Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ In der Eulerei -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 121: In der Eulerei Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lene Marlin – Playing my game. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 121: In der Eulerei Es war bemerkenswert, wie schnell es still im Klassenraum wurde, als Harry und Draco eintraten. Dann legte Flitwick mit einem Donnerwetter los, das es in sich hatte. Draco ließ es an sich vorüberziehen und suchte mit den Augen unwillkürlich nach Blaise. Ihm war gar nicht bewusst, dass er noch immer Harrys Hand hielt und schlichtweg auch nicht gewillt war, diese loszulassen. Irritiert stellte er fest, dass Blaise nicht auf seinem Stammplatz saß. Nein, er hatte sich gemeinsam mit Goyle in die bis dato stets leere letzte Reihe gesetzt. Nur kurz fing er einen Blick aus den schwarzen Augen auf, aber der war so treffend, dass er die Augen nieder schlug. Wut, Hass, Schmerz - das war es, was vor allem darin gelegen hatte. ~*~*~*~ Harry hatte ebenfalls zu Blaise nach hinten gesehen, doch Flitwicks Gezeter wollte er eigentlich nicht in die Länge ziehen und so blickte er ihn an, schwieg aber. Schließlich war es vorbei und sie durften sich setzen. Hermiones Augen stellten eine stumme Frage, die er mit einem Lächeln beantwortete, was ihre Augen leuchten ließ. Seine Augen leuchteten nicht. Ihm ging Blaise im Kopf herum. Am liebsten würde er gleich mit ihm sprechen, bevor ihn sein Mut verließ und Dumbledores stiller, vorwurfsvoller Blick, der dieses schlechte Gewissen in seinem Innern ausgelöst hatte, abklang, aber das ging kaum. Er könnte ihn mit dem Gedankenbuch fragen, aber dann würde er wieder so einen Fehler machen. Er sollte so eine Aktion auf jeden Fall vorher mit Draco abklären. Er zog das weinrote Buch hervor, klappte es auf und betrachtete die Zeilen, die noch ein Stück der Seite befüllten. Eine Nachricht an Sirius. Von ihm war auch noch keine Nachricht gekommen, dabei hatte er in letzter Zeit recht häufig geschrieben. Vielleicht sollte er Remus oder Tonks mal danach fragen, wenn er Zeit hatte. Langsam setzte er die Feder an. „Dray. Hättest du was dagegen, wenn ich allein mit Blaise spreche?“ ~*~*~*~ Draco wurde von dem Gedanken überrascht. Er hatte damit jetzt nicht gerechnet und kramte nun sein eigenes Buch heraus, um Harry zu antworten. „Nein. Das wird vielleicht am besten sein. Aber... kannst du mir vielleicht ein Zeichen geben, wenn du glaubst, dass ich dazu kommen kann? Vielleicht ist er dann bereit, auch mit mir zu sprechen.“ Er hoffte es. Er hoffte es wirklich. Denn Blaise war immer noch sein engster Freund und ihn so zu verlieren, tat höllisch weh. ~*~*~*~ „Ich werde ihn fragen, ob ich das darf.“, schrieb Harry zurück. „Ich will ihn nicht schon wieder hintergehen. Oder auch überfallen. Ich glaube nicht, dass das sinnvoll wäre.“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise. Harrys Ehrenhaftigkeit war wirklich umfassend. Aber er hatte Recht. Mit Blaise durfte man im Moment garantiert nicht falsch spielen. Selbst, wenn es gut gemeint war. „Okay. Viel Glück.“ ~*~*~*~ Harry lächelte weich. „Wenn er überhaupt bereit ist, mit mir zu sprechen.“, murmelte er, bevor er einen anderen Namen auf das Blatt schrieb: Blaise Zabini. Angst kroch in seinem Bauch hoch. Was, wenn er nicht wollte? Wenn er ihn ignorierte? „Ich… möchte mit dir sprechen. Hast du mittags Zeit, Blaise? Glaubst du, du kannst mir zuhören?“ ~*~*~*~ Blaises Blick richtete sich schwarz und abgrundtief dunkel auf den Gryffindor weiter vorne. Wollte er überhaupt mit ihm reden? Würde das etwas bringen? Würde es nicht zu sehr weh tun? Sie hatten ja offenbar ihre Probleme wieder in den Griff bekommen. Er hatte Draco nur anblicken müssen, um zu wissen, dass er Sex gehabt hatte. Das war - für ihn jedenfalls - unübersehbar gewesen. Er zog das Gedankenbuch heraus und stützte nachdenklich das Kinn in die Hände. Es dauerte zehn, zwanzig Minuten, bis er die Feder in die Hand nahm und die Antwort schrieb. „Okay. Sag mir wann und wo und ich werde da sein.“ ~*~*~*~ Harry hätte fast geweint, als er keine Antwort bekommen hatte, hatte den Kopf einfach auf die Arme gelegt und alles daran gegeben, es eben nicht zu tun, seine Enttäuschung zu verbergen. Als dann die Antwort kam, wäre diese Selbstbeherrschung fast gebrochen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Danke.“, schrieb er und er war sich sicher, dass man die Erleichterung noch in Blaises Gedanken widerhallen spüren konnte. „Wann und wo… Ich…“ Er hielt einen Moment inne, wusste genau, dass das Buch sich das merken würde und es so weitergeben würde, aber das konnte er jetzt nicht ändern. Der Ort wollte gut gewählt sein. Ein neutraler Ort wäre wohl am besten. Einer, der weder in Blaises, noch in seinen Erinnerungen rühren würde. In Hogwarts war es schwierig einen solchen Ort zu finden. Sehr schwierig. „Ich warte um eins in der Eulerei auf dich. Dort ist um die Zeit nichts los, ist das okay für dich?“ ~*~*~*~ „Geht klar.“, kam nahezu prompt Blaises Antwort. Das Zögern, die Erleichterung, sie machten es ihm leichter, dorthin zu gehen. Müde stützte er das Gesicht in die Hände. Er hatte die Nacht kaum geschlafen und sein Kopf hämmerte wie ein Weltmeister, wie als wenn da einer von diesen komischen Rittern von den Bildern mit einem gigantischen Kriegshammer hindurchhopste und überall gegen schlug. Ätzend. ~*~*~*~ „Danke.