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Diamonds and Rust

Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...
von

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Am Abgrund

Titel: Diamonds and Rust
 

Kapitel: Begegnung 32: Am Abgrund
 

Autoren: abranka und Shirokko
 

Pairing: Draco / Harry
 

Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht…

Den Rest solltet ihr schon selbst lesen…
 

Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr.

Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da.
 

Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer.

Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung.

Edelkitsch garantiert.
 

Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt.

Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Juli - Zerrissen.
 

Viel Spaß beim Lesen.
 

Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum.
 

Begegnung 32:

Am Abgrund
 

Harry begrüßte Zoora mit einem fröhlichen Grinsen. Er war glücklich. Absolut. Es ging ihm richtig gut! Sie schien das zu spüren und war sofort noch ein bisschen lieber, als er begann, ihr einen neuen Haarschnitt zu verpassen. Diesmal ließ er sich viel Zeit damit, freute sich darüber, wenn sie über die Schulter ihren Rücken begutachtete.

Irgendwann kam Hermione. „Es ist wirklich unglaublich, dass sie dir so vertraut, obwohl du ein Mann bist.“, sagte sie nachdenklich. „Du scheinst wirklich eine Anziehungskraft auf Wesen zu haben, die schwierig im Umgang sind.“

Harry sah auf und lächelte sie an. „Meinst du?“

Hermione nickte. „Nimm mich. Wer außer dir und Ron hält es denn schon mit mir aus?“

„Na hör mal! Ginny, Luna, Neville und etliche andere reden immer mit dir!“, erwiderte er empört.

Das Mädchen lachte leise. „Ja, weil sie etwas von mir erwarten. Das tust du nicht. Du gibst dich damit zufrieden, dass ich da bin.“ Sie lächelte ihn dankbar an. „Ich denke, das ist auch der Grund, warum Zoora oder Menschen wie Malfoy… äh, Draco zu dir kommen und sich mit dir anfreunden können.“

Harry wurde leicht rot. „Du spinnst.“

„Vielleicht…“, zuckte Hermione mit den Schultern. „Aber das war es eigentlich nicht, was ich mit dir besprechen wollte…“ Sie blickte auf seine Hände hinunter, die vorsichtig und etwas ungeschickt mit der Schere hantierten und allmählich ein abschreckendes Muster aus Linien und Kreisen im Fell des Krillkanifa offenbarten. Was ging in seinem Kopf eigentlich vor, dass er das schön fand?

„Na los, spuck’s aus!“, forderte er sie abwesend auf. Offenbar ging er in dieser Art der künstlerischen Betätigung ganz auf.

Sie seufzte. „Warum hast du Pansy vorhin so geärgert?“

Er blickte auf, hielt mitten im Schnitt inne, was das kleine Tierchen vor Empörung quietschen ließ. „Ich habe sie geärgert?“

Hermione erwiderte den Blick nachdenklich. Er war wirklich irritiert. Konnte es sein, dass er davon gar nichts mitbekommen hatte? War denn das zu fassen? „Du weißt doch, dass sie in Mal… Draco verschossen ist. Wie kannst du sie dann so abweisend behandeln und ihr über den Mund fahren? Das tut ihrer Eifersucht nicht gerade gut.“

„Sie ist…“ In Harrys Kopf brach plötzlich etwas zusammen, von dem er nicht mal gewusst hatte, dass es überhaupt existiert hatte. Klar, Pansy war in Draco verliebt. Wie er. Aber warum sollte sie dann eifersüchtig sein? Sie war doch seine Freundin. Offiziell! Den Gerüchten nach hatten sie doch… Gerüchte… Natürlich. Sie war seine Alibifreundin. Wie er es zu Anfang des Schuljahres ganz deutlich gesagt hatte, um ihn zu ärgern. Und sie wusste das. Und dann die Szene gerade unter dem Baum war ja auch nicht so gewesen, wie sie es sich wahrscheinlich gewünscht hatte… Nur warum hatte sie dann nicht ihrerseits versucht, ihn zu trösten? Warum hatte sie zugelassen, dass er das tat, wenn sie doch eifersüchtig auf ihn war?

Was bedeutete das überhaupt? Er war doch eifersüchtig auf sie gewesen, weil sie ihm nahe sein durfte, dabei hatte er gewusst, dass sie nur Alibi war. Wie kam das zustande? Das war doch nicht normal? War er so verblendet gewesen? War er… Ja, er war eifersüchtig gewesen, dabei hatte er das nicht einmal gemerkt. Eifersüchtig auf Pansy? Hatte er deshalb so böse reagiert, als sie gefragt hatte, was bei dem Zauberband passiert war? Nein, er hatte nur gesagt, was er gedacht hatte… oder?

Hermione beobachtete, wie die Erkenntnis in seine Augen trat, wie er leicht das Gesicht senkte, wie es in seinem Kopf arbeitete. Sein Blick wandte sich in die Ferne, starrte Löcher in den Boden, dann wurden sie plötzlich dunkel, und sein Körper erschlaffte.

„Harry?“

Er reagierte nicht.

„Harry! Was ist los?“ Besorgt beugte sie sich vor, berührte ihn sachte am Arm.

Er sah auf, in seinem Gesicht lag Verwirrung. „Mione?“

„Was hast du? Du schaust so komisch.“

Er lächelte und sie erkannte, dass sich diese leidige Maske auf sein Gesicht schleichen wollte. Das durfte doch nicht wahr sein!

„Harry! Schließ mich nicht aus deinen Gefühlen aus!“, rief sie empört und er blickte sie an, doch das Lächeln verschwand nicht. Stattdessen stand er auf und sie beobachtete perplex, wie er zu Lavender ging. Was war denn jetzt los?

Die Frage erübrigte sich, als er mit ihrem Spiegel zurückkam, mit dem er sich vor Zoora wieder auf die Knie sinken ließ, ihr sein scheußliches Werk präsentierte. Ganz entgegen aller Erwartungen war sie begeistert.

„Mione, ich kann das nicht unterdrücken.“ Das Lächeln traf sie mit voller Härte und sie schluckte. „Schon lange nicht mehr…“

Sie nickte mühsam. Hatte er es wirklich schon so lange?

„Ich werde… mich mit Pansy bemühen.“, sagte er dann leise. „Ich will nicht, dass sie leiden muss. Unerwiderte Liebe ist nicht schön…“

Er verstummte und sie blickte auf sein nach außen hin glückliches Profil. Sie begriff. Es war tatsächlich unerwidert. Dracos Worte, die Pansy ihm verraten hatte, waren wahr. Er liebte niemanden, oder gab es zumindest nicht zu. Und gleich zwei Menschen würden daran zerbrechen, wenn sich das nicht bald änderte.
 

~*~*~*~
 

Hinter ihnen, von ihnen unbemerkt vereinigten sich hasserfüllte Blicke.

„Ich hasse ihn! Warum fragt er immer mich?“ Lavender schüttelte sich. „Und das mit diesem gruseligen Lächeln! Als wollte er sagen, dass ich die nächste bin!“

Dean nickte böse. „Das ist doch immer so. Er zeigt uns, dass er stärker ist. Wen wundert das? Wenn er doch unter Dumbledores Schutz steht? Wir kommen nicht an ihn heran!“

„Meinst du etwa, Dumbledore…“, mischte sich Parvati ein.

„Nein, das glaube ich kaum…“, wiegelte Dean ab. „Aber vielleicht weiß er nur einfach nichts davon. Wer weiß schon, ob Potter ihn nicht auch nur an der Nase herumführt!“

„Du meinst…“ Seamus war näher gekommen.

„Das kann nicht dein Ernst sein!“ Lavenders Augen liefen vor Angst fast über.

„Wir müssen was dagegen tun!“, flüsterte Parvati wieder, diesmal eindringlich und leicht panisch. „Ich will nicht von ihm an die Todesser ausgeliefert werden!“

„Das wird keiner von uns, glaub mir. Wir denken uns was aus, damit…“

„Er wird mich noch mal ansprechen…“, zitterte Lavender dazwischen. „Wenn er mir den Spiegel zurückgibt!“ Sie schüttelte sich.

„Nimm ihn doch einfach nicht zurück!“, sagte Seamus unverständig. „Schenk ihn ihm.“

„Dann kann er mich verfluchen!“

„Quatsch, wie denn, wenn er dann nicht mehr dir gehört?“

„Ich…“ Sie blickte den Braunhaarigen leidig an. „Ich habe Angst, dass er mich verhext, wenn ich ihn abweise…“

Dean nickte bedächtig. „Dagegen müssen wir was tun.“, konstatierte er grübelnd. „Am besten… Er kann schlecht alle von uns umbringen… Also müssen wir die anderen davon überzeugen, uns zu helfen. Wenn wir alle aufhören, mit ihm zu sprechen, kann er ja nicht alle von uns umbringen…“ Er grinste in die kleine Runde. „Wann ist er das nächste Mal für längere Zeit beschäftigt?“

„Er hat Quidditchtraining am Donnerstagnachmittag.“

„Nein, dann fehlt uns das Team. Wir brauchen alle!“

„Er hat doch eine Strafarbeit von Snape wegen dem verpatzen Trank bekommen, oder?“

„Ja, wann ist die?“

„Keine Ahnung, aber mit Sicherheit in den nächsten Tagen!“

„Das ist gut… Dann werde ich mal mit Colin reden…“ Dean grinste böse. Diesem Mistkerl würden sie es schon zeigen! Einfach Menschen töten…

Neben der Gruppe Verschwörer machte Neville ein unglückliches Gesicht. Das klang aber gar nicht gut…
 

~*~*~*~
 

Draco bedachte sein Krillkanifa mit einem skeptischen Blick. Es liebte ihn offenbar noch immer über alles. Er seufzte leise.

„Armes Ding... Such dir lieber jemand anderes...“

Das pinkfarbene Wesen gurrte leise – gurrten Krillkanifas? Offenbar ja... – und schmiegte sich an ihn.

„Du ziehst die Menschen an, auch wenn du es nicht willst. Um was wetten wir, dass deine Tasche vor Briefen überquellen wird?“ Blaise grinste breit.

Draco schenkte ihm einen giftigen Blick. „Ich hoffe wirklich, dass du dich irrst. Und wenn nicht – du kannst sie alle haben.“

Der schwarzhaarige Slytherin nickte leicht. „Überrascht mich nicht.“

Noch ein giftiger Blick.

