Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Helferlein Hermione ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 111: Helferlein Hermione Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls – You never know Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 111: Helferlein Hermione Der nächste Morgen begann gemütlich. Sie trafen sich am Gryffindortisch, Pansy erzählte ihnen, dass Snape sie am Morgen tatsächlich einigermaßen freundlich gegrüßt hatte, während er kaschieren wollte, dass er vor den beiden Katzen floh, die momentan unter dem Tisch zu seinen Füßen saßen. Woher die kamen, konnte sie nicht sagen, es fehlten keine Schüler mehr. Und Harry hatte die Karte oben im Raum der Wünsche, weswegen sie auch nicht nachschauen konnten. Die Atmosphäre war gelassen in der Großen Halle. Irgendwie hatten sich die Schüler schnell daran gewöhnt, dass die Sitzordnung aufgehoben worden war. Remus wurde mit seltsamen Blicken bedacht, aber das interessierte ihn wenig. Stattdessen unterhielt er sich angeregt mit Tonks, die wild gestikulierte. Er schien sich darüber zu amüsieren, während Snape immer wieder die Augen verdrehte und so weit wie möglich Abstand genommen hatte, damit sein Tee nicht darunter litt. Ron war in dieser Friedlichkeit ein bisschen fehl am Platze, denn er musterte die drei Jungen ihm gegenüber mit abwägenden, misstrauischen Blicken. Irgendwas hatte sich zwischen ihnen geändert. Harry wirkte nicht minder still als zuvor, aber irgendwas… Und weil er es im Endeffekt nicht an irgendetwas festmachen konnte, stopfte er sich seine Brote in den Mund und starrte böse vor sich hin. In Kräuterkunde beschäftigten sie sich mit den netten blauen Blumen, die sie letztens aus dem Wasser gefischt hatten, wobei sich herausstellte, dass sie wirklich schmackhaft waren und als Neutralisator bei Vergiftungen und engerem Kontakt mit der Tapimaflechte wirkten. Sehr nützlich, weil diese Flechte im Amazonas wuchs und aus diesem Grunde wohl kaum jemand je mit ihr in Berührung kommen würde. Zauberkunst war nicht ganz so langweilig – sie lernten einen Zauber zum Polstern von Stühlen oder Wänden oder dergleichen. Sehr nützlich, wenn sie an ihr Flugtraining dachten. Ron bekam es auf die Reihe und polsterte seinen Fuß, was für Freude bei ihm sorgte, als er seine Tasche darauf fallen ließ und es nicht wehtat. Und mittags zogen sie sich in ihren Raum zurück, nachdem sie beim Mittagessen vorbei gesehen hatten. Blaise hatte wieder seinen Aushilfsjob bei Mme Pomfrey bezogen und der Rest kauerte nun über einem kleinen Zettel, den ihnen eine Eule geschickt hatte. Ihr neuer Stundenplan stand darauf und es war keine Kleinigkeit, was ihnen da ins Haus stand. Sie hatten beinahe jeden Tag volles Haus. Ab siebzehn Uhr waren sie jeder mit einem anderen Lehrer beschäftigt, der ihnen andere Dinge beibrachte. Hauptsächlich praktisches Training. Hermione war verzweifelt, wollte wissen, wann sie dann noch ihre Hausaufgaben machen sollte, zumal das ja auch noch nicht alles war. Ron war ebenfalls verzweifelt, weil ihm seine Freizeit flöten ging, und die anderen schwiegen erschlagen. Nur Harry war sogar zufrieden. Er hatte endlich das Gefühl, dass sie etwas taten. ~*~*~*~ Draco nahm den Plan hin und betrachtete ihn als notwendig, während Pansy ihn mit ähnlichem Pragmatismus annahm. Sie lernten noch einige einfachere Ablenkungszauber, die Harry aus der Bibliothek mitgebracht hatte, dann war schon Zeit für den Nachmittagsunterricht. In Pflege magischer