Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Familiendramen -------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 61: Familiendramen Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Jackson Browne - The Night Inside Me. Begegnung 61: Familiendramen Harry erwachte am nächsten Morgen wieder gegen sieben. Ein Blick auf die Uhr und die verschwommenen Zeiger erklärten ihm, dass Draco jetzt auf jeden Fall zu spät kommen würde, würde er auf die Idee kommen, ihn noch wecken zu wollen. Aber nach dem gestrigen Tag war das wohl keine gute Idee. Sollte er ruhig mal ausschlafen. Allerdings… Blaise wartete doch auf ihn, nicht? Harry wand sich aus der Umarmung, strich ihm noch ein paar Strähnen aus dem Gesicht und stand dann auf. Er würde Draco entschuldigen. Wenn er Blaise und Montague erklärte, was gestern noch geschehen war, dann würden sie sicher verstehen, dass er eine Pause brauchte. So leise wie möglich zog er sich an, dann nahm er seinen Zauberstab und verließ das Zimmer. Anschließend rannte er den Gang hinunter. So schnell er konnte, weil er nicht zu spät kommen wollte. Viel Zeit hatte er jedenfalls jetzt nicht mehr. Schon als er aus dem großen Schultor kam, sah er Blaise auf den See zugehen. Offenbar hatte er verstanden, dass Warten heute sinnlos war. Noch ein bisschen schneller rannte er und holte ihn schließlich ein. „Blaise!“ ~*~*~*~ Blaise hatte eine ganze Weile auf Draco gewartet und sich dann doch entschlossen, zum See hinunterzugehen. Es wäre ja nur schön, wenn Malfoy Junior wenigstens die Gedankenbücher benutzen würde, um eben Bescheid zu geben... Missmutig zog er die Schultern hoch. Er hatte schon einige Meter zurückgelegt, als er Harrys Stimme hinter sich hörte. Der Slytherin wandte sich um und sah den Jungen mit der ständigen Sturmfrisur auf ihn zu rennen. „Guten Morgen...“ Er legte den Kopf schräg und blickte Harry fragend an. „Wo hast du Draco gelassen?“ ~*~*~*~ Keuchend kam Harry bei ihm zum Stehen, holte erstmal tief Luft, bevor er sich vornüber auf die Knie stützte. Der Weg hier raus war definitiv zu weit. Noch einmal atmete er durch, dann richtete er sich auf. „Der schläft noch.“, sagte er schließlich. Ein drittes Mal Atmen, dann hatte er sich soweit wieder eingekriegt, dass er normal reden konnte. „Snape war gestern ziemlich fies und dann ist es spät geworden, weil der Giftmischer noch rumgeschnüffelt hat…“ Er lächelte. „Ich will, dass er ausschläft. Er sah gestern wirklich fertig aus.“ ~*~*~*~ Blaise betrachtete den keuchenden Gryffindor und nickte leicht. „Dann wird das wohl besser sein...“ Er warf einen Blick hinunter zum See und sah, wie Montague mit den Armen in der Luft herumfuchtelte und den vorhandenen Teil seines Teams antrieb. „Komm... Wir gehen ein paar Schritte. Ich bin eh spät dran. Außerdem möchte ich mit dir reden.“ ~*~*~*~ „So? Okay.“ Harry hatte nicht wirklich was dagegen, auch wenn er gerne noch Montague Bescheid gesagt hätte. Mit zwei Schritten war er neben dem Schwarzhaarigen und sie gingen los. ~*~*~*~ Da war sie also, die Gelegenheit mit Harry zu sprechen. Nur wusste Blaise gerade gar nicht, wie er das anfassen sollte... Vielleicht ein bisschen weiter... „Du bist Draco wirklich wichtig...“, begann er zögernd. „Er hat bisher niemanden so nah an sich heran gelassen... Weißt du, ich habe immer gesagt, dass er einen richtigen Eispanzer angelegt hat...“ Er blickte Harry an, wartete ab, wie dieser reagierte. ~*~*~*~ Der Gryffindor nickte nur, wurde leicht rot. Es war irgendwie seltsam, das zu hören. Schon wenn Draco ihm das sagte, kribbelte sein Bauch und er wurde rot, jetzt wurde er rot, weil es Blaise war, der es sagte, und weil es peinlich war, dass er es bemerkt hatte. Aber wer hatte das nicht auf dieser Schule…? „Er hat ihn gebraucht.“, sagte er schließlich. „Den Eispanzer, meine ich.“ Gegen die Umgebung, die ihm so schrecklich feindlich gesinnt war, gegen seinen Vater, weil er Angst davor hatte, zu vertrauen und nicht verletzt werden wollte… ~*~*~*~ Blaise lächelte leicht. Wirklich unschuldig dieser Junge... Seine Augen lächelten jedoch nicht mit seinem Mund mit, sondern blieben ernst. „Du schmilzt diesen Eispanzer... Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber du bist wirklich an ihn herangekommen und schmilzt dieses Eis einfach weg. Das ist gut... Und doch...“ Er stockte einen Augenblick und blieb stehen. Sie hatten jetzt den Waldrand erreicht. Wind rauschte in den Blättern, sodass es fast ein wenig wie am Meer klang. „Du hast ihn verletzlich gemacht... Ich denke, du weißt, wie kaputt er wirklich ist, nicht wahr? Dieses perfekte Äußere passt nicht mit den Abgründen dahinter zusammen...“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an. Du hast ihn verletzlich gemacht… Diese Worte klangen schrecklich in seinen Ohren. Schrecklich negativ. So… schrecklich wahr? „Er ist nicht schwach.“, sagte er leise und blickte in die Finsternis unter dem Blätterdach. „Er kommt damit klar, hat er gesagt.“ Sein Blick ging direkt durch die Bäume hindurch. Er sah sie nicht wirklich, war mit den Gedanken weit weg, bei Draco, der in seinen Armen… geweint hatte. Etwas, was man von ihm niemals erwartet hätte. Aber Blaises Worte… War es wirklich eine Antwort darauf? Eigentlich doch nicht… Er hatte Recht. Verteufelt Recht. Draco war verletzlicher als vorher, auch wenn er es nicht zeigen würde. Irgendwo… „Ich… bin ja auch noch da. Ich kann ihn beschützen.“ Mehr der Versuch sich selbst zu beruhigen… sich selbst zu… belügen? Konnte er Draco schützen? ~*~*~*~ „Ich weiß... Aber du bist auch der einzige, der ihn wirklich treffen kann. Mit allem anderen wird er zurechtkommen.“ Blaise beobachtete die Regungen auf Harrys Gesicht genau. Er machte sich Sorgen. Um Draco. Er hatte die Veränderungen gesehen und er hatte ihn auf diesem Weg begleitet. Er würde ihn auch weiterhin begleiten - wo auch immer es Draco hinverschlug. Er wusste, wenn sein bester Freund sich für die Karriere als Todesser entschieden hätte, dann wäre er ihm gefolgt. Vielleicht war das dumm. Vielleicht war das viel zu blind. Aber dennoch... „Harry, ich hoffe wirklich, dass du Draco niemals verletzen wirst, denn ansonsten werde ich vielleicht etwas sehr Dummes tun.“ Blaises Stimme war vollkommen ernst und genauso waren seine Worte gemeint. ~*~*~*~ Harry blickte Blaise wieder an. Lange. Sein Blick unbewegt, während er versuchte, diese Information für sich zu verarbeiten. Es war eine Drohung. Eine Drohung, dass er… dass Blaise Draco beschützen würde. Vor ihm… Vor ihm? Warum sollte er denn Draco wehtun wollen? Warum sollte er ihn verletzen? Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf erinnerte ihn daran, dass das noch gar nicht so lange her war, dass er ihm wehgetan hatte, aber… Blaises schwarze Augen waren noch immer auf ihn gerichtet und Harry begann plötzlich zu lächeln, ganz weich, ganz offen. „Ich hoffe doch sehr darauf.“, sagte er freundlich und vollkommen ernst. „Ich sage dir, wenn ich ihm jemals wirklich wehtun werde, dann… Ich weiß auch nicht, was ich dann tun würde… Vielleicht ist es ganz gut zu wissen, dass es dann jemanden gibt, der… mir das nicht verzeiht… Jemanden außer mir…“ Kurz verschwamm sein Blick, dann wurde sein Lächeln breiter. „Ich bin jedenfalls froh, dass du dich um ihn sorgst.“ …auch wenn du mir nicht vertraust… ~*~*~*~ Blaises lächelte leicht und nickte dann. „Du bist wirklich einmalig, Harry...“ Das Lächeln wurde ein wenig breiter und deutlich wärmer. Er konnte die Spannung spüren, die auf einmal zwischen ihnen bestand. Es war, als wenn sie sich ein wenig voneinander entfernt hatten und sich nun nahezu argwöhnisch betrachteten. Der Slytherin legte dem anderen Jungen sachte die Hand auf die Schulter. „Versteh mich nicht falsch, ich bin froh, dass er sich für dich entschieden hat... Wirklich froh. Du tust ihm wirklich gut... Und ich glaube auch, dass du ihn wirklich retten kannst... Aber dennoch...