„Hör mal...“ Blaise warf einen kurzen Blick über die Schulter, doch Raue-Pritsche war anderweitig beschäftigt, der Großteil der Gryffindors hockte gerade zusammen, Pansy wurde von Millicent und Sally-Anne zugetextet und somit kümmerte sich niemand um sie. „Ich finde es ja wirklich großartig, dass es jemanden gibt, der an dich rankommt. Seien wir doch ehrlich: Wenn Pansy oder ich dich vorhin angesprochen hätten, wärst du in die Luft gegangen oder abgehauen. Aber Pot... Harry. Er kommt an dich ran. Das freut mich für dich. Aber... ich bin auch ein wenig eifersüchtig.“

Draco starrte ihn an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Doch.“ Blaise lachte leise und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich war bisher dein bester Freund und stand dir am nächsten, doch ich bin abgelöst worden... Aber für dich ist es gut. Und ich... Nun, ich kann weiter auf dich zählen, oder?“

Perplex nickte der Blonde.

„Na siehst du. Also kein Grund, sich Sorgen zu machen.“

Draco schüttelte leicht den Kopf und konnte seinen Blick von Blaise auch nicht abwenden, als der sich wieder seinem Plüschwesen zuwandte. Das war doch... Was zu Merlin hatte er an sich, dass er offenbar trotz allem so viele Menschen anzog? Was? Er selbst... Er hätte sich wohl selbst kaum ertragen können.

Ein leises Fiepsen zwang ihn dazu, seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Krillkanifa zu richten. Zeit, es zu scheren…

Dann war der Unterricht vorüber und wie so oft, führte das Slytherintrio ihr Weg in den Gemeinschaftsraum, um sich dort bis zum Abendessen den Hausaufgaben zu widmen. Vor allem Zaubereigeschichte hatte es in sich. Wieder ein Aufsatz über die Trollkriege... So langsam mussten sie doch endlich mal am Ende angelangt sein, oder? Blaise hatte außerdem Recht behalten: Dracos Tasche war vor Briefchen nur so übergequollen. Er hatte an ihnen direkt den Feuerzauber der letzten Zauberkunststunde getestet. Fröhlich waren sie im Kamin zu einem Haufen Asche verbrannt.

Schließlich war Zeit zum Abendessen und Draco konnte nicht verhindern, dass ihm etwas flau im Magen wurde. Was ihnen bei Snape wohl bevorstand? Auf alle Fälle würde er dafür sorgen, dass er pünktlich war.

Mehr als seinen Zauberstab hatte er nicht dabei. Würde er auch garantiert nicht brauchen. Dennoch... Ein ungutes Gefühl blieb, als er in den Kerker hinunter zu Snapes Büro ging.
 

~*~*~*~
 

Harry erblickte Draco, als er gerade in den Gang einbog, in dem Snapes Büro lag. Aber irgendwie hatte er ein Gefühl von ungewisser Unsicherheit im Bauch. Wie sollte er sich verhalten? Sollte er so weiter machen wie bisher? Einfach versuchen, da zu sein, wie er es gewesen war, verheimlichen, dass er ihn liebte, wie er es am gestrigen Tag getan hatte? Es hatte weh getan, auch wenn die Nähe gut getan hatte. Doch damit würde er Pansy einen Vorsprung überlassen, denn diese warb offen um Draco, hatte sozusagen Narrenfreiheit. Er hatte doch eh schon einen Nachteil, weil er ein Junge war… Das wollte er nicht. Aber gleichzeitig wäre es Draco zu gönnen. Und er wollte nicht egoistisch sein. Und eigentlich wollte er auch nicht, dass Draco jemals davon erfuhr, denn es könnte ihre Freundschaft zerstören. Und das wollte er unter keinen Umständen gefährden.

„Hey.“ Er hatte ihn erreicht, legte ihm federleicht eine Hand auf die Schulter. Sofort spürte er die Anspannung in dem anderen. „Auch so nervös?“

Ja, Snape war seine zweite Sorge. Der Lehrer bereitete ihm regelrecht Bauchschmerzen, ohne wirklich vor ihm zu stehen. Was hatte er nur mit ihnen vor?
 

~*~*~*~
 

„Hey.“ Draco schenkte Harry ein schiefes Lächeln. „Oh ja...“ Er schnitt eine Grimasse. Ihm war wirklich, wirklich unwohl dabei, den Zaubertränkelehrer aufzusuchen. Was er wohl für sie bereit hielt? Noch mehr Schwarze Magie?

Sie erreichten Snapes Büro. Ein wenig zögerlich klopfte Draco an und auf ein knappes „Herein“ von drinnen, drückte er die Tür auf.

Das nannte man dann wohl Stunde der Wahrheit.
 

~*~*~*~
 

Snape hatte sie schon erwartet. Und er überraschte sie wohl beide, denn in dem Raum stand ein großes Sofa. Schwarz vielleicht, aber es sah weich aus.

Verblüfft starrte Harry erst auf das Sofa, dann auf Snape. Er sah sich um, konnte bei weitem keine Duellbahn erkennen, konnte sich nicht mal denken, wo sie denn hier noch Platz finden sollten, sich zu duellieren, denn vor dem Sofa stand ein ebenhölzerner, niederer Tisch und darauf… Harrys Augen wurden noch ein klein wenig größer. … Schokofrösche…

Der Schwarzhaarige hatte seinen Blick offenbar bemerkt. „Gesponsert von Professor Tonks.“, gab er Auskunft, dann wandte er sich steif wie eh und je an sie beide.

„Willkommen. Um gleich zur Sache zu kommen: Wir werden keine Duelle durchführen. Ich denke, dass Tonks’ Training in dieser Hinsicht ausreicht. Dumbledore hat mich beauftragt, euch beiden die Kunst der Okklumentik beizubringen. Ich schätze, ihr wisst nicht, was das ist.“ Er redete weiter, ohne eine Antwort abzuwarten. „Ihr werdet lernen, wie ihr euch gegen Eingriffe in euren Geist wehrt. Denn ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, der Unnennbare ist ein Meister der Legilimentik, der Kunst des Gedanken- oder auch Gefühlelesens. Um zu verhindern, dass er eure Gedanken gegen euch benutzt, was nach Dumbledores Meinung vor allem bei dir, Potter, wichtig ist, werde ich in eure Gedanken eindringen und ihr werdet versuchen, euch dagegen zu wehren. Und nein, es gibt keinen Spruch dafür. Ihr müsst es aus eigener Kraft allein mit eurem Willen schaffen. Alles klar?“

Er hatte das so schnell heruntergeleiert, dass Harry einfach nur den Kopf schütteln konnte. Okklumentik? Legilimentik? Bitte was? Und warum? Wer?

„Dann ist ja gut.“ Snape wandte sich um. „Setzt euch, wir fangen gleich an.“

Harry warf Draco einen Blick zu, der Hilfe suchender nicht hätte sein können, aber er tat, was der Schwarzhaarige verlangte.
 

~*~*~*~
 

Draco betrachtete den Raum skeptisch. Wow. Sogar Snape hatte wohl Sinn für etwas eher... Gemütliches.

Stillschweigend lauschte er dem Professor. Gedankenlesen? Gefühlelesen? Er verspürte auf einmal das ungute Bedürfnis, ganz schnell wieder zu verschwinden. Das waren Dinge, die niemanden etwas angingen. Dummerweise war es aber gerade deshalb sinnvoll, zu lernen, sich dagegen zu wehren, dass jemand diese Gedanken und Gefühle ausnutzte... Verflixt. Das war so eine dumme Fußangel, die dafür sorgte, dass er jetzt doch Snapes Aufforderung nachkam und sich schweigend auf das Sofa fallen ließ. Harrys hilfesuchenden Blick hatte er gesehen, diesem jedoch nichts anderes als ein hilfloses Schulterzucken schenken können. Allerdings... Eins konnte man noch tun, bevor Snape loslegte...

„Ehe Sie uns durchleuchten: Gibt es irgendetwas, was man beachten sollte, wenn man sich gegen diese Legilimentik wehren will?“
 

~*~*~*~
 

Stirnrunzelnd blickte Snape ihn an. Hatte er das nicht gerade erklärt?

„Das ist wie bei Imperio.“, sagte er ein wenig ungeduldig. „Du musst einfach wollen, dass es aufhört. Das müsstest du doch können, oder?“ Er war sich fast sicher, dass Lucius auch diesen Teil des Trainings bei Draco nicht ausgelassen hatte. Und Harry… war ein Sturkopf. Da war das normal, dass er sich gegen alles wehrte, was in seinem Kopf nicht hingehörte.

Er blickte den Gryffindor an. „Bereit?“

Wieder schüttelte Harry den Kopf, aber dann musste er einsehen, dass er im Grunde nichts dagegen tun konnte, weil Snape ihm ja gesagt hatte, dass er es nur wollen musste, und nickte. Beim Patronus hatte er auch mit Willenskraft gute Gedanken erzeugen müssen… Dann konnte das hier ja nicht noch schwerer sein. Schließlich musste er keine guten Gedanken hegen, oder?

Snape trat auf ihn zu, warf Draco noch einen strengen Blick zu, der besagte, dass er sich auf keinen Fall einmischen sollte, dann sprach er leise die Formel: „Legilimens!“ Sein Zauberstab richtete sich auf Harry, der ihn mit etwas ängstlicher Miene ansah.

Dann weiteten sich die Augen. Bilder kamen, schossen durch Snapes Kopf. Buntes Farbenspiel, mehr nicht. Na dann… wollte er doch mal sehen, welche Abgründe sich in der Seele des Helden der Zaubererwelt bereithielten…

Er sah Bücher vor sich. Langweilig… Er musste wohl tiefer. Oh, was war das? Eine riesenhafte Schlange, der Basilisk. Das war interessanter… Aber momentan… Und ein junger Mann, sah nett aus. Aber seine Augen waren kalt… Interessierte ihn erstmal nicht weiter. Nein, er suchte etwas Bestimmtes… Einen Tag, der die Geschichte verändert hatte. Einen Tag, der ihm vielleicht eine Frage beantwortete, die er sich schon lange stellte…

Als nächstes kam eine Szene in einem Haus, das er nicht kannte, ein Mann, der ihm sehr wohl als Harrys Onkel bekannt vorkam, der schrie und puterrot war. Alles uninteressant. Und dann hatte er plötzlich das Gefühl, fündig geworden zu sein. Ein schmales Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Er konnte einen Schrei hören. Laut, durchdringend. Gellend. Angst rann durch seine Venen. Angst, die nicht die seine war. Ja, hier musste er einfach richtig sein. Nur musste er noch ein wenig weiter zurück…

Für Harry war es pure Folter. Die Gedanken, die er verdrängen wollte, die er nicht bei sich halten wollte, sie wurden ihm aufgedrängt. Sie wurden aus seinem tiefsten Innern hervorgezogen und er musste sie erneut durchleben. Es wäre wohl auch nicht so schlimm gewesen. Nur… warum hatte er sich gerade das aussuchen müssen?

Wimmernd drückte er die Hände auf die Ohren. Er wollte das nicht hören! Er wusste doch, dass sie starb! Er wusste doch, dass es der letzte Moment war, den sie noch bei ihm war! Er wollte nicht, dass… sie erneut starb!

