Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 204: Einen Schritt über eine Grenze hinweg -------------------------------------------------- Ich stehe neben Setos Bett und schaue auf mein Mündel, welches ruhig in dem Bett liegt. Das Beruhigungsmittel scheint endlich seinen Dienst zu tun und Seto die Ruhe zu verschaffen, die er selbst nicht mehr gefunden hat, nachdem er sich in seinen Zwiespalt gesteigert hat. Eine letzte, verlorene Träne löst sich aus seinem geschlossenen Auge und rinnt ihm über die Wange. Ich wische sie vorsichtig weg, bevor ich eine lose Strähne aus seiner Stirn hinter das Ohr streiche. Dann blicke ich zu Katsuya und lächle ihn aufbauend an, auch wenn ich mich selbst gar nicht so fühle. Dennoch liegt es nun mal bei mir den jungen Leuten irgendwie zu versichern, dass alles wieder gut werden wird. Der Blonde lächelt zu mir zurück, bevor er sich vorsichtig neben Seto ins Bett legt, diesen sanft zu sich in seine Arme zieht und dann beginnt ihn liebevoll zu streicheln und zu kraulen. Es macht mich wahnsinnig glücklich, dass Seto jemand wie Katsuya gefunden hat, der unablässig an seiner Seite ist und auf ihn Acht gibt. Der ihn führt und leider aus eigener Erfahrung oft genau weiß, wie Seto sich fühlt. Aber dadurch weiß er auch immer genau, was mein Mündel braucht. Was er wann hören muss, um sich nicht völlig in seiner Panik, Verzweiflung oder Depression zu verlieren. Mein Blick geht weiter zu Doktor Akari, der gerade seine Utensilien wieder in die Arzttasche räumt, die er immer dabei hat. Ich wüsste nicht, wie wir es bis hier her geschafft hätten, wenn dieser Mann nicht gewesen wäre. Wir verdanken ihm so viel, dass ein einfaches 'Danke' schon fast wie eine Beleidigung wirkt. Doktor Akari hat sich immer väterlich um Seto gekümmert. Hat vieles vor dem alten Kaiba verheimlicht, um Seto vor ihm zu schützen. So wie den Suizidversuch. Doktor Akari verabschiedet sich von Katsuya und ich begleite den Älteren aus dem Zimmer und zur Haustür. Wir schweigen beide. So ist das immer, wenn Doktor Akari für einen Notfall hier im Haus war. Denn er gehört zu der Art Mensch, die schon allein durch ihre ruhige Art einem Mut zusprechen und Kraft leihen. Einem das Gefühl geben, nicht alleine zu sein und das man nur durchhalten muss, damit sich alles zum Besseren wendet. An der Tür verbeug ich mich vor Doktor Akari und danke ihm von ganzen Herzen. Er lächelt mich nur väterlich an, legt mir dann eine Hand auf die Schulter und meint, dass ich ihm nicht so formal danken muss. Das wir praktisch zur Familie gehören und ich mich melden soll, um ihn wegen Seto auf dem Laufenden zu halten. Dann verlässt er das Haus, geht zu seinem Auto, steigt ein und fährt los. Alles ohne sich nicht einmal umzuschauen. Nachdem ich das Auto nicht mehr sehe schließe ich die Tür und schau die Treppe hinauf. Doch dann zieh ich mein Handy, betätige die Schnellwahltaste Nummer fünf und gehe in mein altes Zimmer, indem ich einquartiert wurde, wenn ich hier übernachtet habe. Es klingelt kaum zwei Mal, als dann ihre Stimme fragt, ob alles in Ordnung sei. Einen Moment lang herrscht Stille, dann bitte ich sie in die Villa zu kommen. So etwas kann man nicht am Telefon besprechen. Es ist kaum eine halbe Stunde vergangen, da trifft sie auch schon ein. Ich öffne ihr die Tür und bitte sie herein. Dann geh ich mit ihr in die Lounge, ein kleines Wohnzimmer in dem der alte Kaiba Gäste empfing, wobei 'klein' relativ ist. Ich schließe hinter ihr die Schiebetüren und biete ihr Platz und etwas zum Trinken an. Detectiv Nagasato blickt mich lange und forschend an, während ich ihr etwas zum Trinken mache und ihr dann schließlich ein Glas reiche. Dann nehme ich gegenüber von ihr Platz. Sie nippt an ihrem Cocktail, zieht überrascht die Brauen hoch und nickt dann anerkennend. Als Mädchen für alles war ich stellenweise auch Barkeeper für den Alten. Sie schaut mich erstaunt an. Jemand, wie mir, der auf einer renommierten Universität Betriebswirtschaft studiert hätte, hätte sie jetzt andere Aufgaben zugeschrieben, statt als Barkeeper verbrannt zu werden. Ich schmunzle amüsiert. Dann