Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Stammbaumbuch ------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 68: Stammbaumbuch Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls - What A Scene. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 68: Stammbaumbuch Draco hatte still gewartet, während Harry die anderen umarmt hatte. Er legte seine Hand auf Harrys, die seinen Arm beinahe schon abschnüren wollte. Ihre Schritte waren recht langsam, als sie Richtung Schloss gingen. Noch nicht einmal einen kurzen Blick hatte Draco den Zurückbleibenden geschenkt. Aus der Ferne konnte er hören, wie Blaise leise murrte: „Ich hasse es, wenn er so ist...“ Dann blieben sie hinter ihnen zurück. Die anderen Schüler bedachten sie mit neugierigen Blicken, mehr noch als sonst. Sie brauchten länger für den Weg zu Tonks’ Büro als sonst. Sehr viel länger. Aber zumindest kamen sie an... Zwischendurch fühlte es sich für Draco nämlich nicht gerade an, als wenn ihm das gelingen würde. Er war erschöpft. Seelisch erschöpft, geistig. Und das wirkte sich auf seinen Körper aus. Vielleicht auch gerade deshalb, weil er kein Ventil gefunden hatte... Aber... sie waren da. Und Tonks erwartete sie bereits. Allerdings sah sie nicht gerade begeistert aus, als sie ihren Zustand bemerkte. ~*~*~*~ Tonks war regelrecht entsetzt. „Wie seht ihr denn aus?“, fragte sie aufgeregt, dann packte sie den blonden Jungen am Arm, zog sie somit beide in den Raum, pflanzte sie auf eine – offenbar neue oder war sie einfach bisher zu tief vergraben gewesen? – kunterbunte Flickencouch, die sie mit einem Wink ihres Zauberstabes frei räumte. „Was ist mit euch passiert?“ Dann tat sie etwas, das sie vielleicht lieber hätte bleiben lassen sollen, denn sie versuchte, heiße Schokolade und Kekse zu zaubern. Ein Desaster. Die Getränke kamen ohne Tassen, die Kekse landeten im Kronleuchter und Tonks schien bedröppelt zu sein. Das war wohl nicht das gewesen, was sie hatte erreichen wollen. Aber vielleicht sollte sie einfach irgendwann mal einsehen, dass Haushaltszauber nicht gerade ihre Stärke waren… Ohne ein Wort lief sie zu ihrem Tisch, schrieb etwas auf einen Zettel, den sie schließlich verschwinden ließ, dann kam sie zu dem Tisch vor der Couch, hockte sich auf einen Stapel Papiere und musterte ihre beiden Gäste eingehend. „Na los. Erklärt mir, was ihr habt. Ihr seht wirklich furchtbar aus. Als hättet ihr seit Tagen nicht geschlafen. Besonders du, Draco.“ Besorgnis lag in ihrer sonst so lebendigen Stimme. „So können wir den Unterricht ja vollkommen vergessen!“ ~*~*~*~ Draco zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern. „Gezaubert.“, gab er pampig als Antwort. Er sehnte sich gerade ganz akut zu Blaise zurück. Den wusste er wenigstens einigermaßen zu nehmen... Und er war nicht so hyperaktiv wie Tonks. Nervig zwar auch. Aber nicht derart extrem. ~*~*~*~ Die junge Frau blickte ihren Cousin einen Moment lang an, dann zuckte sie regelrecht zusammen, als neben ihr ein Tablett mit Kakao und Keksen erschien. Die Elfen hatten es wohl gebracht… Lächelnd nahm sie eine der Tassen, drückte sie Harry in die Hand, der wortlos zugriff, dann reichte sie die zweite auffordernd Draco. „Hat es irgendwas mit dem komischen Wald zu tun?