Aber er konnte sich nicht wehren. Die Bilder kamen, spielten sich wie ein alter Film vor seinen Augen und Ohren ab. Der Schrei seines Vaters, der Schrei seiner Mutter. Das Flehen, das kalte Lachen Voldemorts, dann der gleißende Blitz! Er wollte das nicht sehen. Und er schrie. Er schrie, dass er aufhören sollte, aber er wusste nicht, ob Snape es hören konnte…

Der Mann erlebte all das ebenfalls: Dunkelheit. Dann helles Licht. Ein freundliches Gesicht über ihm. Lilly Potter. Sie lächelte. Wärme und Liebe in seinem Herzen. Das Gefühl, geborgen zu sein, glücklich zu sein. Ein Warnschrei und das Gesicht verschwand. Eine Tür klappte. Dann Worte. „Nicht Harry!“ Weitere Worte, doch sie verschwammen. Dann ertönte wieder dieser Schrei von vorhin. Lauter diesmal. War es ihr Schrei? War es Lilly Potter? Da war noch ein zweiter Schrei, leiser… Das konnte doch nicht sein. Wer sollte denn das sein? Dann ein kaltes, grausames Lachen. Und Angst. Liebe und Angst. Und Verzweiflung. Das Gefühl, alleine zu sein. Dann grünes Licht? Der Todesfluch! Er traf ihn, dann wurde es dunkel…

Er keuchte und tauchte aus den Gedanken des Jungen vor sich auf. War er rausgeschmissen worden? Hatte sich nicht so angefühlt! Aber er hatte nicht aufhören wollen! Er wollte doch wissen, wie er dorthin kam. Wie der Junge es geschafft hatte, dem Todesfluch zu entgehen! Was hatte er getan, um den Unnennbaren zu besiegen? Aber er war rausgeworfen worden, bevor sich ihm die Wahrheit offenbart hatte. Warum? Es war nicht Harry gewesen. Das fühlte sich nun mal anders an. Eher wie eine Wand oder so. Aber das… er war einfach zurückgeschickt worden. Was hatte ihn daran gehindert, das Ende des Dunklen Lords zu sehen?

Er blickte auf den zitternden Jungen vor sich hinab. Harry weinte. Tja… hätte er wohl auch, wenn er irgendwie noch dazu fähig gewesen wäre… Doch er hatte kein Recht dazu… war zu alt dafür. Auch wenn Dumbledore der Meinung war, dass es niemals zu spät war, einen Fehler einzusehen und dafür grade zu stehen…
 

~*~*~*~
 

Draco sah der Szene schweigend zu. Seine Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten, als er sah, wie sehr Harry litt, doch er sagte nichts, tat nichts. Sah starr zu.

Es tat ihm weh, ihn so leiden zu sehen. Es schmerzte... Und doch... Er würde nichts tun können. Gar nichts.

Endlich war es vorbei... Stumm zog er sein Taschentuch hervor. Weiß mit einem grün-silbernen Rand und seinen Initialen in der einen Ecke. Er reichte es dem Gryffindor, sagte noch immer nichts, legte aber nun behutsam seine Hand auf Harrys, drückte sie. Sein Blick zu dem Lehrer war nahezu strafend und zugleich von einer gewissen Angst erfüllt. Wenn Snape Harry so erschüttern konnte... Draco weigerte sich weiterzudenken. Er würde schon früh genug feststellen, was der Lehrer für ihn bereithielt.
 

~*~*~*~
 

Harry sank vornüber, legte die Stirn auf die Knie, krallte sich in Dracos Hand. Die andere knüllte das Taschentuch, als wäre es an allem Schuld.

Warum gerade das? Warum seine Mutter? Warum…

Snape schob ihm die Schüssel mit den Fröschen hin. „Iss und hör auf zu heulen. Es ist nur Vergangenheit.“ Seine Stimme war kalt und er wusste, dass es fies war, so zu reden, aber er wusste auch, dass es helfen würde. Harry war so. Auch wenn er es diesmal noch nicht geschafft hatte, er war stur. „Wenn du das nicht mehr sehen willst, solltest du lernen, mich daran zu hindern, es dir zu zeigen!“

Er hatte Recht. Es funktionierte. Anders, als er es dachte. Das Zittern erstarb fast augenblicklich, der Körper entspannte sich sichtlich. Dann richtete sich Harry auf. Auf seinem Gesicht ein nichtssagendes, freundliches Lächeln. Was war denn das? Das kannte er doch. Dieses gruselige Lächeln… war doch… niemals echt. … Oder?

Unsicher sah er auf Harry hinab, der sich mit dem Ärmel über die Augen wischte und dann nach einem Schokofrosch griff. Das Lächeln blieb tatsächlich. Wirklich komisch. Aber darum konnte er sich auch später kümmern.

„Das nächste Mal konzentriere dich mehr darauf, dass du mich vertreibst!“, sagte er. „Du musst wollen, dass ich verschwinde, sonst wirst du niemals etwas in diese Richtung erreichen!“

Harry erwiderte daraufhin nichts. Er steckte sich den flüchtenden Frosch in den Mund und kaute langsam darauf herum. Nicht wirklich begeistert… Na ja. Später.

„Draco. Bereit?“ Er wandte sich dem Blonden zu.
 

~*~*~*~
 

Draco nickte schwach. Als wenn man dafür bereit sein konnte... Aber gut... Er konzentrierte sich darauf, Snape gar nicht erst einzulassen.

„Legilimens!“ Snape brauchte noch nicht einmal Verteidigung niederzurennen – er konnte direkt durchmarschieren, als wenn ihm die Tür aufgehalten worden wäre. Er war überrascht. Er hätte mehr erwartet. Sehr viel mehr. Widerstand, Aufbäumen, doch da war... nichts. Snape war ehrlich verblüfft. Aber gut...

Er fand fast augenblicklich eine Antwort, die er gesucht hatte. Der Junge meinte es ernst. Er wollte sich wirklich gegen seinen Vater stellen. Das war gut... Dann begann der Ältere zu graben, in den Erinnerungen zu wühlen.

Dracos Augen weiteten sich erschrocken. Im ersten Moment war dort nichts gewesen, doch jetzt... Bilder schlugen auf ihn ein. Lucius Malfoy vor wenigen Tagen, wie er ihn zurückstieß, zurechtwies. Der Brief zuvor. Die Begegnung nach den Gerüchten in der Winkelgasse.

Snape ging tiefer, weiter zurück. Verharrte.

Kälte. Nichts als Kälte als Draco zu Weihnachten nach Hause kam. Berge von Geschenken, aber niemand, der ihn in den Arm nahm. Niemand, der ihm sagte, dass er ihn liebte. Nur der Hinweis des Vaters darauf, dass er nicht gut genug war, mehr lernen müsste.

Weiter zurück. Noch weiter. Eine vollkommen kaputte Vater-Sohn-Beziehung. Snape hatte gewusst, dass Lucius Malfoy kein besonders liebender Vater war und doch hatte er etwas anderes erwartet. Der Junge war nichts weiter als eine Marionette, deren Fäden stets von der väterlichen Hand gezogen wurden.

Dracos Atem ging schneller. Feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, rannen die Schläfen hinab. Seine Hände verkrampften sich.

Noch weiter zurück. Weiter, weiter, weiter...

Jetzt weiteten sich auch die Augen des Lehrers erschrocken, überrascht, nahezu entsetzt. Eine grelle Stimme. ‚Der Lord ist gefallen... Was wirst du nun tun?’

‚Warten, Bellatrix. Warten. Alles leugnen und auf seine Rückkehr warten.’

‚Du bist ein Heuchler!’

‚Ich würde alles für ihn tun!’

‚Wirklich, Lucius? Dann beweise es... Gib deinen Sohn für den Dunklen Lord!’

Brennender Schmerz auf seiner Brust, der ihm den Atem raubte.

Draco schrie auf. In Erinnerung an den vergangenen Schmerz, der auf einmal so präsent war wie noch nie zuvor, der aber zugleich doch immer präsent gewesen war.

Blut... Graue Augen, die ihn kalt ansahen. Vertrauen, das zerbrach, in Tausenden Scherben zu Boden regnete. Schmerz, der brannte, noch immer brannte, ewig brennen würde.

‚Das reicht! Bist du verrückt? Du sollst ihn nicht umbringen! Er soll einmal dein Geschenk an den Lord sein! Ein treuer Gefolgsmann der neuen Generation!’

Und Snape begriff. Draco hatte keine Verteidigung aufbauen können. Der Junge unterdrückte seinen Schmerz nicht. Nein, dieser war längst so groß geworden, dass er ihn gar nicht mehr spürte.

Der Zaubertränkelehrer war bleich, als er sich aus den Gedanken des blonden Slytherins zurückzog. Seine dunklen Augen ruhten auf Draco, blickten noch immer fassungslos drein.

Dieser hatte den Kopf gesenkt. Zitterte.

Snape streckte die Hand nach ihm aus.

„FASSEN SIE MICH NICHT AN!“ Der Blonde sprang auf, ihm knickten die Beine ein, er fing sich gerade noch am Tisch ab, taumelte einige Schritte weit weg, verharrte. Sein Blick war noch immer trüb, fixierte Snape aber mit unverhohlenem Hass und Schmerz.
 

~*~*~*~
 

Harry fuhr auf, als er die Stimme hörte. Es war also vorbei?

Er hatte die ganze Zeit fort gesehen, hatte geahnt, dass Draco ebenfalls üble Dinge zu sehen gezwungen war, hatte nicht sehen wollen, was es war… wie er litt. Doch nun…

Er blickte zu den beiden hinüber und war im nächsten Moment fassungslos. Dieser Hass… so tiefen Hass hatte Draco nicht einmal ihm jemals entgegengebracht. Langsam erhob er sich. Was hatte Snape in ihm geweckt? Was hatte er ihm gezeigt? Welche Dämonen hatte er wachgerufen?

Zitternd atmete er ein, seine Augen fixierten Snape, der aussah, als hätte ihn Erkenntnis getroffen. War das tatsächlich Entsetzen, das er da sah? Jetzt war es fort. Einfach fortgewischt… Wie vorhin bei ihm…

Irgendwo am Rande nahm Harry wahr, wie sein eigener Dämon in der Versenkung verschwand. Jemand brauchte ihn. Er musste stark sein. Er musste stark sein, damit er für den da sein konnte, der ihn brauchte…

Vorsichtig schob er sich an dem Lehrer vorbei, warf diesem einen undefinierbaren Blick zu. Er wollte fragen, was so schlimm gewesen war, aber er wollte es auch eigentlich nicht von Snape hören…

„Dray?“ Vorsichtig hob er die Hand, aber er berührte ihn nicht, traute sich nicht. Die Worte hingen noch immer wie Messer in der Luft. Sie könnten jederzeit zustechen…
 

~*~*~*~
 

Dracos Augen streiften Harry, wurden minimal weicher, wanderten zurück zu Snape. Er bekam dieses Chaos in sich nicht wieder in den Griff. Schmerz, Wut, Hass, Enttäuschung stürzten durcheinander, ließen ihm keine Ruhe, kaum noch Luft zum Atmen. Er wollte weg... Einfach nur weg.

