Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Handeln ------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 80: Handeln Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Lifehouse – Learn you inside out. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 80: Handeln Als Harry am nächsten Morgen erwachte, schliefen alle anderen noch. Das Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen. Mit erschreckender Deutlichkeit erinnerte er sich an alles, was am gestrigen Tage passiert war, erinnerte sich an die schreckliche Nachricht. Und jetzt waren auch die Gefühle wieder da. Schmerz, Trauer, Schuldbewusstsein, Selbsthass. Die geballte Ladung. Warum hatte er nur helfen müssen? Leise drückte er sich enger gegen Dracos Brust, sog den Duft tief in sich ein, der ihm nicht deutlicher hätte bestätigen können, dass er bei ihm war. Nur er roch schließlich nach Sternenstaub… Draußen ging die Sonne gerade auf und er wusste, dass heute die Beerdigung sein würde. Er wollte das nicht, denn es hatte etwas Endgültiges. Schrecklich endgültig… Ohne sein Zutun begannen seine Finger über Dracos Haut am Bauch zu streicheln. Es beruhigte ihn wirklich, dass er da war. ~*~*~*~ Draco schlug langsam die Augen auf, spürte die sachte Berührung auf seinem Bauch und lächelte leicht. Er drückte Harry einen Kuss auf die Stirn und streichelte schweigend durch sein Haar, liebkoste seinen Nacken, den Rücken soweit, wie er unter den Stoff gelangte. Worte waren vollkommen unnötig. Schweigend lagen sie so, bis Madam Pomfrey zu ihnen kam und ihnen sagte, dass es nun Zeit war aufzustehen. Zeit, zu der Beerdigung zu gehen. Draco hatte einen dicken Kloß im Hals, als er sich anzog, und sobald sie den Krankenflügel verlassen hatten, weigerte er sich, Harrys Hand loszulassen. Er wollte ihn bei sich spüren und ihm zeigen, dass er da war. Und es verstörte ihn, dass Harry nicht weinte. Er trauerte ja, das war sichtbar. Aber er weinte nicht... Und ihn selbst... Draco traf, dass er so gut wie keine Trauer empfand. Mitleid für Harry, ja. Aber Hagrid...? Er hatte den Halbriesen nicht gemocht – gelinde gesagt. Aber er fand es bedauerlich, dass ein Leben beendet worden war. Doch traurig... Nein, das war er eigentlich nicht. Und das bescherte ihm ein schlechtes Gewissen. ~*~*~*~ Es waren beinahe alle Schüler anwesend. Viele weinten, andere waren nur erstarrt, wieder andere lachten. Dumbledore hielt eine Rede neben einem wahrhaftig gigantischen Sarg, der von einem untröstlichen Fang belagert wurde. Professor McGonagall hielt die zweite Rede, ein Mann namens Jonathan Sausebart hielt die dritte. Offenbar war er ein sehr enger Freund von Hagrid gewesen. Irgendwann bei der zweiten Rede hatte sich ein weicher, wuscheliger Kopf unter Harrys Hand geschoben und er hatte begonnen, Sirius zu kraulen, während er Dracos Hand nicht losgelassen hatte. Sie standen abseits, Hermione, Ron, Pansy und Blaise noch ein Stück vor ihnen, Fred und George ein wenig daneben. Ansonsten war ihnen keiner nahe gekommen, wie es seit dem Sommer ja schon die ganze Zeit der Fall gewesen war. Es störte Harry nicht. Er fühlte sich wieder wie ein Beobachter, lauschte den Worten, die ihn halb störten, weil der Grund des Todes und seine Heldentat verschwiegen wurden. Er konnte es nicht so ganz verstehen, warum man den Schülern nicht die Wahrheit sagte, aber er schwieg, war gar nicht fähig dazu, etwas zu sagen. Blicklos starrte er auf den sich in die Erde senkenden Sarg, lauschte stumm der Schulhymne, die bis auf wenige Ausnahmen tatsächlich einheitlich im Trauermarsch gesungen wurde, tragend, schwer, die falschen Worte, aber Hagrid hätten sie gefreut. Er hätte sich sicher gefreut, wenn er da gewesen wäre und die bedröppelten Gesichter gesehen hätte, die um ihn trauerten. Mit Sicherheit hätte er irgendeinen Witz erzählt, über den keiner gelacht hätte außer ihm und dann… Fang kam zu Hermione und Ron, die ihn beide tröstend streichelten. Sein Herrchen war fort. Er war jetzt ganz alleine. Irgendwann zerstreute sich die Menge, da stand die Sonne schon im Zenit, brannte heiß und völlig unpassend zu seiner Laune auf sie hernieder. Harry nahm es nicht wahr, seine Augen waren noch immer unverwandt auf die frisch aufgeschüttete Erde gerichtet, auf die Blumen darauf, auf die steinerne Inschrift. Am Rande nahm er Firenze wahr, der am Waldrand stand, jetzt, wo die Schüler alle gegangen waren. Er war mit Sicherheit auch traurig, aber auch das war Harry egal. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als sein Griff um Dracos Hand fester wurde und seine andere sich in Sirius’ Fell grub. „Jetzt siegen wir erst recht. Das werden sie bereuen.“ Es waren die ersten Worte, die er überhaupt sagte. ~*~*~*~ Draco blickte Harry einen Augenblick an und nickte dann leicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Nette Worte kamen ihm so falsch, so hohl vor. Harry wusste, wie er zu Hagrid gestanden hatte. Es wäre nichts weiter eine Farce und er wollte damit nicht Harrys Schmerz herabwürdigen. Harry hatte Hagrid geliebt. Als einen wirklich guten Freund, einer seiner ersten überhaupt... Auf einmal kam er sich dumm und schäbig vor. „Es tut mir Leid.“, sagte er unvermittelt und sah Harry fest in die grünen Augen. „Es tut mir Leid, dass Hagrid gestorben ist. Und noch mehr tut es mir Leid war, dass ich am Samstag so unheimlich wütend auf dich war, weil du einfach abhauen wolltest. Und es tut mir Leid, dass ich so dumm war, deswegen verletzt zu sein.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, sichtlich irritiert. Wütend? Am Samstag? Weil er… hatte weglaufen wollen? Eine komische Information. Sehr komisch irgendwie… Er hatte weglaufen wollen. Das hatte Dumbledore ja schon gesagt, auch wenn er davon nichts mehr wusste. Klar, da war so etwas wie eine Erinnerung, aber… es war so dunkel. So fürchterlich dunkel… Und warum sollte Draco deswegen wütend gewesen sein? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Schon gar nicht, wenn er verletzt deswegen war. Irgendwie hatte er gerade das Gefühl vollkommen aus dem Mustopf zu kommen. Weglaufen. Weglaufen und wütend sein, nein, da klingelte bei ihm gar nichts. Er blickte noch einmal zu dem Grab zurück, dann lächelte er Draco an. „Ich versteh es nicht, aber es ist okay.“, sagte er leise und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Jetzt wird alles wieder gut, denn jetzt haben sie uns die Herausforderung geschickt. Sie haben uns endgültig den Krieg erklärt und danach ist es vorbei, dann ist alles wieder gut.“ Behutsam strich er ihm eine Strähne blonden Haares aus dem Gesicht. „In drei Monaten ist alles vorbei und dann ziehen wir zu Sirius.“ ~*~*~*~ „Du siehst das etwas zu optimistisch. Es kann sein, dass wir in zwei oder drei Monaten nicht mehr am Leben sind. Das solltest du berücksichtigen.“, sagte Draco leise. Er hatte äußerlich ungerührt zur Kenntnis genommen, dass Harry sich an nichts mehr im Zusammenhang mit diesem Fluchtversuch erinnerte. Der Schock wahrscheinlich. Es tat aber dennoch etwas weh... Dass diese ihm sehr wichtige Entschuldig so gut wie keine Würdigung bekam. „Ich möchte auch glauben, dass das hier ein Happy End bekommt, aber... Du weißt, was ich von Illusionen halte.