Destiny von Shiru-sama (Wenn Zwei Schicksale auf einander treffen) ================================================================================ Kapitel 1: Drohung ------------------ Und wieder ist es Morgen. Und wieder komme ich zu spät zur Schule. Warum mach ich mir eigentlich noch die Mühe mich aus dem Bett zu quälen, wenn es doch eh nichts bringt...? Ach ja... Ich tu es um von zu Hause weg zu kommen. Auch wenn es nur ein paar Stunden sind, und auch nicht grade erholsame Stunden, wenigstens sind es die angenehmsten die ich am Tag habe. Ausgelassen mit meinen Freunden reden, mich hin und wieder mit diesem blöden Einfallspinsel von Seto Kaiba kloppen, ja das das ist mein Leben. Aber irgendwas ist heute anders als sonst. Ok, man könnte jetzt vielleicht so weit gehen zu sagen, dass ich irgendwelche psychischen Störungen hab und paranoid bin, was ich angesichts meines Lebensstils auch mal gar nicht 100%ig abstreite. Mal unter uns, ich streite es zu 99% ab. Aber trotzdem, ich werde das unweigerliche Gefühl nicht los, das ich nicht alleine bin, hier auf dem großen, weiten Flur, auf dem hinter jeder Ecke ein Monster droht. Na ja, das ist doch etwas zu dick aufgetragen. Ein flüchtiger Blick nach rechts... nichts. Ein Blick nach links... auch nichts. Ok das vor mir nichts ist, ist ja klar, sonst hätte ich es ja schon längst gesehen, aber wären wir nun in einem Game oder im Fernsehen, wäre etwas über, unter oder hinter mir. Gut, unter mir ist der Boden des Schulflures, zwar kein wirklich beruhigender Gedanke das dieser Boden unter meinen Füßen ist, aber das hat dann doch wohl eher was mit der Tatsache zu tun, dass wenn dieser Boden unter meinen Füßen ist, es zur Folge hat, dass ich in der Schule bin und gezwungen werde, verzweifelt irgendeinen unnützen Mist in meinen Kopf zu bekommen. Ein Versuch der übrigens zum Scheitern verurteilt ist. Wie dem auch sei, meine eingehenden Untersuchungen zeigen, dass die Gefahrenrate, die vom Boden ausgeht wohl eher unter dem bedenklichen Prozentsatz liegt. Bleibt nur noch über und hinter mir. Ich schließe mal aus, dass einer meiner Feinde, von denen ich Gott weiß genug habe, auf einmal Flügel bekommen hat... mal ausgeschlossen einer vielleicht, der die nötigen Mittel, wenn auch nicht den Charakter hat, um sich in einen Engel umzufunktionieren. Ach, und selbst wenn, dann wüsste ich gleich, dass dieser Engel kein Engel wäre, sondern eine nette kleine "Ich-bin-etwas-besseres-als-ihr-Rüstung" wäre modisch aufgemotzt als Blue Eyes. Ich gebe zu, dass die Vorstellung von Kaiba in einem Halloween-Kostüm, das aussieht wie sein heiß geliebter Blue Eyes, eine ziemlich interessante und fast schon niedliche Vorstellung ist, aber vollkommen und durch und durch absurd. Ok, da nun auch ausgeschlossen ist, dass mir von Oben nicht wirklich viel Gefahr droht, bleibt nur noch der Faktor: Hinten. Hinten ist schon viel wahrscheinlicher und gefährlicher. Aber bitte, außer ein paar Zuspätkommer, oder dem ein oder anderen Lehrer droht mir doch echt nichts. Nichts? Na ja, ich bleib stehen und durchdenke noch mal, ob sich der Boden vielleicht nicht doch noch in den nächsten 5 Sekunden auftun würde, dann wäre der Gefahrenfaktor gleich 100. Manchmal denke ich, dass ich nicht so viel Stuss denken sollte und mich vielleicht doch mehr aufs Wesentliche konzentrieren sollte, aber da ist es auch schon zu spät. Und vielleicht , es ist nur eine gewagte Theorie, wenn ich vielleicht meine Gedanken von irgentwelchen Toren zur Unterwelt und seltsamen Kaibas in Kostümen hätte weglenken können und wäre einfach weiter gegangen, dann wäre ich vielleicht der echten Gefahr, die hinter mir drohte entgangen. Ok, falls es keinem aufgefallen ist, ich Trottel hab den Faktor "Hinten" nicht wirklich so eingehend untersucht, wie die Anderen. Ein Fehler, ein böser, böser Fehler. Der sich nun rächt. Denn kaum nehme ich ein paar Schritte hinter mir wahr, werd ich auch schon forsch angerempelt, mit einem leisen Murren, als sei jetzt bitte ICH schuld, das DER MICH anrempelt. Ok, vielleicht bin ich auch schuld, da ich mehr als ungünstig hinter einer Ecke versteckt stand, aber trotzdem. "Ey, du Idiot, hast du keine Augen im Kopf?!", mecker ich sofort los. Idiot, ha, der einzige Idiot hier bin ich. Mann, Wheeler, erst die Augen aufmachen, dann loskläffen... Moment kläffen? Wer hat das gesagt? Oh Gott ich hab zu viel Kontakt mit... "Kaiba?!?", entsetzt starre ich mein Gegenüber mit den unverschämt blauen Augen an. Da stand er. Grazil, elegant und sicher wie eh und je. Nach meiner lieben Begrüßung wandte er sich nun ganz zu mir. Gott, dieser Blick. Dieser alles durchbohrende Blick . Ich hasse es, wenn er mich so anschaut, mit seinen tief-blauen Augen, warum musste Blau auch noch meine Lieblingsfarbe sein? Er guckt mir direkt ins Gesicht, jeder Zeit bereit zu sagen ,Was machst du denn hier, Wheeler? Kommst du mal wieder zu spät, Köter?' aber nichts. Er schaut mich einfach nur an, als registriert er nicht, dass ich es bin, der hier vor ihm steht. Aber warum? In seinen Augen sehe ich die gewohnte Erhabenheit, mit der er auf mich herabblickt, wie auf einen kleinen Straßenköter, also warum sagt er nichts? Ist er krank? Oder leidet er an Gedächtnisschwund? Oder ist er nur müde? Wenn ich ihn mir recht anschaue, müde sieht er schon aus. Echt... bei einer eingehenden Betrachtung, richtig saft- und kraftlos. Jedenfalls hatte er nicht den Elan, den er sonst immer an der Tag legte. Ich beugte mich ein Stück vor, um heraus zu finden, was mit meinem Kaiba los ist. Moment, meinem Kaiba? Ich erschaudere und blicke ihn wieder an. "Kaiba, was ist los? Du wirkst müde? Moment mal, du bist gar nicht im Unterricht? Hast du, DU, der große Seto Kaiba, etwa verschlafen?", ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Seto Kaiba, unsere "Ich bin besser als ihr alle Majestät" verschläft? Dafür musste es echt einen guten Grund geben! Wieder schaut er mich mit seinem herablassenden Blick an. "Wheeler, halt die Klappe. Ich habe wenigstens meine Gründe und die reichen über deine Blödheit weit hinaus", werde ich angezischt. Und somit ist das Gespräch beendet. Ok, es ist kein richtiges Gespräch, aber auf der Nettigkeitsliste stände dieses Gespräch unter den Top Ten. Er geht weiter ohne mich noch mal eines Blickes zu würdigen. Und bevor ich noch irgendetwas erwidern kann, ist er auch schon in der Klasse verschwunden. Ah, verdammt!! Ich hatte einen klaren Vorsprung, und wäre ich nicht einfach stehen geblieben, dann wäre ich eher da gewesen als er und hätte ihn damit aufziehen können. So eine Gelegenheit biete sich mir doch nie wieder! Mittlerweile hab auch ich mich dann endlich im Unterricht eingefunden, wie mein Lehrer so schön bemerkt. Aber das ist mir recht egal, ich muss immer wieder zu Kaiba schauen, der wie in jeder Stunde an seinem Laptop tippte, E-Mail kontrollierte und sonstigen Scheiß macht, nur um ja nicht auf den Unterricht zu achten. Ich kann es ihm nicht mal übel nehmen, an seiner Stelle hätte ich das Gleiche getan. Nur gut, dass ich schon immer sehr gute Augen hatte und schräg hinter ihm sitze, so kann ich immer fasziniert beobachten, was er da immer tut und mal im Ernst, ihn zu beobachten, wie er mit verschiedenen Programmen umgeht, wie er eine E-Mail an potenzielle Firmenpartner schreib, um sie an- oder abzuwerben und den ganzen anderen Schnick-Schnack, den er da immer macht, dass bringt mich mehr weiter, als der so genannte Unterricht. Also, was macht das Kaibalein da heute wieder? Ich schaue zu ihm rüber und versuche etwas zu erkennen. Er arbeit anscheinend online und wow... entweder hat er viele Verehrerinnen und sicher auch Verehrer, oder sehr, sehr viele Firmen, die unbekannt bleiben wollten schrieben ihn an, obwohl das doch etwas unlogisch wäre. Jedenfalls hat er da eine Menge ungelesener Mails mit unbekanntem Absender. Zwei, drei mal etwas angeklickt und sie sind alle gelöscht. Seltsam, warum löscht er seine E-Mails, ohne sie zu lesen? Wie hypnotisiert sehe ich dem Treiben zu, jede Mail die neu ankommt wird ausradiert. Ok, dass er nicht zimperlich mit seinen Sachen umging wusste ich ja, aber etwas zu löschen ohne es zu lesen? Es sieht auch nicht grade aus, als sind es irgendwelche Spam-Mails. Und die Art, wie er sie löscht, nicht so abgenervt und lässig wie sonst. Sondern hektisch, als will er sie so schnell los werden wie möglich. Wenn ich Kaiba so recht betrachte, jetzt wirkt er irgendwie so anders als grade. Da hatte ich fast schiss vor seinem Blick, aber jetzt, er wirkt so unsicher, er ist nicht so aufgebrezelt wie sonst. Nein im Gegenteil. Seine Haare sind durcheinander, seine Kleidung ist dieselbe, wie die letzten beiden Tage und wirkt knitterig. Seine Augen sind bei genauerer Betrachtung sehr, sehr müde und stumpf und er sieht aus wie... ein Häufchen Elend, ja das trifft es, ein kleines, hilfebedürftiges Häufchen Elend. Und grade heute müssen wir eine Arbeit schreiben. Ich glaube nicht, dass er das heute so schaffen wird, so fertig wie er ist. Warum ich so sicher sein kann, dass er am Ende ist? Na ja, er hat mich nicht einmal beleidigt. Ziemlich genau eine Stunde später ist es dann auch gleich so weit. Wir sitzen mitten in einer Biologiearbeit: das menschliche Organ Auge. Das passt ja. Also Bitte, alles was ich über ein Auge wissen muss, ist wie man es benutzt und komisch, aber das steckt mir in den Genen. Mir doch egal warum sich die Pupille wie bewegt, oder warum und wie Farbsehen entsteht, und was an Kurz- oder Weitsichtigkeit Schuld ist. Hallo? Ich hab's doch schon gesagt, meine Augen sind wunderbar ich muss den Quatsch nicht wissen. Aber ich weiß ihn, den ganzen Mist von Vorne bis Hinten, keine Ahnung warum, ich weiß es einfach, dabei hatte ich nie aufgepasst. Aber ihm schien es nicht so leicht von der Hand zu gehen wie mir, nein, sein Blatt ist leer. Das erste Mal, dass ich mehr stehen hab als er, genauer, ich bin fertig und er hat nicht mal angefangen und die Stunde ist fast um. Plötzlich dringt ein leises Piepen an mein Ohr. Was ist das? Mein Handy? Vom Geräusch her schon... aber in meiner Jackentasche vibriert nichts und ich bin fest überzeugt, dass ich den Ton abgestellt hab. Grade will ich prüfend nachsehen, da bemerke ich ihn, den wohl ängstlichsten Blick den ich je gesehen habe. Er starrt wie gelähmt auf seine Tasche runter, nicht in der Lage sich zu bewegen. Was ist mit dir, Kaiba? Was hast heute du nur? Will ich fragen, aber ich kann nicht, denn sonst hätten es alle gesehen. Diese Angst... Angst? Seto Kaiba hatte Angst? Seit wann denn das? Plötzlich ist da was in meinem Nacken. Ein Zettel? Von wem? Ein Blick auf die Schrift verrät, dass es Yugi ist. Was will er denn jetzt von mir? Ich falte den Zettel auf, natürlich darauf achtend, dass er Lehrer nicht schaut. >>Was ist mit Kaiba los? Der geht doch sonst immer gleich ran, egal ob Arbeit oder nur Unterricht. PS: Schon fertig?<< Ich schaue kurz zu dem Kleinen und zucke mit den Schultern. Dann tippe ich leicht auf meinen Zettel und nicke. Ein leises Seufzen dringt an mein Ohr und Yugi schließt die Augen. Nicht nur du willst das gerne wissen Yugi... Ich bin echt ratlos, ich hab Kaiba noch nie so gesehen. Nach einigen Minuten verstummt das Piepen. Wobei mir in dem Moment auffällt, dass Kaiba und ich den gleichen Klingelton haben, dass muss in der Pause erstmal geändert werden. Aber das ist jetzt nur zweitrangig. Kurz später gibt er seinen leeren Zettel ab und bekommt gleich Ärger dafür. ER bekommt Ärger, dass sollte doch eigentlich ein Triumph für mich sein. Aber weit gefehlt. Es tut mir Leid, dass er so seltsam drauf ist, es tut mir Leid, tut mir weh und stimmt mich traurig. Auch wenn ich es nie so zugebe, ich mag ihn... quasi. Zumindest streite ich gern mit ihm, weil ich weiß, er würde mich nie belügen. Sein Weg führte, wie der der anderen gleich aus der Klasse raus. Ich bleibe drin und werde zum Aufräumen verdonnert. Dann verlässt auch der Lehrer den Raum und ich bin alleine. Kaibas Laptop liegt da, zu und abgeschaltet und wahrscheinlich mit einem Passwort gesichert. Wahrscheinlich? Nein ganz sicher. Und ohne angeben zu wollen, ok vielleicht ein bisschen, ich kenne es. Wochenlange Beobachtungen und eine messerscharfe Kombinationsgabe erlaubten mir es zu entschlüsseln. Mit anderen Worten, ich hab ihm beim Tippen zugeschaut und mir das Wort zusammen gesetzt. Und ganz ehrlich, ich wäre nie drauf gekommen, dass DAS sein Passwort ist: Joseph_Jay_Wheeler . Woher er meinen ganzen Namen kennt weiß ich nicht. Und das er grade mich als Code hat ist schockierend und logisch. Er hasst mich so sehr, dass jeder normale Mensch wohl denken wird: 'Wenn er den also Passwort hätte, würde er sich jedes Mal an ihn erinnern beim Tippen, so was tut sich keiner an'. Wie dem auch sein, ich will wissen, was da in diesen ominösen Mails steht. Ich öffne seinen Laptop, schalte ihn ein. Tippe meinen Namen und schon bin ich drin, im Universum "Kaiba". Leider sind seine Mails zusätzlich gesichert, aber das weiß ich natürlich auch und es ist so typisch für ihn. So muss ich dann noch mal das Wort "Straßenköter" eingeben. Und schon bin ich online. Mittlerweile hat er auch, wie erwartet, wieder ein paar Mails bekommen. Ich öffne eine und lese. Eigentlich ist Spionage ja nicht mein Ding, aber es ist gut das ich es tue... >>Wir machen dich fertig, du Pisser. Wir kriegen dich. Erst holen wir deinen Bruder, vergnügen uns an ihm und schlitzen ihn dann vor deinen Augen auf. Und danach bist du dran. Alle Welt wird denken, dass du ihn auf dem Gewissen hast und du darfst dich im Tod damit quälen, ihn nicht beschützt zu haben, Seto. Wir wissen genau wo du ihn versteckt hast, also versuch erst gar nicht die Polizei einzuschalten, dann ist er sofort tot! Entweder du schließt dich uns an, oder du wirst eliminiert! Und keine krummen Tricks! Sonst ist der Blonde mit dem du immer zusammen bist auch dran.