Nobody's hell like mine von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 ----------------- Thema: Visual Kei, Dir en Grey Genre: Drama, Shonen- Ai Titel: Nobody's hell like mine Warnungen: sad, depri, sap, OOC Altersfreigabe: ab 14 Typ: Mehrteiler Status: nicht abgeschlossen Inhalt: Als Kyo, Die, Shinya und Kaoru vor dem Aus von La:Sadie's stehen taucht Kyo plötzlich mit einem neuen Bassisten auf. Wird es dem Neuen gelingen, sich in die Band einzuleben? Und wieso verhält sich Kaoru dem Neuen gegenüber so böswillig?... Disclaimer: Dir en Grey gehört nicht mir, ich leihe mir die Charaktere nur aus. Die anderen Charas wurden von mir erdacht, also sinds meine *g*. This is only fanfiktion und somit nicht real. Ich will niemandem irgendwas anhängen, verdiene kein Geld hiermit und bla und blubb... ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ~* Nobody's hell like mine *~ Teil 1 "Wie stellst du dir das vor, Kyo? Wir sollen allein weitermachen?! Bist du blöd?! Ohne Bassisten geht es nicht, logisch, oder?! Und von uns kann das auch keiner übernehmen, wir brauchen zwei Gitarren, sonst klingt es schlicht scheiße!", argumentierte Kaoru barsch und vertrat somit seinen Standpunkt der Angelegenheit. Er war schlecht gelaunt. Und wie schlecht gelaunt... er sah aus, als würde er jeden Moment explodieren und einem seiner Bandkollegen an die Gurgel gehen... "Jetzt beruhig dich mal wieder! War ja nur so ne Idee, du musst mich nicht gleich so ankeifen...", verteidigte sich der kleine Sänger und zog eine beleidigte Schnute. Eigentlich hatte er seinen Kollegen und Freund nur irgendwie aufheitern wollen, seine schlechte Laune heben, doch dieser Versuch war wie es schien kläglich gescheitert... Zwar regte sich Kaoru ständig auf, dass sie keinen Bassisten mehr hatten, doch auf die Idee, einen neuen zu engagieren war er bis jetzt noch nicht gekommen... auch nach fast drei Wochen sinnlosen Proben nicht, die die Jungs kein Stück vorwärts brachten... Seit Tetsuro vor drei Wochen die Band "La:Sadie's" verlassen hatte, waren Kaoru, Die, Kyo, und Shinya nur noch zu viert, zwei Gitarristen, ein Sänger und ein Drummer. Für eine richtig gute Band nach Kaorus Meinung definitiv zu wenig... Doch Kyo war sich nicht sicher, ob Kaoru wirklich nur deswegen seit Tetsus Ausstieg unausstehlich, gereizt bis zum Geht-nich-mehr und mit nichts zufrieden war, oder ob vielleicht Tetsuro der Grund dafür war. Eigentlich wusste er sogar, dass Tetsuro der Grund dafür war. Und er konnte verstehen, wieso. Dieser war mit seinen Eltern weggezogen, ins Ausland, wo sein Vater einen gut bezahlten Job bekommen hatte. Und da der Bassist noch nicht volljährig war, hatte er keine andere Wahl gehabt, als seine Eltern zu begleiten, die natürlich darauf bestanden hatten, ihren Sohn und dessen zwei jüngere Schwestern mitzunehmen. Somit war Tetsuro dazu gezwungen, aus seiner Band auszusteigen. Er hatte sich bestimmt an die tausend Mal bei den anderen entschuldigt, ihnen beteuert, wie leid es ihm tat und wie gerne er doch bei ihnen geblieben wäre. Gerade jetzt, wo die Band langsam bekannter wurde und auch hin und wieder einen kleinen Auftritt in einem Club oder bei einer Veranstaltung ergattern konnte, war es ihm sehr unangenehm, die anderen im Stich lassen zu müssen. Doch das Schicksal hatte für ihn einen anderen Weg vorgesehen. Und dieser führte ihn nun mitsamt seiner Familie nach Europa, weit weit weg, nach Deutschland... Tetsuro war seit der Mittelschule Kaorus bester Freund gewesen. Die beiden hatten sich auf Anhieb prächtig verstanden und waren somit schnell zu einem unschlagbaren Duo zusammengewachsen. Und nun war Kaoru alleine zurückgeblieben. Sein seit Jahren bester Freund hatte das Land