Vierter Teil: Wir leben! von abgemeldet (Fortsetzung von "Dkmnudhdm", "GiKuS" und "DLdW") ================================================================================ Kapitel 25: Enthüllungen ------------------------ Bevor Kaiba den Blonden erreicht hatte, hatte dieser eine zweite Zigarette entzündet und schweigend nahm Kaiba sie entgegen, als er an ihm vorbeizog. Sofort klemmte er sie zwischen die Lippen, schöpfte tiefen Atem und steuerte auch schon auf seinen Mantel zu. „Lass uns nach Hause fahren, Joseph“, murmelte er, als er nach ihm griff. „Wenn wir nicht bald richtig schlafen, wird morgen nichts aus der Schule.“ Daraufhin grinste Joey nur zustimmend, ließ sich elegant aus dem Sessel rutschen und schlürfte zu seiner Jacke. Kaiba betastete unterdessen sein kaputtes Hemd, suchte nach dem Knopf und fand ihn nicht. Also rümpfte er nur die Nase, streifte sich den Mantel über und folgte dem Blonden aus dem Büro. Sie hatten sowieso nicht vorgehabt, hier noch länger zu bleiben. Müde und Seite an Seite trotteten sie zu dem Fahrstuhl, schlenderten durch die leeren Tische und nach wenigen Schritten trödelte Joey nahe bei Kaiba. Kurz trafen sich ihre Schultern, bevor der Blonde die Hand in der Tasche des schwarzen Mantels verschwinden ließ, ausgiebig gähnte und zärtlich getätschelt wurde. Bald darauf ließen sie dann auch das Foyer hinter sich, steuerten auf den Ausgang zu und genossen kurz die frische Abendluft. Es war recht kalt, doch diese Kälte tat ihnen gut und Kaiba schloss kurz die Augen, bevor er die wenigen Stufen hinab stieg… und die Schritte verlangsamte. Auch Joey wurde auch etwas aufmerksam und legte den Kopf schief. Da klebte ein Mann mit dem Gesicht und den Händen an der Scheibe des Maybach und schien sich sehr für den Innenraum zu interessieren. Es sah ulkig aus und Joey grinste. „Hey.“ Kaiba schien es nicht ganz so lustig zu finden. Argwöhnisch studierte er den Mann, der sich sofort aufrichtete, sich ihnen zuwandte und entschuldigend die Hände hob. „Was soll das werden.“ „Verzeihen Sie bitte vielmals, Herr Kaiba.“ Der Mann grinste versöhnlich und trat zurück, als der Brünette ihn erreichte. „Ich wurde nur auf diesen außergewöhnlichen Wagen aufmerksam. Ich wusste nicht, dass es Ihnen gehört.“ „Jedes Auto gehört jemandem und vermutlich sind nicht viele darunter, die es gutheißen, Fettflecke auf dem Glas zu haben.“ Kaibas Laune schien bei dieser Gestalt sofort umzuschlagen. Säuerlich betrachtete er die Scheibe und Joey den Mann, der ziemlich normal und langweilig aussah. Jeans und eine zu dünne Jacke, die man eigentlich nicht zum Spazieren gehen trug. „Soll ich Ihnen die Reinigung bezahlen?“, erkundigte sich der Mann sofort, doch Kaiba winkte ihn nur zur Seite, als er den Schlüssel zog und sich die Türen entriegelten. „Sie können gehen, wenn Sie mir etwas Gutes tun wollen.“ Knallhart… und ohne ein weiteres Wort, schwang er sich hinter das Lenkrad, schnippte die Zigarette nach draußen und schickte dem Mann einen letzten Blick. Somit schlug er ihm die Tür vor der Nase zu. Auch Joey stieg ein, schenkte ihm nur noch kurze Aufmerksamkeit, nachdem er es sich auf dem Polster bequem gemacht hatte. Da richtete er sich auf, sah, wie der Mann sich flink vom Acker machte. Kaiba schien ihn längst vergessen zu haben, denn nun wurde schon der Motor gestartet. „Was war das denn?“, grübelte er laut, als er sich zurücksetzte, doch Kaiba biss sich nur auf die Unterlippe, lugte in den Rückspiegel und manövrierte den Wagen sauber aus der Parklücke. „Nur irgendein Idiot.“ Der Tag wurde für die Beiden nicht mehr sehr alt. Ohne Umschweife fanden sie sich gemeinsam mit Mokuba und Kurai beim Abendbrot wieder, ließen es sich schmecken und zogen sich anschließend zurück. Mokuba war der Einzige, der etwas gegen das Schlafen einzuwenden hatte und noch heimlich Comics unter der Decke las. Nur bei ihm regte sich noch etwas, während Joey und Kaiba binnen weniger Minuten und nahe beieinander, im Schlaf versanken und sich auch Kurai geschlagen gab. Früh erloschen etwaige Lampen hinter den Fenstern der Kaiba-Villa und finster erhob sich diese auf dem Hügel des Geländes. Ganz und gar den neugierigen Blicken des Mannes ausgeliefert, dessen Wagen in sicherer Entfernung und außerhalb der Kameras vor dem Tor zum Stehen kam. Nur kurz ließ er die Augen über das Anwesen schweifen, bevor er das Handy zückte, eine Kurzwahl betätigte und es zum Ohr hob. „Hier Shawn“, meldete er sich nach wenigen Augenblicken. „Wie wir es uns gedacht haben. Er ist nicht wieder raus gekommen.