LOST von Jadis (- Huch, wo sind wir denn hier gelandet?! -) ================================================================================ Kapitel 6: Tag 5 & 6 -------------------- Tag 5 Die Mehrzahl der Gestrandeten arbeiteten, wie den Tag zufuhr auch, am Strand und waren mit allerlei Dinge beschäftigt. Noch immer ließen sich nützliche Dinge aus dem Wrack bergen, allerdings war auch die ein oder andere Leiche dabei. Die Überlebenden mit den starken Nerven hatten die verstorbenen Passagiere in einen, extra dafür vorgesehenen, Flugzeugteil gebracht. Es war um die Mittagszeit als Tess, im Bikini bekleidet und mit einem Eimer voller Wasser im Arm auf eine kleine Gruppe zusteuerte die sich gerade eine Pause gönnte. Sie saßen im Schatten einer großen Palme und beobachteten wie Tess immer näher kam. Anscheinend hatte sie Mühe den Eimer, aus dem immer wieder Wasser schwappte, zu bändigen. Aufgrund ihres freizügigen Auftrittes konnten sich die Männer in der Gruppe ein eindeutiges Pfeifen nicht verkneifen. Sie knallte, ohne auf die Pfiffe zu achten, den Eimer vor ihre Füße. Resse, die ihr am nächsten saß, lugte vorsichtig hinein und konnte ihren Augen kaum trauen. Der Eimer war voller, noch lebender, FISCHE. "Tess! Wie...wo...wo hast du die denn her?" fragte sie ungläubig. Tess wandte sich gerade ihre nassen Haare aus als sie antwortete. "Na aus dem Meer. Woher denn sonst?" Die restlichen derer die sich in der Nähe befanden rückten immer näher heran und versuchten auch mal einen Blick in den Eimer zu erhaschen. Schließlich hatte auch der Letzte einen Blick neugierig hinein gelugt und konnte sich auf ein angemessenes Abendessen freuen. "Ich glaube sie wollte eher fragen 'Wie hast du das denn gemacht?'." meinte Samantha an Tess gewandt. Tess grinste und griff in ihren Koffer den sie in der Nähe aufbewahrte. Wenig später holte sie ein grünes Buch heraus welches Reese als das 'Survival für Abenteurer' erkannte was sich Tess kurz vor ihrem Ausflug in das australische Downunder zugelegt hatte. "Ich wusste, dass es sich irgendwann einmal auszahlen würde." sagte Tess stolz und hielt es in die Höhe. Alle nickten anerkennend und Tess wollte sich bereits mit einem neuen Eimer wieder in die Fluten stürzen als Charlie aufsprang. "Warte ich komm mit! Du musst mir unbedingt zeigen wie das geht!" Tess klopfte ihm auf die Schulter. "Klar, aus die mach ich noch nen richtigen Fischer!" Hurley rannte den beiden so schnell er konnte hinterher. "Aus mir auch, aus mir ahaaaaauch!" und die Verbliebenen hörten nur noch ein "Duda!" den Strand entlang Schalmeien. Reese runzelte die Stirn. "Also für sich tut sie das nicht." "Was meinst du?" fragte Sam an sie gewandt. "Die Fische! Sie ist Vegetarier." (AvT: Oder essen Vegetarier Fisch? Na ja...Tess nich.) Es war ein gewöhnlicher Abend. Er war zumindest so gewöhnlich wie er unter diesen Umständen nur sein konnte. Die meisten der Gestrandeten saßen um das allabendliche Lagerfeuer und hingen ihren Gedanken nach. Charlie hatte sich gegen einen Baumstamm gelehnt und spielte ein langsames Lied auf seiner roten Gitarre. Reese saß neben Sam und lauschte der Melodie, irgendwoher kannte sie diese. In diesem Moment stieß Tess zu der Gruppe und setzte sich neben ihre Cousine. Kaum hatte sie sich ganz niedergelassen fiel es Reese wie Schuppen von den Augenbrauen. Das war Tess' Lied! "Ähm..." begann sie vorsichtig "du Charlie..." Er hörte auf zu spielen und legte die flache Hand auf die Saiten um den Nachklang zu stoppen. "Ja?" "Könntest du vielleicht etwas Anderes spie-" Tess hatte ihre die Hand auf die Schulter ihrer Cousine gelegt und sie leicht gedrückt. "Ist schon gut..." und in Charlies Richtung "...spiel bitte weiter." Die Töne erklangen wieder so rein und klar als wäre der Song nicht unterbrochen worden. Reese schluckte und sah unsicher zu Tess die mit glasigen Augen in die Flammen starrte. Kurze Zeit später stand sie auf und verließ den Kreis der Flammen. "Ich geh spazieren." Viele hoben ihre Köpfe und sahen zu wie Tess sie verließ. Sam schaute fragend zu Reese. "Erklärst du mir das?" Reese seufzte, nickte aber. "Der Song...als Tess und Jonathan...ihr Freund...sich damals trafen wurde gerade dieser Song gespielt." ***FLASHBACK*** Es klingelte. Tess ging zur Tür und öffnete diese. Völlig außer Atem, weil sie die vielen Treppen in den fünften Stock gerannt war, stand Reese im Flur und sah sie abwartend an. "Komm rein, komm rein!" wurde sie begrüßt. "Ich bin so schnell gefahren wie ich konnte, was ist denn so wichtig?" Tess zog ihre Cousine in ihre Wohnung und drückte sie im Wohnzimmer in die Couch. Immer noch hatte sie kein Wort gesagt und tat auch so richtig geheimnisvoll. Doch sie hatte glänzende Augen. Sie setzte sich neben Reese und nahm ihre Hände in ihre. Sie atmete tief durch und sagte mit einem Lächeln: "Joanthan hat mir einen Antrag gemacht." Reese hielt sich eine Hand aufs Herz und bekam große Augen. "Nein?!" "Doch!" nickte Tess. "Nein?!" "Doch!" Sie zeigte ihr den Verlobungsring. Und mit einem lauten Kreischen fielen sich die Beiden um den Hals. Tess hörte da bereits das Telefon klingeln. "Das ist ja toll! Ihr passt perfekt zusammen! Ich freu mich so für euch." Tess strahlte über beide Ohren als sie aufstand und zu dem kleinen Tischchen mit dem Telefon ging. Sie nahm den Hörer ab. "Valentine...ja...das bin ich!" Reese beobachtete wie das Lächeln auf Tess' Gesicht zu Eis gefror. Irgendetwas schien absolut nicht zu stimmen. "Ja...ich