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Dunkle Nächte

Wenn das Schicksal zuschlägt...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel sollte bis zum Abend dauern, aber ich wollte die Szenen noch etwas tiefer ausschreiben und habe es daher geteilt.
Ich wünsche viel Spaß bei diesem "dankbaren Geste", die Seto seinem "neuen Freund" zukommen lässt. :) Komplett anzeigen

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Die Rache

Kapitel 17

Die Rache
 

An diesem Morgen war Seto erstaunlich entspannt. Er hatte gestern das Buch noch zu Ende gelesen und war nur einen Herzschlag später eingeschlafen. Nun hatte er geduscht, seinen Kaffee getrunken und war auf dem Weg in seine Firma. Woher kam diese schrecklich gute Laune, die ihn seit dem Klingeln des Weckers begleitete? Dabei war der Traum, den er in dieser Nacht hatte, mehr als sonderbar. Nur noch Bildfetzen geisterten durch seine Erinnerungen und er konnte noch immer den Geruch frischen Blutes vernehmen. ~Du weißt doch, dass Totgesagte am längsten Leben.~ Klang noch die tiefe Stimme des Grafen in seinen Ohren und der Brünette hatte nur gelächelt, dass seine langen Eckzähne sichtbar wurden. ~Hunger?~ Hatte er gefragt und dabei einen Blick in das vor Entsetzen gezeichnete Gesicht Joeys geworfen, den er mit einem festen Griff im Nacken ruhig hielt. Er konnte nicht vergessen, wie der junge Mann voller Schmerzen aufschrie, als die scharfen Zähne in seinen Hals drangen und noch immer klang das saugende Geräusch in seinen Ohren. Der Hunger nach Blut war so groß gewesen… oh, es war so ein irrsinniger Traum und doch machte ihn allein die Vorstellung wahnsinnig, wie ihn diese honigbraunen Augen anflehten, um Hilfe bettelnd und doch so verloren starrten.
 

Ob er böse war? Oh ja, das war er! Die Limousine hielt direkt vor dem Haupteingang und beim Aussteigen fiel ihm sofort der Reporter auf. Er versuchte sich unauffällig wie ein Besucher zu verhalten, blickte auf die hohen Drachenfiguren, die den Eingang säumten. „Was wollen sie hier?“ Fragte der Firmenführer ruhig und gab Roland ein Zeichen, dass dieser weiter fahren sollte. Der kleine Mann sah sich verwundert um, die Kamera um den Hals. „Oh… meinen sie mich?“ Fragte er so unschuldig er konnte. Die eisblauen Augen durchbohrten ihn regelrecht und mit einem bitterbösen Schmunzeln meinte er. „Vielleicht bin ich im Laufe des Tages so nett und gebe einen Kommentar zu den „Vorfällen“ der letzten Woche!“ Setos Worte ließen den Mann beinahe vor Freude explodieren und einen Moment später wurde ihm bewusst, dass er sich damit ja verraten hatte.

Der junge Mann hörte schon gar nicht mehr auf das, was der Reporter als Entschuldigung von sich gab und betrat den großen Eingang. Er grüßte die Empfangsdame mit einem knappen Nicken und betrat den Fahrstuhl. Dabei löste er den blauen Schal um seinen Hals und begann seinen schwarzen Mantel zu öffnen. Mal sehen, was er mit dem kleinen Köter heute so anstellte. Ob der wieder pünktlich war? Seine Gedanken schweiften automatisch zu dem heißen Kaffee, der ihn erwartete. Das Gefühl dabei war seltsam. Er hätte es im ersten Moment wie einen kleinen Hüpfer seines Herzens bezeichnet, aber ein Herz konnte nicht springen.
 

Neugierig betrat er den Raum, die beiden Schreibtische waren noch leer und Yuriko kam immer erst kurz nach sieben. Mit ruhigen Schritten durchquerte er das Büro hinüber hinter die kleine Raumteilung. Ja, da saß er!

