Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Missklang --------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 24: Missklang Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Linkin Park - Crawling. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 24: Missklang Draco kam als erster bei Tonks an. Eigentlich hatte er gedacht, dass er zu spät sein würde, doch offenbar war er auf die Sekunde pünktlich. „Setz dich, Draco. Einen Keks?“ Sie stellte die Schale vor ihm in dem Schreibtischchaos ab. Offenbar mochte sie Chaos. Sehr sogar... Er wählte erneut den Stuhl aus, der am wenigstens mit irgendwelchen Papieren zugemüllt war, dann musterte er die Lehrerin. Ihr sah man nichts mehr von dem Desaster der letzten Stunde an. „Wie geht es dir? Wieder alles in Ordnung?“, plapperte sie weiter. „Ja, Ma’m. Alles bestens.“ Wenigstens war er freundlich. „Das ist schön. Wirklich schön.“ Sie strahlte ihn an. Dann blickte sie auf die Uhr. „Harry verspätet sich wohl, was? Na, kann man nichts machen...“ Und sie redete weiter. Und weiter und weiter. Draco sehnte sich nach bereits drei Sekunden sehr stark den Gryffindor herbei, damit dieser Wasserfall ein Ende hatte. Hilfe! Dazu kam noch dieses mulmige Gefühl in seinem Bauch, wenn er an den Umstand dachte, dass er sich wahrscheinlich gleich wieder mit Schwarzer Magie auseinandersetzen sollte... ~*~*~*~ Als Harry kam, war er außer Atem und fiel gleich mit der Tür in das Chaos dahinter. Er hatte sich festgequatscht und nicht auf die Zeit geachtet, bis die Uhr fünf geschlagen hatte. Verdammt! „Entschuldige Tonks!“, keuchte er und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. „Ich war… Ich…“ Sie begann noch herzlicher zu lachen als ohnehin schon. „Beruhige dich doch!“, rief sie und hielt ihm im nächsten Moment die Schüssel unter die Nase. „Keks?“ Harry starrte sie vorwurfsvoll an und sie nahm die Schüssel weg, ihr Gesicht schlimmer als das eines unschuldigen Heiligen, als ihr bewusst wurde, dass er an den Krümeln wahrscheinlich eher ersticken würde… Sie räumte einen Stuhl frei, wischte einfach alles mit dem Arm runter, was drauf lag, dann drückte sie Harry darauf. „Okay, wenn Harry sich beruhigt hat, dann fangen wir an!“ Fröhlich war sie. Ausgelassen. „Heute…“ „Wie geht es dir?“ Harry holte noch einmal tief Luft, dann war der Luftmangel zumindest soweit behoben, dass er sprechen konnte. „Bist du wieder okay?“ Sie nickte fröhlich, dann blickte sie ihn an und Harry verspürte unerklärlicherweise ihm nächsten Moment ein mulmiges Gefühl im Magen. Machte sie ihm vielleicht Vorwürfe? „Ich… Es tut mir Leid, ich…“ „Ach, dich trifft doch keine Schuld!“, unterbrach sie ihn und Harry war sich sicher, dass er sich das nur eingebildet hatte. Sie war nicht nachtragend. Gar nicht. Sehr beruhigend, wie er fand. „Also dann, fangen wir an! Ich wollte heute den Cordis…“ „Keine Schwarze Magie.“ Harrys Stimme ließ Tonks verstummen. Sie blickte ihn an, ihr Mund noch immer offen vom Sprechen. Dann legte sie den Kopf schief. „Was? Warum nicht?“ ~*~*~*~ Draco war über die Maßen erleichtert, als Harry endlich reinkam, richtete sich doch jetzt die übermäßige Fröhlichkeit der Lehrerin, die offenbar fester Bestandteil ihrer Persönlichkeit war, auf diesen. Beruhigend. Und zugleich ging ihm auf, dass er es tatsächlich irgendwie vermisst hatte, den schwarzhaarigen Gryffindor den heutigen Tag zu sehen. Das war ihre erste Begegnung heute. Und das nach der schier endlosen Zeit, die sie die letzten Tage miteinander verbracht hatten... Keine Schwarze Magie. Die drei Worte hallten in Dracos Gedanken nach, während er Harry ansah. Im Gegensatz zu Tonks hatte er seine Mimik jedoch im Griff. Dennoch, seine grauen Augen waren vor Überraschung geweitet. Warum nicht? Das war die Frage, die auch ihn brennend interessierte. Wegen diesem Tiefpunkt nach dem Treffen letzten Samstag? Oder wegen diesem Unfall? ~*~*~*~ „Weil es nicht gut für ihn ist.“ Harry deutete auf Draco und blickte kurz zu ihm, bevor er Tonks wieder fixierte und sein Ausdruck war hart und unnachgiebig. „Du und Snape sagt zwar, dass ihr nicht wollt, dass er zaubert, aber dennoch bringt ihr ihn dazu. Wozu der Bann, wenn ihr es doch wollt? Was hat das für einen Sinn? Wollt ihr ihn fertig machen?“ Die Lehrerin blickte ihn verwundert an. Eigentlich hatte sie nach dem letzten Mal gedacht, dass Harry dankbar dafür war, dass er endlich mal die Gelegenheit bekam, Schwarze Magie zu bekämpfen, aber da hatte sie sich wohl geirrt. Und dann hatte ihre Taktik tatsächlich funktioniert… Nur bei dem falschen. Dumbledores Ziel war es gewesen, Draco dazu zu bringen, endlich Nein zu sagen, wenn es zu den Übungen kam… „Und was stellst du dir vor, dass wir stattdessen machen? Es geht doch um Schwarze Magie…“, sagte sie und blickte zu Draco hin. Warum sagte er nichts dazu? ~*~*~*~ Er sagte es so leicht... Draco schaute den Gryffindor mit einem seltsamen Gefühl im Bauch an. Er sorgte sich wirklich. Das war noch immer eine Tatsache, an die er sich nicht so recht gewöhnen konnte. Bei Blaise und Pansy schon eher, bei ihm... da wirkte es noch immer so unglaublich. „Es geht um Schwarze Magie, Harry.