Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Kettenreaktion Lucius Malfoy ---------------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 28: Kettenreaktion Lucius Malfoy Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Linkin Park - Numb. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 28: Kettenreaktion Lucius Malfoy Es war Montagmorgen und Hermione hatte Harry kurzerhand zum Essen geschleift. Mit tatkräftiger Unterstützung hatte sie ihn aus dem Bett und anschließend in die Große Halle gezwungen, jetzt saß sie vor ihm und starrte ihn in Grund und Boden, damit er etwas zu sich nahm, was er gestern schon den ganzen Tag verweigert hatte. Abgesehen davon, dass er am gestrigen Tage erst am Nachmittag wieder aufgefunden wurde. Von Ginny, die die Zwillinge und Ron geholt hatte. Er hatte gelächelt und gesagt, er wäre spazieren gewesen. Man hatte ihm nichts angesehen. Keine Tränen, kein nichts, aber er war anders als sonst. Ernster. Nicht mehr so sehr geistig anwesend wie sonst. Und er hatte immer gelächelt, sodass Hermione allmählich ihren Weg hinter die Maske fand. Harry war nicht so unbeschwert, wie er immer alle glauben machen wollte. Auch jetzt lächelte er und trotzdem bestand Hermione darauf, dass er etwas aß. Sie ließ einfach nicht locker… Mühsam schluckte er die Cornflakes herunter. Er wollte sie nicht essen. Ihm war schlecht. ~*~*~*~ Draco wachte mit höllischen Kopfschmerzen auf. Er blieb liegen und starrte an die Decke seines Himmelsbetts. Er wollte gar nicht aufstehen. Am liebsten würde er den ganzen verdammten Tag schlafen... Es war doch erst sechs Uhr... Aber Montague hatte gestern darauf bestanden, dass sie diese Laufeinheit jetzt mindestens alle zwei Tage wiederholten und Blaise machte im Bad soviel Krach, dass es vollkommen unmöglich war, weiterzuschlafen. Müde stand Draco auf und zog sich an. Duschen konnte er nach dem Laufen. Gemeinsam mit Blaise ging er nach draußen, wobei der Schwarzhaarige pingelig darauf achtete, nicht mehr als ein kurzes „Guten Morgen“ von sich zu geben. Insgeheim war Draco für diese Schweigsamkeit dankbar. Er brauchte gerade niemanden, der versuchte, mit ihm zu reden. Er konnte ja noch nicht einmal genau sagen, was mit ihm los war. Er fühlte sich beschissen, fast als wenn er einen Kater hatte. Dumm nur, dass er sich nicht betrunken hatte. Dann hätte er am Sonntag nämlich wenigstens so etwas wie süßes Vergessen gefunden... Aber selbst das blieb ihm ja verwehrt. Am See angekommen, trabten sie direkt los. Der Rest des Teams würde noch eintrudeln. Montague hatte sie bereits erwartet, Crabbe und Goyle waren unweit hinter ihnen. Draco genoss es, wieder zu laufen, selbst, wenn er dazu gerade überhaupt keine Lust hatte. Aber es pustete ihm den Kopf frei. Und wenn er seine unterschwelligen Aggressionen schon jetzt loswerden konnte, umso besser. Pucey und Cassandra waren nicht zum Training erschienen, was Montague mit finsterer Miene zur Kenntnis genommen hatte. „Dann laufen die beiden heute Nachmittag.“, knurrte er, während sie zu fünft vollkommen durchgeschwitzt zum Schloss zurückgingen. Die Zeit reichte gerade noch zum Duschen und Frühstücken, ehe der Unterricht beginnen würde. Und zumindest der Teil im Bad verlangte recht gutes Timing, um nicht unnötig Zeit zu verplempern. Langsam fühlte sich Draco etwas entspannter, vor allem, nachdem eine heiße Dusche seine verkrampften Muskeln gelockert hatte. Seine Kopfschmerzen hatten auch deutlich nachgelassen. Zum Glück. Pomfrey würde ihn killen, wenn er wieder auf der Matte stand. Die Tasche unter dem Arm, die Haare vom Duschen noch feucht und Blaise an seiner Seite betrat er die Große Halle. Am Slytherintisch machte sofort sein neuer Fanclub auf sich aufmerksam. Entnervt verdrehte er die Augen, schenkte den Kleinen jedoch ein knappes Lächeln. Ein Unmensch war er ja nun auch wieder nicht. Sie hatten sich nur wirklich den vollkommen falschen Helden ausgesucht. ~*~*~*~ Es war der Moment, wo Hermione das Nachsehen hatte. Als Draco die Große Halle betrat, rastete in Harry etwas ein, was von außen niemand bemerkte. Sein Herz machte Zicken, seine Eingeweide zogen sich zusammen und seine Finger kribbelten, wurden feucht. „Ich habe etwas vergessen!“, sagte er, erhob sich fließend und ging, bevor ihn jemand aufhalten konnte. ~*~*~*~ Draco ließ sich gerade auf seinen Platz neben Pansy fallen, als an dem Gryffindortisch jemand aufstand. Unwillkürlich hob er den Kopf und schaute hinüber. Harry. Er ging. Der Blonde runzelte leicht die Stirn. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass das etwas mit seinem Eintreten zu tun hatte... Aber vermutlich bildete er sich das einfach nur ein. Mit sogar einigermaßen vorhandenem Appetit aß er sein Müsli und danach sogar noch ein Brötchen. Das frühe Ausdauertraining machte definitiv hungrig. Für mehr Frühstück blieb keine Zeit. „Komm, wir müssen... McGonagall killt uns sonst. Und deine drei Fans müssen auch in ihren Unterricht.“, sagte Pansy schließlich und stand auf. Draco warf daraufhin den drei Erstklässlern nur einen kurzen Blick zu und diese flitzten aus der Großen Halle. „Ohne ein Wort zu sagen. Ich bin beeindruckt.“ Blaise zog eine Augenbraue hoch. „Ausstrahlung.“, antwortete Draco trocken. Pansy und Blaise warfen sich nur stumme Blicke zu. Der Blonde hatte offenbar keine Ahnung, wie seine Ausstrahlung heute aussah. Er wirkte wieder so düster und ablehnend... So, als wenn er nahezu die ganze Welt von sich aussperren und auf Abstand halten wollte. Schweigend schritten sie durch die Gänge bis zu ihrem Klassenraum. Die Gerüchteküche überschlug sich mal wieder, doch das wurde gekonnt ignoriert. Zu Verwandlungen waren sie gerade eben noch pünktlich. „Bitte keine Schildkröten heute...“, murmelte Blaise leise flehentlich, während er sich auf seinen Stuhl setzte. ~*~*~*~ Harry hatte aufgesehen, als die Slytherins eingetreten waren, einfach nur, weil er wissen wollte, wann er tatsächlich wieder mit ihm konfrontiert werden würde. Gleich danach senkte er den Blick und schrieb weiter an dem Brief an Sirius, den er zwischenzeitlich angefangen hatte. Konzentrieren konnte er sich aber nicht mehr. Sein Herz schlug wie verrückt… Es war schon nicht mehr normal und konnte unmöglich gesund sein. Was war die Liebe überhaupt? Er hatte immer gedacht, es wäre etwas Schönes, wo man glücklich war und auf Wolke Sieben schwebte, aber das hier… Es war ein einziger Krampf… Kampf. Es war schlichtweg schrecklich. Hermione neben ihm fragte etwas und als er aufsah, deutete sie pikiert auf seinen Topflappen vor ihm, den er wohl verwandeln sollte. Wann war der nur da hingekommen… Er hatte es gar nicht bemerkt. „In was?“, fragte er freundlich und sie rollte mit den Augen. Und dann schickte sie ihm einen so mitfühlenden Blick, dass sich ihm beinahe der Magen umgedreht hätte. Wie konnte es sein, dass sie ihn verstand, obwohl sie wusste, um wen es ging? „In eine Schildkröte. Na komm schon, du hast das doch letztes Mal auch geschafft!“ Sie stupste ihn an und er nickte leise. Schnell tat er, was sie verlangte und wollte sich wieder seinem Brief widmen, da schüttelte sie den Kopf. „Pass wenigstens ein bisschen auf!“, flüsterte sie ermahnend. „Wozu?