Diamonds and Rust von Shirokko (Manche Dinge sind für die Ewigkeit und so dauerhaft wie Diamanten, während andere vom Rost der Zeit befallen werden und zerbröseln...) ================================================================================ Im Raum der Wünsche ------------------- Titel: Diamonds and Rust Kapitel: Begegnung 7: Im Raum der Wünsche Autoren: abranka und Shirokko Pairing: Draco / Harry Beschreibung: Die Fanfic spielt zeitlich nach dem 4. Buch, sprich hat Harry gerade die Begegnung bei der Auferstehung Voldemorts hinter sich. Die Ferien sind fast vorbei und er ist in der Winkelgasse, um auf seine Freunde zu warten, als er Draco sieht und sein Hass auf die Todesser ihn überwältigt. Es führt zu einer ganz neuen Erfahrung für den Blonden. In vielerlei Hinsicht… Den Rest solltet ihr schon selbst lesen… Warnung: Angst, Depri, Shonen-Ai, Kariesgefahr. Leute, deckt euch ausreichend mit Zahnpasta und Klobürsten ein. Und mit Schokolade, sie soll angeblich gegen Schocks helfen… vielleicht hat auch noch einer die eine oder andere Flasche Rohrreiniger da. Bemerkungen: Schuld an sämtlichen Logikfehlern sind die Protagonisten, die während des Schreibens allzu oft beschlossen haben, unsere Pläne zu durchkreuzen und getan haben, was sie wollten. Und nein, das ist keine Ausrede! *sich leicht wütend zu Harry und Draco umdreh und sie anfunkel* Nicht wahr? Hm, natürlich leugnen sie… Wie auch immer. Für eventuell anfallende Zahnarztkosten übernehmen wir keine Verantwortung. Edelkitsch garantiert. Disclaimer: Äh… ja, die Leute aus Harry Potter gehören natürlich nicht uns. Sie gehören sich selbst oder vielleicht auch dieser Frau, die sich Joanne K. Rowling nennt. Der Liedtextauszug ist in diesem Fall von Fury in the Slaughterhouse – Balm For The Soul. Viel Spaß beim Lesen. Widmung: Unserer Freundschaft und dem einjährigen Jubiläum. Begegnung 7: Im Raum der Wünsche Immer noch lächelnd folgte Harry Draco in den Raum. Hatte er wirklich schnell gelernt. Schnelle Auffassungsgabe, wirklich! Neugierig blickte er sich um in dem kleinen Zimmer. Wände hell, dunkle, unaufdringliche Möbel auf einem plüschigen Teppich, sogar ein Fenster und ein Sofa vor einem erloschenen Kamin. Gemütlich. Überhaupt nicht so düster, wie er erwartet hatte. Malfoy überraschte ihn immer wieder. Immer noch schauend legte er die Bücher auf den Tisch und ließ sich langsam in einen der Sessel gleiten, mit dem Rücken zur Tür. Irgendwann fanden seine Augen den Blonden wieder, der es sich ebenfalls bequem machte. Da war sie wieder, diese Ruhe in ihm, die er seit - war das wirklich erst gestern gewesen? - in seiner Gegenwart spürte. Angenehme Ruhe, innerlich, äußerlich, überhaupt. Harry lehnte sich gemütlich zurück, die Arme auf den Lehnen liegend, blickte kurz zum Fenster, vor dem lediglich Himmel zu sehen war, dann wieder zu Draco. „Was war vorhin los? Hab ich was falsch gemacht?“ Es war eine völlig neutrale Frage. Er machte ihm keinen Vorwurf, wollte ihn auch nicht reizen oder in die Enge treiben. Einfaches Interesse war es, das ihn dazu brachte, die Frage überhaupt zu stellen. Interesse und der Wunsch nach Verständnis. ~*~*~*~ Draco stapelte seine Bücher ebenfalls auf dem Tisch. Mit einem Lächeln um die Mundwinkel beobachtete er, wie der Schwarzhaarige sich in den Sessel setzte und es sich eindeutig bequem machte. Der Slytherin ließ sich in dem Sessel gegenüber nieder, schlug die Beine über und lehnte sich zurück. Ganz langsam machte sich Entspannung in ihm breit. Doch dann kam Harrys Frage. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, hatte er diesen kleinen ‚Vorfall’ doch über das seltsame Verhalten des Gryffindors beiseite schieben können. Verblüffend, dass dieser sofort meinte, dass alles an ihm läge. „Nein, du hast sicher nichts falsch gemacht.“ Draco lächelte schief. „Dumbledore hat mich nur... an etwas erinnert...“ Er brach ab und wechselte abrupt das Thema. „Was hast du hier so verzweifelt gesucht?“, fragte er leise. ~*~*~*~ Er wich ihm aus… schade. Aber immerhin wusste Harry jetzt, dass Malfoy so seine Probleme mit dem Schulleiter hatte. Schon komisch, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Dumbledore irgendwas getan hatte, was Malfoy an irgendwas erinnern sollte. Und die Frage… Seine Augen stellten auf Fernsicht, als er mit einem nebligen Lächeln wieder aus dem Fenster sah. „Einen Spiegel.“, sagte er leise. „Einen ganz besonderen Spiegel…“ ~*~*~*~ „Was für einen Spiegel? Was ist an ihm so besonders?“ Dracos Frage war so neugierig, wie er sie stellte. Er musterte den Gryffindor genau. Seine grünen Augen wirkten so sehnsüchtig und zugleich so melancholisch. So, als wenn er das sehen wollte, was er sich am meisten auf der Welt wünschte... Auf einmal hatte Draco ein seltsames Gefühl im Bauch, das er nicht fassen konnte. Was war das nur? ~*~*~*~ Das Lächeln wurde breiter. „Nerhegeb zeigt dir deine Sehnsüchte…“, sagte Harry leise. „Ich hatte gehofft, sie wieder sehen zu können…“ ~*~*~*~ Draco runzelte leicht die Stirn. Die eigenen Sehnsüchte zu sehen... Nein, lieber nicht. Bei einigen wusste er sehr genau, was sie waren und wollte sie gerade deshalb nicht sehen. Und bei anderen... Nein, denen wollte er lieber nicht ins Gesicht schauen. Überhaupt: Was brachte es, wenn man seine Sehnsüchte sehen – erfüllt sehen – konnte? Es änderte doch nichts an der Realität und verführte nur zu sehr zu der Weltflucht, der er bemüht war, niemals zu erliegen. „Wen wolltest du sehen?