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Ippo ni Yoko

Seto x Jou
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 04 / ??

PoV (Sicht): Kaiba Mokuba

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Keinen Schritt zurück

Ich stehe im Türrahmen und sehe dich an deinem Schreibtisch sitzen. Noch hast du mich nicht bemerkt. Du scheinst tief in Gedanken versunken zu sein. Das ist nichts neues für mich. Was mich irritiert ist, dass du nicht an deinem Laptop arbeitest. Vor dir auf dem Tisch steht eine schwarz lackierte Bentō-Box. Komisch. Seit wann besitzen wir Bentō-Boxen? Du nimmst doch sonst nichts mit in die Schule und ich kauf mir in der Mensa mein Mittagsessen.
 

Langsam trete ich in dein Hausbüro. Schritt für Schritt nähere ich mich deinem Schreibtisch. Erst als ich direkt vor dem Schreibtisch stehe scheinst du mich zu bemerken. Du blickst zu mir auf und lächelst mich an. Ich bin der einzige, der diese Seite von dir zu sehen bekommt. Mir gegenüber bist du nicht der Geschäftsmann! Nicht der wiederholte Duell Monster-Meister! Nicht der Arsch, den du vorgibst zu sein, wenn du in der Schule bist!
 

Für mich bist du einfach mein großer Bruder. Der mir immer zuhört! Der mir selbst nach einem langen, anstrengenden Tag in der Firma noch bei den Hausaufgaben hilfst. Der sich morgens die Zeit nimmt mit mir zu frühstücken, auch wenn er selbst dabei kaum was isst. Der für mich alles stehen und liegen lassen würde, wenn ich ihn nur darum bitten würde.
 

Aber ich bin nicht blind! Ich sehe wie du leidest. Unter IHM! Obwohl ER schon lange nicht mehr da ist. Dennoch kannst du IHN nicht abschütteln. Nicht hinter dir lassen. Wirist von IHM verfolgt. Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, wie sehr er dich noch kontrolliert. Dich beherrscht. Dein Verhalten beeinflusst. Mit all dem Mist, den er dir eingebläut hat.
 

Deshalb hältst du jeden auf Abstand. Lässt niemanden an dich ran. Nach außen magst du kontrolliert, selbstbewusst und emotionslos wirken. Doch ich bin dein Bruder. Ich weiß, dass das nur Fassade ist. Kenn dich mein Leben lang. Weiß wie du warst. Sehe wie du dich gibst. Das passt nicht zusammen.
 

Du willst mich beschützen. Das machen große Brüder nun mal. Und ich bin dafür dankbar. Aber manchmal sehe ich mehr, als dir bewusst ist. Mehr als ich dir sage. Denn ich weiß, wenn ich dir das erzählen würde, würdest du auch von mir Abstand nehmen. Aus Angst. Nicht aus Angst vor mir. Du hast Angst davor dich dem zu stellen, was ich real werden lassen kann, wenn ich es ausspreche. Also behalte ich es für mich.
 

Der Grat auf dem du balancierst ist schmal. Bring ich dich aus dem Gleichgewicht, dann stürzt du. Fällst in den bodenlosen Abgrund. Das möchte ich nicht. Ich würde dich gern auf die sichere Seite ziehen. Weg vom Abgrund. Dahin, wo du auch mal straucheln und fallen kannst ohne alles verlieren zu können. Auf der du aufgefangen wirst und man dir hilft wieder aufzustehen. Aber ich weiß auch, dass ich das nicht alleine schaffen kann.
 

Ich brauch dafür Hilfe! Menschen, die sich nicht von deinem Gehabe abschrecken lassen. Denen es nicht zu anstrengend ist, immer wieder einen Schritt auf dich zuzumachen. Die nicht aufgeben, wenn du vor ihnen zurück weichst oder sie von dir stößt. Echte, wahre Freunde, deren Loyalität ohne Zweifel und Makel ist. Bei denen du keine Angst haben musst, dass sie dich verraten und verkaufen.
 

Yugi kommt mir in den Sinn. Mit seinem hellen Lächeln und dem grenzenlos naiven Vertrauen in das Gute. Jonouchi-kun, der sich ohne Zögern vor seine Freunde stellen und bis zum bitteren Ende kämpfen würde. Honda-kun, der sich geduldig Probleme seiner Freunde anhört und immer einen guten Rat in petto hat.
 

Doch wie kann ich sie um Hilfe bitten ohne etwa offenbaren zu müssen? Wenn ich ihnen offenbare, wie und warum du bist, wie du bist, käme das einem Verrat gleich. Jedenfalls fühlt es sich für mich so an. Sicherlich könnte ich Yugi auch um Hilfe bitten ohne ihm die ganze Wahrheit zu offenbaren. Er würde sie mir nicht verwehren. Nicht Yugi. Aber Jou-kun und Honda-kun würden nicht aufhören zu bohren und irgendwann... da würde ich mich verplappern.
 