“, gab er lahm zurück. „Wozu nutzt mir dieser Zauber? Die Viecher sind doch nicht einmal gefährlich? Sie nützen mir nichts!“ „Das solltest du nicht zu laut sagen.“, sagte sie. „Schildkröten können böse beißen und lassen dann auch nicht mehr los, wenn sie einmal was zwischen den Kiefern haben!“ „Ja, aber sie kommen nicht an dich ran. Die sind zu lahm!“ Von vorne ertönte ein schmerzerfülltes Jaulen von Lavender. Sie war wohl nicht schnell genug gewesen. „Da hast du es.“ Hermiones Lippen verzogen sich zu einem leicht sadistischen Grinsen. „Es gibt immer Leute, die noch langsamer sind und sich beißen lassen… oder sie unterschätzen die Tiere, ganz genau wie du.“ Es brachte auch Harry zum Grinsen, als er sich vorstellte, wie Voldemort oder seine Schergen vor den Schildkröten flohen, die sich überall an ihnen festgebissen hatten. Er lachte sogar einmal kurz. Bis sein Blick wieder auf Malfoys Rücken fiel und er daran erinnert wurde, warum er sich so schlecht fühlte. Es war einfach nur zum Davonrennen! ~*~*~*~ „Schildkröten..“ Blaise stöhnte auf. „Warum nur Schildkröten?“ Er vergrub das Gesicht in den Händen. „Um dich zu ärgern. Warum sonst?“ Pansy verdrehte die Augen und konzentrierte sich auf ihren Topflappen. Draco tat es ihr gleich, doch während Pansy recht problemlos den Spruch von der letzten Stunde abwandeln und den Topflappen verwandeln konnte, klappte bei ihm gar nichts. Sein Topflappen bekam Füße. Das war es auch. „Mr Malfoy, konzentrieren Sie sich!“, forderte ihn McGonagall auf. Draco seufzte leise. Das war eindeutig schwieriger, als sie dachte. Sein Kopf war so voll... und zugleich doch leer. Nächster Versuch. Er verzauberte versehentlich den Stuhl von Crabbe, der eine Reihe vor ihm saß. Daraufhin bekam auch der Stuhl Füße und versuchte weglaufen. Im Schneckentempo – wie eine Schildkröte eben auch. Draco schloss die Augen. Wunderbar... Gab es noch mehr Desaster, die er abbekommen konnte? Wenn ja, dann war jetzt wirklich ein guter Zeitpunkt dafür. Die Tür zum Klassenraum schlug mit einem lauten Klatschen gegen die Wand. McGonagall wirbelte, mitten aus ihrer Konzentrationspredigt für Draco gerissen, herum. Filch stand in der Tür. „Tschuldigung...“, murmelte er und fügte dann deutlich lauter hinzu: „Dumbledore schickt mich.“, erklärte er, während seine Augen über die Schüler huschten. „Malfoy soll mit mir kommen.“ Draco war überrascht. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er ausnahmsweise nichts angestellt, was ihm zu einem Ticket in Dumbledores Büro hätte verhelfen können. Aber es passte zu den Desastern. McGonagall nickte ihm auffordernd zu. Damit war wenigstens eine Zauberkatastrophe weniger im Unterricht. Blaise und Pansy sowie die anderen Schüler starrten ihn an. Er zuckte leicht die Schultern, um zumindest seinen beiden Sitznachbarn anzudeuten, dass er keine Ahnung hatte, worum es ging, dann schob er seine Schulsachen in die Tasche, stand auf und schulterte sie. Als er am Tisch des Gryffindortrios vorbeischritt, bedachte er Harry mit einem kurzen Blick. Die Augen der anderen Schüler folgten ihm, bis er aus der Tür verschwunden war. Neben Filch ging der Blonde über den Korridor und warf dem Hausmeister immer wieder einen Blick aus dem Augenwinkel zu. Wenn es um eine Strafe oder so etwas ginge, dann wäre Filch viel aufgekratzter und begeisterter gewesen. So machte er vielmehr den Eindruck eines Handlangers, der losgeschickt worden war, um kurz etwas zu erledigen. „Worum geht es denn?“, erkundigte sich Draco schließlich. „Leider nichts weiter.“ Filch seufzte theatralisch und sichtlich enttäuscht. „Sie haben Besuch.“ Besuch... Nur ein einziger Mensch in der ganzen verdammten Zaubererwelt würde es wagen, mitten während der Unterrichtszeit hier in Hogwarts aufzutauchen und darauf zu bestehen, ihn zu sprechen. Draco sammelte sich innerlich. Das war eine Konfrontation, die er sich nun wirklich nicht gerade gewünscht hatte. „Bitte sehr, Mr Malfoy.“ Filch blieb neben der Tür zu einem leeren Klassenraum stehen, verneigte sich linkisch und mit einem spöttischen Funkeln in den Augen, dann eilte er davon. Langsam trat Draco ein. Dort war er. Die hochgewachsene Gestalt Lucius Malfoys stand am Fenster. Der Mann mit dem weißblonden Haar blickte nach draußen und wirkte gereizt darüber, dass man ihn hatte warten lassen. „Vater…“, sagte Draco leise und schritt auf ihn zu. Malfoy Senior wandte den Kopf und musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Schleich dich nicht an mich heran.“ Draco senkte leicht den Kopf und riss sich innerlich zusammen. Keine Schwäche vor diesem Mann, sondern die perfekte Maske. Nichts anderes. „Hier. Deine Mutter hat mir deine Sachen mitgegeben.“ Lucius Malfoy drückte seinem Sohn ein Paket in die Hände. „Danke.“ Lucius winkte ab. „Was genau ist bei diesem Unfall geschehen?“ Draco zuckte mit den Achseln und sah wieder auf. Das hatte er doch schon geschrieben. „Potter und ich haben uns duelliert. Und dann gab es diese Explosion... Ich schätze, Tonks hat irgendetwas angestellt. Sie macht ständig komische Dinge und alles geht bei ihr schief.“ „Hm... Ich werde mit Dumbledore über sie reden. Genauso über diese... Rüge. Das kann für einen Malfoy nicht angehen!“, kam die herrische Antwort. „Was ist mit Snape?“ „Nichts weiter...“ „Du hast nachsitzen müssen. Ein Malfoy. Bei dem Hauslehrer von Slytherin! Das ist ungeheuerlich!“ „Dann solltest du vielleicht auch mit Dumbledore über Snape reden... Oder mit Snape selbst...“, murmelte Draco leise. Der Lederhandschuh seines Vaters traf ihn schmerzhaft auf der Wange und hinterließ einen roten Abdruck auf der hellen Haut. „Wage es nicht, in diesem Ton mit mir zu reden!“, zischte der blonde Mann und funkelte seinen Sohn an. Ergeben senkte Draco erneut den Kopf. „Es ist erfreulich zu hören, dass du selbst über deine Bindung mit Pansy Parkinson gesprochen hast. Sehr erfreulich. Genauso erfreulich ist es, dass du die Dunklen Künste von selbst anwendest.“ Der forschende Blick aus seinen eisigen grauen Augen glitt über seinen Sohn. „Zeig mir etwas.“ „Das scheitert daran, dass mein Zauberstab mit einem Bann belegt ist.“ Auf diese bescheuerte und vollkommen maßlose Idee konnte auch nur ein so arroganter und überheblicher Mensch wie Lucius Malfoy kommen. „Wie du geschrieben hast: Dumbledore ist kein Idiot.“ In den Augen von Malfoy Senior leuchtete es kalt, doch die erwartete Bemerkung zu diesem Bann blieb aus. Stattdessen ging der Todesser zu einem weiteren Thema über. Fast schien es, als wenn er möglichst viel in kurzer Zeit abhaken wollte, um so schnell wie irgend möglich wieder fortzukommen. „Ich habe auf dem Weg hierher gehört, dass Gerüchte über dich und... Potter…“ – er sprach den Namen wie ein Schimpfwort aus – „…kreisen. Was ist dran?“ „Was für Gerüchte?“, fragte Draco nach. Er wusste es sehr genau, aber er wollte wissen, was seinem Vater bekannt war. Verdammt – woher wusste er das? „Dass ihr eine... Affäre habt.“ Lucius verzog angewidert das Gesicht. „Potter und ich?