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Diamonds and Rust

Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...
von

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Kurzschluss

Titel: Diamonds and Rust
 

Kapitel: Begegnung 78: Kurzschluss
 

Autoren: abranka und Shirokko
 

Pairing: Draco / Harry
 

Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht…

Den Rest solltet ihr schon selbst lesen…
 

Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr.

Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da.
 

Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer.

Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung.

Edelkitsch garantiert.
 

Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt.

Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Seether feat. Amy Lee - Broken.
 

Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum.
 


 

Begegnung 78:

Kurzschluss
 

Das Erwachen am nächsten Tag kam Folter gleich. Harrys Kopf drohte zu zerplatzen und verschlafen hatten sie auch. Dazu lagen ihm die Informationen der letzten Nacht schwer im Magen und er verzichtete komplett auf das Frühstück, obwohl ihm ausnahmsweise genügend Zeit blieb, weil sie Dracos Training nicht besuchen mussten. Mit schuld daran waren die verwunderten Blicke, dass er sich doch wirklich noch einmal in der Großen Halle blicken ließ, was wohl kaum einer erwartet hatte, da seit Wochen weder er noch Draco jemals dort gewesen waren.

Es ließ die Gerüchteküche neu aufkochen: Das Teufelspaar hatte sich gestritten und getrennt? Man konnte es kaum glauben.

Und als Harry und seine Freunde zeitgleich mit Draco und Pansy aufstanden, um mit ihnen zusammen zum Unterricht zu gehen, da wurden sie wieder als Verräter niedergemacht. Die Worte gingen ihnen am Allerwertesten vorbei, zumal im nächsten Moment auch Blaise dazukam. Es schien zwischen ihnen tatsächlich wieder alles in Ordnung, auch wenn sie keine glückliche Stimmung verbreiteten. Harry hatte ihnen verziehen.

Der Unterricht am Freitag ging träge vorbei, die Mittagspause verbrachten sie in ihrem Weidenhain, wo sie faul im Halbschatten herumlagen, nicht gewillt, das Thema des gestrigen Tages noch einmal aufzugreifen. Und der Rest des Tages tröpfelte so dahin, bis er ganz plötzlich vorbei war. Sie hatten nicht einmal von den Prophezeiungen gesprochen.

Aber sie hatten sich für den nächsten Tag unter der Weide verabredet und dort, so machten Harry und Draco aus, da würden sie sie fragen.

Dieses Vorhaben wurde durch etwas erleichtert, das in dem Moment auf Harry zuflatterte, als er nach dem Unterricht, noch immer leicht benommen von dem Gruselfliegenmief bei Trelawney, aus dem Schloss trat. Hedwig war zurück. Und sie brachte einen Brief.

Mit zitternden Fingern öffnete Harry die kleine Rolle und musste sich im nächsten Moment mit Hagrids mordsmäßiger Sauklaue auseinandersetzen, aber die Nachricht ließ ihn strahlen. „Ron! Ron!“, wandte er sich an den neugierigen Rotschopf neben sich, packte ihn an der Schulter und schüttelte ihn. „Er sagt, er kommt zurück! Er sagt, er wird zurückkommen, auch wenn er nicht daran glaubt! Ron, Hagrid wird überleben!“

Der Weasley-Junge blickte ihn an, dann fiel er ihm um den Hals und drückte ihn. Harry hatte es wirklich geschafft! Harry hatte es wirklich geschafft, eine Prophezeiung zu verändern! Er hatte die Zukunft verändert! „Genial, Harry! Einwandfrei!“, jubelte er und ließ ihn dann los um dreimal im Kreis um ihn herumzutanzen.

Harry lachte auch, blickte immer wieder glücklich auf den kleinen Zettel. Oh, was würden die anderen sagen? Wenn es einmal funktioniert hatte, dann würde es auch ein zweites Mal funktionieren! Sie würden das Ministerium retten können! Ganz bestimmt!
 

~*~*~*~
 

Draco war unruhig. Er war angespannt angesichts des Gesprächs, das ihnen bevorstand. Ob ihre vier Freunde ihnen beistehen würden? Er hoffte es. Und er hoffte, dass sie nicht auf die Idee kommen würden, ihnen alles auszureden...

„Hey... Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Blaise schließlich besorgt und legte seine Hand auf Dracos.

Der Blonde starrte auf ihre Hände hinunter, lächelte dann. „Ja... Ich denke... schon.“ Er schwieg einen Augenblick, ließ Professor Vektor an ihnen vorbeiziehen und fragte dann leise: „Würdest du noch immer jeden Weg mit mir gehen?“

Blaise zuckte zusammen, drückte Dracos Hand unwillkürlich fest. „Ja...“

Der Blonde lächelte weich. „Danke...“ Das nahm ihm etwas von seiner Unruhe. Wenn Blaise bei ihm sein würde, wenn er ihnen beistehen würde... Dann würden die anderen sich doch sicher auch überzeugen lassen!

Er ließ Blaises Hand den Rest der Stunde nicht los, was ihm irritierte Seitenblicke sowohl von Hermione und Pansy als auch von Blaise selbst einbrachte.

Endlich war die Stunde vorbei und sie machten sich auf den Weg zu den Weiden. Erst jetzt hatte der Blonde seinen besten Freund losgelassen. Blaise bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick. Irgendwas war da doch im Gange...
 

~*~*~*~
 

Kaum raschelten die Blätter der Weidenzweige und kündigten die Ankunft der Arithmantikschüler an, war Ron auch schon wieder auf den Beinen. Er riss Harry den Brief aus der Hand, den dieser die ganze Zeit über schon glücklich betrachtet hatte und stürzte ihnen entgegen.

„Harry hat es tatsächlich geschafft!“, eröffnete er ihnen. „Er hat seine eigene Prophezeiung widerrufen!“ Er fiel Hermione und Pansy, die nebeneinander liefen um den Hals und drückte dem Mädchen mit den Locken dann Hagrids Nachricht in die Hand. „Lies!“, forderte er und tippte auf das Papier. „Da steht es! Er bricht seinen Auftrag ab!“

Harry lächelte leicht und streichelte Hedwig, die beschlossen hatte, einfach bei ihm zu bleiben. Rons überschäumende Freude machte ihn fast noch glücklicher. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sehr der Rotschopf darunter gelitten hatte, diese Tatsache gewusst zu haben.
 

~*~*~*~
 

Blaise sah Harry nur zweifelnd an. Es fiel ihm nicht leicht, das zu tun, aber... Er wollte doch nicht, dass sich Harry falschen Hoffnungen hingab! Dann würde der Fall noch tiefer sein... „Und? Das heißt noch nichts. Du hast nichts über den Ort gesagt... Und die Art. Nur den Zeitpunkt.“
 

~*~*~*~
 

Fünf paar Augen blickten ihn an und aus dreien verschwand das Lächeln. Harry lächelte weiter. „Warum sollte er nicht überleben? Er hat beschlossen, gegen sein Schicksal anzugehen.“ Blaises Einwurf war zu logisch. Tief in sich hatte er sich diese Möglichkeit auch schon vorgehalten, aber er hatte sie mit jenem Argument verdrängt. Er wollte daran glauben! Hagrid musste das überleben! Er musste einfach!

Ron schüttelte darüber nur den Kopf. „Nein, nein, Harry hat Recht. Er wird es schaffen. Und wenn er erstmal hier ist, dann ist er sowieso in Sicherheit! Dann kann Dumbledore ihn beschützen!“ Er lachte und klatschte in die Hände, schob die beiden Mädchen dann endgültig auf die Lichtung und ließ sie sich dort auf die noch immer dort liegende Decke setzen.

Aber Hermione schüttelte den Kopf. „Das, was Blaise da sagt, ist gar nicht mal so dumm.“, gab sie leise zu bedenken. Sie war ein wenig blass geworden. „Es gibt hier einen Satz… Halb gerettet, halb verloren… Wenn man das weiterspinnt, dann kommt dabei etwas heraus, das mir ganz und gar nicht gefallen will.“ Ernst blickte sie auf, direkt zu Harry, der nun ebenfalls die Farbe wechselte. Ehrlich sein. Er hatte gesagt, dass er das wollte… Jetzt musste sie ehrlich sein und ihm damit den Boden unter den Füßen wegziehen, denn wenn das stimmte, dann konnte man wirklich sagen, dass Harry derjenige war, der Hagrids Todesurteil unterschrieben hatte, denn er hatte ihn retten wollen und sein Einsehen errungen. Halb gerettet… Wenn das der Weg zu seinem Tod war, dann war Harry der Grund dafür. - Und das schien er gerade begriffen zu haben.

Ron nicht. „Was soll das heißen, Mione? Hagrid ist in Sicherheit! Vergiss die dumme Prophezeiung!“

Sie schwieg und schließlich verstummte auch er, denn er begriff, dass außer ihm wohl keiner mehr daran glaubte, dass Hagrid wirklich überlebte.
 

~*~*~*~
 

Draco trat schweigend zu Harry, legte ihm die Hand auf die Schulter. Er konnte die Schuldgefühle, das Entsetzen beinahe spüren, die sich in dem Gryffindor aufbauten.

Blaise senkte den Blick. Es war nicht seine Absicht gewesen, Harry irgendwie zu verletzten. Und diese verzweifelte Hoffnung, die Ron gerade noch gehegt hatte... Der schwarzhaarige Slytherin schloss die Augen, lehnte sich gegen einen der Bäume. Lieber hätte er sich jetzt gegen jemanden gelehnt, der ihn hätte trösten können... Aber da war ja niemand.
 

~*~*~*~
 

Harry bemerkte Dracos Hand kaum. Seine Augen starrten ins Leere, seine Hände lagen schreckensstarr auf Hedwigs Gefieder, selbst das Zittern hatte aufgehört. Ende. Er fühlte in diesem Moment gar nichts mehr. Nichts. Gar nichts. Er wusste gerade nicht einmal, dass es hell war. Ein einziger Gedanke:

Er war Schuld an Hagrids kommendem Tod? Nicht wirklich, oder? Hagrid würde doch überleben. Das würde er doch, nicht wahr? Er würde nicht sterben, nicht? Nicht, bevor er nicht mindestens dreihundert Jahre alt geworden war! Und das waren noch mehr als 200 Jahre!

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als plötzlich wieder Bewegung in seinen erstarrten Körper kam und er aufstand. „Ich bin sofort wieder da.“, erklärte er locker und schon lief er in Richtung Schloss davon.

Hermione schüttelte den Kopf und legte die Stirn auf die angezogenen Knie. „Er kann einem wirklich Leid tun.“, flüsterte sie. „Warum trifft es nur immer ihn?“

Ron strich ihr über den Rücken, noch immer die leicht schwingenden Weidenzweige betrachtend, die ihnen den Blick auf Harry und die weiße Eule, die ihm federleicht folgte, verwehrten.
 

