Projekt: LIP-S(T)ICK SPAMMIT von Pads (FUNNY LITTLE THING CALLED "DEATH") ================================================================================ >>FUNKE 1<< ----------- Hmm.... Der Versuch einer eigenen Story! Sie ist ein wenig Psycho (war ja so gewünscht... XD), die Charas haben alle nen ziemlichen Hau weg, darum benehmen sie sich auch so merkwürdig teilweise... (Ausrede!) Nunja, ich hab versucht, es mal ein wenig luftiger mit mehr Zeilenabständen zu gestalten... Sieht das so wirklich besser aus??? -__..__-° Naja, is ja egal! Ich wünsch allen viel Vergnügen (?) und verspreche, der Douji aus Kichans Feder wird der Hammer schlechthin! *_______________* Widmung: Meiner Kija natürlich! *Kuss zuwerf* ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die Flammen schlagen aus einer kleinen Metallbox empor, mehrere Gestalten drängen sich um die farbenfrohe Wärmequelle. Ihre starren, verzagten Gesichter hängen fasziniert an der roten Farbe, der einzigen im weiten Umkreis. Die Menschen passen sich ihrer Umgebung an, sie sind kalt, grau, Schmutz. Ihre verwaschenen, abgetragenen Klamotten spiegeln die Armut wieder in der sie leben. In der sie ihre tristen Tage fristen, zumindest auf dieser Seite der Grenze. Hier kann man sich keine Farben leisten, die Menschen sind arm an Freude und Glück. Wir schreiben das Jahr 2314, die anhaltende Mechanisierung und die daraus resultierende Arbeitslosigkeit hat die Menschen entzweit in Reich und Arm. Die Reichen leben glücklich und ohne jegliche Probleme, ihre Tage sind erfüllt von Lachen und Sorglosigkeit, die Armen können sich nicht einmal das Lachen leisten. Sie führen ihr Dasein im Grauen, im Dunklen, jeder Tag ist eine neue Qual, wird es doch morgen nicht anders sein. Einer jedoch hat diesen Traum... Er will raus aus der Underworld, hoch ins Licht und in die Farben. Als hätte das Schicksal es von Anfang an gewusst, sticht er durch seine bloße Erscheinung schon aus der Masse. Die Jungengruppe am Feuer scheint erstarrt, hoffnungslos und gleich dem verschmutzten Stein, der sie umgibt. Nur einer bewegt sich, streicht unruhig um die Flammen und kommt ihnen immer näher. Seine Augen leuchten unnatürlich, sie sind nicht tot und verstorben wie die der Anderen. Seine Hand fährt in seine Haare, dem wahrscheinlich farbenfrohesten Schopf der gesamten Underworld. "... und dann bin ich geflogen... Wie eine Krähe, über alles hinweg! Ich habe gesehen, wie schön die Straßen drüben waren... Und überall war es hell und die Menschen sahen auf mich herab, ich als einziger Farbloser in einer bunten Welt!! Aber ich war da und...!" "Spam, halt endlich die Klappe!!" Einer der anderen, ein ca. 18 jähriger Junge an der Schwelle der Männlichkeit, hebt seinen Kopf und blinzelt den Rotschopf an. In seinen Augen glimmt auch noch etwas Hoffnung, vielleicht ein thörichter Glauben der jugendlichen Unbesiegbarkeit. "Ich hab gedacht, du wärest weg von den Drogen...?" Spam hält darin inne der nicht zuhörenden Masse seinen letzten Traum zu unterbreiten, träumen diese doch nie und sind unfähig, genug Phantasie aufzubringen um sich einfach nur vorzustellen was jenseits der Grenze ist. Spam, der Träumer, der Quergeist, jedoch huscht zu seinem besten Kumpel und baut sich leicht verärgert vor ihm auf. "Hogan, ich hab dir schon mehrfach gesagt, dass ich mir niemals was gespritzt hab! Ich weiß, du glaubst mir nicht...." Bevor der Jüngere jedoch zu Ende sprechen kann, hat sich der Schwarzhaarige einen seiner Arme geschnappt und streift die langen, ausgebeulten, vergrauten Ärmel empor. Mit seinem Zeigefinger fährt