“ Nur gut, dass die Maske perfekt saß und er einige Erfahrung damit hatte, seinem Vater etwas vorzuspielen. Ansonsten wäre das jetzt in die Hose gegangen. Es war erschreckend, wie gut Lucius Malfoy informiert war. „Es ist Blödsinn. Wir sitzen an diesem Zaubertränkeprojekt und arbeiten zwangsweise zusammen. Auch etwas, das ich Snape zu verdanken habe. Meinst du nicht, anderes wäre mir lieber?“ Lucius kniff die Augen zusammen und nickte dann langsam. „Gut. Aber sorge dafür, dass diese... Gerüchte aufhören. Die Ohren des Dunklen Lords hören viel.“ Der blonde Junge nickte erneut ergeben. „Und das nächste Mal konzentriere dich in deinen Briefen auf das Wesentliche. Es war unerträglich diese Details zu lesen.“ Innerlich musste Draco grinsen. Also hatte er ihm wenigstens Unannehmlichkeiten bereiten können. Das war gut. „Ich werde jetzt nach Malfoy Manor zurückkehren. Und ich erwarte, dass du deiner Familie hier Ehre machen wirst.“ „Ja, Vater.“ Lucius Malfoy wandte sich ab. Einer plötzlichen Eingebung folgend legte Draco sein Päckchen und seine Tasche auf der Fensterbank an und sah seinem Vater nach, wie dieser auf die Tür zuschritt. „Vater?“ „Ja?“ Der blonde Mann hielt inne und wandte sich um. Mit ein paar schnellen Schritten war Draco bei ihm und – umarmte ihn. Lucius Malfoy roch nach irgendeinem unglaublich teueren Aftershave. Sein Umhang war weich und fühlte sich teuer an. Doch da war keine Wärme. Nichts von dem, was er bei anderen finden konnte. Was er bei Harry fand – oder auch bei Blaise und Pansy. Nichts. Sein Vater fasste ihn an der Schulter und schob ihn fort. „Du bist kein Kind mehr, Draco. Lass das.“ Damit wandte sich das Oberhaupt der Malfoy-Familie ab und ließ Draco allein zurück. Dieser drehte sich um und ging langsam zum Fenster zurück. Müde lehnte er den Kopf gegen die Scheibe. Da war nichts. Nichts... Gar nichts. Lucius Malfoy erwiderte noch nicht einmal eine Umarmung seines Sohnes. Da war kein bisschen Zuneigung, kein auch noch so winziges bisschen... Es tat so sehr weh, dass er den Eindruck hatte, gar nichts mehr zu spüren, vollkommen paralysiert und betäubt zu sein aufgrund des Schmerzes. Und er wusste, dass dieser Schmerz sehr bald in Wut umschlagen würde... Hungerte er denn noch immer nach der Liebe seines Vaters? Hatte er das nicht schon lange hinter sich gelassen? Schon. Aber diese dumme kleine Flamme namens Hoffnung hatte trotzdem weiter gebrannt. Schwach, aber sie hatte gebrannt. Jetzt war sie jedoch vollkommen erloschen. Da war nichts mehr. Gar nichts. Und jetzt gab es noch weniger, was ihn daran hindern würde, diesem Mann und dieser Familie den Rücken zu kehren… ~*~*~*~ Harry hatte wie alle anderen auch aufgesehen, als Draco hinauszitiert wurde. Und er hatte für einen Moment auch den Blick erwidert, der ihm versicherte, dass er nichts angestellt hatte. Ob ihn das jetzt beruhigte? Man musste nicht unbedingt wissen, dass man einen Fehler gemacht hatte… Aber auch ihm kam der Gedanke, dass Filch nicht fröhlich genug gewirkt hatte für eine echte Strafe, die dem Slytherin drohte. Bei weitem nicht. Also war es vielleicht doch eher etwas anderes. Aber… Sein Blick wanderte hinaus aus dem Fenster zu den weißen Wolken, die draußen vorbeizogen. Er machte sich trotzdem Sorgen. Sogar das seltsam quälende Gefühl war für Momente abgeklungen, war von dem der Sorge ersetzt worden… Was hatte der Blonde nur schon wieder angestellt? Die Stunde endete, ohne dass Draco zurückkam. Harry ging es besser dadurch, denn er konnte sich mit der Sorge von seinem eigentlichen Problem ablenken. Er wurde sogar richtiggehend munter, was Hermione ein leichtes Stirnrunzeln entlockte. Warum bitte war Harry so munter, wenn seine große Liebe Schwierigkeiten hatte? Aber sie fragte auch nicht. Wäre vor Ron wohl zu auffällig gewesen, denn der Rotschopf hatte es vielleicht nicht gesagt, aber er ging nicht davon aus, dass es Harry wirklich schlecht ging. Er behandelte seinen Freund genau wie immer, ohne auf dessen Stimmung am Samstag einzugehen. Oder er hatte es geglaubt und tat es, um ihm zu helfen. Auch das würde sie ihm zutrauen. Und noch etwas: Ron hatte ihr ja gesagt, dass er glücklich war, dass Harry seinen Standpunkt gegenüber Draco zumindest überdachte, vielleicht rührte seine Fröhlichkeit einfach von diesem Gedanken. Sie wurde überrascht, als Harry ihr auf dem Weg in die Kerker abhanden kam. Der Schwarzhaarige war von einem Moment auf den anderen einfach verschwunden. Das Mädchen wechselte einen Blick mit Ron, dem das wohl auch gerade aufgegangen war. Himmel. Es wurde immer schlimmer mit ihm! Er war auch nicht da, als sie im Unterrichtsraum für Zaubertränke eintrafen. Sein Platz neben Malfoy war verwaist. ~*~*~*~ Draco stand noch eine Weile am Fenster, ehe er seine Tasche und das Paket nahm und sich auf den Weg machte. Verwandlungen war bereits vorbei und er würde es wohl gerade noch rechtzeitig zu Zaubertränke schaffen. Nahezu mechanisch ging er durch die Korridore des Schlosses. Der Blonde konnte nicht genau definieren, was in ihm vorging. Er war wütend auf seinen Vater, er verspürte so etwas wie Hass, aber auch Enttäuschung und Verletzung... Und dazu kam dann noch das ganze Gefühlschaos, das er Harry zu verdanken hatte. Er seufzte leise. Warum konnte er nicht einfach gar nichts mehr fühlen? Das würde es wirklich einfacher machen... Blaise und Pansy würde das nur kaputt machen. ...und Harry? Ihn würde es vielleicht auch kümmern. Vielleicht... Wenn sich das zwischen ihnen noch einmal einrenken sollte. Okay... Um das Ganze auf den Punkt zu bringen, war er mittlerweile zu einer schlichten Zusammenfassung gekommen: Er fühlte sich vollkommen miserabel. Exakt zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn kam Draco in Snapes Klassenraum an. Dort stellte er mit einer gewissen Überraschung fest, dass Harry nicht da war. Kurz wanderten seine Augen hinüber zu Blaise und Pansy, die ihn wiederum besorgt anschauten, doch er winkte leicht ab. Der Vertrauensschüler suchte Schreibzeug und Buch heraus und wartete darauf, dass der Unterricht beginnen würde. Snape erschien ihm gerade sogar relativ harmlos. Kein Damoklesschwert mehr. Er war gerade der eindeutig schärferen Klinge begegnet. Nur, dass Harry nicht da war... Verdammt, an Konzentration war heute wohl wirklich nicht zu denken. ~*~*~*~ Der Gryffindor hatte beobachtet, wie Draco in den Raum ging, gut verborgen unter dem Tarnumhang. Jetzt war also der Zeitpunkt, wo er wirklich mit ihm konfrontiert wurde. Was nicht hieß, dass er mit ihm reden wollte. Das hieß, er würde warten, bis es noch eine Viertelminute war oder so und dann hineingehen… Er zog den Tarnumhang aus und legte ihn zusammen, um ihn in die Tasche zu stopfen. Da kamen Crabbe und Goyle. Wie immer auf den letzten Drücker. Wie heute auch er. Harry seufzte und atmete einmal tief durch, dann machte er sich auf den Weg. Ganz knapp vor den beiden öffnete er die Tür und trat ein. Sein Blick huschte zu Hermione und Ron, er schenkte ihnen ein Grinsen, dann war auch schon Snape auf der Bildfläche und sein Blick besagte eindeutig: Setzen! Harry tat es. Neben Draco, wo er hingehörte. Klasse. Sein Puls war innerhalb weniger Hundertstelsekunden um ein reichlich beunruhigendes Maß gestiegen! Dafür hatte nur ein einziger Blick gereicht, der ihm sagte, dass er ihm nahe sein würde. Sehr nahe… Als er Platz nahm und seine Sachen