Giftseide von Hotepneith (Lord Sesshoumaru ermittelt) ================================================================================ Kapitel 7: Der Täter -------------------- So, hier kommt auch schon das letzte Kapitel. Ich hoffe, die Lösung gefällt euch. 7. Der Täter Ohne die erschrockenen Mienen der Menschen zu beachten, ging Sesshoumaru zu dem liegenden Mädchen. Die Samurai ließen sie eilig los, aber sie blieb, wo sie war. Sie hätte nicht vermocht, sich zu bewegen. Der Dämonenprinz betrachtete den zerrissenen, blutigen Kimono, die tiefen Wunden der Schläge. Immerhin war sie noch bei Bewusstsein. "Hast du meinen Auftrag erfüllt?" Sakura hörte die Frage, wie aus weiter Entfernung. Sie versuchte zu antworten, aber sie brachte keinen Laut heraus. So nickte sie leicht, blickte zu ihrer Hand, die sich noch immer um ihr Fundstück klammerte. "Euren Auftrag, Lord Sesshoumaru?" erkundigte sich Fürst Takaeda ein wenig erstaunt. "Sie behauptete, Ihr wäret weg." "Ja." Jetzt würde er ziemlich viel mit diesen Menschen reden müssen. Aber dann hätte er seinen Auftrag erfüllt und käme endlich hier weg. Es waren schon siebenundvierzig Stunden. Er sah kurz in die Runde. Alle wichen unwillkürlich seinem Blick aus. Irgendwie strahlte er jetzt etwas aus, das nicht seiner Rolle als Gast entsprach, und sie bekamen Angst. Der feinen Nase des Hundedämons entging das nicht. Wie erbärmlich sie doch waren, dachte er. Und jetzt konnte er noch etwas wittern, ganz in seiner Nähe... Ja, das hatte er noch wissen wollen. Gut. Jetzt war alles klar. Er blickte zum Fürsten. "Mein Herr Vater, der mächtige Inu no Taishou sandte mich mit einem Auftrag zu Euch, Fürst Takaeda. Durch einen glücklichen Zufall war bemerkt worden, dass die Seide, die wir von Euch erhalten hatten, mit einem langsam wirkenden Gift versehen war, das nur und ausschließlich Dämonen tötet." "Ein Gift?!" echote der entsetzte Fürst. Das war das Ende der Geschäftsbeziehungen, der Ruin seiner Familie. "Aber...aber davon wusste ich nichts..." Sesshoumaru ignorierte ihn. "Eine unserer Dienerinnen starb daran. - So erhielt ich den Auftrag, herauszufinden, wie das Gift in die Seide kam und wer der Täter war." "Daher Euer genaues Interesse an der Seidenherstellung!" "Ja. - Ich stellte rasch fest, dass Ihr wirklich ein gutes Sicherheitssystem habt." "Danke..." Aber das nutzte wohl nichts mehr: "Äh...Lord Sesshoumaru, da Ihr das hier so sagt: wer war das?" Das musste er wissen. Wer hatte sie ruiniert? Egal, wer es gewesen war, er würde ihn eigenhändig umbringen. Kein Dämon, kein Mensch würde mehr seine Seide kaufen. Und was die Spinnendämonen sagen würden...Er wagte gar nicht daran zu denken. Der Dämonenprinz vernachlässigte die Frage. "Mein Herr und Vater wünschte, dass ich Euch Beweise bringe. So suchte ich nach einer Möglichkeit, die Seide zu vergiften, fand aber keine offensichtliche Schwachstelle." Er behielt eine Person im Raum unauffällig scharf im Auge. "Und mir war klar, dass der Täter jemand sein musste, der einen großen Hass ausschließlich gegenüber Dämonen empfinden musste. Am Abend des Banketts griff Tamahato mich an." "Tamahato?" Der Kopf des Fürsten fuhr herum: "Sag nicht...ich habe dich aufgenommen, wie meinen eignen Sohn...du hast doch nicht...uns ruiniert?" "Nein, ich war es nicht", gab der zurück: "Und Ihr solltet mit Euren Verdächtigungen vorsichtiger sein, Dämon!" "Ich sagte nicht, dass Ihr der Giftmörder seid." Der Dämonenprinz bemerkte, dass sich Sakura ein wenig zur Seite drehte, ein wenig mehr zu Bewusstsein kam. "Euer Hass auf Wesen meiner Art zeigt sich in einem heimtückischen Messerangriff, aber auch in der armseligen Aufforderung zu einem Schwertkampf. Ihr wisst nichts von Dämonen, kennt nicht ihre Macht, ihre Art. Es wäre Euch daher auch kaum möglich, ein Gift herzustellen, das gegen