“ ~*~*~*~ Harry blickte gedankenverloren zu ihm hin. Ob er es ihm gefahrlos sagen konnte? Ob Malfoy es irgendwann gegen ihn verwenden könnte? Mit Sicherheit… Er könnte, aber würde er es tun? Konnte er ihm genug vertrauen? Wieder wanderte sein Blick aus dem Fenster, während er das Für und Wider abwog. Einerseits war Malfoy der Sohn eines oder vielleicht auch zweier Todesser. Er war der unausgesprochene Herr des Slytherinhauses, war sein Feind, hatte häufig dazu beigetragen, dass er gelitten hatte… Andererseits war es seit ein paar Tagen anders. Er fühlte sich ruhig in seiner Gegenwart, Malfoy hatte ihn vor einer ungerechten Strafe gerettet, vor vielen Hänseleien durch Slytherins. Er hatte sich geändert. Und… außerdem… wenn sein Plan aufging, war es ohnehin egal, wer was von ihm wusste… Noch ein Jahr oder so… Und er hatte Ron doch gesagt, dass er dem Gefühl einfach auf den Grund gehen wollte; da war ein bisschen Vertrauen wohl nicht zuviel Risiko, oder? Seine Augen schlossen sich leicht, als er sich nach einer halben Ewigkeit endlich überwand: „Meine Eltern.“ ~*~*~*~ Schweigend wartete Draco ab. Irgendwann war er versucht, seine Frage zurückzuziehen. Sie war wohl unpassend gewesen... Doch dann, urplötzlich, gab Harry ihm eine Antwort. Seine Eltern. Nun war es Draco, der nach draußen sah. Natürlich. Es war bekannt, dass Harry Potters Eltern von dem Dunklen Lord ermordet worden waren. Er hatte ihn doch oft genug damit getriezt. Harry war eine Waise, war es da nicht natürlich, wenn er sich nach seinen Eltern sehnte? Würde es ihm selbst nicht genauso gehen? Nein, wahrscheinlich eher nicht. Dazu kannte er seine Eltern zu gut. Seinen Vater würde er wahrscheinlich kaum vermissen – jetzt. Jetzt, nachdem er begriffen hatte, wie sehr er sein gesamtes Leben über manipuliert worden war. Seine Mutter schon eher, denn sie liebte ihn aufrichtig und war doch zu schwach, um ihn zu schützen... Und dennoch... Für Harry war es wohl die größte Sehnsucht, die er besaß. „Deine Eltern werden es wert sein“, sagte er schließlich langsam. „Meine sind es nicht. Zumindest nicht mein Vater.“ Seine Miene wurde hart. Nein, Lucius Malfoy war es wirklich nicht wert, dass man Sehnsucht nach ihm hatte. Und doch hatte ihn dieser Mann vollkommen in seiner Hand. Zumindest bisher... ~*~*~*~ Der Blick, der Draco daraufhin traf, war klar, ehrlich, als der Junge ihm zustimmte. „Das denke ich auch.“ Harry lächelte. „Versteh mich nicht falsch, aber er ist ein…“ Er sprach nicht weiter, wollte er Draco doch nicht beleidigen, was wohl unweigerlich geschehen wäre. Stattdessen blickte er nun auf seine rechte Hand. Er hatte sich zuviel herausgenommen. Definitiv. Und dennoch… „Du kannst ihn nicht leiden, was?“ Es war nur ein kleiner Schritt, aber eine große Antwort. Wie würde sie ausfallen? ~*~*~*~ Natürlich konnte Harry Lucius Malfoy nicht leiden – wie auch? Er war einer der Todesser an der Seite des Unnennbaren gewesen, als dieser Harry im letzten Jahr die Falle gestellt hatte... Und auch die sonstigen Begegnungen zwischen den beiden waren nicht gerade harmonisch gewesen. Was nicht unbedingt überraschend war. Unterschiedlicher konnten Menschen wohl kaum sein. Und er selbst? Innerlich zuckte Draco mit den Schultern. Er konnte es nicht sagen. Er wusste nicht, ob er seinen Vater mochte... „Früher... da habe ich ihn vergöttert. Er war mein Held.“ Draco lächelte bei der Erinnerung daran. „Aber immer hat er die Strippen gezogen und mich zu seiner Marionette gemacht. Und jetzt... Jetzt ist es schwer, auf eigenen Beinen zu stehen...“ Er brach ab und wurde sich bewusst, dass er viel zu viel gesagt hatte. Der Slytherin senkte den Blick und starrte auf seine Hände. „Ich weiß nicht, ob ich ihn mag, ob ich ihm jemals mochte... Aber ich habe ihn nie geliebt.“ Das hatte er wirklich nicht. Der einzige Mensch, dem er jemals so etwas wie Liebe entgegengebrachte hatte, war seine Mutter. Niemand sonst. ~*~*~*~ Schweigend nickte Harry. Was war das für ein Zugeständnis! Der Wahnsinn. Er hatte ihm tatsächlich gerade mitgeteilt, dass er… was eigentlich? Auf eigenen Beinen stehen… Malfoy versuchte, seinen Vater hinter sich zu lassen, den er nicht leiden konnte, den er nicht liebte… oder… sagte er das nur so, weil… War es am Ende so, dass Malfoy Senior seinen Sohn im Stich gelassen hatte? Weil er in der Winkelgasse… „Bin ich schuld?“, fragte er leise, blickte fast schüchtern auf, hoffte inständig, dass es nicht so war, denn das würde ihm tatsächlich leid tun. Familie war etwas unschätzbar Wertvolles und wenn Malfoy das wegen ihm verloren hatte… ~*~*~*~ Draco schüttelte den Kopf. „Nein, du bist nicht schuld. Das ist eine Sache, die so oder so passiert wäre. Es war schon zuvor alles...“ Er brach ab, zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. Wie sollte man das ausdrücken? Die ewigen Forderungen, die ewigen Verweise auf Traditionen und Ideologien... Die ständige Suche nach Perfektionismus... Die Angst zu enttäuschen, das Gefühl, ständig zu versagen, nicht gut genug zu sein, unwürdig zu sein. Wie sollte man das ausdrücken? Und warum erzählte er das Harry überhaupt? Er hatte nie darüber gesprochen. Nie! Warum erzählte er seinem Erzfeind? Warum? Der Gryffindor stieß ihn mit seiner Frage aber auch auf etwas, was er selbst wissen wollte. Unbedingt. „Warum hast du das in der Winkelgasse eigentlich getan? Hasst du mich so sehr?“ Draco blickte dem Schwarzhaarigen direkt in die Augen. Die Antwort wollte er wissen, musste er einfach wissen. ~*~*~*~ Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als Harry dem Blick auswich und wieder auf seine Hände starrte, die schon seit geraumer Zeit taten, was sie wollten. „Nicht mehr.“, murmelte er. Damals war er wütend gewesen, verblendet wegen der Überwachung, dass er keinem Todesser zu nahe kam, um sich rächen zu können, da war ihm Malfoy Junior gerade recht gekommen, aber jetzt… „Ich weiß doch auch nicht, was jetzt los ist… Eigentlich sollte ich dich hassen! Weil du Slytherin bist, weil du Todesser werden willst, weil du ein Malfoy bist, aber…“ Leise waren seine Worte und er wagte einen schnellen Blick, wich dann auf die Bücher aus, ohne etwas gesehen zu haben, das ihm weiterhalf. „…es ist jetzt nicht mehr so…“ ~*~*~*~ Draco verspürte beinahe etwas wie Enttäuschung, als sein Gegenüber den Blick senkte. Konnte er ihm wirklich nicht in die Augen sehen? Und dann… Nicht mehr. Harry Potter sagte ihm direkt – wenn auch nicht ins Gesicht – dass er ihn nicht mehr hasste. Und dennoch... wollte er ihn offenbar doch noch hassen und hatte den Eindruck, dass er ihn hassen müsste. „Du hast den Teil mit dem ‚weil du so gemein zu mir bist’ vergessen. Ich schätze, dann dürfte die Liste der Gründe komplett sein.