<< Der Blonde? Meinen die etwa... >>Dieser Joey Wheeler, mit dem du immer rummachst. Ist doch eine nette Reihenfolge: Erst Wheeler, dann Mokuba und zuletzt du. Damit du auch schön alles mitbekommst.<< Was bitte soll das werden? Jemand bedrohte Seto Kaiba... mit mir? Das ist wohl keine Drohung, das ist ein Friedensangebot: ,Komm Kaiba, schließ dich uns an und wir nieten Wheeler aus'. Aber wenn das so ist, haben diese Kerle es etwas falschrum geschrieben. Jetzt klingt es so, als müsse er sich anschließen, damit ich NICHT getötet werde. Seltsam... Aber was mich stört ist, dass: Ich weiß ja, dass ich wegen Kaiba irgendwann sterben werde, aber dass er sich nicht mal die Hände schmutzig machen muss pisst mich an. Wenn, dann soll bitte er persönlich mir den Hals umdrehen und nicht irgendwelche Erpresser oder seine Groupies. Plötzlich höre ich bekannte Schritte. Schnell lösche ich die geöffnete Mail, schalte ab und mache den Laptop zu. Da tritt er auch schon ein und schaut mich ruhig an. Ohne irgendein Wort zu sagen setzt er sich, fängt gleich an am Laptop zu arbeiten und löscht erneut alle neuen Mails. Schlagartig wird mir auch diese Szene mit seinem Handy klar. Das ist ein Drohanruf. Ich weiß nicht genau was es ist, dass mich so schockiert, da der Inhalt der Mail nicht wirklich hart ist. Nicht nett aber auch nicht echt hart. Aber schon besorgniserregend. Ich kann es nicht fassen und in mir zerbricht etwas. Ist es, dass er bedroht wird? Oder ist es, dass er sich von so was einschüchtern lässt? Oder ist es meine Vorstellung, dass seine Panik nicht nur daher kommt, dass sein Bruder in Gefahr ist, sondern auch ich? Klar, ein abwegiger Gedanke, aber das würde sein Verhalten erklären. Warum er den Kontakt mit mir meidet, als will er zeigen, Wheeler? Mit dem habe ich nichts zu schaffen, also lass den in Ruhe'. Ist da etwas in Seto Kaiba, dass so verletzlich ist... und so eingeschüchtert, dass er MICH zu schützen versucht, durch totales Ignorieren? Kaiba, was versuchst du zu verstecken? Kapitel 2: Angst ---------------- Ich weiß einfach nicht was los ist mit mir. Normaler Weise würde ich mich nie einschüchtern lassen. Schon gar nicht von so einem inkompetentem Drohschreiben. Natürlich wissen sie nicht wo mein Bruder ist. Und Wheeler? Der kann mit Gott weiß gestohlen bleiben. Also warum dann? Vielleicht weil ich weiß WER dahinter steckt? Ja, ich hatte schon immer viele Feinde und viele dieser Feinde haben auch das Interesse, dass ich eine Partnerschaft eingehe. Pah... darauf können die lange warten. Seto Kaiba lässt sich nicht so unter Druck setzen. Ich werde meinen Bruder, meine Firma und mein Hündchen beschützen. Moment... mein Hündchen? Für den Köter mach ich doch keinen Finger krumm... na ja vielleicht, aber auch nur, weil ich es hasse, wenn man mittellose, nichts könnende, kleine Hunde so bedroht. Es geht mir also mehr oder weniger ums Prinzip. Aber wenn wir schon mal beim Thema sind. Was ist mit dem Köter los? In den letzten Tagen beobachtet er mich. Verfolgt mich. Auf Schritt und Tritt. Es pisst mich an. Total sogar. Es ist ja nicht so, als hätte er mit seinem Mikro-Hunde-Hirn mir etwas entgegen zu setzen, aber es macht mich dennoch nervös. Wer weiß, ob nicht sogar er dahinter steckt? Will er mich ärgern, terrorisieren und zu einem Nervenzusammenbruch bringen? Kann er so was? Ich kann mir nicht helfen, aber das trau ich ihm nicht zu. Weder ethisch, noch technisch. Als hätte Mister "Ich bin ein kleiner dummer Hund und fasele den ganzen Tag etwas von Freundschaft und treibe dich damit in den Vorruhestand" das technische Vermögen, oder gar die Mittel und die moralischen Werte so was zu tun. Ok, das mit der Moral sei mal so dahingestellt, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Nicht Wheeler, nein nicht er. Nicht mein Hund. Denk ich da schon wieder MEIN Hund? Na ja... ich muss zugeben, etwas hat diese kleine Dreckstöle an sich. Ich versuche zwar schon seit 4 Jahren herauszufinden was es ist, aber etwas ist da. Entweder das oder seine seltsame Paranoia färbt bedenklich stark auf mich ab und ich bilde mir das alles nur ein. Es ist, glaube ich, schon fünf Wochen her, seit das mit den Drohungen angefangen hat. Erst gelegentliche Anrufe und dann artete es zu einem Dauerangriff aus. Und ehrlich gesagt, es nervt, mehr noch als Wheeler. In der letzten Zeit fühle ich mich in der Schule auch so beobachtet. Natürlich ahne ich, wer mich beobachtet, aber sicher kann ich es nicht sagen. Kurz vor Ende des Unterrichts bekam ich wieder eine Droh-Mail. In der stand: >>Roland wird dich nicht mehr beschützen können<<. Was hat das zu bedeuten? Haben sie nun auch ihm etwas getan? Nur weil er für mich arbeitet? Er weiß doch nicht mal etwas von den Drohungen und schützt mich dementsprechend nicht. Schnell schickte ich eine Nachricht mit meinem Handy und bekomme Antwort, also haben sie nur geblufft, Roland geht es gut. Gott sei dank. Er ist schließlich ein sehr treuer Mitarbeiter und in gewissem Maße auch noch fähig, das ist selten und man muss gut drauf aufpassen. Es klingelt. Endlich. Ich kann nach Hause. Raus aus dieser Irrenanstalt namens Schule. Weg von allem, weg von den seltsamen Blicken, die mir alle zuwarfen, weg von dem Gefühl beobachtet zu werden. Grade denke ich, das Schlimmste, was mir heute passieren kann ist überstanden, aber weit gefehlt. Von hinten stößt mich eine heiß gehasste Person an. "Ey, Kaiba, was ist denn los mit dir?", fragt mich die wohl nervigste Stimme der Welt, die in meinem Kopf hämmert. "Was willst du, Wheeler?", murre ich als Antwort und sehe ihn an. Fehler Seto, großer Fehler! Und schon wird mein Blick von zwei großen braunen Hundeaugen erwidert. Ein Blick, den ich mehr hasse als jeden anderen. Vielleicht geht es ihm andersrum auch so, aber das kann mir egal sein. ER soll MICH nicht so anschauen, was ich tue ist gerechtfertigt. "Ich mach mir Sorgen, Alter. Darf ich das nicht?" "Nein!" "Und warum nicht?" "Weil ich es dir gesagt habe, weil ich dein Herrchen bin, weil ich einen höheren IQ habe und weil du ganz einfach zu gehorchen hast!" Jetzt hör endlich mit dem Scheiß auf, ich bin KEIN Hund!!", knurrt er und ich kann geistig richtig sehn, wie er seinen Schwanz aufstellt und die Zähne wetzt, jeder Zeit bereit mir an den Hals zu springen und mich zu zerfleischen. Er hat so viel Elan... zwar nervt es, pisst mich richtig an, aber es ist auch bewundernswert, dass ihm echt nie die Puste ausgeht und er so verzweifelt versucht gegen mich anzukommen. Aber was noch viel besser ist, mit dieser Beleidigung kann ich ihn immer ablenken. Auch wenn Joseph Jay Wheeler, die wohl unberechenbarste Person der Welt ist, DA ist er es. Zu 100% war er dadurch ablenkbar. Er fuchtelt hastig mit den Armen und versucht mir auf eine absurde und lächerliche Art zu beweisen, dass er kein Hund sondern ein Mensch ist. Es ist echt schwer ihn nicht lauthals auszulachen, aber noch schwerer ist es, ein lieb gemeintes Lächeln zu unterbinden, dennoch schaffte ich es. Perfekt, verborgen unter meiner Maske aus Eis ist es gut aufgehoben. Sein Blick ist wieder auf mich gerichtet und spricht tausend Worte. Da hat wohl grade heute sein Gehirn den von den meisten Menschen erwarteten Gedankenprozess begonnen und er erkennt, dass ich seiner Frage ausgewichen bin. "Warum weichst du mir denn aus? Na? hast du Dreck am Stecken?", lächelt er vorschulfrech. Ich hasse es, dieses Lächeln, es ist warm und einladend und es hat, glaube ich, nur eine einzige Aufgabe, das Eis schmelzen. "Ich weich dir nicht aus. Ich habe nur im Gegensatz zu dir viel zu tun und keine Zeit für dämliche Fragen. Besonders nicht für DEINE dämlichen Fragen, Köter." Ich versuche wieder ihn abzulenken. Allerdings ist auch er nicht so blöd in so kurzer Zeit zwei mal darauf reinzufallen. Leider. "Ach, und was macht der große Seto Kaiba so alles? Lass mich raten, er löscht den ganzen Tag diese Drohungen, richtig?" Mein Blick erstarrt. Ich starre ihn an. Entsetzt, fassungslos, ohne die Möglichkeit, mich zu kontrollieren. Woher weiß er das? Wie kommt dieser Trottel an solche Informationen. Steckt er etwa am Ende doch dahinter? "Wheeler...", knurre ich böse und funkle in bedrohlich an, sodass er etwas zurückweicht , "was weißt du?" "Ich...", er gerät ins Stocken, mache ich ihm solche Angst? Gut! Die soll er nur haben. Wehe, etwas dringt an die Öffentlichkeit. "...ich weiß nur... das du diese Mails bekommst... und sie dich mit Mokuba erpressen und... und sonst weiß ich gar nichts, echt." Sein reumütiger Blick ist zwar seltsam, aber ich belasse es dabei. Zum Glück scheint er es nicht zu wissen. Ja, zum Glück weiß er nicht, dass ich auch mit ihm erpresst werde. Vielleicht würde er mir dann in den Ohren liegen, dass ich doch so ein Arschloch bin und alles meine Schuld ist. Oder er würde Panikattacken bekommen und sich an mich klammern. Oder er würde wirklich Angst um sich und sein erbärmliches Leben haben. Und das Letztere will ich am wenigsten. In meinem Universum gibt es keinen Joey Wheeler der Angst hatte. Es gibt nur Joey Wheeler, die Nervensäge mit großer Klappe, großem Herz, furchtlos und unerschrocken. Na ja, seine angeblich geheime Höhenangst und seine Phobie gegen alles das nur etwas gruselig sein soll, mal ausgeschlossen. Aber schließlich hat jeder Mensch seine Schwächen und wenn ich es vor niemandem zugebe, auch ich hatte welche; zwei um genau zu sein, meinen Bruder und... leider Wheeler. Er stellt grade meine größte Schwäche dar, weil ich ihn nicht beschützen kann. Daher bleibt mir nur ihn zu ignorieren und zu hoffen, dass man das Interesse an ihm verliert. Aber wie ich diesen Köter kenne, würde er immer schön auf sich aufmerksam machen. "Vergiss einfach, Wheeler!", sage ich ruhig zu ihm und drehe ihm den Rücken zu. Wag es nicht, mich jetzt noch mal anzusprechen, dann bist du tot. Aber ich fühle, wie etwas meinen Arm festhält. Ok Seto, wir sind noch in der Schule, es gibt zu viele Zeugen hier. Einfach cool bleiben und bis Hundert zählen. Eins... Zwei... Drei... Vier... Fünf... Sechs... Sieben... Acht... Neun... Zehn... Elf... Es bringt nichts, weder der Druck an meinem Arm, noch der Drang ihn zu töten wird schwächer. Ich werfe meinen Kopf wieder zu ihm "Was denn noch?", murre ich genervt. Alles was ich will ist weg von ihm, er pisst mich dermaßen an... "Kaiba, ich mache mir echt Sorgen...", kommt es in einem halb leisen Ton. Was denn? Willst du etwas verstecken, dass du dir Sorgen um MICH machst? Sprichst du leise, damit deine Freunde es nicht hören? Ich kann auf dein geheucheltes Mitleid gut verzichten. "Ich hab gesagt es ist in Ordnung Wheeler, also lass mich verdammt noch mal los!" Ich werde aggressiv, scheiße. Wenn er merkt, wie nervös ich werde, dann ist es aus. Ja verdammt, Wheeler, mach dir ruhig Sorgen. Ich bin nervös und man könnte fast so weit gehen zu sagen, dass ich Angst habe. Wie würde es dir gehen, wenn du wochenlang terrorisiert wirst, ohne etwas dagegen tun zu können. Langsam aber sicher entgleitet mir die Kontrolle über diese Situation. Und das hasse ich wie die Pest. Keine Ahnung ob der Blödmann was gemerkt hat, aber er lässt meinen Arm los. Schnell erkaltet die Stelle, die bis eben noch durch seine Hand gewärmt wurde. Bitte, lass nicht los... Sein Griff war so fest und gab mir für Sekunden solche... Sicherheit. Klar, man kann sagen, Seto Kaiba bekommt Sicherheit durch Joey Wheeler? Unmöglich. Aber was soll man tun, wenn man langsam aber sicher am Ende ist und ach jedem Strohhalm greift. Ich gebe es zu, dass alles belastet mich mehr als ich zugebe und bricht mich Stück für Stück. "Ok...", meint er leise und schaut mich weiter besorgt