~*~*~*~
 

Draco blickte ihm skeptisch nach. Er hatte nicht das Gefühl, dass Harry gerade so locker drauf war, wie er tat. Aber... Der Blonde zwang sich dazu, ihm nicht nachzulaufen. Es würde die Dinge wahrscheinlich nicht besser machen...

Blaise löste sich langsam von dem Baum, trat zu Draco hinüber und legte ihm den Arm um die Schultern. „Es ist nicht leicht, hm?“

Der Blonde schüttelte stumm den Kopf, sah weiter zu, wie Harry immer kleiner wurde und schließlich durch das Tor verschwand. Nein, es war verdammt noch mal nicht leicht.
 

Draco löste schließlich seinen Blick von dem Schloss und lächelte Blaise an. Langsam wandte er sich zu den anderen um. „Harry und ich... Wir wollten euch eigentlich etwas fragen.“ Sein Lächeln wurde schief. Beinahe sofort hatte er die Aufmerksamkeit aller.

„Wir... haben uns entschlossen, den Kampf gegen... Voldemort aufzunehmen.“ Er hob die Hand und bremste damit Hermione aus, die sofort etwas sagen wollte. „Wir... Harry kann es nicht ertragen, dass es so viele Opfer in diesem Krieg geben wird, und will gegen Voldemort kämpfen. Sobald, wie es möglich ist. Ich habe ihm versprochen, ihn dabei zu unterstützen. Und... ich frage euch, ob ihr uns in diesem Kampf beisteht.“

Abwartend sah er die vier an. Der Schock auf ihren Gesichtern war kaum zu übersehen. Blaise war es, der sich als erster fing. „Deswegen hast du mich vorhin im Unterricht gefragt...“ Er lächelte leicht. „Und ich kann dir nur eine einzige Antwort geben: Du weißt, dass ich mit dir durch die Hölle gehen würde. Ich bin dabei.“
 

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Die anderen drei starrten den Schwarzhaarigen fassungslos an, dann wieder Draco, der noch immer abwartend zu ihnen sah. Pansy wollte gerade etwas sagen, was laut ihrem Gesicht eine Zustimmung werden würde, da platzte Hermione heraus:

„Hast du sie noch alle, Draco Malfoy?“, schrie sie. „Das kann unmöglich dein Erst sein! Harry kann den Unnennbaren nicht besiegen! Nie! Das hat sich doch schon herausgestellt! Er ist ihm unterlegen! Hast du vergessen, wie er aussah, als er im Sommer zurückgekommen ist? Hast du vergessen, in welcher Verfassung er war? Hast du das wirklich nicht bemerkt? Er war am Ende! Diese eine Begegnung hat ihn alles gekostet! Alles!“ Sie holte Luft. „Niemals! Ich wiederhole: Niemals werde ich zulassen, dass er diesem Monster noch einmal begegnet! Nie!“

„Mione…“

„Unterbrich mich nicht!“, fauchte sie Ron an, der ihr im nächsten Moment einfach den Mund zuhielt.

„Du weißt, dass wir ihn nicht aufhalten können.“, sagte er leise und ihre Augen weiteten sich. „Und wenn Draco ihn unterstützt, schon mal gar nicht.“ Das Mädchen keuchte leicht, wollte ganz offenbar etwas erwidern, aber er ließ es nicht zu. „Harry weiß, was er tut.“, erklärte er und er klang völlig überzeugt. „Er will endlich mit allem abschließen. Er hat beschlossen, alles auf eine Karte zu setzen, um die Dämonen aus seiner Vergangenheit zu vernichten. Du kennst ihn. Er kann damit nicht leben, für den Tod tausender Unschuldiger verantwortlich zu sein. Und nein, ich will damit nicht sagen, dass er das ist, er hält sich für schuldig, das ist alles.“

Hermione schob seine Hand zur Seite. „Aber…“

„Er wird nicht in Frieden leben können.“, fiel ihr diesmal Pansy ins Wort. „Jeder Todesser der Welt wird ihn jagen und er kann nicht für immer hier in Hogwarts bleiben.“

Ron lächelte. „Siehst du? Sogar Pansy stimmt mir zu. Außerdem… du kannst ihn nicht aufhalten. Er hat das Recht dazu, sich ihm zu stellen. Er hat als einziger wirklich das Recht dazu, gegen den Unnennbaren in die Schlacht zu ziehen, verstehst du das nicht?“

Der Blick aus den braunen Augen wurde verzweifelt. „Aber…“

„Er muss es einfach versuchen. Das weißt du.“

Sie schluchzte und Ron strich ihr über die Wange. „Du kannst ihn nicht aufhalten. Du kannst ihm nur helfen, indem du ihm zur Seite stehst. Wenn du versuchst, ihn aufzuhalten, dann endet das darin, dass er uns die Freundschaft kündigt und trotzdem geht. Sei für ihn da und hilf ihm mit deinem Wissen. Was hältst du davon?“

Hermione schluchzte erneut und starrte ihn aus Tränen überlaufenen Augen an. Dass sie ihn einmal so reden hören würde, das hätte sie nie und nimmer für möglich gehalten! Er klang richtig erwachsen und verantwortungsbewusst und überzeugend und… Im nächsten Moment lag sie in seinen Armen. „Und was, wenn er dabei stirbt?“
 

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„Was, wenn er stirbt, ohne dass wir irgendetwas getan haben?“, gab Draco zurück. Seine Miene war nahezu vollkommen versteinert. Hermione hatte ihn an die Szene in dem Stadion des Irrgartens erinnert. Daran, wie Harry weinend über dem toten Körper Cedric Diggorys gekauert hatte. Und er wusste, dass er so etwas nicht wieder zulassen würde. Nicht, wenn es in seiner Macht stand.

„Du kannst ihn nicht aufhalten. Niemand wird das können. Dumbledore... Er hat ihm doch praktisch das Okay gegeben! Glaubst du wirklich, dass du ihn an irgendetwas hindern kannst? Es ist so, wie Ron sagt - Harry braucht dich. Er braucht dich an seiner Seite. Uns alle.“
 

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Hermione blickte verschleiert zu ihm hin, nickte schließlich, noch immer von heftigem Schlucken geschüttelt. Sie war wirklich verzweifelt.

Ron lächelte nur, strubbelte ihr ein bisschen durch die lockigen Haare. „Siehst du, Mione. Und du bist doch auch die einzige, die selbst das Rezept der Wiederauferstehung finden konnte. Da kannst du sicher auch noch andere Gefahren vorzeitig erkennen, meinst du nicht?“

Wieder nickte sie, dann schloss sie seufzend die Augen. „Ist gut.“, murmelte sie. „Ich… ich mache mit. Ich helfe auch.“ Sie richtete sich wieder ein bisschen auf und wurde sich im nächsten Moment klar, wo sie sich da ausheulte. In. Rons. Armen. Hilfe! Nein! Das…

Augenblicklich rot bis über beide Ohren stand sie senkrecht, wich einen halben Schritt zurück, was ihr von dem Rotschopf einen irritierten Blick einbrachte, den sie schon im nächsten Moment nicht beachtete, denn sie erblickte etwas anderes:

Harry, der an ihnen vorbei lief.

Was sollte das denn? Und warum hatte er seine Tasche dabei? Heute war Samstag! „Was soll das werden?“, murmelte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ihren Ausbruch einfach vergessend, und zog die Augenbrauen zusammen. Warum lächelte der Kerl so komisch?
 

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Der Schwarzhaarige war durch die Gänge gehastet, richtiggehend ausgelassen. So hätten ihn zumindest die Leute beschrieben, die ihm begegnet waren. Innerlich war er jedoch stumpf gewesen. Er hatte den Weg nicht mitbekommen, auch wenn das Ziel bekannt gewesen war war: der Raum der Wünsche. Als er ihn erreicht hatte, hatte er völlig mechanisch seine Tasche gepackt, sich sogar Zeit dabei gelassen. Zauberstab, Spickoskop, Zauberbuch mit vielleicht nützlichen Tricks, Feder, Gedankenbuch, Papier, Kaugummis, Tinte, Geld, Tarnumhang und noch etliche andere Kleinigkeiten. Als er den Raum der Wünsche wieder verlassen hatte, war er bestens gewappnet für das Vorhaben, von dem er noch nicht wusste, dass er es gerade im Begriff war zu tun.

Die Sonne am Himmel hatte die Kälte in seinen Gedanken nicht zu vertreiben gemocht, konnte seine Haut nicht wärmen, konnte im Grunde nichts erreichen, dabei strengte sie sich wirklich an. Ohne dass er es wahrnehmen würde, lief er in eine andere Richtung als den Weiden, lief einfach an diesen vorbei. Sein Ziel war die Peitschende Weide, der Baum, der den Geheimgang zur Heulenden Hütte verbarg. Warum er gerade diesen Weg wählte, konnte er nicht sagen, zumal er nicht einmal bewusst hätte sagen können, dass er überhaupt dabei war, zu fliehen. Hätte er es gewusst, wäre er wohl durch den Geheimgang der einäugigen Hexe gegangen, denn die Heulende Hütte hatte keinen Weg nach draußen. So war es ihm egal bis nicht bewusst.

Schon hatte er sie erreicht, suchte sich einen Stein am Boden, mit dem er den Astknoten der Weide bewerfen wollte, damit sie stillhielt, da erstarrte sie plötzlich. Aus dem Loch unter den Wurzeln schoss ein schwarzer Hund hervor, der im nächsten Moment an ihm hochstieg, seine Vorderpfoten auf seinen Schultern platzierte, so dass er das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte. Dann begann er ihn abzuschlecken, winselte und das einzige, das Harry tun konnte, war ihn perplex anstarren, weil er in seinem Zustand nicht einmal begriff, wer das war, der da über ihm stand und ihn anhechelte. Und trotz allem hoben sich seine Arme und er zog den Kopf des großen Hundes zu sich herunter.

Im nächsten Moment erschien dann plötzlich Dumbledore neben ihm, den Zauberstab bereit. Bis er die Szene überschaut hatte und sein ernstes Gesicht zu einem amüsierten Schmunzeln wurde. „Saubere Arbeit, Schnuffel. Wirklich saubere Arbeit. Ich hätte es selbst nicht besser machen können.“

Der schwarze Hund winselte kläglich, denn Harry hatte seinen Kopf noch immer nicht losgelassen, sondern drückte seine Nase in das dichte Fell.
 

~*~*~*~
 

Draco starrte Harry nach. Was...? Was hatte er vor? Er fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Eine Tasche dabei, er rannte einfach fort... Noch nicht einmal eine Nachricht über dieses dumme Gedankenbuch hatte ihn erreicht! Nichts. Nichts, das sagte, was Harry vorhatte... Aber es war doch garantiert nicht so. Nein, Harry würde nur etwas erledigen... Nichts weiter. Und dann würde er zu ihnen zurückkommen...

Und was wenn nicht?