Aber ich kann auch nicht länger tatenlos neben dir stehen. Zuschauen, wie du in deiner Isolation zu Grunde gehst. Weil du glaubst, dass es anders nicht geht. Du irrst dich und dass möchte ich dir aufzeigen. Es muss nicht so sein, wie es ist. Es kann besser sein. Wenn du mir vertraust und ich dich führen darf.
 

Doch ich weiß auch, dass du Kontrolle nicht abgeben kannst. Du musst die Gewissheit haben, dass du jederzeit die Fäden in der Hand hältst. Sagst, wo es lang geht. Weißt, was dich erwartet. Ohne Kontrolle gerätst du in Panik. Klar, kannst du das nach außen vor anderen überspielen. Doch ich weiß, wie es in dir aussieht!
 

Ich weiß, dass das noch so ein Überbleibsel aus der Zeit ist, als ER noch hier war. ER, der dir jede Selbstbestimmung verweigert hat. Der dich mit Gewalt in die Richtung gezwungen hat, die ER vorgegeben hat. Ohne eine Chance dich ihm zu entziehen oder dich zur Wehr setzen zu können. Es war ihm egal, was du wolltest. Ihm war nur wichtig, dass du funktioniertest. Egal zu welchem Preis!
 

Genug ist genug. Ich werde nicht länger zulassen, dass du weiter unter IHM leidest. Dem, der längst fort ist. Der dir nicht mehr gefährlich werden kann. Dir nicht mehr weh tun kann. Niemals wieder. Ich werde dir helfen, deine Wunden endlich heilen zu lassen. Sanft und behutsam werde ich dich aus deiner Isolation führen. Vielleicht dauert es eine Weile, aber ich werde das schaffen.
 

Ich umarme dich. Langsam. Behutsam. Ich spüre, wie schwer es dir fällt Nähe zu ertragen. Selbst meine. Umarmungen sind eine Seltenheit. Wenn du sie zulässt, sind sie kurz. Als würdest du dich verbrennen, wenn du mich zu lange an dich drückst. Aber das ist in Ordnung. Solange du es dennoch ab und zu zulässt.
 

Als wir uns voneinander lösen fällt mein Blick wieder auf die Bentō-Box. Neben ihr steht ein Faltkärtchen auf dem in klaren Schriftzeichen "Guten Appetit, mein Drache!" steht. Ich muss kichern. Wer nennt Seto denn bitte 'Drache'? Und wer erhebt da Besitzansprüche an meinen Bruder?
 

Die Bentō selbst ist offen und ich kann sehen, dass sie reich gefüllt ist. Vor allem die Onigiri fallen mir auf. Irgendwer hat sich hier die Mühe gemacht sie rund zu formen und mit Nori einen Drachenkopf daraus zu gestalten. Zwei blauen, kleinen Früchte sind als Augen eingefügt worden. Das sieht ja aus wie der Blue Eyes White Dragon von der Lieblingskarte meines Bruders!
 

Wer hat sich da solche Mühe gemacht? Wer ließ sich nicht von deinem Auftreten abschrecken? Eigentlich konnte es nur jemand von den anderen sein! Yugi, Jou-kun oder Honda-kun. Wer sonst hätte diesen Schritt gewagt?
 

Ich nehme eines der beiden Onigiri und halte es dir hin. Du blickt mich zweifelnd an, nimmt das Reisbällchen aber schließlich doch in die Hand. Nach einem weiteren Moment beißt du ab und ich hab den Eindruck, dass es dir schmeckt. Dann bietest du mir das zweite an und ich greife zu. Obwohl Onigiri so eine einfache Sache sind schmeckt dieses echt gut. Etwas fruchtig. Süß. Gemeinsam leeren wir das Bentō Stück für Stück und sind überrascht davon, wie gut die Kleinigkeiten schmecken. Wer auch immer diese Bentō zusammengestellt hat, hat das nicht zum ersten Mal gemacht und wusste was er tat.
 

Als ich zu dir aufschaue siehst du irgendwie zufrieden aus. So hab ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Und ich spüre, wie ich mich darüber freue, dass du dieses Mal keinen Schritt zurück gewichen bist. Dass du dieses Geschenk angenommen und akzeptiert hast.