verlassen, er hatte IHN verlassen... Kaoru fühlte sich schrecklich, seit er erfahren hatte, dass Tetsuro wegziehen musste. Er hatte Nächte lang nicht schlafen können, hing Erinnerungen nach und war seit Tetsus Abschied nur noch schlecht drauf. Bei seinem Abschied am Flughafen hatte er so viel geheult wie schon lange nicht mehr. Gelacht hatte er seitdem nicht mehr. Er fühlte sich schrecklich verlassen und einsam, er fühlte sich von seinem besten Freund im Stich gelassen, auch wenn er wusste, dass Tetsuro nichts dafür konnte. Dennoch war er enttäuscht... die Aussichten auf lediglichen Brief- bzw. E-Mailkontakt konnte ihn da auch nicht mehr aufheitern. Mit wem sollte er denn nun die Nächte durchmachen, wenn ein Rockfesitval in der Nähe stattfand, mit wem sollte er sich den Bauch mit Chips und Süßigkeiten vollschaufeln, ins Kino gehen, sein Bento in der Schule teilen, über das Leben philosofieren... bei wem sollte er sich über seine Eltern aufregen, sich ausheulen, wenn es ihm schlecht ging? Wen konnte er jetzt volljammern, wenn ihm irgendwas nicht passte, und wen sollte er nun als erstes anrufen, wenn ihm etwas gutes widerfahren war? Natürlich hatte er noch die anderen... Kyo, Die und Shinya... doch war er mit den dreien nie so eng befreundet gewesen wie mit Tetsuro. Die kannte er noch von früher, sie hatten den gleichen Kindergarten besucht, jetzt besuchte er Kaorus Parallelklasse, Shinya, in dessen Keller sich auch der Bandprobenraum befand, wohnte in seiner Nachbarschaft und Kyo war ein Kumpel, den er vor zwei Jahren bei einer Saufpartie aufgegabelt hatte. Nachdem Kaoru mit Tetsuro ihre Band "La:Sadie's" gegründet hatte, waren die anderen drei eingestiegen und sie lernten sich besser kennen. Doch an seine Beziehung zu Tetsuro reichte keine einzige der Freundschaften heran, nicht mal die zwischen ihm und Kyo... Genervt seufzend ließ sich Kaoru auf die Couch die im Probenraum der vier stand sinken und zog die Beine an. Er kauerte sich zusammen und versteckte sein Gesicht in seinen Armen und murmelte irgendetwas unverständlich vor sich her. Sein dunkles Haar verteilte sich über seinen Knien und er seufzte erneut. Er wusste ja selbst, dass er gereizt war und leicht überreagierte, doch er konnte sich einfach nicht noch mehr zusammenreißen. Am Liebsten hätte er auf der Stelle wieder losgeheult. Immer und immer wieder erinnerte er sich an den Abschied von Tetsuro. Er konnte sich genauestens an Tetsus Wortlaut erinnern, an jedes einzelne Wort, das sein bester Freund ihm ins Ohr geflüstert hatte, als er Kaoru in seinen Armen gehalten und sich von ihm verabschiedet hatte. Er hatte gemeint, Kaoru solle nicht so ein trauriges Gesicht machen, er wäre ja nicht aus der Welt, doch der Gitarrist hatte sich nur an ihm festgekrallt und war keine Sekunde später in herzerweichendes Schluchzen ausgebrochen. Tränen waren über seine Wangen gerollt und sein gesamter Brustkorb hatte sich schmerzhaft zusammengezogen. Er hatte seinen besten Freund nicht gehen lassen wollen. Nie... doch er konnte nichts daran ändern, dass er nun fort war. Er durfte Tetsuro keine Vorwürfe machen, er war dafür nicht verantwortlich... es war nicht seine Entscheidung gewesen, Japan zu verlassen... Plötzlich klingelte ein Handy und Kaoru zuckte etwas erschrocken zusammen. Die stellte seine Gitarre beiseite und setzte sich auf einen der Stühle der bei dem Tisch in der Ecke stand, auf dem die vier Jungs ihre Schulrucksäcke abgelagert hatten. Er kramte in seinem rot-schwarzen Rucksack nach seinem Mobiltelefon und nahm den Anruf entgegen, redete kurz mit der Person am anderen Ende der Leitung und verstaute das kleine Telefon anschließend wieder in einem der zahlreichen mit Reißverschluss versehenen