“ Draco legte den Kopf in den Nacken, starrte zu der Decke empor. Den Hass hatte er sich verdient. Er hatte nie etwas anderes gewollt. Oder doch, ja, am Anfang hatte er die Freundschaft von Harry Potter gesucht, doch nach dieser rüden Zurückweisung war dort nur noch Hass möglich gewesen. Nichts anderes. Und jetzt? Er konnte den Gryffindor genauso wenig mehr hassen, wie dieser ihn. Warum auch immer. Er brachte nicht mehr genug Wut auf, nicht mehr genug... Feuer. Vielleicht war er müde geworden. Vielleicht hatte er genug an anderen Fronten zu kämpfen. Oder vielleicht... „Glaub mir, ich hätte nicht weniger Gründe, dich zu hassen... Gerade nach deiner Aktion in der Winkelgasse.“ Draco schnitt eine Grimasse und schaute den Gryffindor wieder an. „Aber...“ Er zuckte mit den Achseln. „Seltsamerweise haben sich die Dinge geändert.“ Draco strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. „Aber du hast mir meine Frage nicht beantwortet: Warum hast du es getan?“ ~*~*~*~ Jetzt sah auch Harry hoch, erwiderte fast herausfordernd den Blick aus grauen Augen. „Weil ich sauer war!“, rief er, jetzt war von der Melancholie nichts mehr zu spüren. Reichte es nicht, dass er es bereute? Warum musste er es ihm noch sagen? „Ich war wütend, weil ich nicht an sie rankam, an diese Mistkerle, die im Sommer…“ Er brach ab. Er wollte nicht davon reden, was passiert war, wollte ja noch nicht einmal daran denken! „Es war ein Fehler! Ich sehe es ein! Es war ein Riesenfehler! Ich bereue es. Und wie! Ich habe ja selbst erfahren, was solche Gerüchte einem antun! Aber ich habe nicht nachgedacht! Nicht an die Zukunft… Ich wollte Rache! Mehr nicht! Du warst einfach grade da!“ Er stockte, war er doch immer lauter geworden, hatte sich richtig in Rage geredet. Eigentlich wollte er doch gar nicht schreien. Schreien war immer so stressig… Aber er mochte es nicht, sich rechtfertigen zu müssen, schon gar nicht, wenn er es eigentlich bereute, denn dann kamen ihm seine Argumente so lächerlich vor. Und das waren sie ja auch. Sie waren lächerlich. Er hatte mit nur ein paar Worten Malfoys gesamten Ruf ruiniert, ihm das Leben zur Hölle gemacht. Und warum das Ganze? Weil er mit der Demütigung der Todesser nicht zurecht kam. Weil er… „Ich glaube…“ Seine Augen blickten verzweifelt wieder auf seine Hände, die sich krampfhaft in seine Hose krallten. „Ich glaube, ich wollte einfach nicht alleine dastehen. Es war zuviel, um…“ …alleine damit fertig zu werden. Was für eine bescheuerte Begründung! Er lachte einmal, hohl, selbst verachtend. „Vergiss das! Das ist einfach zu lächerlich! Ich habe es gemacht, weil ich es wollte, damit du Probleme kriegst, das ist alles! Es ist passiert, ich kann es nicht ändern, auch wenn ich es noch so sehr wollte…“ ~*~*~*~ Draco zuckte bei Harrys Ausbruch zusammen. Eine so heftige Reaktion hatte er nicht erwartet – und nicht gewollt. Alles, was er gewollt hatte, war eine Antwort. Nicht mehr. Einfach nur, um zu verstehen, nicht um den Gryffindor herauszufordern oder zu verletzen... Schweigend lauschte er den heftigen Worten. Sie hatten Sinn. Ja, gerade für ihn besaßen sie sehr viel davon. „Du solltest dir selbst keine Dinge vorwerfen, die dir noch nicht einmal dein...“ – Draco stockte kurz, fand aber einfach kein anderes Wort – „…Feind vorwirft.“ Er versuchte so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen, doch dieses misslang ihm ziemlich. „Ich wollte es nur wissen, um es zu verstehen... Ich wollte nicht, dass du das Gefühl hast, dich rechtfertigen zu müssen. Vergangenes kann man eben nicht mehr rückgängig machen.“ Seine Stimme wurde leiser. „Egal, wie sehr man es will. Man kann nur damit zurechtkommen. Ich wäre der letzte, der dir das vorwirft. Reue... ist fehl am Platz. Das Kreuz, das du trägst, ist so schon schwer genug, also mach dir wegen mir keine Gedanken. Ich komme zurecht.“ Oh ja, du kämpfst nur mittlerweile an so vielen Fronten, dass du nicht einmal mehr weißt, wo dir der Kopf steht. Du sitzt zwischen allen Stühlen und wirst zwangsläufig fallen. Und du hast keine Ahnung, wie du mit Warrington und Co fertig werden sollst – aber trotzdem kommst du zurecht, was? Du kommst auch ganz besonders zurecht mit diesem Gefühlswirrwarr und dieser seltsamen Möglicherweise-irgendwie-Freundschaft zu Harry Potter, nicht wahr? Es war nicht leicht, diese Worte auszusprechen. Nein, das ganz sicher nicht. Irgendwo, tief in seinem Inneren, grollte er dem Gryffindor doch für seine Tat, aber zugleich konnte er ihm verzeihen. Was ihre bisherige Beziehung betraf, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, wann hinsichtlich der Provokationen einer von ihnen jegliche Grenzen überschreiten würde. Und irgendwie war Draco erleichtert, dass er es nicht getan hatte. ~*~*~*~ „Also sind wir noch Feinde?“ Die etwas enttäuscht klingende Frage war raus, ehe er nachdenken konnte. Aber es war ihm eigentlich nur recht, dann musste er wenigstens nicht auf den Rest antworten. Dracos Worte klangen wie eine Predigt. Als hätte sie ein Pfarrer gesprochen, nur einer mit verkehrtem Glauben. Harry lachte innerlich. Reue ist Fehl am Platz. Das war so leicht gesagt. Reue kam nicht auf Wunsch. Sie war da. Einfach so. Und was für ein Kreuz sollte er tragen? Klang ja, als hätte Malfoy irgendwelche Erwartungen in ihn. Dabei hatte das schon lange keiner mehr… Nicht seit sie dachten, erkannt zu haben, wer er wirklich war. Nur wusste Malfoy ja Bescheid über Cedrics Tod… Dann blieb nur noch die Frage, was er erwartete. ~*~*~*~ „Ich habe keine Ahnung, was wir sind. Wir sind weder Feinde noch Freunde... Wir sind...