fahr sofort los!" Sie ließ den Hörer fallen ohne ihn einzuhängen und schnappte sich Hals über Kopf ihre Tasche und stürzte aus der Wohnung. Reese sprang auf und folgte ihr. Sie knallte die Wohnungstür hinter sich zu und stolperte die Treppen hinunter, der Aufzug war schon länger außer Betrieb. Erst an ihrem Auto holte sie Tess ein. "Was ist denn passiert?" Tess saß bereits auf dem Fahrersitz und startete den Motor. "Jonathan...er hatte einen Unfall." "Oh Gott! Soll ich vielleicht fahren?" "NEIN!" herrschte Tess sie so sehr an, dass sie in den Beifahrersitz zurückschrak. Tess bretterte los, über die Mainstreet zum L.A. Jeremias Hospital. Reese hatte nur noch Zeit zu protestieren, dass sie gar nicht angeschnallt war, als sie über die erste rote Ampel rauschten. In der nächsten viertel Stunde verstießen sie, grob geschätzt, gegen mindestens 30 weitere Verkehrsregeln, doch dies schien Tess am wenigsten zu interessieren. Als ihr Wagen mit quietschenden Reifen direkt vor dem Krankenhaus zum Stehen kam schickte Reese ein Stoßgebet nach oben. Sie lebte noch. Tess hatte ihren Wagen bereits verlassen und rannte in den Eingangsbereich. "Tess!! Wir stehn doch im Halteverbot!!" Glücklicherweise hatte sie den Schlüssel stecken gelassen, so konnte Reese den Wagen wenigstens noch zu einen angemesseneren Parkplatz manövrieren bevor sie Tess folgte. Tess war den Anweisungen des Mannes im Foyer gefolgt und irrte nun bereits den 5. Gang entlang. Sie erhielt Einlass durch mehrere dicke Glastüren und wurde misstrauisch von den diensthabenden Personal beäugt. Am Ende des Ganges sah sie schon von Weiten das rot leuchtende Schild welches anzeigte, dass gerade eine Operation im Gange war. Auf einer Sitzreihe an der Wand saß ein Ehepaar. Die Frau hatte ihre Hände vor dem Gesicht und weinte, der Mann legte beruhigend einen Arm um ihre Schulter. Beide blickten auf als Tess näher kam. Es waren Maria und Bernhard, Jonathans Eltern. Sie erhoben sich. Tess brauchte nicht zu fragen wie es um ihn stand. Ihre verzweifelten Gesichter bestätigten ihre schlimmsten Befürchtungen. Maria fiel ihr sofort um den Hals und schluchzte laut los. Auch Tess rannen jetzt die Tränen über die Wangen. Nach wenigen Augenblicken schaffte sie es zu fragen was denn passiert sei. Bernhard erzählte mit gebrochener Stimme. "Er war auf dem Weg zu dem Gestüt deiner Eltern, weshalb wissen wir nicht. Ein Geisterfahrer kam ihm auf dem Highway entgegen. Er konnte nicht mehr ausweichen...Es..." seine Stimme versagte beinah "...es war doch gar nicht seine Schuld..." Tess bemerkte wie Reese hinter sie trat. "Was sagen die Ärzte?" fragte sie weiter. Jonathans Vater winkte ab. "Die sagen gar nichts...du weißt doch wie die sind." "Wird er..." Tess schluckte, sie wagte kaum an so etwas zu denken "...wird er denn durchkommen?" Maria schluchzte. "Das weiß nur Gott." Stunden waren vergangen als ein Arzt aus dem OP auf sie zu trat. Reese hatte die ganze Zeit Tess' Hand gehalten und war nicht von ihrer Seite gewichen. Bernhard kippte sich nun schon den 6. Kaffee in den Rachen und Maria starrte nur vor sich hin. Der Chefarzt trat an die Eltern. "Er hat die Operation, den Umständen entsprechend, gut überstanden. Er hat schwerste innere Verletzungen und einen Schädelbruch davon getragen. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt. Er liegt im Koma. Wir können ab jetzt nur noch hoffen, dass er die Nacht übersteht." Mit einem kurzen Nicken verließ er die Wartenden wieder. "Ist das alles was er uns zu sagen hat?" empörte sich Maria. "Zu diesem Zeitpunkt kann man wirklich noch nicht mehr sagen." schaltete sich Reese ein, besann sich dann aber gleich wieder eines besseren. "Das ist die Standardantwort in solchen Situationen." Tess sah sie geschockt an. "Du meinst...es könnte sogar noch schlimmer sein als der Arzt sagt?" "Nein...so hab ich das nicht gemeint..." "Wieso sagst du es dann?" "Entschuldigung!" Eine Krankenschwester trat an sie heran. "Das sind die Sachen die Mr. Carol bei sich trug." Seine Eltern nickten dankend. Es waren seine Schlüssel mit einem Stofftier welches er von Tess hatte, seine Brieftasche und...Tess war zum heulen...sein Verlobungsring. Maria legte ihn Tess in die Hand und umschloss sie fest. "Sie können jetzt für kurze Zeit zu ihm." Das Ehepaar entschloss einstimmig, dass Tess zuerst gehen sollte, also tat sie es. Sie bekam einen sterilen Überzug umgeworfen und trat in den Raum mit den vielen piependen Geräten. Die Tränen stiegen ihr sofort wieder in die Augen als sie ihren Verlobten dort liegen sah, an all den Schläuchen und mit einem großen Verband um den Kopf, der sich langsam rot färbte. Sie trat an sein Bett und nahm seine Hand. "Hey Bärchen...ich bins..." sagte sie mit erstickter Stimme. "Ich hoffe du wirst schnell wieder gesund...was soll ich denn sonst ohne dich machen?" Sie machte eine Pause um sich die Tränen weg zu wischen. "Ich...freu ich schon auf unseren Ausritt im nächsten Sommer...du weißt schon...nur wir und die Pferde für ganze drei Wochen..." Das monotone Piepen der vielen Geräte machte Tess etwas unruhig. "Na ja...sie sagen ich kann nicht lange bleiben...und deine Eltern warten auch noch draußen...ich komm morgen wieder." Sie hauchte einen Kuss auf seine zerkratzte Wange. "Ich liebe dich!" Als sich Tess zum Gehen wand sollte sich ihr Leben für immer verändern. Das monotone Piepen verstummte schlagartig und machte einem langgezogenen Dauerton platz. Tess drehte sich ruckartig