Jura Tripper II von abgemeldet (Rückkehr nach Noah) ================================================================================ Kapitel 14: 14. Aufbruch ------------------------ 14. AUFBRUCH Nebel hüllte das Land ein, als sie zwei Tage später um 5 Uhr aufstanden und sich für die Reise in die Marataberge bereit machten. Es war ziemlich kalt, und Young Lady und Princess hatten für die Kinder die Wintermäntel herausgesucht. Bis auf Tiger, Boss, President, God, und Princess würden alle mit der Slugi fahren, die anderen würden auf Dinosauriern reiten. Boss begründete dies damit, daß die jüngeren ja auch mal lernen müßten, mit dem Fahrzeug umzugehen. Er selber wollte einfach nur viel mehr von Noah sehen als er es beim steuern des Fahrzeuges gekonnt hätte. Denn genaugenommen war der gesamte Planet Noah ein einziges Paradies. Zumindest für jemanden, der aus seiner Welt kam, dort in einer Großstadt wohnte und für den ein winziges Fleckchen Wald schon ein Wunder war. Und er hatte sich vorgenommen, von diesem Paradies soviel zu sehen wie nur eben möglich. Er wußte ganz genau, daß er nicht hierbleiben konnte, und das wollte er auch nicht, dazu liebte er sein Leben auf der Erde viel zu sehr, aber das hielt ihn nicht davon ab, wie ein kleines Kind alles, was mit dieser Welt zu tun hatte, begierig in sich aufzunehmen. Er seufzte unwillkürlich bei dem Gedanken daran, wie es wohl wäre, für immer hier zu bleiben. Denn er zweifelte nicht daran, daß sie wieder zurück kehren würden. Schon allein für die Kinder mußten sie es. Er hatte genau bemerkt, wie Timmet und Blanda geweint hatten, man hatte es ihnen sogar noch beim Frühstück angesehen. Auch bei Gatscha hatte er bemerkte, daß sie sich nichts sehnlichster wünschte als heimkehren zu können. Und, strenggenommen, er selber sehnte sich auch wieder nach seinem geregelten Leben auf der Erde zurück. Da konnte er zumindest halbwegs voraussehen, was als nächste passieren würde. Im Gegensatz zu hier. "Was hast du?" Er zuckte leicht zusammen, als er Princess' Hand auf seiner Schulter spürte. "Ich überlege gerade, was ich jetzt lieber machen würde..." er grinste sie schelmisch an, aber als er merkte, wie sich ihr Gemütszustand verschlechterte, fügte er hinzu: "Nein, Scherz. Ich hing einfach nur so meinen Gedanken nach..." "Schon besser..." brummte sie, lächelte aber auch leicht. "Ich weiß nicht, ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl bei dieser ganzen Sache, etwas haben wir übersehen bei unseren Gedankengängen. Und ich glaube, das dieses Etwas sehr wichtig sein dürfte!" meinte sie nach einer Weile. Er nickte, ihm selber kam es auch so vor, aber er konnte nichts konkretes sagen. Und so lächelte er sie an und sagte: "Grüble nicht soviel! Komm, laß uns lieber die Umgebung genießen! So was bekommen wir in Tokyo nie wieder zu Gesicht!" etwas traurig klang seine Stimme schon. --------------------------------------- Sie waren nun schon seit vier Tagen unterwegs, bisher war noch nichts besonderes passiert, nur merkte man den Kindern die Erschöpfung an, sie waren nun mal nicht darauf vorbereitet gewesen, knapp 12 Stunden pro Tag aufzusein und etwas zu unternehmen. Es war Mittag, als sie an einen Fluß kamen. Es war ein großer, stiller Fluß, mindestens 10 m breit und vermutlich auch ziemlich tief. "Wenn ihr baden