Blind! von Shirokko (HP:DM) ================================================================================ Gryffindors Gemächer -------------------- Titel: Gryffindors Gemächer Autor: Shirokko Pairing: Harry Potter / Draco Malfoy Disclaimer: nicht meins, nur verwurstet, durch den Fleischwolf gedreht, zusammengemischt und neu verarbeitet. Alle Charas gehören J. K. Rowling, beschwert euch bei ihr, wenn ihr wen nicht mögt. ^^ ... ich verdiene damit also kein Geld, was wirklich schade ist! Kommentare: Diese Geschichte spielt nach dem vierten Band, die beiden zuletzt erschienenen, sowie der noch ausstehende Band werden nicht berücksichtigt. Ansonsten... Vergebt mir meine Schwafelei! Warnungen: Diese Geschichte enthält Shonen-Ai und Yaoi!!! Wem das nicht gefällt, der soll einfach umdrehen! Andererseits... Man soll immer offen sein für seine Umwelt und neue Dinge kennen lernen... Aber jetzt geht's los. Viel Spaß beim Lesen. Kapitel 25: Gryffindors Gemächer Für die Schüler des fünften Jahrgangs Slytherin und Gryffindor fiel der Unterricht im Folgenden aus. Harry wurde gerufen und musste lange Zeit im Büro von McGonagall verbringen, um auf seine Strafe zu warten, während Dumbledore und die Hauslehrer persönlich mit den betroffenen Schülern sprachen, um außer Raindooms Sicht der Dinge auch noch eine andere zu erfahren. Ein solches Ereignis war ungeheuerlich und in seiner Art einzigartig in der Geschichte Hogwarts’. Jedenfalls seit sehr langer Zeit. Am Ende wurde Harry schließlich vorgeladen. „Erzähle mir, was passiert ist.“, forderte Dumbledore nach der üblich freundlichen, wenn auch diesmal ziemlich ernsthaften Begrüßung. Harry war es wirklich ein Rätsel, wie dieser Mann es fertig brachte, niemals anders als freundlich zu sein und jeden zu beruhigen, ohne dass es jemals seine Absicht schien, das zu tun. Leise lächelnd zuckte er mit den Schultern. „Ich hatte eine Prüfung und einen Ausraster.“, erklärte er schlicht und fast schon verträumt, was geschehen war. Sie wussten es doch eh längst, da war es doch egal. Dumbledore sah ihn einige Zeit schweigend an und auch Raindoom und die Hauslehrer der vier Häuser blickten ohne Worten auf ihn herab. Noch nie war es vorgekommen, dass sich ein Schüler in dem Maße gegen einen Lehrer gestellt hatte und dann auch noch Schüler verletzt hatte, da waren alle Hauslehrer nötig, um die Situation zu überschauen und ein Urteil zu fällen, deshalb waren sie da. Als Harry nicht danach aussah, als ob er weiter sprechen würde, bat Dumbledore: „Bitte erzähle uns, was du erlebt hast.“ Harrys Antwort war entscheidend, deshalb fragte er. Irgendwie gewann er den Eindruck, dass Raindoom in seiner Erzählung einiges weggelassen hatte, und den Schülern traute er eine wirklich objektive Einschätzung der Situation nicht ganz zu. Er warf der kleinen Fee in Harrys Hand einen kurzen Blick zu und stellte fest, dass sie mit einem der Kekse von Harrys Teller beschäftigt war. Aber obwohl er sie extra für ihn hergezaubert hatte, hatte der Junge im Gegensatz zu Kikuileh noch keinen angerührt. Auch das Mittagsmahl in McGonagalls Büro war von ihm nicht gegessen worden. Schweigend und irgendwie niedergeschlagen hatte er vor sich hingebrütet. So wie jetzt auch noch. Ein kurzes Nicken, dann hob Harry wieder zu sprechen an. „Ich hatte die Aufgabe, bist Halloween einen Zauber zu finden, der das erfüllt, was ich an Professor Raindooms Zauber bemängelt hatte.