Mit einem unsicheren Lächeln schaute Joey zu ihm auf und begrüßte ihn mit fester Stimme. Würde er es wagen? Doch nach der Begrüßung kam nichts weiter. Wollte der Köter denn gar nicht nach dem Wochenende fragen? Musste er jetzt wirklich den ersten Schritt machen? Seto blieb am Schreibtisch stehen und stellte seinen Koffer auf diesem ab. Er öffnete ihn und zog das schwarze Buch heraus, dass er nun komplett gelesen hatte. Mit einer einfachen Handbewegung warf er es auf die Arbeitsplatte und erschrocken zuckte der Blonde zusammen. „Du kannst es wieder haben.“ Meinte er nur kühl, bemerkte dabei doch das Ein- und Ausatmen, das den 19 Jährigen deutlich entspannte. „Hat es ihnen denn zugesagt, Mr. Kaiba?“ Fragte dieser nun und Seto war innerlich erstaunt. War der Kerl wirklich so gut? Klar, Mokuba hatte sicher mit ihm gestern Abend noch telefoniert, aber trotzdem…
 

„Sieht es so aus, als ob es mir gefallen hätte?“ Dabei lag viel Hohn in seiner Stimme, die eisblauen Augen funkelten. „Nun, ihr habt einen Hauch von Farbe bekommen, wirkt deutlich entspannter und ausgeruhter. Das Wochenende schien für sie sehr angenehm gewesen zu sein. Leider kann ich aus dem Herumwerfen des Buches nicht bestimmen, ob es ihnen gefallen hat. Sie werfen des Öfteren mit Dingen um sich.“

Hatte er das jetzt wirklich gehört? Meine Güte, musste er wirklich so direkt werden? Nun schloss er den Koffer und nahm ihn vom Schreibtisch herunter. „Da gebe ich dir Recht, ich werfe dir Öfter Dinge vor die Nase.“ Gab er von sich, während er um den Schreibtisch herum trat und erst dicht vor Joey stehen blieb. „Du zuckst immer so schön zusammen, wenn du den unerwarteten Knall hörst.“ Kurz flackerte die Wut in den honigbraunen Augen auf, doch sie verschwand sofort wieder. „Nun, wenn du wirklich eine Antwort haben willst, dann werde ich heute das allerletzte Mal nett zu dir sein und sie dir geben.“ Nun war der junge Mann irritiert und zwar so stark, dass er nichts gegen die sanfte Berührung der warmen Finger tat.

Seto beugte sich vor, strich mit dem Daumen vom Kinn den Unterkiefer entlang, bis sich seine Finger leicht in den Nacken seines Opfers legten. Den Daumen drückte er dabei sanft gegen das Ohr, damit er den Kopf ein Stück in seine Richtung ziehen konnte. Die schmalen Lippen befanden sich nun dicht neben Joeys linkem Ohr. „Oh ja, es hat mir sehr gut gefallen. Genauso gut, wie mir dieses Wochenende gefallen hat. Aber dir ist doch hoffentlich klar, dass ich dich trotzdem bestrafen muss? Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass du dich in mein Leben einmischt und ich dich so einfach damit davon kommen lasse? Also, stell dich auf den grausamsten, schlimmsten und demütigsten Tag ein, den du in deinem bisherigen Leben erdulden musstest, Jonathan Harker!“
 

Die honigbraunen Augen waren so entsetzte, so voller Angst und Unglaube, dass Seto ein wollüstiger Schauer über den Rücken lief. Dieser Anblick war wie ein göttliches Geschenk. Er konnte genau sehen, wie Joey diese Worte in jeder möglichen Bedeutung drehte. Er hatte ihn schon lange losgelassen, doch noch immer rührte sich der Blonde nicht. „Ich bin in meinem Büro.“ Hauchte er schon fast und drehte sich um. Das laute Schlucken konnte er noch hören, bevor die Tür hinter ihm zu fiel.

