Vierter Teil: Wir leben! von abgemeldet (Fortsetzung von "Dkmnudhdm", "GiKuS" und "DLdW") ================================================================================ Kapitel 16: Kontrolle 2 ----------------------- "Habt ihr es gehört?" Langsam neigte sich die junge Angestellte über den Tresen, der in einer der Pausenräume seinen Platz gefunden hatte. Vorsichtig ließ sie die Tasse Kaffee sinken; neugierig lehnten sich zwei andere Frauen zu ihr. "Meine Schreibtischnachbarin meinte, der Chef höchstpersönlich wäre zu einer Kollegin gegangen." "Er höchstpersönlich?" Eine Blonde staunte, überraschte Blicke wurden gewechselt. "Er lässt doch immer alle, von denen er etwas will, zu sich kommen." "Das stimmt." Allgemeines Nicken folgte in der Runde. "Aber was hat er von ihr gewollt?", fragte eine Brünette, die dazukam. "Es geht das Gerücht um, dass wichtige Unterlagen verschwunden sind." "Das habe ich auch gehört!" Erschrocken schnappte eine andere nach Luft. "Die oberste Etage soll wie leer gefegt sein. Der Chef hat alle Mitarbeiter versetzt." "Meine Güte." Die Blonde verdeckte den Mund mit der Hand. Zwei weitere Neugierige kamen dazu. Ein Mann, der neben der Theke lehnte, legte den Kopf schief. "Glauben Sie, dass es sehr wichtige Unterlagen waren?" "So muss es wohl sein." Eine Schwarzhaarige rückte an ihrer Brille. "Der Angestellte, der Herrn Kaiba in der Angelegenheit hilft, bekommt den doppelten Lohn." "Was?" Die Augen der Frauen weiteten sich, der Mann trat näher. "Das Doppelte?" "Ja, natürlich." "Unglaublich." "Seht ihr? Es muss wichtig sein. Und außerdem..." Das Tuscheln der Gruppe verstummte, als ein Mann über die Türschwelle der Kantine stolperte und die Tasse aus der Hand verlor. Sie zersplitterte auf dem Boden, der Mann rutschte beinahe aus und warf verstörte Blicke in die Runde, bevor er sich zu entschuldigen und die Sauerei zu beheben begann. Stirnrunzelnd verfolgten die Angestellten seine unbeholfenen Bewegungen, bevor sie sich wieder aneinander wandten. "Wer ist das denn?", flüsterte eine junge Frau hinter vorgehaltener Hand. "Irgendein Depp", raunte der Mann und nippte an seiner Tasse. "Kam aus der Chefetage, wurde in die Vierte versetzt." "Der interessiert doch nicht." Die Blonde gestikulierte verwerfend mit der Hand. "Ich will wissen, um was für Unterlagen es sich handelt." "Wir können uns ja mal etwas umhören." "Da kommen uns andere bestimmt zuvor. Die ganze Firma weiß schon davon." "Aber stellt euch mal vor", die Brünette stellte die Tasse ab und blickte mit großen Augen in die Runde, "wenn wir herausfinden, wer die Unterlagen gestohlen hat, würden wir dem Chef auffallen." "Du meinst...", hauchte eine andere erschrocken. "Ja, wir könnten uns einkratzen. Vielleicht gibt es sogar eien Beförderung?" Ein Seufzen ging durch die Gruppe und der Mann runzelte die Stirn. "Stellt euch vor, der Chef..." "Meine Damen", erhob sich eine Stimme und ließ die anderen inne halten. Nach einem kurzen Blick zu dem Mann, der im Türrahmen stand, gestikulierten die Frauen hektisch mit den Händen, leerten ihre Tassen, füllten sich nach oder stellten sie auf eine Ablage. Schnell löste sich die Gruppe auf. "Die Pause ist seit fünf Minuten vorbei." Der junge Mann verschränkte die Arme vor dem Bauch, sah eine Frau nach der anderen an sich vorbeieilien und mit einer reflexartigen Bewegung fand die Hand zu dem dünnen Gestell der Brille, welche auf seiner Nase saß. Er schob sie sich in's kurze schwarze Haar, sah die Letzte verschwinden und löste sich vom Türrahmen, um sich selbst einen Kaffee zu besorgen. Träge stieg Kaiba aus der Limousine, matt zog er den Koffer mit sich, tastete nach der Tür und schloss sie hinter sich. Seine Pupillen drifteten müde nach beiden Seiten, bevor er auf das riesige Firmengebäude zuging, welches er nur für zwei Stunden verlassen hatte. Nun war er wieder hier... Erschöpft blähte er die Wangen auf, rieb sich mit der Hand das ganze Gesicht und schüttelte den Kopf, als er die wenigen Stufen erreichte. Wie er sich den Kopf zermarterte... immer und immer wieder. Und nun, nachdem er sich zwei Stunden lang eine gewisse und dringend nötige Ablenkung verschafft hatte, tobte die Angst ihn ihm, soviel verpasst zu haben, wie man nicht mehr aufholen konnte. Ohne aufzublicken schob er sich durch die gläserne Tür, schaute nur flüchtig zu dem Mann hinter dem Empfang und straffte die Schultern. Schein wahren, die Katastrophe verleugnen. Er richtete sich etwas auf, umfasste den Koffer fester und rückte an seiner