“, schrieb Harry wieder, dann klappte er das Buch zu und versteckte das Gesicht in der Armbeuge. Irgendwie fühlte er sich dem nicht gewachsen. Mut. Gryffindormut… Momentan fühlte er sich so schwach und feige, dass es schon fast Voldemort ebenbürtig war. Die Stunde war wenig aufschlussreich. Harry bekam den Zauber nicht hin, den Flitwick ihnen zeigte, auch nicht, als Hermione ihm vormachte, wie es funktionierte, oder als er es mit Stummmagie versuchte. Es war hoffnungslos. Seine Hand zitterte wie verrückt. Und in Zaubereigeschichte war er überzeugt: Er würde sterben. An Hypernervosität zugrunde gehen. Wenn der Kerl da vorne nicht bald aufhörte zu labern. Geist oder nicht, er würde sich gezwungen sehen, ihn zum Schweigen zu bringen – was er doch nicht tat, auch wenn er nahezu verzweifelte. Er saß wie auf Hummeln. Mann. Scheißunterricht. Nach einer viel zu langen Zeit war das schließlich auch überstanden. Harry wollte aufspringen und in die Eulerei hoch laufen, doch Hermione und Ron waren sich vollkommen einig. „Mittagessen. Du hast schon das Frühstück ausfallen lassen und warst deswegen auf der Krankenstation, also komm nicht auf die Idee, jetzt stiften zu gehen!“ Hermione funkelte ihn an. Ron von der anderen Seite auch. „Außerdem, ganz egal, ob ihr beide wieder versöhnt seid, auch Draco muss mal essen, klar?“ Und Harry fügte sich. Er wollte ihnen nicht sagen, dass er mit Blaise reden würde. Er würde etwas essen, um sie zu beruhigen, und dann so schnell wie möglich verschwinden. Und dann fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, über was er mit Blaise reden sollte. Klar, er würde sich – wieder – für das entschuldigen, was er falsch gemacht hatte, aber sonst… Für Draco könnte er Partei ergreifen und Blaise versichern, dass er es getan hatte, weil er ihn wirklich haben wollte, aber das konnte er nicht aussprechen. Es war so schrecklich und tat so weh, dass er es wohl nicht übers Herz bringen konnte. Er war weiß im Gesicht, als er sich am Tisch niederließ, zwischen Hermione und Draco. Ron fluchte verhalten und pfiff ihn an, was denn nun schon wieder war, da begann er tatsächlich zu essen, ohne wahrzunehmen, was er sich in den Mund stopfte. Hätten die Zwillinge nicht auf Dracos anderer Seite gesessen und damit nicht einen unüberwindbaren Prellbock zwischen sich und Harry gehabt, hätten sie ihm wohl irgendwann die Krawatte in den Mund gesteckt, um zu sehen, ob er sie auch essen würde. Kaum hatte er seinen Teller leer, erklärte er, dass er jetzt weg müsse. Er sprang auf und legte kurz Draco die Hand auf die Schulter, bevor er aus der Halle verschwand. Er war über eine halbe Stunde zu früh, aber das war ihm egal. Er konnte nicht mehr stillsitzen! Oben in der Eulerei begrüßte ihn Hedwig begeistert und kam über die Stangen auf ihn zugehopst. Er musste sie leider enttäuschen. „Ich habe keinen Brief für dich, meine Schöne.“, sagte er und streichelte ihr über die Federn. „Ich habe seit Neustem auch keinen mehr, dem ich schreiben könnte.“ Sie schuhute leise, kletterte dann auf seinen Arm, den er nur zu bereitwillig anbot. Er war versucht sich hinzusetzen, aber das konnte er nicht. Das ging nicht. Er war viel zu zappelig dafür und fürchtete, in seiner Hektik am Ende aus dem Fenster zu fallen, wenn er sich auf das Sims setzte. So stand er da, gegen eine Wand gelehnt und sich um Hedwigs Willen zur Ruhe zwingend. Er gab ihr ein paar Eulenkekse, die er wie durch ein Wunder in seiner Schultasche fand – er hatte sie in der kurzen Pause aus dem Raum der Wünsche geholt – und streichelte sie. Allein die Geste gab ihm Ruhe, während er wartete. Zumindest ein bisschen. ~*~*~*~ Blaise hatte um die Große Halle einen Bogen gemacht und war nach draußen gegangen. Er saß in der Nähe des Sees auf einem Felsen und starrte auf das Wasser hinaus. Er zwang sich dazu, den Blick von den Weiden, die unweit rechts vom ihm standen, abzuwenden. Irgendwann näherten sich ihm leise Schritte und Ginny setzte sich neben ihn, reichte ihm kommentarlos ein Brötchen mit einer heißen Frikadelle. „Iss was, ja?“ Blaise wandte ihr das Gesicht zu und brachte sogar ein Lächeln zustande. Sie war so lieb. So bemüht. „Dir zuliebe.“ Er seufzte. „Eigentlich habe ich keinen Appetit.“ Er sah nicht, wie sich ihre Wangen leicht rosa verfärbten, denn er blickte wieder auf den See hinaus, als er den ersten Bissen nahm. Mühsam schaffte er es irgendwie, das gesamte Brötchen zu essen und wollte seine Finger gerade am Gras abwischen, als Ginny ihm eine Serviette reichte. Überrascht blickte er sie an. „Du hast an alles gedacht, oder?“ „Ich habe es versucht.“ Sie lachte leise. „Ich meine... Das ist doch alles, was ich für dich tun kann.“ Verlegen schaute sie zu Boden. „Danke.“ Blaise lächelte sie warm an. Mit ihr zu reden machte es irgendwie leichter, gleich in die Eulerei zu gehen. Schließlich war es so weit. „Bis später!“, rief sie ihm nach und winkte, während er leicht zurückwinkte und dann in Richtung Eulerei ging. Seine Schritte wurden langsamer, je höher er in den Turm hinaufstieg und schließlich kam er oben an. Schweigend trat er ein und kam auf Harry zu, der neben einem der Fenster lehnte und seine Eule streichelte. „Hey...“, sagte er leise. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Ihm war schlecht. Sein Kopf hämmerte noch immer - mittlerweile wieder schlimmer - und in seinem Bauch zog sich alles zusammen. Wahrscheinlich war das Essen gerade doch keine gute Idee gewesen. Er wusste, dass er blass war und dunkle Ringe unter seinen Augen lagen. Wahrscheinlich sah sogar eine wandelnde Leiche grad besser aus als er. ~*~*~*~ Harry sah auf und es zog ihm den Bauch zusammen. Sein Gruß war vielleicht nicht ablehnend gewesen, aber es schien, dass sein Körper dieses Treffen doch ziemlich ablehnte. „Hey.