Dämonen wirkt. Auch seid Ihr seid ungezügelt, verfügt über keine Selbstbeherrschung. Ich traue Euch nicht zu, dass Ihr einen Plan beginnt, der erst in Jahrzehnten oder Jahrhunderten Dämonen tötet. Drittens habt Ihr dieses Schloss seid längerem nicht mehr allein verlassen, werdet Ihr doch als Sohn des Hauses erzogen. Viertens: Eure Kenntnisse in Tränken und Medizin sind die gewöhnlichen eines durchschnittlichen Menschen. Ungenügend für ein solches Vorhaben." Tamahoto rang nach Atem. So beleidigt worden war er in seinem ganzen Leben noch nicht. Sesshoumaru ignorierte ihn: "All das sind jedoch Punkte, die bei Yakuma nicht zutreffen." Der Haushofmeister starrte ihn an "Wollt Ihr jetzt erklären, warum ich nicht der Täter sein kann?" "Schweig, armseliger Halbdämon!" Das klang kalt. "Halbdämon?" echote der Fürst: "Aber...wie kommt Ihr...was soll das? Er ist der vertrauteste, beste meiner Diener..." "Ich witterte es zuvor." Der Dämonenprinz ließ den Haushofmeister nicht aus den Augen: "Und wage es nicht, zu fliehen. Mein Herr und Vater befahl mir, das Urteil Fürst Takaeda zu überlassen. Aber wenn du fliehen willst, übernehme ich die Sache." Halbdämon? Sakura wusste in diesem Moment, warum ihr seine Kraft immer so überaus groß vorgekommen war. Sie war übermenschlich. Sachlich fuhr Sesshoumaru fort: "Fassen wir zusammen: Yakuma ist ein Halbdämon, ein Wesen, dass von Dämonen verachtet wird. So konnte sich leicht ein gewisser Hass aufbauen, zumal er zu feig war, sich Dämonen zu stellen, sondern sich selbst unter den Befehl - und den Schutz- von Menschen begab. Seine Mutter war eine Kräuterkundige, eine Hexe im Wald. Sicher hat er in seiner Kindheit ihr oft geholfen, viel gelernt. Er kam neulich erst von einer Reise ins Kerogebirge zurück, wie Ihr bei dem Bankett erwähntet, Fürst. Dort sind die Gesteine zu finden, die bei der Herstellung des Giftes verwendet werden. Dies bestätigte mir heute Nacht unser Haushofmeister." "Es gibt aber keine Möglichkeit, wie er das Gift anbringen kann..." brachte Fürst Takaeda hervor: "Ihr irrt Euch sicher...auch, wenn er tatsächlich ein Halbdämon sein sollte." "Es gibt eine Möglichkeit. Wir beide haben ihm dabei zugesehen. Erinnert Ihr Euch, als wir in der Weberei waren? Die Aufseherinnen und Weberinnen hatten den Raum verlassen. Da kamen Yakuma und zwei Menschen. Er beschriftet jeden einzelnen Seidenballen, um sie zu nummerieren. Dann erst werden sie weggetragen. Und was tut er zuvor?" "Nichts...Lord Sesshoumaru..." Der Fürst war bestürzt. "Er nimmt eine Bürste und bürstet jeden einzelnen Seidenballen sehr sorgfältig ab. Dabei gelangt das Gift auf die Oberseite der Seide. Im Laufe der Lagerung sickert der feine Mineralstaub dann durch die Stränge der Seide. Je länger er liegt, je mehr er aber auch bewegt wird, umso tiefer dringt das Gift ein. - Ich gab Sakura den Befehl, in seinem Zimmer nach dem Gift zu suchen." Alle starrten die Dienerin an, die es jetzt schaffte, ihre Hand zu öffnen. Und jeder im Raum erblickte das Säckchen. "Dort ist der Gesteinstaub aufbewahrt", fragte der Dämonenprinz der Form halber. Ihr gelang es, zu nicken. Darum hatte er sie geschickt. Das wäre für ihn wohl giftig gewesen. Er hatte nicht unbedingt ihren Untergang dabei bewirken wollen. "Nun, Fürst Takaeda: Euer Haushofmeister hatte Gelegenheit, Mittel und Motiv." "Aber...aber.." Der Fürst starrte fast hilfesuchend zu seinem Sohn. Ito Takaeda schwieg meist, meinte nun aber: "Ich fürchte, die Darlegungen von Lord Sesshoumaru sind sehr logisch, Herr Vater. Und ein Haushofmeister fällt nicht auf, wenn er seine Pflicht überschreitet. Ich möchte mich ausdrücklich bei Euch und Inu no Taishou bedanken, Lord Sesshoumaru. Nicht viele, seien es Dämonen oder Menschen, wären so gerecht gewesen und hätten den wahren Schuldigen gesucht." "Nun ja", dachte Sesshoumaru: "Ich hätte euch ohne weiteres alle ins Jenseits befördert. Aber Vater ist da immer sehr gerecht. Vielleicht sollte ich auch besser die Einzelnen sehen, selbst, wenn es sich nur um Menschen handelt." Yakuma hatte gemerkt, dass die Aufmerksamkeit von ihm abgelenkt war. Zwischen ihm und der Tür befanden sich nur die zwei Samuraikrieger. Und er sah seine Chance. Unvermittelt fuhr er herum, rannte los. Es war schnell, unmenschlich schnell. Aber noch bevor er zwei Schritte gemacht hatte, spürte er eine Hand auf der Schulter, die ihn herumriss. "Ich hatte dich gewarnt." Sesshoumarus Rechte leuchtete in einem seltsam grünlichen Licht, das Fürst Takaeda und Sakura schon einmal gesehen hatten, als er seinen Brief so verbrannte. Ohne Anstrengung drang seine Hand in den Körper ein. Yakuma schrie auf, spürte, wie diese giftige Säure ihn buchstäblich aufzulösen begann, schrie immer weiter, ehe der Laut jäh abbrach. Sesshoumaru zog seine Hand zurück, wandte sich an den Fürsten: "Einen Menschen hätte ich Euch überlassen. - Entschuldigt den Unrat." Denn von dem Haushofmeister war nur mehr ein Häufchen schwarzer Asche übrig. "Bestie..." flüsterte Tamahato. Der Fürst nickte leicht: "Ich hätte ihn auch töten lassen. Er hat die Familie geschädigt, verraten. Oh...Lord Sesshoumaru, wäre es möglich, dass diese kleine, peinliche Episode unter uns bleibt?" Seine schöne Seidenherstellung!! "Diese Entscheidung liegt bei meinem Herrn und Vater." "Natürlich." Er konnte nur hoffen, dass der Herr der Hunde so großzügig wäre, das nicht in seinen Kreisen zu erzählen. "Oh, da ist ja noch Sakura. Du hast also dieses Säckchen gestohlen, aus dem Zimmer des Haushofmeisters. Wie ich schon sagte, ist Diebstahl innerhalb des Hauses Verrat an der Familie. Also wirst du von vier Ochsen zerteilt." Sie schluckte. Das war das, was sie befürchtet hatte. Sie hatte es mühsam geschafft sich zum Knien aufzuraffen. Aber der Schmerz ihres zerrissenen Rückens war noch immer eine Tortur. "Sie handelte auf meinen Befehl", erinnerte Sesshoumaru unerwartet: "Wollt Ihr mich vielleicht auch...?" "Nein, natürlich nicht. Aber sie kannte die Folgen für ihre Tat. Und auch, wenn ich mir bewusst bin, dass Ihr sie bei einer Befehlsverweigerung Eurerseits bestraft hättet...das ist das Schicksal von Dienern zweier Herren. Ich muss hart durchgreifen, sonst würde ich mein Gesicht vor allen meinen Gefolgsleuten verlieren. Sie hat gestohlen - soll man sie dann morgen noch im Schloss herumlaufen sehen?" "Niemand stirbt, weil er meinem Befehl gehorcht hat." Der Dämonenprinz sagte es ruhig, aber die Drohung dahinter war unverkennbar. Er will mich schützen, dachte Sakura noch, ehe eine gewisse Erleichterung nach der fürchterlichen Anspannung der letzten Minuten ihren Tribut forderte, und sie ohnmächtig zusammenbrechen ließ. Sie erwachte durch einen Schmerz, der selbst durch die Bewusstlosigkeit drang. Unwillkürlich versuchte sie sich zu wehren, hörte, wie jemand sagte: "Oh, sie erwacht, mein Herr...." Etwas berührte ihren Rücken...sie lag auf dem Bauch...Aber da waren keine Ketten, keine Geräusche von Zuschauern bei der Hinrichtung... So öffnete sie die Augen. Und erschrak. Neben ihr saß ein Mann undefinierbaren Alters, ein Bein angewinkelt, eines nachlässig angezogen. Die gesamte Körperhaltung verriet Arroganz, Machtbewusstsein. Aber sie hätte nicht die Zeichen im Gesicht sehen müssen, nur die langen weißen Haare, um zu verstehen, wer da neben ihr saß. "Inu no Taishou..." brachte sie heraus. Das war sicher kaum eine ordentliche Begrüßung, aber jemand drückte sie zu Boden, rieb offenkundig ihre Verletzungen ein, was ihr ziemliche Schmerzen verursachte. "Sakura heißt du?" fragte der Dämonenfürst. "Ja, ehrenwerter Fürst." Hoffentlich war das die richtige Anrede. Was tat er hier? Oder besser - wo war sie, denn sie