Das Buch der Zeit von Syntis (Ein Leben, jenseits von Eden (Highlander im Crossover mit gaaaaaaanz viel anderem)) ================================================================================ Kapitel 2: Getrübtes Wiedersehen -------------------------------- "Auf so eine Idee kann auch nur Selen kommen!" Sagte Darius zu sich selbst, nachdem er ihren Brief eingehend studiert hatte. Er saß alleine in seinem Pfarrhaus, das er nun etwa seit nicht ganz 500 Jahren bewohnte. Vor 1400 Jahren war er vom Feldherrn zum Priester geworden, ein ungewöhnlicher Werdegang, wie sie zugeben musste. "Wann kommst du, wann?" nuschelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. Er hatte in diesem Moment eigentlich genügend Probleme, da Grayson, einer seiner früheren Offiziere und bester Freund, einen Rachefeldzug gegen ihn führte. Grayson wollte alle Schüler und Freunde von Darius töten, bis er es nicht mehr aushielt und seine heilige Stätte verlassen würde, um mit ihm zu kämpfen. Etwa 4 Tage, nachdem Darius sich mit ihrem Brief befaßt hatte, kam sie in Paris an. Als sie aufwachte, war es auf ihrer Uhr 3: 46 Uhr und das erste, was sie tat, war nach unten zum Telefon zu laufen um Darius an zu rufen. Als sie gerade wählen wollte, fiel ihr ein, dass sie ihre Uhr noch umstellen musste. Es musste schon 12:46 Uhr gewesen sein. Das es eigentlich bald Zeit für das Mittagessen gewesen wäre, störte sie gar nicht. Da ihr die Telefonnummer nicht gleich einfiel und sie sie sich bedauerlicherweise nirgends notiert hatte, war sie gezwungen die Auskunft anzurufen. " Ehm, ja hier spricht Jennifer Montroes, ich wollte eine Telefonnummer in Erfahrung bringen.... Ja, Bruder Darius..... Ehm nein....Ja, Saint Josèf, in Paris. ...Ja, genau....... 0 4 - 3 7 - 4 5 - 0 9 - 1 8. Danke." Sie war guter Laune, zwar immer noch nicht ausgeschlafen, aber da sie mit guter Laune ein echtes Energiebündel ist, machte ihr das nichts aus, und rief Darius gleich an. "Dum - die - dum, 0 4, ahm 3 7 - öh - 4 5 - 0....9 da - dim - da, ehm - 1 8. Nah - na - na..." - "Tut - tut - tut - tut - klock. Pfarrei Saint Josèf, Bruder Darius." - "Guten Tag. Mein Name ist Jennifer Montroes. Ich starte im Moment eine einmalige Umfrage, in der ich Unsterbliche nach ihrem Befinden frage, - was sagen sie dazu?" - "Wie?!" - "Hallo Darius." - "Selen! Was treibst du für Spielchen mit mir?!" - "Was meinst du mit Spielchen? Ich musste die Staaten verlassen und hab' mich für Paris entschieden. Jetzt bin ich hier und wollte dich eigentlich besuchen. Ich hab mich total darauf gefreut dich wiederzusehen und habe doch tatsächlich geglaubt, du würdest dich auch freuen und nun?" Sie hatte sich tatsächlich ein wenig aufgeregt und merkte gerade in dem Moment, als sie fertig war mit Reden, dass sie sich dich schon irgendwie idiotisch aufführte. "Ist ja gut. Ich freue mich doch. Du bist schon in Paris?" " Ja, heute Nacht angekommen." Man konnte förmlich hören, wie es knisterte und Darius sich den Kopf zerbrach. Nachdem er nichts mehr von sich gab, fing sie wieder an zu reden. "Darius, hallo? Noch da?" - "Wie? Ehm, ja..." - "Es ist Montagmittag, heute Abend hast du doch nicht etwa schon was vor, oder?!" " Ehm, weißt du,...." - "Moment Mal, jetzt zieh dich nicht so aus der Affäre, ich komme dich heute besuchen. Um sechs?" - "Aber Selen, ...." - " Kedann?" "Hä? Ach, ja. Aber du solltest nicht....." - "Willst du nicht, dass ich dich besuchen komme?" - "Im Moment ist's nicht so gelegen, weißt du." - "Wieso?" Es tat ihr doch mehr weh, als sie sich eingestehen wollte, und das hörte man auch. " Weil..., weil...., oh Selen, ich...., ich kann nicht." - "Warum?" - "Es ist besser so... . Klock... Töööööööhhhht." Er hatte auf gelegt und