“, sagte er. Er war selbst überrascht, wie sanft seine Stimme klang. „Da hat Professor Tonks schon ganz Recht. Es war Dumbledores Auflage für mich, hierher zu kommen, um mich mit dieser Art der Magie auseinanderzusetzen. Mit diesem Teil von mir.“ Er atmete tief durch. Mit meinem beschissenen Talent. Seine grauen Augen fixierten Harry und blendeten Tonks vollkommen aus. Wahrscheinlich würden ihr seine Worte sogar ziemlich gut gefallen. „Wenn du nicht dabei sein willst, dann geh. Aber für mich ist es wichtig. Weil ich nicht weiß, wie ich dieses... dieses...“ Er stockte. Verdammt, um diese Bestie in ihm zu beschreiben, fehlten ihm einfach die Worte. „Um diese verdammte Wirkung und diese Sucht in den Griff zu bekommen. Wenn dieser dusselige Bann nicht auf meinem Stab läge und ich nicht einigermaßen gelernt hätte - letzten Samstag! - mich zu beherrschen, dann wäre das in der letzten Unterrichtsstunde wieder eskaliert, okay? Dieser verdammte Rausch war wieder da...“ - Sogar gegen ihn. - „Und ich will keine verdammte Hilfe brauchen, um mich im Griff zu haben. Aber dazu muss ich es lernen. Und das kann ich nur hier!“ ~*~*~*~ Harry starrte ihn an, ohne zu bemerken, wie Tonks Augen leuchteten, weil es das war, was sie für Draco gehofft hatte, selbst wenn Dumbledore eigentlich hatte erreichen wollen, dass er das gar nicht mehr zauberte – wie sie es verstanden hatte. Er konnte es doch verstehen. Irgendwo. Dass er lernen wollte, stärker zu werden, über sich hinauswachsen wollte, aber… Er hatte es doch schon gesagt: Es tat ihm nicht gut! Gar nicht! Das letzte Mal wäre er doch fast daran zerbrochen! In sich spürte er Angst, als er zitternd seufzte und für Sekunden die Augen schloss… „Ohne Rücksicht auf Verluste…“, sagte er leise, es war kaum mehr als ein Bewegen der Lippen. „Ohne an die Konsequenzen zu denken…“ Als er seine Augen wieder öffnete, lag ein weiches Lächeln auf seinem Gesicht, war noch tief in den Augen zu sehen. „Ich habe versprochen, dass ich dir helfen werde, vergessen?“ Und wenn er daran zu Grunde ging, dann würde er ein neues Motiv haben, weshalb er die Todesser jagen konnte… Es wurden immer mehr, vielleicht sollte er langsam mal damit anfangen, nachdem sein erster Versuch so komplett in die Hose gegangen war… Er sah Tonks an. Ein Zeichen, dass sie anfangen konnten. ~*~*~*~ „Nein, wie könnte ich?“ Draco erwiderte das Lächeln leicht. „Mach dir keine Sorgen, okay?“ Er stand auf, trat langsam auf die Stelle zu, wo er das letzte Mal auch gestanden hatte. Von dort blickte er Harry noch einen Augenblick lang an. Es war dem Gryffindor sichtlich schwer gefallen, hierzu seine Zustimmung zu geben, aber er hatte sie gegeben. Und das war es, worauf es ankam. Die Tatsache, dass er sich offenbar wirklich sorgte, war etwas, das Draco jetzt Kraft gab. Kraft, um sich diesen inneren Dämonen zu stellen. Seine Augen wanderten zu Tonks. Jetzt war sie gefragt. ~*~*~*~ Diese war absolut happy. Sie sprang von der Tischkante, gegen die sie sich gelehnt hatte, und klatschte in die Hände. „Wollt ihr den Spruch vom letzten Mal oder einen neuen?“, fragte sie und blickte zuerst Draco und dann Harry an, der sich nun auch endlich erhob. „Einen neuen.“, sagte er. Wenn er Draco schon diesem Mist aussetzte, dann wenigstens auch mit Lernerfolg. Für ihn und für sich selbst! Tonks sah fragend zu Draco hinüber, ob er einverstanden war. ~*~*~*~ „Also, ich dachte an den Cordis Afflicatio... Dazu musst du einfach den Abwehrzauber vom letzten Mal machen, Harry. Aber stärker. Du wirst dann merken, dass der Cordis anders trifft als der Acidum facere... Und nicht vergessen: Ich stehe hier und passe auf.“ Sie strahlte die beiden an. Nachdem sie Dracos Zauberstab von dem Bann befreit hatte, trat sie schnell zurück. Draco hob den Zauberstab. Der Herzschmerzspruch. Fiese Sache. Sollte etwas von einem Herzinfarkt haben, ohne dessen Folgen nach sich zu ziehen... Er seufzte leise, bemühte sich an nichts zu denken. „Cordis Afflicatio!“ ~*~*~*~ Harry hatte nur genickt, war dann in Abwehrhaltung gegangen, während er den Zauber noch einmal still für sich wiederholt hatte. Als dann der Angriff kam, war er bereit. „Medius partis!