Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Im Sturm -------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 22: Im Sturm Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Blackmore’s Night - Storm. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 22: Im Sturm Als Draco erwachte, fühlte er sich seltsam allein. Er öffnete langsam die Augen und sah sich um. Er lag allein wieder in dem Bett neben der Tür, in dem er schon gestern aufgewacht war. Madam Pomfrey hatte sie in der Nacht offenbar von einander getrennt. Bezeichnend, dass er es wirklich nicht mitbekommen hatte... Der Slytherin setzte sich allmählich auf und blickte auf das Bett ihm gegenüber. Harry schlief noch. Er schaute zur Seite und sah, dass die Sonne bereits hoch stand und durch die halb zugezogenen Vorhänge in das Zimmer fiel. Es musste schon recht spät sein... Wie lange hatte er nur geschlafen? Mehr als zwölf Stunden sicherlich. Aber es war wohl bitter nötig gewesen. Noch fühlte er sich angenehm matt und nicht ganz wach. Sobald sein Geist wieder voll da war, würde er Gedanken wälzen, das war ihm bereits klar. Aber noch, noch hatte er Galgenfrist. Irgendwie schlich sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er wusste nicht so recht warum, aber ihm war danach zu lächeln. ~*~*~*~ Es war das, was Harry sah, als er die Augen aufmachte. Komisch. Da träumte er so komische Dinge, von fliegenden Leuchtkugeln und Tränen, einem Lächeln und Sonnenschein im Regen und als er aufwachte, war der Traum nicht gegangen… Draco lächelte und die Sonne schien auf sein Bett, hüllte auch ihn mit ihrem warmen Mantel ein… bis zur Schulter, wo ein Mantel ja sitzen sollte… „Morgen.“, murmelte er und streckte sich, gähnte herzhaft. Und dann war er wach, setzte sich ruckartig auf. „Warum bist du gegangen?“, fragte er und Enttäuschung machte sich in ihm breit. Hatte sich der Blonde vielleicht umentschieden und wollte doch nicht… Angst kroch in seinen Eingeweiden hoch. Bitte, bitte, lass ihn nicht bereuen, was er gestern gesagt hat! , flehte Harry innerlich. ~*~*~*~ „Guten Morgen.“ Das Lächeln wich nicht, sondern galt jetzt dem schwarzhaarigen Gryffindor. „Ich bin unschuldig...“ Protestierend hob Draco die Hände. „Ich habe eher den Eindruck, dass es Madam Pomfrey nicht gefallen hat, dass wir in einem Bett lagen...“ „Sehr richtig, Mr Malfoy.“ Wow, diese Hexe hatte wirklich das Talent genau zu den richtigen Augenblicken aufzutauchen. Draco schaute zu ihr auf, wie sie nahezu einem biblischen Racheengel gleich in der Tür stand. Zum Glück war sie doch nicht ganz so furchterregend. „Das hier ist ein Krankenflügel und kein... Kuschelverein.“ Ihre Worte klangen hart, doch in ihren Augen funkelte etwas, das ein wenig wie Verständnis aussah. „Mr Malfoy, tropfen Sie bitte wieder Ihre Augen und wiederholen Sie das in einem Dreistundentakt den restlichen Tag über.“, kommandierte sie. Gehorsam griff Draco nach dem Fläschchen, das den Weg zu seinem Nachttisch gefunden hatte, und kam ihrem Befehl nach. Vermutlich war es besser, sich nicht mit ihr anzulegen. „Meine Herren, ich habe keine Ahnung, wer von Ihnen beiden es war, aber es war eine äußerst dumme Idee, Mr Malfoy auf eigene Faust zu heilen. Sie sind hier in einem Krankenzimmer! Was glauben Sie, was hier getan wird? Sie werden geheilt! Und ich verbitte mir jegliche Einmischung in meine Behandlungsmethoden! Der Zauber hätte eine Wechselwirkung mit seinen Medikamenten bewirken können – seien Sie sich dessen bitte bewusst. Anstatt ein positives Resultat zu erzielen, hätte es schief gehen können. Heilkunst und Medimagie sind keine Dinge, mit denen sich Fünftklässler beschäftigen sollten – und die sie erfassen könnten. Merken Sie sich das!“ Die Medihexe hatte die Hände in die Hüften gestemmt und funkelte die beiden Schüler durchdringend an. Sie sah wirklich sehr, sehr wütend aus. ~*~*~*~ Harry wurde blass. Was bitte? Ein kurzer Blick zu Draco und Mme Pomfrey wusste Bescheid. Sie schüttelte den Kopf. „Mitkommen, Mr Potter!“, rief sie und Harry musste sich zwingen, die Lähmung abzuschütteln und aufzustehen. Was würde sie denn jetzt machen? Bekam er eine Strafe? Und was hatte er getan, als er Malfoys Wunden…? Die Tür klappte hinter ihm zu und er stand vor Mme Pomfrey. „Sie haben also einen Heilzauber gelernt.“, begann sie und Harry nickte schweigend. Er hatte ein schlechtes Gewissen. „Das ist erfreulich, zeugt von Talent und Umsicht… Welchen?“ „Sanus…“ Sie blickte ihn an. Einfach, aber effektiv. In seinem Alter beeindruckend. Dann ging sie zu ihm, drehte ihn um und begann seinen Rücken abzutasten. „Woher kennen Sie ihn?“ „Mione?“ „Tut das weh?“ Sie drückte in sein Kreuz und er schüttelte den Kopf. „Das?“ Sein Becken. „Nein.“ „Mr Potter. Heilzauber, die öffentlich zugänglich sind, sind für akute Notfälle. Wenn kein ausgebildeter Heiler zur Stelle ist, wenn keine ordentliche Heilung möglich ist, sind sie annehmbar, bei kleineren Wunden, aber wenn ein Patient bereits unter Behandlung steht, dann ist das fatal. Haben Sie das verstanden?“ Harry nickte. Immer noch war er blass. „Ja.“ Er schluckte. „Hab ich… ihm geschadet?“ Sie starrte ihn an. Was bitte? Was sollte dieser flehende Blick? Das sah ja wirklich… Wer sollte da denn noch standhaft bleiben? „Er bedeutet Ihnen viel inzwischen, nicht wahr?“ Der Schwarzhaarige senkte den Blick, dann nickte er. „Ich wollte ihm doch nicht weh tun…“ „Was es zweifellos getan hat.“, erwiderte sie plötzlich milde. „Aber nein, Sie haben ihm nicht geschadet. Allerdings wären die Wunden im Laufe dieses Tages eh verschwunden.“ „Entschuldigung…“ „Ist schon in Ordnung. Machen Sie so etwas einfach nicht noch einmal.“ Sie ließ noch einen Analysezauber über ihn hinwegfegen, dann wandte sie sich ab, um etwas aufzuschreiben. „Ihre Sachen liegen im Nebenzimmer dort.“ Sie zeigte auf eine Tür. „In einer halben Stunde beginnt Ihr Nachmittagsunterricht, zu dem Sie zu erscheinen haben. Einen schönen Tag noch.