Reality von abgemeldet (Harry x Draco (das 5. Kapi ist on)) ================================================================================ Kapitel 4: Lauf nicht weg ------------------------- Hallo? *vorsichtig um die Ecke schau* Ich trau mich schon gar nicht mehr hier aufzukreuzen, das letzte Update ist ja schließlich schon fast drei Monate her! *schock* Es tut mir ganz dolle Leid, ehrlich! Wollte euch nicht so lange warten lassen. Hatte ein etwas größeres Problem mit dem weiteren Verlauf der Geschichte. Das Kapitel ist jetzt anders, als ich es geplant hatte und eher nachdenklich, aber ich verspreche, dass es bald wieder etwas witziger wird. Knutschies Eure Willow Beta: DiamondOfOcean ******* R e a l i t y ~ Kapitel 4 ~ Der Slytherin schloss seine Augen. Seine Befürchtungen schienen immer mehr Form anzunehmen. Ihre Situation wurde immer absurder. Der Harry und der Draco aus dem Buch fehlten, seitdem sie beide hier angekommen waren. Komisch, oder? So unvorstellbar wie es auch war, Draco sah einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen beim Druck des Buches und ihres "Unfalles" und diesen hatte er Harry gestern Abend schon näher gebracht. Das konnte einfach alles kein Zufall mehr sein. Langsam legte er die Zeitung beiseite und hob seinen Kopf. "Potter, weißt du noch, was ich gestern Abend vorm Einschlafen zu dir sagte?", begann er schließlich. Er stockte. Potter saß nicht mehr an seinem Platz. "Mist, verdammter!", rief Draco aus und pfefferte seine Serviette auf sein Rührei. Er schnappte sich die Zeitung und lief aus dem Frühstücksraum. Wo Harry wohl so schnell hinwollte? Vorne an der Rezeption stand der Portier und polierte ein paar rostige Schlüsselanhänger. Schnellen Schrittes ging Draco zielstrebig auf ihn zu. "Ist hier gerade eben Mister Evans lang gekommen?", fragte er ohne Umschweife. Harry und Draco hatten mit dem Namen "Evans" eingecheckt um damit etwaige komische Blicke vorzubeugen. Wie würde es schon aussehen, wenn ein gewisser Harry Potter und ein Draco Malfoy in einem Hotel einchecken würden und dabei auch noch den Bücherfiguren so sehr ähnelten? Der Mann hinter der Rezeption setzte sein gekünsteltes Lächeln auf und warf sich in die Brust. "Oh ja, der junge Mann ist gerade eben hier vorbei gekommen. Er schien es sehr eilig zu haben und hat das Hotel verlassen." "Sagte er, wo er hingehen wollte?", fragte Draco mit besorgter Stimme weiter und schaute nervös durch die große Glastür auf den Bürgersteig, in der Hoffnung, Harry dort vielleicht doch noch zu sehen. "Nein, Sir. Er hat sich nicht bei mir abgemeldet." Ohne weitere Zeit zu verlieren, stürmte Draco aus der Empfangshalle nach draußen. Dort drehte er sich um seine eigene Achse. Viele Menschen liefen an ihm vorbei, einige rempelten ihn an und maulten, er solle gefälligst nicht im Weg stehen bleiben. "HARRY!!!" Niemand antworte auf Dracos Ruf und so stand er ziemlich verlassen und ratlos auf der Straße. Ein Fahrradfahrer klingelte ihn wütend an, worauf Draco erschrocken im letzten Moment zur Seite wich. Noch immer hielt er die Zeitung in der Hand. Seine Finger verkrampften sich um das Papier und er schloß seine Augen für einen kurzen Moment, um seine Wut zu unterdrücken. Wie konnte Harry jetzt nur so dumm sein und einfach abhauen? Dieser blöde Gryffindor und seine Gefühlsausbrüche. Sie saßen hier doch schließlich gemeinsam fest. Sie wollten doch zusammen zur Winkelgasse gehen. Oh. Winkelgasse. Draco klemmte sich die Zeitung unter seinen Arm und marschierte los. Ohne einen Plan zu haben, wo genau er sich befand oder wo auch immer die Winkelgasse sein könnte, bahnte er sich seinen Weg durch die Menschen. Er, als Malfoy, war noch nie auf herkömmliche Weise zur Winkelgasse, zum Ministerium oder zu St. Mungos gereist. Seine Eltern zogen es vor zu flohen oder einen Portschlüssel zu benutzen. ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ Gehetzt rannte Harry durch die engen Straßen der Innenstadt Londons. Er legte ein eisernes Tempo an den Tag und hielt kein einziges Mal an. In seinem Kopf drehte sich alles, seine Umwelt bekam er nicht wirklich mit. Immer wieder sah er den Zeitungsartikel vor seinen Augen. Auch wenn er manchmal etwas länger als die anderen brauchte, um etwas zu durchschauen, er war trotzdem nicht blöd. Ebenso hallten Dracos Worte von gestern in seinem Kopf nach. Es durfte einfach nicht möglich sein. Er hatte dem anderen gestern zugehört und versucht, ihn zu beruhigen, hatte seine Theorie aber als Wahnvorstellung abgetan. Harry wusste nicht, was er machen würde, wenn sich herausstellte, dass er Recht hatte. Aber leider deutete im Moment alles darauf hin. Eine Kälte legte sich um sein Innerstes und obwohl er von dem schnellen Rennen durchgeschwitzt war, fröstelte er. Der Schwarzhaarige war auf dem Weg zur Winkelgasse oder zumindest versuchte er, diese zu finden. Er konnte einfach nicht länger warten. Nachdem er von den leeren Seiten des Buches gelesen hatte, brannten in ihm sämtliche Sicherungen durch und er musste so schnell wie möglich los, um nach dem letzten Ausweg zu suchen, der ihnen noch blieb. Er versuchte, sich daran zu erinnern, wie er vor einigen Jahren mit Hagrid zur Winkelgasse gelangt war. Harry konzentrierte sich auf die Gebäude um ihn herum und suchte nach dem kleinsten Detail, das ihm bekannt vorkam. Das Lokal, an dem er gerade eben vorbeirannte, schien ihm sehr bekannt und er überlegte, ob er heute nicht schon einmal hier vorbei gekommen war. Harry stutzte kurz und bog schnell in die nächste Seitenstraße rechts ein. Er wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, bestimmt schon ein, zwei Stunden, doch nichts deutete in irgendeiner Weise auf die Winkelgasse hin. London war groß und er kannte sich ehrlich gesagt kein Stück hier aus. Vielleicht, wenn er die Haltestelle finden würde, an der sie ausgestiegen waren. Der Gryffindor schien der Verzweiflung nahe zu sein. Die Mittagssonne stand schon hoch über ihm, als Harry sich an einer Hausmauer abstützte und kurz verschnaufte. Sein Atem war beschleunigt, schließlich irrte er seit geraumer Zeit im Eiltempo durch die Stadt. Seine Stirn legte sich in Falten, während er die Straße nach einem Hinweis absuchte. Sein Gesicht erhellte sich merklich, als ihm weiter hinten etwas ins Auge fiel. Die Gegend war sehr schäbig, doch das schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Endlich hatte er das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Er durchquerte die wuselnde Menschenmenge, stieß hier und da an, aber er hatte nur Augen für die alte abgewetzte Tür, die zum tropfenden Kessel führte. Stocksteif steuerte er auf diese zu. Sein Herz pumpte schneller als jemals zuvor. Vorsichtig legte er seine schwitzige Hand um den messingfarbenen Knopf und drückte die schwere Tür, von der schon etwas Farblack abbröckelte, auf. Innen war es sehr dunkel. Im ersten Moment konnte er nichts erkennen. Die Luft war Staub gefüllt und roch äußerst muffig. Nach einiger Zeit drang ein wenig Licht von den kleinen Fenstern der gegenüberliegenden Seite, vor denen dicke Vorhänge hingen, an seine Augen. Er befand sich sehr wohl in einem Lokal, es waren die Räumlichkeiten des tropfenden Kessels, jedoch schien hier schon seit Jahren kein Betrieb mehr gewesen zu sein. Stühle waren kopfüber auf die Tische gestellt, eine zentimeterdicke Staubschicht bedeckte diese und den Fußboden. Dichte