herauskramte, ging es sogar noch, aber dann… begegneten sich ihre Blicke. Harrys Herzschlag setzte aus… ~*~*~*~ Draco schaute stumm auf, als Harry sich neben ihn setzte. Seltsam, wie einen Erleichterung durchfluten konnte. Ganz kurz huschte ein Lächeln über seine Lippen. Konnte man so schnell ein Friedensangebot machen? Offenbar ja... Das verwirrte ihn noch mehr. Er hatte definitiv nicht vor, sich für irgendetwas zu entschuldigen, aber... Sollte es denn so weitergehen wie seit Samstagabend? Der blonde Slytherin blickte wieder nach vorne, bemüht, Konzentration vorzugaukeln, während er gerade kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Diese dumme Woge voller Gedanken schlug wieder über ihm zusammen. In einem beständigen Wechsel ging es darin um das Gespräch mit seinem Vater und diese... ‚Auseinandersetzung’ mit Harry. ~*~*~*~ Harry hatte weggesehen, seine Aufmerksamkeit dem Giftmischer vorne geschenkt, der sie beide schon wieder so komisch mit Blicken bedachte, die einfach nicht mehr schön waren, während er ihnen ihre Aufgabe erklärte. Harry schrieb mit, nur um seine Gedanken besser konzentrieren zu können und nachher auch ja nichts zu vergessen. Dann ging es zum praktischen Teil über und er begann Wasser aufzukochen. Das war aber auch schon alles, was funktionierte. Er konnte sich nicht merken, was er wie machen musste. Klar, er musste nur Dracos Tipp befolgen: Alle Zutaten zusammensuchen, vorbereiten, dann erst anfangen, aber… wie sollte er das tun, wenn er, immer wenn er nachgelesen hatte, wie die Gammelrohrstengel zerschnitten werden mussten, es sofort wieder vergaß? Wie sollte er es tun, wenn allmählich die Zeit knapp wurde? Immer wieder verabschiedete sich sein Denken zu der Person neben sich. Die Nähe war schön. Angenehm wie immer, auf ihre Weise beruhigend und aufregend zugleich. Es tat weh, dass er nicht mit ihm reden konnte, wo er es doch wollte. Und gleichzeitig war er überglücklich, dass er es nicht konnte. Er hätte ja nicht mal gewusst, was er sagen sollte. Wo Draco doch böse mit ihm war… Schon kehrte die Verzweiflung wieder zurück, breitete sich in seinem Herzen aus. Was sollte er denn tun, wenn Draco jetzt gar nichts mehr mit ihm zutun haben wollte? Wenn er genug von ihm hatte und ihn jetzt wieder hasste? Dann würde er nicht einmal mehr diese heimliche Nähe haben dürfen. Was sollte er denn dann tun? Schließlich gab er es auf. Er warf in den Kessel, was er hatte, was er mit seinen Händen erreichen konnte und beobachtete schließlich, wie die hellgelbe Flüssigkeit fröhlich vor sich hingluggerte. Igitt… Das roch widerlich. Aber laut Buch sollte das sogar so sein… Schon machte er sich bereit, das Engerlingsekret hineinzuträufeln, da zögerte er, wurde von Snape abgelenkt, der schon wieder so seltsam zu ihnen sah… zu Draco? Was machte denn der andere? Neugierig und vorsichtig sah Harry zu ihm hin, stellte fest, dass auch sein Nachbar still und brav arbeitete, fragte sich, was Snape wollte. Aber er konnte es sich nicht erklären, woraufhin er das Sekret zu dem Trank gab. Er hatte zu lange gewartet. Es passierte das, was Snape vorhin noch erzählt hatte: Die zitronengelbe Flüssigkeit wurde fliederfarben, bekam dann dunkle Schlieren und wurde zusehends schwärzer. Er wollte es retten und umrühren… Der Trank war erstarrt. Fest geworden. Wie Beton. „Potter, das war idiotisch wie immer.“, kam der Kommentar von vorne und Harrys die ganze Zeit über vorhandene Lächeln wurde noch ein wenig breiter. „Sie haben wohl Recht.“, sagte er, lehnte sich seufzend und leicht betrübt zurück. War wohl wieder nichts damit, dass er den schwarzhaarigen Lehrer zufrieden stellte… Das würde wohl auch nichts mehr werden. Snape erwiderte daraufhin nichts mehr und widmete sich Neville, der ausnahmsweise nicht das geringste Problem zu haben schien… Irgendwie war das weit mehr eine Aufregung wert als Harrys erneutes Versagen. Wo kamen sie denn da hin, wenn Longbottom plötzlich Zaubertränke brauen konnte! Der Junge-der-lebt zog den Zauberstab und entfernte den Inhalt seines Kessels. Mitsamt Kochlöffel. Er würde sich bei Gelegenheit einen neuen kaufen müssen… Ein scheuer Blick zu Draco, um sich davon zu überzeugen, was er davon hielt. Er hatte versagt. Vor seinen Augen. Komplett… Verdammt. In Harry kam ein neues Gefühl dazu, das der Verzweiflung mit Freuden die Hand reichte: das Gefühl, nicht mehr zu genügen. ~*~*~*~ Irgendwie bekam Draco sogar genügend Konzentration zusammen, um die Vorbereitungen einigermaßen über die Bühne zu bringen. Diesmal hielt er sich sogar an seinen eigenen Anfängertipp: Alles vorbereiten und dann an die Anweisungen halten. So, wie er sich selbst einschätzte, würde das sonst wieder eine Katastrophe werden. Seine Konzentration war mehr als wackelig, was er einerseits der Wagenladung an Gedanken zu verdanken hatte, die durch seinen Kopf tobten – und das mit wachsender Begeisterung – und den ständigen, prüfenden Blicken von Snape. An sich war der Trank ja sogar recht einfach... Die Fußangeln waren zwar da, aber umgehbar. Dennoch... Ihm unterliefen schon in den ersten zehn Minuten drei dicke Fehler, die er gerade noch ausbügeln konnte. Hin und wieder sah er zu Harry hinüber und musste feststellen, dass bei diesem gerade so ziemlich alles schief ging. Seine eigene Konzentration war in dem Moment im Eimer, als Snapes fieser Kommentar Harry traf und dieser schlichtweg zustimmte. Anstatt nur ein paar Tropfen von dem Engerlingsekret hinzuzugeben, fiel ihm die Flasche hinein. Vorsichtig wich er zwei Schritte zurück. Die Nebenwirkung darauf hatte Snape nicht erwähnt... Sein Kessel begann zu glühen und erleuchtete den ganzen Kerker. Dann begann er nahezu alle Farben des Spektrums durchzulaufend. Das sah recht faszinierend aus, änderte aber nichts daran, dass der Blonde Mist gebaut hatte. Und so, wie Snape aussah... Der Zaubertränkelehrer rauschte schon auf ihn zu. „Boden, tu dich auf und verschling mich...“, murmelte der Slytherin leise. Das war vermutlich das Beste. Dann konnte nämlich heute nichts mehr schief gehen... Heute war definitiv absolut nicht sein Tag. ~*~*~*~ Fasziniert starrte Harry auf die Farben in dem Kessel. Schön. Sie sprachen seine Seele an… Blau für Kälte, für Sturm und tosendes Meer an Gedanken. Lila für Schuldgefühle. Rot für die Liebe, die er nicht empfinden sollte. Orange für die drohende Gefahr, sich zu verraten. Gelb für Neid, denn er neidete es Draco, dass er davon verschont geblieben war. Was ihn gleichzeitig immer tiefer in Verzweiflung trieb. Ja, wirklich sehr schön. Er drehte den Zauberstab in der Hand, das selige Lächeln wurde verträumt… „Potter, es reicht. Ich werde nicht zulassen, dass du Mr Malfoy weiterhin derartig bei seinen Arbeiten behinderst! Ich kann es zudem nicht fassen, dass du es schon wieder gewagt hast! Hat dir die Strafe noch nicht gereicht?“, zischte er bedrohlich und Harry blickte leicht irritiert zu ihm auf. Seine Maske hielt. Und sie ließ den Zaubertränkelehrer weiß werden vor Wut. Auch wenn er gerade eben noch der festen Überzeugung gewesen war, dass Malfoy selbst Schuld gewesen war, jetzt war diese Überzeugung dahin. Der Zauberstab in Harrys Hand, dessen selbstgefälliges Lächeln… Er hatte die Flasche in den Kessel gezaubert! Unglaublich welche Dreistigkeit er sich erlaubte, das noch nicht einmal vertuschen zu wollen! „Packt zusammen.