Blind! von Shirokko (HP:DM) ================================================================================ Verwirrende Wahrheit -------------------- Titel: Verwirrende Wahrheit Autor: Shirokko Pairing: Harry Potter / Draco Malfoy Disclaimer: nicht meins, nur verwurstet, durch den Fleischwolf gedreht, zusammengemischt und neu verarbeitet. Alle Charas gehören J. K. Rowling, beschwert euch bei ihr, wenn ihr wen nicht mögt. ^^ ... ich verdiene damit also kein Geld, was wirklich schade ist! Kommentare: Diese Geschichte spielt nach dem vierten Band, die beiden zuletzt erschienenen, sowie der noch ausstehende Band werden nicht berücksichtigt. Ansonsten... Vergebt mir meine Schwafelei! Warnungen: Diese Geschichte enthält Shonen-Ai. Wem das nicht gefällt, der soll einfach umdrehen! Andererseits... Man soll immer offen sein für seine Umwelt und neue Dinge kennen lernen... Aber jetzt geht's los. Viel Spaß beim Lesen. Kapitel 14: Verwirrende Wahrheit Die nächste Woche verlief routinemäßig ereignislos. Am Wochenende übten Harry, Ron und Hermione Zauber, nachdem Harry ihnen in der Bibliothek mittels Demonstration gezeigt hatte, dass er nun lesen konnte. Und genau aus diesem Grund fand man ihn die übrige Woche in besagter Einrichtung, wo er in allen möglichen Büchern nach einem Warnzauber suchte, der seinen Wünschen und Vorstellungen entsprach und mit dem er beweisen konnte, dass Raindoom doch ein Idiot war. Er fand einige, die ihm nützlich erschienen, mit tatkräftiger Unterstützung von Mme Pince, der Bibliothekarin, die ihm zuvorkommend wie selten die Bücher holte und wieder wegbrachte, aus Rücksicht auf sein Handicap, doch keiner erfüllte alle Kriterien, die er sich erhoffte. Das ging zumindest bis zum Donnerstag gut, dann begann es Harry allmählich zu nerven, dass er den Sensibilis-Zauber alle fünfzehn Minuten erneuern, zu diesem Zweck das Buch aus der Hand legen und zum Zauberstab greifen musste. Gab es denn keine Möglichkeit, ohne Zauberstab zu zaubern? Als er Hermione an diesem Abend danach fragte, reagierte sie mit einer Mischung aus Empörung und Mitleid. Es wäre eine sehr schwere Sache, das zu lernen, und es zu beherrschen würde nur einem von tausend gelingen. Es gut zu beherrschen wäre beinahe unmöglich. Sie jedenfalls könne ihm da nicht weiterhelfen. Tolle Aussichten. Vor allem, weil sie noch anhängte, dass er Dumbledore fragen sollte, da dieser einer jener tausend war. Murrend zog er ab, ging ins Bett. Dann würde er die Suche halt ein wenig zurückstellen, bis er sagen konnte, ob er ein Magier war oder doch nur ein gewöhnlicher Zauberer. Er hatte noch Zeit mit dem Warnzauber. Ihm blieben noch knapp fünf Wochen. Das sollte doch zu schaffen sein, selbst mit einem solchen Umweg. Grübelnd saß er im Schneidersitz auf der Bettdecke, wälzte Gedanken hin und her, wie es funktionieren könnte. Das größte Problem bestand darin, dass er die spezifische Bewegung, auf die er sich bisher immer hatte verlassen können, vergessen konnte, ihm blieb nur die richtige Betonung. Keine wirklich leichte Aufgabe. Am besten, er begann mit einem ganz einfachen Zauber. Welchen hatten sie hier in Hogwarts mit als erstes gelernt? Vingardium Leviosa. Den Schwebezauber. Mit der richtigen Kraft konnte man damit sogar Menschen oder Autos heben. Er erinnerte sich noch lebhaft an die Probleme, die Ron mit diesem Spruch gehabt hatte, und immerhin war letztendlich er dafür verantwortlich, dass sie mit Hermione Freundschaft geschlossen hatten… Vielleicht war das ein gutes Omen. Also dann. Versuchen kostete ja bekanntlich nichts. „Vingardium Leviosa!“, rief er. Nichts geschah. Dann fiel ihm ein, dass er sich gar nicht überlegt hatte, was er schweben lassen wollte. Wie blöd konnte man eigentlich sein? Natürlich brauchte man ein Ziel, sonst brachte die Magie doch nichts! Er wählte sein Kopfkissen. „Vingardium Leviosa!