Nightmare in Heaven von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Run away my Darling! ------------------------------- Kapitel 1 Ein herzhaftes Gähnen war in der Straße zu hören und Kyo schlurfte missmutig durch den kalten Regen. Er fröstelte leicht, denn er hatte nicht viel mehr als einen durchnässten Wollpulli und zerrissene Jeans an. Eigentlich besaß er gar nichts - keine anderen Klamotten zum wechseln oder gar ein zu Hause, denn er lebte schon über eine Woche auf der Straße, weil er es zu Hause nicht mehr ausgehalten hatte und schließlich ins Nichts geflüchtet war. Dennoch war es besser als in der ewigen Hölle zu leben. Die Straße war eigentlich eine gute Alternative gewesen, da er frei war. Niemand konnte ihm sagen, wann er wieder zu Hause sein sollte, was er tun sollte, wohin er gehen durfte und wohin nicht. Hier war er frei von seinen Eltern und allen Verpflichtungen. Die Schule konnte ihm egal sein. Er schwänzte fast jeden Tag - warum sollte er also noch hin gehen? Das einzige was ihm fehlte war die Wärme. Eine schöne weiche Decke, in die er sich einkuscheln und endlich wieder friedlich schlafen konnte. Bei diesem Gedanken schlich ihm ein Lächeln auf die zitterten Lippen. Aber das konnte ihm nun auch egal sein, denn jetzt brauchte er erst einmal einen Unterschlupf. Im Regen schlief es sich nun mal nicht gut und es schien auch nicht auf hören zu wollen, eher immer stärker zu werden. Der sternenklare Himmel von eben war nur noch Geschichte, denn alles wurde durch dicke, schwarze Wolken bedeckt und schien die Nacht noch dunkler werden zu lassen. Nicht einmal der Licht spendende Mond kam zum Vorschein. Wahrscheinlich, wenn er Glück hatte, würde es auch noch zu gewittern beginnen und kaum hatte er diesen Gedanken zu ende gedacht, donnerte es. "Na super...", murmelte er in sich hinein. Kurz blieb er stehen, schaute ratlos umher und umklammerte sich nun noch fester, um sich eigene Wärme zu schenken. Ein verzweifelter Seufzer entwich seinen Lippen und schnell rannte er geradeaus. Irgendwohin, egal wo, Hauptsache nicht die ganze Zeit dumm rum stehen und durch die Gegend gaffen. Sein Weg führte auf eine abseits gelegene Straße, die ihn in endlose Schwärze blicken ließ, da die Straßenlaternen mit der Zeit immer weniger geworden waren. Konnte es denn noch schlimmer kommen? Resignierend rollte er mit den Augen und ging trotzdem voran, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend. Seine Haare klebten ihm derweil wirr im Gesicht und die dicken Wassertropfen verschleierten ihm die magere Sicht. Tränen drängten sich in die großen braunen Augen des Blonden. Was war denn jetzt kaputt? Irgendwie fühlte er sich hilflos und alleine. Den sich bildenden Kloß in seinem Hals hatte er nicht mehr unterdrücken können und so vermischten sich die heißen Tränen mit den kalten Regentropfen. Trotzig schlurfte er weiter, irgendwo musste es doch etwas geben und ihm fiel auf, dass er gerade auf eine Brücke zusteuerte. Noch mehr Glück bitte, flehte er mit ironischen Gedanken und rannte auf die kleine Treppe am Rande der Brücke zu. Erleichtert endlich im Trockenen zu sein, sank er auf den Boden und atmete tief durch. So konnte es mit ihm nicht weitergehen. Wieder ein lauter Donner und nach wenigen Sekunden der dazu gehörige Blitz. Gewitter bei Nacht hatten ihn schon immer fasziniert und er fand die violett, gelben Blitze einfach nur klasse. Doch jetzt selber in eines dieser Naturschauspiele, unter freiem Himmel, zu sein machte ihm mulmig zu mute. "Du musst stark sein Kyo... sei kein Weichei!", knurrte er vor sich hin und zog die Beine dicht an den bibbernden Körper. Erschöpft und von dem ganzen Umherirren in dieser Gegend schlang er die Arme um die Knie und bettete seinen Kopf darauf. Ohne Orientierungssinn hatte das wenig Sinn. /Fuck it!/ Müde schloss er die Augen, versuchte endlich, mehr oder weniger, erholsamen Schlaf zu finden. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich seinen Kopf frei von jeglichen Gedanken bekommen hatte und in einen unruhigen Schlaf fiel. ~ Grelle Sonnenstrahlen beförderten ihn sanft zurück in die Realität und mit knurrendem Magen blinzelte er sich den Schlaf aus den Braunen. Müde rieb er sich die Augen und setzte sich auf, als ein schmerzhafter Stich seinen Nacken durchzog. "Auch das noch...", murrte er verärgert zu sich selbst und begann zaghaft die schmerzende Stelle zu massieren. Also wenn er diese grässlichen Schmerzen jetzt nach jedem Aufstehen hatte, konnte er sich ja gleich vor einen Zug werfen. Seine Augen funkelten bei diesem, eigentlich nicht ernst gemeintem, Gedanken grinsend auf und er fuhr sich gähnend durch die, immer noch leicht feuchten, Haare. Ein Glück, dass er keinen Spiegel dabei hatte, denn er musste wirklich schrecklich aussehen. Das Glas wäre bei seinem pennerhaften Aussehen sofort in Tausende Einzelteile zersprungen. Wieder meldete sich sein Magen mit einem lauten Brummeln. "Halt die Fresse!", motzte er seinen Bauch an und leckte sich hungrig über die Lippen. "Ich weiß selber dass ich Hunger habe..." Perfekter konnte sein Tag doch gar nicht mehr werden! Langsam versuchte er sich aufzurappeln und streckte sich, um die verspannten Muskeln ein bisschen zu lockern, was eigentlich nur noch mehr Schmerzen verursachte. Grummelnd fasste er sich wieder in den Nacken und machte sich daran die kleine Treppe hoch zu steigen, um überhaupt mal zu gucken wo er gestern Nacht gelandet war. Die Straßen waren noch nass, also musste sich die Sonne gerade erst rausgekämpft haben, stellte er Schulter zuckend fest. Ob Regen oder Sonne, seine Sachen waren sowieso noch feucht und erkälten würde er sich ohnehin. Auch wenn die Sonnenstrahlen eher schwach auf die Erde hinab strahlten und nicht gerade viel Wärme bereiteten, musste Kyo zugeben, das es wohl doch besser als Regen war. Immerhin hatte er so eine Chance darauf diesen Tag noch trocken zu werden! Schmunzelnd trottete er in irgendeine Richtung, denn wenn er noch länger dumm rum gestanden hätte, wäre er vor Hunger tot umgekippt. So konnte er sich ablenken und losgehen - ziellos irgendwohin schlurfen und nicht ans Essen denken. Doch das misslang im gänzlich und mit schlechter Laune, warf er den fröhlich schauenden Menschen einen tödlichen Blick zu. Mit trockenem Hals ließ sich der Blonde auf eine der Bänke nieder und seufzte ärgerlich auf. Seinen Rucksack, den er extra noch bereitgestellt hatte mit dem Nötigsten, sprich zu essen und zu trinken, Decke und Wechselklamotten, hatte er zu Hause versehentlich liegen gelassen. Sein Vater schien ihn noch aufhalten zu wollen und ohne noch an diesen ollen Rucksack zu denken, den er jetzt wirklich nötig hatte, war er davon gelaufen. Erst wenig später hatte er bemerkt, dass er diesen liegen gelassen hatte und ärgerte sich tot darüber. Aber zurückgehen und ihn holen war so gut wie unmöglich, denn sein Vater hätte ihn Windelweich geprügelt. Mit finsterem Blick starrte er in der Gegend umher und fixierte nachdenklicheinen kleinen Supermarkt. Rein theoretisch, begann er zu denken, schüttelte diesen absurden Gedanken jedoch schnell wieder von sich und versuchte woanders hin zu gucken. Wieder und wieder richtete sich sein Blick auf den Supermarkt. Was sollte ihm schon großartig passieren? Selbst die größten Vollidioten schafften es doch immer wieder irgendetwas mitgehen zu lassen, warum also nicht er? Lieber verhungern, klauen oder erwischt werden. Die beiden letzteren hatten was Gutes. Würde er erwischt werden, landete er sehr wahrscheinlich bei der Polizei. Dann würde man ihn dort einsperren und er würde auch etwas zu futtern bekommen. Noch dazu hätte er ein Dach über den Kopf und bekäme frische Klamotten, auch wenn es eher Sträflingsklamotten waren, trotzdem. Und wenn er klaute hatte er auch etwas zu essen und würde nicht verhungernd in irgendeiner Gasse krepieren. "Was soll's!" Unauffällig betrat der Kleine den Laden und schaute sich erst einmal unsicher um. Hoffentlich merkte man ihm seine Unsicherheit nicht an. /Egal scheiß drauf!