“, erhob er seine Stimme, dass sie auch wirklich jeder hören konnte. „Alle! Wir machen Schluss!“ Harry versuchte noch nicht einmal, diese Aufforderung zu befolgen, denn Snapes nächster Satz bezog sich definitiv darauf, dass er bleiben sollte. Er hatte sich auch nicht geirrt. Snape befahl ihm, zu bleiben. Aber seine Sachen sollte er trotzdem zusammenpacken. Harry tat, was er wollte. Vielleicht hatte er Glück… Vielleicht setzte Snape ihn jetzt von Draco fort. Es würde leichter werden dadurch… und gleichzeitig hoffte alles in ihm, dass dem nicht so war. ~*~*~*~ Draco starrte den Zaubertränkelehrer an. Das glaubte er jetzt doch nicht wirklich, oder? Doch. Nur ein weiterer Blick auf das wütende Gesicht des Lehrers gab ihm die Gewissheit. Aber das war doch... Er schüttelte leicht den Kopf. Das war doch derart bescheuert – bescheuerter ging es doch gar nicht mehr! Okay, aus dem Augenwinkel hatte er gesehen, dass Harry das Farbenspiel seines Kessels offenbar ganz interessant gefunden hatte und dass er seinen Zauberstab in der Hand gehalten hatte, aber trotzdem! Erschrocken räumten die Schüler gehorsam ihre Sachen ein. Sie waren ernstlich erschüttert, hatte Snape doch sonst noch nie etwas Derartiges von ihnen verlangt, sondern stattdessen die Schüler vor versammelter Mannschaft zusammengepfiffen. Aber das hier... Erstaunlich leise verschwand die breite Masse. Granger und Weasley mit einem mitleidigen Blick zu Harry. Bemerkenswert war, dass noch nicht einmal von Slytherinseite fiese Bemerkungen fielen. Alle wirkten zu überrascht und mitgenommen von Snapes Aufforderung. Draco hatte seine Sachen auch zusammengepackt, machte allerdings keinerlei Anstalten zu gehen. Mit vor der Brust verschränkten Armen und einem undeutbaren Gesichtsausdruck stand er neben seinem Tisch und fixierte den Lehrer. Mühsam bezwang er die Wut in seinem Inneren und wahrte den Schein. Jetzt hatte er zumindest ein Ziel für dieses Toben: Snape und seine Ungerechtigkeit. ~*~*~*~ Doch Snape schüttelte nur den Kopf. „Mr Malfoy, geh! Ich werde dir keine schlechte Note oder so etwas für einen Fehler geben, den ein anderer…“ und er schoss einen bitterbösen Blick zu Harry, der daraufhin nicht einmal reagierte. „…verursacht hat! Keine Sorge!“ Dann wandte er sich wieder an Harry. „Und du kommst mit mir! Diese Flausen werde ich dir austreiben! Mal sehen, was ein Gespräch mit Professor Dumbledore bewirken mag gegen deine Aufmüpfigkeit! Retter der Welt oder nicht, das ging endgültig zu weit!“ Harry nickte nur und stand auf, machte Anstalten dem Mann hinterher zu gehen, der schon vorausstürmte, doch bevor der Lehrer und er die Klasse verlassen konnte, schickte er ein echtes, vergnügtes Lächeln zu Draco. Es sollte heißen, dass alles gut wurde. Was bitte sollte Dumbledore ihm schon anhaben? ~*~*~*~ Mit steinerner Miene sah Draco den Zaubertränkelehrer an. Dann kam Harrys Lächeln. Verdammt, warum konnte er ihn nicht so ansehen, wenn gerade keine Katastrophen passierten? Warum... Irgendetwas in ihm machte ‚klick’ und der Blonde brach sein Schweigen. Gerade noch, ehe die beiden zur Tür raus waren. „Sir, meine Noten interessieren mich einen Dreck. Sie sind gerade noch unfairer als sonst und das wissen Sie! Sie lassen Harry für meinen Fehler bezahlen und das ist wirklich erbärmlich.“ Seine Stimme war Wort für Wort lauter geworden. „Im Übrigen wünsche ich Ihnen viel Spaß bei Dumbledore. Grüßen Sie meinen Vater dort oben. Er wird es sich wahrscheinlich kaum nehmen lassen, auch noch mit Ihnen zu reden. Viel Vergnügen. Dann können Sie ihm auch gleich von meiner Parteinahme berichten. Oder wollen Sie das nicht ohnehin schon?“ Seine Worte glichen einer einzigen Herausforderung. ~*~*~*~ Snape blieb wie erstarrt stehen, genau wie Harry. Und beide blickten den Blonden an, als hätte er gerade beschlossen, Hörner mit Mustern zu bekommen. Schwarze und grüne Augen lieferten sich einen Wettstreit im Unglaubezeigen. Doch wohl aus verschiedenen Gründen. Während Snape nicht fassen konnte, dass Draco sich schon wieder für Harry einsetzte, dass er ihm Ungerechtigkeit vorwarf und es sich erdreistete ihn zu kritisieren, waren Harrys Gedanken eher auf den zweiten Teil der Rede fixiert. Sein Vater? Dracos Vater bei Dumbledore? Lucius… Malfoy? Ein ungutes Glitzern trat in seine Augen, Vorfreude, Entschlossenheit, Hass, Wut, Abscheu und Rache. Und das alles in einem. Das war doch die Gelegenheit. Er könnte sich endlich für die Demütigung rächen! Er könnte endlich eine dieser Kröten fassen und ihm zeigen, was genau er durchgemacht hatte… Er würde es ihm alles zurückzahlen, jede Sekunde. Und für Draco würde er es noch um ein Vielfaches steigern! Wortlos und mit diesem fanatischen Grinsen drehte er sich wieder um und wollte sich an Snape vorbeidrücken, doch der Schwarzhaarige packte ihn am Kragen und riss ihn zurück. Kurz darauf krachte die Tür ins Schloss und Snape verriegelte sie magisch. Er hatte kein Wort gesagt bisher, hatte Draco nicht aus den Augen gelassen. Doch jetzt schleifte er Harry hinter sich her auf den anderen Jungen zu. Die Proteste Harrys beachtete er nicht. „Erkläre dich, aber plötzlich!“ ~*~*~*~ Es war wirklich faszinierend, wie sich Snape und Harry einen Wettbewerb im ungläubig Aussehen lieferten. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte Draco lachen müssen. So nahm er das Komische an der Situation zur Kenntnis, verspürte aber noch nicht einmal das geringste Bedürfnis zu lachen. Aber er hatte gewonnen. Das war die Hauptsache. Snape schleifte Harry nicht zu Dumbledore. Doch jetzt stand er vor dem nächsten Problem. Worauf auf zum Merlin bezog sich Snapes Frage? Er beschloss, sie auf seinen Vater zu beziehen. Alles andere würde Snape schon richtig stellen. „Mein Vater hat mir die wunderbare Überraschung geschenkt, mich heute Morgen aus dem Verwandlungsunterricht rufen zu lassen, um mit mir zu sprechen und mir ein paar Sachen vorbeizubringen. Reizend, nicht wahr?“ Dracos Stimme troff nur so vor Ironie. „Er hat sich zur Abwechslung mal wieder etwas über Dumbledore aufgeregt und beschlossen, diesen ebenfalls heimzusuchen, wo er zweifellos noch sein wird. Dass er sich über Sie und mein Nachsitzen ebenfalls ausgelassen hat, muss ich doch eigentlich nicht noch hinzufügen, oder?“ Draco lehnte sich gegen einen der Tische und musterte Snape. Irgendwie wirkte der Zaubertränkelehrer nicht unbedingt glücklich über die Anwesenheit von Lucius Malfoy in der Schule. Dann wanderten seine Augen zu Harry und verharrten kurz bei diesem. Dieses Glitzern in den grünen Augen... Idiot. Er hatte doch wohl nicht ernsthaft vorgehabt, sich mit Lucius Malfoy in der Schule anzulegen, oder? Der Blonde richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Snape. ~*~*~*~ „Deinen Vater geht es nicht das Geringste an, wen ich wann nachsitzen lasse! Es ist meine Entscheidung, nicht einmal Dumbledore mischt sich da ein. Er sollte das auch nicht wagen.“, sagte er kalt, warf Harry einen mahnenden kalten Blick zu, um ihn zum Schweigen zu bringen, denn der Junge hatte wohl beschlossen sich loszueisen. Snape schüttelte den Kopf. „Hör zu, du Möchtegernheld!