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Diamonds and Rust

Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...
von

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Treffpunkt Dumbledore

Titel: Diamonds and Rust
 

Kapitel: Begegnung 126: Treffpunkt Dumbledore
 

Autoren: abranka und Shirokko
 

Pairing: Draco / Harry
 

Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht…

Den Rest solltet ihr schon selbst lesen…
 

Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr.

Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da.
 

Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer.

Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung.

Edelkitsch garantiert.
 

Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt.

Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – Acoustic no. 3.
 

Viel Spaß beim Lesen. Morddrohungen, Liebesbriefe und Kritik bitte in den Kommentaren äußern und wir hoffen auf wirklich viele Kommentare, wobei diesbezüglich eher auf solche der fördernden Art, solche, die uns weiterhelfen, uns und unseren Stil zu verbessern.
 

Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum.
 


 

Begegnung 126:

Treffpunkt Dumbledore
 

Wenige Minuten später stand dann plötzlich ein Tablett im Zimmer, auf dem Frühstück für sie alle stand, das sie um Tonks herum einnahmen, weil sie sich noch nicht hatte bewegen können, um an den Tisch zu gelangen. Kurz darauf verabschiedete sich Remus, der den Vertretungsunterricht für seine Freundin übernahm.

Harry und Draco blieben auf der Krankenstation, bis kurz vor Anfang der zweiten Unterrichtseinheit plötzlich Ron, Hermione, Pansy und Blaise in der Tür standen. Dumbledore hatte es ihnen ja sozusagen erlaubt. Die vier Freunde waren reichlich besorgt, als sie im Krankenzimmer aufliefen.
 

~*~*~*~
 

„Bei Merlin! Hier seid ihr!“ Hermione hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah die beiden Jungen an, die auf einem der Betten hockten. „Und Blaise bestand ja darauf, dass wir euch nicht stören.“ Sie warf dem schwarzhaarigen Slytherin einen giftigen Blick zu, doch dieser grinste nur.

„War doch nur logisch, denn entweder brauchten die beiden Ruhe – was ja wohl zutreffend ist – oder aber sie waren beschäftigt.“ Bei dem letzten Wort grinste er Harry und Draco derart anzüglich an, dass Ron das Blut ins Gesicht schoss und selbst Draco Probleme hatte, gelassen zu bleiben. Seine Antwort bestand in einem grauen Killerblick, der Pansy zum Kichern brachte.
 

~*~*~*~
 

Harry lächelte nur. „Wir haben im Laufe des Tages einen Termin bei Dumbledore.“, erklärte er freundlich.

Hermione runzelte misstrauisch die Stirn. „Habt ihr wieder etwas getan?“

„Auch.“ Harry lächelte. „Aber darum geht es nicht. Es gab Vorfälle...“ Er blickte zu Draco. Sollte er es ihnen erzählen? Offenbar hatte Dumbledore es noch nicht getan und vielleicht war es eine Überlegung, die sie nicht kreuzen sollten. Und andererseits mussten sie es erfahren. In Harrys Augen lag eindeutig eine Frage.
 

~*~*~*~
 

Draco hob die Schulter. „Du solltest erzählen, Harry. Schließlich hast du es gesehen...“

„Gesehen?“ Blaise blickte den Jungen-der-lebt perplex an. „Was gesehen? Und warum ein Termin bei Dumbledore?“

Auch Pansy und die anderen zwei blickten Harry nun fragend an.
 

~*~*~*~
 

Hermiones Augen verengten sich. „Hast du wieder geträumt?“, wollte sie wissen. Und dann, als hätte er schon geantwortet: „Wovon?“

Sie war wirklich gut. Harry musste es anerkennen. Hermiones Kombinationsgabe war wirklich bemerkenswert. „Gestern hat es geregnet.“, erklärte er und sah ihr in die Augen. „Und die Todesser haben London in Schnee erstickt.“

Erschrocken keuchend hob Hermione die Hand vor den Mund. Ihre Augen waren geweitet und sie war blass geworden. Ron neben ihr auch.
 

~*~*~*~
 

Draco lauschte still Harrys erneuter Erzählung und legte seinem Freund die Arme um die Schultern, denn er ahnte, dass es diesem nicht leicht fiel, den Schrecken auszudrücken. Sobald Harry geendet hatte, ließ er keine Zeit für Nachfragen, sondern berichtete knapp weiter, wie sie Dumbledore hatten aufsuchen wollen, bei McGonagall gelandet waren, die Zeit totgeschlagen hatten, von Dumbledores Bericht und dem Aufwachen auf der Krankenstation.

Ehe sie jedoch weiterreden konnten, kam Madam Pomfrey und jagte sie in den Unterricht.
 

~*~*~*~
 

Die Stimme von Flitwick rauschte nur so an Harry vorbei, während er seine kompletten Gedanken auf Draco und den Farbkontrast von Pink und Grün richtete, um die Bilder aus seinem Traum auszusperren. Flitwick war seltsam ruhig an diesem Tag und er kümmerte sich hingebungsvoll um die Schüler, die die Verteidigung, die sie diesmal lernten, noch nicht konnten. Harry hatte sie gelernt. Von Hermione. Vor mehr als vier Wochen.

Der Unterricht verging. Langsam, aber zum Glück stetig.

Dann kam das Mittagessen, das sie in der Großen Halle einnahmen, um erreichbar zu sein, wenn Dumbledore sie erreichen wollte. Das Haus Dumbledore saß wieder zusammen und es herrschte eine seltsam unterdrückte gehässig-neugierige Stimmung. Die Auslöser waren die Zwillinge. Sie grinsten die ganze Zeit wie irre und ihre Blicke wechselten stetig zwischen dem Gryffindortisch und dem Slytherintisch hin und her.
 

~*~*~*~
 

Misstrauisch verfolgte Draco diesen Blickwechsel. Die beiden hatten eindeutig etwas ausgeheckt und als das Mittagessen zur Hälfte vorbei war, geschah das, worauf die Zwillinge offenbar warteten. Warrington erhob sich mit glasigem Blick und einem leicht debilen Lächeln. Puceys hektische Versuche, ihn zurückzuhalten scheiterten. Am Gryffindortisch stand Dean Thomas nahezu gleichzeitig auf.

Mit offenem Mund sah die Schülerschaft zu, wie die beiden Jungen aufeinander zu gingen, sich immer näher kamen und dann kurz verharrten, um sich einen Wimpernschlag später hingebungsvoll zu küssen.

Nicht nur Ron spuckte seinen Kürbissaft über den Tisch – Snape tat das gleiche. McGonagall bekam einen Hustanfall, weil sie sich verschluckt hatte, doch damit war sie bei weitem nicht allein.
 