“ Sein Lächeln wurde schief. „Ich kann nicht anders, als mir ein wenig Sorgen um ihn zu machen...“ ~*~*~*~ Harry nickte. Das konnte er nachvollziehen. Wenn er ehrlich war, dann machte er sich auch ein wenig Sorgen um ihn. Das machte einen Freund doch aus. Allerdings… „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“, sagte er dann. „Wache über ihn, aber Sorgen sind keine Dinge, die er dir oder mir wirklich verzeihen würde. Er ist stark, Blaise. Stärker als du denkst. Er hat sein Leben komplett umgekrempelt, hat begonnen die Scherben zusammenzukehren, die in ihm hinterlassen worden sind, hat begonnen sein Leben neu aufzubauen. Er hat ein neues Ziel. Und er wird es schaffen, dieses Ziel zu erreichen. Damit wird er noch stärker. Draco… ist einer der stärksten Menschen, die ich kenne. Nicht körperlich, aber geistig… Außerdem kann er es nicht leiden, wenn man sich um ihn mehr Gedanken macht, als er möchte.“ ~*~*~*~ Blaise nickte und blickte einen Augenblick lang an Harry vorbei, ehe er diesem wieder in die Augen sah. „Ich sehe, du verstehst ihn wirklich...“ So etwas wie Erleichterung lag auf einmal in seinen dunklen Augen. „Du hast Recht... Draco ist wirklich stark. Und doch... Ich kenne ihn schon so lange, Harry.“ Blaise seufzte leise. „Ich glaube, ich war... fünf, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Es war Weihnachten. Der offizielle Weihnachtsempfang auf Malfoy Manor...“ Die dunklen Augen wanderten wieder ins Leere, als er sich erinnerte. „Ich habe noch nie ein Haus erlebt, das eine derartige Kälte ausstrahlt. Und ich wusste bis dato nicht, dass ein wunderschön geschmückter Weihnachtsbaum kalt sein kann... Inmitten von all diesen wichtigen Hexen und Zauberern liefen ihre Kinder herum - natürlich perfekt gekleidet, lernten einander kennen und damit meist auch ihre Zukunft. Diese arrangierten Ehen sind noch immer nicht verschwunden... Und in all diesen Festlichkeiten saß er dann da. In einem Sessel am Kamin und glich vollkommen einer Eisstatue...“ Blaise schwieg einen Augenblick. „Und da wusste ich, dass ich für diesen Jungen da sein und ihm etwas von der Wärme abgegeben wollte, die ich zuhause bekam. Dass... ich ihm ein wahrer Freund sein würde und er vielleicht irgendwann für mich.“ Wieder glitt ein schiefes Lächeln über seine Lippen. „Ich wollte nicht, dass er dort erfriert, und doch war ich nicht in der Lage, das Eis zu schmelzen. Du aber…“ - jetzt blickte er Harry wieder an - „…hast es getan.“ ~*~*~*~ Harry sah ihn an. So lange kannte Blaise Draco schon? Seit… zehn Jahren? So lange waren sie befreundet? Wahrer Freund? Wahre… Freunde? Und Blaise glaubte wirklich, dass er geschafft hatte, was ihm in dieser ganzen Zeit nicht gelungen war? Nein. Nicht wirklich. Vielleicht hatte er geholfen, aber im Grunde war derjenige, dem das alles zu verdanken war, groß, blond und ein vollkommenes Arschloch: Malfoy Senior. Er hatte Draco im Endeffekt dazu gebracht, einen anderen Weg zu wählen. Er, Harry, hatte nur einen Weg vorgeschlagen. Aber was machte das für einen Unterschied? Draco war jetzt auf dem richtigen Weg, da war es doch völlig egal, wer das alles geschafft hatte. „Du bist… auch kaputt.“, meinte er plötzlich. „Du tust immer so unbeschwert, aber in Wirklichkeit denkst du viel zu viel nach.“ Es war eine Feststellung ohne Wertung, die er da machte. ~*~*~*~ „Sind wir nicht alle ein bisschen kaputt und widersprüchlich?“, gab Blaise zurück und lächelte leicht. „Wenn du suchst, wirst du bei jedem irgendwelche Wunden finden, die ihn hin und wieder quälen, obwohl sie lange zurück liegen. Niemand kann durch das Leben gehen, ohne verletzt zu werden. Manche weinen und andere lernen wiederum zu lächeln, damit es ertragbar ist und sie nicht ständig quält.“ Er zuckte mit den Schultern und relativierte damit seine Worte. „Aber du kannst dir sicher sein, dass mein Lachen keine Maske ist. Ich nehme das Leben nur so, wie es ist... Mal mit Humor und mal mit der angemessenen Nachdenklichkeit.“ ~*~*~*~ „Sehr löbliche Einstellung.“, zwinkerte Harry mit den Augen, dann lächelte er. Irgendwie wollte er hier weg. Das Gespräch hatte in ihm drin etwas verändert, irgendwas nagte da an ihm, stetig, dumpf und nicht wirklich fassbar. Und dann: „Dein Vater… ist er glücklich mit der Situation, wie sie sich ihm bietet?“ ~*~*~*~ Blaise legte den Kopf in den Nacken und blickte zu den Bäumen empor. Eine schwierige Frage... „Ich glaube, dass er nicht unglücklich ist. Wahrscheinlich wäre er glücklicher, wenn er sich nicht verstecken müsste... Aber so, wie es ist, scheint es für ihn wirklich in Ordnung zu sein. Er hat Menschen um sich, die ihn lieben und ihn nicht verurteilen... Er hat den Mann an seiner Seite, den er liebt. Er kann seinen Sohn jederzeit sehen... Er hat seine beste Freundin bei sich... Ich denke, das kommt Glück in seiner Situation so nahe, wie es möglich ist.“ ~*~*~*~ Nicht unglücklich… Menschen um sich, die ihn lieben und nicht verurteilen… Ja, vielleicht war es ja das, was man anstreben musste. Nicht das Glück, sondern etwas, das dem nahe kam. Vielleicht einfach deshalb, weil Glück nicht einfach zu erreichen war… „Ich möchte deinen Vater mal kennen lernen.“, sagte Harry nachdenklich. „Aber es freut mich, dass er nicht unglücklich ist.“ Irgendwie… beruhigte es ihn schon. Es gab ihm die Hoffnung, dass man so leben konnte, dass es nicht ganz so schlimm werden würde, wie er gestern noch gedacht hatte, dass man dann nicht von allen gehasst wurde. Zumindest seine Freunde waren noch da… ~*~*~*~ „Das lässt sich sicher einmal einrichten.“ Blaise lächelte und klopfte Harry auf die Schulter. Seine Augen wanderten hinüber zum See und er konnte in der Entfernung sehen, wie das Slytherinteam zum Schloss zurückging. „Oh, oh...“, murmelte er. „Ich glaube, ich sollte dort jetzt mal rüber laufen und Joey erklären, warum ich nicht beim Training war...“ Er seufzte leise. „Draco entschuldige ich am besten auch gleich...“ ~*~*~*~ Harry nickte, doch als Blaise schon fortgehen wollte, fiel ihm etwas ein. Eiseskälte zischte durch seine Adern, ließ seine Hände zittern und seine Lippen blass werden… „Blaise… deine Eltern. Sind sie Todesser?“ Wenn sie es wären, dann… ~*~*~*~ „Sie versuchen es zu vermeiden. Meinst du, in ihrer Lage wären sie so dumm, sich auf die Seite eines Mannes zu stellen, dessen Anhänger sie umbringen würden, wenn sie wüssten, was für ein Leben sie führen?“ Blaise hielt inne. „Sie überlegen zu fliehen...“, fuhr er leise fort. „Oder aber sich auf Dumbledores Seite zu stellen. Im Moment sind sie sich nicht sicher...“ ~*~*~*~ Harrys Zittern hatte zugenommen. Sie waren… welche. Wenn auch nicht freiwillig. Sie waren… würden welche werden… „Du musst sie überzeugen.“, sagte er heiser. „Dumbledore wird ihnen helfen. Er… Du musst…“ Er verstummte und sah ihn flehend an. Er wollte nicht. Er konnte doch nicht gegen Blaises Eltern kämpfen. Schon gar nicht, wenn er sie kannte. Aber wenn sie sich ihm und Draco in den Weg stellten, wenn sie letztendlich starteten, dann… Und außerdem… „Sie sind niemals sicher. Nicht mit Geheimnissen.“ Es war der neue Gedanke, der ihn lauter werden ließ, zu Blaise aufschließen und ihn an den Schultern packen ließ. „Voldemort kann Gedanken lesen! Er wird es bereits wissen, wenn sie auch nur einmal Kontakt mit ihm hatten! Er wird es wissen! Ganz sicher. Sie sind… Sie müssen da weg!“ Plötzlich hatte er Panik. Wenn Hermione Recht hatte, was er nicht im Geringsten bezweifelte, dann waren Schwule in der Zaubererwelt der Reinblüter noch weniger wert als Muggel. „Er wird sie sonst umbringen! Verstehst du? Sie müssen da weg!