Alles nur nicht der! von abgemeldet (Vor Kaiba kann man eben nichts verbergen) ================================================================================ Kapitel 15: Starting -------------------- "Verdammter Mist!" Ich schrie auf in Verzweiflung. Ich erinnerte mich wieder, warum ich Pflanzen und Tiere studierte und für Technik absolut nichts übrig hatte. Ich konnte schlichtweg nicht damit umgehen. Nicht, dass ich zu dumm gewesen wäre. Ich hatte nur einfach keine Lust und kein Interesse an solchen Dingen. Umso geheimnisvoller wurde Kaiba. Etwas über ihn herauszufinden, erinnerte an die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wieso musste es denn so schwer sein? Er war reich und erfolgreich; bekannt, aber doch kein Popstar! Jede Information, die ich über Kaibas Computer bekam, bezog sich einzig und allein auf seine Rolle, als Firmenchef der KC. Ein kurzer Text über Mokuba und seine Musik. Kurz? Na ja, es war ein Artikel, der fast ein ganzes Magazin umfasste. Ich hatte nicht wirklich bemerkt, wie erfolgreich Mokuba mit seiner Musik wirklich war. So wie es aussah: sehr erfolgreich. Schön und gut. Ich brauchte nun wirklich keine Informationen über Mokuba. Hätte ich welche gebraucht, wäre ich einfach auf ihn zugegangen und hätte ihn gefragt. Kaiba war etwas ganz Anderes. Ich war neugierig. Ich wollte mehr über diesen Mann wissen, der ein offensichtliches Interesse an mir zeigte. Verdammt! Ich musste einfach mehr über ihn wissen, bevor ich mich auf ihn einließ. Herrlich! Es war also so weit. Ich hatte mich entschieden Kaiba, nein Seto, an mich heran zu lassen. Gut, was heißt entschieden? Hatte ich mich entschieden oder hatte Seto mich in diese Richtung gestoßen? "Spielt das überhaupt eine Rolle?" "Spielt was eine Rolle?" Mit großen, schockierten Augen musterte ich Seto Kaiba. Er stand völlig locker angelehnt neben der Tür und sah interessiert auf mich herab. "An was arbeitest du da? Hast du nicht eine Abneigung gegen alles, dass mit Steckdose funktioniert?" Dieses Grinsen. Wie konnte eine gesunde Frau nicht automatisch an Sex denken bei seinem Anblick? Ganz ruhig, Robin! Kein Grund in diese Richtung zu gehen. Wer weiß was Kaiba sagen würde, wenn er wüsste in welche Situation du dich gerade gebracht hast. In welche Situation du euch beide gerade gebracht hast. Ich fragte mich, wann es angefangen hatte, dass ich bei dem Gedanken an Seto Kaiba sofort Bilder von einem nackten Mann in den Kopf bekam. Einen sexy Mann, der Gefallen daran fand mir langsam aber sicher die Kleider vom Leib zu reißen. Oh, grundgütiger Gott! Wird das jemals ein Ende haben? Feuchte Träume von Seto Kaiba! Schlimmer ging es nun wirklich nicht mehr. Wie falsch ich doch lag. Es sollte sich sehr bald heraus stellen, dass die Wirklichkeit immer intensiver war, als ein Traum je sein könnte. "Hey, wieder mal in Dreamland?" Ich schrak auf. Reiß dich zusammen, Robin! "Ich..." Meine Augen schienen über mein Gesicht zu wachsen, als ich spürte wie Setos Mund langsam, geradezu schmerzhaft langsam über meinen Nacken glitt. Wann war er denn näher gekommen? Bekam ich hier noch was mit oder war ich schon in einer anderen Dimension? Eine Dimension voller schmutziger Gedanken. Nein! Nein! Nein! Nicht so! Nicht hier! "Wenn du etwas suchst, hättest du einfach fragen können. Ich schätze, ich könnte mit meinen bescheidenen Fähigkeiten von großer Hilfe sein." Hast du eine Ahnung! "Schon gut. Ich hab alles was ich