Zwei Schritte Richtung Tür. Er schwankte, fand gerade noch das Gleichgewicht wieder. Noch drei Schritte zur Tür. Diesmal hatte er keine Chance. Draco ging auf die Knie, fing sich gerade noch mit den Händen ab. Sein Atem ging keuchend, während er vergeblich versuchte, sich zu bezwingen, jedes bisschen Stolz in sich zusammenzukratzen und zu kitten, was zu kitten war. Denn Stolz war es gewesen, der ihn die letzten Jahre aufrechterhalten hatte. Stolz, der verhindert hatte, dass er aufgab.

Snape hatte das begriffen. Er wandte sich ab. Wartete. Er würde es mitbekommen, wenn der Junge den Kampf gegen sich gewonnen hatte – oder nicht.

Der Blonde starrte auf den Boden, sah nichts mehr. So fühlte es sich also an, wenn man durchdrehte... Panik kroch in ihm hoch, vermischte sich mit diesem Gefühlswirrwarr, riss letzte Schranken ein. Etwas tropfte zu Boden. Verblüfft hob er die Hand, berührte seine Wange. Tränen?
 

~*~*~*~
 

Es war zuviel. Etwas in Harrys Herz sagte ihm, dass es jetzt einfach zuviel war. Er konnte sehen, dass der andere allein sein wollte, aber wie konnte er ihn allein lassen? Jetzt, wo er Hilfe mehr denn je nötig hatte…

Langsam ging er zu ihm hin, beachtete den Lehrer gar nicht. So wie er den kannte, wusste er es doch eh längst. Hatte es wahrscheinlich in seinem Kopf gesehen - er war egal. Weich ging er in die Knie. Die Tränen liefen noch immer… Draco hatte noch nie geweint. Noch nie… Nicht wegen seinem Vater, nicht weil er allein und einsam war, nie…

Halb hatte er Angst, dass er weggestoßen wurde, doch es war den Versuch doch wert. Sachte strich er ihm über den Rücken, ließ seine Hand über den Stoff aufwärts wandern, bevor er sich einfach gegen ihn lehnte. Locker. Leicht. Draco hatte die Möglichkeit ihm zu sagen, wenn er nicht wollte. Konnte jederzeit gehen. Doch er hoffte inständig, dass er ihn bleiben lassen würde. Er wollte nicht, dass er jetzt alleine war.
 

~*~*~*~
 

Vollkommen in sich selbst gefangen reichte die Außenwelt nicht mehr an ihn ran. Der Gefühlsmischmasch, die brutale Präsenz der lange verdrängten Erinnerung, der Wahrheit – sie füllten alles an. Sein ganzes Denken, Fühlen, seine Welt.

Bis... Eine zarte Berührung auf seinem Rücken. Ganz eben... Wärme... Vertraute Wärme.

Draco schloss die Augen, versuchte sich wieder zu bezwingen, scheiterte erneut.

Ein warmer Körper neben ihm, ein vertrauter Geruch.

Er ließ sich dagegen fallen, vergrub das Gesicht in Harrys Umhang. Noch ein letztes Mal bäumte er sich innerlich auf, ehe er sich fallen ließ. Trockene Schluchzer schüttelten ihn, während er sich an dem Jungen neben sich festkrallte, festhielt, ihn zu seinem einzigen Anker machte.
 

~*~*~*~
 

Erleichterung durchflutete Harry. Er wurde nicht weggestoßen. Draco hatte seine Nähe akzeptiert. Er hatte akzeptiert, dass er ihm nur helfen wollte.

Sachte begann er den Blonden zu wiegen, kraulte seinen Nacken, damit er spürte, dass auch noch etwas Angenehmes existierte. Sollte er doch weinen. Sollte er doch. Es tat gut, wenn er sich den Schmutz von der Seele wusch. Es konnte ihm nur helfen.

Von irgendwo her kam ihm eine Melodie in den Sinn und er begann sie zu summen. Ganz leise. Wahrscheinlich konnte er es gar nicht hören, aber seine Wange berührte seinen Kopf, also konnte es sein, dass er den Ton wahrnahm, als feines, beruhigendes Schwingen…

Hinter ihnen bedachte Snape die beiden Jungen mit einem Blick. Das hätte er nicht wirklich erwartet. Auch wenn er etwas Ähnliches geahnt hatte. Erwartet hatte er es gewiss nicht. Aber vielleicht war es besser so.

Schweigend und mit einem letzten nachdenklichen Blick wandte er sich ab und verließ sein Büro. Sollten die Jungen eine Weile für sich haben. Sollten sie nur wieder zu sich finden. Er würde früh genug die Gelegenheit haben, mit ihnen über die Fehler zu reden, die sie gemacht hatte. Harry… Harry Potter hatte ihn gemacht. Draco… hatte es wohl einfach nicht besser gewusst.

Mit einem leisen Klappen schlug die Tür ins Schloss.
 

~*~*~*~
 

Draco ließ sich wiegen, ließ sich voll und ganz verletzlich sein, ließ zu, dass jemand den Blick hinter die Fassade warf, und ließ zu, dass er im tiefsten Fall aufgefangen wurde.

Allmählich ebbten die Tränen ab, seine Schluchzer wurden schwächer, verklangen schließlich ganz. Seine Augen brannten. Es war so lange her, dass er das letzte Mal geweint hatte... So lange... Langsam... ganz langsam kamen auch die Wogen in seinem Inneren zur Ruhe. Der Schmerz ließ nach, vielleicht zum ersten Mal seit Jahren. Bis gerade hatte er keine Ahnung gehabt, keine Vorstellung von... Von was?

Von sich selbst... Zu einem großen Teil von sich selbst. Es war die vollkommene Konfrontation gewesen. Absolut und vollkommen – und vernichtend. Er war zu Boden geschmettert worden, nein, ihm war gezeigt worden, dass er dort schon längst war. Schon lange, zu lange.

Draco hob den Kopf, legte ihn auf Harrys Schulter, schmiegte seine Wange still an die des Gryffindors. Gerade hätte er sich noch beinahe gewünscht zu sterben, doch jetzt... Er wollte verdammt noch mal leben! Leben... Und etwas anderes finden als das, was er kannte. Etwas jenseits des Hasses, jenseits der Wut, jenseits... der Vergangenheit. Er würde kämpfen.

Der alte Stolz bäumte sich auf, riss ihn regelrecht wieder auf die Beine. Aber es war nicht das Gleiche... Das würde es nie wieder sein. Diese Selbsterkenntnis konnte niemals wieder rückgängig gemacht werden. Genauso wenig das Vertrauen, das er Harry geschenkt hatte.

„Danke...“, flüsterte er heiser, drückte den schwarzhaarigen Jungen fester an sich, streifte beim Sprechen mit seinen Lippen die Wange des anderen.
 

~*~*~*~
 

Harry erschauerte, aber er hatte es unter Kontrolle. Alles unter… Kontrolle. Er stempelte diese Ahnung von einem Kuss als das ab, was es war: ein Versehen. Lieb gemeint, aber ein Versehen.

Er lächelte. „Wofür?“ Ganz leise. Ganz, ganz leise. Er hatte das Gefühl, dass jedes zu laute Wort einfach alles zerstört hätte. Das wollte er nicht. Stattdessen fuhr er fort mit seinen Bemühungen den anderen zu beruhigen, ihn zu streicheln und zu wiegen. Es war doch ganz schön. Da musste man doch nicht aufhören.

„Für das hier?“ Das Lächeln wurde breiter, liebevoller. „Sicher nicht.“ Und er reichte Draco sein eigenes, unbenutztes Taschentuch, das er zuvor noch ihm gegeben hatte.
 

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Draco lächelte schwach und löste sich ein wenig von dem Gryffindor, um das Taschentuch anzunehmen. Wahrscheinlich sah er grauenhaft aus. Aber was machte das schon? Äußeres und Inneres stimmten damit wenigstens einmal überein. Er wischte die letzten verbliebenen Tränen von seinen Wimpern und putzte sich die Nase. Danach ließ sich der Blonde wieder in Harrys Arme fallen. Erneut vergrub er das Gesicht in seinem Umhang, wollte ihn nicht ansehen, fühlte er sich doch so erbärmlich schwach. Aber zugleich fühlte er sich auch geborgener als sein ganzes verdammtes Leben über... Schmerz kam wieder hoch, Bitterkeit mit ihm... Aber sie überwältigten ihn nicht wieder.

Er fand den Faden wieder, erinnerte sich, was er Harry hatte antworten wollen. „Nein... Ich danke dir, weil du... mich daran gehindert hast, durchzudrehen... Ohne dich...“ Er stockte und brach ab. Der Gryffindor würde es wahrscheinlich auch so verstehen.
 

~*~*~*~
 

Harry konnte es sich denken. Aber auch das war eigentlich… Nun, er freute sich, dass er eine solche Wirkung auf ihn hatte. Dass er es tatsächlich geschafft hatte, zu ihm durchzukommen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es das erste Mal wirklich der Fall war.

Seine Gedanken drifteten zu der Frage ab, was er wohl erlebt hatte, aber fragen… Er würde ihm das mit seiner Mutter auch nicht erzählen wollen. Nicht freiwillig. Es wussten… schon zu viele Leute. Aber andererseits… Er hatte sich damit abgefunden und auch wenn seine Reaktion jedes Mal heftig war und er sich danach verloren fühlte… Bei Draco war es anders gewesen. Der Blonde war fast ausgerastet… und immerhin war seine Selbstbeherrschung gebrochen…

„Was meinst du, wollen wir in den Raum der Wünsche gehen?“, fragte er leise. Es war ein angenehmerer Ort als Snapes Büro, denn auch wenn dieser für ein bequemes Sitzmöbel gesorgt hatte, gemütlich konnte man die düstere Atmosphäre nicht nennen.
 

~*~*~*~
 

Gedankenverloren zogen Dracos Finger Kreise auf dem dunklen Umhang des anderen Jungen. Langsam fühlte er sich wieder ruhig, sogar nahezu entspannt.

„Ja...“, antwortete der Blonde leise. Er wollte noch etwas sagen, ihm lag eine trockene Anmerkung dazu, dass Snape zurückkommen könnte, auf der Zunge, doch sie kam nicht über seine Lippen. Er fühlte sich zu matt, um groß zu sprechen. Zugleich tat er sich schwer damit, sich von Harry zu lösen. Dennoch... es war nötig, unvermeidbar. Er rutschte ein Stück zurück, hielt inne und schenkte dem schwarzhaarigen Jungen ein sanftes Lächeln.