“ „Ja, davon haben wir sicher alle gehört, nicht wahr?“ Dumbledore blickte in die Runde und wartete, bis die Lehrer zustimmten. „Fahr bitte fort, Harry.“, sagte er sanft. „Ich sollte nach vorne kommen und Professor Raindoom hat einen Tranquillitas gewirkt, damit ich nicht hören konnte, aus welcher Richtung welcher Zauber kommt. Also habe ich den Apulsus…“ „Du hast den Apulsus gelernt?“, unterbrach ihn Dumbledore ungläubig und Harry nickte. „Unglaublich. Wer hat ihn dir beigebracht?“ Pure, kaum versteckte Begeisterung. „Ich habe ihn aus einem Buch.“, war die leise Antwort. Dumbledores Augenbrauen hoben sich und er warf einen erneuten Blick in die Runde. Es war klar was er wissen wollte, doch außer Snape schüttelten die Lehrer die Köpfe. Sie konnten diesen Zauber nicht wirken. Selbst wenn sie von ihm gehört hatten, war er einfach zu schwer zu lernen, als dass man ihn einfach so mal zu lernen versuchte. Und bisher hatten sie ihn nicht gebraucht. „Wie lange hast du dafür ge…“ „Albus, das ist nicht Gegenstand der Versammlung.“, ermahnte McGonagall den begeisterten Schulleiter mit leicht strengem Blick und der Weißhaarige räusperte sich einmal mit einem frechen Zwinkern in ihre Richtung. „Entschuldige, Minerva. Natürlich hast du Recht. Es ist mit mir durchgegangen. Erzähl weiter, Harry.“ Kommentarlos fuhr dieser fort. „Ich habe den Appulsus gewirkt und bin den Zaubern ausgewichen, die die anderen gezaubert haben und…“ „Wie viele kamen da?“ Harry zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht. Ich hab sie nicht gezählt.“ „Nein, wie viele auf einmal?“ „Ach so. Erst einzeln, dann doppelt, dann durcheinander. Einer hat mich getroffen und ich wollte, dass sie aufhören. Als sie es nicht getan haben… Ich habe… Ich weiß nicht mehr. Gezaubert, damit sie still sind. Eis gezaubert, weil Eis immer Stille bringt, bis man es wieder tauen lässt. Glaub ich…“ „Du hast es also vorsätzlich getan?“ „Natürlich hat er das!“, fuhr Raindoom auf, doch er bekam von Dumbledore nur einen mahnenden Blick zugeworfen und dieser Blick war weit kälter, als der Grauhaarige vermutet hätte. Das sah nicht gut aus für ihn… Wie konnte Dumbledore den Worten eines Kindes mehr Glauben schenken als seinen? Böse starrte er auf den schwarzhaarigen Jungen hinunter, der vor ihm saß. Harry zuckte unterdessen, ungeachtet des Einwurfs, die Schultern. „Ich wollte ihnen nicht wehtun, aber es war die einzige Möglichkeit, sie zu stoppen. Ich kann die Zeit nicht anhalten, aber Eis kommt dem doch ganz nahe.“ Ihm fiel ein, dass er das hätte tun können, das er bei Ron und Draco getan hatte, doch für so eine Überlegung war es jetzt zu spät. Und zu seinem Vorteil wussten die Lehrer davon nichts. Die Lehrer sollten davon ja nicht einmal etwas ahnen, denn sie würden unweigerlich ebenfalls die Neuigkeit einer Verbindung zwischen ihm und Draco erfahren. Und das wollten weder er noch Draco. „Und du hast nicht versucht, es ihnen zu sagen?“, fragte McGonagall dazwischen und sie klang dabei richtiggehend enttäuscht. Ihr den leeren Blick zuwendend lächelte Harry. „Ich habe gefragt.“, erklärte er. „Aber sie haben mich wahrscheinlich nicht gehört.“ „Wie kommst du darauf?“ „Sie haben nicht geantwortet. Sie haben nicht aufgehört.