Two Souls Destiny von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: 1. Erste Begegnung ----------------------------- Die warme Luft einer Sommernacht umhüllte Nagoya, denn die Dämmerung hatte das Tageslicht schon seit einiger Zeit besiegt und langsam übernahmen die Neonlichter der Stadt das Kommando. In eben diesem Sommer sollten sich zwei Menschen durch das Schicksal begegnen und deren Seelen sich in Zukunft für immer verwinden. Vor einer Bar in Nagoya sammelte sich langsam eine Menschenmasse, denn es war Neueröffnung und der Besitzer hatte mit einem phantastischen Rahmenprogramm gelockt. Nach wenigen Augenblicken öffnete sich die große Eingangstür und die Neugierigen drängten herein. Als alle einen Platz gefunden hatten dämmte sich das Licht und weißer Nebel kroch unbehaglich über die große Bühne, welche sich mittig an der Stirnseite des Lokals befand. Es herrschte vollkommene Stille, als plötzlich von irgendwoher leise, sanfte Klaviermusik ertönte. Ein kaum hörbares Tuscheln ging durch die Reihen und gespannte Blicke erforschten die Bar, auf der Suche nach der Quelle dieser Melodie. Die Klänge des Klaviers, welche nun immer voller durch das Lokal hallten, jagte den Gästen einen wohlig kalten Schauer über den Rücken. Dann, wie aus dem Nichts, kreiste das Licht von zwei Scheinwerfern auf der Bühne, so als wollten sie diese absuchen. Eine leise Gitarre setzte in das Spiel des Klaviers mit ein und schließlich die leichten Drumms eines Schlagzeugs. In diesem Moment wurde der Nebel dichter und als er sich langsam wieder verzog , standen fünf Tänzer in ausgefallenen Kostümen und mit Harlekinmasken vor dem Gesicht auf der Bühne. Einen Augenblick später wurde die Musik schneller und die Tänzer boten eine atemberaubende Choreographie. Das Publikum war begeistert. Das Programm dauerte ungefähr zwanzig Minuten und am Ende betrat der Besitzer der Bar wieder die Bühne. Er bedankte sich bei den Musikern und nannte namentlich die Tänzer, die von einer renommierten Tanzschule kamen. "Vielen Dank an Oeda Takato, Seijitsa Na Mamori, Aihara Yosuke, Suzuhara Shinji und Hino Akihito. Weiterhin viel Erfolg", sagte der Besitzer und dann noch ein paar Worte zur Neueröffnung. Hinter der Bühne, in den Garderoben, wurde der Auftritt von den Tänzern ausgewertet. Mamori Seijitsa Na war gerade dabei sich umzuziehen. Er war nicht sehr groß, 1,75 m vielleicht und er hatte zwar eine schmale, aber trotzdem trainierte Figur. Seine hellbraunen Haare rutschten ihm immer wieder in die Stirn als er sich die Schuhe zuband und er sah etwas hilflos aus, als er versuchte die Haare aus den Augen zu pusten. "Was sagst du denn zu der Choreo heute?", fragte ihn Yosuke. Mamori blinzelte ihn schulterzuckend aus dunklen Augen an. "Ganz okey denke ich", antwortete er kurz und band sich die Schuhe zu ende zu. "Ganz okey", äffte Yosuke ihn nach, "Mensch du bist Leader, mach mal ne richtige Auswertung." Das stimmte, Mamori war Leader der Gruppe, aber mit siebzehn Jahren immer noch der Jüngste und irgendwie fand er es komisch die anderen zu kritisieren, die doch schon so viel länger dabei waren als er selbst. Mamori atmete tief durch und entgegnete schließlich: "Die Synchro war nicht optimal finde ich, aber so wie ich das gesehen hab`, waren die Ausführungen der Bewegungen sauber. Last uns das morgen in Ruhe noch einmal durchgehen, okey?" Alle sahen ihn verdutzt an. "Wieso morgen?", fragte Takato. "Wir gehen doch jetzt noch Einen trinken." Mamori lächelte aufgesetzt und schnappte sich seine Jacke und die Sporttasche. "Sorry Leute", antwortete er und zog sich die Jacke an, "aber ihr wisst doch, dass ich nach Hause muss." "Ach ja... klein Mamori-chan muss ja pünktlich zu Hause sein, sonst macht sich der große Bruder sorgen", witzelte Yosuke, aber Mamori konnte darüber überhaupt nicht lachen. Mit wütendem Gesichtsausdruck stürmte er an den anderen vorbei aus der Garderobe. "Arschloch", zischte er Yosuke noch zu, ehe er verschwand. Es herrschte allgemeine Verwirrung. "Was geht mit dem denn?", fragte Takato irritiert. "Der ist doch sonst so ausgeglichen." Doch niemand konnte es erklären. Die Dunkelheit hatte den Tag nun endgültig übermannt und das Licht der Straßenbeleuchtung wies den Menschen ihren Weg. Die Luft frischte auf und Mamori verspürte eine angenehme Kälte auf der Haut, als er in eine kleine Seitengasse einbog. Hier standen die Appartementhäuser dicht an dicht und alles wirkte irgendwie trostlos und verlassen. Nur das Licht, welches in einigen Fenstern brannte ließ erahnen, dass hier Leben existierte. Der Sand unter Mamoris Sohlen knirschte, als er den Weg zu einem der Häuser betrat. Die hölzerne Eingangstür knarrte als er sie öffnete und das Schlurfen der Schuhe auf den Treppenstufen war das einzige Geräusch, dass ihn in den ersten Stock begleitete. Auf der Klingel rechts neben der ersten Tür auf der linken Seite des Flures stand der Name Seijitsa Na. Als der Schlüssel im Schloss klackte und sich die Tür einen Spalt öffnete, strömte Mamori ein Geruch von Reis und gebratenem Hähnchen in seine Nase. Ein Lächeln legte sich auf Mamoris Lippen, als er den Flur betrat und auf dem Schuhschrank einen Zettel liegen sah, auf dem stand: "Hey kleiner Bruder! Ich hoffe es ist gut gelaufen. Was zu Essen steht auf dem Herd, ich wusste nicht wann du kommst. Wir sehen uns morgen Abend, denn wenn ich aufstehe, pennst du sicher noch. Also schlaf gut. - Joshua-" Mamori ließ seinen Blick kurz durch die Wohnung streifen. Er konnte sich nicht genau daran erinnern wann er mit seinem Bruder hier eingezogen war und obwohl die Wohnung bestimmt nicht so modern eingerichtet war wie andere Wohnungen, war es doch sein zu Hause. Und er liebte ers. Der nächste Tag brachte genauso viel Sonne wie der vorherige. Viele Leute waren unterwegs um im Park spazieren zu gehen, zu shoppen oder auch in einem Café etwas zu trinken. In eben so einem Café jobbte Mamori nach der Tanzschule, um seinen Bruder, welcher die Wohnung finanzierte, finanziell zu unterstützen. Dieses Café hieß "Come-In" und hatte eine gute Lage an einer Einkaufspassage. Von außen wirkte es recht traditionell, aber von innen hatte es den Stil eines amerikanischen Coffeeshops. Der Ansturm der Feierabendkundschaft war gerade vorbei und im Moment hatte das Personal etwas Ruhe. Mamori wischte gerade den Tresen ab und Takato, der ebenfalls dort arbeitete, polierte einige Gläser. Gerade als Mamori den Lappen ausspülen wollte, betrat ein Gast das Café und stellte sich an den Tresen. Werder Takato noch Mamori bemerkten ihn. "Hey Kleiner", ertönte schließlich eine tiefe, aber doch wohlklingende, angenehme Stimme. Mamori drehte sich instinktiv um, denn er fühlte sich immer angesprochen, wenn jemand "Kleiner" sagte. Dieses Laster trug er auch auf der Tanzschule und das nervte ihn. Normalerweise hätte er freundlich gelächelt und sich für die unachtsamkeit entschuldigt, aber als er den Gast sah, blieb ihm die Sprache weg. Vor ihm stand ein großgewachsener Kerl von etwa 1,85 m . Er war breit in der Brust und hatte die Statur eines Athleten. Schwarzes Haar quoll unter seinem beschfarbenen Basecap hervor und aus seinem Braungebrannten Gesicht blitzten mit festem Blick zwei strahlend blaue Augen. Er war definitiv kein Japaner. Einige Zeit war verstrichen, ohne das Mamori etwas sagte, also ergriff der Fremde das Wort. "Kann ich was bestellen, oder bist du hier nur ein...", der Kerl brach mittem im Satz ab. "Damm... what is theat in japaneese?", murmelte er weiter mit einem etwas angestrengtem Gesichtsausdruck. Das rüttelte Mamori wach. "Oh, i´m not a theat. You won´t belive it, but I work in this coffee", entgegnete Mamori zum Erstaunen des Fremden. Und dessen Gesichtsausdruck sprach Bände. Er lächelte. "Das hört man gerne Kleiner", sagte er, "ich will nen Eiskaffee zum mitnehmen, bitte." Schon wieder dieses "Kleiner". "Mein Name ist Seijitsa Na Mamori", stellte er sich vor. In seiner Stimme lag etwas energisches und dieses Auftreten gebgenüber Fremden war sonst gar nicht seine Art. "Aha", mehr kam von dem Fremden nicht. Mamori bereitete den Eiskaffee zu, ohne den Fremden einmal aus den Augen zu lassen. Er hatte sein Interesse geweckt und außerdem wollte er unbedingt noch- einmal in diese umwerfenden Augen schauen. Plötzlich murmelte der Fremde etwas, was Mamori nicht verstehen konnte. "Hier wimmelt es ja von Talismännern", waren die Worte, "gestern abend, heute.... hier muss irgendwo ein Nest sein." Mamori konnte das nicht verstehen, weil der Fremde es auf Deutsch gesprochen hatte und dieser Sprache war Mamori einfach nicht mächtig. Aber die Tatsache machte den Kerl noch interessanter. Mamori hätte zu gern gewusst, was es mit den vielen verschiedenen Sprachen auf sich hatte. Endlich stellte Mamori dem Fremden den Eiskaffee vor die Nase und nannte den Preis. "Danke", entgegnete der Fremde und hielt Mamori einen Schein entgegen. Als Mamori das Geld entgegennahm, trafen sich ihre Blicke das erste Mal direkt. Erst jetzt bemerkte der Fremde, was für unglaublich dunkle Augen Mamori hatte und aus irgendeinem Grund konnte er den Blick nicht lösen. Mamori behagte das gar nicht und er merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er wendete den Blick ab und mit etwas zittrigen Händen kramte er das Wechselgeld aus der Kasse. Auch als er dem Fremden das Geld zurückgab, wagte er nicht ihn nochmals anzusehen, denn sein Herz schlug auch so schon schnell genug. "Alles klar?", fragte der Fremde plötzlich teilnahmslos und steckte das Geld weg. Dann nahm er seinen Eiskaffee und ging in Richtung Ausgang. Dabei hob er noch einmal grüßend die Hand und sagte: "Also See you Ta-kun." Mamori war etwas verwirrt, rief aber hinterher: "Nicht Ta! Mamori!" Der Fremde wendete noch einmal den Kopf und lächelte:" Na sag ich doch." Dann verließ er das Café. Wie paralysiert stand Mamori nun hinter den Tresen. War das alles eben wirklich passiert? Das war alles zu merkwürdig, aber Mamoris Gesicht glühte noch immer und dieses Lächeln hatte er noch immer vor Augen. Plötzlich riss ihn Takatos Stimme aus den Gedanken: "Hey Mamori! Hat das dein Freund hier eben vergessen?" Mamori schüttelte kurz den Kopf um einen klaren Gedanken zu fassen. "Was?", fragte er und blickte auf einen Ausweis, den ihm Takato vor die Nase hielt: "Was ist das?" "Na siehst du doch", entgegnete Takato, "der lag vor dem Tresen." Mamori nahm den Ausweis und tatsächlich... das Passbild zeigte den fremden Kerl. "Ravan McCormic", las Mamori. Ravan also hieß er und Mamori merkte, dass es ihn froh machte seinen Namen endlich zu kennen. Der Ausweis war ein Glückstreffer. Er musste ihn verloren haben, als er das Geld aus dem Portemonnaie geholt hatte. "Eins fünfundachtzig, schwarze Haare, blaue Augen, geboren in Tampa/ Florida." Florida?! Ein Amerikaner also. "Nationalität: Deutsch/ Amerikanisch." Das auch noch. Aber was suchte er dann in Japan? "Geboren am 23.04.1986, er ist also nur zwei Jahre älter als ich." Takato sah ihn grimmig an. "Wen interessiert es", meinte er, "lauf hinterher und gib ihn zurück." "Ah... ja", stimmte Mamori zu und das Wissen Ravan so schnell wieder zu sehen verursachte ein Bauchkribbeln. Doch daraus sollte nichts werden, denn dieser war auf der Straße nirgends mehr zu sehen. Und nun? Takato schlug vor, dass Mamori nach der Schicht persönlich zu Ravan gehen sollte, um den Ausweis abzugeben. Die Adresse hatten sie ja jetzt schließlich. Mamori war davon weniger begeistert. Schließlich kannte er Ravan nur flüchtig Doch Takato war der Meinung, dass dies zur Kundenbetreuung gehörte. Gegen dieses Argument konnte Mamori nichts anbringen. To be continued... Kapitel 2: 2. Verwirrte Gefühle ------------------------------- Mamori schaute andauernd auf die Uhr und erwartete sehnsüchtig den Schicht- wechsel. Aber trotzdem war er sehr nervös und immer wenn er an Ravan dachte, schoss ihm die Röte in die Wangen. Endlich, mit zehn Minuten Verspätung, kam Fumiko, Mamoris Ablösung, ins "Come_In" gestürmt. "Tut mir leid", entschuldigte sie sich atemlos. "Schon okey", winkte Mamor ab. Fumiko wunderte sich etwas über seine Reaktion, weil Mamori sonst immer so einen Aufstand machte, wenn sie sich verspätete. "Alles in Ordnung?", fragte sie deshalb, während sie sich die Schürze umband. "Nein, nein! Ich muss jetzt los", antwortete Mamori gedankenlos und schon im nächsten Moment war er auch schon verschwunden. Fumiko richtete einen irritierten, aber auch irgendwie besorgten Blick an Takato: "Weißt du was mit ihm los ist?" "Nein", antwortete er knapp, " seid der eine Kumpel von ihm da war, ist er schon die ganze Zeit so nervös." Die Adresse auf dem Ausweis war ganz in der Nähe und deshalb beschloss Mamori zu Fuß dorthin zu gehen. Die Gegend in der Ravan wohnte war wunderschön. Wenn man die lange Straße hinunterschaute, konnte man die bereits untergehende Sonnte im Meer glitzern sehen. Sie tauchte die ganze Umgebung in ein blass-rosa-rot und wärmte noch immer wunderbar auf Mamoris Gesicht. Auf einmal stupste ihn jemand an der Schulter an und riss ihn aus seinen Träumen. Mamori blickte erschrocken zur Seite und vor ihm tauchte eine wunderschöne junge Frau auf, die ihn anlächelte und ihre blonden, langen Haare wehten ihr schmeichelhaft um die Wangen. "Na Süßer, was machst du denn hier in dieser Gegend? Hast du dich verlaufen?", fragte sie frech, aber es klang nicht boßartig. Mamori wusste gar nicht wie ihm geschah, antwortete dann aber perplex: "N... Nein. Ich suche diese Adresse." Mamori zeigte der jungen Frau den Ausweis. Diese stutzte kurz, entgegne dann aber: " Ah ja... Ravan-chan. Der wohnt gleich da vorne." Sie wies auf ein Appartementhaus am ende der Straße. "von dem komme ich gerade", beendete sie schließlich, "Aber du solltest aufpassen, er ist heute irgendwie nicht gut drauf. Mich hat er gerade rausgeschmissen." Dann verabschiedete sie sich freundlich und ging ihres Weges. Verblüfft sah er ihr noch einen Moment nach und das einzige was er sich fragte war, ob sie wohl was mit Ravan hatte. Aber diesen Gedanken verwarf er sofort wieder, weil es ihn doch irgendwie ärgerte. Langsam und immer nervöser werdend betrat Mamori das große Appartementhaus. Zögernd stieg er die Treppe in den ersten Stock hinauf und dabei fragte er sich, was er Ravan eigentlich sagen sollte. Und dann stand er plötzlich