~*~*~*~
 

„Dann war das Foto doch nicht gefälscht?“

„Die zwei sind wirklich zusammen?“

„Jetzt sogar öffentlich?“

„Das ist ja pervers!“

„Ist Thomas doch auf der anderen Seite!“

„Es gibt bei weitem hübschere Jungen als Warrington...“

Das Getuschel wollte nicht enden. Das Gelächter ebenfalls nicht. Fred, George und Lee schlugen einander ab und jubelten. Harry grinste böse. Deswegen also diese Blicke. Das hatten sie also geplant.

Hermione neben ihm sah finster aus. „Ihr habt ein Gesetz missachtet.“, knurrte sie, doch sie wurde enttäuscht.

„Haben wir nicht!“ Fred lag vor Lachen auf dem Tisch.

„Wir haben die Leidenschaft geweckt!“

„Das ist alles!“

„Ein bisschen Aphrodisiakum, das ist alles!“

„Was können wir dafür, wenn sie sich nicht beherrschen können?“
 

~*~*~*~
 

Blaise prustete in seinen Kürbissaft. „Erinnert mich daran, dass ich euch nie als Feinde haben will!“

In dem Moment beschlossen Snape und McGonagall, der Show ein Ende zu machen. Der giftige Blick, den Snape durch die Halle schickte, sagte sehr deutlich, dass er wusste, dass hier ein Trank im Spiel war. Seine schwarzen Augen huschten über Draco, der den meisten Grund hatte, Warrington so etwas anzutun, und verharrten schließlich auf den Zwillingen, die als einzige dreist und frech genug dazu waren.

„Uh, ich würde sagen, Snape hat euch durchschaut.“, stellte Draco ruhig fest und sah zu, wie die zwei Lehrer die beiden Schüler, die sich kaum voneinander lösen wollten, hinausbrachten.
 

~*~*~*~
 

Die letzten, die verschwanden, waren die beiden Katzen, die hinter ihrem selbsterwählten Herrn herhasteten.

Harry lächelte durchtrieben. „Ja, ich sage, euch steht eine Strafarbeit bevor.“

„Warum?“

„Kann er es beweisen?“

„Nein, aber er findet eine Möglichkeit.“ Ron schien zwischen Bestürzung und Freude zu schwanken.

„Aber das wäre Verleumdung!“, empörte sich George.

Lee begann zu lachen, als Hermione antwortete: „Nein, das wäre Wahrheit. Instinkt.“

„Wir könnten doch einen Wahrheitstrank benutzen.“ Angelina lächelte liebenswürdig.

„Wir könnten sie aber auch decken...“ Alicia sah ihre Freundin an. „Immerhin bestrafen sie sie zurecht!“

Harry nickte. „Seh ich auch so. Todessern und deren Anhänger haben nichts anderes verdient.“
 

~*~*~*~
 

Draco hob kurz die Schultern und widmete sich wieder seinem Mittagessen. Die Zwillinge würden ihre Köpfe garantiert irgendwie aus der Schlinge bekommen. Was er viel beunruhigender fand, war, dass Dumbledore nicht zum Essen erschienen war. Genauso waren heute bisher sämtliche Ausgaben des Tagespropheten ausgeblieben. Man wusste allgemein, dass etwas geschehen war, aber nicht was.
 

~*~*~*~
 

Sie machten sich irgendwann auf den Weg zu Hagrids Hütte. Raue-Pritsche erwartete sie schon und war an diesem Tag irgendwie noch übler drauf als sonst. Es ging um Kaninchen. Eine Abart. Fleischfresser. Lieblingsspeise: Das Fleisch von Allesfressern.

„Na, danke aber auch.“, murrte Ron, als seines ihn zum dritten Mal biss.

Harrys Tier jedenfalls tat nach zehn Minuten gar nichts mehr, was darin seinen Ursprung hatte, dass er es mit der Ganzkörperklammer belegt hatte.
 

~*~*~*~
 

Draco hatte seinem Tier schließlich die Schnauze verklebt und Pansy hatte ihrem einen temporären Vegetarierfluch verpasst, weswegen es jetzt ganz ruhig an einem Löwenzahn knabberte. Sie waren alle froh, als der Unterricht vorbei war. Blaise reparierte eben noch seine misshandelten Schuhe magisch, dann machten sie sich auf, um in ihrem Klassenraum Hausaufgaben zu machen und bis zum Abendessen weiterzutrainieren.

„Ich hoffe nur, dass Dumbledore jetzt endlich da ist.“, flüsterte Hermione leise, als sie die Große Halle betraten.

Er war da und er sah ernst aus. Es war wie üblich laut in dem großen Raum, bis sich der Schulleiter erhob. Schlagartig wurde es still.

„Meine lieben Schülerinnen und Schüler, es gibt wichtige Dinge, die ich euch mitteilen muss. Das Ministerium würde nicht wünschen, dass ich sie euch mitteile – wenn es das Ministerium noch geben würde. In der gestrigen Nacht haben Voldemorts Todesser das Ministerium überfallen und den Zaubereiminister Cornelius Fudge ermordet. Genauso haben sie das gesamte Zauberergericht und die komplette Führungselite des Ministeriums ausgelöscht.“

Entsetztes Schweigen herrschte, als er kurz innehielt.

„Es steht zu erwarten, dass sich der Rest der Ministeriumsangestellten zu einer neuen Übergangsregierung formieren wird, doch das wird seine Zeit brauchen. Wir alle zahlen nun den Preis für Blindheit und Ignoranz. Es gibt nur noch einen sicheren Ort – und das ist Hogwarts. Wer bleiben will, wird hier allen menschenmöglichen Schutz finden. Dort draußen tobt Krieg. Und es wird endlich Zeit, dieses Wort auch zu benutzen. Es ist ein Krieg, in dem wir nur eine Chance haben, wenn wir zusammenstehen. Deswegen singen wir nun gemeinsam in dieser schweren Zeit die Hymne von Hogwarts.“
 

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In der Halle erhoben sich Stimmen, als goldene Letter sich aus Dumbledores Zauberstab in die Luft erhoben, und es war wirklich erstaunlich, wie viele diesmal die Melodie des von den Zwillingen geliebten Trauermarschs anstimmten. Selbst Fred und George verzichteten auf den Hochzeitsmarsch, den sie für den nächsten Gesang geplant hatten.

Und mitten in dem Lied fiel Harry auf, dass einige der Schüler nicht sangen. Nicht nur Slytherins, auch aus den anderen Häusern fanden sich vereinzelt Schüler, die sich nicht rührten. Es zeigte doch recht deutlich, wer wirklich auf ihrer Seite stand.
 