an. Irgendwie beruhigend, dass wenigstens ein Mensch, neben Mokuba, bemerkt, wie es mir geht. "Aber wenn was ist, sag's mir klar, Kaiba?" Ich nicke leicht und für Sekunden huscht mir ein Lächeln über die Lippen. Er hat es gesehen, dass weiß ich genau. Denn er lächelt auch. Zwar gequält und besorgt, aber er lächelt. Ich ziehe den Griff um meinen silbernen Aktenkoffer fester und wende mich ab. Ich verlasse dieses ganze Szenario. Ohne ihn, oder sonst wen noch mal anzuschauen, gehe ich weg. Ca. eine Stunde später bin ich Zuhause. Ich fahre mittlerweile nicht mehr mit der Limousine, dass ist zu gefährlich. Ich gehe zu Fuß, einen Schleichweg um genau zu sein, einen den nur Mokuba und ich kenne, hoffe ich. Zuhause ist es leer. Kann man sich das vorstellen? Eine Villa wie meine, leergefegt? Ich habe alle Angestellten beurlaubt, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Die Sicherheitssysteme sind auf volle Leistung, sodass sogar ich nur mit Mühe und Not rein komme. Drinnen suche ich gleich den Sicherheitsraum auf. Ich mag ihn nicht mehr seit ich den Film "Panik Room" gesehen habe, aber dort ist es nun mal am sichersten. Ein Blick auf die Monitore nach draußen verrät, dass es schon dunkel ist. Schließlich ist Winter. Und es regnet, wie aus Kübeln. Nur gut, dass ich eh nicht vor hab raus zu gehen. Ich lehne mich gelassen zurück in meinen großen Bürostuhl und schließe die Augen. Blende alles um mich herum aus. Jedes Licht. Jedes Geräusch. Jeden Gedanken, der sich um Mokuba oder Wheeler dreht. Einfach alles... So bemerke ich auch das schrille Piepen im ersten Moment nicht. Ich schrecke auf, was ist das? Schnell blicke ich auf zu den Monitoren, ein Schatten. Dort. Und da auch. Was ist nur los? Ich schaue auf einen weiteren Monitor, der einen kleinen grünen Punkt zeigt, das bin ich. Umringt von 20 roten Punkten. Wer oder was ist da? Ein Klirren. Ich erstarre. mein Puls schießt hoch. Ja, ich habe Angst. Panische Angst. Begründete Angst. Nach und nach fielen alle Monitore aus. (Anmerkung der Autorin: Nein, ich habe Panik Room nicht gesehen, wenn es hier Ähnlichkeiten gibt... da könnt ihr mal sein wie gut ich bin^^) Es wird dunkel um mich herum. Ich muss hier raus. Schnell. Oder ich bin tot. Schnell suche ich meinen Weg durch die langen, dunklen Flure. Ich weiß ja, dass ich eine große Villa habe, aber so groß? Endlos lange, riesige Flure. Alle sehen sie gleich aus. Hier und da mal ein Gemälde, eine Vase, Wandteppiche oder irgendwelcher anderer unnützer Dekoscheiß. Hinter mit höre ich Schritte. Bedrohlich nah. Und immer näher kommend. Ich beschleunige meinen Schritt. Beschleunige? Ich fange an zu rennen. Leider gehört ein Marathonrennen nicht zu meinen Stärken. Ich bin mehr... ein Bürohengst. An diesem Tage beschließe ich, Seto Kaiba, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und unter Todesängsten, mehr Sport zu machen. Aber nur wenn ich überlebe, versteht sich. Die Schritte hinter mir, nein, um mich herum, vermischen sich mit Rufen und Schreien. "Da hinten ist er!!", höre ich wen schreien und gleich vermehrt sich die Anzahl der Schritte hinter mir. Sie haben mich entdeck. Scheiße. Ich renne einfach weiter. Immer weiter und weiter. Mein Herz rast und dürfte sich nur noch wie ein Vibrieren anhören, nicht mehr wie ein Klopfen. Mein Puls ist so hoch, dass er in meinem Gehörgang pocht und ich ihn hören kann. Meine Lunge verabschiedete sich schon auf einem der letzten fünf Fluren. Wie groß ist diese Villa, verdammt. Und ich hab schon überlegt anzubauen. Ich Idiot. Ich höre wie sie mir näher kommen. Grade biege ich um, schon höre ich einen lauten Knall. Diese Schweine schießen!!, stelle ich entsetzt fest. Keine Zeit sich darüber zu ärgern. Oder sich zu fragen wie sie es hier rein schafften. Wieder ein Schuss. Noch knapper als der Letzte. Und noch einer, noch knapper. Ich biege auf den letzten und zugleich längsten Flur. Die Chance hier getroffen zu werden ist am höchsten. Keine Abzweigung, die ich im letzten Moment noch abbiegen kann. Ein grader, gut gezielter Schuss und ich bin tot. Als hätte ich ein Omen heraufbeschworen höre ich einen neues Schuss. So knapp vor der Eingangshalle, die seltsamer weise unbewacht ist. Man zweifele anscheinend nicht an meinem Verstand und denkt ich würde den Geheimgang nehmen. Doch ich selbst bin so in Panik, dass ich nicht mal an diesen Gang denke. Gott sei Dank. Falscher Gang hin oder her. Ich hatte ein ernsteres Problem. Meine Schulter schmerzte. Sie schmerzte höllisch. Ich bin getroffen. Die warme Flüssigkeit, die sich Blut schimpfte, bahnt sich seinen Weg an meinem Arm und Oberkörper runter und hinterlässt eine Spur. Endlich bin ich an der Eingangstür angekommen. Schnell drücke ich den Schalter, der das Haupttor zu meinem Anwesen für 3 Minuten öffnen würde. Kurz lehne ich an der Tür. Und warte. Nun heißt es gut schätzen. Wenn ich es schaffen würde, diese verdammten 3 Minuten richtig abzuschätzen, dann würde ich das Anwesen verlassen können und die wären hier eingesperrt. Wenn auch nur kurz, aber es wäre vielleicht genug Zeit gewesen um zu entkommen. Aber wo soll ich hin? Wo wird man mich nie vermuten? Die Schritte nähern sich erneut und ich verlasse mein Zuhause durch die Eingangstür. Niemand kommt mir nach. Jedenfalls eine Minuten lang, bis ich wieder Schreie, rennende Schritte und Schüsse hörte. Mein Arm hört nicht auf zu bluten und der Schmerz brennt sich immer mehr ein, nagt an mir und macht mich langsamer. Noch ca. eine Minute, dann würde das Tor zugehen. Ich werde langsamer. Verdammt. Immer langsamer. Nicht weil mir die Puste ausgeht, nein, dafür ist mein Adrenalinspiegel grade viel zu hoch. Aber mein Arm fühlt sich an wie Blei und zieht mich gen Erde. Bremst mich ab. Noch 30 Sekunden. Ich renne weiter, so gut ich es eben kann. Noch 20 Sekunden. Ich bin viel zu weit weg. Das schaffe ich nie. Mein Arm zieht mich immer tiefer, macht mich immer langsamer. Ich halte mit der freien Hand die angeschossene Schulter fest. Mittlerweile ist diese Hand auch ganz rot. Noch 10 Sekunden. Das Tor beginnt sich zu schließen. Ich schaffe es nicht. Ich werde genau wenn es zu ist dort sein. Und sie werden mich töten. Noch 5 Sekunden. Ok... vielleicht... wenn ich einen Hechtsprung mache. Das Schlimmste, das passieren kann ist, dass ich entweder zwischen den Torhälften stecken bleibe und zerquetsch werde oder das ich mit dem Kopf vor das Tor knalle und mir den Schädel breche. Und sollte ich wie durch ein Wunder eine der beiden Möglichkeiten doch überleben, würden die mich töten. Mit anderen Worten, es ist scheißegal ob ich nun springe oder nicht. Nur hatte ich bei Ersterem, also Springen die Möglichkeit, doch noch durch zu kommen. 4. Ich sprinte los. 3. Langsam setze ich zum Sprung an. 2. Ich fühle wie sich meine Füße vom Boden erheben. Und ich fliege. Die Augen fest zugekniffen. 1. Nichts, kein Widerstand. Nichts, was mich an den Seiten festhält. Ich höre wie etwas mit einem dumpfen metallisch klingenden Ton zuknallt. Sekunden später pralle ich auf den harten Asphalt auf, der die Straße vor meinem Anwesen darstellt. Ich hab es geschafft. Kaum zu glauben. Ich bin durch, aber... ich lande genau auf meinem Arm. Jedenfalls glaube ich das, da ich nicht mehr in der Lage bin mich zu bewegen. Na toll, Seto. Du hast es geschafft und wirst doch sterben. Entweder, weil sie bis zum Tor kommen und mich durch die Stäbe hindurch erschießen. Oder weil mich das Auto, das ich dort hinten erkennen kann, mich nicht sehen wird und mich überfährt. Schließlich liege ich hier mitten auf der Straße. Und es wird mich mit Sicherheit nicht sehn, da es nur einen Scheinwerfer hat und verdächtig hin und her schwankt. Na ja, wenigstens wird es dann heißen "Seto Kaiba umgekommen durch Autounfall" und nicht "Seto Kaiba von krimineller Organisation erschossen". Ein geringer Trost, aber immerhin ein Trost. Der letzte Strohhalm nachdem ich greifen kann. Denn das der Kerl mich sieht, feststellt das ich verletzt bin und mich rettet, kann ich mir nicht vorstellen. Irgendwas stimmt mit diesem Wagen nicht, er hört sich seltsam an, sehr seltsam... Moment, das ist kein Auto, das... das ist... ...ein Motorrad. Deswegen nur ein Scheinwerfer. Deswegen schwankte es so. Aber warte, wenn das da ein Motorrad ist und kein Auto mit defektem Scheinwerfer und volltrunkenem Fahrer, dann besteht vielleicht Hoffnung. Schon seltsam welcher Gedankengang sich in mir aufgebaut hat innerhalb der 5 Sekunden zwischen Aufprall und Erkenntnis. Das Motorrad kommt näher. Immer näher. Und es wird... langsamer!! Bitte sieh mich, bitte nimm mich mit, egal wohin nur weg von hier, ich muss sie doch beschützen, Mokuba und... Wheeler. Es hält an. Ca. 7 Meter vor mir hält es an. Den Scheinwerfer direkt auf mich gerichtet, als wäre ich in einer billigen Show. Der Regen ist durch das Licht genau zu erkennen. Er tropfte mir ins Gesicht, ließ mich blinzeln. Meine Pupillen schrumpften zusammen, aber ich werde dennoch geblendet. Wer ist da? Alles was ich erkennen kann ist eine wage Gestalt, leicht von hinten beleuchtet durch die Straßenlaterne, die nur Umrisse zulässt. Wer auch immer da ist, er, ich bin mir sicher es ist ein Mann, schaut mich an. Schaut mir mitten ins Gesicht. Aber ich kann ihn nicht erkennen. Er sitzt noch immer auf seinem Motorrad, mit einem Bein auf den Boden abgestützt, schräg vor mir, einen Helm tragend, mit einer Hand am Lenkrad und der anderen auf seinem Oberschenkel. Den Blick nicht von mir abwendend. Sekunden lang. Im Hintergrund höre ich schon wieder Schreie, Schritte und Schüsse. Kurz schaue ich, soweit es mir möglich ist dort hin, wo sie herkommen. Dann wieder zu dem Mann. Der Regen und mein Blut haben sich zu einer kleinen Fütze gesammelt und ich merke, wie ich schwächer werde. Etwas vor mir tut sich. Der Kerl bewegt sich. Wandert mit den Händen zum Helm. Und nimmt ihn ab. Jetzt kann ich ihn vielleicht erkennen, aber der Regen tropft mir in die Augen. Ich blinzle. Als ich in der Lage bin wieder die Augen aufzuhalten ist er schon vor seinem Motorrad, steht 3 Meter vor mir und wird von hinten beleuchtet. Es ist nur noch eine harte Lichtkante zu erkennen, seine Silhouette. Er ist sehr schlank, trägt enge Kleidung und ist... irgendwie zierlich. Nicht größer als ich, im Gegenteil, wohl eher einen Kopf kleiner. Ich versuche so weit wie ich kann an ihm hoch zu schauen. Seine Haare sind blond, hell und aufmunternd und leuchten durch das Rücklicht wie ein Heiligenschein. Werde ich grade von einem Engel gerettet? "Kaiba...", höre ich ihn flüstern. Seine Stimme kommt mir bekannt vor, so warm und beruhigend und doch klingelte sie nervig in meinem Ohr, wie ein Presslufthammer. "Hilf...", meine Stimme geht hoch, quietscht als sei ich wieder im Stimmbruch und erstick sich dann selbst. Er streckt die Arme nach mir aus, hebt mich hoch, in Ruhe und mit Sorgfalt. Wer bist du? Er zieht mich höher und ich versuche wieder sein Gesicht zu erkennen, aber mir wird schwarz vor Augen. Ich werde bewusstlos, alles um mich herum ist in tiefe Dunkelheit getaucht, aber ich habe keine Angst. Ich fühle mich sicher und spüre, wie etwas warmes mich einschließt. Bist du das? Du, der mich rettet? Oder hast du mich liegen lassen, und das ist nur mein Blut, wie es mich immer weiter verlässt und mich umhüllt? Achtung: Ab Kapitel 3 wird es einen fliegenden Wechsel der sichtweisen geben, soll heißen, es wird nicht immer nur einer, also nur Joey oder nur Seto, das geschehn aus seiner sicht schildern, sondern beide gemischt, ich werde versuchen aber immer gut zu kenzeichnen wann wer was sagt^^) Kapitel 3: Sicherheit --------------------- Ich weiß nicht recht, was das gestern war, aber ich hab Kaiba gesehen... angeschossen auf der Straße vor seinem Anwesen. Keine Ahnung was er da getrieben hat, in dem Zustand. Vor kurzem hab ich meinen Probe-Führerschein gemacht, für Motorrad. Was heißt vor kurzem, grade erst heute hab ich ihn bekommen. Mein Bike hab ich mir überlange Zeit hinweg erspart und bin natürlich gleich los, um es endlich mal zu testen. Da fand ich ihn, verletzt, halb ohnmächtig, im Regen, auf der Straße liegend. Ein beängstigendes Bild. Kaiba am Boden, schutz- und hilflos. Ich hab die Angst in seinen Augen gesehen. Ganz genau gesehen.... Ich hielt einfach an vor ihm, wie von selbst ging ich zu ihm hob ihn hoch und schaffte ihn weg. Nicht weit hörte ich Schreie und Schüsse. Es war irgendwie Angst einflößend und ich wollte so schnell weg wie möglich. Ergo hob ich ihn hoch, lehnte ihn gegen mich und machte mich aus dem Staub. Zugegeben, eine wackelige Sache als Fahranfänger mit einem bewusstlosen Menschen, der einen Kopf größer ist als man selbst, mit 20 Sachen durch die Straßen zu heizen... zu schleichen. Aber wer nun mal so ein Naturtalent ist wie ich, der