Krawatte. Niemand durfte um die Schwere des Problems wissen. Als er den Fahrstuhl erreichte, war er schon dabei, den Ärmel höher zustreifen, woraufhin er auf seine Uhr starrte, die Wangen aufblähte und das Gesicht zur Seite wandte, während er wartete. Mit verspannter Miene verfolgte er das geschäftige Treiben der Angestellten. Mit Akten und anderen Unterlagen stürmten sie aus einem Ausgang, verschwanden in Gängen, Fluren, anderen Fahrstühlen und blieben kurz stehen, um sich in Kürze über das Wichtigste zu informieren. Es waren so viele... Kaiba senkte die Lider. Er hatte sich ein Imperium aufgebaut, mit harter Arbeit und Selbststrenge das erreicht, was nun hier zu sehen war. So viele Jahre schon war er hier die Führungsperson, eine Autorität. Es war seltsam, durch einen Stein, den man selbst gebaut hatte, in's Stolpern zu geraten... vielleicht sogar zu stürzen. So tief es ging. Langsam bearbeitete Kaiba die Unterlippe mit den Zähnen, ein leises Signal ertönte, die Türen des Fahrstuhles öffneten sich und er trat annähernd mit abwesenden Schritten ein. Seine schmalen Brauen verzogen sich, suchend blickte er sich um und die Türen schlossen sich. Beiläufig betätigte er eine Taste und lehnte sich gegen die Wand. Seine Schultern hoben sich unter schweren Atemzügen und wieder befielen ihn dieselben Gedanken. Irgendwo musste man ansetzen. Wenn es bisher auch keine Anhaltspunkte gab... der Anfang musste gemacht werden. Es trieb ihn in den Wahnsinn, auf die Angestellten zu hoffen, alles in die Hände anderer zu legen und dabei selbst tatenlos zu sein! Seine Zähne bissen aufeinander, seine Lider zuckten und nach einem kurzen Grübeln blickte er auf. Der erste Schritt wäre es wohl, zuerst nach Anhaltspunkten zu suchen, bevor man von diesen Hilfe auf dem Weg zum Ziel erwarten konnte! Nur wenig, was er bis jetzt getan hatte, um sich selbst und andere zu beschützen, war legal gewesen. Und wenn sich nun selbst jemand mit illegalen Mitteln an seiner Zukunft zu schaffen machte, dann würde er antworten! Kaibas Gesicht entspannte sich, als sich ihm ein Gedanke in den Kopf setzte. Er entstand wie aus dem Nichts und übermannte ihn mit seiner sicheren Erfolgschance. Er weitete die Augen, öffnete den Mund und sofort warf er einen erneuten Blick auf die Uhr. Mit einem Nicken bekräftigte er seinen Entschluss und als der Fahrstuhl endlich sein Ziel erreichte, machte er sich schnell auf den Weg zu seinem Büro. Der neuentworfene Plan dürfte wohl den gesamten Tag in Anspruch nehmen, aber dieses leichte Kribbeln in seinen Händen kündigte einen gewissen Erfolg an. Ein Ziel, für dessen Erreichen er einiges tun musste. Als er endlich das Büro erreichte, warf er den Koffer und den Mantel auf den nächsten Stuhl, ging zügig zu seinem Schreibtisch und ließ sich hinter ihm nieder. Es tat gut, dem alten Tatendrang zu verfallen und eine Möglichkeit zu sehen, endlich entsprechend zu handeln. Nachdem er kurz seinen Schreibtisch überblickt hatte, schöpfte er tiefen Atem, rieb sich den Mund und griff nach dem Telefon. Flink war eine Kurzwahltaste gedrückt und das leise Rufsignal ertönte. >Wenn es nicht funktionieren sollte, muss ich mir etwas anderes einfallen lassen…< „Hier Kotogawa“, meldete sich endlich die Stimme einer der Abteilungsleiter und Kaiba presste die Lippen aufeinander, einen erneuten Blick zur Uhr werfend. „Kaiba hier. In zehn Minuten im kleinen Konferenzraum.“ „Natürlich, Herr Kaiba“, erklärte sich der Mann bereit und dieser legte auf, wählte ohne zu zögern die nächste Nummer und machte sich so daran, alle fünf Abteilungsleiter in sein Büro zu beordern. Sie alle sagten natürlich zu und als Kaiba den Hörer endlich auflegte, wünschte er sich, die fünf würden schon jetzt vor ihm stehen… dass er seinen Plan in die Tat umsetzen und auf Erfolge hoffen konnte. Nur ein kleiner Schritt vorwärts und raus aus der völligen Orientierungslosigkeit. Nur ein kleiner Anhaltspunkt… mehr brauchte und wollte er gar nicht. Alle, die Befugnis hatten, in den Tresorraum zu gelangen, standen auf der Liste der Verdächtigen. Nur Pikotto und den zweiten Stellvertreter schloss er von vornherein aus. Nicht eine Sekunde hatte er Misstrauen Pikotto gegenüber gehegt und der Zweite fläzte in diesen Augenblicken und seit einiger Zeit in einer Hängematte und ließ sich Cocktails reichen. Kaiba schöpfte Konzentration, massierte seine Schläfen und kam kurz darauf wieder auf die Beine, um sich einen kräftigen Kaffee zu besorgen. Mit alledem ließ er sich Zeit und hatte es