“, kam sie darauf, was sie am Morgen noch gesehen hatte. Harry schwieg. Er wollte noch immer nicht darüber reden auch nicht mir ihr. Mit Sirius… Vielleicht würde er mit Sirius darüber sprechen, aber nicht mit jemand anderem. ~*~*~*~ Draco nahm die Tasse schweigend entgegen und schlang die Hände darum, sog die Wärme regelrecht in sich hinein. Er starrte in den Kakao hinein und sagte nichts. Vielleicht würde sie ja einfach verschwinden, wenn man sie ignorierte... ~*~*~*~ Tonks sprang auf, als von den beiden auch nach dutzenden von Fragen keine Antwort kam. Hibbelig rannte sie zu ihrem Tisch, kritzelte was auf einen Zettel und warf diesen anschließend zusammen mit einem gelben Pulver in das Feuer. Dann hibbelte sie zu den Jungen zurück, um ihnen Kakao nachzugießen, was kaum wirklich nötig war, und ihnen jeweils einen Keks zu geben. Katzenkekse natürlich. Plötzlich zischte es dann und der Kamin spuckte einen kleinen Brief aus. Tonks war sofort zur Stelle, öffnete ihn, las ihn durch und hätte, würde sie nicht Rücksicht auf die beiden Jungen nehmen, wohl angefangen laut zu schreien. Es war noch ein zweiter Brief darin und ansonsten nur eine kleine Nachricht, die sie aufforderte, sich keine allzu großen Sorgen zu machen und den beiden den zweiten Brief zu geben. Wütend, weil sie ihren Willen nicht wirklich erreicht hatte, warf sie ihren Zettel und Umschlag zurück ins Feuer, wo er einfach verbrannte. Dann kam sie zu ihnen zurück. „Von Professor Dumbledore.“, erklärte sie lächelnd. Harry blickte auf, dann auf den Brief, dann zu Draco. Er sollte ihn nehmen… Er wollte seine Tasse nicht loslassen, denn irgendwie gab sie ihm auch ein bisschen Halt… ~*~*~*~ Draco sah kurz zu Harry, stellte seine Tasse ab und nahm den Brief entgegen. Er brach das Siegel und zog einen Bogen Papier aus dem Umschlag, auf dem herzlich wenig geschrieben stand. Er hielt den Brief so, dass auch Harry mitlesen konnte und überflog die Zeilen. ‚Lieber Harry, lieber Draco, ich weiß, dass ihr vor einer schweren Aufgabe steht. Kontrolle über etwas Machtvolles zu erlangen ist niemals einfach, doch ist Macht ohne Kontrolle eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Lasst euch von Rückschlägen nicht entmutigen - diese Art der Magie ist ein Teil von euch. Sie nicht zu beherrschen wäre, als wenn ihr so etwas wie die Fähigkeit zu sehen nicht nutzen würdet. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr es könnt. Albus Dumbledore’ Draco schnaubte leise. Es war so leicht, diese Worte zu schreiben. So verdammt leicht. Aber der Schulleiter hatte keine Ahnung, wie sich das in der Praxis darstellte! ~*~*~*~ Harry seufzte nur. Na toll. Große Rede, aber… „Er hat Recht…“, murmelte er leise. „So etwas… will ich nie wieder erleben.“ Er meinte den Fall danach. Das davor… war ja schön, aber er war sich nicht sicher, ob es diesen Preis wert war… Verlustangst war schrecklich. Verlust selbst eine Qual. ~*~*~*~ Draco legte eine Hand auf Harrys Oberschenkel. Schlicht eine Geste um zu zeigen, dass er da war... Seinen Arm gerade zu nehmen, war angesichts der Kakaotasse in seinen Händen doch etwas heikel. „Er hat Recht... Aber das heißt nicht, dass es einfach wird...“, gab der Blonde beinahe ebenso leise zurück. Nein, einfach würde es gewiss nicht werden. Aber das war ja nichts auf ihrem Weg. