Giftseide von Hotepneith (Lord Sesshoumaru ermittelt) ================================================================================ Kapitel 4: Missverständnisse ---------------------------- Vielen Dank für euer Interesse! Aber es wäre zu schön, wenn alles glatt gehen würde, zwischen Lord Sesshoumaru und anderen Leuten... Viel Spass beim Lesen. 4. Missverständnisse Der Rest des Abends verlief in ruhiger Atmosphäre und Fürst Takaeda war erleichtert, dass sein Gast den Mordanschlag so mild gestimmt überstanden hatte. Ärger mit dem Dämonenlord der westlichen Länder gehörte wirklich nicht zu den Dingen, die er wollte. Sesshoumaru war nachdenklich, aber er stellte noch einige Fragen zu den Schlosswachen, woher sie kamen, suchte nach weiteren Informationen. Aber alles war nichtssagend, eher negativ. Auch der Priester durfte nie in die Weberei oder die Lagerhäuser, nun, zumindest offiziell nicht. Als er sich erhob, taten es auch sofort die Gastgeber. "Ihr wollt Euch zurückziehen?" fragte der Fürst nur. "Ja." Wieder musste der Dämonenprinz überlegen, was sein Vater bei solchen Gelegenheiten sagte. Bei diesem wirkte das immer so liebenswürdig auf die Menschen: "Ich danke Euch für den angenehmen Abend, Fürst Takaeda. Morgen besichtigen wir die Weberei?" "Ja, gern. Wann immer Ihr wünscht. Schickt Sakura zu mir." "Ich werde es tun." Diese stand auf, folgte ihm sofort. Allerdings kam ihr plötzlich eine ungute Idee. Sie war ihm als persönliche Dienerin zugewiesen, was bedeutete, dass sie neben der Tür in seinem Zimmer schlafen sollte, es sei denn, er hätte andere Befehle. Gut, er hatte zwar gesagt, dass er von ihr nichts wolle, dass nicht auch ein männlicher Diener hätte erfüllen können, aber sie hatte in ihrem Leben nur zu gut schon gelernt, dass das nur Worte waren. Herren durften ihre Meinungen ändern. Und immerhin hatte auch Prinz Ito Takaeda schon versucht sie zu küssen. Sie hatte sich geweigert. Freilich hatte er ihr eine Ohrfeige gegeben, sie aber dann in Ruhe gelassen. Es gab genügend Mädchen, die willig in seine Arme kamen. Yakuna-san war da nicht so leicht abzuschütteln gewesen. So kniete sie neben der Tür nieder, blickte zu Boden, als sie die Tür hinter sich zuschob. Es half nichts. Sie musste abwarten. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er zum Fenster trat. "Was hat Tamahato gesagt, als ihr zu seinem Zimmer gingt?" Sie schluckte etwas. Das konnte sie ihm doch unmöglich sagen, mit dem Flöhe-suchen und dem Hundehüten, und den anderen Sachen... Aber eine gestellte Frage nicht zu beantworten, war für eine einfache Dienerin mehr als gefährlich. Sie hatte nichts gesehen, nichts gehört, aber sie fühlte sich plötzlich am Nacken gefasst, hochgehoben, als sei sie nur ein Spielzeug. Erschreckt keuchte sie auf, fühlte die Kraft in den Fingern, die ihren Hals umschlossen. Ohne ein Wort zu sagen öffnete der Dämonenprinz die Hand und sie fiel auf den Boden. Hastig raffte sie sich zum Knien auf, wagte nicht, aufzublicken. Das war eine Warnung gewesen, das war ihr klar. Der Sturz aus einem Meter auf den Fliesenboden hatte wehgetan, aber sie konnte sich vorstellen, was da noch alles kommen mochte. "Ich...ich antworte, Lord Sesshoumaru, " beteuerte sie eilig: "Ich versuche mich nur an alles genau zu erinnern." Schweigen. So begann sie mit ihrem Bericht, bemüht, Wort für Wort zu erzählen, auch, wenn manches ihr peinlich war. Als sie geendet hatte, blickte sie vorsichtig auf. Sesshoumaru lehnte noch immer am Fenster, wandte ihr den Rücken zu. Ihr fiel sein langes Haar auf. Kein Mensch hätte