brauche, gefunden." Schnell und vorsorglich seinem Blick ausweichend, machte ich Anstalten so schnell wie möglich aus seiner Nähe zu verschwinden. Seit diesem Frühstück und Setos Versprechen hatte ich keine Nacht mehr ruhig geschlafen. Immer wieder drifteten meine Gedanken zu ihm und dem was vielleicht möglich sein würde. Gerade zu lächerlich. Wie ein Teenager. Ok, so viel älter war ich noch gar nicht, aber ich hatte diese äußerst ärgerliche Phase meines Lebens sorgsam übersprungen. So dachte ich zumindest. Ich ließ Seto keine Möglichkeit mich aufzuhalten. Noch bevor ich meinen Satz zuende gesprochen hatte, befand ich mich auch schon auf dem Weg zurück in mein Zimmer. Seto hatte mir erlaubt seinen Computer zu benutzen, um weiter an meinen Forschungen zu arbeiten. Immerhin sollten diese auch zur Verbesserung des Parks beitragen. Dennoch, konnte ich nicht anders, als meine freie Zeit mit Nachforschungen über Seto Kaiba zu verbringen. Wer war er? Was hatte er getan? Was würde er tun? Mir war klar, dass Letzteres nur mit der Zeit herauszufinden sein würde. Selbst als die Sonne schon lange untergegangen war, musste ich noch an ihn denken. Oder vielmehr an die Dinge, die ich nicht wusste. Er hingegen kannte mich in- und auswendig. Was er auch ganz konsequent einsetzte, um mir näher zu kommen. Im Grunde hatte ich noch nie einen richtigen Geliebten gehabt, denn dieser Begriff beinhaltete für mich neben Sex noch andere Dimensionen und viel Intimität. Wenn ich ihn wollte, würde ich ihm mehr geben müssen, als ich bisher bei anderen Menschen zu geben bereit oder fähig gewesen war. Noch ein Punkt, über den ich dringend nachdenken musste, während ich einen Moment lang meine verspannten Rücken massierte. Und dann wandte ich mich wieder meinen Papieren zu und schrieb meine Ideen für den neuen Pferdestahl auf, wobei ich ein besonderes Augenmerk auf die Unterkünfte für die Fohlen legte. Ich beantwortete das Klopfen an der Tür mit einem Grunzen. "Heißt das komm rein oder fahr zur Hölle?", erkundigte Mokuba sich. Er trug ein Paket in seiner Hand. "Für dich komm rein, für alle anderen fahr zur Hölle. Ich arbeite gerade an den neuen Ställen für deinen Sklaventreiber von Bruder." Ich neigte meinen Kopf. "Was ist da drin?" "Keine Ahnung. Kam gerade an. Sieht aus wie eine Expresssendung für dich." "Für mich?" "Vermutlich von einem heimlichen Verehrer." Er setzte das Paket auf dem Schreibtisch ab. "Und ich würde sagen, er hat einen guten Geschmack in bezug auf Frauen." "Was du natürlich ganz objektiv beurteilen kannst." "Natürlich." Mokuba setzte sich auf die Schreibtischkante und nahm meine Hand. "Wie geht es dir?" "Gut." Beruhigend erwiderte ich seinen Händedruck. "Mach dir um mich keine Sorgen, Mokuba." "Ich darf mir Sorgen machen, das gehört zu meinem Job." Er sah mich besorgt an. "Es ist nicht schlimm, dass er hier ist, Robin, Rika hat sich schon längst damit abgefunden. Ich hoffe du kannst es auch." "Ich arbeite daran." Ich stand auf und ordnete Unterlagen, die nicht geordnet werden mussten. "Seto hat mich vorhin erwischt, wie ich an seinem Computer herumgespielt habe. Er scheint nicht im Mindesten verärgert zu sein, dass ich heimlich Nachforschungen über ihn anstelle." "Warum sollte er auch?" "Nun ja, wenn es ihm nichts ausmacht, könnte er dann nicht gleich von sich aus mit sprechen?" "Deswegen macht es ihm ja nichts aus. Er weiß nur zu gut, dass du nichts über ihn finden wirst. Er will, dass