Den schlimmsten Tag in seinem Leben? Was sollte das denn bitte schön bedeuten? Mit großen Augen starrte er auf die Tür, die sich eben geschlossen hatte und seufzte langsam. Kannte der Kerl keine Dankbarkeit? Das klang immerhin so, als hätte er ihm das beste Wochenende seit Langem beschert und dafür durfte er jetzt mit Setos Rache rechnen? Das war doch nicht fair! Nein, das war gemein, fies und unglaublich… demütigend…
 

Mit einem Brummen begrüßte er Yuriko und sortierte die letzten Anfragen. Klasse, und was sollte er jetzt machen? Sein Blick wurde von dem kleinen, schwarzen Buch eingefangen, das dort auf dem Schreibtisch lag. Na gut, wenn er so oder so bestraft wurde, dann konnte er ja mit seiner eigenen Strategie weiter machen. Vielleicht war das eine dumme Logik, aber so konnte er wenigstens entscheiden, wofür er die „Tracht Prügel“ bekam, die anscheinend noch auf ihn wartete. Von dieser Entscheidung beflügelt, arbeitete er schnell das Notwendigste ab und öffnete die Suchmaschine seines Browsers. Wenn der nette Herr so schnell mit Dracula fertig geworden war, dann sollte er eben Nachschub bekommen.

Mit einem stillen Lächeln stellte die Sekretärin ihm einen heißen Becher Tee auf den Schreibtisch und ging zu ihrem eigenen hinüber. Momentan waren sie und Joey die einzigen hier und so unterstützten und halfen sie sich, wo sie konnten. Immerhin war es ein gemeinsamer Kampf gegen die Unfreundlichkeit der „Außenwelt“ und der Ungnade von Seto Kaiba.

Die Zeit verstrich und bis kurz nach zehn gab es keine nennenswerten Vorkommnisse. Dafür, dass dieser Tag der schlimmste seines bisherigen Lebens werden sollte, war er verdammt ruhig. Was also hatte dieser Mistkerl noch alles vor? Mit einem Seufzen stand er auf und machte sich auf den Weg in die Küche, um das Frühstück seines Vorgesetzten zu holen. Hayato erwartete ihn schon und reichte ihm den Teller mit einem Lächeln. Die dunklen Augen sahen ihn wie jeden Tag freudig an und eine leicht verlegene Röte lag auf seinen Wangen. Der Küchenjunge hatte kurze, schwarze Haare und drehte sich mit einem sehnsüchtigen Seufzen wieder um.
 

Gut, dann hieß es jetzt also auf in die Hölle! Schnell noch den Kaffee fertig machen und dann wäre es auch schon spät genug. Heute wollte er sich sicher keinen Fehler leisten und auch wenn er selbst die Uhrzeit fest gelegt hatte, war es ihm gerade daher so wichtig. Joey musste noch einmal tief einatmen, bevor er klopfte. Seto rief ihn herein und mit einem freundlichen Lächeln stellte Joey das Frühstück ab. Mit einem knappen Nicken kommentierte der Brünette dieses nur und war noch immer in die Dokumente vertieft, die da vor ihm auf dem Tisch ausgebreitete waren. „Ich brauche noch einmal den Finanzierungplan der Übernahme des Ima-Projektes. Ich glaube, dass nicht alle Zahlen stimmen. Mit welchem Datum ist der älteste Plan versehen?“ Die eisblauen Augen sahen zu ihm auf und es lag keine Kälte in ihnen. Der junge Firmenführer schien einfach nur tief in seine Arbeit versunken zu sein. „Ähm…“ Schnell schluckte er sein Zögern herunter. „Ich müsste es eben nachsehen, Mr. Kaiba. Geben sie mir fünf Minuten und sie haben alle vorhandenen Varianten.“ Mit einem Nicken gab er seine Zustimmung dazu. „Gut, ich meine, dass wir mittlerweile drei haben müssten.“
 

