Kampf gegen das Schicksal von Faylen7 (Wunden der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Alle Knaben schliefen träumend in ihren Betten, auch wenn die Morgensonne schon weit am Himmel stand. Doch keiner machte den Jungen einen Vorwurf deswegen nach dieser grausigen Nacht. Jeden einzelnen hatten die Friedenswachenden unter die Lupe genommen, ob man etwas gehört oder gesehen hätte. Aber keiner der gewöhnlichen Jugendlichen hatte von etwas Notiz genommen. Nur Link stach mit seiner Wahrnehmung heraus, und die Ritter, die um sein wahres Ich wussten, würden wohl nun ein stärkeres Auge auf ihn werfen. Lassario Laundry hätte wohl gerne die Informationen bezüglich dem Zischen eines Dämons, welches der Held der Zeit gehört hatte, verschwiegen. Aber seine Pflicht gegenüber der Krone und sein Ansehen bei den Reichen und Schönen Hyrules würde damit ungerechtfertigt sein... Er besaß nicht das Recht eine solche dringende Information zu verschweigen, selbst wenn sie aus dem Munde eines Helden stammte, an dem kein Adliger und kein Ritter interessiert war. Und wie Link in Sachen Wahrnehmung sich von anderen unterschied, so unterschied er sich wohl auch durch seine Schlafgewohnheiten... Hellwach kramte er in seinen Sachen umher und fand ein altes Badetuch. Lust auf eine Dusche außerhalb, denn es gab hier in der Ritterschule, dort wo sich die Großküche befand, in einem Hinterhof einige Duschen, die wunderbar ihren Zweck erfüllten. Also tapste der junge Heroe langsam die Wendeltreppen hinab, trat aus dem Haupttor der Schule heraus und steuerte seinen geschwächten Körper in Richtung der Duschen. Als er durch den Schlossinnenhof tapste, standen die Zeiger an der Uhr des höchsten, grauen Turmes der Burg auf sieben Uhr. Ein absurder Gedanke an die schreckliche Nacht geisterte durch seinen Schädel. Warum musste der Hausmeister sterben? So ein alter, langweiliger Greis. Was versprachen sich Moblins davon? Denn Link war sich ziemlich sicher, dass es Moblins waren, die dahinter steckten... Während der junge Kerl durch den Innenhof lief, und verträumt die großen, im Wind wippenden Blätter der dickstämmigen Linden betrachtete, umspielten aufgeregte Stimmen seine spitzen Ohren. Und je länger Link lief, umso deutlicher konnte er das Streitgespräch vernehmen. Es waren größtenteils männliche Stimmen, aber auch einige weibliche. Eine warmherzige Stimme stach heraus, die Link kannte. Belle Laundry. Was machte die denn schon wieder hier? Neugierig schlich er näher, versteckte sich hinter einem dicken Baumstamm und schaute in die fröhliche Runde, wo neben Viktor und einer weiteren Frau, auch Nicholas und tatsächlich die Laundrys standen. „Und was gedenkt Ihr jetzt zu tun, Viktor?“, maulte Newhead, der neue Lehrer. „Na was wohl? Wir kehren diesen Vorfall unter den Teppich. Ansonsten ist der Ruf der Schule im Eimer.“ „Das wird euch nur leider nicht mehr gelingen“, mischte sich Lassario Laundry ein. „Denn die Friedenswächter haben sich schon darum gekümmert und informieren die Prinzessin, sobald diese zu sprechen ist.“ Viktor lachte höhnend auf und rutschte mit seinen groben Händen an der blankpolierten Rüstung entlang. „Die Prinzessin mal wieder... Das Kind auf dem Thron. Meint Ihr nicht, dass es dumm ist, einem Kind so etwas zu unterbreiten? Sie könnte traumatisiert werden angesichts der grausamen Dinge, die geschehen sind. Die Ärmste“, scherzte er. Die Dame, welche nur knapp neben Viktor stand, neigte ihr Haupt und konnte nicht glauben, welch’ Trottel Viktor doch war. Denn ihr Blick war giftig, soviel verstand Link. Und allem Anschein nach hielt sich nicht viel von ihm. „Haltet Euren Mund, Viktor“, sagte Lassario und verschränkte die Arme. „Es gibt wichtigeres als sich im Moment über die Prinzessin Hyrules zu mokieren.“ „Ja“, sagte Nicholas, der die Dame neben Viktor irgendwie merkwürdig anstarrte. „Wir müssen umgehend eine Gebetstunde für Hopfdingen arrangieren. Hinter dem Verlassenen Hügel, nordwärts, liegt ein kleiner Friedhof, wo einige hier Verstorbene ohne Familie liegen. Es ist das Beste, Hopfdingen dort seine Ruhe finden zu lassen.“ Lassario nickte. „Ich werde mich darum kümmern.“ Und er klopfte Nicholas auf die Schulter. Arrogant und teilnahmslos packte Viktor den Arm der Frau, die neben ihm stand, seine Gattin vermutlich, und marschierte mit ihr davon. Nicholas sah den beiden hinterher und ließ dann irgendwie trauriger als man es von ihm gewohnt war, den Kopf hängen. Auch die Laundrys verschwanden, glücklicherweise, denn Link hatte keine Lust auf den mitleidigen Blick Belles, die in seiner Seele lesen wollte. Erst recht nicht nach dem Kampf mit dem Blutsmoblin... Langsam trat er näher und prüfte den Lehrer Newhead erneut, musterte ihn und fragte sich, ob das wirklich derjenige war, für den er ihn hielt. Nicholas, der Knacki aus Doomrent. Link machte sich mit einem ,Ähm’ bemerkbar und sah dann die Sorgenfalten auf Newheads Stirn. „Oh, Link“, sagte Newhead. „Was bist du denn schon auf den Beinen?“ „Soll’ man nach der Nacht noch ruhig schlafen können?