sie legte auch auf. Für sie war das unbegreiflich, was zum Henker ist los mit Darius? Da ihr das Kopfzerbrechen nichts als Kopfschmerzen brachte, beschloß sie trotzdem zu ihm zu gehen , um sechs Uhr würde sie da sein. Darius kannte sie schon lange und sie glaubte, dass er sich dessen bewußt war, dass sie kommen würde, egal was auch passieren mochte. Da sie gestern erst angekommen war, nichts eingekauft hatte und der Kühlschrank leer war, musste sie wohl etwas gesunder frühstücken. Sie ging raus, kletterte über ihre Taschen, noch immer in den Anziehsachen des vorherigen Tages, streckte sich und trat in ihren verwilderten Garten. Mit der Zeit hatte sie schließlich gelernt zu überleben, dafür braucht man keinen Kühlschrank. Ihr kleines Gemüsebeet war schließlich voll von Eßbarem und es war auch erstaunlich wenig Unkraut darin gewachsen, sehr erfreulich. Sie sah auf ihre Uhr, die ,sagte', dass es 10 nach 1 war, sie das Frühstück also eigentlich überspringen konnte und gleich mit dem Mittagessen anfangen konnte. Sie pflückte sich einen Salatkopf, Tomaten, ' ne Gurke, ein Paar wilde Kräuter und Zwiebeln. Ihr erstes Essen in Frankreich sollte ein Salat sein. Manch einer würde das bestimmt komisch finden. Das Körbchen war voll und sie fragte sich, wie sie das alles nur essen sollte, aber die Zivilisation hat ja Kühlschränke hervorgebracht, manchmal sind Menschen doch zu was zu nütze, dachte sie und musste lachen, dass gerade sie diesen Gedanken hatte. Sie hörte sich ja schon an wie sonst wer, lächerlich und vorallem erbärmlich. Nachdem sie gegessen, sich geduscht, umgezogen und auch ein wenig gestylt hatte - wovon sie eigentlich nichts hielt - fuhr sie mit ihrem Fahrrad in die Stadt, zum Markt, kaufte Lebensmittel ein, fuhr wieder zurück und fuhr wieder in die Stadt, sie wollte Darius ja besuchen, auch wenn er's nicht wollte, wovon sie wiederum nicht ganz überzeugt war. Als sie in der Innenstadt ankam, war es noch ein Weilchen bis sechs und so sah sie sich noch ein bißchen um. Ihr Fahrrad kettete sie an einem Aufgang einer Metro - Station an, nur ein paar Straßen von Darius' kleiner Kirche entfernt und machte sich auf den Weg. Als sie nur noch die Straße hätte überqueren müssen, um bei Darius zu sein, spürte sie einen Unsterblichen, dieses Gefühl kam ihr bekannt vor, doch konnte sie es nicht sofort einem Gesicht zuordnen. Es war bereits dunkel und die Straße war leer, was sie beunruhigte. Sie wollte die Straße schnell überqueren. Hinter dem Zaun wäre ich auf heiligem Boden, dachte sie, dann ist es egal wer er ist, da bin ich sicher. Sie hörte Schritte, und sah im blassen Laternenschein eine Person die Straße herunterkommen. Sie hatte erst zwei Schritte auf die Straße getan, in der rechten Hand hielt sie ihren baumelnden Rucksack, als sie der Mann ansprach "Ist es nicht schon spät? Ein frommes Mädchen oder eine Verführerin, wer wird diese Kirche wohl betreten?" - "Wie meinen?" Ihre Antwort hielt sie so knapp wie möglich, denn die Stimme kam ihr bekannt vor, aber es fiel ihr nicht ein, wer das sein konnte. Die Laterne war nur schwach und gleich weit von ihnen entfernt, er konnte ihr Gesicht also genauso wenig erkennen, wie sie seines. Sie versuchte so ruhig wie möglich die Straße zu überqueren, bloß keine Schwäche zeigen. Als sie sich mitten auf der Straße befand spürte sie Darius. Er kam gerade aus der Tür und trat auf den Weg, der zur Straße führte. Sie lächelte als sie ihn sah. Er riß die Augen auf, vor Schreck, Angst, Zorn, warum wusste sie nicht. "Selen, du solltest nicht herkommen...." - "Genau Selen." Der Mann stand nun im Laternenschein. Sie drehte sich zu ihm, sie wollte wissen, wer er war. In dem Moment, in dem sie ihn erkannte, spürte