Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Tomatenrot ---------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 58: Tomatenrot Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Goo Goo Dolls - Stay With You. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 58: Tomatenrot Tonks lenkte ihre Aufmerksamkeit schnell auf sich, als sie begann von Harrys Taktik zu schwärmen. Harry musste sich umdrehen und bekam keine Gelegenheit mehr, in Dracos Anblick zu versinken. Außerdem rückte das Ende der Stunde immer näher und damit die Information, die ihm Tonks hatte geben wollen. Irgendwas mit… Snape. Und sie hatte ihn Sevi genannt… Unwillkürlich musste er bei dem Gedanken grinsen. Aber das hieß nicht, dass es ihm besser gefiel, die vermeintliche Hiobsbotschaft entgegenzunehmen. Gedankenverloren ließ er den Kopf auf die Arme sinken. Er wollte es gar nicht wissen… Oder vielleicht auch doch… Zwei neue Duellanten wurden aufgerufen, dann noch zwei und noch zwei, dann klingelte es zum Ende der Stunde. Es war erstaunlich, wie gut die Schüler gelaunt waren. Mehrere Male spürte Harry den Blick eines bestimmten Mädchens auf sich ruhen und schließlich sprach sie ihn darauf an, was sie beschäftigte: „Harry, was war das für ein Zauber? Ich habe nichts gehört!“ „Ich habe auch nichts gesagt!“, erwiderte er grinsend. „Aber…“ „Du kannst das doch auch längst, nicht wahr?“, fragte er und Hermione nickte widerstrebend. Harry grinste. „Na also, nichts dabei.“ Und damit hatte er sie erfolgreich abgewürgt, denn Tonks kam im nächsten Moment zu ihnen. „Harry, ich muss mit dir reden! Und mit Draco auch!“ Er sah ihr entgegen, lächelte auffordernd. Diese vier Zuhörer waren in Ordnung, die anderen waren alle gegangen, weil sie schnell zum anderen Unterricht mussten. Geschichte… Urg… ~*~*~*~ Blaise nahm Ron und Pansy beim Arm. „Na los... Wir gehen schon mal rüber.“ Wenn Tonks mit den beiden unter vier Augen reden wollte, dann war das wohl besser so. Außerdem war er sich gar nicht so sicher, ob er das alles wissen wollte... „Lasst uns mal die Zwillinge fragen, wie weit sie sind...“, lenkte er die beiden ab. Bei Hermione würde das zwar nicht funktionieren, aber sicherlich würde sie mitkommen - hoffte er jedenfalls. Draco blickte Tonks einigermaßen gefasst entgegen. Wenn er sie sah, dann musste er unwillkürlich immer an ihren Unterricht mit der Schwarzen Magie denken... Oh, oh. Da stand noch etwas nächsten Samstag an. Seltsam, dass er gar nicht mehr an diese Magie gedacht hatte. Doch jetzt, wo er sich wieder erinnert hatte, machte sich dieses Etwas unter seiner Haut nur allzu deutlich bemerkbar... ~*~*~*~ Harry nickte nur schulterzuckend, während Tonks sichtlich erleichtert war. Sie wartete, bis die vier gegangen waren, dann seufzte sie. „Was habt ihr Sevi nur angetan, dass er euch im Training jetzt trennen will?“, fragte sie und Harrys Augen wurden groß. Riesengroß. Trennen? „Wie trennen?“ Tonks blickte ihn unglücklich an. „Du hast heute deine Einheit, während Draco Quidditchtraining hat. Du, Draco, bist morgen während Harrys Training dran.“ Sprachlos starrte Harry sie an. Entsetzen kroch in seine Glieder. Allein mit Snape? Ganz alleine? „Oh nein…“, wisperte er. „Alles, bloß das nicht.“ ~*~*~*~ Dracos Miene wurde schlagartig zu einer vollkommen unbewegten Maske. Er wollte seinen Schrecken und dieses gewisse Entsetzen nicht nach außen dringen lassen. Harry... Harry würde er es ja zeigen, aber nicht Tonks. Ihm gefiel vor allem nicht, dass Snape dann mit Harry allein war... In ihm herumkramte und das Unterste zu oberst kehrte, vollkommen ohne Zurückhaltung... „Er mag es, Menschen zu quälen. Und uns ganz besonders.“, sagte Draco kühl. Alles an ihm glich auf einmal Eis. „Das reicht wahrscheinlich als Grund. Zusammen waren wir ihm wohl zu stark.“ Aber... Wenn Snape in seinen Gedanken herumwühlte... Konnte er ihn nicht vielleicht dazu bringen, ihm unfreiwillig zu helfen, seine Frage zu beantworten? Die grauen Augen blitzten kurz auf. Ja, das war eine Idee... Ob sie umsetzbar war, war eine andere Sache. Aber garantiert konnte er seine Erinnerungen nicht besser durchsuchen als mit diesem Okklumentikunterricht, denn bis er Snape wirklich aus seinen Gedanken verbannen können würde, würde wohl garantiert noch eine gewisse Zeit vergehen... ~*~*~*~ Harry blickte immer noch einigermaßen verzweifelt, als Tonks schon weitersprach. „Du sollst um sechs bei ihm sein.“ Er nickte beklommen, dann seufzte er. Der Kerl würde doch nur wieder versuchen, diese eine Tür zu öffnen, die er ihm nicht offenbaren würde. Diese Erinnerungen an Draco… Sie gehörten nur ihm. Niemandem sonst. Und sie gingen auch niemanden etwas an! „Ach, und hat die Fledermaus gesagt, was er mit mir vorhat?“, fragte er bissig. Er wollte nicht. Ganz gewiss nicht. „Immer noch Okklumentik.“, antwortete sie ihm und seufzte, dann grinste sie. „Aber fröhlich sein ist schöner! Es ist was von Schnuffi gekommen!“ Harry begann tatsächlich vorfreudig zu lächeln, als sie zu ihrer Tasche wuselte und darin zu wühlen begann. Er blickte zu Draco. „Schnuffi ist Sirius. Sie nennt ihn so zur Tarnung.“, erklärte er kurz. ~*~*~*~ Draco nickte bei Harrys Erklärung nur leicht. Somit hatte also Sirius Black, Harrys Pate, einen Decknamen. Angesichts der Tatsache, dass er noch als Mörder galt, war das wahrscheinlich recht klug. „Hast du ihm von uns erzählt?