“, sagte Link prompt und erhaschte kurz einen Blick in diese merkwürdigen undefinierbaren Augen. Nicholas erhielt sein Grinsen wieder und schaute in den rotgefärbten Morgenhimmel. „Was würde Viktor jetzt sagen: Es ist doch nichts passiert“, äffte er ihn nach. Beinahe kindisch. Beinahe dumm. „Nehmt Ihr Euch an diesem Giftzwerg ein Beispiel?“ fragte Link und erhielt ein ausgefuchstes Lachen von dem einstigen Schwindler. Newhead legte eine Hand auf Links Schulter und meinte: „Wo denkst du hin? Aber viel wichtiger. Wie geht es dir denn, Link. Ich wünschte, ich hätte den Kampf mit dem Blutsmoblin verhindern können. Niemand musste in dieser Schule jemals gegen einen solchen Dämon kämpfen und das gilt auch für dich. Tut mir leid, Link.“ Der Angesprochene senkte sein Haupt gen Boden und erinnerte diese verdammte Schwäche. Früher wäre es kein Problem für Link gewesen, drei Blutsmoblins auf einmal auszuschalten... „Will meinte, ich hätte auch ohne Test das Recht hier zu lernen. Wie ist das gemeint?“ Nicholas machte große Augen und meinte gedämpft. „Du bist schließlich ein Held, Link. Ein Vorbild. Genau das ist es doch, wozu man die Jungs ausbilden will.“ Er nickte bloß. Wie gerne hätte Link einen anderen Grund dafür gewusst. Alsdann watschelte der Junge mit seinen schwächlichen Gliedern zu dem kleinen Hinterhof, wo sich die Duschen befanden. Eine interessante Anlage, wie Link feststellen musste. Es war wirklich ein kleiner Hinterhof mit dichten Laubbäumen, aber das blöde war, dass jeder, der Lust und Laune hatte, knackige Ritteranwärter zu bespannen, hier auf wunderbare Vorteile stieß. Wie auch immer, dachte Link. Es war früh am Morgen und die umliegenden Räume mussten irgendwelche Räumlichkeiten für den kommenden Unterricht sein. Außerdem war dieser verwinkelte Innenhof nicht so leicht zu finden. Also entledigte er sich seiner Klamotten und hatte vor sich eine kühle Dusche in der Morgenfrische zu gönnen. Aber es gab eben immer wieder neugierige Zeitgenossen, die von dem Begriff Spannen mehr Ahnung hatten als der gute Link. Und sehr hinderlich, ja beinahe misslich für eine ungesehene, kühle Dusche in vollkommener Nacktheit war wohl die Tatsache, dass die Mädchenschule mit vielen hübschen Damen gleich um die Ecke lag. Aber der gute Link scherte sich ja nicht um Mädchen, so hieß es immer für ihn, und so dachte er, würde es immer heißen. Er hatte keine Ahnung von Mädchen und sah Saria, wie auch Ruto beispielsweise als Freundinnen an. Aber eben nur als Freundinnen. Man konnte es dem einstigen Kokiri eben in keiner Weise übel nehmen, dass er so wenig Ahnung davon hatte, dass es insbesondere bei Mädchen und Jungs ganz andere, interessantere Dinge gab, die folglich auch mehr Spaß machten. Ein Gedanke an die alternative Zukunft geisterte durch den Schädel Links. Und manchmal da fragte er sich, worüber eigentlich immer so getuschelt wurde, wenn eine Frau plötzlich einen dickeren Bauch hatte, oder wenn manche Mägde davon erzählten, welche Kerle sie in der Nacht aus dem sogenannten Liebeshaus in der großen Handelsstadt Kakariko herauskommen sahen. Link hatte einst neugierig, wie er war, und man sollte erwähnen, dass er da noch nicht in einem achtzehnjährigen Körper steckte, unbeholfen an der großen Pforte in das angebliche Liebeshaus geklopft, weil er wissen wollte, was man denn da Großartiges kaufen konnte. Nicht gerne erinnerte sich Link an einen schäbigen, großen Klotz, der ihn mürrisch anglotzte und meinte: „Du bist nun wahrlich noch zu jung für dieses Haus.“ Und als Link, so unwissend wie er war, gefragt hatte, warum, da lachte der Kerl so laut, dass er halb Kakariko um den Verstand hätte bringen können. Genervt war Link abgerauscht und hatte in dem Augenblick vielleicht die einzige Möglichkeit verpasst, ein wenig... sagen wir... aufgeklärt zu werden... Seufzend zog sich Link die schwarze Standardtunika über den Kopf und hing diese ordentlich über einen nahen, stabilen Ast. Dann folgten die dunkelbraunen Stiefel, die er korrekt unter dem Ast platzierte. Auch seines weißen Hemdes und der Strumpfhose entledigte er sich, bis er aus einer fast zu den Knien reichenden Unterhose ebenso schlüpfte. In vollkommener Blöße stand der stählerne, sonnengebräunte Körper nun in dem Hinterhof, auch wenn sich die merkwürdige Schwäche an Links einst so durchtrainierten Körper bemerkbar gemacht hatte. Er hatte einiges an Muskelmasse eingebüßt und hier und da schien Link ein wenig zu dünn geworden zu sein. Aber dieser Mängel könnte er, wenn er die Ursache für seinen kläglichen Zustand endlich entdeckte, ganz leicht wieder beheben. Er schraubte fluchend an einem verrosteten, zinkfarbenen Wasserhahn, als ein Strahl kältesten Wassers auf sein blondes Haupt niederprasselte. Einen lauten, kreischenden Laut sonderte Link ab und er hüpfte schräg zur Seite. Das Wasser war nicht nur kalt, sondern bösartig frostig. Er schüttelte das Wasser in den Haaren ab, rubbelte sich über die kalten Oberarme und trat dann wieder zaghaft unter die eisige Dusche. Er kniff die Augen zu und dachte bloß, dass