du ihn fragst. Wobei ich sicher vorsichtig wäre." "Du hast Recht. Irgendwie bin ich ihm dankbar. Dankbar dafür, dass er mich nicht so behandelt, als ob ich leicht zerbrechlich wäre, beschützt werden müsste..." Ich wandte mich ab, spürte eine Hitzewelle auf meinem Gesicht. "Damit wollte ich nicht sagen..." "Ist schon gut. Ich weiß nicht, ob ich oder Rika das Richtige getan haben, als wir dich belogen und Steve hierher brachten. Aber wir haben es gut gemeint." "Steve hierher zu bringen scheint mir richtig." Ich legte meine Unterlagen ab und nahm ihn in den Arm. "Ich weiß, dass du aus Liebe gehandelt hast. Sowohl für mich, als auch für Rika. Es liegen noch viele Fragen offen. Und die Teile passen noch nicht zusammen, aber es war die richtige Entscheidung Steve hierher zu bringen. Tod nützt er uns nichts mehr. Ich lasse nicht zu, dass Gedanken an ihn mein Leben in Frage stellen. Nicht mehr." Meine Augen flossen über vor Emotionen. "Ich will immer nur das Beste für dich. Ich bin mir nur nicht mehr sicher, was das Beste ist. Seto...", er nickte zu meiner Tür in Setos Richtung, "er konfrontiert dich mit einer ganzen Menge. Aber er ist aufrichtig dir gegenüber, und ich vertraue ihm." "Mokuba." Ich küsste ihn auf die Wange. "Ich bin alt und klug genug, um das allein zu entscheiden." "Ich fühle mich trotzdem für dich verantwortlich. Du bedeutest mir so viel. Und ich bin mir nicht sicher, was in Setos Kopf vor sich geht. Gelingt es ihm dich zu verführen?" "Vielleicht ein bisschen." Schüchtern sah ich Mokuba in die Augen. "Meinst du, ich sollte ihn machen lassen?" "Nun ja, es würde zumindest deine Gedanken von Steve ablenken." Jetzt strahlte er mich wieder mit seinem typischen Mokuba - Grinsen an. Er zwinkerte, stand auf und ging zur Tür. Dann blieb er noch einmal stehen, legte eine Hand auf die Klinke und sah sich um. "Haben wir dich zu eng an uns gebunden? Habe ich dich zu sehr an mich gebunden?" Er schüttelte den Kopf, bevor ich antworten konnte. "Ob ja oder nein, du bist eine wunderbare Frau. Dein Vater wäre stolz auf dich." Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, setze ich mich wieder hin und kämpfte gegen Tränen der Freude und Trauer an. Ich hoffte, dass er Recht hatte, dass mein Vater stolz wäre und seine Tochter nicht als eine Frau sehen würde, die zu distanziert, zu hart, zu ängstlich war, um sich jemandem zu öffnen. "Das ist alles nur deine Schuld, Dad. Warum hast du dich auch auf so einen Blödsinn eingelassen? Warum hast du mir nicht einfach gesagt, dass du mich liebst? Warum hast du mir nie beigebracht zu lieben?" Es gab niemanden. Niemanden. Das machte mich plötzlich so unerträglich traurig, dass die Tränen schon wieder fließen wollten. Doch ich drängte sie zurück, starrte auf das Paket auf meinem Schreibtisch. Ich nahm ein Messer aus der Tasche und zerschnitt mit der scharfen Klinge das Klebeband. Dann hielt ich kurz inne und genoss die Erwartung und die Vorfreude. Doch mein Lächeln erstarb, vermischte sich mit eiskalter Panik, die mir die Brust zuschnürte. Mein Mund formte einen Schrei. Ich ließ die Blumen fallen, als ob sie lebende Schlangen wären. Und starrte zitternd auf die freundlichen, noch nicht ganz erblühten Köpfe von Mondblumen. Ich hatte sie einst geliebt und jetzt verband ich sie nur noch mit Tod und Verderben. Neben diesen noch immer wunderschönen Blumen lag ein Zettel. Eine Nachricht geschrieben in einer unbekannten Handschrift: Möge die