“, erkundigte sich der Blonde leise - und fast schon betont beiläufig. ~*~*~*~ „Ja.“, antwortete der Schwarzhaarige wahrheitsgemäß. Und plötzlich war er unsicher. Was, wenn Draco es lieber nicht erzählt hätte? Was, wenn er lieber später damit herausgerückt wäre? Oder gar nicht… „War… war das ein Fehler?“ ~*~*~*~ Dieser sorgenvolle, beinahe ängstliche Ausdruck in den grünen Augen war wirklich herzerweichend. Draco lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Nein... Er ist dir wichtig und du bist ihm wichtig, also sollte er es wissen, nicht wahr?“ Urplötzlich spürte Draco, wie allein er eigentlich war. Dort war keine liebende Familie mehr, der er mitteilen konnte, dass er glücklich war. Eine liebende Familie hatte es nie gegeben... ~*~*~*~ „Ja…“ Harry lächelte und hob leicht die Hand, berührte mit seinem Dracos Handrücken, während Tonks diesmal doch tatsächlich mit dem Kopf in ihrer Tasche verschwand. „Ich hatte ihm geschrieben, als Snape mich rausgeschmissen hat. Dieser Mistkerl…“ Leise lachte er. „Jetzt hasst er mich wohl richtig. Aber das war klar… Wusstest du, dass mein Dad ihn dazu gezwungen hat, ihm dankbar zu sein? Deshalb kann er mich so gar nicht leiden.“ Vergnügt zwinkerte er seinem Freund zu. ~*~*~*~ „Und deswegen hasst er dich?“ Draco zog eine Augenbraue hoch, während er gleichzeitig nach Harrys Hand griff. Mochte Tonks sie ruhig Hand in Hand sehen - das war ihm eigentlich recht gleichgültig. Komisch, dahingehend konnte er zu Harry und sich stehen, aber anders... Mit Worten, wurde es schon irgendwie schwieriger... „Dann ist Snape noch bekloppter, als ich dachte...“ Er stockte einen Augenblick und erinnerte sich an die Bilder der Vergangenheit, die sie in Snapes Gedächtnis gesehen hatten. Da war nicht nur die Katze gewesen, sondern auch dieser Junge, der bis auf die Augenfarbe verblüffende Ähnlichkeit mit Harry gehabt hatte und in dem er automatisch Harrys Vater erkannt hatte... „Aber dein Dad hat ihm auch Streiche gespielt, nicht wahr? Das war doch er in dieser Erinnerung mit der Katze...“ Fragend blickte er den anderen an. ~*~*~*~ Harry grinste. „Mein Dad hatte zusammen mit Schnuffel seinen Lieblingsfeind in Snape gefunden. Soviel ich weiß, hat er keine Gelegenheit ausgelassen, ihm eins auszuwischen. Ich weiß nicht mal so genau warum, aber sie waren verfeindet. Ähnlich wie wir es waren…“ Er zuckte die Schultern. „Snape wollte darüber nicht reden und hat Remus aufgehalten, bevor er etwas hatte sagen können… Und Sirius… Nun ja… Er hasst Snape heute noch.“ „Das kannst du aber laut sagen.“, lachte Tonks. Ihre Haare standen wirr in alle Richtungen ab, völlig durcheinander, als hätte sie in eine Steckdose gefasst, aber sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte. „Seit sie allerdings auf einer Seite kämpfen, versuchen sie es mit aller Macht zu unterdrücken, für die Sache, an der sie arbeiten.“ Sie streckte Harry den Umschlag entgegen. „Was nicht heißt, dass sie sich gegenseitig trauen.“ Harry lächelte. Ja, davon konnte er ein Lied singen. „Das müssen sie ja gar nicht.“ Der Brief wanderte in seine Manteltasche. Er würde ihn später lesen. „Hast du Schnuffel und Remus in letzter Zeit gesehen?“ Die Frau schüttelte den Kopf. „Sie sind ungeheuer beschäftigt. Genau wie Hagrid. Er ist bei den Riesen am Ende der Welt oder wo auch immer das ist… Nicht so einfach… Wahrscheinlich wird er noch ein paar Monate brauchen, um sich überhaupt auf deren Niveau herablassen zu können.“ Harry lachte. „Wenigstens ist er nicht bei den Todessern.“ „Ob das jetzt so viel besser ist, ist die Frage.“, grinste Tonks. „Aber unser großer Freund lässt dich herzlich grüßen. Und Ron und Hermione auch. Richtest du es ihnen aus?“ „Klar.“ Harry nickte. „Und jetzt verschwindet, meine nächste Klasse wartet!“ Grinsend packte Harry Dracos Hand fester und zog ihn mit, den Klassenraum verlassend. Es hatte ihn erleichtert von ihr so ausgelassen zu hören, dass es ihnen allen gut ging… ~*~*~*~ Draco zog die Schultern leicht hoch. Er mochte es nicht, an die Vergangenheit erinnert zu werden. Das waren Taten und Verhaltensweise, die sich mit jedem Wort, das sie in Erinnerung rief, noch tiefer brannten... Nicht, dass er sie leugnen würde. Nein, das niemals. Aber er war auch nicht gerade stolz darauf. Gelinde gesagt. Somit schwieg er, während Harry und Tonks sprachen. Das hieß jedoch nicht, dass ihm irgendetwas entging. Im Gegenteil... Offenbar war einiges an Vorbereitung im Gange, um den Kampf gegen den Unnennbaren aufzunehmen - und das, obwohl das Ministerium noch immer an der Auferstehung des schrecklichsten Zauberers der Gegenwart zweifelte. Dumbledore war wirklich nicht zu unterschätzen. Und im Moment fand das Draco sehr beruhigend... Er ließ sich von Harry aus dem Klassenraum ziehen. Tonks’ nächste Klasse strömte bereits an ihnen vorbei und bedachte sie mit neugierigen Blicken. Es waren Hufflepuff- und Ravenclaw-Zweitklässler, die sich nicht trauten, irgendetwas zu sagen. Vor allem nicht in der Nähe einer Lehrerin. Sie waren bereits recht spät dran für Zaubereigeschichte. Aber was machte das schon? Und zumindest war der Gang jetzt leer... Dracos graue Augen blitzten auf, er grinste leicht und drückte den Gryffindor sachte in