diese Dusche einem Vergleich mit dem eisigen Wasser in Zoras Reich, und das auch noch bei Winter, sowieso nicht standhalten könnte. Also, was beschwerst du dich, du angeblicher Held? Es war ja deine eigene, unverbesserliche Ideenvielfalt, die dich dazubrachte, hier in dem Hinterhof duschen zu gehen, dachte er. Und während sich der Jugendliche an das kalte Wasser gewöhnte und die Dusche beinahe genoss, stibitzen ein paar schlanke, gerissene Mädchenhände die schwarze Tunika von dem Ast. Bernsteinfarbene Augen wanderten zu Links attraktiver Rückenansicht, bis sie grinste und dem Armen auch die Unterwäsche raubte. Und als könnte diese Böswilligkeit nicht schon genug sein, kam das ausgefuchste Mädchen auch noch auf den Dreh, das alte, ausgewaschene Handtuch mitgehen zu lassen. Das Grinsen um ihren roten Mund wurde breiter, als sie den unwissenden Heroen vergnügt beäugte. Link sah gut aus, dachte sie. Und sie machte sich nicht viel aus der Nacktheit eines Mannes. Es gab nicht viel, was eine Ariana Blacksmith den Boden unter den Füßen weghauen konnte und Links Körper gehörte wohl dazu. Er hatte nichts, was sie nicht schon gesehen hatte. In dem Augenblick schaute Link verwundert nach hinten und sah gerade Ariana hämisch grinsend neben dem Baum stehen. Auch die Tatsache, dass sie Links Klamotten auf dem Arm hatte, blieb ihm nicht fern. Geschockt stand Link nur da und bedeckte spärlich seinen Schambereich mit beiden Händen. „Bist du noch ganz dicht!“, fauchte er. „Was machst du denn da?“ Sein Kopf sah aus, als wäre er in einen roten Farbtopf hineingefallen. „Keine Sorge, du dussliger Held. Das...“ Und sie zeigte direkt auf das, was der drollige Möchtegernheld so vornehm und verheimlichend versteckte. „... das habe ich alles schon mal gesehen.“, lachte sie und stolzierte mit der Kleidung Links auf dem Arm einige Meter von dannen. „Was zum Teufel soll das!“, fauchte Link. „Gib’ mir sofort meine Sachen wieder!“ Aufgeregt watschelte er auf seinen mit Schlamm besohlten Fußballen hinter Ariana her. Sie drehte sich feixend um. „Nein“, sang sie halb und schwenkte ihren Zeigefinger hin und her. „Das ist die Rache dafür, dass du mich und Olindara beim Baden beobachtet hast. Und richte Will schöne Grüße aus. Der Gute bekommt auch noch sein Fett weg.“ Sie kreischte vor lauter Lachen und hetzte wie der Blitz von dannen. Bettelnd rannte Link hinter ihr her, konnte aber durch das unglückliche Bedecken seines Intimbereiches nicht mit der hinterlistigen Ariana mithalten, stolperte über eine Wurzel, krachte gedemütigt mit dem Gesicht in einen weiteren Dreckhaufen und sah Ariana mit seinen Klamotten aus dem Hinterhof entschwinden. Er schlug mit den Fäusten auf den Erdboden ein und konnte nicht glauben, was soeben passiert war. Diese Schlange hatte seine Klamotten gestohlen. Diese Schlange hatte ihn zu einer Witzfigur gemacht. Diese Mädchen. Teuflisch waren sie. Unberechenbar. Diese Mädchen! Er kratzte sich beschämt am Kopf bei dem Gedanken, dass er nackt durch die Schule laufen müsste, um in sein Zimmer zurückzufinden und dort seine grüne Tunika anzuziehen. Farore, bitte hilf mir... Was gebe er jetzt darum, die schlummernden Kräfte in seinem Fragment zu aktivieren! Entmutigt sah er sich um und schaute, ob sich hier irgendwo eine Hintertür befand, wo er ungesehen in der Schule verschwinden und nicht durch den gesamten Schlossinnenhof laufen müsste. Oder vielleicht ein kleiner Schleichweg, durch den er in dem nahegelegenen Wald untertauchen konnte und dann in dieser Hütte beim Glücksteich sich irgendetwas anzuziehen, was ein früherer Besitzer dort hatte liegen lassen. Ja, die Idee war doch nicht schlecht. Der Haken war nur, dass es keinen Weg gab, der den armen Helden die Demütigungen, vor denen er nun panische Angst hatte, hätte ersparen können. Kein anderer Weg führte hinaus. Die einzige Möglichkeit wäre, in eines der Fenster einzusteigen. Sich Mut machend, untersuchte Link ganz in seiner herrlichen Blöße einige Fensterrahmen. Immer wieder blickte er um sich, hoffte man würde ihn nicht für einen der Kerle halten, die sich daran erfreuten ihre Nacktheit in aller Öffentlichkeit zu präsentieren und wünschte sich das Wunder der Wunder. Nach einigen Minuten fand er ein Fenster, welches nicht richtig verschlossen war. Ohne Zeit zu verlieren, stemmte sich Link in die Höhe und kletterte über den kantigen Rahmen in das Innere. Es musste sich um einen Raum für die Vorlesungen bei Lord Aschwheel handeln. Denn in der Mitte befand sich ein Podest und ein einzelner, gemütlicher Sessel. Und ringsherum verliefen Bankreihen über Bankreihen... Link hüpfte schnellstens durch die Bankreihen und zerrte wie ein Inhaftierter an dem Türenriegel. Eine Spur beruhigter öffnete er die Tür und dachte für einen Moment, dass das Schicksal ihm wohl doch noch gnädig gestimmt sein müsste. In dem Augenblick hörte er Schritte und er sah die alte Köchin um eine Ecke biegen. Schleunigst zog er die Tür wieder zu sich heran und wartete schwitzend einige Minuten in dem Vorlesungsraum. Diese verdammte Ariana, dachte