“ Er nickte, bedankte sich leise und verließ sie. Nebenan zog er sich langsam an, dachte dabei immer wieder daran, dass er Draco hätte schaden können… Wenn er also einen Zauber finden wollte, der nicht schmerzte, wenn er heilte, dann sollte er unbedingt auch die Unverträglichkeiten und die Nebenwirkungen kennen… Und er würde trotz allem einen Zauber finden, er hatte es versprochen. Und solange er vorsichtig war, konnte doch nichts passieren, oder? Als er aus dem Raum trat, lief er direkt Hermione und Ron in die Arme, die gerade nach ihm hatten sehen wollen. Sie waren so erleichtert, ihn zu sehen, dass ihm das Mädchen um den Hals fiel und auch Ron einen Seufzer ausstieß, der sich sehen lassen konnte. „Du bist wieder da!“, jubelte Hermione. „Was meinst du, wie erschrocken wir waren, als Mme Pomfrey gestern sagte, sie behalte dich und Malfoy noch da!“ „Wir haben schreckliche Angst gehabt, dass du was Schlimmeres abbekommen hast!“ Harry lächelte freundlich, verdrängte seinen Schock und die Sorgen weit nach hinten. „Da war nichts. Es war einfach nur so, dass sie der Meinung war, mir Ruhe gönnen zu müssen, weshalb ich bis gerade eben noch geschlafen habe… Es hat gut getan, ohne Frage!“ Er grinste sie an. „Bis mittags schlafen.“, schwärmte Ron und stützte sich auf seine Schulter. War er froh, dass sein Rücken wieder heil war, sonst wäre er jetzt sicher zusammengebrochen… „Das würde mir auch gefallen.“ Hermione warf ihm einen strafenden Blick zu und plötzlich bemerkte Harry in ihrem Blick noch etwas andres… Etwas, das ihm bisher nicht aufgefallen war… oder doch aufgefallen schon, aber er hatte es nicht wahrgenommen… Was war das für ein Ton, der da mitschwang? Vorwurf? „Was hab ich denn verpasst?“ Er wollte dieses Bild vertreiben. Er wollte nicht, dass sie ihn so ansah. Er wollte nicht, dass sie ihm etwas vorwarf… Es wirkte gut. Sofort war das braunhaarige Mädchen Feuer und Flamme und begann herunterzurasseln, dass sie in Kräuterkunde die Pflanzen des letzten Males bestimmt und in Zauberkunst das Schweben von Wassern in einem Hindernisparcours geübt hatten. Ferner erzählte sie, dass die Slytherins heute besonders aggressiv und die Gryffindors besonders entspannt waren im Unterricht, was zweifellos an seiner und Dracos Abwesenheit lag. Es machte ihr langsam Sorgen, wie sehr sich alle wirklich von ihm abgewandt hatten und ob er damit klar kam, das war deutlich. Harry konnte sie beruhigen. Er kam damit klar. Er hatte Ron, er hatte sie und er hatte Draco. Und er hatte Neville, der gerade atemlos angerannt kam und sich nach seinem Befinden erkundigte. Was brauchte er noch mehr? Professor Raue-Pritsche wartete mit einer Überraschung auf: Die Krillkanifas wollten gefüttert und geschoren werden. Halleluja. Welche Wollproduzenten… Zoora war begeistert, ihn wieder zu sehen. Und auch Harry hatte sich allmählich an das Vieh gewöhnt. Auf ihren unmissverständlichen Wunsch hin verpasste er ihr wieder das magische Pudeloutfit und durfte sie zur Belohnung mit der Hand füttern. Und Raue-Pritsche war sauer, weil er sich von ihrem Gemotze nicht ärgern ließ. Draco kam zu spät, was nicht verwunderlich war. Was Harry ebenfalls nicht wunderte, waren die bösen Blicke, die ihm Pansy Parkinson und Zabini zuwarfen. Er hatte nicht gesagt, dass Draco nur zu spät kam, und zweifellos gingen sie davon aus, dass er noch immer verletzt war, denn für sie war es offensichtlich so gewesen, dass er am meisten abbekommen hatte… was zweifellos seine Berechtigung hatte… Auch wenn der Tod da wohl keinen Unterschied gemacht hätte… Harry grinste sie nur an. ~*~*~*~ Draco sah zu, wie die Tür zufiel und er auf einmal allein war. Klasse. Er ließ sich zurückfallen und schloss noch einmal die Augen. Und jetzt bekam Harry auch wahrscheinlich noch einmal eine Extraportion Ärger, weil er ihm geholfen hatte... Er seufzte leise. Wahrscheinlich war er wirklich eine Art Unglücksbringer oder so. Stumm lag er auf dem Bett und starrte noch immer die Decke an, als Madam Pomfrey eine Viertelstunde später zu ihm kam. Er setzte sich auf und wurde nahezu der gleichen Prozedur unterzogen wie bereits gestern. Kontrolle der Augen, der Wundheilung, der Knochenheilung. „Gut... Alles wunderbar. Denken Sie bitte an die Tropfen. Alle drei Stunden.“ Der Blonde nickte gehorsam. Klar. Es ging schließlich um sein Augenlicht und daran hing er doch glatt. „Sehr schön.“ Die Medihexe lächelte ihn an. „Und jetzt schauen Sie nicht mehr so betrübt. Ich habe Mr Potter nicht den Kopf abgerissen.“ Draco erwiderte ihren Blick betroffen. Er hatte betrübt ausgesehen? Er? „Die Hauselfen haben Ihnen neue Kleidung gebracht. Ihre alte wurde entsorgt. Sie sollten sich für Ersatz an Ihre Eltern wenden.“ Draco nickte schwach. Was seine Eltern wohl von diesem Vorfall halten würden? Ob sie sich... sorgen würden? Nein, wohl eher nicht. Er schob das aufkommende Gefühl von Enttäuschung beiseite. Er war doch daran gewohnt. So war es immer gewesen. Immer. Es ging nie um ihn, nur um die Familie. „In einer Viertelstunde haben Sie Nachmittagsunterricht. Sie werden wohl zu spät kommen, aber Sie werden dorthin gehen.“ Die Krankenhexe sah den Slytherin prüfend an. „Einen schönen Tag noch, Mr Malfoy. Und ich hoffe, Sie nicht ganz so bald wieder hier zu sehen. Schenken Sie uns beiden mal eine Atempause.“ Draco grinste schief. „Ich werde mich bemühen.“ Dann verließ ihn Pomfrey und er konnte sich in Ruhe anziehen. Seine Schultasche war nicht da, aber gerade bei Pflege magischer Geschöpfe war das ja kein Beinbruch. Fand er zumindest. Professor Raue-Pritsche würde das garantiert anders sehen, aber das konnte ihm gleichgültig sein. Er legte den Umhang um seine Schultern und richtete noch einmal seine Krawatte. Wie er auf seinen Armen sehen konnte, waren auch die letzten Spuren dieses... Unfalls verschwunden. Er verließ die nun verwaiste Krankenstation und schritt durch das Schloss. Der Nachmittagsunterricht hatte bereits begonnen und somit waren die Gänge und die Ländereien leer. Natürlich hatte auch der Unterricht in Pflege magischer Geschöpfe bereits begonnen. Die pinkfarbenen Farbtupfer verrieten ihm schon von weitem, dass sie es wieder mit diesen Plüschtieren zu tun hatten... „Draco!“ Pansy rief seinen Namen laut aus, als sie ihn herannahen sah. Dann stürmte sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Na, das war doch mal eine Begrüßung. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen und er hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn. Dann kam das Donnerwetter über ihn. „Mr Malfoy, hätten Sie bitte die Güte, sich hierher zu bewegen? Wenn Sie schon zu spät kommen, dann sollten Sie nicht die anderen Schüler ablenken. Es gibt Wichtigeres als die Pflege Ihres Egos durch dieses bedauernswerte Geschöpf, das Sie in Ihren Fängen halten.