Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Auf dem Thestral ---------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 83: Auf dem Thestral Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Rob Thomas – Little Wonders. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 83: Auf dem Thestral Das Aufwachen am nächsten Morgen war die Hölle. Sie waren lange wach gewesen, verdammt lange, und entsprechend war es wirklich böse, als der Wecker klingelte. Es dauerte lange, bis sie sich aufgerappelt hatten, aber angesichts der Tatsache, dass Draco diese Woche schon einmal das Training versäumt hatte, war ein weiteres Fehlen eher nicht angeraten. Montague hatte sich ja schon das letzte Mal tierisch aufgeregt... Und so rafften sie sich beide auf. Beide, denn Harry bestand wieder einmal darauf, mitzukommen. Das Training ging mit den üblichen dummen Bemerkungen von Warrington und Pucey über die Bühne, wobei augenfällig wurde, dass Warrington Blaise wirklich mied. Irgendwann murmelte er etwas von „psychopathischem Schoßhündchen“, was dem schwarzhaarigen Jungen jedoch nur ein müdes Lächeln entlockte. Frühstück und Unterricht gingen glatt über die Bühne, wie gewohnt einfach. Dann folgte Snapes Extrastrafarbeitentraining für Draco und Harry. Und er schenkte ihnen nichts. Mit gewohnter Sturheit rannte er gegen die Türen in ihrem Inneren an und zur Abwechslung suchte er mal wieder nach peinlichen und unangenehmen Erinnerungen, wobei er sich in diesem Fall sehr hartnäckig darauf konzentrierte, sie beide in prekären Situationen zu erwischen – was ihm jedoch zu seiner Frustration schlichtweg nicht gelang. Unwillkürlich hatten sie beide diese Erinnerungen mit in die gedankliche Version des Raums der Wünsche gesperrt. Und an dessen Tür hing ein großes Schild ‚Zutritt verboten’. Auf das Training mit Snape folgte das Mittagessen unter den Weiden, bei dem die beiden Jungen schlichtweg erledigt aneinanderlehnten. Die anderen vier kümmerten sich um ihre Hausaufgaben und Hermione war so nett, ihnen dabei etwas auf die Sprünge zu helfen. Sie ließ Ron sogar ein paar Sätze aus einem ihrer Aufsätze abschreiben. Das Training bei Tonks war ähnlich nervenaufreibend. Sie hatte wieder einen netten Spruch ausgesucht, diesmal sogar etwas eher Harmloseres. So besorgt, wie sie bei Harry stand und Draco immer wieder musterte, machte ihr das Ereignis vom letzten Samstag noch zu schaffen. Draco auch. Und so waren seine Zauber eher schwach und verpufften leicht an Harrys Schutzzauber. Es ging nicht. Er war absolut nicht in der Lage, diese Zauber gegen Harry zu wenden. Das war keine Frage der Disziplin... Nein, eher eine Frage des Könnens, des Willens. Jedem anderen gegenüber konnte er problemlos die Kontrolle verlieren und die Schwarze Magie mächtig werden lassen, aber nicht gegenüber Harry. Draco fragte sich nur, wie dieses Training so dann noch Sinn machen sollte... Er war müde und ihm war trotzdem kalt, als sie endlich aus diesem Büro herauskamen. Und jetzt wartete noch Hermione auf sie... Wunderbar. Das war heute echt ein beschissener Marathon. ~*~*~*~ Harry war ebenfalls ziemlich geschafft, aber er war immer noch der festen Meinung, dass das wichtig war für ihn. Sein Wille stärker zu werden war noch immer ungebrochen. Lächelnd zog er Draco in die Arme. Er wusste, dass er noch müder sein musste als er selbst, aber noch war es nicht vorbei. „Hey.“, flüsterte er ihm ins Ohr. „Alles okay?“ ~*~*~*~ „Ja... Bringen wir es hinter uns, okay?“ Draco lächelte müde und lehnte sich einen Augenblick lang eng in Harrys Umarmung. Sich einfach etwas festhalten lassen, das tat gut... „Lass uns gehen... Die anderen warten.“ Er küsste Harry sanft auf die Wange und löste sich aus der Umarmung. ~*~*~*~ Bringen wir es hinter uns. Draco schien keinen wirklichen Wert auf diese Magie zu legen. Nicht wirklich. Er konnte es ihm nicht verdenken, aber die Frage, wie Draco es schaffen wollte, etwas zu erlernen, was er nicht lernen wollte, drängte sich in seinen Kopf. Er stellte sie nicht, nickte nur und so gingen sie zu Hermione, die ihnen eine neue Aufgabe offenlegte. Sie sollten den Wasserzauber noch einmal versuchen und damit gleich noch was Gutes tun und den seit ein paar Tagen ausgetrockneten Boden der Hogwartsgründe wässern. Harry lächelte. Immer noch positive Nebenwirkungen, ganz typisch Hermione. Er nickte nur, überließ Draco die Entscheidung. Wenn er nicht wollte, dann sollte er das jetzt sagen. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco nickte und zog seinen Zauberstab hervor. Der Wasserzauber sollte doch einfach umzusetzen sein. Blaise und Pansy betrachteten ihn skeptisch und er konnte doch recht deutlich hören, wie sich Blaise bei Hermione erkundigte, wie sie sich am besten davor schützen konnten, im Zweifelsfall zu ertrinken. So viel Vertrauen war wirklich großartig. „Bist du so weit?“ Der Blonde lächelte Harry an. Er legte keinen Wert darauf, diese Magie zu benutzen. Er wollte es nicht. Er wollte dieses Gefühl nicht wieder haben. Nie wieder. Aber Harry war es wichtig... Für ihren Kampf konnte es wichtig sein... Also riss er sich zusammen. ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, den Stab bereits in der Hand, und nickte nach ein paar Sekunden. Hermione gab das Zeichen und Harry hob die Hand, hatte den Spruch schon auf den Lippen. Dracos Augen waren seltsam heute. Wirklich seltsam. Sie waren müde, der Glanz in ihnen fehlte, seine Haltung gefiel ihm auch nicht. Draco wollte nicht. Warum tat er es dann? Er brach den Zauber ab. „Wir lassen es heute.“, meinte er nur und steckte den Zauberstab in die Manteltasche zurück. „Ich bin müde. Es geht schief.“ Damit wandte er sich ab und ging zum Wasser, um sich das Gesicht zu waschen. Klar, er war müde, aber er hätte es schon getan. Weil er es wollte. Warum ließ sich Draco dazu zwingen? Warum sagte er nicht, dass er nicht wollte? ~*~*~*~ Draco sagte nichts weiter. Den Zauberstab noch in der Hand, ging er in die Hocke, presste eine Hand vor die Stirn. Er war nicht traurig darum, dass Harry den Zauber abgewendet hatte. Überhaupt nicht. Er war so beschissen müde, dass er sogar langsam anfing zu zittern. Und in dem Zustand noch zaubern? Lachhaft. Das wäre so oder so ein Desaster geworden. ~*~*~*~ Hermione verstand nicht. „Was ist denn los mit euch? Ihr wirkt richtig ausgebrannt.“ Harry lächelte sie an. „Es ist zuviel.“, sagte er. „Wir machen Pause.“ Vier ungläubige Blicke trafen ihn. „Aber...“ „Ihr habt ja keine Ahnung, was das Training bei Snape und Tonks einem abverlangt. Okklumentik ist schwer. Sehr schwer. Und Snape ist so penetrant, dass ich ihm am liebsten mal ein Schild über den Schädel ziehen würde, dass ich weiß, dass ich unfähig bin! Und Schwarze Magie... Ach, fragt doch nicht mich. Das Training bei euch ist auch nicht einfach, weil es so viel ist. Man hat wenig freie Zeit und wenn, dann muss man sie für die Schule opfern. Der Körper wird müde und man kann sich nicht mehr konzentrieren. Es wird zuviel. Es ist schon zuviel.“ Hermione wollte etwas erwidern, doch Ron hielt ihr den Mund zu. „Okay, dann Pause. Ihr geht irgendwohin, wo ihr euch entspannen könnt und wir machen hier weiter, okay?“ Grinsend nickte Harry. „Aber klar doch!“ Er salutierte, zog Draco auf die Beine und zog ihn mit. „Na los. Wir haben Freigang!“ ~*~*~*~ Draco ließ sich auf die Beine ziehen und blinzelte Harry einen Augenblick lang irritiert an. Irgendwie hatte er das Gefühl, nicht wirklich etwas mitbekommen zu haben... Aber Freigang – das klang gut. Hatte was von Freiheit. Er steckte den Zauberstab weg und folgte dem Gryffindor, wohin auch immer es ihn gerade zog. ~*~*~*~ Harry winkte noch einmal und schob Draco dann in eine unbestimmte Richtung. Im Grunde war es doch egal wohin, aber gerade jetzt musste es ein Ort sein, wo sie wirklich ganz allein waren und wo sie nicht so oft waren. Irgendwann hatte er doch mal vorgehabt, Draco zu kurieren, indem er ihm zeigte, was sein konnte, wenn man sich einer gewissen Freiheit erfreute. Und heute... heute sollte es was ganz anderes sein. Es gab Wiesen in Hogwarts, die waren ganz weit entfernt. Dort kam keiner hin, weil der Rückweg zu weit war. Aber sie brauchten ihn ja anschließend nicht zu gehen. Sie erreichten einen Teil der Gründe, wo große Flächen eingezäunt waren, die alle leer waren. Leer für Menschen wie Draco. Er konnte die Thestrale sehen. Hagrid hatte ihm einmal gesagt, wie man mit ihnen umgehen musste, das konnte man doch jetzt mal ausprobieren. Und das nächste, das stand so nahe. Direkt am Zaun. „Du erinnerst dich an die Thestrale?“, fragte er. ~*~*~*~ Natürlich erinnerte er sich an die Thestrale. Hermione hatte sich ja ausgiebig darüber ausgelassen. Aber was sollte das? „Was hast du vor, Harry?“ In Dracos grauen Augen glänzte es. Er wusste nicht, ob es ihm gefiel, dass Harry gerade irgendetwas ausheckte... Aber dagegen wehren können, würde er sich wohl kaum... ~*~*~*~ „Wir reiten.“, erklärte Harry. „Und weil ich sie sehen kann und du nicht, werde ich eben hinten sitzen, ja?“, sagte er und kletterte über den Zaun. ~*~*~*~ „Reiten? Auf etwas, das ich nicht sehen kann?“ Draco blickte den Gryffindor vollkommen entgeistert an. „Sag mal... wird das hier ein Vertrauenstest, oder was?“ Er sah es überhaupt nicht ein, sich auf irgendein Tier zu setzen, das er nicht sehen konnte! Etwas stieß gegen seine Hand und begann, daran zu lecken. Oh nein, und er setzte sich definitiv auf kein Tier, das er nicht sah und das begonnen hatte, an ihm rumzuknabbern! ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. „Vertrauenstest? Wozu?“, wollte er wissen. „Ich vertraue dir und weiß, dass es dir auch so geht. Ich brauche keinen Beweis. Aber es ist eine Möglichkeit, Freiheit zu erleben. Wahre Freiheit.“ Ganz sachte strich er über den Hals des Tieres. „Und wenn du nicht sehen kannst, dann versuche mit den Fingern zu sehen. Was hältst du davon?“ ~*~*~*~ „Harry...“ Draco seufzte leise. „Ich halte nichts von einem unsichtbaren Tier, das gerade meinen Ärmel auffrisst.“ Anklagend deutete der Blonde auf seinen Umhang, dessen Zipfel waagerecht in der Luft hing, weil dieses Tier daran knabberte. ~*~*~*~ Lachend zog Harry dem Tier Dracos Umhang aus dem Maul und strich ihm über die Nüstern. „Ist gut.“, murmelte er beruhigend. „Wir tun dir schon nichts. Keine Angst, ja?“ Ein leises Schnauben ertönte, als er sich umdrehte und heißen Atem in seinem Nacken spürte. Seine Haare flatterten nach vorne und er lachte, weil es kitzelte, als der Thestral in seinem Nacken schnupperte. „Dray, der tut dir nichts. Und warum nicht reiten? Es ist wie fliegen. Vielleicht noch aufregender, weil du nicht siehst, was er tun wird.