um und sah zu ihrer Bestürzung, dass auf den Geräte die eigentlich die Herzaktivität anzeigen sollten eine große Null prangerte. Fast augenblicklich später kam der Chefarzt ins Zimmer gestürmt und drückte Tess nach draußen wo sie von Reese gepackt und festgehalten wurde. Zahlreiche Schwestern und weitere Ärzte stürmten in das Zimmer. Tess rief immer und immer wieder unter Tränen Jonathans Namen, auch als die Ärzte den Kampf um sein Leben längst aufgegeben hatten... *** Sam starret Reese noch eine ganze Weile an. "Das ist so traurig." gestand sie ihr. Reese nickte. "Ja...aber es sollte für sie sogar noch schlimmer kommen...durch den ganzen Stress und den Schock der nach Jonathans Tod folgte verlor sie auch noch ihr Baby..." Sam hielt sich die Hand vor den Mund. Sie hatte Tränen in den Augen. "Oh Gott,... ... ... sie tut mit so Leid..." "Ja..." bestätigte Reese "...mir auch..." Tag 6 Allgemeiner Missmut machte sich breit. Machen wir und nichts vor, im Grunde war es jeden Abend so. Entweder verbrachten die Leute ihre Zeit damit stumm ins Feuer zu starren, oder sie taten das selbe, nur in die andere Richtung. Alle hatten enormen Respekt vor dem Dschungel, besonders in der Dunkelheit. Naja, bis auf Sawyer vielleicht, den nichts abzuschrecken schien. Er lief immer wie ein wildes Tier auf und ab, was alle anderen nur nervös machte. "Könntest du das vielleicht mal lassen?!" sprach Sayid plötzlich das aus was alle dachten. Sawyer drehte sich scharf um und deutete mit seinem Zeigefinger auf ihn. "Sei bloß ruhig Taliban, sonst-" "Hey!" rief Jack und sprang auf. "Hey hört auf ihr beiden!" Sawyer warf Jack einen finsteren Blick zu "Ich hab das verdammte recht hier rum zulaufen wie ich will, klar?" "Du könntest schon ein wenig Rücksicht zeigen!" sagte Sayid bestimmt und war darauf und dran auch aufzustehen "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist bist du nicht der Einzige hier auf der Insel!" Sawyer wollte ihm grade, wutschnaubend ein saftiges Kommentar an den Kopf pfeffern, als Tess alle Aufmerksamkeit auf sich zog. "Mann, was gäb ich jetzt für nen Hamburger!" "Oh Gott, bitte fang nicht davon an!" sagte Claire und hielt sich ihren Babybauch. "Hey, ich denke du bist Vegetarier?" fragte Reese irritiert an Tess gewandt wurde jedoch konsequent ignoriert. "Oder ein Schinkensandwich!" seufzte Sam leise. "Ich will Schokolade..." quengelte Michael, der daraufhin von Walt einen ungläubigen Blick zugeworfen bekam. "Und ich Takos!" meinte Hurley mit einem Brummen. "Ich wäre für ein riesiges Steak..!" gestand Jack plötzlich. "Also ich weis gar nicht was ihr gegen Wildschwein habt!" beschwerte sich Locke lautstark. Alle reagierten etwas irritiert. Es war Morgen und eine angenehm milde Brise zog über den Strand hinweg als Tess, mit 7/8-Hosen bekleidet, bis zu den Knöcheln im Wasser stand und beobachtete wie die Wellen ihr um die Füße schwappten. Ihre Zehen hatten sich tief im Sand vergraben und mit verschränkten Armen vermittelte sie mehr den Eindruck eines Wellenbrechers als von irgendetwas Anderem. Nicht weit von ihr entfernt spielte Walt mit seinem Hund Vincent der sich sichtlich darüber freute. Er rannte immer wieder ins Wasser in der Hoffnung, dass sein Herrchen ihm folgen würde. Tess lächelte in sich hinein. Auf dem Gestüt ihrer Eltern hatten sie genauso einen Hund wie Vincent. Wie es ihm wohl ging? Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte ermahnte sie sich selbst jetzt nicht an solche Dinge zu denken. Etwas Anderes musste her...öhm...was war doch gleich die Wurzel aus 433? Tess grübelte und während sie so dastand und mit gerunzelter Stirn nachdachte streifte etwas ihr linkes Bein. Tess schaute an sich herab und beobachtete wie die Wellen mit etwas spielten. Als es wieder ganz in ihre Nähe gespült wurde bückte sie sich danach und hob es auf. Es war ein gelber Tennisball. Kurz betrachtete sie ihn in ihrer Hand bevor sie entschlossen auf Walt und seinen Freund zu ging. "Hey, Walt!" rief sie obwohl sie noch gute 5 Meter zu laufen hatte. "Hallo erwiderte der Junge. Sie tätschelte Vincent zur Begrüßung am Hals und er hechelte ihr freundlich entgegen. Sie zeigte dem Golden Retriever den gefundenen Ball. Er sprang sofort darauf an und schwänzelte vor ihr hin und her. Auf Walts fragenden Blick hin sagte sie: "Den hab ich grad gefunden." und mit viel Schwung warf sie den Ball den Strand entlang. Vincent preschte wie von der Tarantel gestochen hinterher. "Ich schenk ihn euch." Walt lächelte. Er hielt einen Becher voller Wasser in der einen und irgendwelches Grünzeug in der anderen Hand. Mit zweitem schmierte er sich die Zähne ein. "Wo hast du das her?" wollte Tess von ihm wissen als Vincent wieder angedackelt kam und den Tennisball erwartungsvoll vor ihre Füße legte. "Von Sun, der koreanischen Frau." Tess nickte und warf den Ball erneut als Walt den Becher zu seinen Lippen hob. "Schluck es nicht runter." riet Tess ihm. "Warum nicht?" wollte er wissen. "Weil Salzwasser durstig macht." "Warum?" Er sah sie fragend an. Und als Tess den Mund öffnete um etwas zu sagen überlegte sie es sich doch noch anders und legte kurzerhand ihre Hand freundschaftlich au f Walts Schulter. "Glaub lieber der guten Tess und tu was sie dir sagt." ***FLASHBACK*** Den ganzen Tag über war Reese nur mit sich selbst beschäftigt. Sie hatte ein Schild "GESCHLOSSEN" auf ihrer Stirn und knurrte jeden an, der in ihre Nähe kam - außer Tess, aber Tess kannte sie gut genug, um sie