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Jura Tripper II

Rückkehr nach Noah
von

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1. Überraschender Besuch

1. ÜBERRASCHENDER BESUCH
 

und wieder wurden uns aus verschiedenen Teilen der Welt Überfälle von Dinosaurier-ähnlichen Robotern gemeldet. Die Hauptangriffsziele lagen allem Anschein nach in Südafrika, Australien, Alaska, Thailand und Südkorea. Die NATO befaßt sich heute in einer Sondersitzung mit diesem Thema, unter anderem soll entschieden werden, was gegen diese Invasion, um es als eine solche zu bezeichnen, getan werden kann. Experten vermuten, daß es sich um einen groß angelegten Verbrecherring handelt, der allem Anschein nach zum Ziel hat, sämtliche Regierungen der Welt zu erpressen. Man ist sich in diesem Punkt allerdings noch strittig.

Das gefährlichste an diesen Roboter-Armeen ist zum einen ihre enorme Stärke, sowohl in Angriff wie auch Verteidigung, und zu anderen ihre Unberechenbarkeit. Niemand kann voraussagen, wo sie morgen zuschlagen werden." (Pause) "Heute trafen sich wieder die Außenminister der Europäischen Gemeinschaft um über die Lage der Flüchtlinge im Kosovo zu beraten..."

Zip.

Sie schaltete den Fernseher ab. Das war jetzt schon der dritte Tag mit solchen Meldungen. Sie wußte sehr gut, daß es keine Roboter waren, dazu hatte ein Blick auf eines dieser Monster per Fernsehen gereicht. Aber was zum Teufel sollte diese ganze Aktion?

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Es war schön, hier so in der Sonne zu liegen und einfach gar nichts zu tun. Nur faul sein, den Vögeln und dem Wind zuhören und die Gedanken einfach wandern lassen. Wandern lassen, zu dem, was er und seine Freunde vor drei Jahren erlebt hatten. Man, das war ein richtiges Abenteuer gewesen, genau so eins, wie es im Buche steht. Sogar das Ende war so gewesen, nur war leider Gottes er es gewesen, der von seinem besten Freund hatte Abschied nehmen müssen.

"Hör schon auf, davon änderst Du deine Situation auch nicht!"

Energisch lenkte er seine Gedanken in eine andere Richtung. In zwei Wochen fing die Schule wieder an, und so merkwürdig das für einen Jungen seines Alters sein mochte, er freute sich in gewissem Sinne darauf. Denn Schule bedeutete Abwechslung. Und betrachtete man seine bisherigen Ferien, so waren sie, gelinde gesagt, langweilig gewesen. Von einem einwöchigen Aufenthalt bei seiner Tante auf Hokkaido mal abgesehen war er nur zu hause gewesen. Und alle seine Freunde waren verreiste. Alle, bis auf die, mit denen er vor drei Jahren dieses Abenteuer erlebt hatte. Aber merkwürdigerweise wollte er nicht allzu viel mit ihnen zu tun haben, denn sie alle erinnerten ihn auf die eine oder andere Art und Weise an das, was damals passiert war, und diese Wunde schmerzte immer noch.

"Es wird nicht besser dadurch, daß Du dir immer wieder in Erinnerung rufst, was damals geschehen ist!"

Er seufzte. Er wußte selber, daß es nicht das beste war, sich mit seinen Gedanken so zurück zu ziehen, aber er konnte einfach nicht anders.

"Hallo, Silence!"

Er zuckte zusammen. Silence. So hatte ihn seit damals kaum mehr jemand genannt!

"Wie geht es dir, mein Freund?"

Diese Stimme! Er kannte sie in und auswendig, aber es konnte einfach nicht sein! Es durfte nicht sein! Aber da er, wie jedes gesunde Kind, doch über ein gewisses Maß an Neugierde verfügte, öffnete er schließlich die Augen. Und schrei auf.

Vor ihm, oder besser, hinter ihm, saß ein ca. 2,5 m großer, grau-weißer Pterodactylus, einer der ersten Flugsaurier, und schaute ihn aus klugen, schwarzen Augen an. Um seinen Hals trug er ein schwarzes Halsband mit einem trürkisgrünen Edelstein.

"Zan?"

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"Brian!"

Nichts.

"Brian! Wo steckst Du?"

Wieder nichts.

Seufzend ging Fr. Kashira raus in den Garten.

"Brian!"

Endlich, hinten im Garten, im alten Gartenhäuschen bewegte sich etwas.

"Was in Gottes Namen machst Du da?"

"Ich suche meine Flossen und den Schnorchel! Wir wollten gleich an den Strand fahren!"

Sie schüttelte den Kopf. Würde er denn nie erwachsen werden?

"Du kannst gleich weitersuchen, jetzt geh' erst mal an's Telefon, da muß dich jemand unbedingt sprechen!"

Es gab noch einigen Krach, so als würde etwas runterfallen, dann erschien ihr Sohn aus dem Hüttchen. In der einen Hand trug er eine alte Luftmatratze, mit der anderen hielt er sich den Kopf.

"Wer ist es denn?"

"Weiß nicht, ich kenn' ihn nicht! Ein gewisser Jenkins Chans!"

"Was?"

Jetzt sprintete er los.

"Wer ist das denn?" wollte sie wissen, aber er drückte ihr nur die Luftmatratze in die Hand.

"Hallo? Hier Brian Kashira?"

"Boss?"

Auch er zuckte zusammen bei diesem Namen.

"Silence, was ist denn, Du klingst ja völlig hysterisch!"

"Bist Du allein?"

"Ja, was soll die Frage?"

"Gut, dann halt' dich irgendwo fest."

"Wie bitte?"

"Zan ist hier!"

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Besprechung

2. BESPRECHUNG
 

Es dauerte genau 43 Minuten, um alle zu einer Versammlung bei Boss im Garten zu rufen. Er hatte keinem gesagt, worum es sich handelte, nur daß es dringend sei. Die meisten waren nicht sonderlich glücklich, sie wären lieber am Strand, im Freibad oder sonstwo. Aber keiner hatte ernsthaft gezögert zu kommen, als er erwähnt hatte, es hätte etwas mit ihrem Abenteuer von damals zu tun. Und so saßen sie alle versammelt, in einem großen Kreis und warteten.

"Was ist jetzt eigentlich? Worauf warten wir?" fragte Nerd.

"Genau, und wehe dir, es ist nicht wichtig! Ich wollte eigentlich an den Strand gehen!" fügte God hinzu.

Boss schüttelte den Kopf.

"Erst müssen wir vollzählig sein, der Wichtigste fehlt nämlich noch!"

"Wieso? Es fehlt doch nur Silence, und was soll an dem so wichtig sein?"

"Nein, es fehlt noch jemand, aber dazu sage ich jetzt nicht mehr!"

Im gleichen Moment hörte er die Klingel und er sprang auf.

"Wartet hier, ich komme gleich wieder!"

Zum Glück hatte er seine Mutter überreden können, für eine Weile einkaufen zu fahren, er war sich nicht so sicher, was sie zu einem lebenden, 2,5m großen Pterodactylus in ihrem Garten sagen würde. Das heißt, im Prinzip wußte er es selber nicht so genau. Er wußte durchaus, daß ihr Abenteuer vor drei Jahren real gewesen war, aber es war trotzdem etwas anderes, einen echten Dino, also ein Relikt aus zum eine uralter Zeit und zum anderen einer völlig anderen Welt, hier, bei sich im Garten zu haben. Als er die Tür öffnete, war er erst einmal erstaunt.

Silence war gewachsen, während dieser drei Jahre. Er sah älter aus, als er eigentlich war, mindestens wie 15. Und es stand ihm gut. Jenkins Chans war nie jemand gewesen, der sonderlich viel mit Gleichaltrigen diese sogenannten "Kinderspiele" gespielt hatte. Er war immer etwas erwachsener gewesen als die anderen in seinem Alter. Dies war teilweise durch den frühen Verlust seines Vaters vor mehr als 11 Jahren beeinflußt worden, zum anderen entsprach es aber einfach nicht seiner Natur, fröhlich und ausgelassen durch die Gegend zu laufen. Daher waren sein breites Grinsen und das Leuchten in seinen Augen der 2. Punkt, der Boss die Augen aufreißen lies.

"Hallo Boss! Wie geht's?"

"Danke, gut! Dich brauche ich wohl nicht zu fragen, man sieht, daß es dir blendend geht!"

Silence grinste noch breiter.

"Wundert dich das?" aber noch bevor Boss antworten konnte, redete Silence weiter.

"Kommt, Du mußt mir helfen, Zan rein zutragen!"

"Wieso rein tragen?"

"Ich konnte ihn doch schlecht hinter mir her fliegen lassen! Und da hab' ihn unter ein altes Bettuch gesteckt, auf meinen Anhänger gepackt und ihn als ein Kunstobjekt ausgegeben!"

Boss lachte.

"Ja, dann laß uns mal einen Zahn zulegen, ich stelle es mir nicht sonderlich angenehm vor, bei dieser Hitze unter einem Bettlaken versteckt zu sein!"

Rasch traten sie an den Fahrradanhänger und gemeinsam hoben sie das "Kunstobjekt" hoch und trugen es in die Wohnung.

"Ich hoffe, euer Garten liegt ziemlich blick geschützt, ich weiß nicht, was eure Nachbarn sagen würden!"

Boss lachte wieder.

"Die sind sowieso beide im Urlaub, das ist also nicht das Problem!"

Silence lachte auch.

"Hast Du ein Glück! Unsere meckern mich immer an, wenn ich mal ein bißchen Musik im Garten höre! Sind die anderen denn schon da?"

Boss nickte.

"Alle vollzählig, ihr seid die letzten!"

Er wurde etwas rot. Er war normalerweise nicht derjenige, der als letzter kam.

"Ähm, wollen wir Zan hier "auspacken" oder im Garten?" fragte Boss.

"Bitte jetzt! Ich will hier nämlich raus!" ertönte eine Stimme aus dem Paket.

"Gut, dann fangen wir an!"

"Boss! Was machst Du da drinnen so lange?"

Princess war in den drei Jahren immer hübscher geworden, und es fiel Boss immer schwerer, ihr seine wahren Gefühle gegenüber zu verbergen. Denn auch wenn er es nicht unbedingt zugeben wollte, das Abenteuer vor drei Jahren hatte auch ihn verändert, und er war durchaus etwas erwachsener geworden. Und hinter den Mädchen lief er zwar immer noch her, aber längst nicht mehr so intensiv wie damals. Allerdings war er der Meinung, es würde seinem Image schaden, wenn er Gefühle zeigte. Aus diesem Grund war die Beziehung zwischen den beiden noch keinen Schritt weiter als vor drei Jahren [aber das heißt ja nicht, daß es so bleiben muß, oder? *ggg* Anmerkung der Autorin].

"Wir müssen noch etwas auspacken! Warte draußen!" rief er zurück.

Sie kam trotzdem herein, genau in dem Moment, in dem Boss das Bettlaken wegriß und zur Seite schleuderte. Exakt auf die Tür, durch die Princess hereinkam, und somit natürlich auch auf sie.

Sie schrie auf, torkelte eine Schritte zur Seite und riß Boss mit sich, als sie zu Boden stürzte. Dann erst gelang es Silence, das Tuch wegzunehmen.

Sowohl Princess als auch Boss wurden ziemlich rot, als sie sich bewußt wurden, in welcher Lage sie sich befanden. Boss selber trug nur eine kurze Hose und ein ärmelloses Hemd. Princess hatte auch nicht viel mehr an, ein kurzes, bauchfreies Top und einen Minirock. Und so kam es, daß die beiden ziemlich verlegen entweder auf den Boden oder die Decke starrten, aber auch keinerlei Anstalten machten, aufzustehen. Silence konnte ihnen auch nicht helfen, denn in der einen Hand hielt er das Bettlaken und mit der anderen versuchte er verzweifelt (und nicht allzu erfolgreich) das Lachen zu unterdrücken.

Schließlich war es Zan, der Bewegung in die Situation brachte.

"Hallo, Boss, hallo, Princess! Danke, daß ihr mir geholfen habt!"

"Ähm, ja, ähm, hallo, Zan!" stotterte Boss.

Da erst blickte Princess sich um und bemerkte den Dino im Wohnzimmer. Und schrie schon wieder auf.

"Wieso muß ich eigentlich andauernd solche bescheuerten Träume haben?" jammerte sie.

"Soll ich dich wach küssen, meine Prinzessin?" fragte Boss ganz unschuldig und spitzte die Lippen.

"Nein Du Idiot! Kneif mich eher!" fuhr sie ihn an.

Er grinste fies und kniff sie kräftig in den Po.

"Aua! Spinnst Du jetzt total, oder was?"

"Wieso, ich sollte dich doch kneifen, das hast du selber gesagt!"

"Aber nicht in meinen Hintern, Du Volltrottel!"

"Wieso, stimmt damit irgendwas nicht?"

Klatsch. Mehr hörte man nicht. Dann stand sie auf, rieb sich einmal die Stelle, in die Boss sie gekniffen hatte und drehte sich zu Zan um.

"Hallo, Zan! Was machst du hier?"

"Du betrachtest mich also nicht mehr als einen Traum?"

Sie überlegte.

"Da bin ich mir noch nicht so sicher. Aber immerhin ist es ein halbwegs angenehmer Traum. Doch mich würde trotzdem interessieren, wieso du hier bist!"

"Das ist eine lange Geschichte und der Grund für diese Versammlung. Aber jetzt laßt uns raus gehen, wir haben nicht mehr viel Zeit!"

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Die anderen waren ebenso erstaunt, Zan hier in ihrer Welt zu sehen, und es dauerte eine Weile, bis wieder Ruhe eingekehrt war, vor allem Gatscha, Blanda und Timmet wollten unbedingt mit Zan eine Runde spielen, und wollten zuerst gar nicht so recht begreifen, daß das nicht ging. Aber schließlich waren alle still, nur Princess zog von Zeit zu Zeit noch eine Grimasse und stöhnte leise, weil sie ziemlich ungünstig saß und ihr Po deshalb noch weh tat.

"Erst einmal möchte ich euch danken, daß ihr alle hierher gekommen seid, auch wenn ihr eigentlich was anderes vorhattet!" begann Zan.

"War doch Ehrensache!"

"Ist doch logisch!"

"Völlig klar, Du bist tausendmal aufregender als alles andere!" unterbrachen ihn die drei Kinder.

"Wenn das so weiter geht, sitzen wir hier noch morgen früh!" Flüsterte God Snake zu, woraufhin dieser nickte.

"Ich schätzt, ihr könnt euch denken, daß es einen bestimmten Grund hat, warum ich hier bin!" fuhr Zan fort. Allerdings, dann schien er nicht so ganz zu wissen, wie es weiter gehen sollte, denn er brach ab und schaute sie alle der Reihe nach an.

"Hat es irgendwas mit diesen Dinosaurier-Angriffen zu tun?" fragte Prof, und er nickte.

"Ja, genau das ist der Grund. Das Problem ist, das einige Anhänger des Hohepriesters von damals anscheinend überlebt haben und sich ebenfalls mit seiner Technik des Hypnotisierends vertraut gemacht haben. Nun haben sie vor fünf Wochen versucht, den Palast zu erobern, sind aber an der Armee des Königs gescheitert. Daraufhin haben sie den Schrein des Himmels angegriffen und gewonnen. Das war vor gut zwei Wochen." Wieder legte er eine Pause ein.

"Hm, vor zwei Wochen wurde der ersten dieser Angriffe gemeldet!" überlegte Prof.

Zan nickte.

"Denn da die Rebellen es nicht geschafft haben, Noah zu erobern, haben sie beschlossen, diese Welt zu übernehmen. Und dazu benutzten sie die Zeit-Raum-Maschine und schicken hypnotisierte Dinosaurier in eure Welt, damit diese sie zerstören und eine Eroberung leichter machen!"

"Aber wie bist Du denn dann hierher gekommen?" fragte President.

"Mint und Dabonta ist es gelungen, eine kleinere Version der Zeit-Raum-Maschine nach zubauen, sie kann allerdings niemals mehr als eine Person auf einmal transportieren."

"Und was sollen wir jetzt machen?" wollte Tiger wissen.

Zan schaute wieder jeden von ihnen einzeln an.

"Ich wurde vom König geschickt, um Euch um Hilfe zu bitten! Ihr sollt uns helfen, den Palast des Himmels zu befreien."

Die Entscheidung

3. DIE ENTSCHEIDUNG
 

Schweigen. Keiner reagierte, alle mußten sie erst über das eben gehörte nachdenken. Sicher, im Prinzip wollte jeder von ihnen noch einmal nach Noah, aber wenn, dann als das, was man gemeinhin als "Tourist" bezeichnet. Sie wollten dorthin um Ferien zu machen, und nicht, um erneut ein haarsträubendes Abenteuer zu bestehen, was ihnen den letzten Nerv rauben würde und nachdem sie mehr Erholung nötig hatten als vorher!

"Wie stellst Du dir das vor?" fragte Prof nach einer Weile.

"Wie ich mir das vorstelle?"

"Ja!"

Er blickte sie verwirrt an.

"Ehrlich gesagt weiß ich nicht so ganz, was Du meinst!"

Sie senkte den Kopf.

"Sieh uns doch an! Ich meine, im Prinzip sind wir völlig normale Kinder! Hinzu kommt, daß für die meisten in zwei Wochen die Schule wieder anfängt, und ich im Prinzip überhaupt keinen Urlaub kriegen könnte, weil alle anderen Praktikanten schon weg sind! Ich könnte mir vorstellen, daß es bei President und Tiger nicht viel anderes ist!"

Die beiden nickten.

"Außerdem, wie sollen wir das unseren Eltern erklären? "Entschuldigung, wir müssen mal kurz nach Noah und gegen eine Armee von hypnotisierten Dinos kämpfen?" Das würde uns keiner abnehmen, im Gegenteil, meine Eltern wären dann kurz davor, mich zum Psychiater zu schleppen! Und wie sollen wir überhaupt nach Noah kommen? Damals war es ein Zufall, daß wir den Raum durchquert haben! Wir haben aber keinen blassen Schimmer, wie wir das angestellt haben!" fuhr Princess fort.

Die anderen nickten betrübt, es stimmte, was die beiden sagte, nur hatten bisher noch keiner darüber nachgedacht. Bis auf Silence.

"Also, für das erste haben wir schon eine Lösung gefunden, Zan und ich!"

Sie schauten ihn erstaunt an, woraufhin er etwas verlegen grinste.

"Ich meine, es handelt sich doch um eine Zeit-Raum-Maschine, und erinnert euch doch mal, wie es beim letzten Mal war! Da sind wir genau an dem Tag wieder auf der Erde angekommen, an dem wir damals auch verschwunden sind. [Anm.: Ich weiß zwar nicht, ob dies wirklich der Fall war, da aber im Original nichts in dieser Hinsicht gesagt wurde, gehe ich einfach mal davon aus.]"

Prof nickte angespannt.

"Stimmt, da hat er recht! Das muß irgendwie mit der parallelen Existenz der beiden Dimensionen zusammen hängen, wir können nicht in der einen leben und in der anderen vermißt werden! Aus diesem Grund werden wir immer genau zu dem Zeitpunkt in unsere "Heimatdimension", um es mal so zu nennen, zurückkehren, zu dem wir auch aus ihr verschwunden sind! Nur der Ort kann variiert werden, und eigentlich ist das ja sehr vorteilhaft für uns! Aber was ist mit dem zweiten Problem: Wie kommen wir überhaupt nach Noah?"

Hier schaltete sich Zan ein.

"Irgendwo muß es auf eurem Planeten einen sehr starken magnetischen Strom geben, sonst könnte die Zeit-Raum-Maschine nicht funktionieren. Ihr seid damals auch in dieses magnetische Feld geraten, so daß ein einfacher als Energieschub genügte, um euch nach Noah zu bringen. Diesen Strom müssen wir finden."

President nickte angespannt.

"Ich habe mal irgendwo etwas über den sogenannten Malstrom gelesen!" murmelte er. "Aber ich weiß nicht mehr was und wo!"

"Mit oder ohne H?" fragte Prof sofort.

"Wie bitte?"

"War das Wort "Malstrom" mit oder ohne H geschrieben?" wiederholte sie die Frage ungeduldig.

"Ohne H, mein ich!"

"Hm, dann war das nicht der richtige!"

"Wieso, was ist denn der Unterschied?" fragte Gatscha.

"Es gibt zwei, der eine liegt in Norwegen, bei der Inselgruppe der Lofoten, er wird auch Moskenstraumen genannt. Dabei entsteht bei Westwind und einsetzender Ebbe ein sehr starker Wasserstrom, der Schiffe hinauf aufs Meer zieht, wobei sie dann meistens nicht mehr ohne Hilfe wegkommen."

"Genau, der war's!" rief President.

"Und was macht der andere?" fragte Boss.

"Das ist eine Meeresströmung, die während des Sommers, bzw. Winters entsteht, wenn das kalte Wasser der Oya-Schio-Strömung und das warme Wasser der Kuro-Schio-Trift im Pazifik zusammentreffen. Dabei entsteht ein Sog, der die Schiffe nach unten, in den Aleutengraben zieht. Das ist besonders gefährlich für kleinere Schiffe, große sind heutzutage meistens zu stark für diese Strömung. Allerdings, dadurch, daß beide Strömungen auch kalte, bzw. warme Luft mit sich führen, kommt es dort auch relativ häufig zu schweren Stürmen und Unwettern. Und, Tiger, kannst Du dich noch erinnern, wo wir uns ungefähr befanden, als wir nach Noah kamen?"

Tiger nickte. "Ja, so ca. 50° nördliche Breite und 180° Länge!"

Prof zog die Stirn kraus. "Mhm, das könnte hinkommen! Dieser Mahlstrom liegt ungefähr da!"

"Na klar, jetzt muß sie mal wieder mit ihrem perfekten Gehirn angeben!" murmelte God.

"Weißt du, God, solange man ein Gehirn hat, sollte man es auch nutzen! Aber du kannst das nicht beurteilen, da du ja keines hast, wie wir alle wissen!" warf Tiger ein.

Alle bis auf den betroffenen fingen an zu lachen, auch Nerd und Snake, die allerdings das Pech hatten, neben dem Betroffenen zu sitzen, der daraufhin wieder anfing, Kopfnüsse zu verteilen.

"Und ich habe mal gelesen, daß es bei solchen Zusammentreffen von Wassermassen unterschiedlicher Temperaturen sehr starke Magnetfelder entstehen!" warf President ein.

"Also im Klartext, wir haben den Ort gefunden!" faßte Boss zusammen.

"Aber, wie sollen wir jetzt zu diesem Mahlstrom kommen?" fragte Cry Baby.

"Auf dem Pfadfindergelände steht immer noch das Amphibienfahrzeug! Ich glaube kaum, daß das jemand in der nächsten Zeit brauchen wird!" meinte Tank.

"Ja, und wir können das ja als Tagesausflug ausgeben, da werden die wenigsten etwas gegen sagen! So zum dritten Jubiläum unserer Fahrt von damals!" warf Young Lady ein. [Anm. Ich hoffe, es nimmt mir keiner übel, wenn ich die Namen aus der Serie, also die deutsche Übersetzung nehme, auch wenn sie sich ziemlich bescheiden anhören, aber dann weiß jeder, wer gemeint ist!]

Dieser Vorschlag fand allgemein Anerkennung, oder zumindest Zustimmung.

"Also, Leute, was ist? Fahren wir oder nicht?" rief Boss.

"Jaa!" antworteten die anderen (fast) einstimmig. Aber God sagte auch nichts gegenteiliges.

"Also, ich würde ja jedem von euch abraten, irgendwas mit Brian zu unternehmen! Das wird nämlich sowieso eine Katastrophe, sofern es überhaupt stattfindet!"

Alle drehte sich zum Haus um. Dort, in der Tür des Wintergartens stand eine Gruppe von drei Mädchen und zwei Jungen. Und sie sahen ziemlich wütend aus.

"Wie kommt ihr denn da drauf?" fragte Princess neugierig.

"Ganz einfach, weil wir eigentlich mit ihm zum schwimmen verabredet waren, und leider Gottes 3 Stunden umsonst gewartet haben!"

"Oh, Mist! Das hab' ich ja total vergessen!" schrie Boss auf.

"Hm, dann könne wir ja bloß hoffen, daß Du unseren Ausflug übermorgen nicht auch vergißt!" meinte Tiger.

"Ihh! Was ist denn das!?!?" Der Aufschrei tat schon fast in den Ohren weh, so schrill war er.

"Was meinst du?" fragte Young Lady ganz unschuldig, obwohl sie genau wußte, was gemeint war.

"Ich meine dieses ... dieses Monster!" Immer noch völlig bleich im Gesicht zeigte das eine Mädchen auf Zan, der ganz hinten saß. Silence wollte seinen Freund verteidigen, aber President legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte leicht den Kopf.

"Ach so, sag doch gleich, daß du die Skulptur meinst!" meinte Boss und grinste ganz charmant.

"Das ist aber das erstemal, daß ich die hier sehe!" meinte einer der Jungen.

"Wir haben sie haben sie ja auch erst seit eben, Silence hat sie mitgebracht! Und sie ist auch nur geliehen!"

"Ich hab' aber gesehen, wie es sich bewegt hat!" widersprach das Mädchen hartnäckig.

"Und dann kann es jawohl kaum eine Skulptur sein, oder?"

"Hm, naja, also...."

"Das ganze ist viel komplizierter, als ihr denkt!" God stand auf und blickte die anderen triumphierend an. "Denn, das ist sehr wohl eine Skulptur, allerdings eine ältere, etwas mißglückte. Sie wurde von Silence's Vater hergestellt, und als er sie nicht mehr brauchte, übernahm sie sein Sohn und baute einen Motor und einen Computer ein. So gesehen ist das ganze eine Art Roboter, sehr modern und zur Zeit noch ein Prototyp. Silence hat ihn für den Wettbewerb "Jugend Erfindet" gebaut, und wir sollten sein Werk nun mal begutachten! Das ist auch schon alles..."

Die anderen schauten ihn grinsend an, nur die fünf an der Terrasse blickten immer noch etwas sehr skeptisch.

