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Jura Tripper II

Rückkehr nach Noah
von

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7. Entdeckung

7. ENTDECKUNG
 

Er fühlte sich nervös, es war, als wären sämtliche seiner Nervenzellen überspannt, er hatte sich erst einmal so gefühlt, und das war, als er zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben eine Zigarette geraucht hatte. Und er erinnerte sich nicht allzu gerne an diesen Tag... Aber heute war es anders, es war eher so, als wären seine Sinne durch ihre Reise sensibilisiert worden, als hätte er einen sechsten Sinn dafür entwickelt, wenn etwas nicht so war, wie es sein sollte. Hinzu kam, daß das Verhalten der Menschen auf Noah ihn beunruhigte, er hätte sich vorgestellt, daß viel mehr Menschen sich auf den Straßen befinden würden, aber das war nicht der Fall gewesen, er hatte niemand gesehen, als sie zum Palast gegangen waren, und dabei war das um die Mittagszeit gewesen. Jetzt war es fast abend, und sie sollten sich eigentlich auf das Fest, daß ihnen zu Ehren heute abend gegeben werden würde, vorbereiten, aber ihm fehlte die Lust dazu. Er fühlte sich viel zu unruhig, um sich auf irgend etwas konzentrieren zu können.

"Was hast du?"

Er schreckte zusammen, er hatte nicht bemerkt, daß jemand neben ihn getreten war. Als sich seine Augen daran gewöhnt hatte, gegen das Licht zu sehen, erkannte er Gatscha.

"Ich weiß nicht!"

Er drehte sich wieder um, und schaute weiter auf die Stadt hinunter, auf die er von diesem Balkon aus eine hervorragende Aussicht hatte. Aber auch jetzt kam sie ihm unwirklich, tot vor. Es gab keinerlei Licht in ihr, dabei war die Dämmerung schon vor mehr als einer Stunde hereingebrochen, und man konnte nicht mehr sehr viel sehen.

"Doch, du weißt es! Und ich weiß es auch!" widersprach sie ihm und lehnte sich neben ihm gegen dir Brüstung.

Er sah sie etwas erstaunt an.

"Und was tue ich deiner Meinung nach?" fragte er und mußte zugeben, daß ihn der Trotz, mit der die Antwort gekommen war, erheiterte.

"Du grübelst! Du grübelst über dieses merkwürdige Gefühl nach, daß Du hast, seit wir nach Noah gekommen sind!"

Diesmal mußte er sich das Lachen verkneifen bei ihrem Tonfall, aber er wurde ziemlich schnell wieder ernst und schaute weiter auf die Stadt.

"Nein, ich habe es seit dem Gespräch mit Zan, bevor wir auf der Slugi [also ihrem Amphibienfahrzeug] landeten!"

Darauf wußte sie keine Antwort, wie er wieder mit einer gewissen Erheiterung feststellte.

"Woher weißt Du das?" fragte er dann.

Sie antwortete nicht sofort.

"Siehst Du das da hinten?"

Sie zeigte auf den Mond, der sich groß und voll über die Bergkette schob. Er erschien ihm riesengroß, größer als er ihn jemals gesehen hatte. Und dunkler, in gewissem Sinne gelber, mit einem guten Schlag orange darin.

"Was ist damit? Ein gelber Mond ist nicht unbedingt etwas besonderes, den gibt es auf der Erde auch, jedesmal, bei einer Mondfinsternis, auch wenn sie relativ selten sind!"

"So selten nun auch wieder nicht, immerhin gab es im 20 Jh. Rund 150, davon waren 83 totale Mondfinsternisse."

Er sah sie erstaunt an.

"Woher weißt du das?"

Sie sah in an, und er erkannte in ihren Augen eine Trauer, die er auch einmal gespürt hatte.

"Mein Vater starb vor zwei Jahren bei einem Autounfall, und alles, was er mir hinterlassen hat, war sein Teleskop und seine Vorliebe zur Astronomie. Seit seinem Tod habe ich mich mit allem beschäftigt, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hat! Aber das meinte ich nicht!" Sie wandte sich wieder dem Mond zu.

"Sondern?" fragte er mit rauher Stimme.

"Siehst Du diese großen dunklen Flecken?"

Er nickte, sie waren aufgrund der Größe des Mondes auch mit bloßem Augen gut zu erkennen.

"Der eine, der jetzt gerade ganz erschienen ist, etwas weiter links von der Längsachse des Mondes, und der ziemlich rund ist, das ist das sogenannte Mare Serenitas, das Heitere Meer. Auf dem Mond der Erde gibt es diese Meer auch."

