hochzuziehen. Ein kurzer Blick auf seine Taschenuhr bestätigte ihm, dass sie eh viel zu spät dran waren. Außerdem war Arithmantik fast vorbei. Wahrscheinlich war es besser, direkt in den Klassenraum zurückzukehren, den sie als ihren neuen Dauertreffpunkt auserkoren hatten. Nach und nach würden da die anderen schon eintrudeln. Rücken an Rücken setzten sie sich auf einen der Tische und warteten. Draco lehnte irgendwann den Kopf zurück auf Blaises Schulter und ließ zu, dass dieser ihm zart durch die Haare strich. Es war immer so gewesen... Sollte er sich jetzt anders verhalten? ~*~*~*~ Hermione und Pansy waren die ersten, die kamen. Sie waren regelrecht erleichtert, als sie die beiden Jungen so dasitzen sahen. Draco stieß Blaise nicht von sich. Ein guter Punkt, der die Gemeinschaft zusammenhalten würde. Oder? Harry war noch nicht da. Was würde er zu so einem Bild sagen? Ron war der nächste, der den Raum betrat. Er hatte Kuchen dabei, war, weil er Hunger gehabt hatte, in der Küche gewesen, wo sie ihm das Zeug aufgeschwatzt hatten. Nun, er war niemand, der sich gegen Süßigkeiten wehrte. Er warf den beiden Jungen nur einen Blick zu, dann bot er allen Kuchen an, der nach dem ausgelassenen Mittagessen gut angenommen wurde. Harry ließ auf sich warten, was nach einiger Zeit Beunruhigung zur Folge hatte. Hermione blickte immer wieder zur Tür, Ron hatte das längst aufgegeben. Er traktierte Draco und Blaise mit der für ihn typischen Art von Blicken. Und dann ging plötzlich die Tür auf und Harry stand darin. Er war leicht rot um die Nase, seine Haare vom Wind durchgepustet und auch sonst sah alles nach Sturm aus an ihm. Der Besen in seiner Hand sagte alles. „Sorry, dass ich zu spät bin.“, sagte er und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich hab vollkommen die Zeit vergessen.“ Kurz blickte er zu Blaise und Draco, bevor er zu ihnen ging, Blaise durch die Haare wuschelte und sich dann zu Draco setzte. Ein bisschen musste er ja noch zeigen, dass er seiner war, oder? Müde lehnte er sich nach nur ein paar Sekunden gegen ihn und schloss die Augen. Was für ein Stresstag, aber immerhin fühlte er sich jetzt wieder klar im Kopf. Er würde abwarten. Vielleicht sagten ihm seine Gefühle ja, wohin sie sich richteten, ob er es bereuen musste. Jetzt war er zu müde dazu. ~*~*~*~ Draco lächelte weich und strich Harry sanft durch die Haare. Er spürte, wie sich Blaise in seinem Rücken bewegte und wandte leicht den Kopf. Aus dem Augenwinkel konnte er das erleichterte Lächeln auf Blaises Gesicht sehen. Nein, es sollte sich nichts ändern. Ganz definitiv nicht. Er wollte diese beiden Menschen, die ihm so unglaublich nahe standen, niemals missen müssen. Er wollte es am liebsten immer so haben: die Nähe von ihnen beiden... Er zog Harry mit einem Arm an sich, während er mit der anderen Hand nach Blaises Linker griff und diese sachte drückte. Sofort kam die Erwiderung. Schien doch, als wenn alles klar war... So konnte es bleiben. So. Genau so. Draco schloss entspannt die Augen. Pansy betrachtete das Bild mit zusammengekniffenen Augen. Schien ja, als wenn die Harmonie wieder zurückgekehrt war, auch wenn über Rons linkem Auge eine Ader zu puckern begann und dieser wohl nicht ganz angetan war von diesem Kuschelbild. Wahrscheinlich war das etwas zu hoch für ihn. Und außerdem schien er sich noch immer mit der Tatsache, dass sich Blaises Gefühle auf Draco richteten, anfreunden zu müssen. Schließlich bedeutete das doch eine potenzielle Bedrohung für die Beziehung seines engsten Freundes und die konnte er wiederum nicht dulden. Aber wenn Harry damit klar kam... dann konnte er ja kaum etwas dagegen sagen, oder? Ron stützte das Kinn in die Hände und futterte weiter Kuchen. Hermione saß neben ihm und wirkte recht zufrieden. Was hinter ihrer Stirn ablief, konnte Pansy nicht sagen. Manchmal, da war ihr das Gryffindormädchen doch ein Rätsel, auch wenn sie mittlerweile beste Freundinnen waren. „Also...“ Pansy stemmte die Hände in die Hüften und blickte in die Runde. „Wo wir nun offenbar alle Probleme gelöst haben, sollten wir weitertrainieren. Wir haben schließlich keine Zeit zu verlieren.“ ~*~*~*~ Sie begannen tatsächlich wieder mit dem Training, nachdem Hermione sie alle – ausnahmslos – zum Abendbrot in der Großen Halle verdonnert hatte. Ihr war aufgefallen, dass außer Ron alle recht lustlos aßen und Harry für Mme Pomfreys Maßstäbe wie immer viel zu wenig, aber sie hatte keine Lust sich darüber aufzuregen. War ja nicht so, dass sie es nicht nachvollziehen konnte. Am Abend trennten sie sich und Harry hatte das unwahrscheinliche Pech, Snape noch in die Arme zu laufen, der ihm klar machte, dass er ihn diesmal auch Dienstag erwartete. Seine Worte waren so kalt und eisig wie sonst, aber sein Blick hatte unmissverständlich Draco gegolten. Harry war es egal. Für diesen Tag hätte alles passieren können, er hätte nichts mehr damit zu tun haben wollen. Als sie den Raum der Wünsche erreicht hatten, öffnete Harry und ließ Draco ein. Er lächelte ihm zu, schloss die Tür wieder, um unerwünschte Mithörer auszuschließen. Sagen konnte er nichts. Obwohl er wollte. Er konnte keinen einzigen Ton hervorbringen, denn jegliche Fragen schienen ihm zu banal. Wie geht es dir? Bist du ihm böse? Natürlich nicht… Hast du mich jetzt noch lieb? Die dümmste Frage von allen, auch wenn sie in ihm brannte. Er wusste es, aber wollte es dennoch hören. Es kam ihm so albern vor… Im Endeffekt schwieg er, ging zu den Tränken, um sie zu kontrollieren, wie Draco es ihm beigebracht hatte. ~*~*~*~ Draco hatte Harry stumm zugesehen, wie sich dieser beinahe automatisch um die Tränke kümmerte, sie kontrollierte und dann einige Male umrührte. Leise trat der Slytherin an ihn heran und schlang ihm die Arme um die Taille. „Was denkst du?“, fragte er leise und bettete sein Kinn auf die Schulter des Gryffindors. „Was geht dir gerade durch den Kopf?“ ~*~*~*~ Einen Moment lauschte Harry, dann begann er leicht zu lächeln und lehnte sich in die Umarmung. Eine seiner Hände tastete nach Dracos Wange, fand sie und strich sachte darüber. „Ich bin froh, dass es nun ein offenes Geheimnis ist. Das macht es leichter…“, murmelte er. Auch wenn es nicht so war, irgendwo… war es doch so. Die Angst, Blaise könnte es Draco hinter seinem Rücken oder sonst wie sagen, war verschwunden. „Er hat so lange dazu gebraucht.“ ~*~*~*~ Draco schwieg. Hatte Blaise lange gebraucht? War es so? „Wenn er es nicht gesagt hätte... Ich hätte es einfach nicht bemerkt...“ Matt schloss der Blonde seine Augen. „Bin ich deswegen ein schlechter Freund? Weil ich nicht gesehen habe, was in ihm vorgeht?“ Es fühlte sich so an. Aber... was hätte es geändert, wenn er es begriffen hätte? Sie hätten eine vergleichbare Situation eher gehabt, sich eher damit arrangieren können... Das war es doch, oder? Sonst... hätte sich doch nichts geändert. Oder? ~*~*~*~ Harry zuckte mit den Schultern. Wenn er ehrlich war… Er würde sich selbst sicherlich wieder tagelang Vorwürfe machen, aber bei Draco… Der war so. Er war schon immer so gewesen, dass er das, was er nicht wirklich sehen wollte, auch nicht sah. Jeder wusste das, Blaise am allerbesten… „Nein.“, antwortete er verspätet. „Ich denke nicht. Er hat es gut versteckt.“ Obwohl es am Ende wirklich jeder gewusst hatte außer Draco. „Er hatte nie vorgehabt, es dir zu sagen.“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Hat er so wenig Vertrauen in mich?“ Das tat weh. Das tat wirklich weh... Ganz verdammt weh. Besaß Blaise so große Zweifel? Hatte er so große Angst, dass er ihn zurückstoßen könnte? Gab er so wenig auf ihre lange Freundschaft? Hatte er so wenig begriffen, was er ihm bedeutete? ~*~*~*~ Harry zuckte mit den Schultern. Im Grunde… ja. Das war der Eindruck gewesen, den er vermittelt hatte. Allerdings… „Was hättest du getan?“, fragte er leise, wunderte sich schon wieder, warum er Partei für Blaise ergriff, tat es dennoch ohne zu unterbrechen. „Was hättest du an seiner Stelle getan? Wenn dir aufgeht, dass du deinen besten Freund liebst, der bereits einen Freund hat?“ Er selbst… Er selbst hätte sich zurückgezogen und dafür gesorgt, dass es diesem Freund bestens ging, dass er glücklich war… Ob Blaise wohl deswegen nichts gesagt hatte? Wenn er es recht bedachte… Es hatte genügend Hinweise auf so eine Denkweise gegeben, oder? ~*~*~*~ „Ich weiß es nicht...“ Draco hob den Kopf und ließ Harry los. „Ich weiß es wirklich nicht... Es ist nur... so endlos frustrierend, dass er keinen Ton gesagt hat. Und jetzt... jetzt weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Am liebsten hätte ich, dass sich nichts ändert, aber das geht nicht. Es hat sich doch schon längst etwas verändert... Es wird nicht mehr wie vorher sein...“ Während er die Worte aussprach, begriff er, dass sie wahr waren. Wahr und unabänderlich. Seine Hoffnung, dass sich nichts ändern würde, zerplatzte wie eine Seifenblase. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Er hatte Recht. Es würde nicht mehr wie früher. Es würde sich ändern. Welche Richtung… würde sich zeigen, allerdings… „Bitte stoße ihn nicht zurück.“, sagte er leise. „Davor hatte er am meisten Angst. Und es würde ihn von allen abkapseln… Er… er hat nur noch…“ Wieder legte sich dieses wehmütige Lächeln auf sein Gesicht. „Er hat nur noch dich in diesem Teil der Welt. Seine Eltern zu erreichen ist für ihn im Moment unmöglich und wir… nun ja… Wenn du ihn wegstößt und gleichzeitig all seine anderen Freunde für dich beanspruchst, dann ist er ganz alleine…“ Oh Mann, er würde daran zerbrechen, wenn es ihm so ginge. Das wünschte er niemandem, schon gar nicht Blaise. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry sachte zu. „Keine Sorge... Ich würde es gar nicht fertig bringen, Blaise von mir zu stoßen. Das... kann ich gar nicht. Er ist nach dir der wichtigste Mensch in meinem Leben. Wie könnte ich ihn verlieren wollen? Und doch...“ Er brach ab und blickte zu Boden, ehe er weitersprach. „...habe ich Angst, dass genau das geschehen wird. Dass er... irgendwann sagt, dass er nicht mehr mit mir befreundet sein kann... Oder...“ Jetzt brach er endgültig ab und trat ans Fenster. Er war unruhig. Innerlich vollkommen unruhig. Als wenn ein Ameisenstamm in sein Innersten eingezogen wäre. ~*~*~*~ Harry ließ den Kochlöffel, den er die ganze Zeit über gehalten hatte, los, ging zum Bett und setzte sich darauf. Eine ganze Weile betrachtete er seine ausgelatschten Turnschuhe. „Hast du Angst, dass er dir zu wichtig werden könnte?“, fragte er schließlich leise. „Dass… dass du die Gefühle erwidern könntest? Vielleicht, dass er dich dazu bringen könnte…?“ Wieder, wie schon am Mittag, wurden seine Finger kalt. Er hatte Angst vor der Antwort. ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Nein... Eher... Dass sich an meinen Gefühlen nichts ändert... Dass sie... bleiben, wie sie sind... Und er damit nicht klarkommt. Er wird immer da stehen, wo er jetzt ist. Nummer zwei. Nach dir.“ Der Blonde betrachtete Harry, wie er sich in dem Fenster spiegelte, dann lehnte er die Stirn gegen die Scheibe. Ihm war kalt. Innerlich kalt... ~*~*~*~ Draco ahnte wahrscheinlich gar nicht, wie sehr Harry diese Worte erleichterten, freuten, glücklich machten, wie sie in ihm etwas auslösten, was wohl nur mit der Bezeichnung Liebeswelle beschrieben werden konnte. Und gleichzeitig… Blaise würde darüber nicht glücklich sein. Das war schon klar. „Ich…“ Er schluckte. „Ich will nicht, dass sich daran etwas ändert.“, sagte er leise. Er würde sich so verloren vorkommen. „Allein wenn ich daran denke…“ Wenn er das Wort Angst aus Dracos Beichte heraushörte… „Ich mag ihn sehr, aber in dieser Hinsicht werde ich egoistisch sein.“ Er stand auf. „Ich will dich nicht verlieren. Auch nicht an ihn. Ich liebe dich. Ohne dich… will ich gar nicht leben.“ ~*~*~*~ Draco drehte sich um und blickte Harry schweigend an. Diese Worte... Sie waren so unendlich groß, so gewichtig... Und er wusste, dass der Gryffindor jedes einzelne Wort davon meinte. Sie waren zwar beide erst Fünfzehn - und doch dachten sie beide längst in den Dimensionen der Ewigkeit, wenn es um sie beide ging. Das war es... „Ich weiß...“, sagte er leise und kam auf den Gryffindor zu. Zärtlich schloss er ihn in die Arme. ~*~*~*~ Harry schmiegte sich an ihn, rieb seine Wange an Dracos, drückte dann die Stirn gegen Dracos Hals. „Aber wenn du Hilfe brauchst… ich bin da. Ich werde dafür sorgen, dass du ihn nicht verlierst – wenn ich das überhaupt kann.“ Die Einschränkung war wichtig, denn er konnte keinen der beiden zu etwas zwingen. Er konnte nur reden und versuchen, sie zu überzeugen, wenn es hart auf hart kam. ~*~*~*~ „Du bist wirklich ein Schatz...“ Draco strich ihm liebevoll durch die Haare und gab ihm einen Kuss auf das wirre Schwarz. „Du kannst morgen früh damit anfangen, indem du mir sagst, was ich tun soll... Ich glaube nicht, dass ich schlauer bin, wenn ich darüber geschlafen habe.“ Er war müde und geistig erschöpft. Jetzt wollte der Slytherin wirklich nur noch schlafen. ~*~*~*~ Harry nickte nur, begann dann damit, sich auszuziehen. Auch er war müde. Sehr sogar. Aber ob er zum Schlafen kam, das war nicht so sicher. Wenn Draco morgen wirklich seinen Rat wollte, dann musste er sich etwas überlegen, denn im Moment war er genauso ratlos wie er. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You know for you I'd give my life In you I will be strong We went off looking for the light But it was right here all along ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Sie sind gemein, dass sie Blaise regelrecht zum Reden zwingen... Fies ist das. *nick* Ganz fies... Shirokko: Ich kann das nicht nachvollziehen… Weder Harry, noch Draco. Dass Draco noch immer Blaises Nähe sucht… dass er sich da nicht vorkommt, als würde er Harry verraten… Und Harry… Dass er sich nicht vollkommen bescheuert vorkommt. Er riskiert so viel, sagt sich selbst, er würde Draco vertrauen. Er redet es sich ein, denn die Angst ist immer noch da. Er will keinen der beiden allein sehen, selbst aber nicht verletzt werden. Wie will er das anstellen? Wie will er das erreichen, ohne dass er selbst darunter leiden muss? Das geht über meinen Verstand hinaus. Vollkommen… *ohrenqualmenbekommt* abranka: Draco kann ich dir erklären. ^^ Für ihn sind das zwei verschiedene Ebenen. Liebe hier, Freundschaft da. Deswegen kommt er gar nicht auf die Idee, aus irgendeinem Grund ein schlechtes Gewissen zu haben. Oo Angebot ------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 100: Angebot Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richie Sambora – The Answer. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Leute, es tut mir leid, dass ich diesmal nicht benachrichtigt habe. ich habe keine zeit dafür. ich hoffe, ihr lest es trotzdem. beim nächsten mal gibts wieder nachricht. Begegnung 100: Angebot Der nächste Morgen begann wie gewohnt mit dem Slytherintraining. Draco war - gelinde gesagt - nervös, als er mit Harry im Schlepptau nach draußen ging. Obwohl es ziemlich kalt geworden war, bestand Montague darauf, dass sie wenigsten dreimal die Woche noch liefen. Blaise war nicht da. Das war die nüchterne Feststellung, die Draco machen musste. Warringtons und Puceys Mienen waren gehässig wie immer, aber das interessierte den Blonden nicht. Montague drängte ihn dazu, zu laufen und so konnte er nur eins tun: Harry sagen, dass er per Gedankenbuch fragen sollte, was mit Blaise los war. ~*~*~*~ Harry nickte. Er wartete, bis Draco lief, beobachtete ihn noch, bis er fast auf der anderen Seite des Sees angelangt war, dann erst kramte er sein Buch heraus und schrieb an Blaise. Er bekam keine Antwort. Auch beim zweiten und dritten Versuch nicht. Und als Draco an ihm vorbeilief, schüttelte er nur den Kopf und zuckte die Schultern. Aber weil er nicht mit ihm reden konnte, schrieb er seine Frage an Draco in das Buch. „Soll ich ihn suchen gehen?“ ~*~*~*~ Draco blieb stehen. Montague wich ihm fluchend aus und schüttelte den Kopf. „Was ist denn mit dir los?“ Der Blonde antwortete jedoch nicht, sondern machte schlichtweg kehrt und lief zu Harry zurück. „Wir suchen ihn zusammen. Schreib Pansy an. Vielleicht weiß sie etwas.“ Er biss die Zähne fest zusammen. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass irgendetwas geschehen war. Vor allem, als er das selbstzufriedene Grinsen von Pucey und Warrington sah. Konnten sie es gewagt haben... Sein Gesicht wurde schlagartig blass. ~*~*~*~ Harry sah dieses Grinsen ebenfalls und tat hastig, was Draco vorgeschlagen hatte. Dann liefen sie los. „Zum Raum der Wünsche!“, rief Harry nur, als sie das Eingangsportal erreicht hatten, dann schlug er auch schon die Richtung ein. Sie brauchten die Karte. Die Karte des Rumtreibers würde ihnen Blaises Aufenthaltsort ganz schnell verraten. ~*~*~*~ „Nein. Krankenflügel.“ Draco lief an Harry vorbei und zog ihn bei der nächsten Abzweigung in diese Richtung. Alles andere war jetzt egal. Er musste nur die verdammte Gewissheit haben, dass er sich irrte. Dass er sich verdammt noch mal irrte. Dass er sich etwas zusammenfantasierte, dass das alles nicht wahr war! Er nahm zwei, drei Stufen auf einmal, achtete gar nicht richtig auf den Weg, rannte wie auf Autopilot. Seine Gedanken rasten und Angst schnürte ihm die Brust zu. All seine Gedanken von gestern Abend waren auf einmal nebensächlich geworden. Er riss die Tür zur Krankenstation auf und sie schmetterte mit einem Knall gegen die Wand. „Mr Malfoy!“ Empört eilte ihnen Madam Pomfrey entgegen. „Blaise...“, keuchte Draco und rang nach Luft. Seine Lunge brannte und ihm wurde schlecht. „Er ist noch nicht wieder wach.“ Schlagartig wurde das Gesicht der Medihexe sorgenvoll. „Seien Sie leise, dann können Sie zu ihm.“ ~*~*~*~ Harry war ebenso blass geworden. Woher hatte Draco das gewusst? Woher hatte er gewusst, dass sie ihn schon gefunden hatten? Langsam folgte er dem Blonden in eines der Nebenzimmer und um einen Sichtschutz herum. Er fing Dracos Hand ein und drückte sie. Pansys Antwort nahm er gar nicht wahr. ~*~*~*~ Draco spürte Harrys Hand in seiner und besonders die Wärme, die er gerade ganz dringend brauchte. Er hatte das Gefühl, gleich zusammenzubrechen. Das konnte nicht sein... Das... Er blickte Blaise an. Sein Gesicht war voller Schwellungen, die Madam Pomfrey offenbar noch nicht wegbekommen hatte. Da hatte jemand große magische Geschütze aufgefahren... Sein linker Ärmel war hochgekrempelt und der Arm mit Fell überzogen. Mehr Verletzungen waren ihm äußerlich nicht anzusehen, doch das hieß nicht, dass er keine hatte... Zitternd ließ sich Draco auf einen Stuhl fallen. Harrys Hand umklammerte er dabei nur noch fester. Das durfte nicht wahr sein. Das durfte einfach nicht wahr sein... Warum hatte er sich nicht irren können? Warum? ~*~*~*~ Harry blieb schweigend stehen, nicht fähig sich zu rühren. Das war… schrecklich. Wer hatte das getan? Warrington und Pucey? Oder Crabbe als Rache? Jemand ganz anderes oder alle auf einmal? Und was genau hatten sie getan? Wieso? Hatte Blaise sie wieder provoziert oder hatten sie ihm aufgelauert? Aus dem gleichen Grund vielleicht, warum sie auch Draco immer und immer wieder verfolgten? Weil er nun auf der anderen Seite stand? So viele Fragen, keine Antworten. Mme Pomfrey kam, warf ihnen einen Blick zu und flößte Draco einen Trank ein. Harrys Hand zitterte, dann ließ er sich auf den Boden sinken, zog das Buch heraus und schrieb erneut hinein, Blaises Namen voran. „Wir sind da. Du bist nicht mehr alleine.“ Er hatte zwar keine Ahnung, ob das was bewirkte, aber das zu sagen war ihm ein Bedürfnis. Er fühlte sich so hundeelend und schwach… ~*~*~*~ Sie blieben sitzen und Madam Pomfrey hatte nichts dagegen. Hermione, Ron und Pansy, die Harry irgendwann benachrichtigt hatte und sie gewarnt hatte, vorsichtig zu sein, bis sie wussten, was genau geschehen war, schauten vorbei und wurden dann von der Medihexe zum Unterricht geschickt. Die anderen beiden durften bleiben, waren sie doch beide gerade sichtlich vollkommen neben der Spur. Irgendwann... geschah dann das, worauf sie gehofft hatten. Blaise wachte auf. Kopfschmerzen empfingen den Slytherin, als er die Augen aufschlug. Verdammt... Müde presste er die Hand gegen die Augenlider. Irgendwie tat alles weh... Bilder zuckten in seinen Gedanken herum. Hämisches Lachen von Warrington und seinen Leuten, die ihn mit Flüchen traktierten. Die Erinnerungen an den Schmerz und den kalten Boden im Bad. Die Erleichterung, als sie endlich gingen. Und Snape, der ihm als rettender Engel erschien... Er stöhnte leise auf. Bei Merlin... Es tat ihm ja wirklich alles weh... „Blaise!“ Draco sprang auf und stand sofort neben dem Bett. „Hey...“ Blaise lächelte weich. „Schau nicht so... Ich lebe ja noch...“ ~*~*~*~ Harry rappelte sich ebenfalls hoch, wesentlich langsamer, und kam an Blaises andere Seite. Er lächelte schief, brachte nicht mehr zustande bei dem lahmen Witz – wahrscheinlich war es aber ernst gemeint. Blaise tickte so. „Wie geht es dir?“ ~*~*~*~ „Ehrliche Antwort? Beschissen.“ Blaise richtete sich langsam auf und verzog leicht das Gesicht. Er streckte die Hand nach dem Wasser auf seinem Nachttisch aus, doch Draco war schneller und gab ihm gleich die ganze Flasche in die Hand. Dankbar nickte der schwarzhaarige Slytherin. Neugierig betrachtete er seinen linken Arm. „Nun... Sie waren zumindest kreativ.“, sagte er trocken und strich fasziniert über das Fell, nachdem er Draco die Flasche zurückgegeben hatte. „Du kannst darüber doch keine Witze machen...“ Der Blonde schüttelte fassungslos den Kopf. Was war nur los mit Blaise. „Was ist überhaupt passiert?“ Blaise seufzte leise. „Das, was sich... abgezeichnet hat... Warrington und Crabbe haben sich revanchiert. Und zwar nicht nur sie allein, sondern auch noch der Rest, der zu diesem Haufen gehört...“ Er zog die Schultern hoch und unterdrückte mühsam einen Schmerzlaut. Selbst das tat weh. ~*~*~*~ Harry schwieg während dieses Wortwechsels, lauschte angespannt. Eine Frage konnte er sich nicht verkneifen. Seine Stimme war so ernst und kalt, wie man es sonst nur von den Lehrern gewohnt war, wenn man etwas angestellt hatte. „Wer?“ ~*~*~*~ Blaise schüttelte den Kopf. „Wenn ich dir das sage, dann... dreht sich diese Spirale nur weiter. Und das darf sie nicht, Harry. Du könntest mir nicht versprechen, keine Dummheiten zu machen, oder?“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Doch. Ich verspreche es dir tausendmal, wenn es sein muss. Ich werde sie nicht angreifen, aber ich muss wissen, wen ich meiden muss. Ich muss wissen, wer dazu gehört, damit ich… damit wir nicht alle Gefahr laufen, von einem von ihnen überrascht zu werden.“ Er senkte den Kopf. „Ich werde sie nicht angreifen.“, sagte er leise. „Auch wenn ich gerne wollte, ich hätte keine Chance.“ Es war die traurige Wahrheit. „Und täten wir es zu zweit…“, das ging ihm gerade auf, „…würden wir unsere Stärke an den verraten, der es unter keinen Umständen wissen darf.“ Also waren ihnen sowieso die Hände gebunden. „Bitte, Blaise… Auch damit wir wissen, wie viele es sind.“ ~*~*~*~ Blaise seufzte leise. „Warrington, Pucey, Crabbe, Nott, Smith, Bolt und noch drei oder vier, die ich nicht genau sehen konnte, weil ich da schon am Boden war und anderweitig abgelenkt wurde.“ Er blickte von Harry hinüber zu Draco, dessen Miene eindeutig Wut und Hass widerspiegelte. „Draco, du auch nicht. Versprich es mir.“ Zähneknirschend nickte der Blonde, ließ sich auf der Bettkante nieder und nahm Blaises rechte Hand. „Danke... Verrät mir jetzt mal einer von euch, warum ihr überhaupt hier seid? Hat euch Madam Pomfrey Bescheid gesagt?“ ~*~*~*~ „Natürliche Intuition von Draco.“, sagte Harry. „Ich wollte dich über die Karte suchen - er ist gleich hierher gerannt.“ Auch er setzte sich auf das Bett, winkelte ein Bein an und lächelte ihn an. ~*~*~*~ Überrascht sah Blaise Draco an. Diese zuckte leicht mit den Achseln. „Ich hatte einfach eine Ahnung... Vor allem, als ich Warringtons und Puceys selbstzufriedenes Grinsen gesehen habe...“ Leicht strich er über Blaises Handrücken und blickte auf ihre beiden Hände. Wenn er sich vorstellte, dass er ihn jetzt nicht mehr berühren könnte... Dass Blaise nicht mehr da wäre... Ihn überlief es kalt. Blaise hielt Harry seine andere Hand hin. „Falls du keine Angst vor Fell hast...“ Er grinste schief. Zumindest war dieser Fluch nicht irgendwie ansteckend oder so. ~*~*~*~ Harry grinste, griff zu und begann gleich darüber zu streichen. „Jetzt weiß ich endlich mal, wie sich das angefühlt hätte bei Mione damals.“, sinnierte er leicht verträumt. Und weil Blaise offenbar nichts dagegen hatte, streichelte er einfach weiter. Das Fell war so weich… viel weicher als das von Sirius oder Krummbein. Eigentlich hatte er noch nie ein weicheres berührt. ~*~*~*~ „Wenn ich eine Katze wäre, würde ich jetzt schnurren...“ Blaise lachte leise und beobachtete Harrys Hand. Einen Augenblick später gesellte sich noch eine schmale, weiße Hand von Draco dazu, die neugierig den Pelz befühlte. „Weich...“, stellte der Blonde fasziniert fest. „Was dachtest du denn?“ Blaise musste erneut lachen. „Ich piekse nicht.“ ~*~*~*~ Harry lachte. „Das gefällt mir.“, meinte er. „Behältst du den?“ ~*~*~*~ „Eher... nicht.“ Blaise schüttelte lachend den Kopf. „Auf Dauer könnte der lästig werden. Wobei... für den Winter sollte man sich das vielleicht überlegen...“ Er kicherte und musste husten. Offenbar mochte seine Lunge es noch nicht, soviel zu lachen. „Außerdem...“, fuhr er nach einer Hustenpause fort, „…würde das meine Schönheit mindern. Ich schätze, die Zaubererwelt ist noch nicht bereit für befellte Arme.“ Draco schüttelte bei dem Gewitzel zwischen den beiden nur den Kopf. Ihm war nicht nach lachen zumute und er konnte gerade auch nicht genug Kraft aufbringen, um bei diesem Galgenhumor mitzumischen. Zu sehr saß ihm dieser Schreck noch in den Gliedern. ~*~*~*~ Harrys Augenbraue hob sich. „Eingebildet bist du gar nicht, was?“ Aber er hatte ja Recht. Blaise sah wirklich nicht schlecht aus. „Außerdem weißt du das doch gar nicht. Vielleicht ist das in ein paar Wochen Mode und alle laufen so rum…“ Er ließ die Finger ruhen und blickte ihn an. „Andererseits wird es sicher nicht angenehm, wenn da mal Flöhe drinsitzen… Soll ich den Rasierer holen?“ ~*~*~*~ „Nein!“ Blaise schüttelte heftig den Kopf. „Denn dann piekse ich garantiert!“ Dann schüttete er sich nahezu aus vor Lachen. Es tat gut auf diesen Schreck jetzt mit Harry so herumzualbern. Draco dagegen... Er blieb still und man sah ihm seine Sorge an. „Hey... Lach mal...“ Sachte strich Blaise ihm über die Wange und wurde dafür immerhin mit einem schwachen Lächeln belohnt. Das war besser als nichts. ~*~*~*~ Harry beobachtete diese Geste mit erneut gemischten Gefühlen, doch diesmal konnte er sich beherrschen, verdrängte das wehmütige, traurige Lächeln in den Hintergrund. Stattdessen blickte er aus dem Fenster, wo die Wolken aufrissen und die Sonne schwach hindurchleuchtet, als wolle sie beweisen, dass sie immer noch da war, wenn auch nicht sichtbar. Er wollte hinaus. Wie gestern. Im Sturm fliegen… „Ob Dumbledore sie bestraft?“ Blöde Frage, natürlich würde er das tun. Vorausgesetzt, er wusste, was passiert war. Ob er darüber bescheid wusste? Wahrscheinlich schon, sonst wäre Blaise wohl nicht so schnell im Krankenhaus gewesen… Und wenn nicht? „Vielleicht solltest du auch von dort verschwinden…“, murmelte er in Gedanken versunken. ~*~*~*~ „Ich gehe mal davon aus... Er war bei mir sehr schnell und es dürfte bei denen nicht anders gewesen sein... Er hat mir ja wohl Snape geschickt... Bei Merlin, ich habe diesen Mann noch nie so blass gesehen. Und er ist mir noch nie so sehr wie ein Engel vorgekommen...“ Blaise schüttelte leicht den Kopf. „Snape als Engel?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Dich hat’s eindeutig am Kopf erwischt.“ Blaise schüttelte grinsend den Kopf, dann sickerten Harrys weitere Worte in seine Gedanken. „Wie verschwinden?“, hakte er verwirrt nach. ~*~*~*~ Die Vorstellung von Snape als Engel brachte Harry wieder zum Lachen. Überreizte Nerven oder so, aber das Bild vor seinen Augen… Snape, gewaschene Haare, Engels-Horrorlächeln, weiße Flatterflügel… Oh ja, grandios. Er kicherte. Und er brauchte ein paar Sekunden, um auf Blaises Frage zu antworten. „Aus deinem Haus. Was bringt es dir da? Du bist da nicht sicher! Wenn sie dir einmal da aufgelauert haben, dann werden sie es vielleicht noch einmal tun.“ ~*~*~*~ „Du meinst...“ Draco blickte Harry mit schräg gelegtem Kopf an. Schlug Harry gerade wirklich vor, Blaise mit in den Raum der Wünsche zu nehmen? „Du meinst was genau?“, ergänzte Blaise. „Dass ich mit zu euch gehe? Vergiss es.“ Er ließ sich wieder zurück in das Kissen fallen. Das fehlte ja noch... Fünftes Rad am Wagen, was? Ganz sicher nicht. Außerdem wollte er ihnen doch nicht im Weg sein... ~*~*~*~ Harry seufzte. „Und wenn du ein anderes Zimmer nimmst?“ ~*~*~*~ „Wo denn? Ich glaube kaum, dass Dumbledore das dulden wird... Und nächtlicher Besuch von Filch dürfte reichlich unerfreulich sein... Nein, Harry... Das...“ „Doch, Blaise. Was willst du noch in dem Schlafraum? Darauf warten, dass wieder etwas passiert?“, ging Draco scharf dazwischen. „Wir probieren es aus, okay? Und wenn sich irgendwer unwohl fühlt, können wir immer noch eine andere Lösung finden. Aber im Moment... ist es das Beste, was möglich ist.“ ~*~*~*~ Harry blickte Draco an, dann Blaise. Es war wirklich das Beste im Moment. Blaise war aus der Schusslinie und wenn es wirklich hart auf hart kam, dann konnten sie den Raum der Wünsche ja auch ummodellieren, sodass es getrennte Zimmer gab. Irgendwas würde sich schon zeigen. „Was sagst du?“, fragte er. „Und Filch wird sich nicht zeigen. Er kennt das Geheimnis genauso wenig wie Snape. Ich glaube, Filch weiß nicht mal, wo wir sind… Und Dumbledore… Er wird schon nichts sagen. Das hat er bisher nicht getan, warum sollte sich das ändern?“ ~*~*~*~ „Ich schätze, ich habe wohl eh keine Wahl, oder?“ Blaise zog eine Schnute. „Und wohin soll es gehen?“ „Ich würde sagen, das erfährst du, sobald du hier wieder raus bist.“ Draco grinste und drückte die Hand seines engsten Freundes, die er die ganze Zeit über nicht losgelassen hatte. Irgendwie war er erleichtert, Blaise dann in Sicherheit zu wissen. Der Preis dafür war, die ungestörte Zweisamkeit mit Harry aufzugeben, aber dafür bekam er die Nähe der beiden Menschen, die ihm am wichtigsten waren... Und das würde er trotzdem... genießen. ~*~*~*~ Sie blieben und redeten daraufhin über alles Mögliche. Mittags kamen Pansy, Ron und Hermione, die besorgt gewesen waren, sich allerdings jetzt beruhigten. Sie bekamen die Namen ebenfalls gesagt und Hermione und Pansy machten sich noch am Nachmittag daran, einen Zauber zu finden, der sie unauffälliger machte, damit ihnen nicht das gleiche und Blaise es nicht noch mal passierte. Harry und Draco mussten zum Nachmittagsunterricht, weil Mme Pomfrey sie hinausschickte, da Blaise schlafen sollte. Und während Draco nach dem schwachmatischen Unterricht bei Raue-Pritsche zu Blaise zurückkehrte, machte sich Harry auf den Weg zu Snape. ~*~*~*~ „Hey...“ Draco ließ sich erneut auf Kante von Blaises Bett nieder. Mittlerweile sah der andere Junge schon etwas besser aus. Die Schwellungen waren zurückgegangen und auch der Pelz auf seinem Arm war sichtlich dünner geworden. Generell wirkte Blaise jetzt auch etwas frischer und nicht mehr so angeschlagen wie am Vormittag, als er endlich erwacht war. „Hey. War’s spannend?“ „Oh, frag nicht... Diesmal hatten wir so komische magische Glitzerfische, die wir füttern sollten. Einer davon ist Ron in den Ärmel gekrochen und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie groß das Gekreische war. Besonders als Raue-Pritsche mitbekommen hat, dass einer ihrer Lieblinge akut gefährdet war.“ Draco verdrehte die Augen, während Blaise lachen musste. Diesmal tat ihm das Lachen nicht mehr so weh. Die Heilmittel von Madam Pomfrey entfalteten langsam ihre Wirkung. „Du hattest wenigstens zu lachen... Ich hatte dafür Besuch von Dumbledore...“ Blaise zog die Beine an und schlang die Arme darum. „Und? Was hat er gesagt?“ Draco war sofort gespannt. Wenn Dumbledore hier gewesen war... „Nun ja... Er hat gesagt, dass er nicht zulassen wird, dass so etwas noch einmal geschieht. Und dass er verhindern wird, dass die Gewalt noch weiter eskaliert. Er will sie offenbar eindämmen... Er wusste genau, wer alles dort gewesen war und hat mir eröffnet, dass er es war, der Snape zu mir geschickt hat. Sofort nach dem Frühstück hat er sich dann die Übeltäter geschnappt. Alle. Auch die, deren Gesichter ich nicht gesehen habe.“ Er stockte. „Woher weiß er das nur, Draco? Woher? Er wusste ja auch, was ich mit Crabbe getan habe... Aber... woher?“ Blaise schüttelte nachdenklich den Kopf. Diese Seite an dem Schulleiter war ihm definitiv unheimlich. „Jedenfalls... sind sie für unbestimmte Zeit Filch ausgeliefert und gehen ihm zur Hand. Was wohl soviel bedeutet, wie Toiletten mit Zahnbürsten zu putzen und so was...“ Der Schwarzhaarige blickte auf. „Das ist doch schon mal gut... Auch wenn man so etwas mit Strafarbeiten nicht wieder gutmachen kann...“ „Hey, das ist nichts anderes wie dein Einsatz von Schwarzer Magie!“ „Ich weiß...“ Draco schüttelte leicht den Kopf. „Manchmal braucht man eben länger, um so etwas zu kapieren. Dass man jemanden hasst oder eben nicht ausstehen kann, gibt einem noch lange nicht das Recht dazu, ihn so sehr zu verletzen...“ „Wow.“ Blaise lächelte und ergriff Dracos Hand, die er sachte drückte. „Es scheint, als wenn mein Ausflug als Patient hierher doch etwas gebracht hat...“ „Hm...“ Draco lehnte den Kopf gegen Blaises Schulter und schloss einen Augenblick lang die Augen. Er wusste mittlerweile, dass er definitiv durchgedreht wäre, wenn man Blaise noch mehr verletzt hätte. Beinahe wie bei... Harry. Zart strich Blaise ihm durch die weichen Haare. „Der nächste Besuch war von Snape.“, berichtete der Schwarzhaarige weiter, bemüht, sich von Dracos Nähe nicht zu sehr verunsichern zu lassen. „Er war so blass und hat so... besorgt geguckt. Ich schätze mal, er wollte wirklich sehen, dass es mir gut geht. Kannst du dir das vorstellen? Snape und besorgt!“ Draco hob den Kopf und lachte leise. „Kaum zu glauben... Aber ich habe den Mann schon mal lächeln gesehen. Alles ist möglich.“ Blaise nickte lächelnd. Ja... Es war offenbar wirklich alles möglich. Wenigstens nahezu. Manche Dinge... Die waren noch immer absolut unmöglich. Eine Weile schwiegen sie, dann begann Blaise erneut zu sprechen. Diesmal allerdings sehr viel ernster. „Soll ich wirklich mit zu euch kommen, sobald ich hier raus bin? Seid ihr euch sicher? Ich würde... im Weg sein... Und das...“ „Du kommst mit, Blaise. So einfach ist das. Wir finden schon einen Weg. Und im Zweifelsfall wird dieser Raum eben angepasst. Das ist doch das Tolle an Magie.“ Draco drückte fest seine Hand und machte nur allzu deutlich, dass er von seinem Standpunkt nicht abweichen würde. Und Harry genauso wenig. Da war er sich sicher. Der Schwarzhaarige seufzte leise. „Schon okay... Ich wollte nur nachfragen...“ Noch immer war ihm die ganze Sache unangenehm. Klar, sie waren Freunde und offenbar wollten ihn die beiden beschützen, aber... Schweigend saßen sie noch eine Weile zusammen, ehe Blaise vorschlug, dass sie doch ihre Hausaufgaben machen könnten. Was sie dann auch taten, bis es für Draco Zeit war, seine Kontrollrunde zu gehen. ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Lehrer erwartete Harry schon, saß auf seinem schwarzen Sofa und trank Tee. Er blickte auf, als Harry eintrat und in der Tür stehen blieb. „Komm schon.“ Er klang nicht liebenswürdig, aber auch nicht so kalt wie sonst. Eine komische Tonlage, fast versöhnlich. Harry hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte. Snape wirkte… freundlich, ruhig. Irgendwie nicht so streng und missgelaunt wie die letzten Wochen. „Setz dich und trink etwas.“ Harry tat es, nahm die Tasse, die auf seinem zugewiesenen Platz stand, und trank einen Schluck. Yasmintee. Glaubte er. Tante Petunia hatte den immer rausgeholt, wenn feine Gäste anstanden. Er hatte den Geruch geliebt. Und auch jetzt vermittelte er Ruhe. Oder lag es an der Situation? „Hast du mit Sirius über mich gesprochen?“ Der Junge blickte seinen Lehrer an, dann in die Tasse. „Hast du ihm erzählt, was du in meinen Gedanken gesehen hast?“ Schweigen. „Potter…“ Leise, drohend. Langsam sah Harry wieder auf. „Was glauben Sie?“, fragte er unsicher. Snapes momentane Laune machte ihm Angst. Was war los? Wollte er eine Antwort, um ihn dafür bestrafen zu können? „Dass mir der Bastard noch immer misstraut!“ Harry nickte nur. „Ich habe es ihm gesagt.“ „Das habe ich gemerkt.“ Die grünen Augen wurden leicht fragend, verwirrt, weil das erwartete Donnerwetter ausblieb, und Snape schnaubte. „Er hat mir den Rücken zugewandt. Das erste Mal seit Jahren!“ Es bewirkte ein leises Lachen bei Harry, als er sich vorstellte, wie Sirius und Snape miteinander umgingen, als er an das – auf beiden Seiten berechtigte – Misstrauen dachte, das sie hegten, den Argwohn oder auch Hass. Das hatte sich geändert. Seit etwa einem halben Jahr war das anders, das hatte ihm Sirius erzählt. Der Hass war begraben und sie hatten Waffenstillstand… Und dann fiel ihm etwas ein. „Er war einmal hier…“, sagte er leise. „Als das Schuljahr angefangen hat, da war er einmal hier. Er hat sich mit Ihnen getroffen…“ Vorsichtig versuchte er herauszufinden, ob Snape böse wurde, weil er davon wusste, aber die Miene veränderte sich nicht. „Was… was haben Sie mit ihm besprochen? Warum war er da?“ Der lange Blick, der ihn maß, schüchterte ihn wieder ein wenig ein. Diese Augen waren so tief, so nichtssagend, so… gruselig. Eine feine Gänsehaut kroch seinen Rücken hinauf und er wollte die Frage schon zurückziehen, als die dunkle Stimme doch noch erklang. „Wir haben über den Orden gesprochen, über den du bereits Bescheid weißt. Er hat mir mitgeteilt, dass eines der Mitglieder verletzt war, und er hat um einen Trank gebeten. Er ist der einzige, der hier unbemerkt vom Ministerium hereinkommt.“ Etwas perplex starrte Harry den Mann an. So viele Informationen? Snape blockte mal nicht ab? Warum nicht? Warum erzählte er ihm das, was Sirius nicht hatte sagen wollen? Seit wann war er so mitteilsam? Womit hatte er das verdient? „Sir?“ Er war vollkommen verunsichert. War das eine Falle? „Weil er zu diesem Köter werden kann!“, kam die entnervte Antwort. Der Lehrer stellte seine Tasse auf den Tisch und stand auf. „Aber genug geschwafelt. Fangen wir an. Da das Training bei Professor Tonks für dich beendet ist, werden nun wir schwarzmagische Angriff- und Verteidigungszauber üben. Dumbledore will, dass du dich gegen Übergriffe wie heute Nacht auf Mr Zabini wehren kannst, weshalb ein Abbruch des Trainings nicht in Frage kommt. Fangen wir also an.“ Harry starrte ihn so entsetzt an, dass bei Snape wieder das abfällige, bösartige Lächeln durchkam. Schwarzmagietraining bei Snape? Oh Mann, die Hölle war los! Und andererseits war er innerlich vollkommen aufgeregt. Lernen, wie man sich verteidigte… Das war gut. „Natürlich werde ich dein Okklumentik- und das Imperiustraining nicht vernachlässigen.“, kam wieder eine Information, mit der Harry so auf die Schnelle nichts anfangen konnte. Er begriff es in der Übungseinheit recht schnell, denn schon nach zehn Minuten eingehendster Schildfluchübungen traf ihn der erste Imperius, der durch seinen Schild einfach hindurchrauschte. Diesmal kostete es ihn wesentlich mehr Mühe, die Stimme aus seinem Kopf wieder zu vertreiben, aber er schaffte es. Und danach begann das Training erst richtig. Vollkommen fertig traf er um halb neun im Raum der Wünsche ein, hoffend, dass Draco da war, doch entweder war er bei Blaise oder auf Streife… Beides nicht recht erfreulich. Er war müde und wollte kuscheln, was nicht ging, weil sein Schmusebär nicht da war. Natürlich konnte er zu Blaise gehen, um zu sehen, ob Draco wirklich dort war, aber als er erstmal saß, und die Müdigkeit ihn überrollte, war er dazu nicht mehr fähig. Er würde warten. Und ein bisschen die Augen zumachen… ~*~*~*~ Als Draco den Raum der Wünsche betrat, spürte er sofort, dass Harry hier war. Einen Augenblick später sah er ihn auch in einem der Sessel, recht eng zusammengekuschelt und die Augen geschlossen. Leise trat er näher und strich ihm über die Wange. „Hey...“ Nachdem keine Reaktion kam, musste Draco unwillkürlich lächeln. Harry war also einfach so eingeschlafen... Aber in dem Sessel konnte er kaum bleiben. Dann würden ihm morgen früh alle Knochen wehtun und er sah es außerdem gar nicht ein, die Nacht allein in dem Bett zu verbringen. Kurzerhand schob er einen Arm unter Harrys Beine und stützte mit dem anderen seinen Oberkörper. Leicht hob er ihn hoch und trug ihn hinüber zum Bett. Behutsam legte er ihn ab, zog ihm dann Schuhe und Umhang aus und lockerte langsam die Krawatte. ~*~*~*~ Harry erwachte davon, dass etwas Kühles an seinem Hals entlang glitt und öffnete ein wenig widerwillig murrend die Augen. Als er dann erkannte, dass es Draco war, der die Schnalle seines Winterumhangs gegen seinen Hals hatte kommen lassen, begann er zu lächeln und richtete halb sich auf. „Du bist da.“ Erleichterung und Freunde waren in seiner Stimme zu hören. Noch eine halbe Sekunde, in der er ein wenig zu sich kommen musste, dann rappelte er sich ganz auf und umarmte seinen Freund, kuschelte sich an ihn. ~*~*~*~ Draco lächelte weich und strich Harry durch die verwuschelten Haare. Was für eine Schmusekatze... Aber auch ihm tat es gut, seinen Freund in die Arme zu schließen. Das waren die Dinge, die der Tage irgendwie immer zu kurz kamen... Schlichtweg, weil er nicht genug davon bekommen konnte, den Gryffindor in seinen Armen zu halten und ganz eng bei sich zu spüren... Sachte löste er sich so weit von Harry, dass er ihn küssen konnte. Erst zart und beinahe schüchtern, dann immer leidenschaftlicher. ~*~*~*~ Harry lächelte, erwiderte den Kuss, spürte, wie Entspannung ihn heimsuchte, wie er sich fallen ließ. Als sie schließlich wegen Atemnot auseinander mussten, nahm er ein bisschen Abstand… „Snape…“ Er holte Luft. „Snape hat gerade zugegeben, dass sein Training keine Strafarbeit ist.“, sagte er. „Es ist Training, damit wir uns wehren können. Er… er ist es jetzt, der mir die Verteidigung gegen die Schwarze Magie beibringt.“ ~*~*~*~ „Das gleicht dem, was Dumbledore auf der...“ Draco stockte und brauchte einen Augenblick, um die nächsten Worte herauszubringen. „…Beerdigung meiner... Mutter angedeutet hatte. Aber Training bei Snape stelle ich mir nicht gerade prickelnd vor...“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch, dann seufzte er leise. „Es tut mir Leid... Meinetwegen musst du dich jetzt mit ihm herumschlagen.“ ~*~*~*~ „Er war… seltsam. Gar nicht so böse wie sonst.“, wandte Harry kopfschüttelnd ein. „Wenn man es genau nimmt, war er richtig umgänglich heute.“ Er legte nachdenklich den Kopf in den Nacken. „Aber anstrengend war es trotzdem.“ ~*~*~*~ „Das glaube ich dir.“ Zart strich der Blonde ihm über die Wange und zeichnete dann die Konturen seiner Lippen nach. „Aber komisch... Blaise meinte auch, dass Snape seltsam war. Er hat erzählt, dass Snape ihn auf der Krankenstation besucht hat und so wirkte, als wenn er sich... Sorgen machen würde.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn einen Moment an, dann zuckte er mit den Schultern. „Na ja. Blaise ist auf seiner Seite, es ist in seinem Haus passiert und er hat ihn nicht schützen können. Des Weiteren war er doch ebenfalls besorgt, als ich im Sommer bei Crouch Junior gewesen bin. Jedenfalls meine ich, mich zu erinnern…“ Er lächelte, doch das Lächeln wurde recht schnell breiter. „Vielleicht ist er ja doch ein Engel und will nur nicht, dass jemand was davon erfährt.“ ~*~*~*~ „Snape ein Engel?“ Dracos Gesicht spiegelte nur allzu deutlich seine Skepsis wider. „Das wage ich ganz akut zu bezweifeln. Man kann eher froh sein, wenn er einem nicht in den Rücken fällt.“ Das hatte er in den Monaten, die dieses Schuljahr lief, auf alle Fälle gelernt. Seine Position als Snapes Lieblingsschüler hatte er ganz definitiv verloren - und jetzt kannte er auch die Schattenseiten, die die Auseinandersetzung mit dem Zaubertränkeprofessor besaß. ~*~*~*~ Harry lachte, diesmal echt. „Er und einem in den Rücken fallen? Ganz im Ernst, würdest du es wagen, ihm den Rücken zuzudrehen, solange Dumbledore nicht in der Nähe ist?“ Seine Augen blitzten amüsiert. Dann lehnte er sich wieder gegen ihn. „Wir werden es schaffen.“, sagte er leise. „Wir werden das alles hinter uns bringen und dann haben wir endlich unsere Ruhe. Wir brauchen keine Angst mehr haben, können uns frei bewegen, ohne Misstrauen zu ernten…“ Seine Arme schlangen sich um Dracos Hals. „Wir werden nicht mehr angegriffen und Sirius macht keinen Blödsinn mehr.“ Erschöpft schloss er die Augen. Snapes Training hatte ihm gezeigt, wie viel sie im Alleingang schon gelernt hatten, und auch wenn es längst nicht reichte, sie waren auf einem guten Weg. ~*~*~*~ Draco nickte leicht. So würde es hoffentlich sein... „Du hast den Teil mit ‚und dann leben wir glücklich bis ans Ende unserer Tage zusammen’ vergessen...“ Zärtlich strich er dem anderen durch das Haar. „Und jetzt sollten wir schlafen gehen... Du bist todmüde.“, stellte er nüchtern fest. ~*~*~*~ „Hab ich tatsächlich. War aber irgendwie… bei Sirius mit drin, weil wir ja bei ihm wohnen können.“ Er lächelte, ließ Draco aber nicht los. „Hast du Warrington gesehen? Ich bin ihm vorhin begegnet… Er war total wütend. Ich war nur froh, dass es nicht dunkel war und so viele andere noch dabei waren… Halt dich von ihm fern, okay, Dray?“ ~*~*~*~ „Versprochen...“ Draco lächelte bei der Sorge, die Harry ausstrahlte. Irgendwie tat es gut, das zu spüren. „Wenigstens so weit es geht. Beim Quidditchraining kann ich ihm ja nicht aus dem Weg gehen... Aber ich werde immer ein Auge auf ihn, Pucey und Crabbe haben. Noch so ein Erfolg wie mit dem Klatscher gelingt denen nicht.“ ~*~*~*~ „Ich werde Mione und Pansy sagen, sie sollen das auch haben. Notfalls können sie einen Schild wirken… Wäre das okay?“ Lieber wäre er selbst da, aber das ging nicht. Snape hatte den Dienstag zusätzlich angesetzt, Mittwoch musste er trotzdem hin, auch wenn es da weniger lange gehen würde in Zukunft. ~*~*~*~ „Du wirst dich davon eh nicht abhalten lassen...“ Draco lachte leise. Er mochte es zwar noch immer nicht, so bemuttert zu werden, aber immerhin konnte er es mittlerweile tolerieren. Mit einem leisen Seufzer lehnte er seine Stirn gegen Harrys. ~*~*~*~ „Ich wollte wenigstens fragen.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ The answer lies beyond the pain All the questions in our minds, we surely ask in vain Come along with me, come along with me Seek the truth, and you shall find another life ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Kapitel 100! *tortezumjubiläumverteil* *limonadeverteil* *mitallenanstoß* *ihrelieblingskonfettikanonereinholt* *salutfeuermacht* *konfettiregenzuschau* *strahl* Shirokko: *panischwegduckt* *mitfeuerbällenverteidigt* *mitnochgrößererpanikallesinflammenaufgehensieht* *sichhinterabbyversteckt* … Ich will ein Bild vom Flatterflügel-Snapeengel… Treffpunkt Wohngemeinschaft --------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 101: Treffpunkt Wohngemeinschaft Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse - Broken. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 101: Treffpunkt Wohngemeinschaft Am Donnerstagabend suchte Harry nach dem Quidditchtraining Blaise auf, mit dem er sich verabredet hatte. Draco war mit Sicherheit noch bei Snape und sie würden ihn dort abholen. Das hatten sie vereinbart, damit Blaise mit beiden zusammen seine neue Wohnstatt kennen lernen konnte und es am Ende keinerlei Missverständnisse mit dem Raum gab, denn sie wollten den Raum auch so ein wenig anpassen, damit mehr Platz war. Harry war aufgeregt, als er ihren Privatklassenraum – dazu hatte ihn Ron erklärt – erreichte, wo Blaise mit den anderen Zauberabwehr und den Kolibrizauber übte. Gerade waren Ron und Pansy dabei, ihn zu wirken. Es waren mehr als vierzig, besser als bei ihm und Blaise. Respekt… Er lächelte. „Wollen wir dann los, Blaise?“ Hermione blinkte. „Was? Wo wollt ihr denn hin?“ Harry grinste. „Geheimnis, Mione, sei nicht so neugierig.“ So sicher, wie er tat, war er gar nicht. Ihm war unnatürlich warm, so wie eigentlich immer bei Aufregung. ~*~*~*~ Blaise musste bei Harrys Antwort lachen. Er hatte in seine Schultasche bereits ein paar geschrumpfte Sachen gestopft, aber bei weitem nicht alles. Er ging noch immer davon aus, dass er nicht allzu lange bei den beiden in ihrem privaten ‚Heiligtum’ bleiben würde. Der Slytherin fühlte sich nicht gerade wohl in seiner Haut, als sie in die Kerker hinunter gingen, um Draco abzuholen. Er war ungewöhnlich still und ausnahmsweise fielen ihm keine lustigen Bemerkungen ein, mit denen er die Stimmung auflockern konnte. Er war angespannt. ~*~*~*~ Vor Snapes Räumen hielten sie an und Harry ließ sich gewohnheitsmäßig neben der Tür auf den Boden sinken, klopfte neben sich, um Blaise zu bedeuten, dass er sich setzen sollte. „Du siehst aus, als würdest du erwarten, dass wir dich umbringen, sobald wir alleine sind.“ ~*~*~*~ Blaise lächelte verlegen und hockte sich neben Harry. „Ich weiß schon, dass ihr das nicht tun werdet, aber...“ Er zuckte mit den Schultern weil ihm die Worte ausgingen. Er fuhr sich unruhig durch die Haare und lehnte den Kopf zurück gegen die kalte Wand. ~*~*~*~ Harry verzog das Gesicht. „Klingt ja sehr begeistert.“, meinte er. Dann piekste er ihn unvorbereitet in die Seite, einem plötzlichen Impuls nachgebend. „Es wird schon werden, keine Sorge.“ Langsam fragte er sich, ob er sich damit nicht eher selbst Mut zusprach… ~*~*~*~ Blaise quietschte auf und musste dann lachen. Es klang etwas unsicher, aber immerhin war es ein Lachen. In dem Augenblick kam Draco aus Snapes Büro. „Bei Merlin...“, murmelte er, sobald er die Tür geschlossen hatte. Er sah geschafft aus und strich sich durch die verschwitzten Haare. Snape hatte ihm wieder viel abgefordert. Das Problem war, dass sie kaum voran kamen, Snape bohrend in seinen Gedanken herumwühlte und ihm eine Peinlichkeit nach der anderen bescherte. ~*~*~*~ Harry sprang auf und umarmte Draco. „So schlimm wieder?“ ~*~*~*~ „Frag nicht...“, murmelte Draco und lehnte sich einen Augenblick lang gegen ihn. Dann wuschelte er ihm durch die Haare und trat etwas zurück. Er lächelte Blaise zu, der jetzt langsam aufstand. Es war kaum zu übersehen, dass sich dieser unwohl fühlte, und Draco hoffte, dass sie ihm das Gefühl nehmen konnten. Er nahm Harry an die Hand und griff nach Blaises Arm. „Auf nach Hause...“ ~*~*~*~ Harry wurde sofort beklommen zumute. Ja, zu Hause… das war es für sie. Aber wenn Blaise da war… konnte es immer noch ihr Zuhause sein? War das möglich? Sie gingen durch die Gänge, die Stimmen waren zum ersten Mal seit Wochen in seinem Kopf präsent. Sie lachten, tuschelten, Worte wie Schwarzmagier, schwul, Mörder, Irrer und lächerlich fielen, ein Hufflepuff wich vor ihnen zurück, als sie auf ihn zukamen… Es hatte sich nicht viel geändert… Er hatte es wohl nur nicht richtig wahrgenommen, weil die Gryffindors aufgehört hatten, ihn als Mörder zu beschimpfen… Weil seine Freunde Draco akzeptierten und er sich von allen anderen abgeschottet hatte. Jetzt waren sie wieder da. Der Gang, in dem der Raum der Wünsche lag, war beinahe leer und die beiden Mädchen, die noch dort waren, flüchteten, was ihnen diesmal wirklich gelegen kam. Harry ließ Dracos Hand los, vollführte das Ritual vor dem Bild des Tutu tragenden Troll; dreimal auf und ab, dabei fest an das denken, was er finden wollte, dann schob er die erschienene Tür auf, trat zurück und sah Draco und Blaise abwartend an. ~*~*~*~ Draco trat als erstes ein. Blaise folgte ihm zögerlich. Er hatte jetzt begriffen, wie sie sich vor allen hatten verstecken können. Das Geheimnis, dass hinter diesem Bild ein Raum lag, es musste verdammt gut gehütet sein. Dann sah er sich neugierig um. Helle, warme Farben. Ein Arbeitstisch, davor drei Sessel, eine große Ecke für die dampfenden Kessel mit ihrem Zaubertrankprojekt. Ein nahezu riesiges Bett, daneben zwei Schränke, ein großes Sofa vor einem Kamin und eine Tür, die offenbar ins Bad führte. „Schön...“, sagte er schließlich leise, weil er das Gefühl hatte, irgendetwas sagen zu müssen. „Wirklich... schön...“ ~*~*~*~ Harry war hinter den beiden hereingekommen, hatte die Tür geschlossen, um Zaungäste zu vermeiden. „Gemeinschaftsarbeit…“, erklärte er ebenso leise. ~*~*~*~ Draco war weitergegangen und hatte sich müde auf das Bett fallen lassen. Blaise dagegen stand noch immer unschlüssig mitten im Raum. Er wusste gerade nicht so recht, was er tun sollte. Oder wo er seine Sachen lassen sollte. Er war schlichtweg überfordert und brachte außerdem keinen Ton hervor. ~*~*~*~ Harry stupste ihn schließlich in den Rücken. „Bett, Sessel, Couch, Fensterbrett, Badezimmer… Setz dich, mach’s dir gemütlich.“, deutete er auf das jeweilige Etwas, dann entzündete er im Kamin ein Feuer und ließ sich auf der Couch nieder. „Jetzt schau nicht so. Ist doch gemütlich hier.“ ~*~*~*~ „Das ist es wirklich...“ Blaise entschied sich, seine Tasche auf einem der Sessel abzustellen und sich dann neben Harry zu setzen. Draco, der nun feststellen musste, dass die beiden weit von ihm entfernt waren, stand auf und ließ sich vor ihnen auf dem Fell vor dem Kamin nieder. „Entspann dich, Blaise...“, sagte der Blonde und lehnte sich mit dem Rücken zwischen den beiden gegen das Sofa. „Fühl dich wie zu Hause.“ Blaise lächelte daraufhin schief. Das war eindeutig leichter gesagt als getan. ~*~*~*~ Harry seufzte. „Vielleicht… vielleicht sollten wir Zauberpoker spielen.“, macht er den lahmen Vorschlag. Das würde zumindest die Stimmung lockern. „Oder geht das zu dritt nicht?“ ~*~*~*~ „Natürlich geht das zu dritt.“ Draco holte mit einem Wink seines Stabes die Karten her. „Kommt zu mir auf den Boden.“ Sobald sich die beiden bei ihm niedergelassen hatten, begann er die Karten zu verteilen und die geänderten Regeln zu erläutern. Blaise kannte sie ja, das wusste er, aber Harry eben nicht. Während sie spielten, brach langsam die angespannte Stimmung auf. Irgendwann schafften sie es sogar, alle drei lauthals zu lachen. Die Zeit verging und irgendwann kam der Zeitpunkt, wo es notwendig wurde, ins Bett zu gehen. ~*~*~*~ Harry war der erste, der zu gähnen begann, und als Draco meinte, schlafen gehen wäre wohl besser, stand er auf, nahm sich seine Sachen und ging ins Bad. Duschen, Zähneputzen und Schlafanzug. Ohne, wie es die letzten Wochen gewesen war, das wollte er nicht. Als er zurückkam, tropften seine Haare immer noch, aber immerhin steckte er jetzt in seinem Grinselöwenschlafanzug und war bettfein. Er grinste den beiden zu. „Nächster!“ ~*~*~*~ Blaise schnappte sich seine Tasche, hexte seine Klamotten groß, doch ehe er im Bad verschwinden konnte, traf ihn etwas Weiches. „Was...?“ Entgeistert starrte er auf das Stück Stoff. „Schlafanzug.“ Draco grinste. „Mit Schildkröten. Passend, oder nicht?“ Blaise schüttelte nur den Kopf, nahm das Ding aber und verschwand nun wirklich im Bad. Zehn Minuten später räumte er es für Draco. Die schwarzen Haare waren ebenfalls noch feucht, als er sich neben Harry auf das Bett fallen ließ. „Danke...“, flüsterte er leise. Es war eindeutig besser, hier zu sein als unten im Fünftklässlerschlafsaal. Es tat gut, den ewigen Anfeindungen zu entkommen und einfach Ruhe zu empfinden, nicht mehr das Gefühl zu haben, ständig auf der Hut sein zu müssen. ~*~*~*~ Harry grinste ihn an. Er hatte seine Brille aufgelassen, um die neue Kreation des Raums der Wünsche betrachten zu können. Es war genauso genial wie schon ihre. Kleine, gelbschwarzgraue, dümmlich grinsende Schildkröten, die in den irrsten Haltungen mit Glitzerpuscheln auf grünem Grund posierten. „Wie niedlich…“ Harry war ganz gefangen von diesen Dingern und Blaises ungewohntem Anblick. Nasse, ganz und gar glatte Haare, dazu dieses abartige Outfit… Er passte gut zu ihnen, wenn man es so sah. Er nahm die Brille ab, warf sie mehr oder minder geschickt auf den Nachttisch und legte sich auf den Bauch neben ihn. „Warte mal, bis Draco kommt.“, grinste er. „Das wird dir gefallen.“ ~*~*~*~ Blaise zog eine Augenbraue hoch. Dann kapierte er, was Harry meinte. Die Schlafanzüge. Während er diese debil grinsenden Schildkröten mit Geschmacksverirrung trug, besaß Harrys Schlafanzug kleine brüllende und grinsende Löwen. Und Draco... Blaise musste lachen. Draco in so einem Schlafanzug... Das war doch unvorstellbar. Er rollte sich auf den Bauch neben Harry und meinte trocken: „Das könnte dauern. Du sprichst von Draco.“ Er wandte den Kopf zur Seite und betrachtete den Gryffindor fasziniert. Ohne Brille kamen seine strahlenden, grünen Augen viel besser zu Geltung. Mit dem wirren schwarzen Haar... Er sah süß aus. Wirklich süß. ~*~*~*~ Harry seufzte und ließ seine Ellbogen nach vorne rutschen, bis er mit dem Kinn auf den Oberarmen lag. „Wem sagst du das. Ich habe noch nie von einem Jungen gehört, der länger braucht. Selbst Percy damals nicht und der war eitel.“ Kurz seufzte er. Es war nicht nett über einen Verstorbenen so zu reden, aber warum die Tatsachen verdrehen? „Und du bist echt schnell.“ Er grinste ihn an. „Bei der Haarlänge bewundernswert.“ ~*~*~*~ Blaise musste lachen. „Hey, ich bin unkompliziert. Im Gegensatz zu unserem Duschfetischisten da drinnen. Gib ihm eine Dusche und er ist beschäftigt.“ Er schüttelte den Kopf. „Wobei ich mich immer frage, ob es Eitelkeit ist oder ob er einfach nur trödelt. Was meinst du?“ Seine Augen wanderten erneut über Harrys Profil und er spürte seltsamerweise, wie sein Herz einen Tick schneller schlug. *~*~*~ Tja… eine wirklich gute Frage. Wenn sie beide im Bad gewesen waren, dann hatte es jedenfalls immer lange gedauert, weil sie sich Zeit gelassen hatten, um zu genießen. „Er trödelt.“, bestimmte Harry mit leicht roten Ohren. „Wasser scheint ihm gut zu tun… Welches Element würdest du als deines bezeichnen?“ Harry blickte Blaise an, dessen Augen auf ihm ruhten. Er wusste nicht so genau, wie er diesen Blick deuten sollte. „Was hast du? Alles in Ordnung?“ ~*~*~*~ „Hm?“ Blaise blinzelte einen Augenblick und nickte dann. „Ja, klar.“ Er streckte die Hand aus und strich Harry durch die feuchten Haare, was ihm im gleichen Moment noch vermessen mutig erschien. „Mein Element? Keine Ahnung...“, lenkte er von der Tatsache ab, dass seine Hand gerade wirklich zu zittern begann, als er sie zurückzog. ~*~*~*~ Harry blickte ihn noch immer an, als er das sanfte Gefühl in den Haaren wahrnahm. Schön. Seltsam schön. Ein wenig anders, als wenn Draco das tat, aber trotzdem gefiel es ihm. Und irgendwie erwachte in ihm der Wunsch, dass es weiterging, als er sah, wie die Hand zurückgezogen wurde. Er seufzte leise, rollte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Offenbar versuchte Blaise Brücken zu bauen, was ihm erstaunlich gut gelang. Diese seltsame Stimmung von vorhin war vergangen, es herrschte Ruhe, Frieden und Entspannung und Harry hatte auch das Gefühl, dass er damit besser zurecht kam, als er gedacht oder befürchtet hatte. Vielleicht wurde es ja doch nicht so schlimm. Wobei, das hatte er ja nie gedacht, er hatte eben nur Angst um seine Zuflucht gehabt. Doch diese war verflogen. Es war eher so, als wäre diese Zuflucht ein wenig bereichert worden. „Ich mag das Feuer.“, erklärte er. „Es ist eine mächtige Waffe, die alles zerstören kann, was sich ihr in den Weg stellt, auch Menschen oder Häuser, aber wenn man es zu nehmen weiß, dann wärmt es einen und bringt wohlbehagen.“ Langsam öffnete er die Augen, blickte nachdenklich zum rotschwarzen Baldachin des Bettes hinauf. „Es unterscheidet nicht zwischen Recht und Unrecht, hat seine eigenen Regeln. Es nimmt einfach das, was da ist, akzeptiert alles und lebt von und in beidem. Das gefällt mir.“ ~*~*~*~ „Kleiner Philosoph...“ Blaise lächelte ihn warm an. Seine Hand verselbstständigte sich regelrecht und strich erneut durch das weiche Haar. Dieses Gefühl war faszinierend. Er wollte einfach mehr davon. Einfach nur ein bisschen mehr. „Ich weiß nicht... Welches Element würde zu mir passen?“ Er stützte sich auf seine Hand und betrachtete den Gryffindor in Ruhe weiter. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Wieder streichelte er ihn. Als wäre er eine Katze. Seltsam, wo es doch Draco war, wegen dem er hier war, den er liebte, aber beschweren würde er sich nicht darüber. Dazu war es zu angenehm. Er lächelte leicht. „Wind?“, fragte er. „Sanft, geduldig, immer da, selbst, wenn man es nicht gleich bemerkt, niemals drängend oder aufdringlich, Hitze ausgleichend, wenn es nötig ist. Und dann wieder stürmisch, wenn dir etwas nicht gefällt und du glaubst, dass du endlich gehört werden musst. Und der Orkan, der ohne Rücksicht auf Verluste tobt, bis er sich im Nichts auflöst, als wäre er nie da gewesen, und Chaos hinterlässt…“ Er verstummte, rollte sich zurück auf die Seite, um ihn anzusehen, lächelte. „Oder so ähnlich. Vielleicht spinn ich auch einfach, aber passen würde es doch, oder?“ ~*~*~*~ „Ich glaube, der Wind gefällt mir.“ Gedankenverloren zwirbelte Blaise eine von Harrys Haarsträhnen zwischen den Fingern. „Ja... Er gefällt mir.“ Er blickte Harry an und lächelte offen. „Du bist ein guter Beobachter. So genau hat mich noch nie jemand beschrieben.“ Es war komisch. Harry hatte ihn in seiner Beschreibung ganz einfach auf den Punkt gebracht. Ganz einfach. Seine ruhige Seite, seine stürmische, seine tobende, alle Fassetten hatten in den wenigen Worten gesteckt. ~*~*~*~ Harry lächelte erfreut und zog die Beine an, nahm Blaises Hand in seine. „Der Wind verträgt sich mit Feuer und Wasser…“, merkte er leise an. „Vielleicht ist es gut, dass du da bist, denn eigentlich vertragen diese beiden sich nicht. Oder die Rechnung geht einfach nicht auf.“ Sie ging ganz und gar nicht auf, sonst wären Draco und er ja wohl kaum zusammen. ~*~*~*~ Blaise lächelte, wusste aber nicht, was er sagen sollte. Zum Glück kam Draco in diesem Moment aus dem Bad zurück. Der Slytherin löste seinen Blick von Harry und schaute zu dem Blonden hinüber. Sofort wusste er, was Harry gemeint hatte. „Süß.“, sagte er grinsend. „Wirklich süß.“ Draco zog eine Augenbraue hoch und betrachtete dann seinen Schlafanzug, als wenn er ihn das erste Mal sah. „Nicht halb so süß, wie ihr zwei Turteltauben.“ Er ließ sich neben Harry auf das Bett fallen und lehnte sich gegen ihn. ~*~*~*~ Harry streckte ihm die Zunge raus, so gut er konnte, weil Draco plötzlich halb auf ihm lag und das ganz gut verhinderte. „Was können wir dafür, wenn du so lange brauchst?“ Aber böse war er eigentlich nicht. Er drehte sich auf den Rücken, hob die Hände und strubbelte dem Jungen durch die frisch gewaschenen, blonden Haare, blickte ihn dann mit glitzernden Augen an. „Und trotzdem bist du süß, da hat Blaise schon Recht. Der Schlafanzug ist schon herzig, aber mit diesen Strubbelhaaren… goldig!“ ~*~*~*~ Blaise musste lauthals lachen, während Draco seinen Freund anfunkelte. „So?“ Einen Augenblick später kitzelte er den Gryffindor kräftig durch. Seine schlanken Finger huschten über Harrys Seiten, fanden zielsicher den Weg unter den Stoff und zu den Stellen, wo er wirklich extrem kitzlig war. „Rache!“, verkündete er und seine grauen Augen blitzten vor Vergnügen auf. ~*~*~*~ Harry quiekte entsetzt auf. „Hey!“, protestierte er. „Was… was soll denn das? Dray!“ Er keuchte, versuchte sich unter den Fingern wegzudrehen und sah schließlich nur noch die Möglichkeit, einen Gegenangriff zu starten, bevor er vor Lachen erstickte. Zuerst hatte er massive Probleme, aber dann hatte er wahrlich Glück: Er erwischte mit dem Ellbogen einen von Dracos Rippenbögen; eine seiner empfindlichsten Stellen. ~*~*~*~ Jetzt war es Draco, der ein lautes Quietschen von sich gab. Dennoch versuchte er, die Oberhand zu behalten und rollte mit Harry im Arm ein gutes Stück über das Bett. Blaise lächelte leicht und sah ihnen zu. Sein Mund lachte, aber aus seinen Augen wich nach und nach die Belustigung. Sie ergänzten sich. Sie passten zusammen. Sie waren die absoluten Gegensätze und zogen sich an. Er war überflüssig. Voll und ganz überflüssig. ~*~*~*~ Harry und Draco kämpften noch, bis sie beide vollkommen außer Puste waren, dann ergab sich wieder das Bild, dass Harry unten lag. Er hatte aufgegeben, aber er strahlte. Es hatte sich gar nichts geändert zwischen ihnen. Ganz und gar nichts und das machte ihn glücklich. Allerdings hatte sich etwas anderes geändert. Es war ein neues Opfer für Schabernack da… Er hob die Hände, legte sie auf Dracos Schultern und zog ihn zu sich herunter. „Jetzt er.“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Er grinst so frech.“ ~*~*~*~ „Eine verdammt gute Idee.“ Draco grinste und gab Harry einen flüchtigen Kuss, ehe er sich hoch drückte und den Überraschungsangriff auf Blaise startete. „Nicht...“ Dieser versuchte ihn noch abzuwehren, hatte aber keine Chance, als Draco auf einmal über ihm war. Dracos Finger waren geschickt und suchten flink nach seinen kitzligen Stellen, die er zumindest teilweise kannte. Einen Augenblick später quietschte Blaise auf. ~*~*~*~ Harry krabbelte lachend hinterher, wich den strampelnden Beinen aus, um neben ihn zu kommen und ebenfalls mitzumischen. Und seine Chance zu nutzen, als Blaises Seite ungeschützt lag. Im Gegensatz zu Draco kannte er den Schwarzhaarigen nicht, aber das zu ändern war er ja grade da. Er ließ seine Finger über die bloßgelegte, weiße Haut gleiten und begann die Rippenbögen zu bearbeiten, wo die effektive Wahrscheinlichkeit einer Kitzligkeit am größten war, fing den Arm ein, der nach ihm schlug und hielt ihn fest. Jetzt hatte es einerseits Draco leichter und andererseits musste er nicht fürchten, eine blutende Nase zu bekommen, weil die Hand ihn erwischte. ~*~*~*~ Blaise kam aus dem Lachen nicht mehr heraus und musste schließlich keuchend nach Luft schnappen, nur um direkt danach wieder einen Lachanfall zu bekommen. Draco kannte seine Schwachstellen ziemlich gut und Harry fand sie auch gerade. Auch Dracos Finger hatten mittlerweile den Weg unter den Stoff gefunden, kein Wunder, da sein Oberteil mittlerweile hoch gerutscht war. Und neben dem zwanghaften Lachen, überlief ihn ungewollt ein heißer Schauder, als ihn die beiden berührten. Das war doch... Nur gut, dass sein Gesicht eh schon rot war. „Gnade.“, winselte er schließlich. „Gnade...“ „Sind wir gnädig?“, erkundigte sich Draco mit einem Seitenblick zu Harry. ~*~*~*~ Harry hielt inne, blickte Draco ein wenig bittend an. „Ungern.“, meinte er. War doch lustig gerade. „Wir könnten ihm eine Atempause gönnen, damit er nicht erstickt, aber sonst…“ Er begann wieder zu kichern. Das war schön grad, eindeutig. Provozierend sanft ließ er seine Finger über die Haut am Bauch gleiten, ganz knapp unter einer Stelle, von der er inzwischen wusste, dass sie empfindlich war. ~*~*~*~ Draco grinste breit. „Das klingt wirklich gut.“ In dem Augenblick zog Blaise seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Der schwarzhaarige Slytherin keuchte unwillkürlich auf, als Harrys Finger so zart über seinen Bauch glitten. Das war nicht gut. Irgendwie blitzte der Gedanke in Blaises Kopf auf. Gar nicht gut. Mit einem undeutbaren Glitzern in den Augen legte Draco seine Finger ebenfalls auf Blaises Bauch, den knappen Zentimeter über Harrys, um genau diese sensible Stelle bei Blaise zu finden. Die Reaktion fiel entsprechend aus. Sein Keuchen war noch lauter und die Verzweiflung in seinen Augen sichtlich größer. Er wollte protestieren, biss sich aber dann auf die Lippe, weil er eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, wie seine Stimme gerade klingen würde. ~*~*~*~ Harry hielt inne, ganz plötzlich aufmerksam. Dieses Keuchen gerade, das war anders gewesen. Oder? Hatte er sich geirrt? Er blickte in Blaises Gesicht. Was er sah, brachte ihn dazu, seine Hand zurückzuziehen. Verzweiflung. Er biss sich auf die Lippe. War das wirklich Erregung? Oder Einbildung? Auf jeden Fall war das keine fröhliche Verzweiflung mehr, das war ernst. Gemein. Seine andere Hand tippte Draco an und ein Blick bedeutete ihm, dass Schluss war, dass sie wohl zu weit gegangen waren. Es tat ihm ein wenig Leid. Es hatte Spaß gemacht. ~*~*~*~ Draco verstand Harrys Wink, hielt in der Bewegung inne und betrachtete Blaise einen Augenblick lang. Dieser Gesichtsausdruck... Die roten Wangen, die glänzenden, dunklen Augen mit diesem unverhohlenen Ausdruck von Verzweiflung und noch etwas anderem darin, die leicht geöffneten Lippen... Blaise wiederum wurde die ganze Sache jetzt wirklich verdammt unangenehm. Erst die hinterhältige Reaktion seines Körpers und dann diese Blicke der beiden. Ganz sachte strich der Blonde mit seiner Hand etwas höher, verharrte auf Blaises Brustkorb, wo er die schnelle Atmung und den harten, ebenfalls schnellen, Herzschlag spüren konnte. Er war sich nicht sicher, warum er das tat. Vielleicht, weil er einfach neugierig war. Schließlich zog er seine Hand zurück und schenkte seinem engsten Freund ein Lächeln. „Also doch Gnade.“ Blaise nickte leicht und rollte sich dann auf die Seite, das heiße Gesicht den beiden abgewandt. Konnte sich jetzt eben der Boden auftun und ihn verschlingen? Jetzt sofort? Das war doch alles einfach nur peinlich! Bei ein wenig Herumalbern mit zwei seiner engsten Freunde konnte er doch nicht auf einmal so reagieren! Draco blickte ihn einen Augenblick lang an und schaute dann zu Harry. Seine Miene drückte nur allzu deutlich aus, dass er keine Ahnung hatte, wie er sich jetzt verhalten sollte. ~*~*~*~ Harry ging es ebenso. Die Befangenheit von Blaises Einzug war zurück. Was jetzt? Sollten sie vielleicht einfach darüber hinwegschauen? Aber was anderes blieb ihnen ja auch nicht übrig, das wäre für Blaise einfach zu peinlich. Und ihn zu ärgern könnte dazu führen, dass sie ihn vergraulten, das war auch nicht erstrebenswert. „Na dann…“ Draco sah nicht so aus, als würde er jetzt noch weit denken, und er wollte diese Stille nicht ertragen müssen. Er stupste Blaise an, der sie nicht ansehen wollte. „Wollen wir schlafen?“ Er konnte die Uhr nicht sehen, aber er wusste, dass es nach elf sein musste. Er fühlte sich so hilflos. „Schließlich ist morgen Kräuterkunde, wo wir früher rausmüssen, damit wir nicht zu spät kommen.“ ~*~*~*~ Draco nickte schwach. „Gute Idee.“ Er blickte immer noch auf Blaise hinab, der sich mittlerweile regelrecht zusammengekugelt hatte. Blaise hatte zwar auch genickt, aber sich nicht weiter gerührt. Doch jetzt kam Leben in ihn, als er seine Schildkröte auf dem Boden neben dem Bett entdeckte. Er richtete sich auf, ignorierte, dass er noch immer einer Tomate ernsthaft farbliche Konkurrenz machen konnte, und nahm die Schildkröte liebevoll hoch. „Du bist echt eine magische Schildkröte, Claire...“, murmelte er leise und strich ihr über den Kopf. Dann wandte er sich zu den beiden um. „Habt ihr irgendeinen Platz, wo sie schlafen kann? Eine Schublade oder so?“ „Im Nachtschrank!“ Draco überschlug sich fast und fiel beinahe vom Bett, als er aufstand und kurzerhand Platz in der obersten Schublade schaffte. „Wir lassen sie offen, damit sie auch Luft hat, ja?“ Blaise nickte nur schweigend und platzierte Claire nach einem weiteren liebevollen Streicheln über ihren Kopf in ihrem neuen Schlafplatz. ~*~*~*~ Harry lachte, als er die Schildkröte nicken sah. Auch wenn er sich das wahrscheinlich nur einbildete, das war süß. Wie die Schildkröten auf dem Schlafanzug. Dann begann er plötzlich zu lächeln, krabbelte zu Blaise hin und piekste ihm in die Wange, bevor er sich zu ihm hinbeugte und flüsterte: „Das muss dir übrigens nicht peinlich sein. Da du ihn liebst, ist es normal, wenn du so reagierst. Denke ich.“ Er grinste ihn an. Das letzte war wieder laut gewesen. „Ich würde mir ernsthaft Gedanken an deiner Stelle machen, wenn das nicht passieren würde.“ ~*~*~*~ Blaise schenkte Harry einen dunklen Seitenblick. „Dann denk du mal drüber nach, dass ich nicht nur auf ihn reagiert habe.“, gab er ebenso leise zurück. Diese Worte waren gemein gewesen. Verdammt gemein. Und dass Draco ihn jetzt auch noch so fragend anblickte, machte das Ganze nicht besser. Der Blonde kam wieder auf das Bett gekrabbelt und hockte sich neben sie. „Alles klar?“, fragte er und zog wieder einmal eine Augenbraue hoch. ~*~*~*~ Harry brauchte faste zehn Sekunden, um zu begreifen, was Blaise da gesagt hatte, und er wurde schlagartig rot. Bis über beide Ohren. Nicht nur auf ihn? Wie bitte? Das war doch… „Was…?“ Jetzt war er vollkommen überfordert. Was sollte das denn? Nicht nur auf Draco würde doch dann bedeuten, dass er auch auf… ihn? Warum reagierte er auf ihn? Das war doch nicht normal und… Wäre es möglich, hätten vor lauter Verwirrung wohl seine Ohren zu qualmen begonnen. ~*~*~*~ Draco blickte zwischen Harry, der mittlerweile das gleiche Rot als Gesichtsfarbe gewählt hatte wie schon Blaise, und diesem, der mittlerweile den Anschein machte, entweder gleich loszulachen oder loszuheulen, hin und her. Er hatte eindeutig etwas nicht mitgekriegt. Aber aus den beiden war wohl gerade auch kein vernünftiges Wort rauszubringen. Blaise entschied sich schließlich eher für das Lachen. „Willkommen in meiner Verwirrung, Harry Potter.“, sagte er mit einem breiten Grinsen. ~*~*~*~ Der Gryffindor blickte ihn leicht gequält an. Was sollte er mit dieser Information anfangen? „Wie hast du das gemeint?“, fragte er. ~*~*~*~ Blaise seufzte leise. Offenbar brauchte Harry noch etwas, um ihn zu verstehen. Er setzte gerade zu einer Erklärung an, als Draco sich einmischte. „So, dass ich auch kapiere, was hier los ist.“ Die grauen Augen funkelten Blaise an und brachen sofort jeden vorhandenen Widerstand. „Ich habe ihm nur gesagt, dass ich nicht allein auf dich gerade so reagiert habe. Zu meiner Verwirrung ist Harry auch... anziehend.“ Er zog die Knie an. „Und falls ihr mich jetzt rauswerfen wollt: Bitte, tut das. Dann hab ich wenigstens nicht mehr so ein Chaos im Kopf.“ Blaise war erneut rot geworden und vergrub das Gesicht zwischen seinen Beinen. „Das werden wir sicher nicht tun.“ Draco legte ihm nach einem Augenblick des Überlegens die Hand auf die Schulter. „Oder, Harry?“ ~*~*~*~ Harry schüttelte nur den Kopf. Warum sollte er denn? Oder was sollte er? Und… Auf seinem Gesicht machte sich mit einem Mal ein feines Lächeln breit. In seinem Kopf war etwas passiert, hatte ihm eine Antwort gegeben auf das, was den Nachmittag so furchtbar aufregend gemacht hatte. Vorsichtig strich er Blaise über die Wange, unter sein Kinn, um es anzuheben. „Weißt du, wie sehr mich das jetzt erleichtert?“, fragte er. „Ich… ich hatte schon befürchtet, dass wenn du nur Augen für Draco hast, ich… äh…“ Das Lächeln vertiefte sich noch ein bisschen, ließ die Erleichterung nun auch in seine Augen treten. Dankbarkeit… Wie drückte man das am besten aus, wenn man gar nicht wusste, was einem vorher Sorgen bereitet hatte? „Ich glaube, ich wäre furchtbar traurig gewesen, wenn…“ Wieder brach er ab. Irgendwie schaffte er es nicht, das auszudrücken, was er sagen wollte. „Danke.“ ~*~*~*~ Blaise blickte Harry mit großen Augen an. Das war... Ehe er irgendwie darüber nachgedacht hatte, war er dem Gryffindor um den Hals gefallen und drückte ihn an sich. „Nein... Ich danke dir.“, flüsterte er heiser. Draco sah die beiden an und rückte dann etwas näher, um sie beide in die Arme zu nehmen. Irgendwie schienen sich gerade Schwierigkeiten gelöst zu haben, ehe sie entstehen konnten. Hoffte er zumindest. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ The broken locks were a warning You got inside my head I tried my best to be guarded I'm an open book instead And I still see your reflection Inside of my eyes That are looking for purpose They're still looking for life ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ -----------------------------------++---------------------------------------- abranka: Blaise tut mir Leid... Gefühlschaos hoch drei, mindestens. Und dann in so eine Lage gebracht zu werden. Fies. Aber das zu schreiben macht Spaß. *g* ...hey, sollen wir Kapitel 101 auch noch mal feiern? Wie die 101 Dalmatiner? *g* Shirokko: Ich will das nicht haben… Beim Lesen tut es weh, auch wenn es Spaß gemacht hat beim Schreiben… abranka: *shi-chanindenarmnehm* *drück* Slytherin gegen Ravenclaw ------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 102: Slytherin gegen Ravenclaw Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Rob Thomas – Little Wonders. (mal wieder... aber wieder eine andere Stelle. Was kann ich denn dazu, wenn das Lied so ergiebig ist? >.<) Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 102: Slytherin gegen Ravenclaw Als Harry am nächsten Morgen aus den Tiefen des Schlafes auftauchte, spürte er gleich, dass etwas nicht so war, wie es sonst war. Irgendwie hing hier ein anderer Geruch in der Luft. Die Haare, mit denen seine Hand spielte, waren länger, fester… Er öffnete die Augen, blickte verschlafen nach rechts. Sein Kopf lag auf Dracos Brust, soweit nichts Ungewöhnliches, aber unter seinen Fingern war schwarzes Haar. Blaise. Erschlagen machte er die Augen wieder zu. Es war gestern noch so richtig spät geworden, weil keiner von ihnen gleich hatte schlafen können. Es war so seltsam gewesen. Plötzlich hatte er auch Blaises Sympathie, es war einfacher zu ertragen gewesen dadurch, aber er hatte sich gefragt, was das werden sollte, und war natürlich zu keinem Ergebnis gekommen. Genauso wenig, wie er für sich hatte feststellen können, was genau er für Blaise empfand. Im Moment Dankbarkeit und ein wenig Abneigung, weil er eifersüchtig war - trotz allem. Ansonsten Freundschaft oder so was, anders als für Ron, dem er aus Erfahrung blind vertrauen konnte, aber dennoch nicht mehr - oder? Er kuschelte sich etwas enger an Draco, da schrillte der Wecker los. Oh Mann. Verdammtes Ding. Warum konnten sie nicht einfach noch liegen bleiben? ~*~*~*~ Mit einem entnervten Griff nach einem Zauberstab brachte Draco den Wecker zum Schweigen. Dann legte er den Arm wieder zurück, wo er ihn gerade zwangsentfernt hatte. Zurück auf Blaises Schultern, der seinen Kopf ebenfalls an Dracos Brust gedrückt hatte und die Augen fest geschlossen hielt. Draco strich verträumt über die beiden schwarzen Haarschöpfe. Irgendwie waren sie ja süß. Beide. Und gegen diese Position hatte er eigentlich auch nichts. „Wir sollten aufstehen.“, murmelte er. „Noch fünf Minuten.“, protestierte Blaise leise. Er wollte nicht aufstehen. Nein, ganz definitiv nicht. ~*~*~*~ „Wir sollten wirklich aufstehen.“, stimmte Harry nach knapp einer Minute zu. „Mione ist seit ein paar Tagen ziemlich penetrant.“ Er seufzte und hob den Kopf, wurschtelte sich aus der Umarmung. „Außerdem wartet Poppy immer noch auf mich.“ Er fuhr sich durch die Haare und über die Augen, um die Müdigkeit fortzuwischen. „Übertrieben.“, murrte er. „Aber voll. Ich bin wieder gesund.“ ~*~*~*~ „Du gehst trotzdem hin.“ Draco wuschelte Harry sachte durch die Haare. „Blaise und ich amüsieren uns in der Zwischenzeit mit dem Training.“ Blaise kniff die Augen fest zusammen. „Warrington...“, murmelte er. „Klasse. Ich bin eindeutig verflucht worden.“ Dann seufzte er und setzte sich auf. „Hilft ja alles nichts...“ ~*~*~*~ Harry murrte wieder, krabbelte dann aus dem Bett und beeilte sich ins Bad zu kommen. War doch selbstverständlich, dass er mitkam, darüber brauchte gar nicht gesprochen werden, aber jetzt hieß es morgens noch mehr beeilen, weil sie einer mehr waren und damit länger brauchten. Fünf Minuten später kam er wieder heraus, die Haare nicht mehr ganz so verwuschelt und das Gesicht nass. Jetzt war er wach. „Nächster!“, verkündete er, während er sich das Hemd über den Kopf zog. ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Verzichte. Nach dem Frühtraining. Mit Sicherheit nicht vorher.“ Blaise nickte nur. Das war einigermaßen logisch. Der Blonde stand auf und streifte seinen Schlafanzug ab und schlüpfte in seine Sportsachen. Kurz sah der andere Slytherin zu ihm hinüber, doch als er Dracos unbekleidetes Hinterteil sah, wandte er den Blick schnell wieder ab. Nur um gerade mit einem halbnackten Harry konfrontiert zu werden, der sich ebenfalls anzog. Mit roten Ohren tat er es den beiden gleich und zog sich ebenfalls um. Keine zwei Minuten später waren sie auf dem Weg nach unten. Harry machte den Abstecher zu Madam Pomfrey, während die beiden Slytherins nach draußen liefen. Das Training verlief relativ ereignislos - abgesehen davon, dass Draco Warrington den Kopf zurechtrückte, als der es wagte, dumme Witze zu reißen. Der Vertrauensschüler erinnerte ihn schlicht daran, dass er sich ja als neue Toilettenputzkraft beim Ministerium bewerben könnte. Erfahrung genug hätte er ja. Kräuterkunde war schrecklich, weil sie seltsame stachlige Pflanzen schälen mussten, damit die Rinde für Heiltränke verwendet werden konnte. Danach hatten sie alle aufgerissene, blutige Finger, in deren Wunden der Pflanzensaft höllisch brannte. Zauberkunst bot das Übliche: Ein neuer Zauber, mit dem man Gegenstände sortieren konnte. Die Mittagspause saßen sie dann wieder wie gewohnt zusammen. Ron bedachte die drei anderen Jungen mit skeptischen Blicken. Irgendwie herrschte zwischen den dreien eine wirklich seltsame Stimmung. Hermione dagegen grinste nur wissend, ebenso wie Pansy, die sie mittlerweile in ihre Gedanken eingeweiht hatte. ~*~*~*~ Auch die nächsten Stunden waren langweilig und ereignislos. Professor Raue-Pritsche war nervig wie immer, selbst wenn sie ein neues magisches Wesen kennen lernten, das keiner sehen konnte, weil es zu klein war. Und nachdem sie Abendessen waren, kam Astronomie, wo sie sich beinahe die Hände und Füße abfroren. Es war der Zeitpunkt, wo Ron begriff, dass Blaise bei Harry und Draco eingezogen war, was er allerdings nicht verstand. Nur die Tatsache, dass Blaise draußen nicht vor Warrington sicher war, zog und stellte ihn zufrieden. Der Abend wurde zur Schmusestunde erklärt. Ihnen war kalt und das Feuer nicht warm genug, so dass sie sich aneinanderkuschelten. Harry schlief als erster ein, den Kopf auf Dracos Schoß, und wurde letztendlich ins Bett getragen, weil er diesmal nicht gewillt war, aufzuwachen. ~*~*~*~ Am Samstagmorgen erwartete Harry Wahrsagen und Blaise und Draco Arithmantik. Blaise bastelte mit Hermione wieder an dem Namenscode von Tom Riddle, während Draco die meiste Zeit über Löcher in die Luft starrte. Sobald der Unterricht vorbei war, erwartete Blaise und ihn eine Sondereinheit Quidditchtraining. Nächste Woche Sonntag stand das Spiel gegen Ravenclaw an und Montague wollte sie vorbereitet wissen. Vor allem jetzt, wo die Risse innerhalb des Teams kaum noch zu übersehen waren. Auf der einen Seite standen Crabbe, Warrington und Pucey, auf der anderen Draco, Blaise und Goyle. Und Montague musste sich ebenfalls entscheiden. Auf Dauer mussten drei Spieler gehen. Und er würde mit Sicherheit nicht den besten Sucher rausschmeißen, den Slytherin zu bieten hatten. Doch dieses eine Spiel mussten sie einfach durchhalten. Anders ging es nicht. Und entsprechend verlangte er ihnen alles ab. Draco und Blaise waren vollkommen geschafft, als sie schließlich im Klassenraum zu den anderen stießen, beide noch die Besen in der Hand. ~*~*~*~ Hermione rümpfte die Nase, als sie hereinkamen. „Duschen!“, kommandierte sie. Sie waren beide verschwitzt und sahen wild aus. Blaises Haare standen in alle Richtungen ab, Dracos Pullover sah sogar feucht aus. Ron musste lachen. „War’s anstrengend?“, fragte er, während Harry Draco trotzdem zur Begrüßung küsste. „Ihr seht so fertig aus.“ ~*~*~*~ „Frag nicht...“ Blaise rollte die Augen, während Draco den Kuss mit Harry in die Länge zog. „Montague benimmt sich, als wenn es um die Meisterschaft geht.“ „Er versucht ein Team für wenigstens ein Spiel zusammenzuhalten.“, warf Pansy ein und schüttelte den Kopf. „Wenn es ihm gelingt - dann kann er sich wirklich als Drachenbändiger bewerben. Bei euch ist doch die Hölle los, oder nicht?“ Blaise seufzte. „Das trifft es ziemlich gut. Er hat irgendwann damit gedroht, diesen drei Idioten den Mund zuzukleben, wenn sie sich ihre blöden Bemerkungen nicht verkneifen.“ ~*~*~*~ Harry kicherte in den Kuss hinein und beendete ihn damit dann auch, wenn auch eher unfreiwillig. Diese flapsige Schilderung war klasse, regte seine Phantasie an. „Hätte er mal machen sollen.“, murmelte Ron, dann wurde er plötzlich aufgeregt wie ein kleines Kind. „Schaut mal, was wir inzwischen hinkriegen!“ Und sofort waren die vier Insassen bereit, denn sie hatten sich darauf geeinigt, den beiden Slytherins zu zeigen, was sie gelernt hatten. Pansy hob den Zauberstab, blickte einmal in die Runde, dann verwandelte sie den Stuhl vor sich in einen Kolibri. Keine zwei Augenblicke später war das ganze Zimmer voll davon. Hermione, Ron und Harry, alle drei hatten sie gleichzeitig den Spiegelzauber angewandt. Es war ein heilloses Durcheinander mit einer vielstimmigen, unglaublich hohen Melodie in der Luft. ~*~*~*~ Draco und Blaise drehten sich beinahe synchron um und betrachteten den glitzernden Vogelschwarm. „Wow.“ Blaise pfiff durch die Zähne. „Damit können wir die Todesser schwindlig machen.“ „Und taub.“ Draco verdrehte die Augen. „Kann die jemand abstellen?“ Pansy lachte und legte einen Schweigezauber über die Vögel. Auch diesen beherrschten sie alle mittlerweile fast perfekt. „Blaise, du wolltest uns doch heute ein paar Heilzauber beibringen. Welche, die dir Madam Pomfrey gezeigt hat.“ Sie lächelte den schwarzhaarigen Slytherin an, der daraufhin nickte. „Aber erst geht ihr zwei duschen!“, verlangte Hermione nachdrücklich. „Ihr stinkt!“ ~*~*~*~ „Ja!“ Harry grinste sie an. „Wir holen was zu essen, damit ihr danach nicht umfallt, okay?“ Hermione stimmte zu. „Heute Mittag gibt es Steaks und Kartoffeln. Wollt ihr davon auch was?“ Sie hatte inzwischen gelernt, wie man Essen warm hielt, ohne auf Muggelgeräte zurückzugreifen. „Dazu soll es, glaube ich, Rote Beete geben.“ ~*~*~*~ „Gerne. Aber die Rote Beete kannst du für mich weglassen.“ Draco schauderte. Das gehörte zu den Dingen, die er absolut hasste. Blaise lachte. „Ich nehm deine Portion!“ Pansy schüttelte den Kopf. Die beiden waren wirklich unglaublich! „Und jetzt duschen!“ Draco musste lachen, nahm Blaise beim Arm und keinen Augenblick später lieferten sie sich ein Wettrennen durch die Korridore bis in den Raum der Wünsche, wo sie sich schnell nacheinander fertig machten. Mit nassem Haar, aber äußerst gut gelaunt verließen sie den Raum der Wünsche wieder. „Es ist schön, bei euch zu sein.“, sagte Blaise schließlich, während sie nun deutlich langsamer zurückgingen. „Und es ist schön, dich bei uns zu haben.“ Draco strich ihm lächelnd über die feuchten Haare. Auch wenn dadurch ein gewisser Teil ihres Privatlebens gerade ziemlich unter den Tisch fiel. ~*~*~*~ Kaum waren sie weg, gingen Harry und Pansy etwas zu essen holen, während Hermione Ron noch einen der Verteidigungszauber beibrachte, die Harry ihnen vorhin gezeigt hatten. Kurz nach Draco und Blaise kamen sie zurück, Harry mit glänzenden Augen. „Es gibt Schokopudding mit Mandeln zum Nachtisch!“, freute er sich. „Wir haben ganz viel mitgebracht!“ Demonstrativ hob er seinen Korb. Pansy lachte. „Der Kerl ist nicht ganz dicht.“, erklärte sie. „Zuerst sagt er, er hat keinen Hunger, aber dann nimmt er die ganze Schüssel Pudding mit.“ Harry streckte ihr die Zunge raus. Wenn er das Zeug doch mochte? ~*~*~*~ „Hauptsache, er isst überhaupt was.“ Blaise grinste breit und erntete von Draco zustimmendes Nicken. Der Blonde fügte noch hinzu: „Wenn du so weitermachst, darfst du vielleicht bald sogar auf die Besuche bei Madam Pomfrey verzichten.“ Er verteilte die mitgebrachten Teller. Einige Minuten später saßen sie gemütlich zusammen und aßen. Danach kam das, was schon lange wieder fällig war: Potenzialmagietraining. „Also... Welchen Spruch habt ihr euch überlegt?“ Draco saß noch immer mit untergeschlagenen Beinen auf einem der Tische und blickte die anderen abwartend an. Er wusste, dass diese Auswahl nicht einfach war. Bisher hatten sie immer irgendwelche Katastrophen fabriziert, selbst mit ganz harmlosen Sprüchen. ~*~*~*~ Selbst Hermione wurde angesichts dieser Frage unruhig. „Tja… ich hatte an Wingardium gedacht, aber ehrlich gesagt, habe ich Angst, dass wir dann tatsächlich alle mitsamt Schloss fliegen gehen.“ Pansy schüttelte den Kopf. „Das geht gar nicht. Hogwarts ist gegen Zauber aller Art geschützt. Dem Schloss wird nichts passieren.“ „Kannst du dir da sicher sein?“, fragte das braun gelockte Mädchen zweifelnd und Pansy zuckte nur kopfschüttelnd mit den Schultern. „Hat sonst noch jemand einen Vorschlag?“ „Also ich würde gerne mal frei schweben.“, erklärte Ron dazwischen. „Ich bin sicher, das hat was.“ Harry lachte. „Bis zur Landung. Aber ich denke, der Zauber ist einfach genug. Das sollte zu machen sein. Oder?“ Fragend blickte er Draco an. ~*~*~*~ „Wir laufen maximal Gefahr, alles um uns herum schweben zu lassen. Und Blaise kann diesen Kissenzauber. Ron wird es also überleben.“ Draco grinste und stand auf. „Dann mal los. Und diesmal wirklich mit Konzentration. Ich will nicht wieder in den Krankenflügel.“ Blaise zog sich gemeinsam mit Pansy und Hermione an die Wand zurück. Leise erklärte er beiden den Zauber - nur für alle Fälle. ~*~*~*~ Harry grinste Draco schief an, als sie sich einander gegenüber aufstellten, zwischen ihnen ein Tisch, den sie schweben lassen sollten. Lächerlich einfach, weil jeder von ihnen das auch so geschafft hätte, aber besser als etwas Gefährliches. „Also dann… Wingardium Leviosa!“, rief er, schwang den Zauberstab auf Witsche-Wedel-Art und im nächsten Moment rollte jene vertraute Welle an Glück und Vertrauen und Wohlbefinden über ihn hinweg. ~*~*~*~ Auch Draco spürte dieses vertraute Gefühl, doch diesmal ließ er sich nicht davon überwältigen. Er gewann Kontrolle darüber. Vielleicht, weil er dieses Gefühl nicht mehr zwangsweise aus der Magie zog, sondern es auch im Alltag empfinden konnte - wenn auch nicht mit dieser Intensität. Er richtete seine Augen auf Ron, der zu schweben begann und dem das offenbar ziemlich viel Spaß machte. Dann begannen sich langsam auch die Tische anzuheben, die Stühle folgten... ~*~*~*~ Harry unterdessen ließ Draco nicht aus den Augen. Er spürte dem Gefühl nach, versuchte in sich zu ergründen, was es bedeutete. Irgendwie war es gar nicht das, was er sonst immer gefühlt hatte. Es war weniger geworden. Warum? Es war nicht schlimm oder so, aber es wunderte ihn schon ein wenig. Dann setzte ein flaues Gefühl in seinem Magen ein, als er selbst zu schweben begann und langsam nach hinten kippte, ohne etwas dagegen tun zu können, weil er keinen Halt fand. Verdammt! Er musste sich wieder aufrichten! Es musste weniger Energie sein! Und – warum auch immer – er sank wieder, spürte den Boden unter seinen Füßen, wurde wenig später abgesetzt. Etwas perplex stellte er fest, dass auch die Stühle wieder herunterkamen. Was war los? ~*~*~*~ Draco sah mit Faszination zu, dass sie es steuern konnten. Er konnte Ron auf und ab schweben lassen, was dem Rotschopf irgendwann ein missmutiges Gegrummel und dann einen lauten Protest entlockte. Sie konnten die Energie dosieren. Er blickte zu Harry und sah in dessen Augen die gleiche Verblüffung. „Ihr bekommt es hin!“, freute sich Pansy in dem Moment und klatschte in die Hände. Draco blickte zur ihr hinüber, musste grinsen und ließ auch sie schweben. Ganz konzentriert. Das war toll! Und gleichzeitig spürte er auch die Verbundenheit mit Harry wie eine Stütze im Hintergrund. ~*~*~*~ Harry begann zu lachen, als Pansy empört ihren Umhang runterdrückte, der sich verselbstständigen wollte, und weil es die Konzentration zu brechen drohte, beendete er den Zauber. Ron stürzte ab, was Blaise wohl erkannt hatte, und landete auf einem weichen Kissen. Pansy war nicht weit oben gewesen und landete wie eine Katze auf den Füßen. „Das war toll!“ Harry lief zu Draco und fiel ihm um den Hals. „Geschafft! Geschafft!“, jubelte er und küsste ihn. „Endlich!“ ~*~*~*~ Draco lachte aus vollem Hals und wirbelte den Gryffindor schlichtweg durch die Luft. Es war fantastisch! Sie hatten es hinbekommen! Sie hatten es tatsächlich hinbekommen! Und er fühlte sich danach nicht schlecht, sondern im Gegenteil ziemlich gut. „Wir haben es geschafft!“ Er lachte weiter. Blaise grinste und half Ron auf, der wie ein Rohrspatz schimpfte, dass es keinen Grund gegeben habe, ihn fallen zu lassen. Der Blick des Schwarzhaarigen ruhte auf den beiden und kurz schlich sich ein schmerzlicher Ausdruck in seine dunklen Augen, den er jedoch so schnell wie nur möglich wieder verbannte. ~*~*~*~ Hermione hatte es trotzdem gesehen. Weil sie darauf gewartet hatte, immer darauf achtete. Still trat sie neben ihn, berührte ihn mit dem Handrücken an seinem und lächelte ihm aufmunternd zu. „Es braucht Zeit.“, murmelte sie letztendlich. ~*~*~*~ „Ich weiß.“ Blaise lächelte sie leicht an und lehnte kurz seine Wange gegen ihre Locken. „Es reicht mir ja schon, dass sie mich akzeptieren und ich willkommen bin. Und dennoch...“ Er brach ab und wusste, dass er nicht mehr sagen musste. ~*~*~*~ Hermione schwieg, spendete einfach nur ein wenig mehr Nähe, beobachtete, wie Ron und Pansy sich mit den beiden Wunderkindern freuten, sie beglückwünschten und wie Ron forderte, dass sie das das nächste Mal im Sommer auf dem See draußen machen sollten, weil das sicherlich spaßig wäre, wenn man danach im Wasser landete und man viel höher fliegen konnte. Schließlich wurde es ihr zu bunt. „Los jetzt. Die beiden beißen dich schon nicht!“ Sie schob ihn vorwärts. „Wahrscheinlich warten sie nur darauf.“ ~*~*~*~ Blaise lachte leise. „Nur mit dir.“ Er fasste Hermione an und zog sie zu den vier ausgelassenen Freunden. Sobald sie dort waren, umarmte Draco ihn und strahlte ihn an. Er zog Blaise mit zu Harry und auf einmal überflutete Blaise ein seltsam warmes Gefühl, von dem er sich wünschte, dass es bloß nie enden würde. ~*~*~*~ „Kuschelstunde!“, kam da Pansys Ruf und im nächsten Moment klebten die Freunde alle auf einem Haufen, Lachen klang durch das Zimmer und hellte das Halbdunkel ein wenig auf. Harry schmiegte sich überglücklich halb an Blaise, Draco und Hermione, die ihm am nächsten waren. So war es bei den Weasleys, wenn es was zum Feiern gab. Familie… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Die Zeit verging wie am Fluge und sehr viel schneller als gedacht war der Sonntag mit dem Spiel Slytherin gegen Ravenclaw da. Für den letzten Oktobersonntag war das Wetter großartig - die Sonne strahlte von dem leuchtendblauen Himmel und die grünen und dunkelblauen Fahnen, Wimpel und Fans hoben sich gegen diesen hellblauen Hintergrund ab. Nervös richtete Draco seine Handschuhe in der Kabine. Seine Nerven waren angespannt bis zum Zerreißen. Blaise lächelte ihn an. „Hey, keine Nervosität. Du schlägst Cho Chang locker. Mach dir keine Gedanken.“ Warringtons, Puceys und Crabbes angewiderte Gesichter und ihr höhnischen Lachen ignorierte er. Dieses Team war nichts wert. Wenn sie gewannen - dann aufgrund von Einzelleistungen. Und wahrscheinlich würden die drei noch versuchen, ihnen in den Rücken zu fallen. „Pass auf die Klatscher auf, ja? Ich fürchte, dass er was vor hat.“ Draco nickte. „Okay. Du aber auch.“ „Sowieso.“ Blaise grinste breit. Dann winkte Montague ihnen, dass es Zeit wurde, auf das Spielfeld zu gehen. ~*~*~*~ Harry und seine Freunde saßen auf einer Tribüne mit den anderen ‚Aussätzigen’ von Hogwarts; den Zwillingen, den Würdenträgern, Neville war dabei und Tonks, die meinte, sie würde es auf der Lehrertribüne mit dem griesgrämigen Snape einfach nicht aushalten. Und dann kamen die Spieler. Die Freunde sprangen sofort auf und die Zwillinge hielten ihre Fahnen in die Luft. Eine Schlange und eine Schildkröte. Ein Tipp von Harry, der sie zwar gewundert hatte, aber dem sie gern nachgekommen waren, als Ron ihnen von Claire erzählt hatte. Jeder auf dieser Tribüne hatte zwei Wimpel bekommen, auf denen die gleichen Symbole prangten, denn ganz egal, wie gern sie Draco und Blaise hatten, grün zu tragen kam für keinen von ihnen in Frage, nicht einmal Pansy hatte ihre übliche Kluft an. Dann kam die Überraschung. Lee Jordan begann sie vorzustellen, auf die ihm eigene, ausschweifende Art, wie immer mit McGonagall im Nacken und vollkommen überdreht. Er hielt ebenfalls zu den Slytherins. Sein Grund: „Wer will dieses Match verpassen? Harry Potter gegen Draco Malfoy. Sollten die Slytherins heute verlieren, was angesichts der inneren Zerstrittenheit mit Sicherheit nicht unwahrscheinlich ist, werden wir diese Mannschaft vielleicht nicht mehr wieder sehen! Die beiden Turteltauben gegen…“ „Jordan!“, fuhr McGonagall dazwischen, was ihn nicht im Geringsten interessierte. „Leute, feuert eure Mannschaften an, auf dass die Feinde dieses Mal gewinnen!“ ~*~*~*~ Draco sah sich um und musste grinsen, als er die Schildkröten sah. Blaise schüttelte lachend den Kopf. „Sie sind verrückt.“ „Eine süße Geste. Aber Grün wäre mir lieber gewesen. Harry in Grün...“ Draco leckte sich demonstrativ über die Lippen. „Das solltest du ihm privat mal vorschlagen. Öffentlich wird er das kaum fertig bringen.“ Blaise lächelte ihm zu und schwang sich auf seinen Besen. Draco seufzte leise. Da hatte Blaise leider Recht. Bedauerlicherweise. Er hätte sich sehr gewünscht, Harry hier in Grün zu sehen. Für ihn. So wie er für ihn Rot getragen hatte. „Auf die Besen!“ Madam Hooch startete einen Augenblick später das Spiel und Draco suchte sich eine Position über dem Feld, wo er alles im Blick hatte. Cho Chang war nahe bei ihm. Sie versuchte ihn mit einigen gehässigen Bemerkungen zu irritieren, doch er ignorierte sie einfach. Stattdessen suchte er den Schnatz - und beobachtete das Spiel unter sich. Montague gab alles. Aber im Alleingang hatte er kaum eine Chance gegen die Ravenclawabwehr. Pucey und Warrington spielten - gelinde gesagt - beschissen. Sie wussten, dass sie aus dem Team flogen und ließen sie auflaufen. Sie ließen das ganze verdammte Haus auflaufen. Draco presste die Lippen zusammen. Er musste den Schnatz fangen, ehe Ravenclaw mehr als 140 Punkte Vorsprung zusammenbekam. Ansonsten würden sie verlieren. Blaise hatte als Torhüter alle Hände voll zu tun. Die Klatscher sausten teilweise ihren eigenen Leuten um die Ohren, obwohl Goyle sich alle Mühe gab, Montague abzuschirmen. Im Prinzip spielten sie vier gegen sieben, wobei die drei Slytherins beinahe als Ravenclaws durchgingen. Sie hatten bereits 50 Gegenpunkte und selbst erst 10 erzielt. Sie hatten keine Chance. Das war es. Keine Chance. Nicht die leiseste. „Ravenclaw spielt Slytherin an die Wand! Es scheint, als wenn die inneren Querelen, das Slytherinteam vollkommen zerrissen haben! Slytherin liefert das schlechteste Spiel dieses Hauses aller Zeiten!“, verkündete Lee Jordan aufgeregt. Dennoch klang sogar so etwas wie Betroffenheit in seiner Stimme mit. Das war kaum noch ein Quidditchmatch, das war vielmehr ein Gemetzel. Ein Klatscher sauste knapp an Draco vorbei, der gerade noch rechtzeitig den Kopf einziehen konnte. Verdammt! Dieses ganze Spiel war eine einzige Farce. Im Prinzip hätten sie Warrington & Co rausschmeißen können und dadurch bessere Chancen gehabt! Seine Augen huschten über das Spielfeld. Dann sah er es golden glitzern und beschleunigte aus dem Stand. Chang war direkt hinter ihm. Sie drängte ihn ab und ein Klatscher zwang ihn dazu, abzudrehen. Der Schnatz war wieder weg, aber die Ravenclawsucherin hatte ihn auch nicht gefangen. Goyle bekam einen Klatscher ab, den Crabbe geschlagen hatte und stürzte benommen zu Boden. Verdammt. Jetzt war Montague vollkommen ungeschützt. „Goyle geht zu Boden! Damit ist das Slytherinteam noch mehr dezimiert! Da Pucey, Crabbe und Warrington nicht als Teil des Teams gelten können, aufgrund ihres erbärmlichen Verhaltens - wer hätte gedacht, dass sich die Slytherins einmal selbst gegenseitig zerfleischen...“ „JORDAN!“, mischte sich McGonagall ein und versuchte den Kommentator zu bremsen. „Slytherin auch noch in der Unterzahl. Goyle wird behandelt. Kann er noch wieder einsteigen, um diesen heroischen Kampf fortzusetzen? Viele von uns haben sich lange Slytherin in einer solchen Position gewünscht - aber das hier ist unwürdig!“, fuhr Lee unbeeindruckt fort. Gut möglich, dass er fast allen Zuschauern aus der Seele sprach. Viele hatten Slytherin eine haushohe Niederlage gewünscht - aber eben nicht so! „Und wieder ein Treffer für Ravenclaw!“ Draco biss sich auf die Unterlippe. 90 zu 20 für Ravenclaw. Blaise konnte die Bälle zwar immer wieder halten und brillierte im Tor, doch die ständigen Klatscherattacken sorgten dafür, dass er es verdammt schwer hatte. Wieder sah Draco den Schnatz. Diesmal schwebte er direkt über der Schildkrötentribüne. Harrys Aufschrei hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Wieder beschleunigte er und ließ sich diesmal nicht von Chang abdrängen. Das Weib konnte ihn mal! „Malfoy hat offenbar den Schnatz entdeckt! Chang ist direkt hinter ihm... Ein fulminantes Rennen!“ Draco raste direkt auf den Turm zu, jagte den Schnatz quer durch die Zuschauerränge, weiter um den nächsten Turm herum, hinab auf den Rasen und dort verlor er ihn, weil ihn ein Klatscher in die Seite traf und ins Taumeln brachte. Seine Rippen taten zwar höllisch weh, aber er blieb auf dem Besen. Verdammt! 120 zu 30 für Ravenclaw. Es wurde eng. Unruhig sah er sich um. Dann... der Schnatz. Direkt neben Blaise. Nächster Versuch. Der letzte, den er hatte. 130 für Ravenclaw. Der Schnatz zischte nach rechts und dann hinunter zum Rasen. Draco hinterher, Chang direkt hinter ihm. Hinab in die Katakomben. Der Jubel verriet ihm, dass Ravenclaw wieder auf dem Vormarsch war. Dann ein scharfer Pfiff. „Strafwurf für Slytherin!“, hörte er. „...nachdem die Ravenclaws gestuscht und Zabini im Torraum bedrängt haben! Montague wirft und...“ Gestuscht. Das hieß, mehr als ein Ravenclawjäger war in den Torraum eingedrungen. Kunststück bei deren Überlegenheit. 130 zu 40. Der Schnatz kam näher. Er schoss aus den Katakomben wieder empor, steil hinauf in den Himmel. Immer steiler und steiler. Draco folgte ihm. „Ravenclaw scheint durch diesen Strafwurf noch mehr motiviert zu sein! Sie spielen Slytherin nun vollkommen an die Wand! Was macht der Slytherintorso? Kann er sich noch dagegen auflehnen? Was macht Malfoy?“ Lees Augen wanderten über den Himmel und fixierten den Slytherinsucher. 150 zu 40. Draco kannte diese Art zu fliegen. Es war so, wie Harry flog. Es wurde zuviel. Viel zu viel... „Chang bricht den Steilflug ab! Malfoy jagt den Schnatz allein! Wenn er ihn bekommt, würde Slytherin gewinnen! Immer höher steigt er auf. Immer höher!“ Draco gab nicht auf. Dumpf erreichten ihn die nächsten Zahlen durch Lee Jordans Durchsage, die selbst bis hier oben zu hören war. 180 zu 40. Wie hatte Ravenclaw das geschafft? Er überschlug sich. Und noch im Augenblick des Absturzes erwischten seine Finger etwas kleines Goldenes. ~*~*~*~ Harry war blass geworden, als er sah, was Draco tat, wie er beinahe senkrecht in den Himmel schoss. Die ganze Zeit über hatte er gestanden, Draco und Blaise angefeuert, versucht sie zu ermutigen, nicht nachzugeben, aber jetzt war er verstummt, trat einen Schritt von der Brüstung zurück. Er wusste doch, dass Draco das nicht richtig konnte, dass er das letzte Mal abgebrochen hatte, weil es nicht mehr ging. Er sah den Sturz kommen, bevor er geschah, und in diesem Moment setzte etwas in ihm aus. Der Kissenzauber, den konnte er nicht, der würde nicht helfen. Für einen Wingardium war er zu schnell. Er konnte einfach nichts tun. Hätte er jetzt einen Besen, dann könnte er ihm helfen, aber so… Dann ging es tatsächlich abwärts und neben Harry verstummten auch die anderen. Alle Schüler verstummten. Im Stadion herrschte Totenstille, Anspannung und Entsetzen. Und von Draco kam nicht der Hauch eines Versuches, wieder in die Wagerechte zu kommen. Harry stand nur da und war unfähig, sich auch nur zu rühren. Er wollte. Aber er konnte nicht. Obwohl Draco sich stetig dem Boden näherte. Panik packte ihn. Wenn niemand das stoppte, dann… Er sah ihn schon am Boden liegen. Und dann unterbrach der Fall plötzlich. Draco blieb mitten in der Luft hängen, bevor er ganz sachte herabgelassen wurde, wie eine Feder zu Boden schwebte. Dumbledore hatte seinen Stab auf Draco gerichtet, so wie er ihn selbst letztes Jahr vor dem Absturz wegen der Dementoren gerettet hatte. Seine Haltung zeugte gewissermaßen von Stolz. Keine Sekunde später drehte Harry sich um und rannte zur Treppe, hinab und auf den Rasen, wo Draco gerade den Boden traf. Blaise war schon bei ihm, Mme Pomfrey ebenso. Harry begann zu laufen. War mit Draco alles in Ordnung? ~*~*~*~ „Draco?“ Blaises Hand an seiner Schulter war das, was den Slytherinsucher wieder aufwachen ließ. Er war wirklich k.o. gegangen bei dem Absturz. Kein Wunder bei diesem Tempo. Matt setzte er sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht, während Madam Pomfrey einen Diagnosezauber murmelte. „Ich habe den Schnatz.“, murmelte er und lächelte Blaise an. Dieser konnte nur fassungslos den Kopf schütteln. Wie Harry! So verdammt genau wie Harry! Draco streckte die Hand aus und ließ sich von Blaise auf die Beine ziehen. Sobald er stand, brach Jubel im Stadion aus. Die grünen Fahnen wurden geschwenkt und irgendwer zauberte grün-silberne Sternschnuppen in den Himmel. Draco lächelte und blickte Harry entgegen. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige hielt ganz knapp vor ihm. „Alles klar mit dir?“, fragte er atemlos, ließ seinen Blick hastig über die kräftige Gestalt wandern, um eventuelle Blessuren schnell festzustellen, dann blickte er wieder in das lächelnde Gesicht. Keine Schmerzen? Diese Freude konnte nicht gespielt sein, das wäre nicht einmal Draco möglich. Also… also war mit ihm alles in Ordnung! Sein Gesicht begann zu strahlen, bevor er ihm förmlich um den Hals fiel, ihn fest an sich drückte und vor Erleichterung lachte. „Du bist der Beste!“, freute er sich. Er hatte gesehen, wie Draco Blaise den Schnatz gezeigt hatte, also hatten sie gewonnen – mit zehn Punkten Vorsprung. ~*~*~*~ Draco lachte, umfasste den Gryffindor und wirbelte ihn durch die Luft. Blaise ging grinsend in Deckung, während Madam Pomfrey empört beiseite sprang. Noch immer lachend stellte Draco Harry wieder ab und wollte ihn gerade küssen, als er sich auf einmal von Montague und Goyle in die Luft gehoben fühlte. Auf ihren Schultern kam er zum sitzen und blickte sich perplex um. Blaise lachte sichtlich über seinen Gesichtsausdruck und er konnte die anderen herunterkommen sehen. Pansy, Hermione, Ron, die Zwillinge und sein Fanclub waren die ersten. Danach folgte ein großer Schwung Slytherins, während einige andere doch auf den Tribünen blieben. Am Rande des Spielfeldes verdrückte sich ein Teil der Grüngekleideten, darunter die drei Verräter des heutigen Tages. Es war seltsam. Ein Teil des Hauses feierte, ein Teil wandte sich eindeutig ab und wiederum ein Teil war sich unschlüssig. Dieses Haus war vollkommen zerrissen. ~*~*~*~ Das Jubeln war dennoch ohrenbetäubend laut und die Zwillinge verfassten auf die Schnelle ein Gedicht über Draco, das mit Dramaking endete. Wer die Dramaqueen war, das machten sie schnell klar, als sie dafür sorgten, dass Montague, Draco wieder runterließ – indem sie ihn von den Würdenträgern kitzeln ließen – und ihm Harry in die Arme schoben. Dann beglückwünschten sie Blaise, der auch von Harry kurz darauf umarmt, bei den Händen genommen und herumgewirbelt wurde. Die drei Narrenlehrlinge waren überall und nirgendwo, zündeten Feuerwerk in Grün und Silber unter den Füßen der Menge, Fred und George drüber, dann wurde Blaise von Hermione, Ron und Pansy belagert, die nicht an Draco herankamen. Harry lachte. „Jetzt wird er zerquetscht.“, meinte er. „Nachdem er den Sturz überlebt hat, zerquetschen ihn jetzt die Fans, die er noch hat.“ ~*~*~*~ Irgendwie schaffte es Draco, sich aus den Umarmungen frei zu machen und zu Harry durchzudringen. Das Gewühle war mittlerweile so groß und dicht geworden, dass eh niemand mehr wusste, wo wer war und wo er war ganz bestimmt nicht mehr. Er schnappte sich Harrys Hand. „Komm mit.“, sagte er mit einem kurzen Blick über seine Schulter und zog den Gryffindor schon mit sich. So sehr ihm dieser Jubel schmeichelte, das war nicht, was er jetzt gerade wollte. Was er wollte, das hielt er genau jetzt an der Hand. Und er wollte ihn für sich allein. Ganz für sich allein. ~*~*~*~ Harry folgte ihm und sie hatten sogar das Glück, unbemerkt davon zu kommen, weil er das Pech – oder eben Glück – gehabt hatte, von seinen Freunden getrennt zu werden, die Blaise immer wieder in den Pulk der Schulterklopfer hineindrängten. Er lächelte, schloss ein wenig auf und verschränkte seine Finger mit Dracos. Am liebsten hätte er ihn angehalten und geküsst, aber das ging schlecht, denn hier waren wirklich zu viele Menschen. Und irgendwie wusste er, dass sein Verlangen, Draco nahe zu sein, durch einen Kuss nur verstärkt werden würde. Er musste sich gedulden, bis sie nicht mehr so schnell auffliegen konnten. „Wohin willst du denn?“, fragte er schließlich. Alles, nur nicht in den Raum der Wünsche, denn dort konnte Blaise jederzeit auftauchen und das, was ihm im Kopf herumschwebte und das er in Dracos Augen lesen konnte, das würde dem schwarzhaarigen Slytherin sicherlich wehtun. ~*~*~*~ „Umkleiden...“ Draco grinste, während er gleichzeitig die Tür aufdrückte. Die Ravenclaws waren längst weg und die Slytherins hatten anderes zu tun, als in die Quidditchumkleiden zu gehen. Was hieß, dass das hier der Ort in diesem Schloss war, wo sie gerade ungestört sein konnten. Der Slytherin zog Harry mit sich hinein, schloss die Tür und drängte Harry gegen die nächste Wand. Ein heißer, hungriger Kuss versiegelte die Lippen des Gryffindors, ehe dieser überhaupt die Chance gehabt hatte, etwas zu sagen. ~*~*~*~ Harry kam ihm entgegen, drängte sich gegen ihn, legte seine Hände auf Dracos Hintern und zog ihn näher, machte ihm klar, was er wollte, allerdings… „Warum…“ Wieder ein Kuss, der ihn beinahe alles vergessen ließ, der ihm die Kraft und den Willen zu denken raubte, der nach mehr verlangte, aber etwas ließ sich nicht verdrängen, kam zurück, sobald Dracos Lippen auch nur einen Augenblick von seinen entfernt waren. Bevor der Blonde ihn wieder küssen konnte, schob er ihn ein Stück von sich. „Was, wenn uns einer erwischt?“, keuchte er. ~*~*~*~ „Warum sollte uns jemand erwischen?“, grab Draco die Frage zurück und schob seine Hände unter Harrys Pullover. Er knabberte an seinem Ohrläppchen und kam wieder einigermaßen zu Atem. Dennoch keuchte er ein wenig, als er ihm ins Ohr raunte: „Alle sind beschäftigt. Wer sollte uns schon erwischen?“ ~*~*~*~ Eine Gänsehaut überzog Harrys gesamten Körper. Und was, wenn doch? Allerdings kam er nicht dazu, noch etwas zu sagen, denn Dracos Bemühungen, schlugen ein wie eine Bombe. Sie hatten zu lange nichts mehr in diese Richtung getan. Er sehnte sich danach, von ihm so berührt zu werden, ihn bei sich zu spüren, ohne Angst haben zu müssen, jemandem zu nahe zu treten. Seine Hände legten sich um Dracos Gesicht, zogen ihn zu einem erneuten Kuss, dann vergruben sie sich in den zerzausten blonden Haaren. Näher, näher!, erklang es in seinem Kopf. Seine Fingerspitzen kribbelten und in seinen Lenden begann es sich zu rühren. „Ich hatte so eine verdammt große Angst, als du gefallen bist.“, keuchte er zwischen zwei Küssen. ~*~*~*~ „Mir ging es das letzte Mal genauso.“, flüsterte er leise und schob Harry entschlossen den Umhang von den Schultern, nachdem er ihm die Brille abgenommen hatte. Einen Augenblick später ließ er den Pullover und das T-Shirt darunter folgen. Leicht glitten seine Lippen über die warme Haut, liebkosten sie hungrig, während er mit einer Hand langsam Harrys Hose zu öffnen begann. Ihm war so heiß und er wusste, dass er nicht mehr wirklich klar denken konnte. Er knabberte an dem Schlüsselbein und wanderte dann etwas tiefer, umschloss eine Brustwarze mit den Lippen und neckte sie mit seiner Zunge. ~*~*~*~ Harry legte leise stöhnend den Kopf in den Nacken, seine Finger schrappten über den Umhang und er knurrte unwillig, als er versuchte, an die Schnallen des Umhangs zu kommen, die er nicht erreichen konnte. Er wollte mehr Haut, nicht Stoff, wollte seine Wärme ohne Filter unter seinen Finger spüren. Dann krallte er sich in den Stoff und konnte froh sein, dass er noch da war, denn Draco saugte sachte an seinen Brustwarzen. Er musste einfach die Augen schließen, keine andere Chance. ~*~*~*~ Dracos Lippen wanderten wieder nach oben und er küsste Harry innig, forderte Einlass, den er auch sofort bekam. Zugleich löste er den Umhang von seinen Schultern, warf ihn achtlos zu Boden. Dann löste er sich zwangsweise von Harry, um sein Oberteil auszuziehen. Pullover und T-Shirt landeten ebenfalls auf dem Boden. Beinahe sofort war er wieder bei dem Gryffindor, drängte sich an ihn, küsste ihn erneut. Heiß und verlangend. ~*~*~*~ Harry erwiderte hungrig. Seine Hände strichen über den samtenen, erhitzten, leicht feuchten Rücken, über die Seiten und wieder zurück. Gerne hätte er die Brust erkundet, doch die klebte an seiner eigenen und er wollte den Kontakt nicht brechen, wollte den Herzschlag und die Nähe nicht missen. So fuhr er kurzerhand mit den Händen in Dracos Hose, ertastete noch mehr weiche Haut, bevor er die festen Rundungen umfasste, sie sachte drückte und ihn noch näher zog. Er keuchte in den Kuss hinein, als er mit dieser Aktion ihre beiden Erregungen gegeneinander presste. ~*~*~*~ Auch Draco entwich ein heiseres Keuchen. Jede von Harrys Berührungen erzeugte eine heiße Flammenspur auf seiner Haut, ließ ihn immer wieder erschaudern. Und als er jetzt den deutlichen Druck von sich und seinem Freund spürte, wurde es beinahe schon zuviel. Unwillig wich er mit seiner Hüfte etwas zurück und streifte Harry die Hose samt Boxershorts hinab. Seine rechte Hand strich hinunter und umschloss Harrys Glied. Zart streichelte sein Daumen über die empfindliche Spitze. ~*~*~*~ Harry entließ einen leisen Schrei, musste sich beherrschen, nicht zu laut zu werden. Sie waren hier nicht sicher. Ganz und gar nicht. Er kniff die Augen zusammen, drückte sich ihm entgegen, um die zarte Berührung zu verstärken. Eine feine Schweißperle lief ihm über die Wange, wurde aber nicht beachtet, als er, plötzlich äußerst hastig, die Hände ein wenig auseinander drückte und eine nach vorne zu Dracos Männlichkeit führte, diese fordernd drückte. „Dray…“ Er brauchte bald seine ganze Kraft, um überhaupt zu sprechen. „Ich will dich ganz. Ich…“ Ein Keuchen unterbrach ihn. „Schlaf mit mir. Richtig!“ ~*~*~*~ Als Antwort versiegelte Draco seine Lippen mit einem Kuss. „Nichts lieber als das.“, flüsterte er heiser. Sie brauchten nur etwas… Er löste den Kuss und ließ seine Augen durch den Raum wandern. Vorhin hatte er doch noch... Ah. Jemand war so nett gewesen, seine Feuchtigkeitscreme zu vergessen. Er machte zwei Schritte zur Seite und schnappte sich die Flasche. Die würde gehen. Er warf einen Blick auf das Etikett. „Ich hoffe, du hast nichts gegen Kokosnuss.“ Er legte den Kopf schräg und blickte Harry einen Augenblick lang an. Er war so wunderschön. Mit den aufgerissenen grünen Augen, die fast nur noch aus Pupillen zu bestehen schienen, den leicht angeschwollenen Lippen, den roten Wangen, dem Schweiß auf seiner makellosen Haut... ~*~*~*~ Harry schüttelte nur den Kopf. Ihm war heiß und er lehnte an der Wand, um wenigstens etwas Halt zu haben, nachdem Draco weg war. Seine Knie waren so weich, dass sie ihn unmöglich würden tragen können, sollte er versuchen, zu Draco zu kommen. Außerdem war sie kühl, kühlte seine Haut. Sein Atem hatte sich weitestgehend beruhigt, als er seine Hand nach Draco ausstreckte, ihn flehend anblickte, er möge zurückkommen. ~*~*~*~ Draco kam der Aufforderung nach, ergriff Harrys Hand, drückte sie leicht und ließ sie beinahe sofort wieder los. Er schmiegte seinen erhitzten Körper gegen den des anderen und küsste ihn wieder. Seine Hand wanderte erneut zu Harrys empfindlichster Stelle und liebkoste sie sachte. Er konnte Harrys schnellen Atem auf seiner feuchten Haut spüren, seinen Herzschlag unter seiner Brust hämmern, seine Wärme und seine Leidenschaft. ~*~*~*~ Harry wimmerte, als er erneut, scheinbar suchend, über die Haut des anderen glitt, seinen Po massierte, sich gegen ihn drückte. Dann beugte er sich etwas vor und knabberte fahrig an Dracos Ohrläppchen, biss sachte hinein, als der Druck ein wenig stärker wurde, weil er sich gegen ihn drängte, wimmerte erneut. „Bitte, Dray…“ Er schob den Hosenbund hinunter, langsam, hielt mittendrin einmal an, weil er sich beherrschen musste, weil Draco seinem Flehen nicht ganz so nachkam, wie er sich das erhofft hatte, ihn weiter reizte. ~*~*~*~ „Dann dreh dich um.“, erwiderte der Slytherin heiser und tat einen Schritt zurück, während er mit einer Hand etwas von der weißen Feuchtigkeitscreme auf seine Finger tropfen ließ. ~*~*~*~ Harry blickte ihn sekundenlang an, wollte ihn eigentlich nicht loslassen, aber er kam der Aufforderung nach. Klar, irgendwie musste Draco ja an ihn herankommen und der Boden war nicht sonderlich bequem. Er beugte sich sogar ein wenig vor, um es ihm leichter zu machen. Seine Hände sahen an der Wand seltsam blass aus, doch das konnte ihn nicht kümmern. Er war wieder außer Atem, lehnte die Stirn gegen den kühlenden Putz. ~*~*~*~ Draco stockte einen Augenblick lang der Atem, als Harry so vor ihm stand. Dann verteilte er die Creme erst auf seinem Glied, damit er später nicht noch einmal nach dieser dummen Tube suchen musste und rieb sich danach seine Finger ein. Zart strich er mit der einen Hand an Harrys Oberschenkel entlang und schloss sie wieder um seinen Penis. Mit der anderen glitt er leicht über die schlanken Pobacken, streichelte sie zärtlich, ehe er den Anus leicht zu umkreisen begann und dann vorsichtig einen Finger hinein schob. Er trat noch etwas näher und fuhr mit seiner Zunge Harrys Wirbelsäule entlang. ~*~*~*~ Harry keuchte, kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu entspannen, was ihm diesmal sogar auf Anhieb gelang. Er wollte ihn in sich spüren, konnte sich nicht mit diesen Nebensächlichkeiten aufhalten. Das Resultat war, dass sein Rücken nahezu gerade war. Seine Hände suchten irgendwo Halt, den sie nicht fanden. Er drängte sich rückwärts, Dracos Finger entgegen, schnaufte leise. Er wollte mehr. ~*~*~*~ Draco nahm beinahe sofort den zweiten Finger hinzu. Er konnte Harrys Drängen und seine Bereitschaft nur zu deutlich spüren. Er selbst wollte es ja auch. Einen Augenblick wartete er, bis er das Gefühl hatte, dass Harry auch wirklich bereit war, dann zog er seine Finger langsam zurück. Er kam noch etwas näher und drang dann langsam in ihn ein. Ganz langsam, denn trotz aller Leidenschaft und allem Verlangen beherrschte er sich, um dem Gryffindor nicht versehentlich wehzutun. ~*~*~*~ Harry stöhnte auf, als er ihn kommen spürte, spreizte die Beine noch ein wenig weiter, um sich und ihm Platz zu verschaffen. Seine Stirn presste sich gegen die Wand, seine Finger krallten sich nutzlos dagegen. Er schloss die Augen, weil es fast schon zu intensiv war, was er spürte, fühlte, lebte. Dracos Hand um sein Glied hatte aufgehört sich zu bewegen, aber er bemerkte es kaum, verfolgte Zentimeter für Zentimeter Dracos Weg in sich, bis er ihn vollständig ausfüllte. Das war ein so gutes Gefühl, dass er beinahe weinen musste. Er fühlte sich ihm so nahe, so verdammt nah. Er spürte die Liebe in sich, das Verlangen, ihn noch näher zu spüren. Seine Lenden pulsierten ungeduldig und er vermittelte das Drängen an Draco, indem er den Rücken noch ein wenig weiter durchbog. ~*~*~*~ Behutsam begann Draco sich in Harry zu bewegen. Er gab seinem eigenen Drängen kontrolliert nach und erst als er spürte, dass der Gryffindor mehr wollte, nahezu schon ungeduldig war, ließ er die Vorsicht fahren. Er nahm die Berührungen an dem Glied des anderen wieder auf, massierte es und reizte die empfindliche Eichel wieder und wieder. Harrys Enge brachte ihn beinahe um den Verstand. Die Hitze, die Nähe, diese absolute Intensität... Er verlor sich darin. Mit der freien Hand strich er über Harrys verschwitzten Rücken, hinterließ darauf rote Spuren und krallte sich schließlich an seiner Hüfte fest, presste ihn noch enger an sich. Schließlich beugte er sich etwas vor und leckte über Harrys angespannten Rücken. Salzig schmeckte er. Salzig und so vollkommen nach Harry... Sein heißer Atem glitt über die feuchte Haut und er keuchte auf. ~*~*~*~ Harrys Atem wurde schneller, abgehackter. Er drängte sich jeder von Dracos Bewegung entgegen; nach vorne, nach hinten, in ihn hinein – wäre das möglich. Er wollte mehr, viel mehr, alles. In ihm sammelte sich ein Druck, der kaum noch auszuhalten war, als er plötzlich Sterne sah, weil Draco seinen Lustpunkt im Zentrum traf. Er stöhnte rau, kam beinahe aus dem Rhythmus und hatte das Gefühl, schon jetzt mindestens dreimal gekommen zu sein. Draco kam zurück und wieder wurde alles weiß und rot vor seinen Augen, wieder raste das angenehme Pulsieren durch seinen ganzen erhitzten Körper. Dracos Stöhnen verursachte ihm gleichzeitig eine Gänsehaut und einen Hitzeschub, sein Atem sandte Schauer durch seinen Bauch, seine ihn massierende Hand steigerte die Lust ins Unermessliche. Und als er schon meinte, gleich sterben zu müssen, wenn das so weiterging, spürte er das schon bekannte, leicht schmerzhafte Kribbeln seine Wirbelsäule hinaufklettern und schließlich hinter seinen Augen explodieren. Er keuchte, bog den Rücken durch, stöhnte erlöst auf, dann sank er gegen die Wand. ~*~*~*~ Im gleichen Augenblick, wie Harry mit einem lauten Stöhnen kam, erreichte auch Draco die Erlösung. Seine Welt explodierte in einem Farbenregen und einem Schwall heißer Gefühle. Erschöpft schmiegte er seine Wange gegen Harrys Rücken, spürte erst jetzt, wie heiß und klebrig seine Hand war. Er küsste die verschwitzte Haut und zog sich dann langsam aus seinem Freund zurück. Seine Knie zitterten etwas, doch er fühlte sich einfach nur fantastisch. Sachte drehte er Harry zu sich um und küsste ihn innig. „Vielleicht sollten wir das häufiger machen.“, sagte er grinsend. Dann bückte er sich und suchte seinen Zauberstab. Diese waren zwar beim Quidditch nicht erlaubt, doch angesichts der Bedrohung durch Warrington & Co hatte er es vorgezogen, ihn einzustecken. Kurz säuberte er sowohl sie als auch die Wand. Seine Augen wanderten noch einmal über Harrys bloßen Körper, dann lächelte er wehmütig. Es war Zeit, dass sie sich anzogen und machten, dass sie wieder zu den anderen zurückkamen. ~*~*~*~ Es dauerte dann länger, diesen Plan in die Tat umzusetzen, denn sie suchten immer wieder einander, suchten Kontakt und Zärtlichkeiten, doch irgendwann mussten sie raus. Dabei wollte Harry am liebsten noch ein wenig kuscheln und Draco für sich behalten. Als sie hinausgehen wollten, schlangen sich seine Arme wie von selbst um den Blonden und er drückte sich an ihn. „Ich will jetzt keine Menschenmassen, mit denen ich dich teilen muss.“, murmelte er. Er konnte vielleicht verschwinden, bei Draco war das schwieriger. „Lass uns einfach hier bleiben.“ Blöder Vorschlag, denn wenn man sie hier erwischte, dann wusste jeder, was sie getan hatten. Außerdem gab es Aufspürzauber, die sicherlich irgendjemand wirken würde, wenn Draco zu lange nicht mehr da war. ~*~*~*~ „Ich auch.“ Draco küsste ihn liebevoll und musste dann doch den Kopf schütteln. „Aber es geht nicht. Sie werden uns suchen. Allen voran das Team.“ Er lächelte wehmütig. Er war hin- und hergerissen. Einerseits wollte er jetzt am liebsten einfach nur Zeit mit Harry verbringen, ihre Zweisamkeit genießen und dann wiederum wollte er auch diesen Sieg genießen. Er war grandios gewesen und das wusste er. Und er fand, dass er das Recht hatte, sich feiern zu lassen. Er wollte es auch, denn die Zurückweisung und die harten Worte der letzten Monate hatten auch bei ihm Spuren hinterlassen. ~*~*~*~ Harry nickte, küsste ihn noch einmal, dann schob er ihn hinaus aus der Tür, grinste ihn an. Nachlässig fegte er eine Fliege beiseite, die ihn nervte, dann nahm er Dracos Hand und ließ sich führen. Solange es ging, würde er bei ihm bleiben. Außer Draco sagte, er solle gehen. Das könnte er auch verstehen, da die Slytherins ihn nicht mochten und es die Stimmung drücken könnte, solange er da war. ~*~*~*~ Draco drückte seine Hand fest und verließ gemeinsam mit Harry die Katakomben des Quidditchstadions. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Our lives are made in these small hours these little wonders, these twists & turns of fate time falls away, but these small hours, these small hours still remain ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Habe ich schon erwähnt, dass ich Quidditch liebe? =^-^= Hach, und ich bin stolz auf Draco. ^^ Wirklich stolz... ^^ Shirokko; Mir ist grade aufgegangen, dass ich einsam bin… Ich will kuscheln… abranka: *angehopstkomm* *anshi-chankuschel* Slytherin gegen Ravenclaw (zensiert) ------------------------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 102: Slytherin gegen Ravenclaw Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Rob Thomas – Little Wonders. (mal wieder... aber wieder eine andere Stelle. Was kann ich denn dazu, wenn das Lied so ergiebig ist? >.<) Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 102: Slytherin gegen Ravenclaw Als Harry am nächsten Morgen aus den Tiefen des Schlafes auftauchte, spürte er gleich, dass etwas nicht so war, wie es sonst war. Irgendwie hing hier ein anderer Geruch in der Luft. Die Haare, mit denen seine Hand spielte, waren länger, fester… Er öffnete die Augen, blickte verschlafen nach rechts. Sein Kopf lag auf Dracos Brust, soweit nichts Ungewöhnliches, aber unter seinen Fingern war schwarzes Haar. Blaise. Erschlagen machte er die Augen wieder zu. Es war gestern noch so richtig spät geworden, weil keiner von ihnen gleich hatte schlafen können. Es war so seltsam gewesen. Plötzlich hatte er auch Blaises Sympathie, es war einfacher zu ertragen gewesen dadurch, aber er hatte sich gefragt, was das werden sollte, und war natürlich zu keinem Ergebnis gekommen. Genauso wenig, wie er für sich hatte feststellen können, was genau er für Blaise empfand. Im Moment Dankbarkeit und ein wenig Abneigung, weil er eifersüchtig war - trotz allem. Ansonsten Freundschaft oder so was, anders als für Ron, dem er aus Erfahrung blind vertrauen konnte, aber dennoch nicht mehr - oder? Er kuschelte sich etwas enger an Draco, da schrillte der Wecker los. Oh Mann. Verdammtes Ding. Warum konnten sie nicht einfach noch liegen bleiben? ~*~*~*~ Mit einem entnervten Griff nach einem Zauberstab brachte Draco den Wecker zum Schweigen. Dann legte er den Arm wieder zurück, wo er ihn gerade zwangsentfernt hatte. Zurück auf Blaises Schultern, der seinen Kopf ebenfalls an Dracos Brust gedrückt hatte und die Augen fest geschlossen hielt. Draco strich verträumt über die beiden schwarzen Haarschöpfe. Irgendwie waren sie ja süß. Beide. Und gegen diese Position hatte er eigentlich auch nichts. „Wir sollten aufstehen.“, murmelte er. „Noch fünf Minuten.“, protestierte Blaise leise. Er wollte nicht aufstehen. Nein, ganz definitiv nicht. ~*~*~*~ „Wir sollten wirklich aufstehen.“, stimmte Harry nach knapp einer Minute zu. „Mione ist seit ein paar Tagen ziemlich penetrant.“ Er seufzte und hob den Kopf, wurschtelte sich aus der Umarmung. „Außerdem wartet Poppy immer noch auf mich.“ Er fuhr sich durch die Haare und über die Augen, um die Müdigkeit fortzuwischen. „Übertrieben.“, murrte er. „Aber voll. Ich bin wieder gesund.“ ~*~*~*~ „Du gehst trotzdem hin.“ Draco wuschelte Harry sachte durch die Haare. „Blaise und ich amüsieren uns in der Zwischenzeit mit dem Training.“ Blaise kniff die Augen fest zusammen. „Warrington...“, murmelte er. „Klasse. Ich bin eindeutig verflucht worden.“ Dann seufzte er und setzte sich auf. „Hilft ja alles nichts...“ ~*~*~*~ Harry murrte wieder, krabbelte dann aus dem Bett und beeilte sich ins Bad zu kommen. War doch selbstverständlich, dass er mitkam, darüber brauchte gar nicht gesprochen werden, aber jetzt hieß es morgens noch mehr beeilen, weil sie einer mehr waren und damit länger brauchten. Fünf Minuten später kam er wieder heraus, die Haare nicht mehr ganz so verwuschelt und das Gesicht nass. Jetzt war er wach. „Nächster!“, verkündete er, während er sich das Hemd über den Kopf zog. ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Verzichte. Nach dem Frühtraining. Mit Sicherheit nicht vorher.“ Blaise nickte nur. Das war einigermaßen logisch. Der Blonde stand auf und streifte seinen Schlafanzug ab und schlüpfte in seine Sportsachen. Kurz sah der andere Slytherin zu ihm hinüber, doch als er Dracos unbekleidetes Hinterteil sah, wandte er den Blick schnell wieder ab. Nur um gerade mit einem halbnackten Harry konfrontiert zu werden, der sich ebenfalls anzog. Mit roten Ohren tat er es den beiden gleich und zog sich ebenfalls um. Keine zwei Minuten später waren sie auf dem Weg nach unten. Harry machte den Abstecher zu Madam Pomfrey, während die beiden Slytherins nach draußen liefen. Das Training verlief relativ ereignislos - abgesehen davon, dass Draco Warrington den Kopf zurechtrückte, als der es wagte, dumme Witze zu reißen. Der Vertrauensschüler erinnerte ihn schlicht daran, dass er sich ja als neue Toilettenputzkraft beim Ministerium bewerben könnte. Erfahrung genug hätte er ja. Kräuterkunde war schrecklich, weil sie seltsame stachlige Pflanzen schälen mussten, damit die Rinde für Heiltränke verwendet werden konnte. Danach hatten sie alle aufgerissene, blutige Finger, in deren Wunden der Pflanzensaft höllisch brannte. Zauberkunst bot das Übliche: Ein neuer Zauber, mit dem man Gegenstände sortieren konnte. Die Mittagspause saßen sie dann wieder wie gewohnt zusammen. Ron bedachte die drei anderen Jungen mit skeptischen Blicken. Irgendwie herrschte zwischen den dreien eine wirklich seltsame Stimmung. Hermione dagegen grinste nur wissend, ebenso wie Pansy, die sie mittlerweile in ihre Gedanken eingeweiht hatte. ~*~*~*~ Auch die nächsten Stunden waren langweilig und ereignislos. Professor Raue-Pritsche war nervig wie immer, selbst wenn sie ein neues magisches Wesen kennen lernten, das keiner sehen konnte, weil es zu klein war. Und nachdem sie Abendessen waren, kam Astronomie, wo sie sich beinahe die Hände und Füße abfroren. Es war der Zeitpunkt, wo Ron begriff, dass Blaise bei Harry und Draco eingezogen war, was er allerdings nicht verstand. Nur die Tatsache, dass Blaise draußen nicht vor Warrington sicher war, zog und stellte ihn zufrieden. Der Abend wurde zur Schmusestunde erklärt. Ihnen war kalt und das Feuer nicht warm genug, so dass sie sich aneinanderkuschelten. Harry schlief als erster ein, den Kopf auf Dracos Schoß, und wurde letztendlich ins Bett getragen, weil er diesmal nicht gewillt war, aufzuwachen. ~*~*~*~ Am Samstagmorgen erwartete Harry Wahrsagen und Blaise und Draco Arithmantik. Blaise bastelte mit Hermione wieder an dem Namenscode von Tom Riddle, während Draco die meiste Zeit über Löcher in die Luft starrte. Sobald der Unterricht vorbei war, erwartete Blaise und ihn eine Sondereinheit Quidditchtraining. Nächste Woche Sonntag stand das Spiel gegen Ravenclaw an und Montague wollte sie vorbereitet wissen. Vor allem jetzt, wo die Risse innerhalb des Teams kaum noch zu übersehen waren. Auf der einen Seite standen Crabbe, Warrington und Pucey, auf der anderen Draco, Blaise und Goyle. Und Montague musste sich ebenfalls entscheiden. Auf Dauer mussten drei Spieler gehen. Und er würde mit Sicherheit nicht den besten Sucher rausschmeißen, den Slytherin zu bieten hatten. Doch dieses eine Spiel mussten sie einfach durchhalten. Anders ging es nicht. Und entsprechend verlangte er ihnen alles ab. Draco und Blaise waren vollkommen geschafft, als sie schließlich im Klassenraum zu den anderen stießen, beide noch die Besen in der Hand. ~*~*~*~ Hermione rümpfte die Nase, als sie hereinkamen. „Duschen!“, kommandierte sie. Sie waren beide verschwitzt und sahen wild aus. Blaises Haare standen in alle Richtungen ab, Dracos Pullover sah sogar feucht aus. Ron musste lachen. „War’s anstrengend?“, fragte er, während Harry Draco trotzdem zur Begrüßung küsste. „Ihr seht so fertig aus.“ ~*~*~*~ „Frag nicht...“ Blaise rollte die Augen, während Draco den Kuss mit Harry in die Länge zog. „Montague benimmt sich, als wenn es um die Meisterschaft geht.“ „Er versucht ein Team für wenigstens ein Spiel zusammenzuhalten.“, warf Pansy ein und schüttelte den Kopf. „Wenn es ihm gelingt - dann kann er sich wirklich als Drachenbändiger bewerben. Bei euch ist doch die Hölle los, oder nicht?“ Blaise seufzte. „Das trifft es ziemlich gut. Er hat irgendwann damit gedroht, diesen drei Idioten den Mund zuzukleben, wenn sie sich ihre blöden Bemerkungen nicht verkneifen.“ ~*~*~*~ Harry kicherte in den Kuss hinein und beendete ihn damit dann auch, wenn auch eher unfreiwillig. Diese flapsige Schilderung war klasse, regte seine Phantasie an. „Hätte er mal machen sollen.“, murmelte Ron, dann wurde er plötzlich aufgeregt wie ein kleines Kind. „Schaut mal, was wir inzwischen hinkriegen!“ Und sofort waren die vier Insassen bereit, denn sie hatten sich darauf geeinigt, den beiden Slytherins zu zeigen, was sie gelernt hatten. Pansy hob den Zauberstab, blickte einmal in die Runde, dann verwandelte sie den Stuhl vor sich in einen Kolibri. Keine zwei Augenblicke später war das ganze Zimmer voll davon. Hermione, Ron und Harry, alle drei hatten sie gleichzeitig den Spiegelzauber angewandt. Es war ein heilloses Durcheinander mit einer vielstimmigen, unglaublich hohen Melodie in der Luft. ~*~*~*~ Draco und Blaise drehten sich beinahe synchron um und betrachteten den glitzernden Vogelschwarm. „Wow.“ Blaise pfiff durch die Zähne. „Damit können wir die Todesser schwindlig machen.“ „Und taub.“ Draco verdrehte die Augen. „Kann die jemand abstellen?“ Pansy lachte und legte einen Schweigezauber über die Vögel. Auch diesen beherrschten sie alle mittlerweile fast perfekt. „Blaise, du wolltest uns doch heute ein paar Heilzauber beibringen. Welche, die dir Madam Pomfrey gezeigt hat.“ Sie lächelte den schwarzhaarigen Slytherin an, der daraufhin nickte. „Aber erst geht ihr zwei duschen!“, verlangte Hermione nachdrücklich. „Ihr stinkt!“ ~*~*~*~ „Ja!“ Harry grinste sie an. „Wir holen was zu essen, damit ihr danach nicht umfallt, okay?“ Hermione stimmte zu. „Heute Mittag gibt es Steaks und Kartoffeln. Wollt ihr davon auch was?“ Sie hatte inzwischen gelernt, wie man Essen warm hielt, ohne auf Muggelgeräte zurückzugreifen. „Dazu soll es, glaube ich, Rote Beete geben.“ ~*~*~*~ „Gerne. Aber die Rote Beete kannst du für mich weglassen.“ Draco schauderte. Das gehörte zu den Dingen, die er absolut hasste. Blaise lachte. „Ich nehm deine Portion!“ Pansy schüttelte den Kopf. Die beiden waren wirklich unglaublich! „Und jetzt duschen!“ Draco musste lachen, nahm Blaise beim Arm und keinen Augenblick später lieferten sie sich ein Wettrennen durch die Korridore bis in den Raum der Wünsche, wo sie sich schnell nacheinander fertig machten. Mit nassem Haar, aber äußerst gut gelaunt verließen sie den Raum der Wünsche wieder. „Es ist schön, bei euch zu sein.“, sagte Blaise schließlich, während sie nun deutlich langsamer zurückgingen. „Und es ist schön, dich bei uns zu haben.“ Draco strich ihm lächelnd über die feuchten Haare. Auch wenn dadurch ein gewisser Teil ihres Privatlebens gerade ziemlich unter den Tisch fiel. ~*~*~*~ Kaum waren sie weg, gingen Harry und Pansy etwas zu essen holen, während Hermione Ron noch einen der Verteidigungszauber beibrachte, die Harry ihnen vorhin gezeigt hatten. Kurz nach Draco und Blaise kamen sie zurück, Harry mit glänzenden Augen. „Es gibt Schokopudding mit Mandeln zum Nachtisch!“, freute er sich. „Wir haben ganz viel mitgebracht!“ Demonstrativ hob er seinen Korb. Pansy lachte. „Der Kerl ist nicht ganz dicht.“, erklärte sie. „Zuerst sagt er, er hat keinen Hunger, aber dann nimmt er die ganze Schüssel Pudding mit.“ Harry streckte ihr die Zunge raus. Wenn er das Zeug doch mochte? ~*~*~*~ „Hauptsache, er isst überhaupt was.“ Blaise grinste breit und erntete von Draco zustimmendes Nicken. Der Blonde fügte noch hinzu: „Wenn du so weitermachst, darfst du vielleicht bald sogar auf die Besuche bei Madam Pomfrey verzichten.“ Er verteilte die mitgebrachten Teller. Einige Minuten später saßen sie gemütlich zusammen und aßen. Danach kam das, was schon lange wieder fällig war: Potenzialmagietraining. „Also... Welchen Spruch habt ihr euch überlegt?“ Draco saß noch immer mit untergeschlagenen Beinen auf einem der Tische und blickte die anderen abwartend an. Er wusste, dass diese Auswahl nicht einfach war. Bisher hatten sie immer irgendwelche Katastrophen fabriziert, selbst mit ganz harmlosen Sprüchen. ~*~*~*~ Selbst Hermione wurde angesichts dieser Frage unruhig. „Tja… ich hatte an Wingardium gedacht, aber ehrlich gesagt, habe ich Angst, dass wir dann tatsächlich alle mitsamt Schloss fliegen gehen.“ Pansy schüttelte den Kopf. „Das geht gar nicht. Hogwarts ist gegen Zauber aller Art geschützt. Dem Schloss wird nichts passieren.“ „Kannst du dir da sicher sein?“, fragte das braun gelockte Mädchen zweifelnd und Pansy zuckte nur kopfschüttelnd mit den Schultern. „Hat sonst noch jemand einen Vorschlag?“ „Also ich würde gerne mal frei schweben.“, erklärte Ron dazwischen. „Ich bin sicher, das hat was.“ Harry lachte. „Bis zur Landung. Aber ich denke, der Zauber ist einfach genug. Das sollte zu machen sein. Oder?“ Fragend blickte er Draco an. ~*~*~*~ „Wir laufen maximal Gefahr, alles um uns herum schweben zu lassen. Und Blaise kann diesen Kissenzauber. Ron wird es also überleben.“ Draco grinste und stand auf. „Dann mal los. Und diesmal wirklich mit Konzentration. Ich will nicht wieder in den Krankenflügel.“ Blaise zog sich gemeinsam mit Pansy und Hermione an die Wand zurück. Leise erklärte er beiden den Zauber - nur für alle Fälle. ~*~*~*~ Harry grinste Draco schief an, als sie sich einander gegenüber aufstellten, zwischen ihnen ein Tisch, den sie schweben lassen sollten. Lächerlich einfach, weil jeder von ihnen das auch so geschafft hätte, aber besser als etwas Gefährliches. „Also dann… Wingardium Leviosa!“, rief er, schwang den Zauberstab auf Witsche-Wedel-Art und im nächsten Moment rollte jene vertraute Welle an Glück und Vertrauen und Wohlbefinden über ihn hinweg. ~*~*~*~ Auch Draco spürte dieses vertraute Gefühl, doch diesmal ließ er sich nicht davon überwältigen. Er gewann Kontrolle darüber. Vielleicht, weil er dieses Gefühl nicht mehr zwangsweise aus der Magie zog, sondern es auch im Alltag empfinden konnte - wenn auch nicht mit dieser Intensität. Er richtete seine Augen auf Ron, der zu schweben begann und dem das offenbar ziemlich viel Spaß machte. Dann begannen sich langsam auch die Tische anzuheben, die Stühle folgten... ~*~*~*~ Harry unterdessen ließ Draco nicht aus den Augen. Er spürte dem Gefühl nach, versuchte in sich zu ergründen, was es bedeutete. Irgendwie war es gar nicht das, was er sonst immer gefühlt hatte. Es war weniger geworden. Warum? Es war nicht schlimm oder so, aber es wunderte ihn schon ein wenig. Dann setzte ein flaues Gefühl in seinem Magen ein, als er selbst zu schweben begann und langsam nach hinten kippte, ohne etwas dagegen tun zu können, weil er keinen Halt fand. Verdammt! Er musste sich wieder aufrichten! Es musste weniger Energie sein! Und – warum auch immer – er sank wieder, spürte den Boden unter seinen Füßen, wurde wenig später abgesetzt. Etwas perplex stellte er fest, dass auch die Stühle wieder herunterkamen. Was war los? ~*~*~*~ Draco sah mit Faszination zu, dass sie es steuern konnten. Er konnte Ron auf und ab schweben lassen, was dem Rotschopf irgendwann ein missmutiges Gegrummel und dann einen lauten Protest entlockte. Sie konnten die Energie dosieren. Er blickte zu Harry und sah in dessen Augen die gleiche Verblüffung. „Ihr bekommt es hin!“, freute sich Pansy in dem Moment und klatschte in die Hände. Draco blickte zur ihr hinüber, musste grinsen und ließ auch sie schweben. Ganz konzentriert. Das war toll! Und gleichzeitig spürte er auch die Verbundenheit mit Harry wie eine Stütze im Hintergrund. ~*~*~*~ Harry begann zu lachen, als Pansy empört ihren Umhang runterdrückte, der sich verselbstständigen wollte, und weil es die Konzentration zu brechen drohte, beendete er den Zauber. Ron stürzte ab, was Blaise wohl erkannt hatte, und landete auf einem weichen Kissen. Pansy war nicht weit oben gewesen und landete wie eine Katze auf den Füßen. „Das war toll!“ Harry lief zu Draco und fiel ihm um den Hals. „Geschafft! Geschafft!“, jubelte er und küsste ihn. „Endlich!“ ~*~*~*~ Draco lachte aus vollem Hals und wirbelte den Gryffindor schlichtweg durch die Luft. Es war fantastisch! Sie hatten es hinbekommen! Sie hatten es tatsächlich hinbekommen! Und er fühlte sich danach nicht schlecht, sondern im Gegenteil ziemlich gut. „Wir haben es geschafft!“ Er lachte weiter. Blaise grinste und half Ron auf, der wie ein Rohrspatz schimpfte, dass es keinen Grund gegeben habe, ihn fallen zu lassen. Der Blick des Schwarzhaarigen ruhte auf den beiden und kurz schlich sich ein schmerzlicher Ausdruck in seine dunklen Augen, den er jedoch so schnell wie nur möglich wieder verbannte. ~*~*~*~ Hermione hatte es trotzdem gesehen. Weil sie darauf gewartet hatte, immer darauf achtete. Still trat sie neben ihn, berührte ihn mit dem Handrücken an seinem und lächelte ihm aufmunternd zu. „Es braucht Zeit.“, murmelte sie letztendlich. ~*~*~*~ „Ich weiß.“ Blaise lächelte sie leicht an und lehnte kurz seine Wange gegen ihre Locken. „Es reicht mir ja schon, dass sie mich akzeptieren und ich willkommen bin. Und dennoch...“ Er brach ab und wusste, dass er nicht mehr sagen musste. ~*~*~*~ Hermione schwieg, spendete einfach nur ein wenig mehr Nähe, beobachtete, wie Ron und Pansy sich mit den beiden Wunderkindern freuten, sie beglückwünschten und wie Ron forderte, dass sie das das nächste Mal im Sommer auf dem See draußen machen sollten, weil das sicherlich spaßig wäre, wenn man danach im Wasser landete und man viel höher fliegen konnte. Schließlich wurde es ihr zu bunt. „Los jetzt. Die beiden beißen dich schon nicht!“ Sie schob ihn vorwärts. „Wahrscheinlich warten sie nur darauf.“ ~*~*~*~ Blaise lachte leise. „Nur mit dir.“ Er fasste Hermione an und zog sie zu den vier ausgelassenen Freunden. Sobald sie dort waren, umarmte Draco ihn und strahlte ihn an. Er zog Blaise mit zu Harry und auf einmal überflutete Blaise ein seltsam warmes Gefühl, von dem er sich wünschte, dass es bloß nie enden würde. ~*~*~*~ „Kuschelstunde!“, kam da Pansys Ruf und im nächsten Moment klebten die Freunde alle auf einem Haufen, Lachen klang durch das Zimmer und hellte das Halbdunkel ein wenig auf. Harry schmiegte sich überglücklich halb an Blaise, Draco und Hermione, die ihm am nächsten waren. So war es bei den Weasleys, wenn es was zum Feiern gab. Familie… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Die Zeit verging wie am Fluge und sehr viel schneller als gedacht war der Sonntag mit dem Spiel Slytherin gegen Ravenclaw da. Für den letzten Oktobersonntag war das Wetter großartig - die Sonne strahlte von dem leuchtendblauen Himmel und die grünen und dunkelblauen Fahnen, Wimpel und Fans hoben sich gegen diesen hellblauen Hintergrund ab. Nervös richtete Draco seine Handschuhe in der Kabine. Seine Nerven waren angespannt bis zum Zerreißen. Blaise lächelte ihn an. „Hey, keine Nervosität. Du schlägst Cho Chang locker. Mach dir keine Gedanken.“ Warringtons, Puceys und Crabbes angewiderte Gesichter und ihr höhnischen Lachen ignorierte er. Dieses Team war nichts wert. Wenn sie gewannen - dann aufgrund von Einzelleistungen. Und wahrscheinlich würden die drei noch versuchen, ihnen in den Rücken zu fallen. „Pass auf die Klatscher auf, ja? Ich fürchte, dass er was vor hat.“ Draco nickte. „Okay. Du aber auch.“ „Sowieso.“ Blaise grinste breit. Dann winkte Montague ihnen, dass es Zeit wurde, auf das Spielfeld zu gehen. ~*~*~*~ Harry und seine Freunde saßen auf einer Tribüne mit den anderen ‚Aussätzigen’ von Hogwarts; den Zwillingen, den Würdenträgern, Neville war dabei und Tonks, die meinte, sie würde es auf der Lehrertribüne mit dem griesgrämigen Snape einfach nicht aushalten. Und dann kamen die Spieler. Die Freunde sprangen sofort auf und die Zwillinge hielten ihre Fahnen in die Luft. Eine Schlange und eine Schildkröte. Ein Tipp von Harry, der sie zwar gewundert hatte, aber dem sie gern nachgekommen waren, als Ron ihnen von Claire erzählt hatte. Jeder auf dieser Tribüne hatte zwei Wimpel bekommen, auf denen die gleichen Symbole prangten, denn ganz egal, wie gern sie Draco und Blaise hatten, grün zu tragen kam für keinen von ihnen in Frage, nicht einmal Pansy hatte ihre übliche Kluft an. Dann kam die Überraschung. Lee Jordan begann sie vorzustellen, auf die ihm eigene, ausschweifende Art, wie immer mit McGonagall im Nacken und vollkommen überdreht. Er hielt ebenfalls zu den Slytherins. Sein Grund: „Wer will dieses Match verpassen? Harry Potter gegen Draco Malfoy. Sollten die Slytherins heute verlieren, was angesichts der inneren Zerstrittenheit mit Sicherheit nicht unwahrscheinlich ist, werden wir diese Mannschaft vielleicht nicht mehr wieder sehen! Die beiden Turteltauben gegen…“ „Jordan!“, fuhr McGonagall dazwischen, was ihn nicht im Geringsten interessierte. „Leute, feuert eure Mannschaften an, auf dass die Feinde dieses Mal gewinnen!“ ~*~*~*~ Draco sah sich um und musste grinsen, als er die Schildkröten sah. Blaise schüttelte lachend den Kopf. „Sie sind verrückt.“ „Eine süße Geste. Aber Grün wäre mir lieber gewesen. Harry in Grün...“ Draco leckte sich demonstrativ über die Lippen. „Das solltest du ihm privat mal vorschlagen. Öffentlich wird er das kaum fertig bringen.“ Blaise lächelte ihm zu und schwang sich auf seinen Besen. Draco seufzte leise. Da hatte Blaise leider Recht. Bedauerlicherweise. Er hätte sich sehr gewünscht, Harry hier in Grün zu sehen. Für ihn. So wie er für ihn Rot getragen hatte. „Auf die Besen!“ Madam Hooch startete einen Augenblick später das Spiel und Draco suchte sich eine Position über dem Feld, wo er alles im Blick hatte. Cho Chang war nahe bei ihm. Sie versuchte ihn mit einigen gehässigen Bemerkungen zu irritieren, doch er ignorierte sie einfach. Stattdessen suchte er den Schnatz - und beobachtete das Spiel unter sich. Montague gab alles. Aber im Alleingang hatte er kaum eine Chance gegen die Ravenclawabwehr. Pucey und Warrington spielten - gelinde gesagt - beschissen. Sie wussten, dass sie aus dem Team flogen und ließen sie auflaufen. Sie ließen das ganze verdammte Haus auflaufen. Draco presste die Lippen zusammen. Er musste den Schnatz fangen, ehe Ravenclaw mehr als 140 Punkte Vorsprung zusammenbekam. Ansonsten würden sie verlieren. Blaise hatte als Torhüter alle Hände voll zu tun. Die Klatscher sausten teilweise ihren eigenen Leuten um die Ohren, obwohl Goyle sich alle Mühe gab, Montague abzuschirmen. Im Prinzip spielten sie vier gegen sieben, wobei die drei Slytherins beinahe als Ravenclaws durchgingen. Sie hatten bereits 50 Gegenpunkte und selbst erst 10 erzielt. Sie hatten keine Chance. Das war es. Keine Chance. Nicht die leiseste. „Ravenclaw spielt Slytherin an die Wand! Es scheint, als wenn die inneren Querelen, das Slytherinteam vollkommen zerrissen haben! Slytherin liefert das schlechteste Spiel dieses Hauses aller Zeiten!“, verkündete Lee Jordan aufgeregt. Dennoch klang sogar so etwas wie Betroffenheit in seiner Stimme mit. Das war kaum noch ein Quidditchmatch, das war vielmehr ein Gemetzel. Ein Klatscher sauste knapp an Draco vorbei, der gerade noch rechtzeitig den Kopf einziehen konnte. Verdammt! Dieses ganze Spiel war eine einzige Farce. Im Prinzip hätten sie Warrington & Co rausschmeißen können und dadurch bessere Chancen gehabt! Seine Augen huschten über das Spielfeld. Dann sah er es golden glitzern und beschleunigte aus dem Stand. Chang war direkt hinter ihm. Sie drängte ihn ab und ein Klatscher zwang ihn dazu, abzudrehen. Der Schnatz war wieder weg, aber die Ravenclawsucherin hatte ihn auch nicht gefangen. Goyle bekam einen Klatscher ab, den Crabbe geschlagen hatte und stürzte benommen zu Boden. Verdammt. Jetzt war Montague vollkommen ungeschützt. „Goyle geht zu Boden! Damit ist das Slytherinteam noch mehr dezimiert! Da Pucey, Crabbe und Warrington nicht als Teil des Teams gelten können, aufgrund ihres erbärmlichen Verhaltens - wer hätte gedacht, dass sich die Slytherins einmal selbst gegenseitig zerfleischen...“ „JORDAN!“, mischte sich McGonagall ein und versuchte den Kommentator zu bremsen. „Slytherin auch noch in der Unterzahl. Goyle wird behandelt. Kann er noch wieder einsteigen, um diesen heroischen Kampf fortzusetzen? Viele von uns haben sich lange Slytherin in einer solchen Position gewünscht - aber das hier ist unwürdig!“, fuhr Lee unbeeindruckt fort. Gut möglich, dass er fast allen Zuschauern aus der Seele sprach. Viele hatten Slytherin eine haushohe Niederlage gewünscht - aber eben nicht so! „Und wieder ein Treffer für Ravenclaw!“ Draco biss sich auf die Unterlippe. 90 zu 20 für Ravenclaw. Blaise konnte die Bälle zwar immer wieder halten und brillierte im Tor, doch die ständigen Klatscherattacken sorgten dafür, dass er es verdammt schwer hatte. Wieder sah Draco den Schnatz. Diesmal schwebte er direkt über der Schildkrötentribüne. Harrys Aufschrei hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Wieder beschleunigte er und ließ sich diesmal nicht von Chang abdrängen. Das Weib konnte ihn mal! „Malfoy hat offenbar den Schnatz entdeckt! Chang ist direkt hinter ihm... Ein fulminantes Rennen!“ Draco raste direkt auf den Turm zu, jagte den Schnatz quer durch die Zuschauerränge, weiter um den nächsten Turm herum, hinab auf den Rasen und dort verlor er ihn, weil ihn ein Klatscher in die Seite traf und ins Taumeln brachte. Seine Rippen taten zwar höllisch weh, aber er blieb auf dem Besen. Verdammt! 120 zu 30 für Ravenclaw. Es wurde eng. Unruhig sah er sich um. Dann... der Schnatz. Direkt neben Blaise. Nächster Versuch. Der letzte, den er hatte. 130 für Ravenclaw. Der Schnatz zischte nach rechts und dann hinunter zum Rasen. Draco hinterher, Chang direkt hinter ihm. Hinab in die Katakomben. Der Jubel verriet ihm, dass Ravenclaw wieder auf dem Vormarsch war. Dann ein scharfer Pfiff. „Strafwurf für Slytherin!“, hörte er. „...nachdem die Ravenclaws gestuscht und Zabini im Torraum bedrängt haben! Montague wirft und...“ Gestuscht. Das hieß, mehr als ein Ravenclawjäger war in den Torraum eingedrungen. Kunststück bei deren Überlegenheit. 130 zu 40. Der Schnatz kam näher. Er schoss aus den Katakomben wieder empor, steil hinauf in den Himmel. Immer steiler und steiler. Draco folgte ihm. „Ravenclaw scheint durch diesen Strafwurf noch mehr motiviert zu sein! Sie spielen Slytherin nun vollkommen an die Wand! Was macht der Slytherintorso? Kann er sich noch dagegen auflehnen? Was macht Malfoy?“ Lees Augen wanderten über den Himmel und fixierten den Slytherinsucher. 150 zu 40. Draco kannte diese Art zu fliegen. Es war so, wie Harry flog. Es wurde zuviel. Viel zu viel... „Chang bricht den Steilflug ab! Malfoy jagt den Schnatz allein! Wenn er ihn bekommt, würde Slytherin gewinnen! Immer höher steigt er auf. Immer höher!“ Draco gab nicht auf. Dumpf erreichten ihn die nächsten Zahlen durch Lee Jordans Durchsage, die selbst bis hier oben zu hören war. 180 zu 40. Wie hatte Ravenclaw das geschafft? Er überschlug sich. Und noch im Augenblick des Absturzes erwischten seine Finger etwas kleines Goldenes. ~*~*~*~ Harry war blass geworden, als er sah, was Draco tat, wie er beinahe senkrecht in den Himmel schoss. Die ganze Zeit über hatte er gestanden, Draco und Blaise angefeuert, versucht sie zu ermutigen, nicht nachzugeben, aber jetzt war er verstummt, trat einen Schritt von der Brüstung zurück. Er wusste doch, dass Draco das nicht richtig konnte, dass er das letzte Mal abgebrochen hatte, weil es nicht mehr ging. Er sah den Sturz kommen, bevor er geschah, und in diesem Moment setzte etwas in ihm aus. Der Kissenzauber, den konnte er nicht, der würde nicht helfen. Für einen Wingardium war er zu schnell. Er konnte einfach nichts tun. Hätte er jetzt einen Besen, dann könnte er ihm helfen, aber so… Dann ging es tatsächlich abwärts und neben Harry verstummten auch die anderen. Alle Schüler verstummten. Im Stadion herrschte Totenstille, Anspannung und Entsetzen. Und von Draco kam nicht der Hauch eines Versuches, wieder in die Wagerechte zu kommen. Harry stand nur da und war unfähig, sich auch nur zu rühren. Er wollte. Aber er konnte nicht. Obwohl Draco sich stetig dem Boden näherte. Panik packte ihn. Wenn niemand das stoppte, dann… Er sah ihn schon am Boden liegen. Und dann unterbrach der Fall plötzlich. Draco blieb mitten in der Luft hängen, bevor er ganz sachte herabgelassen wurde, wie eine Feder zu Boden schwebte. Dumbledore hatte seinen Stab auf Draco gerichtet, so wie er ihn selbst letztes Jahr vor dem Absturz wegen der Dementoren gerettet hatte. Seine Haltung zeugte gewissermaßen von Stolz. Keine Sekunde später drehte Harry sich um und rannte zur Treppe, hinab und auf den Rasen, wo Draco gerade den Boden traf. Blaise war schon bei ihm, Mme Pomfrey ebenso. Harry begann zu laufen. War mit Draco alles in Ordnung? ~*~*~*~ „Draco?“ Blaises Hand an seiner Schulter war das, was den Slytherinsucher wieder aufwachen ließ. Er war wirklich k.o. gegangen bei dem Absturz. Kein Wunder bei diesem Tempo. Matt setzte er sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht, während Madam Pomfrey einen Diagnosezauber murmelte. „Ich habe den Schnatz.“, murmelte er und lächelte Blaise an. Dieser konnte nur fassungslos den Kopf schütteln. Wie Harry! So verdammt genau wie Harry! Draco streckte die Hand aus und ließ sich von Blaise auf die Beine ziehen. Sobald er stand, brach Jubel im Stadion aus. Die grünen Fahnen wurden geschwenkt und irgendwer zauberte grün-silberne Sternschnuppen in den Himmel. Draco lächelte und blickte Harry entgegen. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige hielt ganz knapp vor ihm. „Alles klar mit dir?“, fragte er atemlos, ließ seinen Blick hastig über die kräftige Gestalt wandern, um eventuelle Blessuren schnell festzustellen, dann blickte er wieder in das lächelnde Gesicht. Keine Schmerzen? Diese Freude konnte nicht gespielt sein, das wäre nicht einmal Draco möglich. Also… also war mit ihm alles in Ordnung! Sein Gesicht begann zu strahlen, bevor er ihm förmlich um den Hals fiel, ihn fest an sich drückte und vor Erleichterung lachte. „Du bist der Beste!“, freute er sich. Er hatte gesehen, wie Draco Blaise den Schnatz gezeigt hatte, also hatten sie gewonnen – mit zehn Punkten Vorsprung. ~*~*~*~ Draco lachte, umfasste den Gryffindor und wirbelte ihn durch die Luft. Blaise ging grinsend in Deckung, während Madam Pomfrey empört beiseite sprang. Noch immer lachend stellte Draco Harry wieder ab und wollte ihn gerade küssen, als er sich auf einmal von Montague und Goyle in die Luft gehoben fühlte. Auf ihren Schultern kam er zum sitzen und blickte sich perplex um. Blaise lachte sichtlich über seinen Gesichtsausdruck und er konnte die anderen herunterkommen sehen. Pansy, Hermione, Ron, die Zwillinge und sein Fanclub waren die ersten. Danach folgte ein großer Schwung Slytherins, während einige andere doch auf den Tribünen blieben. Am Rande des Spielfeldes verdrückte sich ein Teil der Grüngekleideten, darunter die drei Verräter des heutigen Tages. Es war seltsam. Ein Teil des Hauses feierte, ein Teil wandte sich eindeutig ab und wiederum ein Teil war sich unschlüssig. Dieses Haus war vollkommen zerrissen. ~*~*~*~ Das Jubeln war dennoch ohrenbetäubend laut und die Zwillinge verfassten auf die Schnelle ein Gedicht über Draco, das mit Dramaking endete. Wer die Dramaqueen war, das machten sie schnell klar, als sie dafür sorgten, dass Montague, Draco wieder runterließ – indem sie ihn von den Würdenträgern kitzeln ließen – und ihm Harry in die Arme schoben. Dann beglückwünschten sie Blaise, der auch von Harry kurz darauf umarmt, bei den Händen genommen und herumgewirbelt wurde. Die drei Narrenlehrlinge waren überall und nirgendwo, zündeten Feuerwerk in Grün und Silber unter den Füßen der Menge, Fred und George drüber, dann wurde Blaise von Hermione, Ron und Pansy belagert, die nicht an Draco herankamen. Harry lachte. „Jetzt wird er zerquetscht.“, meinte er. „Nachdem er den Sturz überlebt hat, zerquetschen ihn jetzt die Fans, die er noch hat.“ ~*~*~*~ Irgendwie schaffte es Draco, sich aus den Umarmungen frei zu machen und zu Harry durchzudringen. Das Gewühle war mittlerweile so groß und dicht geworden, dass eh niemand mehr wusste, wo wer war und wo er war ganz bestimmt nicht mehr. Er schnappte sich Harrys Hand. „Komm mit.“, sagte er mit einem kurzen Blick über seine Schulter und zog den Gryffindor schon mit sich. So sehr ihm dieser Jubel schmeichelte, das war nicht, was er jetzt gerade wollte. Was er wollte, das hielt er genau jetzt an der Hand. Und er wollte ihn für sich allein. Ganz für sich allein. ~*~*~*~ Harry folgte ihm und sie hatten sogar das Glück, unbemerkt davon zu kommen, weil er das Pech – oder eben Glück – gehabt hatte, von seinen Freunden getrennt zu werden, die Blaise immer wieder in den Pulk der Schulterklopfer hineindrängten. Er lächelte, schloss ein wenig auf und verschränkte seine Finger mit Dracos. Am liebsten hätte er ihn angehalten und geküsst, aber das ging schlecht, denn hier waren wirklich zu viele Menschen. Und irgendwie wusste er, dass sein Verlangen, Draco nahe zu sein, durch einen Kuss nur verstärkt werden würde. Er musste sich gedulden, bis sie nicht mehr so schnell auffliegen konnten. „Wohin willst du denn?“, fragte er schließlich. Alles, nur nicht in den Raum der Wünsche, denn dort konnte Blaise jederzeit auftauchen und das, was ihm im Kopf herumschwebte und das er in Dracos Augen lesen konnte, das würde dem schwarzhaarigen Slytherin sicherlich wehtun. ~*~*~*~ „Umkleiden...“ Draco grinste, während er gleichzeitig die Tür aufdrückte. Die Ravenclaws waren längst weg und die Slytherins hatten anderes zu tun, als in die Quidditchumkleiden zu gehen. Was hieß, dass das hier der Ort in diesem Schloss war, wo sie gerade ungestört sein konnten. Der Slytherin zog Harry mit sich hinein, schloss die Tür und drängte Harry gegen die nächste Wand. Ein heißer, hungriger Kuss versiegelte die Lippen des Gryffindors, ehe dieser überhaupt die Chance gehabt hatte, etwas zu sagen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Es dauerte länger, bis sie sich wieder angezogen hatten und gehen konnten, denn sie suchten immer wieder einander, suchten Kontakt und Zärtlichkeiten, doch irgendwann mussten sie raus. Dabei wollte Harry am liebsten noch ein wenig kuscheln und Draco für sich behalten. Als sie hinausgehen wollten, schlangen sich seine Arme wie von selbst um den Blonden und er drückte sich an ihn. „Ich will jetzt keine Menschenmassen, mit denen ich dich teilen muss.“, murmelte er. Er konnte vielleicht verschwinden, bei Draco war das schwieriger. „Lass uns einfach hier bleiben.“ Blöder Vorschlag, denn wenn man sie hier erwischte, dann wusste jeder, was sie getan hatten. Außerdem gab es Aufspürzauber, die sicherlich irgendjemand wirken würde, wenn Draco zu lange nicht mehr da war. ~*~*~*~ „Ich auch.“ Draco küsste ihn liebevoll und musste dann doch den Kopf schütteln. „Aber es geht nicht. Sie werden uns suchen. Allen voran das Team.“ Er lächelte wehmütig. Er war hin- und hergerissen. Einerseits wollte er jetzt am liebsten einfach nur Zeit mit Harry verbringen, ihre Zweisamkeit genießen und dann wiederum wollte er auch diesen Sieg genießen. Er war grandios gewesen und das wusste er. Und er fand, dass er das Recht hatte, sich feiern zu lassen. Er wollte es auch, denn die Zurückweisung und die harten Worte der letzten Monate hatten auch bei ihm Spuren hinterlassen. ~*~*~*~ Harry nickte, küsste ihn noch einmal, dann schob er ihn hinaus aus der Tür, grinste ihn an. Nachlässig fegte er eine Fliege beiseite, die ihn nervte, dann nahm er Dracos Hand und ließ sich führen. Solange es ging, würde er bei ihm bleiben. Außer Draco sagte, er solle gehen. Das könnte er auch verstehen, da die Slytherins ihn nicht mochten und es die Stimmung drücken könnte, solange er da war. ~*~*~*~ Draco drückte seine Hand fest und verließ gemeinsam mit Harry die Katakomben des Quidditchstadions. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Our lives are made in these small hours these little wonders, these twists & turns of fate time falls away, but these small hours, these small hours still remain ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Habe ich schon erwähnt, dass ich Quidditch liebe? =^-^= Hach, und ich bin stolz auf Draco. ^^ Wirklich stolz... ^^ Shirokko; Mir ist grade aufgegangen, dass ich einsam bin… Ich will kuscheln… abranka: *angehopstkomm* *anshi-chankuschel* Siegerparty ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 103: Siegerparty Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Mark Knopfler – What it is. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 103: Siegerparty Draußen erwartete sie noch immer heller Sonnenschein und die lauten Geräusche machten sehr deutlich, dass die Party noch immer auf dem Feld stattfand. Offenbar hatte man sich entschieden, lieber hier draußen zu feiern, da drinnen im Slytheringemeinschaftsraum die Konfrontation mit der anderen Partei des Hauses nicht vermeidbar war. „Draco!“ Montague kam ihnen etwas taumelnd mit zwei Flaschen Butterbier in der Hand entgegen. „Lass uns anstoßen!“ Hinter ihm löste sich gerade Blaise von Pansy, die ihn umarmt hatte, und winkte ihnen zu. Selbst die Zwillinge sowie Hermione und Ron waren noch da. Und seltsamerweise schien es niemanden der Verbliebenen zu stören. Etwas änderte sich. Nein. Etwas hatte sich längst verändert. ~*~*~*~ Harry lächelte, dann begann er zu lachen, als Montague halb in sie reinstolperte und sie ihn auffangen mussten. „Du bist vollkommen zu, Gegnerkapitän!“, stellte er fest. Montague blickte ihn an. „Na und? Heute darf ich das! Hier, Draco, du auch! Bis zum Umfallen!“ Der schwarzhaarige Gryffindor blickte ihn flehendlich an. „Bitte nicht. Ich kann dich nicht tragen!“ Auch wenn es mit Magie durchaus möglich wäre. ~*~*~*~ Draco lachte und hakte sich bei Montague unter. „Musst du nicht, keine Sorge. Ich besitze schließlich noch Verstand.“ „Hey... Was soll das heißen?“ Sein Kapitän blickte ihn empört an. „Nichts, Joey. Gar nichts.“ Draco grinste nur, reichte die Flasche Butterbier, die Montague ihm in die Hand gedrückt hatte, an Harry weiter und griff erneut nach Harrys Hand. Feiern ja - aber nur mit Harry bei sich! „Pansy!“ Sobald sie im Gedränge waren, verschwand Montague auch schon, um die Fünftklässlerin zu umarmen, die es sich lachend gefallen ließ. „Merlin, wo wart ihr nur?“ Blaise kam auf sie zu und versorgte Draco sofort mit einer Flasche. Der Blonde trank durstig, eine Antwort verkniff er sich allerdings und überließ sie Harry. ~*~*~*~ Harry wurde leicht rot und lächelte ihm entgegen. „Privatfeier zu Ehren des Helden.“, erklärte er, dann nahm auch er einen Schluck, langsamer, blickte die Flasche daraufhin misstrauisch an. Das schmeckte aber komisch… Nicht so wie sonst. ~*~*~*~ Blaise musste lachen. Der steigende Alkoholpegel in seinem Blut sorgte dafür, dass er trotz seines Begreifens gerade eine gewisse Ausgelassenheit besaß, die eine schmerzliche Reaktion nicht zuließ. Sobald Draco seine Flasche geleert hatte, reichte ihm irgendwer eine neue, die er lachend mit Blaises zusammenstieß. Irgendwie schien das Zeug diesmal eindeutig heftiger zu sein als sonst. Montague tanzte im Moment ganz ausgelassen mit Pansy, Hermione und Ron verhielten sich ähnlich - und das unter einem Haufen Slytherins! - und auch bei allen anderen nahm die Ausgelassenheit noch immer zu. Das war schon fast erschreckend. ~*~*~*~ Die Zwillinge und ihre Lehrlinge hatten begonnen, Kuchen und Kekse zu verteilen, spielten Ober und Kellner, was die Slytherins mit Humor nahmen. Irgendjemand zog dann plötzlich Fred an sich und begann mit ihm einen Walzer zu schneller Musik zu tanzen, was diesem eindeutig nicht bekam, sodass sein liebenswerter Bruder die Musik noch einen Tick schneller machte. Am Ende tanzte Fred alleine, drehte sich immer im Kreis, während die Kleinen das freudig als Aufforderung sahen, ihn bei den Händen zu nehmen und ihn weiterzukreiseln. Harry hatte seine Flasche inzwischen auch leer, doch eine zweite lehnte er ab. Das Zeug schmeckte schrecklich. Einfach ekelhaft. Dann kippte Rivers um und schlief selig auf dem Rasen, was nur eine Siebtklässlerin und Hermione interessierte, die allerdings entschieden, dass es besser war, ihn schlafen zu lassen, und daraufhin begannen, die noch vollen Flaschen Butterbier zu entfernen, was ihnen bald von Ron und George effektiv ausgetrieben wurde, weil diese sie zum Tanzen aufforderten, was keine der beiden wirklich ablehnen konnte. Harry war leicht schwindelig, aber das Tanzen kam ihm lustig vor. Und weil Draco gerade mit einem halben Dutzend Mädchen diskutierte und auf sein Zupfen am Ärmel nicht reagierte, forderte er mit einem schwankenden Knicks schließlich Blaise auf. ~*~*~*~ Blaise nahm lachend Harrys Arm und begann den Gryffindor im Kreis zu wirbeln. Unwillkürlich hatte er die führende Rolle übernommen. Als ihm langsam schwindelig wurde, schraubte er das Tempo runter und zog Harry enger an sich. „Isch... mag disch.“, sagte er schließlich und grinste den schmalen Jungen breit an. ~*~*~*~ Harry lachte ebenfalls, ließ den Taumel von sich Besitz ergreifen, fügte sich amüsiert in die Rolle des Herumgeschleudertwerdens und erwiderte schließlich glücklich die Umarmung. „Ich dich auch.“ Er war stolz, dass seine Zunge noch tat, was er wollte, und er noch nicht lallte. „Gansch doll!“ Na ja, fast jedenfalls, ein bisschen ging sie wohl doch schon auf Schaukelkurs. Sie schwankten ein wenig, als sie von der Seite einen Stoß bekamen, doch hier war das so normal, dass es eh keinen interessierte. ~*~*~*~ Blaise strahlte ihn bei der Antwort an und bettete seinen Kopf an Harrys Schulter. „Und du riescht gut.“, stellte er fest, als er mit der Nasenspitze leicht gegen seinen Hals stieß. Sie bewegten sich nur noch langsam im Kreis und Blaises Finger spielten mit den Haaren in Harrys Nacken. Er fühlte sich wohl. Ein bisschen benommen, aber verdammt gut. ~*~*~*~ Harry kicherte leicht. Es kitzelte etwas. Blaises Haare waren immer so flauschig und überall. Und gerade jetzt kitzelten sie ihn im Gesicht. Und seine Worte… Schönes Kompliment. Aber zurückgeben… „Du nischt… du hast schu… zuviel Sport gemacht. Aber wie gut.“ Das letzte Wort sprach er ganz kurz aus, als hätte er sich verschluckt. Selig schlang er seine Arme um Blaise und bettete seinen Kopf auf dessen Schulter, hielt sich an seiner Hüfte fest. Ihm war schwindelig. „Wir sollten aufhören uns zu drehen, sonst kipp isch um.“ ~*~*~*~ „Gute Idee.“, nuschelte Blaise und blieb stehen. Dummerweise verlor er dadurch das Gleichgewicht und sie beide landeten im Gras, womit sie allerdings nicht die einzigen waren. Die Menge an kichernd im Gras sitzenden Schülern hatte sich akut erhöht. Nur wenige hielten sich überhaupt noch auf den Beinen. „Du... bisch schön.“, murmelte der Slytherin kaum hörbar und strich Harry über die Wange, fuhr die Konturen seiner Lippen nach. ~*~*~*~ Harry schloss genießend die Augen. Das war angenehm, schön. Ein tolles Gefühl. Wie bei Draco. „Du lügst.“, murmelte er leise, seufzte und kuschelte sich an ihn. „Aber du bist schön. Deine Haare sind toll. Isch will auch solsch… solche haben.“ ~*~*~*~ Blaise musste kichern. „Lasch schie doch... wachschen.“ Er strich ihm durch die Haare und kraulte ihm den Nacken. „Weissu, isch hab disch escht gern.“ Seine Hand streichelte Harry erneut über die Wange. Dann schob er den Gryffindor etwas von sich und lächelte ihn an. Weich und beinahe schüchtern berührten seine Lippen Harrys. ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Gryffindor bekam es im ersten Moment gar nicht mit, hatte die Augen schon halb schläfrig geschlossen. Er erwiderte, ebenso vorsichtig und zaghaft, machte es Blaise nach. Weiche Lippen, weicher als sonst, aber der Geschmack war anders. Nicht so vertraut. Nicht ganz so gut. Wahrscheinlich der Alkohol. Aber angenehm war es trotzdem und anregend. Er öffnete die Augen, begriff erst dann, dass es gar nicht Draco war, dass er für den Moment mit seinen Gedanken ganz woanders geweilt hatte, und zog sich ein wenig zurück, trennte ihre Lippen voneinander. „Das… ist nicht rischtig.“, murmelte er entschuldigend, fast zerknirscht, konnte den schwarzen Augen nicht mehr standhalten. „Dray wird bösche… oder traurig oder so… Das will ich nisch… nich…“ ~*~*~*~ Blaise lächelte traurig. „Isch okay.“ In dem Augenblick kam Draco zwischen den Sitzenden zu ihnen getaumelt und ließ sich neben sie fallen. „Isch kann diesche Schnepfen nisch mehr schehen.“, maulte er und trank aus einer halbvollen Flasche. Er ließ sich gegen sie beide fallen und küsste Harry. „Hallo... Kätschen.“ Seine Hand strich leicht über seine Wange, dann blickte er Blaise an. „Hallo... Schild...krötschen...“ Auch Blaise gab er einen Kuss. „Hab eusch lieb.“ Seine Augen wurden ernst. „Ihr habt eusch auch lieb, oder?“ ~*~*~*~ Harry kicherte über den Spitznamen, den Draco Blaise gab, schlang seinen freien Arm um ihn und küsste ihn zurück, traf nur seinen Mundwinkel, was ihm egal war, weil er es kaum mitbekam. „Blaische schmeckt gut.“, meinte er dann selig und kuschelte sich an ihn, rieb seine Nase an ihm. „Und du riechscht nach Butter…bier.“ Wieder kicherte er. „Du hascht aber nicht drin gebadet, oder, Schatsch?“ ~*~*~*~ „Isch glaube nischt.“ Draco fuhr sich durch die Haare und hielt sich dann wieder an den beiden fest. „Ihr schmeckt... beide gut.“, stellte er fest und schmiegte sich an Blaise, der langsam zur Seite kippte. Jetzt lagen sie halb übereinander im Gras, doch das störte sie wirklich nicht. „Isch hab eusch lieb.“, verkündete Blaise. Draco hob den Kopf und blickte Harry an. „Wenn du Blaische auch lieb hascht...“ Er verzog das Gesicht, als wenn er besonders scharf nachdenken würde. „…können wir unsch schu dritt küschen.“ ~*~*~*~ Harry blickte seinen Freund dumm an. „Wie willscht du das denn machen?“, fragte er schließlich. „Dasch ischt sch…schwer. Ich habe nur einen Mund. Du auch… Und Blaise auch.“ ~*~*~*~ „Auschprobieren.“, entschied der Blonde und setzte sich auf. Harry zog er dabei gleich mit. Blaise folgte nahezu willenlos nach. „Küscht misch...“ Blaise zögerte etwas, kam der Aufforderung aber nach. Er hielt den Kopf leicht schräg, erwischte Dracos Lippen nur halb, sodass dort theoretisch noch Platz für jemanden war. ~*~*~*~ Harry kicherte, beugte sich aber vor und füllte den leeren Platz aus, küsste sie beide gleichzeitig, wenn auch mehr schlecht als recht. Mehr als ein keusches Lippenberühren war kaum drin. Aber er wollte mehr. Er wollte einen richtigen Kuss. So wie gerade, oder wie vorhin. Ganz vorsichtig teilten sich seine Lippen und er schob die Zunge vor, tastete über zweierlei warme Lippen. Draco war ein wenig wärmer, Blaise ein wenig weicher. Das war das, was er im Kopf noch registrierte. Da war plötzlich so ein eigenartiger Nebel. ~*~*~*~ Dracos Lippen teilten sich ebenso und auch Blaises folgten nach. Neugierig berührten sich die drei Zungenspitzen. Draco fand die Bestätigung für das, was er gerade schon gesagt hatte: Sie schmeckten beide gut. Verdammt gut. Ein Kribbeln zog durch seinen Körper, anders, wie wenn er nur Harry küsste, und doch sehr ähnlich. Blaise überlief ein kalter Schauder, dicht gefolgt von einer unerwarteten Hitzewelle, als er sowohl Harrys als auch Dracos warme Zunge spürte. Eine Hand schloss sich um den Saum von Dracos Pullover, die andere krallte sich in Harrys Umhang, als er den Boden unter sich zu verlieren drohte. ~*~*~*~ Auch Harry hielt sich fest, hatte die Arme um die Schultern der beiden gelegt. Ihm war nicht so, als würde er kippen, aber er wollte mehr Nähe. Es reichte ihm einfach nicht so. Er unterbrach den Kuss. „Daschischanstrengnd…“, murrte er und zog sich ein wenig zurück. „Vielsuwenischplatsch. Geht das nich besser?“ ~*~*~*~ „Nur, wenn wir ’nen Kopf schrumpfen.“, war Blaises kluge Antwort. Auch er hatte den Kopf zurückgezogen. Draco blinzelte sie beide an. „Doof.“, stellte er fest. „Küsschen kann man nisch gut schu dritt. Nur schu schweit.“ Er schlang seine Arme um Harrys Hals und küsste den Gryffindor ausgiebig, bis er selbst Atemnot bekam. Dann ließ er ihn los und zog Blaise zu sich hinüber, der nicht minder atemlos zurückgelassen wurde. ~*~*~*~ Harry grinste, hatte sich inzwischen ja erholt und tat es Draco einfach nach, zog Blaise zu sich und küsste ihn. Diesmal richtig, nicht so schüchtern wie vorhin, diesmal ohne irgendwelche Hemmungen. Ihm war warm. Sehr. Und in seinem Kopf drehte es sich. Als er den Kuss keuchend unterbrach, lachte er. „Tanschen wir wieder?“, fragte er kichernd. „Fühlt schich scho an.“ ~*~*~*~ „Isch glaub, wir schitschen.“, antwortete Blaise und blickte unter sich. Ja, er saß. Aber trotzdem drehte sich alles. Seine Lippen waren ganz warm und angeschwollen und sein Kopf fühlte sich genauso an. Ihm war heiß. Draco lehnte sich gegen die beiden. „Isch will hier wech.“, bekräftigte er. „Hier dreht schisch allesch... Und da hinten schtehen diesche Weiber wieder.“ Er verdrehte die Augen und musste sich dann an Harrys Schulter festhalten, um nicht umzufallen. „Isch will nach Hausche.“ ~*~*~*~ Harry nickte und versuchte prompt aufzustehen. Es scheiterte an drei Dingen. Blaise hielt ihn noch immer fest, Draco lehnte gegen ihn und seine Beine waren Gummi mit Watte vermischt. Toll. „Helft mir doch!“, jammerte er und versuchte es ein zweites Mal. Diesmal funktionierte es sogar. Sie stützten sich gegenseitig in die Senkrechte. Wie sie es am Ende geschafft hatten, dass sie den Raum der Wünsche unbeschadet erreichten, wusste keiner mehr. Und wie Draco den Raum geöffnet hatte, war Harry wirklich ein Rätsel, weil er das Gekreisel vom Hin- und Zurückdrehen sicherlich nicht überstanden hätte. Im Raum ließ er sich aufs Bett fallen, Blaise landete halb auf ihm und zog Draco komplett über sie beide. Harry kippte hintenüber und begann wieder zu lachen, was seine Bauchmuskeln ziemlich beanspruchte. „Ihr scheid schwer!“, beschwerte er sich unter Lachen. ~*~*~*~ „Schorry.“, murmelte Draco und stemmte sich hoch, nur um gleich darauf zur Seite zu kugeln. „Isch will schlafen.“, verkündete er dann und schaffte es wirklich, sich aufzurichten. Einen Moment später begann er, sich auszuziehen. Blaise sah ihm einen Augenblick lang fasziniert zu und tat es ihm dann nach. In Boxershorts krochen die drei unter die Bettdecke. „Isch hab eusch lieb.“ Das waren die letzten Worte, die Draco noch hervorbrachte, ehe er einschlief. Er hatte Harry mit dem linken Arm eng an sich gezogen und hielt dem mit rechten Blaise fest umschlugen. Dumpf drang durch den Alkoholschleier in seinem Kopf, dass das hier verdammt gemütlich war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Sie schliefen bis zum Montag durch, obwohl es gerade mal drei Uhr nachmittags gewesen war, als sie eingeschlafen waren. Und Harry hatte Kopfschmerzen, als er erwachte. Und wie. Brechend und vernichtend. Er konnte nicht einmal den Kopf heben, blieb einfach liegen, bewegte sich gar nicht. Als Blaise sich neben ihm zu bewegen begann, fragte er dumpf, wie dieser denn neben ihn gekommen war, aber es war ihm schlichtweg egal. Der Gedanke allein brachte ihm nicht mehr als ein Lächeln nach dem letzten Tag und das Lächeln ließ ihn leise Stöhnen, so dass er versuchte, wieder still zu liegen. Zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Zeit war er froh, dass er nicht auf Dracos Brust lag und den Herzschlag hören musste. Wahrscheinlich wäre das tödlich gewesen und solange er ihn noch neben sich spüren konnte… Wobei ihm langsam in den Kopf sickerte, dass er jetzt in der Mitte lag. Also hatte er sich bewegt? Nicht Blaise? Oder war es Draco gewesen? – Unwichtig. Sein Kopf war wichtiger. Nur nicht zu sehr bewegen. ~*~*~*~ Blaise streckte sich langsam und drückte mit einem leisen Stöhnen die Hand auf die Augen. Auch Draco begann sich nun zu bewegen und seufzte leise. „Kopfweh.“, murmelte er und presste seinen Kopf fester gegen Harrys Arm. Dann ging der Wecker los. Mit einem leisen Aufschrei schlugen sowohl Draco als auch Blaise die Hände auf die Ohren. Dieses Geräusch war Folter! Eindeutig! ~*~*~*~ Harrys Reaktion war das Kissen über sich zu ziehen und leise zu stöhnen. „Macht das aus.“, murmelte er unverständlich. „Das ist ja schrecklich. Was war in diesem Zeug drin? Das war doch nie und nimmer Butterbier!“ ~*~*~*~ Blaise schlug tapfer nach dem Wecker, der daraufhin auch verstummte. Wenigstens nach dem vierten Versuch. „Weiß nicht.“, murmelte er und ließ sich wieder in die Kissen zurückfallen. Draco setzte sich langsam auf. „Irgendwas anderes.“, antwortete er verspätet auf Harrys Frage und streckte sich langsam. Sein Kopf dröhnte zwar noch immer, aber ansonsten fühlte er sich gut. Und dann kam die Erinnerung an gestern wieder. Wenigstens so etwas wie Erinnerung. Bildfetzen von ziemlich vielen Küssen. Er blickte zu Harry, dann zu Blaise und wieder zurück. „An was... erinnert ihr euch?“ ~*~*~*~ „Was willst du hören? Alles?“, murrte Harry leise. „Du bist abgestürzt, ihr habt gewonnen, danach haben wir uns verzogen, Party mit… Butterbier, Tanzen mit Blaise, Küssen mit Blaise, dann mit euch beiden, dann wieder einzeln…“ Er stockte. Hatte er das jetzt laut gesagt? Er wurde rot und seufzte leise, zog das Kissen zurück über sein Gesicht. „Wie sind wir nur auf so eine Idee gekommen?“ ~*~*~*~ Draco blickte Harry mit offenem Mund an und klappte diesen dann langsam wieder zusammen. Blaise war ebenfalls rot geworden und hatte verlegen ausgesehen, doch nun musste er grinsen. „Zu viele Hormone?“, warf er ein. Draco blickte ihn an und dann das Kissen, unter dem sich Harry verbarg. Er robbte etwas vor und klaute dem Gryffindor das Kissen vom Gesicht. Leicht trafen seine Lippen auf Harrys. „Kopf hoch. Wir leben noch und wenn wir nicht mehr angestellt haben, ist das doch okay.“ „So weit ich mich erinnere, kam die Idee mit dem Dreierkuss von dir, Draco.“ Blaise fuhr sich durch die Haare und hatte augenblicklich die volle Aufmerksamkeit seines besten Freundes. „Oh... Na ja.“ Dieser wurde rot. „Dann war es wohl keine schlechte Idee.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Weil sie von dir gekommen ist oder generell?“ Es war ihm noch immer peinlich, aber seltsamerweise fühlte er sich gar nicht schlecht, wie er im ersten Moment vermutet hatte – von den Kopfschmerzen mal abgesehen. Keine Schuldgefühle wegen dem Kuss mit Blaise. Draco hatte ihn ja auch geküsst und bisher nichts dagegen gesagt. Und es war nicht schlimm gewesen. Blaise schmeckte auf seine eigene Weise wunderbar, auch wenn er sich nicht mit Draco messen konnte. Vielleicht nicht nett, das zu denken, aber es war so. Und Blaise tat es mit Sicherheit gut, das zu bekommen, was er sich wünschte. Er setzte sich auf, blickte Draco an, dann kauerte er sich plötzlich zusammen und presste die Hände an den Kopf. „Ohhhh, ich will zu Poppy!“ ~*~*~*~ „Beides.“ Draco grinste zurück, ehe er mitfühlend die Hand auf Harrys Schulter legte. „Sie wird sich freuen, wenn du freiwillig zur ihr gehst. Aber zuerst sollten wir alle duschen.“ Er rümpfte diese Nase. „Ich stinke. Und du auch, Blaise.“ Blaise schnupperte an seinem Arm und verzog das Gesicht. „Bin als erster im Bad!“, sprach’s und war auch schon in dem kleinen Raum verschwunden. Draco lehnte sich gegen den Gryffindor und schloss die Augen. Das leise Rauschen aus dem Badezimmer ließ ihn beinahe wieder wegdämmern. Er blickte erst wieder auf, als die Tür ging und Blaise heraustrat - mit nassen Haaren und nur einem Handtuch bekleidet. „Klamotten vergessen.“, nuschelte er verlegen, während Draco mit einem anzüglichen Grinsen an ihm vorbei schritt, um sich nun ebenfalls eine wach machende Dusche zu gönnen. ~*~*~*~ Harry blickte ihm halb blind ohne Brille nach, dann machte er sich äußerst vorsichtig daran, sich ebenfalls anzukleiden. Duschen würde er jetzt nicht. Nicht mit diesem Kopf. Mann, vertrug er denn gar keinen Alkohol? Als letztes setzte er seine Brille auf, aber das helle, klare Bild stach in den Augen, so dass er sie auf die Haare hinaufschob und sich wieder hinsetzte, den Kopf in die Hände stützte. „Blaise, hat sie dir nicht einen Spruch gegen Kopfweh beigebracht?“, fragte er leidend. ~*~*~*~ Blaise schloss seine Hose und wandte sich dann zu Harry um. „Moment.“ Er suchte seinen Zauberstab und tippte leicht gegen die Stirn des Gryffindors. Dazu murmelte er ein paar Worte und blickte ihn dann gespannt an. „Besser?“ In dem Augenblick trat Draco aus dem Bad - ähnlich wie Blaise zuvor reichlich spärlich bekleidet und betrachtete seine beiden Freunde. Harry hockte auf dem Bett, Blaises stand halbnackt davor... Hatte was. „Macht ihr da weiter, wo wir gestern aufgehört haben?“, erkundigte er sich mit einem frechen Glitzern in den Augen, während er zum Schrank ging. ~*~*~*~ Harry hob den Blick, guckte leicht böse, aber dann stellte er tatsächlich eine Besserung fest. Sein Kopf hatte bei der Bewegung nicht damit gedroht, zu explodieren! „Hey, danke!“ Sein Gesicht begann zu leuchten. „Das ist genial. Ich muss doch nicht zur Blaulichttante!“ Er stand auf und umarmte Blaise dankbar, bevor er die Brille wieder an ihren rechtmäßigen Platz schob. Dann ließ er ihn los, ging zu Draco und klapste ihm auf den Hintern. „Und du, sieh nicht überall Szenen, die du dir wünschst!“ ~*~*~*~ Blaise schüttelte grinsend den Kopf und zog sich fertig an. Draco musste bei Harrys Worten lachen. „Glaubst du, ich will euch beide so gerne zusammen sehen?“ Amüsiert zog er eine Augenbraue hoch und kramte seine Sachen aus dem Schrank. ~*~*~*~ Harry grinste ihn an, gab ihm einen kleinen Kuss. „Kam gestern beinahe so rüber, Knuddelchen!“ Und weil ihm danach war, setzte er seinen Kosenamen einfach in die Tat um und knuddelte Draco ab. „Hach, du bist so hübsch!“, säuselte er. ~*~*~*~ Draco schüttelte lachend den Kopf und versetzte Harrys Haarschopf noch mehr in Chaos. „Und du bist zum Anbeißen süß.“ Er lächelte lasziv. „Ziehst du dich noch heute an?“, erkundigte sich Blaise trocken und richtete seinen Umhang. „Oder willst du nicht mehr zum Krankenflügel? Wenn ich euch entschuldigen soll, weil ihr noch miteinander beschäftigt seid...“ Er grinste anzüglich. „Kein Thema. Mache ich doch gerne.“ ~*~*~*~ Harry lachte. „Au ja. Aber bitte werd in der Erklärung für McGonagall nicht zu detailreich.“ Er grinste ihn an, dann ließ er Draco los und lehnte sich gegen die Wand, blickte ihn unverwandt an. Ihm gefiel so sehr, was er sah, dass er sich wirklich beherrschen musste, um ihn nicht wieder zu umarmen und sich an ihn zu schmiegen. Allein das Spielen der Muskeln unter der Haut bei jeder Bewegung… Er wollte das von gestern in den Umkleiden wiederholen. Am besten sofort. ~*~*~*~ Draco warf einen kurzen Blick zu Blaise hinüber und ließ dann das Handtuch fallen, um sich anzuziehen. Dabei war er sich nur allzu deutlich der Blicke der beiden anderen Jungen bewusst - und genoss sie. Harrys Aufmerksamkeit liebte er generell, aber Blaises... Sie gab ihm noch einmal einen gewissen Kick. Mit einem samtigen Lächeln rückte er schließlich seine Krawatte zurecht. „Auf zum Krankenflügel. Und du auch.“ Er schenkte Harry einen nachdrücklichen Blick. ~*~*~*~ „Hey, warum denn noch?“, protestierte dieser. „Blaise hat mir doch geholfen!“ ~*~*~*~ „Weil sie dich sowieso sehen will. Hast du den Trank schon vergessen?“ Draco nahm ihn sachte beim Arm. „Und sie sollte sich deinen Kopf auch noch mal ansehen. Ich bin schließlich kein Heiler.“ Blaise übernahm Harrys andere Seite. „Außerdem willst du uns beide doch nicht einfach allein lassen, oder?“ ~*~*~*~ „Ich hab mich selbst abgesetzt.“, erklärte Harry. „Mir geht es wieder gut. Das sieht man doch!“ Aber er fügte sich, wenngleich immer noch murrend. Diese Dauerbehandlung war ätzend. Und das Zeug schmeckte nach Alkohol. Er wollte es nicht nehmen müssen. Aber natürlich bestand Mme Pomfrey darauf. Wie immer. Und sie hielt ihnen eine ausführliche Standpauke von wegen Trinken unter siebzehn, die Harry schon nach fünf Minuten die Ohren bluten ließ. Draco und Blaise ging es kaum anders. Und dann kam Hermione mit Ron herein, der ebenfalls ziemlich lädiert aussah. Sie war erstaunlich frisch. „Oh, guten Morgen. Auch Kopfweh?“ Sie schob den Rotschopf in Richtung Pomfrey, die ihn mit stoisch genervter Miene behandelte. „Man sollte Ihnen die Kopfschmerzen lassen, damit Sie etwas daraus lernen.“, murrte sie. Und Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Haben wir, haben wir. Man gehe zu Ihnen oder zu Blaise, dann ist das gleich wieder vorbei.“ Sie funkelte ihn böse an und Harry ging halb hinter Draco in Deckung. Was ihn leider nicht vor Hermione schützte. „Von wegen, Freundchen! Ihr werdet das nächste Mal einfach nicht so viel trinken!“ „Es war nur eine Flasche Butterbier!“, erwiderte Harry sofort verteidigend. „Das glaubst du ja wohl selbst nicht!“ „Wie viele hast du getrunken?“ „Eine halbe!“ „Und du warst angeschwippst, als wir gekommen sind!“ Sie errötete leicht. „Es war nicht unsere Schuld. Da war was in dem Bier!“ ~*~*~*~ „Und dann machst du uns Vorwürfe?“ Blaise schüttelte den Kopf. „Bist doch selbst in die gleiche Falle getappt. Und soweit ich mich erinnern kann, hast du mit Ron einen schönen Kuschelwalzer hingelegt.“ Er grinste breit. ~*~*~*~ Ron blinkte ihn an, während Hermione rot wurde. „Wir haben gekuschelt?