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4. Die Reise

4. DIE REISE
 

Zwei Tage später waren alle Vorbereitungen erledigt. Das Amphibienfahrzeug wartete am Pfandfinderhauptquartier und war einsatzbereit, auf den neuesten Stand gebracht und mit Lebensmittel, erste Hilfekasten und Unmengen von Benzin ausgestattet. Auch die Pfandfinder selber warteten dort, allerdings nicht auf Boss, sondern darauf, daß der Leiter endlich mit seinen Mahnungen in Ruhe und fahren lassen würde. Nur Silence nicht, denn der wollte zumindest einmal seine Welt von dem Rücken eines Dinos erblicken. Und so machten sich die vierzehn Pfadfinder erneut auf den Weg, um mit ihrem Fahrzeug die Welt zu entdecken, oder besser: zu retten. Denn jeder von ihnen war sich darüber im klaren, daß sie die einzigen waren, die diese Dino-Legionen und deren Angriffe stoppen konnten und eine Eroberung der Erde durch die Anhänger des Hohepriesters zu verhindern. Und dementsprechend "ernsthaft" ging es dann auch bei der Reise zu, wobei Gatscha, Blanda und Timmet die ganze Zeit über aus dem Fenster schauten und versuchten, einen Wal oder Delphin zu sichten, was allerdings keinem von ihnen gelang. Nerd spielte mal wieder (oder immer noch) ein Gameboy-Spiel [nein, nicht das von Sailor Moon, und auch nicht Pokémon! ^-^] und dieser gab (auch immer noch) einige merkwürdige Pieptöne von sich, die seine ganze nähere Umgebung nervten. Boss, Tiger und Tank saßen vorne im Cockpit und versuchten, vor lauter Nervosität keine Fehler zu machen. Der Rest saß irgendwo und langweilte sich oder versuchte, den Gedanken an das Unangenehme, was ihnen bevorstand zu verdrängen.

"Sagt mal Jungs, haltet ihr es wirklich für eine so gute Idee, was wir hier machen?" fragte Tiger vorne.

Sie war jetzt 19, und auch wenn sie sich äußerlich nicht sonderlich verändert hatte, so war sie doch wesentlich ruhiger und vernünftiger geworden, seit ihrer Reise vor drei Jahren. Es gab allerdings auch Momente, in denen ihre alte Wesensart, auf alles loszustürmen, durchbrach. Ihre Freundschaft mit President hatte sie sehr zu einem ruhigeren Menschen verwandelt. Im Gegenzug hatte sie ihm gezeigt, daß es sehr wohl Vorteile hat, in manchen Situationen spontan zu handeln. Im Großen und Ganzem konnte man durchaus sagen, daß beide aus dieser Beziehung ihre Vorteile zogen.

"Hm, ich weiß nicht so recht, im Prinzip ist es ja schon verrückt, was wir hier machen!" meinte Tank.

"Ach Quatsch! Wer soll es denn sonst machen, wenn nicht wir? Es wird uns sowieso keiner glauben!" widersprach Boss.

"Du hast ja recht, es würde uns niemand glauben! Aber hast Du schon mal daran gedacht, daß wir die Verantwortung für die Kinder hier tragen? Und damit meine ich jetzt nicht Cry Baby oder Nerd! Sondern vor allen Dingen meine ich Timmet und Blanda und Gatscha! Damals waren sie noch in einem Alter, in dem man ihnen noch sagen konnte, was sie tun sollen! Jetzt ist das längst nicht mehr der Fall, ich bin sicher, sie werden sich nicht grundsätzlich nach dem richten, was wir ihnen sagen!"

"Stimmt! Aber was hätten wir sonst machen sollen, Tiger?"

"Wir hätten sie zu hause lassen sollen!" lautete die einfache und sehr erstaunliche Antwort.

Boss war verblüfft. Auf den Gedanken wäre er nie gekommen.

"Aber ich glaube kaum, daß sie von alleine auf diese Reise verzichtet hätten!" wandte Tank ein.

"Dann hätten sie eben nie eingeweiht werden dürfen!"

"Moment mal! Ich wußte ja selber nicht, worum es ging, als ich euch anrief! Silence hatte mir nur gesagt, Zan sei hier und daß wir eine Versammlung mit allen, die damals mit waren, abhalten müßten!"

"Es macht dir ja auch keiner einen Vorwurf, Boss!" beruhigte ihn Tiger. "Es ist nur so, daß ich mir Sorgen mache! Ich weiß einfach nicht wieso, aber ich habe nicht unbedingt den Eindruck, daß die ganze Situation in Noah so einfach ist, wie Zan sie uns geschildert hat! Ich kann mir nun mal nicht helfen, aber ich mag es nicht, in's Unbekannte zu fahren so wie wir es gerade tun!"

"Was führt ihr hier denn hier für eine große philosophische Diskussion?"

Alle drei zuckten zusammen, als President in das Cockpit trat.

"Spinnst Du? Hast Du noch nie etwas von Anklopfen gehört?" fuhr Tiger ihn an.

"Entschuldige, ich wollte nur sagen, daß wir Zan und Silence gesehen haben!"

"Deshalb mußt Du dich trotzdem nicht anschleichen wie ein Wolf an seine Beute!"

"Wieso, gefällt es dir nicht, Beute zu sein?" fragte er und grinste sie an.

Sie wurde rot.

"Bei dir geht das ja noch, aber wenn es jemand anders ist..." murmelte sie, allerdings nicht leise genug, so daß Boss und Tank ihr Lachen durch Hustenanfälle vertuschen mußten.

"Was lacht ihr hier so?"

"Wieso kommen heute alle Leute hier rein ohne anzuklopfen?" schrie Tiger auf, und God fuhr erschrocken zurück.

"Was ist denn mit der los?" fragte er verwirrt.

"Das mußt du schon selber rausfinden..." meinte Boss und duckte sich, als Tiger sich nach etwas umschaute, womit sie ihn bewerfen konnte.

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"Silence?"

"Ja."

"Vertraust du mir?"

"Natürlich!"

"Vielleicht wäre es besser, Du würdest es nicht tun!"

"Wie meinst Du das?"

Sie folgen nun schon eine ganze Weile, einfach über das Wasser, ohne das sie ein Wort geredet hätten. Er genoß es, einfach so zu fliegen, das war immer sein schönster Traum gewesen. Es war einfach ... wunderbar, phantastisch, unglaublich, unbeschreiblich. Dieses Gespräch paßte nicht in diese Atmosphäre. Aber er spürte, daß es wichtig war, und das macht ihm Angst.

"Ich möchte dich nicht verletzten, und doch kann es passieren, daß ich es tue!" erwiderte Zan nach einer Weile.

Silence schwieg.

"Warum erzählst Du mir das?" fragte er schließlich.

"Weil ich möchte, daß Du weißt, wieviel Du mir bedeutest, und daß es mir wirklich leid tut, wenn ich dir jemals weh tun sollte!"

"Was soll das?"

Zan schüttelte den Kopf.

"Ich wollte nur, daß Du es weißt, bevor wir nach Noah kommen... es könnte immerhin gefährlich werden, auf dieser Reise!"

Silence sagte nichts darauf, aber er spürte ganz genau, daß die Reise nicht das gefährlichste war, längst nicht! Und es waren auch nicht die Anhänger des Hohepriesters, es war etwas völlig unbekanntes, etwas, womit niemand von ihnen rechnete, und er hatte den Eindruck, daß sein Freund wußte, worum es sich handelte. Aber er schwieg trotzdem, er glaube nicht, daß Zan es ihm erzählen würde. Und er spürte auch, daß der Dinosaurier bei der ganzen Aktion alles andere als glücklich war.

"Komm, laß uns runter zu den anderen fliegen!"

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Die eigentlich Reise durch Raum und Zeit ging ziemlich schnell, wie aus dem nichts tauchten plötzlich schwarze, bedrohlich aussehende Wolken auf, das Meer wurde unruhig, und plötzlich waren sie mitten im Sturm. Dann gab es einen Knall, es wurde dunkel, und sie verloren das Bewußtsein. [Sorry, ich wußte nicht, was man da sonst noch schreiben könnte...]

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5. Wiedersehen

5. WIEDERSEHEN
 

Diesmal waren sie direkt bei der Hauptstadt gelandet, oder zumindest in der Nähe, sie waren auf einem Hügel, der eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und den Palast bot. Zan nickte.

"Ja, von hier aus hat mich Dabonta in eure Welt geschickt... Deine Theorie schient zu stimmen, Prof."

"Wieso von hier aus? Ich sehe hier keine Zeit-Raum-Maschine!" meinte God abfällig.

"Es ist ja auch eine Neufassung, und sie ist wesentlich kleiner und kann transportiert werden!" erklärte Zan.

"Aber, wenn es wirklich wahr ist, wo sind dann Dabonta und die Maschine?" fragte Prof und schaute sich um.

"Sie haben etwas weiter unten, dort hinter den Bäumen gewartet, damit sie nicht per Zufall auch in das Wirkungsgebiet der Maschine kommen, denn schließlich war es das erste Mal, daß sie ausprobiert wurde..."

"Hey, Hallo!"

Jetzt drehten sich alle um und sahen, wie ein ca. 18 jähriger Junge mit weiß-bläulichen Haaren den Hügel hinauf kam.

"Mensch, das ist ja Mint! Hallo!" rief Boss und rannte ihm entgegen.

Kurz darauf trat auch ein etwas älterer alter Mann zwischen den Bäumen hervor und begrüßte die Kinder.

Alles in allem konnte man sagen, daß die meisten froh waren, zurückgekehrt zu sein. Alle, bis auf zwei. Der erste war God, der sich aus irgendeinem Grund nicht wohl fühlte. Er hatte das merkwürdige Gefühl, das etwas hier absolut nicht so war, wie es sein sollte. Dabei hatte er sich eigentlich auf diese Reise gefreut, denn im Prinzip zählte dieser "Urlaub" von damals zu seinen schönsten Erinnerungen, trotz allem, was damals passiert war.

Der zweite war Silence. Ihm ging das ungewöhnliche Gespräch mit Zan nicht aus dem Sinn, das sie kurz vor dem Übergang geführt hatten. Er spürte, daß sein Freund nicht glücklich war, daß sie hier waren. Im Gegenteil, ihre Anwesenheit schien ihn zu bedrücken, auch wenn er sich nicht erklären konnte, warum. Aber er beschloß, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen, denn wenn es wirklich so war wie er dachte, dann war Zan ihretwegen unglücklich, und das war etwas, was er auf keinen Fall zulassen würden.

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Mint und Dabonta führten die Gruppe direkt nach Gondowana, in den Palast. Und zum ersten Mal hatten sie Zeit, sich die Stadt etwas näher anzuschauen. Bei ihren anderen Besuchen hatte sie dazu nie die Zeit gehabt.

"Das ist faszinierend, diese ganze Architektur erinnert mich an eine typisch europäische Stadt, die verschiedensten Baustile treffen sich hier!" flüsterte Prof ganz hingerissen, während sie die Nordstraße zum Palasthügel hinaufgingen.

"Was meinst Du damit?" fragte Gatscha, die neben ihr ging. Sie hatten das Amphibienfahrzeug in Dabontas "Labor" zurückgelassen, mit der Zeit-Raum-Maschine, dort würde sie zumindest nicht auffallen, und es mußte auf jeden Fall vermieden werden, daß die Anhänger des Hohepriesters von ihrer Anwesenheit auf Noah erfuhren. So kam es auch, daß alle eine dunkelblaue Kutte über ihre normale Kleidung trugen, dadurch erregten sie weniger Aufsehen...

"Siehst du diese Rundbögen bei dem Haus da drüben? Das ist ein typisches Gebäude aus der Romantik, in Europa war das ungefähr 600-1000 nach Jesus Christus die übliche Bauweise. Und dort drüben, diese Kirche mit den Säulen, die stammt aus der Gotik!"

"Woher weißt du das alles?" fragte Timmet.

Prof lachte. "Weil wir das mal in Kunstgeschichte gemacht haben!"

"Und du mit deinem Supergedächtnis weißt das natürlich noch..." brummte God vor sich hin.

"Was du natürlich überhaupt nicht nachvollziehen kannst, oder?" fragte ihn Tiger von hinten spöttisch.

"Wie kommst du denn auf den Schwachsinn?"

"Weißt du, ich hab' mal irgendwo gelesen, daß zuviel Neid und Eifersucht die Gehirnzellen, die für das Gedächtnis von solchen Dingen verantwortlich sind, zerstören... weil sie sich ja sonst an jeden Moment erinnern müßten, an denen ihr Herr eifersüchtig war!" mischte sich President ein. Dieser Kommentar brachte mal wieder alle zum lachen, vor allem, weil es paßte! Snake erntete allerdings wieder eine Kopfnuß.

"Es stimmt, was Du gesagt hast, dieses Gebäude ist wirklich so alt! Allerdings nennt sich die Epoche hier anders, wir nennen sie Varischa, die "Zeit der Träume"." meinte Dabonta.

"Aber das paßt ja!" rief Princess aus.

"Hmm, und wenn diese Stilepochen hier und auf der Erde gleich sind, dann heißt das ja, das beide die gleiche Entwicklung durchgelaufen sind!" überlegte Prof.

"Aber wie kann das sein?" fragte Young Lady.

"Das weiß ich nicht, aber vielleicht finden wir es heraus!"

"Ich werde dir bei Gelegenheit mal unsere Königliche Bibliothek zeigen, dort befinden sich alle Aufzeichnungen, die von der Evolution auf Noah bekannt sind."

"Danke, Dabonta. Das würde mich wirklich interessieren!"

"Aber jetzt kommt, der König und die Prinzessin warten!"

"Asuka auch?!" rief God.

"Aber sicher, sie war eine der ersten, die für eure Hilfe plädierte!"

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Der Palast sah immer noch genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatten, nur strahlte er nicht mehr diese Aura der Gefahr und Angst aus, die den Kinder im Gedächtnis geblieben war. Am Eingang standen vier Soldaten und hielten Wach. Und zwischen ihnen standen ein großer, kräftiger Mann mit einer Rüstung, ein ca. 17-järiges Mädchen mit hellgrünen Haaren und ein knapp 2m großer Dinosaurier, der eine Haube auf dem Kopf trug und ein Kleid trug. Als der Dino God erblickte, schrie er auf und rannte auf die Gruppe zu.

"Nun, wie es aussieht, scheint Mieuw nicht so eifersüchtig zu sein! Zumindest erinnert sie sich noch an dich!" meint Boss und stieß God in die Seite. Dieser warf ihm einen bösen Blick zu und schaute sich dann nach einem Versteck um, nur leider etwas zu spät. Mieuw war schon über ihm [hihihi]. Die anderen überließen ihm erst mal seinem Schicksal, (was hätte sie auch großartig tun können?!?) und gingen auf die anderen Beiden Menschen zu. Hinter ihnen war nun auch Zan gelandet, der die Strecke von Dabontas Labor zum Palast geflogen war, diesmal ohne Silence. Dieser fühlte sich immer noch unbehaglich, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wieso. "Onkel Mosar!"

Der Schrei tat schon fast in den Ohren weh, so schrill war er. Aber er bewirkte, daß Silence sich von diesen Gedanken losreißen konnte. Er beschloß, sich erst einmal auf die Begrüßungen zu konzentrieren, er würde sicherlich noch genug Zeit finden, sich mit diesem Problem zu beschäftigen.

"Gatscha! Mein Gott! Du bist aber gewachsen!" Kommandant Mosar lächelte und nahm das kleine [klein?!?] Mädchen auf den Arm. Allerdings, das wirkte schon etwas merkwürdig. Denn Gatscha war in diesen drei Jahren gewachsen. Sie war längst nicht mehr das kleine Mädchen von damals, sie war fast so groß wie Princess und wirkte auch sonst von ihrem Äußeren älter, als sie war. (sie hatte es auch ohne Probleme geschafft, in einen Film ab 14 zu gehen, wie sie den anderen mal ganz stolz erzählt hatte).

"Oh, tut mir leid, du bist leider etwas zu schwer, als daß ich dich länger tragen könnte! Außerdem, du bist etwas zu groß dafür..." meinte Mosar und setzte sie ab.

"Wenn du meinst..." Trotzdem konnte man sehen, wie sie schmollte. Denn in ihrem Inneren war sie keinen Tag älter als 12 Jahre...

"Boss!" Das grünhaarige Mädchen rannte auf die Gruppe zu und warf sich Boss in die Arme. Dieser wurde etwas rot, erwiderte die Umarmung.

"Asuka! Wie schön, dich zu sehen!"

"Ich hab' euch so vermißt!" schluchzte die Prinzessin.

"Ähm..." Princess räusperte sich demonstrativ.

Boss lies das Mädchen los und wurde erneut etwas rot, als die anderen ihn (meistens) feixend ansahen. Princess drehte sich ab und wenn Blicke töten könnten, so wäre Boss nicht mehr am leben, von dem Blick, den God ihm zuwarf, nachdem er die Gruppe wieder eingeholt hatte.

"So ungern ich Euch auch störe, der König wartet, und wir müssen uns beeilen!" meinte Mosar.

Die anderen nickten. Jetzt würde der unangenehmere Teil der Begrüßung folgen...

6. Audienz

6. AUDIENZ
 

im großen Audienzsaal, wohin Mosar sie nun brachte, herrschte eine ziemlich Unruhe. Denn sämtliche Adelige und hohen Bürger des Langes waren anwesend, um bei der Begrüßung der Menschen aus der anderen Welt dabei zu sein. In Tokyo hätte man dies vermutlich als eine High-Society-Veranstalung bezeichnet. Jeder, er etwas auf sich hielt, war erschienen. Zumindest war es das, was Asuka ihren Freunden erklärte, während sie die Treppen hochstiegen.

"Dieses Schloß sieht mir ziemlich nach Rokoko aus, das war so ungefähr vor 200 Jahren. Das berühmte Schloß von Versailles in Paris ist in diesem Stil gebaut!"

"Was für ein Schloß?" fragte Blanda.

"Das Schloß von Versailles! Das hat Ludwig XIV gebaut, um seine Macht zu demonstrieren." erklärte President.

"Ich dachte, dieser Ludwig ist in der Revolution einen Kopf kürzer geworden... " meinte Snake.

"Nein, das war Ludwig der XVI!" widersprach Nerd.

"Woher weißt Du das denn?" fragte Gatscha.

"Das kam in einem meiner Spiel als Vorgeschichte vor..."

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Vor der Tür, oder besser, dem Portal, daß den Eingang zum Audienzsaal darstellte, warteten zwei Soldaten und ein Lakai, bei dem man davon ausgehen konnte, daß es sich um so etwas wie einen Herold handelte. er verneigte sich vor der Prinzessin, nickte Mosar kurz zu und öffnete dann beide Flügel des Portals. Im gleichen Moment wurde es absolut still im Saal, das Gemurmel, was durch die Tür hindurch gedrungen war (Prof nahm sich vor, mit Dabonta mal über die Schallisolierung zu diskutieren...) verstummte, und alle drehten sich in ihre Richtung um.

"Ihre Majestät, Prinzessin Asuka! Gefolgt von ihrem Stegoceres Mieuw."

Asuka holte tief Luft, schaute die anderen noch einmal an und ging dann in den Saal.

Als sie an Boss vorbeikam, murmelte sie leise: "Ich hasse solche Veranstaltungen!"

God, der ihr direkt folgen wollte, wurde von Mosar zurück gehalten.

"Nicht, ihr kommt gleich dran! Dies ist ein offizieller Empfang, der muß genau nach den Regeln ablaufen!"

Die anderen verstanden das zwar nicht so ganz, aber sie fügten sich.

Sie konnten nicht sehen, was im Saal passierte, denn der Herold hatte die Tür wieder geschlossen.

Nun wandte er sich an die Kinder.

"Wer von Euch ist denn Euer Kapitän?" fragte er.

Sie schauten sich nur verständnislos an.

"Wer von Euch soll als erster angemeldet werden?" fragte Mosar, um das ganze leichter auszudrücken.

Sie schauten sich immer noch an.

"Ich finde, wir sollten alle gemeinsam gehen!" meinte President.

Boss nickte.

"Ja, wir sind schließlich eine Gruppe, und niemand ist bei uns mehr wert als ein anderer!"

"Aber, Sir, verzeiht mir, das geht nicht!" wandte der Herold ganz entsetzt ein.

"Wieso nicht?" fragte Tiger.

"Nun, weil ... es muß doch jemanden geben, der die Entscheidungen trifft!"

"Wir treffen alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam, es gibt keinen, der über die Köpfe der anderen hinweg entscheidet! Wir leben doch schließlich in einer Demokratie!" erklärte Boss, mit einer gewissen Leidenschaft in der Stimme.

"Vielleicht solltest du eher sagen "lebten"... Ich bin mir nicht so sicher, ob das hier als Demokratie zu bezeichnen ist..." murmelte Prof.

Mosar warf ihr einen scharfen Blick zu, dann trat er auf den Herold zu und meinte:

"Ich bin sicher, in diesem Fall kann man eine Ausnahme machen, oder nicht?"

"Aber... ich kann doch nicht einfach die Etikette verletzten!" widersprach der andere.

"Nun, das ganze Land befindet sich in einer Ausnahmesituation, da spielt es keine große Rolle, ob hier nun einmal die Etikette verletzt wird oder nicht!"

Immer noch nicht ganz zufrieden meinte der Herold: "Und wie soll ich sie ankündigen?"

"Als die 13. Pfadfindergruppe des 27. Bezirkes, bestehend aus 7 Löwen, 4 Adlern und 4 Wölfen!" meinte Princess, was die anderen mit begeisterten Gesichtern aufnahmen.

"Und was heißt das?" fragte der Herold mißtrauisch.

"Ganz einfach! Wir sind Pfandfinder und bilden die 13. Gruppe unsere Organisation. 27. Bereich ist einfach eine Einteilung der Erde, Japan, unser Heimatland, ist das 27., daß der Weltorganisation der Pfandfinder beigetreten ist. Und diese Sache mit den Tieren, daß sind einfach Einteilungen der Mitglieder nach ihrem Alter!" erklärte Tank.

Diesmal gab sich der Herold geschlagen.

Mosar trat an nun auf Prof zu.

"Irgendwann mußt du mir mal erklären, was ihr unter "Demokratie" versteht!"

Sie schaute ihn an, und verstand plötzlich, wieso ihr hier kein Haus im Stile der Renaissance begegnet war.

Sie nickte.

"Ich werde es tun, verlaßt euch drauf!"

Dann trat der Herold, immer noch etwas unglücklich blickend, wieder an dir Tür, öffnete sie, klopfte dreimal mit seinem Stab auf und verkündete laut und deutlich:

"Die 13. Pfadfindergruppe der 27. Bezirkes, bestehend aus 7 Löwen, 4 Adlern und 4. Wölfen."

Sie holten alle tief Luft und gingen in zwei Reihen nebeneinander her. Niemand hatte ihnen gesagt, das es so schlimm werden würde. Zum ersten Mal bekamen sie einen Eindruck, wie man sich als Affe in einem Zoo fühlen mußte, und so mancher beschloß, nach ihrer Rückkehr auf die Erde etwas für die eine oder andere Tierschutzorganisation zu tun. Jeder, wirklich jeder im Saal starrte sie an, wie sie da alle in ihren dunkelblauen Roben durch die Menschen gingen, und die meisten schauten alles andere als freundlich. Allerdings, vier Menschen sahen ihnen mit einem Lächeln der Freude auf den Lippen entgegen. Und sie merkten zum ersten Mal, wie groß der Druck in einem Raum sein kann, der einem befiehlt, sich ja nicht daneben zu benehmen...

So gingen sie also zum König und hielten vor den drei Stufen, die ihn vom normalen Saal trennten, an. Ohne daß sie sich abgesprochen hatten hoben alle die rechte Hand und salutierten dem König von Asante.

"Majestät! Die 13. Gruppe ist vollständig zu ihrer Verfügung bereit!" meldete President, was sein Recht als Ältester der Gruppe war.

Der König mustere sie. Er hatte sich kaum verändert, nur wirkte er entschlossener, in gewissem Sinne weiser, allerdings hatte Princess das Gefühl, in seinen Augen läge eine gewisse Traurigkeit, die sie sich aber nicht erklären konnte. Schon gar nicht, als sie seine Worte hörte.

"Heute ist ein großer Tag in der Geschichte von Noah. Unsere teuersten Freunde sind hierher gekommen. Und auch wenn der Anlaß für ihren Besuch (hier glaubte Princess ein leichtes Zögern zu hören) keinen Grund zur Freude bietet, so soll doch heute abend ein Fest zu ihren Ehren stattfinden. Denn ihnen haben wir viel zu verdanken, wie jeder von Euch weiß!"

Das war noch allgemein zu sämtlichen Leuten im Saal gesprochen. Jetzt wandte er sich direkt an die Gruppe.

"Im Namen des Volkes von Noah möchte ich Euch danken, für Eure Bereitschaft, unserem Ruf zu folgen und Eure Leben einzusetzen, für ein Land, das nicht das Eure ist. Seit Euch des ewigen Dankes der Krone gewiß!"

Er konnte sich nicht helfen, er fühlte etwas merkwürdiges bei den Worten des Königs. Sicher, sie waren ergreifend und es würde ihn nicht wundern, wenn President die Tränen in den Augen standen. Aber er selber fühlte sich eher so, als hätte er gerade eine der größten Lügen der Geschichte gehört und wäre aus diesem Grund furchtbar enttäuscht. Dazu kam noch dieses merkwürdige Gespräch mit Zan, es wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Aber dann schüttelte er den Kopf, vermutlich war das alles nur ein Hirngespinst, er bildete sich etwas ein, was überhaupt nicht wahr war. Es konnte einfach nicht sein, daß dieses Gefühl Wirklichkeit war. Diesen Menschen hatten sie das Leben gerettet, sie waren ihr Freunde!

"Ich freue mich darauf, Euch heute abend im Schloßgarten als unsere Ehrengäste zu empfangen!"

Damit waren sie entlassen, wie ihnen nach einigen Momenten aufging und nachdem Asuka ihnen zugewunken hatte.