/ Schoss es ihm durch den Kopf und zielstrebig steuerte er eines der Lebensmittelregale an und überlegte. Was sollte er überhaupt mitgehen lassen? Von Süßkram konnte man doch nicht satt werden und andere Lebensmittel hätte er erst zubereiten müssen und dafür hatte er ja Nichts. Also entschied er sich doch lieber für die Süßigkeiten und packte nach einer Tüte Chips, hielt sie erst zögernd in der Hand, blickte sich noch einmal um und schob sie sich unter den Pulli. Niemand schien es gesehen zu haben. Froh die erste Hürde gemeistert zu haben griff er nach der nächsten Tüte und verstaute sie irgendwie in der Hosentasche. So ging das von Regal, zu Regal immer weiter und das Gefühl überhaupt nicht dabei gesehen zu werden, übernahm die Oberhand und er steckte sich immer mehr unter die Klamotten, war sogar so dreist gewesen und hatte sich etwas in die Schuhe gesteckt! Als er sich dem Ausgang näherte ging sein Atem schneller und sein Herz raste. Angst stieg in ihm auf, doch immer noch fixierte er sein Ziel und ging schnell voran. Erleichterung stieg schon in ihm auf, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. "Na, na! Nicht so schnell Freundchen!" Geschockt weiteten sich seine Augen und Kyo blieb wie angewurzelt stehen, regte sich kein bisschen, als er unsanft umgedreht wurde und von einem älteren, böse dreinblickenden Mann gemustert wurde. Dieser hatte schon im nächsten Moment provokant die Hände in die Hüfte gestützt. "Was... was denn?", nuschelte Kyo unverständlich, versuchte noch auf unschuldig zu tun, doch der Mann hatte ihm bereits eine der Tüten aus den Taschen gezogen. "Und was ist das hier?", fragte er gespielt verwundert und durchlöcherte den Blonden mit einem sträflichen Blick. /Na toll.../ "Ähm... Gummibärchen?", gab er patzig zur Antwort und zuckte ängstlich zusammen. Sofort wurde er bei den Schultern gepackt und der ältere Herr schob Kyo voran in irgendeines der Privatzimmer. Mulmig zumute wurde er in einen der Stühle gedrückt und der Mann ging zum Telefon, wählte hastig die Nummer von der Polizei und schielte immer noch böse zu dem Kleinen. Als wenn er noch weglaufen würde. Wenige Minuten später kamen auch schon die netten Herren in Grün hereinspaziert und machten einen auf ganz freundlich und verständnisvoll, hörten dem Ladenbesitzer zu und besahen sich dann Kyo mit einem gespielt mitleidigem Blick. "Das diese Rotzbengel auch immer bei mir klauen müssen!", beschwerte sich der Herr aufgeregt und warf Kyo einen vernichtenden Blick zu. Er war wohl nicht der Erste der erwischt wurde. Die Drei Männer plauderten noch ein Weilchen, dann legten sie Kyo die Handschellen an und führten ihn raus zu dem Streifenwagen. Aller Augen auf ihn gerichtet, warf er den umstehenden Leuten einen vernichtenden Blick zu. /Habt ihr noch nie jemanden mit Handschellen gesehen?/ "Wie ist dein Name?" "Kyo." "Und weiter?", fragte der Beamte genervt. Musste man den Jugendlichen auch immer alles aus der Nase ziehen? Keine Antwort. Wenn er hier seinen richtigen Namen sagte, würden sie bestimmt raus finden, dass er der vermisste Junge war. Denn er war sich auch sicher, dass seine Mutter ihn bei der Polizei als vermisst gemeldet hatte. Stur blickte er auf irgendeinen Punkt und starrte riesige Krater in die Luft. "Hallo? Wir wollen deinen Namen wissen! Machs uns doch nicht so schwer Junge!", zischte ihn der Herr in Grün an. Kyo schmunzelte. /Der sieht echt aus wie ein Gorilla... Kyo! Verdammt... Kami... ich krieg den Gedanken nicht mehr los.../ Ein unterdrücktes Kichern, als er sich den stämmigen Mann im wahrsten Sinne des Wortes als Gorilla vorstellte, mit dieser grässlich grünen Uniform, die bei dem fetten Körper bald aus allen Nähten platzte. Ein böser Blick des anderen. /Denk dir einfach was.../ "Kyo Kono." "Adresse." "Weiß nicht mehr..." "Na super... so wird das nichts. Hast du Eltern?" Kyo schüttelte energisch den Kopf. Für ihn waren sie so gut