sie einen Ruck in ihrer Brust und vor Schreck ließ sie ihren Rucksack fallen. Der Schmerz kam erst Sekunden später. Sie sah an sich runter, das Blut lief aus einer Wunde, in der ein verzierter Wurfdolch steckte, er hatte ihr Herz getroffen. Langsam wurde ihr schwindelig, Mit etwas Mühe konnte sie den Dolch raus ziehen und drückte ihre Hände auf die Wunde, damit sie nicht noch mehr Blut verlor. Der Schwindel überkam sie wie in Wellen, Wellen, die sie zu Boden zu drücken versuchten. Das Gleichgewicht zu halten fiel ihr schwer und sie taumelte zum Zaunpfeiler um sich etwas Halt zu verschaffen. Sie lehnte sich mit dem Rücken an und musste nachgeben, als ihre Knie weich wurden und schließlich einknickten, saß sie da und versuchte den Schmerz, der langsam betäubend wirkten, zu ertragen. Der Mann im Lichtkranz der Laterne lachte und verspottete Darius, der verzweifelt neben ihr kniete und versuchte ihr zu helfen. Er konnte es nur schwer ertragen, sie dort langsam sterben zu sehen, nur weil sie von Natur aus eine Kämpferin war - also nicht einfach aufgab - brüllte er ihn fast an "Grayson, wie kannst du soetwas nur tun? Wofür? Du hast an mich geglaubt, jetzt willst du mich vernichten, aber was haben meine Freunde damit zu tun?" Grayson strahlte, Darius so am Boden zu sehen, fast den Tränen nahe, war für ihn schon sehr befriedigend und doch, er wollte mehr, er wollte Darius' Kopf. "Ist es nicht seltsam, wie sie so dahin siecht, dem Tod in die Arme? - Deine Freunde, einst zählte ich auch dazu, zu deinen Freunden. Du hättest ihr Leben retten können, du musst nur raus kommen und gegen mich kämpfen, damit hat alles ein Ende." Er grinste, er wusste, Darius war aus der Übung und besaß kein Schwert mehr, mit dem er sich hätte verteidigen, geschweige denn angreifen können. Sie hörte all dies nur noch sehr schwach und letztendlich starb sie und ihr Körper begann sich sofort zu regenerieren. Woran sie eigentlich gestorben war, wusste sie nicht. Ob es der hohe Blutverlust war oder vielleicht der daraus folgenden Sauerstoffmangel im Gehirn, oder einfach nur Herzstillstand, aber im Grunde genommen interessierte es sie nicht. Sie hatte viel Blut verloren und genügend Blut, beziehungsweise Blutkörperchen zu produzieren war für ihren Körper eine große Anstrengung, erst recht, wenn es so schnell sein musste. Sie wollte die beiden nicht all zulange alleine lassen, denn das Letzte, was sie gehört hatte klang nicht besonders verheißungsvoll. Sie lag quer durch den Durchgang vom Fußgängerweg zum Kirchengelände, versperrte also das Tor, das immer offen stand. Ihr Kopf lag vorn übergeneigt und ihre Hände waren aus Kraftlosigkeit runter gesunken. Als sie wieder erwachte schreckte sie tief einatmend auf und stieß sich gleich den Kopf am Zaunpfeiler. Benommen wie sie war saß sie da und sagte in ihrer ersten Verwirrung nur " Isset hetor em." und stöhnte. Grayson sah sie fassungslos und verständnislos mit weit aufgerissenen Augen an, dann brachte er nur das langgezogene "Waaaass?" raus. Darius wollte für sie antworten, doch sie war langsam wieder bei Sinnen und leierte gleichzeitig mit Darius "Mir ist heiß." Er hatte natürlich nicht ,Mir' gesagt, sondern ,Ihr'. Er legte ihr die Hand auf die Stirn und konnte ihren Ausspruch durchaus nachvollziehen. Grayson war nicht ganz genauso alt wie Darius, aber sehr nah dran, doch an so eine Sprache konnte er sich nicht erinnern. Um so mehr wunderte er sich, dass Darius sie so selbstverständlich und auch unter diesen Bedingungen so schnell übersetzte. Doch für viel Verwunderung ließ sie ihm keine Zeit. Sie versuchte ihn mit einem Tritt vors Schienbein aus dem Gleichgewicht bringen, indem sie sich seitlich nach rechts drehte, was allerdings