bewerkstelligt, ruhig und gefasst zu wirken, als er die Tasse aus der Halterung nahm und kurz noch einmal in sein Büro zurückkehrte. Dort raffte er einige Unterlagen, schnappte sich auch eine Schachtel Zigaretten und machte sich so auf den Weg zu besagtem Konferenzraum. Nachdem er sein Büro verlassen hatte, bog er nach rechts, trottete den schmalen Gang hinunter und stoppte, als er an einer kunstvollen Holztüre vorbeikam. Nachdenklich bewegte er die Lippen, raffte die Unterlagen höher und näherte sich der Tür, kurz anklopfend und sie öffnend. Sofort blickte die junge Sekretärin von ihrem Computer auf. „Herr Kaiba“, bemerkte sie den hohen Besuch und rückte an ihrer Brille. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Kaiba lugte zu einer Tür, die an dem Büro anknüpfte und direkt in ein Weiteres führte. „Ist Pikotto hier?“ „Nein“, antwortete die Sekretärin Kopfschüttelnd. „Er nimmt in der Kantine eine Mahlzeit zu sich.“ „Ah.“ Kaiba hob die Augenbrauen. „Gut.“ „Darf ich ihm etwas ausrichten?“ „Nein.“ Kaiba hob verabschiedend die Tasse, trat auf den Flur zurück und schloss die Tür. Allmählich wurde es wirklich Zeit… So setzte er seinen Weg fort, ging den Gang hinab und erreichte das Ziel, nachdem er um eine kleine Ecke gebogen war. Eine große, hölzerne Tür führte zu dem Kleineren der beiden Konferenzräume und als Kaiba diese öffnete, waren bereits zwei der fünf Abteilungsleiter anwesend. Aufmerksam blickten sie von ihren Notizblöcken auf und Kaiba besah sie sich musternd, während er zu seinem Platz an der Spitze des schwarzen, langen Tisches ging. „Guten Tag“, wurde er begrüßt, erwiderte dies nur mit einem knappen Nicken und machte es sich in dem ledernen Sessel gemütlich. Geduldig warteten die beiden Angestellten auf die Ankunft der restlichen drei und dabei entging ihnen völlig, wie sie unterdessen verstohlen beobachtet wurden. Gemächlich stellte Kaiba die Tasse auf dem Tisch ab, legte auch die Unterlagen nieder und brannte sich eine Zigarette an. >Wenn das funktioniert…<, dachte er sich heimtückisch, als er einen tiefen Zug nahm und die Hand nach dem Aschenbecher ausstreckte, >… der Plan gefällt mir. So greife ich von den untersten Reihen UND von der obersten Spitze an!< Scheinbar entspannt blieb er sitzen, genoss den Kaffee und die Zigarette und ließ den Blick annähernd zufällig über die beiden Anwesenden schweifen. Die eine ältere Frau trug einen säuberlichen Zwirn und hatte die merkwürdige Angewohnheit, an ihrer Brille zu rücken. Ihr Name war Utada. Der andere Herr befand sich auch schon in den besten Jahren. Mit strenger Miene ordnete er immer wieder die Blätter seines Notizblockes, rückte an dem Stift und tat es solange, bis dieser mit grusliger Genauigkeit parallel zum Block lag. Kotogawa. Nun öffnete sich die Tür und hintereinander erschienen zwei Weitere. Diese waren jüngere Männer. Der eine, ein gefasster, sehr Ruhiger, nickte Kaiba grüßend zu und suchte sich seinen Platz. Sein Name war Mirayashi. „Guten Tag, Herr Kaiba.“ Der Vierte zog einen Kugelschreiber aus der Brusttasche seines ordentlichen Hemdes, fuhr sich etwas hektisch durch das schwarze Haar und zog sich einen der Stühle zurück. Er schien sich sehr beeilt zu haben und war etwas aus der Puste - Soriama. Kaiba lehnte sich zurück, besah sich jeden der Leute genau und drehte den Kopf zur Seite, als der Letzte im Bunde eintrat. Wieder ein älterer Herr, der gleich seinen Koffer mitbrachte, einen kurzen Blick in die Runde warf und die Tür hinter sich schloss. Knapp nickte Kaiba diesem zu, wurde ebenso gegrüßt und sah nun endlich alle Abteilungsleiter vor sich. Utada, Kotogawa, Mirayashi, Soriama und der Letzte, der sich Itama nannte. Kaiba ließ ihnen Zeit, ihre Blöcke zu ordnen und es sich bequem zu machen. Gemächlich nahm er den letzten Zug, drückte die Zigarette in den Aschenbecher und griff nach dem Kaffee. „Ich bedanke mich, dass Sie sich Zeit genommen haben“, murmelte er, bevor er einen großen Schluck nahm, tief Luft holte und sich im Sessel aufrichtete. Ein leises Murmeln erhob sich, als alle knapp darauf antworteten und Kaiba zog die eigenen Unterlagen zu sich, blickte abermals und flüchtig in die Runde, und schürzte die Lippen. „Krisensitzung“, murmelte er dann das eine Wort, das die gesamte Atmosphäre veränderte. Die Augen der jungen Utada weiteten sich, während sich die Herren auf ihren Plätzen regten… und sie alle wurden durchweg von Kaiba studiert. Jede der Reaktionen fasste er auf, während er eine kurze Pause machte. „Wie Sie vermutlich bereits erfahren haben… meine Herren, meine Dame“, und er nickte in die Runde, „wurden vor kurzem Unterlagen aus dem firmeneigenen Tresor entwendet.