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige lächelte. „Wahrscheinlich…“ Nachdenklich nahm er einen Schluck aus seiner Tasse und blickte dann zaghaft wieder zu ihm. Die Frage fiel ihm schwer, aber… „Willst… willst du es vielleicht heute noch mal versuchen?“ Es war ihm ein Bedürfnis. Er wollte Gewissheit, dass sie es besser konnten, dass es besser wurde, dass… diese Gefahr der völligen Leere nicht mehr so extrem gegeben war… ~*~*~*~ Diese unsichere, fragende Blick aus den grünen Augen und die Worte dazu... Draco konnte gar nicht nein sagen, auch wenn er für heute gerne auf einen weiteren Versuch verzichtet hätte. Aber... Harry sah so aus, als wenn er es wollen würde... „Von mir aus.“ Er zog die Schultern hoch. Ihm war nicht wohl dabei. „Lass es uns noch mal versuchen... Aber mit irgendeinem simplen Zauber, bei dem nichts schief gehen kann... Was ist mit diesen Lichtkugeln?“ Dass Tonks ihnen noch immer gegenübersaß und die ganze Zeit mithörte, ignorierte er vollkommen. ~*~*~*~ Harry lächelte. Wenn er daran dachte, wie sehr sich Tonks das letzte Mal darüber gefreut hatte… Allerdings… die Nebenwirkungen im Falle einer unkontrollierten Potenzierung kannte er ja auch nicht… Dennoch nickte er. „Du kennst die Formel?“ Blöde Frage, woher denn? Er hatte sie ihm ja noch nicht gesagt und das letzte Mal auch noch stumm gezaubert… Er trank einen letzten Schluck von seinem Kakao, stellte dann die Tasse auf den Tisch. „Aureus fevêre.“, lächelte er. „Versuch es mal.“ ~*~*~*~ Draco nickte leicht und zog seinen Zauberstab hervor. Also dann... „Aureus fevêre.“ Nichts. Auch nicht, als er den Spruch wiederholte und sich noch mehr konzentrierte. Der Blonde runzelte leicht die Stirn. Das war ja beinahe wie bei diesem einen dummen Spruch in Zauberkunst. Den hatte er auch einfach nicht hinbekommen... Okay, hinterher, aber... Er versuchte es weiter. So konzentriert, wie es nur ging, aber da kam nichts. Einfach nichts. Nach dem zehnten Mal ließ er den Zauberstab sinken und schüttelte den Kopf. „Ich versteh’s nicht...“ ~*~*~*~ Harry schüttelte den Kopf. Er verstand es auch nicht. Der Zauber war nicht so schwer. Er war vielleicht nichts Gewöhnliches, aber schwer war er auch nicht. Draco beherrschte wesentlich schwierigere Zauber… Andererseits machte er alles richtig und es klappte trotzdem nicht… Er lächelte erneut, dann lehnte er sich einfach vor und seinen Kopf gegen Dracos Schulter. „Lassen wir es einfach für heute…“, murmelte er. Auch wenn er es gerne noch einmal versucht hätte, wenn es nicht mehr ging, dann war es in Ordnung. Er wollte Draco auch nicht unter Druck setzen… „Vielleicht war es heute Morgen einfach zuviel.“ ~*~*~*~ „Vielleicht...“ Draco schaute noch einen Augenblick deutlich frustriert auf seinen Zauberstab, ehe er in wegsteckte. Er wuschelte Harry sachte durch die Haare und bemühte sich, nicht ganz so deutlich seine Unzufriedenheit mit sich selbst zu zeigen. „Können wir gehen?“, erkundigte er sich dann abrupt bei Tonks. Er hatte genug... Er wollte hier weg, sich am besten eine Bettdecke über den Kopf ziehen und niemals wieder darunter hervorkommen... ~*~*~*~ Die junge Frau nickte nur, dann lächelte sie. „Nehmt die Kekse mit! Und Harry? Ich soll dich fragen, warum du keine Antwort mehr schickst. Sirius macht sich Sorgen…“ Der Junge-der-lebt starrte sie an, dann wurde er blass. Er sprang auf, begann seinen Umhang abzuklopfen, doch es war nicht der, den er letzte Woche noch getragen hatte. Dracos Feder war drin, aber… das Gedankenbuch, in das er den Umschlag gesteckt hatte, das lag… noch in dem anderen! Im Raum der Wünsche und… „Ich bin so ein Idiot!