Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 86: Einen Schritt hinter die Fassade -------------------------------------------- Als ich mit Otogi in die Klasse komme sind noch nicht viele unserer Kameraden da, aber Jou und Kaiba stehen am Fenster. Es wundert mich auch nur einen von ihnen heute zu sehen. Mokuba erzählte Samstag, dass es seinem Bruder ziemlich schlecht ginge. Doch hier stehen die beiden, also gehen wir zu ihnen und ich erschrecke. Schlecht war wohl noch eine Untertreibung. Der Jungunternehmer ist blass und hat Ringe unter den Augen. Er sieht, genau wie mein bester Freund, ermattet und erschöpft aus. Jou bemerkt mich als erstes. Schon an seinem Blick wird mir bewusst, dass ich mir besser nichts anmerken lassen soll. Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich nichts. Und dann hör ich schon meinen Freund sagen, wie scheiße die beiden heute aussehen. Resigniert lasse ich den Kopf hängen. Kein Taktgefühl. Überraschenderweise wünscht Kaiba Otogi einen 'Guten Morgen'. Er versucht eine Spur Sarkasmus in die Stimme zu legen, aber das gelingt dem Brünetten nicht wirklich. Ich seh Jou an, dass er Otogi am liebsten schlagen will. Doch ich leg meinen Arm um den Blonden und grins ihn an. Sag ihm, er soll locker bleiben. Mir ist bewusst, dass Kaiba bei dem Kommentar auch anders hätte reagieren können. Aber hat er nicht. Dann kommen Yugi und Ryou. Auch die bleiben vor Schreck stehen. Erst nach einem Moment überwinden sie den letzten Meter zu uns. Yugi schaut fürchterlich besorgt aus, während er Kaiba kaum aus den Augen lassen kann. Ryou stößt ihm mehrmals in die Rippen, damit der Bunthaarige seinen Blick wenigstens ab und an von dem Größeren nimmt. Wir plaudern ein wenig, bevor der Lehrer herein kommt und den Unterricht eröffnet. Kaiba wirkt heute ganz und gar nicht wie er selbst. Hier und da könnte ich schwören, dass er hin und wieder eindöst. Immer Sekundenweise. Auch scheint der Unterricht heute völlig an ihm vorbei zu gehen, so zieht er im Geschichtsunterricht sein Japanischbuch und versucht darin die richtige Seite zu finden. Ich könnt es verstehen, wenn die Bücher sich äußerlich ähnlich wären, aber Geschichte ist Lila, während Japanisch einen roten Einband besitzt. Entnervt gibt Kaiba schließlich auf und verschränkt die Arme vor der Brust. Der Lehrer will ihn aufrufen, doch als er den Jungunternehmer kurz mustert beschließt er jemand anderen aufzurufen. Entweder hat sich der Lehrer daran erinnert, dass Kaiba grundsätzlich nicht gern aufgerufen wird oder er hat einfach Mitleid mit dem mehr als gebeutelten Industriellen. Schließlich läutet es irgendwann zur Mittagspause. Wir sammeln uns, wie jeden Tag, um Kaiba und Otogi und ich schieben zwei Tische an seinen, damit wir alle beisammen sitzen können. Als Yugi sich neben Kaiba setzen möchte und ihn zufällig an der Schulter berührt springt der Brünette erschrocken auf, so dass sein Stuhl nach hinten umkippt und blickt den Kleinsten von uns entsetzt an. Dann murmelt Kaiba eine Entschuldigung und verschwindet aus dem Klassenzimmer. Jou springt auf und hechtet hinter ihm her. Wir anderen bleiben ratlos zurück und verstehen nicht ganz, was gerade los ist. Ich zieh mein Handy und schreibe Mokuba an. Frage nach Informationen. Doch von dem Jüngsten kommt nur eine ausweichende Antwort. Also betrifft das den Teil von Kaibas Vergangenheit, der ihm Albträume bereitet und über den er nicht spricht - jedenfalls nicht mit uns. Es muss schon etwas schwerwiegendes sein, wenn er auf eine zufällige Berührung derartig reagiert. Erst nach der Hälfte der Pause kommen die beiden schließlich zurück. Kaiba ist noch etwas blasser. Seine Augen sind gerötet und ihm sind einige Äderchen im linken Augen geplatzt. Ich schau wieder besorgt zu Jou, der mich traurig anschaut. Es wirkt auf mich ein wenig so, als würde er gern darüber reden, darf aber nicht. Nachdem sie sich wieder gesetzt haben entschuldigt sich Yugi noch einmal bei Kaiba. Auch wenn er gar nicht weiß, wofür er sich eigentlich entschuldigt. Jou packt zwei Bentō Boxen aus und schiebt eine davon zu seinem Drachen. Doch dieser schiebt sie nur von sich. Jou nimmt die Box und stellt sie demonstrativ wieder vor Kaiba. Der öffnet sie widerwillig und betrachtet sich den Inhalt genau. Aber er sieht nicht aus, als würde er etwas runter kriegen. Scheinbar registriert das auch Jou, der die Box wegnimmt und wieder schließt. Dann kramt er in seiner Tasche und zieht einen Schokoriegel raus. Vorsichtig schiebt er diesen vor Kaiba. Dieser schmunzelt ansatzweise, bevor er den Riegel nimmt und versucht auszupacken. Doch er schafft es nicht mal die Verpackung zu öffnen. Ich kann ihm seine Frustration ansehen. Da greift Ryou vorsichtig nach dem Riegel. Kaiba blickt überrascht auf überlässt unserem Weißhaarigen dann aber den Riegel. Der öffnet die Verpackung und reicht ihn wieder dem Jungunternehmer. Der nickt dankbar, bevor er anfängt an dem Schokoriegel ein Stück abzubeißen. Er lutscht ewig auf dem Stückchen rum, bevor es sich scheinbar in seinem Mund verflüchtigt. Schließlich ergreift Otogi das Wort. Er schlägt vor, dass die beiden ihre Sachen für heute packen und abhauen sollen. Sie sehen beide mehr als erschlagen aus und sollten sich Ruhe gönnen. Beschämt schaut der sonst so stolze und bissige Drache auf seinen Tisch. Wieder wirft Jou meinem Freund einen tödlichen Blick zu. Dann erweicht sich der Blick und er nickt. Stimmt ihm zu und Kaiba blickt erstaunt zu dem Blonden auf. Doch Jou duldet keine Widerrede. Stattdessen zieht er sein Handy und drückt die Schnellwahltaste 0. Schon nach wenigen Worten ist klar, dass er Isono am anderen Ende der Leitung hat und ihn bittet, sie jetzt schon abzuholen. Dann fängt der Blonde an erst Setos Sachen zu packen und dann seine. Schließlich stehen sie auf und verabschieden sich. Man... so hab ich Kaiba ja noch nie erlebt! Was wohl passiert ist? Ich hoffe, er kommt bald wieder auf die Beine. Mir hat heute seine ansonsten so schlagfertige und bissige Art irgendwo gefehlt. Andererseits... hat er sich helfen lassen und uns noch einen Schritt näher an sich rangelassen. Hoffentlich schreckt er diesen Schritt nicht wieder zurück, wenn es ihm besser geht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)