War das wirklich die Umsetzung seines schlimmsten Tages? Langsam bekam Joey Angst, während er aus dem Schrank hinter seinem Schreibtisch die passende Mappe heraussuchte und die entsprechenden Dokumente kopierte. Ja, Seto hatte Recht, es waren drei. Er tackerte die Seiten zusammen und erhielt drei kleine Stapel. Mit diesen kehrte er in das Büro zurück und überreichte sie dem Firmenführer. Dieser nahm ihm die Papiere ab und sah noch einmal zu ihm auf. „Ach ja, ich brauche dich ungefähr in einer Stunde. Ich gebe dir rechtzeitig Bescheid und lege bitte den Termin von Morgen um 10 Uhr um. Ich habe momentan keine Zeit, mir über die Forderungen dieses eingebildeten Fatzke Gedanken zu machen. Schau, dass du einen Termin nach der Dubai Reise findest.“ Kurz hielt er inne. „Ruf noch einmal diesen Kaminski an und stell ihn zu mir durch. Irgendetwas stimmt hier mit den Zahlen nicht.“

Gehorsam nickte nun Joey und verließ das Zimmer. Das waren ganz normale Aufgaben! Noch immer kam ihm Nichts wirklich beunruhigend vor. Seto hatte im Laufe der letzten Woche immer mehr Aufgaben an ihn abgegeben und der Blonde hatte das Gefühl in seinen neuen Job hinein zu wachsen.
 

Natürlich stimmten die Zahlen nicht! Warum musste er auch immer Recht behalten? Gut, dass würde also noch einiges an Arbeit mit sich bringen, doch Seto wollte sich damit nicht auseinander setzen. Jetzt lag etwas anderes an! Jetzt wollte er seine Rache genießen und so schob er die Dokumente feinsäuberlich zusammen. Mit einem bitterbösen Lächeln rief er unten am Empfang an und erfuhr, dass soweit alles vorbereitet war. Dann mal los! Auf ins letzte Gefecht! Obwohl, es wäre ja schon schade, wenn er heute seinen Sieg einfahren konnte. Immerhin wollte er den lieben, kleinen Köter ja noch etwas länger quälen!

Jetzt durfte er nur nicht zu viel Lächeln, ein ernstes Gesicht und einen ruhigen Blick. Noch einmal kurz seine Mimik fassend, öffnete er die Tür zu seinem Büro und musste erstaunt feststellen, dass Joey nicht an seinem Platz saß. „Doch, ich bin mir sicher. Irgendwo müssen wir darüber noch Aufzeichnungen habe. Kaminski war schon einmal bei einer Projektübernahme dabei. Der Name sagt mir etwas.“ Das war die Stimme seiner Sekretärin. Sprach sie mit Joey? Verwundert durchschritt der Brünette den Raum und sah, wie sich der 19 Jährige über die Schulter Yurikos beugte. „Ich war da ja definitiv noch nicht da.“ Scherzte er und dann blickte er auf. „Oh, Mr. Kaiba, wie können wir ihnen behilflich sein?“ Fragte er freundlich. „War das Gespräch erfolgreich?“
 

„Nun, wenn du gepfuschte Zahlen als Erfolg ansiehst, dann war es das.“ Meinte er nur mit einem tiefen Brummen und deutete mit einer Handbewegung an, dass Joey ihm folgen sollte. „Kommst du bitte.“ Meinte er ruhig und der Blonde nickte unwissend. „Nach was sucht ihr da?“ Fragte er wie nebenher und betrat den Fahrstuhl. „Oh, Yuriko meinte nur, dass sie den Namen Kaminski schon einmal gehört hätte und wollte das prüfen. Ich hatte ihr von den Unstimmigkeiten erzählt. Ich hoffe, dass das in Ordnung war. Immerhin arbeitet sie ja auch im selben Büro.“ Dabei lächelte er verlegen und fuhr sich mit der Hand über den Nacken. Das tat Joey immer, wenn ihm etwas unangenehm war. Dieses Verhalten war Seto schon vor langer Zeit aufgefallen. Die eisblauen Augen sahen ihn nur kühl an. „Solange es allein oben im Büro geschieht, ist es ok. Sonst klingt das eher nach Geheimnisverrat.“ Das kurze Entsetzen konnte er deutlich in Joeys Augen erkennen. „Nein… nein… das werde ich natürlich nicht…“ Bemühte er sich und bemerkte, dass sie angekommen waren. Als sich der Fahrstuhl öffnete, spürte er die warme Hand des 22 Jährigen in seinem Rücken, der ihn leicht hinaus schob.
 