“ Er lächelte schwach und zog Harry an sich. „Das hier ist wirklich. Du und ich. Und die Tatsache, dass Hagrid tot ist. Alles andere... sind Hoffnungen, Pläne, Schäume.“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn leicht vorwurfsvoll an. „Was soll das, Dray?“, fragte er leise. „Ich habe dir versprochen, dass ich nicht sterbe. Ich halte meine Versprechen. Also werde ich auch nicht sterben und werde hierher zurückkommen.“ Er lehnte sich ein wenig vor, um ihm die nächsten Worte ins Ohr zu flüstern. Es musste niemand sonst davon wissen. „Mit dir. Du weißt genau, dass ich das nur wegen dir tue. Wenn du vorhast, dort zu sterben, dann…“ Er ließ den Satz unbeendet. „Ohne dich bin ich verloren und das weißt du.“ Er hatte es ihm ja gesagt. ~*~*~*~ „Ich ohne dich doch auch...“ Draco lächelte schwach und seine Hand zitterte ein wenig, als er Harry noch ein wenig näher an sich drückte. „Ich habe nicht vor zu sterben, Harry. Mit Sicherheit nicht. Ich habe jemanden, für den ich leben will...“ Sein Lächeln wurde fester und er hob leicht Harrys Kinn an, küsste ihn sachte. Beinahe wie ein Versprechen. „Aber ich will nicht, dass du die Augen vor dem verschließt, was kommen kann.“ ~*~*~*~ „Ist okay.“, lächelte Harry. „Ich werde es versuchen. Versprochen.“ Ja, versuchen würde er es, aber ob er es konnte? Keiner der beiden war sich bewusst, dass dieses leise Versprechen, das eigentlich nur für ihre Ohren bestimmt war, von einem dritten belauscht wurde. Sirius hockte neben ihnen und seine sonst eher grauen Hundeaugen waren schwarz. Harrys einziger Grund, nicht sterben zu wollen, war Draco? Wirklich? Das tat weh. Auch wenn er es wohl verstehen konnte. Er wäre für James… würde für Harry sterben, wenn es sein müsste. Es war nur nicht so leicht zu akzeptieren, dass er dieses Gefühl von Harry nicht zurückerwarten konnte. ~*~*~*~ Draco lächelte leicht. Ein Versuch war es immerhin... Er schmiegte sich an den Gryffindor und grub seine Hand in das weiche schwarze Haar. Jedes seiner Worte war wahr gewesen. So wahr, wie es nur ging. Und trotzdem tat es weh... „Kommt ihr mit zu den Weiden?“, fragte Pansy leise und trat zu den beiden. Sie war vorgeschickt worden, auch wenn sie nicht so recht wusste warum. ~*~*~*~ Sie gingen mit, aber von einem echten Gespräch war nicht zu reden. Sie schwiegen sich an, jeder gegen seinen Baum gelehnt, still und stumm vor sich hinstarrend. Ein trauriges Bild, wenn man es genau nahm. Bis Hermione schließlich leise zu sprechen begann. „Das mit Hagrid war... schrecklich... Wir müssen unbedingt bald etwas dagegen unternehmen. Ich will das nicht noch einmal erleben, dass...“ Sie verstummte und Harry lächelte. „Du hast sie also schon gefragt?“, wandte er sich an Draco und kraulte Sirius den großen, schwarzen Kopf. Der Hund blies definitiv Trübsal. Ron antwortete für Draco. „War ja auch vernünftig. Ihr könnt das alleine niemals schaffen!“ „Das habe ich auch nie behauptet...“ „Aber auch nicht das Gegenteil.“ „Und was wollen wir tun?“, mischte sich Hermione wieder ein. „Ich meine, wir brauchen doch einen Plan. Zuallererst müssen wir uns überlegen, wie wir den Unnennbaren finden und wie wir anschließend zu ihm hinkommen. Unbemerkt von Dumbledore, versteht sich, denn der wird uns wohl kaum einfach so gehen lassen. Und dann noch die Frage, wie wir es schaffen können, dass wir unbemerkt durch die Todesser durchkommen, wie wir ihn auslöschen, wie wir wieder zurückkommen, was wir tun, sollten wir verletzt werden, und, und, und. Und wir sollten bald damit anfangen zu planen, sonst bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Drei Monate ist nicht viel für eine solche Aktion!“ Harry blickte sie an, eine Augenbraue leicht amüsiert gehoben. Unbemerkt von Dumbledore? Wie stellte sie sich das vor, wenn Sirius völlig unbehelligt zwischen ihnen lag und ihnen zuhörte? Guter Witz. Aber Recht hatte sie. Zweifellos. ~*~*~*~ Draco nickte auf Harrys Frage hin nur. Er war ja noch nicht dazu gekommen, es ihm zu erzählen. „Ihn finden...“ Blaise fuhr sich mit der Hand übers Kinn und legte den Kopf in den Nacken. „Das ist das erste Problem. Wir müssen sein Versteck kennen... Seine Schwachstellen... Kurzum: Wir brauchen Informationen. Über ihn, über die Todesser... Nur: Wie? Wir sitzen hier am wohl sichersten Ort Englands. Und dummerweise auch an einem, der fern von allen möglichen Geschehnissen ist... Wie sollen wir hier an irgendwelche Informationen kommen?“ „Und wir müssen trainieren!“, unterbrach ihn Pansy. Ihre letzte Niederlage gegen Harry war noch immer arg frisch in ihrem Gedächtnis. Das war demütigend gewesen – aber gegen einen Todesser wäre es tödlich. „Wir müssen wirklich fit sein, was das Duellieren angeht – und Harry sollte uns dahingehend unterrichten.“ Sie blickte den Gryffindor fragend an. „Weil... Du bist doch der Beste in dem Fach. Wenn du uns das nicht beibringen kannst, wer denn dann? Tonks’ Unterricht reicht einfach nicht...“ Draco beobachtete Harry gespannt. Was er wohl dazu sagen würde? Aber Pansy hatte Recht – es war notwendig. Harry, Blaise, Ron und er waren ganz fit, was Duelle anging, aber bei Pansy und Hermione sah es dahingehend düster aus. Außerdem konnte man niemals gut genug sein... ~*~*~*~ Harry lächelte und nickte. Ganz klar. Training, das ihnen zugute kam, das kam irgendwo auch ihm zugute. Ob es ihm gelingen würde, sie zu trainieren, würde sich allerdings zeigen. „Wir machen es alle gemeinsam. Dray kann euch besser sagen, was ihr falsch macht.“ Was zweifellos der Wahrheit entsprach. Er wusste vielleicht immer gleich, was er zu tun hatte, aber so einfach sehen, was die anderen falsch gemacht hatten, das konnte er nicht. Er könnte ihnen lediglich sagen, was er getan hätte. „Aber das kriegen wir schon hin. Im Übrigen...“ Seine Augen wurden dunkel. „...ich werde schon wissen, wo Voldemort ist. Ich weiß es beinahe immer. Jedenfalls, wenn er wieder etwas plant.“ Und wenn das hieß, dass er eine Nacht von Draco entfernt bleiben musste, um die Träume zu haben, die er sonst bewusst verdrängte, er würde es im Endeffekt schon wissen. Ron grinste. „Da kommt es uns ja ausnahmsweise wirklich zugute!“, lachte er und Harry wusste, dass er den gleichen Gedanken hatte. „Okay.“ Hermione nickte entschlossen, ihre Augenbrauen trafen sich fast. „Und seine Schwachstellen finden wir auch heraus. Harry, du musst mir einfach sagen, was er bisher getan hat. Und wir können Snape fragen. Der muss es doch wenigstens ansatzweise wissen. Oder Dumbledore. Oder andere, Tonks, Sirius, Remus.“ Harry strich seinem Paten erneut über den Kopf, als dieser fiepte, sagte aber nichts. Wie hatte sie vergessen können, dass er noch da war? „Ich werde diesbezüglich wirklich alles wissen müssen. Worte, Taten, einfache Gesten... Was meinst du, Blaise, das schaffen wir doch, dieses Verhalten zu deuten? Und Arithmantik wird uns dabei helfen!“ Sie schien wirklich finster entschlossen. Hagrids Tod hatte sie offenbar tief erschüttert und ihr endlich die Dringlichkeit der Sache begreiflich gemacht. „Und eine Liste mit den aktiven Todessern, die kriegen wir auch irgendwo her. Die richtigen Leute gefragt, ob sie das nun wissen oder nicht, wir kriegen es heraus!“ Rons Augen leuchteten. „Mione, du bist grade große Klasse!