“ ~*~*~*~ Draco seufzte erneut. „Sturkopf.“ Entschlossen packte er den Zaun und kletterten hinüber. Sofort fühlte er warmen Atem auf seinem Gesicht. Na klasse. Warum musste er diese dumme Herausforderung jetzt eigentlich annehmen? Idiotisches Getue. Vorsichtig streckte er die Hand aus und spürte dünne Haut mit leichtem Fellbesatz. Sie war stark gespannt und darunter konnte er direkt die Knochen spüren. „Lass mich raten: Sie sehen nicht gerade schön aus, oder?“ ~*~*~*~ Harry verzog das Gesicht. „Nee, nicht wirklich. Aber was macht das?“, fragte er. „Sie sind absolut lieb und zahm und freundlich und innerlich wunderschön.“ Das hatte Hagrid gesagt. Okay, er hatte etwas Ähnliches auch über Norbert gesagt. Und über die Greife und über Aragog, aber... hey, diese hier waren lieb. Und bisher hatte er es tatsächlich immer überlebt. Wenn auch häufig nur mit tatkräftiger Hilfe. Er trat hinter Draco, nahm dessen Hände. „Mach die Augen zu, Dray.“, flüsterte er ihm ins Ohr, als er die weichen, blassen Hände zu den Nüstern des Thestrals führte. ~*~*~*~ Einen Augenblick lang sah der Blonde seinen Freund durchdringend an, dann schloss er gehorsam die Augen und ließ sich führen. Er spürte den warmen Atem auf seiner Hand, das neugierige Schnuppern, die weichen Nüstern, das Fell, die Konturen des Gesichts des Thestrals... Ein wenig war es wie sehen. Aber nur ein wenig... Das war... faszinierend. Harrys Nähe noch dazu... Er erschauderte unwillkürlich. Bei Merlin, wahrscheinlich war er wirklich mit den Nerven vollkommen am Ende, dass ihn so etwas derart beeindrucken konnte. Aber das konnte es... „Na, dann überzeug es mal, dass wir mit ihm fliegen dürfen...“, murmelte er ergeben und lehnte sich für einen Augenblick gegen Harry. ~*~*~*~ Harry küsste ihn auf die Wange und schmiegte sich gegen ihn. „Mach ich.“, flüsterte er lächelnd und ließ Draco dann los. Ganz vorsichtig trat er an das Tier heran, strich ihm über die Nüstern. Hagrid hatte ihm einmal erklärt, was man tun musste, dass man sie reiten konnte wie Muggelpferde, da sie miteinander verwandt wären. Sah nicht so aus, aber okay. Und Pferde hatte er auch noch nie geritten. Seine einzigen Erfahrungen diesbezüglich waren seine Besen und Seidenschnabel gewesen. Und das war auch einfach gewesen. Körpergewicht verlagern und die Richtung wurde geändert. Ganz leicht also. Irgendwie schaffte er es tatsächlich, auf den Rücken des Tieres zu kommen. Es war ein bisschen unbequem, weil er knochig war, aber man konnte es ertragen oder ignorieren. Und der Thestral schien auch schon ungeduldig. Offenbar wurde er öfters geritten und wusste, was jetzt kam. Hoffte Harry. Aber Zuversicht war eine Tugend. Und nachdem Draco so müde war, musste er eben für sie beide zuversichtlich sein. „Na komm!“, sagte er und streckte Draco schließlich seine Hand entgegen, als er richtig saß und das Gefühl hatte, dass seine Beine ihn oben halten würden. „Lass uns zusammen fliegen.“ ~*~*~*~ Draco lächelte schief. „Weißt du eigentlich wie seltsam das gerade aussieht? Du sitzt mitten in der Luft.“ Er streckte die Hand aus und fuhr damit hinter Harrys Hinterteil durch die Luft. Sieh an, da war wirklich so etwas wie ein Rücken. Mit der Linken ergriff er Harrys Hand, mit der Rechten stützte er sich auf dem verlängerten Rücken des Tieres ab und drückte sich dann ab. Ging besser als gedacht. Er musste zwar etwas herumzappeln, aber schließlich kam er hinter Harry zum Sitzen. „Okay... Dann mal los, Bestienbändiger...“ Lächelnd schlang er die Arme um Harrys Taille und rückte näher. Behutsam presste er die Beine gegen die Seiten des Tieres. Er hatte wirklich keine große Lust, noch einen Abflug zu machen. ~*~*~*~ „Bestien... Hey, Dray, eigentlich war es angedacht, dass du vorne sitzt, damit du mehr siehst!“ Aber andererseits war es angenehm, so von ihm gehalten zu werden. „Und Bestien sind das hier nun wirklich nicht. Du hast Norbert ja nie kennen gelernt.“ Und trotzdem lehnte er sich ein bisschen vor, um dem Tier zu signalisieren, dass es beginnen durfte. Es war mehr Zufall, dass seine Beine dabei enger an den Bauch drückten und der Thestral wirklich vorwärts ging. Langsam erst und es war irgendwo schon berauschend, dass man die Muskeln unter den Beinen spüren konnte, wie sie sich bewegten. Doch dann wurde er schneller. Er begann zu traben, was recht holprig wurde, dann war plötzlich der Boden unter seinen Hufen weg, als er abhob. Harry hielt sich in der struppigen, mageren Mähne fest, lehnte sich gegen Draco, um mehr Halt zu haben. Immerhin war er nicht so glatt wie Seidenschnabel mit seinen Federn. Hier hatte man mit dem Festhalten durchaus Chancen. ~*~*~*~ „Danke, hier kann ich mich besser festhalten.