Maricè "Hogan" über die unzähligen, kleinen punktförmigen Narben, die den gesamten Unterarm, die Beuge und auch den Oberarm bedecken. Ohne Spam in die dunkelblauen Augen zu sehen, fixiert er einen Punkt etwas oberhalb der stark zerstochenen Ellenbogens an. "Ich dachte immer, man sticht sich nur in die Armbeuge.... Oder bist du nur so scheiße im Zielen?!" Abrupt reißt Spam seinen Arm zurück und krempelt den Ärmel schnell wieder runter, nervöse Blicke zu allen Seiten werfend. "Ha ha... Sehr lustig, Hogan....!" Aber auch er kann dem Anderen nicht in die Augen sehen, sondern setzt sich neben ihn, weiterhin in die Flammen starrend. "Ich nehme keine Drogen... Hab ich nie und werd ich auch nie..." Seine erstaunlich sanfte Stimme hat sich zu einem Flüstern gesenkt, doch dann gewinnt sie wieder an Kraft. "Irgend etwas Neues?!" Hogan schüttelt den Kopf und zuckt die Schultern. "Same as ever.... Es gibt keine neuen Hinweise, nur zwei neue Leichen... Mein Vater meint, man könne den Fall zu den Akten legen. Sie würden ihn ja doch nie fassen..." Ein wenig enttäuscht seufzt Spam auf. Die Flammen tanzen lustig, ihre zerstörerische Kraft scheint harmlos und gebannt. Eine Stimme in Spams Kopf flüstert leise: 'Aus Feuer sind wir geboren, in Feuer werden wir sterben.... Feuer ist rot, Rot ist das Leben... Blut ist rot, Rot ist das Leben.... Folge dem Rot, folge dem Leben...' Diese Phrasen hört er oft, die Stimme in seinem Schädel schweigt selten. Sie ist immer da, steht Spam zur Seite in Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Seine Lippen bewegen sich nahezu tonlos: "Folge dem Rot.... Rot sind meine Haare, Rot ist das Leben...." Mit einem Mal wird er sich Hogans Blicke bewusst und entschuldigend lächelt er. "Ich glaub, ich werde gehen... Es wird langsam Dunkel...!" "Spam, es ist immer dunkel... Immer gleich....!" Hogan schaut erbittert zu seinem Freund auf, der sich gerade vom kalten Bodern erhebt und die grauen alten Klamotten abklopft. "Es wird nicht immer so bleiben, Hogan! Wir schnappen ihn und dann werden wir in Upperworld leben! Du und ich und Error!!!" Spams Blick wird weich, er lächelt glücklich. Seine Träume geben ihm Kraft, sie lassen ihn gegen sein Schicksal ankämpfen, ein aussichtsloser Kampf, eine Stürmung der Bastié und dennoch bleibt er ungebrochen. "Wie geht es Error?" Er erhebt sich ebenfalls um Spam noch ein Stück zu begleiten. Der Schwarzhaarige winkt seinen Kumpels zu, erinnert sie daran zu Hause zu sein bevor das Grau dem Schwarz weicht, bevor die triste Welt endgültig für die nächsten Stunden in Dunkelheit versinkt. Der rote Haarschopf hüpft vor ihm auf und ab, erinnert Hogan an die tanzenden Flammen, den einzigen Farbfleck. Vielleicht ist Spam ja wirklich Hoffnung, er ist anders. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nach einiger Zeit trennen sich die beiden Freunde, Hogan bewohnt ein anderes trostloses Apartment mit seinen Eltern in einer anderen farblosen Gegend. So streift Spam alleine durch die abweisenden Gasse, tief im Konflikt mit der inneren Stimme. "Folge dem Rot.... Folge dem Rot.... Es gibt keine Farben, wie soll ich dem Rot folgen...?" Langsam nähert er sich einem seiner Lieblingsplätze. Vor über einem Jahrhundert, als die Menschen noch nicht so arm waren, da gab es hier einen kleinen Ort an dem die Kinder spielen konnten. Noch immer stechen verrostete Gerüste aus dem verkommenen Grund hervor, Spam lässt sich zu Boden sinken und schließt für einen kurzen Moment die Augen. Er kann es sehen, kann sehen wie hier einst gelacht und gejubelt wurde. Vor seinen Augen bilden