Novocaine For Christmas von M (Yonouchi vs. Dad. Ein Heul- und Schluchz Weihnachtsdepridingsens.) ================================================================================ Kapitel 1: Novocaine For Christmas ---------------------------------- DISCLAIMER: Wenn YGO mir Gehören würde, wäre ich Kazuki Takahashi. Wär ich Kazuki Takahashi, wär ich aber auch ein Mann und Mitte 40. Also finde ich´s ok, dass ich´s nicht bin. WARNINGS: Gute Idee, vergurkte Umsetze...und ich hab´s mir SO toll vorgestellt....! ><" GEWIDMET: Felix...der überhaupt keinen Plan von YGO hat, aber trotzdem das beste Weihnachtswunder von allen ist. A/N: Warten aufs Christkind mit EM, die Dritte (24.12) - ich war begeistert von der Idee, dann kam ich nicht dazu, dann war´s plötzlich drei Uhr Nachts am 23.en und ich musste um mein Leben schreiben. Nhn, es ist der Gedanke wo zählt. XD Der kleine Songtext zu Beginn is von Green Day & die Grundidee für die Geschichte ist aus der 5. Season von "The Sopranos" *mit unwichtigem Popkultur-Wissen rumschmeiß*. Mal ein etwas anderer Jonouchi zum Fest.^^ drain the pressure from the swelling, the sensation´s overwhelming, give me a long kiss goodnight and everything will be alright tell me that I won't feel a thing so give me Novocaine. Es wussten nur die wenigsten...aber es existierte ein Mensch in Jonouchis Leben, der nicht den blassesten Schimmer davon hatte, dass Jonouchi für seine Große Klappe bekannt war, oder dass er überhaupt eine hatte. Der nicht wusste, dass Jonouchi in Duel Monsters-Kreisen der zäheste kleine Wadenbeißer von allen war, der sich auch nach dem übelsten Absturz wieder aufrappelte. Dass Jonouchi berühmt war für seine Sturheit, und dafür, in peinlichen Momenten selbst den blödesten Witz über sich zu reißen, bevor andere dazu kamen. Einen Menschen, der nicht mal ahnte, dass dieser vorlaute, dickköpfige, unermüdliche Quirl überhaupt in Jonouchi drinsteckte, oder der es vielleicht mal wusste, und vergessen hatte. Der Jonouchi - so unglaublich das klingt - nie lächeln sah. Und eben dieser Mensch trieb ihn in dieser Nacht, im wüstesten Schneegestöber, über den Parkplatz des Domino-Krankenhauses. Es war das Krankenhaus für die Vergessenen und Elenden...nicht etwa die flotte Klinik am anderen Ende der Stadt, wo sie Privatzimmer und adrette Springbrunnen und Duftbäumchen hatten. Fröstelnd schob der Blonde die Hände in die Taschen seiner viel zu dünnen Hose, während er sich im roten Flackern der Sirenen über den Parkplatz bewegte. Eigentlich war die Hose nur für den Sommer, aber so´n paar Monate musste die es noch machen, auch wenn seine Eier darin vor Kälte zur Unkenntlichkeit verschrumpelten. Er hatte keine andere. Beinahe blind schritt er durch die Schiebetür aus Glas, die sich lautlos vor ihm öffnete wie die Tür eines UFOs, und steuerte einen bestimmten Flur an, den er schon kannte. Er hatte in seinem Leben wirklich schon viel zu viel Zeit in diesem Laden zugebracht. Trotzdem konnte Jonouchi es nicht lassen, sich wieder zu fragen, warum irgendwer entschieden hatte, die Krankenhausflure auch noch in diesem widerlichen Matsch-Grün anzustreichen, das entfernt an den Hulk erinnerte und einen nur noch depressiver machte. Keiner beachtete den zerrupften blonden Teenager, der sich mit abwesendem Blick, wie ein Schlafwandler, durch die Flure bewegte. Die Leute, die in weißen Kitteln um ihn rumfleuchten, hatten wirklich Wichtigeres zu tun. Es war Heiligabend, und Jonouchi wusste, was das bedeutete. Die Gewohnheit hatte ihn lernen lassen, dass an keinem anderen Abend die armen Schweine von Domino in solchen Massen an die Oberfläche krochen wie heute. Schnapsleichen mit blutenden Nasen, die man aus irgendwelchen weihnachtlichen Kneipenschlägereien rausgezerrt hatte. Mit Tabletten vollgepumpte verhinderte Selbstmörder. Penner, stockblau vor Kälte und Alkohol, die immer noch "O du Fröhliche" vor sich hinlallten, obwohl nun wirklich nichts fröhliches an der Sache dran war. Und mitten