“ Draco schob Pansy sanft, aber bestimmt beiseite. „Ja, Professor.“ Kein Aufbegehren? Die Lehrerin sah aus, als wenn ihr wirklich die Luft wegblieb, ein Anblick, der Blaise und noch einige andere Schüler zum Kichern brachte. „Wagen Sie es nicht, sich über mich lustig zu machen, Mr Malfoy!“ „Würde ich niemals wagen, Ma’am.“ „Das ist Ihnen auch dringend angeraten! Mr Zabini, erklären Sie ihm, worum es heute geht.“ Damit wandte sich Raue-Pritsche ab und rauschte zu Patil und Brown hinüber. Blaise hielt sich den Bauch vor Lachen. „Du bist genial, Draco.“ Der Blonde zog eine Augenbraue hoch. „Sagen wir, ich habe meine Momente.“ „Schön, dass du wieder da bist.“ Der Schwarzhaarige lächelte. „Wir haben uns Sorgen gemacht, weil du so lange im Krankenflügel warst...“ „Potter und ich... Wir waren im Explosionszentrum. Uns hat’s schwerer erwischt als euch...“ „Er war auch da?“ „Hm...“ Abrupt wechselte der Vertrauensschüler das Thema. „Was sollen wir heute machen?“ „Das gleiche wie das letzte Mal auch... Scheren, füttern, unterhalten...“ Blaise verdrehte die Augen. „Dein Kerlchen ist dort drin...“ Draco brauchte sich der Schachtel nicht allzu weit zu nähern. Als er auf fünf Meter heran war, schoss ein pinkfarbenes Fellknäuel daraus hervor, flitzte sein Hosenbein empor und krabbelte auf seinen Arm. Mit einem schiefen Lächeln betrachtete Draco das treuherzige Krillkanifa. Es stand wohl wirklich auf ihn... ~*~*~*~ Harry lächelte still, als er sich wieder abwandte und Zoora den Scheitel zu kämmen begann. Nur gesehen von Hermione, die ihre Augen misstrauisch verengte und zu ihm herüber kam. „Was ist auf der Krankenstation passiert?“, fragte sie nebenbei, als sie ihm den Kamm aus der Hand nahm und den Scheitel richtig zog. „Ihr habt euch keines Blickes gewürdigt, dabei dachte ich, ihr wärt Freunde.“ „Das weiß Parkinson zum Glück noch nicht.“, erwiderte Harry ebenso freundlich. „Und das ist auch sehr gut so.“ Hermione sah ihn böse an. „Sie ist nicht so schlimm, wie du gerade tust!“ „Daran zweifle ich nicht im Geringsten, Mione. Sonst hättest du dich wohl kaum mit ihr angefreundet…“ „Das ist nicht…“ Harry ließ sie nicht weiter sprechen. „…aber es würde Draco schlecht bekommen, wenn ein Slytherin davon erfährt. Denn so wie die Gryffindors, Hufflepuffs und Ravenclaws davon ausgehen, dass ich auf die Seite des Bösen gewechselt habe, so werden die Slytherins sagen, er habe sie verraten. Du kannst dir vorstellen, wie es ihm dann geht?“ Hermione nickte verstimmt. Das war schon richtig. „Trotzdem tut ihr Pansy Unrecht!“, zischte sie leise. „Sie macht sich nur Sorgen um Malfoy! … Seit wann nennst du ihn eigentlich beim Vornamen?“ „Seit wann nennst du Parkinson beim Vornamen?“ Sie starrte ihn an, sprachlos, dann begann sie auf unheimlich wissende Weise zu lächeln. „Gut gekontert.“, sagte sie und wandte sich ab. Damit hatte er den Rest der Zeit Ruhe vor ihr. Und auch nach dem Unterricht war sie nicht ansprechbar, denn sie hatte sich neben Ron gesetzt und ihre Nase tief in einen dicken Wälzer gesteckt, dessen Schriftzug bereits so verblasst war, dass Harry sich wohl nie die Mühe gemacht hätte, ihn zu lesen. Er und Ron machten Hausaufgaben, die Hermione natürlich schon fertig hatte. Abendbrot war ebenfalls schnell vorbei und Astronomie fand im Klassenzimmer statt, denn am Abend waren Wolken aufgezogen, die selbst die magisch verzauberten Fernrohre nicht durchdringen konnten. Und während Professor Sinistra vorne von Dingen erzählte, die zwar wichtig waren, aber langweiliger nicht hätten sein können, kam draußen ein Gewitter runter, das Hogwarts noch nicht gesehen hatte. Blitze krachten ununterbrochen, Donner toste, Wind peitschte Regen gegen die Fensterscheiben, dass man befürchten musste, dass sie eingedrückt wurden und bis auf die silbrig gleißenden Blitze war es draußen pechschwarz. Es war ein Wetter, bei dem Harry zu gerne draußen gewesen wäre… Unter einem magischen Schutzschild verborgen, aber er wollte draußen sein… Der Sturm rief… ~*~*~*~ Blaise war sichtlich erleichtert, ihn wieder neben sich zu wissen und ließ das Draco auch so dauerhaft spüren, dass er irgendwann sagte: „Okay, Blaise, ich lebe noch und so schnell habe ich auch noch nicht vor abzutreten. Aber wenn du so weiter machst, sehe ich mich dazu gezwungen vom Astronomieturm zu springen.“ Der Schwarzhaarige starrte ihn einen Augenblick lang betroffen an, dann lächelte er schief. „Entschuldige, ich...“ „Schon okay.“ Draco winkte ab und setzte sein mittlerweile geschorenes Fellknäuel ab, das zusammen mit Blaises Exemplar sehr schnell in seiner Hütte verschwand. Er wollte lieber nicht wissen, was die beiden dort drin jetzt anstellten... „Und nun?“ Pansy gesellte sich zu ihnen. „Wir haben noch Zeit bis zum Abendessen...“ „Hausaufgaben am See machen?“, schlug Blaise vor. Die beiden anderen nickten und damit war es beschlossen. Eine halbe Stunde später saßen sie am See unter einer Buche und schrieben ihre Hausarbeiten. Sobald diese fertig waren, legten sie die Schulsachen beiseite und lehnten sich nebeneinander an den Baum. Pansy hatte den Kopf an die Schulter von Draco gelehnt, rechts von dem wiederum Blaise Platz gefunden hatte. Der Blonde hatte den Kopf im Nacken und betrachtete das Lichtspiel der Sonne in den grünen Blättern. Hell durchdrang Dunkel, wurde wiederum von Hell überrannt, die verschiedenen Grüntöne tanzten umeinander. Ein faszinierender Anblick. Blaise warf Steinchen in den See und beobachtete, wie sich ihre Kreise immer wieder ausdehnten, um dann in der Weite des Wasser zu verlaufen. „Sagt mal...“, begann Pansy leise. „Wart ihr schon einmal verliebt? Bei mir ist das ja kein Geheimnis...“ – kurz strich sie Draco über den Arm, der darauf jedoch nicht weiter reagierte – „...aber wie ist das mit euch?“ Der Blonde in der Mitte schwieg und schaute weiter zu den Blättern empor, sodass Blaise, der ahnte, dass Pansys Frage vor allem Draco galt, sich genötigt sah, zu sprechen. „Einmal... Es war eine von diesen süßen Beauxbatonsschülerinnen... Und sie mochte mich auch...