Die Argoth-Chroniken: Zikél von Alaska ================================================================================ Kapitel 14 ---------- Titel: Die Argoth-Chroniken: Zikél Teil: 14/30 Autor: Alaska & BlueMercury Genre: Fantasy Warnung: Depri Kommentar: Na? Alle gut ins neue Jahr gerutscht? Ich hoffe doch, ich bin es jedenfalls ^^ Und Zikél, Mao und Co. ebenso. Kapitel 14 steht nun am Start und es freut mich, dass ich Ulysses so schön beim letzten Kapitel reinlegen konnte. Biste mir noch böse hehehe Tja, nun sind die Tama-i frei, aber das bedeutet sicherlich nicht das Ende ihres Leidensweg muahahaha schließlich sind Blue und ich die Autoren ^.~ Viel Spaß und kommentiert fleißig ^^ ~14~ Suaresh begann den Tag mit der Kontrolle von seiner Familie und den Kranken. Es wurden wieder Tees gekocht mit der so kostbaren Wurzel, die eine der wichtigsten Arzneien ihrer Rasse war. Obwohl sie geschmacklich ungenießbar war, würde sie schnell Kraft geben und sobald sie Fleisch auftreiben konnte, würde es besser werden. Zikél hatte sich wieder vollkommen dem Braunen gewidmet. Er kraulte durch die verschwitzten Haare und flüsterte leise Worte, eher an sich selbst gerichtet. Maos Zustand war unverändert. Und wenn er sich doch verändert hatte, war er schlechter geworden. Leonidas heilte, sorgte für Essen. Und Wasser. Und ließ die Pflanze, die auch langsam knapp war, wachsen. Nitta brach Halsbänder auseinander und kümmerte sich - erstaunlicherweise - um die Jüngsten. Den Kindern, den es gut ging und deren Eltern helfen wollten, erzählte er wie ein Märchenonkel von dem Drachen Acron, den beiden mutigen Tama-i und dem Magier, die das Lager gestürmt hatten. Er erzählte auch andere fantastische Geschichten. Doch nur, solange seine Kraft und seine Ausdauer nicht gefragt waren. Die Tama-i gewöhnten sich an die beiden Männer und begrüßten sie mittlerweile mit einem Lächeln. Die Trauer, die überall präsent war, wurde nur selten deutlich gezeigt, da alle wussten, dass sie ihre Lage nur verschlimmerte. Jetzt war es wichtig sich zu erholen. Rana lief den ganzen Morgen umher und teilte Essen aus. Castor und Daikan, der Lebenspartner Sumas, kümmerten sich um den Braunen, der immer noch sehr aufgelöst wegen seiner Jungen war. Der Termin rückte näher und er wimmerte immer wieder, er wolle nicht in diesem Wald gebären. Zikél kümmerte sich hingebungsvoll um Mao. Er wusch ihn erneut sauber und bestrich die Narbe mit Blauwurzelpaste. Vorsichtig versuchte er, auch ihm Flüssigkeit zuzuführen, doch es gestaltete sich als sehr schwer. Schließlich legte er sich einfach neben ihn und wärmte den Braunen mit seinem Körper. "Wir müssen den Wald bald verlassen." Leonidas nickte. Es war ihm gerade eben gelungen, den Barrierezauber über Nacht aufrecht zu halten, doch sehr lange würde er auch das nicht mehr aushalten. "Acron kann viele von ihnen in ihre Heimat zurückbringen. Aber dazu müssten wir eine Gondel oder etwas ähnliches bauen..." schlug er gedankenverloren vor. "Wie sollen wir bauen?" Leonidas schwieg. Ja, wie? Er schüttelte den Kopf. "Zikél soll die Leute seines Stammes zusammen sammeln. Ich muss wissen, wie viele es sind." Nitta gab der Familie Zikéls Bescheid und erwähnte, dass Telis in Sicherheit wäre und so bald wie möglich wieder zu ihnen gebracht werden würde. Suaresh starrte nachdenklich vor sich hin und nickte nur einmal, um Nitta zu