wollt, dann seit vorsichtig, der Fluß hat eine ziemlich starke Strömung unter der Wasseroberfläche. Es gibt viele gute Schwimmer, die hier schon ertrunken sind!" warnte Mosar die Kinder, die sofort schreiend aus der Slugi gelaufen kamen. "Das macht nichts, wir werden nur hier am Ufer bleiben!" versprachen Timmet und Blanda. Auch Gatscha, Silence, Young Lady, Cry Baby, Nerd und Snake holten ihre Schwimmsachen, die anderen bleiben erst einmal auf dem Land und bauten das Mittagessen auf. President, Boss, Tiger und Prof standen mit Mosar in einer Gruppe und unterhielten sich über den weiteren Verlauf der Reise. "Dieser Fluß ist der Antara-Strom, der "Strom der Stille". Er entspringt in den Maratabergen und fließt ungefähr 150 km südlich von Gondowana ins Meer. Hier ist es noch relativ schmal, aber einige Kilometer vor der Küste ist er mindestens 500m breit. Wir werden ihm bis in die Berge folgen, ebenso wie es Burai und Manua getan haben. Sie werden uns, sobald wir den Lauf des Flusses verlassen müssen, ein Zeichen hinterlassen, so daß wir wissen, wohin wir uns zu wenden haben." "Und was machen wir, wenn wir diese drei Gestalten gefunden haben?" fragte Boss. "Wir werden ihnen erklären, daß das alles nur ein Mißverständnis war und sie bitten uns zur Erde zurück zu schicken!" erwiderte President. "Ehrlich gesagt, ich kann mir kaum vorstellen, daß das so einfach werden wird... Irgendwie denke ich, wir sollten vorsichtig sein, wenn wir sie treffen!" meinte Princess. "Sehe ich auch so, außerdem finde ich, sie sollten uns auch mal erklären, wie sie auf..." Tiger unterbrach sich, als sie merkte, wie Boss erstarrte und mit großen Augen auf den Fluß starrte. "Hey! Timmet! Komm zurück! Das ist gefährlich!" rief er und rannte zum Ufer. "Ja, gleich! Ich will nur Fisch holen!" "Nein, sofort! Die Strömung ist zu stark für dich!" Aber da war es schon zu spät. Mit einem Schrei stellte Timmet fest, daß er gegen die Kraft des Wassers nicht ankam und immer weiter von der Gruppe abgetrieben wurde. "Scheiße!" murmelte Boss, zog sich das Hemd und die Schuhe aus und sprang ins Wasser. "Mosar, reitet Stromabwärts und versucht, uns irgendwie zu helfen!" Mosar nickte und rannte zu den Dinosauriern. "Kommt, wir nehmen die Slaugi!" rief President. Tiger, Prof und Princess folgten ihm, aber Tiger wandte sich noch einmal an Princess. "Bleib du hier und kümmere dich um die anderen!" Sie wollte protestieren, aber ihr war klar, daß Tiger recht hatte. Sie war außerdem viel zu nervös um den anderen in irgendeiner Weise behilflich sein zu können. "Kommt aus dem Wasser raus! Es wird zu kalt!" rief sie den anderen zu, die immer noch völlig fassungslos hinter Boss und Timmet her starrten. "Und das Essen ist gleich fertig!" rief Tank von der Kochstelle her. Langsam kamen sie aus dem Wasser, wickelten sich in ihre Handtücher und trockneten sich ab. "Aber, wie sollen wir uns denn jetzt umziehen, unsere ganzen Sachen sind in der Slugi!" rief Young Lady. Betroffen starrten alle auf die Stelle, an der bis vor wenigen Minuten das Amphibienfahrzeug gestanden hatte. Princess stöhnte auf. Das war ja typisch, immer alles auf einmal! "Dann setzt euch so dicht es geht ans Feuer, damit ihr warm bleibt und euch nicht erkältet!" Leider war es hier auf Noah nicht Hochsommer, wie auf der Erde, sondern