“ Er schluckte und schickte Hedwig auf die Stange zurück, was sie sogar tat, ohne zu murren. Sie kuschelte sich dort an den kleinen Pigwidgeon, der für sie wahrscheinlich eher eine zweite Mahlzeit war. Leise wagte er es, einen zweiten Blick über Blaise wandern zu lassen. Er sah wirklich schrecklich aus. Als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Und jetzt? Er musste doch etwas sagen! Er hatte dieses Treffen doch vorgeschlagen, weil er etwas sagen wollte! Warum fiel ihm dann nichts ein? „Willst du dich nicht setzen?“, fragte er und zeigte hilflos auf eines der Fenstersimse. „Du siehst aus, als würdest du gleich zusammenklappen.“ Nun, das war zwar nicht, was er vorgehabt hatte, ihm mitzuteilen, aber es war ein Anfang. ~*~*~*~ „So in etwa fühle mich auch.“ Blaise lächelte scheu und kam zögernd näher, ließ sich auf dem Sims neben Harry nieder. Auch er fühlte sich alles andere als wohl. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Entschuldigt hatte er sich bereits, um Verzeihung gebeten genauso. Was blieb denn noch? Außerdem hatte Harry ihn herbestellt. Stumm blickte er auf und sah den Gryffindor an. Dennoch war er bemüht, diesen nicht zu drängen. Diese Situation fiel ihnen beiden nicht leicht. Also brauchte man Zeit. ~*~*~*~ Harry blickte auf den Boden, wagte es erst wieder hochzusehen, als Blaise bereits saß, zuckte davor zurück. Er wartete. Er wartete auf etwas von ihm. War doch klar gewesen, aber… Er holte tief Luft. „Ich wollte mich noch einmal entschuldigen. Ich weiß, dass es dumm ist, weil ich dir Zeit lassen sollte, weil ich… Wegen der Sache, dass ich…“ Das Wort hakte. Betrogen, benutzt, gebraucht… Es wollte einfach nicht über seine Lippen. Aber man musste sich Fehler eingestehen. „Wie du bei Draco glaubst… ich… Ich hab dich benutzt. Um mir einzureden, meine Angst sei berechtigt und… den einfacheren Weg wählen zu können. Aufgeben… Ich hab tatsächlich einfach aufgegeben, weil ich dachte, danach wäre alles gut. Wenn Draco dann jemanden hätte. Wenn du mich nicht mehr im Weg hättest, nicht mehr einsam wärst und traurig… Und ich… hätte nicht mehr lernen brauchen, hätte diesen Stress nicht mehr, weil ich etwas gefunden habe, womit man jemanden mitnehmen kann in den Tod. Ich… war verzweifelt… Was keine Entschuldigung sein soll. Es ist eine Erklärung, Blaise. Weil…“ Er blickte auf. „…ich… ich hatte dich ja vorher eingeladen, bevor ich davon wusste, dass ich…“ Er brach erneut ab, begann von vorn. „Du hattest Recht. Ich hatte Mitleid. Und das tut mir Leid. Ich weiß, wie es ist, wenn man nur wegen Mitleid anders behandelt wird, dass einem Sachen geschenkt werden, die man nicht möchte, weil sie einen demütigen. Ich weiß es. Und habe doch den Fehler gemacht, dir das auch anzutun.“ Seine grünen Augen hafteten auf Blaises totenblassem Gesicht, dann wandte er sie beschämt ab. „Ich habe wieder Mitleid.“, gab er zu, was ihm mit Sicherheit nicht leicht fiel, aber Blaises Anblick ließ einfach nichts anderes zu. „Und auch wenn du das nicht willst, ist es schwer zu unterdrücken. Ich habe Draco zurück, aber du…“ Er biss sich auf die Lippe. „Ich… du bist wieder alleine und…“ Er redete sich echt um Kopf und Kragen. Warum tat er das? Warum sagte er all die Sachen, die Blaise unter Garantie nicht hören wollte? Warum konnte er sich nicht beherrschen und Draco einfach nicht erwähnen? Warum war er so ein Vollidiot? „Ich sehe, wie du dich von uns abwendest. Wie du selbst Mione, Ron und Pansy nicht mehr an dich ranlässt. Und das… Sie mögen dich.“ Er hielt erneut inne, blickte fast flehend zu ihm hinauf. „Ich mag dich auch. Trotz allem. Egal was ich, du oder Draco gemacht haben, ich…“ Er verstummte zum letzten Mal, als seine Kehle zu eng wurde, um noch Worte zu sprechen. Jetzt gerade hatte er das Gefühl, dass er auf dem besten Weg war, Blaise komplett abzuschrecken. ~*~*~*~ Blaise hatte schweigend zugehört und keinen Augenblick lang Anstalten gemacht, Harry zu unterbrechen. Er hatte zugestimmt, ihm zuzuhören, und genau das tat er. Als der Gryffindor endete, seufzte er tief. „Harry... Ich war von Anfang an bereit, dir zu verzeihen. Daran hat sich nichts geändert. Aber... der Schmerz ist einfach da. Er ist noch da und er brennt. Er brennt so sehr, dass ich kaum noch Luft bekomme. Ich denke, du weißt, wie sich das anfühlt.“ Erneut ein Seufzer. „Es tut mir Leid, was geschehen ist. Alles. Ich wusste, was falsch war und doch... wollte ich daran glauben. An uns drei. Aber noch weniger hätte ich mich jemals auf Draco einlassen dürfen. Ich weiß es. Was ich ihm vorwerfe, ist, dass er von dieser Schwäche wusste. Dass er es wusste und sie ganz bewusst genutzt hat. Und dass er es nicht begriffen hat. Erst, als es zu spät war.“ Er schloss matt die Augen. „Ich habe euch gern, Harry. Euch fünf. Draco... Das braucht Zeit.“ Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zur Decke empor. Dort oben auf einigen Stangen saßen Waldkäuze und schnäbelten. „Weißt du, ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, wie wir aus diesem Desaster rauskommen. Wenn wir beide einander verzeihen, dann ist das ein Anfang. Der nächste Schritt wäre, dass Draco und ich das auf die Reihe bekommen. Aber ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich ihm zuhören wollen würde. Oder ob es nicht weniger schmerzhaft ist, ihn zu hassen und zu begraben.“ Er wandte den Kopf und blickte Harry an. „Aber wenn ich das tue... Wie soll ich dann noch mit euch kämpfen? Soll ich euch dann im Stich lassen? Das kann ich nicht.