Geschöpfe hatten sie es diesmal mit einem schwarzen Einhorn zu tun, das generell nur von Mädchen berührt werden wollte. Eine Laune der Natur, wie Professor Raue-Pritsche erklärte. Es hatte für die Jungs den Nebeneffekt, dass sie sich nicht weiter um den Unterricht kümmern und schlichtweg ein paar kleinere Notizen machen mussten. Draco entging nicht, dass Ron ihm, Harry und Blaise immer wieder Seitenblicke zuwarf und die Stirn runzelte. Irgendetwas schien den Rotschopf zu beschäftigen. Nach dem Unterricht hatten sie endlich etwas Freizeit. Allerdings nicht lange. Hermione nahm Blaise bald beiseite und verschwand mit ihm in die Bibliothek, um sich weiter dem Rätsel um Riddles Namen zu widmen. Dabei riet sie den verbliebenen vier, dass sie sich bis Astronomie doch um einige sinnvolle Zauber kümmern und vielleicht ein paar Hausaufgaben machen sollten. ~*~*~*~ Sie machten sich wieder einmal daran, die Formeln für den Namenscode von Anfang an durchzugehen, denn sie waren irgendwie an einem toten Punkt angekommen. Hermione wunderte das ein bisschen, denn eigentlich hatte sie sonst mit den anderen Namen in ihrer Klassenstufe oder denen ihrer Eltern keine Probleme gehabt, wobei bei ihren Eltern faszinierenderweise tatsächlich Muggel herausgekommen war. Aber jetzt hatte sie irgendwie keinen Nerv dafür. Sie war neugierig. Auch ihr war aufgefallen, dass da etwas anders war als noch am gestrigen Tag und Blaise wirkte so unruhig. „Blaise, erzähl!“, forderte sie nach zehn Minuten schweigendem Rechnen schließlich. „Du willst doch etwas sagen, oder?“ ~*~*~*~ Blaise hob den Kopf und lächelte das Gryffindormädchen unsicher an. Er war sich nicht sicher, wie er anfangen sollte. Wenn er das gewusst hätte, dann hätte er das längst getan. Was sollte er denn sagen? Etwa direkt: Mione, wir hatten Sex zu dritt und ich habe keine Ahnung, was ich darüber denken soll? Das dürfte sogar für sie etwas viel sein. Mal abgesehen davon, dass das doch einen reichlich intimen Bereich berührte. Der Slytherin seufzte leise. „Ich weiß nicht, was ich über das alles denken soll, Mione.“ Er stützte das Kinn in die Hände und starrte auf die Bücherregale neben ihnen. Sie hatten einen abgelegenen Tisch gewählt, um ihre Ruhe zu haben und hier war es auch wirklich ruhig. „Ich... Wir... sind uns sehr nahe gekommen. Alle drei. Und es war... wirklich schön... Aber...“ Er seufzte erneut und blickte zur Seite, um sie anzusehen. Ein schiefes Lächeln huschte über sein Gesicht, das seine Hilflosigkeit nur allzu deutlich zum Ausdruck brachte. ~*~*~*~ Sie blickte ihn an. Sehr nahe? Alle drei? „Aber das ist doch toll! Das wolltest du doch, oder etwa nicht?“ Freundlich spiegelte sie seine Geste, sodass ihre Haare durch die noch nicht ganz trockene Tinte der letzten Rechnung wischten. Was sie ein wenig wunderte, war, dass Harry sich jetzt doch darauf eingelassen hatte. Okay, seit seinem Zusammenbruch in der letzten Woche hatte er sich nicht mehr dazu geäußert oder etwas gesagt, im Gegenteil schien er sich damit arrangiert zu haben, aber dennoch - sie schätzte ihn ein wenig anders ein. Ein bisschen mehr auf einen fixiert. ~*~*~*~ Blaise zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich... Ja. Irgendwie schon. Aber ich weiß nicht, ob das richtig ist.“ Er seufzte erneut und starrte auf das Pergament neben ihm. Durchgestrichene Buchstaben und Zahlen standen darauf. Ein Ergebnis hatte es wieder nicht gebracht. „Ich weiß nicht, ob sich das richtig anfühlt, Hermione. Ich weiß es einfach nicht. Und ich habe Angst, dass ich mich weiter darauf einlasse und am Ende nichts tun kann, als mir das Herz rausreißen, damit ich das irgendwie überstehe. Verstehst du?