eine Nische. Einen Wimpernschlag später küsste er diesen auch schon. Das war es, was er zur Schulzeit wirklich vermisste. Wobei er zugleich auch niemals für möglich gehalten hätte, dass ihm das einmal passieren würde... ~*~*~*~ Harry war leicht erschrocken, als diese plötzliche Aktion dafür sorgte, dass er das Gleichgewicht verlor, doch lange war das nicht so, denn er fand Halt. An Draco. Lächelnd öffnete er die Lippen ein wenig, während sich seine Hände an Dracos Brust entlang schlichen, um sich um seinen Hals zu legen. Draco schmeckte und roch einfach wundervoll. Er roch nach mehr. Viel mehr. Und er würde sich mehr holen. Vorsichtig aber bestimmt zog er ihn näher. ~*~*~*~ Ein winziges Lächeln glitt über Dracos Lippen. Nur allzu willig ließ er sich näher an Harry heranziehen, war das doch genau das, was er wollte. Mehr... Er drängte Harry noch weiter in die Nische, bis dieser mit der Wand im Rücken sicheren Halt hatte, stützte sich selbst mit einer Hand ab, während er die andere in das schwarze Haar grub. Alles andere um ihn herum verschwamm, wurde unwichtig, vollkommen nichtexistent. Es gab jetzt nur noch sie beide... ~*~*~*~ Harry spürte die Wand im Rücken noch, dann schloss er die Augen, konzentrierte sich nur noch auf ihn. Auf Draco. Wärme breitete sich von seinem Bauch aus in seinem Körper aus, ließ seine Finger kribbeln, dass er plötzlich ganz genau spürte, wo Draco überall war. An seinem Hinterkopf, zwischen seinen Haaren, er stützte ein bisschen seinen Nacken, an seinem Bauch, seiner Brust, ein leichter Druck an seinem rechten Oberschenkel, an seinen Armen fast überall und dann ja auch noch an den Lippen. Dracos Lippen waren unglaublich weich, nur an einer kleinen Stelle konnte er eine Unregelmäßigkeit ertasten, wenn er mit der Zunge darüber strich. Ein winziger Riss, mehr nicht. Und seine Zunge so vorwitzig… Sie war einfach überall. An seinen Lippen, seinem Gaumen, seinen Zähnen, seiner Zunge, darunter, darüber… ein unfassbares Gefühl. Harry bemerkte kaum, wie seine Knie weich wurden. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Draco zu ertasten. ~*~*~*~ Harry... Er war überall, füllte Dracos Sinne vollkommen aus. Seine Wärme, seine Nähe, sein Atem, seine Lippen, seine weiche Haut, die Hände in seinem Nacken, das Haar zwischen seinen Händen, darunter die fast schon heiße Haut seines Nackens... Atemberaubend. Alle seine Sinne schienen kurz vor dem Zerreißen zu stehen. Alles war intensiv und ließ ihn beinahe den Verstand verlieren. Und er spürte, wie ihm die Kontrolle über sich entglitt... Er spürte, wie er fiel und es war nicht unangenehm... Es war kein schmerzerfüllter, verzweifelter Fall, sondern einer voller Hingabe... Der Aufprall kam hart und unerwartet. *Wo zum Merlin bleibt ihr?* Hermiones Stimme dröhnte in seinen Gedanken, riss ihn mit einem vollkommen brutalen Ruck in die Gegenwart zurück. Und trotz des Wissens, dass sie nicht hier war, fühlte er sich auf einmal ertappt... Er brach den Kuss ab und lehnte seine Stirn gegen Harrys. Sein Atem ging schwer und selbst auf seinen eigenen Lippen spürte er ihn ungewöhnlich heiß. ~*~*~*~ Harry hatte den Kuss im gleichen Moment ebenfalls beendet, war zurückgezuckt und mit dem Kopf gegen die Wand geknallt. Eis in seinen Adern, das ihn erstarrt die Augen hatte aufreißen lassen. Mione… wo? Viel zu spät kam die Erkenntnis, dass es nur eine Nachricht aus ihrem Gedankenbuch gewesen war. Aber als sie kam, folgte ihr die Erleichterung auf dem Fuße. Der Schreck floss aus seinen Gliedern und er erwiderte Dracos weiche Geste, lehnte sich gegen ihn und erlaubte sich auch endlich wieder das Atmen. Wow. Schock. „Hilfe…“, murmelte er leise und schloss die Augen wieder, um seinen Herzschlag zu beruhigen. Hatte Draco diesen auf ein beinahe unerträgliches Maß gesteigert, hatte Hermione ihn einfach abgestellt. Einfach so. Mit nur ein paar Worten. Jetzt puckerte es wieder schneller, als müsse es die verlorene Zeit ausgleichen. ~*~*~*~ Behutsam nahm Draco den Gryffindor in die Arme und zog ihn an sich. Auch wenn Hermione gedrängelt hatte, konnten sie beide so wohl gerade kaum sofort in den Klassenraum rennen. So erhitzt, wie sie beide aussahen, konnte sich wahrscheinlich jeder recht genau denken, was passiert war... Also konnten sie sich doch leicht ein bisschen Zeit zum Verschnaufen gönnen. Der Blonde lehnte seine Wange an Harrys und murmelte leise, ganz in der Nähe seines Ohres: „Wir sollten uns wohl auf den Weg machen. Aber langsam... Im Moment kann man uns garantiert ansehen, was gerade geschehen ist...“ Ein leises Lachen kam über seine Lippen. „Ich hoffe aber, wir setzen das später fort...“ ~*~*~*~ Harry wurde schon bei den ersten Worten rot, doch bei Dracos Abschlussworten machte er der Ampel buchstäblich Konkurrenz. Fortsetzen… Gerne. Aber dass er es sich traute, das so offen anzusprechen… Er lächelte leicht und nickte, wagte es allerdings nicht so recht, sich zu bewegen. Ein winziger Versuch hatte gezeigt, dass seine Knie momentan eher Pudding waren als feste Knorpel oder Knochenmasse. ~*~*~*~ Aus dem Augenwinkel hatte Draco auch in diese düsteren Lichtverhältnissen sehen können, dass Harry gerade einer Tomate ganz akute Konkurrenz machte. Süß... Und zugleich erinnerte es ihn daran, wie unschuldig der Junge-der-lebt war. Wirklich vollkommen unschuldig. „Sag, wenn wir gehen sollen, okay?