eröffne ich ihr, dass ich viele Aufgaben im Dienste des alten Kaibas hatte: Assistent, Barkeeper, Laufbursche, Kindermädchen, Krankenschwester... Ich werde mit jedem Punkt ernster. Sie hakt bei Krankenschwester ein und ich erzähle, dass der alte Kaiba nicht gerade sanft mit Seto umgesprungen ist. Viel Prügel. Viele Züchtigungen. Sie ergänzt fragend, ob auch viel Missbrauch stattgefunden hätte. Ich halte ihren bohrenden Blick schweigend, bevor ich nicke. Scheinbar hat sie entweder nicht damit gerechnet, dass ich antworten oder nicht verneinen würde. Geschockt blickt sie mich an. Schließlich erzähle ich dem Detectiv von Setos Zeit unter Gozaburo. Wie er den Jungen misshandelt, vergewaltigt und an andere weiter gereicht hat. Erzähle ihr von den wirklich schlimmen Events, an denen der Alte Seto zwang teilzunehmen. Detectiv Nagasato ist nicht erst seit gestern in ihrer Abteilung, aber selbst sie ist schockiert von meinen Erzählungen. Ich schenke ihr zwei Mal nach und nehme mir selbst etwas. Das brauchen wir beide. Am Ende erzähle ich ihr dann davon, wie Seto sich von all dem befreit hat und von den Verdrängungsmechanismen, mit denen er sein Leid und sein Schmerz in Zaum gehalten hat. Drei lange Jahre. Und wie Katsuya in das Leben meines Mündels trat und die Mauer, die dieser um seine Gefühle errichtet hatte, eingerissen und alles frei gelegt hat. Erzähle ihr von der erst wenige Wochen laufenden Therapie. Scheinbar wird ihr jetzt erst wirklich bewusst, dass sie einen Fehler gemacht hat. Sie war scheinbar davon ausgegangen, dass Seto das schon vor Jahren überwunden und therapiert hätte und nur aus Angst vor einem Imageschaden die Zusammenarbeit verweigert hatte. Auf einmal sieht sie mich geschockt an, als ihr klar wird, was ihre Worte an Seto angerichtet haben könnten. Ich würde ihr gern sagen, dass sie sich nicht sorgen soll, doch ich muss ihr von Setos Zwiespalt erzählen, an dem sie nicht ganz unschuldig ist. Also erzähle ich ihr, von Setos ursprünglichem Plan, für den ich sie ja um Geduld gebeten hatte. Aber auch, dass er erst vorhin realisiert hat, was da alles mit dran hängt. Erzähle von dem so entstandenen Zwiespalt und dem daraus resultierenden Ergebnis. Nagasato beugt sich nach vorne, stützt ihre Ellenbogen auf ihre Schenke und legt das Gesicht in die Hände. Sie sagt, dass sie das nicht gewollt hat. Das ihr der Fehler unglaublich leid tut, den sie begangen hat. Fragt, ob sie Seto sehen darf. Ich verneine. Erstens würde Seto sie sofort rauswerfen, sobald er erkennt, dass sie nun alles weiß, zweitens wurde er ruhig gestellt. Sie ist mehr als geschockt. Es ist jetzt nicht die Zeit in Selbstmitleid zu zerfließen. Für einen Moment schaut sie mich empört an, nickt dann aber zustimmend. Fragt mich, warum ich ihr das überhaupt alles erzählt habe. Ich nehme noch einen Schluck aus meinem Glas und antworte ihr, dass ich mir Hilfe von ihr erhoffe. Dass ich genau wissen muss, was sie brauchen würde, um erst einmal Kogoro aus dem Verkehr zu ziehen ohne das Seto eine Aussage machen muss. Sie überlegt lange. Dann meint sie, dass ihr am meisten jemand helfen würde, der ein Opfer von Kogoro war, der seine Therapie schon hinter sich hat und bereit wäre Anzeige zu erstatten. Ansonsten könnte man es auch mit Bildern oder Videoaufnahmen versuchen, aber bei diesen würden sie erst einmal versuchen die Opfer zu identifizieren und ausfindig zu machen. Ein Geständnis wäre natürlich das i-Tüpfelchen, wenn Kogoro einfach alles gestehen würde. Ich seufzte. Nichts davon scheint mir einfach mal so umsetzbar. Also danke ich ihr, dass sie her gekommen ist und lasse sie von Fuguta nach Hause fahren. Auf einmal fühl ich mich ungemein leicht. Es ist das erste Mal, dass ich mit jemand über ALLES gesprochen habe. Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr mich all das all die Jahren wirklich belastet und runter gedrückt hat. Vor allem bin ich mir sicher, dass Detectiv Nagasato vertrauenswürdig ist. Sie wird nichts von dem, was ich ihr anvertraut habe irgendwie verwenden oder gegen uns gebrauchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)