“ Und wieder geschah nichts. Da hatte Hermione wohl Recht gehabt. Einfach war es gewiss nicht. Aber das hieß nicht, dass er jetzt schon aufgab. Nein. Er brauchte die Fähigkeit, um ungestört lesen zu können! An diesem Abend versuchte er es noch etliche Male, immer ohne Erfolg. Er hatte es mit Wünschen versucht, mit gezielter Vorstellung, ohne irgendwelche Gedanken, mit allem, jedoch hatte nichts geholfen. Ron hatte ihm nur einen schrägen Blick zugeworfen, als er hochgekommen war, und war ins Bad gewandert, um sich zu waschen --- Hermione hatte ihm von Harrys lächerlichen Frage erzählt. Dean und Seamus hatten ihn ausgelacht, ohne zu wissen, was das werden sollte, und Neville hatte verunsichert geschwiegen, wie meistens. Doch es interessierte ihn nicht. Ohne sich daran zu stören, was sie sagen oder denken könnten, probierte er weiter, bis die anderen schließlich nach Ruhe verlangten. Frustriert lag er in seinem Bett. Schlafen konnte er nicht, dazu war er zu aufgebracht. Es musste doch eine Lösung für dieses Problem geben! Es musste einfach! Und er hatte das dumme Gefühl, dass diese Lösung näher lag, als er annahm. Er schlief über diesen Gedanken ein, nahm sich jedoch fest vor, ihn am nächsten Morgen weiterzuverfolgen, doch er diesen Plan in die Tat umsetzen konnte, kam etwas dazwischen, was ihn die Zauberstablose Magie zeitweise vergessen ließ. In der Bibliothek war es ruhig wie immer, vielleicht sogar noch ruhiger, denn das leise Trommeln der Regentropfen an den hohen Fenstern hatte auf die Nutznießer der Wissensanhäufung eine mehr als beruhigende, ja regelrecht einschläfernde Wirkung. Der Regen war auch der Grund, weshalb Harry nicht übte. Er wollte es draußen machen, um der Gefahr zu entgehen, von irgendjemandem bei diesen --- wie Ron sie bezeichnet hatte --- lächerlichen Versuchen gesehen oder gehört zu werden. Es musste niemand wissen. Das war nicht notwenig. Es reichte doch, dass ihn seine Freunde für irre hielten. Und so saß er hier und las bereits das dritte Buch an diesem Tag. Allesamt nutzlos. Es war bereits nach achtzehn Uhr, Zaubertränke war längst überstanden. Es waren nicht viele Schüler hier und er saß in einer versteckten Ecke unter einem Fenster, um möglichst ungestört zu sein, auf seinem Tisch ein halbes Dutzend schwerer Wälzer, die ihm Mme Pince zuvorkommender Weise gebracht hatte und die die Sicht auf ihn relativ gut verdeckten. Er würde hier bleiben, bis kurz vor der Sperrzeit, dann waren am wenigsten Schüler unterwegs. Seltsam, dass er diesen doch recht merkwürdigen Begriff einfach so übernommen hatte. Malfoy hatte ihn gebraucht. Passend für ihn, irgendwie… Harrys Hand verharrte auf der Seite, als er zu lächeln begann. Der Tag im Turm war… interessant gewesen. Er hatte Seiten an Malfoy kennen gelernt, die ihm gefielen. Vielleicht, wenn er damals doch nach Slytherin gekommen wäre, vielleicht wären sie dann Freunde geworden. Vielleicht würden sie dann gemeinsam Hogwarts aufmischen. Doch wer konnte das schon sagen? Plötzlich meldete ihm Kikuileh, dass Draco in der Nähe war, ihn entdeckt hatte und mit verschränkten Armen und finsterem Blick an einem Regal stand. Sie klang seltsam erfreut, so als hätte sie ihn vermisst oder erwartet, doch im Gegensatz zu ihr war Harry nicht froh über diesen Besuch. In ihm spannte sich etwas an, auch wenn er nach außen hin seine ruhige und lockere Fassade aufrecht hielt. Was hatte der Slytherin diesmal vor? Wollte er ihm wieder einen Fluch auf den Hals hetzen? Er hatte keine Lust auf Streit! Draco bewegte sich leicht, rückte in eine bequemere Position. Harrys Lächeln war gegangen. Hatte er ihn vielleicht bemerkt? Aber das konnte eigentlich nicht sein. Dann wäre er sicherlich aufgesprungen und hätte ihn angegriffen! Vielleicht aus Rache für die Eisattacke, die er zweifellos mit ihm in Verbindung gebracht haben musste. Wahrscheinlich diese Fee. Selbst er als Slytherin hatte mitbekommen, dass sie Harry anleitete und ihn über alles am Laufenden hielt. Also, wieso griff er ihn nicht an? Fühlte er sich etwa wieder einmal überlegen? War es wieder ein Test? Testete er seine Selbstbeherrschung? Nun ja, sie war nicht sonderlich ausgeprägt, also… Entschlossen ging er zu ihm hin und setzte sich lässig auf die Tischkante, nahm eines der Bücher auf und blätterte darin. Schilde und Warnzauber… „Na, dabei, deine Strafe abzuarbeiten?