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Draco hatte Harrys Hand auf der einen Seite und Blaises auf der anderen Seite genommen. Schnell hielt sich das gesamte Haus Dumbledore an den Händen. Der Blonde hatte noch nie zuvor soviel Energie und Hoffnung in diesem Lied verspürt – trotz der traurigen und schweren Melodie. Und des bescheuerten Textes.

Dumbledore setzte sich, als das Lied beendet war, und sofort brach wieder Getuschel los.

Krieg. Das Wort war zuvor noch nie gefallen und jetzt beherrschte es die meisten Gespräche.

Etwas später kamen die Eulen – und damit auch die erste erneut unabhängige Ausgabe des Tagespropheten, die Dumbledores Worte nüchtern bestätigte. Außerdem landete eine der Schuleulen vor Harry und Draco. Der Brief, den sie brachte, enthielt nur wenige Zeilen.

‚Morgen Mittag um zwölf Uhr in meinem Büro. Alle sechs.’

Eine Unterschrift war nicht notwendig. Sie wussten auch so, dass er nur von Dumbledore sein konnte.
 

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Harry blickte kurz zu Dumbledore hinauf und nickte diesem zu. Da hatte er ja eine erfreuliche Nacht vor sich. So wie er sich kannte, würde er die ganze Zeit Gedanken wälzen. Aber solange dann Antworten kamen...

Astronomie nach dem Abendbrot bot einen hellen, klaren Sternhimmel auf, sodass sie in der Kälte und dem Wind oben auf dem Turm froren wie die Schneider. Es wurde von Harry und Draco in der Badewanne kompensiert. Das warme Wasser machte zumindest müde, sodass sie bald darauf im Bett lagen, kuschelten und zu schlafen versuchten. Harry lauschte dem gleichmäßigen Herzschlag Dracos, konzentrierte sich nur darauf. Und auf die Wärme neben sich. Angenehm. Und obwohl Krieg herrschte möglich. Wie sich die anderen wohl heute Nacht ins Reich der Träume brachten?
 

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Am Frühstückstisch waren alle sechs bereits hibbelig, da sie absolut keine Vorstellung davon hatten, was ihnen Dumbledore alles eröffnen konnte und wollte. Nach dem Frühstück allerdings mussten sie sich zunächst wie gewohnt wieder trennen – Harry und Ron gingen zu Wahrsagen, während es die anderen zu Arithmantik verschlug.

Draco versank in einem leichten Halbschlaf, während sich Pansy der Analyse ihrer eigenen Talente widmete. Hermione hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass es vielleicht sinnvoll sein könnte, ihre Talente alle herauszufinden. Außerdem sollte das Pansys Selbstbewusstsein noch etwas mehr stärken, denn manchmal sorgte sich Hermione wirklich um die Freundin.

Blaise und Hermione widmeten sich wieder ihren Tom-Riddle-Analysen. Diesmal hatten sie sogar ein Erfolgserlebnis.

„Heureka!“, rief Blaise irgendwann, schnappte seine Sachen und stürmte dicht gefolgt von Hermione, die murmelte „Das müssen wir sofort nachlesen!“ aus dem Klassenzimmer.

Nicht nur die Schüler, sondern auch Professor Vektor blickte ihnen fassungslos hinterher. Dann begann die Lehrerin wie ein Rohrspatz zu schimpfen und war den Rest der Stunde über höchst gereizt.
 

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Harry und Ron hatten ebenfalls ein reichlich unschönes Erlebnis mit ihrer Lehrerin, denn ganz egal, was sie sagte, jeder Satz endete mit dem Tod. Klasse. Ganz toll.

Sie behandelten heute eine neuartige Methode des Wahrsagens. Mit Hilfe eines Pendels über einer Sternkarte sollte man herausbekommen, wie die Zukunft von Hogwarts aussah. Skepsis miteingeschlossen machten sich Ron und Harry an die Arbeit. Lavender saß mit an ihrem Tisch, ganz begeistert, was die Jungen deutlich nervte. Während einer die Karte hielt, zog der zweite die Pendelschwingung des dritten nach. Rons Pendel hatte zwei Punkte, die es aufsuchte. Seine Prognose: „Ich werde das nie lernen!“

Lavender dagegen schickte ihr Pendel über das ganze Blatt, eindeutig geschummelt, aber die beiden Jungen verkniffen sich jeglichen Kommentar.

Dann war Harry dran, genauso unwillig wie Ron, doch gerade als er nach dem Pendel griff, änderte sich die Atmosphäre - sie wurde drückender. Das Pendel schwang zuerst gar nicht, wie ein ruhender Pol, bewegte sich dann ganz langsam, begann zu schwingen und zu kreisen. Dann erklangen dunkle Worte, die Rons Feder verharren ließen.

„Der Schild, er bricht, der Zauber gegangen, Eis zersplittert, Wasser verrinnt im Angesicht von Schmerz, Tod färbt den Schnee rot.“

Ron starrte ihn an, war blass geworden, bevor er hektisch zu schreiben begann. Lavender war begeistert. Sie strahlte Harry an, erklärte ihm, wie wundervoll düster seine Worte klangen, wie romantisch. Sie bemerkte nicht, wie seine Augen dunkel wurden.

Den Rest der Stunde waren die beiden Jungen still. Harry hatte seine Prophezeiung gelesen und jetzt war er angespannt. Der Mann in dem Bild neben ihnen war verschwunden. Er war wahrscheinlich gerade dabei, diese Nachricht an Dumbledore weiterzuleiten.

Ron berief eine Versammlung der sechs nach dem Unterricht ein. In ihrem Klassenzimmer.
 

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„Schieß los.“, war Pansys Begrüßung, als Ron und Harry dicht gefolgt von Hermione und Blaise auftauchten. Draco musste Harrys blasses Gesicht und die Schatten in den grünen Augen nur sehen, um zu wissen, dass er wieder etwas Schreckliches prophezeit hatte. Er hasste es, dass ausgerechnet Harry von dieser Gabe heimgesucht wurde. Als wenn sein Freund nicht schon genug zu tragen hatte!
 

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Ron nickte nur und trug mit stoisch ernster Miene und leisen Worten Harrys Prophezeiung vor. Danach herrschte Schweigen.

„Es geht um Hogwarts.“, fügte Harry schließlich leise an. „Das Schicksal eines Ortes. Das war die Aufgabe. Und ich... habe Hogwarts genommen...“ Es war das einzige, an das er sich erinnerte, als er seine Hand über der Karte hatte positionieren müssen.

