Kurzes knapp erzählt von In-Genius (10 Kurzgeschichten zu One Piece) ================================================================================ Kapitel 4: Nie Bemerkt... ------------------------- Wenn du diese wenigen Zeilen liest, wird alles vorbei sein, denn du hast es nicht bemerkt. Du hast nie etwas von all dem gesehen. Aber ich mach dir keinen Vorwurf deswegen, ich habe es auch nie gezeigt. Das weiß ich. Ich habe nie etwas anderes gewollt, als bei dir zu sein und dich zu beschützen. Ich wollte immer stark sein, doch jetzt endlich ist mir bewusst geworden wofür. Ich wollte für dich stark sein. Ich wollte dich beschützen, obgleich ich nur zu gut weiß, dass du meinen Schutz nicht brauchst. Du hast mich nicht gebraucht. Und eben diesen Schmerz habe ich nie jemanden sehen lassen, nicht einmal mich selbst. Ich habe mich selbst belogen. Ich wollte stark sein, für alles, woran ich je glaubte und erst jetzt sehe ich, wie schwach ich die ganzen Jahre über war. Alle Gegner, die wir besiegten, gemeinsam oder getrennt, konnte ich bändigen und töten, Angst war mein stetiger Begleiter, und zwar die Angst vor mir. Nie traf ich jemanden wie Ruffy, der hinter meine Mauer aus Glas sah und mein wirkliches Sein bemerkte. Ich versteckte mich hinter jener Wand, erfüllte alles, was sie über mich sagten, nur um nicht selbst erkennen zu müssen, wie schwach ich doch eigentlich bin. Wusstest du, dass es von Stärke zollt seine Schwächen zuzugeben? Hätte ich nur mehr nach diesem Leitsatz gehandelt, vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen… Sag mir, hast du mich je als etwas anderes gesehen, als den mürrischen Schwertkämpfer, der ohne Gefühle und nur für den Kampf lebt? Wenn du nein sagst, so wundert es mich nicht. Ich war schon als Kind so, wie ihr mich kennen gelernt habt. Mürrisch, kalt, gefühllos, leer und immer auf Ärger aus. Ich hatte nichts als Probleme, und eigentlich nur mit mir selbst. Ich wollte eigentlich nie etwas anderes sein, als ein guter Freund. Für jeden von euch. Aber das war ich nicht. Es tut mir leid. Wie lange wir schon zusammen auf dem Meer waren, ich habe es in der ganzen Zeit nicht geschafft, zu zeigen, wer ich eigentlich bin. Deswegen schreibe ich auch, um alles zu erklären. Ich weiß, wie sinnlos das ist. Aber ich muss diese Worte endlich loswerden, sie euch mitteilen. Euch, die einzigen Menschen, die ich wirklich geliebt habe. Ich weiß, wie viele Fehler ich gemacht habe. Und es tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Ich weiß nur, wie sehr ich euch vermisse, obwohl ihr in der Kombüse sitzt, nur ein paar Schritte von hier, und trotzdem vermisse ich jeden einzelnen von euch, weil ich weiß, welchen Fehler ich als nächstes begehen werde. Es ist so absurd, paradox und grotesk, aber ändern kann ich es nicht. Ich weiß einfach nicht weiter. Ich bin einfach am Ende meiner Kraft. Ich weiß, ich kann auf euch vertrauen, euch um Hilfe bitten und ich weiß, ihr würdet mir helfen. Aber ich habe meinen Glauben verloren, schon vor sehr langer Zeit. Den Glauben den jeder Mensch braucht um zu leben, das Geleit, das, wofür jeder Mensch lebt. Jetzt fang ich auch noch an zu heulen – Tja, selbst dass ich noch Tränen vergießen kann, wusste ich nicht. Ich hoffe, die Tinte verwischt nicht zu sehr – aber darum soll es ja nicht gehen. Aber, ihr seht, ich will das eigentlich nicht und das ist wohl der schwerste Kampf, den ich je gekämpft habe. Nie wieder werde ich Ruffys Schrei nach Essen hören und mich wundern, wie dieses Kind in Mannesgestalt, ernst wird. Nie wieder werde ich Lysops Lügengeschichten hören und erkennen, dass er mutiger ist als ich es je war. Nie wieder werde ich Namis Kopfnüsse ertragen müssen, weil ich ihr immer noch die Berrys schulde und mich wieder mit dir geprügelt habe. Nie wieder werde ich Choppers hysterischen Schrei nach einem Arzt hören oder ihn aus dem Wasser fischen. Nie wieder werde ich Robin an Deck lesen sehen und mich fragen, was in ihrem hübschen Kopf vor sich geht. Wenn ich noch eine