“ ~*~*~*~ Blaise starrte Harry an. Wenn das so war… Dann… Er wurde blass. Seine Gedanken stürzten durcheinander, als ihn Angst überwältigte. Dann biss er sich auf die Unterlippe, sodass diese blutete. Der eiserne Geschmack und der Schmerz brachten ihn wieder einigermaßen zur Besinnung. Und er nickte. Schwach, aber nickte. „Ich werde ihnen gleich schreiben. Damit sie es wissen... Sie sollen die Tage zu ihm kommen. Wegen der Initiationszeremonie...“ ~*~*~*~ „Das dürfen sie auf keinen Fall!“ Harry schluckte, dann presste er die Augen aufeinander. „Schreib ihnen über das Gedankenbuch, ja? Sie müssen noch heute da weg! Ich…“ Das wurde jetzt alles zu kompliziert. Es gab so viel, das sie bedenken mussten, das jetzt wichtig war… „Wir gehen zu Dumbledore.“, beschloss er. „Jetzt gleich!“ Und schon zog er Blaise mit sich zum Schloss zurück. Das war doch das einzig Vernünftige, das er tun konnte. Dumbledore wusste immer einen Rat. Er hatte schon so viele Menschen gerettet. Sirius, Remus, ihn selbst… Dumbledore würde auch Blaises Eltern helfen können, bevor dieser… Psycho sie killte. ~*~*~*~ Blaise ließ sich mitziehen. Wahrscheinlich war das wirklich das Beste, was sie tun konnten. Dumbledore... Auf ihn setzten sie doch alle ihre Hoffnungen... Ohne es wirklich zu bemerken, krallte er sich an Harry fest. Urplötzlich überkam ihn eine Woge der Dankbarkeit für den Gryffindor. Ohne ihn... Ohne ihn hätte er das gar nicht gewusst... „Danke...“, sagte er heiser, wusste gar nicht, ob seine Worte Harrys Ohren überhaupt erreichten. ~*~*~*~ Harry lächelte ihn über die Schulter hinweg an, dann seufzte er. Sie waren viel zu langsam! Er zog ein bisschen stärker, begann selbst jetzt zu rennen. Er wollte ihn ja nicht hetzen, aber gerade in diesem Moment konnte er gar nicht anders. Er hatte seine Eltern verloren und wusste, wie es ohne sie war. Draco… litt darunter, dass er welche hatte, die ihn hassten oder bestenfalls als Marionette schätzten. Blaises Familie war noch intakt. Er konnte doch nicht zulassen, dass er sie verlor! Das konnte er doch nicht! Was würde aus Blaise werden, wenn er auch noch zum Todesserkandidaten wurde? ~*~*~*~ Blaise spürte Harrys Beschleunigung und passte sich an. Nur ganz am Rande ging ihm auf, dass es wahrscheinlich sehr seltsam aussah, dass sie beide Hand in Hand zum Schloss hinauf rannten - er selbst in seinen Trainingsklamotten, Harry in seiner Schuluniform. Kurz hörte er ein verwirrtes Luftschnappen, als sie das Slytherinteam überholten, dann waren sie auch schon im Schloss, schossen durch die Schüler hindurch, die sich zum Frühstück aufmachten, und erreichten den Zugang zu Dumbledores Büro. ~*~*~*~ Die Statue kam in Sicht und Harry hielt davor an. Was nun? Welches Passwort? Was Süßes? Was Süßes, was Süßes! Verdammt, ihm fiel nichts ein! Also machte er was anderes, zerrte sein Gedankenbuch aus seinem Umhang und Dracos Feder aus der anderen Tasche, hockte sich auf den Boden und kritzelte unter Albus Dumbledores Namen die kurze Nachricht: *Wir müssen mit Ihnen reden, bitte lassen Sie uns rein!* Kaum hatte er unterschrieben, rutschte der Wasserspeier auch schon in die Vertiefung hinein und die Wendeltreppe schraubte sich hinauf. Harry sprang auf und schob seinen schwarzhaarigen Freund darauf. Wenig später standen sie auch schon vor der Tür und Harry klopfte nur kurz hastig an, bevor er öffnete. „Professor Dumbledore! Wir… wir brauchen Ihre Hilfe!“, keuchte er, noch bevor er registriert hatte, dass Dumbledore gar nicht an seinem Schreibtisch saß, sondern am Fenster stand. ~*~*~*~ Der Schulleiter wandte sich um und schenkte den beiden abgehetzten und aufgeregten Jungen ein freundliches Lächeln. „Setzt euch, Harry, Blaise.“ Ein kurzer Wink mit seinem Zauberstab und zwei bequeme Sessel stupsten die beiden in die Kniekehlen. Blaise ließ sich praktisch augenblicklich in das Polster fallen. Er keuchte und vor seinen Augen tanzten Sterne. „Atmet jetzt einmal tief durch und dann erzählt mir, was passiert ist.“, entschied er, noch immer fröhlich lächelnd und trat hinter seinen Schreibtisch. „Zitronenbonbon?“ Er hielt ihnen ein Glas vor die Nasen. Blaise hatte irgendwie das dumpfe Gefühl, dass Dumbledore gewusst hatte, dass sie kommen würden - und dass er die ganze Sache irgendwie recht locker nahm. Dennoch... Er bekam gerade einfach nicht genug Luft, um reden zu können. ~*~*~*~ Harry schüttelte nur den Kopf, aber Luft holen tat er, bevor er nach einem kurzen Blick auf den paralysierten Blaise beschloss, dass er es sein musste, der es erklärte. Noch einmal holte er tief Luft, denn er hatte nicht wirklich vor, seine Rede auch nur einmal zu unterbrechen - dazu war es zu wichtig und zu eilig. „Blaises Vater ist schwul und soll demnächst in die Reihen Voldemorts aufgenommen werden. Wenn der davon erfährt, dann ist er tot, genau wie seine Frau, weil sie es verschwiegen hat, und Blaise, falls Voldemort der Meinung ist, dass es vererblich ist. Ich will nicht, dass Blaise seine Eltern verliert, also müssen Sie ihnen helfen, dass sie entkommen können! Sie müssen sie warnen und jemanden suchen, der sie verstecken kann, wie Sie Sirius verstecken, damit sie nicht sterben müssen! Und das muss ganz bald geschehen, weil sie nämlich bald da hin sollen, um dieses bescheuerte Zeichen zu bekommen, und dann ist es zu spät, weil er bereits Bescheid weiß und…“ Er unterbrach sich kurz, um doch einmal Luft zu holen, dann ging es weiter. „…er wird sie töten wie meine Eltern oder sie foltern, damit er nicht mehr krank ist – Mione meinte, sie denken, dass die krank sind –, um ihn zu heilen. Vielleicht holt er Blaise, damit sein Vater einsieht, dass er was falsch macht, und wenn das passiert, dann ist er tot. Das will ich auch nicht, also müssen Sie… sie hierher holen oder was auch immer. Ich… ich werde auch helfen, wenn ich kann, okay? Bitte…“ Er war ganz außer Atem und inzwischen wirklich verzweifelt. Er wusste gar nicht mehr genau, was er alles gesagt hatte, aber es war ihm trotzdem unendlich wichtig, dass Dumbledore ihn verstand. Und genau so blickte er ihn auch an. Verständnisheischend. „Bitte… ja?“ ~*~*~*~ Blaise hatte Harrys Rede nur stumm zugehört, während er selbst noch immer um Luft rang. Bei Merlin, war er denn wirklich so schlapp? Dumbledore hatte Harry ebenfalls aufmerksam zugehört und das Bonbonglas zwischen die beiden gestellt, damit sie sich auch bedienen konnten, wenn sie es wollten. „Harry, jetzt hol erst einmal Luft.“, sagte er mit einem weichen Lächeln. „Ich werde Mrs und Mr Zabini helfen, wenn sie denn meine Hilfe haben wollen.“ Über seine Halbmondbrille blickte er nun Blaise an. „Was denkst du, Blaise?“ „Ich...“ Der Slytherin atmete tief durch, um überhaupt einen geraden Satz herausbringen zu können. „Ich... fürchte, dass Harry Recht hat. Und ich... ich will nicht, dass ihnen etwas passiert.“ Er lächelte schief und kam sich so richtig hilflos vor. Dumbledore nickte. „Ich werde mich mit ihnen in Verbindung setzen und ihnen einen Vorschlag machen... Mehr kann ich nicht tun, denn ich kann niemandem gegen seinen Willen helfen.“ ~*~*~*~ „Aber…“ Harry war wirklich kurz davor zu verzweifeln. „…das…“ ~*~*~*~ „Harry, du kannst niemandem helfen, der keine Hilfe will. Und ich weiß nicht, was Blaises Eltern denken. Aber ich werde ihnen sagen, dass ihr Sohn mich für sie um Hilfe gebeten hat.“, erklärte Dumbledore sanft. Blaise brachte irgendwie ein Lächeln zustande. „Danke, Professor.“ Der Schulleiter nickte bei diesen Worten leicht, als wenn dieser Dank vollkommen überflüssig war. ~*~*~*~ Harry schwieg. Der Weißhaarige hatte ja Recht, aber… das war nicht leicht zu akzeptieren. Menschen erwarteten doch Hilfe, oder? Menschen… warteten doch immer auf Hilfe, ganz egal bei was. „Was…“ Ein neuer, letzter Versuch. „Was können wir tun?