hat's einfach drauf, nicht? So wirklich wusste ich nicht wohin mit ihm. Zu Yugi? Nein, der Kleine hätte sich nur unnötig Sorgen gemacht, die Polizei gerufen und das hätte Kaibas Ruf geschadet. Und Rufschädigung, darauf gibt es bei ihm die Todesstrafe. Zu Tea ging auch nicht, sie wäre übersentimental geworden und ich hätte Anschiss bekommen, weil ich ihn nicht sofort in ein Krankenhaus gebracht hab. Mal ehrlich, ins Krankenhaus? Das wäre auch Rufschädigung und was mir noch viel mehr Sorgen gemacht hätte, dass diese Typen, von denen die Schüsse kamen ihm dort vielleicht auflauerten. Ryou wäre sich mit der Situation überfordert gewesen oder wieder durchgedreht wegen dem ollen Ring. Und Tristan... kein Kommentar. Mai kann Kaiba nicht ausstehen und Duke wohnt mir etwas zu weit weg. Wo Mokuba steckt weiß ich ja nicht und zu Kaiba wäre am dümmsten gewesen, weil der ja schließlich der Verletzte ist. Also blieb mir nichts anderes Möglich, als ihn mit zu mir zu nehmen. Gott sei Dank ist mein Vater wieder unterwegs, wie so oft und, man höre und staune, er verdient Geld. Ja, kurz nach der Trennung von meiner Mutter war er zwar ziemlich down, aber vor 4 Jahren hat er sich gefangen und geht arbeiten. Ich bin nicht stolz auf seine Arbeit, da sie nicht ganz legal ist, aber er verdient gutes Geld und hat auch mir vor einem Jahr einen Job verschaffen können, bei dem es mir nicht dreckig geht, weil ich mich nicht mehr mit irgendwelchen schmierigen Kerlen einlassen muss. Nein, das ist vorbei und wird nie wieder passieren, eher sterbe ich. Jetzt liegt er hier, auf meinem Bett. Praktisch, dass ich für meinen Führerschein erst vor kurzem den Erste-Hilfe-Schein gemacht hab und noch ein Zusatz-Erweiterungs-Ding-Keine-Ahnung-Teil. Damit war ich sehr wohl in der Lage, mich um seine Wunden zu kümmern. Ja, ich gebe zu das eine Kugel rausholen nicht unbedingt in dem Vermögen eines Erste Hilfe Absolventen steht, aber ich hab ja diesen Job... na ja und da gehört es zu, so was auch Zuhause auf dem provisorischem OP, auch genannt Bett oder Couch, zu können. Ok, ich hab mich fürs Badezimmer entschieden, aber nur wegen der Sauerei, die bei so einer dicken Wunde entsteht. Die Kugel steckte nicht mehr in ihm, aber das habe ich mir auch fast gedacht, da er vorne und hinten Ein- und Austrittswunden hat. Nach wenigen Minuten stoppte ich die Blutung und verband ihn. Ein leises Seufzen kann ich mir nicht verkneifen als ich auf die Uhr schau und es schon nach Vier Uhr morgens ist und ich wach neben ihm hocke. Damit fällt die Schule morgen für mich flach. Und für Kaiba wohl auch... für lange Zeit. Ein Schmerz zieht sich durch meinen ganzen Körper. Beginnend an der Schulter meines linken Armes. Es brennt höllisch und ich hab das Gefühl, wenn ich jetzt die Augen öffne, trete ich vor meinen Schöpfer. Oder dem Fürst der Unterwelt, je nach dem. Eine Weile kann ich es je unterdrücken, die Augen auf zu schlagen. Aber langsam und sicher fangen sie an leicht zu brennen und zu verkrampfen. Ich blinzle... Kein grelles Licht, keine aufschlagenden Flammen. Alles... normal. NORMAL??????? Wo verdammt noch mal bin ich hier? Ich reiße dir Augen auf. Eins ist schon mal klar, eine so geschmacklose Decke kenn ich nicht. Dann dreh ich den Kopf zur Seite und schon erblicke ich einen Blonden Schopf neben mir. Ich weiß zu wem diese Haare gehören, aber das hält mich nicht davon ab den rechten Arm zu ihm zu strecken und leicht durch die federleichten, weichen und sanften Strähnen zu gleiten. Wheeler du hast so schöne Haare, weißt du das? Immer wenn ich sie sehe, will ich durch sie streicheln, bis lang, hab ich mich das nie getraut. Aber jetzt... wo du neben mir auf die Bettkante gestützt liegt und schläfst, da muss ich einfach. Ich sag zwar immer, du wärst straßenköterblond, aber eigentlich... ist es auch so ein Bisschen, nur ein klitzekleines Bisschen, engelsblond... Engel... Dann warst du also der Engel auf dem Motorrad, der mich gerettet hat. Danke... Ich fühle wie etwas an mir rumwuselte. Was ist das? Ich öffne die Augen etwas und schaue auf. Du bist also wach, Kaiba. "Wie geht's dir?", frage ich leise und fange an mir die Augen zu reiben. Ich bin noch immer voll müde, schließlich hat es gestern Nacht lange genug gedauert, ihn herzubringen, also ist das wohl kein Wunder. "Es geht so...", flüstert er mir schwach entgegen und seine Stimme klingt kratzig. "Heißt das... du hast mich gerettet?" Sein Blick ist trüb, er ist mindestens genauso müde wie ich und zudem hat er offensichtlich Schmerzen, klar, bei der Wunde. "Nee, ein Rocker kam vorbei und hat dich reingeschleppt und meinte, dass ich so aussähe als würde ich dich kennen", grinse ich ihn an und bekomm nur einen müden und abgenervten Kaiba-Blick. "Schon gut, schon gut", meine ich beschwichtigend. "Ich hab dich vor deinem Anwesen gefunden, als du da rumlagst und angeschossen warst. Da hab ich mir Sorgen gemacht und dich mitgenommen." "Du machst dir Sorgen... um mich?" Sein erstaunter Blick ist faszinierend. Zum einen war er total entsetzt, als würde er sagen wollen, dass er es schrecklich findet grade von mir gerettet zu werden. Zum anderen freut er sich, dass sehe ich genau. Er freut sich, dass er nicht jedem hier in Domino egal ist, abgesehen von Mokuba. Kaiba ist je sein ein und alles. Aber... er hat auch Angst, vielleicht wegen der Drohungen, dass sie ihn hier finden und mir doch noch was passiert. "Natürlich tu ich das. Was wäre ich denn, wenn ich nicht jeden Tag mit dir streiten könnte?" Manchmal weiß ich einfach nicht was hinter dieser blonden Mähne vorgeht. Manchmal? Immer! Was denkt Wheeler? Denkt er überhaupt? Ich meine, solche Gedankengänge, kann man das logisch rationales Denken nennen? Ich bin mir sicher das nicht, aber was soll ich machen, so ist es.... das Hündchen. Mein Hündchen... Was? Nein, nein, nein.... Ein leises Seufzen rinnt über meine Lippen. Ja, er IST mein Hündchen. Und ich LIEBE mein Hündchen. Nicht richtig lieben, wie einen Partner. Auch nicht wie einen Bruder, oder ein anderes Familienmitglied. Halt... wie einen Hund. Man will ihn streicheln, knuddeln, erziehen. Und wenn er nicht brav ist, dann will man ihn anmeckern und schimpfen. Und ich glaube, er will gestreichelt, geknuddelt, erzogen und angemeckert und geschimpft werden. Ob er ein kleiner Masochist ist? Er MUSS ein kleiner Masochist sein. Klein? Ein richtig großer. Ich sehe ihn schon vor mir, in Ketten gefesselt und schreiend ,Schlag mich, Kaiba. Kratz mich, Kaiba. Gib mir Tiernamen!' ,Köter' ,ICH BIN KEIN HUND!!!!!' und dann knurrt er rum, sein Schwanz richtet sich auf und er stielt mich wie immer böse an, mit seinen treuen, schokobraunen Hundeaugen. "Wenn du meinst", flüstere ich leise als Antwort. "Bin ich hier...?" "Bei mir? Ja." Er lächelt mich an, nicht so wie immer, sondern etwas liebevoller, besorgter und unsicherer. "Willst du mir sagen was passiert ist?" Er schweigt. Warum? Warum schweigst du mich an, Kaiba? Das hast du noch nie getan. Warum jetzt? "Nein, möchte ich nicht", flüstere ich wieder leise. Meine Stimme versagt grade bei jedem Ton, ich hoffe das geht schnell vorbei. "Na dann...", meint er und ich glaube auch rücksichtsvoll und gekränkt. "Hast du Hunger?" Er schaut mich an und just in dem Moment, in dem er fragt knurrt mein Magen. Damit ist diese Frage dann auch beantwortet. "Ok, ich werd dir was machen, bleib liegen und ruh dich aus." Er verschwindet aus der Tür und grade als ich mich etwas aufsetzen will, schaut er noch mal rein. "Ach ja, keine Sorge, hier werden sie, wer auch immer sie sind, dich nicht finden." Dann ist er weg. Es ist unheimlich still hier. Dabei hab ich mir Wheelers Zuhause immer so laut vorgestellt. Wie man sich irren kann. Es ist auch nicht so erbärmlich wie ich befürchtet hab. Was arbeitet Wheelers Vater eigentlich? Ich versuche schon lange es rauszubekommen, aber bis lang ohne Erfolg. Und das Wheeler arbeitet weiß ich auch, aber auch nicht wo und als was. Ich lehne mich zurück, schließe die Augen und konzentriere mich auf das Ticken der Uhr. Etwas weiter höre ich das knatschen der Dielen, Schritte und Geschirr, das klappert. Das ist ganz klar Wheeler, der verzweifelt etwas für mich kocht. Für mich.... Ich hätte nie gedacht,... ...dass ich je für diesen arroganten, reichen Pinkel kochen würde. Aber ich tue es und ich tue es mit Sorgfalt. Kein Wunder, der erwartet doch bestimmt... ...eine totale Katastrophe. Ich wette Wheeler wird es total versalzen. So wie ich den kenne. Der kann doch nicht mal eine Nudelsuppe aufreißen ohne das alles in einem Desaster endet. Ich sehe es schon kommen, gleich tischt er mit ein ekelhaftes und ungenießbares... ... fünf Sterne Menü mit Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch. Es riecht schon richtig... ...gut. Was auch immer er da zusammen braut, es riecht gut. Das hätte ich nie gedacht, das dieser kleine, trottelige... ...Meisterkoch Wheeler ein geniales Essen auf den Tisch zaubert. Langsam gehe ich zurück. Erstmal nur mit der Suppe und dem Curry. Ich will ja nichts sagen, aber Curry ist meine Spezialität. Kaum betrete ich den Raum schaut er zu mir, mit einem erstaunten Gesichtsausdruck, als wolle er sagen ,Wow, du hast dich nicht umgebracht?' Tja mein Guter, auch ich kann Dinge vollbringen und wenn es nur das Überleben beim Kochen ist. Ich nehme die Schale mit der Suppe entgegen. Den Teller mit dem Curry stellt diese Nervensäge auf das Nachtschränkchen neben mir. Was für ein Gebräu er mir auch immer da gegeben hat, es riecht gut. Vorsichtig probiere ich einen Löffel. Und es schmeckt. Besser als in manchem Restaurant. Ich esse die ganze Suppe wortlos auf. Er schaut mir nicht zu, sonder blättert in irgendeinem Magazin rum. Angenehm. Nicht so beobachtet zu werden. Nach der Suppe überfalle ich regelrecht das Curry. Auch das schmeckt einfach super, hätte ich nie gedacht, nicht bei dem. Als ich einige Minuten später den Teller bei Seite stelle, stand er gleich auf und brachte das Geschirr weg. Zurück kam er mit einer Schale Vanillecrem. "Hier, damit du nicht behaupten könntest, dass ich ein schlechte Koch wäre" Er lächelte mich an. Eigentlich bin ich schon mehr als satt, aber da gibt das Hündchen sich einmal so richtig Mühe und seine Brust schwillt vor Stolz richtig an. Das kann ich ihm das unmöglich antun. Also esse ist alles brav auf. Mein Gott, fühle ich mich schwach. So schwach, das ich IHM einen Gefallen tue. Es ist richtig lieb von ihm, das er alles aufisst. Lieb? Moment, den Tag streich ich mir im Kalender schnell mal rot an. Seto Kaiba ist lieb zu mir. Ein denkwürdiges Ereignis. "Kaiba, ich wollte dir nur sagen, dass du hier so lange leiben kannst wie du willst, ok?", ich lächle ihn an und setze mich neben ihm. Voller Erwartung, dass er mich doof anmacht. Aber nichts. Er nickt nur leicht. Und auf seinen Lippen glaube ich fast den Hauch eines Lächelns zu erkennen. "Danke, Wheeler", flüstert er leise. Ich habe das Gefühl mich verhört zu haben. Anscheinend hast du es aber begriffen. Hier bist du in Sicherheit.... Seto. Kapitel 4: Geborgenheit ----------------------- Mittlerweile bin ich nun schon eine Woche bei Wheeler. Seinen Vater habe ich nicht einmal zu Gesicht bekommen. Und was die blonde Nervensäge angeht, ich hätte nie gedacht, das es so angenehm ist, mit ihm zusammen in einer Wohnung zu leben. Jedenfalls nicht über dem üblichen, erträglichen Maß. Aber das war es. Sehr sogar. Jeden Tag bekocht er mich und das auch noch verdammt gut, hätte ich ihm einfach nie zugetraut. In der Schule hat er mich krank gemeldet und er gibt mir nicht nur Sachen zum Anziehen, die ihm zu groß sind, nein, gestern hatte er mir sogar etwas nach der Schule mitgebracht. Eine schwarze enge Hose und ein dazu passender enger, schwarzer Pulli. Damit hat er unglaublicher Weise genau meinen Geschmack getroffen. Langsam aber sicher bekomm ich das Gefühl, er und ich, wir wären ein Ehepaar. Oh Gott, was für eine grausame Vorstellung. Ich... und Wheeler... ein Paar. Mit allem drum und dran. Den üblichen Zärtlichkeiten: Streicheln, Kraulen, Kuscheln und Küssen. Oder die besonderen Zärtlichkeiten: Sich an intimen Stellen berühren oder gar... Sex. Sex mit Joseph Jay Wheeler. Wie das wohl aussehen würde? Vielleicht würde es sich ja am Anfang so anfühlen, wie das was ich heute Nacht gefühlt habe. Er und ich sind gezwungen in einem Bett zu schlafen. Ins Zimmer seines Vaters darf ich nicht, auf dem Sofa will er nicht und lässt mich nicht. Keine Ahnung warum, aber er lässt mich einfach nicht, als würde grade ICH etwas anstellen. Jedenfalls: ,"Heute Nacht konnte ich nicht schlafen. Irgendwo im Haus war das Fenster auf. Ein kalter Wind wehte durch den kleinen Türspalt, den er immer ließ, damit ich mich an ihm orientieren konnte, wenn es im Raum nachts stockfinster