Giftseide von Hotepneith (Lord Sesshoumaru ermittelt) ================================================================================ Kapitel 1: Der Auftrag ---------------------- Hallo, ich habe versucht, eine ein bisschen andere story zu schreiben, einen reinen Ermittlerkrimi. Die Hinweise bekommt ihr genauso wie der Detektiv...in diesem Fall also ein halbwüchsiger Sesshoumaru. Viel Spass beim Raten. Und denkt dran: zu glauben, zu wissen WER, genügt sicher nicht. Mittel, Gelegenheit und Motiv sind es. 1. Der Auftrag Leises Schwerterklirren war zu hören. Ein neugieriger Beobachter hätte auf dem Übungsplatz des Schlosses zwei Männer miteinander kämpfen sehen. Beide hatten die Oberkörper entblößt, was verriet, dass dies hier nur ein Trainingskampf war. Einer der beiden war deutlich älter als der andere, mochte an die vierzig Jahre sein. Seine Haare waren schwarz und hinten zu einem Zopf zusammengebunden. Den anderen hätte ein menschlicher Beobachter vielleicht auf 16 oder 17 geschätzt, wenn er sich nicht über die unübliche weiße Haarfarbe gewundert hätte. Ein zweiter Blick hätte dann den Eindruck bestätigt, dass die Ohren zu spitz für einen Menschen waren, die Streifen an den Handgelenken und im Gesicht ebenso eine ganz andere Gattung verrieten. Der Jüngere war eindeutig ein Dämon. Und damit sicher auch älter als die scheinbaren Jahre. Der ältere allerdings war ebenso eindeutig ein Mensch. Dieser sprang jetzt zurück: "Nein, junger Herr. So geht das nicht. Ihr setzt schon wieder nur mehr Eure Körperkraft ein." "Willst du mich tadeln?" "Ich muss sogar. So lautet der Befehl Eures Herrn Vaters." Das war seinem Schüler bewusst: "Nun gut. Welchen Fehler soll ich begangen haben?" "Ihr sollt vergessen, dass Ihr ein Dämon seid und ich ein Mensch. Konzentriert Euch nicht auf Kraft, sondern auf Technik. Eines Tages werdet Ihr Dämonen gegenüberstehen, die Euch an Kraft...nun...annähernd erreichen werden." Er kannte den Schwachpunkt seines Schülers. "Und wenn ihre Technik dann besser ist, geratet Ihr in Gefahr." "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mir gefährlich werden kann." Der Trainer seufzte leicht: "Lord Sesshoumaru, das solltet Ihr nie denken. Es gibt für alles ein erstes Mal." Der junge Dämon überlegte kurz, was sein Vater sagen würde, erlitte sein Schwertlehrer einen Unfall. Aber dieser würde ihm das kaum glauben. Und Vaters Wort war für Sesshoumaru Gesetz. So antwortete er nur: "Dann zeig mir die Technik noch einmal." "Wie Ihr wünscht. Greift mich noch einmal so an wie zuvor...aber langsam. Genau. Und wenn ich nun mit meinem Schwert hier entgegenkomme, die Klinge leicht drehe..." Sesshoumaru spürte überrascht, wie er nur dank seiner körperlichen Überlegenheit noch seine Waffe in der Hand behalten konnte. "Ich verstehe. Dann greif mich nun an." Der Trainer gehorchte, bemerkte, wie sein Schüler den neuen Trick diesmal bewusst einsetzte. Seine Klinge flog gut fünf Meter weit. Er rieb sich ein wenig die schmerzende Hand, als er hinüberging: "Ja, das war es, junger Herr. Ihr lernt rasch." "Verzeiht, Lord Sesshoumaru!" Ein Dämon, dessen Kleidung einen Diener verriet, war am Rand des Übungsplatzes aufgetaucht: "Ihr sollt sofort zum Taishou kommen." "Ja." Der Dämonenprinz blickte zu seinem Trainer: "Dann war es das für heute." "Wie Ihr wünscht..." Der Schwertmeister hütete sich, seine Erleichterung zu erkennen zu geben. Er würde