“ ~*~*~*~ Hermione nickte, sah ebenfalls auf ihr Papier. Sie verstand es. Wenn die drei wirklich das getan hatten, was sie dachte, dann verstand sie, was er befürchtete. Es würde nie mehr werden als jetzt. Harry und Draco zu trennen oder auch nur annähernd etwas Ähnliches von einem von beiden zu erhalten, was der eine für den anderen empfand… Sie konnte sich nicht vorstellen, dass man für zwei Menschen eine so tiefe Liebe empfinden konnte. Dass es jemanden gab, der dazu fähig war. Und wenn Blaise sich trotzdem unsicher fühlte, dann war das nicht gut. Weil es ihm dann immer noch nicht gut ging. Außerdem wusste sie – oder glaubte zu wissen – dass seine Befürchtungen, sein Instinkt ihn nicht belogen. Wenn sie da an Harry dachte… „Was willst du jetzt tun?“, fragte sie leise. Zu gerne würde sie es ihm erzählen, sie würde ihn dadurch retten und Harry auch. Aber durfte man sich einmischen in solcherlei Dinge? ~*~*~*~ „Ich weiß es nicht.“, antwortete Blaise heiser und drückte die Stirn gegen die Hände. „Ich bin mir ja noch nicht einmal sicher, warum das geschehen ist. Ob das einfach nur der Moment war oder... ob da mehr ist. Ich meine... Es ist doch eindeutig, dass wir auch so nicht wirklich miteinander umzugehen wissen. Wir sitzen als Freunde nebeneinander und wenn die Tür zufällt, passiert so etwas!“ Er brach ab, hob den Kopf und starrte ins Leere. „Es wäre wohl am besten, das zu thematisieren, aber... ich habe Angst vor der Antwort.“ ~*~*~*~ Hermione nickte nur. „Ich weiß.“ Sie fühlte sich so schwach. Und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Sie wollte ihm so gerne helfen, aber wie? ~*~*~*~ Blaise rutschte auf dem Stuhl nach hinten, legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke empor. Das Richtige zu tun, das war vermutlich immer schwer. Es war so schwer, wie das, was sie im Moment taten. Sie bewegten sich jetzt bereits alle an der Grenze zur Überforderung und durch den weiteren Trainingsplan würde das nur noch schlimmer werden. Nur noch mehr. „Mione... Kann man überhaupt zwei Menschen lieben?“ ~*~*~*~ Das braunhaarige Mädchen zuckte mit den Schultern. „Ich könnte es nicht. Nicht so, wie du es meinst.“, erklärte sie, lächelte schwach. „Ron könnte es unter Garantie auch nicht. Dazu ist er zu engstirnig. Die beiden, die du meinst… Ich habe keine Ahnung.“ So war es doch. Sie konnte vermuten, aber damit würde sie ihm die Hoffnungen nehmen. „Ich…“ Sie verstummte wieder. Irgendwie hatte sie gerade richtig Probleme, die richtigen Worte zu finden. Wie konnte sie ihm sagen, was sie dachte? Was Harry ihr gesagt hatte? ~*~*~*~ „Du willst sagen, dass du es für unmöglich hältst, oder?“ Blaises Antwort war leise und seine dunklen Augen schimmerten tief, als er sie auf Hermione richtete. „Vielleicht bin ich damit wirklich allein. Vielleicht... Vielleicht irre ich mich auch. Vielleicht ist das alles Wahnsinn.“ ~*~*~*~ Sie schüttelte den Kopf. Noch immer konnte sie ihn nicht ansehen. „Draco liebt dich wirklich. Nicht mehr nur als Freund.