wie gestorben, denn er wollte nie wieder dorthin! ~ Kyo wurde in ein Jugendheim gesteckt, einmal aus dem Grund, weil er wohl keine Eltern hatte und um da, mehr oder weniger, seine gerechte Strafe ab zu sitzen. Irgendwie erleichterte es ihn. Er hätte dann wenigstens für diese Zeit ein zu Hause, auch wenn es eher ein Gefängnis war. ~ Die Beamten erklärten ihm kurz, was er zu tun hatte und schickten ihn dann zu der Rezeption. Kyo sah nach hinten, wie sich die Männer bereits wieder auf den Weg nach draußen machten und er seufzte laut. Nervös tippelte er hin und her, beobachtete misstrauisch die anderen Jugendlichen in der großen Halle und ein erstickendes Gefühl machte sich in ihm breit. Ob er sich wirklich darüber freute? Eher unfreundlich wurde er von der Dame am Eingang begrüßt. Sogleich sprach sie an, welches Zimmer er beziehen würde, doch Kyo kam kaum mehr mit, da die Frau viel zu schnell alles herunter leierte. Als sie bei ihm nachhakte, ob er auch alles mitbekommen hatte, nickte Kyo ausdruckslos und versuchte die vielen Informationen in seinem Kopf zu ordnen. Letztendlich führte sie ihn in die zweite Etage, zog dort eine schwere Türe auf und zeigte auf das gegenüberliegende Zimmer. Irgendwie kam es ihm hier so vor wie im Kinderheim. Nicht wie im Gefängnis und schon mal gar nicht bestrafend! Was war hier denn bitteschön Strafe? Man bekam ein Zimmer, lebte im Warmem, bekam zu essen und durfte, wie er verstanden hatte, zu bestimmten Zeiten den Raum verlassen und sich in einem Gemeinschaftsraum mit anderen aufhalten. Eigentlich ziemlich harmlos. Na ja Ladendiebstahl war ja auch eher, harmlos'. Die Frau eilte wieder an Kyo vorbei zog mit einem genervten Blick die Zimmertür auf und man hörte schon, dass laute Musik rausdröhnte, sobald die Türe auch nur einen Millimeter aufgemacht wurde. Ansonsten schien sie schalldicht zu sein, denn man hörte nichts von draußen, was drinnen los war. Schon eher unheimlich, wer weiß was für Leute mit ihm in einem Zimmer waren und was diese mit ihm anstellen würden? "Daisuke! Mach die Musik leiser!", schrie die Dame aus Leibeskräften und warf der Person in dem Raum einen vernichtenden Blick zu. Gereizt besah sie Kyo winkte ihn zu sich und schob ihn in den kleinen Raum, der zwei Betten und zwei Schränke beinhaltete, ansonsten war noch ein Tisch mit Stühlen drinnen. Man konnte eindeutig erkennen, dass dieses Zimmer keineswegs unbewohnt war. Ein Rothaariger Junger zeigte der Frau den Mittelfinger und nuschelte so etwas, wie "Alte Schrulle...", wendete sich dann wieder der Tür zu, nachdem er die Musik abgestellt hatte und erblickte Kyo, der nervös zu Boden sah. "Hier wirst du wohnen! Das ist dein Mitbewohner Daisuke Andou und Daisuke, das ist Kyo! Mach ihm bloß nicht die Hölle heiß, ich warne dich! Wir haben kein anderes Zimmer mehr frei, also bitte beherrsch dich!" /Wie bitte??? Mach ihm bloß nicht die Hölle heiß? Was geht denn hier ab... oh Kami... das hab ich mir dann doch anders vorgestellt.../ Zaghaft schaute er auf und musterte den rothaarigen Jungen auf dem Bett misstrauisch, der gleichgültig mit den Achseln zuckte. Die Tür wurde geschlossen und nun stand der Blonde inmitten des Raumes und sah sich hilflos um, trottete aber dann auf das leere Bett zu und setzte sich. Sachen hatte er schließlich keine die er hier hätte auspacken können. Irgendwie gefiel ihm sein Zimmergenosse nicht und besonders freundlich schien dieser wohl auch nicht zu sein. Stur versuchte er den anderen zu ignorieren und das Beste daraus zu machen. Daisuke schien auch nicht gerade begeistert zu sein und blitzte böse zu seinem neuen Genossen hinüber, beobachtete jede geringste Bewegung der zierlichen Person und hegte jetzt schon Pläne auch diesen wieder los zu werden... ~tbc~ Würde mich über ein Feedback freuen, wie es euch gefallen hat und bitte auch Kritik ... sonst lern ich doch nie dazu! x3~ *knüll* [edit: 26.02.06 *Kapitel überarbeitet] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)