“ Ein strahlendes Lächeln huschte bei der Erinnerung über sein Gesicht, dann blickte er Draco an. Pansy ebenso. Sie setzte sich dafür extra auf und unterbrach den Körperkontakt zu dem blonden Jungen. Draco starrte noch immer in die Blätter empor, die Miene unbewegt. „Und du, Draco?“, fragte Pansy schließlich zaghaft, als klar war, dass er von alleine nicht reden würde. „Wenn du in einer Familie groß wirst, in der Kälte überwiegt, wenn du nie Zuneigung gekannt hast, wenn die Liebe deiner Mutter nicht stark genug ist, ihre Angst zu überwinden, um dich vor deinem eigenen Vater zu schützen, wenn dein Vater dich nie geliebt hat, sondern dich von Anfang nach seinen Vorstellung geformt hat, um dich zu einer willigen Marionette zu machen, und wenn er dir doch ständig das Gefühl gibt, nicht gut genug, nicht perfekt genug, sondern stattdessen unwürdig und unfähig zu sein, dann erreichst du den Punkt, wo du dir selbst das Herz herausreißt, damit du nicht mehr um die Liebe dieser Menschen bettelst und du gar nichts mehr in dieser Hinsicht empfinden musst.“ Keinerlei Bitterkeit lag in seiner Stimme, stattdessen war sie so ruhig, als wenn er den beiden ihre Zaubertrankhausaufgaben erklären würde. Er hatte sich schon lange mit dieser Tatsache abgefunden. Liebe – das war etwas, was für ihn vollkommen bedeutungslos geworden war. „Also frage mich nicht, ob ich je verliebt war oder ob es einen Menschen gibt, den ich liebe. Es gibt maximal Menschen, die ich mag und selbst diese kann ich an einer Hand abzählen.“ Draco löste seinen Blick von den Blättern der Baumkrone und sah zu Pansy hinüber. Ihr Gesicht war schneeweiß geworden und in ihren Augen glitzerten Tränen, von denen sich gerade eine den Weg über ihre Wange bahnte. Er wandte die Augen nach rechts und sah, dass selbst Blaise bleich geworden war und ihn nahezu entsetzt ansah. Pansy umarmte ihn auf einmal, drückte ihn an sich und kurz drauf tat Blaise es ihr nach. Draco schloss zwar behutsam seine Arme um die beiden, aber dennoch konnte er ihr Empfinden nicht nachvollziehen. Für ihn war es so. Es gab nichts, das er vermisste... „Zumindest wir lieben dich...“, raunte Blaise leise. Draco war zwar dankbar dafür, aber er wusste auch, dass das etwas war, was er nicht zurückgeben konnte. Er wusste nicht, wie lange sie so am See gesessen hatten, ehe sie schweigend aufbrachen und zum Abendessen in die Große Halle gingen. Das Slytherintrio aß schweigend und brach dann recht bald danach zu dem Astronomieunterricht in dem selten benutzten Klassenzimmer auf. Draco lauschte mehr dem Gewitter draußen als den Erläuterungen von Professor Sinistra. Es klang, als wenn dort draußen die Welt ihren Untergang vorbereitete. Reizvoll... Am liebsten hätte er wenigstens das Fenster aufgerissen, um die frische Gewitterluft hineinzulassen, doch das war wohl kaum möglich. Stattdessen lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn er jetzt draußen im Regen sein könnte... Komisch, dass ihn diese Sehnsucht auf einmal überkam. Das war doch sonst nicht so. ~*~*~*~ Als der Unterricht vorbei war, hatte es Harry plötzlich sehr eilig. Das Gewitter war schwächer geworden und das war nicht gut. Er hatte doch beschlossen, dass… Sein Weg führte in den Gryffindorgemeinschaftsraum und hinauf in sein Zimmer, wo Ron und Hermione ihn endlich einholten. „Was ist denn mit dir los, Harry?“, rief Ron völlig außer Puste. „Das ist doch nicht dein Ernst! Du willst doch nicht…!“ Hermione hatte erkannt, weshalb er nach seinem Besen griff, doch Harry würgte ihre Proteste im Keim ab. Er blickte sie grinsend an, dann wirkte er einen der stärksten Protegobanne, die er kannte, öffnete das Fenster und startete hinaus in den Sturm. Ron und Hermione schrieen noch etwas, doch Harry hörte es nicht mehr und es war ihm auch egal. Ron jedenfalls griff ebenfalls nach seinem Besen, doch Hermione hielt ihn zurück. „Nur weil er das tut, heißt das nicht, dass du das auch machen musst!“ „Aber ich muss ihn zurückholen!“, rief Ron besorgt. „Er wird da draußen sterben, wenn er…“ „Harry ist der beste Flieger der Schule! Er kann das schaffen! Und auch wenn du nicht schlecht bist, das da draußen überlebst du nicht!“ Sie wollte nicht, dass er auch da raus ging! Er nicht! Das würde sie niemals zulassen, denn dazu war er ihr zu wichtig. Und bei aller Liebe, sie traute es ihm nicht zu. „Aber…“ „Harry weiß, was er tut.“ Hermione sah ihm mahnend in die Augen, dass er nichts mehr sagte. Es war nicht nur so, dass sie Harry in dieser Hinsicht vertraute, es war einfach so, dass es sie beruhigte, dass er fliegen ging, denn das konnte trotz Unwetter mitunter zwei, drei Stunden dauern, wobei sie für ihn hoffte, dass er nicht zu spät zurückkam, denn sie würde ihre Drohung wahr machen. Es beruhigte sie, zu wissen, dass er nicht mit Draco Malfoy zusammen sein würde, diesen Abend. Es hieß zumindest, dass es noch etwas gab, das ihm wichtiger war… Hätte Hermione auch nur geahnt, was er wirklich vorhatte, wäre sie wohl auf kürzestem Wege zur Eulerei gegangen, denn dort war auch Harry. Er heuerte Dracos große Adlereule Ares nach einer langen und heftigen Diskussion an, eine kurze, krakelige Nachricht zu Draco zu bringen: ‚Komm fliegen!’ Als Ares abflog, war aus einer Ecke ein beleidigtes Schnabelklappern zu hören. Hedwig war böse. „Hey, Süße.“, kam er zu ihr, doch sie schnappte nur nach seiner Hand, als er versuchte, sie zu streicheln. „Wärst du gerne da raus geflogen? In diesem Wetter?“, fragte er und sie gab ein meckerndes Geräusch von sich. Er lächelte, strich ihr über den Rücken, den sie ihm entschieden zuwendete. „Ich hätte dich ja gerne gebeten, aber du bist zu auffällig. Jeder, der dich gesehen hätte, hätte gewusst, dass du von mir kommst. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das Risiko eingehe, dich in den Slytherinkerker zu schicken, oder?“ Sie blickte ihn an und gurrte leise, dann schmiegte sie sich gegen ihn. „Ich hab dich auch lieb.“, lachte er. „Und, wie sieht es aus? Willst du jetzt mit fliegen kommen?“ Sie schuhute noch einmal, doch es sah nicht danach aus. „Na siehst du. Mach’s gut, meine Schöne. Ich komm dich bald wieder besuchen.“ Damit startete er erneut in den Sturm hinaus. ~*~*~*~ Blaise musste ihn an der Schulter rütteln, als der Unterricht vorbei war. Draco war so in Gedanken versunken, dass er es gar nicht mitbekommen hatte. „Träumer.