“ ~*~*~*~ Harry hatte gelauscht, sein Gesicht beobachtet. Und wusste, dass Blaise Recht hatte. Er konnte nicht mit ihnen kämpfen, wenn er einen von ihnen hasste. Er selbst könnte es nicht ertragen, wenn jemand dabei wäre, der den hasste, den er beschützen wollte. Es wäre ein Desaster sondergleichen. In diesem Fall wäre es wahrscheinlich wirklich besser, wenn er nicht mitkäme, aber dann bräuchte er sich nicht mehr dem Training zu unterwerfen - was er noch immer tat. Was ihn automatisch aus ihrer Gemeinschaft herauszog Er nickte leicht beklommen. Immerhin hatte Blaise ihm schon verziehen. Das war beruhigend. Sehr sogar. Sie hatten es geschafft, einander zu verzeihen. Es öffnete ihm das Herz, ließ ihn schüchtern lächeln, als er es endlich vollständig begriff. Damit war eine Sorge weniger da. Er musste sich nicht mehr schuldig fühlen, nicht mehr so schrecklich schuldig. „Sagst du mir, was du machen willst?“, fragte er zaghaft. ~*~*~*~ „Ich weiß es nicht, Harry.“ Blaise lächelte ihn schwach an und strich sich durch die Haare. Die schwarzen Strähnen hingen ihm schon wieder halb im Gesicht. „Ich... will eine Lösung finden. Das will ich. Aber ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, um sie umzusetzen.“ Er blickte wieder zu den Eulen empor, beobachtete die Tiere eine Weile und ließ sich von ihrem Anblick beruhigen. „Ich bin so unendlich wütend und enttäuscht. Ich weiß nicht, wie das weitergeht. Ich weiß es einfach nicht. Keine Ahnung. Ich habe ja noch nicht einmal eine Ahnung, was Draco im Moment denkt. Er ist mir fremd geworden, Harry. Innerhalb so kurzer Zeit.“ ~*~*~*~ Harry nickte nur, ließ sich an der Wand zu Boden rutschen und kauerte den Kopf auf die Arme. Er konnte ihn so gut verstehen. Vor kurzem war es ihm ebenfalls noch so gegangen. Bis zu dem Zauber, bei dem sie ihre Gefühle miteinander geteilt hatten. Er könnte ihm sagen, was Draco dachte, was er fühlte, aber ob das richtig war? „Du könntest mit ihm reden.“, schlug er leise vor. „Ihm zuhören wie mir.“ Kurz schwieg er. „Dann kannst du immer noch entscheiden, ob du antwortest oder nicht. Aber du wüsstest, was er denkt.“ Seine Finger krallten sich in seine Hose, ohne dass es an der Haltung etwas änderte. Er traute sich nicht, ihm zu sagen, dass Draco ebenfalls verzweifelt war angesichts dieser Situation, dass ihm dieser Streit auch Probleme bereitete. Er wollte ihn nicht unter Druck setzen. ~*~*~*~ „Ein Gespräch mit ihm wird sich kaum vermeiden lassen.“ Blaise blickte kurz auf Harrys dunklen Haarschopf hinab und ließ seine Augen dann wieder durch die Eulerei wandern. „Ginny hat mir gestern seinen Besen dagelassen. Ich werde mit ihm reden müssen. Und ich schätze mal, sie wollte mir genau das damit sagen.“ Er beugte sich vor und stützte die Hände auf seinen Oberschenkeln ab. „Was denkt er, Harry? Weißt du es?“ ~*~*~*~ Harry antwortete eine ganze Zeit lang nichts, bis er sich dazu durchringen konnte. „Würdest du mir glauben, wenn ich es dir sage?“, fragte er rau. Er hatte Blaises Vertrauen doch so tief erschüttert. Es gab doch keine Chance, dass er es ihm glauben würde. Noch dazu wollte er es nicht aussprechen. Er wollte es nicht wieder hören müssen! ~*~*~*~ „Dir im Moment eher als ihm.“ Blaises Stimme war kratzig und gehorchte ihm nicht ganz. „Aber wenn du es nicht willst, ist es auch okay.“ Er wollte ihn nicht drängen. Obwohl es ihm lieber gewesen wäre, es von Harry zu hören. ~*~*~*~ Die Worte hallten in Harrys Gedanken wider. Dir eher als ihm. Das bedeutete, selbst wenn er ihm zuhören würde, wenn er mit ihm reden würde, hieß es nicht, dass er Draco glaubte. Es hieß nicht, dass sie sich zwangsweise auch versöhnen würden. Und wenn er Pech hatte, dann war es am Ende seine Schuld. Weil er sich nicht getraut hatte, etwas zu sagen. Weil er sich selbst nicht verletzen wollte. Weil er sich selbst schützen wollte. Er atmete tief auf, als er beschloss, dass es Wichtigeres gab, als das eigene Ego, dass die Menschen um ihn herum ihm mehr bedeuteten als ein kurzer Schmerz, der wieder vergehen würde. Wenn Blaise dadurch nur erkannte, dass es Draco kaum besser ging als ihnen beiden bei dieser Situation. Seine Stimme war leise, aber klar, als er begann zu erzählen, was er tief in sich verschlossen hatte, um es besser ertragen zu können. Er sprang über seinen Schatten, schaltete die Emotionen dabei ab, während er zitierte, was sich da in seine Gedanken gebrannt hatte, als wäre es ein Fluch von Zweifel und Angst. „‚Ich denke, du hast schon bei dieser Dreiergeschichte gemerkt, dass ich viel für Blaise empfinde.’“ Tonlos kamen diese Worte über seine Lippen, wenig überzeugend, aber ihm fiel keine andere Möglichkeit ein, es zu sagen. In seinen eigenen Worten würde er das niemals schaffen. „‚Das hat sich auch nach der Trennung nicht geändert und ich habe ihn vermisst. Ein Teil von mir war da, der seinen Namen praktisch ständig geschrieen hat. Der bei ihm sein wollte. Ich habe mich hinreißen lassen.’“ Er stockte, schluckte und holte erneut Luft. Ein anderer Teil, zu einer anderen Zeit, andere Worte. Er fuhr fort. „‚…er denkt, dass es mir nicht um ihn ging. Dass er mir gleichgültig war und ist. Was nur nicht stimmt. In dem Moment war da ein Teil von mir, der Blaise wollte, der ihn liebte. Bis die Erkenntnis über mir zusammenschlug, dass es falsch war - und ich letztlich etwas ganz anderes will...’“ Harry kniff die Augen zusammen, holte wieder Luft. „Du hast es nicht gespürt.“, sagte er, diesmal war in seiner Stimme ein Schimmer Schmerz, denn die Erinnerung war zu frisch, das Gefühl immer noch ein wenig in ihm, wenn er es suchte. „Er ist so voller Schuld. Er hasst sich selbst dafür, was er getan hat. Er hatte so eine Angst im Bauch.