“, fragte er blöd. „Wann?“ Es brachte sie zum Seufzen und von Harry einen mitleidigen Blick. „Vergiss es, Ron. Schluck endlich das Zeug, dann können wir frühstücken gehen, ja?“ Er nickte und sie warf den Freunden einen leidenden Blick zu. Harry löste sich von Draco und zog das Mädchen mit sich hinaus. „Warum sagst du es ihm nicht einfach?“, wollte er in Erfahrung bringen. „Der Kerl ist in dich genauso verschossen wie du in ihn.“ Das Mädchen verpasste ihm einen halbherzigen Schlag. „Sag das nicht so.“ „Warum nicht? Ist doch wahr. Also, warum?“ Hermione seufzte wieder leise, dann lächelte sie. „Vielleicht bin ich einfach hoffnungslos romantisch.“ „Und masochistisch auch, wenn du darauf wartest, bis er sich traut.“, murrte Harry. Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Und jetzt?“ „Er erinnert sich nicht. Belasst es dabei.“ „Du machst es dir genauso schwer wie Blaise.“ „Apropos… Was war das gestern auf der Party? Ihr habt…“ „Frag nicht.“ Harry winkte ab. „Ich begreif das auch noch nicht so ganz. Aber es war… spannend.“ „Du erinnerst dich also?“ „Warum nicht?“ „Seid ihr jetzt ein Dreieck?“ Harry überlegte ein paar Sekunden. „Weiß nicht. Vielleicht. Keine Ahnung.“ „Was denkst du denn über ihn, wenn Draco ihn küsst?“ Sie schob ihn vorwärts hinunter in die Große Halle zum Frühstück. Die beiden anderen mussten das nicht mitbekommen. „Ich weiß nicht… gestern… war es egal, auch wenn es seltsam war.“ „Und jetzt?“ „Wir haben uns heute nicht…“ „Das meine ich nicht. Was denkst du jetzt, wenn du daran denkst?“ Harry senkte den Blick zu Boden. „Dass ich kein Recht habe, etwas zu sagen, weil ich angefangen habe.“ „Du hast…“ Diesmal war es an Harry, hilflos mit den Schultern zu zucken, und Hermione begann zu lachen. „Du bist mir ja einer. Dass Draco da nicht ausgeflippt ist, finde ich echt beachtlich.“ „Was passiert da, Mione?“ Harry hielt sie fest und blickte sie bittend an, doch der lockige Schopf schüttelte sich nur. „Das musst du selbst herausfinden.“, sagte sie leise. „Dabei kann ich dir nicht helfen.“ „Kann ich zu dir kommen, wenn ich…“ Er verstummte und sie half aus. „Wenn du reden willst, bin ich selbstverständlich da, okay?“ Ein dankbares Leuchten erhellte Harrys Gesicht, dann nahm er ihre Hand und zog sie weiter. Jetzt hatte er wirklich Hunger. ~*~*~*~ Blaise und Draco warteten noch auf Ron und bekamen somit die nächsten Ankömmlinge auf der Krankenstation mit. Es war Pansy, der Montague mit hochroten Ohren und einem verklärten Gesichtsausdruck folgte, direkt danach Goyle und die drei Kleinen von Dracos Fanclub. Sie hörten noch, wie Madam Pomfrey zu einer umfassenden Rede ansetzte und verdrückten sich dann. ~*~*~*~ Der Unterricht war für Harry zunächst langweilig, denn McGonagall schien sich entschieden zu haben, den Vogelzauber erneut zu testen. Sie waren wieder in Zweiergruppen eingeteilt und hatten nach ihrer Demonstration nicht mehr viel zu tun. Sie sollten etwas lesen, um sich zu beschäftigen, während die anderen noch übten. Es war viel Zeit zum Nachdenken und Harry nutzte sie, um über Hermiones Frage nachzudenken. Was denkst du denn über ihn, wenn Draco ihn küsst? Tja, was dachte er? Gestern, da war es so seltsam gewesen. Es war alles so weich gewesen, so rosig und leicht… Jetzt… Wenn er sich jetzt vorstellte, dass Draco Blaise so wie gestern an sich zog und ihn so leidenschaftlich küsste… Die Stunde war kaum vorbei, da packte er Hermione am Arm und zog sie mit sich hinaus. Er rannte fast, wusste nicht, wohin er sollte und blieb schließlich in einer winzigen Nische stehen. Hier hatte er Draco ganz am Anfang wegen dem Kessel zur Rede gestellt. Hier hatte er seine Schulter berührt und zum ersten Mal wirklich diese Aufregung verspürt. „Mione, ich…“ Sie musste sich offensichtlich ein Lachen verkneifen, angesichts seiner Aufregung, und drückte ihn auf das Fensterbrett, auf dem maximal zwei dünne Menschen Platz hatten. Sie stellte sich vor ihn. „Du hast nachgedacht.“, stellte sie fest, plötzlich überhaupt nicht mehr lustig, sondern beinahe schon liebevoll. „Was kam dabei heraus?“ „Ich…“ Harry biss sich auf die Lippe, presste plötzlich die Hand vor den Mund, weil er das Gefühl hatte, gleich weinen zu müssen. „Ich kann es nicht ertragen.“, keuchte er schließlich. „Ich… ich will nicht, dass er jemand anderen küsst als mich! Ich… Es tut weh, Mione! Es tut verdammt weh! Ich mag Blaise. Ich mag ihn sehr. Viel zu sehr, aber wenn er Draco küsst, dann… Ich bin eifersüchtig. Und wenn ich mir vorstelle, wie er mich noch einmal küsst… Das will ich auch nicht. Ich würde Draco verraten! Ich…“ Sie zog ihn in die Arme. „Hey, beruhige dich erstmal.“ Sie wiegte ihn sachte hin und her. „Ganz ruhig. Ganz ruhig. Und dann fangen wir noch einmal von vorne an, ja?“ Er nickte nur, klammerte sich an sie. Er fühlte sich, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden, zitterte wie Espenlaub im Wind. „Aber Draco mag ihn.“, wimmerte er leise. „Er hat es gestern gesagt. So häufig. Er hat immer wieder gesagt, dass er ihn mag. Immer…“ Hermione strich ihm über den Kopf. „Meinte er es denn so, wie du glaubst?“ Nicken. „Sicher, warum sollte er es sonst sagen?“ „Vielleicht war es eher freundschaftlich?“ „Ich habe einen Fehler gemacht.“ Ganz plötzlich richtete sich Harry auf, ließ sie los. „Ich habe mitgemacht, weil es in diesem Moment aufregend gewesen ist, aber…“ „Bereust du es?“ Wieder zuckte Harry hilflos mit den Schultern und lehnte sich nach hinten gegen das Fenster. In ihm herrschte eine unbestimmte Unruhe, die er nicht vertreiben konnte. „Er hat so glücklich ausgesehen heute Morgen.“, murmelte er leise. „So unwahrscheinlich glücklich…“ „Wie hast du dich gefühlt?“ „Ich hatte Kopfweh und er hat mir geholfen…“ „Okay…“ Sie schwieg einige Zeit, dann, als sie wieder sprach, war ihre Stimme leise und ernst. „Sie sitzen ja in Zauberkunst wieder beieinander. Was denkst du dabei?“ Harry öffnete die Augen und blickte sie gequält wieder an. „Ich… will das nicht.“, antwortete er kläglich. „Das ist nicht nett, aber…“ Er verstummte und blickte sie flehendlich an, dass sie lachen musste. „Harry, ich kann dir da nicht helfen. Wenn du wirklich Probleme damit hast, dann rede mit Draco darüber. Er wird es verstehen.“ „Und es wird Blaise das Herz brechen. Und Draco wird vielleicht böse. Nachdem ich jetzt schon soweit gegangen bin.“ „Das ist besser, als wenn dein eigenes Herz bricht.“ Hermione drehte sich um und stemmte sich neben ihn auf die Fensterbank, legte beruhigend einen Arm um seine Schultern. „Versteh mich nicht falsch. Ich habe Blaise ermutigt, endlich zu sagen, was ihm auf dem Herzen liegt…“ „Ich auch…“ „…aber allen voran bist du mein Freund. Du und Ron. Ich mag euch, kenne euch schon so lange. Es tut mir Leid für Blaise, aber hier geht es nur um dich, verstehst du? Du kannst nicht immer auch auf alle anderen Rücksicht nehmen. Das tust du viel zu häufig. Tu nur einmal das, was für dich gut ist, damit du nicht irgendwann selbst daran zerbrichst.“ Harry lachte heiser. „Das würde ich ja gerne, aber wie soll ich das anstellen? Ich bin dafür nicht stark genug. Ich… kann das nicht ertragen!“ „Warum? Weil er sich gegen dich entscheiden könnte?“ „Nein… ja… auch… aber eigentlich weil Blaise…“ „Mitleid, hm?“ Ein verzweifeltes Nicken. Hermione blickte ihn mitleidig an. Sie wusste keine Worte des Trostes, aber die, die ihr auf der Zunge lagen, die sprach sie nicht aus. Du bist viel zu lieb, Harry. Seitdem du mit Draco zusammen bist, bist du noch ein wenig mehr aufgetaut als früher. Es ist schön, aber andererseits macht es mir ein wenig Sorgen. Wenn du weiterhin die Last der ganzen Welt trägst. Ich weiß ja, dass du nicht anders kannst, dass das dein Wesen ist, aber… Ich hoffe nur, dass du das Ganze hier überstehst. Sie zog Harry in ihre Arme und hielt ihn einfach nur fest. Zum ersten Mal seit Menschengedenken ließ sie Zaubertränke einfach sausen und es machte ihr nicht das Geringste aus. Harry war viel, viel wichtiger. Viel wichtiger als eine Strafarbeit von Snape und Punktabzug wegen Schwänzen. ~*~*~*~ Draco hatte die Stunde ebenfalls genutzt, um nachzudenken. Jetzt, so im Nachhinein, fragte er sich, wie das alles hatte geschehen können. Wie hatte es passieren können? Er erinnerte sich noch, dass er Harry und Blaise gesehen hatte. Wie sie sich küssten. Eigentlich, fand er, hätte er eifersüchtig werden und seinen Anspruch verteidigen müssen, aber seltsamerweise hatte er schlichtweg beide um sich haben wollen. Er hatte dabei sein wollen und damit war es gut gewesen. Es hatte ihm gefallen, ihnen beiden so nahe zu sein. Das Schellen riss ihn brutal aus seinen Gedanken. Er sah gerade noch, wie Harry und Hermione aus der Tür verschwanden. Langsam stand er auf. Als nächstes erwartete sie Zaubertränke. Blaise hakte sich auf dem Weg in die Kerker bei dem Blonden unter. „Alles klar? Du wirkst so nachdenklich.“ „Hm...“ Draco blickte zu ihm und musterte sein Gesicht genau. Die dunklen, mandelförmigen Augen, das schwarze Haar, die rosigen Lippen, das schmale Gesicht. Er war schön. Wirklich schön und anziehend. Nur hatte er bisher nicht wirklich so über Blaise gedacht. „Ich denke über gestern nach.“ „Oh.“ Blaise schlug die Augen nieder und sie legten einige Meter zurück, ehe er es wagte, wieder aufzublicken. „Bereust du es?“ Draco blieb stehen und blickte nachdenklich auf den Boden, ehe er dann den Kopf in den Nacken legte und die Decke mit dem gleichen Blick bedachte. Bereute er es? Nein. Eigentlich nicht. Es hatte ihm gefallen. Aber er fragte sich dennoch, was das zu bedeuten hatte. „Nein.“ Er schüttelte langsam den Kopf und sah Blaise an. „Nein, das nicht. Aber ich frage mich, worauf das hinausläuft.“ Blaise seufzte leise und steckte die Hände in die Hosentasche. „Frag mich was Leichteres. Du sprichst mit der Verwirrung in Person.“ „Was willst du jetzt tun, Blaise?“, fragte Draco leise. „Hm?“ Verwirrt zog der Schwarzhaarige kraus. Er war sich nicht sicher, worauf Draco abzielte. „Alles laufen lassen und sehen, was passiert, denke ich.“ Er seufzte leise und zog den Blonden dann in einen Seitengang. „Hör zu. Ich...“ Stockend berichtete er von seinen Gesprächen mit Hermione und ihrem Vorschlag. „Ich... irgendwie... geht es in die Richtung. Aber ich hatte nie die Absicht! Wirklich nicht! Ich...“ „Ist okay, Blaise.“ Draco winkte ab und lächelte ihn beruhigend an. Gleichzeitig ging in ihm alles in einem einzigen Aufruhr unter. Eine Dreierbeziehung? Und das von Hermione! Aber... eine Dreierbeziehung? War das überhaupt möglich? Es setzte viel voraus, oder nicht? Wie sollte das denn funktionieren? Er brauchte Blaise nicht weiter anzusehen, um zu wissen, dass er darauf hoffte. Und er selbst? Die Küsse hatten ihren eigenen Reiz besessen... Aber mehr? Nachdenklich senkte der Blonde den Blick und Blaise packte ihn am Arm, um ihn in den Unterricht zu zerren. Sie waren spät dran und Snape war bekanntlich niemand, den man verärgern sollte. ~*~*~*~ Als Harry sich soweit beruhigt hatte, dass er wieder ansprechbar war und seine Gefühle unter Kontrolle zu haben schien, schaffte Hermione es, ihn dazu zu bewegen, zum Mittagessen zu gehen. Eigentlich war es noch nicht so weit, aber sie hatten noch genau zehn Minuten Zaubertränke und diese Zeit lohnte den Weg in die Kerker nicht. Und so stellten sie beide das Mittagessen zusammen, das sie in ihrem kleinen Raum verzehren wollten. Das braunhaarige Mädchen gab Pansy Bescheid, dass sie sich dort treffen würden. Harry setzte sich ans Fenster, als sie den Raum betraten und beobachtete, wie der Regen draußen fiel. Gestern war noch so schönes Wetter gewesen, heute regnete es. Feiner Nieselregen, der die Ländereien des Schlosses wie mit Puder bestäubte. Klasse Wetter. Wenn es Halloween auch so aussah… Boa, wie ätzend. Aber immerhin passte es gerade zu seiner Stimmung. Es war Hermione zu verdanken, dass seine Grabesstimmung nicht mehr zu erkennen war, als die anderen kamen, denn sie begann ihm von dem Tanz mit Ron zu erzählen, wie er sie umarmt hatte, wie er ihr seltsam dämliche Dinge ins Ohr geflüstert hatte, wie es immer seine Art war, Blödsinn zu reden, wenn er verlegen war, dass er sich einfach nicht getraut hatte, sie zu küssen, obwohl sie in seinen Augen hatte lesen können, dass er es wollte. Harry war sich fast sicher: Hermione wartete auf einen förmlichen Antrag, am besten noch mit Rose und weißem Anzug. Wenn sie da mal nicht ewig warten musste. Jedenfalls lachte er gerade über ihre Erzählung von Rons Scham, als er bei seinem Sturz aus Gleichgewichtsmangel auf ihr gelandet war und wie schnell er von ihr runtergeklettert war, als die Tür aufging und die anderen hereinkamen. Er winkte ihnen grinsend zu und ignorierte gekonnt, dass Blaise und Draco wieder einmal eingehakt beieinander liefen. ~*~*~*~ Draco löste sich von Blaise und gab Harry einen Kuss zur Begrüßung. „Du warst nicht in Zaubertränke. Snape hat allein für deine Abwesenheit Gryffindor schon zehn Punkte abgezogen.“, sagte er rau und fuhr dem Gryffindor durch die Haare. ~*~*~*~ „Manchmal muss das einfach sein.“, erklärte der Schwarzhaarige ernst. „Es war wirklich wichtig.“ Hermione lächelte leicht mitleidig, dann seufzte sie. „Wir werden uns bei Snape entschuldigen gehen, nicht wahr, Harry?“ „Ungern.“, murrte Harry. „Aber wir werden es tun. Nach dem Essen.“ Sie klang entschlossen und Harry nickte, weil er sich nicht mir ihr streiten wollte. „Er wird entzückt sein…“ Sie lachte glockenhell. „Das werden wir sehen. Kommt Essen, Leute. Heute gibt es Kartoffelpuffer. Und wir haben so viele mitgenommen, wie wir tragen konnten, also haut rein!“ Sie krabbelte auf die Tischgruppe, die sie seit ein paar Tagen als Picknickplatz missbrauchten. „Guten Appetit!“ Harry zog Draco noch einmal an sich und küsste ihn sanft. „Snape ist mir egal.“, sagte er. „Sorry nur, dass ich nicht Bescheid gesagt habe.“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise und kraulte Harry den Nacken. Eine dumme Nachricht in dem Gedankenbuch, aber daran hatte er wohl einfach nicht gedacht. Er lehnte seine Wange gegen Harrys Schläfe und vergrub die Nase in dem dichten Haar. Im Moment wollte er einfach nicht mehr über irgendetwas nachdenken. Es hatte gereicht, dass er vorhin fast zweimal seinen Kessel in die Luft gejagt hatte, weil seine Gedanken dauernd um Harry und ihn, um Harry, ihn und Blaise und um Harry und Blaise kreisten. Er bekam da einfach keine Ordnung rein. Er konnte ja noch nicht mal irgendein Gefühl definieren, das allem zugrunde lag. Nichts. Blaise ließ sich neben Hermione nieder und schaute nachdenklich zu den beiden Jungen hinüber. Müde fuhr er sich über die Augen. Das alles hier war nur seinem unbedachten Verhalten gestern geschuldet. ~*~*~*~ Sie aßen, dann machten sich Hermione und Harry auf den Weg zu Snape, bei dem sie sich förmlich entschuldigten, was ihnen eine Strafarbeit einbrachte, die sich gewaschen hatte – ganz normal eben. Danach verbrachten sie die Mittagspause mit Hausaufgaben, die sie ebenfalls für Snape machen mussten. Und die ganze Zeit über war Harry außerordentlich schmusig. Er lehnte gegen Draco, starrte minutenlang ins Nichts, bevor er einen Satz schrieb, der vollkommen absurd war und mit der Aufgabe nicht wirklich etwas zu tun hatte. Irgendwann gab er es auf, legte das Pergament zur Seite und schloss die Augen. Mit seiner Hand nahm er Dracos freie und hielt sie fest, nicht gewillt, sie noch einmal loszulassen. ~*~*~*~ Draco bedachte Harry immer wieder mit einem irritierten Blick, aber er ließ ihn gewähren. An seiner anderen Seite saß Blaise und wirkte eindeutig bedrückt. Irgendwie hatte der Blonde gerade das Gefühl von Gedankenwolken erdrückt zu werden. Aber was konnte er schon dagegen tun? Gar nichts. Sie hatten alle drei gerade genug damit zu tun, ihre Gedanken auf die Reihe zu bekommen. Irgendwann legte er entnervt die Zaubertränkehausaufgaben beiseite. Ron schnappte sie sich direkt und begann eifrig zu lesen, um den Aufsatz dann ein wenig umzuschreiben, was ihm von Hermione einen tadelnden Blick einbrachte. Dann war es Zeit für den nächsten Unterricht. Wahrsagen und Arithmantik. Was hieß, dass sie sich trennen mussten und was Draco außerordentlich missfiel. Still hielt er den Gryffindor einfach in den Armen, bis Hermione ihn schweren Herzens am Kragen packte. ~*~*~*~ Wahrsagen war langweilig. Harry war nicht bei der Sache, spulte zusammen mit Ron Sermontexte herunter, die jede Stunde die gleichen waren und im Grunde jedem von ihnen eine unglaublich schlechte Zukunft bescherten. Dann wiederum starrte er vor sich hin, nickte, wenn die Gruselfliege Trelawney mit ihm sprach, als hörte er ihr zu, was er nicht tat. Als die Stunden vorbei waren, verabschiedete sich Harry von Ron mit den Worten, er hätte noch was Wichtiges zu tun, was er bitte den anderen mitteilen sollte, dann führte ihn sein Weg zum Waldrand, wo ein gigantischer Hügel das Grab von Hagrid markierte. Er wollte jetzt alleine sein und doch nicht allein, da war ein Toter doch gerade richtig. Außerdem hatte er seinen alten Freund eh schon viel zu lange nicht besucht. Er lehnte sich gegen einen Baum, der seine Zweige tief herabhängen ließ und begann in der Herbstkälte und dem Nieselregen Blumen auf das Grab zu zaubern. Jede einzeln, ohne darüber nachzudenken. Seine Gedanken hingen bei dem Gespräch zwischen ihm und Hermione, bei dem, was er empfand, wenn er die beiden sah, und er kam zu dem Entschluss, dass sie das niemals erfahren durften. Er wollte Dracos Glück nicht zerstören und der schien sich zu Blaise doch mehr hingezogen zu fühlen, als er es gern gesehen hätte. Und Blaise wollte er auch nicht vor den Kopf stoßen – er brachte es nach dem bedröppelten Gesicht am Mittag einfach nicht über sich –, was bedeutete, dass er sich seine Zweifel und seine Eifersucht nicht anmerken lassen würde, dass er gute Miene zum bösen Spiel machte, auch wenn er Draco damit belog. Solange es ihm gut ging… solange Blaise nicht einsam war… vielleicht… „Vielleicht schaffe ich es, dass er nicht mehr um mich trauert, wenn ich doch sterben sollte, weil ich nicht dazu in der Lage bin, mein Versprechen zu halten…“, erklärte er leise lächelnd Hagrid und zauberte eine weitere Blume auf das Grab. Stumm, denn diese Art Magie hatte er viel zu lang vernachlässigt. ~*~*~*~ Nach Arithmantik traf sich der Rest der Gruppe wieder, um noch einige Zauber zu üben. Gerade die Heilzauber standen im Vordergrund und Blaise erwies sich wieder einmal als ausgezeichneter und sehr geduldiger Lehrer. Draco jedoch brachte keinen einzigen der Zauber zustande. Irgendwann knallte er frustriert seinen Zauberstab auf einen der Tische und weigerte sich noch irgendeine magische Formel auszusprechen. Dazu kam, dass es im Schloss vor Vorfreude auf Halloween nur so summte. Diesmal sollte es ein richtiger Ball werden, ähnlich wie der Julball letztes Jahr, nur dass diesmal alle Schüler eingeladen waren. Entsprechend wurde auch vor der Tür ihres Privattrainingsraums ständig über Kleider und Dates diskutiert. Es nervte. Irgendwann entschieden sie, dass es für heute mit dem Training reichte und Hermione schlug vor, dass sie sich den Rest des Tages frei nahmen. Die Stimmung ging immer weiter bergab, da Dracos Frustration auch langsam auf die anderen übergriff. Blaise schnappte sich Draco, bevor dieser verschwinden konnte und wenig später suchten sie diesen einen abgelegenen Raum im Kerker auf. „Reagier dich ab.“, sagte der Dunkelhaarige nur, schubste die Rüstung in Position, drückte Draco seinen eigenen Zauberstab in die Hand, nahm ihm den seinen ab und webte einen Schutzzauber. Das tat der Blonde dann auch. Solange, bis er vollkommen ausgepowert war. Diesmal wurde er danach nicht eiskalt, vielmehr glühte seine Haut. „Du bist mir unheimlich.“, murmelte Blaise leise, während sie schließlich nach einem kurzen Abstecher zum Abendessen und einer vorgezogenen Kontrollrunde in den Raum der Wünsche gingen. Draco hatte die ganze Zeit über nichts gesagt und ließ sich nun einfach rücklings auf das Bett fallen. Still starrte er an die Decke. Blaise seufzte leise. Das konnte ja heiter werden. Er hoffte nur, dass Harry bald kommen würde. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And it`s cold on the tollgate with the wagons creeping through Cold on the tollgate God knows what I could do with you And it´s what it is it`s what it is now ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ja, ja, der liebe Alkohol... *g* Dreierküsse sind übrigens wirklich möglich. *nick* Wir haben keinen der drei in irgendeiner Art und Weise Kopfverletzungen verpassen müssen. *lach* Shirokko: Will nicht… *sichwindet* Weiß ja, dass das geplant war, find das ja auch gut, aber… *intränenausbrech* Will nicht! abranka: *taschentuchreich* *rückenpatt* Shirokko: *Taschentuchbenutzt,dannabfackelt* Wisst ihr was? Ich finde, wir haben das wirklich gut hinbekommen. Ich mag Mione. Ist einfach toll. Treffpunkt Entscheidung ------------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 104: Treffpunkt Entscheidung Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse - Disarray. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 104: Treffpunkt Entscheidung Harry kam kurz vor halb neun. Er war durchgeweicht und ihm war kühl, aber gleichzeitig fühlte er sich angenehm leer und seltsam gut. Er hatte auch Hagrid irgendwann sein Herz ausgeschüttet, hatte ihm alles erzählt, was die letzten paar Wochen gewesen war, welche Probleme und Triumphe sie durchschritten hatten. Mit Sicherheit war er der einzige Erwachsene, dem er jemals von der Potenzialmagie erzählen würde. Er begrüßte die beiden Jungen freundlich, lächelte weich, als er sie auf dem Bett sah. „Hey… Ich geh eben duschen.“, sagte er leise und zupfte demonstrativ an seinen nassen Klamotten. Dann hielt er inne. „Ist alles okay bei euch? Ihr seht so… bedrückt aus.“ ~*~*~*~ Blaise zuckte etwas hilflos mit den Schultern. Er blickte zu Draco, der sich jetzt immerhin langsam aufsetzte und Harry ein strahlendes Lächeln schenkte. „Doch... Alles okay. Ich habe nur gegrübelt.“ Er blickte Harry warm an. Blaises Augen wanderten zwischen Harry und Draco hin und her. „Ich auch. Geh duschen, Harry, damit du nicht noch krank wirst. Danach reden wir.“ Draco warf ihm einen überraschten Blick zu. Irgendwie klang das jetzt sehr entschlossen. ~*~*~*~ Harry nickte langsam. Danach reden wir… Das klang fast wie ein Versprechen oder eine Drohung. War etwas nicht in Ordnung? Er schüttelte den Gedanken ab. Klar, mussten sie reden, das war eben so, wenn man kurz vor einem Umbruch stand. „Ist okay.“, grinste er, dann verschwand er im Bad. Kurz darauf kam er mit rotem Gesicht wieder heraus, um seinen Schlafanzug zu holen. Er hatte ihn vergessen, aber glücklicherweise war ihm das aufgefallen, bevor er sich komplett ausgezogen hatte. Es brauchte einige Zeit, damit ihm wieder warm wurde, aber dann putzte er sich auch gleich die Zähne und zog sich seinen Grinselöwenschlafanzug an, bevor er wieder hinausging und sich auf das Bett zu den anderen beiden setzte. „Fertig.“, verkündete er fröhlich. „Oder halt, noch nicht!“, dann kramte er aus seinen Klamotten seinen Zauberstab hervor, entzündete das Feuer im Kamin und lehnte sich seufzend ob der ihn schon erreichenden Wärme gegen einen der vier Bettpfosten. „Jetzt aber…“ Freundlich blickte er zu Blaise, der ja hatte reden wollen. ~*~*~*~ Draco hatte Blaise die ganze Zeit über nur stumm angesehen. Ihm war nicht entgangen, dass Blaise irgendwie bedrückt wirkte, aber ein Versuch mit ihm zu sprechen war gerade offenbar unsinnig. Außerdem sollte Harry mit dabei sein. Es wäre nicht fair gewesen, wenn er ausgeschlossen worden wäre. Jetzt saßen sie zusammen. Blaise hatte die Beine untergeschlagen und umschloss seine Unterschenkel mit den Händen. Er wippte langsam auf und ab. Dann begann er langsam zu sprechen. „Ich werde in den Schlafsaal zurückgehen. Das hier... Das geht einfach nicht gut.“ Er blickte auf und seine dunklen Augen glänzten traurig. „Ich habe das Gefühl, dass ich mich zwischen euch dränge und das will ich nicht.“ Er brach ab und starrte auf seine Hände. Draco blickte ihn nur stumm an. Der Blonde konnte nicht definieren, was ihm gerade durch den Kopf ging und was er fühlte. Irgendwie fühlte er sich vor den Kopf gestoßen. ~*~*~*~ Harry war beinahe zu perplex, um etwas zu antworten. War er hier etwa nicht glücklich gewesen? Hatte er sich nicht wohl gefühlt? Irgendwie hatte er gedacht, am Morgen vollkommene Zufriedenheit bei ihm gespürt zu haben. „Macht dich das glücklicher?“, fragte er. Er zog eine der Decken zu sich. Die Kälte kam zurück. Schon wieder tat er etwas genau entgegengesetzt zu seinen Wünschen. Weil Blaise so traurig wirkte. Und weil er doch beschlossen hatte, dass es besser so war, nicht wahr? ~*~*~*~ „Nein. Aber es macht mich auch nicht glücklich zu sehen, wie...“ Blaise suchte nach Worten und fand sie doch nicht. Fahrig strich er sich durch die Haare. „Ich... Das gestern war... alles ein Fehler. Und ich habe angefangen. Ich... ziehe nur die Konsequenzen...“ ~*~*~*~ Harry blickte zu Draco, sein Blick dunkel. Was dachte der darüber. Machte ihn das glücklich? ~*~*~*~ Draco starrte auf die dunkelrote Bettdecke und malte mit seinem Zeigefinger Muster darauf. Sein Kopf war gesenkt und die blonden Haare dienten als weiterer Sichtschutz. Er zog sich zurück. Es tat weh. Es tat weh, Blaise so reden zu hören. Weil Blaise verletzt war. Weil Blaise verletzt war, ohne dass er den Grund kannte. Weil er sich zurückgestoßen fühlte. Weil er das verlor, was heute Morgen da gewesen war. Aber wie sollte es denn weitergehen? Wie denn? Entnervt wischte er sich über die Augen, als er die ersten Tränen der Hilflosigkeit unter den Lidern brennen spürte. ~*~*~*~ Harry begann sanft zu lächeln. Dieser Anblick raubte ihm fast die Luft zum Atmen, machte seine Kehle eng. Er hatte es sich doch schon gedacht. Draco war längst zu weit, um ihn jetzt noch gehen zu lassen. Es war so typisch, dass er Menschen, die er gern hatte, um sich haben wollte, möglichst die ganze Zeit. Dazu hatte er einfach zu lange ohne Liebe leben müssen. Blaise hatte er sehr gern. Gern genug, um ihn zu küssen, ihn aufzufordern, das gleiche zu tun. Es tat vielleicht weh, aber ihn so traurig zu sehen, das war tausendmal schlimmer. „Du bist ein Idiot.“, sagte er leise, schüttelte leicht fassungslos den Kopf über Blaises mangelndes Selbstbewusstsein, bevor er sich aufrappelte und zu ihm krabbelte. Ganz sanft strich er über die blasse Haut seiner Wange, umfing diese schließlich mit seiner Hand. „Wenn… wenn du dich wirklich zwischen uns drängen würdest, hätten wir dir das längst gesagt. Zwischen mir und Dray ändert sich nichts, nur weil du da bist. Du machst dir zu viele Gedanken.“ Die Worte kamen ihm wie Hohn vor. Er log nicht einmal. Zwischen ihm und Draco würde sich nichts ändern. Niemals. Er liebte ihn wirklich, heiß und innig. Diese Liebe würde auch Blaise nicht zerstören, wenn er bei ihnen blieb - das wurde ihm gerade klar. Nur der Tod könnte dieses Gleichgewicht wirklich stören. „Kannst du nicht sehen, dass ihm das weh tut?“, fragte er noch leiser, blickte kurz zu dem Blonden hin, der wirklich wie ein Häuflein Elend dasaß. „Wenn du gehst, dann wird er traurig sein. Und ich auch.“ Weil er Draco nicht wirklich würde trösten können, da es ihm nicht halb so leid tun würde wie ihm. „Und du auch, nicht wahr?“ Sachte beugte er sich weiter vor und legte seine Lippen mit geschlossenen Augen auf Blaises. Nur ganz kurz, bevor er sich wieder zurückzog und ihn ansah. Dunkel fragend, ob er es sich nicht anders überlegen wollte. ~*~*~*~ Blaise sah Harry starr an, dann schlug er die Augen nieder. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Draco hob den Kopf. Der graue Blick richtete sich auf die beiden Jungen. „Du musst dich nicht gezwungen fühlen zu bleiben, Blaise.“, sagte er rau. „Ich... Natürlich hätte ich dich gerne um mich, aber... das wird wohl nicht funktionieren.“ Er seufzte tief. „Ich... ich weiß doch im Moment noch nicht einmal, was ich selbst denke, wie kann ich dann von dir - von euch - verlangen, dass ihr es wisst? Dass ihr irgendeine Entscheidung treffen könnt? Ich...“ Er brach ab und starrte einen Augenblick lang die Löwen auf Harrys Schlafanzug an. Fast kam es ihm so vor, als wenn sie sich bewegen würden. „Entscheidet ihr, was geschieht. Ich kann es nicht.“ Er zog die Beine an und schlang die Arme darum. Er bekam dieses Chaos in seinem Kopf und seinem Herzen einfach nicht auf die Reihe. Es ging nicht. Am liebsten hätte er mit jemandem geredet, aber die beiden Personen, denen er bereit gewesen wäre, sein Herz auszuschütten, die waren in dieses Dilemma involviert. Mit ihnen konnte er nicht vorbehaltlos reden. Blaise blickte Harry ratlos an. Er war innerlich vollkommen zerrissen. Er fühlte sich wohl bei den beiden. Er fühlte sich geborgen und angenommen, ja, auch geliebt, aber zugleich gab es da etwas, das innerlich an ihm zerrte, dass ihn daran erinnerte, dass er diese platonische Ebene nicht wollte. Und dass er zugleich aber auch keinen der beiden in irgendeiner Art und Weise verletzen wollte. ~*~*~*~ Harry setzte sich auf seine Fersen. Dracos Worte gerade… Hatte er ihn so komplett missverstanden? Draco hielt Blaise nicht auf, weil er nicht wusste, was er wollte? Aber… Er senkte ebenfalls den Blick. Da war er wohl zu weit vorgestürmt. Das tat ihm Leid. Er hatte Hoffnungen bei Blaise geweckt und Draco hatte sie wieder ausradiert. Einfach so. Was sollte er denn jetzt denken? Er hatte so sehr das Gefühl gehabt, dass Draco Blaise ebenfalls liebte, aber jetzt… Gerade wollte er fliehen. Einfach fortlaufen. Er verstand die Welt nicht mehr, wollte einfach nur fort von diesem Ort, der ihm soviele – soviel zu viele – Gefühle abverlangte, weil er versuchte, es allen Recht zu machen. Hermione hatte es ihm prophezeit. „Deine Entscheidung, Blaise.“, murmelte er leise. ~*~*~*~ Blaise seufzte leise. Womit er dann den schwarzen Drachen in der Hand hielt. Wie bei diesem Kartenspiel für Kinder. Aber er wusste es doch auch nicht! Er wusste doch gar nichts mehr! Der Schwarzhaarige sprang auf und begann auf- und abzulaufen. Er konnte nicht mehr still sitzen. Er konnte es einfach nicht mehr. Draco sah langsam auf und schaute ihm zu. Wie ein eingesperrtes Raubtier sah Blaise aus. Alle Ruhe, die er sonst ausstrahlte, war fort. Irgendwo in diesen Fluten aus Gefühlen und Gedanken untergegangen. Schließlich hielt Blaise in der Bewegung inne und strich sich unwirsch die Haare aus dem Gesicht. Im Endeffekt... Ja, vielleicht war das die beste Entscheidung. Für ihn selbst, aber auch für Harry und Draco. „Ich... ich würde gerne sehen, wohin... das hier geht. Aber... ich weiß, dass es zwischen euch etwas ganz Besonderes gibt und wenn ihr das Gefühl habt, dass ich störe... Wenn... irgendeiner von euch will, dass ich gehe, dann muss er es mir sagen. Und ich werde gehen.“ Jetzt lag wieder beinahe die alte Ruhe in seiner Stimme. Draco blickte Harry an. Was dachte er? ~*~*~*~ Harry lächelte weich. „Ist okay.“, sagte er. „Oder?“ Fragend sah er zu Draco. Keine Entscheidungen mehr ohne ihn. ~*~*~*~ Draco nickte ebenfalls und leckte sich über die trockenen Lippen. Irgendwie fiel die Anspannung jetzt von ihm ab. Die Entscheidung war gefallen. Dann würden sie es eben so machen. Er kroch zu Harry hinüber und lehnte die Stirn matt gegen seine Schulter. Sein Schlafanzug war schön kühl. „Komm her.“, flüsterte er leise und streckte die Hand nach Blaise aus, der dieser Aufforderung zögerlich nachkam. Der schwarzhaarige Slytherin hockte sich auf die Bettkante und erst auf ein weiteres Winken hin rückte er näher, bis Draco seine Hand ergreifen und drücken konnte. Bei Merlin... Der Blonde glühte ja immer noch! ~*~*~*~ Harry war jetzt auch ein wenig überrascht. Draco war zu warm. Viel zu warm. So sehr konnte es ihn doch nicht mitgenommen haben, dass er… Er schob den Blonden ein wenig von sich, legte seine Hand auf die Stirn. Fieber. Verdammt. „Zu Mme Pomfrey.“, erklärte er. „Warum sagst du nicht, dass es dir schlecht geht?“ ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Nein... Ich will nicht. Ich will einfach hier bleiben.“, protestierte er leise. Blaise seufzte. War ja klar. Sturkopf. „Es wäre klüger, zu ihr zu gehen.“, versuchte er ihn sanft zu überreden. Sorge klang in seiner Stimme mit. Also hatte sich seit dem frühen Abend nichts verbessert. Und er hatte gedacht, dass Draco einfach nur erhitzt war! „Nein.“ Draco vergrub sein Gesicht in Harrys Schlafanzug. ~*~*~*~ „Und wenn es morgen dann richtig schlimm ist?“ Harrys Stimme war sanft, zärtlich, aber er zeigte seine Sorge offen. „Mit Fieber ist nicht zu spaßen. Wer weiß, was du ausbrütest.“ Er zog die Decke von hinter sich über ihn. „Außerdem solltest du dich warm halten und nicht einfach in dieser kalten Luft hier sitzen.“ ~*~*~*~ „Ich brüte gar nichts aus.“, maulte der Blonde leise. „Bin nur müde und kaputt.“ Blaise stand leise auf und suchte seinen Zauberstab. Er war zwar bei weitem nicht so gut wie Madam Pomfrey, aber für einen simplen Diagnosezauber reichte es. Diesen murmelte er jetzt. „Erschöpfung, würde ich sagen.“, meinte er schließlich, die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. „Zieh deinen Schlafanzug an, trink was und schlaf. Und wenn das morgen nicht besser ist, gehst du in den Krankenflügel. Und wenn wir dich erst schocken und dann hintragen müssen.“ Draco gab einen leisen Protestlaut von sich, kam seiner Aufforderung aber nach. Mit zittrigen Händen zog er seinen Schlafanzug an - etwas, was Blaise auch gleich tat - und kroch dann zwischen den beiden unter die Bettdecke. ~*~*~*~ Harry legte noch seine Brille auf den Nachttisch, dann schlang er seine Arme um ihn, kuschelte sich an ihn. Irgendwann tastete er nach Blaises Hand, weil er das Gefühl hatte, dass er ihn sonst ausschloss. Draco murmelte noch etwas Unverständliches, schlief dann aber recht schnell ein. Und Harry lag wach. Dass diese ganze Sache Draco so sehr mitnahm, hatte ihn geschockt. Er verstand es nicht so ganz, verstand nicht, warum Draco nicht mit ihm darüber sprach, wenn er Probleme hatte, die ihm bis aufs Blut jegliche Energie raubte. Irgendwas geschah hier. Etwas, das ganz und gar nicht gut war. Das schlich sich so langsam in seinen Kopf und begann dort Kreise zu ziehen. Ließ ihn keinen Schlaf finden. Mit all seinen Sinnen spürte er Draco an seiner Seite, konnte ihn riechen, nahm die Hitze wahr, die er verströmte, doch sie konnte ihn nicht wärmen wie sonst. Ihm war innerlich so kalt. Irgendwo im Schloss schlug die Uhr zwölf. Mitternacht und Geisterstunde. Sie hatten um halb elf das Licht ausgemacht, also lag er hier seit anderthalb Stunden. Und er fühlte sich nicht im Mindesten so, als würde er schlafen können. Er war todmüde, aber sein Körper fand keine Ruhe. Eins. Zwei. Um halb drei stand er auf, um ins Bad zu gehen. Dracos Fieber hatte sich beruhigt. Er schlief fest, hatte sich in ihren Armen nicht mehr bewegt. Als er wiederkam, betrachtete er minutenlang die beiden Jungen in dem Bett. Das Feuer von den Kesselstellen flackerte leicht, warf unruhiges, beruhigendes Licht auf sie. Sie sahen hübsch aus, wie sie da lagen. Beide. Draco hatte sich umgedreht, lag jetzt so, dass er, wenn er aufwachte, Blaise sehen würde. Sie sahen aus, wie das perfekte Paar. Komplette Gegensätze irgendwie, beide auffällig auf den roten Decken. Zwei Slytherins in den Farben seines Hauses… Harry war versucht, sich wieder zu ihnen zu legen, aber die Angst davor, dass er wieder schlaflos wach liegen würde und diesmal nicht Dracos Gesicht betrachten könnte, ließ ihn zögern. Er wollte nicht liegen. Am liebsten wollte er fliegen, aber das ging nicht. Zu kalt war es draußen. Aber wieder hinlegen, hier in diesem Raum bleiben, die beiden immer vor den Augen… Er bezweifelte stark, dass er das schaffte, dass er das durchhielt, ohne zu weinen. Schon jetzt… Nein!, rief er sich zur Ordnung. Es ist okay so! Ich will, dass es ihnen gut geht! Harry begann zu lächeln, zog die Maske aus Gefühllosigkeit um sich, bevor er sich abwandte, seinen Zauberstab, seinen Tarnumhang, seine Schuhe und seine Brille griff und den Raum der Wünsche verließ. Draußen zog er alles an, um drinnen nicht zuviel Lärm zu machen. Er hatte im ersten Moment noch keine Idee, was genau er vorhatte, wollte sich einfach bewegen, begann durch die Gänge zu laufen, wie immer auf der Hut vor wachenden Lehrern. Snape oder Filch würden sich freuen, ihn zu sehen, das wollte er auf jeden Fall verhindern, aber er musste laufen. Immer laufen. Bis er so außer Atem war, dass es nicht mehr ging. Er hatte nicht auf seinen Weg geachtet und war mehr oder minder erstaunt, dass er in dem Gang war, in dem sich die Bibliothek befand. Ihm kam eine Idee, mit der er die bohrenden Gedanken in seinem Kopf vielleicht abschalten konnte. Ein paar Minuten verschnaufte er noch, dann machte er sich langsam auf den Weg, sprach Bills Zauber und drang komplett unbemerkt in die Bibliothek vor. Gegen fünf Uhr früh kehrte er in den Raum der Wünsche zurück. Er war müde, diesmal richtig. Und in seiner Tasche war ein Zettel, auf dem achtzehn neue Zauber standen. Zauber, die ihnen helfen konnten. Oder auch nicht, aber manche hatten ihm einfach gefallen. Er legte seinen Tarnumhang auf den Tisch, seine Brille und seinen Zauberstab dazu, dann hockte er sich auf das Bett, streifte die Schuhe ab und krabbelte zu den beiden anderen unter die Decke, kuschelte sich an Dracos Rücken. Er musste nur einmal einatmen und seinen Geruch wahrnehmen, dann war er mit einem tiefen Seufzen eingeschlafen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I've faced my demons Wrestled these angels to the ground And all that I could find Was a thin line between All the saints and villains It was crossed in my own eyes ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Harry ist so dumm… Er sollte es ihnen einfach sagen. Er verstrickt sich in einem Netz, einem Kreisel, einem Teufelskreis. Je häufiger er Draco und Blaise zusammen sieht, desto schlimmer wird es werden. Desto schlimmer wird die Einsamkeit, die er in sich trägt, die Eifersucht… Ich würde mit der Zeit ein Gefühl von Minderwertigkeit verspüren… Weil ich nicht mehr das Wichtigste für meinen Liebsten bin. Ich würde mich zurückziehen und alles zerstören, weil ich nicht ehrlich bin, weil ich immer das Beste für die will, die ich liebe… Ich fürchte, ich bin da wie Harry. Ich hoffe sehr, dass es ihm nicht so gehen wird, wie mir… abranka: Mau... Ich stecke da in vollkommen anderen Rollen, in Blaise und in Draco... Draco ist... nicht zurechnungsfähig, aber er hat auch keine Entscheidung wirklich getroffen. Und Blaise... ist immerhin bereit gewesen zu gehen. Und dennoch... Was auch immer jetzt geschieht, liegt in der Verantwortung aller drei... Shi: Das macht es wirklich nicht besser. -_-° In Abendgarderobe ----------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 105: In Abendgarderobe Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Richard Marx – Ready to fly. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 105: In Abendgarderobe Draco wurde davon wach, dass sich jemand neben ihm bewegte. Er blinzelte und sah, wie Blaise leise aufstand, um im Bad zu verschwinden. Er fühlte sich vollkommen erschlagen. Müde drehte er sich um und kuschelte sich eng an Harry. Seine Finger strichen durch das schwarze Haar. Er konnte die Dusche rauschen hören und seufzte leise. Langsam kamen die Erinnerungen an gestern zurück. Irgendwie war dieser Abend wie in einem Traum an ihm vorbeigezogen. Ein komischer Traum, der keinen Sinn besessen hatte. Der Wecker klingelte und Draco musste sich halb aufrichten, um ihn auszumachen. Seufzend blickte er auf den schlafenden Jungen neben sich. „Was auch geschieht... Ich liebe dich.“, flüsterte er leise und küsste Harry auf die Stirn. „Bad ist frei!“, verkündete Blaise und Draco stand auf. Sollte Harry ruhig noch schlafen, bis er fertig war. Blaise konnte nur keine Gedanken lesen. Sobald er angezogen war, setzte sich daher der Slytherin auf die Bettkante und rüttelte Harry sachte an der Schulter. „Aufstehen, Harry.“ ~*~*~*~ Der Junge-der-lebt murrte leise, kauerte sich enger zusammen. Er wollte noch nicht aufstehen. „Viel zu früh.“, murmelte er, seufzte einmal und glitt wieder in seinen Tiefschlaf zurück. Seiner Meinung nach hatte er die Situation ausreichend erklärt. ~*~*~*~ Draco kam aus dem Badezimmer zurück und musste lachen, als er Blaise eindeutig hilflos neben einem Gryffindor sitzen sah, der sein Kissen fest umschlungen hielt und sich eindeutig weigerte, aufzustehen. „Lass mich mal.“ Er schob Blaise beiseite und hockte sich auf die Bettkante. Zärtlich strich er Harry über die Wange und küsste ihn. „Na los, aufstehen, Kätzchen. Ansonsten sehe ich mich gezwungen, herauszufinden, wie dieser Eiszauber auf dich wirkt.“ ~*~*~*~ Wieder murrte Harry, was irgendwie klang wie ein äußerst klägliches Maunzen. Seine Antwort auf Dracos Kosename. ~*~*~*~ Jetzt war es Blaise, der lachte. Draco zog eine Schnute. „Sag mal, du lässt gerade nicht wirklich zu, dass Blaise mich auslacht, oder?“ Der Blonde seufzte leise. „Eigentlich wollte ich das ja nicht tun, aber du zwingst mich dazu...“ Er schob seine Hände unter die Bettdecke, fand zielsicher eine von Harrys kitzligsten Stellen und nutzte sie. ~*~*~*~ Der Gryffindor fuhr mit einem leisen Schrei hoch, schlug noch im Halbschlaf nach den Händen, die ihn kitzelten, dann erst begriff er, dass er jetzt doch wach war und blickte den beiden lachenden Jungen entgegen, blinzelte verschlafen. Er wollte etwas sagen, aber das ging in einem Anfall von Gähnen unter. ~*~*~*~ „Ab ins Bad, damit du auch richtig wach wirst.“ Draco wuschelte ihm zärtlich durch die Haare und gab ihm einen leichten Kuss. „Du hast zehn Minuten.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann rutschte er näher an ihn, lehnte seine Stirn gegen ihn und schloss die Augen wieder. „Du bist hart.“, sagte er leise. ~*~*~*~ „Er wäre hart, wenn er dir den Eiszauber verpasst hätte.“, meinte Blaise trocken. „Ich erinnere mich daran, dass er bei mir mal so einen Wasserzauber benutzt hat.“ Draco musste lachen. „Ein einziges Mal, Blaise. Nur einmal.“ Lachend strich er Harry durch die Haare. „Du willst absolut nicht aufstehen, was?“, fraget er leise. ~*~*~*~ „Nicht wirklich. Aber Flitwick wäre böse, oder?“, fragte Harry und leise Hoffnung schwang in seiner Stimme mit. Doch die Antwort kannte er schon. Außerdem war er ja selbst Schuld an seiner momentanen Verfassung. Seufzend richtete er sich auf. „Ich geh schon.“, murmelte er und wurschtelte sich aus den Decken. ~*~*~*~ Draco blickte zu Blaise hinüber und der nickte nach einem Moment des Verstehens. „Gehen musst du ja gar nicht.“ Draco schob einen Arm unter Harrys Beine, ergriff darunter Blaises Hand, die ihm schon entgegenkam. Ihre Hände Verschränkten sich ebenfalls in Harrys Rücken und hoben ihn dann an. „Bequemer, oder?“ Blaise grinste ihn an und gab ihm einen spielerischen Nasenstüber gegen die Wange. ~*~*~*~ Harrys Augen waren ganz groß, als er da zwischen den Jungen hing. „Was habt ihr vor?“, fragte er leicht panisch. Aber sie hatten Recht, bequem war es. Wenn da nur nicht diese Ungewissheit wäre, was sie tun würden. ~*~*~*~ „Haben wir was vor?“ Draco warf einen Blick zu Blaise hinüber, der grinste. „Wir doch nicht. Wir sind nur der Trageservice zur Dusche.“ Es wurde zwar etwas eng, als sie durch die Tür gingen, aber es passte. Vorsichtig setzten sie Harry in der Dusche ab. „Brauchst du beim Ausziehen auch noch Hilfe?“, erkundigte sich Draco mit einem lasziven Lächeln und öffnete bereits die ersten Knöpfe an seinem Schlafanzug. Blaise kam ihm von unten sofort entgegen. „Es wäre uns eine Ehre...“ ~*~*~*~ Harry blickte sie beide völlig überfahren an. Irgendwie hatte er gerade das starke Gefühl, sie machten sich auf seine Kosten über ihn lustig. Das war doch… Sein Hemd versagte seinen Dienst und Blaise warf es aus der Kabine, während Draco sich seiner Hose widmete. Harry hielt seine Hand augenblicklich fest. „Hey, ich dachte, ich soll aufstehen, damit wir zum Unterricht können. Wenn ihr das hier jetzt anfangt, kommen wir zu spät!“ Er hob seine zweite Hand, betrachtete sie ein wenig leidend. „Außerdem war der Boden nass…“ ~*~*~*~ „Womit anfangen?“ Dracos Augen glitzerten Harry an, während sein Mund unschuldig lächelte. „Wir helfen dir bisher nur beim Ausziehen, oder, Blaise?“ Dieser nickte grinsend. ~*~*~*~ „Ich kann das auch alleine.“, murmelte Harry leise, wurde leicht rot um die Wangen, weil ihm bewusst wurde, was er gedacht hatte. Dabei hatte er das nicht einmal mitbekommen. ~*~*~*~ „Okay.“ Mir einem bedauernden Lächeln ließ Draco seine Hose los, die nur noch schwach um Harrys schmale Hüften hing. „Schade.“, kam es von Blaise, der mit einem Lächeln an der Wand lehnte und zugesehen hatte. ~*~*~*~ Harry blickte einen nach dem anderen an, dann begann er zu grinsen, stand auf, ließ die Hose fallen, schoss sie aus der Dusche und stellte das Wasser an. Einfach so, ohne zu warten, dass sie sich in Sicherheit bringen konnten. Ein freches Grinsen zierte sein Gesicht, als die ersten – zugegebenermaßen kalten – Tropfen auf seinen Körper prasselten. ~*~*~*~ Draco sprang zurück und bekam doch einige der kalten Wassertropfen ab. Blaise hatte es da besser. Er stand weit genug weg, um trocken zu bleiben. „Frechkatze!“ Der Blonde lachte und wagte sich noch einmal vor, um Harry noch einmal zart über sein Hinterteil zu streicheln. „...da möchte man glatt die Versuchung siegen lassen.“ Blaise musste grinsen. „Du denkst nur an das eine, oder?“ „Könnte ich anders?“ Draco wandte sich zu ihm um und zog eine Augenbraue hoch. ~*~*~*~ Harry lachte und spitzte etwas Wasser in die Richtung der Jungen. Er war wieder wach. Zumindest für den Moment. Er wusch sich schnell, dann schnappte er sich sein Handtuch und zog sich in Windeseile an, denn so wie es aussah, hatte er wirklich verschlafen und es wurde Zeit, dass sie hinuntergingen, damit sie noch essen konnten. Auf dem Weg in die Große Halle ging Draco in der Mitte. Er hatte Blaises Hand ebenso wie seine genommen, was Harry wieder in Erinnerung rief, warum er gestern nicht hatte schlafen können. Seine gute Laune sank ein wenig. Aber wirklich Zeit darüber nachzudenken, hatte er nicht, denn im Schloss herrschte Halloweenstimmung. Die Große Halle war erfüllt von Geschnatter und Gezeter, von Lachen und Freude, so dass auch er mitgerissen wurde. Als er die Halle verließ, wartete Mme Pomfrey mit verschränkten Armen auf ihn und funkelte ihn böse an. „Ich möchte einmal erleben, dass Sie von alleine auf den Gedanken kommen, bei mir vorbeizuschauen!“, schimpfte sie und zwang Harry den Trank zu nehmen. Er grinste sie nur an, um dann seinen fünf Freunden zum Zauberkunstunterrichtsraum zu folgen. ~*~*~*~ Bis zum Mittag hatten sie noch normalen Unterricht, der allerdings dadurch erschwert wurde, dass das ganze Schloss summte wie ein Bienenstock. Flitwick bekam mehrfach eine Krise, weil gerade Lavender und Parvati den Mund nicht halten konnten und dauernd über ihre Kleider schnattern mussten. In Zaubereigeschichte war es nicht anders - nur, dass es den Geisterlehrer nicht kümmerte, dass seine Schüler nicht zuhörten. Als Geist war man vermutlich gegen solche Banalitäten abgestumpft - mal abgesehen davon, dass es am Ende dennoch die Prüfungen zu bestehen gab und sich die Schüler ihre Schwierigkeiten schließlich selbst schufen. Beim Mittagessen herrschte eine noch lautere, unruhigere und aufgeregtere Stimmung in der Großen Halle als bereits beim Frühstück. „Ich glaube, wir sollten uns langsam Gedanken um den Halloweenball machen.“, meinte Blaise schließlich, als das Mittagessen vorüber war und sie sich auf dem Weg in ihren Trainingsraum befanden. „Vergessen, dass Pansy sich kümmern wollte?“ Draco grinste ihn an. „Schauen wir mal, was sie sich ausgedacht hat.“ „Hoffentlich keine zu bekloppten Kostüme.“ Blaise warf Pansy einen wehleidigen Blick zu. Diese schnaubte nur. „Offenbar hast du noch nicht einmal mitbekommen, dass das hier ein klassischer Maskenball wird. Ähnlich wie der Julball letztes Jahr, nur diesmal mit Masken und Abendgarderobe. Aber keine Sorge. Ich habe für jeden etwas Passendes.“ Sie lächelte breit. In ihrem Trainingsraum hatte sie einige Tische zu Umkleidekabinen umfunktioniert, irgendwie etwas Stoff aufgetrieben, der als Vorhang diente, sogar einen großen Spiegel installiert und einen richtigen Schminktisch aufgestellt. Doch zuvor würden sie noch etwas trainieren - bis es später Nachmittag war und es Zeit wurde, sich umzuziehen. „Also los. Mione, Ron und ich zuerst. Dann ihr drei.“, kommandierte Pansy. Sie schob Hermione und Ron in je eine Kabine und belegte dann die dritte. „Na, ich bin ja mal gespannt.“ Draco verschränkte die Arme vor der Brust. ~*~*~*~ Harry staunte nicht schlecht, als Pansy nach ein paar Minuten als erste wieder herauskam. Sie trug ein grünes, bodenlanges Kleid, schulterfrei, die Träger waren breit und lagen leicht auf den Oberarmen. Ein Schlitz zog sich auf der rechten Seite über den Rock, bis knapp zur Mitte der Oberschenkel. Schwarze Sandaletten trug sie dazu. Blaise pfiff durch die Zähne. „Schmuck und Schminke später.“, erklärte sie. Harry beugte sich zu Draco. „Da hast du dir was entgehen lassen, Dray.“, spielte er auf ihre einstige Scheinbeziehung an. „Sehr hübsch.“, erklärte er laut. Als nächstes kam Hermione. Ihr Kleid war kornblumenblau, ebenfalls bodenlang, aber unten weit geschnitten, dass der Rock bei jedem Schritt um ihre Knöchel schwang. Dazu lange Handschuhe und ein hautenger Kragen. Der Rücken war weitestgehend frei. Harry fielen fast die Augen aus dem Kopf. Mann. Eine Schönheit! Wieso versteckte sie das sonst so? Und dann kam ein klägliches Wimmern aus Rons Kabine. „Ich brauche Hilfe. Das hat sich alles verheddert!“, jammerte er. ~*~*~*~ „Lass mal sehen.“ Blaise zwängte sich in die Kabine und ging Ron zur Hand. Zwei Minuten später schob er den Rotschopf heraus, dessen Gesicht seinen Haaren ernsthafte farbliche Konkurrenz machte. Er trug einen schwarzen Festanzug, dessen Ärmel mit dem gleichen Blau abgesetzt waren, das auch Hermiones Kleid besaß. Dazu kam noch eine Kornblume, die Blaise ihm jetzt in das Knopfloch steckte. „Du bist glatt eine Sünde wert.“ Blaise grinste ihn breit an und musste einen Lachanfall unterdrücken, als Rons rote Wangen noch einen Tick dunkler wurden. „Dazu kommen dann noch die Masken.“ Pansy reichte eine silberne Maske an Ron, der sie testweise aufsetzte, nur um irgendetwas zu tun zu haben. „Mysteriös.“, sagte Draco schließlich. „So, dann ihr drei. Ab in die Kabinen.“ Draco zog die Schultern hoch und betrat die Kabine, die Pansy ihm gewiesen hatte. Ebenfalls ein Anzug erwartete ihn. Dieser besaß jedoch einen eigentümlichen Silberschimmer, je nachdem, wie das Licht auf den schwarzen Stoff fiel. Dazu ein schwarzes Hemd und eine helle Fliege. Sah bemerkenswert gut aus, wie der Slytherin feststellte, als er herauskam und Pansy ihn mit einem Seufzer ansah. „Ich hätte dich nie gehen lassen sollen, Draco Malfoy.“ Blaise trug Dunkelblau, das ihm wirklich vorzüglich stand, wie Hermione sofort bekräftigte. ~*~*~*~ Harry streckte irgendwann den Kopf aus der Umkleide, hielt aber sorgsam den Vorhang geschlossen. „Sorry, Leute.“, erklärte er mit hochrotem Kopf, der Rons Konkurrenz machte. „Das kann ich nicht tragen. Das ist schrecklich. Ich komme mir vor wie…“ Er verstummte, war aus seinen Gedanken gerissen worden, als er Draco sah. „Oh, wie schön…“, murmelte er verträumt. „Wie ein Märchenprinz.“ ~*~*~*~ „Und du siehst sicher nicht minder schön aus.“ Pansy fasste Harry am Arm und zog ihn aus der Kabine heraus. „Vertrau meinem Geschmack, Harry Potter!“, sagte die Slytherin scharf und betrachtete ihr Werk. Perfekt. Genau so, wie sie es sich gedacht hatte. Dracos Augen weiteten sich. Harry trug einen relativ schlichten Anzug - ähnlich wie Ron. Der Stoff war schwarz und saß schlichtweg perfekt. An genau den richtigen Stellen betonte er den schmalen Körper, während er an anderen wiederum ein wenig die schlaksige Gestalt kaschierte. Aber die Krönung war, dass die Ärmel und der Kragen sowie der Hosenbund und der Gürtel in einem dezenten Grün abgesetzt waren. Harry trug wirklich und wahrhaftig Grün! „Du bist definitiv auch ein Märchenprinz.“ Draco kam auf ihn zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Das kann ich nur bestätigen.“ Blaise lächelte. „Mehr Selbstbewusstsein, Harry. Du brauchst dich definitiv nicht zu verstecken.“ ~*~*~*~ „Ich… Das ist komisch.“, murmelte er. „So aufgebrezelt…“ Ihm war Unwohl zumute und er zupfte naserümpfend an seinem Ärmel herum. „Wie Onkel Vernon, wenn er Besuch erwartet.“ Ron seufzte. Er hatte seine Scham überwunden, als er die anderen beiden gesehen hatte, auch wenn er sich nicht wirklich wohl fühlte. Er war gerne so herausgeputzt, gerade weil ihm dazu immer das Geld fehlte. Und es freute ihn irgendwie, dass Pansy ihm und Hermione die gleiche Farbe gegeben hatte. Vielleicht würde man sie auf diesem Ball dann für ein Paar halten? Nachdem es im letzten Jahr nicht funktioniert hatte, weil er zu feige gewesen war… Pansy lachte und klatschte erneut in die Hände. „Los, Mione, hinsetzen. Schminken ist angesagt. Und Jungs… Flucht ist zwecklos, ihr seid auch noch dran!“ „Wir werden geschminkt?“ Harry entgleisten alle Gesichtszüge. „Das ist nicht dein Ernst.“ „Natürlich ist das mein Ernst. „Aber erst sind wir Mädchen dran, das dauert länger, danach ihr, klar?“ Es ging dann doch schnell bei ihr. Pansy schien sich ernsthaft Gedanken gemacht zu haben und hatte offensichtlich auch Übung. Hermiones Augen wurden blau betont, bekamen Lidstrich und Wimperntusche, die Wangen wurden gepudert, sodass sie weicher aussah und allmählich fragten sich die Jungs, wie das Mädchen das machte. Dann kamen ihre Haare dran, wurden fachmännisch hochgesteckt und per Magie fixiert und in Form gebracht, so dass ein paar Strähnen über ihren Rücken fielen und sich dort kringelten. Hermione sah am Ende aus wie eine der großen Schauspielerinnen oder wie eine Prinzessin. „Sagt mal… fallen wir da nicht auf, wenn wir so aufgebrezelt kommen?“, fragte Ron irgendwann leise. Hermiones Anblick hatte ihm die Sprache geraubt. „Am Ende stehen wir die ganze Zeit im Mittelpunkt oder sie schmeißen uns raus oder so.“ Harry zuckte mit den Schultern. „Meinst du echt? Wenn Lavender und die Patilschwestern da sind?“ Er schüttelte den Kopf. „Denk an den Ball im letzten Jahr. Da waren wir nicht die einzigen.“ Ron rümpfte die Nase. „Kunststück. Da war mein Umhang hässlich und die Beaubatons waren da.“ Harry lachte nur, während Hermione sich jetzt um Pansy kümmerte. Es war wirklich erstaunlich, dass sie da ebenfalls ein unfassbares Geschick an den Tag legte, während sie ihre Freundin farblich zum Kleid passend schminkte und schließlich ihre Haare ebenfalls nach oben steckte. Allerdings viel strenger, was Pansys Gesicht sehr schmal und elegant machte. Dann steckte sie eine weiße Lilie hinein, die sie förmlich zum Leuchten brachte. Pansy strahlte sie an, umarmte sie schließlich. „Das hast du toll gemacht!“, freute sie sich. Hermione lächelte. „Du aber auch.“ Unisono wandten sie sich um. „Jetzt ihr!“ „Ron, Blaise, ihr macht den Anfang!“ ~*~*~*~ Ron wurde von Blaise unsanft als erstes auf den Stuhl befördert. Pansy besah sich seine Haare kritisch und begann sie dann zu kämmen und mit etwas Gel zu frisieren. Es dauerte nur fünf Minuten und er sah vollkommen anders aus. Ein paar Haarsträhnen fielen ihm frech in die Stirn, die anderen standen keck ab und verliehen ihm etwas Verwegenes. Außerdem mattierte sie sein Gesicht mit etwas Puder und betonte seine Augen mit Wimperntusche. Die sonst so roten Wimpern dunkel zu sehen hatte den Effekt, dass seine blauen Augen nun regelrecht strahlten. Dann kam Blaise an die Reihe. Auch seine Haare wurden gekämmt, bis sie ganz weich bis auf seine Schultern fielen. Als nächstes kam etwas Magie ins Spiel, die dafür sorgte, dass sie sich nicht verzotteln würden und dass sie einen eigenen, bläulichen Schimmer bekamen, der perfekt zum Anzug passte. Außerdem zog sie ihm nach einiger Überlegung einen dunklen Lidstrich, der die mandelförmigen Augen noch katzenhafter wirken ließ. „Draco.“ Der Blonde ließ sich gehorsam auf den Stuhl fallen und Pansy ging kritisch durch seine Haare. Mehrfach ließ sie die weichen Strähnen durch die Hände laufen und dachte nach. Schließlich entschied sie sich, die Haare etwas zurückzubürsten, bis sie noch weicher waren und dann ebenfalls magisch etwas zu fixieren. Seine Augen betrachtete sie nachdenklich. Schließlich beschränkte sie sich auch bei ihm darauf, die Wimpern zu tuschen und seine Augen dadurch noch etwas hervorzuheben. Mehr war bei Jungs generell wohl eher nicht möglich, ohne dass sie sich dämlich vorkamen. Ron musterte sich auch so schon ständig im Spiegel und löcherte Blaise, ob er nicht wie ein Mädchen aussehen würde. Dann war Harry an der Reihe. Dass sein Haar wirklich kritisch werden würde, wusste Pansy schon. Hermione hatte ihr oft genug von diesem wirren, unbändigen Wald vorgejammert. Also... Das Slytherinmädchen griff auf das Gel zurück und verwirrte die Haare nur noch mehr. Im Endeffekt sah es so aus, als wenn jede wirre Strähne Absicht war und entsprechend würde nichts diese Frisur ruinieren können. Da seine Wimpern eh schon dunkel waren, beschränkte sie sich darauf, ihm etwas die Wangen zu pudern. „Fertig.“ Sie strahlte in die Runde. „Was sagt ihr zu uns? Natürlich fehlen noch die Masken, aber bisher...“ Aufgeregt blickte sie in die festliche Runde. ~*~*~*~ Harry grinste sie an. „Einfach klasse.“ Er war nur glücklich, dass sie bei ihm nicht zuviel verändert hatten. Es gefiel ihm so, also war es in Ordnung. Und Ron… wenn er die Frage nach dem Mädchen noch einmal stellen sollte, dann würde er ihm sagen, dass er genauso süß aussah wie ein Mädchen. „Ich schwöre euch, ihr werdet euch vor Anträgen kaum retten können.“ Hermione lachte. Harry nicht. „Das glaub ich kaum. Wer will mit einem Mörder oder Schwarzmagier tanzen?“ Dann grinste er. „Aber andererseits würde ich das auch gar nicht zulassen. Meiner.“ Er zog Draco an sich. ~*~*~*~ Draco lächelte weich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Das hat auch niemand bezweifelt.“ Blaises Augen wurden einen Tick dunkler und er zwang sich zu einer freundlichen Miene. „Ich würde darauf setzen, dass allen die Münder offen stehen werden, wenn ihr zusammen tanzt. Zwei Jungs... Das hat Hogwarts mit Sicherheit noch nicht gesehen.“ ~*~*~*~ „Doch, vorgestern.“, antwortete Harry übermütig. Dann wurde er plötzlich blass. „Tanzen? So richtig? Oh Merlin… Ich will nicht tanzen. Ich kann das nicht!“ ~*~*~*~ Blaise presste bei Harrys Worten die Lippen zusammen. Sah er das so? Wenn ja, dann sollte er wirklich gehen. Draco lachte hell auf und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Doch, kannst du. Du hast es letztes Jahr beim Julball auch geschafft, ohne dass du dich blamiert hast. Und wenn ich führe, kann dir gar nichts passieren.“ Draco strich ihm liebevoll über die Wange. „Versprochen.“ ~*~*~*~ Harry blickte trotzdem zweifelnd drein, auch wenn er nickte. Er wollte schon mit Draco tanzen, aber ob das gut ging? Na ja, selbst wenn sie sich blamierten, schlimmer werden konnte ihr Stand in Hogwarts kaum noch. „Also, gehen wir runter?“, fragte Hermione in das Geplänkel hinein. „Wir könnten auch noch warten, dann ist unser Auftritt besser.“, schlug Pansy vor. „Die echten Stars kommen immer zu spät, damit sie besser auffallen.“ In diesem Moment erreichte Harry eine Nachricht von den Zwillingen, die ihn irritierte. Er sollte sofort kommen, es wäre wichtig und dringend. „Das ist seltsam.“, murmelte er. „Ich dachte, sie wären voll und ganz in den Vorbereitungen für ihren Halloweenstreich…“ Er blickte etwas leidend seine Freunde an. „Ich muss kurz weg. Ihr könnt ja schon mal vorgehen, das mit den Zwillis wird sicher etwas länger dauern. Sie sagten so was.“ Bedauernd, dass sie nicht gemeinsam Einzug halten konnten, küsste er Draco noch einmal, dann ging er. Die Zwillinge erwarteten ihn in einem Raum im Erdgeschoß. Er erinnerte sich an dieses Zimmer, sie hatten hier die Fotos an die Schüler verteilt, die sie ihnen gestohlen hatten. Fred und George saßen an einem Tisch. Und sie grinsten sich was, als er näher kam. „Was ist?“, fragte Harry. Plötzlich war er sich nicht so sicher, ob er das wirklich noch wissen wollte. Ihr Grinsen verunsicherte ihn komplett. Was sollte das? „Hi, Harry. Mann, du siehst echt gut aus!“ „Oh ja, fast schade…“ „Warum schade?“ Harry runzelte die Stirn. „Och, nichts.“ Fred grinste und deutete dann auf den Tisch. „Da, schau, wir wollten dir das hier zeigen. Tolle Bilder.“ George nickte begeistert. „Ihr seid so süß!“ Harry trat noch etwas näher, blickte auf die Fotos. Er und Blaise tanzend, sie auf dem Boden liegend, sich küssend, Draco dabei, der Kuss zu dritt. Sie beide in der Umkleide, Draco, wie er ihn gegen die Wand presste… Seine Augen wurden schmaler. „Hast du echt Schminke drauf?“, fragte Fred plötzlich irritiert. Harry antwortete nicht, als er den Stapel, der noch nicht ausgebreitet war, aufnahm. Seine Miene wurde mit jedem Foto kälter und wütender. Das war doch echt… Wie hatten sie es geschafft…? Wie hatten sie es wagen können, das auszuspionieren? „Ich will die Negative.“, erklärte er und seine Stimme war pures Eis. „Sofort. Jetzt seid ihr über das Ziel hinausgeschossen.“ Die beiden Zwillinge blickten ihn an. „Er hat sogar Gel in den Haaren. Seine Haare wirken so nass.“ „Die Negative.“ Harry hatte den Zauberstab gezogen. „Also nee.“ George schüttelte den Kopf. „Die können wir dir nicht geben. Das wäre doch absolut scha…“ Ihn traf der Fluch mit einer vollen Breitseite. „Sofort!“ Fred wich zurück. „Aber, aber, Harry, du willst uns doch nicht etwa verhexen?“ „Wenn ihr mir nicht gebt, was ich will, dann werde ich das tun.“ Er war ernst. Und er war ernsthaft wütend. „Ihr wollt mich nicht wirklich zum Feind…“ „Nein, eigentlich nicht.“, gab George zu, der sich langsam wieder aufrappelte. Er warf einen schnellen Blick zu seinem Bruder, der wohl jetzt auch erkannt hatte, dass sie einen Fehler gemacht hatten. „Ist… ist okay, du bekommst die Negative.“ „Wir haben sie nur nicht hier.“ „Dann holt sie her! Sofort!“ Harry machte eine scheuchende Bewegung mit dem Zauberstab. Fred nickte, dann verschwand er durch die Tür. „Wie kommt ihr Vollidioten auf die Idee, so etwas zu tun?“, fragte Harry den übrig gebliebenen Zwilling. „Das ist kein Scherz, das ist herabwürdigend.“ Er holte beherrscht Luft. „Küsse, schön und gut, halb nackt, meinetwegen, aber das…“ George wusste darauf nichts zu antworten, außer… „Wir haben der Kamera doch nur gesagt, dass sie euch verfolgen soll und ein paar Schnappschüsse machen soll.“ Er war zerknirscht. „Ihr hättet die Bilder zerstören müssen!“, fauchte Harry. „Seid ihr so pervers?“ Der Weasley sagte nichts mehr, blickte auf den Tisch, wo Harry begann auch die restlichen Bilder von sich, Draco und Blaise aufzusammeln. Dann war Fred wieder da. Als er die Situation sah, war er sofort kleinlaut. Harrys Blicke war wie Messer. „Wir…“ „Ja, ich weiß, eure dumme Kamera ist schuld!“, giftete der Fünftklässler. Der Junge nickte und reichte Harry eine Tüte. Viele Negative waren darin, sehr kleine, gar nicht so monströs wie die der Muggel. „Ich… Es tut uns Leid, Harry, wir…“ „Wir haben sie keinem gezeigt!“ „Wäre ja wahrlich noch schöner gewesen.“ Harry drehte sich um und schoss eine Flamme in den Kamin, in dem es hell zu lodern begann. Eigentlich war es glatt schade um manche Fotos, aber… „Bitte tu das nicht. Zeig sie den anderen. Draco!“ „Wollt ihr sterben, oder was?“, fauchte der Schwarzhaarige und die Zwillinge schüttelten entsetzt die Köpfe. Im nächsten Moment warf er die Fotos mitsamt Negativen ins Feuer, wo sie zischend in schwarzem, schwerem Rauch aufgingen. Es war eine Genugtuung, das mit anzusehen. Er wandte sich wieder an die Zwillinge. „Solltet ihr auf die Idee kommen, das noch einmal zu machen oder sogar noch Abzüge haben, die ich nicht bekommen habe, dann gnade euch Gott. Dann werde ich Draco umgehend davon erzählen und damit wäre eure Karriere als Zauberer unter den Lebenden vorbei!“ Sie nickten einstimmig. „Sehr gut.“ Harry atmete tief durch. Diese Wut im Bauch war echt nicht schön. Gerade jetzt, wo der Abend so schön werden sollte, wo sie tanzen wollten. So wütend, wie er gerade war, würde das kaum gehen. „Es wäre besser, ihr tretet mir in der nächsten Zeit nicht unter die Augen.“, meinte er noch, bevor er sich umdrehte und den Raum verlassen wollte. Die Zwillinge sahen sich an. „Wenn er jetzt geht, ist unsere Überraschung für Draco hinfällig.“, murmelte Fred leise. George nickte. „Aber können wir das trotzdem machen?“ „Ich habe keine Ahnung, aber recht viel schlimmer kann seine Laune doch nicht werden.“ „Das ist wohl wahr.“ Ein Zauberstab richtete sich auf den Rücken des Schwarzhaarigen und als er gerade den Raum verlassen wollte, traf ihn der Zauber in den Rücken. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And I'm ready to fly Over the sun Like a rocket to heaven And I'm ready to soar Right through the sky Never dreamed I'd find something to lift me so high I've always had wings But I wasn't ready to fly ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ich liebe ihre Outfits. *_* Und die Zwillinge sind böse. >.< Harry hat übrigens kein bisschen übertrieben. Wenn Draco von den Bildern wüsste, würde er die Zwillinge umbringen... Er kennt bei so etwas dann keine Grenzen... Shirokko: Ich würde auch keine kennen… Aber ich will Bilder von den Kleidern! Und Miones Kleid will ich anziehen! Blau! Weit unten… *seufz* *schwärm* Wäre total schön. Und du, Abby, das grüne, ja? abranka: Hai. ^.^ Shi: Wäre fast schon ein Comic-strip wert… *sichdasüberlegt* Katzenjammer ------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 106: Katzenjammer Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jackson Browne – I’m the cat. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Warnung! Leute, wenn ihr morgen ein Sportfest habt, dann lest das hier nicht. Ihr werdet Muskelkater vom Lachen haben! So ging es zumindest mir! Begegnung 106: Katzenjammer Die verbliebenen fünf warteten noch eine Weile, dann brachen sie auf. Die glitzernden Masken saßen mittlerweile und als sie in die Große Halle traten, wurde es wirklich einen Augenblick still. Alle waren sie festlich gekleidet, doch irgendwie zogen sie die Aufmerksamkeit auf sich. Leises Raunen, Getuschel über sie. Über Rons Anzug, Hermiones Haare, Pansys Kleid, Dracos Anzug... Sie ließen sich nichts entgehen. Für den heutigen Abend gab es keine Haustische, sondern es waren Tische für jeweils sechs bis acht Personen aufgestellt worden und an einem solchen nahmen sie jetzt Platz. Unruhig sah sich Draco um. Wo war Harry nur? ~*~*~*~ Dumbledore hatte das Bankett noch nicht eröffnet, als die Weasleyzwillinge in die festlich geschmückte Große Halle kamen. Fred trug auf seinem Arm eine schwarze, sich heftig sträubende, fauchende Katze. Er hatte sichtlich Mühe, sie überhaupt zu halten. Und die beiden steuerten mit schon fast erschreckender Zielsicherheit auf den Tisch der Freunde zu. Direkt vor Draco blieben sie stehen und Fred streckte die nach ihm schlagende Katze dem blonden Jungen entgegen. „Nimm ihn, bevor er mich aufschlitzt!“ „Ist unser Überraschungsgeschenk an dich.“ Sie hatten tatsächlich die Aufmerksamkeit der ganzen Halle. ~*~*~*~ Draco starrte das schwarze Kätzchen in seinen Armen verblüfft an. Diese grünen Augen, die blitzförmige, weiße Maserung auf der Stirn... Das... Das Tier schmiegte sich an ihn und fauchte die Zwillinge bedrohlich an. „Das ist... Harry?“, fragte der Slytherin entgeistert und hielt die Katze geistesgegenwärtig fest, damit sie nicht auf die beiden Weasleys losgehen konnte. Doch anstatt das zu tun, schmiegte sich das schwarze Tier nun vertrauensvoll an ihn. Die restlichen vier blickten zwischen den beiden Rothaarigen und Draco und der Katze hin und her. Ähnlich taten es alle anderen in der Halle. Es war so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können und das relativ leise Gespräch war überall zu hören. ~*~*~*~ „Ja. Wir dachten…“ „…es wäre eine nette Idee, wo Halloween doch im Zeichen von Kürbissen und Katzen steht.“ „Und ein Kürbis wäre dann doch etwas zu dämlich gewesen.“, erklärte George überzeugt. „Außerdem nennst du ihn ja Kätzchen und nicht Kürbis, nicht wahr?“ Die Katze funkelte die Zwillinge an, ihre Krallen spannten sich und verharkten sich in Dracos Hose. Man konnte sehen, dass da eine Antipathie herrschte. ~*~*~*~ Draco wollte gerade nach seinem Zauberstab greifen und den Zwillingen einen äußerst hässlichen Fluch schicken, doch Blaise hielt seine Hand fest. „Vor der ganzen Schule?“, fragte er nur leise und zwang Draco damit dazu, sich zusammenzureißen. Die schmale Hand strich langsam durch das seidige Fell der Katze. Es war ganz weich. Und das Tierchen begann auch fast sofort zu schnurren. „Erwartet bloß keinen Dank dafür.“, murmelte Draco leise. „Das hier geht zu weit.“ ~*~*~*~ „Freust du dich wenigstens?“ „Sieht doch ganz so aus.“, lachte Fred. Gekicher setzte in der Großen Halle ein. Schüler verrenkten sich die Hälse, um die Katze sehen zu können, die sich jetzt, da sie sich beschützt vorkam, auf dem Schoß zusammenrollte und genießerisch die Augen schloss, weil Draco sie streichelte. Ein leises Schnurren drang bis zu Freds Ohren. „Und ihm gefällt’s auch.“, erklärte er lachend, dann drehte er sich um, seine Augen blickten suchend über die Menge, fanden das Zielobjekt und er winkte Katie, Angelina und Alicia zu, die grinsend zurückwinkten. Lee lag auf dem Tisch vor Lachen. „Viel Vergnügen noch für den Abend.“, verabschiedeten sie sich und dann gingen sie unter tosendem Applaus zu dem Tisch, an dem die Mädchen saßen. Die Miezekatze duckte sich erschrocken in Dracos Schoß zusammen. Pansy lehnte sich ein wenig vor, blickte über die Tischkante zu dem schwarzen Etwas hinunter. „Das ist nicht fair.“, murmelte sie. „Jetzt konnte keiner sein Outfit bewundern.“ Ron lachte nur. „Warum? Ist doch süß.“ ~*~*~*~ „Wirklich nicht fair. Die beiden wurden um ihren großen Tanz betrogen.“ Blaise seufzte und stützte das Kinn in die Hände. Er hatte die Hand nach der Harry-Katze ausstrecken wollen, doch angesichts dessen, was er vorhin gedacht hatte, unterließ er es lieber. Er mochte nicht unbedingt Kratzer davontragen. Draco betrachtete die schwarze Fellkugel auf seinem Schoß und liebkoste sie sanft weiter. Okay, Harry war als Katze eindeutig unwiderstehlich niedlich. ~*~*~*~ Hermione blickte etwas ratlos. „Was nun? Ich meine… Er kann doch nicht so bleiben.“ „Warum nicht?“, wollte Ron wissen und piekste das Tier in den Bauch. „Ist doch niedlich. Passt zu dir, Draco. Ein Schmusekater für den Slytherinmusterschüler. Sorry, Ex-Slytherinmusterschüler.“ „Vielleicht sollten wir die Lehrer fragen, ob sie ihn nicht zurückverwandeln können.“, schlug Hermione vor. Sie sah zur Lehrerschaft hinüber, die allesamt ein Grinsen auf den Gesichtern trugen. Dumbledore schien sogar richtig Spaß zu haben, winkte ihnen zu. „Was hältst du davon, Draco?“ ~*~*~*~ Draco warf einen Blick zu den Lehrern hinüber und sah das amüsierte Lachen auf dem Gesicht Dumbledores. „Ich glaube nicht, dass das etwas bringt.“, sagte er trocken. „Aber die Zwillinge werden den Gegenzauber mit Sicherheit rausrücken.“ Seine Augen glitzerten gefährlich. „Ähm, ich glaube, ich werde dir dabei dann Gesellschaft leisten. Damit du niemanden versehentlich umbringst.“, warf Blaise ein. Draco schenkte ihm nur ein kurzes Nicken und kraulte die Katze auf seinem Schoß weiter. Mittlerweile war sie immerhin mutig genug geworden, um sich etwas umzusehen. Vermutlich war es recht erschreckend, die Welt auf einmal aus der Sicht einer Katze wahrzunehmen. Kurz kamen die unangenehmen Erinnerungen an die Frettchenverwandlung zurück. Oh ja... Es war verdammt erschreckend. Unwillkürlich verstärkte Draco seine beruhigenden Streicheleinheiten noch. „Still. Dumbledores Rede!“ Hermione unterbrach den Ansatz jedes weiteren Gesprächs. Der Schulleiter stand auch tatsächlich auf und hielt eine knappe Rede über die Freude mit seinen Schülern Halloween zu begehen und erinnerte sie daran, dass die Masken dazu beitragen sollten, mehr Toleranz und Akzeptanz zwischen den Häusern entstehen zu lassen, denn gerade in Zeiten der Krisen müsste man zusammenstehen. „Als wenn das etwas bewirken würde.“, murmelte Ron leise. „Es ist immerhin den Versuch wert.“ Pansy stieß ihn in die Seite. „Es gibt in solchen Zeiten schließlich nichts mehr zu verlieren.“ Ron grummelte irgendetwas Unverständliches und strahlte dann. „Ah, das Essen!“ ~*~*~*~ In der Halle wurden staunende Rufe laut, denn die Elfen hatten sich wirklich Mühe gegeben an diesem Tag. Jegliches Rezept auf der Welt, das mit Kürbissen auch nur im Entferntesten etwas zu tun hatte, hatten sie gekocht und aufgetischt. Dazu schleimig anmutende Gerichte und solche, von denen man besser die Finger ließ, wollte man sein Essen bei sich behalten. Auch die fünf Freunde waren begeistert und Ron begann schon, seinen Teller voll zu schaufeln. Er nahm von jedem etwas und schreckte auch vor den unansehnlichen Sachen nicht zurück. Immerhin war er so höflich zu warten, bis alle anderen sich auch aufgetan hatten, bevor er mit einem begeisterten „Guten Appetit!“ zu essen begann. Harry auf Dracos Schoß stand auf, stellte die Pfötchen auf den Tisch und blickte ihn dann an, maunzte, bevor er auf den Tisch sprang und sich dann abwartend vor ihn setzte und wieder maunzte. „Ach wie süß!“, kam es schrill vom Tisch nebenan. ~*~*~*~ Draco blickte zu der kleinen Katze. „Hunger, hm?“ Zum Glück waren die Hauselfen so freundlich gewesen und hatten auch mit Kürbis gefülltes Hühnchen gemacht. Davon nahm er sich jetzt etwas und hielt der Harry-Katze einen Bissen unter die Nase. „Also ehrlich... Wenn das nicht Harry wäre...“ Pansy schüttelte den Kopf. „Katzen gehören eindeutig nicht auf den Tisch.“ Draco lachte. Die Ansicht teilte er. Allerdings... Wie hätte er Harry jemals irgendetwas abschlagen können? ~*~*~*~ Der schwarze Kater blickte das Mädchen einen Moment lang an, dann nahm er den Leckerbissen ganz vorsichtig aus den Fingern des Blonden, sprang damit zu Boden, um es dort zu verzehren. „Er hat dich verstanden, Pansy.“, lachte Hermione. Kurz darauf strich der Kater schnurrend um Dracos Beine. Er wollte mehr. ~*~*~*~ Draco blickte zu der Harry-Katze hinunter. Ihn dort unten zu sehen, gefiel ihm gar nicht. Schon allein nicht, weil er dann irgendwohin hätte verschwinden können, und wer wusste schon, ob da nicht etwas passieren würde? Er beugte sich hinunter und hob den schwarzen Kater hoch. „Auf meinem Schoß ist okay, oder, Pansy?“ Das Mädchen musste lachen. „Natürlich.“ Lächelnd fütterte Draco die Katze wieder, ehe er selbst weiteraß. Eins musste man den Hauselfen ja lassen - sie verstanden etwas vom Kochen. Blaise sah den beiden zu und streckte schließlich vorsichtig die Hand aus, um dem Katerchen etwas von seinem Fisch anzubieten. Katzen liebten doch Fisch, nicht wahr? ~*~*~*~ Harry war sichtlich erfreut. Er nahm den Fisch entgegen, verschlang den kleinen Brocken und begann dann begeistert Blaises Finger abzulecken in der Hoffnung, es wäre noch etwas davon daran. Die durchsichtig schillernden Geisterkatzen, die durch die Wände kamen, beachtete und bemerkte er nicht. ~*~*~*~ Blaise musste kichern, als die raue Zunge über seine Fingerspitze glitt. Das war wirklich süß. Er warf dem schwarzen Kätzchen einen zärtlichen Blick zu, ehe er ihm noch ein Stück anbot. Draco lächelte leicht und nutzte die Gelegenheit, selbst etwas zu essen. Doch immer wieder hielt er inne und betrachtete das Tier auf seinem Schoß. Irgendwie war es doch niedlich. Auch wenn er Harry in Menschengestalt doch noch etwas lieber hatte. ~*~*~*~ Irgendwann hatte der Kater genug und rollte sich auf Dracos Schoß zusammen, begann zu schnurren und mit einer Pfote – krallenlos – nach einem losen Faden zu haschen, der auf der Hose lag. Er schrak zusammen, als die Tür aufflog und Snape hereingerauscht kam, duckte sich tiefer unter Dracos Arm. Der dunkle Blick huschte über die Tische, ohne ihn zu erfassen, dann setzte er sich an den Tisch der Lehrer, direkt neben Dumbledore, wo ihm ein Platz freigehalten worden war. Die Geisterkatzen bekamen einen scheelen, hasserfüllten Blick, doch auch dieser Lehrer beachtete sie nicht weiter. ~*~*~*~ Snape wirkte so missgelaunt wie immer, wie Draco mit einem leichten Augenrollen feststellte. Ein lauter Aufschrei von einem der Nebentisch zog dann jedoch seine Aufmerksamkeit auf sich. Eines der Ravenclawmädchen - Lovegood oder so - hatte sich in eine Katze verwandelt! Eine dürre schwarz-weiß gemusterte Katze saß an ihrer Stelle auf ihrem Platz und die Sitznachbarin hatte gekreischt. Das tat sie jedoch nicht lange allein. Es wurde laut, als sich überall auf einmal Schüler und Lehrer in Katzen der unterschiedlichsten Rassen und Farben verwandelten. Auf Rons Platz saß bereits ein roter Kater, der sich jetzt über den Teller hermachte, während Blaise langsam die Form einer bläulichen Maine Coon annahm. Auch Hermione und Pansy begannen sich zu verwandeln. Kurz darauf saßen zwei vollkommen identische Siamkatzen auf ihren Stühlen. Mit geweiteten Augen blickte Draco zum Lehrertisch, wo anstelle von Dumbledore eine schlohweiße Perserkatze saß, die eine Halbmondbrille auf der platten Nase trug. Der Dumbledore-Kater blickte mit einem eindeutig amüsierten Blick durch den Raum und hopste dann auf Snapes Schoß. Der Zaubertränkelehrer hatte ohnehin mit größer werdenden Augen beobachtet, was in dem Saal geschah, aber jetzt war es um seine Ruhe geschehen. Er sprang auf, hielt einen Augenblick inne und sammelte sich sichtlich, dann schritt er betont gefasst zu einer der Seitentüren neben dem Lehrertisch. Als ihm jedoch die Perserkatze folgte, beschleunigte er sein Tempo und war kurz darauf mit dem Kater zusammen verschwunden. Draco wollte sich noch einmal umsehen, doch irgendwie schrumpfte seine Welt zusammen. Alles wurde größer und sein Blickfeld kleiner. „Nein...“, wimmert er leise, doch es kam nur ein klägliches Maunzen dabei heraus. Diesmal war er kein Frettchen, sondern eine Katze. Eine Katze mit silbrigem Fell. Aber das machte die ganze Sache kein bisschen besser. ~*~*~*~ Harry war zu Boden gefallen, als sein ‚Herrchen’ sich verwandelt hatte, hatte sich verwundert geschüttelt und sich umgewandt, um wieder hinauf zu springen, doch die gemütlichen Beine waren weg. Stattdessen schien Draco jetzt auch eine Katze zu sein. Kater… Er sprang hinauf, stieß mit seinem Köpfchen gegen Dracos, wollte schmusen, als die blaugraue Katze von nebenan mit einem eleganten Sprung ebenfalls auf dem Stuhl landete. Ein kurzer Blick, dann tapste er einen Schritt auf ihn zu, stieß auch ihn mit seinem Köpfchen an, während oben zwei Siamkatzen gemessen über den Tisch schritten und der rote Kater sich über das Huhn im Ganzen hermachte. Irgendwo wurde McGonagall wieder zum Menschen und blickte leicht verdattert auf das Katzendesaster im Saal. Es klirrte, als zwei Kater aufeinander losgingen und sich über einen Tisch jagten, ein paar rollten Fleischbällchen über die Tische und den Boden, spielten damit. Ein paar angelten nach den fliegenden Kerzen, andere fraßen zufrieden, wieder andere duckten sich ängstlich unter Stühle, versteckten sich unter den Tischdecken, die im nächsten Moment eine andere herunterriss, weil die Tischdecke sich hervorragend zum Klettern eignete. In mehr als einem Vorhang hing jämmerlich eine Katze, die diesen als Spielplatz auserkoren hatte und nun nicht mehr herunterkam. Loona Lovegood wurde wieder zum Menschen und grinste selig vor sich hin, während sie das Chaos um sich herum mit einer Mischung aus Wohlwollen und Interesse betrachtete. Kurz darauf machte ein ebenfalls roter Kater Bekanntschaft mit scharfen Krallen, als er bei einer schwarzen Katze den Liebesbiss ausprobierte. Ein graues Tier biss einem marmorierten in den Schwanz… Harry versuchte die beiden Artgenossen auf seinem Stuhl zum Spielen zu animieren, indem er Draco am Ohr zog und seinen Schwanz vor Blaises Augen hin- und herschwanken ließ. ~*~*~*~ Draco betrachtete das Geschehen kläglich. In ihm war viel zu viel Mensch, um sich auf dieses Spiel einzulassen. Der Blaise-Katze stand auch der Sinn nach etwas anderem. Sie leckte dem schwarzen Kater sanft über das Köpfchen und schob ihn dann hinüber zu dem silbrigen Tier. Auch dieses bekam von dem blauen Kater einen liebevollen Schlecker verpasst. ~*~*~*~ Das gefiel Harry. Er fühlte sich schmusig und das mit dem Ablecken kam ihm einfach nur richtig vor, weshalb er begann, dem blaugrauen Kater den Hals zu lecken, ihn förmlich zu putzen. Von ihm bekam er wenigstens Aufmerksamkeit, der andere schien ihn gar nicht zu bemerken. ~*~*~*~ Draco machte große Augen. Irgendwie hatte er das Gefühl, im falschen Film gelandet zu sein. Das hier war irgendein fauler Zauber. Ein dummer Traum. Und gleich wurde er wach, saß wieder als Mensch am Tisch und hatte den Harry-Kater auf dem... Mist. Kein Traum. Eindeutig nicht. Er maunzte kläglich und wurde dafür von Blaise mit einem leichten Nasenstüber und einem weichen Kopfstoß belohnt. Bemerkte außer ihm denn keiner, was hier geschah? Ron hatte inzwischen seine menschliche Gestalt wieder zurück gewonnen und wischte sich das Kinn ab, das voller Kürbissoße war. „Was…?“ Mit großen Augen blickte er in die Runde. Überall Katzen! Er sah zur Seite und betrachtete die beiden Siamkatzen, die nebeneinander hockten und vor sich hindösten. „Mione?“, fragte er leise und sichtlich hilflos. ~*~*~*~ Beide Katzen sahen auf und Ron war augenblicklich fertig mit den Nerven. „Wer von euch ist Mione?“, wollte er wissen. „Oder seid ihr es überhaupt? Mione hat doch Locken! Pansy, bist du das?“ Ein gelangweiltes Gähnen war die Antwort, dann erklang in unmittelbarer Nähe ein lautes Fauchen und Knurren und über sie hinweg stoben fünf Katzen. Straßenkater hätte Ron sie wohl genannt, weil sie so struppig waren. Eine davon war so fett, dass sie kaum auf den Tisch kam. Ron hätte sie wohl zurückgehalten, hätte er geahnt, was sie vorhatten, denn die Tiere stürzten sich nun mit Gefauche und Gekreische auf die drei Schmusekatzen, die dort lagen, wo gerade noch Draco gesessen hatte. Harry sprang mit allen Vieren gleichzeitig in die Luft, fauchte ebenfalls und bekam einen Bürstenschwanz, sein Nackenfell sträubte sich und er ging auf den nächstbesten Angreifer los, verbiss sich in dessen Nackenfell, sodass das Tier sich unter ihm wand. Immer wieder schlugen die Krallen nach ihm, trafen sein Bein, woraufhin er nur fester biss, bis der Angreifer wimmerte. ~*~*~*~ Blaise fauchte wütend auf und schnappte sich den größten der Angreifer, packte ihn am Nackenfell und schüttelte ihn kräftig durch, während ein zweiter versuchte, ihm auf den Rücken zu springen, seine vier Beine jedoch nicht genug dafür koordiniert bekam. Draco wich zurück. Klasse. Das fehlte ja noch. Katzenklopperei. Einer der Straßenkater verpasste ihm eine schmerzhafte Breitseite auf die Nase, die ihn janken ließ. Was fiel diesem Dreckskerl eigentlich ein? Beinahe schon beiläufig ließ er die Krallen herausspringen, schnappte sich diesen anmaßenden Widerling und begann ihm systematisch das Gesicht zu zerkratzen, was den Kater zu einer spontanen Fluchtreaktion bewegte. Der Kater, der Harry angegriffen hatte, sah mittlerweile seine Niederlage ein und stob mit blutigem Fell davon. Blieben noch die drei bei der Blaise-Katze. Mittlerweile wurde es eng für Blaise, denn der Dicke hatte sich aus seinem Griff befreit und biss nun ständig nach seiner Kehle. Das hier war blanker Hass. Blaise wimmerte leise und versuchte sich sowohl gegen den Dicken zu verteidigen, als auch gegen das dürre Tier auf seinem Rücken und das zurückhaltende Etwas neben seinem Stuhl. Ron wurde es jetzt zu bunt. Er packte den dicken Kater am Nacken schleuderte ihn quer durch den Saal. Mit einem Krachen landete er auf einem Tisch, schlidderte darüber und war kurz darauf in ein Knäuel anderer Katzen verstrickt. Den verbliebenen Gegner bekam die blaue Maine Coon allein in die Flucht geschlagen; die letzte zog den strategischen Rückzug an. Er wollte sich gerade die Pfoten lecken, als sein Blick auf Hände fiel. Hände? Einen Augenblick später saß Blaise in seiner menschlichen Gestalt auf dem Boden und strich sich durch die Haare. „Au.“, murmelte er und stand langsam auf. Seine Hände und Arme waren vollkommen zerkratzen und auch über seinen Nacken lief Blut. „Mistkerle!“, knurrte er leise. ~*~*~*~ Der schwarze Kater blickte zu dem Jungen hinauf, dann zu Ron, der ihn kurzerhand hochhob. „Du bist tatsächlich Harry.“, sagte er überzeugt. „Sich so richtig festbeißen, was?“ Ein Maunzen und er setzte ihn wieder ab, woraufhin Harry sich hinhockte und seine Wunde am Bein leckte, daraufhin aufsah und begann Dracos Gesicht abzulecken, wo ebenfalls Blut hervortrat. Ron bedachte das mit einem kritischen Blick, bevor er sich Blaise zuwandte. „Alles klar?“, fragte er. „Dieses fette Biest… ich schwöre dir, das war Crabbe. So fett wie er ist sonst keiner.“ Hinter ihnen verwandelten sich wieder zwei Katzen in Menschen zurück, zwei Hufflepuffs, die sogleich zu jammern begannen, weil Katzen so stinken würden. Was ihn auf einen anderen Gedanken brachte: „Wo ist Snape hin? Ich wette, das haben Fred und George nur für ihn gemacht!“ Immerhin hatte er ihnen erzählt, dass die Fledermaus Angst vor Katzen hatte. ~*~*~*~ „Keine Ahnung.“ Blaise zuckte mit den Schultern. Er streckte sich vorsichtig und fluchte leise über die üblen Kratzer. Draco gab ein leises Maunzen von sich, als Harry das Blut von seiner Nase schleckte und schloss ergeben die Augen. Das war doch immerhin so etwas wie ein Kuss, oder? Außerdem tat seine Nase weh und die feuchte Zunge bedeutete wenigstens etwas Linderung. Wenn er diesen Mistkerl in die Finger bekam! Blaise strich Draco kurz über den Rücken, was dieser mit einem verwirrten Blick nach oben quittierte. „Mir scheint, Mione und Pansy tragen Partnerlook.“, meinte er dann, als er die beiden Siamkatzen sah. ~*~*~*~ „Ja. Und sie beachten mich beide nicht.“, sagte Ron leidend. „Es stimmt schon, was man über Siams sagt. Sie sind arrogant.“ Er seufzte. „Und was machen wir jetzt mit den vieren? Warum verwandeln sie sich nicht auch zurück?“ ~*~*~*~ „Keine Ahnung.“ Blaise ließ sich auf dem Stuhl neben seinen Mitbewohner-Katzen nieder und hob sich beide auf seinen Schoß, um sie zu kraulen. „Knuddeln?“ Er lachte und sein Lachen wurde noch lauter, als er den eindeutig skeptischen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht der Draco-Katze sah. Nachdenklich liebkoste der Slytherin die beiden Miezen. „Irgendwie verwandeln sich alle nach und nach zurück. Also warten wir ab.“ Seine Augen wanderten durch die Halle und blieben an zwei sich liebkosenden Katzen hängen, die sich gleich darauf in zwei Menschen verwandelten - in Millicent Bullstrode und Seamus Finnigan, die verlegen auseinander stoben. „Scheint, als wenn sich diejenigen zurückverwandeln, die sich katzenhaft verhalten.“ Als nächstes fielen ihm zwei Kater auf, die auf ihren Tisch sprangen und die eine der beiden Siamkatzen zu umgarnen begannen. Der eine war ein großer, kräftiger schwarzer Kater, während der andere etwas schlaksiger war und mehr einen schokoladenbraunen Farbton hatte. ~*~*~*~ Ron betrachtete das mit deutlichem Argwohn. Vor allem als die Katze darauf einging. Wenn das seine Hermione war, dann konnten die beiden aber was erleben. Er nahm sie beide auf, was die Katerchen nicht davon abhielt, weiter auf Jagd zu gehen, ihr zu folgen. Und die eine Siamkatze wand sich aus seinen Armen und begann mit dem Größeren zu schmusen, erlaubte sogar einen Genickbiss. Der Blick des Rotschopfs wurde leidend, während er die andere Katze gedankenlos zu kraulen begann. „Aber dann hätte Harry sich sofort zurückverwandeln müssen. Er ist mehr Katze als alles andere. Schau ihn dir doch an.“ Schwarzkater Harry hatte sich auf den Rücken gerollt und ließ sich den Bauch kraulen. ~*~*~*~ Blaise grinste und verwöhnte den schwarzen Kater genüsslich weiter. „Ich glaube, bei ihm haben die Zwillinge irgendetwas anderes gemacht. Eine Verwandlung. Das andere... Das erinnert mehr an diese komischen Kanarienschnitten, die mal eine zeitlang in der Schule umgingen. Erinnerst du dich? Irgendwer hat wohl was ins Essen gemischt oder so. Das ist nur temporär.“ In dem Augenblick bekam er auch die Bestätigung seiner Worte, denn Pansy, Montague und Dean Thomas befanden sich auf einmal neben ihnen - dort, wo gerade noch die Katzen gesessen hatten. Pansy lächelte Montague verlegen an, während Thomas aufsprang und sein Heil in der Flucht suchte. „Mir scheint, du hast Verehrer, Pansy.“ Blaise lachte auf. Vor allem, als sein Quidditchkapitän knallrot anlief. ~*~*~*~ Ron blickte die beiden ebenfalls an, Erleichterung auf dem Gesicht, als er die Katze in seinem Arm heftig knuddelte. Hermione blieb ihm treu! Wenn man das so nennen konnte, wo sie nicht einmal zusammen waren und sie auch nicht wusste, dass er in sie verliebt war. Dann grinste er hinter Dean her. „Ich glaube, ich weiß, warum Dean uns in Gryffindor so boykottiert hat.“, meinte er. „Wenn er schon länger in unsere Pansy hier verknallt ist, dann wollte er ihr und ihrer Gesinnung vielleicht helfen, indem er Harry verpfeift.“ Komischer Gedanke. Aber jetzt, wo er ihn ausgesprochen hatte, konnte es stimmen. „Oder?“ ~*~*~*~ „Möglich. Menschen tun ziemlich viel, wenn sie jemanden lieben.“ Er warf Montague einen forschenden Blick zu. „Ist das bei dir genauso, Joey? Unterstützt du uns auch nur, weil du an Pansy ran willst?“ „Blaise!“ Pansy blickte ihn schockiert an. Sie stand auf und wollte dem Freund schon eine Ohrfeige verpassen, doch Montague hielt sie ab. „Nein. Ist in Ordnung, Pansy. Blaises Verdacht ist ja nahe liegend.“ Der Quidditchkapitän schenkte Blaise ein Lächeln. „In meiner Funktion als Quidditchkapitän habe ich den Ausgleich gesucht, bis dieser nicht mehr möglich war. Und dann habe ich die Entscheidung getroffen, die ich für am besten hielt. Ob ich Pansy mag oder nicht - das hat dabei keine Rolle gespielt.“ Blaise blickte seinen Kapitän forschend an und nickte dann. „Pansy, meinen Segen hast du. Nimm ihn. Er meint’s ehrlich.“ „Blaise!“ Hochrot im Gesicht knuffte Pansy ihn gegen die Schulter. ~*~*~*~ Ron lachte, klopfte ihr auf die Schulter. „Ja, meinen auch.“, schloss er sich der freundschaftlichen Verarschung an. „Immerhin ist er groß, gutaussehend und ein Held.“ Er lachte und duckte sich unter ihrem Angriff hinweg. „Ich werd mal meine dummen Brüder suchen. Vielleicht können die uns Harry zurückverwandeln. Wenn du Recht hast, dann kennen wohl nur sie den Gegenzauber, oder?“ Und schon stand er auf dem Tisch, seine Siamkatze immer noch im Arm, verschaffte sich einen Überblick und sprang dann hinunter. ~*~*~*~ „Eine gute Idee.“ Blaise nickte und sah Ron nach, wie dieser davonging. Pansy und Montague ließen sich neben ihm am Tisch nieder. „Und das sind...?“ Montague blickte fragend auf die beiden Katzen. „Draco…“ - Blaise deutete auf die silberne Katze - „…und Harry.“ Jetzt wies er auf den schwarzen Kater, der sich genüsslich über seine Beine rollte. „Wenn deine Theorie stimmt, dann wird Draco verdammt lange eine Katze sein.“ Pansy betrachtete den silbrigen Kater nachdenklich. Wenn es eine Katze gab, die absolut unkatzenhaft aussah, dann war es diese. ~*~*~*~ Ron hatte wenig Erfolg. Er suchte von jeder erhöhten Position aus nach roten Katern, die Schabernack trieben, doch es gab gerade mal hellrote oder gemuschelte, keine wirklich roten. Dann bemerkte er, dass die Tür offen war und begann zu ahnen, dass es wohl nicht so einfach werden würde, die Zwillinge zu finden. So wie er sie kannte, waren sie auf der Suche nach Snape. Zwei der Lehrer verwandelten sich zurück und begannen McGonagall zu helfen, die Katzen wenigstens etwas zur Ordnung zu rufen und die Reste des Essens in die Küche zurückzuschicken. Dann standen plötzlich Lee und Alicia neben ihm, die sich innig küssten. Und damit auch nicht aufhörten, als sie bemerkten, dass sie keine Katzen waren. Da hatten sich wohl zwei gefunden. Ron lief kichernd weiter. Jetzt wurden immer mehr Katzen wieder zu Schülern oder Lehrern. Oder auch zu Fliegen, wie er verblüfft feststellte. Er kehrte nach einem kurzen Rundweg im Eingangsbereich zurück in die Große Halle und machte die Torflügel hinter sich zu, um die verbliebenen Katzen daran zu hindern, die Halle zu verlassen. In diesem Moment begann das Tier in seinen Armen wie angestochen zu maunzen, sich zu bewegen, wollte runter, oder rauf… Hermione war außer sich. Ron hatte alle Mühe, sie zu halten. „Was ist denn, was hast du?“ Er ließ sie los und sie rannte davon, er hinterher. Vor Blaise sprang sie auf den Tisch, maunzte ihn an, duckte sich vorn, schlug mit dem Schweif und legte die Ohren an, dann drehte sie eine winzige Runde und blickte ihn an. Erwartungsvoll. Sie wollte ihm etwas mitteilen. Ganz offensichtlich. Ron erreichte sie. „Was ist los mit ihr?“ ~*~*~*~ „Mione, benimm dich wie eine Katze und verwandle dich zurück.“ Blaise seufzte leise. „Wir verstehen kein Katzisch!“ Der Draco-Kater hatte sich in seinen Armen aufgerichtet und presste nun die Vorderpfoten gegen die Tischkante, um die Siamkatze besser sehen zu können. Die Harry-Katze rollte sich noch immer auf dem Rücken herum und ließ sich den Bauch kraulen. ~*~*~*~ Sie blickte ihn an, dann packte sie seinen Ärmel mit den Zähnen und zog daran, bevor sie vom Tisch sprang und fortlief. Etwa vier Meter weiter blieb sie stehen und sah zu ihnen zurück. „Sie will, dass wir ihr folgen.“, meinte Pansy nachdenklich. „Oder?“ Ron nickte heftig. Er nahm Harry von Blaises Schoß, weil dieser schlecht zwei Tiere tragen konnte, und lief hinter seiner Freundin her. „Da muss etwas passiert sein.“ ~*~*~*~ „Scheint so.“ Blaise drückte die silbrige Katze an sich. Neugierig reckte sie den Kopf und spähte nach vorne. Nicht nur er folgte der Siamkatze, sondern auch gleich Pansy und Montague. Worauf Hermione wohl hinauswollte? ~*~*~*~ Sie rannte hinaus und durch die Gänge, bis hinein in das chaotische Klassenzimmer, in dem sie sonst trainierten. Da Peeves einmal hier gewesen war und noch keiner aufgeräumt hatte, war es hier staubig und Kreide war auf dem Boden verteilt. Sie tapste hektisch darauf herum, sprang dann auf einen der Tische und tapste dort weiter, setzte sich schließlich abwartend daneben und maunzte sie an. Auf dem Tisch stand nur ein Wort: Askaban. ~*~*~*~ Blaise kam als erstes nach der Katze in dem Raum an und starrte auf das Wort. „Askaban? Was meinst du? Worauf willst du hinaus?“ Pansy trudelte keuchend neben ihm ein und blickte ebenfalls auf das Wort. „Askaban... Was...?“ Dann weiteten sich ihre Augen als sie begriff. „Harrys Prophezeiung! Du meinst, dass etwas in Askaban passiert!“ Montague stand daneben und verstand nichts weiter als rote Grütze und undeutbare Runen. ~*~*~*~ Die Katze maunzte erneut, trippelte unruhig auf der Stelle, sprang dann hinunter, um Kreidestaub nachzutanken. Sie war am ganzen Bauch schon weiß. Sie schrieb ein weiters Wort: Lehrer. Ron nickte beklommen. „Ich gehe ihnen Bescheid sagen.“ Er seufzte. „Ich wünschte, wir hätten die Karte, dann könnten wir sie leichter finden. Dann würden wir Dumbledore zwischen all den Katzen finden.“ Er blickte auf Harry, der momentan seinen eigenen Schwanz putzte und sich nicht im Geringsten darum kümmerte, was war. „Der hat’s gut…“, murmelte er, bevor er das schwarze Tier Montague in die Hand drückte, der ihm am nächsten stand und verschwand. ~*~*~*~ Dracos Kopf flog herum, als Harry auf einmal in Montagues Armen saß und dieser dem Kater ungeschickt den Rücken streichelte. Der silberne Kater gab ein drohendes Fauchen von sich. „Hey. Kein Grund zur Eifersucht.“ Blaise strich ihm beruhigend über den Kopf und wurde zur Belohnung in den Finger gebissen. „Au! Du...“ Er blickte in die grauen Augen und seufzte dann. „Gib her…“ Er verlagerte Draco in einen Arm und nahm mit dem anderen Harry zu sich, was Draco einen zufriedenen Laut entlockte. Montague musste lachen. „Selbst als Katze noch eifersüchtig. Niedlich.“ Das brachte ihm den nächsten Faucher von Draco ein. Dann schmiegte sich der silberne Kater an den schwarzen. War ja noch schöner, dass sie jetzt auf einmal dachten, dass sie alle Harry anfassen durften, nur weil er eine Fellkugel war! Pansy lachte leise und hockte sich neben die Siamkatze. „Ich hoffe nur, Ron findet jemanden.“ ~*~*~*~ Die Siamkatze duckte sich verzweifelt zusammen, ließ die Ohren hängen. Pansy lächelte. „Ich weiß. Wir können nichts tun. Das ist nicht so einfach zu ertragen.“ Sie blickte auf die beiden Katzen in Blaises Armen, von denen die schwarze begonnen hatte, die silberne abzuschlecken. „Und unsere beiden Hoffnungsträger übertreffen sich im Niedlichsein.“ Sie seufzte und lehnte sich gegen Montague, der neben ihr stand. „Die Welt ist verloren.“ ~*~*~*~ „Was ist auf einmal los?“ Verwirrt fuhr sich Montague durch die Haare und setzte sich neben Pansy. „Was hat das mit Askaban auf sich?“ Das Mädchen blickte zu Blaise und der Siamkatze, die beide nickten und setzte den Siebtklässler dann knapp in Kenntnis dessen, was geschehen war und was sie dachten. ~*~*~*~ Montague war sprachlos und schwieg dazu, betrachtete die kleine Gruppe plötzlich mit ganz anderen Augen. Was war mit denen eigentlich los? Aber ihn beachtete keiner mehr, denn die Zwillinge kamen in den Raum. Ihre Augen leuchteten, als sie Blaise mit seinen Schmusekatzen sahen. Und als sie näher kamen, begann der schwarze Kater plötzlich drohend zu knurren, ließ sie nicht mehr aus den Augen. Hinter seinen Brüdern kam Ron herein und schloss hinter sich die Tür mit einem der neuen Sprüche. „Verwandelt ihn sofort zurück!“, fauchte er. „Wir benötigen Harrys Hilfe! Wir brauchen Dumbledore!“ George lachte. „Oh, das können wir nicht. Das kann nur sein Schatzi!“ „Außerdem sind wir gewiss nicht lebensmüde genug, seine Warnung zu missachten. Solange er Mensch ist, treten wir ihm besser nicht mehr unter die Augen.“ „Zumindest die nächste Zeit nicht.“ Wieder lachten sie einstimmig. „Hey, Montague, was tust du denn hier? Haben sie dich adoptiert?“ Sie hatten definitiv gute Laune. „Ihr hättet Snape mal sehen sollen!“ „Er ist gerannt wie ein Hase!“ Ron knurrte. „Wie kriegen wir Harry wieder zu einem Menschen?“ Tief und beherrscht holte er Luft. „Wenn ihr es uns nicht sagt, dann könnte es sein, dass ihr ganze Bevölkerungen auf dem Gewissen habt!“, brüllte er dann los. Das brachte sie zum Schweigen. Der Ernst hier war ihnen ja schon vorher nicht entgangen, doch jetzt… „Draco muss ihn küssen.“, sagte Fred, seine Miene todernst. „Anders kann man diesen Zauber nicht aufheben.“ Ron blickte ihn an, dann zu den Katzen auf Blaises Arm. „Draco ist eine Katze, ihr Idioten!“, fauchte er. „Wie soll er ihn da küssen?“ „Das wird sich schon geben.“, zuckte der rechte Rotschopf die Schultern. „Mit der Zeit. Ihr habt doch sicher herausgefunden, wie ihr den Zauber lösen könnt.“ Ron schnaubte vor ohnmächtiger Wut. „Ihr seid solche Vollidioten! Warum könnt ihr eure dummen Scherze nicht mal lassen? Euretwegen wird es jetzt wirklich knapp! Wir können eure Karte nicht holen, weil Harry nicht er selbst ist, wir finden Dumbledore nicht und ihr…“ „Oh, Dumbledore ist vor einer Stunde verschwunden. Er hat sich zurückverwandelt.“ „Und dann ist er aufgebrochen. Wohin wissen wir nicht, aber er sah ernst aus.“ Ron starrte ihn entgeistert an. ~*~*~*~ Blaise seufzte leise. „Nun, das heißt wenigstens, dass er sich kümmert. Und dass er verstanden hat, worum es geht. Vielleicht kann er die Katastrophe noch aufhalten.“ Er blickte auf die beiden Kater hinunter. „Aber das ändert nichts daran, dass wir hier ein kleines Problem haben.“ „Ihr seid gut.“ Pansy verdrehte die Augen und funkelte die Zwillinge an. „Das wird sich schon geben. Ihr sprecht von einer Katze, die sich absolut nicht katzenhaft verhält.“ ~*~*~*~ Interessiert kamen die beiden Jungen näher und blickten den silbernen Kater an. Harrys lauter werdendes Knurren wurde missachtet. „Stimmt. Er schaut so… abfällig.“ „Das tun Katzen doch immer. Hochnäsig und abweisend.“ „Nein, das mein ich nicht. Er sieht so hasserfüllt aus.“ Fred kam näher, wollte schauen, da hatte er auch schon quer über das Gesicht einen vierstriemigen Kratzer, wich zurück, stolperte über einen Stuhl und landete im auffliegenden Kreidestaub. Er hustete, tastete über sein Gesicht, dann guckte er ärgerlich. „Also echt, Harry, du könntest aber auch ein bisschen weniger nachtragend sein!“, meinte er. Er erntete ein Fauchen. Von zwei Seiten. Hermione fauchte auch. Ihr kurzes Haar sträubte sich, ihre Ohren lagen an. „Wir sollten verschwinden.“, sagte George und half seinem Bruder auf. „Wir sehen uns!“, verabschiedeten sie sich, doch die Tür ging nicht auf. „Ronnie-Schatz, bitte, bevor die uns auffressen.“ „Würde euch recht geschehen.“, murrte dieser, dann öffnete er die Tür und sie waren verschwunden. Leicht verzweifelt blickte er in die Runde. „Was nun? Wir haben ein echtes Problem.“ Die Harrykatze blickte stolz, denn sie hatte die bösen Männer vertrieben. ~*~*~*~ „Ich kümmere mich um die beiden hier.“ Blaise strich den beiden Fellknäulen über die Köpfe. „Und du... Versuch Hermione davon zu überzeugen, dass sie sich wie eine Katze verhalten soll, damit sie wieder ein Mensch wird. Das sollte bei ihrem Intellekt doch schnell bei ihr ankommen.“ „Wieso soll Ron sich um sie kümmern und nicht ich?“, warf Pansy ein. „Ein Mädchen im Jungenschlafsaal ist eindeutig nicht so schlimm wie ein Gryffindor in Slytherin, Süße, das solltest du doch wissen.“ Er stupste Pansy gegen die Nasenspitze und stand mit seinen beiden Katzen auf. „Auf gutes Gelingen.“ ~*~*~*~ Ron blickte auf die Siamkatze, die deprimiert die Ohren hängen ließ. Er wusste, dass sie verstanden hatte, worum es ging, aber ob sie es auf die Reihe brachte? Ein wenig zweifelte er daran. Genau wie er bei Draco daran zweifelte, dass er bald wieder Mensch sein würde. „Ich bring sie um.“, murrte er. „Hätt’ ich’s doch längst getan.“ Dann seufzte er. „Mione, magst du mitkommen oder bleibst du hier? Ich glaube nämlich nicht, dass ich dir helfen kann.“ Die Katze sprang vom Tisch und kam zu ihm, schmiegte sich um seine Beine. Pansy lächelte. Vielleicht… vielleicht war das ja der beste Zeitpunkt für die beiden, um einander zu entdecken. Ron nahm sie auf. „Viel Spaß noch, ihr beiden. Der Abend ist noch jung, genießt ihn!“ Er lachte und verschwand dann ebenfalls. ~*~*~*~ Blaise verschwand mit den beiden Katzen in den Raum der Wünsche. Dort ließ er sich auf das Bett fallen und setzte die beiden ab. Draco stand auf und legte sich ein wenig von ihm entfernt hin. Nur die zuckende Schwanzspitze verriet, dass er offenbar etwas nervös war. „Okay... Wir müssen dich wieder in einen Menschen zurückverwandeln, was heißt, dass du dich mit deinem Katzendasein abfinden musst.“ Draco fauchte ungehalten. Nun, das konnte offenbar noch ein Spaß werden. ~*~*~*~ Harry jedenfalls hatte damit nicht so wirklich große Probleme. Er hatte damit begonnen, Dracos Schwanzspitze aufzulauern und sie anzufallen, sobald sie sich in seine Nähe bewegte. Er duckte sich vorn mit der Brust tief auf die Bettdecke, zielte, indem er seine Hinterfüße richtig platzierte, und schoss vor, nur um gleich darauf das Ganze von vorne zu starten. ~*~*~*~ Draco wandte den Kopf um und sah dem schwarzen Kater bei seinem Spiel zu. Irgendwann wurde es ihm zu bunt und er setzte sich auf, legte den Schwanz eng um seinen Körper. Der klagende Blick aus den grauen Augen richtete sich auf Blaise. „Hey! Ich kann nichts dafür, dass du eine Katze bist! Du hast mich doch gehört, oder? Benimm dich wie eine Katze und alles wird gut.“ Er griff nach dem Harry-Kater und setzte ihn Draco gegenüber. „Und du... Kümmer’ dich etwas um ihn. Sei nett zu ihm. Vielleicht kriegst du ihn ja dazu, dass er sich mal etwas entspannt.“ ~*~*~*~ Große grüne Augen blickten ihn an, dann begann er Draco zu putzen, erst das Gesicht, dann die Ohren. Und als Draco etwas nachgab, drückte er noch gegen ihn, bis er lag, damit er ihn mit seiner Pfote festhalten konnte. Das machte ihm auch Spaß. ~*~*~*~ Draco ließ sich auf seinen weißen Bauch fallen und schloss die Augen. Vorsichtig streckte Blaise die Hand nach ihm aus und begann ihn zart zu kraulen, ergänzte Harrys Streicheleinheiten. Vielleicht würde das ja helfen. Unter seiner Hand konnte er irgendwann spüren, dass sich der verkrampfte Katzenkörper etwas lockerte. Und dann kam etwas, bei dem er im ersten Moment versucht war, seinen Ohren zu misstrauen. Der Draco-Kater schnurrte. ~*~*~*~ Harry war schon über den halben Bauch und hatte zwei Füße abgeschleckt, als er sich neben Draco zusammenrollte und halb auf ihm drauf die Augen schloss. Zufrieden. Eindeutig zufrieden. Einen Moment dauerte es noch, dann bettete er den Kopf auf der weichen, nachgebenden Schulter des Silbernen, dann schien er einfach mit einem schweren Seufzer einzuschlafen. ~*~*~*~ „Hey... Lass mich nicht einfach so hängen.“ Blaise seufzte leise und strich dem Harry-Kater über den Rücken. ~*~*~*~ Dieser begann ebenfalls zu schnurren, aber ansonsten tat er nichts weiter. Es war gerade viel zu schön dazu. Seine Pfoten begannen halb auf der Decke, halb auf Draco Milchtritt zu machen. Ein eindeutiges Zeichen dafür, wie wohl er sich fühlte. ~*~*~*~ Blaise seufzte leise. „Wie du willst. Dann eben so.“ Mit einer Hand kraulte er den Draco-Kater weiter, der ihm mittlerweile sogar seinen Bauch freiwillig anbot, und mit der anderen liebkoste er das schwarze Kätzchen. Beide lieferten sich jetzt ein richtiges Wettschnurren. Blaise musste lachen. „Ihr seid verboten niedlich.“ Er seufzte leise. „Kann das nicht immer so sein? Friedlich... liebevoll?“ Er biss sich auf die Lippe. Nein, wahrscheinlich nicht. Er drückte mit einem wehmütigen Lächeln sowohl dem silbrigen als auch dem schwarzen Kater einen Kuss auf. Vorsichtig kraulte er weiter und spürte, wie sich auch Draco immer mehr entspannte. Schien doch glatt, als wenn er sich langsam vollkommen fallen ließ. Bildete er sich das ein, oder wurde der Kater immer größer? Nein, er bildete es sich nicht ein. Die Rückverwandlung setzte ein, wenn auch langsam. Wie in Zeitlupe wurde aus der silbernen Katze wieder ein Mensch. Schließlich lag Draco in seiner gewohnten menschlichen Gestalt neben ihm. Er hatte den Bauch noch immer nach oben gewandt, die Beine leicht angezogen und auf dem Gesicht lag ein seliges Lächeln, das jetzt langsam Verwirrung wich. ~*~*~*~ Harry hatte nicht mitbekommen, wie Draco sich zurückverwandelte, doch jetzt, wo er sich bewegte, drohte er zu rutschen. Einem ungewissen Grund entgegenzurutschen. Und er tat das erste, das seine Instinkte ihm sagten. Festhalten. Mit Krallen. ~*~*~*~ Draco schrie leise auf. „Bei Merlin! Der Stoff ist dünn!“ Leise fluchend packte er den schwarzen Kater und platzierte ihn vernünftig auf seinem Bauch, damit dieser weder abstürzen konnte noch weitere Gründe hatte, ihn zu misshandeln. Seufzend schloss der Blonde die Augen. Er fühlte sich kaputt und in seinem Kopf drehte sich alles. Außerdem musste er akut dem Drang widerstehen, sich mit dem Hinterbein am Ohr zu kratzen und sich die Vorpfoten zu lecken. „Danke.“, murmelte er matt. Blaise lächelte und strich ihm über die Wange. „Immer wieder gerne.“ Er blickte auf das entspannte Gesicht ab und nach einem Augenblick des Zögerns beugte er sich vor, um Draco einen leichten Kuss auf die Lippen zu hauchen, der zumindest eine ebenso leichte Erwiderung fand. ~*~*~*~ Harry beobachtete das auf dem Bauch liegend, dann rollte er sich zusammen, legte den Schwanz um sich und schlief einfach weiter. Schlafen war schließlich das, was Katzen zu neunzig Prozent am Tag taten. ~*~*~*~ Langsam setzte sich Draco auf, darauf bedacht, die schwarze Katze nicht herunterrutschen zu lassen. „Und wie...“ „Wie wir ihn zurückverwandeln können?“ Blaise beendete die Frage für Draco. „Durch einen Kuss von dir.“ Draco betrachtete das kleine Fellknäuel auf seinem Bauch. Vorsichtig strich er durch das seidige Fell und lächelte dabei. „Er ist selbst als Katze unwiderstehlich süß.“ Er hob den kleinen Kater an und hielt ihn sich vor das Gesicht. Die grünen Augen blinzelten ihn träge an und beklagten sich sichtlich über die Störung. „Als Menschen ziehe ich ihn allerdings vor.“ Der Blonde gab der Katze einen leichten Kuss auf die Nase. ~*~*~*~ Die Augen weiteten sich, dann, mit einem leisen Plopp verwandelte er sich wieder in einen Menschen, genauso schnell, wie die Verwandlung in eine Katze vollzogen gewesen war. Jetzt saß er auf Dracos Schoß und blickte ihn verdattert an, weil er ihn auf die Nase küsste. „Was…?“ Er blickte sich um. „Wieso sind wir nicht auf dem Fest?“ ~*~*~*~ „Es gab einen... katzigen Zwischenfall.“ Blaise musste lachen. „Die Zwillinge haben nicht nur dich in eine Katze verwandelt, sondern sämtliche Schüler und Lehrer. Sie haben irgendetwas ins Essen gemischt.“ Draco nickte bestätigend und drückte Harry zufrieden an sich. Die Welt war eindeutig viel besser, wenn er Harry bei sich hatte - als Menschen. ~*~*~*~ Harry zog überlegend die Augen zusammen. Ja, da war was. Fisch und Huhn und Streicheleinheiten und eine Prügelei mit anderen Katzen, Schmusen, Zufriedenheit, spielen… „Ich… kann mich kaum erinnern.“, murmelte er. „Das ist alles so verschwommen. Nur ein paar Gerüche und Szenen.“ Er schmiegte sich an Draco. „Warst du da?“, fragte er. „Auch als Katze?“ Er musste lächeln. „Sah sicher niedlich aus.“ Dann blickte er zu Blaise hin, nachdenklich und wirklich scharf überlegend. „Du warst sicher eine ganz schöne Katze.“, meinte er dann. „Eine ägyptische oder so.“ Blaise hatte sich noch immer nicht abgeschminkt und war noch in Festkleidung, mit seinem Lidstrich und der Frisur sah er aus wie ein Ägypter von den Bildern. ~*~*~*~ Blaise lachte. „Ich weiß nicht. Da musst du Ron fragen. Der hat es wahrscheinlich besser mitbekommen.“ „Blaue Maine Coon.“, antwortete ihm jedoch Draco. „Du hattest bläuliches Fell.“ „Woher...?“ „Bei Merlin, was meinst du, warum ich so lange eine Katze war? Weil ich meinen Verstand nicht im Austausch gegen das Fell abgegeben habe. Ich hoffe übrigens, dass dieser Bastard, der mir diesen Kratzer verpasst hat…“ - er fuhr sich über die Nasenspitze, „…morgen sein Gesicht flicken lassen kann.“ Die grauen Augen blitzten auf. Dann wurde sein Blick wieder weich und er strich Harry weiter durch das Haar. ~*~*~*~ Harry lachte leise. „An eine Prügelei kann ich mich auch noch erinnern. An große Wut oder auch Hass, den ich empfunden habe.“ Er blickte Blaise an und seufzte leise. „Komm.“, sagte er und streckte die Hand aus. „Schließ dich nicht selber aus.“ Er erinnerte sich daran, dass es Blaise gewesen war, der ihn so schön gestreichelt hatte. Lange Zeit. Das war angenehm gewesen, schön. Blaise hatte sanfte, geschickte Finger. ~*~*~*~ Blaise kam Harrys Aufforderung gerne nach und schmiegte sich an ihn und Draco. Dieser legte wie selbstverständlich die Hand in Blaises Nacken und kraulte ihn sachte. „Gibst du die Streicheleinheiten zurück?“ Blaise lächelte weich. „Vielleicht... Vielleicht habe ich euch beide auch einfach nur gern.“ Draco zwinkerte ihnen zu und gab Harry einen zarten Kuss auf die Stirn. ~*~*~*~ Harrys Arm legte sich um Blaises Hüfte, streichelte ihn gedankenverloren, als er die Augen schloss. „Verdammt…“, murmelte er leise. „Katze sein macht müde. Warum schlafen die Viecher auch so viel?“ Dabei war es noch nicht einmal sechs Uhr. Aber wenn er es recht bedachte, hatte er in der letzten Nacht nur wenig Schlaf bekommen. ~*~*~*~ Blaise seufzte. Ihm fielen jetzt ebenfalls die Augen zu. Es tat so gut. Es tat so verdammt gut, hier so zu sitzen, beziehungsweise vielmehr halb zu liegen, und sich wohl zu fühlen. „Wenn ich noch eine Katze wäre, würde ich jetzt schnurren.“, murmelte er leise. „Ich glaube, ich kann es hören. Wie wir drei schnurren.“ Draco lachte leise. ~*~*~*~ Harry kicherte leise. Ja, das war etwas, was am Katzendasein wirklich gut gewesen war. Man hatte an einfachen Signalen erkannt, was der Gegenüber dachte oder fühlte. „Ich kann es auch hören.“, sagte er schließlich. „Es ist ein angenehmes Gefühl.“ Eine längere Zeit herrschte Stille, in der sie nur genossen, die Nähe in sich aufsogen. Aber ein Gedanke beschäftigte Harry dann doch noch. „Jetzt haben wir gar nicht getanzt…“, murmelte er leise. ~*~*~*~ „Das holen wir dann eben nach.“, murmelte Draco leichthin. „Zwar nicht im großen Kreis, aber irgendwie holen wir das nach, Kätzchen. Versprochen.“ „Tanzt du dann auch mit mir, Draco? Und du auch, Harry?“, war Blaises leise Stimme zu vernehmen. „Klar, Schildkrötchen. Alles, was du willst.“ Blaise zuckte bei dem Spitznamen leicht zusammen. Schildkrötchen... Das war entweder wahnsinnig süß oder wahnsinnig bekloppt. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an, öffnete sogar seine Augen dafür. „Gerne. Wenn du führen kannst. Du weißt ja, ich kann nicht tanzen.“ ~*~*~*~ „Keine Sorge. Hab’s von meiner Mutter gelernt.“ Blaise lachte leise und streckte blind die Hand aus, um über Harrys Lippen zu streicheln. Ganz weich und zart waren sie. ~*~*~*~ „Du hast es gut.“, murmelte dieser leise, lächelte ob der Berührung. Er wünschte, seine Mutter hätte es ihm auch zeigen können, aber das war Wunschdenken. Und er konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass Sirius es ihm zeigen konnte. Allein die Vorstellung, wie der schwarzhaarige Mann tanzte… Er wollte es gar nicht wissen. ~*~*~*~ Draco strich Harry ganz sachte über die Wange. „Dann zeigen wir es dir. Das ersetzt zwar nicht die Zeit mit deiner Mutter, aber du bist bei Menschen, die dich lieben.“ Blaise nickte mit einem leichten Lächeln und ließ seine Fingerspitzen zu Harrys Hals weiterwandern, um dort die weiche Haut zu liebkosen. ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter. Er drückte die beiden Jungen ganz fest an sich, zog sie so eng an sich, wie er nur konnte. So viel Dankbarkeit war in ihm, die Worte ließen ihn vor Wärme und Wohlbefinden fast überlaufen. „Danke.“, hauchte er. „Vielen, vielen Dank!“ ~*~*~*~ „Dafür musst du dich nicht bedanken.“, erwiderte Blaise leise und drückte einen Kuss auf Harrys Arm. „Liebe, gibt man schließlich freiwillig.“ Draco erwiderte die Umarmung zärtlich. Blaises Worten hatte er absolut nichts hinzuzufügen. ~*~*~*~ Harry lächelte. Trotz allem war das das beste Halloween, das er je erlebt hatte. ~*~*~*~ In dieser Nacht schlich Snape besonders vorsichtig durch die Gänge. Seine Augen blickten wachsam umher, ob noch ein Überbleibsel des Streiches der Zwillinge, die im Übrigen eine wirklich harte Strafe verdient hatten, herumstreunte. Bevor er um eine Ecke ging, lugte er darum herum, und saß dann eine Katze in jenem Gang, machte er Kehrt und suchte sich einen anderen. Und dabei merkte er nicht, wie zwei Katzen ihm folgten. Eine sandfarbene und eine graubraungestreifte. Sie blieben stehen, sobald er stand, und liefen, wenn er lief. Und würde er einmal im Kreis laufen, täten sie es auch. Um halb eins kehrte Severus Snape in seine Gemächer zurück, vollkommen geschafft von dem Tag. Erst die Hektik und die nervenden Schüler, die sich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren wollten oder konnten, dann die nervige Feier, zu der er zu spät kam, dann die vielen Katzen… woher wussten diese miesen Zwillinge nur, dass er Angst vor Katzen hatte? Das war nicht weit verbreitet. Es wusste eigentlich keiner. Black. James Potter hatte es gewusst. Lupin… Und mit keinem dieser drei hatte… Moment. Snape hielt inne, seine Hand verharrte auf der Türklinke. „Harry Potter weiß es auch.“, murmelte er leise. „Das…“ Er hatte es verraten. Das war klar. Er hatte den Zwillingen seine Schwäche verraten, weil er sich für die fiesen Stunden rächen wollte. Verdammter Bastard! Wie James Potter! Er fluchte leise und schloss die Tür auf, trat ein und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Warum hatte die Dumbledore-Katze ihn auch verfolgen müssen? Rennen war so überhaupt nicht sein Fall. Aber wahrscheinlich hatte es dem Schulleiter auch noch Spaß gemacht. Und dann die Zwillinge, die weitergemacht hatten, nachdem der Perserkater endlich weg gewesen war… Mistviecher. Er sollte sie alle in den Kochtopf schmeißen und den Chinesen schicken. Die aßen so was doch so gern. Er ließ seinen Umhang auf die Couch fallen, direkt neben die beiden Katzen, die dort lagen, und lief ins Bad, um sich unter die Dusche zu stellen. Gerade hatte er sein Hemd geöffnet, da schrak er zusammen. Katzen? In seinem Wohnzimmer? Auf seinem geheiligten schwarzen Sofa? Er lief zurück. Und erstarrte. Tatsächlich. Da waren sie. Zwei Katzen. Zwei… Katzen… eine hellbraun, die andere mehr dunkelbraun, aber… es waren zwei Katzen[b/]! „Raus!“, knurrte er. „Aber sofort!“ Keine müde Reaktion. Die beiden schliefen wohl tief und fest. Und anfassen? Er schüttelte sich. Da musste sein Zauberstab her. Und der lag neben den Biestern auf der Couch. Oh Mann. Konnten die nicht einfach verschwinden? Er griff nach dem nächstbesten, das er finden konnte: ein Kissen. Und warf es auf die Katzen. Sie sprangen fauchend auf. „Raus hier!“, rief Snape dunkel. „Ich will euch hier nicht haben! Wer seid ihr überhaupt?“ Keine Antwort, aber jetzt kam er an seinen Zauberstab heran. Er wirkte den Wingardium, hob sie beide hoch, ging dann zur Tür und beförderte sie unsanft nach draußen. Anschließend verschloss er die Tür dreifach magisch und lehnte sich erschöpft gegen die Tür. Mann. Was für ein schrecklicher Tag. Das würde ihm Potter aber büßen! Wenigstens konnte er jetzt duschen gehen. Als er eine halbe Stunde später in sein Bett kriechen wollte, blieb er wie angewurzelt stehen, als sein Blick auf die schwarzen Laken fiel. Ein heller, sandfarbener Fleck, ein dunkler, brauner Fleck… Seine Augen täuschten sich nicht. „Wie seid ihr denn hier reingekommen?“ Seine Stimme war leicht panisch. „Das… das ist unmöglich! Ich… Hier gibt es keine Fenster, der Kamin hat keinen Ausgang und es gibt keine geheimen Türen. Was tut ihr hier?“ Die sandfarbene Katze blickte ihn aufmerksam an. „Runter von meinem Bett!“ Er holte Luft. „Raus aus meiner Wohnung!“ Die Katze erhob sich graziös, streckte sich einmal, dann sprang sie vom Bett. Wenig später folgte die zweite und Snape beobachtete mit einer schrecklichen inneren Unruhe, wie die zwei das Schlafzimmer verließen. Das war erstmal genug. Er schlug die Türe zu und atmete tief ein und aus. „Dafür wirst du bluten, Harry Potter!“, versprach er sich selbst, bevor er einen Warnzauber vor Katzen sprach und sich hinlegte. Es dauerte, bis er einschlief, aber kaum war das geschehen, waren die beiden Katzen wieder da und rollten sich an seinem Fußende gemütlich ineinander. Schlafen war immer gut. Man konnte sich vorstellen, wie Snape aus dem Bett fegte, als er am nächsten Morgen die Augen öffnete und in große, grüne Augen blickte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I'm in love with the way you scratch my back You've got the only thing I want And that's a fact And when sometimes we disagree You take me to the mat But when I get you spinning free Baby I'm the cat ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: In Katzenform sind sie so unglaublich süß. *_* Ja, ja, und Snape wird von Miezen heimgesucht. *g* Armer Kerl. XD Shirokko: Von Katzen! Mau! *freu* Ich darf Snappy ärgern! *doppeltfreu* Ich darf mit Abby kuscheln! *nochmehrfreu* Was braucht man noch mehr im Leben als diese beiden Dinge? Treffpunkt Zweifel ------------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 107: Treffpunkt Zweifel Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night – Gone with the wind und Matchbox 20 – How far we’ve come. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 107: Treffpunkt Zweifel ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Snow was falling I could hear the frightened calling Fear taking over every man Life meaning nothing more than sand ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Am nächsten Morgen war die Verwirrung bei den Freunden groß, als Hermione noch immer eine Katze war. Das war wirklich seltsam, denn jeder war spätestens über Nacht wieder zum Menschen geworden. Aber Hermione… Tja… Sie schien selbst im Schlaf noch zu wenig Katze zu sein, um zum Mensch werden zu können. Ron brachte sie zum Frühstück mit, wo sie deprimiert zwischen ihm und Harry auf der Bank hockte und Trübsal blies. Harry war ebenfalls nicht so gut drauf, war nachdenklich. Nach dem letzten Abend hatte sich seine Meinung über Blaise ein wenig verschoben. Seine Sympathie ihm gegenüber war gestiegen, definitiv. Aber als er in sich hineingehorcht hatte, war die Eifersucht noch immer da. Dabei wollte er ihn wirklich nicht ausschließen, hatte ihn gern um sich. Er hatte es – das hatten er ihm erzählt – geschafft, Draco dazuzubewegen, sich zu entspannen, was doch bedeutete, dass der Blonde ihn ebenfalls gern in seiner Nähe hatte. Gedankenverloren blickte er auf sein Müsli, das ihm Ron serviert hatte, als er mit Blaise und Draco von Mme Pomfrey gekommen war. Es schmeckte nicht. Zu viele Rosinen, viel zu wenig Nüsse, viel zu trocken. Außerdem hatte er keinen Appetit. ~*~*~*~ „Ich bitte um eure Aufmerksamkeit!“ Dumbledore tauchte mitten während des Frühstücks sichtlich abgekämpft auf und schritt durch die Große Halle. Vor dem Lehrertisch blieb er stehen und besaß sofort die Aufmerksamkeit aller Schüler. „Ehe ihr es gleich aus den Zeitungen erfahrt, lasst mich einige Worte sagen. Das Ministerium will nicht, dass zuviel bekannt wird. Jedoch halte ich es für eine äußerst schlechte Idee, die Bevölkerung dumm zu halten und in einer falschen Sicherheit zu wiegen. Wie Harry Potter bereits im letzten Schuljahr sagte, ist Ihr-wisst-schon-wer zurückgekehrt. Lord Voldemort weilt wieder unter uns.“ Ein Raunen ging durch die Schülerschaft. Damals hatte es niemand Harry geglaubt, doch diese Worte jetzt aus Dumbledores Mund zu hören, das sorgte dafür, dass alles eine ganz andere, neue Realität gewann. „Letzte Nacht, während wir gefeiert haben und einem Streich erlegen sind…“ - seine blauen Augen huschten kurz zu den Weasley-Zwillingen hinüber, die breit grinsten - „…hat eine Abteilung Todesser Askaban angegriffen und sich mit den Dementoren verbündet. Askaban ist gefallen!“ Er machte eine Pause und man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so totenstill war es. Entsetzte Mienen blickten zu dem Schulleiter empor. „Ein Krieg hat begonnen, der längst unaufhaltsam ist, und ich hoffe sehr, dass das Ministerium sich bald dazu bekennen wird, um in der Lage zu sein, Voldemort entgegenzutreten. Ich kann euch nur versprechen, dass Hogwarts für euch stets ein sicherer Ort sein wird. Vielleicht bald der einzig sichere Ort in Großbritannien.“ Wieder machte er eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. „Gerade in Zeiten wie diesen ist es notwendig, dass die Häuser zusammenstehen. Streitigkeiten sind in dieser Zeit fehl am Platz und Kraftverschwendung. Überdenkt es. Ihr haltet unsere Zukunft mit in euren Händen. Am heutigen Tag ist schulfrei, damit ihr die Möglichkeit habt, eure Familien zu kontaktieren und euch mit ihnen auszutauschen. Außerdem solltet ihr über diese Dinge nachdenken. Und nun wünsche ich einen guten Appetit.“ Er wandte sich um und steuerte auf seinen Platz am Lehrertisch zu, wo Professor McGonagall sofort heftig auf ihn einzureden begann. Draco blickte zu Blaise, Pansy und Montague hinüber. Der Quidditchkapitän wich kaum noch von Pansys Seite und ihr schien es zu gefallen. Ein wenig erleichterte das Draco. Sie schien glücklich zu sein - und Montague wirklich zu mögen. Dumbledores Rede war beunruhigend. Die Bedrohung war jetzt nicht mehr allein unterschwellig da, sondern sie war wirklich greifbar geworden. Langsam wurden erste Stimmen laut und nur wenige Sekunden später brummte die Große Halle wie ein Bienenstock. ~*~*~*~ Harry starrte in sein Müsli. Askaban gefallen? Die Dementoren mit den Todessern vereinigt… Das hatte er befürchtet. Es war… Er hatte es ja gewusst, aber dass es so schnell sein würde, dass es so schnell fallen würde… Seine Prophezeiung war doch… Er wurde Leichenblass. Geister werden den Käfig sprengen und die Plage kehrt wieder. Er hatte es gesagt. Geister. Halloween war Geistertag! Warum hatten sie das nicht gesehen? Wie hatten sie so blind sein können? Das Müsli war uninteressant geworden. Seine Finger unter dem Tisch zitterten. Die beruhigende Hand Rons auf seiner Schulter spürte er nicht wirklich, wusste nur, dass sie da war, weil Ron es ihm mitgeteilt hatte. Hermione war auf seinen Schoß geklettert und schnurrte beruhigend, wie es Katzenart war. Er fühlte sich, als würde er aus einem Traum aufwachen. Sie hatten die ganze Zeit gewusst, dass das passieren würde. Sie hatten es die ganze Zeit gewusst. Er sowieso, aber irgendwo hatte er gehofft, dass es nicht stimmte, dass sie es nicht schafften, dass es einfach etwas war, wie es ihm vorgekommen war, was sie ihm vorgespielt hatten: eine nichtige Kleinigkeit. Und jetzt waren sie da. Todesser, Dementoren… Voldemort war zurück. „Harry?“ Ron schüttelte ihn sanft. „Hast du nicht gehört? Lass uns gehen.“ Er zog leicht an seinem Arm und wie mechanisch stand Harry auf. Seine Knie waren weich und er wusste, dass er Angst hatte. Dementoren. Voldemort. Es war das, wovor er sich am allermeisten fürchtete. Sie waren die einzigen, die sein Leben zerstören konnten, ihm seine Freunde oder sogar Draco nehmen konnten. Er hatte wirklich schreckliche Angst. ~*~*~*~ Montague hatte sich schließlich bedauernd von Pansy getrennt, als diese zusammen mit Blaise und Draco zu ihrem Trainingsklassenraum vorgegangen war. Dort hatten sie es sich auf den Tischen gemütlich gemacht und warteten nun auf die Gryffindors. „Beunruhigend.“, murmelte Blaise leise. „Sehr beunruhigend. Wenn die Dementoren einen Pakt mit den Todessern eingehen...“ „Gefährlich.“, fügte Pansy hinzu. „Sehr gefährlich.“ Draco sagte nichts. Doch seine starre Miene verriet genug über sein Innenleben. Auch er fand diese Neuigkeiten reichlich beunruhigend. ~*~*~*~ Als Harry und Ron mit ihrer katzenhaften Begleitung den Raum betraten, hatte sich Harry soweit beruhigt, dass er wieder normal gehen konnte und nicht mehr zitterte. Er hatte seine gesamte Angst in die hinterste Ecke seiner Gedanken geschoben. Die Blässe war geblieben, aber auch nichts Ungewöhnliches. Kaum ein Gesicht auf den Gängen war nicht blass. Er blickte vom einen zum anderen, dann seufzte er. „Jetzt beginnt es wohl, oder?“ ~*~*~*~ Blaise nickte ernst. „Ja. Es beginnt.“ Draco dagegen schüttelte den Kopf. „Begonnen hat es schon längst. Nur jetzt ist das, was geschieht, für alle sichtbar. Das ist der Unterschied. Sie haben es nicht mehr nötig, sich zu verstecken. Wie Dumbledore sagte - jetzt beginnt der Krieg.“ Er wollte noch etwas sagen, doch mit einem leisen Fingerschnippen erschien eine dürre Gestalt, die einen viel zu großen und viel zu bunten Pullover trug, der in quietschpink und grellgelb leuchtete, dazu noch eine lila-blau karierte Socke und eine schwarz-weiß gestreifte. „Harry Potter, Sir!” Dobby strahlte den Gryffindor an, während Draco innerlich die Augen verdrehte. Der Kerl! Der konnte noch etwas erleben! ~*~*~*~ Harry blickte Dobby an, seine Augen wurden dunkel. Dobby hatte Draco beleidigt und ihn diffamiert. Er hatte sich wochenlang nicht blicken lassen, hatte sich nicht entschuldigt und gar nichts. Und jetzt tauchte er hier auf. „Hallo, Dobby.“, antwortete er leise. Wie konnte der Hauself nur so strahlen? Wie konnte er so fröhlich sein, angesichts dessen, was draußen passierte? ~*~*~*~ „Harry Potter! Dobby hat Kuchen mitgebracht!“ Noch immer strahlend brachte Dobby einen großen Kuchen hinter seinem Rücken hervor. Dann wurde er kleinlaut und senkte sichtlich verlegen den Blick. Seine Füße wickelten sich regelrecht um seine Beine und er knete seine Hände. „Dobby möchte sich bei Harry Potter entschuldigen.“, sagte er schließlich leise. ~*~*~*~ Harry musste widerwillig lächeln. Er war schon lieb… liebenswürdig, auch wenn er so viele Fehler machte. „Bei mir solltest du dich nicht entschuldigen, Dobby.“, erklärte er dem Hauselfen. „Mir hast du nicht Unrecht getan.“ Hatte er doch, weil Dobby ihm nicht geglaubt hatte, aber es kam ihm so normal vor, wenn das passierte. Wie er mit Draco umgesprungen war, hatte ihm viel weniger gefallen. ~*~*~*~ „Doch. Dobby hat Harry Potter nicht geglaubt und dafür entschuldigt sich Dobby.“ Der Hauself lächelte Harry mit großen Augen an. „Verzeiht Harry Potter Dobby?“ Draco verschränkte die Arme und lehnte sich mit starrer Miene gegen den Tisch. Er bedachte den Hauselfen mit einem derart unfreundlichen Blick, dass Blaise nichts Gutes schwante. ~*~*~*~ Harry seufzte. „Entschuldige dich bei Draco. Er hat es nicht verdient, dass du ihn ignorierst.“, erklärte er, dann blickte er zu Draco. Uh, wenn Blicke töten könnten, dann wäre der Hauself jetzt tot. ~*~*~*~ Dobby blickte verschüchtert von Harry zu Draco hinüber. Und er wurde noch etwas kleiner, als er den Blick aus den strahlgrauen Augen sah. Noch ein versichernder Blick zu Harry, dann schob er die Schultern zurück und mit stolz erhobenem Haupt trat er auf den Slytherin zu. Draco blickte ihn von oben herab an. „Weil Harry Potter es wünscht, entschuldigt sich Dobby bei Draco Malfoy für die Dinge, die Dobby Draco Malfoy fälschlicherweise unterstellt hat. Aber Dobby wünscht auch eine Entschuldigung für die Dinge, die Draco Malfoy getan hat.“, sagte er mit fester Stimme. Dracos Lippen waren nur noch ein schmaler Strich, als er sich schließlich dazu überwand, doch etwas zu sagen. „Deine Entschuldigung ist akzeptiert, weil es Harrys Wunsch ist. Ich dagegen habe mich für nichts zu entschuldigen.“ ~*~*~*~ Harry runzelte die Stirn. Das war so nicht richtig. „Draco, du hast ihm gedroht. Mit dem Zauberstab. Du hast ihm mit Zaubern deines Vaters gedroht. Ich denke, dafür sollte man sich schon entschuldigen.“ ~*~*~*~ „Harry Potter, Sir, darum geht es nicht. Es geht um andere Dinge.“ Dobbys Augen fixierten noch immer Draco, dessen Miene sich kein bisschen verändert hatte. Im Gegensatz zu Harry wusste er sehr genau, was Dobby meinte. Sehr genau. „Dobby verlangt eine Entschuldigung für die Dinge der Vergangenheit.“ „Du wirst sie nicht bekommen! Und jetzt schwirr ab.“ Draco blitzte den Hauselfen zornig an. Er sah gar nicht ein sich für Dinge zu entschuldigen, die er getan hatte, als dieser Wicht noch Eigentum der Malfoys war. Ganz sicher nicht. Der Hauself wandte sich zu Harry um. „Dobby hat sich vielleicht geirrt, aber Malfoys haben dennoch kein gutes Herz. Das hatten die Malfoys nie!“ ~*~*~*~ Bekümmert blickte Harry den Hauselfen an, dann Draco. Er wollte hier weg. „Ist gut, Dobby.“, sagte er leise. „Du hast es versucht. Ich verzeihe dir. Und jetzt solltest du besser wieder gehen.“ Er hatte sich nun mal für Draco entschieden, auch wenn ihm dessen Worte wehtaten. Hinter sich konnte er Hermione fauchen hören. Er war regelrecht glücklich, dass sie nicht leibhaftig neben ihm stand und Draco jetzt eine gehörige Standpauke hielt. Die mit Sicherheit noch kommen würde. Er hoffte nur, dass er dann nicht dabei war, denn das konnte eine endlose Diskussion werden. Er warf einen kurzen Blick zu Blaise und Pansy, um zu sehen, wie sie auf diese Situation reagierten. Standen sie in diesem Punkt wirklich wieder alle gegeneinander? ~*~*~*~ Blaises Blick wanderte zwischen den drei Protagonisten hin und her. Harry sah traurig aus. Jedes von Dracos Worte hatte ihn sichtlich tief getroffen. „Moment.“ Er ergriff Draco beim Arm und zog ihn zum Fenster. Missmutig sah der Blonde ihn an. Er wollte etwas sagen, doch Blaise hob den Finger und bremste ihn aus. „Hör zu. Sieh dir Harry an. Tu es für ihn. Schließ mit deiner Vergangenheit ab. Nimm das als die Gelegenheit dafür. Wenn du einräumst, Fehler gemacht zu haben und über deinen Schatten springst und dich bei Dobby entschuldigst, dann ist das ein weiterer Schritt, um das alles hinter dir zu lassen. Und das willst du doch, oder? Lass dir diese Chance nicht entgehen. Beweise, dass du auch dazu in der Lage bist, Größe zu zeigen!“ Der Schwarzhaarige wandte sich von ihm ab, ohne auf eine Erwiderung Dracos abzuwarten. Das hier musste dieser jetzt selbst entscheiden. Mehr als auf ihn einreden konnte er nicht. Draco biss sich auf die Unterlippe und sah zu den anderen hinüber. Diese erwartungsvollen Blicke waren kaum auszuhalten. Er kam auf den Hauselfen zu, bis er dicht vor ihm stand. Dobby blickte unbeeindruckt und mit funkelnden Augen zu ihm empor. „Zeit, mit der Vergangenheit abzuschließen.“ Er streckte die Hand aus. „Ich entschuldige mich.“ Dobby fielen beinahe die Augen aus dem Kopf und sein Grinsen war beinahe in der Lage, sein Gesicht zu halbieren. Überglücklich ergriff er die dargebotene Hand mit beiden Händen und schüttelte sie glücklich. „Dobby ist glücklich, Draco Malfoy, Sir! Und Dobby wünscht Draco Malfoy und Harry Potter alles Gute!“ ~*~*~*~ Auf Harrys Gesicht legte sich ein überglückliches Lächeln. Blaise hatte es geschafft! Er hatte es wirklich geschafft, Dracos inneren Schweinehund zu besiegen! Und Draco hatte es wirklich geschafft, sich zu entschuldigen. Das, was er gehofft hatte! Es hätte wirklich nicht viel gefehlt und er hätte geweint. Es wäre vielleicht gut gewesen, die Spannung mal loszuwerden, aber er ließ es nicht zu. Ron übernahm plötzlich das Heft. „Also dann… Kuchen essen!“, sagte er und hob die Platte vom Boden auf. Schokoladenkuchen mit Nüssen, wie er vermutete, denn Dobby wusste so gut wie alle anderen in diesem Raum, dass Harry das liebte. „Nachdem unser Dickschädel kein Frühstück hatte, wird ihm das gut tun. Dobby bleibst du auch?“ ~*~*~*~ Dobby schüttelte den Kopf. „Dobby muss wieder in die Küche.“ Er blickte Hermione an, die noch immer in ihrer Katzengestalt gefangen war. „Hermione Granger muss dringend wie eine Katze denken, um wieder ein Mensch zu werden.“, empfahl er. Dann war er mit einem Fingerschnippen verschwunden. Blaise trat zu Draco hin und raunte ihm leise ins Ohr: „Ich bin stolz auf dich.“ Draco lächelte nur leicht. Sein Blick galt Harrys glücklichem Gesicht. Dafür übersprang er seinen Schatten gerne noch mehrfach. ~*~*~*~ Harry hatte nur darauf gewartet, dass Dobby weg war. Ging zu Draco hin, umarmte ihn und küsste ihn stürmisch. Ihm waren die pikierten Blicke egal. Als er Luft holen musste, trennte er ihre Verbindung und strahlte ihn an. „Danke! Danke, danke, danke, danke! Ich bin so stolz auf dich.“ Dann küsste er ihn einfach noch einmal, weil ihm nichts mehr einfiel. Wenn er an den Blick davor gedacht hatte, hätte er so eine Wendung niemals erwartet. ~*~*~*~ Draco musste lachen und drückte Harry an sich. „Bedank dich bei Blaise.“, sagte er schließlich. „Er hat mich auf die sprichwörtliche Brücke geschubst.“ Zärtlich wuschelte er dem Gryffindor durch die Haare. Blaise war in der Zwischenzeit beiseite getreten, hatte sich auf einen Tisch gesetzt und Hermione auf seinen Schoß genommen, die er jetzt ausgiebig kraulte. Rons giftigen Blick ignorierte er. ~*~*~*~ Harry lächelte, ging zu ihm, umarmte ihn ebenfalls, vorsichtiger, weil er Hermione nicht zerquetschen wollte und küsste ihn ebenfalls. Sachter, vorsichtiger. Fragend, ob es überhaupt in Ordnung war. „Danke.“, flüsterte er ergriffen. „Was hast du dem Sturkopf nur gesagt, dass er das endlich eingesehen hat?“ ~*~*~*~ Blaise lächelte und erwiderte Harrys Kuss zart. „Oh, ich habe ihn an die Dinge erinnert, die wichtig sind. An dich. Und daran, dass das eine gute Gelegenheit ist, mit der Vergangenheit abzuschließen. Genau das will er doch.“ Er warf einen Blick zu Draco hin, der mit Pansy über irgendetwas sprach und langsam ein Stück Schokoladenkuchen aß. Das war nicht mehr der Junge, den er damals kennen gelernt hatte. Das war eine andere Person geworden. Und diese hier liebte er umso mehr. Liebevoll kraulte er die Siamkatze weiter, die nun mittlerweile so weit war, dass sie sich auf seinem Schoß ausgestreckt hatte und nicht mehr so steif saß, als wenn sie einen Stock verschluckt hatte. Rons Gesicht wechselte beständig die Farbe zwischen Rot und Weiß. „Du... Du weißt, dass das Hermione ist, oder?“, presste er schließlich hervor. „Ja.“ Blaise blickte auf. „Und?“ „Du... fasst... sie... an...“ Rons Kopf sah aus, als wenn er gleich explodieren würde. „Ja. Eindeutig.“ Blaise grinste. „Du...“ „Was?“ „Ich...“ „Ja?“ „Ach, vergiss es!“ Ron schnaubte und setzte sich ihm gegenüber hin, um weiterhin ein missmutiges Gesicht zu ziehen. „Eifersüchtig?“ Blaise lachte leise, während die Katze in seinen Armen aufhorchte. Ron schnaubte erneut. „Idiot. Gib dir mal einen Tritt.“ Der Slytherin schüttelte den Kopf und kraulte die Katze unter dem Kinn, woraufhin sie das erste Mal leise zu schnurren begann. Sie entspannte sich langsam völlig und rollte sich schließlich sogar auf den Rücken, um Blaise den Zugang zu ihrem Bauch zu ermöglichen, den dieser auch sofort nutzte. Plötzlich war der Zauber gebrochen und eine hochrote Hermione in ihrem Abendkleid saß auf Blaises Schoß. „Zauberhände!“, verkündete er stolz, während Ron kurz vor der Explosion stand. ~*~*~*~ Harry begann aus vollem Herzen zu lachen, während Hermione von Blaises Schoß rutschte und sich in Sicherheit brachte. Ihr Rock schwang ein wenig und ihre Frisur war tatsächlich noch erhalten. Genau wie ihre Schminke. Wow. „Die Schönheit ist zurück.“, ertönte es von Pansy, die ebenfalls Kuchen aß. „Ron, jetzt kannst du ihr einen Antrag machen!“ Ron wurde augenblicklich rot und funkelte sie an, Hermione machte inzwischen einer Tomate aus Freilandhaltung Konkurrenz und Harrys Lachen wurde schmerzhaft, weil er versuchte, es sich zu verbeißen. Er lehnte neben Blaise am Tisch und biss sich auf die Hand, was nicht das Geringste brachte, als Ron erst Pansy böse ansah, dann Hermione, nicht halb so böse. Dann griff er sich die Kuchenplatte und verzog sich damit ans Fenster, ganz offensichtlich beleidigt. Hermione warf Pansy einen anklagenden Blick zu. ~*~*~*~ Draco bediente sich noch an dem Kuchen, ehe Ron ihn in seinem Frust noch vollkommen vernichtete und ging dann zu Harry und Blaise hinüber. Beiden reichte er je ein Stück. „Zauberhände, hm?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Oh, bei dir als Katze haben sie auch prima funktioniert, wobei seine Zunge…“ - Blaise deutete auf Harry - „…auch ihren Beitrag geleistet hat.“ „Vielleicht sollten wir das anderweitig noch mal ausprobieren.“ Blaise verschluckte sich und musste husten. Das war doch... War das etwa gerade eine Art Aufforderung? Oder nur ein Scherz? Oder doch ein Vorschlag? Verblüfft und mit aufgerissenen Augen starrte er den Blonden an. Dann blickte er zu Harry. ~*~*~*~ Harry blickte Blaise an und begann dann zu lachen. Er war rot. Total. Ganz süß! Absolut! „Was bist du denn so verlegen?“, fragte er ihn amüsiert. Innerlich stellte er sich allerdings die gleiche Frage wie Blaise. War das eine Aufforderung gewesen? Nicht, dass der Gedanke ihn störte, Draco abzulecken, aber… ~*~*~*~ Blaise hustete noch einmal und grinste dann verlegen. „Das mag glatt an der Doppeldeutigkeit seiner Worte gelegen haben.“ Draco lächelte lasziv. „War das doppeldeutig?“ ~*~*~*~ Harrys Lachen legte sich wieder, aber das Grinsen blieb. „Ich… weiß nicht.“, meinte er. „Was denkst du, Blaise?“ ~*~*~*~ „Eindeutig doppeldeutig.“ Blaise funkelte Draco an. „Vor allem bei dem Grinsen. Und jetzt gerade hat er sehr viel Spaß daran, das nicht zu bestätigen und uns stattdessen rätseln zu lassen.“ Draco behielt sein Lächeln still bei. ~*~*~*~ „Dann war es wohl doppeldeutig.“ Harry kicherte, dann biss er von seinem Kuchen ab. Er schmeckte hervorragend. Absolut. Wie ein Nusskuchen mit Schokolade schmecken sollte. Und er stellte sogar fest, dass er Hunger hatte. Und wie! Aber nachdem er beim Frühstück nichts gegessen hatte, war das doch auch kein Wunder. Der Schwarzhaarige ließ den Kuchen sinken, starrte ganz plötzlich ins Leere und biss sich auf die Lippen. Das Lachen war ihm vergangen. Ihm war eingefallen, warum er nichts gegessen hatte. Und augenblicklich kam ihm all ihre Alberei falsch vor. Als würde er diejenigen verhöhnen, die nun in Gefahr waren. Als würde er sich darüber lustig machen. „Wir sollten uns überlegen, was wir tun können.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Wegen Askaban?“, wandte Pansy ein. „Gar nichts. Wir sind Teenager. Da draußen will uns keiner sehen. Und im Moment sind wir hier sicher und diese Chance sollten wir dazu nutzen, um weiter zu trainieren.“ Sie stockte. „Wir müssen weiter den Patronuszauber trainieren. Noch mehr als vorher!“ ~*~*~*~ Harry seufzte, nickte, legte den Kuchen auf den Tisch und setzte sich dann daneben. Er holte den Zauberstab hervor, legte ihn auf die Oberschenkel. „Wer als erster?“ Eindeutig auffordernd blickte er Pansy an, von der der Vorschlag kam. ~*~*~*~ Pansy dagegen nickte jedoch zu Draco. „Er. Wir anderen haben den Zauber ja schon mal hinbekommen. Wird Zeit, dass er es lernt.“ Das Lächeln war schlagartig aus dem Gesicht des Blonden gewichen. Er schenkte Pansy einen regelrechten Todesblick und zog dann seinen Zauberstab. „Von mir aus...“ Er hatte nicht das Gefühl, als wenn der Zauber heute funktionieren würde. Als wenn er diesen Zauber überhaupt jemals wirken könnte. Aber er würde sich nicht nachsagen lassen, dass er es nicht wenigstens versucht hätte. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Du weißt noch, wie der Zauber funktioniert?“ ~*~*~*~ Draco nickte. „Natürlich.“ Eine glückliche Erinnerung fand er auch in sich. Das war nicht das Problem. Genauso kannte er die Formel, die richtige Bewegung. Und doch funktionierte es nicht. ~*~*~*~ Wieder das Problem. Harry erinnerte sich daran, dass er das erzählt hatte. Draco konnte Weiße Magie nicht auf Anhieb wirken. Hermione sagte, das läge an dem Talent für Schwarze Magie in ihm, das für Weiße Magie einfach keinen Platz ließ. Er konnte sie nicht wirken, solange er den Schlüssel in sich für diesen einen Spruch nicht fand. Und dieser, so Hermione, lag häufig so tief versteckt, dass er ihn nicht finden konnte. Aber vielleicht… Er stand auf. Bei kleinen Kindern machte man so etwas häufig, wenn sie einen Fehler immer wieder machten, wenn sie das Schreiben nicht lernten. Ob es bei Draco helfen konnte? „Soll… sollen wir es gemeinsam versuchen?“ ~*~*~*~ Draco hatte mittlerweile den Zauberstab frustriert gesenkt. Er blickte auf, als Harry ihn fragte und nickte dann. „Okay. Gibt ja nur etwas zu gewinnen.“ Mit einem schiefen Lächeln hob er erneut den Zauberstab und kramte eine schöne Erinnerung hervor. ~*~*~*~ Harry stellte sich hinter ihn und ergriff seine Zauberstab führende Hand. „Gemeinsam.“, erklärte er lächelnd, suchte sich einen schönen Gedanken. „Du führst.“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco schenkte ihm ein weiches Lächeln. Er sammelte das Positive in sich zusammen, das er finden konnte und sprach dann die Formel. „Expecto Patronum!“ Wieder geschah nichts. Nicht einmal ein kleines Fitzelchen weißes Licht wollte sich aus seinem Zauberstab zeigen. Nichts. Draco ließ entnervt den Zauberstab sinken. „Bringt nichts. Der Zauber geht einfach nicht.“ „Denkst du auch an etwas, das schön genug ist?“, fragte Blaise nach. „Ja!“ Der Blonde wirbelte herum und funkelte ihn an. „Was denkst du denn? Dass ich zu blöd bin, um so einen Fluch zu sprechen?“ „Nein. Draco, das hat er nicht gemeint.“, ging Pansy dazwischen und lächelte ihn beruhigend an. „Ach, nein? Und du auch nicht, oder?“, spielte er darauf an, dass sie ihn doch zum Üben aufgefordert hatte. „Draco. Du wirst ungerecht!“, protestierte Pansy schwach. Aber im Moment hatte es wohl keinen Sinn überhaupt mit ihm zu reden. Einsehen würde er sicherlich nichts. Dazu war er zu geladen. ~*~*~*~ Harrys Arme schlangen sich um Dracos Mitte und er drückte sich gegen ihn. „Willst du es alleine üben? Oder mit nur einem von uns zusammen?“ Er meinte damit sich selbst oder Blaise, der ihm so oft half, auch wenn ihm ersteres bei weitem lieber wäre. „Dann musst du nicht das Gefühl haben, dass du Erwartungen nicht erfüllst, dass wir… dich für unfähig halten.“ „Das tun wir ohnehin nicht!“, rief Hermione entrüstet. Harry lächelte schwach. „Ich weiß das.“, sagte er noch leiser. ~*~*~*~ Draco strich ihm über die Haare und schüttelte den Kopf. „Nein. Das wird nichts ändern. Dieser Zauber und ich... Wir passen nicht zusammen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich denke, ich kann diesen Fluch tausendmal üben und er wird nicht funktionieren. Ich weiß nicht...“ „Er ist zu weiß.“, sagte Hermione plötzlich. „Das wird es sein! Dein Talent ist überfüllt mit Schwarzer Magie - und für eine solch starke Weiße Magie hast du einfach nicht die Fähigkeiten!“ „Wie war das mit dem unfähig?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Nein. So meine ich das nicht!“ Hermione schüttelte energisch den Kopf. Normalerweise wären ihre Locken jetzt hin- und hergeflogen, doch dank der Hochsteckfrisur verlor diese Bewegung etwas an Dynamik. „Wenn Harry einen starken schwarzmagischen Fluch versuchen würde, wäre er genauso zum Scheitern verurteilt wie du bei dem Patronuszauber. Dieser Zauber gehört einfach nicht zu deinem Magiespektrum.“ ~*~*~*~ Harry starrte sie an. Wie war das? Wenn er… wenn er einen starken schwarzmagischen Fluch… Seine Miene wurde dunkel. Das konnte sie nicht wissen. Das war nicht so. Er hatte lange genug dafür trainiert, diesen einen Zauber nutzen zu können, die ganzen Ferien hindurch. Natürlich konnte er ihn wirken! „Ich kann nicht glauben, dass es das ist.“, erklärte er starrsinnig. ~*~*~*~ „Es ist aber so, Harry. Ihr seid von eurem magischen Spektrum her Yin und Yang! Du beinahe komplett weiß, bis auf einen winzigen schwarzen Klecks - und er komplett schwarz bis auf ein winziges bisschen Weiß! Du kannst es versuchen, Harry. Aber du wirst einsehen müssen, dass ich Recht habe! Starke schwarzmagische Sprüche kannst du nicht wirken. Allenfalls ein paar kleine. Und selbst die dürften dir schwer fallen - so wie Draco die Sprüche im Unterricht.“ Sie stockte und blickte zu dem Blonden. „Die meisten fallen dir aber gar nicht schwer. Wie...?“ Draco unterbrach sie. „Hauslehrer und ein sehr enges Lernprogramm in den Ferien.“ „Ah. Das erklärt alles. Du erarbeitest dir das Niveau der anderen vorher, damit du es danach dann halten und teilweise sogar überschreiten kannst.“, murmelte sie leise und empfand hohen Respekt für die Disziplin, die der Slytherin dafür an den Tag legen musste. ~*~*~*~ Harry starrte sie an. Ihre Worte zerstörten seinen Plan. Das konnte er nicht zulassen. Das war einfach nicht wahr. Natürlich würde er jenen Spruch wirken können, wenn er ihn brauchte. Wie sollte er sonst siegen? Wie sollte er ohne den Avada gegen Voldemort siegen können? Er antwortete nicht. Er brachte es weder fertig, ihr zu widersprechen, noch ihr zuzustimmen und sie damit anzulügen. Er würde es wohl ausprobieren müssen, dass, falls sie doch Recht hatte, ihm eine andere Möglichkeit einfallen konnte, wie er Voldemort besiegen konnte, am besten so bald wie möglich. Sein Griff um Dracos Taille wurde fester, ohne dass er es bemerkte, als seine Gedanken sich entfernten. Seine Narbe puckerte leicht vor sich hin, doch er nahm es kaum wahr. Sein Kopf kam auf der warmen Schulter zu ruhen, seine Wange schmiegte sich dagegen. Er musste es schaffen, wenn es so weit war. Komme was da wolle. ~*~*~*~ Hermione blickte Harry an, der jetzt schwieg und sich an Draco drückte. Irgendwie kam es ihr vor, als wenn ihre Worte ihn getroffen hätten? Aber warum? Er konnte doch nicht ernsthaft vorhaben, ebenfalls Schwarze Magie zu nutzen, oder? Andererseits hatte er ja mal gesagt, dass dieses Schema für ihn nicht gelten würde. Ob er nicht begriff, dass er gar keine Wahl hatte, als sich in das Schema zu fügen mit seinem Talent? Draco strich sachte über Harrys Arme, die ihn von hinten umschlossen hielten. „Blaise, machen wir weiter?“, wandte sich Pansy an den anderen Slytherin, der jetzt seine Augen von den beiden anderen Jungen nahm und nickte. „Um die Wette?“ Er grinste sie an. „Immer doch! Wer den hellsten und größten Patronus zaubert!“, schlug sie vor. „Hey, ich mach mit!“ Ron sprang auf. So etwas konnte er sich doch nicht entgehen lassen. ~*~*~*~ Hermione stand ebenfalls auf. „Harry, was ist mit dir?“, fragte sie. Der Junge schüttelte nur den Kopf. „Macht ihr mal.“, antwortete er abwesend, ließ Draco los. „Kommst du mal mit?“, fragte er ihn leise. ~*~*~*~ „Okay.“ Der Blonde nickte leicht, ergriff Harrys Hand und ließ sich dorthin führen, wo es den Gryffindor hinzog. Blaise blickte ihnen einen Augenblick lang nach und widmete sich dann dem Zauberduell mit Pansy, Hermione und Ron. Die erste Runde war frustrierenderweise an Pansy gegangen. ~*~*~*~ Harry wusste selber nicht, wo er hinging. Er wusste noch nicht einmal, was er Draco sagen wollte. Er wusste im Grunde nur, dass er jetzt nicht dieses Gerede ertragen konnte, keine Fröhlichkeit wollte, aber auch nicht alleine sein wollte, weil er Angst davor hatte, was er dachte. Seine Gedanken drohten seinen Geist vollkommen zu überschwemmen. Irgendwann blieb er stehen, weil er nicht wirklich wusste, was er jetzt tun sollte. Hilflos blickte er Draco an. Stellte ihm stumm die Frage, welche ihm im Kopf herumspukte: Was soll ich tun? ~*~*~*~ Es war irgendeiner dieser namenlosen Korridore, in dem sie stehen blieben. Draco fühlte sich so leer wie dieser Gang, als er über Harrys sichtbare Hilflosigkeit nachdachte. Sein Blick hatte so ausgesehen, als wenn er von ihm Antworten erwarten würde. „Was ist los?“, fragte er schließlich leise und mit einem verlegenen Lächeln. Dann hatte er vielleicht doch eine Chance, ihm zu helfen. Wenigstens ein bisschen. ~*~*~*~ Harry senkte den Kopf, blickte auf Dracos schwarze Schuhe. Seit sie zusammen waren, waren sie nicht mehr so sauber wie früher, nicht mehr ganz so sorgfältig geputzt. Menschlicher, mehr wie der Schüler, der er noch war. „Ich weiß nicht.“, murmelte er leise. „Ich… habe keine Ahnung!“ ~*~*~*~ Draco lächelte den Gryffindor sachte an und schlang dann die Arme um ihn. „Es ist okay. Es ist in Ordnung, wenn du im Moment nicht weißt, was du tun sollst.“ Zärtlich strich er ihm durch die Haare und küsste ihn auf die Stirn. Er hoffte, dass er Harry ein wenig beruhigen konnte. Dennoch konnte er ihn auch sehr gut verstehen. Es fühlte sich alles so aussichtslos an. Sie wollten gegen Voldemort kämpfen, doch der hatte gerade Askaban gestürmt und die Dementoren auf seine Seite gezogen. Was für eine Chance besaßen sie denn überhaupt? ~*~*~*~ Harry kuschelte sich an ihn. Die Worte taten ihm gut, auch wenn sie die Hilflosigkeit in seinem Inneren nicht im Geringsten zu mindern wussten. Aber es tat trotzdem gut, auf Verständnis zu treffen. „Es kommt mir so falsch vor.“, murmelte er. „Wir üben so viel. Und wenn etwas Schreckliches passiert, trainieren wir mehr, härter. Zumindest eine Zeitlang. Dann überwiegen Probleme und das Training gerät in den Hintergrund… als wäre nie etwas passiert. Als wäre es alles nur ein böser Traum, den man nach einigen Tagen aus den Gedanken verliert.“ Er seufzte leise. „Ich komme mir wie ein Verräter vor. Weil wir soviel Spaß haben, obwohl da draußen Menschen leiden und Angst haben, sogar sterben!“ ~*~*~*~ „Das musst du nicht, Harry.“, antwortete der Slytherin leise. „Das, was dort draußen geschieht... Es ist unendlich schrecklich, ja. Und auch wenn es so scheint, als wenn es in Vergessenheit gerät, ist dem nicht so. Aber wir können nicht aufhören zu leben. Im Gegenteil erinnert der Schrecken doch vielmehr daran, dass wir das Gefühl brauchen, lebendig zu sein. Unsere kleinen Dramen sind unwichtig gegenüber diesem Krieg. Das ist klar. Und doch dürfen die Kleinigkeiten auch mal wichtiger sein. Wir sind Teenager, keine Soldaten. Wir sind Menschen, keine Maschinen. Und zwischendurch einfach noch zu spüren, dass wir leben... Das ist absolut notwendig. Wie sonst sollen wir in der Lage sein, mit allem klarzukommen?“ Er seufzte leise und drückte seine Nase gegen den schwarzen Haarschopf. Ganz tief nahm er Harrys Geruch in sich auf. „Weißt du... Ohne Freundschaft und Liebe, ohne ein bisschen Sorglosigkeit würden wir im Moment durchdrehen. Nur in Angst und Sorge kann man doch nicht leben.“ ~*~*~*~ Harry lauschte den Worten, musste schwach lächeln. Vor nur zwei Monaten hätte Draco solche Worte noch nicht einmal sagen können, jetzt überzeugte er ihn damit. Fast. Das Gefühl einfach abzuschütteln, war unglaublich schwierig. „Darf… darf ich dich noch ein bisschen einfach so umarmen? Nicht zu ihnen zurückgehen?“ ~*~*~*~ „Dafür musst du doch nicht fragen, Dummerchen.“ Draco gab ihm eine liebevolle, ganz leichte Kopfnuss. „Tu es einfach.“ Er drückte den Gryffindor etwas fester an sich und gab ihm einen Kuss. Es tat gut, ihn einfach festhalten zu können, ihn an sich zu drücken und zu wissen, dass er es war, der ihm etwas Halt geben konnte und ein bisschen Ruhe. „Ich liebe dich.“, flüsterte er leise. ~*~*~*~ Wortlos gab Harry die Worte zurück, kauerte sich an seiner Brust zusammen. Sein Herz war schwer und im Grunde wollte er nicht zulassen, dass dieses leichte, flatterige Gefühl darin Einzug hielt, welches von Draco direkt in ihn gepflanzt wurde, durch seine lieben Gesten, seine Worte. Noch immer kam es ihm falsch vor, aber gleichzeitig wusste er, dass Draco Recht hatte. Viel zu Recht. Wenn er damit aufhörte zu leben, dann tat er Voldemort damit einen Gefallen, weil er sich selbst schwach und krank machte. Weil er ihn dann niemals würde besiegen können. Seine Hände krallten sich in Dracos Umhang. Ob er das überhaupt noch konnte? Ob Hermione Recht hatte und er den Avada nicht wirken konnte? Er konnte es doch… Nein, wenn er es ausprobieren würde, dann müsste jemand dafür sterben. Oder ein Tier. Er konnte doch nicht nur zu Versuchszwecken ein Tier töten. Das ging doch gar nicht klar. Ehe er sich versah, rollten Tränen über seine Wangen. Tränen der Verzweiflung. Sie hatten es letztendlich doch geschafft, sein Herz zu überschwemmen. ~*~*~*~ Draco spürte, dass Harry weinte, als seine Schultern langsam zu beben begannen und sein Hemd feucht wurde. Behutsam streichelte er ihm den Rücken und kraulte ihm den Nacken. Mehr konnte er gerade wohl nicht tun. Mehr nicht. Nur für ihn da sein und ihm etwas Trost schenken. Es zerriss ihn, dass er nicht mehr tun konnte. Aber es war so. Leider. ~*~*~*~ Es dauerte, bis Harry sich wieder beruhigen konnte, aber selbst dann noch war er nicht gewillt, Draco loszulassen. Er wollte nicht. Dieser Junge war im Moment wirklich der einzige, der ihm Trost gab. Geben konnte. Von dem er ihn haben wollte. „Können wir hochgehen?“, wollte er wissen. Seine Stimme zitterte, als er sich von Draco löste. Im Grunde wollte er gar nicht, aber gehen ließ es sich so schlecht, solange er so an ihm klebte. Draco nickte leicht und sie gingen hinauf, Hand in Hand, begegneten zu Harrys Glück niemandem. Und als sie im Raum der Wünsche ankamen, zog Harry Draco zur Couch und kuschelte sich dann, sich wieder zusammenkauernd, an ihn. Nähe. Das war es, was er jetzt brauchte. Einfach nur Nähe von der Person, die ihm am meisten bedeutete und die ihn ein wenig wärmen, die Kälte in ihm vertreiben konnte. Seine Hände umklammerten Dracos rechte, während dessen linker Arm um seine Schultern lag. So konnte es bleiben. So war es gut. ~*~*~*~ Sie blieben bis zum Abend so sitzen. Zum Mittagessen gab es Kekse, die Harry herbeizauberte, nur, um sich dann wieder aneinanderzuschmiegen. Es war Abend, als Blaise schließlich hereinkam. Einen Augenblick lang sah er sie an, wie sie so eng umschlungen auf dem Sofa saßen und das Feuer neben ihnen hochschlug. „Hey. Ich habe etwas zu Essen mitgebracht. Weil ihr mittags nicht da wart. Aber...“ Er stockte. „Ich kann auch... wieder gehen...“ Seine Stimme wurde immer leiser. ~*~*~*~ Harry schüttelte kaum merklich den Kopf. „Nein. Bleib.“, murmelte er, ohne sich zu rühren. Er wollte sich nicht rühren, aber genau deswegen war es besser, wenn Blaise blieb. Er würde es fertig bringen und die ganze Nacht hier sitzen, was er Draco nicht antun wollte. „Es… es ist jetzt wieder okay.“ Ganz langsam setzte er sich auf, zog sich ein wenig aus der innigen Umarmung zurück, rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. „Ich werde duschen gehen. Ich hab Kopfweh.“, teilte er ihnen mit. Kein Wunder nach der Heulerei. ~*~*~*~ Blaise kam zögerlich zu ihnen und blieb neben den beiden stehen. Die Ladung Lebensmittel platzierte er auf dem Sofatisch, ehe er sich neben Harry auf das Sitzmöbel fallen ließ. Draco nickte Harry zu. „Okay. Und danach isst du was, ja? Mir zuliebe.“ Harry senkte ebenfalls kurz den Kopf, schnappte sich dann seinen Schlafanzug und verschwand im Bad. Der Blonde beugte sich vor, nahm eines der belegten Brötchen und biss hungrig davon ab. Kekse allein hatten ihn nicht satt gemacht. „Ist alles okay?“, fragte Blaise leise. Draco zuckte mit den Schultern. „Mittlerweile einigermaßen, denke ich. Soweit das bei dieser Situation überhaupt noch geht.“ Er seufzte leise. „Draco, wenn ihr lieber allein sein wollt, dann...“ „Blaise, Harry hat es doch gerade gesagt: Bleib.“ Der Schwarzhaarige nickte und biss sich auf die Lippe. Es war verwirrend. Teilweise fühlte er sich in diese Beziehung unheimlich eingebunden und dann wiederum vollkommen ausgeschlossen. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. ~*~*~*~ Harry blieb lange unter der Dusche. Er ließ das Wasser über seinen Körper rinnen, sank irgendwann zu Boden, seine Finger strichen über seinen rechten Arm, über die Stelle, wo vor einiger Zeit… vor kurzem noch eine Wunde stechenden Schmerz verbreitet hatte. Ein Messer, von einer Hand geführt, die ihm Blut gestohlen hatte, hatte sie verursacht. Jetzt war davon nicht einmal mehr eine Narbe übrig. Nur die Gewissheit, dass es passiert war. Irgendwann… Wie lange war es jetzt her? Zu lange. Viel zu lange Zeit, in der er nichts getan hatte. Viel zu lange Zeit, in der er ‚gelebt’ hatte. Er strich den Arm wieder hinauf. „Gelebt…“ Das hatte Draco gesagt. Er hatte gelebt, um das alles ertragen zu können, nicht daran zu zerbrechen. Aber hatte er den Beinamen ‚der Junge-der-lebt’ nicht bekommen, weil er gelebt hatte, während der Böse verschwunden war? Damals waren sie alle glücklich gewesen. Und jetzt hatte er das Biest wiedererweckt. Langsam stand er auf, schäumte sich ein, wusch sich mit einer tranceähnlichen Sorgfalt, die an Manie grenzte. Jede Stelle, die auch nur annähernd von Voldemort oder auch Wurmschwanz berührt worden war, bearbeitete er mit Duschgel und schließlich mit einer Bürste, die er im Waschschrank fand. Bis seine Haut gerötet war und unter dem heißen Wasser brannte. Erst dann trat er aus der Dusche, lehnte sich Sekunden gegen die Wand, bevor er sich abtrocknete und den Schlafanzug anzog. Er musste wieder hinaus, damit Draco sich keine Sorgen machte. Er musste etwas essen, um bei Kräften zu bleiben, und Blaise davon überzeugen, dass er nicht gehen durfte. Seine Hände krallten sich in die Ärmel, zogen sie lang, dass sie über die Finger gespannt waren, dann trat er aus dem Bad heraus, warf seine Klamotten einfach auf den Sessel, der ihm am nächsten war, griff wieder nach dem Ärmel. Vor der Couch blieb er stehen. Er lächelte schief. „Hat geholfen.“, meinte er. Seine Kopfschmerzen waren weg. ~*~*~*~ „Komm her.“ Draco zog den Gryffindor auf seinen Schoß und hielt ihm ein Brötchen unter die Nase. „Ich weiß, du hast keinen Appetit, aber bitte...“ Er legte den Kopf schräg und sah ihn bittend an. Blaise streifte seine Schuhe ab und zog die Beine an. Er war müde. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich gegen Dracos Schulter sinken. ~*~*~*~ Harry griff nach dem Brötchen. Leberwurst… Ihm wurde fast schlecht, aber er nahm artig einen Bissen, kaute und schluckte ihn. „Wie war das Training?“, wollte er nach dem zweiten mühevollen Bissen wissen, brauchte einfach eine Pause von dem Zeug. „Ich meine… was…?“ Wieder verstummte er. Er hatte an diesem Tag nicht trainiert. Obwohl es so schrecklich ernst geworden war. Aber irgendwie erschien es ihm alles so sinnlos. Die ganzen Mühen, die ganzen Plackereien… ~*~*~*~ „Ganz gut. Pansy hat beim Patronuswettzaubern gewonnen. Knapp vor mir.“ Blaise lächelte leicht. Langsam streckte er die Hand aus und legte sie auf Harrys Knie. „Ron war danach so eifrig beim Üben... Mione war begeistert.“ Er starrte ins Feuer. „Wofür tun wir das überhaupt?“, fragte er schließlich. „Ist es nicht aussichtslos?“ Dracos Kopfnuss traf ihn unvorbereitet. „Denk so etwas gar nicht erst. Dann können wir auch gleich die Zauberstäbe weglegen und uns um Gnade winselnd in den Dreck vor Voldemort werfen.“ Seine grauen Augen waren hart. „Es gibt nichts anderes, als auf den Kampf vorbereitet zu sein. Und dafür trainieren wir. Dafür. Damit es wenigstens eine Chance für uns gibt.“ ~*~*~*~ Harry hatte bei Blaises Frage von seinem Brötchen aufgesehen und fast erschrocken dann zu Draco. Dessen Worte… Er begann zu lächeln. Grimmig. „Vor dem auf den Knien?“, fragte er und Hass schwang in der Stimme mit. „Soweit kommt’s noch. Dann doch lieber Dracos Vorschlag. Trainieren, bis wir ihn auf die Knie zwingen können!“ ~*~*~*~ Dracos Augen waren ein wenig schmerzerfüllt, als er den Tonfall wahrnahm. Harry wollte er nicht so hasserfüllt sprechen hören. Und doch war er vermutlich der Mensch auf der Welt, der mit den größten Hass auf Voldemort hegte - und er hatte auch allen Grund dazu. Er seufzte leise und lehnte die Stirn gegen Harrys Schulter. „Also kämpfen wir.“ Blaise lächelte leicht und versuchte, etwas mehr Zuversicht zu gewinnen. „Im Zweifelsfall gehen wir dann wenigstens mit einem fluchschleudernden Zauberstab unter.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Dann Draco, dann wieder ihn. Sie waren beide ziemlich demotiviert, was das Thema anbelangte. Im Grunde so wie er, allerdings… Er streckte die Hand aus, stupste Blaise gegen die Nase. „Wir gehen nicht unter.“, erklärte er. „Wir haben einen unschlagbaren Vorteil auf unserer Seite. Zwei. Wir sind Kinder. Welcher Todesser, der mit einem von uns schon einmal gekämpft hat, würde uns nicht unterschätzen? Voldemort selbst wird uns unterschätzen, weil er das, was ich – was wir drei, im Grunde wir alle – verkörpern, einfach nur abscheulich findet. Homosexualität, Halbblüter, Muggelgeborene, Überläufer… Er wird davon ausgehen, dass Draco ihm nichts anhaben kann. Malfoy wird ihm von seiner Schwäche mit der Weißen Magie erzählt haben. Ron nimmt er auch nicht ernst. Er ist ein Weasley und ein schlechter Schüler. Er kann nicht wissen, dass wir ihm Zauber beibringen, die ihm helfen können. Hermione ist ein Mädchen und muggelgeboren. Er wird nichts über ihr Talent gehört haben, weil es ihn nicht interessiert – er ist arrogant genug dazu. Pansys Eltern werden ihm wohl ebenfalls über die Schwächen ihrer Tochter erzählt haben, so denkt er, dass er weiß, wie er sie ausschalten kann, wenn er sie sieht – falls er überhaupt davon ausgeht, dass sie mitkämpft, aber das denke ich eigentlich schon. Sein Spion wird es ihm wohl längst erzählt haben.“ Er holte Luft und strich ihm über die Wange. „Und mich nimmt er nicht ernst, denn ich konnte das letzte Mal nicht einen Treffer landen und brauchte schon wieder Hilfe von meinen Eltern. Mich will er lediglich töten. Er wird sich voll und ganz auf mich konzentrieren, weil er mich vernichten will, weil er Angst vor mir hat, und übersieht dabei, dass Gemeinschaften stark sein können. Viel Stärker als einzelne Menschen ohne Zusammenhalt. Dass sie sich ergänzen und – wenn sie mit einem Kopf funktionieren und mit Vertrauen zusammenstehen – ein unglaublich mächtiger Gegner sind. Dass wir uns organisiert haben und nicht, wie Kinder sonst, blindlings drauflos stürmen, sondern vorher klären, wer welche Aufgaben hat, sie so verteilen, dass jeder sich auf seine Stärken konzentrieren kann, während er sich darauf verlassen kann, dass ihm der Rücken freigehalten wird.“ Er lächelte. „Nicht wahr?“ ~*~*~*~ Blaise lächelte Harry leicht an. „Optimist.“ „Nein. Er hat Recht.“ Draco schüttelte energisch den Kopf. „Aber was er vergessen hat, ist die Frage, ob wir überhaupt für Voldemort in irgendeiner Art und Weise interessant sind. Harry wird ihn interessieren, ja. Aber wir anderen? Seien wir doch ehrlich - wir sind Teenager und allenfalls betrachtete er uns wie eine Spinne, die er zerquetscht. Aber gerade das ist der Bonus. Und die Potenzialmagie. Denn damit wird er ganz sicher nicht rechnen.“ Blaise verdrehte den Kopf etwas und blickte Draco an. „Mir scheint, er hat dich angesteckt.“ Draco lachte leise. „Er hat Recht. Also warum nicht?“ Blaise blickte zu Harry. Wie machte er das nur, sie urplötzlich - nachdem er selbst doch kurz zuvor ein großes Tief gehabt hatte! - so zu motivieren und ihnen soviel Kraft und Hoffnung zu geben? ~*~*~*~ „Voldemort ist...“ Harry schüttelte den Kopf. „Ich meine, schon allein der Name ist doch bescheuert! Verpasst sich selbst diesen Titel – Lord. Pff!“ Er zauberte das dämliche Buchstabenspiel in die Luft. „Ha, und warum ist er ein Lord? Weil sein doofes Buchstabenwürfeln sonst nicht aufgegangen wäre. Erbärmlich, oder?“ Der Schwarzhaarige neigte den Kopf zur Seite und sprach spöttisch weiter. „Wenn Lord nicht gepasst hätte..., dann hätte er sich wahrscheinlich Gott oder King oder Kaiser oder wie auch immer genannt. Prince of Coolness... Was ein Vollidiot!” ~*~*~*~ Blaise musste lachen und auch Draco kicherte. „Sag ihm das mal ins Gesicht... Das zerstört wahrscheinlich sein ganzes Weltbild. Der Name, vor dem sich alle fürchten sollen, sorgt für Belustigung!“ Blaise quietschte bei seinen Worten vor lachen und drückte die Wange gegen Dracos Arm. Das war einfach herrlich! ~*~*~*~ „Wenn wir ihn das nächste Mal sehen.“, versprach Harry, dann legte er endlich das angebissene Brötchen auf den Tisch zurück. Es war genug, was er gegessen hatte, ihm war schlecht davon. „Dray, lass mich aufstehen, ich muss Sirius noch schreiben. Ich muss wissen, ob es ihm gut geht!“ Und er machte Anstalten, von Dracos Schoß zu rutschen. ~*~*~*~ Mit einem leisen Murren ließ Draco ihn los. „Wie du willst.“ murmelte er leise. Ihm war nicht entgangen, dass der Gryffindor nur sehr wenig gegessen hatte. Sobald Harry aufgestanden war, richtete er sich selbst auf. „Zeit für den Schlafanzug.“, befand er. „Für Pogoschlangen!“ Blaise grinste breit und schwang die Beine von der Couch. „Und für seltsame Cheerleaderschildkröten.“ Draco funkelte ihn amüsiert an. ~*~*~*~ Harry lachte und suchte aus seinen Taschen sein Gedankenbuch und Dracos Feder zusammen. Von irgendwoher bekam er noch Tinte und begann die Nachricht an Sirius zu schreiben, stellte so viele Fragen wie möglich, damit er alles erfuhr. Wie es ihm ging, was er getan hatte, wie es den anderen Freunden ging – Remus Lupin, den Weasleys – was er die letzten Tage getan hatte, und, und, und. Was in Hogwarts gerade geschah, seine Gefühle, seine innere Zerrissenheit, Blaise, alles ließ er weg. Er wollte seinem Paten in so schweren Zeiten nicht noch mehr Sorgen bereiten. Draco kam aus der Dusche, als er das Buch endlich zuschlug. Seufzend stand er auf, kam zu ihnen und krabbelte auf das Bett zu Blaise, der dort gelesen hatte. Ihm war etwas eingefallen. „Wir gehen morgen zu Dumbledore.“, sagte er leise. „Er weiß eh, was Sache ist. Vielleicht kann er unser Training unterstützen. Immerhin unternimmt er nichts dagegen und mit seiner Hilfe wird es vielleicht zielgerichteter. Damit auch du, Blaise, und die anderen Okklumentik lernen und sowas.“ Und vielleicht konnte der Schulleiter ihm auch sagen, ob einer seiner Freunde gestorben war. ~*~*~*~ „Eine gute Idee.“ Blaise nickte. Er hatte seinen Schlafanzug bereits an und verzichtete auf den abendlichen Duschgang. Am Morgen reichte das auch, fand er. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlang er seine Arme um Harry und zog ihn an sich. Er schmiegte seine Wange an Harrys Halsbeuge und schloss die Augen. „Du bist stark, Harry.“, flüsterte er leise. „Sehr stark.“ Draco kam zu ihnen, hauchte Harry einen Kuss in den Nacken und setzte sich neben die beiden. ~*~*~*~ Harry lachte nur leise darüber, beinahe traurig. Blaise hatte ein vollkommen falsches Bild von ihm. Wäre ich stark, würde Voldemort jetzt tot sein oder noch immer einen Körper suchen. Er seufzte, dann lächelte er, erwiderte die Umarmung weich. „Wäre ich stark, bräuchte ich euch nicht in diesen Kampf hineinziehen.“, meinte er. „Und wir hätten unsere Ruhe und könnten für die UTZ-Prüfungen lernen. Wäre ich wirklich stark, wäre deine größte Sorge, wie du Angelina und Katie daran hindern könntest, Tore zu machen, damit Draco den Schnatz ohne Zeitdruck fangen kann.“ Er grinste ihn frech an. ~*~*~*~ „Du siehst das falsch.“ Blaise drückte ihn etwas von sich weg. „Es sind vielleicht Dinge geschehen, von denen du glaubst, dass du sie hättest verhindern können. Doch Tatsache ist, dass wir heute hier stehen. Hier. Und an keinem anderen Ort. Und hier und jetzt bist du stark. Hast du nicht gemerkt, wie du uns gerade Zuversicht und Kraft gegeben hast? Merkst du nicht, wie du uns alle mitreißt und motivierst. Das ist Stärke. Rede dich nicht kleiner als du bist, Harry Potter.“ Er lächelte ihn an und gab ihm einen zarten Kuss auf den Mund. „Blaise hat Recht.“, bekräftigte Draco. „Zweifele nicht an deiner Stärke, Harry. Du hast sehr viel mehr davon, als du glaubst.“ ~*~*~*~ Harry blickte von Blaise zu Draco, dann begann er zu lächeln. Er lächelte Blaise an und nickte. „Okay.“, sagte er. „Dann bin ich stark. Stärker geworden.“ Vielleicht stimmte das ja auch. Vielleicht war er seit dem Sommer nur unglaublich viel stärker geworden, als er es vorher gewesen war. „Aber wenn es so ist, dann liegt das an euch. An Draco.“ Er blickte ihn warm an. „Weil du mir ein neues Ziel gegeben hast. Und an dir.“ Seine Augen suchten Blaises. „Weil du nie aufgibst und mir ein Vorbild bist.“ Er seufzte und lehnte sich einfach wieder in die Umarmung. „Und an den anderen, weil sie helfen wollen, weil auch sie nicht aufgeben und mich fordern.“ ~*~*~*~ Draco lächelte weich und spürte, wie ihm warm ums Herz wurde. Er rutschte näher und schloss Harry von der anderen Seite in die Arme, schmiegte sich an seinen Rücken. „Es hat ja nie jemand gesagt, dass du allein bist. Die Menschen um uns machen uns stark. Das hast du mir in den letzten Monaten beigebracht. Ohne dich wäre ich nicht hier. Und nicht der Mensch, der ich jetzt bin.“, raunte der Blonde heiser. Blaise streckte eine Hand aus und grub sie in Dracos Schlafanzugoberteil, um auch ihn festzuhalten. Ihm waren bei Dracos Worten die Tränen in die Augen getreten, die er nun krampfhaft herunterschlucken musste. Es war ja so. Harry war es gewesen, der ihn geändert hatte. Der den Eispanzer aufgebrochen hatte. Der es ihm überhaupt ermöglicht hatte, sich Draco so weit anzunähern. Harry würde immer ein besonderer Mensch für Draco bleiben. Wenn nicht sogar der eine besondere Mensch. Und das tat ein bisschen weh. Außerdem berührten ihn diese Worte irgendwo tief in ihm. ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter. Er fühlte sich geborgen, angenommen, schlichtweg wohl. Und er hatte das Gefühl, noch ein wenig mehr Zuversicht zu finden, weil sie ihm seine Fehler verziehen oder darüber hinwegsahen. Eine Weile herrschte Schweigen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis Harry sich plötzlich wieder bewegte. „Lasst uns schlafen. Wir müssen morgen trotzdem früh raus, auch wenn wir zu Dumbledore gehen wollen. Oh Mann… Snape wird mich umbringen, weil ich es wage, seinen Unterricht schon wieder zu schwänzen.“ Er rollte mit den Augen. ~*~*~*~ „Wird er schon nicht.“ Draco lachte leise. „Und wenn, dann muss er erst an uns vorbei.“ Nebeneinander krochen sie unter die Bettdecke, Harry in ihrer Mitte. Von beiden Seiten schlangen sich Arme um ihn und kuschelten sich Körper an ihn. „Gute Nacht.“, murmelte Draco leise, gab Harry einen Kuss auf die Wange und Blaise auf die Hand, weil das alles war, was er von diesem erreichen konnte. ~*~*~*~ Harry begann zu lächeln, verteilte ebenfalls Küsse, dann kuschelte er sich zwischen die beiden, ließ sich von dem Gefühl berauschen, wirklich geliebt zu werden. Selbst Blaise, der doch eigentlich Draco liebte, kuschelte sich bedingungslos an ihn, was das Gefühl noch ein klein wenig schöner machte, weil er das Gefühl hatte, dass er es tat, weil er davon ausging, dass er es brauchte. Er machte sich eben auch Sorgen. Er schlief recht schnell ein, bekam nicht mehr mit, wie der Atem seiner beiden Freunde gleichmäßiger wurde. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Mitten in der Nacht wachte Harry plötzlich auf. Er hatte Durst. Sein Mund war trocken. Und so wurschtelte er sich aus dem Haufen, den sie gebildet hatten, um ins Bad zu gehen. Aber als er zurückkam, war er wach. Viel zu wach, um sich einfach wieder hinzulegen, um weiterzuschlafen. Seine zuvor benebelten Gedanken waren wieder klar. Seine Sorgen um Sirius und die anderen, die draußen waren und von denen er nicht wusste, wie es ihnen ging oder ob sie überhaupt noch lebten, waren wiedererwacht. Sie ließen ihn ans Fenster treten und in die Nacht hinausblicken. Solange es dunkel war, fiel ihm nicht einmal so sehr auf, dass er seine Brille nicht aufhatte. Man konnte keine Sterne sehen. Es schien also wieder einmal Regen ins Haus zu stehen. Als die ersten Tropfen an der Scheibe zerplatzten, wandte er sich ab und ging zur Couch. Auf dem Sofatisch lag noch immer sein Zauberstab, mit dem er jetzt wieder das Feuer anmachte. Und weil er den Anblick von seinem Brötchen nicht ertrug und er sich einbildete, es zu riechen, warf er es ins Feuer und setzte sich dann ganz dicht davor auf den flauschigen Teppich, um die Wärme zurück in seinen Körper zu lassen. Feuer… Blaise hatte er gesagt, dass er Feuer mochte, weil es warm war, und weil er es faszinierend fand, die Flammen zu beobachten. Zu gerne würde er es jetzt schweben lassen können, aber er hatte auch letztens in der Bibliothek keinen Zauber dafür gefunden. Er dämmerte irgendwann wieder weg, rollte sich auf dem Teppich zusammen, als er ins Reich der Träume hinüber glitt. Und träumen tat er. Es war dunkel, vor ihm einzelne Lichter, die sich bewegten. Wellenrauschen um ihn herum, der Geruch nach Salz hing in der Luft. Wo war er hier? In einem Boot, klar, aber wo fuhr es hin? Er spürte Vorfreude. Und gleichzeitig ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust, das ihm riet, er solle umkehren, aber das konnte er nicht. Still saß er auf dieser Bank und beobachtete die Lichter, die immer näher kamen und größer wurden. Es wurde angelegt. Das Boot schaukelte nun nicht mehr und er konnte aussteigen. Ohne dass er es wollte, kletterte er aus dem Boot. Er wollte nicht auf diese düstere Insel. Er wollte nicht zu diesem dunklen Schloss da oben. Es war so unheimlich! Er ging los, entschlossen und mit festem Schritt. Er hatte keine andere Wahl. Hinter ihm, vor ihm, neben ihm Männer mit schwarzen Kutten und Kapuzen. Und plötzlich begriff er. Voldemort. Es war Voldemort, durch dessen Augen er sah! Wieder war er es, in dem er war! Es entlockte ihm das erste leise Wimmern. Aber es ging weiter, er konnte nicht fort. Tore kamen näher, wurden mit wuchtigen Flüchen aufgestoßen. Schwarze Gestalten, die Schmerzen in seiner Stirn auslösten, wandten sich ab und gingen voran, mischten sich unter sie, ohne dass bis jetzt auch nur ein Wort gefallen wäre. Am liebsten hätte er geweint, aber selbst das konnte er nicht. Gänge. Dunkel, düster, schmutzig. Bläuliche Lichter an den Wänden, die verlöschten, als die Dementoren an ihnen vorbei glitten. Noch mehr Gänge, ein leises Klappern, ein Klackern, dann ein gedämpftes Aufstöhnen. Ein heller, grüner Blitz. Wieder Stille. Wenig später passierte er den reglosen Körper eines Zauberers. Er war tot. Harry wimmerte erneut. Er wollte das nicht sehen. Er wollte von dort fort. Er wollte nicht, dass… Er erstarrte, als er den schwarzen Hund in einem der Seitengänge aus den Augenwinkeln bemerkte, sein Atem stockte. Er stand da, vollkommen reglos, seine Augen dunkel. Als wäre er nur eine Statue. Niemand beachtete ihn. Kein Todesser, auch kein Dementor. Voldemort schon mal gar nicht. „Sirius…“ Seine Lippen bewegten sich kaum. Weiter ging es. Immer bergab. Durch Gänge ohne Treppen, die steil waren, die Schächte und Falltüren an den Seiten hatten, Ketten an den Wänden, unter denen uraltes getrocknetes Blut klebte. Er konnte es riechen. Und er verspürte vorfreudige Erregung dabei. „Nein!“ ‚Nicht das! Pflanz mir deine Gefühle nicht ein, du Leiche!’ Die Erregung wuchs, zugleich seine Angst. In einer großen Halle endete der Weg dann plötzlich. Ein hoher Tisch war dort aufgebaut, Stühle dahinter, eine Empore, viele Stühle in Reihen… ein Gericht. Und er stand mittendrin. Und dann kamen Menschen zu ihm. Eine Frau. Sie kniete sich nieder, küsste den Saum seines Umhangs, murmelte Worte des Dankes, der Ehrerbietung. Ein Mann, der dasselbe tat. Wieder ein Mann… und nach ihm noch viele andere. Und Voldemort schien die ganze Zeit nicht ein Wort zu sagen. Machtgefühle wallten in ihm auf, das Gefühl, gesiegt zu haben, Überlegenheit. Dann Crucio. Harry schloss die Augen, ganz fest, doch er konnte alles sehen, die Schmerzen auf dem Gesicht des Opfers, die Angst, den Wunsch, sterben zu dürfen. Er konnte es hören. Das Schreien, das Wimmern, das Weinen. Das Gelächter der anderen Menschen. Er drückte die Hände an die Stirn, als diese schmerzhaft zu protestieren begann. Dann der Avada. Der Mann war sofort tot. So wie ihm viele andere nachfolgten. Die Schmerzen drohten seinen Schädel zu zerreißen. Er kauerte sich zusammen und begann stockend zu weinen. Es sollte endlich aufhören. Er wollte aufwachen. Er wollte das nicht erleben müssen! Doch er hatte nicht wirklich eine Chance, die Prozedur ging weiter. Dementoren machten es schlimmer, als sie begannen, zu tun, was sie wollten, die Opfer aussaugten, ihnen ihr Lebenslicht nahmen. Der Todeskuss… Harry erschauderte in namenlosem Grauen. Und dann waren da plötzlich laute Stimmen, Flüche, die herumflogen, Geschrei, helles Licht, silbrige Gestalten, die zielstrebig durch die Halle schwebten, das Lied des Phönix über allem. Er wollte zu diesen Stimmen, doch er wurde mitgerissen, von ihnen fort. Er schrie. Zum ersten Mal brachte er ganze Worte zustande, rief nach den Menschen, die da kamen, die das beenden konnten. ~*~*~*~ Draco setzte sich bei dem Aufschrei schlagartig in seinem Bett auf. Blaise folgte ihm nur einen Sekundenbruchteil später nach. „Was...?“, murmelte der Schwarzhaarige verschlafen und fuhr sich über die Augen. Draco dagegen war sofort hellwach. „Harry.“, murmelte er. Im schwachen Feuerschein konnte er den Gryffindor vor dem Kamin liegen und um sich schlagen sehen. Mit einem Satz war er aus dem Bett und kniete sich neben seinem Freund nieder.„Harry! Wach auf! Du träumst!“ Wie war der Gryffindor überhaupt hierher gekommen? Warum hatte er nicht im Bett gelegen? Blaise kauerte sich neben Draco und legte Harry ebenfalls die Hände auf die Schultern, schüttelte ihn sachte. „Harry! Das ist ein Albtraum! Aufwachen!“ Auch in seiner Stimme schwang ehrliche Sorge mit. ~*~*~*~ Harry riss die Augen auf, sein Atem ging schnell, abgehackt, seine Sicht war verschwommen, halb blind und er begriff erst spät, dass er endlich wach war. Endlich raus aus dem Schrecken des Überfalls auf Askaban. „Sirius war da unten!“, keuchte er, als ihm dieser Teil seines Traumes klar wurde. „Dray, Sirius…“ Er stockte, blickte ihn an, dann packte er ihn an den Schultern und schüttelte ihn leicht. „Sirius war in Askaban!“ Warum? Warum war er da gewesen? Warum hatte er sie nicht angegriffen, als er sie bemerkt hatte? „Warum war er da unten?“ Verzweiflung klang in seiner Stimme. „Wieso ist er da hingekommen?“ Er konnte es sich nicht erklären. Warum sollte Sirius freiwillig wieder nach Askaban gehen? ~*~*~*~ Draco strich Harry beruhigend über den Rücken und spürte, wie sich Blaises Finger hinzumischten, um den Gryffindor ebenfalls zu liebkosen. „Ich weiß es nicht, Harry.“, antwortete er ruhig. „Vielleicht war er die Vorhut dieses... Ordens, um zu beobachten, was dort geschieht. Vielleicht hat Dumbledore nach deiner Prophezeiung längst alles in die Wege geleitet und Askaban überwachen lassen. Es wird seine Gründe gehabt haben. Außerdem... Bist du dir sicher, dass es nicht einfach nur ein Traum war?“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Sekundenlang. Nur ein Traum? Nur ein normaler Alptraum? Langsam bewegte sich sein Kopf nach rechts und links. „Ich…“ Er keuchte erneut und schlug die Hand vor den Mund, als er verstand, was er da im Begriff war, zu sagen. Aber dennoch. Er musste das sagen, damit Draco verstand! „Ich konnte seine Erregung spüren.“ Ihm war schlecht. „Die Freude, die er empfand. Seine Gier. Wie sein Selbstwertgefühl gestiegen ist, als, die Todesser…“ Wieder keuchte er auf, hielt sich an Dracos Schulter fest, würgte die Worte ab. Das war genug. Viel zu viel. ~*~*~*~ Sowohl Dracos als auch Blaises Augen weiteten sich erschrocken. Das klang eindeutig nicht mehr nach einem normalen Albtraum. „Es waren seine Gefühle, Harry. Nicht deine. Er ist widerlich und es war seine Sicht.“ Der Blonde bemühte sich, seinen Freund irgendwie zu beruhigen. „Diese verdammte Narbe...“, murmelte er dann leise und drückte Harry an sich. Er hasste die Vorstellung, dass der Gryffindor dadurch einfach so die Verbindung mit seinem großen Feind aufnehmen konnte. Dass er in dessen Abgründe gerissen werden konnte. „Was?“, fragte Blaise verwirrt. „Sie haben so eine Art gedankliche Verbindung. Über die Narbe. Deswegen wohl auch teilweise das Okklumentiktraining.“, fasste Draco knapp zusammen und streichelte Harry weiter. „Und die Albträume...“ Zärtlich kraulte er dem Gryffindor den Nacken. ~*~*~*~ Harry schmiegte sich an ihn. Ihm war kalt. „Askaban ist ein grausamer Ort.“, murmelte er schwach, als er an das Blut dachte, das er gerochen hatte. Metallisch, modrig… ~*~*~*~ „Es sollte nie ein schöner Ort sein.“, raunte Blaise leise und strich Harry durch die Haare. Er konnte den Gryffindor zittern sehen und Draco konnte es mit Sicherheit auch spüren. „Lasst uns wieder ins Bett gehen.“, schlug er leise vor. Der Blonde nickte, stand auf und hob Harry einfach hoch. Noch immer fand er den schmalen Jungen viel zu leicht. ~*~*~*~ Harry klammerte sich an ihn, versteckte sein Gesicht noch immer an der warmen Brust. Als sie auf dem Bett waren, nahmen ihn die beiden Jungen in die Mitte und zogen die Decken um sich, sodass sie ein riesenhafter Plüschhaufen wurden. Harry hatte sich nicht wirklich bewegt. Er suchte in der Wärme Ablenkung, versuchte die Bilder zu vergessen. Und kam immer wieder zu Sirius zurück. Sirius war an der Front. Vorhut? Hatte Draco Recht? Hatte er sich trotz seiner schlechten Erfahrungen an diesem Ort dazu bereiterklärt, nach Askaban zu gehen, um darauf zu warten, dass die Todesser kamen? Hatte er Dumbledore gerufen, damit er den Fall des Gefängnisses verhindern konnte? „Ich will endlich etwas tun.“, sagte er leise. „Ich kann es nicht ertragen, dass er da draußen tut und lässt, was er will, und mir zuschreit, dass er auf mich wartet! Dass er mich verhöhnt, weil ich ihm das Leben ermöglichte und zu schwach bin, ihm entgegenzutreten! Das macht mich verrückt! Weil ich genau weiß, dass er mich mit allen seinen Leuten auslacht, während er all das tut, was ich verabscheue. Während er vielleicht diejenigen umbringt, die ich liebe! Ich…“ Er musste Luft holen. „…ich habe Angst. Ich habe Angst, dass ich zu spät komme und bereits alles vorbei ist, wenn ich endlich soweit bin.“ ~*~*~*~ Darauf wusste Draco nichts mehr zu sagen. Er verstand, wie sich Harry fühlte. Er verstand seine Angst. Genauso wusste er, wie es sich anfühlte, wenn man dauernd auf irgendeine Art und Weise gedemütigt und verhöhnt wurde. Er kannte das Gefühl. Und vielleicht schnürte gerade das ihm die Kehle zu. Blaise dagegen fand zumindest Worte. „Wir tun etwas, Harry. Es bringt nichts, wenn du morgen losstürmst und von irgendeinem seiner Anhänger getötet wirst. Wir bereiten uns vor, sammeln unsere Kräfte, bilden unsere Truppe aus, um dann in den Krieg zu ziehen. Wir tun nicht nichts. Wir tun gerade das, was am klügsten und am logischsten ist. Aber... frag morgen Dumbledore. Frag ihn, was er denkt. Auf sein Wort vertraust du doch, oder?“, flüsterte Blaise heiser und lehnte seine Stirn gegen Harrys Schulter. Ein Arm diente gemeinsam mit Dracos als Kissen für Harrys Kopf. Seine andere Hand strich jetzt leicht über Harrys Brust und unter den Fingerspitzen konnte er deutlich den schnellen, beinahe zornigen, Herzschlag spüren. ~*~*~*~ „Ich weiß es auch so.“, flüsterte Harry erstickt. „Ich brauche Dumbledores Wort nicht, um euch zu verstehen.“ Er blickte Blaise an. „Ich weiß es.“ Ein Seufzen und er gab auf. „Ich tu schon nichts Blödes.“, erklärte er. „Versprochen.“ ~*~*~*~ „Das hat auch keiner gedacht.“ Draco lächelte weich und strich Harry über die Wange. „Und jetzt schlaf, Kätzchen. Du kannst es gebrauchen. Morgen wird der Tag wieder anstrengend.“ Müde schloss er die Augen. Die Aufregung und das plötzliche Aufschrecken hatten jedoch das ihrige dazu beigetragen, dass er jetzt erst einmal eine Weile nicht würde schlafen können. Blaise gab ein zustimmendes Brummen von sich, kuschelte sich noch etwas näher an den Gryffindor und machte ebenfalls die Augen zu. ~*~*~*~ Harry blickte in den schwarzen Baldachin hinauf, wo leicht Schatten von Rottönen im Feuerschein der Kessel verschwommen zu sehen waren. „Danke, dass ihr da seid.“, sagte er leise und schloss die Augen. Solange Draco da war, würde er nicht mehr träumen, oder? Die Bilder kamen wieder, doch er konzentrierte sich auf die Wärme neben sich und um sich herum, ließ sie auf sich wirken, bis der Schlaf kam. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I think it’s turning to a crock but I don't really know I can't remember caring for an hour or so started crying and I couldn't stop myself I started running but there was nowhere to run to I sat down on the street and took a look at myself said where you going you know the world is heading for hell say your goodbyes if you've got someone you can say goodbye to[i/] ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: ...ich kann Harry verstehen. Diese Untätigkeit muss einen wahnsinnig machen. Es ist einfach, wenn man etwas zu tun hat und das Ergebnis sehen kann. Im Moment ist ihnen das unmöglich... Shirokko: Darf ich ihn doch losstürzen lassen? So richtig? Einfach weg. Darf ich ihn sterben lassen? *aufgeregtist* Darf ich, darf ich? Wettfliegen ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 108: Wettfliegen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – Without you here. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 108: Wettfliegen Am nächsten Morgen weckte sie das Weckerklingeln. Harry hatte tatsächlich traumlos tief geschlafen, genau wie die anderen beiden irgendwann wieder eingeschlafen waren. Sie hatten sich fertiggemacht, waren in die Große Halle gegangen, nachdem Harry bei Mme Pomfrey gewesen war, die ihm mal wieder eine Standpauke gehalten hatte, dass er nicht gegessen hatte - er durfte sich wieder am Nachmittag melden. Sie waren mit die ersten, die frühstückten. Am Gryffindortisch war noch keiner, zwei Hufflepuffs, eine kleine Gruppe Ravenclaws und die Slytherins waren auch nicht viel mehr. Er blieb stehen, als ihm klar wurde, dass sie sich trennen mussten. Harry blickte sie an. „Darf ich mich mit zu euch setzen?“, fragt er leise. Er wollte nicht alleine sein müssen. „Dumbledore hat doch gesagt, dass wir die Grenzen zwischen den Häusern einreißen sollen, damit Hogwarts einig wird, dann wird er doch nichts dagegen haben, oder?“ ~*~*~*~ „Klar.“ Blaise grinste und legte Harry den Arm um die Schultern. „Beginnen wir damit, die Regeln etwas aufzulockern.“ Auch Draco nickte zustimmend. Warum nicht? Das war schließlich nicht unbedingt eine so explizite Regel. Bisher hatte es nur nie jemand gewagt, sich woanders hinzusetzen. Die nach und nach ankommenden Schüler warfen ihnen irritierte Blicke zu, sagten aber bisher nichts. Als dann Pansy, Hermione und Ron auftauchten, wurden sie kurzerhand auch zu ihnen gewunken. Ron verzog zwar das Gesicht, ließ sich aber schließlich von Hermione mitziehen. „Muss es denn unbedingt der Schlangentisch sein? Können wir nicht lieber alle zu den Gryffindors gehen?“, jammerte er. „Da sitzen wir mittags.“ Blaise grinste ihn an. „Okay?“ Ron nickte missmutig und schaufelte weiter Müsli in sich hinein. ~*~*~*~ Harry aß eher lustlos trockene Schokoflakes. Einen nach dem anderen steckte er sich in den Mund, zerbiss sie und schluckte. Damit Mme Pomfrey nicht meckern konnte. Sie warf ihm eh schon die ganze Zeit böse Blicke zu. Snapes Blicke waren wirklich amüsant. Verwirrt und zwischendurch, da blickte er misstrauisch unter den Tisch, wo zwei Katzen nahe seinen Füßen saßen, geradeso außer Reichweite und Milch schlabberten, die sie von McGonagall bekommen hatten. Und dann kamen die Gryffindors. Die ersten waren zaghaft, blickten sich um, es wurde getuschelt, dann erstarrte Katie Bell. Angelina, die mit die Vorhut bildete, fragte nach, was los war, woraufhin sie nur zu den Slytherins hinüberzeigte, blass. Angelina runzelte die Stirn. Da war die Lage wohl wirklich akut geworden. Aber dann drehte sie sich um und ließ ihre Augen über den Pulk Schüler wandern. „Was ist, wollt ihr euch noch umentscheiden?“, fragte sie trocken. Erst kam keine wirkliche Reaktion, dann von verschiedenen Leuten ein Kopfschütteln, bis der Gryffindorquidditchkapitän mit einem Lächeln nickte. Sie drehte sich wieder um und steuerte auf den Tisch der Slytherins zu, wo die sechs Freunde nahe dem Lehrertisch saßen. Sie lächelte den aufsehenden Freunden entgegen. „Guten Morgen.“ Sie zwinkerte Ron und Hermione zu. Hinter ihr winkten grinsend die Zwillinge. „Sie haben dir etwas mitzuteilen, Harry. Würdest du ihnen zuhören?“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und schob sich das nächste Schokokrümelchen in den Mund. Angelina trat mitsamt dem Quidditchteam beiseite und nickte den Schülern mit den rotgoldnen Krawatten aufmunternd zu. Es herrschte betretenes Schweigen - in der ganzen Halle. Letztendlich trat Seamus Finnigan vor und er war sichtlich nervös. Harry machte es ihm auch nicht gerade leicht, wie er dasaß und weiter desinteressiert und lustlos Schokokrümel aß. „Wir… wir haben…“ Der dunkelblonde Junge holte tief Luft. „Harry Potter, wir wollen uns bei dir entschuldigen. Wir haben dir nicht geglaubt, sondern den Gerüchten, die um dich kursieren, dass du Cedric Diggory umgebracht hast. Wir haben lieber denen geglaubt, die dich und deinen Ruf untergehen lassen wollten, und das tut uns Leid. Wir haben begriffen, dass wir falsch lagen. Kannst du uns verzeihen?“ Harry blickte ihn an, dann ließ er seine Augen über die Menge wandern, sah zerknirschte Gesichter, bittende Blicke. Neville war knallrot, obwohl er niemals an ihm gezweifelt hatte. Ginny lächelte ihm erleichtert zu, weil sie wohl endlich wieder offiziell Kontakt zu ihm halten durfte. Dean Thomas konnte er nicht finden. Auch einige andere Gesichter waren nicht mit dabei, aber alles in allem… „Ich bin nicht der einzige, den ihr ausgeschlossen habt.“, murrte er, dann widmete er sich wieder dem nächste Kügelchen. Ron lächelte. Hermione auch. „Sie haben uns schon um Verzeihung gebeten.“, erklärte das braunhaarige Mädchen. „Allerdings wohl nicht so großartig, sondern einzeln, nacheinander.“ Harry sah sie an, dann wieder zu der Gruppe, wo die Hoffnung in den Gesichtern nach und nach erlosch. Es war ihm egal, ob sie ihn mochten, ihm glaubten oder was auch immer. Sie waren nichts wert. „Ist okay.“, sagte er. „Entschuldigung angenommen.“ Ein erleichtertes Raunen ging durch die Schüler Gryffindors. „Dann… dann kommst du jetzt wieder in unseren Schlafraum zurück?“, fragte Seamus hoffnungsvoll. „Und an unseren Tisch?“ Katie lächelte ihn an. Sie war glücklich, das konnte er sehen. „Nein.“ Totenstille. Dieses Wort von ihrem Goldjungen war ein Schock für die Schüler. „Harry?“ „Was…?“ „Ich habe ein neues Zimmer.“, erklärte er. „Und ich sitze hier, weil ich das will. Das hat nichts mit euch zu tun. Mittags, das hat Blaise gerade gesagt, kommen wir zu euch.“ Unangenehmes Gemurmel wurde wieder laut. „Warum geht ihr nicht jetzt?“, rief einer aus den Slytherinreihen. „Ja, warum?“, fragte Fred verwirrt. Harry bedachte ihn mit einem kalten Blick. Er hatte seine und Georges Tat noch nicht vergessen. Genauso wenig seine Worte, sie sollten es besser nicht wagen, ihm unter die Augen zu treten. „Harry?“ „Warum sollte ich das tun?“ „Weil du ein Gryffindor bist. Momentan aber sitzt du am Slytherintisch.“ „Oh, glaub mir, Alicia, das ist mir klar.“ Er sah Lee ihre Hand nehmen und behutsam drücken. „Ich werde euch schon nicht untreu, nur weil ich jetzt hier sitze. Dumbledore hat ganz Recht. Es wird Zeit, die Streitereien zwischen den Häusern beizulegen. Mione, Ron und ich sitzen bei Draco, Pansy und Blaise, weil wir Freunde sind. Das ist der einzige Grund.“ Wieder wurde Gemurmel laut, diesmal in der ganzen Halle, dann begann Angelina plötzlich zu lächeln. „Darf ich mich dann dazu setzen?“, fragte sie. „Ich denke, es wird Zeit, dass auch wir eure neuen Freunde kennen lernen, nachdem ihr euch auch schon mit Montague angefreundet habt.“ Alicia, Lee und die Zwillinge traten ebenfalls vor, blickten freundlich fragend in die Runde. Harry zuckte mit den Schultern, nickte leicht. Ihm war es egal, sogar recht, wenn es noch mehr gab, die die starren Regeln ein wenig lockerte, wie Blaise es ausgedrückt hatte. Ron blickte etwas entgeistert, Hermione nickte. ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern, während Blaise nickte und Pansy einladend beiseite rutschte, was den - natürlich rein zufälligen - Nebeneffekt hatte, dass sie noch etwas näher bei Montague saß. Die Gryffindors ließen sich nicht lange bitten und machten es sich neben ihnen gemütlich. Aus den Slytherinreihen kamen zwar einige feindselige Blicke - gerade von Warrington & Co -, aber es blieb erstaunlich ruhig. Die drei Würdenträger nutzten außerdem die Chance, sich gleich zu Fred und George zu setzen und diese mit ihren neuen Ideen zuzutexten. Ein Raunen lief durch die Halle, dann begannen auf einmal einige Bewegungen. Padma Patil setzte sich zu ihrer Schwester an den Gryffindortisch, einige Hufflepuffs und Ravenclaws mischten sich. Etwas war in Bewegung geraten. Dumbledore lächelte zufrieden über seinen Kaffee hinweg. ~*~*~*~ Harry beachtete die anderen wenig, die zwar zu Anfang noch versucht hatten, auch ihn in die Gespräche mit einzubinden, aber irgendwie war er nicht in der Stimmung, über lapidare Dinge zu sprechen. Sein Blick richtete sich immer wieder auf Professor Dumbledore, der sich mit McGonagall unterhielt, die seltsam hibbelig wirkte. Und dann kam Tonks zu ihnen an den Tisch, erklärte, dass Snape und seine Katzen sie nervten, weil sie ihnen immer auf den Schwanz trat und er vehement abstritt, dass es seine waren. Sie setzte sich zwischen Blaise und Harry und begann schließlich damit, den leicht abwesenden Harry voll zu quatschen, der ihrer Wortgewalt gar nicht richtig folgen konnte, weil er eigentlich nur eine Frage hatte, sie ihn aber gar nicht zu Wort kommen ließ. Er lehnte sich gegen Draco, wünschte sich beinahe noch etwas in seiner Schüssel, die inzwischen leer war, nur um ihrem Blick ausweichen zu können. Momentan überforderte sie ihn. Aber sie schien glücklich. Vollkommen aufgedreht. Und er wollte ihre Freunde nur ungern stören. Hermione und Blaise retteten ihn schließlich, als sie begannen, die Lehrerin Dinge über die Verteidigung zu fragen. Ron, Hermione und Pansy wussten noch nichts von ihrem Glück, dass sie gleich Schule schwänzen durften. Das erfuhren sie erst, als die Halle sich langsam leerte, die Freunde an ihrem Tisch sich nach und nach verabschiedeten und auch Tonks ging. Harry, Draco und Blaise blieben sitzen. Und als Hermione aufstehen wollte, wurde sie mit nur einem Blick dazu gebracht, sitzen zu bleiben. Ron machte nicht mal den Versuch, Pansy schwieg. „Was ist?“ „Wir gehen zu Dumbledore.“, sagte Blaise leise. Mehr Erklärungen bedurfte es offenbar nicht, denn sie schwiegen nur und nickten bedeutungsvoll. So warteten sie noch, bis die Halle nahezu leer war, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Trainingsraum machten, um auch die letzten Minuten bis zum Unterrichtsstart abzuwarten. Erst dann gingen sie zu dem Wasserspeier in der Eingangshalle, der sich öffnete, ohne dass Harry Dumbledore mit dem Gedankenbuch dazu hätte auffordern müssen. Er hatte sie also tatsächlich schon erwartet. Ob es in diesem Schloss etwas gab, was er nicht mitbekam? Harry lächelte den Freunden aufmunternd zu, auch wenn ihm nicht wirklich danach zumute war. Er fürchtete sich ein wenig davor, herauszufinden, was mit seinem Paten passiert war, aber andererseits brauchten sie endlich Antworten. ~*~*~*~ Kaum hatten sie das Büro betreten, da begrüßte Dumbledore sie auch schon freundlich. „Setzt euch doch.“ Sechs Stühle standen für sie bereit und auf dem Schreibtisch standen eine große Schale Zitronenbonbons und ein Teller mit Katzenkeksen bereit. „Und jetzt erzählt mir, was euch zu mir führt.“, forderte er sie auf, als sie alle saßen. Ron und Pansy hatten unsichere Blicke durch den Raum geschickt, waren sie beide doch noch nie zuvor in Dumbledores Büro gewesen. Dumbledore fixierte Harry, denn bei diesem handelte es sich zweifellos um den Anstifter für diesen Besuch. ~*~*~*~ Harry blickte zurück. „Sie wissen, was wir planen?“, fragte er geradeheraus. ~*~*~*~ Der Schulleiter lächelte und blickte den Jungen über seine Brille hinweg an. „Ich weiß, dass ihr sehr viel Zeit in das Üben diverser Zauber steckt, die teilweise nicht gerade legal sind.“ Er schaute kurz zu Blaise und Draco hinüber, von denen Blaise rot wurde, während Draco den prüfenden Blick nur unverwandt erwiderte. „Ich weiß, dass ihr euch vorbereitet.“ Seine Stimme war ruhig und gütig. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an. „Warum tun Sie dann nichts dagegen?“, wollte er wissen. „Ist es nicht Ihre Aufgabe, Schüler daran zu hindern, die Regeln zu brechen? Ich meine…“ Er wurde leicht rot. „Ich will mich nicht beschweren, aber es wundert mich eben.“ ~*~*~*~ „Warum sollte ich euch daran hindern? Ich...“ Der Schulleiter wurde davon unterbrochen, dass die Tür aufging. „Albus! Entschuldige meine... Oh.“ Remus Lupin blieb auf der Türschwelle stehen und blickte die sechs Jugendlichen an. Sein Umhang war mehrfach geflickt und seine Hosen sahen auch aus, als hätten sie schon bessere Tage gesehen - vor zehn Jahren etwa. Einige Kratzer in seinem Gesicht waren noch rötlich und hoben sich von den verblassten Narben ab. „Ich bin wirklich zu spät, was?“ Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Hallo, Kinder.“ „Remus, setz dich.“ Dumbledore lächelte dem Werwolf zu. „Wir haben gerade erst begonnen.“ Der ehemalige Lehrer lächelte erleichtert und ließ sich neben Dumbledore auf einem leeren Sessel nieder. Kurz zwinkerte er Harry zu, dann wurde seine Miene ernst. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, förmlich entgeistert, bevor er zu lächeln begann, ihn mit einem glücklichen Kopfnicken begrüßte. „Hallo, Remus.“ Jetzt, wo er ihn sah, erinnerte er sich auch wieder, dass er ihn gesehen hatte. Im Traum. Das hieß, er hatte seinen Patronus gesehen, allen anderen voran - den großen, silbrigen Hund mit der Nebelmähne. Er war so froh, dass er ihn gesund und munter hier vor sich sitzen sah. „Seid ihr vorgestern gut rausgekommen, du und Sirius?“ ~*~*~*~ Remus erwiderte Harrys Lächeln leicht. „Alles bestens, Harry. Alles bestens.“ Doch seine Augen kniff er ein klein wenig zusammen. Das war das einzige, was verraten konnte, dass etwas nicht in Ordnung war. Als Werwolf war er im Lügen geübt. „Nun, wo waren wir stehen geblieben?“ Dumbledore nahm die Brille ab und rieb sich die Schläfen. „Bei euren Regelbrüchen. Genau... Wie ich es Draco schon erklärt habe, gäbe es nichts, womit ich euch abhalten könnte. Natürlich könnte ich euch aufgrund ständiger Regelbrüche von der Schule werfen, doch das wäre für uns alle wohl nicht wünschenswert, oder?“ Er lächelte und setzte die Brille wieder auf. „Außerdem ist es sinnvoll, was ihr tut. Ihr bereitet euch auf das vor, was kommen mag. Und angesichts der Zeiten ist es wohl kaum falsch, Verteidigungs- und Angriffszauber zu beherrschen. Eure Fähigkeiten des Patronuszaubers sind übrigens wirklich bemerkenswert.“ ~*~*~*~ Harry hatte zu lächeln begonnen, als Remus ihm mitteilte, dass alles in Ordnung war, doch Dumbledores Geste machte ihn misstrauisch. Aber er sagte auch nichts weiter. Er würde später einfach noch mal Sirius schreiben. Oder Tonks fragen, ob ein Brief von ihm angekommen war. Dass der Schulleiter erkannt hatte, dass sie sich nicht davon abhalten lassen würden, weiterhin zu trainieren, amüsierte ihn ein wenig, freute ihn gleichzeitig. Deswegen wohl auch die Narrenfreiheit, die er ihm vor einiger Zeit eingeräumt hatte. Klasse. Besser konnte es doch gar nicht kommen. „Danke.“ Harrys Lächeln wurde ein wenig breiter. In seinem Bauch machte sich ein ungutes Gefühl breit, das ihn noch einmal zu Remus blicken ließ. „Ich… Sir, eigentlich sind wir da, weil wir um Hilfe bitten wollten. Sie kennen unseren Plan. Sie tun nichts dagegen. Und sie haben mir eingeräumt, dass ich mich an dieser Aufgabe versuchen darf. Mir und Draco helfen Sie bereits, inzwischen kann ich die Okklumentik und dem Imperius standhalten, aber die anderen werden das nicht lernen können, weil keiner von uns Legilimentik beherrscht.“ Dass Draco rein theoretisch den Imperius konnte, ließ er weg. Es reichte, wenn Dumbledore und Tonks davon wussten. Die anderen hatten keine Ahnung und das sollte, wenn möglich, auch so bleiben, bis Draco ihnen das von selbst erzählen wollte. ~*~*~*~ „Du bittest darum, dass ihr unterrichtet werdet?“ Dumbledore legte den Kopf leicht schräg und ließ seine Augen über die sechs wandern, die ihn alle angespannt anblickten. Remus neben ihm rutschte ein wenig auf seinem Stuhl herum und konnte sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen. ~*~*~*~ „Ja.“, gab Harry zurück. „Was wir tun, ist okay, aber nicht wirklich sinnvoll, weil ich nur heimlich neue Sprüche holen kann und keine Zeit habe, um auszuwählen. Das, was Hermione kann, ist viel, aber größtenteils Kleinkram, der sinnvoll angewandt zwar etwas bringt, aber nicht im Kampf gegen Zauber wie den Imperius oder den Cruciatus oder den Avada.“ Er schüttelte sich leicht, als er sich daran erinnerte, wie schnell den Todessern diese Sprüche über die Lippen gingen. „Also brauchen wir Unterstützung.“ ~*~*~*~ „Das ist eine weise Entscheidung.“ Dumbledores Lächeln wurde breiter. „Wir werden also ein Trainingsprogramm für euch erarbeiten.“ Die fünf der sechs Teenager blickten ihn verblüfft an. Harry schien als einziger nicht überrascht zu sein. „Snape wird euch Okklumentik und die Verteidigung gegen schwarzmagische Sprüche beibringen - ganz besonders die Durchsetzung gegen den Imperiusfluch. Remus und Tonks werden euch das Apparieren beibringen. Diese Fähigkeit wird überlebensnotwendig sein und daher sollten wir hier über die Regeln des Ministeriums hinwegsehen.“ Er zwinkerte ihnen kurz zu. „Außerdem werden Remus und Tonks euch noch weitere Verteidigungs- und Angriffszauber sowie nützliche Zaubertricks beibringen. Angesichts eures Trainingsstandes wäre es sinnvoll, euch in zwei Gruppen aufzuteilen. Harry, Blaise und Draco werden von Remus unterrichtet werden, Ron, Hermione und Pansy von Tonks. Ist das in eurem Sinne?“ „Ja!“ Blaise nickte heftig und zwei, drei andere fielen ein. „Warum tun Sie das, Sir?“, fragte Draco auf einmal. „Was macht uns für diesen Kampf so wertvoll, dass Sie die Regeln brechen und uns sogar speziellen Unterricht geben? Was ist es?“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Die Frage war gut. Aber wenn er ehrlich war, interessierte es ihn nicht so wirklich. Voldemort tat doch alles, um ihn zu bekommen, da war es für ihn eigentlich selbstverständlich, dass er ihm den Gefallen tat, und sich ihm entgegenstellte. Dumbledore hatte es ihm förmlich erlaubt. Er hatte den Blödmann schon einmal besiegen können und zweimal aufhalten, er würde es noch mal schaffen. Nur, dass er ihn diesmal auch wirklich töten wollte. Das war der einzige Unterschied zu seinen bisherigen Begegnungen mit ihm. Er hatte genug. Er wollte nicht mehr. Er wollte nicht mehr mit ansehen müssen, wie er Menschen umbrachte. Er wollte diese Schuld nicht mehr mit sich herumtragen, die auf seinen Schultern lastete. Dennoch richtete er seine Aufmerksamkeit abwartend auf Dumbledore. Die Antwort könnte doch interessant sein. ~*~*~*~ „Eine äußerst berechtigte Frage, Draco.“ Dumbledore lächelte den blonden Jungen an und blickte dann zu Harry hinüber. „Es gibt zwei Gründe dafür. Der eine Grund ist die Potenzialmagie.“ Pansy und Ron schnappten überrascht nach Luft, während Hermione und Blaise wissend lächelten. Sie hatten bereits geahnt, dass Dumbledore Bescheid wusste. Spätestens seit dem schrecklichen Unfall in Verteidigung gegen die Dunklen Künste. „Ihr beide, du und Harry, besitzt damit ein unheimliches magisches Potenzial, eine Kraft, die in diesem Kampf die Entscheidung bringen könnte. Wenn ihr diese Magie kontrolliert, dann seid ihr für viele Todesser ein unschlagbarer Gegner. Und dass ihr viel Macht besitzt - selbst wenn sie unkontrolliert ist -, habt ihr ja bereits bewiesen.“, spielte er amüsiert auf einige ihrer Desaster an. „Und der zweite Grund?“, hakte Draco nach, als Dumbledore keine Anstalten machte weiter zu sprechen. „Nun, der zweite Grund betrifft Harry.“ Der Schulleiter lächelte dem Jungen-der-lebt zu. „Aber ich muss darum bitten, dass diese Worte den Raum nicht verlassen.“ Seine blauen Augen blickten auf einmal weniger warm. „Es sollte nicht notwendig sein, einen Geheimniszauber oder ähnliches zu sprechen, ihr solltet nur verschwiegen sein.“ Die sechs nickten, während Remus einen wissenden Gesichtsausdruck zur Schau trug. „Damals, als ich das Einstellungsgespräch mit Professor Trelawney im Eberkopf geführt habe - der Eberkopf gehört übrigens meinem Bruder Aberforth -, geschah etwas Seltsames. Harry, du weißt ja bereits, dass Sibyll durchaus in der Lage ist, wirkliche Prophezeiungen abzugeben, auch wenn sie meist eher daneben liegt. Sie machte an diesem Abend eine Prophezeiung. Eine, die dich betraf.“ Er hielt inne, ließ die Worte auf seine Gegenüber wirken und beobachtete Harrys Reaktion. ~*~*~*~ Der Junge blickte Dumbledore an. Sein Lächeln war gegangen. Immer wenn es Prophezeiungen gab, war das ganz und gar nicht gut. Was hatte sie ihm gesagt? Würde er sterben? Ihm war auf einmal gar nicht mehr wohl zumute. Ihm war kalt, seine Handflächen schwitzten. Er war aufgeregt. „Sir, bitte…“ Warum sagte er nichts mehr? ~*~*~*~ „Diese Prophezeiung sprach über dich und Voldemort. Wenigstens erwies sich hinterher, dass sie über euch sprach. Potenziell hätte es auch Neville Longbottom werden können, der jetzt vielleicht an deiner Stelle hier säße. Aber du wurdest auserwählt. Vielleicht war es Schicksal - Sibyll würde das jetzt sicher sagen -, vielleicht war es aber auch einfach nur Zufall.“ Er rückte seine Brille zurecht. „Irgendjemand ein Zitronenbonbon?“ Ein entnervtes Aufstöhnen vermittelte ihm den Eindruck, dass das wohl eher nicht der Fall war. Also fuhr er fort. „Die Prophezeiung, die Professor Trelawney an diesem Abend aussprach, lautete: ‚Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt... und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der dunkle Lord nicht kennt... und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt ...’ Es gab zwei Menschen, die für diese Prophezeiung in Frage kamen. Zwei Familien, die ihm dreimal die Stirn geboten hatten. Die Potters und die Longbottoms. Und sie beide besaßen Söhne, die Ende Juli geboren wurden. Voldemort entschied sich, Godrics Hollow aufzusuchen und dort deine Eltern zu töten. Und dich als den ihm ebenbürtigen Zauberer auszuwählen.“ „Aber... woher wusste er von diese Prophezeiung?“, warf Hermione ein. „Weil es jemanden gab, der das Gespräch belauscht hatte. Einen anderen Lehrer.“ Dumbledore lächelte. „Damals war er noch überzeugter Todesser, heute gehört zu den vertrauenswürdigsten Mitgliedern des Ordens. Severus Snape.“ „Er hat es ihm verraten?“, entfuhr es Ron. „Wenigstens das, was er gehört hatte. Severus hat nur den Beginn der Prophezeiung gehört. Er hörte sie nur bis zu der Stelle vom Tod des siebten Monats. Er hat also noch keine Ahnung, dass du derjenige bist, der die Macht besitzen soll, ihn zu töten, Harry.“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an. Er war blass geworden. In seinem Kopf hallten Dumbledores Worte wider. Plötzlich ergab es einen Sinn. Warum Voldemort gekommen war, mit der festen Absicht, ihn zu töten. Nur ihn. Plötzlich ergab es alles einen Sinn. Trelawney hatte etwas gesagt. Snape hatte es gehört und es weitergeleitet. Und der Dunkle Lord mit seiner Paranoia beschloss, die Gefahr auszulöschen, bevor sie ihm wirklich über den Weg lief. Nur deswegen hatten seine Eltern sterben müssen. Weil Voldemort ihn gewählt hatte. Und nicht Neville… Er schluckte. Was dachte er denn da? Neville hätte es genauso wenig verdient. Aber… Das war echt hart zu hören. Es war hart zu hören, dass seine Eltern nur hatten sterben müssen, weil die Leiche überreagiert hatte. Und er sollte ihn töten. Es war seit seiner Geburt also beschlossen, dass er zum Mörder werden sollte. Auch keine tollen Aussichten. Bedeutete es nicht, dass jeder, der gegen ihn kämpfte, es umsonst tat? Bedeutete es nicht, dass hunderte Zauberer sterben mussten, weil es nur er sein konnte, der ihn umbrachte? Und dann: „Und wissen Sie auch, wie ich ihn töten soll?“, fragte er. Seine Wahl war der Avada gewesen, aber das ging ja laut Hermione nicht. Und er wollte es auch nicht ausprobieren, ob er wirklich in der Lage war, diesen Zauber zu wirken. Er war nur für Voldemort bestimmt, für niemanden sonst. ~*~*~*~ „Ich weiß viel, Harry, aber ich kann dir deine Frage nicht beantworten. Vielleicht ist die Potenzialmagie das, womit ihr siegen werdet. Vielleicht ist es aber auch etwas anderes. Sicher ist nur, dass du etwas besitzt, das er nicht hat. Eine Fähigkeit, eine besondere Macht...“ Dumbledore lächelte traurig. „Ich wünschte, ich müsste dir dieses Kreuz nicht auf die Schultern legen, Harry. Ich wünschte, es könnte anders sein. Aber es scheint, als wenn das der einzige Weg ist.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur. Vielleicht war es ja gut so. Vielleicht war das ja der Preis dafür, dass er Draco bekommen hatte… dass er glücklich sein durfte. Er begann zu lächeln. „Ist schon okay. Ich schaffe das. Ich habe Freunde, die mir helfen wollen.“ Er griff nach Dracos Hand, nach Hermiones, die auf seiner anderen Seite saß und das Lächeln wurde überzeugend. „Wir werden es schon schaffen. Mit Ihrem Trainingsplan auf jeden Fall!“ Das hatte er sich vor über drei Monaten geschworen. „Ich hätte es auch ohne diese Prophezeiung gemacht, also braucht es Ihnen nicht Leid zu tun.“ Er dachte kurz nach, dann überwand er sich, zu fragen. „Allerdings… vielleicht können Sie mir ein paar Fragen beantworten. Ich weiß, dass Voldemort früher Tom Riddle hieß und hier auf der Schule war, dass er eine Waise war, weil sein Vater seine Mutter verlassen hat und seine Mutter bei seiner Geburt gestorben ist. Ich weiß, dass er Halbblut ist. Ich weiß, dass er… seinen Vater umgebracht hat, weil er sich rächen wollte. Und ich kann mir sogar denken, warum er die Muggel so sehr hasst. Was wissen Sie über ihn? Sie waren sein Mentor, Sie sind derjenige, den er am meisten fürchtet in der Welt. Was können Sie mir… uns sagen, das uns weiterhelfen kann?“ ~*~*~*~ Dumbledore lächelte Harry an. Das war etwas, was diesen Jungen stark machte. Er nahm sich der Wirklichkeit an. Er rannte nicht weg, er stellte sich ihr. Er war mutig - durch und durch ein Gryffindor. Und seine Freunde waren es, die ihn noch stärker machten. „Darüber sprechen wir ein anderes Mal. Ich bin noch dabei, Informationen zu sammeln. Ich werde euch Bescheid sagen, wenn die Zeit dafür reif ist.“, erklärte der Schulleiter. „Noch ist es nicht so weit.“ „Du meinst, dass wir nichts überstürzen sollten, nicht wahr, Albus?“, warf Remus ein. Dumbledore nickte. „Genau. Ein Schritt muss nach dem anderen kommen. Und im Moment ist euer Schritt, weiterzulernen und zu trainieren. Aber wir werden uns bald sprechen.“ Der Schulleiter lächelte. Er warf einen Blick auf die Uhr. „Wenn ihr euch jetzt beeilt, werdet ihr noch den Anfang von Verteidigung gegen die Dunklen Künste mitbekommen. Ein Unterricht, den ihr jetzt nicht versäumen solltet.“ Seine Augen funkelten die sechs an. ~*~*~*~ Harry blickte den alten Mann an, dann Remus. Er hatte das Gefühl, dass Dumbledore doch mehr wusste, als er ihnen eingestand, aber vielleicht hatte er Recht damit, dass es im Moment einfach zu viel werden würde, wenn jetzt noch mehr Informationen auf ihn einstürzen würden. „Und wann fängt unser Training dann an?“, wollte Hermione wissen. Mit Sicherheit war sie schon wieder dabei, ihren Stundenplan neu zu gestalten. Harry drückte ihre Hand ein wenig fester. Sie war auch geschockt, er wusste das, weil sie eiskalte Hände hatte, aber sie versuchte seinem Beispiel zu folgen und stark zu sein. ~*~*~*~ „Heute Nachmittag. Draco wird gemeinsam mit Blaise und Pansy Professor Snape aufsuchen. Er erwartet euch um fünf Uhr.“ Dumbledore nickten den drei Angesprochenen zu. Draco unterdrückte mit Mühe ein Seufzen. Wunderbar. Auch noch Zeugen für seine beschissene Fassung nach diesem Training. Das hatte ja noch gefehlt! „Und jetzt macht euch auf den Weg! Die Zeit wartet schließlich nicht auf euch!“ Der Schulleiter lachte leise und stand auf. Es war eindeutig, dass sie nun gehen sollten. ~*~*~*~ Harry stand ebenfalls auf. Am liebsten wollte er jetzt mit Remus reden, ihn fragen, warum Sirius nicht mitgekommen war, aber das konnte er ja auch nicht tun, sie sollten jetzt zum Unterricht. Er würde das später machen. In der Mittagspause. „Wohnst du jetzt hier, Remus? In Hogwarts? Können wir dich besuchen kommen?“ Dumbledore bot Ron wieder Kekse und Bonbons an, der diesmal begeistert zuschlug. Es war wirklich ein Wunder, dass der Junge noch so dünn war. ~*~*~*~ Remus lächelte Harry zu. „Albus hat es mir angeboten und im Moment ist es sinnvoll. So kann ich euer Training besser gestalten und Tonks bei den zusätzlichen Unterrichtseinheiten zur Hand gehen. Was Albus nämlich gerade hat unter den Tisch fallen lassen, ist, dass die Stundenzahl in Verteidigung gegen die Dunklen Künste erhöht wurde und nachmittägliche Kampfeinheiten angesetzt werden. Zwar werden einige Eltern nicht begeistert sein, dass ihre Kinder erneut von einem Werwolf unterrichtet werden, aber es ist besser, als wenn sie keine Chance haben.“ ~*~*~*~ „Die sollen sich mal nicht so haben.“, murrte Harry. Dann lachte er, als Dumbledore sie alle hinausscheuchte, damit sie endlich zum Unterricht gingen. Tonks’ Unterricht war angefüllt mit Aufmerksamkeit. Die Schüler kicherten weniger über ihre Witze und Tollpatschigkeit, lernten anscheinend gewissenhafter. Sie übten den Spruch, den sie lernen sollten, bis jeder ihn konnte. Und Ron überraschte alle. Er schaffte es als aller erster, den Schild zu errichten. Tonks war so happy, dass sie ihm fünf Punkte gab, was wiederum ihn glücklich machte. Und dann war auch schon Mittagspause. Wie versprochen versammelten sich die sechs am Gryffindortisch und blieben dort genau solange, dass Dumbledore seine Ansage mit dem Nachmittagsunterricht Verteidigung gegen die Dunklen Künste machen konnte, bevor sie sich in ihr Klassenzimmer verzogen. Hermione war vollkommen aufgeregt. „Ich kann nicht begreifen, dass du wirklich so eine große Rolle spielst in diesem Kampf! Dass du der einzige sein sollst, der ihn töten kann! Aber es erklärt so viel. Es würde erklären, warum Dumbledore es noch nicht geschafft hat, obwohl er bereits zweimal hier in Hogwarts war, obwohl er ihn in Askaban bestimmt getroffen…“ „Voldemort ist geflohen.“, unterbrach Harry sie. „Er ist weggelaufen, bevor überhaupt einer ihn erreichen konnte.“ Sie blickte ihn an. „Woher…?“ „Ich habe gestern Nacht davon geträumt.“, sagte er und sein Gesicht wurde düster. „Wie sie Askaban gestürmt haben, wie die Dementoren sich ihnen angeschlossen haben, wie sie die Menschen dort, die für sie nicht von Nutzen waren, einfach umgebracht haben. Als Dumbledore mit seinen Leuten kam, ist er weggelaufen.“ „Verstehe…“ Sie blickte mitleidig, doch sie wusste, dass er kein Mitleid wollte, weshalb sie seufzte und fortfuhr. Das heißt, wir müssen ein wenig umdenken. Du sollst ihn töten. Die Frage ist, ob Dracos Mithilfe dabei eingerechnet wurde, oder ob du es allein machen musst. Ist letzteres der Fall, dann haben wir ein Problem, denn dann hilft uns der Potenzialzauber nicht am letzten Punkt.“ „Aber davor.“ Ron mischte sich ein. „Dieser Zauber ist so mächtig, dass wir damit gegen die Todesser ankommen können. Und wer sagt denn, dass diese Magie nicht gegen den Unnennbaren hilft?“ „Hast du nicht zugehört?“, fragte Hermione. „Das wurde doch in der Prophezeiung gesagt. Dass der eine den anderen tötet.“ „Na und? Prophezeiungen können auch falsch sein.“ Harry blickte zwischen ihnen hin und her. Sie waren sich wieder mal nicht einig. Und er… „Wir finden eine Möglichkeit. Wir haben noch Zeit.“ ~*~*~*~ „Die haben wir nicht wirklich.“ Pansy setzte sich auf einen der Tische und schlug die Beine unter. „Aber es bringt nichts, über Dinge zu grübeln, an denen wir gerade nichts ändern können.“ Sie lächelte aufmunternd in die Runde. „Wir können nur genau das tun, was Dumbledore gesagt hat: lernen und trainieren. Und genau das sollten wir auch jetzt. Blaise, wie wäre es heute mit einigen Heilzaubern?“ Der Angesprochene nickte. „Klar.“ Draco trat zu Harry und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. „Sag, wenn du hier weg willst.“, flüsterte er leise und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Vermutlich stürmten die Gedanken in Harrys Kopf nur so durcheinander. Dumbledore mutete ihm nicht wenig zu. Im Gegenteil, die Last auf Harrys Schultern hatte sich unglaublich erhöht. ~*~*~*~ Harry blickte ihn nachdenklich an. „Ich würde am liebsten fliegen…“, murmelte er. „Dray… wir wollten doch gegeneinander fliegen. Oder?“ ~*~*~*~ „Ja...“ Draco lächelte ihn an. „Aber irgendwie kommt immer etwas dazwischen.“ ~*~*~*~ „Heute auch?“ Er wollte fliegen, seinen Besen und den Wind um seine Nase spüren, weil das den Kopf freimachte. Er wollte gegen Draco fliegen, weil ihn das ablenken könnte. Und er hatte das dumme Gefühl, dass er gerade jetzt ein wenig Aggressionen loswerden sollte. Und Energie. Damit er wenigstens in dieser Nacht schlafen konnte. ~*~*~*~ „Wenn wir jetzt abhauen, uns einen Schnatz organisieren und unsere Besen schnappen, dann wohl nicht.“ Draco zwinkerte dem Gryffindor zu. „Ich denke, sie werden es verstehen.“ Er nickte zu den anderen hinüber, die gerade von Blaise einen leichten Heilzauber gezeigt bekamen. ~*~*~*~ Harrys Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ob sie es verstanden oder nicht, war ihm eigentlich egal. „Ich sag ihnen Bescheid, dann rufen wir die Besen. Einen Schnatz… Hast du so was?“ ~*~*~*~ Draco lächelte nur. „Oh ja. Im Slytherinschlafsaal. Habe ich mal nach einem Spiel mitgehen lassen.“ Sein Lächeln wurde schelmisch. „Hat keiner gemerkt.“ ~*~*~*~ Grinsend küsste Harry Draco kurz, ging dann zu den anderen, um ihnen mitzuteilen, dass sie sich im Nachmittagsunterricht sehen würden, dann lief er ihm nach und sie machten sich auf den Weg. Draußen trennten sie sich, Harry würde seinen und Dracos Besen aus dem Raum der Wünsche holen, Draco würde den Schnatz suchen gehen. Nur zehn Minuten später trafen sie sich vor dem Schloss wieder, Harry übergab den Nimbus 2002 an seinen Besitzer und sie flogen zum Quidditchfeld hinüber. Harry hatte sich kaum abgestoßen, da fühlte er auch schon, wie die Sorgen, wie die Last kleiner wurde, als würde sie am Boden zurückbleiben. Er begann zu fliegen, dem Wind in seinen Haaren nachzuspüren und wusste, dass er jetzt richtig fliegen musste. Mit allen Mitteln, die er hatte. Er flog zu Draco hinüber, tauchte unter ihm hinweg, blickte ihn strahlend an. „Na los, Wettfliegen zum Platz, okay? Einfach fliegen!“ ~*~*~*~ Draco nickte lachend und schoss auch schon davon. Slytherin eben. Harry würde schon aufholen. Und ihn wahrscheinlich sogar überholen. Er hatte den besseren Besen und das größere Talent. So war es auch. Der Gryffindor schoss schließlich an ihm vorbei und gewann - wenn auch nur sehr knapp. „Also dann...“ Der Blonde verhielt seinen Besen über dem Mittelkreis. Aus der Tasche seines Umhangs zog er den kleinen goldenen Ball heraus. „Bereit? Simple Regeln - wer ihn als erstes fängt, gewinnt.“ Er zögerte. „Spielen wir um irgendetwas?“, fragte er dann geradeheraus. ~*~*~*~ „Ja.“ Harry nickte. „Massage? Oder steht dir da was anderes vor Augen? Du kannst alles haben!“ ~*~*~*~ Draco grinste. „Wie wäre es mit einem freien Wunsch und der andere muss ihn erfüllen, was auch immer es ist?“ ~*~*~*~ Harry begann zu grinsen. „Klingt vielversprechend.“, erklärte er sich bereit. „Ich finde das gut. Also, fangen wir an! Wie viel Vorsprung bekommt der Schnatz? Kriegst du zwanzig Sekunden hin?“ ~*~*~*~ „Okay.“ Der Blonde lächelte. Er hielt den Schnatz hoch und ließ ihn fliegen. In Ruhe zählte er bis zwanzig und nickte dann. „Start frei!“ Der kleine goldene Ball war direkt irgendwo verschwunden und jetzt begann das Lauern. ~*~*~*~ Harry sah sich um, ließ seine Augen über das Feld gleiten, doch er konnte beileibe nichts sehen. Jedenfalls nichts Goldenes. Dafür fiel ihm etwas anderes auf: unten auf der Tribüne standen die Würdenträger und feuerten Draco an. Lauthals. Man konnte sie bis zu ihm herauf hören. Und unten, an einem der Pfosten standen vier Ravenclaws und starrten zu ihnen hoch. Nicht ihr Jahrgang, er kannte sie höchstens vom Sehen. Seine Augen kehrten zurück auf das Feld, suchten bei den Ringen nach dem kleinen Ball. Er hatte irgendwie Glück. Er war da, der Schnatz. Im linken der drei Ringe, oberes Viertel. Harry schoss los. Draco war näher dran, aber das hieß doch noch lange nichts! ~*~*~*~ Draco hatte den Schnatz ebenfalls gesehen und beschleunigte. Dann schoss der kleine Ball nach unten Richtung Rasen. Der Slytherin hinterher, Harry längst direkt an seiner Seite. Gemeinsam rasten sie auf den Boden zu, rissen rechtzeitig die Besen in die Waagerechte, dann verschwand der Schnatz in den Katakomben. Sie hinterher. Und wieder heraus, in einem Schlenker um die Tribünen und dann war er weg. Dracos Augen suchten den Himmel ab, aber da war nichts mehr. Jetzt bemerkte er ihre Zuschauer. Zu den drei Slytherinerstklässlern hatten sich mittlerweile auch die Zwillinge gesellt. Sie gestikulierten wild herum und schienen sich ziemlich gut zu amüsieren. ~*~*~*~ Harry folgte Dracos Blick und seine Augen wurden abschätzig. „Die wieder…“, murrte er. „Wenn du zufällig eine kleine Kamera siehst, mach sie platt.“ Dann begann er zu grinsen, flog so, dass er direkt vor Draco in der Luft stehen blieb. „Hey, das grade war gar nicht schlecht. Du hast tatsächlich dazugelernt seit unserem letzten Kampf!“ Seine Augen funkelten vor Freude. „Spannend!“ ~*~*~*~ Draco lächelte leicht. Er wollte wegen der Kamera nachfragen, aber Harry lenkte ihn mit den nächsten Worten ab. Er zuckte mit den Schultern. „Ich fordere den Besten heraus - also sollte ich gut sein, oder nicht?“ Grau blitzte Grün an. ~*~*~*~ Nettes Lob. Er war nicht der Beste. Zwar hatte er nicht gegen Viktor Krumm fliegen dürfen, aber Harry war sich sicher, dass der besser war. Und Charlie war auch unglaublich gut gewesen. Allerdings… Das Grinsen wurde breiter. Es schmeichelte ihm. Sehr. Seine große Stärke war Quidditch. Er liebte das Fliegen. Und von jemandem zu hören, der es ebenfalls liebte und gut war, dass man besser war, tat gut. „Solltest du wohl.“, meinte er frech, dann steuerte er seinen Besen näher an ihn heran, gab ihm einen kurzen, keuschen Kuss und flog davon, so schnell er konnte, lachte. Es tat so gut! Es tat so gut, fliegen zu können! Und dann sah er ihn ein zweites Mal. Direkt unter Draco, knapp einen halben Meter über dem Boden. Oh, wie gemein, den konnte Draco doch niemals bekommen! Er dafür schon! Harry lehnte sich vor, schoss im Sturzflug abwärts, um Schwung zu bekommen. Er würde siegen. ~*~*~*~ Draco sah Harry nach unten schießen, riss den Besen herum und ging in den direkten Senkrechtflug über. Es war zu steil. Das wusste er. Und doch war es den Versuch wert. Sein Herzschlag raste, er sah kaum noch etwas, weil der Wind ihm die Tränen in die Augen trieb, und die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Dann zog er den Besen beiseite. Er kam ins Trudeln. Und es war nicht so ernst, dass er sein Leben riskieren musste. Der Nimbus 2002 taumelte um seine Achse und machte Draco schwindelig. Aber er blieb auf dem Besen. Mühsam zwar, aber er fiel nicht. ~*~*~*~ Harry hatte das mit Entsetzen gesehen. War der Kerl verrückt geworden? Lebensmüde? Er schoss unter ihm hindurch, ihn nicht aus den Augen lassend, und direkt an dem Schnatz vorbei, doch es kümmerte ihn nicht. Er riss stattdessen den Besen herum, flog zu dem sich langsam wieder fangenden Blonden. „Hey…“ ~*~*~*~ „Hey...“ Draco lächelte ihn schief an und richtete sich wieder vernünftig auf. So langsam hörte auch sein Kopf auf, sich zu drehen. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte sich kurz. Die Aktion war wohl nicht das klügste gewesen. ~*~*~*~ „Du hast sie nicht mehr alle.“, stellte Harry fest, lachte leise und schüttelte ebenfalls den Kopf. Wenigstens ging es ihm gut. „So ’ne Aktionen kannst du machen, wenn jemand da ist, der dir helfen kannst, wenn du dich ungespitzt in den Boden rammst. Aber hier… Nun ja, den Zwillinge würde ich deine Heilung ungern überlassen.“ ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Es könnte glatt sein, dass du Recht hast. Früher hätte ich nicht zurückgezogen.“ Er lenkte seinen Besen näher zu Harry und gab ihm einen innigen Kuss. Es war etwas wackelig, aber es besaß ganz eindeutig seinen Reiz. Er leckte sich zufrieden über die Lippen, als er Harry wieder freigab. ~*~*~*~ „Ausziehen!“, kam es von unten und Harry wurde leicht rot. Er blickte in die Richtung und stellte fest, dass es inzwischen reichlich mehr Zuschauer waren. Jetzt konnte er sie nicht mehr an zwei Händen abzählen. Er seufzte, rollte mit den Augen. „Ich fürchte, das wird noch ein ziemlich nervender Kampf.“ Dann lachte er. „Aber Lee wird bei dem Spiel, das wir gegeneinander spielen, hundertprozentig seinen Spaß haben.“ Er nahm Tempo auf, flog einmal um Draco herum. „Lass es uns beenden, Draco. Der nächste muss sitzen. Koste, was es wolle!“ Kurz hielt er inne. „Mein oder dein Leben ist davon ausgeschlossen, denn es würde das Versprechen verletzten, okay?“ ~*~*~*~ „Okay.“ Draco lächelte, streckte die Hand aus und wuschelte ihm gerade noch so durch die Haare. Dann sah er den Schnatz. Er umkreiste die Zwillinge. Ein freches Grinsen huschte über Dracos Gesicht. „Lass uns Zwillinge ärgern!“ Und damit jagte er seinen Besen auf die Tribüne zu. Direkt auf die Weasley-Zwillinge zu. ~*~*~*~ Harrys Reaktion war zu langsam. Er grinste, einverstanden mit dem Vorschlag, dann erst sah er zu ihnen hinüber und begriff, was Draco meinte. Jetzt aber schnell. Draco gewann an Vorsprung! Er schoss hinterher, holte auf, wenn auch nur langsam. Der Anblick der Zwillinge, die plötzlich große Augen machten, und die Würdenträger, die entsetzt zur Seite sprangen, waren herzerfrischend, dann war er mit Draco auf einer Höhe. „Ich rechts, du links und sie sind platt. Aber der Schnatz geht wohl vor, oder?“ Dann legte er seinen Bauch flach auf den Besen und versuchte mehr Tempo zu bekommen. ~*~*~*~ Draco lachte. „Natürlich!“ Er selbst duckte sich tiefer und lehnte sich noch mehr nach vorne. Seite an Seite jagten sie auf die Zwillinge zu, die jetzt hektisch in Deckung gingen, während sie eine Schleife zogen und den Schnatz weiterverfolgten. In einem Bogen ging es zwischen den Tribünen entlang, dann hinab zum Rasen, durch die Katakomben wieder empor und in Schlangenlinien durch die Ringe. ~*~*~*~ Als der Schnatz dann Salti flog und damit seinen Vorsprung einbüßte, wurde Harry misstrauisch. War das Ding verzaubert? Das verarschte sie ja förmlich. Aber wenigstens hatten sie jetzt aufgeholt. Jetzt waren es unter Garantie nur noch ein paar Sekunden, dann würde der Sieger feststehen. Der Schnatz machte eine Finte nach oben, woraufhin sie beide nach oben schossen, nicht damit rechnend, dass er doch den Weg nach unten wählte. Harrys einzige Möglichkeit, noch an den Schnatz heranzukommen, war dessen Beispiel folgen und einen Salto schlagen. Für einen Moment fühlte es sich fast so an, als würde er den Boden unter den Füßen verlieren, weil das Tempo zu hoch war, doch er schaffte es. Klasse Gefühl. So fühlte sich unter Garantie Freiheit an. ~*~*~*~ Draco dagegen zog den Besen zur Seite und dann hinunter. Er lag jetzt weit zurück. Vielleicht zu weit. Dennoch beschleunigte er seinen Nimbus weiter und jagte dicht an den Besenstiel gedrängt hinter Harry und dem Schnatz her. ~*~*~*~ Harry hatte den Schnatz unterdessen fast eingeholt, da machte er eine Rechtskurve, sodass Draco wieder dran war, weil er abkürzen konnte. Dennoch. Er hatte es fast geschafft. Er streckte die Hand aus – der Schnatz sackte ein wenig ab, er hinterher… ~*~*~*~ Draco war neben ihm und streckte ebenfalls die Hand aus. Sein Arm war etwas länger und so waren sie auf einer Höhe. ~*~*~*~ Harry spornte seinen Besen noch einmal an, da wollte der Schnatz direkt nach oben weg. Er war noch keine dreißig Zentimeter weit gekommen, da hatte er ihn in der Hand. Es war Glück gewesen, weil er mit seinem Besen leichter war und schneller hatte reagieren können, aber es minderte seine Freude nicht im Geringsten. Glück gehört dazu! Befreit auflachend streckte er die Hand in den Himmel, unten ertönte Jubel und die Würdenträger händigten den Zwillingen ihre Süßigkeiten aus. Er ließ sich ein wenig zurückfallen, dass er neben Draco zu fliegen kam und strahlte diesen an. „Was für ein Kampf!“ Er platzte fast vor Glück. Am liebsten wäre er Draco um den Hals gefallen, aber das hätte höchstwahrscheinlich in ihrer beider Tod geendet und das wollte er eigentlich nicht riskieren. ~*~*~*~ Draco bremste seinen Besen ab und richtete sich auf, als er sah, dass Harry den Schnatz gefangen hatte. Irgendwie war wahrscheinlich klar gewesen, wie dieses Duell enden musste. Es hatte nie anders geendet. Ein klein wenig Bitterkeit überkam den Slytherin, die er dann jedoch herunterschluckte. Es war dumm, jetzt missmutig zu werden. Vielmehr war es ein Zeitpunkt, um zu zeigen, dass er auch ein guter Verlierer war - und sich für Harry freuen konnte. So erwiderte er das strahlende Lächeln seines Freundes. Lachend streckte er die Hand aus und klopfte Harry auf die Schulter. Mehr wagte er in der Höhe und bei diesem Tempo lieber nicht. Ein Beinaheabsturz reichte schließlich. Man musste es ja nicht unbedingt übertreiben. Und außerdem hing er mittlerweile an seinem Leben. „Gratulation! Das Spiel Slytherin gegen Gryffindor wird definitiv interessant. Unter der Voraussetzung, dass wir dann wieder eine Mannschaft haben.“ ~*~*~*~ „Unter der Voraussetzung… Aber mach dir da mal keine Sorgen. Montague findet jemanden. Der weiß doch ganz genau, wer noch was draufhat. Und er weiß noch viel genauer, wie er diejenigen dazu bringt, Leistung zu zeigen.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Your love's a gathered storm I chased across the sky A moment in your arms became the reason why And you're still the only light that fills the emptiness The only one I need until my dying breath And I would give you everything just to Feel your open arms And I'm not sure I believe anything I feel ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Will auch fliegen. *_* Jetzt sofort. >.< *besenschnapp* *umshi-chanherumdüs* =^-^= Shirokko: *sichdasvorstellt* Abby auf dem Besen wie Klein-Harry auf dem Bild, das sie im 7.Band finden… *lach* Goldig! Will dich knuddeln! In der Luft ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 109: In der Luft Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Sick Cycle Carousel. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 109: In der Luft Draco und Harry wurden langsamer, hatten eigentlich vor, zu landen, aber ein Blick nach unten ließ Harry das Gesicht verziehen. Zu viele Menschen. „Mann, die nerven. Haben die nichts Besseres zu tun, als hier rumzustehen und uns zu begaffen?“, murrte er. ~*~*~*~ Draco lächelte angesichts von Harrys Optimismus bezüglich des Teams. Aber vermutlich hatte er Recht. Montague würde jemanden finden. Und selbst wenn die Spieler nicht so gut waren, dann würde er es dennoch schaffen, ein Team aufzubauen, das den anderen ebenbürtig war. „Offenbar nicht...“ Der Blonde warf einen kurzen Blick nach unten und sah, wie Rivers, Zack und Marv ihm fröhlich zuwinkten. „Aber was soll’s. Wenn sie glauben, dass das das Spannendste ist, was sie tun können, dann sollen sie es doch tun. Mir sind sie gleich.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Ihn störten sie. Seitdem sich die Gryffindors bei ihm entschuldigt hatten, schienen alle anderen auch ihre Angst vor ihm verloren zu haben und ihn wieder genauso zu begaffen, wie sie es sonst machten, so nach dem Motto: Der Held, aussterbende Art. Nervtötend. Andererseits… „Sollen wir ihnen eine Show bieten?“, fragte er. Inzwischen flogen sie so langsam und dicht nebeneinander, dass sie sich auch ohne Schreien verständigen konnten. ~*~*~*~ Draco lächelte. Es war ein Lächeln, das Verschlagenheit und Vorfreude in sich mischte. „Was genau schwebt dir vor?“ ~*~*~*~ Harry dachte einen Moment nach. „Wie wäre es, wenn wir das Training wieder aufnehmen? Ein Duell auf den Besen oder so.“ Er wollte noch nicht aufhören. „Zumindest Zielübungen wären wohl nicht so schlecht, Ausweichen trainieren ebenfalls nicht. Und Schilde kennen wir genug, um in dieser Hinsicht wirklich kreativ werden zu können.“ Er blickte ihn an. „Oder ist das zu abgefahren?“ ~*~*~*~ „Gar nicht.“ Draco schüttelte den Kopf. „Die Idee ist gut!“ Sie war sogar sehr gut. Sie konnten fliegen, dabei auch noch trainieren - was den Nebeneffekt hatte, dass ihnen keiner vorwerfen konnte, dass sie die wichtigen Dinge aus den Augen verloren - und sie würden Spaß dabei haben. „Was ist mit diesem Schubszauber, den ich bei Thomas benutzt habe? Bekommst du den hin?“ Er zog den Zauberstab hervor und richtete ihn auf einen der Zwerge. Eine Formel später setzte sich der Kleine ungewollt auf die Bank und guckte verwirrt. „Harmlos. Und mit einem simplen Schild leicht zu blocken.“ ~*~*~*~ Harry nickte, runzelte die Stirn und versuchte den Spruch. Sein Ziel: Fred. Er funktionierte nicht. „Zeig noch mal.“ Draco tat ihm den Gefallen und nach zwei weiteren Versuchen lag Fred am Boden. Er war über die Bank gestolpert. Harry grinste und blickte seinen Zauberstab begeistert an. „Toll.“, erklärte er. „Das machen wir. Was, wenn einer fällt? Aus solch einer Höhe ist das nicht gerade ungefährlich und ich weiß nicht, ob ich den Kissenzauber schnell genug hinkriege, damit du dir nicht wehtust.“ ~*~*~*~ „Ach, du meinst, dass ich fallen werde?“ Draco zog eine Augenbraue hoch, ließ Harry aber keine Chance darauf zu antworten. „Was ist mit unseren lieben Freunden?“ Er deutete auf Ron, Hermione, Pansy und Blaise, die gerade an den Spielfeldrand traten und zu ihnen empor sahen. „Scheint, als wenn sie zum richtigen Zeitpunkt eine Trainingspause machen.“ ~*~*~*~ Harry folgte seinem Fingerdeuten und begann zu grinsen. „Sie könnten mitmachen. Ein bisschen Reaktionstraining könnte ihnen auch nicht schaden!“ ~*~*~*~ „Hermione und Pansy würden sich wahrscheinlich den Hals brechen.“ Draco schüttelte den Kopf. Die Flugkünste der beiden waren schließlich sehr bescheiden – sie hatten ja auch nicht mehr geübt. „Ron und Blaise könnten mitfliegen.“ Er blickte Harry an und der Ausdruck in seinen grauen Augen vermittelte doch sehr deutlich, dass er lieber mit seinem Freund allein fliegen wollte. ~*~*~*~ Harry konnte das sehen und begann zu lächeln. „Wir machen es erstmal so. Übung. Später mit den beiden, weil es dann mehr Aufmerksamkeit fordert, weil jeder jeden angreifen kann, okay?“ Er streckte seine Hand aus, wuschelte ihm durch die Haare, dann hielt er ihm den Schnatz hin. „Sagen wir ihnen Bescheid oder sollen sie selbst auf den Gedanken kommen, uns zu retten, sollte etwas passieren?“ ~*~*~*~ Draco blickte kurz hinunter. Wenn er ehrlich war, hatte er gar keine Lust, jetzt extra runterzufliegen und das zu klären. „Sie werden es merken, wenn sie gebraucht werden.“, entschied er. „Sozusagen auch ein Reaktionstraining für sie.“ Er grinste und nahm den Schnatz an, verstaute ihn sorgfältig in der Tasche. „Ich sollte mir wohl mal einen anderen Schnatz klauen. Der hier bringt mir eindeutig kein Glück. Bisher hat er mir nur Niederlagen gebracht.“ ~*~*~*~ „Wieso das denn? Wie oft machst du solche Trainingsflüge denn?“ ~*~*~*~ Draco lachte. „So meinte ich das nicht. Hin und wieder benutze ich ihn mal zur Übung, ja. Aber bisher habe ich ihn noch nicht mit jemand anderem gejagt. Du bist also der erste.“ Dann wanderte sein Blick hinunter auf den Rasen. „Das ist der Schnatz, mit dem du im vorletzten Jahr das Spiel entschieden hast. Ich habe ihn als Mahnung geklaut, besser werden zu müssen, um dich schlagen zu können.“ Er blickte auf und lächelte Harry an. „Also, der zweite Sieg für dich mit diesem Schnatz. Und für mich die zweite Niederlage.“ ~*~*~*~ Lächelnd lehnte sich Harry vor. „Es hat geholfen. Du bist besser geworden.“ Er gab ihm einen leichten Kuss. „Okay, um den Potenzialzauber zu vermeiden, immer abwechselnd, okay? Willst du anfangen?“ ~*~*~*~ „Okay. Flieg los! Oder soll ich dich im Stehen treffen?“ Draco blickte ihn auffordernd an. ~*~*~*~ Harry schoss lachend davon, während er zurückrief: „Triffst du überhaupt?“ ~*~*~*~ Draco jagte hinter ihm her. Sein Zauberstab war bereits erhoben und er zielte möglichst sorgfältig, als er zur Antwort den Schubsfluch auf Harry losließ. ~*~*~*~ Harry sprach sofort den Schild, der ihn schützen sollte, dennoch musste er sich, als der Zauber einschlug, krampfhaft festhalten, um vom Rückstoß nicht doch noch zu fallen. Wow… war doch gar nicht so einfach auf einem Besen zu kämpfen. „Okay, pass auf! Plagam infligere!“ ~*~*~*~ Draco entschied sich für ein Ausweichmanöver und drückte seinen Besen nach unten. Dennoch war es knapp. Der Fluch sauste an seinem Ohr vorbei und er konnte nur allzu deutlich sein zischen hören. „Plagam infligere!“, schoss er direkt zurück. ~*~*~*~ Harry wollte es machen, wie er, doch irgendwie erkannte er, dass er es wohl nicht schaffen würde und zauberte doch wieder den Schild. In Zukunft würde er wohl schneller sein müssen. Es war wirklich knapp gewesen und im Moment war er echt froh, dass da nicht doch noch zwei andere auf ihn feuerten. Das wäre wirklich schwieriger und er brauchte schon hierfür seine komplette Konzentration. „Plagam infligere!“, schoss er seinen eigenen Fluch auf Draco. ~*~*~*~ Draco wendete diesmal ebenfalls den Schild an. Auch ihn schüttelte es kräftig durch. Dann zielte er wieder auf Harry. Sie wechselten sich ab und langsam erhöhte sich das Tempo. Sie flogen waghalsig, wichen aus, versuchten noch gezielter zu zaubern, die Schilde noch fester zu wirken. Von unten war hin und wieder ein Raunen zu hören oder ein Aufschrei, wenn ein Abblocken spät kam oder einem Fluch nur knapp ausgewichen werden konnte. Erneut tauchte Draco ab und schoss seinen Fluch auf Harry, den dieser wiederum erfolgreich blockte und die Erwiderung gab. Der Blonde wollte ausweichen, doch diesmal ging es schief. Der Fluch erwischte ihn voll in die Seite und riss ihn vom Besen. Er versuchte noch, irgendwie an den Besenstiel zu gelangen und sich festzuhalten, doch er hatte keine Chance. Unter sich hörte er einen Aufschrei, dann knallte er auch schon mit voller Wucht auf ein großes Kissen. Ihm wurde bei dem Aufprall die Luft aus den Lungen gepresst. Sobald er auf dem weichen Etwas zur Ruhe kam, musste er husten und rang um Atem. Bei Merlin... Das war definitiv nicht angenehm! „Draco! Alles in Ordnung?“ Blaise war der erste der Freunde, der bei ihm war. Der Blonde nickte und setzte sich auf. „Mist, verdammter!“, fluchte er. ~*~*~*~ Harry kam nur wenig später an, sprang vom Besen und rannte über das wabbelige Kissen schwankend auf Draco und Blaise zu. Als er jedoch sah, wie Draco sich aufsetzte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Vor ihm fiel er auf die Knie, umarmte ihn, dann Blaise, während die anderen ankamen und sich aufgeregt nach Dracos Befinden erkundigten. „Krasser Sturz, Draco!“ Die Zwillinge kamen angelaufen. „War das Absicht?“ „Sah nach Spaß aus!“ ~*~*~*~ Draco blitzte die Zwillinge an, schenkte ihnen aber keine weitere Aufmerksamkeit. Ron reichte ihm seinen Besen, den er mit einem Accio eingefangen hatte, ehe er noch kaputt gehen konnte. Ein ruinierter Besen pro Jahr reichte auch definitiv. „Na los, weiter!“ Er grinste Harry an. „Oder hast du schon genug?“ „Ihr seid doch verrückt! Es ist ein Wunder, dass bisher nichts passiert ist!“, fauchte Hermione. Gerade noch verhinderte sie die Verwendung des Begriffs Potenzialmagie. Sie dachte mit Schaudern an den Zwischenfall wegen den zwei Expelliarmus-Zaubern zurück. Das hier konnte noch schlimmer enden, wenn zwei gleiche Flüche aufeinander trafen! ~*~*~*~ Harry sah sie an. Eigentlich hatte er sofort zustimmen wollen, aber sie musste eine Antwort bekommen. „Deswegen zaubern wir doch abwechselnd.“, erklärte er. „Immer abwechselnd. So schnell wie möglich hintereinander, aber so, dass derjenige reagieren kann.“ Er bezog ihre Rüge auf Dracos Sturz. ~*~*~*~ Hermione schüttelte den Kopf und wollte noch etwas antworten, doch Blaise kam ihr zuvor. „Ron und ich holen unsere Besen und machen mit. Dann nehmen wir folgende Reihenfolge: Harry, Ron, Draco und ich. Dann kann doch gar nichts passieren.“ Draco nickte und auch Ron bewegte seinen Kopf mit heftiger Zustimmung. Dass die Zwillinge irritierte zwischen ihnen hin- und hersahen, entging ihnen. „Also gut.“ Hermione seufzte ergeben. „Pansy und ich passen dann auf, dass ihr euch nicht eure Hälse brecht.“ Blaise grinste und rief mit einem Accio seinen Besen, Ron tat es ihm nach. ~*~*~*~ Dann ging es wieder in die Luft. Inzwischen war die Zuschauermenge gestiegen. Man fragte sich, was die vier da veranstalteten, verstand nicht, was das sollte, aber es war auch keiner da, der gewillt oder befähigt wäre, es ihnen zu erklären. Harry wartete noch, bis sie alle so etwa Position bezogen hatten. „Also greift jeder den an, den er will, ohne Rücksicht auf mögliche Unfähigkeit zu blocken?“, fragte er. „Nur die Angriffsreihenfolge ist festgeschrieben. Ich nach dir, Blaise.“ ~*~*~*~ „Genau.“ Blaise nickte eifrig. „Harry, du fängst an.“ Der Slytherin zischte bereits davon. Draco und Ron taten es ihm nach und stoben auseinander. Alle drei hielten die Zauberstäbe wachsam in den Händen und bemühten sich, den Jungen-der-lebt im Auge zu behalten. ~*~*~*~ Harry suchte sich dennoch Draco als Ziel aus, selbst wenn dieser gerade einen Absturz hinter sich hatte. Er dachte da einfach, weil Draco jetzt sicherlich nicht mehr nachlässig sein würde. Draco blockte, da musste sich Blaise schon in Sicherheit bringen, weil Ron ihn angriff. Wäre der Angriff auf ihn gegangen, er hätte ihn getroffen. Und er begriff in diesem Zuge etwas äußerst Wichtiges: Er durfte sich in einem Gruppenduell auf keinen Fall auf seinen gerade abgeschossenen Fluch konzentrieren, sondern lieber die potenziellen Gegner im Auge behalten, um nicht eine böse Überraschung zu erleben. Bisher, das ging ihm gerade auf, hatte er nur Einzelduelle ausgefochten. Egal gegen wen, es war immer nur einer gewesen. ~*~*~*~ Blaise hatte den Fluch gerade abgeblockt, als Dracos Angriff auf Ron zujagte und den Rothaarigen und seinen Schutzschild kräftig durchschüttelte. Er hatte diesen gerade rechtzeitig noch hochziehen können. Auch er hatte seine Lektion direkt gelernt. Blaise wiederum schickte seinen Angriff gegen Harry, der erneut blocken konnte und zu Blaises Überraschung direkt erwiderte. Der Stoß brachte den Slytherin mächtig ins Taumeln und er konnte sich gerade noch auf dem Besen halten. Ron nutzte den Augenblick der Verwirrung, um Draco zu treffen, der ebenfalls um sein Gleichgewicht kämpfen musste. Dieser Gruppenkampf war definitiv eine vollkommen andere Anforderung, selbst wenn sie sich an eine feste Reihenfolge hielten und stets wussten, wer den nächsten Angriff führen würde. Sobald Draco sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, schickte er den Schubsfluch erneut gegen Harry. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige wurde frontal getroffen. Er hatte Ron einen Glückwunsch zugerufen und nur halb aufgepasst, was sich jetzt rächte. Verdammt. Er spürte, wie er hinten überkippte, griff geistesgegenwärtig zu und hing im nächsten Moment heftig schaukelnd mit einer Hand am Besen. „Verdammt!“ Verloren. Wegen Unaufmerksamkeit verloren. Getroffen von einem Zauber, den er hätte erwarten müssen. Mann, wie frustrierend. Leise vor sich hinschimpfend begann er wieder auf den Besen zu klettern. Doch als er sah, wie die anderen zu ihm flogen, hielt er inne. „Blaise! Keine Pause! Weiter! Ich bin okay!“ In einem echten Kampf würden sie auch nicht einfach aufhören können mittendrin. ~*~*~*~ Blaise zögerte und warf einen Blick zu Draco hinüber. Sein Herzschlag hatte einen Moment lang vollkommen ausgesetzt und ihm auf einmal klar gemacht, wie sehr er sich in diesen Wirrwarr aus Gefühlen verstrickt hatte. Er hatte nicht weitermachen können in dieser Situation. Vielleicht war das Schwäche. Aber... „Na los!“, drängte Draco. „Du hast ihn gehört!“ Blaise sah noch einmal zu Harry, der jetzt wieder sicher auf dem Besen saß. Gedankenschnell schickte er seinen Fluch gegen Ron, der mit einem entsetzten Aufschrei blockte. „Das war fies, Blaise!“, grollte der Rotschopf. Blaises Hand war zitternd um den Griff seines Besens geschlossen. Eigentlich wollte er jetzt fort. Weg hier. Einfach weg. Aber er konnte doch nicht einfach so abhauen. ~*~*~*~ Harry jagte seinen Fluch ebenfalls auf Ron. „In einem Kampf gibt es keine Gerechtigkeit!“, erklärte er ihm lautstark, wofür er Rons nächsten Fluch abbekam und sich darüber hinweg retten musste. ~*~*~*~ Draco entschied sich nicht die beiden zu nehmen, sondern schickte Blaise seinen Schubsfluch entgegen. Er traf den anderen Slytherin voll in die Seite. Der Blonde sah noch die Erkenntnis und das Erschrecken in Blaises dunklen Augen, dann stürzte dieser ab. Doch Hermione und Pansy waren rechtzeitig zur Stelle und bewahrten ihn mit dem Kissenzauber vor schlimmeren. Draco suchte den Blickkontakt zu Harry und Ron. Wirklich weiter? Denn Blaise blieb einfach liegen, während die Mädchen zum ihm rannten. ~*~*~*~ Harry hatte den Sturz beobachtet, war erschrocken, jetzt war er blass. Was war los? Warum rührte Blaise sich nicht? Ein hastiger Blick zu den anderen, Ron flog schon los und er folgte ihm. Entgegen seiner Worte gerade folgte er Ron und unterbrach den Zauberkreis. Und plötzlich wusste er auch, warum Blaise gestoppt hatte. Er hatte nicht wissen können, dass er wirklich in Ordnung war. Er hatte davon ausgehen müssen, dass es doch schlimmer war. So wie er selbst jetzt befürchtete, dass es Blaise wirklich erwischt hatte. Kämpfen war eben doch nicht so einfach. Zum Kämpfen brauchte man eine Härte im Herzen, die keiner von ihnen besaß. ~*~*~*~ Draco landete mit den anderen Jungen neben dem Kissen. Pansy krabbelte bereits empor und rief Blaises Namen. Dieser hielt die Arme vor das Gesicht und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Langsam ging es. Er versuchte seine Gedanken irgendwie zu sortieren. Als dann Pansy bei ihm auftauchte und direkt danach die anderen, setzte er sich mit einem matten Lächeln auf. „Sorry. Wollte euch nicht erschrecken.“, murmelte er mit blassem Gesicht. „Idiot!“, fuhr Draco ihn an und umarmte ihn erleichtert. ~*~*~*~ Harry blieb betreten daneben stehen, genau wie Ron und die anderen. Blaise ging es gut. Nur ganz langsam ging er neben den beiden in die Knie, legte auch seine Arme darum, woraufhin irgendwie die anderen drei das ebenfalls nachtaten. Harry lächelte. „Was machst du nur für Sachen? Lässt dich treffen…“ ~*~*~*~ „Sorry.“ Blaise krallte sich an seinen Freunden fest, besonders jedoch an Draco und Harry, die ihm am nächsten waren. „Ich... habe nicht aufgepasst. Ich habe mich ablenken lassen.“ Er seufzte tief. „In einer Schlacht wäre ich wahrscheinlich der erste Tote gewesen.“ „Sag so was nicht!“, sagte Pansy heiser. „Eine Schlacht wäre etwas vollkommen anderes!“ „Eben. Das ist es ja. Wir versuchen etwas zu simulieren, was man nicht simulieren kann.“, erwiderte Blaise leise. „Wenn es wirklich um unser Leben gegangen wäre, hätte ich mich niemals ablenken lassen. Dann wäre das Überleben am wichtigsten gewesen.“ ~*~*~*~ Harry schloss die Augen. Also war es das gewesen. Weil er fast gefallen wäre, war Blaise getroffen worden. Weil er sich hatte ablenken lassen. Er konnte es nachvollziehen. Jetzt. Im Nachhinein. Er hätte nicht von ihm verlangen sollen, weiterzumachen. Andererseits hatte er daraus sicherlich etwas gelernt. Blaise wusste jetzt, was auch er begriffen hatte: Niemals ablenken lassen. Ganz egal, was passierte. „Sollen… sollen wir für heute aufhören?“, wollte er leise wissen. ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern und blickte Blaise an. Ihr Knäuel hatte sich langsam aufgelöst. Auch die anderen sahen Blaise an, der verlegen lächelnd abwinkte. „Ihr könnt gerne, aber ich habe erst mal genug. Sorry.“ Es ging ihm zuviel im Kopf herum. Viel zu viel. Er konnte jetzt nicht wieder auf den Besen steigen. Das war absolut unmöglich. Er würde sowieso nur von dem nächsten Fluch wieder heruntergeworfen werden. Und soviel Spaß machte das Abstürzen nun auch wieder nicht. Draco nickte. „Ist okay.“ Dann wandte er sich zu Ron und Harry um und blickte sie fragend an. „Machen wir weiter? Oder lieber nicht?“ ~*~*~*~ „Ich will eigentlich nicht mehr.“, erklärte Harry gedehnt. Ihm war selbst am Fliegen jetzt die Lust endgültig vergangen. „Lange wäre es eh nicht mehr gegangen. Wir haben noch Unterricht und der fängt in einer halben Stunde an.“ Hermione sah das Ganze praktisch. Und Harry seufzte nur. „Klar doch.“ Dann ließ er sich rücklings auf das Kissen fallen und blickte in den Himmel hinauf. Jetzt, wo er sich nicht mehr so richtig bewegte, merkte er, dass die Sonne nachgelassen hatte. Es war frischer geworden, fast schon kalt. Wenn die Temperatur weiter so abfiel, dann würden sie wohl bald mit Schnee rechnen können. ~*~*~*~ Auch Draco hockte sich nun endgültig hin. Sein Blick wanderte zu Harry, der in den Himmel sah. Dann schaute er hinüber zu Blaise, der noch immer wirkte, als wenn er mit den Nerven völlig fertig war. „Ich bring die Besen weg.“, verkündete er, schnappte sich Blaises und Harrys Besen und schwang sich auf seinen eigenen. Rons konnte er nicht mitnehmen, denn wie sollte er in den Gryffindorturm hinein kommen? Er war weg, ehe ihn noch irgendjemand daran hindern konnte. Blaise richtete sich auf und blickte ihm nach. „Wirkt das auf noch jemanden fast wie Flucht?“, murmelte er und strich sich verwirrt durch die Haare. „Ach, Quatsch.“ Pansy lachte. „Warum sollte er?“ ~*~*~*~ „Weil er Zeit für sich braucht.“ Harry legte den Arm über die Augen. „Das wird grad alles ein bisschen viel.“ Für ihn selbst auch, aber er hatte jetzt auch keine Kraft mehr, wegzulaufen oder sich zu verstecken, die Gedanken beiseite zu schieben. Was auch immer. ~*~*~*~ „Kann ich verstehen.“ Blaise sprach die Worte so leise, dass er sie selbst kaum hören konnte. Er rollte zur Seite und lehnte den Kopf gegen Harrys Schulter. „Darf ich?“, fragte er leise. Ihm ging es ähnlich. Er wollte auch fortlaufen, allein sein, nachdenken, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. ~*~*~*~ „Klar.“, gab Harry zurück. „Immer.“ Hermione, Pansy und Ron wechselten Blicke, dann wirkte Hermione den Zauber, der ihre kleine Gruppe vor den Augen der anderen verbarg. Bei einer solchen Kuschelaktion musste nun wirklich keiner maulaffenfeil halten können. ~*~*~*~ „Danke.“ Blaise lächelte weich. Wenn die anderen drei nicht da gewesen wären, hätte er ihm jetzt einen Kuss gegeben, aber so verzichtete er lieber darauf. Pansy warf einen Blick auf die Uhr. Es war nicht mehr viel Zeit, bis sie losmussten und außerdem wurde es hier draußen empfindlich kalt. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. Man musste ja wirklich nicht im November auf dem Quidditchfeld herumsitzen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Sobald Draco im Raum der Wünsche angekommen war, ließ er sich auf das Bett fallen. Soviel ging ihm im Kopf herum. So verdammt viel. Dumbledores Eröffnungen heute. Das war viel gewesen. Viel und vor allem harter Stoff. Sein Herz zog sich in Angst um Harry zusammen. Dumbledores Worte waren unheimlich. Diese Prophezeiung, die Erklärung, dass es statt Harry auch Longbottom hätte treffen können. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Irgendwie brach etwas in ihm zusammen. Harry war kein normaler Junge. Er war es nie gewesen. Und er - Draco - würde ihn nicht vor seinem Schicksal schützen können. Er konnte neben ihm stehen, doch er würde auf diesem Weg nur eine Randfigur sein. Den Kampf konnte er nicht führen. Es war Harrys Kampf. Das war er von Anfang an gewesen. Er schrie in Frustration und Wut auf und schlug gegen die Kissen, bis er keine Kraft mehr hatte und matt liegen blieb. Aber wenn alles, was er tun konnte, war, bei Harry zu sein und neben ihm zu stehen, dann würde er das tun. Niemals würde er ihn allein gehen lassen. Niemals. Er rollte sich auf die Seite und zog die Beine an. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass der Raum nicht so steril wirkte. Ihr Geruch hing noch in der Luft. Der von Harry. Und der von Blaise. Blaise. Müde strich sich Draco über die Augen. Blaise... Er war sich nicht sicher, was er denken sollte. Seine Gefühle für ihn waren stark. Sehr stark. Aber unter Veritaserum hatte er gesagt, dass es trotzdem reine Freundschaft war. Aber Gefühle änderten sich. War es noch immer nur Freundschaft? Oder hatte sich da eine andere Art von Begehren reingemischt, die ihren Ausdruck in den heftigen Küssen nach dem Slytherinspiel gefunden hatte? War es das, was er wollte? Er hatte nicht den blassesten Schimmer. Sein Blick fiel auf die Uhr und er stöhnte leise auf. Verwandlungen hatte vor zehn Minuten angefangen. Na, McGonagall würde sich bedanken, dass er zu spät kam. Seufzend stand er auf. Seine Tasche war noch in ihrem Trainingsraum und er hoffte, dass irgendeiner der anderen sie für ihn mitgenommen hatte. Die Gryffindorhauslehrerin würde nicht gerade begeistert sein, wenn er zu spät kam und seine Hausaufgaben nicht dabei hatte. ~*~*~*~ Der Unterricht war - gelinde gesagt - durchzogen von Unaufmerksamkeit. Die kleine Gruppe war schweigsam und wenig konzentriert. Der Rest der Schüler war mit leisem Tuscheln beschäftigt. Gerüchte waren am Kochen. Dass sich der Wind gedreht hatte. Dass das ‚Traumpaar der Gegensätze’ sich getrennt hatte. Dass Harry einen neuen Freund hatte. Dracos leerer Platz schien diese Vermutungen zu bestätigen. Seine verwaiste Tasche schien wirklich alles zu sagen. Bis er dann plötzlich hereinkam, eine Entschuldigung murmelte und sich neben Blaise an seinen Platz setzte. ~*~*~*~ Draco lächelte den fünfen kurz zu, was dafür sorgte, dass das Getuschel nur noch lauter wurde und McGonagalls Geduldsfaden ist. „Meine Damen, meine Herren!“, fauchte sie. „Was ist heute nur los mit Ihnen? Sind es die Geschehnisse von Halloween?“ Betretenes Schweigen bekam sie als Antwort, das sie so auslegte, dass sie einige beruhigende Worte in die Runde schickte und auf den gemeinsamen Zusatzunterricht der Fünftklässler am kommenden Samstag hinwies. Verteidigung gegen die Dunklen Künste mit Kampfübungen. Damit sie alle Selbstverteidigung beherrschten. Daraufhin verlangte sie wieder Aufmerksamkeit auf ihren Unterricht, den sie nur leidlich bekam. Die Gerüchteküche war nicht nur am Kochen, sondern stand kurz davor, die ganze Schule mit ihrem Brei zu überfluten. ~*~*~*~ Harry starrte den Rest der Stunde auf Dracos Rücken. Irgendwie wollte er mit ihm allein sein, ihm näher kommen… Sein Kopf knallte auf die Tischplatte. Das war echt Folter. Da saß er hier, konnte ihn sehen, nur die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren, und trotzdem konnte er nicht das bekommen, was er wollte. Frustrierend. Absolut. Und diese Vollidioten von Mitschüler sollten endlich ihre Klappen halten. Als ob er Draco aufgeben würde. Niemals! Für niemanden. Nur weil er sich mit Blaise eben auch gut verstand, hieß das nicht, dass er den Freund wechselte! Auch wenn die Beziehung im Moment stark in diese Richtung abdriftete. Aber das war anders, als sie dachten. Und was sie dachten, regte ihn auf. Total. Am liebsten würde er ihnen nach und nach diesen Stummzauber auf den Hals hetzen, der dafür sorgte, dass sie nicht mehr sprechen konnten, aber das ging ja auch nicht. Er fühlte Rons Hand auf seiner Schulter, als dieser sich zu ihm beugte. „Vielleicht solltet ihr ihnen demonstrieren, dass ihr noch zusammen seid.“, murmelte er. Harry blickte ihn mitleidig an. „Aber klar. Das sieht dann auch gar nicht gestellt aus.“ Er seufzte. „Außerdem haben die doch eh keine Ahnung. Ist doch egal, was sie sagen.“ Rons zweifelnder Blick traf ihn und er begann zu lächeln. „Ist doch so.“, zwinkerte er ihm zu. „Wie könnte ich ihn gehen lassen?“ ~*~*~*~ „Sie sind albern.“, murmelte Draco leise und ließ seinen Blick über ihre Mitschüler wandern. Blaise zuckte mit den Schultern. „Sie sind elend neugierig. Tratschtanten eben.“ Draco musste wider Willen lachen, was ihm einen bösen Blick von McGonagall einbrachte und noch mehr neugierige Blicke des Rests der Klasse. „Das hast du schön gesagt, Blaise.“ Er grinste. „Aber letztlich kommt es ja nicht darauf an, was sie sagen. Sollen sie doch reden. Mittlerweile sollten sie doch wissen, dass sie sich irren können.“ „Ja, oder Recht haben.“ „Hm?“ Fragend zog der Blonde eine Augenbraue hoch. „Nun, du bist wohl eindeutig schwul.“ Blaise grinste. „Oder streitest du das noch immer ab?“ Draco zuckte mit den Schultern. „Was sind schon Worte? Letztlich zählt der Mensch, nicht das Geschlecht.“ „Da hast du durchaus Recht.“ Blaise nickte. Das war eine Einstellung, die er sehr gut teilen konnte. Endlich hatte diese ständige Beschau ein Ende, denn es klingelte. Draco stand auf und streckte sich. Blaise und Pansy taten es ihm einen Augenblick später gleich. Pansy hatte den Unterricht über geschwiegen und irgendwann begonnen, stumm kleinere Zauber zu üben. An Verwandlungen war eh nicht zu denken gewesen, da McGonagall ständig abgelenkt worden war und nicht ganz bei der Sache schien. „Galgenfrist bis zu Snape...“ Blaise seufzte leise. „Wie verbringen wir diese kostbare Zeit?“ ~*~*~*~ „Mit Essen.“, erklärte Hermione. „Wenn meine Planung für künftige Donnerstage funktionieren soll, dann müssen wir vor dem Unterricht mit Snape etwas essen, weil dieser immer etwas länger macht. Mittags müssen Hausaufgaben und kleinere Trainingseinheiten sein - abends werden wir die Hausaufgaben wohl kaum noch schaffen.“ Sie seufzte. „Jetzt haben wir noch weniger Freizeit als vorher.“ Harry lächelte sie an. „Wenn irgendjemand Freizeit braucht, dann soll er sie sich nehmen.“, meinte er. „Bevor er durchdreht.“ „Das sagst gerade du. Ihr ward es doch, die ihre Freizeit wieder in Training umgewandelt haben.“ Ron blinzelte ihn von der Seite an. Achselzuckend verzog Harry das Gesicht. „Das war freiwillig. Steht doch jedem zu, seine Freizeit zu gestalten, wie er will, oder?“ Ron seufzte. „Schon gut. Also, wenn keiner was dagegen hat… Ich würde gerne ein wenig schlafen gehen.“, erklärte er. „Ich hab die letzte Nacht wenig geschlafen.“ ~*~*~*~ „Kein Thema.“ Pansy nickte. „Dann ab ins Bett mit dir.“ Sie lächelte Ron freundlich zu. „Essen klingt gut.“, mischte sich Draco ein. Sein Magen meldete sich bereits nachdrücklich. „Allerdings würde ich persönlich von dem Abstecher in die Küche absehen. Noch ein Desaster muss nicht sein.“ Er lächelte verlegen. „Mione, gehen wir dann?“, wandte sich Blaise an das Gryffindormädchen. „Ich komme auch mit!“, ergänzte Pansy. Sie hatte nur einen kurzen Blick auf Harry und Draco geworfen und befunden, dass die beiden ruhig mal etwas Zeit allein gebrauchen konnten. ~*~*~*~ Harry sah ihnen nach. „Blöder Tag.“, sagte er dann und seufzte tief, trat auf Draco zu, schlang ihm die Arme um den Hals und lehnte sich gegen ihn. „Sie sind alle angespannt. Und ich habe das Gefühl, dass sie mich ein wenig sehr schonen. Das nervt.“ Ihm war aufgefallen, dass Hermione ihm nicht mehr wirklich widersprach, Pansy war gerade freiwillig gegangen, schenkte ihm immer wieder scheue Blicke, Ron… nun ja. Der Rotschopf hatte im letzten Jahr gelernt, dass Harry ein wenig anders war und vom unglücklichen Glück verfolgt wurde, und diesmal versteckte er es besser, aber dennoch hatte Harry ein Gefühl bei ihm, das von dem Wörtchen Distanz wohl noch am besten beschrieben wurde. Er hoffte nur, dass es nicht wieder die gleichen Gründe waren wie im letzten Jahr. Und Blaise… Er konnte es nicht sagen. Aber das musste jetzt zur Sprache kommen. Irgendwie brauchte er Gewissheit darüber. „Draco, was denkst du über Blaise?“ Seiner Stimme war keine Gefühlsregung zu entnehmen, war vollkommen neutral. Noch immer sah er ihn nicht an. ~*~*~*~ Die Frage erwischte Draco eiskalt. Er drückte seine Nase gegen Harrys Haarschopf und dachte einen Augenblick lang nach. Das war letztlich genau das, worüber er vorhin auch gegrübelt hatte. „Ich habe keine Ahnung.“, sagte er schließlich leise. „Ich weiß nicht. Ich habe vorhin auch darüber nachgedacht.“ Er spielte gedankenverloren mit den Haarsträhnen in Harrys Nacken und drehte sie um seine Finger. „Ich frage mich, ob das, was ich unter dem Veritaserum gesagt habe, noch so zutrifft. Irgendwie ist etwas hinzugekommen. Begehren könnte man es nennen.“ Er seufzte leise und gab Harry einen Kuss auf den Schopf. „Zugleich hat an sich an meinen Gefühlen für dich nicht das Geringste geändert...“ Er schwieg und fügte dann leise hinzu: „Kann man zwei Menschen lieben?“ ~*~*~*~ Harry starrte ins Leere. Er hatte also wirklich Recht gehabt. Draco liebte Blaise auch. Irgendwie. Er war sich selbst noch nicht ganz sicher, aber dennoch konnte er es ganz deutlich sehen. Wie schwer es ihm fiel, das zu akzeptieren… Und was sollte er antworten? Das war doch die Frage, oder? Konnte man zwei Menschen gleichzeitig gleich stark lieben? Irgendwie sicher, aber wenn es ging, dann konnte er es nicht. Er mochte Blaise. Er liebte ihn - wie Draco damals gesagt hatte – als Freund. Als guten Freund, aber das war auch schon alles. Und vielleicht war es besser, wenn Draco das nicht erfuhr. „Blaise ist zu lieb.“, sagte er statt einer Antwort. „Immer stellt er sich selbst in den Hintergrund, räumt das Feld, wenn er das Gefühl hat, dass er stört. Rücksichtsvoll, aber er tut sich selbst damit weh.“ ~*~*~*~ Draco seufzte erneut, senkte den Kopf ein wenig und schmiegte seine Wange an Harrys. „So war er immer. Ich will gar nicht wissen, wie sehr ich ihn schon verletzt habe. Und wie oft.“ Er löste Harrys Haare von seinen Fingern und strich ihm über den Nacken. „Was fühlst du für ihn, Harry?“, fragte er urplötzlich. „Vorhin, auf dem Quidditchfeld... Er war wegen deinem Beinaheabsturz so durch den Wind... Ich glaube, er empfindet mehr für dich. Für dich auch. Wie für mich.“ ~*~*~*~ Ein leises Nicken war die Antwort. Der Schwarzhaarige hatte diese Frage befürchtet. Und er wollte sie nicht beantworten. Er würde lügen müssen. „Er hat es mir gesagt.“, murmelte er leise. „Schon mehrere Male. Als du unter der Dusche warst das letzte Mal. Glaube ich. Auf der Party nach eurem Sieg das erste Mal. Deshalb auch der Kuss.“ Harry seufzte, drückte Draco näher an sich. „Wir tun ihm beide weh.“, sagte er leise. „Mit allem, was wir ohne ihn tun. Ich habe das Gefühl, dass er sich ausgeschlossen vorkommt, wie ein Eindringling. Hat er sich selbst genannt… Er will sich nicht zwischen uns drängen und erträgt stillschweigend alles, was wir ihm bieten. Er ist so dumm.“ Sachte rieb er seine Stirn über Dracos Schulter. ~*~*~*~ Draco hatte still zur Kenntnis genommen, dass Harry seine Frage nicht beantwortet hatte. Da das kaum ein Zufall war, beließ er es dabei. Wenn er nicht darüber sprechen wollte, dann war es wohl besser so. Was Harrys Schilderung von Blaise betraf - er teilte sie. Er sah, wie sich Blaise bemühte, ihnen nicht im Weg zu stehen und da war. Er nahm dankbar, was er bekam. Und das war etwas, was Draco ins Herz schnitt. Er erinnerte ihn an einen Bittsteller und er wollte Blaise nicht so sehen. „Wärst du bereit ihn voll einzubeziehen?“, fragte Draco leise. „Wäre das für dich in Ordnung?“ ~*~*~*~ Gar nicht. Eigentlich. Aber Harry hatte ja schon vor Tagen für sich beschlossen, dass er alles dafür tun würde, damit sie beide glücklich werden würden. Draco, weil er ihn liebte, Blaise, weil er dann nicht mehr das fünfte Rad am Wagen war. Er würde seine Eifersucht und all das schon überwinden. Und wer wusste schon, vielleicht konnte er Blaise dann irgendwann auch richtig lieben. Wieder nickte er, stumm und feststellend, dass es ihm die Kehle zuschnürte, aber er konnte dennoch lächeln. „Ja.“, hauchte er schließlich. Es war alles, was er zustande brachte, und im Nachhinein klang es in seinen Ohren gar nicht erstickt oder so, sondern so gewollt. „Wenn er da nichts dagegen hat oder du, dann ja.“ ~*~*~*~ Draco nickte leicht. „Okay.“, flüsterte er heiser. Also würden sie heute Abend am besten mit Blaise reden. Ob das in Ordnung war. Ob sie diesen Weg gehen konnten. Er war sich nicht sicher, was er fühlte. Erleichterung? Weil er in sich dann nichts mehr niederkämpfen musste? Angst, weil es sich irgendwie seltsam anfühlte? Anspannung, weil er unsicher war, was Blaise sagen und wie genau es weitergehen würde? Still drückte er Harry fester an sich. ~*~*~*~ Harry tat es ihm nach, versteckte sein Gesicht in der warmen Halsbeuge, atmete den warmen Geruch ein und konzentrierte sich ganz fest auf ihn. Irgendwie war da Angst in ihm. Ganz heftige Angst davor, den zu verlieren, der ihm am wichtigsten war. „Dray… ganz egal, wie das alles ausgeht - ob es funktioniert oder nicht - versprich mir, dass du bei mir bleibst, ja? Geh nicht weg. Lass mich niemals allein!“ Seine Stimme zitterte. Er hatte wirklich Angst. Davor, dass er ihn an Blaise verlieren konnte. Und davor, dass er ihn verlassen musste. Wegen seinem Kampf. Wegen der Aufgabe, die ihm gestellt war. Weil die Prophezeiung nicht eindeutig gewesen war. Die ganze Zeit über tat er so, als wäre die Prophezeiung so gesprochen, dass sie keinen Zweifel über seinen Sieg zuließ, aber in Wahrheit… Es musste nicht zwangsweise er sein, der überlebte. Klar, es wäre für alle besser, wäre es so, aber… der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt. So war es doch. So und nicht anders. Voldemort konnte genauso gut überleben und dann wäre die Welt verloren. Und Draco ebenso. Er könnte sein Versprechen nicht einlösen, dass er überleben würde. Draco wäre alleine, würde um ihn weinen, die Scherben seines Herzens aufsammeln. Vielleicht würde er ihm folgen. Dann wären all die Tage, die sie zusammen erlebt hätten, umsonst gewesen, weil sie Draco nicht hatten helfen können, weil sich keiner mehr daran erinnerte. Allein der Gedanke daran tat weh. Es tat so sehr weh, dass die Tränen hinter seinen Lidern brannten. Vielleicht war es aus genau diesem Grund ganz gut so, dass Draco in Blaise eine zweite Liebe gefunden hatte, denn vielleicht würde er es sich dann überlegen, ob er ihm folgte, um Blaise nicht unglücklich zu machen. ~*~*~*~ „Ich werde immer bei dir bleiben, Harry. Was auch passiert.“, versprach Draco leise. „Dafür würde ich dir selbst einen Unbrechbaren Eid schwören.“ Er gab ihm einen leichten Kuss auf die Stirn und drückte ihn wieder fest an sich. Was auch immer es war, das er für Blaise empfand - es würde immer irgendwie an zweiter Stelle stehen. Es war anders. Nicht wie das hier. Nicht wie die Bindung, die er zu Harry besaß. Das war ihm klar. Und vielleicht war deshalb dieser Versuch von vornherein zum Scheitern verurteilt. ~*~*~*~ Harry musste wider Willen lächeln. Dracos Worte beruhigten ihn. Sehr sogar. Auch wenn er einen solchen Schwur von ihm niemals fordern würde, denn wenn er ihn nicht halten konnte, würde er sterben. Für sein Herz konnte keiner was. Wenn es sich veränderte, dann konnte man dagegen schlecht etwas tun. Jemanden mit einem Schwur an den Tod zu binden… Das würde er nicht tun. Schon gar nicht Draco. Denn wenn er ihn einmal verlieren sollte, sollte es nicht gleich sein Tod sein. Auch wenn er nicht davon ausging, dass er sein Versprechen brach. Es klang absolut überzeugend. Es war so tief aus der Seele gesprochen… „Ich liebe dich!“, flüsterte er liebevoll, aus tiefstem Herzen dankbar. „Ich werde das alles überleben. Irgendwie. Ich überlebe es für dich, damit du nicht weinen musst.“ ~*~*~*~ Draco spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, aber bevor sich auch nur eine von ihnen davonschleichen konnte, ging die Tür auf und die anderen kamen zurück. Ron war tatsächlich in den Gryffindorturm zurückgegangen, sodass nur noch Hermione, Pansy und Blaise zu ihnen hereinkamen. „Wir haben Kuchen!“ Pansy strahlte in die Runde. „Euer beider Lieblingskuchen, um genau zu sein!“ Hermione lachte. „Dobby bestand darauf, sie uns mitzugeben.“ Draco blickte verblüfft auf den Tisch, wo beide ihre Last abgestellt haben. Neben dem Nusskuchen mit Schokolade stand eine große Schwarzwälderkirschtorte. Wow. Das hatte er dem Hauselfen wirklich nicht zugetraut. Blaise grinste nur und stellte noch ein paar Brötchen daneben ab. „Falls irgendwer noch was Herzhaftes haben will.“ ~*~*~*~ Harry löste sich von Draco, lächelte schmerzlich. Gott, sie waren so lieb. Sie taten soviel. Jetzt auch noch Dobby. Aber er hatte so was von überhaupt keinen Hunger. Wobei ihm einfiel, dass Mme Pomfrey ihn noch erwartete. Also sollte er etwas essen, damit sie ihn nicht am Ende dazu zwang. Das Lächeln wurde breiter. „Ich nehme Kuchen.“, erklärte er und griff auch schon zu, setzte sich mit seiner Beute auf den Tisch und brach einen Brocken ab, den er sich in den Mund schob. ~*~*~*~ Draco bediente sich bei der Torte und lud sich ein großes Stück auf den Teller. Er wusste, wie verdammt gut Dobby diese machen konnte. Mit einem Lächeln machte er sich darüber her. Das war etwas, was er nicht erwartet hatte. Und daher nahm er diese Gabe umso lieber an. Schweigend saßen sie beisammen und aßen, bis es Zeit wurde, dass Harry zum Quidditchtraining ging und sich Blaise, Draco und Pansy auf in die Kerker zu ihrem Privattraining machten. ~*~*~*~ Das Training wurde eine Katastrophe. Harry war bei Mme Pomfrey gewesen und hatte sich eine Belehrung über ausgewogene Mahlzeiten anhören dürfen, von wegen Zucker und Mehl wäre nicht das einzige, das der Körper brauchte. Interessiert hatte es ihn nicht, auch wenn er genickt hatte – sie sollte froh sein, dass er sich überhaupt etwas hineingezwungen hatte. Und als Angelina Schimpfbällchentraining verordnete, war es vorbei. Drei Bälle hielt er durch, danach knallte er durch. Die Sprüche gingen so tief unter seine Haut, dass sie wehtaten. Sie sprachen über Dinge, die er nicht aussprechen wollte, dass er ein Verräter an Draco und Blaise war, weil er sie belog, dass er ein Weichei war, weil er Angst hatte, dass er schwach war, weil er nichts tun konnte… Gerade als er den vierten Ball berührte, flog dieser mit einem lauten Knall in die Luft, regnete als Asche zu Boden. Ein zweiter folgte, ein dritter, ein vierter, immer mehr und mehr. Dann war Ron bei ihm und wollte ihn aufhalten. Er fiel fast vom Besen, als Harrys Geste eindeutig verriet, dass er der nächste war, der explodieren würde. Aber Harry tat es nicht. Rons Ausdruck hielt ihn auf, ließ Entsetzen in seinem Körper hochsteigen, seine Augen weiteten sich, dann zog er sich zurück. Entschuldigungen murmelnd trat er den Rückzug an, flog davon, floh. Ron hinterher. Der Rotschopf brauchte lange, um ihn wieder zu finden, aber als er den Ort erstmal fand, war es logischer als klar, dass er hier war und nicht woanders. Hagrids Grab war voll von erfrorenen, verwelkten Blüten, die ein wirklich trauriges Bild darstellten auf der schwarzen Erde. Und Harry saß unter dem Baum daneben, zusammengekauert, und weinte. Er konnte ihn Schluchzen hören. Bis zu sich. Ron ging zu ihm, hockte sich wortlos neben ihn und nahm ihn tröstend in die Arme. Wie lange hatte er das nicht mehr getan? Wie lange hatte er ihn nicht mehr trösten können? Es war viel zu lange her, dass er etwas für ihn hatte tun können und jetzt konnte er ihm nicht helfen, weil er zu schwach war. Er konnte bei ihm sein und ihm beistehen, aber eigentlich war das gar nichts. Harry trug eine Last, die er nicht tragen konnte. Schon zuvor hatten alle Erwartungen in ihn gesetzt, jetzt wo klar war, dass diese Erwartungen begründet waren, war klar, dass es für ihn noch schwerer wurde, denn nun wusste er, dass ihm niemand diesen Kampf abnehmen konnte. Er musste es schaffen, ganz alleine. Den letzten Schritt musste er ganz alleine gehen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ So when will this end It goes on and on And over and over and over again Keep spinning around I know that it wont stop Till I step down from this Sick cycle carousel ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Gefühlschaos hoch drei. Mindestens. Blaise ist verwirrt, Draco nicht weniger und Harry... sieht als einziger klar, stellt sich selbst aber total zurück... Und sag noch mal jemand, dass Frauen kompliziert wären... Shirokko: Ich bin nicht kompliziert!!! *händeinhüftestemmt* Aber diese Situation… Sie sind alle so stark. Ich wäre längst daran zerbrochen. Ich hätte aufgegeben, mich versteckt oder umgebracht oder so was. Einen solchen Erwartungsdruck würde ich niemals überstehen. Eine solche Last würde ich mir selbst niemals aufbürden, denn ich weiß, dass ich das nicht überstehen könnte. *smile* Ich schreibe Harry so gerne, weil er so unglaublich stark ist… Abenteuer (zensiert) -------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 110: Abenteuer Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Boyzone - Paradise. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 110: Abenteuer Snape erwartete sie bereits mit missmutigem Gesicht. Offenbar war er nicht sehr angetan von der Aufgabe, die Dumbledore ihm übertragen hatte. „Wir beginnen mit Okklumentik.“, sagte er kurz angebunden. „Ich gehe davon aus, dass Draco euch schon darüber unterrichtet hat und ihr wisst, worum es geht.“ Seine kalten schwarzen Augen musterten die drei Teenager, die vor ihm auf dem schwarzen Sofa saßen und hin und wieder einen irritierten Blick zu den beiden Katzen warfen, die Snape gerade außerhalb seiner Reichweite anschmachteten. „Wir beginnen mit dir, Draco, da du bereits Erfahrung hast, dann Blaise und zum Schluss Pansy. Noch Fragen? Nein. Legilimens!“ Augenblicklich war da wieder dieses widerliche Gefühl, von Snape, der in seinen Gedanken herumwühlte und der diesmal mehr fand. Verwirrung zuvorderst und sie hervorkramte, die Gefühle für Blaise. Die Kuschelszenen im Raum der Wünsche. Alles, was an aktuellen Gefühlen da war, die nicht Harry betrafen. Draco keuchte heftig, als Snape sich aus seinen Gedanken zurückzog. „Ihr seid verdreht. Vollkommen verdreht.“, stellte er mit einem abfälligen Blick fest, der Draco die Zornesröte ins Gesicht trieb. „Du wirst nicht besser. Kein bisschen. Dein Geist ist immer noch ein offenes Haus. Lern es verdammt noch mal zu verschließen!“, fuhr Snape ihn an und richtete dann seinen Stab auf Blaise, der ihn unbehaglich ansah. „Legilimens!“ Auch hier fand er Verwirrung und Gefühle, die widersinnig und absurd waren. Vollkommen absurd. Er verzog angeekelt das Gesicht, ließ Blaise keuchend und hochrot angelaufen, um Atem ringend zurück und widmete sich Pansy. Bei ihr war es erstaunlich. Er kam nicht weit in ihren Gedanken, ehe sie ihn hinauswarf. „Bemerkenswert. Woran liegt das?“, erkundigte er sich. Sie lächelte still. „Keine Lust, Sie in mir herumschnüffeln zu lassen, Sir.“ Snape zog eine Augenbraue hoch und nahm sie sich noch dreimal vor. Dann war es ihm genug. Sie war einigermaßen stabil in ihrer Abwehr. Bemerkenswert. Es schien, als wenn sie es gewohnt war, ihre Gedanken zu verbergen. Blaise und Draco forderte er, bis ihre Grenzen sichtbar erreicht waren. „Trainieren Sie Selbstbeherrschung und Disziplin!“, wies er sie an, als er sie nach dreieinhalb Stunden vor die Tür setzte und sich selbst auf das Sofa fallen ließ. Einen Augenblick später sprang er auf, weil eine der Katzen, die sandfarbene, beschlossen hatte, auf seinen Schoß zu springen. Anklagend blickte sie zu ihm empor, während ihre Gefährtin in sicherer Entfernung kauerte. „Mistviecher!“, fluchte er. ~*~*~*~ Harry hatte sich irgendwann beruhigt und war von Ron mit einem Erfrischungszauber Marke Molly Weasley bedacht worden, bevor er die Erlaubnis bekommen hatte, nach oben zu gehen. Ron hatte nicht eine Frage gestellt, hatte sich zum Reden angeboten, was Harry ein Lächeln entlockt hatte. Reden hätte er nicht gekonnt. Sein Kopf schmerzte eh vom Heulen, einen weiteren Heulkrampf konnte er nicht gebrauchen. Aber er hatte versprochen, bei Gelegenheit darauf zurückzukommen. Jetzt saß er im Raum der Wünsche am Fenster und blickte auf die weite Fläche, die im Licht des fast vollen Mondes bleich wirkte, wie krank. Die Bäume wirkten wie Skelette ohne ihre Blätter, der See war ebenfalls bleicher als sonst, wirkte schal und unwirtlich, die Sterne schienen ihn auszulachen. Einmal hatte er sich ihnen überlegen gefühlt, weil sie einsam gewesen waren, während er jemanden gefunden hatte, der ihm die Einsamkeit nahm. Jetzt beneidete er sie ein wenig um ihre Einsamkeit, weil sie keine Probleme mit zu hohen Erwartungen hatten. Man erwartete doch nur, dass sie schienen und tagsüber nicht zu sehen waren. Mehr nicht. Ab und zu sollten sie von ihren Erfahrungen berichten, wenn man aus ihnen die Zukunft lesen wollte, aber das war auch schon alles. Sie hatten es wirklich gut. Nur hatten sie niemanden, der sie in den Arm nahm. War das ausgleichende Gerechtigkeit? Als die Tür aufging, schob er all diese düsteren Gedanken beiseite und lächelte seinen beiden Freunden zu. Sie sahen fertig aus. Sehr. Snape war wohl doch noch schlechter gelaunt, als er gedacht hatte. ~*~*~*~ Blaise und Draco ließen sich beinahe synchron nebeneinander auf das Bett fallen. „Komm her.“, murmelte der Blonde leise und winkte Harry zu sich. Er wollte ihn jetzt an sich drücken. Dieses ganze Training war Folter gewesen. Nichts als Folter. Und sein Gehirn fühlte sich an, als wenn es jemand dreimal kräftig durcheinander gewirbelt und dann gegen die Wand geworfen hätte. Blaise ging es ähnlich. „Bei Merlin. Der Kerl ist ein Sadist.“ ~*~*~*~ Harry rutschte vom Fensterbrett und krabbelte auf das Bett. Er hockte sich zwischen ihre beiden Köpfe und begann sie zu kraulen, seine beinahe kalten Hände über ihre Schläfen wandern zu lassen. Sie waren warm und das war schön. Er lächelte. „Erzähl uns was Neues.“ Sachte ließ er seine Finger über die Augen streichen, damit sie sich schlossen. „Vergessen, Ablenkung und der Wunsch, dass er sich selbst aufhängen möge an seiner Schnüffelei… Das hilft. Manchmal.“ ~*~*~*~ Sie mussten beide lachen. Draco kuschelte sich mit dem Kopf auf Harrys Beine und schmiegte sich an ihn. Seine Hand streckte er aus und begann Blaise ebenfalls zu streicheln. Dieser zuckte einen Augenblick zusammen, ehe er sich dann ganz vorsichtig zu entspannen wagte. Schön fühlte es sich an. Sehr schön. ~*~*~*~ Harry zog Dracos Kinn ein wenig hoch, blickte ihn lange an, dann wurde sein Blick fragend, als er zu Blaise hinübernickte. Sie hatten es abgesprochen. Sie würden Blaise einbinden. Und weil dieser sich unter Garantie wieder ausgeschlossen fühlen würde, wenn sie untereinander starten würden, sollten sie besser bei ihm starten. Ihn ein wenig damit überraschen. Nur war er sich unsicher, ob das auch in Ordnung war. Draco nickte nach ein paar Sekunden, woraufhin sich Harry umständlich zu ihm hinunterbeugte und ihn sachte küsste. Er lächelte. Dann beugte er sich zur anderen Seite und legte seine Lippen ganz vorsichtig auf die von Blaise, bewegte sie sachte dagegen. Seine Hand hielt sein Kinn ein wenig fest, um den Zugang besser zu ermöglichen. ~*~*~*~ Blaise war im ersten Moment verblüfft und blickte Harry überrascht an, dann fielen seine Augenlider zu und zögernd erwiderte er den Kuss. Seine Zungenspitze stieß gegen Harrys Lippen, fuhr sachte darüber und bat vorsichtig um Einlass. ~*~*~*~ Den Harry gewährte. Nur ganz eben öffnete er den Mund, kam Blaise entgegen, ließ ihn schließlich ein. Warm war er, weich und anschmiegsam. Und er konnte wirklich küssen. Da waren irgendwie keine Hemmungen mehr, auch wenn er vorsichtig war und blieb. Harry hatte das Gefühl, dass Blaise sich darauf einzulassen begann. Seine Hand löste sich von seinem Kinn, strich sachte über den Hals, fuhr ein wenig weiter, bis seine Finger unter die Krawatte spitzten, die zu eng war, um seine ganze Hand hindurch zu lassen. Aber er wollte auch die zweite Hand nicht zu Hilfe nehmen, weil sie Dracos Nacken kraulte. Sachte begann er die Finger zu spreizen, um den Knoten ein wenig zu lockern. ~*~*~*~ Es war Draco, der Harry zu Hilfe kam und mithalf, die Krawatte zu lockern und schließlich ganz zu lösen. Dann begann er Harrys Hemd allmählich zu öffnen und auch seiner Krawatte einen Freiflug zu bescheren. Zärtlich begann er über die weiche Haut zu streicheln, während er mit der anderen Hand nach und nach die Knöpfe von Blaises Hemd öffnete und seine Haut liebkoste. Blaise sog bei dieser Berührung überrascht die Luft ein und beendete den Kuss. Mit geweiteten Augen blickte er Draco an, der nur still lächelte und weitermachte. Er spürte Blaises Zögern, seine Unsicherheit. ~*~*~*~ Harry spürte das ebenfalls. Aber es kümmerte ihn nicht so sehr. Es gefiel ihm nicht, dass der Kuss unterbrochen war, hielt aber dennoch einen Augenblick inne, um abzuwarten, was Blaise sagen würde, dann begann er kleine Küsse um den Mund herum zu verteilen, auf der Wange, zum Augenlid hinauf. Seine Rechte stieß auf Dracos Hand, als er über die Brust strich, verharrte und spürte dem rasenden Herzschlag nach. Seltsam, dass er so aufgeregt war. Er selbst fühlte sich so ruhig… Seine linke Hand fuhr inzwischen über Dracos Halspartie, liebkoste Schlüsselbein und Kehle, zart, lockend. Es war gar nicht so einfach, sich auf zwei Menschen gleichzeitig zu konzentrieren. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht, als er Blaises heftigen Herzschlag spürte. Langsam richtete er sich auf und zwar so, dass er auf Harrys Berührungen nicht verzichten musste. Er liebkoste Harrys Brust mit den Lippen, küsste sich bis zum Bauchnabel hinab, um dann vorwitzig mit seiner Zunge gegen den Bauchnabel zu stupsen. Blaise streckte die Hand aus und zog Harry zu einem weiteren Kuss. Er schmeckte gut. Süß irgendwie. Mit der anderen tastete er blind nach Draco, erwischte dessen Hand und drückte sie leicht. Er hielt sich fest, hatte er doch das Gefühl, gerade in einen schnellen Absturz überzugehen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Liebevoll strich Harry Draco über den Rücken und zog auch Blaise gegen sich, begann ihn leicht zu kraulen. Diese Nähe brauchte er jetzt. Zumindest ein bisschen. Aber als die beiden Anstalten machten, jetzt die Augen zu schließen und so einzuschlafen, begann er wirklich zu lachen. „Leute, bevor wir schlafen, geh ich duschen. Es tut weh, wenn das Zeug trocknet.“ Erfahrungen hatte er ja schon gemacht und er wusste, wie empfindlich er an der Kopfhaut war. „Und Haareschneiden ist nicht.“ ~*~*~*~ Draco gab einen leisen Protestlaut von sich. Er wollte absolut nicht, dass Harry jetzt ging. „Zauberstab.“, murmelte er und suchte nach seinem Umhang. Glücklicherweise hatte er schlecht gezielt. Irgendwie bekam er den Stab aus der Tasche gezogen und murmelte leise den Zauber. „Besser?“ Blaise hat die ganze Zeit über keine Anstalten gemacht, sich irgendwie zu rühren. Er hatte den Kopf an Harrys Brust gelehnt und den Arm quer über seinem Bauch liegen. ~*~*~*~ Harry lächelte glücklich. „Du hast mehr von deinem Katzendasein behalten, als ich dachte.“, meinte er und streichelte ihm über die Wange, während er sich in die Kissen zurückfallen ließ. „Schmusetiger, nicht wahr?“ Er gab ihm einen leichten Kuss, dann Blaise ebenso. „Ihr müsst die Decke noch ausbuddeln, sonst werden wir alle krank.“, sagte er leise, was murrend getan wurde, dann schloss er zufrieden die Augen. Vielleicht… vielleicht war es doch nicht so schwer, mit dieser Situation zu leben… ~*~*~*~ „Ts...“, murmelte Draco leise. „Du bist die Katze von uns.“ Er zog die Decke, die ihm Blaise irgendwie angereicht hatte, etwas höher und schmiegte sich enger an den Gryffindor. Er spürte, wie Blaises Hand nach seiner tastete und nahm sie, drückte sie leicht. Er fühlte sich matt, zufrieden und schlichtweg wohl. Auch Blaise ging es gut. Dennoch fragte er sich, was das gerade gewesen war. Er war sich nicht sicher, wie er die Situation zu bewerten hatte, doch im Moment konnte er sie einfach nur annehmen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ We're going to build a bridge Between our hearts Going to cross the river of love Into paradise, paradise Going to walk up the road, hand in hand To the castle in the sky Where we're going to live Going to live, yeah ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *spartsichjedenkommentar* *schautstillindierunde* Na? Shirokko: ;_; --> *heult* Mensch, was ist denn das? Ja, ich weiß, ich wollte das immer schon schreiben, ein Dreieck, aber… *unglücklichist* Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll… Sie sind süß und trotzdem… abranka: *zushi-chanhoppel* *indenarmnehm* *tröst* Abenteuer --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 110: Abenteuer Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Boyzone - Paradise. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 110: Abenteuer Snape erwartete sie bereits mit missmutigem Gesicht. Offenbar war er nicht sehr angetan von der Aufgabe, die Dumbledore ihm übertragen hatte. „Wir beginnen mit Okklumentik.“, sagte er kurz angebunden. „Ich gehe davon aus, dass Draco euch schon darüber unterrichtet hat und ihr wisst, worum es geht.“ Seine kalten schwarzen Augen musterten die drei Teenager, die vor ihm auf dem schwarzen Sofa saßen und hin und wieder einen irritierten Blick zu den beiden Katzen warfen, die Snape gerade außerhalb seiner Reichweite anschmachteten. „Wir beginnen mit dir, Draco, da du bereits Erfahrung hast, dann Blaise und zum Schluss Pansy. Noch Fragen? Nein. Legilimens!“ Augenblicklich war da wieder dieses widerliche Gefühl, von Snape, der in seinen Gedanken herumwühlte und der diesmal mehr fand. Verwirrung zuvorderst und sie hervorkramte, die Gefühle für Blaise. Die Kuschelszenen im Raum der Wünsche. Alles, was an aktuellen Gefühlen da war, die nicht Harry betrafen. Draco keuchte heftig, als Snape sich aus seinen Gedanken zurückzog. „Ihr seid verdreht. Vollkommen verdreht.“, stellte er mit einem abfälligen Blick fest, der Draco die Zornesröte ins Gesicht trieb. „Du wirst nicht besser. Kein bisschen. Dein Geist ist immer noch ein offenes Haus. Lern es verdammt noch mal zu verschließen!“, fuhr Snape ihn an und richtete dann seinen Stab auf Blaise, der ihn unbehaglich ansah. „Legilimens!“ Auch hier fand er Verwirrung und Gefühle, die widersinnig und absurd waren. Vollkommen absurd. Er verzog angeekelt das Gesicht, ließ Blaise keuchend und hochrot angelaufen, um Atem ringend zurück und widmete sich Pansy. Bei ihr war es erstaunlich. Er kam nicht weit in ihren Gedanken, ehe sie ihn hinauswarf. „Bemerkenswert. Woran liegt das?“, erkundigte er sich. Sie lächelte still. „Keine Lust, Sie in mir herumschnüffeln zu lassen, Sir.“ Snape zog eine Augenbraue hoch und nahm sie sich noch dreimal vor. Dann war es ihm genug. Sie war einigermaßen stabil in ihrer Abwehr. Bemerkenswert. Es schien, als wenn sie es gewohnt war, ihre Gedanken zu verbergen. Blaise und Draco forderte er, bis ihre Grenzen sichtbar erreicht waren. „Trainieren Sie Selbstbeherrschung und Disziplin!“, wies er sie an, als er sie nach dreieinhalb Stunden vor die Tür setzte und sich selbst auf das Sofa fallen ließ. Einen Augenblick später sprang er auf, weil eine der Katzen, die sandfarbene, beschlossen hatte, auf seinen Schoß zu springen. Anklagend blickte sie zu ihm empor, während ihre Gefährtin in sicherer Entfernung kauerte. „Mistviecher!“, fluchte er. ~*~*~*~ Harry hatte sich irgendwann beruhigt und war von Ron mit einem Erfrischungszauber Marke Molly Weasley bedacht worden, bevor er die Erlaubnis bekommen hatte, nach oben zu gehen. Ron hatte nicht eine Frage gestellt, hatte sich zum Reden angeboten, was Harry ein Lächeln entlockt hatte. Reden hätte er nicht gekonnt. Sein Kopf schmerzte eh vom Heulen, einen weiteren Heulkrampf konnte er nicht gebrauchen. Aber er hatte versprochen, bei Gelegenheit darauf zurückzukommen. Jetzt saß er im Raum der Wünsche am Fenster und blickte auf die weite Fläche, die im Licht des fast vollen Mondes bleich wirkte, wie krank. Die Bäume wirkten wie Skelette ohne ihre Blätter, der See war ebenfalls bleicher als sonst, wirkte schal und unwirtlich, die Sterne schienen ihn auszulachen. Einmal hatte er sich ihnen überlegen gefühlt, weil sie einsam gewesen waren, während er jemanden gefunden hatte, der ihm die Einsamkeit nahm. Jetzt beneidete er sie ein wenig um ihre Einsamkeit, weil sie keine Probleme mit zu hohen Erwartungen hatten. Man erwartete doch nur, dass sie schienen und tagsüber nicht zu sehen waren. Mehr nicht. Ab und zu sollten sie von ihren Erfahrungen berichten, wenn man aus ihnen die Zukunft lesen wollte, aber das war auch schon alles. Sie hatten es wirklich gut. Nur hatten sie niemanden, der sie in den Arm nahm. War das ausgleichende Gerechtigkeit? Als die Tür aufging, schob er all diese düsteren Gedanken beiseite und lächelte seinen beiden Freunden zu. Sie sahen fertig aus. Sehr. Snape war wohl doch noch schlechter gelaunt, als er gedacht hatte. ~*~*~*~ Blaise und Draco ließen sich beinahe synchron nebeneinander auf das Bett fallen. „Komm her.“, murmelte der Blonde leise und winkte Harry zu sich. Er wollte ihn jetzt an sich drücken. Dieses ganze Training war Folter gewesen. Nichts als Folter. Und sein Gehirn fühlte sich an, als wenn es jemand dreimal kräftig durcheinander gewirbelt und dann gegen die Wand geworfen hätte. Blaise ging es ähnlich. „Bei Merlin. Der Kerl ist ein Sadist.“ ~*~*~*~ Harry rutschte vom Fensterbrett und krabbelte auf das Bett. Er hockte sich zwischen ihre beiden Köpfe und begann sie zu kraulen, seine beinahe kalten Hände über ihre Schläfen wandern zu lassen. Sie waren warm und das war schön. Er lächelte. „Erzähl uns was Neues.“ Sachte ließ er seine Finger über die Augen streichen, damit sie sich schlossen. „Vergessen, Ablenkung und der Wunsch, dass er sich selbst aufhängen möge an seiner Schnüffelei… Das hilft. Manchmal.“ ~*~*~*~ Sie mussten beide lachen. Draco kuschelte sich mit dem Kopf auf Harrys Beine und schmiegte sich an ihn. Seine Hand streckte er aus und begann Blaise ebenfalls zu streicheln. Dieser zuckte einen Augenblick zusammen, ehe er sich dann ganz vorsichtig zu entspannen wagte. Schön fühlte es sich an. Sehr schön. ~*~*~*~ Harry zog Dracos Kinn ein wenig hoch, blickte ihn lange an, dann wurde sein Blick fragend, als er zu Blaise hinübernickte. Sie hatten es abgesprochen. Sie würden Blaise einbinden. Und weil dieser sich unter Garantie wieder ausgeschlossen fühlen würde, wenn sie untereinander starten würden, sollten sie besser bei ihm starten. Ihn ein wenig damit überraschen. Nur war er sich unsicher, ob das auch in Ordnung war. Draco nickte nach ein paar Sekunden, woraufhin sich Harry umständlich zu ihm hinunterbeugte und ihn sachte küsste. Er lächelte. Dann beugte er sich zur anderen Seite und legte seine Lippen ganz vorsichtig auf die von Blaise, bewegte sie sachte dagegen. Seine Hand hielt sein Kinn ein wenig fest, um den Zugang besser zu ermöglichen. ~*~*~*~ Blaise war im ersten Moment verblüfft und blickte Harry überrascht an, dann fielen seine Augenlider zu und zögernd erwiderte er den Kuss. Seine Zungenspitze stieß gegen Harrys Lippen, fuhr sachte darüber und bat vorsichtig um Einlass. ~*~*~*~ Den Harry gewährte. Nur ganz eben öffnete er den Mund, kam Blaise entgegen, ließ ihn schließlich ein. Warm war er, weich und anschmiegsam. Und er konnte wirklich küssen. Da waren irgendwie keine Hemmungen mehr, auch wenn er vorsichtig war und blieb. Harry hatte das Gefühl, dass Blaise sich darauf einzulassen begann. Seine Hand löste sich von seinem Kinn, strich sachte über den Hals, fuhr ein wenig weiter, bis seine Finger unter die Krawatte spitzten, die zu eng war, um seine ganze Hand hindurch zu lassen. Aber er wollte auch die zweite Hand nicht zu Hilfe nehmen, weil sie Dracos Nacken kraulte. Sachte begann er die Finger zu spreizen, um den Knoten ein wenig zu lockern. ~*~*~*~ Es war Draco, der Harry zu Hilfe kam und mithalf, die Krawatte zu lockern und schließlich ganz zu lösen. Dann begann er Harrys Hemd allmählich zu öffnen und auch seiner Krawatte einen Freiflug zu bescheren. Zärtlich begann er über die weiche Haut zu streicheln, während er mit der anderen Hand nach und nach die Knöpfe von Blaises Hemd öffnete und seine Haut liebkoste. Blaise sog bei dieser Berührung überrascht die Luft ein und beendete den Kuss. Mit geweiteten Augen blickte er Draco an, der nur still lächelte und weitermachte. Er spürte Blaises Zögern, seine Unsicherheit. ~*~*~*~ Harry spürte das ebenfalls. Aber es kümmerte ihn nicht so sehr. Es gefiel ihm nicht, dass der Kuss unterbrochen war, hielt aber dennoch einen Augenblick inne, um abzuwarten, was Blaise sagen würde, dann begann er kleine Küsse um den Mund herum zu verteilen, auf der Wange, zum Augenlid hinauf. Seine Rechte stieß auf Dracos Hand, als er über die Brust strich, verharrte und spürte dem rasenden Herzschlag nach. Seltsam, dass er so aufgeregt war. Er selbst fühlte sich so ruhig… Seine linke Hand fuhr inzwischen über Dracos Halspartie, liebkoste Schlüsselbein und Kehle, zart, lockend. Es war gar nicht so einfach, sich auf zwei Menschen gleichzeitig zu konzentrieren. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht, als er Blaises heftigen Herzschlag spürte. Langsam richtete er sich auf und zwar so, dass er auf Harrys Berührungen nicht verzichten musste. Er liebkoste Harrys Brust mit den Lippen, küsste sich bis zum Bauchnabel hinab, um dann vorwitzig mit seiner Zunge gegen den Bauchnabel zu stupsen. Blaise streckte die Hand aus und zog Harry zu einem weiteren Kuss. Er schmeckte gut. Süß irgendwie. Mit der anderen tastete er blind nach Draco, erwischte dessen Hand und drückte sie leicht. Er hielt sich fest, hatte er doch das Gefühl, gerade in einen schnellen Absturz überzugehen. ~*~*~*~ Harry keuchte leicht in den Kuss hinein, als Draco an seinem Bauchnabel zu nuckeln begann, ihn regelrecht reizte. Blaises Hand in seinem Nacken sandte zusätzliche Schauer über seinen Rücken. Was für eine Erfahrung! Aber die Einladung ließ er natürlich nicht unbeachtet. Er küsste zurück, diesmal nicht so sanft, ein wenig wilder, fordernder. Seine Hand strich zurück zum Hals, er übte mehr Druck aus, bevor er den Arm ganz durchstreckte und durch mehr oder minder Zufall eine der Brustwarzen streifte, bevor er kurz über dem Zwerchfell stoppte und den gleichen Weg zurücknahm. Wieder zog sich sein Bauch ein wenig zusammen, wodurch sich sowohl der Druck auf Blaises Brust als auch der auf Dracos nackten Rücken verstärkte. Seine Hand war unter Dracos Hemd geraten. Wann? Keine Ahnung. Aber es war schön warm, ganz weich und er konnte die Muskeln unter der Haut sich bewegen fühlen. ~*~*~*~ Blaise entwich bei der Berührung ein leises Keuchen. Er überließ Harry kurzzeitig die Vorherrschaft, ehe er sich zur Wehr setzte und Harrys Zunge in einen langen, ausgiebigen und heftigen Kuss hineinzog. Seine Finger strichen zärtlich über Harrys Nacken, liebkosten das verschwitzte Haar und umkreisten die hervortretenden Wirbel. Draco zog Harry nun endgültig das Hemd aus und warf es beiseite. Seine Fingerspitzen glitten über seine Seiten und bewirkten, dass sich sein Bauch heftig zusammenzog und eine herrliche Gänsehaut über Harrys Rücken lief. Er lächelte, als sich die Haare auf seinen Oberarmen aufstellten. Er rutschte etwas beiseite und löste mit der rechten Hand langsam den Gürtel aus Harrys Hose. Mit der Linken zog er Blaises Hand zu sich hoch, gab ihm einen zarten Kuss auf die Finger und fuhr dann neckend mit der Zungenspitze darüber. ~*~*~*~ Harry musste in den Kuss hineinlächeln. Draco gab ihm das Gefühl, dass er wichtig war, erregte ihn mit Leichtigkeit. Es war unglaublich, wie gut er ihn bereits kannte. Blaises Kuss endete und Harry richtete sich auf, zog Draco zu sich heran und presste diesem die Lippen auf den Mund, hungrig und wild. Seine Rechte hatte eine von Blaises Brustwarzen gefunden und begonnen, sie zu umspielen, wurde jetzt mutiger und ließ sich von dem Kuss mitreißen, drückte stärker zu, rieb im gleichen Rhythmus darüber, wie er Draco küsste, als hätte er vergessen, dass Blaise diesen nicht kannte. ~*~*~*~ Blaise warf den Kopf in den Nacken. Sein Atem ging schnell und er spürte, wie sich sein Denkvermögen verabschiedete. Er wusste, er sollte nach dem Warum fragen. Er sollte vorsichtig sein und sich nicht mit Haut und Haar darauf einlassen, aber er konnte nicht anders. Er keuchte heiser, dann streckte er die Hände aus und liebkoste Harrys nackte Brust, umkreiste die Brustwarzen, ehe er sie leicht zu zwirbeln begann. Draco ließ sich in den Kuss fallen, erwiderte ihn nicht weniger hungrig. Bei Harrys Hose war er jetzt erfolgreich. Der Gürtel war weg und der Knopf ebenfalls offen, sodass er nun ganz leicht den Reißverschluss hinunterziehen konnte. ~*~*~*~ Harry stöhnte leicht, als der sich öffnende Reißverschluss seine beginnende Erregung streifte, als Blaises Hände seine Brustwarzen reizten. Er wollte sich revanchieren, wusste aber nicht wie. Er hatte nicht genügend Hände oder Lippen, um es ihnen beiden gleichermaßen zurückzugeben. Und schon jetzt begann seine Denkkraft sich zu verflüchtigen. Aber bevor irgendwas anderes sein konnte, musste Dracos Hemd weg. Er zog beide Hände zurück, zog leicht zittrig an den Knopfleisten, doch irgendwie führte diese Aktion nicht zum Ziel. Vor allem weil er selbiges immer wieder aus den Augen verlor. Letztendlich unterbrach er den Kuss, schob Draco ein klein wenig von sich und deutete atemlos auf das Hemd. „Weg…“ Die Zellen, die das Sprachzentrum beschäftigten, waren schon im Feierabend. Klasse. ~*~*~*~ Draco lächelte und streifte das Hemd ab. Er schickte es mit Schwung Richtung Boden. Blaise hatte sich in der Zwischenzeit aufgerichtet und liebkoste Harrys Hals mit den Lippen, knabberte leicht an seinem Schlüsselbein und fand dann eine Brustwarze, an der er nach einem langsamen Beginn immer stärker saugte. Draco nutzte den Augenblick, um Blaise sein Hemd rücklings auszuziehen, ehe er sich über den Freund beugte und Harry erneut küsste. Mit einer Hand stützte er sich ab, während er mit der anderen Blaises Rücken entlangfuhr und ihm innerhalb eines Sekundenbruchteils eine Gänsehaut, einen Schauder und ein leichtes Aufseufzen bescherte. ~*~*~*~ Harry schloss atemlos keuchend die Augen, war unentschlossen, ob er sich vorlehnen sollte in den Kuss oder ob er doch lieber den Kopf in den Nacken legen sollte. Seine Hände strichen fahrig über Blaises Brust und die Seiten entlang, seine Zunge kämpfte mit Dracos um Vorherrschaft, dann biss Blaise leicht zu und er riss die Augen auf. Seine Hände krallten sich leicht erschrocken zusammen, sodass seine Fingernägel leicht über die weiche Haut kratzten. ~*~*~*~ Draco beendete den Kuss atemlos. Er sah den Gryffindor an und war fasziniert von diesem hingebungsvollen Ausdruck. Seine Augen bestanden fast nur noch aus Pupillen. Die grüne Iris war fast vollkommen verschwunden. Lächelnd nahm er ihm die Brille ab und kroch etwas beiseite, damit er sie sicher zur Seite legen konnte. Blaise nutzte den Moment, um erneut Harrys Mund zu erobern. Er drängte gegen ihn, küsste ihn heftig und verlangend. Seine Hände strichen über Harrys Bauch und Rücken, glitten dann tiefer und drangen vorsichtig unter den Gummizug der Boxershorts. Draco kam zurück, setzte sich nun in Harrys Rücken und zog ihn gegen sich, gab ihm Halt. Seine Lippen wanderten über Harrys Ohr und begannen zart an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Mit den Händen strich er über seinen Bauch und die Brust, suchte zielsicher nach den empfindlichsten Stellen, die der Schwarzhaarige besaß. ~*~*~*~ Harry wurde von dieser plötzlichen Offensive vollkommen überwältigt. Er küsste zurück, versuchte wieder die Oberhand zu gewinnen, aber spätestens als Draco begann an seinem Ohrläppchen zu knabbern, war alles vorbei - wenn es das nicht schon vorher gewesen war. Er ließ sich fallen, schloss die Augen wieder, wimmerte leise in den Kuss hinein, der noch immer fordernd war, den er mit allen Mitteln der Kunst zu erwidern versuchte, doch sein beschleunigter Atem machte es schwer für ihn. Dracos Hände auf seiner Haut zogen flammende Bahnen, Blaises Hände in seiner Hose erzeugten Schauer und jenes verlangende Kribbeln in seinen Lenden und Fingerspitzen, das sachte Ziehen in seinem Nacken und der Wirbelsäule. Er stöhnte auf, als Draco seine Brustwarzen erneut traf und zu massieren begann, bog den Rücken durch, um ihm näher zu kommen, kam dadurch Blaise entgegen, was den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass sich seine Hose spannte und gegen seine Erregung drückte. ~*~*~*~ Blaise nutzte die Gelegenheit, als Harry sein Becken etwas anhob, um ihm Hose und Boxershorts von der Hüfte zu streifen. Einen Augenblick blickte er Harrys Glied an, das sich ihm entgegenreckte, dann strich er vorsichtig mit den Fingerspitzen darüber. Kurz überkam ihn Unsicherheit bei dem, was er hier tat. Irgendwie... hatte er es gewollt. Ja! Aber war es richtig? Er blickte auf, sah in Harrys Gesicht, das nur allzu deutlich seine Erregung und seine Lust verriet. Sein Blick wanderte weiter zu Draco, der leicht lächelte, ihm zunickte und dann auch seine eigene Hand um Harrys Erregung schloss. Blaises Zögern hielt nur noch einen Augenblick an, dann beugte er sich vor und berührte das aufgerichtete Glied leicht mit der Zungenspitze. Draco drängte Harry ein wenig den Kopf zu drehen und beugte sich so weit vor, dass er ihn küssen und mit der Zunge über seine Lippen streichen konnte. ~*~*~*~ Verschleierte grüne Augen blickten ihn an, schlossen sich fast sofort wieder, als Harry den Kuss erwiderte. Sehen hätte er eh nicht wirklich gekonnt. Lichtblitze zuckten über sein Sichtfeld, hinter seinen geschlossenen Augen und offenbar auch über seinen Körper, denn es prickelte, als wären dort überall kleine Elektroden. Dann drängte er sich Blaise entgegen, presste die Augen fester zusammen, als er ihn deutlicher spüren konnte, stöhnte leise in den Kuss hinein. Seine Hände verirrten sich in schwarzem, langem Haar, strichen fahrig darüber und hindurch. Ein Gefühl für sich. ~*~*~*~ Mit einem leisen Laut der Zufriedenheit legte Blaise seine Lippen über die samtige Spitze und spürte beinahe sofort erste Lusttropfen. Ganz eindeutig gefiel Harry diese Behandlung. Das verriet auch das unkontrollierte Beben seines Körpers. Blaises Hände wanderten über seinen Bauch, liebkosten ihn. Dann spürte er, wie sich Harrys Unterleib zusammenzog. Dem Gryffindor entwich ein unterdrücktes Aufstöhnen, das beinahe in Dracos Mund verhallte, denn dieser hatte den Kuss keinen Augenblick lang unterbrochen. Dann erfüllte die warme Flüssigkeit Blaises Mund. Ein wenig bitter und salzig war sie, aber nicht unangenehm. Er richtete sich auf und leckte sich gedankenverloren über die Lippen, um diesen Geschmack intensiver wahrzunehmen. Draco löste in dem Augenblick den Kuss und ließ Harry endlich die Gelegenheit, Luft zu holen. Dafür legte er aber eine Hand auf Blaises Nacken und zog diesen nachdrücklich an sich heran, um ihn zu küssen. Es war seltsam und zugleich auch anregend, Harrys Geschmack aus dem Mund eines anderen wahrzunehmen. Außerdem hatte der Augenblick von Harrys Erlösung dazu geführt, dass seine eigene Erregung nur umso schmerzhafter pochte und gegen die enge Hose drückte. Und so wie er es sah, ging es Blaise wohl kein bisschen besser. ~*~*~*~ Harry lag in Dracos Armen und atmete heiser. Konzentrierte sich darauf, dass er wieder genügend Sauerstoff bekam, denn ihm war leicht schwarz vor Augen geworden, als Blaise ihn über die Klippe getrieben hatte. Wow, das war Wahnsinn gewesen. Einfach unglaublich. Wenn man sich nicht mehr konzentrieren konnte, wenn man sich nicht auf eine Bewegung einstellen konnte, wenn alles unvorhersehbar geschah. Wenn sich die beiden so gut ergänzten, dass es fast schon so wirkte, als würden sie sich jeden Moment absprechen. Langsam flaute die Nachwehe der Erlösung in ihm ab und ihm wurden zwei Dinge bewusst. Er hatte Blaise nicht warnen können. Und er hatte sich nicht revanchieren können, hatte auch nicht mitbekommen, dass die beiden sich gegenseitig miteinbezogen hatten. Und er spürte Dracos Männlichkeit sehr deutlich in seinem Rücken. Er begann zu lächeln und öffnete die Augen, beobachtete, wie die beiden sich küssten. Seltsames Gefühl mit dem Wissen, dass sie einander wohl gar nicht schmeckten, weil Blaise seinen Saft doch in sich haben musste. Etwas anderes ließ ihn diesen Gedanken verschwinden. Seine Knie protestierten. Jetzt. Ganz plötzlich schmerzten sie, pochten seltsam und er verspürte den Wunsch, sie gerade zu machen. Äußerst vorsichtig begann er sich zu bewegen, merkte, dass seine Hose ihn fesselte und er das wohl nicht schaffen würde, ohne die beiden zu stören. Wie blöd, aber es ging nicht anders. Außerdem musste er eh erstmal eine andere Position finden, um den beiden ein wenig von dem zurückzugeben, was sie ihm geschenkt hatten. ~*~*~*~ Draco unterbrach den Kuss, leckte sich über die Lippen und lächelte leicht. Blaise wich zurück und ließ Harry den Raum, um seine Beine zu sortieren. „Unbequem, hm?“, fragte er rau und küsste den Gryffindor weich. Dann zog er ihm den Rest seiner Hose von den Beinen. Draco lockerte seine Beine ebenfalls und musste leise lachen. Eigentlich war das gerade zu albern, dass sie ihre überdehnten Gliedmaßen wieder entspannen mussten. ~*~*~*~ Harry war leicht rot, aber immerhin konnte das Blut wieder zirkulieren. Ein Segen für seine Knie. „Aber gut.“ Er grinste. „Vor allem gut!“ Er sah mit leicht glitzernden Augen zu Draco hinüber, auf dessen Lippen ein überaus amüsiertes Lächeln lag. Wie hübsch. Mit den geröteten Wangen… „Und was…“ Er strich leicht über zwei warme, nackte Bäuche, ging schon jetzt ein wenig tiefer. „…machen wir jetzt mit euch?“ Vorsichtig drückte er gleichzeitig zu, nicht zu fest, aber so, dass sie es spüren mussten. „So können wir das ja schlecht lassen, oder?“ ~*~*~*~ Draco erwiderte Harrys Grinsen lasziv. „Oh, das wollen wir auch nicht so lassen, oder, Blaise?“ Er blickte zu diesem hinüber. Der schüttelte energisch den Kopf. „Definitiv nicht. Das wäre ja Folter.“ „Nun, ich würde sagen, wir beginnen beim Ausziehen.“ Draco strich lächelnd zu seinem Gürtel hinunter, streifte beinahe beiläufig Harrys Hand und löste diesen dann. „Das würde ich für eine gute Idee halten.“ Blaise grinste und tat es ihm nach. ~*~*~*~ Harry kicherte. Ja, das würde wohl Erleichterung bringen. Besonders, wo Blaise offenbar auch so enge Hosen bevorzugte. Slytherin schien das zu gefallen. Oder auch vorzuschreiben. Wer konnte das schon wissen, wenn er nicht dort war. Aber in solchen Situationen war es sicher nicht so angenehm. Er lächelte, konzentrierte sich dann mehr darauf, ihnen ihr Vorhaben zu erschweren, indem er den Druck auf die Erektionen ein wenig verstärkte. ~*~*~*~ „Geheimer Slytherin.“, murmelte Draco bei der Berührung nur und keuchte leise auf. Blaise bekam gar kein Wort mehr über die Lippen, sondern stöhnte nur leise. Sachte hob er Harrys Hand beiseite, um Hose und Boxershorts auszuziehen. „Jetzt darfst du gerne wieder.“ Der schwarzhaarige Slytherin grinste Harry herausfordernd an. Auch Draco hatte sich jetzt der lästigen Bekleidung entledigt. Für den Augenblick war er unschlüssig, was er tun wollte, doch dann streckte er eine Hand nach Blaise aus und zog ihn zu sich, um ihn zu küssen. ~*~*~*~ Harry lächelte, dann rutschte er ein wenig zurück, um ihnen den ungehinderten Zugang zu ermöglichen, während er seine Hände in jeweils einen Schoß gleiten ließ. Neugierig betrachtete er Blaises Glied, welches – wie Dracos – hoch erregt war. Weich ließ er seinen Daumen über die Spitze streichen, spürte ihrer Samtigkeit nach. Bei Draco verfuhr er gleich. Schließlich schloss er die Augen. Wenn er mit beiden Händen das gleiche tat, war er in der Lage, beiden Lust zu verschaffen. Sachte begann er, sie zu massieren, wirklich sachte, lauschte auf das, was sie taten, den Geräuschen des Atmens, des Küssens, der Lust. ~*~*~*~ Blaise keuchte in den Kuss hinein, als er Harrys Berührung spürte. Er streckte seine Hand aus, strich Harrys Arm entlang und benutzte ihn als Wegweiser zu Draco. Als sich seine Hand zu Harrys streichelnder gesellte, entfuhr auch dem Blonden ein heiseres Keuchen. Er drängte sich beiden Händen entgegen und suchte zugleich ebenfalls die Berührung bei Blaise, strich diesem jedoch über Nacken und Brust und fand schließlich unweit des Bauchnabels die eine höchst sensible Stelle wieder, die er schon einmal berührt hatte. ~*~*~*~ Harry übergab Dracos Erregung in fachmännische Hände, als er, ohne seine Bemühungen bei Blaise zu unterbrechen, begann an Dracos Brustwarzen zu saugen, sachte darüber zu lecken und ein, zweimal dagegen zu pusten. Seine freigewordene Hand streichelte über Dracos Steißbein und spitzte kurz in die Ritze zwischen seinen Pobacken. ~*~*~*~ Dracos Keuchen war jetzt lauter und durchdringender. Er ließ sich weiter nach vorne fallen, gab dadurch Harrys Hand mehr Freiheit und lehnte sich gleichzeitig Blaise weiter entgegen. Dieser intensivierte den Kuss und seine Berührungen noch mehr. Draco wusste langsam nicht mehr, wo oben und wo unten war. Vor seinen Augen tanzten bunte Sterne, sein Atem ging schnell und er hatte längst das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen, die Kontrolle vollkommen abzugeben. Blaise ging es ähnlich. Der hitzige Kuss, Harrys äußerst wirkungsvolle Behandlung, Dracos streichelnde Hand... ~*~*~*~ Von den Lauten, dem schneller werdenden Atem und der steigenden Hitze angespornt, ließ sich Harry von dem Tempo mitreißen, folgte Dracos unausgesprochener Aufforderung und streichelte, umkreiste, liebkoste die helle Rose, die er nicht sah. Dann schob er die Hand weiter, so weit er konnte, und begann die Hoden leicht zu berühren, ganz vorsichtig darauf zu drücken und sie zu bewegen. Seine rechte Hand, forderte Blaise bereits feuchte Spitze, strich immer wieder über die gesamte Länge und endete mit verstärktem Druck an der empfindlichsten Stelle. ~*~*~*~ Blaises unterbrach nach Atem ringend den Kuss und presste die Stirn gegen Dracos schweißnasse Schulter. Er hörte seinen Atem und spürte seine Erregung, die nun auch die ersten Lufttropfen absonderte. Sterne tanzten vor seinen Augen und die Anspannung in seinem Inneren stieg ins Unermessliche. Dann berührten auch Dracos Fingerspitzen seine bereits feuchte Eichel und die Welt um ihn herum explodierte. Heiser kamen ihm die beiden Namen über die Lippen, dann sackte er an Dracos Schulter zusammen. Nur einen Wimpernschlag später folgte ihm Draco über die Klippe, als Blaise bei seinem eigenen Höhepunkt die Stimulationen schlagartig unkontrolliert gesteigert hatte. Harrys lockende Berührungen an seinem Anus hatten das ihrige dazugetan. Auch seine Welt ging in einem Sternenregen auf und er gab einen lauten Stöhnlaut von sich. Dann lehnte sich der Blonde zur Seite in Harrys Arme und schloss ermattet die Augen. ~*~*~*~ Harry musste leise lachen, als er sich über die Lippen leckte, wo ihn einige Spritzer getroffen hatten. Der Rest klebte an seinem Hals, seiner Brust und irgendwie sogar in seinen Haaren. Klasse. Liebevoll strich er Draco über den Rücken und zog auch Blaise gegen sich, begann ihn leicht zu kraulen. Diese Nähe brauchte er jetzt. Zumindest ein bisschen. Aber als die beiden Anstalten machten, jetzt die Augen zu schließen und so einzuschlafen, begann er wirklich zu lachen. „Leute, bevor wir schlafen, geh ich duschen. Es tut weh, wenn das Zeug trocknet.“ Erfahrungen hatte er ja schon gemacht und er wusste, wie empfindlich er an der Kopfhaut war. „Und Haareschneiden ist nicht.“ ~*~*~*~ Draco gab einen leisen Protestlaut von sich. Er wollte absolut nicht, dass Harry jetzt ging. „Zauberstab.“, murmelte er und suchte nach seinem Umhang. Glücklicherweise hatte er schlecht gezielt. Irgendwie bekam er den Stab aus der Tasche gezogen und murmelte leise den Zauber. „Besser?“ Blaise hat die ganze Zeit über keine Anstalten gemacht, sich irgendwie zu rühren. Er hatte den Kopf an Harrys Brust gelehnt und den Arm quer über seinem Bauch liegen. ~*~*~*~ Harry lächelte glücklich. „Du hast mehr von deinem Katzendasein behalten, als ich dachte.“, meinte er und streichelte ihm über die Wange, während er sich in die Kissen zurückfallen ließ. „Schmusetiger, nicht wahr?“ Er gab ihm einen leichten Kuss, dann Blaise ebenso. „Ihr müsst die Decke noch ausbuddeln, sonst werden wir alle krank.“, sagte er leise, was murrend getan wurde, dann schloss er zufrieden die Augen. Vielleicht… vielleicht war es doch nicht so schwer, mit dieser Situation zu leben… ~*~*~*~ „Ts...“, murmelte Draco leise. „Du bist die Katze von uns.“ Er zog die Decke, die ihm Blaise irgendwie angereicht hatte, etwas höher und schmiegte sich enger an den Gryffindor. Er spürte, wie Blaises Hand nach seiner tastete und nahm sie, drückte sie leicht. Er fühlte sich matt, zufrieden und schlichtweg wohl. Auch Blaise ging es gut. Dennoch fragte er sich, was das gerade gewesen war. Er war sich nicht sicher, wie er die Situation zu bewerten hatte, doch im Moment konnte er sie einfach nur annehmen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ We're going to build a bridge Between our hearts Going to cross the river of love Into paradise, paradise Going to walk up the road, hand in hand To the castle in the sky Where we're going to live Going to live, yeah ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *spartsichjedenkommentar* *schautstillindierunde* Na? Shirokko: ;_; --> *heult* Mensch, was ist denn das? Ja, ich weiß, ich wollte das immer schon schreiben, ein Dreieck, aber… *unglücklichist* Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll… Sie sind süß und trotzdem… abranka: *zushi-chanhoppel* *indenarmnehm* *tröst* Helferlein Hermione ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 111: Helferlein Hermione Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – You never know Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 111: Helferlein Hermione Der nächste Morgen begann gemütlich. Sie trafen sich am Gryffindortisch, Pansy erzählte ihnen, dass Snape sie am Morgen tatsächlich einigermaßen freundlich gegrüßt hatte, während er kaschieren wollte, dass er vor den beiden Katzen floh, die momentan unter dem Tisch zu seinen Füßen saßen. Woher die kamen, konnte sie nicht sagen, es fehlten keine Schüler mehr. Und Harry hatte die Karte oben im Raum der Wünsche, weswegen sie auch nicht nachschauen konnten. Die Atmosphäre war gelassen in der Großen Halle. Irgendwie hatten sich die Schüler schnell daran gewöhnt, dass die Sitzordnung aufgehoben worden war. Remus wurde mit seltsamen Blicken bedacht, aber das interessierte ihn wenig. Stattdessen unterhielt er sich angeregt mit Tonks, die wild gestikulierte. Er schien sich darüber zu amüsieren, während Snape immer wieder die Augen verdrehte und so weit wie möglich Abstand genommen hatte, damit sein Tee nicht darunter litt. Ron war in dieser Friedlichkeit ein bisschen fehl am Platze, denn er musterte die drei Jungen ihm gegenüber mit abwägenden, misstrauischen Blicken. Irgendwas hatte sich zwischen ihnen geändert. Harry wirkte nicht minder still als zuvor, aber irgendwas… Und weil er es im Endeffekt nicht an irgendetwas festmachen konnte, stopfte er sich seine Brote in den Mund und starrte böse vor sich hin. In Kräuterkunde beschäftigten sie sich mit den netten blauen Blumen, die sie letztens aus dem Wasser gefischt hatten, wobei sich herausstellte, dass sie wirklich schmackhaft waren und als Neutralisator bei Vergiftungen und engerem Kontakt mit der Tapimaflechte wirkten. Sehr nützlich, weil diese Flechte im Amazonas wuchs und aus diesem Grunde wohl kaum jemand je mit ihr in Berührung kommen würde. Zauberkunst war nicht ganz so langweilig – sie lernten einen Zauber zum Polstern von Stühlen oder Wänden oder dergleichen. Sehr nützlich, wenn sie an ihr Flugtraining dachten. Ron bekam es auf die Reihe und polsterte seinen Fuß, was für Freude bei ihm sorgte, als er seine Tasche darauf fallen ließ und es nicht wehtat. Und mittags zogen sie sich in ihren Raum zurück, nachdem sie beim Mittagessen vorbei gesehen hatten. Blaise hatte wieder seinen Aushilfsjob bei Mme Pomfrey bezogen und der Rest kauerte nun über einem kleinen Zettel, den ihnen eine Eule geschickt hatte. Ihr neuer Stundenplan stand darauf und es war keine Kleinigkeit, was ihnen da ins Haus stand. Sie hatten beinahe jeden Tag volles Haus. Ab siebzehn Uhr waren sie jeder mit einem anderen Lehrer beschäftigt, der ihnen andere Dinge beibrachte. Hauptsächlich praktisches Training. Hermione war verzweifelt, wollte wissen, wann sie dann noch ihre Hausaufgaben machen sollte, zumal das ja auch noch nicht alles war. Ron war ebenfalls verzweifelt, weil ihm seine Freizeit flöten ging, und die anderen schwiegen erschlagen. Nur Harry war sogar zufrieden. Er hatte endlich das Gefühl, dass sie etwas taten. ~*~*~*~ Draco nahm den Plan hin und betrachtete ihn als notwendig, während Pansy ihn mit ähnlichem Pragmatismus annahm. Sie lernten noch einige einfachere Ablenkungszauber, die Harry aus der Bibliothek mitgebracht hatte, dann war schon Zeit für den Nachmittagsunterricht. In Pflege magischer Geschöpfe hatten sie es diesmal mit einem schwarzen Einhorn zu tun, das generell nur von Mädchen berührt werden wollte. Eine Laune der Natur, wie Professor Raue-Pritsche erklärte. Es hatte für die Jungs den Nebeneffekt, dass sie sich nicht weiter um den Unterricht kümmern und schlichtweg ein paar kleinere Notizen machen mussten. Draco entging nicht, dass Ron ihm, Harry und Blaise immer wieder Seitenblicke zuwarf und die Stirn runzelte. Irgendetwas schien den Rotschopf zu beschäftigen. Nach dem Unterricht hatten sie endlich etwas Freizeit. Allerdings nicht lange. Hermione nahm Blaise bald beiseite und verschwand mit ihm in die Bibliothek, um sich weiter dem Rätsel um Riddles Namen zu widmen. Dabei riet sie den verbliebenen vier, dass sie sich bis Astronomie doch um einige sinnvolle Zauber kümmern und vielleicht ein paar Hausaufgaben machen sollten. ~*~*~*~ Sie machten sich wieder einmal daran, die Formeln für den Namenscode von Anfang an durchzugehen, denn sie waren irgendwie an einem toten Punkt angekommen. Hermione wunderte das ein bisschen, denn eigentlich hatte sie sonst mit den anderen Namen in ihrer Klassenstufe oder denen ihrer Eltern keine Probleme gehabt, wobei bei ihren Eltern faszinierenderweise tatsächlich Muggel herausgekommen war. Aber jetzt hatte sie irgendwie keinen Nerv dafür. Sie war neugierig. Auch ihr war aufgefallen, dass da etwas anders war als noch am gestrigen Tag und Blaise wirkte so unruhig. „Blaise, erzähl!“, forderte sie nach zehn Minuten schweigendem Rechnen schließlich. „Du willst doch etwas sagen, oder?“ ~*~*~*~ Blaise hob den Kopf und lächelte das Gryffindormädchen unsicher an. Er war sich nicht sicher, wie er anfangen sollte. Wenn er das gewusst hätte, dann hätte er das längst getan. Was sollte er denn sagen? Etwa direkt: Mione, wir hatten Sex zu dritt und ich habe keine Ahnung, was ich darüber denken soll? Das dürfte sogar für sie etwas viel sein. Mal abgesehen davon, dass das doch einen reichlich intimen Bereich berührte. Der Slytherin seufzte leise. „Ich weiß nicht, was ich über das alles denken soll, Mione.“ Er stützte das Kinn in die Hände und starrte auf die Bücherregale neben ihnen. Sie hatten einen abgelegenen Tisch gewählt, um ihre Ruhe zu haben und hier war es auch wirklich ruhig. „Ich... Wir... sind uns sehr nahe gekommen. Alle drei. Und es war... wirklich schön... Aber...“ Er seufzte erneut und blickte zur Seite, um sie anzusehen. Ein schiefes Lächeln huschte über sein Gesicht, das seine Hilflosigkeit nur allzu deutlich zum Ausdruck brachte. ~*~*~*~ Sie blickte ihn an. Sehr nahe? Alle drei? „Aber das ist doch toll! Das wolltest du doch, oder etwa nicht?“ Freundlich spiegelte sie seine Geste, sodass ihre Haare durch die noch nicht ganz trockene Tinte der letzten Rechnung wischten. Was sie ein wenig wunderte, war, dass Harry sich jetzt doch darauf eingelassen hatte. Okay, seit seinem Zusammenbruch in der letzten Woche hatte er sich nicht mehr dazu geäußert oder etwas gesagt, im Gegenteil schien er sich damit arrangiert zu haben, aber dennoch - sie schätzte ihn ein wenig anders ein. Ein bisschen mehr auf einen fixiert. ~*~*~*~ Blaise zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich... Ja. Irgendwie schon. Aber ich weiß nicht, ob das richtig ist.“ Er seufzte erneut und starrte auf das Pergament neben ihm. Durchgestrichene Buchstaben und Zahlen standen darauf. Ein Ergebnis hatte es wieder nicht gebracht. „Ich weiß nicht, ob sich das richtig anfühlt, Hermione. Ich weiß es einfach nicht. Und ich habe Angst, dass ich mich weiter darauf einlasse und am Ende nichts tun kann, als mir das Herz rausreißen, damit ich das irgendwie überstehe. Verstehst du?“ ~*~*~*~ Hermione nickte, sah ebenfalls auf ihr Papier. Sie verstand es. Wenn die drei wirklich das getan hatten, was sie dachte, dann verstand sie, was er befürchtete. Es würde nie mehr werden als jetzt. Harry und Draco zu trennen oder auch nur annähernd etwas Ähnliches von einem von beiden zu erhalten, was der eine für den anderen empfand… Sie konnte sich nicht vorstellen, dass man für zwei Menschen eine so tiefe Liebe empfinden konnte. Dass es jemanden gab, der dazu fähig war. Und wenn Blaise sich trotzdem unsicher fühlte, dann war das nicht gut. Weil es ihm dann immer noch nicht gut ging. Außerdem wusste sie – oder glaubte zu wissen – dass seine Befürchtungen, sein Instinkt ihn nicht belogen. Wenn sie da an Harry dachte… „Was willst du jetzt tun?“, fragte sie leise. Zu gerne würde sie es ihm erzählen, sie würde ihn dadurch retten und Harry auch. Aber durfte man sich einmischen in solcherlei Dinge? ~*~*~*~ „Ich weiß es nicht.“, antwortete Blaise heiser und drückte die Stirn gegen die Hände. „Ich bin mir ja noch nicht einmal sicher, warum das geschehen ist. Ob das einfach nur der Moment war oder... ob da mehr ist. Ich meine... Es ist doch eindeutig, dass wir auch so nicht wirklich miteinander umzugehen wissen. Wir sitzen als Freunde nebeneinander und wenn die Tür zufällt, passiert so etwas!“ Er brach ab, hob den Kopf und starrte ins Leere. „Es wäre wohl am besten, das zu thematisieren, aber... ich habe Angst vor der Antwort.“ ~*~*~*~ Hermione nickte nur. „Ich weiß.“ Sie fühlte sich so schwach. Und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie wollte ihm so gerne helfen, aber wie? ~*~*~*~ Blaise rutschte auf dem Stuhl nach hinten, legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke empor. Das Richtige zu tun, das war vermutlich immer schwer. Es war so schwer, wie das, was sie im Moment taten. Sie bewegten sich jetzt bereits alle an der Grenze zur Überforderung und durch den weiteren Trainingsplan würde das nur noch schlimmer werden. Nur noch mehr. „Mione... Kann man überhaupt zwei Menschen lieben?“ ~*~*~*~ Das braunhaarige Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ich könnte es nicht. Nicht so, wie du es meinst.“, erklärte sie, lächelte schwach. „Ron könnte es unter Garantie auch nicht. Dazu ist er zu engstirnig. Die beiden, die du meinst… Ich habe keine Ahnung.“ So war es doch. Sie konnte vermuten, aber damit würde sie ihm die Hoffnungen nehmen. „Ich…“ Sie verstummte wieder. Irgendwie hatte sie gerade richtig Probleme, die richtigen Worte zu finden. Wie konnte sie ihm sagen, was sie dachte? Was Harry ihr gesagt hatte? ~*~*~*~ „Du willst sagen, dass du es für unmöglich hältst, oder?“ Blaises Antwort war leise und seine dunklen Augen schimmerten tief, als er sie auf Hermione richtete. „Vielleicht bin ich damit wirklich allein. Vielleicht... Vielleicht irre ich mich auch. Vielleicht ist das alles Wahnsinn.“ ~*~*~*~ Sie schüttelte den Kopf. Noch immer konnte sie ihn nicht ansehen. „Draco liebt dich wirklich. Nicht mehr nur als Freund.“, erklärte sie ihm. „Das ist klar, seit eurem Spiel…“ Letztendlich sah sie auf. „Blaise, es ist möglich, zwei Menschen gleichermaßen zu lieben. Es ist möglich, für zwei Menschen Begehren zu empfinden. Aber selbst du zweifelst, ob das bei euch gut gehen kann. Wenn du davon nicht überzeugt sein kannst, wie sollen denn die anderen darauf reagieren? Ich habe gesehen, wie du dich zurückhältst. Ich habe gesehen, wie du dich ein wenig von ihnen absonderst. So können sie das auch nicht lernen. Verstehst du nicht, dass es im Grunde von dir abhängt? So hart das auch klingen mag. Sie sind auch alleine glücklich. Wenn daraus etwas werden soll, dann musst du die Initiative ergreifen, sonst wird das niemals irgendwas, verstehst du das?“ Sie weinte fast. ~*~*~*~ Blaise blickte sie an und streckte die Hand aus, um ihr über die Wange zu streicheln. „Ich werde es versuchen.“ Er seufzte tief. „Vermutlich ist das die einzige Chance. Aber ich fürchte, uns dreien wehzutun. Wirklich wehzutun. Weil... Harry nicht so empfindet. Ich glaube es nicht. Er... mag mich. Sogar sehr. Aber darauf beschränkt es sich.“ Er lächelte traurig. „So ist es doch, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Sie starrte ihn an. Er wusste das? Er wusste es schon längst! Und sie… Hermione merkte erst, dass sie weinte, als die erste Träne über ihre Wange rann. Noch immer starrte sie ihn an, unfähig, irgendwas zu tun oder zu sagen. Sie wollte ihn nicht länger belügen, aber sie konnte auch nichts sagen, was sie nicht wirklich wusste, konnte Harry nicht verraten, der sich dabei doch etwas denken musste. Oder vielleicht sogar seine Meinung geändert hatte. Sie holte tief und zitternd Luft. Zweimal, dann nahm sie ihre Tasche und das Buch, klappte es zu. „Es tut mir Leid, Blaise. Ich weiß es auch nicht. Ich… Entschuldige!“ Damit drehte sie sich um. Sie war mit dieser Situation vollkommen überfordert. Tränen rannen über ihr Gesicht und sie ergriff die Flucht, während ein Freund mit wirklichen Problemen allein blieb und mit sich selbst fertig werden musste. Es tat ihr ja leid, aber es ging einfach nicht anders. Sie musste jetzt hier weg! ~*~*~*~ Blaise blickte ihr noch nach, als sie längst zwischen den Regalen verschwunden war. Dann lehnte er sich nach vorne und legte den Kopf auf die Arme. Er hatte keine Ahnung, was er denken sollte. Er wusste es einfach nicht. Er wusste nur, dass die Erkenntnis wehtat. Und dass er vielleicht Konsequenzen daraus ziehen sollte, ehe noch tiefere Wunden geschlagen wurden. Doch er wusste nicht, ob er das schaffte. Oder ob er doch so dumm sein und sich dieser Illusion hingeben würde. ~*~*~*~ Hermione fing Harry nach dem Astronomieunterricht ab. Sie lächelte ihm freundlich zu, packte dann seine Hand und zog ihn entschlossen mit sich. „Ich wollte dich fragen, ob das wirklich für dich okay ist.“, fiel sie mit der Tür ins Haus und warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. „Das mit Blaise.“ Harry sah zu ihr hinüber, zuckte mit den Achseln. „Ja. Sicher.“ Er lächelte sie an. „Warum nicht?“ „Weil sich das vor ein paar Tagen noch ganz anders angehört hat.“, erklärte sie leicht aufgebracht, während sie rechts abbogen. „Da hast du gesagt, du wärst eifersüchtig und würdest das nicht ertragen!“ „Aber jetzt ist es in Ordnung so. Es…“ Das Mädchen blickte ihn an. „Du lügst. Nicht wahr? Du lügst mir ins Gesicht.“ Harry starrte zurück. Leichtes Entsetzen spiegelte sich auf seinem Gesicht. Wie hatte sie…? „Du lächelst immer. Immer, wenn du lügst, wird dein Lächeln so tief, dass man dir einfach glauben muss!“, kam sie mit trockenen Worten seiner Frage zuvor. „Weißt du eigentlich, wie man sich da vorkommt?“ Schon wieder war sie kurz davor zu weinen. An diesem Tag war sie wirklich nah am Wasser gebaut. Schrecklich nah. „Du schließt uns aus deinen Gedanken aus. Dabei hast du mir vor kurzem noch gesagt, dass du es nicht erträgst, wenn du sie zusammen siehst. Und jetzt spielst du uns allen vor, dass es für dich okay ist!“ Harrys Lächeln verschwand. Augenblicklich. „Es ist besser so.“, erklärte er ihr. „So fühlt sich keiner zurückgestoßen oder einsam.“ Hermione biss sich auf die Lippe, ihre Augen brannten. Was redete er denn da? Wovon bitte redete er? Es war doch so was von offensichtlich, dass er selbst einsam war. Dass er sich selbst damit ins Fleisch schnitt! Sie konnte einfach nichts sagen. Gar nichts. Sie war schlichtweg unfähig dazu. Langsam ging Harry zwei Schritte rückwärts und lehnte sich gegen die Wand. „Hast du vor, es ihnen zu sagen?“, fragte er leise, blickte sie an. Seine Augen waren so dunkel… Hermione lächelte schmerzlich. „Blaise weiß es längst.“ Sein Kopf hob sich einen Moment, erschrocken beinahe, dann schloss er die Augen, versenkte die Hände in den Umhangtaschen und wandte den Kopf ab. Das tat weh. Denn es bedeutete, dass er doch nicht glücklich sein konnte. „Harry. Du musst es ihnen sagen!“, rief Hermione eindringlich. „Sie haben beide ein Recht darauf, das zu erfahren. Es kommt irgendwann heraus. Ganz sicher! Und dann… Harry. Sie werden nicht verstehen, warum du sie belogen hast. Gerade mit so einer Sache! Verstehst du das denn nicht?“ Der Junge-der-lebt reagierte nicht. „Harry! Du…“ „Es ist besser so, Mione.“ Seine Stimme schnitt dunkel durch die Stille des Ganges. „Solange es von den beiden aus funktioniert, ist es besser so.“ Das Mädchen keuchte, schluckte die Tränen noch einmal hinunter. „Harry, das ist nicht wahr! Das weißt du genau! Sie mögen einander lieben, aber ohne dich können sie da niemals glücklich werden! Sie werden es beide wissen. Irgendwie werden sie…“ „Hast du mal überlegt, wie lange das noch so geht?“ Wieder unterbrach er sie. „Na, ich dachte…“ Sie stockte. Was sollte das? Was redete er da? „Ich dachte, du und Draco, ihr… Für immer.“ „Für immer. Bis zum Tod.“ Er machte ihr Angst. Definitiv. Harry machte ihr Angst. „Harry?“ „Hermione, du kennst die Worte. ‚Der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt’ Hast du dir mal überlegt, was wäre, wenn sie gar nicht von Voldemort sprechen, sondern von mir? Draco wäre alleine. Ich wäre tot, weil ich es nicht geschafft habe. Ich hätte mein Versprechen gebrochen. Draco würde vollkommen verzweifeln. So wie ich verzweifeln würde, wenn ich ihn so verlieren würde. Da ist es doch hundertmal besser, wenn er noch Blaise hat. Wie lange noch? ‚Zwischen Regen und Schnee’, irgendwann in den nächsten zwei Monaten wird das Ministerium fallen. Dann kämpfen wir gegen ihn. Dann werde ich ihm gegenüberstehen…“ Auf seine Lippen legte sich ein verächtliches Lächeln, als er sich von der Wand abstieß. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich eine Chance gegen ihn habe. Der Mann ist nicht umsonst Slytherins Erbe. Er hat nicht umsonst nur einen echten Feind. Er fürchtet doch nicht umsonst nur Dumbledore. Was kann ein kleiner Junge wie ich schon gegen dieses Monster ausrichten? Klar, ich werde ihm entgegentreten. Ich renne nicht weg, weil es sein kann, dass du Unrecht hast, aber… Mal ehrlich. Du irrst dich selten. Ich werde ihn nicht töten können. Ich kenne keinen Fluch, der es mir erlaubt, ihn umzubringen und das zu überleben. Keinen, den ich wirken kann, nach deiner Theorie.“ Er lachte trocken. „Es ist besser, ich spiele den beiden ein paar Wochen etwas vor, bis es mich erwischt, und Draco ist dann eben nicht allein, als wenn er mir am Ende noch folgen will.“ Er wandte sich um, blickte sie aber über die Schulter hinweg noch einmal an. „Sieh es nicht falsch. Ich will nicht mehr sterben, aber irgendwie sollte man schon realistisch bleiben.“ Hermione starrte ihn an, ohne etwas sagen zu können. Sie konnte ihn auch nicht aufhalten, als er sich endgültig zum Gehen wandte und um eine Biegung verschwand. Jetzt weinte sie wirklich wieder. Es war schwer zu begreifen, dass Harry die Hoffnung aufgegeben hatte, obwohl sie so hart dafür trainierten, damit sie es schafften. Und seine Worte hatten so endgültig geklungen… Sie waren so vollkommen einleuchtend gewesen, dass sie nichts mehr dazu sagen konnte. Wie konnte sie ihn daran hindern, seinen Freund im Falle eines Falles davor zu retten, ihm in den Tod zu folgen? Ihre Beine gaben unter ihrem Körper nach und sie begann zu schluchzen. Das war doch alles nicht wahr! Warum musste der, auf den sich alle Hoffnungen bündelten, dem sogar Dumbledore noch genügend vertraute, dass er ihn in den Krieg schicken würde, die Hoffnung verlieren? Warum musste gerade der, der ihnen immer Stärke vermittelte, plötzlich genau das Gegenteil davon sagen, was er sonst immer tat? Warum? Wieder schluchzte sie und barg das Gesicht in den Händen. Warum gerade jetzt? ~*~*~*~ Blaise stand starr an die Wand gepresst da. Er war spät von dem Turm losgegangen, hatte Draco mit Pansy vorgehen lassen und einen anderen Weg genommen, als er dann Hermiones und Harrys Stimmen gehört hatte. Er hatte nichts anderes tun können, als zuzuhören. Und nun fühlte er sich, als wenn man ihn in eiskaltes Wasser getaucht und ihn anschließend einem Drachen zum Grillen vorgesetzt hätte. Matt rutschte er an der Wand entlang auf den Boden. Dieser Idiot! Dieser verdammte Idiot! Wie konnte er nur so sein? Wie konnte er nur so idiotisch sein und alles einfach so aufgeben. Es war so dumm. Aber es machte ihm klar, was er tun musste. Was absolut notwendig war. Weil er Harry eben doch auch liebte. Und egal, wie dieser Kampf ausgehen mochte. Er wollte es nicht so! Langsam stand er auf. Es schien nicht, als wenn jemand kam und Hermione tröstete. Er wollte gehen, aber er konnte nicht so gehen. Sein Herz war zwar gerade zerrissen und in kleine Stücke gefetzt worden, aber es war nicht ihre Schuld. Seine Augen brannten, als er auf sie zuging und neben ihr auf die Knie fiel, sie sachte in seine Arme zog und ihr den Rücken streichelte. „Ganz ruhig, Mione. Ganz ruhig.“, murmelte er weich und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. Er wusste nicht, wie er sie trösten sollte, wenn in ihm selbst gerade alles in Fetzen hing. ~*~*~*~ Hermione ächzte erschrocken auf, als sie ihn erkannte, denn es dauerte nur kurz, bis sie begriff, dass er alles mitbekommen hatte. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, drückte ihre Stirn gegen seine Schulter. Er tat ihr so sehr Leid. Harrys Worte mussten so tief in ihn geschnitten haben! Dennoch konnte sie nicht ein Wort sagen. Sie konnte ihm nur Nähe geben, Trost aus Berührung. So wie er sie ihr gab. ~*~*~*~ Blaise drückte sie an sich. Auch er schwieg nun, fand keine weiteren Worte. Die Tränen in seinen Augen konnte er nicht mehr unterdrücken. Ein heiseres Schluchzen entwich ihm, dann presste er das Gesicht gegen Hermiones Schulter, presste sie noch fester an sich und spürte, wie ihm der Boden endgültig wegglitt. ~*~*~*~ Harry wanderte mit hochgezogenen Schultern und seinen Händen noch immer in den Taschen durch den Gang, der sich vor ihm auftat. Er war aufgewühlt, wusste nicht, warum er Hermione das alles gesagt hatte. Im Grunde hatte er das nicht tun wollen. Im Grunde hatte er seine eigene Angst und Hoffnungslosigkeit niemandem auflasten wollen. Zumal sie es hundertprozentig den anderen sagen würde. Er konnte im Grunde nur hoffen, dass sie das wegließ, was er ihr über Draco und Blaise gesagt hatte. Es wäre tatsächlich fatal, wenn Draco davon erfuhr, dass er ihn belogen hatte und das Versprechen, das sie einander gegeben hatten, wahrscheinlich nicht zu halten war. Wer wusste schon, wie sehr es ihm wehtat, ob er ihm das verzeihen konnte. Und Blaise… der musste sich ja auch seltsam vorkommen. Also war es wirklich besser, wenn sie das nicht erfuhren. Er kam an Stufen, die er ohne nachzudenken hinauflief. Stufe für Stufe. Langsam wie ein alter Mann. Die Eulerei war kalt und zugig wie immer, als er sie betrat, die Eulen waren fast alle ausgeflogen, Beute suchen. Hedwig auch. Schade eigentlich. Er hätte jetzt gern ein wenig ihre Gesellschaft gehabt. Sie stellte keine Fragen. Irgendwie kam er zu dem Entschluss, auf sie zu warten. Er setzte sich auf eines der Fenstersimse, beachtete die weißen Ablagerungen dort nicht, und starrte in die klare, eiskalte Nacht hinaus. Er nahm sie kaum wahr, war es doch in etwa das, was er in sich fühlte. So, wie er gerade war, konnte er weder Blaise noch Draco unter die Augen treten. Blaise nicht, weil er sich ihm gegenüber wie ein Verräter fühlte, jetzt, wo er es ausgesprochen hatte, erst recht und angesichts der letzten Nacht… Er schauderte. Und Draco bemerkte eh immer, wenn etwas nicht stimmte. Und so aufgewühlt, wie er im Moment war, konnte er kaum das verstecken, was so offensichtlich in ihm war, seit er Hermione davon erzählt hatte. Sein Blick in die Ferne verschleierte sich immer mehr, als seine Gedanken abdrifteten und er ganz allmählich in einen Nebeltraum abglitt, der Schlaf glich. ~*~*~*~ Draco und Pansy hatten gemeinsam ihre Runde gedreht und über einige Tränke diskutiert, die sie für ihr Vorhaben würden brauen müssen und die viel Zeiten kosten würden. Dann war der Blonde in den Raum der Wünsche gegangen. Er hatte erwartet, Blaise und Harry dort vorzufinden, aber dem war nicht so. Es war spät und da war ihre Abwesenheit noch seltsamer, als sie es ohnehin schon gewesen wäre. Er ließ sich auf das Bett fallen und wartete. Nach zwanzig Minuten verlor er die Geduld. Kurz überlegte er, das Gedankenbuch zu verwenden, aber dann verzichtete er doch darauf. Soweit er sich erinnerte, bewahrte Harry die Rumtreiberkarte bei seinen Socken auf. Er kramte sie hervor und schlug sie auf. Mit einem Tippen seines Zauberstabs und den Worten, die Harry benutzt hatte, um sie zu aktivieren, brachte er sie dazu, ihm die Orte aller Anwesenden im Schloss zu zeigen. Harry war in der Eulerei. Allein. Und Blaise... Er war in der Nähe des Astronomieturms, gemeinsam mit Hermione. Draco blickte zu seiner Tasche hinüber. Vielleicht sollte er das Gedankenbuch nehmen, aber... Nein. Er stand unruhig auf und kümmerte sich um die Tränke. Das war es, was er gerade tun konnte. Dennoch wanderte sein Blick ständig zur Uhr - und zur Tür. Irgendwann tauchte Blaise auf. Seine Augen waren rot und Draco wollten ihn fragen, was geschehen war, doch der Schwarzhaarige verschwand mit einem Abwinken im Bad und ließ die Dusche eine halbe Stunde laufen. Danach warf er sich auf das Bett und sah Draco zu, wie er sich weiterhin um die Tränke bemühte. Letztlich war aber nichts mehr zu tun. Er wartete nur noch darauf, dass Harry kam. Genau wie Blaise. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Dumbledore stieg langsam die Treppen empor und verharrte, als er den Wohnraum der Eulen betrat. Einige begrüßten ihn glucksend, doch er schenkte ihnen keinen Blick. Seine Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf den schlafenden Jungen auf der Fensterbank. Hedwig hockte mittlerweile neben ihm und hatte sich an ihn geschmiegt, doch sie vermochte ihm kaum genügend Wärme zu geben. Der Schulleiter blieb neben ihm stehen und strich ihm über die Wange. Sie war bereits eiskalt. Poppy würde ausrasten, wenn sie das hier wüsste. Aber sie würde es niemals erfahren. Mit einem nachsichtigen Lächeln nahm Dumbledore den Jungen auf seine Arme. Ein Zauber hätte es auch getan, aber so konnte er wenigstens noch etwas Körperwärme und Nähe spenden. Schien, als wenn Harry das gerade wirklich nötig hätte. Langsam ging er den Weg zurück in die Schule. Filch lief ihm in der Nähe des Portals über den Weg. Die Augen des Hausmeisters weiteten sich und er freute sich schon darauf, einem Schüler eine böse Strafe für das Herumlungern in den Gängen nach der Sperrstunde zu geben, doch Dumbledore winkte ab. Leise schritt er durch die Korridore der Schule, bis er bei dem Bild mit dem hässlichen Troll angelangt war. Er hob den Zauberstab und klopfte nachdrücklich gegen das Bild, was den Troll dazu brachte, eine Pirouette zu drehen. Draco in jenem Zimmer schreckte auf, als er das Klopfen hörte. Er war im Sessel eingenickt, während Blaise noch immer auf dem Bett lag und Löcher in die Luft starrte. Zögernd stand er auf. Snape war es, der vielleicht vor der Tür stehen konnte... Kurz überlegte er, auf der Karte nachzusehen, doch dafür hatte er einfach nicht die Nerven. Kurzentschlossen öffnete er die Tür - und erstarrte. „Ah, Draco. Nimmst du ihn? Er sollte dringend ins Bett. Hat in der Eulerei geschlafen.“ Mit diesen Worten drückte Dumbledore dem verblüfften Slytherin den schlafenden Jungen in die Arme. Lächelnd und einen Gute-Nacht-Gruß murmelnd wandte er sich ab und ließ Draco verwirrt zurück. Der Slytherin wandte sich um, schob die Tür mit dem Fuß zu und trug Harry zum Bett. „Kannst du mir mal sagen, was eigentlich passiert ist?“, wandte er sich nun an Blaise. Sein Gesicht war blass und deutlich gezeichnet von der Verwirrung, die er empfand. Blaise schüttelte den Kopf. „Wenn Harry wieder wach ist. Also morgen. Vorher wäre das nicht fair.“ Draco seufzte leise, streifte seine Kleidung bis auf die Boxershorts ab, zog Harry ebenfalls bis auf diese aus, zog ihm den Schlafanzug über und kuschelte sich dann neben die beiden ins Bett. Er konnte den traurigen Ausdruck in Blaises Augen sehen, als sich dieser eng gegen Harry schmiegte. Aber er fragte nicht mehr nach. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Now, everyone gets angry I feel it when you're holdin' me But in the right place, at the right time, to the right degree It's a breeding ground For the pain I've found From dealin' with your scene And you know that ain't easy That ain't easy ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Katastrophe... Was anderes kann man kaum sagen, oder? Shi-chan: *inhändeklatscht* *rumhüpft* Alles geht in die Brüche, alles zerfällt! *freu* Brennt, brennt! Dann hab ich Spaß! Brennt, bis nichts mehr von euch übrig ist! *manischlacht* Streit ------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 112: Streit Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Falco – Out of the dark. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 112: Streit Harry erwachte sehr früh am Morgen. Ihm war warm und er hatte einen seltsamen Traum gehabt. Einen sehr seltsamen Traum, der wie hinter Schleiern verborgen lag. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es gar kein Traum gewesen war, aber dafür war er zu schrecklich gewesen. Wie hätte er das tun können? Er bewegte sich leicht, merkte, dass er zwischen den beiden Slytherins lag und hielt im nächsten Moment wieder inne, hielt still, um sie nicht zu wecken. Es war noch zu früh. Noch nicht einmal hell. ~*~*~*~ Blaise wurde durch die leichte Bewegung in seiner Seite geweckt. Er blickte auf und sah, dass Harry auch wach war. Matt schloss er die Augen wieder. Sein Kopf tat weh und seine Augen brannten. Am liebsten wäre er einfach liegen geblieben und hätte sich dieser Illusion hingegeben, doch das konnte er nicht mehr. Schließlich setzte er sich auf und weckte mit dieser Bewegung auch Draco, dessen Hand sich in den Bund seiner Schlafanzughose verkrallt hatte. „Was issn?“, murmelte der Blonde verschlafen und blinzelte zu Blaise empor, der aussah, als wenn er einen Albtraum gehabt hätte und noch immer Bauchschmerzen besaß. „Wir müssen reden.“, antwortete Blaise fest. „Und dieser Zeitpunkt ist genauso gut wie jeder andere.“ Jetzt merkte Draco auf. Der gestrige Abend! Blaises seltsames Verhalten, Dumbledore, der Harry brachte... Schlagartig war er hellwach. ~*~*~*~ Harry bekam Panik, als der ernste Unterton sich mit seinem Traum, der bei näherem Hinsehen kein Traum gewesen war, mischte. Er war blass, aber gefasst, als er sich aufsetzte. Wie war er überhaupt hierher gekommen? Er konnte sich gar nicht daran erinnern, nach Hause gekommen zu sein. ~*~*~*~ „Ich habe gestern gehört, was du Mione gesagt hast, Harry.“, begann Blaise schonungslos und unumwunden. Auch Draco hatte sich jetzt hingesetzt und sah zwischen den beiden anderen Jungen hin und her. Harry war leichenblass und Blaise stand ihm darin überhaupt nicht nach. Sie sahen beide auf ihre Art fertig aus. „Willst du von selbst etwas dazu sagen oder soll ich fortfahren?“ Der schwarzhaarige Slytherin blickte den Gryffindor fest an, obwohl er sich innerlich viel zu schwach für ein Gespräch dieser Art fühlte. ~*~*~*~ Harry wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch ein wenig blasser. Er hatte es gehört? So richtig? Alles? Oh nein. Alles, bloß das nicht! Er senkte den Kopf. Jetzt war eh alles vorbei. In diesem Fall... Wenn Blaise verstanden hatte, dann war es doch okay. Und weil er ihm nicht zumuten wollte, mit jemandem zusammenzuwohnen, der ihn nicht liebte, würde er eben wieder zurück in den Gryffindorgemeinschaftsraum gehen. Dort war er inzwischen doch wieder willkommen. Er würde gehen, damit die beiden hier glücklich werden konnten. Es würde Draco wehtun und das Resultat daraus war… Ein trauriges Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Wenn das… Wenn das so ist, dann werde ich besser gehen. Du weißt ja dann, warum ich…“ Seine Kehle wurde eng, nahm ihm die Stimme, so dass das Lächeln breiter wurde - und dann komplett verschwand. Hermiones Worte hingen noch in seinem Ohr. Er würde sie nicht mehr mir dem Lächeln belügen. Nicht seine Freunde. „Es tut mir Leid…“, wisperte er tonlos. ~*~*~*~ „Du bist ein Idiot!“, sagte Blaise hart. „Ein gottverdammter Idiot! Du hättest nur irgendetwas sagen müssen und wir hätten diese beschissene Situation nicht! Es darf dir auch Leid tun, verdammt!“ Seine dunklen Augen funkelten Harry zornig an. Gleichzeitig lag aber auch deutlich erkennbarer Schmerz darin. „Ein Wort von dir und ich wäre jederzeit gegangen! Ein verdammtes Wort! Aber du hast mich angelogen! Du hast Draco angelogen! Wofür denn? Weil du diesen Unsinn wirklich glaubst, den du von dir gibst? Deswegen?“ Seine Stimme überschlug sich fast. „Langsam.“ Draco ging hart dazwischen. „Sagt mir gefälligst, was hier los ist.“ „Das soll er dir sagen.“ Blaise nickte zu Harry hinüber und fügte hinzu: „Sei wenigstens in diesem Moment ihm gegenüber ehrlich. Das hat er doch wenigstens verdient, oder?“ ~*~*~*~ Harry blickte zu Blaise, dann zu Draco. „Es ist wahr, Blaise.“, sagte er leise, wandte erst danach wieder seinen Blick dem Schwarzhaarigen zu. Dracos Augen, die auf die Wahrheit warteten, sie waren fast zuviel, aber er würde es ihm kaum sagen können. Er hatte ein Versprechen gegeben, von dem er wusste, dass er es nicht würde halten können. „Es ist alles wahr. Und hätte ich gewollt, dass du gehst, dann hätte ich es schon gesagt.“ ~*~*~*~ Blaise schnaubte leise. „Mitleid? Glaubst du wirklich, dass ich je dein Mitleid wollte?“ Er stand auf. „Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie verdammt weh das tut? Hast du irgendeine Ahnung?“ Er wollte fortfahren, doch Draco unterbrach ihn. „Sagt mir jetzt verdammt noch mal, worum es eigentlich geht!“ Der Blonde funkelte sie beide mit sturmgrauen Augen an. „Auf der Stelle!“ Blaise warf einen kurzen Blick zu Harry hinüber. „Die Kurzfassung ist, dass er diese ganze Dreiergeschichte nur mir und dir zuliebe mitgemacht hat. Mir zuliebe, weil er mir nicht wehtun wollte, und für dich... Weil du sein Ein und Alles bist. Er war sogar eifersüchtig! Und er bringt doch keinen Ton über die Lippen!“ Draco blickte verblüfft zu Harry hinüber. War das wahr? War das... „Er glaubt, dass er bei dem Kampf sterben kann. Und er will, dass du wenigstens mich hast. Also komm bloß nicht auf die Idee, an seiner Liebe zu dir zu zweifeln. Er macht diesen ganzen Mist hier nur für dich. Er hat dich letztlich nur angelogen, weil er wollte, dass es dir gut geht.“ Blaise musste wider Willen heiser lachen. Draco starrte sie beide stumm an. Ihm fehlten jetzt wirklich die Worte. ~*~*~*~ Und Harry wäre am liebsten im Boden versunken. Jetzt fühlte er sich bloßgestellt, aber er konnte wohl kaum meckern. Er hatte Blaise so ziemlich das Gleiche angetan. Nur wesentlich gemeiner. Mitleid… Ja, das war es irgendwie schon gewesen. Zu Anfang. Er hatte es nicht gewollt, aber dennoch hatte er das für richtig gehalten. Und hätten sie es nicht herausgefunden, wäre auch alles gut gewesen. Nur war es das jetzt eben nicht. Der Gryffindor zog die Beine an und schlang die Arme um den Körper, machte sich ganz klein, kauerte sich zusammen, weil er den Blick des wütenden Schwarzhaarigen nicht ertragen konnte. Er schämte sich für das, was er getan hatte. Es tat ihm leid, aber mit einer neuen Entschuldigung würde die erste an Bedeutung verlieren. Wobei es dafür eh keine Entschuldigung gab. Wie sollte er einen solchen Schmerz auch wieder gutmachen? Hinter ihm klingelte der Wecker, doch er achtete nicht auf ihn. Er hörte ihn nicht einmal. Merkte nicht, als er wieder aufhörte. Blaise hatte vergessen, zu erwähnen, dass er keine Hoffnung auf einen Sieg hatte, dass er Angst davor hatte, jene Schmerzen, jene Demütigung erneut erleben zu müssen. Wobei, das hatte er noch niemandem gesagt. Und vielleicht sollte er das auch nicht erwähnen. … Noch mehr Lügen. Dinge, die nicht gesagt wurden, weil er niemanden vor den Kopf stoßen wollte. Er war ein Feigling. ~*~*~*~ „Hast du dazu gar nichts zu sagen?“, fragte Draco rau und sah Harry bittend an. Dieses Gespräch tat weh. Die Erkenntnis, diese Worte, alles. Alles tat einfach nur höllisch weh. Blaise winkte matt ab. „Ich werde gehen.“ Er wandte sich ab und hatte sich innerhalb einer Minute angezogen. Seine Sachen wanderten mit einem simplen Packzauber in eine Tasche. Draco sah ihm hilflos zu und blickte dann wieder Harry an. Er wollte etwas sagen, aber er wusste nicht was. Er wollte etwas tun, aber er wusste nicht was. ~*~*~*~ Harry antwortete nur leise auf die Worte und ziemlich verspätet. „Nein.“, flüsterte er brüchig. „Er hat doch alles gesagt.“ Und er wurde noch ein wenig kleiner, krampfte sich zusammen. Er wollte nicht, dass Blaise dahin zurückging, wo er in Gefahr war, jederzeit von einem verrückt gewordenen Voldemort-Sympathisanten angegriffen zu werden. Aber er hatte wohl kaum das Recht, ihn zurückzuhalten. Nicht mehr. Nicht nach seinem absoluten Fehlschlag. ~*~*~*~ Draco streckte die Hand nach ihm aus, aber zog sie dann doch zurück. Harry igelte sich so ein, dass er das Gefühl hatte, dass er ihn stören würde. Sein Kopf wandte sich zu Blaise um, der sein Gepäck jetzt schrumpfte, um es in seine Umhangtasche zu stopfen. „Blaise. Du willst wirklich gehen?“ „Ja. Es tut mir Leid, Draco. Ich liebe dich. Aus ganzem Herzen. Ich liebe auch Harry. Ich würde gerne mit euch zusammen sein, aber es funktioniert nicht. Es funktioniert einfach nicht.“ Er lehnte sich seufzend gegen eine der Streben des Himmelbettes. „Mein Herz fühlt sich an, als wenn es einmal durch einen Muggelfleischwolf gedreht und dann zerfetzt worden wäre. Ich kann hier nicht bleiben. Es tut zu weh.“ Seine Stimme war erstickt und in den dunklen Augen glitzerten Tränen. In Draco krampfte sich alles zusammen. Er begriff auf einmal, wie viel ihm Blaise wirklich bedeutete. Aber zugleich wurde ihm klar, dass er Harry viel zu sehr liebte, um jemals eine Entscheidung gegen ihn zu treffen. Und um eine Entscheidung von ihm ging es jetzt. „Okay.“, flüsterte er heiser. „Okay...“ ~*~*~*~ Harry hörte die Worte, ohne sich zu rühren. Blaise wollte gehen. Er liebte sie. Beide. Immer noch. Obwohl er ihm das angetan hatte. Und das machte seine Tat noch schrecklicher. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er hatte ihn dazu gebracht, sich in ihn zu verlieben. Mit Lügen. Nur mit Lügen. Er hatte ihm weh getan, hatte ihm das Herz zerfetzt. Und jetzt ließ er ihn blutend zurück. Wie konnte er das verantworten? „Vielleicht sollte lieber ich gehen. Schließlich hab ich nichts anderes verdient.“, murmelte er. ~*~*~*~ „Nein.“ Es war Blaise, der als erster antwortete, obwohl Draco das gleiche Wort auf den Lippen hatte. „Nein.“ Blaises Stimme wurde weicher. „Ihr gehört zusammen. Das hier, mit mir... Das war nur ein dummer kleiner Traum. Eine Seifenblase, die irgendwann zerplatzen musste.“ Draco schloss die Augen und senkte den Kopf. Blaise trat zu Harry und gab ihm einen leichten Kuss auf den Haarschopf. Er wollte noch etwas sagen, doch jedes vergebende Wort wäre viel zu früh gekommen. Er brauchte Zeit. Zeit, um das hier zu verarbeiten und sein Herz irgendwie zum Schweigen zu bringen, damit es nicht mehr so laut schrie. Auch zu Draco lehnte er sich hinüber und wollte ihn auf die Stirn küssen, doch der Blonde zog ihn an sich, gab ihm einen letzten leidenschaftlichen, verzweifelten Abschiedskuss auf den Mund. Blaise lächelte ihn traurig an und wich dann zurück. Draco ließ ihn gehen. „Wir sehen uns im Unterricht.“, murmelte er und wandte sich ab. Seine Lippen prickelten noch von Dracos Kuss. Er hatte die Leidenschaft und die Verzweiflung richtig schmecken können. Und doch... Dracos Entscheidung war so eindeutig, wie er sie erwartet hatte. Er würde bei Harry bleiben. Und so war es letztlich richtig. ~*~*~*~ Als die Tür hinter ihm zufiel, zuckte Harry zusammen, doch ansonsten rührte er sich nicht. Er fühlte sich so schuldig wie noch nie. Nein, er fühlte sich so schuldig, wie er es im letzten Sommer gefühlt hatte. Als Voldemort wieder auferstanden war. Von den lebenden Toten auferstanden. Blaise war zu den einsamen, verzweifelten Liebenden zurückgekehrt. Durch seine Schuld. Er war wirklich ein lausiger Freund. Und das nur, weil er nicht zwei Menschen lieben konnte. Weil er dazu unfähig war. Ihr gehört zusammen. Blaise hatte gut reden. Darum war es doch gegangen, genau darum. Dass sie wahrscheinlich eben nicht mehr so viel Zeit haben würden! ~*~*~*~ Draco blickte noch einen Augenblick auf die geschlossene Tür und sah dann Harry an. „Komm her.“, flüsterte er heiser und schlang die Arme um den Gryffindor, drückte ihn fest an sich. Es tat so elend weh. Auch wenn es vielleicht falsch war. Er hielt den Menschen in seinem Arm, den er am meisten auf dieser Welt liebte. Und doch schmerzte ihn Blaises Gehen so sehr... Er schmiegte die Wange an Harrys Haarschopf und konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken. Er kämpfte dagegen an, doch irgendwann fanden sie doch ihren Weg. ~*~*~*~ Harry ließ sich umarmen. Weil er fühlte, dass Draco das brauchte. Ihm selbst wäre es lieber gewesen, wenn er ihn von sich gestoßen hätte. Dann hätte er sich schlecht fühlen können, aber so fühlte er sich richtig elend. Weil er die Trauer Dracos fühlen konnte. Ihm hatte er auch etwas genommen. Er hatte ihn gar nicht verdient. Und er war gleichzeitig so glücklich, dass er ihn hatte, dass er ihn nicht doch verstoßen hatte… Erst nach einiger Zeit lehnte er sich wirklich gegen den anderen, dennoch blieben seine Augen trocken. Er hatte das Gefühl, dass er weinen sollte, aber es ging nicht. Es war nicht real, das war es, was sein Geist ihm mitteilte. Es war nicht real genug, um es jetzt schon zu begreifen… ~*~*~*~ Draco drückte den Gryffindor fester an sich. Seine Hände krampften sich regelrecht in seinen Schlafanzug und er suchte verzweifelt Halt. Es fühlte sich so falsch an. Er sollte glücklich sein. Weil er Harry hatte. Und doch tat Blaises Abwesenheit so weh... Er hatte sich doch einer Illusion hingegeben. Dieses eine Mal. Obwohl er es doch nie gewollt hatte. Und es war eine Illusion gewesen. Er hätte es wissen müssen. Er hätte es sehen müssen. „Es tut mir Leid.“, kam es ihm schließlich leise über die Lippen. „Es tut mir Leid, was geschehen ist. Es war auch mein Fehler.“ ~*~*~*~ Harry vernahm die Worte, doch es war nicht so. Klar, Draco hatte damit angefangen, er hatte Blaise immer näher an sich heran gelassen, aber im Endeffekt war er es gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass Blaise bei ihnen blieb. Ihn immer weiter eingeladen hatte. Er war ein Idiot. Wie Blaise es gesagt hatte. „Ich wünschte, ich könnte ihm helfen…“ ~*~*~*~ Draco hob Harrys Kinn an und gab ihm einen weichen Kuss. „Du bist ein toller Mensch.“ Er lächelte und fuhr sich dann über die Augen, um die Tränenspuren zu tilgen. „Du willst immer noch das Beste für ihn. Du hast wirklich ein großes Herz. Aber darüber darfst du dein eigenes nicht vergessen. Sei egoistisch. Denk an dich. Versprich mir das.“ Denn letztlich war dieses ganze Desaster nur daraus resultiert, dass Harry nur an andere gedacht und seine eigenen Bedürfnisse untergeordnet hatte. ~*~*~*~ Harry zuckte mit den Schultern. „Wie soll ich das tun?“, fragte er leise. „Wenn ich nur an mich denke, bin ich morgen mit dir hier verschwunden und würde mich irgendwo verkriechen!“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise und lehnte seine Wange an Harrys Schulter. „Wir würden in den Untergang rennen. Und das weißt du. Auch wenn Voldemort nur die Hälfte dieser Prophezeiung kennt, wird er dich haben wollen. Er wird dich jagen, wird uns jagen. Und dieses Leben ist nicht erstrebenswert, oder? Uns bleibt letztlich nur zu kämpfen.“ Er seufzte erneut, diesmal noch tiefer. „Und so haben wir wenigstens etwas Zeit zusammen. Etwas Zeit, in der wir noch nicht um unser Leben kämpfen können, in der wir Teenager-Dramen leben, lachen und weinen, Sex haben und einfach... leben.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Du sollst nicht allein an dich denken, sondern auch an das, was das Richtige ist. Was in deinen Augen das Richtige ist.“ Er hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Ich weiß, du hast es bei Blaise auch geglaubt, aber du hast einen Fehler gemacht. Einen, der für uns alle schmerzhaft ist. Verdammt schmerzhaft sogar.“ Er biss sich auf die Unterlippe und kämpfte das Gefühl nieder, erneut heulen zu müssen. „Aber das, was du uns dreien schuldig bist, ist, dass du daraus lernst und deine Wünsche formulierst. Harry, nicht ich bestimme über diese Beziehung zwischen uns, sondern wir beide. Du hast dein Okay gegeben. Und du hast mich angelogen. Wissentlich und in voller Absicht. Und das tut mir verdammt weh. Ich liebe dich bei weitem genug, um es dir zu verzeihen, aber es ändert nichts an dem Schmerz.“ ~*~*~*~ Wieder nickte Harry. Er hatte Recht. Dass Voldemort sie jagen würde, dass Verstecken nichts brachte. Dass er ihn angelogen hatte… Er barg sein Gesicht an Dracos Schulter. „Ich versuche das.“, wisperte er tonlos, freudlos. „Ich werde das versuchen, mit dem Lernen.“ Draco sagte das so einfach. Er sollte seine Wünsche formulieren. Er sollte daraus lernen. Er hatte daraus gelernt. Aber wahrscheinlich meinte Draco nicht die Erfahrung, dass man Geheimnisse besser niemandem anvertraute. Wahrscheinlich meinte er eher, dass man nichts nur aus Großherzigkeit machen sollte. Dass man mit dieser Gedankenlosigkeit, diesem Mitleid andere verletzen konnte. Einschließlich sich selbst. Dabei hatte er es wirklich gut gemeint - nur manchmal reichte das eben nicht. Für die Lügen gab es keine Entschuldigung. Er hatte es ja wirklich mit voller Absicht gemacht. Und es half eben nichts, dass er es gut gemeint hatte. Er konnte nur in Zukunft so etwas nicht mehr tun und ihn nicht mehr anlügen. „Es tut mir unendlich Leid, aber das reicht einfach nicht.“, murmelte er noch leiser, kaum noch ein Bewegen der Lippen. ~*~*~*~ „Es ist ein Anfang, Harry.“ Zärtlich strich Draco ihm durch die wirren Haare. „Dass du es erkannt und begriffen hast, das ist das wichtigste. Und ich denke, Blaise wird deine Entschuldigung auch annehmen. Sobald er bereit ist, dir zuzuhören.“ Dass dieser das gerade vermutlich nicht war, war nur logisch. Er war am meisten von allen verletzt worden. Der Blonde lehnte seine Stirn erneut gegen Harrys Schulter. Auch ihm tat das alles unglaublich weh. Und doch war er ohne zu zögern bereit, Harry zu verzeihen. ~*~*~*~ Harry schwieg. Blaise und ihm verzeihen? Wie sollte das gehen? Er starrte weiter in die Richtung der Badtür, ohne sie zu sehen. In ihm war alles taub, alles leer. Er war wie betäubt und etwas in ihm zog sich immer weiter zurück, zog die Vorhänge zu, um die Außenwelt auszuschließen. Er machte immer alles falsch. Immer traf er falsche Entscheidungen, suchte sich das tiefste und größte Fettnäpfchen, um mit voller Länge hineinzuschlagen. Da wäre es doch im Grunde besser, wenn das aufhörte, wenn er sich die Möglichkeit nahm, in solche sozialen Fallen zu treten. Wenn sein Handeln keine Folgen mehr für andere hatte, dann würde er ihnen auch nicht weh tun. ~*~*~*~ „Hey...“ Draco richtete sich wieder auf und fasste Harry am Kinn, um seinen Kopf zu sich zu drehen. „Jetzt rede dir nichts ein, okay?“ Es war in den grünen Augen regelrecht zu lesen, dass sich der Gryffindor gerade vollständig selbst fertig machte. „Du bist trotz allem ein wundervoller Mensch, aber du musst sehen, wo die Grenzen der Menschen sind. Wo dein guter Wille fehl am Platz ist und es absolut notwendig ist, deine Wünsche und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Liebe ist solch ein Spielfeld. Okay?“ Draco hätte nie erwartet, dass er solche Worte einmal sagen würde, aber doch tat er es. Er war sich in den letzten Monaten der Spielregeln dieses Etwas namens Liebe sehr bewusst geworden - und seine Erkenntnisse reichte er jetzt weiter. Er, der doch niemals gedacht hätte, dass er jemanden lieben könnte. Das war schon irgendwie verrückt. Aber das war auch die letzte Nacht gewesen - und dennoch war sie geschehen. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dachte kurz über die Worte nach und dennoch nickte er nur. Er war nicht bereit, solche Worte jetzt zu verarbeiten. Ihm ging viel zu viel im Kopf herum. Und irgendwo in seinem Gedankenchaos ging Rons Gedankenbuch-Frage unter, ob er noch mal zum Unterricht kommen wollte. ~*~*~*~ Draco seufzte leise und schlang seine Arme erneut um den Gryffindor. „Wir bleiben erst mal hier, oder?“, fragte er leise. „Lust auf Eiscreme? Den Zauber bekomme ich auch noch hin.“ Und Eiscreme war immerhin eine gute Möglichkeit zur Frustrationsverarbeitung - und half bekanntlich bei Liebeskummer und sonstigen Problemen. Den Zauber hatte Pansy ihm kürzlich beigebracht. Er war nett und praktisch – schließlich musste man dann nicht extra in die Küche gehen. ~*~*~*~ Harry lehnte sich wieder gegen ihn und schüttelte den Kopf. Ihm war innerlich jetzt schon viel zu kalt, da brauchte er nicht noch was Kaltes in seinem Bauch. „Du bist viel zu lieb zu mir.“, sagte er schließlich leise und ließ seine Stirn gegen seinen Arm fallen. „Ich hab das nicht verdient. Blaise bräuchte viel eher Trost.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Blaise hatte den Raum der Wünsche langsam hinter sich gelassen. Es war ein seltsames Gefühl, zum Slytherinkerker hinunterzugehen, um dort wieder zu bleiben. Er war müde. Er wollte sich einfach nur eine Decke über den Kopf ziehen und schlafen, bis dieses eisige Gefühl in seinem Herzen aufhörte und der Schmerz verschwand. Er hatte Glück - die meisten Schüler hatten den Kerker bereits verlassen und waren beim Frühstück. Im Schlafraum der Fünftklässler war auch niemand - bis auf Goyle, der verloren auf seinem Bett hockte. „Hey...“ Blaise ließ sich auf sein eigenes Bett fallen und blickte zu dem grobschlächtigen Jungen hinüber. Er sah traurig aus, auch wenn seine Augen nun überrascht auf Blaise gerichtet waren. „Hey. Bist du wieder hier?“ „Hm...“ Blaise ließ sich zurückfallen, holte die geschrumpfte Tasche hervor und vergrößerte sie wieder. „Warum?“ „Manche Dinge funktionieren eben nicht.“ Blaise setzte sich wieder auf und blickte Goyle nachdenklich an. Der andere Junge hatte nichts auf seine Bemerkung geantwortet und warf nur einen traurigen Blick hinüber zu Crabbes Bett. Auch ihm musste es dreckig gehen, hatte er doch sozusagen seine zweite Hälfte verloren. „Bist du dir sicher mit der Seite, die du gewählt hast?“, fragte Blaise leise. Ihm kam gerade eine Idee. Eine, die er umsetzen sollte. Sie besaßen schließlich mehr Verbündete, als sie im Moment glaubten. Nicht nur sie sechs waren da. Nein, da waren auch noch die Weasley-Zwillinge, ihre Schwester, Longbottom, Montague und eben auch Goyle. Damit konnte man noch etwas mehr aufbauen. Und vermutlich gab es noch andere. Noch mehr. Goyle nickte leicht. „Ich habe Angst vor Du-weißt-schon-wem.“, murmelte er kaum hörbar. „Gregory, ich glaube, ich habe da eine Idee. Und solange wir zwei hier gemeinsam im Schlafraum sind, können die beiden anderen Deppen uns nichts!“ Blaise lächelte leicht und fragte sich, woher er gerade diese Zuversicht nahm und wie er es schaffte, sich jetzt auf etwas anderes zu konzentrieren. „Aber jetzt sollten wir erst einmal zu Arithmantik gehen.“ Obwohl er dazu keine Lust hatte, ihm schlecht war und er sich unglaublich beschissen fühlte, zwang er sich dazu. Es brachte nichts, wegzurennen. Man musste sich allem stellen. Und er würde sich diesem Schmerz beim Anblick von Harry und Draco stellen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Draco kraulte Harry sanft den Nacken. „Vielleicht... Aber ich bin bei dir.“ Er gab ihm einen leichten Kuss und schmiegte sich etwas näher. Still blieben sie so sitzen. Irgendwann meckerte Hermione in seinem Kopf, dass er doch zu Arithmantik kommen solle - und darauf hinwies, dass selbst Blaise da war, obwohl er aussah, als wenn er jeden Moment umkippen würde. Draco ignorierte sie und erst, als sie darauf hinwies, dass doch jetzt schon Stunden vergangen seien und sie zu ihrem neuen Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste auftauchen sollten, konnte er sich dazu bringen, sich zu bewegen. „Komm. Ein paar Flüche werden dir jetzt gut tun.“ Zärtlich strich er Harry durch die Haare. „Du willst Lupin doch nicht warten lassen, oder?“ ~*~*~*~ Eigentlich wollte er sehr gerne, aber Draco hatte Recht. Remus hatte es nicht verdient, dass er nicht kam. Schließlich war er da, um ihnen zu helfen, um sie vorzubereiten. Schwach zuckte Harry mit den Schultern, nickte, schüttelte den Kopf. Es war ihm so was von egal. Er fühlte sich nicht mal in der Lage, einen Spruch laut zu sprechen. Aber wie gesagt, Draco hatte Recht. Es musste weitergehen. Zumindest bis alles vorbei war. Langsam bewegte er sich, streckte seine Beine aus und schenkte seinem blonden Freund ein schwaches Lächeln. „Okay.“ Er rutschte vom Bett herunter, verharrte dort einen Moment, bevor er sich umwandte und Draco noch einmal ansah. „Danke.“, sagte er. „Dass du mich nicht hasst.“ Aber von den anderen konnte er das wohl nicht erwarten. Vor allem nicht von Blaise. ~*~*~*~ Draco schüttelte lächelnd den Kopf. „Harry, ich bin gar nicht mehr in der Lage, dich jemals wieder zu hassen.“ Er richtete sich auf. „Du gehst duschen, damit du einen klaren Kopf bekommst.“ Er wuschelte dem Gryffindor durch die Haare und schob ihn entschlossen in Richtung Bad. Er selbst wollte Zähne putzen und brauchte auch dringend eine Dusche. So konnte er nebenbei auch aufpassen, dass Harry sich auch wirklich fertig machte und nicht irgendwann in Lethargie verfiel. ~*~*~*~ Harry tat, was Draco vorschlug. Er hatte nicht wirklich die Kraft sich gegen diesen Vorschlag zu wehren. Und auch nicht die nötige Kapazität, um sich darüber Gedanken zu machen, ob es überhaupt nötig war. Die Dusche jedenfalls tat gut. Sie wärmte ihn ein wenig. Hatte er zumindest das Gefühl, auch wenn er sich nicht sicher war. Dann duschte Draco noch kurz und diesmal brauchte er gar nicht lange. Wahrscheinlich lag es an Hermiones Drängen, dass sie noch fünf Minuten hatten. So oder so, sie kamen zu spät. Harry hatte Dracos Hand genommen; still und ruhig war er ihm gefolgt, bis sie in der Großen Halle ankamen, wo sich alle Fünftklässler der Schule versammelt hatten. Alle Blicke richteten sich auf sie, doch es kümmerte Harry nicht, bekam er es doch kaum mit. Er sah Blaise bei Pansy, Ron und Hermione stehen und wollte plötzlich einfach nur gehen. Er konnte es nicht ertragen, hier bei Draco zu sein, während Blaise allein war. ~*~*~*~ Draco bemerkte Harrys leichte Rückwärtsbewegung und zog ihn energisch mit nach vorne. „Entschuldigen Sie die Verspätung, Sir.“, wandte er sich an Lupin, denn dieser war schließlich für den Unterricht verantwortlich. Tonks und Snape sollten ihm nur assesstieren. Ein Umstand, über den Draco gerade sehr froh war, denn das hieß, dass er sich wenigstens nicht bei Snape entschuldigen musste. „Kein Thema, Jungs!“ Remus lächelte sie beide freundlich an und wandte sich dann an die gesamten Schülerschaft. „Also, wir werden in Zweierpaaren erst einmal ein paar simple Kampf- und Verteidigungszauber üben. Severus kümmert sich um diese Gruppe…“ - er malte mit dem Zauberstab einen goldenen Kringel um ein Drittel der Schüler - „…Tonks sich um diese…“ - erneut ein goldener Kringel - „Und ich werde mich um den Rest kümmern.“ Der Rest schloss glücklicherweise sie mit ein - genauso auch Blaise, Ron, Hermione und Pansy. Während sich Snape und Tonks ihren Gruppen widmeten und diese in unterschiedliche Ecken der Halle führten, verblieb Lupins Gruppe dort, wo vorher die Lehrertische gestanden hatten. „Also, bildet bitte Zweiergruppen. Draco, Harry, verteilt euch. Harry, du gehst mit... ah... mit Blaise zusammen, Draco, du bitte mit Ron. Und Hermione, kümmerst du dich um Neville? Großartig. Denkt daran: Einfache Kampf- und Abwehrzauber, die ihr bisher gelernt habt!“ ~*~*~*~ Harrys Augen weiteten sich entsetzt. Seine Hand krallte sich in Dracos, im ersten Moment kurz davor zu flüchten, doch dann ließ er ihn los. Mit Blaise üben… Abwehrzauber. Kampfzauber. Angriff? Er sah auf seinen Zauberstab hinab, den er automatisch gezogen hatte, als er die Worte gehört hatte. Er konnte ihn doch nicht angreifen, nicht auch noch körperlich verletzen! ~*~*~*~ Draco drückte Harrys Hand leicht und versuchte ihm, etwas Zuversicht zu geben. „Nur Mut.