“, rief er und spürte im nächsten Moment, dass sein Zauber tatsächlich zu schwach war, obwohl er die Energie tatsächlich verstärkt hatte. Die Magie hatte Probleme damit, den Angriff zurückzuschlagen! Hilfe! Es war etwas, was er sich wohl merken würde: Niemals einen solchen Abwehrzauber auf die leichte Schulter nehmen. Seine Abwehr brach, er konnte es direkt sehen, aber Zeit zum Ausweichen hatte er nicht mehr. Der Fluch erwischte ihn. Die Schmerzen waren grauenhaft. Sein Herz zog sich zusammen, krampfte. Seine Augen weiteten sich und er spürte etwas, was er seit dem Tag bei den Todessern nicht mehr erfahren hatte: Todesangst. Er hatte Angst zu sterben! Er konnte nichts dagegen tun, dass er auf die Knie brach. Seine Hände krallten sich in seinen Umhang, er hielt die Luft an. Er wollte noch nicht sterben! Seine Aufgabe war noch nicht erfüllt! ~*~*~*~ Draco starrte den Gryffindor entsetzt an, als dieser auf die Knie fiel. Harrys Gesicht war aschfahl und in seinen Augen stand nackte Todesangst. Das war grauenhaft! Das wollte er nie wieder sehen! Hilfesuchend sah er Tonks an, wollte sie anschreien, Harry zu helfen, bekam aber keinen Ton über die Lippen. Tonks handelte jedoch bereits. „Cordimederi!“, rief sie und richtete den rettenden Zauber auf den Gryffindor. „Harry?“ Sie eilte zu ihm, fasste ihn an die Schulter. „Alles okay? Atme ganz tief durch...“ Draco stand noch immer wie erstarrt, war vollkommen paralysiert. Er konnte sich einfach nicht bewegen und war noch immer vollkommen fassungslos. Seine Knie zitterten und er hatte das Gefühl, als wenn er langsam den Boden unter den Füßen verlor. ~*~*~*~ Dass der Schmerz nachließ, bemerkte Harry kaum, aber immerhin setzte ein Atemreflex seine Atmung wieder in Gang. War ja grauenhaft! „Harry! Atme tief ein!“ Er tat es. Der Schmerz ließ nach. „Und jetzt wieder aus!“ Der Druck an seine Schulter wurde lockerer und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der eisenharte Griff wehgetan hatte. Er entließ die Luft aus seinen Lungen. „Ist es jetzt besser?“ Harry nickte. Dann lachte er, wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich war zu nachlässig!“ Wieder ein Lachen, das genauso gut ein Schluchzen hätte sein können. „Nie wieder werde ich weniger als alles geben.“ Diese Worte waren so leise, dass selbst Tonks sie nicht hören konnte. Er stand auf, schüttelte sich. Noch immer waren seine Knie weich. Und dann fiel sein Blick auf Draco, der kreidebleich war. Kaum zu bemerken in dem ohnehin blassen Gesicht, aber für ihn deutlich sichtbar. Er lächelte. „Ich werde dich nicht noch einmal siegen lassen!“, sagte er herausfordernd scherzhaft, denn er wollte Draco die Angst nehmen. Wenn er der Meinung war, dass er das brauchte, dann sollte er sich nicht dadurch aufhalten lassen, dass er ihm unter Umständen wehtun könnte. Er würde das aushalten können! Garantiert! ~*~*~*~ „Dann streng dich verdammt noch mal an!“, gab der Slytherin zurück. Seine Stimme zitterte etwas, aber an sich... hatte er sich ganz gut im Griff. Er lockerte seine Rückenmuskulatur und rollte die Schulten. Das Biest in ihm hatte wieder Blut geleckt, aber durch diesen Schock... Es war träger geworden. War das ein Schlüssel? Dass er sich in Erinnerung rief, was diese Zauber bei Harry anrichten konnten, damit er sie sich leichter verwehren konnte? War das möglich? Dennoch... Jetzt galt es, die Bestie wieder kontrolliert von der Kette zu lassen. Er hob erneut den Zauberstab und sah mit einer gewissen Besorgnis, dass seine Finger noch zitterten. Tonks war inzwischen wieder beiseite getreten, hielt aber sicherheitshalber den Zauberstab wieder bereit. „Cordis Afflicatio!“ Die Kraft, die hinter dem Fluch steckte war lächerlich gering. Es ging nicht. Keine Wut, kein Zorn, kein Hass. Nichts von den Gefühlen, die ihm die Kraft für diese Magie gaben. ~*~*~*~ Harry dagegen steckte alles in den Zauber, was er hatte. Und wurde enttäuscht. Dracos Angriff verpuffte ohne nennenswerte Anstrengung. „Was soll das?“, maulte er. „Streng dich selbst an, anstatt mir das zu sagen.“ Er hatte im Gegensatz zu Tonks nicht bemerkt, dass Draco nicht mehr in den Zauber stecken konnte. Die Frau war zufrieden. Allein für diese Erfahrung hatte sich der Tag schon gelohnt. … Auch wenn Harry dafür ganz schön leiden musste, was eigentlich auch nur positiv war. Harry lernte mit Schmerzen umzugehen, lernte die Wichtigkeit der Abwehr kennen und außerdem war er hart im Nehmen. Er würde das schon schaffen… Sirius konnte wirklich stolz auf ihn sein. ~*~*~*~ Draco seufzte leise. Da war sie, die Herausforderung... Zumindest wusste er jetzt, wie er dieses Monster bändigen konnte. Dann konnte er es ja jetzt auch loslassen... nicht wahr? Er schloss einen Augenblick die Augen und beschwor dieses Gefühl von unbändiger Wut herauf. Er rief sich den Schmerz in Erinnerung und spürte, wie die Bestie stärker wurde, mächtiger. Wut und Schmerz - davon hatte er genug in der Hinterhand. Mehr als genug... Er öffnete die Augen wieder und fixierte Harry. „Cordis Afflicatio!