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Als sie wieder draußen waren, seufzten sie auf.

"Mein Gott, ich hätte nie gedacht, wie schlimm es ist, fremd zu sein!" meinte Tiger und seufzte.

"Mir ist teilweise richtig mulmig geworden!" stimmte Princess zu.

"Oh, soll ich dich vor den bösen bösen Fremden heute abend beschützen?" fragte Boss, grinste sie an und legte ihr den Arm um die Schulter.

Und so merkwürdig es war, sie fühlte sich geborgen. Es war angenehm, ihn ganz dicht neben sich zu fühlen. Allerdings, dieses Gefühl erschreckt sie auch, und daher kam es, daß sie doch so reagierte, wie alle es insgeheim erwartet hatten, und God wohl auch gehofft hatte.

"Laß mich in Ruhe, ich kann sehr gut auf mich alleine aufpassen!"

Aber er lachte nur.

"Wenn du meinst, bitte!"

Dann drehte er sich um und ging zu Mosar, der etwas abseits von ihnen stand.

Sie schaute ihm nach, denn eigentlich tat es ihr leid, ihn verscheucht zu haben, aber dazu war es jetzt wohl zu spät. Wieso mußte das alles so kompliziert sein?

Aber dann seufzte sie, es wäre längst nicht mehr so interessant, wenn es völlig simpel wäre...

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7. Entdeckung

7. ENTDECKUNG
 

Er fühlte sich nervös, es war, als wären sämtliche seiner Nervenzellen überspannt, er hatte sich erst einmal so gefühlt, und das war, als er zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben eine Zigarette geraucht hatte. Und er erinnerte sich nicht allzu gerne an diesen Tag... Aber heute war es anders, es war eher so, als wären seine Sinne durch ihre Reise sensibilisiert worden, als hätte er einen sechsten Sinn dafür entwickelt, wenn etwas nicht so war, wie es sein sollte. Hinzu kam, daß das Verhalten der Menschen auf Noah ihn beunruhigte, er hätte sich vorgestellt, daß viel mehr Menschen sich auf den Straßen befinden würden, aber das war nicht der Fall gewesen, er hatte niemand gesehen, als sie zum Palast gegangen waren, und dabei war das um die Mittagszeit gewesen. Jetzt war es fast abend, und sie sollten sich eigentlich auf das Fest, daß ihnen zu Ehren heute abend gegeben werden würde, vorbereiten, aber ihm fehlte die Lust dazu. Er fühlte sich viel zu unruhig, um sich auf irgend etwas konzentrieren zu können.

"Was hast du?"

Er schreckte zusammen, er hatte nicht bemerkt, daß jemand neben ihn getreten war. Als sich seine Augen daran gewöhnt hatte, gegen das Licht zu sehen, erkannte er Gatscha.

"Ich weiß nicht!"

Er drehte sich wieder um, und schaute weiter auf die Stadt hinunter, auf die er von diesem Balkon aus eine hervorragende Aussicht hatte. Aber auch jetzt kam sie ihm unwirklich, tot vor. Es gab keinerlei Licht in ihr, dabei war die Dämmerung schon vor mehr als einer Stunde hereingebrochen, und man konnte nicht mehr sehr viel sehen.

"Doch, du weißt es! Und ich weiß es auch!" widersprach sie ihm und lehnte sich neben ihm gegen dir Brüstung.

Er sah sie etwas erstaunt an.

"Und was tue ich deiner Meinung nach?" fragte er und mußte zugeben, daß ihn der Trotz, mit der die Antwort gekommen war, erheiterte.

"Du grübelst! Du grübelst über dieses merkwürdige Gefühl nach, daß Du hast, seit wir nach Noah gekommen sind!"

Diesmal mußte er sich das Lachen verkneifen bei ihrem Tonfall, aber er wurde ziemlich schnell wieder ernst und schaute weiter auf die Stadt.

"Nein, ich habe es seit dem Gespräch mit Zan, bevor wir auf der Slugi [also ihrem Amphibienfahrzeug] landeten!"

Darauf wußte sie keine Antwort, wie er wieder mit einer gewissen Erheiterung feststellte.

"Woher weißt Du das?" fragte er dann.

Sie antwortete nicht sofort.

"Siehst Du das da hinten?"

Sie zeigte auf den Mond, der sich groß und voll über die Bergkette schob. Er erschien ihm riesengroß, größer als er ihn jemals gesehen hatte. Und dunkler, in gewissem Sinne gelber, mit einem guten Schlag orange darin.

"Was ist damit? Ein gelber Mond ist nicht unbedingt etwas besonderes, den gibt es auf der Erde auch, jedesmal, bei einer Mondfinsternis, auch wenn sie relativ selten sind!"

"So selten nun auch wieder nicht, immerhin gab es im 20 Jh. Rund 150, davon waren 83 totale Mondfinsternisse."

Er sah sie erstaunt an.

"Woher weißt du das?"

Sie sah in an, und er erkannte in ihren Augen eine Trauer, die er auch einmal gespürt hatte.

"Mein Vater starb vor zwei Jahren bei einem Autounfall, und alles, was er mir hinterlassen hat, war sein Teleskop und seine Vorliebe zur Astronomie. Seit seinem Tod habe ich mich mit allem beschäftigt, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hat! Aber das meinte ich nicht!" Sie wandte sich wieder dem Mond zu.

"Sondern?" fragte er mit rauher Stimme.

"Siehst Du diese großen dunklen Flecken?"

Er nickte, sie waren aufgrund der Größe des Mondes auch mit bloßem Augen gut zu erkennen.

"Der eine, der jetzt gerade ganz erschienen ist, etwas weiter links von der Längsachse des Mondes, und der ziemlich rund ist, das ist das sogenannte Mare Serenitas, das Heitere Meer. Auf dem Mond der Erde gibt es diese Meer auch."

Er starrte sie an.

"Und der Fleck da drüber, der nach oben und nach links zwei Ausbuchtungen hat, das ist das Mare Tranquillitas, das Friedliche Meer. [Anm.: Ich hoffe, mir nimmt keiner meine Übersetzungen übel, und ich hoffe auch, daß sie richtig sind, aber ich kann nun mal kein Latein...]. Und ich könnte dir noch ein Paar andere Stellen aufzählen, die auf unserem Mond genauso aussehen."

Er stellte fest, daß er den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden konnte, so unpassend es auch war. Es erschien ihm so wunderbar, so schön wie noch nichts anderes, was er je gesehen hatte. Das helle Mondlicht verlieh ihm eine bleiche, fast weiße Farbe, so daß sie aussah, als wäre sie aus Glas. Die hohen Wangenknochen, die grade Nase und der volle Mund ließen ihn an ein Gemälde denken, daß er vor etlichen Jahren in einem Museum gesehen hatte. Das war das letzte Mal, das er etwas mit seinem Vater unternommen hatte. Und jetzt erst bemerkte er, daß sie ein Kleid trug anstelle der Robe, die er immer noch anhatte. Es war ein dunkelgrünes, leichtes Trägerkleid. Um den Oberkörper schmiegte es sich um die Konturen ihres Körpers, ab der Hüfte wurde es weiter und fiel lang bis zu den Knöcheln herunter. Aber sie trug keine Schuhe. Und im gleichen Moment roch er einen zarten, undefinierbaren, aber sehr angenehmen Duft, der von ihr ausging. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug und aus irgendeinem Grund wünschte er, daß die Zeit stehen blieb.

Dann wurde ihm bewußt, was das, was sie gerade gesagt hatte, bedeutete. Und damit verschwand jegliches Gefühl, was er vor einigen Sekunden noch empfunden hatte, und wich einem Unglauben, wie er größer nicht sein könnte.

"Ich wußte es, weil ich genauso fühle!"

Jetzt sah sie ihn an, und alles war wieder wie vorher. Er merkte, daß sein Herz raste, daß er schneller atmete und sie immer noch anstarrte. Die Trauer in ihren Augen war einem Ausdruck gewichen, den er noch nie gesehen hatte.

"Weiß Prof es schon?" fragte er leise, weil er das Gefühl hatte, irgendwas sagen zu müssen.

Sie schüttelte leicht den Kopf.

"Nein, ich wollte warten, bis er voll aufgegangen ist!"

Er hatte den Eindruck, ihre Stimme noch nie gehört zu haben. Sie jagte ihm einen Schauder über den Rücken.

Plötzlich lächelte sie ihn an, und dieses Lächeln lies sie für ihn noch schöner aussehen.

"Danke!"

Er runzelte die Stirn, ohne jedoch den Blick von ihren Augen zu lassen. Im Mondschein sahen wie zwei dunkle, große Perlen aus.

"Wofür?"

"Dafür, daß es dich gibt!" Damit beugte sie sich vor und küßte ihn.

Erst war er erschrocken, aber als ihm klar wurde, daß es genau das war, was er sich in den letzten Minuten gewünscht hatte, entspannte er sich und legte die Arme um ihre Taille.

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"Was machen die denn da?"

"Jetzt rück doch mal ein Stück, ich will auch was sehen!"

"Hey, drängle nicht so!"

"Was kuckt ihr beiden denn da so?"

Timmet und Blanda fuhren zusammen.

"Mußt Du uns so erschrecken?" fragte Timmet, als er sich erholt hatte.

"Was habt ihr denn gemacht?" fragte Tiger, ohne auf die Frage einzugehen.

"Och, gar nichts!" meinte Blanda und schaute demonstrativ in eine andere Richtung.

"Das glaub' ich euch aber nicht! Geht mal zu Seite!" forderte sie.

Etwas widerwillig gehorchten den beiden.

Vorsichtig schob Tiger den Kopf durch die Tür und schaute sich um. Als sie die beiden Gestalten entdeckte, zuckte sie blitzschnell wieder zurück. Auf ihrem Gesicht lag ein sehr breites Grinsen.

"Was hast Du denn?" fragte President, der hinter sie getreten war.

Sie grinste weiter, nahm ihn bei der Hand und bedeutete ihm, vorsichtig durch die Tür zu schauen. Auch er zuckte zusammen, und zog den Kopf zurück. Und auch er grinste.

"Wer ist das denn?" fragte er.

"Überleg' doch mal!" forderte sie ihn auf.

Er schaute sich um.

"Hmm, Boss und Princess sind hier, God auch. Asuka und Mint vielleicht? Aber nein, die Prinzessin hat längere Haare... Moment, wo sind denn Silence und Gatscha?" fragte er und auf seinem Gesicht lag wieder ein Ausdruck der Besorgnis. Aber als er Tigers Grinsen sah, weiteten sich seine Augen.

"Nein, das kann doch nicht sein! Die sind doch noch viel zu klein!" protestierte er.

"So, sind sie das? Soll ich dir was verraten? Ich war elf, als ich das erste Mal mit einem Jungen rumgeknutsch habe!"

"Was?!?" er schien richtig geschockt zu sein.

"Kuck nicht so, das war ja auch nichts ernstes...!"

"Was habt ihr denn für Probleme?" fragte Prof.

"Och, nichts besonderes..." meinten beide einstimmig, was Prof ebenfalls zu einem breiten Grinsen veranlaßte.

"Wißt ihr was? Ihr hört euch schon richtig nach einem alten Ehepaar an... Aber jetzt laßt mich mal durch, ich brauche frische Luft!" meinte sie energisch und schob Tiger zur Seite.

Diese brauchte etwas, um zu reagieren, weil die Worte ihrer Freundin sie doch etwas geschockt hatten.

"Moment, nein, geh nicht raus! Das wäre nicht fair!"

"Wieso fair?" fragte Prof verständnislos.

Tiger zögerte etwas, dann bedeutete sie auch ihr, einen Blick durch die Tür zu werfen.

Als Prof ihren Kopf zurückzog, war auch sie am grinsen.

"Okay, ich sehe's ein... Aber was machen wir jetzt mit den beiden?"

"Gute Frage, ich meine, ich finde sie ja doch noch etwas jung..." meinte President.

"Wie weit ist man eigentlich im Biologieunterricht in der 7 Klasse? Ist man da schon aufgeklärt?" fragte Prof.

"Tja, das weiß ich nicht mehr, das ist schon so lange her!" erwiderte Tiger und schaute verlegen zu Boden.

"Und jetzt?"

"Was und jetzt?"

Alle fuhren herum, als sie Gatscha in der Tür sahen.

"Ähm, nichts, ähm, wir haben nur gerade..." fing President an.

"... festgestellt, daß wir einige Sachen in der Slugi vergessen haben, die wir eigentlich bräuchten..." vollendete Prof den Satz, während Tiger verzweifelt versuchte, ihren Lachanfall zu unterdrücken.

Zum Glück schien Gatscha immer noch auf Wolke sieben zu schweben, zumindest reagierte sie nicht weiter und ging zur Tür. Dort drehte sie sich aber noch mal um.

"Ach Prof, kann ich mal mit dir reden?"

Die drei sahen sich an, und Tiger mußte noch mehr lachen.

"Jetzt kommt eine Stunde Biounterricht?!?" flüsterte sie und prustete los.

"Haha, sehr witzig! Ich lach' mich tot!" gab Prof zurück. Zu Gatscha sagte sie:

"Sicher, ich komme gleich!"

"Gut, ich warte draußen!"

Dann schloß sie die Tür hinter sich, und endlich konnte Tiger aus vollen Halse lachen.

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8. Das Fest

8. DAS FEST
 

Sie fühlte sich unruhig, betroffen, erstaunt und fasziniert. Am liebsten wäre sie gar nicht hier, sondern bei ihrem Computer um einige Berechnungen durchzuführen, Proben zu analysieren und das, was Gatscha ihr eben versucht hatte zu erklären, nachzuprüfen. Im Prinzip wußte sie, spürte sie, daß es wahr war, aber sie wollte es nicht glauben. Denn irgendwie paßte es nicht, oder doch, es paßte sehr gut, nur das würde alle ihre Vorstellungen und Pläne über den Haufen werfen. Aber, das durfte eigentlich kein Grund sein, diese Entdeckungen sofort als falsch dar zu stellen.

"Jetzt weiß ich ungefähr, wie Galilei sich gefühlt haben muß, als er entdeckte, daß die Erde sich um sie Sonne drehte..." seufzte sie, dann faßte sie President, der gerade an ihr vorüber ging, am Arm und zog ihn etwas zur Seite.

"Wir müssen reden! Alle zusammen!" flüsterte sie ihm zu.

"Wieso, war die Biologiestunde so schlimm?" fragte er ebenso leise.

Sie schaute ihn an, und er wünschte sich, es nicht gesagte zu haben.

"Schon gut, ich nehme alles zurück!"

"Das will ich auch hoffen!" knurrte sie.

"Was gibt's denn?" fragte er, um abzulenken.

Sie schüttelte jedoch den Kopf.

"Das muß Gatscha euch erklären, immerhin ist es ihre Entdeckung!"

Jetzt schaute er endgültig verdutzt.

"Wie meinst du das denn jetzt?"

Sie seufzte erneut.

"Ist das so schwer zu verstehen?"

Er fing an zu grinsen.

"Nein, aber etwas erstaunlich!"

Da gab sie ihm recht.

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"Prof?"

Sie drehte sich um. Hinter ihr stand Mosar, und sie mußte zugeben, daß sie überrascht war. Bisher war er ihr immer als vollkommener Soldat erschienen, jetzt aber erkannte sie, daß er ebenso ein Edelmann war, auch wenn man ihm anmerkte, daß er sich als solcher nicht allzu wohl fühlte. [schon wieder so eine Erfindung von mir, aber ich dachte mir, er kann ja nicht nur Soldat sein, insofern erschien mir das ganz passend.... und der Rest, der gleich folgt, auch...] Als er ihren erstaunten Blick bemerkte, lächelte er etwas verlegen.

"Nun ja, mein Vater war früher der Erste Minister des Königs, bevor der Hohepriester die Macht übernahm. Insofern stand mir als ein sein Sohn schon von vornherein ein gewisser Rang zu, und der König bestand darauf, diesen nach unserem Sieg wiederherzustellen."

Sie runzelte die Stirn.

"Wieso wiederherstellen?" fragte sie.

"Er war der erste, der vom Hohepriester des Hochverrates bezichtigt und hingerichtet wurde. Ich hatte es ganz allein einem alten Freund meines Vaters zu verdanken, daß ich beim Militär bleiben durfte."

"Oh, das tut mir leid!"

"Schon in Ordnung, ich habe inzwischen gelernt, damit zu leben."

Er lächelte sie an, und aus irgendeinem Grund hatte sie plötzlich das Gefühl, das alles sei überhaupt nicht so schlimm.

"Du wolltest mir noch erklären, was eine Demokratie ist!"

Schlagartig wurde sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.

"Hm, ja eine Demokratie... gut, aber tut ihr mir dafür einen Gefallen?"

"Was denn?"

"In der Slugi steht ein kleiner Koffer, rechts vom Eingang. Würdet Ihr jemanden schicken, der ihn mir holen könnte? Ich habe etwas sehr Wichtiges vergessen, und ich könnte wesentlich ruhiger schlafen, wenn ich das noch heute abend nachholen könnte!"

Er nickte.

"Sicher, ich werde einen meiner Männer schicken!"

Sie blickte einige Momente sinnend vor sich hin, dann holte sie tief Luft und fing an.

"Das Wort Demokratie kommt vom griechischen, und heißt soviel wie Volksherrschaft. Im Prinzip ist es eine Form des politischen Lebens. Im allgemeinen kann man sagen, daß eben das Volk ihre Vertreter wählt, die wiederum die Politik und ähnliches in den Händen halten. Im Normalfall finden alle vier bis sechs Jahre Neuwahlen statt, während denen entweder die alten Oberhäupter erneut gewählt und somit in ihrer Vorgehensweise bestätigt werden oder, wenn man mit den bisherigen nicht zufrieden war, neue erwählt werden, die nun ihrerseits dafür sorgen müssen, daß es ihrem Land und ihrem Volk gut geht. Allerdings, Demokratie heißt nicht unbedingt...."

"Stopp!" unterbrach er sie.

Sie schaute ihn ganz verwundert an, was ihn zum lachen brachte.

"Ich habe heute zum ersten Mal in meinem Leben das Wort Demokratie gehört, und jetzt überhäufst du mich mit solch einer Vielzahl von Informationen, die man mit einem Mal gar nicht begreifen kann!"

Sie wurde etwas rot.

"Also, du willst sagen, daß in einer Demokratie der König vom Volk gewählt wird?!?"

"Naja, in gewissem Sinne schon, nur das man ihn dann nicht mehr König nennt..."

"Und das funktioniert?"

Jetzt verstand sie nicht, was er meinte.

"Ich meine, wie kann sich ein ganze Volk, daß aus mehreren Millionen Menschen besteht, auf einen einzigen Mann einigen? Das ist doch unmöglich!"

"Stimmt, aber jeder Kandidat gehört einer Partei an, also einer Gruppe, die für bestimmte Ziele eintritt. Man wählt also eher die Ziele, als eine bestimmte Person. Außerdem, im Parlament sitzen auch immer Vertreter der anderen Partien, also im Prinzip Leute, die andere Ziele haben. Und jeder Beschluß muß mit diesem Parlament abgestimmt werden, insofern wird auch das Oberhaupt des Staates kontrolliert."

"Gut, das verstehe ich! Aber, was ist der Sinn des ganzen?"

Sie seufzte auf, und erneut lachte er auf.

"Ich gebe zu, ich bin ein schrecklicher Schüler, und ich bin dir wirklich dankbar, daß du eine solche Geduld mit mir hast, aber ich habe das Gefühl, als wäre das, was du versuchst, mir zu erklären, von großer Wichtigkeit für Noah."

Sie schaute ihm gerade in die Augen und erkannte, daß er das, was er eben gesagt hatte, bitter ernst meinte. Und das war es, was sie weitermachen lies.

"Der Sinn besteht darin, daß praktisch jeder aus dem Volk mitbestimmen kann, was geschehen soll. "Regierung durch das Volk, mit dem Volk und für das Volk", hat einer der ersten, der diese Ideen vertraten, einmal gesagt, und das trifft es so ziemlich auf den Punkt. Versteht Ihr, in einer Monarchie, da bestimmt nur einer, und zwar der König. Und nicht selten kommt es vor, das ihm ein Großteil der einfach Menschen wie den Bauern oder Handwerkern völlig egal ist, obwohl sie bis zu 95% der Bevölkerung ausmachen können. Und dagegen wollte man mit der Demokratie angehen, jeder sollte gleich behandelt werden, auch wenn das in der Theorie immer noch leichter ist als in der Praxis!"

In seinen Augen erkannte sie, daß er immer noch nicht ganz verstanden hatte.

"Entschuldigt, wenn ich mich etwas unklar ausdrücke, es ist nur so, daß mir im Moment ziemlich viele Dinge durch den Kopf gehen, und insofern fällt es mir etwas schwer, auf Eure, wenn Ihr mir verzeihen wollt, Unkenntnis Rücksicht zu nehmen!"

Diesmal lachte er aus vollem Halse.

"Prof, du verstehst es besser, als jeder Diplomat den ich kenne, jemandem klar zu machen, was du von ihm hältst, ohne ihn zu verletzten!"

"Ich wollte damit nicht sagen, daß ich Euch für unwissend halte!" protestierte sie.

"Wirklich nicht?"

"Nein! Ich meinte das eher in dem Sinne, daß ich versuche, Euch etwas klar zu machen, was völlig neu für Euch ist!"

"Also bin ich doch unwissend!"

Als sie jetzt in erneut anschaute, erkannte sie, daß er sie auf den Arm nahm. Und, so merkwürdig es sein mochte, es gefiel ihr, auch wenn es normalerweise nichts gab, was sie so auf die Palme brachte, wie die Tatsache, daß jemand sie nicht ernst nahm.

"Entschuldige!"

Jetzt war sie es, die nicht verstand, aber er machte sich auch nicht die Mühe, es ihr zu erklären, was sie noch mehr verwirrte.

Er drehte sich um und winkte einen seiner Soldaten, die überall auf dem Gelände verteilt waren. Er flüsterte ihm einige Worte in's Ohr, woraufhin sich der Soldat wieder entfernte, und auch das Ballgelände verließ.

"Er wird jetzt deinen Koffer holen, ich halte also auch meinen Teil der Abmachung."

Sie mußte lächeln, aus irgendeinem Grund erinnerte sie das an Gatscha. Diese hatte vorhin auch etwas verlangt, im Gegenzug für ihre Beobachtungen, und dies mit fast genau den gleichen Worten.

"Ähm, Prof?"

Sie drehte sich um und bemerkte, daß die ganze restliche Gruppe hinter ihr stand, und zwar ziemlich feixend.

"Was habt ihr denn?" fragte sie unwirsch, obwohl sie sich sehr gut vorstellen konnten, was ihre Freunde hatten, denn vermutlich hatten sie zumindest den letzten Teil des Gespräches mit angehört.

"Du wolltest uns doch sprechen!" meinte Boss grinsend.

Sie holte tief Luft, und fing dann an zu grinsen, weil diese ganze Situation eigentlich total zum Lachen reizte, allerdings nur unter der Voraussetzung, daß man selber nicht betroffen war. Aber das war ihr im Moment egal.

"Ja, wir müssen etwas bereden! Aber ich muß noch warten bis Mosar's Soldat wieder da ist, er holt gerade meinen Koffer aus der Slugi!"

"Hä? Welchen Koffer?!?" fragte Princess.

"Ich möchte gerne einige Bodenproben nehmen und sie untersuchen, mir ist vorhin aufgefallen, daß wir das bei unserer ersten Reise gar nicht getan haben, und ich bin doch ziemlich neugierig, aus was diese Erde hier besteht!" erwiderte sie und wünschte sich im gleiche Moment, es nicht getan zu haben, denn das würde die anderen nur neugieriger machen und ihr somit die Arbeit erschweren.

"Was willst du denn untersuchen?" fragte Timmet, und sie seufzte auf.

"Es ist nichts besonderes, da ist nur etwas, was mich neugierig gemacht hat, und das möchte ich überprüfen. Aber ich glaube kaum, daß es Sinn hätte, euch das zu erklären, zumindest nicht, bevor ich nicht genau weiß, ob es wahr ist oder nicht!" schnitt sie gleich alle Fragen ab, die ihren Freunden auf dem Gesicht standen.

Dann drehte sie sich um und ging, sie wollte noch einmal über alles nachdenken.

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Eigentlich war es ein wunderschönes Fest. Das einzige, was sie gestört hatte, war Prof's merkwürdiges Verhalten, als sie ihnen von ihren geplanten Untersuchungen erzählt hatte. Oder besser, nicht erzählt hatte, sie hatte genau gespürt, daß es ziemlich wichtig für sie alle war, was ihre Freundin nachprüfen wollte. Aber in gewissem Sinne verstand sie sehr gut, warum. Es wäre vermutlich so unglaublich und erstaunlich gewesen, daß es sie nur durcheinander gebracht hätte, und das, obwohl diese Vermutung noch nicht einmal bewiesen war. Doch das war noch lange kein Grund, es auch ihr, ihrer Freundin, zu verschweigen. Darüber mußte sie lächeln, nur weil sie, Prof und Tiger die ältesten Mädchen waren, und aus diesem Grund auch so ziemlich alles miteinander teilten, mußte das noch lange nicht heißen, daß sie eine Sonderstellung einnehmen mußte.

Sie entdeckte einen kleinen Pfad, der von der Terrasse, auf der das Fest (oder zumindest der Hauptteil) stattfand, (sie wollte sich jetzt nicht unbedingt vorstellen, was hinter den ganzen Büschen und Hecken noch alles passierte....[*hehe*, Désolée, daß MUßTE sein...]) weg und in den Rosengarten führte. Sie genoß es, in der Stille durch diese wunderbaren Rosenstöcke, -büsche und -sträucher zu gehen, das alles hatte eine wunderbare Atmosphäre im Licht des Mondes, es wirkte unwirklich, mystisch und es sah teilweise so aus, als seien die Pflanzen aus Glas.