“ „Also kein Gerücht.“ Der ältere Herr namens Itama presste die Lippen aufeinander. „Es kursiert in der gesamten Firma.“ „Man sagt, die Unterlagen seien von immenser Wichtigkeit“, erhob Utada die Stimme und sah ihren Chef besorgt an. Dieser erwiderte ihren Blick nur flüchtig und sah wieder in die Runde. „So könnte man es wohl ausdrücken. Die Unterlagen sind wichtig genug, um einen Notfallplan ins Leben zu rufen.“ „Einen Notfallplan?“, fragte Soriama leise und fischte nach den Strähnen des schwarzen Haares. „Richtig.“ Kaiba wendete den Kugelschreiber zwischen den Fingern und begann mit ihm auf die Unterlagen zu pochen. „Die Umstände zwingen mich zu hartem Durchgreifen.“ Und so schwieg die Runde und Kaiba besah sich jeden von ihnen, während er noch einmal tiefen Atem schöpfte. „Für den Fortbestand der Kaiba-Corporation ist es von Nöten, dass sich jeder an der Aufklärung beteiligt. Da die Folgen uns alle, und nicht nur mich betreffen würden, halte ich es für angemessen.“ „Was wollen Sie damit sagen?“, erkundigte sich Utada zögerlich und Kaiba bearbeitete die Unterlippe mit den Zähnen, um zum vernichtenden Schlag auszuholen. „Jeder von Ihnen, also von den Führungskräften meiner Firma, wird der Lohn gestrichen, bis die Unterlagen wieder aufgetaucht sind.“ „Wie bitte…?“ Utadas Augen wurden noch größer und Itama knallte den Kugelschreiber auf den Notizblock. „Herr Kaiba, das ist unerhört!“ Und Kaiba verfolgte die Reaktionen restlos gelassen und entspannt, während es in seinem Inneren ganz anders aussah. Er war aufgewühlt. „Bei allem nötigen Respekt, Herr Kaiba“, mischte sich nun auch Mirayashi ein, „Sie haben nicht die Befugnis, einen solchen Schritt anzuordnen.“ Der schwarzhaarige Soriama schüttelte in stummer Zustimmung den Kopf. „Sie können nicht alle für etwas bestrafen, woran mutmaßlich nur einer die Schuld trägt.“ Kotogawa rieb sich die Stirn. „Das ist unverantwortlich, Herr Kaiba.“ Kaiba hob die Augenbrauen und drehte den Kuli an den Lippen. „Das ist nicht legal“, machte Utada endlich auf die größte Gefahr aufmerksam. Einige Blicke trafen sie, als sie die Lippen aufeinander presste und zögerlich zu Kaiba lugte. „Von gesetzlichen Wegen her, ist es Ihnen nicht erlaubt, aus solchen Gründen den gesamten Lohn zu streichen.“ Soriama stieß ein leises Ächzen aus; Kaibas Augen richteten sich auf ihn. „Haben Sie sich das gut überlegt?“, raunte Itama finster. „Man könnte Sie verklagen.“ „Und mit dieser Klage würde man problemlos durchkommen“, zuckte Kaiba mit den Schultern. „Worunter nicht nur ich, sondern der gesamte Ruf der Kaiba-Corporation leiden würde. Vertragspartner ziehen sich zurück, die Presse verbreitet Lügen und Gerüchte, das Ansehen des Unternehmens sinkt und beinahe ist es vorprogrammiert, dass Sie alle Ihren Job verlieren.“ Ein grusliges Schweigen folgte daraufhin und Kaiba nutzte es, um erneut zu mustern. „Wenn jedoch“, fuhr er fort, „der Fall geklärt wird und die Unterlagen wiederbeschafft werden, besteht keinerlei Gefahr. Weder für Ihren Arbeitsplatz, noch für die Firma selbst. Und wie ich bereits versprach, der doppelte Lohn für die Mitwirkenden. Sodann auch kein gestrichener Lohn. Sie selbst können es verhindern, indem Sie sich an der Suche beteiligen.“ „Und wie sollen wir das schaffen?“, grollte Itama und Utada rieb sich erschöpft die Stirn. „Sollen wir die Akten unserer Angestellten durchgehen, ihnen nachstellen und sie überprüfen? Herr Kaiba, es kann jeder gewesen sein.“ „Jeder, der unter Ihnen arbeitet und in einem unaufmerksamen Moment an den Schlüssel zum Tresor gelangte.“ Kaiba lehnte sich zurück und Kotogawa begann die Taschen seiner Hose zu durchwühlen; kurz darauf hatte er eine Zigarette zwischen den Lippen und entzündete diese nervös. „Wie soll jemand an den Schlüssel herangekommen sein?“ Utada hob beschwörend die Hände. „Wir tragen sie doch ständig bei uns?“ „Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht zu solchen Maßnahmen gezwungen.“ Kaibas Blick haftete seit einigen Augenblicken an einem der Abteilungsleitern und seine Zähne bearbeiteten den Kuli, bevor er sich an diesen wandte. „Herr Soriama.“ „Ja?“ Sofort wandte sich dieser zu ihm und nickte. Kaiba strich mit dem Kuli über den Mundwinkel, sah ihn kurz schweigend an und hob die Augenbrauen. „Was gedenken Sie zu tun?