“ Draco zuckte mit den Schultern und fuchtelte gleichzeitig mit den Armen in der Luft herum. Er wusste es nicht. Er wusste es wirklich nicht... Und dieser enttäuschte Blick in Harrys Augen machte es ihm nicht gerade leichter herauszufinden, was sie denn nun waren. Draco wusste nur um dieses Gefühlschaos in seinem Inneren, um dieses Wirrwarr, um das seltsame Bedürfnis Harry zur Seite zu stehen und... Ach, er wusste es doch selbst nicht! „Wir sind... irgendetwas.“ Draco lächelte verlegen. Einerseits verlegen, weil er keine Antwort wusste, und andererseits verlegen, weil dieses Wort ‚wir’ so ziemlich das letzte war, was er jemals in Bezug auf sich und Harry Potter verwendet hatte. ~*~*~*~ „Irgendetwas…“, wiederholte Harry leise, nachdenklich. Ja, das war doch mal eine gute Beschreibung. Das traf genau das, was er sich vorgestellt hatte und was er in seinem Inneren fühlte. „Das ist gut.“ Und es war beruhigend. Keine Feinde mehr. Wenn selbst Malfoy das so sagte… Er lächelte. „Wir sind also jetzt Nicht-mehr-Feinde-und-noch-keine-Freunde…“ Dann begann er zu lachen. „Versuch das mal auszusprechen!“ ~*~*~*~ Irgendwie war es beruhigend Harrys Zustimmung zu hören. Das hieß, dass Draco nicht alleine dastand. Und das hieß auch, dass sie irgendwie einen gemeinsamen Nenner gefunden hatten. Das war gut, oder? Auch wenn diese Bezeichnung irgendwie einen schalen Nachgeschmack hinterließ. „Nicht-mehr-Feinde-und-noch-keine-Freunde!“, wiederholte Draco belustigt sehr schnell fünfmal hintereinander fehlerfrei - beim sechsten Mal verstolperte er sich so sehr, dass er schließlich einen Lachanfall bekam. „Ein wahrer Zungenbrecher“, grinste er, als er sich einigermaßen wieder beruhigt hatte. Leichtigkeit... Ja, irgendwie vermittelte Harry Potter ihm genau das. Ein Gefühl von Leichtigkeit und davon, dass sein Leben eben doch irgendwie lebenswert war. ~*~*~*~ Auch Harry lachte, nur nicht lange. Die Worte hatten ihm gefallen, als er sie gesagt hatte, aber jetzt… wo Malfoy sie wiederholte… „Können wir nicht einfach beschließen, dass wir jetzt Freunde sind?“ Er blickte wieder zu Boden, denn es war ihm peinlich, diese Frage zu stellen. „Ich meine… wir…“ Seine Stimme wurde leise, bis sie verstummte. Wie sollte er ausdrücken, dass die Worte ihn traurig machten? Dass sie nicht wirklich das waren, was er wollte. Er wusste doch selbst nicht, was er wollte. Aber Freundschaft… Das war doch schon mal was, oder? ~*~*~*~ Draco blickte den Gryffindor nachdenklich an. Freunde? Sie beide? Konnten sie wirklich Freunde sein? So, von jetzt auf gleich? War es nicht vielmehr so, dass sie erst auf dem Weg waren, Freunde zu werden? „Ich...“ Der Slytherin zuckte mit den Schultern und betrachtete den Schwarzhaarigen. Er sah irgendwie anrührend aus, wie er da saß, zu Boden blickte und unsicher wirkte... „Ich denke, wir sind dabei... Freunde zu werden. Ich glaube nicht, dass man das einfach so beschließen kann.“ Seine Stimme klang nachdenklich. Nein, Freundschaften konnte man nicht beschließen, die entwickelten sich im Laufe der Zeit. Der Blonde runzelte leicht die Stirn und dachte unwillkürlich an die Abfuhr zurück, die er sich im ersten Schuljahr geholt hatte. Seltsamerweise schmerzte diese Wunde immer noch. „Aber wir sind auf einem guten Weg. Also Kopf hoch.“ Er grinste, beugte sich vor und stupste Harry gegen die Schulter. ~*~*~*~ Harry zog die Nase kraus, als er grinste. „Du hast Recht. Das geht nicht.“ Aber immerhin. Es war doch ein Anfang. Sie waren Feinde-auf-dem-Weg-zur-Freundschaft. Poetisch. Schön! Er fühlte wieder die Ruhe in sich aufsteigen. Ruhe, die sich diesmal besser definieren ließ: Er fühlte sich wohl, fühlte sich, als würde er vor dem brennenden Kamin sitzen und heiße Schokolade trinken. Geborgen… auf eine ganz seltsame Art und Weise. Gedankenvoll zog er den Zauberstab aus dem Ärmel. „Möchtest du etwas trinken?“ Er erinnerte sich an ihr letztes Treffen zu zweit. Da hatte er das gleiche gefragt. War schon komisch. ~*~*~*~ Draco lächelte, als der Gryffindor immerhin wieder grinste und deutlich ruhiger, ja, nahezu zufrieden wirkte. Eigentlich war das alles hier absurd, oder? Er und Harry in einem Raum, sie gifteten sich nicht an, sondern redeten stattdessen über Freundschaft. Gespenstisch... und dennoch angenehm. „Zitronenlimonade.“ Er grinste. „Die kannst du gut zaubern. Und ohne etwas zu trinken kann man bei diesem Wetter ja nicht denken. Auf uns warten ja noch Hausaufgaben...“ Er deutete zu dem Tisch hinüber, auf dem sich die Bücher türmten. Auf einmal verspürte er sogar so etwas wie Vorfreude auf die gemeinsame Aufgabe mit Harry Potter. ~*~*~*~ Das Gesicht verziehend warf Harry ihm einen Blick zu. Zaubertränke… Hausaufgaben. Uh. Ein Schwung mit dem Zauberstab, ein lautloses Wort und aus dem Nichts erschienen zwei Flaschen. Und dazu Kekse. Er hatte jetzt einfach Appetit darauf, wo er doch sonst so wenig aß. Er schob den kleinen Teller in die Mitte des Tisches. „Das muss wohl sein, oder?“ So wenig Lust auf Hausaufgaben hatte er noch nie gehabt, dabei konnte er Hausaufgaben in Zaubertränke noch weniger leiden als alles andere. Konnten sie nicht einfach noch so sitzen bleiben und weiterreden? Harry fragte nicht einmal. Er wusste genau, dass es besser war, wenn sie anfingen, so griff er sich wieder das blaue Buch von vorhin, lehnte sich damit wieder zurück in den Sessel, seine Flasche in der Hand. Missmutig schlug er es auf, warf einen kurzen Blick hinein und sah dann wieder hoch und zu Draco. „Weck mich, falls ich einschlafen sollte.