“ Blaise lachte leise, doch in seinen dunklen Augen lag deutliche Sorge um den Freund. Pansy stupste Draco an und hakte sich auf dem Weg in die Kerker bei ihm unter. Auch sie sah so sorgenvoll drein, dass er sich wünschte, nie etwas gesagt zu haben. Wäre wahrscheinlich besser gewesen... Im Slytheringemeinschaftsraum angekommen, strich er Pansy noch einmal kurz über das Haar und verschwand in den Jungenschlafsaal. Zu seiner Überraschung erwartete ihn dort eine triefnasse Eule. Genauer gesagt: Seine Eule. Das Fenster stand offen und er konnte sehen, wie die Regenschleier über die scharfkantigen Felsen direkt darunter zogen. Neugierig nahm er Ares den Zettel ab. Zur Belohnung wurde er kurz in den Finger gezwickt. Offenbar hielt der Vogel gar nichts davon, in dieses Wetter hinausgeschickt worden zu sein. ‚Komm fliegen.’ Es war Harrys Handschrift. Dracos Blick wanderte erneut hinaus in den Sturm. Harry war eindeutig verrückt. Aber... Er grinste und griff nach seinem Besen. „Draco, kannst du...“ Blaise kam herein und erstarrte. „Das hast du doch nicht wirklich vor, oder? Du bist gerade erst aus dem Krankenflügel raus!“ Draco grinste ihn an und meinte: „Mach dir keine Sorgen. Ich komme heil zurück...“ „Hoffentlich...“ Der Schwarzhaarige sah ihn sorgenvoll an. Mit einem Lächeln sprach Draco den stärksten Schutzbann, den er kannte, schwang sich auf seinen Besen und schoss aus dem Fenster hinaus in das Gewitter. Das Dröhnen der Donner war nahezu ohrenbetäubend und schon nach wenigen Sekunden klebten ihm seine Kleider nass am Körper. Ein Anti-Wasserzauber wäre wohl auch sinnvoll gewesen. Dumm, dass er ihn vergessen hatte. Er jagte in Richtung Quidditchfeld, war sich sicher, dass er Harry dort finden würde. ~*~*~*~ Harry fing Draco ab, bevor dieser das Quidditchfeld erreichen konnte. Es war schwer gewesen, ihn überhaupt zu erkennen bei dem vorherrschenden Regen, aber im Endeffekt hatte er ihn dann gefunden. Er steuerte näher an Draco heran, tippte ihn sachte an, als eine Sturmböh ihn beinahe vom Besen holte. Er machte einen Seitwärtsüberschlag und begann zu lachen. Das war toll. Wasser überall und die Sicht unter aller Kanone, aber der Wind war genial. Er hatte das Gefühl, eins mit dem Wetter zu sein. Eine weitere Bö packte ihn und trieb ihn von Draco fort, sodass er zu ihm zurückfliegen musste, und das unter größter Anstrengung. Dann war er wieder da. „Fang mich, wenn du kannst!“, brüllte er ihn an und konnte sich trotzdem nicht sicher sein, ob er verstanden worden war. Es war egal. Er wendete seinen Besen und ließ sich vom Wind mittragen. Schneller war er mit Sicherheit nie gewesen! Wie froh konnte er über diesen Zauber von Hermione sein, der seine Brille davor schützte, völlig mit Wassertropfen überschwemmt zu sein… ~*~*~*~ Der blonde Slytherin hatte Harry kaum in den dichten Regenschleiern erkennen können. Beinahe war es, als wenn der Gryffindor nur eine verdichtete Ansammlung von Regen war, so unsichtbar schien er. „Scherzkeks...“, murmelte Draco. Sogar Harrys Aufforderung war in dem Wind kaum zu verstehen gewesen. Der Besen tanzte unter ihm und wurde immer wieder in eine andere Richtung gezwungen. Sogar Blitze hatte sein Schutzschild schon abgewehrt. Und dennoch... Es war großartig hier draußen zu sein. Das Gefühl von Lebendigkeit, von Leben überwältigte ihn fast. Alle seine Sinne waren hellwach. Wann war es das letzte Mal so gewesen? Er zog den Besen behutsam in eine Schleife. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt und vollkommen bereit einzugreifen, wenn er gebraucht werden sollte. Montague wäre über diese Art von Training begeistert gewesen - und Draco war sich sicher, dass er am nächsten Morgen hundertprozentig Muskelkater haben würde. Aber jede Sekunde hier draußen war es wert. Nur mit Mühe konnte er den Schatten Harrys erkennen. Ein kleiner, dunkler Punkt, der sich mal mit dem Wind und mal dagegen bewegte. Er war schwerer zu sehen als der Goldene Schnatz... Draco blinzelte und wischte sich den Regen aus dem Gesicht. Erneut verpuffte ein Blitz an seinem Schutzzauber. Donner rollte über ihn hinweg. Verdammt, jetzt sah er gar nichts mehr. Aber aufgeben? Nie im Leben. Lieber flog er tausendmal blind um das Schloss herum, als dass er aufgab! ~*~*~*~ Es war ein Erlebnis, wie es kein zweites gab. Besonders als der Sturm wieder heftiger wurde. Es wurde schwerer und schwerer einen geraden Kurs beizubehalten. Aber es hatte auch einen Vorteil: Harry fühlte sich, als wäre er mit seinem Besen verwachsen. Dann war Draco plötzlich weg. Harry riss den Besen herum und suchte mit den Augen in der Waschküche vor sich, erneuerte irgendwo auf halber Strecke seinen Schild, als er bemerkte, dass er wohl bald erlöschen musste, dann begann er ihn zu suchen. Hinter ihm? Vor ihm? „Draco?“ Er war doch nicht etwa abgestürzt? ~*~*~*~ Der Wind trieb ihn langsam vom Schloss fort. Ohne es wirklich gewollt zu haben, fand sich der Slytherin über dem See wieder, der unter den heftigen Windböen große Wellen schlug. Hin und wieder meinte er ein Tentakel des Kraken sehen zu können, aber das konnte auch gut Einbildung sein. Mühsam zwang Draco den Besen herum und steuerte gegen den Wind an. Unglaublich, wie langsam er vorankam! Der Regen peitschte ihm ins Gesicht und nahm ihm immer wieder die Sicht. Doch allmählich kam er wieder zurück Richtung Schloss und meinte, einen dichten Schatten in der Luft sehen zu können... Er hielt darauf zu, versuchte, die Windböen zu nutzen, die fallenden und steigenden Winde, und nach und nach bekam er ein Gefühl dafür, konnte nahezu auf dem Wind reiten. Dennoch: Es war harte Arbeit. „Harry?