“ „Ich…“, Soriama blähte die Wangen auf, seine Hände begannen die Ecken seiner Unterlagen entlangzufahren. „Alles. Alles, was in meiner Macht steht, Herr Kaiba.“ Die Diskussion schien kein Ende nehmen zu wollen. Beinahe eine Stunde wurden die Gespräche noch geführt, bevor Kaiba einen strikten Schlussstrich zog. Eine Stunde hatte man seine Handlungsweise, unter anderem auch ihn persönlich, kritisiert und mit seiner Laune stand es nicht zum Besten, als er sich aus dem Sessel erhob, nach seinen Unterlagen griff und ein letztes Mal zu den Abteilungsleitern spähte… von denen ihn jeder ruinieren könnte, der es wollte. Es war riskant und doch wirkte er noch immer entschlossen, als er zur knappen Verabschiedung die Unterlagen hob, den Kuli in die Brusttasche des Hemdes steckte und den Beratungsraum verließ. Sobald er den Flur betrat, schöpfte er tiefen Atem; seine Hand schloss die Tür und während er sich noch nach beiden Seiten umblickte, wanderte die Hand anschließend in die Hosentasche und kehrte mit dem Handy zurück. Ein knappes Funkeln durchstach seine Augen, als er kurz tippte und es zum Ohr hob. Zeitgleich setzte er sich in Bewegung und machte sich auf den Rückweg zum Büro. Beinahe ungeduldig lauschte er dem Rufsignal, bog um die Ecke und sah sein Ziel am anderen Ende des Ganges, welchen er nun betrat. "Hier Kaiba", meldete er sich, als er Pikottos Büro hinter sich ließ. Ohne ihm Beachtung zu schenken, ließ er die letzten Meter zu seinem Büro zurück. "Tut mir Leid, sollte ich stören aber ich brauche ein Telefonnummer." "Was für eine Nummer?" Duke verzog die Miene, raffte das kleine Mädchen höher und stieß mit dem Fuß einen Spielball zur Seite, der in der Küche herumlag. Neugierig betrachtete sich das Mädchen die Küchenutensilien, während sein großer Bruder perplex den Mund öffnete und das Handy kurz in der Hand wendete. "Warte, warte, wozu brauchst du die?" Endlich erreichte Kaiba das Ziel. Seine Augen drifteten aufmerksam in beide Richtungen, bevor er eintrat. "Ich habe keine Zeit für Erklärungen." Achtlos warf er die Unterlagen auf den Schreibtisch und nahm hinter diesem Platz. "Ich brauche sie einfach." Duke atmete tief ein. Missmutig sah er sich im Raum um, ging langsam in die Knie und setzte das Mädchen ab, woraufhin dieses in den Flur hinausrannte. Stirnrunzelnd stemmte Duke die Hand in die Hüfte. "Leider wirst du dir Zeit nehmen müssen. Du klingst nicht, als wenn alles in Ordnung wäre. Was willst du von ihm?" "Ihn jedenfalls nicht in den Knast bringen." Es fiel Kaiba schwer, die Geduld nicht zu verlieren. Er regte sich in dem ledernen Stuhl und suchte nach den Zigaretten. "Die Sache hat weder mit Joseph, noch etwas mit euch zu tun und wenn du mir die Nummer nicht gibst, dann finde ich sie selbst heraus und brauche dafür höchstens zehn Minuten." Duke stöhnte laut auf und rieb sich die Stirn. Im Flur quietschte Evangeline auf, Glöckchen klimperten. "Kaiba, ich..." "Sag entweder zu oder ab", unterbrach Kaiba ihn und klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. "Aber sag etwas und das schnell." "Meine Güte, okay!" Überfordert schloss Duke die Augen. Kaiba lehnte sich aus dem Sessel und schaltete seinen großen Computer an. Kurz darauf hielt er in seinen Bewegungen inne, lauschte in das Handy und nickte. Duke ließ den Notizzettel sinken, seine Zähne bekamen die Unterlippe zu fassen. "Kaiba?", murmelte er skeptisch in den Hörer. "Geht es wieder um eine gefährliche Sache?" "Gefährlich." Kaiba hob ein Feuerzeug zur Zigarette, warf einen knappen Blick zum Monitor und mit einem leisen "Klick" stieg die kleine Flamme auf und verbrannte den Tabak. "Ja...", ein knappes, humorloses Grinsen zog an Kaibas Lippen, "... überaus gefährlich. Aber nicht für mich." "Oh Gott, oh Gott." Duke fuchtelte verwerfend mit der Hand. "Ist gut, ich frage gar nicht." Mit diesen Worten ächzte er erneut und ließ das Handy sinken. Auch Kaiba legte es auf seinem Schreibtisch ab. Angespannt bewegte er die Zigarette zwischen den Lippen, grabschte nach der Tastatur und zog sie zu sich. Sein nächster Griff erreichte ein kleines Headset. "Und los geht's." Er wirkte zuversichtlich, zeigte beinahe schon zornigen Hohn, als er es sich überstreifte, das kleine Mikrofon zum Mund bog und sich zum Telefon neigte. Flink wählte er dort eine Nummer und als das Rufsignal ertönte, war er bereits am Tippen. Konzentriert umschloss er den Filter mit den Lippen, zog den Rauch in die Lunge und vernahm das leise Piepen eines Anrufbeantworters. Säuerlich verzog sich seine Miene, als eine bekannte, nuschelnde