“ Er befeuchtete die Lippen mit der Zunge und in der Leitung ächzte Black leise auf. Er würde eine schlaflose und arbeitsame Nacht haben. „Der, mit dem sie sich im Park getroffen haben, war übrigens wirklich Duke Devlin. Die Identität des kleinen Mädchens konnte ich noch nicht klären aber das dürfte auch nicht wichtig sein. Tatsache ist, Devlin geht auf die Domino-High.“ „Ach?“ Shawn hob die Augenbrauen. „Haben Sie dort angerufen?“ „Ja, glücklicherweise konnte ich noch die Sekretärin erreichen. Nun, ich bin mir sicher, auch unser Held besucht diese Schule, da er auch die Prüfungen erwähnte. Also die 12 Klasse, genau wie Herr Devlin und der werte Herr Kaiba. Aber über die Sekretärin konnte ich seinen Namen leider nicht erfahren. Sie hat schnell angefangen, irgendwelche Fragen zu stellen.“ „Devlin anzurufen wäre wahrscheinlich zu gefährlich, oder?“ „Ich bitte Sie.“ Black lachte leise auf. „Herr Devlin hat Erfahrungen mit den Medien. Und nach dem, was ich von ihm gehört habe, würde er kaum auf unsere Maschen hereinfallen. Wenn er gemeinsam mit unserem Helden und Herrn Kaiba im Park spaziert und Cafés besucht, wird er wohl engen Kontakt zu ihm haben, ihn also schützen.“ „Und finden Sie es noch bis zur morgigen Ausgabe heraus?“ „Bis dahin bleiben mir noch so einige Stunden und Möglichkeiten. Ganz sicher, also.“ „Wäre ja nicht übel.“ Shawn begann zu suchen, zückte kurz darauf eine Zigarette und lehnte sich zurück. „Was soll ich jetzt tun?“ „Mm.“ Black schien kurz zu grübeln. „Eigentlich ist es nicht nötig, dass Sie noch länger dort bleiben. Kommen Sie zurück und helfen Sie mir bei den Recherchen.“ In der Leitung klickte ein Feuerzeug, erneut erhob sich ein leises Lachen. „Die Sache scheint weitaus interessanter zu sein, als wir denken. Allein die nahe Bekanntschaft zur Prominenz Dominos macht diesen jungen Mann spannend. Ich denke, über ihn können wir noch eine Menge aufdecken. Ich sage Ihnen, das wird eine riesige Story.“ Wie man es zu erwarten hatte, fiel es Joey am nächsten Morgen etwas leichter, sich aus dem Bett zu quälen. Während Kaiba nur brummte und sich das Kissen über den Kopf zog, tastete Joey wenigstens nach dem Wecker und wischte ihn aus Versehen vom Nachttisch, woraufhin er trotzdem die Klappe hielt. Wo war nur die Nacht? Der Blonde blinzelte müde, rieb sich die Augen und richtete sich auf. Benommen starrte er um sich. Er fühlte sich nicht sehr ausgeschlafen, obwohl er seit langer Zeit nicht mehr so früh im Bett gewesen war. Er ließ sich noch etwas Zeit, blieb kauern und tätschelte bald Kaibas Rücken. „Kommst du dann auch?“ „Mmmm.“ Es klang nicht sehr überzeugend, doch Joey blieb nichts anderes übrig, als Vertrauen in Kaibas Durchsetzungsvermögen zu legen. Also schob er sich über die Matratze, kämpfte um Gleichgewicht und trottete zur Tür. Hinter ihm herrschte Stille, als er das Zimmer verließ und sich auf den Weg zum Eigenen machte. Es dauerte solange, dass er halbwegs wach war, als er es erreichte, die Tür öffnete und geübt zur Seite trat, um nicht von dem Hund umgerannt zu werden, der sich sofort freikämpfte. Zielstrebig machte sich Kurai auf den Weg zu einem anderen Zimmer und Joey steuerte auf die Treppe zu. Es war so praktisch… eine ganz komische Angewohnheit des Hundes, zuerst zu Mokuba zu rennen und ihm jede Arbeit abzunehmen. Und seit er groß genug war, um die Türen aufzubekommen, hatten sie selbst so gut wie gar nichts mehr zu tun. Als er die Treppen hinabtrottete, gähnte er erneut, fuhr sich durch das Haar und verzog die Miene unter einem seltsamen Schmerz. Muskelkater… er tastete und zog eine Grimasse. In den Beinen. Na herrlich. Aber fast schon wieder lustig, also grinste er darüber, erreichte das Foyer und kurz darauf die Küche. In dieser war bereits jemand zugange und kurz war er überrascht, als er zwei Frauen dort werkeln sah. Ah ja, die Haushälterinnen, die seit einiger Zeit immer seltener gebraucht wurden. Sie waren scheinbar damit beschäftigt, den Inhalt der Schränke zu ordnen und wandten sich ihm höflich zu, als er kurz im Türrahmen stehen blieb. „Guten Morgen.“ „Guten Morgen, Herr Wheeler.“ Sie standen sogar auf, machten einen kurzen Knicks und ließen ihm jede Zeit, die er brauchte. Gespräche… so früh am Morgen. Er unterdrückte ein Gähnen, kratzte sich den Steiß und trat ein. „Moin moin.“ „Wünschen Sie, dass wir Ihnen ein Frühstück zubereiten?“, kam sofort die neue Frage, doch der Blonde schüttelte den Kopf. Soweit kam es ja noch. „Ich mache das schon“, nuschelte er, während er den Kühlschrank öffnete und sich in der Kälte schüttelte, die ihm sofort entgegen zog. „Machen Sie ruhig weiter… was auch immer Sie da gerade…“, wirsch fuchtelte er in ihre Richtung, „… gemacht haben.“ „In Ordnung.