Plötzlich blieb sie stehen, vor ihr, auf einem ovalen, mit Gras bewachsenen Platz, war ein Springbrunnen. Er hatte die Form einer großen, halb geöffneten Blüte, aus deren Mitte das Wasser hervorquoll und dann leise, (man hörte nur ein ganz sanftes Plätschern) zu Boden lief. Dort befand sich ein rundes Becken, in dem das Wasser wieder aufgefangen wurde. Sie wußte nicht, wie lange sie dieses Wunderwerk anstarrte, es war einfach nur zauberhaft, sie hatte das Gefühl, noch nie in ihrem Leben etwas so schönes gesehen zu haben. Und dann bemerkte sie, daß noch jemand anders hier war.

Abrupt drehte sie sich nach rechts, und mußte zu ihrem Erschrecken feststellen, daß Boss ca. 20 Meter neben ihr stand, und sie anschaute, sie wußte nicht, wie lange schon.

Dann lächelte er leicht, und aus irgendeinem Grund lächelte sie zurück. Sie war ihm nicht mehr böse wegen dieses einen Satz von vorhin, im Gegenteil, sie schämte sich fast schon, sich überhaupt darüber aufgeregt zu haben. Sie wußte ganz genau, daß es einfach sein Stil war, zu seiner Persönlichkeit gehört, gäbe es diesen Charakterzug nicht mehr, so würde etwas fehlen, er wäre dann nicht länger Boss. Er wäre nicht mehr der Junge, in den sie sich vor drei Jahren verliebt hatte und wegen dem sie ihre Verlobung mit God gelöst hatte.

Es war merkwürdig, daß sie es sich ausgerechnet hier, an diesem Ort, eingestand, aber es schien, als könne man an diesem Platz seine Gefühle nicht verbergen.

"Entschuldige!"

Seine Stimme klang etwas gedämpft, als würde er vermeiden wollen, daß sie ihn hörte. Aber sie tat es trotzdem, und sie hatten den Eindruck, als wäre es falsch, was er da sagen würde.

Sie schüttelte den Kopf.

"Nein!"

Sie ging langsam auf ihn zu, und bemerkte, daß er eine der Anzüge trug, die die Diener des Königs ihnen hatten bringen lassen, und er stand ihm. Seine wie immer durchwuschelten Haare paßten perfekt dazu, weil sie ihm den Ausdruck verliehen, sich gegen die Normen zu stellen, was er in gewissem Sinne ja auch immer tat.

Sie sagte ihm genau das, was sie vorhin gedacht hatte, nur den Schluß verschwieg sie ihm. Doch er las es von ihren Augen ab und streckte ihr eine Hand entgegen.

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"Kommandant Mosar?"

Er wußte nicht so recht, ob es richtig war, was er hier tat, aber er hatte das Gefühl, es tun zu müssen.

Der Kommandant der Königlichen Leibgarde drehte sich um und musterte den Jungen. Schließlich nickte er.

"Ich wußte, daß einer von euch kommen würde!"

Er schluckte.

"Entschuldigt, wenn ich Euch störe, aber ich habe eine Frage!"

Mosar nickte wieder nur.

"Ich habe das Gefühl, als wäre hier etwas nicht so, wie es sein sollte!"

"Wie kommst Du darauf?"

Er schluckte erneut, und fing dann an aufzuzählen. Je länger er redete, desto schneller wurde er.

"Als erste benahm sich Zan auf dem Weg hierher sehr merkwürdig, er sagte einige Sachen, die nicht zu dem paßte, was er und über die Situation hier erzählt hatte. Zum anderen finde es ich seltsam, wie ausgestorben die Stadt ist, ich habe weder auf dem Weg zum Palast noch vom Balkon irgendein Zeichen von Leben gesehen, sie wirkt wie eine Geisterstadt! Und wo sind Manua, und Burai, und all die anderen, mit denen wir hier befreundet waren? Als wir von hier abgereist sind, dachten wir, es hätte sich alles zum Guten gewendet, und es gäbe keine Rebellen und keinen Bürgerkrieg mehr, aber gesehen haben wir noch niemanden von unseren Freunden! Und zum Schluß muß ich sagen, daß ich es sehr merkwürdig finde, daß in einer Zeit, in der man damit rechnen muß, daß die Stadt jede Sekunde von einer Armee Dinosaurier angegriffen werden kann, ein solch prunkvolles und aufsehenerregendes Fest gefeiert wird! Da kann doch irgendwas nicht stimmen!"

Der Soldat antwortete nicht sonder drehte sich wieder um und schaute erneut aus dem Fenster hinunter auf das Fest.

"Außerdem, wir hatten angenommen, daß wir hier sind, um zu kämpfen, dabei hat man uns bisher nicht die kleinste Information darüber gegeben, wie es im Palast des Himmels aussieht, und was wir tun sollen!"

Man hörte, wie Mosar tief Luft holte.

"Bisher wurde noch nicht über den Palast des Himmels gesprochen, da es ihn nicht mehr gibt!"

Er hatte den Eindruck, als würde ein Eimer Eiswasser über ihm ausgegossen.

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9. Die Wahrheit

9. DIE WAHRHEIT
 

"Fertig, das war's!"

Zufrieden schloß sie das Reagenzglas und schüttelte.

"Jetzt müssen wir nur noch abwarten!"

"Und wie lange dauert das?" fragte Gatscha.

"Das kommt ganz drauf an, vermutlich so fünf bis zehn Minuten!"

"So lange?!?"

Prof mußte grinsen. Wenn man es genau nahm, dann war Gatscha auch geistig keinen Tag älter als ihr Körper. Höchstens in Ausnahmen, fügte sie noch hinzu.

"Ja, die ganzen Verbindungen müssen doch erst mal aufgebrochen werden, damit man sie nachweisen kann. Und das braucht so seine Zeit. Aber, wir können in der Zwischenzeit schon mal die Sachen wieder einpacken..."

Als Gatscha daraufhin eine Floppe zog, mußte sie noch mehr grinsen.

"Was ist daran so komisch?!?"

"Gar nichts, aber Du erinnerst mich daran, daß ich in deinem Alter fast genauso war!"

"Inwiefern?!?"

"Das, meine Liebe werd' ich dir jetzt nicht verraten, sonst ist ja mein ganze pädagogischer Einfluß weg!"

Jetzt mußte auch die andere Grinsen.

"Welcher pädagogische Einfluß?!?"

"Werd' nicht frech!!!"

"Ich doch nicht! Aber, schau mal, das wird ja ganz rot!"

Prof warf einen Blick auf das Reagenzglas und nickte zufrieden.

"Das hab' ich mir fast gedacht!"

"Wie bitte?"

"Paß auf, auf der Erde gibt es die verschiedensten Steinsorten, und alle sind in der Erde, dem Sand und allen anderen Stoffen, aus denen der Boden besteht, enthalten. Diese Steinsorten bestehen hauptsächlich aus Silicaten, das sind verschiedene chemische Verbindungen. Und diese Silicate lassen sich nachweisen, in dem man eine Bodenprobe in einer bestimmten Flüssigkeit löst und dann etwas abwartet. Die Silicate müßten dann, rein theoretisch und immer von der Erde ausgehend, tiefrote Komplexe bilden. Und wie du siehst, haben sie es getan. Allerdings, diese Silicate hat man bisher noch auf keinem anderen Planeten gefunden." [So, das ist jetzt zwar nicht so ganz richtig, aber ich hab' im Moment keinen Bock, nach einer anderen Erklärung zu suchen...Désolée]

"Du meinst also, es stimmt?"

Prof nickte nur.

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"So, würdest Du jetzt bitte damit rausrücken, warum wir uns hier unbedingt treffen müssen? Ich hab' nämlich noch was anderes vor!" God schien richtig ungeduldig zu sein.

Jetzt waren sie alle hier, auf einer kleinen Steintreppe im hinteren Teil des Gartens und schauten sie an, und sie wußte nicht, wie sie es ihnen sagen sollte.

"Ähm, ich glaube, das macht besser Gatscha!" meinte sie.

"Wieso ich?!"

"Weil es deine Entdeckung war!"

"Aber ich weiß doch gar nicht, was ich sagen soll!"

"Ich weiß es doch auch nicht!"

"Wieso sagt ihr uns nicht einfach, worum es geht?" Auch Tiger schien nicht unbedingt besonders geduldig.

Die beiden Mädchen schauten sich an.

"Nun, also, das ist so...." fing Prof an.

"Wir sind hier nämlich nicht auf Noah, sondern auf der Erde!" fiel Gatscha ein.

"Hä?!?"

"Naja, also, es ist schon Noah, nur sind Noah und die Erde ein und derselbe Planet!" versucht Prof zu erklären.

"Jetzt sind sie völlig durchgeknallt!" meinte Nerd.

"Laßt sie doch erst mal erklären, wie sie darauf kommen!" meinte Boss, auch wenn er auch ziemlich skeptisch aussah.

Gatscha holte tief Luft.

"Das ganze fing damit an, daß mir auffiel, wie ähnlich der Mond hier dem unsrigen ist. Aber, als ich dann genau hinsah, und feststellte, daß bis auf die Entfernung alles, jede noch so kleine Struktur, genauso ist wie auf dem Mond der Erde, wurde mir klar, daß irgendwas nicht richtig ist. Das konnte einfach kein Zufall sein. "

"Naja, ich habe dann einige Bodenproben analysiert, und festgestellt, daß die Zusammensetzung der Erde ebenfalls genau identisch ist, nur sind wesentlich mehr C14-Atome vorhanden."

"Im Klartext heißt das, wir sind in der Vergangenheit der Erde, oder wie?" fragte President.

"So könnte man es nennen, allerdings so um die 65 Mio. Jahre vor unserer Zeit!" erwiderte Prof trocken.

"Aber, wie soll das gehen?" fragte Princess.

"Das wissen wir nicht, aber es ist die einzige mögliche Erklärung!"

"Und was erklärt sie?" fragte God, immer noch schlecht gelaunt.

"Zum Beispiel, warum der Mond hier wesentlich größer erscheint!" erwiderte Gatscha sofort.

"Wie bitte?"

"Der Mond entfernt sich von der Erde, jedes Jahr um einige Millimeter. Aber, 65 Mio. Millimeter, das ist eine ganz schöne Strecke!"

"Na toll!"

"Ähm, Moment mal!" fiel Boss ein.

"Was ist?"

"Prof, in welcher Zeit sind wir jetzt?"

"So ungefähr 65 Mio. Jahre vor unserem Jahrtausend. Willst du das in die christliche Zeitrechnung noch übertragen haben?"

"Nein, danke!" Er ging noch nicht einmal auf den Spott in der Stimme des Mädchens ein, statt dessen zog er die Stirn in Krausen und fing an, sich am rechten Ohrläppchen zu zupfen.

"Was wird das jetzt?"

"Er grübelt! Bin ja mal gespannt, was dabei raus kommt!" meinte Snake abfällig.

"Was hast du denn?" fragte Tiger.

"Überlegt doch mal, vor ungefähr 65 Mio. Jahren sind die Dinos in "unserer" Welt ausgestorben, wenn ich mich richtig erinnere." Er blickte Prof an, die einen Moment überlegte und dann nickte.

"Gut, und so, wie es heute aussieht, sind sie gestorben, weil ein Meteor auf die Erde gestürzt ist! [ist auch nicht ganz so richtig, aber es paßt so schön!]"

Wieder nickten alle, soweit war ihnen das Schicksal "ihrer" Dinos bekannt.

"Aber, dann überlegt doch mal, was wir getan haben, als wir zum ersten Mal hier waren!" Er schaute jeden von ihnen einzeln an, und langsam sickerte in ihre Köpfe, was er versuchte, ihnen klar zu machen.

"Oh mein Gott!" Prof erfaßte es als erste, und sie mußte sich hinsetzten.

"Aber, das ist noch nicht das schlimmste!"

Jetzt drehten sich alle zu Silence um, der auf der obersten Treppenstufe stand und ziemlich merkwürdig aussah, aus irgendeinem Grund stand ihm einen unendliche Enttäuschung im Gesicht geschrieben. Er machte den Eindruck, als hätte er den Glauben an die Welt und die Menschheit auf einen Schlag verloren.

"Was soll denn noch schlimmer sein als das?" fragte Nerd.

"Das, was Mosar euch jetzt erklären wird!"

Nun erst bemerkten sie, daß der Kommandant der königlichen Leibgarde die ganze Zeit über anwesend gewesen war. Und sie bemerkten, daß zwischen den beiden eine merkwürdige Atmosphäre herrschte. Es schien so, als wolle Mosar sich für etwas entschuldigen, während Silence ziemlich unschlüssig schien, ob er diese Entschuldigung annehmen sollte oder nicht.

"Nun, es ist etwas kompliziert zu erklären, wie soll ich Euch das klar machen?"

"Genauso wie Ihr es mir klar gemacht habt, sie werden es verstehen! Oder, eher, begreifen, was das heißt! Das mit dem Verstehen ist eine andere Sache!" Silence's Stimme klang kalt, und abweisend, niemand hätte ihm das zugetraut, am wenigsten er selber. Aber er fühlte sich verraten, von allen, von jedem, und aus irgendeinem Grund wollte nicht, daß es jemand mitbekam. Und so verschloß er sich vor den anderen, wie er es immer getan hatte.

"Gut, dann fangen wir vorne an. Es begann alles gut zwei Jahre nach eurem "Besuch" bei uns. Der König hatte öffentlich die Lehren des Hohepriesters widerrufen, und sogar verboten. Er erklärte, die Dinosaurier seien freie Lebewesen und dürfen nicht in Sklaverei gehalten werden. Das gab natürlich einige Aufstände unter denen, die die Dinosaurier bisher nur als Arbeitstiere gehalten hatten, sie wollten nun nicht für den Unterhalt ihrer Arbeitskräfte bezahlen. Kurz und gut, wir hatten damals ziemlich viel zu tun. Der König setzte alles daran, seine Fehler wieder gut zu machen, und dadurch wurde das Land gespalten. Inzwischen sind diese Probleme wieder gelöst, oder eher, beiseite geschafft, denn eines Tages tauchten zwei Männer und eine Frau auf und erklärten, daß diese internen Probleme aufhören müßten, da man sich einem viel größeren und gefährlicherem Feind stellen müssen." Er machte eine Pause.

"Wie der gute alte Bismarck, mit Außenpolitik die Innenpolitik als unwichtig erklären!" murmelte Prof.

"Und dieser große und gefährliche Feind seit Ihr!"

Sie starrten ihn an, als sei er ein Geist. Sie konnten einfach nicht glauben, was sie gehört hatten.

"Könntet Ihr das bitte etwas genauer erklären?!?" fragte Boss schließlich.

"Sie meinten, ihr hättet das System der Zeit-Raum-Maschine gestohlen, und würdet nun in eurer Welt eine eigene Maschine bauen, um damit wieder in diese Welt zu kommen und sie auszubeuten, die Menschen und Dinosaurier zu versklaven und in eure Welt mitzunehmen."

Wieder war es eine Weile still.

"Hahahah! Das ist der beste Witz, den ich je gehört habe!" fing God an.

"Nur leider ist es kein Witz, du Idiot!" fuhr Silence ihn an.

"Hey, nenn mich nicht Idiot!"

"Wie soll ich dich denn sonst nennen? Vollidiot? Volltrottel? Geistig behindert?"

"Hört auf! Alle beide!" Sie drehten sich zu Tiger um.

"Was ist los mit dir Silence? So was machst du doch sonst nicht! Ich habe den Eindruck, du legst es geradezu darauf an, anderen weh zu tun!"

"Wie kommst du darauf?"

"Ich merke doch, daß Du anders bist als sonst, und auch die Art, wie Du dich Mosar gegenüber verhalten hast ist alles andere als besonders nett!"

"Und wenn es so wäre? Was geht dich das an? Ihr könnt das doch überhaupt nicht beurteilen, solange ihr das Ende der Geschichte noch nicht kennt!" Damit drehte er sich um und rannte weg. Nur Gatscha hatte die Tränen in seinen Augen gesehen.

Tiger wollte ihm hinterher, aber Mosar hielt ihn zurück.

"Er hat recht, ihr könnt ihn nicht verstehen, solange ihr nicht das Ende kennt."

"Dann erzählt es uns!"

Er seufzte.

"Diesen drei Menschen gelang es, den Rat der Minister, der höchsten Gewalt, der sich sogar der König beugen muß, zu überzeugen. Daraufhin wurde der Plan entwickelt, euch durch eine kleinere Form der Zeit-Raum-Maschine, die Dabonta schon vor einiger Zeit entwickelt hat, hierher zu bringen und vorher den Palast des Himmels zu zerstören. Sofort nach eurer Ankunft wurde auch die Maschine nach Dabontas Plänen zerstört, ebenso seine Pläne und alles, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hat."

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10. Der Wahrheit zweiter Teil

10. DER WAHRHEIT ZWEITER TEIL
 

Der Junge saß dort nun schon eine ganze Zeit, und sie wußte nicht, wie sie sich ihm bemerkbar machen sollte. Es war einfach so, daß sie genau wußte, was er fühlte und eigentlich versuchen wollte, ihm zu helfen, den Schmerz, den er fühlte, zu tragen, aber sie spürte, daß dies schwer werden würde.

Und trotzdem trat sie schließlich auf ihn zu. Weil es ihr weh tat, ihn so zu sehn.

"Silence!"

Er reagierte nicht, obwohl sie wußte, daß er sie gehört hatte.

"Silence!"

Wieder blieb er einfach nur still sitzen und starrte vor sich hin.

Sie seufzte. Dann drehte sie sich um und ging. Es würde keinem von ihnen helfen, wenn sie sich ihm auf drang.

"Warte!"

In seiner Stimme lag ein Flehen, und sie blieb wieder stehen.

"Ich wollte dich nicht vertreiben!"

"Aber das hast du!"

"Es tut mir leid, aber ich weiß einfach nicht, wie ich darüber reden soll!"

Sie schüttelte den Kopf, und zu spät bemerkte sie, daß er es nicht sehen konnte, da er sie immer noch nicht ansah.

"Das macht nichts!"

"Doch, es macht was, denn ich will darüber sprechen! Es heißt schließlich immer, man soll seine Gefühle nicht in sich hineinfressen!"

Jetzt war seine Stimme spöttisch, ironisch und traurig zugleich.

"Aber, weißt du, was mir Sorgen macht?"

Wieder schüttelte sie den Kopf und wieder fiel ihr zu spät auf, daß er es nicht mitbekam.

"Was denn?"

"Die Tatsache, daß wir damals den Kometen zerstört haben!"

"Wie meinst du das?"

"Es ist doch so, daß wir hier in der Vergangenheit der Erde sind, wir haben praktisch eine Reise in die Vergangenheit gemacht, und dabei grundlegende Dinge verändert! Was, wenn sich das nun auf unsere Zeit auswirkt, was es ja rein theoretisch tun müßte? Das würde bedeuten, daß demnächst im modernen Tokio Dinosaurier zum normalen Alltag gehören! Ich schätze, du kannst dir ausmalen, was das heiß!"

Darüber dachte sie nach. Und weil es ihr zu blöd wurde, immer noch zu stehen, trat sie die letzten drei Schritte auf ihn zu und setzte sich neben ihn.

"Du machst dein Kleid dreckig!"

"Wie bitte?"

"Du sitzt hier auf Gras, und das in einem Kleid, das gibt schöne Flecken die nicht so leicht raus gehen!"

Zum ersten Mal an diesem Abend sah sie ihn grinsen, und irgendwie zeigt es ihr, daß es richtig gewesen war.

"Wieso, ist doch nicht mein Kleid..."

Sie grinste zurück.

"Ähm, also, wenn ich ehrlich sein soll, dann hab' ich auch keine Ahnung, aber ich glaub' eigentlich nicht, daß es Auswirkungen auf unsere Welt hat, denn sonst hätten wir dies ja schon gespürt. Das ganze ist drei Jahre her, und wenn es wirklich so wäre, dann müßten die Dinos schon längst in Tokio aufgekreuzt sein. Allerdings, ich hätte schon gerne einen kleinen Thecodon... Thecoda.... was weiß ich wie der hieß!"

Er lachte leise.

"Meinst du einen Thecodontosaurus?"

Sie schaute ihn an, es war faszinierend, welche Veränderungen mit seinem Gesicht vorgingen wenn er lächelte.

"Was ist?"

"Ach, nichts!"

Er lächelte erneut.

"Danke!"

"Wofür?"

"Dafür, daß es dich gibt!"

Jetzt mußte sie auch lachen.

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"Aber, das kann doch nicht wahr sein!"

"Wie sollen wir denn jetzt nach hause kommen?"

"Wer sind denn diese drei?"

"Und was sollen wir jetzt machen?"

"Ihr habt doch alle einen Schlag weg!"

Mosar seufzte.

"Nein, es tut mir leid, wenn ich euch enttäuschen muß, aber es ist wahr, was ich eben gesagt habe. Die Zeit-Raum-Maschine und alle Aufzeichnungen, die über ihren Bau jemals gemacht worden sind existieren nicht mehr!"

President seufzte.

"Das wird ja immer besser! Und nun?"

"Ich weiß es nicht. Ehrlich nicht! Alles, was ich euch versichern kann, ist daß wir dies nicht gewollt haben!"

"Nicht gewollt! Na toll, davon haben wir jetzt aber viel! Ich gehe trotzdem jede Wette ein, daß Ihr nicht völlig unschuldig seid!" fuhr God auf.

Mosar seufzte erneut.

"Ja, es stimmt, wir tragen eine gewisse Schuld an der jetzigen Situation!"

"Wie bitte? Und da seid Ihr dreist genug, uns noch unter die Augen zu treten?"

"God! Hör auf! Laß ihn doch erst einmal erklären, bevor du ihn gleich verprügeln willst!" versuchte Boss ihn zu beruhigen.

"Ich denke ja gar nicht daran! Ich hab' euch allen ja gleich gesagt, daß es eine Schnapsidee sei, hierher zu kommen! Aber nein, ihr wußtet es ja mal wieder besser!"

"Du hättest ja nicht mitkommen müssen! Außerdem, das ändert auch nichts an unserem Problem!"

"Halt doch die Luft an!"

"God! Setz dich wieder hin!" sagte President und stand auf.

"Was mischt du dich denn auch noch ein!"

"Ich bin immer noch der Älteste hier, und als solcher übernehme ich in Ausnahmesituationen die Verantwortung und die Beschlußkraft, sofern es keinen anderen gewählte Anführer gibt! Und du wirst wohl kaum einen finden, der behauptet, dies sei keine Ausnahmesituation!"

God starrte ihn nur an und antwortete nicht

"Also, setzt dich hin und laß Mosar erklären, was er mit seinen Worten meinte!"

Immer noch ziemlich sauer in die Gegend kucken gehorchter God.

"So, ich hoffe, jetzt unterbricht uns keiner mehr!"

Mosar lächelte, er hatte mal wieder vergessen, daß dies nur Kinder waren. Und er beschloß alles zu tun, damit sie wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten.

"Diese drei Personen, sie waren... nun, sie trugen etwas merkwürdige Kleidung, sie erinnerte mich, Manua und Burai an euch, auch wenn sie noch etwas anders aussah, viel robuster und strapazierfähiger! Und aus diesem Grund haben wir sie angesprochen. In diesem Gespräch haben wir wohl auch etwas über euch erzählt, auf jeden Fall wurden sie sehr hellhörig, als sie hörten, es seien einst einige Jugendliche aus einer anderen Welt hiergewesen. Ich weiß nicht mehr genau, was wir gesagt haben, wir mußten danach für einige Zeit in das große Steingebirge, und als wir zurückkamen, war das meiste schon beschlossen, wir konnten nichts mehr tun."

Mosar seufzte wieder und die Kinder schwiegen.

"Was meintet Ihr damit, als Ihr sagtet, ihre Kleidung würde der unseren ähneln?"

"Es waren die gleichen Formen, die gleichen Farben und die gleiche Art, wie sie sich in ihrer Kleidung bewegten. Sie behinderte sie nicht, es war, als wäre sie nicht vorhanden!"

"Und wißt ihr, woher sie gekommen sind?"

"Du solltest dein Supergehirn lieber dafür verwenden, eine Lösung aus unser Situation zu finden anstelle solchen Schwachsinn zu fragen!"

"Das ist sowieso zu hoch für dich, insofern werd' ich mir nicht die Mühe machen, dir zu erklären, daß ich genau dabei bin!" gab' Prof zurück und schaute aber unverwandt Mosar an.

"Nein, niemand weiß, wo sie hergekommen sind. Ich habe sie mehrfach gefragt, aber sie sind immer ausgewichen, wenn es um ihr Heimatland ging."

"Könnte es nicht, rein theoretisch gesehen, sein, daß sie ebenfalls wie wir aus einer anderen Welt kommen?"

Er nickte.

"Sicher, der Gedanke ist mir auch schon gekommen, aber ich hielt ihn für unlogisch, da sie sonst ja vermutlich nicht die Zeit-Raum-Maschine zerstören würden!"

"Es sei denn, sie haben selber eine!"

"Aber, wie soll das gehen!" fragte Princess.

"Denk' doch das nächste Mal nach, bevor du was von dir gibst!" meinte God, immer noch vor sich hin grummelnd.

"Vielleicht hat sie nachgedacht!" meinte Tiger, die auch die ganze Zeit über nachdenklich vor sich hin gestarrt hatte.

"Häh?"

"Mosar meinte doch, daß die Kleidung ziemlich robust und strapazierfähig aussah, und das tut unsere bei weitem nicht! Zumindest nicht in dem Maße, daß man es ihr ansieht!"

"Ja, und?"

"Überlegt doch mal, was heute schon alles in die Forschung von neuen Textilien gesteckt wird! Das ist eine der sichersten Branchen und Gewerben, die es überhaupt gibt!"

"Du willst also allen Ernstes behaupten, daß diese Menschen aus der Zukunft kommen sollen?" fragte Tank ungläubig.

"Ich sag's ja, bei der stimmt was nicht! Du hast zu viele Science-Fiction-Filme gesehen!"

"Ach ja, und was würdest du sagen, wenn dir jemand erzählt, er sei in einen Sturm gekommen und danach in einer Welt voll Dinosauriern aufgewacht? Mein Gott, benutz doch einmal dein Gehirn, oder ist das schon zu sehr eingerostet weil es zu wenig gebraucht wird?" fuhr Princess ihn an.