zeigen, dass er verstanden hatte. Dann machte er sich daran, seinen Stamm zusammenzurufen. Auch die Anderen wies er an, sich in ihren Stämmen und Familien einzufinden. Wer keine mehr hatte, war mittlerweile schon in einer Anderen aufgenommen. Tama-i waren in diesem Bereich verbunden. Es waren schließlich vier große Gruppen. Zwei davon mussten in die gleiche Region. Der Stamm der Burmai umfasste etwas über 90 Tama-i in knapp 20 Familien. "Wie sollen wir zurück kommen? Niemand würde die lange Reise überstehen." sprach er Nitta an und dieser erwähnte die Gondel. Wieder erschien dieser nachdenklich Ausdruck auf dem Gesicht des Grau-getigerten. "Das würde zu lange dauern. Wir brauchen mehr Zeit, aber das ist es, was uns fehlt. Einige wollen jetzt schon aufbrechen, weil sie es hier nicht mehr aushalten." "Es ist auch möglich, ohne Gondel mit dem Drachen zu reisen." gab Nitta zu bedenken. Was er nicht erwähnte, war, dass mit Abwesenheit des Drachen auch der Wald nicht mehr geschützt wäre. Darum würde er sich kümmern. Leonidas kam zu ihnen. "Wie viele?" "Etwa 90. Aber Viele können laufen." Leonidas nickte. "Einige müssen laufen. Aber 30, mit Chance 40 können mit dem Drachen in ihre Heimat zurück. Bis heute Abend." Leises Murmeln bei den Umstehenden, doch es wurde schnell leiser, als Suaresh sprach. "Und was ist mit den Anderen? Was wird aus den anderen Stämmen? Sie können nicht alle laufen. Sie wohnen zu weit weg. Ich weiß nicht, ob sie uns Wächter nachschicken. Dieser Steinbruch war privat und somit nicht von einer ganzen Armee geschützt, aber sie könnten uns Orks hinterher schicken." Trotz seiner geringen Größe bezweifelte niemand, dass Suaresh der Sprecher aller war. "Ich will nicht noch mehr Leute verlieren. Das muss endlich aufhören." Leonidas erhob ebenfalls seine Stimme. "Die Kranken, Verletzten und Jungen zusammen mit einigen, die sie betreuen können, werden gebracht. Danach können wir die Anderen wegbringen. Oder ihr macht euch zu Fuß auf den Weg." Leonidas machte eine Pause, sah sich um. "Es ist eure Entscheidung. Beratet euch und teilt euch dann mit." Damit verließ er mit Nitta das Zentrum der Versammlung und besuchte Mao und Zikél in der Hütte. Leonidas schob Zikél von dem Braunen herunter. Seine Hände legte er auf die gerade verheilte Wunde und ging tiefer, spürte, wie seine Magie letztes verletztes Gewebe und Zellen wieder verband. Doch viel war es nicht, dass er noch tun konnte. Zärtlich strich er dem Jungen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Mao... sei stark." Er beugte sich hinunter und gab dem Tama-i einen Kuss. Einen kurzen nur, und doch einen Kuss voller Gefühl. Zikél beobachtete es aus müden Augen, aber konnte nicht mal mehr Eifersucht fühlen. Es gab nur noch diese Angst um Mao, die ihn innerlich zerriss. Warum musste er nur immer so nutzlos sein? Er konnte nie denen helfen, die er liebte. "Er muss gesund werden... er muss!" beharrte er leise und strich vorsichtig über die Seite des Verletzten. "Wie kann ich ihm nur helfen? Warum kann ich nichts tun, damit es ihm besser geht. Wenn ich ihm nur meine Kraft geben könnte, meine Energie. Er sieht so schwach und schutzlos aus." Mit einiger Anstrengung schaffte er es, die aufsteigenden Tränen niederzukämpfen und Leonidas anzublicken. Leonidas blickte zurück, griff sanft in den Nacken des Tama-i und zog ihn zu sich. Er drückte ihn an