“ Die Dunkelheit, die durch ihn hindurch floss, raubte ihm beinahe den Atem und drohte, ihn vollkommen zu überwältigen. Sehr viel mehr als zuvor bekam er eine Ahnung davon, wie sich die starken Flüche anfühlen mussten... Und wie groß die Verlockung war, diese düstere Erhabenheit mit ihnen zu fühlen. ~*~*~*~ Harrys Abwehr war perfekt. Er konnte den Zauber blocken, dass er im Nichts verschwand. Erleichtert seufzte er. Wenn er ehrlich gewesen war, dann hatte er Angst gehabt. Sehr viel Angst. Sie war nahe der Grenze zur blinden Panik gewesen. Allein der Gedanke daran, wieder diesen Schmerz zu fühlen… Das wollte er nicht. Er wollte nicht wieder das Empfinden von Todesangst haben müssen… Tonks klatschte laut. „Okay, Jungs, das war’s für heute. Das war fantastisch!“ Sie kam auf sie zu und Harry blickte die Lehrerin lächelnd an. Er war ziemlich… erleichtert… Aber er ließ es sich nicht anmerken. „Draco, würdest du mir bitte den Zauberstab geben?“ Tonks kam auf den Schüler zu. ~*~*~*~ Draco spürte, wie seine Schultern nach vorne sackten. Das war es also für heute. Gut so... Aber dennoch... Als Tonks seinen Zauberstab haben wollte, musste er kurz einen gewissen Widerwillen überwinden. Etwas in ihm hungerte nach mehr. Wollte mehr... Aber es würde nicht mehr bekommen. Stumm reichte er der Lehrerin den Stab und blickte zu Harry hinüber, zwang sich zu einem Lächeln. Es war eine Gradwanderung. Zum einen konnte er die Kraft aufbringen, sich zu beherrschen und zu kontrollieren, aber zum anderen war diese Kontrolle noch immer vollkommen labil. Und jetzt kam auch wieder dieses Gefühl von Kälte. Langsam war es ihm beinahe vertraut. ~*~*~*~ Harry erwiderte das Lächeln, doch in seinen Augen lag eine gewisse Sorge. Was war jetzt mit ihm? Ging es ihm gut? Oder war es wie das letzte Mal? War er leer, einsam, zurückgelassen? Tonks unterdessen blickte von einem zum anderen. Diese Stimmung… unheimlich… „Wollt ihr noch was anderes machen oder reicht es euch für heute?“ Sie lachte, doch es klang nicht so frei wie sonst. Sie hatte genug. Bei weitem! Aber Dumbledore hatte darauf bestanden, ihnen nach getaner Arbeit eine Art Belohnung zukommen zu lassen, weil er wusste, wie gerne zumindest Harry dieses Fach hatte. Und sie hatte sich breitschlagen lassen… Der Schwarzhaarige schaute sie kurz an, dann wieder Draco. Er würde ihm die Wahl lassen. Wollte er weiter lernen oder wollte er aufhören? Wenn es ihm so ging wie das letzte Mal, dann wäre es zweifellos besser, wenn er ihn schnurstracks in den Raum der Wünsche brachte und… Ja, er wollte mit ihm reden… ~*~*~*~ „Mir reicht es.“ Draco zog die Schultern hoch, versuchte, das Zittern auszubremsen, doch es würde auf Dauer kaum gelingen. Es waren nur drei Flüche gewesen, doch der letzte, das war der stärkste gewesen, den er je gesprochen hatte. Und die Macht darin... Sie wog fünf leichtere Flüche problemlos auf... ~*~*~*~ „Also Schluss.“, beschloss Harry entschieden, lächelte Tonks freundlich an. „Sorry.“ Sie lächelte nur. „Kein Problem!“ Sie wirbelte einmal im Kreis und als sie sie wieder fixierte, hielt sie die Schale mit Katzenkeksen in der Hand. „Greift zu und dann raus mit euch!“ Harry tat ihr den Gefallen gerne, nahm noch einen für Reserve. „Danke.“, sagte er, bevor er zur Tür ging, sie öffnete und für Draco aufhielt. Er hatte das schon einmal gemacht, damals aus Spott… ~*~*~*~ „Mein Zauberstab?“ Draco hob fragend die Augenbrauen, während er zugleich zwei Kekse nahm. Zucker war ihm gerade sehr willkommen. ~*~*~*~ „Oh…“ Wieder lachte Tonks, stellte die Schüssel auf den Stuhl, auf dem Draco vorhin noch gesessen hatte und griff in ihre Tasche, wo sie ihn verstaut hatte. Sie reichte ihm das Ding, dann schob sie ihn aus der Tür. Und Harry einfach hinterher. Ein letzter Blick zu ihm, dann war die Tür zu. Der Schwarzhaarige grinste. Die hatte es aber eilig, sie loszuwerden… Genial! Auch wenn der letzte Blick verwirrend gewesen war… Aber was sollte es? „Raum der Wünsche?“, fragte er an Draco gewand. ~*~*~*~ Draco stand ein wenig verblüfft vor der Tür, weil das so schnell gegangen war. Skeptisch musterte er den Zauberstab in seiner Hand. Irgendwie hatte er dumpfe Gefühl, dass Tonks etwas damit angestellt hatte. Bei Harrys Frage merkte er auf. „Okay.“ Er lächelte leicht. „Gerne.“ Dann fiel sein Blick wieder auf den Zauberstab. „Ich möchte mal wissen, wofür sie ihn haben wollte...“ ~*~*~*~ Harry grinste. „Einfach. Die Zeit war noch nicht um und sie hatte wohl Angst, du könntest wieder ausrasten wie bei Snape oder so.“ Er wuschelte ihm durch die Haare. „Sie kann schließlich nicht wissen, was du in deinem Schädel hast!“ ~*~*~*~ Draco sah ihn perplex an. Einerseits angesichts dieser simplen Lösung und andererseits aufgrund seiner Unverfrorenheit, ihm wirklich hier auf dem Gang durch die Haare zu wuscheln. Er brauchte einen Moment, ehe er seine Sprache wieder fand. „Und zum Glück kann das kaum jemand wissen. Die Vorstellung, dass jemand meine Gedanken liest, ist nicht gerade... positiv. Oder würde dir das gefallen?