Spinnweben zogen sich von einer Lampe zur nächsten. Ein alter Spielautomat stand hinten in der Ecke. Die bunte Glasscheibe war eingeschlagen. Anscheinend hatte da jemand dringend Geld gebraucht. Harry bahnte sich seinen Weg durch den Raum. Mit jedem Schritt hinterließ er Fußspuren in der Staubdecke des Bodens. Seine Stapfen zogen sich entlang der Theke. Mit dem Finger strich er über sie und ein schmaler Streifen dunklen Holzes kam zum Vorschein. Sein Blick durchflog den Raum und allmählich legte sich Verzweiflung über ihn. Er atmete tief ein, was in einem erstickten Husten, bedingt durch den hohen Staubanteil in der Luft, endete. Mit vor den Mund gepresster Hand strauchelte er in Richtung Hinterausgang. Zwischen den umgekippten Mülltonnen in dem kleinen Hinterhof ließ er sich gegen die steinerne Wand fallen. Seine letzte Hoffnung verrauchte in seinem Kopf und ließ nur noch die bittere Wahrheit übrig. Es gab weder den tropfenden Kessel, noch befand sich die Winkelgasse hinter der Steinmauer, die sich gegen seinen Rücken drückte. In diesem Schuppen hier war niemals der tropfende Kessel gewesen. Die vielen kaputten elektrischen Geräte waren der beste Beweis dafür, dass dem nicht so war. Es würde kein fahrender Ritter kommen, um ihn und Malfoy abzuholen, genauso wenig würden sie sonst irgendeinen Teil der Zauberwelt finden, denn die schien es hier nicht zu geben. All das, was er jemals gehabt hatte, für das er gekämpft hatte, seine Freunde, sein Zuhause, war nur noch der Inhalt eines Kinderbuches, hier in dieser komischen, für ihn so fremden Welt. ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ Währenddessen irrte Draco noch immer durch London. Er wusste nicht, wo er war, doch er suchte weiter, denn zurück zum Hotel hätte er sowieso nicht mehr gefunden. Seine Seiten schmerzten bereits, doch er biss die Zähne zusammen. Oft glaubte er, die strubbeligen schwarzen Haare in der Menschenmenge ausmachen zu können, doch meist entpuppte sich die dazu gehörige Person als irgendein Passant. Die Leute schauten ihm nach, wenn er an ihnen vorbeifegte, doch es interessierte ihn nicht. Er musste Harry finden, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Der Gryffindor war so plötzlich verschwunden... Draco machte sich Sorgen. Der andere würde doch nicht unüberlegt handeln und irgendetwas Dummes machen, oder? Draco schnaubte. Unüberlegtes Handeln war ein hervorstechendes Merkmal des Goldjungen. Eine Frau empörte sich lautstark, nachdem er unabsichtlich gegen sie gestoßen und ihr damit die Taschen aus der Hand gerissen hatte. Der Inhalt dessen verteilte sich auf dem Boden. Die alte Dame stemmte ihre Hände in die Hüften und blickte Draco sauer an. Mit schmerzverzerrtem Gesicht bückte sie sich und sammelte ihr Eingekauftes ein, während sie die unverschämte Jugend von heute beschimpfte. Draco sah zurück zu der alten Dame. Er hielt inne, bis er schlussendlich kehrtmachte und sich neben die Frau kniete. Er wusste nicht einmal, ob er überhaupt im richtigen Viertel nach Harry suchte, es war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen und er kurz vorm Verzweifeln. Also konnte er ruhig der Dame helfen und nebenbei noch zu etwas Luft kommen nach dem ganzen Gerenne. Die Frau murmelte mürrisch weiter vor sich hin, was sich anhörte wie: "Rennen einen um, entschuldigen sich nicht einmal..." Der Slytherin hob die letzte Orange vom Boden auf und legte sie der Frau in ihre Tasche. Erst jetzt blickte sie zu ihm herüber. "Na, scheint so, als ob es doch noch Ausnahmen gäbe. Das ist sehr freundlich von Ihnen, junger Mann." Sie quälte sich wieder hoch und bog ihren Rücken durch. "Sie glauben gar nicht, was ich jeden Tag hier mitmache. Wissen