Jagd beginnen! Ich rannte los. Als mir der Türgriff aus der Hand glitt, wimmerte ich frustriert auf. Endlich gelang es mir, fest genug zuzufassen. Der Flur lag dunkel und ruhig vor mir. Fast wäre ich verängstigt in mein Zimmer zurückgekehrt, aber ich spürte noch immer das Gefühl der Blumen in meiner Hand, sah noch immer die Worte auf dem Zettel. Meine eigenen Schreie erschreckten mich, mein Atem zerrte an meiner Lunge, schluchzte durch die Stille. Ich musste hinaus. Weglaufen. Mich in Sicherheit bringen. Als ich erneut nach der Klinke griff, spürte ich eine Bewegung. Die Tür ging auf, der Schatten eines Mannes erschien. Vor meinen Augen verschwamm alles um mich herum zu einem grauen Nebel. Undeutlich wurde mir bewusst, dass jemand meinen Namen rief. Hände legten sich auf meine Arme. Ich spürte, wie ich schwankte und die Dunkelheit mich aufnahm. "Hey, hey, hey! Komm schon, komm zurück!" Ich spürte sanfte Schläge auf meinem Gesicht, fremde Lippen an meinen. Nach einer Weile stellte ich fest, dass ich auf dem Boden lag und Seto mich auf seinem Schoß hin und her wiegte. "Hör auf mich zu schlagen, du Idiot." Ich blieb still liegen, geschwächt vor Scham und letzen Aufkeimen meiner Panik. "Oh ja, das ist schon viel besser." Seto bedeckte meinen Mund wieder mit seinem, legte seine ganze Erleichterung in den Kuss. "Zum ersten Mal ist eine Frau vor mir in Ohnmacht gefallen. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass es mir gefällt." "Ich bin nicht in Ohnmacht gefallen." "Dann bist du eine gute Schauspielerin." Er atmete langsam aus. "Tut mir leid, dass ich dich mit meinem Überfall so erschreckt habe. In deinem Zimmer brannte noch Licht." "Lass mich aufstehen." "Bleiben wir lieber noch eine Minute sitzen. Ich glaube nicht, dass meine Beine mich schon wieder tragen." Er legte seine Wange an meine. "Und wie geht es dir sonst so?" Ich wollte lachen und gleichzeitig weinen. "Danke, bestens. Und dir?" Er drehte mich zu sich um und lächelte mich an. Mein Anblick, meine klaren Augen schienen etwas in ihm zu bewegen. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht." Seine Hand glitt durch mein Haar, streichelte es. "Es ist seltsam. Weißt du, wie viel Zeit wir bisher miteinander verbracht haben?" "Nein." "Nicht genug", murmelte er und küsste mich wieder. Diesmal waren seine Lippen weich und öffneten sich. Ich hob die Arme, legte sie um ihn. "Robin." Er küsste mich entlang meines Kiefers und auf die Stirn. "Lass mich die Tür schließen." "Hmm?" Meine schläfrige Antwort musste Hitzefunken durch seinen Körper treiben. Seine Haut begann sich zu erwärmen. "Die Tür..." Seine Hand streifte meine Brust, und seine Finger spannten sich unwillkürlich, als ich mich ihm entgegenbog. "Ich will dich nicht zwischen Tür und Angel lieben." Wieder gab ich einen kehligen Laut von mir und nagte mit meinen Zähnen an seiner Unterlippe, während ich nach der Tür tastete, um sie selber zu schließen. Doch dann ertastete ich die Blumen. Hastig versuchte ich, mich zu befreien. "Oh Gott! Lass mich los! Ich muss hier weg! Sie sind wieder da!" Seto fragte nicht nach, wen ich meinte. Diesen Ton schlug ich nur an, wenn ich von meiner Vergangenheit sprach. "Woher weißt du das?" Meine Augen leuchteten weiß. "Die Blumen. Mondblumen." Verängstigt rollte ich mich zusammen und legte mir die Hände über die Augen. "Ist schon gut, bleib wo du bist." Er schob mich zur Seite und lief entschlossen ins Büro. Er griff