andere Möglichkeit sähe, ich würde diesen Fehler nicht begehen. Kennst du das alte Sprichwort: “Den schlimmsten Fehler macht man in der Absicht, einen Fehler wieder gut zu machen“? Das ist die letzte Erinnerung, die ich an meine Mutter habe. Ich war ihr schlimmster Fehler und sie wollte ihn wieder gut machen, in dem sie mich fort gab. Nicht, das ich sie vermisst hätte (jetzt wirklich nicht) aber sie hätte mich dort behalten sollen, wo ich herkam. Das wäre wohl das Beste gewesen. Denke ich. Aber ich schreib schon viel zu viel. Ich wollte nur ein paar Zeilen schreiben, bin ich doch kein Mensch großer Worte. Jetzt wird eh alles zu spät sein. Ich wünsche euch allen noch viel Glück auf eurem Weg und ich glaube fest daran, dass ihr eure Ziele erreichen werdet, auch wenn ich es nicht geschafft habe. Ich bin mir sicher, Ruffy wird Piratenkönig. Es gibt niemanden, der diesen Titel tragen könnte außer ihm. Ich bin mir sicher, Lysop wird endlich erkennen, dass er schon längst der mutige Krieger der Meere ist, der er sein will. Ich bin mir sicher, Nami wird ihre Weltkarte zu ende zeichnen. Es sieht wirklich schon gut aus, auch wenn ich nichts davon verstehe. Ich würde mich vermutlich auch noch mit ihrer besten Karte verlaufen. Ich bin mir sicher, Chopper wird ein Allheilmittel finden um jede Krankheit der Welt zu behandeln. Aber vergiss nicht Chopper, die Seele eines Menschen ist weit aus empfindlicher als sein Körper. Ich bin mir sicher, Robin findet die Wahrheit, auch wenn ich nicht verstehe, was du damit willst, Robin. Ich muss mich jetzt von euch verabschieden, meine Freunde. Ich war gerne ein Teil dieser Mannschaft und ich war nie so glücklich wie in unseren gemeinsamen Tagen auf der Flying Lamb, auch wenn ich den dunklen Schatten in meinem Herzen nicht ignorieren konnte. Fühl dich nicht dafür verantwortlich, was du auch sicher nicht tun wirst, aber es gibt vieles, was diesem Fehler zu Grunde liegt, den ich begehe. Und doch sind es die wichtigsten Worte, die ich hier und jetzt nieder schreibe. Ich habe es nach langer Zeit begriffen, mich einen Idioten geschallt, der ich zweifelsfrei bin, aber ich schätze mich auch glücklich, so schmerzend es auch ist. Ich weiß, ich bin nicht so kalt, gefühllos und leer, wie alle glauben, ich selbst lange Zeit glaubte. Denn ich habe entdeckt, dass ich Liebe empfinde, und nicht nur auf rein freundschaftlicher Basis. Ich liebe dich, Sanji, und eigentlich sind diese letzen Worte nur für dich auf diesem Papier. Lorenor Zoro Geschockt sahen sie auf das Stück Papier auf dem Küchentisch, lasen die Zeilen noch einmal, um zu begreifen, was da stand. „Was ist Zoros Fehler?“, fragte Chopper schließlich, ihm standen Tränen in den Augen. Zoros Worte hörten sich so endgültig an. „Ich weiß es nicht…“, flüsterte Lysop, wollte seine Vermutung nicht sagen. Er wollte selbst nicht daran glauben. „Ich wusste gar nicht, dass er dich liebt, Sanji“, sagte Nami leise. Der Schock saß tief, lies sie keinen klaren Gedanken fassen. „Mhm…Wusst ich auch nicht…“, murmelte Sanji leise vor sich hin, „Wo ist er eigentlich?“ „Ich hab ihn vorhin noch bei den Orangenbäumen gesehen“, erklärte Lysop. Sanji sah ihn an: „Tatsächlich?“ Lysop nickte: „Ja. Willst du zu ihm hin?“ „Mhm…“, brummte Sanji bloß und ging mit langsamen Schritten zur Tür. „Sanji?“, fragte Ruffy ihn mit ernster Stimme, als er fast aus der Kombüse war. „Nein…“, sagte er schwach. Er wollte zuerst alleine mit Zoro sein. Sie hatten viel zu bereden. „Zoro?“, fragte er zaghaft, während er die Orangenbäume umrundete, „Zoro? Ich bin’s, Sanji. Zoro? Bitte.“ Sanji lugte vorsichtig hinter die grünen Zweige, hatte das unbestimmte Gefühl in seiner Brust, zu spät zu kommen. Scharf zog er die Luft ein, als das herrliche Blätterdach seine Sicht frei gab. Dort saß Zoro, auf dem Rand der Reling, mit seinem Schwert in der Hand. „Zoro?“, flüsterte Sanji noch einmal, sah den roten Schimmer auf der Klinge und die hinab fallenden Tropfen, die warm die Sonnenstrahlen brachen. Langsam ging Sanji auf den Schwertkämpfer zu: „Zoro? Bitte, ich…“, er brach ab. Langsam drehte Zoro ihm sein Gesicht zu, lächelte ihn sanft an: „Hab mich wohl verschätzt, hm?