sich. Denn Zikél war nicht der Einzige, der sich um Mao sorgte und fürchtete, ihn zu verlieren. "Wir werden ihn mitnehmen, wenn das hier vorbei ist. Wir werden einen Weg finden, ihn zu heilen." Was Leonidas im Gegensatz zu Zikél wusste, war, dass es nicht nur der Körper des Braunen war, der geheilt werden musste. Sein Geist war nicht präsent und obwohl Mao noch lebte, konnte Leonidas nur eine stumpfe, mickrige, farblose Aura erkennen. Da war nichts außer Stille. "Ich werde ihn nicht sterben lassen." Zitternd presste er sich gegen den Mann und krallte sich in dessen Kleidung fest. Je länger Mao so leblos dalag, desto schwerer wurde der Druck in seiner Brust. Zikél wusste, was er in Mao gefunden hatte, was ihm der Andere bedeutete, und das zu verlieren, brach ihm das Herz. "Ich würde alles tun..." wisperte er und lehnte den Kopf gegen Leonidas Schulter. Wenn Mao nicht bald aufwachte, würde sein Körper es nicht mehr lange durchhalten. Er aß nicht, trinken war fast ebenso unmöglich. Aber der Blaue würde es weiter versuchen. Suaresh trat plötzlich in die Hütte und blickte Leonidas durchdringend an. Anscheinend hatten die Tama-i eine Entscheidung getroffen. "Wir nehmen deinen Vorschlag an. Während der Drache die Schwächsten wegbringt, werden wir hier bleiben. Einige der Bäume sind hoch, wir können Plattformen aus Ästen errichten. Das würde nicht lange dauern und wäre ein kleiner Schutz, falls es doch Patrouillen gibt. Im Dickicht der Kronen sind wir geschützter. Wir haben auch schon Gruppen eingeteilt." Er war überraschend wie schnell sich diese Rasse organisieren konnte. Anscheinend waren die Rangordnungen und Familienbanden fester, als man dachte. "Gut." sagte Leonidas. "Welcher Stamm hat seine Heimat am weitesten entfernt und wo?" "Der Stamm der Tarkesen. Sie liegt im nördlichen Gebirge an den großen Seen. Persach und Sirea leben im Wald der Iden und werden sich wohl zusammen tun. Unser Dorf war nahe der großen Ebene. Der anschließende Wald ist endlos und dicht." Suaresh schenkte Zikél keine Beachtung. Er wusste, dass der Blaue verzweifelt war, doch jetzt musste sich erst einmal um die vielen anderen Tama-i gekümmert werden. Erst wenn sie sicher waren, würden sie sich den eigenen seelischen Wunden widmen können. "Das nördliche Gebirge..." Leonidas sah Nitta an. "Ich schätze, es ist eine Tagesreise." tat dieser seine Vermutung kund. "Bei hoher Geschwindigkeit." Leonidas nickte langsam. "Sie sollen sich fertig machen. Wir brechen auf, sobald wie möglich." Suaresh nickte ebenfalls und verschwand, um die Anweisungen weiterzugeben. Binnen kürzester Zeit waren Vorräte verpackt, Kranke transportbereit gemacht und Sicherungsleinen hergestellt. Es schien, als sei an alles gedacht. Rana überwachte währenddessen den Bau der Plattformen. Da Tama-i meist Baumhäuser bewohnten, war es für kaum jemanden eine Schwierigkeit, mitzuhelfen. Als der Grau-getigerte das nächste Mal zu Leonidas trat, war alles bereit zum Aufbruch. Leonidas und Nitta hatten in der Zeit den zerstörten Schrein in den Wald gebracht und wieder weitgehend hergestellt. Die Kraft des Schreines reichte gerade noch, um den Barrierezauber Leonidas' aufrecht zu erhalten. Er hoffte nur, dass die Gegenseite nicht auf die Idee kam, Magier einzusetzen. Dann verschwand Leonidas und Nitta wies die Leute an, platz zu schaffen auf der großen Wiese. Kurz darauf tauchte