“, fluchte er und Tonks beobachtete begeistert, wie Harry Dracos Hand nahm und dann so schnell wie nur irgendwie möglich ihr Büro verließ. Wie süß! Er hatte was von Sirius! Er hatte ein bisschen was von dessen Vergesslichkeit! Klasse! Das machte ihn noch viel interessanter! Was sie nicht wusste, war, dass es nicht unbedingt Harrys Vergesslichkeit gewesen war, sondern eher der Umstand, dass er momentan wirklich viel um die Ohren hatte. ~*~*~*~ Draco ließ sich recht willig mitziehen. Nur weg hier... Sie hatten den Raum der Wünsche schnell erreicht. Beide waren sie außer Atem, als sie den Raum betraten. „Warum... hast... du es... auf einmal... so eilig... ge...habt?“, keuchte der Blonde, während er sich in einen der Sessel fallen ließ. Ihm war schwindelig und er hatte Seitenstiche. ~*~*~*~ „Ich habe letzte Woche irgendwann einen Brief von Sirius bekommen und vergessen, ihn zu lesen!“, jammerte der Schwarzhaarige, während er in einer Ecke nach seinem anderen Umhang suchte, der definitiv mal zu den Elfen runtergeschickt werden musste. Aber gut, dass er das noch nicht getan hatte… Schnell hatte er den Umhang gefunden, wühlte in der Innentasche nach dem Gedankenbuch, das er so selten benutzte, und fand darin tatsächlich den noch nicht geöffneten Brief. Unachtsam einfach den Umhang zu Boden fallen lassend brach er das grüne Siegel und wurschtelte den Zettel heraus. Wie hatte er das nur vergessen können? Als er die ersten Zeilen sah, Sirius’ nicht wirklich ordentliche, aber bemüht leserliche Schrift, da schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Ein ganz weiches, glückliches Lächeln, denn die ersten Worte zeigten ihm ganz deutlich, dass er ihm nicht böse war… Nicht böse, weil er nicht auf Mädchen stand. ‚Hallo, Harry, es freut mich wirklich aufrichtig, dass es dir so gut zu gehen scheint. Trotz der Probleme mit deinen Klassenkameraden. Und das mit dem jungen Malfoy… mit Draco… Irgendwie machst du mich wirklich neugierig. Wenn er sich so stark gewandelt hat, würde ich ihn doch gerne mal kennen lernen. Zumal er dir so viel bedeutet. Sevie… na ja. Es ist seine Art, Überlegenheit auszuspielen, wenn er sich angegriffen fühlt. Wenn ihr beim Training in seine Gedanken gelangen konntet, dann wundert es mich nicht, dass er versucht es euch heimzuzahlen. Nett ist das nicht, aber nett war er auch nie. Ich werde bei Gelegenheit mal wieder eine Katze auf ihn loslassen oder vielleicht eine andere nette Revanche für euch, in Ordnung? Schließlich muss ich ja auf meinen Patensohn aufpassen, nicht wahr? Im Übrigen soll ich dich von allen herzlich grüßen. Molly und Arthur lassen auch fragen, ob du genügend isst. Und Remus und ich wollen wissen, ob du wieder einmal irgendwelche Vorhersagen getroffen hast. Wir wollen von jeder wissen, wie du dir sicher denken kannst. Zu deiner Frage: Dein Zimmer hier im Black-Haus ist bereits eingerichtet und wartet nur noch auf dich. Ich kann es kaum erwarten, dass du es