vor dessen Tür. "Ravan McCormic" stand auf dem Schild über der Klingel. Mamori vermutete auf Grund des alleinigen Namens, dass Ravan wohl doch allein lebte und er musste zugeben, dass es ihn ungemein freute. Mamoris Herz klopfte bis zum Hals als er zaghaft die Klingel betätigte: "Kling Klang Kling." Schon im nächsten Augenblick öffnete sich die Haustür und Mamori war überrascht, denn Ravan stand vor ihm, nur mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen. Mit einem anderen Handtuch trocknete er sich gerade die Haare. Sanft und zauberhaft flossen die noch nicht getrockneten Tropfen von seiner dunklen Haut herunter und das nasse Haar hing ihm strähnig glitzernd in der Stirn. Wieder sah er Mamori mit festem, wenn auch etwas verdutztem Blick an und Mamori wollte wieder versinken in den strahlenden, meeresblauen Augen seines Gegenübers. Erst jetzt bemerkte Mamori wie rot er geworden war und versuchte der Situation auszuweichen. "Du hast deinen Ausweis bei uns vergessen", sagte er deswegen schnell und hielt Ravan das eingeschweißte Papier entgegen. Ravan hängte sich dass Kopfhandtuch über de Schultern und nahm den Ausweis entgegen. "Danke Ta-kun", sagte er lächelnd und trat einen Schritt zur Seite um den Weg ins Appartement frei zu machen, "Komm doch rein, dann trinken wir noch fix nen Kaffee zusammen, ja?" Mamori wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich kannte er Ravan nicht wrklich gut und einfach zu fremden Leuten in die Wohnung zu spazieren war sonst gar nicht seine Art. "Na komm schon", bat ihn Ravan nochmals, "Oder musst du gleich wieder weg?" "N... nein", stotterte Mamori und betrat dann schließlich doch das Appartement, "Dankeschön." Ravan schloss die Tür hinter ihm. "Ich muss mir nur schnell was anziehen", bemerkte er dann und ging nach rechts, auf eine Tür an der Stirnseite der Wohnung. Mamori vermutete, dass dort das Bad sein musste und er hatte recht, denn Als Ravan die Tür öffnete waren Fliesen zu erkennen. "Geh du schon mal ins Wohnzimmer und mach´s dir bequem. Einfach geradeaus, ich komm auch gleich", erklärte Ravan noch und verschwand dann in der Tür. Mamori tat wie ihm geheißen, wenn auch zögerlich. Das Wohnzimmer war sauber und sehr ordentlich. Wenn auch für Mamoris Geschmack etwas zu spärlich eingerichtet. Der erste Blickfang war die große Fensterfront, welche sich an der Wand, gegenüber des Eingangs, fast über deren gesamte Länge erstreckte. Man hatte einen fantastischen Blick auf Nagoya. Davor ein Sofa und ein dazu passender Sofatisch mit Blickrichtung zum Fenster. Links und rechts des Tisches standen jeweils noch ein Sessel. Dann waren da noch zwei Bücherschränke, die sich neben der Wohnzimmertür zu beiden Seiten auftürmten. Außerdem fiel Mamori noch ein großes Keyboard auf, welches sich links an der Wand vor dem Fenster befand. Dann war da noch eine Tür in der Wand links und ein offener Durchgang rechts in Höhe des Sofas der wohl zur Küche führte, denn Mamori konnte ein Spülbecken sehen. Alles in allem ein hübsches Zimmer ohne viel Tamm Tamm, aber doch mit Stil. Mamori setzte sich zögernd auf das Sofa und beschloss geduldig zu warten und ein paar Minuten später trat Ravan dann durch den offenen Durchgang mit einem Tablett zu ihm, worauf sich zwei dampfende Kaffeetassen, Milch und Zucker befanden. Mamori schaute ihn schüchtern an. Ravan lächelte als er das Tablett auf den Tisch stellte und Mamori eine Tasse hinschob. "Bitteschön", meinte er und setzte sich auf den rechten Sessel, "hat etwas gedauert." "Schon okey", entgegnete Mamori leise und tat sich Milch und Zucker in den Kaffee. "Also", fragte Ravan schließlich, "warum hast du mir den Ausweis persönlich vorbei gebracht? Du hättest ihn doch auch ebenso gut in den Briefkasten werfen können." Was war das denn für eine Frage? Da will man schon mal nett sein... "Äh... hmmm... na ja...", druckste Mamori herum, "ich weis nicht so genau." Hilfesuchende Blicke wanderten zu Ravan, als wollten sie sagen: "Was fragst du mich so was?" Aber Ravan blickte Mamori nur, auf eine Antwort wartend, an. Er sah so erwachsen aus, wie er da so saß, die Beine übereinander geschlagen und die Kaffeetasse in der Hand. "Mein Kollege meinte, dass das zur Kundenbetreuung gehört." Puhh... gerettet. Mamori atmete hörbar auf. Das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber er hätte ja schlecht sagen können, dass er selbst Ravan gerne wieder gesehen hätte. Ravan gab sich mit der Antwort zufrieden. Irgendwie mochte er diese schüchterne Art von Mamori und wollte mehr über ihn wissen. "Woher kommst du eigentlich?", fragte er deshalb. "Aus einem kleinen Provinzdörfchen. Nara heißt es, kennst du aber eh bestimm nicht", antwortete Mamori bereitwillig und nahm einen Schluck von Kaffee. "Und woher kannst du so gut Englisch? Ich meine, vorhin im Café hast du mir einwandfrei geantwortet und so ein Wort wie "theat" kennt man ja auch nicht aus der Schule." "Mein Vater war Brite und meine Mutter Japanerin." Bei dieser Antwort hatte Mamori etwas gezögert. "War?" fragte Ravan vorsichtig. Mamori nickte leicht. "Ja... sie sind tot. Flugzeugabsturz." In diesem Moment verfluchte Ravan seine Frage. Das war wohl der klassische Tritt ins Fettnäpfchen. "Das tut mir leid", versuchte er sich zu retten. Doch Mamori winkte erstaunlicherweise fast gelassen ab. "Ist schon okey", entgegnete er, "das ist schon lange her und bei meinen Großeltern hatten wir es auch gut." "Du hast also noch Geschwister?", wollte Ravan neugierig wissen. "Ja, eine kleine Schwester und einen älteren Bruder. Bei ihm lebe ich. Er ist früher von meinen Großeltern weg und als ich sechszehn war, bin ich zu ihm gezogen um meinen Großeltern nicht zur Last zu fallen. Das ist jetzt... lass mich überlegen.... Fast ein Jahr her." Mamori fiel auf, dass über Ravans Gesicht ein kleiner Schatten gehuscht war, als er erwähnte, dass er mit sechszehn von zu Hause auszog. Irgendwie war es seltsam, aber Mamori bemerkte, dass die Stimmung von einem Moment zum anderen angespannt wurde. "Warum fragst du mich eigentlich so aus?", wollte er schließlich wissen, denn normal war es ja nicht, dass man jemandem, den man kaum kannte, seine ganze Lebendsgeschichte erzählte, "was ist denn mit deiner Familie? Ich meine, du bist nur zwei Jahre älter als ich. Warum lebst du so alleine?" Das hätte Mamori wohl besser nicht gefragt, denn Ravans Geschichtszüge wurden mit einem Mal hart. "Das geht dich nichts an", entgegnete er gereizt und stand auf. Mamori sah ihn mit großen Augen an. "Aha", meinte er dann etwas trotzig, "aber mein Leben geht dich etwas an, ja?" Ravan blickte ihn nun mit strengen Augen an, so dass Mamori unwillkürlich etwas zurück wich. "Selber schuld, wenn du einem gleich alles erzählst. Sei halt nicht so vertrauensselig", gab Ravan nur zurück, "Ich denke du gehst jetzt besser." Mamori stand auf. "Ja... natürlich", entgegnete er spitz und ging zur Haustür. Er fragte sich, wann die Situation so gekippt war. Am Anfang war doch alles in Butter und dann, von einer Sekunde zur anderen, war nur Spannung in der Luft. Hatte Mamori etwas Falsches gesagt, dass Ravan ihn gleich vor die Tür setzte? Mamori beschloss die ganze Sache nicht noch mehr anzuheizen, aber eine Sache wollte er noch klarstellen.: "Ich bin nicht so vertrauensselig wie du denkst. Es ist nur.... nur...." Warum stockte ihm jetzt der Atem? Er hätte Ravan seine ganzen Gedanken am liebsten entgegen geschmissen, aber was brachte das? Zu oft in der Vergangenheit war Mamori dabei schon auf Ablehnung gestoßen, also warum sollte es bei Ravan jetzt anders sein? Mamori brauchte und wollte sich nicht rechtfertigen, aber eins wollte er ganz sicher, nämlich das Ravan ihn verstand und das er ihn nicht für einen kleinen, dummen Jungen hielt, der ja ein so schlimmes Schicksal hat und den man jetzt bemitleiden muss. Er wollte mehr für Ravan sein, viel mehr! Und irgendwie spürte Mamori auch, dass da etwas war, zwischen ihm und Ravan. Auch wenn es nur winzig klein war, es war da und außerdem konnten kleine Dinge auch wachsen. Mamori ertappte sich dabei, wie ein wohliges Gefühl in ihm aufstieg. Es war zart und fein, aber seine Wärme erfüllte Mamoris Körper wie warme Sonnen- strahlen. Mamori beeilte sich seine Schuhe anzuziehen und öffnete dann die Haustür. "Tschüss dann", meinte er und seine Stimme klang freundlich, "Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder." Dann trat er durch die Tür. Ravan hatte schon die Hand an den Knauf gelegt. "Ja... vielleicht", entgegnete er kühl und zog dann die Tür zu. Mamori war, als könne er die Kälte fühlen, die von Ravan ausging und aus diesem Grund wollte er auch schleunigst weg von hier. Zu groß war die Angst, das eben gewonnene Gefühl durch einen Eisklotz, wie Ravan, zu verlieren. Aber war dieser Eisklotz denn nicht auch der Auslöser für die Wärme in Mamoris Inneren? Wie von selbst umspiele ein Lächeln seine Lippen. -Ja, das war es-, gestand er sich ein, -Er hat mich eindeutig in seinen Fängen-. Schlendernd ging er die lange Straße wieder hinauf, seinen Gedanken immer noch nachhängend. Er sah Ravan bildlich vor sich und am liebsten stelle er sich seine blauen Augen vor. Mamori musste kichern, als er einen Satz immer wieder in Gedanken vor sich hin murmelte: Ich bin verliebt! Er hatte sich in diesen großen, braungebrannten, gut aussehenden Amerikaner verliebt. (Deutsch- Amerikaner wenn man es genau nahm) Hals über Kopf. Im Grunde wusste er gar nichts über ihn, aber im Café wirkte er so freundlich und selbstbewusst, zu Hause allerdings unnahbar und kühl. Jedenfalls wenn man ihn auf seine Familie ansprach. Dieser Sache, und Mamori war fest entschlossen, wollte er noch auf den Grund gehen. Dieses neue Gefühl ließ Mamori etwas in seiner Vergangenheit herumkramen. Er hatte schon lange keine Beziehung mehr zu einem Gleichgeschlechtlichen. Die letzte war schon Jahre her und an deren Ende erinnerte er sich nicht gern zurück. Dazwischen lagen ein paar One Night Stands, aber das Wahre war das auch nicht. Umso mehr sehnte er sich wieder nach einer festen Bindung. Wann hatte er eigentlich entdeckt, dass er schwul war? Das war wohl mit 15, als sich ein Typ und en Mädchen an ein und dem selben Tag an ihn ranmachten. Das Mädchen ließ ihn weites gehend kalt, aber bei dem Jungen.... Hui, da hatte es schon gekribbelt in der Magengegend und etwas Aufregenderes hatte Mamori bis dahin noch nie erlebt. Am Anfang wollte er sich gar nicht darauf einlassen, weil er keinerlei Erfahrungen hatte, aber am Ende verbrachte er seine erste, wunderschöne Nacht mit dem Jungen und aus der Nacht wurde eine Beziehung. Doch am Ende wurde sein Vertrauen missbraucht und Eine harte Trennung war die Folge. Man sollte meinen, dass man aus solchen Missgriffen lernt, aber Mamori fiel noch ein paar Mal auf solche Kerle herein. Gegenüber anderen war er deshalb immer misstrauisch und eigentlich wollte er es vermeiden, jemandem so schnell wieder sein Vertrauen zu schenken. Doch Ravan hatte er trotzdem wieder viel von sich preisgegeben. Ob das wohl ein Fehler war? Mamori verdrängte diesen Gedanken. Er wollte nicht daran glauben, dass Ravan war wie alle anderen. Noch lange kreisten Mamoris Gedanken um Ravan und seine Beziehungen. Gerne hätte er sich rat geholt, aber von wem? Niemand wusste, dass er schwul war. Er hatte angst vor den Reaktionen, also blieb er allein mit seinen Gedanken. To be continued Kapitel 3: 3. Familienbande --------------------------- Mamori stand plötzlich vor seiner Wohnungstür. Hin und Her gerissen von seinen Gedanken, hatte er gar nicht bemerkt, wie er dorthin gekommen war. Als Mamori aufschloss und in den Flur trat, bemerkte er zwei Schuhpaare, die er nicht kannte. Dann hörte er schon die Stimme von seinem Bruder. "Ah Mamori... du bist da", rief er ihm zu, "Wir haben schon auf dich gewartet. Oma und Opa sind da!" Ein Glücksgefühl durchströmte Mamori. "Was? Das ist ja toll!", rief er freudig aus und entledigte sich hastig seiner Schuhe. Hektisch eilte er ins Wohnzimmer und umarmte die Großeltern. Alle Gedanken an Ravan waren wie weggeblasen. "Hallo! Schön das ihr da seid. Was führt euch denn hierher?", Mamori war kaum zu bremsen. Nach der Umarmung wurde das Gesicht der Großeltern schlagartig ernst. Mamori beunruhigte das etwas und er setzte sich erst einmal auf die Sofa zu Joshua. "Mamori hör mir jetzt bitte gut zu", begann der Großvater, "Wie du ja weißt, haben wir eine Pension in Nara. Wir haben sie damals deiner Mutter abgenommen, weil sie noch zu jung war, um die Pension zu leiten und mit dem Tod ihrer damals verstorbenen Eltern nicht zurecht kam." "Darum", fuhr die Großmutter fort, "möchten wir dich nach Hause holen, damit du lernst, die Pension zu führen. Wir sind schon zu alt und brauchen daher einen Erben." Kreidebleich blickte Mamori seinen Großeltern ins Gesicht. Wie vom Blitz getroffen saß er nun auf dem Sofa und wusste nicht, was er denken sollte. "Ab... aber...", kam er ins stottern, "ihr wisst doch, das mein Traum das Tanzen ist. Ich müsste hier wegziehen, die Tanzakademie verlassen, die Schule wechseln. Ich bin im letzten Jahr verdammt! Wie stellt ihr euch das vor?" Mamori hatte sich in Rage geredet. "Beruhig dich doch", bat der Großvater, "das wissen wir doch. Nur sehen wir in der Tanzerei keine Zukunft für dich." "Ich soll mich beruhigen?!", nun schrie es Mamorie seinen Großeltern entgegen. "Ihr habt mich nie tanzen sehen! Ihr wisst nicht, wie es bei mir läuft! Wie wollt ihr da ein Urteil fällen?!" Mamori erhob sich: " Wieso soll ich das machen? Was ist mit meiner Schwester, oder mit meinem Bruder?" "Hey... lass mich da raus", schaltete sich Joshua ein. "Das sehe ich genause", versuchte die Großmutter zu argumentieren, "Nanami ist doch erst elf Jahre alt, also viel zu jung und Joshua hat eine anständige Arbeit. Du nicht. Dir stehen alle Türen offen." "Ich bin ja auch noch in der Schule", wehrte sich Mamori, "Und meine Tür führt zum Profitanz." "Das kannst du nicht wissen!", nun war es der Großvater wieder, der streng in die Diskussion einschritt. So langsam legte sich Mamoris Wut und Verzweiflung machte sich breit, Tränen stiegen auf. "Doch! Ich weiß es", schrie Mamori nun mit zitternder Stimme, "Ich will hier nicht weg verdammt noch mal!" Dann, ohne auf eine Reaktion zu warten, lief er zur Tür, schnappte sich seine Schuhe