"Es stimmt, so unwahrscheinlich ist das gar nicht, an dem gemessen, was wir erlebt haben!" stimmte Boss ihr zu.

"Aber, das hilft uns trotzdem nicht, wir haben immer noch keine Ahnung, wie wir nach hause kommen sollen!" wandte Young Lady ein.

"Nein, aber vielleicht könnten wir diese drei Menschen auftrieben, die uns das hier alles eingebrockt haben und sie davon überzeugen, daß wir keine Gefahr sind!" überlegte Cry Baby.

"Wißt Ihr zufällig, wo sie sind?" fragte President und schaute Mosar an.

Dieser schüttelte den Kopf.

"Nein, leider nicht! Nachdem feststand, daß man euch hierher holen würde, sind sie ebenso spurlos verschwunden wie sie damals aufgetaucht sind!"

"Na toll, wieder eine gute Idee die nichts taugt!"

"Das würde ich nicht sagen, ich habe damals Burai gebeten, ihnen zu folgen, aber ich habe bisher noch keine Nachricht von ihm erhalten!"

"Und was sollen wir machen, bis eine Nachricht eingetroffen ist?" fragte Snake.

"Weiterleben!"

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11. Vertrauen

11. VERTRAUEN
 

"Meinst du, es war richtig, was wir getan haben?"

"Was hätten wir sonst tun sollen?"

Sie seufzte.

"Ich weiß es nicht! Trotzdem!"

"Jetzt mach endlich Schluß damit! Diese Welt ist ein Paradies, und das ist verdammt selten heutzutage! Wir sollten alles daran setzten, dieses Paradies zu bewahren anstelle uns darum zu sorgen wie es denen im Moment geht, die es zerstören wollen!"

"Du hast ja recht, aber wieso hab' ich dann immer noch das Gefühl, etwas falsches getan zu haben?"

"Vielleicht weil deine Gefühle sowieso verrückt spielen?"

"Hör auf, du weißt ganz genau, daß ich nach den modernsten analytischen Methoden sehr wohl über die Fähigkeit, geistige Schwingungen wahrzunehmen, verfüge und auch wenn diese Fähigkeit niemals geschult worden ist, so reicht sie doch aus, um mir klar zu machen, daß es ein Fehler war!"

Er brummte nur.

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"Besser?"

Er überlegte einen Moment.

"Ja!"

"Gut!"

Er legte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

"Weißt Du, zuerst war ich so enttäuscht und wütend. Ich wollte einfach nicht verstehen. Alles, was ich wollte war meine Ruhe, ich wollte sie einfach nicht wieder sehen."

Sie schwieg.

"Aber inzwischen ist mir klar geworden, daß sie ihre Gründe hatten. Jeder von ihnen. Und Zan ganz bestimmt. Ich glaube, wenn er sich geweigert hätte, uns hierher zu holen, hätte man ihn des Hochverrates angeklagt, und damit auch die Revolution zunichte gemacht. Alles, wofür er, sein Vater und all die anderen Rebellen gekämpft haben wäre umsonst gewesen. Und ich kann verstehen daß er das nicht wollte!"

"Aber es stimmt nicht!"

Beide drehten sich um und sahen Zan, der hinter ihnen auf der Wiese saß, wie lange, wußte keiner.

"Dies war auch einer der Gründe, aber nicht der wichtigste. Tatsache ist, daß ich das Vertrauen in dich verloren hatte."

"Wie bitte?"

"Weißt du, nach all diesen Kämpfen, nach allem, was wir erlebt hatten, kam es mir unglaublich vor, endlich am Ziel zu sein. Und all die vielen neuen Dinge, die mir begegneten, es erschien mir alles so unfaßbar, phantastisch und faszinierend. [für Arlett...] Ich glaube, ich wurde durch diese Erfahrungen ziemlich naiv. Denn als diese drei Fremden auftauchten und behaupteten, ihr würdet eine Gefahr für Noah darstellen, habe ich ihnen geglaubt ohne auch nur einmal richtig darüber nachzudenken. Erst als ich in eurer Welt war wurde mir klar, was ich dabei zu tun. Und ich habe es bereut. Aber ich konnte es auch nicht mehr ungeschehen machen, dazu war ich schon viel zu weit gegangen. Also konnte ich nur noch hoffen, daß es trotzdem noch einen Weg für euch geben würde, zurückzukehren. Inzwischen tut es mir wahnsinnig leid, ich hätte von vornherein wissen müssen, daß es nicht wahr ist!"

Silence schluchzte auf und warf sich seinem Freund in die Arme (oder doch eher in die Flügel)

"Ich wußte es!"

"Woher?"

"Ich wußte es, weil ich mir ganz sicher war, daß du mir niemals weh tun würdest! Zumindest, nachdem ich etwas darüber nachgedacht habe..."

"Danke!"

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Jetzt stand sie wieder hier, vor dem Brunnen und wieder war sie verzaubert von seiner Schönheit. Und wieder bemerkte sie, daß noch jemand anders hier war. Und wieder schreckte sie zusammen.

"Entschuldige!"

Sie drehte sich um und schaute ihn lange an.

"Was denn?"

"Daß ich dich erschreckt habe!"

Sie schüttelte den Kopf.

"Ist schon gut, ich könnte ja auch einfach mal in der Realität bleiben!"

Jetzt verneinte er.

"Ich glaube nicht, daß das hier an diesem Ort möglich ist!"

"Wie meinst du das?"

Sie hatte den Eindruck sehr heiser zu sein, aber es würde die Atmosphäre zerstören, sich zu räuspern.

Er trat einige Schritte auf sie zu und blieb so dicht vor ihr stehen, daß sie eine kleine Narbe über seiner rechten Augenbraue bemerkte. Sie war ihr noch nie aufgefallen.

"Weil du so schön wie eine Elfe wirkst!"

Sie wurde etwas rot, konnte den Blick aber nicht von seinem Gesicht abwenden.

Schließlich hob sie die Hand und strich sanft über die Narbe. Sie fühlte sich hart an und sie spürte, daß sie die Form eines Halbmondes haben mußte.

"Was hast du da gemacht?" fragte sie.

Er lachte leise.

"Nichts besonderes, ich bin mal bei einer Geländetour vom Fahrrad gefallen, direkt auf einen Stein! Was allerdings viel schlimmer war, mein Rad war auch hinüber!"

"Typisch!" meinte sie.

"Inwiefern?"

"Es ist mal wieder typisch, daß dir der materielle Schaden wichtiger ist als daß, was mit dir oder anderen Menschen passiert!"

"Nein, aber das Fahrrad war ein Geschenk meines Bruders, bevor er nach Europa gegangen ist zum Studieren."

Darüber dachte sie eine Weile nach.

"Aber das ist auch typisch! Ich glaube, du hättest sehr gute Chancen einen Oscar zu gewinnen, wenn es einen für das Verstecken von Gefühlen gäbe!"

"Hä?"

"Gib's doch zu, du tust immer nur so gefühllos, kalt und cool. In Wahrheit bewegen dich viel mehr Sachen als du zugibst!"

Er lächelte.

"Stimmt!"

"Aber wieso?"

"Weil ich Angst habe, verletzt zu werden! Das letzte mal, als ich jemandem gesagt habe, wie sehr ich ihn brauche hat er sich nicht drum gekümmert und ist trotzdem gegangen!"

"Das tut mir leid!" flüsterte sie.

"Schon gut, ich weiß inzwischen, daß es nicht anders ging und daß es das Beste für uns alle war, aber ich habe trotzdem immer noch eine tierische Angst vor dem Schmerz! Das ist auch der Grund, warum ich nie..." er brach ab.

"Was?"

"Vergiß es!" er schaute zum ersten Mal seit dem Beginn ihres Gespräches weg.

"Nein, ich werde es nicht vergessen! Weil ich das Gefühl habe, daß es was mit mir zu tun hat!"

Jetzt lächelte er wieder leicht, aber es war ein trauriges Lächeln, es ließ ihn verletzlich und unschuldig aussehen.

Er schaute ihr nun wieder gerade in die Augen und nahm ihr Gesicht zwischen seinen Hände.

"Du hast recht, es hat etwas mit dir zu tun! Denn aus diesem Grund habe ich dir nie gesagt, wieviel ich wirklich für ich empfinde!"

Auch wenn es sie tief in ihrem Inneren gewußt hatte, daß es so war, sie war erschrocken. Und dann glücklich, so glücklich, daß sie gar nicht wußte, was sie sagen sollte. Sie starrte ihn einfach an und konnte sich an seinem Gesicht gar nicht satt sehen. Zum ersten Mal hatte sie das Recht, es zu tun, ohne eine schlechtes Gewissen zu haben.

Erst die Traurigkeit, die langsam in seine Augen sickerte und die Tatsache, daß er seine Hände sinken ließ, brachten sie wieder zur Besinnung.

Sie stellte sich auf Zehnspitzen, denn er war immer noch mehr als einen halben Kopf größer als sie und sah ihn erneut eindringlich an.

"Danke, daß du es gesagt hast!"

Dann küßte sie ihn. Zuerst war er zu erstaunt, um zu reagieren. Aber dann erwiderte er ihre Küsse, schlang seine Arme um ihre Taille und fuhr ihr mit der einen Hand den Rücken hinauf.

Sie erschauderte unter seinen Berührungen und spürte, wie sich etwas in ihr regte und sie schloß die Augen, um es in vollen Zügen zu genießen.

Als sich ihre Lippen voneinander lösten beugte sie sich zurück. Es war eine Art Reflex, sie wollte jede noch so kleine Berührung von ihm auskosten. Aber plötzlich hörte er auf.

Sie blinzelte.

"Was ist?"

"Ich überlege gerade, wie das mit der Wirklichkeit und diesem Ort ist, irgendwie kommt mir das alles zu schön vor, als daß es wahr sein kann!"

"Soll ich dich wach küssen?" fragte sie, bewußt seinen Ton nachahmend.

Er grinste sie an.

"Nein, das hatten wir ja eben schon..."

"Und kneifen?"

Er schüttelte den Kopf.

"Ich glaube, ich belasse es einfach so, wie es ist. Es ist zumindest der schönste Traum, den ich je hatte!"

"Paß aber auf, daß du ihn nie vergißt!"

Er schaute sie immer noch an, und plötzlich war in seinen Augen wieder dieser Ausdruck des Schalkes, den er normalerweise immer hatte.

"Wenn das ganze hier nur ein Traum ist, könnte es ja, rein theoretisch, passieren, daß ich mich in einen Vampir verwandle, und anfange, dir dein Blut auszusaugen! Wo du mir schon so schön deinen Hals anbietest!"

Sie starrte ihn an und wollte nicht glauben, was sie gehört hatte.

"Du Idiot!"

Sie machte sich los und rannte weg. Und dann hatte sie einen unbändige Lust zu lachen. Denn endlich war es ihr mal gelungen, ihm etwas wiederzugeben.

Allerdings, schon bald hatte er sie wieder eingeholt und riß sie beide zu Boden.

"Und was willst du jetzt machen?" fragte sie ihn schwer atmend.

"Ich glaube, ich mache da weiter, wo wir eben aufgehört haben! Ich beiße dich!"

Damit senkte er seinen Kopf, preßte seine Lippen auf ihren Hals und fing an zu saugen.

Sie wünschte sich, daß dieser Moment niemals vorbeigehen würde.

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12. Weiterleben

12. WEITERLEBEN
 

Als sie zusammen das Zimmer betraten drehten sich alle nach ihnen um. Und sie konnten regelrecht sehen, wie jedem von ihnen die Kinnlade runter krachte. Und weil das alles so komisch war und sie sich sowieso fühlte, als habe sie zuviel getrunken, fing sie wieder an zu lachen. Und er neben ihr fing auch wieder an.

"Was ist denn mit euch beiden los?" fragte Tiger verwirrt.

Sie schaute ihn an und als sie in seinen Augen den gleichen Schalk wie vorhin entdeckte prustete sie erneut los. Sie mußte sich an ihm festhalten um nicht vornüber zufallen. Allerdings, er stand selber nicht sonderlich fest auf den Beinen und so fielen sie beide.

Aber das änderte auch nichts, sie konnten einfach nicht aufhören zu lachen. Und die anderen schauten sie einfach nur völlig entsetzte, erstaunt oder verärgert an.

Nur, das machte die ganze Sache noch schlimmer, und so lachten sie noch eine ganze Weile weiter, bis ihnen schließlich die Luft ausging und sie schwer atmend auf dem Boden lagen.

Als sie spürte, wie seine Hand nach der ihren tastete zuckte sie zusammen. Aber dann wurde sie sich bewußt, was das bedeuten würde und sie flüsterte:

"Schau mich ja nicht an!"

"Wieso nicht?" sie spürte, daß er sie ansah, aber sie hielt ihre Augen geschlossen. In seiner Stimme lag wieder ein Ton, der schon allein bewirken könnte, daß sie erneut anfing zu lachen. Aber sie riß sich zusammen. Das war sowieso schon peinlich genug.

"Weil ich sonst wieder anfange zu lachen! Und dazu fehlt mir im Moment die Kraft!"

Er erwiderte nichts, aber sie spürte, daß er sich bewegte. Und dann fühlte sie, wie sein Atem ihr Gesicht streifte und ihr wurde heiß und kalt.

"Princess, habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?"

Jetzt öffnete sie doch die Augen und wünschte sich, es nicht getan zu haben. Denn auch wenn sie tief in sich spürte, daß er es sehr wohl ernst gemeint hatte, so lag in seinen Augen immer noch der alte Schalk. Und so fing sie wieder an zu lachen.

"Du Idiot!" rief sie und stieß ihn von sich weg.

Er lachte auf, erhob sich und ging einige Schritte rückwärts. Sie stand langsam auf, warf ihm noch einen, wie sie hofft, sehr verachtungsvollen Blick zu und strich ihr Kleid glatt.

"Sagt mal, was habt ihr eigentlich gemacht?" fragte Prof und hatte einen ziemlich merkwürdigen Blick in den Augen.

Boss grinste sie an.

"Glaub mir, das willst du gar nicht wissen..."

"Soll das heißen ihr habt..." God schien regelrecht fassungslos zu sein.

"Und was wäre wenn?"

"Das... das fragst du noch? Wie kannst du es wagen? Princess ist immer noch meine Freundin!"

"Halt die Luft an!" jetzt mischte sie sich auch ein. "Ich war vielleicht mal deine Verlobte, aber wenn ich mich richtig erinnere haben wir beide damals beschlossen, sie zu lösen! Also halt dich auch da dran!"

Es wurde still.

"Aber, mal ehrlich, hättet ihr euch nicht einen anderen Zeitpunkt aussuchen können? Ich meine, habt' ihr denn wenigstens etwas an unsere jetzige Situation gedacht? Ich glaube nämlich kaum, daß es hier so eine nette kleine Einrichtung gibt in der man ein bis drei Monate alte Sünden rückgängig machen kann!" warf Tiger ein.

Boss seufzte.

"Wenn es euch alle beruhigt, wir haben es nicht getan! Aus eben diesem Grund!"

"Hm, das zeugt von schlechter Ausrüstung, Boss! Ich für meinen Teil habe ja immer etwas dabei!"

Es wurde still und alle starrten President an. Von ihm hätte keiner etwas derartiges erwartet.

Tiger war dann schließlich, die für eine Unterbrechung sorgte. Sie schmiegte sich an ihren Freund und meinte:

"Das ist gut zu wissen!"

President wurde noch röter, sofern das überhaupt möglich war und der Rest fing an zu grinsen.

"Aber, mal ehrlich Boss, was sollte das?"

Cry Baby schaute seinen Bruder an.

"Inwiefern?"

"Ich meine, wir sitzen in einer Situation die schlechter kaum sein könnte. Und da hast du nichts besseres zu tun als dich mit Princess zu amüsieren!"

"Ich weiß, es könnte wesentlich besser sein, aber was können wir schon großartig machen? Wie Prof eben schon so richtig bemerkt hat, das einzige, was wir im Moment tun können ist weiterleben, und das beste daraus machen! Und etwas anderes habe ich auch nicht getan!"

Wieder wurde es still. Und dann hörte man auf dem Flur Gelächter.

"Du hast doch auch Frau Borkenkäfer, oder?"

"Borkenkäfer?"

"Ja, Frau Bierhoff, die Geschichtslehrerin!"

"Ach so, die!"

"Hmm, hast du die schon mal einparken gesehen?"

"Nein, wieso?"

"Weil die dabei eine Parkplatz braucht, der mindestens dreimal so groß ist wie ihr Auto! Ich hab' schon zwei mal miterlebt, daß sie das Auto von jemand anderem gerammt hat..."

"Echt?"

Prof seufzte.

"Die nicht auch noch... das halte ich einfach nicht aus!"

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"Hast du schon etwas gehört?"

"Nein! So leid es mir tut, aber da ist absolut nichts, nicht der leiseste Laut!"

"Mist!"

"Beruhig dich Mosar! Du hast getan, was du konntest!"

Er seufzte.

"Ich weiß, aber ich mache mir trotzdem Vorwürfe! Zum einen, weil ich Burai losgeschickt habe und nicht selber gegangen bin und zum anderen weil ich so leichtfertig mit ihrem Geheimnis umgegangen bin!"

Der andere erwiderte nichts.

"Verstehst du Athos? Das sind alles einfach Kinder! Und wir haben sie mit Absicht! Mit Absicht! Aus ihren Familien gerissen! Das kann ich mir einfach nicht verzeihen! Ich hätte wesentlich vorsichtiger sein müssen!"

Sein Freund legte ihm einen Hand auf die Schulter.

"Es war nicht deine Schuld! Niemand konnte wissen, daß so etwas passieren würde! Auch du nicht! Und ich bin sicher, daß Burai und Manua diese drei finden und dann können wir mit ihnen reden und ihnen klar machen, daß das alles nur ein Mißverständnis war!"

"Ich bewundere deinen Optimismus!"

"Jetzt reicht's aber langsam! Du versinkst ja geradezu in Pessimismus! Das ist ja nicht mehr zum Aushalten! Weißt du, wenn wir so eine Haltung bei unserer Rebellion gehabt hätten wären wir heute immer noch nicht weiter! Versuch doch einmal positiv zu denken!"

Mosar mußte etwas grinsen.

"Du hast ja recht, aber es ist trotzdem schwer..."

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13. NEUIGKEITEN
 

"Gibt es was Neues?"

Er drehte sich nicht um, er war sich nicht sicher, ob er sie ansehen konnte. Er hatte sich eben, mal wieder lächerlich gemacht. Wie immer. Manchmal wünschte er sich, er wäre so souverän wie Boss. Oder auch nur so selbstsicher wie God. Dann wäre manches einfacher. Aber es ging nun mal einfach nicht. Er konnte sich noch so sehr vornehmen, einfach cool zu sein, sobald es drauf ankam war er genauso feige und ängstlich wie immer.

Er zuckte zusammen, als sie den Arm um ihn legte.

"Mach dir nichts draus!"

Als er nichts erwiderte seufzte sie.

"Paß auf, es gehört nun mal zu deinem Charakter, ruhig zu sein und vor dem Handeln nachzudenken. Aber das heißt doch noch lange nicht, daß Du ein vollkommener Schwächling bist!"

"Und wieso komme ich mir dann manchmal so vor?"

"Weil du dir selber wünscht anders zu sein! Aber, wenn du nicht mehr der stille, schüchtern, aber auch besonnene und ruhig Mensch wärst der du jetzt bist, ich bin mir nicht so sicher, ob ich dich dann auch so lieben könnte wie ich es jetzt tue!"

Erst jetzt wandte er den Kopf und blickte sie an.

"Meinst du das ernst?"

Sie nickte nur und schmiegte sich an ihn, so daß er seinen linken Arm hochheben und um sie legen mußte.

"Außerdem, vorhin, im Garten, da hast du sehr wohl bewiesen, daß du ein guter Anführer bist. Boss wäre viel zu aufbrausend, und God erst recht. Du kannst vermitteln, das können beide nicht! Außerdem, du vermittelst ein Gefühl von Sicherheit. Ich meine, sicher, Boss wird das bei Princess auch tun, aber du gibst es auch den anderen!"

Darauf wußte er nichts zu sagen.

"Aber, weißt du, jetzt würde ich deine Behauptung von vorhin gerne überprüfen!" flüsterte sie und küßte ihn.

Aus irgendeinem Grund war er nicht überrascht, zumindest nicht von ihrer Aktion. Eher von seiner Reaktion. Er schlang die Arme um sie, drückte sie an sich und flüsterte:

"Da hab' ich nichts gegen einzuwenden!"

Er sah noch ihre weißen Zähne aufblitzen, bevor er sich hinunter beugte und sie leidenschaftlich küßte.

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Jetzt stand sie vor einem Problem. Sie wußte nicht, wen sie zuerst suchen sollte. Sie hatte die Andeutungen ihrer Freundin vorhin und deren Leuchten in den Augen sehr wohl verstanden, aber das hier war einen Notsituation. Außerdem, würde sie erst Boss und Princess suchen würde sie bestimmt auch stören. Und je länger sie wartete um so unpassender würde sie kommen, das spürte sie. Und sie seufzte sie, verfluchte noch einmal alle Welt und machte sich auf den Weg zu Tiger's und ihrem Zimmer, in der Hoffnung die beiden dort anzutreffen.

Aber als sie an der Tür des Zimmers von Boss, President und God vorbeikam hörte sie dort Gekichere.

Sie holte noch einmal tief Luft, dann trat sie an die Tür und klopfte laut und deutlich.

Sofort verstummte jeglicher Laut aus dem Zimmer.

Sie seufzte erneut.

"Tiger, ich weiß daß du da bist!"

Keine Antwort.

"Und ich weiß auch sehr gut das ich störe, und ihr müßt mir wirklich glauben, daß es mir wahnsinnig leid tut, aber es geht nicht anders!"

"Was ist denn?" President klang etwas außer Atem, und aus irgendeinem Grund verursachte das bei ihr einen unbändigen Reiz zu lachen. Aber sie riß sich zusammen. Das war im Moment einfach zu unpassend.

"Wir haben eine Nachricht von Burai!"

Nach einem kurzen Moment Stille antwortete Tiger:

"Wir kommen sofort, sag' schon mal den anderen Bescheid, wir treffen uns dann wieder auf der Terrasse!"

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"Was ist denn jetzt schon wieder, kann man denn noch nicht einmal in Ruhe einen kleine Spaziergang machen?" maulte God und blickte, wie immer, grimmig in die Gegend.

"du kannst ja wieder gehen, wenn es dich nicht interessiert!" meinte Boss.

"Ich habe nie behauptet, daß es mich nicht interessiert!" fuhr God auf.

"Dann hör auch auf rum zu nörgeln!"

"Hört auf!"

Tiger mußte etwas grinsen, anscheinend hatte ihre Taktik ja doch funktioniert und er hatte wieder etwas mehr Selbstbewußtsein.

Boss grinste etwas schuldbewußt und God schnaubte einmal, wurde danach aber auch ruhig.

"Also, die Situation ist folgende:," find Mosar an, "Wir haben vor einer guten halben Stunde eine Nachricht von Burai bekommen, in der es hieß, er habe Spuren von Menschen gefunden, in der Nähe des Gebirgszuges der Marataberge."

"Marataberge?"

"Das heißt soviel wie "Berge des Schauderns", in der alten Sprache von Asante. Sie heißen deshalb so, weil es dort sehr viele enge, verwinkelte Täler gibt in denen jeder noch so kleine Laut ein grausiges Echo findet. Früher glaubte man, dort würden die verlorenen Seelen hausen, und jeden Wanderer solange verwirren bis er völlig die Orientierung verloren hat, vor Hunger und Durst halb wahnsinnig ist und schließlich elendig verrecken muß."

Als er die angstvollen Gesichter von Timmet und Blanda sah lächelte er.

"Macht Euch keine Sorgen, das sind alles nur Märchen, es gibt diese Verlorenen Seelen nicht wirklich. Das sind alles nur alte Erklärungen für das Echo."

"Und, was ist nun mit diesen Menschen?" fragte Tank.

"Burai konnte nicht wirklich feststellen, von wem die Spuren sind, und sie sind auch schon einige Wochen alt, aber da sich keiner der Bewohner von Asante in dieses Gebirge traut können wir davon ausgehen, daß es sich um diese drei Fremden handelt!"

"Und was passiert jetzt?" fragte Tiger.

Mosar seufzte.

"Das müßt ihr wissen. Wenn ihr direkt dieser Spur folgen wollt, so können ich und einiger meiner Männer euch begleiten. Es kann dann allerdings sein, daß es nur ein falsche Alarm ist, und wenn Burai uns diese Nachricht mitteilen will sind wir schon längst nicht mehr hier."

"Aber kann die Nachricht denn nicht weiter geschickt werden?" fragte Prof.

"Wie bitte?"

"Wenn die Nachricht von Burai hier im Palast angekommen ist, kann sie dann nicht an uns weitergereicht werden?"

"Sobald wie den Palast verlassen haben nicht mehr. Denn, unser Kommunikationssystem ist nicht ganz so fortschrittlich wie das Eure. Burai schickte uns eine Nachricht über einen Terruano."

"Terruano?" echote Gatscha.

Mosar lächelte wieder leicht.

"Ja, ein Terruano ist ein kleines Tier das sich in wahnsinniger Schnelle Tunnel durch jede Art von Boden buddeln kann. Er findet immer den Weg, durch ein ausgefeiltes Orientierungsvermögen, und sie kehren immer wieder an einen Platz zurück. Aus diesem Grund sind sie sehr gut für solche Aufträge geeignet. Aber sie können uns nicht finden wenn wir nicht mehr im Palast sind!"

"Klingt wie eine unterirdische Brieftaube!" meinte Silence.

"Hmm, scheint mir auch so. Aber es ist schade, daß wir keinerlei Möglichkeiten haben, diese Informationen abzufangen, bevor sie in den Palast gelangen. Also, was sollen wir nun tun?"

"Wir sollten abstimmen! Ich bin dafür, daß wir dieser Spur nachgehen! Es könnte immer wieder passieren, daß es ein falscher Alarm ist, wir können nie hundertprozentige Sicherheit kriegen." meinte Boss und Tiger nickte.