„Und es schneit.“

„Oder liegt Schnee...“ Pansys Augen waren ebenfalls dunkel. „Wenn wir Pech haben...“

„‚Der Schild, er bricht’, das kann vieles bedeuten.“, ging Hermione dazwischen. „Es kann ein Schild sein, der massiv ist, oder...“

„Aber es war doch von Magie die Rede, oder?“ Pansy sah sie an. „Also wird es ein magischer Schild sein.“
 

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„Vielleicht. Oder... Dumbledore hat doch die Einigkeit immer als gemeinsamen Schild von Hogwarts bezeichnet, nicht wahr? Die kann genauso gut zerbrechen.“ Blaise strich sich nachdenklich durch die Haare. „Wir sollten es ihm nachher erzählen – und ihn nach der möglichen Bedeutung fragen.“

Draco sagte nichts. Er lehnte neben Harry an einem der Tische und strich ihm weich durch die Haare. So oder so – es würde mit Sicherheit passieren. Was auch immer es war. Bisher hatten sich Harrys Prophezeiungen schließlich immer bewahrheitet.
 

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Der Schwarzhaarige seufzte traurig. „Wenn es so ist, dann muss wenigstens unsere Gruppe bleiben. Wir sechs...“ Auch wenn es besser wäre, wenn es sie nichts anginge. „Ich brauche euch.“ Harry wusste genau, dass er ohne sie nicht weit kommen würde.

Schwer lehnte er sich gegen Draco, griff nach seiner Hand und drückte sie fest. Vor allem ihn brauchte er. Vor allem ihn.
 

~*~*~*~
 

„Du vergisst das Haus Dumbledore. Auch das wird zusammenstehen.“, sagte Blaise leise. Pansy nickte heftig. Auch wenn das alles nur Schüler waren – sie standen trotzdem zusammen. Allerdings war die Frage, was sie letztlich groß in diesem Krieg anderes ausrichten konnten, als Harry zu beschützen, damit dieser Voldemort töten konnte.

Draco legte den freien Arm um Harry und drückte ihn fest an sich. Auf eine stille Art und Weise war das eine Erneuerung des Versprechens, dass er nie von seiner Seite weichen würde.
 

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Nachdem ihre kurze Pause vorbei war, gingen sie zu dem Zusatzunterricht für die fünfte Klasse. Sie waren zu spät, weil sie natürlich viel zu viel Zeit in dem leeren Klassenraum verbracht hatten. Nur Snape sah sie giftig an. Lupin, der Tonks vertrat, war dagegen ruhig und kommentierte ihr Zuspätkommen nicht.

Direkt danach machten sie sich auf den Weg in die Eingangshalle, wo der Wasserspeier sich fast augenblicklich emporschraubte. Einige Schüler, die das sahen, schauten recht dumm, aber das interessierte keinen von ihnen. Sie stiegen die Treppe hinauf und traten letztendlich durch die Tür. Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und darum standen sechs Stühle, vor denen jeweils ein volles goldenes Gedeck stand. Mittagessen bei Dumbledore. Sie setzten sich, Anspannung lag in der Luft.

Dann quietschte Ron los, dass jeder erschrocken zusammenzuckte, und wich entsetzt zurück. Er war bleich.

„Ron, was...?“

„Mach sie weg! Mach sie weg!“

Sechs Blicke richteten sich auf die Stelle vor seinem Teller. Dort saß eine Spinne. Schwarz. Haarig. Lauernd auf Beute. Acht schwarze Augen.

Ron stolperte und fiel über eine Falte des Teppichs und knallte mit dem Kopf gegen die Wand. Hermione seufzte und griff sich das Vieh, ging dann zum Fenster und feuerte es hinaus. Manchmal war dieser Junge einfach peinlich.
 

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Dumbledore hatte Hermione mit einem wissenden Lächeln zugesehen und wartete nun, bis sie und Ron sich wieder gesetzt hatten.

„Mit einem vollen Magen spricht es sich besser.“, sagte er fröhlich. „Und Dobby hat sich besonders viel Mühe mit der Pastete gegeben.“ Er piekste mit der Gabel in seine Portion hinein und gab damit sozusagen den Startschuss für das Mittagessen. Sie aßen schweigend und erst als auch der Nachtisch verzehrt war, sah der Schulleiter seine sechs Gäste an.

„Professor Vektor hat sich über euch beschwert, Hermione, Blaise. Sie empfand euer Verhalten als unmöglich.“
 

~*~*~*~
 

Hermione wurde leicht rot. „Das... Ja, das war aber wirklich... Wir...“ Sie stockte, dann holte sie tief Luft. „Wir haben einen Punkt von Riddles Namenscode entschlüsselt. Er neigt dazu, Kinder, Alte oder Kranke zu unterschätzen. Und das in unglaublichem Maße.“

Harry starrte sie an. Sie hatten es geschafft? Wirklich. „Toll!“ Er begann zu grinsen. „Supertoll! Dann sollten wir dafür sorgen, dass das auch so bleibt.“
 

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Dumbledore lachte leise. „Manche Ansichten ändern sich nicht. Besonders nicht bei denjenigen, die sehr von sich eingenommen sind.“

„Und in diesem Fall kommt uns das eindeutig zugute.“ Blaise lächelte leicht. „Aber, Sir, wir hätten da noch eine Frage. Harry hat in Wahrsagen wieder eine Prophezeiung gemacht. Über Hogwarts.“ An der unbewegten und keinesfalls überraschten Miene des Schulleiters erkannte er sofort, dass dieser Bescheid wusste. „Aber das wissen Sie ja schon längst.“, fuhr er fort und fing sich damit einen leicht irritierten Seitenblick von Draco und Pansy ein. „Was denken Sie, was diese Worte bedeuten? Dass die Gemeinschaft zerbricht?“

„Das ist gut möglich.“, erwiderte der alte Zauberer freundlich. „Allerdings kann ich dir kaum aus dem Stehgreif sagen, was solche Worte zu bedeuten haben. Es braucht Zeit, um sie zu interpretieren und zu begreifen.“
 

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Harry nickte nur. Er hatte Recht. Allerdings... Er hatte zuvor viel Zeit gehabt, zu denken und er war fest der Ansicht, dass die Gemeinschaft, wie sie bestand, sich so schnell nicht lösen konnte. Hogwarts bestand schon aus zwei Parteien. Niemand, der auf ihrer Seite stand, würde ihnen den Rücken kehren. Dazu waren sie zu fest entschlossen. Es musste etwas anderes sein.

Es ging nicht um die Menschen. Es ging um den Ort.

Hogwarts als solches. Vielleicht waren es diese Schilde. Und Hogwarts’ Blut würde den Schnee rot färben. Das wäre eine Katastrophe.