nichts brachte, da dieser auswich. Er stand verdattert da, zog sein Schwert und hätte ihr da, auf der Schwelle zu heiligem Boden, doch fast den Kopf abgeschlagen, wenn Darius sie nicht weggezogen hätte. Ein wenig säuerlich gestimmt sprang sie auf ihre Füße, spürte noch ein leichtes Stechen in der Brust und musste sich noch ein wenig zurückhalten, weil sie nicht gerne aufgeschlitzt werden wollte. Sie stand da, im Eingangstor zum Kirchengelände, guckte Grayson gleichgültig an, er aber kochte vor Wut. "Du Hexe, du bist Schuld! Du und deinesgleichen, ihr habt Darius doch damals verführt, ihn bekehrt." Bekehrt, das hatte er sarkastisch betont. Er hatte sie wiedererkannt. Sie und ihresgleichen waren in seinen Augen dafür verantwortlich, dass Darius nicht zum größten Feldherrn, Herrscher aller Zeiten geworden war. Mit ihresgleichen meinte er En, die er selbst heute noch für eine Hexe hielt, Selen anscheinend auch. Das Darius gerade wegen En diese ,Kariere' aufgegeben hatte, konnte er wohl nicht überwinden und machte Anstalten seinen Rachegelüsten nachzugeben. Vor etwa 1400 Jahren hatte Darius nach einer langen, siegreichen Periode ein Heer gegen Paris geführt. Am Beginn dieses Feldzuges hatte er geschworen vom Gebirge des Urals bis zur atlantischen See zu ziehen und alles zu erobern. Indem er Paris verschonte, hatte er diesen Schwur gebrochen und sie war sich sicher, dass das mit ein Grund dafür war für Graysons Aggressionen gegen ihn war. Es mag sich vielleicht raffgierig anhören, Europa zu erobern, alles und jeden, der sich einem in den Weg stellt niederzuschlagen, aber die Zeiten waren eben so verrückt. Darius war immer schon ein guter Mensch, nicht erst seitdem er hier als Priester sitzt und im Stillen versucht die Welt zu verbessern, das wusste sie. Sie konnte leider nicht behaupten, dass sie das schon immer wusste. Damals, in den Zeiten, als Darius noch als Feldherr agierte, hatte En es ihr beigebracht, es ihr klar vor Augen geführt. Sie hatte ihr das schon in früheren Zeiten beigebracht, aber sie hat es wieder vergessen. Das man Menschen nicht nur nach ihrem Äußeren beurteilen soll, wusste sie. Das war ja klar und einfach, das erlebt man jeden Tag, auch wenn man es nicht beachtet. En aber war sich sicher, dass man den Menschen auch damit Unrecht täte, indem man sie nur nach ihren Taten beurteilt. Sie war ein Mensch mit einer warmen Ausstrahlung, wie ihr es ihr Heimatstern in die Wiege gelegt hat. In ihrer Gegenwart erfüllte Selen immer das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Nie hat sie auch nur ein böses Wort aus ihrem Mund gehört. Darius hatte auch so eine Ausstrahlung, Das war ein merkwürdiges Gefühl, wenn man im Kampf sein bitteres und entschlossenes Gesicht mit diesen harten Zügen sah, aber dann diese Ausstrahlung wahrnahm. Nicht jeder spürt so etwas. Normalerweise spüren Menschen so etwas überhaupt nicht und auch Unsterbliche nahmen es nur äußerst selten wahr. Grayson war in dieser Beziehung ein echter Bauern - Trampel, ihm war alles egal. Über seinen Eifer, mit dem er seinen Rachefeldzug verfolgte, war sie ein wenig erstaunt, weil sie dachte, dass es schwer sei noch nachtragender als sie zu sein. Manchmal ist sie auch rachsüchtig, aber nur ein bißchen. In ihren Augen war Grayson ehrlich gesagt ein Verrückter, ein Fanatiker. Nach einem Moment antwortete sie ihm sogar: "Du Dummkopf, du weißt überhaupt nicht, was eine Hexe ist. Also schmeiß' nicht mit Worten um dich, die du nicht verstehst." Über ihren hitzigen Ton war sie selber erstaunt. Darius und Grayson starrten sie beide fragend an. Sie seufzte "Him, ich erklär' s dir später noch mal Darius." Sie trat auf die Straße, wich Graysons Schwerhieben aus und zog ihr