“ Die Lehrer wechselten einen Blick. So ähnlich hatten es die Schüler berichtet. Harry war zu Boden gegangen und hatte die Lippen bewegt, doch da nichts zu hören gewesen war, hatte man weiter gemacht, in der Annahme, er würde den Zauber erneuern, auf den er geprüft wurde, und weil man sich an die Anordnung Raindooms hatte halten wollen, da dieser mit Punktabzug gedroht hatte. Und Harry hatte demnach aus Notwehr gehandelt, weil Raindoom verhindert hatte, dass er es unterband. War doch mal interessant. Zumal die Schüler gar nicht davon ausgingen, dass der Zauber von Harry gekommen war, da dieser keinen Zauberstab mehr gehabt hatte. Die Blicke wandten sich Professor Raindoom zu, deutlich Missbilligung zeigend. Es war doch unglaublich, wie unreif dieser Mann war, dass er Hilfe bei seinem Chef suchte, um einen durch und durch anerkannt ehrlichen Jungen anzuschwärzen… Wie dumm konnte man sein, zu glauben, dass der eigene Fehltritt da nicht herauskam? Dann lächelte Dumbledore plötzlich wieder. „Vielen Dank, Harry.“, sagte er. „Bitte warte im Nebenzimmer, bis ich dich rufen lasse, ja?“ Harry nickte und der Schulleiter lächelte breiter. „Nimm am besten die Kekse mit, dann kannst du endlich etwas essen. Mach dir keine Sorgen.“ Wortlos nickend tat Harry, was ihm gesagt wurde und verließ den Raum, trat in den nächsten, wo er gurrend von Fawks begrüßt wurde. Ihm fiel erst jetzt auf, dass der Phönix gar nicht im anderen Raum gewesen war. Überhaupt… wenn er es sich recht überlegte, dann erinnerte er sich überhaupt nicht richtig daran, was da drinnen geschehen war. Er hatte mehr über Ron und seine Reaktion nachgedacht, hatte sie sich durch den Kopf gehen lassen und war daran fast verzweifelt. Aber… das war jetzt auch nicht anders und würde sich nicht ändern… außer… Ihm kam eine Idee. Konnten Phönixtränen nicht alles heilen? Lächelnd ging er zu ihm und ließ zu, dass der Vogel seinen Kopf an seiner Wange rieb. „Kannst du mir nicht helfen?“, fragte der Junge leise und strich ihm über den Rücken. Das Gefieder war warm und glatt, ganz entgegen dem kalten Gefühl, das entstand, wenn er Hedwig streichelte. Der Phönix blinzelte ein wenig, beobachtete die leeren, grünen Augen, aber es war Kikuileh, die ihm antwortete. *Er kann nichts heilen, was nicht krank ist.*, übermittelte sie Harry die Antwort des Tieres. *Und Kummer des Herzens kann er auch nicht lindern.* „Verstehe.“, murmelte Harry lächelnd und kraulte Fawks die Kehle. „Ist okay. War ja nur so ein Gedanke.“ Er wusste nicht, wie lange er dort stand und seine Gedanken unbeachtet an sich vorbei treiben ließ, doch nach einiger Zeit stand plötzlich Dumbledore hinter ihm und lächelte. „Das scheint er sehr zu genießen.“, schmunzelte er und Harry hob den Kopf, drehte ihn ein wenig in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Ah, sind Sie fertig? Soll ich kommen?“ „Das wäre tatsächlich in unserem Sinne. Die Punkte, die dir und Hermione Granger von Professor Raindoom abgezogen wurden, sind übrigens nichtig.“, eröffnete er ihm. „Aber wir haben dennoch noch ein paar Fragen an dich.