Auf einmal hatte er Angst. Nicht wichtig zu sein. Vollkommen unbedeutend... Ohne es wirklich zu bemerken, hatte er begonnen zu zittern.

Blaise sah den Blonden an und wechselte dann einen Blick mit Pansy. Auch sie hatte es bemerkt. Auch sie kannte Draco ziemlich genau... Und so, so hatte sie ihn noch nicht gesehen. Das Gesicht war starr, nahezu eine Maske, die grauen Augen kalt und doch... in ihnen, da lag ein Glanz, der Blaise erschreckte. Ohne weiter darüber nachzudenken, legte er die Arme um den Blonden, zog ihn an sich. Jetzt spürte er das Zittern. Das war allein schon erschreckend. Doch noch erschreckender war, dass Draco wirklich Halt an ihm suchte.
 

~*~*~*~
 

Hermione starrte noch immer fassungslos auf das Bild. „Si…Schnuffel?“, fragte sie.

Ron blickte sie an. Seiner Meinung nach war sie noch nicht wieder ganz auf der Höhe, sonst hätte sie sich doch nicht über Sirius sondern über Dumbledore aufgeregt, der sich gerade zu dem Schwarzhaarigen hinunterbeugte. Sein Zauberstab berührte die Schläfe des Jungen und er erschlaffte vollkommen unter dem Körper des schwarzen Hundes, der erleichtert den Kopf hochriss und hechelte. Dann wirkte Dumbledore einen Zauber, der ihre Anwesenheit vor den anderen verschleierte, und er verwandelte sich zurück.

„Was war denn das grade?“, keuchte Sirius noch immer. „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann wollte er weglaufen!“

„Oh, das wollte er zweifellos.“, nickte Dumbledore eifrig und lächelte glücklich, als der Schwarzhaarige seinen Patensohn in die Senkrechte hob und ihn an seine Brust drückte.

„Und warum bitte? Er… Albus, Harry riecht, als hätte er einen Schock erlitten! Er ist eisigkalt.“

„Das ist wohl der Grund. Er hat erfahren, dass Hagrid wohl sterben wird.“

Sirius blickte ihn an, fassungslos. Dann wurde seine Miene ernst. „Das hatte er mir geschrieben, deshalb bin ich hier.“ Eine kurze akrobatische Einlage später lag Harry in seinen Armen und er stand vor Dumbledore, der ihm höflich den Weg wies.

Hermione beobachtete das schweigend. Sie konnte sie noch immer sehen, denn Dumbledores Zauber verhüllte sie nur vor unaufmerksamen, uninteressierten Augen. Derjenige, er nicht wollte, dass das Bild verschwamm, der konnte es auch weiter erkennen. Sie konnte es. Und sie lief hinter den beiden her, als sie zum Schloss liefen.
 

~*~*~*~
 

„Mione?“ Pansy sah dem Gryffindormdächen nach, suchte nach etwas, das sie dazu gebracht hatte, fortzulaufen und sah dann die drei.

„Blaise!“ Sie fasste den Slytherin am Arm. „Dumbledore und noch jemand bringen Harry ins Schloss!“

„Was... Wo?“ Blaise suchte den Weg ab, entdeckte Hermione und ein Stück davor Dumbledore, einen Fremden und Harry. Er fasste Draco am Arm. „Beweg dich. Ich will wissen, was da los ist.“ Willenlos ließ sich Draco mitziehen und Blaise wurde fast schlecht. Verdammt, er wollte Draco nicht so sehen. Nicht so... willenlos. Das war nicht er!

Pansy wandte sich zu Ron um. „Na los. Oder sollen wir beide als einzige zurückbleiben?“
 

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Ron schüttelte lachend den Kopf. „Nie und nimmer! Das lass ich mir nicht entgehen!“ Er war total glücklich. Sirius war wieder da! Der coolste Mensch der Zauberwelt! Derjenige, der wirklich alles tat, um den zu beschützen, den er mochte, sogar aus Askaban fliehen! Er nahm Pansys Hand und zog sie mit sich, als er den anderen hinterherlief.

Inzwischen erreichte Dumbledore mit seinem Gast und seinem ‚Opfer’ das Schloss und ließ sie eintreten. Als er zurückblickte und die fünf Freunde kommen sah, wurde sein Grinsen noch breiter.

„Sirius, du solltest dich darauf gefasst machen, gleich gehörig die Hölle heiß gemacht zu bekommen.“, freute er sich und lotste ihn dann weiter.

Sirius blickte ihn an. „Wie meinst du das?“

Dumbledore deutete zurück, wo die fünf gerade durch das Tor gestürmt kamen. Klar, dass sie schneller waren. „Sie wissen, glaube ich, nicht alle, dass du es nur gut meinst.“ Und wie er sich freute.

Der Schwarzhaarige seufzte. Das war Albus Dumbledore. Klasse. „Erklär mir lieber, was das mit Hagrid soll!“

„Später, Sirius, später. Jetzt bringen wir Harry erst mal zu Poppy, dann sehen wir weiter.“

Und damit schob er ihn weiter.

„Professor Dumbledore!“ Hermione hatte sie erreicht. Schnell, das Mädchen. Beeindruckend. Sie warf Sirius einen kurzen Blick zu, nickte ihm zu, sprach seinen Namen aber nicht aus, weil er offiziell ja nicht da war. „Was ist mit Harry?“

„Oh, nichts weiter. Narkosezauber. Aber, kommt einfach mit. Abgesehen davon, dass ihr euch wohl eh nicht davon abhalten lassen würdet.“ Er lachte.

Hermione begann zu lächeln. „Nein, würden wir tatsächlich nicht!“ Auch sie war froh, dass sie Sirius mal wieder sah.

Und dann waren sie im Krankenflügel. Die Türe blieb genau solange geöffnet, bis alle acht Menschen angekommen waren, dann fiel sie einfach ins Schloss. Sie würde jetzt auch nicht mehr zu öffnen sein, solange es Dumbledore nicht wollte.

Ron grinste. „Hey, Sirius! Ist das schön, dich wieder zu sehen!“ Er strahlte ihn an, während Mme Pomfrey aus ihrem privaten Zimmerchen kam.
 

~*~*~*~
 

„Das ist... Sirius Black!“, keuchte Pansy und starrte den schwarzhaarigen Mann an. „Er ist ein Mörder!“

Blaise hielt noch immer Draco Arm fest umschlungen und so wie der Blonde aussah, war das wahrscheinlich gut so... „Hinsetzen“, kommandierte Blaise und drückte den anderen auf eines der Betten. Verdammt. „Was hat dich nur so aus der Fassung gebracht?“, murmelte er leise.

Die Worte brachten sofort das Leben in Draco zurück. „Nichts.“, fauchte er. „Gar nichts.“ Abrupt stand er auf. „Und ich wüsste zur Hölle verdammt noch mal gerne, was hier eigentlich los ist!“

Uh, oh. Draco Malfoy meldete sich zurück. Blaise brachte etwas Abstand zwischen sie. Wenn Draco so drauf war, dann war er immer recht... unberechenbar.

Die grauen Augen des Slytherins fixierten Dumbledore. „Er wollte abhauen.“, stellte er nüchtern fest. Die Worte entlockten Blaise ein überraschtes Luftschnappen. Das... das konnte nicht sein! Harry doch nicht... Nein, niemals! ...oder?
 

~*~*~*~
 

„Ja.“ Dumbledore freute sich sichtlich. „Zum Glück ist das durch Sirius verhindert worden.“

Hermione blickte ihn an. „Sie wussten das?“

„Ich habe es geahnt, als man mir sagte, er würde lächeln, als hätte er Drogen genommen.“

Sie starrte ihn an. „Aber…“

Ron legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Sein Freund ist in Gefahr, was erwartest du?“ Er seufzte. „Ich tippe auf Kurzschluss.“
 

~*~*~*~
 

„Toller Kurzschluss.“, kommentierte Draco bissig. Er war langsam wirklich wütend. Harry hätte ihn also im Stich gelassen. Er wäre einfach abgehauen. Einfach so. Ohne auch nur ein verdammtes Wort zu sagen!

Blaise legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigend, wurde aber beinahe sofort zurückgestoßen.

Madam Pomfrey kümmerte sich in der Zwischenzeit um Harry und hob erst den Kopf, als Blaise einen leisen Aufschrei vernehmen ließ, weil Draco seine Hand weggeschlagen hatte. „Mr Malfoy, wenn Sie sich nicht augenblicklich zusammenreißen, betäube ich sie auch!“

Der Blonde fixierte die Medihexe zornig. Sie kam ihm gerade recht...

„Draco. Reiß dich verdammt noch mal zusammen!“ Pansy hielt ihn fest. Er funkelte sie an, blieb aber ruhig.

Einigermaßen zufrieden widmete sich die Krankenhexe wieder ihrem Patienten. Er stand wohl wirklich unter Schock... Und angesichts dessen, was der Schulleiter ihr gerade berichtet hatte, war es wohl am klügsten, den Jungen weiterschlafen zu lassen. Also hexte sie einen Schlafzauber über ihn.

„Er schläft. Und zwar für die nächsten drei Tage.“, verkündete sie.

Draco gab nur ein leises Schnauben von sich.
 

~*~*~*~
 

Sirius schüttelte den Kopf und betrachtete den Jungen. Harry war blass. Viel zu blass. Irgendwie schien es nicht so, als hätte er seit seinem Kampf mit dem Unnennbaren wesentlich an Farbe zugelegt. Sachte strich er über die Narbe an seiner Stirn und dann ein paar Haare davor, um sie nicht mehr sehen zu müssen.

„Erklärt mir jetzt mal einer, was es mit Hagrid auf sich hat?“, wandte er sich schließlich wieder an die Gruppe, die noch immer mitten im Raum stand.

Hermione seufzte. „Hat er das nicht getan?“, fragte sie.

„Doch.“, murrte Sirius. „Er sagte, ich solle ihn suchen und zurückbringen, weil er sonst sterben würde. Wie kommt der Junge auf so einen Schwachsinn?“

„Das ist kein Schwachsinn!“, antwortete Hermione und schon sprudelte aus ihr heraus, was sie soeben noch herausgefunden hatten. Sirius starrte sie nur völlig perplex an. Das hätte er jetzt wirklich nicht erwartet. „Kein Wunder, dass er so austickt…“, murmelte er leise und strich Harry wieder über das Gesicht.

Dann deckte er ihn zu, wandte sich an die anderen, blickte über die Gruppe, die sich um seinen Patensohn gesammelt hatte. Hermione und Ron kannte er ja, aber Blaise, Pansy und vor allem Draco erstaunten ihn trotz der Erzählungen Harrys doch ziemlich. Zumal das Mädchen besorgt schien, Blaise seinen blonden Freund ein wenig finster ansah und Draco… Nun, der war wütend. Warum? Weil Harry sich aus dem Staub machen wollte? Konnte er nachvollziehen. Wäre er nicht rechtzeitig gekommen, dann hätte Harry es vielleicht sogar geschafft, einfach zu verduften. Gut, dass nicht.