“ Somit begannen sie wieder zu werkeln und Joey versuchte sich nicht davon stören zu lassen. Der Kühlschrank war irgendwie ziemlich voll… misstrauisch lugte er zu den beiden Frauen. Hatten die schon eingekauft? Gruselig. Er weitete die Augen, bevor er nach einem Joghurt griff, den Deckel abrupfte und sich einen Löffel besorgte. Ein letzter Blick zu den beiden Bienchen, dann schlenderte er zum Tisch. Selbst die Zeitung hatten die beiden Frauen mitgebracht und er zog sich den Stuhl mit dem Fuß zurück, schob sich auf das Polster und versenkte den Löffel im Joghurt. Beiläufig begann er sich die Zeitung zu betrachten, drehte den Kopf und hob den Löffel zum Mund. Mm, das war lecker. Er lutschte an ihm, verzog die Miene und streckte die Hand zur Zeitung, um diese zu wenden, zu sich zu ziehen. Neben ihm raschelten die Verpackungen und im selben Moment klimperte ein Halsband und Kurai rutschte in die Küche und fand sofort die Aufmerksamkeit der beiden Frauen. „Sollen wir Ihrem Hund sein Frühstück zubereiten?“, kam gleich die nächste Frage, wurde jedoch nicht beantwortet. Mit erhobenem Löffel harrte Joey aus, die Augen auf die Zeitung gerichtet, ohne vorerst zu lesen. „Herr Wheeler?“ Irritiert zögerten die beiden Frauen, wechselten kurze Blicke und fanden dann zu einem sonnigen Lächeln, in dem sie sich weiterhin mit Kurai beschäftigten, ihn kraulten. „Sie müssen sehr stolz auf sich sein“, fuhr die Eine fort. „Sie haben Unglaubliches vollbracht. Die Prüfungen werden Sie auch mit Bravour bestehen.“ Lautlos öffnete sich Joeys Mund und sein Gesicht schien etwas an Farbe verloren zu haben, als er zu den beiden Frauen starrte. „Sie haben schon so viel geschafft und gemeistert.“ Die Andere quasselte einfach weiter. „Die Scheidung Ihrer Eltern… wissen Sie, wir finden es sehr schön, dass Sie so offen sind. Ihre Geschichte hat uns sehr berührt.“ Langsam rutschte dem Blonden der Löffel aus der reglosen Hand und gerade wollten die beiden Frauen fortfahren, da betrat der nächste Frühaufsteher die Küche und sofort unterließen Sie es. „Guten Morgen, Herr Kaiba.“ „Mm.“ Sie erhielten nur ein leises Brummen als Antwort. Kaiba schien sich genauso wenig für sie interessieren, wie Joey, war viel eher auf den Kühlschrank aus und ließ sich nur kurz Zeit, um Kurai zu kraulen, der ihn Schwanz wedelnd begrüßte. „Kaffee fertig?“, murmelte er noch, als er den Kühlschrank öffnete. „Natürlich.“ Das war doch schon mal gut. Kaiba schnappte sich eine Schale mit frischem Obstsalat, schloss den Kühlschrank mit der Schulter und wurde endlich auf Joey aufmerksam. Er betrachtete ihn sich nur kurz, fischte nach einer Kirsche und wandte sich an die beiden Frauen, die noch immer wühlten und raschelten und knisterten. „Machen Sie woanders weiter. Wir wollen in Ruhe frühstücken.“ „Selbstverständlich, Herr Kaiba.“ Und es dauerte keine Minute, da waren sie aus der Küche gestürmt und Kaiba fand sich am Tisch ein. Müde schob er sich auf den gegenüberliegenden Stuhl, postierte die Schale vor sich und zückte eine Gabel. Das Obst sah ziemlich gut aus aber schnell sah er etwas noch Interessanteres. Jetzt starrte Joey ihn an, der Löffel lag bereits auf dem Tisch und eine kurze Zeit starrten sie gemeinsam und schweigsam, bis der Blonde wieder zum Leben erwachte. Er räusperte sich leise, tastete nach dem Löffel und rutschte auf dem Polster herum. Es war nicht schwer, darauf zu kommen und das Obst war vergessen, als Kaiba die Zeitung zu sich zog. Seine Reaktion hielt sich etwas in Grenzen. Er fiel nicht tot um, runzelte lediglich die Stirn und legte die Gabel ab, um sich der Zeitung vollends widmen zu können. Fließend tasteten sich seine Augen über die Zeilen, auch über das Foto und Joey hatte jegliches Interesse an dem Löffel verloren, eher studierte er Kaibas Gesicht und das eigene wurde blasser, je mehr Regung es zeigte. >Identität des Bank-Helden gelüftet!< So nannte sich die Überschrift der Titelseite. >Joseph Wheeler, 20 Jahre alt, besucht die Domino-Highschool und bereitete sich auf die Abitur-Prüfungen vor, als er in den dramatischen Banküberfall verwickelt wurde…< Schweigend blickte Kaiba auf, sah Joey kurz an und rückte sich zurecht, bevor er weiter las. Da stand eine ganze Menge. Um ehrlich zu sein, die halbe persönliche Lebensgeschichte. Kaiba las Worte wie „Scheidung“, „Schwester“, Sätze wie „lebte gemeinsam und harmonisch mit Vater“ und auch ein anderer, der ihn besonders aufmerksam machte. >… lebt seit unbestimmter Zeit auf dem Anwesen des renommierten Herrn Kaibas, mit welchem er gut genug befreundet ist, um Herbstspaziergänge mit ihm zu unternehmen und…< Langsam stemmte Kaiba den Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Handfläche. Joey schluckte schwer. >… faszinierend, dass Herr J. Wheeler trotz des Luxus auf dem Boden der Tatsachen und so Menschennahe geblieben ist.