“, sagte er leise, dann löste er sich bedauernd von ihm, um zu Ron hinüberzugehen, der das ganze Geschehen mit Argusaugen verfolgt hatte. Selbst er merkte, dass da doch etwas ganz und gar nicht stimmte. Nicht nur Harry hatte bei Lupins Vorschlag entsetzt gewirkt, auch Blaises blasses Gesicht war noch einen Tick weißer geworden. Und doch schritt er mit forschem Schritt auf Harry zu. Er lächelte leicht, nickte ihm zu und ging dann auf den vorgegebenen Abstand. Sein Herz schlug so heftig gegen seinen Brustkorb, wie ein kleiner Vogel, der verzweifelt entkommen wollte. ~*~*~*~ Harry hatte das Nicken zur Kenntnis genommen, sein blasses Gesicht, die unergründlichen schwarzen Augen. Er konnte den Schmerz fühlen. Er konnte fühlen, was in ihm vorging. Er bildete sich ein, dass dieser Schmerz in seiner Brust wohnte. Ein beklemmendes Gefühl, das Herz schwer wie Blei, zersprungen in tausend Scherben, jede einzelne zersplittert in hunderte von Splittern, die ins Fleisch schnitten und dieses bluten ließen, die Eingeweide kalt und erstarrt, der Kopf voller Fragen. Gefühle, die seine waren, die er für die von Blaise hielt. Die Schuldgefühle in ihm wachriefen, sie aus der Tiefe seiner kleinen Welt hervorzerrten und ihn damit zu ertränken drohten. Was sollte er sagen? Wie konnte er erwarten, dass er ihm verzieh? ~*~*~*~ „Hat jeder seinen Partner? Wunderbar!“ Lupin wuselte durch die Reihen. „Also, dann fangt mit einem einfachen Entwaffnungszauber an!“ Blaise hob seinen Stab. Was konnte er schon anderes tun? Er hatte den Anweisungen nachzukommen, also... Und es war besser so. Dann dachte er nicht nach, sondern konzentrierte sich allein auf dieses Duell. Auch wenn allein der Anblick seines Duellpartners weh tat. „Expelliarmus!“ Wahrscheinlich war der Fluch für Harry ganz einfach zu blocken und so stellte sich Blaise automatisch auf eine entsprechende Reaktion ein. ~*~*~*~ Harry hatte nicht einmal Lupins Worte wirklich wahrgenommen, hatte wie hypnotisiert auf seinen Zauberpartner gesehen. Dessen Worte hatten ihn nicht erreicht, die Geste schon. Er hatte nicht reagieren können, als er auch schon getroffen wurde. Seinen Fingern wurde der Zauberstab entrissen und er wurde in die Luft geschleudert. Ein paar Meter weiter kam er wieder auf, schlitterte noch ein kleines Stück und blieb liegen. Drei Augenblicke, bis er sich soweit gefasst hatte, dass er sich aufsetzte und seine Brille gerade rückte. Die Stille in der Gruppe war beinahe greifbar. ~*~*~*~ Remus blickte Harry entgeistert an. Gerade von ihm hatte er erwartet, dass er diese Flüche mit Leichtigkeit blocken konnte! „Alles okay?“, erkundigte er sich besorgt. Draco hatte gedankenschnell Rons Fluch geblockt und blickte nun ebenfalls besorgt zu Harry hinüber. Doch das größte Entsetzen zeichnete Blaises Gesicht. Denn das letzte, womit er gerechnet hatte, war, dass Harry diesen Fluch nicht blockte und voll getroffen wurde. Kreidebleich presste er die Lippen zusammen und schlug die Augen nieder. Am liebsten hätte er einen anderen Partner für Harry vorgeschlagen, doch das würde nur noch mehr Getuschel auslösen, als sie jetzt ohnehin schon hatten. Verdammt, am liebsten wäre er einfach weggerannt! ~*~*~*~ Harry blickte Remus an, ließ sich schließlich von ihm aufhelfen. „Mir ist nichts passiert.“, sagte er leise. „Alles okay.“ Dann blickte er Blaise an, leicht zerknirscht. Auch er konnte sehen, wie diesem der Schock in den Gliedern hing. „Entschuldige…“ Er presste die Lippen aufeinander. Er musste sich endlich zusammenreißen, damit das ganze hier nicht vollkommen aus den Fugen geriet! „Mach es gleich noch mal, diesmal werde ich blocken…“ Blaises Worte huschten durch seinen Geist. Du hättest nur irgendetwas sagen müssen und wir hätten diese beschissene Situation nicht! - Mitleid? Glaubst du wirklich, dass ich je dein Mitleid wollte? Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie verdammt weh das tut? Und was machte er? Er hatte schon wieder Mitleid mit ihm. Er tat es schon wieder, zog sich zurück und verletzte ihn dabei. Er war wirklich ein Idiot. ~*~*~*~ Remus nickte zufrieden und forderte die anderen dazu auf, ihr Training fortzusetzen. „Okay. Konzentrier dich aber, ja?“ Blaise lächelte Harry schief zu. Mit einem Accio rief er Harrys Zauberstab zu sich und reichte ihm diesen. Dann trat er erneut zurück und hob den Stab. Sobald der Gryffindor bereit war, wandte er den Entwaffnungszauber erneut an, diesmal wieder darauf vorbereitet, dass Harry kontern würde. ~*~*~*~ Harry zog sein Schild hoch und der Spruch prallte davon ab, verpuffte im Nichts. Einer der speziellen Blocks, die sie schon gelernt hatten, damit der abgeprallte Spruch nicht am Ende noch einen Freund treffen konnte. Er war regelrecht erleichtert, dass es funktioniert hatte. „Jetzt… jetzt ich, okay?“ Kein Mitleid, rief er sich in Erinnerung. Er will keines, ich muss das akzeptierten! ~*~*~*~ Blaise nickte und bereitete sich innerlich darauf vor, den nächsten Fluch zu blocken. Nur die Art des Schutzschildes würde davon abhängen, was Harry jetzt für einen Spruch wählte. Lupin hatte sich zu ihnen gesellt, nachdem er Hermione von einem schief gegangenen Expelliarmus befreit hatte, der sie dazu gezwungen hatte, ihrem Zauberstab robbenderweise durch die Halle zu folgen. Neville war darüber sehr betroffen gewesen. ~*~*~*~ Harrys Blick wurde entschlossen, als er Blaise ansah. Dann ein kurzer Blick zu Lupin, bevor er zauberte. Ein leichter Angriff, den sie erst gestern gelernt hatten, als wolle er sich darauf einstimmen, Blaise darauf einstimmen. Es war ein Zauber, der seinem Opfer Hasenohren und Hasenpfoten verpasste, mit denen man keinen Zauberstab mehr halten konnte. Ein sehr nützlicher Zauber, wenn man bedachte, dass es darum ging, Menschen effektiv als Gegner auszuschalten. ~*~*~*~ Blaise blockte erfolgreich und schickte Harry sofort den nächsten Fluch entgegen. Keine Zeit zum Nachdenken lassen. Das war erstens der Trick bei einem ernsten Duell und zweitens auch genau das, was er jetzt brauchte. Er durfte nicht darüber nachdenken, wem er da gerade gegenüberstand. Seine Antwort bestand in der bereits bekannten Donnerfaust. Er bekam nicht mit, dass Lupin Madam Pomfrey begrüßte und dann zu Seamus hinüberschickte, der eine blutige Nase bei einem Angriff Pansys davongetragen hatte. Das Slytherinmädchen hatte ihn eindeutig überrascht. ~*~*~*~ Harry erkannte den Zauber, bewegte sich zwei Schritte zur Seite und zauberte die Antwort: „Melliesatio.“ Er hob die Hand, um dem Lichtblitz vorzubeugen, der kommen würde, und zauberte noch in das helle Gleißen, das wahrscheinlich alle Umstehenden blendete, den Feuerzauber, der Kerzen anzünden konnte, auf Blaises Umhang. Es tat weh. Jeder einzelne Spruch gegen diesen Jungen war eine Qual für die Seele, aber er machte weiter. Solange Blaise – oder Lupin – nicht signalisierte, dass es genug war, würde er das hier weiterführen. Es war seine Art der Entschuldigung. Wie Draco damals gesagt hatte: Kämpfe. Gib nicht auf. Er hatte Blaise nicht nur verletzt, er hatte ihn auch enttäuscht. Er hatte ihm, wie auch Hermione, seine eigene Hoffnungslosigkeit aufgebürdet. Er wollte nicht verlieren. Und er würde ihnen zeigen, dass er sich bemühte. Dass er wirklich kämpfen würde und trotz verlorener Hoffnung nicht aufgeben würde. Und sei es nur, weil Draco nun niemanden haben würde, der ihn auffing, wenn er starb. Also durfte er nicht sterben. Er würde dafür kämpfen. Dafür würde er lernen, nicht zu verlieren. Ein doppelter Schritt nach links und er schickte den Examen ictus hinterher, den Bienenschwarmstich-Zauber. ~*~*~*~ Blaise hatte sich mit einem Sichtschild geschützt und somit sehen können, dass Harry mit einem Feuerzauber auf seinen Umhang gezielt hatte. Als Antwort schickte er ihm eine Wasserwand entgegen. Außerdem sprang er noch beiseite, um dem Bienenschwarm auszuweichen. Die Biester verpufften an seinem Schutzschild. Als Erwiderung schickte er Harry die Kaktusstacheln entgegen und - als kleine Überraschung - knapp daneben gerichtet, dorthin, wohin Harry vermutlich ausweichen würde, ein Expelliarmus. ~*~*~*~ Harry sah die Kaktusstacheln kommen und blockte sie, wich tatsächlich aus, genau in die Schussbahn des Expelliarmus. Er sah sich selbst schon zum zweiten Mal durch die Luft fliegen, wollte die Augen schließen, um sich selbst seinem Schicksal zu ergeben… Kämpfe! Aber das, was du uns dreien schuldig bist, ist, dass du daraus lernst. Und deine Wünsche formulierst. Er würde seinen Wunsch formulieren, auch wenn er wusste, dass dieser Wunsch vermessen und kaum zu erfüllen war. Er würde Blaise zeigen, dass er einsah, den Fehler gemacht zu haben, dass er ihn bat, zu sehen, dass er sich ändern würde, dass er es versuchen würde, dass er darauf hoffte, dass ihm vergeben wurde! Seine Hand bewegte sich ohne sein Zutun, seine Lippen konnten dem Zauberschild nicht folgen. Und auch seinen nächsten Angriff schickte er wortlos auf die Reise. Keine Chance, sich auf Worte einzustellen. ~*~*~*~ Blaise sah den Fluch kommen, aber es fehlten die Worte, die ihn ankündigten. Stummmagie! Das hieß, dass Harry wirklich auf alles zurückgriff, was es gab. Nur konnte er den Spruch so kaum perfekt blocken. Also blieb nur... Er zog den allgemeinsten Schutzzauber hoch, den sie kannten. Er kostete viel Kraft, hielt dafür aber nahezu alles ab - auch wenn jeder Fluch, der daran abprallte, unglaublich viel Energie kostete. „Staminieus! Plagam infligere! Expelliarmus! Pugnusmellie!“, schickte er Harry einen wahren Fluchregen entgegen. Erst den Spinnenfadenfessler, dann den Schubsfluch, den Entwaffnungsfluch und erneut die Donnerfaust. ~*~*~*~ Harry tat es Blaise nach, schützte sich mit einem Schild, das kaum standhalten konnte, wenn er noch einen weiteren Zauber wirkte. So ließ er die Donnerfaust durch, klammerte sich an seinen Zauberstab, biss die Zähne zusammen, als er die Schmerzen ertrug, die ein Treffer dieses Zaubers bewirkte. Noch bevor sie wirklich vergangen waren, schickte er Blaise eine Kette aus Fulminictus - Donnerkeilen. Vor kurzem hatte er herausbekommen, wie man diesem Zauber einen Drall gab, sodass er den Gegner trotzdem traf, wenn man an ihm vorbeizielte, so schickte er ihn los, einen frontal, zwei nach links, zwei nach rechts, einen zwischen die Füße. Und obendrein den Feuerfunkenfluch, den er von Pansy gelernt hatte. ~*~*~*~ Blaise gelang es, immerhin zwei der Flüche zu blocken, dem Rest musste er ausweichen. Er sprang schließlich wie ein Kaninchen zur Seite und schlug Haken. Gerade noch konnte er ausweichen. Dafür erwischten ihn die Funken an den Füßen, sodass er herumhopste, um die Flammen wieder auszutreten. Noch während er herumhampelte und die mittlerweile zuschauenden Schüler zum Lachen brachte, schickte er Harry erneut eine Wasserwand entgegen. Dicht darauf folgte der Ventustempestas, der Sturmböenzauber, der den Umstehenden es sofort schwer machte, auf den Beinen zu bleiben. Blaise selbst tänzelte bereits erneut zur Seite und jagte noch eine Mischung aus anderen Flüchen, die sie gelernt hatten, von der Ganzkörperklammer über einen Aufheiterungszauber bis zum Expelliarmus hinterher. ~*~*~*~ Harry bekam die Böe komplett ab, ihm peitschte das Wasser ins Gesicht, aber was machte das schon? Wind und Wasser - sie hatten das geübt. Er liebte den Wind und das Wasser, weil sie ihm zeigten, dass sie lebendig waren. Seine Augen mit einem Arm schützend und sich dem Wind entgegenstemmend blockte er die Zauber komplett, zog immer neue Schilde hoch, für beinahe jeden der Zauber einen anderen, wie sie es seit Wochen trainierten. Es war wirklich erstaunlich, wie sehr dieses Kindertraining gewirkt hatte. Er hatte sogar noch Zeit, seinen eigenen Angriff zwischendurch zu schicken. Und zauberte dann den Spiegelzauber, der Blaise einen ganzen Schwung seiner Zauber zurückschickte. Außerdem hatte er noch einen Zauber, den er bisher keinem hatte zeigen können. Vielleicht war das der richtige Zeitpunkt, doch dieser Zauber bewegte sich an der Grenze zu dem, was gegen Freunde fair war. Ob Blaise ihm das übel nehmen würde, wenn er das tun würde? Aber wahrscheinlich nahm er ihm das ganze Duell schon übel, da konnte er doch gar nichts mehr verlieren… ~*~*~*~ Blaise musste darum kämpfen, seine eigenen, reflektierten Zauber irgendwie abzublocken oder eben erneut zurückzuschicken. Sein Stand wurde immer schwerer. Seine Kraft näherte sich gerade dem Ende, aber er musste standhalten. Er musste. In einer Schlacht konnte er schließlich auch nicht einfach so müde werden. Aber was er jetzt noch als Asse im Ärmel hatte, das waren schwarzmagische Sprüche und die würde er jetzt nicht verwenden. Nicht gegen Harry. Nicht hier und jetzt. Er zwang sich dazu, irgendwie den Schild aufrechtzuerhalten und dadurch noch einen Fluchregen zurückzuschicken. Zauber um Zauber wurde schwächer, aber das hieß nicht, dass er aufgeben würde! ~*~*~*~ Und Harry wirkte den Spruch, den noch niemand kannte. Er zog einen Kreis mit dem Stab, ein leuchtendgoldner Ring erschien vor seinem Körper, flimmerte in schillerndem Licht. Weiße Magie in Reinstform. Wie der Glühwürmchenzauber. Mit dem Stab zog er ihn dem ersten Angriff entgegen, der geradewegs hindurch zu schießen schien, doch er wurde von dem Wirbeln aufgefangen, integriert. Der nächste Zauber ebenso, genau wie die folgenden. Seine Augen waren dunkel, spiegelten das funkelnde Leuchten des Zauberrings. Er spürte, wie die Zauber schwächer wurden. Er spürte es. Er selbst wurde ja auch schwächer, auch wenn er diese Schwäche nicht zulassen würde, bevor er zusammenbrach, aber er spürte sie. Dieser Zauber war Kräfte zehrend, wie alle aus diesem Buch. Er sollte es bald beenden. „Blaise!“, rief er und es waren die ersten Worte, die er direkt an ihn wendete. „Errichte deinen stärksten Schild!“ Er gab ihm noch genau anderthalb Sekunden, dann entfesselte er die Energie aus Blaises Angriffen auf einen Schlag mit einer dem Wirbel entgegengesetzten Bewegung. Der Ring brach in sich zusammen, ballte sich zu einer winzigkleinen, goldnen Kugel, deren Innerstes hellweiß glühte, dann schoss sie auf Blaise zu. Automatisch, denn die Energie suchte ihren Ursprung, um diesen zu vernichten. Er wusste, dass Blaise den dazugehörigen Schild kannte, er hatte gesehen, wie er ihn wirkte, doch er hoffte ehrlich, dass er blocken konnte. Von dieser Kugel getroffen zu werden, konnte je nach Energieeinsatz tödlich enden - Verteidigung in ihrer effektivsten Form. Schon als die Kugel losschoss hatte er den Zauber des Schildes selbst auf den Lippen. Wenn Blaise nicht schnell genug war, dann würde er diesen Zauber sprechen. ~*~*~*~ Blaise riss den Schutzzauber hoch und wusste sofort, dass er nicht reichen würde. Der Schild war niemals stark genug, um diese Energie aufzuhalten. Niemals. Seine dunklen Augen blickten dennoch gefasst der heranrasenden Kugel entgegen. Wenn es schon sein musste, dann wollte er wenigstens mit offenen Augen dem Desaster entgegensehen. Er konnte deutlich hören, wie Hermione aufstöhnte, und einen leisen Aufschrei von Pansy vernahm er auch. Sie ahnten, was gerade geschah. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Draco und Ron ihre Zauberstäbe hoben, doch sie würden nicht schnell genug sein. Gut, dann würde es eben so enden. Das war auch in Ordnung. Er ließ den Schild fallen. ~*~*~*~ Harry riss seinen Schild hoch, als er den falschen erkannte, wusste auch, dass das knapp werden würde, doch er war bei weitem nicht der einzige. Drei weitere starke Schilde schoben sich zwischen Blaise und den Angriff und das kleine Geschoß zerplatzte mit einem hübschen Klirren und einem gewaltigen, harmlosen Funkenregen daran. Kurz darauf bildeten sich wieder zwei Schilde, verschwanden aber ganz schnell wieder. Es herrschte Stille in der Großen Halle, ausgelöst von drei Lehrern, die jetzt in einer Art Kreis um die beiden Duellanten herumstanden. Tonks war entsetzt still, Remus konnte es offensichtlich nicht fassen, dass Harry dieser Zauber bekannt war, und Snapes Ausdruck war unleserlich. Harrys ebenfalls. Er hatte das Aufgeben gesehen. Er hatte gesehen, wie Blaises ungenügender Schutz gefallen war. Und er konnte es nicht fassen. „Warum hast du das getan?“, fragte er düster. Da riss er sich zusammen und Blaise fiel nichts Besseres ein, als seinem schlechten Beispiel zu folgen? Ja, ging’s denn noch? ~*~*~*~ Blaise starrte verblüfft auf die glühenden Schutzzauber erst einer, dann drei und dann noch mal zwei. Bei den letzten beiden handelte es sich definitiv um Rons und Dracos Zauber, denn die beiden lehnten nun erschöpft nebeneinander. Bei Harrys Worten schlug der Slytherin die Augen nieder. „Frag nicht.“, murmelte er leise und spürte, wie jetzt langsam jedes bisschen Kraft aus ihm wich. Müde fiel er auf die Knie. „Frag nicht.“, wiederholte er leise. Da war der Schmerz wieder. Er schlug mit brachialer Gewalt zu. Mühsam brachte er die aufkommenden Tränen unter Kontrolle, blinzelte sie weg. Aber Schmerz lag in seinen Augen, als er Harry entgegensah. Er konnte ihn nicht wegbekommen. Es gab keine Möglichkeit dazu. ~*~*~*~ Harry zuckte zurück. Tränen. Blaises Augen schwammen vor Tränen. Was hatte er nur getan? Warum zum Teufel hatte er diesen Zauber angewendet? Warum? Blaise hatte das doch gar nicht verdient. Das war doch einfach nur… Er war echt das Letzte! Zaghaft machte der Schwarzhaarige einen Schritt vorwärts, kam ganz langsam zu ihm. Er wollte ihn in die Arme nehmen, wie er es sonst immer gemacht hatte, wenn er ihn hatte trösten wollen, ihm beruhigend den Arm auf die Schulter legen, aber das konnte er jetzt nicht mehr tun. Das Recht dazu hatte er auf Ewig verloren. Er fiel vor ihm auf Knie, blickte ihn einfach an, Schmerz in den grünen Augen, die all seine Hilflosigkeit ausdrückten. „Ich bin wohl wirklich ein Idiot.“, wisperte er. „Erst tu ich dir weh und dann dieser Spruch. Ich wollte das nicht. Ich hab das sicher nicht so gemeint. Ich wollte dir nur beweisen, dass ich mich… ändern will.“ Die Worte waren immer leiser geworden, aber dennoch in der ganzen Halle zu hören. Sie hallten förmlich aus allen Ecken wider. ~*~*~*~ „Worauf wartet ihr noch? Wieder zurück ans Training!“, befahl Lupin in diesem Moment und sorgte dafür, dass sich der Schülerhaufen größtenteils auflöste. Die neugierigen Blicke belohnte er mit einem knappen „Hier gibt es nichts zu sehen und nichts zu hören! Macht weiter!“. Blaise erwiderte Harrys Blick traurig und zwang sich dann zu einem Lächeln. „Es ist gut, dass du versuchst, daraus zu lernen. Wirklich gut.“ Er streckte die Hand aus und strich ihm zögernd über die Wange. Diese Berührung tat erst recht weh. Er spürte, wie seine Unterlippe zu zittern begann. „Entschuldigt mich.“ Die Worte kamen ihm gerade noch über die Lippen, ehe er aufsprang und Richtung Tür stürmte. ~*~*~*~ Harry blickte ihm nicht nach, sondern sah zu Boden. Die Berührung, der Blick… Blaise litt so sehr darunter. Er konnte es noch so sehr zu verstecken suchen, er konnte es sehen, als wäre es auf seine Stirn geschrieben. Hermione blickte Blaise nach, verspürte den Wunsch, ihm nachzukommen. Sie hatte verstanden, was passiert war. Diese eine Geste, das Wissen über den gestrigen Tag und Harrys Worte… Blaises Herz war zerbrochen. Es war genau das passiert, was er hatte verhindern wollen. Er brauchte Beistand. Dringend! Schon wollte sie gehen, als Ron an ihr vorbeilief und schneller aus der Großen Halle verschwunden war, als man ihn hätte aufhalten können. Wer hätte das auch von ihm erwartet? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Out of the dark Hörst Du die Stimme, die dir sagt Into the light I give up and close my eyes Out of the dark Hörst Du die Stimme, die dir sagt Into the light I give up and you rest your tears to the night ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Funkenregen? Habt ihr gesehen? *leuchteaugenhat* *erstarrt* … Ich weiß, das ist nicht das, was ihr hören wollt. Ihr wollt wahrscheinlich wissen, was das für ein Zauber war, dass er tödlich ist, obwohl es Weiße Magie ist… Und ihr wollt wissen, was jetzt mit Blaise passiert, was aus der Gruppe wird… Aber ich fürchte, dazu können wir euch nichts sagen… Es ist so kompliziert, was hier passiert… Ich blicke da gerade nicht durch. Gedankencrash folgt auf Gedankencrash. Es ist einfach nur noch zum Heulen. abranka: *shi-chaninallenpunktenzustimm* Es ist kompliziert... Das Schreiben dieser Szenen war komisch... Es hat weh getan und das, obwohl es an sich Spaß macht, Charaktere zu quälen... Shi: Das eine schließt das andere sowieso nie aus. Aber Charas quälen geht immer noch vor, bin ich der Meinung! *wichtigtuerischnickt* Ron und Blaise -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 113: Ron und Blaise Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Toto – I will remember. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 113: Ron und Blaise Draco hatte Blaise mit starrer Miene nachgesehen. Er wusste, wie er sich fühlen musste. Er selbst war nicht weit davon entfernt. Auch ihm tat alles weh. Aber er hatte nicht alles verloren. Das wichtigste gehörte noch immer zu ihm. Leicht trat er zu Harry und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Komm, steh auf. Ron kümmert sich.“ Er bemühte sich zu lächeln, aber es fiel ihm schwer. „Äh, Harry...“ Remus kam zu ihnen und wandte sich an den Jungen-der-lebt. „Setz dich am besten beiseite und ruh dich aus. Draco... Du... Äh... Dein Partner ist auch weg, nicht? Dann üb du mit Neville. Hermione, kümmerst du dich um Harry?“ ~*~*~*~ Das Mädchen nickte, zog Harry auf die Beine, der ihr schwerfällig folgte, und setzte sich mit ihm auf eine Bank, wo sie versuchte, ihn zum Reden zu bringen, doch Harry schwieg sich aus. Er starrte vor sich hin, rührte sich nicht im Geringsten. Hermione war kurz vorm Verzweifeln mit ihm und selbst den Tränen nah. Wenn sie es recht bedachte, wenn sie die Situation betrachtete, dann hatte Harry allen Grund so drauf zu sein. Seine Hoffnung war gegangen - das wusste sie ja schon seit gestern - aber wie es aussah, hatte er auch noch die Gewissheit verloren, dass sich jemand um Draco kümmerte, falls er sterben sollte. Und einen Freund hatte er offenbar auch verloren. Blaise schien ihm seine Worte nicht zu verzeihen, sein Motiv - was sie auch verstand. Sie hätte sich ebenso sehr verraten gefühlt, verletzt, ausgenutzt… Und das von einem Jungen, der niemals jemanden ausnutzen wollte. Dazu die Last, die er seit vorgestern mit sich rumschleppte, dass er der einzige sei, der den Unnennbaren töten konnte. Sie legte die Arme um ihn. „Rede, wenn du willst.“, sagte sie leise. „Ich verstehe dich.“ Es blieb still von Harrys Seite her. Bekümmert lächelte sie irgendwann. „Du… du hast deine Hoffnung wieder, oder?“, fragte sie gekünstelt fröhlich. Sie hatte während dieses Duells irgendwann den Eindruck gewonnen. Der andere Eindruck wäre gewesen, dass er Blaise umbringen wollte, doch das straften seine Worte am Ende Lüge. Sein einfaches, trostloses „Nein.“ ließ ihr Herz zerspringen. Jetzt war sie tatsächlich verzweifelt. „Wie kannst du so etwas sagen?“, wimmerte sie leise, stand wieder kurz vorm Weinen. „Dieser Zauber gerade. So… stark. Du bist so stark. Wie kannst du da sagen, dass du nicht daran glaubst, dass du es schaffen kannst?“ „Ich habe dir gesagt, warum.“ Immer noch leise und tonlos. Hermione drückte ihn an sich. „Aber das ist nicht wahr. Die Prophezeiung sagt doch auch, dass du ihm ebenbürtig bist. Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass du genauso stark sein kannst wie er? Dass du genauso stark bist?“ Sie holte Luft. „Harry, du hast ihn bereits einmal besiegt, da warst du noch kein Jahr alt!“ „Ich war ein Baby, das von der Liebe seiner Mutter geschützt worden ist. Sie hat ihn besiegt, nicht ich.“ „Und im ersten Schuljahr? Was war mit Quirrell, der vom Unnennbaren besetzt worden war?“ „Er hat sich an mir die Finger verbrannt. Ich habe mich verteidigt.“ Er lachte trocken. Sie hatte Recht, damals war er ihm ebenbürtig gewesen. „Damals hat er die Reinheit der Liebe in mir nicht verkraftet, aber das hat sich mit dem Sommer auch erledigt. Er konnte mich anfassen! Er hat es mit seinen Spinnenfingern bewiesen!“ Sie schauerte, was ihn erneut lachen ließ. „Im zweiten Jahr… Da war es nichts. Er hatte keine Kräfte in diesem Sinn. Er hat Ginnys Leben gehabt, aber nicht vollständig, sonst wäre sie längst tot. Er war ein Buch. Eine Erinnerung! Er hatte nicht seinen Zauberstab, sondern den von Ginny, ein ganz anderes Magiemuster. Und ich hatte Fawks auf meiner Seite, sonst hätte mich der Basilisk vergiftet und umgebracht!“ „Harry, das ist trotzdem Stärke.“ „Was ist stark daran, wenn jemand um sein Leben bangt und am Ende nur knapp gewinnt, weil er Glück hatte?“ Höhnisch lachte er erneut. „Was ist stark daran, wenn man vor demjenigen, der einen umbringen will, im Dreck kriecht?“ „Du hast gewonnen. Das ist es, was zählt.“ Sie lächelte schief. „Du hast Ginny gerettet. Und du hast den Mut gehabt, da reinzugehen. Ganz alleine!“ Endlich verzogen sich auch Harrys Lippen zu einem Lächeln. Einem sehr schwachen, aber zu einem echten Lächeln. „Es war genauso notwendig wie der Kampf jetzt bald. Ich kneife nicht. Gegen ihn nicht. Nie!“ „Ich weiß.“ Sie lächelte. „Du bist verunsichert, weil du eine Niederlage einstecken musstest. Jetzt. Im Sommer.“ Er zuckte mit den Achseln. „Aber überleg doch mal. Du hast es geschafft, zu entkommen. Er war mit all seinen Todessern da, aber er konnte dich nicht töten, wie er es gewollt hat.“ Wieder ein Lächeln. „Meine Eltern haben mir geholfen. Sie haben ihn aufgehalten, während ich fliehen konnte.“ Irritiert runzelte sie die Stirn. „Deine Eltern? Er nickte. „Eine Übereinstimmung der Zauberstäbe hat sie aus Voldemorts Stab gerufen, da haben sie sich gegen ihn gestellt.“ Eine Übereinstimmung der Zauberstäbe? Oha… Das war doch mal eine Neuigkeit. „Na also. Es bedeutet doch, dass ihr euch ähnlich seid.“ „Es bedeutet gar nichts.“ Obwohl Ollivander mal was Gegenteiliges behauptet hatte. „Harry, ich werde dich gleich gegen die Decke klatschen lassen!“, fuhr sie auf. „Warum bestehst du darauf, dass du schwach bist?“ „Weil es so ist, Mione. Ich kann…“ Er begann zu schweben, Hermiones Zauberstab war auf ihn gerichtet und jetzt näherte er sich langsam der Decke. „Hey, was…“ „Ich habe dich gewarnt!“ „Mione…“ Harry wimmerte gequält. „Ja?“ „Lass mich runter…“ „Du willst nicht sterben, ja?“ „Nein.“ „Du willst gewinnen?“ „Ja.“ „Du hast keine Hoffnung?“ „Ich…“ „Warum willst du dann gegen ihn kämpfen? Wenn du eh sicher bist, dass du stirbst, dann solltest du das lassen!“ „Er wird mich jagen!“, fauchte Harry. Es war wirklich ein Wunder, dass noch niemand schaute, aber Remus blickte nicht umsonst so seltsam zu ihnen herüber. Wahrscheinlich hatte er einen Zauber über sie gelegt, der sie vor den Augen der Schüler beschützte. „Er denkt, dass ich ihm gefährlich werden kann, und wird mich überall finden! Er hat meine Eltern gefunden! Er findet jeden, den er will!“ „Ach ja, ist ja auch nicht verwunderlich, wo du hier in Hogwarts rumhängst. Da würde sogar ich dich finden, wenn die Zeitung das ständig berichtet.“ Harry blickte sie böse an. „Er findet mich auch anderswo!“ „Bist du dir da sicher?“ „Ja! Was meinst du, warum ich nicht weglaufe?!“ „Also ist dein Mut nur wegen der Hoffnungslosigkeit so groß?“ „Nein…“ „Sondern?“ „Ich… ich will ihm eine Lektion erteilen. Ich will meine Eltern rächen und Cedric. Und Sirius, der seinetwegen in Askaban war. Und ich will verhindern, dass noch mehr Menschen sterben. Ich kann es nicht ertragen. Es ist meine Schuld, dass er wieder da ist, also muss ich das auch grade biegen!“ Hermione nickte nachdenklich. „Deswegen willst du gegen ihn antreten. Aber wenn du stirbst, dann tust du uns damit keinen Gefallen. Denn wenn du stirbst, dann wird der Terror da draußen weitergehen. Was also denkst du dir bei deinem sinnlosen Wunsch, in einem Kampf gegen ihn zu sterben?“ „Ich… Ich werde ihn mitnehmen.“ Harry schluckte. „Mione, ich…“ „Also hast du den Bipennis ictus gefunden?“ Sie hatte diesen Spruch vor zwei Jahren in einem Buch entdeckt, das ihr Flitwick in seiner Gedankenlosigkeit aus der verbotenen Abteilung geholt hatte. „Du wolltest diesen Zauber wirken und dich mit ihm verbinden.“ Schweigen und ein verschlossenes Gesicht erwartete sie, doch es war Antwort genug. „Das wirst du aber schön bleiben lassen. Und wenn ich den Zauber auf jedem unserer Stäbe versiegeln lassen muss.“ „Mione!“ Harry sah verzweifelt aus. „Ich kann ihn anders nicht vernichten!“ „Das ist mir so was von egal!“, fauchte sie zurück. „Meinst du echt, ich würde dich ans Messer liefern? Glaubst du das wirklich? Ich will dir jetzt mal was sagen! Ich kenne hundert und eine Möglichkeit, wie man Menschen ohne Magie umbringen kann! Ich habe so viele Bücher gelesen, dass man Hexen verbrannt hat, weil sie anders waren; es war immer effektiv!“ Sie holte Luft, holte ihn zu sich ran und blickte ihm ganz tief in die Augen. „Hör mir zu. Wir sind sechs Leute und auch wenn nur du die Macht besitzen sollst, ihn zu besiegen, dann werden wir anderen eben dafür Sorge tragen, dass du deine Chance bekommst und sie nutzen kannst. Du wirst auf keinen Fall sterben. Du wirst das alles überleben, genau wie jeder einzelne von uns, denn wir haben euren Glückstrank und wir haben uns. Wir sind stark. In der Gemeinschaft, die der Unnennbare niemals gehabt hat! Kannst du das nicht sehen?“ „Aber…“ „Nichts aber, Harry! Wir mögen dich alle. Wir können doch nicht zulassen, dass du dich einfach so opferst! Das erwartet keiner von dir! Nicht ein einziger Mensch auf dieser Welt erwartet, dass du dich opferst. Nur der Unnennbare, weil er denkt, er weiß, wie du tickst!“ Sie entließ ihn aus dem Zauber, so dass er nun vor ihr stand, umarmte ihn. „Und dem seine Erwartungen zu erfüllen, das solltest du nicht tun.“ Ein schmales Lächeln legte sich auf Harrys Lippen. Oh Mann. Was war sie lieb. Was waren sie alle lieb zu ihm. „Danke.“ Auch er legte seine Arme um Hermione, drückte sie leicht an sich. „Ist okay. Ich werde ihn besiegen, ohne dabei zu sterben. Wenn ihr mir helft, dann werde ich das wohl schaffen. Auch ohne Magie, wenn das nötig ist.“ Sie schluchzte auf und nickte, lachte glücklich. „Ich… Du hast mir wirklich wieder Mut gemacht.“, flüsterte er ihr zu. „Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass Blaise mir meinen Fehler auch verzeiht.“ Denn das war es im Endeffekt tatsächlich gewesen. Ein Fehler. In jeder Hinsicht. Der Anfang mit dem Mitleid, dann sein kleiner Plan, um sie beide glücklich zu machen. Er hatte sich in Leben eingemischt, die ihn nichts angingen, das hatte er jetzt eingesehen. „Lass ihm Zeit.“, erklang es irgendwo von seiner Brust aus. „Er ist nicht der Typ, der eine ernst gemeinte Entschuldigung nicht akzeptiert, aber er ist verletzt, da…“ „Ich weiß.“ Harry drückte ihre Schultern ein wenig fester. „Ich weiß das.“ Es gab nichts mehr zu sagen. Harry hätte gerne gefragt, was er tun konnte, um Blaise zu helfen, aber er wusste, dass es da nichts gab. Der Slytherin musste damit alleine fertig werden. Er, der Verursacher dieses Desasters, konnte wohl kaum dem Opfer des selbigen beistehen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Ron holte Blaise ein, als dieser gerade in die Kerker hinabflüchten wollte. Er hielt ihn an einer Schulter fest und drehte ihn zu sich um. Das blasse Gesicht war Tränen verschmiert, die Haare wirr und feucht. Er zuckte leicht zurück. Eigentlich hatte er ihn was fragen wollen, aber… „Warum hast du nicht geblockt, Blaise?“, tat er es dann doch. Er war nie gut gewesen, jemanden zu trösten und andere Worte fielen ihm gerade nicht ein. „Wenn dich dieses kleine Ding… Mensch, sie sah vielleicht nicht so aus, aber das Teil war gefährlich. Das musst du gespürt haben!“ ~*~*~*~ „Ich weiß.“ Blaise sah zur Seite, missbrauchte seine langen Haare als Vorhang, damit Ron sein Gesicht nicht so genau sehen konnte. „Ich wollte nicht, okay? In dem Moment... erschien es mir ziemlich verlockend, wirklichen Schmerz zu spüren, als nur den in mir.“ Er wandte sich nun wirklich ab. „Geh, Ron. Lass dich nicht auch noch in dieses Desaster reinziehen.“ ~*~*~*~ Rons Augenbrauen zogen sich zusammen. „Bist du bescheuert?“, fragte er aufgebracht. „Du wolltest getroffen werden? Von einem dieser Zauber, die eigentlich verboten sind? Er packte noch seine andere Schulter, blickte ihm doch ins Gesicht, auch wenn er sich ziemlich verbiegen musste. Erst dann kamen ihm Blaises Andeutungen ins Bewusstsein. Schmerzen in ihm? Warum das denn? Er blickte es nicht. In den letzten Tagen schien Blaise doch zufrieden gewesen zu sein. Er durfte bei Draco sein, den er liebte - okay, Harry war da noch, was er inzwischen auch sehr gut so fand, weil er gesehen hatte, dass der Schwarzhaarige glücklich war mit Draco, gelöster und so, und weil Draco sich offenbar wirklich geändert hatte - aber Harry hatte nie was gesagt dagegen, dass Blaise da war. Also, warum? „Mitkommen!“, entschied er und zerrte Blaise mit sich. Sein Ziel war der Raum, den sie für ihre Trainingseinheiten nutzten. ~*~*~*~ Blaise ließ sich widerwillig mitzerren. Eigentlich wollte er nicht, aber er hatte im Moment auch einfach nicht die Kraft, um sich Ron zu widersetzen. Also folgte er ihm. Innerlich schottete er sich bereits gegen das ab, was kommen musste. Gegen die Fragen eines vollkommen Ahnungslosen. Konnte man ihm bitte einen Zeitzauber geben, damit er das ganz schnell hinter sich hatte? ~*~*~*~ Ron setzte Blaise auf einen der dreibeinigen Stühle und sich selbst auf einen, der nur noch zwei hatte. War wohl Magie, dass er noch stand ohne zu wackeln. Er blickte ihn an, dann zauberte er Wasser und Schokolade, weil er der Meinung war, dass ihm das nicht schaden konnte. Beides bot er ihm an. „Also, was hat das zu bedeuten, dass du dich treffen lassen wolltest? Und warum tut dir in dir was weh? Bauchweh wird das ja wohl kaum sein, oder? Hattest du Streit mit Draco oder was? Ich weiß ja nicht. Selbst wenn. Hast du sein entsetztes Gesicht nicht gesehen? Er war so schockiert. Und so erleichtert, dass du nicht getroffen worden bist. Was du zweifellos geworden wärst, wenn die Lehrer nicht gewesen wären! Wolltest du ihm weh tun? Oder…“ Er schluckte die Anschuldigung, dass Blaise Harrys Ruf hatte schaden wollen, hinunter. Keine Anschuldigungen mehr ohne Hand und Fuß. Er hatte gelernt. ~*~*~*~ „Harry war schneller.“, murmelte Blaise als Antwort und nahm zumindest das Wasser an. Sein Hals fühlte sich an wie die Wüste Gobi persönlich. „Sein Schutzzauber stand als erster.“ Er wog die Flasche in der Hand und beugte sich vor, ließ sie zwischen seinen Beinen pendeln. Er schwieg eine Weile, ehe er es über sich brachte, zu sprechen. „Weißt du, wir hatten da so eine Dreiergeschichte. Und heute Morgen... ist sie letztlich komplett gescheitert. Deswegen geht es keinem von uns wirklich gut.“ Er hob den Kopf, wartete auf die moralische Schimpftirade, die jetzt kommen musste. Das war wahrscheinlich für Ron zu viel. ~*~*~*~ Ron starrte ihn perplex an. Er war vollkommen sprachlos. Dreier… „Dreiergeschichte?“, krächzte er. Warum hatte er davon nichts mitbekommen? Das war doch… So was war doch nicht zu übersehen! „Aber…“ ~*~*~*~ Wow. Die moralische Standpauke blieb aus. Und wenn sich Blaise nicht so beschissen gefühlt hätte, hätte er definitiv über Rons Gesicht gelacht. Die Zwillinge hätten daran sicher ihren Spaß gehabt. „Dreigeschichte“, bestätigte. „Draco, Harry und ich. Was daran verstehst du nicht?“ ~*~*~*~ „Äh… ich…“ Ron verstummte abermals, blinzelte verwirrt. Warum zum Teufel hatte er das nicht mitbekommen? Und wie war das passiert? Wie hatte er es geschafft, Harry und Draco davon zu überzeugen? Das war ihm unerklärlich. „Ich verstehe es gar nicht.“ Seine Stimme war jetzt ruhiger. „Magst du darüber reden? Oder soll… soll ich lieber gehen?“ Bei Liebesgeschichten war er nicht gut. Er fühlte sich hilflos, so tollpatschig. ~*~*~*~ Blaise zuckte mit den Schultern. „Viel zu reden gibt es nicht.“ Er starrte auf die Flasche in seinen Händen. „Harry hat das alles nur aus Mitleid getan. Nur aus Mitleid... Und nachdem ich gehört habe, wie er das Mione gestern entgegengeschleudert hat, habe ich heute Morgen die Konsequenzen gezogen.“ Seine Worten kamen ihm selbst so kalt vor, obwohl sie gleichzeitig noch immer weh taten. „Ablehnung wäre tausendmal besser gewesen als... das.“ Er stockte und kämpfte die Tränen nieder. „Es tut weh, Ron. Es tut verdammt weh! Vor allem, weil ich wirklich so blöd bin und sie beide liebe! Wie kann ein Mensch nur soviel Dummheit in sich sammeln? Ist das ein Fluch oder so? Draco zu lieben war schmerzhaft genug, aber auch Harry zu lieben... Ich gehe daran kaputt, Ron! Ich gehe daran kaputt...“ Seine Hände umschlossen die Flasche so fest, dass seine Knöchel schneeweiß hervortraten und seine Finger weh taten. Er spürte es noch nicht einmal. ~*~*~*~ Ron war noch immer sprachlos. Er liebte sie beide? Wieso das denn? Wie sollte so was funktionieren? Das war doch irgendwie seltsam, oder? „Ich… Hat er dich deswegen so angegriffen?“, fragte Ron leise, dachte an Harrys Gesicht während des Kampfes, seine kalte Entschlossenheit. „Aber… Nein, die Worte passen da nicht. Er hat gesagt, er will sich ändern…“ Wieder verstummte er. Er redete echt nur Blödsinn daher. Aber er wusste auch nicht, was er jetzt Kluges sagen könnte. Hermione wüsste es mit Sicherheit. Und Blaise auch, aber er war nicht gut im Trösten. „Aber das meinte er auch nicht in dieser Beziehung, oder?“ Außerdem blickte er da überhaupt nicht durch. Er war komplett verwirrt. ~*~*~*~ „Nein. Er... er will es auf die Reihe bekommen und ehrlich sein. Vor allem zu Draco, denn nicht nur mich hat er angelogen.“ Bitterkeit schwang in Blaises Stimme mit. „Es war ein Versuch seinerseits zu zeigen, dass er nicht aufgibt. Dass er die Hoffnung nicht fahren lässt, obwohl er davon so wenig hat. Denke ich... Wer kann schon in Harry hineingucken?“ Er lachte heiser und bitter auf. „Ich dachte, ich könnte ihn verstehen. Ich habe mich geirrt.“ ~*~*~*~ Ron sah ebenfalls auf die Flasche, die zwischen Blaises Beinen pendelte. „Er hat wenig Hoffnung?“ Er klang zweifelnd. „Harry hat doch gesagt, dass er ihn besiegen wird, dass er es schaffen wird, weil er das eh vorhatte. Das klingt mir aber gar nicht danach, dass er wenig Hoffnung hat. Klingt für mich eher zuversichtlich.“ ~*~*~*~ Blaise schnaubte leise. „Dann glaub das weiterhin. Er macht euch was vor. Er hat Angst zu sterben. Er hat Angst, dass diese dämliche Prophezeiung meint, dass er sterben wird. Und seine Angst ist berechtigt, aber die Hoffnung aufzugeben...“ Er blickte auf, Verzweiflung in seinen Augen. „Das ist doch alles, was wir noch haben!“ ~*~*~*~ Ron nickte bedächtig, sein Blick finster. Irgendwie hatte er gerade das dumme Gefühl, dass sein ehemals bester Freund eine Menge Geheimnisse vor ihm hatte, mit denen er aber so gar nicht einverstanden war. Erst die Dreierdings, dann Hoffnungslosigkeit, wo er ihnen den Zuversichtlichen vorspielte… „Noch was, was ich wissen sollte, bevor ich ihn in die Mangel nehme?“, fragte er düster. Und schrak im nächsten Moment zusammen. „Sorry. Hatte vergessen, dass du jetzt erstmal Hilfe brauchst. Wobei ich gar nicht weiß, wie ich dir helfen kann, schließlich…“ Wieder verstummte er. „Ich kenn mich mit Liebesproblemen nicht so aus. Außerdem hast doch du Schluss gemacht, oder?“ ~*~*~*~ Blaise hob den Kopf und verdrehte die Augen. „Ron, es ist faszinierend, wie unbedarft du bist und in jedem anderen Moment hätte ich mir jetzt wirklich die Zeit genommen, dich auszulachen.“ Er seufzte tief. „Lass Harry in Ruhe. Er macht sich genug Gedanken. Das letzte, was er jetzt braucht, ist so ein Gespräch.“ Er schüttelte den Kopf. „Lass ihn.“ Erneut seufzte er und fuhr dann fort: „Meinst du nicht, dass es mir schwer gefallen ist, zu gehen? Schluss zu machen, das heißt nicht zwangsläufig, dass es einem nicht weh tut. Harry hat mich wirklich verletzt. Mir zerreißt es das Herz, Ron. Alles da drin hängt schon in Fetzen. Oder meinst du, ich sehe aus Spaß an der Freude so unglaublich jämmerlich aus?“ Er blickte ihn aus seinen rotunterlaufenen und geschwollenen Augen an. „Wenn ja, dann bist du echt der größte Trottel unter der Sonne.“ ~*~*~*~ Ron wurde rot. „Sorry.“ Er hatte ja Recht. Natürlich tat es ihm weh, keine Frage. „Kann… kann ich dir helfen? Ich weiß nicht wie, aber ich möchte gerne. Ohne dich noch mehr fertig zu machen - worin ich eine echte Begabung besitze.“ Er wusste das, weil Hermione ihn schon darauf aufmerksam gemacht hatte. ~*~*~*~ „Danke.“ Blaises Stimme wurde erneut rau und gequält. „Ich...“ Er seufzte auf und drückte die Stirn gegen die Hände. Die Tränen brannten erneut in seinen Augen und er wusste nicht, wie er sie verdrängen konnte. „Ron... Nimmst du mich... in den Arm?“, fragte er zögerlich. Das war eine Grenze, die sie bisher nur in Gruppenumarmungen überschritten hatten. Nicht so. Aber er brauchte jetzt Nähe. Dringend. Um wenigstens ein bisschen den Schmerz zu lindern. ~*~*~*~ Ron stand wortlos auf, kniete sich vor ihn hin und tat, worum er bat. Er konnte ihn verstehen. Ganz tief in sich konnte er es verstehen. Und es war wohl wirklich die einzige Möglichkeit, wie er ihm helfen konnte. Früher, da hatte seine Mutter ihn auch immer in den Arm genommen, wenn er verzweifelt war. Jetzt konnte er diese liebe Geste wenigstens an Blaise weitergeben. „Du darfst auch weiterweinen.“, bot er an und strich ihm sachte über den Rücken. „Das… das hilft doch auch ein bisschen.“ ~*~*~*~ „Ich kann’s gerade gar nicht verhindern.“ Blaise presste das Gesicht in Rons Umhang und schloss die Augen. Tränen drangen unter seinen Lidern hervor, benetzten den Umhang, weichten ihn langsam durch. Seine Schultern bebten, aber er gab keinen Laut von sich. Dafür fehlte ihm die Kraft. Er wusste nicht, wie lange er sich so an Ron festhielt, sich an ihn klammerte und in seinen Armen weinte. Aber irgendwann versiegten die Tränen. Seine Augen brannten und schmerzten, seine Nase lief und sein Mund fühlte sich wie ausgetrocknet an. „Danke.“, krächzte er heiser, machte aber keine Anstalten, sich von dem Rotschopf zu lösen. ~*~*~*~ „Schon okay.“ Rons Augen weilten an den feinen Regenschnüren draußen. Er hatte darüber nachgedacht, was Blaise ihm gesagt hatte, dass er mit Draco und Harry zusammen gewesen war und dass Harry es aus Mitleid getan hatte. Wenn er ehrlich war, dann passte das zu Harry, aber es war grausam gewesen und ihm musste deswegen wirklich kräftig der Kopf gewaschen werden. Das konnte man ihm wohl kaum durchgehen lassen, selbst wenn Blaise das nicht wollte. Aber noch etwas war ihm durch den Kopf gegangen: Von Draco hatte Blaise nicht gesprochen. Anscheinend war seine Vermutung doch richtig gewesen, dass Draco Blaise doch liebte. Was musste Harry da empfunden haben? Und er konnte auch nachvollziehen, dass Harry Angst hatte. Er hatte Angst zu sterben. In Harrys Art zu denken war nicht einfach, aber er hatte ein wenig Übung darin. Und wenn er es recht bedachte, dann war es fast schon natürlich, dass er so gehandelt hatte. Mitleid, Angst davor, zu sterben… Er hatte wahrscheinlich niemandem weh tun wollen. Wie er es niemals wollte. Möglichst wenig Menschen behelligen. Wahrscheinlich hatte er auch seinen Tod so handhaben wollen. Möglichst schnell alle wieder glücklich, bloß nicht trauern. Wenn er da an Draco gedacht hatte, daran, dass Blaise alleine war die ganze Zeit… Er verstand, warum er es getan hatte, auch wenn er der Meinung war, dass es falsch war. Wieder streichelte er Blaises Rücken hinab. Noch immer wusste er nicht, was er sagen sollte, weil er einfach keine Worte fand, die Trost vermitteln würden. Welche der ewigen Floskeln wäre gut? Es wird alles wieder gut? Die Zeit heilt Wunden? Vielleicht noch einmal versuchen? Bloß nicht! Und so schwieg er weiter. Blaise konnte sagen, wenn er etwas brauchte. ~*~*~*~ „Was denkst du, Ron?“, fragte Blaise leise. „Was denkst du jetzt über mich?“ Seine Stimme war heiser und gequetscht, klang etwas nasal, weil er noch nicht wieder so recht Luft bekam. Er fühlte sich matt und erschöpft. Und wahrscheinlich war es eine dumme Idee, Ron das jetzt zu fragen. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er es wissen wollte. Vielleicht suchte er einfach nur die Bestätigung dafür, dass er erbärmlich war. Um noch tiefer zu fallen oder aber irgendwie aus diesem Sumpf wieder rauszukommen. Die restlichen Scherben noch weiter zu zerschlagen, um dann am Ende vielleicht doch irgendetwas in der Hand zu halten, womit er neu beginnen konnte. Auch wenn das jetzt jenseits seiner Vorstellungskraft lag und jede einzelne Scherbe seines Herzens nur noch tiefere Wunden riss. ~*~*~*~ Ron schloss die Augen. Die Frage war gut. Was dachte er jetzt? Was er schon mal sagen konnte, war, dass er ihn nicht abstieß. Blaise war so lieb, so freundlich. Er hätte das alles auch weiterführen können, um Draco näher zu sein. Er hätte Harry ignorieren können, aber er hatte sich stattdessen in Harry verliebt. Das war Begabung. Er selbst hätte das niemals geschafft. Sich in seinen Rivalen verlieben… „Ich mag dich immer noch.“, sagte er ehrlich. „Aber ich verstehe dich nicht richtig. Du machst es dir selbst nicht einfach, weil du das liebst, was du nicht erreichen kannst. Aber daran kannst du wohl nichts ändern. Du tust mir Leid, weil du alleine bist. Ich meine, du hast zwar uns, aber ich glaube, das reicht dir nicht, nicht wahr? Und ich… ich habe ein bisschen Angst, dass wir dich verlieren könnten. Ich mag dich wirklich. Du bist einer meiner besten Freunde geworden und das sag ich jetzt nicht nur, weil du das hören wollen könntest. Ich wäre traurig, wenn du nicht mehr bei uns sein könntest. Aber ich könnte es verstehen.“ Er zog ihn noch ein bisschen enger. „Ich… Du weißt, dass es nicht einfach ist, zwischen Freunden zu wählen. Ich kann das nicht. Ich hatte damit immer schon Probleme. Und ich will keinen von euch verlieren.“ Schon die ganze Zeit über hatte er sich gewundert, was da in seinem Inneren bohrte, jetzt hatte er es gefunden: Sein Herz war schwer, denn er wollte nicht aufgeben, was ihm wichtig geworden war. ~*~*~*~ Blaise lächelte dankbar und lehnte die Stirn gegen Rons Schulter. „Du wirst dich nicht entscheiden müssen, Ron. Keine Sorge. Ich werde euch doch jetzt nicht im Stich lassen.“ Er lachte traurig auf. „Das kann ich gar nicht. Ich werde mit euch bis zum Ende gehen. Was auch immer das bedeuten mag.“ Er seufzte. „Weißt du was? Manchmal, da hasse ich mein Leben. Und dieses verdammte Herz.“ ~*~*~*~ Ron lächelte, schob ihn ein kleines Stückchen von sich. „Ich mag dein Leben. Es hätte auch auf der anderen Seite sein können, was ich jetzt, im Nachhinein, ziemlich traurig gefunden hätte. Außerdem bist du schon stark, denn immerhin hast du dich getraut, zu sagen, was in dir drin ist.“ Daran scheiterte er immer wieder. Oder, wenn er es sich vorgenommen hatte, dann kam etwas dazwischen. Dann blinzelte er und verzog das Gesicht. „Aber, Blaise, du siehst echt schrecklich aus. Du solltest dich waschen oder gleich duschen. Oder Miones Zauber anwenden. Ich krieg den leider noch nicht auf die Reihe. Ich kann nur den von Mum und der hilft nicht mehr in diesem Stadium.“ Grinsend zwinkerte er ihm zu. ~*~*~*~ Blaise musste wider Willen lachen. „Du bist ein wirklich liebenswerter Holzkopf.“ Er wuschelte Ron grinsend durch die roten Haare und zog dann seinen Zauberstab hervor. Nach kurzem Nachdenken bekam er den Zauber sogar auf die Reihe, obwohl sein Kopf hämmerte, als wenn er gleich explodieren wollte. Dagegen benutzte er auch gleich einen Zauber. Matt ließ er den Kopf wieder gegen Rons Schulter fallen. „Wir sollten zurückgehen.“ ~*~*~*~ Ron nahm ihn wieder in die Arme und lächelte. Ob es nun eine Beleidigung oder ein Lob gewesen war, war egal. Er hatte das Gefühl, dass es Blaise wenigstens ein bisschen besser ging. Und das war doch schon mal ein Fortschritt. „Nein, das müssen wir nicht.“, sagte er. „Nur, wenn du das auch wirklich willst. Sie werden auch so wissen, dass es dir einfach nicht gut geht, also kannst du dir auch getrost so viel Zeit lassen, wie du brauchst. Wir können auch Eis essen gehen. Die Hauselfen haben immer Waldmeistereis da. Und Waldfrucht auch!“ Er liebte diese beiden Sorten. ~*~*~*~ „Das tun wir danach.“ Eis klang wirklich gut. Und war ein anerkanntes Gegenmittel zu Herzschmerz. „Aber erst gehen wir und zeigen denen, dass wir wirklich gut sind. Das sind wir uns selbst schuldig. Dass wir diese Chance nutzen, um besser zu werden – und vorbereitet zu sein. Meinst du nicht?“ Blaises Lächeln wurde zuversichtlich, während er sich langsam aufrichtete. Und Harry sowie Draco würde er auch gegenübertreten können. Er schaffte das. Er musste einfach! ~*~*~*~ Ron verzog das Gesicht. Irgendwie hatte er gehofft, berechtig schwänzen zu können, aber andererseits hatte auch Blaise Recht. Sie mussten besser werden. „Okay.“, gab er klein bei. „Also gehen wir und machen den Typen klar, dass wir zu den Stärksten gehören.“ Auch wenn er nicht davon ausging, dass Blaise noch ein Duell durchstand. Gegen Harry zu kämpfen war Kräfte zehrend. Das wusste er aus eigener Erfahrung. ~*~*~*~ Blaise grinste. „Genau das zeigen wir ihnen.“ Jetzt stand er auf und zog auch Ron auf die Beine. Er hakte sich bei dem Rotschopf unter und gemeinsam gingen sie zurück in die Große Halle, wo die Lektionen noch im vollen Gange waren. Snape schnauzte gerade eine Gruppe Hufflepuffs an und Tonks amüsierte ein paar Ravenclaws damit, dass sie einen pinkglänzenden Schutzschild zauberte. Lupin war damit beschäftigt, Neville aufzubauen, während Madam Pomfrey offenbar nicht das erste Mal Draco von den Folgen eines schiefgelaufenen Fluches befreien durfte. Der Blonde schnaubte ungehalten. Er hätte sich liebend gerne um Harry oder Blaise gekümmert, aber er hatte gar keine Chance bekommen. Und die ersten Unaufmerksamkeiten im Kampf gegen Neville hatte er sofort bereut. Erst war er an die Wand gepinnt worden, dann hatte er sich unter der Decke wiedergefunden und jetzt hatte Neville ihm versehentlich die Hand auf dreifache Größe anschwellen lassen. Allerdings war das fast schon effektiv. Er blickte auf und sah Blaise gemeinsam mit Ron zurückkehren. Ihm fiel beinahe eine ganze Lawine vom Herzen. ~*~*~*~ Auch Harry sah Blaise und Ron zurückkommen. Hermione ebenfalls. „Es scheint ihm wieder gut zu gehen.“, sagte sie leise und ließ Harry los, der nur stumm nickte. „Kaum zu glauben, dass Ron es wirklich geschafft hat, ihn zu beruhigen.“ Wieder nickend lächelte der Schwarzhaarige. Blaise sah gelöster aus, nicht mehr so blass wie vorher. Es war beruhigend zu wissen, dass er jemanden gefunden hatte, dem er sich anvertrauen konnte. „Na, sollen wir auch wieder trainieren gehen, nachdem jetzt klar ist, dass wir Training benötigen? Immerhin hattest du gestern vollkommen Recht. Es sind nur noch etwa fünf bis zehn Wochen, bis es zu Schneien beginnt.“ Er nickte abermals, lächelte schwach. Ihm war nicht nach lächeln. Ihm war auch nicht nach freuen, aber Training war gut. „Aber diesen Zauber setzt du nicht mehr ein ohne Vorwarnung und mindestens drei Menschen, die ihn blocken können und über ihn Bescheid wissen. Das ist gemeingefährlich!“ Harry kratzte sich verlegen am Kopf. „Geht klar, Mione. Ist eh zu schwierig, aufrechtzuerhalten. Kostet eine Menge Kraft.“ „Soll das heißen, du hast deine Kraft aufgebraucht und kannst gar nicht mehr kämpfen?“ „Nein, das heißt, dass ich schwächer bin. Aber gekniffen habe ich noch nie!“ Sie grinste ihn an, dann zog sie ihn mit sich. „Hi!“, begrüßte sie die beiden und Lupin ließ seinen Schild fallen. Er schien jetzt nicht mehr notwendig. ~*~*~*~ „Hey...“ Blaise lächelte Hermione an, nickte Harry zu und fasste Ron noch etwas fester am Arm. „Schön, euch wieder hier zu sehen.“ Lupin nickte Neville zu und sah einen blanken Ausdruck von Verzweiflung auf Dracos Gesicht, als die beiden in die nächste Runde gehen sollten und ihm keine Zeit blieb, mit den anderen zu reden. „Blaise, stark genug für einen neuen Kampf?“, wandte sich der Werwolf an den Slytherin. Blaise nickte entschlossen. „Ja. Und Ron hat sich schon bereit erklärt, mein Partner zu sein.“ „Gut.“ Remus lächelte zufrieden. „Dann zeigt mal, was ihr könnt.“ Einen kurzen Moment darauf hörte er einen entnervten Aufschrei, als Draco um die eigene Achse durch den halbe Halle gewirbelt wurde, weil Nevilles Flüche schlichtweg absolut unblockbar waren, weil daran wirklich alles schief ging. „Äh... Harry... Würdest du mit Neville trainieren? Ich glaube, Draco hat genug für heute.” ~*~*~*~ Harry grinste und nickte. „Klar.“ Aber der Tanz sah lustig aus, auch wenn daran für Draco wahrscheinlich nichts lustig war. Er fing seinen Freund ab, als dieser in seiner Nähe vorbeikam und hielt ihn fest. „Mach mit Mione weiter, ja?“, sagte er freundlich und deutete auf das braun gelockte Mädchen, das gerade Blaise und Ron einen erfolgreichen Kampf wünschte. „Lupins Anweisung.“ ~*~*~*~ „Seine beste Entscheidung heute.“ Draco hielt sich an Harrys Arm fest, bis der Schwindel einigermaßen verschwunden war. Schreckliches Gefühl. „Viel Erfolg mit Longbottom. Seine Flüche gehen so was von schief. Das gibt’s doch eigentlich gar nicht.“ Er schüttelte den Kopf und presste sofort die Hand gegen die Schläfen. Sofort drehte sich wieder alles. „Ehrlich, der macht die Todesser garantiert wahnsinnig.“ Er gab Harry einen flüchtigen Kuss auf die Wange und hielt dann etwas torkelnd auf Hermione zu. ~*~*~*~ Harry blickte ihm mitleidig nach. Hätte nichts Schlechtes, wenn Neville Todesser mit seiner Konfusion fertigmachen würde. Er lächelte dem schwarzhaarigen Jungen zu und konnte direkt die Erleichterung auf dem Mondgesicht erkennen. Neville war mit seinem Partner ganz und gar nicht glücklich gewesen. Wie Harry ihn kannte, hatte er solch eine Angst und Panik vor Draco gehabt, dass er gar nicht anders gekonnt hatte, als nervös nicht einen seiner Sprüche zu wirken, weil er befürchtete, ihn zu verärgern. So war es zumindest immer in Snapes Unterricht. Hermione meinte, wenn man Geduld mit ihm hatte, dann sei es durchaus möglich, ihm Dinge beizubringen, die nicht in einer Katastrophe endeten. Doch bevor er anfangen konnte, war plötzlich Mme Pomfrey da und verpasste ihm seinen alltäglichen Trank mit der Bemerkung, sie würde ihn bei sich behalten, wenn das nicht besser wurde und er nicht jeden Morgen freiwillig zu ihr kam. Der Rest des Unterrichts verlief glücklicherweise reibungslos. Neville kriegte sich bald wieder ein, zauberte harmlose, gut blockbare Angriffe, Harry konnte sich entspannen, weil er dem Jungen keine harten Zauber auf den Hals jagen wollte, Hermione und Draco kamen ebenfalls gut miteinander aus, während er mehr angriff als verteidigte, weil Hermione beides noch nicht auf die Reihe bekam und lieber die Schilde zauberte. Sie hatte noch immer Probleme mit Duellen. Es war zuviel Theorie in ihrem Kopf. Pansy verzweifelte an Seamus, der einfach nicht dahinter kam, warum sie so schnell und agil war, und nicht mit ihr mithalten konnte, Ron und Blaise legten ein vorbildliches Duell hin, das in seiner Perfektion der Angriffe und Schilde schon fast an einen Tanz erinnerte, wäre es nicht so schnell gewesen. Um Punkt zwölf Uhr ließ Professor Lupin dann die Klappen fallen. Sie hatten frei und mussten die Große Halle fürs Mittagessen räumen. Er bekundete noch einmal, dass er wirklich stolz auf sie war, dann konnten sie gehen. Sie sollten zusehen, dass sie sich umzogen oder duschen gingen, da die Kämpfe mit Sicherheit anstrengend gewesen waren. ~*~*~*~ Blaise hatte Ron müde den Arm um die Schultern gelegt. Seine langen Haare waren schweißverklebt, aber er war einigermaßen zufrieden mit sich. Fast alle Schüler sahen wirklich mitgenommen aus. „Wenn das jetzt jeden Samstag so wird...“, lächelte Pansy in die Runde, „…dann werden wir alle noch verdammt gut.“ „Schade nur, dass da angehende Todesser bei sind.“, murmelte Hermione düster und wies mit dem Kinn auf Crabbe und Nott, die vor ihnen den Saal verließen. „Schon, aber hast du ihre Flüche gesehen?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Schlecht. Verdammt schlecht. Die werden vermutlich schon an sämtlichen Aufnahmebedingungen scheitern. Ich glaube kaum, dass Voldemort Nieten in seiner Armee sammelt.“ ~*~*~*~ „Doch, tut er. Kanonenfutter für seine Gegner.“, murmelte Harry düster. „Wurmschwanz ist auch eine Niete.“ ~*~*~*~ „Das glaube ich nicht.“ Blaise schüttelte den Kopf. „So, wie ich diesen Mann einschätze, ist er sehr berechnend.“ Draco nickte knapp. Das war auch das, was ihm sein Vater vermittelt hatte. „Und wenn sie uns Crabbe und Nott als Kanonenfutter schicken, dann werde ich sie mit Freuden fertig machen.“ „Draco!“ Pansy schüttelte tadelnd den Kopf. „Ach Ron... Da war noch etwas mit Eis, oder?“, brachte Blaise das Gespräch abrupt in eine andere Richtung. ~*~*~*~ „Jaaaa!“ Ron begann zu strahlen. „Waldmeistereis für mich! Wer will was essen? Wer kommt mit runter?“ Harry lächelte. Okay, es war wahrscheinlich nur sinnvoll, wenn man dieses Gesprächsthema in ihrer Freizeit in Zukunft nicht allzu oft zur Sprache brachte. Und Eis war doch mal eine nette Idee. „Wie wäre es mit Mittagessen vorher?“, schaltete sich Hermione mit einem Blick auf Harry, Draco und Blaise ein. Ron verzog leidend das Gesicht. ~*~*~*~ „Ich verzichte dankend.“ Blaise lächelte Hermione zu. „Habe eh keinen Appetit. Ich bin also dabei, Ron.“ Er grinste den Rotschopf an. Dracos Lippen wurden schmal. Zwar ließ Blaise einen beinahe vergessen, was am heutigen Morgen geschehen war, doch es ging ihm eindeutig nicht gut. Er wollte etwas tun, damit es ihm besser ging. Irgendwas. Und das wollte er auch so sehr für Harry tun, der immer noch mitgenommen wirkte, sobald Blaise in seiner Nähe war. Aber er wusste nicht was. ~*~*~*~ Hermione wirkte bedrückt, aber Harry ging es genauso wie Blaise. Keinen Appetit. Dennoch hatte er das Problem, dass Mme Pomfrey da wirklich hinterher war, dass er etwas aß. Zumal es schon wieder recht lange her war, dass er etwas gegessen hatte. „Harry?“ Hermione machte ein strenges Gesicht und er nickte nur. Vielleicht war es eh besser, wenn er nicht mitging. Blaise wirkte momentan recht frei von Sorgen. Und wenn Ron ihm gerade helfen konnte, dann sollte er sich nicht einmischen. Und Hermione hatte ja angedeutet, dass sie nachher dann auch Eisessen konnten. ~*~*~*~ „Okay. Wenn ihr nicht wollt... Wir sind dann weg.“ Blaise hakte sich bei Ron unter und zog den Rotschopf von den anderen weg. Pansy biss sich nachdenklich auf ihre Unterlippe. „Es geht ihm nicht so gut, wie er vorgibt.“, stellte sie fest. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, wann er ehrlich war und wann er ihnen etwas vorspielte. Im Moment war es eher ein Spiel. „Wir sollten uns umziehen.“, sagte Draco ruhig. „Und dann treffen wir uns zum Mittagessen wieder hier, okay?“ Pansy und Hermione nickten, woraufhin er Harry am Arm fasste und Richtung Raum der Wünsche zog. ~*~*~*~ Harry ließ sich mitziehen, doch als sie die Tür aufmachten, um in ihr Zuhause zu gehen, blieb er stehen. Drei Sessel. Und drei Schränke. Drei. Es tat wirklich weh. „Pansy hat Recht, oder?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Ja.“ Auch Draco hielt in der Tür inne. Hier war alles voll von Blaise. Alles. Die Luft roch sogar noch nach ihm. Abrupt schob er den Gryffindor wieder aus der Tür und knallte sie zu. „Wir brauchen einen neuen Raum. Ich kann da so nicht reingehen. Ich kann es einfach nicht.“ Er lehnte sich gegen die Wand neben der Tür und dem Trollbild. Es tat ihm Leid, denn mit Sicherheit tat Harry diese Bemerkung weh, aber es ging wirklich nicht. Und er sah keinen Grund, warum er Harry anlügen sollte. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige nickte nur, kam dann zu Draco und lehnte seine Stirn gegen dessen Schulter. Ganz leicht, einfach nur da sein, Nähe finden… Es tat ihm wirklich so sehr Leid. Aber was sollte er denn tun? Nichts. Er hatte sich entschuldigt, seinen Fehler eingesehen und bereute, aber im Grunde konnte er nichts tun. „Wähle du. Ich… ich hol dann unsere Sachen, okay?“ Denn die brauchten sie. Ihre Kessel mit dem Trank, ihre Schulsachen… Dracos Feder war darin, sein Feuerblitz, das Photoalbum von seinen Eltern… ~*~*~*~ „Das wird nicht nötig sein.“, erwiderte Draco leise. „Sie sind doch immer da, wenn wir sie uns darin vorstellen. Wenn wir den Raum sozusagen umräumen und sie uns darin vorstellen, bleiben sie. So wie unsere Gerüche darin bleiben, weil wir sie uns mit vorstellen. Oder nicht?“ Er war sich unsicher. Leicht strich er durch Harrys Haare, liebkoste die gekringelten Strähnen in seinem Nacken. Er fühlte sich vollkommen zerschlagen. ~*~*~*~ Harry zuckte mit den Schultern. So gesehen hatte Draco Recht. Sie hatten ihre Sachen bisher immer gehabt, auch wenn sie den Raum umgeräumt hatten. Was ihn dazu brachte, sich zu fragen, ob es tatsächlich noch seine Sachen waren, die darin waren, oder ob es inzwischen Dinge waren, die der Raum kreiert hatte. Er wusste es nicht, aber er stellte fest, dass es ihn beunruhigte. „Ich…weiß nicht…“, murmelte er hilflos. Draco ging es auch nicht so gut, wie er den anderen glauben machen wollte. Und es war im Endeffekt alles seine Schuld. ~*~*~*~ „Versuchen wir es.“ Entschlossen drückte sich Draco von der Wand ab. Er hatte einen anderen Raum in seinen Gedanken. Ähnlich, aber doch anders genug. Langsam vollführte er das Ritual und öffnete dann die Tür. An der rechten Seite war wie gehabt die Stelle für ihre Kessel, die auch noch fröhlich vor sich hingluckerten. Direkt daneben stand ein großer Holztisch mit bequemen Sesseln für die Hausaufgaben. Auch der Kamin war noch da, wenn auch versetzt. Ein weißes Lammfell lag davor, ehe ein bequemes dunkles Samtsofa und ein Sofatisch folgten. Das Bett war etwas schmaler als zuvor, aber immer noch groß und bequem. Daneben ein einziger großer Schrank, der ausreichen würde, um ihre Sachen unterzubringen. Die Farben, die nun dominierten, waren nicht mehr Rottöne, sondern vielmehr Grüntöne. Draco konnte nicht genau sagen warum, aber er mochte dieses dunkle Moosgrün. Er fand es irgendwie beruhigend und heimelig. Es tat ihm gut. „Ist das okay so?“, wandte er sich leise an Harry. Manche Dinge hatten einfach nur die Farbe geändert und waren ähnlich geblieben. Andere, wie eben das Bett, hatten auch komplett das Design geändert. Der Baldachin war jetzt Dunkelblau und darauf glitzerten silbrige Sterne. Überall zierten Schlangen und Löwen die Möbel, sei es auf der Polsterung oder als Schnitzereien. Aber sie blieben dezent und drängten sich nicht auf. „Wir haben sogar eine Badewanne.“ ~*~*~*~ Harry blickte sich neugierig um. Sein Feuerblitz stand neben einem der Fenster, neben Dracos Besen, auf dem Tisch, ordentlich gestapelt, lagen Bücher, die Kessel waren da… „Hübsch.“, sagte er leise und strich mit der Hand über das Holz des Schrankes, wo eine Schlange in eine andere überging. „Sehr hübsch.“ Draco hatte wirklich Geschmack. Und dieses Zimmer erinnerte tatsächlich kaum noch an ihr altes, nur von der Raumaufteilung her - was es kein bisschen besser machte. Es war genauso schwer wie zuvor, denn das Wissen um den Grund ihres ‚Umzugs’ war viel zu präsent in seinem Kopf. Langsam ging er zum Schrank, machte ihn auf. Sein Fotoalbum, die Karte des Rumtreibers, Dracos Feder… sie lagen alle obenauf. Seine wichtigsten Habseligkeiten. Er lächelte schwach. Am liebsten wäre er weggelaufen, irgendwohin, wo er nicht das Gefühl hatte, dass alles falsch war. ~*~*~*~ „Es schmerzt dich.“, sagte Draco schlicht, trat von ihnen an ihn heran und schlang die Arme um Harrys Bauch. „Mich auch. Aber wir müssen hier durch. Das hier ist ein Neuanfang. Das ist alles, was wir gerade tun können. Den Schmerz etwas lindern. Denn hier liegt Blaise nicht in jedem bisschen Luft. Hier ist er nur... Erinnerung.“ Er lehnte die Stirn gegen Harrys Rücken und schloss die Augen. Auf einmal wurde ihm klar, dass er schon gar nicht mehr wusste, wie Blaise roch, wie er schmeckte, wie er sich anfühlte. Sein Griff wurde fester, während er versuchte, die Tränen zu verbannen. Er hatte noch etwas. Das wichtigste von allem. Und doch... er vermisste Blaise. Bereits jetzt. Und er wusste, dass das Harry gegenüber nicht fair war. Es war nicht fair, dass er Blaise auch irgendwie liebte, denn Harry hatte ein Recht darauf, dass er nur ihn liebte. Mit absoluter Hingabe. Aber gerade fühlte er sich einfach nicht dazu in der Lage. Obwohl er hier war. Obwohl er seine Entscheidung nicht deutlicher hätte treffen können. ~*~*~*~ Harry nickte wieder nur. Er konnte angesichts von Dracos Verzweiflung kaum atmen. Er spürte seine Traurigkeit mit jeder Faser seines Körpers. Und empfand nicht einmal Eifersucht. In diesem Moment konnte er ihn einfach nur verstehen. Er ließ sich gegen Draco fallen, legte seine Hände auf die des Blonden und schloss die Augen, ließ seine Nähe auf sich wirken. Das, was er beinahe aufgegeben hatte, weil er… „Mione… hat mir neue Kraft gegeben.“, sagte er leise, den Wunsch verspürend, es ihm einfach nur mitzuteilen. „Ich… ich habe begriffen, dass ich niemals sterben werde, weil ihr auf mich aufpasst, weil ihr mir helfen werdet. Ich habe immer noch Angst, aber ich glaube, dass ich gewinnen kann. Ich… habe wieder Hoffnung.“ Es war so fehl am Platze in diesem Moment, dass er seine Worte beinahe sofort bereute, aber zurücknehmen konnte er sie auch nicht. „Sie hat sogar geweint…“ Wieder eine Schweigeminute, dann sprach er weiter. „Ich mache wirklich alles falsch im Moment. Alles. Ich tue allen um mich herum weh. Dir auch.“ ~*~*~*~ Draco biss sich auf die Unterlippe, dann lächelte er schwach. „Es ist gut, dass du wieder Hoffnung hast. Vergiss nicht... Du hast mir etwas versprochen.“ Er drückte ihn sachte an sich und hob seinen Kopf, um ihm einen weichen Kuss auf den Nacken zu geben. Fasziniert beobachtete er, wie Harry darauf sofort mit einer Gänsehaut reagierte. „Weißt du... Es lässt sich nicht vermeiden, anderen weh zu tun. Ich habe Pansy und Blaise ständig verletzt, Ron und Hermione auch. Dich ganz besonders. Und doch seid ihr hier. Doch sind wir Freunde. Weil es Dinge gibt, die stärker sind. Fehler sind menschlich. Ich habe dir längst verziehen. Und ich denke, Blaise wird es auch tun. Aber du musst dir auch selbst verzeihen, Harry. Ansonsten quälst du dich selbst am meisten.“ ~*~*~*~ Harry nickte. Er würde es versuchen. Aber so einfach war das nicht. Er hatte das Gefühl, irgendetwas wieder gutmachen zu müssen. Eine Art Gegenleistung, ein Grund, dass ihm verziehen werden konnte. Nur fiel ihm ein solcher Grund nicht ein, nichts, das er würde tun können. „Ich hätte ihn fast ins Koma geschickt…“, murmelte er leise. Noch ein Fehler, den er sich nicht verzeihen konnte. Er hätte sehen müssen, dass Blaise nicht in der Verfassung war, einen solchen Zauber zu blocken. ~*~*~*~ „Hast du aber nicht. Du hattest den Schutzzauber parat. Du warst es letztlich, der ihm auch sofort das Leben gerettet hat.“ Draco schmiegte seine Wange an den schlanken Nacken. „Dein Schutzzauber stand noch vor dem von Lupin, Snape und Tonks. Du hattest alles im Griff, Harry. Und es war gut, dass du wirklich gekämpft hast. Dass du dich zusammengerissen hast. Du konntest nicht wissen, dass er auf einmal aufgibt.“ ~*~*~*~ Das waren die Worte, die den Damm in Harry plötzlich zum Brechen brachten. Dass er aufgibt… Dass er aufgegeben hatte, das war das allerschlimmste. „Warum?“, fragte er schwach. „Warum hat er das getan?“ Es war das erste Mal, dass er weinte. Ohne Schluchzen, ohne irgendwelches Stocken rannen einfach nur Tränen über seine Wangen, vollkommen lautlos. Zu viele Emotionen waren darin vorhanden, als dass sie eine einzelne davon durch einen wirklich heftigen Weinkrampf unterstreichen konnten. Es war wie eine Strafe gewesen. Eine schreckliche Strafe. Der Junge-der-lebt fühlte sich, als hätte Blaise ihm damit zeigen wollen, dass ihm das Leben nichts mehr wert war. Und da es seine Schuld war, sollte er die Konsequenzen dafür tragen, das Leid endlich beenden. Okay, der Zauber hätte ihn nicht umgebracht. Nicht bei der geringen Kraft, die Blaise in seinen Zaubern gehabt hatte, aber dennoch… Diese Geste hatte es für ihn gehabt. Bring mich doch gleich um. Es ändert doch eh nichts mehr, es macht es einfacher. ~*~*~*~ „Ich weiß es nicht, Harry.“ Draco drehte den Gryffindor sachte zu sich um und zog ihn an seine Brust. „Ich... ich glaube, es war zuviel für ihn. So, wie ich Blaise kenne, wusste er, dass nichts passieren würde. Und doch... wollte er einfach nicht mehr. Er war wahrscheinlich am Ende seiner Kraft. Er hat das getan, was du tun wolltest: aufgeben.“ Auch hinter Dracos Lidern brannten die Tränen, aber er zwang sich dazu, sie herunterzuschlucken. „Aber sicher kann nur er dir das sagen. Frag ihn, wenn du den Mut dazu hast. Und bitte ihn um eine ehrliche Antwort. Ich glaube nicht, dass er sie dir verweigern wird.“ ~*~*~*~ „Ich darf ihn nicht fragen.“, erklärte Harry, noch leiser. „Er hat mich darum gebeten, es nicht zu tun. Zweimal.“ Tief und zittrig seufzte er. „Draco, ich… Er hasst mich sicherlich. Was ich… was ich getan habe, das kann ich niemals wieder gutmachen. Und er hat alles Recht der Welt, mich zu hassen. Ich habe ihm das Herz gebrochen. Zweimal. Einmal, dass ich ihn so… so vorgeführt habe, und einmal, weil ich ihn dazu gebracht habe, sich in mich zu verlieben. Und jetzt kann ich nichts dafür tun, dass das aufhört, und ich…“ Er holte Luft, diesmal schluchzte er doch. „Ich…“ Verzweifelt blickte er ihn an, suchte in den Sturmaugen nach Hilfe, bevor er ihm die Arme um den Hals schlang und sein Gesicht an seiner Schulter versteckte. All die Worte, all das, was in ihm war, kam jetzt raus. All das, was er bisher unterdrückt hatte, brach sich nun unaufhaltsam mit den Tränen Bahn. ~*~*~*~ „Er hasst dich nicht, Harry. Er hasst dich ganz sicher nicht...“ Beruhigend strich Draco ihm über den Rücken, während sich ihm der Bauch zusammenkrampfte und das Herz zusammenzog. „Er wird mit dir reden, wenn du es dir wünscht. Du musst ihm nur ein bisschen Zeit geben.“ Er spürte, wie ihm jetzt doch die Tränen kamen. Still rannen sie seine Wangen hinunter. Er drückt sein Gesicht gegen den schwarzen Haarschopf und kraulte ihm zärtlich den Nacken. „Du bist nicht schuld daran, dass er dich liebt. Da kannst du doch nichts für. Es sind Gefühle. Und die kann man nicht steuern. Im Moment kann ihm niemand helfen. Niemand. So wenig, wie uns jemand helfen kann.“ Er wollte noch etwas sagen, doch es ging in einem leisen Aufschluchzen unter. Er brachte kein Wort mehr hervor, presste Harry einfach nur an sich – und weinte. ~*~*~*~ Harry ließ seine ganze Selbstbeherrschung fahren, als er merkte, dass auch Draco weinte. Es war so unfair, dass auch er darunter leiden musste. Es dauerte lange, bis sie sich beruhigten, und glücklicherweise nervte auch keiner mit seinen Gedankenbüchern. Sie hatten wohl begriffen, dass es einfach Zeit brauchte. Sie zogen irgendwann auf das neue Bett um - sauber und frisch, dunkelblaue Decken, passend zum Baldachin, eine beruhigende, tröstende Farbe. Draco hatte wirklich gut gewählt. Um halb fünf erst ließ sich Hermione zaghaft vernehmen, es würde allmählich Zeit, sich fertigzumachen, um das Nachmittagssondertraining nicht zu verpassen. Sie hatte ihnen extra Zeit gelassen, damit sie nicht zu spät kamen. Einmal zu spät reichte, ihrer Meinung nach, vollkommen. Harry setzte sich auf und rieb sich über die Augen. Er hatte halb auf Draco gelegen, seinem Herzschlag gelauscht und alles darin versinken lassen, was in ihm herumrumorte. Jetzt hatte er eigentlich nur einen effektiven Gedanken: Er war richtiggehend froh, dass Blaise mit Draco bei Tonks war und er ihn jetzt erstmal nicht sehen musste. Er fühlte sich nicht stark genug, um ihm zu begegnen. ~*~*~*~ Draco hatte irgendwann die Augen geschlossen, um nicht mehr zu den silbrigen Sternen auf dem dunkelblauen Stoff emporblicken zu müssen. Er wäre auch eingenickt, wenn ihm nicht so viele Gedanken im Kopf herumgegangen wären. Blaise tauchte immer wieder vor seinem inneren Auge auf. Die ganze Situation, dieses Gefühlschaos, seine Entscheidung, Harry... Alles in ihm schien in Aufruhr zu sein und gleichzeitig fühlte er sich innerlich vollkommen eingefroren. Ein wirklich beschissenes Gefühl. Er richtete sich langsam auf, als Harry von ihm herunterrutschte und streckte sich. Sein Magen machte sich jetzt nachdrücklich bemerkbar. Er musste seufzen. „Ich glaube, ich sollte mal einen Zauber für Butterbrote oder Toast lernen.“ Kekse, Nusskuchen, Zuckerwatte oder Eis waren die aktuellen Alternativen und nach keiner stand ihm wirklich den Sinn. ~*~*~*~ „Es ist noch Zeit. Du kannst runter in die Küche gehen.“, sagte Harry. Dort würde Draco viel mehr bekommen, als er würde essen können und vor allem Dinge, die gesünder waren als Butterbrote. „Ich komm auch mit, dann kann Poppy später nicht meckern.“ Hunger hatte er zwar nicht, aber er musste gleich bei ihr vorbei und das ohne etwas im Magen zu tun, war dämlich. ~*~*~*~ „Okay.“ Da die Sache mit Dobby ja offenbar geklärt war, gab es keinen Grund, die Küche nicht aufzusuchen. Solch ein Desaster wie das letzte Mal würde ja jetzt wohl kaum passieren. Und Blaise und Ron würden ja sicher längst nicht mehr dort sein. Draco stand auf und streckte sich. Geräuschvoll sprangen einige Wirbel in ihre Normalposition zurück. Lächelnd streckte er Harry die Hand hin. „Dann lass uns gehen.“ ~*~*~*~ Harry nickte und ließ sich hochziehen. Gemeinsam gingen sie dann hinunter. Und erlebten eine Überraschung. Warum auch immer, die Elfen schienen schon auf sie gewartet zu haben, denn sie brachten ihnen vom Mittagessen etwas, das sie warm gehalten hatten. Kartoffelpuffer mit Apfelmus, Marmelade und einer Hackfleischkäsesoße. Und davon soviel, dass sie locker zu sechst davon hätten satt werden können. Dazu bekam jeder von ihnen heiße Schokolade mit Sahne. Dobby war gar nicht anwesend. Viel konnte Harry nicht essen, aber es schmeckte trotzdem und brachte sogar den Appetit zurück, so dass er soviel aß, wie in ihn hineinging. Anschließend besuchten sie Mme Pomfrey, die beinahe begeistert war, sie zu sehen und ihm seinen Trank mit ungewohnten Lobesworten überreichte. Danach hieß es sich Trennen, da Draco zu Tonks weiter musste und Harry bei Lupin erwartet wurde. Ein ganzes Stockwerk und etliche Flure auseinander. Harry wollte Draco gar nicht gehen lassen. Oder wahlweise selbst nicht gehen. Es erschien ihm so fatal, jetzt allein sein zu müssen. Er wollte das nicht, wollte nicht ständig nachdenken müssen. ~*~*~*~ Zum Abschied wuschelte Draco Harry noch einmal durch die Haare und wandte sich dann ab, um zu Tonks zu gehen. ~*~*~*~ Harry wanderte langsam zu Lupins Räumen. Der Lehrer hatte gesagt, sie würden sich dort treffen, weil man ihm ein Zimmer mit duellfähigem Saal zugewiesen hatte. Es war gemütlich spärlich eingerichtet, angereichert mit den gleichen liebenswürdigen Dingen wie früher. Harry fühlte sich direkt heimelig dort. Angenehm an einen Ort zu kommen, wo man schon einmal gewesen war. Der Unterricht war im Grunde nicht anders als am Vormittag. Duelle: Ron mit Hermione, Pansy mit Harry, bis sie nicht mehr konnten. Dann bekamen sie Kakao von Remus und Schokolade, die sie in einer Sitznische zu sich nahmen, leise miteinander plaudernd. Der Werwolf fragte Harry einmal, wo er den Zauber herhatte, woraufhin Harry ihm den Titel des Buches nannte. Es war ihm nur ein Stirnrunzeln wert, aber er sprach auch keine Rüge und kein Verbot aus, das Harry daran hinderte, weiterhin diesen Zugang zu nutzen. Später verabschiedeten sie sich, Ron mit absolut guter Laune, weil er einen Zauber, den ihnen Lupin gezeigt hatte, als erster geschafft hatte. Eine Verteidigung, die nicht so ganz einfach war. Er war so stolz und so happy, dass er die ganze Zeit gegrinst hatte. Harry wartete vor dem Raum der Wünsche, als die anderen sich verabschiedet hatten. Er traute sich nicht, hineinzugehen, sah in seinen Gedanken alles verschwommen, vermischt mit Bildern aus der alten Wohnung, die er hinter dem Bild unwillkürlich erwartete. Er wollte dort nicht alleine rein, so wartete er auf Draco, zusammengekauert vor der Tür. Und hatte das unwahrscheinliche Glück, dass Snape ihn dort fand. „Potter. Was tust du hier? Hast du dich ausgeschlossen?“ Harry blickte zu ihm auf, nahm den Kopf nicht von den Armen. Er war so müde, so verloren, dass er nicht einmal Respekt erweisen konnte, indem er aufstand. „Nein.“, murmelte er. „Was sitzt du dann hier wie bestellt und nicht abgeholt?“, wollte der schwarzhaarige Lehrer wissen. Harry zuckte mit den Schultern. „Darf ich das nicht?“ Snape zog die Augenbrauen zusammen. „Ich hoffe, du hast deine Hausaufgaben schon gemacht.“, schnarrte er, dann wandte er sich ab und wanderte mit steifem Schritt den Gang entlang. Zwei Katzen folgten ihm in respektvollem Abstand. Kurz schauten sie zu dem sitzenden Jungen hin, doch dann sprangen sie dem um die Ecke verschwindenden Mann hinterher. ~*~*~*~ Irgendwie war Draco nicht besonders wohl dabei, Blaise gegenüberzutreten. Und das auch noch mit dieser Art von Magie. Dennoch, es musste sein. Egal, wie sehr es ihm weh tat. Egal, wie sehr alles in ihm zerrissen war. Tonks und Blaise warteten bereits auf ihn. Der Schwarzhaarige sah etwas besser aus als am Vormittag. „Also, wie habt ihr zwei bisher trainiert?“, forderte Tonks die beiden auf zu erklären. Blaise gab ruhig Antwort, erklärte die Sache mit der Rüstung den Schutzzaubern und allem. „Gut... Dann machen wir so weiter.“ Sie lächelte die beiden an, hexte ein Plüschtier zu Monstergröße und trat zurück, damit Draco anfangen konnte. Aufmerksam beobachtete sie die beiden, ließ ihnen freie Hand. Blaises Schutzzauber waren wirklich gut. Sie hielten sämtliche Nebeneffekte, wie Druckwellen und ähnliches ab, während Draco sich austobte. Anders konnte man das kaum nennen. Ein schwarzmagischer Fluch nach dem anderen raste auf den Plüschbären zu und strotzte nur so vor Energie. Erschreckend und beängstigend. Aber zugleich schien Draco diese Gabe langsam zu akzeptieren. Er wirkte nicht mehr so gehetzt, so zornig, sondern vielmehr schien ihm diese Magie langsam in Fleisch und Blut überzugehen. Allerdings wusste Tonks nicht, ob sie das so positiv finden sollte. Dann zeigte Draco Blaise die Sprüche, der sie erstaunlich schnell und sicher umsetzen konnte. Bemerkenswert. Die Lehrerin beschränkte sich vollkommen aufs Zuschauen und Beobachten. Später würde sie ihre Feststellungen mit Dumbledore, Lupin und Snape diskutieren. Aber im Moment gab es keinen Grund daran zu zweifeln, dass die beiden alleine verdammt gut klar kamen. Als sie schließlich erschöpft und müde wirkten, beendete sie die Stunde. Mit je einem Stück Schokolade und einem Katzenkeks schickte sie die beiden Slytherins hinaus. „Wie geht es dir?“, fragte Blaise leise, während sie Seite an Seite den Korridor entlang gingen. Ziellos waren sie beide. „Seltsam, dass ausgerechnet du fragst.“ Draco blickte ihn traurig an. „Eher müsste ich dich doch fragen, oder?“ „Nein. Ich habe auch dich verlassen. Und glaub mir, das ist mir wirklich schwer gefallen.“ Er blieb stehen und strich dem Blonden weich über die Wange. „Es hat sich nichts an meiner Liebe geändert, aber... die Bedingungen waren untragbar.“ „Ich weiß.“ Draco lehnte sich gegen die Hand, schloss die Augen. „Ich weiß. Und es zerreißt mich.“ „Du hast die richtige Entscheidung getroffen.“ Blaise zwang sich zu einem zuversichtlichen Lächeln. „Wir beide... Wir hätten nie etwas Ähnliches hinbekommen. Harry und du, das kann für die Ewigkeit sein.“ „Ich weiß.“, flüsterte Draco heiser. „Und ich liebe ihn. Aus ganzem Herzen. Aber... du fehlst mir so...“ „Du mir doch auch.“ Blaise hauchte ihm einen weichen Kuss auf die Lippen, den der Blonde mit geschlossenen Augen kurz erwiderte. „Aber alles andere wäre falsch. Und jetzt geh nach Hause. Geh. Harry wird auf dich warten.“ Draco nickte schwach und wandte sich ab. Warum tat es so weh? Warum konnte es nicht weitergehen wie bisher? Warum? Er sah kaum, wohin er seine Füße setzte, bis er vor dem Raum der Wünsche ankam und regelrecht in Harry hineinstolperte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ When love breaks the promise The heart has to keep It leaves only truth here to find When the spirit is crushed And the hurt is so deep Between you and I Even when love has come and gone And our hearts have moved along I will remember There was a time we had the trust And that always was enough I will remember I will remember you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Alle sind sie kaputt und verletzt... Mau... Irgendwie tun sie mir ja doch leid... Ziemlich sogar... Shi: Echt? Wow ^^ Mir nicht. Ich mag Mione. Und ich mag Ronnie-Schatzi! *breitgrins* Aber Draco mag ich nicht. Momentan gar nicht… Ich… Wenn ich an Harrys Stelle wäre… *knurr* Aber Blaise tut mir wirklich leid. Im Gegensatz zu Harry. Erstens ist der Schuld und zweitens finde ich es lustig, ihn zu quälen! ^^ In der Badewanne (zensiert) --------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 114: In der Badewanne Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lene Marlin – Wish I could. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 114: In der Badewanne Harry blickte erst auf, als er die Schritte endlich erkannte. Es war ihm so egal gewesen, wer da kam, ob er ihn sah, was er dabei dachte, wenn er ihn so elendig allein in einem leeren Gang sitzen sah und ob er ihn blöde anquatschen würde, aber als er Draco sah, sein Gesicht… Schwarze Magie. Er biss sich auf die Lippen. Ihm wurde bewusst, dass ihm das Privileg entzogen worden war, Draco danach zu wärmen. Auch heute sah er nicht danach aus, als wäre ihm kalt. Er stand auf, schweigend, legte ihm die Arme um die Schultern und lehnte sich gegen ihn. Jetzt konnte er ihm nicht einmal helfen. Vorausgesetzt, dass er Hilfe brauchte… Und er konnte auch nicht sehen, wie er sich machte, wie es lief, ob es ihm dabei gut ging oder nicht. Es war, als wäre er ausgeschlossen worden aus diesem Teil von Dracos Leben. Schwarze Magie… Der Teil von Draco, den er niemals würde teilen können. ~*~*~*~ Draco erwiderte die Umarmung stumm und drückte den Gryffindor fest an sich. Er fühlte sich matt und erledigt. Die Sache mit Blaise, sie zerrte an seinem ohnehin schon dünnen Nervenkostüm. Aber Harry in den Armen zu halten, das erinnerte ihn daran, dass alles richtig so war. Alles. Er gab ihm einen weichen Kuss auf die Wange, den Hals, die Haare. Und auf einmal ging ihm auf, dass er nicht fror. Dass die Kälte nicht da war. Dass sie einfach nicht da war. Sein Körper zitterte nicht, und wenn, dann nur, weil er sich generell recht beschissen fühlte, aber nicht wegen dieser Magie. Und er wusste nicht, ob ihm diese Veränderung gefiel oder nicht. ~*~*~*~ Keiner der beiden bewegte sich. Irgendwie war das gerade nicht nötig, nicht wichtig. Und Snape, der eine halbe Stunde später den Weg zurückging, um zu sehen, ob er diesmal vielleicht eine Chance hatte, in den Raum der Wünsche zu gelangen, wo er inzwischen sogar wusste, wie man die Tür öffnete, schaute nicht schlecht, als er die beiden Jungen da stehen sah. Allerdings war es frustrierend, dass sie da waren, denn so kam er nicht in den Raum. „Findet ihr nicht, dass für derlei Dinge ein abgeschiedenerer Ort eine bessere Wahl wäre?“, fragte er schneidend und trocken. „Es gibt tatsächlich Menschen, die keinen Wert darauf legen, so etwas zu sehen.“ Er blieb vor ihnen stehen und Harry drehte ihm den Kopf zu. Beinahe wäre ihm herausgerutscht, dass er ja nicht hinzusehen brauchte, aber er verbiss sich diesen Spruch, löste sich stattdessen von Draco. „Wir gehen schon, Sir.“, sagte er, lächelte den Mann freundlich falsch an. „Vielen Dank für den Hinweis.“ Wie gut, dass man seinen Zynismus nicht hören konnte. Aber riechen konnte Snape ihn mit Sicherheit. Der hatte ein Gespür dafür. ~*~*~*~ Draco schenkte dem Zaubertränkelehrer nur einen abfälligen Blick und wartete stur, bis dieser verschwunden war. Dann nahm er Harrys Hand, vollführte das Ritual und betrat schließlich ihren Raum. Ihren neuen Raum. Er war schön, ja. Er roch nach ihnen, ja. Ihr Chaos von heute Nachmittag war geblieben, ja. Und doch fehlte ihm hier drin etwas. „Wie war das Training bei Lupin?“, fragte er schließlich zögerlich, während er Harry langsam Richtung Bett zog. ~*~*~*~ „Aufschlussreich irgendwie. Pansy ist wirklich gut.“ Harry ließ seinen Umhang zu Boden fallen, ohne ihn zu beachten. Er war ihm zu schwer im Moment. Seufzend blickte er sich um, versuchte erneut, sich einzuprägen, was er sah. Er war so zerschlagen. Ihm war während der Umarmung gekommen, warum Draco so schwerfällig war gerade. Und er wusste einfach, dass es an Blaise liegen musste. Es tat weh. Aber er konnte es ihm nicht verdenken. Ihm musste es noch viel mehr wehtun, weil er ihn wirklich… Schwach begann er zu lächeln. „Ich werde duschen gehen.“, sagte er. „Ich hab es nötig. Es war anstrengender, als ich gedacht habe.“ Und er hoffte, dass eine Dusche den Schmerz aus seinem Herzen vertreiben konnte. Das Wort Eifersucht ließ er nicht zu. In dieser Situation erschien es ihm so unpassend, so unfair. Aber er konnte sich nicht dagegen wehren, dass er sie empfand, konnte sie nur verbannen. ~*~*~*~ „Okay. Nimmst du mich mit?“ Draco legte den Kopf schief und lächelte ihn an. „Ich möchte bei dir sein.“ ~*~*~*~ Harry lächelte zurück. Es war wirklich unglaublich. Dracos einfache Geste konnte sein Herz erleichtern. Ein kleines bisschen. Er munterte ihn mit einer winzigen Frage auf, ohne das wahrscheinlich aktiv vorzuhaben. „Wie könnte ich da Nein sagen?“, fragte er und strich ihm über die Wange. „Ich würde dich am liebsten gar nicht mehr fortlassen.“ ~*~*~*~ „Dann tu es einfach nicht.“ Draco küsste ihn zärtlich auf die Lippen, zog ihn hinein in einen leidenschaftlichen, verlangenden Kuss. Dann schob er den Gryffindor nachdrücklich Richtung Badezimmer. Als sie dort drinnen standen, fiel sein Blick auf die nagelneue Badewanne. „Nun, wir könnten sie auch einweihen.“ Er grinste. „Was meinst du?“ Für den Augenblick fühlte er sich auf einmal schwerelos. So etwas wie glücklich. Einfach so. Aber wie konnte das sein? War er so schnell aus diesem Abgrund herausgekommen? ~*~*~*~ Harry blickte Draco an, dann die Badewanne. Das war verlockend. Er war noch nicht oft in einer Badewanne gewesen. Die Dursleys hatten es ihm meistens verboten, weil das zuviel kostete, bei den Weasleys hatte er sich aus selbigem Grund nicht getraut. Und in Hogwarts… Nun ja, das war der einzige Nachteil daran, dass er das Vertrauensschülerabzeichen abgelehnt hatte. „Ich bin dafür. Das ist eine gute Idee.“ Er lächelte und ging zu dem Schrank hinüber, um darin nach einem Mittel zu suchen, was man hineintun konnte. Er fand auf Anhieb etwas. Neben einer kleinen, bekannten Flasche: Massageöl… „Dray… darf… darf ich?“ Er hielt ihm die kleine Flasche entgegen. ~*~*~*~ Draco lächelte ihn warm an. „Harry, du musst nicht fragen. Sag einfach, was du tun willst, okay? Formulier deine Wünsche. Du kannst nichts falsch machen.“ ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter. „Ich kann doch nicht einfach sagen, dass ich dich jetzt massiere.“ Er kam zu ihm. „Aber ich sehe das jetzt einfach mal als eine Zustimmung. Machen wir das nach der Wanne oder davor?“ Baden wollte er auf jeden Fall noch. ~*~*~*~ „Erst baden.“, entschied der Blonde, verschloss den Abfluss und drehte das Wasser so auf, dass es eine angenehme Temperatur haben würde. Er betrachtete einen Augenblick lang den Inhalt des Badezimmerschrankes und zog dann eine Flasche mit Badezusatz hervor. „Mandel.“ Er zuckte mit den Schultern. Warum nicht? Langsam gab er eine großzügige Menge davon ins Wasser. Er streifte seine Kleider ab und ließ sie achtlos zu Boden fallen. „Na, was ist?“ Auffordernd blickte er den Gryffindor an. ~*~*~*~ Harry lächelte, zog die Krawatte vom Hals und stellte das kleine Fläschchen auf das Waschbecken, dann zog auch er sich vollständig aus. Es war ein wenig ein seltsames Gefühl. Er war befangen, dabei waren sie schon so viel intimer gewesen. Bloß war es das letzte Mal auf diese verquere Art und Weise gewesen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, als er das Wasser beobachtete, wie es in die Wanne lief und dort Schaumberge bildete. Zaubererwannen schienen sich schneller zu befüllen als Muggelwannen. Ein süßlicher Geruch nach Marzipan und Nüssen hing in der Luft. Berauschend. Sein Herz raste, dabei wusste er noch nicht einmal warum. ~*~*~*~ „Du siehst süß aus.“ Draco streckte die Hand aus und strich seinem Freund über die Wange. Dann stieg er langsam in die Wanne, ließ sich etwas Zeit, sich an die Wärme des Wassers zu gewöhnen und sank langsam hinein. Es tat gut. Verdammt gut. Er drehte das Wasser ab und blickte Harry aus den Schaumbergen entgegen. „Komm.“ ~*~*~*~ Wieder wurde Harrys Lächeln breiter. Seine Aufregung stieg ein wenig, aber auch seine Vorfreude. Wasser war toll, er mochte baden. Sehr. Langsam wie Draco zuvor kletterte er in die warme Wohltat, hielt einen Moment inne, als die Hitze ganz plötzlich durch seine Haut drang. Es war unangenehm angenehm. Er ließ sich endgültig hineingleiten. Warm. Weich. Es knisterte um ihn herum, der Mandelduft hüllte ihn ein. Und Draco sah aus, als würde er bis zum Hals im Schnee stecken. Seine Augen leuchteten, als er einen der Seifenberge hochhob und sachte hinein blies, dass er zu wackeln begann. Nicht doll genug… ~*~*~*~ Draco lachte leise, als er das Strahlen in Harrys Augen sah. Wann hatte er diese grünen Edelsteine das letzte Mal so glühen sehen? Es schien ihm so lange her zu sein. Im gleichen Moment begriff er, dass Harry bereits zuvor gelitten hatte. Er hatte einen Fehler gemacht, indem er seine Gedanken nicht formuliert hatte, und er hatte gelitten - ihm und Blaise zuliebe. Er nahm etwas Schaum auf die Hand und pustete ihn Harry sachte entgegen. „Lächel mich immer so an, ja? Verlier dieses Lächeln bloß niemals!“, sagte er leise. ~*~*~*~ Harry beobachtete fasziniert, wie die Flocken auf die Berge hinabschwebten, erst dann blickte er Draco an. So liebe Worte. Aber wie sollte er ihm das versprechen? „Ich sollte dich doch nicht mehr belügen…“, sagte er leise, ein wenig traurig. „Ich wollte es auch nicht mehr. Ich kann dich nicht immer so anlächeln, denn wenn ich es täte, dann würde ich wieder lügen, wenn es mir nicht gut geht.“ Dabei würde er es so gerne versprechen. ~*~*~*~ „Ich weiß.“ Draco seufzte leise. „Ich weiß...“ Er rutschte näher, quetschte seine Beine irgendwie an Harry vorbei und kam ihm so nahe genug, um ihn küssen zu können. „Aber die Aussicht darauf, dieses Lächeln möglichst oft sehen zu können, deine Augen so oft wie nur möglich so strahlen zu sehen, die gefällt mir.“ Er streckte die schaumige Hand aus und strich Harry zärtlich über die Wange, hinterließ dabei ein paar weiße Flocken. „Ich liebe dich, Kätzchen.“ ~*~*~*~ Glücklich schaffte es Harry tatsächlich, ihm noch ein solches Strahlen zu schenken. „Ich dich auch, Dray. Ich weiß, ich habe es schon so oft gesagt, aber ohne dich… Ich wüsste gar nicht, was ich tun sollte.“ Er fing Dracos Hand ein, küsste sie sacht auf die feuchten Fingerspitzen. „Dass du mir verziehen hast… es bedeutet mir so viel! Dass wenigstens du das konntest!“ Wenn er da an Rons Blicke dachte… Er hatte sie so deutlich gespürt, so deutlich den Tadel darin lesen können. Von Blaise erwartete er es nicht einmal, konnte ihn verstehen. Die Mädchen hatten sich dezent zurückgehalten, nichts gesagt. Und er selbst… ~*~*~*~ Draco lächelte und fuhr mit der Fingerspitze sachte die Konturen von Harrys Lippen nach. Erneut beugte er sich vor, bedachte diese Lippen mit einem Kuss und rutschte noch etwas näher. Er konnte Harrys Glied an seinem spüren und er fühlte sofort, dass sein Körper darauf reagierte. Regelrecht ausgehungert sogar. Einfach nur nach Harry. Harry pur. Ohne Ablenkungen. Ohne ihn mit irgendjemandem zu teilen. Er drängte sich noch ein wenig enger an den Gryffindor, fuhr mit der Hand seine Seite entlang und hinunter zwischen seine Pobacken. Lockend spielte seine Zungenspitze mit den weichen Lippen und wartete nur auf Erwiderung. ~*~*~*~ Harry öffnete seine Lippen ein wenig, ließ Dracos Zunge in seinen Mund eintauchen, kam ihm entgegen. Auch er reagierte. Er reagierte so stark auf Dracos Körper, seine Nähe, seine Gesten, seine Worte… Aber dennoch, diese seltsamen Hemmungen konnte er noch nicht ganz aufgeben. Es kam ihm irgendwie falsch vor. Er wollte es ja, aber war das Recht? Absolut vorsichtig und sanft erhöhte er den Druck ihrer Lippen aufeinander, schloss die Augen, konzentrierte sich auf das, was er da spürte, was er schmeckte. Es war fast zuviel, zerbrach fast seine Fassung. Es war soviel, so unendlich viel mehr, das Draco ihm diesmal mit diesem Kuss gab als vorhin. ~*~*~*~ Der Blonde war bemüht, ihm noch etwas näher zu kommen und bewirkte damit eine Welle, die das halbe Badezimmer unter Wasser setzte und ihre Klamotten durchweichte. Es kümmerte ihn kein bisschen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Jungen in seinen Armen. Keuchend und um Atem ringend unterbrach er den Kuss einen Augenblick lang. Er blickte ihn an. Beinahe so, als wenn er Harry das erste Mal sehen würde. Dann küsste er ihn erneut. Stürmisch und ohne irgendwelche Zurückhaltung. Eine weitere Woge schwappte über den Badewannenrand und gesellte sich zu dem abkühlenden Wasser auf dem Boden. „Ich. Will. Dich!“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ That if you change you're mind I'm here That if you call for me, I'm there If you're hurting, I'll run fast Forget about the past I'll be right by your side Be right by your side ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hormongesteuerte Teenager... Sie können nur froh sein, dass sie diese Sauerei nicht selbst aufräumen müssen... Shirokko: *lach* Müssen sie nicht? Aber mal ganz im Ernst. War das wirklich noch hormongesteuert? In der Badewanne ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 114: In der Badewanne Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lene Marlin – Wish I could. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 114: In der Badewanne Harry blickte erst auf, als er die Schritte endlich erkannte. Es war ihm so egal gewesen, wer da kam, ob er ihn sah, was er dabei dachte, wenn er ihn so elendig allein in einem leeren Gang sitzen sah und ob er ihn blöde anquatschen würde, aber als er Draco sah, sein Gesicht… Schwarze Magie. Er biss sich auf die Lippen. Ihm wurde bewusst, dass ihm das Privileg entzogen worden war, Draco danach zu wärmen. Auch heute sah er nicht danach aus, als wäre ihm kalt. Er stand auf, schweigend, legte ihm die Arme um die Schultern und lehnte sich gegen ihn. Jetzt konnte er ihm nicht einmal helfen. Vorausgesetzt, dass er Hilfe brauchte… Und er konnte auch nicht sehen, wie er sich machte, wie es lief, ob es ihm dabei gut ging oder nicht. Es war, als wäre er ausgeschlossen worden aus diesem Teil von Dracos Leben. Schwarze Magie… Der Teil von Draco, den er niemals würde teilen können. ~*~*~*~ Draco erwiderte die Umarmung stumm und drückte den Gryffindor fest an sich. Er fühlte sich matt und erledigt. Die Sache mit Blaise, sie zerrte an seinem ohnehin schon dünnen Nervenkostüm. Aber Harry in den Armen zu halten, das erinnerte ihn daran, dass alles richtig so war. Alles. Er gab ihm einen weichen Kuss auf die Wange, den Hals, die Haare. Und auf einmal ging ihm auf, dass er nicht fror. Dass die Kälte nicht da war. Dass sie einfach nicht da war. Sein Körper zitterte nicht, und wenn, dann nur, weil er sich generell recht beschissen fühlte, aber nicht wegen dieser Magie. Und er wusste nicht, ob ihm diese Veränderung gefiel oder nicht. ~*~*~*~ Keiner der beiden bewegte sich. Irgendwie war das gerade nicht nötig, nicht wichtig. Und Snape, der eine halbe Stunde später den Weg zurückging, um zu sehen, ob er diesmal vielleicht eine Chance hatte, in den Raum der Wünsche zu gelangen, wo er inzwischen sogar wusste, wie man die Tür öffnete, schaute nicht schlecht, als er die beiden Jungen da stehen sah. Allerdings war es frustrierend, dass sie da waren, denn so kam er nicht in den Raum. „Findet ihr nicht, dass für derlei Dinge ein abgeschiedenerer Ort eine bessere Wahl wäre?“, fragte er schneidend und trocken. „Es gibt tatsächlich Menschen, die keinen Wert darauf legen, so etwas zu sehen.“ Er blieb vor ihnen stehen und Harry drehte ihm den Kopf zu. Beinahe wäre ihm herausgerutscht, dass er ja nicht hinzusehen brauchte, aber er verbiss sich diesen Spruch, löste sich stattdessen von Draco. „Wir gehen schon, Sir.“, sagte er, lächelte den Mann freundlich falsch an. „Vielen Dank für den Hinweis.“ Wie gut, dass man seinen Zynismus nicht hören konnte. Aber riechen konnte Snape ihn mit Sicherheit. Der hatte ein Gespür dafür. ~*~*~*~ Draco schenkte dem Zaubertränkelehrer nur einen abfälligen Blick und wartete stur, bis dieser verschwunden war. Dann nahm er Harrys Hand, vollführte das Ritual und betrat schließlich ihren Raum. Ihren neuen Raum. Er war schön, ja. Er roch nach ihnen, ja. Ihr Chaos von heute Nachmittag war geblieben, ja. Und doch fehlte ihm hier drin etwas. „Wie war das Training bei Lupin?“, fragte er schließlich zögerlich, während er Harry langsam Richtung Bett zog. ~*~*~*~ „Aufschlussreich irgendwie. Pansy ist wirklich gut.“ Harry ließ seinen Umhang zu Boden fallen, ohne ihn zu beachten. Er war ihm zu schwer im Moment. Seufzend blickte er sich um, versuchte erneut, sich einzuprägen, was er sah. Er war so zerschlagen. Ihm war während der Umarmung gekommen, warum Draco so schwerfällig war gerade. Und er wusste einfach, dass es an Blaise liegen musste. Es tat weh. Aber er konnte es ihm nicht verdenken. Ihm musste es noch viel mehr wehtun, weil er ihn wirklich… Schwach begann er zu lächeln. „Ich werde duschen gehen.“, sagte er. „Ich hab es nötig. Es war anstrengender, als ich gedacht habe.“ Und er hoffte, dass eine Dusche den Schmerz aus seinem Herzen vertreiben konnte. Das Wort Eifersucht ließ er nicht zu. In dieser Situation erschien es ihm so unpassend, so unfair. Aber er konnte sich nicht dagegen wehren, dass er sie empfand, konnte sie nur verbannen. ~*~*~*~ „Okay. Nimmst du mich mit?“ Draco legte den Kopf schief und lächelte ihn an. „Ich möchte bei dir sein.“ ~*~*~*~ Harry lächelte zurück. Es war wirklich unglaublich. Dracos einfache Geste konnte sein Herz erleichtern. Ein kleines bisschen. Er munterte ihn mit einer winzigen Frage auf, ohne das wahrscheinlich aktiv vorzuhaben. „Wie könnte ich da Nein sagen?“, fragte er und strich ihm über die Wange. „Ich würde dich am liebsten gar nicht mehr fortlassen.“ ~*~*~*~ „Dann tu es einfach nicht.“ Draco küsste ihn zärtlich auf die Lippen, zog ihn hinein in einen leidenschaftlichen, verlangenden Kuss. Dann schob er den Gryffindor nachdrücklich Richtung Badezimmer. Als sie dort drinnen standen, fiel sein Blick auf die nagelneue Badewanne. „Nun, wir könnten sie auch einweihen.“ Er grinste. „Was meinst du?“ Für den Augenblick fühlte er sich auf einmal schwerelos. So etwas wie glücklich. Einfach so. Aber wie konnte das sein? War er so schnell aus diesem Abgrund herausgekommen? ~*~*~*~ Harry blickte Draco an, dann die Badewanne. Das war verlockend. Er war noch nicht oft in einer Badewanne gewesen. Die Dursleys hatten es ihm meistens verboten, weil das zuviel kostete, bei den Weasleys hatte er sich aus selbigem Grund nicht getraut. Und in Hogwarts… Nun ja, das war der einzige Nachteil daran, dass er das Vertrauensschülerabzeichen abgelehnt hatte. „Ich bin dafür. Das ist eine gute Idee.“ Er lächelte und ging zu dem Schrank hinüber, um darin nach einem Mittel zu suchen, was man hineintun konnte. Er fand auf Anhieb etwas. Neben einer kleinen, bekannten Flasche: Massageöl… „Dray… darf… darf ich?“ Er hielt ihm die kleine Flasche entgegen. ~*~*~*~ Draco lächelte ihn warm an. „Harry, du musst nicht fragen. Sag einfach, was du tun willst, okay? Formulier deine Wünsche. Du kannst nichts falsch machen.“ ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter. „Ich kann doch nicht einfach sagen, dass ich dich jetzt massiere.“ Er kam zu ihm. „Aber ich sehe das jetzt einfach mal als eine Zustimmung. Machen wir das nach der Wanne oder davor?“ Baden wollte er auf jeden Fall noch. ~*~*~*~ „Erst baden.“, entschied der Blonde, verschloss den Abfluss und drehte das Wasser so auf, dass es eine angenehme Temperatur haben würde. Er betrachtete einen Augenblick lang den Inhalt des Badezimmerschrankes und zog dann eine Flasche mit Badezusatz hervor. „Mandel.“ Er zuckte mit den Schultern. Warum nicht? Langsam gab er eine großzügige Menge davon ins Wasser. Er streifte seine Kleider ab und ließ sie achtlos zu Boden fallen. „Na, was ist?“ Auffordernd blickte er den Gryffindor an. ~*~*~*~ Harry lächelte, zog die Krawatte vom Hals und stellte das kleine Fläschchen auf das Waschbecken, dann zog auch er sich vollständig aus. Es war ein wenig ein seltsames Gefühl. Er war befangen, dabei waren sie schon so viel intimer gewesen. Bloß war es das letzte Mal auf diese verquere Art und Weise gewesen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, als er das Wasser beobachtete, wie es in die Wanne lief und dort Schaumberge bildete. Zaubererwannen schienen sich schneller zu befüllen als Muggelwannen. Ein süßlicher Geruch nach Marzipan und Nüssen hing in der Luft. Berauschend. Sein Herz raste, dabei wusste er noch nicht einmal warum. ~*~*~*~ „Du siehst süß aus.“ Draco streckte die Hand aus und strich seinem Freund über die Wange. Dann stieg er langsam in die Wanne, ließ sich etwas Zeit, sich an die Wärme des Wassers zu gewöhnen und sank langsam hinein. Es tat gut. Verdammt gut. Er drehte das Wasser ab und blickte Harry aus den Schaumbergen entgegen. „Komm.“ ~*~*~*~ Wieder wurde Harrys Lächeln breiter. Seine Aufregung stieg ein wenig, aber auch seine Vorfreude. Wasser war toll, er mochte baden. Sehr. Langsam wie Draco zuvor kletterte er in die warme Wohltat, hielt einen Moment inne, als die Hitze ganz plötzlich durch seine Haut drang. Es war unangenehm angenehm. Er ließ sich endgültig hineingleiten. Warm. Weich. Es knisterte um ihn herum, der Mandelduft hüllte ihn ein. Und Draco sah aus, als würde er bis zum Hals im Schnee stecken. Seine Augen leuchteten, als er einen der Seifenberge hochhob und sachte hinein blies, dass er zu wackeln begann. Nicht doll genug… ~*~*~*~ Draco lachte leise, als er das Strahlen in Harrys Augen sah. Wann hatte er diese grünen Edelsteine das letzte Mal so glühen sehen? Es schien ihm so lange her zu sein. Im gleichen Moment begriff er, dass Harry bereits zuvor gelitten hatte. Er hatte einen Fehler gemacht, indem er seine Gedanken nicht formuliert hatte, und er hatte gelitten - ihm und Blaise zuliebe. Er nahm etwas Schaum auf die Hand und pustete ihn Harry sachte entgegen. „Lächel mich immer so an, ja? Verlier dieses Lächeln bloß niemals!“, sagte er leise. ~*~*~*~ Harry beobachtete fasziniert, wie die Flocken auf die Berge hinabschwebten, erst dann blickte er Draco an. So liebe Worte. Aber wie sollte er ihm das versprechen? „Ich sollte dich doch nicht mehr belügen…“, sagte er leise, ein wenig traurig. „Ich wollte es auch nicht mehr. Ich kann dich nicht immer so anlächeln, denn wenn ich es täte, dann würde ich wieder lügen, wenn es mir nicht gut geht.“ Dabei würde er es so gerne versprechen. ~*~*~*~ „Ich weiß.“ Draco seufzte leise. „Ich weiß...“ Er rutschte näher, quetschte seine Beine irgendwie an Harry vorbei und kam ihm so nahe genug, um ihn küssen zu können. „Aber die Aussicht darauf, dieses Lächeln möglichst oft sehen zu können, deine Augen so oft wie nur möglich so strahlen zu sehen, die gefällt mir.“ Er streckte die schaumige Hand aus und strich Harry zärtlich über die Wange, hinterließ dabei ein paar weiße Flocken. „Ich liebe dich, Kätzchen.“ ~*~*~*~ Glücklich schaffte es Harry tatsächlich, ihm noch ein solches Strahlen zu schenken. „Ich dich auch, Dray. Ich weiß, ich habe es schon so oft gesagt, aber ohne dich… Ich wüsste gar nicht, was ich tun sollte.“ Er fing Dracos Hand ein, küsste sie sacht auf die feuchten Fingerspitzen. „Dass du mir verziehen hast… es bedeutet mir so viel! Dass wenigstens du das konntest!“ Wenn er da an Rons Blicke dachte… Er hatte sie so deutlich gespürt, so deutlich den Tadel darin lesen können. Von Blaise erwartete er es nicht einmal, konnte ihn verstehen. Die Mädchen hatten sich dezent zurückgehalten, nichts gesagt. Und er selbst… ~*~*~*~ Draco lächelte und fuhr mit der Fingerspitze sachte die Konturen von Harrys Lippen nach. Erneut beugte er sich vor, bedachte diese Lippen mit einem Kuss und rutschte noch etwas näher. Er konnte Harrys Glied an seinem spüren und er fühlte sofort, dass sein Körper darauf reagierte. Regelrecht ausgehungert sogar. Einfach nur nach Harry. Harry pur. Ohne Ablenkungen. Ohne ihn mit irgendjemandem zu teilen. Er drängte sich noch ein wenig enger an den Gryffindor, fuhr mit der Hand seine Seite entlang und hinunter zwischen seine Pobacken. Lockend spielte seine Zungenspitze mit den weichen Lippen und wartete nur auf Erwiderung. ~*~*~*~ Harry öffnete seine Lippen ein wenig, ließ Dracos Zunge in seinen Mund eintauchen, kam ihm entgegen. Auch er reagierte. Er reagierte so stark auf Dracos Körper, seine Nähe, seine Gesten, seine Worte… Aber dennoch, diese seltsamen Hemmungen konnte er noch nicht ganz aufgeben. Es kam ihm irgendwie falsch vor. Er wollte es ja, aber war das Recht? Absolut vorsichtig und sanft erhöhte er den Druck ihrer Lippen aufeinander, schloss die Augen, konzentrierte sich auf das, was er da spürte, was er schmeckte. Es war fast zuviel, zerbrach fast seine Fassung. Es war soviel, so unendlich viel mehr, das Draco ihm diesmal mit diesem Kuss gab als vorhin. ~*~*~*~ Der Blonde war bemüht, ihm noch etwas näher zu kommen und bewirkte damit eine Welle, die das halbe Badezimmer unter Wasser setzte und ihre Klamotten durchweichte. Es kümmerte ihn kein bisschen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Jungen in seinen Armen. Keuchend und um Atem ringend unterbrach er den Kuss einen Augenblick lang. Er blickte ihn an. Beinahe so, als wenn er Harry das erste Mal sehen würde. Dann küsste er ihn erneut. Stürmisch und ohne irgendwelche Zurückhaltung. Eine weitere Woge schwappte über den Badewannenrand und gesellte sich zu dem abkühlenden Wasser auf dem Boden. „Ich. Will. Dich!“, brachte er rau hervor, ehe er den Gryffindor erneut küsste und zugleich mit seiner Hand von seinem Hinterteil nach vorne wanderte, um Harrys wachsende Erregung zu umschließen. ~*~*~*~ Spätestens jetzt waren die Zweifel verschwunden. Harrys Hände hoben sich, zogen Dracos Kopf noch näher; er erwiderte den Kuss beinahe verzweifelt, stürmisch. Wasserplätschern in seinen Ohren, das leise Geräusch, das beim Küssen entstand, ihre leisen Geräusche, Dracos Hand an seinem Glied. Es war ihm plötzlich alles egal. Vollkommen. Seine Hände glitten über die nasse Haut, den Hals hinab, über die Schlüsselbeine, um die Brust zu liebkosen, ihn besser zu spüren, ihn zu ertasten. „Dann nimm mich! Ich will dich doch auch.“, gab er in einer kurzen Pause zurück, bevor er die leicht rauen Lippen erneut küsste. Wahrscheinlich waren sie aufgesprungen vom Weinen. ~*~*~*~ Diese Aufforderung brauchte Draco gar nicht mehr so wirklich. Er wusste nicht, ob er sich überhaupt hätte bremsen können. Das Blut in seinem Körper brannte bereits und er hatte das Gefühl, vollkommen in Flammen zu stehen. Er zog Harry an sich, schaffte es irgendwie, dessen Beine über seinen eigenen zu platzieren, was durch Wassergeplätscher begleitet wurde, und drängte sich eng an ihn. Er wollte sein Gesicht gesehen. Er wollte sein Gesicht sehen, während sie sich liebten. Etwas widerwillig löste er die Hand von Harrys Erregung, fuhr über die Hoden und den Damm hinunter zu seinem Anus. Leicht strich er über den Muskelring. Es war deutlich zu spüren, dass das warme Wasser einen ganz erheblichen Beitrag zu Harrys Entspannung beigetragen hatte. Er wusste nicht, ob er überhaupt irgendein Gleitmittel brauchen würde, aber er wollte ihn nicht verletzen. Fahrig griff er nach der Flüssigseife, rieb seine Finger ein und tauchte wieder in das Wasser hinunter. Er zog seinen Freund in einen erneuten intensiven Kuss, während er ganz vorsichtig mit dem ersten Finger in ihn eindrang. ~*~*~*~ Harry stöhnte leicht in den Kuss hinein, drängte sich ihm entgegen, winkelte die Beine ein wenig weiter an, um mehr Möglichkeiten zu haben, sich in dem Wasser hinab bewegen zu können. Gleichzeitig küsste er Draco so verzehrend, dass ihm fast die Sinne schwanden. Es zog in ihm, er spürte den Druck, aber nicht den sonstigen Schmerz. Er war einfach nicht vorhanden. Seine Hände strichen über Dracos Brust und liebkosten fahrig dessen Brustwarzen, verharrten aber nicht lange dort, sondern glitten tiefer, unter Wasser, um Bauchdecke und Glied zu verwöhnen, ein unhörbares Signal zu geben, dass er sich beeilen sollte. ~*~*~*~ Draco verstand dieses Zeichen augenblicklich, spiegelte es doch sehr deutlich das wider, was er selbst empfand. Es war, wie er gesagt hatte: Er wollte Harry. Voll und ganz. Und ganz für sich alleine. Jetzt und sofort. Er nahm einen zweiten Finger hinzu, wartete einen Augenblick und stöhnte gleichzeitig unter Harrys Berührung auf. Es war schwer, noch klar zu denken. Verdammt schwer. Die Bereitschaft Harrys war kaum noch zu übersehen. Vorsichtig zog er sich aus ihm zurück, griff erneut nach der Flüssigseife, rieb sein Glied unter Wasser ein und drängte sich vorsichtig weiter gegen Harry. Mit einem leichten Ruck zog er den Schwarzhaarigen auf seinen Schoß, führte seinen Penis mit der Hand und drang dann ganz langsam und behutsam in ihn ein. Diese Enge und Hitze waren atemberaubend und er musste sich nur noch mehr zur Ruhe zwingen. Seine grauen Augen waren auf Harrys Gesicht gerichtet, nahmen jede einzelne auch noch so winzige Regung darin wahr. ~*~*~*~ Harry hielt die Luft an, als Draco sich in ihm versenkte, seine Augen zusammengekniffen, weil es zuviel Gefühl wurde, zu viele Empfindungen. So gut. So angenehm! Automatisch hatte er sich an Dracos Schultern festgehalten, als dieser ihn auf seinen Schoß verfrachtet hatte, jetzt krallten sich seine Finger hinein auf der Suche nach Halt, nach etwas, um Energie zu kanalisieren. Dann spürte er, dass es nicht mehr weiterging, und entließ die Luft keuchend. Er öffnete die Augen, blickte Draco lächelnd an. Er sollte ihm noch ein paar Augenblicke lassen, um sich daran zu gewöhnen, seinen Atem zu beruhigen und sich wieder zu fassen. Versuchsweise spannte er sich an, unterließ es allerdings sofort wieder. Es war unglaublich, wie tief Draco war in ihm war… Ein unbeschreibliches Gefühl. Er begann seine Hüfte fordernd kreisen zu lassen, um Bewegung zu erzeugen, die ihn wenn möglich noch ein wenig tiefer brachte. Das Wasser schwappte leicht um sie herum, sein Atem ging noch immer hektisch, aber längst nicht so stockend. ~*~*~*~ Draco keuchte auf, als Harry sich zu bewegen begann. Einen Arm schlang er um seine Taille und gab ihm Halt, während er mit der anderen Hand die Erregung des anderen zu stimulieren begann. Behutsam nahm er einen langsamen Rhythmus auf, stieß mit dem Becken nach oben und spürte dieser unheimlichen Tiefe, Enge und Hitze nach. Unbeschreiblich. Einfach unbeschreiblich. Mit jedem einzelnen Stoß versetzte er das Wasser in Bewegung, schuf ihnen ein eigenes Meer aus Wellen, Schaum und Geplätscher, wenn die Wogen zu hoch wurden und über den Rand schwappen. Sein Mund suchte Harrys Lippen und küsste ihn hungrig. Er wollte mehr von ihm. Soviel, wie es nur irgend möglich war. ~*~*~*~ Harry erwiderte den Kuss, drängte sich gegen ihn, nach unten, nach vorn, seine Beine hatten sich um ihn geschlungen, gaben zusätzlich Halt, während seine Brust sich gegen Dracos rieb und seine Hände sich über die Schultern und den schlanken Hals bewegten, an den nassen Strähnen zogen, damit Draco seinen Kopf noch ein wenig mehr in den Nacken legte, damit er ihn noch ein bisschen besser erreichen konnte. Seine Zunge rang mit Dracos, umgarnte sie, liebkoste sie, während er begann, dem vorsichtigen Stoßen entgegenzuwirken, sich von ihm zurückzog und sich wieder auf ihn herabsenkte. Dracos stützende Hand kam ihm dabei ehrlich zugute, denn allein hätte er es in dieser wässrigen Umgebung wohl nicht geschafft, wo Schwerkraft nicht so wirkte, wie sie sollte. In ihm war eine Spannung, die er kaum noch aushielt. Und sie stieg nur an, bei jeder einzelnen Bewegung, bei jedem neuen Kuss, der kaum noch Sauerstoff zuließ, bei jedem Mal, das Draco ihn von neuem ausfüllte. War das Zurückziehen schmerzhaft und drohte eine Leere in ihm zu hinterlassen, vor der er förmlich Angst hatte, erfüllte ihn Dracos Zurückkommen mit einer Wonne und Leidenschaft, die er kaum in Worte fassen konnte, die nicht greifbar war. Stöhnen war die einzige Chance, dieses wundervolle Gefühl überhaupt zu beschreiben. ~*~*~*~ Draco ließ die Kontrolle vollkommen fahren. Harry füllte alle seine Sinne aus. Alle. Er schmeckte ihn. Er roch ihn. Sah nur ihn, spürte nur ihn. Alles in ihm war nur noch auf diesen Jungen ausgerichtet, der ihn mit seinen Bewegungen, seiner Nähe, seiner Hingabe beinahe vollkommen um den Verstand brachte. In ihm zog sich alles zusammen. Hitze überflutete ihn und riss ihn mit. Immer weiter in diesen Strudel aus Leidenschaft. Seine Hand drückte noch fester gegen Harrys Rücken, presste ihn näher zu sich, seine andere Hand umfasste sein Glied enger, stimulierte es noch schneller, wilder. Tief stieß er in ihn. Fester, tiefer. Dann kam die Explosion und rollte über ihn hinweg wie eine Sturmwoge. Er schrie. Er schrie Harrys Namen, der von den gefliesten Wänden widerhallte. ~*~*~*~ Harry folgte ihm auf dem Fuße, stimuliert von Dracos reflexartig geschlossener Hand, seinem Schrei, dem erneuten Treffen seines Lustpunktes, der neuen, andersartigen Hitze in sich. Er keuchte, stöhnte undeutlich Dracos Namen, warf den Kopf in den Nacken, als der süße Schmerz über seine Wirbelsäule hinauf kletterte und hinter seinen Augen explodierte und er sich in Dracos Hand ergoss. Augenblicke spürte er dem Gefühl nah, spürte den Widerhall, spürte noch einmal Draco überall an sich, bevor er sich vollkommen außer Atem gegen ihn sinken ließ, seine Wange gegen Dracos nassen Haarschopf lehnte, die Augen schloss und versuchte, wieder einigermaßen zu sich zu kommen. Das war etwas gewesen. Unglaublich. Wow… Schön! Wunderschön! Herrlich… Das war… „Ich liebe dich!“, wisperte er und küsste Draco erneut. Keusch, weich, liebevoll. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss weich, liebevoll und abgrundtief zufrieden. Er fühlte sich vollkommen ermattet, aber auch zugleich so zufrieden, befriedigt und glücklich wie selten zuvor. Er schlang beide Arme um Harry und drückte ihn fest an sich. Seine Lippen glitten über seinen nassen Hals und er schmeckte dort eine seltsame Mischung aus salzigem Schweiß und süßem Mandelbadezusatz. „Du bist so wunderschön.“, flüsterte er leise und liebkoste Harrys feuchten Rücken. Leicht bewegte er sich, spürte auf einmal, dass er sich noch immer in ihm befand, was er in diesem Rausch einfach nicht bemerkt hatte. Er hatte sich nicht zurückgezogen. „Ist es okay, wenn ich noch etwas so bleibe?“, fragte er rau. Er wollte ihm einfach so lange so nahe sein, wie es möglich war. Und noch war es das. Bald würde sich das Ganze von allein erledigt haben, wenn seine Erektion wieder verschwand. ~*~*~*~ Harry nickte nur, lächelte, dachte im Grunde das gleiche wie Draco. Einfach so bleiben und nie wieder was anderes tun. Er lehnte seinen Kopf mit geschlossenen Augen wieder gegen Dracos, seine Finger begannen wieder, ihn zu kraulen. Es war spät. Und er war träge bis angenehm müde. Er fand einen Wirbel und umkreiste ihn langsam. ~*~*~*~ Auch Draco schloss die Augen, genoss einfach nur diese Nähe und dieses unbeschreibliche Gefühl. Seine Hand strich weiter über Harrys Rücken, zog Kreise und Linien darüber. Erst als ihn langsam fröstelte und er spürte, dass Harrys Oberkörper bereits ganz kalt geworden war, bewegte er sich wieder. Er ließ das Wasser ab und drehte die Brause auf, um sie beide mit warmem Wasser abzuspülen und wieder etwas aufzutauen. Beide kletterten sie dann aus der Wanne, trockneten sich ab und ließen das nasse Chaos Chaos sein. Nackt wie sie waren, krochen sie unter die Bettdecke und kuschelten sich eng aneinander. Kurz erinnerte sich Draco daran, dass sie das Abendessen verpasst hatten und dass er eigentlich Hunger hatte, aber er war viel zu müde, um dafür noch einmal aufzustehen und in die Küche zu gehen… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ That if you change you're mind I'm here That if you call for me, I'm there If you're hurting, I'll run fast Forget about the past I'll be right by your side Be right by your side ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hormongesteuerte Teenager... Sie können nur froh sein, dass sie diese Sauerei nicht selbst aufräumen müssen... Shirokko: *lach* Müssen sie nicht? Aber mal ganz im Ernst. War das wirklich noch hormongesteuert? Raubtierfütterung ----------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 115: Raubtierfütterung Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Avril Lavigne - Tomorrow. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 115: Raubtierfütterung Harry schreckte am nächsten Morgen hoch, als der Wecker klingelte, richtete sich vollkommen verpennt auf. Und bereute das im nächsten Moment, als ein leicht ziehender, drückender und pochender Schmerz seinen Unterleib durchfuhr. Leise stöhnend legte er sich wieder hin und bedeckte die Augen mit den Armen. Mann, was sollte das denn jetzt? Das war doch sonst nicht so schlimm… Er rollte sich wieder zur Seite und zog die Beine ein wenig an, kuschelte sich an Draco. Und das an dem Morgen, wo Quidditch anstand. Die Zwillinge würden sich totlachen! ~*~*~*~ Auch Draco machte das lautstarke Getöse des Weckers wach. „Morgen Kätzchen.“, murmelte er verschlafen und gab Harry einen leichten Kuss auf die Stirn. Quidditchtraining stand für Harry an. Er selbst durfte noch etwas schlafen. Das war eindeutig nicht zu verachten. Abgesehen davon, dass sein Lieblingskuschelpartner nicht mehr da war. Er schlang seine Arme um Harry und drückte ihn an sich. Er wollte ihn nicht gehen lassen. So einfach war das. ~*~*~*~ Harry lächelte weich. Er war versucht, einfach liegen zu bleiben, sich nicht zu bewegen und auch sonst nichts zu tun, aber der Wind rief… fliegen. Freiheit. „Dray, ich muss aufstehen.“, murmelte er und streichelte ihm über den warmen Hals. „Das bedeutet, du musst mich loslassen.“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise und ließ den Schwarzhaarigen widerwillig los. „Nur unter Protest. Und nur, damit wir uns ein spannendes Duell liefern können...“ Er küsste ihn noch einmal und starrte dann zu dem Baldachin empor. „Mist. Joey will heute das neue Team zusammenstellen.“ Er nahm den Arm vor das Gesicht. „Das wird sicher heiter...“ Ausgerechnet gegen Gryffindor würden sie als nächstes spielen. Und das dann mit einem neuen Team, das vermutlich nicht perfekt eingespielt war. Am besten bereitete er sich innerlich schon mal auf die nächste Niederlage vor. ~*~*~*~ Harry rappelte sich hoch auf die Knie, um erneuten Druck zu vermeiden, küsste ihn sacht. „Du schaffst das schon.“, lachte er, dann stand er auf. „Uh, Dray… das…“ Er runzelte die Stirn. „Das wird ein wirklich peinlicher Besuch bei Poppy…“, murmelte er, während er sich seine Quidditchrobe aus dem Schrank kramte. ~*~*~*~ Draco setzte sich auf und sah Harry zu, wie er zum Schrank ging. „Oh...“ Seine Wangen zierte schlagartig ein deutlicher Hauch von Rosa. „Entschuldige. Das... das wollte ich nicht.“ Verlegen und betroffen zugleich senkte er den Blick auf seine Hände. Jetzt hatte er ihn also doch verletzt, obwohl er doch gerade das nicht gewollt hatte. ~*~*~*~ Harry blickte über die Schulter zu ihm hinüber, begann zu grinsen und schlüpfte in die Hose. Mit dem Rest der Sachen kam er zurück zu ihm, krabbelte neben ihn und blickte ihn an, nachdem er sein Kinn zu sich gedreht hatte. „Hey, ganz ehrlich“, sagte er klar und deutlich verständlich. „Ich bereue gar nichts. Es war so unglaublich…“ Er leckte sich über die Lippen und küsste ihn. „…da nehme ich es gern in Kauf, zu Mme Pomfrey zu gehen.“ ~*~*~*~ Draco lächelte verlegen. „Ich habe es auch genossen. Sehr sogar. Aber...“ Sein Blick erinnerte eindeutig an Verzweiflung. „Trotzdem, ich wollte doch nicht, dass es dir hinterher weh tut.“ ~*~*~*~ Harrys Blick wurde liebevoll. „Ich weiß.“, sagte er. „Und genau wegen diesem Gesicht hätte ich es dir am liebsten nicht erzählt.“ Aber er hatte ja gesagt, keine Lügen. Es machte das Leben wirklich nicht einfacher, ohne Lügen zu leben. Vorsichtig setzte er sich auf seine Ferse und stülpte erst T-Shirt und dann den Pullover über. ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde weicher. „Danke, dass du es trotzdem getan hast.“ Er zupfte den Pullover an dem Gryffindor zurecht und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Einen winzigen Augenblick zögerte er, dann zog er Harry noch einmal nachdrücklich in seine Arme. „Ich liebe dich.“, flüsterte er rau und schmiegte sein Gesicht in Harrys Halsbeuge. ~*~*~*~ Harry lächelte glücklich. „Ich dich auch.“, wisperte er, erwiderte die Umarmung für einen Moment, dann machte er sich los. „Ich muss los, sonst komme ich wieder zu spät. Angie wird mich umbringen, wenn es dazu kommt, und das ist nicht erstrebenswert.“ Er küsste ihn noch einmal, stupste gegen seine Nase und lächelte dann. „Wir sehen uns! Bis später!“ Damit verschwand er hinaus, nachdem er seinen Besen geholt hatte. Quidditch. Er liebte diesen Sport wirklich abgöttisch, aber dass er zu Mme Pomfrey musste, um überhaupt fliegen zu können… Es musste doch auch ohne gehen, oder? Zu ihr musste er eh, wegen seinem bescheuerten Trank, aber an sich… Er musste ihr ja nichts sagen. War ja auch oberpeinlich, wenn sie davon erfuhr. Vorsichtig klopfte er an und ihm wurde prompt geöffnet. Mme Pomfrey saß bereits an ihrem Schreibtisch und sah jetzt auf. Harry lächelte unsicher. „Guten Morgen, Ma’am.“, grüßte er. ~*~*~*~ „Mr Potter. Guten Morgen.“ Die Medihexe lächelte ihren ersten Patienten an diesem Morgen freundlich an. „Wie erfreulich, dass Sie freiwillig herkommen. Ihr Trank steht schon für Sie bereit.“ Ihre Augen huschten über die schmale Gestalt, die eindeutig etwas seltsam gegangen war. Fast, als wenn er Schmerzen hätte. „Soll ich einen Diagnosezauber durchführen? Mir scheint, dass Sie Schmerzen haben.“ Sie hielt den Zauberstab bereits in der Hand und machte damit deutlich, dass sie ihn nicht ohne eine Diagnose gehen lassen würde. ~*~*~*~ Harry seufzte leicht und zuckte mit den Schultern. Argusaugen. Dagegen war wohl nichts zu machen. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, als er nickte. Als sie den Zauber begann, schloss er die Augen. Dieses Gesicht wollte er nicht sehen. ~*~*~*~ Madam Pomfrey beobachtete die Werte und dann weiteten sich ihre Augen leicht. Oha... Solch eine Art von Verletzung war ihr ja seit Jahren nicht mehr untergekommen. Soweit sie sich erinnern konnte, war Charlie Weasley vor etlichen Jahren der letzte gewesen, der mit einem solchen Problem zu ihr gekommen war. Und er hatte ähnlich verlegen ausgesehen. „Keine Sorge. Das haben wir gleich.“ Sie lächelte den Jungen warm an. „Einmal umdrehen bitte und Hose runter.“ ~*~*~*~ Harry riss die Augen wieder auf und starrte sie entsetzt an. Wie bitte? Was bitte? Wo? Und er musste erkennen, dass daran wohl kein Weg vorbeiführte. Sie würde ihn wohl kaum gehen lassen, wenn er das jetzt ablehnte. Und dass sie ihm glauben würde, dass es nicht so schlimm war, das konnte er sich auch nicht vorstellen. Zumal es jetzt auch kaum noch einen Unterschied machte. Sie wusste doch eh davon. Langsam tat er, was sie verlangte. Seine Wangen machten inzwischen der Haut eines Chinesischen Feuerballs Konkurrenz. ~*~*~*~ Poppy musste über die Verlegenheit des Jungen leicht lächeln und tippte sein entblößtes Hinterteil mit dem Zauberstab an. Einen Zauber später war die ganze Sache erledigt. „Sie können sich wieder anziehen.“ Ihr Zauberstab deutete bereits in Richtung Regal und ließ von dort eine Tube mit Creme heran fliegen. „Das muss Ihnen nicht peinlich sein, Sie sind nicht der erste, der mit so etwas hierher kommt. Auch wenn der letzte Patient damit schon eine Weile her ist.“ Sie lächelte ihn warmherzig an. „Und für das nächste Mal: Um solche Probleme zu vermeiden, benutzen Sie das hier.“ Sie drückte ihm die Tube in die Hand. „Es ist ein magisches Heilmittel hinzugefügt, das gewisse kleinere Verletzungen innerhalb kurzer Zeit heilt. Dürfte angenehmer sein.“ ~*~*~*~ Harry nahm die kleine Tube schüchtern entgegen und nuschelte ein Dankeschön. Er wartete noch, bis er seinen Trank genommen hatte, dann machte er sich aus dem Staub. Er war nur froh, dass es so eine Art ärztliche Schweigepflicht gab. Tatsächlich kam er pünktlich auf dem Quidditchfeld an, die kleine Tube vorsorglich in seiner Brusttasche – die wohl sicherste Stelle auf einem Besen. Er grüßte winkend, lächelte ihnen entgegen, was die Zwillinge sichtlich freute, weil er gestern doch so niedergeschlagen gewirkt hatte, Ron genauso sichtbar verwirrt. Während des Einfliegens verdrängte er die Zwillinge von Harrys Seite, die diesen mit peinlichen Fragen gelöchert hatten, die geflissentlich ignoriert worden waren. Er blickte ihn mit deutlich missmutiger Miene von der Seite an. „Hey…“ Er sagte sonst nichts. Harry blickte ihn an, wenig begeistert. Er wartete noch immer auf eine Standpauke, die die Blicke am gestrigen Tag versprochen hatten. „Hey.“ Ron seufzte. „Willst du mir was sagen?“ „Was denn?“ „Dass es dir Leid tut oder so! Ich… Harry, ich kann nicht glauben, was du getan hast!“ „Da bist du immerhin nicht der einzige.“ „Das meine ich nicht. Ich kann nicht glauben, dass du dich selbst so unter den Scheffel stellst. Blaise… okay, er tut mir leid, aber in erster Linie… Warum belügst du alle?“ Harry starrte ihn an. Vollkommen überfahren war er, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass es darauf hinauslief. „Ich meine… obwohl es dir nicht gut geht, spielst du allen etwas vor. Ich weiß, das tust du immer, aber wir sind doch Freunde!“ Es entlockte Harry tatsächlich ein Lächeln. „Ich habe es Hermione erklärt.“, sagte er. „Dass ich die Hoffnung verloren hatte, diesen Kampf zu überleben. Aber sie hat mir die Hoffnung wiedergegeben. Ich… ich habe daraus gelernt. Hoff ich. Oder versuche es zumindest. Und ja, ich werde nicht weiter lügen.“ „Warum lächelst du dann andauernd, obwohl es dir sichtlich nicht gut geht?“ Ron folgte Angelinas Befehl, dass sie schneller werden sollten, blieb an Harrys Seite. Der Schwarzhaarige lächelte ihn an. „Weil es außer dir niemanden was angeht auf diesem Feld. Meinst du echt, ich will den Zwillingen erklären, was für ein Problem ich habe?“ Ron wurde rot. „Nein.“ Er lachte. „Okay. Harry, danke. Für deine jetzige Offenheit, aber ich finde es nur fair, dir zu sagen, dass wenn du dich das nächste Mal vor uns verschließt, dass ich dir dann den Ganzkörperklammerfluch auf den Hals hetze und dich drei Tage von der Eulerei hängen lasse.“ Damit verschwand er grinsend im Kreis, den Angelina zusammenrief. ~*~*~*~ Draco blieb im Bett liegen, döste noch etwas vor sich hin - und vermisste Harry. Schließlich zwang er sich dazu, aufzustehen und wenigstens einige Hausaufgaben schon einmal zu erledigen. Dann zog er seine Quidditchsachen an und verschwand mitsamt Besen hinunter in die Große Halle zum Frühstück. Er war einer der ersten - aber er war nicht allein. Montague und Goyle saßen bereits am Tisch und ein sichtlich gerädert aussehender Blaise ließ sich gerade neben Goyle auf die Bank fallen. „Morgen.“ Draco setzte sich ihnen gegenüber und bediente sich bei den Cornflakes. Dank des ausgefallenen Abendessens hatte er einen Bärenhunger und verbarg den auch nicht. Ihm fiel jedoch auf, dass Blaise müde in seinem Müsli herumstocherte und schließlich nur zwei oder drei Löffel herunterbrachte. Dieser Anblick zog ihm das Herz zusammen und ihn überkam ein schlechtes Gewissen. Weil er gestern nicht mehr an ihn gedacht hatte, weil es ihm im Moment gut ging. Montague und Goyle nahmen Dracos Appetit mit großen Augen wahr. „Wenn du so weitermachst, wirst du noch mal zu schwer für die Position als Sucher!“, meinte der Kapitän schließlich mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. „Nein, werd ich nicht.“, erwiderte Draco grinsend und beendete das Frühstück. Dann ging es Richtung Feld. „Also...“, erläuterte Montague unterwegs. „Wir haben einige Bewerber, die unbedingt mitmachen wollen. Sogar drei Erstklässler. Eigentlich wollte ich die ja gar nicht zulassen, aber verlieren können wir nichts. Und die Gryffindors haben Potter ja auch in seinem ersten Jahr gefunden. Kurzum: Wir nehmen jeden verdammten Strohhalm. Wir brauchen so schnell wie möglich ein gutes Team...“ Die drei anderen nickten nur stumm. Logische Worte. Blaise und Draco ahnten bereits, wer diese Erstklässler nur sein konnten. Ihnen beiden fielen nur drei ein, die waghalsig und verrückt genug waren, um so etwas zu versuchen. Als sie das Quiddichtfeld betraten, waren die Gryffindors gerade dabei, ihr Training zu beenden. Eine größere Gruppe grün gewandeter und Besen haltender Gestalten stand bereits am Spielfeldrand. Die Kandidaten für die Aufnahme ins Team. Dracos Blick wanderte hinüber zu Blaise. Sein bisher engster Freund fixierte das Gryffindorteam und aus diesem genau eine einzige Gestalt. ~*~*~*~ Harry hatte sich mit George unterhalten. Unterhalten war allerdings noch reichlich untertrieben; gestritten wäre das passendere Wort gewesen. Der Weasley hatte im Grunde nichts Schlimmes gemacht, aber Harry hatte ihn dabei erwischt, wie er den Film in seiner kleinen, fliegenden Kamera wechselte, und das hatte gereicht, um zu wissen, dass sie ihren Spionagejob noch nicht aufgegeben hatten. Harry hatte versucht, ihm deutlich zu machen, dass er es nicht wagen sollte, noch weiter Fotos von ihm zu machen. Woraufhin George ihm erklärt hatte, dass er und Fred einen Zauber darüber verhängt hätten, der Szenen der Art, vor denen Harry sich fürchtete, nicht als Motiv zulassen würde. Harry hatte es zähneknirschend hingenommen, woraufhin Ron gefragt hatte, welche Szenen das denn wären. Harry hatte nicht mehr antworten können. Er hatte sich abgewandt, um zu gehen, als er Blaise gesehen hatte, dessen schwarze Augen ihn fixierten und eine Wehmut vermittelte, die ihm das Herz zerbrach. Er blieb wie angewurzelt stehen, erwiderte den Blick sekundenlang, bevor er sich plötzlich abwandte und zu einem der Seitengänge ging, einen betroffenen Ron hinter sich lassend. Blaise war immer noch nicht darüber hinweg. Klar, nachdem erst gestern der Stichtag gewesen war. Und er und Draco, sie taten schon wieder Dinge, die Blaise sich wünschte. Das tat weh. Weil sie so rücksichtslos waren in seinen Augen. Weil er Blaises Gefühle noch immer mit Füßen trat. ~*~*~*~ Blaises Blick löste sich schwer von Harrys Rücken, als Montague seine Aufmerksamkeit forderte. „Also gut. Wir brauchen zwei Jäger und einen Treiber.“ Der Slytherinkapitän musterte die Aufstellung vor ihm. Am liebsten hätte er die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Alle einigermaßen passablen Spieler wollten wohl nicht mehr in diesem Team spielen. Selbst Cassandra und Daphne, seine potenziellen Zweitbesetzungen für die Jägerpositionen ließen sich nicht sehen. Grauenhaft! „Die Treiberposition als erstes.“ Es dauerte keine fünf Minuten, da war Montague kurz davor, wirklich durchzudrehen, was ihm belustigtes Gelächter der Weaslesy-Zwillinge einbrachte. Es war schrecklich. Aber irgendwen von denen musste er nehmen! Es blieb ihm ja kaum eine Wahl. „Tracey, du hast den Posten.“, entschied er sich schließlich für Tracey Davis, eine schmale Viertklässlerin. Sie hatte wenigstens ordentlich Kraft hinter ihren Schlägen und konnte einigermaßen zielen. Fehlten noch die zwei Jäger. Zu Montagues Überraschung stellte sich sogar einer der Erstklässler bemerkenswert gut an. Besser sogar noch als der Sechst- und der einsame Siebtklässler. Also... „Rivers und Darian.“ Damit waren Rivers Shannon und Darian Hopper, letzterer war ein Drittklässler, die neuen Jäger. Großartig. Ein Team voller Kinder! „Allen anderen herzlichen Dank. Und wir beginnen jetzt mit dem Training! Auf die Besen!“, kommandierte Montague und jagte sie in die Luft. Draco hatte die Auswahl aufmerksam beobachtet, auch wenn seine Gedanken immer wieder um Harry und Blaise kreisten. Blaise wirkte so unglücklich, so verletzt. Und er fehlte ihm. So sehr! Aber er hatte es dennoch nicht gewagt, sich ihm zu nähern. Er wusste nicht, was er hätte sagen sollen. ~*~*~*~ Ron hatte Harry irgendwann eingefangen und zum Frühstück geschleift, wo er wieder trockene Frühstücksflocken gegessen hatte, diesmal mit Früchten in Kringelform. Viele aß er nicht, die Schüssel wurde nicht leer. Blaises Blick hatte ihm sämtlichen Appetit geraubt. Er war dankbar dafür, dass Ron, Pansy und Hermione nicht fragten und nichts sagten, dass sie ihn anschließend lediglich in den Raum schleiften, in dem sie normalerweise trainierten, um dort Hausaufgaben zu machen, die er tätigte, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Er sah auch nicht aus dem Fenster, weil er wusste, dass dort draußen die Besen zu sehen waren, wie sie Bälle jagten. Aber er blieb sitzen, als längst klar war, dass die beiden Schluss hatten. Er wollte nicht flüchten oder so. Eigentlich nicht… ~*~*~*~ Das Training mit den drei Neulingen verlief erstaunlich gut. Und Draco musste mit Respekt zugestehen, dass Rivers sich verdammt gut schlug. Irgendwie erinnerte er ein bisschen an Harry, wenn er wie mit seinem Besen verwachsen durch die Luft sauste. Nur, dass er den Quaffel durch die Torringe brachte und keinen Schnatz jagte. Aber er war wendig und schnell. Und bald sah man Montague an, dass er mit seiner Wahl gar nicht mehr so unzufrieden war. Schließlich erklärte er das Training für beendet und sie landeten. „Okay. Für euch drei gibt’s Konditionstraining. Und...“ Montagues Augen wanderten über Draco, Blaise und Goyle. „Für uns auch noch mal. Das nächste Spiel ist gegen Gryffindor. Wir müssen das Team zusammenbekommen. Morgen früh vor dem Slytheringemeinschaftsraum. Wir laufen in den Kerkern.“ Na wunderbar. Soviel dazu, dass er jetzt morgens hatte länger schlafen können. Draco seufzte leise und merkte sich die Uhrzeit für den Treffpunkt. Frühsport in den Kerkern. Konnte es etwas Prickelnderes geben? „Und wir setzen Zusatztrainingseinheiten an. Sonntagabend noch, dann Montagnachmittag und Dienstagabend.“ Draco sah Blaise an, der seinen Blick ähnlich unglücklich erwiderte. Das konnte ein Problem mit ihrem Sonderstundenplan werden. „Montag und Dienstag sind wir aber vor 18 Uhr fertig, ja?“, warf Draco ein und sah Montague bittend an. „Wa...“ Der Kapitän stockte und nickte dann leicht. Durch Pansy hatte er einiges mitbekommen. „Okay. Vor 18 Uhr sind wir fertig.“ „Großartig.“ Die Gruppe zerstreute sich langsam. Die drei Neulinge gingen mit Montague in die Kerker hinunter und bekamen von ihm noch eine deutliche Einweisung, während Goyle ihnen langsam folgte. Zuvor hatte Blaise ihm noch etwas ins Ohr geflüstert, woraufhin der grobschlächtige Junge genickt hatte. „Gehen wir zu den anderen?“, fragte Draco leise. „Oder...“ „Ist okay, gehen wir hin.“ Blaise lächelte leicht. „Aber ich muss nachher noch zu Madam Pomfrey. Strafarbeiten, du weißt schon. Außerdem ist das eine Heilerausbildung. Irgendwer muss euch doch den Hals retten.“ Sie schulterten ihre Besen und gingen Richtung Schule. „Wie schaffst du das, Blaise? Wie kannst du noch so großherzig denken? Uns den Hals retten...“, brach es plötzlich aus dem Blonden heraus und er schüttelte den Kopf. Blaise zuckte mit den Schultern. „Was soll ich tun? Harry hassen? Dich hassen? Mich gleich vom Astronomieturm stürzen? Bringt mir das irgendetwas? Ich will euch nicht aus meinem Leben verbannen. Ich muss mit allem zurecht kommen. Aber ich will euch trotzdem in meinem Leben haben. Als meine Freunde. Und dafür darf ich euch doch gar nicht hassen.“ „Blaise...“ Draco umarmte ihn plötzlich. Erneut brannten Tränen in seinen Augen. Und das passierte ausgerechnet ihm. Ihm, der doch so gut wie nie geweint hatte! „Hey. Es ist okay. Draco. Wirklich.“ Hilflos tätschelte Blaise ihm den Rücken und kämpfte gegen seine eigenen Gefühle an. „Es ist nicht fair, wenn du so etwas tust. Wirklich nicht fair.“, flüsterte er schließlich rau und schob den Blonden entschlossen von sich. „Verzeih.“ Draco schlug die Augen nieder und ging weiter. „Du fehlst mir.“, sagte er dann urplötzlich, als sie beinahe ihren Trainingsraum erreicht hatten. „Danke.“, antwortete Blaise nur leise, schenkte ihm ein trauriges Lächeln und ging entschlossen weiter. ~*~*~*~ Harry sah wie alle anderen auf, als sich die Tür öffnete. Es war klar, wer kam. Er hatte sich lange genug darauf vorbereiten können, sie zu sehen, seine Flucht von vorhin entschuldigen zu können, aber ihm blieben alle Worte im Halse stecken, als er Blaise dann sah. Draco neben ihm mit feuchten Wangen, die Augen dunkel… Der schwarzhaarige Gryffindor senkte den Kopf. Lieber wäre er gegangen, aber das wäre nicht fair gewesen. Ron legte ihm die Hand auf die Schulter, signalisierte ihm, dass er da war, dass es doch in Ordnung war, wenn er sich eben nicht so sicher fühlte. Das Blatt vor ihm… Ihm fiel auf, dass dort nicht viel stand. Eine Stunde Hausaufgaben, ein halbes Pergament beschrieben. Jämmerlich. ~*~*~*~ Draco ließ sich neben Harry gegen den Tisch sinken. „Hunger...“, klagte er und lehnte den Kopf gegen die Schulter seines Freundes. Blaise setzte sich neben Hermione und Ron. Und lächelte. Es war ein warmes Lächeln, nicht gezwungen, auch wenn ihn die Vertrautheit zwischen Harry und Draco schmerzte. „Und? Habt ihr ein neues Team?“, wollte Ron begierig wissen. Blaise nickte bestätigend. „Oh ja. Und Rivers ist mit dabei. Schaut gut aus, was der Kleine auf dem Besen so macht.“ ~*~*~*~ Ron verzog den Mund. „Rivers? Der kleine Scherzkeks, den Fred und George zum Scherzkönig ausbilden? Dieser Rivers?“ Na das konnte ja schön werden, wenn der Kleine gegen seine beiden Idole flog. Harry lächelte schwach und strich Draco sachte über den Rücken. „Hätte nicht gedacht, dass er es wirklich schafft, nachdem was er zu Anfang des Jahres noch fabriziert hat, wenn er einen Besen auch nur gesehen hat.“ Er erinnerte sich da an Worte, die sie Draco gesagt hatten, als sie ihm von ihrer ersten Stunde vorgeschwärmt hatten. Aber Rivers war nicht schlecht gewesen bei seiner ersten Flugstunde, die anderen beiden hatten damals von Unfällen und durchgehenden Besen gesprochen, aber er schien ein beachtliches Talent zu besitzen, wenn er so schnell richtig fliegen gelernt hatte. ~*~*~*~ Blaise musste lachen. „Das wird definitiv interessant werden. Montague sah nicht so glücklich aus - bis er den Kleinen voll und ganz in Action gesehen hat. Da war er dann hin und weg. Der Kleine hat mir wirklich ein paar Bälle reingelegt.“ Er schüttelte den Kopf. Rivers war wirklich bemerkenswert. Draco wandte den Kopf leicht und antwortete leise: „Rivers erinnert mich an dich. Er fliegt beinahe, als wenn er mit dem Besen verwachsen ist. Und dazu der wirre Haarschopf... Wie du, nur in blond.“ Er lächelte weich, ergriff Harrys freie Hand und drückte sie sachte. Blaises Blick wandte sich ihnen zu, doch das Lächeln verschwand nicht aus seinem Gesicht. Seine Augen wurden einen Tick dunkler, aber das war alle Regung, die er im Moment zuließ. ~*~*~*~ Harry wurde leicht rot. Das Kompliment hatte er grade nicht erwartet. Aber Blaises Blick… Er wollte ihm nicht noch mehr weh tun, indem er vor seinen Augen jetzt auf glücklich mit Draco machte. Das war nicht richtig. Hermione erlöste ihn. „Also dann, gehen wir essen. Mittagszeit hat grade begonnen und wir können alle etwas vertragen.“ Sie zwinkerte Draco zu, der vorhin noch gejammert hatte. Dann sah sie Blaise an. „Und es wäre wirklich besser, wenn du diesmal auch etwas isst, ansonsten endest du wie Harry und musst jeden Morgen und jeden Nachmittag einen Trank trinken, damit du nicht umfällst.“ Harry zog eine Schippe, doch sie hatte Recht und so schwieg er. Was konnte er denn dafür, wenn er keinen Appetit oder Hunger verspürte? ~*~*~*~ Blaise verdrehte die Augen. „Ja, Mama. Du solltest vielleicht noch einen Pro-Appetit-Zauber lernen. Für Harry und mich.“ Er grinste über seinen eigenen Scherz. „Idiot.“ Pansy verpasste ihm eine liebevolle Kopfnuss und hakte sich bei ihm unter. „Und wenn ich dich füttern muss - du isst was.“ Blaise verdrehte stumm die Augen. Auch Draco drückte sich von dem Tisch ab, fing Harrys Hand ein und folgte den anderen zur Großen Halle. Das Slytherinquidditchteam winkte ihnen sofort begeistert und lautstark zu, sodass sie sich heute für diesen Tisch entschieden. Nur wenig später schlossen auch Fred und George, Ginny und Neville zu ihnen auf. „Ich bin im Team!“ Rivers brüllte beinahe den Tisch zusammen und strahlte Harry an. „Ich werde gegen dich fliegen, Harry!“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige lachte. Draco hatte ihm noch verraten, in welcher Position der Grashüpfer war und die hatte mit ihm gar nichts zu tun. „In erster Linie fliegst du gegen Ron!“, erklärte er ihm, was den Rotschopf zum Grinsen brachte. „Und ich werde es dir nicht einfach machen, Kleiner!“, prophezeite er ihm. Fred lachte. „Und was, wenn er wirklich gut ist? Blaise hatte auch so seine Schwierigkeiten!“ „Und du hast noch zu wenig Übung.“, stichelte George. Ron schlug spielerisch nach ihm. „Als ob du besser wärst!“ „Oh, ich bin besser!“ Daraufhin bekam er eine Nudel ins Gesicht und es brach Gelächter aus. ~*~*~*~ „Außerdem...“, plusterte sich Rivers auf. „Wenn ich ganz viele Punkte mache, verliert ihr, auch wenn du den Schnatz fängst!“ Dann wurde er abgelenkt, weil ihn Montague mit einer großen Schüssel Schokoladenpudding zum Schweigen brachte. Blaise hatte zwar mitgelacht, aber in seinem Rührei nur herumgestochert. „Gib her.“ Pansy nahm ihm seine Gabel ab, spießte Ei drauf und hielt es Blaise vor den Mund. Verblüfft starrte dieser sie an. „Du...“, setzte er an und sie nutzte die Chance, ihm die Ladung in den Mund zu stopfen. „Ich hatte dich gewarnt, dass ich dich füttere, wenn du nicht von allein isst.“ Rivers brach in Gelächter aus und besprenkelte Ron, Hermione, Montague, Tracey, Darian und Draco mit Pudding. Blaise musste auch grinsen und verschluckte sich fast. „Das...“, begann er und bekam erneut den Mund gefüllt. Mit einem unterdrückten Seufzer ergab er sich in sein Schicksal. Ginny, die auf seiner anderen Seite saß, organisierte sich eine saubere Gabel und füllte diese mit Spinat. Grinsend bot sie sie Blaise an. Kopfschüttelnd nahm er an. Wenn er schon gefüttert wurde, dann doch bitte von zwei hübschen Mädchen. Das war doch wenigstens etwas. Draco wischte sich den Pudding vom Umhang und beobachtete das Geschehen mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. ~*~*~*~ Selbst Harry musste kichern. Das sah einfach klasse aus. Der hübsche Blaise zwischen zwei nicht minder hübschen Mädchen ließ sich füttern wie ein König - wie aus einer amerikanischen Seifenoper. Super klasse. Auch wenn Montague neben Rivers ein wenig angefressen wirkte, es war lustig. Ginny bekam beim zweiten Bissen einen halben Lachanfall. Ihr machte es richtig Spaß, das konnte man sehen. Und dann beugte sich Fred über den Tisch und bot Blaise auch seine Gabel an. Dass sein Ärmel in der Soße hing, störte ihn nicht im Geringsten. ~*~*~*~ Blaise blinzelte Fred kurz an und nahm dann auch den Bissen mit einem lasziven Lächeln. Wenn schon, denn schon. Draco lachte leise auf. Einen Augenblick lang war er versucht, einfach mitzumachen, aber er ließ es dennoch. Das war Harry gegenüber nicht fair. Und Blaise gegenüber auch nicht. Rivers kicherte noch immer in seinen Pudding und wurde von Montague jetzt mit einem Schutzzauber belegt. Noch einen Puddingregen konnte er wirklich nicht vertragen. Seine Augen blieben jedoch an Pansy hängen, die sich mit Ginny und Fred jetzt ein regelrechtes Wettrennen lieferte. ~*~*~*~ Kurz warf Harry Draco einen Blick zu. Gern würde er ihn auch füttern. Das versprach wirklich Spaß zu machen, allerdings… Er sah wieder zu Blaise und entschied sich dagegen. Das war heute sein Privileg. Er steckte sich eine Nudel in den Mund und wartete darauf, dass die anderen fertig wurden. Er wollte hier weg, am besten noch schnell das Training bei Lupin hinter sich bringen, dann… Seine Augen wurden groß, als er aus Reflex einen Blick zum Lehrertisch hochwarf, wo Tonks Remus Lupin doch tatsächlich dazu überreden wollte, ihn ebenfalls füttern zu dürfen. Fassungslos starrte er hinauf, hielt sich dann die Hand vor den Mund, als in der großen Halle Gekicher laut wurde und Snape neben den beiden ein Stückchen zur Seite rutschte. „Oh. Mein. Gott.“ Er begann zu lachen, leise, verhalten, aber er konnte seinen Blick nicht mehr von diesem wahrlich schrägen Pärchen da oben wenden. Wie süß! ~*~*~*~ Dracos Augen wanderten ebenso wie die der anderen zu dem Lehrertisch hinüber und er musste lachen. Genauso die anderen. Diesmal war es kein Pudding, den er abbekam, sondern Spinat von Ron. Der Blonde verdrehte die Augen. Heute hatten offenbar alle beschlossen, ihn vollzuspucken. Grauenhaft. Nur gut, dass er einen Reinigungszauber kannte, den er jetzt auch gleich anwendete. „Süß...“ Pansy kicherte und piekste Blaise versehentlich in die Wange. „Definitiv süß.“, kam es von diesem und auch er musste lachen. Wenn auch mit einem kurzen Seitenblick zu Harry und Draco. Insbesondere Lupins verlegenes Gesicht war Gold wert. Offenbar wollte er gleichzeitig am liebsten im Boden versinken und vor Tonks nicht weglaufen. ~*~*~*~ Tonks wendete schließlich einen bösen Trick an. Sie piekste ihm in die Seite, was ihn protestierend nach Luft schnappen ließ, doch wie Blaise zuvor hatte er die Gabel schneller im Mund, als er schauen konnte. Und sie freute sich wie ein kleines Kind und umarmte ihn stürmisch. Nur kurz, dann wandte sie sich wieder ihrem Teller zu und schien zu überlegen, was sie als nächstes nehmen sollte. Sie hatte ganz rote Wangen vor Aufregung. Remus’ Wangen waren auch rot. „Herrlich.“ Harry kicherte. „Los, davon könnt ihr ein paar Bilder machen!“, forderte Harry die Zwillinge auf. „Das schicken wir dann Schnuffel. Der wird sich einen Keks freuen!“ George nickte heftig, auch wenn er nicht wusste, wer Schnuffel war. Fotos machen war immer gut, besonders von solchen Szenen, wo andere Menschen peinlich berührt waren! „Schon passiert!“, freute er sich und Harrys Kicherattacke endete, als er die Augen verdrehte. Warum hatte er das gesagt? Sie nervten ihn mit ihren Bildern und jetzt forderte er sie dazu auf? War er denn bescheuert? ~*~*~*~ „Fotos?“ Draco zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. Eine Kamera in den Händen der Zwillinge erschien ihm noch immer absolut keine gute Idee zu sein. Und sie neigten ja dazu, im sozusagen richtig falschen Moment abzudrücken... ~*~*~*~ Harry knurrte irgendwas Unverständliches, während die beiden Jungen zu lachen anfingen. „Ja, Fotos! Wir haben dir doch schon gesagt, dass wir Erinnerungen sammeln!“ George zwinkerte ihm zu. Fred blickte den Slytherin an, der einen Platz weiter saß, dann sah er auf seine Gabel. „Du auch mal?“, fragte er freundlichst und mit einem eindeutig nicht mehr zu übersehenden Funkeln in den Augen, während er Draco eine Gabel Ei unter die Nase hielt. ~*~*~*~ „Nein, danke.“ Draco funkelte den rothaarigen Jungen an, der beinahe sofort eine Kopfnuss von Harry verpasst bekam. Dem Blonden gefielen die Aussichten ganz und gar nicht, dass die Zwillinge mit einer Kamera durch die Gegend rannten. Oder sie auf die Suche nach was-auch-immer schickten. Nein, gar nicht. ~*~*~*~ Fred zog sich zurück, lachte allerdings nur, während er sich seinen Kopf rieb. „Du schlägst zu wie ein Mädchen, Harry. Vielleicht solltest du lieber das hier essen.“, sagte er und wackelte aufreizend mit der Gabel, dass das Ei zitterte. „Dann wirst du ein bisschen stärker.“ Das Gewackel dieser seltsamen Masse bewirkte bei Harry genau das Gegenteil: ihm wurde schlecht. Er schob die Gabel mitsamt Ladung fort und schüttelte sich. „Ich verzichte, Fred. Und jetzt… Lass mich zufrieden, bevor ich das kleine Ding da oben in die Luft jage.“ Zwei Jungen starrten ihn identisch entsetzt an. „Das… das würdest du doch nicht tun!“, keuchte George. „Wie hast du sie überhaupt bemerkt? Das ist doch…“ „Ich bin Sucher. Vergessen? Ich bin darin geübt!“ „Aber…“ George schien verzweifelt. „Haltet euch an meine Regeln und das Ding bleibt heile, klar?“ Sie nickten und Harry war über sich selbst erstaunt. Dass sie so schnell klein bei gaben. ~*~*~*~ Draco blickte nach oben. Jetzt sah auch er das kleine Etwas, das er eigentlich für eine Fliege gehalten hatte. Sucher... Ja. Für Harry traf das wohl voll und ganz zu. Für ihn nicht. Seine Augen wanderten zwischen Harry und den Zwillingen hin und her. „Was für Regeln?“ ~*~*~*~ Der Junge-der-lebt ließ seine Augen nicht von den Doppelgängern. „Sie haben die schlechte Angewohnheit, Dinge zu fotografieren, die sie nichts angehen.“, sagte er gedehnt. Er wollte sie nicht an Draco verraten. „Und sie waren so blöd und haben die Grenze des Vertretbaren überschritten. Und jetzt… Nun ja. Ich hoffe, sie halten sich daran, dass es Dinge gibt, die sie nichts angehen.“ Man konnte sehen, wie unangenehm den Zwillingen das war, wie unzufrieden sie damit waren, aber Harry kannte keine Gnade. Irgendjemand musste sie doch dazu bringen, mal zu sehen, dass Scherze eben nicht alles waren. ~*~*~*~ Draco zog die Augenbraue hoch etwas höher. Das klang überhaupt nicht gut. „Ich würde ihnen raten, sich daran zu halten. Dringend raten.“ Das Funkeln in seinen grauen Augen machte sehr deutlich, dass er in dieser Hinsicht keinen Spaß verstehen würde. „Entspannt euch mal.“, kam es in diesem Moment von Pansy. „Ansonsten sprengt ihr mit eurer schlechten Stimmung noch den ganzen Tisch in die Luft!“ ~*~*~*~ Harry sah sie an, dann seufzte er und lehnte sich gegen Draco. Sie hatte ja Recht. Und er hatte damit wieder angefangen, weil er einfach keinen Spaß verstand. „Ich bin müde.“, murmelte er leise. „Seid ihr mir böse, wenn ich hoch geh?“ ~*~*~*~ Pansy schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht.“ Sie lächelte warm. Draco strich dem Gryffindor sanft durch die Haare und hauchte ihm einen leichten Kuss auf den Schopf. „Willst du allein sein?“, fragte er leise. Wenn dem so war, dann würde er das respektieren. Blaise in der Zwischenzeit hatte die Zwillinge mit in ein Gespräch hineingezogen, das auch Ginny und Neville mit immer größerem Interesse verfolgten. Schließlich wisperten sie alle „Okay“. „Was ist okay?“, fragte Ron verblüfft, der nicht viel davon mitbekommen hatte. „Och, nichts.“ Ginny winkte ab. „Sei nicht so neugierig.“ ~*~*~*~ Harry zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir nicht so sicher…“, murmelte er. Er bekam von den Dingen um sich herum nichts mit. „Ich weiß es wirklich nicht.“ Eigentlich hatte er Panik davor, allein zu sein, andererseits wollte er das schon. Das Resultat daraus war, dass er so unsicher war, was er selbst wollte, dass er hoffte, Draco würde die Entscheidung für ihn treffen. Eine vollkommen dumme Idee, denn ganz egal, was er sagte, wenn es falsch war, war es seine Schuld. „Ich werde zu Hagrid gehen.“, sagte er schließlich. Er wollte wenigstens, dass Draco wusste, wo er war, und dieser Ort war einer jener wenigen, wo man alleine war, aber nicht das Gefühl hatte, dass es so war. Wie in der Eulerei, wie in der Bibliothek. ~*~*~*~ „Okay.“ Draco drückte ihn liebevoll an sich. Schien, als wenn Harry hin- und hergerissen war. Aber er konnte ihm diese Entscheidung nicht wirklich abnehmen. Sein Blick wanderte über die anderen. Blaise war eindeutig beschäftigt, Ron und Ginny zickten sich an, Hermione sprach mit Pansy und irgendwie hatte er gar keine Lust, gleich mit einem von ihnen Zeit zu verbringen. Er seufzte leise. Er war innerlich noch immer zerrissen. Und diese scheinbar harmonischen und normalen Momente erinnerten ihn nur allzu deutlich daran. Es tat weh. Etwas in ihm tat verdammt weh. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I don't know how I'll feel, tomorrow, tomorrow, I don't know what to say, tomorrow, tomorrow Is a different day ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hach, ich liebe Tonks für ihre durchgeknallte Art! Wobei... Pansy ist auch nicht schlecht. *g* Macht ihre Drohungen wahr, das Mädchen. ^^ Shi-chan: Hab Pansy lieb. Die ist einfach toll! Herzschmerz ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 116: Herzschmerz Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Storm. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 116: Treffpunkt Herzschmerz Harry ging mit einem entschuldigenden Lächeln, was Ron dann die Stirn runzeln ließ, bevor er fröhlich weiter mit seiner Schwester stritt. Er kam auf dem Weg nach draußen an Angelina vorbei, die ihn grüßte, und grüßte freundlich zurück. Erst als er endlich draußen an der frischen Luft war, ließ er alles an Masken und Freundlichkeit fallen, gab seinem Gesicht die Chance sich zu entspannen. Die Hände in die Umhangtaschen steckend und die Schultern gegen die Kälte hochziehend wanderte er den leichten Abhang hinab, hielt auf die Hütte zu. Fang war fort, also hatte er nicht einmal einen tierischen Begleiter an seiner Seite. Wobei ihm auffiel, dass er gar nicht wusste, wo der große Saurüde hin war. Vielleicht würde er irgendwann mal jemanden fragen, ob er es wusste. Wie das letzte Mal auch, hockte er sich unter die Zweige des Baumes und zog die Beine an. Inzwischen waren auch die letzten Blätter gefallen, der Baum bot kaum noch Schutz. Es war ihm egal. Bei der Kälte war es eh unwahrscheinlich, dass jemand herauskam, selbst am Sonntag. Eigentlich hatte er vorgehabt, über das nachzudenken, was hier geschah, aber seine Gedanken waren vollkommen leer. Gerade, in der großen Halle, hatte Blaise glücklich ausgesehen mit den beiden Mädchen und Fred, aber… Er war nicht wirklich fähig, sich einzureden, dass er es überwunden hatte, weil es einfach nicht stimmte. Und weil er es dennoch versuchte, gaben seine Gedanken irgendwann einfach auf. ~*~*~*~ Draco sah Harry hinterher und stützte das Kinn in die Hände. Er beobachtete, wie Blaise aufstand und sich entschuldigte. Wenig später folgte ihm erst Ginny, dann die Zwillinge, schließlich Montague und die drei Erstklässler und mit hochrotem Gesicht Neville. Ron erhob sich auch, weil er angeblich etwas in den Gryffindorgemächern vergessen hatte, was er unbedingt brauchte. „Ich vermute, dass er etwas ausheckt.“, meinte Pansy langsam, als auch Goyle verschwunden war. „Scheint so.“ Hermione zuckte mit den Schultern. „Muss ja nichts Negatives sein.“ „Wir müssen uns noch um unser Zaubertrankprojekt kümmern.“, erinnerte Pansy ihre Freundin und stand auf. Hermione nickte. „Bis später dann!“ Draco schaute auch den beiden Mädchen nach und lehnte sich auf der Bank zurück. Und jetzt? Allein. Einfach so. Und es war kein besonders tolles Gefühl. Er war versucht in den Raum der Wünsche zu gehen, aber dort würde es ohne Harry einsam sein. Und Blaise wiederum... Ihm wollte er einfach nicht folgen. Ziellos lief er durch die Gänge, bis er irgendwann Snape über den Weg lief, der ihn mit einem giftigen Blick bedachte und ihn fragte, ob er denn keine Hausaufgaben zu machen hätte. Draco ignorierte ihn und ging einfach weiter. Er hörte gar nicht mehr, was Snape dazu sagte. Es war ihm gleich. Letztlich landete er in der Bibliothek, in einer Ecke, wo kaum jemand hinkam und verkroch sich auf die Fensterbank. Ihm war hundeelend zumute. Und er wusste nicht warum. Er wusste noch nicht einmal, woran er dachte, während er auf der Fensterbank saß und nach draußen starrte. Schließlich erinnerte er sich an das Training bei Lupin. Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr und erstarrte. Es würde knapp werden. Und er würde vorher Harry noch an Hagrids Grab abholen müssen. So, wie er ihn kannte, würde er einfach die Zeit vergessen und dort sitzen bleiben, bis er erfror oder ihn jemand abholte oder ihm Bescheid sagte. Abholen erschien Draco weitaus verlockender. ~*~*~*~ Harrys Gedanken hatten sich noch immer kaum in Bewegung gesetzt, als Draco ankam und vor ihm stehen blieb. Sie waren wie eingefroren. „Hey.“, murmelte er in seinen Arm, auf den er seinen Kopf gebettet hatte. ~*~*~*~ „Hey.“ Draco sah den Gryffindor einen Augenblick stumm an und hielt ihm dann die Hand hin. „Komm, Kätzchen. Du holst dir noch den Tod. Es ist viel zu kalt, um hier so zu sitzen.“ Er wollte noch etwas anderes sagen. Dass es okay war, dass er sich Gedanken machte. Ihn irgendwie aufheitern. Doch ihm fehlten einfach die Worte. ~*~*~*~ Harry ergriff die Hand und ließ sich hochziehen. Erst jetzt spürte er, dass ihm wirklich kalt geworden war – als er Dracos warme Hand hielt. Wie lange hatte er hier gesessen? Zwei Stunden? „Potenzialmagie, nicht wahr?“, fragte er. Rhetorisch. Er wusste, dass es dieses Training war, das sie jetzt hatten. „Welchen Zauber Remus wohl wählt?“ Im Grunde war ihm das egal. Er würde jeden zaubern und er würde jeden schaffen, weil er sich dann zusammenriss, ein Ziel hatte, weil er sich dann endlich wieder auf irgendwas konzentrieren konnte, was nicht mit dem Gefühlschaos in sich zu tun hatte. ~*~*~*~ „Keine Ahnung.“ Draco zuckte mit den Schultern. Es war ihm auch egal. Ohne irgendeinen Protest überhaupt zuzulassen, zog der Harry so nah an sich, dass er ihn zumindest halbwegs mit unter seinen Umhang bringen konnte. Da war es wenigstens etwas wärmer. Der Gryffindor war eiskalt. Harry so an sich gedrückt, ging er in das Schloss hinüber. In seinem Büro erwartete Lupin sie bereits. Ron, Hermione und Pansy waren bereits da, Blaise trudelte eine Minute nach ihnen ein. Etwas abgehetzt wirkte er und sogar etwas erschöpft. Seltsam. Was er wohl angestellt hatte? Lupin kommentierte Blaises Verspätung jedenfalls nicht, sondern wandte sich an die Gruppe. „Also, wie habt ihr es bisher gehandhabt?“, wollte er von den Jugendlichen wissen. Hermione erklärte es ihm eifrig und der Werwolf nickte nachdenklich. „Gut. Dann halten wir es ähnlich. Wir fünf halten uns bereit, um im Notfall einzugreifen, während die beiden zaubern.“ Er schenkte Harry und Draco ein zuversichtliches Lächeln. Er war gespannt auf diese magische Fertigkeit, von der Dumbledore ihm ausführlich berichtet hatte. „Kennt ihr beide den Schneezauber?“ Mit Schnee konnte ja wahrscheinlich nicht allzu viel schief gehen. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Schnee? Wo ihm eh schon kalt war? Toll… „Ja.“, sagte er dennoch. „Aber welchen meinst du genau? Pulverschnee? Schneien lassen? Schneedecke? Schneegestöber?“ Oh ja, in einem der Bücher, die er durchsucht hatte, war eine ganze Reihe solcher Zauber gewesen. Nicht einmal ein illegales Buch. Einfach eines aus der Bibliothek. ~*~*~*~ „Schneien lassen. Schöne weiche Flocken.“ Lupin lächelte ihn an. „Viburnum Cadera. An den Zauber dachte ich.“ Draco nickte. Ihm war er bekannt. Irgendwann mal hatte er damit Schnee über das Malfoy-Anwesen gelegt, weil er sich Schnee gewünscht hatte. Sein Hauslehrer war über die Leistung entzückt gewesen - vor allem, weil es ewig gedauert hatte, bis er diesen Zauber beherrschte -, während sein Vater seine mangelnde Begeisterung in einer endlosen Schimpftirade kundgetan hatte. „Harry, du auch? Gut. Und wir anderen... Wir halten einen Wärme- und einen Schmelzzauber bereit.“ Kurz klärte er diese mit den anderen vier ab und nickte Harry und Draco dann zu. „Also los.“ ~*~*~*~ Harry wandte sich Draco zu und lächelte. Irgendwie freute er sich darauf, diesen Zauber zu wirken. Schnee… das war vielversprechend gerade. „Viburnum Cadera!“, rief er und hörte die Worte zeitgleich von Draco. Sie brauchten sich nicht einmal absprechen, wann sie starteten. Es war einfach klar gewesen. Wie jedes Mal war sofort dieses seltsame Band da, das ihnen eine Einheit vermittelte, Wohlbefinden, Wärme, Freundlichkeit, Willkommensein - durchweg positive Gefühle. Er begann zu lächeln. Es war dem ähnlich, das er gestern in der Badewanne gespürt hatte, diese Einheit und Vertrautheit, aber nur annähernd. Bei Draco zu sein war hundertmal schöner als dieser Zauber hier. Schnee schaukelte vor seinen Augen herab, kam einfach so aus der Luft und rieselte zu Boden. Feine, weiche Flocken, wie Remus sie sich gewünscht hatte. Verzweigte Eiskristalle, die im Zwielicht des Kaminfeuers schimmerten und glitzerten und ein kaltes Gefühl auf seiner Haut hinterließen, wenn sie darauf liegen blieben und schmolzen. Er beachtete es nicht. Harry ließ sich genau so weit auf den Zauber des Moments ein, um diese Nebensächlichkeit ausblenden zu können. ~*~*~*~ Auch Draco spürte dieses besondere Band zwischen ihnen. Es war Balsam auf seiner verletzten Seele. Es erinnerte ihn daran, dass das, was er tat, genau das richtige war. Dass er hier sein wollte. Bei Harry. Dass das richtig war. Einfach das richtigste, was er tun konnte. Er sah den Schnee fallen und in dem geheizten Klassenzimmer langsam schmelzen. Er sah Harrys klare grüne Augen. Er sah das Leuchten darin, spürte auf einmal eine Woge der Zuneigung über sich hinwegbrausen und ihn mit sich reißen. Er wollte sich fallen lassen. Er wollte es. Er wollte es nicht kontrollieren, sondern einfach in diesem herrlichen Gefühl versinken. Sich darin gehen lassen. Harry nahe sein. Jetzt, sofort. Und ohne, dass er weiter darüber nachdachte, ließ er die Kontrolle fallen. Die Dichte des fallenden Schnees nahm zu, langsam begann er den Boden zu bedecken. ~*~*~*~ Harry sah es. Er konnte sehen, wie Draco in seinen eigenen Augen eintauchte, spürte das Band dichter werden. Er begann zu lächeln, während dieses Gefühl der Vertrautheit stärker wurde. Immer stärker. Liebe überflutete ihn – und, daraus entstanden, Verzweiflung. Die Verzweiflung, ihn verlieren zu können, die seit einigen Tagen in ihm wuchs. Die Verzweiflung, dass sich Draco angesichts seiner Taten doch irgendwann von ihm abwenden könnte, dass sich diese Liebe auflösen konnte. Er bekam die völlig falsche Richtung, versank in einem Strudel von schrecklichen Vorahnungen, fand die positiven Gefühle bald nicht mehr. Das feste Band wurde kalt, verschloss ihn vor der Wärme in den grauen Augen, ließ Angst aufkommen. Alles, was vorhin irgendwie festgefroren gewesen war, kam nun mit den Schneeflocken einzeln angeschwebt. Seine Lügen. Draco hatte so enttäuscht ausgesehen, Blaise und Hermione so verletzt, Pansy so traurig und Ron so wütend. Tränen waren geflossen, Verzweiflung in den Herzen gewachsen. Alles berechtigt. Und er war schuld. Seine Verfehlung. Blaise hatte es nicht verdient, dass man ihn so behandelte. Er hatte jemanden verdient, der ihn auch lieben konnte. Draco vielleicht. Er hatte es nicht verdient, dass man ihn angriff, während er traurig, verletzt, kraftlos und einsam war. Dass man ihm vor Augen hielt, wie schwach er war. Seine Schuld. Sie alle waren verletzt. Blaise, weil er wieder alleine war, weil er darunter litt, gegangen zu sein, weil er ihn nicht liebte. Nicht lieben konnte. Weil er nicht mit dem zusammen sein konnte, den er wirklich liebte, der ihn liebte. Draco, weil er ihm seinen Traum zerstört hatte, mit den Menschen zusammen zu sein, die er mochte - auch ihm hatte er den genommen, den er liebte. Eifersucht, die wieder von ihm Besitz ergriff, in dem Durcheinander vorher verschüttet. Die Gewissheit, nicht der einzige zu sein, der in Dracos Herz wohnte, der Schmerz. Wieder die Angst, ihn zu verlieren. Hass, neu, fremd, plötzlich mit unbekannter Flamme erwacht. Hass auf Blaise, weil dieser ihm denjenigen streitig machte, den er lieben wollte, den er lieben konnte, der dafür sorgte, dass er überlebte und lebensfähig war, der ihm Hoffnung und Wärme geben konnte. Um ihn herum wurde es kälter. Seine Augen verschlossen sich den warmen grauen, die Schneeflocken wurden dichter und dichter. Irgendwo wurden Wärmezauber gewirkt, die nicht bis zu ihm durchdrangen. Er konnte Draco nicht mehr sehen, wusste dennoch genau, wo er stand, wie er aussah, wie er gelächelt hatte, wie sehnsüchtig und liebevoll diese Augen gewesen waren. Kälte kroch unter seine Kleider, stahl sich in sein Herz, während Eis sich in den Stoff seines Umhangs schlich und diesen hart machte. ~*~*~*~ Draco spürte, wie er das Band zu Harry verlor. Wie er von dort auf einmal nur noch Kälte zurückbekam und damit eine Woge tief dunkler Gefühle. Angst, Verzweiflung, Schmerz, Schuld, Eifersucht, Hass. Erschrocken riss Draco den Zauberstab runter, beendete den Zauber. „Endlich!“ Lupin richtete den fünften Wärmezauber auf Harry und schmolz den Schnee nun mit Leichtigkeit hinfort. Blaise war der nächste, der kommentarlos Wärmezauber um Wärmezauber auf den Gryffindor richtete und seine Kleidung trocknete, seinen Körper durchwärmte. „Sehr gut, Blaise. Das reicht.“ Lupin winkte ab und der Slytherin ließ den Stab sinken, trat langsam zurück. Beinahe so, als wenn er verschwinden wollte. Dracos Atem ging schnell, als er auf Harry zutrat und ihn sorgenvoll ansah. „Was ist passiert?“, fragte er heiser. Ein Wärmezauber traf ihn und vertrieb die Kälte, die gerade in seine Glieder kriechen wollte. Er verstand es nicht. Was war geschehen? Warum war da diese Kälte gewesen? Warum war Harry in Schnee versunken? Warum? ~*~*~*~ Harry schloss die Augen, als sein Körper langsam wieder warm wurde. Er konnte das Prickeln in seinen Fingern und seiner Haut spüren, doch es reichte nicht in sein Innerstes. Dort blieb es kalt. Und finster. Er blickte angstvoll auf ein kleines Wesen, das ihm unerschrocken ins Gesicht starrte. Wo kam es her? Warum war es gekommen? Was wollte es hier? Er wollte es hier nicht haben. Er hatte wohl Glück. Es verzog sich wieder, verschwand in einer kleinen Nische seines Selbst, versteckte sich dort und er schaffte es tatsächlich, es dort einzusperren, diese Nische zu verrammeln und zu verbarrikadieren. Die Wärme kam sofort. Sie erfüllte ihn, endlich nahm er sie auch wahr. Langsam öffnete er die Augen wieder, blickte in besorgte Gesichter, merkte, wie Remus erneut einen Wärmezauber über ihn sprach, wie es langsam angenehmer wurde, lächelte ihm dankbar zu. Was war hier nur los? Was war passiert? Er sah von einem zum anderen, verharrte einen Augenblick auf Blaise, der einen Ausdruck zwischen Sorge und Fluchtgedanken trug. Was war das vorhin gewesen? Hass? Er fühlte in sich hinein. Er konnte keinen Hass mehr spüren. Mitleid, mehr nicht. Was ihm leid tat, denn er wollte kein Mitleid mehr für ihn haben. Weiter ging es zu Pansy, die verwirrt lächelte, zu Ron, der ihm stumm eine Frage schickte, zu Draco, dem die Angst in den Augen stand, was ihm auch Leid tat. Dann sah er wieder zu Lupin. „Was ist denn passiert? Warum ist es plötzlich so kalt geworden?“, wollte er wissen. ~*~*~*~ Lupin zuckte hilflos mit den Schultern und blickte zu Draco. Dessen Gesicht verriet wenig mehr. „Ich weiß nicht.“, antwortete der Blonde und streckte die Hand nach Harry aus, berührte seinen Arm und verflocht ihre Finger miteinander. „Von deiner Seite... kam auf einmal keine Wärme mehr. Nur noch Kälte.“ Er erschauerte bei der Erinnerung. „Da waren so viele düstere Gefühle. Angst, Verzweiflung, Schmerz, Schuld... Eifersucht und Hass.“ Draco blickte ihm fragend ins Gesicht. Er verstand es nicht. Einen Teil der Gefühle konnte er nachvollziehen, ja. Das war es, was Harry wohl gerade mit sich herumtrug, aber den Hass, den verstand er am wenigsten von allen. Was er nicht sah, war, wie Blaise zusammenzuckte, Pansy irgendeine Entschuldigung zumurmelte und leise aus dem Raum verschwand. ~*~*~*~ Harry sah ihn sekundenlang an. „Ich weiß es nicht… ich…“ Er lehnte sich gegen ihn. „Ich weiß doch auch nicht, was das war. Ich…“ Er seufzte leise. ~*~*~*~ „Hm...“ Lupin legte die Stirn in Falten. Er sah das Grundproblem. Sie beide verstanden zu wenig von dieser Magie, um so etwas zu begreifen. Das hieß... „Wir müssen uns ganz genau über diese Magie unterhalten. Ihr müsst mir alles erzählen, was ihr dabei spürt, empfindet, erlebt. Alles. Damit wir herausfinden können, warum so etwas geschieht.“ Er schob die beiden Jungen zu einem bequemen Sofa. Dracos Blick war ausweichend und ablehnend, Harry wirkte noch immer nicht besonders ansprechbar. „Würdet ihr vier...“ Er stockte, als er sah, dass Blaise nicht mehr da war. „Würdet ihr drei uns allein lassen?“ Auf Hermiones Gesicht war deutlicher Widerwille zu lesen, weil sie wusste, dass sie wichtiges dazu beitragen konnte, diese Magie zu analysieren, aber sie fügte sich unter dem bittenden Blick des ehemaligen Professors. Schweigend gingen die drei. Und dann begann das Verhör. Lupin löcherte sie beide bis in jedes auch noch so kleine Detail. Eine verzauberte Feder schrieb alles mit und füllte Meter um Meter Pergament. Es war Draco, der stockend und leise auf die Fragen antwortete, weil Harry keinen Ton über die Lippen brachte. Es fühlte sich an, wie sein Innerstes bloßzulegen. Am liebsten hätte er sich geweigert, doch das brachte sie nicht voran. Kein bisschen. Also redete er und gab Lupin die gewünschten Antworten. Irgendwann - endlich - war es dann vorbei. „Gut. Danke.“ Der Werwolf lächelte die beiden an und drückte ihnen Schokolade in die Hand. „Ich werde das mit Dumbledore, Snape und Tonks durchsprechen und überlegen, wie das zu deuten ist. Bücher werden uns da kaum weiterhelfen.“ Er seufzte tief. „Ihr solltet euch jetzt ausruhen.“ ~*~*~*~ Harry biss ein Stückchen der Schokolade ab. Er hatte gelauscht, die ganze Zeit schweigend Dracos Antworten mit seinen verglichen. Sie deckten sich. Vollkommen. Die Sehnsucht, die einen erfasste, die Unfähigkeit, den Zauber zu unterbrechen, wenn es soweit war, das emotionale Loch, das einen erfasste, wenn der Zauber dann brach. Diesmal war dieses Tief nicht da gewesen. Wahrscheinlich war er eh schon zu tief gewesen, um noch tiefer zu fallen. Er nahm Dracos Hand und lutschte seine Schokolade. Remus’ weiches Lächeln erwiderte er mit einem kurzen Nicken. Er war fertig, wollte schlafen oder allein sein, bei Draco sein, seine Ruhe haben und kuscheln. Draco hatte noch Quidditchtraining an diesem Abend - das hatte er vorhin gesagt. Wortlos einigten sie sich darauf, dass sie hochgehen wollten, machten sich auf den kürzesten Weg, wanderten durch ein halbes Dutzend Geheimgänge, die ihnen erlaubten, ohne große Umwege in ihren Stock und in ihren Teil des Schlosses zu gelangen. Der Raum der Wünsche lag wirklich weit weg von Lupins Räumen. Draco öffnete die Tür und sie traten ein. Harry blickte auf die Kessel, von denen einer inzwischen brav seine tief dunkelgrünblaue Färbung angenommen hatte, die er haben sollte. Er wollte etwas sagen, aber ihm blieben alle Worte im Halse stecken. Er fühlte sich schon wieder schuldig. Warum war dieser Hass in ihm gewesen? Er verstand das nicht. Er mochte Blaise. Mochte ihn wirklich. Also, warum? ~*~*~*~ Kaum, dass die Tür hinter ihnen zugefallen war, nahm der Blonde Harry in die Arme. Still drückte er ihn an sich. Er brauchte seine Nähe so dringend. So unendlich dringend. Die Kälte und dieser dunkle Eindruck bei der Potenzialmagie hatten ihn erschreckt. Sehr erschreckt. Gleichzeitig fand er für sein eigenes Gefühlsdesaster einfach keinen Ausweg. Er brauchte Harry. So einfach war das. Er brauchte seine Nähe, seine Anwesenheit... ~*~*~*~ Sie machten irgendwann ein Feuer an und setzten sich davor, kuschelten miteinander, starrten in die Flammen, die das Wetter draußen einfacher zu ertragen machten. Harrys Gedanken versiegten nach einiger Zeit wieder. Er war müde darüber nachzudenken, was er hätte besser machen können, was er ändern konnte, wie er den anderen helfen und wie er es wieder gutmachen konnte. Er fand keine Lösung. Und er fand auch keine Lösung für den Hass. Wenn er sich jetzt fragte, dann mochte er Blaise noch immer. Blieb noch Selbsthass - davon fand er genug. Um kurz vor sechs musste Draco los. Harry wäre es lieber gewesen, er würde bleiben, aber das ging natürlich nicht. Draco musste bei seinem Fliegetraining dabei sein, damit die Mannschaft zusammenwachsen konnte für das Spiel gegen sie, damit er besser wurde. Und er würde die Zeit, bis er wiederkam, einfach damit verbringen, die Hausaufgaben zu machen, die er vorhin nicht geschafft hatte. Auch wenn Snape in letzter Zeit recht nachsichtig geworden war im Vergleich zu früher, ihm unvollständige Hausaufgaben abzuliefern, das wäre allzu dreist und würde mit Sicherheit auf die eine oder andere Art geahndet werden. Die Tür fiel hinter Draco zu und er starrte auf die Stelle, wo er verschwunden war. Allein. Ganz langsam stand er auf, suchte seine Schultasche und setzte sich an die Hausaufgaben für Zaubertränke. Wirklich voran kam er nicht. Wind und Wetter waren zu einnehmend dafür, sein Kopf noch immer wie betäubt. ~*~*~*~ Zum zweiten Mal an diesem Tag betrat Draco den Quidditchplatz. Der Rest des Teams war bereits in der Luft und zog große Schleifen über dem Spielfeld. Auch er gesellte sich jetzt zu den anderen, ließ sich einweisen und folgte Montagues Anforderungen. Er flog wie auf Autopilot. Er dachte nicht darüber nach, sondern hing seinen Gedanken nach. Und als das Training vorbei war, musste Blaise ihn wirklich darauf hinweisen. Der Schwarzhaarige war blass und sah erschöpft aus. „Dir geht es überhaupt nicht gut.“, stellte Draco fest, als sie gelandet waren und gemeinsam auf das Schloss zugingen. „Was erwartest du denn?“ Blaise funkelte ihn an. „Dass ich jubelnd durch die Gegend renne?“ Betreten schüttelte der Blonde den Kopf. „Natürlich nicht.“ Blaise seufzte tief und legte Draco vorsichtig die Hand auf die Schulter. „Gib dir keine Schuld, denn du hast keine.“ „Harry aber schon.“ „Ja, Harry schon. Aber du bist nicht Harry, oder?“ Wieder war da ein leicht zorniger Unterton in Blaises Stimme, der Draco unbekannt war. „Es tut ihm Leid.“ „Ich weiß, Draco. Aber das ist eine Sache zwischen ihm und mir - nicht zwischen uns.“ Das war ein nur allzu deutlicher Hinweis darauf, dass Draco sich nicht einzumischen hatte. Etwas versöhnlicher fügte Blaise hinzu: „Essen wir noch eben was? Abendessen ist zwar gleich vorbei, aber noch bekommen wir was.“ Der Blonde nickte nur stumm und folgte Blaise in die Große Halle. Sie war schon beinahe leer. Am Rand des Slytherinstischs ließen sie sich nieder und aßen schnell eine Portion Spaghetti, ehe sie auch schon wieder verschwanden. Gemeinsam gingen sie Richtung Kerker und erst mitten auf dem Weg dorthin ging Blaise auf, dass Draco noch immer bei ihm war. Fragend blickte er ihn an. „Kontrollrunde.“, erklärte der Vertrauensschüler knapp. Er würde sie jetzt schon gehen, um nicht noch einmal losgehen zu müssen. „Okay...“ Blaise zog die Schultern hoch und stumm gingen sie weiter. Die Gänge waren bereits leer, denn dank des ungemütlichen Wetters hatten sich die Schüler fast alle bereits in die Gemeinschaftsräume verzogen. Außerdem war Filch im Moment unleidlich und verteilte Strafen für absolute Nichtigkeiten. Schweigend blickte Draco auf den steinernen Boden. In ihm herrschte ein seltsames Chaos. Er dachte an Harry, der im Raum der Wünsche sicher auf ihn wartete, der ihn vermisste, den er vermisste. Und zugleich dachte er an Blaise an seiner Seite. Beide lösten ein warmes Gefühl in seinem Inneren aus, auch wenn der Gedanke an Blaise mit Traurigkeit begleitet wurde. Er vermisste ihn. Er vermisste seine Nähe, seine Wärme. Das Recht, ihn einfach an sich drücken zu dürfen... Bei der nächsten Seitennische handelte er, ohne weiter darüber nachzudenken. Er drängte Blaise hinein und küsste ihn. Stürmisch und unbeherrscht. Ein Kuss, der erst nach einem Augenblick der Verwunderung zögernd von Blaise erwidert wurde. Atemlos schob er Draco schließlich von sich. Er spürte dessen Körper nah an seinem, den heißen Atem auf seinem Hals, seiner Wange und er hatte das Gefühl, als wenn sich der Boden unter ihm auftun würde. „Du solltest... das nicht tun, Draco.“, flüsterte er rau und lehnte die Stirn hilflos gegen Dracos Brust. Seine Knie waren ganz weich. „Ich weiß.“, kam die kaum hörbare Antwort. „Ich weiß. Aber ich...“ Der Blonde schloss die Augen. Er wusste ja selbst nicht mehr, was er tat. Er wusste, dass es sowohl Harry als auch Blaise gegenüber nicht fair war. Absolut nicht fair. Und doch tat er es. „Geh.“, sagte Blaise schließlich. „Geh. Bitte...“ Und Draco kam der Aufforderung nach. Er warf noch einen traurigen Blick auf seinen engsten Freund, der langsam an der Wand zu Boden rutschte und die Arme um die Knie schlang. Dann ging er. ~*~*~*~ Harry hatte es tatsächlich geschafft, die Aufgabe zu beenden. Mit Sicherheit würde es nicht seine beste Note werden, aber vielleicht auch nicht seine Schlechteste. Nun saß er am Fenster, blickte hinaus in den von Wolken verhangenen Himmel. Vor ein paar Minuten hatte es zu nieseln begonnen, was nur im Licht der Fenster Hogwarts’ leicht schimmernd zu erkennen war. Langsam bildeten sich Tropfen an seiner Fensterscheibe, wo sie nach und nach herunter liefen. Die Fingerspitzen seiner linken Hand lagen sachte am Glas, spürten der Kälte nach. Er dachte an Draco, an Blaise, die jetzt wahrscheinlich zusammen zum Schloss gingen. Vor ein paar Minuten hatte die Uhr acht geschlagen. Es löste keine wirklichen Gefühle in ihm aus. Er unterdrückte alles. Er hatte damit angefangen, seine Traurigkeit zu unterdrücken, wie er es im Sommer gemacht hatte. Es wurde einfacher dadurch. Es wurde erträglich. Und er wusste aus Erfahrung, dass er irgendwann nicht einmal mehr daran denken würde, dass er dieses Gefühlschaos, diesen Selbsthass und die Schuldgefühle in sich trug. Er würde ein Ziel finden. Irgendwann. Wie er es schon einmal getan hatte. Er würde sein Ziel finden und verfolgen und darauf hoffen, dass man ihm verzeihen konnte, wenn er es erreicht hatte. Wie er es immer tat. Der Regen draußen wurde stärker. Man konnte das leise Klopfen auf dem Fenstersims hören, es durch die Scheiben spüren, wenn man sich darauf konzentrierte. Es ließ Harry lächeln. ~*~*~*~ Draco betrat den Raum der Wünsche leise. Ihm war kalt. Absolut kalt. Harry wirkte vollkommen in seine Gedanken versunken, wie er dort am Fenster saß. Der Blonde stellte den Besen neben der Tür ab und ging dann langsam zu ihm hinüber. Erst in dieser Wärme wurde ihm bewusst, dass er vollkommen durchnässt war und deswegen fror. „Hey.“ Am liebsten hätte er den Gryffindor sofort umarmt, aber er wollte ihn nicht auch noch nass machen. Außerdem kratzte so etwas wie ein schlechtes Gewissen an ihm. Wegen Blaise. Weil er etwas tat, das er nicht tun sollte. „Woran denkst du?“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an, dachte kurz nach, wie er es am besten formulieren sollte, bevor er lächelte. „Dass bald alles wieder gut wird.“, sagte er, klang sogar zuversichtlich. Eine kurze Zeitspanne war nur vergangen, aber er hatte es geschafft, sich selbst davon zu überzeugen. Dann begann er leicht zu schmunzeln, hob die Hand und strich ihm über die Wange. „Geh duschen, Dray. Du siehst aus wie ein begossener Pudel.“ ~*~*~*~ „Hast du überhaupt etwas gegessen?“ Der Blonde hatte sich schon fast in Richtung Badezimmer bewegt und war jetzt doch stehen geblieben. Der Blick aus den grauen Augen war besorgt, als er sich auf Harry richtete. Er wollte ihm seine Worte glauben. Er wollte ihm glauben, dass alles gut wurde. Aber irgendwie fühlte es sich einfach nicht so an. ~*~*~*~ Harry runzelte die Stirn. „Schokolade.“, sagte er. „Vorhin…“ Und er hatte Wasser getrunken. Auch vorhin. Aber sonst… ~*~*~*~ „Geh in die Küche und hol dir etwas Richtiges, okay? Oder soll ich dich an die Hand nehmen und mitkommen?“ Draco legte den Kopf schräg und betrachtete seinen Freund. Nur mit Mühe konnte er ein Kopfschütteln unterdrücken. Es ging ihm beschissen. Genau wie Blaise. Aber er musste trotzdem essen. ~*~*~*~ Harry seufzte. „Okay. Ich geh mir was holen. Dafür gehst du duschen, damit du dich nicht erkältest.“ Er rutschte vom Fensterbrett herunter, trat an ihn heran und küsste ihn sachte. „Deine Lippen sind ganz blau.“ ~*~*~*~ „Ich fühle mich auch ehrlich gesagt wie ein wandelnder Eisklotz.“ Draco lächelte schwach. Das traf es ziemlich gut. Innerlich war ihm mittlerweile genauso kalt. Irgendwie war alles in ihm eingefroren und gleichzeitig wollte er nichts weiter, als wieder aufzutauen. Auftauen und ihm beweisen, dass er lebte, dass er etwas fühlte und dass diese Gefühle okay waren. „Bis gleich.“ Er wuschelte Harry zärtlich durch die Haare und verschwand im Bad, wo er seine Kleidung - wie immer - auf den Boden fallen ließ und sich unter den heißen Wasserstrahl stellte. Es tat so gut. Langsam verschwand die Kälte aus seinem Inneren und machte allmählich Platz für den Schmerz und die Verzweiflung, die Verwirrung, dieses elende Chaos in seinem Inneren. Mit einem trockenen Schluchzer sank er zu Boden. In Gedanken sah er es. Harrys traurige Augen, seinen Schmerz, seine Selbstzerfleischung. Blaises geschockten Blick, seinen Schmerz, seine traurigen Augen. Und sich selbst. ~*~*~*~ Harry wanderte hinunter in die Küche, wie er es versprochen hatte. Er begegnete McGonagall, die ihn besorgt musterte und ihm dann einen schönen Abend wünschte, und Neville, der ihn anlächelte und fragte, ob er nicht mal wieder in den Gryffindorgemeinschaftsraum kommen wollte, um mit ihm Schach zu spielen. Harry meinte nur, dass sich da sicher Zeit zu finden würde, was Neville ein wenig glücklicher aussehen ließ. Als er die Küche erreichte, wurde er wieder einmal mit einem Päckchen überrascht, das die Elfen für ihn vorbereitet hatten, und langsam ahnte er, dass Mme Pomfrey da etwas arrangiert hatte. Es war doch kaum Zufall, dass sie immer etwas für ihn aufhoben. Noch auf dem Rückweg öffnete er das kleine Päckchen, sah hinein. Apfelschnitze und eine Banane, dazu zwei Brote und ein kleines Hefeküchlein. Wow. Wie war das mit der ausgewogenen Mahlzeit gewesen? Poppy hatte ja echt genaue Anweisungen gegeben. Er nahm eines der Brote und biss davon ab. Es schmeckte gar nicht so schlecht. Und wenn er ehrlich war, dann hatte er jetzt sogar Hunger. Als er im Raum der Wünsche angekommen war, waren Äpfel und Brote verschwunden, den Rest, den, so hatte er beschlossen, brachte er Draco mit. Er war satt und verkommen sollte es schließlich nicht. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I know you didn't bring me out here to drown so why am I 10 feet under and upside down barely surviving has become my purpose cause I'm so used to living underneath the surface ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Herzschmerz satt... Bei Blaise und Draco und Harry... Ach ja... *sichmitdemzauberstabschützendvordraystell* Nur so... für alle Fälle... Shirokko: *mithammeraufeineunaufmerksamesekundewartet* Mal ganz im Ernst… Wenn mein Freund so etwas tun würde… Oder auch der Freund meiner Freundin mich küssen würde… Dem würde ich etwas erzählen, selbst wenn ich es mir noch so sehr wünsche! *grummelfauchknurr* Draco ist echt unmöglich! *absolutwütendist* Im Vertrauensschülerbad ----------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 117: Im Vertrauensschülerbad Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von t.A.T.u. - Gomenasai. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 117: Im Vertrauenschülerbad Draco fühlte sich wie gerädert, als er am nächsten Morgen wach wurde. Ihm taten alle Knochen weh, sein Kopf schmerzte und Montague wollte ihn im Kerker sehen, um dort durch die Gänge zu rennen. Toll. Echt toll. Die Erinnerungen an gestern Abend kamen wieder, als er sich aufrichtete. Sie hatten miteinander geschlafen. Wild, leidenschaftlich - und verzweifelt. Die Verzweiflung hatte er selbst nur zu deutlich gespürt. Doch für einen Augenblick hatte er sich wieder vollkommen lebendig gefühlt. Er verließ den Raum der Wünsche allein, brachte die Trainingseinheit hinter sich, die von vielen neugierigen Blicken begleitet wurde, und flüchtete wieder in das vertraute Heim. Blaise hatte ihn nicht einmal angesehen und jeden Kontakt vermieden. Das Frühstück brachten sie in ihrer Sechserrunde hinter sich - diesmal suchte Blaise sogar den flüchtigen Blickkontakt -, dann ging es in den Unterricht. Verwandlungen ging schnell vorüber, obwohl McGonagall heute offenbar unleidlich war und jeden einzelnen Schüler auf dem Kieker zu haben schien. Zaubertränke verlief ähnlich. Wobei Snape nahezu ausrastete, als Nevilles Kessel quer durch den Raum flog und einen Teil seiner Vorratsflaschen zerschlug. Die darauf folgende Rede suchte wirklich seinesgleichen. Der Blonde war einfach nur froh, als der Vormittag vorüber war. Er fühlte sich elend. Einfach nur elend. Und sein Appetit war beim Mittagessen so wenig anwesend wie bei Harry und Blaise. ~*~*~*~ Harry ging es die Zeit über besser als die letzten Tage. Sein Lichtblick von gestern war noch immer da und er klammerte sich daran fest: Wenn er nur die Möglichkeit fand, alles wieder gutzumachen, dann würde alles wieder so werden, wie es vor seinem Fehltritt war. In der Mittagspause wurden Hausaufgaben gemacht. Hermione war der Meinung, sie würden am Abend noch genügend Kraftreserven brauchen, wenn es wirklich Appariertraining werden sollte, was die Lehrer vorhatten. Und als Wahrsagen vorbei war, dachte Harry tatsächlich, jetzt könne es nur noch aufwärts gehen. Professor Trelawney hatte ihm seine Zukunft prophezeit. Freundlicherweise. Wie immer sollte er sich auf den baldigen Tod einstellen, also kein Grund zur Sorge. Um achtzehn Uhr ging es dann endlich los. Sie trafen sich am Eingang der Schule mit Remus Lupin, der sie zu einer Kutsche geleitete. Harry lächelte leicht beim Anblick der schwarzen Thestrale. Draco hatte sie nicht sonderlich gemocht, als sie darauf geflogen waren, aber ihm hatte es gefallen. Wie Hagrid es prophezeit hatte. Sie stiegen nacheinander ein und es war eindeutig, dass der Raum der Kutsche verzaubert war, sonst hätten wohl maximal vier Personen hineingepasst. ~*~*~*~ Draco lehnte sich neben Harry in der Kutsche zurück und schloss matt die Augen. Er war todmüde. Montague verlangte im Moment noch mehr als sonst - er hatte offenbar wirklich Sorge, dass sie sonst gegen Gryffindor untergehen würden. Als Blaise und er gegangen waren, hatte er die drei Neuen noch einmal erneut um den Platz gejagt und ihnen Anweisungen zugebrüllt. Müde platzierte er seinen Kopf auf Harrys Schulter. Blaise saß ihm gegenüber und wirkte nicht weniger müde und fertig. Lupins Blick wanderte besorgt über die beiden. Die anderen vier wirkten ja frisch, aber mit den beiden Slytherinjungen war heute wenig anzufangen. Tonks verteilte Katzenkekse und Snape betrachtete die beiden Jungen aus seinem Haus mit einem äußerst missmutigen Gesichtsausdruck, verkniff sich aber einen Kommentar. Das Training unterlag schließlich Lupins Verantwortung und wenn die beiden sich zersplintern würden, dann war das eindeutig dessen Problem. Sie kamen etwas später in Hogsmeade an, wo sie im Keller des Eberkopfes trainieren durften. Dumbledores Bruder Aberforth hatte ihnen den Weg hinunter gezeigt und sie dann mit einem freundlichen Lächeln allein gelassen. Es war frappierend, wie sehr er dem Schulleiter ähnelte, wenn er lächelte. Wenn auch nur dann. „Gut. Wir bilden Gruppen. Pansy und Blaise, ihr geht mit Professor Snape, Harry und Ron, ihr mit mir und Draco und Hermione mit Tonks.