Fächer seines Rucksacks. Shinya und Kyo starrten den Rothaarigen gespannt an, während Kaoru das Ganze einfach ignorierte, sich wieder in seine Gedanken flüchtete und wieder in Selbstmitleid und dem Gefühl von Einsamkeit versank. "Tut mir leid, Leute... ich muss los... meine Mutter braucht zu Hause bei irgendwas meinen Hilfe...", meinte Die und machte sich daran, seine Gitarre in seinem Gitarrenkoffer zu verstauen, "Also, morgen wieder um die gleiche Zeit?" Diese Frage galt Kaoru, der jedoch immer noch ungerührt auf der Couch kauerte und nichts erwiderte. Kyo trat vorsichtig an ihn heran und legte seine Hand auf Kaorus Schulter, sodass dieser aufgeschreckt hochfuhr. Verwirrt starrte er Kyo und die anderen an. Sie alle blickten nur betroffen zurück. Sie wussten, wie mies sich Kaoru fühlte... und auch, wenn sie unter seiner miesen Laune mehr als einmal pro Tag zu leiden hatten, er tat ihnen dennoch leid. Sie wussten, wie emotional Kaoru sein konnte und konnten gut verstehen, dass ihn der Umzug seines besten Freundes in ein weiß-Gott-wie-viel Kilometer entferntes Land fertig machte. Doch es hatte keinen Sinn. Es brachte nichts, wenn er die ganze Zeit nur rumnörgelte und seinen Kummer somit nur noch verschlimmerte... "Tut mir leid, was ist los?", fragte Kaoru etwas desorientiert. Kyo seufzte und setzte sich neben seinen Kumpel auf das Sofa. Kaoru sah nicht gut aus, ganz und gar nicht... dunkle Augenringe lagen unter seinen leicht verquollenen Augen auf seiner blassen Haut und Kyo wusste auch, wieso. Der Gitarrist schlief zu wenig. Viel zu wenig... wenn überhaupt... Langsam aber sicher begann Kyo, sich große Sorgen um seinen Freund zu machen. Allmählich fragte er sich, ob das noch normal war. Tetsuro war nun schon seit fast drei Wochen weg, klar konnte er verstehen, wie schlimm das für Kaoru, der immerhin Tetsuros bester Freund gewesen war, sein musste, auch er vermisste den stets gutgelaunten Jungen. Doch er heulte sich nicht nachts die Augen aus... und er sah auch keinen Grund, wieso Kaoru das machen sollte. Er war zwar sehr emotional, allerdings auch für seinen stetigen Optimismus und seine Lebensfreude bekannt. Doch von all dem konnte man im Moment nicht das kleinste Bisschen erkennen. Kaoru hatte sich verändert... "Die geht nach Hause, seine Mutter braucht ihn. Und ich glaube, es ist das beste, wenn wir jetzt auch nach Hause gehen, du könntest ein Bett vertragen, mein Guter...", meinte Kyo und versuchte zu lächeln, was ihm nicht unbedingt leicht viel. Kaorus schlechte Laune war ansteckend und somit waren auch die anderen drei lange nicht mehr so fröhlich wie noch vor etwa einem Monat. "Hm...", grummelte Kaoru nur, konnte sich schließlich dazu aufraffen von der mit dunkelblauen Stoff bezogenen Couch aufzustehen und packte ebenfalls sein Instrument und seinen Notizblock zusammen. Es hatte heute sowieso keinen Sinn mehr, weiterzumachen. Die vier brachten nichts zu Stande, die kräftigen Basslinien, die ihr Spiel normalerweise untermalten und in einem gewissen Ramen hielten fehlten, mit ihnen ein Stück des Herzes der Band, wie Die das ganz gerne beschrieb. Vornab aufnehmen und vom Band spielen wollten sie nicht, das kam ihnen zu billig vor. Ihre gute Laune und somit auch das Vorhandensein von Motivation zum Spielen und Songsschreiben waren wie weggeflogen und blöd rumlungern und ein wenig vor sich hinklimpern, -klopfen oder -trällern konnte auch jeder ganz gut alleine zu Hause machen... Shinya räumte die benutzen Saftgläser der vier zusammen und stellte sie auf das Tablett, mit dem er die Erfrischungsgetränke zu Anfang der Probe vor nur einer halben Stunde, in den Keller gebracht hatte. Kaoru, Die und Kyo schnappten sich ihre Rucksäcke und Instrumente