“, erklärte sie ihm. „Das ist klar, seit eurem Spiel…“ Letztendlich sah sie auf. „Blaise, es ist möglich, zwei Menschen gleichermaßen zu lieben. Es ist möglich, für zwei Menschen Begehren zu empfinden. Aber selbst du zweifelst, ob das bei euch gut gehen kann. Wenn du davon nicht überzeugt sein kannst, wie sollen denn die anderen darauf reagieren? Ich habe gesehen, wie du dich zurückhältst. Ich habe gesehen, wie du dich ein wenig von ihnen absonderst. So können sie das auch nicht lernen. Verstehst du nicht, dass es im Grunde von dir abhängt? So hart das auch klingen mag. Sie sind auch alleine glücklich. Wenn daraus etwas werden soll, dann musst du die Initiative ergreifen, sonst wird das niemals irgendwas, verstehst du das?“ Sie weinte fast. ~*~*~*~ Blaise blickte sie an und streckte die Hand aus, um ihr über die Wange zu streicheln. „Ich werde es versuchen.“ Er seufzte tief. „Vermutlich ist das die einzige Chance. Aber ich fürchte, uns dreien wehzutun. Wirklich wehzutun. Weil... Harry nicht so empfindet. Ich glaube es nicht. Er... mag mich. Sogar sehr. Aber darauf beschränkt es sich.“ Er lächelte traurig. „So ist es doch, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Sie starrte ihn an. Er wusste das? Er wusste es schon längst! Und sie… Hermione merkte erst, dass sie weinte, als die erste Träne über ihre Wange rann. Noch immer starrte sie ihn an, unfähig, irgendwas zu tun oder zu sagen. Sie wollte ihn nicht länger belügen, aber sie konnte auch nichts sagen, was sie nicht wirklich wusste, konnte Harry nicht verraten, der sich dabei doch etwas denken musste. Oder vielleicht sogar seine Meinung geändert hatte. Sie holte tief und zitternd Luft. Zweimal, dann nahm sie ihre Tasche und das Buch, klappte es zu. „Es tut mir Leid, Blaise. Ich weiß es auch nicht. Ich… Entschuldige!“ Damit drehte sie sich um. Sie war mit dieser Situation vollkommen überfordert. Tränen rannen über ihr Gesicht und sie ergriff die Flucht, während ein Freund mit wirklichen Problemen allein blieb und mit sich selbst fertig werden musste. Es tat ihr ja leid, aber es ging einfach nicht anders. Sie musste jetzt hier weg! ~*~*~*~ Blaise blickte ihr noch nach, als sie längst zwischen den Regalen verschwunden war. Dann lehnte er sich nach vorne und legte den Kopf auf die Arme. Er hatte keine Ahnung, was er denken sollte. Er wusste es einfach nicht. Er wusste nur, dass die Erkenntnis wehtat. Und dass er vielleicht Konsequenzen daraus ziehen sollte, ehe noch tiefere Wunden geschlagen wurden. Doch er wusste nicht, ob er das schaffte. Oder ob er doch so dumm sein und sich dieser Illusion hingeben würde. ~*~*~*~ Hermione fing Harry nach dem Astronomieunterricht ab. Sie lächelte ihm freundlich zu, packte dann seine Hand und zog ihn entschlossen mit sich. „Ich wollte dich fragen, ob das wirklich für dich okay ist.“, fiel sie mit der Tür ins Haus und warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. „Das mit Blaise.“ Harry sah zu ihr hinüber, zuckte mit den Achseln. „Ja. Sicher.“ Er lächelte sie an. „Warum nicht?“ „Weil sich das vor ein paar Tagen noch ganz anders angehört hat.“, erklärte sie leicht aufgebracht, während sie rechts abbogen. „Da hast du gesagt, du wärst eifersüchtig und würdest das nicht ertragen!“ „Aber jetzt ist es in Ordnung so. Es…“ Das Mädchen blickte ihn an. „Du lügst. Nicht wahr? Du lügst mir ins Gesicht.“ Harry starrte zurück. Leichtes Entsetzen spiegelte sich auf seinem Gesicht. Wie hatte sie…? „Du lächelst immer. Immer, wenn du lügst, wird dein Lächeln so tief, dass man dir einfach glauben muss!“, kam sie mit trockenen Worten seiner Frage zuvor. „Weißt du eigentlich, wie man sich da vorkommt?