beziehst. Ich bin vor allem gespannt, was du sagst. Remus und ich mussten Tonks wirklich davon abhalten, das mit dem Kitsch zu übertreiben. Sie hatte eine irre Freude daran, es mit einzurichten. Auch für deinen Freund haben wir ein Zimmer hergerichtet. Ich hoffe nur, er mag grün… Wir waren uns da nicht so sicher, aber er trägt es ja immer… Wir sehen uns sicher bald. Grüße, Schnuffel’ Harrys Lächeln war breit, als er das las. Glück überflutete ihn, ließ den letzten Rest der Kälte über den Verlust der Einigkeit verschwinden. Jetzt. Jetzt war alles in Ordnung! Jetzt war alles wieder gut. Das einzige, das noch weg musste, war Voldemort und seine Schmeißfliegen, dann würde endlich all das wahr werden, das er sich wünschte. Bei Sirius leben, Draco an seiner Seite und Sirius auch. Was könnte es denn schöneres geben? ~*~*~*~ Draco beobachtete Harry aufmerksam. Dieses Strahlen auf seinem Gesicht, dieser Ausdruck von Glück ließ sein Herz augenblicklich höher schlagen. Der Blonde stand auf und ging zu seinem Freund hinüber. Er lehnte sein Kinn auf Harrys Schulter. „Du siehst glücklich aus...“, sagte er leise und schmiegte sich näher. ~*~*~*~ Harry blickte kurz zu seinem Profil, bevor er den Brief hob. „Lies, viel einfacher, als es zu erklären.“ Selbst seine Stimme musste er unterdrücken, weil er sonst sicher geschrieen hätte vor Glück und Freude. ~*~*~*~ Erst mit dieser Erlaubnis warf Draco überhaupt einen Blick auf das beschriebene Papier. Er las und seine Augen weiteten sich überrascht. Wow. Eine solche Akzeptanz hatte er nicht erwartet. Nicht für Harrys Neigung und noch weniger für sich als seinen Freund. „Black...“, murmelte Draco leise. Bisher hatte er noch nicht darüber nachgedacht, aber... „Black…“, wiederholte er wieder. „Das war der Mädchenname meiner Mutter... Ich hab gar nicht in diese Richtung gedacht...“ Natürlich, die Reinblüterfamilien waren ja alle irgendwie miteinander verbunden... Er ließ Harry los und ging zu seinem Nachttisch hinüber, in den er irgendwo doch dieses dusselige Stammbaumbuch gelegt hatte... Ah ja. Er zog den Wälzer hervor, legte ihn aufs Bett und schlug ihn auf. Leise pfiff er durch die Zähne. „Das Ding besitzt ja doch einen Zweck...“ Er blickte Harry an und grinste schief. „Mir scheint, dein Pate ist ein Onkel zweiten Grades von mir...“ ~*~*~*~ Aufgeregt kam Harry zu ihm, hopste neben ihn aufs Bett und blickte auf die Stelle, die Draco mit dem Finger markierte. Eine grau schraffierte Fläche, unter der Sirius’ Name prangte. Darüber und daneben seine Eltern uns ein Bruder, ganz fein gezeichnet. Alle mit einem kleinen Kreuz verziert. Tot? Nicht schade um dieses Gesindel, aber Sirius… Er lachte. „Ob er das weiß?“, fragte er. „Dass er seinen Neffen bei sich auf nimmt?“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Kann gut sein... Ich glaube nicht, dass er eine Chance hatte, sich diesem Stammbaumgetue zu entziehen. Es gibt kaum eine Reinblüterfamilie, die nicht Wert auf den Stammbaum legt. Was meinst du, warum mir meine Mutter jedes verdammtes Jahr diesen Wälzer einpackt?“ ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, dann blickte er wieder in das Buch. „Und warum ist er so grau gemacht?“, wollte er wissen. „Hatten sie kein Foto von ihm?“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise. „Gilt als Verräter...