war und ich mal aufs Klo musste oder so. Ich fror und zitterte leicht. Plötzlich fühlte ich, wie er die Arme um mich schloss, mich an sich drückte. So sehr, das ich seine Wärme fühlen konnte und seinen Herzschlag. Kräftig und gleichmäßig, obwohl er schlief. Ich drehte mich zu ihm und schaute mitten in sein ruhiges Gesicht. Sein warmer Atem schlug mir auf die Lippen. Er roch frisch, nach der Zahnpasta, die er benutzt. Seine Lippen waren einen kleinen Spalt geöffnet und ich konnte seine Zahnarzt-Werbung-weißen Zähne sehn. Es war ein berauschendes Gefühl ihn so zu sehn und ich musste einfach näher rücken. Sein Gesicht lag seitlich auf dem großen Kissen. Ich legte meins einfach daneben und schaute ihn an. Seinen Herzschlag und Wärme spürend. Mit den Augen tastete ich sein ganzes Gesicht ab. Jedes Detail brennte sich in meinen Kopf. Wie sich seine Augen leicht bewegten und man sah, dass er grade in der REM-Phase war und etwas träumte. Ganz vorsichtig ohne ihn auch nur im geringsten zu wecken oder aus seinen Träumen zu reißen strich ich eine kleine Strähne aus seinem Gesicht, die sein rechtes Auge leicht Zucken und Zwinkern ließ. Sein Mund öffnete und schlos sich leicht im Atemrhythmus. Atmeet mal fester, mal schwächer, mal wärmer, mal kühler gegen meine Lippen. Und doch wirkte es so gleichmäßig. Und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann wäre das ein sinnlicher Moment gewesen und ich wäre über ihn hergefallen und hätte ihn zu meinem Besitz gemacht. Aber wie schon erwähnt, es war kein sinnlicher Moment, sondern ein berauschender. Ich war unfähig auch nur ein Auge von ihm zu lassen. Und irgendwann erwischte ich mich, wie ich noch näher an ihn rückte, näher an sein Gesicht. Ich wollte mehr, mehr von dieser Wärme, dem frischen Atem und dem starken Herzschlag. Ich wollte mehr von ihm. Seine Arme lagen noch immer um meinem Körper, allerdings hatte der feste Griff sich während meinen Rutschaktionen gelockert. Nun lagen wir Gesicht an Gesicht. Sein Atem auf meinen Lippen wurde immer wärme und ich erkannte irgendwann, dass das gar nicht mehr nur sein Atem war. Es war auch mein eigener, der von seinen Lippen, die nur noch zwei Millimeter von meinen entfernt waren, zu mir zurückgeworfen wurden. Mein eigener Atem wurde wärmer und wärmer, heißer und heißer. Je länger ich so mit ihm verharrte. Langsam spürte ich meine Hände um ihn wandern, wie sie ihn in eine große Umarmung schlossen. Und ihn an mich drückten. Meine Hände waren arm und schwitzig. Vorsichtig näherte sich mein Mund seinem, so lange bis ich das Gefühl hatte, als würden sich unsere Lippen berühren. Es war kein Kuss, es war mehr eine... ,wir liegen dich bei einander, da kann es passieren, dass sich unsere Lippen mal berühren'-Berührung. Meine Hände fingen bei dieser Berührung an über seinen Rücken zu streicheln. Und ich genoss es, sehr. Er machte mich schwach. Joey Wheeler weckte die geheime und verborgene Schwäche in mir. Und hier so bei ihm zu sein gab mir ein Gefühl von Kraft, Stärke und Sicherheit. Plötzlich fühlte ich, das meine Berührungen ihn zum regen brachten. Er rückte sich selbst in eine bequeme Position, zog dabei die Arme mit einem Ruck so fest um mich, dass auf der ,grade eben Berührung' ein handfester Kuss wurde. Zwar fehlte jetzt noch die gewisse Zungenaktivität, aber es war ein Kuss, meine Lippen waren fest auf seine gepresst. Ich weiß, es bedeutet nichts, wenn ein schlafender einen zufällig so an sich drückt, das man ihn küsst, aber es brachte mein Herz zum rasen, mein Blut zum pulsieren. Diese eine kleine nichtige Geste, brachte alles in mir zur Wallung. Am liebsten hätte ich mich einfach nur gehen lassen in diesem Moment, seine Lippen mit meiner Zunge auseinander geschoben und den Kuss so intim und tief werden lassen, dass er verboten gehörte und ihn weckten würde. Aber das ging nicht, ich konnte es nicht tun. Immerhin war das hier Wheeler dem meine ganze Begierde zukam. WHEELER! Nicht irgendein bedeutungsloser Mensch, der mir so gleichgültig war, dass es mir egal war was er fühlte, wenn ich ihn um 3 Uhr Nachts dermaßen überfallen würde. Langsam löste ich mich von ihm, betrachtete sein schlafendes Gesicht, das nur ganz leicht durch den Türspalt beleuchtet war. Ich musste lächeln. Langsam kauerte ich mich etwas zusammen. Ja, Wheeler hat mich schwach gemacht mit seiner Fürsorge, aber ich glaube, vor ihm darf ich schwach sein, Angst haben und mich nach dem sehnen, was er mir gibt. Und ich genieße diese Schwäche, diese Angst und diese Bedürfnisse. Trotz des unangenehmen Luftzugs war mir nicht kalt. Nicht mehr. Und ich schlief ein. In der Hoffnung, das er vielleicht doch irgendetwas mitbekommen hat, von dem Chaos, das er in mir auslöst."' Aber nichts, ich sitze jetzt hier, an einem herrlichen Samstagmorgen, am Küchentisch der Familie Wheeler. Vom Vater keine Spur und er mach grade Frühstück. Ganz ehrlich, ich würde ihm helfen, wenn ich in der Lage wäre auch nur ein Butterbrot zu schmieren, ohne es anbrennen zu lassen. Das ist mir wirklich schon passiert. Aber auf so einem bescheuerten Toaster steht eben nicht drauf, dass man den Toast erst rein machen soll und dann mit Butter beschmieren. Trotzdem, ich kann es nicht auf mir sitzen lassen, dass ich hier rein gar nichts tun kann. Also stehe ich auf, schnappe mir ein Messer und fange an ihm etwas von der Schmiererei abzunehmen. So schwer kann das ja nicht sein. Und das einzige, dass ich nur noch sehe ist, wie Kaiba sich fast den Finger absägt. Es fängt stark an zu bluten. Wheeler ergreift sofort meine Hand, führt den Finger zu seinem Mund und leckt das Blut ab. Danach fängt er an, leicht an der Wunde zu saugen, denn nur Gott weiß ob etwas von dem mit Butter beschmierten Messer hineingekommen ist. Langsam saugt er alles weg was da an Flüssigkeiten aus meinem Finger kommt. Und ich darf seine warmen und weichen Lippen fühlen. Oh, Wheeler, wenn du wüsstest, das ich deine Lippen schon ganz anders berührt habe. Aber irgendwie ist es anders als heute Nacht. Dieses Saugen macht mich ganz Wahnsinnig und auch auf die Gefahr hin, dass er mich wie ein Vampir aussaugt, ich will nicht das es aufhört. Er hält meine Hand mit seiner fest. Und hat so die totale Kontrolle darüber. Wieder schießt mein Puls hoch und mein Herz rast. Wie er da, so sorgfältig an meinem Finger rumsaugt, mit den geschlossenen Augen, der ruhigen Miene und seinen verboten gehörenden, warmen und sanften Lippen ist das Erregenste, das ich je gesehen und gefühlt habe. Meine Atmung wird hörbar schneller, die Röte schießt mir ins Gesicht und ein leises Keuchen wandert über meine Lippen. Gleich gefolgt von einem wohligem, halb erregten, lauten Keuchen. Ich lasse sofort von seinem Finger ab und schaue ihn an. "Hab ich dir weh getan?", flüstert ich leise doch Kaiba schüttelt nur leicht den Kopf. "Nein... nur... ich bin an den Händen... sehr empfindlich", erklärt er leise. Sein Gesicht ist knallrot und es ist ihm peinlich. Ich fass es nicht, ich habe es echt geschafft Seto Kaiba zu erregen. "Ach so..." Mein Blick wandert wieder zu dem verwundeten Finger, auf dem sich wieder etwas Blut angesammelt hat, das danach schrie weggesaugt zu werden. Geschrieen, getan. Schon steckte sein Finger in meinem Mund. Oh Gott, lass ihn doch bitte... etwas ganz anderes in den Mund nehmen. Ich schrecke auf und starre Wheeler an. Habe ich da grade den sehnlichen Wunsch gehabt, dass er sich an meiner Männlichkeit vergeht? Ja, das habe ich und dieser Wunsch nimmt auch nicht ab, je mehr ich daran denke. Er nimmt sogar zu. Sehr zu. Seit heute Nacht kann ich an nichts anderes denken, als das er mich mit seinen Lippen am ganzen Körper berühren soll. Ich will das sanfte Kribbeln, das ich in den Lippen gespürt habe überall spüren. Wirklich überall. Ich will ihn an meinen Händen, meinen Lippen, Bauch, Rücken, Armen, Beinen, Hintern und an der intimsten Stelle, die ihn nur habe. Ich hasse das Gefühl schwach zu sein, aber ich liebe es, dass ich wegen ihm schwach sein kann. Wieder fühle ich das Saugen seiner warmen Lippen, wieder entlockte es mir ein Geräusch, diesmal ein leises Stöhnen. In meiner Hose nahm ich langsam aber sicher eine nicht zu verachtende Beule wahr. Druck baut sich auf. Unaufhaltsam. Verdammt Wheeler, ich weiß, dass du mich ärgern willst, aber warum grade so? Ich bin in einem kleinen Rausch gefangen. Der Geschmack seines Blutes und seiner haut, das schnelle Atmen und die Geräusche die er von sich gibt gefallen mir. Sie gefallen mir so sehr, das sie mich süchtig nach mehr machen und mich verleiten einfach weiter zu machen, fester an dem Finger zu saugen. Ich gebe es zu, es macht mich an, dass Kaiba mir grade so unterlegen ist. Sich nicht wehrt. Ich öffne die Augen zu einem kleinen Spalt. Ich sehe sein rotes Gesicht und die mittlerweile geschlossenen Augen. Ich sehe wie sich sein Brustkorb hebt und senkt. Ich sehe die verdächtige Beule. Und ich sehe das er darunter leidet, dass ich ihm eine enge Hose gekauft habe. Wieder höre ich sein leises und verzweifeltes Stöhnen, gemischt mit dem Schmerz der durch den Druck und die Hose kommt. Jetzt kann ich doch nicht aufhören, oder? Ihn leiden lassen wie ein Tier unter dem Druck, an dem ich ja wohl ganz klar Schuld bin. Am liebsten hätte ich ihn auf den Boden gedrückt, ihm die Kleidung vom Leib gerissen und mich um ganz andere Körperpatin gekümmert, als seinen Finger. Aber ich weiß, dass er das nicht will. Zumindest glaube ich nicht, dass er grade nur wegen mir so erregt ist, sondern mehr weil ich ihn an einer empfindlichen Stelle, seinen Händen, angreife. Meine Knie geben langsam aber sicher nach, und Wheeler der Mistkerl verstärkt das Saugen auch noch und nimmt noch einen Finger in den Mund. Selbstbeherrschung ist jetzt wichtig. Aber nichts zu machen, ich muss einfach aufstöhnen. Und den Kopf in den Nacken legen. Wheeler, du weißt doch ganz genau, wie du was tun musst. Also mach endlich, befrei mich von meiner Qual. Ich kann es nicht mehr, du bist der einzige, der dazu in der Lage ist. Aber nichts. Es bleibt beim Saugen am Finger. Langsam stolpre ich zurück, weil er mich nach hinten drück. Solange, bis ich zwischen ihm in der Wand halt finde. Er hält mich, ganz fest, mit seinem ganzen Körper. Saugt immer weiter und läst den Druck größer und größer werden. Ein letztes mal zieh er an meinen Fingern. Ich stöhne mehr als laut auf, lege den Kopf in den Nacken und ergieße mich. Mein erster Orgasmus dank Joey Wheeler. Berauschend, wie gesagt. Aber die Shorts dürften erstmal in die Wäsche. Ich fühle wie er von meiner Hand ablässt und mich umarmt und an sich drückt. Im selben Moment geben meine Knie ihren Geist ganz auf und ich halte mich an ihm fest, lehne die Stirn an seine Schulter. "Kaiba... du solltest dich waschen gehen, und dir frische Unterwäsche anziehen", schmunzelt er mir leise ins Ohr. Ok, ich kann das Schmunzeln nicht sehen, aber ich weiß zu 200% das es da ist, mitten in seinem Gesicht. Ich nicke leicht und versuche mich von ihm zu lösen, aber nichts passiert, ich klammer mich weiter an ihn. Und er gibt den Versuch mich loszulassen auf und zieht die Arme fester um mich. Ganz warm uns sanft. Ich liebe sie, die Gefühle, die er mir gibt: Kraft, Stärke, Sicherheit und Geborgenheit. Kapitel 5: Wahrnehmung ---------------------- Ich frage mich wirklich warum, ich grade hier gelandet bin. Warum hat mich das Schicksal grade zu Wheeler geführt? Und warum fühle ich mich so wohl? Aber was ich mich am aller meisten frage ist: WIE GOTTVERDAMMT BIN ICH MIT IHM IN EINER BADEWANNE GELANDET????? Ich sitze hier, Wheeler hinter mir und er schrubbt mir den Rücken. Gottverdammt warum schrubbt er mir den Rücken? Soll das so was wie, Seto-Kaiba-zwischenmenschliche-Erlebnisse Teil 2 werden? Hat er nicht schon genug Genugtuung gehabt, dass er mich mit dieser blöden Finger-Saug-Aktion ganz aus der Fassung gebracht hat? Allein wenn ich daran denke, wie heiß mir da vorhin wurde, muss ich leise keuchen. Nur gut, dass er hinter mir sitzt und mein rotes Gesicht nicht sehn kann und wie ich mir völlig unbewusst bei jeder Berührung auf die Unterlippe beiße. Warum? Warum weckt er solche Gefühle in mir, die sich so heiß in meinen Körper brennen? Aber ich bin Seto Kaiba. Das stand schon von jeher für absolute Selbstbeherrschung, Kompetenz, gutes Aussehen und Perfektionismus. Ich lehne mich nach vorn, versuche ihn total zu ignorieren. "Kaiba? Tut's weh?", fragt er dann völlig unverhofft und besorgt. Ich werfe meinen Kopf zu ihm und schaue ihn fragend an. "Wie kommst du den darauf?" Auf meine Gegenfrage reagiert er mit einem Moment des Schweigens, als sei wer gestorben. Dann vernehme ich nur noch ein tiefes Seufzen. "Sag mal, hast du ne Ahnung warum ich mit dir in die Wanne gestiegen bin?", fragt er mich skeptisch. "Du