“ Schon wieder war sie kurz davor zu weinen. An diesem Tag war sie wirklich nah am Wasser gebaut. Schrecklich nah. „Du schließt uns aus deinen Gedanken aus. Dabei hast du mir vor kurzem noch gesagt, dass du es nicht erträgst, wenn du sie zusammen siehst. Und jetzt spielst du uns allen vor, dass es für dich okay ist!“ Harrys Lächeln verschwand. Augenblicklich. „Es ist besser so.“, erklärte er ihr. „So fühlt sich keiner zurückgestoßen oder einsam.“ Hermione biss sich auf die Lippe, ihre Augen brannten. Was redete er denn da? Wovon bitte redete er? Es war doch so was von offensichtlich, dass er selbst einsam war. Dass er sich selbst damit ins Fleisch schnitt! Sie konnte einfach nichts sagen. Gar nichts. Sie war schlichtweg unfähig dazu. Langsam ging Harry zwei Schritte rückwärts und lehnte sich gegen die Wand. „Hast du vor, es ihnen zu sagen?“, fragte er leise, blickte sie an. Seine Augen waren so dunkel… Hermione lächelte schmerzlich. „Blaise weiß es längst.“ Sein Kopf hob sich einen Moment, erschrocken beinahe, dann schloss er die Augen, versenkte die Hände in den Umhangtaschen und wandte den Kopf ab. Das tat weh. Denn es bedeutete, dass er doch nicht glücklich sein konnte. „Harry. Du musst es ihnen sagen!“, rief Hermione eindringlich. „Sie haben beide ein Recht darauf, das zu erfahren. Es kommt irgendwann heraus. Ganz sicher! Und dann… Harry. Sie werden nicht verstehen, warum du sie belogen hast. Gerade mit so einer Sache! Verstehst du das denn nicht?“ Der Junge-der-lebt reagierte nicht. „Harry! Du…“ „Es ist besser so, Mione.“ Seine Stimme schnitt dunkel durch die Stille des Ganges. „Solange es von den beiden aus funktioniert, ist es besser so.“ Das Mädchen keuchte, schluckte die Tränen noch einmal hinunter. „Harry, das ist nicht wahr! Das weißt du genau! Sie mögen einander lieben, aber ohne dich können sie da niemals glücklich werden! Sie werden es beide wissen. Irgendwie werden sie…“ „Hast du mal überlegt, wie lange das noch so geht?“ Wieder unterbrach er sie. „Na, ich dachte…“ Sie stockte. Was sollte das? Was redete er da? „Ich dachte, du und Draco, ihr… Für immer.“ „Für immer. Bis zum Tod.“ Er machte ihr Angst. Definitiv. Harry machte ihr Angst. „Harry?“ „Hermione, du kennst die Worte. ‚Der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt’ Hast du dir mal überlegt, was wäre, wenn sie gar nicht von Voldemort sprechen, sondern von mir? Draco wäre alleine. Ich wäre tot, weil ich es nicht geschafft habe. Ich hätte mein Versprechen gebrochen. Draco würde vollkommen verzweifeln. So wie ich verzweifeln würde, wenn ich ihn so verlieren würde. Da ist es doch hundertmal besser, wenn er noch Blaise hat. Wie lange noch? ‚Zwischen Regen und Schnee’, irgendwann in den nächsten zwei Monaten wird das Ministerium fallen. Dann kämpfen wir gegen ihn. Dann werde ich ihm gegenüberstehen…“ Auf seine Lippen legte sich ein verächtliches Lächeln, als er sich von der Wand abstieß. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich eine Chance gegen ihn habe. Der Mann ist nicht umsonst Slytherins Erbe. Er hat nicht umsonst nur einen echten Feind. Er fürchtet doch nicht umsonst nur Dumbledore. Was kann ein kleiner Junge wie ich schon gegen dieses Monster ausrichten? Klar, ich werde ihm entgegentreten. Ich renne nicht weg, weil es sein kann, dass du Unrecht hast, aber… Mal ehrlich. Du irrst dich selten. Ich werde ihn nicht töten können. Ich kenne keinen Fluch, der es mir erlaubt, ihn umzubringen und das zu überleben. Keinen, den ich wirken kann, nach deiner Theorie.“ Er lachte trocken. „Es ist besser, ich spiele den beiden ein paar Wochen etwas vor, bis es mich erwischt, und Draco ist dann eben nicht allein, als wenn er mir am Ende noch folgen will.