und folgten Shinya aus dem Raum, die Treppen nach oben. Hastig verschwand Shinya in der Küche des kleinen Einfamilienhauses und stellte das Tablett neben dem Abwasch ab, dann trat er in den Gang, wo Die, Kyo und Kaoru bereits damit beschäftigt waren, sich die Schuhe zu schnüren und die Jacken anzuziehen. "Bis morgen dann!", meinte der Jüngste schließlich freundlich und winkte den anderen dreien noch zu, als sie bei der Tür hinaus verschwanden. Kalte Luft schlug ihnen entgegen und der Himmel wirkte finster und bedrohlich nahe. Dunkle Wolken hingen am Himmel, es war vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es wieder zu regnen beginnen würde. Die schlug sofort seinen Nachhauseweg ein, er wohnte in der entgegengesetzten Richtung von Kyo und Kaoru, verabschiedete sich noch schnell und verschwand, Kyo schwang sich auf sein Fahrrad, das er am Gartenzaun von Shinyas Haus angelehnt hatte und fuhr langsam neben Kaoru her, der mit seiner Gitarre unterm Arm und mit immer noch schlecht gelaunten Gesichtszügen ebenfalls den Heimweg antrat. "Soll ich dich nach Hause begleiten?", fragte Kyo leise und drosselte das Tempo seines Fahrrades noch ein wenig, sodass es beinahe still stand. Kaoru blieb abrupt stehen und blickte ihn verdattert an. Kyo bremste. Ein leichter Wind kam auf und zerzauste Kyos kurzes, blondgefärbtes Haar, blies den beiden Jungen um die Ohren, sodass Kaoru zu frösteln begann. Kyo starrte Kaoru entschlossen und mit ernstem Gesicht an. Dieser wandte seinen Blick ab und setzte sich wieder in Bewegung, schlug seine Jacke enger um seinen schmalen Körper um sich damit Wärme zu geben und vergrub seine Hände in seinen Jackentaschen. "Ne, musst du nicht machen, ist eh nicht mehr weit von hier...", murmelte Kaoru, ohne Kyo dabei anzusehen. Ein leises Quietschen verriet, dass Kyo sich ebenfalls wieder von der Stelle gerührt hatte. "Gut... wie du meinst...", meinte Kyo leicht schnippisch. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand seine gutgemeinten Angebote, die er ja nicht unbedingt jedem stellte, einfach so in den Wind schlug. Und Kaorus gleichgültiger Tonfall hatte ihm auch nicht gefallen. "Also dann fahr ich jetzt. Bis morgen.", meinte Kyo noch eintönig und trat in die Pedale, steuerte sein Fahrrad über die Straße und verschwand um die Ecke, ohne Kaoru noch einmal anzusehen. Dieser ging einfach weiter, blickte dem blonden Jungen nur kurz nach, bevor er seinen Blick wieder auf den Gehweg vor seinen Füßen richtete. Wieder schlug ihm kalter Herbstwind um die Ohren und jagte braune Herbstblätter vor sich her über die zur Zeit wie leergefegten Straßen und durch die Luft. Kaoru konnte eine streunende Katze aufgebracht miauen hören, die sich bei den Mülltonnen um die Ecke auf die Suche nach essbaren begeben und dabei unangenehme Bekanntschaft mit einer Krähe, die dort ihr Lager aufgeschlagen hatte, gemacht hatte. Von weit her drang das bedrohliche Kläffen eines Wachhundes. Seine Schritte auf dem grauen Asphalt klangen stumpf und träge, Kaoru bewegte sich nur langsam vorwärts. Er fragte sich ohnehin, wieso er eigentlich noch weiterginge. Er könne genauso gut einfach hier stehen bleiben. Er hatte noch massenhaft Zeit, bis seine Eltern von der Arbeit kamen also wartete zu Hause niemand auf ihn. Und auf Hausaufgaben hatte er auch keine Lust, auch wenn er es dringend nötig hätte, sich wieder etwas mehr um seine schulischen Leistungen zu kümmern, die dieses Jahr sowieso nicht die besten waren, sich aber seit Tetsuros Umzug nur noch gen Keller bewegten. Mießgelaunt trat Kaoru gegen einen Stein, der vor ihm auf der Straße aufgetaucht war und traf mit diesem die Laterne ein paar Meter vor sich, die am Wegrand stand. Er hob den Kopf