in Ruhe zu lassen. Doch in der Mittagspause konnte sie nicht mehr an sich halten. In der völlig überfüllten Mensa war Reese auf Anhieb auszumachen. Sie war die Einzige die bei sommerlichen Temperaturen ein schwarzes, langärmliches T-Shirt mit Kapuze trug. Tess hingegen zerfloss schon fast in ihren roten Triangel-Shirt mit der Aufschrift "Mistress of Disaster". Reese hatte wieder einmal ihre Kopfhörer auf und hörte wahrscheinlich wieder ihre theatralisch, melancholische Schnulzenmusik wie sie es immer tat wenn sie derart drauf war. Sie bemerkte Tess erst als sie direkt neben ihr stand. Tess packte die Umhängetasche eines Studenten und ließ sie zu Boden fallen um sich auf den Stuhl nieder zu lassen welche die Tasche belegt hatte. Sein wütendes Geschnaube überhörte sie. Als Reese Tess' erwartungsvolle Blicke bemerkte, was angesichts der Tatsache, dass Tess quer über den Tisch hing um ihr in die Augen zu sehen, nicht schwer fiel, nahm sie die Kopfhörer ab und schaute ihr Gegenüber ebenfalls an. "Okay...was ist los?" fragte Tess. "Was soll sein?" startete Reese einen schlechten Versuch abzulenken. Tess hob eine Augenbraue. "Jetzt komm schon...diesen Blick kenn ich doch. Hat es was mit dem Studium zu tun? Habt ihr den Test wieder bekommen? Was hat Professor Walden gesagt?" Reese beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage: "Tess, hast du je so ein komisches Gefühl gehabt, dass dir gleich was ganz Tolles passieren wird? Ich meine, etwas, das du dir immer gewünscht hast, ohne es zu wissen, etwas, das dich vollkommen umkrempelt, so dass du nie wieder die Alte sein wirst?" "Nein." sagte Tess. "Ich auch nicht." meinte Reese "Traurig, was?" Tess zog scharf die Luft ein. Reese befand sich eindeutig in "seelischer-Tiefpunkt-City" und sie steuerte voll aufs Zentrum zu. Manchmal fragte sich Tess wer hier die Psychologin von beiden war. Ehe sie etwas erwidern konnte stolperte Kylie, eine Mitstudentin, durch die Schülerschar und blieb vor ihnen stehen. "Na ihr beiden, wie gehts?" Auf Reeses Stirn leuchtete erneut ein riesiges Neonschild auf: "Achtung, Privatsphäre - Zutritt nicht gestattet!" "Hey Kyl, gut. Was strahlst du denn so?" "Ich freu mich so auf die Party bei Dean heut Abend, ihr kommt doch auch?" Tess überlegte. "DIN vier oder fünf?" "Haha. Hast du den Knall gerade gehört? Das war mein Zwerchfell. Nein, im Ernst..." "Ja, mal sehn." "Okay. Na dann, vielleicht bis später." Als Kylie sich zum nächsten Tisch vor kämpfte sah Tess wieder in Reese steinernes Gesicht. Kurze Zeit später klatschte sie in die Hände, sodass ihre Cousine zusammenzuckte. "Ich habe etwas beschlossen." "Und was?" "Wir werden heute auf diese "DIN-Party" gehen. Das wird dich auf andere Gedanken bringen." "Da bin ich mir nicht so sicher." Tess grinste bis über beide Ohren. "Oh doch, glaub lieber der guten Tess und tu was sie dir sagt." Man konnte schon von weitem sehen, welches Deans Haus war. In allen anderen Häusern ging es ruhig und anständig zu. Sein Haus war dagegen hell erleuchtet, und die Musik dröhnte einem im Magen, noch bevor man sie hörte. Der Erste auf den Reese und Tess trafen war Phil. Er kroch auf Händen und Knien auf dem Rasen vor dem Haus herum und entleerte seinen Mageninhalt. Tess sagte: "Hi, Phil." Phil hob eine Hand und sagte zwischen zwei Kotzwellen: "Tess!" Reese runzelte die Stirn. Sie hatte von Anfang an keine Lust hier drauf gehabt. Aber wenn Tess dich einmal in ihren Fingern hatte ließ sie dich so schnell nicht mehr gehen. Es seid denn du würdest dich ihrem Willen beugen. Reese wunderte sich wieso Tess überhaupt auf so eine Party ging. Sie hatte sich früher nie viel aus Partys gemacht, weil ihr der Herdentrieb dazu fehlte. Sie wusste noch, wie ihre Eltern sie immer mit zum Kasperltheater genommen hatten und alle Kinder schrieen: "Nein, tus nicht!" Tess tat dies nicht. Nicht weil sie nicht wollte. Sie konnte es einfach nicht. Umso mehr überraschte es Reese, dass sie alle möglichen Leute umarmte und durchs ganze Wohnzimmer brüllte um auch ja jeden zu begrüßen den sie auch nur ansatzweise kannte. Vermutlich war es besser, dass sie jetzt ihr schwarzes "nicht therapierbar" T-Shirt mit der weißen Schrift trug. Auch Reese gab den einen oder anderen Wangenkuss und schnell hatte sie Tess bei der Masse von Leuten aus den Augen verloren. Der tiefe Bass der Musik dröhnte in ihren Ohren und ehe sie sich versah wurde sie von einen ihrer Mitstudenten auf die Tanzfläche gezerrt und bewegte sich zur Musik. Tess kämpfte sich zur Küche durch und schnappte sich als erstes ein...äh...Mineralwasser. Sie war noch nie trinkfest gewesen. Reese hatte sie mit Absicht abgeschüttelt, immerhin sollte sie mal auf andere Gedanken kommen. Schnell fand auch sie sich auf der Tanzfläche wieder. Doch musste sie sich vorsehen, da plötzlich etwas Langsames gespielt wurde und sie durch den aufkommenden Pärchenstrom immer weiter an den Rand gedrückt wurde. Schlagartig grabschte jemand nach ihr und eh sie sich versah lag sie in den Fängen eines Gorillas. Eine Stimme dröhnte ihr ins Ohr: "Du bist so..." Er klebte sich an sie wie eine Regenhaut, und sein Atem roch nach einem überquellenden Aschenbecher. Tess tanzte nicht mehr, sie ertrank. Dann sagte eine andere Stimme: "Tut mir Leid, Kumpel, die junge Dame ist mit mir hier." Der Gorilla lockerte seinen Griff um Tess und sie drehte sich um, um zu sehen wer ihr Retter war. Ihr Hirn zerfiel Augenblicklich in tausend Einzelteile. Er hatte lange