“, stänkerte er mit betont freundlicher Stimme, so dass es nur ironisch klingen konnte. „Oder tust du nur so, als ob du lesen könntest, um Ruhe vor deinen nervigen Freunden zu haben?“ Harry sah nicht einmal auf, als er trocken erwiderte: „Strafarbeit.“ Dass er freiwillig für Mione und Ron das Feld geräumt hatte, musste Malfoy nicht wissen. „Soso. Ganz der Musterschüler. Wollen sie dir nicht helfen, deine Freunde?“ Draco sah, dass das kaum merkliche Schimmern um Harrys Finger nachließ und verschwand. „Malfoy, sag, was willst du von mir?“, brachte der Schwarzhaarige es plötzlich seufzend auf den Punkt. Der Slytherin störte. Er nervte ihn. „Wenn du was zu sagen hast, dann tu es! Danach kannst du verschwinden!“ So war das also. Gut, dann halt… tja, was wollte er überhaupt? Er wollte… in seiner Nähe sein. Nur konnte er ihm das wohl kaum sagen. Also lieber… „Kämpfe gegen mich!“, forderte er. Und hätte sich am liebsten selbst erwürgt. Wieso hatte er das jetzt gesagt? Er wollte doch gar nicht gegen ihn kämpfen? Oder? … Doch, er wollte! Einem Kräftemessen war er nie abgeneigt! Auf Harrys Gesicht erschien ein Lächeln, als er nickte. „Ich sehe, du akzeptierst mich wieder als gleichwertigen Gegner.“ Leise kraulte er Kikuileh. „Natürlich kämpfen wir. Allerdings offiziell. Wie im zweiten Jahr. Wir werden und freiwillig melden, sobald das erste Duell in Verteidigung gegen die dunklen Künste ansteht. Volle Power, ohne Rücksicht auf Verluste. Regeln stellt der Raindoom auf, sie sind verbindlich, solange nicht allzu hinderlich. Ausnahmen: Keine Zauberbeschränkungen. Alle Zauber bis auf die Unverzeihlichen sind erlaubt, selbst wenn er anderer Meinung ist.“ Draco starrte ihn an. Sprachlos. Da war ja jemand selbstbewusst. Unglaublich! Aber gut… „Abgemacht!“, schlug er ein. Der Held würde sich noch wundern! Und wie er kämpfen würde! Und gewinnen würde er auf jeden Fall! „Das erste Duell!“ Dann verfiel er in Schweigen, beobachtete, wie Harry einen stummen Zauber auf seine Hände anwandte. Seit wann konnte er das? Stummzauber, Magie für die Älteren. Und was war das für ein Zauber? Er hatte ihn immerhin ein paar Stunden zuvor in Snapes Unterricht auch schon einmal angewendet. Er begriff es, als der Schwarzhaarige mit den Fingern nun Zeile für Zeile nachfuhr. So unglaublich es auch klingen mochte, Harry hatte einen Zauber gefunden, der ihn dazu befähigte, ohne seine Augen, nur mit seinen Fingern, zu lesen. In Draco Inneren explodierte etwas, das seinen Magen sich zusammenkrampfen ließ. Woher nahm er nur diese Stärke? Immer wieder sah es so aus, als würde er aufgeben, doch im Endeffekt war er da, behauptete sich gegen jede Schwierigkeit, gegen jeden, der versuchte, sich mit ihm zu messen. Gegen Raindoom. Gegen ihn. Draco erhob sich. „Auf Wiedersehen, Harry.“, murmelte er mit einem letzten Blick auf den seidigen Haarschopf, dann ging er. In solchen Momenten wurde ihm stärker als sonst bewusst, dass er sich gegen seinen Körper nicht wehren konnte. Harrys einfache Geste, seine kompromisslose Entspannung neben ihm gaben ihm etwas, das er unbedingt brauchte, etwas, wovon er bisher nicht einmal gewusst hatte, dass es nötig war: Ruhe. Er wünschte sich diese Ruhe. Und er wünschte sich, in Harrys Nähe bleiben zu können, der diese Ruhe verströmte, um sie noch ein wenig genießen zu können. Trotzdem ging er. Harry dagegen saß noch lange wie versteinert auf seinem Stuhl und starrte reg- und blicklos in die Gegend, konnte es nicht fassen, was er eben gehört hatte. Malfoy hatte ihn Harry genannt. Harry, nicht Potter. Einfach so. Wie… wieso? Das war doch… Irgendwann stand er auf und verließ wortlos die Bibliothek. Sein Weg führte ihn hinaus ins Freie, in den Regen, der wie weiche Fäden alles durchweichte, das