und stellte fest, dass es nur noch ein paar Schritte bis zu seiner Haustüre waren. Die sieben Minuten Fußweg von Shinya zu sich nach Hause waren ihm gar nicht so lang vorgekommen... Verärgert vor sich hinmurrend kurvte Kyo gedankenverloren in der engen Gasse herum, die er eben durchquerte. Erschrocken musste er einem Laternenpfahl ausweichen um nicht unangenehme Bekanntschaft mit der Stahlstange zu machen und so entschloss er sich, wieder einen weniger riskanteren Fahrstil anzuwenden. Wieso nur war Kaoru immer so? Egal, was der Blonde versuchte, sein Kumpel lies ihn einfach nicht mehr an sich ran. Er hatte schon alles mögliche versucht um den Gitarristen aufzuheitern, er kümmerte sich noch mehr um ihn seit Tetsuro weg war, versuchte ihn immer öfter einmal dazu zu überreden, doch einen Sprung bei ihm vorbeizuschauen oder mit ihm in die Stadt oder ins Kino zu gehen... irgendetwas zu unternehmen, das Kaoru vom vielen Nachdenken ablenkte. Doch dieser wollte das nicht. Telefonate, die Kyo öfters zu Kaoru tätigte unterbrach dieser immer schon nach kurzer Zeit mit irgendwelchen Ausreden wie, er müsse noch lernen oder Hausaufgabe machen. Kyos Versuche, ihn aufzuheitern schien er nicht zu würdigen... oder vielleicht gar nicht erst wahrzunehmen... Vorhin war es wieder dasselbe gewesen. Kyo wollte ihn doch nur nach Hause begleiten, wieso hatte Kaoru abgelehnt? Wollte er ihn nicht in seiner Nähe haben? Klar, es war wirklich nicht mehr weit gewesen bis zu Kaoru und Kyo hätte ein paar Minuten Umweg gemacht, aber das wäre es ihm wert gewesen. Er vermisste Kaoru so wie er früher war. Er hatte so gut mit ihm herumalbern und quatschen können, doch jetzt wollte er nur noch seine Ruhe, bis auf die Proben und die paar Telefongespräche herrschte zwischen Kaoru und den anderen Funkstille. Zwar trafen Kaoru und Die, der die Parallelklasse besuchte in der Schule unweigerlich öfter mal aufeinander, doch Kaoru wich auch Gesprächen mit seinem rothaarigen Kumpel bestimmt aus. .. Kyo seufzte, hielt kurz an, um den Reißverschluss seiner Jacke weiter hoch zuziehen um nicht zu frieren und setzte sich anschließend wieder in Bewegung. Warum nur schottete sich Kaoru so vor den anderen ab? Gut, er hatte seinen besten Freund streng genommen verloren, doch er hatte auch andere Freunde. Waren diese ihm denn nichts wert? Kaoru war immer ein fröhlicher Mensch gewesen, hatte gute Laune verbreitet, seine Witze gerissen und immer viel mit den anderen gelacht. Doch jetzt? Jetzt redete er kaum noch, verkroch sich zu Hause in seinem Zimmer oder unternahm stundenlange, ziellose Spaziergänge um Nachzudenken... allein... "Mist...", fluchte Kyo leise. Er hätte Kaoru doch nach Hause begleiten sollen... auch wenn dieser das nicht gewollt hatte... Wie er ihn kannte, war Kaoru vermutlich nicht sofort nach Hause gegangen... diese Möglichkeit bestand. Am Ende streunte der Gitarrist noch irgendwo in der Stadt rum, wieder einmal, stundenlang... und dann würden seine Eltern wieder bei Kyo und den anderen anrufen und fragen, ob Kaoru noch bei ihnen wäre. Und wie immer würde Kyo mit "Nein" antworten müssen, seine Stimme würde ihm wieder fast versagen, vor Sorge um seinen Bandkollegen. Als Kaoru das erste Mal einfach so unterwegsgewesen war ohne jemandem Bescheid zu sagen, woraufhin seine Eltern vor Sorge fast durchgedreht waren, ging es Kyo nicht viel anders. Als Kaorus Mutter weinend auf seinem Handy angerufen hatte und ihn gefragt hatte, ob er wusste, wo Kaoru war, erlitt Kyo beinahe einen Schock. Er hatte keine Ahnung gehabt, wo der Gitarrist hin verschwunden sein könnte, ihm hatte er gesagt, er würde sofort nach Hause gehen, und er begann sich riesige Sorgen zu machen, ihm könnte etwas passiert