eigenes Schwert. Eigentlich kann man es so nicht direkt sagen, obwohl sie keine Waffe bei sich trägt ist sie trotzdem nicht unbewaffnet. So kommt sie an jeder Kontrolle vorbei, hat nicht das lästige Problem, es unauffällig zu transportieren und ist beweglicher. Er griff an, sie wehrte ab. Solche Zweikämpfe betrachtete sie als Spiel, was nach Darius' Meinung nicht sonderlich gesund ist. Sie glaubte, dass Darius bei jedem kleinen Kratzer den Grayson ihr zugefügt hatte mehr litt als sie selber. Die Schwerter klirrten und es flogen Funken. Ihr Hemd hatte schon unzählige Löcher und ihre Hose sah aus wie eine ,Designerjeans'. Das Grayson nicht besser aussah befriedigte sie schon ungemein. Jedesmal wenn ihre Schwerter sich kreuzten, bei jedem Klirren zuckte Darius zusammen. Sie fand es total süß von ihm, dass er sich so um sie sorgte. "Hattest wohl viel Übung in den letzten Jahren, hm?" Eigentlich meinte sie es ernst, aber die Verlockung der Angriffslust war einfach zu groß, als dass sie es in dem gebührenden Ton hätte sagen können. " Ich wollte den alten Traum verwirklichen." Jeder Anwesende wusste, was er meinte und unwillkürlich musst sie etwas darauf erwidern. "Den Traum verwirklichen? Du hältst ihn nur fest. Jeder braucht Träume, aber man muss auch erkennen können, welchen Träume man leben kann und welche einfach nur das bleiben, was sie sind, Träume!" Langsam schämte Darius sich, dass sie für ihn kämpfte, obwohl er sie doch da raus halten wollte. Sie wunderte es, dass die Nachbarn nicht aus Neugierde an die Fenster kamen oder aus den Häusern, aber es kam ihr recht so. "Scher dich weg hier. Hier ist kein Platz für Spinner, die einer längst toten Idiotie hinterher trauern. Verstehen wir uns?!" In seinen Augen war sie eine Heranwachsende, die den Mund zu voll nahm gegenüber einem erwachsenen Mann. Aber er wusste auch, dass sie mindestens so alt war wie er oder Darius. Und bis jetzt hatte sie sich gegen ihn gut geschlagen. "Wir sehen uns wieder, pah," er biß sich auf die Unterlippe "Von einem Kind geschlagen, schon wieder," - " Ich bin noch weniger Kind als du. Denk darüber nach." Er nahm sein Schwert und verstaute es unter seinem Mantel, während er sich umdrehte und von Dannen zog. Sie überlegte sich, wenn es andersherum gewesen wäre, er wäre mir sicherlich in den Rücken gefallen. "Du hast ein Gottvertrauen, Selen." - " Gerade DAS habe ich nicht." Sie suchte ihren Krempel zusammen und folgte Darius in seine ,Wohnräume', wie er es nannte. Sie würde es ja eher spartanisch eingerichtetes, völkerdurchwandertes Zimmer nennen, aber gut. Es war ja nicht häßlich eingerichtet, ein altes Himmelbett aus dunklem Holz, einem ebenso alten wie dunklen Schreibtisch, verschiedene Schränke, Bücherregale, Stühle, einen Tisch mit Schachbrett und einen, der allerdings zu der Zeit noch leer war, aber alles schön passend und etwa gleich alt. Das Bett gefiel ihr besonders gut, es war weich, bequem und es roch so gut, nach Darius. Sie setzte sich demonstrativ auf die Bettkante und Darius warf ihr einen tadelnden Blick zu, der nicht nur so gemeint war, dass er sich nur Sorgen darum machte, dass sie - so blutverschmiert wie sie war - sein Bettzeug beschmutzen könnte. Mit einer abfallenden Handbewegung winkte sie ab. "Wegen ,DEM' sollte ich nicht kommen?" Er nickte, es war keine Verlegenheit zu erkennen. "Ja" - Wieder eine Pause - " Wegen dem. Eigentlich wollte ich dich ja da raus halten, aber du musstest ja unbedingt deinen Dickschädel durchsetzen und einmischen musst du dich auch gleich überall." - "Fertig?" Sie legte ihren Kopf schief und hatte ihren liebsten, sanftesten und ruhigsten Tonfall benutzt um ihn zu besänftigen. "Ja" Bei seiner Antwort lächelte er schon