“ Es kam ihm im Grunde erst jetzt, wusste nicht einmal, ob diese Gefühle nicht vielleicht nur für ihn bestimmt gewesen waren, aber es war ihm gerade egal. „Er hat so eine Angst davor, dass du nicht mehr mit ihm reden willst, dass er dich vollständig verliert…“ ~*~*~*~ Blaise schwieg, doch während Harry sprach, kamen die Tränen. Die, die er sich bisher geweigert hatte zu weinen. Still rannen sie über seine Wangen, versickerten im Kragen seines Hemdes oder tropften zu Boden. Er schlug die Hände vors Gesicht und wandte sich ab. Es war schlimm genug, dass diese für Harry sichtlich schmerzhaften Erinnerungen ihn zum Weinen brachten, aber er konnte einfach nicht anders. Weil ihn jedes einzelne Wort traf. Ihm das bestätigte, was er gesehen und doch nicht zu glauben gewagt hatte. Es machte die Erkenntnis am Ende nicht weniger bitter aber ertragbar. Viel ertragbarer. „Danke.“, flüsterte er mit belegter Stimme. „Danke, dass du dich dazu durchgerungen hast. Ich weiß, es tut dir auch weh.“ Er stand auf und ging neben Harry in die Hocke. Einen Augenblick lang zögerte er noch, dann umarmte er ihn. „Danke.“ ~*~*~*~ Auf Harrys Lippen legte sich ein trauriges Lächeln, als er diese Umarmung zuließ, Trost aus ihr zu ziehen suchte. Ja, klar tat es weh, aber wenn Blaise dadurch Hoffnung gewann, vielleicht Mut, dann war das egal. Solange nur alles wieder in Ordnung kam. Er lehnte sich leicht gegen ihn. Du bist willkommen, sollte das heißen. Zu mehr war er nicht in der Lage. Er hörte leises Flügelschlagen und spürte im nächsten Moment, wie jemand an seinen Schnürbändern zog und sie öffnete. Hedwig. Als wolle sie sagen: „Was blast ihr hier Trübsal? Draußen scheint die Sonne!“ Es brachte ihn tatsächlich zum Lachen. Widerwillig und hohl, aber ein Lachen. ~*~*~*~ Blaise blickte auf und sah Hedwig an. Die weiße Eule blickte keck zu ihnen beiden empor und schien sie regelrecht zu maßregeln. Auch er musste lachen. Rau und heiser, aber immerhin. „Wir kriegen das wieder hin, oder? Ich meine... Nichts wird wieder wie früher, das wäre vermessen zu hoffen, aber... etwas, das dem nahe kommt. Oder?“ Hoffnung lag in seiner Stimme und so etwas wie neue Kraft. Er sah sich jetzt durchaus in der Lage, mit Draco zu sprechen - ohne durchzudrehen und ihm irgendetwas an den Knopf zu knallen, nur um ihn zu verletzen. ~*~*~*~ Harry nickte, hob endlich auch den Kopf, wischte noch in der Bewegung die verräterischen Tränen aus seinen Augen, lächelte ihn an. Ein tolles Bild mussten sie gerade bieten. Beide verheult und von einer Eule zum Lachen gebracht. „Ja.“, sagte er. „Wir bemühen uns, dann wird das wieder.“ Er lächelte und wandte sich dann an Hedwig. „Und wer macht mir die Schuhe jetzt wieder zu?“, fragte er sie. Sie blickte ihn an und watschelte ungelenk auf ihn zu. Mit den Federn an ihren Füßen war das ein goldig tollpatschiger Anblick. „Ja, ja, du bist unschuldig, schon verstanden.“ Sie pickte gegen seine Tasche. Sie wollte eine Belohnung. ~*~*~*~ Blaise lächelte leicht und suchte in seinem Umhang. Irgendwo... Ach ja. Der Katzenkeks von Tonks gestern. „Hier.“ Er hielt Hedwig den Keks vor den Schnabel und sie nahm ihn sichtlich zufrieden an. Seufzend lehnte sich der Slytherin halb gegen die Wand und halb gegen Harry zurück. „Hast du das Gedankenbuch mit? Wenn ja, dann ruf Draco her, okay?“ Am besten er sprach jetzt sofort mit ihm. Ehe er es sich noch anders überlegte und doch davonlief. ~*~*~*~ Harry nickte und lächelte, nahm sein Buch aus der Umhangtasche und suchte die Feder aus seiner Tasche. Sie kratzte über das Papier, rief den wahrscheinlich ungeduldig wartenden Draco herauf. „Soll ich gehen?“, fragte er leise, als er das Buch wieder zuklappte. Er wollte nicht stören. ~*~*~*~ Blaise schüttelte stumm den Kopf. „Nein. Bleib. Bitte.“ Er wollte mit Draco nicht allein sein. Das wusste er sicher. Und wenn jemand dabei sein sollte, dann eher Harry als irgendjemand sonst. Der Slytherin stand auf und wischte sich über das Gesicht. Dann wartete er. Darauf, dass Draco diese Treppe hochkam. ~*~*~*~ Draco war - gelinde gesagt - angespannt und nervös. Harrys Nachricht, dass Blaise ihn wirklich sprechen wollte, hatte ihn nicht nur überrascht, sie hatte ihn so überfahren wie der Hogwartsexpress. Das war das letzte gewesen, womit er gerechnet hatte. Wirklich das absolut letzte. Und jetzt versuchte er irgendwie in seinem Kopf die Worte zurechtzulegen, die er nehmen wollte. Irgendwie. Aber sein Kopf war wie leergefegt. Komplett. Auch noch, als er die Treppen zur Eulerei empor stieg, und genauso, als er den großen Raum betrat. Er sah Harry sofort und dicht daneben Blaise. Er presste die Lippen fest zusammen, damit sie nicht zittern konnten. Das war er also, der Moment der Wahrheit. Langsam ging er auf die beiden anderen Jungen zu. ~*~*~*~ Harry hatte Hedwig wieder auf dem Arm, streichelte sie sanft, ließ sie an seinem Finger knabbern, wenn ihr danach war. Draco war blass. Mindestens ebenso blass wie Blaise. Er konnte in den Augen Angst lesen. Unruhe. Aber er bewegte sich nicht, blieb unten am Boden sitzen. Er durfte bleiben. Sollte bleiben. Aber er würde sich nicht einmischen – wenn er diesen Vorsatz überhaupt durchhielt. ~*~*~*~ „Hallo...“, sagte Draco zögernd und blieb einen knappen Meter vor Blaise stehen. Kurz waren seine Augen zu Harry gehuschte und fixierten jetzt seinen ehemals besten Freund. „Hallo.“, erwiderte Blaise ruhig. Er sah den Schmerz in Dracos Augen, die Angst und irgendwie schien von dem stolzen Jungen, den er so genau gekannt hatte, nur noch wenig übrig geblieben zu sein. Es war traurig. Ein durch und durch trauriger Anblick. „Ich...“ Draco hatte Mühe, Worte zu finden. „Blaise... Es tut mir Leid, was geschehen ist. Ich...“ „Harry hat mir gesagt, was du ihm erzählt hast.“, fuhr Blaise dazwischen, brachte Draco schlagartig zum Schweigen. „Ich wusste es.