und verließ türknallend die Wohnung. Stumm saßen sich nun die Großeltern und Joshua gegenüber. Die Großmutter atmete schwer. Ihr ging es ganz schön an die Nieren ihren Enkel so aufmüpfig zu sehen. Der Großvater hingegen schien gefasster. "Das hab ich befürchtet", brach er schließlich das Schweigen, "auch wenn er so still und schüchtern wirkt, er hat die Leidenschaft seiner Mutter und die Willenskraft seines Vaters." "Macht euch jetzt mal keine Sorgen", versuchte Joshua zu beruhigen, "Mamori kriegt sich schon wieder ein." Mamori lief ziellos durch die halbdunklen Straßen Nagoyas. Ihm war es egal, wohin sein Weg ihn führte, Hauptsache erstmal weg von seinen Großeltern. Er wollte wirklich nicht weg aus Nagoya. Nicht nur, weil er die Stadt liebte, wegen der Tanzakademie und seinen Freunden, dass wurde ihm klar. Nein, auch wegen Ravan wollte er Nagoya um keinen Preis verlassen. Es war nämlich verdammt lang her, seit er sich das letzte Mal so dermaßen verliebt hatte und er hatte nicht vor, diese Liebe so leichtfertig wieder aufzugeben. Mamori sehnte sich nach einer Schulter zum anlehnen und er hoffte sie bei Ravan zu finden. Die letzten Strahlen der im Meer versinkenden Sonne umhüllten Mamori sanft und begleiteten ihn durch die Dämmerung. Er fühlte sich traurig, allein und missverstanden... Kapitel 4: 4. Ich bin, wie ich bin (Ravan) ------------------------------------------ Am Abend war Ravan mit ein paar Freunden am Strand unterwegs. Es wurde merklich kühler und die Sonne war bereits im Meer versunken. Kleine Laternen erhellten den Strandabschnitt, und es lag eine mystische Stimmung in der Luft. Die Gruppe kam gerade von einer Privatparty und war dementsprechend gut gelaunt. Ein Mädchen hatte sich bei Ravan untergeharkt und ihr langes, blond gefärbtes Haar wurde von einer Briese sanft hin und her geworfen. Dieses Mädchen war Ayako, welche Mamori erst vor kurzem auf dem Weg zu Ravans Wohnung begegnet war. Ravan schien dieser Annäherungsversuch allerdings kalt zu lassen, denn mit einem Bier im Anschlag, warf er ihr nur einen genervten Blick zu. Einer der Kumpels machte eine Bemerkung: "Jetzt kümmere dich doch mal um die Süße. Du bist doch sonst auch der Weiberheld." "Ja sicher", murmelte Ravan auf Deutsch und nahm noch einen Schluck. Ayako ließ von ihm ab. Mürrisch ging sie eine Weile neben ihm her, bis sie plötzlich scharf nach links abbog. Ravan sah ihr nach, doch im Schein der Laternen konnte er nicht viel erkennen. "Aya-san!", rief er ihr hinterher und alle blieben stehen. Auf ein Versteckspiel hatte Ravan jetzt gar keinen Bock, aber er konnte ein junges Mädchen ja nachts nicht allein herum laufen lassen. Also ging er ihr nach. Es dauerte einen Moment ehe er sie gefunden hatte. Sie saß im Sand und unterhielt sich anscheinend mit irgendjemandem. Sauer und genervt ging Ravan auf die beiden zu. "Aya-san!", machte er seinem Ärger Luft, "Was ging mit dir denn eben? Kannst du nicht antworten wenn man dich ruft." Erschrocken sah Ayako auf. "Was blaffst du denn hier rum?", fragte sie mit ruhiger, etwas spöttischer Stimme. Ravan konnte es nicht fassen: "Geht's noch?" Ravan konnte auf Ayakos Lippen ein Lächeln erkennen. Was war denn hier los? "Willst du deinen Freund gar nicht begrüßen?", fragte sie plötzlich und nickte in mit dem Kopf in Richtung zu demjenigen, der neben ihr im Sand saß. Ihr Nebenmann zuckte zusammen. "Was denn für nen Freund?", fragte Ravan irritiert, "Davon hab ich nur ne Hand voll und von denen ist niemand in dieser Stadt." Außerdem konnte er nicht erkennen wer da neben ihr saß. Ayako wirkte überrascht und wie selbstverständlich bemerkte sie: "Und ich dachte ihr seit Freunde, weil er doch deinen Ausweis hatte." Und tatsächlich... als Ravan genauer hinsah, erkannte er Mamori, der seine Knie an den Körper gezogen hatte und diese mit den Armen umschlang. "Ta-kun?", fragte Ravan ungläubig, "Bist du das? Ach du Schande." Was hatte das denn zu bedeuten? Mamori antwortete leise mit einem "Ja", wagte aber nicht ihn anzusehen. Ravan stellte sch unmittelbar vor ihn. "Warum hast du denn nicht gleich gesagt, dass du das bist?", fragte er mit einem irgendwie strengen Unterton in der Stimme, "Statt dessen mach ich mich hier zum Idioten." Nun sah ihn Ayako böse an: "Warum machst du ihn denn so an? Du siehst doch das er deprimiert ist." Ravan atmete tief durch, dann antwortete er: "Der sieht immer so aus. Ich begegne ihm heute zum dritten Mal. So langsam glaube ich, ich hab Zucker in den Taschen. Außerdem... was gehen mich die Probleme von fremden Kerlen, oder vielmehr Kerlchen an?" Das hatte gesessen. Mamori brodelte innerlich. Was war das eben? Das war mit abstand das Arrogantes, was er jemals zu hören bekommen hatte. Mamori bereute, dass er tiefer gehende Gefühle für Ravan hegte. Das sollte er wohl besser überdenken. Was war bloß passiert? Ravan war völlig verändert. Hatte er etwa einen Zwillingsbruder? Nein, es war der Selbe! Heute war echt nicht Mamoris Tag. Eigentlich war er zum Strand gekommen um Ruhe zu finden und jetzt das! Mamori hatte noch immer nichts erwidert. Aber musste er das überhaupt? Egal was er sagte, nach so einer Aussage währe sicher alles falsch gewesen. "Na du sprühst ja vor Charme", bemerkte Ayako etwas erschrocken, "Du hast ihn ja ganz verschreckt." Ravan zuckte mit den Schultern. Aber... "Wieso bist du überhaupt bei ihm", wollte Ravan wissen, "Es ist doch sonst nicht deine Art zu fremden Jungen zu gehen." Ayako stand auf als sie antwortete: "Er saß hier so verlassen rum. Ich hab ihn erkannt. Wir haben uns heute Nachmittag schon mal getroffen." Der Rest der Gruppe rief nach den beiden. Ayako verabschiedete sich lächelnd und lief zurück. Es herrschte vollkommende Stille. Mamori zitterte vor Wut und am liebsten wäre er aufgestanden und hätte Ravan Eine rein gehauen, doch als der Mond hinter ein paar Wolken hervor kroch, war Ravans Gesicht unmittelbar vor dem Mamoris. Ravan hatte sich zu ihm herunter gebeugt und saß nun in der Hocke vor Mamori, dessen angezogene Beine zwischen denen von Ravans angehockten standen. Die Hände hatte er auf Mamoris Knie gelegt und seinen Kopf etwas schräg darauf gelehnt. Und er lächelte. Ravans blaue Augen blitzten im Mondschein und in ihnen lag so viel Freundlichkeit und Verständnis. Mamori verstand nicht. Er merkte nur, wie sein Herz anfing zu rasen und sein Gesicht vor Aufregung glühte. Was war das jetzt wieder für ein Trick? Ravans Augen wechselten den Blick zwischen den Augen Mamoris, als wolle er jedes Einzelne genau erkunden und keine Bewegung verpassen. Dann streifte sein Blick langsam über Mamoris Gesicht. Die langen Wimpern, die hohen Wangen, die kindliche Nase und schließlich über die wohlgeformten Lippen, die sich nicht zu bewegen trauten, um dann wieder zu den Augen zurückzukehren. "Dunkel wie die Nacht", flüsterte Ravan wie ein Hauch. Mamori wagte kaum zu atmen. Er verstand das alles nicht. Von einer Sekunde zur anderen war Ravan wieder der, in den sich Mamori so Hals über Kopf verliebt hatte. Und auf irgendeine Weise genoss er diesen Moment, auch wenn ihm die Bedeutung nicht ganz klar war. Ravan lachte kurz auf. Mamori sah so erschrocken aus, als hätte einen Geist gesehen. "Was hast du denn Ta-kun?", fragte Ravan mit sanfter Stimme, aber die Betonung hatte er wie ein unwissendes Kind. "Ich... äh... ich...", mehr brachte Mamori nicht über die Lippen. Ravan lachte wieder: "Hab ich dich erschreckt?" Mamori schüttelte leicht den Kopf. "Nein, also... etwas vielleicht." Ravan schaute ihn wieder mit verständnisvollen Augen an. "Ich kann mir vorstellen was du jetzt denkst, aber keine Panik, der Schein trügt oft." "Ich verstehe nicht, was du meinst", und Mamori verstand wirklich nichts, "Du bist so anders. Ich weiß nicht, woran ich bei dir bin." Ravan atmete tief durch: "Man, für jemanden der mich erst fünf Minuten kennt, bist du aber ganz schön tiefgründig. Ich weiß nicht, was du von mir erwartest." Oh... das war der Knackpunkt. Was sollte Mamori darauf antworten? Er schwieg. "Bist du jetzt sauer?", Ravan war etwas besorgt, aber er wollte dringend noch etwas loswerden, "Hör zu... ich finde es reichlich merkwürdig, dass wir uns so oft über den Weg laufen. Und du findest mich bestimmt reichlich merkwürdig, aber ich möchte klarstellen, dass du von mir in keinster Hinsicht etwas erwarten solltest." Mamori sah ihn entgeistert an. Warum sagte er so etwas? Ravan hätte das wahrscheinlich auch gern gewusst, denn er konnte selbst nicht glauben, dass er diese Sätze zu einem Kerl gesagt hatte. Er richtete sich auf. "Jedenfalls solltest du dich nicht wundern, wenn ich irgendwann mal nicht so nett bin.... So wie jetzt meine ich", fuhr er fort. "Aha...", Mamori stimmten diese Worte traurig. Ravan hätte gern noch etwas gesagt, aber seine Kumpel riefen nach ihm. "Ich muss... Also dann", Ravan hob grüßend die Hand, aber Mamori sah deprimierter aus als vorher. "Wir reden ein andern Mal, okey?", fragte Ravan und es klang wie ein Versprechen. Mamori nickte. Dann ging Ravan, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich schuldig und verantwortlich. Die Tage vergingen, ohne dass sich die beiden wiedersahen. Bei Mamori hatte sich die Lage noch nicht beruhigt. Seine Großeltern drängten noch immer darauf, dass er die Pension seiner Mutter übernehmen sollte. Fast jeden Tag besuchten sie ihn zu Hause und Mamori hatte das Gefühl, als würde alles über ihm zusammenbrechen. Er konnte nicht verstehen, warum ausgerechnet er die Pension übernehmen sollte. Aber er konnte die Bitte der Großeltern auch nicht einfach ignorieren, dazu hatte er ihnen zu viel zu verdanken und so beschloss er, sich die Pension und das ganze drum herum wenigstens mal anzusehen. In zwei Tagen wollten seine Großeltern ihn abholen und bis dahin sollte er das mit der Schule und dem Job im Come-In geregelt haben. Dort war man gar nicht begeistert von seiner Idee. Zwei Wochen sollte er fehlen, und dann so kurzfristig. Der Chef wollte zwar eine Lösung finden, aber er konnte nicht dafür garantieren, dass die Stelle nach Mamoris Rückkehr noch für ihn freistand. Mamori musste wohl oder übel einwilligen. Am Morgen des zweiten Augusts ging Mamori schländernd durch die Straßen. Morgen wollten seine Großeltern ihn abholen und er hatte sich damit abgefunden. Mamori kam gerade vom Bäcker und hatte etwas Kuchen für sich und Joshua gekauft. Die Sonne blendete so früh am Morgen und er hatte Schwierigkeiten, den Weg zu erkennen. Und dann... rums! Mamori war mit jemandem zusammengestoßen und landete unsanft auf dem Hinterteil, wobei er auch noch den Kuchen unter sich begrub. "Shit!", fluchte er und zog die Kuchentüte wieder hervor. "Oje... Ta-kun", hörte er eine Stimme und Mamori wusste genau wem sie gehörte. Er sah auf und Ravan grinste ihm breit ns Gesicht, doch anstatt Mamori aufzuhelfen, machte er sich lustig: "Immer wenn wir uns sehen, sitzt du irgendwo rum." Mamori stand auf. Er wollte gerade etwas erwidern, als ihm auffiel, dass Ravan irgendwie verändert aussah. "Sag mal... hast du was mit deinen Haaren gemacht?" Ravan war erstaunt: "Mensch Ta-kun. Du bist ja ein richtiger... hmm, auf Deutsch würde es "Blitzmerker" heißen... hast du gut erkannt." Mamori verzog das Gesicht. "Hmmm... was auch immer "Blitzmerker" heißen mag, ich hoffe es ist was Gutes." Plötzlich fing Ravan lauthals an zu lachen. Das Wort "Blitzmerker" hatte einfach zu komisch geklungen. Mamori hatte Probleme das Wort nachzusprechen und bei ihm klang es irgendwie wie "Blischmeker". "Das mit dem Deutschkurs halten wir mal für die Zukunft fest", beschloss Ravan schmunzelnd und dann bestätigte er Mamoris Anmerkung von vorhin, "Aber du hast recht. Ich hab blaue Strähnchen drin. Die halten allerdings nur eine Nacht, war für nen Gig. Ravan fuhr sich durchs Haar und klimperte mit den Wimpern. "Aber sie passen toll zu meinen Augen, oder?" Ravan hatte das eigentlich nur zum Spaß gesagt, aber Mamori sah ihn mit leuchtenden Augen an. "Ja...", sagte er leise, "wunderschön." Ravan stutzte: "Hmmm?" "Ähhh...", wie peinlich, Mamori hatte sich hinreißen lassen. "Das war nur ein Scherz... hihi." Gerettet. "Aha", Ravans Blick viel auf die Kuchentüte, "Was hast du da?" Er nahm Mamori die Tüte aus der Hand und sah hinein. Dann verzog er das Gesicht: "Ihh... Matschekuchen." Er nahm dann aber ein Stück abgebröckelten Kuchen heraus und probierte es. "Aber lecker", stellte er fest, "Kirsche." Mamori traute seinen Augen nicht. Wieder eine neuentdeckte Seite an Ravan und dann noch so eine niedliche. Mamori freute sich. Wie ein kleines Kind naschte Ravan aus der Tüte und Mamori ließ ihn gewähren. Einige Augenblicke später war der Kuchen verschwunden. Erst jetzt fiel Ravan auf, dass er ihn einfach gegessen hatte ohne zu fragen. Sein braungebranntes Gesicht errötete leicht. "Ups. Äh... sorry", sagte er schnell. Mamori musste schmunzeln. Ravan sah ihn mit großen Augen an. Das war das erste Mal, dass auf diesem fast kindlich wirkenden Gesicht ein Lächeln zu sehen war und Ravan ertappte sich bei dem Wunsch, dieses süße und natürliche Lächeln öfters sehen zu wollen. Dann blickten ihn Mamoris dunkle Augen freundlich an. "Schon okey", winkte er ab, "Ich hätte sowieso neuen holen müssen." Plötzlich klingelte Ravans Handy und als er abnahm wurde sein Gesichtsausdruck auf einmal ernst. Er sah genauso aus wie damals am Strand, als er so arrogant gewirkt hatte. Ayako war am anderen Ende. Mamori wollte nur schnell bescheid sagen, dass er fix neuen Kuchen holen ginge, aber Ravan wirkte ihm mit bösen Augen und einer herrischen Handbewegung den Satz schon im Ansatz ab. Mamori war irritiert und er konnte ein paar Gesprächsfetzen aufschnappen. "...Nein, ich bin allein. Mit wem sollte ich schon unterwegs sein? In dieser Stadt gibt's doch eh fast nur Idioten... ja, der Gig lief gut... bis dann Aya-san." Als Ravan das Handy wegpackte und Mamori wieder anlächelte, sah dieser ihn nur mit Verachtung an. Ravan verstand schon, aber er tat so, als wäre nichts gewesen. Schließlich hatte er Mamori klar gemacht, dass dieser nichts zu erwarten brauchte. Aber was erwartete Ravan denn jetzt? Das Mamori einfach hinnahm, wie Ravan mit ihm umsprang? Ravan atmete tief durch. "Jetzt guck nicht so grimmig", sagte er versöhnlich, "Das steht dir nicht." Doch dieses Mal ließ Mamori sich nicht so einfach um den Finger