wieder und hatte längst eingesehen, dass sie ihm zwar zugehört hatte, aber ihr Verhalten deshalb trotzdem nicht ändern würde, dafür hatte er es zu oft probiert. Sie war sich eben sicher bei allem - sagen wir bei fast allem - was sie tat. Sie machte sich nicht weiter Gedanken um Grayson. "Freust du dich, dass ich da bin?" - "Ja schon, im Moment könnte ich Freunde zwar gut gebrauchen, aber sie leben meist nicht mehr lange oder zumindest sehr gefährlich." - "Das ist nichts neues für mich, das weißt du. Das Leben ist nun mal mit Risiken verbunden. Wäre das nicht so, dann wärst du ja schon tot." Er dachte darüber nach , das gab ihr Zeit sich mal richtig umzusehen. "Du veränderst wohl nie etwas in deiner ,Wohn - höhle' - oder selten, wie?" Sie hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen. "Hm?" - "Schon gut." Er nuschelte irgend etwas vor sich hin, er sah so bedrückt aus. Das sie nichts für ihn tun konnte, machte sie ebenso bedrückt. "Ich halte das so nicht mehr lange aus Selen. Ich weiß, ich kann nicht von dir verlangen, dass du dich dieser Sache annimmst." Er sprach zwar mit ruhiger Stimme, wie sonst auch, aber es bedurfte keiner besonderer Fähigkeiten die Verzweiflung , mit der er das sagte zu spüren. "Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder ein Schwert benutzen würde. ..." Sie sah ihn an und als sie endlich begriffen hatte was er ihr damit sagen wollte, riß sie die Augen weit auf. "Was hast du vor?!" Es war eigentlich keine Frage, sie wollte bloß feststellen, ob er sich selbst im Klaren darüber war, was er gerade gesagt hatte. "Irgendwas muss passieren, wie es aussieht, muss ich selbst...." - " Du selbst, was? Dich abschlachten lassen?" - "Grayson ist ein Problem, oder doch vielleicht ich? Ich sitze hier und die Welt um mich herum verändert sich, während ich immerzu der gleiche bleibe. Vielleicht sollte ich meine Zuflucht wieder verlassen." - "Darius, du weißt, du bist mein bester Freund und deshalb sage ich dir: Du bist wohl verrückt geworden! Du hast jetzt über 1000 Jahre kein Schwert angerührt, überhaupt kein Training gehabt und obendrein besitzt du nicht einmal mehr ein Schwert. Darius, das ist tödlich. Ich weiß das, du weißt das und das Schlimmste ist, Grayson weiß es mit Gewißheit auch. Außerdem ist er sicherlich die ganze Zeit über im Training gewesen. Sind das nicht genügend Gründe?" Sie diskutierten über dieses Problem und wie man ihm Abhilfe schaffen könnte. Sie wollte ihm ja helfen, aber mit einer endgültigen Lösung des Problems konnte sie nicht dienen. Um besagtes Problem zu beseitigen, hätte man Grayson töten müssen, aber das konnte sie gerade nicht tun, ihn töten. Sie unterlag von Geburt an speziellen Gesetzen, zu deren Einhaltung sie unter Androhung der Todesstrafe verpflichtet war. Die Einhaltung dieser Gesetze, vor allem dem des nicht Tötens, sicherten ihr in erster Linie das Recht zu leben. Auch wenn sie es manchmal müde war zu leben, aber es gibt nicht nur gute Zeiten, mit den Schlechten muss man auch leben können. Darius half ihr dabei immer sehr, mehr als er es sich Vorstellen konnte, mehr als er ahnte. "Was willst du jetzt genau tun?" Er sah sie an. Über ihre Frage schien er noch nachzudenken deshalb schob sie den Rest gleich hinterher. " Ich mein' du hast wohl Recht, so kann es nicht weiter gehen. Ich glaube nicht, dass es sich so einfach geschlagen gibt. Du hast viele Freunde, viele Ziele, an denen er dich noch empfindlich treffen könnte und auch treffen wird. - Vorausgesetzt, man läßt ihn machen was und wie er will." Sie war sich nicht sicher, ob er sie nicht verstanden hatte, ob er ihr nicht zugehört hatte, ihr nicht antworten wollte oder sie schlichtweg ignorierte, aber er antwortet