“, sagte er leise und gab Harry damit zumindest die Chance zu entscheiden, ab wann er sich in der Lage fühlte, irgendjemand anderes gegenüberzutreten. ~*~*~*~ „Gar nicht.“, murmelte dieser, aber das war natürlich keine Option. Schwänzen würde bei Dumbledore ganz sicher nicht gut ankommen und er sollte seine Narrenfreiheit nicht überstrapazieren. Zumal sie wahrscheinlich eh nicht auf den Unterricht bezogen werden konnte. Er seufzte. „Nein, lass uns gehen, sonst brummt uns Mione wieder ein Aufsatz auf. Und ich hab keinen Bock mehr auf Zusatzarbeit.“ Es würde weniger Zeit mit Draco allein bedeuten… Aber laut sagte er das nicht. ~*~*~*~ „Okay...“ Draco trat langsam zurück und hinaus auf den Gang. Harry sah wirklich zu niedlich aus. Die Haare noch wirrer als ohnehin, die Wangen noch immer leuchtend rot und die grünen Augen leicht geweitet und glänzend... Bei Merlin, er hätte ihn schon wieder küssen können... Außerdem fühlte er sich auf einmal so allein und fast... kalt. Schon komisch... „Dann stürzen wir uns also in den nächsten Trollkrieg...“ Er schnitt eine Grimasse. „Um was wetten wir, dass ich Gefahr laufen werde, einzuschlafen?“ ~*~*~*~ „Ich halte dagegen.“, sagte Harry, plötzlich grinsend. „Ich könnte jetzt nicht mal schlafen, wenn Poppy mir einen Schlaftrank gibt.“ Zu viel war heute noch. Er durfte Sirius Brief lesen, Draco war da und saß auch noch vor ihm, sodass er ihn die ganze Zeit über anschauen konnte, der Besuch bei Snape, Draco, der Felix Felicis, Draco und noch mal Draco… Und dann noch die Erklärung, die Hermione sicherlich verlangen würde, erstens was so wichtig war, dass Tonks sie vor der ganzen Klasse angesprochen hatte, und zweitens, warum sie so lange fortgeblieben waren… Er sollte Draco das Reden überlassen… Wäre besser. „Sag mal… Wie machen wir das mit Felix Felicis?“ Ihm war da ein recht beunruhigender Gedanke gekommen. Draco hatte Training um sieben. Und er war höchstwahrscheinlich noch bei Snape… Keiner konnte sich um den Trank kümmern… ~*~*~*~ „Ich werde schauen, dass ich das schaffe. Und wenn nicht... Nun, dann müssen wir eben die nächste Versuchreihe ansetzen. Oder aber du versuchst Snape zu überzeugen, dass du eher gehen kannst. Schließlich ist das ja für seinen Unterricht...“ Draco nahm den Gryffindor an die Hand und zog ihn aus der Nische hervor. Zeit, dass sie wirklich langsam gingen. Ansonsten würde Hermione sich garantiert noch einmal melden... ~*~*~*~ „Ja, gute Idee…“, begann Harry mit leichtem Vorwurf in der Stimme. „Professor, ich müsste da mal früher gehen, weil wir unseren Trank so angesetzt haben, dass die Fortführung direkt in Dracos Trainingszeit fällt. Wir konnten ja nicht wissen, dass Sie sich wieder mal einen Spaß draus machen, uns einen Strich durch unsere gut geplante Rechnung zu machen…“ Er lachte. „Ja, das werde ich versuchen. Ich kann es ihm ja vordenken…“ ~*~*~*~ Draco musste lachen. „Ich fürchte, das würde dir wieder einen Aufsatz einbringen... Entweder noch einmal mit dem Thema ‚Respekt’ oder aber so etwas wie ‚Voraussicht und Planung beim Brauen von komplexen Tränken’...“ Seine Miene wurde wieder ernst. „Und ehe er noch mehr auf dich losgeht... Nein, dann werde ich zusehen, dass ich früh genug vom Training wegkomme.“ ~*~*~*~ „Danke.“ Harrys Stimme drückte wirklich einen ganzen Schwall an Dankbarkeit aus. „Ich finde es nur schade, dass ich dein Training dann nicht wieder sehen kann.“, sagte er leise. „Das am letzten Mittwoch mit den Würdenträgern war einfach zu herzig.“ Er lachte. „Du bist ganz ruhig geflogen, dabei warst du vorher so durcheinander, dass du fast frontal gegen den einen Ring gekracht wärst. Die arme Pansy war kurz vorm Nervenzusammenbruch…“ ~*~*~*~ „Hm...“ Draco erinnerte sich nur allzu gut daran. Viel zu gut sogar. Dieser dumme Wunsch, Harry beeindrucken zu wollen... Ihm zu zeigen, dass er gut war, Anerkennung zu bekommen... Und zugleich auch das Gefühlschaos... „Das Training hat mir zumindest eine Lektion beigebracht: Bemühe dich, niemals so zu fliegen, dass du jemanden beeindruckst, und vergewissere dich dann ständig, ob du es auch tust...“, zitierte er sich selbst und fuhr sich durch die Haare. „Und dass es dumm ist, zu fliegen, wenn man mit seinen Gedanken eh woanders ist.“ Er warf Harry einen kurzen Blick zu, der soviel heißen sollte wie: Ich war bei dir. „Und beides zusammen ist nicht gerade günstig...“ Er stockte. Warum zum Merlin erzählte er das eigentlich? Es war Vergangenheit... Und diese Unsicherheit würde wahrscheinlich nicht wieder zurückkehren... ~*~*~*~ Harry blickte ihn an. Verständnislos. Bis ihn dieser Blick traf, da sickerte die Erkenntnis in seine Gedanken. „Du hast… Wegen mir?“ Er begann zu lachen. „Warum? Du bist der einzige, der mir gefährlich werden kann? Warum willst ausgerechnet du mich beeindrucken?“ ~*~*~*~ Draco zog die Schultern hoch. „Weil ich ein Idiot bin, schätze ich.“ Eine leichte Röte zog über seine Wangen. Wahrscheinlich hätte er das wirklich nicht sagen sollen... „Ich wollte so sehr deine Anerkennung und deine Bewunderung...“ Er brach ab und sah zu Boden. Vermutlich machte er sich gerade wirklich zum Volldeppen. Da war es besser, gar nichts mehr zu sagen. ~*~*~*~ Harry hielt ihn auf, blieb einfach stehen, während er sein Handgelenk festhielt und ihn herumzog. „Die hast du.