“, entschied Lupin. „So ist es einfacher, auf euch aufzupassen, falls etwas schief geht.“ Er lächelte in die Runde, legte Harry und Ron die Hände auf die Schulter und schob sie zu einem Ende des Raumes. Es war ihm nur zu logisch erschienen, Draco, Harry und Blaise zu trennen. Draco und Harry schon allein wegen der Potenzialmagie, und Blaise... Nun, da war irgendetwas im Busch. Dumbledore wusste offenbar, was es war, aber er sagte dazu nichts. Lupin konzentrierte seine Aufmerksamkeit jetzt voll und ganz auf Harry und Ron. „Also. Im Prinzip ist Apparieren recht einfach, wenigstens von der magischen Seite her. Worauf es jedoch ankommt, sind die Konzentration und der Wille des Zauberers. Man kann den Zauber letztlich auf drei wichtige Grundgedanken komprimieren: Ziel, Wille und Bedacht, wie es Wilkie Twycross immer sagt. Der macht nämlich im sechsten Jahr den regulären Apparierunterricht.“ Remus zwinkerte den beiden verschwörerisch zu. „Also, Wilkie sagt immer Folgendes: Im ersten Schritt fixiert ihr die Gedanken auf das Ziel. Das heißt...“ Lupin malte mit seinem Zauberstab zwei goldglänzende Reifen vor Harry und Ron auf den Boden. „Dort wollt ihr hinein, das ist also euer Ziel. Konzentriert euch darauf.“ Er wartete einen Augenblick und fuhr dann fort. „Schritt zwei: Fokussiert euren Willen auf diesen Raum, den ihr einnehmen wollt. Wünscht es euch ganz fest, diesen Ort mit eurem Körper einzunehmen. Und Schritt drei: Sobald ich das Kommando gebe, dreht ihr euch auf der Stelle und spürt euren Weg in das Nichts hinein in diesen Ring. Aber bewegt euch dabei mit Bedacht! Also... Eins... zwei... drei!“ ~*~*~*~ Harrys Augen waren bei der Beschreibung immer größer geworden. Den ersten Schritt fand er einfach. Sich darauf konzentrieren, wo er hinwollte. Wenn er diesen Zauber lernen wollte, dann sollte er das tun, also war es doch nicht so schwer, aber der zweite Schritt - den Willen auf den Raum konzentrieren, den er einnehmen wollte? Wie das denn? Sollte er sich vorstellen, dass er da stand, dass er sich selbst sehen konnte, oder was? Und dann sollte er sich drehen, während er gleichzeitig ins Nichts gehen sollte? Toll. Tolle Beschreibung… recht einfach, ja? Super. Aber was sollte es. Mit Zweifeln kam er nicht sehr weit. Probieren ging bekanntlicherweise über studieren. Er starrte also ganz extrem auf diesen Ring, wünschte sich dann, dass er dort war, stellte sich vor, dass er schon in dem Raum stand, den er ‚ausfüllen’ wollte, dann begann er sich zu drehen. Ganz schnell um die eigene Achse. Das Resultat daraus war, dass er auf dem Hosenboden landete. Das Gleichgewicht verloren. Hm… „Das ist nicht einfach. Allein das stehen bleiben ist schwer.“, erklärte Harry, während er aufstand. Er warf dem lachenden Ron einen giftigen Blick zu. „Mach es besser, Ron.“, sagte er, woraufhin der Rotschopf nickte und startete. Er kniff die Augen zusammen und man konnte Anstrengung in seinem Gesicht sehen. Dann begann auch er sich zu drehen. So schnell er konnte rechtsherum. Es ging ihm nicht besser als Harry. Ron machte einen Abgang und landete halb auf der Seite. Harry begann zu lachen, als er das verschwindelte Gesicht sah. „Ich bin seekrank.“, jammerte Ron leidlich und hielt sich Stirn und Bauch. „Warum müssen wir uns drehen?“ ~*~*~*~ „Weil das dazugehört. Wie die Bewegung mit dem Zauberstab.“ Lupin lächelte die beiden nachsichtig an. „Nicht aufgeben. Weitermachen!“ ~*~*~*~ Harry half Ron noch auf die Beine, dann versuchte er es ein weiteres Mal. Diesmal mit mehr Geduld, mehr Konzentration. Aber er hatte keinen Erfolg. Auch beim dritten Mal nicht. Das einzige, das er erreichte, waren Drehwürmer und blaue Flecken. ~*~*~*~ Die anderen vier hatten ziemlich genau das gleiche erklärt bekommen und versuchten es nun ebenfalls. Draco war nach zwei Versuchen schlecht, Pansy war blass und versuchte es verbissen weiter, Hermione sah ebenso wenig glücklich aus und ließ sich von Tonks zum fünften Mal die Technik erklären, während Blaise erneut auf dem Boden landete. „Mist.“, murmelte er leise und stand taumelnd auf. In dem Moment knallte es. Unverwechselbar war das ein Apparierknall gewesen. „Nympha! Severus!“ Lupin rief die beiden Lehrer sofort zu sich und wirkte bereits den ersten Heilzauber. Ron stand in dem Ring - hatte allerdings seine Arme beide draußen gelassen. Die drei Lehrer ließen eine lilafarbenen Wolke mit einem lauten Donner entstehen und kurz darauf stand Ron wieder komplett da. Leichenblass wischte er sich den Schweiß von der Stirn. „Das, Weasley, geschieht, wenn dein Geist nicht ausreichend gewillt ist. Du musst diese Fortbewegung wollen - ansonsten solltest du es lieber lassen, denn du zerstreust dich nur weiter durch die Gegend.“, erklärte der Zaubertränkelehrer kühl. In den schwarzen Augen glitzerte aber fast so etwas wie Belustigung. ~*~*~*~ Harry war blass geworden, als er das gesehen hatte. Das war echt kein schöner Anblick gewesen. Ganz und gar nicht! Was, wenn ihm das passierte? Was wenn er seinen Kopf verlor? Das konnte man unmöglich überleben! Was, wenn Draco seinen Kopf verlor? Er schloss die Augen. Oh Mann. Was für schöne Aussichten. Er sollte sich wohl wirklich mehr anstrengen, wenn er nicht enden wollte wie Ron – oder schlimmer. Andererseits waren die Lehrer da. Sie passten doch auf. Dennoch, als er den nächsten Versuch startete, war ihm mulmig zumute. Er wollte nicht dorthin, weil etwas fehlen könnte. Und gleichzeitig wollte er doch, weil er es lernen wollte. Er wollte es können. Er wollte es können, weil er sonst keine Chance hatte, zu Voldemort zu kommen. Er hatte Glück, weil er wieder auf dem Boden landete, blieb einfach sitzen, während Lupin auf Ron einredete, dass er sich deswegen nicht entmutigen lassen sollte. ~*~*~*~ Den Rest der Trainingseinheit über passierte nichts Besonderes. Weder zerlegte sich einer der sechs, noch gelang es einem vollständig zu apparieren. „Lasst euch davon nicht entmutigen.“ Lupin lächelte zum Abschluss freundlich in die Runde. „Ron war schon auf dem richtigen Weg und mit etwas mehr Wille klappt das auch das nächste Mal.“ Optimistisch schlug er dem Rotschopf auf die Schulter, dessen Gesicht genau das Gegenteil ausdrückte. „Nächsten Montag wieder. Und jetzt essen wir noch eben im Eberkopf. Zum Abendessen sind wir nämlich garantiert nicht pünktlich.“ Der Werwolf zwinkerte Harry zu. Gemeinsam verließen sie den Keller wieder. Aberforth Dumbledore erwartete sie bereits in einem Hinterzimmer. „Muss ja nicht jeder wissen, dass ihr hier seid.“, murmelte er verschwörerisch und stellte ein Spanferkel auf dem Tisch ab. Schnell folgten dazu noch Krüge mit Butterbier, Kartoffeln, Salat und eine große Schale grüner Wackelpudding als Nachtisch. „Guten Appetit!“ ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe. Uh, Schwein. Im Ganzen. Nach der Dreherei absolut das Richtige. „Ich will ni…“ Er hatte sich schneller eine Kopfnuss eingefangen, als er zu Ende sprechen konnte. „Klappe!“, erklärte ihm Hermione würdig. „Dann iss eben kein Fleisch sondern vegetarisch.“ Sie warf dem Schwein auf dem Tisch einen Blick zu. „So werde ich das auch halten.“ Ron sah sie an. „Echt?“, fragte er. „Darf… darf ich dann deine Portion auch haben?“ „Bitte.“, sagte sie trocken. „Tu dir keinen Zwang an.“ Harry schüttelte sich, als er dabei zusah, wie Lupin sich daran machte, das Fleisch aufzuschneiden und sah angestrengt auf seinen Teller. „Meine Portion kannst du auch haben.“, sagte er und bekam im nächsten Moment die Kartoffeln vor die Nase gestellt. „Damit du überhaupt was isst.“, erklärte ihm Hermione, die sich extra für die Aufgabe, ihn zum Essen zu bringen, neben ihn gesetzt hatte. Genau wie Pansy wieder neben Blaise saß. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry weich zu, während er – genau wie die Lehrer und auch Blaise - kein Problem damit hatte, Fleisch zu Essen. Pansy wich wie Hermione auf den vegetarischen Part aus. „Wie schon gesagt: Lasst euch von heute nicht entmutigen. Aller Anfang ist schwer.“, wiederholte Remus noch einmal und wehrte sich dagegen, dass Tonks ihn fütterte. Snape machte schon ein Gesicht, als wenn er in eine Zitrone gebissen hätte und spießte möglichst würdevoll ein Stück Kartoffel auf. Blaise wurde von Pansy wieder zum Essen genötigt, während Ron wie ein Scheuendrescher futterte. Lupins aufmerksame Augen wanderten über Harry, Blaise und Draco. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Was ist mit euch dreien eigentlich los?“ Blaise verschluckte sich und hustete erbärmlich, während Pansy ihm auf den Rücken schlug. Ron schickte einen Schwall Butterbier über den Tisch und Draco war ganz froh, gerade nichts im Mund zu haben. ~*~*~*~ Harry sah ihn an, als würde er ihn am liebsten zum Schweigen bringen. Aber da er das schlecht tun konnte, schwieg er und steckte sich lieber noch ein bisschen Grünzeug in den Mund. Es ging ihn nichts an. Hermione neben ihm legte ihm die Hand auf das Knie, um ihm zu signalisieren, dass er nicht gezwungen war, etwas zu sagen. ~*~*~*~ Remus legte den Kopf schräg und zuckte dann mit den Schultern. „Okay... Aber ihr solltet das in den Griff bekommen. Ihr verschlechtert euer Blatt sonst ganz erheblich.“ Ruhig aß er weiter, als wenn nichts geschehen wäre. ~*~*~*~ Die Worte hatten gesessen. Am liebsten hätte er ihn angeschrieen, dass das nicht so einfach war, dass sie das nicht schaffen konnten, weil er Fehler gemacht hatte. Stattdessen biss er in ein Salatblatt und schwieg. Selbst noch, als sie auf dem Weg zurück ins Schloss waren. Snapes Blicke waren so durchdringend, so wissend und so schrecklich klebrig, dass es ihn regelmäßig schüttelte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der nächste Tag verlief ähnlich schrecklich wie der vorangegangene. Zauberkunst ging zwar schnell vorbei, aber sie wiederholten lediglich die Zauber, die sie bisher gelernt hatten, welche jeder von ihnen inzwischen ausgezeichnet beherrschte, dank Hermiones Perfektionismus. Zaubereigeschichte war die Hölle, allein, weil es langweilig bis zum Gehtnichtmehr war und wieder von den Trollkriegen gesprochen wurde. Würde Professor Binns wenigstens von Strategien sprechen, die ihnen vielleicht helfen könnten, aber Trolle kannten keine Strategien und gegen sie gab es nur ein einziges Mittel: Schlag-drauf-und-Schluss. Das würde gegen die Todesser nicht helfen. Während der Mittagspause probierte Harry die Zauber aus der Verbotenen Abteilung, wobei ihm Draco, Pansy und Ron Gesellschaft leisteten, während Blaise wie so häufig bei Mme Pomfrey lernte. Hermione hatte sich ihm spontan angeschlossen, weil sie der Meinung war, dass ihr eine solche Nebenausbildung auch beruflich weiterhelfen könnte. So hatte Mme Pomfrey jetzt zwei Gehilfen und zwei Schüler, auch wenn Hermione gesagt hatte, dass sie nicht so häufig würde da sein können wie Blaise. In Pflege magischer Geschöpfe bestand Professor Raue-Pritsche auf einen fusseligen Käfer, dessen Namen auszusprechen allein Hermione glückte, während alle anderen scheiterten. Eine uralte Form des Sarazenischen, wie sie beifällig erwähnte. Danach waren Blaise und Draco zum Quidditch geladen, aber auch dem Rest der Freunde blieb nicht viel Zeit, bis sie sich schließlich trennen mussten. Harry wurde von Snape erwartet, Hermione und Ron von Tonks, die ihnen nützliche Tricks und Kampfzauber beibringen wollte, Pansy, Blaise und Draco wurden von Lupin für den gleichen Zweck erwartet. Harry winkte seinen Freunden noch, bevor er sich in die Kerker hinab begab. Er biss die Zähne ganz fest zusammen. Es gefiel ihm nicht, dass Blaise und Draco zusammen waren. Er hatte an diesem Tag einen Blick von Draco aufgefangen, der ihm nicht gefiel. Gegen den er allerdings nichts machen konnte. Draco brauchte genauso Zeit wie Blaise. Er selbst war der einzige, der unter dieser Trennung nicht litt. So schien es ihm. Sein einziger Trost war, dass Pansy auch dabei war. Snape war nicht da, als er das Büro betrat, nur die beiden seltsamen Katzen waren noch da. Die eine hatte sich zusammengerollt und schlief, die braune beobachtete ihn aufmerksam. Ihre Augen waren hell und leuchteten im Halbdämmer des Kerkerbüros leicht. Harry warf ihnen einen verwunderten Blick zu. „Wage es bloß nicht, zu fragen.“, schnarrte Snape düster, als er aus einem Nebenraum trat. Harry blickte zu ihm hin. „Ich wollte gerade…“, gab er ehrlich zurück. „Sie hassen Katzen.“ „Tja, das wollen sie mir aber nicht glauben.“ Snape warf den Tieren einen giftigen Blick zu, der die schlafende weckte, woraufhin sie aufstand und sich streckte. Sie blickte ihm entgegen und maunzte so eine Art Guten Morgen. Harry fand das seltsam. „Sie waren Hauselfen, soviel hab ich rausbekommen. Frag mich nicht, wie die an das Zeug dieser verdammten Weasleys gekommen sind.“ Er schickte der sandfarbenen Katze einen warnenden Todesblick, als sie Anstalten machte, zu ihm zu kommen. Harry lächelte. „Sie mögen Sie.“, meinte er. „Seien Sie doch froh. Oder haben Sie ihnen etwas getan?“ Ein murrendes Schnauben war alle Antwort, die er bekam. „Fangen wir also an. Du weißt noch, worin deine Aufgabe besteht?“ Harry nickte. „Sie greifen mich an. Schwarzmagische Sprüche. Ich verteidige mich und versuche obendrein den unblockbaren Imperius so schnell wie möglich abzuschütteln.“ „Exakt. Oculorum!“ Harry glückte es gerade so noch, seinen Schild hochzuziehen, um nicht von Snapes Fluch getroffen zu werden. Im Laufe dieses Abends brachte ihm Snape bei, dass es unterschiedliche Arten von Schwarzen Flüchen gab; solche, die auf den Körper gingen, welche, die auf den Geist gingen, und Sprüche, die auf die Umgebung zielten. Erstere teilte man auf in die Kategorien: ‚Schmerzen ohne Ende’ und ‚physischer Tod’. Beides nicht wirklich toll. Die zweite Art waren entweder Flüche, die psychischen Schmerz auslösten und Gedanken gegen einen wendeten, einem Bilder vorgaukelten, die einen verletzten. Dann gab es noch jene, die einen einfach nur verrückt machen sollten, worin die Muggel allerdings besser seien, was Snape mit leichtem Schulterzucken zugab, oder aber sie führten zu dem, was die Muggel als ‚klinisch tot’ bezeichneten: der Körper lebte und der Geist war nicht mehr da. Die letzte Kategorie schwarzmagischer Sprüche war klar: der ganze Rest, einschließlich zerstörerischen Sprüchen, die auch zur ersten Kategorie gehören konnten. Jedenfalls im Allgemeinen. Der Sinn hinter dieser Erklärung war einfach. Man konnte sich mit einigen Schilden nicht vor Zaubern der einen Art schützen, dafür aber umso besser gegen die der anderen Art. Es galt also für Harry zweierlei zu lernen: den Angriff frühzeitig erkennen und die jeweils dazugehörigen Schilde rechtzeitig zu wirken. Snape machte ziemlich schnell klar, dass er von ihm erwartete, dass er das schnell lernte, denn er nahm nicht unbedingt Rücksicht auf eventuelle Schwierigkeiten des Erkennens. Außerdem war er der Meinung, dass Harry unbekannte Zauber selbst zuordnen sollte. Es war – in Harrys Augen – schon fast gütig, dass er ihm die Abwehrzauber beigebracht hatte, bevor er ihn diese anwenden ließ. Das Resultat daraus, als er begann, auch psychische Zauber neben den physischen Angriffen zu wirken, war, dass Harry deutlich häufiger getroffen wurde, weil er falsch tippte, und deutlich häufiger irgendwelche Tränke gegen unangenehme Schmerzen von Snape verabreicht bekam. Ja, er nahm Rücksicht, indem er nur leichte Angriffe verwendete - toll. Sehr ehrenswert. Harry war fix und alle, als Snape um halb zehn plötzlich meinte, es wäre schon spät und sie sollten wohl besser Schluss machen. Der Lehrer ließ ihn Platz nehmen und bot ihm Kakao und Mohrrübenkuchen an, überwachte ihn dabei, damit er auch ja nicht zu wenig aß, aber Harry hatte jetzt wirklich Hunger, trotz der Müdigkeit, selbst wenn er auf das zweite Stück verzichtete. Irgendwann kam die sandfarbene Katze und kletterte auf seinen Schoß, blickte kurz beleidigt zu dem Lehrer hinüber, der sie weggescheucht hatte, als sie zu ihm hatte kommen wollen, dann rollte sie sich dort zusammen und begann zu schnurren, als er sie kraulte, während er Snapes Ausführungen über seine Fehler und Reaktionen lauschte. Harry staunte, wie umgänglich Snape sein konnte, wenn er diesen arroganten Ton mehr oder minder erfolgreich aus seiner Stimme zu verbannen versuchte. Er rechnete ihm aber immerhin den Versuch an. Auch wenn er nicht wusste, warum es so war. ~*~*~*~ Das Training bei Lupin stellte die drei Slytherins, Draco, Blaise und Pansy, vor neue Herausforderungen. Die Sprüche waren teilweise recht simpel - aber von einer wirklich durchschlagenden Wirkung. So konnten sie nun zielsicher Menschen an die Wand pinnen - nachdem Draco das zum dritten Mal bei Blaise gemacht hatte, hatte dieser sehr lautstark gegen sein Versuchskaninchendasein protestiert -, sie durch die Luft wirbeln und mit den verschiedensten Erstarrungszaubern festhalten lassen. Da war nämlich der Trick, dass jeder Schildzauber irgendeine Schwäche hatte - und man entsprechend nur den richtigen Zauber wählen musste, um jemanden wirklich fies zu erwischen. Und dann lernten sie unterschiedliche Schilde anhand ihres Flackerns zu erkennen. Es war anstrengend und als sie den Raum verließen, waren sie alle drei vollkommen erschöpft. Pansy verabschiedete sich bald für das Abendessen, während Blaise nur meinte, dass er lieber darauf verzichten wolle, weil ihm von dem ganzen Rumgewirbel schlecht sei. „Dann geh zum Krankenflügel.“, hatte Pansy geantwortet - und genau das tat er jetzt. Draco hatte sich entschieden, ihn zu begleiten. „Draco... Was auch immer du vor hast... lass es sein. Um unser beider Willen. Und um Harrys Willen.“, sagte Blaise schließlich, als sie eine Treppe hochstiegen und in einen schmalen Nebengang abbogen, der eine unbekannte Abkürzung zum Krankenflügel bot. „Was sollte ich denn vorhaben?“, gab der Blonde frostig zurück. Diese Worte empfand er als Beleidigung - denn bei Salazars Bart hatte er doch nichts vor! „Wieder ein Kuss?“ Blaise blieb stehen und blickte ihn an. Der Ausdruck in seinen dunklen Augen war undefinierbar. Er schwankte zwischen Schmerz, Hoffnung, Sorge, Traurigkeit, Verzweiflung und Liebe. „Wenn du so weiter machst... Ich werde dir nicht ewig widerstehen können. Ganz sicher nicht. Ich will dich, Draco. Aber ich werde es bereuen. Und du wirst es noch vielmehr bereuen. Denk an Harry, Draco. Denk an ihn. Denn er ist das einzige, was für dich zählen darf.“ Draco schlug die Augen nieder und starrte auf seine Schuhe. Er wusste es. Er wusste es ja. „Ich weiß.“, flüsterte er rau. „Ich weiß. Aber ich will auch dich. Verstehst du?“ „Du riskierst alles, Draco. Alles. Du wirst Harry verlieren, wenn du das tust.“ Draco nickte traurig. Er wusste es. „Ich weiß.“ „Bin ich dir mehr wert? Mehr als das, was du mit Harry hast? Wenn ja - dann tu es. Aber du wirst sein Herz vollkommen zerfetzen.“ Blaise blickte seinen engsten Freund noch einen Augenblick lang an, dann ging er weiter. „Und wenn ich mein eigenes Herz schon längst zerfetzt habe? Wenn wir doch schon alle drei in Trümmern liegen?“, fragte er und brachte den Schwarzhaarigen damit dazu, stehen zu bleiben. „Du kannst noch tiefer fallen, Draco. Du kannst uns alle noch tiefer reißen.“ Die Antwort war leise und kaum zu hören. Blaise starrte auf den Boden. Seine schwarzen Haare fielen wie ein Vorhang vor sein Gesicht. Draco trat langsam an ihn heran und schlang ihm die Arme um die Taille. „Fallen wir nicht schon längst? Fallen wir nicht, seit wir diese Sache begonnen haben?“ Seine Lippen berührten leicht die weiche Haut an dem Hals des anderen. Ein Schauer rann Blaise über den Rücken und er wandte den Kopf leicht zur Seite, um Draco einen besseren Zugang zu ermöglichen. „Und es ist doch falsch...“, sagte Blaise schließlich leise, machte sich frei und setzte den Weg fort. Der Blonde blieb noch einen Augenblick stehen und sah ihm nach, dann wandte er sich um, um zum Abendessen zu gehen. Auch wenn er absolut keinen Appetit hatte. Blaise hatte Recht. Mit jedem einzelnen Wort, das er sagte, hatte er Recht. Draco wusste es. Er wusste es so sicher, dass es beinahe schon weh tat. Er wollte Harry nicht verletzen und noch viel weniger wollte er ihn jemals verlieren. Aber dennoch war da der Teil in ihm, der sich so sehr nach Blaise sehnte. Der ihn in diesen Momenten Harry beinahe vergessen ließ. Er verstand es nicht. Er verstand es einfach nicht. Mit hochgezogenen Schultern betrat er schließlich die Große Halle, ließ sich neben Montague auf die Bank fallen und stocherte lustlos in seinem Essen herum. Ihm war der Hunger vollkommen vergangen. Jetzt hatte er Magenschmerzen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Als Harry in den Raum der Wünsche kam, war Draco bereits da. Er saß auf dem Bett, mit dem Rücken gegen das Kopfende gelehnt, bereits im Schlafanzug und frisch geduscht. Harry lächelte ihm entgegen. Er sah fertig aus, seine Augen waren schwer und es war fast so, als sei ihm kalt, obwohl er unter der Decke saß. Harry entzündete das Feuer im Kamin, weil es tatsächlich kühl war im Raum. „Hey. Was ist los mit dir?“, fragte er freundlich und kam zu ihm, setzte sich neben ihn auf die Bettkante. Er wusste es. Ganz genau - oder ahnte zumindest, dass es etwas mit Blaise zu tun haben könnte, aber er wollte das nicht denken müssen. „War es so anstrengend?“ ~*~*~*~ „Ich bin müde. Und ich grübele zuviel.“ Draco lächelte Harry weich an. Müdigkeit lag in seinen Augen. „Und du... Du siehst auch müde aus. Und du hast dich voll gekrümelt.“ Mit einem leisen Lachen entfernte er die Kuchenkrümel von Harrys Umhang. ~*~*~*~ Harry wurde leicht rot. „Snape hat mir Kuchen gegeben.“, erklärte er. „Und ich hatte eine Katze auf meinem Schoß, deren Schwanz aktiver ist als der von Krummbein. Sie hat mir immer über das Gesicht und die Hand gewischt.“ Er kicherte leicht, löste die Schnallen seines Umhangs und streifte seine Schuhe ab. Hemd und Hose folgten, bevor er zu Draco unter die Decke kroch und sich gegen ihn kuschelte. „Du bist schön warm…“, murmelte er zufrieden. Etwas hatte sich heute verändert. Er hatte bei Snape das Gefühl gehabt, er würde sich anstrengen, er würde etwas lernen, er würde zu etwas fähig werden, was vorher nur utopisch gewesen war: Bald würde er soweit sein, das gutzumachen, was er falsch gemacht hatte. Und das wirkte sich auf seinen Umgang mit Draco aus. Er hatte nicht mehr so viele Schuldgefühle, Blaise gegenüber. Draco war bei ihm, er war das freiwillig, deswegen konnte er auch mit ihm schmusen und sich erlauben, ein winziges Bisschen glücklich darüber zu sein. ~*~*~*~ Draco legte den Arm um den Gryffindor und zog ihn zärtlich an sich. Eine Woge von Zufriedenheit und Glück überflutete ihn. Er konnte sich richtig dabei zusehen, dass es genau Harry war, den er jetzt bei sich haben wollte. Dass er ihn liebte, dass er ihn brauchte, ja dass er ihn auch jetzt, wo er müde war, begehrte. Er wollte ihn niemals wieder missen müssen in seinem Leben. Dessen war er sich in diesem Augenblick gewiss. Und zugleich blitzte der kurze, ganz kleine Gedanke in seinem Kopf auf, was Blaise wohl gerade tat. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ In der nächsten Zeit waren sie wirklich beschäftigt. Zu ihrem normalen Unterricht und den immer mehr werdenden Hausaufgaben, gesellte sich Training bei Snape, Tonks und Lupin, Quidditchtraining und die Bedürfnisse ihrer Tränke. Harry hatte zudem erfahren, dass Draco mehrere Male die Woche mehr auf dem Besen trainieren musste als er, was bedeutete, dass er ziemlich häufig allein im Raum der Wünsche sein würde. Seine Taktik dagegen war einfach. Er bat Snape am Donnerstag darum, wenigstens am Sonntagabend zu ihm gehen zu dürfen, damit er mit ihm noch einmal dieses Abwehrerkennungstraining machte. Er war zwar fertig, brauchte Ruhe und Schlaf, brauchte Pausen, aber das ging nicht, ohne Draco in seiner Nähe. Und irgendwie hatte er auch nicht die Nerven, bei Hermione und Ron zu sein, zumal der Rotschopf begann, häufig mitten beim Lernen oder im Gespräch einzuschlafen. Süß - aber nervig. Snape sagte ihm tatsächlich zu, was ihn freute, denn er bekam an diesem Tag sogar ein Lob vom Giftmischer persönlich. Dracos Nachhilfestunden zu Anfang hatten doch ein bisschen was gebracht. Harry lebte förmlich auf, wenn er etwas zu tun hatte. Bei Snape fühlte er sich gefordert, im Unterricht bei Tonks und McGonagall ebenfalls, bei Lupin sowieso. Und wenn er nichts mehr zu tun hatte, konnte er nicht still sitzen. Er konnte Leerlauf nicht ertragen. War Draco nicht da, tat er immer irgendwas, mied Blaises Blick, denn er fühlte sich ihm gegenüber schon schuldig, dass er trotzdem irgendwie immer wieder Spaß oder Glück empfand, während Blaise alleine war. Doch der schwarzhaarige Slytherin tat doch selbst so, als wäre alles okay. Manchmal allerdings, da konnte er trotzdem sehen, dass es nur gespielt war. Immerhin sorgte Ginny inzwischen dafür, dass Blaise immer genug aß. Sie hatte es für Pansy übernommen, Blaise zu füttern. Ihr machte das unglaublichen Spaß herauszufinden, was er mochte und was nicht. Harry musste bei dem Anblick immer lächeln. Sie war niedlich. Der Potenzialzauber am Sonntag war ein durchschlagender Erfolg. Harry hatte einfach beschlossen, alle Gefühle aus seinem Herzen auszusperren, die über Liebe und normale Zuneigung hinausgingen. Dazu hatten sie von Lupin Tipps bekommen, die genau das auch sagten; nämlich dass sie sich zusammenreißen mussten, um den Zauber zu wirken, nicht von ihm beherrscht zu werden, und dass es wieder um ein Ziel und genügend Wille ging. Wie beim Apparieren auch. Der Schnee war diesmal ein lockrer, leichter Schneefall, den sie nach Belieben verstärken und abschwächen konnten. Lupin spendierte ihnen zur Belohnung allen Wasserfroschgelee, eine neue Erfindung aus dem Honigtopf in Hogsmeade. Harry verabschiedetet sich danach zu Snape, der ihm wieder Kakao anbot und diesmal Obstsalat, bevor es ans Training ging. Und das erste Mal aß er selbst mit. Es war richtig nett. Und Harry hatte irgendwie das Gefühl, dass es doch kein Zufall mehr war. Was war los mit Snape? Warum war er plötzlich so nett zu ihm? Was hatte das zu bedeuten? Nicht dass er sich beschweren würde, aber es kam ihm eben komisch vor. ~*~*~*~ Während Harry zu Snape ging, wurde Draco beim Quidditchtraining gefordert. Montague verlangte ihnen wieder alles ab. Und über sämtliche Grenzen ging er noch hinaus. Sie waren vollkommen fertig und ihre Muskeln schmerzten wie wahnsinnig, als sie wieder ins Schloss zurückgingen. „Ich brauche ein Bad.“, stöhnte Montague leise und Blaise pflichtete ihm bei. „Wie wäre es mit dem Vertrauensschülerbad?“ Draco zog viel sagend eine Augenbraue hoch. Um die Zeit war es in der Regel leer - und man konnte mit einem simplen Zauber dafür sorgen, dass man darin seine Ruhe hatte. „Das halte ich für eine deiner besten Ideen.“ Montague legte ihm einen Arm um die Schultern, Blaise den anderen und schob beide Richtung Vertrauensschülerbad - obwohl Blaise sich eigentlich hatte wehren wollen. Nachdem Draco das Passwort - Fichtennadelduft - gesagt hatte, traten sie ein. „Wow.“ Blaise war gegen seinen Willen positiv überrascht. Es war groß. Mehr ein Pool, als eine Badewanne. Handtücher lagen auch bereit, dazu noch Bänke, auf denen man sich ausruhen konnte. Einfach Wahnsinn. Montague grinste nur, zog seine durchnässten, kalten Kleider aus und verschwand schnell im Wasser. Draco lachte auf und tat es ihm nach. Blaise folgte zögernd. Schließlich gelang es dem Schwarzhaarigen aber doch, sich in dem warmen Wasser zu entspannen. Er hatte es sich in einer Ecke gemütlich gemacht und die Augen geschlossen. Ja, so war es dann doch herrlich. Er bekam gar nicht mit, wie Montague sich verabschiedete und ging. Erst als es neben ihm plätscherte und Draco zu ihm kam, blickte er auf. „Wir sind allein...“, sagte der Blonde rau. Seine grauen Augen besaßen einen seltsamen Glanz. „Draco...“ Blaise hatte das Gefühl, dass ihm seine Stimme nicht gehorchen wollte. Sein Blick wanderte über den bloßen Oberkörper des anderen, liebkoste ihn regelrecht. Dracos Blick war kein bisschen anders. Auch er maß den anderen deutlich sichtbar ab - und ihm gefiel, was er sah. „Draco, Wir...“, setzte Blaise erneut an, doch er bekam keinen weiteren Ton heraus, als der Blonde sein Kinn mit der Hand hob und seine Lippen mit einem ausgiebigen Kuss zum Schweigen brachte. Er gab auf. Er wusste, dass es falsch war, aber er gab auf. Er konnte sich nicht mehr wehren, sich nicht mehr dagegen auflehnen. Das war es doch, was auch er wollte. Was er wirklich wollte. Tief in sich drinnen. Draco ging es nicht anders. Er ließ sich hinreißen. Von der Stimmung in diesem Raum. Von ihren nackten Körpern. Von diesem Verlangen, das in ihm da war. Von diesem Teil in ihm, der sich nach Blaise sehnte, der ihn wollte. In genau dieser Art und Weise. Von diesem einem Teil in seinem Herzen, der sich gerade weigerte an Harry zu denken, dem es irgendwie gelang, ihn auszublenden. Sein Körper drängte sich gegen Blaise, dem beinahe die Luft wegblieb. „Draco... Nein...“, kam es diesem noch über die Lippen, aber sein Widerstand war vollkommen dahin, als Dracos Hand über seinen Körper glitt und sein Glied umfasste. Keuchend drängte er sich ihm entgegen, verlangte gierig nach dem nächsten Kuss. Und Draco erwiderte diesen und machte nur allzu deutlich klar, was er jetzt wollte. Seine Hände glitten fordernd über Blaises Körper, hinterließen rote Spuren auf der hellen Haut und brachten diesen zum Stöhnen. Er langte nach etwas Duschgel, cremte seine Finger und hob dann Blaises Hüfte an, die sich ihm bereitwillig entgegen kam. Seine Hand wanderte zwischen dessen Pobacken und brachte Blaise dazu, einen hellen Laut der Überraschung auszustoßen, als er auf einmal in ihn eindrang. Aber er zog sich nicht zurück, sondern drängte sich ihm im Gegenteil noch mehr entgegen, obwohl es weh tat und ungewohnt war. „Schsch...“, murmelte Draco leise und küsste ihn weich. „Lass dir Zeit...“ Und die nahm sich Blaise auch dankbar. Die weichen Berührungen, die Liebkosungen, die neugierige Zunge auf seinem Körper... Es reichte, um ihn schnell alles Unangenehme vergessen zu lassen. Draco war fasziniert, wie schnell sich Blaise unter seiner Hand entspannte und bereit war. Aufmerksam beobachtete er sein Gesicht, während er langsam mit seinem Penis eindrang. Blaises Beine schlossen sich beinahe automatisch um seine Taille und er drängte ihm sein Becken regelrecht entgegen. Vollkommen gefangen beobachtete er die Reaktionen auf seinem Gesicht. Das Glühen in den schwarzen Augen, die Rötung der Wangen, die feinen Schweißperlen, die leicht geöffneten Lippen. Er sah wunderschön aus. Der Blonde ließ sich langsam fallen, ließ sich in diesen Sog hineinziehen. Wasser plätscherte über den Rand des Beckens, überflutete beinahe den gesamten Raum. Blaises Stimme vermischte sich mit seiner, als sie gemeinsam den Höhepunkt erreichten. Keuchend sackte Blaise in seinen Armen zusammen und Draco fing ihn sachte auf, ehe er sich zurückzog. „Wow...“, murmelte der Schwarzhaarige leise und blinzelte seinen Freund mit verschleierten Augen an. „Wow...“ Draco gab ihm einen weichen Kuss auf die Stirn und begann sich langsam die Spermaspuren von Hand und Bauch zu waschen. „Und es war doch ein Fehler.“, fuhr Blaise leise fort und der Schmerz kehrte in seine Augen zurück. „Du hättest das nicht tun dürfen. Und ich es nicht zulassen.“ Draco blickte auf und lächelte schmerzlich. Diese Erkenntnis kam ihm ebenfalls. Es war falsch. Das Wissen war schleichend gekommen. In dem Moment als er begriffen hatte, dass er Harrys Gesicht hatte sehen wollen. Die grünen Augen statt den schwarzen. Er tauchte ab und als er wieder hochkam, schwammen seine Augen nicht nur in dem Badewasser sondern auch in Tränen. „Verzeih.“, murmelte er leise. „Darum musst du nicht mich bitten.“ Blaise war bereits aus dem Becken gestiegen und reichte ihm ein Handtuch. Schweigend rieben sie sich trocken und zogen sich an. Als Draco das Vertrauensschülerbad verließ, wusste er, dass er es niemals wieder betreten würde. Seine Schritte waren schwer, als er zum Raum der Wünsche ging. Er hatte das Gefühl, einen unverzeihlichen Fehler getan zu haben. Nein, er hatte nicht nur das Gefühl. Er wusste es. ~*~*~*~ Harry war um neun Uhr bei Snape fertig gewesen, fühlte sich entspannt, obwohl er auch diesmal eine Menge hatte einstecken müssen. Er war besser geworden. Hatte Snape selbst gesagt. Seine Magie war stark und seine Reaktionsgabe, das Gefühl in seinem Bauch, seine Intuition… Er hatte das Gefühl, dass sie wuchs. Mit einer kleinen Schüssel Obstsalat, die übrig geblieben war, saß er im Raum der Wünsche und wartete, blickte lächelnd in die Dunkelheit hinaus. Er hatte heute den Imperius abblocken können, ohne darüber nachzudenken. Es war wirklich angenehm, das zu wissen. Als er das erste Scharren an der Tür hörte, blickte er auf und Draco entgegen, als dieser die Tür öffnete, wollte ihm entgegenlaufen. Er erstarrte fast sofort wieder. In Dracos blassem Gesicht war das schlechte Gewissen lesbar. Seine Wangen waren leicht gerötet, was die Blässe gut versteckte, sein Körper… Der Schwarzhaarige wusste nicht, woher er diese Gewissheit nahm, aber plötzlich war er sich sicher, dass seine Befürchtungen wahr geworden waren, dass seine Eifersucht berechtigt gewesen war. Schmerz explodierte in seiner Brust und jetzt wusste er mit hundertprozentiger Sicherheit, wie sich Blaise fühlte. Gefühlt hatte! Es war, als würde etwas in ihm zerreißen, etwas brach zusammen, etwas anderes zersplitterte. Seine Augen wurden dunkel. Er wich einen Schritt zurück. Alles aus. Seine Kehle wurde eng. Bilder jagten durch seinen Kopf. Bilder von Versprechen. Geh niemals fort. – Ja. … Ohne dich kann ich nicht leben. … Versprich mir, dass du mich nicht alleine lässt. Versprich mir, dass du leben wirst… In sich spürte er, wie etwas aus diesen Trümmern heraufstieg: Enttäuschung. Hell und triumphierend stieg sie auf, düster und schwarz legte sie sich über sein Innerstes, deckte dort alles zu, erstickte sämtliche Emotionen, Gedanken und Worte. Er konnte das nicht ertragen. Er konnte einfach nicht. Neben dem Fenster lehnte sein Besen. Das Wissen darüber leuchtete klar durch das Dunkel in seinem Bewusstsein. Das Fenster war hinter ihm. Und es dauerte keine Minute, um den Besen zu nehmen, das Fenster zu öffnen und sich mit einem letzten Blick zurück in die Tiefe zu stürzen. ~*~*~*~ Draco hatte erstarrt zugesehen, wie Harry floh. Ganz kurz blitzte der Gedanke daran auf, dass Harry ihm einmal versprochen hatte, nie wieder vor ihm fortzulaufen, aber er konnte es ihm nicht verdenken. Er hatte keinen Ton rausbekommen, um ihn davon abzuhalten zu verschwinden. Kein einziges Wort. Mit langsamen schleppenden Schritten trat er ans Fenster. Harry war längst fort. Noch nicht einmal mehr ein schneller Schatten am Himmel verriet, wo er war. Aber bei diesen dicken Wolken war das auch kein Wunder. Draco hätte wissen müssen, dass Harry ihm ansehen konnte, wie er sich fühlte, was er getan hatte. Sie kannten sich zu gut, um einander noch täuschen zu können. Er stützte sich auf die Fensterbank und hielt das Gesicht in den heftigen Wind. Kalt war es. Eiskalt. Die Tränen kamen beinahe sofort. Still liefen sie über seine Wangen, bis er zu schluchzen begann und langsam auf die Knie fiel. Er kauerte sich zusammen, die Schulter gegen die Wand gedrückt, das Gesicht in den Ärmel gepresst. Blaise hatte Recht gehabt. Mit allem, was er gesagt hatte. Und er selbst... Er war so dumm gewesen. Für ein einziges Verlangen, für etwas, das sich nicht als die große Liebe entpuppt hatte, es niemals hatte können! Dafür hatte er aufs Spiel gesetzt, was ihm am wichtigsten war. Dafür hatte er die Beziehung zu dem Menschen verspielt, den er am meisten auf der Welt liebte. Für den er jederzeit sein Leben geben würde. Der ihn aus diesem Abgrund seines Lebens herausgeholt hatte. Der immer da gewesen war. Der ihn liebte! Geliebt hatte. Denn lieben konnte er ihn doch jetzt kaum noch. Er hatte ihn betrogen. Das war es. Er. Hatte. Ihn. Betrogen. Da gab es nichts schön zu reden, nichts zu entschuldigen. Das waren die simplen Fakten. Das war alles. Er hatte ihn verloren. Der Gedanken brannte sich ein. Du hast ihn verloren. Ihn. Das einzige, was dir je wirklich wichtig war... Die Welt brach zusammen. ~*~*~*~ Harry flog, bis es nicht mehr ging, bis seine Hände steif gefroren waren, seine Nase und seine Ohren taub waren und seine Tränen versiegt waren. Er hatte geschrieen, hatte gegen den Wind angeschrieen, so laut er konnte, hatte alles aus sich herausgeschrieen, was keine Worte besessen hatte, war irgendwann verstummt. Dann war er zum Gryffindorturm geflogen, war auf dem Fensterbrett gelandet, hinter dem sein altes Bett stand. Er hatte klopfen wollen, doch noch bevor er dazu fähig gewesen war, hatte er Ron gesehen, der entsetzt auf ihn zulief, das Fenster aufriss und ihn herein und zu sich herunterzog. „Was ist denn passiert?“, fragte er, hielt den Jungen-der-lebt an den Schultern gepackt und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. Etwas, das Harry nicht ertrug. Er hob die Arme und schlang sie um Rons Hals, drückte sich gegen ihn. Er weinte vielleicht nicht wieder, aber sein ganzer Körper bebte. Vor Kälte. Vor Enttäuschung. Vor Entkräftung. „Was ist passiert?“, wiederholte Ron, streichelte dem anderen über den Rücken, versuchte ihn zu beruhigen und nicht zu niesen, denn Harrys Haare kitzelten ihn in der Nase. „Es ist weit nach Mitternacht und eiskalt draußen. Warum warst du fliegen? Warum bist du nicht…“ Er verstummte. Ganz plötzlich. Hatte es begriffen, warum sein Freund so aufgelöst war. Offenbar war aus der Dreiergeschichte etwas hervorgegangen, was niemand erwartet hatte. Eine Zweiergeschichte, die Harry nicht mit einschloss. Ron biss die Zähne aufeinander und drückte den Schwarzhaarigen an sich, musste sich beherrschen, nicht auszurasten. Dann siegte seine Vernunft. Er zog Harry mit zu dessen Bett und ließ ihn sich darauf setzen, zerrte die Bettdecke über seine Schultern und nahm ihn dann wieder in die Arme. Er schwieg. Löcherte ihn nicht mehr mit Fragen, sondern blieb bei ihm, damit er nicht vollkommen alleine war. Kurz huschte der Gedanke durch seinen Kopf, dass Harry das selbst herausgefordert hatte, indem er Blaise erlaubt hatte, sich zwischen sie zu drängen, aber das war schnell wieder vergessen. In seinem Innern brodelte eine kleine Flamme vor sich hin. Draco würde er etwas erzählen! Harry schlief irgendwann in seinen Armen ein, doch sein Schlaf war unruhig und von Träumen geplagt. Ron kam in dieser Nacht nicht mehr zur Ruhe. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ What I thought was a dream A mirage Was as real as it seemed A privilege When I wanted to tell you I made a mistake ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *verkneiftsichjeglichenkommentarundwartetaufreaktionen* Shirokko: *nichtimmindestenruhigbleibenkann* Denk an Harry, Draco. Denk an ihn. Denn er ist das einzige, was für dich zählen darf. Allein, dass er ihm das sagen muss… Oh… ich könnte ausrasten! Ich weiß. Aber... ich will auch dich. Verstehst du? So ein Vollidiot! *schimpf* *Wattenachihmwerf* Du riskierst alles, Draco. Alles. Du wirst Harry verlieren, wenn du das tust. Ich weiß. *vorwutzittert* Ich habe echt die Passion ihn zu prügeln! *besenpackt* Du kannst noch tiefer fallen, Draco. Du kannst uns alle noch tiefer reißen. *gefährlichesblitzeninaugenkriegt* *haaresträubensich* Draco trat langsam an ihn heran und schlang ihm die Arme um die Taille. Seine Lippen berührten leicht die weiche Haut an dem Hals des anderen. Ein Schauer rann Blaise über den Rücken und er wandte den Kopf leicht zur Seite, um dem Draco einen besseren Zugang zu ermöglichen. *ausrastetumsichschlägtfeuerbällenachdracoundblaisewirft* Und dann können sie sich nicht beherrschen! Dabei haben sie die Konsequenzen DURCHGESPROCHEN!!!! Sie wusste beide, was kommen wird! Wie können sie nur so blöd sein?!!! Mal ehrlich, es ist ein Wunder, dass sie noch nicht schreien!!! abranka: O_o *blaisepackt* *dracopackt* *beidevorsorglichversteckt* *ganzlangsamwegschleich* Im Vertrauensschülerbad (Zensiert) ---------------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 117: Im Vertrauensschülerbad Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von t.A.T.u. - Gomenasai. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 117: Im Vertrauenschülerbad Draco fühlte sich wie gerädert, als er am nächsten Morgen wach wurde. Ihm taten alle Knochen weh, sein Kopf schmerzte und Montague wollte ihn im Kerker sehen, um dort durch die Gänge zu rennen. Toll. Echt toll. Die Erinnerungen an gestern Abend kamen wieder, als er sich aufrichtete. Sie hatten miteinander geschlafen. Wild, leidenschaftlich - und verzweifelt. Die Verzweiflung hatte er selbst nur zu deutlich gespürt. Doch für einen Augenblick hatte er sich wieder vollkommen lebendig gefühlt. Er verließ den Raum der Wünsche allein, brachte die Trainingseinheit hinter sich, die von vielen neugierigen Blicken begleitet wurde, und flüchtete wieder in das vertraute Heim. Blaise hatte ihn nicht einmal angesehen und jeden Kontakt vermieden. Das Frühstück brachten sie in ihrer Sechserrunde hinter sich - diesmal suchte Blaise sogar den flüchtigen Blickkontakt -, dann ging es in den Unterricht. Verwandlungen ging schnell vorüber, obwohl McGonagall heute offenbar unleidlich war und jeden einzelnen Schüler auf dem Kieker zu haben schien. Zaubertränke verlief ähnlich. Wobei Snape nahezu ausrastete, als Nevilles Kessel quer durch den Raum flog und einen Teil seiner Vorratsflaschen zerschlug. Die darauf folgende Rede suchte wirklich seinesgleichen. Der Blonde war einfach nur froh, als der Vormittag vorüber war. Er fühlte sich elend. Einfach nur elend. Und sein Appetit war beim Mittagessen so wenig anwesend wie bei Harry und Blaise. ~*~*~*~ Harry ging es die Zeit über besser als die letzten Tage. Sein Lichtblick von gestern war noch immer da und er klammerte sich daran fest: Wenn er nur die Möglichkeit fand, alles wieder gutzumachen, dann würde alles wieder so werden, wie es vor seinem Fehltritt war. In der Mittagspause wurden Hausaufgaben gemacht. Hermione war der Meinung, sie würden am Abend noch genügend Kraftreserven brauchen, wenn es wirklich Appariertraining werden sollte, was die Lehrer vorhatten. Und als Wahrsagen vorbei war, dachte Harry tatsächlich, jetzt könne es nur noch aufwärts gehen. Professor Trelawney hatte ihm seine Zukunft prophezeit. Freundlicherweise. Wie immer sollte er sich auf den baldigen Tod einstellen, also kein Grund zur Sorge. Um achtzehn Uhr ging es dann endlich los. Sie trafen sich am Eingang der Schule mit Remus Lupin, der sie zu einer Kutsche geleitete. Harry lächelte leicht beim Anblick der schwarzen Thestrale. Draco hatte sie nicht sonderlich gemocht, als sie darauf geflogen waren, aber ihm hatte es gefallen. Wie Hagrid es prophezeit hatte. Sie stiegen nacheinander ein und es war eindeutig, dass der Raum der Kutsche verzaubert war, sonst hätten wohl maximal vier Personen hineingepasst. ~*~*~*~ Draco lehnte sich neben Harry in der Kutsche zurück und schloss matt die Augen. Er war todmüde. Montague verlangte im Moment noch mehr als sonst - er hatte offenbar wirklich Sorge, dass sie sonst gegen Gryffindor untergehen würden. Als Blaise und er gegangen waren, hatte er die drei Neuen noch einmal erneut um den Platz gejagt und ihnen Anweisungen zugebrüllt. Müde platzierte er seinen Kopf auf Harrys Schulter. Blaise saß ihm gegenüber und wirkte nicht weniger müde und fertig. Lupins Blick wanderte besorgt über die beiden. Die anderen vier wirkten ja frisch, aber mit den beiden Slytherinjungen war heute wenig anzufangen. Tonks verteilte Katzenkekse und Snape betrachtete die beiden Jungen aus seinem Haus mit einem äußerst missmutigen Gesichtsausdruck, verkniff sich aber einen Kommentar. Das Training unterlag schließlich Lupins Verantwortung und wenn die beiden sich zersplintern würden, dann war das eindeutig dessen Problem. Sie kamen etwas später in Hogsmeade an, wo sie im Keller des Eberkopfes trainieren durften. Dumbledores Bruder Aberforth hatte ihnen den Weg hinunter gezeigt und sie dann mit einem freundlichen Lächeln allein gelassen. Es war frappierend, wie sehr er dem Schulleiter ähnelte, wenn er lächelte. Wenn auch nur dann. „Gut. Wir bilden Gruppen. Pansy und Blaise, ihr geht mit Professor Snape, Harry und Ron, ihr mit mir und Draco und Hermione mit Tonks.“, entschied Lupin. „So ist es einfacher, auf euch aufzupassen, falls etwas schief geht.“ Er lächelte in die Runde, legte Harry und Ron die Hände auf die Schulter und schob sie zu einem Ende des Raumes. Es war ihm nur zu logisch erschienen, Draco, Harry und Blaise zu trennen. Draco und Harry schon allein wegen der Potenzialmagie, und Blaise... Nun, da war irgendetwas im Busch. Dumbledore wusste offenbar, was es war, aber er sagte dazu nichts. Lupin konzentrierte seine Aufmerksamkeit jetzt voll und ganz auf Harry und Ron. „Also. Im Prinzip ist Apparieren recht einfach, wenigstens von der magischen Seite her. Worauf es jedoch ankommt, sind die Konzentration und der Wille des Zauberers. Man kann den Zauber letztlich auf drei wichtige Grundgedanken komprimieren: Ziel, Wille und Bedacht, wie es Wilkie Twycross immer sagt. Der macht nämlich im sechsten Jahr den regulären Apparierunterricht.“ Remus zwinkerte den beiden verschwörerisch zu. „Also, Wilkie sagt immer Folgendes: Im ersten Schritt fixiert ihr die Gedanken auf das Ziel. Das heißt...“ Lupin malte mit seinem Zauberstab zwei goldglänzende Reifen vor Harry und Ron auf den Boden. „Dort wollt ihr hinein, das ist also euer Ziel. Konzentriert euch darauf.“ Er wartete einen Augenblick und fuhr dann fort. „Schritt zwei: Fokussiert euren Willen auf diesen Raum, den ihr einnehmen wollt. Wünscht es euch ganz fest, diesen Ort mit eurem Körper einzunehmen. Und Schritt drei: Sobald ich das Kommando gebe, dreht ihr euch auf der Stelle und spürt euren Weg in das Nichts hinein in diesen Ring. Aber bewegt euch dabei mit Bedacht! Also... Eins... zwei... drei!“ ~*~*~*~ Harrys Augen waren bei der Beschreibung immer größer geworden. Den ersten Schritt fand er einfach. Sich darauf konzentrieren, wo er hinwollte. Wenn er diesen Zauber lernen wollte, dann sollte er das tun, also war es doch nicht so schwer, aber der zweite Schritt - den Willen auf den Raum konzentrieren, den er einnehmen wollte? Wie das denn? Sollte er sich vorstellen, dass er da stand, dass er sich selbst sehen konnte, oder was? Und dann sollte er sich drehen, während er gleichzeitig ins Nichts gehen sollte? Toll. Tolle Beschreibung… recht einfach, ja? Super. Aber was sollte es. Mit Zweifeln kam er nicht sehr weit. Probieren ging bekanntlicherweise über studieren. Er starrte also ganz extrem auf diesen Ring, wünschte sich dann, dass er dort war, stellte sich vor, dass er schon in dem Raum stand, den er ‚ausfüllen’ wollte, dann begann er sich zu drehen. Ganz schnell um die eigene Achse. Das Resultat daraus war, dass er auf dem Hosenboden landete. Das Gleichgewicht verloren. Hm… „Das ist nicht einfach. Allein das stehen bleiben ist schwer.“, erklärte Harry, während er aufstand. Er warf dem lachenden Ron einen giftigen Blick zu. „Mach es besser, Ron.“, sagte er, woraufhin der Rotschopf nickte und startete. Er kniff die Augen zusammen und man konnte Anstrengung in seinem Gesicht sehen. Dann begann auch er sich zu drehen. So schnell er konnte rechtsherum. Es ging ihm nicht besser als Harry. Ron machte einen Abgang und landete halb auf der Seite. Harry begann zu lachen, als er das verschwindelte Gesicht sah. „Ich bin seekrank.“, jammerte Ron leidlich und hielt sich Stirn und Bauch. „Warum müssen wir uns drehen?“ ~*~*~*~ „Weil das dazugehört. Wie die Bewegung mit dem Zauberstab.“ Lupin lächelte die beiden nachsichtig an. „Nicht aufgeben. Weitermachen!“ ~*~*~*~ Harry half Ron noch auf die Beine, dann versuchte er es ein weiteres Mal. Diesmal mit mehr Geduld, mehr Konzentration. Aber er hatte keinen Erfolg. Auch beim dritten Mal nicht. Das einzige, das er erreichte, waren Drehwürmer und blaue Flecken. ~*~*~*~ Die anderen vier hatten ziemlich genau das gleiche erklärt bekommen und versuchten es nun ebenfalls. Draco war nach zwei Versuchen schlecht, Pansy war blass und versuchte es verbissen weiter, Hermione sah ebenso wenig glücklich aus und ließ sich von Tonks zum fünften Mal die Technik erklären, während Blaise erneut auf dem Boden landete. „Mist.“, murmelte er leise und stand taumelnd auf. In dem Moment knallte es. Unverwechselbar war das ein Apparierknall gewesen. „Nympha! Severus!“ Lupin rief die beiden Lehrer sofort zu sich und wirkte bereits den ersten Heilzauber. Ron stand in dem Ring - hatte allerdings seine Arme beide draußen gelassen. Die drei Lehrer ließen eine lilafarbenen Wolke mit einem lauten Donner entstehen und kurz darauf stand Ron wieder komplett da. Leichenblass wischte er sich den Schweiß von der Stirn. „Das, Weasley, geschieht, wenn dein Geist nicht ausreichend gewillt ist. Du musst diese Fortbewegung wollen - ansonsten solltest du es lieber lassen, denn du zerstreust dich nur weiter durch die Gegend.“, erklärte der Zaubertränkelehrer kühl. In den schwarzen Augen glitzerte aber fast so etwas wie Belustigung. ~*~*~*~ Harry war blass geworden, als er das gesehen hatte. Das war echt kein schöner Anblick gewesen. Ganz und gar nicht! Was, wenn ihm das passierte? Was wenn er seinen Kopf verlor? Das konnte man unmöglich überleben! Was, wenn Draco seinen Kopf verlor? Er schloss die Augen. Oh Mann. Was für schöne Aussichten. Er sollte sich wohl wirklich mehr anstrengen, wenn er nicht enden wollte wie Ron – oder schlimmer. Andererseits waren die Lehrer da. Sie passten doch auf. Dennoch, als er den nächsten Versuch startete, war ihm mulmig zumute. Er wollte nicht dorthin, weil etwas fehlen könnte. Und gleichzeitig wollte er doch, weil er es lernen wollte. Er wollte es können. Er wollte es können, weil er sonst keine Chance hatte, zu Voldemort zu kommen. Er hatte Glück, weil er wieder auf dem Boden landete, blieb einfach sitzen, während Lupin auf Ron einredete, dass er sich deswegen nicht entmutigen lassen sollte. ~*~*~*~ Den Rest der Trainingseinheit über passierte nichts Besonderes. Weder zerlegte sich einer der sechs, noch gelang es einem vollständig zu apparieren. „Lasst euch davon nicht entmutigen.“ Lupin lächelte zum Abschluss freundlich in die Runde. „Ron war schon auf dem richtigen Weg und mit etwas mehr Wille klappt das auch das nächste Mal.“ Optimistisch schlug er dem Rotschopf auf die Schulter, dessen Gesicht genau das Gegenteil ausdrückte. „Nächsten Montag wieder. Und jetzt essen wir noch eben im Eberkopf. Zum Abendessen sind wir nämlich garantiert nicht pünktlich.“ Der Werwolf zwinkerte Harry zu. Gemeinsam verließen sie den Keller wieder. Aberforth Dumbledore erwartete sie bereits in einem Hinterzimmer. „Muss ja nicht jeder wissen, dass ihr hier seid.“, murmelte er verschwörerisch und stellte ein Spanferkel auf dem Tisch ab. Schnell folgten dazu noch Krüge mit Butterbier, Kartoffeln, Salat und eine große Schale grüner Wackelpudding als Nachtisch. „Guten Appetit!“ ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe. Uh, Schwein. Im Ganzen. Nach der Dreherei absolut das Richtige. „Ich will ni…“ Er hatte sich schneller eine Kopfnuss eingefangen, als er zu Ende sprechen konnte. „Klappe!“, erklärte ihm Hermione würdig. „Dann iss eben kein Fleisch sondern vegetarisch.“ Sie warf dem Schwein auf dem Tisch einen Blick zu. „So werde ich das auch halten.“ Ron sah sie an. „Echt?“, fragte er. „Darf… darf ich dann deine Portion auch haben?“ „Bitte.“, sagte sie trocken. „Tu dir keinen Zwang an.“ Harry schüttelte sich, als er dabei zusah, wie Lupin sich daran machte, das Fleisch aufzuschneiden und sah angestrengt auf seinen Teller. „Meine Portion kannst du auch haben.“, sagte er und bekam im nächsten Moment die Kartoffeln vor die Nase gestellt. „Damit du überhaupt was isst.“, erklärte ihm Hermione, die sich extra für die Aufgabe, ihn zum Essen zu bringen, neben ihn gesetzt hatte. Genau wie Pansy wieder neben Blaise saß. ~*~*~*~ Draco lächelte Harry weich zu, während er – genau wie die Lehrer und auch Blaise - kein Problem damit hatte, Fleisch zu Essen. Pansy wich wie Hermione auf den vegetarischen Part aus. „Wie schon gesagt: Lasst euch von heute nicht entmutigen. Aller Anfang ist schwer.“, wiederholte Remus noch einmal und wehrte sich dagegen, dass Tonks ihn fütterte. Snape machte schon ein Gesicht, als wenn er in eine Zitrone gebissen hätte und spießte möglichst würdevoll ein Stück Kartoffel auf. Blaise wurde von Pansy wieder zum Essen genötigt, während Ron wie ein Scheuendrescher futterte. Lupins aufmerksame Augen wanderten über Harry, Blaise und Draco. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Was ist mit euch dreien eigentlich los?“ Blaise verschluckte sich und hustete erbärmlich, während Pansy ihm auf den Rücken schlug. Ron schickte einen Schwall Butterbier über den Tisch und Draco war ganz froh, gerade nichts im Mund zu haben. ~*~*~*~ Harry sah ihn an, als würde er ihn am liebsten zum Schweigen bringen. Aber da er das schlecht tun konnte, schwieg er und steckte sich lieber noch ein bisschen Grünzeug in den Mund. Es ging ihn nichts an. Hermione neben ihm legte ihm die Hand auf das Knie, um ihm zu signalisieren, dass er nicht gezwungen war, etwas zu sagen. ~*~*~*~ Remus legte den Kopf schräg und zuckte dann mit den Schultern. „Okay... Aber ihr solltet das in den Griff bekommen. Ihr verschlechtert euer Blatt sonst ganz erheblich.“ Ruhig aß er weiter, als wenn nichts geschehen wäre. ~*~*~*~ Die Worte hatten gesessen. Am liebsten hätte er ihn angeschrieen, dass das nicht so einfach war, dass sie das nicht schaffen konnten, weil er Fehler gemacht hatte. Stattdessen biss er in ein Salatblatt und schwieg. Selbst noch, als sie auf dem Weg zurück ins Schloss waren. Snapes Blicke waren so durchdringend, so wissend und so schrecklich klebrig, dass es ihn regelmäßig schüttelte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der nächste Tag verlief ähnlich schrecklich wie der vorangegangene. Zauberkunst ging zwar schnell vorbei, aber sie wiederholten lediglich die Zauber, die sie bisher gelernt hatten, welche jeder von ihnen inzwischen ausgezeichnet beherrschte, dank Hermiones Perfektionismus. Zaubereigeschichte war die Hölle, allein, weil es langweilig bis zum Gehtnichtmehr war und wieder von den Trollkriegen gesprochen wurde. Würde Professor Binns wenigstens von Strategien sprechen, die ihnen vielleicht helfen könnten, aber Trolle kannten keine Strategien und gegen sie gab es nur ein einziges Mittel: Schlag-drauf-und-Schluss. Das würde gegen die Todesser nicht helfen. Während der Mittagspause probierte Harry die Zauber aus der Verbotenen Abteilung, wobei ihm Draco, Pansy und Ron Gesellschaft leisteten, während Blaise wie so häufig bei Mme Pomfrey lernte. Hermione hatte sich ihm spontan angeschlossen, weil sie der Meinung war, dass ihr eine solche Nebenausbildung auch beruflich weiterhelfen könnte. So hatte Mme Pomfrey jetzt zwei Gehilfen und zwei Schüler, auch wenn Hermione gesagt hatte, dass sie nicht so häufig würde da sein können wie Blaise. In Pflege magischer Geschöpfe bestand Professor Raue-Pritsche auf einen fusseligen Käfer, dessen Namen auszusprechen allein Hermione glückte, während alle anderen scheiterten. Eine uralte Form des Sarazenischen, wie sie beifällig erwähnte. Danach waren Blaise und Draco zum Quidditch geladen, aber auch dem Rest der Freunde blieb nicht viel Zeit, bis sie sich schließlich trennen mussten. Harry wurde von Snape erwartet, Hermione und Ron von Tonks, die ihnen nützliche Tricks und Kampfzauber beibringen wollte, Pansy, Blaise und Draco wurden von Lupin für den gleichen Zweck erwartet. Harry winkte seinen Freunden noch, bevor er sich in die Kerker hinab begab. Er biss die Zähne ganz fest zusammen. Es gefiel ihm nicht, dass Blaise und Draco zusammen waren. Er hatte an diesem Tag einen Blick von Draco aufgefangen, der ihm nicht gefiel. Gegen den er allerdings nichts machen konnte. Draco brauchte genauso Zeit wie Blaise. Er selbst war der einzige, der unter dieser Trennung nicht litt. So schien es ihm. Sein einziger Trost war, dass Pansy auch dabei war. Snape war nicht da, als er das Büro betrat, nur die beiden seltsamen Katzen waren noch da. Die eine hatte sich zusammengerollt und schlief, die braune beobachtete ihn aufmerksam. Ihre Augen waren hell und leuchteten im Halbdämmer des Kerkerbüros leicht. Harry warf ihnen einen verwunderten Blick zu. „Wage es bloß nicht, zu fragen.“, schnarrte Snape düster, als er aus einem Nebenraum trat. Harry blickte zu ihm hin. „Ich wollte gerade…“, gab er ehrlich zurück. „Sie hassen Katzen.“ „Tja, das wollen sie mir aber nicht glauben.“ Snape warf den Tieren einen giftigen Blick zu, der die schlafende weckte, woraufhin sie aufstand und sich streckte. Sie blickte ihm entgegen und maunzte so eine Art Guten Morgen. Harry fand das seltsam. „Sie waren Hauselfen, soviel hab ich rausbekommen. Frag mich nicht, wie die an das Zeug dieser verdammten Weasleys gekommen sind.“ Er schickte der sandfarbenen Katze einen warnenden Todesblick, als sie Anstalten machte, zu ihm zu kommen. Harry lächelte. „Sie mögen Sie.“, meinte er. „Seien Sie doch froh. Oder haben Sie ihnen etwas getan?“ Ein murrendes Schnauben war alle Antwort, die er bekam. „Fangen wir also an. Du weißt noch, worin deine Aufgabe besteht?“ Harry nickte. „Sie greifen mich an. Schwarzmagische Sprüche. Ich verteidige mich und versuche obendrein den unblockbaren Imperius so schnell wie möglich abzuschütteln.“ „Exakt. Oculorum!“ Harry glückte es gerade so noch, seinen Schild hochzuziehen, um nicht von Snapes Fluch getroffen zu werden. Im Laufe dieses Abends brachte ihm Snape bei, dass es unterschiedliche Arten von Schwarzen Flüchen gab; solche, die auf den Körper gingen, welche, die auf den Geist gingen, und Sprüche, die auf die Umgebung zielten. Erstere teilte man auf in die Kategorien: ‚Schmerzen ohne Ende’ und ‚physischer Tod’. Beides nicht wirklich toll. Die zweite Art waren entweder Flüche, die psychischen Schmerz auslösten und Gedanken gegen einen wendeten, einem Bilder vorgaukelten, die einen verletzten. Dann gab es noch jene, die einen einfach nur verrückt machen sollten, worin die Muggel allerdings besser seien, was Snape mit leichtem Schulterzucken zugab, oder aber sie führten zu dem, was die Muggel als ‚klinisch tot’ bezeichneten: der Körper lebte und der Geist war nicht mehr da. Die letzte Kategorie schwarzmagischer Sprüche war klar: der ganze Rest, einschließlich zerstörerischen Sprüchen, die auch zur ersten Kategorie gehören konnten. Jedenfalls im Allgemeinen. Der Sinn hinter dieser Erklärung war einfach. Man konnte sich mit einigen Schilden nicht vor Zaubern der einen Art schützen, dafür aber umso besser gegen die der anderen Art. Es galt also für Harry zweierlei zu lernen: den Angriff frühzeitig erkennen und die jeweils dazugehörigen Schilde rechtzeitig zu wirken. Snape machte ziemlich schnell klar, dass er von ihm erwartete, dass er das schnell lernte, denn er nahm nicht unbedingt Rücksicht auf eventuelle Schwierigkeiten des Erkennens. Außerdem war er der Meinung, dass Harry unbekannte Zauber selbst zuordnen sollte. Es war – in Harrys Augen – schon fast gütig, dass er ihm die Abwehrzauber beigebracht hatte, bevor er ihn diese anwenden ließ. Das Resultat daraus, als er begann, auch psychische Zauber neben den physischen Angriffen zu wirken, war, dass Harry deutlich häufiger getroffen wurde, weil er falsch tippte, und deutlich häufiger irgendwelche Tränke gegen unangenehme Schmerzen von Snape verabreicht bekam. Ja, er nahm Rücksicht, indem er nur leichte Angriffe verwendete - toll. Sehr ehrenswert. Harry war fix und alle, als Snape um halb zehn plötzlich meinte, es wäre schon spät und sie sollten wohl besser Schluss machen. Der Lehrer ließ ihn Platz nehmen und bot ihm Kakao und Mohrrübenkuchen an, überwachte ihn dabei, damit er auch ja nicht zu wenig aß, aber Harry hatte jetzt wirklich Hunger, trotz der Müdigkeit, selbst wenn er auf das zweite Stück verzichtete. Irgendwann kam die sandfarbene Katze und kletterte auf seinen Schoß, blickte kurz beleidigt zu dem Lehrer hinüber, der sie weggescheucht hatte, als sie zu ihm hatte kommen wollen, dann rollte sie sich dort zusammen und begann zu schnurren, als er sie kraulte, während er Snapes Ausführungen über seine Fehler und Reaktionen lauschte. Harry staunte, wie umgänglich Snape sein konnte, wenn er diesen arroganten Ton mehr oder minder erfolgreich aus seiner Stimme zu verbannen versuchte. Er rechnete ihm aber immerhin den Versuch an. Auch wenn er nicht wusste, warum es so war. ~*~*~*~ Das Training bei Lupin stellte die drei Slytherins, Draco, Blaise und Pansy, vor neue Herausforderungen. Die Sprüche waren teilweise recht simpel - aber von einer wirklich durchschlagenden Wirkung. So konnten sie nun zielsicher Menschen an die Wand pinnen - nachdem Draco das zum dritten Mal bei Blaise gemacht hatte, hatte dieser sehr lautstark gegen sein Versuchskaninchendasein protestiert -, sie durch die Luft wirbeln und mit den verschiedensten Erstarrungszaubern festhalten lassen. Da war nämlich der Trick, dass jeder Schildzauber irgendeine Schwäche hatte - und man entsprechend nur den richtigen Zauber wählen musste, um jemanden wirklich fies zu erwischen. Und dann lernten sie unterschiedliche Schilde anhand ihres Flackerns zu erkennen. Es war anstrengend und als sie den Raum verließen, waren sie alle drei vollkommen erschöpft. Pansy verabschiedete sich bald für das Abendessen, während Blaise nur meinte, dass er lieber darauf verzichten wolle, weil ihm von dem ganzen Rumgewirbel schlecht sei. „Dann geh zum Krankenflügel.“, hatte Pansy geantwortet - und genau das tat er jetzt. Draco hatte sich entschieden, ihn zu begleiten. „Draco... Was auch immer du vor hast... lass es sein. Um unser beider Willen. Und um Harrys Willen.“, sagte Blaise schließlich, als sie eine Treppe hochstiegen und in einen schmalen Nebengang abbogen, der eine unbekannte Abkürzung zum Krankenflügel bot. „Was sollte ich denn vorhaben?“, gab der Blonde frostig zurück. Diese Worte empfand er als Beleidigung - denn bei Salazars Bart hatte er doch nichts vor! „Wieder ein Kuss?“ Blaise blieb stehen und blickte ihn an. Der Ausdruck in seinen dunklen Augen war undefinierbar. Er schwankte zwischen Schmerz, Hoffnung, Sorge, Traurigkeit, Verzweiflung und Liebe. „Wenn du so weiter machst... Ich werde dir nicht ewig widerstehen können. Ganz sicher nicht. Ich will dich, Draco. Aber ich werde es bereuen. Und du wirst es noch vielmehr bereuen. Denk an Harry, Draco. Denk an ihn. Denn er ist das einzige, was für dich zählen darf.“ Draco schlug die Augen nieder und starrte auf seine Schuhe. Er wusste es. Er wusste es ja. „Ich weiß.“, flüsterte er rau. „Ich weiß. Aber ich will auch dich. Verstehst du?“ „Du riskierst alles, Draco. Alles. Du wirst Harry verlieren, wenn du das tust.“ Draco nickte traurig. Er wusste es. „Ich weiß.“ „Bin ich dir mehr wert? Mehr als das, was du mit Harry hast? Wenn ja - dann tu es. Aber du wirst sein Herz vollkommen zerfetzen.“ Blaise blickte seinen engsten Freund noch einen Augenblick lang an, dann ging er weiter. „Und wenn ich mein eigenes Herz schon längst zerfetzt habe? Wenn wir doch schon alle drei in Trümmern liegen?“, fragte er und brachte den Schwarzhaarigen damit dazu, stehen zu bleiben. „Du kannst noch tiefer fallen, Draco. Du kannst uns alle noch tiefer reißen.“ Die Antwort war leise und kaum zu hören. Blaise starrte auf den Boden. Seine schwarzen Haare fielen wie ein Vorhang vor sein Gesicht. Draco trat langsam an ihn heran und schlang ihm die Arme um die Taille. „Fallen wir nicht schon längst? Fallen wir nicht, seit wir diese Sache begonnen haben?“ Seine Lippen berührten leicht die weiche Haut an dem Hals des anderen. Ein Schauer rann Blaise über den Rücken und er wandte den Kopf leicht zur Seite, um Draco einen besseren Zugang zu ermöglichen. „Und es ist doch falsch...“, sagte Blaise schließlich leise, machte sich frei und setzte den Weg fort. Der Blonde blieb noch einen Augenblick stehen und sah ihm nach, dann wandte er sich um, um zum Abendessen zu gehen. Auch wenn er absolut keinen Appetit hatte. Blaise hatte Recht. Mit jedem einzelnen Wort, das er sagte, hatte er Recht. Draco wusste es. Er wusste es so sicher, dass es beinahe schon weh tat. Er wollte Harry nicht verletzen und noch viel weniger wollte er ihn jemals verlieren. Aber dennoch war da der Teil in ihm, der sich so sehr nach Blaise sehnte. Der ihn in diesen Momenten Harry beinahe vergessen ließ. Er verstand es nicht. Er verstand es einfach nicht. Mit hochgezogenen Schultern betrat er schließlich die Große Halle, ließ sich neben Montague auf die Bank fallen und stocherte lustlos in seinem Essen herum. Ihm war der Hunger vollkommen vergangen. Jetzt hatte er Magenschmerzen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Als Harry in den Raum der Wünsche kam, war Draco bereits da. Er saß auf dem Bett, mit dem Rücken gegen das Kopfende gelehnt, bereits im Schlafanzug und frisch geduscht. Harry lächelte ihm entgegen. Er sah fertig aus, seine Augen waren schwer und es war fast so, als sei ihm kalt, obwohl er unter der Decke saß. Harry entzündete das Feuer im Kamin, weil es tatsächlich kühl war im Raum. „Hey. Was ist los mit dir?“, fragte er freundlich und kam zu ihm, setzte sich neben ihn auf die Bettkante. Er wusste es. Ganz genau - oder ahnte zumindest, dass es etwas mit Blaise zu tun haben könnte, aber er wollte das nicht denken müssen. „War es so anstrengend?“ ~*~*~*~ „Ich bin müde. Und ich grübele zuviel.“ Draco lächelte Harry weich an. Müdigkeit lag in seinen Augen. „Und du... Du siehst auch müde aus. Und du hast dich voll gekrümelt.“ Mit einem leisen Lachen entfernte er die Kuchenkrümel von Harrys Umhang. ~*~*~*~ Harry wurde leicht rot. „Snape hat mir Kuchen gegeben.“, erklärte er. „Und ich hatte eine Katze auf meinem Schoß, deren Schwanz aktiver ist als der von Krummbein. Sie hat mir immer über das Gesicht und die Hand gewischt.“ Er kicherte leicht, löste die Schnallen seines Umhangs und streifte seine Schuhe ab. Hemd und Hose folgten, bevor er zu Draco unter die Decke kroch und sich gegen ihn kuschelte. „Du bist schön warm…“, murmelte er zufrieden. Etwas hatte sich heute verändert. Er hatte bei Snape das Gefühl gehabt, er würde sich anstrengen, er würde etwas lernen, er würde zu etwas fähig werden, was vorher nur utopisch gewesen war: Bald würde er soweit sein, das gutzumachen, was er falsch gemacht hatte. Und das wirkte sich auf seinen Umgang mit Draco aus. Er hatte nicht mehr so viele Schuldgefühle, Blaise gegenüber. Draco war bei ihm, er war das freiwillig, deswegen konnte er auch mit ihm schmusen und sich erlauben, ein winziges Bisschen glücklich darüber zu sein. ~*~*~*~ Draco legte den Arm um den Gryffindor und zog ihn zärtlich an sich. Eine Woge von Zufriedenheit und Glück überflutete ihn. Er konnte sich richtig dabei zusehen, dass es genau Harry war, den er jetzt bei sich haben wollte. Dass er ihn liebte, dass er ihn brauchte, ja dass er ihn auch jetzt, wo er müde war, begehrte. Er wollte ihn niemals wieder missen müssen in seinem Leben. Dessen war er sich in diesem Augenblick gewiss. Und zugleich blitzte der kurze, ganz kleine Gedanke in seinem Kopf auf, was Blaise wohl gerade tat. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ In der nächsten Zeit waren sie wirklich beschäftigt. Zu ihrem normalen Unterricht und den immer mehr werdenden Hausaufgaben, gesellte sich Training bei Snape, Tonks und Lupin, Quidditchtraining und die Bedürfnisse ihrer Tränke. Harry hatte zudem erfahren, dass Draco mehrere Male die Woche mehr auf dem Besen trainieren musste als er, was bedeutete, dass er ziemlich häufig allein im Raum der Wünsche sein würde. Seine Taktik dagegen war einfach. Er bat Snape am Donnerstag darum, wenigstens am Sonntagabend zu ihm gehen zu dürfen, damit er mit ihm noch einmal dieses Abwehrerkennungstraining machte. Er war zwar fertig, brauchte Ruhe und Schlaf, brauchte Pausen, aber das ging nicht, ohne Draco in seiner Nähe. Und irgendwie hatte er auch nicht die Nerven, bei Hermione und Ron zu sein, zumal der Rotschopf begann, häufig mitten beim Lernen oder im Gespräch einzuschlafen. Süß - aber nervig. Snape sagte ihm tatsächlich zu, was ihn freute, denn er bekam an diesem Tag sogar ein Lob vom Giftmischer persönlich. Dracos Nachhilfestunden zu Anfang hatten doch ein bisschen was gebracht. Harry lebte förmlich auf, wenn er etwas zu tun hatte. Bei Snape fühlte er sich gefordert, im Unterricht bei Tonks und McGonagall ebenfalls, bei Lupin sowieso. Und wenn er nichts mehr zu tun hatte, konnte er nicht still sitzen. Er konnte Leerlauf nicht ertragen. War Draco nicht da, tat er immer irgendwas, mied Blaises Blick, denn er fühlte sich ihm gegenüber schon schuldig, dass er trotzdem irgendwie immer wieder Spaß oder Glück empfand, während Blaise alleine war. Doch der schwarzhaarige Slytherin tat doch selbst so, als wäre alles okay. Manchmal allerdings, da konnte er trotzdem sehen, dass es nur gespielt war. Immerhin sorgte Ginny inzwischen dafür, dass Blaise immer genug aß. Sie hatte es für Pansy übernommen, Blaise zu füttern. Ihr machte das unglaublichen Spaß herauszufinden, was er mochte und was nicht. Harry musste bei dem Anblick immer lächeln. Sie war niedlich. Der Potenzialzauber am Sonntag war ein durchschlagender Erfolg. Harry hatte einfach beschlossen, alle Gefühle aus seinem Herzen auszusperren, die über Liebe und normale Zuneigung hinausgingen. Dazu hatten sie von Lupin Tipps bekommen, die genau das auch sagten; nämlich dass sie sich zusammenreißen mussten, um den Zauber zu wirken, nicht von ihm beherrscht zu werden, und dass es wieder um ein Ziel und genügend Wille ging. Wie beim Apparieren auch. Der Schnee war diesmal ein lockrer, leichter Schneefall, den sie nach Belieben verstärken und abschwächen konnten. Lupin spendierte ihnen zur Belohnung allen Wasserfroschgelee, eine neue Erfindung aus dem Honigtopf in Hogsmeade. Harry verabschiedetet sich danach zu Snape, der ihm wieder Kakao anbot und diesmal Obstsalat, bevor es ans Training ging. Und das erste Mal aß er selbst mit. Es war richtig nett. Und Harry hatte irgendwie das Gefühl, dass es doch kein Zufall mehr war. Was war los mit Snape? Warum war er plötzlich so nett zu ihm? Was hatte das zu bedeuten? Nicht dass er sich beschweren würde, aber es kam ihm eben komisch vor. ~*~*~*~ Während Harry zu Snape ging, wurde Draco beim Quidditchtraining gefordert. Montague verlangte ihnen wieder alles ab. Und über sämtliche Grenzen ging er noch hinaus. Sie waren vollkommen fertig und ihre Muskeln schmerzten wie wahnsinnig, als sie wieder ins Schloss zurückgingen. „Ich brauche ein Bad.“, stöhnte Montague leise und Blaise pflichtete ihm bei. „Wie wäre es mit dem Vertrauensschülerbad?“ Draco zog viel sagend eine Augenbraue hoch. Um die Zeit war es in der Regel leer - und man konnte mit einem simplen Zauber dafür sorgen, dass man darin seine Ruhe hatte. „Das halte ich für eine deiner besten Ideen.“ Montague legte ihm einen Arm um die Schultern, Blaise den anderen und schob beide Richtung Vertrauensschülerbad - obwohl Blaise sich eigentlich hatte wehren wollen. Nachdem Draco das Passwort - Fichtennadelduft - gesagt hatte, traten sie ein. „Wow.“ Blaise war gegen seinen Willen positiv überrascht. Es war groß. Mehr ein Pool, als eine Badewanne. Handtücher lagen auch bereit, dazu noch Bänke, auf denen man sich ausruhen konnte. Einfach Wahnsinn. Montague grinste nur, zog seine durchnässten, kalten Kleider aus und verschwand schnell im Wasser. Draco lachte auf und tat es ihm nach. Blaise folgte zögernd. Schließlich gelang es dem Schwarzhaarigen aber doch, sich in dem warmen Wasser zu entspannen. Er hatte es sich in einer Ecke gemütlich gemacht und die Augen geschlossen. Ja, so war es dann doch herrlich. Er bekam gar nicht mit, wie Montague sich verabschiedete und ging. Erst als es neben ihm plätscherte und Draco zu ihm kam, blickte er auf. „Wir sind allein...“, sagte der Blonde rau. Seine grauen Augen besaßen einen seltsamen Glanz. „Draco...“ Blaise hatte das Gefühl, dass ihm seine Stimme nicht gehorchen wollte. Sein Blick wanderte über den bloßen Oberkörper des anderen, liebkoste ihn regelrecht. Dracos Blick war kein bisschen anders. Auch er maß den anderen deutlich sichtbar ab - und ihm gefiel, was er sah. „Draco, Wir...“, setzte Blaise erneut an, doch er bekam keinen weiteren Ton heraus, als der Blonde sein Kinn mit der Hand hob und seine Lippen mit einem ausgiebigen Kuss zum Schweigen brachte. Er gab auf. Er wusste, dass es falsch war, aber er gab auf. Er konnte sich nicht mehr wehren, sich nicht mehr dagegen auflehnen. Das war es doch, was auch er wollte. Was er wirklich wollte. Tief in sich drinnen. Draco ging es nicht anders. Er ließ sich hinreißen. Von der Stimmung in diesem Raum. Von ihren nackten Körpern. Von diesem Verlangen, das in ihm da war. Von diesem Teil in ihm, der sich nach Blaise sehnte, der ihn wollte. In genau dieser Art und Weise. Von diesem einem Teil in seinem Herzen, der sich gerade weigerte an Harry zu denken, dem es irgendwie gelang, ihn auszublenden. Sein Körper drängte sich gegen Blaise, dem beinahe die Luft wegblieb. ______--------_____________ „Und es war doch ein Fehler.“, fuhr Blaise leise fort und der Schmerz kehrte in seine Augen zurück. „Du hättest das nicht tun dürfen. Und ich es nicht zulassen.“ Draco blickte auf und lächelte schmerzlich. Diese Erkenntnis kam ihm ebenfalls. Es war falsch. Das Wissen war schleichend gekommen. In dem Moment als er begriffen hatte, dass er Harrys Gesicht hatte sehen wollen. Die grünen Augen statt den schwarzen. Er tauchte ab und als er wieder hochkam, schwammen seine Augen nicht nur in dem Badewasser sondern auch in Tränen. „Verzeih.“, murmelte er leise. „Darum musst du nicht mich bitten.“ Blaise war bereits aus dem Becken gestiegen und reichte ihm ein Handtuch. Schweigend rieben sie sich trocken und zogen sich an. Als Draco das Vertrauensschülerbad verließ, wusste er, dass er es niemals wieder betreten würde. Seine Schritte waren schwer, als er zum Raum der Wünsche ging. Er hatte das Gefühl, einen unverzeihlichen Fehler getan zu haben. Nein, er hatte nicht nur das Gefühl. Er wusste es. ~*~*~*~ Harry war um neun Uhr bei Snape fertig gewesen, fühlte sich entspannt, obwohl er auch diesmal eine Menge hatte einstecken müssen. Er war besser geworden. Hatte Snape selbst gesagt. Seine Magie war stark und seine Reaktionsgabe, das Gefühl in seinem Bauch, seine Intuition… Er hatte das Gefühl, dass sie wuchs. Mit einer kleinen Schüssel Obstsalat, die übrig geblieben war, saß er im Raum der Wünsche und wartete, blickte lächelnd in die Dunkelheit hinaus. Er hatte heute den Imperius abblocken können, ohne darüber nachzudenken. Es war wirklich angenehm, das zu wissen. Als er das erste Scharren an der Tür hörte, blickte er auf und Draco entgegen, als dieser die Tür öffnete, wollte ihm entgegenlaufen. Er erstarrte fast sofort wieder. In Dracos blassem Gesicht war das schlechte Gewissen lesbar. Seine Wangen waren leicht gerötet, was die Blässe gut versteckte, sein Körper… Der Schwarzhaarige wusste nicht, woher er diese Gewissheit nahm, aber plötzlich war er sich sicher, dass seine Befürchtungen wahr geworden waren, dass seine Eifersucht berechtigt gewesen war. Schmerz explodierte in seiner Brust und jetzt wusste er mit hundertprozentiger Sicherheit, wie sich Blaise fühlte. Gefühlt hatte! Es war, als würde etwas in ihm zerreißen, etwas brach zusammen, etwas anderes zersplitterte. Seine Augen wurden dunkel. Er wich einen Schritt zurück. Alles aus. Seine Kehle wurde eng. Bilder jagten durch seinen Kopf. Bilder von Versprechen. Geh niemals fort. – Ja. … Ohne dich kann ich nicht leben. … Versprich mir, dass du mich nicht alleine lässt. Versprich mir, dass du leben wirst… In sich spürte er, wie etwas aus diesen Trümmern heraufstieg: Enttäuschung. Hell und triumphierend stieg sie auf, düster und schwarz legte sie sich über sein Innerstes, deckte dort alles zu, erstickte sämtliche Emotionen, Gedanken und Worte. Er konnte das nicht ertragen. Er konnte einfach nicht. Neben dem Fenster lehnte sein Besen. Das Wissen darüber leuchtete klar durch das Dunkel in seinem Bewusstsein. Das Fenster war hinter ihm. Und es dauerte keine Minute, um den Besen zu nehmen, das Fenster zu öffnen und sich mit einem letzten Blick zurück in die Tiefe zu stürzen. ~*~*~*~ Draco hatte erstarrt zugesehen, wie Harry floh. Ganz kurz blitzte der Gedanke daran auf, dass Harry ihm einmal versprochen hatte, nie wieder vor ihm fortzulaufen, aber er konnte es ihm nicht verdenken. Er hatte keinen Ton rausbekommen, um ihn davon abzuhalten zu verschwinden. Kein einziges Wort. Mit langsamen schleppenden Schritten trat er ans Fenster. Harry war längst fort. Noch nicht einmal mehr ein schneller Schatten am Himmel verriet, wo er war. Aber bei diesen dicken Wolken war das auch kein Wunder. Draco hätte wissen müssen, dass Harry ihm ansehen konnte, wie er sich fühlte, was er getan hatte. Sie kannten sich zu gut, um einander noch täuschen zu können. Er stützte sich auf die Fensterbank und hielt das Gesicht in den heftigen Wind. Kalt war es. Eiskalt. Die Tränen kamen beinahe sofort. Still liefen sie über seine Wangen, bis er zu schluchzen begann und langsam auf die Knie fiel. Er kauerte sich zusammen, die Schulter gegen die Wand gedrückt, das Gesicht in den Ärmel gepresst. Blaise hatte Recht gehabt. Mit allem, was er gesagt hatte. Und er selbst... Er war so dumm gewesen. Für ein einziges Verlangen, für etwas, das sich nicht als die große Liebe entpuppt hatte, es niemals hatte können! Dafür hatte er aufs Spiel gesetzt, was ihm am wichtigsten war. Dafür hatte er die Beziehung zu dem Menschen verspielt, den er am meisten auf der Welt liebte. Für den er jederzeit sein Leben geben würde. Der ihn aus diesem Abgrund seines Lebens herausgeholt hatte. Der immer da gewesen war. Der ihn liebte! Geliebt hatte. Denn lieben konnte er ihn doch jetzt kaum noch. Er hatte ihn betrogen. Das war es. Er. Hatte. Ihn. Betrogen. Da gab es nichts schön zu reden, nichts zu entschuldigen. Das waren die simplen Fakten. Das war alles. Er hatte ihn verloren. Der Gedanken brannte sich ein. Du hast ihn verloren. Ihn. Das einzige, was dir je wirklich wichtig war... Die Welt brach zusammen. ~*~*~*~ Harry flog, bis es nicht mehr ging, bis seine Hände steif gefroren waren, seine Nase und seine Ohren taub waren und seine Tränen versiegt waren. Er hatte geschrieen, hatte gegen den Wind angeschrieen, so laut er konnte, hatte alles aus sich herausgeschrieen, was keine Worte besessen hatte, war irgendwann verstummt. Dann war er zum Gryffindorturm geflogen, war auf dem Fensterbrett gelandet, hinter dem sein altes Bett stand. Er hatte klopfen wollen, doch noch bevor er dazu fähig gewesen war, hatte er Ron gesehen, der entsetzt auf ihn zulief, das Fenster aufriss und ihn herein und zu sich herunterzog. „Was ist denn passiert?“, fragte er, hielt den Jungen-der-lebt an den Schultern gepackt und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. Etwas, das Harry nicht ertrug. Er hob die Arme und schlang sie um Rons Hals, drückte sich gegen ihn. Er weinte vielleicht nicht wieder, aber sein ganzer Körper bebte. Vor Kälte. Vor Enttäuschung. Vor Entkräftung. „Was ist passiert?“, wiederholte Ron, streichelte dem anderen über den Rücken, versuchte ihn zu beruhigen und nicht zu niesen, denn Harrys Haare kitzelten ihn in der Nase. „Es ist weit nach Mitternacht und eiskalt draußen. Warum warst du fliegen? Warum bist du nicht…“ Er verstummte. Ganz plötzlich. Hatte es begriffen, warum sein Freund so aufgelöst war. Offenbar war aus der Dreiergeschichte etwas hervorgegangen, was niemand erwartet hatte. Eine Zweiergeschichte, die Harry nicht mit einschloss. Ron biss die Zähne aufeinander und drückte den Schwarzhaarigen an sich, musste sich beherrschen, nicht auszurasten. Dann siegte seine Vernunft. Er zog Harry mit zu dessen Bett und ließ ihn sich darauf setzen, zerrte die Bettdecke über seine Schultern und nahm ihn dann wieder in die Arme. Er schwieg. Löcherte ihn nicht mehr mit Fragen, sondern blieb bei ihm, damit er nicht vollkommen alleine war. Kurz huschte der Gedanke durch seinen Kopf, dass Harry das selbst herausgefordert hatte, indem er Blaise erlaubt hatte, sich zwischen sie zu drängen, aber das war schnell wieder vergessen. In seinem Innern brodelte eine kleine Flamme vor sich hin. Draco würde er etwas erzählen! Harry schlief irgendwann in seinen Armen ein, doch sein Schlaf war unruhig und von Träumen geplagt. Ron kam in dieser Nacht nicht mehr zur Ruhe. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ What I thought was a dream A mirage Was as real as it seemed A privilege When I wanted to tell you I made a mistake ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *verkneiftsichjeglichenkommentarundwartetaufreaktionen* Shirokko: *nichtimmindestenruhigbleibenkann* Denk an Harry, Draco. Denk an ihn. Denn er ist das einzige, was für dich zählen darf. Allein, dass er ihm das sagen muss… Oh… ich könnte ausrasten! Ich weiß. Aber... ich will auch dich. Verstehst du? So ein Vollidiot! *schimpf* *Wattenachihmwerf* Du riskierst alles, Draco. Alles. Du wirst Harry verlieren, wenn du das tust. Ich weiß. *vorwutzittert* Ich habe echt die Passion ihn zu prügeln! *besenpackt* Du kannst noch tiefer fallen, Draco. Du kannst uns alle noch tiefer reißen. *gefährlichesblitzeninaugenkriegt* *haaresträubensich* Draco trat langsam an ihn heran und schlang ihm die Arme um die Taille. Seine Lippen berührten leicht die weiche Haut an dem Hals des anderen. Ein Schauer rann Blaise über den Rücken und er wandte den Kopf leicht zur Seite, um dem Draco einen besseren Zugang zu ermöglichen. *ausrastetumsichschlägtfeuerbällenachdracoundblaisewirft* Und dann können sie sich nicht beherrschen! Dabei haben sie die Konsequenzen DURCHGESPROCHEN!!!! Sie wusste beide, was kommen wird! Wie können sie nur so blöd sein?!!! Mal ehrlich, es ist ein Wunder, dass sie noch nicht schreien!!! abranka: O_o *blaisepackt* *dracopackt* *beidevorsorglichversteckt* *ganzlangsamwegschleich* Scherben -------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 118: Scherben Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Whatever it takes. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 118: Scherben ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ A strangled smile fell from your face It kills me that I hurt you this way The worst part is that I didn't even know There's a million reasons for you to go But if you can find a reason to stay… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Dementsprechend müde war Ron am nächsten Tag, als er Harry morgens weckte, aber sie hatten Unterricht. Und weil der Schwarzhaarige aussah, als hätte er ebenfalls nicht geschlafen, zerrte er ihn mit unter die Dusche. Neville, Seamus und Dean staunten nicht schlecht, als sie den Jungen sahen. Dean hatte sofort einen abfälligen Kommentar auf der Zunge, aber Ron fackelte nicht lange, verhängte den Schweigefluch über ihn, während Neville Harry befragte, was los sei. Harry antwortete ihm nicht. Aber er stellte eine Frage, die Ron klar machte, wie schlimm es wirklich um ihn stand. „Nev, darf ich in Verwandlung zu dir nach vorne kommen?“ Der mondgesichtige Junge nickte nur, war neben ihm doch seit Schulanfang ein Platz frei. Er schien instinktiv zu spüren, was los war. Nicht besonders schwer, angesichts der Tatsache, dass in der ganzen Schule seit Tagen Gerüchte kreisten. Harry weigerte sich zum Frühstück zu gehen. Hermione hatte eine Viertelstunde lang versucht, ihn zu überreden, aber sie war gescheitert. Harry mauerte. Er zog sich zurück, je mehr sie ihn drängte, bis Ron dem ein Ende setzte und sie fortführte. Auch sie war verzweifelt, als sie sah, dass Harry in die andere Richtung wanderte, sah, was wohl passiert war. Es tat ihr so sehr leid, aber sie sah ein, dass sie für ihn jetzt nichts tun konnten. ~*~*~*~ Irgendwann musste er eingeschlafen sein, denn Draco erwachte mit einem steifen Nacken und schmerzenden Schultern. Seine Augen brannten. Er musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass Harry nicht zurückgekommen war. Schleppend stand er auf und schaffte es irgendwie ins Badezimmer und unter die Dusche. Eine halbe Stunde stand er einfach nur unter dem Wasserstrahl, ehe er langsam begann sich zu waschen. Dreißig Minuten später versuchte er immer noch, sich von seiner Schuld und den unsichtbaren Spuren des letzten Abends rein zu waschen. Er würde es nicht können. Er drehte das kalte Wasser auf, bis er schlotterte, und stieg dann langsam heraus. Sobald er sich angezogen hatte, verließ er den Raum der Wünsche langsam. Kurz hatte er überlegt, ob er irgendwelche Zauber einsetzen sollte, um die letzte Nacht zu vertuschen, um die roten Augen und die geschwollenen Lider zu überdecken, doch er entschied sich dagegen. Es war ihm egal, ob alle Welt ihm ansehen konnte, was er getan hatte. Es war ihm gleich. Und auf eine verdrehte Art und Weise war es auch eine Art Buße. Er begrub seinen Stolz voll und ganz. Seine Schritte wurden immer langsamer, als er auf die Große Halle zuging und sie dann betrat. Seine Augen suchten nach Harry, fanden ihn aber nicht. Kaum eine Überraschung. Er ließ sich auf den Rand der Slytherinbank fallen und stützte das Gesicht in die Hände. Er musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht wieder zu weinen. Sie hatten doch noch nicht einmal miteinander geredet! ~*~*~*~ Ron sah Draco kommen. Seine erste Reaktion war, aufstehen und hinlaufen, um ihm so eine reinzudonnern, dass noch seinem Vater der Schädel brummte, doch dann sah er die roten Augen, den offensichtlichen Schmerz in seinem Gesicht. Er fiel förmlich auf seinen Stuhl zurück. Was war denn jetzt kaputt? Was war passiert? Wenn Draco auch so weinte, wenn auch er darunter litt, was bitte war passiert? Was war hier Wahrheit? Warum hatte Harry ihm nicht gesagt, was passiert war, dann hätte er jetzt wirklich sauer sein können auf Draco. Aber so… Hermione legte ihm eine Hand auf den Arm. Es war klar, dass sie zu ihm wollte, ihn fragen wollte, sich aber nicht sicher war, ob sie das wirklich tun sollte. Es war das erste Mal seit über einer Woche, dass sie an getrennten Tischen saßen. Draco war nicht zu ihnen gekommen, dabei hatte er sie unter Garantie gesehen. Kurz darauf kam Pansy, blieb definitiv verwirrt in der Mitte des Raumes stehen und blickte von Draco zu Ron und Hermione, die beide ernst aussahen. Dracos schwarze Gemütswolke war kaum zu übersehen und sie schreckte davor zurück, ihm jetzt zu nahe zu kommen. Und weil sie neugierig war und Draco ihr niemals eine Antwort geben würde, wenn sie fragte, kam sie mit schlechtem Gewissen zu den beiden Gryffindors an den Tisch. „Was ist passiert?“ Hermione zuckte verzweifelt mit den Schultern. „Ich…“ „Harry ist heute Nacht zurück nach Gryffindor gekommen.“, sagte Ron tonlos. „Er war genauso aufgelöst wie er.“ Er nickte zu Draco hinüber. Irgendwie suchte er nach einem Funken Wut, den er wieder entfachen konnte, um dieser Hilflosigkeit zu entkommen, aber er fand keinen mehr. „Und wo ist Blaise?“ „Keine Ahnung.“ Hermione seufzte. „Alles zerbricht.“, murmelte sie. „Schon wieder…“ Ron legte ihr den Arm um die Schultern, was sie schweigend geschehen ließ. Ihre Schüssel war noch mehr als halbvoll. ~*~*~*~ Draco blieb einige Minuten still sitzen. Dann begann das Getuschel. Wie eine Woge breitete es sich in dem Saal aus. Als dann auch noch Goyle vorsichtig fragte, was los sei, weil sich Blaise geweigert hatte, zum Frühstück zu kommen, reichte es ihm. Er stand auf, ohne auch nur einen Bissen gegessen zu haben und verließ die Große Halle erhobenen Hauptes. Jedenfalls soweit es ihm möglich war. Er hatte schon jetzt keine Ahnung, wie er diesen Tag überstehen sollte. Wie er die erste Begegnung mit Harry überstehen sollte. Und mit Blaise. Er blieb stehen, lehnte sich müde gegen eine Wand. Konnte sich nicht der Boden auftun und ihn verschlucken? Konnte nicht sein Vater kommen und ihn einfach mitnehmen, um ihn umzubringen oder so? Konnte es nicht einfach aufhören? Jetzt und auf der Stelle? ~*~*~*~ Ron war aufgestanden, als Draco gegangen… geflohen war. Er rannte ihm hinterher und wunderte sich wirklich, dass er überhaupt nicht weit gekommen war. Er lehnte dort, ein paar Schüler blickten ihn unsicher an. Entschlossen ging Ron vorwärts, zog den Jungen zu sich herum. „Was ist verdammt noch mal passiert, dass Harry… dass du so eine Stimmung verbreitest?“ Er holte Luft, um Dampf abzulassen, um alle Anschuldigungen, die schon wieder auf seiner Oberfläche brodelten, zu unterdrücken. „Habt ihr euch gestritten oder was?“ ~*~*~*~ Draco hob den Blick und sah Ron an. Die grauen Augen waren verschleiert und er konnte nur allzu deutlich spüren, wie sehr sie brannten. „Dazu sind wir noch nicht einmal gekommen.“, antwortete er leise, kaum hörbar. Er lehnte die heiße Stirn gegen die kühle Wand. Er brauchte einen Moment, ehe er weiter sprechen konnte. „Ich habe Mist gebaut, Ron. Ich habe etwas getan, was ich niemals hätte tun dürfen.“ Seine Augen glänzten verdächtig, aber er hatte sich im Griff. ~*~*~*~ Ron starrte ihn an. Mist gebaut? Etwas getan, was er niemals hätte tun dürfen? „Was?“ Ein einziges Wort, aber es vermittelte die gesamte Anspannung in seinem Inneren, seine ganze unterdrückte Aggressivität. Er fühlte seine Vermutung bestätigt, wollte es aber hören. Er wollte es hören. Er musste es hören, um es glauben zu können. ~*~*~*~ „Du weißt es doch schon.“ Dracos Antwort war rau. Aber er konnte verstehen, dass Ron es hören wollte. Doch er hatte Angst davor. Dass alles nur noch realer werden würde. Dass der Schmerz noch größer wurde, die Wunde noch klaffender. ~*~*~*~ Ron starrte ihn an. „Du hast dich gegen ihn entschieden.“, sagte er tonlos. „Das ist es doch, oder? Du hast dich für Blaise entschieden.“ Beherrscht holte er Luft. „Ich kann das einfach nicht glauben. Du hattest mich dazu gebracht, dir zu vertrauen. Du hattest mich davon überzeugt, dass dir niemand wichtiger ist als er.“ Wieder holte er Luft. „Ich war schon entgeistert, dass das mit dem… Dreieck funktionieren konnte, aber das…“ Sein Gesicht wurde abfällig, seine Stimme verächtlich. „Am liebsten würde ich dir eine reinhauen. Verdient hättest du es. Wirklich. Aber ich denke, in diesem Fall tut es mehr weh, wenn ich es lasse.“ Er machte einen Schritt zurück, dann drehte er sich um und ging. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er war weiß im Gesicht. Er musste Harry finden. Er musste ihn finden, um auf ihn aufzupassen. Man hatte ja gesehen, wohin es führte, wenn der Junge sich betrogen fühlte. ~*~*~*~ Draco hatte gar keine Chance gehabt, irgendetwas dazu zu sagen. Rons Worte waren so schnell gekommen. Wie Ohrfeigen. Jedes einzelne. Wenn er das glaubte... Wenn... Er taumelte mehr, als dass er hinter dem Rotschopf her rannte, aber er holte ihn ein. Unsanft drückte er Ron gegen die nächste Wand. „Ich habe einen Fehler gemacht, ja. Einen verdammten Fehler. Ich habe mit Blaise geschlafen. Ja.“ Die grauen Augen funkelten Ron durchdringend an. „Aber ich bin nicht mit ihm zusammen und werde es nie sein. Ob du es glaubst oder nicht: Ich. Liebe. Harry.“ Die letzten drei Worte hatte er beinahe geschrieen. ~*~*~*~ Ron blickte ihn an. Aus seinen Augen sprach Verachtung. „Du hast eine seltsame Art ihm das zu zeigen.“, meinte er. „Ein Fehler… oh ja.“ Wenn er an Harrys unterkühlte, zitternde Gestalt gestern dachte, an die Träume, von denen er nicht wissen konnte, dass er sie immer hatte, wenn Draco nicht da war. „Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht nur Glück gewesen ist, dass er überhaupt zurück ins Schloss gekommen ist…“ ~*~*~*~ Draco wich zurück. Eine einzelne Träne löste sich aus den grauen Augen, bahnte sich den Weg durch die hellen Wimpern hinunter über seine Wange. Er verbarg sie nicht. Genauso wenig die, die ihr folgten. „Es tut mir Leid.“, wisperte er gerade noch hörbar. „Es tut mir so Leid!“ ~*~*~*~ Ron setzte gerade dazu an, etwas wirklich Vernichtendes zu sagen, als eine Hand sich auf seine Brust legte. Er blickte Hermione an, die wirklich ernst aussah. „Was?“, fragte er grantig, gerade als Pansy ihre Arme um Draco legte und seinen Kopf gegen ihre Wange zog. Sie war ein gutes Stück kleiner als er, aber das minderte die Bedeutung der Geste nicht. „Es ist okay. Er hat es verstanden.“ Hermiones Worte klangen dunkel in dem Gang. Ron fiel auf, dass keiner sie mehr wahrnahm, wusste, dass Hermione ihren Spezialzauber gewirkt hatte, dass sie deswegen nur eine Hand hatte, um ihn zurückzuhalten. „Soll ich ihm jetzt verzeihen?“, blaffte er. Sie sah ihn an. „Das kann wohl keiner von dir verlangen.“, meinte sie. „Aber es geht weniger darum, denke ich. Es geht wohl eher darum, ob Harry ihm verzeihen kann.“ ~*~*~*~ Kurz war Draco versucht, vor Pansy zurückzuweichen, aber dann ließ er es zu, dass sie ihn festhielt. Dass sie ihn berührte. Es dauerte eine Weile, bis er den Kopf erneut hob. „Du musst dich nicht zurückhalten, Ron. Keiner von euch. Ich habe nichts anderes verdient als Verachtung, Hass und was sonst noch.“, sagte er fest, was Pansy ein erschrockenes Keuchen entlockte. „Draco! Du...“ Reflexartig verpasste sie ihm eine Ohrfeige, die einen roten Handabdruck auf seiner Wange zurückließ. „Oder das.“, ergänzte er ruhig. ~*~*~*~ Ron legte gleich nach. Diese Worte… Und er nutzte nicht nur die Hand, er nahm seine Faust. Mit voller Kraft. „Du Vollidiot!“, schrie er ihn an, als Draco gegen die Wand taumelte. „Anstatt hier in Selbstmitleid zu versinken, solltest du ihn suchen gehen! Harry rennt hier irgendwo im Schloss rum und der einzige, der an diese verdammte Karte herankommt, um ihn zu finden, das bist du!“ Er schüttelte Hermiones Hand ab, die nun auch von Pansy mit dunklen Augen zurückgehalten wurde. „Geh dich bei ihm entschuldigen, anstatt hier rumzuheulen wie ein jämmerlicher Hund, der sich selbst auffrisst, weil er Schmerzen hat! Du hast gesehen, was passiert, wenn der Kerl durchknallt!“ Er holte zum zweiten Mal aus, doch er stoppte mitten in der Bewegung, richtete sich etwas auf, entspannte seine Nackenmuskeln, indem er den Kopf ein bisschen kreisen ließ. „Ich kann sowieso nicht nachvollziehen, warum du ihn hast gehen lassen. Mitten in der Nacht. Noch dazu mit Besen! So bescheuert kann man doch einfach nicht sein, nachdem man schon einmal verhindert hat, dass er sich selbst ins Unglück stürzt!“ ~*~*~*~ Draco rieb sich den Kiefer und wischte das Blut von seiner Lippe. Seine ganze rechte Seite fühlte sich taub an. Schwach nickte er. Ron hatte Recht. Und vielleicht... Er klammerte sich an dieses winzige bisschen Hoffnung, dass irgendwie noch alles – vielleicht - gut werden konnte. Ganz vielleicht. „Ich konnte ihn nicht zurückhalten.“, antwortete er jedoch noch auf Rons Vorwurf, schon halb in der Bewegung. „Er war weg, ehe ich auch nur ein einziges Wort sagen konnte.“ Er ergriff Pansys Arm und zog sie mit. Er konnte nicht alleine gehen. Nicht in diesen Raum. ~*~*~*~ Ron folgte den beiden wie ein wutschnaubender Stier, zog die hilflose Hermione an der Hand hinter sich her. Sie war kurz davor, vorzuschlagen, den Zauber wieder aufzufrischen, der Harry aufspüren konnte, solange er sich innerhalb von einem Kilometer Radius um sie herum befand. Er war vor einigen Wochen verfallen, und sie hatte ihn nicht mehr aufgefrischt, weil sie es nicht richtig gefunden hatte, aber jetzt… Rons Worte hatten ihr Angst gemacht. Was, wenn Harry wirklich wieder Unsinn machte? Ron war ebenfalls besorgt, auch wenn er ein wenig gereizter war. Die Gänge, die sie entlanggingen, waren von ihm selten benutzt und er war schon kurz davor, wieder loszutoben, was Draco sich dabei dachte, hier herumzustromern, während wer-weiß-was passieren konnte, da hielten sie vor einer Wand. Ihm fiel die Kinnlade herunter, als er das hässliche Bild sah. Ein Troll. Mit einem rosafarbenen Rüschenkleid! „Was tust du hier?“, grollte er los, doch Hermione legte ihm wieder beruhigend eine Hand auf den Arm. Sie war schon ein paar Mal vor dieser Wand gewesen. Anscheinend war es doch kein Trugschluss gewesen, dass sie hinter diesem Bild gewesen waren. ~*~*~*~ Draco warf Ron nur einen kurzen Blick zu, führte das Ritual stillschweigend durch, merkte sich, dass diesmal auch die drei den Raum betreten können sollten - und öffnete die plötzlich erschienene Tür. „Moment.“ Er wusste, wo Harry die Karte immer ließ. Dennoch kostete es Mühe, Harrys Teil des Schranks zu öffnen und schließlich das Stück Papier herauszuholen. Es tat weh. Unbeschreiblich weh. Noch auf dem Weg zu den anderen tippte er mit dem Zauberstab dagegen und aktivierte sie. Seine Augen suchten sofort nach Harrys Namen. ~*~*~*~ Ron, Hermione und Pansy waren fast andächtig eingetreten und zumindest dem Rotschopf war die Kinnlade runtergefallen, als er sah, wie die beiden hier lebten. Überall grün, überall Löwen und Schlangen. Die Kessel, das Bett, das Chaos hier drin, aber vor allem die Größe verblüffte ihn. Alles, was man brauchte, war hier, nichts schien zu fehlen. Sogar ein Bad schien es zu geben, was die halb geöffnete Tür verriet. Mit Badewanne. „Wow…“, staunte er, doch als Draco mit der Karte ankam, war seine Aufmerksamkeit sofort wieder bei Harry. Er ließ seine Augen über die Stellen wandern, wo er Harry vermuten würde: Hagrids Grab, den Fünftklässlerschlafraum, die Eulerei, den Unterrichtsraum zog er auch in Betracht. Immer wieder blätterte er um, klappte Kartenteile auf und wieder zu, um zu bestimmten Räumen zu kommen, um verschiedene Stockwerke zu finden. Damit nahm er Draco jegliche Bestimmungsgewalt aus der Hand. Dann schoss plötzlich Hermiones Hand vor und sie schlug die Seite, die er weggeblättert hatte, zurück. „Da ist er.“ Sie deutete auf zwei kleine Füße in einem winzigen halbrunden Raum, die sich nicht bewegten. Der Raum war nahe dem Nordturm - oder besser gesagt, am Nordturm. Einer jener kleiner Erker oder Balkone, von denen der Turm mindestens ein Dutzend hatte. Eher Balkon, denn die Füße saßen mitten auf der Außenmauer. Hermione biss sich auf die Lippe. Mensch, da oben war es windig! ~*~*~*~ Mit einem stummen Accio rief der Blonde seinen Besen zu sich. Mit einem weiteren stummen Zauber sprang das Fenster auf - mittlerweile kannte er sich mit Stummmagie auch einigermaßen aus und gerade war er nicht in der Lage, irgendeinen Ton über die Lippen zu bringen. Er schwang sich auf den Nimbus 2002 und schoss aus dem Fenster. Sofort nutzte er den Wind und ließ sich Richtung Nordturm treiben. Er mied die Seite, wo sich Harry befand, damit dieser ihn nicht noch sah und wieder verschwand - das hätte er im Moment wirklich nicht ertragen. Auf dem Turm landete er, öffnete die Tür mit einem simplen Alohomora und ging dann langsam so weit hinunter, bis er den Erker erreicht hatte, in dem sich Harry befand. Zögernd blieb er an der rauen Wand stehen. Während des Flugs hatte er sich noch alles überlegt, was er ihm sagen wollte, doch jetzt war sein Mund ausgetrocknet wie die Sahara und er fand keine Worte mehr. Doch, eins. „Harry...“, sagte er leise. In seiner Stimme schwangen Schmerz, Schuld, Selbsthass, Angst, unendliche Traurigkeit, aber auch aufrichtige Zuneigung mit. ~*~*~*~ Harry zuckte schon zusammen, als die Tür sich öffnete, hatte er doch allein sein wollen und erwartete schon fast eine Schimpftirade von Filch, weil er unerlaubterweise auf dem Nordturm war, aber die Stimme… Alles in ihm zog sich zusammen. Seine Hände krallten sich in die Brüstung, an der er saß, seine Füße drückte er gegen die Mauer unter sich, während er den Kopf wieder in den Armen versteckte. Dieser Platz mit seiner Aussicht, der sicheren Art und Weise, wie man mit den Füßen direkt über dem Nichts schweben konnte, ohne sich anstrengen zu müssen, die Tiefe unter ihm und dem Wind um sich herum hatten es ihm angetan. Hier hatte er das Gefühl gehabt, dass alles nicht so schlimm war, dass er damit würde leben können, weil es doch alles so weit fort gewesen war. Aber jetzt… Er biss sich auf die Lippe. Draco war da. Er konnte es nicht ertragen, ihn da stehen zu haben. Es tat zu sehr weh. Es hielt ihm vor Augen, was er verloren hatte! Letztendlich tatsächlich verloren. Tränen drängten sich an die Oberflächen und wurden von seinem Ärmel sofort aufgesaugt. Er antwortete nicht, konnte gar nicht. ~*~*~*~ Zögernd tat Draco zwei Schritte vor und blieb wieder stehen. Er wollte nichts lieber als Harry zu berühren, aber er hatte das Gefühl, das nicht zu dürfen, es nie wieder zu dürfen. Er hatte sein Recht darauf verwirkt. „Es tut mir so Leid.“ Seine Stimme war nur ein raues Flüstern, aus dem unterdrückte Tränen sprachen. „Ich... ich kann es verstehen, wenn du mich nicht sehen und nicht mit mir reden willst, aber... bitte, hör mir wenigstens zu, ja? Bitte!“ Er flehte. Das erste Mal in einem Leben bettelte er wirklich um Aufmerksamkeit und etwas Zeit. ~*~*~*~ Harry bekam es gerade noch so auf die Reihe zu nicken. Er hatte gehofft. Er hatte gehofft, dass Draco ihn umarmen würde, aber… Er kauerte sich noch etwas zusammen, sich innerlich darauf vorbreitend, die Worte zu hören, die er erwartete. Die Beichte, dass Draco Blaise gewählt hatte. Allein der Gedanke ließ seine Schultern beben. ~*~*~*~ Das Nicken erleichterte Draco wenigstens etwas. Zumindest würde er ihm zuhören. Jetzt hieß es nur noch die richtigen Worte zu finden. Wenigstens aufrichtig sein, wollte er. Wenigstens das. Denn etwas anderes konnte er jetzt nicht mehr tun. „Ich... Gestern... nach dem Quidditchtraining... Ich... habe mit Blaise... geschlafen.“ Er starrte auf Harrys Rücken, konnte das Zusammenzucken sehen, meinte seinen Schmerz zu spüren. „Es tut mir so unendlich Leid, Harry. Wenn ich es ungeschehen machen könnte, dann würde ich es sofort tun. Ich... habe es sofort bereut, aber ich kann es nicht mehr ausradieren...“ Die Zunge wurde ihm schwer und gehorchte ihm nicht mehr. Ein heiseres Aufschluchzen entwich ihm. „Ich... ich... verstehe es, wenn du mich nie wieder sehen willst. Wenn du jetzt sagst, dass du mich hasst... Und dich fragst, wie du mich jemals lieben konntest... Und wenn du daran zweifelst, ob ich dich liebe... Aber ich liebe dich, Harry. Mit jedem auch noch so kleinen Stück meines Herzens. Ich weiß, ich habe jedes Recht verwirkt, das zu sagen, aber... ich bitte dich um Verzeihung. Ich... bettele darum...“ Er war immer leiser geworden und schwieg jetzt, die Augen fest auf Harrys Rücken gerichtet. ~*~*~*~ Harry hatte den Worten gelauscht, hatte das gehört, was hatte kommen müssen und hätte sich am liebsten gleich vom Turm gestürzt, was er nicht konnte, weil sein Körper nicht das tat, was er wollte. Jetzt… jetzt gleich, hatte er gedacht. Bis die Beichte plötzlich umgeschlagen war. Wenn ich es ungeschehen machen könnte… Ich habe es sofort bereut… Er keuchte auf, schluchzte, als die Luft, die er unbewusst angehalten hatte, sich ihren Weg nach draußen suchte. Er… liebte ihn noch immer. Er… Ganz vorsichtig drehte er sich ein Stückchen, spähte hoffnungsvoll zu ihm hinüber. Er hoffte, das, was er in der Stimme gehört hatte, auch in seinem Gesicht wieder zu finden. Es war ganz offensichtlich ein Fehler gewesen, denn er hatte plötzlich das Gefühl, dass alles, was in ihm war, sich verdoppelte; der Schmerz, die Sehnsucht, die Verzweiflung - die Hoffnung. Dracos Anblick war so jämmerlich traurig, so unendlich verloren, dass es ihm das Herz so sehr zusammenzog, dass er aufgrund der Größe allein nicht mehr lebensfähig sein dürfte. Irgendwie brachte er es zustanden, einen seiner Arme von dem Geländer zu lösen und die Hand nach ihm auszustrecken. Eine eindeutige Geste. Zu Worten war er noch immer nicht fähig. Genauso wenig, wie er seinen Knien zutraute, jetzt aufzustehen und zu ihm zu gehen. ~*~*~*~ Draco konnte es nicht fassen, als Harry wirklich die Hand nach ihm ausstreckte. Tränen rannen ihm über das Gesicht. Tränen der Erleichterung, der Hoffnung und auch immer noch des Schmerzes und der Verzweiflung. Er kam auf ihn zu, ergriff seine Hand, ging neben ihm in die Knie und drückte ihn in einer einzigen fließenden Bewegung an sich. „Verzeih mir. Bitte... Bitte, verzeih mir!“, flehte er und drückte sein Gesicht in den dunklen Umhang. Harrys Geruch und Wärme überfluteten ihn, erinnerten ihn nur zu sehr an das, was er mit seiner Torheit aufs Spiel gesetzt hatte, was er vielleicht dennoch verloren hatte. Sein Körper bebte unkontrolliert, während seine Hände zitternd durch Harrys schwarzes Haar strichen. ~*~*~*~ Harry lächelte schwach unter Tränen. Irgendwie lösten sich gerade diese fiesen Knoten in seinem Bauch, ließen die Erleichterung zu, die ihn überfluten wollte. Er schluchzte auf und strich ihm durch die Haare, zittrig, fahrig. Er bebte am ganzen Körper, seine Hände waren kalt, wie er auf Dracos Haut spüren konnte. „Ich könnte dich gar nicht hassen.“, erklärte er ihm wie in Gedanken. Eine Windbö nahm die Worte mit sich, fegte über sie hinweg, zerrte an ihren Haaren und Kleidern. „Wenn ich dazu fähig wäre, täte es nicht so weh.“ ~*~*~*~ Dracos Schluchzen wurde nur lauter und heftiger. Seine Augen brannten und jede einzelne Träne tat so weh, als wenn sie sich auf ewig in ihn hinein graben würde. Er konnte nichts mehr sagen, gar nichts mehr. Er presste Harry an sich, streichelte ihn fahrig weiter. Dann hob er sein Kinn an und küsste ihn. Verzweifelt und zugleich doch mit einem Herzen voller Hoffnung. Hoffnung, dass es irgendwie doch noch nicht vorbei war... ~*~*~*~ Harry schluchzte erneut, schloss die Augen, erwiderte zaghaft. Er wünschte sich im Moment nichts sehnlicher als das, aber gleichzeitig tat es so unendlich weh. Das war der Grund, warum der Kuss so keusch blieb, nicht tiefer ging. Das war der Grund, warum er den Kuss recht schnell wieder abbrach. Traurig blickte er ihn an. „Entschuldige, ich…“ Ihm fielen keine Worte ein, das zu begründen. Es kamen nur wieder Tränen. Er zog die Beine unter dem Geländer heraus, drehte sich vollständig um und kauerte sich zusammen, klammerte sich an ihn. Wie sollte er ihm begreiflich machen, dass genau das gerade nicht ging? Dass er genau dazu nicht fähig war, ohne daran zu denken, was passiert war? Wie sollte er ihm begreiflich machen, dass es einfach wehtat, wenn er ihn küsste? Dass es wehtat, wenn er ihn nicht küsste… „Ich kann dir das verzeihen.“, wisperte er erstickt. „Aber ich kann es nicht vergessen. Es tut mir so Leid. Ich will ja, aber…“ Er presste die Augen zusammen, als wieder Bilder in seinem Kopf auftauchten, die er da nicht haben wollte. „Lass mir noch Zeit. Lass mir bitte noch ein bisschen Zeit.“ ~*~*~*~ Draco nickte und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. „Alle Zeit, die du haben willst.“, versprach er. „Ich... Du sagst, wie es weiter geht. Was... was du willst, ja? Alles... alles liegt in deinen Händen. Okay?“ Seine grauen Augen schwammen noch immer in Tränen, als er Harry anblickte. Er konnte ihn so gut verstehen. Es ging nicht, dass sie einfach von jetzt auf gleich zur Normalität zurückkehrten. Das war absolut unmöglich. Er spürte es selbst. Er würde auch Zeit brauchen - um sich selbst vergeben zu können. „Sollen... sollen wir hier einfach noch etwas sitzen bleiben?“, fragte er schließlich leise. ~*~*~*~ Harry nickte. Dracos Worte machten ihn glücklich, erleichterten ihn aber auch. Er hatte schon fast befürchtet, dass er dann doch gehen würde - was noch immer passieren konnte. Aber Draco war es gewesen, der ihm gesagt hatte, er solle lernen, seine Wünsche zu formulieren. Und das war zwar kein Wunsch aber eine Notwendigkeit. Vorsichtig strich er über die tränennasse Wange, strich eine dort festgeklebte Haarsträhne zur Seite. „Dir ist kalt.“, sagte er leise. Er spürte es vielleicht nicht, aber die Nase und die Ohren waren gerötet, was mit Sicherheit nicht nur vom Weinen kam. Am liebsten würde er hier mit ihm sitzen bleiben. Im Wind und unter ihnen nichts als weit entfernter Boden. Aber das war unvernünftig. Und dieser Ort war nicht nur kalt, er war auch mit einer Stimmung verhangen, die für sie nicht gut war. Weder für ihn noch für Draco. Es war fast so, als hätte die Verzweiflung hier Fuß gefasst und wäre mit den Bruchsteinen verwachsen, aus denen das Schloss gemauert war. Er wollte sie nicht mehr spüren müssen. „Lass uns irgendwohin gehen, wo es nicht so trübe ist.“ Er wollte bei ihm sein. Zumindest das. Es war ihm ein so großes Bedürfnis, dass er es gar nicht beschreiben konnte. Draco loszulassen, um aufzustehen, erschien ihm wie ein unüberwindbares Hindernis. ~*~*~*~ „Okay.“, antwortete der Blonde und während er aufstand, zog er Harry mit sich. Er wollte ihn nicht loslassen, den Kontakt nicht unterbrechen. Er wollte ihn bei sich spüren - um glauben zu können, dass es noch nicht vorbei war. Dass sie noch immer zusammen waren und es bleiben würden. „Wohin auch immer du gehen willst, ich bin dabei.“ ~*~*~*~ *~*~*~*~*~*~*~*~*~ Hermione, Ron und Pansy beobachteten mit gewisser Erleichterung, wie die beiden Punkte gemeinsam von diesem Turm kamen, langsam vielleicht, aber immerhin schien zwischen ihnen wenigstens diese eine Mauer gefallen zu sein. Das Gryffindormädchen lächelte erleichtert, doch nur schwach, denn ihr war vorhin beim Durchblättern noch etwas anderes aufgefallen. Jetzt schlug sie die Karte um, was Ron protestieren ließ, aber sie achtete nicht darauf, sondern suchte den Punkt, den sie vorhin gesehen hatte. Sie fand ihn noch genau da, wo er vorhin gewesen war. Im Slytherinfünftklässlerjungenschlafraum: Blaise. Er war in seinem Bett. Schweigend deutete sie darauf und blickte die beiden anderen an. „Was sagt ihr?“ Pansy nickte nur, beachtete Rons Schnauben gar nicht. „Kommt… kommt ihr mit?“, fragte sie leise. „Ich glaube, allein schaff ich das nicht.“ Hermione lächelte mitleidig. Sie verstand das sehr gut und wenn sie ehrlich war, dann wollte sie ihre Freundin auch nicht alleine gehen lassen. Am Ende zerbrach sie auch noch, weil die Aufgabe zu schwer für sie war. Noch ein blutendes Herz konnten sie im Moment wirklich nicht gebrauchen. „Wenn du uns reinschleust, dann kommen wir mit.“, bot sie an. Ron neben ihr machte große Augen, was nicht beachtet wurde. „Ich weiß nicht… das…“ „Hey, komm. Es ist ein Notfall. Und mit dem Zauber bemerkt uns auch keiner, wenn wir direkt neben ihm stehen.“ Pansy gab nach, dankbar umarmte sie ihre Freundin, wobei sie die Karte zerknitterte, was nicht beachtet wurde. Das Ding sah eh so aus, als wäre es schon über tausend Jahre alt. Sie machten sich auf den Weg. Ron stapfte missmutig hinterdrein. Die Gänge waren leer, doch sie hatten das Pech, dass es just in diesem Moment zum Ende der ersten Unterrichtseinheit läutete. Das war wirklich Pech, denn wenn ihre Klassenkameraden sie sahen, mussten sie erklären, warum sie nicht zum Unterricht gingen. Das könnte wahrlich lustig werden. Sie hatten Glück im Unglück. Es waren nicht ihre Klassekameraden, die sie ansprachen. Es war nur Ginny. „Hallo.“ Sie hatte Hermione und Pansy eingeholt und lief nun neben ihnen. Ihre Tasche umklammerte sie mit beiden Armen, sie hatte gerötete Wangen und blickte mehr auf den Boden als auf sie. „Was war heute los? Warum waren Harry und Blaise nicht beim Frühstück? Und warum ist Draco so schnell weggelaufen?“ Sie war eine der wenigen, die sie wirklich schon mit Vornamen ansprach. Hermione lächelte weich. Ginny war süß. Und wie. Es war bekannt, wie sehr sie Harry vergötterte, seit dieser sie gerettet hatte, aber in der letzten Zeit war ihr Interesse ein wenig umgeschwenkt. „Es geht ihnen nicht so gut im Moment.“, gab sie etwas verspätet eine Antwort. „Wir wollen Blaise grade besuchen. Möchtest du mit?“ Das rothaarige Mädchen nickte. Irgendjemand hatte ihr im Unterricht zwei Zöpfe geflochten, denn am Morgen waren sie noch nicht da gewesen. Es sah niedlich aus. Was war sie erstaunt, als sie nicht zur Krankenstation gingen, sondern hinab in die Kerker. Misstrauisch wurde sie langsamer. „Wohin gehen wir?“ Ron knurrte unzufrieden. „Wir gehen ins Schlangennest, weil der Kerl sich da drin verbarrikadiert.“ Hermione piekte ihm in die Schulter. „Komm schon. So schlimm ist das nicht.“ Sie wandte sich wieder an Ginny. „Du brauchst keine Angst zu haben. Man erwischt uns nicht.“ „Außer die Bilder verpetzen uns…“, murrte Ron, weswegen er diesmal von Pansy einen Piekser bekam. „Dann bleib doch hier!“ „Damit ihr Mädchen schutzlos seid, wenn Warrington euch doch erwischt?“ „Wir sind durchaus in der Lage uns zu verteidigen.“, erklärte ihm Pansy trocken, was ihn wieder schnauben ließ. Er blieb bei ihnen, wie auch Ginny, die allerdings Hermiones Hand genommen hatte. Ihr war nicht wohl bei der Sache, aber wenn es Blaise nicht gut ging, dann wollte sie wissen, warum, und ob sie helfen konnte. Sie mochte ihn doch. ~*~*~*~ Pansy hielt vor der nassen Wand inne, murmelte das Passwort und trat hindurch. Die anderen drei folgten ihr. Es war gut, dass Hermione die drei Gryffindors getarnt hatte, denn im Gemeinschaftsraum trafen sie auf zwei hektische Zweitklässler, die mit vergessenen Hausaufgaben an ihnen vorbeihetzten. Langsam führte Pansy die drei die Treppe hinauf in den Jungenschlafraum. Die Tür stand sperrangelweit offen. An Blaises Bett waren die Vorhänge zugezogen. Die Stimmung in diesem Raum ließ sich kaum noch mit etwas anderem als Schmerz und Verzweiflung beschreiben. Das Slytherinmädchen schluckte hart und blickte zu Hermione, deren Hand von Ginny beinahe zerquetscht wurde. Dann trat sie langsam auf das Bett zu und zog die Vorhänge zurück. Beinahe wie in Zeitlupe. Blaise hatte ihnen den Rücken zugedreht. Die Decke lag quer über seinen Beinen und er trug nur seine Boxershorts. Die bloße Haut seines Rückens war mit roten Kratzern überzogen - nur allzu deutlichen Spuren des gestrigen Tages. „Blaise?“, fragte Pansy leise. „Geht.“, bekam sie als Antwort. „Geht.“ ~*~*~*~ Hermione kam auch näher, zog die sich an sie klammernde Ginny mit sich. Ron blieb an der Tür stehen, die er schloss und magisch versiegelte. Jetzt waren sie hier erstmal sicher. „Blaise.“ Sie lächelte schwach. „Wir sind hier, damit du nicht alleine bist und dich weiter selbst kaputt machst.“ ~*~*~*~ Blaise gab darauf erst einmal keine Antwort. Er schwieg und beinahe schien es auch, als wenn er nichts sagen würde, bis er schließlich doch sprach. „Wieso?“ Er setzte sich auf und drehte sich langsam um. Die schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und auf die Schultern. Seine Augen waren rot und seine Lippen aufgesprungen. Auch seine Brust war mit roten Kratzspuren übersät. „Was kümmert es denn noch? Ich habe Harry verraten. Ihn verletzt. Ihr solltet bei ihm sein. Nicht bei mir.“ Schuld lag in den schwarzen Augen. Pansy blickte hilflos zu Hermione hinüber. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Alle drei, Draco, Harry und Blaise, zerfetzten sich selbst und rissen sich in ganz kleine Stücke. Wie sollte man da noch helfen? ~*~*~*~ Hermione ließ Ginny los, setzte sich auf das Bett und zog ihn in die Arme, was Rons Augen ganz schmal werden ließ. „Harry hat jemanden, der ihn tröstet.“, sagte sie leise. Diese Worte fielen ihr nicht leicht. „Du nicht.“ Ganz sachte strich sie ihm durch die Haare, sah ihn nicht an, weil sie fürchtete, dass diese Erkenntnis für Blaise noch schmerzhafter werden würde. Aber Wahrheit war eben ein unersetzliches Gut. ~*~*~*~ Blaise seufzte leise und lehnte sich vorsichtig gegen Hermione. Sie war ganz warm, dagegen erschienen ihm seine Hände, ja, sein ganzer Körper, noch kälter als ohnehin schon. „Merlin sei Dank.“, flüsterte er rau, was Pansy verwirrt die Augenbraue heben ließ. Blaise war erleichtert, dass Draco zu Harry gegangen war? Irgendetwas lief bei diesem Jungen definitiv schief! Etwas anderes wäre zu erwarten - und vor allem auch nachvollziehbar gewesen! - Aber nicht das! ~*~*~*~ Ginny war ebenfalls verwirrt. Sie hatte von dem Desaster ja nichts mitbekommen, wusste nicht einmal worum es ging. Aber die Stimmung hier war wirklich schrecklich. Abgrundtief. So wie Harrys am Morgen, als sie ihn kurz gesehen hatte. Sie bückte sich, als sie eine Bewegung am Boden wahrnahm, und hob Claire auf die Arme, die glücklich auf einem ihrer Zöpfe herumzukauen begann. Sie blickte etwas traurig auf den Jungen hinab, der so verzweifelt war. Ihr Herz war so schwer. Sie wollte wissen, was los war, aber fragen traute sie sich nicht. Hermione zog inzwischen die Decke über Blaise und Ron war so aufmerksam, den Kamin endlich mal anzumachen. Mensch, war das hier normal, dass es so kalt war? Grausig. Er fröstelte. Irgendwie erschien es ihm auch hier schwierig, richtig böse zu sein. Er hatte mitbekommen, wie Blaise litt, der Junge hatte ihm sein Herz ausgeschüttet, aber das machte es alles nicht einfacher. Er musste irgendwie differenzieren, konnte ihm das nicht verzeihen, wo er doch gewusst hatte, was auf dem Spiel stand, aber andererseits konnte er es ihm auch nicht verdenken. Schwierige Situation. Schließlich seufzte er. „Ich werde Getränke zaubern. Wer will was? Kakao, Tee, Limonade, das steht zur Auswahl, mehr kann ich nicht.“ Hermione lächelte ihm dankbar zu. „Kakao.“, erklärte sie. Ginny nickte nur. ~*~*~*~ „Kakao.“, kam es leise von Blaise. „Warm, bitte.“ Zitternd drückte er sich etwas näher an Hermione. Pansy nickte ebenfalls. Kakao war gut. Schokolade half schließlich gegen Schockzustände. „Was genau ist eigentlich passiert?“, fragte sie schließlich. Sie wusste es letztlich durch Dracos Geständnis. Aber sie wollte es von Blaise hören. Harte, schmerzhafte Fakten. Damit er darüber sprach. Die Frage ließ Ginny aufhorchen und sorgte dafür, dass Blaise sich noch etwas kleiner machte. Aber vor der Wahrheit konnte er nicht wegrennen. Das ging einfach nicht. „Ich... Es...“, begann er, brach wieder ab und nach einem Moment des tiefen Durchatmens, schaffte er es dann, es auszusprechen. „Draco und ich... wir... haben... miteinander... geschlafen...“ Pansy sog scharf die Luft ein. Es auch von ihm zu hören, das war seltsam schockierend. „Aber...“ „Ich weiß.“ Blaise blickte sie an. „Das hätte einfach nie passieren dürfen. Niemals! Ich weiß es! Und es tut mir unendlich Leid. Ich... ich hab mich verführen lassen.“ Er schluchzte trocken auf und vergrub das Gesicht an Hermiones Schulter. ~*~*~*~ Diese drückte ihn an sich. Es tat weh, ihn so zu sehen. Aber irgendwie konnte sie ja auch nichts für ihn tun. Harry… Blaise… Draco hatte sich entscheiden müssen. Und hatte es – hoffentlich – endlich getan. Es war langsam echt nicht mehr feierlich. Ginnys Augen hatten sich auch geweitet, als sie das gehört hatte, und sie war flammendrot geworden, was mit den ebenfalls roten Haaren ziemlich schräg aussah. Wieso… wieso waren alle, in die sie sich verliebte, vom anderen Ufer? Warum sie alle schwul? Ron kam von dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers mit einem Tablett, auf dem inzwischen fünf Tassen heiße Schokolade standen und eine große Schüssel mit unterschiedlichsten Keksen und Süßigkeiten. Er stellte es auf das Bett und setzte sich daneben, schwieg, während er dem Schwarzhaarigen eine Tasse reichte und dann an die anderen verteilte. Seine Schwester setzte sich neben ihn, auf die andere Seite und kraulte Claire den Hals, die sie auf ihrem Schoß abgesetzt hatte. Sie war den Tränen nah. ~*~*~*~ Blaise löste sich von Hermione, um die Tasse anzunehmen und schlang die kalten Hände eng darum. „Danke.“, schniefte er leise und nippte an der heißen Schokolade. Mit dem Arm wischte er sich über die Augen und blickte die anderen an. Pansy sah mitgenommen aus und saß ihm gegenüber auf Dracos Bett. Hermione lächelte ihn besorgt und mitleidig an. Rons Miene war sichtlich zerrissen und Ginny sah reichlich verwirrt und schockiert aus. Claire hatte sich in ihre Hände geschmiegt und schien die Streicheleinheiten zu genießen. Vorsichtig lächelte Blaise, als wenn er versuchen wollte, ob er das noch konnte. „Sie mag dich.“ ~*~*~*~ Das Mädchen sah ihn an, erwiderte das Lächeln schüchtern. „Sie ist niedlich.“ „Sie war mal ein Brötchen, das er essen wollte…“ Für diesen Spruch bekam Ron eine Kopfnuss von Hermione, aber sie konnte sich schlecht ein Grinsen verkneifen. Sie griff nach der Schale und bot Blaise Kekse an. „Magst du?“ Doch Ginny war nicht bereit, das Thema so schnell fallen zu lassen. „Was heißt das, sie war ein Brötchen und er wollte sie essen? Hast du sie in ein Brötchen verwandelt und es ihm untergejubelt?“ Sie funkelte ihren Bruder böse an. „Wenn ja, dann…“ „Harry hat das Brötchen, das er essen wollte, in Claire verwandelt.“, sagte er. „Es gab eine Zeit, da hat Blaise Schildkröten nicht ausstehen können.“ Ginny blinzelte irritiert, dann sah sie zu Blaise, der wieder Kakao nippte und sachte hinein blies, um ihn zu kühlen. „Boah, wie fies ist das denn?“, fragte sie entsetzt. Das hätte sie maximal den Zwillingen zugetraut, aber nicht ihrem großen Idol! ~*~*~*~ Zögernd nahm Blaise einen Keks und knabberte daran. Irgendwie kam ihm das alles hier so unwirklich vor. Er schenkte Ginny ein weiteres vorsichtiges Lächeln und fügte hinzu: „Du hast die Sache mit dem Kuss für die Schildkröte vergessen, Ron.“ Pansy musste jetzt kichern. Sie erinnerte sich noch sehr genau an diese Szene. Da waren sie alle noch viel entspannter gewesen. Der Umgang war leichter gewesen. Jetzt wurde ihrer aller Freundschaft auf eine sehr harte Probe gestellt und sie hatte Sorge, dass sie diese nicht bestehen würden. ~*~*~*~ „Tja… Das waren sie gemeinsam. Blaise hat sich ein wenig weit aus dem Fenster gelehnt, da haben sie ihn abgekitzelt. Seine einzige Chance, sich freizukaufen, war ein Kuss für Claire.“ Ron grinste, als er sich daran erinnerte. Das war seine erste Berührung mit den Slytherins gewesen und damals war er gar nicht begeistert gewesen, aber jetzt, im Nachhinein, war das lustig gewesen. Ginny blickte der Reihe nach alle an, um sich diese Geschichte zu bestätigen lassen, dann zurück zu Blaise. Sie sagte nichts mehr. Diese Geschichte hatte sie geplättet. Absolut. Sie trank einen Schluck Kakao und streichelte Claire weiter. Wenn Blaise sie geküsst hatte, dann war es wahrscheinlich seine. Das machte sie ein bisschen glücklich. ~*~*~*~ Blaise lächelte bei Rons Erklärung und nickte dann. „Ich hoffe... wir kommen da noch einmal hin.“ Sein Blick wurde wehmütig. „Und dass ich nicht alles kaputt gemacht habe.“ „Jetzt halt mal die Luft an. Draco und Harry sind an dem ganzen Desaster kein bisschen unbeteiligt. Vor allem Draco nicht! Gib dir jetzt bloß nicht allein die Schuld!“, fuhr Pansy ihn an, so heftig, dass Blaise zusammenzuckte. ~*~*~*~ Hermione lachte bei diesem kleinen Ausbruch. „Sie hat vollkommen Recht, Blaise. Du solltest nicht dir allein die Schuld geben. Zu einem Fehler gehören doch immer mehrere. Außerdem sind sie ja nicht die einzigen, die leiden.“ Sie strubbelte ihm durch die eh wirren Haare. „Und wenn es dich beruhigt: Sie wissen beide, wie man vergibt. Harry hat Draco offenbar vergeben, da kann er das bei dir sicher auch.“ „Harry gibt jedem eine zweite, dritte oder auch hundertste Chance, wenn er daran glaubt, dass er sich ändert.“ Ron hatte sich eingeschaltet. „Bei Mione war das so und warum hätte er sonst Freundschaft mit Slytherins schließen sollen. Mit dem Slytherin schlechthin?“ Er seufzte, zog die Knie an und stützte die Ellbogen drauf. „Außerdem seid ihr jetzt quitt. Er hat dir weh getan, du ihm… Und Draco gibt dir nicht mal die Schuld.“ Mann, das nervte ihn. Diese bescheuerten Liebessachen waren nicht sein Ding und trotzdem ging es momentan nur darum. „Also mach dir keine Sorgen.“ Ginny rümpfte die Nase. „Du bist unsensibel.“, moserte sie, obwohl sie keine Ahnung hatte, was jetzt schon wieder Sache war, warum sie quitt waren. Sie lächelte Blaise an. „Vielleicht solltest du mit ihnen reden.“, schlug sie vor. ~*~*~*~ „Oh ja. Ich wette drum, dass ich gerade der letzte Mensch auf der Welt bin, den Harry im Moment sehen will. Danke. Ich verzichte. Die beiden sollen sich lieber erst einmal aussprechen und herausfinden, wie es mit ihnen weitergehen soll. Ich... ich will nicht schon wieder etwas falsch machen.“ Blaise zog die Schultern hoch und starrte in seine Tasse. „Das heißt nicht, dass ich mich nicht entschuldigen und mit ihm reden will, aber... nicht jetzt sofort.“ ~*~*~*~ „Das ist vernünftig.“ Hermione drückte ihn an sich und bot ihm noch einen Keks an. „Lass dir ein bisschen Zeit, damit du nicht so schrecklich leer bist, und ihnen, sich selbst wieder zu finden. Das ist eine gute Einstellung.“ „Und was machen wir solange?“, wollte Ron wissen. „Kakaotrinken ist auf Dauer nicht besonders spannend.“ Ginny seufzte. „Sag ich doch, unsensibel.“, erklärte sie überzeugt. „Aber andererseits hat er Recht. Vielleicht sollten wir nach draußen gehen, damit du ein bisschen frische Luft abbekommst. Es regnet grade nicht.“ ~*~*~*~ „Eine gute Idee!“, fand Pansy. „Aber da draußen können uns die Lehrer sehen. Und im Moment möchten wir doch alle nicht wieder in den Unterricht, oder?“ Von Blaise kam sofort ein zustimmendes Nicken. „Wie wäre es mit... Snape explodiert?“, fragte er. „Ich habe da hinten irgendwo Karten.“ Er lächelte schief und zog dann die Schultern hoch. „Bei Merlin... Und ich ziehe mir endlich mal was an.“ ~*~*~*~ Ginny wurde sofort bis über beide Ohren rot und wuselte zu dem Regal, auf das Blaise gezeigt hatte, um die Karten zu finden, während sich Blaise aus der Decke befreite und seine Klamotten von Pansy entgegennahm. Mit einem kurzen Winken verschwand er im Bad, während Ron das Tablett zur Seite rückte und Kakao nachschenkte. Jetzt begann er, Kekse zu essen. Er konnte ja neue holen, wenn sie leer waren. Ginny kam mit den Karten zurück. Sie war noch immer rot. „Ich hätte nicht gedacht, dass Slytherins auch Snape explodiert kennen.“, sagte sie. ~*~*~*~ Pansy lachte. „Oh, ein gewisser Bonus bei dem Hauslehrer ändert nichts daran, dass man gerne Karten spielt.“ Sie zwinkerte Ginny zu und kam zu den dreien auf das Bett. Wenig später kam Blaise aus dem Bad. Er hatte seine Schuluniform an. Seine Haare waren um das Gesicht herum feucht, was darauf hinwies, dass er sich sehr gründlich das Gesicht gewaschen hatte. Er hockte sich zwischen Ginny und Hermione und schlug die Beine unter. Claire krabbelte zu ihm hinüber auf seinen Schoß. „Hey, Süße...“ Er hob sie hoch und strich ihr über den Kopf. Die Schildkröte gab ihm einen leichten Stupser gegen die Nasenspitze und strampelte dann mit den Beinen, um deutlich zu machen, dass sie wieder Boden unter ihren Füßen wünschte. Behutsam setzte er sie ab und sie kuschelte sich zwischen sein Bein und Ginnys. „Also dann. Gib die Karten, Ginny.“ Er lächelte die Rothaarige auffordernd an. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I'll do whatever it takes To turn this around I know what's at stake I know that I've let you down And if you give me a chance Believe that I can change I'll keep us together Whatever it takes ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Mau... Überall gebrochene Herzen, Schmerz und Leid... *seufz* *verteiltheißeschokoladeunterdenlesern* Shirokko: *sichschokoladekralltundineckeverzieht* *beleidigtist,weilsieharrynichthatsterbenlassendürfen* Blaise und Ginny ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 119: Blaise und Ginny Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Finkenauer - Scherben. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 119: Blaise und Ginny Harry und Draco waren zum Raum der Wünsche zurückgegangen, aber irgendwie hatten sie es nicht geschafft, ihren Raum aufzusuchen. Sie hatten sich letztendlich auf den Raum geeinigt, der in sanftem Braun gehalten war, den Draco einst kreiert hatte, als es ihm nicht so gut gegangen war. Sie hatten den Kamin angemacht und nun saßen sie nebeneinander und hielten Händchen. Harry ließ Draco gar nicht los, war nicht dazu gewillt. Er hatte Angst, dass sich das alles als ein Traum herausstellte. ~*~*~*~ Draco starrte in die Flammen und drückte immer wieder nahezu ungläubig die warme Hand in seiner. Harry war wirklich da. Immer noch. Er warf einen scheuen Blick zur Seite und war sich nicht sicher, was er in dem Gesicht des anderen erkennen konnte. Er wusste diesen Ausdruck nicht einzuordnen. „Was denkst du?“, wagte er schließlich zu fragen. ~*~*~*~ Harry brauchte Zeit, um zu antworten. Er sah ihn kurz an, dann wieder ins Feuer. „Ich weiß nicht. Ich hab Angst.“, gab er schließlich von sich. Eloquente Aussage, aber wahr. Er dachte tatsächlich nicht viel. „Ich bin müde.“ Was nach dieser Nacht auch nicht wirklich verwunderlich war. Jetzt, in dieser Wärme, Draco wieder neben sich, die Erleichterung ohne Finsternis um ihn herum, meldete sich das, was er gestern an Schlaf verpasst hatte. ~*~*~*~ Behutsam zog Draco ihn in die Arme und halb auf seinen Schoß. „Dann mach die Augen etwas zu.“ Zärtlich strich er ihm über die Wange. Froh darüber, dass er ihm überhaupt noch nahe sein durfte. „Sagst du mir, wovor du Angst hast?“ ~*~*~*~ Harry war froh, dass Draco das Angebot machte. Seufzend schloss er die Augen. Er hätte sich das von alleine nie getraut. Er hätte nicht einmal gefragt, weil er nicht gewusst hatte, ob er das wollte. „Dass es niemals wieder wird wie vorher.“ Ganz leise war seine Stimme, wurde immer leiser. „Dass immer etwas zwischen uns ist, was ich… was wir nicht wegkriegen.“ ~*~*~*~ Harrys Worte schmerzten. Sie gingen Draco unter die Haut und rissen dort die Wunden. Da, wo sie besonders weh taten. Weil sie wahr waren. „Die Angst habe ich auch.“, erwiderte er ebenfalls sehr leise. „Ich möchte dich um nichts auf der Welt verlieren, Harry.“ ~*~*~*~ „Warum hast du das dann gemacht?“ Ganz still hielt er. Die Angst vor dieser Antwort saß so tief in seinem Bauch, dass Harry es kaum ertrug, dass er die neuen Tränen kaum zurückhalten konnte, aber er hielt durch, wartete still. ~*~*~*~ Die Frage hatte ihre Berechtigung. Natürlich hatte sie die und dennoch hatte Draco sie gefürchtet. Schweigend strich er Harry durch das Haar und blickte auf ihn hinunter. „Ich... ich denke, du hast schon bei dieser Dreiergeschichte gemerkt, dass ich viel für Blaise empfinde.“, begann er langsam. „Das hat sich auch nach der... Trennung nicht geändert und ich... habe ihn vermisst. Ein Teil von mir war da, der seinen Namen praktisch ständig geschrieen hat. Der bei ihm sein wollte. Während der andere Teil von mir so froh war, bei dir zu sein und glücklich mit dir war und noch immer ist. Ich... ich habe mich hinreißen lassen. Von diesem kleineren Teil. Aber... als ich dann sein Gesicht gesehen habe... bei seinem... Du weißt schon... Da wurde mir klar, dass ich dich sehen wollte. Dass ich immer nur dich sehen will. Dass ich deine grünen Augen sehen will, deine Lippen küssen und dich schmecken und riechen. Dass ich keinen anderen will. Dass nur zu dir meine Liebe wirklich tief ist.“ Seine Stimme war schleppend und immer wieder machte er lange Pausen, ehe er fortfuhr. Die Worte fielen ihm schwer, aber Harry stand eine ehrliche Antwort zu. ~*~*~*~ Harry nickte langsam, bedächtig. Er hatte es ja gesehen. Die ganze Zeit über hatte er es immer gesehen, welcher Art die Blicke waren, die Draco Blaise geschenkt hatte. Die Worte, die folgten, waren aber hart. Wie ein Prüfstein, ein Vergleich. Es tat weh, zu wissen, dass Draco es erst hatte ausprobieren müssen, bis er erkannt hatte, was für ihn selbst längst festgestanden hatte. Dass er nur ihn wollte. Es machte ihn ein bisschen traurig. „Und jetzt?“, fragte er leise, das Gesicht in schwarzem Stoff verborgen. ~*~*~*~ „Ich weiß es nicht.“, antwortete Draco. „Ich weiß es wirklich nicht. Es ist deine Entscheidung. Wenn du es willst, dann werde ich niemals von deiner Seite weichen. Wenn du... mich noch willst, dann werde ich immer da sein.“ Er legte sein Herz und ihre Zukunft komplett in Harrys Hände. Er schuldete es ihm. ~*~*~*~ „Dann bleib da.“, sagte Harry erstickt, zog am Stoff seines Umhangs, um ihn näher zu holen, krallte sich hinein. „Ich wollte dich doch nie verlieren. Ich konnte doch nicht ahnen, dass… dass es mir… dass es so schlimm werden würde… und…“ Er schluckte, schluchzte auf. Ja, ausgelöst hatte nur er dieses Desaster. Nur er. Er war Schuld an dieser bescheuerten Situation. Er hatte Blaise eingeladen, damit er nicht alleine war, hatte gedacht, dass er damit zurechtkommen würde - was nicht der Fall war. Aber er hatte zu dieser Zeit ja auch nicht mehr daran geglaubt, dass er das alles überleben würde. Und jetzt - mit der Aussicht, auf ewig alleine zu sein - da hatte er es nicht mehr ertragen. ~*~*~*~ Draco drückte den Jungen-der-lebt an sich und strich ihm hilflos über die bebenden Schultern. Auch in seinen Augen sammelten sich wieder Tränen. „Es ist doch nicht deine Schuld. Ich bin schuld, Harry. Ich ganz allein. Oh Merlin, es tut mir so Leid. So unendlich Leid!“, wimmerte er leise und presste sein Gesicht gegen den dunklen Haarschopf. ~*~*~*~ Harrys Hände tasteten sich zu Dracos Seiten und darüber hinweg zu seinem Rücken, dann drückte er sich gegen ihn. Er brauchte seine Zeit, bis er sich genügend beruhigt hatte, um wieder sprechen zu können, und Draco, damit er auch verstand, was er zu sagen hatte. „Danke, dass du zurückgekommen bist.“, flüsterte er leise. ~*~*~*~ Draco wollte eigentlich ‚Ich bin nie gegangen’ antworten, aber aus Harrys Sicht stimmte das nicht. Er war gegangen. Kurz nur, aber er war es... „Es gibt keinen anderen Ort, an dem ich sein will. Keinen. Weil ich dich liebe, Harry. Über absolut alles.“ Zart fuhr er durch Harrys Haar, berührte die heiße Haut in seinem Nacken und streichelte sie sanft. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht. Das zu hören, besänftigte sein aufgewühltes Inneres noch ein bisschen mehr. Glücklich drückte er sich ein wenig enger gegen ihn, dann seufzte er. Es dauerte daraufhin nicht mehr lange, bevor er einschlief. In Dracos Armen. Mit seinem Geruch in der Nase. Mit seiner Wärme. Und diesmal kamen keine Träume mehr. ~*~*~*~ Draco hielt ihn schweigend in den Armen. Zart streichelte er ihn weiter. Er ignorierte den Umstand, dass ihm irgendwann die Beine einschliefen und seine Schultern schmerzten. Genauso überging er die Tatsache, dass er langsam Hunger bekam, weil er gestern Abend und heute Morgen nichts gegessen hatte. Still blieb er so sitzen und betrachtete den schlafenden Jungen in seinen Armen. Er war glücklich. Glücklich darüber, dass er hier sein und ihn festhalten durfte. Dass er bei ihm sein durfte und Harry ihn nicht einfach davon gejagt hatte. Dieses große Herz und seine unbedingte Liebe versetzten ihn in stille Demut. Er wusste nicht, ob er diese Größe an seiner Stelle besessen hätte. Als es dann Nachmittag wurde und die Uhr vier schlug, zuckte er zusammen. Quidditch... Montague würde durchdrehen, wenn er nicht kam. Aber dort hieß es, Blaise zu begegnen. Und er wusste nicht, ob er diesem in die Augen würde schauen können. Behutsam berührte er Harry an der Schulter. „Harry?“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige murrte leise. Seine innere Uhr sagte, dass es zu früh war, um aufzuwachen. Viel zu früh. Noch dazu wollte er die Wärme jetzt noch nicht aufgeben. Er kuschelte sich enger und beschloss es zu ignorieren. ~*~*~*~ Draco beugte sich vor und gab ihm einen weichen Kuss auf das Ohr. Im Moment war das die einzige bloße Stelle, die er erreichen konnte. „Keine Lust wach zu werden?“ ~*~*~*~ Harry zuckte zusammen bei dem leisen Geräusch, war plötzlich hellwach, lauschte. Dracos Stimme war ganz dunkel. Dracos… Der Adrenalinschock ließ sofort nach und er seufzte kopfschüttelnd. „Wenn du dann weggehst, dann nicht.“ ~*~*~*~ „Ich sollte gehen. Montague wird sonst sauer sein.“ Auch Draco seufzte. Er wollte nicht fort. „Und wenn ich darf, würde ich gerne meine Beine bewegen. Ansonsten muss Madam Pomfrey mir noch einen Durchblutungszauber verpassen.“ Zärtlich strich er mit der Fingerspitze über Harrys Ohrmuschel und zog die feinen Bögen nach. ~*~*~*~ Harry seufzte, dann nickte er und richtete sich auf, rutschte von Dracos Schoß herunter. „Sorry.“, meinte er und blickte auf das niedergebrannte Feuer. Wow, wie lange hatte er denn geschlafen? „Ich…“ Ein schüchternes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und er kratzte sich verlegen am Kopf. Okay. Das war nicht beabsichtigt gewesen, aber es hatte gut getan. „Danke.“ ~*~*~*~ „Ich habe dich gerne gehalten.“, antwortete Draco nur und streckte seine Beine. Es kribbelte fürchterlich, als das Blut zurückfloss. Und dann tat es auch noch weh. Er stöhnte leise und bewegte die Zehen, damit das möglichst schnell ging. Sein Blick wanderte in die Glut im Kamin. „Kommst du mit?“, fragte er scheu. „Also... zum Training, meine ich.“ ~*~*~*~ Sekunden überlegte Harry. Zum Training gehen. Zum Quidditchtraining der Slytherins. Blaise würde da sein und vor dieser Begegnung graute es ihm ein wenig. Ach, was redete er da? Er fürchtete sich davor! Er fürchtete sich vor seinen eigenen Gefühlen dem Jungen gegenüber. Aber er wollte auch nicht alleine sein. Am liebsten wäre er sogar mit geflogen, aber das ging nicht. Das widersprach dem Kodex, irgendwie. „Ja.“ Er nickte. „Ich will nicht alleine hier bleiben.“ ~*~*~*~ „Danke.“ Draco hob den Kopf und sah ihn an. „Danke. Ich... habe Angst davor.“ Er lächelte schief und zwang sich dann dazu aufzustehen. Sie wechselten den Raum und er zog sein Quidditchdress an. Mit dem Besen in der Hand stand er dann neben der Tür und blickte Harry an. Sein Herz zog sich schmerzlich zusammen. Plötzlich umarmte er den Gryffindor und drückte ihn fest an sich. „Ich bin so froh, dass ich bei dir sein darf.“, flüsterte er rau und drängte die Tränen zurück. ~*~*~*~ Harry strich ihm über den Nacken und durch das weiche Haar. Er lächelte. Sie waren sich einig. Sie waren beide froh, den anderen noch zu haben. Warum stand dann zwischen ihnen eine Mauer, die verhinderte, dass sie glücklich sein konnten? Dass sie sich darüber freuen konnten? ~*~*~*~ Ganz vorsichtig und schüchtern gab Draco ihm einen Kuss auf die Lippen. Alles an ihm prickelte auf einmal. Diese leichte Berührung raubte ihm schon beinahe den Atem. Es war beinahe wie ihr erster Kuss. ~*~*~*~ Harrys Augen waren zugeflattert, als er die federleichte Wärme auf seinen Lippen gespürt hatte, doch er tat auch nichts, um den Kuss zu intensivieren. Er würde zu gerne, aber irgendwie bekam er das nicht auf die Reihe. Es war zum Verrücktwerden. Er sehnte sich danach, aber gleichzeitig… Er brach den Kuss ab. Wie das letzte Mal auch. Sah traurig zu Boden. Er war ein Idiot. ~*~*~*~ Draco strich ihm zart über die Wange und küsste ihn auf die Stirn. „Sag, wenn du das nicht willst, ja? Sag, wenn du Zeit willst. Wenn du Abstand willst. Bitte...“ ~*~*~*~ Harry sah ihn verzweifelt an. „Ich weiß nicht, was ich will.“, erklärte er und zuckte hilflos mit den Schultern. „Zeit… Abstand… Ich will, dass es so ist wie vorher!“ Er lachte leise und fing Dracos Hand ein. „Aber da macht mein Verstand nicht mit.“ Ganz sachte verwob er seine Finger mit Dracos, strich damit über seine Lippen. Als er wieder aufsah, ließ er für einen Moment den Schmerz zu, den er unterdrückte, um daran nicht zu zerbrechen. „Lass uns einfach gehen.“ ~*~*~*~ Draco hatte das Gefühl, dass sein Herz ein weiteres Mal in Fetzen gerissen wurde, als er den Schmerz in den grünen Augen sah. Er hatte Harry nie verletzen wollen und doch war er der Verantwortliche für die Schleier in dem leuchtenden Grün. Schwach nickte er bei der Aufforderung. Sie gingen langsam. Durch die Gänge, die Treppen hinunter, bis sie draußen waren und dann hinüber zum Quidditchfeld. Montague, Tracey, Damian, Rivers und Goyle waren bereits da. Nur Blaise fehlte noch. ~*~*~*~ Harry drückte die Hand Dracos noch einmal kurz zum Abschied, bevor er die Hand losließ und sich zu einer der Tribünen begab. Lieber wäre er geblieben. Auf der Tribüne oben setzte er sich ganz hinten in eine Ecke und versuchte möglichst unauffällig zu sein. Er hatte wirklich Angst davor, Blaise zu sehen. ~*~*~*~ Ron, Ginny, Hermione und Pansy hatten Blaise irgendwann zum Essen geschleift und sich dann mit ihm wieder in dem Fünftklässlerschlafraum verbarrikadiert. Seltsamerweise war das immer noch der ruhigste und sozusagen sicherste Ort der Schule. Dort würde sie nämlich niemals irgendjemand vermuten. Wer hielt schon ein paar Gryffindors für verrückt genug, um freiwillig in den Slytherinkerker zu gehen? Sie verschwanden rechtzeitig, bevor der Nachmittagsunterricht vorbei war und gingen dann nach draußen. Blaise hatte seine Quidditchsachen bereits angezogen. Sie waren zu den Weiden gegangen, weil sie dort ihre Ruhe hatten. Dort ließen sie die Zeit verstreichen, indem sie Hausaufgaben machten. Dann war es Zeit für Blaise, zum Quidditch zu gehen. Allerdings zierte er sich. Es dauerte eine geschlagene halbe Stunde, bis ihn Pansy, Ron, Hermione und Ginny schließlich so weit hatten, dass er bereit war, zum Training zu gehen - aber auch nur, weil die vier schließlich versprachen mitzukommen. Was sie auch taten, um nach Harry zu sehen, denn Hermione hatte ganz richtig vermutet, dass er auch da sein würde. Eine Tatsache, die wiederum dafür sorgte, dass Blaise das Herz noch mehr in die Hose rutschte. Dennoch... Langsam machte er sich gemeinsam mit den vieren auf den Weg zum Quidditchfeld. ~*~*~*~ Draco blickte seinem Freund lange nach, ehe er dann auf seinen Besen stieg. Seine Augen wanderten immer wieder zur Tribüne hinüber und suchten Harry. Dann blickte er über die Wiesen und erstarrte, als er Blaise kommen sah. Gemeinsam mit Hermione, Ron, Pansy und Ginny. Bitterkeit erfüllte ihn. Und Schuldgefühle. Er hatte auch ihn verletzt. Vermutlich genauso sehr wie Harry. Konnten sie überhaupt noch Freunde sein? Der Gedanke überfuhr ihn regelrecht und er krallte sich so sehr an seinem Besen fest, dass seine Hände wehtaten. Still sah er zu, wie Blaise auf seinen Besen stieg und sich abdrückte. Dann wurden sie zur Besprechung zusammengerufen. Draco entging nicht, dass Blaise seinen Blick mied. Und dass er nach einem kurzen Blick zur Tribüne noch blasser geworden und fast von seinem Besen gefallen war. Er hatte Harry zweifellos gesehen. ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Gryffindor hatte es im Grunde nur Hermione und Ron zu verdanken, dass er nicht weggelaufen war. Für einen winzigen Moment hatte er Blickkontakt mit Blaise gehabt. Nur einen Wimpernschlag lang. Aber ihn hatte es eiskalt durchfahren. Eine wahre Welle an Kälte, gefolgt von schrecklichen Emotionen war über ihn hinweggeschwappt; Traurigkeit, Schmerz, Dunkelheit. Er hatte sich zurückgezogen, hatte Angst sehen können. Angst vor ihm. Vor seiner Reaktion. Er hatte flüchten wollen, doch Ron war in diesem Moment die Treppe heraufgekommen. Wusste der Teufel, woher er gewusst hatte, auf welcher der Tribünen er sich befand, er hatte ihn gefunden. Und Harry war sitzen geblieben, hatte sich vor ihnen verschlossen und nichts geantwortet auf ihre Fragen. Zumal er keine Antwort darauf wusste, ob es jetzt wieder okay war, ob sie wieder zusammen waren. Klar, sie waren zusammen, aber wie lange? Wann kam der nächste von ihnen auf die dämliche Idee, alles aufs Spiel zu setzen? Wann knallte der nächste durch? Aber ihm war gerade etwas aufgegangen. Er hatte, als er Blaises Blick gesehen hatte, ihm nicht die Schuld gegeben. Er war sauer, ja, aber… Er hatte Draco vergeben können. Und Blaise hatte gewiss nicht mehr Schuld. Er… Wenn er es recht bedachte, dann müsste er ihm auch vergeben. Er wusste nur noch nicht so ganz, ob er das auch schaffen konnte. ~*~*~*~ Blaise lieferte das schlechteste Training seiner - relativ kurzen - Quidditchkarriere ab. Er ließ Ball um Ball durch, fiel mehrfach beinahe vom Besen und zweimal sogar wirklich. Schließlich nahm ihn Montague kopfschüttelnd beiseite. „Geh auf die Tribüne und beruhig dich etwas. Vielleicht wird das dann noch mal was mit dir.“ Blaise wollte eine der entfernteren ansteuern, doch Montague deutete nur zu deutlich auf die, wo bereits die Gryffindors und Pansy saßen. Wo Harry saß. Beinahe wäre Blaise erneut vom Besen gefallen. Seine Hände zitterten, sein ganzer Körper zitterte, als er auf die Tribüne zuhielt. Am liebsten wäre er abgehauen. Aber das wäre feige gewesen. Und feige war er nicht. Er musste für das gerade stehen, was er getan hatte. Draco starrte Blaise nach. Auch er hielt sich nur mit Mühe auf dem Besen. „Du auch!“, fauchte Montague ihn an und machte unmissverständlich klar, dass er sich ebenfalls Richtung Tribüne verziehen sollte. „Hey…“, sagte in der Zwischenzeit Blaise, der mit wackligen Beinen auf der Tribüne gelandet war und die Freunde scheu ansah. ~*~*~*~ Harry blickte ihm entgegen. Seine Augen waren dunkel. Weg. Weg, weg, weg, weg, weg. Bitte! , hallte es durch seinen Kopf, aber er wusste gleichzeitig, dass diese Begegnung sein musste. Ihm wäre es nur lieber gewesen, wenn sie ihm wenigstens noch ein bisschen erspart geblieben wäre. Draco landete ebenfalls auf ihrer Tribüne. Ron schnaubte. „Ihr fliegt, als wüsstet ihr nicht, wo vorne ist!“, murrte er. Hermione seufzte. Ihr zukünftiger Freund war einfach schrecklich in manchen Situationen. „Mögt ihr Limo?“, fragte sie. Vorhin hatten Pansy und sie welche gezaubert, um Ron bei Laune zu halten und Harry wenigstens ein paar Kalorien einzuflößen. ~*~*~*~ Draco lächelte schief und ließ sich gegen die Brüstung sinken. Er war froh, festen Boden unter den Füßen zu haben. Er nickte auf Hermiones Frage hin und nahm eine Flasche entgegen. Sein Blick wanderte nun ebenfalls zu Blaise hinüber. Dieser sah vollkommen hilflos aus. Er wirkte, als wenn er gleich zusammenbrechen würde und mit all dem nicht fertig werden würde. Sorgenvoll ruhten Ginnys Augen auf ihm und sie bemühte sich, ihm ein ermutigendes Lächeln zu schenken. Ihr Herz schmerzte bei seinem Anblick. Blaise gab sich einen Ruck. Irgendwie schaffte er es sogar, noch zwei Schritte auf Harry zuzugehen, ehe er sich an der Brüstung festklammerte und ihn anblickte. „Es tut mir Leid, was geschehen ist.“, sagte er leise und mit bebender Stimme. „Es tut mir unendlich Leid und es hätte niemals geschehen dürfen. Das alles nicht. Ich würde das alles gerne ausradieren, aber leider ist das nicht möglich. Vielleicht ist es vermessen, aber... verzeih mir, Harry.“ Dracos Augen hatten sich von Blaise gelöst und hafteten nun an Harry. Er war sich nicht sicher, was der Gryffindor erwidern würde. ~*~*~*~ Die grünen Augen wurden noch ein wenig dunkler. Wie schnell man von der Position des Verzeihenden in die des um Verzeihung Bittenden geraten konnte - und andersherum. Vor nur zwei Tagen noch hatte er sich Blaise gegenüber schuldig gefühlt. Das tat er immer noch, aber er hatte das Gefühl, dass sich das mit dem wieder Gutmachen erledigt hatte. Er würde das eh nicht mehr können. Oder? Ein gequältes Lächeln legte sich auf seine Lippen, seine Augen wurden traurig. „Ich kann auch dir verzeihen.“ Er wiederholte genau die gleichen Worte, die er auch schon Draco gesagt hatte. Sie quollen einfach aus seinem Inneren ans Tageslicht. Wie sollte er jemanden, der so sehr bereute, so schrecklich darunter litt, nicht verzeihen? Wie sollte er Blaise von sich stoßen, wenn er doch um Verzeihung bat? Als ob er das konnte. „Aber ich kann es nicht vergessen. Zeit… Ich brauche noch etwas Zeit, okay?“ ~*~*~*~ Blaise nickte. „Die brauchen wir alle.“, sagte er leise. Er war aufrichtig dankbar, dass Harry das so sehen konnte. Dass er bereit war, ihm zu verzeihen. Allein diese Bereitschaft war schon viel wert. Er wusste nicht, ob er an seiner Stelle das gekonnt hätte. Er konnte viel vergeben, aber dabei wären sämtliche Grenzen längst überschritten. Sein Blick wanderte hinüber zu Draco. Der Blonde sah elend aus. Als wenn sein ganzer Stolz weggebrochen wäre und nur jemand Kaputtes und Verzweifeltes übrig geblieben war. Es schmerzte, ihn so zu sehen. Es schmerzte, ihn überhaupt zu sehen. Und auf einmal fragte er sich, wie er sich überhaupt an solch eine Hoffnung hatte klammern können. Wie er überhaupt so dumm hatte sein können, diese Nähe zuzulassen. Wie er überhaupt so idiotisch hatte sein können, diesem Wunsch nachzugeben. Es war nichts, was je dafür bestimmt gewesen wäre zu sein. Er hatte es gewusst. Er hatte es in jeder Sekunde gewusst. Und er hatte sich doch mitreißen lassen. Langsam ging Blaise zu Draco hinüber. Vor ihm blieb er stehen. Mit jedem Schritt hatte er mehr Sicherheit gewonnen. „Ich bereue zutiefst, was zwischen uns geschehen ist. Es hätte nicht sein dürfen. Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast, aber du widerst mich an. Es tut weh, dich zu sehen. Du hast mir gegeben, was ich mir so sehr gewünscht habe, und doch hast du nichts anderes getan, als mich zu benutzen. Du wusstest, dass ich dir nicht endlos lange widerstehen würde. Du wusstest es ganz genau. Und du wusstest genauso genau, dass du letztlich immer nur Harry wolltest. Harry. Niemand anderen. Ich habe keine Ahnung, wie ich dich überhaupt jemals lieben konnte, Draco Malfoy. Ich bin fertig mit dir.“ Er spuckte demonstrativ vor dem Blonden auf den Boden, schnappte sich seinen Besen und schoss Richtung Schloss davon. Montagues empörten Aufschrei ignorierte er. Draco war während Blaises Rede immer blasser geworden und hatte keine Anstalten gemacht, ihn zu unterbrechen. Seine Kiefermuskeln traten hervor, so fest hatte er die Zähen zusammengebissen. Aber er sagte noch immer nichts. ~*~*~*~ Auf der Tribüne herrschte betretenes Schweigen. Blaises Ausbruch… Hermione und Pansy hatten ihn erwartet. Ron war geschockt und ein wenig beeindruckt. Harry war blasser als sonst. Keiner konnte sich richtig bewegen. Dann sprang plötzlich Ginny auf, nahm dem geschockten Draco seinen Besen aus der Hand, schwang sich darauf und rauschte dem schwarzhaarigen Slytherin hinterher. Niemand hatte sie aufhalten können, so schnell war sie verschwunden. ~*~*~*~ Je näher er dem Schloss kam, desto langsamer flog Blaise. Dort wollte er gar nicht hin. Er zog einen Bogen Richtung See und darüber hinaus. Auf einem Hügel dahinter landete er. Von hier aus hatte man einen fantastischen Blick auf das Schloss hinunter. Doch Blaise hatte dafür kein Auge. Mit einem hellen Aufschrei fiel er auf die Knie und schrie. In einen einzigen namenlosen Schrei packte er seine Wut, seinen Schmerz, seine Verzweiflung, seinen Selbsthass. All das, was ihn gerade innerlich vollkommen zerriss. ~*~*~*~ Ginny landete hinter ihm. Ganz leise. Ihr ging der Schrei durch Mark und Bein, ließ sie schaudern. Was hatte der Junge bloß alles in sich aufgestaut? Sein Ausbruch gegen Draco… Sie hatte soviel daraus gelesen, was er gar nicht so meinen konnte, was wahrscheinlich aus Schmerzen gekommen war - wie sie es auch schon kannte. Dass man in namenlosem Schmerz versuchte, andere zu verletzen, um sich selbst zu retten. Sie ließ ihn schreien. Wartete geduldig. Gern hätte sie ihn umarmt, wollte ihn trösten, aber bevor er Trost empfangen konnte, musste erst einmal der Schmerz aus ihm heraus. Sie kannte das. Zu gut. Sie hatte sich doch ähnlich gefühlt, als sie begriffen hatte, dass Harry für sie niemals erreichbar sein würde. ~*~*~*~ Irgendwann ging ihm schlichtweg die Luft aus. Blaise stützte sich im Gras ab und keuchte leicht. Aber es fühlte sich besser an. Sehr viel besser. Seine Kehle tat weh. Sein Hals war ganz rau und er verspürte auf einmal Durst. Und auf einmal spürte er, dass er nicht mehr allein war. Er wandte den Kopf und blickte Ginny an. Stumm. ~*~*~*~ Sie lächelte ihm schüchtern zu, doch das Lächeln verschwand viel zu schnell. „Ich dachte, dass du vielleicht Gesellschaft brauchst.“, murmelte sie betreten. Dass sie ihn so sah, konnte ihm kaum gefallen. „Oder soll… soll ich wieder gehen?“ ~*~*~*~ Der Slytherin blickte sie einen Augenblick still an und schüttelte dann den Kopf. „Bleib.“ Vorsichtig streckte er die Hand nach ihr aus, bedeutete ihr näher zu kommen. „Sag mir, was du denkst.“ ~*~*~*~ „Ich verstehe es nicht so ganz.“, erklärte das Mädchen leise, kam zu ihm und hockte sich neben ihn ins nasse Gras. „Aber ich…“ Sie blickte ihn an. „Ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst. Ich war zwar nie so weit wie du wahrscheinlich, aber… es hat nicht weniger weh getan.“ ~*~*~*~ Blaise legte den Kopf in den Nacken. Der Wind griff in seine halblangen Haare und zerrte daran, ließ sie wie eine schwarze Fahne hinter ihn flattern. „Ich weiß nicht, ob man Schmerz überhaupt vergleichen kann.“, sagte er leise. „Harry wurde weh getan, mir... Und Draco hat sich selbst weh getan. Wer von uns leidet am meisten?“ Er zuckte mit den Schultern. „Was ich nur weiß, ist, dass wir alle vor einem Haufen Scherben stehen.“ ~*~*~*~ Ginny blickte auf den See hinunter. „Vielleicht kann man das wirklich nicht.“, murmelte sie. „Vielleicht gibt es nur unterschiedliche Arten mit Schmerzen umzugehen.“ Sie erinnerte sich an ein Gespräch, das sie mit ihrer Mutter vor einiger Zeig geführt hatte. Auf der Beerdigung ihres Bruders Percy. „Manche zeigen ihren Schmerz, versuchen ihn zu kompensieren, indem sie irgendetwas tun, oder indem sie mit jemandem darüber reden. Manche leiden still und fressen den Schmerz in sich hinein, bis sie explodieren. Manche schlagen um sich, um nicht der einzige zu sein, dem etwas wehtut. Manche besehen sich das Leid anderer, um sich selbst sagen zu können, dass es nicht so schlimm ist, was einem widerfahren ist. Manche wachsen daran, wenn man ihnen weh tut, manche gehen daran ein…“ Sie seufzte und schlang die Arme um die Knie. „Aber ganz egal, was genau man davon vorhat oder tut, man braucht immer Zeit dazu. Das habe ich gelernt.“ ~*~*~*~ „Das ist weise.“ Blaises Blick wanderte ebenfalls auf den See hinunter. Er fragte sich, was er für ein Mensch war. Er fraß meist den Schmerz in sich hinein. Aber andererseits hatte er Draco vorhin auch bewusst weh getan. Wahrscheinlich gab es dafür keine richtigen Kategorien. Menschen passten nun mal nicht in Schubladen. Zögernd griff er nach Ginnys Hand und drückte sie leicht. „Danke, dass du hier bist.“ Er lächelte schief. „Ich schätze, du hältst mich mittlerweile für ziemlich durchgedreht und abgestürzt, oder?“ ~*~*~*~ Sie lächelte ihm schief zu. „Im Moment, ja.“ Dann lehnte sie sich gegen ihn, schloss die Augen und versteckte ihr Gesicht ein wenig, um nicht zuviel Angriffsfläche zu bieten. „Aber das ist mir egal. Ich mag dich trotzdem gerne.“ Die Worte ließen sie rot werden. Es war das erste Mal, dass sie ihm ihre Sympathie wörtlich bekundete. ~*~*~*~ Blaise lächelte weich. „Danke. Das... bedeutet mir etwas. Vor allem, weil ich mich selbst im Moment nicht leiden kann.“ Er zögerte einen Augenblick, dann lehnte er sich etwas zur Seite und legte den Kopf auf ihren. Es war seltsam, wie sehr ihre Nähe gut tat. Es war Balsam auf seinen Wunden. Wie ein Verband, der sich darüber legte. ~*~*~*~ In Ginnys Bauch zog sich alles zusammen bei diesen Worten. Vor Freude. Wenn ihm das etwas bedeutete, wenn er ihr soweit vertraute, dass er mit ihr kuschelte, vielleicht bestand dann ja Hoffnung für sie! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Draco starrte auf den Boden. Auf die Spur von Blaises Spucke. Das war es also. Er hatte nicht nur seinen Freund beinahe verloren, sondern auch die Freundschaft zu seinem besten und engsten Freund aufs Spiel gesetzt - und letztere verloren. Er fühlte sich auf einmal so leer. Der Blonde legte den Kopf in den Nacken, starrte in den Himmel und sah doch zugleich nichts. Er hatte noch nicht einmal protestiert, als Ginny seinen Besen genommen hatte. Und noch immer sagte er nichts. ~*~*~*~ Irgendwann deutete Hermione auf die Flasche in Dracos Hand. „Trink etwas, sonst kippst du noch um.“, sagte sie. Trost… Sie fand keine richtigen Worte. Ron schnaubte. „Soll er vielleicht rumspringen?“ Blaises Auftritt hatte ihn aus der Bahn geworfen. Er hatte gerade von ihm so etwas nicht erwartet, war er doch sonst immer besonnen und ruhig. Allerdings… „Für was benutzt?“, wollte er wissen, denn er verstand das nicht. Für was hatte Draco ihn benutzt? Harry hob den Kopf. Er hatte sich nicht bewegt. Er wollte Draco trösten, aber er traute sich nicht. Blaises Worte hatten ihn abgeschreckt, denn plötzlich hatte es so geklungen, dass es ganz allein Dracos Idee gewesen war, dass er das vorsätzlich getan hatte. Warum? Was hatte er damit bezweckt? Waren die verzeihenden Worte etwa zu früh gekommen? ~*~*~*~ Benutzt. Das Wort tat weh. Wirklich verdammt weh. „Benutzt...“, wiederholte Draco leise. „Weil er denkt, dass es mir nicht um ihn ging. Dass er mir gleichgültig war und ist. Was nur nicht stimmt.“ Seine grauen Augen richteten sich jetzt auf Harry, der wie erstarrt aussah. „Wie ich es dir gesagt hatte... In dem Moment war da ein Teil von mir, der Blaise wollte, der ihn liebte. Bis die Erkenntnis über mir zusammenschlug, dass es falsch war - und ich letztlich etwas ganz anderes will...“ Wie konnte man denn dieses Gefühlschaos ausdrücken? Wie in Worte fassen? Es war so verdammt schwer. ~*~*~*~ Harry nickte, lächelte traurig. So war das. Das konnte er ihm glauben. Das beruhigte ihn wieder. Hermione sah diese Aussage ein wenig klarer, mehr von der Sparte der Außenstehenden aus. „Das glauben wir dir alle. Deine Blicke waren… eindeutig.“ Ihre Augen huschten kurz versichernd zu Harry, um zu prüfen, dass er nicht durchdrehte bei dieser Erkenntnis. „Allerdings bin ich der Ansicht, dass es für ihn vielleicht einfacher ist so. Wenn er glaubt, dass er einen Grund hat, dich nicht mehr zu lieben, macht es ihm das leichter, darüber hinwegzukommen. Vielleicht solltest du es dabei einfach belassen, bis er selbst einsieht, dass er falsch liegt.“ Sie strich sich durch die Haare, seufzte schwer. „Aber andererseits weiß ich, dass mit dem Wissen, dass jemand, den man mag, einen aufgrund eines Missverständnisses hasst, nicht einfach zu leben ist. Es ist deine Entscheidung, Draco.“ ~*~*~*~ „Belassen wir es dabei.“, antwortete dieser leise und schloss wieder die Augen. Er blieb eine Weile ruhig sitzen, bis er die anderen wieder ansah. „Vielleicht hat er es dann einmal wenigstens etwas leichter. Und wenn auch nur ein bisschen. Soll er mich hassen.“ Die grauen Augen wurden dunkel und er seufzte leise. Selbstgeißelung. Etwas anderes war das gar nicht. ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter. Das war lieb. Da konnte Draco etwas für Blaise tun, damit der nicht noch mehr litt, wenigstens ein bisschen was. Er stand auf, ging zu ihm und nahm schweigend seine Hand, lehnte sich gegen ihn. Er hatte lange genug auf seine Nähe verzichten müssen und vielleicht konnte er ihn ja ein bisschen trösten, indem er ihm nahe war. ~*~*~*~ Dracos Augen glänzten verdächtig, als Harry zu ihm kam. Sein Herz schlug sofort schneller, regelrecht hektisch sogar. Er drückte die schmale Hand in seiner und strich vorsichtig mit dem Daumen darüber. Weich und warm war seine Haut. Er sehnte sich so danach, sie zu berühren. Das Recht zu haben, ihn wieder zu berühren. Er legte den Kopf zu Seite gegen Harrys. Pansy lächelte leicht. Es schien wenigstens, als wenn die beiden auf einem guten Weg waren. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Das Training am Abend war ein totales Desaster. Lupin runzelte schon die Stirn, als er mit seinen verfeinerten Sinnen die unterschwellig bedrohliche Stimmung wahrnah, die Trauer und Zurückhaltung sah. Die Fahrt in der Kutsche war endlos lang, so schien es ihm. Und das Training an sich… Ron schaffte es diesmal gleich zweimal sich zu zerlegen, die anderen brachten überhaupt nichts zustande. Sie waren ganz offensichtlich fertig mit den Nerven. Und als sie wieder bei Aberforth aßen, dieser diesmal Gans servierte und Lupin, Tonks und Hermione versuchten, Harry zum Essen zu bewegen, stand der schwarzhaarige Gryffindor plötzlich auf und verschwand auf dem Klo. Als er nach einer halben Stunde wiederkam, war er weißer im Gesicht als jemals zuvor und schwankte bedrohlich. Remus befand es für Sinnvoll, ihn direkt und so schnell wie möglich bei Mme Pomfrey abzuliefern. Blaise und Draco sollten ihn am besten auch gleich begleiten, weil auch die beiden aussahen, als würden sie jeden Moment zusammenbrechen. ~*~*~*~ Lupin hatte Harry den Arm um die Taille gelegt und trug den Gryffindor halb, als sie im Krankenflügel der Schule ankamen. Draco und Blaise hatten sich hinterher geschleppt. Blaise nur unter Protest. Madam Pomfrey sah ihre drei Patienten an und wies sie an, sich auf drei Betten zu setzen. Harry checkte sie als ersten durch, weil er wirklich schlecht aussah. „Überanstrengung.“, diagnostizierte sie schließlich. „Sie bleiben die Nacht über hier, Mr Potter. Und sie bekommen gleich einen kleinen Beruhigungstrank.“ Als nächster war Draco an der Reihe. „Sie bleiben auch. Ebenfalls mit Beruhigungstrank.“ Bei Blaise stellte sie das gleiche fest wie bei Draco, doch dieser weigerte sich, die Nacht über zu bleiben. Sie sah ihn vorwurfsvoll an und redete auf ihn ein, doch er ließ sich nicht davon überzeugen. Mit einem Seufzer gab sie ihm schließlich einen Beruhigungstrank mit, den er nehmen sollte, und bat Lupin, ihn bis zum Gemeinschaftsraum zu begleiten. Die angespannte Stimmung zwischen den dreien war kaum zu übersehen gewesen und es brachte nichts, wenn sie hier ein paar Menschen zusammensperrte, die im Moment nicht im gleichen Raum sein wollten. ~*~*~*~ Die Medihexe gab die kleinen Ampullen an ihre Patienten, sobald Blaise weg war. Harry bekam noch seinen Trank, den er am Morgen wie am Nachmittag ausgelassen hatte, weswegen er wohl auch das Essen nicht hatte drin behalten können - der Trank sorgte dafür, dass sein Magen bei dem wenigen, das er aß, aufnahmefähig blieb. Sie ließ beide sich umziehen und hinlegen und wartete noch exakt, bis beide ihre Decken bis unters Kinn gezogen hatten, bevor sie das Licht ausmachte und die Tür schloss. Harry setzte sich sofort auf. Er hatte versuchsweise die Augen zugemacht, aber sofort wieder auf. Er wollte bei Draco sein. Gleicher Raum, schön und gut, aber… Er blickte zu dem anderen Bett hinüber, Verzweiflung in den Augen. Er würde so gerne zu ihm, mit ihm schmusen, sich an ihn kuscheln… „Dray?“, murmelte er leise, drückte die Decke an seine Brust. „Darf… darf ich zu dir kommen?“ Er fühlte sich so verloren. ~*~*~*~ Draco hob als Antwort die Bettdecke hoch. „Alles, was auch immer du willst, Kätzchen.“, antwortete er warm. Er hatte angesichts der Aussicht auf eine sehr einsame Nacht im Krankenbett, unweit seines Geliebten die Augen gar nicht erst zumachen können. Er wollte ihn bei sich spüren, im Arm halten. Seinen Atem hören, seinen Herzschlag fühlen, sicher sein, dass er wirklich da war. ~*~*~*~ Harry rutschte vom Bett und tapste zu ihm herüber, ließ seine Decke einfach zu Boden fallen, als er neben Draco unter die Decke krabbelte und sich neben ihm zusammenkauerte, sich an ihn schmiegte. Seine Hand krallte sich unvermittelt in den Stoff des Schlafanzuges, bevor er seufzend ausatmete. Das war schon viel besser. Jetzt war ihm auch nicht mehr so kalt. ~*~*~*~ Draco drückte ihn sofort fest an sich und nahm seinen süßen Geruch tief auf. Es tat so gut ihn bei sich zu spüren, so unendlich gut. „Ich bin so wahnsinnig froh, dass du bei mir bist.“, flüsterte er und küsste Harry vorsichtig auf die Wange. Er war versucht, die Hand unter sein Oberteil zu schieben, um die warme Haut genauer zu spüren, aber er war sich unsicher, ob er das durfte. ~*~*~*~ Harry kuschelte sich ein wenig tiefer, drückte seine Nase gegen Dracos Hals und lächelte sachte. „Ich auch.“, wisperte er, dann verschwand das Lächeln plötzlich wieder. „Ich… muss mich noch entschuldigen… Gestern, als du zurückgekommen bist… Ich hatte so eine Angst, dass du mir mitteilen könntest, dass du jetzt gleich wieder gehen würdest, dass du dich gegen mich entscheiden könntest… Ich wollte das nicht hören. Ich hätte das nicht ertragen. Ich bin weggelaufen und habe mein Versprechen gebrochen. Das tut mir Leid. Wirklich. Aber in diesem Moment… Da ging es einfach nicht anders.“ Er verstummte. Das war es, was er ihm noch hatte sagen wollen. Das hatte auf seiner Seele gelegen, weil es ihm Leid tat. ~*~*~*~ „Das sei dir hundertmal verziehen, Harry.“, war Dracos leise Antwort. Zärtlich strich er dem anderen durch das Haar und kraulte seinen Nacken. „Ich will niemals fort von dir. Niemals.“ Seine Worte besaßen einen tiefen Ernst. Er meinte sie genauso, wie er es sagte. Er wollte niemals von Harry fortgehen. Nie. Ganz vorsichtig schob er seine Hand unter das Schlafanzugoberteil und berührte leicht die warme Haut darunter, jederzeit bereit, sich wieder zurückzuziehen. ~*~*~*~ Harry schmiegte sich lediglich ein wenig näher. Es war ein angenehmes Gefühl. Er hatte es vermisst. Dabei war es nur zwei Tage oder so her, dass sie einander so hatten berühren können. Zu diesem Zeitpunkt war es nur nicht so zaghaft gewesen. Er seufzte schwer und schloss die Augen. Seine linke wanderte über Dracos Brust, fühlte den Herzschlag, der ein wenig schneller war als sonst. Er war aufgeregt. Wie er auch. Und das wegen einer simplen Berührung. Eine traurige Tatsache. ~*~*~*~ Ganz behutsam streichelte Draco über die samtige Haut und liebkoste sie. Er wurde etwas mutiger, streichelte weich höher und genoss dieses herrliche Gefühl. Er war froh, nicht zurückgewiesen zu werden. Es war erschreckend, wie schnell sich alles hatte ändern können. Wie schnell aus der Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander absolutes Neuland geworden war. ~*~*~*~ Harry fing die tastende Hand ein, als sie seine Brust erreicht hatte. Es war schön. Es tat so gut, aber im Moment hatte er das Gefühl, dass er gleich durchdrehen würde, wenn er so weitermachte, dass er wieder anfangen würde zu weinen. Er wollte nicht weinen, aber in diesem Moment war es einfach nur schrecklich verwirrend. Er verzehrte sich danach, Draco wieder so nahe zu sein, wie er es gewesen war, aber gleichzeitig hielt ihn etwas davon ab. Es tat ihm so Leid für Draco, aber es ging eben gerade nicht. „Sorry.“, flüsterte er erstickt und fühlte tatsächlich die erste Träne ihren Weg über seine Schläfe suchen. ~*~*~*~ „Ist okay.“, antwortete Draco leise. Es tat weh. Vor allem als er spürte, wie Harrys Träne seinen Hals berührte. „Du bestimmst das Tempo. Soll ich... meine Hand wegnehmen?“ Die Frage allein zu stellen kostete soviel Überwindung. Er schloss die Augen und spürte, wie sich die Tränen ihren Weg darunter her bahnten. Wie hatte er nur so dumm sein können? Wie hatte er das hier nur aufs Spiel setzen können? Wie hatte er nur riskieren können, Harry zu verlieren? ~*~*~*~ Harry schüttelte nur den Kopf und hielt die Hand weiter fest. Zwischen seiner und Dracos war der Stoff seines Schlafanzugoberteiles, die hässliche blaue Krankenhauskluft, aber er konnte die Wärme der Finger direkt auf der Haut spüren, konnte nachempfinden, wie sie in sein Herz tropfte und dieses erwärmte, es wiederbelebte und auftaute. Poppys Beruhigungstrank begann langsam zu wirken. Er fühlte sich schwummrig und müde, die Erschöpfung des Tages rollte über ihn hinweg, obwohl er fast den ganzen Mittag über geschlafen hatte. Eigentlich hatte er noch etwas sagen wollen, dass er ihn liebte und froh war, ihn jetzt bei sich zu haben, aber das blieb in ihm verschlossen, als er einschlief. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Lass mich noch mal weinen Allein in deinem Arm Denn ich fühl mich zerbrochen und habe Angst, Dass mich keiner mehr zusammensetzen kann Ich habe Angst, dass es keinen mehr gibt, Der mich wieder zusammensetzen kann ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Scherben, die zusammengefegt und irgendwie wieder zusammengesetzt werden... Keine leichte Sache. Shirokko: *zufriedenkuschelnkommt* *anabbyschmiegt* *gekraultwerdenwill* Baleus, der Rotäugige --------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 120: Treffpunkt Baleus, der Rotäugige Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Die Toten Hosen – Alles aus Liebe. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 120: Treffpunkt Baleus der Rotäugige Draco wurde am nächsten Morgen durch ein angenehm warmes Gefühl geweckt. Er schlug langsam die Augen auf und spürte Harry in seinem Arm. Harry. Sein Herz zog sich zusammen und machte dann einen freudigen Hopser. Über Nacht hatte sich der Gryffindor noch etwas näher gekuschelt und lag jetzt halb auf ihm. Eine Hand hatte Draco in seinem Haarschopf vergraben, die andere ruhte unter Harrys Schlafanzugoberteil auf seinem nackten Rücken, spürte dort die leichten Erhebungen der Wirbel. Er seufzte tief. Die Tür des Büros von Madam Pomfrey fiel leise zu. Der Blonde blickte auf und sah die Medihexe auf sie zukommen. „Ah, Mr Malfoy, Sie sind wach.“ Kurz zogen sich ihre Augenbrauen zusammen, weil die beiden Jungen in einem Bett lagen, doch dann lächelte sie. „Mr Potter! Zeit aufzustehen! Und für ihren Trank!“, sagte sie dann deutlich lauter, um Harry zu wecken. ~*~*~*~ Die Worte drangen in Harrys Schlaf, zogen ihn gewaltsam daraus hervor. Er wollte nicht aufwachen. Es war schön hier. Es fühlte sich schön an, bei Draco zu sein, ohne sich Gedanken machen zu müssen. Er war zufrieden hier! Und dann kam sie und musste ihn wecken. Toll. Leise murrend spannte er die Muskeln an, streckte sich vorsichtig, um Draco nichts dabei zu tun, bevor er die Augen öffnete. „Morgen.“ Er blinzelte sie an, lächelte freundlich und kuschelte sich dann tiefer unter die Decke, demonstrativ verweigernd. „Ich bleib heute hier!“ Er wollte nicht zum Unterricht. Hier war es schöner. ~*~*~*~ „Das werden Sie mit Sicherheit nicht tun, Mr Potter.“ Madam Pomfrey stemmte die Hände in die Hüften. „Es reicht, dass Sie beide gestern den Unterricht versäumt haben. Sie werden heute daran teilnehmen!“ Draco drehte nur stumm den Kopf zur Seite und schmiegte seine Wange an Harrys Haarschopf. Er wollte auch nicht fort von hier. Er wollte einfach liegen bleiben und diese Nähe genießen. Einfach genießen und sich zuhause fühlen. ~*~*~*~ Wieder murrte Harry. Unterricht versäumt. Na und? Was… Er lachte leise, als ihm einfiel, welchen Unterricht sie versäumt hatten. Oder besser: wessen… „Ich glaube, wir könnten noch ein Problem bekommen.“, grinste er. Deswegen also diese komisch gereizten Blicke gestern in der Kutsche. Snape war wohl ein wenig angefressen gewesen. ~*~*~*~ „Schön, dass Sie wenigstens gute Laune haben.“ Madam Pomfrey schüttelte den Kopf und stellte den Becher mit Harrys Trank auf dem Nachttisch ab. „In zehn Minuten sind Sie angezogen - ansonsten ziehe ich Sie an.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und rauschte davon. Draco blickte ihr fasziniert nach. „Ich würde sagen, dass es nicht erstrebenswert ist, von ihr angezogen zu werden, oder?“ Er blickte auf Harrys Schopf hinab. ~*~*~*~ Harry setzte sich auf. „Absolut nicht.“, stimmte er vollen ernstes zu, bevor ihn ein Anfall akuter Müdigkeit zum Gähnen brachte. „Mann, gut, dass die nicht jeden Morgen zum Wecken kommt. Das würde ich auf Dauer nicht überleben.“ Er rieb sich über die Augen. ~*~*~*~ „Wer ist dir dann lieber? Der Wecker oder ich?“ Draco setzte sich ebenfalls auf und legte nun den Kopf schräg. Vorsichtig streckte er die Hand aus und streichelte Harry über die Wange. Am liebsten hätte er ihn ja geküsst, aber er wagte es nicht. ~*~*~*~ Harry grinste. „Du. Nicht so schrill.“ Er gab ihm einen keuschen Gutenmorgenkuss, zog sich aber sofort wieder zurück. „Und viel wärmer.“ Seine Augen huschten kurz zurück zu Dracos Lippen, doch dann kletterte er aus dem Bett, stand im nächsten Moment auf der Decke, die er gestern Abend achtlos dorthin geworfen hatte. Er hob sie auf und warf sie auf das Nachbarbett. „Allerdings bei weitem nicht so effektiv.“, schoss es ihm in Gedanken durch den Kopf, während er es auch schon aussprach. Er zwinkerte ihm zu, bevor er seinen Schlafanzug auszog. Von Poppy angezogen werden? Nie im Leben! Er war doch keine Puppe! ~*~*~*~ Der Kuss kam überraschend und ließ Draco einen Moment lang wirklich starr verharren, obwohl er ihn sofort erwiderte. „Oh, ich bin nicht effektiv?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Dann solltest du mir das das nächste Mal überlassen. Du wirst verblüfft sein.“ Er lächelte weich und stand ebenfalls auf. Seine Schritte führten ihn sofort zu dem Gryffindor und er nahm ihn in den Arm. „Ich liebe dich.“, sagte er leise und küsste Harry weich auf die Stirn. „Wenn ich darf, würde ich dich jetzt gerne küssen…“ Und es war klar, dass er keinen keuschen Kuss mit einer schlichten Berührung der Lippen meinte. ~*~*~*~ Die Worte lösten ein Kribbeln in Harrys Bauch aus. Richtig küssen. So ganz richtig? Wollte er das? Würde das in Ordnung sein? Er sah ihn noch ein paar Augenblicke an, dann nickte er. Er wollte es versuchen. Er wollte ihn doch küssen, wollte wieder dieses Gefühl spüren, ihm näher zu sein. Noch immer hatte er Angst - obwohl er nicht mal sagen könnte, wovor. ~*~*~*~ Draco lächelte warm, als Harry nickte. Er hob sein Kinn behutsam und legte dann seine Lippen auf Harrys. Ganz weich und warm waren sie. Herrlich weich und warm. Seidig. Mit der Zungenspitze strich er leicht darüber, schmeckte und fühlte ihn ganz bewusst, ehe er sie vorsichtig zwischen Ober- und Unterlippe schob und um Einlass bat. Seine eigenen Lippen prickelten und erinnerten ihn schmerzhaft daran, wie er sehr er diese Küsse liebte, sie genoss - und sie wollte. ~*~*~*~ Harrys Augen schlossen sich, sobald er Draco an seinen Lippen spürte, versteckten seine Unsicherheit, aber auch die tiefe Zuneigung. Er öffnete den Mund leicht, kam Draco entgegen. Alles in ihm schrie danach, dass es zu wenig war, dass er mehr wollte. Mehr brauchte! Aber das war nicht okay. Es fühlte sich nicht okay an. Dennoch begegnete er der Zunge mit willkommenheißendem Stupsen, lud sie ein zu kommen, sich umzusehen. ~*~*~*~ Draco kam der einladenden Zunge nur zu gerne entgegen. Seine eigene umkreiste sie, lockte sie, strich über die Innenseiten der weichen Lippen, streifte über die Zähne, zog sich wieder zurück, um erneut vorsichtig vorzudringen. Scheu ein wenig, aber nicht ohne Leidenschaft oder ohne Verlangen. Im Gegenteil. Beides zügelte er im Moment, riss sich zusammen, obwohl es ihm nicht leicht fiel. Er wollte diesen Mund erobern. Er wollte ihn - für sich! Aber genau wie die erneute Eroberung Harrys musste es langsam gehen. In seinem Tempo. ~*~*~*~ Der Kuss wurde ein wenig inniger, als Harry seinerseits begann, Dracos Mund zu erforschen. Als wäre er nie dort gewesen. Es war alles vollkommen unbekannt, alles neu und doch erinnerte er sich daran, schon einmal hier gewesen zu sein. Eine kleine Lücke zwischen den hinteren Zähnen, nicht zu sehen, dafür aber zu erfühlen, die Glätte der Zähne im Allgemeinen… aber vor allem der Geschmack. Dieser einzigartige Geschmack, den er nur hier fand. Nur bei Draco. Dieser Geschmack, der ihn berauschte, nach dem er förmlich süchtig war. Er wollte mehr. Sehr viel mehr! Seine Arme hoben sich, wollten sich um Dracos Hals schlingen, um Halt zu finden. Er wollte sich ihm hingeben, wollte küssen und geküsst werden. Er wollte… Seine Hände hielten an den Schultern inne. So sehr dieses Verlangen in ihm auch wütete, dort wütete noch etwas anderes: diese winzige Stimme, die penetrant dazwischenquietschte. Die ihn daran erinnerte, dass er gerade eben doch vergaß. Vorsichtig legten sich die Hände auf die Schultern, dann drückten sie Draco ein wenig fort, während er sich gleichzeitig ein wenig zurückzog. Schmerz lag in seinen Augen, als er sie öffnete, tiefe Traurigkeit und etwas, das um Verzeihung bat. ~*~*~*~ Draco öffnete die Augen, als die Zurückweisung kam. Es tat weh. Im Moment tat alles weh, doch jede Zurückweisung, jedes Zögern von Harry war eine weitere Ohrfeige, ein weiterer Schnitt in seinem Herzen, eine weitere Scherbe. Vorsichtig legte er die Hand in Harrys Nacken und strich durch das Haar. „Sagst du mir, was in dir vorgeht?“, bat er leise. Damit er es verstehen konnte. Damit er wusste, was er tun konnte. Wenn es denn überhaupt etwas gab... ~*~*~*~ Die Frage zog Harry die Kehle zusammen. Wie sollte er das ausdrücken? Dieses Chaos in sich, die Gefühle, die da wüteten? Wie konnte er ihm das sagen? „Ich… ich weiß es doch auch nicht.“ Er ließ sich auf das Bett hinter sich fallen und blickte zu Boden. „Ich will ja. Ich liebe dich. Ich… Aber ich habe das Gefühl, dass das nicht richtig ist. Ich habe Angst. Und ich weiß nicht wovor!“ Seine Finger krallten sich in die Matratze unter sich und er biss sich auf die Lippe. Wie sollte Draco das verstehen, was in ihm vorging, wenn er es selbst nicht verstand? ~*~*~*~ Draco lächelte schwach. „Ist okay. Ich... Mir würde es nur helfen, wenn ich es wüsste. Damit ich weiß, was ich tun kann. Oder... was nicht.“ Er ließ sich auf der Bettkante Harry gegenüber nieder. In seinen Augen lag mittlerweile Verzweiflung. ~*~*~*~ Harry hatte nur einen kurzen Blick gewagt, um sofort wieder auf seine Knie und die Füße und den Boden zu blicken. Das hielt er nicht aus. Er hielt es nicht aus, wenn er so schaute. Es tat ihm Leid. Es brach ihm das Herz und… „Dray… ich… ich kann es dir nicht sagen.“, wisperte er erstickt. „Ich…“ Er legte den Kopf in den Nacken und blinzelte die aufkommenden Tränen weg. „Ich finde nicht die Worte, die es dir beschreiben könnten. Ich bin nicht so redegewandt wie Mione.“ Zitternd atmete er wieder aus. „Ich bin nicht so schlau wie sie. Ich kann noch nicht einmal deuten, was da in mir ist!“ ~*~*~*~ Draco nickte schweigend. Er konnte es verstehen. Ja, irgendwie konnte er es verstehen. Ihm kam eine Idee. Wo Harry den Namen Hermiones sagte. „Was wäre, wenn ich es fühlen könnte? Wenn... wenn Mione uns noch einmal mit dem Iuvenis Respondere belegt?“ Draco stockte immer wieder, weil er Angst vor einer negativen Antwort hatte. Und doch war es die Chance, die er noch sah. Ein kleiner Funken Hoffnung. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Schließlich lächelte er. „Okay.“ Ein Zugeständnis an Draco, denn er hatte durchaus auch Dinge in sich, die er dem Blonden lieber nicht anvertrauen würde. Aber vielleicht war das ihre einzige Chance. Auch für ihn, um zu sehen, ob Draco es ernst meinte - eine der Ängste, die in ihm wohnten. „Lass… lass uns das gleich machen. Wenn wir Mione finden.“ ~*~*~*~ „Ja. So schnell wie möglich.“ Draco schenkte dem Gryffindor ein weiches und erleichtertes Lächeln. „Na dann. Zieh dich an.“ Er selbst tat genau das und keine fünf Minuten später - kurz bevor Madam Pomfrey sie an den Unterricht erinnern wollte - waren sie fertig. Gehorsam und unter ihren prüfenden Augen nahm Harry seinen Trank ein. Dann gingen sie. Und schon nach wenigen Schritten hatte Draco seine Hand genommen. Sie brauchten Hermione nicht suchen. Sobald sie Tür aufmachten, stand das Gryffindormädchen davor und blickte sie perplex an. „Hey.“ Draco schenkte ihr ein Lächeln. „Merlin sei Dank. Genau dich haben wir gesucht.“ ~*~*~*~ Harry lächelte ebenfalls erleichtert. Hermione im Schloss zu suchen war schrecklich. Und er hatte die Karte nicht dabei, um darauf zu suchen. Genau diese streckte sie ihm entgegen. „Das ist gestern bei uns geblieben.“, erklärte sie freundlich. Leicht perplex nahm Harry die Karte entgegen. Das erklärte, warum Draco ihn so schnell gefunden hatte. Und es erklärte, woher Ron gewusst hatte, auf welcher Tribüne er gesessen hatte. „Danke.“ Er holte Luft. „Mione, kannst du noch mal den Iuvenis Respondere auf uns wirken?“, kam er gleich zur Sache. „Es ist total wichtig!“ Dem Mädchen klappte der Unterkiefer runter. „Aber… Ihr habt das letzte Mal doch beide gesagt, dass der Zauber nichts ist und…“ „Bitte!“ Ihr Blick glitt zwischen den beiden hin und her. Es schien ihnen wirklich ernst zu sein. Und beinahe konnte sie sich denken, worum es ging. Zwar fand sie es nicht so gut, dass sie die Probleme zwischen sich mit Magie lösen wollten, aber sie sagte nichts mehr, als sie die Verzweiflung in grauen Augen und die Bitte in grünen las. Sie nickte. „Kommt mit.“, sagte sie nur und führte sie dann in das Klassenzimmer, in dem sie sich immer versammelten. „Nehmt euch bei den Händen, ihr kennt das ja.“ Harry nickte. Beinahe feierlich drehte er sich Draco entgegen. Er hatte Angst. Angst, was er in Dracos Herz würde lesen können. Aber gleichzeitig war es so wichtig, dass Draco sah, warum es gerade nicht funktionierte in ihm. Hermione sprach den Zauber und wie schon einmal begann es zwischen ihren Fingern zu leuchten. Ganz sachte, vollkommen warm und weich. Harry begann zu lächeln. Galgenhumor oder so was. Jetzt war es bald entweder alles wieder gut oder alles verloren. So kam es ihm vor. Er beobachtete, wie das goldene Leuchten ihre Arme hinauf kroch, bevor er den Blick hob und Draco in die Augen sah. Sie waren dunkel. Und er konnte die Unsicherheit sehen, die er selbst immer stärker fühlte. Die Angst in seinem Inneren nahm zu. Wie schon das letzte Mal verstärkte der Zauber seine Gefühle, als das Leuchten sein Herz erreichte. Unsicherheit, Angst, Verlangen, Zuneigung, den Schmerz der Enttäuschung… Dann schossen die Lichter aufeinander zu und verbanden ihre Herzen miteinander. Eine Welle fremder Gefühle spülte über ihn hinweg, vermischte sich mit seinen und im ersten Moment hatte er tatsächlich Probleme, sie von seinen eigenen zu trennen. Nur langsam wurde klar, was nicht zu ihm gehörte. Schuldgefühle und Schmerz. Beides auch in ihm vorhanden, aber nicht in dieser Dichte, nicht in dieser alles vernichtenden Masse. Es zog ihm das Herz zusammen. Angst, ähnlich der seinen, ähnlicher Art. Eine winzige Hoffnung, schwächer als seine, zu sehr unterdrückt von Selbsthass und Traurigkeit, von Verzweiflung. Und darüber eine verzweifelte Liebe, die seiner so sehr ähnelte, dass es weh tat. Es machte ihn glücklich. So sehr glücklich. Diese Liebe… Sie löschte alles aus. Sie vernichtete die Angst vor erneuter Zurückweisung, die er in seinem Herzen fühlte, die Angst davor, zu zerbrechen, wieder Schmerzen zu empfinden, wieder erkennen zu müssen, nicht der einzige zu sein, nicht genug zu sein, die Angst vor der Trennung, die ihm vor kurzem fast den Atem genommen hatte. Auch die Frage, ob er überhaupt noch geliebt wurde, die insgeheim in ihm geschwelt hatte, ohne dass er es wirklich wahrgenommen hätte, wurde mit dieser Liebe hinfort gewaschen. Es erleichterte ihn, nahm ihm ein wenig von dem Schmerz der Enttäuschung. Worte waren so unnötig, aber dennoch musste er sie sagen, zumal die zugehörigen Gefühle in ihrer Wahrhaftigkeit geradezu damit drohten, sein Herz zu sprengen. „Ich liebe dich.“ Hermione verzog sich lächelnd. Hier wurde sie nicht mehr gebraucht. Wenn sie wollten, dass sie den Zauber wieder aufhob, dann würden sie schon kommen. ~*~*~*~ Auch Draco sah sich von Harrys Gefühl überwältigt. Angst dominierte. Soviel Angst, dass es ihm die Luft abschnürte. Schmerz und Enttäuschung wogten herüber, dicht gefolgt von Unsicherheit und Zweifeln, aber auch Hoffnung, doch bei allem war da eine nahezu an Verzweiflung grenzende, unglaublich starke Liebe, ein tiefes Verlangen, das Dracos Herz dazu brachte zu rasen. Er sah tief in die grünen Augen und spürte, wie Erleichterung durch Harry flutete - Erleichterung, die er selbst auch empfand - und Unsicherheit sowie Zweifel sich auflösten und verschwanden. Der Schmerz und die Schuldgefühle in ihm selbst schwanden nicht, aber sie wurden leichter, ertragbar. Weil er wusste, dass Harry ihn noch immer liebte. „Ich liebe dich auch.“, erwiderte er die Liebeserklärung weich. Tränen standen in seinen grauen Augen, wieder einmal und wieder schämte er sich ihrer nicht. ~*~*~*~ Harry zog Dracos Hände an sich vorbei, trat auf ihn zu und blickte ihm lächelnd in die Augen. Er konnte die Tränen sehen, aber sie waren nicht wichtig. Wichtig war die Erleichterung, die dahinter stand, die Wahrhaftigkeit. Sanft küsste er ihn. Er wollte soviel sagen, sich entschuldigen für sein Zögern, sein Zweifeln, aber es war alles sinnlos. Ihm fehlten einfach die Worte. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss sanft. Seine Lippen bebten leicht, als er sie einen Spalt öffnete und vorsichtig bei Harry um Einlass bat. Er konnte Harrys Entschuldigung spüren, ganz deutlich. Ihn selbst überflutete im Moment schlichtweg die bodenlose Liebe zu diesem Jungen, sein Verlangen nach ihm und die Sehnsucht danach, ihm nahe zu sein. ~*~*~*~ Harry gab augenblicklich nach, öffnete seine Lippen der Anfrage. Diesmal war da nichts Falsches. Diesmal fühlte es sich richtig an. Richtiger ging gar nicht mehr. Er ließ Dracos Hände los, umfasste sein Gesicht und zog ihn näher, drängte sich gegen ihn. In ihm erwachte ein Gefühl, das von dem Verlangen sonst kaum noch etwas hatte. Vermischte Gefühle waren eine seltsame Sache. Er konnte so schwer auseinander halten, was seine waren, was Dracos waren, momentan war da kein Unterschied; alles war so klar, verzehrend hell und klar. Keine Zweifel über das, was der andere empfand. Ihm war klar, dass Draco es wissen würde, als ein Gedanke ihn durchzuckte: Er wollte ihn. Jetzt. ~*~*~*~ Draco entfuhr ein leises Aufkeuchen, als sich seine leidenschaftlichen Gefühle mit Harrys vermischten und nahezu überwältigten. Wenn das jetzt schon so unbeschreiblich war, wie würde es dann wohl sein, wenn... Er presste den Gryffindor fester an sich und drängte sich ihm heftig entgegen. Ihre Zungen waren in einen derart leidenschaftlichen Ringkampf verwickelt, dass ihm nahezu die Luft wegblieb. Seine Hände glitten unter Harrys Umhang, zogen das Hemd aus der Hose und schoben es hoch, um die warme Haut darunter verlangenden zu liebkosen. ~*~*~*~ „Dray…“ Harry stöhnte leise in den Kuss hinein, keuchte, als der andere über seine empfindlichen Seiten glitt. Was war das? Er konnte kaum atmen, hatte das Gefühl zu verbrennen, wenn er nicht gleich mit ihm verschmolz, eins mit ihm wurde und… Er löste die Schnallen von Dracos Umhang, die Krawatte und schließlich die Knöpfe, ohne dafür den Kontakt ihrer Lippen zu unterbrechen. Er wollte heulen, so sehr verlangte es ihn nach Draco. ~*~*~*~ Draco ging es ähnlich. Sein eigenes Verlangen und seine eigene Erregung waren schon groß - doch dadurch, dass er Harrys Gefühle ebenfalls wahrnahm, wurden sie noch einmal ins Unermessliche gesteigert. Er zog Harry den Umhang von den Schultern, ließ die Krawatte folgen, öffnete das Hemd, um seine bloße Brust besser liebkosen zu können, und machte sich sofort an seine Hose. Kein Zögern, kein Innehalten. Er wusste, dass es Harry genauso ging. Dass er auch wollte. So sehr, dass es schon fast weh tat. Harrys Hose rutschte mitsamt Boxershorts zu Boden und Draco umfasste seine Erregung. Die Gefühle in ihm explodierten regelrecht. ~*~*~*~ Harry keuchte laut, wimmerte und schob seine eigenen Hände in Dracos Hose, begann seine Pobacken zu massieren, entließ den Mund, um besser atmen zu können, doch es war zu viel Untätigkeit, weshalb er begann, an Dracos Ohrläppchen zu knabbern, während nun auch er Dracos Hose öffnete und herunter schob. „Warte.“, keuchte er plötzlich, musste sich unglaublich zusammenreißen, um überhaupt sprechen zu können und Dracos Hand von seinem Glied zu lösen. Sekunden brauchte er, um sich einzukriegen, sich nicht von der Leidenschaft und dem Verlangen zurückreißen zu lassen, dann bückte er sich und suchte seinen Umhang, wühlte in den Taschen, bis er fand, was er suchte. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er Poppys kleine Tube in der Hand, streifte inzwischen Schuhe und Hose vollends ab. Er küsste Draco wieder, so tief, innig und verzweifelt, dass er Angst haben musste, dabei zu ersticken, aber er konnte einfach nicht aufhören. Mit einer Hand hielt er Dracos Kopf fest, um diesen daran zu hindern, zurückzuweichen, mit der anderen drückte er ihm die Tube in die Hand. ~*~*~*~ Draco hatte gehorsam innegehalten, wenn er auch bebend vor Verlangen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als Harry die Tube hochhielt. Schlau... „Immer vorbereitet?“, fragte er amüsiert und küsste den Gryffindor direkt wieder. Nachdem er aus seiner Hose gestiegen war, drängte er ihn nachdrücklich zu dem nächsten Tisch und hob ihn darauf. Er schraubte den Deckel der Tube ab und kleckste die klare Creme auf seine Finger. Sie roch nach gar nichts. Erneut küsste er den Gryffindor und drängte sich zwischen dessen gespreizte Beine. Seine Finger fanden den engen Eingang sofort und ganz behutsam drang er ein. Mit der freien Hand liebkoste er Harrys Glied, achtete unbewusst darauf, ihn etwas abzulenken und ihm die Entspannung leichter zu machen. ~*~*~*~ Harry keuchte auf. Vorfreude überkam ihn, als er den Kopf in den Nacken legte, dem Gefühl nachspürte und seiner Lust freien Lauf ließ. Er spürte irgendwo in sich Beherrschung, bebend vor Verlangen und Leidenschaft, und er kam nicht so ganz auf den Sinn dahinter, aber es war auch nicht weiter wichtig, als er seine Hände über Dracos Brust gleiten ließ, seine Brustwarzen einfing und damit spielten, denn das Verlangen wurde nur noch größer, die Erregung wuchs. Er öffnete die Augen wieder, sah Draco an und beugte sich ein wenig vor, was den Winkel von Dracos Bewegung in ihm veränderte und ihn erneut aufstöhnen ließ. „Wenn du dich… nicht beeilst, komme ich… so.“, prophezeite er ihm rau ins Ohr geflüstert. ~*~*~*~ Draco antwortete auf Harrys Worte mit einem weiteren Kuss, zog seine Finger zurück und verteilte die Creme auf seinem Glied. „Und wenn... dann wiederholen wir das eben...“, raunte er als verspätete Antwort in Harrys Ohr. Behutsam drang er in ihn ein, gab ihm Zeit und drängte sein eigenes Verlangen etwas zurück. Doch das war schwer. Viel schwerer als sonst, denn er fühlte ebenfalls Harrys grenzenlose Erregung und seine Leidenschaft. Er wusste nicht genau, wie es kam, aber er wusste sofort, dass es okay war. Dass er sich bewegen durfte und sich nicht mehr zügeln musste. Und genau das tat er auch. Er zog Harry in einen weiteren heißen Kuss, während er tief in ihn stieß, ihn das Gefühl dieser Enge und Hitze beinahe überwältigte. Seine Hand erhöhte den Druck auf Harrys Glied schlagartig. ~*~*~*~ Harry stöhnte in den Kuss hinein, kniff die Augen zusammen, als ihn etwas überkam, was er noch nie gespürt hatte. Er liebte es, ihn in sich zu spüren, kam sich dann vollständig und ausgefüllt vor, hatte das Gefühl, ihm näher zu sein als jemals sonst, aber diesmal… Es war beinahe so, als wäre er in ihm. Er spürte beides. Die Erfüllung, ihn zu nehmen, genommen zu werden… Irgendwann gab er auf, das verstehen zu wollen, begann sich stattdessen schneller zu bewegen, steigerte von sich aus das Tempo. Seine Beine zogen Draco bei jedem Vorstoß enger und tiefer, die Sterne hinter geschlossenen Augen waren zu einem wahren Blitzlichtgewitter geworden. Dracos und seine Laute erfüllten den Raum, als wären sie eins. Er spürte seine Erregung schmerzhaft werden, spürte gleichzeitig eine Art Erleichterung, spürte Schmerz und Lust sich vereinigen… Sie kamen gleichzeitig und mit heiseren Schreien. Zurückhaltung war gerade unmöglich, das Bewusstsein, wo sie waren, ausgeblendet, als Harry gegen Draco fiel, schwer atmend, nicht fähig sich zu rühren oder etwas zu sagen. Dieser Sex war wie verschmelzen. Noch immer hatte er das Gefühl, dass sie eins waren, spürte keine Dissonanzen in sich, nur Liebe, ein wenig Müdigkeit und Erlösung, tiefe Befriedigung und Glück. Er liebte Draco. Über alles. ~*~*~*~ Waren die Gefühle vorher schon beinahe unerträglich intensiv gewesen, so erreichten sie bei ihrem gemeinsamen Höhepunkt eine vollkommen neue Dimension. Es war... wie gleichzeitig zwei Orgasmen zu erleben. Nicht mehr eine Person zu sein sondern zwei und doch eine Einheit... In Dracos Kopf drehte sich alles, während er versuchte, dieses Empfinden irgendwie zu sortieren. Es gab keine Grenzen mehr. Überhaupt keine mehr. Nur noch... eine komplette Einheit. Das hier... „Wow... So muss sich der Himmel anfühlen...“, flüsterte er rau und lehnte seine schweißnasse Stirn gegen Harrys Haarschopf. Die Strähnen waren feucht, was er selbst kaum spürte. In ihm fluteten Liebe und Befriedigung durcheinander, vermischten sich mit Glück, mit Erlösung, mit unendlicher Erleichterung. Alles zusammen ergab einen schimmernden See, in den er jetzt gern hineintauchte. ~*~*~*~ Sie brauchten diesmal länger, um wieder zu sich zu finden. Viel länger, denn die Wogen glätteten sich nur langsam, schaukelten sich gegenseitig immer wieder hoch. Doch letztendlich stellte Harry fest, dass sein Atem wieder einigermaßen normal ging, dass er wieder in klare Richtungen denken konnte. Sein erster Gedanke war, dass jetzt, wo es vorbei war, sie sich wieder trennen mussten. Er schlang seine Arme um Dracos Schultern, nicht gewillt ihn gehen zu lassen. ~*~*~*~ Zärtlich strich Draco dem Gryffindor über den Rücken und drückte ihn an sich. Auch er beruhigte sich langsam wieder und bekam einigermaßen Ordnung in seine Gedanken. Er gab ihm einen zarten Kuss, als er seinen Widerwillen spürte. „Wir sollten dran denken, wo wir hier sind.“, sagte er leise, obwohl er selbst ähnliches verspürte. Auch er wollte sich nicht wieder von Harry trennen, nicht diese Einheit verlieren. „Stell dir mal vor, Filch kommt rein.“ ~*~*~*~ Harry überlief eine Gänsehaut. „Wäre nicht so toll.“, murmelte er. „Ich müsste ihm Lockharts Vergessenszauber anhexen.“ Und trotzdem machte er keine Anstalten, Draco loszulassen. ~*~*~*~ Draco lachte leise und strich ihm durch die Haare. „Falls es dich beruhigt: Das erste, was er sehen würde, wäre mein nackter Hintern.“ Er hielt inne und fügte dann leicht amüsiert hinzu: „Wobei wir vorher klären sollten, ob den noch jemand anderes außer dir und einem Arzt überhaupt sehen darf.“ Schalk blitzte in den grauen Augen auf, obwohl diese Frage doch irgendwie einen wahren Kern hatte. ~*~*~*~ Harry legte seine Hände über die festen Rundungen. Er spürte, dass Draco darauf eine Antwort haben wollte. „Meiner.“, erklärte er. Ebenfalls halb im Spaß, halb im Ernst. „Aber solange sie nichts von dir wollen, sollen sie doch sehen, was sie nicht haben können. Vorausgesetzt, das stört dich nicht.“ ~*~*~*~ „Ich glaube, damit kann ich leben.“, antwortete der Slytherin weich und strich mit der Zunge leicht über Harrys Ohrmuschel. „Und trotzdem wird es jetzt Zeit, dass wir uns wieder anziehen. Du darfst mich jedoch heute Abend gerne wieder ausziehen. Wie ist das?“ Er zog sich etwas zurück und blickte den Gryffindor fragend an. ~*~*~*~ „Vielversprechend.“ Harry lächelte ihn liebevoll an. „Ich denke, in diesem Fall kann ich es verkraften.“ Er zog Draco wieder näher und küsste ihn sanft. „Zumal es durchaus sein kann, dass Mione wieder hier auftaucht, weil wir Unterricht versäumt haben.“ ~*~*~*~ Draco küsste ihn ebenfalls und gab diesem Kuss schnell eine weitaus leidenschaftlichere und intensivere Note, ehe er leicht an Harrys Unterlippe knabberte und von ihm abließ. Eindeutig mit Bedauern. Behutsam machte er sich frei. Seine und Harrys Hose lagen beide noch nahe der Tür, wohin er jetzt ging. Harry warf er sein Kleidungsstück zu und zog sein eigenes an. Dann zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf sie beide, um sie zu reinigen. Er wollte noch etwas sagen, doch in dem Augenblick ging die Tür auf. Erschrocken wirbelte Draco herum und lief im nächsten Moment knallrot an. Dumbledore stand dort und lächelte ihn wissend an. Der Schulleiter hatte bereits eine Weile vor der Tür gewartet und auf die Entwarnung von Baleus dem Rotäugigen - einem großen Wikinger, der in dem Gemälde direkt über der Tafel wohnte - gewartet, dass ein Eintreten in das Klassenzimmer nur noch etwas peinlich für die beiden war und nicht mehr eine absolut bodenlose Peinlichkeit darstellte. „Si... Sir...“, stammelte der Blonde perplex. „Hallo, Draco. Hallo, Harry!“ Dumbledore winkte dem Gryffindor fröhlich zu. ~*~*~*~ Harry wurde dunkelrot. Seine Wangen brannten wie Feuer, als er die Begrüßung zaghaft erwiderte, die Hand hob und wortlos wieder sinken ließ. Oh Mann. Nein! Nur ein paar Minuten früher… Seine Wangen wurden noch ein wenig röter bei dem Gedanken. Wahrscheinlich konnte er sich eh denken, was sie getan hatten. War hier ja auch nicht unbedingt zu übersehen, wie er mit einem Blick in die Runde feststellte. Damit war Dumbledore der zweite neben ihren Freunden, der offiziell wusste, dass sie miteinander schliefen… Der vierte. Die dämlichen Zwillinge musste er ja mitrechnen. ~*~*~*~ Dumbledore strahlte die beiden sichtlich verlegenen Jungs an und setzte sich auf einen der Stühle. Zuvor hob er davon jedoch Dracos Krawatte auf und reichte sie ihm. Dessen rotes Gesicht wurde noch einen Tick dunkler. „Ich würde vorschlagen, dass ihr euch erst einmal anzieht. Und in der Zwischenzeit löse ich den Zauber. Gegenstimmen?“ Draco wechselte einen kurzen Blick mit Harry, spürte dessen ebenfalls abgrundtiefe Verlegenheit und schüttelte dann den Kopf. Wahrscheinlich war es besser, jetzt nicht zu protestieren. Immerhin hatte Dumbledore bisher keine böse Bemerkung oder ähnliches gemacht. ~*~*~*~ Harry nickte, als er Dracos Blick auffing. Dieses Gefühl, das da in ihm war, diese Verlegenheit, kam die nun von ihm oder von Draco? War das wieder verdoppelt? Oder war das alles seins? Also, wenn man an Scham sterben könnte, wäre er jetzt tot, soviel war mal sicher. „Danke.“, sagte er und ging sein Hemd suchen. Er fand Dracos zuerst und drückte es ihm in die Hand, dann warf er seins über, knöpfte es langsam zu. Irgendwie wollte er nicht eilig wirken. Auch nicht trödeln, aber Hast war ihm fast noch peinlicher. ~*~*~*~ Draco beschloss ebenfalls, sich in seinem üblichen Tempo anzuziehen. Er sah es absolut nicht ein, sich von dem Schulleiter scheuchen zu lassen, der eh vollkommen entspannt und locker auf dem dreibeinigen Stuhl saß und sie anlächelte. Schließlich war er soweit fertig und richtete nur noch seine Krawatte. „Dann kommt mal her.“ Dumbledore winkte sie zu sich und nach einem Wink mit seinem Zauberstab, verschwand die Verbindung. Auf einmal fühlten sich Dracos Gefühle so eindimensional an. Und er begriff, wo er überall Harrys Gefühle verspürt hatte. Dass sie beinahe vollkommen das gleiche empfunden hatten, gerade in diesem Moment. ~*~*~*~ Harry zuckte fast zusammen, als die Verbindung brach. Diese Intensität war gegangen, was den Vorteil hatte, dass er zumindest begriff, dass die Scham nicht nur bei ihm gewesen war, aber auch alles andere… Dracos Gefühle waren so unaufdringlich gewesen. Sie waren da, existierten neben seinen, vollkommen im Einklang mit ihnen. Er seufzte leicht. Schade, dass es schon vorbei war. Dann blickte er den Schulleiter schuldbewusst an. Sagen konnte er nichts. Es ging einfach nicht. ~*~*~*~ „Ich würde vorschlagen, dass ihr euch das nächste Mal einen anderen Raum sucht.“, sagte Dumbledore fröhlich. „Ich konnte Argus gerade noch daran hindern, euch zu unterbrechen. Ich denke, dafür hätte er euch mit Freuden eine Strafe gegeben.“ Die blauen Augen glitzerten belustigt und es war nicht klar, ob das an Filchs Bestrafungsbegeisterung lag oder an der Vorstellung, dass Filch hereinplatzte. Draco lief jedenfalls erneut rot an. Soviel dazu, dass er gerade seine normale Gesichtsfarbe zurück gewonnen hatte. „Weswegen ich nun eigentlich hier bin... Remus hat mich gebeten, mit euch zu sprechen, da die Spannungen gestern zwischen euch sowie Blaise nicht zu ertragen gewesen seien. Mir scheint, um euch beide muss man sich keine Sorgen mehr machen.“ Dumbledore zwinkerte ihnen freudig zu und fuhr dann fort: „Jedoch...“ Bedeutungsschwanger ließ er das Wort in der Luft hängen. ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe. Nicht nur, weil er gerade wirklich Probleme mit seiner erneut aufflammenden Röte hatte, nein, das Thema an sich… Er konnte doch verstehen, dass Blaise verletzt war. Gut sogar. Er musste sich doch wirklich sonst wie vorkommen. Erst musste er das Gefühl haben, dass er – Harry – ihn benutzt hatte – was dummerweise sogar so gewesen war, weil er ja gehofft hatte, Blaise als Ersatz für sich einsetzen zu können – und dann kam sich Blaise auch noch von Draco benutzt vor, obwohl dieser es… Er ließ den Kopf hängen. Was sollte er denn dagegen machen? ~*~*~*~ Dumbledore stand auf und blickte lächelnd auf Harry hinab, der den Kopf gesenkt hielt. Dracos Miene dagegen war vollkommen verschlossen. „Manche Dinge lösen sich nicht von allein. Man muss schon mit den Menschen reden. Nicht immer kann ein Zauber alles lösen.“ Leichter Tadel lag in seinen Augen, den er jedoch nicht weiter formulierte. „Manchmal fordert ein einfaches Gespräch von uns mehr Mut, als es die größten Ungeheuer können.“ Dumbledores blaue Augen ruhten noch auf Harry und richteten sich dann auf Draco. „Und manchmal fordert es von uns alle Klugheit, um einen verletzten Freund dazu zu bringen, uns zuzuhören.“ Einen kurzen Augenblick schwieg er, dann klatschte er lächelnd in die Hände. „Aber jetzt solltet ihr zum Unterricht gehen. Professor Flitwick hat vor fünf Minuten begonnen. Ihr solltet nicht auch noch den Rest verpassen. Diesmal ist ein Heimlichkeitszauber an der Reihe. Sehr nützlich.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, lächelte dann gewaltig schief, aber wenigstens ehrlich. Dumbledore war schon ein Original. Aber wie er - und vor allem Draco - mit Blaise sprechen sollte, das war ihm wahrlich schleierhaft. ~*~*~*~ Auch Draco lächelte den Schulleiter leicht an. „Na, worauf wartet ihr dann noch?“ Dumbledore schüttelte den Kopf und scheuchte sie beide aus dem Zimmer heraus. Vor dem Bild mit Baleus dem Rotäugigen blieb er noch kurz stehen. „Und kein Wort zu irgendwem.“ Der Wikinger nickte knapp. War doch Ehrensache. Vor allem, wenn Dumbledore einen darum bat. Draco zog Harry in der Zwischenzeit mit sich. Er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. So viel und doch fehlten ihm die Worte. Schließlich fand er doch etwas. „Bei Merlin, wie stellt er sich das nur vor?“, stieß er hervor. ~*~*~*~ „Ich weiß nicht. Keine Ahnung.“ Harry lief neben Draco her. „Wir sollen mit ihm reden. Aber wie er schon sagte… Wir müssen ihn erstmal dazu bringen, dass er freiwillig mit uns redet, oder?“ Er blickte seinen Freund von der Seite an. Dann lächelte er. „Aber wir schaffen das, ja? Wenn er auch nur annähernd bereit dazu ist, zu reden, dann werden wir das schaffen!“ Sie standen vor der Tür. Keiner von ihnen hatte Schulsachen dabei, aber das war doch nicht so schlimm, oder? „Also dann, ab in die Höhle des Drachen…“, murmelte er leise. Dort drin war Blaise. ~*~*~*~ „Ja. Und ich schätze, Dumbledore meinte eine Art Zusammenwirken von Gryffindormut und Slytherintücke. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie das funktionieren soll.“, raunte Draco Harry noch zu, dann drückte er die Tür auf und trat als erstes ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Worte sind dafür zu schwach, ich befürchte, du glaubst mir nicht. Mir kommt es vor, als ob mich jemand warnt, dieses Märchen wird nicht gut ausgehen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Mau... *diebeidenjungsdrückt* *frohist,dassbeidenenalleswiederimlotist* Shirokko: *sichkranklacht* Stellt euch mal das Bild vor!!! Dumbi vor der Tür, lächelt, freut sich darüber, was er gleich tun wird, dass er die beiden schocken kann! *breitgrinst* Dumbi ist toll! *freu* Baleus, der Rotäugige (zensiert) -------------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 120: Treffpunkt Baleus, der Rotäugige Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Die Toten Hosen – Alles aus Liebe. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 120: Treffpunkt Baleus der Rotäugige Draco wurde am nächsten Morgen durch ein angenehm warmes Gefühl geweckt. Er schlug langsam die Augen auf und spürte Harry in seinem Arm. Harry. Sein Herz zog sich zusammen und machte dann einen freudigen Hopser. Über Nacht hatte sich der Gryffindor noch etwas näher gekuschelt und lag jetzt halb auf ihm. Eine Hand hatte Draco in seinem Haarschopf vergraben, die andere ruhte unter Harrys Schlafanzugoberteil auf seinem nackten Rücken, spürte dort die leichten Erhebungen der Wirbel. Er seufzte tief. Die Tür des Büros von Madam Pomfrey fiel leise zu. Der Blonde blickte auf und sah die Medihexe auf sie zukommen. „Ah, Mr Malfoy, Sie sind wach.“ Kurz zogen sich ihre Augenbrauen zusammen, weil die beiden Jungen in einem Bett lagen, doch dann lächelte sie. „Mr Potter! Zeit aufzustehen! Und für ihren Trank!“, sagte sie dann deutlich lauter, um Harry zu wecken. ~*~*~*~ Die Worte drangen in Harrys Schlaf, zogen ihn gewaltsam daraus hervor. Er wollte nicht aufwachen. Es war schön hier. Es fühlte sich schön an, bei Draco zu sein, ohne sich Gedanken machen zu müssen. Er war zufrieden hier! Und dann kam sie und musste ihn wecken. Toll. Leise murrend spannte er die Muskeln an, streckte sich vorsichtig, um Draco nichts dabei zu tun, bevor er die Augen öffnete. „Morgen.“ Er blinzelte sie an, lächelte freundlich und kuschelte sich dann tiefer unter die Decke, demonstrativ verweigernd. „Ich bleib heute hier!“ Er wollte nicht zum Unterricht. Hier war es schöner. ~*~*~*~ „Das werden Sie mit Sicherheit nicht tun, Mr Potter.“ Madam Pomfrey stemmte die Hände in die Hüften. „Es reicht, dass Sie beide gestern den Unterricht versäumt haben. Sie werden heute daran teilnehmen!“ Draco drehte nur stumm den Kopf zur Seite und schmiegte seine Wange an Harrys Haarschopf. Er wollte auch nicht fort von hier. Er wollte einfach liegen bleiben und diese Nähe genießen. Einfach genießen und sich zuhause fühlen. ~*~*~*~ Wieder murrte Harry. Unterricht versäumt. Na und? Was… Er lachte leise, als ihm einfiel, welchen Unterricht sie versäumt hatten. Oder besser: wessen… „Ich glaube, wir könnten noch ein Problem bekommen.“, grinste er. Deswegen also diese komisch gereizten Blicke gestern in der Kutsche. Snape war wohl ein wenig angefressen gewesen. ~*~*~*~ „Schön, dass Sie wenigstens gute Laune haben.“ Madam Pomfrey schüttelte den Kopf und stellte den Becher mit Harrys Trank auf dem Nachttisch ab. „In zehn Minuten sind Sie angezogen - ansonsten ziehe ich Sie an.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und rauschte davon. Draco blickte ihr fasziniert nach. „Ich würde sagen, dass es nicht erstrebenswert ist, von ihr angezogen zu werden, oder?“ Er blickte auf Harrys Schopf hinab. ~*~*~*~ Harry setzte sich auf. „Absolut nicht.“, stimmte er vollen ernstes zu, bevor ihn ein Anfall akuter Müdigkeit zum Gähnen brachte. „Mann, gut, dass die nicht jeden Morgen zum Wecken kommt. Das würde ich auf Dauer nicht überleben.“ Er rieb sich über die Augen. ~*~*~*~ „Wer ist dir dann lieber? Der Wecker oder ich?“ Draco setzte sich ebenfalls auf und legte nun den Kopf schräg. Vorsichtig streckte er die Hand aus und streichelte Harry über die Wange. Am liebsten hätte er ihn ja geküsst, aber er wagte es nicht. ~*~*~*~ Harry grinste. „Du. Nicht so schrill.“ Er gab ihm einen keuschen Gutenmorgenkuss, zog sich aber sofort wieder zurück. „Und viel wärmer.“ Seine Augen huschten kurz zurück zu Dracos Lippen, doch dann kletterte er aus dem Bett, stand im nächsten Moment auf der Decke, die er gestern Abend achtlos dorthin geworfen hatte. Er hob sie auf und warf sie auf das Nachbarbett. „Allerdings bei weitem nicht so effektiv.“, schoss es ihm in Gedanken durch den Kopf, während er es auch schon aussprach. Er zwinkerte ihm zu, bevor er seinen Schlafanzug auszog. Von Poppy angezogen werden? Nie im Leben! Er war doch keine Puppe! ~*~*~*~ Der Kuss kam überraschend und ließ Draco einen Moment lang wirklich starr verharren, obwohl er ihn sofort erwiderte. „Oh, ich bin nicht effektiv?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Dann solltest du mir das das nächste Mal überlassen. Du wirst verblüfft sein.“ Er lächelte weich und stand ebenfalls auf. Seine Schritte führten ihn sofort zu dem Gryffindor und er nahm ihn in den Arm. „Ich liebe dich.“, sagte er leise und küsste Harry weich auf die Stirn. „Wenn ich darf, würde ich dich jetzt gerne küssen…“ Und es war klar, dass er keinen keuschen Kuss mit einer schlichten Berührung der Lippen meinte. ~*~*~*~ Die Worte lösten ein Kribbeln in Harrys Bauch aus. Richtig küssen. So ganz richtig? Wollte er das? Würde das in Ordnung sein? Er sah ihn noch ein paar Augenblicke an, dann nickte er. Er wollte es versuchen. Er wollte ihn doch küssen, wollte wieder dieses Gefühl spüren, ihm näher zu sein. Noch immer hatte er Angst - obwohl er nicht mal sagen könnte, wovor. ~*~*~*~ Draco lächelte warm, als Harry nickte. Er hob sein Kinn behutsam und legte dann seine Lippen auf Harrys. Ganz weich und warm waren sie. Herrlich weich und warm. Seidig. Mit der Zungenspitze strich er leicht darüber, schmeckte und fühlte ihn ganz bewusst, ehe er sie vorsichtig zwischen Ober- und Unterlippe schob und um Einlass bat. Seine eigenen Lippen prickelten und erinnerten ihn schmerzhaft daran, wie er sehr er diese Küsse liebte, sie genoss - und sie wollte. ~*~*~*~ Harrys Augen schlossen sich, sobald er Draco an seinen Lippen spürte, versteckten seine Unsicherheit, aber auch die tiefe Zuneigung. Er öffnete den Mund leicht, kam Draco entgegen. Alles in ihm schrie danach, dass es zu wenig war, dass er mehr wollte. Mehr brauchte! Aber das war nicht okay. Es fühlte sich nicht okay an. Dennoch begegnete er der Zunge mit willkommenheißendem Stupsen, lud sie ein zu kommen, sich umzusehen. ~*~*~*~ Draco kam der einladenden Zunge nur zu gerne entgegen. Seine eigene umkreiste sie, lockte sie, strich über die Innenseiten der weichen Lippen, streifte über die Zähne, zog sich wieder zurück, um erneut vorsichtig vorzudringen. Scheu ein wenig, aber nicht ohne Leidenschaft oder ohne Verlangen. Im Gegenteil. Beides zügelte er im Moment, riss sich zusammen, obwohl es ihm nicht leicht fiel. Er wollte diesen Mund erobern. Er wollte ihn - für sich! Aber genau wie die erneute Eroberung Harrys musste es langsam gehen. In seinem Tempo. ~*~*~*~ Der Kuss wurde ein wenig inniger, als Harry seinerseits begann, Dracos Mund zu erforschen. Als wäre er nie dort gewesen. Es war alles vollkommen unbekannt, alles neu und doch erinnerte er sich daran, schon einmal hier gewesen zu sein. Eine kleine Lücke zwischen den hinteren Zähnen, nicht zu sehen, dafür aber zu erfühlen, die Glätte der Zähne im Allgemeinen… aber vor allem der Geschmack. Dieser einzigartige Geschmack, den er nur hier fand. Nur bei Draco. Dieser Geschmack, der ihn berauschte, nach dem er förmlich süchtig war. Er wollte mehr. Sehr viel mehr! Seine Arme hoben sich, wollten sich um Dracos Hals schlingen, um Halt zu finden. Er wollte sich ihm hingeben, wollte küssen und geküsst werden. Er wollte… Seine Hände hielten an den Schultern inne. So sehr dieses Verlangen in ihm auch wütete, dort wütete noch etwas anderes: diese winzige Stimme, die penetrant dazwischenquietschte. Die ihn daran erinnerte, dass er gerade eben doch vergaß. Vorsichtig legten sich die Hände auf die Schultern, dann drückten sie Draco ein wenig fort, während er sich gleichzeitig ein wenig zurückzog. Schmerz lag in seinen Augen, als er sie öffnete, tiefe Traurigkeit und etwas, das um Verzeihung bat. ~*~*~*~ Draco öffnete die Augen, als die Zurückweisung kam. Es tat weh. Im Moment tat alles weh, doch jede Zurückweisung, jedes Zögern von Harry war eine weitere Ohrfeige, ein weiterer Schnitt in seinem Herzen, eine weitere Scherbe. Vorsichtig legte er die Hand in Harrys Nacken und strich durch das Haar. „Sagst du mir, was in dir vorgeht?“, bat er leise. Damit er es verstehen konnte. Damit er wusste, was er tun konnte. Wenn es denn überhaupt etwas gab... ~*~*~*~ Die Frage zog Harry die Kehle zusammen. Wie sollte er das ausdrücken? Dieses Chaos in sich, die Gefühle, die da wüteten? Wie konnte er ihm das sagen? „Ich… ich weiß es doch auch nicht.“ Er ließ sich auf das Bett hinter sich fallen und blickte zu Boden. „Ich will ja. Ich liebe dich. Ich… Aber ich habe das Gefühl, dass das nicht richtig ist. Ich habe Angst. Und ich weiß nicht wovor!“ Seine Finger krallten sich in die Matratze unter sich und er biss sich auf die Lippe. Wie sollte Draco das verstehen, was in ihm vorging, wenn er es selbst nicht verstand? ~*~*~*~ Draco lächelte schwach. „Ist okay. Ich... Mir würde es nur helfen, wenn ich es wüsste. Damit ich weiß, was ich tun kann. Oder... was nicht.“ Er ließ sich auf der Bettkante Harry gegenüber nieder. In seinen Augen lag mittlerweile Verzweiflung. ~*~*~*~ Harry hatte nur einen kurzen Blick gewagt, um sofort wieder auf seine Knie und die Füße und den Boden zu blicken. Das hielt er nicht aus. Er hielt es nicht aus, wenn er so schaute. Es tat ihm Leid. Es brach ihm das Herz und… „Dray… ich… ich kann es dir nicht sagen.“, wisperte er erstickt. „Ich…“ Er legte den Kopf in den Nacken und blinzelte die aufkommenden Tränen weg. „Ich finde nicht die Worte, die es dir beschreiben könnten. Ich bin nicht so redegewandt wie Mione.“ Zitternd atmete er wieder aus. „Ich bin nicht so schlau wie sie. Ich kann noch nicht einmal deuten, was da in mir ist!“ ~*~*~*~ Draco nickte schweigend. Er konnte es verstehen. Ja, irgendwie konnte er es verstehen. Ihm kam eine Idee. Wo Harry den Namen Hermiones sagte. „Was wäre, wenn ich es fühlen könnte? Wenn... wenn Mione uns noch einmal mit dem Iuvenis Respondere belegt?“ Draco stockte immer wieder, weil er Angst vor einer negativen Antwort hatte. Und doch war es die Chance, die er noch sah. Ein kleiner Funken Hoffnung. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Schließlich lächelte er. „Okay.“ Ein Zugeständnis an Draco, denn er hatte durchaus auch Dinge in sich, die er dem Blonden lieber nicht anvertrauen würde. Aber vielleicht war das ihre einzige Chance. Auch für ihn, um zu sehen, ob Draco es ernst meinte - eine der Ängste, die in ihm wohnten. „Lass… lass uns das gleich machen. Wenn wir Mione finden.“ ~*~*~*~ „Ja. So schnell wie möglich.“ Draco schenkte dem Gryffindor ein weiches und erleichtertes Lächeln. „Na dann. Zieh dich an.“ Er selbst tat genau das und keine fünf Minuten später - kurz bevor Madam Pomfrey sie an den Unterricht erinnern wollte - waren sie fertig. Gehorsam und unter ihren prüfenden Augen nahm Harry seinen Trank ein. Dann gingen sie. Und schon nach wenigen Schritten hatte Draco seine Hand genommen. Sie brauchten Hermione nicht suchen. Sobald sie Tür aufmachten, stand das Gryffindormädchen davor und blickte sie perplex an. „Hey.“ Draco schenkte ihr ein Lächeln. „Merlin sei Dank. Genau dich haben wir gesucht.“ ~*~*~*~ Harry lächelte ebenfalls erleichtert. Hermione im Schloss zu suchen war schrecklich. Und er hatte die Karte nicht dabei, um darauf zu suchen. Genau diese streckte sie ihm entgegen. „Das ist gestern bei uns geblieben.“, erklärte sie freundlich. Leicht perplex nahm Harry die Karte entgegen. Das erklärte, warum Draco ihn so schnell gefunden hatte. Und es erklärte, woher Ron gewusst hatte, auf welcher Tribüne er gesessen hatte. „Danke.“ Er holte Luft. „Mione, kannst du noch mal den Iuvenis Respondere auf uns wirken?“, kam er gleich zur Sache. „Es ist total wichtig!“ Dem Mädchen klappte der Unterkiefer runter. „Aber… Ihr habt das letzte Mal doch beide gesagt, dass der Zauber nichts ist und…“ „Bitte!“ Ihr Blick glitt zwischen den beiden hin und her. Es schien ihnen wirklich ernst zu sein. Und beinahe konnte sie sich denken, worum es ging. Zwar fand sie es nicht so gut, dass sie die Probleme zwischen sich mit Magie lösen wollten, aber sie sagte nichts mehr, als sie die Verzweiflung in grauen Augen und die Bitte in grünen las. Sie nickte. „Kommt mit.“, sagte sie nur und führte sie dann in das Klassenzimmer, in dem sie sich immer versammelten. „Nehmt euch bei den Händen, ihr kennt das ja.“ Harry nickte. Beinahe feierlich drehte er sich Draco entgegen. Er hatte Angst. Angst, was er in Dracos Herz würde lesen können. Aber gleichzeitig war es so wichtig, dass Draco sah, warum es gerade nicht funktionierte in ihm. Hermione sprach den Zauber und wie schon einmal begann es zwischen ihren Fingern zu leuchten. Ganz sachte, vollkommen warm und weich. Harry begann zu lächeln. Galgenhumor oder so was. Jetzt war es bald entweder alles wieder gut oder alles verloren. So kam es ihm vor. Er beobachtete, wie das goldene Leuchten ihre Arme hinauf kroch, bevor er den Blick hob und Draco in die Augen sah. Sie waren dunkel. Und er konnte die Unsicherheit sehen, die er selbst immer stärker fühlte. Die Angst in seinem Inneren nahm zu. Wie schon das letzte Mal verstärkte der Zauber seine Gefühle, als das Leuchten sein Herz erreichte. Unsicherheit, Angst, Verlangen, Zuneigung, den Schmerz der Enttäuschung… Dann schossen die Lichter aufeinander zu und verbanden ihre Herzen miteinander. Eine Welle fremder Gefühle spülte über ihn hinweg, vermischte sich mit seinen und im ersten Moment hatte er tatsächlich Probleme, sie von seinen eigenen zu trennen. Nur langsam wurde klar, was nicht zu ihm gehörte. Schuldgefühle und Schmerz. Beides auch in ihm vorhanden, aber nicht in dieser Dichte, nicht in dieser alles vernichtenden Masse. Es zog ihm das Herz zusammen. Angst, ähnlich der seinen, ähnlicher Art. Eine winzige Hoffnung, schwächer als seine, zu sehr unterdrückt von Selbsthass und Traurigkeit, von Verzweiflung. Und darüber eine verzweifelte Liebe, die seiner so sehr ähnelte, dass es weh tat. Es machte ihn glücklich. So sehr glücklich. Diese Liebe… Sie löschte alles aus. Sie vernichtete die Angst vor erneuter Zurückweisung, die er in seinem Herzen fühlte, die Angst davor, zu zerbrechen, wieder Schmerzen zu empfinden, wieder erkennen zu müssen, nicht der einzige zu sein, nicht genug zu sein, die Angst vor der Trennung, die ihm vor kurzem fast den Atem genommen hatte. Auch die Frage, ob er überhaupt noch geliebt wurde, die insgeheim in ihm geschwelt hatte, ohne dass er es wirklich wahrgenommen hätte, wurde mit dieser Liebe hinfort gewaschen. Es erleichterte ihn, nahm ihm ein wenig von dem Schmerz der Enttäuschung. Worte waren so unnötig, aber dennoch musste er sie sagen, zumal die zugehörigen Gefühle in ihrer Wahrhaftigkeit geradezu damit drohten, sein Herz zu sprengen. „Ich liebe dich.“ Hermione verzog sich lächelnd. Hier wurde sie nicht mehr gebraucht. Wenn sie wollten, dass sie den Zauber wieder aufhob, dann würden sie schon kommen. ~*~*~*~ Auch Draco sah sich von Harrys Gefühl überwältigt. Angst dominierte. Soviel Angst, dass es ihm die Luft abschnürte. Schmerz und Enttäuschung wogten herüber, dicht gefolgt von Unsicherheit und Zweifeln, aber auch Hoffnung, doch bei allem war da eine nahezu an Verzweiflung grenzende, unglaublich starke Liebe, ein tiefes Verlangen, das Dracos Herz dazu brachte zu rasen. Er sah tief in die grünen Augen und spürte, wie Erleichterung durch Harry flutete - Erleichterung, die er selbst auch empfand - und Unsicherheit sowie Zweifel sich auflösten und verschwanden. Der Schmerz und die Schuldgefühle in ihm selbst schwanden nicht, aber sie wurden leichter, ertragbar. Weil er wusste, dass Harry ihn noch immer liebte. „Ich liebe dich auch.“, erwiderte er die Liebeserklärung weich. Tränen standen in seinen grauen Augen, wieder einmal und wieder schämte er sich ihrer nicht. ~*~*~*~ Harry zog Dracos Hände an sich vorbei, trat auf ihn zu und blickte ihm lächelnd in die Augen. Er konnte die Tränen sehen, aber sie waren nicht wichtig. Wichtig war die Erleichterung, die dahinter stand, die Wahrhaftigkeit. Sanft küsste er ihn. Er wollte soviel sagen, sich entschuldigen für sein Zögern, sein Zweifeln, aber es war alles sinnlos. Ihm fehlten einfach die Worte. ~*~*~*~ Draco erwiderte den Kuss sanft. Seine Lippen bebten leicht, als er sie einen Spalt öffnete und vorsichtig bei Harry um Einlass bat. Er konnte Harrys Entschuldigung spüren, ganz deutlich. Ihn selbst überflutete im Moment schlichtweg die bodenlose Liebe zu diesem Jungen, sein Verlangen nach ihm und die Sehnsucht danach, ihm nahe zu sein. ~*~*~*~ Harry gab augenblicklich nach, öffnete seine Lippen der Anfrage. Diesmal war da nichts Falsches. Diesmal fühlte es sich richtig an. Richtiger ging gar nicht mehr. Er ließ Dracos Hände los, umfasste sein Gesicht und zog ihn näher, drängte sich gegen ihn. In ihm erwachte ein Gefühl, das von dem Verlangen sonst kaum noch etwas hatte. Vermischte Gefühle waren eine seltsame Sache. Er konnte so schwer auseinander halten, was seine waren, was Dracos waren, momentan war da kein Unterschied; alles war so klar, verzehrend hell und klar. Keine Zweifel über das, was der andere empfand. Ihm war klar, dass Draco es wissen würde, als ein Gedanke ihn durchzuckte: Er wollte ihn. Jetzt. ~*~*~*~ Draco entfuhr ein leises Aufkeuchen, als sich seine leidenschaftlichen Gefühle mit Harrys vermischten und nahezu überwältigten. Wenn das jetzt schon so unbeschreiblich war, wie würde es dann wohl sein, wenn... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Sie brauchten diesmal länger, um wieder zu sich zu finden. Viel länger, denn die Wogen glätteten sich nur langsam, schaukelten sich gegenseitig immer wieder hoch. Doch letztendlich stellte Harry fest, dass sein Atem wieder einigermaßen normal ging, dass er wieder in klare Richtungen denken konnte. Sein erster Gedanke war, dass jetzt, wo es vorbei war, sie sich wieder trennen mussten. Er schlang seine Arme um Dracos Schultern, nicht gewillt ihn gehen zu lassen. ~*~*~*~ Zärtlich strich Draco dem Gryffindor über den Rücken und drückte ihn an sich. Auch er beruhigte sich langsam wieder und bekam einigermaßen Ordnung in seine Gedanken. Er gab ihm einen zarten Kuss, als er seinen Widerwillen spürte. „Wir sollten dran denken, wo wir hier sind.“, sagte er leise, obwohl er selbst ähnliches verspürte. Auch er wollte sich nicht wieder von Harry trennen, nicht diese Einheit verlieren. „Stell dir mal vor, Filch kommt rein.“ ~*~*~*~ Harry überlief eine Gänsehaut. „Wäre nicht so toll.“, murmelte er. „Ich müsste ihm Lockharts Vergessenszauber anhexen.“ Und trotzdem machte er keine Anstalten, Draco loszulassen. ~*~*~*~ Draco lachte leise und strich ihm durch die Haare. „Falls es dich beruhigt: Das erste, was er sehen würde, wäre mein nackter Hintern.“ Er hielt inne und fügte dann leicht amüsiert hinzu: „Wobei wir vorher klären sollten, ob den noch jemand anderes außer dir und einem Arzt überhaupt sehen darf.“ Schalk blitzte in den grauen Augen auf, obwohl diese Frage doch irgendwie einen wahren Kern hatte. ~*~*~*~ Harry legte seine Hände über die festen Rundungen. Er spürte, dass Draco darauf eine Antwort haben wollte. „Meiner.“, erklärte er. Ebenfalls halb im Spaß, halb im Ernst. „Aber solange sie nichts von dir wollen, sollen sie doch sehen, was sie nicht haben können. Vorausgesetzt, das stört dich nicht.“ ~*~*~*~ „Ich glaube, damit kann ich leben.“, antwortete der Slytherin weich und strich mit der Zunge leicht über Harrys Ohrmuschel. „Und trotzdem wird es jetzt Zeit, dass wir uns wieder anziehen. Du darfst mich jedoch heute Abend gerne wieder ausziehen. Wie ist das?“ Er zog sich etwas zurück und blickte den Gryffindor fragend an. ~*~*~*~ „Vielversprechend.“ Harry lächelte ihn liebevoll an. „Ich denke, in diesem Fall kann ich es verkraften.“ Er zog Draco wieder näher und küsste ihn sanft. „Zumal es durchaus sein kann, dass Mione wieder hier auftaucht, weil wir Unterricht versäumt haben.“ ~*~*~*~ Draco küsste ihn ebenfalls und gab diesem Kuss schnell eine weitaus leidenschaftlichere und intensivere Note, ehe er leicht an Harrys Unterlippe knabberte und von ihm abließ. Eindeutig mit Bedauern. Behutsam machte er sich frei. Seine und Harrys Hose lagen beide noch nahe der Tür, wohin er jetzt ging. Harry warf er sein Kleidungsstück zu und zog sein eigenes an. Dann zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf sie beide, um sie zu reinigen. Er wollte noch etwas sagen, doch in dem Augenblick ging die Tür auf. Erschrocken wirbelte Draco herum und lief im nächsten Moment knallrot an. Dumbledore stand dort und lächelte ihn wissend an. Der Schulleiter hatte bereits eine Weile vor der Tür gewartet und auf die Entwarnung von Baleus dem Rotäugigen - einem großen Wikinger, der in dem Gemälde direkt über der Tafel wohnte - gewartet, dass ein Eintreten in das Klassenzimmer nur noch etwas peinlich für die beiden war und nicht mehr eine absolut bodenlose Peinlichkeit darstellte. „Si... Sir...“, stammelte der Blonde perplex. „Hallo, Draco. Hallo, Harry!“ Dumbledore winkte dem Gryffindor fröhlich zu. ~*~*~*~ Harry wurde dunkelrot. Seine Wangen brannten wie Feuer, als er die Begrüßung zaghaft erwiderte, die Hand hob und wortlos wieder sinken ließ. Oh Mann. Nein! Nur ein paar Minuten früher… Seine Wangen wurden noch ein wenig röter bei dem Gedanken. Wahrscheinlich konnte er sich eh denken, was sie getan hatten. War hier ja auch nicht unbedingt zu übersehen, wie er mit einem Blick in die Runde feststellte. Damit war Dumbledore der zweite neben ihren Freunden, der offiziell wusste, dass sie miteinander schliefen… Der vierte. Die dämlichen Zwillinge musste er ja mitrechnen. ~*~*~*~ Dumbledore strahlte die beiden sichtlich verlegenen Jungs an und setzte sich auf einen der Stühle. Zuvor hob er davon jedoch Dracos Krawatte auf und reichte sie ihm. Dessen rotes Gesicht wurde noch einen Tick dunkler. „Ich würde vorschlagen, dass ihr euch erst einmal anzieht. Und in der Zwischenzeit löse ich den Zauber. Gegenstimmen?“ Draco wechselte einen kurzen Blick mit Harry, spürte dessen ebenfalls abgrundtiefe Verlegenheit und schüttelte dann den Kopf. Wahrscheinlich war es besser, jetzt nicht zu protestieren. Immerhin hatte Dumbledore bisher keine böse Bemerkung oder ähnliches gemacht. ~*~*~*~ Harry nickte, als er Dracos Blick auffing. Dieses Gefühl, das da in ihm war, diese Verlegenheit, kam die nun von ihm oder von Draco? War das wieder verdoppelt? Oder war das alles seins? Also, wenn man an Scham sterben könnte, wäre er jetzt tot, soviel war mal sicher. „Danke.“, sagte er und ging sein Hemd suchen. Er fand Dracos zuerst und drückte es ihm in die Hand, dann warf er seins über, knöpfte es langsam zu. Irgendwie wollte er nicht eilig wirken. Auch nicht trödeln, aber Hast war ihm fast noch peinlicher. ~*~*~*~ Draco beschloss ebenfalls, sich in seinem üblichen Tempo anzuziehen. Er sah es absolut nicht ein, sich von dem Schulleiter scheuchen zu lassen, der eh vollkommen entspannt und locker auf dem dreibeinigen Stuhl saß und sie anlächelte. Schließlich war er soweit fertig und richtete nur noch seine Krawatte. „Dann kommt mal her.“ Dumbledore winkte sie zu sich und nach einem Wink mit seinem Zauberstab, verschwand die Verbindung. Auf einmal fühlten sich Dracos Gefühle so eindimensional an. Und er begriff, wo er überall Harrys Gefühle verspürt hatte. Dass sie beinahe vollkommen das gleiche empfunden hatten, gerade in diesem Moment. ~*~*~*~ Harry zuckte fast zusammen, als die Verbindung brach. Diese Intensität war gegangen, was den Vorteil hatte, dass er zumindest begriff, dass die Scham nicht nur bei ihm gewesen war, aber auch alles andere… Dracos Gefühle waren so unaufdringlich gewesen. Sie waren da, existierten neben seinen, vollkommen im Einklang mit ihnen. Er seufzte leicht. Schade, dass es schon vorbei war. Dann blickte er den Schulleiter schuldbewusst an. Sagen konnte er nichts. Es ging einfach nicht. ~*~*~*~ „Ich würde vorschlagen, dass ihr euch das nächste Mal einen anderen Raum sucht.“, sagte Dumbledore fröhlich. „Ich konnte Argus gerade noch daran hindern, euch zu unterbrechen. Ich denke, dafür hätte er euch mit Freuden eine Strafe gegeben.“ Die blauen Augen glitzerten belustigt und es war nicht klar, ob das an Filchs Bestrafungsbegeisterung lag oder an der Vorstellung, dass Filch hereinplatzte. Draco lief jedenfalls erneut rot an. Soviel dazu, dass er gerade seine normale Gesichtsfarbe zurück gewonnen hatte. „Weswegen ich nun eigentlich hier bin... Remus hat mich gebeten, mit euch zu sprechen, da die Spannungen gestern zwischen euch sowie Blaise nicht zu ertragen gewesen seien. Mir scheint, um euch beide muss man sich keine Sorgen mehr machen.“ Dumbledore zwinkerte ihnen freudig zu und fuhr dann fort: „Jedoch...“ Bedeutungsschwanger ließ er das Wort in der Luft hängen. ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe. Nicht nur, weil er gerade wirklich Probleme mit seiner erneut aufflammenden Röte hatte, nein, das Thema an sich… Er konnte doch verstehen, dass Blaise verletzt war. Gut sogar. Er musste sich doch wirklich sonst wie vorkommen. Erst musste er das Gefühl haben, dass er – Harry – ihn benutzt hatte – was dummerweise sogar so gewesen war, weil er ja gehofft hatte, Blaise als Ersatz für sich einsetzen zu können – und dann kam sich Blaise auch noch von Draco benutzt vor, obwohl dieser es… Er ließ den Kopf hängen. Was sollte er denn dagegen machen? ~*~*~*~ Dumbledore stand auf und blickte lächelnd auf Harry hinab, der den Kopf gesenkt hielt. Dracos Miene dagegen war vollkommen verschlossen. „Manche Dinge lösen sich nicht von allein. Man muss schon mit den Menschen reden. Nicht immer kann ein Zauber alles lösen.“ Leichter Tadel lag in seinen Augen, den er jedoch nicht weiter formulierte. „Manchmal fordert ein einfaches Gespräch von uns mehr Mut, als es die größten Ungeheuer können.“ Dumbledores blaue Augen ruhten noch auf Harry und richteten sich dann auf Draco. „Und manchmal fordert es von uns alle Klugheit, um einen verletzten Freund dazu zu bringen, uns zuzuhören.“ Einen kurzen Augenblick schwieg er, dann klatschte er lächelnd in die Hände. „Aber jetzt solltet ihr zum Unterricht gehen. Professor Flitwick hat vor fünf Minuten begonnen. Ihr solltet nicht auch noch den Rest verpassen. Diesmal ist ein Heimlichkeitszauber an der Reihe. Sehr nützlich.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, lächelte dann gewaltig schief, aber wenigstens ehrlich. Dumbledore war schon ein Original. Aber wie er - und vor allem Draco - mit Blaise sprechen sollte, das war ihm wahrlich schleierhaft. ~*~*~*~ Auch Draco lächelte den Schulleiter leicht an. „Na, worauf wartet ihr dann noch?“ Dumbledore schüttelte den Kopf und scheuchte sie beide aus dem Zimmer heraus. Vor dem Bild mit Baleus dem Rotäugigen blieb er noch kurz stehen. „Und kein Wort zu irgendwem.“ Der Wikinger nickte knapp. War doch Ehrensache. Vor allem, wenn Dumbledore einen darum bat. Draco zog Harry in der Zwischenzeit mit sich. Er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. So viel und doch fehlten ihm die Worte. Schließlich fand er doch etwas. „Bei Merlin, wie stellt er sich das nur vor?“, stieß er hervor. ~*~*~*~ „Ich weiß nicht. Keine Ahnung.“ Harry lief neben Draco her. „Wir sollen mit ihm reden. Aber wie er schon sagte… Wir müssen ihn erstmal dazu bringen, dass er freiwillig mit uns redet, oder?“ Er blickte seinen Freund von der Seite an. Dann lächelte er. „Aber wir schaffen das, ja? Wenn er auch nur annähernd bereit dazu ist, zu reden, dann werden wir das schaffen!“ Sie standen vor der Tür. Keiner von ihnen hatte Schulsachen dabei, aber das war doch nicht so schlimm, oder? „Also dann, ab in die Höhle des Drachen…“, murmelte er leise. Dort drin war Blaise. ~*~*~*~ „Ja. Und ich schätze, Dumbledore meinte eine Art Zusammenwirken von Gryffindormut und Slytherintücke. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie das funktionieren soll.“, raunte Draco Harry noch zu, dann drückte er die Tür auf und trat als erstes ein. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Worte sind dafür zu schwach, ich befürchte, du glaubst mir nicht. Mir kommt es vor, als ob mich jemand warnt, dieses Märchen wird nicht gut ausgehen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Mau... *diebeidenjungsdrückt* *frohist,dassbeidenenalleswiederimlotist* Shirokko: *sichkranklacht* Stellt euch mal das Bild vor!!! Dumbi vor der Tür, lächelt, freut sich darüber, was er gleich tun wird, dass er die beiden schocken kann! *breitgrinst* Dumbi ist toll! *freu* In der Eulerei -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 121: In der Eulerei Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lene Marlin – Playing my game. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 121: In der Eulerei Es war bemerkenswert, wie schnell es still im Klassenraum wurde, als Harry und Draco eintraten. Dann legte Flitwick mit einem Donnerwetter los, das es in sich hatte. Draco ließ es an sich vorüberziehen und suchte mit den Augen unwillkürlich nach Blaise. Ihm war gar nicht bewusst, dass er noch immer Harrys Hand hielt und schlichtweg auch nicht gewillt war, diese loszulassen. Irritiert stellte er fest, dass Blaise nicht auf seinem Stammplatz saß. Nein, er hatte sich gemeinsam mit Goyle in die bis dato stets leere letzte Reihe gesetzt. Nur kurz fing er einen Blick aus den schwarzen Augen auf, aber der war so treffend, dass er die Augen nieder schlug. Wut, Hass, Schmerz - das war es, was vor allem darin gelegen hatte. ~*~*~*~ Harry hatte ebenfalls zu Blaise nach hinten gesehen, doch Flitwicks Gezeter wollte er eigentlich nicht in die Länge ziehen und so blickte er ihn an, schwieg aber. Schließlich war es vorbei und sie durften sich setzen. Hermiones Augen stellten eine stumme Frage, die er mit einem Lächeln beantwortete, was ihre Augen leuchten ließ. Seine Augen leuchteten nicht. Ihm ging Blaise im Kopf herum. Am liebsten würde er gleich mit ihm sprechen, bevor ihn sein Mut verließ und Dumbledores stiller, vorwurfsvoller Blick, der dieses schlechte Gewissen in seinem Innern ausgelöst hatte, abklang, aber das ging kaum. Er könnte ihn mit dem Gedankenbuch fragen, aber dann würde er wieder so einen Fehler machen. Er sollte so eine Aktion auf jeden Fall vorher mit Draco abklären. Er zog das weinrote Buch hervor, klappte es auf und betrachtete die Zeilen, die noch ein Stück der Seite befüllten. Eine Nachricht an Sirius. Von ihm war auch noch keine Nachricht gekommen, dabei hatte er in letzter Zeit recht häufig geschrieben. Vielleicht sollte er Remus oder Tonks mal danach fragen, wenn er Zeit hatte. Langsam setzte er die Feder an. „Dray. Hättest du was dagegen, wenn ich allein mit Blaise spreche?“ ~*~*~*~ Draco wurde von dem Gedanken überrascht. Er hatte damit jetzt nicht gerechnet und kramte nun sein eigenes Buch heraus, um Harry zu antworten. „Nein. Das wird vielleicht am besten sein. Aber... kannst du mir vielleicht ein Zeichen geben, wenn du glaubst, dass ich dazu kommen kann? Vielleicht ist er dann bereit, auch mit mir zu sprechen.“ Er hoffte es. Er hoffte es wirklich. Denn Blaise war immer noch sein engster Freund und ihn so zu verlieren, tat höllisch weh. ~*~*~*~ „Ich werde ihn fragen, ob ich das darf.“, schrieb Harry zurück. „Ich will ihn nicht schon wieder hintergehen. Oder auch überfallen. Ich glaube nicht, dass das sinnvoll wäre.“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise. Harrys Ehrenhaftigkeit war wirklich umfassend. Aber er hatte Recht. Mit Blaise durfte man im Moment garantiert nicht falsch spielen. Selbst, wenn es gut gemeint war. „Okay. Viel Glück.“ ~*~*~*~ Harry lächelte weich. „Wenn er überhaupt bereit ist, mit mir zu sprechen.“, murmelte er, bevor er einen anderen Namen auf das Blatt schrieb: Blaise Zabini. Angst kroch in seinem Bauch hoch. Was, wenn er nicht wollte? Wenn er ihn ignorierte? „Ich… möchte mit dir sprechen. Hast du mittags Zeit, Blaise? Glaubst du, du kannst mir zuhören?“ ~*~*~*~ Blaises Blick richtete sich schwarz und abgrundtief dunkel auf den Gryffindor weiter vorne. Wollte er überhaupt mit ihm reden? Würde das etwas bringen? Würde es nicht zu sehr weh tun? Sie hatten ja offenbar ihre Probleme wieder in den Griff bekommen. Er hatte Draco nur anblicken müssen, um zu wissen, dass er Sex gehabt hatte. Das war - für ihn jedenfalls - unübersehbar gewesen. Er zog das Gedankenbuch heraus und stützte nachdenklich das Kinn in die Hände. Es dauerte zehn, zwanzig Minuten, bis er die Feder in die Hand nahm und die Antwort schrieb. „Okay. Sag mir wann und wo und ich werde da sein.“ ~*~*~*~ Harry hätte fast geweint, als er keine Antwort bekommen hatte, hatte den Kopf einfach auf die Arme gelegt und alles daran gegeben, es eben nicht zu tun, seine Enttäuschung zu verbergen. Als dann die Antwort kam, wäre diese Selbstbeherrschung fast gebrochen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Danke.“, schrieb er und er war sich sicher, dass man die Erleichterung noch in Blaises Gedanken widerhallen spüren konnte. „Wann und wo… Ich…“ Er hielt einen Moment inne, wusste genau, dass das Buch sich das merken würde und es so weitergeben würde, aber das konnte er jetzt nicht ändern. Der Ort wollte gut gewählt sein. Ein neutraler Ort wäre wohl am besten. Einer, der weder in Blaises, noch in seinen Erinnerungen rühren würde. In Hogwarts war es schwierig einen solchen Ort zu finden. Sehr schwierig. „Ich warte um eins in der Eulerei auf dich. Dort ist um die Zeit nichts los, ist das okay für dich?“ ~*~*~*~ „Geht klar.“, kam nahezu prompt Blaises Antwort. Das Zögern, die Erleichterung, sie machten es ihm leichter, dorthin zu gehen. Müde stützte er das Gesicht in die Hände. Er hatte die Nacht kaum geschlafen und sein Kopf hämmerte wie ein Weltmeister, wie als wenn da einer von diesen komischen Rittern von den Bildern mit einem gigantischen Kriegshammer hindurchhopste und überall gegen schlug. Ätzend. ~*~*~*~ „Danke.“, schrieb Harry wieder, dann klappte er das Buch zu und versteckte das Gesicht in der Armbeuge. Irgendwie fühlte er sich dem nicht gewachsen. Mut. Gryffindormut… Momentan fühlte er sich so schwach und feige, dass es schon fast Voldemort ebenbürtig war. Die Stunde war wenig aufschlussreich. Harry bekam den Zauber nicht hin, den Flitwick ihnen zeigte, auch nicht, als Hermione ihm vormachte, wie es funktionierte, oder als er es mit Stummmagie versuchte. Es war hoffnungslos. Seine Hand zitterte wie verrückt. Und in Zaubereigeschichte war er überzeugt: Er würde sterben. An Hypernervosität zugrunde gehen. Wenn der Kerl da vorne nicht bald aufhörte zu labern. Geist oder nicht, er würde sich gezwungen sehen, ihn zum Schweigen zu bringen – was er doch nicht tat, auch wenn er nahezu verzweifelte. Er saß wie auf Hummeln. Mann. Scheißunterricht. Nach einer viel zu langen Zeit war das schließlich auch überstanden. Harry wollte aufspringen und in die Eulerei hoch laufen, doch Hermione und Ron waren sich vollkommen einig. „Mittagessen. Du hast schon das Frühstück ausfallen lassen und warst deswegen auf der Krankenstation, also komm nicht auf die Idee, jetzt stiften zu gehen!“ Hermione funkelte ihn an. Ron von der anderen Seite auch. „Außerdem, ganz egal, ob ihr beide wieder versöhnt seid, auch Draco muss mal essen, klar?“ Und Harry fügte sich. Er wollte ihnen nicht sagen, dass er mit Blaise reden würde. Er würde etwas essen, um sie zu beruhigen, und dann so schnell wie möglich verschwinden. Und dann fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, über was er mit Blaise reden sollte. Klar, er würde sich – wieder – für das entschuldigen, was er falsch gemacht hatte, aber sonst… Für Draco könnte er Partei ergreifen und Blaise versichern, dass er es getan hatte, weil er ihn wirklich haben wollte, aber das konnte er nicht aussprechen. Es war so schrecklich und tat so weh, dass er es wohl nicht übers Herz bringen konnte. Er war weiß im Gesicht, als er sich am Tisch niederließ, zwischen Hermione und Draco. Ron fluchte verhalten und pfiff ihn an, was denn nun schon wieder war, da begann er tatsächlich zu essen, ohne wahrzunehmen, was er sich in den Mund stopfte. Hätten die Zwillinge nicht auf Dracos anderer Seite gesessen und damit nicht einen unüberwindbaren Prellbock zwischen sich und Harry gehabt, hätten sie ihm wohl irgendwann die Krawatte in den Mund gesteckt, um zu sehen, ob er sie auch essen würde. Kaum hatte er seinen Teller leer, erklärte er, dass er jetzt weg müsse. Er sprang auf und legte kurz Draco die Hand auf die Schulter, bevor er aus der Halle verschwand. Er war über eine halbe Stunde zu früh, aber das war ihm egal. Er konnte nicht mehr stillsitzen! Oben in der Eulerei begrüßte ihn Hedwig begeistert und kam über die Stangen auf ihn zugehopst. Er musste sie leider enttäuschen. „Ich habe keinen Brief für dich, meine Schöne.“, sagte er und streichelte ihr über die Federn. „Ich habe seit Neustem auch keinen mehr, dem ich schreiben könnte.“ Sie schuhute leise, kletterte dann auf seinen Arm, den er nur zu bereitwillig anbot. Er war versucht sich hinzusetzen, aber das konnte er nicht. Das ging nicht. Er war viel zu zappelig dafür und fürchtete, in seiner Hektik am Ende aus dem Fenster zu fallen, wenn er sich auf das Sims setzte. So stand er da, gegen eine Wand gelehnt und sich um Hedwigs Willen zur Ruhe zwingend. Er gab ihr ein paar Eulenkekse, die er wie durch ein Wunder in seiner Schultasche fand – er hatte sie in der kurzen Pause aus dem Raum der Wünsche geholt – und streichelte sie. Allein die Geste gab ihm Ruhe, während er wartete. Zumindest ein bisschen. ~*~*~*~ Blaise hatte um die Große Halle einen Bogen gemacht und war nach draußen gegangen. Er saß in der Nähe des Sees auf einem Felsen und starrte auf das Wasser hinaus. Er zwang sich dazu, den Blick von den Weiden, die unweit rechts vom ihm standen, abzuwenden. Irgendwann näherten sich ihm leise Schritte und Ginny setzte sich neben ihn, reichte ihm kommentarlos ein Brötchen mit einer heißen Frikadelle. „Iss was, ja?“ Blaise wandte ihr das Gesicht zu und brachte sogar ein Lächeln zustande. Sie war so lieb. So bemüht. „Dir zuliebe.“ Er seufzte. „Eigentlich habe ich keinen Appetit.“ Er sah nicht, wie sich ihre Wangen leicht rosa verfärbten, denn er blickte wieder auf den See hinaus, als er den ersten Bissen nahm. Mühsam schaffte er es irgendwie, das gesamte Brötchen zu essen und wollte seine Finger gerade am Gras abwischen, als Ginny ihm eine Serviette reichte. Überrascht blickte er sie an. „Du hast an alles gedacht, oder?“ „Ich habe es versucht.“ Sie lachte leise. „Ich meine... Das ist doch alles, was ich für dich tun kann.“ Verlegen schaute sie zu Boden. „Danke.“ Blaise lächelte sie warm an. Mit ihr zu reden machte es irgendwie leichter, gleich in die Eulerei zu gehen. Schließlich war es so weit. „Bis später!“, rief sie ihm nach und winkte, während er leicht zurückwinkte und dann in Richtung Eulerei ging. Seine Schritte wurden langsamer, je höher er in den Turm hinaufstieg und schließlich kam er oben an. Schweigend trat er ein und kam auf Harry zu, der neben einem der Fenster lehnte und seine Eule streichelte. „Hey...“, sagte er leise. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Ihm war schlecht. Sein Kopf hämmerte noch immer - mittlerweile wieder schlimmer - und in seinem Bauch zog sich alles zusammen. Wahrscheinlich war das Essen gerade doch keine gute Idee gewesen. Er wusste, dass er blass war und dunkle Ringe unter seinen Augen lagen. Wahrscheinlich sah sogar eine wandelnde Leiche grad besser aus als er. ~*~*~*~ Harry sah auf und es zog ihm den Bauch zusammen. Sein Gruß war vielleicht nicht ablehnend gewesen, aber es schien, dass sein Körper dieses Treffen doch ziemlich ablehnte. „Hey.“ Er schluckte und schickte Hedwig auf die Stange zurück, was sie sogar tat, ohne zu murren. Sie kuschelte sich dort an den kleinen Pigwidgeon, der für sie wahrscheinlich eher eine zweite Mahlzeit war. Leise wagte er es, einen zweiten Blick über Blaise wandern zu lassen. Er sah wirklich schrecklich aus. Als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Und jetzt? Er musste doch etwas sagen! Er hatte dieses Treffen doch vorgeschlagen, weil er etwas sagen wollte! Warum fiel ihm dann nichts ein? „Willst du dich nicht setzen?“, fragte er und zeigte hilflos auf eines der Fenstersimse. „Du siehst aus, als würdest du gleich zusammenklappen.“ Nun, das war zwar nicht, was er vorgehabt hatte, ihm mitzuteilen, aber es war ein Anfang. ~*~*~*~ „So in etwa fühle mich auch.“ Blaise lächelte scheu und kam zögernd näher, ließ sich auf dem Sims neben Harry nieder. Auch er fühlte sich alles andere als wohl. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Entschuldigt hatte er sich bereits, um Verzeihung gebeten genauso. Was blieb denn noch? Außerdem hatte Harry ihn herbestellt. Stumm blickte er auf und sah den Gryffindor an. Dennoch war er bemüht, diesen nicht zu drängen. Diese Situation fiel ihnen beiden nicht leicht. Also brauchte man Zeit. ~*~*~*~ Harry blickte auf den Boden, wagte es erst wieder hochzusehen, als Blaise bereits saß, zuckte davor zurück. Er wartete. Er wartete auf etwas von ihm. War doch klar gewesen, aber… Er holte tief Luft. „Ich wollte mich noch einmal entschuldigen. Ich weiß, dass es dumm ist, weil ich dir Zeit lassen sollte, weil ich… Wegen der Sache, dass ich…“ Das Wort hakte. Betrogen, benutzt, gebraucht… Es wollte einfach nicht über seine Lippen. Aber man musste sich Fehler eingestehen. „Wie du bei Draco glaubst… ich… Ich hab dich benutzt. Um mir einzureden, meine Angst sei berechtigt und… den einfacheren Weg wählen zu können. Aufgeben… Ich hab tatsächlich einfach aufgegeben, weil ich dachte, danach wäre alles gut. Wenn Draco dann jemanden hätte. Wenn du mich nicht mehr im Weg hättest, nicht mehr einsam wärst und traurig… Und ich… hätte nicht mehr lernen brauchen, hätte diesen Stress nicht mehr, weil ich etwas gefunden habe, womit man jemanden mitnehmen kann in den Tod. Ich… war verzweifelt… Was keine Entschuldigung sein soll. Es ist eine Erklärung, Blaise. Weil…“ Er blickte auf. „…ich… ich hatte dich ja vorher eingeladen, bevor ich davon wusste, dass ich…“ Er brach erneut ab, begann von vorn. „Du hattest Recht. Ich hatte Mitleid. Und das tut mir Leid. Ich weiß, wie es ist, wenn man nur wegen Mitleid anders behandelt wird, dass einem Sachen geschenkt werden, die man nicht möchte, weil sie einen demütigen. Ich weiß es. Und habe doch den Fehler gemacht, dir das auch anzutun.“ Seine grünen Augen hafteten auf Blaises totenblassem Gesicht, dann wandte er sie beschämt ab. „Ich habe wieder Mitleid.“, gab er zu, was ihm mit Sicherheit nicht leicht fiel, aber Blaises Anblick ließ einfach nichts anderes zu. „Und auch wenn du das nicht willst, ist es schwer zu unterdrücken. Ich habe Draco zurück, aber du…“ Er biss sich auf die Lippe. „Ich… du bist wieder alleine und…“ Er redete sich echt um Kopf und Kragen. Warum tat er das? Warum sagte er all die Sachen, die Blaise unter Garantie nicht hören wollte? Warum konnte er sich nicht beherrschen und Draco einfach nicht erwähnen? Warum war er so ein Vollidiot? „Ich sehe, wie du dich von uns abwendest. Wie du selbst Mione, Ron und Pansy nicht mehr an dich ranlässt. Und das… Sie mögen dich.“ Er hielt erneut inne, blickte fast flehend zu ihm hinauf. „Ich mag dich auch. Trotz allem. Egal was ich, du oder Draco gemacht haben, ich…“ Er verstummte zum letzten Mal, als seine Kehle zu eng wurde, um noch Worte zu sprechen. Jetzt gerade hatte er das Gefühl, dass er auf dem besten Weg war, Blaise komplett abzuschrecken. ~*~*~*~ Blaise hatte schweigend zugehört und keinen Augenblick lang Anstalten gemacht, Harry zu unterbrechen. Er hatte zugestimmt, ihm zuzuhören, und genau das tat er. Als der Gryffindor endete, seufzte er tief. „Harry... Ich war von Anfang an bereit, dir zu verzeihen. Daran hat sich nichts geändert. Aber... der Schmerz ist einfach da. Er ist noch da und er brennt. Er brennt so sehr, dass ich kaum noch Luft bekomme. Ich denke, du weißt, wie sich das anfühlt.“ Erneut ein Seufzer. „Es tut mir Leid, was geschehen ist. Alles. Ich wusste, was falsch war und doch... wollte ich daran glauben. An uns drei. Aber noch weniger hätte ich mich jemals auf Draco einlassen dürfen. Ich weiß es. Was ich ihm vorwerfe, ist, dass er von dieser Schwäche wusste. Dass er es wusste und sie ganz bewusst genutzt hat. Und dass er es nicht begriffen hat. Erst, als es zu spät war.“ Er schloss matt die Augen. „Ich habe euch gern, Harry. Euch fünf. Draco... Das braucht Zeit.“ Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zur Decke empor. Dort oben auf einigen Stangen saßen Waldkäuze und schnäbelten. „Weißt du, ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, wie wir aus diesem Desaster rauskommen. Wenn wir beide einander verzeihen, dann ist das ein Anfang. Der nächste Schritt wäre, dass Draco und ich das auf die Reihe bekommen. Aber ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich ihm zuhören wollen würde. Oder ob es nicht weniger schmerzhaft ist, ihn zu hassen und zu begraben.“ Er wandte den Kopf und blickte Harry an. „Aber wenn ich das tue... Wie soll ich dann noch mit euch kämpfen? Soll ich euch dann im Stich lassen? Das kann ich nicht.“ ~*~*~*~ Harry hatte gelauscht, sein Gesicht beobachtet. Und wusste, dass Blaise Recht hatte. Er konnte nicht mit ihnen kämpfen, wenn er einen von ihnen hasste. Er selbst könnte es nicht ertragen, wenn jemand dabei wäre, der den hasste, den er beschützen wollte. Es wäre ein Desaster sondergleichen. In diesem Fall wäre es wahrscheinlich wirklich besser, wenn er nicht mitkäme, aber dann bräuchte er sich nicht mehr dem Training zu unterwerfen - was er noch immer tat. Was ihn automatisch aus ihrer Gemeinschaft herauszog Er nickte leicht beklommen. Immerhin hatte Blaise ihm schon verziehen. Das war beruhigend. Sehr sogar. Sie hatten es geschafft, einander zu verzeihen. Es öffnete ihm das Herz, ließ ihn schüchtern lächeln, als er es endlich vollständig begriff. Damit war eine Sorge weniger da. Er musste sich nicht mehr schuldig fühlen, nicht mehr so schrecklich schuldig. „Sagst du mir, was du machen willst?“, fragte er zaghaft. ~*~*~*~ „Ich weiß es nicht, Harry.“ Blaise lächelte ihn schwach an und strich sich durch die Haare. Die schwarzen Strähnen hingen ihm schon wieder halb im Gesicht. „Ich... will eine Lösung finden. Das will ich. Aber ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, um sie umzusetzen.“ Er blickte wieder zu den Eulen empor, beobachtete die Tiere eine Weile und ließ sich von ihrem Anblick beruhigen. „Ich bin so unendlich wütend und enttäuscht. Ich weiß nicht, wie das weitergeht. Ich weiß es einfach nicht. Keine Ahnung. Ich habe ja noch nicht einmal eine Ahnung, was Draco im Moment denkt. Er ist mir fremd geworden, Harry. Innerhalb so kurzer Zeit.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, ließ sich an der Wand zu Boden rutschen und kauerte den Kopf auf die Arme. Er konnte ihn so gut verstehen. Vor kurzem war es ihm ebenfalls noch so gegangen. Bis zu dem Zauber, bei dem sie ihre Gefühle miteinander geteilt hatten. Er könnte ihm sagen, was Draco dachte, was er fühlte, aber ob das richtig war? „Du könntest mit ihm reden.“, schlug er leise vor. „Ihm zuhören wie mir.“ Kurz schwieg er. „Dann kannst du immer noch entscheiden, ob du antwortest oder nicht. Aber du wüsstest, was er denkt.“ Seine Finger krallten sich in seine Hose, ohne dass es an der Haltung etwas änderte. Er traute sich nicht, ihm zu sagen, dass Draco ebenfalls verzweifelt war angesichts dieser Situation, dass ihm dieser Streit auch Probleme bereitete. Er wollte ihn nicht unter Druck setzen. ~*~*~*~ „Ein Gespräch mit ihm wird sich kaum vermeiden lassen.“ Blaise blickte kurz auf Harrys dunklen Haarschopf hinab und ließ seine Augen dann wieder durch die Eulerei wandern. „Ginny hat mir gestern seinen Besen dagelassen. Ich werde mit ihm reden müssen. Und ich schätze mal, sie wollte mir genau das damit sagen.“ Er beugte sich vor und stützte die Hände auf seinen Oberschenkeln ab. „Was denkt er, Harry? Weißt du es?“ ~*~*~*~ Harry antwortete eine ganze Zeit lang nichts, bis er sich dazu durchringen konnte. „Würdest du mir glauben, wenn ich es dir sage?“, fragte er rau. Er hatte Blaises Vertrauen doch so tief erschüttert. Es gab doch keine Chance, dass er es ihm glauben würde. Noch dazu wollte er es nicht aussprechen. Er wollte es nicht wieder hören müssen! ~*~*~*~ „Dir im Moment eher als ihm.“ Blaises Stimme war kratzig und gehorchte ihm nicht ganz. „Aber wenn du es nicht willst, ist es auch okay.“ Er wollte ihn nicht drängen. Obwohl es ihm lieber gewesen wäre, es von Harry zu hören. ~*~*~*~ Die Worte hallten in Harrys Gedanken wider. Dir eher als ihm. Das bedeutete, selbst wenn er ihm zuhören würde, wenn er mit ihm reden würde, hieß es nicht, dass er Draco glaubte. Es hieß nicht, dass sie sich zwangsweise auch versöhnen würden. Und wenn er Pech hatte, dann war es am Ende seine Schuld. Weil er sich nicht getraut hatte, etwas zu sagen. Weil er sich selbst nicht verletzen wollte. Weil er sich selbst schützen wollte. Er atmete tief auf, als er beschloss, dass es Wichtigeres gab, als das eigene Ego, dass die Menschen um ihn herum ihm mehr bedeuteten als ein kurzer Schmerz, der wieder vergehen würde. Wenn Blaise dadurch nur erkannte, dass es Draco kaum besser ging als ihnen beiden bei dieser Situation. Seine Stimme war leise, aber klar, als er begann zu erzählen, was er tief in sich verschlossen hatte, um es besser ertragen zu können. Er sprang über seinen Schatten, schaltete die Emotionen dabei ab, während er zitierte, was sich da in seine Gedanken gebrannt hatte, als wäre es ein Fluch von Zweifel und Angst. „‚Ich denke, du hast schon bei dieser Dreiergeschichte gemerkt, dass ich viel für Blaise empfinde.’“ Tonlos kamen diese Worte über seine Lippen, wenig überzeugend, aber ihm fiel keine andere Möglichkeit ein, es zu sagen. In seinen eigenen Worten würde er das niemals schaffen. „‚Das hat sich auch nach der Trennung nicht geändert und ich habe ihn vermisst. Ein Teil von mir war da, der seinen Namen praktisch ständig geschrieen hat. Der bei ihm sein wollte. Ich habe mich hinreißen lassen.’“ Er stockte, schluckte und holte erneut Luft. Ein anderer Teil, zu einer anderen Zeit, andere Worte. Er fuhr fort. „‚…er denkt, dass es mir nicht um ihn ging. Dass er mir gleichgültig war und ist. Was nur nicht stimmt. In dem Moment war da ein Teil von mir, der Blaise wollte, der ihn liebte. Bis die Erkenntnis über mir zusammenschlug, dass es falsch war - und ich letztlich etwas ganz anderes will...’“ Harry kniff die Augen zusammen, holte wieder Luft. „Du hast es nicht gespürt.“, sagte er, diesmal war in seiner Stimme ein Schimmer Schmerz, denn die Erinnerung war zu frisch, das Gefühl immer noch ein wenig in ihm, wenn er es suchte. „Er ist so voller Schuld. Er hasst sich selbst dafür, was er getan hat. Er hatte so eine Angst im Bauch.“ Es kam ihm im Grunde erst jetzt, wusste nicht einmal, ob diese Gefühle nicht vielleicht nur für ihn bestimmt gewesen waren, aber es war ihm gerade egal. „Er hat so eine Angst davor, dass du nicht mehr mit ihm reden willst, dass er dich vollständig verliert…“ ~*~*~*~ Blaise schwieg, doch während Harry sprach, kamen die Tränen. Die, die er sich bisher geweigert hatte zu weinen. Still rannen sie über seine Wangen, versickerten im Kragen seines Hemdes oder tropften zu Boden. Er schlug die Hände vors Gesicht und wandte sich ab. Es war schlimm genug, dass diese für Harry sichtlich schmerzhaften Erinnerungen ihn zum Weinen brachten, aber er konnte einfach nicht anders. Weil ihn jedes einzelne Wort traf. Ihm das bestätigte, was er gesehen und doch nicht zu glauben gewagt hatte. Es machte die Erkenntnis am Ende nicht weniger bitter aber ertragbar. Viel ertragbarer. „Danke.“, flüsterte er mit belegter Stimme. „Danke, dass du dich dazu durchgerungen hast. Ich weiß, es tut dir auch weh.“ Er stand auf und ging neben Harry in die Hocke. Einen Augenblick lang zögerte er noch, dann umarmte er ihn. „Danke.“ ~*~*~*~ Auf Harrys Lippen legte sich ein trauriges Lächeln, als er diese Umarmung zuließ, Trost aus ihr zu ziehen suchte. Ja, klar tat es weh, aber wenn Blaise dadurch Hoffnung gewann, vielleicht Mut, dann war das egal. Solange nur alles wieder in Ordnung kam. Er lehnte sich leicht gegen ihn. Du bist willkommen, sollte das heißen. Zu mehr war er nicht in der Lage. Er hörte leises Flügelschlagen und spürte im nächsten Moment, wie jemand an seinen Schnürbändern zog und sie öffnete. Hedwig. Als wolle sie sagen: „Was blast ihr hier Trübsal? Draußen scheint die Sonne!“ Es brachte ihn tatsächlich zum Lachen. Widerwillig und hohl, aber ein Lachen. ~*~*~*~ Blaise blickte auf und sah Hedwig an. Die weiße Eule blickte keck zu ihnen beiden empor und schien sie regelrecht zu maßregeln. Auch er musste lachen. Rau und heiser, aber immerhin. „Wir kriegen das wieder hin, oder? Ich meine... Nichts wird wieder wie früher, das wäre vermessen zu hoffen, aber... etwas, das dem nahe kommt. Oder?“ Hoffnung lag in seiner Stimme und so etwas wie neue Kraft. Er sah sich jetzt durchaus in der Lage, mit Draco zu sprechen - ohne durchzudrehen und ihm irgendetwas an den Knopf zu knallen, nur um ihn zu verletzen. ~*~*~*~ Harry nickte, hob endlich auch den Kopf, wischte noch in der Bewegung die verräterischen Tränen aus seinen Augen, lächelte ihn an. Ein tolles Bild mussten sie gerade bieten. Beide verheult und von einer Eule zum Lachen gebracht. „Ja.“, sagte er. „Wir bemühen uns, dann wird das wieder.“ Er lächelte und wandte sich dann an Hedwig. „Und wer macht mir die Schuhe jetzt wieder zu?“, fragte er sie. Sie blickte ihn an und watschelte ungelenk auf ihn zu. Mit den Federn an ihren Füßen war das ein goldig tollpatschiger Anblick. „Ja, ja, du bist unschuldig, schon verstanden.“ Sie pickte gegen seine Tasche. Sie wollte eine Belohnung. ~*~*~*~ Blaise lächelte leicht und suchte in seinem Umhang. Irgendwo... Ach ja. Der Katzenkeks von Tonks gestern. „Hier.“ Er hielt Hedwig den Keks vor den Schnabel und sie nahm ihn sichtlich zufrieden an. Seufzend lehnte sich der Slytherin halb gegen die Wand und halb gegen Harry zurück. „Hast du das Gedankenbuch mit? Wenn ja, dann ruf Draco her, okay?“ Am besten er sprach jetzt sofort mit ihm. Ehe er es sich noch anders überlegte und doch davonlief. ~*~*~*~ Harry nickte und lächelte, nahm sein Buch aus der Umhangtasche und suchte die Feder aus seiner Tasche. Sie kratzte über das Papier, rief den wahrscheinlich ungeduldig wartenden Draco herauf. „Soll ich gehen?“, fragte er leise, als er das Buch wieder zuklappte. Er wollte nicht stören. ~*~*~*~ Blaise schüttelte stumm den Kopf. „Nein. Bleib. Bitte.“ Er wollte mit Draco nicht allein sein. Das wusste er sicher. Und wenn jemand dabei sein sollte, dann eher Harry als irgendjemand sonst. Der Slytherin stand auf und wischte sich über das Gesicht. Dann wartete er. Darauf, dass Draco diese Treppe hochkam. ~*~*~*~ Draco war - gelinde gesagt - angespannt und nervös. Harrys Nachricht, dass Blaise ihn wirklich sprechen wollte, hatte ihn nicht nur überrascht, sie hatte ihn so überfahren wie der Hogwartsexpress. Das war das letzte gewesen, womit er gerechnet hatte. Wirklich das absolut letzte. Und jetzt versuchte er irgendwie in seinem Kopf die Worte zurechtzulegen, die er nehmen wollte. Irgendwie. Aber sein Kopf war wie leergefegt. Komplett. Auch noch, als er die Treppen zur Eulerei empor stieg, und genauso, als er den großen Raum betrat. Er sah Harry sofort und dicht daneben Blaise. Er presste die Lippen fest zusammen, damit sie nicht zittern konnten. Das war er also, der Moment der Wahrheit. Langsam ging er auf die beiden anderen Jungen zu. ~*~*~*~ Harry hatte Hedwig wieder auf dem Arm, streichelte sie sanft, ließ sie an seinem Finger knabbern, wenn ihr danach war. Draco war blass. Mindestens ebenso blass wie Blaise. Er konnte in den Augen Angst lesen. Unruhe. Aber er bewegte sich nicht, blieb unten am Boden sitzen. Er durfte bleiben. Sollte bleiben. Aber er würde sich nicht einmischen – wenn er diesen Vorsatz überhaupt durchhielt. ~*~*~*~ „Hallo...“, sagte Draco zögernd und blieb einen knappen Meter vor Blaise stehen. Kurz waren seine Augen zu Harry gehuschte und fixierten jetzt seinen ehemals besten Freund. „Hallo.“, erwiderte Blaise ruhig. Er sah den Schmerz in Dracos Augen, die Angst und irgendwie schien von dem stolzen Jungen, den er so genau gekannt hatte, nur noch wenig übrig geblieben zu sein. Es war traurig. Ein durch und durch trauriger Anblick. „Ich...“ Draco hatte Mühe, Worte zu finden. „Blaise... Es tut mir Leid, was geschehen ist. Ich...“ „Harry hat mir gesagt, was du ihm erzählt hast.“, fuhr Blaise dazwischen, brachte Draco schlagartig zum Schweigen. „Ich wusste es.“, sagte er leise. „Ich wusste, dass du mich nicht benutzt hast. Aber das zu denken, macht es einfacher dich zu hassen. Und ein großer Teil von mir will dich hassen.“ Draco zuckte unter den Worten zusammen und blickte zu Boden. „Was soll ich dir denn sagen? Mehr als sagen, dass es mir Leid tut und dass ich es... bereue, kann ich doch nicht, oder?“ Die grauen Augen richteten sich auf die schwarzen. „Willst du, dass ich vor dir auf die Knie falle und dich anbettele? Ist es das? Wenn du willst, dann kannst du auch das haben.“ Der Blonde machte sogar Anstalten auf die Knie zu gehen, doch Blaise hielt ihn zurück, stand selbst auf. Und verpasste ihm eine Ohrfeige. Draco wich zurück und hielt sich die Wange. In seinen Augen stand jetzt grenzenloses Unverständnis. „Ich will den Draco zurück, der du mal warst. Nicht dieses Wrack. Wo ist dein Stolz geblieben? Wo ist deine Härte geblieben? Deine Stärke? Wo ist deine verdammte Überzeugung geblieben? Wo deine Redegewandtheit? ICH ERKENNE DICH NICHT WIEDER!“ Blaise war immer lauter geworden und jetzt überschlug sich seine Stimme. Draco zuckte zusammen. „Ich... ich habe das Gefühl vor einem vollkommen Fremden zu stehen. Wo ist mein bester Freund geblieben? Wo? Ich weiß, dass es dir nie leicht gefallen ist, Fehler zuzugeben und darüber zu reden, gerade mit mir. Aber diesmal... Du hast noch nicht einmal einen Versuch gemacht! Ich weiß, in dem Moment war es wichtiger, mit Harry alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich weiß es. Aber irgendeine kleine Geste hätte gereicht. Irgendetwas. Aber da kam nichts!“ Traurigkeit und Schmerz lagen jetzt in den schwarzen Obsidianen. „Es tut mir Leid. Ich hatte das Gefühl, dich vollkommen verloren zu haben. Wie konnte ich dir denn noch in die Augen sehen? Wie denn?“ Dracos Stimme zitterte deutlich hörbar. ~*~*~*~ Harry hatte zwischen den beiden hin- und hergeblickt. Hatte Draco angesehen, dann Blaise, dann hatte er sich an Hedwigs Gefieder versteckt. Es war unangenehm, diesem Gespräch zuzuhören. Zwar machte es ihm klar, dass er Draco inzwischen wirklich am wichtigsten war, aber es war trotzdem traurig. Gerade, weil Blaise Recht hatte. Aber Draco hatte sich entscheiden müssen. Und er war ihm dankbar, dass er sich für ihn entschieden hatte. Dass Blaise zu kurz gekommen war… Es war nicht seine Schuld. Nicht direkt. Aber trotzdem nicht leichter deswegen, diese Schuld von sich zu schieben, die in ihm keimen wollte. Allerdings hatte Blaise ihm vergeben. Hedwig zupfte an seinen Haaren und er begann, sie wieder zu kraulen. ~*~*~*~ „Hast du so wenig Vertrauen zu mir?“, fragte Blaise leise. „Wenn es das ist, wenn du mir noch nicht einmal mehr vertraust, dann solltest du gehen. Denn dann haben wir uns wirklich nichts mehr zu sagen. Dann ist das hier vollkommen zwecklos.“ Draco sah zu Boden, dann irrten seine Augen zu Hedwig in Harrys Armen. „Ich würde dir noch immer mein Leben anvertrauen, Blaise. Ohne zu zögern. Ich war von mir selbst angewidert und schockiert. Ich weiß, ich hätte auf dich hören sollen. Ich weiß... Aber es ist nicht mehr zu ändern. Ich... ich kann dir nur sagen, dass du für mich noch immer wichtig bist. Dass ich dich... als meinen besten Freund an meiner Seite wissen möchte.“ Er stockte und sprach dann leise weiter: „Kann es denn nicht wieder wie früher werden?“ Blaise schüttelte leicht den Kopf. „Kann es nicht. Weil wir das alle nicht vergessen werden. Aber wir können einen Neuanfang machen.“ Vorsichtig streckte er die Hand aus. „Ich denke, dass es das wert ist. Auch wenn es weh tut und auch wenn es schwer fällt, dir zu verzeihen.“ Draco blickte ihn fassungslos an. Das... Das war nicht nur ein Friedensangebot. Das war ein Freundschaftsangebot. Für einen Neuanfang. Für nichts anderes. Er ergriff Blaises Hand und drückte sie fest. „Versprich mir, dass du mit mir redest. Dass - was auch immer geschieht - du mit mir redest. Und dass du... versuchst - wenigstens versuchst - mich nie wieder so zu enttäuschen. Und mich niemals wieder so zu verraten.“ Draco nickte. „Ich verspreche dir das. Von ganzem Herzen.“ Blaise lächelte und musste auf einmal gegen Tränen anblinzeln. Spontan fiel er ihm um den Hals. „Du bist ein Idiot.“, murmelte er leise. „So ein verdammter Idiot.“ Auch Draco blinzelte heftig und drückte Blaise an sich. Das war mehr als er zu hoffen gewagt hatte. Sehr viel mehr. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht. Frieden. Der ganze Raum hatte plötzlich eine ganz andere Atmosphäre. Er hob den Kopf, sah sie da stehen, sah Dracos Erleichterung, Blaises sich langsam entspannende Schultern. Ihm fiel selbst ein Stein vom Herzen. Und seltsamerweise empfand er diesmal nirgends in sich Eifersucht. Er war sich über Dracos Liebe im Klaren und war sich darüber im Klaren, dass zwischen diesen beiden nichts mehr sein konnte. Es erleichterte ihn ungemein. Zumal sie diesen Graben zwischen sich mit Freundschaft wieder überwunden hatten. Hedwig zwickte ihn in den Finger und gurrte leise, aber er beachtete sie nicht, woraufhin sie die Augen zumachte und sich anschickte, auf seinem Arm zu schlafen. Es war noch immer Tag. Sie war müde. Er auch. „Hey. Wo seid ihr denn alle?“ Harry seufzte, als er Rons Stimme in seinen Gedanken vernahm. „Wir haben gleich wieder Unterricht.“ ~*~*~*~ Draco ließ den Kopf gegen Blaises Schulter sinken. Tiefe Erleichterung überflutete ihn. Sie würden das hinbekommen. Es würde zwar nicht wie früher werden, aber sie würden das hinbekommen. Irgendwie. Blaise lächelte weich und wischte sich einige Tränen vom Gesicht, während er Draco sanft von sich schob. Für manche Dinge wie zuviel Nähe war es eben doch noch zu früh. „Antwortest du Ron, Harry? Nicht, dass er uns die ganze Zeit nervt, während wir zurückgehen.“ Er schenkte dem Gryffindor ein warmes Lächeln. Sein eigenes Gedankenbuch hatte noch immer Ginny. Draco trat etwas zurück und rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Bei Merlin, wir sehen alle drei schrecklich aus.“ Er seufzte leise. Blaise hatte immer noch rote Augen und war blass, wenn auch langsam etwas Farbe in sein Gesicht zurückkehrte, Harry war ähnlich blass und sah mitgenommen aus, wenn auch weitaus zuversichtlich. Und er selbst... Nun, er übertraf die anderen nicht gerade. ~*~*~*~ Harry nickte, schrieb schon halb - Hedwig war beleidigt auf die Stange zurückgeflogen, als er sich bewegt hatte. Und kaum hatte er das erledigt, stand er auf und wirkte Hermiones durchaus nützlichen Erfrischungszauber. „Damit wir nicht alle aussehen, als wäre einer gestorben oder so.“, meinte er augenzwinkernd. Sie gingen hinunter und trafen in der Eingangshalle auf Ron. Harry hatte ihm gesagt, dass sie dort auf sie warten sollten. Der Rotschopf winkte ihm zu, dann erst kamen die anderen beiden um die Kurve. Es war herrlich zu sehen, wie Rons Gesichtszüge entgleisten. Seine Augen weiteten sich, sein Kiefer klappte ihm herunter, er wandte sich an Hermione, die ebenfalls zuerst verwirrt schien, dann aber lächelte, und Pansy war regelrecht Erleichterung anzusehen. Harry grinste frech. Übermut, entstanden aus Erleichterung sprach aus ihm. Ja, das hatte er sich erhofft. So richtig schöne Verwirrung. „Hi.“, sagte er, als sie die drei erreicht hatten. ~*~*~*~ „Hey.“, kam es auch von Blaise, während Draco den anderen dreien nur stumm zunickte. „Ah, Blaise!“ Ginny kam in dem Moment aus der Großen Halle gelaufen und schwenkte seine Tasche. „Die hast du vorhin draußen vergessen!“ Sie strahlte ihn an und er erwiderte ihr Lächeln warm, als er die Tasche annahm. Draco wechselte einen stummen Blick mit Ron, der seine Schwester auf einmal mit Argusaugen ansah. Selbst Ron schien wohl aufzugehen, dass da jemand Interesse an Blaise bekundete. „Ist dann alles wieder in Ordnung?“, fragte Pansy schließlich atemlos und stellte damit die Frage, die sie doch alle bewegte. Draco nickte. „So weit das im Moment möglich ist. Ja. Denke ich.“ ~*~*~*~ Hermione begann zu strahlen. War ihr Lächeln zuvor schon da gewesen, leuchtete ihr Gesicht jetzt förmlich. „Da bin ich aber beruhigt.“ Sie seufzte. „Ich hatte richtig Angst.“ „Na, Hauptsache, ihr streitet euch nicht gleich wieder.“ Ron seufzte auch. „Irgendwie ist das anstrengend.“ Lachend legte Harry seinen Arm um die Schultern seines rothaarigen Freundes und schob ihn vorwärts, auf den Ausgang zu. „Es ist immer anstrengend zwischen den Fronten zu stehen. Wir bemühen uns, okay?“ „Das will ich hoffen!“, drohte Ron mit gehobener Augenbraue, dann lachte er, klemmte Harrys Kopf unter seinen Arm und strubbelte ihm durch das rabenschwarze Haar. „Ich hasse es, wenn ich mir überlegen muss, wer Recht hat und wer Unrecht, und mich entscheiden soll.“ Harry lachte, versuchte sich zu wehren und scheiterte einfach an der Größe und überlegenen Kraft seines Freundes. „Das wissen wir doch alle, dass du denkfaul…“ „Sprich nicht weiter!“, knurrte Ron und im nächsten Moment bohrte er seinen Finger in Harrys Ohr, dass der zu quietschen begann und ihm versicherte, dass genau das Gegenteil der Fall war und er sich doch beruhigen solle. Ron kannte einfach keine Gnade. ~*~*~*~ Draco sah den beiden grinsend zu und machte keinerlei Anstalten, sich in irgendeiner Art und Weise einzumischen und Harry zur Hilfe zu kommen. Der Junge wollte schließlich Voldemort töten - also sollte er auch mit seinem besten Freund fertig werden. Blaise lächelte Ginny zum Abschied zu. „Danke noch mal.“ Er wandte sich schon ab, um den anderen zu folgen, doch sie hielt ihn zurück. „Sehen... sehen wir uns beim Abendessen?“ Ihre Augen glänzten und ihre Wangen waren leicht gerötet. „Klar.“ Blaise nickte ihr zu und lief den anderen dann nach. „Mir scheint, da schwärmt jemand für dich.“, sagte Pansy trocken und piekste Blaise in die Seite. Dieser lächelte jedoch nur still und antwortete nicht. ~*~*~*~ Ron ließ Harry erst los, als dieser seine Finger in dessen Seite bohrte. Der Rotschopf gab ein Geräusch von sich, das an Ersticken erinnerte, dann konnte Harry sich aus seinem Arm befreien. „Mann. Wann bist du so stark geworden?“, keuchte er ein wenig außer Atem. „Ich war schon immer so stark.“ „Warst du nicht.“ „Na schön, ich war aber auch noch nie so alt wie jetzt.“ „Das hätte mich auch gewundert.“, mischte sich Hermione freundlich ein. Sie war glücklich. Die Spannungen in ihrer Gruppe, dieses Gefühl, dass alles zerbrach, was ihr wichtig geworden war, war verschwunden, es war entspannter, ruhiger, fröhlicher. Ron sah sie irritiert an. „Was?“ „Dass du schon mal älter warst.“ „Äh…“ Harry brach in Lachen aus. „Sie will damit sagen, dass du immer älter wirst, und wenn deine Rechnung aufgeht, warst du auch noch nie stärker. Das wolltest du doch sagen. Oder?“ Rons Verwirrung war komplett. „Wollte ich das?“ ~*~*~*~ Pansy kicherte hinter vorgehaltener Hand, während Blaise nur trocken meinte: „Ron, du hast zwar Kraft wie ein Bär, aber offenbar auch dessen Intellekt.“ Draco grinste nur. Er fühlte sich von allem noch etwas zu zerschlagen und brauchte noch Zeit. Zeit, um sich an diese Ausgelassenheit und Friedlichkeit wieder zu gewöhnen. Um innerlich wieder Ruhe zu finden. Er wusste gar nicht, dass er bei so etwas so lange brauchte, aber irgendwie war es wohl einfach so. So, wie er etwas gebraucht hatte, um sich an diese Gruppe zu gewöhnen. ~*~*~*~ Sie waren fast bei Hagrids Hütte, als Harry sich zurückfallen ließ und Dracos Hand nahm. Endlich war es wieder okay, ohne dass er das Gefühl hatte, Blaise auf den Schlips zu treten. Oder jedenfalls kam ihm das so vor. Die Raue-Pritsche hatte an diesem Tag beschlossen, ihnen mal etwas Gruseligeres zu zeigen als pinkfarbene Plüschies und Einhörner. Sie wartete mit Thestralen auf. Harry musste lächeln, als er daran dachte, dass es lustig werden könnte, wo die meisten Schüler diese Tiere nicht einmal sehen konnten. Es kam dazu, dass Theoretisches über die Wesen besprochen wurde, bevor Professor Raue-Pritsche Kleingruppen bildete, so dass jeder Schüler sich ein erfühltes Bild der friedlichen Wesen machen konnte, das er nicht sah. Harry hatte das Glück – oder Pech – sie zu sehen und konnte daher Ron und Hermione helfen, die noch keine Todeserfahrung hatten. Und außer ihm, Draco, und Neville konnte sonst keiner diese Wesen sehen. Und Neville hatte dazu noch eine höllische Angst vor ihnen, weil ihr schwarzhäutiges, drachenhaftes, skelettartiges Aussehen keinen so friedlichen Eindruck machte. Er weigerte sich strikt, an die Tiere heranzutreten und eines zu berühren, bis Harry ihm in dieser Hinsicht unterstützend unter die Arme griff. Am Ende wollte der mondgesichtige Junge sich gar nicht mehr von dem Tier trennen, das mindestens ebenso verschmust war wie er selbst. Harry grinste nur. Er war guter Laune und konnte sich gerade über nichts aufregen. Und um auch den letzten Rest Stress aus seinem Körper zu entfernen, wartete Snape am Abend noch auf ihn und etwas später… nun ja, da stand noch Dracos Versprechen vom Morgen an. Er freute sich schon jetzt. ~*~*~*~ Draco hatte Pansy und Blaise die Thestrale in aller Ruhe beschrieben. Er mochte ihren Anblick noch immer nicht und er konnte auch das Gefühl nicht leiden, als eines der Tiere an seinem Ärmel knabberte und von seiner Hand etwas Blut leckte, das von einem Kratzer stammte, den er sich wohl unbemerkt zugezogen haben musste. Endlich war der Unterricht vorbei. Endlich. Diese Tiere machten einen echt depressiv. Draco war froh, als er wieder zu Harry aufschließen und dessen Hand nehmen konnte. Jetzt stand jedoch als nächstes das Quidditchtraining an. Hoffentlich wurde das heute besser, ansonsten würde Montague wahrscheinlich durchdrehen. ~*~*~*~ Sie nahmen ein sehr frühes Abendbrot zu sich, nachdem Harry bei Mme Pomfrey gewesen war, die ehrlich erstaunt über seinen, Dracos und Blaises Zustand war, bevor sie wissend zu lächeln begann und ihm seinen Trank verabreichte. Sie hatten sich am Gryffindortisch niedergelassen, an Ginny denkend, die tatsächlich nur wenig später kam und sich dann schüchtern neben Blaise setzte. Rons Irritation und bösen Blick ignorierte sie, als sie – wie in den letzten Tagen selbstverständlich geworden – begann, Blaise zu füttern. Sie hatte ihren Spaß bei der Sache. Und Harry hatte ausnahmsweise Appetit, wenn auch nur auf kaltes Huhn und Ketchup. ~*~*~*~ Ginnys Fütterungsaktion sorgte dafür, dass die Zwillinge Blaise aufzogen, doch dieser konterte entsprechend und schnell war ein furioses Rededuell im Gange, das die Zuschauer ganz schwindelig werden ließ. Schließlich machte Ron dem Ganzen ein Ende, indem er George einen Apfel in den Mund steckte und Fred eine Kartoffel. Das brachte die anderen am Tisch erst recht zum Lachen. Ginny prustete Tee über den Tisch, was sie sofort knallrot anlaufen ließ, und Montague sprenkelte sein Gegenüber - Goyle - mit Pudding. Dann ging es weiter zum Training. Lupin war begeistert über die Konzentration, welche die drei Slytherins Pansy, Blaise und Draco an den Tag legten. Das war absolut kein Vergleich zu gestern! Und entsprechend scheuchte er sie. Am Ende hatten sie fünf neue Zauber gelernt und waren vollkommen ausgepowert. Entsprechend erledigt fühlte sich Draco, als er sich von den beiden Freunden verabschiedet hatte und seine Runde drehte. Er war froh, als er endlich den Raum der Wünsche erreichte - und dann verharrte er. Er wusste nicht, welchen Raum er aufrufen sollte. Mit einem leisen Seufzen ließ er sich unter dem Trollbild gegen die Wand sinken und wartete auf Harry. ~*~*~*~ Harry musste allmählich zugeben, dass Snape ihm unheimlich wurde. Der schwarzhaarige Mann hatte ihn gejagt, hatte mit der Zeit immer schwerer erkennbare Zauber gewählt zu jenen, die Harry schon kannte, hatte schneller zu zaubern begonnen, als der Junge besser wurde. Es war anstrengend und Harry hatte einmal das Pech, dass Snape ihn direkt vor seinem eigenen Zauber retten musste, weil er von einem besonders fiesen Angriff getroffen worden war. Der Heiltrank schmeckte scheußlich. Allerdings gab es kurz danach den beinahe schon erlösenden Ausgleich gegen diesen Geschmack. Auch diesmal hatte Snape so eine Art Kaffeeklatsch geplant, in dem er ihm die Fehler des heutigen Tages offen darlegte, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Diesmal gab es Vanillemilch und Zitronenkekse. Und er lobte ihn! Weil er einen besonders schweren Zauber geblockt hatte, ohne nachzudenken. Und für das nächste Training hatte er beschlossen, dass Harry Angriffslücken nutzen sollte. Er sollte sich mental darauf vorbereiten. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Won't open my mouth, You know what I'll say It hurts me that it's gotta be this way I can no longer hide God knows I've tried I held on as long as I could If I could change it, I would This is the way I am, And this is what I do. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *diedreijungsundshi-chanandenhändennehm* *imkreishops* Harmonie, Harmonie, Harmonie! *träller* Ich liebe Harmonie ! Shi: *lach* Harmoniesuchtie! Kesseltanz (zensiert) --------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 122: Kesseltanz Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Shakira – Underneath your clothes. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 122: Kesseltanz Als Harry von Snape entlassen wurde, war er vollkommen befreit. Er fühlte sich gut und begann zu laufen, förmlich zu rennen, weil er zu Draco wollte. Er wartete sicher schon. Snape überzog doch immer! Er sah ihn schon vor dem Bild sitzen, als er in den sonst leeren Gang einbog. Schreck durchfuhr ihn, kurz darauf Sorge. Was war? Warum war er nicht hineingegangen? War etwas passiert? ~*~*~*~ „Hey.“ Draco blickte auf, als er Harrys Schritte hörte. Er erkannte seine Schritte immer. Der fragende Blick war nicht zu übersehen. „Ich wusste nicht, welchen Raum ich nehmen sollte.“ Er seufzte tief und stand auf. „Such du einen aus, ja?“ ~*~*~*~ Harry lächelte, verstehend, erleichtert. So war das also. „Den grünen.“ Er hatte Gefallen gefunden an den Farben, an der Gestaltung. Und in den roten wollte er nicht zurück. Unter gar keinen Umständen. „Wir haben wohl einfach zu viele, oder?“, fragte er und küsste ihn sanft. „Wie war dein Training?“ ~*~*~*~ „Anstrengend, aber erfolgreich.“, erwiderte der Blonde und begann das Ritual durchzuführen. Wenig später öffnete er die Tür zu ihrem Raum. Ihrem neuen Raum. „Und bei dir?“, erkundigte er sich, nachdem sie beide eingetreten waren. Er streifte bereits seinen Umhang ab und warf ihn auf einen der Sessel. ~*~*~*~ „Seltsam. Erfolgreich, aber wirklich seltsam. Snape ist so… freundlich.“ Harry stellte seine Tasche auf den Boden und löste ebenfalls die Schnallen seines Umhangs, um diesen auf den anderen Sessel zu werfen. „Er hat immer eine Belohnung da und er… lächelt so oft.“ Er lachte. „Boah, das ist so gruselig manchmal. Aber ich weiß nicht warum, ich habe nicht das Gefühl, dass er sich über mich lustig macht oder mir in den Rücken fallen will.“ Harry trat auf Draco zu, legte ihm die Arme um die Taille und zog ihn näher. „Aber andererseits ist das jetzt auch nicht wichtig.“ ~*~*~*~ „Und was ist wichtiger?“ Draco blickte den Jungen in seinen Armen lasziv und begann langsam die Krawatte zu lösen. „Was ist wichtiger als das Sinnieren, ob Snape nicht vielleicht doch etwas wie positive Verstärkung gelernt hat?“ ~*~*~*~ „Du.“, hauchte er, bevor er ihn näher zog und verlangend küsste. Dracos Versprechen vom Morgen. „Ich darf.“, sagte er und nahm Draco den Krawattenknoten aus der Hand. „Hast du gesagt.“ ~*~*~*~ „Dann mach.“ Dracos Lächeln wurde nur tiefer, als er die Arme zur Seite nahm und sich voll und ganz Harry überließ. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Die nächste Woche waren sie vollkommen eingespannt. Der Unterricht zog im Niveau an und wurde in sämtlichen Fächern - soweit es möglich war - kampf- und vor allem verteidigungsorientiert. Dazu kam das zusätzliche Training für die sechs, der Unterricht bei Madam Pomfrey für Blaise und Hermione und natürlich das Quidditchtraining, denn am letzten Sonntag im November würde das Spiel Slytherin gegen Gryffindor stattfinden - und beide Teams setzten unglaublichen Ehrgeiz in das Training. Montague war mittlerweile einigermaßen mit seinem Team zufrieden und schwärmte vor allem von Rivers, der sich als wirklich lernbegeisterter Jäger entpuppte. Nur seine Waghalsigkeit machte dem Kapitän Sorgen. Rivers musste beinahe nach jedem Training den Krankenflügel besuchen. Blaise und Ginny hingen immer öfter zusammen, wie Draco auffiel. Aber als er seinen besten Freund danach fragte, winkte dieser nur ab und meinte, dass sie ihn verstehen würde und ihm das gut täte. Draco fragte danach nicht wieder. Snape forderte Harry mehr und mehr und brachte ihn an seine Grenzen, während sein gleichzeitiges Entgegenkommen wirklich unheimlich wurde. Dann war der Mittwochabend da. Die Abgabe ihrer Zaubertränke stand für den Donnerstag nach dem Quidditchspiel an. Und an diesem Mittwoch war ihre erste Versuchrunde fällig. Es stand die heikle Endphase an, in der absolute Konzentration gefordert war. Innerhalb weniger Sekunden mussten noch zweihundert Milliliter Kuhmilch, drei Rotaugenaugenbrauen, vier Einhornhaare und sechs zerstäubte Quellkäfer hinzugegeben werden, sowie als Bindemittel noch eine Handvoll Sternkraut. Dazu kam noch der richtige Umrührrhythmus. Ein kleiner Fehler konnte dabei die Katastrophe auslösen. Kaum, dass Draco vom Quidditchtraining zurück im Raum der Wünsche war, bereitete er alles dafür vor. Er deckte die beiden Kessel mit der zweiten Versuchsreihe - ihre Rettungsleine - ab und richtete einen magischen Schutzschild um sie ein, damit denen auf keinen Fall etwas passieren konnte. Die Zutaten bereitete er auch soweit vor. Aber dann brauchte er Harry. Er hoffte nur, dass dieser um Punkt acht Uhr fünfunddreißig hier sein würde, denn dann mussten sie beginnen. Und zwei Kessel konnte er nicht gleichzeitig bedienen. ~*~*~*~ Harry war pünktlich. Wenn auch nur knapp. Lupin hatte genau ausgerechnet, wann er würde gehen müssen, und hatte ihn bis zur letzten Sekunde gefordert. Wie immer. Offenbar hatte er sich mit Snape abgesprochen, denn auch er forderte seit neustem Duelle von ihm. Er riss die Tür auf, warf seine Tasche auf den Boden und zog seine Drachenlederhandschuhe an, die er schon am Morgen bereitgelegt hatte. Der Trank sollte – wenn möglich – nicht mit der Haut in Berührung kommen. Leicht erschöpft lächelte er Draco zu, bevor er darauf wartete, dass der Wecker ging. Jeder von ihnen hatte einen Topf der Versuchsreihe und Draco hatte ihn in den letzten Tagen darauf vorbereitet, was genau er tun musste. Theoretisch, denn praktisch war das nicht möglich. Die Zutaten waren dazu zu selten. Dann schrillte das Weckgerät los. Harry nahm die bereits abgemessene Milch und fügte sie schlückchenweise unter rühren hinzu, warf die Rotaugenaugenbrauen hinterher, während er die Rührrichtung änderte. Die vier Einhornhaare folgten, doch er hatte Pech. Er hatte sie nicht richtig zu fassen bekommen, hatte zuerst nur drei dazu getan, das vierte folgen lassen, was zwar nicht erwähnt war, dass es ein Fehler wäre, aber dennoch wurde die Flüssigkeit nach einiger Zeit viel zu gelblich. Der satte Orangeton, den er haben sollte, war viel zu hell. Er teilte Draco genau das mit, bevor er, wieder im Rhythmus die Quellkäfer dazugab. Das Sternenkraut war dann kein Problem mehr, weil man es genauso gut auch eine oder zwei Stunden später hinzugeben konnte. Aber die Farbe seines Trankes hatte sich nicht mehr geändert. Sie blieb gelb. Scheußlich gelb. Und… ja… „Draco, das wird immer heller…“, sagte er unsicher. Er hatte gelernt, dass magische Tränke grundsätzliche gerne in die Luft flogen. „Soll… soll ich ihn aus dem Fenster schmeißen?“ ~*~*~*~ Draco hatte seinen Trank exakt hinbekommen. Er besaß genau den richtigen Orangeton. Prima. Bei Harrys Worten blickte er hinüber zu dem anderen Kessel - und erstarrte. Seine Augen wurden groß. Mittlerweile hatte der Trank eine Farbe, die man kaum noch als gelb bezeichnen konnte, sondern die sehr viel eher einem grellen Weiß-Gelb ähnelte. Und er wurde noch heller. Sie hatten noch... Mist. „Deckung.“ Er packte Harry, riss ihn zu Boden und zog einen Schutzschild um sie. Den anderen Kessel hatte er nicht mehr schützen können. Aber es gab Wichtigeres. Ein umgekippter Felix Felicis war das letzte, was sie abbekommen sollten. Pech bis die Wirkungsdauer endete, war wirklich nicht wünschenswert. Nur einen Sekundenbruchteil nachdem der Schild stand, explodierte der Kessel und eine Fontäne der weißlich gelben Flüssigkeit schoss in die Luft, kleckste in den anderen Kessel, tropfte über ihren Schild und den Schild, der die anderen beiden Tränke schützte, verätzte den Boden und erfüllte die Luft. Draco verstärkte den Schutzschild noch einmal und drückte Harry fester an sich. Im nächsten Augenblick gab es einen zweiten Knall, als sein fertiger Trank ebenfalls umkippte und den Raum erneut besprenkelte. ~*~*~*~ Harrys Augen waren entsetzt aufgerissen. Was… was sollte das? Was…? „Oh Mann.“ Er rieb sich den Kopf, noch immer auf dem Boden liegend. Bei Dracos Rettungsaktion hatte er ebenfalls den Zauberstab, den er aus Vorsicht schon zuvor gezogen hatte, genutzt und sein eigenes Schild gewirkt, kaum dass er am Boden lag. Aber aus seiner Perspektive war die Decke mit den Klecksen echt hässlich. „Ich hasse Zaubertränke.“, murrte er, seufzte und ließ die Zauberstabhand endlich zu Boden fallen. „Hab ich das schon mal erwähnt?“ ~*~*~*~ „Du würdest es noch mehr hassen, wenn dich das Zeug getroffen hätte. Hast du den Teil mit den Problemen gelesen? Das Zeug da bringt einem Pech, bis die Wirkung aufhört!“ Draco seufzte leise und ließ den Schild vibrieren, um das Zeug herunter zu bekommen. „Eine Idee, wie wir hier herauskommen, ohne irgendwie reinzutreten?“ Er hob den Kopf und blickte Richtung Tür. Toll. Überall weißlich gelber Pechtrank. War ja klar. ~*~*~*~ „Pech?“ Harry setzte sich auf, nachdem Draco von ihm heruntergegangen war. „Du meinst so richtig?“ Er runzelte die Stirn. „Vielleicht sollten wir es lieber abfüllen, um den Todessern damit ein wenig die Überlegenheit zu nehmen…“, murmelte er. ~*~*~*~ „Und ein Risiko eingehen?“, antwortete Draco sarkastisch. „Vergiss es. Du willst die nächste Woche überleben, oder?“ Er rappelte sich etwas auf und sorgte dafür, dass er zumindest nicht mehr ganz so unbequem auf Harrys Knien hing. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. „Ja. Aber wenn wir es magisch durch deinen Schild machen?“ Er holte mit einem simplen Wingardium eine Phiole heran und stellte sie auf den Boden, dann wirkte er den Aquarius, um eine der Lachen, die das Feuer erstickt hatte, zum Schweben zu bringen und versuchte sie irgendwie in die Flasche zu manövrieren. Allerdings gestaltete es sich schwieriger, als er erwartet hatte. Es bedurfte einer Menge Fingerspitzengefühl, um aus der hellgelben Trankblase eine Schnur zu machen, aber letztendlich ging es, ohne viel daneben zu schütten. „Und?“, fragte er Draco leicht triumphierend. „Soll ich weitermachen?“ ~*~*~*~ „Bitte. Ich halte den Schild in der Zwischenzeit aufrecht.“ Draco ließ sich gerade noch im Schild neben Harry sinken und schlug die Beine unter. Er würde garantiert nicht diesen Schild fallen lassen. Dafür hing er zu sehr an seinem Leben - und an Harrys. In dem Buch hatte nämlich gestanden, dass es durchaus schon Todesfälle aufgrund der aus dem umgekippten Trank resultierten Pechsträhnen gegeben hatte. ~*~*~*~ Harry nickte nur, lächelte und füllte dann noch im Ganzen vier Phiolen des Trankes ab. Danach wirkte er eine spezielle Art des Ratzeputz auf den kompletten Raum, den er sich von Snape abgeguckt hatte. Der Zaubertränkelehrer ließ schließlich beinahe jede Stunde den Inhalt eines explodierten Kessels verschwinden. „Ob das reicht?“ Zweifelnd blickte er Draco an. „Vielleicht sollten wir den Raum trotzdem noch mal generalüberholen. Mit Wingardium kommen wir auch raus.“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco ließ den Schutzschild fallen. Dieser war jedenfalls mittlerweile vollkommen sauber. „Ich schicke dich zuerst zur Tür, du machst sie auf und holst mich dann.“ Er wartete gar nicht mehr auf Harrys Antwort, sondern wirkte direkt den Spruch. „Wingardium Leviosa!“ Der Gryffindor hob vom Boden ab und Draco dirigierte ihn unter höchster Konzentration zur Tür. Irgendwie sah das süß aus. Wie ein Kätzchen, das von einer unsichtbaren Hand am Nacken gepackt wurde. Unwillkürlich musste er lächeln. ~*~*~*~ Harry zog seine Drachenlederhandschuhe unwillkürlich noch einmal hoch, bevor er die Klinke betätigte und von Draco abgesetzt wurde. Dann drehte er sich herum und holte Draco heran. „Kann das Pech auch auf die Besen übergeschlagen sein?“, fragte er, als Draco ihn erreicht hatte. „Wenn ja, dann wird unser Duell am Wochenende die Hölle.“ ~*~*~*~ „Es beschränkt sich auf Lebendiges.“ Draco schüttelte den Kopf und fasste Harrys Schultern. Er war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu verspüren. Es war eine Sache auf einem Besen zu fliegen, eine vollkommen andere aber es ohne irgendein Hilfsmittel zu tun. Auch, wenn er Harry vertraute, war es doch ein seltsames Gefühl gewesen. „Also los. Machen wir das Ritual.“ Er schlug die Tür und vollzog es. Zu seiner Erleichterung war der Raum danach wieder vollkommen in Ordnung. „Nächste Woche darf nichts schief gehen. Ansonsten haben wir ein verdammt großes Problem. Wir müssen dann Schutzschilde jeweils um uns und die Tränke ziehen, damit so etwas nicht noch einmal passiert.“, überlegte er laut. ~*~*~*~ „Ist wahrscheinlich besser.“ Harry seufzte. „Sorry, Draco. Ich hab mal wieder Mist gebaut. Wenn dieses dumme Haar gleich mit reingegangen wäre, wäre nichts passiert.“ Er stellte die Phiolen mit reinem Pech auf ein Regal, das ihnen zur Lagerung ihrer Zutaten gedient hatte, und befestigte sie magisch, um nicht versehentlich eine herunterwerfen zu können. Von fatalen Auswirkungen einer läppischen Unachtsamkeit hatte er genug. „Und jetzt? Die beiden anderen Tränke sind noch nicht so weit, also? Gehen wir baden?“ ~*~*~*~ Draco winkte bei Harrys Entschuldigung ab. So etwas konnte passieren. Und noch hatten sie ein Ass im Ärmel. Und das würden sie dringend brauchen und vernünftig einsetzen müssen. Ansonsten würde Snape sie vermutlich mit irgendeiner hässlichen Strafe belohnen. „Gerne.“ Der Blonde lächelte ihm weich zu. „Wirklich nur baden?“ Anzüglich zog er eine Augenbraue hoch. ~*~*~*~ „Wirklich. Nur. Baden.“, meinte Harry todernst, während er auf ihn zutrat, bevor er ihn innig küsste. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I love you more than all that's on the planet Movin' talkin' walkin' breathing You know it's true Oh baby it's so funny You almost don't believe it As every voice is hanging from the silence Lamps are hanging from the celing Like a lady tied to her manners I'm tied up to this feeling ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Wirklich nur baden... Klar... *augenroll* Als wenn den beiden das jemand glauben würde... Shirokko: Äh… nicht? Ich dachte tatsächlich, dass sie nur baden gehen… *großeaugenmacht* Immerhin ist baden doch lustig, nicht wahr? abranka: Ja, türlich... Aber bei den beiden Hormonbündeln, die ihr Glück feiern? *augenbrauehochzieh* Klar... Shirokko: Irgendwie bist du ziemlich verdorben, Schatz… *knuddel* Kesseltanz ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 122: Kesseltanz Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Shakira – Underneath your clothes. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 122: Kesseltanz Als Harry von Snape entlassen wurde, war er vollkommen befreit. Er fühlte sich gut und begann zu laufen, förmlich zu rennen, weil er zu Draco wollte. Er wartete sicher schon. Snape überzog doch immer! Er sah ihn schon vor dem Bild sitzen, als er in den sonst leeren Gang einbog. Schreck durchfuhr ihn, kurz darauf Sorge. Was war? Warum war er nicht hineingegangen? War etwas passiert? ~*~*~*~ „Hey.“ Draco blickte auf, als er Harrys Schritte hörte. Er erkannte seine Schritte immer. Der fragende Blick war nicht zu übersehen. „Ich wusste nicht, welchen Raum ich nehmen sollte.“ Er seufzte tief und stand auf. „Such du einen aus, ja?“ ~*~*~*~ Harry lächelte, verstehend, erleichtert. So war das also. „Den grünen.“ Er hatte Gefallen gefunden an den Farben, an der Gestaltung. Und in den roten wollte er nicht zurück. Unter gar keinen Umständen. „Wir haben wohl einfach zu viele, oder?“, fragte er und küsste ihn sanft. „Wie war dein Training?“ ~*~*~*~ „Anstrengend, aber erfolgreich.“, erwiderte der Blonde und begann das Ritual durchzuführen. Wenig später öffnete er die Tür zu ihrem Raum. Ihrem neuen Raum. „Und bei dir?“, erkundigte er sich, nachdem sie beide eingetreten waren. Er streifte bereits seinen Umhang ab und warf ihn auf einen der Sessel. ~*~*~*~ „Seltsam. Erfolgreich, aber wirklich seltsam. Snape ist so… freundlich.“ Harry stellte seine Tasche auf den Boden und löste ebenfalls die Schnallen seines Umhangs, um diesen auf den anderen Sessel zu werfen. „Er hat immer eine Belohnung da und er… lächelt so oft.“ Er lachte. „Boah, das ist so gruselig manchmal. Aber ich weiß nicht warum, ich habe nicht das Gefühl, dass er sich über mich lustig macht oder mir in den Rücken fallen will.“ Harry trat auf Draco zu, legte ihm die Arme um die Taille und zog ihn näher. „Aber andererseits ist das jetzt auch nicht wichtig.“ ~*~*~*~ „Und was ist wichtiger?“ Draco blickte den Jungen in seinen Armen lasziv und begann langsam die Krawatte zu lösen. „Was ist wichtiger als das Sinnieren, ob Snape nicht vielleicht doch etwas wie positive Verstärkung gelernt hat?“ ~*~*~*~ „Du.“, hauchte er, bevor er ihn näher zog und verlangend küsste. Dracos Versprechen vom Morgen. „Ich darf.“, sagte er und nahm Draco den Krawattenknoten aus der Hand. „Hast du gesagt.“ ~*~*~*~ „Dann mach.“ Dracos Lächeln wurde nur tiefer, als er die Arme zur Seite nahm und sich voll und ganz Harry überließ. ~*~*~*~ Harry lächelte weich. Er freute sich. Draco würde sich verwöhnen lassen. Jetzt durfte er sich ausdenken, wie er das tun wollte. Weich glitt der Knoten von seinem Ende, entließ Dracos Hals dem einengenden Stoffstück, und Harry machte sich sofort daran, die Knöpfe des Hemdes zu öffnen. Alles Neuland irgendwie. Vorsichtig strich er das Hemd von den Schultern. Draco war kräftiger geworden. Es fiel ihm jetzt erst auf, aber wenn er es recht bedachte, dann war es eindeutig. Als er ihn das erste Mal nackt gesehen hatte, unten am See im Mondlicht, da waren seine Schultern noch schmaler gewesen. Das Training zahlte sich offenbar aus. Er lehnte sich vor und begann sanft an der weichen Haut zu knabbern, sie zu küssen, darüber zu lecken. Seine Finger tasteten sich über Dracos freien Oberkörper. Es war sinnlich, nicht zu vergleichen mit dem Morgen. Er wollte ihn fühlen, schmecken, riechen, wollte alles in sich tragen, ohne die Augen öffnen zu müssen, ihn sich jederzeit zurück ins Gedächtnis rufen können. ~*~*~*~ Draco hielt gehorsam still. Auch wenn es ihm wirklich schwer fiel. Jede von Harrys Berührung hinterließ eine brennende Spur auf seiner Haut. Eine Gänsehaut nach der anderen überzog seine bloße Haut, ein Schauder nach dem anderen rann über seinen Rücken. Seine Lippen öffneten sich einen Spalt breit und sein Atem ging deutlich schneller. Auch sein Herzschlag legte an Tempo zu. ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter. Er verstärkte seine Bemühungen ein wenig, ging halb um Draco herum und umarmte ihn von hinten wieder, liebkoste weiter die weiche, warme Haut mit den Lippen, während seine Hände, Dracos Brust ertasteten, die Seiten entlang glitten, darüber strichen. Er schob sie höher, über die Brustwarzen, wo sie begannen, diese leicht zu massieren. Seine Lippen wanderten die Wirbelsäule hinab. Wenn er sich recht entsann, kannte er diesen Rücken noch nicht auf diese Art. ~*~*~*~ Dracos Augenlider flatterten zu und ihm entwich ein leises Aufkeuchen, als Harry seinen Rücken auf diese Art berührte. Es waren weniger die Hände auf seiner Brust, als vielmehr die Lippen auf seinem Rücken, die ihm gerade einen Schwung purer Erregung bescherten. Er zitterte und die Schauder wurden heftiger. Viel heftiger. ~*~*~*~ Erfreut und bestätigt machte Harry weiter, glitt tiefer, seine Hände wanderten über Dracos Bauch, seine Lippen zu seinem Kreuz. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Wirbel einzeln zu liebkosen, ihn mit der Zunge zu umkreise. Vorausgesetzt er fand ihn. Dracos Rücken war ebenfalls muskulös. Einige der Wirbel verschwanden schlichtweg, tauchten auf, wenn er sich minimal bewegte, oder auch nicht. Es war faszinierend. Harry kam am Hosenbund an, verfluchte diesen einen Moment, doch dann war es ihm sogar ganz recht, dass er da war. Man konnte Draco so reizen, ihn ein wenig ärgern und Versprechungen machen, die man erst später erfüllte… Er kam wieder hoch, nuckelte leicht am Ohrläppchen und begann dann ganz langsam die Hose zu öffnen, zog den Reißverschluss herunter, so langsam wie er sich beherrschen konnte. Seine Hände tauchten ein, tasteten weich und verschwörerisch über das langsam fülliger werdende Glied, seine Lippen tasteten sich zum Nacken, um dort sachte hinein zu beißen. Ihm war heiß. Sehr. ~*~*~*~ Draco keuchte heiser. Wie sollte er dabei denn noch ruhig bleiben? Wie sollte er sich dann dabei noch so passiv verhalten? Das war... Folter... Vor allem, als jetzt auch noch beide Hände in seine Hose wanderten. „Ich glaube...“, brachte er mühsam hervor. „Wir sollten Richtung Bett gehen. Und wenn du das weitermachen willst, dann solltest du dafür sorgen, dass ich mich nicht bewegen kann... Ansonsten hält meine Selbstbeherrschung nicht mehr lange.“ Unwillkürlich drängte er sich bereits Harrys Händen entgegen. ~*~*~*~ „Du darfst dich bewegen.“ Harry lächelte. „Dein Versprechen galt nur fürs Ausziehen, soweit ich mich erinnere.“ Und außerdem war das letzte Mal, als er Draco bewegungsunfähig gemacht hatte, alles schief gegangen. Er drückte fordernd gegen Dracos Erregung, während er die Hose samt Shorts herab schob. „Und damit bin ich beinahe fertig.“ ~*~*~*~ Draco drängte sich nur noch mehr seinen Händen entgegen. „Das ist eigentlich schade. Fesselspiele haben was.“ Er wandte sich langsam um und küsste den Gryffindor verlangend, während er gleichzeitig aus seiner Hose heraus stieg. Damit war er eindeutig ausgezogen und hatte die Erlaubnis, sich zu bewegen. Er löste Harrys Krawatte und ließ das Hemd schnell folgen. Für lange Spielchen stand ihm gerade nicht der Sinn. Er wollte Haut. ~*~*~*~ Harry lächelte. Fesselspiele hatten also was? Interessant. Das konnte man bei Gelegenheit ja dann noch einmal machen. Wenn es ihm gefallen hatte… Seine Hände legten sich auf die festen Rundungen des Hinterteils, die sich ihm beinahe entgegenschmiegten, seitdem Draco sich gedreht hatte. Er begann sie zu massieren, Draco näher gegen sich zu ziehen und sich gegen ihn zu bewegen. Fiese Sache, weil er selbst noch nicht befreit war, aber dennoch war das unendlich gut. Leichter, variierender Druck, Bewegung. Er spürte, wie das Blut schneller durch seine Adern floss, wie es sich in seiner Körpermitte zentrierte. Seine Lenden pulsierten, verlangten nach mehr. Leidenschaft durchfloss ihn und er begann Draco zu küssen. Heiß, innig, tief. Es verzehrte ihn förmlich. Keuchend löste er sich wieder. „Ich schwöre dir. Wenn man nach einer Person süchtig sein kann, dann bin ich das nach dir!“ Und schon eroberte er wieder diesen süßen Mund. ~*~*~*~ Draco ließ sich in den Kuss fallen und schob sein Becken dann entschieden zurück, um die Chance zu haben, Harrys Hose zu lösen. Nur allzu schnell fiel der Stoff bereits. Sie war wie immer zu weit... Es reichte beinahe schon, allein den Gürtel zu lösen... Mit einem Lächeln umfasste er Harrys wachsende Erregung. „Irgendwelche besonderen Wünsche?“, fragte er rau und legte seine Lippen auf Harrys Hals, wanderte hinab bis zum Schlüsselbein und hinterließ dort ein dunkelrotes Mal. ~*~*~*~ Harry wurde noch ein wenig heißer, als er bemerkte, dass Draco ihm einen Knutschfleck verpasste. So eine Art Siegel… So kam es ihm vor. Die Frage nach seinen Wünschen erreichte ihn erst später. Wünsche. Er sollte sie formulieren… Schwierig, wenn er bedachte, dass sein größter Wunsch, mit Draco zusammen zu sein, bereits erfüllt worden war… sich gerade erfüllte. Er hob die Hände, strich damit über den Rücken, fuhr genau die Bahnen nach, die seine Lippen seiner Meinung nach vorher gezogen hatten. Und kehrte mit Fingernägeln zurück. Er hatte ihm versprochen, seine Wünsche zu formulieren. Momentan wollte er Draco gefallen… „Du hast gesagt, dass du Fesselspielchen magst…“ Er keuchte leise, schloss um Beherrschung ringend die Augen. „Dann fessele… mich.“ Ein unglaubliches Zugeständnis. Er hatte Angst vor Fesseln… Seit dem Sommer. Aber vor Draco brauchte er sich nicht zu fürchten. Keine Angst… wenn er da war. Als er die Augen aufmachte, waren sie dunkel. Sehr dunkel. Er meinte das ernst. Die Vorstellung… hatte etwas. Nervenkitzel. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco küsste ihn auf die Lippen und drängte ihn sanft zum Bett hinüber. „Ein Wort von dir und mache dich sofort frei.“ Das war kein schlichtes Versprechen, sondern ein Schwur. Weich ließ er Harry nach hinten auf das Bett fallen. „Moment.“ Er holte ihre beiden Krawatten. Ein Accio war ja nicht - so ohne Zauberstab. Der war in seinem Umhang... Und außerdem noch die kleine Tube aus Harrys Umhang. Er war sich ziemlich sicher, dass sie sie brauchen würden. Behutsam legte er die rot-goldene Krawatte um Harrys Handgelenk, zog sie um einen der oberen Bettpfosten und zurrte sie langsam fest. Etwas Bewegungsfreiheit blieb noch, aber nicht viel. Leicht ließ er sich auf Harrys Brustkorb nieder, in Atemweite seines Gesichts, das eigene Gewicht jedoch auf seine Knie verteilt. Dann nahm er die grün-silberne und verfuhr mit ihr ähnlich. „Okay?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Harry nickte. Ihm war schon beklommen zumute, aber es ging tatsächlich. Und dazu trug Dracos Versprechen ziemlich bei, dass er ihn bei nur einem Wort befreien würde. Er glaubte ihm. Und vertraute ihm. Und stand im nächsten Moment vor einem Problem. Er wusste wirklich nicht, was er jetzt noch tun konnte. Er konnte sich doch nicht bewegen. Da entstand natürliche Unfähigkeit, weitere Liebkosungen zu verteilen. Das war gemein… Er hatte sich sogar soweit weggesetzt, dass er mit den Lippen oder der Zunge nicht an ihn herankam… Er zog leicht an den Fesseln, die ihm nicht den Gefallen taten, sich zu lösen. Aber eigentlich wollte er auch nicht. Und dann wieder schon… Er lächelte, leicht verwirrt. „Mir ist heiß.“, wisperte er Draco zu, sah zu ihm auf. ~*~*~*~ „Ich denke, dir wird noch heißer werden.“, erwiderte der Slytherin und beugte sich vor, um ihn zu küssen, weich und doch leidenschaftlich. Gleichzeitig hob er sein Becken an und strich mit seinem Glied über Harrys feste Bauchdecke. Das Gefühl war faszinierend. Langsam glitt er an dem Gryffindor tiefer, ließ von den weichen Lippen jedoch erst ab, als es wirklich nicht mehr ging. Auf seinen Oberschenkeln kam er erneut zum Sitzen und wenn er sich etwas vorbeugte, berührten sich ihre Erregungen schon beinahe schmerzhaft. Und er beugte sich vor. Um mit den Händen über Harrys Oberarme zu fahren und an ihnen herunter zu streichen, bis er die leicht hervorstehenden Hüftknochen erreicht hatte. Erneut beugte er sich vor und leckte nun neugierig über die bloße Haut. Er schmeckte gut. Leicht salzig und doch unverkennbar nach Harry. Bei den Brustwarzen verharrte er, liebkoste sie zart mit der Zunge und knabberte leicht daran, was dazu führte, dass sich der Körper unter ihm leicht aufbäumte und ihn mit immer neuen Lauten belohnte. Wieder ging es tiefer, über die empfindlichen Seiten hinab, zu einer Umkreisung des Bauchnabels, durch den er dann vorwitzig mit seiner Zungenspitze strich. Jetzt war er gezwungen, noch tiefer zu rutschen und kam zwischen Harrys gespreizten Beinen zur Ruhe. Er knabberte an der Hüfte und folgte dann dem Bogen in den Schritt, strich mit der Nasenspitze durch den drahtigen Flaum. Seine feuchte Spur zog er hinauf bis zu der empfindlichen Eichel, die er hingebungsvoll leckte, ehe er von ihr wieder abließ, um tiefer zu wandern und die mittlerweile prallen Hoden zu lecken. Mit einer Hand hob er Harrys linkes Bein an, strich mit der Zunge über die Innenseite des Oberschenkels bis zum Knie und küsste es weich. „Du schmeckst überall gut.“, sagte er leise. „Wobei... überall war ich noch nicht...“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, ehe er tiefer ging, Harrys Becken anhob und seine Beine nach oben winkelte. Er musste ihn nicht anzusehen, um wissen, dass er wahrscheinlich verwirrt war. Er leckte neugierig über die weichen Biegung am Übergang des Oberschenkels und umkreiste dann seinen Anus, ehe er leicht mit der Zungenspitze dagegen schnalzte und hineinstieß. ~*~*~*~ Harry keuchte erschrocken auf. Was… was tat er da? Das… Er warf den Kopf in den Nacken und kniff die Augen zusammen, zog an den Fesseln und drängte sich ihm leicht entgegen. Weit konnte er das eh nicht, dazu war er nicht gelenkig genug. Er stöhnte auf. Der Gedanke an das, was Draco da unten tat, was er nicht sehen konnte, was er nur erahnen konnte… Folter! Er unterdrückte ein erneutes Stöhnen, verschluckte es keuchend. ~*~*~*~ Draco lächelte bei Harrys Reaktion zufrieden. Das war offenbar etwas, was ihm verdammt gut gefiel... Keck führte er die Zungenarbeit weiter. Gleichzeitig umschloss er mit einer Hand Harrys Glied und massierte die samtige Eichel, während er mit der anderen seine Hoden leicht knetete. Die Antwort darauf bestand in einem offenbar nicht mehr unterdrückbaren Stöhnen und einem nur noch heftigeren Entgegenwölben. Schließlich ließ Draco von der verheißungsvollen Rosette ab und schloss seine Lippen weich um Harrys Glied. Er richtete sich halb auf und tastete mit einer Hand nach dem Gleitmittel. Wo... Ah, da. Er hatte es gefunden und schraubte einhändig den Deckel ab. Irgendwie schaffte es, sich genug von dem Zeug auf die Finger zu klecksen, ohne von Harry ablassen zu müssen. Gerade letzteres wollte er nicht. Insbesondere deshalb nicht, weil er Harry keine Chance zum Nachdenken geben wollte. Er traute ihm durchaus zu, dass er vor seinen weiteren Absichten eher zurückschrecken würde, war es das erste Mal schließlich nicht gerade unproblematisch abgelaufen. Aber diesmal lag alles in seinen Händen. Mit ruhiger Hand und ohne von Harrys Erregung abzulassen und verteilte er die durchsichtige Creme auf seinem eigenen Anus. Er wollte ihn in sich spüren. So sehr, dass dieser Wunsch beinahe schon weh tat. Jetzt musste er sich doch langsam von Harrys Glied lösen. Bedauerlich, aber notwendig... Seine Lippen küssten die samtige Spitze noch einmal zärtlich, dann rieb er es mit der durchsichtigen Creme ein. Vorsichtig platzierte er seine Knie neben Harrys Hüfte, führte sein Glied mit der Hand und ließ sich langsam mit geschlossenen Augen tiefer sinken. Er wusste, dass er nicht vorbereitet war, aber das war okay. Er wollte ihn. Und er würde sich selbst Zeit geben. ~*~*~*~ Harry hatte von diesen Plänen tatsächlich erst etwas mitbekommen, nachdem Draco schon über ihm kniete. Er blickte zu ihm auf, hatte aber kaum die Kraft sich zu wehren. Zu groß war die Erregung, das Gefühl gerade zu verbrennen. Und es war gut. Dracos Enge um seine Spitze war stimulierender als sein Mund zuvor, ließ ihn den Atem verlieren und die Augen zukneifen. Heiß. „Dray!“ Es fiel ihm unendlich schwer, sich nicht zu bewegen. Er wollte ihm nicht wehtun, hatte panische Angst davor, hielt still und spürte gleichzeitig in sich das verzehrende Verlangen, einfach aufwärts zu stoßen. Energie. Sie staute sich in ihm, er konnte sie nicht kanalisieren. Er konnte sie nicht ablassen. Wie lange konnte er sie noch beherrschen? Leicht panisch zerrte er an den Fesseln. ~*~*~*~ Draco öffnete die Augen und legte eine Hand auf Harrys bebende Bauchdecke. „Schsch...“, murmelte er heiser und lächelte ihn an. Behutsam glitt er tiefer und keuchte leise auf. Für einen kurzen Augenblick durchfuhr ihn Schmerz, dann verschwand er. Wenigstens so weit, dass er sich nicht weiter darum kümmerte. Dazu war seine Erregung längst viel zu groß. Da Harry jetzt kaum noch Führung bedurfte, berührte er sein eigenes Glied und stimulierte es mit steigendem Tempo. Jeglicher Rest Verspannung fiel von ihm ab und er rutschte so tief, bis er Harry vollkommen in sich aufgenommen hatte. Für einen kurzen Augenblick verharrte er und spürte diesem Gefühl nach, das seine Sinne fast explodieren ließ. Er fühlte, wie Harry leicht zuckte, sich beherrschte und doch einige Reflexe nicht im Griff hatte, sie nicht im Griff haben konnte. Er fühlte seine eigene Erregung, die bereits jetzt schon auf die Grenze zu steuerte. Langsam, ganz allmählich begann er sich zu bewegen und ging mit dem Becken leicht auf und ab. Seine grauen Augen waren lustverhangen, als sie Harry auffordernd ansehen. Für ihn musste er sich definitiv nicht mehr zurückhalten. ~*~*~*~ Harry hatte den Kopf erneut in den Nacken geworfen, hatte ihn hin- und hergerollt, weil er nichts Besseres wusste. Dracos Beruhigungsversuch war lieb gemeint, aber… Er stöhnte auf, als Draco schließlich begann sich zu bewegen. Das war zuviel. Viel zu viel! „Draco!“ Der Schrei entglitt ihm. Er hatte nicht vorgehabt zu schreien, aber gerade als er etwas hatte sagen wollen, war Draco wieder heruntergekommen, hatte ihn vollständig umfangen, seine gesamte Länge in sich. Heiß umschmiegte er ihn. Er öffnete mühsam die Augen und sah hoch. Dracos Gesicht war wunderschön. Angespannt, entspannt, die Lippen erotisch geöffnet, die Augen inzwischen geschlossen. Sein Kopf lag ganz eben im Nacken, sodass beinahe seine Sicht auf das Gesicht verdeckt war. Und die Bewegungen dieses nahezu makellosen Körpers, die Berührungen, die er an sich selbst tätigte… Sein Anblick betäubte ihn. So wunderschön… Und das nur für ihn. Abermals kehrte Draco in seinen Schoß zurück und Harry wölbte sich ihm entgegen, keuchte heiser auf. Lange würde seine Selbstbeherrschung nicht mehr halten. Seine Erregung schmerzte, sein Herz war angefüllt, die Energie hatte kaum noch Raum. Lange… Er kam. Als Draco ihn ein weiteres Mal in sich aufnahm, explodierte seine geschrumpfte Welt in tausenden Farben. Er schrie Dracos Namen erneut, stieß nach oben, tiefer in ihn, bog den Rücken durch und warf den Kopf in den Nacken. Blitze zuckten durch seinen Körper, Wellen von Leidenschaft, Lust und Energie fegten über ihn hinweg, wollten gar nicht mehr aufhören. Zumindest kam es ihm so vor. Raum und Zeit spielten plötzlich keine Rolle mehr. ~*~*~*~ Nur einen Augenblick, nachdem Harrys Hitze in ihn geflossen war, folgte ihm Draco über die Klippe. Lichtblitze explodierten vor seinen geschlossenen Augen, sein gesamter Körper spannte sich an, dann riss ihn die Woge mit. Ein heiserer Schrei entwich ihm, als der Orgasmus ihn komplett hinwegfegte. Mühsam blieb er aufrecht sitzen, mit noch immer geschlossenen Augen und atmete. Er atmete einfach und fühlte das Nachbeben, fühlte wie dieses umwerfende Lustgefühl langsam abebbte. Zufriedenheit erfüllte ihn. Zufriedenheit, Befriedigung und Glück... Matt ließ er sich nach vorne sinken, auf Harrys Brustkorb, den er mit seiner eigenen Flüssigkeit besprenkelt hatte. „So, will ich meinen Namen immer hören. So oder lustvoll gehaucht...“ Zärtlich küsste er den Freund auf die Lippen. ~*~*~*~ Harry lächelte schwach. „Dray, mach mich los. Ich will dich umarmen.“ Das Gefühl überkam ihn einfach. Mit einer ungewollten Heftigkeit. Er wollte ihn umarmen können, ihn berühren. Ihn aktiver spüren. ~*~*~*~ Gehorsam löste der Slytherin die Behelfsfesseln und blickte auf die roten Abdrücke, die sie auf Harrys Handgelenken hinterlassen hatten. Weich küsste er die geschundene Haut. Der Gryffindor musste sehr an ihnen gezerrt haben, um solche Spuren zurückzubehalten. „Entschuldige.“, flüsterte er leise. ~*~*~*~ „Ist okay.“ Harry legte seine Arme um Draco und zog ihn an sich. „Ich habe es ja gewollt.“ Er schmiegte sich an ihn, strich über den verschwitzten Rücken. Seine Fingerspitzen prickelten, als wieder mehr Blut hindurch floss. „Das war… Wahnsinn… Ich wär fast verrückt geworden, weil ich dich nicht anfassen konnte.“ Er lächelte weich und platzierte einen Kuss auf der nächstbesten Stelle. ~*~*~*~ „Und es hat dir gefallen.“ Dracos graue Augen strahlten Harry an. „Ich kann dir übrigens jetzt bestätigen, dass du wirklich überall gut schmeckst.“ Schalk blitzte in dem glänzenden Grau auf, dann küsste er den Gryffindor zärtlich. ~*~*~*~ Harrys Wangen färbten sich leicht rot, als er den Kuss müde erwiderte. Aber Draco hatte ja Recht. Es hatte ihm gefallen. Auch wenn es ihm nicht leicht fiel, die Kontrolle aus der Hand zu geben. „Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe.“, antwortete er ihm Allgemeinen. „Sehr froh. Ich liebe dich.“ Er kuschelte sich näher an ihn, dann gab er der Müdigkeit nach. Der Tag forderte seinen Tribut. Aber im Nachhinein war er wirklich schön gewesen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Die nächste Woche waren sie vollkommen eingespannt. Der Unterricht zog im Niveau an und wurde in sämtlichen Fächern - soweit es möglich war - kampf- und vor allem verteidigungsorientiert. Dazu kam das zusätzliche Training für die sechs, der Unterricht bei Madam Pomfrey für Blaise und Hermione und natürlich das Quidditchtraining, denn am letzten Sonntag im November würde das Spiel Slytherin gegen Gryffindor stattfinden - und beide Teams setzten unglaublichen Ehrgeiz in das Training. Montague war mittlerweile einigermaßen mit seinem Team zufrieden und schwärmte vor allem von Rivers, der sich als wirklich lernbegeisterter Jäger entpuppte. Nur seine Waghalsigkeit machte dem Kapitän Sorgen. Rivers musste beinahe nach jedem Training den Krankenflügel besuchen. Blaise und Ginny hingen immer öfter zusammen, wie Draco auffiel. Aber als er seinen besten Freund danach fragte, winkte dieser nur ab und meinte, dass sie ihn verstehen würde und ihm das gut täte. Draco fragte danach nicht wieder. Snape forderte Harry mehr und mehr und brachte ihn an seine Grenzen, während sein gleichzeitiges Entgegenkommen wirklich unheimlich wurde. Dann war der Mittwochabend da. Die Abgabe ihrer Zaubertränke stand für den Donnerstag nach dem Quidditchspiel an. Und an diesem Mittwoch war ihre erste Versuchrunde fällig. Es stand die heikle Endphase an, in der absolute Konzentration gefordert war. Innerhalb weniger Sekunden mussten noch zweihundert Milliliter Kuhmilch, drei Rotaugenaugenbrauen, vier Einhornhaare und sechs zerstäubte Quellkäfer hinzugegeben werden, sowie als Bindemittel noch eine Handvoll Sternkraut. Dazu kam noch der richtige Umrührrhythmus. Ein kleiner Fehler konnte dabei die Katastrophe auslösen. Kaum, dass Draco vom Quidditchtraining zurück im Raum der Wünsche war, bereitete er alles dafür vor. Er deckte die beiden Kessel mit der zweiten Versuchsreihe - ihre Rettungsleine - ab und richtete einen magischen Schutzschild um sie ein, damit denen auf keinen Fall etwas passieren konnte. Die Zutaten bereitete er auch soweit vor. Aber dann brauchte er Harry. Er hoffte nur, dass dieser um Punkt acht Uhr fünfunddreißig hier sein würde, denn dann mussten sie beginnen. Und zwei Kessel konnte er nicht gleichzeitig bedienen. ~*~*~*~ Harry war pünktlich. Wenn auch nur knapp. Lupin hatte genau ausgerechnet, wann er würde gehen müssen, und hatte ihn bis zur letzten Sekunde gefordert. Wie immer. Offenbar hatte er sich mit Snape abgesprochen, denn auch er forderte seit neustem Duelle von ihm. Er riss die Tür auf, warf seine Tasche auf den Boden und zog seine Drachenlederhandschuhe an, die er schon am Morgen bereitgelegt hatte. Der Trank sollte – wenn möglich – nicht mit der Haut in Berührung kommen. Leicht erschöpft lächelte er Draco zu, bevor er darauf wartete, dass der Wecker ging. Jeder von ihnen hatte einen Topf der Versuchsreihe und Draco hatte ihn in den letzten Tagen darauf vorbereitet, was genau er tun musste. Theoretisch, denn praktisch war das nicht möglich. Die Zutaten waren dazu zu selten. Dann schrillte das Weckgerät los. Harry nahm die bereits abgemessene Milch und fügte sie schlückchenweise unter rühren hinzu, warf die Rotaugenaugenbrauen hinterher, während er die Rührrichtung änderte. Die vier Einhornhaare folgten, doch er hatte Pech. Er hatte sie nicht richtig zu fassen bekommen, hatte zuerst nur drei dazu getan, das vierte folgen lassen, was zwar nicht erwähnt war, dass es ein Fehler wäre, aber dennoch wurde die Flüssigkeit nach einiger Zeit viel zu gelblich. Der satte Orangeton, den er haben sollte, war viel zu hell. Er teilte Draco genau das mit, bevor er, wieder im Rhythmus die Quellkäfer dazugab. Das Sternenkraut war dann kein Problem mehr, weil man es genauso gut auch eine oder zwei Stunden später hinzugeben konnte. Aber die Farbe seines Trankes hatte sich nicht mehr geändert. Sie blieb gelb. Scheußlich gelb. Und… ja… „Draco, das wird immer heller…“, sagte er unsicher. Er hatte gelernt, dass magische Tränke grundsätzliche gerne in die Luft flogen. „Soll… soll ich ihn aus dem Fenster schmeißen?“ ~*~*~*~ Draco hatte seinen Trank exakt hinbekommen. Er besaß genau den richtigen Orangeton. Prima. Bei Harrys Worten blickte er hinüber zu dem anderen Kessel - und erstarrte. Seine Augen wurden groß. Mittlerweile hatte der Trank eine Farbe, die man kaum noch als gelb bezeichnen konnte, sondern die sehr viel eher einem grellen Weiß-Gelb ähnelte. Und er wurde noch heller. Sie hatten noch... Mist. „Deckung.“ Er packte Harry, riss ihn zu Boden und zog einen Schutzschild um sie. Den anderen Kessel hatte er nicht mehr schützen können. Aber es gab Wichtigeres. Ein umgekippter Felix Felicis war das letzte, was sie abbekommen sollten. Pech bis die Wirkungsdauer endete, war wirklich nicht wünschenswert. Nur einen Sekundenbruchteil nachdem der Schild stand, explodierte der Kessel und eine Fontäne der weißlich gelben Flüssigkeit schoss in die Luft, kleckste in den anderen Kessel, tropfte über ihren Schild und den Schild, der die anderen beiden Tränke schützte, verätzte den Boden und erfüllte die Luft. Draco verstärkte den Schutzschild noch einmal und drückte Harry fester an sich. Im nächsten Augenblick gab es einen zweiten Knall, als sein fertiger Trank ebenfalls umkippte und den Raum erneut besprenkelte. ~*~*~*~ Harrys Augen waren entsetzt aufgerissen. Was… was sollte das? Was…? „Oh Mann.“ Er rieb sich den Kopf, noch immer auf dem Boden liegend. Bei Dracos Rettungsaktion hatte er ebenfalls den Zauberstab, den er aus Vorsicht schon zuvor gezogen hatte, genutzt und sein eigenes Schild gewirkt, kaum dass er am Boden lag. Aber aus seiner Perspektive war die Decke mit den Klecksen echt hässlich. „Ich hasse Zaubertränke.“, murrte er, seufzte und ließ die Zauberstabhand endlich zu Boden fallen. „Hab ich das schon mal erwähnt?“ ~*~*~*~ „Du würdest es noch mehr hassen, wenn dich das Zeug getroffen hätte. Hast du den Teil mit den Problemen gelesen? Das Zeug da bringt einem Pech, bis die Wirkung aufhört!“ Draco seufzte leise und ließ den Schild vibrieren, um das Zeug herunter zu bekommen. „Eine Idee, wie wir hier herauskommen, ohne irgendwie reinzutreten?“ Er hob den Kopf und blickte Richtung Tür. Toll. Überall weißlich gelber Pechtrank. War ja klar. ~*~*~*~ „Pech?“ Harry setzte sich auf, nachdem Draco von ihm heruntergegangen war. „Du meinst so richtig?“ Er runzelte die Stirn. „Vielleicht sollten wir es lieber abfüllen, um den Todessern damit ein wenig die Überlegenheit zu nehmen…“, murmelte er. ~*~*~*~ „Und ein Risiko eingehen?“, antwortete Draco sarkastisch. „Vergiss es. Du willst die nächste Woche überleben, oder?“ Er rappelte sich etwas auf und sorgte dafür, dass er zumindest nicht mehr ganz so unbequem auf Harrys Knien hing. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. „Ja. Aber wenn wir es magisch durch deinen Schild machen?“ Er holte mit einem simplen Wingardium eine Phiole heran und stellte sie auf den Boden, dann wirkte er den Aquarius, um eine der Lachen, die das Feuer erstickt hatte, zum Schweben zu bringen und versuchte sie irgendwie in die Flasche zu manövrieren. Allerdings gestaltete es sich schwieriger, als er erwartet hatte. Es bedurfte einer Menge Fingerspitzengefühl, um aus der hellgelben Trankblase eine Schnur zu machen, aber letztendlich ging es, ohne viel daneben zu schütten. „Und?“, fragte er Draco leicht triumphierend. „Soll ich weitermachen?“ ~*~*~*~ „Bitte. Ich halte den Schild in der Zwischenzeit aufrecht.“ Draco ließ sich gerade noch im Schild neben Harry sinken und schlug die Beine unter. Er würde garantiert nicht diesen Schild fallen lassen. Dafür hing er zu sehr an seinem Leben - und an Harrys. In dem Buch hatte nämlich gestanden, dass es durchaus schon Todesfälle aufgrund der aus dem umgekippten Trank resultierten Pechsträhnen gegeben hatte. ~*~*~*~ Harry nickte nur, lächelte und füllte dann noch im Ganzen vier Phiolen des Trankes ab. Danach wirkte er eine spezielle Art des Ratzeputz auf den kompletten Raum, den er sich von Snape abgeguckt hatte. Der Zaubertränkelehrer ließ schließlich beinahe jede Stunde den Inhalt eines explodierten Kessels verschwinden. „Ob das reicht?“ Zweifelnd blickte er Draco an. „Vielleicht sollten wir den Raum trotzdem noch mal generalüberholen. Mit Wingardium kommen wir auch raus.“ ~*~*~*~ „Okay...“ Draco ließ den Schutzschild fallen. Dieser war jedenfalls mittlerweile vollkommen sauber. „Ich schicke dich zuerst zur Tür, du machst sie auf und holst mich dann.“ Er wartete gar nicht mehr auf Harrys Antwort, sondern wirkte direkt den Spruch. „Wingardium Leviosa!“ Der Gryffindor hob vom Boden ab und Draco dirigierte ihn unter höchster Konzentration zur Tür. Irgendwie sah das süß aus. Wie ein Kätzchen, das von einer unsichtbaren Hand am Nacken gepackt wurde. Unwillkürlich musste er lächeln. ~*~*~*~ Harry zog seine Drachenlederhandschuhe unwillkürlich noch einmal hoch, bevor er die Klinke betätigte und von Draco abgesetzt wurde. Dann drehte er sich herum und holte Draco heran. „Kann das Pech auch auf die Besen übergeschlagen sein?“, fragte er, als Draco ihn erreicht hatte. „Wenn ja, dann wird unser Duell am Wochenende die Hölle.“ ~*~*~*~ „Es beschränkt sich auf Lebendiges.“ Draco schüttelte den Kopf und fasste Harrys Schultern. Er war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu verspüren. Es war eine Sache auf einem Besen zu fliegen, eine vollkommen andere aber es ohne irgendein Hilfsmittel zu tun. Auch, wenn er Harry vertraute, war es doch ein seltsames Gefühl gewesen. „Also los. Machen wir das Ritual.“ Er schlug die Tür und vollzog es. Zu seiner Erleichterung war der Raum danach wieder vollkommen in Ordnung. „Nächste Woche darf nichts schief gehen. Ansonsten haben wir ein verdammt großes Problem. Wir müssen dann Schutzschilde jeweils um uns und die Tränke ziehen, damit so etwas nicht noch einmal passiert.“, überlegte er laut. ~*~*~*~ „Ist wahrscheinlich besser.“ Harry seufzte. „Sorry, Draco. Ich hab mal wieder Mist gebaut. Wenn dieses dumme Haar gleich mit reingegangen wäre, wäre nichts passiert.“ Er stellte die Phiolen mit reinem Pech auf ein Regal, das ihnen zur Lagerung ihrer Zutaten gedient hatte, und befestigte sie magisch, um nicht versehentlich eine herunterwerfen zu können. Von fatalen Auswirkungen einer läppischen Unachtsamkeit hatte er genug. „Und jetzt? Die beiden anderen Tränke sind noch nicht so weit, also? Gehen wir baden?“ ~*~*~*~ Draco winkte bei Harrys Entschuldigung ab. So etwas konnte passieren. Und noch hatten sie ein Ass im Ärmel. Und das würden sie dringend brauchen und vernünftig einsetzen müssen. Ansonsten würde Snape sie vermutlich mit irgendeiner hässlichen Strafe belohnen. „Gerne.“ Der Blonde lächelte ihm weich zu. „Wirklich nur baden?“ Anzüglich zog er eine Augenbraue hoch. ~*~*~*~ „Wirklich. Nur. Baden.“, meinte Harry todernst, während er auf ihn zutrat, bevor er ihn innig küsste. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I love you more than all that's on the planet Movin' talkin' walkin' breathing You know it's true Oh baby it's so funny You almost don't believe it As every voice is hanging from the silence Lamps are hanging from the celing Like a lady tied to her manners I'm tied up to this feeling ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Wirklich nur baden... Klar... *augenroll* Als wenn den beiden das jemand glauben würde... Shirokko: Äh… nicht? Ich dachte tatsächlich, dass sie nur baden gehen… *großeaugenmacht* Immerhin ist baden doch lustig, nicht wahr? abranka: Ja, türlich... Aber bei den beiden Hormonbündeln, die ihr Glück feiern? *augenbrauehochzieh* Klar... Shirokko: Irgendwie bist du ziemlich verdorben, Schatz… *knuddel* In Haus Nummer Fünf ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 123: In Haus Nummer fünf Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von The Weird Sisters – Magic works. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 123: In Haus Nummer fünf Die folgenden Tage waren kaum weniger anstrengend, aber andererseits hatte der ewige Regen aufgehört und die kleine Gruppe, zu der seit neustem tatsächlich eine äußerst anhängliche Ginny gehörte, sofern Blaise dabei war, machte fast jeden Abend einen Spaziergang um den See. Hermione meinte, das könnte jedem von ihnen gut tun, zumal sie am Freitag vor dem Astronomieunterricht einen spaßigen Schreiwettkampf machten, den Ron gewann. Selbst Pansy und Hermione hatten mitgemacht, obwohl sie zunächst skeptisch geschaut hatten. Gemeinsam hatten sie Ron schließlich in Grund und Boden geschrieen. Am Samstag war dann plötzlich ein Punkt erreicht, an dem Slytherins und Gryffindors sich gegenseitig angifteten und die Quidditchmannschaften die kleine Gruppe trennte. So kurz vor dem Spiel sollte man sich nicht mit dem Feind verbünden, hieß es. Harry befand das zwar für albern, aber er fügte sich. Schon allein, um Angelina nicht aufzuregen. Alicia regte sie schon genug auf, weil sie ständig mit Lee Jordan turtelte. Seit dem Halloween-Katzen-Desaster waren die zwei unzertrennlich. Der Sonntag begann für Harry mit einem Besuch bei Remus. Er hatte seit Wochen jetzt schon nichts mehr von Sirius gehört und machte sich wirklich Sorgen. Und immer wenn er etwas hatte sagen wollen, war etwas dazwischen gekommen oder Remus und Tonks waren ausgewichen. Tja, heute würde der Werwolf nicht ausweichen können. Harry machte den Abstecher bei ihm, nachdem er bei Mme Pomfrey gewesen war. Der braunhaarige Mann war bereits in rot-goldenen Fanfarben gekleidet, wollte seinem Haus treu bleiben, doch als Harry fragte, wurde seine Miene äußerst ernst. Harry erfuhr, dass Sirius seit dem Überfall auf Askaban unauffindbar verschwunden war. Eiseskälte hielt in seinem Körper Einzug. Seine Augen wurden dunkel und er umklammerte den Feuerblitz mit beiden Händen so krampfartig, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sirius war weg? Nicht gefunden worden? Hatten die Todesser ihn gefangen? Hatten sie… hatten sie ihn getötet? Oder hielten sie ihn gefangen und folterten ihn, damit er die Pläne des Ordens Preis gab? War er überhaupt noch am Leben? Harry drehte sich fast augenblicklich um. Er musste… er musste Draco Bescheid geben, dass er weg musste, dass er… Er musste seine Sachen packen, damit der nicht unvorbereitet sein würde… ~*~*~*~ Dumbledore fing Harry in der Eingangshalle ab und bugsierte ihn nachdrücklich in einen Klassenraum. „Du willst abhauen.“, stellte er ruhig fest. „Wie bei Hagrid.“ In den hellblauen Augen lag diesmal kein Schalk sondern ruhiger Ernst. ~*~*~*~ Harrys Augen irrten von ihm zur Tür und zum Fenster. Keine Chance. Er wusste das. Nicht bei Dumbledore. „Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass er verschwunden ist?“, fragte er, halb den Tränen nah, halb wütend. „Ich… ich hätte ihn… ich hätte ihn suchen können! Was, wenn es jetzt zu spät ist?“ Er zitterte leicht. ~*~*~*~ „Du hättest ihn suchen können? Und dann? Was, wenn du gefangen genommen wärst? Was, wenn Voldemort dich in die Hände bekommen hätte? Was, wenn du jetzt nicht mehr leben würdest? Was, wenn das alles nur eine Falle für dich ist?“ Unnachgiebig hart blickten die blauen Augen den Jungen an. „Was ist mit den anderen, wenn du nicht zurückkommst? Was ist mit dieser Welt? Und was ist mit Draco?“ ~*~*~*~ „Ich wollte ihn gerade holen gehen!“ Harry stockte, hatte noch anfügen wollen, dass er das schließlich versprochen hatte, aber ihm erschien das gerade einfach keine Option. Dumbledore war ernst. Viel ernster als sonst. Und das machte es nicht einfacherer. „Ich… Was ist mit seinem Versprechen? Er wollte… er wollte mich doch…“ Der Schwarzhaarige verstummte. Es war ein Fehler, ja, aber… „Professor… Was ist, wenn er noch am Leben ist und Hilfe braucht?“ ~*~*~*~ „Harry... Dann zieh aus dieser Situation die Motivation, noch mehr zu lernen. Wenn du dort hinausgehst, wird alles in einer Katastrophe enden. Du wirst es verstehen, wenn ich dir genügend über Tom Riddle erzählt habe. Aber bisher war dafür nicht die Zeit. Ich kann dir jetzt nur eins sagen: Du wirst nicht gehen. Im Moment kannst du nichts tun.“ Dumbledores Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er von seiner Meinung nicht abweichen würde. ~*~*~*~ „Aber…“ Harry verstummte, Angst und Schmerz in den grünen, dunklen Augen. Er würde nicht gehen können, wenn Dumbledore das nicht wollte. Er würde es nicht können. Das war die einfache Tatsache. Obwohl es vielleicht sogar ein guter Test wäre, ob er es schaffen könnte. Denn wenn dies der Fall wäre, dann könnte er Voldemort sicher besiegen. Aber… er war noch nicht stark genug. Das vermittelte ihm der Mann vor ihm mit jeder Faser seines Körpers. „Ich kann das nicht ertragen…“, würgte er heraus. „Bitte, gibt es nicht eine Möglichkeit?“ ~*~*~*~ „Harry...“ Jetzt lächelte Dumbledore weich und nachsichtig. Er streckte die Hand aus und legte sie sachte auf Harrys Schulter. „Ich denke, ich weiß, was dein Pate vorhat. Sirius ist ein Sturkopf und obwohl ich versucht habe, ihm diesen Plan auszureden, versucht er ihn umzusetzen. Er würde nicht wollen, dass du ihn suchst, weil es dich in Gefahr bringt. Nicht einmal Remus weiß, was er tut. Weil Remus es nicht gutheißen würde. Ich halte es für ein gewaltiges Risiko...“ Er schüttelte tadelnd den Kopf über den ungestümen Sirius Black. „Ich werde dir Bescheid sagen, wenn ich etwas weiß oder Nachricht von ihm erhalte.“ ~*~*~*~ Harry biss sich auf die Lippe. Gewaltiges Risiko? Nicht gutheißen? War Sirius etwa… Hatte er sich freiwillig fangen lassen? Um eine Möglichkeit zu finden, Voldemort zu erreichen? War es das? „Sagen Sie mir auch, wenn… wenn Sie wissen, wie man ihm helfen kann?“ ~*~*~*~ „Das werde ich, Harry. Du hast mein Wort.“ Dumbledore lächelte ihn warm an. „Ich weiß, dass dir Sirius wichtig ist und du dich sorgst. Doch das wirst du ausblenden müssen. Auch wenn es dir sehr schwer fällt.“ Er seufzte tief. „Versprichst du mir, keine Dummheiten zu machen und zu versuchen zu verschwinden? ~*~*~*~ „Ich…“ Es fiel ihm schwer. „Ich…“ Ein flehender Blick, der auf keinerlei Entgegenkommen stieß. „Ja.“ Harry ließ die Schultern hängen, als er sich in diese Unerbittlichkeit ergab und das Versprechen gab. „Ich werde warten.“ ~*~*~*~ „Und jetzt solltest du dich auf das Quidditchspiel konzentrieren. Du willst doch nicht nachlassen, oder?“ Dumbledore zwinkerte ihm gewohnt fröhlich zu und schritt in Richtung Tür. „Ich glaube nicht, dass Draco will, dass du ihm den Sieg schenkst.“ ~*~*~*~ Harry blickte auf seinen Besen. Quidditch. Nicht nachlassen… Der Besen war von Sirius. Er hatte ihn vor zwei Jahren von diesem geschenkt bekommen. Als Entschuldigung… zum Geburtstag und zu Weihnachten, weil er ihn mochte. Ein Geschenk von ihm… Es war ihm noch niemals so deutlich im Bewusstsein gewesen, denn jedes Mal, wenn er auf seinen Besen sah, dachte er nur noch daran, dass Sirius da draußen war und womöglich in Gefahr. Er hatte Angst um ihn. Wie stellte Dumbledore sich vor, dass er ihn ausblenden konnte? Er erreichte den Quidditch-Platz fast zu spät und Angelina meckerte, die Zwillinge pieksten ihm in die Seite und machten anzügliche Witze und Ron runzelte die Stirn, als Harry einfach weiterhin seinen Besen hypnotisierte. „Du machst jetzt aber keinen Rückzug, weil du gegen Draco fliegst, oder?“, fragte er schließlich, als Angelina fertig war mit aufmuntern und anfeuern und ermahnen, dass die Mannschaft der Slytherins eben doch nicht so schlecht sei, wie man angesichts der kurzen Zeit, die sie existierte, meinen sollte. Harry blickte ihn an, schüttelte den Kopf und lächelte. „Das würde er mir nie verzeihen.“, sagte er leise. Ron nickte. „Ja, das glaube ich auch. Also streng dich an und hol den Sieg genauso dramatisch wie das letzte Mal. Diesmal hast du wenigstens einen Grund, abzustürzen!“ Harry streckte seinem Freund die Zunge raus, doch er lachte leise. Tja… vielleicht. ~*~*~*~ Draco war nervös. Und seine Anspannung übertrug sich allmählich auf den Rest des Teams, der nicht weniger unruhig hin- und herhibbelte. Rivers machte Montague wahnsinnig, weil er wie ein menschgewordener Schnatz zwischen den anderen Slytherinspielern herumwirbelte. Irgendwann brachte der Kapitän ihn zwar dazu, stehen zu bleiben, doch das bewirkte nur, dass der Erstklässler nun von einem Fuß auf den anderen hopste. „Hey... Du machst das schon.“ Blaise legte Draco die Hand auf die Schulter und lehnte die Stirn gegen seine Schläfe. „Du bist trainiert, du kannst das. Das ist doch die ultimative Herausforderung. Das wolltest du doch immer. Oder nicht?“ „Schon...“ Draco seufzte leise und lehnte sich gegen ihn. Sie hatten sich zwar wieder angenähert und doch war klar, dass nie wieder alles wie früher werden würde. Niemals wieder. Und er vermisste diese enge Freundschaft mit Blaise, seine Späße, seine Nähe. Aber sie waren sich einmal zu nahe gekommen und hatten sich dabei beide vollkommen verbrannt. Noch einmal war es wohl nicht möglich, diese spezielle Freundschaft aufzubauen. Das war etwas, was Draco traurig machte und was er tief in sich verschloss. Es tat weh. Vor allem, weil er selbst alles verspielt hatte. „Aber?“ „Ich will nicht verlieren. Und gleichzeitig...“ Draco zuckte hilflos mit den Schultern. Er konnte es nicht genau ausdrücken. Er wollte nicht verlieren. Er wollte wenigstens dieses eine Mal gewinnen. Ehrgeiz brannte in ihm. Und er erwartete von sich nichts anderes, als dass er für diesen Sieg alles geben würde. Und doch wusste er gleichzeitig, dass es Grenzen gab, die er niemals überschreiten würde. Kein falsches Spiel, kein Risiko, das unnötig war und eine ernsthafte Gefahr barg - für Harry. Blaise lachte bei den Worten des Suchers leise auf. „Dann sorg dafür, dass du gewinnst. Fang den Schnatz vor ihm. Ich weiß, dass du das kannst. Ich habe nie an dir gezweifelt.“ „Blaise...“ Draco wandte leicht den Kopf und blickte ihn an. „Wie kannst du eigentlich noch Vertrauen in mich haben?“ Erst aus dieser Nähe sah er, dass Blaises schwarze Augen seltsam müde wirkten. Er sah aus, als wenn er eine kurze Nacht gehabt hätte - oder von irgendetwas abgelenkt worden wäre. Und wenn er es genauer bedachte, sah Montague ebenfalls so aus. Mitgenommen. Und auf seiner Wange war ein Abdruck von etwas, das wie ein Fluchtreffer aussah, der weggehext worden war. Aber er musste sich täuschen. Die beiden würden so etwas doch nicht im Angesicht eines solchen Spiels tun, oder? „Weil ich dich gern habe, du Idiot.“ Blaise lachte leise und drückte ihm seine Nase gegen die Wange. Allein das war schon eine regelrechte Grenzüberschreitung. „Und weil ich weiß, was du kannst. Gib dein Bestes da draußen.“ Er strich dem Blonden noch einmal über die Wange und trat dann zurück. In dem Augenblick kam das Signal, dass die Mannschaften einlaufen sollten. Ruhig schritten die sieben Slytherins ins Stadion. Rivers bebte erneut vor Anspannung, Traceys Augen waren weit aufgerissen und Damians Mund stand offen. Goyle, Montague, Draco und Blaise ließen sich ihre Anspannung und Aufregung weitaus weniger anmerken. Sie kannten das Gefühl, in dieses Stadion einzulaufen. Auch wenn es wieder atemberaubend war. Die Menge jubelte ihnen und den Gryffindors, die ihnen entgegen kamen, lautstark zu. Dennoch war nicht zu übersehen, dass die rotgoldenen Farben auf den Tribünen weitaus dominierten. Dracos Augen gelang es irgendwie, Pansy, Hermione und Ginny in dem Chaos auszumachen. Pansy trug einen gigantischen grünsilbernen Zylinder auf dem Kopf, Hermione das Gegenstück in Rotgold und Ginny... hatte sich für einen seltsamen Mischmasch aus Grün und Rot entschieden. Blaise lächelte weich, als er sie sah und winkte nach oben, was sie vor Schreck fast hinfallen ließ. „Also, ich will ein feines, sauberes Quidditch sehen!“, verkündete Madam Hooch und sah die Spieler der Reihe nach an. „Schüttelt euch die Hände!“ Montague trat vor und schüttelte mit festem Druck Angelinas Hand. „Auf die Positionen!“ Die Besen starteten und verharrten in der Luft. Jetzt warteten sie darauf, dass Madam Hooch die Bälle freigeben und das Spiel beginnen lassen würde. ~*~*~*~ Harry hatte sich zusammengerissen, als sie auf das Spielfeld kamen, doch entgegen seines geplant herausfordernden Grinsens hatte er sein Gesicht vollkommen verschlossen. Ron hatte gelacht, weil er dachte, er wäre wegen Draco so angespannt, und Harry hatte das nicht widerlegt. Wenn sie das alle dachten, dann war ihm das nur willkommen. Er flog höher. Höher als alle anderen seines Teams. Wie immer. Zog sich ganz an den Rand des Feldes zurück, um nur kein Stückchen im Rücken oder toten Winkel zu haben. Draco ihm gegenüber tat es ihm nach. Der Schnatz wurde freigelassen, dann die Klatscher und schließlich warf Mme Hooch den Quaffel in die Luft. Angelina eroberte sich das Leder zuerst, aber nur ganz knapp vor Rivers, der losgeschossen war wie eine Rakete. Harry suchte den Schnatz. Seine Augen wanderten über den Platz, durch die Luft, blieben Sekunden an Draco hängen, um dann weiter zu gleiten. Der Blonde wusste noch nichts von Sirius. Nichts von seinem Verschwinden. Von der Gefahr… Er schob den Gedanken brutal zur Seite. Er musste sich jetzt auf das Spiel konzentrie… „Pass auf, Harry!“ Der Junge sah nur noch aus den Augenwinkeln, wie Fred einen der Klatscher, der direkt auf seinen Kopf gezielt hatte, zur Seite schlug und direkt auf Blaise zielte. „Mann, wo bist du mit deinen Gedanken?“ Harry grinste schief. „Sorry.“, murmelte er und gemeinsam beobachteten sie, wie Angelina, Alicia und Katie Blaises momentane Abgelenktheit mit einer netten Finte ausnutzten, um den ersten Punkt zu erzielen. Oben auf seiner Loge geriet Lee ins Schwärmen, weil sein Schatz geworfen hatte, und wurde von Professor McGonagall ermahnt. Harry lächelte. „Ich werde besser aufpassen, versprochen.“ ~*~*~*~ Draco behielt gleichzeitig Harry im Auge und ließ seine Augen immer wieder über das Feld wandern, suchte nach einem goldenen Glitzern. Langsam brachte er seinen Besen näher zu dem Gryffindorsucher hinüber und beugte sich vor. „Lust auf eine kleine Wette?“, fragte er und seine Augen glitzerten herausfordernd. Unter ihm sah er, wie Blaise heftig gegen die Gryffindorjägerinnen zu kämpfen hatte. Sie waren gut. Verdammt gut. Zwar hatte Rivers - der vor Freude fast vom Besen gefallen war - bereits die ersten zehn Punkte für Slytherin erzielt, doch langsam übernahmen die Gryffindors eine gewisse Führung. Slytherin blieb jedoch dran. ~*~*~*~ „Wette?“ Harry war leicht irritiert, blickte zu ihm auf. „Was für eine Wette?“ ~*~*~*~ „Nun, eine zwischen uns beiden...“ Der blonde Sucher stützte sich auf seinen Besen und ließ die Augen wieder über das Feld wandern. Goyle bewahrte Damian gerade davor, von einem perfekt gezielten Klatscher vom Besen gehauen zu werden. Doch dadurch verlor der Jäger den Quaffel und Blaise war als Torhüter wieder gefragt. „Wer den Schnatz fängt... Wenn ich gewinne, würde ich dich gerne einmal in Grün und Silber sehen. Nur für mich...“ Er lächelte und blickte Harry an. ~*~*~*~ Harrys Augen waren leicht dunkel, als er diese Worte verarbeitete. Grün und Silber… „Warum nicht?“ Sein Lächeln wurde breiter. „Wenn du gewinnst, zieh ich Fangarderobe oder deinen Umhang an, versprochen.“ Das klang doch vollkommen vielversprechend. „Aber… solltest du verlieren… Was dann?“ ~*~*~*~ „Tja... Überleg es dir.“ Draco grinste breit. Allein, dass Harry diese Wette annahm, gefiel ihm und ließ sein Herz höher schlagen. Das war eindeutig noch einmal ein Schwung Motivation. Seine grauen Augen huschten wieder über das Spielfeld. Angelina schickte gerade den Quaffel durch den Torring. Noch ein Punkt für Gryffindor. Mittlerweile stand es 70 zu 40 für diese. ~*~*~*~ Harry nickte. „Okay!“ War vielleicht nicht so einfach, aber da er sich vorgenommen hatte, Draco niemals gewinnen zu lassen. „Auf dass der Bessere gewinnt!“, rief er und schoss hoch, nahm Abstand von Draco. Er war zu große Ablenkung, auch wenn er ihn sonst immer sehen konnte. Unter ihnen war das Spiel wirklich rasant. 70 zu 50, 80 zu 50, 90 zu 50, 90 zu 60… und das alles innerhalb weniger Minuten. Wie lange saßen sie schon auf den Besen? Eine Viertelstunde? Zwanzig Minuten? Auf den Rängen war inzwischen die Hölle los. Keiner der Schüler saß noch, jeder hüpfte auf und ab und keiner konnte sich recht im Zaum halten. Die Anfeuerungsrufe waren ohrenbetäubend. Eine Bombenstimmung. Und noch immer hatte sich der Schnatz nicht gezeigt. Nicht eine Sekunde, nicht für einen Augenblick. Harrys Gedanken schweiften ab, glitten zu Sirius, weil er Remus mit seinem Gryffindorschal hatte winken sehen. Der Werwolf wusste nichts davon. Er hatte wirklich keine Ahnung, weil Sirius auch ihm nichts gesagt hatte, um sich seinen Plan nicht ausreden zu lassen… „Und es steht 120 zu 70!“ Lees Stimme hallte durch das ganze Stadion und hätte McGonagall ihn nicht gehalten, wäre er mit Sicherheit über die Brüstung gefallen vor Aufregung. Drei Tore in Folge. Und die Zwillinge klatschten einander ab. Offenbar war der Druck, den sie auf Blaise ausübten, sehr erfolgreich. Kurz darauf kamen sie zu ihm hoch. „Weißt du, Harry. Das ist gut. Mach weiter den Eindruck, als hättest du keine Konzentration.“ Was bitte? Wovon redeten die bitte? „Genau. Goyle versucht schon die ganze Zeit dich vom Besen zu hauen, das ist die perfekte Möglichkeit, an die Klatscher zu kommen.“ „Diese Davis ist ja nicht ernst zu nehmen. Die trifft auf fünf Meter nicht das Eingangstor!“ Sie lachten und Harry hatte das Gefühl, auf dem Schlauch zu stehen. Wovon bitte redeten sie? Aber er kam nicht mehr dazu zu fragen, denn es wurde klar, als er sah, wie Goyle abschlug und der Klatscher direkt auf sein Gesicht zuflog. Jetzt konnte er entweder ausweichen oder aber… „Danke, Goylchen!“ Und schon zischte der Klatscher auf das gegnerische Tor zu, wo Blaise sich mal wieder in Acht nehmen musste. Fred lachte. „So, ich geh dann mal wieder und spiele Leibwächter für die Mädchen. Die haben es auch nötig, weil selbst dieser Einfallspinsel irgendwann begreift, dass er nicht mehr zu dir durchkommt, solange einer von uns vor dir steht.“ Und schon war er weg. „Aber trotzdem solltest du dich bemühen, nicht ganz so abgelenkt zu sein. Die Slytherins lachen dich schon aus.“ George blickte ihn ernst an und Harry nickte. Er hatte ja wirklich Recht. Und trotzdem war das nächste Ergebnis, das er aktiv mitbekam das 180 zu 180. Die Slytherins hatten es tatsächlich einmal geschafft, aufzuholen. ~*~*~*~ Aber sie hatten Gryffindor nur eingeholt, um gleich darauf wieder ins Hintertreffen zu geraten. Draco hatte das Gespräch zwischen Harry und den Zwillingen halbherzig verfolgt. Es schien ihm sehr viel eher so, als wenn sich gerade jeder über die Slytherins lustig machte. Das Spiel war hart und schnell - aber wer überlegen war, zeichnete sich bereits jetzt ab. Allerdings landete Tracey gerade ihren ersten Volltreffer - und zwar zu ihrer Genugtuung in Georges Rücken. Somit gab es den ersten Spieler, der kurzzeitig behandelt werden musste. Dann sah Draco das erste Mal den Schnatz. In dem obersten Torring der Gryffindors zog er eine kreisende Bahn. Er beschleunigte den Besen aus dem Stand heraus und duckte sich so eng an den Stiel, wie es ging. Adrenalin brannte durch seine Adern und die Welt reduzierte sich auf diesen Flug. ~*~*~*~ Harry hatte den Schnatz ebenfalls gesehen und war zeitgleich mit Draco gestartet. Er hatte sich aufgrund von Georges Warnung zusammengerissen. War ja nicht so, als wenn er das nicht könnte! Er duckte sich ebenfalls auf den Besen und war bald sehr dicht an Draco dran, flog beinahe Schulter an Schulter mit ihm, als der Schnatz beschloss, jetzt wieder geradeaus fliegen zu wollen und nach rechts abdriftete. Zu Dracos Seite hin. Wie nett. Grimmig beschleunigte Harry noch, tauchte unter dem Slytherin ab und versuchte ihn zu kreuzen. Aufgeben? Ihn gewinnen lassen? Aber nie im Leben! Quidditch war sein Reich! ~*~*~*~ Draco riss seinen Besen im nächsten Moment nach links, weil der Schnatz einen Schlenker dorthin machte, nur um sofort einen scharfen Bogen nach rechts zu schlagen. Er prallte mit der Schulter gegen Harry und verbiss sich einen Schmerzlaut. Irgendwo entfernt hörte er, dass Lee Jordan verblüfft kommentierte, dass sich das bekannteste schwule Paar der Schule absolut nichts in diesem Spiel schenkte. Was den Jubel seltsamerweise noch anschwellen ließ. Sie jagten dicht an dicht weiter hinter dem goldenen Ball her. 240 zu 280 stand es mittlerweile. Gryffindor lag noch immer vorne... Und dann war der Schnatz auf einmal weg. Sie bogen um einen der Tribünentürme und dann war da nichts mehr. Kein Schnatz, kein entferntes goldenes Glitzern... „Verdammt!“, fluchte der blonde Sucher und bremste seinen Besen langsam ab. Seine Schulter tat weh. Und weiter unten sah er, wie es Rivers bei einer riskanten Wendung aus der Kurve riss und der jüngste Spieler zu Boden ging. Auch er musste behandelt werden. In der Zwischenzeit setzten die Gryffindorjägerinnen wieder einen Treffer. ~*~*~*~ Rivers saß danach nicht lange auf dem Besen, denn irgendwie hatte seine Konzentration stark nachgelassen. Damian traf gar nicht mehr. Siebzig Prozent der Ballverluste Slytherins gingen auf sein Konto. Blaise war unter Dauerbeschuss, weil die Zwillinge allmählich erkannten, dass sie Montague nicht erwischen konnten und es sich bei den anderen beiden Jägern schlicht nicht lohnte, weil sie sich auch sehr gut selbst fertig machen konnten. Die Schläge von Tracey Davis wurden auch immer schwächer und noch ungenauer als ohnehin schon. Wenn sie doch mal traf, dann war es Zufall, weil irgendjemand in die Flugbahn ihres Klatschers schoss. Und um Draco sollte sich gefälligst Harry kümmern. Der würde sich schließlich kaum von seinem Freund schlagen lassen. Langsam legte Gryffindor immer weiter vor. 310 zu 260 stand es nun. Und die drei Mädchen hatten nicht die geringsten Müdigkeitserscheinungen, als hätten sie nächtelang nur das Ausdauerfliegen trainiert. Harry musste lächeln. Er könnte wetten, dass sie ein wenig enttäuscht waren, aber er war stolz, dass sie trotzdem alles gaben. Seine Augen suchten wieder den Schnatz. Er ließ sich mitreißen, bekam so eine Art Spielfieber. Er begann immer höher Runden zu ziehen, suchte mit den Augen auch außerhalb des Feldes nach dem Schnatz, versuchte, so viel wie möglich auf einmal zu überblicken. Er dankte dem Wettergott, dass es nicht regnete, denn sonst würden sie alle wohl bald mit einer Lungenentzündung im Bett liegen. Inzwischen war es Nachmittag, weshalb er zusätzlich darauf achtete, dass er die Sonne im Rücken hatte, um mehr zu sehen. Sie blendete, stand um diese Jahreszeit schon ziemlich tief. „480 zu 310!“, kam Lees Ansage. „Was ist denn mit den Suchern los heute? Haben sie denn gar nicht mehr vor, den Schnatz zu fangen?“ Harry seufzte. Wie sollte er ihn denn fangen, wenn er nicht da war? Blöder Spruch… Die Zuschauer waren wohl auch inzwischen recht müde. Das Geschrei war nicht mehr ganz so laut, der Applaus eher verhalten. Und dann sah Harry, wie Krummbein über die Wiese auf die Peitschende Weide zu rannte. Das hieß, er sah einen roten Punkt über die Wiese flitzen. Und sein Gehirn zog schneller die Verbindung, als er sich daran festhalten konnte. Krummbein war mit Sirius befreundet, das war vor zwei Jahren eindeutig gewesen. Er war immer bei ihm gewesen, wenn er aufgetaucht war. Krummbein lief zur Peitschenden Weide - war Sirius zurück? In diesem Moment schoss Draco los. Harry brauchte zu lange, um zu reagieren, sich von seinen Gedanken loszumachen und das zu tun, was gerade jeder von ihm erwartete. Unter ihm schoss Alicia das 500 zu 310, was von kaum einem noch bejubelt wurde, denn Harry und Draco jagten dem Schnatz nach. Und Harry lag eindeutig im Hintertreffen, auch wenn er gerade mit aller Gewalt nur noch daran dachte, dass er nicht verlieren durfte. Für diesen Moment war Sirius vergessen. ~*~*~*~ Draco hatte den goldenen Ball unten knapp über den Rasen erspäht und ging in einen waghalsigen Sturzflug über. Ehe dieser jedoch gefährlich werden konnte, schoss der Schnatz auch schon wieder nach oben und er folgte. Harry hing zurück. Er war noch nicht neben ihm und das war eigentlich ungewöhnlich. Aber der Blonde hatte jetzt kaum die Muße, um darüber nachzudenken. Gewinnen würde Slytherin nicht mehr. Das war vollkommen aussichtslos. Das Team war am Ende. Er konnte nur zusehen, dass er die Niederlage noch einigermaßen ertragbar machte. Alles andere war unmöglich geworden. Der Schnatz schlug einen Haken und zog einen Bogen um die Haupttribüne der Gryffindors. Draco folgte dicht auf. ~*~*~*~ Und Harry holte wirklich das Letzte aus sich und seinem Besen heraus. Er musste aufholen. Er musste schneller werden und aufholen! Er durfte ihn nicht gewinnen lassen. Sie flogen einen großen Kreis mit so vielen Wellen darin, dass Harry es tatsächlich schaffte, aufzuholen. Bis auf Armlänge war er nun auf Draco dran und setzte nun zum Überholen an. Er würde es schaffen! Ganz sicher! Er musste! Für sein Team und für seine Ehre! ~*~*~*~ Draco spürte Harry an seiner Seite. Er wusste genau, wo er war, ohne sich nach ihm umdrehen zu müssen. Gleichzeitig streckte er die Hand aus. Nur noch ein bisschen... Er zwang seinen Besen noch etwas schneller vorwärts, duckte sich noch etwas tiefer... Harrys Hand war auf einmal neben seiner, schob sich vorwärts, erreichte beinahe sein Handgelenk. Und dann schlossen sich Dracos Finger um den Schnatz. Die Flügel schlugen heftig gegen seine Handinnenfläche. Das Spiel war aus. Gryffindor hatte 520 zu 460 gewonnen. Aber Draco Malfoy hatte vor Harry Potter den Schnatz gefangen. ~*~*~*~ Harry richtete sich abrupt auf, entließ einen Seufzer, der wirklich fast an Verzweiflung grenzen mochte. „Verflixt…“, murmelte er, dann begann er zu grinsen, als er neben Draco her flog. „Grün-Silber, ich bin verloren.“ Er lachte. „Glückwunsch! Auch wenn es mich ärgert.“ Niemand konnte sagen, er sei ein schlechter Verlierer. Er war doch selbst Schuld, wenn er sich ablenken ließ und… Er merkte auf und blickte zu der Wiese und dem Baum. Sie war leer. Der rote Punkt war verschwunden, die Weide peitschte wie sonst auch… Hatte er sich das eingebildet? ~*~*~*~ Draco konnte es noch immer nicht fassen. Es war überwältigend. Er hatte wirklich den Schnatz vor Harry gefangen. Das erste Mal... Er blickte zur Seite und strahlte seinen Freund an. Die grauen Augen leuchteten. Dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte. Es war befreiend. Einfach nur befreiend. Er hatte nicht gewusst, wie sehr ihn dieses Duell unter Druck gesetzt hatte, bis dieser von ihm abfiel. Bis er davon befreit war. „Grün-Silber...“ Er grinste Harry breit an. „Es muss aber nicht für die Schule sein. Nur für mich reicht mir vollkommen.“ ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige nickte. Oh Mann. Jetzt bereute er es wirklich. Warum hatte er sich nicht einfach besser konzentriert. Es wurmte ihn ja schon. Verlierer auf ganzer Länge. Und das gegen den, der ihn immer am meisten gefordert hatte… Jetzt hatte er diesen Status auf jeden Fall verdient. „Klar. Wettschulden werden eingelöst!“ Harry seufzte erneut. „Aber das nächste Mal bin wieder ich Sieger. Du wirst schon sehen!“ ~*~*~*~ Draco lächelte weich und brachte seinen Besen dicht neben Harrys Feuerblitz. „Ich zweifle nicht daran, dass du alles dransetzen wirst.“ Dann küsste er ihn. Sie flogen ruhig genug, um das zu riskieren. Und er wollte es. Er wollte es gerade so schmerzhaft, dass er diesen Wunsch nicht mehr unterdrücken konnte - und wollte. ~*~*~*~ Harry lächelte und küsste ihn zurück. Und dann war plötzlich Fred neben ihm und gab ihm eine Kopfnuss. „Hey, das ist dein Feind!“ George neben Draco blickte gespielt grimmig. „Genau. Feinde küsst man nicht!“ „Er ist mein Freund. Fester Freund.“, entgegnete Harry. „Und den darf ich küssen. Wann ich will, wo ich will und wie ich will. Und wenn er einen Siegerkuss will, dann kriegt er ihn!“ Fred lachte. „Oha, der Kleine wird mutig.“ „Warst du nicht vor kurzem, was dieses Thema angeht, vollkommen verklemmt?“ „Sollte ich das sein?“ Sie schauten sich über Harrys und Dracos Kopf hinweg an. „Ja, das war lustiger.“ „Es hat mehr Spaß gemacht.“ Ron kam. „Wir haben gewonnen!“, rief er happy. „Auch wenn du versagt hast!“ Harry lächelte gequält. „Danke, Ron.“ „Genau, Ronnie-Schatz. Das wird der Arme in den nächsten paar Wochen noch so oft zu hören kriegen!“ „Mach weiter so!“, feuerte ihn George an. ~*~*~*~ Draco lachte leise, als er diesen Wortwechsel verfolgte. Demonstrativ gab er Harry noch einen Kuss, ehe er seinen Besen Richtung Boden lenkte. „Bis später!“ Das Slytherinteam war bereits gelandet und wartete auf ihn. Kaum hatte er festen Boden unter den Füßen, als ihm Blaise um den Hals fiel. Lachend erwiderte er die Umarmung. Dann stießen Pansy und Montague hinzu und kurz darauf, war alles einfach ein grün-silbernes Menschenknäuel. Sie mochten verloren haben - aber sie feierten, als wenn sie einen Sieg davon getragen hätten. ~*~*~*~ Die Gryffindors waren ebenfalls dabei zu feiern. Sie hatten gewonnen und auch wenn ihr Goldjunge verloren hatte, es war grandios. Sie hatten Punkte vorgelegt, dass man wirklich nur jubeln konnte. Als Harry mit den Weasleys landete, wurde er sofort von Angelina umarmt. „Mach dir nichts draus. Du warst so gut! Du hättest es beinahe doch noch geschafft!“ Sie hatten diesem Kampf allesamt zugesehen, nachdem es knapp und knapper geworden war. „Genau, beinahe hättest du ihn noch eingeholt, dabei hatte er über zwei Längen Vorsprung!“ „Was es nicht besser macht. Ich hätte den Schnatz viel eher sehen sollen!“ „Klappe, Harry!“ George nahm ihn in die Mangel. „Noch ein Wort, das dich niedermacht, und du gehst baden!“ „Bei der Kälte?“ Alicia war entsetzt, doch sie kam nicht mehr dazu, weiteres dazu zu sagen, weil Lee sie zu sich zog und küsste. „Turteltauben…“, murrte Fred. „Na, Angie, darf ich auch?“ „Wage es…“, gab sie böse zurück, dann kam die Welle, die sie hochleben lassen wollte und ein vernünftiges Gespräch wurde nicht mehr möglich. Geschrei, Gelächter, Parolen und Gesänge wechselten sich ab und sie ließen sich feiern. Nur Harry versuchte aus dem Trubel zu entkommen, schaffte es nach ein paar Minuten sogar. Genug Trubel. Was war mit Sirius? Er lief in die Umkleidekabinen und wühlte aus seiner Tasche das Gedankenbuch und die Feder. *Sirius, bist du da? Bist du wirklich in der Heulenden Hütte? Haben… haben dich die Todesser nicht erwischt?* Und dann fiel ihm ein, dass Sirius so gar nicht würde antworten können. Er hatte kein Buch, mit dem er es könnte. Und auch sonst… ‚Hedwig, komm!’, rief er seine Eule. Bei Tieren hatte er das bisher nicht versucht, aber er hoffte, dass es funktionierte, denn er hatte den Brief doch schon fast fertig. Die Schneeeule kam, als Harry wieder aus dem Raum trat. „Hey.“, er begrüßte sie. „Bringst du diesen Brief zu Sirius?“, fragte er. „Ich… Hedwig, nur wenn es dir oder ihm nicht schadet, okay?“ Denn wenn Sirius doch bei den Todessern war, dann war das fatal. Es war schließlich bekannt, dass Hedwig zu Harry gehörte. Eine rein weiße Schneeeule war selten genug in diesen Breitengraden. „Hörst du? Ich will dich nicht auch noch verlieren!“ Sie gurrte und flog los. Harry sah ihr nach. Genau wie Ron, der zu ihm kam. „Was war das denn? Warum bist du gegangen?“ Harry lächelte ihn an. „Später, okay?“ Der Rotschopf nickte nur. „Okay. Kommst du wieder mit? Du gehörst doch zum Team.“ „Aber ich hab verloren.“ „Was jedem mal passiert. Nur weil du noch nie verloren hast, heißt das nicht, dass du jetzt verstoßen wirst!“ Er piekste ihm in die Wange. „Also sei kein Feigling. Mit Kritik muss man leben können.“ Harry lächelte. Ron war in Ordnung. Schwer in Ordnung. ~*~*~*~ Pansy hatte sich irgendwann aus dem Trubel an Slytherins gelöst und Blaise etwas ins Ohr geflüstert. Dieser hatte lachend genickt und sich dann auf den Weg zu Draco mitten in die Masse gemacht. Es war erstaunlich, wie ausgelassen dieses Haus doch feiern konnte. Und sie feierten ihn. Ihren Sucher. Obwohl er es sich mit mindestens der Hälfte des Hauses verscherzt hatte. Und genau diese Hälfte war auch nicht anwesend. Pansy schaffte es irgendwie zu den Gryffindors hindurch zu kommen und fasste Hermione am Arm. „Treffen wir uns gleich in unserem Trainingsraum? Wir sollten feiern. Ich habe da eine Überraschung geplant.“ Pansy grinste breit. „Es dürfte nur interessant werden, Draco aus dem Gewimmel rauszubekommen. Wenn das überhaupt möglich ist.“ Mittlerweile wurde der Blonde zum wohl zehnten Mal in die Luft geworfen. ~*~*~*~ Hermione blickte zu dem Pulk hinüber. „Willst du ihm das antun oder lässt du ihm noch ein bisschen Zeit?“, fragte sie. „Ich denke, er hat sich das verdient!“ Sie lächelte. „Aber klar, wir kommen.“ Sie erspähte Harry und Ron, die kamen. „Ich hab meinen Teil schon!“, freute sie sich. „Die Probleme hast du! In einer halben Stunde dann!“ Und schon lief sie zu ihren beiden Freunden. ~*~*~*~ Pansy, Blaise, Ginny und Montague waren eine halbe Stunde später wirklich in dem Trainingsraum. Sogar noch vor den Gryffindors. Pansy hatte dort eine verhexte Musikanlage aufgebaut und die Hauselfen überredet, Essen und Getränke bereitzustellen. „Genial!“ Blaise lachte und sah sie an. „Allerdings werden wir das kaum alles essen können.“ Pansy grinste nur wissend. Sie hatte so eine Ahnung, dass diese Party kaum dauerhaft klein bleiben würde. Sie drehte die Musik auf und ließ sie durch den Gang dröhnen. Das würde auch Draco den Weg weisen. Den Helden des Tages hatte sie nämlich einfach nicht aus diesem Menschenknäuel befreien können. Also würde er nachkommen müssen, wie sie ihm zugerufen hatte. ~*~*~*~ Genau diese Musik war es, die auch Harry und Ron verriet, was Hermione so grinsen ließ, als sie sie hinter sich herzog. Als sie die Tür öffneten, waren sie auch schon im Umarmungsrausch. Ginny umarmte ihren Bruder, dann Harry, auf den sie trotzdem stolz war, was dem Schwarzhaarigen tatsächlich ein wenig peinlich war. Wie konnte es ihnen allen egal sein, wenn es ihn so sehr wurmte? Aber das war vergessen, als er ein Stück Nusskuchen in den Mund gedrückt bekam. „Tja, du hast das Frühstück wieder ausfallen lassen.“, erklärte Ron, der ja schon wusste, dass Harry vor solchen Spielen nie etwas essen konnte. „Also musst du das jetzt nachholen!“ Er lachte. „Und Draco? Ich… Verdammt, ich muss meine Wette noch einlösen. Leute. Ich brauch Grün-Silber. Blaise, wärst du so nett?“ ~*~*~*~ „Grün-Silber?“ Blaise lachte auf. „Das hat er sich schon beim letzten Spiel gewünscht. Scheint, als wenn er einen Weg gefunden hat, das zu bekommen.“ Er streifte den Umhang ab. „Bitte schön.“ Von Pansy bekam er den Zylinder und einen Schal. Und Hermione verriet ihm einen Zauber, wie er temporär die Farben seiner Hosen und seines Pullovers ändern konnte. „Bei Merlin...“ Blaise schüttelte lachend den Kopf, als er Harry in voller Montur sah. „Draco werden die Augen raus fallen!“ ~*~*~*~ „Besser nicht.“ Harry blickte skeptisch an sich herab. Gefiel ihm eigentlich sogar, aber diese Farben hatten definitiv einen schlechten Beigeschmack. „Sonst ist das hier alles für die Katz!“ Er grinste und drehte sich aufreizend und mit weit von sich gestreckten Armen im Kreis. „Was meint ihr? Steht mir das?“ ~*~*~*~ „Definitiv!“ Blaise lachte und drückte Harry dann einen Kakao in die Hand. „Und jetzt trink was, iss was und hab Spaß. Ich fürchte, das kann noch etwas dauern, bis sich Draco da unten loseisen kann. Die sind alle vollkommen außer Rand und Band.“ Montague nickte bei Blaises Worten bestätigend und Ginny kicherte leise. Dann zog sie Blaise beiseite und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Pansy drehte die Musik lauter und zog Montague in die frei geräumte Tanzfläche. ~*~*~*~ Ron blickte immer noch an Harry herab und wieder hinauf. Er war fassungslos. „Hey, mach den Mund mal wieder zu. Was hast du denn?“ Harry wedelte freundlich vor seinem Gesicht hin und her. „Ich… bin froh, dass du das nicht immer trägst.“, erklärte der Rotschopf trocken. „Wenn ich daran denke, dass du beinahe wirklich schon Slytherin geworden wärst…“ „Du hättest von der Beliebtheit mit diesen Farben unter Garantie Draco Konkurrenz gemacht. Besser können einem diese Farben gar nicht mehr stehen.“ Hermione grinste ihn an, während auch sie etwas aß und schließlich mit einem tiefen Seufzen auch Ron was in die Hand drückte. „Komm wieder zu dir. Das ist nur Vorübergehend!“ Der Junge nickte, dann schüttelte er den Kopf und lachte. „Japp. Find ich auch.“, sagte er und legte Harry den freien Arm um die Schultern. „Ich muss mich einfach erstmal daran gewöhnen, dass du aussiehst wie die, die ich nicht mag…“ „Was soll das denn heißen. Slytherins sind doch nett. Einige zumindest.“ „Jaaa….“, kam es gedehnt zurück. „Einige, aber eben nicht alle.“ „Du bist ein Spinner.“ Sie lachten und begannen zu essen. „Und was hast du nun Hedwig gegeben?“ „Ich sagte doch, später. Morgen, okay?“ „Okay…“ Seufzend nahm Ron einen Becher Kürbissaft und stieß damit gegen den von Harry. „Also dann, feiern wir, ja?“ Kurz darauf schauten die ersten Gäste herein. Luna Lovegood grinste in die Runde und wurde von Ginny herein gezogen. „Willkommen! Iss, trink, hab Spaß und bring meinen Bruder dazu, mit seiner Angebeteten zu tanzen!“, blödelte sie, was von Luna einen undurchsichtigen, fast melancholischen Blick erntete. „Ich habe Cho mitgebracht.“, sagte sie und das Mädchen tauchte hinter ihr auf. „Sie will mit Harry sprechen…“ „Dann soll sie das tun. Er steht da vorne.“, zeigte Ginny zum Buffet. Den beiden Mädchen fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Harry in… Grün?“ Cho war definitiv skeptisch. „Tja, so ist das, wenn man eine Wette verliert, nicht wahr?“ Ginny schob Cho in die Richtung, weil gerade Hannah Abbot ankam und ein wenig verloren hinter der Ravenclawsucherin stand. Das schwarzhaarige Mädchen nickte nur, dann trat sie leicht schüchtern auf Harry zu, der sich im Folgenden anhören konnte, dass es ihr Leid täte und dass sie eigentlich nie davon ausgegangen war, dass er ihren Freund wirklich umgebracht hatte. Harry lächelte sie nur an und nickte, meinte, sie solle sich amüsieren, was sie dann auch tat, indem sie sich Kürbissaft nahm und mit einer reichlich aufgekratzten Padma Patil quatschte, die ihre Zwillingsschwester ständig mit irgendwelchen schwärmenden Worten aufzog. Der Raum füllte sich und irgendwann sah sich Harry gezwungen, die Tische raus auf den Flur zu zaubern, wobei er tatkräftige Hilfe von Megan Jones hatte. Er kannte das Mädchen vom Sehen und hatte keine Ahnung, warum sie sich in dieser Umgebung so seltsam vertraut bewegte. Diese Menschen, die da kamen, die schienen sich allesamt doch recht nahe zu kennen, was er nicht verstand. Dann kamen die Weasleyzwillinge zusammen mit ein paar anderen Gryffindor. Neville war dabei, Cormac McLaggan, Lee, der Rest der Quidditchmannschaft und die Würdenträger. Ihnen ein wenig zögernd folgend kamen dazu Justin Finch-Fletchley und drei Harry reichlich unbekannte Ravenclaws. Irgendwann war Lavender Brown bei den Patilschwestern und Seamus Finnigan kam auch, um sich zu entschuldigen, was er ja schon getan hatte. Ron wurde von Luna voll gequatscht, die es sich tatsächlich zur Aufgabe gemacht zu haben schien, ihm wegen Hermione ins Gewissen zu reden, und Harry beobachtete Pansy und Montague, die beide wirklich gut tanzten und einander echt zugetan schienen. Dann waren plötzlich auch Ginny und Blaise auf der Tanzfläche, ebenfalls beide gut im Tanzen. Es sah hübsch aus. Diese beiden Pärchen beruhigten ihn irgendwie. Harry hockte sich mit seinem Kakao und einer Handvoll Keksen aufs Fensterbrett und wartete geduldig auf seinen Freund. Er hatte es sich verdient. Wirklich. Nachdem er so fantastisch geflogen war, da durfte er sich auch feiern lassen. ~*~*~*~ Es waren schließlich die Slytherinerstklässler, die das Warten auf ihren Helden nicht mehr aushielten und in die Kerker gingen, um ihn loszueisen. Und sie hatten Erfolg. Später verrieten sie den Zwillingen, dass sie ein paar kleine Zaubertricks aufgewendet hatten. Aber stolz führten sie Draco nun in den vollkommen überfüllten Klassenraum. Dicht gefolgt wurden sie von Gregory Goyle, Daphne Greengrass, Kevin Harper und den beiden anderen neuen Mitgliedern des Quidditchteams. Dracos Augen wanderten automatisch durch die Menge, er schüttelte Hände, erwiderte Umarmungen und suchte doch nur nach Harry, fand ihn aber einfach nicht. Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis er den Raum durchquert hatte - und dann sah er ihn auf der Fensterbank. Im ersten Augenblick hatte er ihn beinahe nicht erkannt. Ganz in Grün und Silber. Aber es stand ihm. Verdammt gut sogar. So gut, dass sein Herzschlag einen Augenblick lang wirklich aus dem Takt geriet. „Hey...“ Er trat auf seinen Freund zu und blieb dicht vor ihm stehen. „Du siehst heiß aus...“ ~*~*~*~ Harry grinste ihn an. Er hatte gewartet. Hatte still mit sich selbst gewettet, wie lange er brauchen würde. Sein Eintreten jedenfalls war nicht zu übersehen gewesen. Und sein Strahlen war herrlich. Da lohnte es sich fast, verloren zu haben. So ein breites Lächeln, so ein Glück hatte er schon Ewigkeiten nicht mehr auf diesem Gesicht gesehen. Er lächelte und küsste ihn weich. „Und, tanzen wir heute?“, fragte er liebevoll. Seine Hand strich durch die weichen, inzwischen wieder trockenen Haare in seinem Nacken. ~*~*~*~ „Was auch immer du willst.“ Draco küsste ihn lang und hingebungsvoll, ehe er seine Lippen wieder freigab. Er konnte es noch immer nicht fassen. Harry hier... In diesen Farben. Er, der den Schnatz wirklich und wahrhaftig gefangen hatte. Alles fühlte sich so unwirklich an. Und jetzt, wo Harry bei ihm war, platzte er beinahe vor Glück. Mit einem zärtlichen Lächeln zog er Harry auf die Tanzfläche, wo die Zwillinge gerade etwas langsamere Musik auflegten. Draco schlang seine Arme eng um den Gryffindor und begann sich weich im Rhythmus zu bewegen. ~*~*~*~ Von irgendwem wurde Harry der Hut geklaut, der gerade dabei war, einen Abgang zu machen. Krampfhaft versuchte sich Harry daran zu erinnern, was ihnen McGonagall beigebracht hatte, im letzten Jahr, welcher Tanz das überhaupt war, doch er bemerkte recht schnell: Draco konnte tanzen. Und wie. Er musste sich nur anpassen. Sich führen lassen. Mädchen hatten es doch leichter. Sehr viel leichter. Nach nur einer Handvoll Runden hatte Harry den Dreh raus und plötzlich begriff er auch, was die Lehrerin mit bestimmten Signalen gemeint hatte. Es war faszinierend, wie genau er Dracos lesen konnte, wie er darauf reagieren konnte, ohne dass er darüber nachdenken musste. Die erste Drehung ging zwar in die Hose, aber danach wusste er, worauf es ankam, und konnte reagieren. Die ersten, die die Tanzfläche schließlich verließen, waren Ginny und Blaise, dann folgten Pansy und Montague, der still und breit vor sich hingrinste, und schließlich nach und nach alle anderen. Die Musik wurde ein wenig lauter und die Würdenträger waren es schließlich, die ihre Zauberstäbe zogen, die Vorhänge schlossen und den Lumos wirkten, wie bei den Konzerten, zu denen sie Marvs Bruder immer mitgenommen hatte. Und die anderen folgten diesem Beispiel, woraufhin Hermione und Pansy Harrys Aureum Fêvere wirkten und hunderte von kleinen goldenen Kugeln in den Raum sandten, die eine Stimmung verursachten, die alles übertraf. Von der übermütigen Ausgelassenheit war kaum noch was zu spüren. Und Harry bemerkte das eh nicht, denn sein Augenmerk galt Draco. Seinem Draco. ~*~*~*~ Dracos Welt bestand nur noch aus der Musik und dem Jungen in seinen Armen. Alles andere interessierte ihn schlichtweg nicht mehr. Weich zog er Harry in Drehung um Drehung, führte sie geschickt durch den Tanz und nach einer Weile, bewegten sie sich so harmonisch, als wenn sie niemals etwas anderes getan hätten. Es war perfekt. Schlichtweg perfekt. Dracos graue Augen glänzten wie geheimnisvolle Nebel und auf seinen Lippen lag ein leichtes, nahezu seliges Lächeln. ~*~*~*~ Die Musik verklang und es blieb still in dem Raum. Harry zog sich ein bisschen zurück und lächelte Draco an, bevor er ihn küsste. Ganz sanft. Seine Hände umschmeichelten den schlanken Hals, seine Augen schlossen sich wieder. ~*~*~*~ Auch Draco gab sich dem Kuss hin. Er ignorierte ihre Zuschauer und die neugierigen Blicke. Es kümmerte ihn nicht. Er war glücklich. Und von ihm aus durfte das die ganze Welt sehen. Er war atemlos, als sich ihre Lippen wieder lösten und er seine Stirn gegen Harrys lehnte. ~*~*~*~ Harry ebenfalls, aber seine Augen leuchteten glücklich. Wow… Das war… Dann brandete Applause hoch, Rufe, Gejohle, irgendjemand stampfte mit den Füßen auf den Boden und es wurden anzügliche Bemerkungen gemacht. Harry wurde ein wenig rot, aber er war geneigt, dem Wunsch nach einer Zugabe nachzugeben, als plötzlich die Zwillinge da waren. Sie lachten und jeder legte einem der beiden die Hände auf die Schultern, was bei Harry akut das Gefühl von ‚Gefangen’ auslöste. Die Beute war in die Falle getappt. „Okay, nachdem sich also jetzt auch offiziell geklärt hat, wer von den beiden Uke und wer Seme ist, gehen wir zum nächsten Punkt über, den Blaise gerade abgesegnet hat.“ Die Tür krachte zu und wurde verriegelt, die Würdenträger machten die Vorhänge wieder auf, um Licht hereinzulassen und Fred und George bugsierten die beiden Jungen zur Stirnseite des Raumes, wo sie sie auf einen Tisch verfrachteten. Hermione, Pansy, Blaise und Ron folgten, dann stellten sie sich davor, um alle anderen anzuschauen, die plötzlich wieder schwiegen und aufmerksam waren, als wäre etwas wirklich Wichtiges im Gange. „Meine Damen, meine Herren, liebe Anwesende.