willst mich nackt sehen?" "Nein", sagt er, "Ja", denkt er, ich weiß es genau. "Du willst sehn, wie ich bestückt bin?" "Nein", sagt er, "Ja", denkt er, ich weiß es wieder genau. "Du hast perverse Neigungen?" "NEIN!!", aber auch diesmal denkt er bestimmt, "JA!" "Du wolltest schon immer mal mit mir baden?" "Nein", sagt er, "Ja", denkt er und ich bin mir wieder sehr sicher. "Hm... Du bist schwul und stehst auf mich?" "..." Ich schaue ihn mehr als erstaunt an, hab ich da etwa voll ins Schwarze getroffen?? "Kaiba, hör zu", meint er dann etwas geschafft, "du bist noch angeschossen und ich will mich lediglich um deine Wunde kümmern, ok?" Bei näherer Betrachtung ist das sogar einleuchtend. Schließlich hab selbst ich da hinten keine Augen. Also nicke ich. "Ach so, na dann, aber mach es ja richtig, klar?" Ich schau ihn nicht an, aber ich kann sehen, wie er mit den Augen rollt. "Natürlich", meint er leise und ich fühle seine Hände und kaltes Wasser an meinem Rücken und zucke unwillkürlich zusammen, als er die Schusswunde abtastet. "Sag mal... woher kannst du das alles?", frage ich leise und schaue zu ihm. Aber mit einer klaren Geste drückt er meinen Kopf nach vorn. Ich hasse es, dass er hier den Chef markiert und das auch noch mit Erfolg. "Ich kann's wegen meiner Arbeit", erklärte er. "Als was arbeitest du?" Wieder versuche ich ihn anzuschauen und wieder werde ich weggedrückt. Ein leises Seufzen macht sich breit und ich gebe den Versuch, etwas über ihn herauszufinden, auf. "Das wirst du irgendwann noch herausfinden" Mit diesen kleinen Worten gibt er mir neuen Mut. "Ich hoffe" flüstere ich leicht zu mir selbst. Alles wird still. Er sagt nichts, ich sage nichts. Nur das leichte Plätschern des Wassers und mein schmerzvolles Keuchen, da er an meiner Wunde rumfuscht, sind zu hören. Ich spüre, dass er versucht vorsichtig zu sein und ich spüre, dass er weiß, ganz genau weiß, was er da tut. Plötzlich ein Klacken, von außerhalb des Bads. Eine Tür geht knarrend auf und kracht wieder gedämpft zu. "Joey, ich bin wieder Zuhause." Höre ich eine Stimme rufen. "Ja, ich bin im Bad", ruft Wheeler zurück. Moment er erwähnt nicht, dass ich auch hier bin. Was, wenn der Typ hier rein kommt?? Kaum 12 Sekunden später steht er in der Tür, mustert mich, mustert Wheeler. "Ah, der Dauergast?", fragte er und beschaut mich wieder. Er verliert kein Wort darüber, dass ich hier mit Wheeler in einer Wanne hocke. Macht ihm das nichts aus? Wer ist der eigentlich? Vielleicht Wheelers Vater? Die kleine Nervensäge nickt leicht. "Ja, ich versorge seine Wunden." "Ach so", erwidert der Mann, "mach mir aber keine Schande und tu ihm nicht weh." "Keine Sorge, Vater, ich weiß was ich tu" , meint Wheeler ruhig. Also doch, sein Vater, und es machte ihm nichts aus, dass sein Sohn mit mir nackt...NACKT badet, weil...? Ach ja, Wundversorgung. Ich vergaß. Sein Vater verschwand wieder, man hörte ihn in der Küche mit Geschirr klappern. Wheeler achtete da anscheinend gar nicht drauf, sondern säuberte Millimeter für Millimeter die Wunde. Von vorne und von hinten. Das Wasser hatte schon einen starken Rotstich. Irgendwann war er fertig damit. Ließ das Wasser ab, noch während ich in der Wanne saß. Etwas von dem Rotstich lag nun auf meiner Haut, seiner Haut und... den Shorts??? Ich starre Wheeler an. Wie unfair war das denn? Er trug die ganze Zeit Shorts und ich muss mich in voller Blöße geben? Ich schaue weg, bin total angepisst und sauer. Am liebsten hätte ich ihm den Hals umgedreht, aber ich bin ja Gott sei Dank ein durch und durch selbstbeherrschter Mensch, also immer mit der Ruhe, Seto. "Bleib du noch im Wasser und spül das blutige Wasser von deiner Haut", meint er vollkommen gelassen und wäscht sich selbst das blutige Wasser ab. "Ich will was Privates mit meinem Vater bereden." Damit haut er ab. Ich bleibe vollkommen verwirrt, sauer und dreckiger als vorher, zurück und versuche einfach seinen Rat zu befolgen und wasche meine Haut sauber. Ich schreite langsam und fast lautlos den Flur entlang. "Vater..." ,will ich grade anfangen, doch er unterbricht mich. "Wie ich sehe kommst du gut voran mit ihm." "Ja, das tu ich." Ich setze mich, schaue ihn an und warte darauf, was er mir heute wieder auftragen will. "Bis lang machst du dich ganz gut, er scheint dir zu vertrauen." "Nein, tut er nicht, sonst würde er mich mehr an sich ran lassen. Aber ich bekomm das schon noch hin. Den Auftrag hab ich ja nicht ohne Grund angenommen", meine ich gelassen und stehe wieder auf. "Sorg dafür, dass er dir vertraut." "Ja, Vater. War's das?" Ich schaue meinen Vater an. "Ja, aber Joey, gewöhn dich nicht zu sehr an ihn", sagt er streng und schaut mich missbilligend an. "Schon klar", sage ich kurz und knapp und beende das Gespräch. Danach gehe ich zurück zu ihm. Kaum wieder im Badezimmer ruft mein Vater mir zu, dass er wieder zur Arbeit muss. Kaiba schaut mich fragend an. "Sag mal... was arbeitet dein Vater eigentlich?" Er schaut zu mir hoch, während ich etwas aus dem Spiegelschrank hole. "Ach... er nimmt ein paar Aufträge verschiedener Art an und erledigt sie. Quasi, ein Mädchen für alles." Ich hole einiges Verbandszeug raus. "Und was arbeitest du?", fragte er wieder leise, versucht wieder herauszufinden, was ich so tue. "Knie dich hin", meine ich ruhig und setze mich hinter ihn auf den Wannenrand. Oh Wunder, oh Schreck, Kaiba gehorcht. Ohne weiter zu fragen. Richtig brav, der Gute. Das war schon ein interessanter Anblick, ein nasser und eigentlich ziemlich sexy Seto Kaiba. "Und jetzt bück dich, du Luder." "WAS???" Er springt auf und dreht sich zu mir, starrt mich mit einer Mischung aus Entsetzen, Abscheu, Empörung, Wut und doch einer absolut widersprüchlicher Bereitwilligkeit an. Ich musste anfangen zu lachen. Er steht vor mir. Direkt vor mir, tropfnass und splitterfasernackt. "Nette Aussichten, könnt ich stundenlang ertragen, aber dreh dich wieder um und knie dich hin, war bloß ein Scherz. Mach dir nicht ins Hemd." Ich grinse ihn breit an. Er dreht sich wieder um. "Ich hasse dich, Wheeler, von ganzem Herzen", knurre ich und knie mich hin. "Ja, ja" leiert Wheeler von hinten, "lehn dich etwas vor, nur ein kleines Stück." Seine Stimme ist so sanft und beruhigend, normalerweise kreischt sie in meinem Kopf, wie eine rostige Kreissäge, die nur das eine Ziel hat; mir Kopfschmerzen machen. Aber in den letzten Tagen ist sie der einzige Strohhalm, den ich habe. Seine Stimme und er selbst. Mittlerweile saß er breitbeinig hinter mir. Meine Oberschenkel zwischen seinen. Eine seine Hände liegt auf meiner Hüfte, mit der anderen und einem weichen Handtuch tupft er vorsichtig meinen Rücken trocken. Hätte man uns direkt von hinten gesehen, dann hätte man diese Position und Situation mehr als nur falsch deuten können. Er hat so warme Hände... sie brennen sich richtig in meine Haut ein. Angenehm. Sein T-Shirt streift immer wieder provokant meinen Hintern, aber ich schätze, dass er das kaum mitbekommt. Als er fertig ist, nimmt er eine Salbe, streicht sie über dir Wunde. Es brennt, höllisch, aber ich zucke nicht, nicht mal mit der Wimper. "Dreh dich zu mir", höre ich von hinten und befolge was er sagt. Vorn tupft er erst meine Brust trocken, schmiert dann die Wunde ein. Ich knie vor ihm, total entblößt, mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen. "Hey..." Ich fühle seine warme Hand an meiner Wange, "tut's weh?" Ich schaue auf zu ihm. "Nein...", flüstere ich leise "und es ist mir auch nicht peinlich.. warum auch, nur..." "Du hast Angst." Ich schaute ihm in die Augen. Er erwidert meinen Blick. "Was meinst du?" "Na... du hast Angst, wegen den Typen, die dich bedrohen. Um deiner Firme, um Mokuba... und um mich." Ich starre ihn an, drücke mich unbewusst an seine Hand. Sein Daumen streichelt ganz leicht über meine Wangen, meine Lippen. "Du... weißt davon?" "Ja, ich habe in der Schule heimlich deine E-Mail gelesen." "Du hast was???" "Deine Mails gelesen, aber nur die eine. Deine Passwörter wusste ich, weil ich dich immer beobachtet habe im Unterricht. Joseph_Jay_Wheeler, ja? Und Straßenköter? Sehr unkreativ." "Ich find sie gut... hat bislang noch keiner herausgefunden... aber sollte ich je wieder an meinen Laptop kommen, werd ich sie ändern. Und wehe dir, du schnüffelst noch mal in meinen Sachen." "Wird ich nie wieder machen, versprochen, aber warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte dir geholfen." Er streicht immer wieder beruhigend über meine Wange, so dass ich wieder die Augen schließe. "Hab ich dich je, nur ein Mal, um Hilfe gebeten?" Er schmunzelt leicht, das kann ich hören. "Nein... Dummkopf." Ich öffne die Augen wieder, auch wenn es ein angenehmes Gefühl ist ihm so nah zu sein, löse ich mich von ihm. "Bist du soweit fertig? Kann ich mich anziehen?" Es ist mir peinlich, hier so zu sein. Wenn er nur will, kann er mich sofort in seine Gewalt bringen. Er muss nur einmal auf meine Wunde drücken, oder ganz woanders hinfassen und er könnte alles mit mir anstellen was er will. Einerseits hoffe ich, dass Joey Wheeler, der Inbegriff für Dummheit, dieses eine Mal nicht auf dumme Gedanken kommt. Andererseits, warum nicht? Warum soll er es nicht tun? Ist das nicht genau das, was ich mir noch vor kurzem so sehnlichst gewünscht habe? Ich bin hin und her gerissen, im wahrsten Sinne des Wortes. "Warte noch einen Moment..", meint er völlig gelassen zu mir. Merkt er wie aufgewühlt ich bin? Hoffentlich nicht. Vorsichtig wickelt er erneut einen Verband um mich. Ganz sorgfältig. Es tut nicht weh, nicht ein bisschen. "Ok, steig aus der Wanne, ich trockne dich ab, sonst verrutscht der Verband wieder." Ein leises Seufzen rinnt über meine Lippen. Welch Erniedrigung, aber was bleibt mir jetzt anderes übrig? Ich steige aus dem Wasser, stelle mich vor ihn hin. Wheeler, wehe du machst jetzt was Unüberlegtes, so wie du da jetzt vor mir hockst und meine Beine trocknest. Aber er tut nichts Unanständiges. ...Schade??... Ich schüttele leicht den Kopf und reibe mir die Schläfen. Er macht alles schön trocken, jeden einzelnen Millimeter. Ja, JEDEN Millimeter. Und jeden Zentimeter. Auch die berühmten, wichtigen Zentimeter des Mannes. Aber er macht es, wie ich früher bei Mokuba, als der noch ganz klein war. Es steckt nichts dahinter, nur bloßes Abtrocknen. Als er mit dem Abtrocknen fertig ist, drückt er mir ein paar Sachen in die Hand. "Zieh dich an. Hast du Hunger? Soll ich dir was zu Essen machen?" Wie fürsorglich. Wie durch und durch fürsorglich. "Ja, bitte." Ich drehe mich mit dem Rücken zu ihm, fange an mich anzuziehen. Er verlässt das Bad und geht in die Küche. Ich höre wieder das Geschirr klappern. Als ich mich fertig angezogen habe folge ich ihm, schaue ihn an. "Soll ich dir was helfen?", frage ich lese und schaue zu ihm. "Nein, nein. Schon gut." Er lächelt mich an und hantiert am Ofen rum. Dann dreht er sich wieder weg, nimmt mich nicht mehr wahr, als existiere ich nicht mehr. Ich fühle wie sich mein Körper in Luft auflöst. Das will ich nicht, auf keinen Fall. Grade im Bad, da schenkte er mir seine volle Aufmerksamkeit. Und jetzt... jetzt bin ich nicht mehr existent für ihn. Dieses Gefühl frisst mich auf und ich will es los werden, mehr als alles andere will ich es los werden. Jetzt sofort!! Ich will, dass er sich wieder MIR widmet, mir ganz allein. Immer bekam ich seine Aufmerksamkeit, egal was war, aber je länger wir hier sind, zusammen leben, mehr Routine miteinander bekommen, desto weniger Beachtung schenkt er mir. Am liebsten hätte ich die Zeit zurückgedreht. Zu dem Moment als er breitbeinig hinter mir saß und ich ihn am ganzen Körper fühlen konnte. Dann hätte ich diesen Moment eingefroren und so genossen, wie ich es von Anfang an hätte tun sollen. Aber das kann ich nicht, selbst wenn ich noch mein Firma hätte, könnte ich das nicht. Die Zeit manipulieren, die Vergangenheit ändern. Aber wenn mir das nicht möglich war, dann sollte ich das tun, das mir Möglich ist. Die Zukunft so gestalten, wie ich sie haben will. Ich fasse mir ein Herz, ja ich, Seto Kaiba, fasste mir ein Herz und trete hinter ihn. Ganz nah... kann seinen Geruch einatmen. Ich fühle wie ich aus dem Nichts trete. Aber das reicht mir nicht. Ich will ihn nicht nur riechen, oder ihn atmen und mit dem Geschirr klappern und kochen hören. Oder auf seinen blonden Hinterkopf schauen, der sich hin und herbewegt. Ich will ihn mit all meinen Sinnen wahrnehmen. Ihn riechen. Ihn hören. Ihn sehen. Ihn fühlen. Ihn schmecken. Ich will ihn vollkommen wahrnehmen. Ich fühle, wie meine Hände und Arme sich um seinen Körper schlingen. Um seine Hüften, über seinen Bauch und sich an seinen Seiten festklammern. Ich drücke ihn an mich. Vergrabe mein Gesicht in seinen Haaren. Schließe die Augen zu einem kleinen Spalt, sehe seine Haarspitzen vor meinen Augen