“, konterte der Blonde trocken. Er gab einen leisen Laut der Überraschung von sich, als der Thestral abhob. Er drückte die Knie enger an den knochigen Körper unter sich und verstärkte den Griff um Harry etwas. Er sah hinunter, schaute zu, wie die Landschaft unter ihnen dahinraste. Langsam bekam er eine Ahnung davon, was Hermione daran missfiel, mit einem Besen unterwegs zu sein. Ihm ging es mit einem Thestral genauso. Fliegen an sich – jederzeit gerne. Aber mit so einem Tier? Eher nicht. Wenigstens nicht, wenn er es nicht sehen konnte! ~*~*~*~ Sie flogen immer weiter vom Schloss fort, mussten dem Thestral den Weg überlassen, weil er sich irgendwie nicht so lenken lassen wollte, wie Harry es gewöhnt war. Aber irgendwie war es angenehm. Harry mochte es. Unter ihnen war ein kleines Flusstal, von denen es in den schottischen Bergen einige gab, und der Thestral folgte diesem Tal. Zum ersten Mal bekamen sie einen Eindruck, wie groß das Gelände um das Schulschloss wirklich war, denn Harry wusste, dass er die Gründe nicht so ohne Weiteres verlassen konnte. Da gab es irgendwie Zauber, die es den Schülern ohne Genehmigung erschwerten. Oder so ähnlich hatte sich Fred ausgedrückt. Der Thestral ging runter, warum auch immer, wollte aber offensichtlich nicht landen. Es war eine Flussaue mit schlanken, verwachsenen Bäumen, spät blühenden Iris, klarem Wasser und riesenhaften Libellen. Idyllisches Fleckchen. Harry gefiel es hier, zumal man hinter der ersten Hügelkette den Verbotenen Wald sehen konnte, der sich noch Kilometer dahinter erstreckte. Aber es ging einfach weiter. Der Thestral hatte wohl vor, ihnen möglichst viel zu zeigen. Harry wagte es, eine Hand von der Mähne zu lösen, um sie auf Dracos zu legen. Er klammerte sich so fest, als hätte er Angst. „Ist alles okay?“, fragte er mit erhobener Stimme, um durch den Wind, der in ihren Ohren pfiff, Draco zu erreichen. ~*~*~*~ „Alles bestens.“, gab Draco zurück und lehnte den Kopf gegen Harrys Schulter. Konnten sie jetzt bitte landen? Das hier war nichts für ihn. Nein, eindeutig nicht. Er mochte es, die Kontrolle zu haben. Kontrolle über das, was geschah. Kontrollverlust... war nichts, was er mochte. Oder was er zumindest nur in speziellen Situationen guthieß. Aber das hier... nein, das war eindeutig zuviel. Er seufzte und schloss die Augen. Wenn er dieses schnelle Dahinziehen der Gegend nicht sah, dann wurde dieses dumpfe Gefühl in seinem Bauch vielleicht etwas besser. ~*~*~*~ Als hätte der Thestral Dracos Gedanken bemerkt, ging es plötzlich wieder abwärts. Ein wahrer Ruck und er ging hinunter, bevor seine Hufe auch schon auf dem Boden aufsetzten und er mit rasendem Galopp über die Wiese donnerte, abbremste und schließlich zum Stillstand kam. Ohne Übergang begann er an einem kleinen Bach zu trinken, als hätte er nur das tun wollen, die ganze Zeit über. Harry ächzte leicht. War das ein Schreck gewesen. Wow. Himmel! Adrenalin, willkommen in meiner Blutbahn!, dachte er und schüttelte den Kopf, bevor er sich umsah. War doch recht schön hier. Wieder eine Aue, diesmal viel lichter und sonniger. Insekten summten hier und der Bach plätscherte fröhlich durch die kniehohe Wiese. Irgendwo zwitscherten Vögel und Grillen waren zu hören. Eine absolut harmonische Stille. Schön. „Absteigen, Dray.“, sagte er fröhlich. „Hier bleiben wir, wenn du nichts dagegen hast.“ ~*~*~*~ Draco ließ sich stillschweigend von dem Rücken des Thestrals rutschen und fiel ins Gras. Er hatte noch nicht einmal den Willen, sich irgendwie auf den Beinen zu halten. Seine Müdigkeit hatte sich kein bisschen gebessert. Im Gegenteil: Jetzt kam auch noch psychische Erschöpfung dazu. Er hatte für heute wirklich genug... Er seufzte leise und ließ den Blick über die Aue wandern. Idyllisch war es hier. Und langsam begann es sich auch nach Herbst anzufühlen... Sie hatten ja immerhin schon Anfang Oktober. War auch Zeit dafür. ~*~*~*~ Harry rutschte ebenfalls herunter, klopfte dem Tier noch einmal den Hals, bevor er sich neben Draco hockte und ihn ansah. Irgendwie sah Draco noch immer müde aus. Und dazu ein bisschen blass. Seine Therapie hatte nicht das Geringste gebracht. Wie schade. Ihm hatte es gefallen, aber momentan konnte er nicht viel tun, um Draco ein bisschen glücklich zu machen. Es war traurig, aber er hoffte darauf, dass es ihm bald wieder besser ging. Sachte strich er ihm durch die Haare und küsste seine Lippen. „Entschuldige.“, sagte er leise, lehnte seine Stirn gegen Dracos. „Da... da bist du müde und ich schleppe dich durch die halbe Weltgeschichte, weil ich dachte, dass es helfen würde, dabei wäre es wahrscheinlich sinnvoller gewesen, dich einfach ins Bett zu lassen...“ ~*~*~*~ „Mach dir keinen Kopf, Kätzchen...“ Zärtlich strich Draco durch das vertraute wirre Haar. „Ich hätte auch Nein sagen können, vergiss das nicht. Du meinst es doch nur gut...“ Matt schloss er die Augen, kostete diesen Augenblick der Nähe einfach aus. Wie machte er das nur? Dass er einfach nur da war und schon... fühlte sich die Welt einfach besser an? ~*~*~*~ „Dann sag einfach Nein, das nächste Mal, ja?“ Harry zog den Blonden an sich und begann seinen Nacken zu kraulen. „Ich kann keine Gedanken lesen.“, flüsterte er. Und dann kam ihm ein Gedanke. „Was hältst du von einem Mittagsschlaf hier? Ein bisschen Ruhen, Stille, Frieden und Einsamkeit...“ ~*~*~*~ „Ich weiß...“, murmelte Draco leise. Natürlich konnte Harry keine Gedanken lesen. Das konnten schließlich nur Legili... Mist. An Snape und seinen Sadismus hatte er eigentlich nicht denken wollen. „Mittagsschlaf?“ Der Blonde lachte leise. „Das ist eher ein Spätnachmittagsnickerchen...“ Dennoch drückte er Harry ins Gras und legte den Kopf an seine Schulter. Er nahm Harrys Hand, verwob ihre Finger ineinander und betrachtete sie schweigend eine Weile. „Ich fühle mich so schwach...“, raunte er schließlich. Es war nicht einfach, diese Worte auszusprechen, ganz und gar nicht. Und vielleicht war es dumm, das zu tun. Schwäche einzugestehen... Das war doch noch immer so undenkbar für ihn... „So erbärmlich schwach...