“ Sie schritten Seite an Seite durch die Gänge. Zum Glück waren die meisten Schüler in ihren Gemeinschaftsräumen oder draußen in den Ländereien. Hier im Schloss hielt sich kaum jemand auf. Und bei den wenigen, die ihnen entgegen kamen, hatte sich bereits herum gesprochen, dass Draco Malfoy sich entschlossen hatte, ein mustergültiger Vertrauensschüler zu sein, weswegen man ihm am besten nicht auffiel... ~*~*~*~ Dennoch waren die getuschelten Worte vorhanden und kaum schmeichelhafter als sonst. Und es machte ein neues Gerücht die Runde: Draco Malfoy und Harry Potter schien es ernst zu sein. Waren sie ein Paar? Am Abend würden sie sicherlich gewaltige Probleme bekommen… Harry blickte Draco an. Das war jetzt nicht gut, oder? Das war jetzt überhaupt nicht gut. Nicht dass es ihn stören würde, aber für Draco musste das größere Schwierigkeiten heraufbeschwören, als ihnen beiden lieb sein konnte… ~*~*~*~ Draco ignorierte das Getuschel. Es war ihm vollkommen gleich. Wenigstens im Moment. Und sollten irgendwelche Gerüchte bei den Slytherins ihre Kreise ziehen, würde er sich eben erneut der Auseinandersetzung stellen. Zumindest war Warrington noch nicht wieder da. Der würde erst zum nächsten Wochenende wieder auftauchen... Schließlich erreichten sie den Raum der Wünsche. Stillschweigend übernahm es Draco, das Ritual durchzuführen. Diesmal sah der Raum anders aus. Von seinem Empfinden her suchte er einen ruhigen, gemütlichen Raum, wo er sich entspannen und nahezu fallen lassen konnte - und entsprechend sah der Raum jetzt auch aus. Vor einem gemütlichen Kamin standen zwei breite, einladende Sofas. Die Wände waren in Sandfarben gehalten, der Holzboden erinnerte von der Maserung an eine Savanne und die Vorhänge, die in dem leichten Luftzug wehten, waren schokoladenbraun. Kurzum: Einfach und gemütlich. Draco verharrte einen Augenblick auf der Schwelle, trat dann ein und machte es sich kurz darauf auf einem der Sofas gemütlich. Hier drinnen war ihm etwas weniger kalt. ~*~*~*~ Harry sah sich um. Angenehme, die Seele beruhigende Farben. Es verriet ihm mehr über Dracos Gefühlszustand als er wollte. Kurz dachte er an die Szene gestern, wo ihm dieser erschreckende Gedanke gekommen war, doch das war wieder vergessen, außer an den Gedanken konnte er sich nicht mehr so recht an die Szene erinnern… Es war also nur ein Gedankenblitz gewesen und nicht weiter wichtig. Ein beruhigender Gedanke. Besonders als er jetzt zu Draco ging, hinter seinem Sofa stehen blieb und die Arme um seine Schultern legte. „Frage: Was geht dir jetzt gerade durch den Kopf?“ Es war im Moment immer das gleiche, was er fragte, denn von Hermione hatte er einmal erfahren, dass man sich am besten verstand, wenn man über sich nachdachte. Und darum ging es doch: Malfoy musste sich selbst verstehen lernen… ~*~*~*~ Draco lehnte sich in Harrys Arme und schloss die Augen. Seltsam... Bei ihm hatte er gar keine Probleme damit, Nähe zuzulassen. „Mir ist kalt... Ansonsten kann ich gerade nicht einmal mehr richtig denken...“ Soviel stürzte in ihm durcheinander. Die Erkenntnis von Arithmantik, Dumbledores Rüge, das Begreifen, wie er sich bezwingen konnte, das Begreifen, dass der Grad so schmal war, dass er immer wieder abstürzen konnte, die Worte, die er gestern zu Blaise und Pansy gesagt hatte, ihre Sorge, Harrys Sorge... ~*~*~*~ „Du bist müde, hm?“, fragte Harry, ließ nebenbei das Feuer auflodern, obwohl in dem Raum wirklich eine großartige Temperatur herrschte. Nach dem gestrigen Gewitter war die Hitze des Sommers weg und er fühlte sich wohl so, aber wenn Draco fror, dann war Wärme wichtig, denn Kälte war nicht gut für ihn. ~*~*~*~ „Nein, eigentlich nicht... Es ist nur... die Kälte kommt von innen.“ Er zog die Schultern leicht hoch, schlang die Hände um Harrys Arme. „Ich weiß nicht... Ich kann es einfach nicht erklären. Sie kommt immer, wenn ich Schwarze Magie angewendet habe.“ Es war beinahe wie ein Schockzustand und doch... anders. Als wenn ihm diese Magie alle seine Wärme geraubt hätte und er es erst danach wirklich spüren könnte. ~*~*~*~ Harry schwieg. Er konnte das nicht nachempfinden. Nicht wirklich, auch wenn er diese Kälte natürlich kannte. Von Cedric, von der Nachricht, Draco hätte sterben können und von etlichen anderen Situationen auch, aber von der Anwendung von Magie… Nein, das kannte er nicht. Magie war etwas Schönes für ihn. Etwas Warmes… Er legte seinen Kopf auf Dracos ab und starrte ins Feuer. Was sollte er jetzt schon anderes tun, als einfach nur da sein? Es war das wichtigste überhaupt und das einzige, das ihm einfiel. ~*~*~*~ Draco hielt die Augen halb geschlossen und blinzelte dann und wann ins Feuer. Die Wärme erreichte ihn kaum. Das einzige, was ihn wärmte, war Harry... Konnte ihn jemand anders überhaupt erreichen? Er war sich nicht sicher... Wenn er in diesem Zustand war, dann war immer nur Harry da gewesen... „Komm... Setz dich neben mich. Oder willst du wirklich die ganze Zeit stehen bleiben?