Stimme ertönte. "Bin entweder nich da oder hab kein' Bock, mit euch zu schnacken. Wenn ihr irgendwelche Probleme habt, dann behaltet'se für euch. Liegt was andres an, lasst's nach dem komischen Ton raus." Der komische Ton, 'Piepton' genannt, ertönte wirklich und Kaiba nahm die Zigarette aus dem Mund. "Hier Kaiba“, raunte er nur. „Wenn du nicht in zehn Sekunden am Telefon bist, dann…“ Und auf einmal knackte es in der Leitung und der Anrufbeantworter wurde abgelöst. "Woow... nen Anruf von Kaiba höchstpersönlich", ertönte die leiernde Stimme des Hackers; Kaiba starrte auf den Monitor, von diesem zur Tür seines Büros und zurück. "Unglaublich, nicht wahr?", antwortete er und rückte sich zurecht. "Lassen wir die überflüssigen Schmeicheleien und kommen zum Wesentlich...", er brach ab, als ein lautes Geräusch in der Leitung dröhnte. "Au... verd... Scheiße!" Am Ende seiner Kräfte rieb sich die Kaiba die Augen und Alfons gab noch einen Fluch zum Besten. "Dieser scheißdreck Schrank! War ja klar, dass er irgendwann umfä...!" "30 000 Yen pro Stunde, je nachdem, wie lange wir brauchen", unterbrach Kaiba ihn und schon war Alfons leise. Eine kurze Stille folgte. "30 000? Ey, was haste vor?" "Wir hätten etwas zu erledigen", wandte sich Kaiba wieder seinem Rechner zu. "Recherchen in Gebieten, die nicht jedem zugänglich sind. Da es für mich zuviel Arbeit wäre und ich es eilig habe, brauche ich dich für eine der beiden Aufgaben. Das Angebot steht. Ja oder Nein." "Mm." Ein leises Rascheln ertönte, dann klickte ein Feuerzeug. "Isses legal?" "Alles andere, als das", antwortete Kaiba beiläufig und vertiefte sich in ein Fenster. "Bin dabei", nuschelte Alfons daraufhin, ohne lange zu zögern. "Und das entweder ganz oder gar nicht. Aussteigen gibt es nicht." "Nichmal Toilettenpausen?!", krächzte Alfons entsetzt und Kaiba verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und neigte sich abermals zu dem Telefon. "Bleib dran." Daraufhin drückte er eine Taste und brauchte nicht lange zu warten. "Pikotto... wunderbar, du bist zurück. Gibt es Neuigkeiten?" "Ein Bekannter hat die Erpressungsbriefe einer Untersuchung unterzogen", erwiderte Pikotto, der sich selbst überaus müde anhörte. "Keine Fingerabdrücke, keine Haarfasern. Da war jemand vorsichtig." "Haben die Angestellten reagiert?" "In den letzten zwei Stunden nur einer." Pikotto räusperte sich leise. "Den Hinweis habe ich überprüft. Fehltritt." "Gut." Kaiba presste die Lippen aufeinander und wendete die Zigarette in der Hand. "Wir werden einfach abwarten." Eine derart ruhige Reaktion war das Letzte, was der Stellvertreter erwartet hatte. Er fand nicht gleich zu einer Antwort, doch antworten musste er gar nicht. "Nimm dich auch der nächsten Fälle an, ich will für den Rest des Tages nicht mehr gestört werden." Wieder bekam Kaiba keine Antwort. Nur ein tiefer Atemzug rauschte in der Leitung und Kaiba stopfte die Zigarette in den Aschenbecher. "Wenn ich dir bei irgendetwas behilflich sein kann..." Kaiba drückte die Zigarette tiefer in den Berg und das erste Mal, seit er in diese Firma zurückgekehrt war, grinste er amüsiert. Pikotto kannte ihn so gut, dass Fragen oder Verwunderung nicht mehr von Nöten waren. "In Ordnung." Er nickte in sich hinein, drückte wieder eine Taste und warf dem Kaffee-Automaten, den er durch die gläserne Tür erkennen konnte, einen knappen Blick zu. "Hör zu..." "Joah", nuschelte Alfons und Kaiba schüttelte die Hände, versuchte seine Knöchel etwas zu entspannen und atmete tief durch. "Wir arbeiten synchron. Ich gebe dir einen Namen, du gibst mir Fakten. Ich erkläre es dir." Langsam hob Joey die Hände und rieb sich das Gesicht. Die innere Anspannung machte beinahe jeden Moment auf sich aufmerksam, jagte kühle Schauer durch seinen Körper und ließ ihn unruhig umherblicken. Sein Kopf arbeitete in vollen Zügen. Verbissen sinnierte er, suchte Erklärungen und konzentrierte sich nebenbei darauf, still und unauffällig zu sein. Das Gefühl, stetig im Blick der Kamera zu sein, beunruhigte ihn umso mehr und oftmals kam er nicht drum herum, zu ihr zu schauen, sie anzustarren und sich zu fragen, wer wohl hinter ihr saß. Und auf seiner Suche nach dem Drahtzieher kamen ihm so einige Gedanken, die er schnell wieder verwarf. Namen zogen ihm durch das Gedächtnis. Katagori, Hirayama… doch sie alle waren ausgeschaltet und keine Gefahr mehr. Langsam hoben und senkten sich seine Schultern, als er tief Luft holte, die Wangen aufblähte und den Blick senkte. Er konnte sich nicht bei so vielen unbeliebt gemacht haben… nicht in den letzten Jahren, in denen er es sich mit vielen verscherzt hatte, jedoch vor keinem dieser Leute Angst haben musste. >Ist das ätzend.