er erreichte. Auch Harry wurde nass, doch er bemerkte es kaum. Seine Gedanken weilten bei Malfoy. Er konnte nicht glauben, was passiert war. Sein Erzfeind Malfoy hatte sich komplett gewandelt. Erst half er ihm im Turm oben, er ließ ihn sogar nach Hause bringen. Dabei hatte er gedacht, Malfoy würde sich eher noch totlachen, dass er nicht mehr nach Hause fand, sich verlaufen hatte. Dann blieb er bei ihm, als er… down war, hörte ihm zu, ohne die doch sehr brisanten Fakten auszunutzen --- allem Anschein nach hatte er wirklich nichts verraten. Und er hatte ihm gezeigt, wie man sich unsichtbar machte. Und jetzt… ‚Harry’. Irgendwie hatte er gedacht, nach den hinterhältigen Attacken, dass er wieder versuchte, ihn fertig zu machen, wieder der Alte war, doch jetzt… Seine Abschiedsworte ließen das alles in völlig anderem Licht erscheinen. Wie sagte man doch so schön? Was sich liebt, das neckt sich. War es das? Hatte Draco Malfoy Sympathie für ihn entwickelt und wollte es kaschieren? Konnte das wirklich sein? War so etwas möglich? Das würde ja dann bedeuten, der Blonde stand im Zwiespalt der Gefühle. Einerseits schien er zu wollen, dass sie Freunde wurden, andererseits schien er sich genau dagegen zu wehren. Und seine fiesen Attacken? Nichts weiter als Theater? Für wen? Für seine Freunde? Oder für ihn? Wollte Malfoy vielleicht nicht, dass er davon Wind bekam? Aber das klang alles total abwegig. Harry kam mit seiner Grübelei zu keiner Lösung und als er spät abends in den Gryffindorgemeinschaftsraum kam, war er müde und nass. Ron und Hermione waren noch nicht da, vermutlich würden sie die verbliebene Viertelstunde in irgendeinem Klassenraum bleiben, um ungestört zu sein. Unter normalen Umständen hätte Harry sich für sie gefreut und wissend gegrinst, doch heute entlockte es ihm nicht einmal ein müdes Lächeln. Kommentarlos verzog er sich unter die Dusche und anschließend ins Bett. Dean speiste er mit einer flüchtigen Geste ab. Bevor er an diesem Abend einschlief, fasste er noch einen Entschluss. Er würde Malfoy zur Rede stellen. Sobald als möglich. Am besten morgenfrüh. Er hasste Ungewissheiten, davon hatte er dank seiner Blindheit schon genug, er wollte klare Fronten, denn auf ein Spiel mit Wasser, Feuer und Vermutungen wollte er sich nicht einlassen. Spekulationen könnten böse Folgen haben. Zwar fürchtete er sich irgendwie davor, die Antwort zu erfahren, aber das war nebensächlich. Er musste es einfach wissen. Und Kikuileh würde ihm morgen helfen, Malfoy aufzuspüren. Draco war dabei, Hausaufgaben für Snape zu machen. Er saß in einem abgelegenen Winkel der Hogwartsgründe, der ewig geistlosen Gespräche Crabbes und Goyles über, die zweifellos kommen würden, wenn sie erwachten. Er war recht frisch, da es früh am Morgen war und die letzten Tage geregnet hatte, und Draco zog die Ärmel seines gefütterten Umhangs enger um seine Fäuste, als er hinter sich zaghafte Schritte vernahm. Genervt drehte er sich um, bereit dem Störenfried zu sagen, er solle kehrtmachen und auf dem schnellsten Weg verschwinden, doch schon nach dem ersten Wort verstummte er. Es war Harry. Und er sah gar nicht gut aus. So als hätte er drei Tage nicht geschlafen. „Was ist? Was willst du hier?“, fragte er schroffer als geplant. Harry ließ den Kopf hängen, seine Augen huschten unsicher hin und her und er blieb stehen. „Ich wollte…“ Er stockte kurz, kratzte sich am Kopf, sprach dann aber weiter. „Ich bin zufällig… Hast du was dagegen, wenn ich ein bisschen hier bleibe?“, flüsterte er und Draco konnte sehen, dass er vor Nervosität den Saum seines Ärmels malträtierte. „Aber wenn es dir nicht passt, gehe ich auch wieder…“, fügte der Schwarzhaarige hinzu. Seine gestrige Sicherheit war wie weggeblasen. Draco seufzte. Was war denn jetzt mit dem los? Der war doch sonst nicht so zaghaft. Seine Stimme war kaum hörbar. Er schien ernsthaft verwirrt und mit sich zu hadern. „Nein.“, antwortete er schließlich. „Von mir aus kannst du bleiben, solange du mich nicht bei meinen Hausaufgaben störst.