sich Farben, die er nie zuvor gesehen hat, die er nicht kennen kann. Die Menschen scheinen fröhlich, ihre Gesichter spiegeln Emotionen wieder, die hier sonst nie zu finden sind. Spam lächelt und lehnt sich zurück. Er zieht die Knie an den Leib, umschlingt seine Beine mit den dünnen Armen und bettet den Kopf auf seinen knochigen Knien. "Warum nur ist alles so grau....?" Er streckt eine Hand aus, die schmalen spinnenartigen Finger umfassen ein paar Halme des farblosen Grases, dass sich in den nährstofflosen Boden krallt. Spam streicht mit der flachen Hand über die Pflanzen, die Spitzen kitzeln seine Handinneflächen. "Warum nur ist alles so tot??" Er erhebt sich schweigend, seufzt und legt den Kopf in den Nacken. Bleiern liegen die dunklen giftigen Wolken über den engen Gassen, der früher sogenannte Spielplatz ist einer der wenigen freien Flächen. Die Menschen meiden freie Flächen. Niemand soll ihr Elend sehen, obgleich alle doch im selben Elend leben. Spam macht sich auf den Weg. Es ist noch ein ganzes Stück zu laufen, also beschleunigt er seine Schritte. Seine Blicke streifen die kahlen Häuserwände rechts und links, seine Ohren tasten nach jedem Geräusch, doch zu dieser Uhrzeit ist niemand mehr auf den Straßen. Der Mörder geht um... Seit über fünf Jahren schon vollbringt er seine Werke, tötet im Schutze der Dunkelheit, nie erkannt, nie gesehen, nicht der kleinste Hinweis. Seine Taten sind immer gleich: Seine Opfer sind schön, zwischen 10 und 25 Jahren alt, alle wagten sich in die Dunkelheit und haben das Dämmerlicht der Sonne nie mehr gesehen. Der "Lip-Sick" Mörder: ein Wortspiel, um die Ohnmacht gegen den Killer ertragen zu können. Allen seiner weit über 200 Opfer stahl er die Lippen als Trophäe, alle tötete er mit einem einzigen Stich. Verrückt nach Lippen, malt er aus Hohn doch mit einem Lippenstift, "Lipstick", um die leeren klafenden Mundhöhlen. Und Spam will ihn fangen. Er sieht den Mörder als sein Ticket in die Upperworld. Mit Hogan hat er schon viel geplant, ist dessen Vater doch Polizeimeister des 235ten Bezirks und seit der ersten Leiche mit dem Fall betraut. Durch ihn kommen die Jungen an Insiderinformationen, sind immer mit den neuesten Funden und Indizien bekannt. Spam sucht auf eigene Faust, Abend für Abend. Jede Minute, die er nicht in seiner engen und verwahrlosten Wohnung verbringen muss, genießt er. Ein weiterer Grund um "Lip-Sick" zu fangen, dann kann er endlich auch die Gassen in Ruhe im Dunklen durchstreifen. So wie gerade. Spam verlässt sich auf sein Gehör, seine Augen kennen zwar die ständige Schwärze, doch die Mangelernährung trübt seinen Blick. Seine Ohren jedoch funktionieren äußerst gut und so ist es keine Überraschung für ihn, als er tappende Schritte vernimmt. Schnell huscht er hinter ein paar Mülltonnen und wartet, bis eine junge, recht hübsche Frau sein Versteck passiert. 'Ein potentielles Opfer.... Ich muss... Hogan!! Wie verrückt ist sie???' Spam folgt ihr, Furcht schleicht sich in sein Herz und als sie schließlich stehen bleibt, zuckt er zusammen. Sie dreht sich um, ihr Blick weitet sich vor Schreck und sie beginnt zu rennen. Spam wirft in Panik einen Blick über seine Schulter, stürzt auch los, holt sie ein und überholt die Frau. Er hastet, rennt um sein kümmerliches Leben, weit ab von jeglicher Vernunft. Er will einfach leben und ist somit wahrscheinlich der Einzige in ganz Upperworld dem es wert ist jeden Morgen aufzuwachen. Irgendwann bleibt er stehen, sinkt keuchend gegen die Wand und dankt der Stimme, dass er mit dem Tode um ein weiteres Mal entrinnen konnte. 