“ Harry nickte und folgte Dumbledore dann wieder hinüber in den Raum, wo die Lehrer, diesmal ohne Raindoom, warteten. Und diesmal war auch Fawks dabei, der so gar nicht damit einverstanden war, dass das angenehme Gefühl des Gekraultwerdens jetzt enden sollte. Als Harry sich setzte, landete er auf der Armlehne, um diese Wohltat weiterhin erfahren zu können. Kikuileh setzte sich auf seinen Rücken und begann nahtlos, ungeordnete Federn zu glätten, was Fawks wiederum über sich ergehen ließ. Dumbledore schmunzelte. Herziges Bild. Doch McGonagall störte diese Idylle ein wenig, als sie zügig zur Sache kam. „Die Schüler haben uns berichtet, dass Sie keinen Zauberstab mehr hatten, als der Zauber gesprochen wurde. Ist das richtig?“ Achselzuckend nickte Harry und ein Murmeln setzte bei dreien der vier Hauslehrer ein. „Wieso sagen Sie dann, dass Sie diesen Zauber gewirkt haben?“ „Weil es so ist.“ Wieder Gemurmel. Nur Snape schwieg. Er hatte diese Theorie doch längst mit Dumbledore geklärt. Harry war ein Magus, ganz eindeutig. Wie weit er diese Gabe nutzen konnte, würde sich zeigen. „Dann haben Sie den Eiszauber ohne Zauberstab gewirkt?“, hakte Ravenclaw-Hauslehrer Flitwick nach und wieder nickte Harry. „Wie genau haben Sie das gemacht?“ Und diesmal zuckte Harry mit den Schultern. „Ich wollte, dass sie aufhören. Dann ist es auch schon passiert.“ Er sah wirklich nicht so aus, als wüsste er es besser. Dumbledore lächelte hinter vorgehaltener Hand, kannten die meisten Zauberer das Prinzip, das hinter hoher Magie steckte, doch nicht. Und Flitwick sah den Jungen auch reichlich skeptisch an. „Ist schon gut.“, lenkte er an den kleinen Mann gerichtet ein. „Das ist in Ordnung so. Er will dich nicht an der Nase herumführen. Er weiß es nicht besser. Das ist nun mal so.“ „Aber… wenn Mr Potter tatsächlich ein Magier ist, können wir ihn unmöglich weiterhin am normalen Unterricht teilnehmen lassen! Wir haben ja gesehen, welche Auswirkungen das im Extremfall haben kann!“ Flitwick war aufgeregt. „Da stimme ich Professor Flitwick vollkommen zu!“, warf Professor Sprout ein. „Aber seine Ausbildung ist längst nicht beendet!“, empörte sich McGonagall und hatte plötzlich einen Blick, der dem werdender Mütter nicht unähnlich war. „Wir nehmen ihm einen wichtigen Teil der Selbstfindungsphase, wenn wir ihn von den anderen separieren!“ „Wollen Sie lieber die Gesundheit der Schüler gefährden?“, fuhr Sprout auf. „Was ist das für eine Frage?“, entgegnete die gestrenge Schwarzhaarige entrüstet. „Sie wissen genau, dass es das nicht ist! Ich bin lediglich der Meinung, dass wir einen akzeptablen Mittelweg finden müssen!“ „Das können wir nicht verantworten! Was, wenn er wieder so ausrastet wie heute Vormittag?“ Professor Flitwick funkelte seine Kollegin wütend an. Und noch immer hatten weder Snape noch Dumbledore etwas gesagt. Die beiden beobachteten Harry, der unbewegt vor sich hinstarrte, endlich die Kekse futterte und Fawks kraulte, während Kikuileh jetzt Harrys Haare glättete. Bekam der Junge überhaupt mit, was um ihn herum geredet wurde? Es sah nicht so aus… „Es gibt sicher einen Zauber, der eine solche Entladung der Magie verhindert!“, erwiderte McGonagall auf Flitwicks Angriff bezüglich der Gefahr, die von Harry ausging. „Nein!“ Der weißhaarige, zwergengroße Mann schüttelte heftig den Kopf und unterstrich die Aussage mit einer heftigen Geste. „Mir ist ein solcher Zauber nicht bekannt! Und ich kenne viele Zauber!“ „Aber Sie kennen nicht alle!“, schrie McGonagall. So aufgebracht hatte sie wohl auch noch keiner gesehen und Dumbledore freute sich sichtlich, das einmal erleben zu dürfen. Welch eine Ehre… „Vielleicht kenne ich einen.