Link. Die war ja giftiger als der schlimmste Giftzwerg und zickiger als die hochnäsigste Prinzessin. Bei Nayrus Gutmütigkeit, er verfluchte sie, hatte den Wunsch ihr grinsendes Gesicht in einen Schlammhaufen hineinzuwerfen und konnte nicht anders als wütend gegen die Tür zu treten. Die nächste unüberlegte Handlung und der dusslige Heroe würde sich selbst bald vor Peinlichkeit nicht mehr im Spiegel erblicken können. Denn die Schritte von vorhin wurden lauter und die alte Köchin Horali tapste auf ihren krummen, dicken Füßen näher. Link kroch entnervt unter eine der Bankreihen und verbarg seinen rotglühenden Schädel unter den Armen. Wut und Scham wechselten sich in seinem aufgeregten Gemüt ab... In dem Augenblick ging die Tür und die grauhaarige Köchin kam schnaubend in den Raum. Sie kannte die fiesen Streiche der jungen Hylianer, die immer wieder etwas neues in ihren spitzbübischen Köpfen hatten. Denn sie kochte schon seit Jahren an dieser Ritterschule und versorgte dreimal täglich die vielen hungrigen Bäuche der jungen Kämpfer. Und manchmal, da nahmen die Flausen in den pubertären Köpfen zu, daher lugte sie überprüfend in dem Raum umher, auf der Suche nach den geplanten Schandtaten, die jene Jungspunde im Sinn hatten. Nur... die gute Horali hatte wohl im Augenblick keinen blassen Schimmer davon, dass einige der Damen aus der Mädchenschule keineswegs unter das Motto: Sittsam fielen und sich genauso wie einige der hier lernenden Jungs an fiesen Gemeinheiten erfreuten... Und der unwissende, naive Link war gerade in diesen Minuten das Opfer einer heimtückischen, jungen Dame geworden, die sich ihren Mund nicht verbieten ließ. Mit zusammengekniffenen Augen lauschte er dem Tapsen der Holzpantoffeln Horalis, die sich seinem unglücklichen Versteck annäherten. Angstschweiß tropfte an seiner Stirn hinab und das Tapsen schien mit jeder tickenden Sekunde lauter und lauter zu werden. Plötzlich jedoch ging die Tür erneut und die dumpfen Schritte verschwanden im Nichts. Erleichtert linsten Links tiefblaue Augen über die Tischkante und sahen niemanden in dem geräumigen Vorlesungssaal. Ein Blick auf die Uhr und Link sah, wie sich die Zeiger auf die frühe achte Stunde zu bewegten. Na toll, dachte er. Wenn er sich nicht beeilte, dann würde er schon wieder das Frühstück verpassen. Auf Zehenspitzen trottete der sich schämende Kerl aus dem Vorlesungssaal und hoffte, in dem Gang wäre die Luft rein... Hetzend folgte er einem roten, fleckigen Teppich und gelangte unbemerkt in ein weiteres Stockwerk. Aber er kannte diesen Flügel des großen Gebäudes einfach nicht, war hier noch nie gewesen und sein brillianter Orientierungssinn würde ihm hier auch nicht helfen, den richtigen Weg zu finden. Dabei war Link an den am meisten verwinkelten Orten ganz Hyrules gewesen und hatte sich nicht verlaufen... Dann vernahm er Stimmen. Und sehr deutlich erkannte er die Stimme von Sir Viktor. Mit hochgeschraubten Puls hüpfte Link von einer Ecke in die andere und hatte das Gefühl, dass die größte Katastrophe seines Lebens bevorstehen würde. Wenn der verdammte, dreckige Direktor ihn hier einfach so erwischen würde, dann würde eine Toilettenreinigung noch das harmloseste sein, worauf sich der Held der Zeit gefasst machen konnte. Auch die Damenstimme war ihm geläufig von vorhin. „Lavender. Ich will Euch endlich haben. Heute abend auf meinem Schoss. Wie lange wollt Ihr Euren Geehelichten noch abweisen“, spottete Viktor. „So lange wie es nötig ist. Erfreut Euch lieber an den Huren, die ihr so reichlich mit Euren Trieben beschenkt. Ihr widert mich an.“ Sie warf ihm die missbilligenden Worte unentwegt an den Kopf, obwohl sie einen starken Ritter vor sich hatte. Dann hörte Link nur noch einen Schlag und folglich Funkstille. Zugegeben, Link hätte gerne in Erfahrung gebracht, was passiert war, aber nicht unter diesen nackten Tatsachen... Geschwind versteckte er sich ab und an hinter den vielen, langen Behängen der Fenster und war so dankbar, demjenigen, der diese vielen Gardinen in jener Burg als Verschönerung angebracht hatte. Dem Glück noch mächtig trat Link nach einer langen, nervenaufreibenden Suche nach dem richtigen Weg mit nacktem Körper in das Zimmer ein, wo William ein Buch studierend auf seinem Bett saß. Er blickte verwundert auf, als Link die Tür verriegelte und konnte plötzlich nicht mehr vor Lachen. Er zeigte auf Link und sagte feixend: „Haha, was hast du denn angestellt?“ Link hätte am liebsten angefangen zu heulen, denn er fühlte sich so gebrandmarkt wie noch nie in seinem Leben. „Ariana hat mir meine Klamotten gestohlen“, jammerte er und ging flugs zu seinem Kleiderschrank, wo er sich als erstes ein Hemd überstreifte. „Sag’ bloß, du bist nackt durch die Ritterschule gewandert?“, grinste Will und rieb sich die tränenden Augen. Der beste Brüller des Tages. Er hielt seine Hände an den angespannten Bauch und lachte unentwegt weiter. „Hör’ auf zu Lachen. Das ist nicht lustig. Sie hat gemeint, du bist auch noch dran.