Sie, ich lebe alleine. Der Haushalt macht sich nicht von selber und ich bin auch nicht mehr die Jüngste. Aber diese ungehobelte Jugend von heute... Meinen Sie, die würden einem freiwillig einen Platz im Bus anbieten? Und das mit meiner Bandscheibe, lag damit bis vor kurzem noch im Krankenhaus..." Draco nickte, versuchte dazwischenzukommen, da er wieder weiter wollte, nur leider plapperte die Dame mit Elan weiter. "Diese jungen Rotzlöffel, also wirklich! Das war jetzt schon das zweite Mal, dass mich jemand umgerannt hatte und das innerhalb von zehn Minuten. Und wie die rumlaufen, anscheinend ist es den jungen Leuten mittlerweile egal, wie sie auf dem Kopf aussehen. Dieser Junge von eben sah so aus, als ob er geradewegs aus dem Bett käme. Also früher hätte es sowas nicht gegeben", entrüstete sie sich und dachte daran, wie akkurat der Scheitel ihres Mannes immer gesessen hatte. Schon fast bei dem Entschluss angelangt, die Frau einfach dort stehen zu lassen und weiterzugehen, hörte Draco hell auf. Junger Mann? Schlechte Frisur? Konnte es sein? "Ma'am? Sie sagten gerade, ein junger Mann mit wirr aussehenden Haaren hätte sie umgerannt?" "Ja, ja, gerade eben, der hat sich nicht einmal umgedreht und ist einfach weiter gerannt. Die Leute haben heutzutage ja auch nie Zeit, sind immer in Eile..." "Ähm, Ma'am..." "Alles ist mittlerweile eine Hetze, niemand hat mehr Zeit für den anderen..." "MA'AM! War dieser junge Mann schwarzhaarig, trug er ein weißes Hemd und eine Brille?" "Ja, ja, genau so hat er ausgesehen, aber..." "Können Sie mir sagen, in welche Richtung er gerannt ist?" "Nun ja, er ist in die Seitengasse direkt da vorne hinter dem Gemüsehändler eingebogen. An Ihrer Stelle würde ich dort aber nicht hingehen. Ganz schäbige Gegend, sage ich Ihnen, da treffen sich Leute, denen ich nachts lieber nicht begegnen möchte", flüsterte die Dame hinter vorgehaltener Hand. Draco wirbelte herum, bekam ein gehetztes "Danke, Ma'am, auf Wiedersehen" zustande und sprintete in Richtung Gemüsehändler. Die Frau sah im Kopf schüttelnd nach, packte sich ihre Einkaufstasche und ging in entgegengesetzter Richtung die Straße entlang. ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ Harry saß noch immer auf dem kalten Boden des Hinterhofes und zermarterte sich seinen Kopf. Wie kam es dazu, dass sie hier landeten? Warum ausgerechnet er und Draco? Gab es überhaupt einen Weg zurück? Er merkte nicht, wie seine Augen brannten und sich schließlich die erste Träne bildete und seine Wange herunter lief. Die Hintertür zum Lokal wurde sanft aufgeschoben und zwei graue besorgte Augen spähten in den Hinterhof hinein. Dracos Herz machte einen Luftsprung, als er den Gryffindor sah, endlich hatte er ihn gefunden. Langsam ging er auf die am Boden sitzende Person zu, betrachte sie, sagte aber nichts. Noch nie hatte er den anderen weinen gesehen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Eine Weile stand er schweigend vor dem anderen. Anscheinend hatte Harry noch nicht einmal Dracos Ankunft bemerkt. Im Hintergrund hörte man nur das Brummen der vielen Autos der Großstadt Londons. Irgendwo in der Nähe rief eine Frau nach ihrem Kind. Schließlich durchbrach ein leiser Schluchzer Harrys ihr Schweigen. Draco ging in die Hocke und legte behutsam und vorsichtig seine Hand auf das aufgestellte Knie des Gryffindors. Er war nicht mehr sauer, dass dieser so plötzlich verschwunden war. Harry schreckte auf und bemerkte, dass Draco vor ihm kniete. Er legte seinen Kopf nach hinten an die Wand und fokussierte einen Punkt neben ihm auf dem Boden. "Gegen Basilisken zu kämpfen wäre jetzt okay...", flüsterte er dann irgendwann. "Meinetwegen soll mich eine Horde