“ ~*~*~*~ Draco nahm mit einem leichten Lächeln auf den Lippen - so oft lächelte er sonst doch nicht! - seine Flasche und griff nach einem Keks. Bei Harrys recht bedröppelter Frage nickte er. „Deswegen sind wir doch schließlich eigentlich hier...“ Auch wenn man das erstaunlich leicht vergessen kann... Der Slytherin griff selbst nach einem Buch und nachdem er die Flasche abgestellt hatte und auf dem Keks kaute, kramte er Feder und Pergament heraus. Notizen beim Lesen waren schließlich immer sinnvoll. Bei Harrys Bemerkung blickte er auf. „Du magst Zaubertränke wirklich nicht, oder? Liegt es an Snape oder dem Fach selbst?“ Er selbst konnte seine Begeisterung kaum verhehlen. Wieder hatte ihn der Reiz des Felix Felicitis gepackt. Dieser Trank war für ihn genauso anziehend und reizvoll wie der Goldene Schnatz beim Quidditch. ~*~*~*~ „So offensichtlich?“ Harry lachte, seufzte dann. „Eigentlich liegt es nicht am Fach. Ist doch nichts Schlechtes, wenn man bestimmte Sachen mit Tränken erreichen kann, auch wenn ich es für schwierig halte, bestimmte Tränke einzusetzen.“ Glücklich über diese Antwort ließ er einen Keks heranschweben und biss ab. Da war er doch gut um die Antwort herumgekommen, ob er Snape mochte. Er hasste den Giftmischer schließlich fast so sehr wie die Todesser, wobei das ja auf das gleiche herauskam, wo der doch Todesser war, wenn auch Todesser im Exil. Und noch dazu Überläufer, aber das konnte man getrost übersehen bei seinem Charakter. ~*~*~*~ Draco grinste. „Unübersehbar, würde ich sagen.“ Er ging Harrys Einwände in Gedanken durch und antwortete dann: „Es muss nicht. Nehmen wir beispielsweise den Trank, den wir brauen sollen. Felix Felicitis. Wenn du weißt, dass du in eine Konfrontation gehst - sagen wir einfach in ein Duell -, dann kannst du den Trank kurz vorher nehmen und hast das Glück deines Lebens. Logisch, dass er bei Prüfungen verboten ist, nicht wahr?“ Draco atmete tief durch und fuhr dann fort: „Das Problem ist natürlich die Planbarkeit. Man kann sich mit Zaubertränken gegen alles Mögliche wappnen, aber man muss zumindest wissen, wann etwas kommt. Heiltränke in der Tasche zu haben - es gibt da einen sehr nützlichen Schrumpfzauber - ist dagegen sogar noch praktischer. Man kann immer etwas gegen Vergiftungen, Verletzungen, leichte Flüche und so weiter dabei haben. Na, und über den Nutzen von Veritaserum muss ich nichts sagen, oder?“ Wieder dieses Grinsen. „Aber...“ Der Slytherin schnappte nach Luft. „Ich glaube, ich rede zuviel...“ Seine Begeisterung war wieder mit ihm durchgegangen. Selbst Blaise beschwerte sich hin und wieder darüber. Doch Zaubertränke gehörte nun einmal zu den Dingen, die ihn wirklich begeisterten. Dummerweise gab es von diesen Dingen nicht besonders viele. ~*~*~*~ Harry starrte ihn perplex an, dann begann er zu lachen. Wie süß! Malfoy hatte ganz rote Wangen! Ganz aufgeregt war er. Wie ein kleines Kind! So hatte er ihn auch noch nie gesehen. Aber es gefiel ihm. Sehr sogar! Es verstärkte das Gefühl in seinem Bauch. Und dann dachte er, dass ein Fach, das den Blonden so begeisterte, doch gar nicht so schlecht sein konnte. Vielleicht… Er nahm den Keks aus dem Mund, an dem er genuckelt hatte, um den Lachanfall zu unterbinden und blickte ihn an. Ernst. „Bring es mir bei.“ ~*~*~*~ „Was?“ Draco blickte den Schwarzhaarigen verblüfft an. Das war nun eine Reaktion, die er nicht erwartet hatte. Blaise bremste ihn meist aus... Oder zog ihn lachend damit auf. Aber das vor ihm war nicht Blaise, das war Harry. Und dieser schien sich offenbar irgendwie anstecken zu lassen. „Du willst, dass ich dir Nachhilfe in Zaubertränke gebe?“ Er vergewisserte sich noch einmal, denn diese Vorstellung erschien ihm einfach zu absurd, nein nicht absurd - zu unwirklich. ~*~*~*~ „Warum denn nicht?“ Harry zuckte die Schultern. „Ich würde meine Note aufbessern, du würdest es einfacher haben mit mir…“ Er sah darin nichts Schlechtes. Außerdem würde es ihm noch ein bisschen mehr Zeit mit Malfoy geben, in der er herausfinden konnte, was denn nun eigentlich mit ihm los war. ~*~*~*~ „Okay.“ Draco nickte. Er wollte also wirklich. Wow. Irgendwie freute ihn das. Mehr, als er eigentlich glauben konnte. „Dann fangen wir mal gleich mit den einfachen Dingen an: Feder und Pergament in die Hand und rausschreiben, was dir wichtig vorkommt. Dann lässt sich hinterher alles viel leichter zu einem flüssigen Aufsatz zusammenschreiben.“ Natürlich war das einfacher... Darauf kam jeder, der einen gesunden Menschenverstand besaß. Erstaunlicherweise waren die meisten Schüler dafür schlichtweg zu faul. „Hast du eigentlich schon mit unseren Zusatzaufgaben für Donnerstag angefangen?“ Forschend blickte er den Gryffindor an. Wenn nein, würden sie sich diesen Dingen zuerst widmen. Die Aufgaben für den Donnerstag waren zeitlich schlichtweg drängender - wenn auch bei weitem nicht so spannend wie der Glückstrank... ~*~*~*~ Vorwurfsvoll blickte Harry ihn an. „Wann hätte ich das denn machen sollen?“, fragte er. „Gestern hat die Pomfrey darauf bestanden, dass ich mich ausruhen sollte, jetzt sitz ich hier mit dir. Ich hatte gar keine Zeit für Hausaufgaben!“ Dann grinste er. „Andererseits sind es auch noch zwei Tage, da kann man das schon schaffen.“ Er würde sich halt morgen dransetzen. Oder heute Abend noch, wahrscheinlich bräuchte er die zwei Tage dazu. ~*~*~*~ Der Slytherin konnte bei den Worten seines Gegenübers nur nicken. War ja logisch. „Okay, dann machen wir erst das. Wenn die Aufgaben sauber und fehlerfrei sein sollen, dann geht das eindeutig vor. Als dein Nachhilfelehrer kann ich schließlich nicht zulassen, dass du einfach etwas herunterschmierst, um die notwendige Textlänge zusammenzubekommen.“ Mit einem simplen Accio holte er das Aufgabenblatt aus seiner Tasche her. „Die meisten Informationen finden wir in den Nachschlagewerken - da.