Am liebsten wäre er verschwunden, zurückgerannt oder hätte sich in Luft aufgelöst. Der Empfangsbereich war von duzenden Reportern mit Mikrofonen, Kameras und Fotoapparaten gefüllt. Dieses elende Arschloch! Das hatte er doch geplant! Seine Hände begannen zu zittern und seine Knie wurden weich. Leicht senkte er den Blick, verschränkte seine Finger hinter dem Rücken ineinander und hoffte, dass er das hier heil überstehen würde. Kaum waren sie aus dem Fahrstuhl getreten, stürzte sich die Masse schon auf sie. Seto hob die Hände, er brauchte nicht einmal etwas zu sagen und die Reporter verstummten in Ehrfurcht. „Das hier ist ein Durchgang, ein Bereich, der zum Verlassen und Betreten dieses Gebäudes gebraucht wird. Also bitte, verschwinden sie hier!“ Forderte der brünette Firmenführer sie auf und verwunderte Blicke wurden zwischen den ungebetenen Gästen getauscht. „Gut… gut, wir gehen, wenn sie uns dafür ein paar Fragen beantworten, Mr. Kaiba!“ Gab ein junger Mann so überzeugt von sich, wie seine zitternde Stimme es zuließ.

Ein eisiger Blick traf ihn und die schneidende Stimme fragte scharf. „Und was sind das für Fragen?“ Der Angesprochene schnappte nach Luft, die Hand zitterte, in der er sein Mikro hielt. Seine schwarzen Haare waren leicht kraus und seine dunklen Augen vor Angst geweitet. Er war vielleicht 17 Jahre alt. Der jüngste unter ihnen. „Stimmt es… stimmt es, dass Joey Wheeler mittlerweile für sie als Sekretär arbeitet?“ Kurz sah er zu dem blonden Mann hinter dem Firmenführer. „Wie… wie kommt es dazu?“ Schob er die Frage nach, da die erste ja beinahe offensichtlich war.
 

Eine schiere Ewigkeit schien zu vergehen, kein Blitzlicht erhellte die kleine Halle, während alle an den schmalen Lippen hingen. Irgendwann musste er etwas sagen. „Joey wollte mir beweisen, dass er nicht der unfähige, trottelige Köter ist, für den ich ihn halte. Also bot ich ihm eine Wette an. Da mein persönlicher Sekretär unerwartet seine Kündigung eingereicht hat, sollte er diesen Posten für 3 Monate übernehmen!“

Was für ein Schwein! Ein unfähiger, trotteliger Köter? Musste das wirklich sein? Joey spürte den grausamen Schmerz, mit dem sich der Druck in seinem Hals verstärkte. Er konnte nicht einmal schlucken. Darum ging es Kaiba also! Er wollte ihn vor allen bloß stellen! Seine Brust war wie zugeschnürt, er bekam kaum Luft. Was sollte er tun? Er konnte jetzt nicht einfach gehen! Dieses Arschloch hatte ihn mit dem Rücken zur Wand gestellt und ihm nur eine einzige Tür gelassen. Joey wusste jetzt schon genau, worauf das alles hinaus laufen würde.