Nachwort zu diesem Kapitel:
GESUCHT: Beta-Leser*in im Bereich Rechtschreibung und Grammatik, sowie Inhalt

Vielen Dank für 18 Favos und 10 Kommis. Ich freu mich immer, wenn ihr mir mitteilt, was ihr gut oder weniger gut findet oder ihr Ideen und Wünsche für Fortsetzungen an mich heran tragen möchtet. Alle, die sich nicht öffentlich äußern wollt, können mir gerne auch ENS schicken :-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Yui_du_Ma
2021-08-07T19:27:12+00:00 07.08.2021 21:27
Ich hab mir beim letzten Kapi überlegt, ob mal eine andere Sicht, wie die von Mokuba kommen wird und Zack, war sie da. ^.^
Tolle Sicht, aber denkt der Kleine in seinem Alter echt schon so erwachsen?
Das ist wahrscheinlich durch sein erlebtes so, auch wenn vieles ja nur angedeutet wurde.
Hat Mokuba, so viel mitbekommen von seinen Bruder und ihren Adoptivvater?
Dein Schreibstil verlockt immer weiter zu lesen,... mal schauen wie weit ich kommen werde. Aufjedenfall hab ich ja noch einige vor mir. *hehe*
Antwort von:  MAC01
07.08.2021 21:39
Hi Yui_du_Ma,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ja, Mokuba ist manchmal echt etwas zu erwachsen, aber das kommt - wie du richtig erkannt hast - durch seine Erfahrungen in dem Herrenhaus. Aber es wird auch Kapitel geben, da wird er schon wie ein Teenager rüberkommen.

Viel Spaß noch beim Weiterlesen :3
Von:  Hypsilon
2020-11-13T12:23:56+00:00 13.11.2020 13:23
Wahnsinn, ich hatte das ganze Kapitel über Gänsehaut. Super, dass du Mokuba auch einbindest und dann auch noch so überaus passend. Hat mir wirklich sehr sehr gut gefallen 👍🏻
Antwort von:  MAC01
13.11.2020 13:30
Hu hu Hypsilon,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Mokuba ist neben Seto und Jonouchi / Joey die dritthäufigste Perspektive in dieser Story. Er kommt also gelegentlich vor. :)

Bis zum nächsten Kapitel :3
Antwort von:  Hypsilon
13.11.2020 13:35
Find ich super =) freu mich drauf hehe
Von:  -Pharao-Atemu-
2020-05-26T20:59:13+00:00 26.05.2020 22:59
Mokuba wirkt so reif und durchdacht. Ein schönes Kapitel. Bei dem man die Liebe zu Seto wirklich herauslesen kann.
Antwort von:  MAC01
26.05.2020 23:03
Hey -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ja, da war Mokuba noch reif, durchdacht und nicht hormongesteuert XD

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  Shijin
2018-01-04T21:15:58+00:00 04.01.2018 22:15
Oh, der Wunsch hat sich ja schnell erfüllt...
Interessant, dass auch Mokuba von keinem seiner Freunde einschätzen kann, wer das Bento gemacht hat.
Da nimmt jemand die Zügel in die Hand...
Irgendwie gewinne ich den Eindruck, dass wenn die mal alle miteinander reden würden, ohne sich zu verstellen, wäre vieles ganz einfach zu klären, aber die FF viel zu schnell vorbei. Bin gespannt was die folgenden 80?? Kapitel noch so alles hergeben.
Antwort von:  MAC01
04.01.2018 22:33
Hey Shijin, vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

oh, Mokuba ist nicht dumm... Manchmal etwas altklug, manchmal weitsichtig, aber dann auch wieder kindlich naiv.

Ja, wenn alle mal aufhören würden sich hinter irgendwelchen Fassaden, Mauern und Masken zu verstecken, wäre die Welt wesentlich leichter zu ertragen, aber vielleicht auch ein wenig langweilig... :3

80+ Kapitel :3 nächste Woche geht es weiter :D
Von:  Onlyknow3
2017-07-30T20:29:37+00:00 30.07.2017 22:29
Das ist schön zu sehen wie sich Seto doch öffnet. Auch wenn Mokuba etwas nach geholfen hat.
Mokubas Gedanken zu seinem Bruder sind verständlich. Auch wenn der größere denkt der jüngere bekommt nicht mit.
Wie man sehen kann irrt Seto sich da gewaltig. Mokuba hat wohl mehr verstanden als er glaubt.
Wer Seto Drache nennt ist Joey und Mokuba wird es noch heraus finden.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
30.07.2017 22:36
Hey OnlyKnow, danke für deinen Kommi.

Ja, Kinder kriegen ne Menge mit. Immer wenn sich Eltern streiten und Kinder irgendwo in der Wohnung / im Haus sind kriegen die das mit. Sie können vielleicht die Zusammenhänge in jüngeren Jahren noch nicht zuordnen, aber je älter sie werden, desto mehr können sie verstehen und zuordnen was sie mitbekommen haben. :-)
Von:  Yidas
2017-07-30T18:45:43+00:00 30.07.2017 20:45
Sehr schön! Es ist interessant Mokubas Gedankengänge zu lesen und letzten Endes von beiden diese Zufriedenheit zu spüren.
Antwort von:  MAC01
30.07.2017 20:51
Hey Yidas, danke für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat :-) *sich verbeugen*


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