“ Oh, was für ein Zugeständnis. Das Lächeln, das diese Worte auslöste, war unbeschreiblich erleichtert und es überzeugte Draco davon, dass mit Harry etwas ganz und gar nicht stimmte. „Tu ich nicht.“, versicherte Junge, kam noch ein Stück näher, so dass sie vielleicht noch vier Schritte voneinander trennten, und ließ sich geschmeidig ins nasse Gras sinken, was Draco mit gewisser Verwirrung bemerkte, denn normalerweise beherrschte Harry den Zauber, mit dem er es trocknen konnte. Der war ja total durch den Wind. Aber er sagte kein Wort mehr und Draco widmete sich achselzuckend wieder seiner Arbeit, doch konzentrieren konnte er sich nicht mehr. Ein innerer Zwang ließ ihn immer wieder zu Harry schielen, der sich gegen einen Felsen gelehnt hatte und nachdenklich vor sich hinstarrte. Das Lächeln war gegangen. Was ihn wohl so beschäftigte? ‚Konzentrier dich!’, schalt sich Draco und zwang seine Augen zurück auf das Papier. Doch auch wenn sie dort blieben, seine Gedanken kehrten zu seinem heimlichen Schwarm zurück. Warum war Harry gekommen? Er mied ihn doch sonst immer. Oder nicht? In letzter Zeit… Und wie hatte er ihn gefunden? Er hatte doch darauf geachtet, dass ihn niemand gehen sah. Und weshalb sagte er nichts? Wieder seufzte er und wandte sich nun ganz offiziell zu dem Schwarzhaarigen um. „Warum bist du gekommen?“, fragte er und es schwang ungewollt ein leiser Vorwurf in seiner Stimme mit. Harry zuckte erschrocken zusammen, hatte er doch nicht erwartet, dass Draco etwas sagen würde, wo er doch Hausaufgaben machen wollte und Ruhe verlangt hatte, Ruhe, die er selbst für sich auch brauchte, um sich zu sammeln. „Was meinst du?“, erkundigte er sich, klang unerwartet unsicher. Draco schnaubte. Er hatte ihn genau verstanden. „Weshalb du hier bist, will ich wissen! Es muss doch einen Grund haben?“ Beruhigt ließ sich Harry wieder zurücksinken. Tja… „Ich weiß es nicht.“ Das hatte er doch schon einmal gehört. Menschen suchten seine Nähe, weil er stark und bekannt war, weil sein Vater Einfluss hatte, weil er Geld besaß… Aber die meisten realisierten gar nicht, dass es so war, dachten stattdessen, dass sie ehrliche Freundschaft für ihn empfanden… alles Quatsch. Doch das konnte es ja bei Harry nicht sein. Was also dann? „Ja klar! Du hast mich so gerne, dass du an mir klebst, wie die Katze am Fisch.“ Es hatte nicht ganz so abfällig klingen sollen, denn es war das, was er sich heimlich wünschte, doch er hatte es einfach nicht vermeiden können. Vielleicht bekam er aus diesem Grund auch keine Antwort. Stattdessen zeigte Harrys Gesicht plötzlich ganz deutlich, was er von Malfoys Attacke hielt: nämlich gar nichts. „Aus welchem Grund dann, Potter?“ „Wolltest du nicht Hausaufgaben machen?“ „Lenk nicht vom Thema ab!“ Langsam wurde der Blonde wütend. „Warum bist du hier?“ Lange Zeit herrschte Stille, in der sie sich gegenseitig an böser Aura zu übertreffen versuchten, und Draco ging schon davon aus, dass der Schwarzhaarige gar nicht mehr antworten würde, als dann schließlich doch noch etwas geschah. Harry stand auf, kam noch näher zu ihm und ließ sich dann wieder auf die Knie sinken, direkt vor ihm, sein Gesicht auf gleicher Höhe mit Dracos. „Warum hast du mir geholfen an diesem Dienstag?“, wollte er wissen. „Und wieso bist du in letzter Zeit so… anders zu mir? Warum hast du mich gestern Harry genannt?“ Draco starrte ihn an. Harry war so dicht, dass er nur die Hand heben musste, um ihn zu berühren. Die grünen Augen schimmerten im Glanz der frühen Sonnenstrahlen, er war blass. Viel zu blass für seine Verhältnisse. „Ich habe versucht, einen Grund zu finden, ich habe alles einmal durchgedacht, aber… Ich finde keine Lösung… keine akzeptable. Und jetzt will ich es von dir hören: Warum hast du mir geholfen?