“ ~*~*~*~ Harry blickte kurz zu den blonden Haaren hin, dann wieder in den blauen Spätsommerhimmel, weil es zu anstrengend war, den Kopf oben zu behalten. „Warum?“, wollte er wissen. Er verstand es nicht so ganz. „Ich meine... warum?“ Eine andere Frage fiel ihm nicht ein. Irgendwie hielt er Draco für stark. Stärker als alle. Stärker als sich selbst. Wenn Draco schwach war, was war dann er selbst? ~*~*~*~ „...es wird zuviel. Einfach zuviel... Snape mit seiner dummen Okklumentik. Die Schwarze Magie... Vor allem die.“ Draco schloss die Augen und atmete tief durch. „Ich bin nicht stark genug... es zu kontrollieren. Bei dir... ist das kein Problem. Ich kann dich einfach nicht verletzen... Da sträubt sich so viel in mir dagegen... Deswegen ist das Training bei Tonks so wie bisher sinnlos geworden. Einfach sinnlos. Du lernst nichts... und ich auch nicht.“ Er schwieg und sprach dann langsam weiter. „Als du im Krankenflügel warst... Da habe ich diese komische Puppe, die mir Tonks als Gegner gegeben hat, vollkommen zerfetzt. Einfach so... Sie hatte Angst vor mir, Harry...“ ~*~*~*~ Deswegen ihr komisches Gebaren wie eine Glucke, nicht aus seiner Nähe zu gehen. Wie blöd. Allerdings... „Das war doch, weil du böse auf mich warst, oder?“, fragte er leise. Der Gedanke gefiel ihm nicht, aber es war nun mal so. „Vielleicht... geht es, wenn du nicht böse auf mich bist, besser...“ ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte den Kopf. „Das hatte gar nichts damit zu tun... Ich habe nur auf meine Wut auf... Dobby und auf meinen Vater zurückgegriffen.“ Er lächelte schief. „Es war... komisch. So, als wenn ich dieses Mal mit dieser Schwärze wirklich eins geworden wäre...“ ~*~*~*~ Harry schwieg, strich gedankenverloren mit den Fingerspitzen über Dracos Wange und Lippen. „Möchtest du aufhören?“, fragte er. „Eines davon streichen?“ ~*~*~*~ Draco küsste sacht Harrys Finger und schüttelte den Kopf. „Das geht nicht... Weil alles wichtig und notwendig ist. Es gibt keine Wahl.“ Liebend gerne hätte er die Potenzialmagie gestrichen, aber gerade sie konnte doch zu ihrer Geheimwaffe werden. Aus solch einer Laune heraus eine Chance zu vertun, das war töricht. ~*~*~*~ Harry lächelte schwach. Er hatte ja Recht. Er hatte ja so Recht. Sie hatten keine Wahl. Auch wenn es ihm egal war. Er wollte das. Draco wollte es nicht. Er zwang sich dazu. „Es ist nicht dein Kampf.“, sagte er leise. „Dein Kampf geht gegen deinen Vater, nicht gegen meine Dämonen. Vielleicht solltest du meinen Kampf aufgeben, bevor er dich kaputt macht.“ ~*~*~*~ „Harry, es sind auch meine Dämonen.“ ~*~*~*~ „Das sagst du.“, kam die Antwort ohne langes Zögern. „Ich habe dich gegen ihn aufgehetzt. Gegen Voldemort. Dich und alle anderen auch.“ Kurz schwieg Harry. „Dray. Ich will nicht, dass du daran zugrunde gehst, weil du versuchst, dein Versprechen zu halten. Ich...“ Er schloss die Augen und suchte nach den richtigen Worten. „Wenn du willst... wenn du es möchtest, wenn du den Kampf aufgeben willst... Ich wäre dir nicht böse. Ich würde nicht aufhören, dich zu lieben. Ich will doch nur, dass es dir gut geht. Und momentan geht es dir nicht gut.“ ~*~*~*~ Draco setzte sich mit einem Ruck auf. „Glaubst du wirklich, dass ich dich einfach so im Stich lassen könnte? Glaubst du das? Oder hältst du mich für so schwach, dass ich dir nicht helfen kann?“ In seinen grauen Augen blitzte es auf. „Es ist nicht nötig mich zu beschützen! So schwach bin ich verdammt noch mal nicht!“ ~*~*~*~ Harry öffnete die Augen wieder. „Ich halte dich nicht für schwach.“, sagte er bittend und tastete nach Dracos Hand. „Glaub das bitte nicht. Ich will doch nur, dass es dir besser geht. Wenn du nicht aufhören willst, dann sag einfach rechtzeitig Bescheid, wenn es zuviel wirst. Es hat doch keinen Wert, wenn du dich fertig machst. Ich will doch gar nicht, dass du aufhörst. Ich will nur...“ Er wurde leiser. „Ich liebe dich. Versteh doch, dass ich nicht einfach zusehen kann, wenn du solange weitermachst, bis du bis an deine Grenzen erschöpft bist.“ ~*~*~*~ „Was nichts anderes bedeutet, als dass du es mir einfach nicht zutraust. Dass du nicht glaubst, dass ich das alles auf die Reihe bekomme. Danke für deine Unterstützung.“ Draco zog die Beine an. „Entschuldige, dass ich dir meine Zweifel erzählt habe. Das wird nicht wieder vorkommen.“ ~*~*~*~ Harry rappelte sich hoch. „Was soll denn das jetzt?“, wollte er wissen. „Warum drehst du mir die Worte im Mund herum? Wenn ich dir was nicht zutraue, dann würde ich das deutlich sagen! Und wenn ich deine Zweifel nicht hören wollte, dann würde ich das auch sagen!“ Seine Stimme war lauter geworden, empört. Was dachte sich Draco eigentlich? „Ich sorge mich um dich! Aber wenn du das nicht willst, bitte. Dann arbeite dich zugrunde! Viel Spaß dabei und schöne Grüße an Poppy!