< Der Gedanke war vielleicht dumm aber er kam ihm immer und immer wieder, bis er reglos auf den Boden starrte und das Keuchen der Frauen restlos aus seiner Wahrnehmung strich. In gefährlich langsamen Schritten gingen die Bankräuber ihre Runden und der Blonde verschränkte die Arme vor dem Bauch und presste die Lippen aufeinander. Seine schmalen Brauen verzogen sich… >Es kann nicht schwer sein… es ist bestimmt nicht schwer. Des Rätsels Lösung liegt mir bestimmt schon offen vor den Füßen, ich komme nur nicht darauf, weil ich ihn zu großen Ausmaßen denke.< Er rümpfte die Nase, in nicht allzu weiter Entfernung blieb einer der Männer stehen und starrte in die Gruppe aus Geiseln. >Einfluss, Geld… und trotzdem auf Geld angewiesen?< „Was starrst du mich so an!“, erhob sich plötzlich die Stimme jenes Mannes und Joey wurde aus den Gedanken gerissen. Alarmiert sah er auf und folgte dem Blick des Bankräubers. In der hintersten Ecke der Gruppe schlotterte ein junger Mann. Schweiß stand auf seiner blassen Stirn und er wirkte wie gelähmt und brach den Blickkontakt noch immer nicht ab. „Hast du etwas zu sagen?!“ Die Miene des Blonden verzog sich, während einige Frauen schluchzend in sich zusammenkrochen und der Gemeinte ein schweres Schlucken hinunterwürgte. Und schon setzte sich der Bankräuber in Bewegung und näherte sich ihm. >Das hat gerade noch gefehlt.< Joey richtete sich etwas auf und verfolgte das Szenario angespannt. „Passt dir hier irgendwas nicht?!“ Drohend baute sich der Bankräuber vor dem jungen Mann auf und dieser duckte sich, als er die Hände in die Hüften stemmte. „Bitte…“, ein leises Flehen kam über seine Lippen und Joey warf den anderen Männern einen knappen Blick zu. Grinsend erfreute sich der Jüngste an der Situation, während ein anderer, riesiger Typ interessiert näher trat und die anderen herzlich wenig darauf achteten. „Was 'bitte'!“, fauchte der Bankräuber, zu dem sich gleich noch der Kollege gesellte. Zu zweit standen sie nun vor dem Ängstlichen und Joey ballte die Hände zu Fäusten, wandte sich ab und setzte sich widerstrebend zurück. >Wenn ich hier lebend rauskommen will, sollte ich mich zurückhalten.< Er presste die Lippen aufeinander, hinter ihm ertönte das Keuchen des Mannes. >Ich kann ohnehin nicht vielmehr tun, als weitere Prügel zu kassieren!< „Der Herr braucht wohl was!“, lachte einer der Bankräuber, wodurch der Jüngste sofort aufkicherte und Joey den Blick verbissen an den Boden nagelte. „Was darf’s denn sein?!“ „I…ich… h-habe… Frau und K…“ „Lern erst einmal sprechen!“ Ein leises Geräusch ertönte, ein Ächzen folgte und das Gelächter der Männer. Eine Frau, die die Anspannung nicht ertrug, brach in Tränen aus und Joey schöpfte tiefen Atem. >Ich glaube das nicht…< Sie hatten ihn wohl wirklich getreten… >Noch jemand, der es sich bei dem Drahtzieher verscherzt hat… oder nur die miese Boshaftigkeit dieser Kanaken!< Der Blonde biss die Zähne zusammen, als erneutes Flehen an seine Ohren drang. Und wieder das Geräusch, das Schluchzen und das Gelächter. Unauffällig drehte sich Joey in die andere Richtung und besah sich die übrigen Geiseln. „Bereit?“ Den Blick konzentriert auf den Monitor gerichtet, leckte sich Kaiba die Lippen; im Headset ertönte das Tippen schneller Finger auf der Tastatur. „Kann losgehn…“ „Ich gebe dir einen Namen“, begann Kaiba zu erklären. „Den Namen eines Angestellten meiner Firma. Und ich will, dass du alles über diesen herausfindest. Ich will seine Kontodaten, Anruflisten, familiären Stand, seine Lebensgeschichte, wenn vorhanden ärztliche Gutachten. Ich will alle Menschen, die auch nur einmal seine Luft geatmet haben.“ „Wow.“ Alfons stöhnte und Kaiba fuhr ungerührt fort, den Blick noch immer auf dem Monitor. „Projektarbeit mag ich.“ Entspannt griff Ace nach seiner Cola und lehnte sich im gemütlichen Stuhl des Cafés zurück. „Aber wenn ich mit Leuten wie Jessy zusammenarbeiten muss, endet es in keinem Vergnügen.“ Sein Gegenüber fuhr sich durch das lange Haar, während er in einem Cappuccino rührte und der flippigen Musik lauschte, die im Hintergrund dudelte. Flüchtig sah er Ace an, grinste und leckte den Schaum vom Löffel. „Jessy ist mir nicht geheuer“, antwortete er, während er genüsslich schmatzte. „Er hat die Lehrerin schon des Öfteren belogen, was gewisse Angelegenheiten anging.“ „Davon habe ich gehört.