Andererseits war Dumbledore stark. Sehr stark. Seine Schilde brach keiner. Darauf vertraute er.

„Was ist jetzt mit Voldemort?“
 

~*~*~*~
 

„Nun... Dazu muss ich etwas weiter ausholen.“ Der Schulleiter lächelte die sechs Jugendlichen vor sich freundlich an. „Wie Harry euch vielleicht erzählt hat, ist Voldemorts richtiger Name Tom Riddle. Tom Riddle war ein Junge, der wenig Glück im Leben hatte. Er war ein Kind von einer Hexe und einem Muggel. Der Vater, Tom Riddle Senior, verließ Toms Mutter Merope Gaunt noch vor dessen Geburt, als sie ihm gestand, dass sie eine Hexe war. Er hasst seinen Vater.“ Kurz blickte Dumbledore sinnierend aus dem Fenster. „Das ist es jedenfalls, was ich bisher über ihn herausbekommen konnte. Es ist nicht einfach, in diese Vergangenheit vorzudringen.“ Er sah die Kinder über den Brillenrand an. „Voldemort hat die Spuren seiner Vergangenheit gut verwischt. Und doch hat er Erinnerungen hinterlassen. Und genau diese Erinnerungen sammele ich seit Jahren, um seinem Wesen näher zu kommen und ihn zu begreifen.“ Er schwieg einen Augenblick, ehe er dann langsam fortfuhr.

„Er ist grausam. Ich teilte ihm persönlich mit, dass er ein Zauberer war und suchte ihn in dem Muggelkinderheim auf, in dem er lebte. Die Erben der Gründer sind selten zu finden, doch bei ihm waren wir sicher. Er war der letzte Nachkomme Salazar Slytherins...“ Erneut hielt er inne, ehe er fortfuhr: „Das erste, was mir begegnet, war ein sechsjähriger Junge, der ängstlich an mir vorbei rannte und rief, dass ihn seine Socken gebissen hätte, weil Tom es ihnen befohlen hatte. Mir gegenüber war dieser Junge sehr freundlich und aufgeschlossen, aber es war etwas in seinen Augen, das mir bereits damals sagte, dass ich diesen Jungen im Auge behalten sollte. Und genau das tat ich. Weswegen er mich kaum leiden konnte. Und dennoch... er liebte Hogwarts. Für ihn war es sein einziges Zuhause.“ Dumbledore blickte Harry an und machte damit sehr deutlich, dass es unheimliche Ähnlichkeiten zwischen ihnen gab.

„Nach dem Ende seiner Schullaufbahn bat er mich, ihn als Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste in Hogwarts zu behalten, doch ich lehnte ab. Seither ist diese Stelle so verflucht, dass kein Lehrer sie länger als ein Jahr besetzen kann...“ Wieder einmal hielt er inne, ehe er ergänzte: „Letztlich war das eine weise Entscheidung, wie wir heute wissen. Ich ahnte es bereits vorher. Der Hass auf seinen Vater und die väterliche Linie seiner Familie überwältigt ihn so sehr, dass er seinen Vater und seine Großeltern umbrachte. Für die Muggel sind diese Todesfälle noch immer Rätsel, für die Zauberer nicht. Ich habe die Erinnerungen eines heimlichen Zeugen aufnehmen können. Einer kleinen Katze, die das Geschehen beobachtete. Ich hatte damals schon Zweifel an Tom. Und er war erst siebzehn.“ Trotz des ernsten Themas huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Ich habe nie wieder versucht, Erinnerungen aus Katzen zu holen. Diesen Jagdtrieb und den Hunger auf Mäuse wird man nur schwer wieder los...“
 

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Harrys Augen waren dunkel, als er den Blick des Schulleiters erwiderte, die letzten Worte brachten ihn nicht mal zum Lächeln. Die ersten Informationen waren klar, er kannte die Geschichte zu einem großen Teil, wusste schon viel, wie es aussah. Und dennoch, waren auch andere Dinge dabei. Auch Voldemort hatte einst unkontrollierte Magie betrieben, er war alleine, nicht gemocht, liebte Hogwarts und wurde von Dumbledore im Auge behalten. Aber… das einzige Zuhause? Nein, er selbst hatte inzwischen noch ein zweites Zuhause. Bei Sirius. Bei seinem Paten. Gemeinsam mit Draco! Er war nicht so alleine!

„Was haben Sie noch gefunden? Wie hat er es geschafft, so viele reinblütige Zauberer auf seine Seite zu bekommen, obwohl er nur ein Halbblut ist?“
 

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„Du hast ihn erlebt, Harry. Du hast sein sechzehnjähriges Ich gesehen.“ Dumbledore lächelte Harry nachsichtig an. „Erinnere dich daran. Er sah gut aus, er hatte Ausstrahlung, er becircte die Menschen. Er zog sie auf seinen Weg. Mit Versprechungen und mit Ansichten, die viele Reinblüter vertraten, obwohl sie es nur selten nach außen getragen haben.“ Kurz ruhten seine Augen auf Draco und erinnerten damit an das Beispiel der Malfoy-Familie. „Und dazu kam noch etwas: die Grausamkeit und die Gnadenlosigkeit, mit der er seinen Weg verfolgte. Er hat sich einen Namen geschaffen, um Angst zu säen. Und genau das tat er. Die Tatsache, dass er der letzte Erbe Slytherins ist, kam noch hinzu. Große Namen ziehen die Menschen immer in ihren Bann. So war es seit jeher und so wird es auch immer bleiben.“
 

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„Und jetzt sieht er aus wie eine verwesende Halbschlange und sie folgen ihm noch immer…“ Namen waren wohl wirklich stark. Traurig eigentlich, aber bei ihm war das doch nicht anders. Ihn hatte man auch sofort anerkannt und als Held gefeiert, weil ein glücklicher Zufall ihn zum Bezwinger jener Schlange gemacht hatte. „Aber vielleicht kann ich es auch verstehen. Sie haben keine andere Wahl mehr. Sie haben dieses Zeichen. Ich habe gesehen, welche Schmerzen er damit bei seinen Leuten auslösen kann.“

Harry senkte seinen Blick. Und trotzdem blieben sie ihm garantiert loyal. Außer Snape und das war schon einer mehr, als er sich bei dieser feigen Bande zu glauben erlaubt hätte.

Als er den Kopf wieder hob, war sein Gesicht weitestgehend neutral. „Was hat er getan, bevor er mich töten wollte?“ Er wollte es hören. Er wollte von den Taten hören, die keiner auszusprechen wagte.
 