wickeln. Er riss Ravan die Kuchentüte aus der Hand und wollte gehen, doch dieser hielt hm am Handgelenk fest. "Warte Ta-kun", bat er energisch, "Warum bist du so sauer? Ich dachte ich hätte dir erklärt, dass dich meine Privatsachen nichts angehen. Lass uns demnächst mal in Ruhe reden, okey?" Hatte Mamori das nicht schon mal gehört? Er sah sein Gegenüber mit wütenden Augen an. "Das wird wohl nicht klappen, ich werde wohl nicht mehr da sein. Und jetzt lass mich los!", forderte er forsch. Mamori riss sich los und Ravan sah ihn erschrocken an. "Was meinst du denn damit... du bist nicht mehr da?", irgendwie beunruhigte Ravan das. "Tut mir leid", und aus Mamoris Gesicht sprach der pure Zynismus, "Aber das geht dich leider nichts an." Ravan war sprachlos. Er konnte nicht glauben, dass Mamori so energisch sein konnte. "Ta-kun", bat Ravan leise, doch Mamori beruhigte sich nicht. "Mamori, verdammt!", schrie Mamori ihm entgegen, "Mein Name ist Mamori!" Dann stürmte er davon. Ravan sah im fassungslos hinterher, doch als er sich umschaute bemerkte er, wie er von den umherstehenden Leuten angestarrt wurde. Es wurde getuschelt und einige Satzfetzen konnte er verstehen. "Das war ja wie in einer Beziehungs- kriese", "wie die sich benommen haben... das waren doch zwei Jungs". Ravan schnürte sich die Brust zu. Was sollte das heißen? Wie meinten diese Leute das? Doch ohne eine Antwort auf seine stummen Fragen machte er sich wie ein geprügelter Hund auf den Weg nach Hause. To be continued... Kapitel 5: 5. Ein neues Leben? ------------------------------ Etwas abseits lag die Pension auf einem kleinen Hügel, am Rande einer kleinen Lichtung, die an der Nordseite von einem Wald abgegrenzt wurde und von der man zu allen anderen Seiten einen herrlichen Blick über weite Felder genießen konnte. Lautlos stieg Dampf aus den heißen Quellen empor, welche sich links neben dem Haupthaus befanden und die der Besuchermagnet waren. Alles in Allem war die kleine Pension ein idealer Ort zum entspannen und um den Alltagsstress zu vergessen. Ein Auto kam den Kieselsteinweg zur Pension hinaufgefahren und hielt mit einer scharfen Bremsung vor dem Haupthaus. Mamori stieg aus diesem Auto und sein Gesicht sah etwas grünlich verfärbt aus. - Opa fährt wie ein Henker-, dachte Mamori bei sich und zum ersten Mal viel nun sein Blick auf das große Haus, das einen hellblauen Anstrich hatte und irgendwie den Eindruck einer Pension aus dem 18. Jahrhundert machte. Skeptisch betrachtete Mamori die Fassade, aber auf den ersten Blick konnte er dem Haus nichts abgewinnen. Damals schon mochte er das Haus nicht besonders, aber die Umgebung war großartig. Sein Großvater hatte schon Mamoris Koffer aus dem Auto geholt und stellte diese nun Mamori vor die Füße. "Jetzt guck nicht so missmutig", meinte der Großvater, als er an Mamori vorbei ging, "Es ist zwar alt, aber nach ein paar Renovierungsarbeiten wieder wie neu, glaub mir. Du musst bedenken, dass die Pension ja immer nur als Familienwohnhaus benutzt wurde. Wir haben ja auch erst vor ein paar Monaten angefangen, die vielen Zimmer wieder herzurichten. In den Mietzimmern sieht es also schon halbwegs vernünftig aus. Also rein mit dir Junge." Damals fand er diese Gegend schon traumhaft und als kleine Jungs konnte man hier super spielen. Bei diesen Erinnerungen legte sich unweigerlich ein Lächeln auf seine Lippen. Es war unglaublich, wie viel Zeit sei damals vergangen war und was sich in seinem Leben alles verändert hatte. Mamori wurde von einer hellen, piepsigen Stimme aus den Gedanken gerissen. Sofort sah er auf und seine Augen leuchteten, als er die Worte hörte: "Brüderchen! Endlich bist du da, ich hab dich so lange nicht gesehen!" Es war Mamoris kleine Schwester, die da aus dem Haus gestürmt kam und nun im Überschwung der Freude über das Wiedersehen, auf ihn zugerannt kam. Mamoris Gesicht hellte sofort auf. "Nanami!", rief er ihr freudig entgegen, aber da war das kleine Mädchen schon in seine Arme gesprungen, "Wie geht's dir, Maus?" Mamori gab ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange und schon sprudelten tausende von Fragen aus ihm heraus: "Wie läuft die Schule? Was hast du so getrieben? Machst du Oma und Opa auch keinen Ärger?" Nanami sah ihn verblüfft an. "Gut. Viel. Nein", war ihre Antwort und Mamori musste lachen. "Kurz und bündig", meinte er nur und schloss sie nochmals in die Arme, "Ich hab dich vermisst." Mamor stieg die knarrende Treppe in die erste Etage hinauf. Die Tür seines alten Zimmers stand offen und mit den Koffern im Schlepptau betrat er es nur zögernd. Längst vergessene Erinnerungen drangen wieder in seinen Kopf. Traurige, aber auch fröhliche und lustige. Ein Foto von seinen Eltern und Geschwistern stand noch auf dem Nachtschränkchen und seine alten Bücher und Tanzzeitschriften lagen noch genau so, wie vor einem guten Jahr, als er das Haus verlassen hatte um zu Joshua zu ziehen. Nanami betrat das Zimmer und lehnte gegen den Türrahmen. "Komm, ich zeig dir alles", drängte sie, "hier hat sich einiges verändert. Außer dein Zimmer. Das wollte Oma nicht zu einem Mietszimmer umfunktionieren, weil sie immer hoffte, dass du irgendwann zurückkommst. Sie hat es jeden Tag geputzt, auch wenn es nicht dreckig war. Komisch, oder?" "Ja... komisch", wiederholte Mamori leise. -Ach Oma... ich dachte du hättest dich damit abgefunden, dass ich in Nagoya en neues Leben beginne...- Nanami zupfte Mamori am Ärmel seines T-Shirts. "Komm jetzt", bat sie. Dann nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn einmal quer durch die Pension. Es hatte sich wirklich viel verändert. Einige Wände waren rausgerissen worden, um Räume zu vergrößern und viele Zimmer waren schon individuell eingerichtet worden, um ein bestimmtes Thema zu verfolgen. Es war wirklich unglaublich, was man aus diesem alten Kasten rausholen konnte. Mamori war positiv überrascht. Die Tage vergingen und die Arbeit an der Pension machte ihm Spaß und sie lenkte ihn von den Problemen der letzten Wochen ab. Er traf sich mit alten Freunden und am Abend, nach der Arbeit, ging er meist noch mit Nanami spazieren. Er erzählte ihr von Nagoya, von der Tanzakademie und von seinen Plänen als Profitänzer. Und er sagte ihr auch ganz direckt, dass er ihr nicht versprechen könnte, jetzt für immer in Nara zu bleiben. Aber jetzt war ihm wichtig, so viel Zeit wie möglich mit Nanami zu verbringen. Eines Tages, bei einem Spaziergang, begegneten die beiden einer alten Schulfreundin von Mamori. Das Spannende war, dass er, bevor er erkannte, dass er schwul war, unsterblich in sie verknallt war, sie ihm aber einen Korb gegeben hatte. Das Mädchen hieß Maiko, sie war jedoch kurz angebunden, weil sie auf dem Weg zu einer Freundin war. Mamori war das ganz recht. Er hatte keine große Lust in der Vergangenheit zu kramen und die freie Zeit die er hatte, verbrachte er auch lieber mit seiner Schwester. Im Laufe des nächsten Tages jedoch, tauchte Maiko bei der Pension auf. Mamori war zwar überrascht, begrüßte sie dann aber freundlich. Maiko erkannte, dass Mamori wohl wenig Zeit hatte und kam deswegen gleich zur Sache. "Kann ich mit dir reden?", fragte sie etwas schüchtern, "Es währe mir wichtig." Mamori wusste zwar nicht, was so wichtig sein könnte, aber wenn es ihr so viel bedeutete... "Ja klar", antwortete er, "Willst du gleich reinkommen?" "Nein... mir währe er lieber, wenn du um zwanzig Uhr zu der alten Eiche kommen würdest. Zu der, wo wir uns damals immer mit der Clique getroffen haben", entgegnete sie schnell. "Na gut, wenn dir das lieber ist", Mamori wusste zwar nicht, was das sollte, aber warum nicht. "Super", Maiko lachte ihm ins Gesicht, "also bis dann. Ich freu mich." Und schon m nächsten Moment war sie verschwunden. Etwas verdutzt blickte Mamori ihr nach, aber dann kam auch schon der Rüffel von seinem Großvater, dass Mamori nicht herumstehen, sondern lieber arbeiten sollte. Sofort machte sich Mamori wieder an die Arbeit. Der Tag verging schnell und die Verabredung rückte unaufhaltsam näher. Mamori hatte sich mehr oder weniger davon geschlichen, da sein Großvater noch unzählige Aufgaben für ihn hatte. Ein kleiner Feldweg führte zu der alten Eiche und hinter ihr ging langsam die Sonne unter und färbte den Himmel in ein tiefes Orange. Wolkenfetzen zogen am Horizont vorüber und das Grau wirkte auf dem Orange wie aufgemalt. Die alte Eiche stand auf einer kleinen Anhöhe. Wie eine Insel wirkte der große Baum, umringt von Feldern und Graslandschaften. Maiko wartete schon unter dem Baum und verstohlen sah sie Mamori in die Augen, als dieser den Platz betrat. "Hey", begrüßte sie Mamori und stellte sich neben sie. Maiko lehnte gegen den Stamm des mächtigen Baumes und erwiderte den Gruß lächelnd. Mamori wollte nicht lange herumreden. "Also was wolltest du denn nun so wichtiges?", fragte er deshalb geradeheraus. Maiko senkte den Blick wieder und ihre Wangen röteten sich leicht. "Na ja...", druckste sie herum, "Es geht um damals... als ich dich so gemein abgewiesen habe." Mamori verstand nicht ganz. Das war doch schon ewig her. "Das ist doch Schnee von gestern", sagte er deshalb und scherzhaft fügte er hinzu, "Brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich bin drüber weg, glaub mir." -Bin ja eh jetzt schwulDabei legte er seine Hände theatralisch übereinander auf die Brust, in Höhe des Herzens. Maiko lachte kurz auf. "Nein... das wollte ich auch nicht. Ich wollte... ich wollte", sie kam ins stottern. Unvermittelt drehte sie sich zu Mamori und ging einen Schritt auf ihn zu. Erst jetzt fiel ihm auf wie hübsch sie sich gemacht hatte und außerdem roch sie unglaublich gut. Immer näher beugte sie sich zu ihm und eine Spannung lag spürbar in der Luft. Nur wenige Millimeter trennten die beiden, doch im letzten Augenblick drückte Mamori Maiko so überrumpelt von sich, dass diese fast hintenüber kippte. Schweigend standen sie sich nun gegenüber. Was war das denn eben? "Tut mir leid", sagte Mamori schließlich, auch wenn er nicht ganz wusste, warum er sich entschuldigte. Maiko errötete wieder, aber dieses Mal wohl deswegen, weil ihr die ganze Situation unglaublich peinlich war. "Ich verstehe das nicht", sagte sie schließlich energisch, "Ich dache du wärst noch in mich verliebt." "Wie kommst du bloß darauf?", wollte Mamori mit viel Unverständnis in der Stimme wissen, "Das ist doch ewig her. Das war ein Verliebtsein damals, mehr nicht. Ich empfinde in der Hinsicht gar nichts mehr für dich." Zumal da jetzt ein gewisser Typ namens Ravan in sein Leben getreten war, aber das konnte er ihr ja schlecht erzählen. "Ich hab mich so gefreut, als ich erfuhr, dass du wieder nach Nara kommst", und Maiko klang jetzt etwas hilflos, "Ich hab dich die Zeit über so sehr vermisst und jetzt hab ich gehofft, dass wir es noch einmal miteinander versuchen könnten." "Ist das dein Ernst?", fragte Mamori ungläubig, "Maiko... ich hab mein Leben verändert. Ich bin nicht mehr der Selbe, leichtgläubige Junge von früher. Mein Leben findet jetzt in Nagoya statt und dahin werde ich in einer Woche zurückfahren. Ich weiß nicht, ob ich dann noch mal hierher komme. Endgültig meine ich." Mamori sah auf die Uhr und schickte sich zum gehen an. "Ich muss jetzt los", sagte er fast liebevoll, "Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen musste. Aber du hast eh jemand besseren verdient als mich." Mamori meinte von Maiko ein leises Schluchzen zu hüren, aber er wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen. Er gehörte nicht mehr hierher, und das wusste er jetzt. "Grüß die anderen bitte von mir, okey?", dann ging er und hob nach ein paar Metern noch einmal grüßend die Hand. "Bye bye...", vernahm Maiko noch leise, ehe sie allein unter der großen Eiche zurückblieb. Noch einmal warf Mamori einen kurzen Blick auf die kleine Anhöhe, wo der Umriss eines Mädchens sich schwarz von orangen Horizont anhob und wieder meinte er ein leises, einsames Schluchzen zu vernehmen... In der nächsten Woche traf Mamori Maiko nicht noch einmal, doch seit dem Treffen mit ihr wurde ihm jeden Tag bewusster, dass er Nagoya und auch Ravan vermisste. Seine Großeltern merkten nichts von seiner Grübelei. Sie waren nur erfreut darüber, dass er seiner Arbeit nachging und auch Nanami hatte sich wieder richtig an ihren großen Bruder gewöhnt. Leider konnte Mamori darauf keine Rücksicht nehmen. Ihm war sein eigenes Leben im Moment wichtiger und so packte Mamori am ende der Woche seine Koffer und machte sich für die Abfahrt bereit. Die Großmutter hatte vergebens versucht ihn zu überreden in Nara zu bleiben, aber Mamori hatte nur gesagt: "Mach es mir nicht so schwer Oma. Es war von vornherein geplant, dass ich nur zwei Wochen bleibe." Das musste wohl oder Übel akzeptiert werden. Die Entscheidung, ob Mamori die Pension nun übernahm oder nicht, wollte er sich für später aufheben und er erbat sich von seinen Groß- eltern Bedenkzeit. Seinem Wunsch wurde nachgekommen. Und dann war es so weit. Mamoris Koffer waren bereits im Auto verstaut und alle standen bereit um sich zu verabschieden. Doch dann kam plötzlich ein Fahrrad den Kieselsteinweg hinaufgefahren. "Noch nicht fahren", hörte man eine Stimme von weitem und Mamori erkannte, dass sie Maiko gehörte. Atemlos bremmste sie vor der Familie und kleine Schweißperlen tropften von ihrer Stirn. "Kann ich mich noch von dir verabschieden?", fragte sie zu Mamori gerichtet. Dieser lächelte. "Dumme Frage", meinte er, "Natürlich. Lass uns ein Stückchen gehen, okey?" Maiko nickte sichtlich erleichtert und sie und Mamori entfernten sich etwas von den anderen. "Ich wollte mich noch einmal bei dir entschuldigen", begann sie, "Ich wollte dich wirklich nicht bedrängen." Mamori unterbrach sie: "Jetzt lass mal gut sein. Ich hab das doch alles schon vergessen." "Danke", und Maiko meinte es ernst. Sie schaute zu den Großeltern und Nanami und meinte lächelnd: "Die warten schon auf dich." "Ja...", Mamori atmete tief durch, "Lass uns zurückgehen." Es wurde ein Tränenreicher Abschied. Nanami wollte ihren großen Bruder einfach nicht gehen lassen. Zu groß war die Angst, ihn so bald nicht wieder zusehen. Mamori versprach ihr, sie in nächster Zeit wieder zu besuchen und mit ihr Briefund Telefonkontakt zu halten. Daraufhin beruhigte sie sich zwar etwas, aber zufrieden war sie dennoch nicht. Auch Mamoris Großmutter konnte sich