"Ich bin auch dafür, es ist immerhin besser als hier die ganze Zeit über rumzuhängen und nichts zu tun zu haben!"

Auch die meisten anderen nickten, nur God war mal wieder anderer Ansicht.

"Und ich gehe jede Wette ein, daß das alles nur wieder ein Trick ist, um uns loszuwerden! So wie diese ganze Aktion hier!"

"Wieso mußt du eigentlich immer alles und jeden schlecht machen?" fragte Princess.

"Wie bitte?"

"Du weißt ganz genau, was ich meine! Man kann es dir nie recht machen, egal wie sehr man sich auch anstrengt! Du hast grundsätzlich immer etwas auszusetzen! Hast du dir eigentlich jemals überlegt, wie sehr du andere damit verletzt? Weißt du, es kann verdammt frustrierend sein, wenn man weiß, daß der andere es sowieso schlecht findet, egal was man macht! Da mußt du dich nicht wundern, wenn andere dir aus dem Weg gehen!" sie hatte sich richtig in Rage geredet, jetzt drehte sie sich um und ging aus dem Zimmer. Inder Tür drehte sie sich noch einmal um.

"Ich bin auf jeden Fall dafür, dieser Spur nachzugehen!"

Boss grinste etwas, hielt es aber für besser, sie jetzt allein zu lassen. Er wußte ganz genau, daß sie noch etwas für God empfand, doch sah er in ihm keinerlei Rivalen, es war eine andere Art Verbundenheit, die God und Princess teilten als sie beide. Außerdem, er wollte gerne wissen, wie sich die Gruppe entscheiden würde.

"Also, stimmen wir ab?" fragte Tank.

President nickte.

"Ja, alle die dafür sind, daß wir diesem Hinweis nachgehen, heben jetzt die Hand! Oder besteht irgendwer auf Geheimwahl?" er schaute dabei Snake und Nerd an, doch die beiden taten, als hätten sie ihn nicht gehört.

13 Hände hoben sich spontan, und zum Erstaunen aller folgte eine 14. etwas später. Alle starrten ihn an.

"Was habt ihr?" fuhr God schließlich auf.

Doch sie grinsten nur.

"Verdammt, ich hab' auch keinen Bock, hier bis an mein Lebensende zu sitzen und darauf zu warten, daß irgendwer noch mal die Idee hat, eine Zeit-Raum-Maschine zu bauen!" Dann stand er auf und stapfte davon, allerdings mußte er dazu noch an Boss vorbei. Und der hielt ihn am Arm fest.

"Weißt du was? Princess sollte dir öfter die Meinung sagen, du bist dann viel vernünftiger!"

God schnaubte jedoch nur, in seinen Augen lag allerdings ein etwas merkwürdiger Glanz.

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"Und? Wie habt ihr euch entschieden?"

"Wir brechen übermorgen bei Sonnenaufgang auf!"

Sie nickte.

"Gut."

Er lehnte sich neben sie an die Veranda und starrte in den Garten.

"Meintest du das eben ernst?" sie wußte nicht, warum sie das gefragt hatte, eigentlich wollte sie es gar nicht, es war ihr einfach so rausgerutscht.

Er schaute sie an und ihr wurde wieder heiß.

"Ja, das habe ich ernst gemeint!" aus irgendeinem Grund klang er heiser, aber das macht das ganze nur noch schöner für sie.

"Gut! Ich dich auch!" antwortete sie und schmiegte sich an ihn.

Eine Weile blieben sie so stehen, dann flüsterte Boss leise:

"Was meinst du, sollen wir President mal nach seiner Ausrüstung fragen?"

Sie kicherte leise.

"Ich glaube nicht, daß er sie uns geben würde, vermutlich braucht er sie im Moment gerade selber!"

"Wie kommst du denn darauf?"

Sie kicherte erneut.

"Hast du nicht den Ausdruck in seinen und Tigers Augen gesehen?"

Er schüttelte den Kopf.

"Ich gehe jede Wette ein, daß die beiden im Moment sehr beschäftigt sind."

Jetzt mußte auch er leise lachen.

"Aber schade ist es trotzdem!"

Und da stimmte sie ihm zu.

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14. Aufbruch

14. AUFBRUCH
 

Nebel hüllte das Land ein, als sie zwei Tage später um 5 Uhr aufstanden und sich für die Reise in die Marataberge bereit machten. Es war ziemlich kalt, und Young Lady und Princess hatten für die Kinder die Wintermäntel herausgesucht. Bis auf Tiger, Boss, President, God, und Princess würden alle mit der Slugi fahren, die anderen würden auf Dinosauriern reiten. Boss begründete dies damit, daß die jüngeren ja auch mal lernen müßten, mit dem Fahrzeug umzugehen. Er selber wollte einfach nur viel mehr von Noah sehen als er es beim steuern des Fahrzeuges gekonnt hätte. Denn genaugenommen war der gesamte Planet Noah ein einziges Paradies. Zumindest für jemanden, der aus seiner Welt kam, dort in einer Großstadt wohnte und für den ein winziges Fleckchen Wald schon ein Wunder war. Und er hatte sich vorgenommen, von diesem Paradies soviel zu sehen wie nur eben möglich. Er wußte ganz genau, daß er nicht hierbleiben konnte, und das wollte er auch nicht, dazu liebte er sein Leben auf der Erde viel zu sehr, aber das hielt ihn nicht davon ab, wie ein kleines Kind alles, was mit dieser Welt zu tun hatte, begierig in sich aufzunehmen. Er seufzte unwillkürlich bei dem Gedanken daran, wie es wohl wäre, für immer hier zu bleiben. Denn er zweifelte nicht daran, daß sie wieder zurück kehren würden. Schon allein für die Kinder mußten sie es. Er hatte genau bemerkt, wie Timmet und Blanda geweint hatten, man hatte es ihnen sogar noch beim Frühstück angesehen. Auch bei Gatscha hatte er bemerkte, daß sie sich nichts sehnlichster wünschte als heimkehren zu können. Und, strenggenommen, er selber sehnte sich auch wieder nach seinem geregelten Leben auf der Erde zurück. Da konnte er zumindest halbwegs voraussehen, was als nächste passieren würde. Im Gegensatz zu hier.

"Was hast du?"

Er zuckte leicht zusammen, als er Princess' Hand auf seiner Schulter spürte.

"Ich überlege gerade, was ich jetzt lieber machen würde..." er grinste sie schelmisch an, aber als er merkte, wie sich ihr Gemütszustand verschlechterte, fügte er hinzu:

"Nein, Scherz. Ich hing einfach nur so meinen Gedanken nach..."

"Schon besser..." brummte sie, lächelte aber auch leicht.

"Ich weiß nicht, ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl bei dieser ganzen Sache, etwas haben wir übersehen bei unseren Gedankengängen. Und ich glaube, das dieses Etwas sehr wichtig sein dürfte!" meinte sie nach einer Weile.

Er nickte, ihm selber kam es auch so vor, aber er konnte nichts konkretes sagen. Und so lächelte er sie an und sagte:

"Grüble nicht soviel! Komm, laß uns lieber die Umgebung genießen! So was bekommen wir in Tokyo nie wieder zu Gesicht!" etwas traurig klang seine Stimme schon.

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Sie waren nun schon seit vier Tagen unterwegs, bisher war noch nichts besonderes passiert, nur merkte man den Kindern die Erschöpfung an, sie waren nun mal nicht darauf vorbereitet gewesen, knapp 12 Stunden pro Tag aufzusein und etwas zu unternehmen.

Es war Mittag, als sie an einen Fluß kamen. Es war ein großer, stiller Fluß, mindestens 10 m breit und vermutlich auch ziemlich tief.

"Wenn ihr baden wollt, dann seit vorsichtig, der Fluß hat eine ziemlich starke Strömung unter der Wasseroberfläche. Es gibt viele gute Schwimmer, die hier schon ertrunken sind!" warnte Mosar die Kinder, die sofort schreiend aus der Slugi gelaufen kamen.

"Das macht nichts, wir werden nur hier am Ufer bleiben!" versprachen Timmet und Blanda.

Auch Gatscha, Silence, Young Lady, Cry Baby, Nerd und Snake holten ihre Schwimmsachen, die anderen bleiben erst einmal auf dem Land und bauten das Mittagessen auf.

President, Boss, Tiger und Prof standen mit Mosar in einer Gruppe und unterhielten sich über den weiteren Verlauf der Reise.

"Dieser Fluß ist der Antara-Strom, der "Strom der Stille". Er entspringt in den Maratabergen und fließt ungefähr 150 km südlich von Gondowana ins Meer. Hier ist es noch relativ schmal, aber einige Kilometer vor der Küste ist er mindestens 500m breit. Wir werden ihm bis in die Berge folgen, ebenso wie es Burai und Manua getan haben. Sie werden uns, sobald wir den Lauf des Flusses verlassen müssen, ein Zeichen hinterlassen, so daß wir wissen, wohin wir uns zu wenden haben."

"Und was machen wir, wenn wir diese drei Gestalten gefunden haben?" fragte Boss.

"Wir werden ihnen erklären, daß das alles nur ein Mißverständnis war und sie bitten uns zur Erde zurück zu schicken!" erwiderte President.

"Ehrlich gesagt, ich kann mir kaum vorstellen, daß das so einfach werden wird... Irgendwie denke ich, wir sollten vorsichtig sein, wenn wir sie treffen!" meinte Princess.

"Sehe ich auch so, außerdem finde ich, sie sollten uns auch mal erklären, wie sie auf..." Tiger unterbrach sich, als sie merkte, wie Boss erstarrte und mit großen Augen auf den Fluß starrte.

"Hey! Timmet! Komm zurück! Das ist gefährlich!" rief er und rannte zum Ufer.

"Ja, gleich! Ich will nur Fisch holen!"

"Nein, sofort! Die Strömung ist zu stark für dich!"

Aber da war es schon zu spät. Mit einem Schrei stellte Timmet fest, daß er gegen die Kraft des Wassers nicht ankam und immer weiter von der Gruppe abgetrieben wurde.

"Scheiße!" murmelte Boss, zog sich das Hemd und die Schuhe aus und sprang ins Wasser.

"Mosar, reitet Stromabwärts und versucht, uns irgendwie zu helfen!"

Mosar nickte und rannte zu den Dinosauriern.

"Kommt, wir nehmen die Slaugi!" rief President.

Tiger, Prof und Princess folgten ihm, aber Tiger wandte sich noch einmal an Princess.

"Bleib du hier und kümmere dich um die anderen!"

Sie wollte protestieren, aber ihr war klar, daß Tiger recht hatte. Sie war außerdem viel zu nervös um den anderen in irgendeiner Weise behilflich sein zu können.

"Kommt aus dem Wasser raus! Es wird zu kalt!" rief sie den anderen zu, die immer noch völlig fassungslos hinter Boss und Timmet her starrten.

"Und das Essen ist gleich fertig!" rief Tank von der Kochstelle her.

Langsam kamen sie aus dem Wasser, wickelten sich in ihre Handtücher und trockneten sich ab.

"Aber, wie sollen wir uns denn jetzt umziehen, unsere ganzen Sachen sind in der Slugi!" rief Young Lady.

Betroffen starrten alle auf die Stelle, an der bis vor wenigen Minuten das Amphibienfahrzeug gestanden hatte.

Princess stöhnte auf. Das war ja typisch, immer alles auf einmal!

"Dann setzt euch so dicht es geht ans Feuer, damit ihr warm bleibt und euch nicht erkältet!"

Leider war es hier auf Noah nicht Hochsommer, wie auf der Erde, sondern schon ein frischer, wenn auch freundlicher Herbst. Sowieso hatte Princess das Gefühl, daß die Tage hier nicht allzu warm wurden. Aber das war jetzt auch egal.

"Princess!"

Sie drehte sich um. Gatscha stand auf eine Bein und hielt sich an Silence fest.

"Ich hab' einen Stein im Fuß!"

"Nicht noch mehr..."

Aber sie ging zu dem Mädchen und schaute sich den Fuß an.

"Au!"

"Halt still! Sonst tut's noch mehr weh!" ihre Stimme klang schärfer als sie wollte, aber sie zeigte zumindest ihre Wirkung.

"Tank, Du hast doch ein Taschenmesser, oder? Da ist doch bestimmt auch eine Pinzette bei!"

Tank schüttelte den Kopf.

"Leider nein, die hab' ich im letzten Sommer irgendwo verloren..."

Sie stöhnte erneut.

"Das darf doch alles nicht wahr sein..."

Plötzlich hielt ihr irgendwer eine Pinzette hin, sie achtete nicht drauf, von wem und nahm sie einfach. Aber aus irgendeinem Grund schaffte sie es nicht, immer wieder rutschte die Pinzette ab.

"Laß mich das machen, du bist viel zu nervös dazu!"

Jetzt erst registrierte sie, daß es God gewesen war, der ihr die Pinzette gegeben hatte und schon seit einer ganzen Weile neben ihr hockte.

"Wenn du meinst!"

Sie stand auf und ging einige Schritte zur Seite. Ruhig kniete sich God vor Gatscha auf den Boden, nahm ihren Fuß hoch und schaute sich den Stein an.

"Hmm... das könnte ziemlich stark anfangen zu bluten, wenn der Stein draußen ist. Ich denke, wir sollten ihn drin lassen, bis wir vernünftiges Verbandszeug hier haben!"

Sie nickte, es war ihr alles egal, solange nur die anderen alle heil und gesund wiederkommen würden.

God stand wieder auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Es wird alles wieder gut werden!"

Aus irgendeinem Grund vertraute sie ihm.

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Er wußte nicht, wie lange er noch durchhalten würde. Er konnte regelrecht spüren, wie er immer schlapper wurde, wie die Kraft aus seinen Armen wich, und wie der Wunsch nach Schlaf immer größer wurde. Er hoffte bloß, daß die anderen bald eine gute Idee hatten, um sie hier raus zu holen. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, er lebte nur von einer Sekunde zur nächsten, immer in Betracht ziehend das es gleich vorbei sein könnte. Timmet, der auf seinem Rücken lag und sich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geregt hatte, wurde auch immer schwerer. Er seufzte. Er wußte ganz genau daß er bis zum letzten weiter machen würde, schon allein aus dem Grund weil er sich in seinem zweiten Leben (sollte es eines geben...) schwarz ärgern würde. Vor einigen Minuten hatte er Mosar am Ufer gesehen, er hatte ihm irgendwas zu geschrien, von wegen zu vielen Bäumen am Ufer, so daß die Slaugi keine Möglichkeit hatte, ihm zu helfen. Und leider hatte er ihm recht geben müssen.

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"Beeil dich!"

"Ja doch, ich kann nun mal nicht schneller machen! Es gibt einfach zu viel Gestrüpp hier, da komme ich nicht so gut durch!"

"Aber, theoretisch gesehen müßten wir Boss schon überholt haben!"

"Nur nutzt uns das nichts, wenn wir nicht bald einen Weg finden, um ans Ufer zu kommen!"

"He, Moment, seht doch mal! Da vorne!"

Tiger und President schauten in die angezeigte Richtung und nickten.

"Stimmt, da wird's heller, wir könnten es probieren!"

Sofort korrigierte Tiger den Kurs und fuhr zum einen durch ein Morastloch, zum anderen über einen umgestürzten Baum.

"Sorry, ging nicht anders!" schnitt sie im voraus jede Beschwerde ab.

Und tatsächlich, hier konnten sie direkt ans Wasser kommen.

"Tiger, wie lang ist das Seil der Harpune?"

"Hmmm, ich schätze so knapp 150m!"

"Das müßte reichen!"

President wollte sofort schießen, aber Prof hielt ihn zurück.

"Warte, wir müssen erst mal sehen, ob wir gegenüber auch einen Baum haben!"

Tiger nickte, schaute auf die andere Seite, fuhr ein Stück zurück und dann etwas nach rechts.

"So, jetzt müßte es klappen!"

President drückte ab. Sofort flog die Harpune raus, und in hohem Bogen direkt auf den Baum auf dem gegenüberliegenden Ufer. Aber nach knapp zwei Drittel des Weges senkte sich der Bogen, und die Harpune fiel ins Wasser.

"Das darf doch nicht wahr sein!" stöhnte Tiger. "Los, wir müssen sie wieder rein holen!"

"Die Harpune selber ist zu schwer! Dadurch kommt das Geschoß nicht weit genug!" murmelte Prof. Im gleichen Moment hörten sie eine Knacken im Gebüsch, und Mosar brach mit seinem Reitsaurier zwischen den Büschen hervor.

"Er kommt gleich, viel Zeit bleibt nicht mehr!"

"Unsere Harpune kommt nicht weit genug! Das vordere Ende ist zu schwer!" erklärte President ihr Problem.

"Und was wollt ihr jetzt machen?"

Prof's Blick fiel auf Mosar's Rücken.

Sie rannte aus dem Fahrzeug und schrie:

"Mosar! Gebt mir euren Bogen!"

Verdutzt gehorchte er.

"Nein, nicht den Bogen! Einen Pfeil!"

Immer noch völlig verständnislos reichte er ihr das Geforderte.

"Tiger, mach die Klappe der Harpune auf!"

In Windeseile löste Prof die Verankerung der Harpune und knotete das Seil um den Pfeil.

"Ich hoffe bloß, das hält! Los! Versuch's noch mal!"

Diesmal klappte es, der Pfeil bohrte sich in dem Baum. Keine Sekunde zu früh, denn fast zeitgleich sah Mosar Boss mit Timmet auf dem Rücken im Wasser schwimmen.

"Halt dich an dem Seil fest! Wir ziehen euch dann raus!"

Keiner wußte, ob Boss es erstanden hatte, aber er reckte sich aus dem Wasser und ergriff das Seil.

Jetzt, mit dem zusätzlichem Gewicht, zeigte es sich, daß Prof's Knoten wirklich nicht hielt. Boss und Timmet wurden weiter mit dem Wasserstrom mitgerissen, aber gleichzeitig fing Tiger an, die Winde wieder einzuholen.

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Boss atmete auf, als er endlich eine Hand um das Seil gelegt hatte. Jetzt war zumindest für ihn das meiste zu Ende. Doch als er spürte, wie Timmet von ihm herunter zu gleiten drohte, packte ihn noch einmal die Panik. Er wußte nicht, wie er ihn halten sollte, ohne selber noch einmal das Seil los zu lassen. Aber genau so wenig kam es für ihn in Frage, ihn einfach so "davonschwimmen" zu lassen, er hatte sich nicht so abgemüht, nur damit jetzt alles umsonst war. Er warf einen Blick zurück und bemerkte, daß hinter ihm noch ein gutes Stück Seil im Wasser hing. Im gleichen Moment, in dem Timmet völlig von ihm abrutschte, lies er los, schwamm zwei Stöße und packte Timmet erneut, diesmal vor seinen Bauch. Mit dem anderen Arm umschlang er wieder das Seil und wandte es sich um die Hand. Aber es war knapp, einige Zentimeter weiter und es wäre vorbei gewesen. Selbst jetzt konnte er sich nicht zusätzlich mit den Beinen abstützen, wie er es gerne getan hätte, da das Seil einfach zu kurz war.

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15. Gedanken

15. GEDANKEN
 

Bis vor kurzem hätte sie es nie für möglich gehalten. Vor zwanzig Minuten hätte sie ihm eine gescheuert, für das, was er jetzt tat. Oder waren es schon dreißig? Oder doch erst fünfzehn? Sie wußte es nicht. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie hier schon saß, und einfach nur in das Feuer starrte, ohne sich zu regen oder ihre Umgebung wahrzunehmen. Starrte in das Feuer und fragte sich, wie das Leben weiter gehen sollte, wenn er nicht mehr da war.

Und dann war der gekommen, von dem sie gedacht hätte, daß er der Letzte wäre, dessen Anwesenheit sie beruhigen könnte. Aber, so merkwürdig es war, genau das war geschehen. Er saß einfach nur neben ihr, hatte ihr eine Decke um die Schultern gelegt und hielt ihre Hand. Und spendete ihr Trost. Einfach durch seine Anwesenheit... Das gab ihr dann doch etwas zu grübeln, aber sie wollte es nicht jetzt tun, das wäre zu anstrengend.

So saßen sie einfach nur schweigend da und hingen ihren Gedanken nach. Und die anderen bestaunten sie, denn von ihnen hätte auch niemand für möglich gehalten, die Beiden einmal in einer solchen Eintracht nebeneinander sitzen zu sehen. Weder auf ihrer ersten Reise, und nachdem die Verlobung der Beiden gelöst worden war, schon gar nicht auf dieser. Aber, es geschehen eben doch noch Zeiten und Wunder, oder wie sollte man das nennen?!?

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Er konnte nicht sagen, wie lange es jetzt schon her war, aber er hatte das Gefühl, seit einer halben Ewigkeit hier zu sitzen nichts anderes machen zu können als abwarten. Seine Handgelenke taten ihm weh, von den Fesseln, die leider Gottes ziemlich stramm waren und ihn, wenn er sich bewegte, in's Fleisch schnitten. Das hatte er schon ziemlich bald festgestellt, und so hatte er seine Bewegungen sehr eingeschränkt. Er wußte immer noch nicht, wo er war, warum er hier in dieser Höhle war und wer diese drei Menschen waren, die ihn gefangen genommen hatten und ihn seitdem in dieser Höhle festhielten. Das hieß, er hatte sie sehr wohl erkannt, aber er konnte sich nicht vorstellen, daß es wirklich dieselben waren. Dann seufzte er, er hatte schon oft festgestellt, daß Menschen voller Überraschungen steckten. Leider war dies eine unangenehme, eine sehr unangenehme. Was ihn noch mehr ärgerte als die Tatsache, daß er hier nun festsaß, war der Fakt, daß Manua sich große Sorgen um ihn machen mußte. Sie hatten sich vor zwei Tagen getrennt, sie wollte noch mal zum Flußufer gehen und nachsehen, ob von Mosar und den Kindern schon etwas zu entdecken war, und er selber war weiter in die Berge gegangen und dann auf diese neuen Spuren gestoßen, die ihn direkt hier in diese Falle geführt hatten. Und sie war dann, vermutlich irgendwann am späten Nachmittag in ihre Höhle, die sie als Lagerplatz ausgesucht hatten, zurückgekehrt, hatte etwas zu Essen zubereitet und auf ihn gewartet. Und er war nicht gekommen.

Er hoffte bloß, sie würde weiterhin nach Mosar Ausschau halten und nicht auf die Idee kommen, nach ihm zu suchen. So konnte er zumindest hoffen, daß seine Entdeckung nicht völlig umsonst gewesen war.

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Als sie ein Motorgeräusch hörte, sprang sie auf und achtete weder darauf, daß die Decke von ihren Schulter rutschte, noch, daß sie beinahe den Kochtopf umgestoßen hätte. Es war ihr egal. Sie war sogar sosehr darauf fixiert, ihn wieder zu sehen, daß sie die Slugi erst bemerkte, als sie vor ihr stand und Tiger eine Notbremse einlegte.

"Bist du völlig verrückt?!?" schrie Prof sie an, die in der Tür erschien.

Sie starrte sie nur an, erst jetzt begriff sie, daß sie einen riesen Fehler gemacht hatte.

"'Tschuldigung!" murmelte sie.

Aber dann grinste Prof.

"Komm rein, wo du schon hier bist..."

"Danke!"

Sie kletterte die Stufen hoch und trat in den Hauptraum. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie ihn reglos auf einer der Bänke liegen saß.

"Keine Sorge, er ist nur eingeschlafen, es war ziemlich anstrengend für ihn!"

"Gut!"

Jetzt bemerkte sie, daß Timmet auf der gegenüberliegenden Bank lag und ebenfalls schlief. Sie ging zu Boss, kniete sich neben ihn hin und nahm seine Hand. Sie war warm und spendete ihr Trost. Und am Handgelenk fühlte sie seinen Puls. Stark und regelmäßig. Insgeheim seufzte sie auf vor Erleichterung.

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"Mein Gott! Das wir noch mal zwei Minuten Ruhe kriegen!"

"Stimmt, kaum zu glauben!" stimmte President ihr zu.

"Und was machen wir jetzt?"

"Och, mir würde schon was einfallen..." fing er an, aber sie schüttelte den Kopf.

"Ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber ich fürchte, ich bin zu müde dazu!"

Er nickte.

"Außerdem, es ist mir etwas zu kalt hier!"

Eine Weile gingen sie schweigend am Flußufer entlang.

"Weißt du, in dem Moment, in dem Timmet aufgeschrien hat, dachte ich, mir würde das Herz stehen bleiben! Ich habe ernsthaft gedacht, er würde ertrinken! Und dann ist mir klar geworden, wie verantwortungslos wir waren. Wir hätten sie niemals mitnehmen dürfen! Ich habe mir ernsthaft vorgestellt, was ich zu seiner Mutter sagen müßte! Ich glaube, ich hätte das nicht gekonnt! Aber dann ist mir klar geworden, daß das alles absoluter Schwachsinn war, wir sitzen hier mitten in der Urzeit, und wir haben keine Ahnung, wie wir wieder in unsere Zeit zurückkehren sollen. Und ich mache mir Gedanken darüber, was ich seiner Mutter sagen soll!"

Er legte einen Arm um sie.

"Ich verstehe, was du meinst, mir ging es auch schon mehrfach so. Aber, dann habe ich mir immer wieder gesagt, daß dies vielleicht eine Art Schicksal ist, wir müssen hier ihn. Beim ersten Mal war es, um Noah vom Hohepriester zu befreien. Wer weiß, was es diesmal sein könnte. Ich meine, es könnte doch sein, daß alles, was hier mit uns geschieht, so richtig ist, oder?"?

Sie kicherte.

"Du meinst also, wir sind so was wie der Superman und die Superwoman der Steinzeit?"

"Du nimmst mich nicht ernst!" protestierte er.

"Doch, natürlich! Nur interpretiere ich vermutlich anders!"

"Das kommt auf's gleich raus!"

"Überhaupt nicht!"

"Na klar! Du verdrehst die Tatsachen so, daß sie in's lächerlicher geraten!"

Sie starrte ihn an, dann kicherte sie wieder.