und gelockte, braune Haare die ihm hin und wieder ins Gesicht fielen. Seine Augen hatten eine irre Farbe , wie Schiefer, wenn der Regen drauf fällt. Der Gorilla schürzte seine Oberlippe und gab sich Mühe hart auszusehen. "Ich hab doch nur mit ihr getanzt." "Jetzt nicht mehr." und bevor sie sich versah hatte Tess einen Tanzpartnerwechsel. Doch der jetzige war ihr um Weiten lieber als der letzte. "Wow, danke." Er sah sie nicht an, sondern durchbohrte immer noch den Gorilla mit seinem Blick. "Ich hab diesen Typ schon im Auge, seit ich hergekommen bin." sagte er "Es sind immer solche die Ärger machen." "Gehst du auf Partys weil du weist, dass es Ärger gibt?" Er lächelte. "Nein, ich glaube jetzt hast du ein falsches Bild von mir." "Ich bin übrigens Tess, na ja, eigentlich heiß ich Tessandra Lani Rebbeca. Ich glaub meine Eltern waren damals auf so nem spirituellen Selbstfindungstrip mit sich und der Welt." Ihr Gegenüberlachte herzhaft und griff ihre Hand die er schüttelte. "Jonathan." *** "Meint ihr es sieht nach Regen aus?" fragte Kate nachdenklich in die Runde. Die Überlebenden hatten sich wieder am Strand versammelt um die Nacht dort zu verbringen. Alle schauten etwas ratlos umher, bis auf einmal Locke anfing in die Luft zu schnüffeln. "Nein." Meinte er dann. "Erst wieder in elf Stunden und vier Minuten... etwa." "Ah." Raunte es durch die Gruppe. Dann kehrte wieder Stille ein. Und sie blieb und blieb und... nur manchmal wurde sie von dem ein oder anderem lustlosen Stöhnen unterbrochen. "Och mir is so langweilig..." quengelte Shannon. Zustimmendes Raunen grüßte ihre Worte. Naja, es gab nicht viel was man Abends auf einer einsamen Insel machen konnte... Plötzlich kam Reese durch den Sand geschlürft, doch sie war nicht allein. Mit sich schleppte sie einen ganzen Stapel von wichtig aussehenden Büchern, Gott weis wo sie die auf einmal her hatte... "So!" erklärte sie enthusiastisch und rieb beide Hände aneinander. "Damit hier niemand nen seelischen Knacks kriegt, wollen wir doch mal unser Erlebtes verarbeiten!" "Au ja!" rief Shannon hell auf begeistert. "Ähm, tut mir leid, nicht du. Du warst gestern schon dran! Aber wenn du möchtest kannst du mir mal alle deine ähm... traumatischen Erlebnisse aufschreiben und ich seh sie mir dann... später mal an. So... wenn ich mal Zeit hab." Reese hatte kaum ausgeredet, schon hatte sie Shannon mit Zettel und Stift bewaffnet und fing fleißig an zu schreiben. Immer noch hoch motiviert wand sie sich nun wieder den anderen zu. "Also, wer möchte anfangen?" Stille. "Ach kommt, jetzt seid doch nicht so! Wie wärs mit... dir Locke? Ich meine, Sir! Locke, Sir!" Locke hob irritiert eine Augenbraue und meinte nur. "Ich hab schon schlimmeres erlebt, Soldat. So eine Kleinigkeit schockt mich nicht!" "Ähm... na gut, ok... wie wärs dann mit Jack?" fragte sie hoffnungsvoll. Ihr Kollege würde sie bestimmt unterstützen! "Also, bis jetzt hab ich auf dieser Insel so etwa zwanzig Leben gerettet, wurde von einem Laien an der Schulter genäht, hab gesehen wie der Pilot unserer Maschine zerfleischt wurde." Stille. Alle sahen ihn schockiert an, bis auf Shannon die nichts um sich herum wahr nahm, sondern fleißig ihre Memoiren schrieb. "Oh... hab ich das jetzt laut gesagt?" er sah Hilfe suchend zu Reese, die nur stumm nickte. "Hm... und wie war's bei dir, Kate?" Kate, aus einem Flashback gerissen, sah erschrocken hoch als sie ihren Namen hörte. "W-Was? Ähm, ja! Ich stimme vollkommen zu!" Reese sah enttäuscht in die Runde. Ihr ganzes psychologisches Experiment ging zu Grunde. Hoffnungsvoll sah sie zu Hurley hinüber, doch er saß nur da und stotterte immer wieder "Planecrash" vor sich hin. Doch plötzlich fand sie ein neues Opfer. "Michael!!" rief sie laut, sodass er glatt zusammenzuckte. "Pass auf, ich zeig dir jetzt ein paar Karten, und du sagst mir was du darauf siehst, ok?" Michael nickte. "Also." Sagte sie und zückte die erste Karteikarte aus ihrem Stapel. "Was siehst du hier?" Michael zögerte für eine Weile, doch dann sagte er entschlossen. "Ein Flugzeugwrack." "Gut!!" Reese zückte eine neue Karte. "Und hier?" Wieder zögerte er. "Ein abstürzendes Flugzeug." "Ah... und hier?" "Ein Flugzeug das explodiert!" "Hm... na toll, zu spät, du bist schon traumatisiert! Am besten du... versuchst einfach mal... nicht... an Flugzeuge zu denken, ...ja?" Man, war das eine hoffnungslose Therapiegruppe. "Ich weis gar nicht was du eigentlich willst." Erklang mit einem Mal Sawyers Stimme und er trat, wie üblich, irgendwo aus dem Finsteren an sie heran. "Ich für meinen Teil hab nicht vor besonders lange hier zu bleiben und deshalb ist es mir auch..." er unterdrückte offensichtlich sein Verlang danach zu fluchen "völlig egal was für schreckliche Probleme ihr alle habt." "Dann geh doch wieder." Stellte Tess genervt fest. "Mit dem größten Vergnügen!" entgegnete Sawyer mit finsterer Miene. "Also ich denke ja eure Aggressivität ist auch ein deutliches Zeichen davon, dass ihr den Absturz noch nicht überwunden habt!" sagte Reese und krempelte enthusiastisch ihre Ärmel hoch. Sie ging auf beide, Tess und Sawyer zu, nahm jeweils eine Hand von beiden. "Bevor sich das zum Problem entwickelt solltet ihr euch jetzt lieber gleich vertragen!" "Ach komm, Miss Psychologin. Du spielst dich immer als den Samariter auf die unsere Probleme lösen will und dabei willst du nur von deinen eigenen ablenken!" Reese sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Ich... ich weis nicht was