nach den Blumen und dem Zettel, der heruntergeglitten war. "Sie waren es." Ich war aufgestanden und an die Tür zum Büro getreten, zitterte jedoch noch immer. "Mondblumen. Die Blumen mit denen alles begann. Die Blumen die blühten, als mein Leben zum ersten Mal zu Bruch ging. Die Blumen die blühten, als sie meinen Vater töteten. Sie wollen mir sagen, dass sie mich nicht vergessen haben." * * * Die Nacht zu schlafen, war für mich so gut wie unmöglich gewesen. Und da ich wusste, dass Seto mit Sicherheit schon wieder an seiner Arbeit saß, entschloss ich mich, ihm auf die Nerven zu gehen. Bemüht damit mich abzulenken, sah ich Seto zu wie er auf diverse Tasten auf seinem Computer einschlug. Ich hatte mit mir gerungen und versucht mich zu beruhigen, doch der Gedanke an diese Nachricht wollte nicht aus meinem Gedächtnis verschwinden. Sie wissen von mir und sie wissen wo ich bin. Was sollte ich tun? Wieder weglaufen? Ich wusste ja nicht mal genau von wem die Nachricht gekommen war. Und jetzt saß ich hier und beobachtete Seto bei der Arbeit. Ich wollte nicht alleine sein; nicht wieder ins Bett gehen und darüber nachdenken müssen, was ich tun sollte. Auf gewisse Weise beruhigte mich das beständige Tippen. "An was arbeitest du eigentlich?" Irgendwie musste ich mit ihm reden. Seit Seto die Nachricht gesehen hatte, hatte er kein einziges Wort mehr mit mir gesprochen. Warum nur? Befürchtete er, ich würde ihn und Mokuba mit meiner Anwesenheit in Gefahr bringen? "Kommt mir schon so vor, als würde ich Dollarzeichen in deinen Augen sehen", stellte ich fest. "Im Vergleich zur gleichen Zeit im letzten Monat habe ich zehn Prozent mehr Umsatz gemacht." Seto blickte von seinem Schreibtisch auf. "Meinen Berechnungen zufolge müsste ich sämtliche Bearbeitungskosten des Parks allein durch die Einnahmen ausgleichen können. Und wenn dann die Sommerzeit anfängt, werden ich in den schwarzen Zahlen sein." Mit zusammengekniffenen Augen trat ich näher an den Schreibtisch. "Ich dachte, das wärst du bereits." "Technisch gesehen nicht." Während er sprach, gab er weitere Summen in den Computer ein und grinste leicht bei meiner bissigen Bemerkung. "Schließlich erlaube ich dir und deinen Kollegen ein, wenn auch minimales, Gehalt. Dann habe ich noch andere Kosten zu tragen, die auch nicht zu unterschätzen sind." Ohne im Tippen innezuhalten, griff er nach einer Tasse Kaffee. "Am Anfang habe ich größtenteils mein Eigentum investiert, um den Park aufzubauen. Allmählich hätte ich gerne Resultate. Ich will schließlich nicht mein ganzes Vermögen in diese Anlage stecken und..." "Bitte erspar mir die Einzelheiten, Seto. Du machst also Verlust mit dem Park?" "Am Anfang ja, aber inzwischen..." "Mein Gehalt ist im Vergleich zu meinen Kollegen immens." "Natürlich ist es das. Du bist eine meiner wertvollsten Arbeiter. Die wichtigste Person in diesem Geschäft mal von mir selber abgesehen", schob er nach, als er merkte, dass ich wieder einmal von Schuldgefühlen geplagt wurde. Als er erkannte, dass ich eine ausführliche Erklärung nötig hatte, stellte er seine Tasse ab und zog sogar seine Hand von der Tastatur des Computers zurück. "Das Ganze funktioniert folgendermaßen, Robin. Ich nehme, was ich brauche zu einem Teil, um euch zu bezahlen und investiere den Rest wieder ins Geschäft. Immerhin habe ich neben dem Park noch andere Geschäfte und persönliche Ausgaben, die es zu bestreiten gilt. Sobald diese getätigt sind, wird der Rest