“, mischte sich nun wieder Sprout ein. „Es gibt eine Pflanze, die in Rumänien wächst. Silberranke! Sie kennen sie bestimmt.“ Es war das erste Mal, dass Snape sich bewegte. Ohne ein Wort ging er zu Harry, nahm seinen Arm, mit dem er gerade wieder nach einem Keks hatte greifen wollen, und schob den Ärmel zurück. Schweigend präsentierte er den betroffenen Kollegen den Armreif. „Auf diese Idee bin ich auch schon gekommen!“, murrte er schließlich. Ihm ging das Gestreite auf die Nerven. Im Endeffekt oblag diese Entscheidung immer noch Dumbledore, der seinen Schützling niemals suspendieren würde, schon gar nicht wegen einem so nichtigen Grund. Die drei Lehrer blickten ihn empört an. „Sie wussten davon?“ „Wieso haben Sie nichts gesagt?“ „Wieso haben Sie Albus nicht …“ „Oh.“, merkte der Schulleiter auf, der bis gerade noch fasziniert Kikuileh beobachtet hatte, die aufgrund des Übergriffs auf Harry Knoten in Snapes Haare machte, die einfach nicht halten wollten, was die kleine Fee deutlich verärgerte. „Ich wusste es schon recht lange.“ Lächelnd legte er die Fingerspitzen zusammen, als die drei Lehrer verblüfft zu ihm hinsahen, plötzlich verstummten, dann stützte McGonagall die Hände in die Seiten. „Und wieso sagt uns das dann keiner? Ich denke, dass es doch ganz sinnvoll wäre, wenn zumindest wir Hauslehrer über derartige Talente Bescheid wüssten!“ Dumbledore schmunzelte nur wie immer. „Ich wollte einmal sehen, wie weit er im Selbststudium kommt.“ Dieses Statement verschlug den Dreien glatt die Sprache. Verzweiflung, Unglaube und Resignation war in ihren Gesichtern zu lesen. Harry verblüffte es nicht wirklich. Er war schon immer der Meinung gewesen, dass Dumbledore alles konnte, warum also sollte er davon nicht wissen? „Wie hab ich mich geschlagen?“, wollte er wissen, ohne das Streicheln des Feuervogels zu unterbrechen oder sich darüber zu beschweren, dass Snape noch immer seinen Arm festhielt. Dumbledore grinste. Da sieh an, er bekam doch mit, was hier geschah… Interessant… interessant, dass er es so gelassen nehmen konnte… „Oh, du bist weiter gekommen, als ich gedacht habe.“, erwiderte er und lachte, schob sich seine Halbmondgläser auf der Nase etwas höher. „Ich habe wesentlich länger gebraucht, um den Dreh rauszukriegen. Der schwarzhaarige Junge nickte zufrieden, während Snape jetzt endlich seinen Arm losließ. „Auch wenn ich Hilfe hatte, es bedeutet mir viel, dass gerade Sie das sagen.“ Denn es bedeutete, dass er wirklich stark war, dass er schaffen konnte, was er sich vorgenommen hatte. „Das kann ich mir vorstellen, Harry. Aber glaube mir, dass du trotzdem noch eine Menge Arbeit vor dir hast, wenn du das ausbauen willst.“ Wieder nickte Harry, doch er schwieg, ersparte sich den Kommentar, dass er das vorhatte, und steckte sich lieber noch einen Keks in den Mund. Langsam bekam er wirklich Hunger. McGonagall war es schließlich, die die Frage aussprach, die ungefragt in der Luft schwebte: „Werden Sie ihn jetzt unterrichten, Albus?“ Der Schulleiter lachte herzlich. „Nein. Das wäre Zeitverschwendung. Ein Magier zu werden, lernt man nicht durch einen Lehrmeister. Entweder man begreift die Technik oder sie bleibt einem verschlossen. Es würde nicht das Geringste bringen, ihm jetzt zu sagen, was ich tue. Es würde ihn lediglich verwirren!