“, sagte er stolz. Sie riss ihn richtig mit sich. „Fangen wir gleich an mit dem Training!“ ~*~*~*~ Draco sah Harry einen Augenblick lang verblüfft an und nickte dann. „Okay...“ Schien, als wenn er doch wirklich gebraucht wurde. Etwas hatte er sich schon überflüssig gefühlt... Bei Merlin, wo kam dieses angekratzte Selbstwertgefühl im Moment nur her? Das war doch langsam wie verflucht! Blaise grinste Hermione an. „Natürlich kriegen wir per Arithmantik einiges heraus... Aber...“ Der schwarzhaarige Slytherin überlegte einen Augenblick. „Ich glaube kaum, dass... dass...“ Er schluckte fest. Warum war es eigentlich so schwer, diesen dämlichen Namen auszusprechen? Es war doch nur ein Name! Und wenn sie gegen ihn antraten... mussten sie dann nicht die Angst sowieso besiegen? Das war doch notwendig, denn wenn sie wie furchtsame Karnickel nicht mehr in der Lage waren, einen Schritt zu tun, dann waren sie verloren. Außerdem sagten Harry und Draco diesen dämlichen Namen doch auch! „…dass... Volde...mort sein richtiger Name ist.“ Blaise grinste stolz. War doch gar nicht so schlimm gewesen. Draco nickte ihm leicht zu. Blaise war mutig... „Was die aktiven Todesser angeht: Ich glaube, da muss ich nur die Namen derjenigen zusammenbekommen, die bei uns immer ein- und ausgehen...“ Er schnitt eine Grimasse. „Da dürften nahezu alle bei sein. Pansy, Blaise, ich denke, ihr könnt da mithelfen.“ Sie beide kannten schließlich auch die meisten davon und konnten ihn an diejenigen erinnern, die ihm bisher nicht besonders aufgefallen waren. Seine grauen Augen fixierten kurz Sirius. Der große schwarze Hund saß still da und beobachtete. Ihm war nicht ganz wohl dabei, dass er alles mitbekam, aber andererseits... vielleicht war es gut, wenn er es wusste. ~*~*~*~ Harry lachte. „Oh ja. Sichere Methode. Wir können auch Dobby fragen, der hat doch irgendwie Einsicht in alles.“ Kurz wurde sein Gesicht böse, dann aber schob er den Gedanken beiseite. Es war nicht die Zeit sich über ihn aufzuregen. „Und was euer Problem mit dem Namen angeht...“ Geschwind zog Harry seinen Zauberstab und vollführte das Kunststück ein weiteres Mal, sodass am Ende die goldenen Lettern von Voldemorts vollständigem, echtem Namen zwischen ihnen in der Luft schwebten. „Er hat ihn mir selbst verraten.“ Wenn er es recht bedachte... ziemlich bescheuert eigentlich. Hermiones Augen leuchteten. Man konnte das Bedauern förmlich sehen, dass sie kein Papier und Feder da hatte, um endlich wieder einmal ihr Wissen über die bisher gelernten Arithmantikformeln einzusetzen. Harry wusste schon jetzt, dass sie an diesem Abend wohl nicht mehr ansprechbar sein würde. ~*~*~*~ „Tom Vorlost Riddle...“, murmelte Blaise leise. „Ehrlich: Das klingt verdammt harmlos.“ Pansy musste unwillkürlich kichern. Der Name war aber wirklich unglaublich banal... Vor allem für den gefährlichsten und grausamsten Magie der jüngeren Geschichte. Gut, Grindelwald war da noch irgendwann mal gewesen, aber den hatte Dumbledore ja damals besiegt – im Gegensatz zu Voldemort. „Wir müssen uns vielleicht auch überlegen, was für Tricks wir aufbieten können. Welche... Talente wir noch haben, die wir ausnutzen können...“, schlug Draco vor. Seine Augen ruhten noch immer auf Sirius. Irgendwie wollte er nicht, dass er von der Potenzialmagie erfuhr. Es reichte, dass er von seinen Problemen mit der Schwarzen Magie wusste. Warum hatte er es ihm überhaupt erzählt? Weil er sich angenommen gefühlt hatte, weil er ihm irgendwie vertraute... Vertrauen war schon eine komische Sache. ~*~*~*~ Und Sirius blickte zu ihm zurück. Die grauschwarzen Augen dunkel und tiefgründig, als wollte er sie loben für das, was sie hier planerisch leisteten. Harry lächelte nur. So wie es aussah, hatte Sirius Draco besser aufgenommen, als er gedacht hatte, auch wenn er schon gesagt hatte, dass er ihn gern kennen lernen wollte. Er war froh drüber, denn er hätte wohl nicht gewusst, wie er sich hätte entscheiden sollen, hätte er gemusst. Leise lächelnd tätschelte er den schwarzen Kopf und meinte dann: „Okay, jeder sagt einmal, was er besonders gut kann, ich denke, es wird sinnvoll sein, wenn wir es voneinander wissen, wie wir uns einschätzen. Ich bin gut im Quidditch.“, begann er auch gleich. „Fliegen und kleine, schnelle Dinge suchen, das kann ich wirklich gut. Und dazu hab ich bereits ein paar kleinere Ablenkungszauber gelernt, die dummerweise wirklich Konzentration erfordern. Ich habe Probleme damit.“ War doch wirklich besser, wenn er das zugab. Hermione lächelte. „Und wenn ich diese Ablenkungen lerne? Ich kann nicht duellieren, aber schwere Zauber lernen, das kann ich. Ich kann sie wirken und werde keinen vergessen.“ Aber daran zweifelte eh keiner. „Das, finde ich, ist keine schlechte Idee.“, lächelte Harry. „Ich kann sie dir später ja zeigen.“ „Und ich kann Geographisches mit Grundrissen vereinbaren. Das kann uns Vorteile bringen, wenn wir dann wissen, wo wir hinmüssen.“ ~*~*~*~ Schwierige Sache, das mit den Fähigkeiten. Draco presste die Lippen zusammen. Da war es wieder, dieses dumpfe Gefühl, dass er kaum etwas konnte. Pansy lächelte. „Ich bin gut, was Pflanzen und alles angeht. Ich kann Draco helfen, wenn er irgendwelche Tränke fertig macht. Ich finde die pflanzlichen Zutaten.“ Sie blickte den Blonden fröhlich an. „Außerdem bin ich ganz gut in Verwandlungen...“ Blaise zuckte mit den Schultern. „Lernfähig.“ Er grinste. „Perfekter Diskussionspartner für Mione, was sie nicht weiß, das weiß ich... Passabler Duellant, brauchbar in allen möglichen Zaubern...“ Seine dunklen Augen hefteten sich auf Draco. Auch dieser zuckte mit den Schultern. „Zaubertränke, wie Pansy schon sagte. Und über deren Nutzen habe ich dir ja schon mal einen umfassenden Vortrag gehalten, Harry.“ Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, als er sich daran erinnerte. „Und Schwarze Magie. Alles andere... Solange es nichts Neues ist, geht es. Ansonsten kann es ewig dauern, bis die Sprüche funktionieren.“ Beiläufig klang seine Stimme, als er das Problem erwähnte. Dass es ihm zu schaffen machte, das würde kaum jemand sehen. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Solange es nichts Neues ist...? Ansonsten kann es ewig dauern? Ja, klar. Hermione hatte es ihm erklärt. Das war sein Fluch. Schwarze Magie ließ Weiße eben nicht so ohne weiteres zu... Ron blickte in die Runde. „Ich bin in gar nichts gut.“, sagte er etwas missmutig. Das, was die anderen gesagt hatten... Er selbst konnte mit nichts dergleichen aufwarten. Er war passabel gut in Duellen, schlecht in Zaubertränken, lernte nicht schnell und Pflanzen konnte er nicht leiden. Er konnte nicht wie Harry Dinge voraussagen, Verwandlungen klappten, aber waren eigentlich nichts, das man wirklich würde brauchen können... Zauberkunde war noch so eine Sache... „Ich kann Schach spielen, aber ich glaube kaum, dass der Unnennbare mich zu einer Partie herausfordern wird...“ Er grinste schief, versuchte Humor zu zeigen. Hermione lächelte. „Das ist gar nicht wahr.“, meinte sie. „Du bist mutig, jederzeit bereit, dich selbst zu opfern, wenn du es für nötig hältst...“ „...wenn du dabei bist, kann man davon ausgehen, dass man garantiert Glück im Unglück hat.