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„Er tötete.“, sagte Dumbledore kühl. „Nach seinen Familienangehörigen waren es einige Zauberer, die wertvolle Gegenstände besaßen, die er brauchte. Aber dazu später mehr. Über seine Schreckensherrschaft... Was willst du hören, Harry? Dass er die Befehle dazu gab, Muggel zu töten? Dass er befahl, diejenigen anzugreifen und zu vernichten, die ihm in die Quere kamen? Dass er einige Auroren getötet hat? Dass er bereits damals den Orden des Phönix beinahe ausgelöscht hat? Aber er hat selten selbst getötet. Meist hat er nur Befehle erteilt. Deine Eltern waren zwei der wenigen Menschen, die er wirklich persönlich umgebracht hat.“
 

~*~*~*~
 

Na, was für eine Ehre, dachte Harry ironisch. Ohne dass er es wollte, begann sein Kopf Galgenhumor zu entwickeln. Es war zu ernst. Es drang zu tief in Inneres. Er musste es stoppen. Und das war der Weg, den sein Unterbewusstsein wählte.

Laut sagte er: „Ich weiß. Sein Zauberstab hat seine Opfer schließlich ausgespuckt, als er in diesem Käfig gefangen war mit mir.“ Er seufzte. „Woher soll ich wissen, was ich hören will? Ich weiß doch nichts. Ich weiß nicht mal, welche Fragen ich stellen soll. Sie haben mir ja gesagt, dass Sie mir die, wie ich ihn töten kann, nicht beantworten können. Was können Sie mir… uns über ihn sagen, das uns hilft, gegen ihn anzutreten? Außer dass er Kinder zu unterschätzen scheint, überheblich ist und gerne quält, ist in diese Richtung einfach nichts bekannt.“

Ron sah seinen Freund an. Seiner Meinung war das schon genug, aber wahrscheinlich suchte Harry wirklich nach der Antwort auf die Frage, die ihm niemand beantworten konnte. Es war nicht so leicht. Und er griff einfach nach jedem Bindfaden, den er kriegen konnte.
 

~*~*~*~
 

„Das ist nun wiederum der wirklich interessante Teil... Habt ihr schon einmal davon gehört, dass ein Mensch seine Seele aufspalten kann? Dass mit jedem Menschen, den man tötet, ein kleines Stück der eigenen Seele kurzzeitig abgespaltet wird?“

Die sechs schüttelten synchron den Kopf. Selbst Hermione hatte noch nie zuvor etwas davon gehört und lauschte nun ganz fasziniert den weiteren Ausführungen.

„Voldemort hat eine Möglichkeit gefunden, wie er diesen Teil seiner Seele, der sich dann abspaltet, in Gegenständen speichern kann. Das Tagebuch, Harry, mit dem du es zu tun hattest, war einer seiner ersten Versuche. Er hat danach weitere Horkruxe erstellt. Die maximale Aufteilung, die eine Seele verkraften kann, ist die in acht Teile. Sieben Horkruxe und ein im Körper verbleibender Teil. Einen Horkrux hast du bereits vernichtet, Harry. Sechs existieren noch.“

„Aber... warum hat er das getan? Warum hat er seine Seele aufgespalten?“ Draco runzelte die Stirn. Das war verwirrend.

„Um nicht zu sterben. So lange die Horkruxe existieren, kann ihn niemand töten.“, war Dumbledores simple Antwort.
 

~*~*~*~
 

Harry nickte. Klang ja logisch. War aber lästig. „Das bedeutet, bevor ich überhaupt die Chance habe, ihn zu besiegen, muss man diese sechs Dinger finden?“ Verdammt, das war… Das hatte er sich wirklich leichter vorgestellt. Wo Voldemort war, das konnte er in seinen Träumen sehen, die Horkruxe… „Wie können wir die finden? Wissen Sie, was für Gegenstände er benutzt hat?“

„Und wie kann man diese Seele daraus wieder entfernen?“

Harry blickte Hermione an, die seine Frage für ihn gestellt hatte. Ihre Augen leuchteten. Sie war begeistert, denn sie konnte endlich wieder etwas lernen, was unter Garantie nicht in Büchern stand – sonst hätte sie zweifellos bereits davon gehört.
 

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Dumbledore legte die Fingerspitzen gegeneinander und sah die sechs Kinder der Reihe nach an. Ihrer aller Gesichter zeigten Sorge angesichts dieser Eröffnung - aber auch einen unbändigen Willen, sich dieser Aufgabe anzunehmen. Vielleicht waren sie dafür zu jung, aber sie hatten denjenigen in ihrer Mitte, der vermutlich als einziger eine Chance hatte, diese Aufgabe zu bewältigen. Und manchmal musste man ungewöhnliche Wege gehen, um ans Ziel zu gelangen.

„Nun, man kann diese Horkruxe zerstören. Harry hat bereits einen davon zerstört. Daher wissen wir, dass es möglich ist. Und er hat diese Tat unbeschadet überstanden. Letztlich kann man wenig über Horkruxe sagen. Sie sind von der Zaubererwelt geächtet und es ist schrecklich genug, dass ausgerechnet jemand wie Voldemort an das Wissen gelangte, diese Gegenstände herzustellen.“ Er pausierte kurz, ehe er fortfuhr: „Ich weiß davon, dass er eine goldene Halskette, die einst Salazar Slytherin gehörte, an sich gebracht hat. Und den goldenen Becher Helga Hufflepuffs. Mehr sind mir im Moment nicht bekannt. Es steht zu vermuten, dass er sich auch Gegenstände der anderen Gründer angeeignet hat, sicher ist das jedoch nicht. Allerdings bin ich weiterhin auf der Suche nach Informationen darüber.“
 

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„Also gibt es keine Möglichkeit, sie zu finden? Mit einem Zauber oder so?“, wollte Hermione wissen. Wieder war sie Harry zuvorgekommen.
 

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„Mir ist jedenfalls kein solcher Zauber bekannt.“, gab Dumbledore zur Antwort.
 

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Hermione seufzte enttäuscht und Harry blickte sie wieder an. Diese Information war schon klar gewesen, sonst hätte er garantieren können, dass Dumbledore sie längst gesucht und zerstört hätte. Allerdings war es gleichzeitig auch wenig beruhigend. Wenn sie diese Gegenstände nicht finden konnten, war das katastrophal, denn sie würden Voldemort dann nicht töten können. Also…

„Wissen Sie, wo der Becher oder die Kette sind?“, fragte er leise.
 