“ Die Lehrerschaft, einschließlich Snape, nickte. Das hatten sie auch noch nicht gewusst. Aber es klang schon fast logisch, so selbstverständlich hatte Dumbledore das gesagt. Dann erhob Sprout wieder das Wort. „Mr Potter, zaubern Sie bitte mal etwas ohne Zauberstab.“ Flitwick und McGonagall nickten zustimmend, begeistert von dieser Idee, wollten sie doch einen Beweis dieser unglaublichen Fähigkeiten demonstriert haben, aber Harry zuckte nur die Achseln. „Das geht nicht.“, erklärte er freundlich lächelnd. „Ich kann es noch nicht kontrollieren. Der Wunsch ist nicht stark genug.“ Er hatte sie alle effektiv zum Schweigen gebracht und wenig später durfte er gehen. Er hatte nicht nach Raindoom gefragt, denn es interessierte ihn nicht wirklich, was mit diesem Mann war. Immerhin verdankte er es ihm, dass er einen wirklich wichtigen Spruch gelernt hatte und er war dafür verantwortlich, dass er diesen Horror erleben musste. Kein Dank und kein Hass, das war sein Kompromiss. Es war bereits spät, nach acht Uhr, und Harry ging zum Gryffindorgemeinschaftsraum zurück, um noch einmal mit Ron zu sprechen; Snape hatte das Training für heute ausfallen lassen, weil er nicht glaubte, dass Harry noch in der Lage war, vernünftig zu zaubern nach dem Blitzgewitter, das durch seinen Körper gegangen sein musste. Harry wäre es egal gewesen, aber so bot sich doch zumindest die Chance, Ron noch zu erwischen… aber der Rotschopf war gar nicht da. Genauso wenig wie Hermione. Wahrscheinlich waren sie irgendwo in den Hogwartsgründen. Hermione verschrieb Ron immer einen ausgedehnten Spaziergang, wenn er sich aufgeregt hatte. Trotzdem war es schade… Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen und gerade wollte er hinaufgehen, um zu sehen, ob Ron nicht vielleicht doch oben im Schlafsaal war, oder um seinem Besen mal wieder ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken, um auszuspannen und sich von den ganzen Gedanken, die in seinem Kopf Achterbahn fuhren, zu lösen, da waren Fred und George plötzlich da. Jeder legte ihm einen Arm um die Schultern, dann dirigierten sie ihn in die hinterste und dunkelste Ecke des runden Raumes, die aufgrund einer depressiven Tür nicht gern genutzt wurden, weil sie jeden zulaberte, den sie sah und grundsätzlich nicht öffnete vor lauter Selbstmitleid. Die Zwillinge hatten offenbar einen Weg gefunden. Gerade noch hörte Harry das triste, schwerfällige Gemurmel, da hörte es auch schon auf und er wurde weiter geschoben. Direkt in einen dunklen Raum, wie ihm Kikuileh beschrieb. Es war der Moment, wo ihm wieder einfiel, was die Zwei vor nicht allzu langer Zeit noch getan hatten. Er begann sich zu wehren, bekam plötzlich Panik, dass sie ihn wieder küssen könnten und er damit Draco hintergehen würde, doch Fred legte ihm eine Hand auf den Mund, während George die jammernde Tür hinter ihnen schloss. Allein mit den Zwillingen. Harry konnte sein Herz laut und hektisch schlagen hören. Er wollte das nicht! Er wollte hier wieder weg! Fred seufzte, als er die Hand endlich von seinem Mund nahm. „Harry, Harry. Was denkst du eigentlich von uns?“, wollte er wissen, nachdem er Licht gemacht und die ängstlich geweiteten Augen gesehen hatte. „Wir würden doch nie etwas tun, was du nicht willst.“, ergänzte George und ließ ihn los. „Neben dir rechts ist ein Sessel. Setz dich doch.