du meinst." "Jetzt tu nicht so!" sagte er und packte etwas unsanft ihr Handgelenk. "Und was ist das dann, hä?" Er hielt ihren Arm hoch und gegen das Licht, sodass ihn jeder sehen konnte. Auf ihm waren viel kleine, dünne Kratzer, manche sahen auch aus wie Schnitte. "Lass mich los!" schrie Reese wütend. "Das ist vom Absturz, du Idiot!" rechtfertigte sie sich. "Ich bin auch nicht unsterblich, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte!" "Ach ja? Und weshalb rennst du dann bei Südseeklima immer mit einem Pullover rum?" fragte er provokant. "Das geht dich nen feuchten Dreck an!" sagte Reese schließlich, drehte sich um und lief von dem Feuer und den anderen Gestrandeten weg. Samantha starrte ins Feuer. In den letzten Tagen musste sie noch mehr als zuvor an ihre Heimat denken. Diese Insel hielt sie gefangen, genau wie es ihre Vergangenheit tat. Sie seufzte leicht und begann mit einem Stock in der nahen Glut herum zu stochern. Wie furchtbar es hier auch immer sein mochte, irgendwie war es doch besser als vorher, es war eine Veränderung und Veränderungen waren gut, oder? Ja, Veränderungen waren gut, das hatte Samuel immer gesagt, der gute Samuel. Wie sehr sie ihn hier vermisste. Er war ihr Lehrer, ihr Mentor, ihr bester Freund gewesen in dem Gefängnis, aus dem sie geflüchtet war. Eine Flucht zu der er ihr verholfen hatte. Und nun war sie hier. Abgestürzt mit einem Flugzeug, auf einer Insel mit Leuten, die sie nicht kannte, und Samuel? Der dachte sicher, er hätte sie in den sicheren Tod geschickt. er würde sich schwere Vorwürfe machen! Sam schossen unweigerlich Tränen in die Augen bei diesen Gedanken. "Hey." Sie schreckte auf und blickte nach oben in das freundliche Gesicht von Jack, das durch den Feuerschein in ein leichtes Goldgelb getaucht wurde. Er lächelte leicht und setzte sich neben sie. "Hier." er reichte ihr ein Taschentuch mit dem sie schnell ihre Tränen weg wischte, "Du vermisst deine Familie, oder?" Sie zögerte eine Weile bevor sie antwortete. In der Gruppe war sie eine der Jüngsten, Jack meinte es sicher nur gut. "Nein...ich vermisse einen guten Freund." "Er muss etwas besonderes sein wenn du um ihn weinst." "Ja, er hat mir viel geholfen, sein Name ist Samuel." "Wie lange kennt ihr euch denn schon?" Samantha machte es nichts aus, dass Jack sie ausfragte, ganz im Gegenteil, sie war froh endlich einmal unverbindlich mit jemandem reden zu können, ihre Seele ausschütten, wie sie es bei Samuel immer konnte. "Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben, er war so eine Art Ziehvater für mich." "Was ist mit deinen richtigen Eltern?" Sam lachte sarkastisch auf: "Das ist eine andere Geschichte." wehrte sie schließlich etwas zögerlich ab. Jack nickte verständnisvoll. Irgendwie fühlte er sich für die Kleine verantwortlich, wie für eine jüngere Schwester. "Weißt du was, wir werden dich jetzt mal auf andere Gedanken bringen." "Na da bin ich mal gespannt, wie du das machen willst..." Neugierig beobachtete sie wie Jack aufstand und in einem Haufen Gerümpel nach irgendetwas zu suchen schien. Sam's Blick glitt langsam wieder zum Feuer zurück. Als Jack wieder auftauchte und sich neben sie fallen ließ konnte sie zu ihrer Verwunderung ein Bündel von Socken in seinen Händen erkennen. "Was willst du denn damit anfangen?" "Ich denke mal die brauchen wir hier nicht, sind eh alle löchrig, da können wir auch was anderes draus machen..." "Und an was hast du da so gedacht?" "Na ja, ich wollte schon immer ein Kaninchen haben." "Du willst nicht wirklich einen Hasen aus Socken basteln?" "Ein Kaninchen!" "Ok...dann basteln wir eben ein Kaninchen..." Samantha musste grinsen bei dem seltsamen Gedanken sich jetzt mit einem Mann, der mindestens 10 Jahre älter war als sie selbst, ans Feuer zu setzen und aus Socken ein Kaninchen zu basteln. Jack grinste sie an und reichte ihr ein Bündel mit Sachen. "Also ich hoffe die sind auch gewaschen." "Yep." bestätigte er, "Hab ich selbst persönlich gemacht. Ein Hemd müsste auch dabei sein, das wird der Körper." "Hier, guck mal, das sind Zehensocken! also entweder nehmen wir die als Pfoten oder als Ohren!" entfuhr es Sam und sie hielt ein Paar pink geringelte Socken in die Höhe. "Was hast du denn für ein seltsames Bild von Kaninchen?" Nachdem Jack auch noch etwas Schnurr, Nadel, Faden und eine Schere aus dem Zelt geholt hatte nahm ihr gemeinsames Projekt schon langsam Gestallt an. Nur eine Stunde später hatten es die beiden sogar geschafft, einen ganzen Kaninchenrohkörper zustande zu bringen. Auf einmal sprang Sam auf und blickte sich um. "Was suchst du denn?" "Schon gefunden!" sie hielt zwei große bunte Knöpfe vor Jacks Nase die dieser verwundert betrachtete. "Eins von Hurleys Hemden ist beim Fischen zerrissen, ich denke wir können uns ohne schlechtes Gewissen die Knöpfe für Rogers Gesicht ausborgen." "Roger?" Jack betrachtete sie mit hochgezogener Augenbraue. "Ja, er braucht doch einen Namen, oder?" "Ich wüsste nicht, dass wir ein männliches Kaninchen ins Leben gerufen haben." entgegnete Jack belustigt. "Es hat auch niemand gesagt, dass es weiblich ist, Doktor Frankenstein." Reese lief am Strand entlang. Sie genoss es mal ein wenig allein zu sein und sich nicht immer um Andere kümmern zu müssen. Denn das schien ein natürlicher Reflex bei ihr zu sein. Seltsamer Weise schien der Strand Menschen leer zu sein und nur die Trümmer überall erinnerten sie daran, dass sie nicht im Urlaub, sondern gestrandet war. Reese