“, fragte er leise und wieder war eine Bitte in seinen Augen. Er wollte nicht untätig sein. Er konnte Untätigkeit nicht ertragen. ~*~*~*~ „Euch auf den Unterricht konzentrieren.“ Dumbledores Lächeln hing beinahe wie festgeklebt auf seinem Gesicht. „Ich werde euch Bescheid sagen, was bei meinem Versuch herausgekommen ist.“ Er wollte es eigentlich dabei belassen, doch der Blick aus Harrys Augen erweichte ihn. „Ihr müsst lernen, um gewappnet zu sein, für das, was zweifellos kommen wird. Wir stehen vor einem Krieg, der auch vor Kindern und Jugendlichen nicht halten machen wird.“ Auf einmal war sein Gesicht ernst. So ernst, dass Blaise ein kalter Schauer über den Rücken rann. Für den Augenblick sah er nicht den gütigen Schulleiter, sondern den Zauberer, den der Unnennbare fürchtete, der Grindelwald besiegt hatte und als der größte Zauberer der jüngeren Geschichte galt. ~*~*~*~ Harrys Gesicht war kurz fassungslos, dann nickte er entschlossen. Wenn es das war… „Okay.“, sagte er, dann lächelte er plötzlich, was der Entschlossenheit keinen Abbruch tat. „Ich… werde mich mehr anstrengen.“ Oh ja, Snape würde sich wundern… Er stand auf. „Auch wenn ich noch nicht so ganz begreife, was dieses Plüschvieh Zoora in einem Kampf gegen dieses… Monster Voldemort zu suchen hat.“ Er ging zu Blaise und reichte diesem die Hand. „Gehen wir…“ Er lächelte ihm aufmunternd zu. Dumbledore hatte versprochen sich zu bemühen, also würde er ihm erstmal vertrauen. Sie konnten Blaises Eltern ja immer noch mit Hilfe der Gedankenbücher darüber aufklären… ~*~*~*~ Dumbledore lachte leise, als Harry dieses Tierchen ansprach. „Unterschätze niemals das Wissen, welches du nebenbei erlangst.“, sagte er rätselhaft, während er ein Blatt Pergament hervorholte und seine Feder ergriff. Blaise ließ sich von Harry hochziehen. „Danke noch einmal, Professor.“, sagte er leise, ehe sie das Büro das Schulleiters verließen. Als sie wieder auf dem Gang standen, verrieten die Stille und die Leere, dass der Unterricht bereits begonnen haben musste. „Bis gleich in Kräuterkunde, Harry...“ Erst jetzt ließ Blaise Harrys Hand los. „Und danke.“ Kurz umarmte er den Gryffindor, ehe er sich umwandte und davon trabte. Er brauchte jetzt eine Weile Ruhe, um seine Gedanken zu sortieren - außerdem musste er sich noch umziehen, denn in den Klamotten konnte er kaum zum Unterricht auftauchen. ~*~*~*~ Harry sah ihm nach. Blaise musste sich schrecklich fühlen. Noch schlechter als er, weil er selbst nichts tun konnte und sich auf jemanden verlassen musste, der in seinen Kreisen als… doch eher verrückt galt. Er wusste ja nicht, dass auf Dumbledore immer Verlass war und der Schulleiter so gut wie immer seinen Willen durchsetzte… Er begab sich in die andere Richtung zum Raum der Wünsch. Draco hatte nicht geschrieben oder gerufen, also ging er mal davon aus, dass er noch schlief. Er sollte ihn vielleicht doch langsam wecken. Als er zu dem Raum kam und die Tür öffnete, war er tief in Gedanken versunken. Irgendwas nagte noch immer an ihm und es war nicht die Hilflosigkeit. Irgendwas, was davor geschehen war, etwas, das die Sorge um diese offenbar netten Eltern ein wenig verdrängte. Er kam nur nicht darauf, was es war… Sein Blick fiel auf das Bett und dort sah er auch tatsächlich Draco noch liegen. Tiefschlafend. Wie süß… Ein Lächeln glitt auf sein Gesicht und er setzte sich neben ihn, ganz langsam und vorsichtig, ohne seinen Blick von diesem blassen, friedlichen Gesicht zu nehmen. Jetzt, im Schlaf, war er schöner als jemals zuvor, denn hier erreichten ihn die Dämonen des Alltags nicht… Jedenfalls nicht immer… Und in all diesen Festlichkeiten saß er dann da. In einem Sessel am Kamin und glich vollkommen einer Eisstatue… Der Gedanke war so schnell da, dass er ihn nicht mehr zurückdrängen konnte. Er wusste, was Blaise gemeint hatte. Früher… als er ihn kennen gelernt hatte, da war er kalt gewesen, hatte sein Freunde behandelt wie Bedienstete oder Sklaven. Es hatte sich geändert, nicht wahr? Draco war wärmer geworden… Kein Engel aus Eis mehr, sondern ein echter Engel, der dabei war, seine Flügel zu finden… Und da wusste ich, dass ich für diesen Jungen da sein und ihm etwas von der Wärme abgegeben wollte, die ich zuhause bekam. Dass... ich ihm ein wahrer Freund sein würde und er vielleicht irgendwann für mich. Er hatte Glück gehabt, dass Blaise nicht aufgegeben hatte, diesen Wunsch in seinem Herzen zu tragen. Draco hatte wirklich Glück gehabt, so einen Freund zu haben, nicht wahr? Dass ich ihm ein wahrer Freund sein würde… Was er zweifellos geschafft hatte. Blaise war… ein perfekter Freund. Er kümmerte sich um ihn, erwartete im Grunde nichts dafür… …und er vielleicht irgendwann für mich… Wieder dieses komische Gefühl, dieses Drängen in seiner Brust… Was war das, was ihm da so ein mulmiges Gefühl verschaffte? Waren es nur die Worte oder auch… der Tonfall? Der Slytherin hatte so… melancholisch geklungen, traurig… Weil… er es nicht geschafft hatte? Weil er glaubte, es nicht geschafft zu haben, oder war es anders? Harry, ich hoffe wirklich, dass du Draco niemals verletzen wirst, denn ansonsten werde ich vielleicht etwas sehr Dummes tun. Diese Drohung schwebte wie ein Schatten über seinen Gedanken. Er glaubte ihm. Er glaubte ihm aufs Wort. Und er war froh drum, denn es bedeutete… Ich bin jedenfalls froh, dass du dich um ihn sorgst. … Hm… War er das eigentlich wirklich oder log er sich da wieder etwas vor? Nachdenklich strich Harry Draco über die Wange zur Stirn hin, um dort eine widerspenstige Haarsträhne zur Seite zu streichen. Wenn er ehrlich war… war er es nicht… Blaise hatte geklungen, als würde er ihm einen Vorwurf daraus machen, dass er ihn… überholt hatte. Oder so ähnlich. Und wenn er jetzt so richtig darüber nachdachte, dann war diese Drohung tiefer, ging tiefer, war anders… irgendwo. Diese Worte hatten einen Instinkt in ihm geweckt, der schon fast penetrant in seinen Adern pulsierte… Und dieser Instinkt riet ihm gerade ganz klar und deutlich, dafür zu sorgen, dass Blaise nicht mehr an Draco herankam. Er kannte dieses Gefühl. Vom letzten Jahr. Als er Cho und Cedric zusammen gesehen hatte… Eifersucht? Er war… eifersüchtig auf Blaise? Harry lächelte. So ein Blödsinn. Warum sollte er eifersüchtig auf jemanden sein, der mit Draco befreundet sein wollte? Blaise wollte sein Freund sein, mehr nicht. Das hatte er doch vorhin noch gesagt. Oder? Leise lehnte er die Stirn nach vorne und legte sie auf Dracos Brust, spürte den gleichmäßigen Herzschlag in seinem warmen Körper. Er war ein Idiot. Als ob Draco ihm das nicht gesagt hätte, wenn es anders wäre. Oder Blaise… Oder? Der Schwarzhaarige biss sich auf die Lippe. Was sollte er denn denken? Was… tun, wenn es wirklich so war? Wenn Blaise… Er würde Draco nicht wieder hergeben. Niemals! Oder? Solange Draco… nicht von sich aus gehen wollte, denn wenn er ehrlich war, würde er ihn wahrscheinlich doch gehen lassen, auch wenn er es eigentlich nicht wollte. Gefangenschaft hatte er lange genug gehabt und er verabscheute sie zutiefst. Unbemerkt hatte seine Hand begonnen, an Dracos Hals auf- und abzustreicheln, der weichen, warmen Haut nachzuspüren. Er wollte dieses Gefühl nicht missen… Was sollte er tun? ~*~*~*~ Warm... Ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit war es, das Draco weckte. Er schlug die Augen auf und wurde sich im gleichen Moment bewusst, dass Harry da war. Er spürte seinen Kopf auf seiner Brust, die Hand streichelnd an seinem Hals... Er hob selbst eine Hand und vergrub die Finger in dem dichten schwarzen Haar. „Hey...