“ Er gab den Namen dem Wind mit, hoffte auf eine Antwort, denn hier draußen konnte er wirklich nichts mehr erkennen. ~*~*~*~ Er fand ihn unter sich. Etwas entfernt in der Nähe des Sees. Er machte seine Sache gut. Und er war stark. Harry grinste. Es war doch schön zu sehen, dass sein Kampf gegen Draco auf dem Besen hart und spannend sein würde. Harry kämpfte sich langsam aber sicher zu ihm hin. Es dauerte seine Zeit und sie waren schon fast beim Schloss, als es ihm gelang, den anderen zu berühren. Er deutete nach vorne auf den Eulenturm, beschleunigte dann noch ein bisschen, wodurch er wieder abgetrieben wurde. Es war das erste Mal, dass er sich wünschte, doch ein bisschen mehr zu wiegen, denn durch sein Gewicht hatte Draco hier draußen eindeutig die besseren Chancen. Aber er erreichte den Turm trotzdem als erster, denn er hatte eine Luftströmung gefunden, die ihn direkt dorthin trug. Allerdings war die Landung dank dieses Windes nicht besonders glorreich, er krachte fast gegen die Wand vor lauter Schwung. Nur ganz knapp davor konnte er den Besen runterreißen und abspringen. Er lachte. Das war großartig gewesen! ~*~*~*~ Eine Hand tippte auf seine Schulter. Draco wandte den Kopf zur Seite und blickte in ein Paar leuchtend grüne Augen, deren Glanz ihm nahezu den Atem raubte. Genau wie er selbst war der Gryffindor klatschnass, doch dieses Leuchten in seinen Augen... Er hatte offenbar unendlich viel Spaß an diesem Ausflug. Er nickte leicht - was Harry bei diesem Regen wohl kaum sah - und folgte dem Schwarzhaarigen in Richtung Eulerei. Das war sehr viel schwerer, als man hätte meinen können. Draco wechselte beständig die Luftkanäle und kam somit erst nach Harry an, der sich für den direkten Weg entschieden hatte. Dafür kollidierte er aber auch nicht fast mit der Wand, sondern konnte seinen Besen ruhig durch das große Fenster in die Eulerei lenken, wo er nahezu sanft landete. Mit einem Lächeln stieg er ab, strich sich das durchweichte Haar zurück und wischte sich das Wasser vom Gesicht. „Du bist verrückt... Ich hoffe, das weißt du.“ ~*~*~*~ Harry lachte noch immer, schüttelte sich wie ein Hund das Wasser aus den Haaren, so dass seine Haare in heillosem Chaos an seinem Kopf klebten. Selbst jetzt waren sie immer noch nicht glatt… „Du doch auch!“, gab er zurück und lehnte sich gegen die Wand. „Oder warum bist du gekommen? Und es hat doch Spaß gemacht, oder?“ Er lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Er war komplett alle. Völlig ausgepowert. Und das war ein herrliches Gefühl. ~*~*~*~ „Weil du mich gebeten hast.“ Draco grinste leicht, tat es Harry gleich und lehnte sich ihm gegenüber gegen die Wand. Die Eulen schuhuten leise und beschwerten sich über die erneute Störung bei diesem unmöglichen Wetter. Fast schien es ein wenig, als wenn sie hofften, nicht in den Regen geschickt zu werden. „Und ja, es hat auch Spaß gemacht.“ Sein Grinsen wurde breiter. Er fühlte sich zugleich aufgekratzt und matt - eine seltsame Mischung. ~*~*~*~ „Na siehst du.“ Harry grinste ihn an, war wieder einmal dankbar für Hermiones Zauber damals, da er Draco ohne Schwierigkeiten erkennen konnte. Die Brille mit seinen durchweichten Klamotten zu putzen… Dann wurde seine Miene nachdenklich. Er legte den Kopf schief und blickte ihn an, als würde er ihn ihm zu lesen versuchen. Sekunden schwieg er, dann: „Was hast du gefühlt da draußen?“ ~*~*~*~ „Leben.“ Dracos Blick wanderte wieder hinaus in das Gewitter. „Ich habe mich so lebendig gefühlt wie...“ Er zuckte mit den Schultern, um seine Hilflosigkeit auszudrücken, dieses Gefühl in Worte zu fassen. „Wie... schon länger nicht. Wie vielleicht noch niemals...“ ~*~*~*~ Harry nickte. Es war nicht ganz das, was er erwartet hatte, aber… doch, es traf eigentlich genau das Gefühl, das auch in ihm war. „Das, was du Leben nennst, das nenn ich Freiheit.“, sagte er lächelnd. „Bewahre dir diese Freiheit im Herzen, denn wenn du sie kennst, wirst du sie leichter erkennen, wenn sie dir noch einmal begegnet… Nur wenn du sie kennst, kannst du wirklich danach suchen, was du ja willst, nicht wahr?“ ~*~*~*~ Draco sah den Gryffindor wieder an. „Freiheit, hm?“ Sein Gesichtsaudruck wurde nachdenklich. Freiheit... Von was? Von allem. Aber vollkommene Freiheit konnte es nicht geben. Irgendetwas band einen immer. Das war... menschlich. Egal, ob es das Drängen eines herrischen Vaters war oder die abgöttische Zuneigung zu einer Person. Vollkommene Freiheit gab es sicher nicht. Aber Harry... Er schien zumindest daran zu glauben. Doch er irrte sich. Kein Mensch war letztlich frei. Aber es gab den Unterschied zwischen von außen eingeschränkter Freiheit und den Einschränkungen, die man selbst wählte. ~*~*~*~ „Du glaubst mir nicht.“, stellte Harry fest und seufzte. „Freiheit bedeutet nicht nur, nicht gefangen zu sein.“ Oder zumindest glaubte er das. „Es ist vielmehr das Gefühl… vielleicht… Ich meine, ich bin mir nicht sicher, aber…“ Er brach ab. Irgendwie war das verwirrend. Er war sich so sicher, fühlte sich selbst in solchen Momenten frei, fühlte sich häufig frei, wenn er es selbst zuließ, wenn er… das direkte Gegenstück dazu erlebte… Aber es in Worte kleiden war nicht so einfach, wie er gedacht hatte. Vielleicht war man dann ja nicht frei, wenn man so etwas fühlte… oder doch im gewissen Sinne, denn man war ja nicht in Askaban oder einem anderen Gefängnis… Aber vielleicht halt nicht im herkömmlichen Sinn, der Freiheit definierte. Dann blieb doch noch die Frage, was Freiheit denn überhaupt definierte… Was… Harrys Gedanken begannen sich zu drehen und auf seiner Stirn bildeten sich Falten der Verwirrung. Was dachte er denn da? Und worüber hatte er nachgedacht. Was wollte er damit doch gleich noch erreichen, dass er sein Gefühl in Worte fasste? Irgendwie… „Ich hab den Faden verloren.“, entschuldigte er sich schließlich und kratzte sich verlegen am Kopf. „Sorry…“ ~*~*~*~ Draco senkte den Blick unter Harrys Worten. Ja, er glaubte ihm nicht. Wie auch? Freiheit war etwas, das... so vollkommen ungreifbar war. Eine Illusion. So etwas wie Liebe. Auch eine Illusion. Oder vielmehr etwas, womit er nichts anfangen konnte. Ob er sich danach sehnte? Nach einem von beiden oder beidem? Er wusste es noch nicht einmal, fühlte er sich in dieser Hinsicht doch viel zu sehr abgestumpft. „Lass uns von etwas anderem reden, okay? Ich glaube, wir finden beide einfach nicht die richtigen Worte.“ Er lächelte schief. „Manchmal gibt es einfach Gefühle und Eindrücke, die sind unmöglich so in Worte zu kleiden, dass sie voll und ganz erfasst werden können.“ ~*~*~*~ Das stimmte. Und wie. Also ein Themenwechsel… „Du bist nass.“, sagte Harry trocken. ~*~*~*~ Draco musste lachen. „Das sagt der Richtige...“, prustete er. „Und wem habe ich das zu verdanken? Mr. Komm-lass-uns-bei-Sturmregen-und-Gewitter-eine-Runde-fliegen.