< Er las nicht alles, die Zeitung wurde nach dem zweiten Absatz sinken gelassen und kurz rieb sich Kaiba die Augen. Joey zwang sich zu alter Regung, war nun hellwach. Ihm gegenüber wurde nachgedacht. Es schien Kaiba zu irritieren, jedoch nicht genug zu erschüttern, dass er den Obstsalat weiterhin unbeachtet lassen konnte. Still griff er nach der Gabel und Kurai fand sich bei ihnen ein, um jammernd gegen seinen Hunger zu protestieren. „Joseph?“ Kaibas Stimme erhob sich nur leise, doch die Skepsis war es, die den Blonden erneut schlucken ließ. Achtsam lugte Kaiba wieder zu ihm, ließ ein Stück Mango im Mund verschwinden. „Du hast doch nichts gemacht, oder?“ „Eh…“ „Du hast meinen Ratschlag doch befolgt, oder nicht?“ Bis zu diesem Punkt schien es Kaiba noch zu ertragen, jedenfalls ging er nicht an die Decke. Er sah auch nicht so aus, als hätte er es in absehbarer Zeit vor und Joey riss sich zusammen. „Mm… na ja…“ Der Löffel wurde in der Hand gepresst und Kaiba wartete geduldig, rührte in dem Salat und kaute. „Ich… ich wollte schon sicher gehen.“ Und er hätte nie erwartet, dass aus seinem kleinen Besuch eine Beichte würde. „Wie ‚sicher gehen’?“, erkundigte sich Kaiba sofort und Joey rollte mit den Schultern, kratzte sich am Hals. Wie sollte er es sagen…? Kaiba ließ ihm alle Zeit, genoss das leckere Frühstück und überwand sich nach wenigen Augenblicken sogar dazu, sich um Kurai zu kümmern. Er schickte Joey einen „Ich warte.“-Blick, rutschte vom Stuhl und machte dem Hund den Napf voll, damit er nicht mehr nervte. „Der Reporter, der in der Bank war“, hob Joey endlich an, als er die Büchse zum Mülleimer trug, sie angewidert an zwei Fingern baumeln ließ und das Gesicht verzog. „Bei dem war ich, weil er das geschrieben hat.“ Endlich konnte die Büchse sich als entsorgt bezeichnen und Kaiba schnalzte nur mit der Zunge, bevor er sich die Hände zu schrubben begann. „Um ihn zu bitten, nicht noch mehr zu schreiben?“, fragte er, als er sich über das Waschbecken beugte. „Ja, wieso denn nicht? Ich wollte eben… sicher gehen.“ „Sicher gegangen wärst du, wenn du auf mich gehört hättest.“ Kaiba sagte es so, wie es war, trocknete sich die Hände ab und ließ den Obstsalat nicht länger warten. „Das hier ist übel“, wies er auf die Zeitung und seine Miene offenbarte eine Ernsthaftigkeit, die Joey Angst machte. „Du warst direkt in der Niederlassung der Zeitung?“ „Eh… ja…“ „Oh Gott.“ Daraufhin verdrehte Kaiba nur die Augen. „Wenn du nicht da gewesen wärst… Joseph, ich denke, dann würde jetzt vielleicht nicht ganz Domino wissen, wer du bist.“ „Echt…?“ Joey wirkte immer noch ziemlich blass und Kaiba nickte bedächtig, studierte kurz seine Mimik. „Das ist logisch, eigentlich ziemlich nachzuvollziehen.“ „Für mich scheinbar nicht.“ Mit einem Stöhnen wurde Joey einen Teil der Erschütterung los. „Also erkläre es mir einfach.“ „Wer so darauf beharrt, keine weitere Aufmerksamkeit zu bekommen, beweist, dass er etwas verbirgt. Kein Mensch ist selbstlos genug, um nicht ein paar Tage im Rampenlicht zu genießen, vor allem kein normaler Schüler, der nach außen hin nichts Außergewöhnliches erlebt.“ Kaiba nahm sich Zeit und wirkte dabei sehr ruhig. „Menschen, die Leichen im Keller haben, hätten sich vermutlich erst aufgeregt, wenn es einen zweiten Artikel gibt und man ihnen etwas näher tritt, als ein Foto unter ‚Unbekannt’ zu veröffentlichen. Du hast es schon nach dem ersten getan, womit du die Journalisten verdammt neugierig machst.“ „Habe ich jetzt ein Problem?“, erkundigte sich Joey verhalten und Kaiba presste die Lippen aufeinander, grübelte ernsthaft darüber. Er hatte Erfahrung in diesen Dingen, selbst schon viel mitgemacht und er konnte sinnieren, soviel er wollte, das Resultat ließ sich nicht verdrängen. „Das hast du… möglicherweise.“ „Scheiße.“ Das Frühstück war im Eimer und Joey rieb sich das Gesicht. „Hätte ich das gewusst.“ „Ich habe es dir gesagt, Joseph.“ Kaiba piekste nach einem Stück Ananas und der Blonde seufzte. „Aber jetzt können wir nichts mehr daran ändern und Vorwürfe sind deshalb auch unangebracht.“ „Danke.“ Trübe starrte Joey auf den Tisch und Kaiba richtete sich auf, vertiefte sich in die Sache. „Bis jetzt ist es noch glimpflich“, versuchte er seinem Freund Mut zu machen. „Du wurdest schon nach dem ersten Artikel erkannt, jetzt kennt man deinen Namen und deine grobe Lebensgeschichte. Viel mehr konnten sie in der kurzen Zeit wohl nicht in Erfahrung bringen.