die Tränen nicht verkneifen. Sie hatte sich so gewünscht, dass ihr Enkelsohn für immer bleiben würde. Aber in dieser Hinsicht war ja noch nichts entschieden. Noch ein letztes Mal schloss Mamori seine kleine Schwester fest in die Arme. "Sei nicht so traurig Maus", flüsterte er ihr zu, "ich bin doch nicht aus der Welt. Du erinnerst dich doch sicher daran, worüber wir bei den langen Spaziergängen geredet haben, oder? Dann kannst du mich doch sicher auch verstehen." Nanami sah ihn mit verweinten Augen und triefender Nase an. Sie schien sich aber etwas beruhigt zu haben, denn ihr zustimmendes Kopfnicken wirkte gefasst. "Na also", meinte Mamori lächelnd und gab seine Schwester wieder frei. Es war ein befreiendes Gefühl endlich wieder im Auto zu sitzen, auch wenn Mamori wusste, dass seine Großeltern noch lange nicht akzeptiert hatten, dass er die Pension nicht übernehmen würde. Mit gemischten Gefühlen verließ Mamori die Pension und das Summen des Motors war das einzige Geräusch, das ihn über den Kieselsteinweg begleitete. Er wollte sich nicht noch einmal umdrehen. Zu groß währe der Schmerz gewesen, Nanami dort zu sehen, wie sie allein zurückblieb. Aber nun freute sich Mamori auf Nagoya, auf die Tanzakademie und auf seine Freunde. Und dann war da ja noch ein Wiedersehen, welches tief in Mamoris Innern ein Kribbeln verursachte. Nur wusste er nicht ob die Ursache dafür Vorfreude, oder doch eher Nervosität war. Die Zeit sollte es zeigen... To be continued... Kapitel 6: 6. Getrennte Wege ---------------------------- Am Montag der nächsten Woche drückte Mamori wieder die Schulbank. Der Stoff war langweilig wie immer und der einzige Lichtblick war das Tanztraining anschließend. Die Freude über die Rückkehr des Leaders war groß und die verpassten Trainingseinheiten holte er schnell wieder auf. Am Nachmittag, nach der Akademie, konnte Mamori seiner Arbeit im Come-In wieder nachgehen. Er hatte die Stelle Gott sei Dank behalten dürfen. Offensichtlich legte man doch Wert auf seine Arbeit. Voller Tatendrang betrat er das Café zusammen mit Takato. Es hatte sich nichts verändert und so konnte sich Mamori wieder voll in die Arbeit stürzen. Die beiden banden sich gerade die Schürzen um als Takato bemerkte: "Was ich dir noch sagen wollte... Du erinnerst dich doch noch an den Kerl mit dem Ausweis. Der war die vergangenen zwei Wochen fast jeden Tag hier und hat nach dir gefragt." Mamori horchte auf. "Du meinst Ravan?", fragte er überrascht, "Was wollte er denn?" "Keine Ahnung. Schien aber wichtig zu sein, sonst währe er wohl nicht fast jeden Tag hier aufgekreuzt." Nach kurzem Überlegen entgegnete Mamori: "Naja... aber danke, dass du es mir gesagt hast." - Komisch. Warum war er wohl hier? Wir hatten doch Streit-. Die Zeit wollte heute einfach nicht vergehen und Mamori war dankbar dafür, dass seine erste Pause anstand. Deswegen verzog er sich in den Aufenthaltsraum des Personals. Kurze Zeit später betrat jemand das Café. Takato blickte auf und er brachte dem Gast ein Lächeln entgegen. Es war Ravan, der wie fast jeden Tag in den letzten zwei Wochen, auf den Tresen zusteuerte und einen Eiskaffee bestellte. Auch heute glaubte er nicht Mamori anzutreffen, aber er musste es wenigstens versuchen. Er hatte die ganze Zeit über an den Streit denken müssen und wollte ihn endlich aus der Welt schaffen. Aber ohne Mamori war das gar nicht so einfach. Nun war es fast zur Gewohnheit geworden jeden Tag das Café aufzusuchen. Takato bereitete den Eiskaffee zu und er ahnte schon, dass Ravan wieder nach Mamori fragen würde, also bemerkte er: "Mamori ist heute da. Er sitzt hinten. Soll ich ihn holen?" Ravan traute seinen Ohren nicht, aber sein Gesicht hatte sich aufgehellt als er die Nachricht erhielt. "Ja... ja bitte", gab er zurück. Der Aufenthaltsraum lag gleich hinter der Bar und so brauchte Takato nicht extra hinzugehen, sondern brauchte nur zu rufen. "Mamori - san, Besuch für dich!" "Ich esse", kam es zurück. "Jetzt mach schon", drängte Takato. "Ja... ich komme", es war tatsächlich Mamoris Stimme und Ravans Herz fing an zu rasen. Einen Moment später trat Mamori hinter den Tresen. Er schien nicht wirklich überrascht, aber sein Gesicht strahlte Freude aus. Der Streit schien nebensächlich. "Was machst du denn hier?", fragte Mamori gleich. "Dumme Frage", antwortete Ravan, "Dich besuchen. Können wir kurz reden?" "Klar", Mamori ging um den Tresen herum uns setze sich zu Ravan auf einen Barhocker, "Was gibt's?" Ravan wollte gleich zur Sache kommen. "Also wegen neulich", begann er, "Ich will das geklärt haben. Ich weiß zwar nicht, was ich falsch gemacht habe, aber ich will mich entschuldigen, bevor das noch ewig zwischen uns steht." Mamoris Gesicht schien versteinert. Was sollte denn diese Nummer jetzt? "Du weißt nicht, was du getan hast, aber entschuldigst dich erstmal provisorisch, ja?", in Mamori flamm- te die Wut wieder auf und das war spürbar. Fast schreiend sagte er: "Wenn du das nicht weißt, kannst du dir deine Entschuldigung sonst wohin stecken!" "Jetzt beruhig dich mal Mamori", entgegnete Ravan erschrocken über diesen Wutausbruch. Takato hatte die Szene beobachtet und ermahnte Mamori zur Ruhe: "Mamori... nicht so laut. Die Kunden. Geht besser raus, ich mach das hier schon." Die beiden kamen der Aufforderung nach. Vor dem Café wurde Mamori schon ruhiger: "Wenn du nicht weißt, warum du dich überhaupt bei mir entschuldigen solltest, kannst du dir das auch ganz klemmen." "Es tut mir wirklich leid, dass das letztens so gelaufen ist. Aber ich dachte es währe klar, dass dich meine Privatsachen nichts angehen." "Okey...", Mamori war wie ein trotziges Kind, "Wenn das so ist dann interessiert es dich auch sicher nicht, dass ich nach der Schule von hier weggehe und in Nara eine Pension übernehme." Mamori wusste nicht, warum er Ravan das jetzt erzählt hatte, aber vielleicht hoffte er insgeheim, dass Ravan das nicht gutheißen wür- de. Und Mamori lag gar nicht so falsch mit seiner Vermutung. Ravan hatte seinen Blick gesenkt. "Was?", und seine Stimme klang bedrückt, "Da warst du also die ganze Zeit, oder?" "Ja", diese Antwort von Mamori klang hart und Mamori bereute schon wieder, dass er selbst jetzt so arrogant wirkte, wie er es bei Ravan damals verurteilt hatte. "Das kannst du nicht machen", sagte Ravan plötzlich unvermittelt, "Das geht nicht." Und Ravan war selbst überrascht, warum er das gesagt hatte. Eigentlich konnte ihm das doch wirklich egal sein. "Und wieso nicht? Dort habe ich Freunde, echte Freunde. Und auch ne Freundin." -Lüge! Aber irgendwie muss ich ihm klarmachen, dass ich nicht auf ihn angewiesen bin-. Ravan schnürte sich bei diesen Worten innerlich die Brust zu. Er ertrug sie nicht und am liebsten, hätte er sie aus seinem Kopf verbannt. Ein erdrückendes Gefühl bahnte sich den Weg durch Ravans Körper. Ein Gefühl, dass er nicht kannte. "Aber... ich will das nicht", die Worte verließen wie von selbst seinen Mund. "Ja ja... wenn du meinst. Aber war mir nicht so, dass uns unsere Privatsachen nichts angehen? Dann hast du wohl kein Recht mir da reinzureden!", Mamori schrie ihm nun diese Worte entgegen, auch wenn er nicht wusste, warum eigentlich. Ravan hatte genau das gesagt, was er hören wollte. Die Situation war so verfahren und Verzweiflung machte sich in Mamoris Körper breit, denn er wusste, dass er selbst an der ganzen jetzigen Situation schuld war. Mamori zitterte vor Wut auf sich selbst und er sah keinen Weg die Sache zu kitten. "Geh jetzt!", schrie er deshalb, "Ich will dich nicht mehr sehen!" Und einsame Tränen bahnten sich ihren weg über Mamoris Wangen. Ravan sah ihn Irritiert an. "Geh!", schrie Mamori nochmals, doch dann lief er selbst ins Come-In und verschwand hinter einer Tür. Ravan, ganz verdutzt, sah ihm nach. Leute tuschelten schon wieder hinter seinem Rücken. Was war bloß los? Er verstand gar nichts mehr. Wie konnte die Situation denn so ausarten? Ravan war völlig durcheinander. Mamoris Tränen schmerzten auf seiner Seele und was hatte Mamori da gesagt? Er hatte eine Freundin?! Dieser Gedanke traf Ravan wie ein Stich ins Herz. Es machte ihn wütend, nur wusste er nicht, warum ihn diese Tatsache so störte. Oder wusste er es doch? War dieses nagende Gefühl etwa Eifersucht? Konnte das sein? Er war eifersüchtig auf ein Mädchen? Ohne eine Antwort auf seine frage machte er sich nachdenklich und verunsichert auf den Weg nach Hause. Mamori hatte sich in den Aufenthaltsraum verzogen. Takato schaute nach ihm. "Alles klar?", fragte er besorgt. "Ja geht schon", antwortete Mamori schluch- zend, "Ist gleich vorbei." "Ich glaub es ist besser, wenn du nach Hause gehst", meine Takato schließlich, "Ist ja nicht mehr viel los. Also geh ruhig." "Ja... ist wohl besser", stimmte Mamori zu, "Danke, ich schuld dir was." Den ganzen Nachhauseweg grübelte Mamori über das Vergangene. Das war alles schlicht und ergreifend scheiße gelaufen. Der Streit war schlimmer als vorher und Mamori selbst war daran nicht ganz unschuldig. Mamori war wirklich unglaublich verliebt in Ravan und es brach ihm das Herz zu sehen, wie sie sich immer weiter voneinander entfernten. Zu Hause schmiss er sich gedankenversunken auf´s Bett. Die Tränen wolleten nicht trocknen und je mehr er versuchte sie zu unterdrücken, desto stärker quollen sie hervor. Sein Schluchzen erfüllte die Wohnung und der einzige Trost war, dass Joshua nicht zu Hause war. Wie hätte Mamori ihm erklären sollen, dass er sich wegen eines Jungen die Seele aus dem Leib weinte. Jedenfalls stand jetzt fest, dass sich die Sache mit Ravan wohl erledigt hatte. Ohne ein schlechtes Gewissen konnte er jetzt de Pension übernehmen, denn hier in Nagoya hielt ihn nichts mehr. Ravan wollte er nämlich nicht mehr über den Weg laufen. Aber wie sollte Mamori in diesem Moment wissen, dass das Schicksal für ihn einen ganz anderen Weg bestimmt hatte... Ravan war in zwischen geistlos im Appartement angekommen. Seine Gedanken kreisten in seinem Kopf, ohne das er einen klaren fassen konnte. Es war alles so verwirrend. Ravan ging durch den großen Flur des Appartement Ins Wohnzimmer. Das Licht flutete durch die große Glasfront und Staubteilchen tanzten in ihm, als würden sie ein Stück aufführen. Auf und ab, links und rechts. Und alle hübsch im Gleichtakt. Ravan hätte auch gern so ein geregeltes Leben gehabt. Lustlos ließ er sich aufs Sofa fallen und wie ein Panoramaposter erstreckte sich Nagoya vor seinen Augen. Warum war er eigentlich hierher gezogen... oder vielmehr geflüchtet? Damals, als er noch bei seinen Eltern in Amerika gelebt hatte, hatte er diese Stadt einmal im Fernsehen gesehen. Damals schon zog es ihn hierher. Aber wollte er wirklich nach Nagoya, oder war es Japan, das ihn so fasziniert hatte? Hätte er gewusst, was das Schicksal hier für ihn bereitgehalten hatte, währe er wohl niemals hierher gezogen. Ja, das Schicksal... war dies denn sein Schicksal? Plötz- lich schoss ihm Mamoris Bild durch den Kopf. "Oh Gott... wenn das mein Schicksal ist, dann herzlichen Dank", murmelte er mit viel Sarkasmus. Trotzdem musste er bei dem Gedanken an Mamori, wie immer, unwillkürlich lächeln. Er wusste nicht, was er denken sollte. Er dachte an Mamori nicht nur als Kumpel... nein, er wahr viel mehr für Ravan, das musste er sich Wohl oder Übel eingestehen. Und das war ein absolut neues und fremdes Gefühl für ihn und so an einen Mann zu denken verursachte in Ravans Inneren ein Unbehagen. Ravan musste sich darüber klar werden, was er eigentlich wollte... oder vielmehr was er suchte. Bisher hatte er nur Sex mit Frauen. Das war zwar schön, aber die Erfüllung war es nicht, denn er hatte nie etwas Besonderes dabei gefühlt. Mit Männern hatte er gar keine Erfahrung. Er wusste nur das, das wenn er an Mamori dachte, oder er mit ihm zusammen war, sich wohl fühlte. Er war einfach glücklich und er spürte, dass Mamori ihm gut tat. Aber Ravan spürte auch, dass es ihn verletzte, wenn Mamori ihn anschrie und sie sich stritten. Dieses Gefühl war für ihn unerträglich. Außerdem musste Ravan sich eingestehen, dass Mamori ihn auch in gewisser Weise sexuell ansprach. Die schmale Hüfte, die zarten Gliedmaßen und die sanfte, helle Haut, welche seinen Körper wie ein Schleier überzog. Außerdem konnte sich Ravan an Mamoris süßen, kindlichen Gesicht nicht satt sehen, welches so sanft, aber auch so ernst wirken konnte. Ravan merkte wie ihm heiß wurde und sein Gesicht zu glühen begann. An eine Frau hatte er jedenfalls noch nie so gedacht. Doch war es nur Mamori, der ihn so in seinen Bann zog, oder waren es Männer im Allgemeinen? Ravan überlegte, wen er denn so alles attraktiv fand und wer ihn auch sexuell ansprechen würden und tatsächlich, es waren vorwiegend Männer. Diese Tatsache musste Ravan erstmal verdauen. Er war also schwul, dieser Wahrheit musste er ins Auge sehen. Nur... wie kam er dann zu dem Ruf als Weiberheld? Klar, er hatte Frauen in der Vergangenheit, aber übermäßig viele waren es nicht. Vielleicht lag es daran, dass er Amerikaner war und den Ruf automatisch weg hatte. Sein Auftreten war lässig und cool und sein Outfit war eher Streetstile. Wie man sich einen süßen Sunnyboy aus Florida eben so vorstellte. Aber das war eben Ravan Natur, sah denn so ein Weiberheld aus? Anscheinend dann wohl schon. Ravan wurde durch das Klingeln des Telefons aus den Gedanken gerissen. Er hatte allerdings keine große Lust, jetzt mit jemandem zu reden, also ließ er den Anrufbeantworter rangehen. Pieeeep! "Hallo Ravan. Hier ist Ayako. Ich muss dich dringend sprechen." Ayakos Stimme klang hektisch und besorgt. "Bei mir waren heute zwei Männer zu Hause. Sie haben mich nach dir gefragt. So wieich das sehe, waren das US-Amerikaner." Ravan stockte der Atem. Das konnte doch nicht sein! "Ich habe ihnen nichts über dich gesagt, aber ich mache mir Sorgen. Bitte ruf zurück. Tschüss Babe." KLACK. Ravans Gedanken rotierten. -Eltern - zu Hause - Florida - Männer - Suchen- Wie konnte das passieren? Wieso gerade jetzt? Ravan machte sich sofort auf den Weg zu Ayako. Ayako öffnete die Tür nur zaghaft, doch als sie Ravan erkannte, bat sie ihn schnell herein. Sie wirkte verängstigt und irgendwie verwirrt. Ayako war so ziemlich die Erste, die Ravan kennergelernt hatte, seit er in Japan angekommen war. Von seiner Seite aus war da nur Freundschaft, doch sie ließ manchmal durchblicken, dass sie mehr wollte. Gelaufen