schon ein frischer, wenn auch freundlicher Herbst. Sowieso hatte Princess das Gefühl, daß die Tage hier nicht allzu warm wurden. Aber das war jetzt auch egal. "Princess!" Sie drehte sich um. Gatscha stand auf eine Bein und hielt sich an Silence fest. "Ich hab' einen Stein im Fuß!" "Nicht noch mehr..." Aber sie ging zu dem Mädchen und schaute sich den Fuß an. "Au!" "Halt still! Sonst tut's noch mehr weh!" ihre Stimme klang schärfer als sie wollte, aber sie zeigte zumindest ihre Wirkung. "Tank, Du hast doch ein Taschenmesser, oder? Da ist doch bestimmt auch eine Pinzette bei!" Tank schüttelte den Kopf. "Leider nein, die hab' ich im letzten Sommer irgendwo verloren..." Sie stöhnte erneut. "Das darf doch alles nicht wahr sein..." Plötzlich hielt ihr irgendwer eine Pinzette hin, sie achtete nicht drauf, von wem und nahm sie einfach. Aber aus irgendeinem Grund schaffte sie es nicht, immer wieder rutschte die Pinzette ab. "Laß mich das machen, du bist viel zu nervös dazu!" Jetzt erst registrierte sie, daß es God gewesen war, der ihr die Pinzette gegeben hatte und schon seit einer ganzen Weile neben ihr hockte. "Wenn du meinst!" Sie stand auf und ging einige Schritte zur Seite. Ruhig kniete sich God vor Gatscha auf den Boden, nahm ihren Fuß hoch und schaute sich den Stein an. "Hmm... das könnte ziemlich stark anfangen zu bluten, wenn der Stein draußen ist. Ich denke, wir sollten ihn drin lassen, bis wir vernünftiges Verbandszeug hier haben!" Sie nickte, es war ihr alles egal, solange nur die anderen alle heil und gesund wiederkommen würden. God stand wieder auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Es wird alles wieder gut werden!" Aus irgendeinem Grund vertraute sie ihm. --------------------------------------- Er wußte nicht, wie lange er noch durchhalten würde. Er konnte regelrecht spüren, wie er immer schlapper wurde, wie die Kraft aus seinen Armen wich, und wie der Wunsch nach Schlaf immer größer wurde. Er hoffte bloß, daß die anderen bald eine gute Idee hatten, um sie hier raus zu holen. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, er lebte nur von einer Sekunde zur nächsten, immer in Betracht ziehend das es gleich vorbei sein könnte. Timmet, der auf seinem Rücken lag und sich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr geregt hatte, wurde auch immer schwerer. Er seufzte. Er wußte ganz genau daß er bis zum letzten weiter machen würde, schon allein aus dem Grund weil er sich in seinem zweiten Leben (sollte es eines geben...) schwarz ärgern würde. Vor einigen Minuten hatte er Mosar am Ufer gesehen, er hatte ihm irgendwas zu geschrien, von wegen zu vielen Bäumen am Ufer, so daß die Slaugi keine Möglichkeit hatte, ihm zu helfen. Und leider hatte er ihm recht geben müssen. --------------------------------------- "Beeil dich!" "Ja doch, ich kann nun mal nicht schneller machen! Es gibt einfach zu viel Gestrüpp hier, da komme ich nicht so gut durch!" "Aber, theoretisch gesehen müßten wir Boss schon überholt haben!" "Nur nutzt uns das nichts, wenn wir nicht bald einen Weg finden, um ans Ufer zu kommen!" "He, Moment, seht doch mal! Da vorne!" Tiger und President schauten in die angezeigte Richtung und nickten. "Stimmt, da wird's heller, wir könnten es probieren!" Sofort korrigierte Tiger den Kurs und fuhr zum einen durch ein