tanzen. Sein Geruch umhüllt mich. Und sein gleichmäßiges Atmen beruhigt mich. Ich rieche, höre, sehe und fühle ihn. Nur schmecken tu ich ihn nicht. Ein Faktor, der gleich verlangt, dass man näher auf ihn eingeht. Aber wie sollte ich ihn schmecken? Soll ich ihn... einfach küssen? Soll ich meine Lippen auf seine legen? Sanft mit meiner Zunge in seinen Mund eindringen? Über seinen Gaumen streichen? An seinen Lippen saugen und seine Zunge ganz für mich einnehmen? Ihn zu einem Teil meines Körpers machen? Am liebsten würde ich das machen, aber dazu... habe ich einfach nicht den Mut. Ich löse einen Arm von ihm, wandere hoch, streiche ihm ein paar seiner Haare aus seinem Nacken. Automatisch wandere ich mit den Lippen zu seinem Nacken. Küsse leicht seine Haut, lecke darüber und sauge daran. Er schmeckt leicht salzig und doch süß. Seine Haut ist warm und weich. Aber etwas fehlt. Ich nehme ihn mit all meinen Sinnen wahr, aber ich fühle nicht das, was ich gerne fühlen möchte. In meinem Hals bildet sich ein Kloß, den ich einfach nur los werden will. Aber wie soll ich das anstellen? Was fehlt mir? Verzweifelt wandere ich von seinem Nacken zu seinem Hals und höre... wie etwas umgerührt wird. Er kocht einfach weiter, als würde ich nichts tun, als wäre ich... nicht da. Reagiert auf nichts das ich tue. Ich wandere weiter zu seinem Unterkiefer. Immer weiter Richtung Lippen. Weiter zu seiner Wange, löse mich von seinem Gesicht, drehe es leicht zu mir und will grade zu einem Kuss ansetzen, da legt er mir zwei Finger auf meine Lippen. "Kaiba nicht...", haucht er leise, schiebt den Topf von der heißen Platte und dreht sich zu mir. "Warum nicht?" flüstere ich leise. Er löst sich ganz leicht von mir, nur um seine Wange an meine zu schmiegen. "Weil es dir hinterher Leid tun wird." "Nein, wird es nicht, ich will es doch." "Kaiba... du widersprichst dir selbst." Ich drücke ihn an mich, schließe die Augen. "Was meinst du damit?", hauche ich leise in sein Ohr, fühle seine Arme um mich wandern, mich umarmen. Schlagartig bin ich wieder da, löse mich nicht mehr auf, sondern existiere wieder. "Kaiba, du bist sauer, dass ich in deinen Sachen geschnüffelt habe und dir weiter auf die Nerven gegangen bin. Du hast versucht mich zu ignorieren und hast doch gefühlt, wie ich dich beobachte. Und du hast dich in Wahrheit doch wohl gefühlt. Jetzt... wo ich dich nur 2 Minuten so ignoriert habe, wie du es am liebsten hättest, warst du so verzweifelt, das du bereit warst mich zu küssen, nur damit ich dich wahrnehme, mich auf dich konzentriere, egal, ob mein Leben auf dem Spiel stehen könnte oder nicht. Du willst mich meiden und doch soll ich dich wahrnehmen, weil du dich sonst nicht mehr wie du selbst fühlst.... du... widersprichst dich", flüstert er mich ruhig ins Ohr. Er hat mich durchschaut. Von vorn bis hinten hat er mich mehr durchschaut und entschlüsselt, als ich es selbst je geschafft hätte. Tatsächlich. Ich will ihn wahrnehmen. Und ich will, dass er mich wahrnimmt. Egal, was es kostet. (es wird noch Beta gelesen keine angst, das folgende kapi auch^^') Kapitel 6: Vertrauen -------------------- (Eigener Kommentar: Achtung noch nicht Beta gelesen für Fehler übernehm ich keine Haftung^^) Alles ist ruhig. Nichts ist zu hören. Eine unheimliche Stille. Kaiba ist ganz still, liegt im Wohnzimmer. Schläft. Ich habe grade die Hausaufgaben für Montag erledigt und gönne mir ein kleines Eis aus dem Gefrierfach. Lecker Kirsche und Kaiba bekommt nichts ab. Selbst schuld, dieses Faultier. Macht nichts den liebelangen Tag und pennt dann noch rum. Kaum zu glauben, dass das der ehemalig übermotivierter Workerholic-Geschäftsmann von früher ist, den man nie von seiner Arbeit weg bekommen hat. Mein nächster Weg führt aus der Küche zum Wohnzimmer. Ich beuge mich leicht über die Rückenlehne, der großen grauen Couch und schaue in sein schlafendes Gesicht. Wie niedlich er aussieht, wenn er so da liegt, ganz entspannt und ruhig. Ob er mir vertraut? Warum sonst schläft er hier so friedlich? Vielleicht ist er auch einfach nur erschöpft. Das wäre ich auch. Wenn ich Monate lang bedroht werden würde, Angst um meinen Bruder, um mich selbst haben muss. Und um einen...Freund? Oder nur ein lästiges Anhängsel, das sich jetzt einmal als vorteilhaft erweißt? Jetzt ist er hier. Auch wenn er grade ein äußerlich faules, entspanntes und... schönes Leben führt, er steht unter Druck. Er weiß nie wann er wider angegriffen wird. Oder wem er vertrauen kann. Er weiß nicht, ob er hier sicher ist, richtig sicher. Ob er mir vertrauen kann. Wer sagt denn, dass ich nicht hinter allem stecke. Dass ich mit dem Wissen über seine Passwörter mich in sein System gehackt habe, ihn mit einer immer wieder kehrenden Spam-Mail terrorisiere. Ihn von innen zerstöre und dass mein liebes und nettes Getue hier nichts weiter ist als ein Trick um mir sein Vertrauen zu erschleichen. Vielleicht habe ich hinter seinem Rücken ein Verbrechersyndikat aufgebaut und brauche seine Kohle, um noch mächtiger zu werden. Oder vielleicht gehöre ich zu einem dieser Syndikate. Zur Mafia, den Yakuza. Vielleicht ist meine nette Art auch nur ein Auftrag, den ich bekommen habe. Und mein Vater macht hier Kontrollbesuche, um herauszufinden, ob meine Arbeit Früchte trägt. Ja, vielleicht bin ich das größte Übel, das ihm passieren konnte. Vielleicht..... vielleicht aber auch nicht. Ich könnte doch genauso gut zu den Guten gehören, sage es ihm aber nicht, damit er ganz natürlich bleibt. Um ihn nicht zu beunruhigen. Dann wäre es wieder ein Auftrag, mein Vater würde mich wieder kontrollieren, aber nur um zu sehn, dass ich auch ja gut auf unseren kleinen Schützling aufpasse. Dann wäre ich der strahlende Schutzengel, der ihn behütet, wie seinen Augapfel. Alles darum gibt, das es ihn gibt. Und das alles nur, weil ich ihn beschützen soll... muss... will. Wenn ich nicht wüsste, ob ich für oder gegen ihn bin, ich würde mir auch nicht vertrauen, also warum, sollte er es dann tun? Ich beuge mich zu ihm runter, streiche ihn ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Er sieht ganz ehrlich, echt süß aus, so friedlich und ohne rumzustänkern. "Kaiba...", flüstere ich leise und lächele "hier... gehörst du mir allein", hauche ich und muss schmunzeln. Es stimmte doch, er gehörte mir, mir allein. Ich kümmere mich um ihn. Ich bin für ihn da. Egal was passiert. Ich beschütze ihn vor allem, was ihm etwas will. Also gehört er mir. Und ich kann tun und lassen was ich mit ihm will. Aber ich lasse von ihm ab und dreh mich weg. Einen Schlafenden auszunutzen ist nicht ganz mein Gebiet. Irgendwie langweilig, wenn er schläft. Mein Haushalt ist so gut organisiert, dass ich nun nichts zu tun habe. Also heißt es verzweifelt eine Beschäftigung suchen. Was könnte man denn machen? Ich könnte etwas ins Internet gehen. Oder Fernsehen gucken. Etwas Spazieren gehen und ihn allein lassen. Oder mich mit Yugi und den anderen treffen. Oder etwas an der PS2 zocken. Aber das reizt mich alles grade so gar nicht Aber.. Kaiba, der reizt mich grade unheimlich. Frage: Was kann ein putzmunter Joey Wheeler mit einem schlafendem Seto Kaiba machen? Also da gibt es ja unheimlich viele Sachen. Und bestimmt über die Hälfte davon sind NICHT jugendfrei. Ich könnte über ihn herfallen. Einfach so. Dann würde ich mich erst zu ihm beugen. Seine Handgelenke festhalten und sanft aufs Sofa drücken. Danach setze ich mich auf seine Hüften, beuge mich zu ihm und wenn er noch nicht wach ist, dann küsse ich ihn wach. Lecke sanft über seine Lippen und dringe in seinen Mund ein. Necke seine Zunge. Danach löse ich mich von seinen Händen, lass sie runter wandern und schiebe sein Shirt hoch. Meine Lippen würden von seinem Mund zum Hals wandern. Dann knabbere ich daran, sauge an der Haut und hinterlass ein dunkles Mal. Mit den Händen wandern dann runter zu seinem Hosenbund, fahren darunter her. Mein Mund ist schon längst an seinen Brustwarzen angelangt, ich knabbere leicht daran und reize sie mit der Zunge. Und während ich ihn so ablenke öffne ich seine Hose, fahr mit einer Hand unter seine Shorts, streichele fest über seinen Schritt und entlocke ihm entzückende Laute. "Joey.... mehr" Würde er dann stöhnen, das "Wheeler" mal ganz vergessen und er würde mehr bekommen. Viel mehr. Ich würde ihn sanft reizen. So lange und so verspielt, dass er sich fast schreiend vor Lust unter mich windet. Sich mir verlangend entgegen bewegt. Die Beine von Sekunde zu Sekunde mehr spreizt. Immer süchtiger wird und nur noch das eine will. DAS eine, das er von mir bekommen würde. Mit wenigen Handgriffen wäre er von Hose und Shorts befreit. Mit etwas Gleitgel vorbereitet würde ich seine Hüften anheben und mich positionieren nur um dann mit lautem Stöhnen tief... Ja, dass wäre eine der Sachen, die ich machen kann. Aber das ist auch eine Sache, die ich nicht machen werde, auch wenn ich jetzt, wo ich mir das schon so schön ausgemalt hab, mehr als nur Lust hätte es mit ihm zu tun. Mit ihm zu schlafen. Sex, einfachen, aber überwältigenden Sex mit Seto Kaiba, wer hat davon nicht schon mal irgendwie geträumt? Seine ganzen Groupies bestimmt, die träumen das sicher jede Nacht. In jeder Nacht hören sie ihn im Geist stöhnen und keuchen. Fühlen eingebildet wie er sie nimmt, oder, wie sie ihn nehmen. Aber ich bin nicht wie seine Groupies! Ich habe da auch ganz andere Pläne, ich könnte ihn dekorieren, mit Lichterketten und Lametta. Dann ein paar Fotos machen und in Netz stellen unter "www .wie_mache_ich_mich_über_seto_kaiba_lustig.de". Genau, dann setze ich ihm noch eine lustige Weihnachtsmannmütze auf und drucke davon eine million Exemplare und vertick sie auf dem Schwarzmarkt, oder im Netz, oder einfach auf der Straße. Als Weihnachtskarte. Und Kaiba würde ein eingerahmtes Stück von mir bekommen, nur für ihn allein. Mit Unterschrift und Widmung: Für Seto, du warst das beste Model das ich je hatte, lass uns mal wieder was zusammen unternehmen. Dein Joey Darüber freut er sich doch bestimmt. Aber auch diese überaus grandiose Idee stell ich vorerst zurück. *räusper* Vorerst. Ich entschließe mich doch eher meinem Hang zum führsorglichen zu folgen. Ok, dabei tritt "Plan A" auch irgendwie in Kraft, aber nur weil ich ihn ausziehe, zumindest etwas. Ich hocke mich neben ihn, zieh die Decke etwas bei Seite und schiebe sein Shirt so hoch es geht, und mit einer Schere schneide ich den unbrauchbaren Verband auf und löse ihn von Kaibas Brust, so dass er am rücken noch seine Dienste tut. Seine Wunde sieht gut aus, ist schön auf dem Weg der Heilung, auch wenn er ewig eine Narbe behalten wird. Mit einer NaCL-Lösung, auch genannt Kochsalz-Lösung, säubere ich die Wunde aus. Sie ist noch nicht ganz zugeheilt, blutet leicht, aber ich denke, dass das in den nächsten Tagen gut sein wird. Vorsichtig tupfe ich etwas von der Salbe darauf. Kaiba zuckt, aber er ist so müde, das er nicht aufwacht. Na ja, entweder müde, oder er ist zu faul zu zeigen, dass er wach ist, sonst hätte der Gute mir ja noch helfen müssen. Egal. Ich mach einfach weiter, bis ich irgendwann mit meinem Tun zufrieden bin und ihn von vorn und hinten behandelt hab. Schade... Ich streiche sanft über seine noch nackte Brust, mal abgesehen von dem Verband. Seine Haut ist so schön weich, warm und glatt. Und obwohl ich es versuche, ja wirklich versuche, komm ich nicht drum über die eine verbandfreie Brustwarze zu streichen. "Seto, Seto, Seto... also entweder freut du dich, dass ich auf dir sitze, oder dir ist kalt." Ich muss schmunzeln, DEN Satz wollte ich immer schon sagen, nur scheiße das er schläft, und es nicht hört... "Du bist en Trottel... 'Joey'", murrt er leise und öffnet ein Auge, Gott diese Augen, selbst eines bringt mich fast um den Verstand. "Ist doch so", schmunzle ich und streiche provokativ noch mal drüber. Er verzieht keine Miene. "Selbst wenn, dann kann es dir doch egal sein." Er schaut mich an, nun mit beiden Augen. "Hey, hey, hey, ich versuch nur, dass du dich etwas entspannst" "Entspannen? Warum sollte ich mich entspannen, ich tu den ganzen Tag nichts außer entspannen. Und wie sollte 'Entspannung á la Joey Wheeler' schon aussehen? Hundegejammer?", meinte er in seinem typischen Anit-Joey-Ton. "Jetzt wirst du unfair... außerdem, wenn du 100%ig entspannt wärst, dann wärst du nicht wach geworden. versuch meine Methode doch wenigstens mal..." Ich schaue ihn an, also echt, er erwägt ja nicht mal meinen Weg, wie soll er mir da Vertrauen lernen? "Na gut, wenn du meinst... aber eins sag ich dir Wheeler, versuch keine krummen Tricks", knurrt er leicht, anscheinen hat er echt schlechte Laune. "Gut, schließ die Augen!" Ich freue mich irre und wie blöd und halt ihm die Augen zusätzlich noch zu. "Und nun... entspann dich...", hauche ich leise und beuge mich runter, ok das war wieder so eine abgeänderte Plan A Version, aber wenn er mir das Feld SO kampflos überlässt. Vorsichtig lecke ich über diese eine Brustwarze, sauge daran und knabbere leicht. Ich fühle wie sie etwas fester wird. "Na? Entspannend genug...?" "Nein, halt die klappe...und mach weiter... dann vielleicht..." Das letzte murmle ich, aber es IST entspannen, was Wheeler da tut, sehr entspannend. Ich fühle wie Wheeler eine Hand unter mich wandern lässt, mit ihr meinen Körper leicht anhebt und sich dadurch meine Brust ihm entgegen streckt. Will er mich jetzt etwa verführen? Das kann er vergessen, bei drei stoße ich ihn von mir weg! 1... 