“ Er wandte sich um, blickte sie aber über die Schulter hinweg noch einmal an. „Sieh es nicht falsch. Ich will nicht mehr sterben, aber irgendwie sollte man schon realistisch bleiben.“ Hermione starrte ihn an, ohne etwas sagen zu können. Sie konnte ihn auch nicht aufhalten, als er sich endgültig zum Gehen wandte und um eine Biegung verschwand. Jetzt weinte sie wirklich wieder. Es war schwer zu begreifen, dass Harry die Hoffnung aufgegeben hatte, obwohl sie so hart dafür trainierten, damit sie es schafften. Und seine Worte hatten so endgültig geklungen… Sie waren so vollkommen einleuchtend gewesen, dass sie nichts mehr dazu sagen konnte. Wie konnte sie ihn daran hindern, seinen Freund im Falle eines Falles davor zu retten, ihm in den Tod zu folgen? Ihre Beine gaben unter ihrem Körper nach und sie begann zu schluchzen. Das war doch alles nicht wahr! Warum musste der, auf den sich alle Hoffnungen bündelten, dem sogar Dumbledore noch genügend vertraute, dass er ihn in den Krieg schicken würde, die Hoffnung verlieren? Warum musste gerade der, der ihnen immer Stärke vermittelte, plötzlich genau das Gegenteil davon sagen, was er sonst immer tat? Warum? Wieder schluchzte sie und barg das Gesicht in den Händen. Warum gerade jetzt? ~*~*~*~ Blaise stand starr an die Wand gepresst da. Er war spät von dem Turm losgegangen, hatte Draco mit Pansy vorgehen lassen und einen anderen Weg genommen, als er dann Hermiones und Harrys Stimmen gehört hatte. Er hatte nichts anderes tun können, als zuzuhören. Und nun fühlte er sich, als wenn man ihn in eiskaltes Wasser getaucht und ihn anschließend einem Drachen zum Grillen vorgesetzt hätte. Matt rutschte er an der Wand entlang auf den Boden. Dieser Idiot! Dieser verdammte Idiot! Wie konnte er nur so sein? Wie konnte er nur so idiotisch sein und alles einfach so aufgeben. Es war so dumm. Aber es machte ihm klar, was er tun musste. Was absolut notwendig war. Weil er Harry eben doch auch liebte. Und egal, wie dieser Kampf ausgehen mochte. Er wollte es nicht so! Langsam stand er auf. Es schien nicht, als wenn jemand kam und Hermione tröstete. Er wollte gehen, aber er konnte nicht so gehen. Sein Herz war zwar gerade zerrissen und in kleine Stücke gefetzt worden, aber es war nicht ihre Schuld. Seine Augen brannten, als er auf sie zuging und neben ihr auf die Knie fiel, sie sachte in seine Arme zog und ihr den Rücken streichelte. „Ganz ruhig, Mione. Ganz ruhig.“, murmelte er weich und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. Er wusste nicht, wie er sie trösten sollte, wenn in ihm selbst gerade alles in Fetzen hing. ~*~*~*~ Hermione ächzte erschrocken auf, als sie ihn erkannte, denn es dauerte nur kurz, bis sie begriff, dass er alles mitbekommen hatte. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, drückte ihre Stirn gegen seine Schulter. Er tat ihr so sehr Leid. Harrys Worte mussten so tief in ihn geschnitten haben! Dennoch konnte sie nicht ein Wort sagen. Sie konnte ihm nur Nähe geben, Trost aus Berührung. So wie er sie ihr gab. ~*~*~*~ Blaise drückte sie an sich. Auch er schwieg nun, fand keine weiteren Worte. Die Tränen in seinen Augen konnte er nicht mehr unterdrücken. Ein heiseres Schluchzen entwich ihm, dann presste er das Gesicht gegen Hermiones Schulter, presste sie noch fester an sich und spürte, wie ihm der Boden endgültig wegglitt. ~*~*~*~ Harry wanderte mit hochgezogenen Schultern und seinen Händen noch immer in