“ „Wir sind vollständig versammelt. Keiner fehlt, auch nicht durch Krankheit oder dergleichen Nichtigkeiten.“ „Mein Bruder und ich…“ „…wir beide…“ George zeigte stolz auf Fred und dann auf sich. „…wir sind auf die Idee gekommen, unserer Gruppe und der Gesinnung einen Namen zu geben.“ „Wie jeder von euch weiß, gab es ein paar, die unserer Bewegung vorangegangen sind.“ „Harry Potter und Draco Malfoy haben sich dem Zwang, unter dem die Schule steht, widersetzt und sind eine tiefere Bindung eingegangen, trotz der Feindschaft zwischen ihren Häuser.“ „Keiner von euch kann leugnen, dass er oder sie zu Anfang nur Schlechtes darüber dachte, weshalb es zu einer ungewöhnlichen Konstellation kam.“ „Sie haben ihre Häuser verlassen.“ „Harry Potter wohnt nicht mehr in Gryffindor, seine Sachen sind von dort verschwunden.“ „Draco Malfoy hat seinem Haus ebenfalls den Rücken gekehrt.“ „Wie wir inzwischen erfahren haben, wohnen sie unter einem Dach, auch wenn keiner von uns sagen kann, wo genau.“ „Vier Schüler haben sich ihnen angeschlossen. Hermione Granger, Pansy Parkinson, Blaise Zabini und Ronald Weasley.“ Hinter ihnen wurden genannte rot, während die Zwillinge vor dem Tisch mit wilden Bewegungen gestikulierten. „Sie haben sich zusammengeschlossen und gegen Vorurteil und Hass eine Allianz gegründet.“ „Hier haben wir die Gründer des fünften Hauses von Hogwarts!“, riefen sie gemeinsam und hoben anpreisend die Hände. „Wir haben ihnen zu Ehren eine Fahne entwickelt.“, fuhr Fred fort, während George hinter den sechsen eine Fahne aus der Decke kommen ließ, die zweifellos bereits dort platziert gewesen war. Eine Fahne in einem satten Pink, das kurz davor war, violett genannt zu werden, mit einer weißgeflügelten Schildkröte darauf. „Sie vereinigt das Wappentier mit der Freiheit und dem Mut zur Andersartigkeit!“ Wobei ganz eindeutig letzteres von der Farbe symbolisiert wurde. Was für ein kranker Farbton… George übernahm wieder. „Jeder von euch ist Mitglied unseres neuen Ordens, denn jeder hat beschlossen über Vorurteile und Hass hinwegzusehen.“ „Dank Blaise haben wir begriffen, dass etwas Großes im Gange ist, etwas, das die Lehrer anspornt uns zu fördern, doch wir…“ „…wir haben beschlossen, selbst aktiv zu werden, um in einem wahrscheinlichen Kampf bestehen zu können.“ „Und weil jedes Haus Vertrauensschüler braucht, haben wir beschlossen, dass wir abstimmen. Wir schlagen Blaise Zabini vor!“ „Und wir Harry Potter und Draco Malfoy!“, krähten die Würdenträger einstimmig dazwischen. „Das funktioniert nicht.“ Fred sah sie tadelnd an. „Draco ist schon Vertrauensschüler!“ „Dann kommen ja nur noch zwei in Frage.“ „Ich finde eigentlich, da sie ein neues Haus sind, dass es egal ist, ob sie Vertrauensschüler ihres alten Hauses sind.“, kam Montague dem zuvor. „Und weil es normalerweise so ist, dass jedes Haus sowohl Vertrauensschüler als auch einen Schulsprecher hat, können wir aus ihnen drei auswählen, meint ihr nicht?“ Fred und George wechselten einen Blick. „Klar. Gerne doch.“ „Dann wird Blaise eben Schülersprecher!“ Zustimmendes Rufen wurde laut, Gelächter und Handzeichen gegeben. Sie waren sich nahezu vollkommen einig. „Und, Blaise, nimmst du die Wahl an?“, wollte George an den Schwarzhaarigen gewandt wissen. ~*~*~*~ Draco war der Rede verwirrt gefolgt. Offenbar hatten sich die Zwillinge entschlossen, die Dinge in die Hand zu nehmen - und Blaise hatte doch etwas vor ihm verborgen. Etwas, das offenbar dafür gesorgt hatte, dass hier dieser riesige Haufen Schüler versammelt war - aus allen Häusern. Seine Hand hatte sich um Harrys geschlungen und er hatte nicht die Absicht, diese loszulassen. Ganz sicher nicht. Blaise nickte perplex. „Ich schätze, da kann ich nicht ablehnen...“ Er schüttelte lachend den Kopf. „Allerdings... wie wollt ihr das fünfte Haus nennen?“ ~*~*~*~ Applause und Gejohle brach aus, Glückwünsche wurden gerufen, während Fred auf das Behelfspodest kletterte und Blaise eine kleine, ebenfalls pinkviolette Nadel anheftete, die ein verschlungenes S darstellte. „Tja, wir dachten an Haus Dumbledore.“, erklärte George unterdessen, als das Klatschen verebbt war. „Früher, da waren es die Gründer dieser Schule, die die Häusernamen bestimmten, aber heutzutage… Es bleibt keiner übrig, also… Dumbledore ist der einzige, den Voldemort fürchtet.“ „Und weil wir ihm ebenfalls das Fürchten lehren werden, dachten wir an Dumbledore.“ Harry lehnte sich zu Draco herüber. „Mein drittes Haus…“, erklärte er leise. „Anscheinend passen wir alle in jedes Haus.“ „Und welche Eigenschaften werden in diesem Haus groß geschrieben?“, wollte Hermione wissen. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen, das wirklich wunderschön war. Es rührte sie, wie viele plötzlich auf ihrer Seite standen. Fred strahlte sie an. „Selbstständigkeit.“ „Der Mut zu eigenständigem Denken!“ „Der Mut, den ersten Schritt zu tun!“, kam es irgendwo aus den Reihen der Schüler und Angelina lächelte errötend, als sich alle zu ihr umdrehten, aber keiner hatte was dagegen einzuwenden. „Der Mut, sich selbst treu zu sein. Selbstbewusstsein!“ Das war Justin Finch-Fletchley gewesen. „Zielstrebigkeit!“ Die Würdenträger mal wieder einstimmig. Sie machten den Zwillingen langsam ernsthaft Konkurrenz mit ihrer Dreierdynamik. „Gerissenheit!“ Ginny jubelte förmlich. „Weil wir niemandem etwas davon erzählen werden!“ „Intelligenz!“ Hannah Abbot lächelte weich. „Weisheit!“ Dieser Vorschlag kam von Hermione. „Schließlich ist Dumbledore weise.“ Sie bekam Zustimmung von Pansy, die ebenfalls bis über beide Ohren grinste. „Oh ja.“ „Also sind wir damit einverstanden?“ Ein lautes „Ja! Sind wir!“ im Chor antwortete Fred. „Es wurde notiert und vermerkt!“, grinste George. „Schriftführer werden wir sein.“, erklärte er im Nachhinein. „Aber jetzt die Vertrauensschüler. Ein Mädchen, ein Junge.“ „Jemand einen Vorschlag?“ ~*~*~*~ „Harry!“, rief irgendwer aus den hinteren Reihen. „Draco“, hielt irgendjemand anderes dagegen. Auch die Namen Pansy und Hermione fielen. „RON!“, kam es dann äußerst lautstark von noch jemandem, offenbar von Parvati Patil, die dem Rotschopf ein strahlendes Lächeln schenkte. „Ron halte ich für eine sehr gute Idee.“, mischte sich Draco vehement ein. Er hatte definitiv kein Interesse daran, hier noch mehr Verantwortung zu tragen. Er trug genug. Denn auch, wenn es niemand aussprach, waren Harry und er doch die Galionsfiguren dieses neuen Hauses. Das Haus Dumbledore. Er hätte sich wohl niemals träumen lassen, in einem solchen zu sein. „Und Pansy!“ Montague lächelte, während er den Namen rief, was Pansy dazu brachte, dass ihre rosafarbenen Wangen noch einen Tick dunkler wurden. ~*~*~*~ „Ich bin damit auch einverstanden. Die beiden sind dafür gut geeignet!“ Harry lächelte. Es würde ihnen beiden mehr Selbstbewusstsein geben. Fred und George waren begeistert, als sie beide wieder auf den Tisch kletterten und den beiden ihre V-Förmigen Anstecker verpassten. „Nun fehlt eigentlich nur noch eins.“ Sie grinsten sich an. „Jedes Haus hat einen Vertrauenslehrer.“ „Und wir haben beschlossen, dass…“ Die Tür ging auf und zwei Lehrer kamen herein, die beide ein wenig verwirrt aussahen. Tonks und Remus Lupin. „Willkommen!“, jubelten die Zwillinge und strebten durch die sich teilende Schülerschaft auf die beiden zu. „Wir hatten uns gedacht, dass es Professor Lupin sein soll, aber er ist leider kein vollwertiger Lehrer, weswegen wir Tonks zur Hüterin des Hauses Dumbledore machen und Lupin zu ihrem Vertreter.“ „Seid ihr alle damit einverstanden?“ „Was für ein Haus?“ „Vertreter?“ Tonks strahlte bei der Stimmung hier drin und ihre Haare nahmen wie bei einem Chamäleon die Farbe der Fahne hinter den sechs Gründern an, was Gejubel auslöste. „Wir haben soeben ein neues Haus gegründet.“ Fred war begeistert und begann in Windeseile mit einem halben Dutzend anderer zu erzählen, was sie sich ausgedacht hatten. Remus wurde immer skeptischer, während Tonks immer mehr strahlte. „Ich bin Hüterin vom Haus Dumbledore?“ Sie grinste. „Au ja. Ich wollte immer Hüterin sein!“ Sie klatschte in die Hände und lachte begeistert. Lupin runzelte die Stirn. „Aber…“ „Nicht so ernst, Remus, das ist doch toll! Sie organisieren sich!“ „Eben, das…“ „Und Dumbelchen wird wohl kaum was dagegen haben!“ Sie nahm in bei der Hand und zog ihn mit sich. „Sonst hätte er sich längst gemeldet!“ Das zog. Remus lachte und nickte und ließ sich mitziehen, woraufhin die Zwillinge noch zwei Stühle auf die Tische packten und die beiden sich zu ihren Helden setzen ließen. „Und weil ein Haus sich schließlich nach außen hin präsentiert…“ „…haben wir dafür gesorgt, dass…“ „Nein.“ Hermiones Stimme unterbrach ihn. „Das. Ist. Nicht. Euer. Ernst!“, sagte sie leicht ungläubig. George grinste sie an. „Natürlich ist es das. Hier! Die hier ist für dich!“ Er zog aus einem Korb eine Krawatte hervor. Pinkviolett. Grausam. „Und für euch!“ Er zog weitere hervor. „Wir haben auch das Wappen eingearbeitet!“ Und Fred zog das modifizierte Wappen Hogwarts aus einem zweiten Korb, das an die sechs auf ihren Stühlen verteilt wurde. Die fliegende Schildkröte war kunstvoll zentral zwischen all den anderen eingearbeitet worden. „Jeder von euch bekommt genügend davon, um seine gesamten Klamotten damit zu besticken!“, rief er in den Raum und entsetztes Gelächter wurde laut. „Diese Farbe ist schrecklich!“, wurde gemosert. „Sie passt nicht zu meinen Haaren!“ „Na und, zu meinen auch nicht!“, grinste Fred und Hermione wurde kalkweiß, als Ron ohne zu zögern seine Krawatte gegen die pinkfarbene eintauschte. Rot war ja schon schrecklich gewesen aber pink… ~*~*~*~ Draco starrte die pinkfarbene Krawatte in seiner Hand an und musste lachen. Dann hielt er sie mit einem breiten Grinsen neben Harrys Gesicht. „Die Farbe steht dir.“ Das löste bei Blaise hinter ihnen einen akuten Lachanfall aus, der so schlimm wurde, dass Pansy ihm schließlich auf den Rücken schlug. „Die Farbe eint auch alle - sie wird an nahezu allen grausam aussehen...“, kicherte Blaise hinter vorgehaltener Hand. „Och...“ Pansy hatte die Krawatte bereits umgelehnt und grinste breit. Ihr stand sie. Ebenso den Patil-Schwestern und Lavender sowie noch einigen anderen. Daran, dass sie Draco stehen würden, zweifelte eigentlich niemand. Die Erfahrung hatte bewiesen, dass diesem Jungen irgendwie alles stand. ~*~*~*~ Harry grinste. „Ja, finde ich auch. Pink und grün passt hervorragend zusammen!“ Und schon zog er seine alte aus und band die neue darum. Kaum war er fertig, zog er den Knoten der grünen Dracos herab, bis sie fiel „Ich darf doch?“ Er nahm das Schreckensding aus dessen Hand und legte sie ihm um den Hals, bevor er den Knoten schlang. Das war noch schwerer, als sie nur zu lösen, aber irgendwie bekam er es auf die Reihe. Unten entstand eine Rangelei, weil jeder jetzt Krawatten und Embleme wollte. „Wo ist Claire? Sie ist doch unser Wappentier!“, fragte Pansy plötzlich. Wir sollten sie auch ehren!“ ~*~*~*~ „Hier!“ Ginny hielt die Schildkröte lächelnd in die Höhe. Auch bei ihr biss sich das Pink grauenvoll mit den roten Haaren. Draco lächelte und rückte den Krawattenknoten leicht zurecht. Pink... Ein eigenes Haus. Irgendwie hatten die Dinge eine vollkommene Eigendynamik entwickelt. ~*~*~*~ Harry lachte. Hell, klar und überglücklich. Das war so was von toll. Ihr eigenes Haus. Allerdings… „Und die Basis? Wir brauchen noch einen Gemeinschaftsraum, oder nicht?“ Hermione runzelte die Stirn. „Wenn zwei ausziehen, ist das eine Sache, aber bei so vielen, wird Dumbledore sicherlich dagegen sein.“ „Aber dieser Raum ist zu klein.“ Pansy sah Hermione an. „Da hat Harry schon Recht. Blaise, so wie ich das verstanden habe, habt ihr vorher schon Treffen gehabt. Hast du nicht einen Vorschlag?“ ~*~*~*~ „Um genau zu sein, ist das hier eine Armee.“ Blaise grinste und umfasste mit seinen Armen den ganzen Raum. „Wir haben die letzten Wochen ziemlich hart trainiert.“ Worte, die sofort durch heftiges Raunen bestätigt wurden. „Der Krankenflügel ist doch vom ersten Stock in den dritten umgezogen. Und in den alten Räumen waren wir. Viel Platz, wo man sich austoben kann. Und Platz, der nicht genutzt wird.“ ~*~*~*~ Harry grinste. Daher also diese Bekanntschaft der Leute da unten. Klasse. „Blaise, du bist echt einsame Klasse!“, sagte er ausgelassen. Dann ging die Musik wieder an. „Also, Leute, lasst uns Feiern, bis die Wände wackeln!“ „Und am besten machen wir eine Parade durch das ganze Schloss! Was haltet ihr davon?“ Remus wollte etwas sagen, aber Tonks kam ihm zuvor, als sie aufsprang und jubelnd zustimmte. „Lasst uns allen zeigen, was…“ Hermione war es, die sie alle zurückhielt. „Ihr wollt ihnen allen sagen, was wir tun? Wäre es nicht besser, wir erzählen niemandem davon, so wie Ginny gesagt hat?“ „Aber anhand der Krawatten wird es eh jeder erkennen!“, rief Fred. „Und sie müssen ja nicht wissen, dass wir trainieren!“, stimmte Montague zu. „Wir sollten ein Geheimnis darüber wirken, keiner darf darüber reden!“ „Einen Zauber?“ Aufregung wurde laut. „Das ist toll.“ „Dann sind wir Verschwörer!“ „Dann kann sich keiner verplappern!“ „Aber…“ Remus kam einfach nicht zu Wort. „Und wenn einer dazukommen will? Beitreten?“ „Dann muss er zu Blaise gehen!“ „Genau, er ist Schülersprecher!“ „Aber…“ „Und er ist es, der uns alle zusammengerufen hat!“ „Blaise, was sagst du?“ Aller Augen richteten sich auf Blaise, der gerade dabei war, selbst die Krawatte umzulegen. Ihm stand sie auch. ~*~*~*~ Blaise blickte über die Gesichter, die sich ihm alle zugewandt hatten. Draco schaute ihn ebenfalls an und auf einmal wurde ihm klar, was Blaise eigentlich für eine Führungspersönlichkeit war. Er hatte das hier allein auf die Beine gestellt. Einfach so. Und das offenbar in einer Situation, wo er sich in einer tiefen persönlichen Krise befunden hatte. Wie stark war dieser Junge eigentlich? Unwillkürlich schloss sich Dracos Hand fester um Harrys. „Ich halte das für eine gute Idee.“, antwortete Blaise in die Runde. „Ich denke, Hermione, Tonks und Remus werden diesen Zauber so wirken können, dass wir uns darüber keine Gedanken machen müssen. Neue Anwärter müssen von mir erst die Zustimmung bekommen, ehe sie beitreten können.“ ~*~*~*~ Abermals brandete Jubel hoch und Hermione lächelte breit. Das war Blaises Stunde. Nach allem, was dieser Junge durchgemacht hatte in den letzten Wochen, freute es sie umso mehr. Er war beliebt. Sehr sogar. „Okay.“ Sie lächelte den Werwolf freundlich an. „Was meinen Sie? Stellen Sie sich gegen uns?“ „Wie könnte ich noch?“, fragte er seufzend, dann grinste er und Schalk blitzte in seinen Augen auf. „Los, Tonks, lass uns anfangen.“ Tonks zog schon den Zauberstab. ~*~*~*~ Hermione hielt ihren Zauberstab ebenfalls hoch. Drei Zauberer, die diesen Spruch beherrschten, waren für einen solch starken Zauber wenigstens notwendig. Gemeinsam wirkten sie den Spruch. Ein flirrendes Lichtermeer legte sich über alle, erfüllte den Raum und verschwand mit einem hellen Aufblitzen. Es folgte noch ein einzelner goldener Lichtblitz, der Blaise traf. Das war alles. Nach außen hin. „Von jetzt an wird niemand der hier Anwesenden mit jemanden, der nicht eingeweiht ist, über dieses Projekt reden können. Blaise ist derjenige, der Neulinge in die Runde bringen und sie aufnehmen kann. Daher ist es natürlich allen freigestellt, die Formel ‚Frag Blaise’ zu verwenden.“ Lupin grinste breit. „Ich wette, das wird noch ein geflügeltes Wort werden.“ ~*~*~*~ Harry grinste breit und die Zwillinge stimmten ein Geheul an. „Polonaise!“, johlten sie und Fred griff Georges Schultern, der sich schon in Bewegung setzte. Neville war der dritte, der sich anschloss, der Junge war so locker wie noch nie. Hinter ihm war Cho und kurz darauf schwebten die Musikboxen, während Ginny Blaise von dem Tisch zog, um sich an ihn zu hängen. Harry drängte Draco ebenfalls dazu und es kam tatsächlich dazu, dass der Blonde Ginny vor sich hatte. Harry hatte Hermione hinter sich, an die sich Ron hängte und hinter diesem lief Remus, der von Tonks dazu genötigt wurde. So schlossen sich nacheinander alle an, bis Fred und George aus der Tür platzten und sie begannen, laut zu der Musik mitgrölend durch die Gänge zu marschieren. Es war eine reichlich wackelnde Angelegenheit, es wurde viel gelacht und Harry klammerte sich ziemlich an Dracos Hüfte, weil die vorne viel schneller waren als hinten. Aber es machte Spaß. Sehr viel Spaß! ~*~*~*~ Draco konnte nicht anders als zu lachen. Diese ganze Aktion war so verrückt, so bescheuert, so albern! Und sie machte höllischen Spaß. Sein Vater würde wahrscheinlich durchdrehen, wenn er davon jemals erfahren sollte. Und das bereitete ihm Genugtuung. Verdammte Genugtuung. Auf einer der Treppen passierte es dann, dass irgendwer vorne, vermutlich Neville, in eine Trickstufe trat, stecken blieb und für eine Massenkarambolage sorgte. Draco sah sich auf einmal heftig gegen Ginnys Rücken gedrückt und spürte, wie Harry gegen ihn stolperte und dann fielen sie. Tonks rollte bereits die Treppe hinunter und kugelte die auf den Beinen Verbliebenen um. Draco landete auf der Seite und hatte auf einmal Ginny halb auf sich liegen. Hochrot im Gesicht kroch sie von ihm herunter. „Sorry...“ Der Blonde lachte jedoch nur leise. Vor allem, als er beobachtete, wie sie sofort zu Blaise schoss. Niedlich... ~*~*~*~ Die Zwillinge ließen sich davon nicht abschrecken. Sie zogen Neville aus der Stufe und schon dröhnte die Musik nur lauter durch das Treppenhaus, dass jedes Bild sich die Ohren zuhielt. Dann beschloss die Treppe die Richtung zu ändern und auch das störte niemanden, denn sie hatten ja kein Ziel. Die Gruppe formierte sich neu, diesmal war Harry zwischen Remus und Darian Hopper und weiter ging es. Neugierige Schüler kamen aus den Gängen, schauten der vergnügten Gruppe zu, verstanden gar nicht so recht, was war, aber sie liefen ihnen hinterher, durch das Schloss. Noch einmal stolperten sie, machten eine Massenkarambolage, dann war Harry zwischen Fred und George, die ihn dazu animierten, mitzusingen und schließlich begannen, bei jedem Schritt die Beine nach außen zu schleudern. Sie begegneten Snape, der mitsamt seinen Katzen die Flucht ergriff, nachdem er erst begriffen hatte, dass auch Lehrer dabei waren. An Filch kamen sie vorbei, der missmutig in einer Nische lehnte und McGonagall lachte sich halb scheckig, als sie Remus’ Gesicht sah. Dann kamen sie an der Großen Halle an, wo das Abendessen bereitstand. Das komplette Haus Dumbledore setzte sich an den Tisch der Ravenclaws, weil dort noch am meisten Platz war und begann lauthals weiter zu singen, die Musik war nicht leiser. Sie waren ausgelassen. ~*~*~*~ Diese Ausgelassenheit hielt auch das gesamte Abendessen über an. Dumbledore schenkte seinem eigenen, neuen Haus ein wissendes Lächeln und ließ sich auch von Snape nicht davon überzeugen, die Ausgelassenheit zu bremsen. Als sie wieder aufbrachen, hopsten die Zwillinge gemeinsam mit den Würdenträgern wieder voran. Schnell holten sie Blaise in die Mitte und beschlossen, dass er als Schülersprecher vorangehen musste. Draco jedoch nahm Harry beiseite. „Weiterfeiern? Oder darf ich dich aus Grün und Silber befreien?“, raunte er ihm leise ins Ohr. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Das klang verlockend. Sehr. Aber das vorne, dieses Feiern… Doch er kam nicht mehr zum Antworten. „Hallo, ihr beiden.“ Remus stand hinter ihnen. „Euer Training wartet. Und als der stellvertretende Hauslehrer sollte ich keine Ausnahme dulden.“ Er lächelte ihnen zu und Harry seufzte. Dann würde beides flachfallen… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And dance your final dance This is your final chance To hold the one you love You know you've waited long enough So, Believe that magic works Don't be afraid Of bein' hurt Don't let this magic die The answer's there Oh, just look in his eyes ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: So viel, was passiert ist. ^.^ Draco hat beim Quidditch gegen Harry gewonnen, allerdings nicht Slytherin gegen Gryffindor. Dann der Tanz. Ich liebe den Tanz. *_* Und das neue Haus. =^-^= Shi: Ich kann es gar nicht oft genug sagen: ich liebe die Zwillinge! Wie kann man nur so genial verdreht sein! Pink! Und eine geflügelte Schildkröte. *schmacht* Problemchen ----------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 124: Problemchen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Sky is falling. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 124: Problemchen Sie waren kurz darauf in Remus’ Kampfraum und Harry und Draco legten gemeinsam einen perfekten Schneezauber hin. Keine Probleme diesmal. Sie konnten die Menge an Schnee variieren und auch die Geschwindigkeit und die Schwere der Flocken. Faszinierend. Remus war sehr zufrieden und entließ sie schließlich. Harry und Draco schliefen an diesem Abend erst recht spät ein, feierten noch einmal gemeinsam den Tag mit all seinen Höhen, weswegen sie am nächsten Morgen auch recht müde waren. Der Unterricht zeigte sich von seiner grausamsten Seite, weil in Verwandlung jeder vorzaubern musste, Snape erinnerte sie noch einmal mahnend daran, dass bald die Abgabe der Tränke und Abhandlungen war, und mokierte sich über die Farbe der Krawatten, die einige Schüler jetzt zu tragen pflegten, und Wahrsagen war einschläfernd genug, dass Harry der Kopf auf die Brust sank, bis Professor Trelawney ihn weckte. Am Abend hatten sie Appariertraining. Es war ein seltsamer Tag gewesen. Wirklich seltsam, denn Harry hatte immer wieder geschwankt zwischen Müdigkeit und der Tatsache, dass Hedwig am Nachmittag mit ihrem Brief zurückgekehrt war, ohne dass etwas anderes drauf stand. Nichts. Auch keine versteckte oder geheime Nachricht. Er machte sich allmählich wirklich Sorgen um seinen Paten. Nur hatte er dummerweise keine Zeit gehabt, Draco davon zu erzählen, weil immer irgendjemand aus dem neuen Haus dabei war, der von Sirius nichts wissen durfte. Dabei war Ginny das geringste Problem gewesen. Cho war ziemlich anhänglich gewesen, was nicht nur Harry nervte. Dann waren sie wieder im Eberkopf und sollten apparieren. Remus erzählte ihnen noch einmal, was sie machen sollten, dann gab er das Freizeichen. Und Harry hatte beschlossen, dass er es heute schaffen würde. Er konzentrierte sich auf den Kreis, der neben Remus war, stellte sich mit jeder Faser seines Köpers vor, dass er sich dort befand und drehte sich bei dem Kommando um die eigene Achse. Aber noch während er sich drehte, blitzte ein anderes Bild durch seinen Kopf, das, was ihm schon den ganzen Tag keine Ruhe ließ. Dunkle Hallen, Kälte, unheimliche Gänge. Ein schwarzer Hund zwischen massenweise kämpfender, schwarzer Kutten… Er kniff erschrocken die Augen zusammen, als sein Körper plötzlich zusammengedrückt, ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde und er um seine Knochen fürchten musste, doch lange hielt der Zustand nicht. Es war genauso schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Als er die Augen vorsichtig wieder öffnete, gespannt, ob er es geschafft hatte, erschrak er noch viel mehr. Vor ihm war eine kalte, schwarze Wand, an der Wasser herab rann, um ihn herum erhoben sich die leeren Ruinen von Askaban. Der Ort, an dem er Sirius das letzte Mal gesehen hatte - vollkommen verlassen, kalt und zugig. Angst kroch in ihm hoch, lähmte seine Glieder. Warum war er hier? Was war diesmal wieder schief gelaufen? War das eine erneute Falle von Voldemort? War er in Gefahr? Er musste hier wieder weg. So schnell wie möglich! Nur wie? Wo war der Ausgang? Die Angst verflog fast augenblicklich, als ihm langsam ins Bewusstsein sickerte, dass es doch sein konnte, dass Sirius immer noch hier war, dass er vielleicht verletzt worden war oder Schlimmeres. Vielleicht bestand ja die Möglichkeit, dass er Sirius hier finden konnte! Dumbledores Worte, dass der Mann ja einen Plan gehabt hatte, den er ohne Remus’ Wissen ausführte, waren in diesem Moment aus seinem Gedächtnis gestrichen, als er langsam, bedacht und fröstelnd in die Richtung ging, wo er Sirius in dem Nebengang gesehen hatte. Es war wirklich schweinekalt hier. ~*~*~*~ „Harry!“ Dracos Stimme hatte sich überschlagen, als Harry auf einmal verschwunden war. Weg. Appariert. Einfach so. Wie konnte dieser Idiot das nur einfach so tun? Bei Salazars langem Bart! Verdammt! Remus starrte ebenfalls auf den Punkt, von dem der Gryffindor verschwunden war. Fassungslosigkeit breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Verdammt!“, fluchte er und wandte sich dann um. „Aberforth!“ Seine Stimme gellte durch den Raum, hallte an den kalten Wänden wider und erreichte ihr Ziel. Der Wirt des Eberkopfes stand kurz darauf in der Tür. Remus musste noch nicht einmal ein Wort sagen, ähnlich wie sein älterer Bruder es immer tat, erfasste er die Situation mit nur einem einzigen Blick. Harry fehlte. „Bei allen heiligen Ziegen! Das war also das widerliche Ziehen gerade!“, fluchte Aberforth hingebungsvoll und wirkte einen Spruch. Die anderen waren näher gekommen und sahen dem Bruder Dumbledores verwirrt zu. Was tat er da? Und was meinte er? „Wie hat der Junge das nur gemacht? Er war doch nie dort...“, brabbelte der weißhaarige Zauberer in seinen Bart und schüttelte den Kopf. „Ich hole ihn.“ Damit verschwand er ebenfalls mit dem gewohnten Apparierknall und ließ die anderen zurück. Remus stöhnte auf. „Idiot! Er hätte uns mitnehmen sollen! Jetzt wissen wir noch nicht einmal, wo er hin ist!“ Tonks legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter, doch der Werwolf wollte sich gerade schlichtweg nicht beruhigen lassen. ~*~*~*~ Harry kam unterdessen an der Stelle vorbei, an der die Wand dunkler war als an anderen, doch diesmal roch er kein altes Blut, nur den gleichen modrigen Geruch wie überall. Trotzdem hielt er sich soweit rechts, wie er nur konnte, schauderte, als er eine Knochenhand in einem der Ringe entdeckte, die ihm das letzte Mal entgangen war. Das war das reinste Gruselkabinett hier. Er legte ein bisschen an Tempo zu und lief weiter, bis er aus diesem Gang heraus war. Es dauerte noch zehn Minuten, bis er endlich da ankam, wo er Sirius gesehen hatte, erst dann begann er sich genauer umzusehen. Der Gang führte zu einer ganzen Anzahl Zellen, die jedoch leer waren. Auch hier klebte trockenes Blut an den Wänden, was ihm fast die Galle hochtrieb. Ob die Todesser hier gemordet hatten? Konnte Blut so schnell trocknen? Oder war es schon länger hier? Dann hörte er plötzlich Schritte und sein Herz machte einen Satz. Wer war das? Was… Gefahr? Doch eine Falle Voldemorts? Hatte man ihn entdeckt? Er reagierte schneller, als er denken konnte, wich zurück in eine der Zellen und kauerte sich zusammen, wirkte den Unsichtbarkeitsfluch über sich, um vor Blicken geschützt zu sein. Zu blöd, dass er aufrechterhalten werden musste, denn so konnte er den Schweigefluch nicht sprechen. Panisch hielt er den Atem an, um kein unpassendes Geräusch zu machen. ~*~*~*~ Aberforth Dumbledore landete sicher mitten in dem alten Gemäuer. Dann konzentrierte er sich auf den Aufspürzauber, der auf Harry gerichtet war. Sein Bruder hatte ihn regelmäßig mit der stärksten Variante dieses Spruchs belegt, um sicher zu gehen, dass er jederzeit Bescheid wusste, wo sich der Junge befand, um abgesichert zu sein, falls dem Jungen wieder Unsinn einfiel. Dazu hatte er noch den Konkretisierungszauber benutzt, um den Ort einzugrenzen, wo sich der Junge-der-lebt aufhielt. So war er auf Askaban gekommen. Nur diesen Ort gab es mitten in der Nordsee. Und jetzt... Er folgte schlichtweg dem Zauber. Mit seinem schäbigen, abgetragenen Umhang mit den Bierflecken darauf, war er in den düsteren Gängen beinahe gut getarnt. Alles an diesem Ort schrie Tod und Verderben und kündete von unendlichem menschlichem Leid. „Harry?“, fragte er schließlich, als der Zauber hinter der nächsten Ecke durchdrehte. Er war definitiv hier irgendwo, aber es war zu dunkel. „Lumos!“, knurrte er entnervt. ~*~*~*~ Der schwarzhaarige Junge erkannte die Stimme erst bei dem Zauber, der Ruf seines Namens hatte ihm den Schreck tief in die Glieder gejagt. Jetzt ließ das Pochen seines Herzens ein wenig nach und auch wenn er noch einen Moment brauchte, ließ er den Zauber fallen. „Mr Dumbledore?“, fragte er schließlich zaghaft und richtete sich ein wenig auf, versuchte durch die Tür zu schauen, um sicher zu gehen. Als der Mann den Kopf in die Zelle steckte und er ihn im Schein des Lumos einwandfrei erkannte, beruhigte er sich. „Woher wussten Sie, wo ich bin?“ Er stand vorsichtig auf, klopfte sich den Schmutz vom Umhang, der ihn immer wieder vor Ekel erschaudern ließ. Wer wusste schon, ob der Staub hier nicht Knochenmehl war. ~*~*~*~ „Ah, Harry.“ Aberforth lächelte den Jungen erleichtert an und ähnelte damit auf einmal sehr seinem Bruder. „Ach, weißt du... Es gibt da so ein paar Vorkehrungen.“ Er winkte ab und sah sich dann demonstrativ um. „Du hast dir keinen schönen Ort ausgesucht. Ich hätte lieber eine Insel genommen. Skye oder so. Was willst du hier?“ ~*~*~*~ Harry kam hinter ihm aus der Zelle. Noch immer zitterten seine Hände, aber die Anwesenheit Aberforths und die Ruhe, die dieser ausstrahlte, vermittelten ihm Sicherheit. „Ich wollte Sirius finden. Aber ich wollte gar nicht herkommen…“, sagte er leise, traurig und mit einer Spur von Hoffnungslosigkeit. „Ist doch klar, dass er hier nicht mehr ist. Hier ist doch niemand. Keiner da, warum sollte Sirius also hier sein?“ ~*~*~*~ „Eben. Und genau deswegen sollten wir in den Eberkopf zurückkehren. Siehst aus, als wenn du einen Kakao vertragen könntest.“ Aberforth legte Harry sachte die Hand auf die Schulter. Doch er wirkte den Zauber nicht sofort, sondern blickte dem Gryffindor tief in die grünen Augen. „Manchmal gibt es Momente, in denen wir unsere Sorgen hinten anstellen müssen und diejenigen, die uns lieb sind, ihren Weg gehen lassen müssen. Den Weg, den sie selbst gewählt haben. Auch das bedeutet Liebe. Jemanden loszulassen, damit er seinen Weg gehen kann. Egal, wie gefährlich er sein mag.“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Jetzt, in diesem Moment, wirkte er wie Dumbledore, weise und gütig. Unglaublich. Wo er normalerweise eher der liebe, vertrottelte Großvater war. „Vielleicht haben Sie Recht.“, murmelte er leise. „Vielleicht haben Sie Recht und ich sollte Sirius machen lassen. Aber leichter macht es das nicht.“ Er sah zur Seite auf die Spuren von Blut an der Wand. „Lassen Sie uns gehen. Hier ist es nicht schön.“ Und dennoch war Sirius über zwölf Jahre hier gewesen und würde sofort wieder herkommen müssen, wenn man ihn erwischte, wenn sie Wurmschwanz nicht fanden, um seine Unschuld zu beweisen. ~*~*~*~ „Ich weiß, dass das nicht leicht ist, Harry. Ich habe meinen Bruder in den Kampf gegen Voldemort ziehen sehen. Und selbst wenn Voldemort ihn fürchtet, ihn schon damals gefürchtet hat, war das keine leichte Sache. Aber es muss manchmal sein. Jeder nutzt seine Fähigkeiten so, wie sie am besten gebraucht werden können. Und Sirius tut das seine, so wie du das deine. Hab Vertrauen in ihn, Harry. Und lass ihn von deinen guten Wünschen begleitet sein, nicht von deinen Sorgen.“ Noch immer lächelnd legte Aberforth ihm die Hand auf die Schulter und brachte sie beide in den Keller des Eberkopfes zurück. „Bah...“ Sobald sie dort auf festem Boden standen, drückte der Wirt seinen Zeigefinger ins Ohr und drehte ihn kräftig um. „Druck auf den Ohren. Ich hasse das.“ „Harry!“ Draco fiel dem Gryffindor um den Hals. Er hatte Todesängste ausgestanden. Besonders, als dieser vertrottelte alte Mann einfach so verschwunden war und keinem gesagt hatte wohin! ~*~*~*~ Harry legte seine Arme langsam um Dracos Schultern, aber er schwieg. Aberforths Worte schwangen in seiner Seele. Er hatte Recht. Sirius war fort, um zu kämpfen und er sorgte sich um ihn, hätte ihn lieber bei sich, aber im Grunde plante er doch genau das gleiche. Und er war sich sicher, dass Sirius das ebenfalls nicht wollen würde. Er drückte sich für einen Moment tiefer in Dracos Arme, dann hob er den Kopf und legte ihn auf die warme Schulter vor sich. „Gilt das Angebot mit dem Kakao noch?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Aberforth ließ den Blick durch den Keller schweifen. Alle sahen sie mitgenommen aus. Selbst diese wandelnde Fledermaus namens Snape war bleicher als sonst. „Und ich glaube, alle vertragen jetzt einen leckeren Kakao und heiße Waffeln mit Vanillesoße und Kirschen.“, entschied er. Remus nickte nur stumm und bedeutete den anderen, dem Wirt zu folgen. Draco verhielt jedoch mit Harry noch auf der Stelle. „Mach das nie, nie, nie wieder, hörst du?“, sagte der Blonde leise. Der Schreck saß ihm noch immer in den Gliedern und sein Herzschlag beruhigte sich nur langsam wieder. „Es sei denn, du willst mich umbringen.“ ~*~*~*~ „Ich wollte das gar nicht.“, wiederholte Harry nur leise, was er auch dem alten Aberforth schon gesagt hatte, nickte aber trotzdem. „Ich… Es war nur ein Unfall.“ Wieder versteckte er das Gesicht an Dracos Halsbeuge und fröstelte. Ihm war kalt und der Gedanke an Askaban ließ ihn schaudern. „Dieser Ort ist einfach nur schrecklich. Ich will da nie wieder hin.“ ~*~*~*~ „Wo warst du, Harry?“, fragte der Blonde leise und strich ihm zärtlich über den Rücken. „Wo bist du nur hingegangen?“ ~*~*~*~ „Askaban…“, flüsterte Harry kaum hörbar. Sonst nichts. Von oben rief Hermione und Harry machte sich los. Er wollte etwas, das seine Hände wärmte. Draco war gut, aber gegen den schalen Geschmack in seinem Mund konnte er nichts tun. Es war schrecklich. Einfach nur schrecklich, weil alles darin nach Blut und Verwesung schmeckte. ~*~*~*~ Draco nickte nur stumm. Er konnte Harrys Schrecken verstehen. Still legte er dem Gryffindor den Arm über die Schultern und ging gemeinsam mit ihm nach oben, wo sie Platz an dem großen Tisch fanden und wo Aberforth ihnen sofort je eine riesige Tasse mit Kakao hinstellte und dann zwei Teller, die von dem Berg Waffeln, Vanillesoße und Kirschen fast erdrückt wurden. ~*~*~*~ Harry nahm die Tasse beinahe sofort, starrte auf die Sahne obendrauf, auf der locker, flockig, weich Schokoladenkrümel schwammen. Es tat gut. Sehr gut. Er pustete sanft hinein, unterdrückte ein erneutes Zittern und Frösteln und nahm schließlich einen Schluck. Faszinierend, wie der Mann es geschafft hatte, den Kakao genau trinkbar zu machen. Er lächelte schwach. Er mochte ihn. Auch wenn er verrückt erschien. Sie saßen noch eine Weile beisammen, tranken Kakao und aßen Waffeln, ehe sie sich dann auf den Weg zurück zum Schloss machten. In dieser Nacht kuschelte sich Harry beinahe verzweifelt an seinen Freund und krallte sich so sehr an ihm fest, dass Draco am nächsten Morgen rote Striemen auf der Haut hatte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der Dienstag zog vorüber, genauso der Mittwoch. Dann war es Abend und die zweite Versuchsreihe des Felix Felicis war um neun Uhr abends fällig. Beide standen sie diesmal wieder mit den Zutaten bereit; der Kuhmilch, den Rotaugenaugenbrauen, den Einhornhaare und den zerstäubten Quellkäfer sowie dem Sternkraut. Diesmal hatten sie sich jeweils mit Schutzbannen umgeben, um eine ähnliche Erfahrung wie das letzte Mal zu vermeiden. Dennoch war Draco angespannt. Diesmal kam es darauf an. ~*~*~*~ Harry war ebenfalls zum Zerreißen gespannt. Er dachte an das letzte Mal, hatte den Zauberstab griffbereit in der Tasche und musste sich immer wieder innerlich zur Ruhe rufen, um nicht wie ein Irrer vor Anspannung im Kreis zu rennen. Der Wecker legte los und Harry begann, gab wie das letzte Mal die Zutaten hinzu und bekam diesmal alle Einhornhaare auf einmal hinein. Auch die restlichen Zutaten waren schnell im Topf, nichts war soweit passiert. Jetzt noch das Sternkraut. Er zerrieb es, warf es aufatmend in den Topf, jetzt noch rühren… Der Trank hatte genau die richtige Farbe. Ein angenehm dunkles Orange mit einem eigenartigen Glimmen darin. Erleichtert ließ er die Kelle los und fuhr sich über die Stirn. „Mann, oh Mann.“ Er trat zwei Schritte zurück, hexte das Feuer aus und ließ sich in seinen Sessel fallen, warf die Handschuhe neben sich. „So ein Stress für einen Trank, der eigentlich verboten ist für jede Situation, in der er wirklich sinnvoll wäre…“ ~*~*~*~ Auch Draco war erfolgreich. Feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, als er zu Harry ging und den Schutzschild fallen ließ. „Oh. Ich denke, im Kampf wird er sehr nützlich sein. Snape will nur vier Phiolen.“ Er grinste. „Wir haben zwei Kessel...“ ~*~*~*~ Harry lächelte. „Vielleicht hast du Recht. Mit Glück kann man auch kämpfen…“ Er verstummte und seine Augen richteten sich einen Moment auf einen weit entfernten Punkt. „Bisher hatte ich immer Glück. Ich lebe noch…“ Dann blickte er Draco an. „Aber wir wollen ja, dass das so bleibt, nicht wahr? Also brauchen wir davon soviel, wie wir kriegen können!“ ~*~*~*~ „Wir wollen sehr, dass das so bleibt!“ Draco gab Harry einen weichen Kuss auf die Stirn. „Also sollten wir das alles jetzt schön ordentlich abfüllen.“ Er lächelte. „Also los.“ Eine Stunde später hatten sie die Kessel leer und alle Phiolen voll – 24 waren es. Die Abhandlung über den Trank war eh fertig und gerade das Umkippen in der finalen Phase hatte einen eigenen Teil von fast zwei Meter Pergament bekommen. Sie waren beide todmüde, als sie ins Bett gingen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Draco wachte am nächsten Morgen früh auf. Noch lange vor dem Wecker. Er wusste sehr genau, was für ein Tag das heute war. Und es störte ihn, dass er an nichts anderes denken konnte. Dass ihn diese Tatsache so in Beschlag nahm, Besitz von ihm ergriff. Ganz behutsam machte er sich aus Harrys Umarmung frei und ging ins Badezimmer. Er trug nur Boxershorts. Irgendwie hatten sie es sich angewöhnt, meist möglichst wenig Kleidung zu tragen, sodass sie so viel Haut von dem anderen spüren konnten, wie es möglich war. Still blieb er vor dem Spiegel stehen und sah sich an. Die blasse Haut, das blonde Haar, die grauen Augen, die Kinnpartie, der schlanke Hals, selbst die Ohren - alles wie bei ihm. Alles die perfekte Kopie. Er starrte sich selbst in die Augen. Er wusste nicht wie lange. Er sah sich irgendwann nicht mehr, sondern den Mann, den er hasste. Dessen Liebe er erbettelt hatte und von dem er nie etwas anderes als Zurückweisung und Schmerz erhalten hatte. Er schrie auf und schlug mit der Faust zu. Scherben rieselten über seine Hand, bohrten sich in die bloße Haut und hinterließen blutige Spuren auf der hellen Alabasterfarbe. Schwer atmend stützte er sich auf dem Rand des Waschbeckens ab, spürte dem Schmerz nach. Er war lebendig. Er lebte noch. Wenigstens das. Er blickte auf und starrte in das zerstörte Spiegelbild. ~*~*~*~ Harry erwachte erschrocken durch das Klirren des Spiegels. Es hatte ihn aus einem Dämmerschlaf gerissen, in dem er gerade dabei gewesen war, zu realisieren, dass Draco nicht mehr da war. Jetzt saß er senkrecht. „Dray?“, fragte er und lauschte in die Stille. Es klirrte noch einmal, aber viel, viel leiser, als wäre eine Scherbe auf den Boden gefallen. Harry schlug die Decke beiseite und lief ins Bad, in dem Licht brannte. „Dray…“ Er blieb auf der Türschwelle stehen und blickte traurig zu ihm hin. Er bot ein schrecklich verlorenes Bild. Blut auf dem weißen Porzellan, die Scherben überall um seine bloßen Füße. Seine Haltung war so… Es zog ihm das Herz zusammen, als er vorsichtig vorwärts ging. Kurz zuckte er zusammen, als er in eine der Scherben trat, aber es war ihm egal. Draco war… einsam… oder wütend… oder… traurig… „Hey…“, murmelte er leise, strich ihm sanft über den Rücken und schlang schließlich beide Arme um ihn. „Was hast du?“ ~*~*~*~ Zitternd lehnte sich Draco gegen den bloßen Körper hinter sich. Die Kälte in seinem Inneren brach, zerfloss einfach und wurde aufgelöst. Weil Harry da war. „Pass auf... Nicht, dass du dich schneidest.“, sagte er leise. Gleichzeitig rann das Blut von seiner rechten Hand weiter auf den Boden, hinterließ dort ungleichmäßige rote Kleckse auf dem Boden. ~*~*~*~ „Du bist lustig.“, murmelte Harry. „Warum machst du so was überhaupt? Deine Hand ist kaputt.“ Er hatte seinen Zauberstab nicht, ansonsten würde er den leichten, schmerzlosen Heilzauber anwenden, den er von Blaise gelernt hatte. Der war wirklich gut. Nicht wie der Sanus… ~*~*~*~ Draco blickte auf seine blutverschmierte Rechte. Sogar einige Splitter steckten noch in der Haut. „Ich konnte meinen Anblick nicht ertragen. Es ist... ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.“, sagte er leise. ~*~*~*~ Harry sah in die Reste des Spiegels, versuchte Draco zu sehen, doch das war soweit unmöglich. „Dreh dich mal um.“, sagte er und trat einen Schritt zurück, erwischte glatt die nächste Scherbe, die er ignorierte. ~*~*~*~ Gehorsam wandte sich Draco um und blickte den Gryffindor an. Die grauen Augen waren geweitet, das Gesicht noch blasser als sonst. Er hob die Hand, um sich eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen und vergaß, dass sie blutig war, weswegen er dort rote Streifen hinterließ. Sein Blick wanderte auf Harrys bloße Füße. „Du hast dich doch geschnitten.“ ~*~*~*~ „Na und?“ Harry zuckte mit den Schultern. Er blickte Draco eingehend an. Lucius Malfoys Gesicht war noch in seinem Kopf. Diesen verhassten Anblick würde er niemals vergessen. Nicht nach den bisherigen Begegnungen. „Ich finde… eigentlich nicht. Dein Kinn ist schmaler. Wesentlich. Dein Haar doch ein wenig dunkler. Deine Lippen sind weicher, nicht so schmal…“ Er strich sanft darüber. „Du hast sie von deiner Mutter. Deine Augenbrauen sind auch nicht so gerade wie seine, nicht ganz so hell. Und die Augen…“ Kurz schloss er seine eigenen, um sich das Bild des Mannes noch einmal in Erinnerung zu rufen. „Deine Augen sind größer, heller als seine, auch wenn du das nicht glauben willst. Es ist mehr Licht in ihnen.“ ~*~*~*~ Draco lächelte leicht. „Danke.“ Seine Stimme war rau und heiser. „Und doch sehe ich ihn jedes Mal, wenn ich den Spiegel sehe. Und manchmal kann ich es nicht ertragen.“ Er schloss matt die Augen. „Besonders nicht an Tagen wie heute. Heute ist sein Geburtstag...“ Er öffnete die Augen wieder und blickte ins Leere. ~*~*~*~ „Ist es das?“, fragte Harry nachdenklich. Wenn er ehrlich war, dann interessierte es ihn nicht, weil er diesen Mann einfach nicht mochte. „Und warum interessiert dich das noch? Du hast mit ihm gebrochen. Und er hat dich verstoßen.“ Seine Augen wurden ein wenig traurig. „Du solltest ihn vergessen.“ Lange schon hatte Draco nicht mehr von ihm gesprochen, hatte nicht mehr so traurig ausgesehen. Aber jetzt war diese Leere wieder in ihm, die er nicht füllen konnte. Das war hart. Es tat ihm weh. Und es machte ihn ehrlich traurig. Malfoy Senior war wie ein Krebsgeschwür, eine Krankheit. Er hasste ihn - einfach, weil er Draco immerzu verfolgte. ~*~*~*~ „Ich weiß. Und die meiste Zeit kann ich es auch.“ Draco kam noch einen Schritt auf Harry zu, ignorierte die Scherbe, auf die er trat und drückte diesen an sich. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte er auch blutige Spuren auf seinem Rücken hinterlassen. „Aber manchmal... da sind die Gedanken einfach da. Ohne, dass ich etwas dagegen tun kann. Er war so lange da. Immer da. Im Hintergrund, hat mir gesagt, wer ich bin, was ich tun soll. Es ist schwer, Harry. Verdammt schwer.“ ~*~*~*~ Harry schloss die Augen und lehnte sich gegen ihn, legte die Arme um ihn. „Ich weiß. Er ist dein Dämon. Ich weiß, wie es ist, wenn Dämonen einen verfolgen.“ Voldemort war seiner. Seit Onkel Vernon und Tante Petunia nicht mehr da waren, war es Voldemort. „Man hat immer Dämonen in sich…“ Er schmiegte seine Wange gegen die kühle Schulter. „Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber wie soll das gehen? Ich kann schlecht deine Gedanken auslöschen. Auch wenn ich es gerne würde.“ ~*~*~*~ „Sei einfach nur da. Und sag mir, dass das, was ich denke, sinnlos ist und nicht der Wirklichkeit entspricht. Und heil mir meine Wunden. Das kannst du tun, Harry.“ Ganz zart küsste er ihn auf die Schulter, die Stelle, wo er ihn gerade am einfachsten erreichen konnte. ~*~*~*~ Ein schwaches Lächeln legte sich auf Harrys Lippen, verharrte dort nicht lange. „Du weißt, dass es sinnlos ist.“, sagte er, löste sich aber von ihm, um ihn mitzuziehen. Am Bett drückte er ihn nieder und ging zu seinem Nachttisch, wo sein Zauberstab lag, holte ihn. Auf dem Teppich hinterließ er kleine Blutflecken, aber es war ihm egal. Wenn sie das Zimmer das nächste Mal betraten, dann waren sie schließlich wieder weg. Genauso die Scherben im Bad. Leise setzte er sich neben Draco, nahm seine Hand und tippte sie an, wortlos wirkte die Magie, schloss die Schnitte, ließ weitere Scherben aus der Haut quellen und zu Boden fallen. Mit Dracos Füßen verfuhr er ebenso, dann mit seinen eigenen, ohne ein einziges Wort zu sagen. „Sollen wir ihm einen Heuler schicken?“, fragte Harry irgendwann leise. „So einen, der ununterbrochen Happy Birthday singt, bis er daran stirbt?“ Ihm erschien das sehr verlockend. ~*~*~*~ Draco musste lachen. Allein diese Vorstellung, wie ein solcher Heuler seinen Vater halb in den Wahnsinn trieb und ihn zum Fluchen brachte… „Ach, Harry...“ Er lehnte sich gegen seine Schulter und legte die Arme um ihn. „Du bist einfach wundervoll, weißt du das? Du bringst mich in solch einem Moment noch zum Lachen...“ Er küsste ihn liebevoll und schmiegte sich dann nur noch näher. ~*~*~*~ „Ich meinte das ernst.“, maulte Harry, aber auch er lächelte. Wenn er das schaffen konnte, ihn zum Lachen bringen konnte… „Wir könnten die Zwillinge fragen. Die haben sicher was auf Lager. Mit einem netten Bild von einer singenden Biene oder so.“ ~*~*~*~ „Lass mal. Ich will keine Aufmerksamkeit von ihm. Ist besser, wenn er die für sich behält.“, murmelte der Blonde und vergrub sein Gesicht an Harrys Schulter, drückte die Nase ganz fest gegen die weiche Haut, um ihren Geruch tief in sich aufzunehmen und ihn niemals in seinem Leben mehr vergessen zu können. Wenn es etwas gab, das all diese Düsterkeit aus seinen Gedanken auslöschen konnte, dann war es Harry. Nur Harry. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige lächelte weich. „Schon okay.“, murmelte er und legte seine Arme um seinen Freund, als der Wecker losschrillte, um ihnen zu sagen, dass sie aufstehen sollten. Harry machte ihn mit dem Zauberstab aus. „Frühstück?“, fragte er leise. Seit einiger Zeit aß er morgens immer ein bisschen. Noch immer nicht viel, aber genug, dass Mme Pomfrey ihm nur noch einmal am Tag diesen Trank gab. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco lächelte leicht und richtete sich auf. „Ich will nicht, dass du noch dünner wirst.“ Leicht fuhr er mit der Fingerspitze über Harrys Rippen. „Und gleichzeitig... will ich gar nicht rausgehen, sondern mich einfach mit dir hier einigeln und niemals wieder weggehen müssen. Aber das geht nicht.“ ~*~*~*~ „Nein, das geht wirklich nicht, auch wenn es sehr verlockend klingt.“ Harry lachte leise. „Aber erstens würde Dumbledore nicht besonders begeistert sein und zweitens würde ich daran zugrunde gehen, nicht mehr fliegen zu können.“ Er strubbelte ihm durch die Haare und stellte ein weiteres Mal mit leichter Enttäuschung fest, dass die Haare einfach wieder glatt wurden und kein bisschen hielten. Echt schade, wo das doch so niedlich aussah… Er stand auf. „Dann machen wir uns mal fertig, bevor Mione sich noch aufregt. Und wenn du wieder so ein Anfall von ‚Ich hasse meinen Vater’ bekommst, dann zerstör nicht dich, sondern versuche deine Energien positiv abzuleiten, indem du ihm die Pest an den Hals wünscht oder dergleichen, ja?“ ~*~*~*~ „Ich werde mich bemühen.“ Draco lachte leise und gab Harry einen weichen Kuss. „Allerdings sollten wir jetzt unter die Dusche gehen - wir sind beide blutverschmiert.“ Sein Lächeln wurde verlegen. Er stand auf und reinigte das Badezimmer mit einem Ratzeputz von den Scherben, ehe sie es dann betraten. Zwanzig Minuten später waren sie angezogen und bereit, sich dem Morgen zu stellen. Nach dem Frühstück, das sie seit neuestem als große Gruppe des Hauses Dumbledore verbrachten und sich dazu schlichtweg einen der Tische eroberten - diesmal den von Hufflepuff -, stand in der ersten Stunde die Abgabe ihrer Phiolen und ihres Aufsatzes an. Und Draco hätte gelogen, wenn er nicht zugegeben hätte, deswegen wie auf glühenden Kohlen zu sitzen. ~*~*~*~ Snape kam in den Raum gerauscht, als wäre er schon von vornherein wütend. Hinter ihm her trippelten still vergnügt seine beiden neuen Schatten, die beiden Katzen. Ob sie für die Laune verantwortlich waren? Harry zweifelte das nicht so wirklich an. Aber es hatte offenbar einen anderen Grund, denn er beachtete sie gar nicht, als sie sich neben ihm niederließen. Er forderte nur mit strengem, kaltem Tonfall ihre Tränkeproben und die Aufsätze und zwar ließ er sie zu diesem Zweck alle in Gruppen nach vorne kommen. Neville und Sally-Anne waren die ersten und man konnte Sally-Anne wirklich ansehen, dass sie frustriert war und aufgegeben hatte. Neville schaffte sie wohl alle… Als er und Draco ankamen und ihre vier Proben mitsamt drei Rollen Pergament auf den Tisch legten, staunte er wirklich nicht schlecht, dann wurden seine Augen schmal und er biss die Zähne zusammen, als er Harry ein wenig länger fixierte, dann schickte er sie zurück auf ihre Plätze. Ron und Blaise waren wohl auch erfolgreich, denn so wie der Rotschopf strahlte, war anderes gar nicht möglich. Und Hermione und Pansy waren vollkommen aus dem Häuschen, als Snape nur einen muffigen Ton über die Lippen brachte. Und dann legte er mit einem Trank los, den sie gefälligst in einer halben Stunde fertig haben sollten. Harry war absolut nicht begeistert. Warum musste er seine schlechte Laune eigentlich an ihnen auslassen? ~*~*~*~ Draco hatte die Katzen ebenfalls gesehen. Offenbar schienen die ihre Herzen sehr an den Professor gehängt zu haben. So sehr, dass sie ihm jetzt auch in den Unterricht folgten. Der Blonde war sich nicht sicher, ob Snapes schlechte Laune an den Katzen lag oder an der Tatsache, dass beinahe alle Schüler wohl mehr oder weniger erfolgreich gewesen waren - Longbottom mal ausgenommen - oder ob er die lila-pinkfarbenen Krawatten eines Teils der Schülerschaft so grauenhaft fand, dass sich ihm schon die Fußnägel hoch rollten. ~*~*~*~ Harry jedenfalls war froh, als die Stunde endlich vorbei war. Sein Trank war in die Hose gegangen, dass es nicht mehr feierlich war. Irgendwie hatten Snapes Blicke ihn nervös gemacht und die Tatsache, dass Snape in seinem Raum herumgelaufen war, wie ein gefangener Tiger, hatte das alles nicht besser gemacht. Er seufzte erleichtert und folgte Ron langsam aus dem Raum. Der Rotschopf hatte so schnell die Fliege gemacht, dass Harry sich sicher war, er hatte die Flucht ergriffen. Er nahm Dracos Hand, während sie zu Pflege magischer Geschöpfe gingen. Und dort erwartete sie doch tatsächlich die Überraschung, dass Professor Raue-Pritsche sie einen Aufsatz schreiben ließ, weil ihre Holländischen Schuppenkäfer durch das Missgeschick eines Sechstklässlers, dessen Namen sie nicht an die große Glocke hängen wollte – und es dennoch tat –, allesamt ausgebüchst und durch einen dummen Zufall in Richtung des Nordturms geflogen waren, wo die Fledermäuse hausten. Sie war wohl wirklich sauer, denn als Ron leise lachte und etwas dazu sagte, hatte er prompt eine Elle Zusatzaufgaben auf. Diese Stunde war noch länger als die Snapes. In der Mittagspause machten sie Hausaufgaben, nachdem sie Snapes Blick aus der Großen Halle gejagt hatte. Und in Verwandlung prüfte Professor McGonagall alle Sprüche, die sie bisher im Unterricht gehabt hatten. Einschließlich Schildkröten, was die Dumbledores lauthals jubeln ließ. ~*~*~*~ Nach Verwandlungen stand für die Gryffindors das Quidditchtraining an, während Pansy, Blaise und Draco von Snape erwartet wurden. Allen dreien war dabei nicht sehr wohl. Und Draco, der es geschafft hatte, den Rest des Tages nicht mehr an seinen Vater zu denken, wurde dank Snapes brutaler Gedankendurchdrehgänge grausam daran erinnert. Aber anstatt, dass es ihn fertig machte und zu Boden warf, wurde er so zornig, dass der Zaubertränkeprofessor ihn nur mit Mühe bändigen konnte. Da trafen gerade eindeutig zwei Schlechtwetterfronten aufeinander und wollten einen gigantischen Sturm lostreten, den zum Glück Pansy gerade noch eindämmen konnte, indem sie darauf hinwies, dass es doch vielleicht sinnvoller wäre, weitere Kampfzauber zu üben. Dafür bekam sie zwar Snapes miese Laune ab, aber Draco war außer Schusslinie und die Eskalation vorläufig abgewiesen. Während des Trainings jedoch war die Luft so aufgeheizt, dass sie immer wieder vor der Tür stand. Draco konnte sehr deutlich spüren, dass er in dieser Laune jederzeit diesen dummen Bann auf seinem Stab brechen konnte und er musste alle Selbstbeherrschung aufbringen, um es nicht zu tun. Bevor das Desaster jedoch eintreten konnte, warf Snape sie mit den Worten „Bis zum nächsten Mal“ raus. Einfach so und obwohl sie noch nicht fertig waren. Die beiden Katzen versuchte er auch vor die Tür zu setzen, doch sie flitzten so schnell an ihm vorbei, dass er keine Chance hatte. Sie waren sich alle drei einig, dass Snape heute einen wirklich schlechten Tag gehabt hatte. Einen wirklich, wirklich, wirklich schlechten Tag. So schlecht, dass sie gerade froh waren, wenigstens Slytherins zu sein. Wenn auch welche, die eindeutig die falsche Krawatte trugen. Draco war müde, als er sich nach der notwendigen Kontrollrunde, die er gemeinsam mit Blaise und Pansy unternahm, weil sich beide noch ausgiebig über Snape aufregten, in den Raum der Wünsche zurückkehrte. ~*~*~*~ Harry hatte ihn erwartet, hatte Hausaufgaben gemacht, um sie für den Rest der Woche hinter sich zu haben, und lächelte Draco entgegen, als dieser eintrat. Fast wäre er zurückgezuckt. Konnte jemand noch schlechtere Laune ausstrahlen, noch mehr Müdigkeit? Er stand auf und nahm ihn in die Arme. Bei Snapes Laune am heutigen Tag wunderte ihn das nicht mehr so wirklich, dass Draco in so einer Laune war. Er strich ihm durch die seidigen Haare und überredete ihn mehr oder weniger dazu, mit ihm baden zu gehen, so als Abschluss des Tages… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I'm alive but tell me am I free I've got eyes but tell me can I see The sky is falling and no one knows We shouldn't be hard to believe Shouldn't be this difficult to breathe The sky is falling and no one knows ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Na, wer hat einen minimalen Gastauftritt von Lucius schon vermisst? *g* Wurde mal wieder Zeit. ^^ Shirokko: *grummel* Irgendwie wird’s langweilig… *wiedermalgelangweiltist* abranka: *shi-chaneinekopfnussverpass* Gar nicht. >.< In McGonagalls Büro ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 125: In McGonagalls Büro Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Simon. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 125: In McGonagalls Büro Mitten in der Nacht begann es draußen zu regnen. Es stürmte und wahre Regenschnüre peitschten an das Fenster. Harry wälzte sich neben Draco hin und her. Irgendwie war es ihm zu warm gewesen, er hatte sich gelöst und trotzdem war die Hitze angestiegen. Er schwitzte. Wie im Hochsommer. Straßen, leere, dunkle Straßen lagen vor ihm, während Regen ihn durchnässte. Es war kalt und windig. Vor ihm erhob sich ein großes, altes Gebäude, uninteressant in seinen Augen, aber dennoch blieb er davor stehen. Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. „Los, Nagini…“ Die Worte jagten ihm einen Kälteschauer über den Rücken und ließen ihn frösteln, dann kam der Schnee. Kalte Flocken fielen auf den nassen Boden und bildeten innerhalb von ein paar Minuten eine dicke Matschschicht, die in ihrem Anblick Ekelschauer über Harrys Rücken rinnen ließ. Dann ging es vorwärts. Geschrei und einige Zauber später fand er sich in einer Halle wieder, die ein ganzes Dutzend Kamine hatte. Und genau in so einen Kamin trat er hinein. Ein Wort wurde gerufen, das er nicht erkannte, dann wirbelte er herum, immer im Kreis und um die eigene Achse. Flohpulver. Als das Drehen aufhörte, stand er in einer Halle. Ähnlich der ersten, nur größer. Mehr Raum. Ein goldener Brunnen stand dort. Statuen wurden von weichen Wasserfontänen umspült. Eine Hexe, ein Zauberer, ein Hauself und ein Zentaur. Sie wirkten so harmonisch… Auch sonst war viel Gold hier, Schilder, die er nicht erkennen konnte, weil der Blick nicht darauf haften blieb, Fahrstühle, die nur nach unten führten, Kamine und Todesser. Sie standen da und sahen ihn an. Schweigend. Dunkel waren ihre Augen, ihre Münder vor Vorfreude verzogen. Worte wurden laut, die er wieder nicht hörte. Harry wusste, was hier vor sich ging. Die Prophezeiung ging in Erfüllung. Das Ministerium wurde zwischen Regen und – gezaubertem – Schnee zermalmt. Und wie schwarzer Schnee, so leise bewegten sich die Todesser auf die Fahrstühle zu. Unter ihnen befanden sich auch die Dementoren, offenbar nicht interessiert an den Menschen um sich herum. Harry war jetzt wirklich kalt. Auch er setzte sich wieder in Bewegung. Voldemort schritt zu einem Fahrstuhl, wo ein Mann auf ihn wartete, den Harry ebenso bis aufs Blut hasste: Malfoy. Es ging abwärts. Immer und immer weiter. Dann wurde gehalten und die kleine Gruppe, die sie noch waren, machte sich auf den Weg den Gang hinunter. Türen wurden aufgestoßen, dahinter erklangen Schreie, doch keiner kam aus diesen Türen heraus. Ihre Zahl nahm nicht ab. Und dann standen sie in einem Büro, das recht groß und wirklich großzügig eingerichtet war. Fudge saß dort an einem Ebenholzschreibtisch. Er blickte bleich und erschrocken zu ihnen auf. Harry wurde eisigkalt, als er beobachtete, wie einer der Dementoren zu ihm hinschwebte, wie Fudge aufsprang und zurückwich, doch im Grunde hatte er keine Chance. Harry musste mit ansehen, wie dem Minister für Zauberei und Hexerei die Seele aus dem Leibe glitt, sah den Horror auf dem Gesicht. Der Schmerz in seiner Narbe war heftig, er spürte Erregung und Lust, die nicht seine eigene war, konnte sich aber nicht bewegen. Als wäre er gefesselt, an Voldemort gebunden! ~*~*~*~ Draco wurde davon geweckt, dass sich Harry unruhig neben ihm hin- und herwälzte und ihm im Schlaf in die Seite geschlagen hatte. Der Blonde setzte sich auf und fasste den Gryffindor möglichst sanft an den Handgelenken, damit er nicht noch mehr um sich schlug. Er hatte seine Narbe erneut blutig gekratzt und ein feines Rinnsal lief über seine Stirn. „Harry! Du träumst!“ ~*~*~*~ Es war, als hätte jemand die unsichtbaren Fesseln gelöst. Wärme auf seiner Haut, an seinen Armen und er sah, wie die Szene aus den Augen des bösesten Zauberers dieser Zeit verschwamm, dunkler wurde, wie dieser Traum abebbte. Er sah den Dementor zurück an seinen Platz schweben, hörte jetzt lautes Gelächter und Gejohle, doch es entfernte sich zunehmend. Harry schluchzte erleichtert, während er sich endlich in der Lage fühlte, zu weinen. Diese schreckliche Furcht, die seine Eingeweide eingefroren hatte, taute allmählich, ließ den Tränen freien Lauf. Vertraute Wärme befähigte ihn dazu, während die Bilder noch vor seinen Augen ihre Kreise zogen. ~*~*~*~ „Harry...“ Draco drückte den Gryffindor hilflos an sich. Er wurde nicht wach und doch ebbten seine Bewegungen ab. Stattdessen rannen ihm jetzt Tränen unter den geschlossenen Lidern hindurch und über die Wangen. Dieser Anblick tat weh. So unendlich weh. „Bitte... Wach auf!“ Zärtlich strich er ihm durch die Haare, küsste die Tränen fort. Mehr, so fühlte es sich an, konnte er nicht tun. ~*~*~*~ Harry schluchzte erneut auf. Da war etwas, was auch traurig war, was auch verzweifelt war. Jemand… Langsam kämpfte er sich durch die Bilder. Aufwachen… war besser. Dann waren die Bilder nicht mehr so hell, nicht mehr so stark. Wieder dieses kleine Lichtchen, das aus dem geöffneten Mund kam… Der Todeskuss… Harry keuchte wollte die Hand zu seiner Narbe führen, um den Schmerz einzudämmen, doch er konnte nicht, weil sie blockiert war. Er blinzelte, und hob den Kopf, versuchte zu sehen, was war, doch es war zu dunkel in dem Zimmer. Dafür konnte er Dracos Stimme erkennen. Draco, der ihn bat, aufzuwachen. Er war da. Er war da und passte auf ihn auf, vertrieb die dunklen Träume. Schwach ließ er seinen Kopf wieder gegen die Brust des blonden Jungen fallen. „Danke.“, flüsterte er erstickt. Seine Hand, die er nicht hatte heben können, krallte sich unvermittelt in den Stoff, den er unter den Fingerspitzen spürte. ~*~*~*~ „Merlin sei Dank.“, murmelte der Slytherin leise und ließ Harrys Handgelenke endgültig los, um ihn so viel besser umarmen zu können. „Was hast du nur geträumt?“ Erneut strich er ihm durch die Haare, gab ihm die Gewissheit, dass er da war. Er konnte Harrys Herzschlag rasen spüren, aber sein eigener stand ihm in nichts nach. ~*~*~*~ „Ich…“ Harry hatte automatisch antworten wollen, aber er stockte noch im gleichen Moment, richtete sich leicht hektisch in der Umarmung auf. „Das Ministerium…“, flüsterte er panisch. „Fudge ist tot! Ich… Dumbledore. Wir müssen ihn warnen!“ ~*~*~*~ Draco hatte keinen Augenblick Zweifel daran, dass Harry keinen simplen Albtraum gehabt hatte. „Okay. Zieh dir Schuhe an und deinen Umhang.“ Nur im Schlafanzug würde es in den Gängen empfindlich kalt sein. Er selbst hangelte bereits nach seinem Zauberstab und erhellte das Zimmer, dann zog er seine Schuhe an und warf den Umhang über. ~*~*~*~ Harry nickte, wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um die Tränenspuren zu verwischen, dann krabbelte er vom Bett und schlüpfte in seine Schuhe. Gut, dass Draco da war. Er war sich gerade nicht ganz sicher, ob er es schaffen würde, diesen Weg alleine zu gehen. Seine Knie zitterten fürchterlich. Er griff nach seinem Winterumhang und warf ihn über, dann nahm er Dracos Hand. Er wollte Nähe spüren, diese Kälte aus sich vertreiben, die dieser Dementor in ihm hinterlassen hatte. Er sollte sich unbedingt bei Gelegenheit einen Schokofroschvorrat anlegen… ~*~*~*~ Draco drückte Harrys Hand fest und gemeinsam verließen sie den Raum der Wünsche. Ihr Weg führte sie direkt hinunter zu dem Zugang zu Dumbledores Büro. Das Passwort... Draco überlegte fieberhaft und wollte gerade einen Versuch starten, als ihn ein demonstratives Hüsteln hinter ihnen dazu brachte, herumzuwirbeln. „Meine Herren.“, sagte Professor McGonagall streng. Sie sah müde aus und trug ein Haarnetz sowie einen Nachtumhang im Schottenmuster. „Was tun Sie zu nachtschlafender Zeit außerhalb ihrer Betten?“ „Wir müssen zu Dumbledore! Harry... Er... er hat gesehen, wie...“ Schlagartig war die Hauslehrerin Gryffindors hellwach und in ihre Augen trat ein besorgter und wissender Ausdruck. „Professor Dumbledore ist außer Haus. Folgen Sie mir in mein Büro.“ Und damit marschierte sie auch schon voran. Draco fasste Harrys Hand nur fester und zog ihn mit sich. Irgendwie war er sich gerade nicht so sicher, ob Harry überhaupt etwas sagen konnte. Er schien nahezu unter Schock zu stehen. Kaum hatten sie das Büro betreten, da flammten schon die Fackeln an den Wänden auf. McGonagall führte sie bis zu ihrem Schreibtisch und hieß die Jungen Platz zu nehmen. Kurz musterte sie Harry, dann drückte sie ihm einen dicken Schokoriegel in die Hand. „Erzählen Sie, sobald Sie können.“ Draco ließ sie regelrecht links liegen. ~*~*~*~ Harrys Hand krallte sich in Dracos, als er nickte. „Sie sind…“ Er brach noch einmal ab, um Luft zu holen, doch dann sprach er flüssig. „Es gibt nicht viel zu erzählen.“, sagte er. „Voldemort ist in so eine Halle gekommen, durch einen Kamin, und ganz zielstrebig zu Fudges Büro gegangen. Und dort hat ein Dementor ihm die Seele ausgesaugt. Einfach so. Er hat…“ Er seufzte. Es war nebensächlich. „Voldemort hat gelacht...“ Diese Information war noch viel nebensächlicher. ~*~*~*~ McGonagall presste die Lippen so fest zusammen, dass sie nur noch ein weißer Strich waren. „Das war also sein Ziel.“, murmelte sie leise. „Deshalb...“ Ruckartig hob sie den Blick, den sie unbewusst gesenkt hatte und blickte den Jungen wieder an. „Albus hat deine Vorhersage über das Ministerium ernst genommen. Er und der Orden sind dort. Aber sie konnten offenbar nicht das schlimmste verhindern. Das Ministerium ohne Führung... Nicht auszudenken, was geschehen wird.“ Sie schüttelte den Kopf und obwohl man ihr deutlich anmerkte, dass sie nicht viel von Fudge hielt, war sie betroffen. „Ihr müsst wieder ins Bett gehen. Aber ich werde dafür Sorgen, dass Albus euch morgen zu sich ruft.“ Ihre Augen schätzten die beiden Jungen ab. „Es wird Zeit für noch eine Aufklärung, denke ich.“ Sie lächelte schwach. „Denken Sie, dass Sie schlafen können, oder wollen Sie lieber einen Beruhigungstrank?“ Dracos graue Augen waren mit nahezu jedem ihrer Worte größer geworden. „Sie wollen, dass wir jetzt ins Bett gehen?“, brachte er schließlich gepresst hervor. Wie konnte sie das nur verlangen? „Nun, was wollen Sie stattdessen tun, Mr Malfoy? Im Schlafanzug weiter durch die Gegend hopsen?“ ~*~*~*~ Harry blickte sie nicht minder entgeistert an, aber er sagte nichts. War doch egal. Sie würden sie nicht hingehen lassen und er wusste, dass er nicht hinapparieren konnte, weil erstens der Bann über Hogwarts und zweitens über dem Ministerium lag, wie Hermione ihm schon einmal gesagt hatte. „Sagen Sie mir, ob Mr Weasley heute Nacht da war.“, forderte er leise, biss die Zähne zusammen. Schlafen, ohne das zu wissen? Wahrscheinlich würde er selbst mit diesem Wissen nicht schlafen können. ~*~*~*~ McGonagall blickte Harry nachsichtig an und lächelte leicht. „Nein, Arthur Weasley war heute Nacht nicht dort. Wenigstens hatte er keinen Dienst. Er wird jedoch genauso wie die anderen Mitglieder des Ordens hingeeilt sein.“ Sie atmete tief durch und seufzte dann. Es waren so viele Menschen in diesen Kampf verwickelt, die irgendjemandem wichtig waren und die dort unter Beweis stellten, dass sie für diesen Krieg alles bereit waren zu geben. ~*~*~*~ Also war er im Ministerium. Fast wünschte sich Harry, dass er nicht aufgewacht wäre, damit er wusste, was dort passierte. Der Orden kämpfte - würde er gewinnen? Er wurde sichtbar blasser, als in seinem Kopf ein Gedanken aufkeimte, der sich nicht wirklich zurückdrängen ließ. Sirius, Remus und Tonks waren auch im Orden. Ersterer war verschwunden, aber die beiden anderen… „Also sind Remus und Tonks auch dort.“, würgte er hervor. Er hatte gerade das Gefühl, dass ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Sie waren da. Sie waren alle da! Und er saß hier in diesem gottverdammten Büro und konnte ihnen nicht helfen! Warum kämpften sie gegen ihn? Warum zum Teufel kämpften sie überhaupt gegen ihn, wo Dumbledore doch wusste, dass nur er – nur er! – diese widerliche Schlange umbringen konnte? Warum begaben sie sich in Gefahr? Sinnlos? Er krümmte sich zusammen und presste die Stirn gegen Dracos Handrücken. Es war ihm unerträglich, hier zu sitzen und nichts tun zu können, aber er wagte gar nicht zu fragen, ob sie ihn hinbringen konnte. Gewiss hatte sie genau die Anweisungen, die auch Tonks, Remus, Sirius und Aberforth hatten: Ihn unter allen Umständen daran hindern, auf Dummheiten zu kommen, ihn im Schloss bewachen. ~*~*~*~ Draco legte Harry sachte die Arme um die Schultern und sah die Lehrerin hilfesuchend an. Er war wütend auf sie, weil sie ihnen hier die Tatsachen um die Ohren knallte, auf ihre übliche, schroffe Art, und gleichzeitig war sie die einzige, die ihnen jetzt irgendwie weiterhelfen konnte. McGonagall seufzte erneut tief. „Also gut... Dann bleiben Sie eben hier, bis Albus wieder da ist. Er wird sofort vorbeischauen.“ Sie warf einen kurzen, sichtlich nachdenklichen Blick zu einem Gemälde mit einer lavendelfarbenen Dame. Diese schien ihr kurz zuzuzwinkern, aber Draco war sich nicht sicher. Er konnte sich auch irren. „Und jetzt...“ Sie stand auf und bedeutete den beiden Jungen, es sich wenigstens auf dem Sofa am Kamin gemütlich zu machen. „Heiße Schokolade wäre gut, oder?“ Ihr Lächeln war jetzt weitaus herzlicher geworden. Sie konnte ihre Sorge nur zu gut verstehen. ~*~*~*~ Harry seufzte zitternd. Es war ihm gerade herzlich egal. Alles. Ob Stuhl oder Sofa, er würde nur rumsitzen. Mehr nicht! Und Schokolade trinken, während sie alle kämpften, kam ihm ungerecht vor. Dennoch… Der Schwarzhaarige brauchte ein paar Sekunden, bevor er sich soweit gefasst hatte, dass er aufstehen konnte, aber seine Miene war verschlossen. Er würde nicht weinen. Er würde jetzt warten, bis Dumbledore wiederkam und solange würde er gezwungenermaßen Däumchendrehen. Er warf Professor McGonagall einen undefinierbaren Blick zu, dann ließ er sich von Draco zu dem Sofa führen. Der Kamin brannte schon, aber die Wärme spürte er kaum. Es war so seltsam… Dracos Finger verursachten ein bisschen Wärme an seiner Hand, das war alles, ansonsten war ihm kalt. ~*~*~*~ Draco zog Harry behutsam in seine Arme und machte sich keine Gedanken darüber, dass ihnen gerade eine Lehrerin beim Kuscheln zusah. Er wusste, dass Harry seine Nähe brauchte. Darauf kam es an. In ihm selbst war Leere. Es kam ihm so vor, als wenn ihn das alles nichts anging. Gut, er mochte Lupin und mittlerweile auch Tonks. Aber ihm zog es nicht das Herz zusammen und ihn zerriss es nicht. Es war grauenhaft, was geschah, ja. Aber es berührte ihn nicht. Dobby erschien mit einem lauten Plopp neben McGonagall und stellte ein Tablett mit drei Tassen auf dem Tisch ab. Er schenkte Harry einen sorgenvollen Blick, verschwand dann aber wieder. Die Gryffindorhauslehrerin ließ sich neben den beiden auf einem Sessel nieder und nahm zwei Tassen, um sie den Jungen zu reichen, und ergriff dann selbst die letzte Tasse. ~*~*~*~ Harry nahm die Tasse entgegen und starrte hinein. Dunkelbraun. Mit weißen Schlieren, als hätte jemand Sahne reingetan und nicht umgerührt. Er seufzte. „Und wenn sie nicht zurückkommen?“, fragte Harry leise in die Stille hinein, als sie ihm zu mächtig wurde. Dumbledore hatte ihn gebeten, niemandem von der Prophezeiung zu erzählen, also schwieg er über seine Befürchtung, dass sie umsonst kämpften. Aber er hatte seiner Angst Luft machen müssen. „Wie… Hagrid?“ ~*~*~*~ „Sie werden zurückkommen.“, sagte McGonagall fest. „Wenn wir anfangen so zu denken, dann stirbt die Hoffnung. Und das ist etwas, was wir uns in unserer Situation nicht erlauben dürfen.“ Ihre Stimme war streng und sie blickte von ihrer Tasse zu dem Gryffindor hinüber. „Glauben Sie mir, auch mir ist es nicht leicht gefallen, hier zu bleiben.“ Sie lächelte schwach. „Und warum haben Sie es dann getan?“, warf Draco ein. „Weil es keine Wahl gab, Mr Malfoy. Es konnten nicht alle gehen. Nicht der ganze Orden konnte diesen aussichtslosen Kampf aufnehmen. Es geht dabei nicht um einen Sieg, sondern darum, den Todessern Verluste zuzufügen. Sie sind bereits viel stärker, als sie sein sollten.“ Der sorgenvolle Ausdruck kehrte in ihre Augen zurück. ~*~*~*~ Das war es also. Sie kämpften, um den Schaden gering zu halten. Das konnte er nachvollziehen. Auch wenn es hart war. Es war notwendig, da hatte sie schon Recht. Harry lächelte traurig und nippte an dem Kakao. Schokolade flüssig. Das tat gut. Wärmte von innen heraus. Trotzdem hoffte er, dass sie zurückkommen würden. Vielleicht hatten sie ja Glück und Snape hatte ihnen den Felix Felici gegeben, den er und Draco gebraut hatten. Wenn ja, dann konnte dort ja nicht so viel passieren. Apropos Snape. „Snape ist auch noch da, oder?“, fragte er. Aber immerhin konnte er jetzt die nahezu explosivgenervte Laune des Lehrers nachvollziehen. Er war sich sicher, dass Snape gewusst hatte, dass die Todesser an diesem Tag etwas planten. Durch das Zeichen war er mit Voldemort verbunden und er hatte gefühlt, wie dieser seine Schergen zusammenrief. ~*~*~*~ „Natürlich befindet sich Professor Snape noch in der Schule. Wo sollte er auch sonst sein?“ McGonagall blickte Harry vielsagend über den Rand ihrer Brille hinweg an. Ihre Hände waren fest um die Tasse geschlungen. Selbst sie strahlte eine gewisse Unruhe aus und ihr Blick huschte immer häufiger zur Uhr. Draco schwieg. Er hatte Harry an seine Brust gezogen und nippte ebenfalls hin und wieder an seiner Schokolade, obwohl er darauf eigentlich gar keinen Appetit hatte. ~*~*~*~ „Nirgends.“ Deswegen hatte er ja gefragt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Dumbledore riskierte, seinen Spion bei Voldemort wegen eines Kampfes zu verlieren, den sie eh verlieren würden. Und er konnte sich ebenso wenig vorstellen, dass Voldemort dergleichen nicht bedachte. Also war der Giftmischer fein raus. Harry seufzte erneut. Er würde Dumbledore fragen müssen, ob Sirius da gewesen war. ~*~*~*~ Sie saßen noch eine gute Stunde schweigend da, dann ging auf einmal die Tür auf. McGonagalls Kopf fuhr sofort herum und Erleichterung spiegelte sich in ihren Augen. „Wie sagt man um die Uhrzeit am besten? Fast schon guten Morgen, nicht wahr?“ Albus Dumbledore stand in einem angekokelten Umhang und mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht in der Tür. Er trat ein und ließ sich gegenüber von McGonagall auf dem Sessel nieder. „Albus!“ Sie lächelte ihn an und man sah, wie die Spannung von ihr abfiel. „Erzähl. Der junge Mr Potter hat... gesehen, was geschehen ist, und die beiden jungen Herren waren nicht dazu zu bewegen, ins Bett zu gehen.“ Dumbledores Lächeln traf die beiden Jungen und Draco drückte sich noch etwas enger gegen das Sofa. „Alles verlief so weit nach Plan.“ Der Schulleiter atmete tief durch. „Vier Todesser haben wir endgültig ausschalten können, dazu noch vier Dementoren und drei Werwölfe. Eine gute Quote. Besser, als Moody erwartet hätte. Er selbst hat natürlich zwei Werwölfe erledigt.“ Dumbledore sog erneut tief Luft ein und das erste Mal fiel Draco auf, dass er müde und erschöpft wirkte. Dieser Kampf hatte auch von diesem mächtigen Zauberer seinen Tribut gefordert. „Allerdings haben wir auch Verluste erlitten. Dädalus Diggle und Emmiline Vance...“ Er seufzte tief. „Und Mundungus Fletcher musste in St. Mungos eingeliefert werden. Keine Ahnung, ob sie ihn wieder zusammenflicken können. Hestia Jones und Sturgis Podmore sind verschwunden. Ich fürchte, sie wurden gefangen genommen. Und Tonks... wird zur Zeit von Poppy behandelt.“ ~*~*~*~ Harrys Finger krampften sich zusammen, krallten sich um die bereits dreimal neu aufgefüllte Tasse Kakao, der ihn wärmen sollte. So viele… Und Tonks auch? Die Tasse kippte, als er zu zittern begann. So viele Tote? Heiße Schokolade verteilte sich über den Grinselöwen, doch er nahm es nicht wahr. Er sah Bilder vor sich. Und er war sich beinah sicher, dass Dumbledore nur vom Orden sprach. Nur vom Orden… und den Gegnern. Die Opfer, die auf keiner der beiden Seiten standen, die erwähnte er nicht. ~*~*~*~ Dumbledore zog geistesabwesend seinen Zauberstab und entfernte die heiße Schokolade von Harrys Schlafanzughose. Der Junge war bleich und man sah ihm an, wie ihm alles nahe ging. Draco dagegen... Er war ebenfalls blass und sah mitgenommen aus, aber ihm ging das alles sichtlich nicht so nahe. Minerva musste der Schulleiter nicht einmal anzusehen, um zu wissen, was sie dachte. Sie war ebenfalls betroffen, verbarg es aber hinter ihrer strengen Miene. „Harry, du hast es gesehen.“, sagte der Schulleiter leise. „Du weißt, was dort geschehen ist, und es gibt nichts, das dir diese Bilder nehmen kann. Und dennoch: Versuche sie zu vergessen. Alles andere wird dich kaputt machen.“ Aus dem Augenwinkel sah er, wie Draco sich aufrichtete, die Tasse abstellte und seinen Griff um den schwarzhaarigen Jungen verstärkte. ~*~*~*~ Vergessen… Das sagte sich so einfach. Klar, man konnte schnell vergessen, wenn man es nicht wollte, aber… Er seufzte zitternd und lehnte sich gegen Draco, blickte aber Dumbledore an. „War Sirius da?“, wollte er wissen, überging das Statement des Schulleiters, er solle vergessen. ~*~*~*~ „Nein.“ Der alte Zauberer schüttelte den Kopf und seine blauen Augen blickten Harry müde an. „Nein, Sirius war nicht da. Allerdings habe ich Nachricht von ihm erhalten. Es geht im gut, Harry. Auch wenn seine Mission noch immer sehr... heikel ist.“ Er stand auf und streckte sich. „Morgen werdet ihr Antworten bekommen. Mehr Antworten. Aber jetzt sollten wir schlafen gehen. Wir haben bald sechs Uhr und es wäre bedauerlich, wenn ihr nicht nur Kräuterkunde sondern auch Zauberkunst verpassen würdet.“ Der stechende Blick duldete eigentlich keinen Widerspruch und doch hing er prüfend an Harry. ~*~*~*~ Der Junge zuckte nur mit den Schultern. Es war ihm – genau genommen - egal. Und er sah es ja auch ein, dass Dumbledore schlafen sollte. Ob er schlafen würde… Eher nicht. Zumindest war Sirius nicht gefangen worden und wurde gefoltert und lebte sogar noch. Das war sehr beruhigend. „Darf ich Tonks besuchen gehen?“, fragte er mit einem leicht hoffnungsvollen Lächeln. „Oder ist es zu schlimm mit ihr?“ ~*~*~*~ Dumbledores Miene verdüsterte sich etwas. „Es ist schlimm, aber nichts, was Poppy nicht wieder hinbekommt. Tonks wird sich sicher über deinen Besuch freuen. Im Moment wird sie allerdings davon wenig mitbekommen.“ Er lächelte verkniffen. „Jedoch wäre es vielleicht eine gute Idee, wenn ihr die Nacht mit einem Beruhigungstrank auf der Krankenstation verbringt. Dann kannst du Tonks auch morgen früh direkt sehen.“ Sein Lächeln wurde wieder weicher. McGonagall, die bisher geschwiegen hatte, nickte bei Dumbledores Worten nachdrücklich. Sie hielt das für eine gute Idee. Draco war es mittlerweile egal, was sie taten. Er spürte, dass er trotz der Anspannung langsam todmüde wurde und immer häufiger blinzeln musste, um seine Augen überhaupt offen halten zu können. Und er wusste, dass Dumbledore das bemerkt hatte. Wahrscheinlich hielt er ihn jetzt für gefühlskalt und gleichgültig. ~*~*~*~ Harry nickte nur, drückte Dracos Hand leicht. Der Beruhigungstrank war zwar keine Option, aber Tonks sehen war gut. Und ob er nun auf der Krankenstation nächtigte oder nicht… Dumbledore hatte ihnen doch förmlich frei gegeben die ersten beiden Stunden, nicht wahr? Er würde das ausnutzen. Er würde in die Bibliothek gehen – oder so… „Was meinst du, Dray? Schlafen auf der Krankenstation?“ ~*~*~*~ „Was immer du willst, Harry. Entscheide einfach. Du weißt, dass ich dich so oder so nicht allein lasse.“ Draco lehnte die Wange gegen Harrys Schulter und blinzelte zu Dumbledore empor, der ein seltsam wissendes Lächeln auf dem Gesicht hatte. Irgendwie regte ihn dieser Ausdruck gerade auf, auch wenn er nicht sagen konnte warum. ~*~*~*~ Harry nickte den beiden Lehrern noch einmal zu. Er vertraute darauf, dass Dumbledore sie am nächsten Tag rufen würde, um ihnen die versprochenen Antworten zu geben. Als die Tür ins Schloss fiel, atmete er zitternd auf. Er war vollkommen fix und fertig. Die Bilder vor seinen Augen lebten vielleicht wieder auf, wurden beflügelt von Dumbledores oberflächlichen Erzählungen, aber im Großen und Ganzen war er froh, da raus zu sein. Er lehnte sich gegen Draco und schlang ihm die Arme um die Hüfte, hielt sich an ihm fest. Warum musste ausgerechnet er diese verdammten Träume haben? ~*~*~*~ Draco drückte seinen Freund still an sich und streichelte ihm zärtlich über den Rücken. Dumpf erklangen von drinnen die Stimmen der beiden Lehrer, doch er kümmerte sich nicht weiter darum. Alles, was zählte, war der Junge in seinen Armen. Nichts und niemand sonst. Sein Herzschlag machte einen Satz, als er begriff, dass es das war. Dass genau deswegen ihn diese Dinge nicht so richtig berührten. Sie berührten ihn, weil sie Harry verletzten. Deswegen. Aber nicht, weil sie grausam waren oder Menschen betrafen, die er mochte. ~*~*~*~ Harry ließ diese Liebkosung auf sich wirken, sog die Zärtlichkeiten auf, um sich damit zu beruhigen. Solange Draco da war, solange konnte er damit umgehen. Solange konnte er es ertragen, oder? Denn irgendwie verstand er sein Schicksal als Preis für das Zusammensein mit Draco. Und das war es doch wert, oder? Er lachte leise. „Danke, Draco.“, flüsterte er. „Ich glaube, ohne dich würde ich einfach durchdrehen.“ Wahre Worte, wenn er es recht bedachte. Ohne ihn, wäre er längst fort und wahrscheinlich tot. Vorsichtig löste er sich aus der Umarmung und lächelte ihn leicht schief an. „Morgen gibt es Antworten. Bis dahin…“ Er küsste ihn sachte. „Danke.“ ~*~*~*~ „Es gibt nichts zu danken.“, murmelte der Blonde als Antwort und lehnte seine Stirn gegen Harrys. „Überhaupt nichts.“ Zärtlich wuschelte er ihm durch die Haare und blickte ihn dann an. „Und jetzt bring uns dahin, wo auch immer du heute Nacht schlafen willst. Und am besten, bevor uns Filch noch erwischt.“ Er lächelte leicht. ~*~*~*~ Harry nickte, nahm wieder seine Hand und machte sich auf den Weg zur Krankenstation. Er war still, in sich gekehrt, dachte darüber nach, was wäre, wenn er eben diese Träume nicht haben würde, wenn er diese Narbe nicht haben würde. Was wäre gewesen, wenn Voldemort ihn eben nicht gezeichnet hätte? Der Schwarzhaarige kam zu einem Schluss, der ihn das Schicksal leichter ertragen ließ. Er wäre längst tot. Er hätte Draco niemals kennen gelernt. Er hätte keine so guten Freunde. Und auch wenn er dann auch keine Sorgen mehr hätte, war es das nicht wert, oder? Und irgendwie glaubte er nicht daran, dass er, wäre er nicht gezeichnet worden, überlebt hätte, denn seine Eltern waren gegen Voldemort gewesen und früher oder später hätte er sie umgebracht. Wie er auch jetzt nach und nach alle Zauberer, die ihm Widerstand leisteten, umbrachte. Er oder seine Leute. McGonagall hatte gesagt, dass es zu viele würden. Zu viele Todesser… Er konnte sich das vorstellen, denn die Menschen hatten Angst, waren fasziniert von Macht. Und wie viele waren im Orden? Er wusste es nicht. Er hoffte nur, dass es viele waren. „Wir haben gar nicht gefragt, ob dein Vater dabei war…“, murmelte er irgendwann, als sie in den Flur traten, wo die Krankenstation war. Er hatte zu Boden gesehen, seine Füße hatten den Weg von allein gefunden. Aber die Frage, ob Malfoy Senior unter den vieren war, die gestorben waren, die war ihm gerade in den Kopf gehastet. ~*~*~*~ „Bei dem Überfall?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Ganz sicher. Unter den Toten? Sicher nicht. Das wüsste ich.“ Dessen war er sich wirklich sicher. Er würde es spüren, wenn sein Vater starb. Und er würde dabei sein. So oder so. Ein kalter Glanz trat kurz in die grauen Augen, ehe er wieder verschwand und die Müdigkeit erneut ihren Ausdruck beherrschte. ~*~*~*~ Harry nickte. Wahrscheinlich hatte er Recht. Malfoy starb nicht so einfach. Sie erreichten die Tür und er klopfte an, bevor sie eintraten. Mme Pomfrey schien fertig mit der Welt, sah wild aus und trug unter ihrem Kittel ein nachtblaues Schlafgewand. Sie blickte sie fragend an, brauchte aber keine Erklärung, als sie Harrys Gesicht ansah. Sie hatte Bescheid bekommen, dass so etwas passieren konnte. Die beiden Jungen durften noch nicht zu Tonks, die hinter einem Sichtschutz lag, das verbat sie ihnen. Sie sollten sich hinlegen und schlafen, bekamen jeder einen Trank von ihr, der ihnen einen ruhigen, traumlosen Schlaf für etwa vier Stunden geben würde. Harry nahm die Flasche entgegen, aber sie wartete nicht, bis er sie trank, sondern wuselte gleich weiter und so stellte Harry sie auf den Nachttisch. Traumloser Schlaf… Das klang verlockend, aber es war Flucht. Schlimmer als Flucht. Und er wollte nicht flüchten. Und er wollte nicht verpassen, wenn Tonks aufwachte. Langsam stand er wieder auf und kam zu Draco und dessen Bett herüber. Er würde wach bleiben. Bei ihm sein und wach bleiben. ~*~*~*~ Draco verzichtete sowieso auf den Trank. Er war todmüde und brauchte sicher keine Einschlafhilfe. Stumm zog er den Gryffindor in seine Arme und drückte ihn an sich. Eng aneinander gekuschelt lagen sie in dem schmalen Bett. „Wenn du nicht schlafen kannst oder reden willst - dann weck mich, ja?“ Draco gab ihm noch einen zarten Kuss, dann fielen ihm auch schon die Augen zu. ~*~*~*~ „Okay.“ Harry lächelte über das Angebot. Aber er würde ihn nicht wecken. Er brauchte Zeit. Zum Nachdenken. Sich an seine Brust schmiegend, lauschte er dem gleichmäßigen Herzschlag und ließ seine Gedanken schweifen. Mme Pomfrey ließ ihn in Ruhe, bekam nicht einmal mit, dass er noch wach war. Harry schlief nicht mehr ein. Er hatte Angst vor neuen Träumen, schließlich hatte er diesmal selbst in Dracos Armen noch geträumt. Draußen dämmerte es und zu diesem Zeitpunkt waren Harrys Gedanken zu einem Stillstand gekommen. Er hatte aufgehört zu trauern, denn er hatte sich eines klar gemacht: Die Menschen, die heute gestorben waren, waren keine, die er kannte. Er sollte und wollte seine Kraft nicht an solche verschwenden. Er würde noch so viel brauchen. Und er würde sich darauf konzentrieren, dass seine Freunde, die Menschen, die er mochte, überlebten. Es war grausam in seinen Augen, egoistisch und gemein, aber er fühlte sich zu schwach, um alles auf sich zu nehmen. Sein Ziel war einfach nur, seine kleine Welt zu beschützen und mit ihr alle, die ihm wichtig waren. Die Sonne ging auf und Poppy zog die Vorhänge zu, um ihren und Tonks’ Schlaf nicht zu stören. Kurz sah sie nach ihnen, doch da machte Harry die Augen einfach zu. Er wollte nicht aufstehen, sondern bei Draco bleiben. Und er wollte hier bleiben, bis Tonks aufwachte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Leise öffnete sich die Tür und Remus Lupin trat ein. Sein abgetragener Umhang wies einige Brandspuren auf, ähnlich wie der Dumbledores, und seine Augen waren müde. Nichtsdestotrotz bewegte er sich leise und zielsicher zu dem Vorhang, hinter dem Tonks’ Bett stand. ~*~*~*~ Harry hatte aufgesehen, als die Tür sich öffnete, und war mehr oder minder erstaunt, den Mann zu sehen. Er hatte ja gewusst, dass er und Tonks sich nahe standen. Und er fand es lieb, dass er kam. Dazu beruhigte es ihn zu sehen, dass es ihm wirklich gut ging. Er wüsste nicht, was er getan hätte, wenn Remus gestorben wäre, schließlich gehörte er zu diesem Kreis, der ihm so viel bedeutete. Harry wartete noch ein paar Minuten, dann löste er Dracos Hand von seinem Schlafanzug und rutschte aus dem Bett. Barfuß und schweigend ging er zu dem Mann, der inzwischen neben dem Bett auf einem Stuhl saß. Er sah schrecklich aus. Er hatte mehr als eine Schramme im Gesicht, der Umhang hatte wahre Brandlöcher und sein Haar wirkte auch ein wenig angesenkt. Leise trat Harry zu ihm hin. Am liebsten hätte er ihn umarmt, aber er traute sich das nicht. Bei Sirius und Tonks… Aber Remus… Er wirkte immer so auf Abstand. ~*~*~*~ „Hey, Harry...“ Remus blickte auf, als Harry durch den Vorhang trat. Er schenkte dem Gryffindor ein schwaches Lächeln und blickte dann wieder auf die schlafende Tonks. Still blieb er so einen Augenblick und sah den Jungen dann erneut an. Auch Harry wirkte mitgenommen, wie es ihm langsam ins Bewusstsein kam. Sirius würde dieser Anblick kaum gefallen. Er würde sich Sorgen machen – und entgegen aller Vernunft versuchen, den Kampf dieses Jungen für ihn zu führen. Sein Lächeln wurde schmerzlich, dann trat er langsam zu Harry hinüber und strich ihm über die Haare. „Schläft Draco noch?“, fragte er leise. Wo Harry war, da war sein Freund kaum weit. ~*~*~*~ „Ja. War lange heute Nacht...“ Harry lächelte ebenfalls schwach. Er sah auf Tonks hinab. Ihre Haare waren ebenso blass wie sie. Blasslila. „Ich wollte da sein, wenn sie aufwacht.“ ~*~*~*~ „Sie wird sich freuen, dich zu sehen.“ Remus konnte die Sorge nicht aus seiner Stimme verbannen. Auch wenn klar war, dass sie wieder gesund wurde. „In Zeiten wie diesen ist es umso schwerer, Menschen zu haben, die man liebt.“ Er blickte erneut auf Tonks’ blasses Gesicht und seufzte tief. Tonks war verletzt, Sirius verschwunden, ein Teil der Ordensmitglieder und seiner alten Freunde war tot. Im Moment war die Hoffnungslosigkeit so unendlich greifbar. ~*~*~*~ Harry seufzte und griff schließlich ein wenig schüchtern nach Remus’ Hand. Er sah das ein bisschen anders. Menschen, die man liebte, brauchte jeder. Aber die Mutlosigkeit konnte er schon ein wenig verstehen. Angst um diese Menschen oder der Schmerz, wenn sie gingen, machte es schwer. „Aber sie sind es wert. Oder?“ Er sah zu ihm auf. Versteckte Hoffnung glomm in seinen Augen. Hoffnung für Tonks, für Remus, für Draco. Für sich selbst. ~*~*~*~ „Natürlich sind sie es wert.“ Remus schenkte dem Jungen ein warmes Lächeln und drückte leicht seine Hand. „Auch wenn uns Angst und Sorge um sie Schmerz bereiten, sind sie es, die uns stark machen und uns Hoffnung geben. Selbst wenn diese Hoffnung manchmal zu vergehen droht.“ Nach einem kurzen Augenblick des Zögerns legte er seine Arme um Harrys Schultern und drückte ihn fest an sich. Sirius hätte das jetzt getan, weil Harry eine Umarmung brauchte. Und er hätte ihm selbst gesagt, dass er gefälligst nicht so steif und distanziert sein sollte. ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde ein gutes Stück erleichterter, als er seine Arme um den Mann legte und die liebe Geste erwiderte. Der Werwolf hatte ja Recht, wie ihm die Erfahrung gezeigt hatte. Er hatte doch auch schon einmal aufgeben wollen, hatte nur durchgehalten, weil es wenigstens ein paar Menschen gab, an denen ihm etwas lag. „Seid...“ Die Frage schoss ihm durch den Kopf und er stockte, weil er sich nicht sicher war, ob er sie stellen durfte oder nicht. Er tat es. „Seid ihr zusammen?“ ~*~*~*~ „Ähm...“ Remus blickte den Jungen verlegen an. Es war selten, dass man ihn so sah und seine Selbstsicherheit fast vollkommen dahin bröckelte. „Ich schätze, Nympha würde jetzt mit Ja antworten.“ Kurz blitzte so etwas wie Schuld in seinen Augen. „Sie lässt sich nicht davon abbringen, obwohl es wohl... klüger wäre.“ Sein Blick wanderte zu Tonks’ stiller Gestalt und richtete sich dann wieder auf Harry, den er noch immer festhielt. „Ich bin zu gefährlich...“, flüsterte er rau. ~*~*~*~ Harry lachte dunkel. Zu gefährlich? Er ließ Remus los und blickte ihn an. „Ich bin auch gefährlich. Allein meine Nähe ist gefährlich. Aber das interessiert sie nicht. Das interessiert dich doch auch nicht. Und Sirius hat es auch nie interessiert. Bei mir nicht und bei dir nicht. Also... bring ihr doch einfach auch den Animaguszauber bei, dann kann ihr nichts mehr passieren. Oder?“ ~*~*~*~ Remus musste unwillkürlich lachen und strubbelte Harry durch die Haare. „Exakt das hat Sirius auch gesagt.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Daran erkennt man wohl die Menschen, die es wirklich ernst meinen. Sie lassen sich durch nichts von einem abbringen und sie werden einem niemals von der Seite weichen.“ Er ließ Harry mit einem leichten Lächeln los und legte ihm die Hand auf die Schulter, während er wieder zu Tonks blickte. ~*~*~*~ Harry tat es ihm nach. „Was ist überhaupt passiert?“ ~*~*~*~ Remus’ Miene wurde wieder düsterer, beinahe so, als wenn Wolken aufzogen. „Dumbledore hat uns auf Abruf bereitstehen lassen, weil er von der Bedrohung des Ministeriums erfahren hat.“ Sein wissender Blick traf Harry. „Wir sind auf sein Zeichen dorthin und haben versucht, wenigstens etwas zu retten. Einige Todesser unschädlich zu machen und gefangen zu nehmen. Sie waren so dumm... Wir haben das Ministerium gewarnt. Wieder und wieder. Und trotz des ersten Angriffs wollte Fudge es nicht wahrhaben.“ Wütend ballte der Werwolf die Hand zur Faust. „Es hätte verhindert werden können! Diese… Hölle aus Flüchen und Toten wäre vermeidbar gewesen. Wir haben für diesen winzigen Sieg teuer bezahlt.“ Er dachte an die gefallenen Freunde und an seine verletzte Freundin. Der Blick aus seinen braunen Augen war noch immer wissend auf Harry gerichtet. „Ich war vorhin bei Dumbledore. Du hast einiges von dem Kampf gesehen, nicht wahr?“ ~*~*~*~ „Zu viel.“ Harry nickte. „Und lange nicht genug...“ Vorsichtig lehnte er sich gegen Remus. Er hatte gerade einfach dieses Bedürfnis, wollte die Bilder nicht wieder sehen. „Es wird jetzt leichter und gleichzeitig schwerer. Fudge kann euch nicht mehr hindern. Aber es gibt auch keinen mehr, der allen sagen kann, was getan werden muss. Mione hat gesagt, das wäre eine Katastrophe.“ ~*~*~*~ „Es gibt andere, die Fudges Platz einnehmen könnten. Oder vielmehr: Es gab andere. Das gesamte Zauberergericht wurde bereits ausgelöscht und viele andere Mitarbeiter der höchsten Ebene sind nicht mehr aufzufinden. Die Zaubererwelt ist kopflos.“ Remus schwieg düster und drückte den Jungen sachte an sich. „Und doch gibt es Hoffnung. Noch immer.“ „Und auch nur, weil wir uns ansonsten gleich alle umbringen könnten.“ Draco hatte still hinter den beiden an der Absperrung gelehnt und ergriff nun das Wort. Seine Stimme klang rau und heiser, seine Haare waren vom Schlafen verstrubbelt, doch seine Augen glänzten wie kalter Stahl. Remus wandte den Kopf und blickte den Slytherin an. „Vielleicht deswegen. Vielleicht auch einfach, weil wir leben wollen.“ „Leben – das könnten wir auch auf seiner Seite. Aber das ist nicht, was wir wollen. Leben ist doch letztendlich mehr als nur zu überleben.“ Er trat langsam auf die beiden zu. „Wir wollen nicht nur leben, sondern unsere Zukunft in die Hände nehmen.“ Remus lächelte leicht und nickte. Wenn dieser Kampfeswille sie alle erfüllte, dann hatten sie wenigstens etwas, auf das sie sich verlassen konnten. ~*~*~*~ Harry hatte ebenfalls den Kopf gewandt und lächelte nun. „Leben in Freiheit ohne Angst.“, stimmte er seinem Freund zu. Er streckte die freie Hand nach Draco aus. ~*~*~*~ Dieser trat auf den Gryffindor zu und drückte sachte die schmalen Finger. „Ganz genau.“ Remus lachte leise und wuschelte Draco durch die Haare, was dieser mit einem leisen Überraschungslaut über sich ergehen ließ. „Sirius hat Recht mit seiner hohen Meinung von dir. Ich war mir erst nicht sicher, weil ich dich bereits kannte, jedoch hast du wirklich erkannt, was wichtig ist. Und ich bin froh, dich an Harrys Seite zu wissen.“ Schlagartig wurde der blonde Junge rot. Erst hatte er so etwas wie Zorn über diese Worte gespürt, doch nun empfand er Stolz und Verlegenheit. ~*~*~*~ Harry grinste leicht. Er freute sich, dass Remus Draco offenbar auch akzeptierte. Irgendwie hatte er das Glück, dass keiner der Menschen, die er mochte, sich gegen ihn und Draco stellte. Es hatte etwas äußerst Beruhigendes. Wieder blickte er seinen Freund freundlich an, zog ihn an sich und sein Grinsen wurde breiter. „Rot steht dir wirklich gut. Keine Einbildung. Einfach süß!“ ~*~*~*~ Dracos Gesichtsfarbe wurde schlagartig noch dunkler. Remus lachte leise und mit einem freundlichen Augenzwinkern. „Nicht so sehr wie dir. Oder wie dir grün steht.“ Der Slytherin grinste anzüglich und gewann seine Fassung langsam wieder. ~*~*~*~ „Grün ist ja auch schön. Später werde ich gerne überall Grün tragen, wenn du das möchtest. Nur halt nicht dieses Grün. Das hat einen unschönen Beigeschmack.“ Dann grinste Harry frech. „Aber zum Glück kann ich nicht vor Verlegenheit grün werden.“ ~*~*~*~ Draco zog eine Schnute. „Danke.“, sagte er nur trocken, während Remus jetzt wirklich in Gelächter ausbrach. Es schien glatt, als wenn sich dieser Junge trotz allem eine Beleidigung seines Hauses verbat. Bemerkenswert, wenn es auch vielleicht einfach nur zu viel Stolz war, der ihn dazu brachte. ~*~*~*~ Harry lachte auch. Wenngleich auch eher über den leicht beleidigten Ausdruck Dracos. Wie süß. „Hey.“ Er zog ihn noch ein Stück näher und gab ihm einen Kuss. „Nicht böse sein.“ ~*~*~*~ „Pfff...“, machte der Blonde leise und blinzelte ihn an. „Denk daran, du hättest selbst beinahe dazu gehört. Wobei...“ Er betrachtete seinen Freund von Kopf bis Fuß und ignorierte, dass Remus überrascht die Luft scharf eingesogen hatte. „...die hätten dich wahrscheinlich total verdorben.“ ~*~*~*~ „Meinst du?“ Harry runzelte die Stirn. „Wahrscheinlich hätten sie mich eher alle umgebracht. Schließlich war ich es, der ihnen – vielen von ihnen – alles verdorben hat.“ Er lächelte. „Aber so wie du es ausdrückst, hat Gryffindor mir gut getan, ja?“ ~*~*~*~ Draco lachte und strich ihm über die Wange. „Da es dazu beigetragen hat, dass du bist, wer du heute bist...“ Sein Lächeln wurde weich und liebevoll. „Reicht das als Antwort?“ ~*~*~*~ „Ja!“ Harry strahlt ihn an. Ein verstecktes Liebesgeständnis. Und so ein schönes! „Boah, davon bekommt man ja Karies...“ Die schwache Stimme kam vom Bett. Tonks war wach und hatte die Augen offen. „Kann mal jemand die Trommler rauswerfen? Das dröhnt so...“ ~*~*~*~ „Nymphadora!“ Remus war sofort neben ihr und nahm ihre Hand, ignorierte dabei ihr verzogenes Gesicht, weil er ihren Vornamen genannt hatte. Draco hatte zu einer Antwort angesetzt, unterließ diese jedoch, als er Tonks’ sichtlich mitgenommenes Gesicht sah. Immerhin bekam sie langsam wieder Farbe. Farbe, die bei ihren Haaren anfing und diese in ein leuchtendes Rot verwandelte. ~*~*~*~ Harry wandte sich ebenfalls ihr zu. Er sah sie erröten, als sie Remus ansah, und musste fast lachen, als die Haare begannen, sich mit dem Rot in ihrem Gesicht zu beißen. Total süß. Sie war verliebt – und Remus auch. Er trat hinter dem Werwolf näher und lächelte. „Hey. Geht es dir besser?“ Sie starrte ihn an, dann nickte sie. Was sie sofort bereute, wie man eindeutig sah. Ihr Mienenspiel war offensichtlich. „Wow. Mein Kopf ist matschig!“ Sie schien sich zu freuen. Und Harry bemerkte, dass sie sich weigerte, Remus’ Hand wieder loszulassen. „Sind wir in Hogwarts? Oder seid ihr beide ausgebüchst?“ Mit beinahe jedem Wort gewann ihre Stimme an Stärke. Man konnte förmlich sehen, wie das Leben in sie zurückkehrte. ~*~*~*~ „Wir sind in Hogwarts. Albus fand es besser, dich direkt herzubringen.“ Remus lächelte Tonks warm an und streichelte ihr sanft über die Wange. Draco sagte nichts weiter, sondern drückte nur Harrys Hand und trat dann beiseite, um einem Gespräch nicht im Wege zu stehen. Er selbst hatte nicht so wirklich etwas zu sagen. ~*~*~*~ Tonks begann zu lächeln. „Und ihr seid alle da! Das ist supertoll!“ Sie wollte sich ruckartig aufsetzen und Remus umarmen, aber auf halbem Wege stockte sie und fiel zurück auf ihr Kissen. Gequält hob sie die freie Hand über die Augen und jammert, dass der Kopf wehtun würde. Harry nickte. „Ich werde Madam Pomfrey rufen, okay?“ Sie nickte und Harry ging, um der Medihexe Bescheid zu geben.“ ~*~*~*~ Remus hielt sichtlich besorgt Tonks’ Hand weiter und wartete unruhig auf die Krankenhexe. Draco dagegen war ruhig, beinahe schon kühl, obwohl ihm Tonks auf eine verquere Art ans Herz gewachsen war. Sie war zumindest noch ein Teil seiner Familie. In dem Augenblick kam Madam Pomfrey herbeigeeilt und schickte die Besucher erst einmal eine Viertelstunde fort, um Tonks ausgiebig zu untersuchen und zu behandeln. „Jetzt können Sie wieder zu ihr. Aber keine Aufregung bitte“, verkündete sie schließlich. „Und Mr Potter, es ist Zeit für Ihren Trank!“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ The fearful always preyed upon your confidence Did they see the consequence when they pushed you around The arrogant build kingdoms made of the different ones Breaking them 'til they've become just another crown ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *mcgonagallfähnchenschwenk* Ich find sie süß... Sitzen mitten in der Nacht bei McGonagall auf dem Sofa, kuscheln und trinken Schokolade. XD Shi: Ich mag die Schlafanzüge immer noch. Die sind so knuffig. ^^ Treffpunkt Dumbledore --------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 126: Treffpunkt Dumbledore Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – Acoustic no. 3. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 126: Treffpunkt Dumbledore Wenige Minuten später stand dann plötzlich ein Tablett im Zimmer, auf dem Frühstück für sie alle stand, das sie um Tonks herum einnahmen, weil sie sich noch nicht hatte bewegen können, um an den Tisch zu gelangen. Kurz darauf verabschiedete sich Remus, der den Vertretungsunterricht für seine Freundin übernahm. Harry und Draco blieben auf der Krankenstation, bis kurz vor Anfang der zweiten Unterrichtseinheit plötzlich Ron, Hermione, Pansy und Blaise in der Tür standen. Dumbledore hatte es ihnen ja sozusagen erlaubt. Die vier Freunde waren reichlich besorgt, als sie im Krankenzimmer aufliefen. ~*~*~*~ „Bei Merlin! Hier seid ihr!“ Hermione hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah die beiden Jungen an, die auf einem der Betten hockten. „Und Blaise bestand ja darauf, dass wir euch nicht stören.“ Sie warf dem schwarzhaarigen Slytherin einen giftigen Blick zu, doch dieser grinste nur. „War doch nur logisch, denn entweder brauchten die beiden Ruhe – was ja wohl zutreffend ist – oder aber sie waren beschäftigt.“ Bei dem letzten Wort grinste er Harry und Draco derart anzüglich an, dass Ron das Blut ins Gesicht schoss und selbst Draco Probleme hatte, gelassen zu bleiben. Seine Antwort bestand in einem grauen Killerblick, der Pansy zum Kichern brachte. ~*~*~*~ Harry lächelte nur. „Wir haben im Laufe des Tages einen Termin bei Dumbledore.“, erklärte er freundlich. Hermione runzelte misstrauisch die Stirn. „Habt ihr wieder etwas getan?“ „Auch.“ Harry lächelte. „Aber darum geht es nicht. Es gab Vorfälle...“ Er blickte zu Draco. Sollte er es ihnen erzählen? Offenbar hatte Dumbledore es noch nicht getan und vielleicht war es eine Überlegung, die sie nicht kreuzen sollten. Und andererseits mussten sie es erfahren. In Harrys Augen lag eindeutig eine Frage. ~*~*~*~ Draco hob die Schulter. „Du solltest erzählen, Harry. Schließlich hast du es gesehen...“ „Gesehen?“ Blaise blickte den Jungen-der-lebt perplex an. „Was gesehen? Und warum ein Termin bei Dumbledore?“ Auch Pansy und die anderen zwei blickten Harry nun fragend an. ~*~*~*~ Hermiones Augen verengten sich. „Hast du wieder geträumt?“, wollte sie wissen. Und dann, als hätte er schon geantwortet: „Wovon?“ Sie war wirklich gut. Harry musste es anerkennen. Hermiones Kombinationsgabe war wirklich bemerkenswert. „Gestern hat es geregnet.“, erklärte er und sah ihr in die Augen. „Und die Todesser haben London in Schnee erstickt.“ Erschrocken keuchend hob Hermione die Hand vor den Mund. Ihre Augen waren geweitet und sie war blass geworden. Ron neben ihr auch. ~*~*~*~ Draco lauschte still Harrys erneuter Erzählung und legte seinem Freund die Arme um die Schultern, denn er ahnte, dass es diesem nicht leicht fiel, den Schrecken auszudrücken. Sobald Harry geendet hatte, ließ er keine Zeit für Nachfragen, sondern berichtete knapp weiter, wie sie Dumbledore hatten aufsuchen wollen, bei McGonagall gelandet waren, die Zeit totgeschlagen hatten, von Dumbledores Bericht und dem Aufwachen auf der Krankenstation. Ehe sie jedoch weiterreden konnten, kam Madam Pomfrey und jagte sie in den Unterricht. ~*~*~*~ Die Stimme von Flitwick rauschte nur so an Harry vorbei, während er seine kompletten Gedanken auf Draco und den Farbkontrast von Pink und Grün richtete, um die Bilder aus seinem Traum auszusperren. Flitwick war seltsam ruhig an diesem Tag und er kümmerte sich hingebungsvoll um die Schüler, die die Verteidigung, die sie diesmal lernten, noch nicht konnten. Harry hatte sie gelernt. Von Hermione. Vor mehr als vier Wochen. Der Unterricht verging. Langsam, aber zum Glück stetig. Dann kam das Mittagessen, das sie in der Großen Halle einnahmen, um erreichbar zu sein, wenn Dumbledore sie erreichen wollte. Das Haus Dumbledore saß wieder zusammen und es herrschte eine seltsam unterdrückte gehässig-neugierige Stimmung. Die Auslöser waren die Zwillinge. Sie grinsten die ganze Zeit wie irre und ihre Blicke wechselten stetig zwischen dem Gryffindortisch und dem Slytherintisch hin und her. ~*~*~*~ Misstrauisch verfolgte Draco diesen Blickwechsel. Die beiden hatten eindeutig etwas ausgeheckt und als das Mittagessen zur Hälfte vorbei war, geschah das, worauf die Zwillinge offenbar warteten. Warrington erhob sich mit glasigem Blick und einem leicht debilen Lächeln. Puceys hektische Versuche, ihn zurückzuhalten scheiterten. Am Gryffindortisch stand Dean Thomas nahezu gleichzeitig auf. Mit offenem Mund sah die Schülerschaft zu, wie die beiden Jungen aufeinander zu gingen, sich immer näher kamen und dann kurz verharrten, um sich einen Wimpernschlag später hingebungsvoll zu küssen. Nicht nur Ron spuckte seinen Kürbissaft über den Tisch – Snape tat das gleiche. McGonagall bekam einen Hustanfall, weil sie sich verschluckt hatte, doch damit war sie bei weitem nicht allein. ~*~*~*~ „Dann war das Foto doch nicht gefälscht?“ „Die zwei sind wirklich zusammen?“ „Jetzt sogar öffentlich?“ „Das ist ja pervers!“ „Ist Thomas doch auf der anderen Seite!“ „Es gibt bei weitem hübschere Jungen als Warrington...“ Das Getuschel wollte nicht enden. Das Gelächter ebenfalls nicht. Fred, George und Lee schlugen einander ab und jubelten. Harry grinste böse. Deswegen also diese Blicke. Das hatten sie also geplant. Hermione neben ihm sah finster aus. „Ihr habt ein Gesetz missachtet.“, knurrte sie, doch sie wurde enttäuscht. „Haben wir nicht!“ Fred lag vor Lachen auf dem Tisch. „Wir haben die Leidenschaft geweckt!“ „Das ist alles!“ „Ein bisschen Aphrodisiakum, das ist alles!“ „Was können wir dafür, wenn sie sich nicht beherrschen können?“ ~*~*~*~ Blaise prustete in seinen Kürbissaft. „Erinnert mich daran, dass ich euch nie als Feinde haben will!“ In dem Moment beschlossen Snape und McGonagall, der Show ein Ende zu machen. Der giftige Blick, den Snape durch die Halle schickte, sagte sehr deutlich, dass er wusste, dass hier ein Trank im Spiel war. Seine schwarzen Augen huschten über Draco, der den meisten Grund hatte, Warrington so etwas anzutun, und verharrten schließlich auf den Zwillingen, die als einzige dreist und frech genug dazu waren. „Uh, ich würde sagen, Snape hat euch durchschaut.“, stellte Draco ruhig fest und sah zu, wie die zwei Lehrer die beiden Schüler, die sich kaum voneinander lösen wollten, hinausbrachten. ~*~*~*~ Die letzten, die verschwanden, waren die beiden Katzen, die hinter ihrem selbsterwählten Herrn herhasteten. Harry lächelte durchtrieben. „Ja, ich sage, euch steht eine Strafarbeit bevor.“ „Warum?“ „Kann er es beweisen?“ „Nein, aber er findet eine Möglichkeit.“ Ron schien zwischen Bestürzung und Freude zu schwanken. „Aber das wäre Verleumdung!“, empörte sich George. Lee begann zu lachen, als Hermione antwortete: „Nein, das wäre Wahrheit. Instinkt.“ „Wir könnten doch einen Wahrheitstrank benutzen.“ Angelina lächelte liebenswürdig. „Wir könnten sie aber auch decken...“ Alicia sah ihre Freundin an. „Immerhin bestrafen sie sie zurecht!“ Harry nickte. „Seh ich auch so. Todessern und deren Anhänger haben nichts anderes verdient.“ ~*~*~*~ Draco hob kurz die Schultern und widmete sich wieder seinem Mittagessen. Die Zwillinge würden ihre Köpfe garantiert irgendwie aus der Schlinge bekommen. Was er viel beunruhigender fand, war, dass Dumbledore nicht zum Essen erschienen war. Genauso waren heute bisher sämtliche Ausgaben des Tagespropheten ausgeblieben. Man wusste allgemein, dass etwas geschehen war, aber nicht was. ~*~*~*~ Sie machten sich irgendwann auf den Weg zu Hagrids Hütte. Raue-Pritsche erwartete sie schon und war an diesem Tag irgendwie noch übler drauf als sonst. Es ging um Kaninchen. Eine Abart. Fleischfresser. Lieblingsspeise: Das Fleisch von Allesfressern. „Na, danke aber auch.“, murrte Ron, als seines ihn zum dritten Mal biss. Harrys Tier jedenfalls tat nach zehn Minuten gar nichts mehr, was darin seinen Ursprung hatte, dass er es mit der Ganzkörperklammer belegt hatte. ~*~*~*~ Draco hatte seinem Tier schließlich die Schnauze verklebt und Pansy hatte ihrem einen temporären Vegetarierfluch verpasst, weswegen es jetzt ganz ruhig an einem Löwenzahn knabberte. Sie waren alle froh, als der Unterricht vorbei war. Blaise reparierte eben noch seine misshandelten Schuhe magisch, dann machten sie sich auf, um in ihrem Klassenraum Hausaufgaben zu machen und bis zum Abendessen weiterzutrainieren. „Ich hoffe nur, dass Dumbledore jetzt endlich da ist.“, flüsterte Hermione leise, als sie die Große Halle betraten. Er war da und er sah ernst aus. Es war wie üblich laut in dem großen Raum, bis sich der Schulleiter erhob. Schlagartig wurde es still. „Meine lieben Schülerinnen und Schüler, es gibt wichtige Dinge, die ich euch mitteilen muss. Das Ministerium würde nicht wünschen, dass ich sie euch mitteile – wenn es das Ministerium noch geben würde. In der gestrigen Nacht haben Voldemorts Todesser das Ministerium überfallen und den Zaubereiminister Cornelius Fudge ermordet. Genauso haben sie das gesamte Zauberergericht und die komplette Führungselite des Ministeriums ausgelöscht.“ Entsetztes Schweigen herrschte, als er kurz innehielt. „Es steht zu erwarten, dass sich der Rest der Ministeriumsangestellten zu einer neuen Übergangsregierung formieren wird, doch das wird seine Zeit brauchen. Wir alle zahlen nun den Preis für Blindheit und Ignoranz. Es gibt nur noch einen sicheren Ort – und das ist Hogwarts. Wer bleiben will, wird hier allen menschenmöglichen Schutz finden. Dort draußen tobt Krieg. Und es wird endlich Zeit, dieses Wort auch zu benutzen. Es ist ein Krieg, in dem wir nur eine Chance haben, wenn wir zusammenstehen. Deswegen singen wir nun gemeinsam in dieser schweren Zeit die Hymne von Hogwarts.“ ~*~*~*~ In der Halle erhoben sich Stimmen, als goldene Letter sich aus Dumbledores Zauberstab in die Luft erhoben, und es war wirklich erstaunlich, wie viele diesmal die Melodie des von den Zwillingen geliebten Trauermarschs anstimmten. Selbst Fred und George verzichteten auf den Hochzeitsmarsch, den sie für den nächsten Gesang geplant hatten. Und mitten in dem Lied fiel Harry auf, dass einige der Schüler nicht sangen. Nicht nur Slytherins, auch aus den anderen Häusern fanden sich vereinzelt Schüler, die sich nicht rührten. Es zeigte doch recht deutlich, wer wirklich auf ihrer Seite stand. ~*~*~*~ Draco hatte Harrys Hand auf der einen Seite und Blaises auf der anderen Seite genommen. Schnell hielt sich das gesamte Haus Dumbledore an den Händen. Der Blonde hatte noch nie zuvor soviel Energie und Hoffnung in diesem Lied verspürt – trotz der traurigen und schweren Melodie. Und des bescheuerten Textes. Dumbledore setzte sich, als das Lied beendet war, und sofort brach wieder Getuschel los. Krieg. Das Wort war zuvor noch nie gefallen und jetzt beherrschte es die meisten Gespräche. Etwas später kamen die Eulen – und damit auch die erste erneut unabhängige Ausgabe des Tagespropheten, die Dumbledores Worte nüchtern bestätigte. Außerdem landete eine der Schuleulen vor Harry und Draco. Der Brief, den sie brachte, enthielt nur wenige Zeilen. ‚Morgen Mittag um zwölf Uhr in meinem Büro. Alle sechs.’ Eine Unterschrift war nicht notwendig. Sie wussten auch so, dass er nur von Dumbledore sein konnte. ~*~*~*~ Harry blickte kurz zu Dumbledore hinauf und nickte diesem zu. Da hatte er ja eine erfreuliche Nacht vor sich. So wie er sich kannte, würde er die ganze Zeit Gedanken wälzen. Aber solange dann Antworten kamen... Astronomie nach dem Abendbrot bot einen hellen, klaren Sternhimmel auf, sodass sie in der Kälte und dem Wind oben auf dem Turm froren wie die Schneider. Es wurde von Harry und Draco in der Badewanne kompensiert. Das warme Wasser machte zumindest müde, sodass sie bald darauf im Bett lagen, kuschelten und zu schlafen versuchten. Harry lauschte dem gleichmäßigen Herzschlag Dracos, konzentrierte sich nur darauf. Und auf die Wärme neben sich. Angenehm. Und obwohl Krieg herrschte möglich. Wie sich die anderen wohl heute Nacht ins Reich der Träume brachten? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Am Frühstückstisch waren alle sechs bereits hibbelig, da sie absolut keine Vorstellung davon hatten, was ihnen Dumbledore alles eröffnen konnte und wollte. Nach dem Frühstück allerdings mussten sie sich zunächst wie gewohnt wieder trennen – Harry und Ron gingen zu Wahrsagen, während es die anderen zu Arithmantik verschlug. Draco versank in einem leichten Halbschlaf, während sich Pansy der Analyse ihrer eigenen Talente widmete. Hermione hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass es vielleicht sinnvoll sein könnte, ihre Talente alle herauszufinden. Außerdem sollte das Pansys Selbstbewusstsein noch etwas mehr stärken, denn manchmal sorgte sich Hermione wirklich um die Freundin. Blaise und Hermione widmeten sich wieder ihren Tom-Riddle-Analysen. Diesmal hatten sie sogar ein Erfolgserlebnis. „Heureka!“, rief Blaise irgendwann, schnappte seine Sachen und stürmte dicht gefolgt von Hermione, die murmelte „Das müssen wir sofort nachlesen!“ aus dem Klassenzimmer. Nicht nur die Schüler, sondern auch Professor Vektor blickte ihnen fassungslos hinterher. Dann begann die Lehrerin wie ein Rohrspatz zu schimpfen und war den Rest der Stunde über höchst gereizt. ~*~*~*~ Harry und Ron hatten ebenfalls ein reichlich unschönes Erlebnis mit ihrer Lehrerin, denn ganz egal, was sie sagte, jeder Satz endete mit dem Tod. Klasse. Ganz toll. Sie behandelten heute eine neuartige Methode des Wahrsagens. Mit Hilfe eines Pendels über einer Sternkarte sollte man herausbekommen, wie die Zukunft von Hogwarts aussah. Skepsis miteingeschlossen machten sich Ron und Harry an die Arbeit. Lavender saß mit an ihrem Tisch, ganz begeistert, was die Jungen deutlich nervte. Während einer die Karte hielt, zog der zweite die Pendelschwingung des dritten nach. Rons Pendel hatte zwei Punkte, die es aufsuchte. Seine Prognose: „Ich werde das nie lernen!“ Lavender dagegen schickte ihr Pendel über das ganze Blatt, eindeutig geschummelt, aber die beiden Jungen verkniffen sich jeglichen Kommentar. Dann war Harry dran, genauso unwillig wie Ron, doch gerade als er nach dem Pendel griff, änderte sich die Atmosphäre - sie wurde drückender. Das Pendel schwang zuerst gar nicht, wie ein ruhender Pol, bewegte sich dann ganz langsam, begann zu schwingen und zu kreisen. Dann erklangen dunkle Worte, die Rons Feder verharren ließen. „Der Schild, er bricht, der Zauber gegangen, Eis zersplittert, Wasser verrinnt im Angesicht von Schmerz, Tod färbt den Schnee rot.“ Ron starrte ihn an, war blass geworden, bevor er hektisch zu schreiben begann. Lavender war begeistert. Sie strahlte Harry an, erklärte ihm, wie wundervoll düster seine Worte klangen, wie romantisch. Sie bemerkte nicht, wie seine Augen dunkel wurden. Den Rest der Stunde waren die beiden Jungen still. Harry hatte seine Prophezeiung gelesen und jetzt war er angespannt. Der Mann in dem Bild neben ihnen war verschwunden. Er war wahrscheinlich gerade dabei, diese Nachricht an Dumbledore weiterzuleiten. Ron berief eine Versammlung der sechs nach dem Unterricht ein. In ihrem Klassenzimmer. ~*~*~*~ „Schieß los.“, war Pansys Begrüßung, als Ron und Harry dicht gefolgt von Hermione und Blaise auftauchten. Draco musste Harrys blasses Gesicht und die Schatten in den grünen Augen nur sehen, um zu wissen, dass er wieder etwas Schreckliches prophezeit hatte. Er hasste es, dass ausgerechnet Harry von dieser Gabe heimgesucht wurde. Als wenn sein Freund nicht schon genug zu tragen hatte! ~*~*~*~ Ron nickte nur und trug mit stoisch ernster Miene und leisen Worten Harrys Prophezeiung vor. Danach herrschte Schweigen. „Es geht um Hogwarts.“, fügte Harry schließlich leise an. „Das Schicksal eines Ortes. Das war die Aufgabe. Und ich... habe Hogwarts genommen...“ Es war das einzige, an das er sich erinnerte, als er seine Hand über der Karte hatte positionieren müssen. „Und es schneit.“ „Oder liegt Schnee...“ Pansys Augen waren ebenfalls dunkel. „Wenn wir Pech haben...“ „‚Der Schild, er bricht’, das kann vieles bedeuten.“, ging Hermione dazwischen. „Es kann ein Schild sein, der massiv ist, oder...“ „Aber es war doch von Magie die Rede, oder?“ Pansy sah sie an. „Also wird es ein magischer Schild sein.“ ~*~*~*~ „Vielleicht. Oder... Dumbledore hat doch die Einigkeit immer als gemeinsamen Schild von Hogwarts bezeichnet, nicht wahr? Die kann genauso gut zerbrechen.“ Blaise strich sich nachdenklich durch die Haare. „Wir sollten es ihm nachher erzählen – und ihn nach der möglichen Bedeutung fragen.“ Draco sagte nichts. Er lehnte neben Harry an einem der Tische und strich ihm weich durch die Haare. So oder so – es würde mit Sicherheit passieren. Was auch immer es war. Bisher hatten sich Harrys Prophezeiungen schließlich immer bewahrheitet. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige seufzte traurig. „Wenn es so ist, dann muss wenigstens unsere Gruppe bleiben. Wir sechs...“ Auch wenn es besser wäre, wenn es sie nichts anginge. „Ich brauche euch.“ Harry wusste genau, dass er ohne sie nicht weit kommen würde. Schwer lehnte er sich gegen Draco, griff nach seiner Hand und drückte sie fest. Vor allem ihn brauchte er. Vor allem ihn. ~*~*~*~ „Du vergisst das Haus Dumbledore. Auch das wird zusammenstehen.“, sagte Blaise leise. Pansy nickte heftig. Auch wenn das alles nur Schüler waren – sie standen trotzdem zusammen. Allerdings war die Frage, was sie letztlich groß in diesem Krieg anderes ausrichten konnten, als Harry zu beschützen, damit dieser Voldemort töten konnte. Draco legte den freien Arm um Harry und drückte ihn fest an sich. Auf eine stille Art und Weise war das eine Erneuerung des Versprechens, dass er nie von seiner Seite weichen würde. ~*~*~*~ Nachdem ihre kurze Pause vorbei war, gingen sie zu dem Zusatzunterricht für die fünfte Klasse. Sie waren zu spät, weil sie natürlich viel zu viel Zeit in dem leeren Klassenraum verbracht hatten. Nur Snape sah sie giftig an. Lupin, der Tonks vertrat, war dagegen ruhig und kommentierte ihr Zuspätkommen nicht. Direkt danach machten sie sich auf den Weg in die Eingangshalle, wo der Wasserspeier sich fast augenblicklich emporschraubte. Einige Schüler, die das sahen, schauten recht dumm, aber das interessierte keinen von ihnen. Sie stiegen die Treppe hinauf und traten letztendlich durch die Tür. Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und darum standen sechs Stühle, vor denen jeweils ein volles goldenes Gedeck stand. Mittagessen bei Dumbledore. Sie setzten sich, Anspannung lag in der Luft. Dann quietschte Ron los, dass jeder erschrocken zusammenzuckte, und wich entsetzt zurück. Er war bleich. „Ron, was...?“ „Mach sie weg! Mach sie weg!“ Sechs Blicke richteten sich auf die Stelle vor seinem Teller. Dort saß eine Spinne. Schwarz. Haarig. Lauernd auf Beute. Acht schwarze Augen. Ron stolperte und fiel über eine Falte des Teppichs und knallte mit dem Kopf gegen die Wand. Hermione seufzte und griff sich das Vieh, ging dann zum Fenster und feuerte es hinaus. Manchmal war dieser Junge einfach peinlich. ~*~*~*~ Dumbledore hatte Hermione mit einem wissenden Lächeln zugesehen und wartete nun, bis sie und Ron sich wieder gesetzt hatten. „Mit einem vollen Magen spricht es sich besser.“, sagte er fröhlich. „Und Dobby hat sich besonders viel Mühe mit der Pastete gegeben.“ Er piekste mit der Gabel in seine Portion hinein und gab damit sozusagen den Startschuss für das Mittagessen. Sie aßen schweigend und erst als auch der Nachtisch verzehrt war, sah der Schulleiter seine sechs Gäste an. „Professor Vektor hat sich über euch beschwert, Hermione, Blaise. Sie empfand euer Verhalten als unmöglich.“ ~*~*~*~ Hermione wurde leicht rot. „Das... Ja, das war aber wirklich... Wir...“ Sie stockte, dann holte sie tief Luft. „Wir haben einen Punkt von Riddles Namenscode entschlüsselt. Er neigt dazu, Kinder, Alte oder Kranke zu unterschätzen. Und das in unglaublichem Maße.“ Harry starrte sie an. Sie hatten es geschafft? Wirklich. „Toll!“ Er begann zu grinsen. „Supertoll! Dann sollten wir dafür sorgen, dass das auch so bleibt.“ ~*~*~*~ Dumbledore lachte leise. „Manche Ansichten ändern sich nicht. Besonders nicht bei denjenigen, die sehr von sich eingenommen sind.“ „Und in diesem Fall kommt uns das eindeutig zugute.“ Blaise lächelte leicht. „Aber, Sir, wir hätten da noch eine Frage. Harry hat in Wahrsagen wieder eine Prophezeiung gemacht. Über Hogwarts.“ An der unbewegten und keinesfalls überraschten Miene des Schulleiters erkannte er sofort, dass dieser Bescheid wusste. „Aber das wissen Sie ja schon längst.“, fuhr er fort und fing sich damit einen leicht irritierten Seitenblick von Draco und Pansy ein. „Was denken Sie, was diese Worte bedeuten? Dass die Gemeinschaft zerbricht?“ „Das ist gut möglich.“, erwiderte der alte Zauberer freundlich. „Allerdings kann ich dir kaum aus dem Stehgreif sagen, was solche Worte zu bedeuten haben. Es braucht Zeit, um sie zu interpretieren und zu begreifen.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur. Er hatte Recht. Allerdings... Er hatte zuvor viel Zeit gehabt, zu denken und er war fest der Ansicht, dass die Gemeinschaft, wie sie bestand, sich so schnell nicht lösen konnte. Hogwarts bestand schon aus zwei Parteien. Niemand, der auf ihrer Seite stand, würde ihnen den Rücken kehren. Dazu waren sie zu fest entschlossen. Es musste etwas anderes sein. Es ging nicht um die Menschen. Es ging um den Ort. Hogwarts als solches. Vielleicht waren es diese Schilde. Und Hogwarts’ Blut würde den Schnee rot färben. Das wäre eine Katastrophe. Andererseits war Dumbledore stark. Sehr stark. Seine Schilde brach keiner. Darauf vertraute er. „Was ist jetzt mit Voldemort?“ ~*~*~*~ „Nun... Dazu muss ich etwas weiter ausholen.“ Der Schulleiter lächelte die sechs Jugendlichen vor sich freundlich an. „Wie Harry euch vielleicht erzählt hat, ist Voldemorts richtiger Name Tom Riddle. Tom Riddle war ein Junge, der wenig Glück im Leben hatte. Er war ein Kind von einer Hexe und einem Muggel. Der Vater, Tom Riddle Senior, verließ Toms Mutter Merope Gaunt noch vor dessen Geburt, als sie ihm gestand, dass sie eine Hexe war. Er hasst seinen Vater.“ Kurz blickte Dumbledore sinnierend aus dem Fenster. „Das ist es jedenfalls, was ich bisher über ihn herausbekommen konnte. Es ist nicht einfach, in diese Vergangenheit vorzudringen.“ Er sah die Kinder über den Brillenrand an. „Voldemort hat die Spuren seiner Vergangenheit gut verwischt. Und doch hat er Erinnerungen hinterlassen. Und genau diese Erinnerungen sammele ich seit Jahren, um seinem Wesen näher zu kommen und ihn zu begreifen.“ Er schwieg einen Augenblick, ehe er dann langsam fortfuhr. „Er ist grausam. Ich teilte ihm persönlich mit, dass er ein Zauberer war und suchte ihn in dem Muggelkinderheim auf, in dem er lebte. Die Erben der Gründer sind selten zu finden, doch bei ihm waren wir sicher. Er war der letzte Nachkomme Salazar Slytherins...“ Erneut hielt er inne, ehe er fortfuhr: „Das erste, was mir begegnet, war ein sechsjähriger Junge, der ängstlich an mir vorbei rannte und rief, dass ihn seine Socken gebissen hätte, weil Tom es ihnen befohlen hatte. Mir gegenüber war dieser Junge sehr freundlich und aufgeschlossen, aber es war etwas in seinen Augen, das mir bereits damals sagte, dass ich diesen Jungen im Auge behalten sollte. Und genau das tat ich. Weswegen er mich kaum leiden konnte. Und dennoch... er liebte Hogwarts. Für ihn war es sein einziges Zuhause.“ Dumbledore blickte Harry an und machte damit sehr deutlich, dass es unheimliche Ähnlichkeiten zwischen ihnen gab. „Nach dem Ende seiner Schullaufbahn bat er mich, ihn als Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste in Hogwarts zu behalten, doch ich lehnte ab. Seither ist diese Stelle so verflucht, dass kein Lehrer sie länger als ein Jahr besetzen kann...“ Wieder einmal hielt er inne, ehe er ergänzte: „Letztlich war das eine weise Entscheidung, wie wir heute wissen. Ich ahnte es bereits vorher. Der Hass auf seinen Vater und die väterliche Linie seiner Familie überwältigt ihn so sehr, dass er seinen Vater und seine Großeltern umbrachte. Für die Muggel sind diese Todesfälle noch immer Rätsel, für die Zauberer nicht. Ich habe die Erinnerungen eines heimlichen Zeugen aufnehmen können. Einer kleinen Katze, die das Geschehen beobachtete. Ich hatte damals schon Zweifel an Tom. Und er war erst siebzehn.“ Trotz des ernsten Themas huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Ich habe nie wieder versucht, Erinnerungen aus Katzen zu holen. Diesen Jagdtrieb und den Hunger auf Mäuse wird man nur schwer wieder los...“ ~*~*~*~ Harrys Augen waren dunkel, als er den Blick des Schulleiters erwiderte, die letzten Worte brachten ihn nicht mal zum Lächeln. Die ersten Informationen waren klar, er kannte die Geschichte zu einem großen Teil, wusste schon viel, wie es aussah. Und dennoch, waren auch andere Dinge dabei. Auch Voldemort hatte einst unkontrollierte Magie betrieben, er war alleine, nicht gemocht, liebte Hogwarts und wurde von Dumbledore im Auge behalten. Aber… das einzige Zuhause? Nein, er selbst hatte inzwischen noch ein zweites Zuhause. Bei Sirius. Bei seinem Paten. Gemeinsam mit Draco! Er war nicht so alleine! „Was haben Sie noch gefunden? Wie hat er es geschafft, so viele reinblütige Zauberer auf seine Seite zu bekommen, obwohl er nur ein Halbblut ist?“ ~*~*~*~ „Du hast ihn erlebt, Harry. Du hast sein sechzehnjähriges Ich gesehen.“ Dumbledore lächelte Harry nachsichtig an. „Erinnere dich daran. Er sah gut aus, er hatte Ausstrahlung, er becircte die Menschen. Er zog sie auf seinen Weg. Mit Versprechungen und mit Ansichten, die viele Reinblüter vertraten, obwohl sie es nur selten nach außen getragen haben.“ Kurz ruhten seine Augen auf Draco und erinnerten damit an das Beispiel der Malfoy-Familie. „Und dazu kam noch etwas: die Grausamkeit und die Gnadenlosigkeit, mit der er seinen Weg verfolgte. Er hat sich einen Namen geschaffen, um Angst zu säen. Und genau das tat er. Die Tatsache, dass er der letzte Erbe Slytherins ist, kam noch hinzu. Große Namen ziehen die Menschen immer in ihren Bann. So war es seit jeher und so wird es auch immer bleiben.“ ~*~*~*~ „Und jetzt sieht er aus wie eine verwesende Halbschlange und sie folgen ihm noch immer…“ Namen waren wohl wirklich stark. Traurig eigentlich, aber bei ihm war das doch nicht anders. Ihn hatte man auch sofort anerkannt und als Held gefeiert, weil ein glücklicher Zufall ihn zum Bezwinger jener Schlange gemacht hatte. „Aber vielleicht kann ich es auch verstehen. Sie haben keine andere Wahl mehr. Sie haben dieses Zeichen. Ich habe gesehen, welche Schmerzen er damit bei seinen Leuten auslösen kann.“ Harry senkte seinen Blick. Und trotzdem blieben sie ihm garantiert loyal. Außer Snape und das war schon einer mehr, als er sich bei dieser feigen Bande zu glauben erlaubt hätte. Als er den Kopf wieder hob, war sein Gesicht weitestgehend neutral. „Was hat er getan, bevor er mich töten wollte?“ Er wollte es hören. Er wollte von den Taten hören, die keiner auszusprechen wagte. ~*~*~*~ „Er tötete.“, sagte Dumbledore kühl. „Nach seinen Familienangehörigen waren es einige Zauberer, die wertvolle Gegenstände besaßen, die er brauchte. Aber dazu später mehr. Über seine Schreckensherrschaft... Was willst du hören, Harry? Dass er die Befehle dazu gab, Muggel zu töten? Dass er befahl, diejenigen anzugreifen und zu vernichten, die ihm in die Quere kamen? Dass er einige Auroren getötet hat? Dass er bereits damals den Orden des Phönix beinahe ausgelöscht hat? Aber er hat selten selbst getötet. Meist hat er nur Befehle erteilt. Deine Eltern waren zwei der wenigen Menschen, die er wirklich persönlich umgebracht hat.“ ~*~*~*~ Na, was für eine Ehre, dachte Harry ironisch. Ohne dass er es wollte, begann sein Kopf Galgenhumor zu entwickeln. Es war zu ernst. Es drang zu tief in Inneres. Er musste es stoppen. Und das war der Weg, den sein Unterbewusstsein wählte. Laut sagte er: „Ich weiß. Sein Zauberstab hat seine Opfer schließlich ausgespuckt, als er in diesem Käfig gefangen war mit mir.“ Er seufzte. „Woher soll ich wissen, was ich hören will? Ich weiß doch nichts. Ich weiß nicht mal, welche Fragen ich stellen soll. Sie haben mir ja gesagt, dass Sie mir die, wie ich ihn töten kann, nicht beantworten können. Was können Sie mir… uns über ihn sagen, das uns hilft, gegen ihn anzutreten? Außer dass er Kinder zu unterschätzen scheint, überheblich ist und gerne quält, ist in diese Richtung einfach nichts bekannt.“ Ron sah seinen Freund an. Seiner Meinung war das schon genug, aber wahrscheinlich suchte Harry wirklich nach der Antwort auf die Frage, die ihm niemand beantworten konnte. Es war nicht so leicht. Und er griff einfach nach jedem Bindfaden, den er kriegen konnte. ~*~*~*~ „Das ist nun wiederum der wirklich interessante Teil... Habt ihr schon einmal davon gehört, dass ein Mensch seine Seele aufspalten kann? Dass mit jedem Menschen, den man tötet, ein kleines Stück der eigenen Seele kurzzeitig abgespaltet wird?“ Die sechs schüttelten synchron den Kopf. Selbst Hermione hatte noch nie zuvor etwas davon gehört und lauschte nun ganz fasziniert den weiteren Ausführungen. „Voldemort hat eine Möglichkeit gefunden, wie er diesen Teil seiner Seele, der sich dann abspaltet, in Gegenständen speichern kann. Das Tagebuch, Harry, mit dem du es zu tun hattest, war einer seiner ersten Versuche. Er hat danach weitere Horkruxe erstellt. Die maximale Aufteilung, die eine Seele verkraften kann, ist die in acht Teile. Sieben Horkruxe und ein im Körper verbleibender Teil. Einen Horkrux hast du bereits vernichtet, Harry. Sechs existieren noch.“ „Aber... warum hat er das getan? Warum hat er seine Seele aufgespalten?“ Draco runzelte die Stirn. Das war verwirrend. „Um nicht zu sterben. So lange die Horkruxe existieren, kann ihn niemand töten.“, war Dumbledores simple Antwort. ~*~*~*~ Harry nickte. Klang ja logisch. War aber lästig. „Das bedeutet, bevor ich überhaupt die Chance habe, ihn zu besiegen, muss man diese sechs Dinger finden?“ Verdammt, das war… Das hatte er sich wirklich leichter vorgestellt. Wo Voldemort war, das konnte er in seinen Träumen sehen, die Horkruxe… „Wie können wir die finden? Wissen Sie, was für Gegenstände er benutzt hat?“ „Und wie kann man diese Seele daraus wieder entfernen?“ Harry blickte Hermione an, die seine Frage für ihn gestellt hatte. Ihre Augen leuchteten. Sie war begeistert, denn sie konnte endlich wieder etwas lernen, was unter Garantie nicht in Büchern stand – sonst hätte sie zweifellos bereits davon gehört. ~*~*~*~ Dumbledore legte die Fingerspitzen gegeneinander und sah die sechs Kinder der Reihe nach an. Ihrer aller Gesichter zeigten Sorge angesichts dieser Eröffnung - aber auch einen unbändigen Willen, sich dieser Aufgabe anzunehmen. Vielleicht waren sie dafür zu jung, aber sie hatten denjenigen in ihrer Mitte, der vermutlich als einziger eine Chance hatte, diese Aufgabe zu bewältigen. Und manchmal musste man ungewöhnliche Wege gehen, um ans Ziel zu gelangen. „Nun, man kann diese Horkruxe zerstören. Harry hat bereits einen davon zerstört. Daher wissen wir, dass es möglich ist. Und er hat diese Tat unbeschadet überstanden. Letztlich kann man wenig über Horkruxe sagen. Sie sind von der Zaubererwelt geächtet und es ist schrecklich genug, dass ausgerechnet jemand wie Voldemort an das Wissen gelangte, diese Gegenstände herzustellen.“ Er pausierte kurz, ehe er fortfuhr: „Ich weiß davon, dass er eine goldene Halskette, die einst Salazar Slytherin gehörte, an sich gebracht hat. Und den goldenen Becher Helga Hufflepuffs. Mehr sind mir im Moment nicht bekannt. Es steht zu vermuten, dass er sich auch Gegenstände der anderen Gründer angeeignet hat, sicher ist das jedoch nicht. Allerdings bin ich weiterhin auf der Suche nach Informationen darüber.“ ~*~*~*~ „Also gibt es keine Möglichkeit, sie zu finden? Mit einem Zauber oder so?“, wollte Hermione wissen. Wieder war sie Harry zuvorgekommen. ~*~*~*~ „Mir ist jedenfalls kein solcher Zauber bekannt.“, gab Dumbledore zur Antwort. ~*~*~*~ Hermione seufzte enttäuscht und Harry blickte sie wieder an. Diese Information war schon klar gewesen, sonst hätte er garantieren können, dass Dumbledore sie längst gesucht und zerstört hätte. Allerdings war es gleichzeitig auch wenig beruhigend. Wenn sie diese Gegenstände nicht finden konnten, war das katastrophal, denn sie würden Voldemort dann nicht töten können. Also… „Wissen Sie, wo der Becher oder die Kette sind?“, fragte er leise. ~*~*~*~ „Ich habe Vermutungen.“, erwiderte der Schulleiter ruhig. „Und diesen Vermutungen werde ich nachgehen.“ Er blockte ab. Das begriff Draco sofort. Er hatte ihnen viel verraten, aber noch längst nicht alles. Sie hatten wieder den Punkt erreicht, an dem Dumbledore die Türen zuschlug und sie mit dem neuen Wissen, das sie gewonnen hatten, allein ließ. Damit sie es verarbeiten und selbst weiterdenken konnten. ~*~*~*~ Harry begriff es ebenfalls, doch bevor er noch etwas sagen konnte, übernahm plötzlich Ron, der bis dahin geschwiegen hatte. Seine Stimme war dunkel, aber ruhig. „Ist es überhaupt sinnvoll, diese Dinger zu suchen? Diese Hox… was auch immer. Wenn er weiß, wie das geht, kann er dann nicht immer und immer wieder neue entwickeln, wenn ein Teil seiner Seele wieder weg ist? Ich meine… Wenn er jetzt nur noch sieben Teile insgesamt hat, dann kann er doch einen neuen achten schaffen, oder?“ Pansy wollte offenbar auch noch nicht aufgeben: „Wenn er seine Seele aufgespaltet hat, hat er dann auch seine Kräfte aufgespaltet? Seine Intelligenz?“ Auch sie suchte nach einem seidenen Faden… Harry musste lächeln. Sie dachten ganz genau wie er. ~*~*~*~ Dumbledore lächelte bei ihrer Hartnäckigkeit. „Beginnen wir mit deiner Frage, Pansy. Er hat seine Kräfte nicht aufgespaltet. Seine Macht und seine Intelligenz sind noch immer vollständig. Er hat nur sozusagen Rettungsanker gelegt. Er hat sich gleichsam im Diesseits festgebunden, damit er nicht sterben kann.“ Er nickte dem Mädchen zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Ron. „Nein, er kann keinen erneuten siebten Horkrux erzeugen. Dieser Teil seiner Seele ist verschwunden, vollkommen vernichtet. Es ist schon bemerkenswert genug, dass es ihm gelungen ist, acht Teile zu erzeugen. Wirklich gute Zauberer gingen von maximal fünf aus. Mehr als acht Teile - das wäre Wahnsinn. Er würde sich selbst zerreißen, denn ab einem gewissen Punkt sind diese Teile zu klein, als dass sie noch zusammenhalten und diese Bindefunktion erfüllen. Würde er seine Seele erneut aufspalten und dieses Stück in einen Horkrux bannen, so würde er sich selbst zerstören. Und diesen Leichtsinn können wir ihm absprechen.“ ~*~*~*~ Nickend nahm Harry auch diese Information zur Kenntnis. Das bedeutete doch, dass Voldemorts Seele wirklich acht Teile hatte, dass er die sieben… „Welche Teile seiner Seele hat er aus sich selbst verbannt?“ Die Frage war durch seinen Kopf gefegt, zielte eigentlich auf etwas anderes ab: Welcher Teil war noch vorhanden? Oder auch: Hat die Seele überhaupt verschiedene Teile? ~*~*~*~ „Du meinst, dass er gewisse Teilbereiche bewusst aus sich ausgegliedert hat?“ Dumbledore vergewisserte sich kurz, ob er die Frage richtig verstanden hatte, ehe er sie beantwortete. „Er hat schlicht einen Teil des Ganzen abgetrennt. Keinen gewählten, keinen bewussten Teil. Du hast vielleicht damit gerechnet, dass er so etwas wie Liebe aus sich entfernt hat, nicht wahr? Aber Voldemort kennt keine Liebe.“ Die Worte waren hart und fielen genau so. Kurz ruhten Dumbledores Augen auf Draco, der sich durchleuchtet vorkam. ~*~*~*~ Harry nickte wieder und schwieg. Es war schade. Und gleichzeitig beruhigend. Ganz langsam bildete sich in seinem Kopf eine Idee. Ob er das auch… „Wie lange ist das schon so? Wie lange wussten Sie davon?“ ~*~*~*~ „Die Horkruxe hat Voldemort sehr früh begonnen zu entwickeln. Du hast sein sechzehnjähriges Ich gesehen - bereits damals hat er damit experimentiert.“, wiederholte Dumbledore geduldig. „Nachdem er Hogwarts verlassen hat, hat er eine Weile in der Nockturngasse bei Borgin & Burkes gearbeitet, ehe er verschwand. Vermutlich, um bereits damals dieser Idee weiter nachzugehen. Er hat jedenfalls vor vierzehn Jahren nur überlebt, weil damals bereits diese Horkruxe existierten. Ansonsten hättest du ihn endgültig getötet.“ Er holte tief Luft und fuhr fort: „Da mir klar war, dass Voldemort nicht getötet worden war, habe ich nachgeforscht. Wie gesagt: Ich war einer der wenigen, die ihn niemals unterschätzt haben. Seither habe ich geforscht und nach Informationen gesucht. Wie ich bereits sagte: Es ist schwierig, welche zu bekommen. Hauptsächlich sind es Erinnerungen von Menschen, denen er begegnete, die ich in einem Denkarium gesammelt habe. Doch allein diese Menschen zu finden ist schon schwierig. Also... Ich weiß es noch nicht sehr lange.“ ~*~*~*~ Das klang einleuchtend logisch. Wenn sich niemand traute, diesen einfach nur lächerlichen Namen überhaupt auszusprechen, leugnete natürlich auch jeder, Voldemort gesehen zu haben. Diese Informationen, von denen er da sprach, hatte er mit Sicherheit nur von sehr mutigen Menschen bekommen. Oder aber von Wesen wie dieser Katze… Es war traurig, zu erfahren, dass Voldemort ihnen eine Armlänge voraus gewesen war. Vielleicht wäre sein Leben jetzt angenehmer, wenn dieser Kampf eben nicht bevorstünde. Vielleicht hätte er wirklich nach Slytherin gehen können und mit Draco glücklich sein können, ohne diesen Stress nebenbei zu haben. „Ich habe noch eine Frage.“, sagte Harry leise. „Kann er diese Seelenteile wieder zu sich zurückholen, wenn er das möchte, und sie in andere Gegenstände stecken, wenn es sein muss? Vielleicht, weil sie sich besser beschützen oder verstecken lassen?“ ~*~*~*~ „Nein. Diese Teile sind an die Horkruxe gebunden und diese wiederum sind gut versteckt. Aus recht sicherer Quelle weiß ich, dass sie sich wohl nicht in seiner Nähe befinden.“ Dumbledore legte den Kopf schief und wartete sichtlich auf weitere Fragen. ~*~*~*~ Harry nickte. Er hatte keine weiteren Fragen im Moment. Er musste das erstmal verarbeiten, fassen, seine Schlüsse daraus ziehen, vielleicht mit den anderen darüber reden. Es war recht viel gewesen, das Dumbledore ihnen da gesagt hatte. Fast schon zuviel. Die Suche nach Dingen, die absichtlich gut versteckt waren, die Frage, was sie tun sollten, wenn sie sie eben nicht alle fanden, wenn es ein dämlicher Stein an einem dämlichen Fluss war? Obwohl davon kaum auszugehen war. Voldemort wäre dazu einfach zu eitel. „Kann er aus einem der Horkruxe einen Doppelgänger erstellen?“ Hermiones Stimme klang klar durch den Raum. „Wie er es bei Ginny versucht hat? Wenn einer sich ihm anvertraut durch irgendein Missgeschick, wie sie es getan hat. Kann es theoretisch passieren, dass wir es am Ende mit zweien seiner Person zu tun bekommen, beide gleich stark?“ Harry merkte wieder auf. Die Frage… Ihn überrann ein Schauder. Das war ja gruselig. Zwei von diesen leichenhaften Schlangen? Alles, bloß das nicht! ~*~*~*~ „Nein.“ Dumbledore schüttelte den Kopf. „Das halte ich für ausgeschlossen. Dieses Tagebuch war ungewöhnlich und es hat seine Kraft damals vollkommen aus Ginny gezogen. Ich denke nicht, dass einer der anderen Horkruxe dazu in der Lage sein wird.“ Erneut betrachtete er die sechs Jugendlichen, doch diesmal machte keiner von ihnen mehr Anstalten, noch eine Frage zu stellen. „Ich würde vorschlagen, dass wir unser Gespräch an dieser Stelle beenden.“ Der Schulleiter lächelte sie freundlich an. „Ihr solltet wenigstens noch etwas Ruhe haben, ehe euch euer Training wieder erwartet.“ Langsam standen sie auf. Das war nahezu ein Rauswurf, aber keiner, über den man böse sein konnte. Geschlossen verließen sie das Büro und steuerten direkt ihren Klassenraum an. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ And I wonder where these dreams go When the world gets in your way What's the point in all this screaming No one's listening anyway ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Viele Antworten – und gleichzeitig noch mehr Rätsel. Außerdem wissen die Kids jetzt von den Horkruxen und die machen die ganze Geschichte ja komplizierter... Kein direktes Voldi-Killen. Nein, nein... ^^ Wäre ja auch zu einfach. ^.~ Shirokko: Wäre zu einfach… Tja… das ist der ideale Schachzug gewesen, um Harry keinen Alleingang machen zu lassen, denn jetzt weiß er, dass er, wenn er losrennt und stirbt, die Welt in Voldies Händen lässt… *seufz* Sehr geschickt, Abby… abranka: *pfeif* Warum habe ich nur gerade das Gefühl, ein offenes Buch für dich zu sein? Retter Remus ------------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 127: Retter Remus Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – You never know. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 127: Retter Remus Kaum waren sie im Trainingsraum angekommen, kuschelte sich Harry wortlos an Draco. Seine Gedanken rasten, seine Augen waren weit weg, nicht wirklich in diesem Raum. Er dachte an Voldemort, an das Tagebuch, das er ja ebenfalls eine Zeitlang besessen hatte. Tom Riddle. Seine Augen waren zu Anfang recht weich gewesen… in dieser Erinnerung, die er ihm damals gezeigt hatte. Aber dahinter, hinter dieser Wärme, da waren sie kalt gewesen. So kalt wie heutzutage. Und er hatte noch mehr von diesen Dingern. Wahrscheinlich einen Becher und eine Kette. Und zusätzlich dazu noch vier andere. Was konnte das nur sein? Was hatte er denn schon? „Ein Tagebuch von sich, einen Becher von Helga Hufflepuff, eine Kette von Salazar Slytherin.“ Hermione hatte sich auf einen Tisch gesetzt und malte mit ihrem Zauberstab und einem Fetzen Kreide die Worte an die Tafel. „Ihm fehlt, wenn man in diesem Schema bleibt, etwas von Rowena Ravenclaw und von Godric Gryffindor. Und wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich schon, dass Dumbledore Recht hat, denn er hat den Ehrgeiz für so eine Halsabschneiderei.“ Harry nickte kaum merklich. Klar, Voldemort war von sich eingenommen, sodass es zu ihm passen würde, wenn er Dinge nutzte, die der ganzen Welt etwas bedeuteten. „Und die letzten beiden?“ Ron hatte abgezählt, hatte mit einer roten Kreide ein Haken hinter das Tagebuch gemacht. „Es sind schließlich sieben gewesen und es ist kein Gründer übrig.“ Der Rotschopf hatte ebenfalls dunkle Augen, die pure Entschlossenheit ausdrückten. So hatte Harry ihn noch nie erlebt. Grimmige Selbstsicherheit strahlte er aus und er war sich sicher, dass Ron eine wirklich große Rolle übernehmen würde, wenn es darum ging, diese Gegenstände zu finden. Er schien regelrecht wütend, dass es ihnen so schwer gemacht wurde, was wiederum bedeutete, dass er daraus seine Kraft ziehen konnte. Das war bei ihm immer so. „Einer könnte durchaus von seinem ärgsten Feind stammen. Hochmütig genug könnte er dazu sein.“ Pansy nickte zustimmend und hob anerkennend eine Augenbraue. „Aber wer ist sein ärgster Feind? Harry? Dumbledore? Jemand ganz anderes?“ „Warum einen Gegenstand von seinen Feinden? Warum nicht etwas, das einem seiner Opfer gehört hat, weil er nichts anderes mehr gefunden hat?“ „Weil er dazu zu arrogant wäre!“ Hermione seufzte. „Ron, sieh doch. Dieser Mann ist maßlos eingebildet. Mit Sicherheit hat er damit gerechnet, dass er acht Teile kreieren will und trug den Gegenstand, den er nutzen wollte, immerzu bei sich.“ Der Weasley-Sohn nickte. Das klang durchaus logisch. „Und wenn es etwas von seinen Untertanen ist?“ „Gleiches Problem.“ Harry lächelte Ron zu, als dieser die Augenbrauen zusammenzog, weil ihm nicht in den Kopf wollte, dass seine Untertanen nichts besitzen sollten, was wichtig für ihn war. „Die Todesser bedeuten ihm nichts. Es wäre eine zu große Ehre für einen von ihnen und sie sind in seinen Augen nicht würdig dafür. Niemals würde er so etwas tun.“ Hermione nickte entschlossen. „Da haben wir es. Es wäre…“ „Und wenn es etwas von der Person ist, die er gelieb…“ „Er kennt keine Liebe!“ Hermione schien ärgerlich. „Das hat Dumbledore doch gesagt!“ Ron zuckte zurück. „Schon okay, war ja nur so ein Gedanke.“, versuchte er sie zu beruhigen, so dass sie sich die Haare zurückstrich und seufzend eine Entschuldigung murmelte. „Was wäre, wenn es etwas wäre, was der ganzen Welt etwas bedeutet? Ein Wahrzeichen. Oder ein Weltwunder.“ Pansy lächelte ihre Freundin freundlich an, dann sah sie zu den beiden Slytherinjungen hinüber. „Was denkt ihr denn? Ihr seid so still.“ ~*~*~*~ Draco hob die Schultern. Seine Gedanken hatten sich gedreht und er war den anderen Überlegungen gefolgt, aber eigene, die darüber hinausgingen, hatte er gerade nicht. Blaise ging es ähnlich, aber... „Und was ist, wenn es etwas gibt, was er immer in seiner Nähe hat? Etwas das stets bei ihm ist... Irgendetwas, irgendjemand... Damit er sozusagen einen Anker in seiner Nähe weiß.“ ~*~*~*~ „Du meinst Wurmschwanz?“ Harry schüttelte sich entsetzt. Das musste ja nun wirklich nicht sein. Das war einfach nur abartig! Andererseits könnte Blaise durchaus Recht haben. Aber welchen Gegenstand hatte ein Zauberer immer bei sich? Schmuck. Wenn er welchen trug, woran er sich nicht erinnerte. Oder… „Sein Zauberstab vielleicht?“ Rons Stimme war ruhig. „Könnte das sein?“ Dieser Gedanke war erschreckend. Denn diesen Zauberstab würde er niemals zerstören können. Er würde nicht an ihn rankommen, denn wenn er mit seinem Stab dagegen ankämpfte, dann passierte nur wieder das, was schon einmal passiert war, und er kam wieder nicht daran. Harry hoffte inständig, dass dem nicht so war. ~*~*~*~ „Nee... Glaube ich nicht.“ Blaise schüttelte den Kopf. „Noch irgendetwas?“ Draco schlang seine Arme still um Harry und drückte ihn an sich. Pläne und Überlegungen zu schmieden war sinnvoll und notwendig, aber im Moment stocherten sie einfach nur in einem riesigen Heuhaufen herum und hofften, sich zufällig an einer winzigen Nadel zu stechen. ~*~*~*~ Harry zuckte nur mit den Schultern. Diese Überlegungen hatte er doch auch schon gemacht und war nicht weit gekommen. Außerdem machte es müde. Er ließ sich schwerer gegen Draco sinken und schloss die Augen, schmiegte seine Wange gegen den starken Arm. Halt und Kraft. „Lasst es uns erstmal als ungeklärt zu den Akten legen.“ Hermione seufzte und schrieb ein großes Fragezeichen an die sechste und siebte Stelle. „Besser, wir denken mal über die Gegenstände nach, die in Frage kommen könnten. Ich habe mal von einer Schnitzerei gelesen, die sehr berühmt ist, weil Rowena Ravenclaw sie geliebt hat. Allerdings ist sie vor etwa einem Jahrhundert verloren gegangen. Niemand weiß, wo sie hin ist, und zu dieser Zeit hat Riddle noch nicht gelebt.“ Sie blickte Blaise an. „Du bist doch auch so belesen. Hast du mal von Gegenständen gehört, die den Gründern gehören?“ ~*~*~*~ „Von Gryffindor ist das Schwert berühmt. Und von Ravenclaw... Gab es da nicht eine Brosche oder so?“ Blaise zog die Augenbrauen zusammen. Er war sich nicht sicher. Absolut nicht sicher. Draco strich Harry sachte durch die Haare. „Wir stochern im Nebel.“, stellte er trocken fest. „Es ist sinnvoller, in der Bibliothek noch nach Informationen zu suchen, als hier herumzuraten. Ich glaube kaum, dass wir so vorankommen werden.“ ~*~*~*~ Harry sah zu ihm hoch. Er hatte Recht. Allerdings… „Gryffindors Schwert ist nicht in der Auswahl. Ich hatte es in der Hand. Es war im Sprechenden Hut verborgen und ist damit aus dem Rennen, denn niemand hat es zuvor da rausgeholt. Und ich konnte damit den Basilisken töten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein besessener Gegenstand das tun würde.“ Er lächelte weich. „Und Gryffindors Hut ist ebenfalls nicht in der näheren Auswahl, denn an diesen kommt man nur heran, wenn man bei Dumbledore im Büro ist, wo man nie alleine ist.“ Hermione seufzte abgrundtief. „Ist ja schon okay. Vielleicht hat er ja auch gar nichts von Gryffindor bekommen und deswegen auf etwas anderes zurückgegriffen.“ Sie blickte von einem zum anderen. „Vielleicht können wir nur darauf warten, dass Dumbledore uns Nachrichten bringt…“ Pansy legte ihr eine Hand auf den Arm. „Hey, aber wir können nach einem Suchzauber für die Horkruxe suchen. Wenn Harry und Draco diesen dann gemeinsam wirken, dann können wir ihn doch gar nicht verfehlen!“ ~*~*~*~ „Oder er hat irgendetwas anderes von Gryffindor bekommen.“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Der Mann wird ja wohl das eine oder andere hinterlassen haben.“ „Pansy, hast du Dumbledore nicht zugehört? Es gibt keinen Zauber, der diese Dinger aufspüren kann!“ Draco blickte das Mädchen an. „Wenn Dumbledore keinen kennt, dann gibt es auch keinen.“ Mittlerweile besaß er einen wirklich umfassenden Glauben an Dumbledores Wissen und Macht. ~*~*~*~ „Dann sollten wir uns darum kümmern, einen solchen zu entwickeln.“ Hermione blickte Draco strafend an. Er verbreitete hier unkreativen Destruktivismus und das gefiel ihr gar nicht. Er sollte nicht so reden, wenn er sie nicht herunterziehen wollte. Sie bemerkte nicht, dass Pansy leicht rot wurde. „Mione, das könnte ich doch machen, oder?“ Das braun gelockte Mädchen sah ihre Freundin an. „Willst du das? Das ist nicht so einfach.“ Pansy wurde noch ein wenig röter und zog ein Papier aus ihrer Tasche. „Du hast doch gesagt, wir sollen unsere Talente herausfinden…“ Hermione griff nach dem Zettel und faltete ihn auf. Ihre Augen wurden schnell größer, dann begann sie zu strahlen. „Pansy, du bist klasse!“ Sie fiel ihr um den Hals und drückte sie an sich. „Das ist hervorragend! Wirklich! Dann machst du das! Ein solches Talent sollte man nicht verschwenden!“ Sie ließ sie wieder los, strahlte sie an. „Wir fragen Remus, ob er dir helfen kann, vielleicht kennt er sich damit aus!“ Pansy lächelte schüchtern aber glücklich, während sich Ron den Zettel krallte und versuchte in Zahlen und Codes zu lesen. „Was steht denn da?“, wollte er mürrisch wissen, als er erkennen musste, dass er keine Chance hatte. Hermione lächelte ihn an. „Sie hat das Talent, Magie aus eigener Kraft und mit eigenen Worten zu lenken.“, erklärte sie ruhig. „Pansy hat die Gabe der ersten Hexen und Zauberer geerbt. Sie kann Sprüche entwickeln!“ Harry staunte. „Wow. Das ist wirklich gut.“ ~*~*~*~ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Dann nehme ich meine Worte zurück.“ Er pfiff beeindruckt durch die Zähne. Dennoch sah er ein Problem: Selbst wenn Pansy diese Fähigkeit besaß, war die Frage, ob sie sie auch einsetzen konnte und wie lange sie brauchte, bis sie das konnte. Nach Hermiones giftigem Blick von gerade sagte er nur lieber nichts. Blaise schlug Pansy strahlend auf die Schulter. „Genial! Das können nur wenige Zauberer, wie ich gelesen habe. Weil das Entwickeln von neuen Sprüchen sehr präzise sein muss und unglaublich schwierig ist!“ ~*~*~*~ Hermione lachte erneut und fiel ihrer Freundin einfach noch einmal um den Hals. „Herzlichen Glückwunsch!“ Sie freute sich für sie, denn mit dieser Gabe war ihr ein wirklich guter Beruf sicher. Hermione selbst hatte noch nicht angefangen, ihre eigenen Daten durchzurechnen. Riddle nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Beschlag. Und Ron konnte es eh nicht allein, weshalb sie es für ihn machen würde. Blaise ging es genauso wie ihr selbst. Sie blickte wieder auf den Zettel hinab. Pansy war zudem durchschnittlich begabt im Kämpfen und in der oberen Mittelklasse für Haushaltszauber, ansonsten waren es ein gutes Dutzend kleinerer Begabungen für Zweige der Magie, die einem im täglichen Leben weiterhelfen konnten. Sie konnte nirgendwo etwas von Verteidigung lesen und das hatte sich in ihren Duellen ja schon gezeigt, dass Pansy in dieser Hinsicht recht schwach gestrickt war. „Vielleicht sollten wir die übrigen Eigenschaften auch ausrechnen, damit wir wissen, ob Blaise, Ron oder ich dir helfen können…“, sinnierte sie. Gerade hatte Ron begeistert antworten wollen, dass sie das doch tun sollte, da flog die Tür auf und Tonks stob herein, ein überglückliches Grinsen auf dem Gesicht. Sie strahlte sie an, blickte von einem zum anderen, dann erneut im ganzen Raum herum, dann begann sie durch die unordentlichen Tischreihen zu rennen und unter die Stühle und hinter die Vorhänge zu schauen. Harry beobachtete das mit Irritation. „Äh, Tonks? Was suchst du?“ Sie hielt inne und blickte ihn an. „Remus.“ Sie blickte fast bettelnd in die Runde. „Er ist nicht hier.“, sagte Ron wenig einfühlsam, was sie wirklich unglücklich aussehen ließ. „Aber wo ist er denn dann? Er ist gar nicht da. Nirgendwo!“ In ihren Augen schimmerten Tränen. „Er ist seit mittags weg!“ „Äh, Tonks, das ist gerade mal zwei Stunden her.“ Ron sah sie etwas skeptisch an. „Aber… er war doch gerade noch neben mir!“ Harry musste lachen, zog dann die Karte des Rumtreibers aus seiner Tasche und ließ sie ihren Schatz suchen, was sie nur drei Minuten später glücklich in Richtung Kerker abzischen ließ. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der Tag verging mit Training und einem Spaziergang der sechs um den See und schon war es Sonntag. Harry hatte das unglaubliche Pech, dass er kurz nach dem Quidditchtraining von Mme Pomfrey abgezogen wurde, weil er seinen Trank mal wieder vergessen hatte. Sie war ziemlich sauer deswegen und er war relativ beleidigt, weil sie ihm mal wieder eine Predigt über Selbstverantwortung gehalten hatte, die er ihrer Meinung nach nicht besitzen würde. Und jetzt durfte er den Weg zu Dracos Training zurückwandern und hatte den Anfang verpasst. Besonders toll. Missmutig vergrub er die freie Hand in der Hosentasche, während er mit der anderen den Besen hielt. Blöde Medihexe! ~*~*~*~ Plötzlich bogen Warrington, Pucey, Smith, Crabbe und Nott um die Ecke und standen auf einmal vor Harry. Niemand sonst war weit und breit zu sehen. „Sieh an... Der kleine Schwuchtelheld traut sich allein ohne seinen großen Beschützer auf die Gänge...“, höhnte Warrington und seine wasserblauen Augen funkelten den Gryffindor tückisch an. „Wie wäre es, wenn wir etwas Spaß mit ihm haben?“ Die anderen vier lachten und traten näher, zogen den Kreis um Harry enger und verbauten ihm jegliche Möglichkeit zu entkommen. ~*~*~*~ Harry sah erst auf, als er Warrington sprechen hörte. Der große Junge stand direkt vor ihm und Harry ließ seinen Blick kurz über Pucey und Nott gleiten, die direkt neben ihm standen, dann hatte er auch schon den Zauberstab in der Hand und der Schattenzauber traf Warrington frontal, ohne dass er ein Wort gesagt hatte. Er wusste, dass er gegen alle auf diese Distanz kaum eine Chance hatte. Wäre er vorbereitet gewesen, klar, aber so… Mit Schrecken dachte er an das, was sie mit Blaise gemacht hatten, aber das sah man ihm nicht an. Schmerzen waren Teil eines Duells, das war normal! ~*~*~*~ Warrington ging keuchend und würgend zu Boden, aber das interessierte die anderen vier in dem Moment nicht. Crabbe hatte Harrys Arm gepackt und ihn schlagartig verdreht, sodass dieser seinen Zauberstab loslassen musste. Pucey verpasste dem Gryffindor schnell die Ganzkörperklammer und gemeinsam mit Nott packte Crabbe den gelähmten Jungen. Pucey sah sich kurz Warrington an, der langsam wieder auf die Beine kam und sich den Mund abwischte. Seine blauen Augen glitzerten den Jungen-der-lebt unheilvoll an. Potter würde es bereuen, das getan zu haben! „Besenkammer!“, befahl er. Und die vier schleppten ihre Geisel dorthin. Der Feuerblitz und der Zauberstab blieben unbeachtet auf dem Gang liegen. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, ging es los. So, wie sie es bereits bei Blaise getan hatten. Fluch um Fluch schickten sie auf den wehrlosen Jungen. Kleine Zauber, wie der Kaugummifluch, der seine Haare verklebte, der Pelzzauber, mit dem sie auch Blaise belegt hatten und der Fell über seine Arme wuchern ließ, aber auch härtere Zauber, die schlicht dazu gedacht waren, Schmerz auszulösen. Den Klammerfluch hatten sie aufgehoben. Ohne Zauberstab war schließlich selbst Potter wehrlos. Sie lachten dabei und begannen schließlich eine Wette, wer die schönsten Furunkel zaubern konnte. ~*~*~*~ Es war das Gelächter, das Remus Lupin stutzig machte. Dazu kamen der Besen und der Zauberstab, die eindeutig vergessen mitten im Weg lagen. Ein Feuerblitz. Der konnte eindeutig nur Harry gehören! Und der Zauberstab auch. Warum sollte Harry das beides mitten auf dem Gang liegen lassen? Da stimmte doch etwas nicht... Lupin hob beides auf. Dann hörte er das Lachen erneut. Den Stab ließ er in seiner Tasche verschwinden und lehnte den Besen gegen die Wand. Er hob seinen eigenen Stab und trat leise zu der Tür, hinter der diese Geräusche hervorkamen. „Versuch’s noch mal, Crabbe!“, jubelte Nott in dem Augenblick. Remus riss die Tür auf und erstarrte beinahe. Nur all seiner Willenskraft war es zu verdanken, dass er es ihm gelang, die fünf Jungen gedankenschnell zu schocken. Seine braunen Augen waren vor Entsetzen geweitet, als er sich zu Harry hinunterbeugte und ihn auf die Arme hob. Die grünen Augen waren halb geschlossen. Blutige Wunden und Geschwüre waren auf Gesicht und Händen verteilt, Fell schaute aus den Ärmeln seines Pullovers hervor, die Haare waren von einer seltsamen Masse verklebt und sein roter Quidditchumhang mit Blut getränkt. Remus presste die Zähne fest zusammen. Wenn Albus für die fünf keine harten Konsequenzen zur Hand hatte, dann würde er ganz definitiv diese Bestrafung übernehmen! Mit einem Wink seines Zauberstabs verriegelte er die Tür zu der Besenkammer, damit die fünf Übeltäter nicht entkommen konnten, und brachte danach den Feuerblitz dazu, ihm zu folgen, während er mit Harry auf dem Arm zum Krankenflügel eilte. ~*~*~*~ Harry erwachte aus seiner stoischen Trance, als Remus noch nicht ganz den Krankenflügel erreicht hatte. Er fühlte sich beschissen. So richtig. Alles tat ihm weh. Alles schrie förmlich vor Schmerzen. Aber immerhin hatte er es durchgehalten und nicht geschrieen, um diese perverse Freude und Erwartung zu erfüllen! - Glaubte er zumindest. Hoffte er. Und er biss auch jetzt die Zähne zusammen, um nicht zu stöhnen. Remus’ Arm drückte recht schmerzhaft gegen seinen Rücken. Ihm wurde wieder schwarz vor Augen und ihm schwindelte. Er bekam es nicht aktiv mit, wie Remus die Tür aufmachte und ihn zurück in das Zimmer brachte, aus dem er kurz zuvor gekommen war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Draco war unruhig. Es war ungewöhnlich genug, dass Harry zm Quidditchtraining der Slytherins nicht da war und zusah. Ron hatte ihn jedoch beruhigen können, indem er ihm erzählt hatte, dass Madam Pomfrey Harry einkassiert hatte und dieser sicher bald wieder hier sein würde. War er aber nicht. Und er kam nicht. Montague rastete etwa alle fünf Minuten aus, weil sein Sucher wie ein kompletter Idiot flog und mehrfach versucht hatte, die Torringe und die Tribünen zu rammen. Blaise stellte sich zwar bei weitem nicht so dämlich an, stand Draco jedoch nur wenig nach. Auch er machte sich so langsam Gedanken. Schließlich wurde es Draco zu bunt. Ohne auf Montagues Gezeter und den erschrocken aufquietschenden Rivers, an dem er direkt vorbeizischte, zu achten, sauste er zu Boden und landete neben Hermione, Pansy und Ron. „Verdammt, wo steckt er? Hast du es mit dem Gedankenbuch versucht?“ Der blonde Junge sah Hermione an. „Er kann es ausblenden.“, antwortete diese und hob die Schultern. „Ich komme nicht zu ihm durch...“ „Schön, dann gehe ich ihn suchen. Ich habe ein beschissenes Gefühl im Bauch und wenn ich noch länger hier bleibe, drehe ich durch oder fliege mich zu Tode.“ „Moment, du gehst sicher nicht alleine.“ Pansy war sofort auf den Beinen. Draco jetzt allein herumlaufen zu lassen, war vermutlich das Dümmste, was sie tun konnten. „Wo willst du überhaupt hin?“ „Krankenflügel. Er kann ja nur dort sein!“, schnaubte der Blonde und mit einer gewissen Rücksicht auf die Freunde, die sich ihm jetzt anschlossen, stapfte er los. Auch Blaise ließ das Training Training sein und schloss sich ihnen an. Draco trat gerade durch die Tür in den Krankenflügel, als er mit jemandem zusammenprallte. Eine Hand hielt ihn an der Schulter fest und verhinderte, dass er hinten überkippte. „Pro... Professor?“ Seine grauen Augen weiteten sich leicht. Die Sorge auf dem Gesicht des Werwolfs war absolut nicht zu übersehen. Er war leichenblass und in den braunen Augen lag unverhohlene Wut. „Was... Wo ist Harry?“ Draco dachte keinen einzigen Augenblick daran, dass es vielleicht irgendetwas anderes geben könnte, weswegen Lupin so mitgenommen aussehen konnte. Und dem scharfen Aufkeuchen hinter sich konnte er entnehmen, dass es den anderen genauso ging. „Poppy kümmert sich um ihn.“ Lupin fragte gar nicht erst nach, woher der blonde Slytherin wusste, dass es um Harry ging. Draco wollte augenblicklich an ihm vorbeistürmen, doch der Werwolf hielt ihn unnachgiebig fest. Genauso Ron, der einen Wimpernschlag später exakt das Gleiche tun wollte. „Nein!“, sagte er scharf. „Ihr wartet, bis Poppy euch zu ihm lässt.“ Seine Worte duldeten keine Widerrede. „Wie geht es ihm? Und was zum Merlin ist passiert?“ Draco war bemüht, ruhig zu sprechen, doch in seiner Stimme lag ein nahezu atemloses Drängen und unendliche Sorge um seinen Freund. „Er wurde überfallen. Es sieht nicht besonders schön aus, aber es ist wohl nicht ganz so schlimm, wie es wirkte.“ Lupin sah, wie Blaise schlagartig blass geworden war – noch blasser als die anderen vier. Der schwarzhaarige Junge presste die Lippen fest zusammen. Er wusste sehr genau, was Harry gerade durchmachte. „Wer?“ Draco presste dieses Wort zornig hervor. „WER?“ „Draco, das werde ich dir nicht sagen. Du wirst dich nur unglücklich machen, wenn du irgendetwas tust!“ Der ehemalige Lehrer versuchte irgendwie, den Jungen zu beruhigen. „Warrington, Pucey. Wer noch?“ Der Blonde redete einfach weiter und ignorierte den Einwurf. „Ich werde...“ „Nichts wirst du!“ Remus fasste ihn mit beiden Händen an den Schultern. Seine Stimme war scharf und drohend, so, wie er sonst nur mit Sirius sprach, wenn er diesen von Dummheiten abhalten musste. „Was willst du? Dass Dumbledore dich von der Schule werfen muss? Du weißt doch verdammt genau, dass du dich nicht wirst zusammenreißen können! Glaubst du, er kann dich hier behalten, wenn du noch einmal durchdrehst? Er wird dich rauswerfen müssen! Und was willst du dort draußen?“ Draco blickte den Werwolf unbeeindruckt an und schnaubte leise. Als wenn ihn das einschüchtern würde. Er würde schon dafür sorgen, dass Warrington und seine Leute diese Tat bereuen würden! Schneller als er denken konnte, hatte ihm Lupin eine Ohrfeige verpasst. „Denk an Harry, du Idiot!“ Perplex starrte Draco den ehemaligen Lehrer an. Seine Wange brannte. Offenbar waren seine Gedanken nur allzu deutlich auf seinem Gesicht abzulesen gewesen. Dann senkte er leicht den Kopf und nickte. „Gut so. Ich kümmere mich um diese Bastarde.“ Remus’ Augen funkelten gefährlich. „Und ihr verhaltet euch still, bis Poppy euch zu ihm lässt, verstanden?“ Stummes Nicken war die Antwort auf seine Worte, dann schob Lupin Draco beiseite und verschwand durch die Tür. Hermione und Pansy wechselten einen kurzen Blick. Dass Lupin Draco zurechtgewiesen hatte, bedeutete ja nicht, dass sie nichts tun konnten… Still standen sie an der Tür und warteten. Es dauerte nahezu eine Stunde, bis Madam Pomfrey endlich zwischen den zugezogenen Vorhängen des einen Bettes hervortrat und sich erschöpft über die Stirn wischte. Ihr Blick fiel auf die fünf Jugendlichen und sie musste unwillkürlich lächeln. „Seien Sie aber bitte leise und regen Sie ihn nicht auf. Er braucht Ruhe.“ Damit nickte sie ihnen zu und verschwand in ihrem Büro. Möglichst leise traten die fünf zu Harrys Bett. Pansy und Hermione keuchten leise auf, als sie Harry sahen, Ron ballte die Hände zu Fäusten und biss sich auf die Lippe und Blaise presste seine Lippen noch fester zusammen. Dracos Hände zitterten, als er behutsam die malträtierte Wange seines Freundes berührte. Man konnte noch die Umrisse von Furunkeln und Geschwüren sehen, die mittlerweile wieder abgeklungen waren. Seine Arme ruhten über der Bettdecke, der eine Ärmel war hoch gerutscht und gab den Blick auf einen dicken Wolfspelz frei. Er sah blass und mitgenommen aus und innerlich krampfte sich in Draco alles zusammen. Wenn er jetzt seinen Zauberstab in der Hand gehalten hätte... Er wusste, dieser dumme Bann wäre ganz schnell zerbröselt. ~*~*~*~ Hermione setzte sich auf Harrys freie Bettseite und begann wortlos, Harrys Stirn mit einem feuchten, kühlen Tuch abzutupfen, das in einer Schüssel neben dem Bett geschwommen hatte. „Wenn es wirklich Pucey und Warrington waren, dann wird die Lage immer schlimmer. Dass sie es gewagt haben, das noch einmal zu tun, nachdem Dumbledore ihnen diese Aufgabe zur Strafe gegeben hat…“ Sie erinnerte sich noch lebhaft daran, wie sie hatte beobachten dürfen, wie dieses Pack an einem Seil im Wind an der Mauer des Westturms gehangen hatte, um mit kleinen Muggelspachteln die Flechten dort zu entfernen. Es hatte in Strömen geregnet und sie hatten das mehrere Tage machen dürfen. Zweifellos Filchs Idee. „Vielleicht wissen sie, dass sie nicht mehr lange unter Dumbledores Fuchtel stehen…“, murmelte Pansy leise. „Vielleicht wissen sie mehr als wir…“ „Ist wohl anzunehmen…“ Hermione seufzte. „Vergiss nicht, dass sie wohl jederzeit gehen können, wenn sie wollen. Dumbledore hat ihnen ja sozusagen freie Hand gelassen. Jeder kann gehen, wenn er will. Und es steht ja wohl außer Frage, dass sie es tun werden, oder?“ Ron biss die Zähne aufeinander. Gut so! Dann waren sie sie los! Sehr gut. Aber vorher… „Vorher bekommen sie von uns noch euren Wahrheitstrank!“ Er sah so böse aus, dass Hermione gänzlich erstaunt war über den Hass in seinen blauen Augen. „Damit haben sie dann wenigstens die letzten paar Tage hier zu kämpfen!“ „Verpass ihnen lieber gleich den Unglückstrank…“, kam die leise Stimme von Harry, als er gerade die Augen aufschlug. Die Stimmen hatten ihn geweckt, das Gespräch die Erinnerungen angestachelt, Rons Wut seine angefacht. „Oder beide gleichzeitig. Vielleicht haben wir Glück und sie sterben dran.“ Er hob die Hand und fing Dracos Hand ein, die Schmerzen auf seiner Wange verursachte, jedes Mal, wenn er über eine der demolierten Partien strich. ~*~*~*~ Draco drückte Harrys Hand weich und musste für einen Augenblick tatsächlich mit den Tränen kämpfen. Er blinzelte heftig, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Leicht spürte er Blaise, der ihm kurz über die Schulter strich, um ihm Kraft zu geben. „Ich werde sie umbringen.“, murmelte Draco tonlos. „Da kann Lupin sagen, was er will. Ich werde diese beiden Bastarde umbringen.“ Blaise sog hörbar die Luft ein, wollte etwas erwidern und hatte den Mund bereits geöffnet, doch dann schloss er ihn stumm wieder. ~*~*~*~ „Heb dir das für unseren Kampf auf...“ Harry lächelte schwach. Er konnte das verstehen. Er konnte es sehr gut verstehen, aber hier in Hogwarts… „Du hast versprochen, dass du mich nicht alleine lässt.“ Hermiones Lippen verzogen sich zu einem unsicheren Lächeln. So konnte das auch nur Harry sagen, oder? Ihn hinhalten, aber gleichzeitig… Sie machte sich ein wenig Sorgen. Er sprach schon die ganze Zeit so seltsam, als machte es ihm plötzlich nichts mehr aus, jemanden sterben zu sehen, als würde er plötzlich töten können, was sein Bild in ihren Augen ziemlich verzerrte. Harry war kein Mörder. Das war er nie gewesen und sie dachte eigentlich, dass er das auch nie sein könnte, aber so wie er sprach… Harrys Stimme riss ihre Aufmerksamkeit zurück auf das Gespräch. „Und du kannst dir sicher sein, dass Voldemort sie als Kanonenfutter missbrauchen wird, denn sie sind in seinen Augen noch nichts wert, müssen sich erst noch beweisen, das Töten lernen, den Gehorsam…“ Die grünen Augen schlossen sich wieder. Hinter Hermione ließ sich Ron auf das Bett fallen, dass es knarrte. „Aber der Trank, der sie umbringt, wäre okay, oder was?“ Der schwarzhaarige Gryffindor zuckte nur mit den Schultern, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte, als ein schmerzhaftes Ziehen durch seine Schulterblätter und seine Wirbelsäule hinunter kroch. „Ja, weil sie nicht wissen, dass wir das Zeug besitzen.“ ~*~*~*~ Draco schüttelte leicht den Kopf und strich mit seinen Fingerspitzen leicht über Harrys Hand. Er würde mit Sicherheit niemals wieder zulassen, dass ihn jemand so verletzte. Niemals wieder. Seine grauen Augen wurden einen Augenblick stahlhart, ehe sie sich wieder weich und zärtlich auf den Gryffindor richteten. Pansy, die das bemerkt hatte, zog leicht die Augenbrauen zusammen. „Mach dir nichts vor, Harry.“, sagte Blaise leise. „Egal, wie sehr sie es verdient hätten: Du würdest sie niemals umbringen. Das ist eine Sache, die du nicht kannst. Jemanden wirklich umbringen, das können die wenigstens Menschen.“ Seine schwarzen Augen richteten sich auf Draco, der den Kopf drehte und ihn unverwandt anblickte, jedoch nichts weiter sagte. ~*~*~*~ Harrys Augen flogen abrupt wieder auf, als er sich aufzurichten versuchte, was Hermione effektiv verhinderte. „Ich…“ Er verstummte, biss die Zähne zusammen. „Natürlich werde ich töten können!“ Er funkelte den Jungen aus Zorn blitzenden Augen an. „Es ist das, wofür ich den Sommer überlebt habe! Nur dafür!“ Er verstummte, wurde blass, als ihm klar wurde, was er da preisgab über sich, aber es war gesagt und konnte nicht zurückgenommen werden. „Ich habe mir vorgenommen, dass ich sie alle umbringe. Und ich ziehe das durch. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich das alles überleben werde!“ Seine Stimme war wieder ruhig. „Voldemort hat mir alles genommen. Und sie folgen ihm und nehmen anderen genau das gleiche. Ich werde nicht zulassen, dass auch nur einer von ihnen überlebt.“ Und ganz plötzlich lächelte er freundlich. „Und das schließt das Töten jener Menschen mit ein, meinst du nicht, Blaise?“ Hermione, Ron und Pansy waren blass geworden. Die beiden Gryffindors, weil sie noch niemals gehört hatten, dass Harry so sprach, die Slytherin, weil sie in etwa wie Blaise dachte. Sie hielt Harry für zu lieb. Warum sollte er sonst nur Ablenkungszauber aus der Verbotenen Bibliothek holen? ~*~*~*~ Draco sagte nichts. Er hatte es ja gewusst. Still strich er Harry weiter über den Handrücken, während Blaise neben ihm explodierte. „Na und? Glaubst du wirklich, dass du dazu in der Lage bist? Dass du zusehen kannst, wie das Leben aus einem Menschen herausweicht? Glaubst du wirklich, dass du jemanden UMBRINGEN KANNST?“ Er war lauter geworden. Fassungslosigkeit lag in seinen schwarzen Augen. „Es ist vollkommener Unsinn, Harry! Du kannst versuchen jemanden zu töten - und du wirst es doch nicht fertig bringen! Du nicht!“ Erneut blickte er zu Draco hinüber. „Er ja. Er wird töten. Da kannst du dir sicher sein und ihm wird es nichts ausmachen. Aber dir... dir wird es die Seele zerreißen.“ ~*~*~*~ Na und? Trotzig blickte Harry Blaise an. Er hatte inzwischen schon so viele Menschen sterben sehen, was machten da ein oder zwei mehr? Was machten da zehn mehr oder hundert? Und dass Draco töten konnte, das war ihm schon klar. Meinte Blaise denn, dass er das nicht wusste? Meinte er ehrlich, dass er nicht davon ausging, dass sie beide würden töten können? Er traute es sogar Ron zu, sogar Pansy, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlte. Am liebsten würde er das verhindern, aber ganz egal, was er versuchen würde, er wusste, dass das nicht ging, auch wenn es genau das war, das ihm das Herz wirklich zerriss. Die Tatsache, dass jeder von ihnen jedes Mal damit rechnen musste, einen Teil seiner Seele einzubüßen, so wie es Dumbledore angedeutet hatte. ~*~*~*~ Blaise seufzte und strich Harry kurz durch die Haare. „Trotzkopf. Merk dir meine Worte, denn du wirst noch einmal dran denken.“ Er streckte sich und drückte den Rücken durch. Geräuschvoll sprangen einige Wirbel in ihre normale Position zurück. Dracos Blick wanderte mittlerweile Richtung Tür. „Ich möchte mal wissen, was Lupin macht. Und was Dumbledore tut.“ Pansy zuckte mit den Schultern. „Warrington von der Schule werfen. Was sonst? Und den ganzen Rest am besten gleich mit.“ Dracos Augen glitzerten unheilvoll. „Dann kommen wir aber nicht mehr in den Genuss des Pechtrankes...“ „Och...“ Blaise lachte nur, hatte er das gerade noch bestehende Gesprächsthema zwischen ihm und Harry doch brutal abgeschlossen. „Das können wir auch noch am Abreisetag umsetzen. Dann fällt er vielleicht aus der Kutsche oder so.“ ~*~*~*~ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Remus zulässt, dass sie ihm entkommen.“ Hermione schüttelte sich, als sie an den Blick dachte, den der Mann so heillos fruchtlos zu verstecken versucht hatte. „Vielleicht dürfen sie diesmal den Ostturm saubermachen.“ „Oder er schickt sie in den See, um dort Algen zu harken.“ Ron grinste breit. „Oder sie dürfen Aragog besuchen gehen.“ Seine Augen funkelten. „Ich hoffe, dass er ihren Ruf ruiniert.“ Harry seufzte. „Wenn er sie dazu zwingt, etwas zu tun, wogegen Voldemort etwas hat, dann sind sie bei ihm unten durch… Dann wird er den Cruciatus zaubern. Garantiert.“ Hermione wurde böse. „Hör endlich auf, so zu reden, Harry!“, fauchte sie. „Das bist nicht du! Das ist… Du wärst doch der erste, der sich dagegen auflehnen würde! Du wärst der allererste, der sie retten würde!“ Sie holte tief Luft. „Also rede nicht so, als wärst du schon einer von ihnen!“ Harry starrte sie entsetzt an. Tat er das? War das… Hilflos blickte er zu Ron, dessen dunkle Augen auf ihm ruhten, zu Pansy, Blaise und schließlich zu Draco, wo er hängen blieb, flehend beinahe. War er wirklich schon wie Voldemort in seinem Hass? Konnte das sein? ~*~*~*~ „Lass dich nicht von dem Hass leiten, Harry.“, sagte Draco nur leise. „So bist du nicht. Und du solltest es auch nicht werden.“ Er gab dem anderen Jungen einen weichen Kuss auf die Lippen. Er wollte noch etwas sagen, doch in dem Augenblick ging die Tür der Krankenstation geräuschvoll auf und Remus Lupin rauschte hinein. Noch immer stand Wut in seinen braunen Augen, doch hatten sich die Wogen ein wenig geglättet. Er hielt direkt auf das von den Jugendlichen umringte Bett zu. „Harry... Schön zu sehen, dass du wach bist.“ Jetzt wurde der Ausdruck in seinen Augen sogar weich. „Was hat Dumbledore gesagt?“, fragte Draco ruhig, aber bestimmt. „Warrington und Pucey werden gehen. Die anderen vermutlich auch.“ Remus’ Augen verengten sich leicht. Es war zu einfach. Viel zu einfach. Ein Schulverweis bedeutete nichts mehr. Vor allem nicht für diese Jungen. Dumbledore hatte jedoch zuvor noch etwas anderes überlegt... „Filch wird sie aber vorher die Kerker putzen lassen. Mit ihren Zahnbürsten. Und für Snape sollen sie Feuerkröten ausnehmen.“ Er schnaubte leicht. „Wenigstens etwas Strafe, die diese Bastarde Ernst nehmen können!“ Feuerkröten waren übel. Sie neigten dazu, plötzlich zu explodieren und einem empfindliche und sehr schmerzhafte Verbrennungen zuzufügen. ~*~*~*~ Harry schwieg. Hermiones Ausbruch, Dracos Worte, Blaises Worte… Sie machten ihm deutlich, dass er sich wirklich von Hass leiten ließ. Dabei hatte Dumbledore ihm doch einmal gesagt, dass seine größte Kraft seine Liebe war - die er schlicht vergessen hatte. Verdrängt. Einfach so. Weil er sauer gewesen war, weil er… sauer auf sich selbst gewesen war, dass er sich nicht hatte wehren können. Jetzt im Nachhinein fielen ihm zwei Sprüche ein, mit dem er sich diese Lackaffen vom Hals hätte halten können. Er hätte auf Verteidigung plädieren sollen, anstatt seinem Hass nachzugeben und Warrington den Schattenzauber auf den Hals zu hetzen, um das Feuer nur noch anzustacheln. Es wäre so viel einfacher gewesen. Und vielleicht hätte er den Spieß umdrehen können. Andererseits hätte ich dann nicht so schönes weiches Fell bekommen, dachte er sarkastisch und biss sich leicht auf die Unterlippe, als er mit den Fingerspitzen über den Rücken seiner noch immer Draco festhaltenden Hand strich. Toll… Er sollte sich im Zoo bewerben. Erst Katze, jetzt das. ~*~*~*~ Remus blickte den schweigenden Harry an und seufzte tief. Wenn Sirius ihn so sehen würde, dann hätte er jetzt alle Hände voll zu tun, seinen engsten Freund davon abzuhalten, aus diesen widerlichen Slytheringören Kleinholz zu machen. Schmerzlich wurde ihm bewusst, wie sehr er Sirius eigentlich vermisste. „Immerhin.“, sagte Draco leise und in seinen grauen Augen lag leiser Vorwurf, dass Lupin ihn zurückgehalten hatte. „Du weißt, warum ich dich zurückgehalten habe, Draco.“, antwortete der Werwolf scharf auf den unausgesprochenen Vorwurf. Der Blonde nickte stumm. Er hatte keine Lust mehr auf diese Vorhaltungen und Auseinandersetzungen. Er nahm schlicht die zweite Hand und strich Harry über den weichen Wolfspelz der anderen Hand. Mit einem leichten Lächeln beugte er sich vor und raunte dem Gryffindor leise ins Ohr „Der Pelz hat was... Vielleicht sollten wir uns den Zauber besorgen...“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, dann fletschte er spielerisch die Zähne. „Ich hab dich auch lieb!“ Ron bekam leicht rote Ohren, doch dann kam ihm noch eine Idee. „Sag, Remus, wann müssen sie den Flur putzen?“ Seine Augen funkelten. ~*~*~*~ Draco lachte leise. „Muss ich dich etwa in eine Raubkatze umtaufen?“, fragte er leise zurück und gab dem Gryffindor einen ganz leichten Kuss auf die geschundene Wange. „Nach dem Abendessen werden sie anfangen. Wie lange - nun, das kannst du dir ausmalen, oder?“, beantwortete Lupin die Frage. Er hatte den Glanz in Rons Augen gesehen. Etwas, das Sirius und James ganz definitiv gefallen hätte. Besonders James... Kurz erinnerte er sich daran, wie sie damals als Schüler gewesen waren. Mit Sicherheit würde er ihnen nicht diese Genugtuung nehmen. So große Dummheiten würden sie schon nicht begehen. ~*~*~*~ Ron setzte sich auf. Jetzt war er wirklich Feuer und Flamme. Er zog sein schreckliches, pinkfarbenes Gedankenbuch heraus, klappte es auf und begann wie wild darin zu schreiben, plötzlich nicht mehr ansprechbar. Hermione, alarmiert durch seinen böswilligen, vorfreudigen Gesichtsausdruck, ließ die Spitze seiner Feder nicht mehr aus den Augen und wusste im nächsten Moment, dass er seinen Brüdern schrieb. Und nach ein paar Sekunden, wusste sie auch, was: ‘Trommelt alle zusammen. Die Todesser schrubben mit Zahnbürsten den Boden! Nach dem Abendbrot!’ Und er schrieb noch weiter! Das konnte ja heiter werden. Sie blickte Pansy an, in deren Blick sie lesen konnte, dass sie vermutete, was Ron da tat, aber im Gegensatz zu ihr schien sie es gutzuheißen. Aber vielleicht hatten sie es ja tatsächlich verdient… „Ron, sag deinen Brüdern noch, dass sie ihre Kamera mitbringen sollen.“, sagte Pansy mit seltsamer Vorfreude. Und allein dieser Satz erklärte Harry, was sie taten. Seine Freunde benachrichtigten die Zwillinge, die das natürlich nicht für sich behalten würden. So eine Nachricht ganz sicher nicht. Solch eine Strafe hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Sie rächten sich ganz subtil an diesen Mistkerlen. Für ihn! Nur für ihn. Demütigung am laufenden Band. Ein Lächeln der Genugtuung legte sich auf seine Lippen. Das geschah ihnen Recht! ~*~*~*~ Draco lehnte seine Stirn gegen Harrys Schläfe. „Geht’s? Oder tut das weh?“, fragte er leise. Er hatte zwar mitbekommen, was Ron ausheckte, aber es war ihm gerade gleich. Wenn die Zwillinge das übernehmen würden, dann war er dort nutzlos. So einfach war das. Blaise hatte sich über Rons Schulter gehängt, beobachtete die Feder jetzt ebenfalls und grinste nur. „Das Haus Dumbledore wird sich über einen Einsatz freuen.“, lachte er leise. ~*~*~*~ „Ja!“ Ron schlug das Buch zu. „Und wir werden auch da sein. Wir werden ihnen zeigen, dass wir durchaus nicht alles auf uns sitzen lassen!“ Er blickte Lupin an, dann grinste er. „Kommst du mit?“ Hermione knuffte ihn in die Seite. „Das kann er nicht machen. Das wäre ein schlechtes Vorbild. Und außerdem kannst du ihn nicht einfach duzen! Das geht nicht! Er ist dein Lehrer!“ Ron wurde abermals bis über beide Ohren rot. „Das äh… Sorry?“ ~*~*~*~ Remus musste lachen. „Nein, ist schon in Ordnung. Ich denke, es ist angemessen, wenn ihr mich duzt.“ Er zwinkerte den sechsen zu und lächelte warm. „Schließlich sind wir sozusagen Verschwörer und ein Team. Oder nicht?“ „Treffend.“ Blaise lachte ebenfalls. „Also... Remus, nicht wahr?“ Der Werwolf nickte grinsend. „Und um auf deine Frage zurückzukommen, Ron: Dass ich nicht direkt sage, dass ihr das lassen sollt, heißt kaum, dass ich mitmischen kann.“ ~*~*~*~ Der Rotschopf nickte nur leicht zerknirscht, aber dann seufzte er wieder. „Schade. Aber es sind genug andere da, die denen da unten Feuer unterm Arsch machen werden! Das wird ein Spaß!“ Er rieb sich die Hände und Harry lächelte. „Darf ich da auch mit? Ich muss ihnen doch zeigen, dass ich ihnen wirklich dankbar bin für das flauschige Zeug hier!“ Er hob seine freie Hand, die andere war schließlich damit beschäftigt, Draco den Hals zu kraulen. Der Blonde wirkte so verloren und das wollte er nicht. Hermione zuckte mit den Schultern. „Da solltest du vielleicht Mme Pomfrey fragen.“ ~*~*~*~ Draco hatte leicht die Augen geschlossen und genoss Harrys Liebkosungen. Nahezu hemmungslos, wie Blaise mit einem leichten Lächeln auffiel. Ob die beiden eine Ahnung hatten, wie süß sie waren? Es war komisch. Es tat nur noch... wenig weh. „Dito. Du solltest dringend Madam Pomfrey fragen. Mich hat sie ja erst nach einer Weile rausgelassen. Ich schätze, sie wird das bei dir genauso sehen.“ „Bei dir?“ Remus zog eine Augenbraue hoch. „Hm... Ich hatte schon mal das Vergnügen...“ Die braunen Augen des Werwolfs glitzerten erneut wütend, dann hatte er eine Idee. „Ach, Ron... Sag deinen Brüdern bitte, dass ich sie sprechen will. Ich hätte da... eine Idee für sie.“ ~*~*~*~ Ron blickte Remus an, dann grinste er und schlug das Buch wieder auf. „Wo genau? Und wann?“, wollte er wissen. ~*~*~*~ „In einer Stunde bei den Birken.“ Der Werwolf grinste verheißungsvoll. „Sie mögen zwar würdige Nachfolger der Rumtreiber sein, aber ganz reichen sie noch nicht an uns heran.“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You hit me like I never felt before Hit me like a sucker punch, you're rotten to the core ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Bastarde. >.< Ich kann Dracos Killer-Drang gerade nur zu gut nachvollziehen. >.< Nur gut, dass es Remus gibt. *nick* Shi-chan: *sichstillundleiseundneugierigzudenZwillingenverzieht* *mitmischenwill* Spaß und Ernst -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 128: Spaß und Ernst Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Oomph! – Das letzte Streichholz Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 128: Spaß und Ernst Harry musste grinsen über Remus’ Worte. Tja ja, so wie es aussah, waren Fred und George doch noch zu toppen. Eine erschreckende Vorstellung. Und es machte ihn stolz, dass sein Dad dazu gehört hatte. Dass Sirius und Remus beide mit ihm bekannt waren… dass er sie zu seinen Freunden zählen durfte. Da war es schon fast schade, dass er es nicht geschafft hatte, in die Fußstapfen dieser Menschen zu treten. Ron richtete diese Nachricht aus und begann verheißungsvoll zu grinsen, als die beiden vollkommen aufgeregt antworteten und vollkommen aus dem Häuschen waren, anfragten, ob er das mit den Rumtreibern ernst gemeint hatte, die er erwähnt hatte, ob sie sie treffen durften und, und, und. Und Ron lachte nur und schrieb zurück, dass sie doch einfach abwarten sollten. Dann sah er Remus wieder an. „Dürfen wir bei dem Gespräch dabei sein?“, fragte er. Irgendwie würde er gerne. ~*~*~*~ Remus lachte und hob die Schultern. „Von mir aus... Aber Harry bleibt hier.“ Er warf dem schwarzhaarigen Gryffindor einen bestimmten Blick zu. Er würde mit Sicherheit nicht erlauben, dass der Junge sich einfach so aus dem Krankenflügel verdrückte - vor allem nicht in seinem Zustand! ~*~*~*~ Harry seufzte. „Das ist unfair. Da kriegen die Nachhilfe im Bösesein und ich darf nicht mit…“ Aber augenblicklich war er darüber sogar recht froh. Erschöpft schloss er einfach die Augen und entspannte sie für einen Moment. Es war anstrengend, so viel zu hören und zu verarbeiten. „Aber solange ich abends mit runter darf, ist das schon okay.“ Hermione schüttelte nur den Kopf. „Ich werde nicht mitgehen. Ich habe noch was anderes vor. Die Bibliothek verlangt meine Anwesenheit.“ Sie lächelte aufmunternd. „Aber ich bin sicher, ihr werdet es mir ausführlich berichten, oder?“ Ron grinste. „Aber klar!“ Er lachte. „Ich bin voll aufgeregt!“, freute er sich. ~*~*~*~ Blaise lachte leise. Um nichts in der Welt würde er sich dieses Treffen entgehen lassen. Kurz warf er einen Blick zu Draco hinüber, aber mit diesem war eindeutig nicht zu rechnen. Mittlerweile lag der blonde Junge mit seinem Oberkörper halb neben Harry auf dem Bett, hatte seine Stirn gegen Harrys Haarschopf gelehnt und streichelte ihm noch immer gedankenverloren über die Hände. So wie er Draco kannte, würde der sich heute kaum noch von Harrys Seite fortbewegen. ~*~*~*~ ‘Sag mal…’, tönte es da durch Rons Gedanken. ‘Hattest du nicht grade noch gesagt, Lupin würde uns erwarten?’ Auf diese scharfsinnige Bemerkung seiner Brüder begann Ron lauthals zu lachen und teilte Remus mit, sie seien entzückt und freuten sich darauf, während er im Hinterkopf immer wieder Gequengel hörte, weil die Zwillinge eine Antwort haben wollten. Und weil er sich in Poppys Augen viel zu laut freute, warf sie sie schließlich raus. Alle bis auf Draco, den Harry eh nicht loslassen wollte. Hermione ging freiwillig, weil sie wusste, dass ihr ab diesem Zeitpunkt nicht viel Zeit blieb - gerade mal sechs Stunden und was war das schon? – während Ron, Blaise und Pansy Remus folgten, um auch ja nichts zu verpassen. ~*~*~*~ Remus hatte die drei lachend mitgenommen und Blaises Gequengel, was er den Zwillingen denn vorschlagen wollte, ignoriert. Als sie sich den Birken näherten, waren die zwei feuerroten Haarschöpfe der Zwillinge schon von weitem zu sehen. Neben ihnen standen drei kleinere Gestalten. „Die Knirpse wieder...“ Pansy lachte leise. „War ja klar.“ „Scherzkekse in Ausbildung.“, erklärte Blaise dem Werwolf knapp. „Die Zwillinge haben beschlossen, sie zu ihren Nachfolgern zu machen.“ ~*~*~*~ Fred und George sahen sie ebenfalls schon auf sich zukommen, winkten wild und man konnte wirklich sehen, dass sie vollkommen aufgeregt waren. Sie hüpften wild auf der Stelle. Mit siebzehn! Ron musste zugeben, dass er seine Brüder noch nie so gesehen hatte. Aber es war ihr Vorbild, das sie treffen würden, was sollte man da schon erwarten… Sie hatten keine Geduld mit Warten bewiesen. Zeitgleich rannten sie los auf sie zu, die Wangen gerötet, die Augen glänzend. „Habt ihr sie mitgebracht?