“ Er stand auf, blickte auf ihn hinab und biss sich auf die Lippe, um einen weiteren Redeschwall zu unterbinden, der mit Sicherheit nicht mehr so schmeichelhaft ruhig gewesen wäre. Doch statt diesem Bedürfnis nachzugeben, drehte er sich um und ging. Etwas in ihm brodelte plötzlich. Wut. Unverständnis. Er machte sich Sorgen und bemühte sich. Er wollte ihm mit seinen Problemen helfen, schlug ihm das vor, was ihm in den Sinn kam und was er für möglich hielt. Er bemühte sich darum, dass es ihm besser ging, sorgte für Pausen und Ablenkung. Und Draco? Er verstand das alles falsch. Wie konnte er glauben, dass er ihn für schwach hielt? Wie konnte er denken, dass er sich wirklich seinen Problemen verschließen würde? Wie konnte er wirklich glauben, dass er an ihm zweifelte? Wie...? Das tat weh. Es tat so sehr weh, dass er die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht zu weinen. Wieso konnte er nicht verstehen, dass er sich nur um ihn sorgte? Wie konnte er ihn mit seinem Vater auf eine Stufe herabziehen? Das war so demütigend. ~*~*~*~ Der Blonde sah auf und blickte Harry nach. War es das? Einfach so? „Scheiße...“, murmelte er leise und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. In ihm stürzte auf einmal alles durcheinander. Die Wut, die gerade noch in ihm gebrannt hatte, verglühte. Einfach so. Harry davon gehen zu sehen... Wie konnte das nur so weh tun? So elendig weh? Aber er war doch schuld daran... Ich sorge mich um dich! So, wie er sich immer um Harry sorgte... Draco war innerhalb eines Sekundenbruchteils auf den Beinen und lief dem Gryffindor hinterher. Stolz – wer brauchte den schon? Er schloss zu Harry auf, schlang die Arme von hinten um ihn und zog ihn an sich. Stumm, seine Wange an Harrys gepresst blieb er stehen. Er merkte erst, dass er selbst weinte, als Harrys Haut auf einmal feucht wurde. ~*~*~*~ Harry biss sich wieder auf die Lippen. Er wollte nicht weinen, aber Dracos leises Schluchzen machte diesen Entschluss verdammt schwer. Erniedrigung durch Nicht-erkennen oder Missachtung. Schwer zu schlucken. Und kaum zu glauben. „Ich bin nicht dein Vater, Dray.“, flüsterte er erstickt. ~*~*~*~ „Ich weiß...“ Dracos Stimme war belegt, als er sich endlich dazu durchrang zu sprechen. „Ich... Es... es tut mir Leid.“ Er presste Harry enger an sich, schmiegte sich so nah, wie es nur ging, suchte nach noch mehr Nähe. „Ich...brauchte dich Harry... So sehr...“ ~*~*~*~ „Ich dich doch auch!“ Harry löste die Arme um seinen Bauch und drehte sich um, hielt die Hände fest und blickte ihm in die Augen. „Verstehst du nicht, dass genau das der Grund ist? Ich will nicht, dass du kaputt gehst! Schon gar nicht wegen mir...“ ~*~*~*~ Draco lächelte weich durch den Tränenschleier hindurch und küsste ihn. „Dann unterstütz mich, Harry.“, sagte er heiser. „Dann steh mir bei... Denn du wirst mich nicht aufhalten können. Dein Kampf ist schon längst meiner... Ich werde nicht aufgeben und nicht von deiner Seite weichen. Manchmal... wird es so sein, als wenn ich es nicht schaffe und manchmal werde ich vor Selbstzweifeln kaputt gehen, aber... ich werde immer da sein, Harry. Immer...“ ~*~*~*~ Harry lächelte bitter, ließ seine Hände los und wischte die Tränen beiseite. „Wie soll ich dir denn helfen, wenn du mir nicht sagst, was du willst?“, fragte er. „Ich will dir ja helfen. Und ich will dich nicht aufhalten. Aber... wie soll ich dir helfen, wenn du mich nicht lässt?“ ~*~*~*~ Draco erwiderte das Lächeln schwach und strich Harry über die Wange. „Ich werde es hinbekommen, okay? Es ist... nur schwer für mich...“ Er seufzte leise und lehnte seine Wange gegen Harrys Schulter. „Was ich will... Das weiß ich doch nicht einmal selbst... Oder doch... Ja, im Großen. Ich will, dass wir beide diesen Kampf gewinnen und am Ende ein vollkommen kitschiges Leben voll Glück und Harmonie führen. Das will ich. So bescheuert das auch klingen mag. Ich will mit dir glücklich sein, Harry...“ ~*~*~*~ Harry entrang sich ob der Worte ein leises Lachen, das von den nun doch noch den Kampf gewinnenden Tränen erstickt wurde. Was sollte er denn darauf noch antworten? Es war im Grunde genau das, was er wollte, auch wenn er daran nicht so ganz glauben konnte. Aber diese Worte von ihm... Gerade von ihm... Kitschig. Und trotzdem eine wirklich wundervolle Liebeserklärung... Im Grunde die schönste überhaupt, oder? Einschließlich des Versprechens, dass er es versuchen wollte, mit ihm zu reden, Schwäche zuzulassen, um sich helfen zu lassen. Einen Moment blickte er ihn noch an, dann schlang er ihm vollkommen überwältigt die Arme um den Hals. „Ich doch auch...“, murmelte er und presste die Stirn gegen seine Schulter. Mehr konnte er jetzt eh nicht sagen. Nicht mehr. ~*~*~*~ Dracos Lächeln wurde breiter und er schlang die Arme eng um Harry. War das Glück? Das Gefühl zu haben, dass man wirklich alles bei sich hatte, was wirklich wichtig war? Dieses warme Gefühl in seinem Bauch, das gerade zu explodieren drohte? War das Glück? Er musste lachen, dann hob er Harry hoch und wirbelte ihn herum. Ihm war danach. Ihm war verdammt noch mal einfach danach. ~*~*~*~ Erschrocken lachend klammerte sich Harry an ihn. Was war denn das? War er so leicht geworden? Himmel! Er sollte echt mehr essen! Oder auch nicht. Am Ende konnte Draco ihn nicht mehr heben... Wäre doch schade. Ihm war fast schwindelig, als Draco ihn wieder absetzte, und er hielt sich immer noch lachend an ihm fest. Von der komisch ernsten Stimmung zuvor war nichts mehr zu spüren. Alles wieder gut. Oder? Er blickte ihn an. „Zurück?“, fragte er mit funkelnden Augen und zeigte auf den Thestral, der in einiger Entfernung friedlich graste. ~*~*~*~ Draco grinste und drückte Harry fest an sich. Bei Merlin, konnte er diese Ausgelassenheit nicht häufiger verspüren? Das tat gut... „Was immer du willst.