“, sagte er böse, als Harry an seinen Fingern zu bohren begann, damit er ihn losließ. „Ich habe Anweisungen, dich nicht hinauszulassen, also gib endlich Ruhe!“ Und immerzu dieses gruselige Lächeln… Aber es wirkte. Der Junge beruhigte sich, auch wenn der Blick durchdringender wurde. Warum sagte er denn nichts? Warum beschwerte er sich nicht? Ruckartig wandte er sich wieder Draco zu. War doch egal, was dieser Junge hatte. Der vor ihm war wichtiger. „Ich will wissen, wie du dazu kommst, meine Entscheidung anzuzweifeln.“ Jetzt war klar, dass er sich geirrt hatte, dass Harry nicht Schuld war an dem Desaster. Jedenfalls nicht wirklich. allerdings hatte er da so einen Verdacht, der dem Gryffindor sehr wohl die Schuld reichen würde… ~*~*~*~ Das sag mal Daddy... fügte Draco in Gedanken zu Snapes Worten hinzu. Es war utopisch davon auszugehen, dass sich Lucius Malfoy aus den Dingen heraushielt, die ihn indirekt - in diesem Fall über seinen Sohn - angingen. „Weil Sie Unrecht haben.“, antwortete Draco bestimmt. „Weil Sie verdammt noch mal Unrecht haben.“ Mühsam bezwang er sich. Er konnte sich nicht an Snape austoben. Das wäre Wahnsinn, nichts als blanker Wahnsinn. ~*~*~*~ Es war eine Frechheit, wenn auch wahr. Aber ausnahmsweise war es nicht einmal Absicht gewesen. Ausnahmsweise hatte er tatsächlich gedacht, Harry hätte Draco… Ein leises Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Du hast dich also endlich entschieden.“, sagte er und sein Blick huschte kurz zu Harry, der daneben stand und ihn von oben bis unten mit diesem komischen Lächeln musterte. „Du hast dich also für ihn entschieden?“ Harry merkte auf und Snape war geradezu glücklich, diesen Blick von sich genommen zu wissen. Der schwarzhaarige Junge war schon ein Fall für sich… ~*~*~*~ Draco hielt während Snapes Worten unwillkürlich die Luft an. Ehe er antwortete, atmete er erst einmal zischend aus und blickte den schwarzhaarigen Gryffindor an. „Ich denke schon, ja...“ Er schlug die Augen nieder, fühlte sich auf einmal nahezu kraftlos. Der Slytherin drückte sich kurz ab und setzte sich auf den Tisch in seinem Rücken. Nach einem Augenblick fixierte er wieder Snape. „Und jetzt? Wollen Sie nach oben rennen und mir meinen Vater auf den Hals hetzen? Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an. Ich kann Ihnen jetzt schon prophezeien, dass er Ihnen kein Wort glauben wird... Dass ich mich gegen ihn stellen könnte, ist in seinen Augen vollkommen unmöglich. - Zumindest noch. - Und mir würden Sie maximal eine weitere Ohrfeige, eine Tirade und die ewige Wiederholung der Tatsache, dass ich nicht ausreichend bin, bescheren. Sorry, wird wohl nichts.“ Er kniff die grauen Augen leicht zusammen. Der Großteil seiner Aufmerksamkeit richtete sich auf Snape, doch auch Harry vergaß er bei weitem nicht. Er war zu einem gewissen Grad neugierig, wie dieser reagierte. ~*~*~*~ Harry ging bei diesen Worten das Herz auf. Und gleich wieder zu. Wie konnte ein Vater seinen Sohn nur dermaßen behandeln? Wie konnte man das einfach so hinnehmen, ohne sich dagegen zu wehren? Und… wenn er in dieser Situation wäre, wie würde er sich verhalten? Könnte er seinem Vater ins Gesicht sagen, dass er… sich gegen ihn stellte? Auch wenn er ihn noch so sehr hasste? Trotzdem. Am liebsten hätte er ihn umarmt… Wenn das aufgrund seiner momentanen Lage nicht völlig unvorstellbar gewesen wäre. Harry blickte zu Snape hin, der Draco sekundenlang mit bösen Augen musterte. Er wusste, war sich sicher, dass er auf ihrer Seite stand, aber was würde Snape tun? Sagte er Draco jetzt endlich, dass er vor ihm nichts zu befürchten hatte? Er tat einen Schritt zu seinem Freund hin, wollte dem Lehrer zeigen, dass er wenn nötig auch gegen zwei war. Und dann kam Leben in den Mann. Er richtete sich auf, blickte erst ihn, dann wieder Draco an. „Ab morgen zweimal die Woche Training. Wie gehabt samstags bei Professor Tonks und…“ Er hielt kurz inne, um zu überlegen, ob es denn auch für beide möglich war, dann nickte er aber. „…dienstags bei mir.“ Harry starrte ihn an. Noch mehr Sondertraining? Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein! Wann sollten sie denn noch Hausaufgaben machen, wenn sie täglich irgendwelche Extraaufgaben zu bewältigen hatten? Dann fiel ihm ein, dass Snape damit noch nicht gesagt hatte, auf wessen Seite er stand. Was dachte wohl Draco darüber? ~*~*~*~ Draco sah Harry diese winzige Bewegung zu ihm hinmachen und irgendwie... erleichterte sie ihn. Zumindest die Basis stimmte wohl doch irgendwie. Doch seine Konzentration galt vor allem Snape. „Was dann wohl heißt, dass Sie auf unserer Seite stehen.“, schloss der Blonde. „Ansonsten würde das alles nicht zusammenpassen. Auch nicht unser ‚nettes’ Gespräch unter vier Augen.“ Mit letzterem spielte er auf die unsägliche Unterhaltung an, bei der Snape ihn gelähmt hatte. Die Würfel waren gefallen. Komisch, dass es jetzt so leicht gewesen war. Doch alles, was von nun an kommen würde, würde nur noch schwerer werden... ~*~*~*~ Snape verzog nicht eine Miene, blieb ganz typisch steif und unnahbar, doch Harry lächelte erleichtert. Er war sich sicher, dass es für Draco jetzt zumindest ein bisschen leichter werden würde. Er lächelte und lehnte sich gegen den Tisch neben sich. Er hatte eine Frage, die er unbedingt loswerden wollte, denn ihm waren Gedanken gekommen, die ihn nicht mehr losließen. Draco hatte Malfoy Senior getroffen… Er schämte sich fast, dass es ihm erst jetzt tatsächlich bewusst wurde, was das heißen konnte. Wie fühlte er sich jetzt? Was für ein Chaos musste in ihm herrschen? Was… ging jetzt wohl in ihm vor, dass er es sogar wagte, Snape die Stirn zu bieten? Und warum hatte er sich von… persönlichem Hass so sehr davon ablenken lassen? War Draco nicht wichtiger? Hatte seine Verdrängungstaktik denn so gut gewirkt, dass er das Wesentliche aus den Augen verlor? Harry seufzte unhörbar und sah zu Boden. Er war ein schlechter Freund. Schon wieder… „Was hast du jetzt vor?“, wollte Snape unterdessen von Draco wissen. „Wenn Lucius das mitbekommt, dann bist du so gut wie tot.“ ~*~*~*~ Draco zuckte leicht und betont gleichgültig mit den Schultern. „Wenn ich für mein Leben selbst entscheiden will, dann wird das wohl der Preis dafür sein.“ Er sprang vom Tisch. „Ich werde Zeit schinden. Ihn so lange wie nur möglich in Sicherheit wiegen. Aber Weihnachten wird die Stunde der Wahrheit sein. Dann will er, dass ich in die Todesserreihen aufgenommen werde. Und dann wird er feststellen, dass das nicht funktioniert. Bis dahin... Kraft sammeln und bedeckt halten.“ Er zuckte mit den Achseln. „Der gute Sohn sein und so weiter.“ Das war zumindest der Plan, den er bisher gefasst hatte. Und jetzt besaß er auch den Willen, ihn umzusetzen. ~*~*~*~ Wieder sah Harry auf, als er das hörte. Stimmte ja. Das hatte er schon gesagt. Zu Weihnachten… Damals… hatte er sich aber, wenn er sich richtig erinnerte, nicht so sicher, nicht so selbstsicher angehört? Hatte sich dieser Beschluss etwa verfestigt? Inzwischen hatte er ja sogar einen konkreten Plan… Warum hatte er ihm das denn nicht gesagt, als sie sich Samstag gestritten hatten? Er hätte es doch verstanden! Das undurchdringliche Lächeln schlich sich wieder auf sein Gesicht. Draco vertraute ihm doch noch nicht. Das verstand er jetzt. Dabei würde er nie etwas tun, was diesen in Gefahr bringen würde. Wenn er ihm das gesagt hätte… Nun, er wusste nicht, was er hätte tun können, aber ihm wäre sicher etwas eingefallen. Snape nickte, doch diese Bewegung nahm Harry kaum wahr. „Das ist vorerst sicher das Beste.