2... "Mehr...", keuche ich flüsternd und fange an mich ihm von selbst entgegen zu strecken. Wie das aussehen muss.... Er rutscht da auf meinem Becken rum, und auf meiner geheiligten Stelle, verwöhnt meine einzig freie Brustwarze mit seiner Zunge, seinen Zähnen, sein Lippen.... und ich Trottel strecke mich ihm noch entgegen, wo sind wir hier? In einem Gay-Soft-Porno? Nein... das hier ist mehr, das hier ist.... ein unnatürliches, überaus seltenes und leider Gottes absolut erregendes und berauschendes Erlebnis. Und zu meinem Leidwesen will ich immer mehr. "Wheeler...", hauche ich leise, nachdem er Minuten nichts anderes tut, als mehr oder weniger nur mit mir zu spielen. "Kommt da noch mehr...? Oder war's das?" "Kaiba... ich würde... aber..." er lässt von mir ab, schaut mir in die Augen und das tiefe Braun das sich mir entgegen streckt zieht mich in seinen Bann, so warm und einlandend. "Du vertraust mir nicht... und selbst wenn, dann wäre dein Vertrauen so dünn, dass ich es hiermit nicht aufs Spiel setzen würde." Faszinierend, ich solle ihm vertrauen? ICH, Seto Kaiba, solle IHM, Joey Wheeler, vertrauen? Ja, ok, warum nicht, das wäre so intelligent wie vor 20 ausgehungerten Bluthunden Lambada im Steak-Tütü zu tanzen. Also echt, für wie dämlich hält der mich, ich und IHM vertrauen. Da könnte ich doch gleich meine Firma an korrupte Mafiosis geben. Hm... Ich schaue den Blonden eine Weile an, ganz stumm, nur ein gelegentliches Blinzeln verrät, das ich noch lebte. "Sag mal Wheeler... vertraust du mir denn?" Ein fragendes Etwas blinzelt mich an "Na klar tu ich das, sonst würde ich dir doch nicht helfen oder?", fährt er mich empört n und rüttelt an mir. "Hallo Wheeler, angeschossener Mann auf bestem Wege zum Brechreiz...", murrte ich ihn schaute ihn weiter an. "Baka..." Kurz und knapp, aber wohl die beste Antwort die ihm dazu einfällt. "Gut, pass mal auf, du hast mir das Leben gerettet und ich bin.... wie heißt dieses Wort doch gleich...?" "Dankbar?" Ich nickte. "Genau ich schätze ich bin dir dankbar, ich bin dir wohl genauso genommen verpflichtet dankbar zu sein, wie dem auch sei, Wheeler, du hast mich hier aufgenommen, versteckst mich, kümmerst dich mit vollem Einsatz um mich. Und ich fürchte fast...", ein leises Grummeln meinerseits ist zu hören, "... das ich dir auch dafür in einer mir völlig unerklärlichen Art und Weise..." "Dankbar!" Meint er breit grinsend, als würde er sich freuen, dass er grade den leichtesten Lückentext der Welt ausfüllt. "Ja... dankbar bin. Also, was glaubst d denn? Wie soll bei all dieser..." "Herzlichen Dankbarkeit^^!" Ich seufzte, der hat vielleicht Vorstellungen... 'Herzliche Dankbarkeit' und dann noch diesen Lächeln.... "Na ja, quasi... also wie soll da den noch platz für Vertrauen sein?" Sichtlich geknickt und getroffen sieht er mich an, wie ein Hund den man grade noch mit Wurst gefüttert hat und im nächstem Moment einsam und allein im Wald an einen Baum gebunden ausgesetzt hat. "Hey Wheeler komm schon, nimm es dir nicht zu Herzen, als wenn ich je dir oder dem Kindergarten vertrauen würde..." Klingt nicht grade nach einer berauschenden Entschuldigung. Und sein Gesicht zeigt deutlich auf, dass das auch nicht so angekommen ist, wie es ankommen sollte. Er hatte doch tatsächlich Tränen in den Augen. "Kaiba du bist echt manchmal so ein Arschloch", hauchte er mir entgegen. "Ach... ist das was neues..?" Ich musterte ihn, folgte mit meinem Blick der Träne, die dich den Weg über seine Wange bahnte. Ja, ich gebe es zu, ich war vielleicht ein klitzekleines bisschen grob. Aber nur etwas... Nein... ich bin ein Arsch, ein riesiger Arsch. "Ach Wheeler, mach nicht so ein Theater, du weißt doch ganz genau, dass ich dir vertraue! Willst du es schriftlich?" Er schüttelt leicht seine wilde Mähne und schaut mich wieder an, ich strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht. "Na also...", meinte ich ruhig. Er legte seinen Kopf auf meine Brust, zumindest auf den nicht vorletzten Teil. "Was soll das werden, Wheeler?" "Na was wohl, ich leg mich hin." Kurz zurechtgerückt und eine Decke vom der Sofalehne gekrallt und schon macht er es sich auf mir gemütlich. "Wheeler ich bin aber kein Kopfkissen", knurrte ich. "Aber du bist warm und gemütlich..." An seiner Stimme erkenne ich, dass der Blödmann schon halb am schlafen ist. Was bleibt mir da anderes übrig... nahezu sanft lege ich einen Arm um ihn. Sanft, aber widerwillig. "Aber nur eine Stunde, klar?", knurre ich noch lese und schließe selbst die Augen. Letztendlich schlafen wie den restlichen Tag und die ganze Nacht bis zum nächsten Morgen durch... Kapitel 7: Schatten ------------------- [Vorab... *drop* *krea'tief' habe*] Es ist dunkel, sehr dunkel. Um nicht zusahen um mich herum, ist das völlige nichts. Das einzige, dass ich noch wahrnehme ist mein Herz, welches wie ein Presslufthammer schlägt, so laut, das es in den Ohren weh tut. Ringsum mich ist es unangenehm warm, mir selber ist kalt und... irgendwie ist es so... klebrig flüssig. Es riecht seltsam... metallisch... wie Blut. Ja, ganz sicher. Es ist Blut. Und doch habe ich ein wohliges Gefühl.... an meiner linken Wange. Ein Geräusch nähert sich, wird lauter und lauter, übertönt mein Herz. Schüsse...? Nein, nicht Schüsse, nur ein Schuss. Es ist ein Schuss, der sich wie ein Echo wiederholt. Und auf einmal ist er so laut, dass es meinen Körper durchzieht und ich vor Schmerzen schreie. Erschrocken reiße ich die Augen auf, atme schnell und starre die Wand an. „He Kaiba...“, höre ich leise und mit einem sanften Ton von der Seite, fühle wie jemand meine Wange streichelt. „Du hattest einen Albtraum.“ Vorsichtig drehte ich den Kopf gen Stimme: „Wheeler...“, hauche ich mit trockenen, blassen Lippen hervor. Prompt hält er mir ein Glas Wasser vor die Nase und hilft mir mich aufzusetzen. Ich trinke etwas und seufze ein leises „Danke“. Wieder... ein Streicheln, das war das Gefühl, ein sanftes Streicheln von ihm. „Was hast du geträumt?“ fragt der Blondschopf neben mir. „Ich...“, ich stocke etwas, „von dieser Nacht... das Herzrasen, das Blut... der.... Schuss... der mich getroffen hat.“ „Das ist vorbei, du bist jetzt bei mir, hier wirst du nicht erschossen...“, er versucht weiter mich zu beruhigen, was kaum möglich ist. „Ich weiß... das... weiß ich doch.“ Und plötzlich fühle ich seine weichen, warmen Lippen... so beruhigend... entspannend... angenehm... schön... wundervoll... und das alles, obwohl ich sie lediglich, an meiner Wange fühle. Ich komm nicht dran vorbei zu schmunzeln und „Danke“ zu hauchen. „Gern geschehen, dafür bin ich da“, erwidert er mir und setzt sich dann richtig neben mich aufs Sofa. „ich wird nachher Einkaufen gehen, brauchst du was?“, fragte er lächelnd und sah mich dabei an. Er sah mich einfach nur an, nicht so wie früher. Provozierend und dumm aus der Wäsche, sondern neutral... fast so, als hätte er alles im Griff. Wahrscheinlich hatte er das auch, mehr als ich momentan mit Sicherheit. „Nein... ich brauch nichts denke ich“, meinte ich leise und sah ihn an. Der Rest lief wohl in Zeitlupe ab oder so ähnlich. Ich stand neben mir selber, konnte mir selbst zuschauen, wie ich ihn packte, nicht feste, sondern sanft und behutsam. Und ohne zeit zu verlieren zog ich ihn in meine Arme, dass das dabei irgendwie schon schmerzte anbetracht meiner Schusswunde war egal, völlig und total egal, ich wollte ihn einfach nur umarmen. Scheinbar war ich mit diesem Wunsch nicht alleine, so bereitwillig, wie Joey sich ziehen ließ und er die Arme um mich legte. „Blieb bitte nicht zulange weg, ich mache mir ernsthaft Sorgen“, hauchte ich leise und hielt ihn so gut fest wie ich konnte. „Keine Angst, ich bin pfiffiger als du denkst und vorsichtig, versprochen“, meinte er mit einem mehr als frechen Unterton. „Kleiner Köter“, murrte ich grinsend und bekam ein „Ex-Geldsack“ als Rückmeldung. Stimmt ja, ich war kein Geldsack mehr, ich besaß kaum noch was, alles wurde mir genommen, nur mein Leben nicht und ich hoffe... Mokuba auch nicht. Der Kleine sollte je eigentlich gut versteckt sein, aber wer weiß wie gewieft diese Typen waren. „Sag mal Joey... du gehst doch nicht Arbeiten oder? Und deinen Vater habe ich auch noch nicht hier gesehen, woher hast du das Geld mich und dich so zu versorgen?“, fragte Kaiba mit einem mehr als skeptischen Gesichtsausdruck. „Ich äh... na ja, wie soll ich sagen... soziale Unterstützung, ja, ich bekomme Unterstützung.“ Klinge doch plausibel oder? „Das klingt nicht grade... plausibel.“ Ok, nicht plausibel, war ja klar. Ich seufzte leicht. „Ich habe jemanden, der mir Geld gibt“, meinte ich dann. „Ach so, Joey Wheeler lässt sich aushalten? Von wem? Einem alten, reichen Sack? Oder nur alt? Oder ein junger Hüpfer vielleicht? Ach ich weiß, ein neunmalkluges Kind, das verwöhnt und verzogen ist, du bist sein Haustier.“ Er machte sich über mich lustig. Seto Kaiba, du Arsch! Ich beschützte und behütete dich, gab dir Essen, Trinken, ein Dach überm Kopf und ein Bett und was weiß ich noch was! Und opferte meine ganze Zeit auf, damit es dir gut ging und DU machtest dich über mich lustig???? Das war so typisch Kaiba... endlich! Es war beruhigend, dass du langsam wieder zur Normalität fandest, so ein Depri-Seto war einfach... es war so... nun ich hielt es nicht aus, lassen wir das mal so stehen. Ein wohliges Seufzen glitt über meine Lippen, wurde jedoch schnell wieder verdrängt. Schließlich musste ich doch so tun als sei ich nun schrecklich sauer auf ihn, so wie immer halt. „Weißt du, Kaiba, du bist echt manchmal so ein Arschloch“, meinte ich nur. „Komisch, hast du gestern nicht genau das selbe gesagt? Mit den selben Worten?“ Stimmt, ich hatte gestern das selbe gesagt, aber das war was anderes, gestern hatte er mich verletzt, absichtlich und... auch wenn ich ihm das eigentlich nicht unterstellen will, glaube ich er wollte mich damit nicht ärgern, sondern verletzten und klarstellen, das wir nie so feste Freunde werden würden wie... ähm also Best-Friends. Doch heute... heute war das nur einer seiner Sprüche, ohne deren Gebrauch, zwecks meiner Verarsche, er nicht existieren könnte. Ja, es war nur eine Verarsche, kein Versuch mich zu kränken. Das war was anderes. Das war was entscheidend anderes und machte mich fast froh. „Nun aber genug gefachsimpelt, ich wollte schließlich einkaufen“, wollte ich ablenken und stand noch während ich redete auf um mich von dannen zu machen... Denkste! Er hielt mich am Handgelenk fest und sah mich ernst an. „Wheeler, du hast meine frage noch nicht beantwortet, woher bekommst du das Geld? Für Arbeitslosengeld bist du zu jung und hast noch nicht gearbeitet, von deinem Vater habe ich zu viel Schlechtes gehört. Deine Mutter schert sich nicht um dich und deine Schwester wird auch kaum genug Geld haben um es dir zu schicken. Und selbst dein Kindergeld reicht nicht aus für uns beide, also... woher?“, fragte er und sah mich unbestechlich mit seinen blauen Augen an. „Bitte...“, meinte ich leise, „glaub mir einfach, dass ich es als Zuschuss bekomme, da ist nichts dran faul, echt.“ Ich sah weg. Wie konnte ich ihn so belügen? Natürlich war da was faul, alles war faul, ich verschwieg ihm nicht nur die Wahrheit, ich belog ihn auch noch nach Strich und Faden. Und das wo er mir vertrauen soll. Seufzend lässt er meine Hand los. „Na gut... aber so recht glauben kann ich das alles irgendwie einfach nicht.“ „Schon gut, aber vertrau mir, ich will doch schließlich nur, dass es dir gut geht“, lächelte ich ihm entgegen und pattete ihn einfach mal. „So und nun legt die das Kaiba-chan brav hin und ruht sich aus. Ich werd Einkaufen gehen und bring dir was gegen Schmerzen mit, ja?“ Und wie es so typisch war bekam ich einen bösen Gesichtsausdruck als Antwort. Wobei der wohl am meisten dem Kaiba-chan und dem Patten galt. Ich sah Joey nach, wie er ging… wie er wegging. Und mir wurde… kalt, mir wurde eiskalt ums Herz und... diese quälende Dunkelheit aus der er mich im ersten Moment riss… in eben diese Dunkelheit stieß er mich nun wieder zurück. Einfach so ohne sich noch mal zu mir zu drehen… Warum… Joey? Was ist nur mit dir? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)