ist zwischen den beiden jedoch nie etwas. Ayako war ein hübsches Mädchen mit blonden, langen Haaren und dunkelgrünen Augen. Ihr Gesicht war niedlich, aber auch erwachsen und ihre Figur war sportlich schlank. Ihre Art war frech und manchmal etwas aufbrausend und extrovertiert, aber für ihre Freunde war sie immer zur Stellte und man konnte sich auf sie verlassen. Und an Ravan hatte sie sowieso einen Narren gefressen. Ayako berichtete, dass vor etwa einer Stunde zwei Männer bei ihr aufgetaucht waren. Es waren auf jeden Fall US-Amerikaner. Der eine stellte die Fragen und der andere dolmetschte. Sie wollten wissen, ob Ayako einen Ravan McCormic kannte und zeigten ihr ein Foto. Die Männer hatten unmissverständlich klargemacht, dass sie die Wahrheit sagen sollte, aber Ayako hatte die Frage trotzdem mit Nein beantwortet. Dann waren die Männer gegangen. Ravan zitterte vor Wut. "Diese Gorillas", schimpfte er, lächelte Ayako dann aber an. "Tut mir leid Aya-san", sagte er, "Ich verspreche dir, dass sie hier nie wieder auftauchen werden." Ayako nickte zwar, aber der verängstigte Gesichtsausdruck blieb. Eins wollte sie noch wissen. "Was waren das für Männer?", fragte sie gerade heraus. "Und was wollen die von dir?" Ravan lächelte wieder und schüttelte leicht den Kopf. "Ich kann nur sagen, dass meine sogenannte Familie dahinter steckt", gab er zur Antwort, "Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen, aber ich verspräche dir, dass ich dir alles Mal erzähle, ok?" Ayako nickte wieder. Das war das erste Mal, dass Ravan über seine Familie sprach, ohne auszurasten und Ayako hatte das Gefühl, Ravan ein Stück näher gekommen zu sein. Es war schon spät am Abend, als Ravan Ayakos Wohnung verließ. Sie hatten über alles Mügliche geredet, doch über seine Familie hatte Ravan kein Wort mehr verloren. Nun fuhr er durch die dämmernden Straßen Nagoyas, ohne zu wissen, wohin er eigentlich wollte. Nach Hause jedenfalls nicht. Irgendwann kam er an einer Pianobar vorbei und hielt spontan an. Das war jetzt genau das Richtige. In der Bar war es von Zigarettenqualm stickig und es roch nach Alkohol. Ein paar junge Männer saßen am Tresen und ein paar andere Gäste waren an den Tischen verteilt. Ravan suchte mit den Augen die Bar ab und da stand es... auf einem kleinen Podest stand ein altes, staubiges Klavier, welches wohl schon lange keine Beachtung mehr bekommen hatte. Doch für Ravan war es optimal. Er fragte den Barkeeper ob er spielen dürfte und dieser hatte nichts dagegen. Ravan setzte sich auf den alten Klavierhocker und lege die Fingerkuppen auf die Tasten. Ein befreiendes Gefühl durchzog seinen Körper und dann begann er zu spielen. Ganz sanft glitten seine Hände wie Flügel über die Tasten und es schien, als würde er bei jeder dynamischen Stelle mit den Schwingen schlagen um dann sachte weiter zu gleiten. Alle Augenpaare ruhten auf ihm, doch er registrierte seine Umgebung nicht. Für ihn zählte nur dieser Augenblick, in dem er alles vergessen konnte. Nach ein paar Minuten beendete er das Stück und erhielt von den wenigen Gästen einen ehrlichen Applaus. Doch das war es wert. - Das ist das Einzige, was mir meine Kindheit gebracht hat-, dachte er und ging dann an die Bar. Ravan bestellte sich ein Bier und einige Augenblicke später kam ein Junger Mann auf ihn zu. Er hatte dunkles, wildes Haar und temperamentvolle Augen. Er musterte Ravan mit einem Lächeln und setzte sich neben ihn. "Ich bin beeindruckt", begann er das Gespräch, "Mein Name ist Yamato." Ravan wusste nicht, was er davon halten sollte, dass ein wildfremder Kerl ihn so einfach anquatschte, aber er ließ sich darauf ein. "Hi", gab er zurück. "Hast du auch nen Namen?", wollte Yamato wissen. "Ray... log Ravan, aber er musste ja nicht jedem gleich seinen Namen auf die Nase binden. "Ray also... klingt interessant. Was führt dich in so eine Bar? Doch nicht etwa das Piano." Ravan verstand nicht ganz. "Doch, genau das." Yamato schmunzelte. "Okey... versteh schon. Du bist noch nicht lange dabei." Hääää? Was sollte denn das? Doch als Ravan sich genauer umsah, erkannte er die Situation. Um ihn herum waren nur schwule Pärchen. Er war doch tatsächlich blindlings in eine Schwulenbar gerannt. Und durch sein Pianospiel hatte er natürlich alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Als ihm das bewusst wurde, musste Ravan über sich selbst lachen. Das musste wirklich Schicksal sein. Aber was sollte es... er war neugierig und dies war die beste Gelegenheit in sein neu entdecktes Sexualleben reinzuschnuppern. Wenn es denn ein neues geben sollte. Und wie es das Leben so wollte, saß sein Schicksal für diese Erfahrung direkt vor seiner Nase. Yamato war sympatisch und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Er war witzig und ging mit seiner Homosexualität ganz offen um. Er merkte natürlich, dass Ravan auf dem Gebiet unerfahren war, aber er merkte auch, dass Interesse bestand. Ravan war noch so unschuldig süß und Yamato konnte ihm einfach nicht widerstehen. Er nahm Ravan bei der Hand und zahlte dessen Bier. Yamato sagte kein Wort, sondern lächelte nur und Ravan konnte sich denken, was er vorhatte. Ravan war etwas mulmig zumute, aber er war auch neugierig und so ließ er den Dingen einfach ihren Lauf. Yamato ging mit Ravan nach draußen und deutete auf einen gegenüberliegenden Häuserblock. "Da wohn ich", sagte er lächelnd und ließ Ravans Hand los, "Ich weiß, dass du keine Erfahrungen mit Männern hast und darum will ich dich zu nichts zwingen. Du ekelst dich vielleicht und kannst dir nicht vorstellen mit einem Mann zu schlafen, aber ich würde dir gerne Zeigen, wie schön es ist, wenn man beim Sex nicht nur an andere, sondern auch an sich selbst denken kann. Denn wer weiß besser, worauf ein Mann steht, als ein Mann selbst? Du kannst es ausprobieren und wenn es absolut nichts für dich ist, kannst du immer noch sagen: Einmal und nie wieder. Von mir wird niemand was erfahren. Ich weiß wie es ist sich zu outen, glaub mir." Yamato war wirklich verständnisvoll und Ravan musste zugeben, dass er Angst hatte. Aber diese Angst könnte sich in Lust wandeln und Yamato war in Ravans Augen für ein "erstes Mal" absolut der Richtige. Sie hatten keinerlei Verpflichtungen dem anderen gegenüber und nach einer Nacht war alles vorbei. Ravan konnte und wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und so begab er sich für eine Nacht in Yamatos Obhut. In der selben Nacht saßen die Männer, die Ayako einen Besuch abgestattet hatten, in einem Hotel in der Lobby. Es waren zwei Privatdetektive, die Richard McCormic auf seinen Sohn angesetzt hatte. Drei Jahre suchten sie nun schon nach Ravan. In Deutschland, in Australien, ja sogar in Afrika. Aber ihn ausgerechnet in Japan zu finden, war schon eine Überraschung gewesen. Die Detektive hatten aus Ayako zwar nichts rausbekommen, aber trotzdem war es zu neunzig Prozent sicher, dass sich Ravan in Nagoya aufhielt. Dafür gab es mehr als genug Hinweise. Das Handy des einen klingelte und er nahm ab: "Ja? Oh guten Abend Mr. McCormic. - Ja, er ist hier, wir sind uns sicher. - Ja, wir erstatten ihnen dann sofort Bericht. Bye." Er sah den anderen Privatdetektiv an und sagte: "Er klang ganz schön sauer. So langsam wird er ungeduldig. Wir sollten schnellstens Ergebnisse vorbringen..." To be continued... Kapitel 7: 7. Schwere Verluste ------------------------------ Der nächste Morgen war recht kühl und Tau glitzerte auf den Grashalmen und Bäumen. Es war ca. acht Uhr dreißig und Ravan war auf dem Weg nach Hause. Seine Gedanken kreisten noch immer über der vergangenen Nacht, als er an einer Roten Ampel halten musste. Ihm wurde heiß, wenn er an Yamato dachte und ihm stieg noch immer die Röte in den Kopf, wenn er daran dachte, was dieser mit ihm angestellt hatte. An sich hatte es Ravan überrascht wozu Männer, beim Liebesspiel miteinander, im Stande gewesen waren, aber eins wusste er genau: "In Deutschland gibt es da so ein Sprichwort... -mein Arsch bleibt Jungfrau-." ER musste grinsen, als er so darüber nachdachte, aber er musste auch zugeben, dass Yamato recht gehabt hatte. Der Sex mit einem Mann füllte Ravan tatsächlich mehr aus als mit einer Frau. Das wusste er jetzt, aber da blieb noch ein Problem: Er hatte sich jetzt für sich selbst geoute, aber wie würde sein Umfeld darauf reagieren? Ravan kam zu dem Entschluss, dass es im Moment keinen Sinn machte, darüber nachzudenken. An eben diesem Morgen sollte das Schicksal die Wege von Ravan und Mamori wieder miteinander verknüpfen. Denn auch Mamori war unterwegs. Kleine Kieselsteine auf dem Gehweg knirschten unter seinen Sohlen und ordneten sich danach neu, um irgendwann wieder von einer anderen Person von ihrem Platz verdrängt zu werden. Mamori war von einem Mantel umhüllt und die Mütze auf seinem Kopf hatte er fast bis an die Augen gezogen. Sein hellbraunes Haar quoll unter ihr hervor und umhüllte sein Gesicht sanft, wenn ein Windstoß durch die Straßen fegte. Seine dunklen Augen schauten leer und traurig durch die Gassen und auch Mamori selbst schien völlig in Gedanken versunken. Erst als er wankend eine Kreuzung überqueren wollte, riss ihn das Hupen eines Autos für einen Moment in die Wirklichkeit zurück. "Kannst du nicht aufpassen Kleiner?", hörte er wie aus der Ferne eine wütende, tiefe Stimme. "Die Fußgänger haben rot!" Ein abweisender Blick in das Gischt eines Mannes, welcher mit seinem Auto direkt vor ihm stand, war seine Reaktion. Völlig fern jeder Realität, registrierte er nicht mal, dass es Ravan war, den er da mit leeren Augen anstarrte. Ravan war überrascht. Keine Regung, kein Wort. Nur ein verlassener Blick, der ihn da ansah. Ravans Wut verflog auf der Stelle, und so richtig wusste er nicht, was er tun sollte. Schließlich hatten sie sich das letzte Mal im Streit getrennt, aber er konnte Mamori dort nicht einfach so stehen lassen, also ließ er die Fensterscheibe seines Wagens herunter und sagte mit sanfter Stimme: "Sei vorsichtig Ta... Mamori. Du hast nur dieses eine Leben." ER ließ die Fensterscheibe wieder hoch- fahren und sah, wie sich Mamoris Lippen unter Tränen bewegten. Dann ging er weiter, ohne einen Blick zurück zu wenden. Ravans Brust hatte sich innerlich zusammengeschnürt, denn er hatte erkannt, was Mamori gesagt hatte. "Ich weiß...", waren die Worte, die Mamoris zitternden Mund verlassen hatten und Ravan hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Mamori wusste nicht, ob seine Tränen nun getrocknet waren, oder ob sie ihm der Wind nur aus den Augen trieb. Aber er war endlich an seinem Ziel angekommen. Einen Moment noch blieb er vor dem Eingang stehen und schloss die Augen für einen Moment um Kraft zu sammeln. Dann betrat er das Nagoya - Universitäts- krankenhaus. Mamori ging den langen, weißen Flur der Intensivstation entlang und suchte mit den Augen die Zimmernummern ab. Dann erblickte er die Nummer fünfundvierzig und das beleuchtete Schild flackerte wie ein Morsecode. Mamori legte die Hand and die Türklinke und atmete noch einmal tief durch, ehe er das Krankenzimmer betrat. Es war noch dunkel im Raum, nur das Licht, dass durch die Ritzen der Vorhänge drang, erhellte das Zimmer matt. Mamori legte Mantel und Mütze ab und trat ans Krankenbett. Das kindliche Gesicht eines Mädchens war in die Kissen gebettet und sah aus wie das einer Puppe. Doch Schläuche, die aus Mund und Nase ragten und zu diversen Geräten führten, verun- stalteten das Bild und riefen in die Realität zurück. Dieses kleine Mädchen war Nanami, Mamoris elfjährige Schwester und das Piepen des Monitors, welcher die Herztöne anzeigte, verriet dass sie noch lebte. Mamori setzte sich auf den Bettrand und strich sanft über Nanamis blassen Wangen, die noch vor wenigen Tagen so rosig waren. Die Nachricht des Unfalls kam gestern wie ein Schock. Seine Großmutter hatte ihn angerufen und erklärt, dass Nanami auf einen Baum an einem Abhang geklettert war, um sich ein Vogelnest anzusehen. Der dünne Ast konnte jedoch ihr Gewicht nicht halten und sie stürzte fünf Meter in die Tiefe. Mit dem Kopf schlug sie auf einen Stein und verlor sofort das Bewusstsein. Erst eine Stunde später wurde sie von Spaziergängern gefunden und sofort ins Krankenhaus nach Nagoya geflogen. Die Ärzte veranlassten sofort eine Notoperation, aber sie konnten die Blutungen nur eindämmen, aber nicht stoppen. Langsam öffnete Nanami die Augen. Sie sah Mamoris Gesicht vor sich und ein Lächeln umspielte sofort ihre Mundwinkel. Mamori lächelte ebenfalls. Die sonst so leuchtenden Augen von Nanami waren trübe und Mamori hatte Mühe, seine Sorgen zu verbergen. Nanami runzelte leicht die Stirn. "Was ist denn mit dir los, Brüderchen?", fragte sie mit schwacher Stimme. "Du siehst ja furchtbar aus." Mamori grinste. Er bewunderte seine Schwester für ihren Mut. "Wie geht's dir Maus?", fragte er nun ernster. "Hast du Schmerzen?" Nanami schüttelte den Kopf. "Nein", antwortete sie, "Die haben mich heute Nacht mit Schmerzmitteln zugepumpt. Ich hab lauter Farben gesehen." Mamori lachte auf, denn Nanami hatte ihre Augen ganz merkwürdig verdreht, was wohl ihren geistigen Zustand symbolisieren sollte. "Sei nicht so frech", mahnte er dann aber, "Die Ärzte wollen nur das beste für dich." Das kleine Mädchen nickte lachend. Nanami war so bewundernswert. Niemand wusste, wann ihr Ende kam, aber es nahte und zwar unaufhaltsam und schnell. Nanami wusste das nur zu gut, aber trotzdem konnte sie noch lachen. Mamori währe selbst gern so stark gewesen, doch je mehr Zeit verging, desto weniger Hoffnung gab es. Die Zeit verging und die Uhr zeigte nun schon halb zwölf an. Mamori hatte die Zeit über aus einem Buch vorgelesen, welches Nanami immer sehr gern mochte, doch Mamori merkte, dass sie der Handlung keine Aufmerksamkeit schenkte. Nanami war abwesend geworden und plötzlich unterbrach sie ihren Bruder: "Du hör mal Mamori-chan... ich hab mit Oma und Opa gesprochen." Mamori hörte auf zu lesen und sah die Kleine ernst an. Sie hatte die Worte so ernst gesagt. "Du hast mir gesagt, als du bei uns warst, dass du gern in Nagoya bleiben willst.", fuhr Nanami fort, "ich hab Oma und Opa gebeten, das zu akzeptieren und sie haben es verstanden. Sie haben gesagt, dass sie die Pension selbst betreiben wollen, solange sie noch können und dann wollen sie eine Fachkraft einstellen, die die Pension dann weiterführt." Mamori wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Darüber machte sich Nanami in ihrer Situation Gedanken? Mamori musste zugeben, dass er sie unterschätzt hatte. "Außerdem möchte ich dich bitten, Joshua ganz lieb von mir zu grüßen", fügte Nanami hinzu. "Klar", entgegnete Mamori nervös, "Aber er kommt morgen mit mir zusammen her." "Du brauchst morgen nicht herzukommen", entgegnete Nanami leise, "Oma und Opa kommen, das reicht." In Mamori kroch ein panisches Gefühl hoch. Was redete Nanami denn da? Warum wollte sie ihn und Joshua nicht sehen? "Na...", setzte Mamori an, doch seine Schwester unterbrach ihn. "Ich bin müde", bat sie kaum hörbar, "würde es dir was ausmachen zu gehen?" Mamori wusste nicht, was er davon halten sollte. Er legte das Buch zur Seite und stand auf. "Na gut", willigte er schließlich ein und beugte sich zu Nanami hinunter. Mit einem sanften Kuss auf die Stirn verabschiedete er sich. "Ich hab dich sehr lieb Maus. Sayonara." "Ich dich auch Mamori-chan", entgegnete die Kleine und schon im nächsten Moment vielen ihr die Augen zu. Gerade als Mamori das Zimmer verlassen wollte, sagte sie noch: "Ich melde mich." Dann schlief sie ein und nur der beruhigende Ton der Herzüberwachungsmaschine erfüllte den Raum. Als Mamori das Krankenhaus verließ, war es wieder ein warmer Sommertag geworden. Die Sonne blendete, denn im Krankenhaus war alles recht dunkel gewesen und seine Augen waren noch nicht an diese Helligkeit gewöhnt. Mamori ging in Richtung Haupttor und traute seinen Augen kaum, als er Ravan, an einen Torpfeiler gelehnt, entdeckte. Was wollte der denn hier? Mamori versuchte seinen bedrückten Ausdruck aus dem Gesicht zu verbannen und ging dann geradewegs auf den Älteren zu. Er war sich unschlüssig, was er tun sollte. Einfach vorbeigehen, oder wenigstens grüßen? Doch Ravan nahm ihm die Entscheidung schon ab, indem er Mamori ein paar Schritte entgegen ging und ihn freundlich, mit einem Lächeln, begrüßte. Doch er merkte sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. "Hey Mamori-kun", sagte er und versuchte nicht besorgt zu klingen. Der Jüngere sah ihn nur an, ohne etwas zu erwidern. Na gut, damit musste Ravan rechnen, aber er hatte nicht vor, Mamori so einfach gehen zu lassen. "Du warst stundenlang da drin", meinte Ravan nun, "ich hab mindestens zwanzig Zigaretten weggeknallt." "Ich hab dich nicht gebeten zu warten." Diese Worte klangen zwar hart, aber insgeheim freute Mamori sich ein bisschen. "Nein"...", entgegnete Ravan. "Was ist denn los?" "Geht dich nichts an." "Ach so...." "Iczh muss dann los." "Okey... CU." Teilnahmslos ging Mamori an dem Älteren vorbei. Diesem behagte die ganze Sache gar nicht, aber wenn Mamori nicht reden wollte... Am späten Abend lag Mamori noch wach in seinem Bett. Ihm gingen Nanamis Worte nicht aus dem Kopf und je länger er darüber nachdachte, desto unbehaglicher wurde ihm und er fühlte sich hilflos und einsam. Sein Blick viel immer wieder auf die große Wanduhr, die ihm seine Eltern hinterlassen hatten und mit jeder Minute klackte der Zeiger ein Stückchen weiter, um dann wieder für einen Moment Ruhe zu finden. Es war genau einundzwanzig Uhr fünfundvierzig. Mamori schien wie in Trance, denn das Klacken des Zeigers kam ihm unendlich laut vor, so als ob nichts auf dieser Welt im Moment wichtiger für ihn währe. Einundzwanzig Uhr sechsundvierzig... klack; siebenundvierzig... klack; achtundvierzig... klack; neunundvierzig... Stille! Ganz langsam und lautlos war der Zeiger auf die Neunundvierzig geklettert und in diesem Moment traf es Mamori wie ein Schlag. Instinktiv wusste er, dass der Zeiger die Fünfzig nie erreichen würde und in Mamoris Kopf war nur ein Gedanke: NANAMI! Hatte sie das gemeint mit "ich melde mich"? Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Im nächsten Moment spürte Mamori einen eisigen Windhauch, der seinen Körper sanft durchzog. Er zitterte am ganzen Leib und wie in Panik hastete er, unter Tränen, aus der Wohnung. Ravan bereitete sich gerade auf einen seiner Klaviergigs vor. Mit den Notenblättern unter dem Arm wollte er sich gerade auf den Weg machen,, doch als er die Appartementtür öffnete, stand zu seiner Überraschung Mamori völlig verschwitzt und atemlos vor ihm. Er war durch die Nacht gerannt und aus irgendeinem Grund bei Ravan gelandet. Mamori sah hilflos aus und Ravan wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. "Mamori...", wollte er sagen, doch im nächsten Augenblick warf sich der Jüngere weinend gegen Ravans Brust. "Sie ist tot!", schrie er immer wieder verzweifelt und alle Gefühle die sich in ihm angestaut hatten brachen jetzt hervor. Wut, Trauer, Verzweiflung Hass... einfach alles. Ravan wusste mit dieser Situation nicht umzugehen. Wie sollte er sich verhalten? Mamori presste sich an seine Brust wie ein ängstliches Kind. Mit der Faust trommelte er wieder und wieder gegen den Oberkörper des Älteren und das einzige was er stets wiederholte war, dass sie tot sei. Ravan verstand gar nichts, aber zweifellos hatte es etwas mit dem Krankenhausbesuch zutun. Mamori wollte sich einfach nicht beruhigen. Er weinte aus voller Seele und Ravan konnte seinen Schmerz fühlen. Sanft legte Ravan seine Arme um Mamori und hielt ihn fest umschlungen. Sachte streichelte er dem Jüngeren über das hellbraune Haar. "Schhhhh...", versuchte Ravan ihn zu beruhigen und Mamori wurde tatsächlich ruhiger. Langsam führte Ravan ihn ins Appartement und schloss die Tür. Er drückte Mamori etwas von sich und sah ihm in die tränenleeren Augen. Ihm schnürte sch innerlich die Brust zu. So viel Leid lag in den sonst so kindlich fröhlichen Augen und Ravan wurde in diesem Moment bewusst, dass er diese dunklen Augen nie mehr weinen sehen wollte. Ravan führte Mamori ins Wohnzimmer und ließ ihn sich auf´s Sofa setzen. Er selbst setzte sich ihm gegenüber auf einen Sessel. Ravan wusste nicht, ob er etwas sagen sollte, also beschloss er erst einmal etwas zu trinken und eine Decke zu holen. Sanft legte er Mamori die Decke um die Schultern und stellte das Glas Wasser auf den Sofatisch. Mamori zeigte jedoch keine Regung. Er saß einfach nur da, mit seinem von Tränen durchtränktem Gesicht. Als Ravan sich wieder auf den Sessel setzte, brach Mamori endlich das Schweigen. "Tut mir leid", sagte er leise, "du wolltest doch gerade weg, oder?" Das mit dem Gig hatte sich jetzt zwar erledigt, aber dass würde Ravan dem Jüngeren natürlich nicht auf die Nase binden. 2Schon okey", erwiderte er deshalb, "war nicht so wichtig." Mamori entgegnete nichts. Ravan hätte ja zu gern ge- fragt, was vorgefallen war, aber Mamori hatte sich gerade erst beruhigt und so hielt Ravan seine Neugierde zurück. "Was hältst du davon, wenn du heute Nacht hier pennst?", schlug er schließlich vor. "Ich hol dir noch ein Kissen, und dann sehen wir morgen weiter, okey?" "Ich will keine Umstände machen. Ich weiß ja nicht mal, warum ich hier bin", entgegnete Mamori trocken. Ravan wusste nicht, was er sagen sollte, doch er wollte Mamori jetzt nicht allein lassen. Er stand auf ung ging zu Mamori, der ihn mit leeren Augen ansah. Ravan legte Mamoris Beine behutsam auf das Sofa, so dass dieser sich unweigerlich hinlegen musste, doch er ließ es geschehen. Mit einer Handbewegung legte er dem Jüngeren die Decke über den Körper und lächelte ihn liebevoll an. 2Du machst mir keine Umstände", meinte er bloß und drückte die Decke an Mamoris Schultern fest, "ich hol dir noch ein Kissen." Als Ravan mit dem Kissen ins Wohnzimmer zurückkam, war Mamori bereits eingeschlafen. Sanft hob Ravan Mamoris Kopf etwas an und legt das Kissen vorsichtig darunter. "Schlaf dich aus Ta-kun", flüsterte Ravan und ließ sich in den Sessel fallen, so als wolle er über Mamoris Schlaf wachen. Am nächsten Morgen wachte Mamori mit schmerzenden Augen auf. Die Sonne war noch nicht vollständig aufgegangen und tauchte das Wohnzimmer in ein tiefes Rot. Neben ihm, im Sessel, saß Ravan, den er nun mühselig erkennen konnte. Er schlief noch tief und fest und der Gedanke daran, dass er die ganze Nacht über Mamori gewacht hatte, schmeichelte selbigem etwas. Eine Weile lang beobachtete Mamori den Schlafenden und musste wieder feststellen, dass Ravan wirklich zu niedlich aussah. Die schwarzen Haare, die sanft seine Wangenknochen umspielten und der halb offene Mund... Bei genauerem hinsehen, erkannte Mamori, dass Ravan wohl etwas frohr, denn er hatte eine leichte Gänsehaut auf den Armen und so legte der Jüngere die Decke, die ihm eben noch Wärme gespendete hatte, über Ravans kalten Körper. Mamori wollte die Wohnung so schnell wie möglich verlassen. Er hatte Ravan, seiner Meinung nach, schon genug Umstände bereitet. Er suchte nur noch Zettel und Stift um eine Nachricht zu hinterlassen. Gerade als er sich zum Gehen aufrichtete murmelte Ravan etwas im Schlaf. "Nein... ich will mit Ta-kun hier bleiben... verschwindet...", waren die leisen Satzfetzen, die seinen Mund verließen. Sie klangen besorgt und auch etwas verzweifelt. Mehr war nicht zu verstehen, aber das reichte schon. Mamori errötete leicht, doch was meinte Ravan mit "hier blei- ben"? Egal. Er hatte keine Zeit jetzt darüber nachzudenken. Zu Hause machte sich Joshua bestimmt schon Sorgen. Mamori musste sich beeilen. Ravan wachte in einer Wohligen Wärme auf. Angenehm rekelter sich in dem Sessel, doch schon im nächsten Moment war alles wieder da. Schlagartig öffnete er die Augen und musste feststellen, dass Mamori nicht mehr da war. Nur das Kissen lag noch auf dem Sofa, denn die Decke lag ja auf Ravan selbst. - Dann hat Ta-kun mich wohl zugedeckt-, schlussfolgerte er, aber wo war Mamori jetzt? "Mamori?! Mamori?! Steckst du hier irgendwo?!", rief Ravan durch die Wohnung, doch er erhielt keine Antwort. Eilig stand er auf und durchsuchte das ganze Appartement. Keiner da. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, entdeckte er den Zettel, den Mamori hinterlassen hatte. "Vielen Dank, dass ich bei dir schlafen konnte. Ich hoffe, ich habe dir nicht all zu viele Umstände gemacht. Bis dann." Mehr stand dort nicht. Keine Telefonnummer, Keine Adresse, Nichts. Musste Ravan etwa schon wieder auf das Schicksal hoffen? Er konnte ja nicht wissen, wie schwer er das nächste Mal auf das Selbige treffen sollte. Als Mamori zu Hause ankam, waren seine Großeltern schon da. Traurig und stumm saßen sie zusammen mit Joshua im Wohnzimmer. Niemand sagte etwas, als Mamori den Raum betrat. Die Gesichter waren wie versteinert und immer wieder durchbrach das Schluchzen der Großmutter die Stille. Mamori setzte sich zu Joshua. Der Großvater sah Mamori mit schweren Augenliedern an. Es schien, als währe er in den paar Tagen um Jahre gealtert. Dicke Augenränder stachen aus dem Gesicht hervor und die Furchen, die Selbiges durchzogen, schienen noch tiefer geworden zu sein. "Mamori... wir, deine großmutter und ich, wollen den Wunsch von Nanami berücksichtigen. Du brauchst die Pension nicht mehr zu übernehmen. Deshalb wünschen wir uns, dass du deinen Schulabschluss machst und wenn du immer noch den Wunscht hast, mit dem Tanzen...", wollte der Großvater erklären, doch Mamor konnte nicht verstehen, wie sein Großvater jetzt über so etwas nachdachte. "Aber... das ist doch jetzt nicht wichtig", unterbrach er ihn deshalb, "Ist das denn jetzt nicht egal? Wir müssen uns um Nanami kümmern. Sie braucht doch eine richtige Beerdi- gung und...und..." Mamori war ganz verzweifelt. Wie konnten seine Großeltern jetzt an so was Unwichtiges denken? "Entschuldigt", sagte Mamori schon ruhiger, "ich brauche etwas Ruhe. Ich geh in mein Zimmer." "Ist gut", stimmte der Großvater zu, "die Beerdigung ist in drei Tagen. Wir lassen sie neben deinen Eltern begraben." In seinem Zimmer legte sich Mamori auf´s Bett und starrte die Weiße Decke an. Ihm gingen so viele Gedanken durch den Kopf, ganz besonders die letzten Worte seiner Schwester. -Sie wusste das sie stirbt-, war Mamori sich sicher, -ich sollte es nicht sehen, deshalb hat sie mich weggeschickt. Ja, darum. Aber wieso musste sie noch an mich denken? Tat ich ihr so leid?- Und so lag er eine Weile da, mit den verschiedensten Gedanken. Auch über Ravan dachte er nach. Darüber, was er im Schlaf gemurmelt hatte. Es ließ ihm keine Ruhe. Nach einiger Zeit hatte er jegliches Zeitgefühl verloren und schlief über seinen Gedanken ein. Joshua weckte ihn am Nachmittag. "Hey Mamori! Schlaf nicht so lange. Es ist schon sechzehn Uhr. Ich muss noch Mal weg. Essen steht auf dem Tisch", sanft streichelte Joshua seinem kleinen Bruder über das Haar. "Sei nicht so traurig. Das steht dir nicht. Ich weiß noch nicht, wann ich wiederkomme, also warte nicht auf mich. Tschüss dann." "Tschüss", entgegnete Mamori, doch da viel seine Zimmertür schon ins Schloss. Langsam rappelte er sich auf. Auf dem Weg zur Zimmertür stolperte er über seine Sporttasche. Schon lange war er nicht mehr beim Tanztraining gewesen und dieser Wink mit dem Zaunpfahl kam ihm gerade recht. Das Training würde ihn sicher etwas Ablehnung und so machte er sich sofort auf den Weg. In den nächsten zwei Tagen war Mamori nun fast pausenlos beim Training. Der Chef des Come-In hatte hm auf Grund des Todesfalls freigegeben und auch diese Zeit nutzte Mamori zum Trainieren. Seiner Tanzlehrerin, Frau Tenno, gefiel das gar nicht. Deswegen trat sie einmal an ihn heran. "Mamori... was ist denn los? Ich weiß ja, dass du ein paar Stunden verpasst hast, aber das kannst du nicht alles auf einmal aufholen. Du trainierst dich über, also mach mal ne Pause." "Ja okey", stimmte Mamori zu, "Ich komm nachher wieder." Frau Tenno guckte ihn streng an. "So hab ich das nicht gemeint. Übrigens haben wir bald einen Auftritt. Ich will das du die Hauptrolle tanzt." "Ja, danke", meinte Mamori nur, "dann muss ich noch viel mehr üben." Einen Tag später war die Beerdigung. Trostlos und still wehte ein leichter Wind über den Friedhof und spielte mit den Zweigen der Kirschbäume. Nur die Großeltern, Mamori, Joshua, Nanamis Lehrerin und ein paar Freunde waren anwesend und fast zu jeder Sekunde hörte man das Schniefen und Schluchzen der Trauergäste. Die Beerdigung war kurz, aber sehr feierlich und rührend. Der Großvater sagte ein paar Worte über seine kleine Enkelin und der Priester sprach ihr das letzte Geleit. Die Trauerfeier hinterher war genauso trostlos. Die Stimmung war beklemmend und Mamori hatte das