Vorsichtig setzte er die Hände auf den Boden und stand langsam auf. Seine Beine fühlten sich zwar immer noch recht wackelig an, aber es ging... Bis in den Raum der Wünsche würde er wohl kommen.
 

~*~*~*~
 

Harry betrachtete ihn kritisch. Vielleicht sollte man ihn lieber ins Bett stecken, damit er sich endlich mal ausschlafen konnte. So sah er nämlich aus: Als wäre er völlig übernächtigt. So sollten ihn die anderen Schüler besser nicht sehen…

Wortlos erhob auch er sich, griff er nach seiner Tasche, die noch immer auf dem schwarzen Sofa stand, öffnete sie und holte den Tarnumhang raus. Schweigend reichte er ihn Draco. Er musste nicht noch mehr schlechtes Image aufbauen, es war eh schon nahe dran zu kippen und dann würde es wirklich Probleme für den Blonden geben, was er nicht wollte.
 

~*~*~*~
 

Draco lachte leise und nahm den Tarnumhang dankbar an. Es war wirklich besser, wenn ihn niemand so sah... Und wenn sie niemand zusammen sah. „Du denkst an alles, was?“

Er tat ein paar Schritte Richtung Tür, um zu testen, wie er sich fühlte. Nicht gut...

„Komm mit drunter... Kann sein, dass ich mich... festhalten muss.“ Eine leichte Röte zog über seine Wangen. Diese Schwäche einzugestehen war nicht gerade einfach. Aber dem Schwarzhaarigen gegenüber konnte er es zumindest. „Und ehe du fragst: Nein, ich will nicht in den Schlafsaal gehen.“

Das wollte er tatsächlich nicht. Dort wäre er leichte Beute. Viel zu leichte Beute... Besonders für Pucey, der jegliche Schwächen seinerseits garantiert brühwarm an Warrington weitererzählen würde.

Warrington. Ab dem nächsten Wochenende würde der Blonde den Kampf an dieser Front also auch noch weiterführen müssen. Draco zwang sich, daran jetzt nicht mehr zu denken. Wenn er daran dachte, wo er überall seine Schlachtfelder hatte, wurde ihm ganz anders... Zuerst in sich selbst, wie er vorhin gelernt hatte, dann sein Vater – und mit ihm der Unnennbare, den er bisher aber sehr erfolgreich gedanklich aus seiner Hitliste verdrängte – dann Warrington und die anderen Slytherins... Wann würde es wohl zuviel werden?
 

~*~*~*~
 

Immer noch wortlos nickte Harry, nahm den Umhang wieder zurück und warf ihn über sie beide, dann hakte er Draco unter. Wenn er also wollte, konnte er sich auf ihn stützten und es würde einfacher so sein, unter dem Umhang zusammenzubleiben, so dass nicht zufällig irgendwann mal eines ihrer Beine zu sehen war. Die Uhr schlug halb neun. Eigentlich müsste Draco jetzt seine Runde gehen, aber wenn Dumbledore ihn heute dazu zwingen wollte, dann würde sich Harry mit Sicherheit mit ihm anlegen. Und das auch mit Freuden öffentlich.

Er öffnete die Tür und zog ihn mit sich hinaus. Langsam. Denn es könnte ja sein, dass jemand kam, der die Tür sich öffnen sah, ohne dass jemand herauskam… Doch der Gang war soweit leer. Glück für sie.

Nach links, immer schön darauf achtend, dass Draco mitkam, dann hinauf zur Treppe, die nach oben führte. An ihrem Fuß die Kleinen, die ganz offensichtlich auf Draco warteten…
 

~*~*~*~
 

Draco lehnte sich schon bei den ersten Schritten leicht gegen Harry. Er suchte die Nähe und nutzte zugleich die Möglichkeit, Kraft zu sparen...

Es war leer auf den Gängen. Als sie sich an seinem Fanclub vorbeidrückten, überkam Draco so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Insbesondere, als er dem Gespräch der Kleinen kurz lauschte.

„Wo bleibt Draco nur... Er müsste doch schon hier sein, oder?“ Zack war vollkommen hibbelig.

„Ob er uns vergessen hat?“ Rivers’ Augen glänzten höchst verdächtig. Auf seine Worte erhielt er von Marv eine schnelle Kopfnuss.

„Er vergisst uns nicht. Das würde er niemals machen!“

Autsch. Bei den dreien würde er sich also morgen entschuldigen müssen. Draco senkte den Blick, konnte eine gewisse Betroffenheit nicht verhehlen. Aber jetzt, jetzt hatte er wirklich keine Energie für sie. Beileibe nicht.
 

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„Sie vertrauen dir ganz schön.“, sagte Harry wenig später leise und mit leiser Bewunderung in der Stimme, als sie eine Treppe hinaufgingen, die ausnahmsweise ganz leer war, so dass man sie nicht hören konnte. „Meinst du nicht, du solltest ihnen sagen, dass sie nach Hause gehen sollen? Per Eule oder so?“

Er überlegte kurz. „Oder ich mach es. Sie können mich zwar nicht leiden… Aber es ist besser, als wenn sie von einem der anderen Vertrauensschüler erwischt werden und noch eine Strafe kriegen oder so.“ Vorsichtig blickte er zurück zu den munteren Würdenträgern.
 

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Draco grinste schief. „Ich weiß... Ist nur die Frage, ob ich das überhaupt verdiene.“ Er seufzte leise. Dann kam ihm eine Idee. Am Ende der Treppe schob er Harry - oder vielmehr taumelte gegen ihn und drängte ihn damit in diese Richtung - in eine Nische, wieder eine von denen mit einer Rüstung davor.

„Okay... Tu mir bitte einen Gefallen. Schleich dich an sie ran und ahme den Blutigen Baron nach. Wenn er sie in den Gemeinschaftsraum schickt, werden sie gehen... Ich fürchte, ich kriege das nicht hin. Mal abgesehen davon, dass sie mich erkennen würden...“ Draco lächelte schief. Die Erschöpfung war ihm nur allzu deutlich anzusehen. „Ich warte hier...“
 

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Harry starrte ihn an. Blutiger Baron? „Bist du fies.“, grinste er, aber er fand es durchaus amüsant. War ja nicht so, dass das keinen Spaß versprach. „Setz dich hin und warte. Ich bin sofort wieder da!“ Damit warf er sich den Umhang über. Das letzte, das von ihm zu sehen war, war das vorfreudige Glitzern in den grünen Augen.

Langsam näherte er sich den drei Würdenträgern. Wenn er es sich recht überlegte, dann wusste er gar nicht, wie er das anstellen sollte… Der Blutige Baron war groß, schwebte und war zudem noch sichtbar. Er hatte eine tiefe Stimme und einen unverwechselbaren Klang. Wie bitte sollte er diesen nachmachen? Das war für einen Jungen wie ihn doch wohl völlig unmöglich. Gab es denn…?

Er hatte noch nicht mal angefangen eine Alternative zu suchen, da kam ihm Gevatter Zufall in den Weg. Panisches Geschrei von der Treppe ließ ihn schneller laufen und zu eben jener hasten…

Peeves. Er war da. Und er warf Kreidstummel auf die drei Jungen, die mit lautem Geschrei auswichen. „Erstklässler stehen da und schnüffeln rum! Erstklässler gehören in ihre Betten! Erstklässler sollten schnellstens machen, dass sie wegkommen, sonst hole ich Filch.“ Wasser klatschte neben den Dreien zu Boden, als der Tafelwassereimer nach ihnen geworfen wurde.

„Wir können noch nicht zurück!“, rief Rivers. „Draco ist noch nicht da! Wir warten…“ Klatsch hatte er den nächsten Eimer auf dem Kopf.

Zack bekam Muffensausen. Immer weiter wich er vor dem tobenden Poltergeist zurück. Marv war zwar mutiger, aber auch er schien seine Chancen schwinden zu sehen.

Dann kamen Tafelschwämme geregnet. Und mit ihnen Sägemehl. Himmel, wo hatte Peeves das Zeug bloß her?

Aber der Poltergeist erfüllte seinen Zweck. Die drei Slytherins flohen.

„Wir können ja später wieder kommen!“, konnte er Marv noch hören.

Doch Rivers schüttelte den Kopf. „Willst du Draco böse machen? Wenn wir alleine um die Uhrzeit durch die Gänge wandern, wird er vielleicht sein Versprechen rückgängig machen!“

Harry grinste, als die Stimmen leiser wurden. Erfolgreich beendet, ohne etwas getan zu haben. Dank Peeves. Er hätte es sich wohl nicht unbedingt träumen lassen, dass dieser Geist ihm jemals wirklich helfen würde.

Immer noch leicht lachend ob dieser Absurdität kehrte er zu Draco zurück. „Auftrag perfekt ausgeführt.“, erklärte er grinsend, als er sich dem Blonden in der Nische näherte und vor ihm in die Hocke ging. „War zwar nicht ich, aber Peeves gibt sowieso einen besseren Schreckensgeist ab als ich!“ Wieder löste sich ein Gluckser, als er an die schockierten Gesichter dachte.
 

~*~*~*~
 

Draco sah noch kurz zu der Stelle, wo Harry gerade verschwunden war, dann ließ er sich langsam an der Wand zu Boden sinken, schloss die Augen. Er war so müde... so kaputt...

Er öffnete die Augen erst wieder, als er die Schritte hörte, die sich ihm näherten.

Schwach lächelte er auf Harrys Worte hin. „Gut...“ Er streckte Harry die Hand hin, wusste er doch ganz genau, dass er von allein Schwierigkeiten haben würde, auf die Beine zu kommen. Verdammt. Zuvor hätte er nicht geglaubt, dass einen eine psychische Grenzerfahrung so fertig machen konnte. Jetzt wusste er es genauer, als ihm lieb war.
 

~*~*~*~
 

Harry packte die Hand und zog ihn mit sich hoch. „Aber sie sind mutig. Sie wollten wirklich bleiben, um auf dich zu warten und Peeves Widerstand leisten!“ Irgendwo schwangen da ein bisschen Achtung und auch ein bisschen Fassungslosigkeit mit.

Den Rest des Weges zum Raum der Wünsche schafften sie ohne weitere Unterbrechungen. Sie mussten kurz warten, bis der Gang wirklich leer war, dann öffnete Harry aber die Tür. Die Tür zu dem Raum, den Draco damals kreiert hatte, als er sich schon einmal so schlecht gefühlt hatte. In sandfarbenen, weichen, braunen Tönen gehalten. War vielleicht besser, als der Raum, den sie mit Unterricht und damit irgendwo auch mit Snape verbanden.