Er starrte sie an.

"Und der Fleck da drüber, der nach oben und nach links zwei Ausbuchtungen hat, das ist das Mare Tranquillitas, das Friedliche Meer. [Anm.: Ich hoffe, mir nimmt keiner meine Übersetzungen übel, und ich hoffe auch, daß sie richtig sind, aber ich kann nun mal kein Latein...]. Und ich könnte dir noch ein Paar andere Stellen aufzählen, die auf unserem Mond genauso aussehen."

Er stellte fest, daß er den Blick nicht von ihrem Gesicht abwenden konnte, so unpassend es auch war. Es erschien ihm so wunderbar, so schön wie noch nichts anderes, was er je gesehen hatte. Das helle Mondlicht verlieh ihm eine bleiche, fast weiße Farbe, so daß sie aussah, als wäre sie aus Glas. Die hohen Wangenknochen, die grade Nase und der volle Mund ließen ihn an ein Gemälde denken, daß er vor etlichen Jahren in einem Museum gesehen hatte. Das war das letzte Mal, das er etwas mit seinem Vater unternommen hatte. Und jetzt erst bemerkte er, daß sie ein Kleid trug anstelle der Robe, die er immer noch anhatte. Es war ein dunkelgrünes, leichtes Trägerkleid. Um den Oberkörper schmiegte es sich um die Konturen ihres Körpers, ab der Hüfte wurde es weiter und fiel lang bis zu den Knöcheln herunter. Aber sie trug keine Schuhe. Und im gleichen Moment roch er einen zarten, undefinierbaren, aber sehr angenehmen Duft, der von ihr ausging. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug und aus irgendeinem Grund wünschte er, daß die Zeit stehen blieb.

Dann wurde ihm bewußt, was das, was sie gerade gesagt hatte, bedeutete. Und damit verschwand jegliches Gefühl, was er vor einigen Sekunden noch empfunden hatte, und wich einem Unglauben, wie er größer nicht sein könnte.

"Ich wußte es, weil ich genauso fühle!"

Jetzt sah sie ihn an, und alles war wieder wie vorher. Er merkte, daß sein Herz raste, daß er schneller atmete und sie immer noch anstarrte. Die Trauer in ihren Augen war einem Ausdruck gewichen, den er noch nie gesehen hatte.

"Weiß Prof es schon?" fragte er leise, weil er das Gefühl hatte, irgendwas sagen zu müssen.

Sie schüttelte leicht den Kopf.

"Nein, ich wollte warten, bis er voll aufgegangen ist!"

Er hatte den Eindruck, ihre Stimme noch nie gehört zu haben. Sie jagte ihm einen Schauder über den Rücken.

Plötzlich lächelte sie ihn an, und dieses Lächeln lies sie für ihn noch schöner aussehen.

"Danke!"

Er runzelte die Stirn, ohne jedoch den Blick von ihren Augen zu lassen. Im Mondschein sahen wie zwei dunkle, große Perlen aus.

"Wofür?"

"Dafür, daß es dich gibt!" Damit beugte sie sich vor und küßte ihn.

Erst war er erschrocken, aber als ihm klar wurde, daß es genau das war, was er sich in den letzten Minuten gewünscht hatte, entspannte er sich und legte die Arme um ihre Taille.

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"Was machen die denn da?"

"Jetzt rück doch mal ein Stück, ich will auch was sehen!"

"Hey, drängle nicht so!"

"Was kuckt ihr beiden denn da so?"

Timmet und Blanda fuhren zusammen.

"Mußt Du uns so erschrecken?" fragte Timmet, als er sich erholt hatte.

"Was habt ihr denn gemacht?" fragte Tiger, ohne auf die Frage einzugehen.

"Och, gar nichts!" meinte Blanda und schaute demonstrativ in eine andere Richtung.

"Das glaub' ich euch aber nicht! Geht mal zu Seite!" forderte sie.

Etwas widerwillig gehorchten den beiden.

Vorsichtig schob Tiger den Kopf durch die Tür und schaute sich um. Als sie die beiden Gestalten entdeckte, zuckte sie blitzschnell wieder zurück. Auf ihrem Gesicht lag ein sehr breites Grinsen.

"Was hast Du denn?" fragte President, der hinter sie getreten war.

Sie grinste weiter, nahm ihn bei der Hand und bedeutete ihm, vorsichtig durch die Tür zu schauen. Auch er zuckte zusammen, und zog den Kopf zurück. Und auch er grinste.