“, fragten sie unisono. Und dann: „Oder kommen sie nach? Kennen wir sie?“ Ron zeigte nur auf Remus und die beiden Jungen starrten ihn entgeistert an. „Professor… Lupin? Aber…“ ~*~*~*~ Remus lachte herzhaft über die entgeisterten Gesichter der beiden Rothaarigen. „Rons Erzählung habe ich entnommen, dass euch die Rumtreiber bekannt sind, also die Herren Wurmschwanz, Tatze, Krone und Moony. Nun, mein Name war Moony.“ In seinen braunen Augen funkelte es belustigt, während er ihre Reaktionen beobachtete. Blaise und Pansy kicherten leise, während die drei Erstklässler mit offenen Mündern daneben standen. Natürlich hatten sie von den Zwillingen die Berichte über die Rumtreiber gehört, aber so wirklich begreifen konnten sie das alles gerade nicht. ~*~*~*~ Freds Mund klappte auf. Ihr Lehrer war… Moony? Echt jetzt? Keine Verarschung? Und wer… „Ich bin erfreut, Sie erneut kennen zu lernen!“ George hatte seine Verwirrung zuerst abgeschüttelt und nahm nun ergriffen und mit einer Art von Freudentränen der Rührung die Hände seines Meisters. „Dass wir das noch erleben dürfen!“ Nickend tat es Fred ihm gleich. Er strahlte. „Wo sind dann die anderen? Wenn Sie Moony sind, wo sind dann Tatze und Krone und Wurmschwanz?“ Tja… Harry hatte ihnen nicht das Geringste erzählt. Und Ron hatte auch nicht gedurft. ~*~*~*~ Remus grinste. Jetzt war wohl ein guter Zeitpunkt, um einige Geheimnisse zu lüften. „Wurmschwanz ist Peter Pettigrew.“ Die Miene des Werwolfs machte deutlich, dass er so schnell wie möglich diesen Namen hinter sich bringen wollte und kein weiteres Wort über ihn verlieren würde. „Tatze ist Sirius Black und Krone war James Potter.“ Kurz huschte ein schmerzlicher Ausdruck über sein Gesicht. Manchmal, da war der Verlust von James und Lily so schlimm wie am ersten Tag. „Überrascht?“ ~*~*~*~ Von Überraschung konnte kaum eine Rede sein. Die Augen der beiden Zwillinge waren so groß wie Untertassen und drückten ein Unglauben aus, der schon kaum mehr fassbar war. „Black? Sirius? Harrys Pate...“ „Sein Vater?“ Sie sahen sich an, dann wieder zu Remus. „Harrys Vater war Mitglied der besten Streichespieler der Schule seit Gründergedenken?“ „Und wir haben ihm die Karte gegeben!“ „Als wäre das vorherbestimmt gewesen, dass er sie bekommt!“ „Wow!“ „Aber…“ Plötzlich waren die Augen beider Jungen wieder dunkel. „Das bedeutet ja, dass von euch nur noch zwei übrig sind.“ Sie wirkten enttäuscht und traurig. Sehr traurig, denn sie begriffen plötzlich, dass ihr größter Wunsch – einmal alle auf einmal zu sehen – unerfüllbar sein würde. Pansy stattdessen hatte Remus’ Schmerz gesehen. Er tat ihr Leid. Sie konnte das verstehen. Wenn Hermione oder einer der anderen sterben würde, würde sie auch traurig sein. Selbst nach so vielen Jahren noch. ~*~*~*~ „Immerhin...“ Remus lächelte schwach. „Aber wir sollten uns nicht mit trüben Gedanken belasten. Nicht, wenn wir gerade etwas aushecken wollen.“ Sein Lächeln wurde wieder sicherer, wie Blaise bemerkte. „Nur zu schade, dass Sirius nicht hier ist. Er hätte seinen Spaß an euch gehabt.“ Erneut blitzte in seinen Augen etwas auf und Blaise begriff, dass Verlust im Moment viel zu allgegenwärtig war. ~*~*~*~ Pansy biss sich auf die Lippe, als sie das sah, doch dann begann sie zu lächeln. „Und, was schwebt dem Meister der Streiche so vor?“, fragte sie, was die Zwillinge sie böse anfunkeln ließ. Das hatten sie sagen wollen! „Genau, was hecken Sie aus?“ „Das hat doch sicher etwas mit diesen Mistkerlen des Kotzbrockens zu tun, oder?“ ~*~*~*~ „Natürlich.“ Das Glitzern in Lupins Augen nahm einen vollkommen anderen Beiklang an. „Das Geheimnis an den wirklich großen Streichen ist die perfekte Planung und Abstimmung. Und was diese Bastarde angeht, so ist nur das Beste gut genug.“ Und dann begann er den Plan auszubreiten. Sie würden das halbe Haus Dumbledore einbinden müssen, doch das würde für die Zwillinge kein Problem sein. Garantiert würden sie die anderen Schüler mobilisieren können. Das stand außer Frage. Die Würdenträger hörten mit immer größeren Augen und roteren Ohren zu und selbst Blaise entwich zwischenzeitlich ein anerkennendes Brummen. Das war verdammt durchdacht. ~*~*~*~ Als sie sich schließlich auflösten, hatte jeder genauestens im Kopf, was er würde wie und wann tun müssen. Ihre Augen glänzten vor Vorfreude, was Dumbledore noch oben in seinem Büro sehen konnte, sodass er schon fast ahnte, was da im Gange war, aber er drehte sich nur pfeifend weg und kraulte Fawks den schönen Kopf. Er würde sich da nicht einmischen, würde abwarten und sich über das Ergebnis freuen. Wenn so viele geniale Geister am Werk waren, konnte doch nur etwas Positives dabei herauskommen. Und wenn es so wurde wie zu Halloween, dann wollte er das auf keinen Fall verpassen. Vielleicht, so dachte er, konnte er seinen Spaß mit einem der Lehrer haben, wie er ihn mit Snape gehabt hatte. Oh ja, er freute sich darauf. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Harry hatte lange geschwiegen, hatte nichts sagen können, wollen, müssen. Draco war da, das war im Moment alles, was wichtig war, denn bevor er gekommen war, da hatten die Träume vor der Tür gestanden, drohend und finster. Jetzt war das wieder okay. Und das Gefühl, gekrault zu werden, war mit Fell wirklich fast schöner. Es war richtig angenehm, dass er dabei schlafen könnte. Nur ging schlafen irgendwie nicht, denn er wusste ja, dass die anderen etwas planten. Irgendwann hielt er inne, ließ seine Finger jedoch in dem weichen blonden Haar. „Dray… Bitte tu ihnen nichts, wenn wir danach runtergehen, ja?“ Seine Stimme war ganz leise und er war sich auch nicht sicher, ob er das wirklich verlangen konnte, aber er wollte ihn wirklich nicht verlieren. „Wenn du auch fliegst, dann bin ich ganz alleine hier. Und du bist ganz alleine da draußen, wo dein Vater kommen und dich töten kann. Oder er holt dich wirklich zu den Todessern… Ich will das nicht. Ich könnte das nicht ertragen.“ Trotz leichter Schmerzen drückte er seine Nase gegen weiche Haut, atmete den Duft ein, den er nie wieder missen wollte. „Versprich mir das…“ ~*~*~*~ Draco seufzte tief und nickte dann. „Ich verspreche es dir, Harry.“ Er gab dem Gryffindor einen weichen Kuss auf die Lippen. „Keine Dummheiten...“ Mit dem Zeigefinger tippte er gegen Harrys Nasenspitze. „Und du versprich mir, dass du nach unserem Ausflug nach dort unten artig wieder hier ins Bett gehst.“ Er sah seinen Freund ernst an. Wenn er ehrlich war, dann sah er wirklich grauenhaft aus. ~*~*~*~ „Wenn du mitkommst…“ Von dieser Idee war Harry nicht im Geringsten begeistert, auch wenn er es einsah. Es war wirklich besser, wenn er erstmal hier blieb. Oder eben wiederkam. Solange eben Draco dabei war. Alleine hielten ihn hier keine zehn Mantikore. ~*~*~*~ „Ich habe nicht vor, dich jemals allein zu lassen.“ Draco zog leicht eine Augenbraue hoch und auf seinem Gesicht lag gespielte Empörung. ~*~*~*~ Harry lächelte. „Dann gibt es auch kein Problem, dass ich wieder herkomme.“ Vorsichtig hob er wieder die Hand, um ihm durch die Haare zu streichen. „Du hast noch deine Uniform an…“, sagte er leise. „Du warst sofort da, oder?“ ~*~*~*~ „Ich hatte einfach ein schlechtes Gefühl, als du nicht kamst.“ Dracos Stimme stockte leicht. „Irgendwie habe ich was geahnt. Ich weiß nicht... Joey ist wahnsinnig geworden, als ich einfach vom Training abgehauen bin.“ Er lachte heiser auf. „Und als ich dann in Lu... Remus hier in der Tür reingerannt bin, da... Ich kann dir gar nicht sagen, wie mich das getroffen hat. Es war beinahe, als wenn der schlimmste Albtraum wahr geworden wäre.“ ~*~*~*~ „Na ja. Ich lebe ja noch.“ Auch wenn das mit Sicherheit knapp gewesen war. Wenn Remus nicht gekommen wäre… Harry war sich beinahe sicher, dass keiner der Jungen aufgehört hätte. Lächelnd zog der Draco zu sich herab, schlang seine Arme um dessen Schultern und drückte ihn an sich. Er hatte keinen Ton gesagt, als er da unten vor ihnen gelegen hatte. Weil er an Draco gedacht hatte, der auch niemals einen Ton von sich gegeben hätte. Weil Draco stark war und sie durch sein Schweigen gedemütigt hätte, hatte er das auch getan. „Ich hätte einfach diesen Eiszauber einsetzen müssen, dann wäre keiner von ihnen an mich herangekommen…“ Dieser Gedanke lastete auf ihm. „Ich hätte sie alle in Schach halten müssen! Ich kann mir das in Zukunft nicht mehr erlauben, mich so überraschen zu lassen. Ich habe doch sofort gewusst, was sie wollten…“ ~*~*~*~ Zart strich Dracos Hand über seinen Nacken und fuhr durch das weiche Haar. „Harry, sie haben dich überrascht. Das ist nur normal. Das nächste Mal wird dir so etwas nicht mehr passieren. Weißt du... Ich weiß, wie es ist, wenn man mit solch einer Situation überfordert ist.“ Der Kampf auf dem Friedhof war vergleichbar gewesen. Und dort war er es gewesen, der vollkommen hilflos war. Der Gedanken kratzte noch immer an ihm und er wusste, dass er niemals wieder so paralysiert sein würde. Nie wieder. ~*~*~*~ Harrys Blick ging ins Leere. War das so? Hatten sie ihn wirklich überrascht? Er hatte sie doch irgendwie erwartet. Schon seit Tagen. Seit sie Blaise so zugerichtet hatten, hatte er darauf gewartet, dass er der nächste war, hatte sogar darauf gehofft, um einen Grund zu haben, Blaise rächen zu können. Aber diesmal war er zu wütend gewesen. Auf Poppy… Weil sie auf seine Gesundheit achtete im Gegensatz zu ihm. Er seufzte. „Ich bin einfach ein Idiot.“, erklärte er Draco, während er die Augen wieder schloss. „Aber du hast Recht. Nie wieder wird mich je wieder jemand überraschen. Das ist zweimal passiert. Zweimal zu oft.“ Grimmig krallte er die Hände in Dracos Umhang. „Ich hatte zweimal Glück, aber das nächste Mal ist es Können, ich schwöre es dir! Ich werde Nahkämpfe üben, damit so etwas nie wieder passieren kann!“ ~*~*~*~ Draco lächelte leicht und strich Harry zart mit den Fingerspitzen über die Lippen. „Das glaube ich dir sofort.“, sagte er weich. „Weißt du, seit dem Kampf auf dem Friedhof weiß ich, dass ich niemals wieder so hilflos sein will. Nie wieder. Ohne Dumbledore wäre ich nicht hier.“ Es war eine nüchterne Feststellung. „Und seither will ich stärker werden. Vielleicht trägt das auch dazu bei, dass mir die Schwarze Magie nicht mehr so weh tut. Irgendwie ist sie ja ein Teil von mir.“ Seine Stimme war leiser geworden. Über all das hatte er bisher noch nicht gesprochen und er war sich nicht sicher, was Harry darüber denken würde. ~*~*~*~ Harry hielt sofort still. Er konnte die Schwarze Magie jetzt nutzen, ohne Schmerzen, ohne Leere? Wow… „Wie hast du das geschafft?“ Es war ehrliche Neugier, die aus ihm sprach. ~*~*~*~ „Ich habe sie akzeptiert.“, antwortete Draco leise. „Ich habe einfach nicht mehr drüber nachgedacht. Weil sie eben irgendwie zu mir gehört. Und ich mich selbst schließlich nicht ablehnen kann.“ ~*~*~*~ Diese Worte lösten absolute Freude in Harry aus. Er drückte Draco an sich, verbarg seine Nase an seinem Hals und hätte am liebsten gelacht, so froh war er. Es hieß doch, dass Draco sich inzwischen doch leiden konnte. Nicht so wie am Anfang, als sie sich kennen gelernt hatten, als er sich selbst hasste, nein inzwischen… „Ich liebe dich. Und ich bin stolz auf dich.“, flüsterte er und musste dabei seine Stimme unter Kontrolle halten, weil Ergriffenheit sie ersticken wollte. Endlich hatte Draco verstanden, dass Schwarze Magie eben doch nicht nur in schwarzen Herzen wohnte. ~*~*~*~ Draco lächelte zärtlich und drückte Harry ganz behutsam an sich. Er wollte dem schmalen, malträtierten Körper schließlich keine zusätzlichen Schmerzen zufügen. „Danke...“, flüsterte er heiser. Diese Worte berührten ihn und trieben ihm nahezu die Tränen in die Augen. „Es ist unglaublich, wie sehr du mich verändert hast.“ ~*~*~*~ Harry schnaubte leise. Er hatte ihn nicht verändert. Warum konnte das denn keiner verstehen? „Das hast du ganz allein geschafft.“, hielt er überzeugt seine Meinung hoch. „Du, nicht ich. Ich habe nur geholfen, wenn es schwierig wurde, aber das auch nur, weil ich dich mag, sonst hätte ich das wohl nicht getan. Also habe ich dir nur geholfen, weil du du bist.“ Er überlegte kurz. Er redetet schon wieder Unsinn. Vielleicht war er doch müde. ~*~*~*~ Leise musste Draco lachen. „Sieh es doch einfach ein: Du hast mich überhaupt auf den richtigen Weg gebracht. Und du hast mich gerettet.“ Er gab Harry einen leichten Kuss auf die Nasenspitze. In ihm war auf einmal alles warm. Ja... Eigentlich war es so. Genau so. Dieser Junge hier hatte den Unterschied gemacht. Einfach so. ~*~*~*~ Lächelnd seufzte Harry. Dracos Worte klangen so ehrlich. Und wenn er ehrlich war, dann machten sie ihn stolz. „Ist doch auch egal. Hauptsache, du bist, wie du bist, alles andere ist unwichtig.“, murmelte er und blickte ihm in die Augen. „Und wenn du es so willst, dann hast du mich auch gerettet, weil ich ohne dich längst losgezogen wäre, damit all das da draußen nicht passiert. Und ich hätte ihn gefunden und er wäre mit mir zusammen gestorben…“ Er grinste leicht. „Und nur deinetwegen bin ich noch hier und suche verzweifelt nach einer Möglichkeit, wie ich ihn killen kann, ohne dabei selbst draufzugehen. Sei stolz auf dich!“ Der letzte Satz war schon fast sarkastisch angehaucht, aber ernst gemeint war es trotzdem. Wenn es so war, hatten sie sich eben gegenseitig gerettet. War doch nicht das Schlechteste. ~*~*~*~ Dracos Lächeln war weich und zärtlich, als er Harry ganz behutsam af die Lippen küsste. „Ich bin stolz auf dich. Ganz besonders, weil du nicht den Kopf verlierst und dort rausstürmst.“ Erneut stupste er den schwarzhaarigen Jungen auf die Nasenspitze. „Außerdem muss ich dich auf einen Denkfehler aufmerksam machen: Du hättest Voldemort vielleicht gefunden, aber du hättest ihn nicht töten können. Vielleicht hättest du es geglaubt, aber er wäre trotzdem zurückgekehrt. Vergiss diese Horkruxsache nicht.“ Er lehnte die Wange an Harrys Schulter und strich ein weiteres Mal mit seinen Fingern durch den weichen Pelz auf Harrys Hand. „Bist du sicher, dass wir den Pelz nicht noch woanders ausprobieren sollen?“ ~*~*~*~ Harry musste leise lachen. „Ich würde ihn gerne behalten…“, murmelte er überlegend. „So ein Halbwolf zu sein, wäre doch auch nicht das schlechteste, oder?“ Aber Draco hatte Recht. Die Horkruxe waren wirklich ein Problem. In der Tat wäre sein Opfer vollkommen sinnlos gewesen, weil Voldemort wieder zurückgekommen wäre, wie er es ständig tat. Wie eine lästige Schabe, die man nicht töten konnte. Allerdings… Du hättest ihn nicht töten können… Sie alle glaubten das. Sie alle waren der Meinung, dass er es nicht konnte. Und selbst Draco wollte das nicht mal. „Draco… glaubst du auch, dass ich es nicht schaffe, zu töten?“, fragte er leise. Diese Antwort war ihm wichtig. Irgendwie hatten sie ihn erschüttert mit ihrer Feststellung. Er war sich sicher, dass er würde töten können. Er war sich so sicher gewesen! Aber jetzt… Er schwankte. Früher niemals. Im Sommer hatte er versagt, hatte den Expelliarmus gezaubert, anstatt einen echten Fluch! Er war doch nicht wirklich unfähig zu töten, oder? ~*~*~*~ Draco lachte leise bei Harrys Antwort und wollte etwas Flapsiges entgegnen, doch die ernste Frage wischte jeglichen Spaß schlagartig beiseite. Nachdenklich sah er seinen Freund an. Blaises Rede hatte ihn wohl wirklich sehr aufgewühlt. Er blickte tief in die grünen Augen, ehe er dann langsam antwortete. „Weißt du... Ich denke, dass Blaise größtenteils Recht hat. Du bist niemand, der leicht ein Leben auslöschen wird. Es wird dir weh tun. Selbst wenn du diese Person abgrundtief hasst. Dennoch hat er sich in einer gewissen Hinsicht geirrt. Ich denke, dass du töten kannst, wenn du es wirklich musst. Aber auch nur dann. Wenn dein Leben davon abhängt oder...“ Er stockte leicht. „…meins.“ ~*~*~*~ Diese Worte trafen den Kern wirklich erstaunlich gut. Harry musste zugeben, dass es genau die Antwort war, die sein Unterbewusstsein ihm hatte vermitteln wollen, die er aber nicht hatte hören wollen. Sie tat weh, diese Erkenntnis, und genau das drückten seine Augen aus, bevor er sie schloss. Warum musste sein Herz allein bei dem Gedanken, jemanden zu töten, solche Zicken machen? Warum konnte es nicht ebenso stark sein wie Dracos? Oder Blaises? Oder Sirius’? Das war unfair. Er seufzte leise und weigerte sich, das zuzugeben. Vielleicht… vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung und er konnte dieses dumme Etwas aus dem Weg räumen, das ihn daran hindern wollte. Außerdem war er müde. Reden war anstrengend. Und wenn er so weitermachte, dann würde er die große Stunde seiner Peiniger verpassen, was er nicht wollte. Nicht mit der Aussicht darauf, was Remus plante. Er wollte einen der besten Freunde seines Vaters in Aktion erleben. „Weckst du mich zum Abendbrot?“, fragte er Draco versichernd. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco strich ihm zart über die Haare. Er hatte erst seine Wange berühren wollen, doch er zuckte davor zurück, hatte es Harry das letzte Mal doch weh getan. „Schlaf ruhig. Ich bleibe da.“ Sein Lächeln war zärtlich, als er dem Gryffindor einen weichen Gute-Nacht-Kuss gab und sich dann einigermaßen bequem neben ihm einrichtete. ~*~*~*~ „Schön.“ Harry lächelte, rutschte noch ein bisschen zur Seite, bevor er sich zusammenrollte und seine Stirn irgendwie gegen Draco drückte, um ihm nahe zu sein. Es dauerte keine Minute mehr, bis er einschlief. Und währenddessen lief in Hogwarts alles auf Hochtouren. Blaise hatte das Haus Dumbledore zusammengerufen, das langsam aber sicher von Hermione mit Gedankenbüchern ausgestattet wurde. Er teilte sie in Gruppen auf, gab ihnen verschiedene Aufgaben, während die Weasley-Zwillinge – zum allgemeinen Erstaunen von Mme Pince – in der Bibliothek zugange waren und Hermione tatsächlich dazu hatten überreden können, ihnen zu helfen, das zu suchen, was sie unbedingt brauchten. Pansy unterdessen blätterte in einem der Bücher, die ihre Eltern ihr einmal geschenkt hatten, in denen ebenfalls Schwarze Magie neben nicht ganz korrekten Weißen Sprüchen aufgelistet war. Sie suchte einen Zauber, um das zu tun, was sie vorgeschlagen hatte. An ihrer Seite Gregory Goyle, der vollkommen begeistert gewesen war. Ron unterdessen war schon dabei, Scherzbomben seiner Brüder in den Kerkergängen so zu verstecken und magisch zu befestigen, sodass man sie nicht bemerken konnte, selbst wenn man davor stand oder sie berührte. Er hatte von Remus einen Spruch bekommen, mit dem er dafür sorgen konnte, dass sie nur auf sein Geheiß hin ihr grausiges Geheimnis preisgeben konnten. Die drei kleinen Würdenträger waren hektisch auf der Suche nach dem Poltergeist Peeves, dem sie einen Vorschlag zu unterbreiten gedachten, was sie in heller Aufregung von Raum zu Raum pitschen ließ und Snape einen misstrauischen Blick entlockte, als sie an ihm vorbeihasteten. Und Remus… Tja, Remus saß in aller Seelenruhe und mit einer unbändigen Vorfreude im Bauch mit Tonks bei Professor McGonagall, die sich lang und breit über diesen hinterhältigen Angriff auf Harry ausließ, den sie skandalös fand, weil er in seiner Art und Weise bereits einmal vorgekommen war. Er hatte nicht die Befugnis mitzuwirken bei diesem Streich, aber das machte nichts. Er würde – natürlich ganz zufällig – ebenfalls anwesend sein und sehen, wie sein Plan von seinen Gehilfen und überraschenderweise sehr erfinderischen Kumpanen ausgeführt wurde. Sollte es wirklich zu einer Bestrafung des Hauses Dumbledore kommen, dann würde er sich dafür verantworten, das stand für ihn bereits fest. ~*~*~*~ Als es Zeit für das Abendessen war, richtete sich Draco auf dem Bett langsam auf und beugte sich zu Harry hinab, dessen Kopf mittlerweile vollkommen auf seiner Brust ruhte und gab ihm einen weichen Kuss auf den Haarschopf. Die Spuren auf seinen Wangen waren beinahe vollkommen verschwunden und doch sah er noch immer reichlich mitgenommen aus. Die dunklen Schatten unter seinen Augen verrieten es. „Kätzchen... Zeit zum Aufwachen und bösen Jungs beim Verzweifeln zuzusehen.“ Zart strich er über Harrys Nacken. ~*~*~*~ Harry murmelte etwas Unverständliches. Er wollte sich jetzt nicht bewegen. Wenn er bedachte, wie lange er gebraucht hatte, um eine schmerzfreie Position zu finden… Er wollte nicht aufstehen. Seine freie Hand krallte sich in Dracos Umhang, als er seufzte und einfach weiterschlief. ~*~*~*~ „Hey...“ Sachte drehte Draco den Gryffindor auf den Rücken. „Sag bloß, du willst jetzt doch die ultimative Rache verpassen?“ ~*~*~*~ Müde blinzelte Harry ins Licht, doch die Chance zur Antwort wurde ihm von einem hereinstürmenden, beigeistert strahlenden Ron vermasselt, der lauthals verkündete, dass sie endlich zum Essen kommen sollten, weil das Haus Dumbledore nur noch auf sie beide warten würde. Sie hatten es sich in den letzten Tagen angewöhnt, immer gemeinsam zu essen, und das beinhaltete das gemeinsame Beginnen. Jedenfalls war Harry jetzt durch den unerwarteten Schreck endgültig wach. Sehr wach. Und augenblicklich breitete sich ein Kribbeln der grimmigen Vorfreude in seinem Bauch aus. Ron hatte zwar nichts gesagt, aber seine Ausstrahlung allein war schon Grund genug, um alles nur Zauberermögliche zu erwarten. Er setzte sich auf. „Dann mal schnell.“ Er grinste Draco an und küsste ihn, sich plötzlich bewusst werdend, dass auch dieser versucht hatte, ihm genau das mitzuteilen. „Sorry, dass ich nicht wach werden wollte.“, murmelte er leicht zerknirscht, doch im nächsten Moment nahm die Aufregung wieder Überhand. „Hast du Mme Pomfrey gefragt?“, wollte er wissen. „Ob ich gehen kann, mein ich.“ ~*~*~*~ „Bin ich verrückt?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Wir schleichen raus. Wenigstens war das mein Plan, bis dieser Depp da hier so lauthals reingestürmt ist.“ Er warf Ron einen giftigen Blick zu, der daraufhin rot anlief. Still reichte der Blonde Harry Kleidung zum Wechseln, die er bereits zuvor mit einem Acciozauber hergerufen hatte. Der Schwarzhaarige konnte kaum in seinen malträtierten Quidditchsachen von heute Morgen rumlaufen - oder in einem Krankenflügelschlafanzug. „Mach dich wenigstens nützlich und steh Wache, Ron!“, knurrte Draco leise, während er Harry half, das Oberteil über den Kopf zu ziehen. ~*~*~*~ Ron wuselte los, viel zu happy, um sich über den Tonfall aufzuregen, und nur fünf Minuten später war Harry fertig und er und Draco sammelten Ron ein, der sich bei Harry unterhakte, um ihn notfalls stützen zu können, weil der Junge eben doch noch blass war und unsicher auf den Beinen schien. Doch das änderte sich zunehmend, während sie auf die Zielgeraden kamen und das Tor zur Großen Halle in Sichtweite kam. Harry ging aufrechter, seine Schritte wurden sicherer und er strahlte beinahe den gleichen Stolz aus, wie Draco es die meiste Zeit tat. Stolz und ein wenig kindischen Eigensinn, denn auch wenn er es gerne hätte, sein struppiges Haar und sein noch teilweise etwas farbenfrohes Gesicht ließen die Erhabenheit nicht durchdringen, die Dracos tadellose Gestalt und dessen Auftreten vermittelten. Aber es war egal. Zumindest fühlte er sich gut mit seinen beiden Begleitern, von denen der eine breit grinste und der andere verhalten böse blickte. Die Große Halle verstummte für einen Augenblick, als sie eintraten, war doch durch das Haus Dumbledore bekannt gemacht worden, was Harry passiert war, dann brach Gemurmel los, das in seiner Art nicht positiver hätte sein können. Wie sehr sich die Lage doch verändert hatte. Nur vor ein paar Wochen wären sie alle todunglücklich gewesen, dass er so schnell genesen war. Harry blickte nur für eine Winzigkeit zum Lehrertisch hoch, als McGonagall sich abrupt an Dumbledore wandte und ihn etwas zu fragen schien, was dieser nur mit einem scheinbar ahnungslosen, gleichgültigen Achselzucken abtat, während sich in seine Augen ein Grinsen schlich. War doch nett, dass er scheinbar wusste, dass was vor sich ging und ihn nicht gleich zurück ins Bett schickte, wie es Poppy zweifellos getan hätte. Remus winkte ihm verschwörerisch, während Tonks überglücklich und erleichtert schien. Snapes Blick war kalt und eindeutig missfallend. Er war nicht damit einverstanden, dass er bereits wieder draußen rumturnte, aber das war Harry egal, als er zum Tisch der Ravenclaws wanderte, wo die pinkefarbenen Krawatten diesmal saßen, und an dem er und Draco lautstark begrüßt wurde. Er hatte sich noch nicht ganz hingesetzt, als Seamus Finnigan auch schon seine Arme sehen wollte, von denen er gehört hatte. Auch die Zwillinge, Cho und einige andere äußerten diesen Wunsch, also schob Harry schlicht die Ärmel zurück, woraufhin jeder einmal über das Fell streichen wollte. Es war der erste Teil des Plans, den Remus sich ausgedacht hatte, und der Werwolf war wirklich glücklich, dass Harry ohne Anweisung genauso handelte, wie Blaise es ihm versichert hatte, als er ihm von der Faszination des schwarzhaarigen Gryffindor für das Fell auf seinen eigenen Armen berichtet hatte. Es würde die Slytherins ärgern, dass sie Harry damit nicht betroffen machen konnten, dass er Fell auf den Armen hatte, dass sie nicht dafür hatten sorgen können, dass er sich in Grund und Boden schämte. Genauso wie es sie ärgern würde, dass er schon wieder auf den Beinen war, was zweifellos noch Folgen für ihn haben würde, wenn Poppy herausfand, dass er nicht da war. Remus hoffte nur, dass das nicht unbedingt zu der Zeit war, während Harry vor aller Augen die Arbeit seiner Peiniger verfolgte. Aber egal was, die Medizin würde noch bitterer werden. ~*~*~*~ Draco hatte sich neben Harry niedergelassen und sah mit einem leicht missmutigen Glitzern in den Augen, wie sie alle an seinem Freund herumfummelten. Es war komisch... Auf einmal kochte die Eifersucht in ihm so hoch wie noch nie zuvor. Dennoch verhielt er sich still, während sein Arm zugleich stützend und besitzergreifend um Harrys Schultern lag. Zu still, wie es Blaise auffiel, der ihn aus dem Augenwinkel musterte. Vonseiten der Slytherins wurde die aufgeregte Horde mit grimmigen Blicken gemustert und auf Warringtons Gesicht war hemmungslose Enttäuschung zu lesen. Der Kerl war auch einfach zu blöd, um sich besser zu verstellen, wie Blaise trocken feststellte. ~*~*~*~ Das Essen wurde eine illustere Runde. Die Würdenträger waren von Pansy aufgefordert worden, zu erzählen, wie ihr Sondertraining bei Tonks am Vormittag gewesen war, woraufhin die drei sehr bildhaft und glaubwürdig demonstrierten, wie Tonks alles Mögliche umgeworfen und zerstört hatte durch ihre Tollpatschigkeit, bis an ihren und auch an den umliegenden Plätzen ein heilloses Chaos herrschte, das von Tonks, die der Szenerie begeistert beigewohnt hatte, mit lautem Applaus belohnt wurde. Schließlich erhob sich Ginny und sprach einen Toast auf die humorvollste Lehrerin aus, der von allen erwidert wurde, sodass ein lautes „Auf Tonks!“ durch den Raum hallte, dem sogar einige Lehrer und Dumbledore beipflichteten. Tonks verpasste ihnen imaginäre ‚zwanzig Punkte für Dumbledore’, was wiederum Lachen herausforderte, bis jeder Muskelkater im Bauch hatte. Sie hatten echten Spaß. Besser, als es geplant gewesen war. Und dann erhob sich Filch von seinem Platz und die Stimmung änderte sich schlagartig. Die Große Halle wartete in unwissendem Schweigen, ausgelöst von einem abrupten Umschwung im Haus Dumbledore, das plötzlich eine unterschwellig aggressive Ausstrahlung innehatte, bis Filch die Versammlung verlassen hatte. Irgendwas ging vor und das blieb niemandem verborgen, doch es wusste eben keiner was. Mehr als ein Dutzend Schüler verrenkte sich die Hälse, doch außer ein paar Jungen und Mädchen, die in plötzlich wieder heiterer Manie ihre Teller leer putzten, war nichts los. Die Außenseiter verstanden die Welt nicht mehr. ~*~*~*~ Schließlich stand Blaise als erster an ihrem Tisch auf. Beinahe sofort folgten ihm alle anderen nach und zogen in einer seltsamen, nahezu feierlichen Prozession aus der Großen Halle heraus. Draco hatte sich von Harrys Seite nicht wegbewegt und ihm den Arm um die Taille gelegt, um ihn etwas zu stützen. Ron tat auf der anderen Seite das Gleiche und irgendwie musste der Blonde seinen Beschützerinstinkt gerade soweit zähmen, dass er Ron nicht wegstieß. Im Moment wollte er niemand anderes bei Harry haben. Und dennoch zwang er sich dazu, das zuzulassen. ~*~*~*~ Harry musste über die Stimmung in dieser Gruppe ziemlich staunen. Sie waren so ernst, hielten so unglaublich zusammen, als wären sie ein Körper, eine einzige Masse. Und alle hatten sich um ihn, Draco, Ron, Hermione, Pansy und Blaise geschart. Und der Trend war eh dahingehend, dass man ihnen folgte. Zuerst waren es nur ein paar Schüler, doch sie hatten das Tor auch noch nicht erreicht, da war McGonagall schon aufgestanden, hatte Dumbledore noch einen bitterbösen, unverständigen Blick zugeworfen und schon eilte sie hinter ihnen her. Ebenso Tonks und Remus – scheinbar vollkommen beunruhigt durch die Bewegung, die in ‚ihr’ Haus gekommen war - und zwei Katzen, die diesmal die Vorhut zu einem unwillig neugierig gewordenen Snape bildeten. Ein kleiner, verwirrter Flitwick machte sich ebenfalls auf den Weg, dazu eine unverständig dreinblickende Mme Hooch. Und auch einige andere Lehrer folgten ihnen, bis es schließlich alle waren, einschließlich der Schüler – selbst einige Slytherins waren darunter, weil die Neugier sie trieb. Sie wurden überrascht. Kaum hatte das Haus Dumbledore die Große Halle verlassen, drängten sie sich in der Mitte der Eingangshalle zusammen und schlossen alle anderen aus dem heimlich scheinenden Gespräch aus, bevor sie sich wie einstudiert alle gleichzeitig aufrichteten und dann jeder in Zweier- oder Dreiergrüppchen in eine andere, vollkommen unsinnig scheinende Richtung davon machten. Harry und Draco wurden einfach von Hermione mitgeschleift, die als einzige wirklich die Kerker ansteuerte. Unter den Zurückgelassenen brach ein heillos verwirrtes Geplapper und Getuschel los, dass diese Leute doch einfach alle verrückt geworden waren, doch schon jetzt konnte man in einigen Augen eine Art Bewunderung sehen. Dieses neue Haus war irgendwie anders als die vorher existierenden. Mit seinen Mitgliedern war etwas anders. Vielleicht war es einfach der Fakt, dass alles tiefer zu gehen schien, weder die Schüler noch die Lehrer konnten es wirklich benennen. ~*~*~*~ Hermione zog sie in die Kerker runter und drängte die beiden anderen Jungen leise in eine Nische. „Still!“, zischte sie und spähte um die Ecke. Ah, da waren sie. Warrington, Pucey, Smith, Crabbe und Nott krochen auf den Knien über den Boden und schrubbten ihn mit Zahnbürsten, die bereits jetzt ganz schwarze Borsten hatten. Filch stand unweit davon und sah den fünf Jungen gehässig dabei zu. Draco hatte Harry so eng an sich gezogen, wie es ging, ohne dass er ihm weh tat, und bemühte sich, ihn zu stützen, damit das Stehen nicht zu anstrengend wurde. „Ah...“ Hermione hatte ein leichtes Aufblitzen gesehen und grinste zufrieden. „Es fängt an...“, flüsterte sie rau. Das Wasser, mit dem die fünf Slytherins den Boden schrubbten, färbte sich auf einmal schrillpink. Und jeder Millimeter des Bodens, den sie bisher geschrubbt hatten auch. Draco biss sich auf die Unterlippe, um nicht über die fassungslosen Gesichter zu lachen. Filch quietschte empört auf und kreischte, dass er sich bei Dumbledore beschweren würde und dass die fünf weitermachen sollten. Dann tobte er davon, Mrs. Norris dicht an seinen Fersen. Warrington und Co starrten schlicht fassungslos den Boden an. Misstrauische Blicke schossen umher, doch sie sahen niemanden. ~*~*~*~ Harry entrutschte sogar ein leichtes Schnaufen, welches darin resultierte, dass er sich das Lachen mit der Hand vor dem Mund verwehren musste, was Hermione glücklicherweise mit einem Zauber verbarg. Jeder weitere Zahnbürstenstrich war eine neue schrillpinkfarbene Linie auf dem schwarzgrauen Boden. Aber das war längst nicht alles, denn die Bürsten veränderten sich ebenfalls. Sie bekamen Fell und haarige Füße mit winzigen Zehen, sodass Crabbe mit einem erschrockenen Quietschen seine Zahnbürste von sich warf. ~*~*~*~ Jetzt war es Draco, der nur mit Mühe ein Prusten unterdrücken konnte und sein Gesicht schließlich in Harrys Haaren barg. Hermione neben ihm grinste breit. „Und das ist erst der Anfang…“, flüsterte sie prophetisch, als die Zahnbürsten auf die Jungen losgingen und ihnen pinkfarbene Streifen verpassten. Warringtons Zahnbürste biss ihn sogar, was ihm ein lautstarkes Jaulen entlockte. ~*~*~*~ Und mehr als einer der Jungen hatte plötzlich strähnenweise pinkfarbene Haare. Sie wichen entsetzt zurück, panisch fast, als sie realisierten, dass diese Bürsten sie tatsächlich bissen und sich um jede Stelle, die eine solche Wunde aufwies, eine rosafarbene Blume unter der Haut breitmachte – Muggeltattoos. Im nächsten Moment blinkte der Flur auf und Nott machte einen schmerzhaften Abgang, als seine Füße den Halt auf ganz plötzlich spiegelglattem Boden verloren. Nur einen Wimpernschlag später folgten die anderen nach und keinem von ihnen war es möglich, wieder auf die Beine zu kommen. Nicht einmal zurückweichen war ihnen möglich, was die Zahnbürsten gnadenlos ausnutzten. Und sie konnten sich nicht verteidigen, weil Filch ihre Zauberstäbe konfisziert hatte, um mögliches Schummeln zu vermeiden. ~*~*~*~ Warrington und Pucey heulten im Duett auf, während Smith hektisch versuchte, über den Boden vor seiner Zahnbürste zu flüchten, die sich voller Begeisterung und Bissgewalt auf ihn stürzte. Seine Nase und seine Ohren leuchteten mittlerweile sogar Pink. Und dann verwandelte sich die spiegelglatte Fläche auf einmal in eine Felllandschaft. Draco quietschte vor Vergnügen leise auf und biss sich auf seine Fingerknöchel. Graues Wolfsfell. Wie auf Harrys Armen. Die fünf Slytherins bekamen langsam beinahe so etwas wie Panik. Warrington starrte fassungslos den Boden an, während seine Zahnbürste sich in seinen Schuh verbiss und dort eine rosa Blümchenwiese hinterließ. Pucey sprang entsetzt auf und wollte die Chance zur Flucht nutzen, stolperte jedoch über Nott, der noch immer auf dem Boden hockte. Crabbe robbte beiseite und hielt sich wimmernd die pinkfarbene Hand. Smith kroch noch immer vor seiner Zahnbürste weg und krallte sich Halt suchend in dem Pelz fest. ~*~*~*~ Harry lachte inzwischen frei. Vielleicht war das hier nicht fair, aber es ließ sie doch recht eindeutig spüren, was sie selbst ihm angetan hatten – wenngleich auf wesentlich subtilere Weise. „Die Farbe ist übrigens permanent.“, teilte ihnen Fred mit, der inzwischen bei ihnen aufgetaucht war. George stand direkt neben ihm. Offenbar waren sie unsichtbar zu ihnen gekommen. „Moony war der Meinung, dass man sich daran auf jeden Fall für immer erinnern sollte, deswegen….“ Der zweite Weasley seufzte glücklich. „Ich wünschte, wir hätten eher gewusst, dass wir ihn nach Streichen bloß zu Fragen brauchen.“ „Ja, das wäre genial gewesen…“ Fred stimmte ihm ebenfalls glücklich zu. Harry grinste nur. Die beiden waren süß. Zu gerne hätte er gesehen, wie sie auf Remus’ Eröffnung reagiert hatten, dass er einer der Rumtreiber war, die ihnen die heilige Karte hinterlassen hatten. „Aber…“, begann George wieder. „Das war noch längst nicht alles!“ Er krempelte sich die Ärmel hoch und plötzlich wurde Harry gewahr, dass überall in den Winkeln des Ganges noch andere ‚Dumbledores’ waren, die genau das gleiche taten. „Jetzt bekommen sie zu spüren, wie es ist, wenn man sich wünscht, tot zu sein.“ Hermione blitzte zu ihnen hinüber, aber sie sagte nichts, während Harry sich fragte, was jetzt kam. Diesen Wunsch bei jemandem auszulösen, war nicht unbedingt einfach… „Wir haben etwas für sie vorbereitet…“, begann George wieder. „Zuerst wird Cho zaubern. Sie ist wirklich gut in Illusionszaubern.“ Freds Augen weiteten sich in Vorfreude. Sie hatten es noch nicht ganz ausgesprochen, da erstarrten die Jungen auf dem Gang plötzlich, blickten sich irritiert um, als würden sie das ganze nicht so recht begreifen. „Sie sehen eine Blumenwiese, einen kleinen Bach, blühende Bäume…“, erklärte George, was sie mit Cho ausgemacht hatten. „Da werden springende Rehe sein, weiche, fluffige, weiße Kaninchen, die ihnen um die Beine hoppeln…“ Crabby starrte tatsächlich auf seine Füße hinunter, als würde dort etwas hin- und herhopsen. „…Schmetterlinge fliegen herum und verbreiten den Duft von Honig…“ Harry begann zu kichern. Was hatte das denn für einen verdrehten Sinn? ~*~*~*~ Die Gesichter der Slytherins drückten wahrlich Fassungslosigkeit und Faszination aus. Lässig wischte einer der Dumbledores die Zahnbürsten mit einem Zauber beiseite und machte sie wieder zu harmlosen Gebrauchsgegenständen. Sie sollten die Illusion nicht stören. Warrington starrte auf das weiße Kaninchen hinab, das zwischen seinen Füßen herumtollte. Das war... Was war das hier? Den anderen vier ging es genauso. Und dann biss ihn das Kaninchen in den Fuß. Warrington kreischte auf und hopste auf einem Bein herum, während die Kaninchen und die Schmetterlinge auf einmal auf die anderen losgingen. Draco beobachtete fasziniert den einbeinigen Tanz des Siebtklässlers. Es sah skurril aus. Vor allem, als auch die anderen vier wirr durcheinander sprangen, kreischten und vor unsichtbaren Dingen auswichen. ~*~*~*~ George grinste, doch in seinen Augen lag Wissen, das über diese momentane Freude triumphierte. „Ginny wird die nächste Illusion machen. Sie hat eine wirklich horrorartige Fantasie.“ Harry nickte, sich daran erinnernd, dass Ginny wirklich eine Leseratte war, die Horrorgeschichten mit Liebescharakter bevorzugte. Das könnte lustig werden. Und tatsächlich, plötzlich zuckten die Köpfe der Jungen herum, blanker Horror auf den Gesichtern, als sie wie erstarrt zur Wand stierten. Dann kam wieder Bewegung in sie und sie sprangen auf, nur um sich dann artig und vollkommen geordnet auf dem Boden niederzulassen, die Hände auf ihren Knien, wie gebannt die Wand anstarrend. Fred lieferte augenblicklich die Erklärung. „Es hat begonnen. Sie gaukelt ihnen McGonagall vor. In einer ihrer schlechtesten Launen, gerade sie auf dem Kieker habend. Sie werden gerade runter gemacht, dass sich die Balken biegen. Für etwas, das sie nie getan haben…“ „Remus hat uns abgeraten, Snape zu nehmen, weil der für uns noch wichtig sein könnte und über jeden Verdacht bei den Todessern erhaben sein sollte…“, ergänzte George böse. „Aber auch so erfüllt es ihren Zweck. Es ist nur zu schade, dass sie sich nicht vorstellen konnte, wie Dumbledore ist, wenn er wirklich böse ist. Das hätte noch mehr Durchschlagskraft.“ Harry nickte beeindruckt. Ja, das stimmte. Dumbledore war der furchterregendste Mann, den er kannte. Selbst Voldemort in seiner kalten, Schrecken verbreitenden Person konnte nicht an diesen Zauberer heranreichen, wenn er wirklich wütend war. Immer wieder zuckte einer der Jungen unter einer scheinbaren Schimpftirade zusammen. Ginny schien wirklich erfinderisch. ~*~*~*~ „Und jetzt ist Blaise an der Reihe.“ George grinste breit. Blaise hatte darauf bestanden. Sehr nachdrücklich sogar und das, obwohl sein Wort eh großes Gewicht besaß. Die Gesichter der fünf Slytherins spiegelten nur noch größeren Horror wider und sie wichen kreischend und schreien zurück. „Was...?“, begann Draco, wurde jedoch sofort von Fred unterbrochen. „Oh... Er hat da so eine nette Sache mit einer Höhle und Drachen ausgeheckt.“ Die Slytherins gingen gerade hinter imaginären Felsen in Deckung. „Ich schätze, er lässt den Drachen gerade auf sie losgehen.“ Fred lachte sich leise in Fäustchen. ~*~*~*~ „Feuerspucken, so wie es aussieht.“ Die Jungen duckten sich erschrocken, kreischten los, riefen um Hilfe. Die nicht kam, weil die Dumbledores den Gang abgeriegelt hatten. „Aber nur Drachen würden ihnen nicht das vermitteln, was wir erreichen wollen…“ Fred war plötzlich ernster und George nickte nur. „Remus weiß davon nichts, aber das hier wird tiefer gehen.“ „Es soll ihnen wirklich in Erinnerung bleiben.“ „Sich in ihre Erinnerungen brennen…“ Feuer schoss aus einer Nische auf die Jungen zu, gerade so nah an ihnen vorbei, dass ihre Haare angesengt waren, aber ihnen sonst nichts passierte. „Das macht die Illusion realistischer…“ Und Harry begann zu ahnen, worauf das hinauslief. Der Club der Scherzkekse wollte ihnen einen ernsthaften psychischen Schaden verpassen. Dass Hermione nichts dagegen sagte, war reichlich seltsam, aber selbst sie schwieg, obwohl ihr Gesicht verriet, dass sie es wusste. Knallfrösche gingen in den Ecken der Kerker los, explodierten und glimmende Würmer und brennende Insekten schossen auf die Jungen los. „Das ist Ron. Er hat darauf bestanden. Wie Blaise.“ „Er war wirklich ziemlich sauer…“ George lachte. „Glaub mir, so haben wir ihn noch nie gesehen! So…“ „Ach, ist er nicht niedlich, unser kleiner Bruder?“ „Nur, um das noch zu erwähnen: Dieser Würmer sind nur die Hälfte von denen, die sie sehen. Das andere, das auf sie losgeht, sind Knallrümpfige Kröter und diese Schnecken, von denen ihr sicher auch schon einige Eiterblasen abbekommen habt.“ „Er lässt sie von seinen Erfahrungen kosten. Und davon hat Ron ja genug.“ Sie lachten einvernehmlich. Harry schauderte. Ihm wurde bewusst, dass man diese Gruppe von Schülern wirklich nicht unterschätzen sollte. Jedem, der das versuchte, würde das zum Verhängnis werden. Der Boden unter den Füßen der Jungen wurde plötzlich wieder zu dem normalen Schulboden, nur halt pinker als vorher. „Und jetzt…“ „…sind wir dran!“ Das Glimmen in den blauen Augen wurde beinahe schon fanatisch. „Was passiert, wenn sie einander nicht mehr sehen können. Wenn jeder von ihnen alleine in einem Raum ist.“ Fred zauberte, während George erklärte, doch dann übernahm plötzlich Fred den Faden, während George den Zauber weiterführte. „Wie fühlt man sich, wenn Wasser in diesen Raum fließt. Ganz langsam. Wenn es nach und nach die Füße überschwemmt, die Knie erreicht, den Bauch, die Brust, den Hals…“ Und jedem seiner Worte folgte genau das, was sie sagten. Die Jungen bekamen Panik, schlugen in wilder Hast in die Luft, schienen zu ersticken. „Natürlich können sie nicht ersticken, denn der Atemreflex setzt irgendwann automatisch ein.“, erklärte Fred fröhlich, aber der Ernst hinter dem Spaß und das leise Bedauern entging Harry nicht. Und ganz allmählich fühlte er Mitleid mit diesen Jungen. Das war mit Sicherheit nicht schön. Er würde das nie und nimmer erleben wollen. – Und er vergaß dabei, dass er genau das an diesem Tag bereits erlebt hatte. Die Sicherheit, die ihm Dracos Arme vermittelten, ließ es in so weite Ferne verschwinden. „Aber das ist noch lange nicht genug.“ Fred und George wechselten fließend. „In diesem Raum ist plötzlich kein Wasser mehr. Nein. Ameisen nehmen ihnen die Luft. Sie sind überall. An ihrem Körper, ihrer Kleidung, darunter, in ihren Ohren und Mündern…“ Würgegeräusche kamen aus dem Gang, als Harry leicht blasser wurde. Oh Mann… Die Zwillinge hatten ja schon bewiesen, dass sie grausam sein konnten, aber so? Sie wechselten. „Aber was sind schon Ameisen? Spinnen sind viel lustiger. Das hat Ron doch schon bewiesen!“ Wieder. „Selbst Spinnen müssen bei manchem Menschen noch hinter Aalen anstehen. Die Mischung aus Schlange und glitschigem Fisch ist für viele unerträglich. Zumal die elektrischen Entladungen wirklich schmerzhaft anmuten.“ Die Jungen zuckten herum. „Dabei sind die wirklich nicht echt…“ Harry biss sich auf die Lippen. Er wollte das nicht mehr hören. Er wollte das auch nicht mehr sehen. Und wenn sie es noch so sehr verdient hatten, das war zuviel. Doch bevor er etwas sagen konnte, entließ Fred seine Opfer aus seinem Bann und die Jungen gingen zu Boden. Die blauen Augen waren eisigkalt und glommen in Zufriedenheit, während die Slytherins beieinander Schutz suchten, sich aneinanderklammerten. Crabbe heulte Rotz und Wasser. Nott ging es nicht besser. Smith und Pucey zitterten in Eintracht und sagten gar nichts mehr, aber Warrington… der grollte vor Wut. Nach nur kurzer Zeit schien er durchschaut zu haben, dass das alles nur Fake war, nur Illusion, jetzt fauchte er die anderen an, sie sollten sich zusammennehmen und ihren Mann stehen, denn da draußen wäre sicherlich jemand, der ihnen diesen Streich spielte. Er war überzeugt. „Er ist gut.“, sagte Fred anerkennend. „Aber nicht gut genug.“, erklärte George. „Pansy hat noch was auf Lager, das ihm den Rest gibt.“ Es dauerte dann noch fast drei Minuten, in denen Warrington es tatsächlich schaffte, seine Kumpanen dazu zu bringen, ihm zu glauben, doch dann weiteten sich vier Paar Augen in wahrhaftigem Schrecken, als aus allen Ecken und Nischen, aus den Ritzen in den Wänden und hinter den Vorhängen, aus den Lampen und Wandteppichen Ratten hervorkamen. Ratten in allen Farben und Größen. Schwarz, weiß, grau, grau mit weißen Flecken… „Pansy und Goyle rufen sie.“ „Es ist Schwarze Magie. Wenigstens zu einem kleinen Teil, aber sie scheinen wirklich gut zu sein.“ Es war also keine Illusion, wie Warrington glaubte. Es war der letzte Schlag. ~*~*~*~ Selbst Dracos Miene war blasser bei den Schilderungen der Zwillinge geworden. Er spürte, wie Harry in seinen Armen zitterte und drückte ihn sanft an sich. Schweigend sah er zu, wie die Ratten näher kamen und die fünf Jungen umkreisten. Er sah, wie Warrington nach ihnen trat und wie sich die ersten in seinem Schuh verbissen. Wie er begriff, dass das hier real war. Und schrie, als die Tiere an ihm empor kletterten. Wie die anderen vier zu schreien begannen, in heller Panik. Er wandte schweigend das Gesicht ab. Sie mochten es verdient haben. Sehr sogar. Aber das hieß nicht, dass er sich daran weiden würde. ~*~*~*~ Harry schloss ebenfalls die Augen. Ratten waren in seinen Augen das Widerlichste überhaupt. Weil Wurmschwanz eine Ratte war. Weil sie verrieten, sich gegenseitig fraßen… Er wünschte echt nur noch, dass es vorbei war. Das hier, das ging doch weit an einem Spaß vorbei. Sehr weit. Das hatte sich Remus bestimmt nicht so vorgestellt. Oder doch? War das etwa wirklich Remus’ Idee gewesen? Er traute sich nicht zu fragen. Er traute sich einfach nicht. Ihm war eiskalt, obwohl er bei Draco Wärme fand. Sollten sie wirklich auf seiner Seite sein und mit ihm kämpfen wollen, dann mussten sie in Zukunft solcherlei Quälerei lassen. Das würde er nie wieder mitmachen. Sein Zauberstab war schneller in seiner Hand, als er wirklich darüber nachdenken konnte, der Spruch kam über seine Lippen und jagte die Ratten mit einem lauten Knall davon. Fred und George starrten ihn erschrocken an, dann erstaunt und wütend, doch angesichts der Verachtung, die sie in den grünen Saphiren fanden, schwiegen sie. Harry machte sich aus Dracos Armen los und blickte ihnen unverwandt ins Gesicht. „Nie wieder in meiner Gegenwart!“, sagte er fest. Mehr nicht. Es war nicht einmal geschrieen, es war einfach nur eine Feststellung gewesen, eine Regel für jene, die offenbar gerne so handelten. Dann wandte er sich ab und ging auf den Flur hinaus, der inzwischen verwaist war, weil die Jungen geflüchtet waren. Ein paar schwarzborstige Zahnbürsten auf rosafarbenem Boden war alles, was noch an sie erinnerte. Nach und nach traten andere Mitglieder des Hauses Dumbledore aus ihren Verstecken und starrten ihn an. Dann spürte er Hermione an seiner Seite. Und war ihr plötzlich sehr dankbar dafür. ~*~*~*~ Draco folgte Harry schweigend. Er konnte sein Zittern sehen und legte ihm leicht den Arm um die Taille, gab ihm die Gelegenheit, sich auf ihn zu stützen, wenn er es wollen sollte. Unsichtbar, damit es sonst keiner sah. Die Betroffenheit in den Gesichtern war greifbar, aber er war sich nicht sicher, ob das an Harrys Reaktion lag oder aber an dem Rest des Plans. Einige blasse Mienen, gerade die der Würdenträger, verrieten, dass sie damit nicht gerechnet hatten. Rivers kam auf Draco zu und presste sich schniefend an ihn. Der Kleine stand eindeutig halb unter Schock. „Das war etwas zuviel des Guten.“ Remus’ Stimme klang vorwurfsvoll, als er aus dem Schatten trat und die Zwillinge fixierte. „Scherze und Späße sind eine Sache - Grausamkeiten eine andere. Ihr habt gerade die Grenze hinter euch gelassen und solltet euch für die Zukunft merken, das niemals wieder zu tun.“ ~*~*~*~ Harry war stehen geblieben, als er Remus bemerkt hatte, nickte nur. Quälerei war nichts, womit er sich anfreunden konnte. Nie. Bei nichts und niemandem. Nicht auf diese Art und Weise. Und trotzdem hatte er nichts dagegen tun können. Genauso wenig, wie Remus etwas dagegen getan hatte. Als hätte er sehen wollen, wie weit sie wirklich gingen. Er hatte es gesehen. Bis zum Ende. Und Harry kam mit sich selbst überein, dass wenn er töten würde, er es wenigstens kurz und schmerzlos machen würde. Er lehnte sich schließlich voll und ganz gegen Draco, klammerte sich gleichzeitig an Hermiones Hand. Er fühlte sich so unglaublich schwach. Wer hatte von dem vollen Plan gewusst? Remus sicher nicht, dazu war er zu überrascht. Hermione auch nicht. Ihre Hand war eiskalt. Die drei Kleinsten… ebenfalls nicht, das bewiesen die Tränen. Und im Grunde wollte er es auch gar nicht wissen. Er würde mit dem Haus Dumbledore ein ernstes Wort reden. Und mit seinen Freunden. Vor allem mit denen, die ihm am nächsten standen, denn zumindest von einem wusste er, dass er dazu fähig war, diesen Plan zumindest auszuarbeiten. Ein Blick zurück erbrachte die Erkenntnis, dass die Zwillinge Trotz zeigten. Die Rüge ihres Vorbildes kränkte sie. Wahrscheinlich hatten sie erwartet, dass sie dafür Lob bekamen… ~*~*~*~ Remus blickte die Zwillinge schweigend an. Der Trotz und die Kränkung waren unübersehbar. „Denkt darüber nach.“, sagte er ruhig und wandte sich dann ab. Tonks folgte ihm leise, während er die Schüler hinter sich ließ. Draco drückte Harry sachte an sich, während er mit der anderen Hand Rivers über den Kopf strich und ihn zu beruhigen suchte. Sein Hemd war mittlerweile nass, so sehr hatte den Kleinen die ganze Sache mitgenommen. „Lasst uns gehen.“, sagte er leise. „Hier gibt es nichts mehr.“ Außerdem musste Harry in den Krankenflügel zurück. Madam Pomfrey würde sie beide sonst umbringen. ~*~*~*~ Harry nickte, doch dann schüttelte er den Kopf. Es musst noch etwas gesagt werden. Wenn Remus das nicht tat… Er hielt inne und Hermione sah ihn fast erschrocken an, als sie den Schmerz in seinem Gesicht sah. Als er sich umdrehte, wusste er, dass alle Dumbledores anwesend waren. Jeder einzelne. Er konnte keinen ansehen. „Wenn wir wirklich zu solchen Mitteln greifen müssen, um unsere Feinde in ihre Schranken zu verweisen, wenn wir ihnen wirklich mit gleicher Münze heimzahlen, was sie uns angetan haben, was macht uns dann besser als sie? Wofür kämpfen wir dann überhaupt? Was macht unseren Kampf denn aus? Ich hatte nicht vor, einen Kampf zu führen, bei dem Hass, Gewalt und Niedertracht gefördert wird. Diese Attribute gehören auf die Seite unserer Gegner. Sich am Leid anderer laben… Es tut weh zu wissen, dass es auch auf unserer Seite Menschen gibt, die dazu fähig sind ihren Status als Mensch zu dem eines seelenlosen Wesens wie Voldemort oder die Todesser zu degradieren.“ Er lächelte leicht, doch es verschwand schnell, als er aufsah. „Ich werde mit niemandem in einen Krieg ziehen, der nicht verstehen kann, dass es keinen Unterschied zwischen ihnen und uns gibt, solange wir uns ihrer Methoden bedienen.“ Es war gewagt, solche Worte von sich zu geben, schließlich hatte keiner gesagt, dass er mit ihm kämpfen wollte, aber andererseits hatte er genau in diesem Moment tatsächlich genügend Kraft, um diese Worte zu sprechen. Erstens hatte er keine Probleme damit, auch mit Draco allein zu gehen, und zweitens war es ihm schlichtweg egal, wer von ihnen mit dabei war und wer nicht. Es machte es nicht leichter zu kämpfen, wenn er auf mehr Menschen aufpassen musste. Und er hatte sogar noch genügend Kraft, die Zwillinge anzusehen, die plötzlich reichlich blass um die Nase waren. Ebenso Ron. In Blaises Gesicht konnte man nicht lesen, aber Goyle schien nichts zu bereuen. Pansy dafür schon. Sie sah zerknirscht aus. Ebenso wie einige andere. Offenbar hatten sie harte Worte gebraucht, um es zu begreifen. Er sah Draco an, den Schmerz über die Enttäuschung darin kaum versteckend. Er wollte hier nur noch weg. Einfach nur noch weg. Hermione lächelte weich und ebenfalls leicht traurig. Auch sie hatte begriffen, dass die meisten Harrys Worte erst jetzt in sich trugen und nicht schon zuvor. Es war eine Schande, wo sie sich doch die Seite des Lichtes nannten. Aber vielleicht war es ganz gut, dass es jetzt passiert war und nicht später, denn es könnte sein, dass sich gerade jetzt zeigte, wer wirklich zu ihnen gehörte und wer nicht. Hinter ihr verschwanden Harry und Draco durch eine Geheimtür, doch sie lächelte nur, ließ sie gehen und nahm Rivers an die Hand, der eigentlich Draco hatte folgen wollen. „Zeit für einen Kriegsrat, schätze ich.“, sagte sie und damit waren alle gemeint, die anwesend waren. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ "Damit ihr wisst, wie es ist In der Hölle zu sein Damit ihr wisst, wie es ist Nach Erlösung zu schreien Nur deshalb komm ich zurück Mit flammendem Blick Ich nehm das letzte Streichholz Und verbrenne eure schöne heile Welt" ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: ...Remus hat Recht. Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte – und das ganze Haus Dumbledore hat (bis auf Harry und Draco logischerweise ^^) alle Grenzen hinter sich gelassen... Hoffen wir mal, dass es ihnen eine Lektion sein wird. ^^ Shi: Die sind gruselig… Harry hat ganz Recht. Ich würde mit solchen Menschen auch nichts zu tun haben wollen, denn obwohl ich manchmal meine Fantasie spielen lasse, würde ich so etwas doch nie tun. Im Bad ------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 129: Im Bad Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Oomph! - Supernova. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 129: Im Bad Ganz behutsam stützte Draco seinen Freund und führte ihn Schritt für Schritt von den anderen weg. Der Schmerz und die Enttäuschung in den grünen Augen waren kaum zu übersehen gewesen und hatten auch den blonden Jungen verletzt, obwohl dieser Ausdruck nicht ihm gegolten hatte. Schweigend gingen sie zum Krankenflügel zurück, wo Madam Pomfrey die Hände über dem Kopf zusammenschlug, als sie hereinkamen. „Mr Potter! Wie konnten Sie nur?!“ Sie fasste den Gryffindor sofort am Arm und bugsierte ihn gemeinsam mit Draco zurück in sein Bett. „Mr Malfoy! Wenn Sie ihn noch ein einziges Mal von hier fortbringen sollten, werde ich nicht mehr zulassen, dass Sie ihn hier aufsuchen!“ Ihre Augen funkelten Draco zornig an, der unter diesem Blick zusammenzuckte. Nein, das wollte er sicher nicht. Er wollte doch bei Harry sein! „Ja, Ma’am.“, sagte er kleinlaut und senkte den Blick, während die Medihexe, nun einigermaßen zufrieden gestellt, um Harry herumwuselte, ihn untersuchte, ihm zwei Zauber verpasste und ihm dann drei Phiolen vor die Nase hielt, die er austrinken sollte. ~*~*~*~ Harry tat, was sie wollte, behielt aber gleichzeitig seinen Kommentar, dass Draco gar nicht von ihm fortbleiben konnte, weil dann die Albträume kommen würden, für sich. Die Drohung war leer, denn sie war die erste, die Draco zurückrufen würde. Vorsichtig trank er die kleinen Fläschchen leer und lehnte sich dann zurück. Er wusste einfach nicht, was er noch sagen sollte. Irgendwann streckte er einfach die Hände nach Draco aus. Ihm war nach kuscheln. Nach Kaminfeuer, Ruhe und Kuscheln mit Draco. ~*~*~*~ Draco streifte Schuhe und Umhang ab und kroch dann kommentarlos neben Harry unter die Bettdecke. Behutsam schlang er seine Arme um den Freund und zog ihn ganz vorsichtig an sich, beinahe, als wenn er Angst hätte, dass dieser zerbrach. „Okay so?“, fragte er schließlich leise. ~*~*~*~ Harry nickte. „Sie übertreibt. Es geht mir gut.“, sagte er. Und zumindest körperlich war das auch so. Auch wenn er geistig ein wenig neben sich stand. Dracos Nähe jedenfalls tat gut. Sehr gut. Ganz vorsichtig schmiegte er sich an ihn, schloss die Augen und seufzte tief. Dracos Präsenz überschwemmte ihn vollkommen; sein Duft, der Klang seines Herzschlages, die Wärme in der Umarmung und das Gefühl seines Atems in seinem Haar. Er war einfach überall und mehr konnte Harry nicht erwarten. Mehr brauchte er auch nicht. Mehr brauchte er nicht, um all die bohrenden Gedanken in eine Art Nebel zu schicken. Alle bis auf einen: Er war sich sicher, dass er diesen Krieg niemals durchstehen würde, wenn diese Art zu kämpfen an der Tagesordnung war. Er würde daran wirklich zerbrechen… wie Blaise gesagt hatte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Am nächsten Tag ging es Harry zwar deutlich besser, aber Madam Pomfrey bestand darauf, dass er im Krankenflügel blieb. Draco ging nur widerwillig in den Unterricht, wo ihm die anderen sofort brühwarm erzählten, dass die fünf Slytherins Warrington, Pucey, Smith, Crabbe und Nott Hogwarts verlassen hatten. Und dass die pinkfarbenen Flecken und Strähnen geblieben waren. Außerdem wollten sie wissen, ob Harry immer noch sauer war, doch dafür verwies Draco sie an den Gryffindor selbst. Er war schließlich nicht sein Sprachrohr und das sollten sie gefälligst allein durchstehen. Draco war froh, als es Mittag war und er wieder zu Harry gehen konnte. Er fand es unerträglich, länger von ihm getrennt zu sein. Er hatte Angst. Schlichtweg Angst, ihn zu verlieren. Verlustangst. Und diese war so groß geworden, dass es ihm den Atem raubte und sie ihn vollkommen zu überwältigen drohte. Auch der Nachmittagsunterricht verging relativ bald und da das Quidditchsondertraining seit dem Spiel gegen Gryffindor wieder gecancelt war, verbrachten sie die Zeit bis zum Appariertraining bei Harry auf der Krankenstation. ~*~*~*~ Das Training bei Remus war ein seltsames Geschehen. Ron zerlegte sich glatte zweimal, doch beim dritten Versuch hatte er es geschafft. Harry hatte es nicht einmal versuchen dürfen. Poppy hatte ihm lediglich erlaubt mitzugehen und Remus auf ihn angesetzt. So hockte Harry auf einer Bank neben Aberforth und sie schwiegen sich gegenseitig an, was dem alten Kauz sichtlich zu gefallen schien und Harry hibbelig und unruhig machte. Er wollte auch. An diesem Abend durfte Harry wieder oben im Raum der Wünsche schlafen, wenngleich auch nur mit dem Versprechen, bei dem kleinsten Etwas zu Poppy zurückzukommen und sich behandeln zu lassen. Er hätte allem zugestimmt, nur um wieder ‚nach Hause’ zu kommen. Allein der Anblick des grünen, mit filigranen Figuren ausgestatteten Zimmers brachte eine Art der Entspannung und des Wohlbefindens, die er den ganzen Tag über nicht wirklich verspürt hatte. Er hatte die Dumbledores gemieden, sowie den Namensgeber des Hauses, niemanden hatte er sehen wollen, hatte gewusst, dass er das noch nicht schaffen würde, ihnen entgegenzustehen und ihr Urteil über seine selbstgerechte Rede zu hören. Hermione, Ron, Blaise und Pansy hatten sich entschuldigt, aber sie hatten sich nicht dazu überreden lassen, ihm zu berichten, wie die generelle Meinung war. Sie meinten etwas davon, er solle selbst sehen, was in ihren Köpfen vor sich ging, und das könne er nur von Angesicht zu Angesicht. Nun, er würde ihnen am nächsten Tag schlecht weiterhin ausweichen können, aber bis dahin konnte er sich zumindest darauf vorbereiten. Und jetzt… etwas verloren stand er mitten im Raum, blickte sich orientierungslos um. Er fühlte sich wohl hier, unbestreitbar, aber genau in diesem Bassin aus guten, schwerfälligen Gefühlen gab es nichts, was er daran ändern wollen könnte. ~*~*~*~ Draco trat von hinten an den Gryffindor heran und schlag ihm die Arme um die Taille. Zärtlich küsste er ihn auf die Halsbeuge, ehe er seine Wange an Harrys schmiegte. „Und jetzt tue ich alles für dich, was du willst. Ich will dich wieder lächeln sehen, Harry.“ Den ganzen Tag über hatte Harry so ernst ausgesehen, so verschlossen, so traurig. Es schnitt Draco ins Herz und er konnte und wollte es nicht länger ertragen müssen. ~*~*~*~ Allein diese Worte brachten Harry schon zum Lächeln. Er war so lieb. Und er – es fiel ihm erst jetzt auf, wo Draco direkt bei ihm war – er füllte diesen Raum aus, machte ihn komplett. Ein Zuhause für ihn, wie er sich kein besseres wünschen konnte im Moment. Er lehnte sich weich gegen Draco, hob eine seiner inzwischen wieder felllosen Hände in den Nacken seines Freundes und streichelte ihn sanft. „Baden?“, fragte er hoffnungsvoll. Nach diesem Tag war der Luxus einer Badewanne genau das, was er haben wollte. „Mit dir zusammen?“ ~*~*~*~ „Ich sagte doch: Alles, was du willst.“ Geschmeidig hob der Slytherin seinen Freund hoch und trug ihn - wie eine Prinzessin - in das Badezimmer. Weich setzte er ihn dort ab und streifte ihm den Umhang ab, ehe er ihn in einen langen und sehr ausgiebigen Kuss verwickelte. ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter, als er einfach die Augen schloss und genau diesen Kuss genoss, ihm hinterher hungerte, ihn schließlich erwiderte. Die ganze Zeit über hatten sie nur keusche Küsse ausgetauscht, dieser hier war aber anders. Hemmungsloser. Und er zeigte Harry auf, was er vermisst hatte, ohne sich dessen bewusst zu sein: diese Art von Nähe. Seine Hände tasteten nach Dracos Bauch, zogen das Hemd aus der Hose hervor und schlüpften schließlich darunter, um den Kontakt zu seiner Haut herzustellen, dieses weiche Gefühl erleben zu können, über die samtige Haut zu streicheln. Er liebte das, könnte genau das stundenlang tun. ~*~*~*~ Draco keuchte leise auf, als er Harrys Hände auf Bauch, Brust und Rücken spürte. Seine Finger lösten fahrig die Krawatte. Er saugte leicht an seiner Unterlippe und gab sie dann frei, um Harry das Hemd über den Kopf zu ziehen. Er hatte keine Geduld für Knopfleisten, absolut keine. Sofort suchten seine Lippen erneut Harrys. Seine Finger glitten über die bloße Haut, auf der hier und da noch einige kleine Unebenheiten fühlen, wo die Spuren dieser grausamen Behandlung noch nicht vollkommen verschwunden waren. Es tat weh. Denn es erinnerte ihn daran, wie nahe er daran gewesen war, ihn zu verlieren. Einfach... zu verlieren... Ohne weiter darüber nachzudenken, wurde sein Kuss heftiger, noch leidenschaftlicher. Er wollte Harry bei sich spüren. Voll und ganz. Um sich irgendwie zu vergewissern, dass er da war. Dass er wirklich da war. Und um dieses beschissene Angst in seinem Inneren irgendwie niederzukämpfen. ~*~*~*~ Harry spürte, wie Draco fordernder wurde, spürte seine seltsame Unrast, aber er schob es auf den Entzug, den auch er empfand. Es war beinahe, als wäre da ein Loch, das gefüllt werden wollte. Er drängte gegen ihn, zog ihn zugleich an sich. Seine Zunge rang mit Dracos, gewann, weil Draco sich für einen Moment aufs Luftholen konzentrieren musste, doch fast augenblicklich war ihr Gegenspieler wieder da und alles begann von vorn, bis Harry schließlich selbst derartig unter Luftmangel litt, dass er den Kuss unterbrechen musste, wenn er nicht ohnmächtig werden wollte. Seine Augen, die sich nur für Bruchteile von Sekunden öffneten, glänzten fiebrig und flatterten sofort wieder zu, als sie in die nächste Runde gingen, während seine Hände fahrig Knöpfe öffneten. Wann Dracos Krawatte gegangen war, konnte er nicht sagen, aber als er am obersten Knopf angekommen war, war sie weg. Und weil die Hände gerade so schön drin waren im Öffnen von Dingen, folgten die Umhangschnallen, Gürtel und der Hosenknopf. Danach wandten sich seine Finger aus Ermangelung eines Öffnungsgegenstandes dem Bauchnabel und dem Bund der Shorts zu, fuhren neugierig den Gummizug nach, ohne weiterzugehen. ~*~*~*~ Auch Draco kämpfte zwischendurch damit, Luft zu holen. Er spürte, wie ihm die Kontrolle vollends entglitt, wie sie einfach dahinschwand. In seinem Inneren schrie alles danach, dass er diesen Jungen spüren wollte. So nah bei sich, wie es nur ging. Seine Hände glitten über Harrys bloße Haut, liebkosten seinen Rücken und schlängelten sich dann zwischen sie, um den Gürtel zu lösen. Die weite Hose konnte er so, ungeöffnet, hinunter schieben. Seine Boxershorts schickte er gleich mit auf die Reise gen Boden. Er wollte nicht warten. Auf nichts. Gar nichts. Seine Hände wanderten zu Harrys Pobacken und umfassten sie fest. ~*~*~*~ Harry keuchte leicht in ihren Kuss hinein, aber es war nicht so, als würde es ihn noch immer so überraschen wie die ersten Male. Er tat es Draco lediglich nach, entfernte die Hose, während er leicht unbeholfen seine Schuhe abstreifte und aus seiner eigenen Hose stieg. War doch nur lästig das Teil. Seine eine Hand strich über die festen Rundungen, während die andere begann, die Brustwarzen des blonden Jungen zu massieren, sie mal sanft, mal fest zu reiben. Lieber hätte er das mit dem Mund getan, aber den brauchte er woanders, wollte nicht von dieser warmen Süße ablassen, die Dracos Lippen boten. Er drängte sich gegen ihn, spürte seine Erregung gegen Dracos stoßen und fragte sich halb, wie sie in der kurzen Zeit so groß hatten werden können. Aber andererseits war es auch egal. Wichtig war, er war bereit. Und das signalisierte er Draco, indem er eines seiner Beine ein wenig an Dracos entlang nach oben schob und damit seine Beine ein wenig spreizte, offensichtlich Zugang gewährend. ~*~*~*~ Flimmernde Sterne tanzten vor Dracos Augen, als ihre Erregungen gegeneinander stießen und seine Nervenbahnen zu explodieren drohten. Es war Wahnsinn... So sehr wollte er ihn. Er nahm Harrys Einladung an, platzierte zuvor seinen Fuß jedoch auf dem Badewannenrand, damit der Gryffindor Halt hatte. Seine Finger glitten zwischen die festen Rundungen, liebkosten leicht den empfindlichen Muskelring und stupsten dagegen. Sie brauchten Gleitmittel. Das brachte ihn wenigstens einigermaßen wieder zu Besinnung. „Wo...?“, murmelte er leise und ließ für einen Augenblick von Harrys Lippen ab. ~*~*~*~ Harry brauchte einige Sekunden, bis er die Frage überhaupt begriff, aber dann konnte er nur die Schultern zucken. Er hatte keine Ahnung, wo das Zeug geblieben war. Und weil das so war, er aber keine Lust hatte, jetzt zu suchen, musste es halt anders gehen. Es war schon einmal mit Seife oder so was gegangen. „Nimm… irgendwas…“, keuchte er atemlos, wollte im Grunde jetzt schon dem Finger entgegenkommen, aber das war nicht möglich, solange Draco nicht bereit war, dagegenzuhalten. ~*~*~*~ Kurz zogen sich Dracos Augenbrauen leicht zusammen, dann nickte er. Seine Hand wanderte hinter ihn. Irgendwo auf der Kante der Badewanne... Duschgel. Besser als nichts. Fahrig kleckste er es auf seine Finger, rieb sie ein und strich dann weich über Harrys Anus. Er spürte, wie dieser ihm entgegen kam. Hungrig, ungeduldig. Sein Herzschlag raste nur noch mehr, während er den anderen Jungen in einen weiteren heftigen Kuss zog und behutsam seinen Finger durch den Muskelring schob. ~*~*~*~ Harry stöhnte lustvoll auf. Das wünschte er sich. Das… und noch mehr! Er schloss die Augen, lehnte sich ein wenig gegen Dracos Oberschenkel an seiner Seite, während er versuchte, seine Beine noch ein wenig weiter zu spreizen. Den Kuss erwiderte er, ohne es überhaupt richtig wahrzunehmen, aber gleichzeitig nicht gewillt, ihn zu unterbrechen. Er wimmerte leicht, krallte seine Hände fordernd in Dracos Rücken, weil es ihm beinahe zu langsam ging. Dann, plötzlich erneut aufkeuchend, ließ er von Draco ab und begann fahrig an dessen Hals zu knabbern, leicht hinein zu beißen und an der weichen, salzigen Haut zu saugen. Seine Hände wanderten wieder, versuchten verzweifelt die Hitze in seinem Inneren zu kompensieren, die sich dort aufstaute, doch die immer wieder zufällig auftretenden Berührungen an seinem Glied, machten diese Gesinnung reichlich unsinnig, weil es einfach kaum möglich war. In seinem Innern wuchs ein Druck, der ihn bald zerreißen würde. ~*~*~*~ Dracos Finger stießen immer wieder in den anderen. Mittlerweile waren es drei, die sich in ihm befanden und alles, was Harry von sich gab, war lustvolles Stöhnen, kein einziger Schmerzlaut. Er war mehr als nur bereit. Widerwillig zog sich Draco zurück und strich liebevoll über die samtige Spitze von Harrys erigiertem Glied. Er spürte schon die ersten Lusttropfen... Sachte brachte er Harrys Fuß wieder zu Boden und trat hinter ihn. „Beug dich vor...“, flüsterte er rau, während er sich ganz weich an seinen Rücken schmiegte und diesen mit den Lippen liebkoste. Seine Hände platzierten Harrys Hände liebevoll auf dem Rand der Badewanne. Für den Augenblick machte er langsam. Quälend langsam. Um den Moment auszukosten, ihre Hitze voll und ganz zu spüren und sich dann von dem Gefühl davon spülen zu lassen. Er verteilte das kühle Duschgel auf seinem Glied. Der Duft von Mandeln stieg ihm in die Nase. Vorsichtig drängte seine Erregung gegen Harrys Eingang, ehe er langsam in ihn eindrang, aufmerksam auf jede Regung achtend. Die heiße Enge umfing ihn und raubte ihm beinahe den Verstand. In ihm schrie zuviel danach, die Kontrolle jetzt abzugeben und einfach zu leben. Den Moment auszukosten und sich dieser brennenden Leidenschaft vollkommen hinzugeben. Noch einen Moment..., rief er sich innerlich selbst zur Ruhe. Sobald er wusste, dass es okay war, würde er kein Halten mehr kennen. Das wusste er jetzt schon. ~*~*~*~ Es war alles in Ordnung. Harry hatte auf ihn gewartet, hatte sich in Ungeduld verloren, als seine Gedanken langsam wieder aus diesem Lustnebel aufzusteigen drohten, doch Dracos erneut von ihm Besitz ergreifende Präsenz entschädigte ihn schnell für die kurze Unterbrechung. Für scheinbar endlose Augenblicke fokussierten seine Augen reines Nichts, während er einfach in sich spürte, was Draco dort verursachte; von himmlischer Zufriedenheit über angenehmes, leicht ziehendes Verlangen nach mehr, bis hin zu vollkommener Liebe hin alles. Ihn diesen ersten, unersetzlichen Moment in sich zu spüren, war für Harry das allerschönste Erlebnis. Jedes einzelne Mal, das sie einander in inniger Vereinigung vorfand. Denn jedes Mal führte genau dies zu der Erfüllung, die er suchte. Er drängte sich seinem Freund entgegen, als jenes Gefühl zu verschwinden drohte, wollte mehr, verlangte genau jetzt alles, was Draco ihm geben konnte. Seine Hände und Arme bereiteten sich bereits jetzt darauf vor, seinem als ungestüm bekannten Freund entgegenhalten zu können. ~*~*~*~ Dracos Lippen glitten über Harrys Wirbelsäule, er biss leicht in die Schultern, in den Nacken und begann sich langsam zu bewegen. Ein leises Aufseufzen entwich ihm, als er die Hände von Harrys Armen nahm, mit einer Hand Harrys Taille umfasste und ihn näher zog, sich zugleich darauf abstützte und mit der anderen Hand seine aufgerichtete Erregung umfasste und massierte. Er spürte, wie sein Verstand sich ausschaltete und er seinem Körper vollkommen die Kontrolle überließ. Die Woge von Lust, Verlangen und Liebe brach endgültig über ihm zusammen und riss ihn fort. Seine Sinne waren voll und ganz von Harry angefüllt. Er spürte ihn, hörte ihn, roch ihn, schmeckte ihn... Nur noch ihn. ~*~*~*~ Harrys Augen flatterten zu, als Draco begann. Der Arm um seinen Bauch erschien ihm beinahe beschützend, während der ganze Rest im Grunde nichts anderes wollte, als ihn über die Klippe treiben – etwas, gegen das er nicht das Geringste einzuwenden hatte. Er ließ sich mitreißen, stieg auf den Rhythmus mit ein, spürte immer wieder nach, wie es war, wenn Draco ihn nach dem beinahe herzzerreißenden Rückzug erneut vollständig ausfüllte, als wäre er der Teil, der ihm irgendwann verloren gegangen war, um jetzt zurückzukehren. Weiße Flecken tanzten vor seinen geschlossenen Augen mit Sternen um die Wette, während es in seinem Kopf selbst dunkel vor Nebel war. Draco war der einzige, der jetzt noch zählte. Er und die Gefühle, die er in ihm zu entfachen vermochte. Er drängte sich wieder zurück, als Draco erneut in ihn stieß, ließ seinem Atem und seiner Stimme freien Raum, als wäre jener wie Zeit nicht mehr wichtig oder vorhanden. Sein Blut raste wie Feuer durch seine Adern, feiner Schweiß bedeckte seine Haut, Hitze verschlang seine Selbstbeherrschung mit jeder Sekunde mehr. Er würde nicht mehr lange durchhalten können, auch wenn er versuchte, sich zurückzunehmen. Draco ließ ihn nicht. ~*~*~*~ Die Welt explodierte mit einem lauten Knall, der nur aus einem Namen bestand: Harry. Keuchend lehnte sich Draco gegen den verschwitzten Rücken vor ihm, während die heiße Flut des Orgasmus durch seinen Körper raste. Sein Atem ging schwer und er schmiegte die Wange gegen die feuchte Haut, leckte leicht mit der Zunge hinüber und genoss den Geschmack von Salz und Harry. Seine Knie zitterten, sein ganzer Körper zitterte und langsam spürte er auch, dass Harry ihm dichtauf gefolgt war, denn seine warme Flüssigkeit lief ihm klebrig und vertraut über die Hand. In ihm drehte sich alles und er fühlte sich noch nicht ganz in der Wirklichkeit, als er sich aus Harry zurückzog, den Jungen in seinen Armen drehte und hitzig küsste. Er war zufrieden, mehr als das. Er schwebte irgendwo im siebten Himmel. Und gleichzeitig war da dieses Band namens Verlustangst, das ihn nur zu sehr an die Erde fesselte und das diesen Kuss jetzt stürmischer und fordernder werden ließ, als er eigentlich beabsichtigt hatte. ~*~*~*~ Harrys Augen öffneten sich irgendwo auf halbem Weg, als er langsam verstand, dass er wohl ersticken würde, wenn Draco so weitermachte, und gleichzeitig begriff, dass Draco irgendeinen Grund dazu hatte, ihn so innig und tief zu küssen. Er küsste ihn zurück, aber schließlich zog er sich zurück, schwer atmend und noch immer leicht zitternd. Der Ausdruck auf Dracos Gesicht ließ seine Theorie sich verhärten: Draco hatte einen Grund. Welchen? Er war nicht in der Lage, eindeutig zu sagen, dass es Angst wäre, aber das Flackern in Dracos Augen zeigte in etwa genau das. Nur halt nicht offensichtlich. Er begann weich zu lächeln, ließ sich auf dem Rand der Badewanne nieder, weil seine Knie noch immer wie aus Gummi zu sein schienen, dann hob er die Hand und strich Draco über die Wange. „Was hast du?“, fragte er leise und grinste im nächsten Moment frech. „Noch mal?“ Dracos Leidenschaft war in dem letzten Kuss noch immer zu schmecken gewesen. ~*~*~*~ Draco lächelte weich, fing seine Hand ein und gab jedem der Finger einen zarten Kuss direkt auf die Fingerkuppe. „Könnte ich jemals genug von dir bekommen?“, fragte er heiser und schmiegte die Wange an die zarte Hand. Er versuchte, diesen Sturm in seinem Inneren irgendwie unter Kontrolle zu bringen, ihn irgendwie zu bezähmen, doch es ging nicht. Er wusste, dass es dumm war, sich zu viele Gedanken zu machen. Er wusste es ganz genau. Genauso wie er wusste, dass er manche Dinge nicht ändern und gewisse Risiken nicht vernichten konnte. Und dennoch... Wenn er gekonnt hätte, hätte er diesen Moment für die Ewigkeit einfrieren lassen, damit es nichts anderes mehr gab. ~*~*~*~ Harry entrutschte ein leises, helles Lachen. Wie süß. Und seine Fingerspitzen kribbelten jetzt. Aber wenn er seine Frage nicht beantworten wollte, die er hinter dem verspielten Anhang versteckt hatte, dann war das sein Recht. Er würde es schon sagen, wenn er bereit dazu war, darauf vertraute er. „Und, wollen wir jetzt noch baden?“, fragte er weich, während seine freie Hand den glatten Bauch streichelte. ~*~*~*~ „Deswegen sind wir doch hier, oder?“ Draco küsste ihn auf die Stirn und beugte sich an ihm vorbei, um das Wasser aufzudrehen und dann den Badezusatz in die Wanne zu schütten. „Und was machen wir, während das Wasser einläuft?“ Seine Stimme war noch immer rau, als er näher zu dem Gryffindor kam und sich ihre Gesichter beinahe berührten. ~*~*~*~ „Ich weiß nicht.“, antwortete Harry ganz unschuldig, lächelte ihn an, während er seine Augen in Dracos versenkte. „Sag du es mir.“ ~*~*~*~ „Oh... Ich wüsste da schon was...“ Draco lächelte lasziv und küsste den Gryffindor innig, ehe er mit den Lippen tiefer wanderte. Über die Mundwinkel, den Hals hinab, über die Schlüsselbeine und die empfindsamen Brustwarzen, die sich bei seinen Berührungen beinahe sofort aufrichteten und seiner Zungenspitze entgegenkamen, weiter hinunter über die Rippen, den Bauch, der nach Harrys Sperma schmeckte und wo er eine Weile verhielt, um diesen Geschmack in sich aufzunehmen, ehe er die Zungenspitze leicht in den Bauchnabel stupste. Doch das war noch längst nicht der Ort, zu dem er wollte. Er ging weich auf die Knie und fuhr mit der Zungenspitze an seinem Glied entlang, richtete es mit der Hand leicht auf und leckte dann über die samtige Spitze. Zärtlich bedeckte er sie mit küssen, ehe er sie mit den Lippen umfasste und leicht zu saugen begann. Eine Hand hielt Harrys Glied noch immer umfasst, während die andere über die weiche Haut seines Oberkörpers streichelte und die Brustwarzen umkreiste. ~*~*~*~ Harry schloss leicht lächelnd die Augen. Es war angenehm, gerade weil er sich leicht müde und schläfrig fühlte. Es war sehr angenehm, besonders weil sein Körper darauf reagieren wollte. Er ließ es zu, gerade soviel Kraft aufbringend, dass er sich aufrecht halten konnte, sich nicht einfach zurücklehnte, wie er es liebend gern getan hätte. Eine seiner Hände strich fahrig leicht durch die blonden Haare, zupfte gedankenlos an einigen Strähnen. ~*~*~*~ Draco konnte die seltsame Mischung aus Entspannung und Erregung deutlich spüren, die von Harry ausging. Er wusste, dass es ihm gut ging, dass er glücklich war und genau dieses Gefühl wollte er ihm geben. Er wollte ihn einfach verwöhnen. Und ihn dabei selbst vollkommen kosten. Das Glied unter seinen Lippen versteifte sich mehr und mehr, zuckte sogar leicht in seinem Mund. Er genoss diese Süße, diesen ganz eigenen Geschmack, der nun immer deutlich wurde, dieses ganz eigene Gefühl, das entstand, wenn er mit seiner Zunge über die samtige Haut glitt. Er saugte heftiger, verlangender. Um so vieles mehr wollte er von ihm... Er wollte ihn schmecken, voll und ganz. ~*~*~*~ Harry wimmerte leicht, als er spürte, wie – einmal mehr – diese ganz gewisse Spannung von ihm Besitz ergriff, wie er in seiner Erregung, Draco tiefer drückte. Es war angenehm. Ihn zu fühlen sowieso, aber irgendwie… war es anders als davor, denn jetzt war er sich dieser Aufmerksamkeit viel stärker bewusst. Die vollkommene Konzentration von Dracos Gedanken nur auf ihn, diesmal nicht einmal durch das eigene Unterbewusstsein getrübt… Das war das, was es beinahe noch angenehmer machte, der Grund dafür, dass er sich fallen ließ, vollkommen darauf einstieg und in diesen Gefühlen badete. Er liebte ihn. Abgöttisch. Einfach dafür, dass er da war. Leises Keuchen setzte bei ihm ein, als er weitergetrieben wurde, als die Luft im Raum heißer wurde und das Atmen schwerer machte. Seine Finger krallten sich in das blonde Haar, entließ es wieder, wenn es einfacher wurde, sich zu beherrschen, weil Draco weniger empfindliche Teile seines Gliedes liebkoste. Noch immer ließ er nicht zu, dieses Gefühl von Entspannung wirklich gehen zu lassen. Es war viel zu angenehm. ~*~*~*~ Draco war beinahe etwas enttäuscht, als Harrys Hand ihn nicht mehr tiefer drückte, ihm nicht mehr signalisierte, dass er mehr wollte. Seine Körper sprach jedoch auch so eine sehr eindeutige Sprache. Dracos Hand ließ das Glied des anderen los und begann sachte die prallen Hoden zu kneten. Allein, dass sie sich bereits so fest anfühlten, war ein untrügerisches Zeichen dafür, dass er Harry schon weit hatte. Sehr weit... Kurz zog er sich von Harrys Erregung zurück und blickte zu ihm empor. Seine grauen Augen glitzerten leicht, dann widmete er sich wieder seiner derzeitigen Lieblingsbeschäftigung. Er hauchte einen zarten Kuss auf die empfindliche Spitze, strich mit der Zunge über die gesamte Länge und knabberte leicht an der empfindlichen Haut. ~*~*~*~ Es war dieses sanfte Knabbern und die absolute Treffsicherheit seines Freundes, was empfindliche Stellen anging, die Harry schließlich aufstöhnen und den Kopf in den Nacken legen ließ. Verdammt, da war es schwer, diesen Moment noch bewahren zu wollen. Da war es wirklich verflixt schwer. Seine Hand krallte sich wieder in die feuchten Strähnen, während seine verschwitzte Hand am Wannenrand Halt suchte, den sie nicht mehr fand. Er keuchte erneut, wimmerte leise und drückte den Rücken durch. „Dray… ich…“ Am liebsten hätte er ihn erneut in sich, aber das zu artikulieren war nicht so einfach, weil ein erneutes tiefes Stöhnen, das aus seinem Innersten hervorquoll, die Worte in seiner Kehle hängen bleiben ließen. Mit der Ruhe war es vorbei, Lust hatte sie verdrängt. ~*~*~*~ Als hätte er nur auf diese hitzige Aufforderung gewartet, begann Draco erneut ein weiches Saugen, das er mehr und mehr steigerte. Seine Finger umkreisten und liebkosten noch immer die runden Hoden, während die andere Hand ihre Streicheleinheiten jetzt aufgegeben hatte und Harry den Rücken stützte, damit dieser nicht hintenüber fiel. Er drückte Harrys Erregung mal gegen seinen Gaumen, dann fuhr er mit den Zähnen über den Schaft, um kurz darauf seine Zunge lindernd folgen zu lassen. Er wollte ihm keine Chance mehr zur Entspannung geben. Jetzt definitiv nicht mehr. Seine eigene Erregung machte sich mittlerweile bemerkbar und sein Blut sammelte sich ebenfalls in dieser speziellen Region, aber er stellte es vollkommen zurück. Seine Aufmerksamkeit galt schlicht Harry. ~*~*~*~ Harry schrie auf, als die Zähne seine Eichel streiften, und er wusste, dass es gleich vorbei sein würde, was er nicht wollte. Er zog an den blonden Haaren, zwang sich mit zusammengekniffenen Augen dazu, zu Draco hinunterzusehen, was ihm glatt noch einmal einen Tiefschlag verpasste, und ihn beinahe kommen ließ. Aber das wollte er nicht. Nicht ohne Draco! Er nahm die andere Hand zu Hilfe, um Dracos Kopf zum Stillstand zu bewegen, ihn dazu zu bringen, ihn anzublicken. Seine Augen flehten darum, dass Draco es nicht so zu Ende bringen sollte. Nicht… alleine. Er wollte nicht alleine sein mit dieser Lust. Er rutschte ein wenig vor, spreizte die Beine noch ein wenig weiter und wäre beinahe vom Wannenrand heruntergerutscht, weil er nicht bedacht hatte, dass er ja darauf saß. „Draco… bitte…“ ~*~*~*~ Draco sah auf und hielt Harry mit seiner Hand nur mit Mühe davon ab, in die Badewanne zu fallen. Mit einem bedauernden Seufzen ließ er von Harrys Erregung ab. Er hatte ihm schließlich noch vor kurzem versprochen das zu tun, was er wollte. Geschmeidig kam er auf die Beine und griff nach dem Duschgel. Schon wieder Mandel... Einen Klecks später hob er Harry in einer ähnlichen fließenden Bewegung hoch, drehte sich und drängte ihn gegen die Tür, damit er Halt im Rücken hatte. Beinahe automatisch schlangen sich Harrys Beine um seine Taille. Vorsichtig drückte er mit seiner Erregung gegen Harrys Eingang, den er vorher noch mit dem Rest Duschgel an seinen Fingerspitzen einrieb. Er war von sich selbst erstaunt, dass sein Glied bereits so hart war, dass er problemlos in ihn eindringen konnte. Mit einem leisen Knurrlaut biss er den Gryffindor in die Schulter und suchte dann seine Lippen. ~*~*~*~ Harry keuchte leicht erschrocken auf, aber dann ging er darauf ein, machte sich seinerseits an Dracos Hals und Schulter zu schaffen. Seine Lippen streiften fahrig darüber und knabberten daran, bevor er richtig zubiss, weil er sich erneut erschrak. Dracos Eindringen hatte ein kurzes Reißen in ihm verursacht, doch es war sofort wieder vorbei und alles in Allem eh nicht wichtig. Wichtig war, dass er nicht alleine war. Sich mit beiden Armen an seinen Schultern festhaltend, sie um den schlanken Hals geschlungen, widmete er sich dem Ohr, stöhnte dicht daneben auf – ein ganz klein wenig aufreizend, um Draco anzustacheln, seine Erregung weiter zu steigern und nicht ganz passiv zu sein, denn seine momentane Position ließ kaum etwas anderes zu. ~*~*~*~ Bei Harrys Laut rann dem Slytherin ein Schauder über den Rücken. Seine Brustwarzen richteten sich schlagartig auf - und der Gryffindor erreichte, was er wollte. Dracos Erregung, die durch Harrys Enge, seine leichten Bewegungen aufgrund seiner eher unsicheren Position, seine Lippen und seine Nähe schon gesteigert wurde, machte einen eindeutigen Sprung nach vorne. Seine Bewegungen wurden kräftiger, drängender. Sein Atem strich heißer über Harrys verschwitzte Haut und er hinterließ ein rotes Mal neben dem anderen auf der hellen Haut. Noch enger presste er den anderen Jungen an sich, noch verlangender küsste er ihn, ehe er das Ohrläppchen fand, daran knabberte und Harry seine Lust noch deutlicher hören ließ. ~*~*~*~ Harry lachte dunkel, als er spürte, was dieser eine Laut verursacht hatte. Es gefiel ihm. Sehr. Es ließ seine Augen funkeln, als er mit den Händen über den starken Rücken strich, leicht drückte und schließlich mit seinen Fingernägeln über die weiße Haut schrappte, weil eine Welle heißer Lust ihn dazu bringen wollte, sich festzuhalten. Er war schon fast zu weit. Seine Erregung war zwischen ihnen eingeklemmt, rieb bei jeder noch so kleinen Bewegung gegen ihre beiden Körper und trieb ihn schon fast in den Wahnsinn. Dracos Laute sandten helle Blitze durch seine Wirbelsäule. Oder war es die Tatsache, dass er in ihm immer wieder diesen Punkt traf? Harry konnte es nicht mehr wirklich zuordnen, aber es war egal. Wie manisch küsste er Dracos Hals und seine Wange, biss halb blind in weiche Haut und leckte darüber, während diese Aktionen von Stöhnen unterbrochen und begleitet wurden. Er keuchte Dracos Namen, kurzatmig und nicht mehr fähig, auch nur etwas anderes denken zu können. Dann zuckte der befreiende Schmerz über seine Wirbelsäule und verursachte hinter seinen Augen ein Feuerwerk in tausend Farben, während sein Hals sich nach hinten bog und sein ganzer Körper sich akut anspannte. Dieses Mal war die Erlösung beinahe schmerzhaft schön, nicht so hastig wie zuvor. ~*~*~*~ Draco folgte Harry nur einen Wimpernschlag später nach. Die plötzliche Enge um sein Glied ließ helle Blitze hinter seinen Augen explodieren und mit einem leisen Aufschrei riss ihn der Orgasmus mit. Es war... atemberaubend. Sein Körper bebte. Alle seine Sinne waren so wach, so hell, so scharf... Seine Lippen glitten über Harrys Schultern, liebkosten ganz zart die roten Male, die er hinterlassen hatte, fanden dann Harrys Lippen und küssten sie ganz zart. Einen Augenblick lang presste er den Gryffindor noch an sich, dann trat er langsam zurück, zog sich zugleich zurück und ließ den anderen sanft auf den Boden zurück. Beinahe sofort zog er ihn in eine liebevolle Umarmung und ignorierte den Umstand, dass warmes Wasser seine Füße zu umspielen begann. ~*~*~*~ Harry lehnte sich einfach nur gegen ihn, schlang seine Arme um Dracos Mitte und schloss erschöpft die Augen. Er war müde. Diesmal so richtig. Alles außer Draco schien so weit weg, wie hinter einer Wand aus Nebel verborgen. Die Wärme, die durch seine Füße aufstieg, ließ ihn nicht bemerken, wie die Nachwehen des Orgasmus abklangen, wie sein Körper kühler wurde. Es fehlte wirklich nicht mehr viel und er schlief im Stehen ein, einfach so in Dracos Armen. Mehr brauchte er nicht, um sich wohl zu fühlen. Mehr wollte er nicht. Er kuschelte seine Nase gegen die Halsbeuge, seufzte leise, dann ließ er die letzte Welle Spannung aus seinem Körper strömen. „Das war toll…“, murmelte er unverständlich. ~*~*~*~ „Wenn nicht sogar fantastisch...“, fügte Draco leise hinzu und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. Langsam konnte er wieder einigermaßen klar denken und bemerkte das Wasser. „Oh...“ Harry fest ihm Arm, sodass er diesen letztlich einfach mitzog, trat er hinüber zur Badewanne und drehte das Wasser aus. Ihre Klamotten schwammen schon und saugten sich fröhlich voll. „Und jetzt baden.“ Er lächelte weich und hob den Gryffindor vorsichtig in die Wanne, kletterte dann hinterher. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit an die Hitze ließ er sich dann müde zurücksinken. Jegliche Spannung wich aus seinem Körper und machte nahezu vollkommener Entspannung Platz. Er fühlte sich wohl, glücklich, zufrieden, voll und ganz befriedigt und im Moment hatte noch nicht einmal mehr diese Angst Platz in seinem Denken... ~*~*~*~ Harry machte das heiße Wasser im ersten Moment wieder wach, doch dann begann er zu lächeln. Ja, das war jetzt genau das Richtige. Jetzt war ein heißes Bad einfach vonnöten, nicht nur, um sie beide sauber zu machen. Er paddelte halb durch das Wasser auf Draco zu, der auf der einen Seite lag und ließ sich weich über ihn gleiten, bettete seinen Kopf an die Schulter seines Freundes, bevor er wieder die Augen schloss. Das Schöne am Wasser war, dass Draco von seinem Gewicht so gut wie nichts wahrnahm, weil es einfach im Medium unterging. Er stützte sich nicht ab, sondern schlang seine Arme um Dracos Mitte. So war es gut. So konnte es bleiben. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Unite and take over - create a supernova Unite and take over - create a supernova Give it to me - Give it to me - Give it to me ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hormongesteuerte Teenager... *hatdasschonsooolangenichtmehrgeschrieben* *g* Shirokko: Mau… Im Bad (zensiert) ----------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 129: Im Bad Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Oomph! - Supernova. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 129: Im Bad Ganz behutsam stützte Draco seinen Freund und führte ihn Schritt für Schritt von den anderen weg. Der Schmerz und die Enttäuschung in den grünen Augen waren kaum zu übersehen gewesen und hatten auch den blonden Jungen verletzt, obwohl dieser Ausdruck nicht ihm gegolten hatte. Schweigend gingen sie zum Krankenflügel zurück, wo Madam Pomfrey die Hände über dem Kopf zusammenschlug, als sie hereinkamen. „Mr Potter! Wie konnten Sie nur?!“ Sie fasste den Gryffindor sofort am Arm und bugsierte ihn gemeinsam mit Draco zurück in sein Bett. „Mr Malfoy! Wenn Sie ihn noch ein einziges Mal von hier fortbringen sollten, werde ich nicht mehr zulassen, dass Sie ihn hier aufsuchen!“ Ihre Augen funkelten Draco zornig an, der unter diesem Blick zusammenzuckte. Nein, das wollte er sicher nicht. Er wollte doch bei Harry sein! „Ja, Ma’am.“, sagte er kleinlaut und senkte den Blick, während die Medihexe, nun einigermaßen zufrieden gestellt, um Harry herumwuselte, ihn untersuchte, ihm zwei Zauber verpasste und ihm dann drei Phiolen vor die Nase hielt, die er austrinken sollte. ~*~*~*~ Harry tat, was sie wollte, behielt aber gleichzeitig seinen Kommentar, dass Draco gar nicht von ihm fortbleiben konnte, weil dann die Albträume kommen würden, für sich. Die Drohung war leer, denn sie war die erste, die Draco zurückrufen würde. Vorsichtig trank er die kleinen Fläschchen leer und lehnte sich dann zurück. Er wusste einfach nicht, was er noch sagen sollte. Irgendwann streckte er einfach die Hände nach Draco aus. Ihm war nach kuscheln. Nach Kaminfeuer, Ruhe und Kuscheln mit Draco. ~*~*~*~ Draco streifte Schuhe und Umhang ab und kroch dann kommentarlos neben Harry unter die Bettdecke. Behutsam schlang er seine Arme um den Freund und zog ihn ganz vorsichtig an sich, beinahe, als wenn er Angst hätte, dass dieser zerbrach. „Okay so?“, fragte er schließlich leise. ~*~*~*~ Harry nickte. „Sie übertreibt. Es geht mir gut.“, sagte er. Und zumindest körperlich war das auch so. Auch wenn er geistig ein wenig neben sich stand. Dracos Nähe jedenfalls tat gut. Sehr gut. Ganz vorsichtig schmiegte er sich an ihn, schloss die Augen und seufzte tief. Dracos Präsenz überschwemmte ihn vollkommen; sein Duft, der Klang seines Herzschlages, die Wärme in der Umarmung und das Gefühl seines Atems in seinem Haar. Er war einfach überall und mehr konnte Harry nicht erwarten. Mehr brauchte er auch nicht. Mehr brauchte er nicht, um all die bohrenden Gedanken in eine Art Nebel zu schicken. Alle bis auf einen: Er war sich sicher, dass er diesen Krieg niemals durchstehen würde, wenn diese Art zu kämpfen an der Tagesordnung war. Er würde daran wirklich zerbrechen… wie Blaise gesagt hatte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Am nächsten Tag ging es Harry zwar deutlich besser, aber Madam Pomfrey bestand darauf, dass er im Krankenflügel blieb. Draco ging nur widerwillig in den Unterricht, wo ihm die anderen sofort brühwarm erzählten, dass die fünf Slytherins Warrington, Pucey, Smith, Crabbe und Nott Hogwarts verlassen hatten. Und dass die pinkfarbenen Flecken und Strähnen geblieben waren. Außerdem wollten sie wissen, ob Harry immer noch sauer war, doch dafür verwies Draco sie an den Gryffindor selbst. Er war schließlich nicht sein Sprachrohr und das sollten sie gefälligst allein durchstehen. Draco war froh, als es Mittag war und er wieder zu Harry gehen konnte. Er fand es unerträglich, länger von ihm getrennt zu sein. Er hatte Angst. Schlichtweg Angst, ihn zu verlieren. Verlustangst. Und diese war so groß geworden, dass es ihm den Atem raubte und sie ihn vollkommen zu überwältigen drohte. Auch der Nachmittagsunterricht verging relativ bald und da das Quidditchsondertraining seit dem Spiel gegen Gryffindor wieder gecancelt war, verbrachten sie die Zeit bis zum Appariertraining bei Harry auf der Krankenstation. ~*~*~*~ Das Training bei Remus war ein seltsames Geschehen. Ron zerlegte sich glatte zweimal, doch beim dritten Versuch hatte er es geschafft. Harry hatte es nicht einmal versuchen dürfen. Poppy hatte ihm lediglich erlaubt mitzugehen und Remus auf ihn angesetzt. So hockte Harry auf einer Bank neben Aberforth und sie schwiegen sich gegenseitig an, was dem alten Kauz sichtlich zu gefallen schien und Harry hibbelig und unruhig machte. Er wollte auch. An diesem Abend durfte Harry wieder oben im Raum der Wünsche schlafen, wenngleich auch nur mit dem Versprechen, bei dem kleinsten Etwas zu Poppy zurückzukommen und sich behandeln zu lassen. Er hätte allem zugestimmt, nur um wieder ‚nach Hause’ zu kommen. Allein der Anblick des grünen, mit filigranen Figuren ausgestatteten Zimmers brachte eine Art der Entspannung und des Wohlbefindens, die er den ganzen Tag über nicht wirklich verspürt hatte. Er hatte die Dumbledores gemieden, sowie den Namensgeber des Hauses, niemanden hatte er sehen wollen, hatte gewusst, dass er das noch nicht schaffen würde, ihnen entgegenzustehen und ihr Urteil über seine selbstgerechte Rede zu hören. Hermione, Ron, Blaise und Pansy hatten sich entschuldigt, aber sie hatten sich nicht dazu überreden lassen, ihm zu berichten, wie die generelle Meinung war. Sie meinten etwas davon, er solle selbst sehen, was in ihren Köpfen vor sich ging, und das könne er nur von Angesicht zu Angesicht. Nun, er würde ihnen am nächsten Tag schlecht weiterhin ausweichen können, aber bis dahin konnte er sich zumindest darauf vorbereiten. Und jetzt… etwas verloren stand er mitten im Raum, blickte sich orientierungslos um. Er fühlte sich wohl hier, unbestreitbar, aber genau in diesem Bassin aus guten, schwerfälligen Gefühlen gab es nichts, was er daran ändern wollen könnte. ~*~*~*~ Draco trat von hinten an den Gryffindor heran und schlag ihm die Arme um die Taille. Zärtlich küsste er ihn auf die Halsbeuge, ehe er seine Wange an Harrys schmiegte. „Und jetzt tue ich alles für dich, was du willst. Ich will dich wieder lächeln sehen, Harry.“ Den ganzen Tag über hatte Harry so ernst ausgesehen, so verschlossen, so traurig. Es schnitt Draco ins Herz und er konnte und wollte es nicht länger ertragen müssen. ~*~*~*~ Allein diese Worte brachten Harry schon zum Lächeln. Er war so lieb. Und er – es fiel ihm erst jetzt auf, wo Draco direkt bei ihm war – er füllte diesen Raum aus, machte ihn komplett. Ein Zuhause für ihn, wie er sich kein besseres wünschen konnte im Moment. Er lehnte sich weich gegen Draco, hob eine seiner inzwischen wieder felllosen Hände in den Nacken seines Freundes und streichelte ihn sanft. „Baden?“, fragte er hoffnungsvoll. Nach diesem Tag war der Luxus einer Badewanne genau das, was er haben wollte. „Mit dir zusammen?“ ~*~*~*~ „Ich sagte doch: Alles, was du willst.“ Geschmeidig hob der Slytherin seinen Freund hoch und trug ihn - wie eine Prinzessin - in das Badezimmer. Weich setzte er ihn dort ab und streifte ihm den Umhang ab, ehe er ihn in einen langen und sehr ausgiebigen Kuss verwickelte. ~*~*~*~ Harrys Lächeln wurde breiter, als er einfach die Augen schloss und genau diesen Kuss genoss, ihm hinterher hungerte, ihn schließlich erwiderte. Die ganze Zeit über hatten sie nur keusche Küsse ausgetauscht, dieser hier war aber anders. Hemmungsloser. Und er zeigte Harry auf, was er vermisst hatte, ohne sich dessen bewusst zu sein: diese Art von Nähe. Seine Hände tasteten nach Dracos Bauch, zogen das Hemd aus der Hose hervor und schlüpften schließlich darunter, um den Kontakt zu seiner Haut herzustellen, dieses weiche Gefühl erleben zu können, über die samtige Haut zu streicheln. Er liebte das, könnte genau das stundenlang tun. ~*~*~*~ Draco keuchte leise auf, als er Harrys Hände auf Bauch, Brust und Rücken spürte. Seine Finger lösten fahrig die Krawatte. Er saugte leicht an seiner Unterlippe und gab sie dann frei, um Harry das Hemd über den Kopf zu ziehen. Er hatte keine Geduld für Knopfleisten, absolut keine. Sofort suchten seine Lippen erneut Harrys. Seine Finger glitten über die bloße Haut, auf der hier und da noch einige kleine Unebenheiten fühlen, wo die Spuren dieser grausamen Behandlung noch nicht vollkommen verschwunden waren. Es tat weh. Denn es erinnerte ihn daran, wie nahe er daran gewesen war, ihn zu verlieren. Einfach... zu verlieren... Ohne weiter darüber nachzudenken, wurde sein Kuss heftiger, noch leidenschaftlicher. Er wollte Harry bei sich spüren. Voll und ganz. Um sich irgendwie zu vergewissern, dass er da war. Dass er wirklich da war. Und um dieses beschissene Angst in seinem Inneren irgendwie niederzukämpfen. ~*~*~*~ Harry spürte, wie Draco fordernder wurde, spürte seine seltsame Unrast, aber er schob es auf den Entzug, den auch er empfand. Es war beinahe, als wäre da ein Loch, das gefüllt werden wollte. Er drängte gegen ihn, zog ihn zugleich an sich. Seine Zunge rang mit Dracos, gewann, weil Draco sich für einen Moment aufs Luftholen konzentrieren musste, doch fast augenblicklich war ihr Gegenspieler wieder da und alles begann von vorn, bis Harry schließlich selbst derartig unter Luftmangel litt, dass er den Kuss unterbrechen musste, wenn er nicht ohnmächtig werden wollte. Seine Augen, die sich nur für Bruchteile von Sekunden öffneten, glänzten fiebrig und flatterten sofort wieder zu, als sie in die nächste Runde gingen, während seine Hände fahrig Knöpfe öffneten. Wann Dracos Krawatte gegangen war, konnte er nicht sagen, aber als er am obersten Knopf angekommen war, war sie weg. Und weil die Hände gerade so schön drin waren im Öffnen von Dingen, folgten die Umhangschnallen, Gürtel und der Hosenknopf. Danach wandten sich seine Finger aus Ermangelung eines Öffnungsgegenstandes dem Bauchnabel und dem Bund der Shorts zu, fuhren neugierig den Gummizug nach, ohne weiterzugehen. ~*~*~*~ Auch Draco kämpfte zwischendurch damit, Luft zu holen. Er spürte, wie ihm die Kontrolle vollends entglitt, wie sie einfach dahinschwand. In seinem Inneren schrie alles danach, dass er diesen Jungen spüren wollte. So nah bei sich, wie es nur ging. Seine Hände glitten über Harrys bloße Haut, liebkosten seinen Rücken und schlängelten sich dann zwischen sie, um den Gürtel zu lösen. Die weite Hose konnte er so, ungeöffnet, hinunter schieben. Seine Boxershorts schickte er gleich mit auf die Reise gen Boden. Er wollte nicht warten. Auf nichts. Gar nichts. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Harrys Augen öffneten sich irgendwo auf halbem Weg, als er langsam verstand, dass er wohl ersticken würde, wenn Draco so weitermachte, und gleichzeitig begriff, dass Draco irgendeinen Grund dazu hatte, ihn so innig und tief zu küssen. Er küsste ihn zurück, aber schließlich zog er sich zurück, schwer atmend und noch immer leicht zitternd. Der Ausdruck auf Dracos Gesicht ließ seine Theorie sich verhärten: Draco hatte einen Grund. Welchen? Er war nicht in der Lage, eindeutig zu sagen, dass es Angst wäre, aber das Flackern in Dracos Augen zeigte in etwa genau das. Nur halt nicht offensichtlich. Er begann weich zu lächeln, ließ sich auf dem Rand der Badewanne nieder, weil seine Knie noch immer wie aus Gummi zu sein schienen, dann hob er die Hand und strich Draco über die Wange. „Was hast du?“, fragte er leise und grinste im nächsten Moment frech. „Noch mal?“ Dracos Leidenschaft war in dem letzten Kuss noch immer zu schmecken gewesen. ~*~*~*~ Draco lächelte weich, fing seine Hand ein und gab jedem der Finger einen zarten Kuss direkt auf die Fingerkuppe. „Könnte ich jemals genug von dir bekommen?“, fragte er heiser und schmiegte die Wange an die zarte Hand. Er versuchte, diesen Sturm in seinem Inneren irgendwie unter Kontrolle zu bringen, ihn irgendwie zu bezähmen, doch es ging nicht. Er wusste, dass es dumm war, sich zu viele Gedanken zu machen. Er wusste es ganz genau. Genauso wie er wusste, dass er manche Dinge nicht ändern und gewisse Risiken nicht vernichten konnte. Und dennoch... Wenn er gekonnt hätte, hätte er diesen Moment für die Ewigkeit einfrieren lassen, damit es nichts anderes mehr gab. ~*~*~*~ Harry entrutschte ein leises, helles Lachen. Wie süß. Und seine Fingerspitzen kribbelten jetzt. Aber wenn er seine Frage nicht beantworten wollte, die er hinter dem verspielten Anhang versteckt hatte, dann war das sein Recht. Er würde es schon sagen, wenn er bereit dazu war, darauf vertraute er. „Und, wollen wir jetzt noch baden?“, fragte er weich, während seine freie Hand den glatten Bauch streichelte. ~*~*~*~ „Deswegen sind wir doch hier, oder?“ Draco küsste ihn auf die Stirn und beugte sich an ihm vorbei, um das Wasser aufzudrehen und dann den Badezusatz in die Wanne zu schütten. „Und was machen wir, während das Wasser einläuft?“ Seine Stimme war noch immer rau, als er näher zu dem Gryffindor kam und sich ihre Gesichter beinahe berührten. ~*~*~*~ „Ich weiß nicht.“, antwortete Harry ganz unschuldig, lächelte ihn an, während er seine Augen in Dracos versenkte. „Sag du es mir.“ ~*~*~*~ „Oh... Ich wüsste da schon was...“ Draco lächelte lasziv und küsste den Gryffindor innig, ehe er mit den Lippen tiefer wanderte. Über die Mundwinkel, den Hals hinab, über die Schlüsselbeine und die empfindsamen Brustwarzen, die sich bei seinen Berührungen beinahe sofort aufrichteten und seiner Zungenspitze entgegenkamen, weiter hinunter über die Rippen, den Bauch, der nach Harrys Sperma schmeckte und wo er eine Weile verhielt, um diesen Geschmack in sich aufzunehmen, ehe er die Zungenspitze leicht in den Bauchnabel stupste. Doch das war noch längst nicht der Ort, zu dem er wollte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Harry lehnte sich einfach nur gegen ihn, schlang seine Arme um Dracos Mitte und schloss erschöpft die Augen. Er war müde. Diesmal so richtig. Alles außer Draco schien so weit weg, wie hinter einer Wand aus Nebel verborgen. Die Wärme, die durch seine Füße aufstieg, ließ ihn nicht bemerken, wie die Nachwehen des Orgasmus abklangen, wie sein Körper kühler wurde. Es fehlte wirklich nicht mehr viel und er schlief im Stehen ein, einfach so in Dracos Armen. Mehr brauchte er nicht, um sich wohl zu fühlen. Mehr wollte er nicht. Er kuschelte seine Nase gegen die Halsbeuge, seufzte leise, dann ließ er die letzte Welle Spannung aus seinem Körper strömen. „Das war toll…“, murmelte er unverständlich. ~*~*~*~ „Wenn nicht sogar fantastisch...“, fügte Draco leise hinzu und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. Langsam konnte er wieder einigermaßen klar denken und bemerkte das Wasser. „Oh...“ Harry fest ihm Arm, sodass er diesen letztlich einfach mitzog, trat er hinüber zur Badewanne und drehte das Wasser aus. Ihre Klamotten schwammen schon und saugten sich fröhlich voll. „Und jetzt baden.“ Er lächelte weich und hob den Gryffindor vorsichtig in die Wanne, kletterte dann hinterher. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit an die Hitze ließ er sich dann müde zurücksinken. Jegliche Spannung wich aus seinem Körper und machte nahezu vollkommener Entspannung Platz. Er fühlte sich wohl, glücklich, zufrieden, voll und ganz befriedigt und im Moment hatte noch nicht einmal mehr diese Angst Platz in seinem Denken... ~*~*~*~ Harry machte das heiße Wasser im ersten Moment wieder wach, doch dann begann er zu lächeln. Ja, das war jetzt genau das Richtige. Jetzt war ein heißes Bad einfach vonnöten, nicht nur, um sie beide sauber zu machen. Er paddelte halb durch das Wasser auf Draco zu, der auf der einen Seite lag und ließ sich weich über ihn gleiten, bettete seinen Kopf an die Schulter seines Freundes, bevor er wieder die Augen schloss. Das Schöne am Wasser war, dass Draco von seinem Gewicht so gut wie nichts wahrnahm, weil es einfach im Medium unterging. Er stützte sich nicht ab, sondern schlang seine Arme um Dracos Mitte. So war es gut. So konnte es bleiben. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Unite and take over - create a supernova Unite and take over - create a supernova Give it to me - Give it to me - Give it to me ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Hormongesteuerte Teenager... *hatdasschonsooolangenichtmehrgeschrieben* *g* Shirokko: Mau… Es tut mir leid, dass es für die zensierte Version diesmal so unglaublich wenig geworden ist… Das hat sich nicht gelohnt… Anhang ------ Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 130: Anhang Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse - Quasimodo. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 130: Anhang Der nächste Morgen brachte Harry eine ernüchternde Erkenntnis. Es waren keine Schmerzen, die er schon fast erwartet hatte, sondern der einfache, obligatorische Blick in den Spiegel, der ihn ungläubig die Augen aufreißen ließ. Er war vollkommen angezogen, bereit zu gehen, sozusagen, aber das da an seinem Hals… „Hey, Draco…“ Er strich sachte darüber, während er seinen Freund rief, der noch im Nebenzimmer dabei war, sich anzukleiden. „Kommst du mal bitte?“ ~*~*~*~ Nichtsahnend kam der Blonde zu seinem Freund ins Bad und rückte dabei seine Krawatte zurecht. „Hm?“, fragte er und blickte auf. Im nächsten Moment sah er, was Harry meinte. Ein dicker, dunkelroter, beinahe schon schwarzer Knutschfleck prangte auf seinem Hals. Weit oberhalb des Hemdkragens. „Oh.“ ~*~*~*~ „Du kannst mir nicht zufällig erklären, wie der dahin kommt?“, fragte Harry, über diesen Blick leicht amüsiert, und blickte durch den Spiegel Draco an. ~*~*~*~ „Nun, da du ihn dir wohl kaum selbst gemacht hast, war ich das wohl.“ Der Blonde grinste und strich ihm durch die Haare. „Schlimm?“ ~*~*~*~ Harry musste scharf nachdenken. Fand er es schlimm? Eigentlich nicht. Er betrachtete es als Geschenk von seinem Freund, eine Art Siegel für die Liebe, die Draco empfand, allerdings würde es in der Großen Halle und im Unterricht die Gerüchteküche anheizen. Mit Sicherheit nicht schön, wenngleich auch amüsant. „Nein.“, sagte er. „Aber was ist mit dir? Kannst du damit leben?“ ~*~*~*~ Draco hob die Schultern. „Warum nicht?“ Wenn Harry deswegen nicht wütend auf ihn war, dann war es doch okay. Er legte seinem Freund die Arme um die Schultern und grinste ihn im Spiegel an. „Könnte ich noch deutlicher zeigen, dass du mir gehörst?“ ~*~*~*~ „Nein.“ Harry lehnte seinen Kopf gegen Dracos, als er ihn angrinste. „Jedenfalls nicht harmloser.“ Er lachte, als er daran dachte, dass es durchaus Menschen gab, die ihren Lover mit einem albernen Zeichen brandmarkten, um zu verhindern, dass jemand ihn diesen streitig machten - hatte zumindest Dudleys Fernseher mal erwähnt. „Damit sollte es auch der letzte Idiot endlich kapieren, nicht wahr?“ Er strich Draco durch die Haare. Er freute sich jetzt schon auf die Gesichter. Sie machten sich mit einem Umweg zur Krankenstation auf den Weg hinunter in die Große Halle zum Frühstücken, doch es waren nicht die erwarteten leisen Lacher und das rumorende Tuscheln, das einsetzte, als sich Harry dem Tisch näherte, an dem die Dumbledores diesmal saßen. Es war beinahe betretene Stille, die ihn empfing und ihm klar machte, was er vergessen hatte. Eigentlich war er noch sauer auf sie. Wegen der Sache, die sie mit den Slytherins getan hatten. Und sie schienen das zu wissen. Oder zu ahnen. Oder… Ob sie ihm jetzt mitteilten, dass sie auf seine Mithilfe in diesem Krieg keinen Wert legten? Ob sie ohne ihn zu kämpfen versuchten? Einen sinnlosen Kampf, weil sie niemals das Ende erreichen konnten ohne ihn? Harrys Schritte wurden langsamer, als er nach Dracos Hand griff und automatisch zu lächeln begann. Er hatte sich einmal geschworen, dieses Lächeln nicht mehr zu zeigen, aber irgendwie ging es nicht mehr anders, denn andernfalls hätte er wahrscheinlich einfach angefangen zu weinen. Vor Enttäuschung und Angst vor dem, was passieren würde. Ron winkte ihnen und Harry nickte ihm zu. Diese vier besonderen Freunde hatten sich entschuldigt. Sogar Blaise, auch wenn er als Nachsatz noch ehrlich erklärt hatte, dass sie es verdient hatten für die Schmerzen, die sie ihm selbst und Harry verursacht hatten. Blaise konnte er verstehen. Auch, wenn es ihm nicht gefiel. Und er konnte ihm verzeihen, weil er versprochen hatte, dass es nicht mehr so sein würde, dass er es für ihn nicht mehr tun würde. Zumindest nicht mehr in seiner Gegenwart – so hatte Harry es aufgenommen und das war irgendwie okay so. Er setzte sich mit Draco zwischen Hermione und Pansy, aber sein Appetit war ihm vollkommen vergangen. Er fühlte sich beobachtet. Mehrere Augenpaare hafteten auf ihm und machten ihn nervös und verursachten ein unangenehmes Gefühl in ihm. Er wollte das nicht. Sie sollten damit aufhören. Doch das taten sie natürlich nicht. Neville drei Sitze weiter wirkte so niedergeschlagen, wie es nur ging, ohne auch nur einen Finger krumm gemacht zu haben bei diesem Kampf. Er fühlte sich sichtlich ebenso unwohl. Nach nur einer Handvoll Schokoflakesbällchen, schob Harry seine Schüssel zur Seite und bedeutete damit allen, dass er fertig war. Er würde noch warten, bis Draco fertig war und dann so schnell wie möglich verschwinden. Hermione presste die Lippen zusammen. Sie hatte den anderen gesagt, dass sie mit dieser Situation selbst fertig werden müssten, dass sie ihnen nicht helfen würden, weil sie Harry näher standen als sie, aber es fiel ihr sichtlich schwer, gerade weil es Harry dabei nicht gut ging. ~*~*~*~ Draco aß schweigend zu Ende. Er hatte die Stimmung deutlich gespürt, aber sie änderte nichts daran, dass er Hunger hatte. Einen Bärenhunger. Und entsprechend langte er zu. Nach Müsli folgten noch Brötchen und schließlich noch ein Apfel. Er konnte hören, wie Blaise neben ihm ein Lachen unterdrückte. Natürlich hatte dieser den Knutschfleck an Harrys Hals gesehen und konnte sich seinen Teil denken. Besonders bei den Mengen, die Draco gerade vernichtete. Ein wenig lockerte er die Stimmung auf, aber nicht viel. Dieses Gefühl von Bedrückung blieb auch bestehen, als Draco und Harry aufstanden und den Tisch, dicht gefolgt von ihren vier engsten Freunden, verließen. ~*~*~*~ Hermione warf den anderen noch einen warnenden Blick zu, dass sie nicht zu lange warten sollten mit dem, was sie besprochen hatten, dann waren sie aus der Halle. Kaum waren die Torflügel hinter ihnen zugefallen, hing Ron an Harrys Schultern und drückte seinen Finger an die Stelle, die Harry heute Morgen noch im Spiegel begutachtet hatte. „Hattet ihr Spaß gestern Nacht?“, fragte er und hatte rote Ohren. Neben ihm keuchte Hermione erschrocken auf, während Pansy verhalten zu kichern und Blaise zu lachen begann. Harry begnügte sich damit, den gesunden Farbton von Magenta anzunehmen. Es war ihm nicht direkt unangenehm, dass Ron das so offen ansprach, wenngleich auch peinlich genug, um zu erröten. Außerdem heiterte es ihn auf. Er lachte sogar. „Was denkst du denn?“, gab er freundlich zurück, was Rons Ohren nur noch heller leuchten ließ, als die Augen sich weiteten und er den Mund aufmachte, um ihn einfach wortlos wieder zu schließen. Dass Harry so antwortete, hatte er nicht erwartet, und so fehlten ihm die Worte. Harry hatte sich schon ziemlich verändert, seit er mit dem Slytherin anbandelte, hatte etwas von seiner Naivität verloren. Ron war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel. ~*~*~*~ Draco grinste nur breit und legte Harry die Arme um die Schultern. „Hattest du etwas anderes erwartet?“, fragte er den Rotschopf grinsend. „Das dürfte kaum jemand, der beide Augen im Kopf hat.“ Blaise lachte leise auf. „Aber, dass du ihn gleich brandmarkst... Ts... Deiner, was?“ Draco nickte still mit dem Kopf und seine grauen Augen blitzten Blaise an. „Meiner.“, bestätigte er heiser und gab Harry einen Kuss auf die Wange. ~*~*~*~ Harry kicherte ausgelassen. Dieses Gespräch war himmlisch. Vollkommen banal und gleichzeitig derartig tief, dass er sich sicher war, dass diese Menschen um ihn herum nur seine Freunde sein konnten. Bei keinem anderen würde er sich so wohl fühlen. Sie machten sich auf den Weg zu Zauberkunst, wo sie sich auf die Bänke setzten und über den Tag an sich redeten. Und Harry stellte für sich fest, dass er sich auf das Training bei Snape regelrecht freute. Auspowern und diesmal würde er nicht verlieren. Diesmal würde er gewinnen! Der Vormittag verging und die sechs wichen nicht voneinander. Das einzige, was wirklich auffiel, war, dass Draco nicht mehr auf Armlänge von Harrys Seite wich. Er wechselte sogar im Geschichtsunterricht mit Hermione die Plätze, die sich nach nur einem kurzen Blick von selbst dazu bereit erklärt hatte. So konnte sie mit Blaise weiter an Riddles Namen weiterarbeiten und Draco war bei seinem ‚Schatz’, wie Ron es lachend ausgedrückt hatte. Dann war es Zeit zum Mittagessen, aber Harry weigerte sich in die Große Halle zu gehen und die lockere Stimmung aufzugeben, die ihn bei seinen Freunden umgab. Er wollte dieses anklagende Schweigen nicht. Hermione nickte nur, dann tauschte sie mit Pansy einen Blick und die beiden Mädchen machten sich auf den Weg. Etwas Ähnliches hatte Hogwarts Lehrerstaffel wohl auch noch nicht gesehen. Die beiden Mädchen kamen in die Halle, die Gesichter vollkommen ernst und leicht wütend, dann bauten sie sich am Kopf der Tafel auf, stemmten die Hände in die Hüfte und holten beide tief Luft. Das Donnerwetter, das über das neue Haus der Schule hinwegfegte, ließ am Ende die ganze Halle schweigend zurück, obwohl weder Hermione noch Pansy auch nur ein Wort von der Ursache erwähnt hatten, warum diese Stimmung beim Frühstück geherrscht hatte. Davon unbeeindruckt hockten die beiden Mädchen sich schließlich hin, bereiteten Teller mit Braten, Kartoffeln und Rote Beete vor, dann packten sie alles ein und verließen ohne ein weiteres Wort und mit Dutzenden von missbilligenden Blicken die Halle, dass Snape an seinem Platz grinste wie blöd. Warum war Hermione Granger doch gleich nicht in seinem Haus gelandet? Das Potenzial hätte sie, allein schon weil sie wusste, wie man andere effektiv runter machte. Uh, wenn er es genau nahm, wurde sie ihm beinahe sympathisch! Er schüttelte den Kopf in Unglauben. Dass dieser Gedanke allein existieren konnte, war schon fast der blanke Hohn! Nur eine Sekunde, nachdem die Torflügel zugefallen waren, sprang plötzlich Ginny auf und rannte hinter ihnen her. Für alle anderen unhörbar, weil sie nicht mehr in der Großen Halle war, erklärte sie den beiden Freundinnen, dass sie dafür sorgen sollten, dass sowohl Harry als auch Draco in ihren Trainingsraum kamen, damit sie das aus der Welt schaffen konnten. Sie würde dafür sorgen, dass die anderen mitkamen. ~*~*~*~ Das Mittagessen brachten sie ruhig hinter sich und Draco kam nicht umhin, auch hier Harrys Nähe zu suchen. Danach ging es zu Pflege magischer Geschöpfe, wo sie diesmal eine Horde komischer Flatterviecher erwartete, die sie jeweils zu zweit vermessen sollten. Still hatte sich Draco zu Harry gesellt und sich sofort zu seinem Partner gemacht, etwas, was Blaise und Ron lachend kommentiert hatten. Danach hatten sie etwas Ruhe und machten Hausaufgaben, ehe es für sie alle zum Training ging. Harry wurde von Snape herausgefordert, während Hermione und Ron bei Tonks aufgehoben waren und die drei Slytherins sich in Remus Lupins Händen befanden. Hermione hatte Harry noch, bevor dieser gehen konnte, darauf hingewiesen, dass sie sich noch einmal treffen wollten. Draco war im Training unkonzentriert. Er machte Fehler über Fehler, weil er schlichtweg nicht bei der Sache war. Es machte ihn wahnsinnig, nicht bei Harry sein zu können und zu wissen, dass Snape ihn mit Genuss in die Mangel nehmen würde. Er war selig, als das Training endlich vorbei war und hörte hinter sich gerade noch Pansy, die etwas rief, von wegen „Bring Harry mit in die ehemalige Krankenstation!“, dann war er auch schon weg, verschwand hinab in die Kerker und hockte sich vor Snapes Bürotür, um auf Harry zu warten. ~*~*~*~ Snape hatte Harry mit einem unsichtbaren Grinsen erwartet, welches er seit dem Mittag immer wieder auf den Lippen hatte, wenn er an Hermiones und Pansys Auftritt in der Großen Halle dachte. Er hatte Kuchen auf dem Tisch stehen, den diesmal Mme Hooch gestiftet hatte, was die vielen kleinen Marzipanbesen darauf erklärten, doch bevor sie beide zum Essen kamen, war Training angesagt. Snape hatte sich so entschieden, weil er gesehen hatte, dass in Harry so eine Art Feuer tobte, das man besser erst ausbrennen ließ, bevor es vielleicht explodierte, weil man versuchte, es einzudämmen. An diesem Tag war er sehr zufrieden mit seinem Schüler. Harry verpasste in der Tat nur drei Sprüche, die er zauberte, und konnte den Imperius jedes Mal innerhalb von einer Sekunde abschütteln. Ebenso war die unsichtbare Barriere in seinen Gedanken bei Legilimentik sofort aktiv, was Snape fast stolz werden ließ. Harry war von diesen sechs Schülern wirklich am weitesten mit seinen Fortschritten, auch wenn ihm der Grund dafür durchaus bekannt war. Im Gegensatz zu Blaise, Pansy, Hermione und Ron hatte er früher angefangen, und Draco hatte schlicht noch ein paar Dinge mehr zu lernen, weshalb er nicht seine ganze Konzentration nur auf sein Fach lenken konnte. Aber trotzdem… für einen fünfzehnjährigen Hänfling mit dieser zerbrechlichen Statur war Harry erstaunlich schnell, stark und geschickt. Dann gab es doch noch Kuchen und Snape versuchte hinter der Hand etwas über den pinkfarbenen Fußboden unweit seines Büros zu erfahren. Er vermutete einen Zusammenhang zum Haus Dumbledore, weil es schlicht die gleiche scheußliche Farbe war, die sie noch immer als Krawatten nutzten, doch Harry weigerte sich, darauf eine Antwort zu geben. „Versuchen Sie doch, es aus meinem Kopf zu holen.“, sagte er herausfordernd, was Snape tatsächlich eine Augenbraue heben ließ. Da wurde dieser Junge doch glatt frech. War denn das zu fassen? Er entließ Harry schließlich, hatte ihm Kuchen für Draco mitgegeben, in der stillen, albernen Hoffnung, dass diese Marzipanbesen, dem Slytherin diesen seltsam düsteren Blick austrieben, den dieser seit ein paar Tagen schon mit sich rumschleppte. Er wusste es nicht mit Sicherheit, aber er glaubte, dass es etwas damit zu tun hatte, was er in den Kreisen der Todesser rumoren gehört hatte: Draco war kein echter Malfoy mehr und aus dem Familienregister sowie dem Stammbaum gelöscht worden. Nichts, was wirklich schade war, aber dennoch schien es den Jungen mitzunehmen. Er konnte ja auch nicht wissen, dass es einen komplett anderen Grund hatte, dass Draco so finster schaute. ~*~*~*~ Draco sprang auf, als Harry aus dem Büro herauskam und umarmte ihn, wobei er beinahe den Kuchen zerquetscht hätte. Verwirrt blickte er auf den abgedeckten Teller in Harrys Hand. „Snape spendet was zu Essen?“, brachte er ungläubig hervor. „Bei Merlin, was hast du mit dem denn gemacht?“ Harry hatte zwar häufiger erwähnt, dass Snape ihm etwas zu essen spendierte, aber irgendwie war es nie bei ihm angekommen. Er war jedes Mal so müde gewesen, dass er das gar nicht richtig wahrgenommen hatte. ~*~*~*~ Harry schob die Unterlippe vor. „Das macht er seit Wochen!“, erklärte er ihm. „Und er gibt mir auch seit Wochen immer was für dich mit.“ Er lächelte. „Was meinst du denn, woher der Kuchen oder die Kekse immer kommen, wenn ich sie mitbringe?“ Der Obstsalat war sicherlich in ihrem Streit damals untergegangen, aber der Rest… Ob Draco jemals überhaupt realisiert hatte, dass er etwas bekommen hatte? Wohl eher nicht, wie es aussah. Leise lachend hob er den Deckel vom Teller. „Schau, mit Besen drauf!“, grinste er ihn fröhlich an. „Sind Mandeln drin.“ ~*~*~*~ „...ich dachte, du machst einen Abstecher in die Küche.“ Draco schüttelte verwirrt den Kopf und gab dem Gryffindor einen Kuss. Dann stibitzte er einen der Marzipanbesen von dem Stück und steckte ihn sich in den Mund. „Nicht schlecht.“ Er grinste. „Da Snape wohl kaum selbst backt, würde ich auf Madam Hooch schließen.“ Er lachte und wuschelte Harry durch die Haare. ~*~*~*~ Harry kicherte. „Er ist von ihr.“, gab er zu. „Aber was macht dich so sicher, dass Snape nicht backen kann? Immerhin kann er Tränke nach Rezept brauen, da kann es ihm doch nicht so schwer fallen, Kuchen zu backen oder zu kochen!“ Aber allein der Gedanke an einen Snape in der Küche und damit am Herd brachte sein Weltbild aus der Bahn. Wobei… „So eine Schürze und dieses nette Kochmützchen sehen sicherlich toll aus bei den schwarzen Haaren.“ ~*~*~*~ „Ja, aber er würde es niemals für uns tun.“ Draco brach noch ein Stück von dem Kuchen ab und schob Harry sachte Richtung Treppe. „Wir sollten hier nicht herumstehen. Mione und Pansy wollten uns ja noch sehen. Bringen wir’s hinter uns, dann kommen wir umso schneller ins Bett.“ Irgendetwas Wichtiges musste es ja wohl sein, ansonsten hätte Pansy nicht so extrem gedrängt und ihm noch hinterher gebrüllt. „Wie war das Training?“ ~*~*~*~ „Entspannend. Ich hätte wirklich niemals gedacht, dass ich mit Snape so gut zurecht kommen könnte. Dieser Mann gibt mir einfach nur Rätsel auf.“ Harry seufzte. „Aber was soll’s. Das macht es einfacher zu lernen.“ Sie erreichten die Treppen und kletterten hinauf. Harry fütterte Draco auf dem Weg mit Kuchen, was ihm einen Heidenspaß brachte und Draco massenweise Krümel auf dem Hemd bescherte. Den letzten Krumen aß er aber selbst, gerade als sie den Gang erreichten, der zum ehemaligen Krankenflügel führte. Der Gedanke streifte ihn, als er sich fragte, warum sie sich ausgerechnet dort treffen mussten. Hatten die Dumbledores an ihrem Gründungstag nicht gesagt, dass sie hier trainierten? War das nicht ihr Trainingsplatz, den Blaise für sie ausgesucht hatte? Und das bedeutete doch dann… Er blieb stehen. „Lass uns gehen.“, sagte er ruhig. Er hatte keine Lust, diesen Menschen entgegenzutreten. Schon gar nicht zu so später Stunde und wenn er müde war. ~*~*~*~ Ehe Draco noch etwas sagen konnte, ging die Tür auf und Blaise trat heraus. „Merlin, da seid ihr ja! Ich dachte schon, Snape hat euch beide gefressen!“ Der schwarzhaarige Slytherin trat zwischen sie beide, legte ihnen die Arme um die Schultern und bugsierte sie durch die Tür. Er vernahm ein leises Knurren von Draco, war sich aber nicht sicher, ob das jetzt auf diese ungewollte Fortbewegung zurückzuführen war oder auf die Tatsache, dass er sich gerade zwischen sie drängte. „Auch wenn du vielleicht gerade keine Lust hast, Harry: Hör ihnen bitte zu.“ Blaise schob sie beide vor eine Horde Dumbledores, die Harry mit zerknirschter Miene anblickten. Draco verschränkte die Arme vor der Brust. An den Blicken erkannte er, dass es nicht um ihn ging. Kein bisschen. Er war Harrys Anhang in diesen Augen. Nichts anderes. Sein Blick wurde düster. ~*~*~*~ Harrys ebenfalls. Er wollte nicht hier sein. Ganz und gar nicht. Es ging ihm gegen den Strich, weil er hinterhältig dazu gezwungen wurde, hier zu sein. Sie hatten nicht einmal gefragt, ob er kommen wollte, hatten es einfach für ihn beschlossen. Mit dem festen Vorsatz, es ihnen nicht so leicht zu machen, verschränkte auch er die Arme vor der Brust und blickte in die Runde. Die Zwillinge standen genau in der Mitte und sie sahen wirklich angeschlagen aus. Sie waren es auch, die zu sprechen begannen. „Nach deinem Abgang vorgestern haben wir darüber geredet, was du gesagt hast.“ „Das hat ziemlich lange gedauert.“ George hatte wie selbstverständlich übernommen. Wie sie eben immer sprachen: abwechselnd und flüssig. „Wir haben uns deine Worte durch den Kopf gehen lassen.“ Viele Schüler nickten einfach nur zustimmend. „Wir haben sie auseinander genommen und wie Räucherfisch zerlegt.“ „Und wir denken, dass du Recht hattest.“ Harrys Augen weiteten sich. Was war das? Sie gaben ihm Recht? Wow… „Wir haben… uns gehen lassen.“ Diese Worte fielen schwer. „Wir dachten, es wäre gut, ihnen mal zu zeigen, was sie dir und Blaise angetan haben.“ „Wir wollten sie spüren lassen, wie es ist, wenn man in der Unterzahl und wehrlos ist.“ „Wie es ist, wenn man keine Hilfe erwarten kann, kein Mitleid.“ „Aber…“ „Wir haben uns falsch verhalten.“ „Und wir sind wirklich die einzigen, die Schuld trifft, weil wir es waren, die den Plan verändert haben.“ Das rief eine Vielzahl von Stimmen hervor, die widersprachen. Anscheinend vertraten die anderen die Meinung: mitgefangen, mitgehangen. Harry schwieg noch immer und wartete. Es ging nicht darum, dass sie einsahen, dass sie im Unrecht waren, denn davon ging er aus bei ihrem Intelligenzgrad, es ging darum, ob sie in der Lage waren, derartige Aktionen in Zukunft zu unterlassen. Es war Neville, der sprach. Warum auch immer. „Wir haben beschlossen, dass wir so was nicht mehr machen.“ Goyle übernahm. „Wir sind über das Ziel hinausgeschossen.“ „Und es wird nie wieder vorkommen, dass wir jemanden so foltern.“ Das war Ginny. Man konnte in ihren Augen sehen, dass sie vollkommen zerknirscht war. Immerhin löste dieses Statement zustimmendes Gemurmel aus. Von jedem hier bekam Harry genau die Zustimmung, die er sich erhofft hatte, bis er nicht mehr anders konnte, als zu lächeln. Er nahm die Entschuldigung an, sich nicht einmal darüber im Klaren seiend, dass sie ihm gar keine Entschuldigung schuldig waren, schließlich hatten sie nicht ihm weh getan. Wenigstens waren sie einsichtig. Und dann war da plötzlich wieder Fred. „Aber in einem Kampf, der zweifellos kommen wird, jetzt wo selbst die Lehrer uns auf Kämpfe vorbereiten, werden wir nicht darauf verzichten, zu töten, wenn wir uns verteidigen müssen!“ Diesmal nickten nur wenige und jene unsicher. Manche Schüler wie Neville oder die Würdenträger waren regelrecht geschockt, doch Harry nickte nur. „Es spricht überhaupt nichts dagegen, wenn man sich selbst schützt. Es spricht auch nichts gegen den…“ Plötzlich war Hermione da und lächelte ihn an, doch ihre Augen waren kalt, so dass Harry mitten im Satz verstummte und sie übernehmen konnte. „Es spricht nichts gegen den Angriff, aber selbst dann sollte man vermeiden zu töten, denn keiner von euch ist dafür geschaffen zu töten. Natürlich ist es manchmal unerlässlich und nicht zu vermeiden, aber dennoch gibt es häufig Wege, wie man dieses unerfreuliche Schicksal eines Mörders umfahren kann. Das ist das, was euch Blaise beigebracht hat. Euch selbst und andere zu verteidigen, indem ihr die Gegner nach und nach ausschaltet, ohne sie zu töten. Also nutzt das Wissen, das euch vermittelt wurde, auch!“ Ihre Worte lösten Beifall aus und Harry musste zugeben, dass sie Recht hatte. Niemand sollte zum Mörder werden. Schon gar nicht die Menschen, die jetzt dort vor ihm standen. Niemand in diesem Raum, aber er wusste gleichzeitig, dass dieser Gedanke ein Wunschtraum war. Es war nicht zu vermeiden, dass sie irgendwann mit dem Tod konfrontiert wurden. ~*~*~*~ Draco hatte dem Gespräch schweigend gelauscht. Irgendwann hatte er sich gegen die Wand gelehnt, die Arme noch immer verschränkt, und damit ein derartiges Desinteresse und soviel Ablehnung signalisiert, dass Blaise aufmerkte. Langsam breitete sich etwas mehr Fröhlichkeit aus und die Würdenträger wagten sogar vorsichtig zu lachen und Harry zu umarmen. „Was ist los?“, fragte Blaise leise. „Nichts weiter.“ Draco blickte stur gerade aus, die grauen Augen fest auf Harry geheftet. „Du lügst. Irgendetwas geht in deinem Kopf vor. Deine ganze Ausstrahlung verrät das. Alles an dir. Du hängst an Harry, als wenn du Angst hättest, dass er auf einmal verschwinden könnte. Und du strafst sie alle mit Missachtung. Warum?“ Die grauen Augen waren zornig verengt, als sie sich auf Blaise richteten. „Ich sagte, es ist nichts, Blaise.“ „Und ich sage, dass du lügst.“ Draco schnaubte leise. „Was fragst du überhaupt? Es interessiert doch eh niemanden.“ Blaise starrte ihn perplex an. „Was? Wie kommst du denn auf den Schwachsinn?“ Der blonde Slytherin warf ihm jedoch nur einen vernichtenden Blick zu und wandte sich um. „Sag Harry bitte, dass ich schon vorgegangen bin.“ Damit rauschte er davon und Blaise konnte nicht anders, als ihm verwirrt nachzusehen. ~*~*~*~ Harry hatte sich umgedreht, als er die Tür hatte gehen hören, um zu sehen, wer da kam, doch als er feststellte, dass Draco gegangen war, war er wirklich irritiert. Er blickte zu Blaise, diesem eine stumme Frage schickend, doch er bekam nur ein Schulterzucken zurück, dann wurde seine ganze Aufmerksamkeit auf die Würdenträger gelenkt, die ihm vollkommen durcheinander und detailgetreu das Gespräch schilderten, das sie geführt hatten, und wo Hermione ganz böse gewesen war und keiner sich getraut hatte, ihr zu widersprechen. Es war nett das zu hören, aber irgendwie machte er sich Sorgen um Draco. Der Slytherin war doch schon den ganzen Tag, seit gestern eigentlich, komisch. Seit gestern Abend. Was war nur los mit ihm? Er verabschiedete sich dann relativ schnell, als Hermione anmerkte, dass sie nur noch zehn Minuten hatte, bis die Sperrstunde eintrat, und sich doch alle möglichst schnell auf den Weg in ihre Gemeinschaftsräume machen sollten. Er bekam schon nicht mehr mit, wie die nächste Trainingseinheit festgelegt wurde. Auf dem Rückweg waren seine Augen stetig zu Boden gerichtet, obwohl er gar nichts sah. Er verstand es nicht. Er verstand einfach nicht, was in Draco vor sich ging. Er war doch die ganze Zeit so lieb, verschmust und zärtlich. Warum war er weggelaufen? Und was hatte diese Empfindung von gestern Abend zu bedeuten? Warum redete Draco nicht mit ihm, wenn er… Harry blieb so abrupt stehen, dass die beiden Katzen hinter ihm fauchend zur Seite sprangen, doch er beachtete sie gar nicht, kam nicht mal dem Gedanken nahe, dass wo sie waren, auch Snape nicht weit war, sondern starrte nur vollkommen ungläubig ins Nichts. Das, was sich sein Gehirn da gerade zusammengereimt hatte, das konnte nicht sein, oder? Draco war doch nicht wirklich eifersüchtig? Nicht… wirklich, oder? Oder war es doch das? War Draco eifersüchtig, dass sie sich bei ihm, Harry, entschuldigt hatten, ihn aber außen vorgelassen hatten? War er in seiner Ehre verletzt? Harry musste zugeben, dass ihm das relativ seltsam vorkam, weil Draco nie wirklich etwas darauf gegeben hatte, was die anderen Schüler über ihn dachten, aber andererseits war es früher doch genau das gewesen, wofür er ihn gehasst hatte: dass er berühmt und beliebt war. Jedenfalls war das einer der Gründe gewesen. Aber sollte das bedeuten, Draco war gegangen, weil er ihn wieder hasste? Harry begann zu zittern. Das durfte nicht sein. Das durfte unter gar keinen Umständen sein! Das… Die ersten paar Schritte waren noch vorsichtig, waren unbeholfen und von Angst gehemmt, doch dann begann er zu laufen und schließlich rannte er so schnell er konnte, bis er vor der Tür ankam, die ihren Raum markierte. Er dachte gar nicht darüber nach, als er das Ritual durchzog und schließlich die erscheinende Tür aufriss. Ein Schritt und er war im Zimmer, am ganzen Körper bebend, Angst im Bauch, die ihm die Kehle zuschnürte. Draco war nicht im Zimmer, aber die Badtür war zu. War er im Bad? ~*~*~*~ Draco hatte die Hände auf dem Waschbecken abgestützt und starrte in den Spiegel. Er verspürte das ungeheure Bedürfnis, dieses Spiegelbild zu zertrümmern. Hineinzuschlagen und dafür zu sorgen, dass es nicht mehr existierte. Er war wütend. Weil erst alle ihn gemeinsam mit den anderen zu den Galionsfiguren dieses Hauses erklärt hatten – und sich jetzt einen Dreck um ihn scherten. Er wusste schon, warum er sonst nie etwas auf andere Menschen gegeben hatte. Er hätte gar nicht erst damit anfangen sollen. Gar nicht erst! Lass Menschen an dich heran und sie verletzten dich, dachte er bitter. Sie hatten sein Ego mit Füßen getreten. So einfach war es. Und das Ego eines Draco Malfoy trat man nicht einfach so mit Füßen. Aber offenbar... Er hatte es geschafft, dass man ihn anscheinend nur noch als den Freund von Harry Potter wahrnahm. Welch eine Ironie. Und dabei wollte er wahrgenommen werden. Als er selbst. Als... Auf diese Deppen kam es doch nicht an, oder? Nein, gar nicht. Was bedeuteten sie schon? Alles, was zählte, war Harry. Nur Harry... Er drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich einen Schwall kaltes Wasser ins Gesicht. Kurz blickte er sich selbst noch einmal in die Augen, dann richtete er sich auf und verließ das Bad. In der Tür verharrte er. Harry war schon hier? „Hey... Ist die große Versammlung schon zu Ende?“ Er lehnte sich leicht gegen den Türrahmen und blickte den schwarzhaarigen Jungen fragend an. Erst jetzt wurde er des seltsamen Ausdrucks in den grünen Augen gewahr. ~*~*~*~ Harry nickte. Der Kloß in seinem Hals wurde noch ein bisschen größer. Dracos Gesicht war nicht wirklich ablehnend, aber seine Haltung schon. Er hatte, wie als würde er sich vor ihm verschließen, die Arme vor der Brust verschränkt, drückte eine heimliche Spannung aus, die nicht zuließ, dass er den Kopf gegen den Türrahmen lehnte, was er normal tat, wenn sie unter sich waren, weil es angenehmer war. Aber… Hass kam nicht in Frage - solange er sich nicht verstellte. Aber er wusste ganz genau, dass Draco durchaus in der Lage dazu war, wenn er wollte, jedem etwas vorzuspielen, ganz egal was, auch wenn er bisher der Meinung gewesen war, dass das bei ihm selbst nicht funktionierte. …hatte er deswegen ein so schlechtes Gefühl? Weil es eben nicht alles gespielt sein konnte? Weil es sich letztendlich als real herausstellen könnte und in die andere Richtung geschaupielert? „Warum bist du gegangen?“, fragte er schließlich schwach. ~*~*~*~ Draco hob die Schultern. „Ich hatte keine Lust, mich von Blaise blöd anquatschen zu lassen.“, wich er aus. Blaise mochte dazu beigetragen haben, dass er gegangen war - aber seine eigenen Gedanken waren es noch viel mehr gewesen. Und jetzt tat es ihm Leid. Dieser Ausdruck in Harrys grünen Augen sorgte dafür, dass er es bereute. Der Glanz in ihnen war traurig, besorgt, irgendwie ängstlich. Sie schimmerten dunkel und in Dracos Bauch zog sich etwas schmerzhaft zusammen. ~*~*~*~ „Blaise hat…“ Harry blinzelte irritiert. Der schwarzhaarige Slytherin hatte nicht danach ausgesehen, als ob er gewusst hatte, warum Draco so plötzlich abgedampft war. Eher war er irritiert gewesen. „Das hat er sicher nicht verstanden…“, murmelte er und hob gedankenverloren eine der beiden Katzen hoch, die schnurrend um seine Beine strichen, um sie am Köpfchen zu kraulen, was ihr sichtlich behagte. Aus seinem Innern jedenfalls entwich die Angst wieder. Natürlich konnte es noch immer Schauspiel sein, aber nichtsdestotrotz fühlte er sich erleichtert. Er glaubte nicht daran. Nicht mehr. Ihm kam natürlich nicht in den Sinn, dass das einfach an dem Schnurren der Katzen liegen konnte, das auf jeden, der sich darauf einließ, beruhigend wirkte. ~*~*~*~ Draco hob die Schultern. „Vermutlich nicht. Er hat...“ Der Blonde brach ab. Er wollte nicht drüber reden. Einfach nicht jetzt. Wenn er sagte, dass Blaise die Finger zielsicher mitten in die Wunden gelegt und kurz davor war, zu begreifen, was in ihm vorging, dann würde Harry natürlich nachfragen. Der Blick aus seinen grauen Augen fiel auf die Katzen. „Oh, verdammt. Das sind doch Snapes Viecher!“ Er stöhnte leise auf und ließ seinen Blick Richtung Tür wandern und schockiert weiteten sich seine Augen. Da stand niemand anderes als der Zaubertränkelehrer. Seine Miene wurde hart. „Na, haben Sie ihre perverse Neugier endlich befriedigt?“, fragte er kalt. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er ihn sofort rausgeworfen. ~*~*~*~ Snapes Augen huschten zu dem blonden Jungen, dann verzogen sich seine Lippen zu einem schmalen, böse anmutenden Lächeln. „Waren die Möbel nicht rot?“, überging er die Frage rigoros. Harry hatte sich herumgedreht, als Draco Snape angesprochen hatte, und als er registriert hatte, dass es wirklich dieses sandfarbene Kätzchen von Snapes Sofa war, das er im Arm hatte. Den Schreck hatte er nur mit Mühe unterdrücken können und wurde jetzt blass, als er begriff, dass es sein Fehler gewesen war, dass Snape nun da stand. Er hatte vergessen, die Tür zu schließen. Wie dumm! Er schwieg betreten. Er fühlte sich schuldig und warf einen um Verzeihung suchenden Blick zu Draco zurück. Das hatte er wirklich nicht gewollt. ~*~*~*~ „War auf Dauer langweilig.“ Draco funkelte Snape zornig an. „Jetzt sind sie grün, morgen vielleicht pink. Was kümmert Sie das? Sie sind hier eh nicht erwünscht.“ Kurz hatte er Harrys Blick aufgefangen, konnte diesem jedoch nicht die Aufmerksamkeit schenken, die er ihm geben wollte. Jetzt galt es vielmehr erst einmal Snape loszuwerden. ~*~*~*~ Der Mann jubelte innerlich, als Draco leichtfertig diese Information preisgab. „Also könnt ihr diesen Raum nach eurem Willen verändern.“, stellte er fest. „Wie? Durch Hin- und Herlaufen vor dem Eingang, wie…“ Er schoss einen kurzen Blick zu dem Schwarzhaarigen, der blasser wurde, als er ohnehin schon war. „…Potter es gerade getan hat?“ ~*~*~*~ „Was erwarten Sie? Dass wir Ihnen eine Gebrauchsanweisung geben?“ Draco zog spöttisch eine Augenbraue hoch. „Und dass wir am besten gleich noch abhauen, damit Sie sich austoben können?“ Seine Stimme troff vor Verachtung gegenüber diesem Mann. Ohne es wirklich zu merken, hatte sich seine starre Armhaltung gelockert und seine Hand war in seine Tasche gerutscht, um dort seinen Zauberstab fest zu umfassen. ~*~*~*~ Harry biss die Zähne zusammen. Dracos Abneigung gegen diesen Mann war wirklich ungebrochen und nicht zu übersehen. „Professor.“, begann er ruhig, aber mit gerunzelter Stirn. „Wir haben die Erlaubnis von Professor Dumbledore persönlich bekommen, hier zu bleiben. Und Sie mögen es auch nicht, wenn man unerlaubt ihre privaten Räume betritt…“ Es war ganz offensichtlich, was er ihm damit verdeckt mitteilen wollte: Es ist Ihre so geliebte Privatsphäre, die Sie hier verletzen! Snapes Augen wurden dunkel und das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand. Diesen Punkt konnte er verstehen. Harry hatte durchaus Recht. Aber Dracos Anspannung… „Du solltest dir überlegen, ob es nicht doch noch andere Möglichkeiten gibt, Probleme zu lösen, als Magie einzusetzen.“, sagte er kalt an den Slytherin gewandt, bevor er sich umdrehte und davon rauschte. Im nächsten Moment sprang die sandfarbene Katze von Harrys Arm und schoss ihm hinterher. Die braune folgte langsamer, aber mit eindeutig bedauerndem Blick, war sie doch gerade dabei gewesen, das Zimmer auf Einzelheiten zu inspizieren. Harry sah Draco an, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Snapes Worte… Warum war er gerade wegen allem so blind? Erst hatte er Snape nicht bemerkt, obwohl es ganz eindeutig war, wo er doch seine Katze gestreichelt hatte, dann hatte er den Zauberstab in Dracos Hand nicht kommen sehen. Es war definitiv alles zuviel… ~*~*~*~ Draco lehnte sich jetzt deutlich entspannter gegen den Türrahmen. Wenigstens war dieser Mistkerl jetzt weg! Und wenn Harry jetzt nicht eingegriffen hätte, hätte er es auf die Auseinandersetzung mit Snape wirklich ankommen lassen. Er hätte sich nicht gezügelt. Locker hob er die Hand wieder aus der Tasche und ließ den Zauberstab, wo er war. Stumm blickte er seinen Freund an. ~*~*~*~ Harry seufzte irgendwann. Draco verunsicherte ihn. Meistens wusste er ja, was in ihm vorging, aber im Moment… Er konnte nicht mehr in ihm lesen wie sonst. Es war zu schwer geworden für ihn. Und das machte ihn ein wenig traurig. Draco verschloss sich vor ihm, etwas, mit dem er überhaupt nicht umgehen konnte. Als er ihn wieder ansah, war sein Blick schmerzlich. „Was ist in letzter Zeit los mit dir?“, fragte er leise. „Du bist so seltsam.“ Er konnte es nicht einmal erklären, weil es nur so ein Gefühl war, konnte nicht den Finger darauf legen. Es war einfach nur schreckliche Gewissheit. ~*~*~*~ Draco schwieg und wich Harrys Blick aus. Er konnte ihm nicht standhalten, ihn nicht aushalten. Es war einfach nicht möglich. Schließlich hob er leicht die Schultern. „Ist doch egal...“, murmelte er leise. ~*~*~*~ Es war nicht egal. Es war ganz und gar nicht egal. Und es machte Harry traurig, dass er das dachte. Langsam glaubte er auch, zu verstehen, warum Blaise so irritiert gewesen war. Wenn Draco sogar ihn blockte, dann hatte er das bei seinem besten Freund sicher auch getan. Er schottete sich ab, vor ihnen allen. Und das machte ihn letztendlich wütend. „Es ist also egal?“, fragte er böse. „Es ist also egal, dass es dir nicht gut zu gehen scheint? Dass du ein Fass mit Sprengstoff bist, das jederzeit hochgehen kann, weil du gereizt bist? Dass ich dir nicht helfen kann, weil ich eben nicht weiß, wie es dir geht? Ist es auch egal, wie ich mich fühle? Dass ich mich gerade fühle, als hättest du mir ins Gesicht geschlagen?“ Er entschied sich, alles offen zu machen, ihm seine Gefühle vollkommen offen darzulegen. Es war das einzige, das er gerade tun konnte. Er war viel zu müde, um noch um den heißen Brei herumzureden und seine diplomatische Kapazität war bei dem Versuch draufgegangen, Snape loszuwerden. „Dir ist es also egal, dass ich mir Sorgen um dich mache?“ Die letzten Worte kamen nur schwer. Es tat weh, weil er wusste, dass Draco es nicht mochte, wenn man sich Sorgen um ihn machte und von jedem erwartete, dass er diese Sorgen abschaltete, was er nicht konnte. „Wie stellst du dir vor, dass ich damit umgehen soll?“ ~*~*~*~ Draco zuckte unter den Worten zusammen und blickte noch angestrengter auf den Teppich. War ihm bisher gar nicht aufgefallen, dass sich auf dem dunkelgrünen Grund noch dunklere Löwen und Schlangen befanden… „Ich... wollte dir nicht weh tun.“, sagte er leise. „Es ist nur... Ich...“ Er brach ab. Was sollte er denn sagen? ‚Ich fühle mich ausgeschlossen von den anderen, weil sich niemand auch nur einen Dreck um meine Ansichten geschert hat?’ ‚Ich fühle mich, als wenn ich zu deinem Anhängsel mutiert bin und gar nicht mehr als eigenständige Person wahrgenommen werde?’ Das ging nicht! ~*~*~*~ Harry kam zu ihm, legte ihm den Finger unter sein Kinn und hob das Gesicht vorsichtig an. Draco war so seltsam manchmal. Jetzt gerade konnte er ihm einfach nicht mehr böse sein. „Was ist nur?“, fragte er sanft. „Du kannst es mir sagen. Du weißt, dass ich nicht lache.“ Vielleicht war es ihm ja einfach nur peinlich, das zu sagen, weil es zu banal klang. ~*~*~*~ Draco lächelte weich, fing Harrys Hand ein und gab ihm einen weichen Kuss auf die Fingerspitzen. „Ich weiß.“ Er seufzte tief. „Die... Dumbledores... Weißt du, es... kotzt mich an, dass sie uns sechs erst einmal zu Galionsfiguren erheben und dann auf einmal... ist man egal.“ Es hieß nichts anderes als: Bin ich egal. „Keiner von denen hat sich einen Dreck um meine Ansichten geschert. Keiner. Noch nicht einmal du. Warum sollte ich mich nicht von diesen ganzen Aktivitäten ausgeschlossen fühlen? Warum sollte ich nicht das Gefühl haben, dass mich das alles - wie dieses Gespräch vorhin - nichts angeht?“ ~*~*~*~ Harrys Augen weiteten sich erschrocken und mit leichtem Unglauben. Noch nicht einmal du. Dieser kleine Satz hallte wie ein Echo durch seinen Kopf und ihm wurde gerade bewusst, dass er ihn tatsächlich nicht gefragt hatte, wie es um seine Meinung stand. Er war davon ausgegangen, dass er – nachdem er nicht widersprochen hatte – seiner Meinung war, dass es zu weit gegangen war… Wieder wurde er etwas blasser um die Nase, als ihm sein Fehler deutlich bewusster wurde und plötzlich die Möglichkeit bestand, dass Draco nicht dieser Meinung war. Er hatte wieder den Fehler gemacht, davon auszugehen, dass Draco dachte wie er. Wieder. Obwohl das schon einmal zur Katastrophe geführt hatte! „Entschuldige.“, brachte er schließlich zerknirscht hervor. „Ich wollte dich nicht übergehen. Ich bin… ich hatte einfach das Gefühl, dass du das auch so siehst. Du hast ja nichts sonst gesagt…“ ~*~*~*~ Draco winkte ab. „Ich sag doch, es ist egal.“ ~*~*~*~ Harry stand wirklich kurz davor, zu heulen. Er fühlte sich schrecklich, weil er dafür verantwortlich war, dass Draco sich so schlecht fühlte, dass er so gereizt war. Es tat ihm Leid, weil er diesen Eindruck nicht hatte vermitteln wollen. Und es trotzdem gemacht hatte. Er hatte Draco genau dieses Gefühl von Unwichtigsein vermittelt. Aber was sollte er denn sagen? Dass es ihm Leid tat, das hatte er schon getan, was sonst? Er blickte ihn flehend an. „Glaubst du das wirklich?“, fragte er erstickt. Aber er wusste schon, dass es so war, sonst hätte Draco es hundertprozentig nicht gesagt. Er hoffte lediglich darauf, dass es eben nicht so rübergekommen war. Was eine dumme Hoffnung war, weil Draco es bereits ausgedrückt hatte. ~*~*~*~ Draco hob die Schultern. „Sagen wir es so: Lass mir noch etwas mehr Zeit, mir das einzureden, dann glaube ich es wirklich.“ Er verzog die Lippen minimal und strich seinem Freund vorsichtig durch die Haare. „Aber was soll ich tun? Rausgehen und sagen: Hey, beachtet mich gefälligst, ihr habt mich schließlich in euren verdammten Mittelpunkt gesetzt? Fällt schwer, wenn ich dem selbst entgegen gewirkt habe, indem ich mich von ihnen zurückgezogen habe, anstatt zu sagen, was ich denke. Indem ich dein Wohl über alles andere gestellt habe und meine Aufmerksamkeit letztlich auf dir lag. Da brauche ich mich doch eigentlich nicht zu wundern, wenn mich auf einmal jeder nur als dein Freund wahrnimmt. Der blonde Kerl an deiner Seite.“ Die Worte waren kühl und neutral ausgesprochen, obwohl Draco dabei eine seltsame Bitterkeit empfand. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Was er da sagte, war richtig. Draco hatte sich wirklich kaum darum gekümmert, den anderen zu sagen, was er dachte. Er kümmerte sich überhaupt nicht um sie. Und im Gegenzug interessierten sie sich auch nicht für ihn. Was er logisch genug fand, um zu verstehen, dass Draco momentan wirklich nur ihn im Kopf hatte, sonst hätte er es… Er hätte es soweit kommen lassen. Er hatte es immer soweit kommen lassen. Er war einfach kein kommunikativer Mensch. Draco sprach im Grunde nur dann, wenn man ihn darum bat oder wenn es etwas wirklich Wichtiges gab und er das Gefühl hatte, dass das auch auf fruchtbaren Boden traf, dass er etwas damit bewirken konnte oder aber dafür Aufmerksamkeit erlangte. Nur war das eben die falsche Idee dahinter. Er wollte Aufmerksamkeit, wie er selbst sie bekam: Dass die Menschen auf ihn zukamen, um von ihm bemerkt zu werden. Draco wollte Aufmerksamkeit, wie sie ein Held bekam. Doch die Schüler betrachteten ihn nicht als solchen. Allein die Zugehörigkeit zu seinem Haus verwehrte ihm diesen Status. Und die einstmals hochgestellte Position im Hause Slytherin, die ihm sein Vater und der Respekt für diesen eingebracht hatten, war ebenfalls zerronnen, als er auf diesen Weg gewechselt war. Draco war für niemanden eine wirklich wichtige Person. Für niemanden außer ihn und die vier Freunde, die wussten, was für ein Mensch er war und wie schwer ihm sein Seitenwechsel gefallen war. Für die Würdenträger, für die er der Inbegriff an Liebenswürdigkeit war, für die er eine Art Heldenstatus innehatte, doch die waren ihm zu jung. Für die Zwillinge war er auch wichtig, weil er eine Seite in dieser kleinen Gruppe vertrat, die ihren Hang zu schwarzem Humor symbolisierte, aber sonst… Es dauerte lange, bis er antworten konnte, bis er die Gedanken in sich geordnet hatte und sagen konnte, was ihm im Rachen brannte. „Wenn du die Lösung bereits weißt, dann solltest du dich das nächste Mal nicht zurückziehen, sondern sagen, was du zu sagen hast. Sie… Jeder braucht ab und zu etwas, das ihn daran erinnert, dass manche Dinge eben nicht so sind, wie sie zu sein scheinen. Mich eingeschlossen. Keiner von uns kann Gedanken lesen. Rückzug ist einfach der falsche Weg.“ Er blickte ihn an und hoffte, dass das, was er damit sagen wollte, auch den Adressaten erreichte. Es sollte keine Schuldzuweisung sein, nur ein Versuch den Gedanken zu verarbeiten. ~*~*~*~ „Vielleicht...“ Eine gewisse Resignation lag in Dracos Stimme. Er wusste nicht, ob er dafür die Geduld aufbringen würde. Ob er sich dazu durchringen würde. „Okay... Ich versuch’s.“ Er seufzte leise und lehnte die Stirn gegen Harrys. Und wenn er es nur für ihn tat. Damit Harry nicht das Gefühl bekam, an irgendetwas schuld zu sein, für das er nichts konnte. ~*~*~*~ Harry lächelte. „Ich kann versuchen, dir zu helfen, wenn du das möchtest.“ Vorsichtig strich er ihm über die Wange und den Haaransatz. Jetzt, wo er das Problem erkannt hatte, da musste ihm das doch möglich sein, nicht wahr? Und wenn er Draco nur ab und zu mal in der Öffentlichkeit nach seiner Meinung fragte und darauf bestand, dass er sie auch in der Öffentlichkeit beantwortete. Allerdings würde das allein nicht helfen, denn dann würde sich wiederum nicht das Geringste ändern, weil dann alle nur auf Draco achteten, weil er ihm Beachtung schenkte, was nicht das war, was der Blonde wollte. Er musste sich durch irgendeine Sache vor den anderen Respekt verschaffen, Anerkennung. Er musste etwas allein vollbringen, was so gut wie keiner ohne Hilfe schaffte, denn es wäre nicht mehr sein Verdienst, wenn er, Harry, ihm helfen würde. Ganz egal wie, es würde mit Sicherheit nicht einfach werden. ~*~*~*~ Draco erwiderte Harrys Lächeln weich und schlang die Arme um seine Taille. „Danke.“, antwortete er schlicht und nahm damit dieses Angebot stillschweigend an. Eine Weile standen sie so, ehe Draco Harry schließlich Richtung Bett drängte. In Boxershorts und eng aneinander gekuschelt lagen sie da und der Blonde konnte spüren, dass Harry nach einer Weile wegdämmerte. Er selbst lag noch einige Zeit wach und fragte sich, warum er eigentlich so war, wie er denn war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Does it scare you that I can be something different than you Would it make you feel more comfortable if I wasn't? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Angekratztes Ego... Böse Sache... *dracoindenarmnehm* *knuddel* *quietschendvoreinemfluchwegrennt* *hintershi-chanversteck* Shirokko: *ärgerlichist* Warum zum Teufel ist mir beim Schreiben nicht aufgegangen, dass dieser Mistkerl Harry dafür verantwortlich macht, was mit ihm passiert?! Er gibt ihm die Schuld, weil er ihn nicht nach seiner Meinung GEFRAGT hat! Er hätte es nur sagen brauchen! Einfach so! Er hätte nur sagen müssen, was er denkt, damit man es bemerkt, aber nein, lieber beschuldigt er Harry, dass er ihn nicht beachtet hat! *grummelfauchzähnefletsch* Was geht in diesem kranken Gehirn bloß vor sich? Das ist doch echt nicht zu fassen! Und warum reagiert Harry auch noch so, als hätte Draco Recht? *Harryschlägt* Kannst du mir mal verraten, warum du so wenig Selbstbewusstsein hast, verdammt? abranka: *dracoanguck* *bösenblickzurückbekomm* *zusieht,wieeraufsiezeigt* „Die ist schuld!“ *kopfeinzieh* *pfeifendwegschlender* Erzwungene Prophezeiung ----------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 131: Erzwungene Prophezeiung Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse –Sky is falling. Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 131: Erzwungene Prophezeiung Harry hatte beschlossen, mal zu beobachten, ob Dracos Ansichten der Dinge tatsächlich so waren, wie er sie dargelegt hatte, und musste feststellen, dass es genauso war. Es gab nicht wirklich irgendjemanden, der Interesse an seiner Person hatte, solange sie nichts mit Training oder Harry zu tun hatte. Blaise war noch immer irritiert und Pansy und Hermione waren nicht einmal anwesend. Die beiden hatten beschlossen, dass sie heute nachlasen, wie man Zauber erfand. Hermione wollte es unbedingt auch wissen und lernen, selbst wenn ihr dafür kein Talent beschieden war. Sie wusste aus Erfahrung, dass man alles mit ausreichend Fleiß lernen konnte, außer vielleicht Reflexe oder dergleichen, also würde sie lernen, wie man Zauber kreierte. Jedenfalls war Draco für die meisten nichts weiter als ein Name, der ab und zu fallen konnte. Es war wirklich deprimierend und Harry begann ihn zu verstehen. Er hatte nie das Pech gehabt, nicht wahrgenommen zu werden. Ob nun als Held oder als Verräter hatte er immer Aufmerksamkeit genug gehabt, bis sie sogar lästig wurde, aber mit völliger Nichtachtung war er in der Zaubererwelt noch nie beachtet worden. Dafür sehr wohl bei den Dursleys und in der Muggelschule. Er wusste, wie sich das anfühlte, und er konnte nachvollziehen, dass man sich daraufhin zurückzog und begann zu denken, dass man nichts wert sei. Wie Draco es bereits getan hatte. Der Tag verging und Harry wurde immer ärgerlicher über den Fakt, dass man ihn ansprach, ohne Draco auch nur eines Blickes zu würdigen. Es war nervig und ganz und gar nicht das, was er wollte, da Draco zu ihm gehörte. Seine Gereiztheit traf auf fruchtbaren Boden und ließ wieder Verwirrung und Zweifel wuchern, aber er konnte es auch nicht wirklich abstellen. Am Abend in der Großen Halle fauchte er Lee an, dass er sein Verhalten unmöglich fand, und befand auf Grund dessen seine Frage nicht als beantwortungswürdig, sodass der dunkelhäutige Junge sich irritiert zurückzog. Harry biss sich auf die Lippe. Jetzt war er schon explodiert und hatte vergessen den Grund zu nennen, warum. Er war doch ein Idiot. Und andererseits war er glücklich darüber, weil das Draco mit Sicherheit auch nicht gefallen hätte. Es war eine bescheuerte Situation. ~*~*~*~ Draco hatte Harrys Verhalten mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert, während Blaise wieder einmal verwirrt dreinblickte. Dieser hatte so langsam gar keine Ahnung mehr, was hier los war. Nach dem Abendessen entschied sich der blonde Slytherin, Harry beiseite zu nehmen. „Jetzt benimmst du dich seltsam.“, stellte er nüchtern fest. Er hatte seinen Freund in einen selten benutzten Seitengang gezogen und blickte ihn fragend an. ~*~*~*~ „Mir ist lediglich aufgefallen, dass du Recht hast, und das ärgert mich!“, murrte Harry und lehnte sich gegen die Wand. „Die regen mich auf. Das ist schlimmer, als wenn sie mich hassen!“ ~*~*~*~ Draco wuschelte ihm durch die Haare. Nur für ihn. Das war... „Du bist niedlich.“, stellte er lächelnd fest und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. ~*~*~*~ Es kitzelte ein bisschen und brachte Harry widerwillig zum Kichern. „Ich bin nicht niedlich. Ich bin böse!“, stellte er richtig. „Böse! B. Ö. S. E.“ Er seufzte, dann blickte er ihn an. „Mach irgendwas, das ihnen zeigt, dass du nicht unwichtig bist!“, bat er. „Meinetwegen rette eine hilflose Prinzessin aus einem großen hohen Turm vor einem Drachen!“ Er klang kläglich in dem Versuch, böse zu bleiben bei dieser Schnapsidee. ~*~*~*~ „Nur, wenn du die Prinzessin bist.“ Draco grinste breit. „In einem Kleid dürftest du niedlich aussehen...“ Schlagartig wurde er dann wieder ernst. „Ist okay. Ich werd’s versuchen.“ Auch wenn er nicht den leisesten Schimmer hatte, wie er das anstellen sollte. ~*~*~*~ Harry gab ihm eine leichte Kopfnuss. „Nur über meine Leiche, Draco Malfoy, bekommst du mich im Kleid zu sehen!“, sagte er spielerisch empört. „Aber zweifellos würde meine Rettung zu deinem Ansehen beitragen. Aber das ist es nicht, was du willst.“, fügte er noch hinzu, denn es würde wieder mit ihm zusammenhängen. „Du willst Respekt. Den bekommst du nicht, indem du dir selbst hilfst, indem du deinen Lover rettest. Es ist für sie nicht selbstlos genug.“, überlegte er schließlich leise und nachdenklich. „Weil ich auch stark bin, könnte es für sie wie ein Spiel erscheinen, sodass sie es am Ende nicht wahrnehmen, verstehst du?“ ~*~*~*~ Draco nickte leicht. „Dumm, dass du ein Held bist. Helden müssen nicht gerettet werden.“ Er wuschelte ihm liebevoll durch die Haare. „Aber es bringt nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wenn eine entsprechende Situation kommt, ist das toll, wenn nicht, kann ich auch damit leben.“ ~*~*~*~ Harry lächelte. „Okay. Vielleicht müssen wir einfach Geduld haben.“ Vorsichtig lehnte er sich vor und küsste seinen Freund sanft und liebevoll. Hinter ihm ertönten die ersten Töne des Hochzeitsmarsches und als er sich leicht verwundert umdrehte, erblickte er Fred und George, die sich gerade beieinander unterhakten und an ihrem Versteck vorbei schritten, als würden sie auf den Traualtar zuhalten. Kurz bevor sie aus ihrem Sichtfeld heraustraten, schlug sich Fred dramatisch die Hand vor die Augen und ließ seine Beine unter seinem Körper wegknicken. George fing ihn auf und kniete nun am Boden, scheinbar besorgt, dann beugte er sich über seinen Bruder und küsste ihn vorsichtig, woraufhin dieser die Augen wieder aufschlug, ihn anstrahlte und ihm um den Hals fiel. Dann machten sie, dass sie davonkamen, damit sie nicht noch ein Fluch oder so traf. ~*~*~*~ Draco betrachtete die Show der Zwillinge mit hochgezogenen Augenbrauen. „Sie sind nur neidisch.“, stellte er trocken fest und gab dem Gryffindor einen weichen Kuss. Er hatte gar keine Lust, sich über diese Einlage aufzuregen. Nein. Das war es jetzt nicht unbedingt wert. ~*~*~*~ Harry begann zu lachen. „Sie sind talentiert!“, erklärte er amüsiert. „Vielleicht sollten sie ins Theater gehen.“ Er schmiegte sich an ihn, dann beschlossen sie, in ihren privaten Raum hinaufzugehen. Kurz dachte er an Snape, doch das verdrängte er recht schnell wieder. Sie hatten einen kleinen Teil des Raumes verändert, so dass Snape ihn nicht mehr kreieren konnte, selbst wenn er sich an alle Details erinnern sollte. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der Donnerstag zog rasend schnell vorüber. Es schien nur einen Wimpernschlag zu dauern, dann war es bereits Abend - und das Training bei Snape erwartete Draco, Pansy und Blaise. Pansy und Blaise schickte Snape nach rund zwei Stunden fort, weil diese ihren Teil erfüllt hatten und die Okklumentik bereits beherrschten, wovon bei Draco schlichtweg noch keine Rede sein konnte. Dem blonden Jungen zog sich der Bauch schmerzhaft zusammen, als es wieder an diese Lektionen ging. Er hasste sie. Er hasste sie abgrundtief. Wie dieser Mann in seinen Gedanken herumwühlte, war einfach widerlich. Er kehrte das unterste zu oberst und suchte grundsätzlich immer Dinge heraus, die ihn möglichst beschämten und ihm unangenehm waren. Keuchend lehnte sich Draco auf der Couch zurück, als die erste Runde vorbei war. Noch immer war er nicht in der Lage, Snape einen auch nur mangelhaften Widerstand entgegenzubringen. ~*~*~*~ Snapes Blick war kalt und abschätzig, als er seinen Schüler ansah, der vor ihm auf der Couch hing wie ein Schluck Wasser. Es war ärgerlich. Und es war… „Beschämend.“, erklärte er ihm. „Es ist wirklich beschämend, dass du es noch immer nicht kannst. Sowohl Zabini als auch Parkinson können es inzwischen. Selbst Weasley hat es letzten Endes begriffen, nachdem ihm seine kleine Freundin zum hundertsten Mal erklärt hat, wie es geht. Aber du bist wohl einfach nur unfähig, oder?“ ~*~*~*~ Draco erwiderte den Blick matt. „Von mir aus… Es interessiert mich einen Dreck, was Sie denken. Beschämend ist vielmehr, was sie in meinen Gedanken immer hervorwühlen. Macht es Spaß?“ Er richtete sich auf und funkelte seinen Lehrer an. „Vielleicht bin ich unfähig, aber dafür bin ich nicht pervers.“ ~*~*~*~ Snapes sich hebende Augenbrauen schienen genau dies in Frage zu stellen. In seinen Augen war das, was Draco noch vor ein paar Wochen getan hatte, mehr als nur pervers, aber das würde er ihm nicht sagen. Draco würde es auch so wissen. Stattdessen griff er einen anderen Punkt auf. „Meinst du im Ernst, dass dich deine reine Weste davor rettet, dass man in deinen Gedanken auf Dinge stoßen kann, die man problemlos gegen dich und gegen deine Freunde, diesen einen Freund im Speziellen, verwenden kann?“ Dann ließ er ein Lächeln auf seine Lippen treten, das nicht mal im Entferntesten etwas von Freundlichkeit hatte. Blanker Hohn sprach aus seinen Zügen. ~*~*~*~ Draco presste die Lippen zusammen und senkte den Blick. Dahingehend hatte Snape Recht. Verdammt Recht. Ein leiser Seufzer entwich ihm. „Nein.“ Er blickte auf und ein Ausdruck, der Verzweiflung nahe kam, trat in seine Augen. Es war nicht leicht, das Snape gegenüber zuzugeben, aber... „Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun?“ Trotz lag in seiner Stimme. ~*~*~*~ „Du solltest langsam mal den Wunsch entwickeln, mich aus deinem Kopf zu vertreiben, anstatt wie einer dieser lächerlichen Muggelmönche ununterbrochen Selbstmarter zu betreiben!“, fauchte der Mann. „Meinst du etwa im Ernst, dass es mir Spaß macht, meine Zeit so zu verschwenden?“ Okay, ja, es machte Spaß, den blonden Jungen zu quälen. Allein schon, weil er gerne Kinder ärgerte, aber dennoch wäre es sinnvoller, ihn auf andere Weise zu quälen, als diese Demütigungen immer und immer wieder bloßzulegen. Es war eh langweilig. Er kannte sie schon alle. ~*~*~*~ „Dann verbringen Sie Ihre Zeit doch anders!“, knurrte Draco zurück. „Glauben Sie, ich habe Spaß daran? Ich will Sie da nicht drin haben! Aber ich bekomme Sie nicht raus!“ In den grauen Augen blitzte kurz Verzweiflung auf, die er nahezu sofort wieder unterdrückte. Snape musste sie nicht sehen, sollte sie besser nicht sehen. Es war nicht gut, wenn er ihn schon wieder am Boden sah. ~*~*~*~ Snape jedoch hatte sie gesehen und wusste, dass es so war, allerdings musste Draco das ja nicht wissen. „Oh ja, ich glaube, dass du Spaß daran hast. Andernfalls würdest du es einfach nicht zulassen! Dein Wille wäre stark genug, um zehn von mir aus deinem Kopf herauszuhalten, aber du lässt einen Einzelnen hinein! Wie sollte ich da nicht auf die Idee kommen, dass du einfach Masochist bist und gerne leidest?!“ ~*~*~*~ Draco schnaubte leise. „Oh ja. Natürlich. So einfach ist es, nicht wahr? Wie wäre es denn, wenn Sie mir zur Abwechslung mal sagen, was zur Hölle ich eigentlich genau tun soll? Das hier ist ein Herumstochern in einem Heuhaufen. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll! Allein denken, dass Sie dort nicht rein sollen? Sorry, hab ich versucht und funktioniert ja offenbar nicht. Vielleicht bin ich ja wirklich unfähig.“ ~*~*~*~ „Du musst es wollen, du sturer Hippogreif!“, blaffte Snape ihn an. „Alleine Denken reicht nicht. Genauso wenig wie der bloße Wunsch reicht! Du musst es genauso sehr wollen, wie du willst, dass dein Vater dafür büßt, was er dir angetan hat - kannst du das echt nicht begreifen? Oder weißt du einfach nicht, wie man seinen Willen formuliert? Ich dachte, das hätte Potter dir bereits beigebracht!“ ~*~*~*~ Draco knurrte nur leise und strich sich die verschwitzten Haare aus der Stirn. „Fein. Nächste Runde?“ Alles in ihm konzentrierte sich jetzt darauf, diesen Bastard nicht wieder in seine Gedanken zu lassen. Er wollte ihn dort nicht haben! Niemals wieder! Und er wollte dort niemand sonst haben! ~*~*~*~ Snape brachte seine Skepsis mit einem Schmälern seiner Augen zum Ausdruck, bevor er zurücktrat und den Stab hob. Er wollte hoffen, dass er es endlich begriffen hatte. Er war es wirklich leid. Er suchte sich die Stelle mit dem Frettchen. Noch immer fand er, dass das die amüsanteste Stelle war, die man in Draco Malfoys Leben finden konnte. Das possierliche Tierchen löste bei dem Jungen nicht einfach nur resignierende Wut aus sondern echten Hass und Scham. Wie durch Butter konnte er durch die Gedanken tauchen, wie sonst auch und er begann wirklich wütend zu werden, als er plötzlich stockte und nicht weiterkam. Es funktionierte nicht mehr so einfach. Er kam nur noch schleppend voran. Das war doch… Hatte er es am Ende etwa doch begriffen? Wow… Aber dennoch konnte er ihn nicht wirklich rauswerfen aus seinen Gedanken. Zu schade aber auch. Das bedeutete weitere Trainingseinheiten mit den langweiligen Bildern, die das Leben eines Frettchens oder einer Katze bot. ~*~*~*~ „Besser?“, fragte der Slytherin lauernd, als Snape sich wieder zurückgezogen hatte. Bei Merlin, wie sehr er es hasste, dass dieser Kerl sich immer diese Sache heraussuchen musste! Und wie sehr er wollte, dass es aufhörte. ~*~*~*~ „In Anbetracht dessen, dass du diesmal wenigstens Widerstand geleistet hast…“ Snape zeigte sich gnädig. „Ich erwarte, dass du bis zum nächsten Mal gelernt hast, wie man einen Willen in Gedanken formuliert und durchdrückt!“, sagte er drohend. „Ansonsten werde ich dich die ganze Nacht hindurch hier behalten, bis du es letztendlich begreifst!“ Es war sein Abschied. Draco sollte gehen. Jetzt, sofort, auf der Stelle. Er hatte keine Geduld mehr und er hatte noch eine Verabredung mit Dumbledore, der ihn um elf zu sich bestellt hatte. ~*~*~*~ „Aye, Sir.“, kam es von Draco, der müde auf die Beine kam. Er hatte den Rauswurf begriffen. Und er wollte diese Herausforderung annehmen. Er wollte diesem Kerl zeigen, dass er es konnte! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Der Freitag kam und ging ohne Extratraining, dann kam der Samstag, den sie mit Hausaufgaben und ein paar kleineren Duellen verbrachten. Bis Hermione mit einer Idee zu Harry kam, die sie zweifellos bereits ein paar Tage mit sich herumschleppte. Sie lächelte ihn an, dann ließ sie ihn sich setzen, was er mit dem unguten Gefühl tat, gleich in so eine Art Falle zu tappen. Doch sie schien so freundlich… Hermione hatte von Dobby Tee bestellt und zusammen mit den anderen hielten sie eine Teestunde ab. Es war seltsam, wie ruhig sie war, obwohl ihre Augen so eigentümlich funkelten. Die ruhigen Gespräche, die sich beinahe alle darauf bezogen, warum sie ausgerechnet Tee trinken mussten und nicht etwa Kakao oder heiße Vanillemilch, die momentan von Ron bevorzugt wurde, schienen sie ebenfalls nichts anzugehen. Schließlich wurde es Harry zu bunt. „Sag mir einfach, was du von mir erwartest.“, sagte er genervt, dass sie ihn die ganze Zeit über nicht aus den Augen ließ. „Was soll ich tun?“ „Lies das, was du in diesen Blättern da siehst.“, forderte sie und sah sich im nächsten Moment mit einem vollkommen aus der Bahn geworfenen Harry Potter konfrontiert, der sie ansah, als hätte sie Blumenkohl in den Ohren. „Warum?“, fragte er beinahe verzweifelt. Warum musste sie ihn jetzt auch noch damit nerven? „Weil deine letzte Prophezeiung nichts verrät und ich wissen will, was du damit meinst.“, erklärte sie ruhig. „Es ist wichtig und Schnee ist nicht unbedingt etwas, was es hier bei uns selten gibt.“ Harry war unglücklich. „Das funktioniert so nicht. Ich kann nicht einfach in eine Tasse schauen und sehe dann etwas darin.“ „Versuch es.“, forderte sie nachdrücklich und mit einem Seufzen und unter den neugierigen Blicken der anderen, tat er, was sie verlangte. „Ich sehe Teeblätter, die ziemlich matschig auf dem Boden einer relativ unansehnlichen Tasse kleben.“ Ron begann zu lachen, während Hermione wütend wirkte. „Nimm das gefälligst etwas ernster!“ Harry seufzte und warf einen zweiten Blick hinein. Er sah immer noch matschige Teeblätter. „Nasser Teesatz.“, erklärte er ernst und nicht weniger genervt. ~*~*~*~ Draco und Blaise hatten sich kurz angesehen, als Hermione rausgerückt hatte, weswegen sie hier saßen und Tee tranken. Pansys Gesicht dagegen spiegelte wider, dass sie gewusst hatte, was die Freundin ausheckte. Sie wirkte kein bisschen überrascht. Und sie zog jetzt einen Stapel Tarotkarten hervor und drückte ihn Harry in die Hand. „Dann nimm die Karten. Vielleicht bringt das etwas.“ Dracos Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. Hatten sie eigentlich eine Ahnung, wie schwer Harry der Umgang mit den Prophezeiungen fiel? Dass es ihm weh tat, wenn er etwas vorhersagte? Seine Hände schlossen sich fester um die Tasse und seine Knöchel traten weiß hervor. Doch noch sagte er nichts. ~*~*~*~ Harry seufzte leise, tat seiner Freundin aber den Gefallen. Allerdings bedurfte er da Rons Hilfe, weil er sich nicht mehr über den Ablauf und die Bedeutung der Karten sicher war. Als er fertig war, lag ein hübsches Muster an Karten auf dem Tisch und Harry wusste ganz genau, dass er kaum erwarten konnte, dass dort etwas herauskam. Der Mond, der Seher, der Blinde, der Gehängte… Klasse. Und was das bedeutete, wollte er gar nicht wissen. Hermione starrte die Karten an. „Soll das heißen, das, was du das letzte Mal vorhergesagt hast, geschieht bei Vollmond?“, wollte sie wissen. „Während man nichts sieht und…“ Sie strauchelte und Harry half nach. „Das bedeutet gar nichts, Mione. Diese Karten zeigen ein paar Bilder, die nicht das Geringste vermitteln können, wenn der Schlüssel fehlt.“ „Und was ist der Schlüssel?“ „Eingebung.“, erklärte Ron. „Normalerweise würden wir der Gruselfliege jetzt erklären, dass Harry, der ja zumindest ein wenig blind ist, ohne seine Brille bei Vollmond von einem anderen Sehenden gehängt wird. Daraufhin ist sie begeistert und geht wieder.“ Hermione starrte ihn geschockt an. Wenn Wahrsagen wirklich so lief… „Man, warum wird dieses Fach überhaupt unterrichtet?“, wollte sie mit absolutem Unverständnis zur Sache wissen. „Das ist totaler Humbug!“ „Wie du Trelawney bereits mitgeteilt hast.“, stimmte Harry zu. „Diese Vorhersagen sind Zufall. Glück. Oder Pech, je nachdem. Und selbst wenn du noch eine Prophezeiung von mir hören würdest, wer sagt dir denn, dass es was mit der alten zu tun hat?“ Das braun gelockte Mädchen biss sich auf die Lippe. Harry hatte schon Recht. Zumal sie nicht an Wahrsagerei glauben wollte. ~*~*~*~ „Lass es gut sein, Mione.“, sagte Draco leise. Seine Miene drückte nur allzu deutlich aus, dass er diesem Geschehen nicht länger so zusehen würde. Er wollte nicht, dass Harry sich dazu gezwungen sah, dass das hier geschah. Er wollte nicht, dass Harry eine weitere Vorhersage weh tat. Blaise warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und hob die Schultern. „Irgendwie bringt es ja nicht viel, oder, Harry?“ ~*~*~*~ „Nein.“ Harry lächelte ihnen still zu. „Und dieses Fach gehört auch nicht soweit zu meinen Hobbys, dass ich es außerhalb des Unterrichts praktizieren müsste.“ Ron grinste. „Das hier ist eh Muggelhumbug.“, sagte er und schob die Karten zusammen. „Damit kann man da Geld verdienen, hat Hermione gesagt, weil die Menschen so doof sind und schlechten Schauspielern glauben.“ Hermione wollte aber noch nicht aufgeben. Sie kramte in ihrer Tasche, suchte dort ein Buch heraus, das beinahe so schwer war, dass sie es mit beiden Händen nicht gehoben bekam, und donnerte es vor Harry auf den Tisch. „Noch ein letzter Versuch, Harry, ja?“ Sie bat ihn mit den Augen und er wirkte irritiert. „Was soll ich mit einem Buch über Hogwarts?“ Hermione drückte ihm ein Pendel aus Kristall in die Hand. „Du hast gesagt, es ging um Hogwarts in deiner Prophezeiung, also versuch es mit einem Buch über Hogwarts.“ Harry seufzte resigniert und nickte nur. „Und wie?“ „Bin ich diejenige, die Wahrsagen lernt oder du?“ Harry funkelte sie böse an. Diese Art war ihm unbekannt und auch Ron schien ratlos, hatte aber eine einfache Lösung dafür. Er schlug irgendeine Seite auf, dann zuckte er mit den Schultern. „Wie mit der Karte, einfach drüberhalten, dann kommen die Worte von alleine.“, schlug er vor und Harry band die Schnur des Pendels um seinen Finger. „Okay, okay.“, murrte er. „Aber es ist der letzte Versuch. Das macht keinen Spaß.“ „Es soll keinen Spaß machen.“, gab Hermione lehrerhaft zurück, dann schwieg sie, als Harry ihr einen missvergnügten Blick schickte, während er tat, was sie wollte, und den Finger mit Pendel über das Buch hielt. Es passierte nichts. Es schwang nicht mal hin und her. ~*~*~*~ Der Blick aus Dracos Augen machte mittlerweile Anstalten, Hermione zu durchbohren. Ihre Sturheit war wirklich grenzwertig. „Hermione, bist du dir eigentlich im Klaren, was du überhaupt von Harry verlangst?“, fragte er leise und seine Stimme klang so dunkel, dass Blaise sofort aufmerkte. Auf einmal erinnerte ihn sein engster Freund an ein knurrendes Raubtier, das gerade die Notwendigkeit sah, seine Familie zu beschützen. ~*~*~*~ Hermione hatte diese Assoziation ebenfalls, aber dennoch blieb sie unerschrocken. „Ich versuche Hogwarts’ Schicksal zu entschlüsseln und damit einer Menge Menschen das Leben zu retten!“, gab sie spitz zurück. „Natürlich ist mir klar, dass Harry nicht glücklich mit seiner Rolle ist, aber Opfer müssen eben gebracht werden. Zumal dieses wirklich lächerlich gering ist im Vergleich zu einem Menschenleben!“ Harry verspürte das akute Bedürfnis zu schreien und wegzulaufen, doch er konnte nur ungläubig dasitzen und lauschen, wie Hermione seine Anwesenheit vollkommen zu übergehen schien. Klar, er war sogar bereit, dieses Opfer zu bringen, aber… „Ist doch egal.“, murrte eine vollkommen enttäuschte Pansy von rechts und stippte mit dem Finger gegen das Pendel, damit es wenigstens hin- und herschwang, wie ein gutes Pendel es tun sollte. „Es funktioniert so oder so nicht…“ Ron war der erste, der bemerkte, dass sich etwas verändert hatte. Er war ja auch der einzige, der bereits erlebt hatte, wie Harrys Prophezeiungen begannen, und er spürte die leichte Spannung in der Luft sofort. Er brachte Pansy zum Schweigen und sofort war auch Hermiones Aufmerksamkeit bei ihnen, doch Harry sprach nicht. Das Pendel schwang leise hin und her, doch nichts passierte. Bis Ron plötzlich nach Hermiones Feder griff und begann, Punkte im Buch zu machen. „…Winter - hereinbricht - und - Blut – schneit – das – Leben – fließt – aus – der – Hälfte – des Lichtes - während - die - Dunkelheit – zerspringt – Dunkelheit – zerspringt – Dunkelheit…“ „Was…“ Harrys Hand senkte sich und das Pendel rollte über die Seite des Buches, um auf dem Tisch einen leisen, klopfenden Ton zu machen. Die Prophezeiung war vorbei. „Was war…?“ Harry verstummte, als er begriff, dass es wohl letztendlich doch noch funktioniert hatte. Hermione war blass. „Was ist mit dem Anfang?“, fragte sie und ihre Stimme schien ihr nicht zu gehorchen. „Wir haben den Anfang verpasst!“ Ron schickte ihr einen bösen Blick. „Das kommt davon, wenn man Methoden benutzt, die keiner kennt.“, sagte er, dann legte er Harry die Hand auf die Schulter, der sich zurücklehnte. „Du bist echt krass.“, erklärte er ihm. „Jetzt funktioniert es schon, wenn du es willst.“ „Ich will das überhaupt nicht.“, erwiderte Harry. „Ich mache das, weil ich denke, dass es wichtig ist. Aber was hab ich gesagt?“ „Gar nichts. Das Pendel hat Wörter im Buch gezeigt, dummerweise haben wir das zu spät begriffen.“ „Kannst du das nicht noch mal machen?“ Harry zuckte mit den Schultern. „Ich kann’s versuchen.“ Er hob die Hand wieder, so dass da Pendel frei hing und blickte darauf hinunter. Nichts passierte. Auch nicht, als Pansy es wieder anschupste. Das Pendel pendelte nur, die Magie blieb fort. Hermione seufzte. „Dann… kann einer von euch sich daran erinnern, wie das Pendel vorher geschwungen ist?“ Ron zuckte nur die Achseln und machte eine Bewegung in der Luft, was so viel bedeutete wie: da lang, da lang, da lang, aber ich weiß nicht wie weit. Pansy war auch nicht viel schlauer, woraufhin Hermione zu Draco und Blaise hinüber sah, die geschwiegen hatten, die stumme Bitte schwebte in der Luft. ~*~*~*~ Blaise hob die Schultern und schüttelte leicht den Kopf. Er hatte den Anfang auch nicht begriffen. „Vögel werden weinen, wenn der Winter hereinbricht...“, sagte Draco tonlos. Er hatte Harry genau beobachtet und sehen können, als es begann. In seinem Inneren war es eiskalt. Es fühlte sich an, als wenn er innerlich erfror. „Zufrieden, Hermione?“ Jetzt war der Vorwurf in Stimme und Augen absolut unübersehbar. ~*~*~*~ Hermione nickte klamm. Das sagte genauso wenig, wie die letzte Prophezeiung. Das war so unfair. Harry lehnte sich gegen Draco und nahm seine Hand. „Sei nicht so grantig. Vielleicht hilft es ja wirklich.“ Er lächelte ihn an. „Vorbereitung ist schließlich alles und vielleicht können wir diesmal etwas ändern…“ Ron nickte. „Nie die Hoffnung aufgeben, nicht wahr? Außerdem klingt es doch gar nicht so schlimm.“ Er nahm den Zettel, auf den er die Worte geschrieben hatte, dann hob er die Stimme: „‚Vögel werden weinen, wenn der Winter hereinbricht und Blut schneit. Das Leben fließt aus der Hälfte des Lichtes, während die Dunkelheit zerspringt.’ Nichts von wegen Untergang oder Fall oder dergleichen. Wenn man das Blut und das herausfließende Leben außer Acht lässt, dann ist es sogar richtiggehend harmlos.“ Hermione schickte ihm einen tödlichen Blick. ~*~*~*~ Draco schnaubte leise. „Es ist nichtssagend. Und dafür ist der Preis zu hoch.“ Blaise legte die Stirn in Falten. „Hm... Die Vögel werden weinen... Das könnten die Eulen sein, die schuhen... Wenn sie es alle tun, dann müsste das wie weinen klingen.“ Pansy nickte zustimmend. „Das klingt logisch.“ „Das Leben... Wie geht’s weiter?“ „…fließt aus der Hälfte des Lichts, während die Dunkelheit zerspringt...“ Blaise presste die Lippen zusammen und grübelte, ehe er dann fortfuhr: „Es klingt... nach Verlusten. Dafür spricht auch das Blut. Zwar mag vielleicht ein Sieg erreicht werden, aber er wird einen hohen Preis kosten.“ Er sah die anderen an. „Aber das ist nur eine Ver...“ Er wurde von Ron unterbrochen, der auf das Bild des Ritters in der kanariengelben Rüstung deutete. „Er ist weg!“, krächzte er. „Die Bilder! Deswegen weiß Dumbledore immer alles! Vorhin war er noch da, aber jetzt... jetzt ist er weg!“ ~*~*~*~ Harry blickte zu dem Ritterbild hinüber und sah Rons Aussage bestätigt. Der Ritter war weg. Er hatte zweifellos gehört, was geschehen war und war damit zu Dumbledore gelaufen. So, wie der kleine Mann in Trelawneys Raum. Hermione unterdessen schaute grimmig. „Das ist es.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Deswegen weiß er alles…“ Sie funkelte den Riesen im Bild gegenüber böse an. „Sie spionieren für ihn im ganzen Schloss!“ „Sehr schlau, dieses Netzwerk.“, kommentierte das Pansy und fing sich dafür einen düsteren Blick von Hermione ein. „Ist doch so. So weiß er immer alles und keiner bemerkt es!“ „Damit weiß er aber auch, was wir reden, wenn er das nicht hören soll!“, murrte sie. „Und er weiß sofort, wenn wir etwas planen, wo er nicht stören soll!“ Harry kicherte leise, als er den Kopf anhob und Draco ins Ohr flüsterte: „Deswegen kam er genau pünktlich damals…“ ~*~*~*~ „Du meinst, deswegen ist er nicht reingeplatzt.“, gab Draco trocken zurück. „Entweder hat ihn der Ritter auf dem Laufenden gehalten oder aber der Wikinger da.“ Er deutete auf das Bild über der Tür mit dem rotäugigen Kerl in Fellmontur, der gerade versuchte, möglichst unbeteiligt zu gucken, aber nicht verbergen konnte, dass er rote Ohren bekam. ~*~*~*~ Harry nickte. „Soll ich ihn fragen, ob wir ihn geschockt haben?“ Es interessierte ihn tatsächlich, allerdings würde er in Zukunft wohl darauf achten, dass sie einen Raum ohne Bilder nutzten. Ganz egal für was. ~*~*~*~ „Dumbledore oder den Kerl da oben?“ Draco lachte leise, was Blaise dazu brachte, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. „Worüber redet ihr?“, erkundigte er sich neugierig. Die anderen drei echauffierten sich noch über das Bildersystem. ~*~*~*~ Harry brach in Lachen aus und versteckte sein jetzt hochrotes Gesicht an Dracos Schulter, weil jedweder Blick in Blaises neugieriges Gesicht ein riesengroßer Fehler sein und eine neue Lachwelle nach sich ziehen würde. Jetzt wurde auch Ron aufmerksam, während die Mädchen etwas pikiert über das Gelächter ihr Gespräch unterbrachen. „Was ist daran so lustig?“ ~*~*~*~ „Oh... Nichts weiter.“ Draco grinste nur breit und wuschelte Harry durch die Haare. „Wir mussten nur an ein gewisses Erlebnis mit Dumbledore denken. Und waren sehr dankbar für die Bilder.“ Blaise klappte der Mund auf. „Ihr habt doch nicht...?“ ~*~*~*~ Harrys Lachen erreichte die Schmerzgrenze, der Rotton in seinem Gesicht eine lebensbedrohliche Farbe, während nun auch Ron langsam rot anlief und Hermione der Mund offen stand. Pansy spiegelte die Geste ihrer Freundin. Wenn sie alle das gleiche dachten und das auch noch stimmte… Vier fragende Augenpaare richteten sich auf Draco, weil Harry eindeutig nicht ansprechbar war. ~*~*~*~ Draco grinste nur still vor sich hin und strich Harry beruhigend über den Rücken. „Fragt besser nicht.“ Jetzt brach auch Blaise in Gelächter aus. Das war die Bestätigung, die er gesucht hatte. Die beiden hatten es echt gewagt! „Ihr seid wahnsinnig!“ ~*~*~*~ Harry, der sich endlich wieder im Stande dazu sah, Luft zu holen, grinste frech. „Warum? Konnten wir ahnen, dass sie…“ Er zeigte anklagend auf den Riesen, weil der andere nicht da war. „…das brühwarm weitererzählen?“ Hermione war nun ebenfalls rot und wollte das Thema wechseln, weil es sie absolut nicht interessierte, was in Dracos und Harrys Privatleben sonst so passierte, aber Ron war schneller. „Sie haben es weitererzählt? An wen?“ Doch bevor jemand antworten konnte, wurde er rot, schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. „Ist okay.“, sagte er. „Ich weiß es. Sagt es bloß nicht.“ Und dann, doch wieder neugierig: „Hat er euch etwa erwischt?“ Harry begann wieder zu kichern. ~*~*~*~ „Nicht ganz... Wir hatten die Hosen wieder an.“, sagte Draco trocken, was Blaise zu einem weiteren Lachanfall brachte und Pansys Gesicht einen derartigen Rotton annehmen ließ, dass man Angst haben musste, dass ihr der Kopf auf Dauer platzte. ~*~*~*~ Ron verschluckte sich und begann zu husten, während Harry breit grinsend noch immer an Draco lehnte und zu ihm aufschaute. War doch mal eine tolle Eröffnung an ihre Freunde. Jetzt mussten sie nicht mehr nur vermuten, dass sie wirklich alles teilten, jetzt wussten sie es sogar. Gerade wollte Ron, der den Hustenreiz einfach unterdrückte, eine neue Frage stellen, da ging Hermione dazwischen, ebenfalls rot bis über beide Ohren, aber nicht mehr gewillt, sich das weiter anzuhören. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass wir jetzt einen Raum brauchen, in dem keine Bilder sind und soweit ich mit daran erinnere, gibt es keinen außer den Klos. Und dort muss man nicht unbedingt seine Freizeit verbringen.“ Sie sah in die Runde. „Kennt einer von euch einen Raum?“ Ron schüttelte den Kopf, Pansy ebenfalls, Harry blickte zurück und sah dann zu Draco hinauf. Sie kannten beide einen Raum, wo sie alle hin konnten und wo keine Bilder an den Wänden waren. Die Frage war nur, ob sie es ihnen sagen wollten. ~*~*~*~ Draco erwiderte Harrys Blick lange, dann entschloss er sich zu einer Antwort. „Hermione, das ist zwecklos. Dumbledore lässt uns laufen. Er gibt uns Narrenfreiheit und greift letztlich nur ein, wenn er es für notwendig hält, um uns oder Harry zu schützen. Warum sollten wir uns vor ihm verstecken?“ ~*~*~*~ Hermione knurrte. „Weil ich den Gedanken nicht mag, dass man uns beobachtet.“ Sie schickte dem Wikinger einen bösen Blick. „Das ist, als ob du gefangen wärst. Immer überwacht!“ Sie schüttelte sich. Ron zuckte mit den Schultern. „Na und. Das war die letzten paar Jahre so, warum sollte dich das jetzt plötzlich stören?“ Sie blickte ihn an. Theoretisch hatte er ja Recht, aber praktisch… „Ich will meine Privatsphäre.“ ~*~*~*~ „Lustig, dass du so empfindlich bist, wenn es um dich geht.“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Aber dafür hast du keine Hemmungen, Harry zu dieser Vorhersage zu nötigen.“ Blaise legte ihm die Hand auf den Arm und signalisierte ihm, dass er es gerade zuviel wurde, doch Draco ließ sich davon nicht beeindrucken. „Dass Dumbledore direkt Bescheid weiß, kommt uns entgegen. Ein Opfer für das große Ziel. Das sollte über deiner Privatsphäre stehen, oder?“ Sein Tonfall war giftig geworden. ~*~*~*~ „Draco, hör auf.“ Harrys gute Laune war gegangen. Draco schlug um sich. „Mir geht es gut. Es gibt keinen Grund, weiter auf ihr rumzuhacken.“ Hermione sah jetzt schon aus, als würde sie gleich schreien, und Pansy hieß dieses Gestichel genauso wenig gut wie Blaise. Und Ron schwieg, denn er war ebenfalls nicht begeistert gewesen von dieser Aktion. ~*~*~*~ „Wie du meinst.“ Dracos Antwort war kühl und in seinen Augen war deutlich die Missbilligung zu lesen. Er fühlte sich, als wenn er eine Ohrfeige bekommen hätte. Einen winzigen Augenblick später verschloss sich sein Gesicht. ~*~*~*~ Harry blickte ihn noch ein paar Sekunden an, dann wandte er seinen Blick auf den Tisch vor sich, wo noch immer das Buch und das Pendel lagen. Wenn er ganz ehrlich war, fand er es nicht mehr schlimm, Vorhersagen zu machen. Das einzige, was schlimm war, war die Tatsache, dass man an Vorhersagungen nichts ändern konnte. Und jetzt war Draco deswegen böse. Hermione blickte die beiden noch ein bisschen an, dann zauberte sie schlichtweg den Vorhang vom Fenster direkt vor das Bild des Wickingers, der protestierend grunzte, was sie nicht kümmerte. Vielleicht konnte er sie noch hören, aber immerhin nicht mehr sehen. Das war doch schon mal ein Vorteil. Als er wenig später im Bild des Ritters auftauchte, machte sie auch dieses dunkel, damit war Ruhe und sie konnten sich weiter unterhalten. Thema: die neue Prophezeiung, doch zwei schwiegen ungebrochen. Draco, der schmollte, und Harry, der gar nicht hinhörte. Irgendwie lief momentan zwischen ihnen eine Menge schief. Immer wieder kam es zu Missverständnissen, die Draco verletzten. Das tat ihm Leid, aber irgendwie schien er unfähig, das zu ändern. Und das tat ihm noch mehr Leid. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ You leave me hanging on Only to catch my breath I've got you and I've got nothing left Don't leave me all alone down here With myself and all of my fear ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *sichaufdracosseitestell* Ich find das auch nicht okay, was Mione da macht... Klar, für das „größere Ganze“ usw., aber... nett ist es trotzdem nicht. Oo Shi: *gerneProphezeiungenschreibt* Das ist wie dichten. Ich bin ihr dankbar ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)