seufzte. Es würde nicht mehr lange dauern bis die Sonne untergehen würde und sie hoffte, das sie bis dahin ungestört blieb. Sie schlenderte barfuß durch den Sand und ließ sich vollkommen von dem harmonischen Gefühl das der Anblick vor ihr mit sich brachte wegtragen. Sie traute sich so weit den Strand entlang, wie sie noch nie allein gegangen war. Irgendwie trieb sie die Neugier an. Schließlich wusste keiner von ihnen wie groß diese Insel eigentlich war und welche Geheimnisse sie barg. Nach einer Weile kam sie an einem Teil des Flugzeugwracks vorbei und sie musste unweigerlich stehen bleiben. Etwas blitzendes erregte ihre Aufmerksamkeit und sie ging ein wenig näher an das Wrack heran. Beim besten Willen konnte man nicht mehr identifizieren welches Teil des Flugzeuges das mal war, doch mitten in ihm drin lag ein kleines, wie eine Klinge aussehendes Stück Metall. Für einen Augenblick starrte Reese völlig abwesend darauf. Unweigerlich begann sie die Hand danach auszustrecken und es fest zu umschließen. Sie war sich sicher, würde sie noch ein wenig fester drücken, dann würde es durch ihre Haut schneiden und ihr Blut freisetzen. Als sie den Gedanken gefasst hatte erschrak sie darüber. Sie schüttelte kurz ihren Kopf um ihre Gedanken wieder zu ordnen. Instinktiv fasste sie sich an ihren Arm. Dort waren schon viele, feine Narben zu sehen. Langsam konnte sie sie nicht mehr verbergen. Reese wusste, dass sie ein Problem hatte, doch sie fand einfach keine Lösung dafür. Obwohl sie Psychologie studierte konnte sie sich selbst nicht helfen. Es überkam sie einfachimmer wieder, das Bedürfnis sich selbst weh zu tun, ihr dunkelrotes Blut zusehen und für einen Moment von allen anderen Gefühlen, bis auf den Schmerz, befreit zu sein. Denn er übermannte jede andere Emotion. Plötzlich erschrak Reese und zuckte die Klinge, die sich schon zum schneiden bereit auf ihrer Haut befunden hatte zurück und steckte es in ihre Hosentasche. Sie hatte aus der Ferne ein Geräusch gehört und drehte sich nun suchend danach um. Gegen das fahle Licht der langsam untergehenden Sonne meinte sie eine Person am Rande des Bambuswalds zu sehen. Sie stand auf und lief langsam auf sie zu. Die Person schien bedacht darauf nicht gesehen zu werden und drehte sich nach links und rechts um bevor sie sich auf beide Knie fallen ließ und etwas begann auf dem Boden zu suchen. Je näher Reese zu der Person kam, desto klarer wurde ihr wen sie da vor sich sah. "Charlie!" rief sie als sie fast schon neben ihm stand. Erschrocken drehte sich der Angesprochene zu ihr um und versuchte schnell das, was er in der Hand hatte zu verstecken. "H-Hallo Reese." Stotterte er und stopfte das Etwas in seine Hosentasche. Er sah seltsam aus. Völlig verschwitzt und seine Augen waren rot und aufgequollen. So hatte sie ihn schon einmal gesehen... "Charlie was tust du hier?" fragte sie und ein schreckliches Gefühl überkam sie. "Was hast du da...?" Er sah sie für einen Moment an und öffnete den Mund als wollte er etwas sagen, doch es schien als könnte er nicht die passenden Worte finden. Doch er brauchte nichts zu sagen, denn bevor er sich versah hatte Reese ihm den kleinen Plastikbeutel aus der Hand geschnappt und der Inhalt war eindeutig. "Aber du..." Reese starrte auf den Beutel. Sie wusste selbst für einen Moment nicht was sie sagen sollte. "... du hattest es mir und Tess... versprochen..." Sie ließ sich neben Charlie zu Boden sacken und sah ihm mit einem Stirnrunzeln in die Augen. Er hingegen versuchte ihren Blick zu meiden, denn er war unerträglich. Immer wieder bis er sich auf die Lippen, sah ihr kurz in die Augen und dann doch wieder weg. "Ich weiß, ich..." versuchte er das Ganze zu erklären. "...es tut mir leid, aber... das Zeug führt mich immer wieder in Versuchung..." Plötzlich schien Reese alles vollkommen logisch. Es ging Charlie im Grunde genau wie ihr, doch sie hatte die Kraft sein Problem zu lösen. Oder zumindest ihm zu helfen es selbst zu lösen. "Na wenn das so ist..." sagte sie und fing plötzlich an wild entschlossen den Inhalt der Tüte auf ihre Hand zu leeren. Erschrocken von dem was er sah, wollte Charlie grade lauthals protestieren, als sie sich den Stoff auch schon in die Nase gezogen hatte. Reese blinzelte einige Male stark. "Bist du wahnsinnig?!" sagte Charlie plötzlich in einem leichten bis mittelmäßigen Anflug von Panik. "H-Hast du schon mal Drogen genommen? Sag nicht du bist auch ein Junkie?" "N... Nein, ich... wollt nur..." Reese starrte ins Leere und begann ein wenig zu schwanken. Alles in ihrem Kopf begann sich zu drehen und sie fühlte sich, als hätte sie keinen Boden mehr unter den Füßen. "Ich wollte..." Als das Drehen schlimmer wurde krallte sie sich an Charlies Jacke fest in der Hoffnung es würde bald aufhören. "...ich wollte... dass du nicht mehr in... Versuchung..."Plötzlich schien alles immer weiter weg von Reese zu gehen, so als würde sie in einem Tunnel rückwärts gehen und Charlie sich an dem anderen, sich immer weiter entfernendem Ende befand. Er sagte etwas zu ihr, doch sie sah nur wie sich seine Lippen bewegten bevor sie dann endgültig nichts mehr um sich herum wahr nahm. Tess schnaufte schwer als sie die Trinkwasserbehälter die letzten Meter bis zu dem provisorischen Camp das sie errichtet hatten schleppte. Auch mit einer gebrochenen Rippe ließ sie sich das Helfen nicht nehmen. Immerhin hatte Jack ihr einen mehr als festen Verband angelegt, und mit diesem waren die Schmerzen kaum zu spüren. Auch