“, sagte er, plötzlich ernst. „Du hast meine Anerkennung, weil du es geschafft hast, dich von Vorurteilen und den Ansichten deines Vaters zu lösen. Du hast meine Bewunderung für die Stärke, die du besitzt, wenn du mit Problemen konfrontiert wirst. Und du hast beides, weil du du bist. Wozu bringst du dich in Gefahr? Draco, du hättest sterben können da oben… Ich habe mir solche Sorgen gemacht und konnte nichts tun… Hast du eine Ahnung, wie schrecklich das war?“ ~*~*~*~ Draco hob den Kopf und lächelte schief. Zum einen taten Harrys Worte gut... Aber zum anderen hörte er in ihnen einen Vorwurf, der nur allzu berechtigt war. „Was die Tatsache des Idioten wohl noch mal bestätigt, was?“ Er seufzte leise. Es machte ihm Mühe, in diese klaren grünen Augen zu blicken. Es fühlte sich an, als wenn sein Herzschlag wieder aussetzen wollte. Liebe bewirkte offenbar ständig Herzbeschwerden... „Ich mache solchen Unsinn nicht noch mal, okay? Wenigstens nicht aus so dummen Gründen...“ Ja, dumm waren sie und für dumm hielt er sie mittlerweile, auch wenn er bei eben diesem Training anders gedacht hatte. ~*~*~*~ Harry lächelte, strich ihm durch das Haar. „Danke.“ Dann wurde das Lächeln zu einem Grinsen. „Ansonsten überleg ich mir wirklich, ob ich dich nicht vom Besen runterhole, damit du nicht doch noch abstürzt. Wenn du tot wärst, was sollte ich denn dann tun? Außerdem hast du mir versprochen, dass du nicht stirbst, erinnerst du dich?“ Er wuschelte ihm durch die Haare und schob ihn weiter. Es war ihm peinlich, das so gesagt zu haben. Still drückte er die Hand ein wenig fester. Der Gedanke an Dracos möglichen Tod schnürte ihm die Kehle zu, ließ Angst in seinen Eingeweiden aufsteigen. Niemals… Nie würde er das zulassen… Unter gar keinen Umständen… Eher würde er sein Versprechen brechen, das stand für ihn schon fest. ~*~*~*~ Wenn du tot wärst, was sollte ich denn dann tun? Die Worte hallten in Dracos Gedanken wider. Er nickte schwach zu Harrys Worten. Er wollte etwas sagen, doch im ersten Moment gehorchte ihm seine Stimme gar nicht. Seine Kehle war wie zugeschnürt, als ihn die Tragweite von Harrys Worten erreichte. „Und was sollte ich ohne dich tun, hm?“ Er erwiderte den Druck in seiner Hand, lief wie mechanisch weiter. Ihn überwältigte ein seltsames Gefühl von Freude darüber, dass er Harry hatte. Dass er bei ihm war. ~*~*~*~ „Gar nichts.“, murmelte Harry. „Ich habe gesagt, ich bleibe bei dir.“ Wissentlich erneuerte er sein Versprechen, wissentlich, dass er es jederzeit brechen würde, wäre sein Leben der Preis, den Dracos kosten würde. Aber er hatte sich auch vorgenommen, zuerst einmal andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Leichtfertig würde er es nicht aufs Spiel setzen. Sie erreichten den Raum für Geschichte und Harry sah Draco fragend an. Reingehen oder wollte er noch etwas sagen? ~*~*~*~ Diese Worte taten so gut... Draco wusste gar nicht, was er erwidern sollte und so schwieg er, bis sie den Raum erreicht hatten. Wenn er noch etwas sagen wollte, dann jetzt... Jetzt, bevor sie hinein traten. Vorsichtig streckte er die Hand aus und fuhr Harry sanft über die Wange. „Vergiss nie, dass du das Wichtigste für mich bist, okay?“ Er lächelte weich und drückte die Tür auf. Nur gut, dass Binns eh nichts von dem mitbekam, was seine Schüler anstellten. Die Schüler allerdings... Nun, diese schenkten den beiden Spätankömmlingen ihre volle Aufmerksamkeit. Das Getuschel ging nahezu augenblicklich wieder los. Und die fragenden Blicke der vier am Fenster waren auch kaum auszublenden... Oha, da stand wohl gleich noch ein Verhör an. ~*~*~*~ Harry lächelte glücklich und folgte dem Blonden, ging in die letzte Reihe nach hinten, wo Hermione und Ron ihn mit fragenden Blicken löcherten. Die anderen waren ihm egal. Mochten sie denken, was sie wollten. Beweisen konnten sie es eh nicht, obwohl wahrscheinlich die Hälfte genau richtig lag, die andere Hälfte würde genauso wahrscheinlich zu weit gehen mit ihren Gedanken und… Wunschvorstellungen. „Was ist passiert?“, konnte er Hermione hören, doch Harry deutete mit der Hand nur ein ‚Später’ an, dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem weißgottwievielten Trollkrieg. Lange blieb sie da allerdings nicht. Einschläfernd. Da war Dracos Rücken interessanter. Harry starrte so lange auf den schwarzen Stoff, bis er fast schon träumte. Er versuchte sich vorzustellen, wie die Muskeln sich darunter bewegten, wie die Haut sich über Schultern und Wirbel und Rippen spannten, die bei seiner vorgebeugten Position sicherlich hervorstanden. Jede Falte des Umhangs strich er imaginär hundertfach glatt. Und er war so vertieft in diese Meditationsart, dass das Klingeln, das das Ende der Stunde ankündigte, ihn regelrecht aufschreckte. Hermione schenkte ihm nur einen abschätzigen Blick. „Na dann, Harry, Erklärung.