“, sagte er leise. ~*~*~*~ Harry lächelte leicht, drängte die Gedanken beiseite, was ihm hervorragend gelang ob der Berührung an seinem Kopf. In diesem Moment war er sich sicher, dass diese Sorge reine Einbildung war. Nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste. Er hob den Kopf und lächelte. „Guten Morgen.“, sagte er, bevor er frech grinste und anfügte: „Murmeltier.“ ~*~*~*~ Draco gab einen undefinierbaren Laut von sich, schlang den freien Arm um den Gryffindor und zog ihn an sich. Es war so schön warm... Und es fühlte sich so verdammt gut an, ihn einfach nur im Arm zu halten und ihn bei sich zu wissen... ~*~*~*~ Harry lächelte glücklich. Was war er für ein Idiot? Konnte diese Geste überhaupt Lüge sein? „Interessiert es dich, dass inzwischen wahrscheinlich schon die zweite Stunde begonnen hat?“, fragte er fröhlich. ~*~*~*~ Die Worte drangen nur langsam in Dracos Bewusstsein. Zweite Stunde? War es schon so spät? Aber andererseits... „Nein.“ Mit einem leichten Ruck zog er den Gryffindor auf seine Brust. „Sollte es?“, erkundigte er sich, während er mit seiner Nasenspitze sanft gegen Harrys stupste. ~*~*~*~ Harrys Lächeln verschwand, als er diese Worte hörte. Nein. Eigentlich nicht. Es war unwichtig. Kräuterkunde war unwichtig. Völlig. Irgendwie… Aber Blaise hatte doch gesagt, dass sie sich dort treffen würden. Und er… brauchte sie doch jetzt. Damit sie ihm beistehen konnten, solange alles im Unklaren war… „Wir sollten hinunter gehen.“, sagte er leise, machte aber nicht wirklich Anstalten aufzustehen. „Blaise… wird warten…“ Außerdem kam es ihm auch nicht fair vor, dass er hier ruhig vor sich hin kuschelte, während sich der andere mit Angst quälte. Das war nicht seine Art. Freunde ließ man nicht im Stich. ~*~*~*~ „Hm...“, murmelte Draco nur und schmiegte seine Wange an Harrys. Auch er machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen und so etwas wie aufzustehen zu tun. Von ihm aus konnten sie den ganzen Tag problemlos im Bett liegen bleiben... Aber... Blaise. Irgendetwas kratzte an seinem Denken und versuchte, Einlass zu finden, doch in seinem noch immer schlafumnebelten Verstand war einfach kein Durchkommen. ~*~*~*~ Harry zog die Nase kraus, dann drückte er sich hoch. Er würde Draco nicht sagen, was los war. Das sollte Blaise mal schön selber machen, aber dazu musste Draco erst mal zu ihm. „Na los, raus aus den Federn, Siebenschläfer. Du musst mit ihm reden, klar?“ Damit zog Harry die Decke halb von ihm runter. Er hatte sich entschieden. Da war nichts zwischen den beiden. Und wenn doch, dann würde er es später merken und könnte noch immer gegen den Schwarzhaarigen rebellieren. Jetzt brauchte er seine Hilfe. Zumindest in dem Sinne, dass er Draco aus den Federn bekam, damit er sich jemandem anvertrauen konnte, jemandem, der nicht im Hinterkopf hatte, dass er, sollte dieser Rettungsversuch nicht fruchten und sie ihm begegnen, falls sie es überlebten, sie umbringen müsste, weil sie Todesser waren… ~*~*~*~ „Muss ich?“ Verwirrt blinzelte Draco den Gryffindor an. Irgendwie fühlte er sich gerade regelrecht überfahren. Und als wenn er irgendetwas verpasst hatte. ~*~*~*~ „Ja.“, erklärte Harry resolut. „Er ist doch auch immer für dich da, wenn du Probleme hast, oder? Er sorgt doch sogar dafür, dass du genug isst. Heute war er es, der das Frühstück hat ausfallen lassen.“ Er lächelte. „Na komm, ja?“ Auffordernd streckte er ihm die Hände entgegen. „Außerdem fangen wir heute mit der Potenzialmagie an.“ Hatte er grade beschlossen. ~*~*~*~ Draco war noch immer verwirrt. Zumindest hatte er aber mittlerweile so viel verstanden, als dass er irgendetwas verpasst haben musste, während er geschlafen hatte. „Du warst heute Morgen schon draußen, oder?“, fragte er, während er sich von Harry zumindest in eine halbwegs senkrechte Position ziehen ließ. ~*~*~*~ „Ich wollte dich bei Montague entschuldigen.“, stimmte Harry dieser Frage zu. „Aber… Oh verdammt… jetzt hab ich das vergessen… Musst du also doch später selbst machen.“ Er seufzte, dann funkelte er ihn an. „Draco Malfoy, wenn du nicht gleich aufstehst und dich anziehst, dann bin ich gezwungen, dich abzukitzeln, bis du dazu bereit bist.“, sagte er drohend und irgendwie meinte er es nicht halb so spaßhaft, wie es klang. ~*~*~*~ „Ich steh ja schon auf...“, maulte der Blonde und tat auch genau das. Das Drängen in Harrys Stimme sickerte langsam zu ihm durch und begann ihn unruhig zu machen. Jedenfalls war er jetzt einigermaßen wach. Er verschwand im Badezimmer und kehrte fünf Minuten später mit dem Handtuch um die Hüften wieder zurück. „Klamotten vergessen...“, murmelte er und grinste verlegen. Die lagen nämlich immer noch neben dem Bett. Nur gut, dass er neulich wenigstens frische Unterwäsche und frische Socken mit hochgenommen hatte... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an und grinste zurück. „Find ich gut.“, sagte er frech. So kam er wenigstens mal wieder in den Genuss, Draco ganz zu sehen. Nicht durch komische Klamotten verdeckt und auch nicht halb unscharf, weil die Brille nicht auf seiner Nase saß, sondern klar und deutlich. Und wieder… Er war wirklich wunderschön. Einfach… perfekt, soweit er das beurteilen konnte. Aber das war jetzt der falsche Zeitpunkt, auch wenn es schade war. „Beeil dich, ja?“ In der Frage klang eine leise Entschuldigung mit und ebenfalls ein wenig Unruhe. Sie würden auch zur zweiten Stunde wohl nicht zum Unterricht kommen. Vielleicht hätte er vorgehen können, aber irgendwie fühlte er sich dem nicht allein gewachsen. Er kannte Blaise doch gar nicht richtig… ~*~*~*~ „Ja...“ Der Blonde lächelte dem Gryffindor zu und einen Augenblick später fand er Socken und Unterwäsche. Wunderbar. Hemd und Hose gingen noch einen Tag. Das war kein Problem. Er ließ das Handtuch fallen und zog die Boxershorts über. Gab schließlich nichts, für das er sich schämen musste, oder? Keine zwei Minuten später war er fertig angezogen und hatte seine Schultasche über dem Arm. Erst jetzt wandte er sich wieder zu Harry um. ~*~*~*~ Dieser war dunkelrot angelaufen und hatte sich dann wieder seinem Tarnumhang gewidmet, den er noch in die Tasche stopfen musste. Und das nun ziemlich gründlich noch immer tat. Der Schmetterlingsangriff war aus heiterem Himmel gekommen und hatte ihn eiskalt erwischt. ~*~*~*~ Für einen Augenblick war Draco sprachlos und fragte sich, ob er irgendetwas sagen sollte wie eine Entschuldigung, dass er Harry nicht hatte in Verlegenheit bringen wollen, doch dann entschloss er sich, diese Situation schlichtweg zu übergehen. „Na, komm. Du hast doch gerade noch gedrängelt...“ Er trat auf den Gryffindor zu und gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. „Außerdem will ich langsam wissen, was eigentlich passiert ist...“ Diese Unruhe nagte an ihm. Er begann sich Gedanken zu machen, denn irgendetwas musste ja mit Blaise vorgefallen sein... ~*~*~*~ Harry lächelte und nickte, dann nahm er seine Hand und zog ihn mit sich. Jetzt noch zu Kräuterkunde. Das grenzte schon fast an Dreistigkeit, aber das war ihm egal. Vollkommen. Zusammen gingen sie durch die Gänge zum Ausgang und zu den Gewächshäusern. Sprout blickte ihnen wenig begeistert entgegen. „Haben sich die Herren doch noch entschieden, zum Unterricht aufzutauchen?“, fragte sie bissig. „Ist ja schön.“ Noch bevor sie es sagte, wusste Harry, dass Blaise noch nicht da war. „Und wo habt ihr den dritten im Bunde gelassen? Was ist mit Zabini?“ Unsicher blickte er zu Draco. „Persönliche Probleme.