“, sagte er zustimmend, ging dann zu seinem Schreibtisch und packte diverse Dinge in eine Tasche. „Ich werde dann mal zu Dumbledore gehen. Die Sache heute im Unterricht vergessen wir, dafür geht ihr jetzt beide auf direktem Wege in die Große Halle zum Mittagessen! Ich will keinen von euch auf den Gängen rumstromern sehen, haben wir uns verstanden?“ Er schickte jedem von ihnen einen durchdringenden Blick. ~*~*~*~ „Aye, Sir.“ Draco hatte absolut nichts dagegen, hier rauszukommen. Es war sowieso schon bemerkenswert genug, dass sein Verhalten Snape gegenüber keine Explosion ausgelöst hatte. Damit hatte er sehr viel eher gerechnet. Doch stattdessen... Stattdessen hatte er jetzt einen neuen Verbündeten und noch mehr Extratraining. Hallelujah. Er hangelte nach seiner Tasche und dem Päckchen mit seinen Klamotten. Doch ehe er sich in Bewegung setzen konnte um zu gehen, hielt er noch einmal inne: „Wann sollen wir morgen kommen, Sir? Nach dem Abendessen?“ Seine Augen wanderten kurz zu Harry. Was diesem wohl gerade durch den Kopf ging? Wahrscheinlich hatte dieser gerade keine Chance, die Zusammenhänge zu verstehen. Auf ihn musste sein Verhalten wahrscheinlich etwas seltsam wirken... Vor allem nach Samstag. ~*~*~*~ „Um 19 Uhr erwarte ich euch hier unten.“, sagte Snape, dann packte er seine Tasche mit festem Griff und ging. Er war so in Gedanken, dass er ganz vergaß, sie endgültig rauszuschmeißen. Harry blickte erst die Tür an, dann zu Draco zurück. Warum hatte er vorhin eigentlich überhaupt eingegriffen, wo er doch eigentlich froh sein konnte, dass er bestraft wurde? Immerhin war er doch sauer, weil er ihm in seine Pläne reingeredet hatte. Da hatte er das eigentlich gar nicht erwartet… Er war doch davon ausgegangen, dass Draco… „Warum hast du mir das nicht einfach gesagt?“, fragte er leise, blickte wieder zur Tür, um die Gefühle in seinen Augen zu verstecken. Sie hätten sich den ganzen Streit sparen können… ~*~*~*~ Der Blonde schaute Harry einen Augenblick lang stumm an, ehe er antwortet. „Am Samstag?“ Er zog die Schultern hoch. „Ich... Ich brauchte wohl die Begegnung vorhin, um die Entscheidung endgültig zu treffen.“ Er grinste schief. „Wie ich schon sagte: Das ist nicht einfach.“ Sein Blick fiel auf die Uhr. Mist, wenn er vor Arithmantik noch etwas essen wollte, dann musste er sich wirklich jetzt auf den Weg machen. Außerdem war das hier weder die Zeit noch der Ort für ein längeres Gespräch. Besonders nicht über ein so heikles Thema. „Hör zu, wir reden später darüber, okay? Nach dem Nachmittagsunterricht im Raum der Wünsche? Ich gebe mir auch Mühe, nicht wieder auszuticken. Versprochen.“ Draco bemühte sich aufrichtig zu lächeln, doch in seinem Kopf tobten schon wieder zu viele Gedanken durcheinander, als dass es ihm hätte gelingen können. Bei Merlin - er hatte sich gerade dazu bereit erklärt, jemandem die Beziehung zu seinem Vater zu erklären. Das konnte ja was werden... ~*~*~*~ Harry nickte leicht, seufzte einmal. Klar. Falscher Ort, falsche Zeit… Immerhin hatte er seine Bestätigung: Draco hatte ihm nicht vertraut. Er hatte zwar schon vorher gesagt, dass er sich gegen Voldemort stellen würde, aber… die wirkliche Entscheidung war erst jetzt gefallen, ohne dass es ihn gebraucht hätte. Draco brauchte jemanden, der stärker war an seiner Seite, jemanden wie Snape, der ihm helfen konnte, wenn er Hilfe brauchte. Nicht so wie er, der Schüler war und nichts bewirken konnte, weil er einfach keinen Einfluss besaß. „Geht klar. Nach dem… Nachmittagsunterricht…“, wiederholte er, dann nickte er ihm noch einmal freundlich zu und verließ die Kerker. Er fühlte sich beschissen. Er hatte alles vergessen. Er hatte seine ganzen guten Vorsätze vergessen. Er war vor Draco geflohen, das ganze Wochenende durch, weil er mit sich selbst nicht mehr klarkam. Er war nicht als Freund für ihn da gewesen, als er von seinem Vater gesprochen hatte, hatte stattdessen nur an seine Rache gedacht… Was dachte er sich eigentlich dabei? Das Mittagessen ließ er weg. Seine Kehle war zu, er würde eh nichts hinunterbringen. Und das lag nur an einem einzigen Gedanken, der ihm kam, als er die Große Halle gerade hatte betreten wollen: Er vermisste Dracos Nähe. Seine Taktik am Wochenende war ja schön und gut gewesen. So hatte er seine Gefühle unter Kontrolle, keiner bekam mit, was mit ihm los war, Draco bekam es nicht mit, aber… Die Stunde gerade hatte ihm etwas gezeigt: Wenn er ihm nahe war, fühlte er sich besser. Zaghafte Nähe, das womit alles angefangen hatte. Der Schmerz ließ ein bisschen nach, das Chaos in seinem Kopf… Draco beruhigte ihn trotz allem noch. Er brauchte ihn einfach, ob er nun wollte oder nicht, da würde er wohl mit diesem Gefühl leben müssen… Vielleicht stand er ja doch unter Drogen, wie Snape vermutet hatte. Die Draco-Droge… Er lachte leise bei dem Gedanken, hatte sich umgedreht und war gegangen, vergaß Snapes Auftrag, dass er in der Großen Halle bleiben sollte, kurzerhand. Es war ja auch nicht wichtig... Direkt hinauf zum Wahrsageturm, wo er in einem schmalen Seitengang auf Ron wartete. Als er kam, schloss er sich ihm mit einem entschuldigenden Lächeln an, das dem Rotschopf die Frage aus dem Mund nahm. Der Unterricht war langweilig wie immer. Harry hielt sich bedeckt, tat nicht viel, im Grunde nur das nötigste… Und ihm fiel nicht einmal auf, dass Ron während der Stunde plötzlich nervös wurde, denn er war mit seinen Gedanken längst im Raum der Wünsche. Und er brauchte sich nicht einmal etwas einfallen lassen, was Ron vertröstete, dass er gehen musste… Nein, der Gryffindor fand diesen Grund ganz allein und war so schnell weg, dass Harry gar nicht mehr fragen konnte, wo er hinwollte… Achselzuckend machte er sich auf den Weg in den Raum der Wünsche, öffnete ihren Arbeitsraum und trat ein. Draco war noch nicht da, aber er hatte ja auch den längeren Weg… Harry zog den Umhang aus, da es am heutigen Tage wieder einmal unerträglich heiß war, und machte es sich mit untergeschlagenen Beinen auf der Couch bequem, um zu warten… ~*~*~*~ Draco sah dem schwarzhaarigen Jungen noch einen Augenblick lang nach, dann nahm er seine Sachen und machte sich auf den Weg in die Große Halle. Immerhin hatte er nachher den ganzen Arithmantikunterricht über Zeit, seine Gedanken einigermaßen zu sortieren. Dieses Gespräch würde nicht einfach werden. Schon allein deswegen nicht, weil er noch niemals diese Beziehung wirklich in Worte gefasst hatte. Gedankenversunken brauchte er deutlich länger für den Weg als gedacht. Somit hatte er genau fünf Minuten Zeit, um wenigstens etwas in seinen Magen zu bringen, ehe er sich - Blaise und Pansy neugierig an seiner Seite - zu Arithmantik aufmachte. Nur knapp erklärte er, dass sein Vater ihn aus dem Unterricht hatte