„Na?“, fragte er an den blonden Slytherin gewandt und ließ sich auf einem Stuhl nieder. „Hast du dir schon überlegt, wie dein Zimmer aussehen soll?“

Man konnte hören, wie vier Kinnladen zu Boden fielen. Was war das bitte gewesen?
 

~*~*~*~
 

Draco zog die Schultern hoch und lehnte sich gegen eines der Betten. Gut, das bekam jetzt gerade etwas von einer Art... Antrittsbesuch. Ein Vorstellungsgespräch mit dem Paten seines Freundes, der gerade nur dummerweise in Dauerschlaf lag. Er hatte ganz vergessen, dass sie wirklich geplant hatten, dass er gemeinsam mit Harry zu Sirius Black zog.

„Nein... Noch nicht...“ Er zwang sich zu einem Lächeln, das zwar reichlich schief wurde, aber immerhin war es ein Lächeln. „Das ist noch... so weit weg.“
 

~*~*~*~
 

Sirius lachte. „Das schon, aber was meinst du, was Remus deswegen für einen Aufstand macht? Keine Ahnung, aber er meint, je schneller es fertig ist, desto besser.“ Er lachte dunkel. „Der Kerl wäre fast ausgetickt, als er das erfahren hat.“

Dann grinste er ihn an. „Erzähl mir was, ja?“

Und hinter dem Grinsen beobachtete der Hund in ihm Draco ganz genau. Er wollte wissen, was in diesem Jungen abging, wollte wissen, was er dachte, empfand, ob er log, ob Harry bei ihm in Sicherheit war, einfach alles. So, wie der Schwarzhaarige das beschrieben hatte, hatte dieser Junge hier sich um hundertachtzig Grad gedreht und das wollte er nun mit eigenen Augen sehen.
 

~*~*~*~
 

Draco zog leicht eine Augenbraue hoch. Sein ehemaliger Lehrer wollte sein Zimmer einrichten... Das war doch... Wahnsinn. Schlichtweg Wahnsinn.

„Und was?“, gab der Blonde zurück. ‚Erzähl was’ war so ziemlich das Bescheuertste, was man jemanden fragen konnte. Natürlich fiel einem nichts dazu ein. Das war doch klar... „Geben... Sie mir wenigstens irgendeine Richtung. Ansonsten... wird das schwierig.“ Klasse. Er stellte sich gerade wie der letzte Depp an.
 

~*~*~*~
 

Hinter ihm lachte Ron leise los, während Sirius breiter grinste. „Erzähl mir was über euren Besuch in Hogsmeade. Was hast du da gemacht?“ Seine schwarzen Augen funkelten vor Freude und sie schickten gleichzeitig eine eindeutige Warnung mit: Lüg mich nicht an, ich werde eine Lüge sofort durchschauen!
 

~*~*~*~
 

Wenigstens Ron unterhielt sich also prächtig. Und Draco könnte schwören, dass Blaise wahrscheinlich gerade von einem Ohr zum anderen grinste... Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Im Prinzip das, was man immer dort macht. Wir sind durch die Läden gebummelt... Dann haben Harry und ich uns die Heulende Hütte angesehen... Und dann waren wir in den ‚Drei Besen’. Butterbier trinken.“

Er hatte Sirius’ Warnung durchaus gesehen - aber er würde mit Sicherheit kein Wort über das Geschehen bei der Hütte verlieren. Ungerührt erwiderte er den forschenden Blick.
 

~*~*~*~
 

„Oh, das ist erfreulich!“, lachte Sirius, innerlich dem Jungen Respekt zollend, weil er Harrys Ausbruch weggelassen hatte, und neben ihm begann nun auch Dumbledore zu grinsen. „Habt ihr mal diese Fuzzlegums probiert? Die fetzen einem die Zunge weg!“

Hermione blickte zu ihm hin. „Sirius… was meintest du damit, dass Remus sein Zimmer einrichtet?“

Der Mann blickte zu ihr. „Haben sie euch das nicht erzählt?“, fragte er etwas irritiert, dann blickte er in Pansys verwirrtes Gesicht. Sie hatte doch vorhin noch gesagt, dass sie ihn für einen Mörder hielt, das hieß… „Na ja, wundert mich nicht wirklich. Wenn ihr die beiden da nicht einmal aufgeklärt habt…“ Er holte tief Luft. „Draco zieht zu mir und Harry, wenn das alles hier vorbei ist. Irgendwo muss er ja hin, wenn sein Vater hinter Gittern steckt. Und ich denke, nachdem er jetzt mit dem Sturkopf zusammen ist, ist das die einfachste und beste Lösung.“ Und bei den Worten über den blonden Todesser war eindeutig zu hören, dass er nicht hoffte, das jemals erleben zu müssen, sondern dass er darauf vertraute, dass Lucius Malfoy gleich das Zeitliche segnete.

Dumbledore schmunzelte. Sirius hatte sich wirklich verändert. Er war wieder lockerer. Gerade jetzt. Eigentlich immer, wenn er in Harrys Nähe war, aber auch vorhin. Hatte er im letzten Jahr immer eine finstere Miene getragen, die sich mit Snapes hatte messen können, schimmerte jetzt wieder der freche, verspielte Junge von damals durch. Sehr beruhigend, was Remus und Tonks mit ihm hatten machen können. Eine durchaus positive Veränderung.

„Noch eine Frage.“, wandte sich Sirius wieder an Draco. „Was hatte es mit dem Buch auf sich, wo ihr mich wieder reingetan habt? Harrys Bericht war an der Stelle etwas konfus und ich hab es nicht verstanden. Irgendwas von wegen Schnippchen und dass er was unfair fand oder so…“
 

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Blaise ließ sich neben Draco auf das Bett plumpsen. Das musste er erst einmal verdauen. Draco Malfoy zog gemeinsam mit Harry Potter zu Sirius Black. Wow. Aber irgendwie... Das hinterließ ein flaues Gefühl in seinem Bauch...

Draco musste grinsen. „Das war Harrys Idee… Er fand, dass man Sie nicht einfach aus diesem dummen Stammbaumbuch streichen könnte... Und dann hat er ein Foto von Ihnen verhext und es dort wirklich irgendwie reinbekommen...“ Jetzt lachte der Blonde. „Das war... Wahnsinn. Da ist es beinahe zu bedauern, dass mein Vater das Ding wohl nie wieder zu Gesicht bekommen wird...“
 

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Sirius starrte ihn an. Stammbaumbuch? Etwa das von den Malfoys? Oh weh, ja das könnte was werden, wenn die das sahen. Zumal Harry meinte, er würde auf dem Bild wie ein Irrer winken. „Das hätte ich auch gerne gesehen!“, meinte er, dann grinste er ihn an. „Aber ich hätte da noch eine Bitte. Mag sein, dass du deinen Vater siezen musst, aber ich bin der Meinung, dass man Verwandte duzen darf, also tu dir bitte keinen Zwang an, ja? Das wirkt so steif.“

„Ihr… seid verwandt?“, fragte Ron fassungslos? „Seit wann das denn?“

„Schon immer.“ Sirius lachte. „Genau wie du über hunderttausend Ecken mit ihm verwandt bist. Und Harry auch! Das ist bei den reinblütigen Familien nun einmal so.“
 

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„Verwandt oder nicht - du bist trotzdem noch... in erster Linie… ein Fremder. Und alles andere wäre unhöflich...“ Dracos Blick ging einen Augenblick ins Leere. „Wenigstens das war mal etwas Sinnvolles, was sie mir beigebracht haben...“ Sofort riss er sich wieder zusammen. „Aber okay.“ Er lächelte Sirius freundlich an. „Also du.“ Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, das jedoch in dem Moment ins Schwanken geriet, als seine Gedanken zu Sirius’ letzten Worten weiterwanderten. Natürlich war er auch mit Harry verwandt. Klar. Die Potters waren schließlich auch eine Reinblüterfamilie... Irgendwie, über Tausende von Ecken. Aber was machte das schon? Es war genauso wenig wichtig wie der Umstand, dass sie beide Jungen waren...
 

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Ron kam mit diesem Umstand wohl nicht ganz so klar. Fast verzweifelt blickte er von Sirius zu Hermione, die nur mit den Achseln zuckte, hatte sie das irgendwo doch längst einmal gelesen und aus pädagogischen Gründen für sich behalten, und dann zu Dumbledore, der sich gerade mit Mme Pomfrey über Tee zu unterhalten schien, der ihr ganz und gar nicht schmeckte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie nicht damit einverstanden war, dass diese ganzen Quasselstrippen neben ihrem Patienten palaverten, aber was machte das schon, er war schließlich unter einem Schlafzauber.

Pansy schien mit dieser Information ebenfalls ziemlich überrascht worden zu sein, weshalb Ron zu Blaise blickte, der bis über beide Ohren grinste. Ihm schien das auch nicht so neu zu sein. Oder es war ihm schlicht egal.

„Ich will nicht mit den Todessern verwandt sein.“, jammerte er.

Sirius lachte. „Was soll ich da sagen? Meine Eltern waren welche und mein Bruder auch!“ Dann seufzte er und lehnte sich ein wenig zurück, streckte sich einmal. Draco gefiel ihm, auch wenn er noch immer etwas Wut bei ihm riechen konnte. Remus wäre wahrscheinlich längst ausgerastet mit seiner Werwolfnase, aber na ja.

In diesem Moment kam Poppy zu ihnen herüber. „Kinder jetzt raus hier!“, bestimmte sie. „Es ist Mittagszeit und ihr solltet etwas essen gehen. Sirius, du gehst auch ins Bett, du hast unter Garantie seit Tagen nicht geschlafen!“

Der Schwarzhaarige grinste sie an. „Du kannst immer noch Gedankenlesen, oder?“

„Das braucht man bei dir nicht mehr.“, erklärte sie brüsk, dann ein Blick zu den fünf Schülern. „Husch, husch, raus jetzt!“

Hermione wehrte sich noch. „Dürfen wir wiederkommen?“, fragte sie.

„Morgen. Und jetzt, raus!“
 

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Widerwillig ließ sich Draco von Blaise und Pansy mitziehen. Die Krankenhexe sah ihm deutlich an, dass er wiederkommen würde, aber was dann war... Nun, das würde sich zeigen.

„Lässt du mich auch noch irgendwann los?“, knurrte Draco schließlich, als sie nahe der Großen Halle waren. Blaise hielt seinen Arm umklammert, als wenn er Angst hätte, dass er gleich Amok laufen würde.

„Wenn du mir versprichst, dass du dich etwas... beruhigst.“

Draco verdrehte die Augen und antwortete nicht.

„Siehst du. Deswegen halte ich dich fest. Ich will hier keine Toten riskieren...“

Der Blonde schnaubte leise.
 