Dementoren oder ein Haufen Todesser angreifen..." Er schluckte, bevor er etwas lauter fortfuhr. "Von mir aus, dürfte sogar Voldemort um die nächste Ecke spazieren, damit ich ihn noch einmal erledigen kann... aber was soll ich denn jetzt bitteschön machen?" Harry sah auf und seine feuchten, großen grünen Augen brannten sich in Dracos. "Was machen wir denn jetzt?", wiederholte er verzweifelt. "Beruhige dich erst einmal ein wenig", versuchte Draco ihn zu beschwichtigen und streichelte dem Schwarzhaarigen sanft über sein Bein. Harry schnaubte, schubste die streichelnde Hand von sich und sprang auf seine Beine. "Wie kannst du da so ruhig bleiben? Ist dir überhaupt klar, was das für uns bedeutet? Kannst du mit der Vorstellung leben, dass dein gesamtes Leben nur eine Idee irgendeines Schriftstellers war? Und wie kommen wir überhaupt hierher? Was soll das Ganze? Hätten wir nicht einfach, wo wir doch nur blöde Buchcharaktere sind, dort bleiben können, wo wir hingehören? Wir hätten mit ruhigem Gewissen in unserer nicht realen Welt weiterleben können." Harry hatte sich immer mehr in Rage geredet und ging vor der Mauer auf und ab. Seine Hände hielt er verkrampft, während er zum Schluss mit seinem Fuß gegen eine der Mülltonnen donnerte, die laut krachend gegen die Wand flog. Draco zuckte zusammen und betrachtete den Schwarzhaarigen aus den Augenwinkeln. "Ja, Harry! Ja, du magst vielleicht Recht haben, wir sind vielleicht nur entstanden, weil jemand einmal eine Idee hatte, aber ich habe darüber nachgedacht. Schon seitdem wir in diesem Buchladen gewesen waren, hatte ich das Gefühl, dass es auf so etwas hinauslaufen würde. Frag mich nicht wieso. Und weißt du, was mein Ergebnis bei der ganzen Grübelei war? Wir leben doch, oder? Fühlst du dich etwa irreal? Also ich nicht. Ich habe zwar auch keine Ahnung, wie wir hierher gekommen sind, aber wir werden das schon schaffen, bei Merlin! Wir haben schon ganz andere Sachen durchgestanden." Harry hatte sich immer noch nicht beruhigt. Er konnte das alles nicht so einfach hinnehmen. Die Situation war einfach zu verquer. Er verstand nicht, warum Draco das alles so gelassen aufnahm. Also bitte, so etwas passierte doch nun wirklich nur in Filmen und Büchern... oh, welch eine Ironie! Er sah zu dem Slytherin herüber und bemerkte, dass dieser auf seiner Unterlippe kaute. Anscheinend lag ihm noch etwas auf der Seele. Harry sah ihn erwartungsvoll an und bedeutete ihm, dass er hören wollte, was Draco ihm zu sagen hatte. "Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich wirklich bestürzt darüber bin, hier gelandet zu sein." Der Blonde senkte seinen Blick und betrachtete seine Schuhe, während er sprach. "Ich meine, sieh es mal so: Ich bin der Sohn einer gefürchteten Todesserfamilie. Ich habe den dunklen Lord verraten, seine übrig gebliebenen Anhänger wollen mich am liebsten bei ihrer nächsten Grillparty haben - und zwar auf dem Grill. Ich will einfach meine Ruhe und ich möchte von vorne anfangen, Harry. Vielleicht ist das meine Chance." War das jetzt sein Ernst? Harry glaubte nicht, was er da hörte. "Dreimal darfst du raten, wer ebenfalls auf der Speisekarte steht", warf Harry mürrisch ein. "Hier werden wir auch erkannt, falls es dir noch nicht aufgefallen ist." Draco musste schmunzeln. "Ja, da hast du Recht, aber aus einem anderen Grund. Die Leute sehen vielleicht die Ähnlichkeiten, aber sie würden doch niemals darauf kommen, dass wir es wirklich sind. Vielleicht sollte ich mir eine neue Haarfarbe zulegen, ich wette, das bringt schon mal 'ne ganze Menge", scherzte Draco nun, um die Stimmung etwas zu entschärfen und den Gryffindor auf andere Gedanken zu bringen. "Mir ist nicht gerade nach Scherzen