“ Er wuschelte dem Gryffindor liebevoll durch die Haare. Es war ihm wirklich gleich, solange sie einfach zusammen waren. Obwohl... der Thestral jetzt wirklich nicht das war, was er wollte. Definitiv nicht. Aber wie sonst sollten sie zurückkommen? ~*~*~*~ Harry blickte ihm an, sah den leisen Zweifel in den Augen. „Draco...“ Gespielt tadelnd hob er den Finger. „Du sollst doch sagen, wenn du etwas nicht magst.“ Ja, wenn er es recht bedachte, dann war es wirklich so. Dracos fester Griff, die Anspannung, als er sich an ihm festgehalten hatte, die Blässe im Nachhinein... Draco mochte das Reiten auf dem Thestral nicht. „Ich meine, es gibt doch andere Möglichkeiten zurückzukommen, wenn du nicht willst. Wir könnten laufen oder fliegen!“ ~*~*~*~ Einen Moment lang blickte der Slytherin den Gryffindor perplex an, dann schlug er die Augen nieder. „Ja...“ Er seufzte leise. „Ich hasse das Fliegen auf diesem Vieh.“ Er lächelte schief. „Von daher wäre mir jeder andere Weg lieber... Aber dir hat es Spaß gemacht, mit ihm zu fliegen. Und da möchte ich nicht im Weg stehen.“ ~*~*~*~ Seufzend klopfte Harry ihm auf die Schulter. „Ich kann auch alleine auf ihm fliegen. Jederzeit. Und wenn nicht auf ihm, dann auf Seidenschnabel, wenn wir bei Sirius wohnen. Also stell dich nicht ständig in den Hintergrund. Du weißt auch, dass Dinge, von denen man begeistert ist, nur halb so viel Spaß machen, wenn man denkt, der andere mag es nicht, denn ich zumindest mach mir dann Gedanken, dass ich es doch nicht hätte vorschlagen sollen... Und deshalb fliegen wir jetzt zurück. Accio Feuerblitz!“, rief er, hatte seinen Zauberstab in der Hand und macht die dafür typische Bewegung. ~*~*~*~ „Du bist süß, weißt du das?“ Draco lächelte weich und strich ihm über die Wange. Es war schwer zu glauben, dass Harry sich wirklich so viele Gedanken um ihn machte und derart Rücksicht nahm. Das war einfach... Wahnsinn. Auch der Slytherin hob nun seinen Zauberstab und rief nach seinem Besen. Nach fünf Minuten senkte er jedoch den Zauberstab und schüttelte den Kopf. „Sieht so aus, als wenn wir zu weit weg sind...“ Wo zum Merlin waren sie überhaupt? Das Hogwartsgelände war groß... Verdammt groß. ~*~*~*~ Harry nickte. Ohne sein Gewicht hätte sein Besen wirklich längst da sein müssen. Wirklich seltsam. „Tja... Was jetzt? Laufen, doch reiten oder... rufen wir sie gemeinsam?“ Er war unsicher. Draco war wirklich müde, auch wenn es grade nicht mehr so ganz danach aussah, und er mochte die Magie nicht, weil danach immer das Gefühlsloch kam. Aber lernen mussten sie es und dann würde es auch nicht mehr so schrecklich sein. Das war seine Hoffnung. Und es hatte sich doch auch schon bestätigt, oder? Das letzte Mal hatte er nicht nachgegeben und ihm war es danach nicht so ergangen wie Draco... ~*~*~*~ Draco schwieg eine Weile, ehe er schließlich antwortete. „Rufen wir sie gemeinsam. Auch wenn das Risiko besteht, dass wir dann alle Besen aus dem Schloss hier haben.“ Er seufzte leise. Es war doch unausweichlich, dass sie sich mit der Potenzialmagie auseinandersetzen. Sie mussten sie einfach anwenden, um sie zu lernen. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn an und strich ihm über die Wange. Er war froh, dass Draco schließlich doch von selbst darauf einging. „Das wird nicht passieren. Wer außer dir hat einen Nimbus 2002 und wer außer mir den Feuerblitz höchstpersönlich? Wir nennen sie einfach beim Namen, dann kann doch gar nichts schief gehen.“ War eigentlich nur noch zu hoffen, dass nicht irgendwer in der Nähe so einen Besen besaß, aber andererseits war hier eh nichts. Gar nichts. Niemand. Zumindest sollte hier keiner sein. Ein kurzer, liebevoll zärtlicher Kuss, dann trat er zurück. „Anfangen?“ Er hob die Augenbraue. „Und nicht vergessen. Du musst dich konzentrieren, dann klappt es.“ ~*~*~*~ „Aye, Sir.“, antwortete Draco trocken und hob den Zauberstab. Er verspürte wieder diesen Widerwillen und kämpfte ihn nieder. Konzentration, rief er sich selbst zur Ordnung. Dann sprach er den Zauber. ~*~*~*~ Harry sprach ihn auch, gleichzeitig, wie im Punktspiegel schwenkte er den Stab. Ein einfacher Zauber, der eigentlich nicht viel Konzentration benötigte. Es reichte ein bisschen, weil er ihm wirklich in Leib und Seele übergegangen war. Theoretisch. Augenblicklich spürte Harry das Band, das sich zwischen ihnen spann. Ein silbriger, nicht zu sehender Faden. Ein singender Ton und Dracos Augen. Tiefe, graue Augen, die dazu einluden, sich in ihnen versinken zu lassen. Wohlbefinden und ein weiches, wundervoll tiefgehendes Kribbeln unter der Haut breitete sich in ihm aus. Angenehm, bestechend, sich fallen zu lassen, aber das durfte er nicht. An diesen Gedanken klammerte er sich. Er konnte sich in den Augen verlieren, wenn der Zauber beendet war. Und dann konnte er ihn auch küssen. Dann konnte er machen, was er wollte, aber eben nicht jetzt. Auch wenn es schade war. Auch wenn er jetzt Sehnsucht hatte. Jetzt musste er sich beherrschen. Wie in weiche Watte gepackt blickte er zu seinem Freund hinüber, lächelte ihn an, versprach ihm stumm, dass es gleich vorbei war. Es konnte ja nicht so lange dauern, weil die Besen schnell waren. Er versprach ihm eine Belohnung im Anschluss. ~*~*~*~ Draco presste die Lippen zusammen und zwang sich zur Konzentration. Er