“ „Wenn diese grobe Lebensgeschichte noch mehr untersucht wird, stecke ich ziemlich in der Klemme“, nuschelte Joey, im Hintergrund schmatzte Kurai immer noch und er wurde auf ihn aufmerksam. „Ich will ein Hund sein.“ „Red keinen Blödsinn.“ Kaiba zog eine Grimasse. „Das hilft uns auch nicht weiter.“ „Und was hilft uns jetzt weiter?“ „Auf jeden Fall musst du erst einmal mit der Aufmerksamkeit der Menschen klarkommen. Der Bonus ist, dass du hier wohnst und dass du nicht direkt vor der Wohnungstür belagert werden kannst. Man wird auch kaum an der Haustüre klingeln, um mit dir zu sprechen, weil du hier unter meinem Schutz stehst und solange ich den Medien nichts biete, haben sie genug Respekt, sich von mir fernzuhalten. Somit auch etwas von dir.“ Daraufhin sagte Joey nichts mehr. Kaibas Erfahrungen und seine Ratschläge waren ihm jetzt zu heilig, als dass er noch etwas Nutzloses beitragen wollte. „Wir müssen darauf hoffen, dass es damit getan ist. Und du hältst dich zurück und bist leise.“ Sofort nickte Joey unterwürfig. „Vielleicht geben Sie deinem Widerspruch einen anderen Grund und verrennen sich in ihren Recherchen. Vielleicht passiert auch etwas anderes in Domino. Etwas Übles, das dich von der Titelseite drängt. Wenn du da erst einmal runter bist, dann stehen die Chancen schon besser. Und…“ er verstummte, als er sich Joey genauer betrachtete. Mit gesenkten Schultern saß der junge Mann dort, starrte nach unten und zog die Nase hoch. Er sah schlecht aus, wirklich mitgenommen. „Joseph?“ „Seto…“ Langsam blickte der Blonde auf und in seinen Augen glänzten die Befürchtungen. „Was ist mit der Gerichtsverhandlung… wegen Katagori? Die war öffentlich… die werden sie finden.“ Stimmt ja. Einige Dinge hatte Kaiba aus seinen Erinnerungen gedrängt und sein Gesicht spendete weniger Hoffnung, als er es abwandte. „Wenn das noch mal publik wird“, fuhr Joey gedämpft fort, „… das überstehe ich nicht.“ Ächzend rieb sich Kaiba den Nacken, schob den Obstsalat von sich und faltete die Hände auf dem Tisch. „Meine ganzen Vorstrafen.“ Joey schürzte die Lippen. „Die wurden auch in dem Artikel erwähnt, der mich als Mörder dargestellt hat.“ „Es…“, hob Kaiba nachdenklich an und sofort blickte Joey auf, suchte nach Hoffnung, „… besteht vielleicht die Möglichkeit, gerichtlich dagegen vorzugehen, dass sie es wiederholen.“ „Wie genau geht das?“ „Darüber müsste ich mich erkundigen.“ Kaiba nickte in sich hinein und hinter ihnen schlürfte ein müder Mokuba in die Küche. „Morgn…“ „Aber ich denke, dass es Wege gibt, um dagegen vorzugehen, bevor es unerträglich wird.“ „Und wie stehen die Chancen, dass es einen dritten Artikel gibt?“ Kurz sah Joey dem Jungen nach. „Ich meine, woher wissen die das alles? Dass meine Eltern geschieden sind, dass ich eine Schwester habe… dass ich bei dir wohne… woher?“ Daraufhin schnalzte Kaiba nur mit der Zunge. „Die Mittel, mit denen die vorgehen, die kannst du dir nicht vorstellen. Die sind wie Bluthunde, wenn sie etwas gewittert haben.“ „Oh…“, Joeys Körper neigte sich erschöpft zur Seite, „… wie schön.“ Gähnend kroch Mokuba in den Kühlschrank und Kurai begann sich innig zu putzen, während Joey beinahe seine Unterlippe zerkaute und Kaiba diesen Anblick nicht sehr lange ertrug. „Pass auf, Joseph“, hob er an, stemmte sich auf den Ellbogen über den Tisch und wartete, bis der Blonde ihn ansah, „… niemand ist so gut wie du, wenn es darum geht, sich mit Befürchtungen fertig zu machen.“ „Bisher hatte ich auch Grund dazu“, kam die laue Antwort, doch Kaiba schüttelte den Kopf. Da knisterte eine Verpackung und er lugte zur Seite, verfolgte, wie sich Mokuba einen Schoko-Riegel in den Mund stopfte. Er sagte jedoch nichts dazu, rümpfte nur die Nase und wandte sich wieder an Joey. „Was ich damit meine, ist, dass du das Nachdenken jetzt erst einmal bleiben lassen solltest. Wir fahren dann in die Schule, ganz entspannt.“ Er unterstrich die Worte mit einer milden Geste und wieder raschelte es nahe des Kühlschrankes. „Wir werden es auf uns zukommen lassen und ich behalte dich etwas im Auge. Wir wissen nicht, was dich erwartet aber… Mokuba.“ Stöhnend ließ er sich nun doch ablenken und mit großen Augen und aufgeblähten Wangen drehte sich der Junge um und starrte. „Iss ein Brötchen oder Müsli!“ „Mm… bud…“ Geduckt ließ der Junge vom Kühlschrank ab und schlich sich geduckt zu einem der Schränke. Joey hatte nur kurz zu ihm gelugt, zog nun die Nase hoch und kam wieder in den Genuss der vollendeten Aufmerksamkeit. „Vielleicht interessieren sich die Menschen gar nicht dafür und der Artikel floppt. Es gibt viele Möglichkeiten, das herauszukommen, bevor die Nerven beschäftigt werden. Also mache dich nicht verrückt und konzentriere dich auf die Schule.