Ohne zu warten, bugsierte er Draco einfach auf die Couch, dann warf er seine Umhänge über die Lehne und hockte sich vor die Feuerstelle, um das Feuer anzumachen. Er würde die Hitze zwar dimmen, aber Feuer war jetzt etwas, was er haben wollte…
 

~*~*~*~
 

Mehr oder weniger willenlos ließ sich Draco mitziehen. Ihm war, als wenn er langsam wegdämmerte. Das Geschehen wirkte seltsam irreal - bis er auf der Couch landete. Mit matten grauen Augen blinzelte der Blonde den Gryffindor an. Er war sich gerade nicht so sicher, wie er hierher gekommen war.

Der Slytherin lehnte sich auf der Couch zurück, versuchte ein wenig besser in die Realität zurückzufinden. Es gelang ihm mäßig. Zwar quälten ihn nicht mehr die Bilder der Vergangenheit, aber am Rande seines Gesichtfeldes waren sie noch immer irgendwie da... Lauerten, drohten. Und er bekam eine Ahnung davon, dass er diese Nacht wundervolle Albträume haben würde... Er zog die Knie an, ignorierte, dass er mit den Schuhen auf das Sofa ging - etwas, was er sonst unter allen Umständen vermieden hätte - und kauerte sich eng zusammen. Mühsam schlug er die aufkeimende Panik nieder.
 

~*~*~*~
 

Als Harry sich umdrehte und dieses Bild sah, wurde in ihm alles schwer. Schwerer als schwer. Was war es bloß gewesen, das ihn so tief erschüttert hatte? Was war es bloß gewesen, das diesen Abgrund geöffnet hatte? Und was konnte er tun, um ihn wieder zu verschließen?

Vorsichtig setzte er sich neben ihn und öffnete einladend die Arme. „Komm.“, sagte er nur leise.
 

~*~*~*~
 

Draco flüchtete sich in die Umarmung. Wieder etwas, das ihn selbst erschreckte. Doch heute, jetzt, nach diesem Ausflug in die Vergangenheit, war doch eh nichts mehr, wie es mal gewesen war... Und das bisschen Stolz, das ihm noch geblieben war, brauchte er, um die Trümmerstücke irgendwie zusammenzuhalten. Um nicht wieder zusammenzubrechen. Niemals wieder.

Er schmiegte den Kopf an Harrys Schulter, wurde sich erst jetzt bewusst, wie kalt ihm eigentlich war. Allein seine Finger... Sie erschienen ihm eisig, als er sie in Harrys Hemd grub.
 

~*~*~*~
 

Harry seufzte. Was hatte er nur gesehen, dass er so am Ende war?

Wieder diese Frage. Und er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Was war schlimmer, als den Tod seiner Eltern mit anzusehen? Was war schlimmer, als für den Tod eines Freundes verantwortlich zu sein?

„Du willst es mir nicht sagen, oder?“ Es war ein Versuch. Ein Versuch, zu ihm vorzudringen, eine winzige Hoffnung, dass er es verstehen könnte, wenn man ihn ließ… Leise strichen seine Finger durch das dichte, blonde Haar. Ganz weich war es. Ganz warm. Dabei waren die Hände so kalt…

Harry ließ dem Feuer mehr Raum. Sofort strahlte auch mehr Wärme ins Zimmer.
 

~*~*~*~
 

Die Frage... Irgendwie hatte er sie erwartet, darauf gehofft... Wollte er darüber reden? Ja... Um allem den Schrecken zu nehmen, und ganz egoistisch, um damit nicht allein zu sein...

„Ich weiß nicht, ob ich... die richtigen... Worte finde... Ob ich es... beschreiben kann.“, antwortete Draco leise. Seine Stimme war noch immer heiser. Unter seinen kalten Fingern konnte er Harrys Wärme spüren. Leben. Genau das, was er wollte. Doch dafür musste er diesen Dämonen ihren Schrecken nehmen.

„Ich dachte... ich bin auf Snapes Legilimentik vorbereitet. Selbstbeherrschung, Willenskraft... Kein Thema... Ich konnte mich kein bisschen aufbäumen... Kein bisschen wehren. Ich habe... unschöne Dinge gesehen... Aber das war... okay. Mehr oder weniger. Die Bilder kannte ich... Was ich nicht kannte...“ Draco stockte. „…war die Geschichte dieser dummen Narbe...“ Er brach ab, atmete tief durch und sammelte Kraft für die nächsten Worte.
 

~*~*~*~
 

Die Narbe… Wenn Harry die Augen schloss, konnte er sie vor sich sehen. Eine feine, weiße Linie ganz knapp unter dem Herzen. Snape hatte also auch bei Draco nach Narben gesucht…

Noch einmal seufzte er, tastete erneut nach seinem Zauberstab und beförderte mit einer stummen Geste Schokoladenkekse herbei, die er Draco unter die Nase hielt. Er hatte sich daran erinnert, dass das gegen einen Schock half, wenn man Schokolade aß… Gegen kalte Finger. Hatte es jedenfalls bei ihm immer. Vorhin ja auch…
 

~*~*~*~
 

Draco schüttelte stumm den Kopf. Nach Keksen stand ihm nun wirklich nicht der Sinn. Überhaupt nicht nach Essen...

„Ich habe sie meinem Vater zu verdanken...“ Gedankenverloren lösten sich seine Finger von Harrys Hemd, glitten über sein eigenes, direkt an die Stelle, wo sich diese Narbe befand. „Sie ist beinahe so alt wie deine... Nachdem der Unnennbare gefallen war... Kam sie offenbar zu ihm. Ich erinnere mich nur schwach an sie... Bellatrix... Lestrange, glaube ich. Sie sitzt jetzt in Askaban... Sie... sie fordert meinen Vater auf zu beweisen, dass er zu... Du-weißt-schon-wem steht, ihm die Treue hält. Sie fordert seinen Sohn, sie fordert mein Leben...“

Er brach erneut ab, konnte unter seinen Fingerspitzen sein eigenes Herz rasen spüren. „Er will es geben. Einfach so...“ In Draco krampfte sich erneut alles zusammen. „Wenn sie ihn nicht daran gehindert hätte, hätte er mich umgebracht. Sie hat ihm Einhalt geboten... Damit ich ein neuer Anhänger von dieser Schlange werde...“ Seine Hand verkrampfte sich um den dünnen Stoff, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. „Er hat mich damals schon verraten und verkauft, geformt und erzogen, um sein persönliches Geschenk an seinen Herrn zu kreieren.“ Dracos Stimme wurde bei diesen Worten kalt. Der Schmerz und der Schrecken wichen nicht, aber sie bekamen Begleitung von Kälte und Hass.
 

~*~*~*~
 

Die Worte perlten in seinem Kopf langsam herunter. Sie ergaben zuerst keinen Sinn. Es klang schrecklich. Schlimmer ging es gar nicht mehr. Aber Harry begriff das nicht so ganz. Warum sollte irgendwer von jemand anderem das Leben seines Kindes fordern, um Loyalität zu erkennen? Warum sollte jemand das Leben seines Kindes opfern wollen, um Loyalität zu zeigen? Es IHM schenken… der Gedanke war ihm vertraut, auch wenn er ihm nie gefallen hatte, es war irgendwie normal gewesen, dass die Kinder der Todesser eine Art Pfand und Nachfolger für die Eltern waren, aber es ganz opfern? Umbringen? Er konnte den Gedanken nicht greifen. Es war nicht verständlich. Was dachte ein Mensch, der ein Baby töten wollte?

Als es ihm bewusst wurde, weiteten sich seine Augen. Er hatte das Gefühl, das Voldemort empfunden hatte, doch gespürt. Er hatte die unbändige Freude, die Gier, den Genuss doch fühlen können! Er hatte ihn ganz klar neben der wärmenden Liebe seiner Mutter fühlen können! Den krassen Gegensatz zu allem!

Lucius Malfoy… genoss es, seinen Sohn umzubringen? Genoss er es etwa, Loyalität zu zeigen? Genoss er es, Loyalität zu zeigen, indem er Menschen tötete? Indem er… Draco tötete?

Angst keimte in seinem Herzen. Angst, die er nicht wirklich verspürt hatte, weil er davon ausgegangen war, dass Draco für seinen Vater so etwas wie ein unersetzliches Pfand war. Angst um sein Leben… Was, wenn er ihn tötete, wenn er ihn das nächste Mal sah? Dieses… Treffen musste unter allen Umständen verhindert werden! Unter allen Umständen! Mit allen Mitteln! Er wollte nicht, dass er starb! Gab es da nicht vielleicht einen Zauber, der Draco davon abhielt, dass er seinen Vater wiedersah? Er sollte Hermione danach fragen, sobald er sie wieder sah…

Unbewusst zog er Draco näher an sich. Sein Herzschlag war schneller geworden, seine Augen irrten durch die Flammen. Was, wenn er starb? Er würde das nicht ertragen! Er würde es nicht ertragen können, wenn er nicht mehr da war!

„Du darfst nicht sterben…“, flüsterte er gepresst. „Niemals!“
 

~*~*~*~
 

„Das habe ich nicht vor...“, raunte Draco leise, angerührte von dieser Sorge um ihn. Sie jagte ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken.

„Er wird dafür bezahlen. Für jede Kleinigkeit. Für diese Narbe. Dafür, dass er bereit gewesen ist, mich umzubringen. Und dafür, dass er von da an versucht hat, mich zu dem perfekten Gefolgsmann dieser Schlange zu formen... Und er wird sich noch wünschen, dass er mich damals wirklich getötet hätte.“ Der Stimme des Slytherins war blanker Stahl. Für einen Augenblick hatten sich alle Muskeln in seinem Körper angespannt, doch nun wich die Anspannung langsam wieder. Hier und jetzt würde er nichts tun können. Das würde warten müssen...

Aber zumindest war es ihm gelungen, die Scherben seines Selbst zusammenzufegen und wieder neu zusammenzufügen. Er würde Zeit brauchen, diese Wunden zu heilen, aber er hatte den Willen, es zu schaffen.

Draco seufzte leise und fuhr mit den Fingerspitzen über Harrys Hemd, zeichnete die Nähte langsam nach. Jetzt war er müde... Und er fühlte sich erleichtert, auch wenn es ihm zugleich auf eine seltsame Art ein schlechtes Gewissen bereitete, Harry damit belastet zu haben.
 

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Sicher, leiden wird er! Aber richtig!, stimmte Harry ihm zu, doch antworten konnte er nicht. Er wusste, dass seine Stimme gezittert hätte und er wollte das nicht. Weder dass Draco die Angst ihn ihm spürte, noch dass er die Wut wahrnahm, die sich in ihm manifestiert hatte.

Was für kranke Mensch… nein Monster waren diese Todesser eigentlich? Warum vergötterten sie jemanden, der Spaß am Töten hatte? Wie konnten sie selbst Freude am Töten haben? Wie konnten sie es wagen, den Tod als etwas zu nehmen, mit dem man Macht und Loyalität unter Beweis stellte? Wie konnten sie die Menschen zu etwas herabwürdigen, was Tiere noch unterbot? Wie konnten sie es wagen?