solch eines, schon gar nicht in diesem weißen Silber. "Primitive Dämonen haben seine Familie getötet. Daher sein Hass, " fasste er sachlich zusammen und sie war ein wenig erleichtert, dass er die Beleidigungen seiner Gattung mehr oder weniger überhört hatte. Er dachte nach. Hasserfüllt, impulsiv und bereit, jede Konsequenz seines Handelns zu ignorieren. Eigentlich war dieser Tamahato ein normaler Mensch. Aber machte ihn das zu einem Menschen, der Gifte verwenden konnte? "Was für eine Ausbildung hat er?" "Ich weiß es nicht genau, Lord Sesshoumaru. Aber er wird wie der jüngere Sohn hier im Haus behandelt. So wird er diese Ausbildung bekommen." Sie hatte keine Ahnung, was einem adeligen Jungen alles beigebracht wurde. "Arzneikunde, also, " überlegte der Dämonenprinz: "Nun, soweit er es im Krieg brauchen könnte". Das sollten keine großen Kenntnisse sein. Sollten. "Sakura, du kannst dich ins Bett legen." Er konnte ihre plötzliche Angst wittern und drehte sich ein wenig erstaunt um. Menschen. Er würde sie wohl nie verstehen. Aber das war ja auch nicht notwendig. "Schläfst du lieber auf dem Boden ohne Decke?" Das klang fast spöttisch. Sakura wusste nicht, was sie sagen sollte. Natürlich war der Fliesenboden hart und kalt, aber sie würde lieber da schlafen, als mit ihm das Lager teilen zu müssen. Sie musste gehorchen, das war ihr klar. Wenn sie um Hilfe schrie, würde sie sie nie bekommen. Sich gegen ihn wehren? Wie? Und die Strafe dann....Das Recht und die Macht waren auf seiner Seite. So stand sie auf, ohne den Blick vom Boden zu nehmen, ging hinüber, kniete sich auf den Decken nieder. Ohne zu wagen, zum Fenster zu sehen, zog sie eine um sich, legte sich hin. Nur, um erschreckt zusammen zu zucken. Wieder so schnell und lautlos stand er neben, über ihr. Sie rollte sich instinktiv ein, zog die Decke enger um sich, zitternd, wie ein Hund, der Schläge bekommen soll. Er witterte ihre Panik und begriff nicht. Er bedrohte sie nicht, wollte ihr sogar eine Freundlichkeit erweisen - und sie hatte mehr Angst, als zu dem Zeitpunkt, an dem er sie emporgehoben hatte. Menschen waren schon manchmal sehr eigenartige Geschöpfe. Sakura schloss die Augen. Um Erbarmen zu flehen hatte keinen Sinn, er war Dämon, er kannte keines. Plötzlich verstand er. Wie kam sie nur auf diesen Gedanken? Die schiere Vorstellung einen dieser armseligen schwachen Körper berühren zu sollen...ihm schauderte. "Ich sagte doch schon, dass ich das nicht will. - In dieser Hinsicht bist du vor mir sicher. Nur in dieser Hinsicht." Er ging wieder zum Fenster. Sakura starrte ihm erleichtert nach. Aber wieso hatte sie sich dann hier herlegen sollen? Dann allerdings verstand sie. Er brauchte kein Bett, da ein Dämon wohl keinen Schlaf benötigte. Er hatte freundlich zu ihr sein wollen. Und eigentlich war es ein kleines Wunder, dass er sich über ihr seltsames Verhalten, sich nicht zu bedanken, sondern Angst zu haben, nicht geärgert hatte. So murmelte sie jetzt wenigstens: "Ich danke Euch....Verzeiht." Da keine Antwort kam und er sich auch nicht mehr umdrehte, kuschelte sie sich in die Kissen. Sie hatte noch nie so weich gelegen und nach der Aufregung ihres langen Tages war sie bald eingeschlafen. Sesshoumaru hörte es, blickte aber aus dem Fenster. Sie interessierte ihn nicht sonderlich, aber er gab sich zu, dass sie sich bemühte, seinen Ansprüchen gerecht zu werden. Wichtiger war, dass er diesen Giftmischer fand. Denn nur dann könnte er hier wieder weg. Er befand sich immerhin schon vierzehn Stunden in einem Menschengebäude. Tamahato...konnte er es