“ Er deutete auf zwei schwere, in dunkelrotes Leder gebundene Bücher. „Und den Rest sollte man jetzt im Kopf haben. Was also bedeutet, dass ich ihn dir wohl erzählen werde.“ Er machte eine kurze Pause. „Irgendwelche Einwände? Nein? Also fangen wir mit der ersten Frage an...“ Draco hatte automatisch die Führung übernommen. ~*~*~*~ Grinsend nickte Harry. Das hatte jetzt gesessen. Malfoy war so fix bei der Sache, dass es einfach nur Spaß zu machen versprach. Er holte ebenfalls seine Aufgaben aus der Tasche, überflog sie kurz. Im Grunde könnte er das auch so schaffen… mit Miones Hilfe… Aber so war es besser, versprach schöner zu werden. Er nahm noch Feder und Pergament raus, schrieb ordentlich seinen Namen drüber, das Datum und die Überschrift, dann noch das Thema, dann fingen sie an. Die Zeit verging wie im Fluge. Draco erklärte Harry, wie er was machen musste, was ihm fehlte, bekam er auch gesagt, ansonsten hatte er sogar fast Freude daran, die Informationen aus dem Buch zu suchen. Und er begriff, dass Zaubertränke in sich sogar logisch war, wenn man es genau betrachtete, nicht so willkürlich, wie er immer gedacht hatte. Anscheinend hatte seine Abneigung Snape gegenüber die Sache unnötig verkompliziert. Und zwischendrin saß er dann einfach minutenlang da und betrachtete den anderen, dachte darüber nach, wie es sich ins Positive gewandelt hatte, bevor er mit einem breiten Grinsen die Nase wieder ins Buch steckte. Er wollte besser werden, denn vielleicht konnte er ihm dann bei dieser Gemeinschaftsaufgabe doch eine Hilfe sein. ~*~*~*~ Draco musste feststellen, dass Harry einen wirklich gelehriger Schüler gab - und sich alle Mühe gab. Dazu kam noch seine eigene Begeisterung für dieses Fach, die er - endlich - jemandem vermitteln konnte. Somit merkte der Slytherin nicht, wie die Zeit verging - und genauso wenig, dass ihn der Gryffindor hin und wieder beobachtete. Er selbst genoss diesen Umgang, diese Entspannung und seine eigene Beigeisterung schlichtweg. Ausnahmsweise gab es nichts, das ihn erinnern und aus dieser seltsamen, aber unheimlich angenehmen Stimmung reißen konnte. Und das war auch gut so. Diese gemeinsamen Stunden waren Balsam für seine Seele. Irgendwie wusste er das. Wahrscheinlich dachte er genau deswegen nicht darüber nach. Schließlich hob er den Kopf und sah aus dem Fenster. Draußen war es schon längst dunkel... Und nun machte sich sein Magen auch lautstark bemerkbar. Das ausgelassene Mittagessen rächte sich jetzt. „Ich glaube, es ist genug für heute...“ Er klappte das Buch zu und lächelte Harry an. „Ich schätze, beim Weg in unsere Gemeinschaftsräume werden wir aufpassen müssen. Es ist spät geworden. Filch wird uns mit Begeisterung schnappen, wenn er kann.“ ~*~*~*~ Harry blickte auf. Die letzten Minuten hatte er sich festgelesen bei einem Trank, der kleinere Wunden heilen konnte, die durch Magie entstanden waren. Dracos Worte und vor allem das Zuschlagen des Buches schreckten ihn aus seiner Konzentration. Ein Blick aus dem Fenster und er erstarrte. „Himmel!“, entwich es ihm. Wie lange bitte waren sie hier gewesen? Hermione würde außer sich sein! Er griff nach einem Papierschnipsel, steckte ihn in das Buch, packte es zusammen mit anderen in seine Tasche und stellte verblüfft fest, dass sie jetzt aussah wie Hermiones, wenn sie mal wieder vor einer Klassenarbeit standen. Seine Hausaufgabe jedenfalls passte nicht mehr rein. Er nahm sie in die Hand und stand auf. Und plötzlich wusste er nicht mehr weiter. Er wollte gar nicht gehen. Das Zusammenpacken war eine Kurzschlussreaktion gewesen! Schwach ließ er die Tasche wieder sinken, blickte erst zur Tür und dann zu Draco. Er wollte nicht weg. Morgen war wieder Unterricht. Morgen waren die Schüler mit ihren dummen Sprüchen wieder da. Und morgen würde sich herausstellen, wie gut oder schrecklich der Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste sein würde. Sein Lieblingsfach. Das Fach, das er am dringendsten für sein Vorhaben brauchte… Er hatte Angst davor. Wirkliche Angst. Bisher hatte er sich das nicht eingestanden, würde das auch nie zugeben, aber was wäre, wenn diese Frau mit den bunten Haaren wieder eine von der Gegenseite war? Was wenn sie wie der falsche Moody wieder hinter ihm her war? „Treffen wir uns morgen wieder?“, fragte er leise. Dann hätte er zumindest eine Sache, auf die er sich freuen konnte… ~*~*~*~ Draco sah Harry mit schräg gelegtem Kopf zu, wie er erst recht hektisch seine Sachen zusammenpackte und dann langsam die Tasche wieder ablegte und ihn anblickte. Offenbar fühlte er sich genauso hin und her gerissen wie der Slytherin. Auch Draco wusste nicht genau, ob er jetzt aufspringen sollte, weil es ja wirklich schon spät war, oder ob er nicht doch lieber noch etwas bleiben wollte... Er blieb sitzen, beobachtete den anderen. Danach war ihm gerade sehr viel eher. „Natürlich treffen wir uns morgen wieder. Meinst du, ich lasse zu, dass du die Sache jetzt schleifen lässt, wo du endlich alles kapierst?“ Draco grinste breit. „Hättest du wohl gerne.“ Er stand auf und begann nun seinerseits seine Tasche zu packen. „Außerdem haben wir morgen den ganzen Tag zusammen Unterricht...“ Er legte die Stirn in Falten und dachte einen Augenblick lang nach. „Verteidigung gegen die Dunklen Künste als erstes, nicht wahr? Das wird sicher interessant...“ Er warf sich die Tasche über die Schulter und klemmte sich die restlichen drei Bücher, die nicht mehr hineingepasst hatten, unter den Arm. Langsam ging er neben dem Gryffindor zur Tür. Dort zögerten sie beide wieder. „Wir treffen uns dann morgen nach dem Nachmittagsunterricht wieder hier...“ Moment mal, da war doch noch etwas... „Nein... Erst nach dem Abendessen. Morgen wird die Quidditchmannschaft der Slytherins zusammengestellt. Da kann ich schwerlich fehlen...“ Er lächelte. „Also nach dem Abendessen.