drohte hinabzustürzen in diese tiefen grünen Seen, sich darin zu verlieren, einfach unterzugehen... Die Verlockung war so unendlich groß. Er zwang sich, die Augen niederzuschlagen, wusste er doch, dass er der Versuchung sonst nicht widerstehen konnte. Aber auch so war das Band zwischen ihnen stark. Verständnis, Nähe, Wärme, Einheit. Sie schlugen über ihm zusammen und erfüllten die Lücken, die seine Selbstzweifel, seine Sorgen, seine regelmäßigen emotionalen Abstürze gerissen hatten. Es ging nicht. Es ging einfach nicht. Von fern hörte er die Besen heransausen, als er aufblickte und in Harrys grüne Augen sah. Zu spät... Seine Selbstbeherrschung brach – und er fiel... ~*~*~*~ Die Besen zischten zwischen ihnen hindurch und Harry begann zu lächeln, als sie anhielten. Sie waren da. Es hatte funktioniert. Einfach so, wie immer. Er brach den Zauber ab und die beiden Fluggeräte landeten sachte auf dem Boden. Erst dann sah er auf. Und er kannte sofort, dass Draco wieder verloren hatte. Schuldgefühle erwachten in ihm. Warum hatte er wieder etwas draufsetzen müssen auf sein mentales Tief? Warum hatte er nicht eine andere Möglichkeit gefunden? Es hätte sie doch sicher gegeben! Ganz vorsichtig näherte er sich seinem Freund und zog ihn schließlich in die Arme. „Es tut mir Leid.“, flüsterte er. „Bitte, Dray.“ ~*~*~*~ Der Schmerz und der Verlust waren sofort mit dem Ende des Zaubers wieder da. Wie er diese beschissenen Abstürze hasste! Draco hörte Harrys Worte gar nicht. Er schmiegte sich einfach nur stumm in die Umarmung, suchte nach dieser besonderen Nähe und wusste doch, dass er sie nicht finden würde. Nicht ohne diese Magie... Er schwieg lange, bis er sich endlich dazu überwand etwas zu sagen. Etwas, das ihm schon länger auf der Seele lag, das er jedoch immer wieder beiseite geschoben hatte: „Glaubst du, dass diese Magie dazu beiträgt... dass wir... uns lieben?“, fragte er leise. Harry hatte das schon einmal zurückgewiesen, aber... Wenn er selbst diese Verbundenheit durch die Magie spürte, dann fiel es ihm schwer, nicht zu glauben, dass sie eine Rolle spielte... Dass sie doch sie beide irgendwie... steuerte. ~*~*~*~ Harry blickte seinen Freund leicht entgeistert an. Was bitte? Liebe wegen dieser dämlichen Magie? War das sein Ernst? Das hatte er doch schon einmal gefragt. Wieso…? Hatte er die Gründe etwa vergessen? Er hatte ihm doch fünf Dinge genannt, die genau das widerlegten. Oder? „Dray…“ Seine Stimme klang rau, so schwer fiel es ihm, das zu sagen. „Ich… ich habe dieses Gefühl nicht mehr. Ich hatte es das letzte Mal schon nicht mehr. Ich hatte… ich hatte es auch dieses Mal nicht. Draco. Ich liebe dich trotzdem.“ Und was ist mit dir? Ist es bei dir nur wegen der… Fast erschrocken schob er den Gedanken beiseite. Dass er das wirklich denken konnte, entsetzte ihn bis in die Grundfesten. Das zu denken, das mutete ihm an wie Hochverrat! Er biss die Zähne zusammen und presste den Blonden fester an sich. „Diese dumme Magie hat damit nicht das Geringste zu tun!“ Und genau in diesem Moment beschloss er, dass er sie nie wieder einsetzen würde. Wenn Draco so etwas glauben konnte, dann wollte er es nicht. Zuerst schadete es seinem Liebling, dann führte es noch zu Zweifeln an ihm selbst… Und es brachte Zweifel in sein eigenes Herz. Vielleicht war diese Magie ja doch Gift. ~*~*~*~ Draco lehnte die Stirn gegen Harrys Schulter, lauschte auf seine Worte. Ich habe dieses Gefühl nicht mehr. Ich liebe dich trotzdem. Er hielt sich an den Worten fest. Ganz fest. Wenn diese Magie Harry nicht im Griff hatte... dann ihn doch auch nicht, oder? Diese dumme Magie hat damit nicht das Geringste zu tun! Der Blonde beschloss, diese Worte in seine Gedanken zu brennen, ganz tief. Damit diese dummen Zweifel keine Chance mehr hatten. „Okay...“, flüsterte er heiser. Er schlang seine Arme ganz fest um Harry und presste ihn an sich. Langsam legte sich dieses dumpfe Gefühl in seinem Bauch und ebbte ab. Ja, es war alles in Ordnung... Und wenn er lernte, diese Magie zu kontrollieren, dann würde es besser sein. Er wusste nur nicht, wie er sich zusammenreißen sollte. ~*~*~*~ Sie flogen erst zurück, da war es schon dunkel. Der Thestral folgte ihnen stumm in einigem Abstand und schien ein wenig beleidigt, dass sie nicht mehr auf ihm ritten, aber das war Harry egal. Er blieb ganz dicht bei Draco, hielt dessen Hand, weshalb sie auch nicht schnell flogen. Angekommen in ihrem gemeinsamen Heim gingen sie duschen und anschließend ins Bett. Und Harry wachte über Draco, bis er sich ganz sicher war, dass dieser eingeschlafen war. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Let it slide, Let your troubles fall behind you Let it shine Until you feel it all around you And I don't mind If it's me you need to turn to We’ll get by, It's the heart that really matters in the end ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Ich weiß ehrlich nicht, ob ich mit so einem Vieh mitfliegen würde... Ehrlich nicht. Sicher ist das toll, aber... auf etwas fliegen, das man nicht sehen kann? *skeptischaugenbrauehochzieh* Shi-chan: Fliegen, fliegen, fliegen, fliegen, fliegen! Ich will fliegen!!! *rumhüpft* abranka: *shiflügelankleb* *indieluftwerf* Flieg! *g* Shirokko: *runterfälltinabbysarme* *spaßhat* Noch mal! Noch mal! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)