sein Handgelenk jetzt erst einmal stundenlang kühlen dürfen. Er hatte den Ruf an den Hof des Herrn der westlichen Länder schon ungern befolgt, aber alle hatten ihm versichert, dass Inu no Taishou, der Herr der Hunde, kein Monster war. Allerdings hatte ihm niemand gesagt, dass der Sohn des Hauses für Menschen nicht gerade viel übrig hatte. Aber man musste Sesshoumaru eines zugestehen: was sein Vater wünschte, war für ihn oberstes Gebot. Und so trainierte er auch mit dem Menschen, ließ sich von ihm kritisieren. Der Trainer war sicher, dass sein Schüler schon einige Male daran gedacht hatte, ihn zu töten. Sesshoumaru hatte sein Schwert in den Gürtel geschoben und sich zum Rand des Übungsplatzes begeben, wo seine Oberbekleidung auf einem Pfosten hing. Heute hatte ihm dieser Mensch einmal wieder etwas ganz Nützliches gezeigt. Warum nur hatte ihm Vater keinen Dämon als Schwertlehrer zugeteilt? Aber es wäre undenkbar gewesen, den mächtigen Anführer aller Hundedämonen danach zu fragen. Als er über den Hof in das Schloss ging, bemerkte er mit innerer Zufriedenheit, wie alle Diener rasch an die Wände wichen, wenn sie etwas trugen, sich ansonsten tief vor ihm verneigten, seien sie Dämonen oder Menschen. Er war sich seiner Stärke und Macht voll bewusst - und er erwartete von anderen Wesen, vor allem, wenn sie so primitiv wie Menschen waren, Gehorsam und Respekt. Falls er den nicht bekam, brachte er für gewöhnlich es ihnen eigenhändig bei. Es war allerdings schon einige Male passiert, dass jemand diese Lektion nicht überlebt hatte. Sein Herr Vater hatte ihn daraufhin ermahnt, mit dem Personal nicht so hart umzuspringen. Sein Sohn hielt sich daran. Aber die meisten fürchteten ihn nichts desto weniger. Er wusste allerdings auch um seinen Platz in der Welt und so verneigte er sich höflich, als er das Arbeitszimmer seines Vaters betrat. Dieser saß mit einem anderen Dämon auf dem Boden und betrachtete etwas, dass ein Ballen Seide und ein Häufchen Asche war. Der zweite Besucher war Yuki, der zuständig war für die Organisation des Haushaltes, der Haushofmeister. Inu no Taishou sah auf: "Schön, dass du so schnell dein Training unterbrechen konntest, Sesshoumaru. Nimm Platz." Sein Sohn gehorchte überrascht. Was sollte das hier? "Yuki hat etwas sehr...Interessantes entdeckt." Sesshoumaru warf dem Haushofmeister einen etwas finsteren Blick zu: Was sollte das? Warum hatte man ihn geholt? Um sich Seide anzusehen? War er ein Mädchen? Yuki schob ihm das Gewebe zu: "Hier, junger Herr. Fällt Euch an diesem Ballen etwas auf?" Der Prinz betrachtete den Stoff genau. Da ihn sein Vater fast gespannt musterte, nahm er ihn sogar zwischen die Finger. Aber es änderte sich nichts. Für ihn war das einfach Seide. So sah es aus, so fühlte es sich an, so roch es. Ein wenig gereizt blickte er zu Yuki: "Und? Das ist Seide." Dieser sah zum Schlossherrn: "Dies finde ich besser als eine langatmige Erklärung. Selbst Ihr oder Euer Sohn könnt es so nicht wahrnehmen." "Was?" knurrte Sesshoumaru, bemerkte den tadelnden Blick seines Vaters und zwang sich zur Ruhe: "Was ist so besonders an dieser Seide?" "Sie tötet." Der Haushofmeister sagte es sachlich. "Wie bitte?" Hatte der seinen Verstand verloren? Seide, die tötet? Gewöhnliche Seide...nun, nicht ganz gewöhnliche, aber immerhin trugen sie sie seit Jahrhunderten. "Vor drei Tagen gab es ein Feuer im Lager, bei dem einige Seidenballen verschmorten