“ „Das hatte ich auch vor.“ Seufzend rieb sich Joey den Oberarm und Kaiba richtete sich auf. „Na dann.“ Er schien etwas zufriedener und der Blonde hob die Augenbrauen, als ihm der Obstsalat zugeschoben wurde. „Iss den, ist lecker.“ Somit schob sich Kaiba auch schon vom Hocker und machte sich auf den Weg zur Kaffeemaschine. Etwas zertreten blieb Joey sitzen, sah dem Brünetten kurz nach und griff nach einem tiefen Durchatmen nach der Gabel. „Inwieweit hattest du schon mit den Medien zu tun?“, vernahm Kaiba die Stimme des Blonden, als er den Wagen wieder in Bewegung setzte. Soeben hatten sie Mokuba vor der Schule abgesetzt und nun fuhren sie zu der Eigenen. Nachdenklich wendete er das Lenkrad, tastete nach dem Gangschalter und lehnte sich zurück. „Eigentlich hatte ich das immer, bis vor… einem Jahr.“ Er konzentrierte sich auf die Straße und der Wagen beschleunigte lautlos. „Es gab hier und da ein paar Gerüchte.“ „Was für Gerüchte?“, erhob sich wieder das Nuscheln und Kaiba tastete in einem naheliegenden Fach nach einer möglichen Zigarettenschachtel. „Die wildesten Fantasien, wie ich die Rechte an der Firma bekommen habe“, antwortete er und wurde fündig. Als er daraufhin an einer Ampel hielt, hatte er jede Zeit, sich eine Zigarette anzuzünden. Er saß bequem, lugte kurz zur Ampel und anschließend zurück auf die Straße. Einige Menschen zogen da ihnen vorbei und er beachtete sie ebenso wenig, wie seinen Beifahrer. „Was für Gerüchte?“, murmelte dieser weiter und Kaiba fuhr etwas das Fenster hinunter. „Ganz verschiedenes… eine Menge stumpfsinniger Idiotie. Genaues weiß ich nicht mehr, ist zu lange her.“ „Und wie hast du das überlebt?“ „Eine wirkliche Lebensgefahr bestand nie.“ Entspannt klemmte er sich die Zigarette zwischen die Lippen und fuhr an. „Solange sie nur über mein Privatleben schrieben, habe ich nicht darauf reagiert, als sie jedoch den Ruf meiner Firma ankratzen wollten, da habe ich sie verklagt.“ Er lenkte den Wagen um eine Ecke, führte Zigarette zum Aschenbecher. „Und?“ „Habe sie wegen übler Nachrede dran gekriegt. Das funktionierte aber leider erst, nachdem sie mir etwas geschadet hatten. Wenn sie im Privatleben stochern, ist man dem hilflos ausgeliefert aber sobald sie sich in interne Angelegenheiten einmischten, die mein Business in Verruf brachten, ging es schnell.“ „Und auf was hast du sie verklagt?“ Neben Kaiba gab es eine leichte Regung und dieser runzelte die Stirn, nachdem er kurz zur Seite gelugt hatte. „Schadensersatz“, murmelte er. „Und wie viel?“ „Joseph.“ Plötzlich verdrehte Kaiba die Augen, nahm seinen Beifahrer genauer und etwas säuerlich unter die Lupe. „Muss das sein?“ „Was denn?“, drang die Stimme durch den Stoff des Basecapes, das über das gesamte Gesicht gezogen war. Des Weiteren hing der Blonde ziemlich tief im Sitz und hatte sich die Kapuze der Jacke über den Kopf gezogen. Man erkannte nicht, wo vorne und hinten war. „Wenn du dich so dem Problem stellst, dann fällst du tot um, sobald du die Schule betrittst.“ Daraufhin folgte nur ein leises Brummen. „Noch sind wir nicht da.“ „Tja.“ Kaiba zuckte mit den Schultern, die Zigarette wurde in den Aschenbecher gedrückt und der Blonde rutschte zur Seite, als der Maybach schwungvoll in eine Parklücke gelenkt wurde. „Vermutlich doch.“ Die Räder stoppten, der Wagen kam zum Stillstand und als die Handbremse klackte, erhob sich ein leises Ächzen. „Scheiße.“ „Genau das ist es, Joseph.“ Kaiba stellte den Motor ab, zog den Zündschlüssel und lehnte sich zurück. Trotzig wurde das Basecape neben ihm vom Gesicht gezogen und aufmerksam die Gegend musternd, richtete sich Joey auf. Tief durchatmend, ließ Kaiba die Hände auf die Oberschenkel sinken und wandte sich an den Blonden, der sich nun allmählich sogar in die aufrechte Haltung kämpfte. „Das Recht, dich zu verstecken, hast du erst, wenn ein dritter und übler Artikel auftaucht.“ Er sprach Klartext und der Blonde rümpfte die Nase. „Derzeit spricht man gut über dich, weil du als Held bezeichnet wirst, also versuch es zumindest zu akzeptieren. Die Blicke, die dich heute treffen werden, werden nicht von böser Natur sein. Also stell dich nicht so an.“ „Seto…“ Joey verdrehte die Augen, lugte zur Seite und zum Fußgängerweg, den einige Schüler passierten, „… mir fällt kein Ohr ab, wenn man mich mal anstarrt aber der Gedanke, dass die Blicke doch bald von anderer Natur sein könnten, der nervt mich.