Hurley, der mit ihr gekommen war, ging es nicht anders, jedoch schleppte der Arme gleich doppelt so viele Behälter wie Tess, da sich Shannon, die auch für diesen Dienst eingeteilt war, weigerte welche zu tragen. Schließlich könnte sie sich ihre grade erst frisch gemachte Maniküre zerstören. "Sind wir bald daaa?" fragte sie und stakte mit ihren Absatzschuhen den Beiden fünf Meter hinterher. Hurley und Tess tauschten eindeutige Blicke, doch Hurley antwortete vollkommen diplomatisch "Es ist nicht mehr weit, Shannon! Geht's noch?" Tess musste daraufhin unweigerlich prusten, doch zu ihrem Glück verstand Shannon die Geste nicht als solche. "Es muss ja..." antwortete sie, zog allerdings eine Leidensmiene. "Also wenn ich heute eins gelernt habe, dann dass Pradaschuhe definitiv nicht geländetauglich sind!" Wieder rollten Beide synchron mit den Augen. Wieso hatte Jack Shannon nur dazu verdonnert mit ihnen zu gehen? Naja, sie würden ihm diese Frag gleich selbst stellen können, da Hurley die Wahrheit gesagt hatte und es wirklich nicht mehr weit bis zum Camp war. Völlig erschöpft ließen sie die Wasserbehälter dorthin fallen wo Jack es ihnen gezeigt hatte und plumpsten praktisch fast daneben. "Gut gemacht ihr Zwei... Drei!" sagte Jack und nickte ihnen zu. Boone tappelte nah hinter ihm her und schien sofort den aktuellen Wasserbestand für seinen Anführer aufzunehmen. Tess beäugte ihn argwöhnisch und wunderte sich kurz ob sie ihn schon mal sprechen gehört hatte. Bevor sie jedoch länger darüber nachdenken konnte, hatte sich schon Shannon vollkommen erschöpft neben sie gesetzt. "Puh, also das war wirklich anstrengend, oder? Ich meine, so was sollte man uns doch eigentlich nicht zumuten! Wir sind schließlich Frauen! Reicht es nicht wenn wir dasitzen und hübsch aussehen?!" Oh je, Tess hatte das ungute Gefühl das würde eine längere Gesichte werden. "Ich meine, ich verbringe schließlich nicht umsonst zwei Stunden Morgens um mich ordentlich herzurichten. Den Rest meines Tages sollte ich eindeutig damit verbringen meinen ohnehin schon perfekten Körper in der herrlichen Pazifiksonne zu bräunen! Apropos, das erinnert mich an das eine Mal vor etwa zwei Wochen, da-" "Wow, hat da nicht grade jemand meinen Namen gerufen?!" sagte Tess ganz plötzlich und sprang auf. "Was, ähm... ich hab nichts gehört." Sagte Shannon und sag sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Also wo war ich? Ach ja! Vor zwei Wo-" "Nein, nein! Ich... ich bin mir sicher ich hab jemanden rufen hören, ich glaube es war... Locke! Ich geh dann mal lieber. Du weißt schon, der alte Glatzkopf wird mürrisch wenn man ihn warten lässt! Bis dahann!" flötete sie und verschwand so schnell sie konnte. Puh grade noch mal so entwischt, dachte sie sich und atmete lang aus. Sie war grade einige Meter weg von Shannon, als plötzlich jemand vor ihr auftauchte. "Das war aber nicht sehr nett." Es war Sawyer, der sie mit einer erhobenen Augenbraue musterte. "Du hast gut reden!" erwiderte sie und wollte grade weiter gehen, als er sich ein wenig weiter vor sie stellte und ihr somit den Weg abschnitt. "Du bist heute aber nicht sehr höflich. Mit dem falschen Fuß aufgestanden?" Tess war grade dabei sich eine gepfefferte Antwort dafür auszudenken, als plötzlich Jacks Stimme ertönte. "Hey ihr Zwei! Anstatt zu streiten könntet ihr uns hier lieber ein wenig mit dem Feuer helfen. Schließlich wird es bald dunkel!" Sie tauschten noch kurz deftige Blicke bevor zumindest Tess Jacks Aufforderung nachkam und sich um das Feuer kümmerte. Sie kauerte sich hin um die Scheitel in eine ordentlich Position zum anzünden zu bringen und stopfte ordentlich trockene Gräser dazwischen. Sie konnte dies mittlerweile richtig gut und achtete deshalb immer sehr darauf es in die perfekt Position zu bringen. "Jack?" hörte sie plötzlich Charlies Stimme sagen, doch da sie noch an der perfekten Ausrichtung des letzten Scheitels arbeitete sah sie nicht auf. Erst als ein plötzlicher Tumult begann, manche vor schock kreischten oder erschrocken die Luft in die Lungen sogen sah sie auf. Mit einem Stirnrunzeln betrachtete sie Charlie und für einen Moment waren ihre Gedanken leer, bis sich der Schock legte uns sie realisierte, dass er eine leblos aussehende Person in den Armen hielt und wer dies war. "Reese!" schrie sie erschrocken und sprang sofort auf. Ohne Rücksicht auf Verluste kämpfte sie sich zu den Beiden vor und starrte auf ihre Cousine herunter. "Jack, ich brauch deine Hilfe!" rief Charlie noch einmal mit zittriger Stimme, aber bestimmt. "Was ist passiert?" fragte Tess mit einem Mal und begann im Schock an der leblosen Reese zu rütteln. "Was ist passiert?!" wiederholte sie noch einmal, jedoch lauter als gewollt, sodass sie fast schon schrie. "Schon gut, ganz ruhig." Kamm plötzlich Jacks beruhigende Stimme und er legte eine Hand auf Tess' Schulter. Sanft schob er sie zur Seite um Charlie das Durchgehen zu ermöglichen. "Komm schnell, leg sie da hin." Charlie tat wie ihm gesagt wurde. "Ich muss Roger noch füttern, hab's Sam versprochen." meinte Jack nur und stand auf. "Wer ist denn jetzt schon wieder Sam?" fragte jemand im Hintergrund, von dem Hurley glaubte, dass er Scott hieß...oder Steve. "Samantha." antwortete Jack ruhig, "Und Roger ist das Kaninchen, das ich mit ihr gemacht habe." "Hey Dude..." schaltete sich nun auch Hurley ein, "...so läuft das aber nicht, als Doc solltest du das eigentlich wissen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)