“ Seine grauen Augen funkelten amüsiert. ~*~*~*~ Am liebsten hätte Harry Draco umarmt, aber das wäre angesichts ihrer nassen Kleider absolut ekelhaft gewesen. Stattdessen fiel er in das Lachen mit ein. … Lachen. Draco hatte ein angenehmes Lachen. Es ging ihm unter die Haut und ins Herz und schlug in ihm einen Ton an, der seinen ganzen Körper mit Glücksgefühlen überschwemmte. Gestern erst hatte er es sich gewünscht und heute schon hatte er ihn endlich zum Lachen gebracht. Zu einem ehrlichen Lachen… nicht zu diesem halbherzigen oder pseudobösen. „Hey, ich kann nichts dafür, dass der Regen so nass ist!“, protestierte er, als er zwischen dem Lachen wieder Atem schöpfen konnte… ~*~*~*~ Es amüsierte Draco, dass Harry in sein Lachen einfiel. Es tat gut... Gemeinsames Lachen... Warum geschah es nur so selten? Weil du es nicht zulässt... „Ja, ja... Das hätte ich an deiner Stelle jetzt auch gesagt.“ Draco verdrehte gespielt die Augen und grinste noch immer. „Gib es doch einfach zu: Du magst es, mich nass zu sehen.“ ~*~*~*~ Perplex starrte Harry zu ihm hin, das Lachen verstummt. Er betrachtete ihn eingehend, legte einen Finger ans Kinn und ging im Halbkreis um Draco herum, sichtlich überlegend. Schließlich nickte er entschlossen. „Ja.“, sagte er und nickte noch einmal grinsend. „Jetzt wo du es erwähnst… Das hat tatsächlich was.“ Ein Donnern verschluckte seine letzten Worte, aber der Blitz, der folgte, ließ das schelmische Funkeln in den grünen Augen deutlich hervortreten. „Es hebt deine Statur hervor… Nur der Umhang stört ein wenig.“ ~*~*~*~ „So?“ Draco zog eine Augenbraue hoch. Auch in seinen Augen leuchtete der Schalk. Beiläufig streifte er den Umhang ab und ließ ihn zu Boden fallen. Das weiße Hemd klebte an seinem Oberkörper, war nahezu durchsichtig geworden und ließ jeden einzelnen Muskel deutlich sichtbar hervortreten. Die nasse Hose stand dem Hemd kaum in etwas nach. „Besser?“ Seine Mundwinkel zuckten amüsiert, während er Harry beobachtete. ~*~*~*~ Der Schwarzhaarige erstarrte und war im nächsten Moment dankbar dafür, dass das unruhige Wetter draußen einen eindeutigen Blick verbat und ein Farbempfinden beinahe unmöglich machte, denn er spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg. Draco sah wirklich… gut aus. Es war ihm ja unten am See schon aufgefallen, aber jetzt war das irgendwie anders, denn unten am See war dieses Kribbeln in seinem Bauch nicht gewesen… Da war diese Unruhe nicht da gewesen, die ihn wieder ergriff… Wieder? Warum wieder? Wann war sie denn schon mal da gewesen? Seine Gedanken gaben die Antwort. Vor ein paar… Tagen. Als Draco ihm das erste Mal näher gekommen war… als sie unter dem Tarnumhang gestanden hatten… und auf dem Astronomieturm oben… Da war es auch so gewesen. Warum also jetzt wieder? Er stand nicht in unmittelbarem Kontakt mit ihm… Zumal es ja abgeklungen war und… Harry schluckte und schüttelte die Gedanken ab, konzentrierte sich auf Dracos Worte… Besser? Oh ja. Der Ausblick war bedeutend besser. Und je länger er hinsah, desto nervöser wurde er. Das war doch… Irgendwie sendeten seine Beine ein eindeutiges Signal, dass sie weglaufen wollten, aber er blieb standhaft auf seinem Platz. Er hatte versprochen, nicht mehr wegzurennen! Und doch… Panik drängte sich in den Vordergrund, als das Gefühl intensiver wurde. Was sollte er denn jetzt machen? Seine Augen wanderten zu Dracos Lippen und weiteten sich plötzlich, als er begriff, was er im Ansatz zu denken wagte: Er wollte ihn nicht ernsthaft… Im nächsten Moment war er kalkweiß. ~*~*~*~ „Oh, sprachlos?“ Dracos Stimme troff vor Ironie. Aber irgendwie... war der Spaß verflogen. Zwar konnte er in diesem Zwielicht kaum Harrys Gesicht sehen, aber er spürte, dass sich gerade etwas verändert hatte. Geschmeidig bückte er sich und hob seine Umhang wieder auf. Zwar war es draußen noch recht warm, aber langsam wurde ihm in seinen nassen Sachen kalt. Schweigend legte er den Umhang um seine Schultern und kuschelte sich hinein. Nicht, dass dieser es besser machen würde. Ihm war noch immer kalt. „Ist dir auch kalt?“, fragte er leise, um überhaupt irgendetwas zu sagen, denn diese Stille erschien ihm unheimlich belastend. ~*~*~*~ Harry nickte benommen. Ihm war kalt. Bis aufs Mark. Es kam einem Eisbad gleich, einem Schock. Und mehr als dieses Nicken bekam er nicht zustande, denn seine Lippen zitterten unkontrollierbar. Was sollte er denn tun? Wie sich verhalten? Und was hatte das zu bedeuten? Normalerweise wollte man jemanden küssen, wenn man ihn liebte, aber… Er konnte doch unmöglich tatsächlich und wahrhaftig in Draco Malfoy verliebt sein! Oder? Er schüttelte leicht den Kopf, um sich selbst zu verneinen, aber er rührte sich nicht… ~*~*~*~ Irgendwie sah der Gryffindor vollkommen paralysiert aus. Aber wovon denn bitte schön? Draco runzelte verwirrt die Stirn. Irgendwie besaß hier gerade nichts Sinn. „Komm, lass uns gehen.“ Er trat auf Harry zu und legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter. „Nicht, dass du noch krank wirst. Oder ich... Pomfrey würde uns eine Szene machen...“ Seine Worte wirkten nach außen hin vielleicht locker, doch innerlich verspürte er diese seltsame Anspannung. Er konnte nicht den Finger darauf legen, aber irgendetwas gab es, das ihn unruhig machte. ~*~*~*~ Harrys erste Reaktion war Zurückweichen, aber er tat es nicht, konnte es gar nicht. Er hatte Draco doch versprochen, dass er nicht weglief… Dieses Versprechen konnte er nicht brechen… Genauso wenig wie das, welches das Vertrauen mit einschloss… Er blickte Draco an, seine Hand klammerte sich um den Besenstiel, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Ihm war wirklich kalt. Und wie. Er lächelte leicht gequält… eigentlich hätte es ja eines dieser verschleiernden Lächeln werden sollen, aber auch das hatte er Draco versprochen, nicht mehr in seiner Gegenwart zu tun… Zumal er es eh wieder durchschauen würde. Er würde sich mit seinen Versprechen noch einmal an den Rand des Unerträglichen bugsieren, er sah es schon kommen. Ein kurzer Blick hinaus in den Sturm… Er wollte wieder hinaus da. Schnell und sorglos fliegen, gegen den Sturm kämpfen… Es wäre ihm lieber. Es wäre so viel einfacher. Einfacher als dagegen anzukämpfen, damit Draco nichts davon merkte… Denn der durfte auf keinen Fall etwas davon merken… Genau wie die anderen… „Sie würde uns umbringen.