“, murmelte er. „Hier, siehst du, der Name von Tonks’ Mutter ist auch so unterlegt. Weil sie eben einen Muggel geheiratet hat... Aus vielen Stammbüchern werden diese Zauberer und Hexen auch einfach gestrichen. Hier sind sie nicht gestrichen aber eben... abgeschwächt.“ Draco starrte die Seite an. „Tja, mit mir werden sie das Gleiche machen.“ Erneut hob er die Schultern. „Aber was soll’s? Es sind nur Schriftzüge auf Papier.“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Das gefiel ihm nicht. Diese Art zu denken gefiel ihm nicht. Er selbst hatte kein solches Buch. Beim mütterlichen Teil legte er auch keinen wirklichen Wert darauf, aber von seinem Vater kannte er keinen. Es hatte sich nie jemand bei ihm gemeldet. Niemals… Dabei wüsste er gerne, wie die Verwandten seines Vaters waren. „Warte kurz.“, meinte er, krabbelte zu seinem Nachttisch, wo er das Fotoalbum seiner Eltern herauszog. „Wir machen das Bild da wieder rein!“ Das würde keinen freuen, aber er fand es fair. Und außerdem hatte Draco dann wenigstens ein Bild davon, wie Sirius aussah, bevor Askaban ihn so ausgezehrt hatte. Er blätterte ganz schnell zu den Bildern, wo Sirius drauf war. „Das hier? Ist das okay?“ ~*~*~*~ Draco blickte Harry nur an und musste lachen. „Du bist toll.“ Er drückte den Gryffindor an sich. „Du bist wirklich toll…“ Er schüttelte den Kopf und lachte dabei noch immer. „Aber du solltest dein Bild nicht für solch ein dummes Buch verschwenden. Das ist es nicht wert. Es gibt Dinge, die weitaus wichtiger sind. Und ein Foto deines Paten in deinem eigenen Fotoalbum ist es ungefähr hundertmal.“ ~*~*~*~ Harry verzog den Mund. „Und wenn wir es kopieren?“, wollte er wissen. ~*~*~*~ „Versuch’s.“, gab Draco zurück. ~*~*~*~ Ein erfreutes Lächeln stahl sich auf Harrys Gesicht, dann legte er den Finger ans Kinn, weil er sich zum Zweck eines Versuchs an Hermiones Worte und ihren Unterricht für diesen Zauber erinnern musste. Es war schon so lange her und wirklich oft brauchte man einen Kopierzauber auch nicht… Schließlich kam die Erinnerung zurück. Irgendwie schien Snapes Unterricht doch einen Vorteil zu haben: das Erinnern fiel ihm seitdem leichter… „Exemplum!“, sagte er, tippte auf Sirius’ Gesicht und dann auf die grau schraffierte Fläche in Dracos Buch. Konzentrisch von seinem Stab ging eine Bewegung über das Papier und im nächsten Moment grinste und winkte Sirius lachend von zwei Bildern zu ihnen herauf. Sein schwarzes Haar war damals noch kurz gewesen. Wie das von James, nur nicht so unordentlich. Harry lächelte. „Es ist bunt…“, sagte er. Alle anderen Bilder in diesem Buch waren schwarzweiß. „Und es bewegt sich.“ Was die anderen Bilder auch nicht taten. „Deine Eltern werden einen Herzinfarkt bekommen! Vielleicht sollten wir das Bild versiegeln, damit sie es nicht wieder entfernen können…“ ~*~*~*~ Draco lächelte leicht und strich Harry über das Haar. „Weißt du... Ich glaube kaum, dass meine Eltern dieses Buch noch einmal zu Gesicht bekommen werden...“ Nein, eher nicht. Er hatte schließlich nicht vor, zurückzukehren. Er konnte es doch gar nicht mehr... Auf einmal wurde ihm diese Tatsache wirklich bewusst. Es gab kein Zurück mehr. Nie wieder würde er Malfoy Manor betreten. Nie wieder in sein Zimmer hinaufgehen... Nie wieder über dem riesigen Garten fliegen... Nie wieder stundenlang in der Bibliothek sitzen und lesen, dann wenn er es geschafft hatte, dem Hauslehrer zu entkommen... Seltsame Melancholie überkam ihn, obwohl er dieses Haus so oft als ein Gefängnis empfunden hatte. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Die plötzliche Schwermut gefiel ihm nicht. „Hey.“ Sachte ließ er sich zur Seite fallen und lehnte seinen Kopf gegen Dracos Oberarm, weil er nicht hoch genug für die Schulter war. Und dann, nach einiger Zeit: „Wir können es ihnen ja schicken, wenn dein Vater dann weiß, dass er dich verloren hat...“ Vorher nicht, denn das würde Draco verraten und das konnten sie nicht riskieren. Er wollte es nicht riskieren, denn es konnte bedeuten, dass er Draco dann verlor. ~*~*~*~ Draco zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe nicht über dieses dumme Buch nachgedacht...“ Mit einem Seufzer legte er seine Hand auf Harrys Nacken. „Ich habe einfach an... Zuhause gedacht. Und wie endgültig alles ist... Kannst du dir vorstellen, dass es trotz allem nicht leicht ist, diesen Weg zu gehen? Nicht, dass ich wieder zurück wollte. Niemals.“ Er ließ sich neben Harry auf die Bettkante sinken und bettete Harrys Kopf auf seinen Schoß. „Es ist nur... Das war mein Zuhause. Trotz allem. Und es ist komisch zu wissen, dass ich dorthin nicht zurückkehren werde...“ ~*~*~*~ Nachdenklich sah der Schwarzhaarige zu ihm auf. Heimweh? Trotzdem er nicht zurück wollte? Konnte er nicht ganz nachvollziehen, schließlich war Hogwarts mehr sein Zuhause als das Haus seiner Tante und seines Onkels, wo er zwei Drittel seines Lebens verbracht hatte. Aber bei Draco war das vielleicht anders… Vielleicht… ganz sicher hatte er das Leben da gemocht… Bevor er sich entschieden hatte, dass er das gar nicht wollte, bevor er in diesem Sommer angefangen hatte, selbstständig zu denken, war er immerhin doch gerne da gewesen, oder? Vielleicht… vielleicht ja auch wegen seiner Mutter. Über sie hatte er nie gesprochen. Er hatte nie etwas gesagt. Nur dass sie Angst vor seinem Vater hatte oder so… „Wegen deiner Mutter?“, fragte er leise. Irgendwie interessierte es ihn jetzt. Jetzt, da es ihm aufgefallen war, wollte er wissen, ob Dracos Mutter auch so bescheuert war wie sein Vater. ~*~*~*~ Draco zog die Schultern leicht hoch. „Vielleicht... Es ist... Im Nachhinein erscheint mir alles nicht mehr so schrecklich. Es war nicht einfach. Mit dem Hauslehrer und meinem Vater... Aber... meine Mutter... Sie hat sich zumindest bemüht. Weißt du, sie ist wirklich kein herzlicher Mensch. Aber dennoch hat sie versucht, mir eine gute Mutter zu sein. Aber irgendwie... ist sie an dem Spagat zwischen guter Mutter und guter Ehefrau gescheitert. Wenn es darauf ankam, dann war sie eher auf der Seite meines Vaters.“ Er schwieg einen Augenblick. „Ich habe sie wirklich gern... Trotz allem... Trotz all der Kälte. Trotz all der Momente, wo sie mich zu meinem Vater schicken musste. Trotz all der Momente, wo sie nur stumm dabei stand...