der Drache auf. "Das ist Acron. Er wird euch heil nach Hause bringen!" rief Nitta, als der Drache gelandet war. Bei Gelegenheit zog er Suaresh zur Seite. "Das Ganze ist an eine Bedingung geknüpft. Wenn wir die Burmai wegbringen, dann auch Zikél. Ohne Mao." Nittas Blick war ernst. Es war das Beste für Beide. Mao lag im Koma und Leonidas glaubte nicht, dass in den nächsten Wochen damit zu rechnen war, dass er aufwachte. Das erklärte er dem Tama-i ebenfalls und verwies auf den schlechten Zustand, in dem sich Zikél jetzt schon befand. Es schmerzte, dies zu erfahren, denn Suaresh konnte sich vorstellen, was es für Zikél bedeuten würde, wenn er von dem Jungen getrennt wurde. Schon jetzt bewegte er sich kaum weiter als nötig von ihm. "Einverstanden. Ich vertraue ihn euch an." Er sprach mit der Selbstverständlichkeit eines Familienoberhauptes, dass den Partner des Sohnes längst aufgenommen und als vollwertiges Mitglied akzeptiert hatte. Selbst wenn Mao nicht das Selbe für Zikél empfand, war er doch ein Teil der Familie, allein durch die Gefühle des Blauen. Sie beluden den Drachen mit seiner lebenden Last und gaben letzte Instruktionen. Niemand wusste, wie es ausgehen würde, aber alle hofften. Der Drache erhob sich in die Lüfte und trat seine weite Reise an. Mit denen, die sich am Besten im Gelände auskannten, im Nacken. Damit er sie auch wirklich dahin bringen konnte, wo sie hingehörten. Die Zurückbleibenden blickten lange hinter dem Drachen her, einige weinten, da sie nicht sicher sein konnten, dass sie ihre Geliebten wiedersahen. Suaresh hielt Rana im Arm, der ihn sanft stützte. "Du brauchst auch mal 'ne Pause, Geliebter." bat er und küsste das angespannte Gesicht. "Später. Wir müssen erst die Plattformen fertig stellen. Ich möchte alle in Sicherheit wissen." Der Dunkelbraune schwieg dazu, er wusste, dass sein Partner nicht locker lassen würde. "Ich mache mir Sorgen um Zikél. Er zerbricht." Rana schmiegte sich dichter gegen Suaresh und vergrub das Gesicht in dessen Fell. "Ich weiß. Und es wird ihm noch mehr das Herz brechen, wenn wir ohne Mao zurückkehren. Vielleicht ist es ihm vorbestimmt, nicht glücklich zu werden." "Sag so was nicht! Su, rede mit ihm... er braucht Ablenkung." Der Grau-getigerte nickte andächtig und gab seinem Partner einen innigen Kuss. In der Hütte starrte Zikél mit leerem Blick auf Mao. Als Suaresh eintrat, bemerkte er ihn gar nicht, bis etwas seinen Kopf berührte. "Es geht ihm nicht besser, oder?" Ein schwaches Kopfschütteln. "Komm mit, Kätzchen. Wir können jede Hand gebrauchen. Hier kannst du nichts tun." Die Worte erschienen Zikél grausam, als hätte sein Kemjal schon damit abgeschlossen, dass Mao nie mehr erwachte. "Ich kann für ihn da sein. Ich will nicht..." "Du wirst mit nach draußen kommen und helfen, für die Anderen sichere Verstecke zu bauen. Los." Die Stimme war schneidender geworden und Suaresh packte seinen Sohn im Nacken, der verzweifelt versuchte zu entkommen. "Jalla! Nein! Bitte nicht. Jalla..." Es tat Suaresh weh zu sehen, wie schlecht es seinem Sohn ging, wie sehr er sich an den Jungen klammerte. Doch unerbittlich brachte er ihn nach draußen und unterband jeden Versuch, wieder hineinzulaufen. Es artete fast in einen Kampf aus, bis Castor einschritt und seinem Bruder eine ordentliche Ohrfeige versetzte und ihn anschrie, er solle sich zusammenreißen und nicht so egoistisch