“ Harry bevorzugte es, stehen zu bleiben. Synchron seufzend ließen sich die Zwillinge nieder. „Wir wollten nur mit dir allein sein, damit keiner zuhört.“, begann Fred erneut. „Ja, wir wollten wissen, ob du eine Antwort für uns hast.“ „Hast du deine Gedanken geordnet?“ „Hast du dich entschieden?“ Harrys Hände begannen zu zittern, als ihm klar wurde, was sie wollten. Im Gegensatz zu Ron wussten die beiden nichts von Draco Malfoy. Sie wollten wissen, ob sie Chancen hatten! „Harry?“ Kikuileh hatte begonnen zu beschreiben, wie der Raum aussah. Viele Sessel, weich gepolstert, eine Sitzecke an der Wand, viele Kissen und Decken und Stofftiere, ein ungeheizter Kamin, gedimmtes, indirektes Licht. Alles in allem ein recht altmodischer Raum von der Farbgebung her. In Harrys Kopf machte sich der Gedanke an ein Schmusezimmer breit, an einen Darkroom, von dem ihm Dean einmal lachend und scherzend erzählt hatte, weil er in einer Muggelzeitschrift einen Artikel darüber gelesen hatte. Ein Raum, wo jeder einfach hineinging und mit dem oder der Nächstbesten rummachte, mit nur einem Ziel: Sex mit Anonymität. Wieso gab es in Hogwarts einen solchen Raum? War das hier nicht eine Schule? „Wo sind wir hier?“ Seine Stimme war zittrig, als er endlich die Sprache wieder fand. „Was ist das für ein Zimmer?“ George lachte. „Das… ach so. Wir sind hier in Gryffindors Gemächern. Früher nämlich waren die Hauslehrer immer noch in ihren Häusern untergebracht, um mehr Kontrolle über die Machenschaften ihrer Schüler zu haben.“ Unglaube spiegelte sich in Harrys Gesicht. „Woher willst du das wissen?“ Irgendwie fiel es ihm schwer, diesen Raum, den ihm Kikuileh da beschrieben hatte, mit seiner zugegeben recht mystischen Vorstellung von Godric Gryffindor zu vereinbaren. Was sollte der mächtigste Zauberer der Vergangenheit mit Plüschtieren? „Woher wollt ihr wissen, dass es Gryffindors Raum war? Die Zwillinge wechselten einen Blick. „Nun ja…“ „Weißt du, als wir…“ „Als du vorgestern so schnell verschwunden bist…“ „Wir waren…“ „…deprimiert.“ Wieso drucksten die Zwillinge eigentlich immer so herum wenn es um ihre Gefühle ging. Konnten sie nicht einfach Klartext reden? Das nervte! Und heute gleich dreifach! „Das hat dann wohl die Tür mitbekommen und hat uns angesprochen…“ „…warum wir so traurig wären.“ „Dass es ihr genauso ginge, weil ihr Meister nicht mehr da sei und einfach nicht wiederkomme…“ „Irgendwann hat sie dann damit rausgerückt, dass es Gryffindor war. Skeptisch lauschte Harry der doch recht wahnwitzigen Geschichte. Die Tür der Melancholie war nur deshalb so traurig, weil Gryffindor nicht mehr da war? Sie war seit tausend Jahren traurig? War ja nicht auszuhalten… „Aber das beantwortet unsere Frage noch nicht.“, erinnerte Fred ihn an den Grund für sein Hiersein. „Was ist nun?“ Harry ließ den Kopf hängen, ein trauriges Lächeln auf den Lippen, das von seinen über die Schultern fallenden Haaren beinahe verdeckt wurde. „Es tut mir leid.“ Die Antwort war ein ehrlich enttäuschtes Seufzen von George und ein bitterer Blick von Fred. „Da ist schon jemand in deinem Leben, haben wir Recht?“ Harry nickte, fühlte sich plötzlich mies und dreckig. Warum musste er sie so enttäuschen? Selbst wenn er es nicht absichtlich tat, es war nicht angenehm, jemandem einen Korb zu geben, den er so gern hatte wie die Zwillinge. „Dürfen wir erfahren, wer es ist?