Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 179: Einen Schritt straucheln ------------------------------------- Hab ganz vergessen wie anstrengend es sein kann so zu tun, als sei alles in Ordnung. Sich nicht anmerken zu lassen, dass jede Berührung eine zuviel ist. Peinlichkeiten so zu drehen, dass man mir nicht anmerkt, dass ich am liebsten im Erdboden versinken möchte. Warum hab ich auch nur nachgegeben. Ich hätte einfach sagen sollen, dass ich kein Interesse an dieser profanen Zeitverschwendung habe. Okay,... mag sein, dass diese profane Zeitverschwendung mich daran erinnert hat, dass ich früher sehr gern schwimmen gewesen bin. Damals... bevor unsere Eltern gestorben sind. Da war ich oft mit meinen Freunden in einer Schwimmhalle. War - glaub ich jedenfalls - sogar in einem Schwimmverein. Aber da bin ich raus gewachsen. Mag auch sein, dass ich es heute ein wenig genossen habe mein Wissen aufzufrischen und mit Mokuba rumzutollen. Aber darum geht es nicht. Ganz und gar nicht. Oder...? Ich bin einfach nur platt. Wann hab ich mich das letzte Mal so lange am Stück bewegt und körperlich betätigt? Klar, wir trainieren wöchentlich mit Kei und seiner Frau, aber... das Training geht zwei Stunden, nein, eher anderthalb Stunden. Das heute war vom frühen Vormittag, bis zum frühen Abend. Und ich kann jeden Muskeln in meinem Körper spüren. Beim letzten Rausklettern dachte ich schon, dass mich die Schwerkraft gleich zu Mus zerquetschen wird. Dieses Gefühl von Schwerelosigkeit im Wasser ist... Ich sollte aufhören über Wasser und Schwimmen zu sinnieren, das führt doch zu nichts. Daher wühl ich weiter in meinem Koffer und suche meinen Bademantel. Mein Streuner tritt neben mich und fragt mich, ob mir bewusst sei, dass ich eine Pfütze unter mir produziere. Ein Blick bestätigt seine Aussage. Dieses vermaledeite T-Shirt hat sich komplett mit dem Seewasser vollgesogen und entlässt nun dieses Wasser Tropfen für Tropfen wieder. Direkt auf den hölzernen Boden unter mir. Ich seufze und zieh mir das Shirt aus, Katsuya nimmt es mir sanft schmunzelnd ab und bringt es ins Badezimmer. Gerade als ich ihn fragen will, ob er meinen Bademantel gesehen hat, geht die Tür schwungvoll auf und ich dreh mich erschrocken halb um. Leider nicht ganz, wie mir schmerzlich bewusst wird, als ich in das schockierte Gesicht meines Bruders schaue. Also hol ich das schleunigst nach und versuche die Situation, die ich um jeden Preis eigentlich vermeiden wollte, im Keim zu ersticken. Ich maßregel Mokuba, was ihm einfällt einfach so in ein fremdes Zimmer zu stürmen. Dabei dräng ich ihn rückwärts aus dem Zimmer und schließe die Tür dann, so dass Mokuba vor der Tür steht. Er... er hat meinen Rücken gesehen. Mein... kleiner Bruder hat meine Narben auf dem Rücken gesehen. Tränen drängen sich in mir hoch, während ich meine Stirn an die Tür lehne. Der Orkan in mir zerrt wieder heftig an mir und ich hab das Gefühl, dass sich etwas um meine Brust zusammenzieht. Wie... wie konnte ich nur so unvorsichtig sein? Ich spüre Katsuyas Wärme, als er neben mich tritt und seine Hand an meine Wange legt, während ich meine Lippen fest aufeinander presse, um nicht laut meinen Frust und mein Entsetzen rauszuschreien. Langsam, fast wie in Zeitlupe lasse ich mich in Katsuyas Arme ziehen und klammere mich wie ein Ertrinkender an ihn. Was soll ich jetzt nur tun? Ich kann es nicht ungeschehen machen. Da hör ich leise die Stimme meines Bruders, wie er meinen Namen nennt und nach mir ruft. Ich hör schon an der Stimme, dass er weint. Das zerreißt mir das Herz. Also löse ich mich von Katsuya. Mit zittriger Hand greif ich nach dem Türknauf. Halte nochmal