Und die anderen auch! Alle! Und Voldemort vorneweg! Zusammen mit diesem…

Nicht einen Moment hatte er lockerer gelassen und nur mühsam unterdrückte er das Zittern in seinem Körper, zwang sich zur Ruhe. Die einfachste Möglichkeit war, wieder damit zu beginnen, hin und her zu schaukeln. So wiegte er Draco wieder leicht, beruhigte sich damit selbst so gut es ging. Er versuchte sich auf den Jungen in seinen Armen zu konzentrieren, schaffte es. Er nahm wahr, wie der Körper träger wurde, auch wie er wärmer wurde, wie die Müdigkeit Einzug hielt. Auch bei ihm. Es war ein harter Tag gewesen. Ein sehr harter…

Irgendwann spürte er, wie tiefe Atemzüge die Ruhe des Jungen in seinen Armen verkündeten. Draco war tatsächlich eingeschlafen. Irgendwie… hatte er damit ja gerechnet… Er hatte es ihm gewünscht… Und er hatte es für sich gewünscht, denn er wollte nicht, dass Draco heute Nacht alleine war. Er wollte bei ihm sein. Er wollte ihn beschützen können, wenn die Angst zurückkam.

Aber dazu musste er vorher noch einmal weg…

Vorsichtig löste er sich aus der Umklammerung des Blonden und stand auf. Es war kurz vor Zehn. Kein Problem also, wenn er jetzt noch raus ging. Er würde ja nicht lange bleiben…

Er kramte kurz in seiner Tasche, holte Feder und zwei Pergamente heraus, dann verließ er so leise es ging den Raum.

Wenig später erreichte er die Eulerei. Es dauerte nicht lange, bis er in kurzen Sätzen erklärt hatte, dass er heute nicht in den Gemeinschaftsraum zurückkehren würde und auf etwaig verlorene Hauspunkte keinen Wert legte, dann schickte er Hedwig mit dem Brief zu Hermione.

Dann schrieb er noch einen zweiten Brief. Es war ein kurzer, möglichst höflicher Wortlaut:

‚Sehr geehrter Professor Dumbledore,

ich schätze, Sie wissen bereits darüber Bescheid, aber Draco wird am heutigen Abend seinen Pflichten als Vertrauensschüler nicht mehr nachkommen können. Ich werde ihn auch nicht mehr wecken, um ihn zu den Slytherins zurückzubringen. Ich weiß, dass Sie es ohnehin herauskriegen, deshalb schreibe ich Ihnen. Ich will nicht, dass Sie diese Schuld wieder Draco zuschieben. Wenn Sie jemanden dafür rügen oder bestrafen wollen, dann mich.

Hochachtungsvoll, Harry Potter.’

Er schickte eine der Schuleulen los, nachdem er sich die kurzen Zeilen noch einmal angeschaut hatte. Nicht wirklich höflich, denn er machte damit deutlich, dass ihm die Autorität des Schulleiters ziemlich egal war, aber das machte ja nichts. Schließlich ging es um Draco…

Nachdenklich kehrte er zurück. Noch auf dem Gang machte er sich Gedanken. Draco hatte von Rache gesprochen. Er wollte sich an seinem Vater genauso rächen, wie er sich an Voldemort und dem Rest der Todesser…

Ob er ihm helfen würde? Damit er diesen Weg nicht ganz alleine gehen musste? Denn ob er es zugeben wollte oder nicht. Er hatte Angst davor. Und wie.

Leise öffnete er die Tür. Er würde ihn bei Gelegenheit fragen. Vielleicht wenn etwas Zeit vergangen war, wenn Gras über die Sache gewachsen war. Er würde ihn fragen, ob er ihm helfen würde…
 

~*~*~*~
 

Draco war tief und fest eingeschlafen und merkte gar nicht, dass Harry ging.

Doch dann kamen die Träume... Noch einmal erlebte er seine Erinnerungen, noch einmal zwang ihn Snape, der Vergangenheit ins Gesicht zu sehen. Wieder und wieder.

Und dann... kamen sie wieder. Sie und er.

Schmerz durchfuhr seine Brust. Angst überflutete ihn, Angst um sein Leben. Und diesmal, diesmal gebot Bellatrix seinem Vater keinen Einhalt... Der Schmerz wurde unerträglich. Er konnte spüren, wie sein Leben mit dem heißen Blut aus seinem Körper floss. Er sah nichts mehr, als diese kalten grauen Augen...

Draco fuhr mit einem Schrei aus dem Schlaf hoch. Sein Herz raste. Verwirrt sah er sich um. Wo war er? Wo zum Merlin war er? Desorientiert wanderten seine Augen durch den Raum. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt und nur ein Rest Glut verbreitete noch Licht. Das Sofa... Harry? Wo war Harry?

Draco richtete sich langsam auf, fühlte sich auf einmal unglaublich einsam und spürte, wie die Panik wieder kam.

Doch dann... die Tür ging auf. Diesen wirren Haarschopf würde er wohl auf ewig wieder erkennen. „Lass mich heute Nacht nicht mehr allein...“, sagte er leise, zog die Beine an und kam sich unglaublich jämmerlich vor. Aber Einsamkeit... Das war das letzte, was er gerade ertragen konnte.
 

~*~*~*~
 

Erschrocken sah Harry auf, erfasste in Sekunden, was geschehen sein musste, dass da eine Wiederholung gewesen sein musste. Ein Traum der Ereignisse, eine fürchterliche Wiederholung dessen, was er erlebt hatte, schlimmer noch, weil die Vernunft dem kein Einhalten mehr bot. Er kannte das zur Genüge…

Schnell eilte er zu ihm hin und um die Couch herum, nahm ihn in die Arme. „Keine Sorge.“, flüsterte er leise in das blonde Haar. „Deswegen war ich ja weg. Ich bleibe heute bei dir. Ich gehe nicht wieder weg.“

Sachte wiegte er den zitternden Leib und ließ sich ganz langsam neben ihn auf die Sofakante sinken. „Ich bin da. Immer, wenn du das willst… wenn du mich brauchst.“
 

~*~*~*~
 

Draco schmiegte sich mit einem erleichterten Lächeln in diese Umarmung. Er war schon so abhängig... So erbärmlich abhängig von diesem Jungen...

„Danke...“, wisperte er leise, schlang die Arme um Harrys Taille und schloss wieder die Augen. Er war so müde... Aber dennoch... Er zwang sich dazu, den Gryffindor noch einmal anzusehen. „Hast du es bequem? Nicht, dass...“ Er lächelte schief. „Nicht, dass du dich verdrehst oder sonst was...“
 

~*~*~*~
 

Harry lachte. Bequem?

Er hob seinen Zauberstab und ließ das zweite Sofa heranschweben, dass die Lehnen sie zu beiden Seiten einschlossen. Dann grinste er. „Du hast nicht zufällig eine Katze unter deinem Umhang versteckt, damit wie ein Kissen draus machen können?“
 

~*~*~*~
 

Draco musste lachen. Das nannte man praktisches Denken und Nutzen von Verwandlungen... „Nein, aber du kannst den Läufer vor dem Kamin missbrauchen. Reicht vielleicht auch noch für eine Decke...“
 

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„Wir sollen eine Katze draus machen?“, fragte Harry witzelnd, ließ den Läufer sich aber zusammenrollen und sich an das von ihm bestimmte Kopfende legen. Dann holte er den Tarnumhang heran.

„Hey, wann hast du das letzte Mal ohne Beine geschlafen?“, fragte er und zog Draco mit sich auf die Liegefläche hinunter, während er den Umhang seines Vaters über sie beide zog. Er war sich sicher: Hätte James noch gelebt, er hätte Draco sicherlich ein bisschen von der Liebe abgegeben, die ein Vater für seinen Sohn empfand… empfinden sollte. Oder auch konnte… wie auch immer.

Er zog den Blonden an sich.
 

~*~*~*~
 

Draco lachte noch immer leise, während er von Harry in den Arm gezogen wurde. Dann wurde er schlagartig wieder ernst. Einschlafen... Das hieß, dass erneut Träume kommen konnten... Verdammt, war sein Unterbewusstsein die letzten Jahre wirklich so abgestorben gewesen, dass er nie irgendetwas Böses geträumt hatte? Anscheinend... Aber jetzt musste es sich natürlich mit voller Macht entladen...

„Ich hoffe, du bist ein guter Traumfänger...“, murmelte der Slytherin leise, während er seinen Kopf auf Harrys Schulter bettete und die Augen schloss. Den freien Arm legte er Harry auf die Brust, die Fingerspitzen so, dass er den Herzschlag des Gryffindors genau spüren konnte.
 

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„Ich werde mich bemühen.“, gab Harry plötzlich ebenso ernst zurück. „Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich bisher eher keine Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt habe… Nur auf dem empfangenden Seite… Da hast du mir vor ein paar Tagen mal geholfen…“

Er seufzte, drückte seine Nase in das blonde Haar und sog den Geruch ein. Davon würde er wahrscheinlich nie genug bekommen. Vielleicht war er ja süchtig danach… Es würde ihn nicht wirklich stören, wäre es so.

„Ich werde dich wecken, wenn du träumst, bevor es schlimm werden kann, ja?“, versprach er leise. Mehr konnte er nicht tun. Er kannte keinen Zauber, der für traumlosen Schlaf sorgte. Wenn, dann hätte er ihn längst benutzt.
 

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„Okay...“ Draco lächelte schmerzlich. „Danke...“ Mehr als sich bedanken konnte er gerade nicht. Und deswegen fühlte er sich noch etwas hilfloser... Aber sobald es ihm möglich war, wollte er Harry mehr zurückgeben. Er wusste nicht wie, aber er würde etwas finden...

Seine Fingerspitzen strichen über das Hemd, fuhren langsam nach oben, tasteten über den Kragen, fanden die weiche, warme Haut von Harrys Hals. Dort ließ er sie ruhen, spürte dem Gefühl von Wärme und Lebendigkeit genau nach. Das war sein Anker...
 

~*~*~*~
 

Harry schloss die Augen. Es kribbelte in seinem Bauch bei der zarten Berührung, aber es war noch lange nicht so schlimm wie das erste Mal. Oder wie in dem Sturm. Es war träge. Es war nicht viel mehr als angenehm. Sehr angenehm.

Er seufzte wohlig, ließ seine eigene Hand über Dracos Hals streicheln, die Nackenhaare kraulen. Er liebte dieses Gefühl von weicher, kühler Seide auf der Haut. Wenn möglich wollte er das nie wieder missen…
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Was hat dich so zerrissen,

was hat dich so verletzt,

was hat dich und dein Leben,

und dein Herz so zerfetzt?