“ Letzten Endes half alles nichts. Im Wagen konnte man sich nicht auf Dauer verstecken und sogar das Basecape wurde Joey aus den Händen gezerrt, damit er nicht auf dumme Ideen kam und sich auch während des restlichen Tages vermummte. Also Augen zu und durch. Er versuchte jede Befürchtung zu ertränken, jede Angst zu ersticken und einfach so zu sein, wie sonst. Doch schon, als er letzten Endes ins Freie stieg, sich den Gurt der Tasche über die Schulter warf und die Tür hinter sich schloss, da wurden all seine Anstrengungen zunichte gemacht und er kam nicht umhin, den Kopf zu senken. Kaiba ließ sich wenig dadurch stören. Entspannt verriegelte er die Türen, ließ den Schlüssel in der Manteltasche verschwinden und winkte den Blonden mit sich, als er sich auf den Weg machte. Wer sollte Joey antreiben, wenn er es nicht tat? Also schlenderte er gemächlich und Joey entspannt sich, als der Weg vor ihnen nun halbwegs Menschenleer blieb. >Es wird nicht schlimm<, er zog die Nase hoch, sah dem Schulgebäude entgegen. >Es wird nicht schlimm!< Vieles auf dieser Welt war schlimm, doch das Sinnbild des abgrundtief Bösen traf Joey binnen der nächsten Stunden nicht. Es war nicht anzuzweifeln, dass er an diesem Schultag im Mittelpunkt stand, doch, wie Kaiba gesagt hatte, ausnahmslos im positiven Sinn. Augen richteten sich auf, folgten ihm… und im Gegensatz zu jener Zeit, in der er unter anderen Aspekten bekannt war, wurde auch das Wort an ihn gerichtet. Die fremden Schüler schlugen ihm auf die Schulter, Daumen wurden grinsend gehoben, heiter ein Lob nach dem anderen nach dem jungen Mann geschmissen, der sich mit dieser Lage nicht anzufreunden wusste. Eine Erleichterung, als er die ersten Minuten im Schulhaus erlebte und auch die offenen Worte der Lehrer… doch drehte sich dieses Bild bei näherer Betrachtung vollends in die Schattenseite. Viele Grübeleien ließ Joey über sich ergehen, während der Unterricht lief und es war keine lange Zeit von Nöten, damit er sich einer Tatsache bewusst wurde, die seine Erleichterung sofort trübte. Menschen waren so… manipulierbar. Niemand an dieser Schule konnte vergessen haben, dass er einige Zeit unter der Bezeichnung „Mörder“ unter ihnen gewesen war und diese Meinung auch zu spüren bekommen hatte. Das Gegenteil der lobenden Gesten und des plötzlichen Respekts… sie hatten ihn gemieden, ihn gefürchtet, möglicherweise sogar verachtet. Und ein kleiner Artikel trieb sie plötzlich grinsend in seine Richtung. Wollten sie keine Zusammenhänge knüpfen? Die Erlebnisse nicht auf die Wagschale legen und entscheiden, welches von beiden gravierender war? Eine Einsicht, mit der er anschließend die Gänge durchquerte und die anderen Unterrichtsstunden wahrnahm. Es war wie eine riesige Irreführung, wie pure Heuchelei, die er nicht annehmen wollte, zumal der Anreiz zu ihr selbst eine Lüge darstellte. Da blieb kein Rampenlicht mehr, das er genießen wollte oder konnte und allein für seine Clique nahm er sich die Zeit für weitreichende Erklärungen. Was für eine Euphorie… auch in den Augen seiner Freunde, bis er sie zunichte machte. Nur Duke hatte all das nicht mit Glücksgefühlen aufgefasst und wie sehr er damit Recht hatte, bekam Joey zu spüren, als sie das Zimmer ihrer Klassenleiterin betraten… und diese ihn kurz hinaus auf den Gang bat. Die Schulglocke erhob sich, als er also das Zimmer verließ, die Hände in den Hosentaschen versenkte und schweigsam eine Runde trottete. Frau Kandoji nahm sich seiner natürlich wieder an… eine offenherzige Sache, der er nun aber lieber aus dem Weg gehen würde. Immerhin führte ihn sein Riecher nicht mehr in die Irre, wenn es um Gefahren ging. So wurde die Klasse kurz im Stich gelassen und Naserümpfend wandte sich der Blonde an die junge Frau, als diese den Raum verließ, die Tür hinter sich schloss und ihm mit einem milden Lächeln begegnete. Ihm war nicht danach, es zu erwidern. Nur kurz versuchte er es, doch als es misslang, entschied er sich, dass er dem langen Gesicht heute sowieso ein besserer Freund zu sein schien, als dem Grinsen. „Der Artikel?“, riet er stattdessen resigniert und fiel nicht aus allen Wolken, als die junge Frau nickte. „Sie sind doch nicht auch darauf reingefallen, oder?“ Lustlos wandte er den Blick ab, vertrat sich etwas die Füße. „Bevor Sie etwas dazu sagen, möchte ich Sie wissen lassen, dass es damit nichts auf sich hat und dass ich auf diesen Rummel nicht scharf bin.“ „Joseph.“ Sie antwortete seufzend und dieser blieb stehen, lugte zu ihr. „Eigentlich wollte ich Sie eher fragen, ob es Ihnen gut geht.“ Perplex entspannte sich Joeys Miene. „Dass Sie darin verwickelt waren, entspricht wohl der Wahrheit und letzten Endes muss es auch für Sie eine schlimme Sache gewesen sein.