nicht und für diesen Abend war ihre Geduld ein wenig überstrapaziert "Zum Teufel! Verstehst du überhaupt was, was ich meine?" Er sah zu ihr auf von seinem Schreibtisch, an dem er saß. Sie stand vor dem Schreibtisch, beide Hände mit den Handflächen nach unten auf den Schreibtisch gestützt und beugte sich zu ihm rüber. " Ich muss McLeod benachrichtigen." Er murmelte wieder so vor sich hin, in seinen nicht vorhandenen Bart. " Kedann? Eh, was?" Sie überlegte, der Name sagte ihr schon was, doch sie war sich nicht ganz im Klaren was. "McLeod, McLeod. .... Connor oder Dunkan?" Sie war sogar von selbst darauf gekommen. Voll beschäftigt damit kleine, quadratische Speckstein - Steinchen zu suchen, antwortet er ihr " Dunkan McLeod. Würdest du die Auskunft bitte für mich anrufen? Er müsste im Moment in den Staaten sein." - "Ja, sicher." Weil sie ein netter Mensch ist, hat sie es dann auch gemacht, an diesem Tag hatte sie ja schon geübt wie das mit der französischen Auskunft funktioniert. "Warum ausgerechnet Dunkan?" - "Hm?" Er sah auf. Er war damit beschäftigt die Steinchen mit Runen zu versehen. Sie saß wieder auf seiner Bettkante und sah zu ihm rüber. " Wir sind befreundet." - "Ja und?" - "Ich muss ihn warnen, verstehst du?" Sie überlegte sich wie man so einem netten, fürsorglichen Mann nur ans Leder wollen konnte und ertappte sich selber dabei, wie sie ihn anhimmelte. Er hatte so ein liebevolles Wesen und seine Art mit Menschen umzugehen ließen seine harten Gesichtszüge schwinden und weich erscheinen. Jedes mal, wenn sie ihm in seine klaren blauen Augen schaute, konnte sie in ihnen einfach versinken, weil sie einfach nicht anders konnte. Dunkan McLeod war ein ehrlicher Mann, der die Gerechtigkeit liebte und dementsprechend handelte. Darius und McLeod hatten sich vor gut 300 Jahren im Krieg kennen gelernt. Darius war damals umhergewandert um den Verletzten zu helfen. Dunkan sollte die zu schwer verletzten, die die man nicht mehr versorgen konnte, zu ihrem Sterbeort bringen. Auf diesem Weg haben sie sich getroffen. Die beiden waren mit Abstand die ehrlichsten und gerechtesten Unsterblichen, die ihr in ihrem doch nicht gerade kurzem Leben begegnet sind. Es freute sie, dass sie befreundet waren, weil es eine ,ehrliche Freundschaft' war und vielleicht weil ihr so etwas fehlte, eine ,ehrliche' Freundschaft. Ihr war wohl klar, dass McLeod zwar nicht die Lösung des Problems war, aber sie sozusagen mit sich brachte. Auf jeden Fall war Grayson ein Problem, jedoch eines von denen, den man Abhilfe schaffen kann. Hinter Darius' Schreibtisch, an der bunten Fensterscheibe, an der Rückwand des Raumes lehnte sie, schaute Darius über die Schulter und beobachtete genau, was er auf die kleinen Steinchen schrieb. Am nächsten Morgen brachte sie die beschrifteten Steinchen in einem, an Dunkan McLeod adressierten Umschlag für ihn zur Post. Es war schon ein komisches Gefühl einen Brief in Händen zu halten, der nach Amerika gehen sollte; wenn man selber erst vor knapp 2 Tagen von dort gekommen ist. Mit McLeod sollte das Problem tatsächlich gelöst sein, auch wenn es etwas unerwartet für manch einen Beobachter gekommen sein mag. Denn man sollte nicht außer Acht lassen, dass Grayson gut 4 Mal älter war als Dunkan und somit wohl, wie man annehmen sollte, genügend Lebenserfahrung, Stärke und Wissen gehabt haben muss. Aber dieses spektakuläre Showdown war wirklich eine Leistung, die für McLeod sprach. Er hatte Grayson eine ganz neue Frisur verpaßt und eine gründliche Rasur gleich dazu. Damit brauchte dieser sich wohl nie wieder um sein Aussehen zu sorgen, weil Tote so etwas im allgemeinen nicht tun, heißt es jedenfalls ..... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)