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Hermione seufzte nur. „Sag mal, Draco, geht es bei deiner schlechten Laune darum, dass Harry gehen wollte?“, fragte sie schließlich.
 

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„Das ist nichts, was dich in irgendeiner Weise etwas angeht!“, gab der Blonde zurück und machte sich nun wirklich von Blaise frei.
 

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Sie stellte sich ihm in den Weg, zwang ihn so, stehen zu bleiben. „Oh doch, das geht uns schon was an, schließlich haben wir uns dazu bereiterklärt, euch beide auf diesen hirnverbrannten Kampf zu begleiten, den ihr plant, also solltest du mit Unzufriedenheiten nicht hinter den Berg halten. Harry tut das schon oft genug, um uns nicht irgendwie zu verletzten, in Gefahr zu bringen oder was auch immer, jetzt fang du nicht auch noch damit an!“

Ron lachte. „Hey, Mione, beruhige dich.“

Sie funkelte ihn an. „Ich habe keine Lust, mein Leben mit jemandem zu riskieren, der wegen einem Alleingang eines anderen so drauf ist. Am Ende darf ich mich zusammenscheißen lassen, weil Harry beschließt, sein Privileg auf den Unnennbaren geltend zu machen und sich mitten in diesem bescheuerten, kleinen Abenteuer aus dem Staub macht!“ Sie drehte sich wieder zu Draco. „Also, bist du sauer auf ihn?“
 

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Draco verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte das Mädchen an. „Welchen Teil von ‚Es geht dich nichts an’ hast du nicht verstanden?“
 

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„Den mittleren.“, gab sie patzig zurück. „Was ist es? Fühlst du dich in deiner Ehre verletzt? Weil er alleine gehen wollte?“ Schuss ins Blaue, denn das war es, was sie immer verletzte. „Wenn es so ist, dann kannst du dich wieder beruhigen, das ist…“

„Das ist völlig normal bei ihm.“, lächelte Ron nun, weil er nicht wollte, dass seine braunhaarige Freundin den Blonden zu sehr reizte. „Wir nennen das das Harry-Potter-Syndrom. ‚Ich muss es ganz alleine schaffen.’ Keine Ahnung, wie er auf diesen Stuss kommt, aber bisher war es so, dass er damit uns nicht zur Last fallen wollte. Es geht vielleicht immer nach hinten los, aber eins sag ich dir: Seit dem Sommer ist es nur noch schlimmer geworden damit. Ich weiß nicht, hat er dir davon erzählt? Er hat uns gar nichts mehr anvertraut, das hat sich erst wieder geändert, als du und er… als ihr zusammengekommen seid.“

Hermione holte einmal tief Luft, aber sie verkniff sich jeden weiteren Kommentar.
 

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Draco legte den Kopf schief. „Ihr seid wirklich herrlich naiv. Glaubt ihr wirklich, dass ich ihn so schlecht kenne?“ Er lachte heiser auf. „Seit fast fünf Jahren hat ihm meine Aufmerksamkeit gegolten - was meint ihr? Ob ich ihn gut kenne?“

Blaise und Pansy beobachteten das Geschehen mit gemischten Gefühlen. Pansy misshandelte Blaises Unterarm und grub ihrer Finger hinein, doch dem Jungen entwich kein Laut des Protestes.
 

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Ron blickte ihn an, überlegte sichtlich. Die Worte brachten ihn zum Nachdenken.

Hermione hatte dieses Problem nicht. „Zweifellos kennst du ihn gut. Seine Fehler, seine Schwächen, seine positiven Seiten. Du hast das alles herausgefunden. Genau wie seinen Geburtstag und andere persönliche Daten. Ich wette, du kannst uns auswendig herunterbeten, in welchem Lebensjahr er welche Schuhgröße gehabt hat, aber das löst unser Problem noch nicht. Du bist sauer und wenn nicht auf ihn, auf wen dann? Auf Si… Schnuffel? Auf uns? Auf Dumbledore, weil der ihn aufgehalten hat? Oder auf Mme Pomfrey, weil sie ihn schlafen geschickt hat, bevor du mit ihm reden konntest?“ Sie wollte es wissen, jetzt, hier. Sie musste wissen, was mit ihm war. Pansy konnte sie einschätzen, Ron und Harry sowieso. Das Problem waren Blaise und Draco, vor allem Draco! Sie musste wissen, wie er tickte, sonst würde das nie etwas werden mit dem Feldzug gegen die Todesser.
 

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„Es ist interessant, wie du gleichzeitig so klug und so dumm sein kannst...“, sagte Draco kühl.

Pansy sog scharf die Luft ein. Was war das denn jetzt?

„Falls es bei dir immer noch nicht angekommen ist: Ich will nicht mit dir darüber reden.“ Mit Sicherheit würde er nicht hier ausbreiten, dass er sich verletzt fühlte, wertlos, vergessen. Und dass Schmerz bei ihm beinahe sofort in Wut umschlug, weil er nicht damit umgehen konnte... Jegliche Selbstanalyse, jegliche Offenbarung - war seine Sache. Seine.
 

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„Oh, stell dir vor, das war mir schon bei deiner ersten Antwort klar!“, gab Hermione bissig zurück. „Ein ‚Das geht dich nichts an’ oder ‚ Das ist nichts, was dich in irgendeiner Weise etwas angeht’ ist in dieser Hinsicht ja wohl wirklich deutlich genug.“

Sie funkelte ihn an, so dass Ron sich genötigt fühlte, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen, um sie zu beruhigen.

„Aber wenn du nicht willst… Bitte, steigere dich soweit in deine Wut hinein, dass du Harry am Ende die Schuld dafür in die Schuhe schieben kannst, weil er so ist, wie er ist!“ Damit drehte sie sich um und dampfte wütend ab. Es war auch höchste Zeit, denn sie hatte – mal wieder – das brennende Bedürfnis verspürt, Draco Malfoy eine reinzudonnern.

Ron sah ihr hinterher und seufzte. „Irgendwie drehen grade alle durch…“, murmelte er bedauernd.
 

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Draco sah Hermione kühl nach. Sie irrte sich. Verdammt noch mal, sie irrte sich! Und ein gehöriger Schwall seiner Wut galt gerade ihr. Ohne weiter darüber nachzudenken, rannte er ihr nach.

„Draco!“ Pansy starrte dem Blonden hinterher. Das war jetzt keine gute Entwicklung. Blaise schob Pansy und Ron vorwärts.

„Ich glaube, da sollten wir besser dabei sein. Ansonsten zerfleischen die sich.“

Draco erreichte in der Zwischenzeit Hermione und riss sie herum. „Wage es nie wieder mir zu unterstellen, dass ich Harry vorwerfe, der zu sein, der er ist! NIE WIEDER!“
 

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Hermione blickte ihn kalt an. „Ich unterstelle dir gar nichts.“, sagte sie. „Es war lediglich eine theoretisch mögliche Entwicklung der Dinge.“

Und es hatte genau das gebracht, was sie gehofft hatte. Ihre Vermutung schien ins Schwarze getroffen zu haben. Er war dabei gewesen, Harry übel zu nehmen, dass er alleine gehen wollte. Und genau das konnte man in ihren Augen auch lesen. Sie war keine gute Schauspielerin.
 

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„Natürlich.“ Dracos Lippen verzogen sich zu einem kühlen Lächeln. „Dann solltest du das nächste Mal eben deine theoretischen Überlegungen für dich behalten.“ Wenn Blicke hätten töten können, dann wäre das Gryffindormädchen bereits vor einigen Augenblicken tot umgefallen. „Wenn du an mir Zweifel hegst und mir misstraust, dann sag es lieber gleich. Damit ersparst du uns ein langes Herumschleichen.“
 

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Hermione verzog leicht gekränkt den Mund. „Ich hege keine Zweifel an dir.“, erwiderte sie. „Harry vertraut dir, also tu ich das auch. Aber trotzdem wäre es einfacher, wenn du mit Problemen zu uns kommen würdest. Und wenn du nur sagst, dass du es nur mit Harry abklären kannst. Draco, wir können keine Gedanken lesen, und weil das so ist, kann eine so einfache Antwort wie ‚Das geht dich nichts an’ dazu führen, dass wir uns schuldig an etwas fühlen, woran wir keine Schuld haben. Wenn du uns nicht zutraust, dass wir deine Gefühle oder Gedanken verstehen, dann soll das meinetwegen so sein, aber zumindest kannst du uns den Ärger ersparen, dass wir darauf hoffen, dass es eine Möglichkeit gibt, wie man dir helfen kann. Verstehst du denn nicht, dass auch diese Art Offenheit Freundschaft ausmacht?“

Seufzend schüttelte sie den Kopf und blickte kurz zu Boden. „Wir haben das auch schon mitgemacht. Alle. Jeder von uns wurde schon verletzt und natürlich wissen wir, dass man in diesem Fall nicht mit jedem reden kann oder will, aber das heißt nicht, dass man Unschuldige mit zornigen Blicken bedenken muss oder jemandem deswegen handgreiflich klar macht, dass man Nähe gerade nicht erträgt. Worte genügen, wenn man mit Freunden redet, manchmal reichen auch Gesten oder Blicke, aber Zorn ist keine Lösung.“ Sie blickte ihn wieder an. „Verstehst du das?“ Sie hoffte es. Sie hoffte es wirklich, denn sonst würde sie aufgeben. Man konnte niemanden zur Einsicht zwingen. Das brachte ja doch nur Harry fertig und selbst der nicht immer.
 

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Draco hörte Hermione ernst zu. Blaise, der gemeinsam mit den anderen beiden ein Stück entfernt stehen geblieben war, sah mit einer gewissen Faszination, dass Draco wirklich still zuhörte. Einfach so...

Der Blonde nickte leicht, als Hermione geendet hatte. „Du kennst mich nicht.“, stellte er ruhig fest. „Ansonsten hättest du dir nicht die Mühe gemacht, das zu sagen. Du hast Recht, ja. Euch trifft keine Schuld... Keine.“ Er lächelte schwach. „Aber ich bin kein Mensch, von dem du Offenheit erwarten kannst. Das liegt mir fern. Hermione, wenn es jemandem gelingt, mich zu verletzen - was weiß Gott selten genug überhaupt möglich ist -, dann...“ Ja, was dann? Wollte er die Welt vernichten? „...dann bin ich niemand, mit dem man überhaupt reden möchte. Es ist... das Falscheste es dann zu versuchen. Blaise und Pansy wissen das. Versuch nicht mich zu zwingen, mich jemandem zu öffnen. Das wird nicht funktionieren. Du kannst... nur Öl auf das Feuer gießen...“ Er stockte, hatte das Gefühl, bereits zuviel gesagt zu haben. Mühsam rang er sich ein weiteres Lächeln ab. „Ich werde alles mit Harry klären, wenn er wieder wach ist.“ Einen Augenblick schwieg er und fügte dann hinzu: „Und mich bis dahin zusammenreißen.“

Auf einmal waren die grauen Augen leblos. Sein Blick ging an Hermione vorbei. Es mit Harry klären... Und was? Dass er ihm offenbar unwichtig genug war, dass Harry für Hagrid einfach fortlief, ohne ihm einen Ton zu sagen? Dass er für den Menschen, den er auf dieser Welt am meisten liebte, zu unbedeutend war...
 