“, forderte sie. Er seufzte auf. Natürlich, das hatte ja kommen müssen. „Draußen…“, murmelte er, als er sich erhob. Seine Tasche hatte er ja nicht einmal ausgepackt… ~*~*~*~ Draco hatte das Kinn in die Hände gestützt und schaute nach draußen. Pansy und Blaise hatten nach einem kurzen Blickkontakt beide mit den Schultern gezuckt und ihn in Ruhe gelassen. Es brachte erfahrungsgemäß eh nichts, wenn man versuchte, etwas aus ihm herauszuzwingen. Dracos Gedanken wanderten. Kurz machte er eine Station bei Tonks’ Eröffnung, dass Snape sie trennen würde, und wieder empfand er die dumpfe Sorge um Harry - aber er konnte nichts ändern. Selbst wenn er dem Training fern blieb, würde Snape ihn hochkant rauswerfen. Mindestens... Sie wanderten weiter zu dem Kuss. Hitze stieg wieder in ihm auf. Das war umwerfend und atemberaubend gewesen. Und es hatte ihm deutlich gemacht, wie sehr er Harry bei sich haben wollte, wie sehr er sich nach dessen Nähe sehnte... Weiter ging die Gedankenreise hin zu dieser einen Frage. Seit wann? Seit wann bedeutete ihm Harry soviel? Seit wann... liebte er ihn? Seit wann? Er war so versunken in seine Gedanken, dass er die Klingel gar nicht hörte. Es war wieder einmal Blaise, der ihn in die Realität zurückholte. „Komm schon, Träumer. Wir haben es überstanden.“ Blaise zupfte ihn liebevoll an den blonden Haaren und Draco stand auf. Mittagspause also... Ohne weiter darüber nachzudenken, gesellte er sich zu Harry und griff nach dessen Hand. „Wieder zur Weide?“, erkundigte sich Pansy in der Zwischenzeit. Dass sie die Mittagspause zusammen verbringen würden, war natürlich sicher. ~*~*~*~ Sie nickten alle synchron. Harry nicht, denn es würde bedeuten, dass sie bald Rede und Antwort stehen mussten. Er hatte keine Lust darauf. Aber Weigerung half nichts. Pech gehabt. Da musste er jetzt durch. Ron war es, der Erbarmen mit ihm hatte. „Ihr geht schon mal vor, das Essen bringen wir.“, erklärte er und Harry starrte ihn an, als hätte er ihnen gerade den Weltfrieden verkündet. Gerade er? Es wurde klar, als er Rons Hände sah. Der Rotschopf war sich absolut nicht sicher, ob er sie alleine lassen sollte, aber… Er bemühte sich wirklich, sich damit abzufinden. Wie lieb… Harry lächelte. „Danke.“, sagte er. „Dafür sorgen wir für die Getränke.“ Ein kurzer Blick von Hermione und er zwinkerte ihnen zu, bevor er Draco mit sich zog. Ein bisschen Zeit allein, bis die anderen wieder da sein würden… Galgenfrist… ~*~*~*~ Draco hatte absolut nichts dagegen, schon mit Harry nach draußen zu gehen. Im Gegenteil... Das hieß zumindest einen Aufschub - und ein wenig Zweisamkeit... Blaise schüttelte grinsend den Kopf. „Irre mich oder hat dich Draco gerade wirklich angestrahlt, Ron?“ Lächelnd schlug er dem Rothaarigen auf die Schulter. ~*~*~*~ Ron blickte ihn mit noch immer zwiespältigen Gefühlen an, dann lächelte er gequält. „Wie schön…“ Hermione legte ihm eine Hand auf die Schulter. Hätte sie ihn früher in einer solchen Situation umarmt, war es heute anders. Es wäre zu nahe. Allein der Gedanke daran, dass es ihm unangenehm sein könnte, dass er etwas merkte, was er merken sollte und auch wieder nicht… Ach, sie widersprach sich… „Du bist tapfer, Ron.“, sagte sie, um sich von diesen Gedanken abzulenken und die Röte, die sich auf ihre Wangen stehlen wollte, zurückzudrängen. „Ich bin stolz auf dich.“ ~*~*~*~ Harry und Draco unterdessen traten durch das Tor und hielten ab da stetig auf die alte Weide zu, deren Äste diese einmalige, natürliche Kuppel aus Blättern bildete. Schön anzusehen, wie sie im leichten Sommerwind wie ein schweres Kleid hin und her schwangen. Nostalgisch - oder als würde sie ihnen winken… Sie tauchten unter diesen Ästen hindurch und jetzt konnte man durch ein schmales Dreieck das Wasser des Sees sehen. Die Äste hingen noch bis ins Wasser hinein, zogen leichte Bahnen auf der stillen Oberfläche. Irgendwo am anderen Ufer kraulte der Kraken durchs Wasser. Harry lehnte sich gegen Draco. „Wollen wir nicht hochgehen?“, fragte er leise. Der Gedanke war gekommen und ausgesprochen, bevor er auch nur daran hatte denken können, ihn zu verschweigen. Flucht… ~*~*~*~ Es war komisch, wie vertraut ihm dieser Baum geworden war. Diese Art, wie die langen Zweige im Wind schwangen, der Geruch, das glitzernde Wasser des Sees dahinter... Er mochte es. Lächelnd legte Draco die Arme um Harry. „Nichts lieber als das... Aber wahrscheinlich wäre das nicht gerade fair...“ Oh ja, wie viel lieber würde er jetzt mit Harry dort hochgehen und mit ihm allein sein, aber das ging nicht... ~*~*~*~ „Nicht fair…“, wiederholte Harry leise. „Snape ist nicht fair.“, murmelte er. „Ich versteh eh nicht, was er will. Ich blocke, was mir wichtig ist… Warum sollte ich das blocken, was ich sehen will? Er kennt es doch eh… Dann… Ich will es nicht vergessen und die Erinnerungen sind niemals klarer, als wenn er sie ruft... Wie kann er da von mir erwarten, dass ich es blocke?“ ~*~*~*~ „Weil du es lernen sollst... Wenn du ihn nicht blocken kannst, wie willst du dann den Unnennbaren abwehren?“, fragte Draco und strich dem anderen sachte über das Haar. „Es wird eher vorbei sein, wenn du dich immer gegen ihn wehrst...