oder zumindest beschädigt wurden", fasste Yuki zusammen, der seinen Bericht schon einmal ausführlich seinem Herrn gegeben hatte: "Ich gab einer Dienerin, einer Dämonin, den Auftrag diese Ballen zu entsorgen. Sie tat das, in dem sie sie abseits verbrannte. Dabei berührte sie diese Seide, auch in ihren verschmorten Teilen mit den Händen. Einige Stunden später klagte sie über heftige Schmerzen, fiel innerhalb kurzer Zeit in die Bewusstlosigkeit und starb. Da ihre Schmerzen an den Händen begonnen hatten und sich dort auch große Flächen der Haut abgelöst hatten, prüfte ich, was sie alles berührt hatte. Es war nichts Ungewöhnliches gewesen, nur Dinge, die alle angefasst hatte. Mit Ausnahme der Seide. So untersuchte ich sorgfältig alle Seidenballen, die wir noch im Lager hatten, auch die Asche der zerstörten. Zunächst fand ich nichts. Aber dann erkannte ich in der Asche die Überreste eines Giftes, das für Dämonen in hoher Konzentration tödlich ist. Es wurde offensichtlich aus keinem Lebewesen, keiner Pflanze, keinem Tier aber auch keinem dämonischen Wesen hergestellt. So suchte ich weiter und fand schließlich auch in der Seide winzige Spuren dieses Giftes. Allerdings gewiss um das tausendfache schwächer. Hätte ich nicht gewusst, wonach ich suche, hätte ich es nie gefunden. Ich möchte Euch nicht mit der Mühe der chemischen Prüfung langweilen." "Gift, das Dämonen tötet? Aber wer..?" "Hör Yuki zu Ende an", mahnte die ruhige Stimme des Schlossherrn. Der Dämonenprinz zwang sich erneut zur Ruhe. Er durfte keine voreiligen Schlüsse ziehen, ehe er alle Informationen hatte. Der Haushofmeister fuhr fort: "Berührt ein Dämon diese Seide, indem er sie trägt, wird er langsam, über Jahrzehnte, Jahrhunderte, vergiftet, endet aber schließlich mit absoluter Sicherheit in einem qualvollen Tod. Nur durch den Zufall, dass die Seide verbrannte und so die Giftmenge radikal angestiegen war- und die arme Keiro starb- gelang es mir, diesen hinterhältigen Anschlag zu erkennen. - Und bevor Ihr fragt, junger Herr: das Gift war in keinem der Ballen, die wir noch vom letzten Jahr übrig hatten. Nur die Lieferung dieses Jahres war betroffen." "Das war eine gute Nachricht." Inu no Taishou sah seitwärts: "Danke, Yuki, du warst sehr aufmerksam. Bitte, vernichte alle Seide, die wir dieses Jahr erhalten haben unter Zuhilfenahme von Menschen." "Wie Ihr wünscht." Der Haushofmeister erhob sich, verneigt sich gegen seine Herrschaft, ehe er sich rückwärts aus dem Zimmer zurückzog, nicht, ohne sich ein zweites Mal an der Tür zu verneigen. Als Vater und Sohn unter sich waren, meinte Sesshoumaru: "Diese Seide kam wie immer aus den Webereien dieser Menschen...Wir sollten sie für diesen Hinterhalt töten." "Wie immer schickte die Familie Takaeda uns diese Seide." Leiser Tadel war in der Stimme zu hören: "Und bevor du urteilst, solltest du denken." "Verzeih. - Was meinst du?" "Die Familie Takaeda hat einmalige Beziehungen zu Dämonen. Die dämonischen Spinnen des Waldgebirges liefern ihre Fäden nur bei den Takaedas ab. Und Fürst Takaeda ist nun 60. Glaubst du, er würde den Zorn der Spinnen auf sich lenken wollen, dadurch, dass er ihre Seidenfäden ruiniert? Oder glaubst du, er würde den Lebensunterhalt seiner Familie riskieren, in dem er uns, seine sicherste Einnahmequelle seit Jahrhunderten, umbringt?" "Soweit ich verstanden habe, wirkt dieses Gift sehr langsam. Vielleicht glaubt er, dass