“ „Ah…“ Irritiert brachte er vorerst nur ein Raunen zustande. Ging es ihm gut…? Hatte er sich eigentlich selbst Gedanken darüber gemacht? Nein… und seine Verwirrung stieg. Er war zu abgelenkt gewesen. Zuviel war geschehen und die ruhigen Minuten, die er mit Gedanken hätte verbringen können, hatten ihm etwas Schlaf gesichert. Unentschlossen blieb er vor der Lehrerin stehen, räusperte sich kurz darauf und senkte den Kopf. „Mit mir ist alles in Ordnung“, antwortete er letzten Endes und starrte auf den Boden, auf welchem er mit dem Fuß Kreise zog. Flüchtig war es ihm selbst peinlich, wie wenig er sich in letzter Zeit mit sich selbst beschäftigt hatte. Fürsorglich wurde er unterdessen gemustert, die erste Antwort nicht für Bar genommen. Ja, bei ihm wusste man ja nie… doch Joey kannte seine Lehrerin und das nächste Lächeln gelang ihm besser, als er sich aufrichtete. „Natürlich wieder einmal keine beruhigende Gute-Nacht-Geschichte aber ich denke, so etwas bereitet mir keine unüberwindbaren Probleme. Na ja“, er zuckte mit den Schultern, „… es ist vorbei.“ Daraufhin wandte sich Frau Kandoji ruhig zur Seite und an ihren Lippen zog ein erneutes Lächeln. Aufmerksam vertiefte sich der Blonde in diese Geste und kurz trat sie um ihn herum, verschränkte die Arme vor dem Bauch und schien zu grübeln. „Wissen Sie, Joseph…“, hob sie an, „… als ich den ersten Artikel gelesen und Sie wieder erkannt habe, habe ich mir sofort Sorgen gemacht und konnte nicht glauben, in was Sie da nur wieder reingerutscht sind.“ Skeptisch lugte sie zu dem Blonden und dieser lachte leise auf, juckte sich an der Nase. „Ja, nicht? Ist ziemlich ulkig.“ Es amüsierte ihn selbst und Frau Kandoji legte schmunzelnd den Kopf schief. „Sie haben sich so verändert“, murmelte sie währenddessen und beinahe wäre es Joey entgangen. „Wie bitte?“ Er ließ die Hand sinken, doch die junge Frau nickte. „Als Sie gestern zur Schule kamen, war ich schon beruhigter, weil Sie es scheinbar mit Fassung trugen und diese schweren Verletzungen sah man Ihnen auch nicht an. Ich war mir trotzdem nicht sicher, ob es Ihnen wirklich gut ging und deshalb wollte ich mich heute einfach überzeugen.“ Sie erntete ein dankbares Nicken und fuhr fort. „Aber jetzt, wo ich Sie wieder so erlebe… Sie haben sich so verändert.“ „Verzeihung…“, das ging nicht in Joeys Kopf und er schnitt eine Grimasse, als er sich nach vorn beugte, „… wie meinen Sie das?“ Frau Kandoji seufzte. „Seit Sie und Herr Kaiba befreundet sind“, antwortete sie und der Blonde richtete sich auf, lauschte ihr nachdenklich, „… Sie haben sich aufgerappelt. Sie sprühen vor Energie, vor Selbstvertrauen, sogar Ihre Körperhaltung…“, sie wies auf seinen Leib, „… Sie gehen aufrechter.“ „Was…?“ Nur ein leises Flüstern kam über Joeys Lippen. Das war ihm neu, doch die Lehrerin nickte. „Sogar Ihre Noten… mein Gott, Herr Kaiba scheint abzufärben. Obwohl Sie der Schule so oft fernbleiben mussten, bin ich mit Ihrem Spiegel recht zufrieden und ich glaube auch fest an Sie, wenn es darum geht, die Prüfungen zu bestehen.“ Daraufhin brachte Joey nur ein stummes Nicken hervor. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und er stemmte die Arme in die Hüften. „Früher wirkten Sie öfter demotiviert und als wären Sie von jedem Tag genervt, ganz egal, was er für Sie bereit hielt. Ich kann mir nur denken, woran es liegt… aber ich bin stolz auf Sie.“ „Oh…“ Mit offenem Mund starrte Joey die junge Frau an, wandte kurz darauf den Blick ab und nickte erneut. Man sah ihm deutlich an, dass er es nicht schnell genug verarbeitete und Frau Kandoji schmunzelte bei diesem Anblick, der stets derselbe bleiben würde. „Eh… danke.“ „Das wollte ich Ihnen nur sagen… auch, damit Sie Ihre Motivation bis zu den Prüfungen nicht verlieren.“ Schweigend sah Joey sie an, seine Lippen bewegten sich stumm und letzten Endes brachte er nur ein stummes Nicken zustande. Mehr schaffte er in den Augenblicken einfach nicht. Färbte Kaiba ab…? Was war in den letzten Monaten, nein, Jahren mit ihm geschehen? Hinter der Lehrerin betrat er dann wieder das Klassenzimmer, rümpfte die Nase und schloss die Tür hinter sich. In dem Raum herrschte eine angenehme Stille und aufmerksam ließen die Schüler von ihren Beschäftigungen ab, nun, da der Unterricht beginnen sollte. Und wieder… Joey erhielt so einiges an Aufmerksamkeit, nicht minder die Clique, die durchaus beunruhigt zu sein schien. Aber es gab keinen Grund. Er kam nicht um ein verschmitztes Grinsen, als er sich auf den Weg machte, in eine Bankreihe einbog und sich die Zeit nahm, flüchtig Kaibas Schulter zu berühren. Ja, es hatte sich wirklich etwas verändert und der, der nun irritiert aufblickte, trug nicht gerade einen kleinen Teil der Schuld daran. ~*tbc*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)