“ ~*~*~*~ Nach dem Abendessen… spät, aber wahrscheinlich gar nicht so schlecht. Besser als nichts!, dachte er sich, lächelte. Er freute sich richtig darauf, wieder gegen ihn zu fliegen. Er war die einzig lohnende Herausforderung in Hogwarts. „Streng dich an, damit du es mir nicht zu leicht machst!“, grinste er frech, öffnete die Tür und trat hinaus. Und dann kam ihm, was vorhin, mittags, passiert war. Malfoys Lippe sah wieder so normal aus, dass er es fast vergessen hätte, aber jetzt… Ihm kamen Zweifel, ob sie ihn überhaupt noch dabei haben wollten. Ob er überhaupt gegen ihn fliegen konnte, denn wenn sie Malfoy aus der Mannschaft warfen, dann war diese Aussicht dahin. Irgendwie gefiel ihm dieser Gedanke gar nicht. Sein eigener Platz war fest, das hatte ihm McGonagall schon zugesichert, und auch die anderen Mannschaftsmitglieder waren einige der wenigen Schüler, die noch auf seiner Seite standen, was größtenteils den Zwillingen zu verdanken war. Sie waren es auch gewesen, die ihm beim Mittagessen verkündet hatten, dass Ron jetzt Hüter war, nachdem Wood weg war und Angelina seinen Platz als Teamkapitän eingenommen hatte. Und sie waren alle irgendwie noch so halb oder sogar auch ganz auf seiner Seite. Aber bei Malfoy… Wenn sogar die eigenen Hauskameraden gegen ihn waren… Und war dieser miese Warrington nicht auch in der Mannschaft? Es würde sicherlich nicht einfach werden für ihn. Aber Harry ließ sich nichts anmerken. Immer schön positiv bleiben! Immer schön Hoffnung haben und wenn alle Stricke rissen, würde er ihm halt öffentlich eine Kampfansage liefern, und zwar so, dass die Slytherin allesamt bereuten, wenn sie ihn nicht haben wollten! ~*~*~*~ „Natürlich.“ Draco zog eine Augenbraue hoch. „Du wirst von mir niemals einen Sieg geschenkt bekommen, Potter.“ Er grinste. „Dann bis morgen.“ Über die Schulter winkte er noch einmal zurück und steuerte dann die Kerker an. Eigentlich hatte er keine Lust dazu, aber es musste sein. Es war zwar schon spät, aber vielleicht hatte er Glück und Filch war noch nicht unterwegs... Seine Gedanken wanderten weiter zum Quidditch. Wahrscheinlich würde es nicht leicht werden, seinen Platz im Team zu behaupten... Nein, wirklich nicht. Warrington würde auch dabei sein. Und das würde es nicht leichter machen. Draco strich sich nachdenklich durch das Haar und rückte seine Tasche geistesabwesend zurück. Montague war noch immer der Kapitän der Slytherinmannschaft. Wie hatte er sich eigentlich positioniert? Nun, morgen würde er es herausfinden, nicht wahr? Dann, wenn es darauf ankam, ob er im Quidditchteam war. Wenn Draco ehrlich zu sich war, dann wollte er sich die Schulzeit gar nicht ohne Quidditch vorstellen. Ohne Quidditch – nein, das ging gar nicht! Seine Miene wurde entschlossener, verbissener. Gut, das war etwas, worum er wirklich kämpfen würde – und wogegen alles andere, was er aufgefahren hatte, harmlos aussehen würde. Ausnahmsweise erwarteten ihn keine bösen Überraschungen. Weder auf dem Korridor zu den Kerkern, noch im Slytheringemeinschaftsraum. Man bedachte ihn zwar schon mit kritischen, zweifelnden Blicken, aber es herrschte normale Betriebsamkeit. Hin und wieder meinte Draco etwas gehört zu haben, von wegen ‚Verräter’, aber er konnte sich auch irren... Wie auch immer: Es war einigermaßen ruhig. Und er war auch froh drum, dass ihn niemand herausforderte, niemand nervte, nein, dass heute alles ruhig war. Das würde sich dann aber morgen sicherlich ändern. Hoch erhobenen Hauptes schritt er die Treppe zu dem Jungenschlafraum empor. Dort erwartete ihn bereits Blaise. Alle anderen waren offenbar noch im Gemeinschaftsraum unten. „Du kommst spät.“, stellte der Schwarzhaarige trocken fest. „Hm...“ Draco ließ die Tasche und die Bücher auf den Fußboden fallen und sich selbst auf das Bett. „Du hast mit Potter gearbeitet?“ „Hm.“ „Kannst du noch etwas anderes sagen?“ „Ja.“ Draco verdrehte die Augen. „Ich wüsste nur nicht was.“ „Wie wäre es damit, wie es gelaufen ist?“ „Gut.“ Der Blonde starrte zu der Decke empor. „Erstaunlich gut...“ „Was genau läuft da eigentlich zwischen dir und Potter?“, hakte Blaise nach, die Chance nutzend, dass Draco ausnahmsweise mal gesprächig war. „Ich habe keine Ahnung.“ Draco blickte den Freund an. „Aber weißt du... Irgendwie will ich das herausfinden.“ „Du suchst dir den Weg des höchsten Widerstandes aus, Draco.“ Blaises Worte waren langsam und mit viel Bedacht gewählt. „Ich weiß, Blaise, ich weiß...“ Der Blonde fuhr sich durch die Haare und setzte sich auf. „Kann ich auf dich zählen?“ „Klar.“ Blaise grinste breit. „Was auch immer kommt. Und ich finde es jetzt übrigens deprimierend, dass du deswegen extra nachfragen musst...“ Er zog eine Schnute. „Ich dachte, das wäre längst klar gewesen.“ Draco lächelte erleichtert. „Danke.“ Ihm fiel nicht nur ein Stein vom Herzen, sogar eine ganze Lawine. ~*~*~*~ Du wirst von mir niemals einen Sieg geschenkt bekommen! Als ob er das wollte… Harry machte sich auf den Weg in den Gryffindorgemeinschaftsraum. Er war nachdenklich, machte sich Sorgen wegen morgen. Ob Malfoy in die Mannschaft kam? Was war mit der Tante, die jetzt Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtete? War sie vom guten Schlag? Und was würden die Schüler morgen… jetzt tun, wenn sie ihn sahen? Er war so offensichtlich mit Malfoy gegangen, dass ihn mindestens Dean gesehen hatte… Leise und mit mulmigem Gefühl beantwortete er der Fetten Dame die Frage nach dem Passwort, trat dann durch das Loch. Sie sahen ihm alle entgegen. Zwiespältige Gefühle konnte er sehen, Ron und Hermione versuchten definitiv ihn zu warnen, ihre Blicke waren so ernst, als Ron zu Dean hinüber nickte. Harry ließ seine Maske aus Lächeln erscheinen, als er zu ihnen hinüberging. „Wo warst du so lange?“ Hermione klang vorwurfsvoll. Und ihre Stimme war noch im ganzen Raum zu hören, da alle anderen schwiegen. Die Frage schien jeden zu interessieren. „Ich habe mit Malfoy gearbeitet.