"Wer ist das denn?" fragte er.

"Überleg' doch mal!" forderte sie ihn auf.

Er schaute sich um.

"Hmm, Boss und Princess sind hier, God auch. Asuka und Mint vielleicht? Aber nein, die Prinzessin hat längere Haare... Moment, wo sind denn Silence und Gatscha?" fragte er und auf seinem Gesicht lag wieder ein Ausdruck der Besorgnis. Aber als er Tigers Grinsen sah, weiteten sich seine Augen.

"Nein, das kann doch nicht sein! Die sind doch noch viel zu klein!" protestierte er.

"So, sind sie das? Soll ich dir was verraten? Ich war elf, als ich das erste Mal mit einem Jungen rumgeknutsch habe!"

"Was?!?" er schien richtig geschockt zu sein.

"Kuck nicht so, das war ja auch nichts ernstes...!"

"Was habt ihr denn für Probleme?" fragte Prof.

"Och, nichts besonderes..." meinten beide einstimmig, was Prof ebenfalls zu einem breiten Grinsen veranlaßte.

"Wißt ihr was? Ihr hört euch schon richtig nach einem alten Ehepaar an... Aber jetzt laßt mich mal durch, ich brauche frische Luft!" meinte sie energisch und schob Tiger zur Seite.

Diese brauchte etwas, um zu reagieren, weil die Worte ihrer Freundin sie doch etwas geschockt hatten.

"Moment, nein, geh nicht raus! Das wäre nicht fair!"

"Wieso fair?" fragte Prof verständnislos.

Tiger zögerte etwas, dann bedeutete sie auch ihr, einen Blick durch die Tür zu werfen.

Als Prof ihren Kopf zurückzog, war auch sie am grinsen.

"Okay, ich sehe's ein... Aber was machen wir jetzt mit den beiden?"

"Gute Frage, ich meine, ich finde sie ja doch noch etwas jung..." meinte President.

"Wie weit ist man eigentlich im Biologieunterricht in der 7 Klasse? Ist man da schon aufgeklärt?" fragte Prof.

"Tja, das weiß ich nicht mehr, das ist schon so lange her!" erwiderte Tiger und schaute verlegen zu Boden.

"Und jetzt?"

"Was und jetzt?"

Alle fuhren herum, als sie Gatscha in der Tür sahen.

"Ähm, nichts, ähm, wir haben nur gerade..." fing President an.

"... festgestellt, daß wir einige Sachen in der Slugi vergessen haben, die wir eigentlich bräuchten..." vollendete Prof den Satz, während Tiger verzweifelt versuchte, ihren Lachanfall zu unterdrücken.

Zum Glück schien Gatscha immer noch auf Wolke sieben zu schweben, zumindest reagierte sie nicht weiter und ging zur Tür. Dort drehte sie sich aber noch mal um.

"Ach Prof, kann ich mal mit dir reden?"

Die drei sahen sich an, und Tiger mußte noch mehr lachen.

"Jetzt kommt eine Stunde Biounterricht?!?" flüsterte sie und prustete los.

"Haha, sehr witzig! Ich lach' mich tot!" gab Prof zurück. Zu Gatscha sagte sie:

"Sicher, ich komme gleich!"

"Gut, ich warte draußen!"

Dann schloß sie die Tür hinter sich, und endlich konnte Tiger aus vollen Halse lachen.

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-09-11T10:56:42+00:00 11.09.2005 12:56
Ich habe deine FF schon vor Jahren gelesen, als SonPan sie mir schickte und sie hat mir schon immer sehr gut gefallen. Schön, dass du jetzt auch bei Animexx bist und damit endlich eine größere Leserschaft auf deine Geschichte aufmerksam machen kannst. Ich finde deinen Schreibstil sehr gut, besonders, dass du Abschnitte immer beginnst, ohne den Namen der handelnden Person sofort zu nennen, steigert die Spannung enorm. Dein Plot ist sehr originell und unterscheidet sich angenehm von den vielen unabgeschlossenen JT-2-Klischee-Stories, die hier herumschwirren... auch durch dein bittersüßes Ende, auf das ich hier natürlich nicht eingehen werde :) Tatsächlich ist deine Story eine der besten JT-Fics, die ich kenne (sooo viele gibt es ja leider nicht). Mich freut auch, dass God, mein Lieblingschara, bei dir nicht nur schwarz in schwarz gemalt wird, sondern auch ein paar sehr positive Auftritte hat. Also ein etwas verspätetes, aber nichtsdestotrotz großes Lob!


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