“, gab er dann Auskunft. Am liebsten wäre er gleich wieder gegangen, aber das ging ja jetzt auch nicht wirklich. Sie murrte und ließ es geschehen. Und Harry war nahezu erstaunt, dass es weder Punktabzug noch eine Strafarbeit geben sollte. Dennoch mulmig begab er sich zu Hermione, Ron und Pansy, die versuchten, sie über den Unterrichtsstoff aufzuklären, aber Harry hörte nicht so richtig zu. Er piekste mit seiner Nadel die Löcher einfach so in die Blätter des Wasserknöllchens, ohne auf Hermiones Ratschläge und Musterentwürfe zu hören. Offenbar war es bei Blaise doch schlimmer… Kein Wunder, dass er bei Dumbledore kein Wort hervorgebracht hatte… ~*~*~*~ Dracos Gesicht wurde einen Tick blasser, als Sprout nach Blaise fragte. Das hieß, dass es wirklich etwas Ernstes sein musste. Blaise hatte noch nie den Unterricht versäumt. Dazu war er einfach zu pflichtbewusst. Kaum, dass er einen unbeobachteten Augenblick von der Lehrerin hatte, zog Draco auch schon sein Gedankenbuch heraus. *Wo bist du? Ich mache mir Sorgen.* Dann wartete er. Er hoffte nur, dass Blaise sein Buch auch dabei hatte und ihm antwortete... Gerade, als er schon das Gefühl hatte, dass keine Antwort mehr kommen würde und er frustriert sein Wasserknöllchen misshandelte, kam sie. *Rosengarten.* Er hatte das Gefühl, dass jeder die Lawine hören konnte, die ihm gerade vom Herzen fiel. Jetzt wusste er, wo er Blaise finden würde - und dass dieser offenbar bereit war, mit ihm zu reden. Nur gut, dass Kräuterkunde nicht mehr lange dauerte... Kaum, dass Sprout den Unterricht für beendet erklärt hatte, schulterte er auch seine Tasche, strich Harry kurz über die Wange und nuschelte: „Ich bin weg.“ Dann rannte er los - natürlich nicht Richtung Schloss, sondern Richtung Garten. ~*~*~*~ Harry nickte nur und blickte ihm nach. Freundschaft!, sagte er sich. Nur Freundschaft! Du würdest das gleiche auch für Ron tun! „Was ist mit ihm?“, wollte Pansy wissen und er blickte sie an. „Und was ist mit Blaise? Warum war er nicht da?“ „Und warum seid ihr so spät gewesen?“, hängte Hermione die ihr deutlich wichtigere Frage dran. Harry seufzte, lächelte dann. „Heute Morgen… gab es Probleme.“, sagte er nur zu Hermione, wandte sich dann an Pansy. „Wegen Blaise ist er weg.“, erklärte er und überlegte im nächsten Moment, ob er es ihnen wirklich erzählen sollte. Im Grunde war ja nichts Schlimmes dabei, aber dann… Es war Blaises Sache, entweder sollte er es erzählen oder ihm zumindest die Erlaubnis dazu geben. „Lasst ihm ein bisschen Zeit, dann wisst ihr es auch, okay?“ Die drei nickten nur und folgten ihm dann schweigend zum Zauberkunstunterricht. Professor Flitwick wurde kurz aufgeklärt, dass Draco und Blaise nicht kamen, dann wurde der Unterricht gestartet. Mit einem neuen Zauber, der für Harry wirklich sehr interessant war: Eis gezielt frieren lassen. Aufgabe war es, eine Eisskulptur zu erstellen, die etwas für einen Wichtiges darstellte. Es klappte unerwartet gut. Zwar sah Harrys Statue am Ende eher aus wie ein verkrüppelter Baum, aber das machte nichts. Zumindest die Farbe stimmte. Er hatte gemerkt, dass das Eis verschiedene Farben haben konnte, je nachdem wie man es wachsen ließ. Ron lachte, als er das Kunstwerk sah. „Was stellt das dar?“, fragte er kichernd. „Ein Troll mit Pestbeulen?“ Hermione seufzte, als sie Harrys bösen Blick bemerkte. „Harry, Kunst ist einfach nicht deine Welt.“ „Das ist moderne Kunst!“, murrte er, doch im Grunde war es wirklich schade. Es tat weh, dass er Draco nicht hinbekommen konnte… Mit einem leisen, verabschiedenden Lächeln schmolz er das Eis mit dem Angriffszauber der letzten Verteidigungsstunde. Rons Obstteller schmolz er einfach mit ein. Sozusagen aus Rachsucht, weil er sein Kunstwerk beleidigt hatte. Pansy blickte immer wieder sorgenvoll aus dem Fenster, bekam so gut wie gar nichts auf die Reihe, bis Hermione beschloss, ihr den Arm um die Schultern zu legen und sie mit beruhigenden Worten zu trösten. Als die Stunde vorbei war, gingen sie in die Große Halle, um ihr Mittagessen zu besorgen. Harry seilte sich ab. Er wollte wissen, ob alles in Ordnung war, sah auf der Karte des Rumtreibers nach, ob sie noch immer zusammen waren oder ob Blaise Draco inzwischen abgewimmelt hatte. Dadurch fand er auch gleich heraus, dass sie im Rosengarten saßen. Schweigend löschte er das Bild der Karte wieder und machte sich auf den Weg zur Weide, wo er Getränke zauberte. Zitrone, Orange und Cola. Die anderen kamen nur Sekunden später. „Sind sie noch nicht da?“ Harry schüttelte den Kopf, dann lehnte er sich an den Baumstamm und schloss die Augen. Wenn er doch nur wüsste, wie Blaises Eltern hießen, dann könnte er etwas tun. So musste er sich gerade auf Dumbledore und auf Draco verlassen und war vollkommen hilflos. Klasse. Er hasste es, denn er hatte immer das Gefühl, als würde ihm alles durch die Finger gleiten… ~*~*~*~ Draco fand Blaise auf der Bank, wo sie das erste Mal gemeinsam mit den Gryffindors gepicknickt hatten. „Blaise...“ Der Schwarzhaarige wandte den Kopf und blickte ihn aus diesen unergründlichen schwarzen Augen an. Schmerz lag darin und Angst... Draco dachte nicht mehr nach, als er den anderen Jungen in die Arme schloss. Er spürte nur noch, wie Blaises Fassung zerbrach und vollkommen in Scherben zersprang. Der Junge krallte sich an ihm fest, grub die Finger in sein Hemd und die Haut darunter. Seine Schultern bebten. Noch nie zuvor hatte Blaise so geweint... Nie... Draco konnte die Verzweiflung hinter den Tränen spüren, die Angst, die sie hervor zwang, und die Anspannung, die sich damit langsam löste. Verdammt, und er konnte nichts tun! Nichts weiter, als seinen besten Freund festhalten und ihm über den Rücken streicheln, während dieser weinte... Irgendwann wurde Blaise ruhiger. Seine Schultern zuckten nicht mehr so und sein Atem wurde deutlich langsamer. Allmählich hob er den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Sorry...“, murmelte er leise und schlug die Augen nieder. „Hey, ist okay...“ Draco lächelte und legte ihm den Arm um die Schultern. „Erzählst du mir, was passiert ist?“ Blaise nickte, brauchte allerdings einen Moment, ehe er überhaupt anfangen konnte zu sprechen. Sobald er es jedoch tat, wollte er alles nur noch so schnell wie möglich herausbringen. „Du hast ja gestern die Sache von meinen Eltern mitbekommen... Dass mein Dad schwul ist und sie versuchen den Schein zu wahren... Sie machen eine Gradwanderung und drohen Todesser zu werden, weil sie keine Wahl sehen. Aber wie Harry heute Morgen sagte, kann Du-weißt-schon-wer Gedanken lesen... Er wird diese Lüge durchschauen...“ Seine Stimme war rau und gehorchte ihm nicht immer. Einige Worte kamen nur seltsam gepresst hervor. „Ich habe Angst um sie... Wenn sie zum ihm gehen... Wir... wir waren bei Dumbledore, er setzt sich mit ihnen in Verbindung und bietet seine Hilfe an... Und jetzt... müssen wir warten.“ Er lachte heiser und bitter. „Einfach warten...“ Draco zog ihn näher an sich, bettete Blaises Kopf an seine Schulter. „Vertrau Dumbledore, Blaise. Vertrau ihm... Er wird das hinbekommen.“ „Nicht, wenn sie sich stur stellen...“ „Das werden sie nicht. Sie wissen um das Risiko und wenn sie die Gefahr kennen, dann werden sie das Richtige tun...“ Ganz behutsam strich Draco ihm wieder über den Rücken. „Danke...“, murmelte Blaise leise und schloss die Augen. Seine Lider brannten und waren geschwollen. Es tat weh... Und diese Ungewissheit machte ihn noch wahnsinnig. Irgendwann knurrte Dracos Magen. Es war ihm höchstpeinlich, dass so etwas Profanes die Ruhe störte, die er Blaise zu geben versuchte, doch der Schwarzhaarige lachte nur leise. „Das Leben holt einen immer ein, was?“ „Scheint so...“ Draco grinste verlegen. „Aber wir bleiben hier weiter sitzen, wenn du willst... Lass dich davon bloß nicht stören.“ „Nein, es ist okay.“ Blaise löste sich von Dracos Schulter und lächelte diesen sanft an. „Danke. Danke, dass du da bist.“ Draco erwiderte das Lächeln stumm. Blaise war es, der zuerst aufstand. Draco tat es ihm nach und murmelte: „Die anderen werden an der Weide sein... Wie immer.