“ Ace nickte seufzend. „Du dagegen hast wieder den perfekten Partner gefunden.“ „Mm.“ Charlie nickte genügsam und betrachtete sich den blanken Löffel. „Mit ihm lässt sich gut diskutieren. Er ist offen und liefert produktive Ideen zu unserem Projekt. Ace.“ Charlies Augen richteten sich zielstrebig auf diesen und sofort war er aufmerksam und sah den jungen Mann an. Charlie schmunzelte sanft, ließ den Löffel sinken und lehnte ihn an den Rand der Tasse. „Ich hasse Lügner. Pass auf, dass dieser Jessy dich nicht über den Tisch zieht.“ Ace lachte. „Und du pass auf, dass du dich nicht noch mehr mit deinem Projektpartner anfreundest. Das macht mich eifersüchtig.“ „Ach?“ Charlie lachte leise; da erhob sich eine leise Melodie und der junge Mann drehte sich auf dem Stuhl und tastete in den Taschen seiner über die Lehne gehängten Jacke. Kurz darauf zog er sein Handy hervor, warf einen flüchtigen Blick auf den Display und grinste Ace entschuldigend an. „Ich muss kurz…“ „Ja, geh.“ Ace winkte ihn fort und flink kam der junge Mann auf die Beine, hob das Handy zum Ohr und schlenderte in Richtung der Toiletten. Und noch bevor er die Stimme erheben konnte, meldete sich eine andere. „Die Sache wird langsam brenzlig!“, krächzte sie gedämpft und Charlie blieb vor einem der großen Spiegel stehen, neigte sich zu ihm und überprüfte den Sitz seiner Haare. „Kaiba ist völlig verrückt geworden und reagiert mit Schritten, die Sie nicht vorausgesehen haben!“ „Mm.“ Charlie atmete tief ein, strich sich eine Strähne zurück und betastete mit den Fingerkuppen die Unterlippe. „Ich bin Unternehmer, kein Hellseher.“ „Sie haben gesagt…“ „Was macht er denn?“, seufzte Charlie und drehte sich etwas zur Seite, um sich aus dieser Position weiterhin zu betrachten. „Er hat den Lohn gestrichen, bis diese verdammten Unterlagen wieder aufgetaucht sind.“ „Ah…“, Charlie brach in leises Lachen aus und rückte an seinem Hemd. „Na, sowas.“ „Sie können lachen!“, fauchte die Stimme zurück. „Aber für mich wird es knapp! Verflucht, ich bin hier direkt vor Ort und weiß nicht, was noch auf mich zukommt! Wenn Kaiba so weitermacht, dann…“ „Was hat er denn gesagt?“ Charlie rieb sich den verspannten Hals, drehte sich um und schlenderte weiter. „Dass Sie dafür Sorge tragen sollen, dass die Unterlagen wieder in das Eigentum der Firma zurückfinden?“ „Ja, und…“ „Was regen Sie sich auf?“ Charlie blähte gelangweilt die Wangen auf. „Das sieht nicht so aus, als würde er Sie verdächtigen. Sie sind lediglich Druckmittel.“ „Aber nur Abteilungsleiter haben den Zugang zu besagtem Tresor und…“ „Übertreiben Sie nicht.“ Interessiert betrachtete sich Charlie ein Poster. „Das kann Ihnen doch ganz egal sein. Tun Sie einfach so, als würden sie recherchieren. Mein Gott, was sollen Sie schon herausfinden? Und um das Geld weinen Sie nicht. Sie haben genug von mir erhalten.“ „Herr Bankroft! Sie haben gesagt, Kaiba würde völlig mittellos sein!“ „Und?“ Charlie betastete die Oberfläche des Posters. „Was soll er denn unternehmen? Kaiba ist nicht dumm, das ist nichts Neues. Aber der Plan, ich bitte Sie“, seufzend schüttelte er den Kopf, „den habe ich entworfen, was heißen soll, dass er nicht schiefgehen kann. Und jetzt stören Sie mich nicht in meiner rosigen Freizeit. Ich halte Kaiba nicht für einen so boshaften Denker, dass er Sie verdächtigen würde.“ „Vielleicht existiert ein Zweithandy“, Kaiba rieb sich das Kinn, „hoffentlich ein Vertragshandy. Wenn dem nicht so ist, suche nach hohen Beträgen, die vom Konto abgehoben wurden oder nach Rechnungen von Telefonläden. Ich will ausnahmslos alles über ihn erfahren.“ „Alles klar.“ Alfons schien das nicht sonderlich zu beeindrucken; in der Leitung klickte ein Feuerzeug. „Dann mal her mit dem Namen.“ Kaiba presste die Lippen aufeinander, warf einen knappen Blick zu den Unterlagen und den Notizen, die eilig auf ein kariertes Blatt geschrieben worden waren. Unter einem tiefen Luftholen rieb er sich die Augen, straffte die Schultern und fuhr sich mit der Hand über den Mund. „Mosune Soriama.“ „Mosune… So…“, das laute Kratzen eines kaputten Kulis war im Hintergrund zu hören. „Dann spionieren wir dich mal aus.“ „Den anderen Verdächtigen übernehme ich.“ Kaiba räusperte sich. „Wir bleiben in Kontakt; alle Unterlagen schickst du mir unverzüglich zu.“ Langsam löste Kaiba die Hände von der Tastatur; seine blauen Augen schweiften verstohlen zur Seite. „Alfons.“ „Jupp?“ „Ich habe es überaus eilig.“ ~*to be continued*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)