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------
 

Shirokko:

*sniff*

Armer Draco…

So ein blöder Dad. Ich…

*wiederintränenausbrechundbeiabbyschutzsucht*

Ich hasse ihn! *anklagendaufihnzeig*
 

abranka:

...Lucius dürft ihr jetzt definitiv alle hassen.

Das war so hart, Draco zu schreiben... Hat weh getan...

*seufz* Armer Kerl... Nur gut, dass er Harry hat...



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  Little-Miss-Liddell
2014-05-03T20:35:19+00:00 03.05.2014 22:35
Sehr emtotional. Das ist also der Ursprung der Narbe, eine sehr traurige Geschichte. Ich finde es zudem toll das Snape irgendwie Gefühle gezeigt hat. Ich bin wirklich froh, dass Harry für Draco da ist, nicht auszumalen, was passieren würde, wäre er alleine. Ein sehr schönes Kapitel.

Lg Miss Liddell
Von:  Kankuro-chan
2011-08-06T14:38:54+00:00 06.08.2011 16:38
auch echt üble sache...
weil das mein erster komme zur ff ist: sau geiler schreibstiel gefällt mir sehr sehr gut.
Aber ich muss auch leider entäuschen... Da ich ein persönlich ein echtes Fabel für Arschlochcharaktere habe kann ich Lucius leider nicht hassen ^^°
Aber natürlich tut mir Draco total leid...
Draco und Harry zusammen sind echt liebe *quietsch*
und Snape ist auch toll..
Von: abgemeldet
2008-02-24T01:37:04+00:00 24.02.2008 02:37
Guten Morgen... ganz früh am morgen. XD
Komm grad von Arbeit, deswegen musste ich gleich nochmal reinschauen. Ich bin noch so wach. *smile*

Also... das, was die Gryffindors da treiben und planen und wie sie sich verschwören, das macht mir schon ein wenig Angst und gibt mir zu denken.
Mein Gott... wie schnell Menschen aufhören an das Gute im Menschen zu glauben, wenn er einmal etwas falsch macht, jemanden tötet, was Harry ja definitiv nicht getan hat.
Wie alt sind sie jetzt? 15? Normalerweise hört man da doch langsam auf, sich von Vorurteilen benebeln zu lassen, aber diese Weiber und Kerle da scheinen dass nicht so wirklich getan zu haben.
Jedenfalls schwahnt wir echt Übles.
*augen verdreh*
Ich könnt sie jetzt schon schlagen. Aber Harry steht ja zum Glück nicht allein und wenn Neville auch nur andeutungsweise irgendwie einen Arsch in der Hose hat, dann warnt er Harry, wenn ihm was zu Ohren kommt, oder aber wenigstens Hermione. *kopf kratz*
Aber auch daran glaube ich gar nicht mehr wirklich. Neville mag in manchen Situationen ein held sein, aber wenn er allein gegen andere steht und sich auf die 'Seite des Gehassten stellt... ich glaub soviel Mut hat er dann doch nicht. Am Ende hat er wieder die Stimme seiner Oma im Kopf oder so~
*kopf schüttel*
Na egal... ich will mich da gar nicht so lange aufhalten. XD
DEr restliche Teil war ja um einiges interessanter.

Also erstmal haben mich diese tollen Begriffe umgehauen, die Snape da einfach mal ablässt. Okklumentik und Legitimentik. Da ich ja Latein hab, finde ich sehr interessant, dass man die Worte sogar richtig deuten kann. Okklumentik ist daher die Lehre in die Gedanken anderer zu schauen, weil okular ja gleichzeitig Linse ist oder Lupe. Nur bei Legitimentik tu ich mich etwas schwer. Etwas legitimieren heißt ja soviel wie etwas erlauben, aber ich mein... wer lässt sich schon gern in den Gedanken herumlesen? *lol*
na egal... jedenfalls sehr interessante Fächer. Naja... Zusatzfächer trifft es wohl eher. *smile*

Nur was diese zauber bewirken und hervorrufen gefällt mir nicht. Aber ist ja auch klar. Snape fühlt nach dem Negativen, dem absolut Bösen in den beiden Kerlchen.
Genau genommen könnte man doch sicher auch freudige Erinnerungen hervorrufen eh Und nicht nur die schlechten. Hätte Snape das mal gemacht um die beiden zu beruhigen, aber naja... das wäre dann wohl doch zu unsnapisch gewesen. *lach*
Jedenfalls finde ich die Geschichte zu Dracos Narbe sehr tragisch. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet, aber je länger ich darüber nachdenke, desto simpler erscheint es mir. Klar... Lucius würde doch alles für Voldemort tun. >_<
Aber sogar seinen eigenen Sohn zu opfern... boah... ich komm da gar nicht drüber weg. In diesem Mann ist ja wirklich nicht mal ansatzweise ein Funken von Vater. Keine Liebe, keine anderen Gefühle... nichts. Nur bedingungslose Treue für einen, der ihn sofort töten würde, wenn er auch nur daran denken würde und Gefallen an dem Gedanken findet. Aber naja... soweit denkt wohl keiner der Totesser. *nick*
Jedenfalls finde ich es schlimm und kann nachvollziehen, dass es das ist, was Draco vielleicht im inneren auch so zu schaffen gemacht hat. Diese nwissenheit was die Narben angeht.
Ich würde da wohl auch weinen.
Bei ihm wirkt es nur so ungewohnt, aber es ist nachvollziehbar und wieder kann man froh sein, dass Harry ihm zur Seite stand.
Zusammen schaffen sie das. Ganz bestimmt.

jenki
Von: abgemeldet
2007-09-27T12:17:58+00:00 27.09.2007 14:17
*mitheul*Taschentücherrumreich*
Das war doch echt unglaublich. Herzzerreißend. Übernehmt ihr die Verantwortung für mögliche Herzinfarkte?
Aber zum Anfang des Kapitels: WAS HABEN DIE GRYFFIES VOR? Und worum ging es überhaupt? Ich hab das nicht so richtig mitbekommen. Ging es um Harrys Vorhersage um Percy und seinen darauffolgenden Tod? Das wäre meine einzige logische Erklärung.
Snape war böse. Wirklich böse. *aufdiefingerhau* Wir kann er es wagen Draco-Baby so durcheinander zu bringen? *schnief* Das war richtig gemein.
Und genial! Ein super Einfall. Wirklich klasse. Beide Daumen hoch. Weiter so, ihr beiden.
*knuddelz*
Cu, Katzi :-)
PS: Und Lucius ist sowieso ein Arsch.
Von:  Yujianlong
2007-09-24T16:56:09+00:00 24.09.2007 18:56
Das Lied ist super! Passt perfekt. Schwirrt mir schon seit einigen Tagen im Kopf herum.. O.o
Verschwööööörung gegen Harry! >.< Ich kill die Typen wenn sie das echt machen!
Sagt mal, was ihr Draco da antut... Ist das nicht gegen sämtliche Menschenrechte??! o.ô

Ach und Dracoo~ Wenn du Harry etwas zurück geben willst, ich hab da einen sehr guten Vorschlag! *g*
Von:  Luci-Maus
2007-09-10T18:13:24+00:00 10.09.2007 20:13
schnnnnnnnnnnnnnnniiiiiiiiiieeeeeeeefffffff!!! ;_;

Armer Dray, der hat mir dieses mal soooo richtig leid getan, hab richtig mitgelitten. Aber Harry war toll, war echt süß, wie er sich um seinen Schatz gekümmert hat und ich wäre echt enttäuscht gewesen, wenn die beiden danach die Nacht nicht gemeinsam verbracht hätten, aber das haben sie ja ^^

Hoffe, dass die beiden sich im nächsten Kapi noch näher kommen und es endlich mal zu einem Kuss kommt. *hinterhältig und vor vorfreude grins*

Freu mich schon riesig aufs nächste Kapi und hoffe ich bekomme wieder eine Nachricht, danke übrigens. ^.^
Macht weiter so!! ^^

Bye, Luci
Von:  Engelchen_Fynn
2007-09-10T08:48:18+00:00 10.09.2007 10:48
*suchenddurchWohnungschleich*
*BaseballschägerhinterdemKühlschrankfind*
*BaseballschlägernehmundzuLuciusMalfoygeh*
*LuciusmitSchlägergrünundblauhau*
*nick*
*sichjetztbesserfühlt*

...
...
...

Armer Draco!!!!!!!!!!!
*inTränenausbrech*
Wie kann man nur so ein Vater sein??!!
*nochmalgehundihnverhau*

Ein wirklich super Kapitel, auch wenn mir Draco echt wahnsinnig leid tut.... *heul* *indenArmnehm*
Von: abgemeldet
2007-09-10T08:36:31+00:00 10.09.2007 10:36
Ok jetzt hass ich Lucius definitiv!
Wie kann man nur? Ich schließe mich Harrys Gedanken über die Todesser an.
Da hat Snape bei den beiden ja in alten Wunden gegraben *wie fies* ;)
War aber nett, dass er die beiden alleine gelassen hat.
Welchen Fehler hat Harry denn getan? Evtl. weil er ja eigentlich vielleicht doch, unbewusst, die Stimme seiner Mutter hören wollte und sich nicht so sehr dagegen gewehrt hat.
Bin ja schon neugierig was Dean und der Trupp mit Harry vorhaben, wenn sie nicht mehr mit ihm sprechen ist es ja auch nicht gerade soviel mehr wie jetzt, denn richtig sprechen tut ja auch keiner mit ihm, außer seiner Freunde, versteht sich.
Das nächste Kapitel wird mit Spannung erwartet *g*.
Bis dann
Rowan ;)
Von:  Merylex
2007-09-09T19:30:06+00:00 09.09.2007 21:30
draco tut mir leid.
aber er war noch nie so anschmiegsam, hat also auch was gutes.
wann reissen die sich endlich die Kleider vom Leib und rollen knutschend über den Boden? (jammer).
hab noch ne frage, weiss nicht ob es schon erwänt wurde, oder so.
Hast du vor Sirius oder regulus auch auftauchen zu lassen?
cu eure glu

Von: abgemeldet
2007-09-08T15:35:29+00:00 08.09.2007 17:35
zimlich traurig,wenn ich das mal erwähnen darf,aber dennoch gut geschieben *smile*
´draco tut mir leid,dass er so leiden muss und dafür würd ich seinen vater am liebsten verfluchen*frechgrins* aber ich finde es gut,dass er,trotz das er so verletzt ist, harry an sich heran und sich so helfen lässt...
ich weiß momentan hat harry andere dinge im kopf,aber ich würde mich sehr für ihr freuen,wenn draco irgendwann seine libe erwieder würd...
die beiden sind nicht nur einfach total süß,sondern passen auch sehr gut zusammen,helfen und ergänzen sich...

auch dieses lieb passt seih gut *smile*
weiter so*grins*
bis dann*knuddel*


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