“ Blaise nickte und lehnte sich gegen den Blonden, der ihm vollkommen selbstverständlich Halt gab, indem er ihm den Arm um die Schultern legte. Langsam verließen sie den Garten. „Sorry, dass ich keinen Zauber gegen brennende Augen kenne... Aber ich schätze, Hermione wird etwas wissen...“ Der Schwarzhaarige lachte leise. „Ja, das wird sie sicher...“ Schon von weitem konnten sie die anderen unter der Weide sitzen sehen, die Gesichter ihnen deutlich erkennbar zugewandt. ~*~*~*~ Harry blickte genau wie die anderen zu ihnen hinüber, doch irgendwann senkte er den Blick. Es war nicht nett, ihn so anzustarren. Und es war nicht nett, jetzt an Eifersucht zu denken. Mühsam kämpfte er sie nieder, kerkerte das Gefühl ein, bis das Lächeln freiwillig auf seine Lippen trat. Hermione hatte schon den Zauberstab gezückt, als sie sie erreichten. „Stillhalten.“, sagte sie sanft, dann tippte sie mit der Spitze des Stabes gegen Blaises Stirn, nutzte den Zauber, der Müdigkeit, Anstrengung und Stress verschwinden ließ. Ein Erfrischungszauber, der ihr in so mancher durchgemachter Nacht hilfreiche Dienste erwiesen hatte. „Geht’s jetzt besser?“, fragte sie ruhig. Ihre Hand ruhte auf seiner Schulter. Der schwarzhaarige Gryffindor lächelte breiter. Wie immer. Lieb und fürsorglich… ~*~*~*~ „Danke.“ Blaise lächelte Hermione dankbar an. Pansy sprang auf und eilte zu ihm, schloss ihn die Arme. Still erwiderte er die Umarmung. Er hatte nicht gedacht, dass es so leicht werden würde, ihnen entgegenzutreten... Niemals hätte er das gedacht. Er fühlte sich seltsam geborgen und aufgehoben in der Runde. Und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Dracos Arm immer noch um seine Schultern lag und ihn festhielt, ihm Halt gab. Pansy hielt sich an seiner Hand fest und blickte ihn sorgenvoll an, stellte jedoch keine Fragen. Niemand fragte, was ihm gerade mehr als nur recht war, als er sich schließlich im Gras niederließ und nach einem Brötchen griff, um darauf herumzukauen. „Draco... Ist gut.“, sagte er schließlich und lächelte den Blonden an, der immer noch nicht von seiner Seite wich, sich zwischen ihn und Harry gesetzt hatte und ihn weiterhin besorgt musterte. „Okay...“ Draco senkte den Blick und begann erst jetzt, selbst etwas zu essen. ~*~*~*~ Schweigen legte sich über die Gruppe. Harry blickte nicht auf, tat es Blaise nach, der das Brötchen mehr misshandelte, als es wirklich zu essen. Es war nicht einfach, still zu sein. Es war nicht einfach, hier zu sitzen und sich zurückzuhalten. Nicht Dracos Hand zu nehmen oder sich gegen ihn zu lehnen, um Besitzansprüche geltend zu machen. Er hatte nach einiger Zeit begonnen den Zauber der letzten Nacht aus der Bibliothek zu üben. Stumm, um niemanden zu stören. Hermione und Ron kamen sich sichtlich verloren vor, Pansy wohl auch, sie klammerte sich an Blaises Ärmel fest. Harry wusste, dass der Zauber funktionierte, als er Claire durch das Gras auf sich zukrabbeln sah und brach ihn ab. Er reichte ihr ein Blatt Salat, als Entschuldigung sozusagen, weil sie recht verwirrt durch die Gegend blickte. Desorientiert, als wüsste sie nicht, was sie gerade an dieser Stelle zu suchen hatte… ~*~*~*~ „Hey...“ Blaises Miene hellte sich auf, als er Claire sah. Die Schildkröte hatte ihn auch bemerkt und krabbelte - Harrys Salatblatt noch im Maul - auf ihn zu. Ein leises Lachen kam ihm über die Lippen, brach auf einmal die Spannung. Mit einer zärtlichen Geste nahm er sie auf die Hand und strich ihr über den Kopf. Soweit man das bei einer Schildkröte beurteilen konnte, sah sie sehr, sehr zufrieden aus. Leise begann er zu sprechen, richtete seine Worte scheinbar an die Schildkröte in seiner Hand und doch galten sie den anderen in der Runde. Seine Stimme war ruhig und besaß wieder die gewohnte Kraft, während er erzählte, was geschehen war. Nur manchmal kam sie ein wenig ins Schwanken, als er auf die Probleme zu sprechen kam, die Situation schilderte und schließlich seine Sorgen. Draco hatte den Teil mit dem Essen voll und ganz aufgegeben, als Blaise zu reden begann. Er hatte die freie Hand des Schwarzhaarigen genommen, die dieser nach den Liebkosungen seiner Schildkröte wieder hatte sinken lassen, und stumm gedrückt, eine Geste, die Blaise sofort erwiderte. Mit der anderen Hand tastete der Blonde nach Harrys und hielt sie fest. ~*~*~*~ Das Schweigen, das auf die Geschichte des Schwarzhaarigen folgte, war anders als das vorher. Es war betroffener, nicht mehr so angespannt. Sie verstanden jetzt. Sie verstanden jetzt, was so gravierend gewesen war, dass Harry es ihnen nicht hatte sagen können. Sie verstanden jetzt, warum er nicht beim Unterricht gewesen war. Es war Harry, der die Stille schließlich durchbrach. „Pansy, was ist mit deinen Eltern?“ Nach dieser Geschichte war klar, worauf er hinaus wollte. Waren sie… Feinde oder musste ihnen auch geholfen werden? ~*~*~*~ Pansys Gesicht wurde bleich und sie starrte zu Boden. Diese Frage war so nahe liegend und doch hatte sie sie bisher immer verdrängt. Ihre Hand krallte sich nur noch fester in Blaises Ärmel. „Überzeugte Todesser...“, hauchte sie leise. „Sie glauben daran. Sie glauben an das alles...“ Sie schlug die freie Hand vor das Gesicht. Blaise zog seine Hand aus Dracos Umklammerung, setzte Claire auf seinen Schoß und umarmte Pansy stumm, während Hermione ihr über die Schultern strich. ~*~*~*~ „Sorry.“, murmelte Harry betreten. „Das… wollte ich nicht.“ Er blickte zu Boden, während Hermione sie in ebenfalls umarmte. „Pansy…“ Es war das erste, was Ron sagte. Nicht wirklich viel, aber dennoch bei weitem mehr, als wohl jeder gedacht hatte. Es drückte die Hilflosigkeit aus, die jeder von ihnen empfand. Harry lächelte ihn an, war richtiggehend stolz auf ihn, aber etwas fehlte noch. Eine Frage würde ihn noch interessieren, doch traute er sie sich nicht zu stellen. Es war… nicht fair, nicht mit den Hintergedanken, die ihn bewegten, deshalb schwieg er. Die einzige Regung war, dass er Dracos Hand ein bisschen fester drückte. Ob ihm klar war, was das bedeutete? ~*~*~*~ Blaise strich Pansy so über den Rücken, wie es Draco vorhin bei ihm getan hatte. Sie hatten offenbar begriffen, was hier geschah. Dass alles auseinanderbrach und sie eine Wahl zu treffen hatte... Draco konnte die Last auf Pansys Schultern spüren. Er hatte die gleiche Entscheidung treffen müssen. Genau wie sie war er in dem Gespinst gefangen gewesen, das die Eltern für ihre Kinder gewebt hatten. Er hatte sich befreien können - und sie, sie musste letztlich das gleiche tun. Still erwiderte er den Druck von Harrys Hand. ~*~*~*~ Hermione seufzte schließlich. Ihre Freundin zitterte wie Espenlaub, konnte sich gar nicht mehr beruhigen. „Hey.“, flüsterte sie und strich ihr nachdrücklich über die Wange. „Ist doch gut. Erzähle einfach, vielleicht… finden wir einen Weg…“ ~*~*~*~ „Erzählen...“ Pansy schniefte. „Da gibt es nichts zu erzählen... Sie sind überzeugt. Sie waren schon... damals dabei. Und sie werden es diesmal auch sein. Vater hat sich so darüber gefreut, als er zurückgekehrt ist...“ Sie vergrub das Gesicht tiefer in Blaises Umhang, was ihre Stimme fast unhörbar machte. „Es ist ein Wunder, dass noch kein Brief gekommen ist, in dem sie sich darüber beschweren, dass die Sache mit Draco... schief gelaufen ist. Sie wollen, dass wir heiraten. Genau wie Dracos Eltern...“ Draco zuckte leicht zusammen. Daran hatte er nicht gedacht. Das hatte er vollkommen ausgeblendet. Natürlich war nicht nur er betroffen, sondern auch Pansy, denn man hatte sie schon sehr früh aneinander gekettet. Und er hatte es wieder vergessen. Wieder. „Ich habe Angst...“, flüsterte Pansy heiser. „Angst... Es ist... Sie sind meine Eltern. Ich liebe sie... Trotz allem... Sie meinten es immer nur gut... Und doch... Ich kann ihren Weg nicht gehen...