sein? Ein Dämonenhasser? Und als quasi jüngerer Sohn des Hauses hatte er sicher Zugang zu allen Gebäuden? Nun, er würde morgen in der Weberei vielleicht neue Informationen erhalten. Er musste den Mörder finden, durfte nicht vor seinem Vater versagen. Es war gegen zehn Uhr vormittags, als der Dämonenprinz Sakura schickte, sie solle dem Fürsten sagen, dass er in die Weberei wolle. Zum ersten Mal, seit sie hier im Schloss lebte, war sie sicher, dass man sie unverzüglich zum Hausherrn durchlassen würde. Sie ging in die Haupthalle, um von dort in den Gebäudetrakt zu kommen, wo die Räume des Schlossherrn waren. In der Halle herrschte geschäftiges Treiben, da die Diener die Reste des gestrigen Banketts beseitigten. Einige sahen sie an, schienen verwundert. Sakura konnte sich denken, warum. Die Gerüchte über Lord Sesshoumaru, die im Schloss schwirrten, ließen wohl alle glauben, dass er ein Monster sei. Sie selbst hatte eigentlich, bis auf einige seltsame Angewohnheiten, nichts bemerkt, dass ihn von einem menschlichen Prinzen unterschieden hätte, zumal in seinem Verhalten ihr gegenüber. Er verlangte absoluten Gehorsam, aber das tat Fürst Takaeda ja auch. Und immerhin hatte sie dank ihm die letzte Nacht so warm und weich geschlafen wie noch nie in ihrem Leben. "Dämon..." Das Flüstern ließ sie sich umdrehen. Am Portal der Halle stand eindeutig ein Dämon: spitze Ohren, lange schwarze Haare, rote Augen. Zum ersten Mal dachte sie verwundert daran, dass Lord Sesshoumaru keine roten Augen hatte. Der Dämon musterte hochmütig die Menschen, die vor ihm zur Seite wichen: "Bringt mich zu Lord Sesshoumaru. Ich habe eine Botschaft für ihn." Sie trat vor: "Kommt mit mir. Ich stehe ihm zu Diensten." "Du?" Der Dämon musterte sie rasch: "Ein Menschenmädchen?" Aber er kam näher: "Dann bring mich zu ihm. - Wie lange dienst du ihm? Seit zehn Minuten?" "Seit seiner Ankunft", erwiderte sie ein wenig verwirrt. Der Dämon blieb stehen: "Seit gestern morgen? Seit vierundzwanzig Stunden?" "Was ist?" "Wie hast du das denn angestellt? Bist du in sein Bett gekrochen? Ich hätte geschworen, dass dieser arrogante junge Hundebengel keinen menschlichen Dienstboten länger als ein paar Stunden am Leben lässt." "Still!" sagte sie hastig: "Wenn Lord Sesshoumaru das gehört hätte..." "Er hat gehört." Die ruhige Stimme hatte einen eisigen Klang. Der Dämonenprinz stand vor ihnen. Die Menschen in der Halle wichen hastig zurück, instinktiv Unheil ahnend. Der Bote warf sich unverzüglich auf die Knie: "Ah...verzeiht mir bitte...Gnade, Lord Sesshoumaru...." Er kannte den Sohn seines Herrn gut genug, um zu wissen, in welcher Gefahr er schwebte. "Deine Botschaft." "Hier, Lord Sesshoumaru..." Der Dämon zog eine Rolle aus seiner Kleidung. "Sakura." Sie nahm sie, wollte sie schon zu ihm bringen, als sie erstarrte. Aus der Hand des Hundedämons kam etwas wie ein langer dünner, leuchtender Faden, ähnlich, wie die Schnur einer Peitsche. Die Temperatur in der Halle schien zu sinken, denn alle spürten ein Frösteln. Die Menschen wussten nicht, dass dies die Energie des Dämonenprinzen war. Der Bote schrak zusammen: "Nein....Lord Sesshoumaru...ich bitte Euch...!" Das klang fast wie ein Aufschrei. Sakura hielt den Atem an, als eine leichte Handbewegung des Prinzen diese Peitsche durch die Gegend zischen ließ. Sie traf den unglücklichen Dämon, halbierte ihn förmlich. Licht leuchtete blendend hell auf. Als die Menschen wieder etwas sehen konnten, war von dem Boten keine Spur mehr zu entdecken. Hastig warfen sich alle flach auf den Boden, überzeugt, dass auch die