Im Flügelrausch der Phantasie von Yalene (Eine Sammlung an Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 6: Nachtwandlung ------------------------ „Nachtwandlung“ Eine Kurzgeschichte Von Yalene Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen Werken sind bitte als unbeabsichtigter Zufall anzusehen. ~+~+~+~+~+~+~+~+~ Nachtwandlung ~+~+~+~+~+~+~+~+~ Leises, stetiges Prasseln drang durch den schmalen Spalt des geöffneten Fensters. Die Straßenlampe leuchtete herein, ließ die Tropfen am Fenster in farbenfrohen Varianten erstrahlen. Ihr Licht fiel auf eine einsame Gestalt. Sie stand nah am Fenster, ihr schläfriger Blick nach draußen gewandt in die sanft erhellte Dunkelheit. Der Regen fiel stetig. Sein monotones Prasseln auf dem Bürgersteig und auf die Dächer der umliegenden Häuser schien wie ein Flüstern, ein Säuseln beinah. Ein Windhauch streifte die Fassade des Hauses, fand den Spalt des geöffneten Fensters, schlich sich hindurch und strich über das Gesicht der Schlaftrunkenen. Sie schloss genüsslich die Augen, die kühle Brise willkommen heißend. Einige Momente stand sie so da, verloren im Augenblick. Das Flüstern des Regens drang in ihren Geist. Unwillkürlich sah sie einen Bach vor sich, eingebettet in einer weiten, Blumen bedeckten Wiese. Es war Nacht. Keine Sonnenstrahlen wärmten ihr Gesicht, doch es war angenehm warm. Der innere Blick wanderte zum dahin plätschernden Bächlein. Eine Weide stand nahebei. Ihre langen, zum Wasser reichenden Zweige waren Spielball der sanften Strömung. Auch ein leichter Wind wog sie in einem unbekannten Rhythmus. Wie eine langsame Schleiertänzerin gebar sich die Weide mit ihrem wallenden Vorhang. Weiter wanderten die Augen, höher hinauf zum Firmament. Ein leise strahlender Mond schien die ganze Wiese zu erhellen, spiegelte sich im fließenden Wasser und ließ Lichtflecken auf den Blättern der Weide tanzen. Eine Bewegung am Himmel zog den Blick wieder zurück. Sternschnuppen blitzten auf, jagten einander zum Horizont, erloschen lustlos auf halber Strecke, neckten sich beim Überkreuzen. Sterne schienen dem Schauspiel blinkend zuzulächeln. Sie atmete tief ein, schloss das innere Auge für einen kurzen Moment, wollte das Bild in ihrem Innersten blühen lassen und für immer bewahren. Als das Rauschen des Baches leiser wurde und die Weidenblätter anfingen im Wind zu singen, öffnete sie wieder ihr inneres Auge. Lichter tanzten aus den Wiesen hervor. Hunderte Glühwürmchen trafen sich zum Tanz, schwebten, flogen, sanken, wirbelten, spielten… Hätte sie ein Gefühl von Zeit gehabt, wären ihr diese Momente der stillen Betrachtung wie eine Ewigkeit der Ruhe und Schönheit vorgekommen. Doch sie konnte nicht immer darin verweilen. Ein letzter Blick streifte die Umgebung, all ihre Sinne schienen auszufahren und die umgebenden Eindrücke vollends aufzunehmen. Dieses Gefühl von Frieden wollte sie für immer halten. Ihre Augen öffneten sich. Der Spalt im Fenster hatte sich ein wenig geweitet, vermutlich durch den Wind. Unmerklich stahl sich ein Lächeln auf die Lippen der Frau. Nun würde sie sicher Schlaf finden. Sie schloss das Fenster und ging zu Bett. Leise noch war das Prasseln und Rauschen des Wassers zu hören. ~+~+~+~+~+~+~+~+~ Ende ~+~+~+~+~+~+~+~+~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)