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Hermione Lächeln wurde breiter. „Ist okay, Draco.“, sagte sie freundlich. „Wenn ich das weiß, dann kann ich darauf auch Rücksicht nehmen. Dann kann ich damit umgehen. Aber vergiss nicht: Wir sind Freunde, damit wir uns gegenseitig helfen. Freundschaft ist nicht nur ein Wort mit dem man Menschen betitelt, die Zeit miteinander verbringen. Freundschaft bedeutet Vertrauen und dass man sich wohl fühlt. Ist das nicht der Fall, dann läuft dabei definitiv etwas falsch.“ Sie berührte ihn sachte an der Schulter. „Und, gehen wir jetzt essen?“ Für sie war das Thema damit erledigt.
 

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Draco nickte leicht. Langsam stießen die anderen drei hinzu. Blaise legte Draco den Arm um die Schulter. Irgendwie schien es, als wenn der Blonde gerade eine Runde durch eine Waschmaschine gedreht hatte. In seinen Augen lag eine seltsame Mischung aus Ruhe und... etwas anderem. Beruhigt hatte er sich sichtlich. Er beherrschte sich. Beinahe war es, als wenn antrainierte Reflexe gegriffen hatten und jetzt das Ruder übernahmen. Aber was lag dahinter?
 

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Sie gingen essen, oder besser: sie holten sich etwas zu essen und zogen sich in den Weidenhain zurück. Mme Pomfrey hatte ja deutlich gesagt, dass sie vor dem morgigen Tag nicht zu kommen brauchten.
 

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An ihrem Lieblingsplatz blieben sie den ganzen Tag über, machte Hausaufgaben und vermieden es, das Gespräch auf etwas Ernsthaftes zu bringen. Es war deutlich sichtbar, dass Draco sich zusammenriss und geistig nicht unbedingt anwesend war, denn es dauerte oft länger, bis man eine Antwort bekam, wenn man ihn etwas fragte.

Dann wurde es Zeit für Draco zu dem Training bei Tonks aufzubrechen. Er musste hingehen, wusste er schließlich nicht, ob sie es stattfinden lassen würde. Es regnete, als er aus dem Weidenhain hinaustrat. Klasse. Mit hochgezogenen Schultern machte er sich auf den Weg hinüber zum Schloss. Es war auch langsam merklich kühler geworden. Der Sommer war eben so gut wie vorbei. Bald war schließlich Herbstanfang.

Haare und Umhang waren noch feucht, als er schließlich Tonks Büro erreichte und eintrat.
 

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Tonks lächelte ihn an. „Hallo, Draco.“ Sie sprang auf, wischte einen Stuhl frei und hielt ihm im nächsten Moment einen ganzen Teller Kekse hin, damit er sich bedienen möge. „Diesmal sind sie von Rolanda!“, verkündete sie glücklich. Offenbar hatten die Lehrer sich untereinander abgesprochen, dass jedes Mal wer anders ihr Kekse spendete, damit sie nicht irgendwann mal einen ihrer Schüler vergiftete mit ihren hausmannigfachen Talenten.

Sie wartete nicht einmal auf eine Antwort. „Ist heute nicht so einfach. Albus meinte, Harry könnte nicht kommen, und deswegen müssen wir dir einen anderen Gegner suchen. Ich habe Snape gefragt, aber der hat heute keine Zeit, stattdessen hat er mir das hier gegeben!“ Und schon hielt sie ihm eine Stoffpuppe entgegen, die ganz und gar unförmig und hässlich aussah. „Sie wird dein Gegner sein, dann kann wenigstens keiner verletzt werden!“
 

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Draco betrachtete die Puppe skeptisch. „Snape besitzt eine… Puppe?“ Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. „Aber von mir aus.“ Er zuckte mit den Schultern. Im Moment kam es ihm sogar ganz entgegen, seine Wut mit Schwarzer Magie zu kanalisieren. Und wahrscheinlich war es wirklich geschickt, dafür irgendein lebloses Objekt auszuwählen. Das konnte er höchsten zerstören... Eindeutig war das nicht so schlimm, wie versehentlich jemanden umzubringen...

Es war nur die Frage, ob er diese Magie überhaupt würde kontrollieren können.
 

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Tonks lachte. „Ich bezweifle, dass es seine ist, auch wenn die Vorstellung einfach zu knuffig ist!“ Sie drückte das Püppchen an sich und drehte sich fröhlich im Kreis. „Snape kuschelt mit seiner Puppe und kann ohne sie nicht schlafen. Mach sie nicht kaputt, Cousinchen!“ Sie zwinkerte ihm zu und lief dann zu der gerade noch erkennbaren Duellbahn, setzte sie auf die eine Seite. Im nächsten Moment sprach sie ein Zauber und die Puppe wuchs, wurde so groß wie sie und noch ein kleines Stückchen größer, stand plötzlich auf eigenen Beinen und grinste trotzdem immer noch genauso dümmlich wie vorher.

„So, wir versuchen es heute wieder mit einem neuen Zauber. Schade zwar, dass Harry dagegen die Verteidigung nicht lernen kann, aber das können wir ja nachholen. Saginatio. Den kennst du doch auch, oder?“
 

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Draco nickte schweigend. Natürlich. Der Mästzauber war wirklich... eklig. Aber vermutlich sehr effektiv. Der Blonde trat zu seiner Position und schaute zu, wie Tonks den Bann von seinem Stab löste.

Er fixierte die Puppe. Vor seinem inneren Auge tauchten nach und nach die Leute auf, die er gerade wirklich hätte umbringen können. Dobby. Lucius Malfoy. Sollten sie seine Wut abbekommen. Auch, wenn sie irgendwie doch eher Harry galt...

„Saginatio!“ Voller Zorn, Hass, Verzweiflung, Schmerz war der Fluch gesprochen. Glühend rot grellte er durch den Raum, traf die Puppe und riss sie mit. Sie blähte sich innerhalb weniger Sekunden auf das Doppelte auf, dehnte sich noch weiter und zerplatzte mit einem widerlichen Geräusch. Ihr weißes Innenleben verteilte sich gleichmäßig über den Raum. Angewidert starrte Draco sie an. Ihn durchpulste wieder dieses machtvolle Gefühl. Er hatte sich nicht zurückgehalten, nichts kontrolliert. Und zum ersten Mal fühlte er sich nahezu eins mit dieser Macht. Beinahe... war er die Bestie.
 

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Tonks starrte ihn entgeistert an. Sie kannte diesen Zauber. Sie kannte ihn wirklich gut, aber das… das war zu viel gewesen! Viel zu kraftvoll! Unglaublich viel Macht! Woher nahm er sie? Und… wie zum Teufel hatte sie das bisher übersehen können? Hielt er sich sonst sosehr zurück, wenn er gegen Harry kämpfte? Das war…

Ein einziges Wort und der Bann lag wieder auf Dracos Stab. Das war ihr jetzt wirklich nicht geheuer. Sie wollte nicht Gefahr laufen, dass ein Querschläger am Ende sie selbst traf! So schnell wie dieser Zauber wirkte, so schnell konnte sie niemals den Gegenzauber wirken!
 

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Draco sah zu Tonks hinüber, als sie die Worte murmelte, um den Bann zu erneuern. „Du hast Angst.“, stellte er nüchtern fest. Eine seltsame Ruhe lag in seiner Stimme.

Dann brach diese Ruhe weg. Die Beinahe-Einheit mit diesem Biest war vorbei... Ein Schauder überlief ihn und Kälte umfing ihn. Mit einem leisen Aufkeuchen ging er in die Knie.

„Ich auch...“ Es war, als wenn ihm diesmal nicht nur ein winziges bisschen seiner Seele abhanden gekommen war, sondern gleich ein großes Stück. Wo war Harry? Wo war er, wenn er ihn brauchte? Einsamkeit schlug über ihm zusammen.
 

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Zur gleichen Zeit erwachte Sirius wieder. Er hatte zuvor von Poppy das Bett neben Harry bekommen, weil er gemeint hatte, er wolle, wenn er schon mal die Möglichkeit dazu hatte, ihm zumindest einige Zeit nahe sein. Sie hatte ihm noch etwas zu essen gebracht, dann hatte er sich hingelegt und nach nur einer halben Stunde war er tatsächlich eingeschlafen. Einfach so. Normal schaffte er das nicht so schnell und schon mal gar nicht um diese Uhrzeit. Harry vollbrachte eben doch immer wieder Wunder. Aber nun hatte ihn etwas wieder geweckt.

Draußen regnete es inzwischen, aber das Trommeln der Tropfen an den Scheiben war es nicht, das ihn geweckt hatte, es war Harry. Der Junge wand sich wie unter Qualen, sein Mund bewegte sich unablässig, sein Gesicht war schmerzverzerrt, immer wieder huschte seine Hand über die Narbe, kratzte darüber, dann wieder krallte er sich in die Decke. Ein Albtraum.

Sirius war sofort hellwach. Er hatte das ja schon von Ron gehört, dass Harry immer wieder von Albträumen heimgesucht wurde, aber es jetzt selbst zu erleben, das war nicht leicht. Schnell sprang er aus seinem Bett und stürzte zu seinem Patensohn, schüttelte ihn leicht, doch natürlich konnte Harry nicht aufwachen! Aus einem Zauber konnte man nicht ohne weiteres aufwachen!

„Poppy!“, rief er und strich sich seine wirren Haare nach hinten, hielt Harrys Hand davon ab, wieder einmal über die Narbe zu kratzen, was diesem ein leises Wimmern entlockte. Eine Träne rollte über seine Wange und Sirius wischte sie sachte weg. „Poppy!“
 

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Die Medihexe rannte aus ihrem Büro in das Zimmer. Das sah gar nicht gut aus! Der Junge drehte sich hin und her, wehrte sich gegen Sirius’ Umarmung, wimmerte und sah ganz und gar elend aus. Die Hexe zückte ihren Zauberstab und sprach einen Antialbtraumzauber auf den Jungen.

Nichts! Es brachte ganz und gar nichts!

Sie war versucht, ihn aufwachen zu lassen. Sehr versucht. Aber Albus hatte sehr deutlich gemacht, dass er das für keine gute Idee hielt. Er hatte darauf bestanden, dass Harry die nächsten Tage durchschlafen würde, um ihn vor Dummheiten zu bewahren. Und wenn sie an seinen Schockzustand dachte, dann wusste sie, dass ein Aufwachen die Dinge nicht zwangsweise besser machen würde. Eher konnten sie sich noch erheblicher verschlechtern...