„Aber… aber… wenn sie wirklich glauben, dass er diesen Posten nicht ausreichend ausführen kann, werden sie doch mit Verlusten rechnen müssen.“ Stellte der junge Japaner seine Worte mitten in den Raum ohne zu wissen, dass er das Messer an Joey Herz setze. Und natürlich stieß Seto Kaiba zu. „5 Millionen Dollar. Das ist der Verlust, denn ich als verschmerzbar für diese Wette einkalkuliert habe. Die Villa in Monaco hatte auch ihren Reiz, aber für den unwiderlegbaren Beweis, den unabänderbaren und alles besiegelnden Sieg über die ewig nervenden Bemerkungen und störenden Herausforderungen Wheelers erscheint mir diese Investition doch rentabler.“
 

Am liebsten hätte er geschrien, Wut und Schmerz vermischten sich zu einer grausamen Folter und pressten jede Luft aus seinen Lungen. Wie lange noch? Wie lange musste er hier noch stehen? Er hasste diesen Mann! Er hasste ihn! Das war also seine „STRAFE“ dafür, dass er alles tat, um Seto und seinen Bruder wieder näher zusammen zu bringen? Das war seine „STRAFE“ dafür, dass er sich vielleicht sogar Sorgen um ihn machte?

„Also, ist Joey Wheelers Einsatz bei dieser Wette seine Aufgabe und ihre Anerkennung als eindeutig überlegener?“ Fragte der junge Reporter und Joey wusste, was jetzt kam. Er hob den Kopf, seine Finger waren so stark ineinander verschränkt, dass er sie kaum noch spürte. Sein Gesicht war wie versteinert. Er wusste nicht, ob das Lächeln auf seinen Lippen wirklich vorhanden war. Natürlich hatte Seto sich zu ihm umgedreht und sah ihn herausfordernd an. Er sollte diese Frage beantworten. „Das haben sie gut zusammen gefasst. So kann man es ausdrücken.“ War das wirklich seine Stimme? Diese Worte taten so unglaublich weh! Dieses elende Schwein! 5 Millionen Dollar? War das sein ernst?
 

Er zitterte, wusste nicht, ob es auch sein Körper tat. Seto hatte das Interview nach einigen weiteren Fragen beendet und ihnen 15 Minuten gegeben, um dieses Gebäude und das Gelände zu verlassen. Danach schob er den Blonden in den Fahrstuhl zurück. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, drehte sich Joey um. Tränen liefen über seine Wangen und doch stoppte der Brünette die Faust gekonnt, mit der Joey zuschlug. „Du elender Scheißkerl!“ Schrie er und spürte den Schmerz nicht, der durch seinen Rücken zog, als er gegen die gegenüberliegende Wand geschmettert wurde. Dieses eiskalte Lächeln! Dieser Blick, ohne jedes Gefühl! „Ich habe dir gesagt, dass du dich nicht in mein Leben einmischen sollst! Jetzt hast du hoffentlich deine Lektion gelernt!“ Seine warmen Finger lagen um den Hals des Blonden, die andere Hand drückte die Faust gegen die kühle Wand. „Nein, Joey, ich verprügel keine kleinen Hunde! Ich habe dir gesagt, dass du deine Finger aus meinem Leben lassen sollst, also, versuch nicht ganz so erbärmlich zu sein. Das Beste, das Schönste an meiner Rache, kennst du noch gar nicht! Ich bin ein Arschloch! Durch und durch! Du wolltest dich mir in den Weg stellen, mir zeigen, was für ein starker Kerl du bist. Wie lange habe ich jetzt gebraucht, um dich zum Heulen zu bringen?“ Er schwieg einen Moment und dann ließ er den 19 Jährigen wieder los. „Frag deine neue Busenfreundin, die wird dir die letzten, kleinen Details sicher erzählen!“
 

Mit einem Pling sprang die Tür auf und Seto drehte sich um. „Ach ja, hast du den Termin noch umgelegt?“ Dabei entkam seiner Kehle ein grausames Lachen. Als er in das bleiche, voller Entsetzen geprägte Gesicht Yurikos sah, grinste er nur grausam. „Kehrst du das Häuflein Elend zusammen, das im Fahrstuhl sitzt?“ Rief er ihr noch zu und nur wenig später fiel die große Tür geräuschvoll hinter ihm zu.
 