“ Und damit verging ihm das Grinsen wieder. Wills Gesichtsausdruck änderte sich zu weiterer Verwunderung. „Und wie konnte diese Göre denn überhaupt an deine Wäsche? Ihr habt doch nicht...“ Aber William getraute sich das, was sein pubertierender Verstand gerade dachte, nicht auszusprechen. Link streifte sich zufrieden seine waldgrüne Tunika über und fuhr sich durch die dicken, blonden Haarsträhnchen, die in seine Augen fielen. „Ich war duschen, dort im Hinterhof. Und diese Gans hat sich einfach herangeschlichen und mir die Sachen geklaut. Sogar das Badetuch.“ „Nicht wahr“, staunte William. „Doch.“ „Die hat es ja faustdick hinter den Ohren. Hat sie sich denn gar nicht... nun ja... geniert, als sie dich gesehen hat?“ Link schüttelte den Kopf und hoffte nur, Ariana würde diese Peinlichkeit nicht in ihrer Schule verbreiten. Denn dann war Link das Gesprächsthema bei den hübschen Damen in der feinen Mädchenschule. „Ist ja seltsam. Wir leben schließlich nicht in Hyrules Urzeit, wo Mädchen und Kerle nackt voreinander herumlaufen. Die muss sich doch geschämt haben“, meinte Will. „Hat sie aber nicht.“ Und Link zog sich das Ersatzpaar Stiefel an. In dem Augenblick hatte er einen sehr furchteinflössenden Gedanken. Wo war Zeldas Heilmittel? Hastig kramte er in dem Schrank herum und fand es nicht sofort. Genauso die Okarina der Zeit. Außer Sinnen zerlegte Link halb den wehrlosen Schrank. „Suchst du was?“ „Mein Heilmittel. Und die Okarina“, äußerte Link aufgeregt. Er redete so schnell, dass ihm beinahe die Luft fehlte. Was, wenn Ariana sein Heilmittel entwendete hatte? Was, wenn sie die wertvolle Okarina der Zeit für falsche Zwecke verwendete? „Mach’ doch mal nicht so einen Stress“, sagte der junge Laundry und half ihm Suchen. „Wenn du Ariana inständig darum bittest, dann wird sie dir deine Sachen schon wieder zurückgeben.“ „Aber das Heilmittel. Ich brauche es unbedingt.“ Das stimmte nur nicht vollkommen. Sein Leben hing im Augenblick davon ab. „Warum?“ Ratlos blickte William in den demolierten Schrank, wo Gerümpel und Kleidung durcheinander lagen. Schweigend sank der junge Heroe auf die Bettkante und schaute hinaus in den Innenhof. Dann kramte er in seinem Nachttischschränkchen herum und William hatte verstanden. Link wollte wie immer... nicht darüber reden... Der junge Held rieb sich dann verzweifelt über die Stirn. „Verdammt, sie hat die Okarina.“ Jener Gegenstand, den er persönlich von Prinzessin Zelda anvertraut bekommen hatte, war für Link vielleicht noch tausendmal wichtiger als ein Heilmittel, welches ihm das Leben retten konnte. So viele Erinnerungen verband er damit. Schöne Momente, besonders jene, als er mit Shiek damals Okarina gespielt hatte. Wenn die Okarina in falsche Hände geriet, würde damit der Weg für großes Unheil freigemacht werden... und Link hatte in der vertrauensvollen Aufgabe die Okarina der Zeit zu hüten versagt, so wie in seiner Verantwortung als Held der Zeit... „Aber das ist doch bloß ne Flöte“, sagte Will. „Nein, das ist eben nicht nur eine Flöte“, zischte Link aufgeregt. „Diese Okarina ist so wertvoll wie das Masterschwert. Wenn sie in falsche Hände fällt, dann kann ich mich gleich hängen lassen.“ „Das Masterschwert? Sag’ bloß, du glaubst an solche Märchen.“ „Das habe ich nicht gesagt.“, murrte Link und musste wohl oder übel einsehen, dass seine Dussligkeit daran schuld war, dass nun sowohl das wertvolle Heilmittel als auch die Okarina in den Händen der ausgefuchsten Ariana Blacksmith lagen und es nur Ausdruck ihrer Güte sein sollte, dass sie dem Heroen seine Sachen zurückgab. „Außerdem ist das Masterschwert kein Märchen. Vielen Besuchern ist es gestattet es zu betrachten.“ „Wirklich?“ „Jep... ich habe es auch schon mal gesehen. Hat dir dein Vater davon nichts erzählt?“ Link schüttelte den Kopf und glotzte Link daraufhin bissig und neugierig an, so intensiv wie noch nie. „Erzähl’ mir von dieser Okarina.“ Aber der junge Heroe schüttelte mit dem Kopf. „Dann eben nicht.“ Und der junge Laundry zuckte mit den Schultern. Links Geheimnisse herauszufinden war eben ein Ding der Unmöglichkeit. „Was hältst du von Frühstück, Link?“, meinte er, als der Heroe wieder melancholisch auf seinem Bett saß. „Du weißt schon. Die vielen frischen Brötchen. Kürbismarmelade und die Sahneteufel als Nachtisch.“ Doch Link war abwesend, als würde er mit jemandem telepathisch kommunizieren. „Hyrule an Link, wer immer sich auch hinter seiner hylianischen Fassade verbirgt... Dein Mitbewohner fragt dich gerade mürrisch, ob du Lust auf ein ordentliches Frühstück hast.“ Wieder keine Antwort. Aber der junge Laundry konnte sehr geduldig sein, wenn er wollte. Dann blickten Links tiefblaue Augen trübsinnig auf.„Aber das Heilmittel. Ohne es bin ich aufgeschmissen.“ „Na komm’ schon. Das Frühstück wirst du wohl noch ohne es überstehen. Dann kannst du doch bei Madame Morganiell, der Leiterin der Mädchenschule, fragen, wo Arianas Zimmer ist.