“, ergänzte Harry, was ihm ein Büschel Gras ins Gesicht brachte. „Danke auch. Das ist kein Talent, das ist Pech!“ „So würde ich das nicht sehen. Dank dir ging bisher immer alles gut aus.“, sprang Hermione wieder ein. „Und Fliegen kannst du auch, du kannst gut Dinge fangen...“ Harry seufzte. „Vielleicht sollten wir euch Mädchen noch das Fliegen beibringen...“, überlegte er nachdenklich. „Das wäre zumindest eine Möglichkeit, wie wir dahin kommen, wo wir hinwollen...“ Und wie Pansy flog, das wusste er gar nicht... ~*~*~*~ „Wenn du gut Schach spielen kannst, dann kannst du logisch und taktisch denken. Unterschätze das nicht.“, stellte Draco nüchtern mit einem Blick auf den reichlich bedröppelt aussehenden Rotschopf fest. „Das mit dem Fliegen ist sinnvoll...“, griff Blaise Harrys Gedanken auf. „Pansys letzter Flugversuch...“ „Hey, hör auf!“ Empört kniff ihn das Slytherinmädchen in den Arm. „Das ist nicht lustig!“ „Doch...“ Blaise lachte auf. „Dein Gesicht, als der Boden immer näher kam... Ehrlich, gegen dich ist Longbottom talentiert!“ „BLAISE!“ Pansy stemmte die Hände in die Hüften und funkelte den Slytherin zornig an. ~*~*~*~ Leises Kichern erfüllte den Hain, als Ron über Hermione das gleiche erklärte. „Sie hat seit dem ersten Schuljahr keinen Besen mehr angerührt!“, lachte er, überspielte seine Verlegenheit über Dracos Lob. Von ihm bedeutete es ihm irgendwie was, denn er musste es nicht mit einem Freunde-sagen-nie-negative-Dinge-über-einen-Vorbehalt versehen. Draco hatte noch nie hinterm Berg gehalten, was ihm nicht gefiel, also musste es doch was bedeuten! „Also, sieht doch so aus, als wäre unsere Gruppe einigermaßen ausgeglichen...“, begann Hermione, doch Harry grinste nur, erhob sich aus seiner Position. „Lenk nicht ab, Mione. Ihr beide lernt jetzt fliegen!“ „Aber dazu nehmen wir meinen alten Besen!“, beschloss Ron. „Wenn ihnen der Feuerblitz ausbricht oder auch die Besen unserer beiden Slytherinstammspieler, dann kriegen wir die beiden im Leben nicht!“ „Genau, Ron! Und wir anderen werden dabei sein, um sie notfalls einzufangen, okay?“, stimmte Harry zu und schon rief er seinen Besen. „Okay?“, fragte er Blaise und Draco. “Ich will das nicht!“, jammerte Hermione. Sie fühlte sich einfach nicht wohl, wenn ihre Füße nicht mehr auf dem Boden waren. „Können wir nicht vielleicht Seidenschnabel fragen?“ Harry blickte sie böse an. „Du weißt genau, dass er umgebracht wird, wenn sie ihn sehen!“, schnappte er. „Und ich will nicht riskieren, noch einen Freund zu verlieren!“ Sie blickte betreten zu Boden. „Entschuldige...“, murmelte sie. Der Feuerblitz hielt fauchend neben ihm und Harry streckte die Hand aus, um ihn in Empfang zu nehmen. „Schon gut.“, antwortete er wesentlich ruhiger. ~*~*~*~ Irgendwie hatte heute die Welt beschlossen, ihm einen Tiefschlag nach dem anderen zu verpassen. Seidenschnabel. Noch etwas, womit man ihm unter die Nase reiben konnte, was für Fehler er alle gemacht hatte. Wie dumm er gewesen war. Wie... wertlos. Draco biss die Zähne zusammen und blickte einen Moment lang zu Boden. Er musste sich damit arrangieren. Mit all seinen Fehlern. Und doch... tat es weh. Irgendwie... „Klar sind wir dabei!“ Blaise grinste und Pansy verdrehte nur die Augen. „Damit das klar ist – ich lerne von Draco. Du kommst mir mit deinem verdammten Besen gar nicht erst in die Nähe!“, entschied das Mädchen. Blaise kicherte nur vor sich hin und wirkte den Accio für seinen Besen. „Hey, träumst du?“ Pansy piekste den Blonden in die Seite und erreichte damit immerhin, dass er wieder aufblickte. „Nein... Hab nur einen Augenblick nachgedacht.“ Draco lächelte betont und rief seinen Nimbus 2002. „Bist du sicher, dass du ausgerechnet von ihm lernen willst, Pansy?“, erkundigte sich Blaise mit einem süffisanten Grinsen. „Er würde vielleicht gar nicht mitkriegen, wenn du abstürzt...“ „Blaise!“ Pansy sah ihn empört an und klapste ihn leicht auf die Schulter. Dracos Blick ging einen Augenblick ins Leere, ehe er seinen Besen nahezu beiläufig auffing. ~*~*~*~ „Hey.“ Harry stand direkt hinter ihm und berührte seinen Hinterkopf mit dem Handrücken. „Was ist los? Alles klar?“ Hinter ihnen kam Rons Besen nun auch endlich angeflogen und die Aufmerksamkeit konzentrierte sich kurz darauf ganz auf Ron, der den Mädchen zusammen mit Blaise erklärte, dass sie am besten direkt von vorne anfangen sollten, um eventuelle Macken in ihrer Technik auszumerzen, so waren sie für ein paar Augenblicke ungestört. Harry hockte sich neben seinen Freund. „Du bist im Moment noch viel schlimmer drauf als sonst. Du bist so... in dich gekehrt.“ Er verstummte, hoffte einfach, dass Draco darauf reagieren würde und nicht wie vor kurzem noch einfach abblockte. Es machte ihm ein bisschen Sorgen, denn auch wenn es vielleicht ein bisschen fies klang, er konnte sich nicht so ganz vorstellen, dass Dracos komisches Verhalten an der Trauer um Hagrid lag, den er nie wirklich hatte leiden können. Es musste eine andere Ursache haben. Und wenn er das richtig in Erinnerung hatte, dann hatte das angefangen, als Blaise so ausgerastet war. Oder? Oder war es schon länger so und er hatte es nur nicht bemerkt? ~*~*~*~ Draco war kurz davor zu sagen, dass alles in Ordnung war. Ganz kurz davor. Eine simple Lüge, einige Worte, die diese Sache vom Tisch fegen konnten. Oder auch nicht. Denn wahrscheinlich würde es Harry sogar merken. Und er wollte nicht lügen... Draco lächelte leicht und strich dem Gryffindor über die Wange. „Ich war schon immer so... in mich gekehrt... Du hast mich nur in letzter Zeit dazu gebracht, offener zu sein. Aber... es ist nicht immer so einfach.“ Der Blonde blickte hinüber zu dem schwarzen Hund, der die vier anderen ignorierte und sie beide beobachtete. Klar. Für Sirius war das hier sicher aufschlussreich. „Im Moment... tut mir einfach zuviel weh... Innerlich...“, murmelte er schließlich leise und schlug die Augen nieder. Das war mehr, als er überhaupt zu sagen gedacht hatte. Es tat weh. Alles mögliche. Und vielleicht... vielleicht war er ja so bescheuert und verdreht, dass er diesen Schmerz brauchte, ihn suchte. Aber das machte es kaum besser. ~*~*~*~ Harry sah ihn an. „Warum sprichst du nicht mit mir, wenn du Probleme hast?“, fragte er. „Ich... bin doch für dich da!“ Er legte die Arme um die Schultern seines Freundes. Irgendwie machte er sich schon langsam Sorgen. ~*~*~*~ Draco schwieg und lehnte sich stumm in Harrys Umarmung. Er brauchte seine Nähe so sehr... Er war süchtig, eindeutig. „Du hast im Moment genug im Kopf.“ Der Blonde brachte ein Lächeln zustande und blickte auf. „Die letzten Tage waren kaum ein guter Zeitpunkt...“ ~*~*~*~ „Auch wieder wahr.“, murmelte Harry. Da sah man es mal wieder. Draco war viel zu freundlich und er ein beinahe schlechter Freund. Dass er sich so fallen ließ in Trauer und Angst und Pflichtbewusstsein, dass er darüber hinaus vergaß darauf zu achten, wie sich Draco fühlte. „Entschuldige.“ Ganz leise und ruhig. „Aber wenn du magst, dann reden wir heute Abend. Da kann wenigstens keiner stören...“ Leise lächelnd drückte er seine Nase zwischen die zwei Sehnen in Dracos Nacken. Eine durch und durch warme Stelle und sie duftete nach Shampoo und Draco. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco lächelte leicht und streckte die Hand aus, um Harry durch die Haare zu streichen. „Und du musst dich nicht entschuldigen. Wirklich nicht. Was kannst du für mein Gefühlschaos?“ Eine Menge. Aber du ahnst es nicht. „Hey, bewegt ihr beiden euch mal hier herüber? Wir wollen anfangen!“ Blaise hatte sich umgewandte und tappte mit der Fußspitze ungeduldig auf den Boden. Pansy bestand immer noch darauf, dass Draco sich hauptsächlich um sie kümmern würde. Ts, als wenn er kein Vertrauen wert war... ~*~*~*~ Grinsend drückte Harry den Blonden noch einmal. Genau das hatte er gemeint. Abends hätten sie diesbezüglich mehr Zeit. Dann stand er auf und bot Draco seine Hand an, um ihm ebenfalls aufzuhelfen, während er schon die beiden Mädchen ansah. „Okay, in Ermangelung lerntechnisch geeigneten Materials müsst ihr euch einigen. Wer will anfangen?“ Die beiden blickten sich an. „Pansy.“, kam es dann von Hermione und im nächsten Moment bekam sie den Besen in die Hand gedrückt. Ron grinste sie an. „Du hast es ganz eindeutig nötiger.“, erklärte er. „Und als Strafe für zu auffällige Weigerung.“ Sie schickte ihm einen giftigen Blick und Harry zog Draco letztendlich in die Höhe. „Blaise, Dray, meint ihr, wir schaffen es, sie zu hüten?“, fragte er zweifelnd. Er hatte schließlich noch niemals jemandem das Fliegen beigebracht! Und zu dritt war es sicherer, als wenn sich nur einer darum kümmerte. ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco ließ sich von Harry hochziehen und nickte dabei zuversichtlich. „Ron und Pansy behalten uns von unten im Auge und können im Zweifelsfall mit ihren Zauberstäben eingreifen. Ziemlich nützlich...“ Oh ja, verdammt nützlich. Ansonsten hätte er sich bei seinem Absturz schließlich den Hals gebrochen. „Und... Ich hänge Miones Besen mit einem Zauber an meinen. Das hatte ich mir zwar eigentlich für Warrington aufgehoben, aber das kann jetzt ganz nützlich sein. Das bedeutet, dass ich hinter ihr bleibe und im Zweifelsfall gegensteuern kann.“ „Fliegenlernen mit Stützrädern also.“ Blaise grinste. „Nicht schlecht.“ ~*~*~*~ Harry grinste, als Hermione daraufhin rot anlief, aber er sagte nichts. „Dann erklär ich dir, was du tun musst.“, stellte er fest. „Wir kriegen das schon hin, Mione! Na los, den Anfang kriegst du hin. Besen auf den Boden und wieder aufnehmen.“ Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, tat aber was er verlangte. Der Besen weigerte sich, zurück in ihre Hand zu kommen. Der Schwarzhaarige lachte. „Hey, du musst es auch wollen. Der Besen reagiert auf deine Gedanken, wenn du nicht willst, dann sieht er gar nicht ein, dass er die Arbeit überhaupt leisten soll.“ Wieder einer dieser Blicke, die ihn grinsen ließen, aber diesmal bewegte sich das Fluggerät wenigstens. Und beim dritten Versuch schwebte er schon ein paar Zentimeter über dem Boden. Letztendlich hielt sie ihn in der Hand. „Na also, geht doch. Dray, jetzt bist du dran. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll wäre, sie ohne deinen Zauber aufsteigen zu lassen.“ Dann blickte er sich um. „Und ich denke, wir sollten auf eine Freifläche wechseln. Äste können sehr hart sein.“ ~*~*~*~ „Sieh es dir genau an, Pansy. Lern schon einmal trocken, was auf dich zukommt.“, raunte Draco dem Slytherinmädchen zu. Sie nickte schwach. Ihr war reichlich mulmig im Bauch. Komisch... Dracos Nähe machte ihr gar nichts aus. Er stand so dicht neben ihr, aber ihr Herz schlug nicht wie ein kleiner gefangener Vogel. Nicht so wie früher... Als die beiden Gryffindors fertig waren und Hermione mit einem bedingt glücklichen Gesichtsausdruck den Besen in der Hand hielt, verließen sie den Schutz des Weidenhaines. Dann trat Draco vor und murmelte seinen Zauber. Einen Lidschlag lang sah man ein feines silbernes Band, das sich zwischen den beiden Besen entspann, dann verschwand es. „Okay... Wir starten, wann auch immer du bereit bist, Mione.“ Er lächelte das Gryffindormädchen zuversichtlich an. Harry hatte rechts von ihr Position bezogen, Blaise links. Und er, er würde wirklich direkt hinter ihr fliegen und versuchen, etwaige Missgeschicke auszugleichen. ~*~*~*~ Seufzend nickte Hermione, blickte dann fragend Harry an, der freundlich lächelte. „Leicht abstoßen.“, sagte er und machte es vor. Wirklich leicht, sodass der Besen gerade so in der Luft und über dem Boden schwebte. „Halt den Stiel waagerecht und nicht vergessen, dass du es auch wollen musst.“ Wieder dieser unglückliche Blick, aber dann schloss sie die Augen und nickte erneut. Sie brauchte schon ein bisschen, um sich dazu zu überwinden, dass sie wirklich wollte, dass der Besen flog, aber dann tat er es. Ganz sachte, ziemlich wackelig und schwankend, bis Harry seine Hand auf dem Stiel platzierte und ihn dadurch ein wenig beruhigte. Sie lächelte dankbar, dann zog er die Hand weg. Und tatsächlich hielt sie die Waagerechte bei, ohne zu schwanken. “Okay, jetzt zieh ihn ein bisschen hoch und lehn dich ein wenig vor, damit signalisierst du ihm, dass du vorwärts willst. Anhalten tust du, indem du dich wieder aufrichtest, ja?“ Ein Stirnrunzeln, ein Nicken und schon schoss der Besen davon. Harry nur einen Sekundenbruchteil später hinterher. „Langsamer!“, rief er. „Sag das mal ihm!“, schrie sie zurück und es war tatsächlich Panik in ihrer Stimme. Sie klammerte sich an ihren Besen, die Augen weit aufgerissen und ängstlich. „Du musst dich aufrichten!“ „Damit ich falle? Vergiss es!“ Instinkte waren manchmal schon eine Qual. ~*~*~*~ Draco beobachtete Hermione vor ihm aufmerksam. Im Moment flog sie zwar zu schnell, aber stabil. Das hieß, dass er mit Sicherheit nichts tun würde. Er war ja schließlich nicht dazu da, ihr ihren Lernprozess abzunehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass sie es sonst nie kapieren würde. Blaise schloss jetzt zu dem Gryffindormädchen auf. Mit einer Hand drückte er ihre Schulter vorsichtig zurück. Augenblicklich wurde ihr Besen etwas langsamer. Dafür durfte er sich selbst jetzt recht akrobatisch verrenken, doch für einen Quidditchspieler war das bekanntlich kein Problem. „Kapiert?“ Er lächelte sie aufmunternd an. „Vertrau auf dein Gleichgewicht. Dir kann nichts passieren.“ ~*~*~*~ Hermione nickte nur und Harry lächelte erfreut. „Hey, was hältst du von einer Kurve, damit wir nicht im Verbotenen Wald landen?“, fragte er freundlich und sie bekam augenblicklich Panik. Offensichtlich. „Einfach ein wenig zu Seite lehnen!"“ rief er ihr zu, was sie wieder erschreckte. „Na komm. Das ist wie beim Reiten!“ „Ich reite nicht!“, schoss sie zurück und Harry lachte. „Ich auch nicht!“ „Ich werde fallen!“ Ein kurzer Blick zu Blaise und die beiden waren sich einig. Sie kamen näher, schlossen sie zwischen sich ein und dann flogen sie die Kurve in Blaises Richtung, ohne dass Hermione auch nur die Chance bekam zu fallen. Ganz einfach. Sie war weiß wie die Wand. Und Harry hatte ein Einsehen. So erstarrt wie sie gerade war, war es wahrscheinlich am besten, wenn man sie einfach wieder zum Weidenhain zurückbrachte. „Mione, flieg jetzt zurück. Langsam, damit du nicht über das Ziel hinausschießt!