den Taschen durch den Gang, der sich vor ihm auftat. Er war aufgewühlt, wusste nicht, warum er Hermione das alles gesagt hatte. Im Grunde hatte er das nicht tun wollen. Im Grunde hatte er seine eigene Angst und Hoffnungslosigkeit niemandem auflasten wollen. Zumal sie es hundertprozentig den anderen sagen würde. Er konnte im Grunde nur hoffen, dass sie das wegließ, was er ihr über Draco und Blaise gesagt hatte. Es wäre tatsächlich fatal, wenn Draco davon erfuhr, dass er ihn belogen hatte und das Versprechen, das sie einander gegeben hatten, wahrscheinlich nicht zu halten war. Wer wusste schon, wie sehr es ihm wehtat, ob er ihm das verzeihen konnte. Und Blaise… der musste sich ja auch seltsam vorkommen. Also war es wirklich besser, wenn sie das nicht erfuhren. Er kam an Stufen, die er ohne nachzudenken hinauflief. Stufe für Stufe. Langsam wie ein alter Mann. Die Eulerei war kalt und zugig wie immer, als er sie betrat, die Eulen waren fast alle ausgeflogen, Beute suchen. Hedwig auch. Schade eigentlich. Er hätte jetzt gern ein wenig ihre Gesellschaft gehabt. Sie stellte keine Fragen. Irgendwie kam er zu dem Entschluss, auf sie zu warten. Er setzte sich auf eines der Fenstersimse, beachtete die weißen Ablagerungen dort nicht, und starrte in die klare, eiskalte Nacht hinaus. Er nahm sie kaum wahr, war es doch in etwa das, was er in sich fühlte. So, wie er gerade war, konnte er weder Blaise noch Draco unter die Augen treten. Blaise nicht, weil er sich ihm gegenüber wie ein Verräter fühlte, jetzt, wo er es ausgesprochen hatte, erst recht und angesichts der letzten Nacht… Er schauderte. Und Draco bemerkte eh immer, wenn etwas nicht stimmte. Und so aufgewühlt, wie er im Moment war, konnte er kaum das verstecken, was so offensichtlich in ihm war, seit er Hermione davon erzählt hatte. Sein Blick in die Ferne verschleierte sich immer mehr, als seine Gedanken abdrifteten und er ganz allmählich in einen Nebeltraum abglitt, der Schlaf glich. ~*~*~*~ Draco und Pansy hatten gemeinsam ihre Runde gedreht und über einige Tränke diskutiert, die sie für ihr Vorhaben würden brauen müssen und die viel Zeiten kosten würden. Dann war der Blonde in den Raum der Wünsche gegangen. Er hatte erwartet, Blaise und Harry dort vorzufinden, aber dem war nicht so. Es war spät und da war ihre Abwesenheit noch seltsamer, als sie es ohnehin schon gewesen wäre. Er ließ sich auf das Bett fallen und wartete. Nach zwanzig Minuten verlor er die Geduld. Kurz überlegte er, das Gedankenbuch zu verwenden, aber dann verzichtete er doch darauf. Soweit er sich erinnerte, bewahrte Harry die Rumtreiberkarte bei seinen Socken auf. Er kramte sie hervor und schlug sie auf. Mit einem Tippen seines Zauberstabs und den Worten, die Harry benutzt hatte, um sie zu aktivieren, brachte er sie dazu, ihm die Orte aller Anwesenden im Schloss zu zeigen. Harry war in der Eulerei. Allein. Und Blaise... Er war in der Nähe des Astronomieturms, gemeinsam mit Hermione. Draco blickte zu seiner Tasche hinüber. Vielleicht sollte er das Gedankenbuch nehmen, aber... Nein. Er stand unruhig auf und kümmerte sich um die Tränke. Das war es, was er gerade tun konnte. Dennoch wanderte sein Blick ständig zur Uhr - und zur Tür. Irgendwann tauchte Blaise auf. Seine Augen waren rot und Draco wollten ihn fragen, was geschehen war, doch der Schwarzhaarige verschwand mit einem Abwinken im Bad und ließ die Dusche eine halbe Stunde laufen. Danach warf er sich auf das Bett und sah Draco zu, wie er sich weiterhin um die Tränke bemühte. Letztlich war aber nichts mehr zu tun. Er wartete nur noch darauf, dass Harry kam. Genau wie Blaise. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Dumbledore stieg langsam die Treppen empor und verharrte, als er den Wohnraum der Eulen betrat. Einige begrüßten ihn glucksend, doch er schenkte ihnen keinen Blick. Seine Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf den schlafenden Jungen auf der Fensterbank. Hedwig hockte mittlerweile neben ihm und hatte sich an ihn geschmiegt, doch sie vermochte ihm kaum genügend Wärme zu geben. Der Schulleiter blieb neben ihm stehen und strich ihm über die Wange. Sie war bereits eiskalt. Poppy würde ausrasten, wenn sie das hier wüsste. Aber sie würde es niemals erfahren. Mit einem nachsichtigen Lächeln nahm Dumbledore den Jungen auf seine Arme. Ein Zauber hätte es auch getan, aber so konnte er wenigstens noch etwas Körperwärme und Nähe spenden. Schien, als wenn Harry das gerade wirklich nötig hätte. Langsam ging er den Weg zurück in die Schule. Filch lief ihm in der Nähe des Portals über den Weg. Die Augen des Hausmeisters weiteten sich und er freute sich schon darauf, einem Schüler eine böse Strafe für das Herumlungern in den Gängen nach der Sperrstunde zu geben, doch Dumbledore winkte ab. Leise schritt er durch die Korridore der Schule, bis er bei dem Bild mit dem hässlichen Troll angelangt war. Er hob den Zauberstab und klopfte nachdrücklich gegen das Bild, was den Troll dazu brachte, eine Pirouette zu drehen. Draco in jenem Zimmer schreckte auf, als er das Klopfen hörte. Er war im Sessel eingenickt, während Blaise noch immer auf dem Bett lag und Löcher in die Luft starrte. Zögernd stand er auf. Snape war es, der vielleicht vor der Tür stehen konnte... Kurz überlegte er, auf der Karte nachzusehen, doch dafür hatte er einfach nicht die Nerven. Kurzentschlossen öffnete er die Tür - und erstarrte. „Ah, Draco. Nimmst du ihn? Er sollte dringend ins Bett. Hat in der Eulerei geschlafen.“ Mit diesen Worten drückte Dumbledore dem verblüfften Slytherin den schlafenden Jungen in die Arme. Lächelnd und einen Gute-Nacht-Gruß murmelnd wandte er sich ab und ließ Draco verwirrt zurück. Der Slytherin wandte sich um, schob die Tür mit dem Fuß zu und trug Harry zum Bett. „Kannst du mir mal sagen, was eigentlich passiert ist?“, wandte er sich nun an Blaise. Sein Gesicht war blass und deutlich gezeichnet von der Verwirrung, die er empfand. Blaise schüttelte den Kopf. „Wenn Harry wieder wach ist. Also morgen. Vorher wäre das nicht fair.“ Draco seufzte leise, streifte seine Kleidung bis auf die Boxershorts ab, zog Harry ebenfalls bis auf diese aus, zog ihm den Schlafanzug über und kuschelte sich dann neben die beiden ins Bett. Er konnte den traurigen Ausdruck in Blaises Augen sehen, als sich dieser eng gegen Harry schmiegte. Aber er fragte nicht mehr nach. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Now, everyone gets angry I feel it when you're holdin' me But in the right place, at the right time, to the right degree It's a breeding ground For the pain I've found From dealin' with your scene And you know that ain't easy That ain't easy ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Katastrophe... Was anderes kann man kaum sagen, oder? Shi-chan: *inhändeklatscht* *rumhüpft* Alles geht in die Brüche, alles zerfällt! *freu* Brennt, brennt! Dann hab ich Spaß! Brennt, bis nichts mehr von euch übrig ist! *manischlacht* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)