Nein, das einzige, was ihr einfiel, war... vielleicht eine ganz und gar dumme Idee.

Sie kritzelte eine Nachricht auf einen kleinen weißen Zettel und rannte in ihr Büro zurück, um ihre kleine Diensteule auf den Weg zu schicken. Sie hoffte nur, dass er schnell kam.
 

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Tonks starrte auf den Jungen zu ihren Füßen. Du hast Angst. Ja, hatte sie. Und es erschreckte sie, dass er das so einfach sehen konnte. Und dass er selbst auch Angst hatte, das war wahrscheinlich das schlimmste, denn es bedeutete, dass er es ganz und gar nicht unter Kontrolle hatte.

Das unregelmäßige Klopfen an dem Fenster drang zwischen dem Klopfen des Regens nur langsam an ihren erstarrten Geist, aber schließlich sah sie auf. Eine Eule. Mme Pomfreys Eule… Was sollte das? Was wollte die hier?

Die Beklemmung abschüttelnd schritt sie durch das Chaos zum Fenster und öffnete es, ließ die Eule herein, die ihr sofort auffordernd den Fuß entgegenstreckte. Sie nahm den Zettel, entfaltete ihn.

‚Schicken Sie Draco Malfoy sofort zu mir hoch!

Pomfrey’

Sekundenlang starrte Tonks auf das Papier, ehe sie zu reagieren fähig war. Sie wirbelte herum. Das konnte doch im Grunde nur eines bedeuten: Etwas war mit Harry! Schließlich war der grade da oben!

„Draco, los, komm, wir müssen hoch! Poppy ruft uns!“ Dass sie gar nicht gemeint war, das ignorierte sie geflissentlich.
 

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Tonks’ Worten gelang es irgendwie, zu Draco durchzudringen. Irgendwie. Wie durch Watte klangen sie. Seltsam fremd und verzerrt. Poppy. Madam Pomfrey. Das hieß... Es war etwas mit Harry.

Schneller, als es für seinen Kreislauf in diesem Zustand gut war, war er auf den Beinen. Er taumelte, hielt sich kurz an Tonks fest, ehe er aus der Tür stürmte. Immer wieder kam er ins Stolpern, fing sich irgendwie wieder. Sein Herz raste, sein Atem ging keuchend. Der Weg war zu lang. Viel zu lang. Warum zum Merlin konnten sie nicht apparieren? Warum hatte er keinen Besen? Warum...

Endlich. Die Tür. Er riss sie auf, stürzte hinein und wurde von Pomfrey und Sirius mit sichtlichem Erschrecken angeblickt. Sein Auftritt war wahrscheinlich... höchstdramatisch gewesen. Aber das war egal. Er musste Harry nur sehen, um zu wissen, was los war.

„Mr Malfoy... Er...“ Madam Pomfrey rang hilflos die Hände. Mit gezwungen gemessenem Schritt ging er zu dem Bett hinüber. Er hoffte nur, dass er auch etwas tun konnte. Er hoffte es... Auf einmal hatte er Angst, nicht zu Harry durchkommen zu können...

Leicht ließ er sich auf der Bettkante nieder und schloss Harry in die Arme, so dass sich der Gryffindor kaum noch bewegen konnte. „Hey... Kätzchen...“, raunte er leise, küsste ihn sachte auf die Stirn, schmeckte das Blut und ignorierte es. Behutsam strich er ihm mit einer Hand über den Rücken, kraulte ihm den Nacken. „Ich bin bei dir... Es ist nur ein Traum. Nicht weiter als ein Traum...“
 

~*~*~*~
 

Was kam, war für die Anwesenden wahrscheinlich so etwas wie ein Wunder. Hatte sich Harry im ersten Moment versteift, entspannte er sich im zweiten auch schon. Zwar blieben seine Augen geschlossen, aber seine Mimik wurde weicher. Mit einem einzigen zittrigen Seufzer entwich auch die restliche Spannung aus seinem Körper. Sein Kopf lehnte sich einfach gegen Dracos und er schlief wieder genauso ruhig wie zu Anfang.

Sirius betrachtete das mit Fassungslosigkeit. Klar, er hatte gesehen, dass Draco Harry beruhigen konnte, ihm seine Zweifel nehmen konnte, aber dass das Vertrauen so tief ging, dass er ihn im Schlaf erreichen konnte… Einfach nur unglaublich.

Er warf einen kurzen, scheuen Blick zu Mme Pomfrey, die nur mit den Schultern zuckte, dann wurde er fast umgeworfen, als sich Tonks um seinen Hals warf. „Du bist hier!“, jauchzte sie. „Warum sagt mir denn das keiner?“
 

~*~*~*~
 

Draco lächelte weich. Seine Sorgen waren hinfort gewischt. Behutsam strich er dem Gryffindor weiter durch die Haare, zog den warmen Körper eng an sich. Die Erwachsenen um ihn herum hatte er voll und ganz vergessen. Und langsam schwand auch die Kälte aus seinem Körper. Harry musste noch nicht einmal wach sein, um sie zu vertreiben...

Madam Pomfrey seufzte erleichtert auf. Sie hatte also Recht gehabt. Die Beziehung zwischen den beiden ging so tief... Dennoch war sie noch ein wenig skeptisch. Sie konnte kaum Draco die ganze Zeit hier sein lassen, oder?
 

~*~*~*~
 

Unterdessen hatte Sirius kaum noch Zeit sich um diese seltsame Tatsache Gedanken zu machen, denn Tonks hatte begonnen, ihm die Ohren voll zu quatschen. Sie sprudelte nur so heraus, erzählte, was sie die Zeit über hier so erlebt hatte, beachtete Harry und Draco nicht, wusste sie doch längst, dass die beiden etwas verband, was kein normalsterbliches Wesen nachvollziehen konnte.

Immerhin blieb ein Gedanke in ihm haften: Draco tat seinem Schützling gut. Das war jetzt wirklich offensichtlich. Was er nicht zu erreichen vermocht hatte, das hatte dieser Junge innerhalb von Sekunden geschafft. Ein Gedanke, der einen ein klein wenig traurig stimmen konnte, wenn man ihm Gehör schenken würde.
 

~*~*~*~
 

Madam Pomfrey beobachtete das Geschehen eine gute Stunde lang, ehe es ihr zu bunt wurde. Draco knuddelte Harry noch immer und Tonks glich einem wahren Wasserfall, dessen Redeschwall den Raum regelrecht Land unter melden ließ.

„Es ist Zeit, Harry etwas Ruhe zu geben.“, sagte sie und ihr Tonfall duldete keine Widerworte.

„Aber...“, wollte Draco widersprechen.

„Nicht nur Tonks und Sirius werden gehen, sondern auch Sie!“, entschied die Medihexe. „Das hier ist immer noch eine Krankenstation. Aber...“ Jetzt wurde ihr Gesicht weicher. „Sie sollten ein Fenster auflassen, damit Kalliope sie leichter erreichen kann, falls Sie noch einmal gebraucht werden.“

Draco nickte mit einem leisen Seufzen. Er war sich sehr sicher, dass sie ihn brauchen würde. Garantiert würde Harry wieder einen Albtraum bekommen... Er hatte doch selbst gesagt, dass sie nur weg blieben, wenn Draco bei ihm war...
 

~*~*~*~
 

Sie fügten sich, Sirius, weil er Tonks nicht vor den Kopf stoßen wollte, auch wenn er eigentlich noch immer müde war, Tonks, weil Sirius versprach, sie zu begleitet, Draco, weil die Macht der Erwachsenen doch immer noch mehr zählte als seine Wünsche. Sirius zauberte sich allerdings wieder den Unscheinbarkeitszauber an, damit ihn draußen keiner wahrnahm.

Draußen auf dem Gang hielt er Draco noch einmal auf, als dieser sich in die andere Richtung aufmachen wollte. Ein weiches Lächeln zierte seine Lippen, ein warmer Ausdruck lag in seinen Augen. „Danke.“ Vielleicht war es nur ein Wort, aber er war nie ein Mann vieler Worte gewesen, wenn sie nicht Blödsinn bedeuteten.
 

~*~*~*~
 

Draco erwiderte Sirius’ Lächeln warm, ergriff seine Hand und drückte sie stumm. „Bis demnächst irgendwann...“ Damit wandte er sich ab und machte sich auf den Weg in den Raum der Wünsche. Es war komisch zu wissen, dass er dorthin ging und Harry nicht da sein würde...

Als er ihren Raum betrat, kam er ihm schlagartig unglaublich leer vor. Er kontrollierte die Tränke, kümmerte sich um diese, rührte um, fügte Zutaten hinzu. Danach ließ er sich auf das Bett fallen. Es war leer hier drinnen. Leer. Und ihm wurde wieder kalt.

Nein, in diesem Raum hielt er es nicht aus, wenn er nicht wusste, dass Harry gleich hereinkommen würde. Nein, keine Chance, dass er hier bleiben konnte.

Er stand auf und nach einem langen Blick durch den leeren Raum verließ er ihn. Eine Kontrollrunde später suchte er den Slytheringemeinschaftsraum auf. Die Stille, die ihm entgegenschlug war wirklich bemerkenswert. Hier hatte ihn wohl wirklich niemand erwartet. Skeptische, abschätzende Blicke trafen ihn. Die üblichen dummen Bemerkungen kamen aus der Ecke von Pucey und Co. und wurden von Draco geflissentlich ignoriert. Für einen Augenblick fühlte er sich hier seltsam hilflos und einsam. Dann waren Blaise und Pansy bei ihm, zogen ihn mit sich zu einer Ecke in der Nähe des Kamins und auch die drei Erstklässler Marv, Zack und Rivers gesellten sich hinzu. Die Kleinen plapperten fröhlich über die heute Flugstunde und Rivers gestand mit hochrotem Kopf, dass er vom Besen gefallen war.

Es war ein entspannter, ruhiger Abend - sehr viel ruhiger, als Draco überhaupt in diesen Räumlichkeiten erwartet hatte. Die Schlange schien abzuwarten.

Beinahe gelang es ihm, seine Gedanken und Sorgen zu verbannen. Beinahe. Doch immer wieder kamen sie hervor.

Schließlich war es Zeit zu Bett zu gehen und gemeinsam mit Blaise trat er in den Schlafsaal der Fünftklässler. Crabbe und Goyle sägten bereits vor sich hin, während Nott noch im Licht seines Zauberstabs irgendeinen Roman las. Kurz lächelte sie der andere Junge an, dann widmete er sich wieder seiner Lektüre.

„Seltsam hier...“, murmelte Draco leise, während er das Fenster öffnete, damit Pomfreys Eule ihn auch erreichten konnten. Dann ließ er sich auf sein Bett fallen und griff nach dem Schlafanzug, der akkurat gefaltet auf dem Kopfkissen lag. Er vermisste sogar diese bescheuerten Schlangen! Am liebsten wäre er einfach wieder fortgelaufen, aber die Leere, die ihn im Raum der Wünsche erwartete, die war noch schlimmer.