bemerkte nun, dass dieser Raum sicher nicht im Takaeda-Schloss lag. Hatte etwa Lord Sesshoumaru sie nach Hause mitgenommen, damit sie am Leben bleiben konnte? Das wäre mehr als gnädig von ihm gewesen und sie konnte es sich eigentlich kaum vorstellen. "Sag einfach Herr. - Ich hörte, du hast mit meinem Sohn fast 48 Stunden ein Zimmer geteilt. Und das war nicht sein Werk." Er nickte leicht zu ihrem Rücken. "Ja, Herr." "Berichte." Sie zögerte. Sollte sie ihm einfach alles erzählen? Lord Sesshoumaru hatte doch seinem Vater gewiss schon Bericht erstattet. Was, wenn er da etwas anderes gesagt hatte? Aber ihr war klar, dass dieser scheinbar so freundliche Mann einer der mächtigsten Dämonenfürsten war, die es gab. Und er würde sicher auf einer Antwort bestehen. Sie blickte vorsichtig in sein Gesicht. Seine Augen waren nicht so eisig wie die seines Sohnes. Tatsächlich schien er fast amüsiert. Über sie? Warum? "Solche Loyalität ist bemerkenswert" meinte er: "Aber Sesshoumaru hat vor mir keine Geheimnisse." Er hatte anscheinend den Grund für ihr Zögern verstanden. Sie wollte kein Risiko eingehen, zumal der Heiler mit dem Verbinden ihres Rückens fertig war. So begann sie einfach, zu erzählen. Ohne ein Wort hörte der Dämonenfürst zu. Am Schluss berichtete sie noch, dass sie kurz vor ihrer Ohnmacht noch geglaubt hatte, der Prinz wolle sie schützen. "Aber nun denke ich, Lord Sesshoumaru wollte eher sich schützen, seinen Stolz." "Da hast du Recht. - Erwarte nichts von ihm, wenn ihr euch wieder seht." "Natürlich nicht, Herr." "Du scheinst eine gute Auffassungsgabe zu besitzen. - Neigi-san, Ihr habt gerade eine neue Assistentin bekommen." Der Fürst erhob sich in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung. "Sakura, du wirst dem Heiler zur Hand gehen." Er verschwand und das Mädchen wandte irritiert den Kopf. Ihre Verwunderung stieg, als sie bemerkte, dass der Heiler ein Dämon war. "Neigi-san?" fragte sie vorsichtig nach. "Neigi-sama, für dich." Der Dämon betrachtete sie: "Nun, der Taishou hat es befohlen und so werde ich dich in die Lehre nehmen. Er irrt sich bei so etwas nie. Hast du schon einmal bei einem Heiler gearbeitet?" "Nein, Neigi-sama." Sie hatte immerhin schon einmal 48 Stunden mit einem Dämon verbracht. Und das überlebt. Neigi grinste plötzlich: "Oh....keine Angst, Kleines. Ich bin nicht so wie unser Prinz. Ich bin der Heiler. Ich töte niemanden. Überdies würde mich der Herr ganz schön zur Schnecke machen, wenn ich seine Anweisungen missachte." Sakura war erleichtert. Immerhin sah ihr Leben jetzt deutlich besser aus, als sie es vor drei Tagen vermutet hätte. Und sie nahm sich fest vor, viel zu lernen, um weder ihren neuen Lehrer noch den freundlichen Dämonenfürsten zu enttäuschen. Der Hausherr war über den Schlosshof gegangen, zum Schwertübungsplatz, streifte sich die Oberbekleidung ab. Sein Sohn erwartete ihn bereits mit dem Schwert in der Hand, den Oberkörper ungeschützt. Es würde ein Trainingskampf werden. Der Dämonenfürst nahm eine Klinge, die ihm ein Diener rasch brachte: "Nun, dann wollen wir einmal sehen, was du Neues gelernt hast, Sesshoumaru." Der Schwertlehrer des Prinzen sah mit gewisser Nervosität zu, als sich Vater und Sohn übermenschlich schnell aufeinander zu bewegten, obwohl er sicher war, dass sein Schüler einige neue Techniken erlernt hatte. Aber die Meisterschaft des Dämonenfürsten war kaum zu erreichen. Und er gab sich zu, dass er da einfach gern zuschaute. ********************************************** Wer würde da nicht gern zusehen? Sakura hat wenigstens einmal Glück gehabt. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. Ein kleiner Hinweis in eigener Sache: wer Lust hat, kann ja einen Blick in die "Höllenprinzessin " werfen. Dies ist allerdings kein Krimi... bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)