'So nah... So knapp...!' Spam erhebt sich wieder. Alamiert sieht er sich um, kann aber keine Gefahr mehr ausmachen und begibt sich wieder auf seinen Nachhauseweg. Er kennt sich überall aus, findet überall zurecht, eine streunende Katze, die nirgendwo gern gesehen wird. Und Spam setzt Fuss vor Fuss, spürt seinen Weg zurück.... bis das Keuchen seine Ohren erreicht. ~~~~~~~~~~~~~~ Unweit von der Stelle, wo Spam die junge Frau überholt hat, findet er sie wieder. Ihr Leben fließt aus ihr, sammelt sich in einer dunklen Lache unter ihr am Boden. Ihre Augen sind starr, Spam sieht mit einem Blick, dass sie mehr tot als lebendig ist. Langsam nähert er sich dem im Todeskampf windenden Körper, starrt ihn an, starrt auf das Rot zu seinen Füßen. Das Keuchen erstirbt, es rasselt leise, als sich die Lungen der Frau beginnen mit Blut zu füllen. Nun verblutet und erstickt sie gleichzeitig. Sie wimmert auf, als der Junge sich neben ihr zu Boden sinken lässt und ihr Gesicht sanft zu sich dreht. Ihre Augen spiegeln Panik wieder, ihr Überlebensinstinkt hat die Oberhand gewonnen, wie ein Tier kämpft sie, allerdings schon zu schwach um zu kämpfen. Ein dünnes Rinnsal tritt in ästhetischen Bahnen aus ihren Lippen hervor und bahnt sich seinen Weg ihr Kinn herab. Spam schreckt zurück. Ihre Lippen sind noch da, entweder war es nicht "Lip-Sick" oder aber er wird zurückkehren... Bevor jedoch die Panik erneut Besitz von ihm ergreifen kann, bäumt sich die Frau in einer Agonie des Schmerzes auf, ihr Blick sucht ein letztes Mal den Himmel, schwarz jedoch verwehrt er ihr ihren Wunsch und bleibt unerkannt über ihnen, verschmolzen mit der Umgebung, ein Leichentuch für jeden unbabhängig seiner Existenz und seiner Sünden. Der Junge sieht gebannt auf den toten Körper, streicht die blutdurchtränkten Haare aus dem schmerzverzerrten Gesicht und schließt die weit aufgerissenen Augen. Seine Hände und Kleidung sind blutbefleckt, die dunkelblauen Augen saugen sich an der Farbe fest, die Farbe, die ihm das Leben verkündet. Spam steht auf, den Blick immer noch fest auf das Rot fixiert. 'Lauf, Spam... Du siehst das Rot, doch hüte dich vor dem Feuer.... Lauf heim....' Er fährt auf der Hacke herum, beginnt zu laufen, folgt der Stimme in ihm, wohl wissend, dass er wiederkehren wird. 'Der Tod beendet alles, doch mit rotem Feuer kannst du ihn bezwingen... Suche das Rot auch weiterhin, du bist noch lange nicht am Ziel..!' ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die Treppen klingen tonlos, wenn man einen Fuss auf sie setzt. Das Eisen ist stumpf, die Schritte dumpf, es ist kein Leben in den Dingen. Spam öffnet die letzte Tür des nahezu endlosen, düsteren Korridors. Abgestandene Luft, der Geruch defekter sanitärer Anlagen und gammeligen Essens wehen ihm entgegen, lassen ihn zögern. Doch er tritt ein, seine Augen suchen nach Lichtquellen, machen eine Person an einer der kleinen Magnesialampen aus. "Spam, Schatz, du lebst ja immer noch...!" Im kalten bläulichen Licht der kleinen Laterne hebt sich ein Handschuh und winkt den Jungen zu sich. Die in Stoff gewandte Hand schwebt graziel ein paar Sekunden in der Luft und legt sich dann an ein schönes Gesicht, welches umrahmt von vollem glänzend schwarzem Haar scheinbar kein Anzeichen der allgemeinen Auszerrung aufweist. "Immer streifst du da draußen rum... Sei so gut und komm zu mir..." "Ja, Mutter..." Widerwillig tapt Spam zu der Frau auf einem uralten, halbzerfallenen Möbelstück, das vor 50 Jahren wohl mal ein Sofa hätte sein können. Zwei Hände greifen nach ihm, ziehen den Jungen in den Schoß seiner Mutter, tasten unter sein