“ Sanji antwortete ihm nicht. „Ich wollte eigentlich schon tot sein, wenn du den Zettel findest“, Zoros Stimme war leise, brüchig und rau. Sein Schmerz durchzogener Blick wanderte wieder über das Meer und ein tiefer, trauriger Seufzer verlies seine Lippen. „Aber – Warum?“, fragte Sanji. Es war das einzige, was er in diesem Moment sagen konnte. Er konnte einfach nicht verstehen, wie ein solch starker und stolzer Mann, wie Zoro, einfach so aufgab. Leicht schüttelte Zoro den Kopf: „Weil ich nicht mehr weiter weiß, Sanji. Ich habe keine Kraft mehr für etwas zu kämpfen, wovon ich nicht einmal weiß, was es ist.“ „Aber – Wir…Zoro…“ „Sanji“, seufzte Zoro wieder, „Warum bist du hier?“ „Ich…Ich will nicht, dass du stirbst…“, flüsterte Sanji leise, stellte sich neben Zoro an die Reling und sah ihn an. Ihm war noch nie vorher aufgefallen, wie müde und erschöpft Zoro aussah. Zoro sah ihn an, mit einem Blick, den Sanji nicht zu deuten vermochte. „Ich…Ich will dich nicht verlieren, Zoro… Ich meine, niemand von uns hat gesehen, wie schlecht es dir die ganze Zeit über ging, aber… Du weißt doch, wir schaffen alles, wenn wir nur zusammenhalten…“ Ein leichtes, belustigtes Lächeln huschte über Zorors Lippen. „Ach, Zoro! Mach’s mir doch nicht so schwer – Du weißt doch ganz genau, du warst uns allen ein guter Freund, besser als du es vielleicht glaubst… Aber bei allem was du geschrieben hast… Dafür musst du doch nicht sterben!“, Sanji wusste nicht mehr, was er noch sagen sollte. Unaufhörlich sickerte das Blut aus Zoros Wunden, tropfte mit einem leisen ’Platsch’ ins Wasser und durchbrach damit als einziges die Stille zwischen ihnen. Nicht einmal der Winde wehte. „Zoro, du bedeutest uns allen viel und auch, wenn du dich nicht brauchst, wir brauchen dich…“, flüsterte Sanji schließlich noch. Hoffte inständig, Zoro würde aufhören. „Vielleicht…“, war alles, was Zoro ihm darauf antwortete. „Zoro – Ich brauche dich… Ich will einfach nicht ohne dich leben. Ich…“, Sanji brach ab. Langsam ging der Mond auf, die ersten Sterne zeigten sich am Himmel. „Weißt du, was heute für ein Tag ist?“, fragte Zoro in die Stille hinein. Es waren erst zwanzig Minuten vergangen in denen Sanji alles versuchte, was in seine Macht stand um Zoros Meinung zu ändern. „Nein, was denn für einer?“, Sanjis Hoffnung keimte. „Der Todestag einer alten Freundin von mir. Ihretwegen bin ich Schwertkämpfer geworden… Und außerdem, hab ich heute Geburtstag… Ich hasse diesen Tag…“ „Aber…“, wollte Sanji sagen, besann sich aber eines besseren, „Dann lass mich diesem Tag etwas Erfreuliches beisteuern, ja? – Ich… Ich liebe dich auch, Zoro! Ich wollte nicht, dass du es erfährst, weil ich dachte, du hasst mich. Dass ich dabei nicht gesehen hab, was du durchgemacht hast, tut mir wahnsinnig leid. Ich hatte gehofft, es würde vorbei gehe mit der Zeit, aber das tut es nicht. Es wird nur stärker und ich sage das jetzt nicht, damit du dich jetzt nicht umbringst, ich mein das wirklich so, das musst du mir glauben!“ Sanji redete so schnell es seine Zunge ihm gestattete. Er hatte Angst, was Zoro sagen würde, ob er ihm glauben würde und salzige Tränen sammelten sich in seinen Augen. Erschrocken sah Zoro Sanji an, sah die Tränen in seinen Augen und langsam verstand er, was Sanji ihm da gerade gesagt hatte. Sanji liebte ihn. „Sanji…“, wisperte er leise und kletterte von der Reling zurück auf das Schiff, lies sein Schwert achtlos auf die Planken fallen. Er konnte es einfach nicht glauben. Seine Knie wurden weich, gaben unter seinem Gewicht nach, er spürte, wie sein Körper schwer wurde, taub wurde und langsam verschwamm seine Sicht zu einer dunklen, unförmigern Masse. „Zoro!“, hörte er noch Sanjis spitzen Schrei, „Warte! Ich hol Chopper! Bitte!“ Sanji liebte ihn… und er liebte Sanji… und sie hatten es nie bemerkt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)