Er zog sich im Bad um und kroch dann unter die Bettdecke. Blaise bedachte ihn mit einem sorgenvollen Blick, sagte aber nichts weiter. Er hatte bemerkt, dass Dracos Stimmung umgeschlagen war. Von Wut hin zu mehr Schmerz, zu Einsamkeit und schon fast so etwas wie Verzweiflung.

Draco wälzte sich in dem Bett hin und her. Es fühlte sich... falsch an. Und er fühlte sich beschissen. Und einsam... Und er vermisste Harry. So sehr, dass es wehtat. Und doch brachte er es nicht über sich, sich einfach in den Krankenflügel zu schleichen.

Es tat noch immer weh. Diese Minderwertigkeitsgefühle, dieser Eindruck nicht wichtig und unbedeutend zu sein. Für Harry einfach nicht wichtig genug zu sein. Dieses Gefühl schnürte ihm die Luft ab.

Nach zwei Stunden hatte er genug. Leise stand er auf. Er musste nur zwei Schritte tun, da hob Blaise seine Bettdecke schon leicht an. „Komm schon. Sonst wirst du noch ganz kalt...“

Draco seufzte leise und kam nicht umhin, sich wie ein kleines Kind zu fühlen, als er in das Bett kroch. Er brauchte Halt, er brauchte Nähe. So erbärmlich dringend.

Er schmiegte sich an Blaise, der ihm sachte durch die Haare strich. „Schlaf jetzt...“

„Hm...“, machte der Blonde. „Danke...“

Es war so unübersehbar, dass Harry ihn wirklich verletzt hatte. Blaise hatte zwar keine Ahnung wie und womit, aber... Harry hatte ihm wehgetan. Und er konnte jetzt nichts weiter tun, als diese Wunde ein wenig zu kühlen. Heilen können - das würde er nicht. Das konnte wahrscheinlich auch nur Harry... Er seufzte leise und erstarrte ihm nächsten Moment, als Draco den Arm um seine Taille schlang. Nach einer Weile konnte er hören, wie Dracos Atem ruhig ging. Er schlief... Klasse. Nur er selbst würde wahrscheinlich kaum Schlaf finden...
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

'Cause I'm broken when I'm open

And I don't feel like I am strong enough

'Cause I'm broken when I'm lonesome

And I don't feel right when you're gone away

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 


 

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abranka:

...und jetzt schläft Harry. Zwangsweise. Anders kann man den ja auch kaum bremsen. Oo

Elender Gryffindorsturkopf.

Na, wieviele von euch haben Herzanfälle bekommen, weil Draco bei Blaise schläft? *g*
 

Shirokko:

Ich find Dumbi toll…

*sternchenaugenhat*

Er nimmt nichts ernst.
 


 

Die Ergebnisse der Benotungen:
 

Harry: 1

Draco: wirklich glatt 1 (ihr scheint ihn wirklich zu mögen.^^)

Hermione: 3

Pansy: 3

Ron: 3

Blaise: 2



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Shogikoneko
2008-08-16T09:34:18+00:00 16.08.2008 11:34
jaaa mein sirius ist da *___*
das liebe ich so an dieser FF er lebt!!!
aber draco tut mir leid...jetz schläft harry und er kann nicht mit ihm sprechen, muss den schmerz noch mit sich herum tragen und dann ist blaise zum glück ein kleiner rettungsanker, aber so wirklich weiß ich nicht, was ich davon halten soll....was ist draco nur für ihn?*grübel*
das wird bestimmt noch interessant werden (als ob harry und draco nicht genung um die ohren hätte *snape anfunkel*)
aber sirius ist dahaa *___*
aber cool wie er draco reagiert hat*freu*
wehe ihr killt ihn, dann schmoll ich >.<
Von:  Engelchen_Fynn
2008-07-25T11:35:19+00:00 25.07.2008 13:35
Ok, besser spät als nie. *gg*
Ein super Kapitel. ^-^

Ich kann gut verstehen das Draco sauer ist bzw. verletzt. Wäre ich glaub ich auch.

Ich fand übrigens Tonks' Reaktion auf Sirius' Anwesenheit klasse. Und den Satz "Tonks' glich einem wahren Wasserfall, dessen Redeschwall den Raum regelrecht Land unter melden ließ." , fand ich ja so dermaßen geil, dass ich vor lachen fast vom Stuhl gefallen wäre.

Die Trainingsstunde mit Tonks und Draco hat mir auch sehr gut gefallen (Snape mit Puppe *rofl*). Das in ihm wirklich eine so starke Macht steckt, das er sogar Tonks Angst macht...
Meine Güte, diese Macht sollte er mal bei seinem Vater anwenden.

Und den Schluss fand ich einfach supersüß. Hab ja schon mehrfach erwähnt das ich Blaise und Draco zusammen total knuffig finde (nur Freundschaft). Mit diesem Kapitel habt ihr es geschafft das noch zu vertiefen. Respekt.
Obwohl es ja irgendwie gemein ist. So wie ich das bisher sehe, ist Blaise ziemlich in Draco verliebt, oder? So eine Aktion dürfte ihm dann ganz schön wehtun.
Andererseits.... Pansy und Blaise?
Na ja, wird man schon noch rauskriegen.

Ok, ich mach mich dann direkt an das nächste Kapitelchen. Bis gleich. *gg*
Von:  -Ikarus-
2008-07-24T17:59:02+00:00 24.07.2008 19:59
Hab leider gerade nur wenig zeit, weil ich im mom ständig irwie stress hab. wollt aber noch ein kommi hinterlassen, wenn auch nen bissel spät^^"

Das kapi war wieder toll.
Aber Draco tat mir echt voll leid Q.Q

Und blaise.....naja..
ihr wisst ja was ich denke XD
und ich denke auhc, dass da vllt mehr passiert als sollte....
freu mich auf morgen

gruss und kuss
ikarus
Von: abgemeldet
2008-07-24T13:21:36+00:00 24.07.2008 15:21
ich fands einfach wieder nur super.
wenn harry wieder wach ist werden sich die beiden darüber reden wieso er verschinden wollte ohne das er draco etwas gesagt hat.
wird draco wieder so wie am amfang bevor das mit harry war?
freu mich wenns weiter geht.
Von:  Chiron
2008-07-19T14:10:14+00:00 19.07.2008 16:10
Hey..
Hammer geiles Kapi..
Harry hat mich von den Socken gehauen, mit seiner Reaktion auf die Nachricht mit der Prophezeiung..
Und Draco hat es mir nicht leicht gemacht, aber man kann seine Gefühle gut verstehen, wo er doch noch nie jemanden so sehr wie Harry vertraut hat..
Hermines Standpauke war genial.. Aber nur so kann man Probleme von vorneherein etwas eindämmen..
Das Draco bei Blaise ins Bett gekrochen war, fand ich irgendwie süß, aber auch etwas beängstigend..
Sirius auftreten dagegen hat mich umgehauen.. Mit ihm hätte ich nämlich nie im Leben gerechnet..
Aber ich fands schön, wie er von Pansy und Blaise behandelt wurde.. Zwar erst mit den Worten Mörder, aber dann nicht weiter drüber nachgedacht..
Bin schon neugierig, wie es weitergeht..^^
Von: abgemeldet
2008-07-18T22:11:11+00:00 19.07.2008 00:11
^^ Tolles Kapi! Wirklich spannend!
Bin gespannt was weiteres passiert! Das Draco bei Blaise Trost sucht, finde ich ja in Ordnung, aber ich hoffe das eskaliert nicht einmal!
Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!

Bis dann,
Little King Leon!
Von:  Drachen-Fan
2008-07-18T21:46:07+00:00 18.07.2008 23:46
Hallo Shirokko, hallo abranka!

Kurzschluss ... – ja der Ausdruck passt zu Harrys Verhalten. Er verliert die Nerven und dadurch handelt er einfach, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein ... und seine Freunde hat er einfach vergessen.

Draco trifft dies natürlich besonders, da er das Gefühl hat, für Harry nichts wert zu sein. In seinem Inneren weiß Draco natürlich, dass dies nicht stimmt, aber trotzdem bleibt ein scheiß Gefühl zurück!

Sehr gefallen hat mir die Szene, als Draco Harry beruhigen kann, als dieser einen Albtraum hat. Harrys Vertrauen in den blonden Slytherin ist so groß, dass er die Nähe sogar im Schlaf spürt. Draco wäre am liebsten bei seinem Gryffindor geblieben, auch wenn er mächtig sauer auf ihn ist ...
Und dass er bei Blaise schläft, das stört mich nicht im Geringsten. Er wird bei Blaise nicht das finden, was er bei Harry findet und daher ... - er ist ein Freundschaftsdienst am besten Freund - mehr nicht!

Ob ich mich in Dray täusche (deine Aussage bei der Antwort auf das letzte Review), werden wir sehen und ich lasse mich gerne überraschen!

Wünsche euch noch eine schöne Woche!

LG,
Drachen-Fan

Von: abgemeldet
2008-07-18T16:09:55+00:00 18.07.2008 18:09
aaaaaaaaaawwwwwww ich kann mir Draco wirklich gut vorstellen
wie er vor Blaise' Bett steht *lach* süüüüüüüüüüüüüüüß
kann es ein dass Blaise in Draco verliebt ist?? Ich hab immer so
ein Gefühl dass seine Gefühle die einer Freundschaft übersteigen.
ach ich bin sehr gespannt wie das weiter geht
Von:  Kiii-chan
2008-07-18T13:20:50+00:00 18.07.2008 15:20
hoffentlich bekommt harry das nie mit, dass draco bei blaise schläft oO
ich will nich wissen wie wertlos und betrogen er sich dann fühlen würde und was er probieren würde sich anzutun oO
aber ich hatte mit mines reaktion fast recht xD
erst aufregen und dann später doch helfen :)
Ich will dass harry wieder einen albtraum hat damit draco wieder zu ihm kommt und mit ihm kuscheln kann T-T
husch blaise weg da! Such dir einen eigenen Partner aber nich Draco! den haste verloren siehs endlich ein und trauer nich um ihn!
Siri is übrigends klasse :D

bis denne
MiuHaruko
Von:  himeChidori
2008-07-18T13:04:24+00:00 18.07.2008 15:04
ohman da hat harry dray unbewusst aber wirklich verletzt o.ô
ich hoffe die beiden können das klären un ehrliiiich gesagt war meine reaktion auf dray schläft bei blaise.. o.o! argh!!! draco gehört harry blaise verpiss dich!
xD
ich finds aber auch schee das sirius wieder da is un dass er draco so akzeptiert (:
freu mich aufs näxte kapi
*kekse dalass*
lG Kaddl


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