sein. Danach war Zikél ganz klein und still. Die beiden anderen Tama-i wechselten mitleidige Blicke und halfen ihm, an die Arbeit zu gehen. ~~~ Zunächst brachte Acron, wie geplant, die Tarkesen in ihre Heimat zurück. Danach folgten die Persach und Sirea. Und dann hieß es, die Burmai in ihre Heimat zurückzubringen. Maos Zustand war noch immer unverändert. Er hatte zwar etwas getrunken, aber das war auch alles. Der Körper des Jungen märgelte zunehmend aus. Die ganze Familie versuchte, Zikél zu unterstützen, ihn aber auch gleichzeitig so oft es ging von Mao fernzuhalten. Allein der Anblick des Kranken machte ihn halb wahnsinnig vor Sorge und Schmerz. Er musste daran erinnert werden, selbst etwas zu essen, sie zwangen ihn, sich auszuruhen, wenn er gearbeitet hatte und eigentlich zu Mao wollte. Wenn Zikél einmal unauffindbar war, mussten seine Väter nur in der Hütte nachsehen, wo er meist zusammen gekauert neben dem Bett hockte und leise auf Mao einsprach oder versuchte, ihm zu trinken zu geben. "Zikél... der Drache ist zurück. Es wird Zeit, Kätzchen. Komm mit nach draußen." Suaresh legte seine Hände auf die Schultern des Blauen, der darunter leicht zusammenzuckte. "Wir müssen Mao noch transportfertig machen, so geht das doch nicht... ich muss zuerst..." "Später... komm erst einmal mit nach draußen." Es fiel dem Grau-getigerten schwer, seinen Sohn anzulügen, denn er hatte nicht vor, ihn noch einmal zu dem Braunen zu lassen. Draußen stand Acron, der gerade von seiner lebenden Fracht bestiegen wurde und betrachtete aus den Augenwinkeln den Blauen. Zu gerne hätte er selber, hätte Leonidas noch einmal mit ihm gesprochen. Doch dafür war keine Zeit, keine Gelegenheit. Nitta hielt sich wohl weißlich in der Nähe Zikéls auf. Er wusste, dass dieser Schwierigkeiten machen würde. Kaum war Suaresh mit seinem Sohn vor die Tür getreten, stand er hinter Zikél. Er würde Mao nicht wiedersehen. Nicht jetzt. Der Blaue war etwas überrascht, als alles schon startbereit schien und Zikél blickte fragend zu seinem Kemjal auf. Dieser hatte einen Arm um ihn gelegt und schob ihn Richtung Drache. "Nein, warte..." wehrte er sich zögerlich und blieb stehen. "Wenn wir jetzt fliegen, muss Mao erst vorbereitet werden." Es schien nicht, als hätte er verstanden, was das alles bedeutete. "Kätzchen, Mao kommt nicht mit. Er ist nicht stark genug und du kannst nichts für ihn tun. Er bleibt erst mal hier und dann - " "Nein! Nein, ich kann ihn doch nicht hier zurück lassen! Wir müssen ihn mitnehmen, Jalla!" Er machte Anstalten, umzudrehen, doch Suaresh packte ihn an den Armen und drehte ihn zu sich. "Zikél sei vernünftig. Er ist nicht in der Verfassung, um - " "Dann bleibe ich bei ihm! Ich bleibe hier und komme später nach. Mit ihm." Der Ältere schüttelte den Kopf. "Nein, du kommst mit. Du wirst jetzt auf seinen Rücken steigen und wir fliegen nach Hause." Zikél schüttelte ihn ab und wehrte sich heftig dagegen wieder eingefangen zu werden. "Nein, ich lasse ihn nicht allein! Ich habe es ihm versprochen!" Er drehte sich schnell um und wollte zur Hütte rennen, doch Nitta versperrte ihm den Weg. "Lass mich vorbei, Nitta! Ich gehe nicht ohne Mao!" "Doch, das wirst du. Du kannst ihn wiedersehen, wenn du Telis abholst." Nitta packte Zikél und hob ihn an, warf ihn sich über die Schulter und brachte ihn zum Drachen. Wie wild strampelte er und trommelte mit den