das nicht mehr in seiner Lebensspanne zu den ersten Todesfällen kommt. Es war Zufall, dass Yuki es bemerkt hat." "Nein. Ich denke nicht, dass Fürst Takaeda davon etwas weiß. Und ich möchte nicht, dass wir diese gute Quelle verlieren. Nur die Spinnen des Waldgebirges weben die Fäden so, dass die Seide unzerstörbar ist. Fast. - Nein. Es ist sicher jemand im Haushalt der Takaedas. Aber wer. Das müssen wir herausfinden. Das wirst du herausfinden." "Ja, Herr Vater", sagte Sesshoumaru automatisch, ehe ihm die Bedeutung aufging: "Ich soll zu den Takaedas? Zu Menschen???!!!" "Es würde zuviel Aufsehen erregen, wenn ich selbst dort hingehe. Für gewöhnlich besuche ich jeden neuen Fürsten nur zu seinem Amtsantritt. Wenn ich dort wäre, würde sich jeder wundern. Aber wenn man zum vierhundertsten Jahrestag unserer Geschäftsbeziehung mein Sohn sie besuchen kommt, ist das sicher unauffälliger. Und du wirst dich dort umsehen und den Giftmischer finden." "Herr Vater..." Der Prinz suchte händeringend nach einer Ausrede. Tage oder gar Wochen in einem Menschenschloss verbringen zu müssen, erschien ihm als schlimmste Strafe. "Aber...wieso der vierhundertste Jahrestag?" "Nun, wir sagen, dass dem so sei. Und wie ich Menschen kenne, freuen sie sich mehr über die Geschenke, die du anlässlich deines Besuches mitbringen wirst, als sich zu fragen, ob es wirklich exakt vierhundert Jahre sind." Er nahm seinen Sohn genau ins Auge: "Und du darfst nicht auffallen. Ich bin sicher, dass weder der Fürst Takaeda noch sein Sohn dahinter stecken. Ich wünsche nicht, dass sie denken müssen, Dämonen seien unzivilisierte Barbaren. Habe ich mich klar ausgedrückt?" "Ja, Herr Vater." Was hätte er schon sagen sollen. Aber er überlegte verzweifelt, womit er sein Familienoberhaupt in der letzten Zeit so geärgert hatte, dass er ihm diesen Befehl erteilte. Andererseits gab er sich zu, dass er ihn wohl für beherrscht und klug genug hielt, diesen Auftrag erfüllen zu können. In jedem Fall musste er den heimtückischen Giftmörder suchen und bestrafen. "Oh, eines noch, Sesshoumaru. Die Strafe für den Giftmörder soll Fürst Takaeda übernehmen, wenn es ein Mensch ist. Wir mischen uns da nicht ein. Du musst genug Beweise finden, die den Fürsten überzeugen." "Ja, Herr Vater." "Du darfst gehen. - Übermorgen wirst du zu den Takaedas reisen. Ich schicke sofort einen Boten, um sie von deiner Ankunft zu unterrichten." "Ja." Der Prinz erhob sich und ging, bemüht, seine hilflose Wut zu unterdrücken. Inu no Taishou sah ihm nachdenklich hinterher. Er hielt seinen Sohn für klug genug, eine solche Ermittlung zu führen. Aber er wusste auch, dass für Sesshoumaru Menschen gleich nach Insekten kamen. Vielleicht würde er bei den Takaedas lernen, dass Menschen auch ihre guten Seiten hatte, Seiten, die er selbst an ihnen schätzte. So gesehen verband er mit diesem Auftrag die Notwendigkeit mit dem Wünschenswerten. Denn er war sicher, dass sich sein Sohn an den Befehl halten würde. Er würde keinen Menschen unter dem Dach des Fürsten töten. Und er würde nicht nur versuchen, den hinterhältigen Giftmischer zu finden, sondern erst zurückkehren, wenn er den Auftrag erfüllt hatte. **************************** zugegebne, da war kein Tipp drin. Die Geschichte fängt ja erst an. Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich auch eine ENS, wenn nächste Kapitel oben ist. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)