Ja, ein Häuflein Elend war die richtige Bezeichnung. Joey lehne noch immer an der Wand, gegen die ihn Seto gestoßen hatte und Tränen liefen über seine geröteten Wangen. Der grobe Druck der schlanken Hand war nur kurz, doch stark genug, damit er ihn noch immer an seiner Kehle spürte. Langsam registrierte auch sein Gehirn den aufkommenden Schmerz seiner Schulterblätter, die den Aufschlag beinahe gänzlich abgefangen hatten und über das Rückgrat weiter gaben. „Oh Joey.“ Rief sie und ihre Hand schnellte vor, als sich die Tür des Fahrstuhles schließen wollte. Die geröteten Augen sahen zu ihr und ein leichtes Beben ergriff seine Schultern. Als wäre es der Auslöser für seine Rückkehr in diese Welt, hob er den rechten Arm und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Schon… schon ok… es geht mir gut!“ Stotterte er und versuchte sich von der Wand abzustoßen. Seine Knie waren weich, zitterten und auch seine Hände konnte er nicht still halten.

„Ja, das sehe ich. Dir geht es ganz blendend!“ Schimpfte sie mit diesem mütterlichen Ton und funkelte ihn dabei streng an. Sie griff nach seinem Arm und zog ihn aus dem Fahrstuhl heraus. Der blonde, junge Mann wehrte sich nicht dagegen und dann fragte er zögerlich nach. „Was… was hat er damit gemeint? Was hat er damit gemeint, dass du weißt, was das Beste an seiner Rache ist?“ Er konnte erkennen, dass sie nun verlegen wurde. Mit festen Schritten zog sie ihn an den Schreibtischen vorbei in den kleinen Bistrobereich. Hinter der Tür befand sich auf der rechten Seite die Garderobe, neben der sich ein Sofa stand.
 

„Das ist nicht so wichtig. Vergiss das einfach und mach dir keine Gedanken darüber.“ Brummte sie und drückte ihn in die weichen Polster. „Yuriko, was ist passiert? Was hat er getan?“ Fragte er nun direkter nach und für einen Moment schien er wieder aus sich heraus zu kommen. Ihre grauen Augen sahen ihn so mitleidig an, sie schwieg, bis er noch einmal fragte. „Als ihr unten angekommen seid, als der Fahrstuhl sich öffnete, gab es eine Übertragung… so wie ich das mitbekommen habe, wurde auf allen Bildschirmen im ganzen Bürogebäude das Bild der Überwachungskamera des Empfangsbereiches gezeigt.“ Es dauerte einige Herzschläge bis Joey die ganze Bedeutung dieser Worte verstanden hatte. Sie alle hatten gesehen, wie Seto ihn vor den Reportern gedemütigt hatte? Sie alle hatten seine Worte gehört, das Eingeständnis ihn als überlegen anzuerkennen?

Wann ihm all das klar geworden war, konnte sie sofort erkennen. Tränen rannen still über die roten Wangen und der Schmerz stand so deutlich in den großen Augen, dass sie ihn einfach in ihre Arme ziehen musste. Das war also seine Rache! Er machte ihn nicht nur vor der ganzen Welt lächerlich, demütigte ihn bis aufs Blut, nein, er sorgte dafür, dass er ab jetzt in jedem Blick seiner „Kollegen“ diese Schmach wieder erkennen konnte!
 

Wie konnte ein Mensch nur so grausam sein?
 

Und das weil er… weil er sich für ihn und Mokuba eingesetzt hatte?
 

Weil er ihm ein entspanntes, angenehmes Wochenende ermöglicht hatte?
 