“ Draco schwieg, konnte die Augen nicht von Harrys Gesicht abwenden, die blassen Lippen nicht verdrängen, die ruhig auf eine Antwort warteten. Gewaltsam riss er den Blick los, wanderte höher, bis er die Narbe fand. Deutlich stach sie aus dem ebenmäßigen Gesicht hervor, war nicht wie üblich von Haaren bedeckt. Voldemorts Zeichen, das wohl deutlichste Zeichen dafür, dass das, was er fühlte, verboten und falsch war. „Dann formuliere ich es anders: Wann hast du aufgehört, mich zu triezen? Ich meine, diese Zauber erschienen irgendwie nur wie ein Vorwand.“ Diese schwarzen Haare, die sich so leicht im Wind bewegten, muteten wie Seide an. Zu gerne würde er durch diese dicken Flechten streichen, sie berühren… „Wann hast du aufgehört, mich zu hassen?!“ Eine Windbö fegte über sie hinweg und Draco fand zurück auf den Boden der Tatsachen. Wann er aufgehört hatte, ihn zu hassen? Gute Frage. Nächste Frage? Er konnte es ihm doch unmöglich sagen, oder? Harry würde das doch nie verstehen! Der Schwarzhaarige ließ plötzlich den Kopf hängen. „Du hasst mich nicht mehr, oder?“ Leise und langsam schüttelte Draco den Kopf. Er erinnerte sich vage daran, dass Harry ja blind war, dass er es also nicht sehen konnte, doch das bedeutete nicht, dass es ihm nun gelang zu sprechen. Seine Kehle war ausgedörrt und zugeschnürt, als würde er in der Wüste vom Galgen baumeln. Aber seine Seele schrie. Er hasste ihn nicht! Wie könnte er noch? Nach dem letzten Jahr? Wie könnte er jemanden hassen, der so viele wundervolle Eigenschaften in sich vereinte? Jemanden, der ihn, Draco Malfoy, trotz allem nicht wirklich ablehnte, wie allein sein Auftauchen hier bewies. Nein, hassen konnte er ihn nicht, eher… Er verdrängte den Gedanken. Harry war ein Junge und würde ihn köpfen, wenn er es auch nur dachte. Wer gab von sich schon freiwillig zu, dass er schwul war? „Malfoy?“ Draco tauchte wieder aus seinen Gedanken auf, wurde mit grausamer Brutalität, die einem Faustschlag ins Gesicht glich, daran erinnert, dass Harry ja immer noch so fürchterlich dicht vor ihm saß, so unglaublich nahe war. Und jetzt bebten die Lippen vor ihm auch noch, während sie immer noch auf eine Antwort warteten. Draco wollte sie ihnen geben. Er hatte plötzlich das dringende Bedürfnis danach, sie zu berühren, konnte es nicht mehr unterdrücken! Unendlich langsam lehnte er sich nach vorne, während er die Augen schloss. Schon spürte er Harrys Atem auf seinen Wangen, die feinen Härchen, die den Bartwuchs ankündigten. Und dann erreichte er sein Ziel. Vorsichtig und mit sanftem Druck führte er ihrer beider Lippen zueinander, eine seiner Hände wanderten in Harrys Nacken, um ihn am Zurückweichen zu hindern, während er den Druck leicht verstärkte. Er konnte ihn spüren. Endlich spüren. Und es war genauso wundervoll, wie er es sich immer ausgemalt hatte, und noch viel schöner. Harrys Lippen waren unglaublich weich, wie Samt fast. Seine Haare streichelten, ja liebkosten seine Finger wie Seide und kühles Wasser. Und er zitterte, als sei ihm kalt. Er wollte ihn wärmen… Wie eine kalte Dusche brach die Erkenntnis über ihn herein. Harry zitterte nicht, weil ihm kalt war. Ganz bestimmt nicht! Eher weil… Als hätte er sich verbrannt, wich er zurück, ließ Harry los und rutschte ein paar Zentimeter von ihm weg. Was hatte er bloß getan? Er war sich doch gerade noch darüber einig gewesen, dass er es ihm nicht sagen würde, und jetzt demonstrierte er es ihm sogar noch! Aber genau das war das Problem mit solchen Vereinbarungen eines Einzelnen mit sich selbst. Sie konnten ohne weiteres gebrochen werden, ohne dass irgendjemand etwas davon merkte. Als Draco schließlich wieder aufsah, stockte ihm fast das Herz. Auf Harrys Wangen glitzerten Tränen wie Perlen in der Morgensonne, die Lippen bebten nun heftiger, waren ein klein wenig gerötet, die Hände krallten sich in den Umhang, als würden sie ihn sonst erschlagen. „Das ist nicht dein Ernst!“, kam es flüsternd aus Harrys Mund. Er klang leicht fassungslos, doch Draco schwieg. Sollte er lügen und es als Witz abstempeln? Sollte er sich vielleicht lieber über seine Tränen lustig machen? Das konnte er nicht! Er wollte es ja noch nicht einmal. Damit würde er sich doch nur selbst verleugnen! „Antworte!