Fäusten auf Nitta ein. Die Umstehenden warfen ihm mitleidige Blicke zu, denn jeder wusste, wie viel Mao dem Blauen bedeutete. "Nein, ich lasse ihn nicht allein! Ich will nicht! Lass mich runter, verdammt! Ich kann ihn jetzt nicht allein lassen!" schrie er und kratzte über Nittas Rückseite. Mittlerweile bildeten sich Tränen in seinen Augen und er wurde immer verzweifelter. Die Angst, Mao vielleicht nicht mehr wiederzusehen, machte ihn wahnsinnig und er tobte nur noch weiter. Nitta wurde wütend. Er griff in den Nacken des Jungen, zog ihn von sich herunter und fauchte ihn an. "Benimm dich endlich. Du wirst jetzt mit deiner Familie in eure Heimat zurückkehren. Mao ist immer noch in Leonidas' Besitz und du kannst froh sein, wenn wir dich überhaupt noch einmal zu ihm lassen. Wenn du also noch mehr Aufstand machst, sei dir sicher, ich werde dafür sorgen, dass du ihn nie wieder siehst." Nitta wurde selbst für seine Verhältnisse sehr drastisch. Aber besondere Situationen erforderten besondere Lösungen. Erstarrt glotzte Zikél Nitta an und die pure Angst war in dem Blick zu lesen. Zikél wollte Mao nicht verlieren, weder auf die eine, noch auf die andere Weise. Die Worte prügelten mit einer Grausamkeit auf ihn ein, die er kaum ertragen konnte. Suaresh stand nur daneben und hörte traurig zu. Der Drache hatte sich erhoben und packte Zikél. Den Tama-i vorsichtig aber sicher im Maul blickte er zu Suaresh und deutete ein Nicken an. Wenn der Grau-getigerte mitwollte, sollte er sich beeilen. "Mao..." wimmerte der Blaue und schrie im nächsten Moment erschrocken auf, als der Drache ihn packte. Zikél begann zu zittern und versuchte, sich zu befreien, doch er steckte zwischen den riesigen Zähnen fest. Für einen schrecklichen Augenblick glaubte er, Acron wolle ihn fressen. Suaresh war beunruhigt, kletterte jedoch zu seiner Familie und gab das Zeichen, dass sie aufbrechen konnten. Zikél zappelte immer noch, als sich die Echse in die Luft erhob. "MAO! NEIN!" Der Drache setzte seine Schwingen in Bewegung und hob ab. Er flog schneller als zuvor und erst, als er eine Höhe erreicht hatte, die es Zikél nicht mehr erlaubte, zu springen, setzte er den Jungen auf seinem Rücken ab. Dann erhöhte er weiter und brachte sich und seine Fracht auf eine schnelle, recht erschütterungsarme Reisehöhe. Und flog. Nitta sah dem Drachen nach. Erst, als er außer Sicht war, verließ er seinen Platz und sah nach Mao. Er war nicht erwacht. Warum auch? Zikél wurde liebevoll in die Mitte seiner Familie genommen und tröstend gehalten. Sogar Castor schmiegte sich eng an ihn, da er merkte, was für Qualen sein Bruder erlitt. Normalerweise war er es immer, der den Blauen aufzog. "Es wird gut, Kätzchen. Alles wird gut." wisperte Rana und bettete den erschöpften Jungen auf seinen eigenen Körper, begann leise zu Schnurren. Zikél rollte sich zusammen und schluchzte lautlos weiter. Ihm kam es vor, als hätte man ihn in zwei Hälften gerissen, wovon eine immer noch bei Mao war. Irgendwann überwandt sein Körper die Barriere, die der Geist erschaffen hatte und ließ Zikél in einen tiefen Schlaf fallen. Suma hatte sich dicht an ihn gekuschelt, Ranas Stelle eingenommen, und strich ihm sanft über die feuchte Wange. "Du wirst ihn wieder sehen, Bruder. Dein Herz ist zu stark mit dem seinen verbunden, als das es anders sein könnte." 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