“ Er brach ab und hob den Kopf, wich Harrys Blick aus und schaute selbst ins Leere. Irgendwie liebte Narzissa Malfoy ihn. Das wusste er. Auch wenn sie unfähig war, diese Liebe durch etwas anderes als etwas Betüddelei auszudrücken. ~*~*~*~ Harry schwieg. Er hob nur eine Hand und strich mit zwei Fingern über Dracos Kehle zu seinem Kinn hinauf. Weich, warm… Er wartete. Wartete darauf, dass er weiter sprechen würde, wie er momentan auf ihn wirkte, aber es kam nichts. Schließlich seufzte er. „Wenn du die Wahl hättest… Würdest du versuchen… sie zu retten? Hätte es einen Sinn?“ ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Es würde nichts bringen. Sie ist davon überzeugt. Sie ist von den ganzen Gedanken überzeugt, die...“ Er stockte einen Augenblick, ehe er den Namen über die Lippen brachte. „…Voldemort mit sich bringt. Und sie hätte zuviel Angst. Vor ihm - und vor meinem Vater, um überhaupt irgendetwas zu tun.“ Er schwieg und setzte dann noch leise hinzu: „Man kann niemanden retten, der nicht gerettet werden will...“ ~*~*~*~ Still blickte Harry ihn an, ließ seine Hand einen Augenblick ruhen, als er daran dachte, dass Dumbledore das auch schon einmal gesagt hatte. Sie hatten ja beide Recht, aber es war nicht so einfach, das zu akzeptieren… Sachte fuhr seine Hand mit den Streicheleinheiten fort. Das musste für den Blonden wirklich nicht einfach sein. Das war einfach nur schrecklich… Aber wie er gesagt hatte: Helfen konnten sie nicht. ~*~*~*~ Draco schloss die Augen und ließ sich sanft von Harry streicheln. Er genoss die Berührung, gab sie ihm doch etwas Ruhe. Es war zuviel. Alles war gerade einfach zuviel. „Lass uns ins Bett gehen.“, murmelte er schließlich. Es war ihm vollkommen egal, dass es dafür viel zu früh war. Er war müde und er wollte jetzt endlich eine Bettdecke haben, um die Welt aussperren zu können. Und er wollte Harry einfach an sich ziehen und ihn bei sich spüren. So nah, wie nur irgend möglich. ~*~*~*~ Zustimmend wurde genickt, sie machten sich bettfein und schlüpften dann ins Bett. Das Licht wurde einfach mit dunklen Vorhängen abgedeckt. Aber bevor sie wirklich schliefen, stellten sie den Wecker auf acht Uhr am nächsten Tag, denn um neun begann der Tag in Hogsmead… Sie würden endlich wieder hinaus dürfen, konnten Süßigkeiten und Butterbier kaufen und sich mit Scherzartikeln eindecken, würden ein bisschen freier sein, als es sonst der Fall war… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ How does it feel when you're out on your own And now it's too late to come home And it's hard to be free when you're down on your knees Take it easy till you make it alone ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Reinblüterfamilien neigen dazu, einen Knall zu haben. *nicknick* Anders kann man das ja kaum nennen... Aber Sirius ist wieder im Buch. *g* Immerhin doch etwas, nicht wahr? ^^ Shirokko: Sie neigen nicht nur dazu, das ist ihnen angeboren! Sirius einfach zu streichen! Und warum? Weil er Gryffindor war? Weil er Freunde hatte, die keine Lust hatten, sich vor einem Mistkerl in den Staub zu werfen? Weil er Rückrad hat? *grummel* *leisevorsichhinflucht* Auswertung: Harry: 1 Draco: 1 Hermione: 2 Pansy: 2 Ron: 2 Blaise: 2 *grins* Die Bewertung von Junanka hat mir am besten gefallen, auch wenn sie meiner Meinung noch nicht ganz entspricht. Vielen Dank an alle, dass ihr unser kleines Spiel hier so geduldig mitspielt... Ich schwöre euch, das hat einen tieferen Sinn, aber der wird erst später bekannt gegeben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)