zumute", entgegnete Harry trocken. Doch trotzdem stellte er sich das Bild eines brünetten Dracos vor. "Blond ist schon deine Farbe, alles andere sähe lächerlich aus", lächelte er und sah zum Slytherin herüber. Sein Bild mit dem brünetten Draco veränderte sich, er stellte sich schwarze Haare vor, dann wechselte die Farbe zu einem knalligen Rot. Er verzog sein Gesicht, weil es absolut nicht zu ihm passen würde. Doch die roten Haare erinnerten ihn unwillkürlich an etwas anderes. Ron. Was passierte wohl, nachdem sie das Buch verlassen hatten? War es schon aufgefallen, dass er und Draco fehlten? Natürlich wäre es aufgefallen, schließlich saßen sie alle gerade zusammen im Tränkeunterricht, überlegte Harry. Laut den Nachrichten wiesen die letzten Kapitel seit ihrem Verschwinden nur noch leere Seiten auf. Harry machte sich auf einmal große Sorgen um seine Freunde. Was, wenn ihnen etwas zugestoßen war? Hatten sie vielleicht auch das Buch verlassen? Wo könnten sie sein? Oder waren sie auf einmal fort, genauso plötzlich wie die Buchstaben der letzten Kapitel? Draco konnte nur zu deutlich die plötzlichen Gefühlsregungen in den Augen des anderen sehen. Die pure Panik spiegelte sich in ihnen. Er ging ein paar Schritte auf Harry zu, der sofort zurückwich. Der Slytherin hatte gerade gehofft, den anderen etwas abgelenkt und ihn auf andere Gedanken gebracht zu haben, jetzt allerdings schien er aufgewühlter als zuvor. "Harry, hey, beruhige dich doch." Nochmals versuchte der Slytherin sich zu nähern und legte eine Hand auf Harrys Schulter, der sich mittlerweile weggedreht hatte. Draco konnte spüren, wie sehr der Körper unter seinen Fingern zitterte. "Was hast du denn auf einmal?" "Draco, was ist mit den anderen?" ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ * ~ Nach vielen beschwichtigenden Worten hatte Draco den Gryffindor dazu gebracht, mit ihm zurück zum Hotel zu gehen. Er konnte die Sorge über seine Freunde verstehen. Er selber machte sich auch Gedanken, denn auch er hatte einige Menschen, die ihm ans Herz gewachsen waren. Allerdings würde es ihnen nicht helfen, wenn sie jetzt den Kopf verlieren würden. Sie mussten sich zusammenreißen und einen klaren Kopf bewahren, das sah letztendlich auch Harry ein. Auf dem Weg zum Hotel sprachen sie nicht viel miteinander, aber die Stille zwischen ihnen war nicht bedrückend. Jeder hing seinen Gedanken nach. Draco fragte ab und zu Passanten nach dem richtigen Weg und zog den Gryffindor mit sich. Beim Abendessen einigten sie sich darauf, morgen die Sache logisch anzugehen und sich einen Plan zu überlegen. Sie beide waren von den Nachrichten und dem Umhergerenne ziemlich geschafft. Wer weiß, vielleicht kam ihnen ja morgen die zündende Idee. Hier lagen sie nun. Draco hielt den Gryffindor fest in seinen Armen. Das Doppelbett hätte genügend Platz für sie beide geboten, sodass sie mit ausgestreckten Armen nebeneinander hätten liegen können, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen. Aber Draco wollte Harry in diesem Moment einfach nur nahe und für ihn da sein. Er wollte, dass Harry wusste, dass er es sein würde, wie ein echter Freund. Waren sie Freunde? Er wusste nicht, woher dieses Gefühl kam, aber er spürte den Wunsch in sich, den Gryffindor beschützen zu wollen. Er bettete seinen Kopf neben den anderen auf das Kopfkissen. Harrys Haarspitzen kitzelten sein Gesicht, aber es war ihm egal. Tief atmete er den beruhigenden Duft des anderen Jungen ein und genoss die Wärme des Körpers neben sich. Langsam driftete er in einen Dämmerzustand über. Egal, was der morgige Tag auch immer bringen würde, sie würden es schon irgendwie schaffen. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)