“, sagte er leise. „Ich wusste, dass du mich nicht benutzt hast. Aber das zu denken, macht es einfacher dich zu hassen. Und ein großer Teil von mir will dich hassen.“ Draco zuckte unter den Worten zusammen und blickte zu Boden. „Was soll ich dir denn sagen? Mehr als sagen, dass es mir Leid tut und dass ich es... bereue, kann ich doch nicht, oder?“ Die grauen Augen richteten sich auf die schwarzen. „Willst du, dass ich vor dir auf die Knie falle und dich anbettele? Ist es das? Wenn du willst, dann kannst du auch das haben.“ Der Blonde machte sogar Anstalten auf die Knie zu gehen, doch Blaise hielt ihn zurück, stand selbst auf. Und verpasste ihm eine Ohrfeige. Draco wich zurück und hielt sich die Wange. In seinen Augen stand jetzt grenzenloses Unverständnis. „Ich will den Draco zurück, der du mal warst. Nicht dieses Wrack. Wo ist dein Stolz geblieben? Wo ist deine Härte geblieben? Deine Stärke? Wo ist deine verdammte Überzeugung geblieben? Wo deine Redegewandtheit? ICH ERKENNE DICH NICHT WIEDER!“ Blaise war immer lauter geworden und jetzt überschlug sich seine Stimme. Draco zuckte zusammen. „Ich... ich habe das Gefühl vor einem vollkommen Fremden zu stehen. Wo ist mein bester Freund geblieben? Wo? Ich weiß, dass es dir nie leicht gefallen ist, Fehler zuzugeben und darüber zu reden, gerade mit mir. Aber diesmal... Du hast noch nicht einmal einen Versuch gemacht! Ich weiß, in dem Moment war es wichtiger, mit Harry alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich weiß es. Aber irgendeine kleine Geste hätte gereicht. Irgendetwas. Aber da kam nichts!“ Traurigkeit und Schmerz lagen jetzt in den schwarzen Obsidianen. „Es tut mir Leid. Ich hatte das Gefühl, dich vollkommen verloren zu haben. Wie konnte ich dir denn noch in die Augen sehen? Wie denn?“ Dracos Stimme zitterte deutlich hörbar. ~*~*~*~ Harry hatte zwischen den beiden hin- und hergeblickt. Hatte Draco angesehen, dann Blaise, dann hatte er sich an Hedwigs Gefieder versteckt. Es war unangenehm, diesem Gespräch zuzuhören. Zwar machte es ihm klar, dass er Draco inzwischen wirklich am wichtigsten war, aber es war trotzdem traurig. Gerade, weil Blaise Recht hatte. Aber Draco hatte sich entscheiden müssen. Und er war ihm dankbar, dass er sich für ihn entschieden hatte. Dass Blaise zu kurz gekommen war… Es war nicht seine Schuld. Nicht direkt. Aber trotzdem nicht leichter deswegen, diese Schuld von sich zu schieben, die in ihm keimen wollte. Allerdings hatte Blaise ihm vergeben. Hedwig zupfte an seinen Haaren und er begann, sie wieder zu kraulen. ~*~*~*~ „Hast du so wenig Vertrauen zu mir?“, fragte Blaise leise. „Wenn es das ist, wenn du mir noch nicht einmal mehr vertraust, dann solltest du gehen. Denn dann haben wir uns wirklich nichts mehr zu sagen. Dann ist das hier vollkommen zwecklos.“ Draco sah zu Boden, dann irrten seine Augen zu Hedwig in Harrys Armen. „Ich würde dir noch immer mein Leben anvertrauen, Blaise. Ohne zu zögern. Ich war von mir selbst angewidert und schockiert. Ich weiß, ich hätte auf dich hören sollen. Ich weiß... Aber es ist nicht mehr zu ändern. Ich... ich kann dir nur sagen, dass du für mich noch immer wichtig bist. Dass ich dich... als meinen besten Freund an meiner Seite wissen möchte.“ Er stockte und sprach dann leise weiter: „Kann es denn nicht wieder wie früher werden?“ Blaise schüttelte leicht den Kopf. „Kann es nicht. Weil wir das alle nicht vergessen werden. Aber wir können einen Neuanfang machen.“ Vorsichtig streckte er die Hand aus. „Ich denke, dass es das wert ist. Auch wenn es weh tut und auch wenn es schwer fällt, dir zu verzeihen.“ Draco blickte ihn fassungslos an. Das... Das war nicht nur ein Friedensangebot. Das war ein Freundschaftsangebot. Für einen Neuanfang. Für nichts anderes. Er ergriff Blaises Hand und drückte sie fest. „Versprich mir, dass du mit mir redest. Dass - was auch immer geschieht - du mit mir redest. Und dass du... versuchst - wenigstens versuchst - mich nie wieder so zu enttäuschen. Und mich niemals wieder so zu verraten.“ Draco nickte. „Ich verspreche dir das. Von ganzem Herzen.“ Blaise lächelte und musste auf einmal gegen Tränen anblinzeln. Spontan fiel er ihm um den Hals. „Du bist ein Idiot.“, murmelte er leise. „So ein verdammter Idiot.“ Auch Draco blinzelte heftig und drückte Blaise an sich. Das war mehr als er zu hoffen gewagt hatte. Sehr viel mehr. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht. Frieden. Der ganze Raum hatte plötzlich eine ganz andere Atmosphäre. Er hob den Kopf, sah sie da stehen, sah Dracos Erleichterung, Blaises sich langsam entspannende Schultern. Ihm fiel selbst ein Stein vom Herzen. Und seltsamerweise empfand er diesmal nirgends in sich Eifersucht. Er war sich über Dracos Liebe im Klaren und war sich darüber im Klaren, dass zwischen diesen beiden nichts mehr sein konnte. Es erleichterte ihn ungemein. Zumal sie diesen Graben zwischen sich mit Freundschaft wieder überwunden hatten. Hedwig zwickte ihn in den Finger und gurrte leise, aber er beachtete sie nicht, woraufhin sie die Augen zumachte und sich anschickte, auf seinem Arm zu schlafen. Es war noch immer Tag. Sie war müde. Er auch. „Hey. Wo seid ihr denn alle?“ Harry seufzte, als er Rons Stimme in seinen Gedanken vernahm. „Wir haben gleich wieder Unterricht.“ ~*~*~*~ Draco ließ den Kopf gegen Blaises Schulter sinken. Tiefe Erleichterung überflutete ihn. Sie würden das hinbekommen. Es würde zwar nicht wie früher werden, aber sie würden das hinbekommen. Irgendwie. Blaise lächelte weich und wischte sich einige Tränen vom Gesicht, während er Draco sanft von sich schob. Für manche Dinge wie zuviel Nähe war es eben doch noch zu früh. „Antwortest du Ron, Harry? Nicht, dass er uns die ganze Zeit nervt, während wir zurückgehen.