Hemd und befreien ihn von dem Kleidungsstück. Nahzu zärtlich streifen die behandschuhten Finger über die nackte Haut und fahren die zahllosen Narben nach, die teilweise tief ins Fleisch gegraben sind. "Es wird wieder Zeit, mein geliebter Schatz.... Warte, ich hole die Kiste...!" Sie erhebt sich, doch Spam steht ebenfalls auf und hält seine Mutter zurück. Er ist eine Handbreit größer als sie, doch wagt er es nicht sie anzufassen. Der Junge steht ihr einfach im Weg, seine blauen Augen fahren kalt über den fast jugendhaften Körper, welcher nur knapp bedeckt in aufreizenden Stoffen vor ihm steht. "Tu es bitte nicht, Lorelei....!" Spam hebt die Hände abwehren, doch seine Mutter stößt ihn grob zur Seite und kramt nach einem Kästchen unter einem leicht zusammengefallenen Regalfach. "Sooo... Da, haben wir es ja... Setz dich wieder auf das Sofa!" Ihr Blick wird eiskalt, ihre Stimme sinkt dem Gefrierpunkt entgegen und hart greift sie den knochigen Arm ihres Sohnes. "Du willst deiner Mama doch sicher den Gefallen tun und ihr zeigen, wie lieb du sie hast..." Die Augen des Jungen zucken kurz, ihm liegt ein leiser Protest auf den Lippen, doch er schweigt und lässt sich auf dem ausgessenen Möbel nieder. Mit einem ausdruckslosen Gesicht kehrt er ihr den Rücken zu, zieht die Beine an die Brust und lauscht, wie sich der Deckel schabend von der Kiste hebt und ein paar Gegenstände zur Seite geschoben werden, bis der Gesuchte gefunden wird. Er wartet, harrt der Dinge die kommen werden, beißt die Zähnen aufeinander, löst die verkrampfte Haltung und nagt an seiner Unterlippe. Als sich die Klinge des kleinen Skalpels in seine Haut frisst, gräbt er die Fingernägel in seine Arme, verbeißt sich jeden Ton. Schmerz durchzuckt ihn, aber kein Laut dringt über seine blutverschmierten Lippen, in die sich seine scharfen Eckzähne einem Tier gleich bohren. Nach mehreren Schnitten kann Spam ein schmervolles Keuchen nicht länger unterdrücken, er wimmert leise auf und seine Mutter lässt von ihm ab. Zärtlich streicht sie über die vielen neuen Wunden, leckt verträumt ein wenig an dem austretenden Blut. "Neue Narben, mein Schatz.... Und jetzt reiche mir deine Arme....!" Sie legt das Skalpel zurück in die Kiste und wartet darauf, dass sich ihr Sohn zu ihr dreht. "Heb sie hoch, Spam..." Lorelei setzt die Nadel der Spritze an und durchsticht die zarte, leicht gräuliche Haut immer und immer wieder. Ihre Augen hängen gebannt auf dem verzerrten Gesicht des Jungen, ihre Mundwinkel erzittern vor Begeisterung. "Schmerz steht dir so gut.... So wundervoll.... Mein Schatz..." "AH!!" Spam zieht mit einem Aufschrei den malträtierten Arm zurück, die Nadel hat sich bis auf den Knochen gebohrt und das Blut folgt fast schwerelos der Flugbahn der Spritze, die, von ihm geschleudert, an der tristen Wand zerschellt. Vor Schmerz keuchend presst Spam seine Hand auf den gepeinigten Arm, ignoriert die Tränen, die sich in seinen Augenwinkeln sammeln. Als die behandschuhte Hand über seine nackten Schultern streift, erschaudert er und zuckt darunter weg. "Lass mich in deine Augen sehen, Spam....!" Die Hand schließt sich erbarmungslos um sein Kinn, zwingt ihn empor zu schauen in die Augen, die er so verabscheut. "Der Schmerz macht sie so klar..." Benommen vor Erregung flüstert Lorelei, leckt sich über die Lippen. Sie streckt die Arme aus und schließt den Jungen in eine zynische Umarmung. "Wie sehr ich dich um dieses Gefühl beneide, mein geliebter Schatz... Wie gern ich auch diesen sanften Schmerz spüren möchte...." Sie seufzt und ihre glasigen Augen glänzen eigentümlich. Die Frau