Morastloch, zum anderen über einen umgestürzten Baum. "Sorry, ging nicht anders!" schnitt sie im voraus jede Beschwerde ab. Und tatsächlich, hier konnten sie direkt ans Wasser kommen. "Tiger, wie lang ist das Seil der Harpune?" "Hmmm, ich schätze so knapp 150m!" "Das müßte reichen!" President wollte sofort schießen, aber Prof hielt ihn zurück. "Warte, wir müssen erst mal sehen, ob wir gegenüber auch einen Baum haben!" Tiger nickte, schaute auf die andere Seite, fuhr ein Stück zurück und dann etwas nach rechts. "So, jetzt müßte es klappen!" President drückte ab. Sofort flog die Harpune raus, und in hohem Bogen direkt auf den Baum auf dem gegenüberliegenden Ufer. Aber nach knapp zwei Drittel des Weges senkte sich der Bogen, und die Harpune fiel ins Wasser. "Das darf doch nicht wahr sein!" stöhnte Tiger. "Los, wir müssen sie wieder rein holen!" "Die Harpune selber ist zu schwer! Dadurch kommt das Geschoß nicht weit genug!" murmelte Prof. Im gleichen Moment hörten sie eine Knacken im Gebüsch, und Mosar brach mit seinem Reitsaurier zwischen den Büschen hervor. "Er kommt gleich, viel Zeit bleibt nicht mehr!" "Unsere Harpune kommt nicht weit genug! Das vordere Ende ist zu schwer!" erklärte President ihr Problem. "Und was wollt ihr jetzt machen?" Prof's Blick fiel auf Mosar's Rücken. Sie rannte aus dem Fahrzeug und schrie: "Mosar! Gebt mir euren Bogen!" Verdutzt gehorchte er. "Nein, nicht den Bogen! Einen Pfeil!" Immer noch völlig verständnislos reichte er ihr das Geforderte. "Tiger, mach die Klappe der Harpune auf!" In Windeseile löste Prof die Verankerung der Harpune und knotete das Seil um den Pfeil. "Ich hoffe bloß, das hält! Los! Versuch's noch mal!" Diesmal klappte es, der Pfeil bohrte sich in dem Baum. Keine Sekunde zu früh, denn fast zeitgleich sah Mosar Boss mit Timmet auf dem Rücken im Wasser schwimmen. "Halt dich an dem Seil fest! Wir ziehen euch dann raus!" Keiner wußte, ob Boss es erstanden hatte, aber er reckte sich aus dem Wasser und ergriff das Seil. Jetzt, mit dem zusätzlichem Gewicht, zeigte es sich, daß Prof's Knoten wirklich nicht hielt. Boss und Timmet wurden weiter mit dem Wasserstrom mitgerissen, aber gleichzeitig fing Tiger an, die Winde wieder einzuholen. --------------------------------------- Boss atmete auf, als er endlich eine Hand um das Seil gelegt hatte. Jetzt war zumindest für ihn das meiste zu Ende. Doch als er spürte, wie Timmet von ihm herunter zu gleiten drohte, packte ihn noch einmal die Panik. Er wußte nicht, wie er ihn halten sollte, ohne selber noch einmal das Seil los zu lassen. Aber genau so wenig kam es für ihn in Frage, ihn einfach so "davonschwimmen" zu lassen, er hatte sich nicht so abgemüht, nur damit jetzt alles umsonst war. Er warf einen Blick zurück und bemerkte, daß hinter ihm noch ein gutes Stück Seil im Wasser hing. Im gleichen Moment, in dem Timmet völlig von ihm abrutschte, lies er los, schwamm zwei Stöße und packte Timmet erneut, diesmal vor seinen Bauch. Mit dem anderen Arm umschlang er wieder das Seil und wandte es sich um die Hand. Aber es war knapp, einige Zentimeter weiter und es wäre vorbei gewesen. Selbst jetzt konnte er sich nicht zusätzlich mit den Beinen abstützen, wie er es gerne getan hätte, da das Seil einfach zu kurz war. --------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)