drin, nicht besonders überraschend... "Dad?" "Kleiner?" Jonouchi kniff die Augen zusammen, als er den Haufen aus Gips und Bandagen auf dem Bett erblickte. Am liebsten hätte er sich die Augen zugehalten, wie früher, aber leider war er nicht mehr fünf. Zu blöd. Stattdessen suchte er sich einen dieser arschunfreundlichen Plastikstühle und zerrte ihn mit einem trockenen Knarren ans Bett, bevor er sich behutsam draufsetzte. Der Geruch von...irgendwelchen Mitteln halt, mit denen man Wunden verkleisterte...stach ihn in die Nase. Aber offenbar hatten sie dem Alten noch nicht die volle Morphium-Breitseite verpasst, denn er schielte seinen Sohn wachsam aus dem einen Auge an, das er noch öffnen konnte. Jonouchi holte tief Luft und überwand sich, ordentlich hinzusehen. Er versuchte, den Schaden abzuchecken. Es war schlimmer als letztes Mal, aber entschieden weniger schlimm als manche Male zuvor. Wenn sein Dad Glück hatte, konnte er in einer Woche wieder raus sein...um wieder ins Casino zu rennen. Oder vielmehr zu humpeln. Glück oder Pech... wie man´s nimmt. Zunächst sprach keiner von ihnen, und Jonouchi fiel auf, wie vertraut ihm der Anblick seines Vaters mit Gebrochener Nase war. Diese massive blauviolette Delle mit der weißen Gipsschiene darüber. Jonouchi fragte sich, wie oft man diese Nase wohl noch brechen konnte, bis sie einfach abfiel. Er hätte nun verdammt noch mal am liebsten angefangen zu heulen...wenn er der Typ wäre, der heulte, wenn sein Dad der Typ wäre, der es tolerierte. Stattdessen nahm er sich eine Minute, die sich wie eine knappe Stunde anfühlte, Zeit, umständlich seine langen Beine mal so, mal so übereinander zu schlagen, bis ihm einfiel, was er Nettes sagen konnte. Zu einem Mann, der aussah, als habe man ihn in die Waschmaschine reingezwängt und "Schleudern" eingestellt. "Ähm..." Jonouchi war sich ziemlich sicher, dass Beschönigungen nicht das Richtige waren. Als fragte er einfach: "Haben die schon wieder deinen Arm erwischt?" Sein Vater stieß ein missmutiges Grunzen zwischen seinen Bandagen hervor. "Den Arm. Und den anderen Arm. UND das Bein. Und frag bloß nicht nach meinen Zähnen." Jonouchi pfiff durch die Zähne. "Wow - SO viel Geld schuldest du denen?!" Er würde niemals begreifen, wie sein Dad es immer wieder packte, an einem einzigen Abend so viele Spielschulden zu machen. Er war zwar selbst ein Profi im Verlieren...trotzdem. All das Geld. Das sein Vater nicht hatte. Und er auch nicht. Überhaupt niemand. "Guck nicht so!" Die kleine Grimasse war seinem Dad nicht entgangen. "Ich hatte die totale Glückssträhne! Die Scheine sind mir fast von selbst in die Tasche geflogen, verstehst du?! Wie hätte ich da Schluss machen sollen? Wir hätten das Große Haus in der 24en haben können...und ich hätt meinem Kleinen die Uni zahlen können..." Jonouchi sah das ferne Glänzen in dem unversehrten Auge seines Vaters. Er wusste, dass er sich am Spieltisch sah...wie er siegte und siegte und siegte. Und Jonouchi kannte den Glanz...seine Augen machten das auch, wenn er beim Duel Monsters eine besonders clevere Karte aufdeckte (wie er dachte). Er kannte das Gefühl. Das machte ihm Angst. "Und dann..." Sein Vater stöhnte, und Jonouchi wusste, was nun kam. "Und dann muss irgendeine Arschgeige vom Casino an den Karten rumgemacht haben...plötzlich hab ich nur noch verloren. Aber ich dachte an dich, weißt du, ich muss doch meinem Kleinen die Uni....die blöden Schweine. Das war irgendein dreckiger Trick, und dann standen diese zwei Gorillas hinter mir... - " "Ähm, he, ich hab hier was für dich." Jonouchi wollte den Schluß nicht hören. Musste er auch nicht, denn den Teil kannte er. In vielen Farben und Formen. Es gelang ihm, seinen Dad abzulenken, indem er ihm die braune Papiertüte in den Schoß fallen ließ. Die braune Papiertüte, die er eben noch schnell im Spätkauf erstanden hatte, indem er den Bodensatz seines Dispokredits auskratzte. "Wasn das?" "Ähm. Geschenk. Frohe Weihnachten, Dad. Und so." Die Hände seines Vaters waren zu vergipst, als dass er es selbst hätte machen können...also schüttelte Jonouchi die Tüte selbst aus und leerte sie auf die starren weißen Laken. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Geschenk ins Schwarze traf. Eine Dose Light Bier, ein Päckchen Zigaretten, und ein Heftchen, irgendwas mit Autos. Das Grinsen, das sein Vater aufsetzte, wirkte ziemlich komisch, weil seine angedickte Nase zur Zeit nicht zum Rest des Gesichts passen wollte. Und wow...die hatten bei den Zähnen aber wirklich zugelangt. Trotzdem war das zahnlückige Grinsen irgendwie ansteckend, so ein bisschen. Jonouchi schob seinem Dad eine Kippe zwischen die wunden Lippen und zündete sie an. Der Alte runzelte die Stirn. "Bier kann ich aber nicht. Bin bis oben hin voll mit Novocain, weißt du. Knallt aber auch nich schlecht." "Macht nix." Jonouchi schnappte sich das Bier und vernichtete zwei Drittel in einem Schluck. Irgendwo in einem hübscheren Teil der Stadt, das wusste Jonouchi, hatte Anzu in ihrem Zimmer sämtliche Lebkuchenbestände der Umgebung angerichtet und die Fenster mit Kunstschnee-Rentieren besprüht. Wahrscheinlich brannten schon die Kerzen, während Yuugi Anzu verklemmt lächelnd sein Geschenk hinhielt und Honda "Weihnachten mit Elvis" in die Anlage legte. Er hatte ihnen erzählt, er müsse noch was erledigen, er würde später dazukommen, vielleicht. Nö, nix besonderes. Nicht der Rede wert. Nur so ne Sache. Mitten im Ziehen an seiner Kippe stutzte sein Dad. "Oh Scheiße," knurrte er. "Und ich hab nix für dich." "Is doch egal." Jonouchi peilte mit der leeren Bierdose den Papierkorb an und verfehlte ihn nur knapp. "Nee ohne Scheiß mal, Kleiner...wenn ich wieder raus bin, dann lad ich dich ein in diesen Pizzaladen, den du so magst, und du bestellst, was du willst, und wir fressen uns mal ordentlich durch. Das klappt schon, ich hab ein, zwei Leute, die schulden mir noch was...!" "Dad?" "Wasn?" Jonouchis Stimme war leise, schüchtern. Wer ihn nur auf dem Schulhof oder auf dem Duellplatz rumbrüllen hörte, hätte nie geglaubt, dass er solche Töne überhaupt hervorbringen konnte. "Lass mich doch mal bezahlen." Das verquollene Musauge wirkte argwöhnisch. "Woher hastn du das Geld?! Baust du wieder Scheiße?" Er hatte es schon wieder vergessen. Jonouchi seufzte entnervt. "Ich mach doch Duel Monsters." "Hä?" "Hab ich dir erzählt. Duel Monsters?" "MonsterWAS?" "Die Kartenspielsache, weißt du noch...?" "Ach...das..." Jonouchi sah zu, wie der Kopf seines Vaters in Zeitlupe in die Kissen sackte. Was immer da aus diesem kleinen Beutel in seine Venen tröpfelte, allmählich begann es zu wirken. "Deine Kartenspielsache... Und? Läuft das Gut?" "Sicher, klar doch." Draußen, in den Fenstern, wurden allmählich die ersten durchgeknallt blinkernden Weihnachtsleuchten ausgeknipst. Der massive Bierbauch, der mit seinem Dad das Krankenzimmer teilte, schnarchte vor sich hin. Heiligabend war abgehakt, die Stadt legte sich schlafen. "Läuft alles bestens, Dad." Er entdeckte einen winzigen Quadratzentimeter Finger, der nicht komplett eingegipst war, und legte die Hand darauf. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Vater schon ins Novocain-Koma versunken war, als er plötzlich noch einmal seine Stimme hörte. "Jonouchi...?" "Mhm...?" Sein Dad hörte sich ein bisschen anders an...komischerweise hörte er sich, so von Schmerzmitteln vernebelt, plötzlich klarer an als nüchtern. Als wäre ihm eben vor dem Eindämmern noch etwas wichtiges eingefallen. "Jonouchi...? Wann bin ich so Geworden...? Wann ist das hier aus mir Geworden...?" Jonouchi merkte, dass ihm ein Ziegelstein quer im Hals steckte. Auf alle Fälle musste er schlucken. "Gar nicht, Dad. Du warst nie anders." "Echt?" "Echt." Das kleine freie Stückchen Finger wanderte sanft über Jonouchis Hand. "Du bistn prima Kerl, Kleiner." "Danke, Dad." Jonouchi verkniff sich, zu sagen, dass sein Vater zwei Köpfe kleiner war als er. ENDE. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)