And I would gladly hit the road... von Schreiberliene (An unlucky australian Lovestory?) ================================================================================ Kapitel 2: In Darkness he is all I see -------------------------------------- Genervt und äußerst nervös bog seine Mutter in die nächste Straße ein, die sie hoffentlich endlich zum Flughafen bringen würde und hätte dabei fast eine Katze überfahren. Das arme Tier konnte sich nur mit einem waghalsigen Sprung in die Böschung retten und fauchte dem tarnfarbenen Geländewagen noch lange hinterher. Dieser nahm aber kaum Notiz von ihr, sondern brauste in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf den Parkplatz des Flughafens. Sofort sprangen Mutter und Sohn heraus und hetzten in das große Gebäude. "Mensch Mum, warum musstest du denn bitte sooo lange brauchen?" Schnaubend hetzte seine Erzeugerin neben ihm her. "Junge, sei nicht so frech - du sollst deine Eltern ehren, vergiss das nicht! Außerdem kann ich nichts dafür, dass unser Reifen platzt..." Jack lag eine Bemerkung über den Fahrstil auf den Lippen, doch rechtzeitig fiel ihm ein, das ER den Ersatzreifen verschludert hatte und so suchte er nur fieberhaft nach einem Finnen, der so aussah, als würde er seit mehr als drei Stunden auf jemanden warten. Vergeblich. Beunruhigt sahen die Beiden sich um, suchten in den verschieden Shops, an der Information, in den Cafés und wünschten sich, sie hätten das Foto, das man ihnen geschickt hatte, dabei oder zumindest einmal angesehen. Aber auch das war sinnlos. Schließlich gingen sie wieder zurück zu der Information und fragten besorgt nach - das wäre ja was, wenn sie ihren Finnen gleich am ersten Tag verlieren würden. "Entschuldigen sie, ich suche jemanden. Wir hatten eine Panne und sind deshalb zu spät, und nun wüssten wir gerne, ob sich ein finnischer junger Mann bei ihnen gemeldet hat, siebzehn Jahre alt, blond und grünäugig. War der hier?" Anne Prick war sich des flehenden Untertons in ihrer Stimme sehr wohl bewusst. Der junge, vitale Mann, der hinter dem Tisch saß, blickte sie mitleidig an - anscheinend verstand er ihre Situation. "Also, da kann ich ihnen wirklich nicht weiterhelfen, ich habe meine Schicht gerade erst begonnen, Wenn sie wollen, schaue ich aber mal, ob meine Vorgängerin eine Notiz hinterlassen hat." "Bitte..." Hoffend bemerkte die rüstige Australierin nicht, wie ihr Sohn sich langsam von ihr entfernte. Jack hatte, mehr aus den Augenwinkeln heraus, einen jungen, schlanken Mann gesichtet, der, die Augen geschlossen und Kopfhörer in den Ohren, auf einem Haufen Koffer saß und einen weißen Papierzettel vor den Füßen hatte. Obwohl er inmitten all der Menschen saß, verlor Jack ihn keine Sekunde aus den Augen und ein seltsames Gefühl, einer Ahnung gleich, breitete sich in seiner Brust aus. Vielleicht, weil der Fremde ihm auf Anhieb sympathisch war und irgendwie finnisch wirkte - vielleicht waren es die nordisch anmutenden Gesichtszüge, die blasse Haut oder das wirklich sehr helle Haar, auf jeden Fall bückte er sich und griff nach dem Zettel. Ein erleichtertes Seufzen verließ seine Lippen, als er die Aufschrift "Esa Alksateri" lesen konnte. "Natürlich hat sie nichts dagelassen..." Enttäuscht trat seine Mutter hinter ihn, linste auf den Zettel, den er zwischen Fingern hatte und lachte dann befreit auf. "Du hast ihn gefunden!" Der Austauschschüler schrak zusammen, riss die, im übrigen wirklich bemerkenswert grünen, Augen auf und starrte die unvollständige Familie an. Dann lächelte er vorsichtig, nahm die Kopfhörer ab und reichte den Beiden zögerlich die Hand. Sein Englisch war einwandfrei, hatte aber einen lustigen Akzent. "Hallo, sind sie Mrs. und Mr. Prick? Ich bin Esa Alksateri, der Austauschschüler aus Finnland. Esa reicht aber völlig..." Sein dunkelhaariger Austauschpartner grinste kumpelhaft. "Und bei mir reicht Jack. Willkommen im Land der unbegrenzten Fahrzeiten!" Ein Lächeln huschte über die blassen Lippen des Finnen und er stellte fest, dass er Jack mochte. Müde blickte Esa aus dem Fenster, hinaus auf etwas, das wie eine rote Wüste wirkte und wünschte sich, er könnte einschlafen. Die Uhr zeigte schon weit nach zwei Uhr Morgens, und er spürte, wie seine Lieder immer schwerer wurde. Aber er war einfach zu aufgeregt, und das nicht nur wegen dem seltsamen Gefühl, das ihn beschlichen hatte, als er Jack gesehen hatte, und von dem er hoffte, dass es bald wieder verschwände. Endlich war er da, wo er hin sollte, und ihm stand ein ganzes Jahr voller Überraschungen bevor, sollte nicht eines dieser fliegenden Ungeheuer, auch Flugzeuge genannt, gleich vom Himmel und direkt auf ihr Dach fallen... Allerdings hielt er diese Option für eher unwahrscheinlich. In einem