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Harry ließ ihn noch immer schweigend los und kletterte dann einfach über die Lehne hinweg, setzte sich neben ihn, blickte ihn an. Vorhin war ihm ein Gedanke gekommen und eigentlich hätte er gerne eine Antwort darauf, nur, ob er es wagen konnte zu fragen? Wollte er wirklich eine Antwort? ~*~*~*~ Draco lehnte sich stillschweigend an den Gryffindor, suchte seine Wärme. Langsam ließ das Beben nach und er fror auch nicht mehr ganz so erbärmlich. Das war gut... Balsam auf seiner Seele. Und langsam fügte sich auch das Chaos in seinem Kopf in eine brauchbare Reihenfolge... Ging doch. Es war nur eine Frage von Zeit und Ruhe. ~*~*~*~ Harry legte seine Arme um den warmen Körper und starrte schweigend ins Feuer. Noch immer dachte er über die Frage nach, ob er sie stellen sollte oder nicht, ob er es wagen wollte oder nicht. Schließlich entschied er sich dagegen, hatte entschieden, dass er es noch nicht wissen wollte und sich die Atmosphäre mit einer negativen Antwort nicht kaputt machen wollte. Es war einfach schön grade und er wollte es nicht gefährden. ~*~*~*~ Selbst wenn er ein übermäßiges Talent für Schwarze Magie besaß, dann hieß das ja noch lange nicht, dass er sie auch einsetzen musste, nicht wahr? Und es hieß auch nicht, dass er ein Schwarzmagier war. Es gab nichts, das ihn dazu zwingen konnte... Draco machte gedanklich einen Haken hinter diese Sache. Dracos Gedanken wanderten weiter zum gestrigen Mittag. Pansy und ihre Frage... Ihre und Blaises heftige Reaktion... Sie sorgten sich um ihn. Aber warum? Warum nur? Das war etwas, was er noch immer nicht verstand. Und Harry auch. Er sorgte sich auch. „Wie kann man sich um mich Sorgen machen?“, fragte er leise. „Wie kann man mich... mögen?“ ~*~*~*~ Die Frage und die Selbstverachtung, die dahinter stand, war etwas, was Harry schon vermutet hatte, aber es zu hören, war nicht so einfach zu verkraften. Er kannte das Gefühl, denn er hatte es selbst ab und an mal, dann wenn er wieder mal das Gefühl hatte, er sei an allem und jedem schuld… „Du magst dich selbst nicht, oder?“ ~*~*~*~ „Das habe ich nicht gesagt...“ Draco kuschelte sich unwillkürlich näher. „Es ist nur... ich weiß, dass ich meistens kein besonders netter Mensch bin. Und dass ich... schwierig bin. Gelinde gesagt.“ Er lachte heiser. Er verstand es noch immer nicht. Gerade Blaise hatte soviel von ihm einstecken müssen - und er war immer noch da... „Und dennoch... gibt es offenbar Menschen, die mich mögen... Warum?“ ~*~*~*~ Harry lächelte. Vorsichtig angelte er nach Dracos Hand und drückte mit einem Finger den Zeigefinger gerade. „Ich mag dich, weil du da warst, als ich Hilfe brauchte.“ Er drückte den zweiten Finger gerade. „Ich mag dich, weil du gesagt hast, dass du dich ändern willst, dass du an dir arbeiten willst.“ Den Ringfinger. „Ich mag dich, weil du mir ähnlich bist.“ Der kleine Finger. „Ich mag dich, weil du mich zur Ruhe bringst und mir ein Gefühl von… Zweisamkeit vermittelst.“ Diese Worte fielen ihm schwer auszusprechen, aber er tat es dennoch und das Lächeln verbreiterte sich, als er erkannte, wie wahr sie tatsächlich waren. Dann nahm er den Daumen. „Und ich mag dich, weil du du bist. Einfach nur du.“ ~*~*~*~ Draco fehlten die Worte. Er starrte auf seine Hand mit den ausgestreckten Fingern. Fünf Gründe. Fünf mehr, als er selbst gefunden hätte. „Danke...“ Der Blonde vergrub sein Gesicht an Harrys Schulter. „Danke...“ Er schloss die Hand, deren Finger Harry gerade noch zum Abzählen gebraucht hatte, fest um die freie Hand des Gryffindors und drückte sie nachdrücklich. ~*~*~*~ Also doch. Er hatte es doch gewusst… Draco konnte sich selbst nicht richtig leiden, denn sonst hätte er das nicht gebraucht… Vielleicht sollte man auch dort beginnen, ihm zu helfen… Harry seufzte. Was hatte er sich da nur vorgenommen? Das war doch unmöglich für einen Jungen wie ihn zu schaffen! Aber nur deshalb würde er nicht aufgeben. Er doch nicht! Wie zur Zustimmung loderte das Feuer im Kamin heller. ~*~*~*~ Draco fühlte sich irgendwie erleichtert, aber zugleich auch unglaublich miserabel. In diesen Momenten war er so erbärmlich schwach - und das hasste er. Er hasste es bis aufs Blut. Er konnte dann nicht stark sein, sondern... Es war seltsam, er taumelte in diesem seltsamen Gleichgewicht von Verletzlichkeit und Härte, kippte mal zu der einen Seite, mal zu der anderen. Warum immer vor ihm? Vor Blaise, vor Pansy, vor den beiden konnte er sein Gesicht wahren - warum nicht vor ihm? Warum gab er nach, warum wurde er weich? Verdammt, ja, er hatte versprochen, Harry an sich heran zu lassen, aber dennoch... Die Uhr in der Ecke des Raums schlug halb acht. Er zwang sich dazu, sich von Harry zu lösen. „Ich muss... Nach dem Abendessen muss ich meinen Pflichten nachkommen.“ Er schnitt eine leichte Grimasse. „Dumbledore hat mir eine Rüge geschickt...“ Er seufzte leise. „Übrigens: Er weiß, dass wir am See waren. Und er weiß, dass wir gestern geflogen sind.