“, rief Harry plötzlich laut. „Meinst du das erst? Ist das der Grund, dass du mich nicht mehr hasst?“ Er hatte ihn am Kragen gepackt und schüttelte ihn leicht, doch Draco antwortete noch immer nicht. „Bist du jetzt stumm geworden?“, schrie Harry. Seine Stimme klang schrill, war völlig außer Kontrolle. Dann ließ er ihn plötzlich los und stand ruckartig auf. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ließ ihn sitzen, wo er war. Er rannte nicht, seine Schritte waren keineswegs hastig. Er lief wie betäubt. Irgendwie hatte Draco das dumme Gefühl, er wollte aufgehalten werden, aber obwohl er nichts lieber getan hätte als das, er konnte sich nicht rühren. Harrys Tränen brannten Löcher in sein Herz. Er hatte ihm wehgetan, hatte ihn wieder verletzt. Warum nur machte er immer alles falsch? Harry kehrte ins Schloss zurück, welches nun langsam zum Leben erwachte. Zwar waren es nur wenige, die schon zum Frühstück unterwegs waren, doch trotzdem traf er Ron, der samstagsfrüh immer Wahrsagen hatte und ihn zuerst fröhlich begrüßte, dann aber irritiert war, als er nur mit einem kaum hörbaren Murmeln antwortete. „Sag mal, ist alles okay bei dir?“, fragte er besorgt, so dass Harry durch seine Paralyse lächelnd nickte. „Ja, ja, alles klar. Bin nur müde.“ Ron lachte. „Kein Wunder. Was stehst du auch so früh auf? Am Wochenende sollte man ausschlafen!“ Harry pflichtete ihm bei und verzog sich dann nach oben. Er hätte schon gegessen, antwortete er Ron, als dieser ihn fragte, ob er noch mit ihm zusammen essen würde. In Wahrheit hatte er einfach keinen Appetit. Er kam im Schlafsaal an und blieb verloren in der Tür stehen. Was nun? Die anderen waren ebenfalls weg, schließlich hatten außer ihm alle Fünftklässlerjungen Wahrsagen. Irgendwie gelangte er schließlich zu seinem Koffer, öffnete ihn und holte das Besenpflegeset heraus, das er mal von Hermione geschenkt bekommen hatte. Als nächstes griff er nach seinem Feuerblitz, dann verzog er sich ans Fenster, wo er sich aufs Sims setzte. Bedächtig öffnete er den kleinen Kasten, sah vor seinem inneren Auge genau den Inhalt; wo was war, wie es aussah, wie es roch, sich anfühlte und wofür es gut war. Er wusste es. So griff er nach einem Tuch, mit dem er das Fett vom Besenstil entfernen würde. Was genau war da draußen passiert? Er konnte sich genau and die wundervolle Frische des Morgens erinnern, an den Geruch von Tau bedecktem, nassem Gras und feuchter Erde. Dann an die Präsens Malfoys, der unglaublich… Ja. Er war da gewesen. Hausaufgaben machen. Sehr vorbildlich. Er hätte im Grunde nie erwartet, dass Malfoy der Typ für frische Luft und Morgenatmosphäre war. Eher war er davon ausgegangen, dass er ein Stubenhocker und ein Morgenmuffel war. Eine ganz neue Facette an ihm… Genau wie seine Zuneigung zu ihm. Er hatte ihn geküsst. Einfach so. Er hatte ihm eine Antwort auf die quälende Frage nach dem Warum gegeben… Warum diese Zurückhaltung zu Anfang? --- Weil er ihn mochte. Warum die freundlichen Gesten im Turm? --- Weil er ihn mochte. Warum diese fiesen, hinterhältigen und lächerlichen Attacken auf den Fluren? --- Weil er vor ihm verstecken wollte, dass er ihn mochte. Warum diese fiesen, verbalen Angriffe im Unterricht? --- Weil er vor den anderen geheim halten wollte, dass er ihn mochte. Warum diese ungewohnte Friedfertigkeit, wenn sie allein waren? --- Weil er ihn mochte. Warum der Kuss… Weil er ihn liebte. War es das? War es das wirklich? War Draco Malfoy schwul? Irgendwie war der Gedanke so komplett verkehrt, dass er es nicht wirklich glauben konnte. Aber eine andere Erklärung gab es für dieses Verhalten nicht. Niemand würde jemanden küssen, den er nicht liebte oder zumindest mochte. Oder? Taten Todesser so was? War Malfoy ein Todesser, dem man befohlen hatte, ihn zu verführen? Irgendwie war diese Idee noch verdrehter als die Theorie, dass Malfoy schwul war. Die Todesser hätten doch sicher ein Mädchen geschickt, oder? Aber wie hatte