holen lassen. Über Snape schwieg er sich nahezu vollkommen aus und murmelte nur etwas von Strafarbeiten. Damit waren die beiden erst einmal beruhigt. Zumindest vorläufig. Früher oder später würde er auch mit ihnen reden müssen... Und sei es nur, um zu wissen, ob sie auch weiterhin an seiner Seite stehen würden, wenn er sich von dem Unnennbaren und den Todessern vollkommen abwandte. Die gesamte Stunde über grübelte er, wälzte Worte hin und her und wusste doch nicht, ob er die richtigen fand. Er hatte das Kinn in die Hände gestützt und starrte ins Leere. Kein einziges Mal rührte er auch nur seine Feder an und schrieb auch nur ein einziges Wort mit. Professor Vektor raunzte ihn vier- oder fünfmal für seine geistige Abwesenheit an, gab es jedoch irgendwann auf. Dann war der Unterricht vorbei und Draco war sich nicht wirklich sicher, ob er froh darüber sein sollte. Kurz streifte sein Blick beim Hinausgehen Granger, die ihn forschend musterte. Was auch immer sie schon wieder hatte. Er zog die Schultern hoch. Noch nicht einmal einen Abstecher in den Kerker machte er, um seine Sachen loszuwerden, stattdessen ging er direkt zum Raum der Wünsche. Keine Verzögerung, kein Weglaufen. Dennoch zögerte er einen Augenblick, ehe er die Tür aufdrückte und den Raum betrat. Harry war bereits da und saß auf der Couch. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Ron fing Hermione ab, als sie gerade auf dem Weg in den Gryffindorgemeinschaftsraum war. Er war so aufgeregt, dass er kaum noch sprechen konnte. Und nach einigen vergeblichen Ansätzen, zog er sie einfach wortlos mit in den nächstbesten Klassenraum. Hermiones Erröten bemerkte er nicht, viel zu aufgeregt war er über die Neuigkeiten, die er gerade… wieder gefunden hatte. „Mione, setz dich, das ist einfach zu ungeheuerlich!“, leitete er aufgeregt seine Rede ein und drückte sie auch schon auf den nächstbesten Stuhl. Er selbst zog es vor, im Kreis zu gehen, während er sich sammelte. Hermione starrte ihn an, die Röte war gegangen. Genau wie ihre Hoffnung. Sie hatte im ersten Moment gedacht, er käme wegen ihr, aber offensichtlich war es etwas anderes. Er wäre doch sonst nie so… rastlos, oder? „Du erinnerst dich an die Vorhersage von Harry? Über… Percy?“ Hermione merkte auf. Wenn er davon anfing… soviel sie wusste, hatten sich die Weasleygeschwister darauf geeinigt, diese Sache ruhen zu lassen, bis sie zu der Beerdigung fuhren, um sich nicht ständig gegenseitig daran zu erinnern, worunter besonders Ginny litt. Seitdem war sie häufiger bei ihr, einfach nur um jemanden in ihrer Nähe zu haben, der nicht verständnislos auf sie herabblickte… Also war es schlimm. Was war schon wieder passiert? „Hör zu!“, begann Ron wieder. „Ich weiß nicht, warum ich es vergessen habe… Ich kann es mir genau genommen nicht erklären. Am Samstag bei Wahrsagen… Er hat es wieder gemacht! Er hat wieder vorhergesagt! Und, er erinnert sich auch nicht mehr! Garantiert! Er ist an dem Tag aus dem Unterricht gerannt, dann blieb er verschwunden. Wir haben ihn später geweckt! Da wusste er es nicht mehr, sonst wäre er nie so ruhig geblieben!“ Ron starrte sie verzweifelt an. „Und ich auch nicht mehr! Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern! Ich weiß es auch nur, weil ich es aufgeschrieben hab, um es dir zu zeigen… Ich habe es vorhin in meinem Buch gefunden…“ Hermione runzelte die Stirn. Was hatte denn das zu bedeuten? Das war doch… „Hat Dumbledore nichts dazu gesagt? Ich meine, er wollte doch an diesem Tag…“ Sie blickten einander an. Natürlich. Dumbledore. Er hatte Harry sein Gedächtnis genommen und auch Rons beeinträchtigt! Das war doch… „Er wollte verhindern, dass ihr Dummheiten macht!“, versuchte Hermione Dumbledores Beweggründe zu verstehen, doch es gelang ihr nicht wirklich. Immerhin konnte es doch nur gut sein, dass die Menschen davon wussten, damit man helfen konnte, sich vorbereiten und… „Wie lautete die Prophezeiung?“ War das der Grund gewesen? War sie so schlimm, dass Dumbledore beschlossen hatte, sie damit nicht zu behelligen? Ron reichte ihr stumm einen Zettel, den sie entgegennahm und las. „Das Ministerium ist verloren… Zwischen Regen und Schnee zermalmt.“ Ihre Stimme war leise. Sie verstand. Das hätte Harry nie verkraftet. Genauso wenig wie es Ron verkraftete… wie sie… Sie blickte Ron an. „Das ist doch schlimm, oder? Dad arbeitet im Ministerium! Das heißt… es könnte sein, dass auch er stirbt!“ Seine Stimme zitterte leicht. Hermione erhob sich und nahm ihn in die Arme. Sie zitterte nicht weniger als er. „Das darf er niemals erfahren!“, flüsterte sie tonlos. „Warne deinen Vater und alle, die dort arbeiten, aber… Harry darf das niemals erfahren!“ Ron nickte. Das verstand sich doch von selbst. Niemals hätte er es ihm gesagt! Dazu kannte er ihn zu gut. Harry würde alles tun, um dorthin zu kommen, um selbst zu kämpfen, um das zu verhindern, was nicht zu verhindern war… „Wann fahrt ihr?“ Hermiones Flüstern neben seinem Ohr war so leise und trocken, dass Ron Angst bekam, sie würde ersticken. „Morgen früh.“ Er drückte sie an sich. „Bete, Mione, dass es nicht schon zu spät ist!“ „Dumbledore hat sie sicher gewarnt!“, gab das Mädchen zurück, verbarg dann ihr Gesicht an seiner Schulter. Das war doch alles einfach nicht mehr wahr. Warum musste es immer ihn treffen? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Can't you see that you're smothering me Holding too tightly afraid to lose control Cause everything that you thought I would be Has fallen apart right in front of you (Caught in the undertow just caught in the undertow) Every step that I take is another mistake to you (Caught in the undertow just caught in the undertow) And every second I waste is more than I can take ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Der ist doof… Ich mag ihn nicht. Schlägt meinen Draco… Arschloch… *knurr* *zähnefletsch* *mitaxtaufbodenticker* … abranka: ...hach, Lucius. *g* Es ist toll mit ihm gemein zu sein. ^^ Und letztlich... hat er genau das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte. Was für ein Pech aber auch... Shirokko: Ich hab noch einen Auftrag von Yami-san… oder besser eine gemeinsam entwickelte Idee… Wo er doch so ‚zappenduster’ ist. *fg* *feierlichaufdracozutritt* *dracoeinetaschenlampe(+gebrauchsanweisung)überreicht* *manischlachendweghüpf* Wollen wir doch mal sehen, ob das was bringt… ^^ Okay, dann noch die Auswertung zu unserer Umfrage. 12 Menschen haben mitgemacht und das kam dabei heraus: Harry: 1 Draco: 1 Hermione: 2 Pansy: 2 Ron: 3 Blaise: 1 Im Vergleich zum letzten Mal bedeutet das also: Harry: 2 -> ist also um eine Note bei euch aufgestiegen. Ich bin stolz auf mich! Draco: 1 -> blieb so, was aus meinen Augen nicht anders zu erwarten war ^^ der ist einfach mal toll! Hermione: 3 -> hat es auch eine Note besser geschafft! Pansy: 4 -> Das freut mich so richtig. Ich liebe Pansy und zwei passt doch viel besser zu ihr als vier! Ron: 3 -> blieb gleich, was ich verstehe, aber dennoch schade finde Blaise: 2 -> ist ebenfalls um eine Note aufgestiegen. Ihr seid lieb zu ihm ^^ Wir danken allen fleißigen Lesern für ihre Unterstützung! *verbeugs* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)