sein. Als eine halbe Stunde später noch einmal das Telefon klingelte und Kaorus Mutter Entwarnung gab, weil Kaoru gerade bei der Wohnungstür hereingeschneit war, fiel Kyo ein Stein vom Herzen. Er war kurz davor gewesen, aufzuspringen und nach seinem Kumpel zu suchen, auch wenn er keine Ahnung hatte, wo er hätte anfangen sollen... Solche Aktionen waren untypisch für Kaoru. Oder besser, untypisch gewesen. Denn sie wurden immer häufiger. Mittlerweile hatte sich seine Umwelt daran gewöhnt, die Sorge um ihn war verbleicht, jedoch bei weitem nicht verschwunden. Zumindest bei Kaorus Mutter und Kyo nicht. Schließlich lenkte der Blonde sein Fahrrad durch die nächste Straße und bog in eine Tiefgaragenunterführung ab, fuhr zwischen den parkenden Autos hindurch, bis er an der Kellertüre ankam. Er öffnete diese und schob sein Fahrrad neben sich her durch einen schmalen Gang, hielt vor einem vergitterten Kellerabteil. In seinen Hosentaschen kramte er nach einem kleinen Schlüssel, mit dem er das kleine, silberne Vorhängeschloss aufschloss und die stählernen Gitterstäbe beiseite schob. Er schob sein Fahrrad in den kleinen Raum und schloss es noch sorgfältig mit seinem Zahlenschloss ab, nachdem er es abgestellt hatte. Zwar war dies nicht nötig, doch er dachte sich immer, wenn schon, denn schon. Sicher ist Sicher. Dann verschloss er die Türe wieder und rannte schließlich die Stufen im Treppenhaus nach oben, bis in den dritten Stock, sich seelisch schon mal darauf vorbereitend, dass sein Handy oder das Haustelefon jeden Augenblick klingeln konnte... Tatsächlich hatte sich Kaoru dagegen entschieden, sofort zurück in die Wohnung zu gehen. Er hatte vor dem grauen Betonklotz, der sich Wohnhaus nannte gestanden und in den trüben Himmel gestarrt, der sich von der Farbe der Hausmauer nur minimal unterschied. Der Wind hatte ihm die Haare in die Stirn geweht und seinen Blick verschleiert, kalte Luft hatte seine Wangen umspielt, seine Beine unter den dünnen Jeans zum Zittern gebracht. Doch er wollte nicht da rauf. Er hatte keine Lust, nach Hause zu gehen. Für Abendessen war es noch zu früh, im Fernsehen lief auch nichts, das seinen Ansprüchen genügte und vom Lernen hatte er ohnehin die Nase gestrichen voll. Er könnte etwas Gitarre spielen... doch dazu hatte er auch keine Lust. Kaoru seufzte leise, senkte den Kopf und musterte seine Schuhe, an denen immer wieder vereinzelte Herbstblätter vorbeitänzelten... Mit Tetsuro schien auch ein Stück seiner Begeisterung für das Gitarrespielen verschwunden zu sein. Ganz so, als hätte er sie mitgenommen. Kaoru hatte es geliebt, mit seinem besten Freund in einer Band zu spielen und Musik zu machen, sie hatten Spaß, konnten ihre Lieblingssongs nachspielen oder neues ausprobieren. Alle waren voll Eifer mit dabei gewesen, jeder brachte seine Ideen ein und die fünf Jungs bekamen nicht selten Strafpredigten von ihren Eltern zu hören, wenn sie wieder einmal stundenlang überzogen und gar nicht mehr von den Proben nach Hause gehen wollten. Doch von dieser Begeisterung spürte Kaoru im Moment nichts. Rein gar nichts. Mit Tetsuro hatte ihn auch sein Wille, seine Motivation verlassen... er wollte einfach nicht... nicht ohne Tetsuro... Schweigend drehte sich Kaoru um und ging Richtung Stadtmitte, ohne jedoch ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben. Er ging einfach darauf los. Seine Gitarre und seinen Rucksack nahm er mit, es war ihm egal, dass er vom Schweren Tragen nach einer Weile bestimmt wieder Rückenschmerzen bekommen würde und es war ihm egal, dass er bereits jetzt fror, als würde am nächsten Tag der Winter Einzug ins Land nehmen. Eigentlich war ihm so ziemlich alles egal... TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)