“ Blaise zog sie behutsam näher, strich ihr über das Haar und versuchte, ihr zumindest ein wenig Trost zu spenden. ~*~*~*~ Ich liebe sie… Trotz allem… Die Worte dröhnten in Harrys Ohren. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt! Das war… Langsam stand er auf, ließ Dracos Hand los. Er lächelte, als er entschuldigend in die Runde sah, dann drehte er sich um und rannte davon. ~*~*~*~ Draco starrte Harry verwirrt nach, als dieser auf einmal losstürmte. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass sein Freund gerade vollkommen durchdrehte. Er wollte ihm schon hinterherlaufen, doch die Tatsache, dass sich Pansy immer noch an Blaise klammerte und weinte, und die Erinnerung daran, dass seine Freunde ihn gerade brauchten, brachten ihn dazu zu bleiben. Er hockte sich neben die beiden, legte jedem von ihnen die Hand auf die Schultern. „Pansy, wir sind da. Wir sind alle für dich da... Ich weiß, dass es schwer ist... Unendlich schwer, aber... du kannst das. Du bist stark.“ Das Mädchen hob den Kopf und blickte ihn aus tränenunterlaufenen Augen an. „Nein...“, wimmerte sie leise. „Doch.“ Draco hob ihr Kinn an und schenkte ihr das zuversichtlichste Lächeln, zu dem er in der Lage war. „Pansy, du warst immer stark. Du warst es all die Jahre, die du neben mir gestanden und mich ertragen hast. Jetzt brauchst du diese Stärke für dich selbst und du wirst sie in dir finden.“ Behutsam strich er ihr über die Wange. „Glaube an dich, Pansy. Ich tue es.“ „Du...“ Sie wandte das Gesicht ab, drückte es wieder in Blaises mittlerweile feuchten Umhang. „Draco hat Recht.“, sagte dieser leise. „Du bist stark, Pansy. Und wir werden da sein und dich auffangen. Hey, wir sind doch Freunde...“ ~*~*~*~ Hermione drückte sie noch ein bisschen fester. „Erinnerst du dich, was du mir gesagt hast?“, fragte sie leise. „Du willst sie nicht. Du willst keine von ihnen sein. Weil du Angst vor ihm hast. Erinnerst du dich?“ Sie begann das Mädchen ein bisschen hin und her zu wiegen. „Sie… würden dich dazu zwingen. Und jetzt, wo Draco nicht mehr da ist, wer weiß, was für Pläne sie noch mit dir haben.“ Sie seufzte. „Versteh mich nicht falsch. Ich will dir deine Eltern nicht ausreden, aber… wenn du wirklich glücklich werden willst, wenn du frei sein willst, dann musst du dich von ihnen lösen. Vollständig. Auch wenn das wehtut.“ Sie lachte leicht hohl. Wenn sie bedachte, was sie tun würde, wenn ihre Eltern so etwas waren und sie sich entscheiden müsste… Sie würde ihnen den Rücken kehren, aber das sagte sich immer leicht, wenn man nicht wirklich in dieser Situation war. ~*~*~*~ Pansy nickte schwach. „Ich weiß... Ich weiß... Und dennoch...“ „Nein, es gibt kein Aber.“ Dracos Stimme klang weich, besaß darunter aber eine Härte, die das Mädchen aufschauen ließ. „Es gibt nur diese Entscheidung, Pansy. Und du weißt, dass du es nicht willst... Vergiss niemals, dass du uns hast. Ich weiß, dass es wehtut, seine Familie hinter sich zulassen. Selbst, wenn es Menschen sind, die einen fallen gelassen, bewusst geformt und unterdrückt haben. Selbst dann tut es weh, als wenn man einen Teil von sich selbst herausreißen würde.“ Blaise starrte ihn an. Bisher hatte Draco kein einziges Wort darüber verloren, was er dabei empfand, dass er sich gegen seinen Vater wandte. „Es gibt keine Wahl. Wenn du über dein Leben selbst entscheiden willst, dann musst du dich von ihnen lösen. Sie werden dich immer wieder fesseln und auf ihren Weg bringen wollen. Aber das ist nicht deiner. Du gehörst zu uns Pansy.“ Ihr Nicken war kräftiger und entschiedener als zuvor. „Okay...“, flüsterte sie heiser. „Okay.“ Dracos Lächeln wurde weich, als er ihr über das Haar strich. „Du bist nicht alleine, Pansy. Du wirst es niemals sein.“ ~*~*~*~ Hermione drückte sie glücklich an sich. „Und wenn alles schief läuft, kommst du einfach mit zu mir. Meine Eltern sind lieb. Und ich wäre glücklich, wenn du bei mir wärst.“, sagte sie. „Als wären wir Schwestern.“ Ron blinkte, seufzte dann. „Zumindest die Haarfarbe stimmt.“, sagte er. „Aber ganz im Ernst, selbst ich hab jetzt eingesehen, dass du eigentlich nicht böse bist.“ Ja, es hatte lange gedauert, aber nach dem Zusammenbruch glaubte er ihr. „Wäre eine Schande, wenn du dich verbiegst, nur weil du Angst hast, alleine zu sein.“ Hermione blickte ihn an und blinzelte überrascht. War das ihr Ron? ~*~*~*~ Pansy lächelte in die Runde. „Danke...“, flüsterte sie heiser. „Ihr seid wirklich großartig...“ Blaise grinste, zog Ron zu ihnen hinüber und startete die Gruppenumarmung. Pansy in der Mitte, umarmten sich Slytherins und Gryffindors. Vermutlich war dieses Ereignis voll und ganz einmalig in der Geschichte ihrer Häuser. „Schade, dass Harry nicht dabei ist...“, murmelte Draco. „Das können wir jederzeit wiederholen... Oder?“ Blaise lachte leise. ~*~*~*~ Ron sah aus, als wollte er ihn gleich erwürgen, aber Proteste wurden im Keim erstickt. Hermione nickte nämlich völlig begeistert von der Idee. „Genau, sich hier drücken wollen…“ Sie lachte. Ihr gefiel es. Sie hatte noch nie so viele Freunde gehabt. „Warum ist er überhaupt weg?“, wollte Ron wissen. „Und wo ist er hin? Hatte er wieder Strafarbeiten zu machen?“ ~*~*~*~ Draco zuckte mit den Schultern. „Frag mich etwas Leichteres... Vom Gefühl her würde ich sagen, dass er gerade irgendeine Dummheit begeht...“ Er kaute auf seiner Unterlippe herum. Am liebsten wäre er ihn ja jetzt wirklich suchen gegangen, aber das war wahrscheinlich eh vollkommen aussichtslos... „Gedankenbuch?“, fragte Blaise. Pansy hatte sich mittlerweile zwischen ihn und Hermione geschmiegt und beruhigte sich langsam sichtlich. „Ist wahrscheinlich keine gute Idee... Je nachdem, wo er ist... Die Dinger können einen ziemlich erschrecken.“ Draco blickte nachdenklich zum Schloss hinüber. „Er wird wiederkommen. Oder Bescheid sagen...“ Wenigstens hoffte er das. Im Moment hatte er nämlich nicht den blassesten Schimmer, was in Harry vorging. ~*~*~*~ Ron war da nicht ganz so zuversichtlich, aber er hatte auch schon eine Idee. Ihm war Harrys Tasche ins Auge gefallen, die er sich jetzt grapschte. Hermiones leicht böser Blick wurde ignoriert, als er sie öffnete und nach kurzem Kramen tatsächlich fündig wurde. Er grinste. „Wollen wir doch mal sehen…“, murmelte er, klappte die Karte auf und sagte dann mit dem Zauberstab in der Hand: „Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut!“ Linien zogen sich in Sekundenschnelle über das Papier, bildeten Räume und Gänge, zeigten versteckte Wege an und dann kamen die Fußspuren. Für jede Person in Hogwarts eine. Rons Augen leuchteten. Er liebte diese Karte. „Hundert Punkte für den, der ihn als erstes findet.“ Ron grinste, woraufhin nur ein „Ron, du bist manchmal wirklich schrecklich!“ von Hermione kam. ~*~*~*~ Draco lehnte schon bei dem Rothaarigen blickte auf die Karte. Seine Augen wanderten darüber und suchten ihn. Nicht im Raum der Wünsche. Dort oben war nichts... Dann... Er erstarrte. „Snape?“, flüsterte er leise und kaum hörbar. Warum bei Salazars Bart sollte Harry zu Snape rennen? Das machte doch keinen Sinn... Gar keinen! ~*~*~*~ Rons Augen huschten zu Snapes Büro. Tatsächlich. Verdammt, was sollte denn das? Doch bevor er sich weiter irgendwelche Dinge zusammenreimen konnte, seufzte er. „Seht ihr, was hab ich gesagt: Strafarbeit. Der Kerl hat Talent…“ Hermione schwieg dazu. Hätte er ihnen das nicht gesagt? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Across my home has grown the shadow Of a cruel and senseless hand Though in some strong hearts The love and truth remain And it has taken me this distance ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ --------------- jetzt müsste es das richtige sein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)