"Wenn wir so weiter machen, hat Prof doch noch recht!"

"Inwiefern?"

"Wenn sie sagt, wir würden uns wie ein altes Ehepaar anhören!"

Da mußte er auch lachen.

"Stimmt!"

Sie kuschelte sich an ihn.

"Und was machen wir jetzt?"

"Zurückgehen und uns schlafen legen, ich falle sonst gleich um."

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Als er erwachte, spürte er als erstes, daß etwas schweres auf seinem Bauch lag. Dann roch er einen leichten Geruch nach Erde und Rauch, der einen feinen Duft überlagerte, der ihn an Schnee erinnerte. Als er dann die Augen aufschlug und an sich hinunter blickte, erblickte er Wirrwarr aus gelockten, hellbraunen Haaren. Er grinste etwas, beschloß aber, sich nicht zu rühren. Es wäre unfair. Er drehte aber doch leicht den Kopf und entdeckte, daß Timmet nicht mehr auf der anderen Bank lag, vermutlich hatte President ihn nach draußen in eines der Zelte getragen, als sie angekommen waren. Er blickte drehte den Kopf erneut und blickte jetzt gerade nach oben. Und wie immer in der letzten Zeit, fingen seine Gedanken an, sich um das Problem ihrer Heimkehr zu kreisen.

Wenn es wirklich so war, wie Prof vermutete, und diese drei Fremden, denen sie ihre jetzige Lage verdankten, wirklich aus der Zukunft kamen, dann mußte es einen Grund für ihr Handeln geben. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß sie es aus purer Bosheit oder aus einer Laune heraus getan hatten. Dann fiel ihm ein, wie er empfunden hatte, als er zum ersten Mal begriffen hatte, wie wunderbar diese Welt wirklich war. Und wenn die Verschmutzung der Erde weiter anstieg, dann mußte dies für die Fremden (er entschloß, sie vorläufig so zu nennen, der Einfachheit halber) noch extremer gewesen sein. Vielleicht hatten sie einfach in dem Glauben gehandelt, diese Welt zu beschützen. Vielleicht sahen sie in ihm und den Kinder wirklich die Bedrohung, von der sie gegenüber Mosar gesprochen hatten. Und somit wollten sie um jeden Preis verhindern, daß ihre bedrohlichen Vorstellungen Wirklichkeit wurden. Für ihn war das die logischste Erklärung, er hätte vermutlich genauso, oder zumindest so ähnlich gehandelt.

Dann konnte man aber nur hoffen, daß die Fremden mit sich reden ließen und einsahen, wie wichtig es für die Kinder war, zurückkehren zu können.

Plötzlich roch er den Geruch nach Suppe, und er spürte, wie hungrig er war. Bevor er einen weiteren Gedanken fassten konnte, knurrte sein Magen laut. Princess schreckte hoch.

Als er ihr verwirrtes Gesicht war, mußte er leise lachen.

"Was issch denn?" murmelte sie, dann wurden ihre Augen klar und sie wurde rot.

"Entschuldige, das wollte ich nicht!"

"Was denn?" fragte er.

"Einschlafen!" erwiderte sie und wurde noch röter.

Er lachte erneut.

"Das macht doch nichts! Obwohl, du warst ganz schön schwer!"

"Wie bitte?" Ihr Augen blitzen, und er mußte sich zusammen nehmen, um nicht sofort loszuplatzen.

"Was hast du gesagt?" zischte sie erneut.

"Das mein Bauch bestimmt eine Kuhle von deinem Kopf behalten wird!"

Sie starrte ihn noch zwei Sekunden an, dann drehte sie sich um und ging zur Tür.

"In manchen Dingen hast du dich überhaupt nicht verändert!" sagte er.

Sie blieb stehen.

"Wie meinst du das?"

"Man kann dich immer noch genauso schön ärgern wie früher!"

"Du Mistkerl!"

Sie stürzte sich auf ihn und fing an, ihn zu kitzeln.

"Gnade!" rief er.

Sie hielt kurz inne.

"Nein, für deine Gemeinheit mußt du bestraft werden!" damit beugte sie sich vor und küßte ihn.

Er entspannte sich und legte die Arme um sie.

"So eine Strafe mag ich...!" murmelte er nachdem sie sich getrennt hatten.

Sie lachte.

Eine Weile lagen sie einfach nur still da und rührten sich nicht.

"Was meintest du eben, daß ich mich in manchen Dingen nicht geändert hätte?" fragte sie schließlich.

"Naja, weißt du, wir alle verändern uns auf dieser Reise, wenn wir nach hause kommen, sind wir nicht mehr die, die losgefahren sind. Verstehst du, was ich meine? Timmet z.B. wird nie wieder den Uferbereich eines Flusses mit starker Strömung verlassen. God wird seine ewigen Nörgeleien einschränken, und vielleicht eines Tages völlig damit aufhören. Wir werden alle erwachsener hier!"

Sie nickte, kicherte dann leise und kuschelte sich an ihn.

"Du glaubst mir nicht!" protestierte er.

"Doch, schon allein die Tatsache, daß ausgerechnet Du dieses philosophische Zeug von dir gibst zeigt mir, wie recht du hast!"

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Sie stand am Eingang der Höhle und beobachtet den Gefangenen. Sie hatte gewußt, daß es falsch gewesen war, was sie getan hatten. Das erste, das konnte sie noch mit ihrem Gewissen vereinbaren, sie hatten es zum Schutz dieser Welt getan. Aber daß sie einen Mann gefangen genommen hatten und hier auf so grausam Art und Weise festhielten, daß konnte sie akzeptieren.

Sie wußte, daß die beiden anderen ihn Vorwürfe machen würden, aber das war ihr egal. Sie handelte aus einer Intuition heraus, wie sie es immer getan hatte.

Sie trat aus dem Schatten, glitt hinter ihn und schnitt die Seile durch, noch bevor er richtig begriff, was sie tat.

Kaum war er frei, sprang er auf, taumelte einmal leicht und stützte sich an der Wand der Höhle ab. Er starrte sie an und versuchte, zu begreifen.

"Warum?" Seine Stimme war rau, vermutlich hatte er seit einer ganzen Weile nichts mehr getrunken.

Sie hätte mit dieser Frage rechnen müssen, aber sie hatte es nicht, und so starrte sie zurück und suchte nach einer Antwort.

"Ich weiß es nicht!"

Er nickte, drehte sich um und ging langsam aus der Höhle. Als er am Eingang war, rief sie ihm hinterher:

"Erzähl' niemandem, wo wir sind!"

Er drehte noch mal den Kopf, nickte leicht und trat in das Sonnenlicht.

Auch wieder eine Frage, um das Gewissen zu beruhigen. Sie wußte, daß er sein Versprechen nicht einhalten würde.

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16. Begegnung

16. BEGEGNUNG
 

Jetzt, nach drei weiteren Tagen, standen die Marataberge vor ihnen, und nun verstanden die Kinder auch, warum man sie die "Berge des Schauderns" nannte. Sie ragten riesig vor ihnen auf, und die Gipfel zeigten bizarre Formen gegen den roten Abendhimmel. Die Sonne war schon hinter der Bergkette versunken und die Schatten der Gipfel wurden immer größer und schienen auf gespenstische Weise bedrohlicher zu werden. Timmet und Blanda rückte näher aneinander, ebenso Gatscha und YoungLady, da Silence und CryBaby vorne im Cockpit saßen. Bisher hatte Boss' Absicht sehr gut funktioniert, CryBaby und Nerd hatten sich zusammengerafft und zumindest während des Fahrens ihre kleinen Differenzen begraben. Aber, sogar m Fahrstil merkte man, wer CryBaby's Bruder war, wie Gatscha eines Abends bemerkt hatte.

General Mosar hob die Hand und lies die Gruppe anhalten.

"Wir werden hier für die Nacht bleiben, es wird zu gefährlich, heute noch weiter zu fahren, die Umgebung wird jetzt sehr viel felsiger!"

Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden, alle waren müde und freute sich auf die Nachtruhe. Das Lager war schnell aufgebaut, jeder wußte, was er zu tun hatte.

Nach dem Essen ging Prof noch mal in die Slugi und kam mit einer rot-silbern gestreiften Stofftasche heraus. Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und fing an, die Tasche auszupacken.

"Was machst du da?"

Sie wurde etwas rot, als sie entdeckte, wie Mosar, Boss, Princess und Tiger ihr interessiert zusahen.

"Ich lege Karten!"

"Du machst was?!?"

"Ich lege Karten!" wiederholte sie geduldig.

"Und das ausgerechnet Du!" meinte Boss. "Unsere Wissenschaftlerin vertraut ihre Zukunft einer so unsicheren Sache wie den Karten an!"

Sie schüttelte den Kopf.

"So würd' ich das nicht sehen."

"Sondern?"

Sie überlegte einen Moment.

"Ich würde es eher als eine Art Beruhigungsmittel betrachten!"

"Hä?!?"

"Wenn ich nervös bin, dann fange ich immer damit an, weil es mich beruhigt. Es ist für mich eine Art Ritual, so wie einige anfangen, zu rauchen, zu essen oder sonst was! Ich fange dann, mir die Karten zu legen. Und hinterher lache ich mich jedesmal drüber kaputt, wenn es wirklich so eintritt, wie es die Karten vorausgesagt haben, was allerdings ziemlich selten ist!"

"Aha..."

"Ist dir das zu hoch?" fragte Tiger provozierend.

"Quatsch! Ich würd' nur nie auf so einen Gedanken kommen!" erwiderte Boss sofort.

"Nee, du zertrümmerst lieber irgendwas! Mein Gott, es können doch schließlich nicht alle so destruktiv sein wie du!"

"Wie bitte? Ich soll destruktiv sein? Und was ist dann mit dir?"

"Ich?!? Ich bin die Unschuld vom Lande!"

"Hmm... wer's glaubt wird selig! Wer hat uns denn immer erklärt, wir sollten erst schießen und dann reden?"

"Das war früher, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten bin ich aber erwachsener geworden!" gab Tiger zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Boss zuckte nur die Achseln.

"Wenn dein Blick so eingeschränkt ist, daß du das wesentlich übersiehst kann ich dir auch nicht helfen..."

Princess schüttelte den Kopf.

"Wenn man euch beide so sieht, dann kann man sich wirklich fragen, ob ihr wirklich schon erwachsen seit..."

Damit drehte sie sich um.

"Warte, wo willst du hin?" rief Boss.

"Ich will den Mond anheulen!" gab sie etwas spöttisch zurück.

"Ich komme mit!" Er rannte hinter ihr her.

"Es ist nicht gut, wenn man alleine heult, Wölfe sind Rudeltiere!" hörten sie ihn noch sagen, bevor beide hinter der Slugi verschwunden waren. Tiger grinste.

"Also, sonderlich erwachsen scheint der mir nicht zu sein..."

Dann drehte sie sich auch um, und Prof konzentrierte sich wieder auf ihre Karten.

Sie suchte die 22 Karten der Großen Arkana [bei einem normalen Kartenspiel mit 52 Karten wären dies die karten von 10 - As und die beiden Joker) raus und mischte sie gründlich. Dann fächerte sie sie in ihrer rechten Hand mit dem Rücken nach oben und zog mit der linken eine Karte heraus. Als sie die Karte umdrehte, zog sie ein Gesicht.

"Na toll!"

"Was ist denn?"

Jetzt erst bemerkte sie, daß Mosar die ganze Zeit über neben ihr gestanden und ihr zugesehen hatte und sie wurde etwas rot.

"Nun ja, diese Karte ist der Gehängte..."

Als er sie sehr verständnislos ansah, lächelte sie leicht.

"Gehe ich richtig in der Annahme, daß ich überhaupt keine Ahnung habt, was dies eigentlich ist?"

Er nickte und grinste ebenfalls.

"Das Prinzip ist völlig simpel, jede Karte hat ihre Bedeutung, und man kann durch das Ziehen der Karten in die Zukunft blicken oder die Hintergründe eines Ereignisses betrachten. Zumindest, wenn man den Esoterikern Glauben schenken mag..."

"Was Du nicht tust." bemerkte er.

"Nun, zumindest nicht in dem Maße, wie es einige andere Leute tun. Wie auch immer, diese Karte hier heißt "Der Gehängte", und bedeute soviel, wie daß man in der Klemme steckt und nur durch eine völlig neue Sichtweise einen Ausweg findet!"

"Was ist so schlimm daran?"

"Ich hasse diese Karte!" erklärte sie, "Denn, um mit ihr etwas anfangen zu können, muß man erst mal seine jetzige Lage analysieren und dann überlegen, wie man diese Situation ändern kann, und zwar durch das genau Gegenteil."

"Und Prof führt nicht gerne eine Selbstanalyse durch..." In seiner Stimme klang eine Spur Ironie mit, aber sie spürte, daß er dies durchaus verstand.

"Ich analysiere nichts gerne, was nicht mit Zahlen oder Chemischen Reaktionen zu tun hat!" gab sie zurück.

Sie packte die Karten wieder in ihre Tasche und seufzte.

"Vermutlich hat Boss doch recht, und das ist alles Schwachsinn!" murmelte sie. "Mist, jetzt sind meine Füße eingeschlafen!" Sie streckte die Beine aus und bewegte die Fußgelenke.

Sie blickte überrascht auf, als Mosar ihr eine Hand entgegenstreckte.

"Komm, je mehr du dich bewegst, umso besser!"

Sie zog erneut eine Grimasse, legte aber dennoch ihre Hand in seine und lies sich von ihm hochziehen. Sie schwankte etwas, konnte aber stehen. Vorsichtig machte sie einige Schritte und achtete nicht darauf, daß sich seine Hand warm und angenehm anfühlte. Dies war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür, nicht, wenn sie so gut wie jeden Tag einen Weg finden konnten, in ihre Zeit zurückzukehren.

Er schien dies genauso zu empfinden, denn als er sicher war, daß sie alleine weiter gehen konnte, lies er ihre Hand los und sagte:

"Ich glaube, wir sollten uns ebenfalls dem Hauptteil der Gruppe anschließen und uns schlafen legen, es wird morgen noch anstrengender werden, da das Geländen von nun an recht schwierig ist."

Sie nickte nur und ging dann langsam und vorsichtig zur Slugi, um ihre Tasche zu verstauen. Ein leichtes Bedauern verspürte sie aber trotzdem.

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Schon von weitem konnte Boss Manua ausmachen, wie sie auf einem Felsvorsprung stand und nach ihnen Ausschau hielt. Er war mit Tiger etwas vor geritten, genau aus diesem Grund.

"Und wie machen wir sie jetzt auf uns aufmerksam?!?" fragte Boss. "Sie hat bestimmt kein Fernglas wie wir!"

Tier grinste.

"Nein, aber, es gibt auch andere Möglichkeiten..."

Damit fing sie an, in einer ihrer Taschen zu kramen.

"Was suchst du?!"

"Weißt du, manchmal kann es richtig praktisch sein, mit President befreundet zu sein..." erwiderte sie und hielt einen kleinen Taschenspiegel hoch.

Boss grinste auch.

"Gute Idee!"

Während er Manua weiterhin mit dem Fernglas beobachtete, reflektierte Tiger das Sonnenlicht mit dem Spiegel und versuchte, die Frau auf dem Felsen zu blenden. Schließlich nickte Boss.

"Es ist gut, sie winkt, das heißt, sie hat uns gesehen! Laß uns zu den andere zurückkehren!"

"Gut!"

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Burai und Manua kamen ihnen zu Fuß entgegen, aber sie sahen beide sehr müde und abgeschlafft aus. Vermutlich hatten beide in den letzten Tage ziemlich wenig geschlafen. Mosar bekam leichte Gewissensbisse, schließlich war er es gewesen, der die beide los geschickt hatte. Aber als er die Entschlossenheit in den Augen der beiden sah, wußte er, daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte.

"Kommt, wir müssen uns beeilen!"

Kein Wort der Begrüßung, keine Frage nach dem Befinden, nichts. Nur dieser eine Satz. Und das zeigte allen, daß etwas außergewöhnliches vorgefallen war.

Princess stieg hinter Boss auf, so daß für Burai und Manua ebenfalls ein Reitsaurier zur Verfügung stand. Boss und Mosar ritten neben Burai an der Spitze ihrer Gruppe. Beiden stand die Neugierde in's Gesicht geschrieben, aber sie hielten sich zurück.

Schließlich lachte Burai grimmig auf.

"Jetzt haben wir sie!"

"Was ist passiert?" fragte Boss nun doch.

"Sie sind hier! In einer Höhle, nahe der Quelle. Wir haben sie in den letzten vier Tagen beobachtet, und inzwischen scheinen sie sich wieder sicher zu fühlen!" erzählte Manua.

"Wieso wieder?" fragte Mosar.

"Sie haben mich vor 6 Tagen gefangen genommen, aber die Frau hat mich befreit, und anscheinend konnte sie die Männer davon überzeugen, daß ich von hier verschwunden wäre. Wir hatten anfangs Angst, sie würden nun weiterziehen, aber dem war nicht so."

"Und ihr führt uns jetzt direkt zu ihrer Höhle?" fragte Princess.

"Ja, wir werden sie überraschen. Und dann sind sie uns einige Erklärungen schuldig!"

Boss nickte, und dachte wieder an das, was ihm einige Nächte vorher durch den Kopf gegangen war. Was, wenn es wirklich so war? Was, wenn diese drei jeglichem Fortschritt abgeschworen hatten, und hier rein gar nichts an Technik vorhanden war, um eine Zeit-Raum-Maschine zu bauen? Wie sollten sie dann nach hause kommen? Diese drei waren ihre einzige Chance!

"Grübel' nicht so viel!" flüsterte Princess an seinem Ohr.

Er seufzte.

"Ich versuch's!"

"Schon besser!"

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Sie spürte, daß etwas passieren würde, etwas, das für sie alle von größter Wichtigkeit sein würde. Aber sie schwieg. Es wäre den Fremden gegenüber nicht fair gewesen. Und sie hatten schon genug unfaire Sachen in dieser Welt getan, man mußte nichts übertreiben. Außerdem, sie wollte diese Konfrontation, sie hoffte, so vielleicht etwas gut machen zu können.

Plötzlich löste sich irgendwo ein kleiner Stein und verursachte eine unheimliches Echo, da jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nachhing und auch das Feuer ausgegangen war.

Sofort waren die beiden "Herrn der Schöpfung", wie sie sie spöttisch nannte, auf den Beinen und griffen nach ihren selbst geschnitzten Bogen.

"Das würde ich nicht tun!" sagte eine junge, kräftige Stimme.

Aus der natürlichen Öffnung über ihrer Feuerstelle sprang plötzlich ein junger Mann mit zotteligen, braunen Haaren. In der rechten Hand trug er einen Revolver, und er sah auch danach aus, mit ihm umgehen zu können. Ihm folgte ein ca. 20-jähriges Mädchen mit feuerroten Haaren und sehr knapper Kleidung und einem Gewehr, das sie sofort in Anschlag brachte.

"Mosar! Burai! Jetzt!"

Der Vordereingang verdunkelte sich und der Soldat, mit dem sie damals in der Hauptstadt gesprochen hatten und der ihnen erzählt hatte, daß schon andere Fremdlinge vor ihnen hiergewesen waren, trat ein, gefolgt von einer Schar Kinder.

Und noch während sie diese beiden Erscheinungen fassungslos musterte (sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit!), hörte man Schritte und aus dem zweiten Ausgang, den sie noch nie benutzt hatten, und von dem sie insofern auch annahm, daß er niemandem außer ihnen bekannt war, trat ihr ehemaliger Gefangener mit 10 Soldaten.

"Was soll das?!" riefen die beiden Männer wie aus einem Mund.

"Wir wollen euch nur ein paar Fragen stellen!" antwortete Boss kalt.

17. Der Wahrheit Schluß

17. DER WAHRHEIT SCHLUß

"Hast du nicht gesagt, er wäre von hier verschwunden?" brach einer der Männer das Schweigen und deutete auf Burai.

Die Frau zuckte die Achseln.

"Ich wußte, daß er lügen würde!"

"Na toll! Vielleicht solltest du uns demnächst auch von deinem Wissensstand in Kenntnis setzten!"

"Ich habe euch mehrfach mitgeteilt, was ich von euer Idee halte und ebenso, daß ich nicht alles mitmachen würde! Diese Gefangennahme war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte! Ich bin mir sehr wohl bewußt, daß ihr dies alles nur zum Wohl des Planeten getan habt, aber selbst das ist kein Grund, über Leichen zu gehen!"

"Sieht dir einer von ihnen tot aus?" mischte sich der zweite Mann ein, mit einem ironischen Unterton in der Stimme.

"Nein, aber wir sind nicht allzu weit davon entfernt!" meinte Boss, was ihm zwei schiefe Blicke eintrug.

"Wie meinst du das?"

"Seht uns doch mal an... keiner von uns ist einen Tag älter als 20, und ebenso haben wir auch zwei unter uns, die erst 10 sind! Und ohne Vorwarnung werden wir nun in diese Welt geholt, in der Annahme, hier gebraucht zu werden. Leider müssen wir feststellen, daß dem nicht so ist, und ebenso wenig wie einen Krieg gibt es hier für uns mehr keine Möglichkeit mehr, nach Hause zu kehren. Falls du auch nur über ein bissel Phantasie verfügst kannst du dir eventuell ausmalen, was das für uns bedeutet!"

Jetzt starrten die beiden Männer sie an, und man Tiger hatte irgendwann den Eindruck, das Fallen des berühmten Groschen regelrecht zu hören.

"Willst du damit sagen, daß ihr diese ... diese Fremdlinge wart, von denen uns soviel erzählt worden ist?!?" brach einer der Beiden schließlich hervor.

"Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen!" Boss versuchte, ironisch zu wirken, aber jeder, der ihn kannte, spürte, wie unsicher er war.

"Vielleicht sollten wir das alles völlig in Ruhe aufklären!" die Frau schien immer noch am gefasstesten zu sein.

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Es dauerte ziemlich genau eine halbe Stunde, bis alle draußen um ein Feuer versammelt waren, auf dem ein Topf mit Tee stand. Auch wenn es nicht deutlich ausgesprochen wurde, keiner vertraute den Fremdlingen wirklich. Und so waren sie alle dankbar für Mosar's Soldaten, die sich in einem lockeren Kreis aufgestellt hatten und jede Bewegung registrierten.

Und dann fing Boss an zu erzählen. Er erzählte, wie sie damals in Tokyo aufgebrochen waren, wie sie in den Sturm geraten waren und wie sie schließlich auf Noah aufwachten und nicht wußten, wo sie waren, noch wie sie nach hause kommen sollten. Und wie es dann weiter ging, wie ihnen von Manua geholfen worden war, wie sie immer weiter in die Geschichte der Revolution verwickelt worden waren. Zwischenzeitlich löste Tiger ihn ab, weil er den Eindruck machte, allmählich heiser zu werden. Den Schluß übernahm God zu erzählen, und sehr zum Erstaunen der anderen erzählte er flüssig und nur das, was wirklich geschehen war. Jeder hätte erwartet, er würde das ganze viel mehr ausschmücken, besonders zu seinem Gunsten, und zum Nachteil der anderen.

"So war das also..." murmelte die Frau, die sich inzwischen als Hotaru vorgestellt hatte [désolée, aber ich finde diesen Namen immer noch wunderschön, und passen tut er in der Übersetzung auch... ]. Der eine Mann, der sich zu Anfang ihres Zusammentreffen mit Hotaru gestritten hatte, hieß Tsubasa [noch mal so was, was so gut passt...], der andere hieß Ransho.

"Und wie seid ihr hergekommen?" fragte Princess.

"Ähm... das ist etwas komplizierter..." wich Ransho aus.

"Wir werden dennoch versuchen, es so simpel wie möglich zu erklären!" fiel Hotaru ihm sofort in's Wort, was Tsubasa ein leichtes Lächeln entlockte.

"Ihr kommt also, wenn ich das richtig verstanden habe, so kommt ihr aus der 14 Dimension... zumindest euren Informationen zu urteilen..." Tsubasa unterbrach sich selber, als er die verständnislosen Gesichter sah.

"Sie können damit noch nichts anfangen, ihre Zeit ist zu früh!" meinte Ransho etwas abwertend.

"Dann werden wir es halt so formulieren, daß sie es verstehen!"

Die beiden lieferten sich ein stummes Duell.

"Verdammt, daß sind wir ihnen schuldig! Du kannst mir nicht weiß machen, daß es dir völlig egal ist, dazu kenne ich dich zu gut!"

Schließlich senkte Ransho den Blick.

"Du hast ja recht, aber es ist trotzdem schwer zu glauben..."

"Wenn ich das richtig verstanden habe, dann geht ihr davon aus, daß es mehrere sogenannte Paralelluniversen gibt, die neben einander existieren, aber keinen Einfluß aufeinander haben, zumindest nicht direkt, oder?" beendete Prof das Schweigen.

"So ungefähr, es ist noch sehr viel komplizierter, aber das beschreibt das Wesentliche... Woher weißt du das?" fragte Tsubasa erstaunt.

Prof lächelte leicht.

"Ich beschäftige mich sehr viel mit Wissenschaft, und erst vor einiger Zeit habe ich einen Artikel gelesen, in dem ein Physiker davon ausging, daß es neben unserer Dimension zumindest noch eine andere geben müsse..."

"Nun gut, dann wird es vielleicht nicht ganz so kompliziert zu erklären!"

"Davon würde ich nicht ausgehen, Prof ist bei uns die Einzige, die sich mit derartigen Sachen beschäftigt..." warf God ein.

"Es wird aber schon aus dem Grund einfacher, weil sie uns bei den Erklärungen helfen kann!"

Daraufhin konnte auch God nur noch nicken.

"Wir stammen aus der sogenannten ersten Dimension. Sie heißt so, weil sie nach allen Informationen die erste war, die es gab. Und auch wenn jede Dimension ihre eigene Entwicklung durchläuft, die völlig unabhängig von der unsrigen ist, so waren wir doch auch die ersten, die in der Lage waren, ein Dimensionstor zu öffnen und auf diese Art die anderen Dimensionen kennenlernten. Aber dabei begingen wir nicht den Fehler unser Ahnen, als diese anfingen, die Erde zu kolonisieren. Es wurden Beobachter geschickt, die herausfinden sollten, ob sich diese Dimension als Kolonie eignet."