“ Und das sollte er selbst wohl auch tun... Wenn dieser Bastard von ihrer Beziehung erfuhr, wenn er ihre Bedeutung für einander erkannte, dann würde es gefährlich werden... Gerade für Harry. Und somit musste er selbst sich anstrengen und sich Mühe geben. Um für Harry stark und eben möglichst nicht seine Schwäche zu sein. ~*~*~*~ Vermutlich hatte er Recht. Nachdenklich nickte Harry. Dummerweise hatte er das ungute Gefühl, dass es damit nicht getan war. Snape würde sich damit doch nicht zufrieden geben… Snape und Tonks… Die beiden… Er hatte das Gefühl, dass Dumbledore ihnen aufgetragen hatte, sie auf etwas vorzubereiten. Irgendwas, das mit Voldemort zu tun hatte. Du solltest überdenken, ob du nicht doch etwas gefunden hast, wofür du leben willst. Dieser Satz… Als wüsste er von seinen Plänen. Als wüsste er davon und hätte beschlossen, sie zu unterstützen. Dabei hätte Harry gedacht, er würde ihn davon abzuhalten versuchen. So wie er sonst immer alle Taten seinerseits rügte, weil sie gefährlich waren… Hatte Dumbledore etwa beschlossen, ihn - und Draco auch - für diesen einen Kampf auszubilden? „Du solltest ihn Voldemort nennen und nicht vor diesem nahezu lächerlichen Namen kneifen.“ Völlig zusammenhanglos hatte er den Gedanken ausgesprochen. Wenn Draco sich davor fürchtete, dann würde er sich noch viel mehr vor dieser Leiche fürchten. Furcht war eine schreckliche Last, vor allem in einem Kampf um Leben und Tod. ~*~*~*~ Draco zuckte bei diesem Namen unwillkürlich zusammen. „Vielleicht... Aber... es ist nicht einfach.“ Er starrte über Harrys Schulter hinüber auf den See. Eine Weile schwieg er, ehe er weitersprach. „Es gibt kaum jemanden, der es wagt, ihn beim Namen zu nennen... Aber ich werde mich bemühen... Um stark zu sein.“ ~*~*~*~ „Sei es jetzt. Jetzt ist außer mir keiner da.“ Harry lächelte liebevoll und blickte ihn über die Schulter hinweg an. Er wusste, wie schwer das allen viel, welche Reaktionen allein der Klang oder die Melodie in dem Namen hervorrief, aber dennoch… „Wir können es auch gemeinsam sagen, wenn das einfacher ist. Wenn du willst, natürlich…“ ~*~*~*~ Draco seufzte leise. Ihm widerstrebte es, diesen Namen zu sagen. Es war eine unbestimmte Angst, ein namenloses Grauen und auch ein von Beginn an geforderter Respekt, die es ihm so schwer machten... „Ich fühle mich gerade wie ein ängstliches Kind...“, murmelte er leise und lehnte seine Wange an Harrys. Seine Wärme tat gut... Auch, wenn sie diese namenlose Kälte nicht vollkommen vertreiben konnte. ~*~*~*~ Lächelnd hob Harry die Hand und stich blindlings durch das blonde Haar. Weich. Vielleicht erwartete er zuviel… Er… er hatte ihn auch einmal gefürchtet, bis Dumbledore ihn wieder zur Vernunft gebracht hatte. Dabei war es ein so dummer Name… „Kennst du Tom Riddle?“, fragte er dann. ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte den Kopf und stieß dabei mit leicht mit Harrys zusammen. „Wer ist das?“ ~*~*~*~ „Ein Junge. Ein Musterschüler wie du es warst. Wie Hermione es ist. Ein lieber Schüler mit nettem Gesicht. Halb Muggel, wie ich. Ich weiß nicht… Er meinte, sein Vater wäre Muggel gewesen.“ Harry ließ sich schwerer gegen Draco sinken. Ob er begriff? „Er spricht Parsel.“ ~*~*~*~ Draco versuchte zu begreifen, was Harry ihm gerade mitzuteilen suchte. Dann klickte es. „Du meinst, dieser Tom Riddle ist...“ Sein Erstaunen war auch so allzu deutlich, ohne dass der Gryffindor sein Gesicht sehen musste. ~*~*~*~ „Voldemort. Ein Halbblut.“, vollendete Harry Dracos Satz. „Schon komisch, nicht wahr? Ein paar Buchstaben verändert und…“ Er zeigte Draco den gleichen Trick, den ihm Riddle unten in der Kammer des Schreckens gezeigt hatte. „Er ist so lächerlich. Er hält Dinge hoch, die er nicht vertreten kann. Reine Linie… Slytherins letzter Nachkomme…“ Er lachte leise. „Er ist ein kompletter Idiot.“ ~*~*~*~ Draco sah schweigend zu und versuchte diese neuen Informationen mit dem in Einklang zu bringen, was er bisher gewusst hatte. Was man ihm bisher erzählt hatte. Es widersprach sich. Aber das war doch klar, nicht wahr? Jemand, der ein solches Bild von sich erstellte, der würde natürlich nicht seine wirkliche Herkunft verraten... Nein, er würde eine Maske wahren und da war ein verschleierter Name nur ein weiterer Schritt. „Erbärmlich...“, sagte er leise. „Also ist er nichts weiter als jemand, der verzweifelt nach Aufmerksamkeit sucht, nach Macht hungert... Und versucht etwas zu sein, was er nicht ist.“ Seine Mundwinkel verzogen sich. „Wirklich erbärmlich. Dann ist er es nicht wert, dass man Angst vor ihm hat. Dann ist er den ganzen beschissenen Respekt nicht wert, den ihm seine Anhänger entgegen bringen.“ ~*~*~*~ „Siehst du. Alles, was schrecklich an ihm ist, sind die Taten, die er unter seinem komischen Pseudonym begangen hat. Er ist ein… Psychopath. Mehr nicht.“ Er lockerte Dracos Hände an seinem Bauch und drehte sich um. „Geisteskrankheit oder Größenwahn kann allerdings nicht durch Zauber geheilt werden. Das hat Mione mir gesagt.“ Ruhig blickte er ihm in die Augen. „Die einzige Möglichkeit ist Tod oder Wegsperren… Aber ersteres hat ja nicht funktioniert. Er hat genug Menschen hinter sich, die alles für ihn tun würden, selbst sich die eigene Hand abschneiden…“ ~*~*~*~ „Wegsperren kann man ihn ja wohl kaum... Askaban ist für eine solche Kreatur noch zu gut. Also muss man dafür sorgen, dass er wirklich tot ist...“ Dracos graue Augen blitzten auf und erinnerten an Sturmwolken. „Und ich will nicht, dass dieser verdammte Mistkerl dir etwas tut... Dass er auf die Idee kommt, zu vollenden, was ihm vor vierzehn Jahren nicht gelungen ist.“ Er blickte fest in die grünen Augen. „Also kämpfen wir gegen ihn... Gegen Voldemort.