“ Draco lehnte sich auf dem Sofa zurück, halb im Aufstehen, halb im Sitzenbleiben. ~*~*~*~ Harry ließ ihn zwar nur widerwillig gehen, aber die Worte waren nachvollziehbar. Und dass Dumbledore Bescheid wusste… Wen wunderte es? Er seufzte und lehnte sich ebenfalls zurück. „Ich frage mich manchmal wirklich, wie er das macht…“, murmelte er, aber es störte ihn nicht weiter. Dumbledore hatte nicht ihn ermahnt, er hatte ihn auch nicht dafür bestraft. Und er hatte auch nicht vor, sich diese kleinen Ausflüge zu verkneifen… auch wenn sie in Zukunft wohl etwas schwieriger umzusetzen waren… Dann streckte er sich. „Warum hast du dein Abzeichen nicht einfach wieder abgegeben? Hab ich gemacht und er hat nicht einmal was dazu gesagt…“ ~*~*~*~ „Du solltest Vertrauensschüler werden?“ Davon hatte Draco nicht den leisesten Schimmer gehabt. Erst die Gegenfrage, dann kam er auf Harrys Anfangsfrage zurück. „Was wäre die Alternative? Crabbe, Goyle, Nott? Blaise würde Dumbledore was erzählen, wenn er Ersatzmann für mich werden soll…” Oh ja, Blaise würde sich wohl wirklich weigern. Auch wenn er wohl sicher der bessere Vertrauensschüler wäre. „Abgesehen davon ist es eine ganz angenehme Position. Dahingehend wirkt Dumbledores Absicht: Mir kommen weniger Schüler dumm, wenn ich sie nach den Schulregeln zusammenfalte.“ Das hatte er ja heute gelernt. Die blöden Bemerkungen hielten sich wirklich in Grenzen, wenn er sich wie ein Vertrauensschüler benahm. Diese Autorität wirkte sich wirklich erstaunlich positiv aus - zumindest dann, wenn er seine Pflichten auch wahrnahm. Er zuckte mit den Schultern. „Und dass mein Vater nicht gerade begeistert wäre, wenn ich das Abzeichen zurückgehen lasse, ist doch klar, oder?“ ~*~*~*~ Harry seufzte. „Schon klar. Echt mal, Draco, lös dich endlich von dem Deppen! Der kann dir hier nichts tun! Gar nichts! Er kommt hier nicht an dich ran! Tritt endlich ein bisschen aus seinem Schatten heraus und beginne zu leben.“ Sein Blick war sanft und nicht wirklich vorwurfsvoll. „Du willst stärker werden, dann fang damit an!“ ~*~*~*~ Dracos Miene wurde eisig. „Du hast keine Ahnung von der Beziehung zwischen mir und meinem Vater. Du hast keine Ahnung, was es heißt, sein Sohn zu sein. Also versuch mir nicht zu sagen, was ich tun soll. Und wenn ich ihm jetzt noch nicht entgegentreten will, dann hat das verdammt gute Gründe!“ Er stand auf. Dieses Gefühlschaos in seinem Inneren wusste er nicht wirklich zu deuten. Er war wütend - aber auf wen? Auf drei Personen: sich selbst, seinen Vater und Harry. Auf sich selbst, weil er noch nicht deutlich Stellung beziehen konnte. Er wollte es, war dazu aber noch nicht in der Lage. Auf seinen Vater schlichtweg für die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens. Und auf Harry, weil dieser so lockerleicht eine viel zu gewichte Stellungnahme forderte. ~*~*~*~ Harry blickte ihn an, war leicht betroffen. So hatte er das aber nicht gewollt. „Wer hat gesagt, dass du ihm entgegentreten sollst?“, fragte er und stand auf. „Wer hat gesagt, dass ich dir Vorschriften mache?“, war seine zweite Frage. „Ich denke nur, dass du das, was du suchst, was immer es auch ist, nicht erreichen kannst, solange du ihn im Nacken hast.“ ~*~*~*~ Draco ballte die Hände zu Fäusten und atmete langsam sehr bewusst aus. Noch ein rotes Tuch. Neben dummen Bemerkungen zu Harry Potter und ihm war da das, auf dem der Name seines Vaters stand. Weil er seine eigene Haltung nicht klar kannte. Er wollte fort. Er wollte sich freimachen und zugleich... scheute er davor zurück. „Entschuldige...“ Der Blonde atmete zischend aus, entspannte sich langsam und kämpfte die Wut nieder. „Es ist nicht leicht, okay?“ ~*~*~*~ Harry nickte, schwieg aber. Am liebsten hätte er ihm gesagt, dass er ja nicht alleine zu kämpfen bräuchte, dass er da war, um zu helfen, aber Draco hatte ihm schon einmal gesagt, dass er diese Art Hilfe nicht haben wollte. Er würde ihm die Hilfe nicht aufzwingen… Auch wenn er es bei Gelegenheit vielleicht durchziehen würde, wenn es sich anbot. ~*~*~*~ Dracos Augen wanderten über Harrys Gesicht, versuchten in seiner Mimik zu lesen, doch er war sich nicht sicher, was er dort sah. Zumindest wirkte der Gryffindor nicht verärgert, aber konnte er da sicher sein? Er wollte aber auch nicht fragen. Er seufzte leise, wandte den Blick in die Ferne und fuhr sich mit beiden Händen durch das blonde Haar. „Ich muss los... Wir sehen uns morgen sicher irgendwann.