“ Link rieb sich unbeholfen über seine Stirn und sah im selben Moment ein, dass er im Augenblick sowieso keine andere Wahl hatte, als, ohne die sogenannten Tränen der Nayru auszukommen... Hungrig traten Link und William in die Cafeteria ein. Artus und Robin saßen wie immer an der Bankreihe direkt am Fenster, worauf Will grinsend zu ihnen hinüberschlenderte. Link aber musterte kurz den sogenannten Ian, der erste, mit dem er in eine Schlägerei vor einigen Tagen in den Toiletten verwickelt war. Jener fixierte ihn mit seinen stechenden dunklen Augen und trat murrend näher. „Na, du Putze? Hast du keinen Bock die Galle, das Blut und den verdorbenen Schleim des alten Hopfdingen wegzuwischen? Das machen Putzen doch, nicht wahr?“, meinte jener belustigt und hatte nicht die Spur einer Ahnung, dass dem guten Link heute sowieso schon eine Laus über die Leber getrampelt war. Wenn Ian wüsste, dass der Held der Zeit persönlich vor seiner arroganten, besserwisserischen Nase stand, würde er sich wohl schnell eine andere Anrede aneignen. „Halt’ deine Schnauze, Ian“, meinte Link kühl, ließ sich von so einer Pflaume nicht ärgern und stellte sich in der Reihe für den hylianischen Eierkuchen an. „Wo hat die Putze denn ihre Schultunika gelassen? Oder tragen Außenseiter jetzt grün, damit sie wenigstens ein bisschen auffallen.“ Das Blut in Links Adern begann langsam zu kochen... Ein Glück, dass er ein paar Handschuhe trug, sonst wäre des Triforcefragment des Mutes kein Geheimnis mehr. Link fühlte einen hitzigen Druck auf dem linken Handrücken. Eine Ahnung. Ein Anzeichen für Energie, die danach strebte auszubrechen... Links tiefblaue Augen so kalt wie ein anbrechender Morgen, kühl und neu... „Was provozierst du mich überhaupt? Bist du so scharf auf eine gebrochene Nase oder möchtest du gleich das gesamte Schuljahr im Krankenflügel verbringen?“, sagte Link deutlich und bissig und umkrallte mit seiner rechten Hand das linke Handgelenk. Zumindest das hielt die druckartige Energie noch ein bisschen zurück. „Wir werden ja sehen...“, sagte Ian und stapfte davon. Er ließ sich murrend neben einigen Schülern der dritten Stufe nieder, die interessiert zu dem Erscheinungsbild Links blickten. Schulterzuckend freute sich der junge Held dann auf sein Frühstück und die magische Ansammlung von Macht in seiner Hand verlor sich wieder. Erheitert und verführt von dem süßen Duft seines Essens pflanzte sich Link wenig später neben William auf die Holzbankreihen. Die anderen zwei Jugendlichen schienen gerade eine heftige Diskussion über den gestrigen Vorfall zu führen und der Heroe hörte mit halben Ohr zu. „Kaum zu glauben. Ein Mord an unserer Schule. Und ich dachte, in den sieben Schuljahren passiert nix weiter“, meinte Robin, der faszinierte Schürzenjäger. „Ja, schon merkwürdig. Und verwunderlich, dass niemand gestern Abend was von den Dämonen gemerkt hat. Ich meine, es halten sich zwanzig Ritter hier auf, geschultes Lehrpersonal, und keiner will etwas gespürt haben. Und da sagt meine Großmutter immer, die Hylianer würden die besten Ohren des gesamten Weltenreiches besitzen.“, stimmte Artus ein. „Weiß denn jemand, wer den armen Hopfdingen zuerst entdeckt hat?“ „Mondrik Heagen“, murmelte Link, während er eine riesige Portion Apfelmus verschlang. „Was der?“, sagte der blonde Artus dann. „Ausgerechnet Mondrik. Na der Wicht hat ja jetzt den Schock seines Lebens erfahren, oder?“ „Habt ihr es gesehen? Habt ihr gesehen, wie der Hausmeister von der Decke baumelte?“, mischte sich Link wieder ein. Aber die anderen schüttelten bloß ihre Häupter. „Dann könnt ihr euch ja nicht gerade anmaßen von einem Schockerlebnis zu sprechen, dass der kleine Mondrik jetzt durchmacht...“ „Du hast es gesehen?“ Und Link nickte bloß, scheute die Augen der anderen Kerle bei Tisch und glotzte auf sein dampfendes Essen. Robin beugte sich halb über den Tisch und gaffte Link an. „Erzähl’ schon. Wie sah das ganze aus?“, betonte er und wollte unbedingt diese Geschichte aus Links Nase ziehen. „Wie schon?“, murrte Link. „Wie ein zerfetztes Stück Fleisch, dass gefoltert von der Decke baumelte. Aber wenn du so viel Interesse daran hast einen Toten zusehen, dann kannst du dich diesem Arsch Viktor gleich anschließen. Er will Hopfdingen hinter dem Komposthaufen begraben. Ein Glück, dass Wills Vater sich darum kümmert, dass der Hausmeister ein ordentliches Grab bekommt...“ Damit endete Link und die anderen wurden immer misstrauischer, was Links Ideale, seine Sinneswandel und Gemütszustände betraf. Nach einer Pause meinte Robin. „Dein Vater ist Friedenswächter?“ Und Will nickte bloß. „Jo, er hat diesen Job bekommen, als wir vor einigen Wochen nach Hyrule gereist sind.“ „Aha.“ „Dein Vater ist doch auch Ritter und besitzt eine Stimme in der Gesellschaft des Königs, oder?“ Nur gut, dass die jungen Kerle bei Tisch nicht wussten, dass der unauffällige, unterschätzte, naive Link bei des Königs Tochter alle Stimmen besaß, die ein Hylianer haben konnte... „Jahhh“, sagte Robin Sorman, der noch drei ältere Brüder hatte, die allesamt an dieser berühmten Schule gelernt hatten. „Er ist für ein paar Angelegenheiten an den Grenzen des Königreiches tätig und daher nicht oft zuhause.