“ Sie nickte schon gar nicht mehr, tat es einfach, lehnte sich noch ein bisschen weiter zurück, um langsamer zu werden, wie Blaise ihr erneut klarmachte. Das Landemanöver war dann auch von dem schwarzhaarigen Slytherin. Er drückte sie einfach wieder in die Senkrechte und der Besen hielt an. Sieben Meter zu weit von den Weiden entfernt, aber Hermione war deutlich glücklich, dass sie es überlebt hatte. Ron legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie zu beruhigen und sie ließ sich ins Gras sinken. „Ich hasse fliegen!“, dozierte sie überzeugt. ~*~*~*~ „Und dabei machst du deine Sache gar nicht schlecht.“ Draco lächelte Hermione aufmunternd zu. „Aber deine Angst lähmt dich.“ Draco stützte sich auf seinen Besen und blickte auf den See hinaus. Er hatte seine Worte beigetragen, sollten sich Pansy und Ron um ihn (um wen?) kümmern. Er konnte jetzt kaum noch etwas tun. Blaise gesellte sich leise zu ihm. „Wenn du so schaust, dann geht dir immer irgendetwas durch den Kopf, das dich bedrückt.“ „Ach?“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch und wechselte das Thema. „Ich hoffe, Pansy hat nicht so viel Angst...“ „Nur vor mir.“ Blaise schnitt eine Grimasse. „Das letzte Mal, als ich versucht habe, ihr das Fliegen beizubringen, endete es... schmerzhaft. Für uns beide. Kein Wunder, dass sie mir nicht mehr traut.“ ~*~*~*~ Keine zehn Minuten später konnte man Hermione dazu bewegen, die Aufsicht über Pansy wieder zu übernehmen. Sie war wieder mit beiden Beinen auf festem Boden, da konnte sie wieder mutig sein. Und dass Pansy abstürzte, das kam gar nicht in Frage. Die gleiche Prozedur wie bei Hermione begann. Und Pansy versteifte sich tatsächlich total auf Draco, ignorierte Blaise vollkommen und weil Harry nicht wusste, wie weit sie war, ließ er sie ebenfalls erst einmal den Besen magisch heben. ~*~*~*~ Den Besen hielt Pansy sogar relativ bald in der Hand. Es war ja nicht so, dass sie nicht fliegen wollte – sie wollte es nur nicht noch einmal mit Blaises Hilfe tun. Und so löste Draco den Zauber zwischen den beiden Besen und wob ihn neu zwischen Blaises und Pansys Fluggeräten. Er würde also neben Pansy fliegen. Angesichts der Tatsache, dass sie Blaise kaum einen müden Seitenblick schenkte, war das wahrscheinlich klüger. Oder... „Ron, nimm du Blaises Besen. Wenn Pansy ihm nicht traut, ist es absoluter Schwachsinn, dass er auf sie aufpasst.“ „Hey...“, protestierte der Schwarzhaarige. Doch letztlich übernahm Ron den Besen und Blaise ließ sich neben Hermione ins Gras fallen. „Das ist gemein...“, murrte er. „Okay... Pansy... Langsam abstoßen. Ron passt hinter dir auf, Harry und ich sind neben dir. Es kann also gar nichts passieren.“ Draco kam sich in dieser Rolle als Lehrer so unglaublich fehlbesetzt vor. Das war doch schlichtweg nicht sein Ding... Pansy drückte sich gehorsam ab und ihr Besen schoss in den Himmel. „Langsamer!“ Draco schloss zur ihr auf, bremste den Besen behutsam ab. „Langsamer... Wir fangen doch erst an, Pansy.“ Sie grinste verlegen. „Sorry... War wohl zu stürmisch...“ ~*~*~*~ Harry schwieg dazu, blieb einfach in ihrer Nähe. Sie wusste schon, von wem sie lernen wollte. Das konnte helfen. Er würde da sein, wenn sie ihn brauchte. Außerdem gefiel ihm der Anblick von Draco, der sich bemühte, sicher aufzutreten. Es fiel unter Garantie nicht jedem auf, aber da war eine Unsicherheit in ihm, dass es wirklich süß war. Absolut. Und Pansy machte sich tatsächlich nicht allzu schlecht. Die Kurve kriegte sie beim dritten Mal allein hin, das aufwärts ging auch, aber beim runterkommen haperte es erheblich. Sie schien dem Ganzen kein echtes Vertrauen entgegenbringen zu können, mit dem Kopf beinahe tiefer zu sein als mit dem Hintern. Und wie bei Hermione klappte auch das Bremsen noch nicht so ganz. Sie hielt vielleicht eher als Hermione, aber auch nur knapp. ~*~*~*~ „Das war gar nicht mal so schlecht.“ Draco lächelte Pansy aufmunternd zu. Im Moment wirkte sie noch etwas skeptisch und unzufrieden. „Ja?“ Sie strahlte ihn an und fiel ihm um den Hals. „Danke!“ „Schon okay...“ Etwas hilflos tätschelte Draco ihr den Rücken. Dieses allgemeine Überforderungsgefühl hatte wohl beschlossen, ihn voll und ganz über den Haufen zu rennen. „Aber Blaise hätte dir das genauso gut beibringen können...“ Pansy warf dem schwarzhaarigen Slytherin einen bösen Blick zu. „Nein.“ Dann schaute sie zu Draco auf, dem man mittlerweile doch sichtbar ansehen konnte, dass er sich nicht besonders wohl fühlte. „Sag nicht, dass du Angst vor meiner Nähe hast.“ Sie grinste. „Blödsinn. Sollte ich?“ „Ich weiß nicht...“ Pansy lächelte und stupste ihn auf die Nasenspitze. „Vielleicht.“ ~*~*~*~ Harry zog eine Augenbraue hoch, schwieg jedoch. Was sollte das? Das war doch seiner! Aber andererseits konnte er schlecht kommen und sich zwischen die Freundschaft seines Freundes und den anderen stellen. Das würde er sich nicht gefallen lassen und wollte Draco nicht in eine derartige Verlegenheit bringen. Etwas stupste ihn an der Hand und er blickte auf den großen schwarzen Hund hinab, der irgendwie rastlos wirkte. Unruhig. „Was ist denn?“, fragte er. Sirius drehte sich um und lief ein paar Schritte in Richtung Peitschender Weide, kam wieder zurück und winselte. „Ist da etwas?“ Abfälliges Schnauben und wieder lief er in die Richtung, blieb diesmal stehen und blickte zu Harry zurück. Und dieser begriff. Er kam zu seinem Paten und ging neben ihm in die Knie. „Musst du wirklich schon weg?“, fragte er und bekam als Antwort ein weiteres Winseln. „Und was, wenn ich dich nicht lasse?“ Eine feuchte Zunge wischte über sein Ohr und Harry kicherte leise. „Okay, du hast gewonnen. Du darfst ja gehen.“ Leises Fiepen und Harry ließ ihn los. Noch einmal schlabberte die nasse Hundezunge über sein Gesicht, dann wuselte der Hund noch einmal zwischen den Beinen der anderen herum, drückte sich kurz gegen jeden und besonders nachdrücklich gegen Draco, wie um ihm zu sagen, er solle Pansy endlich loslassen, dann jagte er davon, verschwand wie ein geölter Blitz unter der Wurzel der Weide, die wie durch ein Wunder genau in diesem Moment für einen Augenblick im Stillstand verharrte. Harry blickte ihm nach. „Weg ist er wieder.“, murmelte er leise. ~*~*~*~ Draco spürte, wie Sirius ihn anstieß. Super, der drängelte auch schon und sah das hier nicht gerne! Er blickte Pansy betont ausdruckslos an. „Ich kann dich kaum daran hindern Unsinn zu machen, aber das heißt nicht, dass ich welchen tun werde...“ Pansy lachte leise. „Ich auch nicht. Ich bin über dich hinweg, Draco Malfoy. Ich wollte dich nur etwas ärgern...“ Sie ließ ihn los und ging zu Hermione hinüber. Einen Augenblick lang sah Draco ihr sprachlos nach, dann fuhr er sich durch das blonde Haar. Ts... Er lachte leise. Schon komisch, wie es so gehen konnte... ~*~*~*~ Harry wandte sich ihnen zu und grinste. Jetzt war er weg, aber er würde ihn wiedersehen. Hundertprozentig! “Na, Mione, noch einen Versuch?“ Sie blickte ihn böse an. „Nein. Das reicht für heute!“, bestimmte sie. „Im Übrigen haben Blaise und ich jetzt vor, das Geheimnis des Unnennbaren zu lösen oder zumindest damit anzufangen, dafür brauchen wir unsere Zeit!“ Harry lachte und winkte ab. „Reg dich nicht auf. Du bist erst morgen wieder dran.“ “Na ganz toll.“, murrte sie und Ron begann zu lachen. „Dabei siehst du auf dem Besen aus wie so ein schwarzer Engel. Lockige Haare, der Umhang... Fehlen nur noch...