“ Er schenkte dem Gryffindor ein warmes Lächeln. Sein eigenes Gedankenbuch hatte noch immer Ginny. Draco trat etwas zurück und rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Bei Merlin, wir sehen alle drei schrecklich aus.“ Er seufzte leise. Blaise hatte immer noch rote Augen und war blass, wenn auch langsam etwas Farbe in sein Gesicht zurückkehrte, Harry war ähnlich blass und sah mitgenommen aus, wenn auch weitaus zuversichtlich. Und er selbst... Nun, er übertraf die anderen nicht gerade. ~*~*~*~ Harry nickte, schrieb schon halb - Hedwig war beleidigt auf die Stange zurückgeflogen, als er sich bewegt hatte. Und kaum hatte er das erledigt, stand er auf und wirkte Hermiones durchaus nützlichen Erfrischungszauber. „Damit wir nicht alle aussehen, als wäre einer gestorben oder so.“, meinte er augenzwinkernd. Sie gingen hinunter und trafen in der Eingangshalle auf Ron. Harry hatte ihm gesagt, dass sie dort auf sie warten sollten. Der Rotschopf winkte ihm zu, dann erst kamen die anderen beiden um die Kurve. Es war herrlich zu sehen, wie Rons Gesichtszüge entgleisten. Seine Augen weiteten sich, sein Kiefer klappte ihm herunter, er wandte sich an Hermione, die ebenfalls zuerst verwirrt schien, dann aber lächelte, und Pansy war regelrecht Erleichterung anzusehen. Harry grinste frech. Übermut, entstanden aus Erleichterung sprach aus ihm. Ja, das hatte er sich erhofft. So richtig schöne Verwirrung. „Hi.“, sagte er, als sie die drei erreicht hatten. ~*~*~*~ „Hey.“, kam es auch von Blaise, während Draco den anderen dreien nur stumm zunickte. „Ah, Blaise!“ Ginny kam in dem Moment aus der Großen Halle gelaufen und schwenkte seine Tasche. „Die hast du vorhin draußen vergessen!“ Sie strahlte ihn an und er erwiderte ihr Lächeln warm, als er die Tasche annahm. Draco wechselte einen stummen Blick mit Ron, der seine Schwester auf einmal mit Argusaugen ansah. Selbst Ron schien wohl aufzugehen, dass da jemand Interesse an Blaise bekundete. „Ist dann alles wieder in Ordnung?“, fragte Pansy schließlich atemlos und stellte damit die Frage, die sie doch alle bewegte. Draco nickte. „So weit das im Moment möglich ist. Ja. Denke ich.“ ~*~*~*~ Hermione begann zu strahlen. War ihr Lächeln zuvor schon da gewesen, leuchtete ihr Gesicht jetzt förmlich. „Da bin ich aber beruhigt.“ Sie seufzte. „Ich hatte richtig Angst.“ „Na, Hauptsache, ihr streitet euch nicht gleich wieder.“ Ron seufzte auch. „Irgendwie ist das anstrengend.“ Lachend legte Harry seinen Arm um die Schultern seines rothaarigen Freundes und schob ihn vorwärts, auf den Ausgang zu. „Es ist immer anstrengend zwischen den Fronten zu stehen. Wir bemühen uns, okay?“ „Das will ich hoffen!“, drohte Ron mit gehobener Augenbraue, dann lachte er, klemmte Harrys Kopf unter seinen Arm und strubbelte ihm durch das rabenschwarze Haar. „Ich hasse es, wenn ich mir überlegen muss, wer Recht hat und wer Unrecht, und mich entscheiden soll.“ Harry lachte, versuchte sich zu wehren und scheiterte einfach an der Größe und überlegenen Kraft seines Freundes. „Das wissen wir doch alle, dass du denkfaul…“ „Sprich nicht weiter!“, knurrte Ron und im nächsten Moment bohrte er seinen Finger in Harrys Ohr, dass der zu quietschen begann und ihm versicherte, dass genau das Gegenteil der Fall war und er sich doch beruhigen solle. Ron kannte einfach keine Gnade. ~*~*~*~ Draco sah den beiden grinsend zu und machte keinerlei Anstalten, sich in irgendeiner Art und Weise einzumischen und Harry zur Hilfe zu kommen. Der Junge wollte schließlich Voldemort töten - also sollte er auch mit seinem besten Freund fertig werden. Blaise lächelte Ginny zum Abschied zu. „Danke noch mal.“ Er wandte sich schon ab, um den anderen zu folgen, doch sie hielt ihn zurück. „Sehen... sehen wir uns beim Abendessen?“ Ihre Augen glänzten und ihre Wangen waren leicht gerötet. „Klar.“ Blaise nickte ihr zu und lief den anderen dann nach. „Mir scheint, da schwärmt jemand für dich.“, sagte Pansy trocken und piekste Blaise in die Seite. Dieser lächelte jedoch nur still und antwortete nicht. ~*~*~*~ Ron ließ Harry erst los, als dieser seine Finger in dessen Seite bohrte. Der Rotschopf gab ein Geräusch von sich, das an Ersticken erinnerte, dann konnte Harry sich aus seinem Arm befreien. „Mann. Wann bist du so stark geworden?“, keuchte er ein wenig außer Atem. „Ich war schon immer so stark.“ „Warst du nicht.“ „Na schön, ich war aber auch noch nie so alt wie jetzt.“ „Das hätte mich auch gewundert.“, mischte sich Hermione freundlich ein. Sie war glücklich. Die Spannungen in ihrer Gruppe, dieses Gefühl, dass alles zerbrach, was ihr wichtig geworden war, war verschwunden, es war entspannter, ruhiger, fröhlicher. Ron sah sie irritiert an. „Was?“ „Dass du schon mal älter warst.“ „Äh…“ Harry brach in Lachen aus. „Sie will damit sagen, dass du immer älter wirst, und wenn deine Rechnung aufgeht, warst du auch noch nie stärker. Das wolltest du doch sagen. Oder?“ Rons Verwirrung war komplett. „Wollte ich das?“ ~*~*~*~ Pansy kicherte hinter vorgehaltener Hand, während Blaise nur trocken meinte: „Ron, du hast zwar Kraft wie ein Bär, aber offenbar auch dessen Intellekt.