krault den Nacken, der sich ihr wie Freiwild entblößt. "Lass mich dir eine Geschichte erzählen...!" Lorelei ignoriert die leisen, leidvollen Schluchzer, ihre bestofften Fingerkuppen drängen sich in die neu zugefügten Schnitte, zwängen das rohe Fleisch auseinander, tränken sich im roten Lebenssaft. "Es war einmal in Underworld ein wunderschönes Mädchen, begehrt wie kein Zweites.... Sie streunte oft durch die Straßen und bekam immer etwas geschenkt weil die Menschen ihr niedliches Gesicht so sehr mochten. Als einziger Mensch weit und breit konnte sie gut im allgemeinen Elend leben, denn irgendwer schien es immer gut mit dem Mädchen zu meinen. Eines Tages durchstriff ein Zug der Upperworldler den Sektor, in dem das wunderschöne Mädchen wohnte und weißt du, was geschah?? Ein junger Mann aus dem Zug verliebte sich in sie, nahm sie mit auf seine Reise. Sie war fort aus Underworld, sah Farben und lachte. Das Mädchen führte ein Leben, was sich so mancher erträumen könnte, wenn es sich noch lohnen würde zu träumen. Doch das Schicksal entschloss sich auf dem Höhepunkt ihres Glückes alles zunichte zu machen und ließ ein Kind in ihrem Leib gedeihen. Der junger Mann verließ das Mädchen, wollte er doch jetzt noch nicht so ein hinderliches und störendes Übel. Vollkommen allein blieb sie in Underworld zurück, trug ein Kind unter ihrem Herzen, das Schuld an all dem Elend war, welches sie abgrundtief hasste. Und als es zur Welt kam, welch Ironie..... Seine Haare hatten Farbe, sie schrien der Mutter ihren Hohn ins Gesicht. Das Kind, welches sie aus Upperworld trieb, war selbst ein Teil davon!!" Die blutdurchtränkten Finger gleiten in den Rotschopf und reißen grobe einige Strähnen raus. "Spam, etwas was jeden stört, es ist so offensichtlich, jeder hasst Spam und will ihn löschen.... Spam verhindert, blockiert, stört... Dein Name, mein Schatz.... Oh wie sehr ich dich doch hasse....!" Angewiedert stößt sie den Jungen von sich, sodass er laut krachend auf dem Boden landet, tritt ihm beim Aufstehen auf den Handrücken und verschwindet in ihr Schlafzimmer. Spam bleibt noch eine Weile liegen, wartet, bis der Schmerz in seinem Rücken, seinen Armen und seiner Hand ein wenig verebbt. Er kennt die Story, hat er sie doch Wort für Wort, Jahr für Jahr immer wieder als Gute-Nacht-Geschichte gehört. Alles, was er von seiner Mutter erhalten hat, ist Schmerz, Hass und eine Name, der ihn als unerwünscht brandmarkt. Er schließt die Augen, versucht auf dem harten Grund zu schlafen, doch die Kälte kriecht unter seine Haut, umklammert seine Knochen und lässt ihn erzittern. Ächzend erhebt er sich, tastet nach seinem Hemd und zieht es über. Das Blut der ermordeten Frau ist geronnen und lässt das Kleidungstück starr und hart erscheinen. Spam hebt einen Zipfel an und riecht an der verkrusteten Stelle. Der Geruch von Eisen dringt in seine Nasenflügel, zieht fast schmerzlich bis ins Hirn hoch, lässt ihn zurückschrecken. Im kalten bläulichen Licht der Laterne wirkt das Blut grau, fast Schwarz, es kündet nicht mehr von Leben sondern scheint auch nur noch ein Bote des Todes zu sein. Spam schlurft los, die nackten Füße hadern bei jedem Schritt den eiskalten Stein zu berühren. Er passiert seine eigene kleine Kammer, ein trostloses Zimmer mit einem winzigen Fenster, das Bett ist nur ein quietschendes Gestell mit einer verwahrlosten Decke bestückt. Er ist hier nicht willkommen, also ist sein Heim so abweisend wie möglich gestalten. Der Grund, warum er jedoch immer wieder in diese Hölle zurückkehrt, ist ein anderer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)