des Gewinns wieder in den Park gesteckt - falls es einen gibt." "Und falls es keinen gibt, bist du in den roten Zahlen, was bedeutet, dass..." "So sieht eben die Realität aus. Es ist nicht im Geringsten ungewöhnlich, wenn man, nachdem man ein neues Unternehmen gegründet hat, erst mit Verlusten operiert." Er machte eine kurze Pause bevor er weiter sprach. "Vergiss für einen Augenblick die Details. Was ich dir gerade versuche zu sagen ist, dass ich in diesem Monat alle Bankschulden begleichen- und echten Gewinn machen werde. Das ist selten bei einem Geschäft im zehnten Monat. Nach meinen Berechnungen beschließe ich das Jahr mit einem fünfstelligen Nettogewinn." "Dann geht es also bergauf?" "Und ob." Lächelnd strich Seto über die Tastatur seines Computers, als wäre sie ein braves Kind. "Wenn die Wohltätigkeitsveranstaltung gelingt, läuft alles mehr als gut." "Oh, darüber wollte ich noch mit dir sprechen." Ich zögerte und sah stirnrunzelnd auf die Zahlen auf dem Computerbildschirm. "Es läuft also wirklich alles gut?" "Wenn du nicht mal einem Finanzexperten vertraust, wem dann?" "Du hast Recht. Tja, dann wird es dir ja keine allzu großen Problem bereiten, mir ein paar Schecks auszustellen." Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nur leicht, fast unmerklich. "Dabei wärst du bei mir an der richtigen Adresse." Leicht zuckend nahm er die Rechnungen an, die ich in der Eile aus meinem Zimmer geholt hatte und rang dann nach Luft. "Wofür zum Teufel, soll das alles sein?" "Erfrischungen." Ich setzte ein strahlendes, hoffnungsvolles Lächeln auf. "Bewirtung. Ach, und Werbung. Hat alles mit der Versteigerung für das neugeborene Fohlen K. zu tun." Ich zitterte bei der Erinnerung an den Tag an dem K. geboren worden war. Seto schien sich ebenfalls zu erinnern, denn sein wütender Ausdruck machte Platz für ein perverses Grinsen. "Natürlich. Wie könnte ich das vergessen?!" Sein Grinsen verschwand erneut, als er weiter durch die Rechnungen ging. "Himmel, so viel zahle ich, bloß damit eine Gruppe altmodischer Typen uns mit Kammermusik betäubt? Warum könnt ihr nicht einfach einen CD-Spieler aufstellen? Ich habe dir doch gesagt..." "Seto, dabei geht es um dein Image. Seit wann kümmert es dich wie viel etwas kostet? Und dieses Trio ist keine Gruppe altmodischer Typen. Es sind lauter junge Musiker mit wirklichem Talent." "Es kümmert mich immer wie viel etwas kostet. Und vor allem, gebe ich mein Geld für Dinge aus, die ich für nötig erachte. Und nicht für so einen..." Bevor Seto weiter sprechen konnte, kam ich um den Schreibtisch herum und tätschelte Seto die Schulter. "Das, was du den Musikern zahlst, entspricht der Durchschnittsgage in der Branche. Ebenso wie das, was für die Kellner vorgesehen ist." Knurrend klappte Seto das Scheckheft auf. "Du musst ja nicht immer übertreiben." "Denk einfach daran, wie in der Woche nach der Versteigerung die Kasse klingeln wird. All diese reichen, kapitalistischen Kundinnen mit mehr Geld als sie ausgeben können!" "Du versuchst mich zu beschwatzen." "Und habe ich damit Erfolg?" "Sag noch mal Mit mehr Geld, als sie ausgeben können." "Mit mehr Geld, als sie ausgeben können." "Okay, jetzt bin ich fast einverstanden." "Wirklich? Fast? Was fehlt denn noch?" Hätte ich besser nicht gefragt. Was für eine Antwort hatte ich denn erwartet? Im Bruchteil einer Sekunde fand ich mich auf seinem Schoss und Armen wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)