“ Einfache Antwort. Er würde bei der Wahrheit bleiben. „Ach so?“ Colin Creevey stand nicht weit von ihnen. Er klang enttäuscht und auch sein Gesicht war vorwurfsvoll. „Was habt ihr denn zu bereden gehabt?“ Das Lächeln wurde breiter. „Wir haben von Snape die Aufgabe bekommen, einen Trank zusammen zu brauen. Es erfordert nun mal ein gewisses Maß an Zusammenarbeit, wenn man das tun muss.“ Er wandte sich wieder an Hermione, die ihn besorgt musterte. „Keine Sorge, Mione, weder Filch noch Snape haben mich erwischt. Ich bin absolut unbehelligt hierher gekommen.“ Man konnte genau sehen, dass es nicht das war, was ihr Sorgen bereitete, aber ihre wirkliche Frage konnte er ihr nicht beantworten. Langsam setzten um ihn herum die Gespräche wieder ein. „Ich werde hinaufgehen.“, erklärte er seinen beiden Freunden und sie nickten. „Warte, ich komme mit.“ Ron. Natürlich. Er hoffte auf Antworten. Harry wartete auf ihn und sein Blick sagte deutlich: Nur wenn wir alleine sind. Der Rotschopf nickte. „Ich wollte dich fragen, ob ich dein Besenpflegeset haben kann. Ginny… wollte es haben, traut sich aber nicht, dich direkt zu fragen.“ Harry zuckte mit den Schultern. Natürlich konnte sie. „Wenn sie mich fragt…“ „Du bist fies, Harry.“, grinste Ron, aber der Schwarzhaarige konnte sehen, dass er zufrieden war mit der Antwort. Sie erreichten das Zimmer und es war tatsächlich leer. Harry seufzte unmerklich. Zu schade. „Also dann: Was habt ihr gemacht?“ Ron warf sich auf sein Bett, blickte ihn neugierig an, dass Harry glatt lachen musste. „Weißt du, Ron, du bist neugieriger als Mrs Norris und nicht weniger hartnäckig!“ „Das nehme ich jetzt einfach mal als Kompliment, denn eine Beleidigung müsste ich zurückgeben und mir fällt keine ein, von der ich mir sicher wäre, dass du sie auch als Beleidigung auffassen würdest.“ Das brachte den Jungen-der-lebt tatsächlich noch einmal zum Lachen. „Was hättest du denn gesagt?“ Ron zog die Nase kraus und knurrte leicht, aber er antwortete. „Dass du genauso verschlossen bist wie Snape und genauso undurchschaubar.“ Er ließ sich das durch den Kopf gehen. Verschlossen… undurchschaubar? „Das wäre ein Kompliment.“, beschloss er. „Vielen Dank dafür!“ Lachend ließ sich Ron auf die Seite fallen. „Na los, erzähl!“ „Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir haben einfach nur Hausaufgaben gemacht.“ „Sonst nichts?“ „Wir haben geredet.“ „Und?“ Es war so offensichtlich, worauf Ron hinauswollte. „Ich glaube nicht, dass er noch Todesserkandidat ist…“ Er zögerte leicht, das überhaupt zu behaupten. „Aber ich glaube auch, dass er selbst noch nicht sicher ist, was er eigentlich ist…“ „Oh…“ Der Rotschopf starrte zur Decke. „Das ist mal was…“ „Ron?“ „Hm?“ „Es könnte sein, dass ich bald deine Unterstützung brauche.“ Alarmiert setzte sich Ron auf, blickt zu dem Schwarzhaarigen, der noch immer an der Tür stand, dagegen gelehnt war. „Warum? Was ist passiert?“ „Ich weiß noch nicht…“, gab Harry zu. „Aber… Ach, Mann!“ Er stieß sich von der Tür ab und ging zu seinem Bett, hockte sich darauf. „Ich habe ihm eine Menge Dinge erzählt… Von mir.“ Ron schien zu verstehen. „Du willst, dass wir, ich und Hermione, dich im Notfall davor bewahren, zu zerbrechen, nicht wahr?“ Harry nickte, zuckte dann mit den Schultern. „Keine Sorge, wir machen das schon.“ Ron lachte, krabbelte über seine Decke zu Harry hinüber und setzte sich neben ihn. „Wir sind doch Freunde!“ „Morgen ist Verteidigung gegen die Dunklen Künste.“, begann Harry Gedanken versunken. „Wie das wohl wird.“ „Sicherlich schön.“, antwortete Ron zuversichtlich. „Das ist dein Fach, da macht dir so schnell keiner was vor.“ Harry lachte trocken. „Ja, weil bisher jeder dieser Lehrer etwas von mir wollte und mich gefordert hat, ob er mich nun mochte oder mich einfach nur ködern wollte.“ Ron rollte mit den Augen. „Pessimist.“, sagte er. „Du solltest aufhören, dir solche Komplexe einzureden. Du bist gut in dem Fach, basta!“ Nickend stimmte ihm Harry zu, aber seine Gedanken waren weit fort. Auch später, als alle in ihren Betten lagen und schliefen, war Harry wach und wälzte Gedanken. Dämonen aus der Vergangenheit kamen, besuchten ihn. Quirrel, der falsche Moody… Die beiden waren aus dem nichts gekommen, hatten schnell sein Vertrauen gewonnen und hatten ihn beide verraten. Lockhard… war auch böse gewesen, hatte er ihnen doch ihre Erinnerungen nehmen wollen. Remus Lupin war da eine Ausnahme gewesen. Der hatte nur gewollt, dass er sich verteidigen konnte. Und jetzt? Diese Frau? Sie hatte ja nett ausgesehen. Ein wenig tollpatschig war sie, hatte sie doch bei ihrer Vorstellung ihren Becher umgekippt und später gleich noch die Gabel zu Boden befördert, weil sie nach einer Flasche gegriffen hatte. Sie erinnerte ihn von der Art her an Neville… Was ihm die Sorge nicht im Geringsten nahm. Irgendwann kam die Szene auf dem Friedhof, Voldemort, Wurmschwanz, Cedric, seine Eltern, Malfoy Senior und Junior… Als er schließlich einschlief, ging am Horizont draußen bereits die Sonne auf. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ I’m not looking for salvation I’m not waiting for realease Give me balm for the soul No giveaway and no donations You know what I want so, please Give me balm for the soul ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ----------__-----------__------------__-----------__-----------__------------ Shirokko: Mau! Das is’ gut, nicht? Und die beiden ham keinen Plan, was mit ihnen geschieht! Muahahahahahaha! Die ham immer noch nicht begriffen, dass wir es sind, die ihre Geschicke lenken! *grins* Aber das werden sie schon noch lernen!!!! *hörnchenwachsenlass* *händereib* abranka: ...*g* Wir sind Götter, Shi-chan. Denk dran. ^-^ *heiligenscheinpolier* *shi-chanihrenreich* *deneigenenaufsetz* *haareüberdiehörnchenstreich* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)