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„Ich habe Vermutungen.“, erwiderte der Schulleiter ruhig. „Und diesen Vermutungen werde ich nachgehen.“

Er blockte ab. Das begriff Draco sofort. Er hatte ihnen viel verraten, aber noch längst nicht alles. Sie hatten wieder den Punkt erreicht, an dem Dumbledore die Türen zuschlug und sie mit dem neuen Wissen, das sie gewonnen hatten, allein ließ. Damit sie es verarbeiten und selbst weiterdenken konnten.
 

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Harry begriff es ebenfalls, doch bevor er noch etwas sagen konnte, übernahm plötzlich Ron, der bis dahin geschwiegen hatte. Seine Stimme war dunkel, aber ruhig. „Ist es überhaupt sinnvoll, diese Dinger zu suchen? Diese Hox… was auch immer. Wenn er weiß, wie das geht, kann er dann nicht immer und immer wieder neue entwickeln, wenn ein Teil seiner Seele wieder weg ist? Ich meine… Wenn er jetzt nur noch sieben Teile insgesamt hat, dann kann er doch einen neuen achten schaffen, oder?“

Pansy wollte offenbar auch noch nicht aufgeben: „Wenn er seine Seele aufgespaltet hat, hat er dann auch seine Kräfte aufgespaltet? Seine Intelligenz?“ Auch sie suchte nach einem seidenen Faden… Harry musste lächeln. Sie dachten ganz genau wie er.
 

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Dumbledore lächelte bei ihrer Hartnäckigkeit. „Beginnen wir mit deiner Frage, Pansy. Er hat seine Kräfte nicht aufgespaltet. Seine Macht und seine Intelligenz sind noch immer vollständig. Er hat nur sozusagen Rettungsanker gelegt. Er hat sich gleichsam im Diesseits festgebunden, damit er nicht sterben kann.“ Er nickte dem Mädchen zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Ron. „Nein, er kann keinen erneuten siebten Horkrux erzeugen. Dieser Teil seiner Seele ist verschwunden, vollkommen vernichtet. Es ist schon bemerkenswert genug, dass es ihm gelungen ist, acht Teile zu erzeugen. Wirklich gute Zauberer gingen von maximal fünf aus. Mehr als acht Teile - das wäre Wahnsinn. Er würde sich selbst zerreißen, denn ab einem gewissen Punkt sind diese Teile zu klein, als dass sie noch zusammenhalten und diese Bindefunktion erfüllen. Würde er seine Seele erneut aufspalten und dieses Stück in einen Horkrux bannen, so würde er sich selbst zerstören. Und diesen Leichtsinn können wir ihm absprechen.“
 

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Nickend nahm Harry auch diese Information zur Kenntnis. Das bedeutete doch, dass Voldemorts Seele wirklich acht Teile hatte, dass er die sieben… „Welche Teile seiner Seele hat er aus sich selbst verbannt?“ Die Frage war durch seinen Kopf gefegt, zielte eigentlich auf etwas anderes ab: Welcher Teil war noch vorhanden? Oder auch: Hat die Seele überhaupt verschiedene Teile?
 

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„Du meinst, dass er gewisse Teilbereiche bewusst aus sich ausgegliedert hat?“ Dumbledore vergewisserte sich kurz, ob er die Frage richtig verstanden hatte, ehe er sie beantwortete. „Er hat schlicht einen Teil des Ganzen abgetrennt. Keinen gewählten, keinen bewussten Teil. Du hast vielleicht damit gerechnet, dass er so etwas wie Liebe aus sich entfernt hat, nicht wahr? Aber Voldemort kennt keine Liebe.“ Die Worte waren hart und fielen genau so. Kurz ruhten Dumbledores Augen auf Draco, der sich durchleuchtet vorkam.
 

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Harry nickte wieder und schwieg. Es war schade. Und gleichzeitig beruhigend. Ganz langsam bildete sich in seinem Kopf eine Idee. Ob er das auch…

„Wie lange ist das schon so? Wie lange wussten Sie davon?“
 

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„Die Horkruxe hat Voldemort sehr früh begonnen zu entwickeln. Du hast sein sechzehnjähriges Ich gesehen - bereits damals hat er damit experimentiert.“, wiederholte Dumbledore geduldig. „Nachdem er Hogwarts verlassen hat, hat er eine Weile in der Nockturngasse bei Borgin & Burkes gearbeitet, ehe er verschwand. Vermutlich, um bereits damals dieser Idee weiter nachzugehen. Er hat jedenfalls vor vierzehn Jahren nur überlebt, weil damals bereits diese Horkruxe existierten. Ansonsten hättest du ihn endgültig getötet.“ Er holte tief Luft und fuhr fort: „Da mir klar war, dass Voldemort nicht getötet worden war, habe ich nachgeforscht. Wie gesagt: Ich war einer der wenigen, die ihn niemals unterschätzt haben. Seither habe ich geforscht und nach Informationen gesucht. Wie ich bereits sagte: Es ist schwierig, welche zu bekommen. Hauptsächlich sind es Erinnerungen von Menschen, denen er begegnete, die ich in einem Denkarium gesammelt habe. Doch allein diese Menschen zu finden ist schon schwierig. Also... Ich weiß es noch nicht sehr lange.“
 

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Das klang einleuchtend logisch. Wenn sich niemand traute, diesen einfach nur lächerlichen Namen überhaupt auszusprechen, leugnete natürlich auch jeder, Voldemort gesehen zu haben. Diese Informationen, von denen er da sprach, hatte er mit Sicherheit nur von sehr mutigen Menschen bekommen. Oder aber von Wesen wie dieser Katze…

Es war traurig, zu erfahren, dass Voldemort ihnen eine Armlänge voraus gewesen war. Vielleicht wäre sein Leben jetzt angenehmer, wenn dieser Kampf eben nicht bevorstünde. Vielleicht hätte er wirklich nach Slytherin gehen können und mit Draco glücklich sein können, ohne diesen Stress nebenbei zu haben.

„Ich habe noch eine Frage.“, sagte Harry leise. „Kann er diese Seelenteile wieder zu sich zurückholen, wenn er das möchte, und sie in andere Gegenstände stecken, wenn es sein muss? Vielleicht, weil sie sich besser beschützen oder verstecken lassen?“
 

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„Nein. Diese Teile sind an die Horkruxe gebunden und diese wiederum sind gut versteckt. Aus recht sicherer Quelle weiß ich, dass sie sich wohl nicht in seiner Nähe befinden.“ Dumbledore legte den Kopf schief und wartete sichtlich auf weitere Fragen.
 

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Harry nickte. Er hatte keine weiteren Fragen im Moment. Er musste das erstmal verarbeiten, fassen, seine Schlüsse daraus ziehen, vielleicht mit den anderen darüber reden. Es war recht viel gewesen, das Dumbledore ihnen da gesagt hatte. Fast schon zuviel.