wüsteten Gerüchte der Wahrheit entsprachen. Lord Sesshoumaru gab niemandem eine Chance, einen Fehler wieder gut zu machen. Und: dies war immerhin auch ein Dämon gewesen, ein starkes, mächtiges Wesen. Welche Kraft hatte der Dämonenprinz? "Sakura." Ihr Name ließ das Mädchen eilends aufspringen, allerdings nur, um sich vor ihn hinzuknien, ihm die Rolle zu bieten. Sie wollte sich keinen Fehler leisten, nachdem sie beobachtet hatte, wie die prompte Strafe aussah. Er nahm die Nachricht, drehte sich um und ging wieder zu seinen Zimmern. Die Menschen wagten erst jetzt, die Gesichter vom Boden zu nehmen, langsam aufzustehen. Als Sakura weiter zu den Räumen des Schlossherrn ging, bemerkte sie zum ersten Mal, wie andere sie mitleidig ansahen. Vermutlich stellten sie sich gerade vor, wie sie behandelt worden war. Sesshoumaru las den Brief langsam. Es war ein Bericht Yukis, ihres Haushofmeisters. Bei dem Gift handelte es sich um ein Mineral, das äußerst fein zerrieben worden sei. Diese Gesteinsart käme nur an wenigen Stellen in einem Gebirge, vor. Er rollte den Brief zusammen. Diese Information brachte ihn keinen Schritt weiter. Es wurde Zeit, dass er sich aus dieser Menschennähe entfernen konnte. Er war direkt froh gewesen, als dieser dumme Bote ihn beleidigt hatte. Ein wenig sich abreagieren zu können, hatte ihm gut getan. Aber er hatte seinem Vater ja versprochen, keinen Menschen zu töten. Sonst hätte gestern Abend schon Tamahato dran glauben müssen. Immerhin schien sich Yuki noch immer den Kopf über dem Gift zu zerbrechen, suchte gar ein Gegenmittel. Vielleicht käme er dann doch bald hier weg. Es waren schon vierundzwanzig Stunden, die er hier ausharren musste. Hoffentlich brachte der Besuch in der Weberei eine Aufklärung. Der Fürst hatte sofort alles stehen und liegen gelassen, als Sakura ihm ihre Botschaft überbracht hatte. Auf dem Weg durch die Halle hörte er, was hier inzwischen passiert war, und warf einen Blick seitwärts zu der jungen Dienerin. Yakuma hatte anscheinend eine glückliche Hand bei ihrer Auswahl gehabt, lebte sie doch nun schon vierundzwanzig Stunden in engem Kontakt mit dem Dämonenprinzen. Und sie zeigte keine Verletzung, schien auch nicht verängstigt oder hatte ihn gebeten, sie von dieser Aufgabe zu befreien. Er müsste seinen Haushofmeister dafür loben. Auch die übrigen Diener waren verwundert, dass Sakura noch lebte. Jeder hier wusste schließlich, dass sie schon manches Mal zuviel geredet hatte, etwas Falsches gesagt hatte, gerade auch gegenüber dem Haushofmeister. Sie konnten sich nur vorstellen, dass sie so bestraft worden war, dass man keine Verletzung sehen konnte. Denn, dass dieses vorwitzige Mädchen sich so beherrschen konnte, kein falsches Wort zu sagen, erschien ihnen äußerst unwahrscheinlich. Sakura schob die Tür beiseite, kniete nieder: "Lord Sesshoumaru...Fürst Takaeda." Der Dämonenprinz hatte noch den Brief in der Hand. Die beiden Menschen beobachteten mit leisem Gruseln, wie dieser plötzlich zu dampfen schien, sich dann in grünlichem Licht auflöste, ehe Sesshoumaru aufblickte: "Gehen wir." "Wie Ihr wünscht." Der Schlossherr neigte höflich den Kopf. Da sie keine andere Anweisung erhalten hatte, folgte Sakura den beiden. ************************************** Das nächste Kapitel heisst: Die Weberei. Und wer da keine Informationen erhält, wäre wohl selbst schuld. Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlsassen, dem schicke ich wie immer eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel oben ist. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)