“, gab er ihm Recht, lachte freudlos. Vielleicht sollte er sich anstrengen, krank zu werden. Die Uhr schlug zwölf und Harry erstarrte erneut. Hermione wartete… Sie hatte mit Punktabzug gedroht, wenn er sich verspätete… Verdammt… Wahrscheinlich gab sie ihm ohnehin Punktabzug, weil er nach zehn Uhr los geflogen war! Aber… es war eine Möglichkeit von Draco wegzukommen, ohne ihm wehzutun… „Ich habe ein Problem…“, sagte er leise, blickte auf den Boden. „Hermione wird ziemlich sauer sein…“ ~*~*~*~ „So?“ Draco legte die Stirn in Falten, dachte nach. Im Prinzip konnte man die Sache ganz analytisch und logisch angehen. „Also... Du hast drei, nein, sogar vier Möglichkeiten. Möglichkeit A: Du siehst der Bestie - in diesem Fall Granger - ins Auge und stellst dich ihr. Möglichkeit B: Du versuchst dich reinzuschleichen. C: Du kommst mit mir und riskierst, dass dich morgen früh ein Slytherin beim Raushuschen entdeckt, woraufhin die ganze Gerüchteküche wahrscheinlich explodieren wird. D: Raum der Wünsche. Wenn du die ganze Nacht fern bleibst, wird sie sich mehr Sorgen machen als wütend werden.“ Der Blonde zuckte die Achseln. „Und? Was meinst du?“ ~*~*~*~ Mit ihm…? Harrys Farbton nahm noch ein bisschen mehr ab. Zu gerne, aber… das konnte er nicht riskieren! Draco würde es unter Garantie mitkriegen! Hundertprozentig! Das durfte nicht passieren! Unter keinen Umständen! Dann doch lieber der Bestie ins Auge sehen! „Ich...“ Seine Augen wurden von Dracos eingefangen. „Ich… werde mich… reinschleichen. Sie bringt mich um, wenn ich… gar nicht komme… Da sind ein paar Punkte… besser…“ Er bereitete den Besen vor, setzte sich drauf, begann schon zu schweben, als er nach Dracos Hand auf seiner Schulter griff und sie leicht drückte. „Vergiss deine Augentropfen nicht zu nehmen… Es ist Zeit…“, sagte er lächelnd zum Abschied. „Und schlaf gut!“ Dann flog er auch schon los, zurück in den tosenden Sturm. ~*~*~*~ Draco sah dem schwarzhaarigen Jungen kopfschüttelnd nach. Der Sturmwind schien ihm eindeutig quer durchs Gehirn gepustet zu haben, so wie der jetzt durch den Wind war. Nachdenklich strich Draco noch einmal über die Finger, die sich bis gerade noch um Harrys Schulter geschlossen hatte. Er konnte seine Wärme sogar noch spüren... Er schüttelte den Kopf und griff nach seinen Besen. Zeit, ebenfalls zurückzukehren. Er stieß sich ab und schoss einen Augenblick später ebenfalls in den Regen hinaus. Neben ihm ging ein Blitz nieder und er verfluchte sich innerlich dafür, dass er keinen neuen Schutzzauber gewebt hatte. So... war er gerade reichlich schutzlos unterwegs. Dumme Idee. Konnte er nur jetzt nicht ändern. Das bedeutete also, dass er sich auf sein Glück verlassen musste... Er hoffte nur, dass er es in letzter Zeit nicht allzu stark strapaziert hatte. Er hatte Glück. Draco war zwar wieder frisch klitschnass geworden, aber er kam zumindest gesund im Slytherinfünftklässlerschlafraum an. Blaise hatte das Fenster offen gelassen und offenbar gewartet. Er hockte neben dem Fenster auf einem Stuhl und starrte in den Regen hinaus. Die anderen Jungen, Crabbe, Goyle und Nott, schliefen offenbar schon und ließen sich - erfahrungsgemäß - auch von nichts anderem als diesem alten magischen Wecker von Crabbe wecken. „Ab mit dir unter die Dusche.“, sagte Blaise nur, als Draco im Zimmer landete. „Deine Lippen sind ganz blau. Ich trockne deinen Besen in der Zwischenzeit.“ „Danke.“ Draco lächelte ihn an und wenn er nicht so nass gewesen wäre, hätte er Blaise sogar spontan umarmt. Zehn Minuten später trat er in Boxershorts zurück ins Zimmer. „Die nassen Sachen hängen noch im Bad... Wusste nicht, wo sonst damit hin...“ Während er sprach, rubbelte er sich mit einem Handtuch die Haare trocken. „Warum machst du nur so etwas, Draco?“ Blaise schüttelte den Kopf und verstaute den Rennbesen an seinem üblichen Platz. Der Blonde zuckte mit den Schultern und ließ sich auf sein Bett fallen. „Einfach so...“ „Nein... Du suchst was. Was?” „Harry würde es jetzt wohl Freiheit nennen…” Er grinste schief. „Harry?“ Blaise zog eine Augenbraue hoch. „Hm...“ Draco ließ sich rückwärts auf das Bett fallen. Das Handtuch segelte achtlos daneben zu Boden. „So gut versteht ihr euch?“ „Hm...“ „Kannst du auch etwas anderes sagen?“ „Mhm.“ „Idiot.“ Draco lachte leise. „Sowieso.“ „Schlaf jetzt... Wir reden morgen weiter.” „Vielleicht.“ Dafür bekam er von Blaise einen zusammengeknüllten Umhang an den Kopf, den er grinsend beiseite legte. Dann kuschelte er sich unter der Decke zusammen und war binnen weniger Minuten tief und fest eingeschlafen. ~*~*~*~ Als Harry zurück ins Zimmer kam, war es schon drei. Er war geflogen, bis er einfach nicht mehr konnte, hatte nachgedacht, hatte den Schock verarbeitet und war nach endlosem Hin und Her und heftigen Zweifeln zu der Erkenntnis gelangt, dass es nicht stimmen konnte und dass er überreagiert hatte, weil sein Körper so aufgeputscht war, als hätte er etwas getrunken. Euphorie oder so. Mehr war das nicht gewesen! Und auch wenn Draco ansprechend genug wäre, um ein solches Gefühl zu rechtfertigen, war es einfach nicht wahr. Das hatte er beschlossen. Leise zog er sich aus und ging duschen, um wieder warm zu werden. Obwohl es Sommer war, hatte er es dank des Windes geschafft, seinen Körper völlig auszukühlen, und die Hitze des Wassers tat ihm gut. Sie beruhigte seine schmerzenden Muskeln und ließ die Müdigkeit über ihn rollen, als wäre sie das Meer persönlich. Schnell trocknete er sich noch ab und verschwand dann einfach so unter die Decke ins Bett. Kaum berührte sein Kopf das Kissen, war er auch schon eingeschlafen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Follow the storm I've got to get out of here… Follow the storm as you take to the sky… Follow the storm now it's all so crystal clear, Follow the storm as the storm begins to rise… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Wind, wind, wind! *sing* Abby hat Wind gemacht! Und Shi-chan Blitz und Donner! *tanz* Ich liebe Gewitter. Blitz und Donner. Und Wind. Und Blitzkrachbummbumm! *freufreufreu* *abbyabknuddel* Will auch fliegen! Ganz doll fliegen! abranka: Die beiden sind absolut durchgeknallt. In den Sturm hinauszugehen... Absoluter Wahnsinn. *kopfschüttel* Gewitter lieber nur durch eine sichere Glasscheibe. *lach* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)