Weil er… weil er… einfach nett sein wollte… weil er helfen wollte… weil er…
 

Nein, dieser Mann kannte keine Dankbarkeit! Dieser Mann kannte rein gar nichts außer Hass!

Diese Erkenntnis war wie ein Schlag in die Magengrube. Der 19 Jährige war in sich zusammengesackt und alles in ihm schien wie tot. Da war kein weiteres Gefühl als dieser unbändige, alles erfüllende Schmerz! Er nahm nichts mehr um sich herum war, weder die lautlosen Tränen, noch das stille Schluchzen. Er spürte nicht das Beben seines Körpers oder Yurikos Wärme, die ihn noch immer in den Armen hielt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  TaniTardis
2021-06-07T04:24:35+00:00 07.06.2021 06:24
Oh dieser ******....keine Worte...das wird Mokuba nicht gefallen...Bin gespannt wie es nun weiter geht und hoffe das Jiey trotzdem nicht aufgibt und diesem Eisblock Namens Kaiba endlich zum schmelzen bringt..

Lg
Antwort von:  Traumfaengero_-
11.06.2021 08:28
Es ist Joey Wheeler! Weiß der eigentlich, dass es das Wort aufgeben gibt? Ich denke, dass es in den nächsten Kapitel, die du ja schon gelesen hast, deutlich wurde. Es ist ein Katz und Maus Spiel zwischen den beiden und vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass unser lieber Eisklotz langsam ein wenig zu tauen beginnt.

Liebe Grüße
Traumfänger
Von:  Fox7Chan
2021-05-11T16:32:32+00:00 11.05.2021 18:32
Aaaaaaaaaaaaaa dieser doooooofe Kaiba!
Ich frage mich echt wie noch was aus den beiden werden soll. Langsam bringst du mich an den Punkt, wo ich die beiden nicht mehr shippe. Joey hat etwas besseres verdient als diesen gefühllosen undankbaren Eisklotz von einem Mensch! Wenn der sich nicht ändert dann dann dann...

Aber Spaß bei Seite. Das Kapitel ist gut geschrieben und ich konnte mir die Situation sehr gut (grr wenn ich Kaiba erwische)vorstellen.

LG
Fox7Chan

Antwort von:  Traumfaengero_-
11.05.2021 19:29
Liebe/r Fox7Chan,

Es ist ein Drama, da wird es leider dramatisch. Aber ja, ich leide jedes Mal wieder mit Joey, wenn ich dieses Kapitel lese.

Halt die Ohren steif, es kommen andere Situationen. ;)

Liebe Grüße
Traumfänger
Von:  Onlyknow3
2015-04-02T16:02:14+00:00 02.04.2015 18:02
Kann mich dem nur anschliessen, denn Seto ist eben Seto. Aber auch er kann manchmal charmant sein. Siehe Mokuba und Noah. Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2015-04-02T15:12:50+00:00 02.04.2015 17:12
Super gemacht, Seto.
Wenn das so weitergeht, wird aus Joey genau das, was du so verabscheust. Ein dritter Gozaburo. Denn du selbst stellt ihn hier ja schon perfekt dar, als sein Erbe.
Wenn Seto so weitermacht, gibts daran echt keinen Zweifel mehr.
Bei dir fange wirklich an, Seto zu hassen. Dabei ist er doch mein absoluter Favourit.
Na, ja, bin mal gespannt, wie Joey jetzt weitermachen will.

Lg
Lunata79
Von:  kuschelmietz
2015-04-01T21:12:51+00:00 01.04.2015 23:12
ohmann...armer joey. T_T
das muß gleich mit weinen. *schnief*
klingt vlt gemein, aber ich finde es auf der einen seite auch gut dass du kaiba so "grausam" darstelltst.
viele andere ffs neigen dazu, kaiba viel zu weich und viel zu oc darzustellen. kaiba ist nunmal so :)
auf jeden fall, wie immer super geschrieben.
mach weiter so! *banzai* ^^
lg
mietze


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