innen. Da hör ich Mokuba schluchzen. Er wiederholt immer wieder, dass es ihm leid tut. Eilig reis ich die Tür auf und Mokuba weicht erschrocken mit Tränen im Gesicht zurück. Ich greif nach ihm und zieh ihn an meine Brust. Drück ihn fest an mich während ich ihn umarme. Sag ihm, dass ihm nichts leid tun muss, dass ich aber meine Reaktion von eben bedaure. Es war nicht seine Schuld, sondern meine Unaufmerksamkeit. Er schaut mit verweinten Augen zu mir auf und ich fürchte, was ich in seinem Blick sehen könnte. Doch da ist keine Herablassung oder Ekel zu sehen. Nur Trauer. Katsuya schubst uns zum Chaiselongue, der in unserem Zimmer steht. Dort setz ich mich mit Mokuba hin. Mir ist egal, dass meine Badehose noch nass ist und sich das Polster der Sitzgelegenheit jetzt mit Seewasser vollsaugt. Mokuba fällt mir noch einmal weinend um den Hals und ich versenke meine Hände in seinem ebenfalls noch nassen Haar. Ich tröste ihn, so gut ich kann. Nur langsam beruhigt er sich wieder. Schließlich steht er langsam auf und schaut mich lange an. Dann geht er um den Chaiselongue auf dessen Ende ich sitze und tritt hinter mich. Mein erster Impuls wäre aufzuspringen und mich sofort ihm zuzuwenden. Doch ich unterdrücke ihn mit aller Kraft. Ich schließe die Augen und bleibe einfach ruhig sitzen. Wieder schluchzt Mokuba auf, als er auf meinen Rücken schauen kann. Ich lasse meinen Kopf hängen. Dann spüre ich seine Finger, wie sie beginnen mir über den Rücken zu streichen und die Narben nachzufahren. Meine Hände krallen sich um meine Knie und ich presse meinen Kiefer fest zusammen. Mokubas Finger verschwinden von meinem Rücken und einen Augenblick später spüre ich zwei Hände, die mein Gesicht nehmen. Mein Inneres zittert und bebt. Nur langsam öffne ich meine Augen und blicke auf in das Gesicht meines Bruders, der noch trauriger schaut. Dann drückt er mich fest an seine Brust und versenkt sein eigenes Gesicht in meinem Haar, während er laut aufschluchzt. Ich lege meine Arme um ihn. Sag ihm, dass doch alles gut sei. Doch Mokuba lässt sich nicht beruhigen. Sanft tritt Katsuya hinter meinen Bruder und legt seine Arme um ihn. Eine meiner Hände löst sich von Mokuba und greift nach dem Blonden. Krallt sich in den Stoff seiner Badehose. Er legt eine Hand auf mein Haar in das Mokuba sein Gesicht drückt und weint. So verbleiben wir... lange... bis Mokuba aufhört zu weinen. Dann sinkt er vor mir auf die Knie und schaut mich aus den geröteten Augen von unten herauf an. Ich rechne mit allem. Wut, Unverständnis, Enttäuschung. Doch von meinem kleinen Bruder kommt mit weicher, warmherziger Stimme ein 'Ich hab dich lieb, Seto' und ich schau ihn ungläubig an. Weiß nicht, warum er so geduldig mit mir ist. Warum er mir keine Vorwürfe macht, dass ich meinen Rücken so lange vor ihm verborgen habe. Dann zwingt er sich zu einem Lächeln. Sanft streichle ich ihm über seine Wange, versuche das Lächeln zu erwidern. Doch ich schaff es nicht. Mokuba fragt mich, ob ich meinen Rücken vor ihm verstecke oder ob mir die Narben peinlich sind. Ich antworte ehrlich, dass es ein wenig von beiden ist. Mokuba schaut mich immer noch verständnisvoll an. Meint, dass ich meinen Rücken nun nicht länger vor ihm verstecken muss und es nichts gibt, was mir daran peinlich sein muss. Verblüfft schau ich ihn an. Und dann befreien sich meine Tränen doch noch und laufen mir über das Gesicht und nun ist es Mokuba, der mich tröstet. Der mir sagt, dass alles gut ist und ich mich nicht länger verstecken muss. Wieder einmal fällt mir auf, wie erwachsen mein kleiner Bruder geworden ist. Und wie stolz ich auf ihn bin. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)