“ Der Gedanke an Rons Reaktion kam ihm in den Sinn, der Grund, warum Draco es geheim halten wollte, und er schüttelte den Kopf, fühlte sich jetzt auch noch klein und schmutzig. Das war so schrecklich ihnen das sagen zu müssen, wo sie doch seine Freunde waren… Freunde hatten keine Geheimnisse voreinander! „Er will nicht, dass es jemand erfährt?“, fragte Fred sanft. Nicken, dann hob Harry plötzlich erstaunt den Kopf. „Woher wisst ihr…“ „Du hast nicht halb so erschrocken reagiert, wie wir es erwartet hatten.“, erklärte George mit einem weichen Lächeln. „Wir hatten eher den Eindruck, dass es dich störte, dass wir es waren, nicht dass es ein Junge war, der…“ „…dich küsste. Also musste der Grund bei jemand Männlichem liegen, zumal du eine Freundin wirklich konsequent abgestritten hast, wenn wir dich damit gelöchert haben.“ „Es tut mir leid.“, wiederholte Harry zerknirscht. „Ehrlich, ich mag euch, aber…“ „Er ist dir wichtiger.“ „Wir verstehen dich schon.“ Harry senkte den Kopf wieder. Wieso mussten sie denn bloß so unglaublich hilfsbereit sein, so lieb und… Wieso konnten sie nicht reagieren wie Ron? Wütend, damit er sich wirklich schlecht fühlen konnte, damit er dafür einen Grund hatte. Obwohl… das wollte er eigentlich auch nicht. So eine Reaktion wollte er nie wieder! Von niemandem. Bitter biss er sich auf die Unterlippe. Warum hatten sie es überhaupt ansprechen müssen…? Fred und George erhoben sich und nahmen Harry in die Arme. „Es ist zwar wirklich schade…“ „…aber wenn du genug von ihm hast…“ „…kannst du gerne zu uns kommen.“ „Wir können warten.“ Es waren Gesten und Worte, die Harry die Tränen in die Augen trieben. Die ganze Aufregung des Tages, die schreckliche Ungewissheit wegen Ron, die Befürchtungen wegen dem Gerede der Lehrer, die ihn von den anderen fernhalten wollten und ihn für gefährlich hielten, all das wurde von dieser warmherzigen Umarmung losgeschlagen und krachte wie eine Steinlawine in seine Mauer aus Selbstbeherrschung. Er begann zu weinen. Und dazu kam, dass er sich schuldig gegenüber den Zwillingen fühlte, die so nett ihm gegenüber waren, obwohl er sie so enttäuscht hatte. Seine Hände hoben sich, krallten sich in den Stoff vor sich, während ihn Schluchzer schüttelten. Fred und George warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu. Entweder war Harry überglücklich über ihr Angebot, was nicht so wirkte, oder es war definitiv etwas nicht in Ordnung mit ihm. Doch als sie fragten, bekamen sie nur ein erneutes, ersticktes ‚Tut mir Leid!’ zu hören. Und so ließen sie das Fragen, spendeten etwas Trost und genossen die unverhoffte Nähe. Im Grunde konnten sie es sich ja auch denken: Die Abneigung, die dem Jungen entgegengebracht wurde, zerrte sicherlich gewaltig an seinen Nerven. ----------------++++++++++++++++++++-------------------------- Juhuuuuuuu, geschafft! *freu* Leute, ich hab ein weiteres Kapitel hochgeladen und hoffe, es gefällt euch. Meine Ansprüche an mich sind irgendwie gerade im Unermesslichen, also wäre ich euch sehr verbunden, wenn ihr mir Tipps geben könntet, was mir an dem Schmarrn da oben nicht gefällt… abgesehen davon, dass ich über Raindoom nichts geschrieben habe. Das wollte ich aber auch nicht. Mit diesen Worten… Mau! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)