“ Blanke Verachtung lag in dem Namen, als er ihn aussprach. Es erschreckte ihn, diesen Namen so einfach über seine Lippen zu bringen, hatte er sich doch so sehr davor gefürchtet. ~*~*~*~ Glücklich küsste Harry ihn. Er hatte ihn gesagt. Er hatte ihn gesagt! Ron, der die Geschichte ebenfalls kannte, und Hermione, sie hatten es trotzdem nicht gewagt, aber Draco… „Mutig.“, flüsterte er gegen Dracos Lippen, doch sein Gesicht verdüsterte sich schnell wieder. „Askaban wäre nicht sicher, denn die Dementoren sind auf seiner Seite. Er hat ihnen vor Jahren etwas versprochen… Teil an seinem Plan und freie Hand… Oder so ähnlich. Sie würden ihm nichts tun, denn er würde sich seine Seele mit denen tausender Unschuldiger erkaufen. Und weil sie sind, wie sie sind, würden sie darauf eingehen.“ Er schnaubte leise. „Im Grunde ist es doch so, dass selbst der Tod noch nicht schlimm genug für ihn wäre… Wir sollten ihn in eine kleine Glaskugel sperren. Du kennst das sicher, diese Dinger, die man schüttelt und dann schneit es darin… Das wäre der perfekte Ort für ihn. Ich könnte ihn auf meinen Schreibtisch stellen… oder in Onkel Vernons stinkige Socken stopfen…“ Eine grimmige Miene erschien auf seinem Gesicht und bildete eine steile Falte auf seiner Stirn. Ja, genau so einen Zauber würde er finden müssen… ~*~*~*~ Draco ließ sich in diesen Kuss fallen. Dieser versprach mehr. Sicherheit. Und die Gewissheit darauf, gemeinsam gegen den Feind zu stehen... „Du hast alles an Informationen über ihn gesammelt, die du bekommen konntest, nicht wahr?“ Seine Miene wurde nachdenklich. „Das ist gut... Wir brauchen jedes bisschen, das wir bekommen können...“ Kurz leuchtete etwas in seinen Augen, als er auf einmal verstand. „Er ist dein wahrer Feind, nicht wahr? Ich war es dagegen nie...“ Er lehnte seine Stirn gegen Harrys. „Wie dumm, das jemals geglaubt zu haben...“ ~*~*~*~ Harry lächelte weich. „Bist du böse deswegen?“, fragte er leise. Vielleicht war es so… vielleicht war es so gewesen… Und wenn? ~*~*~*~ „Nein...“ Draco schüttelte den Kopf. „Aber es erklärt, warum ich nie deine Aufmerksamkeit so hatte, wie du die meine...“ ~*~*~*~ Harry seufzte. „Du hast schon Recht. Mein wahrer Feind war – und ist - Voldemort. Er hat meine Eltern ermordet, dafür verdient er diese Stellung. Aber im Sommer… Im Sommer da war es anders. Seitdem ist es vollkommen anders. Es sind mehr geworden. Mehr Feinde. Du hast dazugehört, bis du gesagt hast, du würdest dich von ihnen lösen. Rache… Erinnerst du dich? Rache an allen Todessern. Rache an denen, die ihm diese Macht verleihen, zu tun und zu lassen, was er will. Er ist nur die Spitze… Er ist das Ziel, denn ohne ihn… Ohne ihn sind sie nichts.“ Dann lachte er. „Aber wir reden hier wirres Zeug. Wenn die anderen kommen, erwarten sie etwas zu trinken… Was möchtest du haben, Dray? Zitronenlimonade?“ Es war der zwanghafte Versuch von diesen düsteren Gedanken wegzukommen, bevor die anderen kamen, denn sie sollten von diesen Gedanken nichts wissen. Niemals. Am besten nicht einmal wenn alles schon vorbei war. ~*~*~*~ Draco sah den anderen Jungen nachdenklich an. Diese Wut in seinem Inneren... Er kannte sie so gut. Sie brannte in ihm. Gemeinsam mit Hass und Schmerz... Er hätte nichts lieber getan, als Harry davon zu befreien, davor zu bewahren, diese Gefühle zu empfinden... Einen Augenblick lang zögerte er, dann ging er auf Harrys Themenwechsel ein. Es gab zu Voldemort nichts weiter zu sagen. „Zitronenlimonade.“ Er lächelte leicht. „Aber vorher...“ Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen und küsste Harry ganz sanft. Es war ein scheuer Kuss. Beinahe so, wie der Beginn ihres ersten... ~*~*~*~ Harry ergab sich diesem Kuss. Genauso wie dem auf dem Gang, in dieser winzigen Nische. Er öffnete seine Lippen, ganz klar eine Einladung sendend, dass es ihm so kaum genug war. Es tat gut zu wissen, dass man mit diesen Dämonen akzeptiert wurde. Hermione… Teufel, sie hätte ihn wahrscheinlich geradewegs zu Dumbledore geschleift… Was ihn wieder darauf brachte, was Dumbledore tat. Er bildete sie aus, oder? Die Frage wurde unwichtig, als er beschloss, dass er sie sich nicht beantworten konnte, und nun seinerseits mit der Zunge Dracos Lippen nachfuhr. Nur zaghaft, aber er hatte es mal versuchen wollen… ~*~*~*~ Diese Einladung konnte Draco gar nicht ausschlagen. Neckend stupste er mit seiner Zungenspitze gegen Harrys und lockte ihn in einen weitaus intensiveren Kuss hinein. Diese Nähe brannte beinahe, so warm fühlte sie sich an und doch... und doch wollte mehr davon. Mehr. Und wenn es sein musste, dass er in diesem Feuer verglühte... „Ich dachte, ihr kümmert euch um die Getränke. Und nicht, dass ihr... hemmungslos herumknutscht.“ Blaises belustigte Stimme war eine eiskalte Dusche. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I'll stay with you The walls will fall before we do Take my hand now We'll run forever I can feel the storm inside you I'll stay with you ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ abranka: Alle werden sie rot. *_* Ist das nicht süß? *mitdemfarbkastenrumfuchtel* *strahl* Shirokko: *pinselnehm* *abbyrotmach* *himerotmach* *dracoharryblaiserotmach* *sichumseh* *inermangelunganweiterenopfernallerotmachsobaldsiefertiggelesenhaben* *manischlachendweghüpft* Und hier die Auswertung der Abstimmung aus Kapitel 57: Harry: 1 Draco: 1 Hermione: 3 Pansy: 2 Ron: 2 Blaise: 1 13 Stimmen gesamt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)