letzten Versuch endlich Ruhe zu finden, packte er seinen Discman aus und lauschte der Musik. Fingers trace your every outline Paint a picture with my hands Back and forth we sway like branches in a storm Change the weather still together when it ends Und sobald die so vertrauten Klänge die fremdartigen Tierlaute und die Geräusche des Wagens verscheucht hatten, schlief er ein. Sein Discman gab einen klagenden Laut von sich und verreckte jämmerlich. Esa wusste nicht, ob ihn das durchdringende Piepen oder das Verstummen der Musik geweckt hatte, auf jeden Fall war er wieder munter, und das Erste, was er sah, nachdem er seinen Blick aus dem Fenster gerichtet hatte, war ein riesiger, roter Felsen, der vor dem hellen Vollmond aussah wie ein riesiges Tier, dass sich in dieser roten Wüste, die nur hin und wieder dunkelgrün bewachsen war, zum Sterben niedergelegt hatte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es nicht nur ein Felsen, sondern der Ayers Rock, das Heiligtum der Aboriginees war. Imposant sah er aus, wie er fast den ganzen Horizont einnahm. Nun betrachtete der Finne auch die Erde genauer - trotz des gleichbleibenden, roten Farbtons war sie sehr wechselhaft - Büsche, Sträucher, Bäume, Blumen und kleine Tiere zauberten Fabtupfer hinein. Plötzlich sauste, dicht am Fenster ein schwarzes, geradezu riesiges Wesen vorbei. Erst nach einigen Schreckenssekunden wurde dem Jungen klar, dass es eine Fledermaus gewesen war - mit über einem Meter Flügelspannweite! "Wahnsinn..." Mrs. Prick, die er Anne nennen sollte, lachte leise, und Jack drehte sich aufschnarchend auf die andere Seite. "Unglaublich, oder? So etwas gibt es bei euch wohl nicht... Das war eine Gespenstfledermaus. Sie kommt in Nord- und Mittelamerika vor. Sie ist eine der Größten ihrer Art. Aber keine Angst, auf ihrem Speiseplan stehen nur Frösche, Vögel, kleine Beuteltiere und andere Fledermäuse. Außerdem jagt sie, indem sie sich auf sie stürzt und mir ihren spitzen Zähnen tötet, und dafür bist du doch etwas zu groß." Sie grinste ihn über den Rückspiegel freundlich an und Esa zwang sich, zurückzulächeln. Im Grunde fand er den Namen dieses Tieres mehr als passend - nur die Essgewohnheiten machten ihm zu schaffen. Wer wusste schon, was in diesen Viechern wirklich vorging und er hatte sich jetzt doch so auf einen schnellen, spektakulären Tod bei einem Flugzeugabsturz versteift, dass es ihm sehr ungelegen gekommen wäre, wenn eine dieser Fledermäuse beschlossen hätte, ihn zu verspeisen. Er mochte sie nicht. "Ähm...was gibt es hier denn noch für Tiere, vor denen man sich in Acht nehmen muss?" Vielleicht klang die Frage jetzt ein wenig überängstlich, doch angesichts der Situation fand Esa sie berechtigt. Anne anscheinend nicht, denn sie lachte schon wieder. "Außer Elefanten, Löwen, Tigern und Affen so ziemlich alles.." Irgendwie kam der junge Finne sich ein wenig auf den Arm genommen vor und so schaute er einfach wieder aus dem Fenster und tröstete sich damit, dass es hätte schlimmer kommen können. Seufzend kramte er ein Bonbon hervor und fragte sich, wie lange sein Vorrat noch reichen würde. Jack wachte auf, als irgendein Idiot unaufhörlich Wasser gegen die Scheiben des Wagens warf. Erst nach einigen Augenblicken wurde ihm bewusst, dass es regnete. Seufzend drehte er sich auf die andere Seit und blickte in irgendetwas verdammt grünes, was ihn dazu veranlasste, schnell zurückzuweichen und fast an einem Herzinfarkt zu sterben. Wieder einmal bestätigte sich, dass er während des Aufwachens einfach zu unkonzentriert war - nun erkannte er, dass es sein Austauschpartner war, der ihn etwas skeptisch ansah. "Hallo..." "Hi..." Diese sehr eloquente Form der Konversation konnte leider nicht in die nächste Stufe treten, denn in diesem Moment tötete Anne den Motor und strahlte die zwei Jungs an. "Okay, dann mal raus- ihr müsst ja wirklich hundemüde sein!" Höflich wie man eben war, stand die Mutter neben einem, half Jack seinem Gast, die Koffer in´s Haus zu tragen. Dabei bemerkte er, wie eben dieser erstaunt auf das Haus starrte. "Unser Hochhaus... Ist nicht üblich, drei Stockwerke zu haben. Mein Vater hat es gebaut, schon vor Jahren." Esa nickte nur und folgte ihm durch das Haus in das Zimmer, das die beiden sich im nächsten Jahr teilen sollten. Jack bemerkte, dass sein Gast wohl nichts der Gesprächigste war - stillschweigend räumten sie die verschiedenen Gepäckstücke weg und hängten einige Jacken auf den Kleiderständer. Dann fielen Beide nur noch in ihre Betten, um zu schlafen und sich von der langen Reise zu erholen. Das allerdings gelang nur einem, da der entmutigte Finne sich fragte, ob er bei dem Geschnarche jemals Ruhe finden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)