Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 334: Einen Schritt der Gewissheit ----------------------------------------- Ich kann es nicht fassen! Da vor mir im Sekretariat meiner neuen Schule steht Noa. Noa... Mein Noa! Was macht er hier? Hier in Domino City? An meiner neuen Schule? Hat er im letzten Moment die Schule gewechselt? Nein, halt! Die Direktorin meinte, er sei mein Pate, also ist er schon länger an der Schule? Hier. In Domino City. Ich merke selbst, wie sich meine Gedanken im Kreis drehen. Aber lebt Noa nicht eigentlich in dem kleinen Städtchen am Meer? Bei seinem Onkel? Ich denke fiebrig nach. Wir haben irgendwie nie darüber gesprochen, wo wir her kommen. Es war so naheliegend, dass Noa in dem Küstenstädtchen leben würde. Aber gesagt hat er es nie. Wieso haben wir uns in diesen drei Wochen auch nicht einmal darüber unterhalten, woher wir eigentlich kommen? Die Fragen vom Morgen kommen mir wieder in die Sinn: Mag er Schule? Würde er mich für einen Streber halten? Wissen die, in seiner Schule, dass er auf Jungs steht? Würde er mich verleugnen? Da ist wieder dieses mulmige Gefühl, dass den flauen Magen anfeuert und die Übelkeit aufkeimen lässt. Was wenn er so tut, als würde er mich nicht kennen? Oder er hier ganz anders wäre, als im Ferienort? Plötzlich lacht Noa auf. Wieso lacht er? Lacht er über mich? Ich kann das Lachen nicht einordnen. Wie soll ich reagieren? Mitlachen? Weglaufen? Verwundert blickt die Direktorin ihn an. Er hat ein paar Tränen im Augenwinkel, während er über das gesamte Gesicht lacht. Dann erklärt er der Direktorin, dass wir uns aus den Ferien kennen. Die Direktorin blickt von Noa zu mir und ich... bin wahnsinnig erleichtert. Erst jetzt wird mir klar, dass Noas Lachen ein freudiges war. Er... freut sich, dass ich hier bin... Noa verspricht der Direktorin, sich gut um mich zu kümmern. Dann dreht er sich zur Tür des Sekretariats, öffnet sie und hält sie mir auf. Langsam schieb ich mich mit einem genuschelten Danke an der Direktorin vorbei und verlasse das Sekretariat. Vor der Tür bleib ich noch einmal stehen und warte auf Noa, der sich von der Direktorin verabschiedet und mir dann auf den Flur folgt. Da stehen wir nun. Vor dem Sekretariat. Auf dem Flur. Schauen uns an. Schüler laufen in beiden Richtungen an uns vorbei. Dann nickt Noa in eine Richtung und bittet mich, mit ihm zu kommen. Ich folge ihm. Meine Bücher wirken auf einmal megaschwer. Als würden sie mich an den Boden nageln wollen. Doch schließlich schaff ich es doch Noa in ein leeres Zimmer zu folgen. Hinter mir schiebt er die Tür zu und dann fällt er mir um den Hals. Kurz bin ich überrascht. Doch dann fällt etwas Schweres von mir ab. Ich kann gar nicht genau sagen, was es ist, was da von mir fällt. Nur das ich mich jetzt besser fühle. Noa nimmt mein Gesicht in seine Hände und dann küsst er mich sanft. Ich erwidere den Kuss und vergesse für einen Moment, wo wir sind. Fühle mich, wie letzte Woche, als wir noch am Strand waren. Nur wir zwei. Ungestört. Doch dann wird unser Kuss je unterbrochen, als jemand die Tür aufschiebt und überrascht stehen bleibt. Rasch dreh ich mich von der Tür weg. Warum, weiß ich selbst nicht genau. Vielleicht, weil ich immer noch nicht weiß, ob Noa geoutet ist oder nicht? Von hinten könnte man mich für ein Mädchen halten, oder? Ich hör ein verlegenes Gestammel von dem, der reingeplatzt ist. Er erklärt kurz, dass er Noa gesucht hat. Doch Noa vertröstet ihn ruhig auf einen späteren Zeitpunkt, denn jetzt wäre er schon beschäftigt. Der andere entschuldigt sich noch einmal, dann hör ich, wie die Tür zu geht. Mein Herz schlägt wie wild bis zum Hals und mein Magen kribbelt wahnsinnig. Als ob tausend Schmetterlinge in Panik versuchen vor einer aufgebrachten Fledermaus zu fliehen. Dann spüre ich Noas Hand auf meiner Schulter. Ganz behutsam dreht er mich zu sich und lächelt mich sanft an. Ich solle mir keine Sorgen machen, der andere würde nichts erzählen, was er eventuell gesehen habe. Zärtlich streichelt er mir über die Wange und meint zu mir, dass mein Coming Out ganz in meinen Händen liegt und mir das keiner vornweg nehmen wird. Verwirrt blicke ich Noa an. MEIN Coming out? Und was ist mit seinem? Doch Noa lächelt mich wieder sanft an und meint, dass es hier an der Schule kein Geheimnis sei, dass er sich sowohl für Mädels, als auch für Jungs interessiere. Mit großen Augen sehe ich ihn an. Nicht nur, weil er scheinbar recht offen und ungeniert mit seiner Sexualität umgeht, sondern auch weil es mir neu ist, dass mein Freund bi ist. Aber was sollen wir jetzt machen? Soll ich mich offen outen? Aber was ist, wenn das wieder dazu führt, dass ich gemobbt werde? Ich bin immerhin der Neue an der Schule. Sollte ich mich da direkt in den ersten fünf Minuten so angreifbar machen? Die Alternative wäre, dass Noa und ich in der Schule so tun, als wären wir 'nur' Freunde. Ich kann mich noch erinnern, wie das Anfang des Jahres bei Seto und Katsuya gelaufen ist. Diese Anspannung. Wie viel Energie es gerade Seto gekostet hatte. Wieder streicht mir Noa sanft über die Wange und meint, dass ich mir Zeit nehmen soll. Ich solle einfach ich selbst sein. Dann würde ich schon gut bei den anderen hier ankommen. Ja, das sagt er so einfach. Er weiß ja auch nicht, durch welche Hölle ich vor den Sommerferien gegangen bin. Einfach ich selbst sein. Wer bin ich eigentlich? Bruder eines jungen Genies? Zweifach adoptierter Sohn? Streber? Als ob Noa meine Gedanken lesen könnte, meint er sanft zu mir, ich solle einfach Mokuba sein. So wie in den Ferien am Strand. Der smarte, gutaussehende Nerd, in den er sich verliebt hat. Ich spür, wie meine Wangen sich röten. Ich, smart und gutaussehend? Kurz kichere ich. Doch dann nicke ich. Noa hat diese Art, mir meine Unsicherheit zu nehmen. Dann fragt er mich, ob ich bereit für die Schultour sei. Wieder nicke ich und er küsst mich noch einmal kurz und flüchtig, bevor wir uns der Tür zuwenden und das Zimmer verlassen. Dabei fühl ich mich, als ob ich auf Wolken gehen würde. Die Bücher, die eben noch so schwer wirkten scheinen ihr Gewicht verloren zu haben. Und für den Augenblick bin ich einfach nur glücklich. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)