das passieren können? Hatten sie sich nicht immer gehasst? Vom ersten Augenblick an in diesem Laden in der Winkelgasse hatten sie sich abgestoßen. Ihre Häuser waren verfeindet und die Malfoys hegten gegen Harry noch einen besonderen, persönlichen Groll, da dieser ihren Meister ausgeschaltet und ihren Sklaven befreit hatte. Harry seufzte, lehnte den Kopf gegen die Scheibe und schloss die Augen. Wieso hatte Malfoy sich in ihn verliebt? Das war die Frage und eine andere zog er nicht in Betracht, denn selbst wenn er sich mit seinem Gefühl irrte und Malfoy doch böse war, Kikuileh konnte er nicht täuschen. Sie war in dieser Hinsicht absolut unbestechlich und sie sagte, er war es nicht. Was also hatte Malfoy dazu veranlasst, seine Gefühle so drastisch zu ändern? Zum zweiten Mal begann er seinen Besen zu putzen, strich zum zweiten Mal die dafür vorgesehenen Politur darauf und rieb anschließend gleichmäßig das Wachs ein, das dafür sorgte, dass dem Holz Wasser nichts mehr anhaben konnte. Irgendwann kam Ron, doch er fand Harry nicht, obwohl er direkt vor ihm stand. Harry hatte den Unsichtbarkeitszauber über sich gelegt. Er wollte mit niemandem reden, auch nicht mir Ron. Bevor er sich wieder der Öffentlichkeit aussetzte, musste er sich über seine und Malfoys Gefühle völlig im Klaren sein. Und solange, wie das dauerte, wollte er ungestört sein. Ihm war egal, wie lange das der Fall sein würde. Harry wusste nicht, warum er so reagierte, warum er in so eine Lethargie verfallen war. Es war doch nur ein Kuss gewesen. Ein Kuss von Draco Malfoy! Er versuchte erneut in sich zu spüren, was genau dieser Kuss in ihm ausgelöst hatte, doch da war nichts. Nichts außer Verwirrung, Leere, Gefühlschaos. Er konnte nicht klar denken. Irgendwann am Nachmittag kam Hedwig mit einem Brief von Sirius, in dem sich dieser darüber beschwerte, dass Harry der Eule gefälligst nie wieder befehlen solle, ihn zu beißen, weil er nämlich sonst ihn mal beißen würde, damit er sah, wie das war. Doch Harry entlockte das nur ein müdes Lächeln, bevor er den Brief beiseite legte und mechanisch Hedwig streichelnd seinen Gedanken nachhing. Hauptthema: Malfoy! Das ging bis zum Abend so. Er erschien nicht zum Essen und Ron fand ihn gegen neun Uhr dreißig in seinem Bett. Schlafend. Die Vorhänge waren zugezogen gewesen und nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass es Harry wirklich gut ging, trottete er wieder nach unten. Harry jedoch schlief die ganze Nacht nicht und am Sonntagmorgen verschwand er schon bei Sonnenaufgang aus dem Zimmer. Er verzog sich hinter den See, wo er verbissen zauberstablose Magie übte, ohne je auch nur einen Schimmer Erfolg zu verbuchen. Gegen Abend erst kehrte er zurück in das Zimmer, wo er zum dritten Mal seinen Besen pflegte. Inzwischen glänzte das Fluggerät, als wäre es aus gewienertem Marmor. Ron versuchte noch einmal, ihn zum Reden zu bringen, doch wiederum tat Harry es nur mit einem Lächeln ab, gab vor, müde zu sein und legte sich nach einer Dusche ins Bett. Eigentlich hatte er nie gedacht, je wieder schlafen zu können, doch kaum dass Ron das Zimmer wieder verlassen hatte, war er auch schon im Reich der Träume. *************++++++++++++++++++++++++******************* Ha! Geschafft! Ihr erster Kuss! Ich bin ein Genie! Schon im 14. Kapitel! *drop* Sorry. Es ging mit mir durch. -----------------------------------+++++++++++++++++++++++++++-------------------- Und Blaise... sie ist ein Mädchen im ersten Band. Nur weil sie im sechsten plötzlich eine Geschlechtsumwandlung macht, muss ich das ja nicht übernehmen, oder?^^ Ach ja. Euch sind ja einige Fehler aufgefallen, doch ich glaube, keiner hat den schlimmsten entdeckt. Wollt ihr vielleicht noch einmal suchen, bevor ich ihn verbessert hab? Ist ziemlich am Anfang… Und keiner hat sich beschwert. Wenn ich Zeit hab, dann werde ich ihn verbessern, leider hab ich grade weder das noch Lust darauf, die Story umzuschreiben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)