“ Was sollte das denn jetzt, dachte Link. Tauschten diese Idioten sich nun aus, wie toll ihre Väter waren? Genervt stocherte der junge Heroe in seinem Essen herum und hoffte, die Jungspunde würden dieses selbstgefällige Thema beenden. Überraschenderweise war es Artus, der das Thema wechselte und erneut Dinge über den gestrigen Vorfall zu erkunden versuchte. „Noch mal wegen gestern. Gibt es denn irgendwen von den Schülern, die an der Trauerfeier teilnehmen wollen? Vorhin erst, habe ich mich mit den anderen darüber unterhalten und keiner wollte hingehen. Wie steht’s mit euch.“ Sofort meldete sich Link zu Wort. „Ich gehe hin. Ich war vielleicht der letzte, der Hopfdingen lebend gesehen hat.“ „Wieso das?“ Verwirrtheit sprach aus Wills Augen. „Ich war gestern abend im Reiterstall und habe mich mit dem alten Greis unterhalten. Deshalb werde ich zu der Gebetsstunde gehen. Außerdem hat Hopfdingen keine Familie, und es muss schlimm sein, wenn bei einer Trauerfeier niemand ist, der der Seele Hopfdingens eine gute Reise ins Jenseits wünscht.“ Will biss sich auf die Lippe. „Na gut, ich bin auch dabei. Und ihr?“ Williams Blick ging zu Robin und dann zu Artus. Aber beide schüttelten die Köpfe. Eine Pause entstand. „Es ist schon merkwürdig, dass dieser Mord ausgerechnet an der Tagesundnachtgleiche passiert ist und dass es auch noch diesen griesgrämigen, vergesslichen Greis erwischt hat. Vielleicht sollte jemand anderes sterben und Hopfdingen hat war nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort?“, meinte Artus. Auf diese Worte horchte Link auf und ihm fiel das Besteck aus der Hand. Ein anderer? Er vielleicht? Hatten es diese Moblins schon wieder auf ihn abgesehen? Es gab Monate, da waren ständig irgendwelche Kreaturen auf seinen Fersen, bloß weil sie Ganons Tod rächen wollten. Und Link hatte Wochen damit zugebracht, irgendwelche rachepläneschmiedenden Dämonennester auszurotten, bloß, um ab und an mal faul auf der Haut liegen zu können und nicht ständig mit einem Mordanschlag konfrontiert zu werden... „Da stimme ich dir zu“, meinte William. „Aber wer sollte sich denn hier aufhalten, der von den Dämonen so sehr gehasst wird, dass er einen solchen Tod verdient hat?“ Daraufhin führte der Schönling Artus einen Zeigefinger an seinen Mund und flüsterte so leise wie möglich. „Ich habe gehört, es gibt eine Person an dieser Schule, die das Dämonenvolk so sehr hasst, wie das Licht selbst.“ Sein Kopf rutschte weiter auf die Tischmitte zu und auch die anderen Jugendlichen neigten ihre Schädel. „Man munkelt sich, der Held der Zeit wäre an der Schule.“ Und der unerkannte Heroe hatte vor Schreck keinen anderen Weg gefunden seinem Missmut Ausdruck zu verleihen, als knackend vom Stuhl zu fallen. Ein schaurig- entsetzlicher Ausdruck trat auf sein Gesicht. Na Prima, irgendwer musste wissen, wer der sogenannte Held der Zeit war oder hatte sich dieser schleimige Viktor verquasselt? William und die anderen lachten erheiternd. „Hat dich die Nachricht so sehr geschockt?“, sagte Robin belustigt. „Kann ich dir nicht verübeln. Stell’ dir mal vor, der Held der Zeit wäre unser neuer Lehrer. Wenn ja, dann können wir echt einpacken. Gegen die Fähigkeiten des Vernichters des Bösen haben wir unbeholfenen, unerfahrenen Novizen nun wahrhaft keine Chance.“ „Ihr kennt euch ja alle ziemlich gut aus, was diese Legende betrifft, was?“, meinte Link und stellte auffällig seinen Holzstuhl wieder zurecht. „Unsere Väter haben es uns erzählt und die wissen vom König persönlich, dass der Held der Zeit nicht nur eine Legende ist“, stimmte Artus ein. „Deshalb wissen wir Bescheid. Aber es gibt nicht so viele Leute, die wirklich an seine Existenz glauben.“ ,Glaubt ruhig dran, ich sitze ja schließlich vor euch...’, höhnte Link in seinen Gedanken und fühlte sich irgendwie überlegen und belustigt, da er diese Kerle alle im Unwissenden lassen würde. Und wie er es auskosten würde... Ein siegessicheres Grinsen trat auf sein verschmitztes Heroengesicht, welches die andere nur als Heiterkeit zu deuten wussten. War das Zeldas Absicht gewesen, als sie ihm zu dieser Schule riet? Die Tatsache, dass Link eine Art Vorbild sein könnte, ohne, dass irgendjemand tatsächlich wusste, wen sie mit ihren Lobpreisungen huldigten? Wusste Zelda, dass ihm ein wenig Lob und Ehrerbietung helfen konnte, die Irrfahrt der letzten Monate zu vergessen? Die Prinzessin Hyrules und ihr zweites Gesicht... sie wusste einfach zu viel, dachte Link für einen Augenblick, war seiner Seelenverwandten aber unheimlich dankbar für ihre Vorahnungen... „Mich hat auch jemand überzeugt, an den Helden der Zeit zu glauben. Denn obwohl mein Vater mir immer gesagt hat, dass dieser Kerl existiert, habe ich es für ein Märchen gehalten.“ Robin klopfte Will auf die Schulter. „Glaub’ ruhig daran, ich wünschte, ich würde wissen, wer der Kerl ist. Ich schwöre, ich würde mir ein Autogramm holen.“ In dem Augenblick begann Link vor lauter verschwiegener Wahrheit zu lachen, erfreute sich an seiner eigenen Hinterlistigkeit. Sogar seine Augen tränten angesichts dieses Gedanken, er könnte Autogrammstunde geben. „Was lachst du denn so?