“ Draco grinste nur. Er fühlte sich von allem noch etwas zu zerschlagen und brauchte noch Zeit. Zeit, um sich an diese Ausgelassenheit und Friedlichkeit wieder zu gewöhnen. Um innerlich wieder Ruhe zu finden. Er wusste gar nicht, dass er bei so etwas so lange brauchte, aber irgendwie war es wohl einfach so. So, wie er etwas gebraucht hatte, um sich an diese Gruppe zu gewöhnen. ~*~*~*~ Sie waren fast bei Hagrids Hütte, als Harry sich zurückfallen ließ und Dracos Hand nahm. Endlich war es wieder okay, ohne dass er das Gefühl hatte, Blaise auf den Schlips zu treten. Oder jedenfalls kam ihm das so vor. Die Raue-Pritsche hatte an diesem Tag beschlossen, ihnen mal etwas Gruseligeres zu zeigen als pinkfarbene Plüschies und Einhörner. Sie wartete mit Thestralen auf. Harry musste lächeln, als er daran dachte, dass es lustig werden könnte, wo die meisten Schüler diese Tiere nicht einmal sehen konnten. Es kam dazu, dass Theoretisches über die Wesen besprochen wurde, bevor Professor Raue-Pritsche Kleingruppen bildete, so dass jeder Schüler sich ein erfühltes Bild der friedlichen Wesen machen konnte, das er nicht sah. Harry hatte das Glück – oder Pech – sie zu sehen und konnte daher Ron und Hermione helfen, die noch keine Todeserfahrung hatten. Und außer ihm, Draco, und Neville konnte sonst keiner diese Wesen sehen. Und Neville hatte dazu noch eine höllische Angst vor ihnen, weil ihr schwarzhäutiges, drachenhaftes, skelettartiges Aussehen keinen so friedlichen Eindruck machte. Er weigerte sich strikt, an die Tiere heranzutreten und eines zu berühren, bis Harry ihm in dieser Hinsicht unterstützend unter die Arme griff. Am Ende wollte der mondgesichtige Junge sich gar nicht mehr von dem Tier trennen, das mindestens ebenso verschmust war wie er selbst. Harry grinste nur. Er war guter Laune und konnte sich gerade über nichts aufregen. Und um auch den letzten Rest Stress aus seinem Körper zu entfernen, wartete Snape am Abend noch auf ihn und etwas später… nun ja, da stand noch Dracos Versprechen vom Morgen an. Er freute sich schon jetzt. ~*~*~*~ Draco hatte Pansy und Blaise die Thestrale in aller Ruhe beschrieben. Er mochte ihren Anblick noch immer nicht und er konnte auch das Gefühl nicht leiden, als eines der Tiere an seinem Ärmel knabberte und von seiner Hand etwas Blut leckte, das von einem Kratzer stammte, den er sich wohl unbemerkt zugezogen haben musste. Endlich war der Unterricht vorbei. Endlich. Diese Tiere machten einen echt depressiv. Draco war froh, als er wieder zu Harry aufschließen und dessen Hand nehmen konnte. Jetzt stand jedoch als nächstes das Quidditchtraining an. Hoffentlich wurde das heute besser, ansonsten würde Montague wahrscheinlich durchdrehen. ~*~*~*~ Sie nahmen ein sehr frühes Abendbrot zu sich, nachdem Harry bei Mme Pomfrey gewesen war, die ehrlich erstaunt über seinen, Dracos und Blaises Zustand war, bevor sie wissend zu lächeln begann und ihm seinen Trank verabreichte. Sie hatten sich am Gryffindortisch niedergelassen, an Ginny denkend, die tatsächlich nur wenig später kam und sich dann schüchtern neben Blaise setzte. Rons Irritation und bösen Blick ignorierte sie, als sie – wie in den letzten Tagen selbstverständlich geworden – begann, Blaise zu füttern. Sie hatte ihren Spaß bei der Sache. Und Harry hatte ausnahmsweise Appetit, wenn auch nur auf kaltes Huhn und Ketchup. ~*~*~*~ Ginnys Fütterungsaktion sorgte dafür, dass die Zwillinge Blaise aufzogen, doch dieser konterte entsprechend und schnell war ein furioses Rededuell im Gange, das die Zuschauer ganz schwindelig werden ließ. Schließlich machte Ron dem Ganzen ein Ende, indem er George einen Apfel in den Mund steckte und Fred eine Kartoffel. Das brachte die anderen am Tisch erst recht zum Lachen. Ginny prustete Tee über den Tisch, was sie sofort knallrot anlaufen ließ, und Montague sprenkelte sein Gegenüber - Goyle - mit Pudding. Dann ging es weiter zum Training. Lupin war begeistert über die Konzentration, welche die drei Slytherins Pansy, Blaise und Draco an den Tag legten. Das war absolut kein Vergleich zu gestern! Und entsprechend scheuchte er sie. Am Ende hatten sie fünf neue Zauber gelernt und waren vollkommen ausgepowert. Entsprechend erledigt fühlte sich Draco, als er sich von den beiden Freunden verabschiedet hatte und seine Runde drehte. Er war froh, als er endlich den Raum der Wünsche erreichte - und dann verharrte er. Er wusste nicht, welchen Raum er aufrufen sollte. Mit einem leisen Seufzen ließ er sich unter dem Trollbild gegen die Wand sinken und wartete auf Harry. ~*~*~*~ Harry musste allmählich zugeben, dass Snape ihm unheimlich wurde. Der schwarzhaarige Mann hatte ihn gejagt, hatte mit der Zeit immer schwerer erkennbare Zauber gewählt zu jenen, die Harry schon kannte, hatte schneller zu zaubern begonnen, als der Junge besser wurde. Es war anstrengend und Harry hatte einmal das Pech, dass Snape ihn direkt vor seinem eigenen Zauber retten musste, weil er von einem besonders fiesen Angriff getroffen worden war. Der Heiltrank schmeckte scheußlich. Allerdings gab es kurz danach den beinahe schon erlösenden Ausgleich gegen diesen Geschmack. Auch diesmal hatte Snape so eine Art Kaffeeklatsch geplant, in dem er ihm die Fehler des heutigen Tages offen darlegte, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Diesmal gab es Vanillemilch und Zitronenkekse. Und er lobte ihn! Weil er einen besonders schweren Zauber geblockt hatte, ohne nachzudenken. Und für das nächste Training hatte er beschlossen, dass Harry Angriffslücken nutzen sollte. Er sollte sich mental darauf vorbereiten. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Won't open my mouth, You know what I'll say It hurts me that it's gotta be this way I can no longer hide God knows I've tried I held on as long as I could If I could change it, I would This is the way I am, And this is what I do. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: *diedreijungsundshi-chanandenhändennehm* *imkreishops* Harmonie, Harmonie, Harmonie! *träller* Ich liebe Harmonie ! Shi: *lach* Harmoniesuchtie! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)