"Soviel zur Geschichte.", fuhr Hotaru fort. "Inzwischen ist man schon wieder ein Stück schlauer, man hat heraus gefunden, daß man nicht nur von einer Dimension in eine andere reisen kann, sondern auch in jede beliebige Zeit. Nur in der eigenen Welt nicht, was mit der Koexistenz zweier Individuen zu tun hat, aber das gehört nicht hierher. Insofern wurden immer mehr junge Menschen ausgebildet und als Beobachter in eine fremde Welt geschickt, immer in eine andere Zeit, um so heraus zu finden, zu welchem Zeitpunkt man am besten anfängt, zu kolonisieren. Wir drei sind ein Team solcher Beobachter und erhielten vor einiger Zeit den Auftrag, diese Zeit zu inspizieren."

Es wurde still, man hörte nur noch das Knistern des Feuers, inzwischen war es dunkel geworden und allmählich wurde es auch kälter, so daß Princess näher an Boss heranrutschte, der ihr einen Arm um die Schultern legte.

"Aber als wir hier waren, wußten wir, daß es falsch war. Es war falsch, diese Welt zu einer Kolonie machen zu wollen, denn sie ist ein Paradies. Ich weiß nicht, ob ihr euch das vorstellen könnt, aber bei uns gibt es kaum noch Tiere und Pflanzen, der Sauerstoff wird künstlich produziert und selbst die Regenwälder existieren nicht mehr. Als wir hier dann diese wunderbaren Dinge sahen und wir begriffen, was aus diesem Paradies werden würde, sollte hier jemals eine Kolonie entstehen, da beschlossen wir, jeden Kontakt zu unsern Vorgesetzten und unser Welt abzubrechen und hier zu bleiben. Mit diesem Entschluß beschlossen wir auch, jeglicher Technologie zu entsagen, so daß wir hier rein gar nichts haben außer den Sachen, die wir auf dem Weg nach Gondowana erstanden haben." Ransho hatte eine angenehme, etwas raue Stimme, die aber hervorragend zu diesem Teil der Erzählung paßte.

"Nur, als wir dann in der Hauptstadt erfuhren, daß es schon andere "moderne" Menschen hier gegeben hatte, da dachten wir zuerst, es hätte einen Fehler in unserem System gegeben, und ein anderes Team wäre schon hier gewesen um Bericht zu erstatten. So entwickelten wir den Plan, den ihr ja alle kennt und wegen dem ihr hier seid. Es tut uns wirklich leid, wenn wir euch solchen Ärger gemacht haben, es war auf keinen Fall geplant, aber ich fürchte, in dem Moment sind, um es so auszudrücken, die Pferde mit uns durchgegangen. Wir haben nicht einen Moment darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn ihr jemand völlig anderes wärt..." Hotaru sprach mit aufrichtigem Mitgefühl, und jeder glaubte ihr, die ganze Geschichte war einfach zu phantastisch, als daß sie sich vorstellen konnten, die drei hätten diese Geschichte nur erfunden.

"Jetzt wissen wir zumindest, wo die Technik aus dem Schrein des Himmels herkam, und wer diese angeblichen Götter waren, die der Hohepriester damals verehrte..." meinte Boss nach einer Weile.

Tsubasa schüttelte den Kopf.

"Nein, das ist es ja, was uns so großes Kopfzerbrechen bereitet hat. Wir waren im Schrein des Himmels vor seiner Zerstörung, und wir konnten keinerlei Zeichen dafür entdecken, daß diese Technologie aus unserer Dimension stammt. Im Gegenteil, sie war uns völlig fremd, wir wußten nicht, wie sie zu bedienen war!"

"Soll das heißen, daß es noch andere Dimensionen geben muß, die vor euch hier waren?"? fragte Prof ungläubig.

18. Hoffnung

18. HOFFNUNG
 

Mondlicht überflutete die Bergkuppen und lies sie noch bizarrer erscheinen. Sie konnte sich vorstellen, daß diese Gebilde den Einwohnern Angst einjagten. Immerhin verspürte sie auch ein gewisses Schaudern, wenn sie ihren Blick so wie jetzt über die Landschaft schweifen lies. Allerdings war es ein angenehmes Schaudern, wie bei einem guten Horrorfilm.

Sie zuckte zusammen, als sie ein leises Knirschen hörte.

Aber als sie die Gestalt erkannte, beruhigte sie sich wieder, es war nur Mosar.

"Was machst du hier?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Nichts besonderes, ich habe mir nur gerade vorgestellt, wie es wohl sein würde, den Sonnenaufgang in diesen Bergen zu erleben."

"Da dürfte morgen aber nichts draus werden, dort hinten ziehen Wolken auf, und ich gehe davon aus, daß es spätestens morgen früh anfangen wird zu regnen."

Sie drehte sich wieder um.

"Ich schätze, es wird ein Gewitter geben, es liegt irgendwie in der Luft." ergänzte er noch.

"Wißt Ihr, beide Male, die wir nach Noah gereist sind, war ein Sturm der Auslöser, der uns hierher gebracht hat." sagte sie langsam. Ihr war ein Gedanke gekommen, sie mußte ihn nur noch in Worte fassen.

Er war klug genug, um nichts zu sagen, was sie stören könnte.

Dann keuchte sie.

"Was ist?" fragte er alarmiert.

"Wenn das stimmt...dann... dann... kommt, wir müssen zu den anderen!" sie drehte sich um, packte ihn am Arm und zerrte ihn mit sich.

"Sei vorsichtig!" versuchte er noch, sie zu warnen, aber da war es schon zu spät; Prof rutschte mit dem rechten Fuß von dem Stein, auf dem sie stand, ab und fiel hin.

Sie schrie leise auf.

"Verdammt!"

"Komm! Du mußt hochkommen!"

Mit zusammengebissenen Zähnen nickte sie, nahm seine Hand und zog sich hoch. Sie zog eine Grimasse, als sie den Fuß belastet.

Mosar schüttelte den Kopf.

"So kannst du unmöglich laufen!"

Er überlegte einen Moment, dann schaute er sie an und nickte.

"Ich werde dich tragen!"

Sie schaute ihn ziemlich zweifelnd an, was ihn zum grinsen veranlaßte.

"Willst du mich nun auch noch als Schwächling bezeichnen, nachdem ich schon unwissend bin?"

"Ich habe nie behauptet, daß Ihr unwissend seit!" protestierte sie, grinste aber auch, "Aber, ernsthaft! Geht doch allein vor, und schickt Boss mit Flugzeug!"

Mosar warf noch einen Blick auf den Himmel und schüttelte den Kopf.

"Nein, dazu ist es zu spät. Schau nur, wie schnell die Wolken näher kommen. Bis wir dich auf diese Weise hier weggeholt haben, hat das Gewitter längst begonnen, und bei Sturm kann Boss nicht fliegen! Aber keine Sorge, ich breche schon nicht unter dir zusammen!"

Sie schien immer noch nicht ganz überzeugt, als sie ein ziemlich lautes Donnern hörten. Sie zuckte zusammen, blickte dann noch einmal auf die Wolken und runzelte die Stirn.

"Wie kann es sein..." murmelte auch Mosar.

Aber dann verstand sie.

"Das war das Echo! Diese Berge sind so konstruiert, daß sie jeden noch so kleinen Laut mit einem vielfachen Echo wiedergeben!"

"Stimmt! Doch wir sollten uns trotzdem beeilen!"

Diesmal nickte sie nur.

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Die anderen waren schon in heller Aufregung, vor allem die Kinder waren durch die Lautstärke der Donner verschreckt, und diese waren immer lauter geworden, was nicht gerade dazu beitrug, für ruhe zu sorgen.

Und als dann Mosar auch noch mit Prof auf dem Rücken ankam, war das Chaos praktisch perfekt [auch wenn's keine Galaxia gab...;)*bvl*]. President schaffte es aber, halbwegs für ruhe zu sorgen, indem er Prof mit Tiger und Princess in das Amphibienfahrzeug schickte, die Kinder in die Höhle, wo Hotaru einen Kräutertee gekocht hatte und er selber mit Boss, God und Tank dafür sorgte, daß alle ihre Sachen sicher verstaut wurden.

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"Jetzt halt doch endlich mal still!" schimpfte Princess, aber Prof schüttelte den Kopf.

"Ich brauche erst meinen Computer, das ist viel wichtiger als mein Fuß!"

Da Tiger genau wußte, wie dickköpfig ihre Freundin war, seufzte sie und holte die Tasche.

Während Prof wie verrückt auf die Tasten haute, immer wieder fluchte und mit dem gesunden Fuß nervös auf und ab wippte, verband Princess ihren rechten Fuß, der inzwischen ziemlich dick geworden war.

"Das darf doch nicht wahr sein!!!" schrie Prof und sprang auf. Hätte Tiger nicht geistesgegenwärtig ihren Arm um sie geschlungen, wäre sie hingefallen.

"Wie soll ich denn bitte deinen Fuß verbinden, wenn du andauernd irgendwelche Verrenkungen machst!"

"Das ist egal! Tiger, hol die anderen her, schnell, und laß sie aus der Höhle alles mitbringen, was uns gehört!"

Verwirrt gehorchte Tiger und wäre in der Tür beinahe mit President zusammen gestoßen.

"Was ist denn hier los?"

"Wußte ich auch gerne, Prof meint, ich soll die anderen holen!" Tiger zuckte noch mit den Achseln und drängelte sich dann an den Jungen vorbei.

"Was hat die denn jetzt schon wieder für verrückte Ideen..." murmelte God.

"Besser verrückte Ideen als gar keine..." grinste Boss, erntete aber nur ein ziemlich saures Lächeln.

Mit einem Windstoß betraten nun die anderen das Fahrzeug, auch Hotaru, Tsubasa, Ransho und Mosar. Alle trugen irgendetwas, sei es ein Taschenmesser, ein Topf, ein Fernrohr oder ähnliches. Nachdem sich jeder auf irgendeinen freien Platz gesetzt hatte, schauten sie Prof erwartungsvoll an.

"Also, was ist los?" fragte Boss.

Prof grinste leicht, und meinte dann langsam und bedächtig:

"So wie es aussieht, habe ich gerade einen Weg gefunden, wie wir nach hause kommen können!"

Alls starrten sie an, und genau in diesem Moment krachte ein Donner, so laut, daß Boss den Eindruck hatte, jemand würde neben ihm eine ganze Kiste Silvesterböller anstecken.

"Was für einen Weg?" meinte President zweifelnd.

Prof grinste breiter.

"Nun, dieses Gewitter!"

"Wie bitte?" fragte God.

"Paßt auf, während unserer Reise nach Noah habe ich mit einem Sender Daten des Sturmes gesammelt, und auch wenn der Sender selber ungefähr nach der Hälfte der Zeit seinen Geist aufgegeben hat, so reichen die Informationen doch, um mit ziemlich Sicherheit sagen zu können, daß die magnetischen Energien, die unseren Dimensionssprung bewirkt haben, heute genauso stark sein werden wie damals!"

"Wow! Das ist stark!" CryBaby war aufgesprungen, und auch die anderen sahen ziemlich aufgekratzt aus.

"Es gibt da nur ein Problem!" Alle schauten God an.

"Verdirb' uns nicht schon wieder die Laune!" meinte Boss.

"Das hatte ich nicht vor, aber wie bitte sollen wir in den Sturm rein kommen! Ich meine, sicher, wir sind eigentlich schon längst drin, aber bis das Zentrum uns erreicht hat, wird erst mal ordentlich was an Regen usw. herunterkommen, und bei der Stärke, die wir für die Heimkehr benötigen, muß das Gewitter beachtlich sein. Also kann es durchaus passieren, daß es hier einen Steinrutsch, eine Lawine oder sonst etwas in der Art gibt. Und wenn wir begraben sind, nütz es uns wenig, daß über unseren Köpfen ein Sturm tobt, der stark genug wäre, um uns nach hause zu bringen."

"Außerdem, ist es überhaupt sicher, daß ihr wirklich in eurer Dimension und in eurer Zeit ankommen werdet?" fragte Hotaru und schaute Prof an.

Diese zuckte die Achseln.

"Ich weiß es nicht!" kam die ehrliche Antwort, "Aber ich weiß keinen anderen Weg, wie wir hier weg kommen sollten!"

In der folgenden Stille hörte man die ersten leisen Regentropfen auf das Dach fallen, die langsam immer stärker und schneller wurden.

"Das ist ein gewisses Risiko!" meinte Tsubasa dann.

"Gibt es denn wirklich keinen anderen Weg?" fragte President.

"Ich fürchte nein!" sagte Ransho und stand auf. "Versteht ihr, als wir hierher kamen, haben wir systematisch jegliche Technologie und die Aufzeichnungen über sie vernichtet. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß wir etwas derart Großes wie eine Zeit-Raum-Maschine übersehen haben könnten!"

"Und was machen wir nun?" fragte Princess.

"Das müßt ihr entscheiden, wir können euch hierbei nicht helfen!" sagte Hotaru und stand auf, ging zur Tür und trat hinaus. Tsubasa, Ransho und Mosar folgten ihr.

"Es sieht wirklich schlimm aus!" meinte Ransho mit einem Blick auf den Himmel.

"Dies hier ist nur die Vorfront, das wirklich schlimme kommt erst noch!" erwiderte Mosar.

Alle zuckten zusammen, als wieder ein besonders lauter Donner über die Berge grollte. Kurz darauf hörten man, wie Steine den Abhang hinunter kullerten.

"Das wird ein Problem werden!" Tsubasa runzelte die Stirn. "Durch diese lauten Schallwellen und das ewige Echo wird das Gestein langsam aber sicher zermahlen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Berge dieses Gewitter aushalten werden! Vermutlich gibt es einen furchtbaren Steinschlag, wir sollten sehen, daß wir weiter nach unten kommen, wo es nicht so gefährlich ist!" [Jim Knopf läßt grüßen!;)]

"Wie lange brauchen euer Soldaten, um das Lager abzubrechen?" fragte Hotaru Mosar.

"Nicht länger als 5 Minuten!"

"Gut, dann brechen wir in 8 Minuten auf, vielleicht haben wir dann noch eine Chance!"

"Und was ist mit ihnen?" fragte Tsubasa und nicke in Richtung Amphibienfahrzeug.

"Entweder sie bleiben hier, um es zu versuchen, oder sie werden mit uns kommen!" sagte Ransho und ging in die Höhle.

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19. Der Sturm

19. DER STURM
 

"Okay, wer ist dafür, daß wir es ausprobieren?" fragte President, als die Tür hinter den Vieren zugefallen war.

Langsam und zögernd hob sich eine Hand. Es war Boss.

"Was haben wir davon, wenn wir diese Chance nicht nutzen? Ich meine, sicher, es besteht ein Risiko, aber zumindest für einige Zeit können wir in der Höhle bleiben. Und die Tatsache, daß wir woanders landen könnten... Die werden wir immer haben! Vermutlich wird es hier auf Noah noch einige andere Stürme mit genügend magnetischer Energie geben, aber wir werden bei keinem von ihnen wirklich sicher sein können, daß wir in unserer Dimension landen!"

Dann hob sich eine zweite Hand. Zur Überraschung aller war es God, der nun aufstand und sagte:

"Ich bin auch dafür, daß wir fahren! Es ist immer noch besser, irgendwo anders zu hocken als hier! Außerdem könnten wir in einer hoch entwickelten Welt landen, und da gibt es dann bestimmt eine Zeit-Raum-Maschine!"

Zu guter letzt waren es alle, die sich dafür entschieden hatten, hier zu bleiben und schließlich in das Zentrum des Sturmes zu fahren.

Kaum hatten sie es beschlossen, klopfte es an die Tür.

"Und, wie habt ihr euch entschieden?" fragte Mosar.

"Wir werden es versuchen! Bis der Sturm seine volle Stärke erreicht hat, werden wir in der Höhle bleiben!" sagte President.

Mosar nickte.

"Ihr solltet aber wissen, daß dies gefährlich ist, denn die Berge werden diese Belastung durch die Schallwellen nicht lange aushalten, es wird vermutlich einen Steinschlag geben, der das gesamte Gebirge zerstören wird."

"Aus diesem Grund werden wir nicht hier bleiben, sondern weiter unten auf das Ende warten!" sagte Burai, und trat noch einmal in das Fahrzeug.

"Ich wünsche euch alles gute, ihr habt es wirklich verdient!"

Es wurde kein langes Abschied nehmen, denn dafür blieb nicht die Zeit.

Sie bleiben noch lange im Regen stehen, und sahen dem Trupp Dinosaurier nach, jetzt waren sie wieder völlig auf sich alleine gestellt.

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Sie war nervös. Was, wenn sie sich verrechnet hatte? Wie würde sie dastehen, wenn sie alle einem Risiko ausgesetzte, ohne zu wissen, ob es wirklich nötig gewesen wäre. Sie würde es sich nie verzeihen können, sollte es nicht klappen.

"Jetzt reg' dich wieder ab!"

Sie fuhr zusammen.

"Das wird schon alles stimmen! Und selbst wenn nicht, dann gehen wir alle zusammen murks, und es stört eh keinen!" God klang zwar längst nicht so sarkastisch wie sonst immer, aber auch er schien nicht unbedingt die Ruhe in Person zu sein.

Trotzdem mußte sie etwas lächeln.

"Du verstehst es wirklich, einem Mut zu ma..." sie brach ab, als sie merkte, wie der Boden unter ihre schwankte. Gleichzeitig hörte sie erneut ein ohrenbetäubendes Krachen und das Poltern von Steinen.

"Es wird von mal zu mal schlimmer! Wir können nicht mehr lange hierbleiben!" murmelte sie.

"Komm, laß uns zurück gehen!" God ging einige Schritte, und drehte sich dann wieder um.

"Was ist?"

Sie grinste etwas, deute auf ihren Fuß und fragte:

"Würde es dir etwas ausmachen, auf mich zu warten, ich bin noch nicht ganz so schnell!"

Zu ihrer Überraschung grinste God, kam wieder zurück und hielt ihr den Arm hin.

"Darf ich bitten?"

Sie grinste ebenfalls und nahm den ihr dargebotenen Arm.

"Es ist mir eine Ehre!"

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Kaum waren sie am Fahrzeug angekommen, kamen ihnen CryBaby, YoungLady und Nerd entgegen.

"Der hintere Teil der Höhle ist eingestürzt!"

Wie um dieses auch noch zu unterstreichen fing der Boden erneut an zu wackeln und diesmal lösten sich von der Decke einige Gesteinsbrocken.

"Wir müssen hier schleunigst raus! Los, alle in's Fahrzeug!" brüllte Tiger und trieb die Kinder an, sich zu beeilen.

Die Tür war noch nicht richtig verschlossen, als Boss schon Gas gab. Das Donnern war inzwischen zu einem beständigen Hintergrundgeräusch geworden, kaum einer nahm es noch wirklich wahr. Nur das Zittern des Bodens machte ihnen deutlich, wie schlimm der Sturm wirklich sein mußte.

Kaum hatten sie den Eingang der Höhle passiert, stürzte diese mit einem fürchterlichen Krachen ein.

"Puh... das war wirklich knapp!" meinte Tank

"Und es kommt noch viel schlimmer... schau mal nach vorne!" erwiderte Tiger und versucht, so ruhig wie möglich zu sprechen, was ihr allerdings nicht sonderlich gut gelang.

Denn vor ihnen konnten sie im Licht der sich abwechselnden Blitze erkennen, wie etwas die Tannen, die das Tal säumten, umgeknickt wurden wie Papier, die Felsen wurden einfach nach vorne geschoben oder zertrümmert.

"Oh mein Gott!" flüsterte Boss.

"Was ist das?!?"

"Ich würde auf eine Schlammlawine tippen..." meinte Tiger, immer noch mit zitternder Stimme.

"Und was machen wir jetzt?"

Tiger schaute sich um.

"Gib Gas! Fahr nach rechts, in den Wald! Vielleicht kommen wir da besser weg!"

Boss reagierte sofort und brach durch die Büsche, die den natürlichen Vorhof der Höhle gesäumt hatten. Sie jagten nun unterhalb einer Steilwand entlang, fuhren Bäume um, durch Löcher und schossen über Steine hinweg. Es war ein wahres Wunder, daß sie sich nicht eine Achse brachen.

Aber plötzlich war es vorbei, Boss konnte gerade noch rechtzeitig bremsen, bevor sie in eine tiefe und ziemlich breite Schlucht stürzten, die sich nun mit Wasser gefüllt hatte und einen reißenden Wasserfall gebildete hatte.

"Wohin jetzt?"

Tiger schaute sich angestrengt um, als sie eine Bewegung am anderen Ufer wahrnahm.

Dort stürzte gerade ein Teil des Randes in die Schlucht.

"Ich weiß es nicht, aber wir müssen hier weg...!"

"Paß auf!" kreischte Tank, und im gleichen Moment bemerkten sie alle, wie von oben ein riesiger Felsbrocken auf sie zustürzte.

Genau in diesem Augenblick gab es einen Knall, der jeden Donnerschlag übertönte, und ihnen wurde schwarz vor Augen.

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Epilog

EPILOG
 

Prinzessin Asuka stand am Fenster und starrte in den Regen hinaus. Seit Tagen nun goß es wie aus Kübeln, nicht immer gleich stark, aber immer beständig. Seit dem Tag des großen Sturmes.

"Nun, General, was habt Ihr zu berichten?"

Sie fand selber, daß ihre Stimme ziemlich unsicher klang, aber das war ihr egal. Ebenso, wie es ihr egal war, was ihre Höflinge davon hielten.

"Prinzessin, ich bedauere zutiefst, Euch mitteilen zu müssen, daß ein großer Teil des Maratagebriges zerstört worden ist. Und ebenso konnte von den dort ansässigen ... Personen keine Spur entdeckt werden!"

In seiner Stimme klang eine tiefe Traurigkeit.

"Gibt es irgendeine Möglichkeit, daß diese sich in einer der Höhlen verstecken konnten, und dort überlebt haben?"

Sie haßte es, wenn sie nicht Klartext reden konnte, sondern immer alles durch Andeutungen und Umschreibungen sagen mußte. Aber sie und Mosar hatten in den letzten Monaten eine erstaunliche Geschicklichkeit darin entwickelt, so daß sie trotz allem verstanden, was der andere zu sagen wünschte.

"Gewiß, aber selbst wenn dies der Fall sein sollte, so dürften sie inzwischen längst in eine andere Welt übergewechselt haben!".

Jetzt klang Hoffnung in seiner Stimme.

Draußen auf dem Hof stieß Zan einen markerschütternden Schrei aus.

Und eine einzelne Träne fiel zu Boden.

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Anmerkung der Autorin:

Ich könnte mir vorstellen, daß es wieder mal einige gibt, die mit meinem Ende nicht so ganz zufrieden sind... ich kann dazu nur sagen, daß ihr das meiner Phantasie erklären solltet, und nicht mir. Ich führe nur ihre Befehle aus und kann sie überhaupt nicht beeinflussen. Ich weiß selber, daß es fies ist, aber ich habe jetzt auch nicht die Nerven, das ganze noch mal umzuschreiben, außerdem würde das sowieso auf das Gleiche hinauslaufen... Also laßt jetzt mal eurer Phantasie freien Lauf... und wer weiß, vielleicht schreib' ich hierzu ja auch noch mal eine Fortsetzung... So viel dazu...

Dann weiß ich auch sehr gut, daß ich mich bei manchen Sachen von bekannten Dingen/Geschichten habe inspirieren lassen, ich habe es, meines Erachtens nach, überall dazu geschrieben.

Die Tatsache, daß einige Personen mehr und öfter vorkommen und aktiver sind als andere, liegt daran, daß es ziemlich kompliziert ist, mit so vielen Charakteren gleichzeitig zu schreiben, und es ist mir auch nicht jede Charakter so sympathisch wie ein anderer.

Ebenso, wie es passiert ist, daß sich die Charaktere von der Vorlage des Animes unterscheiden, das kommt auch daher, weil ich sie nun als meine Charas betrachte und sie insofern so beschreibe, wie ich es gerne möchte. Das kann und will ich nicht ändern, denn so wird eine Geschichte persönlicher.

So, mehr habe ich erst mal nicht zu sagen...

Salutchen!

Kei



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von: abgemeldet
2005-09-11T10:56:42+00:00 11.09.2005 12:56
Ich habe deine FF schon vor Jahren gelesen, als SonPan sie mir schickte und sie hat mir schon immer sehr gut gefallen. Schön, dass du jetzt auch bei Animexx bist und damit endlich eine größere Leserschaft auf deine Geschichte aufmerksam machen kannst. Ich finde deinen Schreibstil sehr gut, besonders, dass du Abschnitte immer beginnst, ohne den Namen der handelnden Person sofort zu nennen, steigert die Spannung enorm. Dein Plot ist sehr originell und unterscheidet sich angenehm von den vielen unabgeschlossenen JT-2-Klischee-Stories, die hier herumschwirren... auch durch dein bittersüßes Ende, auf das ich hier natürlich nicht eingehen werde :) Tatsächlich ist deine Story eine der besten JT-Fics, die ich kenne (sooo viele gibt es ja leider nicht). Mich freut auch, dass God, mein Lieblingschara, bei dir nicht nur schwarz in schwarz gemalt wird, sondern auch ein paar sehr positive Auftritte hat. Also ein etwas verspätetes, aber nichtsdestotrotz großes Lob!
Von:  Ajeka3
2005-08-25T19:16:07+00:00 25.08.2005 21:16
Mehr, ich brauch MEEEHR!!
Von:  Nuko
2005-08-16T18:12:16+00:00 16.08.2005 20:12
ach ich weis gar nicht was ich schreiben soll ._.
du hast einen schönen schreibstil und ich finde deine idee einfach klasse xD
lade den rest doch bitte schnell hoch!!
*liebguck*
ich liebe deine geschichte *__*
Von:  Ajeka3
2005-08-09T20:49:11+00:00 09.08.2005 22:49
Bitte schreib weiter , endlich mal wieder eine Jura Tripper FF *freu*


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