Die Suche nach Dingen, die absichtlich gut versteckt waren, die Frage, was sie tun sollten, wenn sie sie eben nicht alle fanden, wenn es ein dämlicher Stein an einem dämlichen Fluss war? Obwohl davon kaum auszugehen war. Voldemort wäre dazu einfach zu eitel.

„Kann er aus einem der Horkruxe einen Doppelgänger erstellen?“ Hermiones Stimme klang klar durch den Raum. „Wie er es bei Ginny versucht hat? Wenn einer sich ihm anvertraut durch irgendein Missgeschick, wie sie es getan hat. Kann es theoretisch passieren, dass wir es am Ende mit zweien seiner Person zu tun bekommen, beide gleich stark?“

Harry merkte wieder auf. Die Frage… Ihn überrann ein Schauder. Das war ja gruselig. Zwei von diesen leichenhaften Schlangen? Alles, bloß das nicht!
 

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„Nein.“ Dumbledore schüttelte den Kopf. „Das halte ich für ausgeschlossen. Dieses Tagebuch war ungewöhnlich und es hat seine Kraft damals vollkommen aus Ginny gezogen. Ich denke nicht, dass einer der anderen Horkruxe dazu in der Lage sein wird.“

Erneut betrachtete er die sechs Jugendlichen, doch diesmal machte keiner von ihnen mehr Anstalten, noch eine Frage zu stellen.

„Ich würde vorschlagen, dass wir unser Gespräch an dieser Stelle beenden.“ Der Schulleiter lächelte sie freundlich an. „Ihr solltet wenigstens noch etwas Ruhe haben, ehe euch euer Training wieder erwartet.“

Langsam standen sie auf. Das war nahezu ein Rauswurf, aber keiner, über den man böse sein konnte. Geschlossen verließen sie das Büro und steuerten direkt ihren Klassenraum an.
 

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And I wonder where these dreams go

When the world gets in your way

What's the point in all this screaming

No one's listening anyway

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abranka:

Viele Antworten – und gleichzeitig noch mehr Rätsel. Außerdem wissen die Kids jetzt von den Horkruxen und die machen die ganze Geschichte ja komplizierter... Kein direktes Voldi-Killen. Nein, nein... ^^ Wäre ja auch zu einfach. ^.~
 

Shirokko:

Wäre zu einfach… Tja… das ist der ideale Schachzug gewesen, um Harry keinen Alleingang machen zu lassen, denn jetzt weiß er, dass er, wenn er losrennt und stirbt, die Welt in Voldies Händen lässt…

*seufz*

Sehr geschickt, Abby…
 

abranka:

*pfeif* Warum habe ich nur gerade das Gefühl, ein offenes Buch für dich zu sein?



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Ms_Seidenhaar
2010-09-23T16:03:58+00:00 23.09.2010 18:03
Erstmal: geiles Kapi^^ In:
Ich freu mich immer, wenn ein neues rauskommt
die Zwillinge finden immer einen Weg, das Schloss aufzuheitern oder irgendwie in aufruht zu bringen^^
Dann: Wollt ihr euch bei den weiteren Horkruxen an denen aus dem Buch orientieren? (Ring von Gaunt, Ravenclaws Diadem...)

Mfg: Mrs_Seidenhaar
Von:  Drachen-Fan
2010-09-19T08:22:26+00:00 19.09.2010 10:22
Hallo abranka und Shirokko!

Ja, jetzt wissen sie bescheid warum Voldemort noch immer am Leben ist und warum es nicht vor Jahren schon abgegratzt ist.

Und Harry weiß nun, dass erst die Horkruxe gefunden und zerstört werden müssen – es geht voran.

Seine Vorherrsage ist auch nicht gerade gut ... das Schild zerbricht um Hogwarts ...
Also wird der Kampf wohl hier stattfinden.

Bin gespannt und hoffe, dass das nächste Chap doch ein wenig schneller kommt.

Liebe Grüße,
Drachen-Fan

Von:  Chiron
2010-09-11T16:14:46+00:00 11.09.2010 18:14
Hey..
Klasse Kapi..
Aber jetzt wirds echt immer komplizierter.. Hoffe nur, dass da alles glatt geht und die Ideen für die Horkruxsuche schnell anlaufen.. Irgendwie wird es jetzt ja ein Wettlauf mit der Zeit..
Harrys Prophezeiung macht es nicht leichter.. Eher noch schlimmer, weil sie ja dann auch noch wissen, dass ihnen die Zeit davon läuft..
Freue mich auf alle Fälle wenns weitergeht..^^
Von: abgemeldet
2010-09-10T20:38:19+00:00 10.09.2010 22:38
Ich hoffe ihr habt nicht vor den held so wie J.K. sterben zu lassen. wäre doch supi wenn harry und draco das mit ihren super kräften hin bekämen.
ich fand das kap echt toll, das sev sich auch verschluckt hat das muss man sich mal vorstellen ein severus snape ist geschockt oder zumindest überrascht, nei erstaunt triffts eher. das ist einfach zu komisch:)

LG da lass Mavie
Von:  Slashy_Miku-chan
2010-09-09T15:52:45+00:00 09.09.2010 17:52
Hm... Das wird ja immer komplizierter!!! Die Armen...
Aber das mit Warrington und Dean war klasse. xD Wenigstens eine Aufheiterung im Schloss, denn nach Dumbledores schrecklicher Eröffnung ist wohl die gesamte Schülerschaft geschockt; zumindest die meisten.
Und dann noch das mit Harrys Wahrsagung. Hört sich wirklich grausam an, besonders der letzte Teil. Obwohl... Eigentlich ist rotes Blut in weißem Schnee ein wunderschöner Kontrast. Wenn's denn von den Todessers oder Voldi wäre. Draco und Co. will ich nur ungern sterbend erleben...
Dumbledore erzählt ihnen von den Hokruxen... Ich muss sagen, dass ich das mit denen immer noch nicht ganz verstanden hab. ^^ Selbst durch die Bücher und den Film nicht so ganz, aber ok. ^^
Es wird jedenfalls sehr schwer und ihnen sehr viel abverlangen. Da bin ich mal gespannt, wie sie das alles meistern wollen...
Mfg sasu-naru-fan
Von:  Omama63
2010-09-09T08:05:06+00:00 09.09.2010 10:05
Wieder ein super Kapitel.
Ein Doppelgänger. Das wäre ja furchtbar, dann würde Voldi bestimmt nicht nur einen herstellen.
Harry's Vision hört sich nicht gut an.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.


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