“ „Ron!“ Sie schlug nach ihm, rot bis über beide Ohren und er flüchtete sich hinter Pansy, damit sie ihn nicht mehr erreichen konnte. Grüne Augen wanderten in die Ferne. „Es scheint alles wieder in Ordnung mit uns, nicht wahr?“, fragte er Draco leise. ~*~*~*~ „Scheint so.“ Draco lächelte und legte Harry den Arm um die Schultern. Ron missbrauchte Pansy als Schutzwall und zog sie herum, Hermione wetterte gegen ihn und Blaise lachte sich nahezu schlapp. Idyllisch, harmonisch... Wenigstens im Moment. Es hatte etwas von der Ruhe vor dem Sturm. Aber vielleicht sah er das auch einfach zu pessimistisch... ~*~*~*~ „Es tut ein wenig weh zu sehen, dass die Trauer schon vorbei zu sein schein.“, meinte Harry und legte seinen Kopf auf Dracos Schulter ab. „Aber vielleicht ist es auch gut so. Trauer hemmt Aktivitäten, lähmt die Menschen. Sie lähmt sie nicht, das ist gut. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Er seufzte leise und schloss die Augen. „Sie haben eh schon zu lange gebraucht, um es wirklich ernst zu nehmen. Wir... Ich doch auch. Ich kann Snapes Anforderungen noch immer nicht erfüllen, die Potenzialmagie funktioniert nicht, helfen kann ich nicht, wenn Hilfe benötigt wird, und meine Ablenkungsmagie will auch keine echten Fortschritte machen...“ ~*~*~*~ „Die Trauer ist noch nicht vorbei... Wenn du sie dir genau ansiehst, dann kannst du erkennen, dass nichts mehr in Ordnung ist. Gerade bei Ron nicht...“, antwortete der Slytherin leise. Es waren die Augen. Sie mochten lachen und herumalbern, doch die Augen... Die verrieten, dass das Lachen sie nicht mehr voll und ganz erreichte. „Mach dich nicht selbst fertig.“ Er lächelte und kraulte Harry sanft den Nacken. „Du gibst dir Mühe. Und Wunder gibt es nicht. Die gibt es niemals.“ Einen winzigen Augenblick wurde seine Stimme hart, ehe er weich weitersprach. „Glaub an dich. Du bist stark. Viel stärker als du glaubst.“ ~*~*~*~ „Ein Wunder gibt es schon, sonst wärst du ja wohl kaum hier und würdest mit mir schmusen.“ Und das zweite Wunder war das vor vierzehn Jahren, als er mit viel Glück Voldemort zu Fall gebracht hatte. Wunder gab es also durchaus, nur halt nicht dann, wenn man sie sich wünschte. Sie begannen an diesem Tag nicht mehr mit dem Training. Stattdessen setzten sich Blaise und Hermione zusammen und erstellten einen Trainingsplan, wer in den nächsten Tagen und Wochen was zu tun und zu lernen hatte. Es sah wirklich reichlich viel aus und füllte neben den Hausaufgaben ihre gesamte Freizeit aus. Keiner beschwerte sich wirklich, denn irgendwo meinten es alle ernst. Harry und Draco mussten dann am Nachmittag los, um ihre Tränke zu beaufsichtigen, die in einer kritischen Phase waren. Sie waren es ja nicht lange, gerade mal siebzehn Minuten, aber diese siebzehn Minuten erforderten viel Fingerspitzengefühl und Aufmerksamkeit und planerische Genauigkeit, denn je nach Färbung musste man noch etwas ergänzen, um den Trank noch zu retten. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Mit einem leisen Aufseufzen sich ließ Draco in den Sessel fallen. Geschafft! Die Tränke machten sich gut und auch dieser kritische Zeitabschnitt war überstanden. Gut so... Er wischte sich etwas Schweiß von der Stirn und legte den Kopf in den Nacken. Das war heikel gewesen. Verdammt heikel... Aber so lange, wie er sich auf diese Arbeit hatte konzentrieren können, war ihm wenigstens nichts anderes durch den Kopf gegangen. Zur Abwechslung war das wirklich mal ganz nett. ~*~*~*~ Harry lächelte und kam zu ihm, hockte sich ganz vorsichtig auf seinen Schoß und gab ihm einen zaghaften Kuss, während er ihn sachte streichelte. Draco sah fertig aus. Aber hallo. Und trotzdem, da gab es noch etwas, das ihm wichtig war. Ein weiterer Kuss landete auf den blassen Lippen. „Magst du es mir jetzt erzählen?“, fragte er sanft, spielte dabei auf ihr Gespräch am späten Vormittag an. Er wollte es schon wissen, aber drängen wollte er ihn auch nicht, deswegen hatte er es als Frage formuliert. ~*~*~*~ Draco schlang die Arme um die Taille des Gryffindors und zog ihn an sich. Seine Nähe tat gut... Der Blonde seufzte leise und nickte dann. „Es lässt dir sonst kaum Ruhe, oder?“ Zärtlich wuschelte Harry durch das Haar. „Aber versprich mir eins: Lass mich ausreden und unterbrich mich nicht. In Ordnung?“ ~*~*~*~ Harry nickte, zu beidem, und seine Neugier bekam durch diese Worte gleich noch einen gehörigen Schub. Musste ja wichtig sein. „Okay.“, sagte er. „Ich verspreche es.“ ~*~*~*~ Draco nickte stumm und schwieg eine Weile. Er brauchte etwas, um die richtigen Worte zu finden. Irgendwie... wollte das alles richtig ausgedrückt werden. „Am Samstag, als du so durchgedreht bist... Und woran du dich wohl gar nicht mehr erinnerst... Da wolltest du wirklich weglaufen. Einfach so. Ohne irgendetwas zu sagen nichts. Das hat weh getan, Harry. Verdammt weh. Ich meine...“ Der Blonde schloss einen Augenblick die grauen Augen und atmete durch. Es traf ihn immer noch... Als er sie wieder öffneten, glänzten sie dunkel und beinahe bodenlos. „Am Abend zuvor habe ich dir noch gesagt, dass du alles für mich bist... Dass du bist, wofür ich lebe. Und dann... das. Kein Wort von dir, kein Gedanke. Eine kleine Nachricht über das Gedankenbuch und ich wäre bei dir gewesen! Sofort und ohne irgendein Zögern! Aber... da kam nichts. Gar nichts.“ Er schwieg und betrachtete Harry mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. „...wahrscheinlich ist es dumm, so zu fühlen, aber... ich habe mich so unbedeutend gefühlt, Harry. Als wenn ich nicht wichtig genug wäre, dass du mit mir redest, dass du mich mitnimmst... Und das hat mich wütend gemacht... Dass... Hagrid dir wichtiger ist. Dass alles, was ich dir gesagt habe, auf einmal unwichtig wurde...“ Er holte tief Luft und fuhr langsam fort. „Pomfrey hat mich nachmittags rufen lassen, weil du einen Albtraum hattest... Mitten aus Tonks Training... Am Abend hat sie mich wieder fortgeschickt...“ Er schwieg, als er an dieses Gefühl dachte. Diese Leere hier in dem Raum, wie sehr das geschmerzt hatte... „Es war grauenvoll ohne dich hier in diesem Raum. Ich habe es einfach nicht ausgehalten... Also bin ich zu den Slytherins zurück. Wenn Blaise nicht gewesen wäre... Ich hätte diese beschissene Nacht wahrscheinlich noch nicht einmal überstanden.“ Draco lachte heiser auf. „Welch ein dummes Dilemma. Einerseits bin ich vor Sehnsucht nach dir fast kaputt gegangen und andererseits war ich gar nicht in der Lage, zu dir zu gehen. So sehr ich es auch wollte, ich konnte es nicht. Erst als Pomfreys Notruf kam... Wieder ein Albtraum bei dir.“ Draco unterbrach sich selbst erneut und strich Harry sachte über die Wange. „Es war so seltsam... Ich hatte das Gefühl, dass du mich gar nicht brauchst, und zugleich habe nur ich dich beruhigen können... Und dann heute Morgen... Irgendwie habe ich mich überwunden, mich bei dir zu entschuldigen, weil diese ganzen Gefühle so dumm waren und du... du hast es gar nicht richtig wahrgenommen.