“, murrte Robin. „Es gibt bestimmt fünfzig Mädchen an Morganiells Schule, die für ein Autogramm vom Helden der Zeit, die Wände hochgehen würden.“ Link hielt sich die Hände über den Bauch, der vor Lachen schon schmerzte. „Echt? Sind die so hohl?“, meinte er lallend. „Nein, aber fanatisch.“ „Meint ihr, die Moblins an der Schule hatten bloß die Absicht den Helden der Zeit auszuschalten“, meinte William dann. „Na, da haben sie sich aber ein Ding der Unmöglichkeit ausgesucht. Die Leute sagen doch immer wieder, dass der Held der Zeit unbesiegbar wäre.“ Link verdrehte die Augen und meinte: „Ihr übertreibt. Der Held der Zeit ist doch auch nur ein Hylianer und jeder Kämpfer, egal, ob er auf der guten oder auf der bösen Seite steht, hat schließlich seine Schwächen. Auch ein Held ist sterblich, das vergesst mal lieber nicht.“ William seufzte und nickte bloß, während Artus und Robin mit den Schultern zuckten. „Apropos Mädchen... kommenden Samstag hat die Kneipe zum lustigen Hylianer offen und da wir schon fünfzehn sind, können wir wenigstens bis zwölf dort unser Treffen abhalten. Wenn wir Glück haben und alles gut läuft, dann kommen ein paar Damen von Elenas Freundeskreis. Wir wollen ja schließlich etwas Abwechslung haben, nicht?“, sagte Artus. Dann wisperte er wieder. „Wisst ihr, was mir Elena erzählt hat?“ Alle anderen drei Kerle schüttelten die Köpfe und hörten aufmerksam zu. „Es gäbe in der Jungenschule zwei Kerle, die einfach schamlos Mädchen beim Ausziehen beobachtet hätten.“ Daraufhin blickten sich Link und Will sehr einleuchtend und beschämt an. „Das war ein Missverständnis“, meinte der junge Laundry. „Es gibt in den Wäldern so ne alte Hütte, die Link und ich neu hergerichtet haben, weil sie niemandem gehört. Und außerhalb befindet sich ein schöner kleiner Teich mit Wasserfall. Und als wir mit dem Saubermachen fertig waren, standen draußen am Teich zwei Mädchen und wollten gerade baden gehen. Es war nie unsere Absicht, die beiden zu bespannen.“ Artus grinste: „Ihr wart das also?“ Und Robin lachte lauthals los. „Ist doch toll. Kein Grund sich zu rechtfertigen, Will. Was denkst du denn, wie oft sich einige Jungs rüber in die Mädchenschule schleichen, um so was zu sehen.“ Sein Lachen wurde richtig tosend. Der jüngste der Sorman Brüder schien sich in diesem Hobby wohl schon sehr gut auszukennen. Die Frage war wohl, wie lange er diesem Hobby schon nachging... „Und wen habt ihr eigentlich beobachtet?“ „Eine gewisse Olindara, von der ich den Nachnamen nicht weiß und Ariana Blacksmith.“ „Olindara? Die hässliche Schlammkugel? Das ist Mondrik Heagens Zwillingsschwester“, meinte Robin. „Das hat sich ja gar nicht gelohnt. Aber diese Ariana? Von der habe ich auch noch nicht gehört. Ist die neu?“ „Jep“, sagte Link und leerte anständig seinen Teller und biss dann genüsslich von seinem Lieblingsobst, dem grünen Apfel. „Sie ist ganz schön... gerissen...“, sagte der unerkannte Heroe und stand dann auf. „Bis dann, ich muss mit dieser arroganten Zicke mal ein Wort sprechen.“ Und Link hatte die tollkühne Absicht, sich von dieser gemeinen Schlange nichts mehr gefallen zu lassen. Unumstritten war sein Ziel die Mädchenschule von Madame Morganiell aufzusuchen, um sein Heilmittel und die wertvolle Okarina wieder zu haben. Am Empfang der Mädchenschule saß hinter einem hohen Empfangsschalter eine alte Frau mit großer, eckiger Brille auf der Nase und wackelte mit ihrer Nase, als Link fragend vor ihr stand. „Ähm... Hallo!“ „Was willst du, Kerlchen?“ „Ich möchte bitte Ariana Blacksmith sprechen.“ Die Dame wackelte wieder mit der Nase und blätterte in einem staubigen Buch herum, wo ihre lange, spitze Nase beinahe hineinrutschte. Wenig später sah sie wieder auf und krächzte. „Nichts zu machen. Sie ist nicht da.“ „Was? Aber warum denn nicht?“ „Weil sie“, die Alte machte eine kurze Pause und fing dann an zu singen: „nicht daaa ist.“ „Und wann kommt die wieder?“ „Nichts zu machen.“ Link rollte mit den Augen und schlug mit der Faust auf des Holz des Empfangsschalters. „Was? Soll das heißen, sie kommt gar nicht wieder?“ Die Alte schüttelte ihr graues Haupt und meinte: „Nein, aber man weiß nicht wann.“ Sie fing an ein hylianisches Volklied zu singen, worauf Link kopfschüttelnd zu Boden sah... Link konnte es einfach nicht glauben. Nicht nur, dass dieses falsche Mädchen ihm seine Sachen geklaut hatte, nein, die Schöne besaß sogar die Frechheit nicht auffindbar zu sein. Na toll, dachte Link. Wenn Ariana die Okarina der Zeit irgendwo gegen schlechte Rubine verkaufte, dann würde Zelda bestimmt nicht mehr so freundlich und hilfsbereit gegenüber ihm sein wie bisher. Sie würde ihm... den Kopf abreißen und in Tausend Stücke hauen... In dem Augenblick hasteten kichernd einige junge Mädchen vorüber, warfen dem jungen Schönling schmachtende Augen zu, grinsten um die Wette, wobei die eine dem unschuldigen Heroen zusätzlich einen Kussmund zuwarf. Sich am Pony kratzend grinste dann auch Link und hastete täppisch aus der Schule heraus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)