“ Er wandte sich um und ging, ohne noch einmal zurückzuschauen. Irgendwo tief drinnen war er noch immer wütend und zugleich fühlte er sich reichlich beschissen, irgendwie missverstanden. ~*~*~*~ Harry ließ ihn gehen. Wortlos. Genauso wortlos ließ er sich zurück auf das Sofa gleiten und starrte erst zur Tür und dann wieder ins Feuer. Er fröstelte. Da war es wieder. Dieses Gefühl in ihm, das seine Eingeweide zerriss, das Verzweiflung und Hilflosigkeit so nahe kam, das noch viel schlimmer war… Warum konnte Draco nicht begreifen, dass es sein Vater war, der das alles noch so viel schwieriger machte? Warum konnte er nicht einsehen, dass er nicht allein war? Warum konnte er nicht verstehen, dass er ihm helfen wollte und dazu bereit war, notfalls auch seinem Vater die Stirn zu bieten? Ganz klein rollte er sich zusammen, seine Arme schlangen sich um seinen Körper, um den Druck in seinem Inneren zu mindern, um ihn zu besänftigen, aber es funktionierte nicht. Die Verständnislosigkeit blieb. Irgendwann konnte er einfach nicht mehr. Wenn er wirklich helfen wollte, wenn er wirklich helfen durfte, wenn Draco ihn irgendwann wirklich um Hilfe bitten sollte, dann musste er stärker werden… Schnell und viel! Mechanisch kramte er den Zettel aus seiner Umhangtasche und begann damit, den ersten Spruch zu wiederholen. Starke Magie, weiß, und dennoch so gefährlich, dass sie nicht offen zugänglich gemacht wurde… ~*~*~*~ Beim Abendessen war Draco schweigsam, was Blaise und Pansy nicht entging. Beide sahen ihn immer wieder von der Seite an, unterstanden sich aber, ihn anzusprechen. Ihn umgab wieder diese Aura von Unnahbarkeit, die einen dringend davor warnte, den Fehler zu machen und ihm zu nahe zu kommen. Draco stocherte in seinem Rührei herum. Er hatte keinen Appetit und konnte sich nur ein paar Bissen herunter zwingen. Dieses Gespräch mit Harry lag ihm zu schwer im Magen. Komisch. Offenbar hatte er den Gryffindor schon viel näher an sich herangelassen, als ihm wirklich bewusst gewesen war. Abrupt stand er auf. Er konnte ruhig schon einmal eine Runde durch die Gänge drehen. Irgendetwas gab es garantiert, worum er sich kümmern konnte. Und Ablenkung tat ihm sicher gut. Vier Ravenclaw- und drei Gryffindorerstklässler hatten das zweifelhafte Vergnügen, ihm über den Weg zu laufen und wuselten danach recht aufgelöst und um einige Hauspunkte ärmer in ihre Gemeinschaftsräume zurück, wobei sie sich lautstark über die Strenge des Slytherinvertrauenschülers beschwerten. Knapp eine Stunde später und um keinen klaren Gedanken reicher trudelte er in dem Slytheringemeinschaftsraum ein. Pansy war noch auf ihrer Runde und Blaise brütete über den Zauberkunsthausaufgaben. Schweigend setzte er sich dem Schwarzhaarigen gegenüber und ignorierte die Blicke, die ihm zugeworfen wurden. „Hast du schon das Neuste gehört?“, fragte Blaise schließlich und legte die Feder beiseite. „Was ist es diesmal?“ Draco zog gelangweilt eine Augenbraue hoch. „Du sollst mit Potter eine Affäre haben.“ „BITTE?“ Der Blonde starrte sein Gegenüber fassungslos an. Oh, verdammt, hatten diese dummen Gören heute Nachmittag nicht so etwas gemurmelt, als sie auf dem Weg in den Raum der Wünsche waren? „Das ist doch... Blödsinn.“ „Ach ja?“ „Ja. Denn wenn ich schwul wäre, dann würde mein erlesener Geschmack dafür sorgen, dass niemand an dieser Schule gut genug für mich wäre.“ Er stand auf. „Ich geh ins Bett.“ Blaise sah ihm verblüfft nach. So kurz angebunden... Da war irgendetwas wirklich nicht in Ordnung. Draco rollte sich auf seinem Bett zusammen und zog die Beine an. Wofür tat er das alles hier eigentlich? Für sich? Oder für wen? Für wen zum Merlin lebte er denn überhaupt? Er hatte das Gefühl zu ersticken, keine Luft mehr zu bekommen und unterzugehen... Und zugleich fehlte ihm die Kraft, sich freizumachen, zu kämpfen. Er schwankte zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, zwischen Wut und Ruhe, zwischen Hass und... nichts. Neben dem Hass stand nichts. Noch nicht einmal das... Er zog sich die Decke über den Kopf. Ihm war zum Heulen zumute und doch wusste er, dass er noch nicht einmal schaffen würde, eine einzige Träne zu vergießen. Und doch hatte Harry ihm heute gesagt, dass er ihn mochte. Aber tat er das wirklich? Tat er das immer noch? Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, alles zerschlagen zu haben, dadurch, dass sie heute Abend aufeinander geprallt waren... „Scheiße...“, murmelte er leise. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Crawling in my skin These wounds they will not heal Fear is how I fall Confusing what is real ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Das ist lustig. Jetzt gibt’s schon wieder Probleme! ^^ Ich mag keine Disharmonie, aber… bei denen macht es Spaß. Es gibt einem ungeahnte Möglichkeiten, jemanden ins Unglück stürzen zu lassen… *sichdiehändefürsnächstekapreib* Aber die Sache mit den Fingern… die find ich toll… wie Mami bei ihrem Kind ^^ *konfettiinluftwerf* (warum auch immer) abranka: Die Sache mit den Fingern ist auch wirklich süß. ^.^ Aber selbst das hilft dauerhaft nicht. *drop* Draco ist so kaputt... -.- Da hat sich Harry echt einen Brocken ausgesucht... Shirokko: Na und? *armeverschränkundböseanschau* Meiner. Ich darf ihn ärgern! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)