“ Er lächelte schwach und zog mit den Fingerspitzen die Konturen von Harrys Lippen nach. „Das hat wieder weh getan... Vielleicht bin ich im Moment einfach empfindlich. Ich weiß nicht... Mir macht die Sache mit Blaise zu schaffen. Unsere Freundschaft ist beinahe zerbrochen. Und doch... Ich weiß, dass er diese Sache mit Warrington nur wegen mir getan hat. Aber ich verstehe nicht warum. Und dann die anderen... Sie vertrauen auf mich... Hermione hat mir einen umfangreichen Vortrag darüber gehalten, dass sie mir vertrauen können muss. Aber sollten sie es?“ Erneut lachte er heiser und lehnte die Stirn gegen Harrys Schulter. „Sollten sie mir wirklich vertrauen? Weißt du, Snape hat mich einmal gefragt, ob ich Blaise und Pansy verletzen würde, wenn sie mir im Weg wären... Ich habe ja gesagt. Nur dich...“ Er hob den Kopf. „Nur dich könnte ich nie verletzen, nie angreifen, nie im Stich lassen... Und sie wollen mir vertrauen...“ Der Slytherin brach ab und schwieg. Da war noch das Chaos mit der Schwarzen Magie... Aber das war zuviel. Allein das bisher gesagte... Das war doch schon zuviel. ...oder? ~*~*~*~ Harry hatte gelauscht und seine Augen waren nach jedem Wort dunkler geworden. Was hatte er da nur angerichtet? Und das, ohne es zu bemerken! Er hatte ihn ständig verletzt. Er hatte ihn vergessen! Einfach so. Warum? Warum hatte er ihn vergessen, wo doch sonst nur er wirklich immer in seinem Kopf präsent war? Warum hatte er ihm nicht einfach Bescheid sagen können? In seiner Tasche war doch sein Gedankenbuch gewesen! Irgendwo darin! Er hatte es gesehen, als er die Tasche von Mme Pomfrey bekommen hatte, also hätte er... Wenn er wirklich gewusst hätte, was er hatte tun wollen. Er konnte sich noch immer nicht erinnern. An gar nichts. Aber das war keine Ausrede. Im Gegenteil. Es gab keine Ausrede dafür, dass er Draco wehgetan hatte! Immerhin hätte er ihn nicht einmal aufgehalten, er hätte ihm geholfen! Und dann hatte er ihn auch noch allein gelassen. Wo er doch wusste, wie es war, wenn man im Raum der Wünsche allein war. Wo er doch wusste, dass er selbst nicht ohne ihn konnte. Wo Draco ihm doch gerade erst gesagt hatte, dass er ihn brauchte. Er hatte ihn im Stich gelassen! Einfach so. Ohne es zu bemerken! Und dann hatte er das nicht einmal verstanden, als Draco es ihm gesagt hatte. In Harry brach eine ganze Welt zusammen. Eine Welt, von der er gehofft hatte, dass sie wahr war. Die Welt, die er sich aufgebaut hatte, um es einfacher zu haben. Es stimmte nicht. Er hatte es zu sehr als selbstverständlich gesehen, dass er für ihn da war. Er hatte es vergessen. Doch nur aus diesem Grund hatte er ihn vergessen! Vergessen, dass er auch Pflichten hatte, wenn er wollte, dass es Draco gut ging. Die Pflicht, für ihn da zu sein. Bei ihm zu sein. Und er war kurz davor gewesen, diese Pflicht zu vergessen. Nein, falsch. Er hatte sie vergessen. Und Draco damit wehgetan. Seine Augen wurden noch dunkler, dass sie fast schwarz wurden, blickten unverwandt in Dracos, die verschlossen wirkten, die nur den Schmerz zeigten, den er empfunden hatte. Den er noch empfand. Wegen ihm. Nur wegen ihm. Nur, weil er... Hagrid hatte retten wollen. Was hätte er denn machen sollen? Hätte er ihn sterben... Nein, Draco wäre mitgekommen, um ihm zu helfen, und er... Es war doch nicht zu ändern. Es war geschehen und vorbei. Genau dieser Gedanke war es, der die erste Träne freiließ. Es tat ihm Leid. Es tat ihm so sehr Leid, dass ihm die Kehle eng wurde und er zu keinem einzigen Wort mehr fähig war. Zu gerne hätte er alles rückgängig gemacht, damit er Draco nicht mehr wehtun konnte und sie gemeinsam Hagrid retten konnten, aber das war ihm nicht möglich! Hermione besaß den Zeitumkehrer nicht mehr und damit hatte ihnen die Zaubererwelt die Möglichkeit dafür genommen. Seine Lippen begannen zu beben und er zu zittern, als ihm bewusst wurde, was man ihnen da verwehrte. Warum war keiner in die Vergangenheit gegangen, um ihnen am Ende gute Nachrichten zu verkünden? Warum... hatten sie ihn nicht gewarnt, was er dabei war, falsch zu machen? Oder hatten sie das vielleicht gemacht und versagt? Wenn ja, dann hatten sie wirklich alle versagt. Und er selbst vorneweg. Eine zweite Träne lief über seine Wange und er öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, aber es kam kein Ton heraus. Er war völlig verzweifelt. Es tat ihm so sehr leid. Er hatte wirklich alles falsch gemacht! Alles! Alles! ~*~*~*~ Stumm sah Draco ihn an. Der Schmerz in den grünen Augen, die Tränen... Er war zu starr, um sich zu rühren. Viel zu starr... Aber irgendwie, irgendwie brachte er es dann doch fertig, seine Hand zu heben. Vorsichtig strich er eine der Tränen von der Wange, zog Harry dann zu sich herunter und küsste sachte die nächste Träne weg, schmeckte das Salz auf seiner Zunge. „Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen...“, flüsterte er heiser. ~*~*~*~ Ich wollte nicht einmal weinen!, wollte Harry erwidern aber das wurde genauso wenig etwas, wie die Entschuldigung von vorhin. Er schlang seine Arme um Dracos Hals und drückte sich an ihn. Ganz eng, ganz fest. Ununterbrochen bewegten sich seine Lippen, flüsterten lautlos Worte, die keinen Sinn ergaben. Seine Selbstvorwürfe, seine Verzweiflung über das, was er falsch gemacht hatte, was er nicht hatte ändern können, seine Trauer und Entschuldigungen, Entschuldigungen, Entschuldigungen. All das kam aus ihm heraus, ohne jemals als Ton seinen Mund zu verlassen. Dabei hätte er es ihm wirklich gerne gesagt. Alles. Damit Draco auch wusste, dass es ihm Leid tat, aber er konnte nicht. Absolut nicht. ~*~*~*~ „Hey... Kätzchen...“ Behutsam strich der Blonde Harry über den Rücken. Er fühlte sich so hilflos und gleichzeitig doch selbst so unglaublich beschissen. Er hatte doch nicht gewollt, dass Harry weinte! Er konnte nichts weiter tun, als ihn zu streicheln und zu liebkosen, bis er aufhörte... ~*~*~*~ Harry brauchte lange, um sich zu beruhigen. Aber er hörte sogar auf zu zittern, starrte lange Zeit noch ins Leere, bevor er schließlich erneut zu sprechen begann. „Es tut mir wirklich Leid, Dray.“ Es ging endlich wieder. „Ich wollte das nicht. Das wollte ich nie. Nie. Ich wollte dir nicht wehtun. Du bist mir zu wichtig. Und ich versteh mich selbst nicht mehr. Du musst mir das glauben. Ich wollte das nicht.“ ~*~*~*~ Draco lächelte weich, küsste Harry auf die Wange und den Halsansatz. „Danke... Danke...“ Er vergrub das Gesicht in den schwarzen Haaren und schmiegte sich näher. Es tat gut, das zu hören. Verdammt gut. Es schloss alle Wunden wieder, sorgte dafür, dass der Schmerz verging. Einfach so... Es war keine Frage des Verzeihens. Er hatte ihm doch im Prinzip schon verziehen, als Harry zu weinen begann... War ihm denn jemals überhaupt so böse gewesen, dass es etwas zum Verzeihen gegeben hatte? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ In the silence you stare at the world Your eyes are screaming out to be heard I want to learn you inside out ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Auch wenn es verwirrend klingt, aber auch ein Draco Malfoy hat mal Selbstzweifel... *nick* Shirokko: Draco ist eine Mimose… Und Harry ein Jammerlappen. Wie die Prinzessin und ihr Narr… *seufz* Was haben wir uns da nur zusammengebastelt… Ob J.K.R. die beiden so noch zurückhaben will…? Wahrscheinlich nicht. Und das bedeutet dann wohl… Gehören sie jetzt uns? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)