Gefühl, von der Atmosphäre erdrückt zu werden. Er verließ deshalb die Trauerfeier frühzeitig und begab sich in sein Zimmer. Am Nachmittag machte er sich wieder auf den Weg in die Tanzakademie. Takato wartete vor den Umkleiden auf ihn und sprach ihm sofort sein Beileid aus. Mamori fand das zwar sehr aufmerksam, aber er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Bis in den späten Abend trainierten sie für die kommende Show und obwohl Mamori fast keine Kraft mehr in sich hatte, machte er doch unermüdlich weiter. Frau Tenno schaute ab und zu in den Saal um sich das Ergebnis des Trainings anzusehen. Mamori hatte erhebliche Fortschritte gemacht und Frau Tenno war sich sicher, dass er die Rolle meistern würde. Um zweiundzwanzig Uhr schaute sie das letzte Mal hinein. Takato war schon gegangen und Mamori trainierte nun allein in dem großen Saal. Frau Tenno schaltete die Musik aus und erst jetzt bemerkte Mamori sie. "Ich glaube, es reicht für heute Mamori-kun! Geh besser nach hause", meinte sie mit ernster Stimme. "denke ich auch Tenno-sensei", entgegnete er hastig atmend. Die Tanzlehrerin reichte Mamori sein Handtuch und mit einem Lächeln verabschiedete sie sich. Nach dem Duschen ging Mamori sofort nach Hause. Jedenfalls wollte er das, doch wenn er daran dachte, dass seine Großeltern noch dort waren und eine einzige Trauerstimmung zu Hause herrschte, verwarf er seine Idee sofort. Der kühlende Meereswind lockte und Mamori bog wie selbstverständlich auf den Strandweg ab, der An der Meerseite von Nagoya alle paar hundert Meter zum Strand führte. Mamori liebte es, den warmen, weichen Sand unter den Füßen zu fühlen und der Salzige Geruch des Meeres schien ihm die Sorgen vom Leib zu fegen. Es war ein befreiendes Gefühl, das unendliche Meer vor sich zu sehen und die Einsamkeit des nächtlichen Strandes zu genießen. Doch diese Einsamkeit brachte Mamori auch zum nachdenken. Seine Glieder fingen vom Trainng langsam an zu schmerzen und Mamori verfluchte seine Schwäche. Nanami war auch nicht so schwach gewesen, selbst im Angesicht des Todes hatte sie noch so viel Kraft in sich, um sich um andere Menschen zu kümmern... m sich um Mamori zu kümmern. In diesem Moment wurde dem Jungen klar, das er den Tod seiner Schwester wohl niemals richtig verkraften würde. Mit dem Tanzen lief es auch nicht so gut. Zwar sagte Frau Tenno etwas anderes, aber Mamori wusste es besser als sie. Er wusste, dass er noch viel mehr leisten könnte, ihm aber die Kraft dazu fehlte. Um Ravan sah er besser auch nicht wieder. Anscheinend hatte Mamori ihm doch Probleme gemacht, denn das was Ravan damals im Schlaf gemurmelt hatte, hörte sich nicht gerade gut an. Nichts lief so, wie Mamori es geplant hatte und es war, als würde seine ganze Welt über ihm zusammenbrechen. -Mein Leben ist zu einem Haufen Müll geworden. Nichts ist so, wie es sein sollte und daran kann ich auch nichts ändern. Es ist ein ewiger Kreislauf. Alles was ich mache geht schief. Ich hab keinen Bock mehr auf den Scheiß. Ich kann nicht mehr... und ich will nicht mehr. Wozu lebe ich überhaupt? Ich hab Nanami verloren... niemand bringt sie mir wieder zurück- Mamoris Wangen benetzten Stumme Tränen und wie geleitet von einer fremden Macht wendete er den Kopf in Richtung Meer. Seine Füße trugen ihn zu dem kalten Nass, das wie eine Armee wieder und wieder gegen den Strand ankämpfte, um dann wieder in ihr eigenes Gebiet zurückgedrängt zu werden. -würde es jemanden interessieren, wenn ich nicht mehr da währe?- dieser Gedanke zog wie ein Blitz durch seinen Kopf und schon umspülte das salzige Gut des Meeres seine Füße. Wie in Trance ging er weiter und weiter in die See hinein, tiefer und tiefer, unaufhaltsam. Zur gleichen Zeit war auch Ravan am Strand unterwegs. Er hatte spontan beschlossen surfen zu gehen, soweit das Meer es zuließ. Aber er hatte glück, an diesem späten Abend schenkte ihm das Meer hohe Wellen. Ein absolut befreiendes Gefühl überzog Ravan. Das Wasser peitschte ihm ins Gesicht und das Rauschen in seinen Ohren war das schönste Geräusch, was er seit langem gehört hatte. Warum war er nicht schon eher mal Surfen gegangen? Damals in Florida gehörte die zu seiner Freizeitbeschäftigung. Die Gedanken ließen ihn los und das erste Mal seit langem, brach er aus, aus dem Gefängnis der zugeschnürten, gefangenen Seele. Der Himmel war bedeckt an diesem Abend und nur der Mond schien manchmal hervor. In solch einem Augenblick erkannte Ravan etwas Dunkles im Wasser treiben. Nur etwas hundert Meter entfernt. Es war nicht genau zu erkennen und Ravan hätte sich sicher auch nichts dabei gedacht, währe er nicht von Natur aus schon neugierig und so beschloss er sich dieses "Etwas" genauer anzusehen. Zügig, aber vorsichtig paddelte er auf dem Surfbrett auf das Dunkle zu. Zuerst meinte er einen Baumstamm zu erkennen, aber bei genauerem Hinsehen, war diese Möglichkeit ausgeschlossen. Erst zwei Meter vorher erkannte Ravan, dass es sich um einen Menschen handelte. Ihm stockte der atem und hastig ruderte er den restlichen weg. Regungslos trieb die Person auf dem Bauch auf der Wasseroberfläche. Leichte Panic beschlich Ravan und auch etwas Angst. Was würde ihn erwarten? Es war dun- kel und man konnte kaum etwas erkennen, doch sofort drehte er die Person auf den Rücken und Ravans Atem stockte, als er den Jungen erkannte. "Mamori!", schrie Ravan wie automatisch und instinktiv zog er ihn auf das Surfbrett. Nur mit Mühe konnte Ravan den Jüngeren auf das Brett der Länge nach hin- legen. Er selbst trieb nebenher im Wasser und klapste Mamori immer wieder leicht mit der flachen Hand auf die Wangen. "Wach auf, komm schon Ta-kun. Mach kein Scheiß, mach die Augen auf!", bat er, doch es regte sich nichts. Was sollte er jetzt machen? Verzweiflung machte sich breit. Das wasser war eiskalt und durch- tränkten Mamoris Klamotten völlig. Er zitterte am ganzen Körper, aber seine Haut war ganz blass und leicht bläulich verfärbt. "Verdammt!", fluchte Ravan verzwei- felt. "Du sollst die Augen aufmachen du Idiot! Ich brauch dich doch..." To be continued... Kapitel 8: 8. Geordnete Bahnen ------------------------------ Die See warf die beiden Körper rücksichtslos hin und her. Ravan versuchte krampfhaft Mamori auf dem Brett zu halten, aber vor allem versuchte er Ruhe zu bewahren. Angestrengt versuchte er, sich an den Erste-Hilfe-Kurs zu erinnern, den er vor Jahren mal gemacht hatte, aber hier auf dem Wasser brachte das sowieso nichts. So schnell er konnte, versuchte Ravan mit Mamori an den Strand zu kommen und den rettenden Sand unter den Füßen spürend, schleppte er den leblosen Körper ein Stück den Strand hinauf. Eilig überprüfte er Mamoris Atmung. Nichts zu spüren. Das konnte nicht sein. Etwas zittrig öffnete Ravan Mamoris Mund mit seinen Fingern um ihn dann schließlich selbst zu beatmen. Ravan kam es vor wie eine Ewigkeit, bis Mamori endlich Wasser ausspuckte und einen Hustenanfall bekam. Dann tat er die ersten eigen- ständigen Atemzüge und Ravan war der Meinung, noch nie ein so schönes Geräusch gehört zu haben. Erleichtert, aber auch erschöpft sank er auf den Sand und atmete tief durch. "Gott sei Dank", seufzte er, während Mamori langsam seine Augen aufschlug. Die Orientierung fehlte, er sah nur Ravan, der nun neben ihm Kniete und ihm sanft die nassen Haare aus der Stirn strich. "Ravan...", keuchte Mamori tonlos, "Was machst du denn hier?" "Was ich hier mache?", entgegnete Ravan fast belustigt von dieser Frage, aber dennoch wirkte er aufgebracht. "Was machst du denn hier?" Mamoris Augen sanken wieder zu, aber sein Oberkörper hob und senkte sich noch immer beruhigend. Ravan hob Mamori nun behutsam auf seine Arme und brachte ihn in sein Appartement. Mamori war inzwischen wieder zu Bewusstsein gekommen, aber Ravan musste ihn stützen, als sie die Wohnung betraten. "Du gehst jetzt erstmal heiß duschen", bestimmte Ravan streng, "ich will nicht wissen, was du dir da draußen weggeholt hast. Ich bring dir gleich noch Handtücher. Schaffst du es allein ins Bad?" Mamori nickte wortlos und schwankte in Richtung Badezimmer. Ravan ging derweil ins Schlafzimmer, um frische Handtücher zu holen. Mamori nahm seine Umgebung nur schleierhaft wahr. Das öffnen der Badezimmertür schien ewig zu dauern und sie kam ihm tonnenschwer vor. Mamori konnte keinen klaren Gedanken fassen. Seine Erinnerung war gewichen und auch das jetzige Geschehen nahm er nur schemenhaft wahr. Die Dusche war der Tür schräg gegenüber, doch Mamori kam der Weg unendlich weit vor. Wie automatisch trugen ihn seine Füße zur Kabine und seine Hand griff wie von selbst nach der Duschbrause. Er wollte das Wasser einstellen, um nachher nicht so lange im Bad stehen zu müssen, aber soweit kam es gar nicht. Wie ein dumpfer Schlag traf ihn die Ohnmacht und unfähig sich zu halten stürzte er in die Duschkabine. Die nahende Fliesenwand bremste seinen Sturz und regungslos glitt er nun an ihr herunter um schließlich am Boden zum Stillstand zu kommen. Instinktiv hatten seine Hände versucht sich festzuhalten, doch die glatten Fliesen ließen dies nicht zu und so stoppen sie auf Mamoris Kopfhöhe. Zusammengekauert, geplagt von Schweißausbrüchen und einer schweren Atmung, hatte Mamori das Gefühl, der einzige Mensch auf dieser Welt zu sein und er wünschte sich nichts mehr, als nun endlich Ruhe zu finden. Ravan hatte inzwischen zwei Handtücher hervor gekramt und wollte diese nun Mamori bringen. Anstandshalber klopfte er gegen die Badezimmertür, doch es antwortete niemand. Noch einmal klopfte Ravan und sagte: "Mamori-kun? Ich hab hier Handtücher." Doch wieder kam keine Reaktion. So langsam machte sich Unbehagen in Ravan breit. "Mamori?", fragte deshalb noch einmal. Als wieder nichts zu hören war, öffnete Ravan die Tür einfach allein und trat ins Bad. Sofort ließ er die Handtücher fallen, denn Mamori lag noch immer regungslos in der Kabine. Hastig trat Ravan zu ihm und beugte sich zu ihm hinunter. Vorsichtig drehte er den Jungen zu sich und erschrak über die geringe Körpertemperatur. -Eiskalt. Aber ist ja auch kein Wunder, bei den nassen Klamotten- "Ta-kun komm schon", rief er lauter als normal, "Komm zu dir Kleiner." "Ich will nicht mehr", murmelte Mamori nun plötzlich. Es war kaum zu verstehen. "Bitte... lasst mich zu meiner Schwester..." -Was hat das denn zu bedeuten? Wollte er sich etwa wirklich umbringen?! Das kann ich nicht glauben, aber... warum war er sonst...?- Ravan verdrängte den Gedanken sofort wieder. Er sah den zitternden Körper vor sich und beschloss jetzt Prioritäten zu setzen. Als erstes musste er diesen Eisklotz warm bekommen. "Tut mir leid Ta-kun", meinte er deshalb und fing an, Mamoris Hemd aufzuknüpfen und streifte es ihm dann über die Schultern. "Es geht nicht anders." Dem Hemd folgte das T-Shirt, welches Mori trug und danach Socken und Hose. Der fast nackte Körper in Ravans Armen war kalt und blass. Ravan betrachtete ihn aufmerksam, denn zum ersten Mal hatte er die Gelegenheit, Mamori ausgibig zu begutachten. Es war kaum zu glauben, was für eine gut trainierte Figur sich unter seinen sonst so unscheinbaren Klamotten befand. Aber es war nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um Mamori anzugieren. Ravan angelte sich den Duschkopf und schaltete das Wasser ein. Nicht gleich zu warm, sonst hätte Mamori womöglich noch das Gefühl zu verbrennen. Das Wasser rann über Mamoris Hals zum Schlüsselbein, über die Brust und schließlich benetzte es den gesamten Oberkörper. Ravan verteilte das warme Wasser über Mamoris Haut und befeuchtete nun Arme und Gesicht. Mit den Fingern zeichnete er Mamoris Konturen nach. Strich über Stirn und Wangen. Befühlte die kleine Nase und glitt schließlich mit dem Daumen über die wohlgeformten Lippen. "Du bist wunderschön", hauchte er Mamori zu und in Ravans Inneren staute sich ein Gefühl des Verlangens an. "Nur ein Mal will ich dich berühren", flüsterte er nun und hängte den Duschkopf wieder an seine Halterung. Das Wasser prasselte nun wohltuend warm über ihre Köpfe und bahnte sich seinen Weg durch Haar und Gesicht. Ravan zog Mamori sanft etwas zu sich und blickte ihn mit einem entschuldigenden Lächeln an. "Es tut mir leid", flüsterte er, ehe er sich noch näher zu Mamori beugte und dessen Lippen sanft mit seinen berührte. Mamoris Haut war schon wieder rosig geworden, als Ravan ihn zum Sofa trug. Eingeschmiegt in einen von Ravans Pyjamas hüllte Selbiger ihn in eine Warme Decke. "Schlaf dich gesund... Ta-kun", flüsterte Ravan, eher er sich auf einem Sessel niederließ um den Schlafenden zu beobachten. Als Mamori am nächsten Morgen aufwachte, schien die Sonne hell ins Zimmer und blendete ihn. Er wusste nicht so recht wo er überhaupt war und auch nicht, was am gestrigen Abend passiert war. Anscheinend hatte er einen totalen Black-Out. "Guten Morgen", Mamori drehte sich erschrocken zur Seiten und entdeckte Ravan neben sich, der im Sessel saß und ihn anlächelte. "Wie geht's dir?", war Ravans erste Frage. Mamori überlegte kurz. "Es geht", antwortete er schließlich, "etwas kap..." Plötzlich fiel ihm ein Teil der gestrigen Geschehnisse wieder ein... -Ich bin geradewegs aus das Meer zugegangen. Ich wollte nicht mehr leben, es hatte alles keinen Sinn. Ich bin immer weiter gegangen, die Wellen türmten sich über mir auf und krachten zusammen. Ich hab nicht mal versucht wegzukommen. Es war egal. Und da... und dann... was war dann?- Große Tränen kullerten über seine kindlichen Wangen und vielen schwer auf die Decke. Mamori wusste noch nicht einmal warum er weinte Vielleicht waren es Freundenstränen, weil er noch lebte. Er wollte leben! Vielleicht weinte er auch aus Dankbarkeit. Ravan wusste nicht genau, warum Mamori jetzt weinte, aber er wollte ihn auch nicht danach fragen. Er setzte sich auf die Bettkannte und nahm Mamori behutsam in den Arm. "Schon gut Mamori", redete er auf den Jüngeren ein, "beruhig dich. Jetzt wird alles gut." Ravan fühlte Mamoris Schmerz und auch er wurde traurig. Er wollte den Jungen nicht mehr weinen sehen, er wollte ihn glücklich machen. Sein zartes, unschuldiges Lächeln von damals zurückgewinnen. "Hey... nicht mehr weinen. Ich bin bei dir... alles ist gut, ja?" Mamoris Tränen versiegte langsam. "Du hast mich gerettet", sagte er plötzlich, "Danke." "Ja das hab ich, aber was hattest du denn dort zu suchen? Mitten auf dem Wasser, in Klamotten." Mamori war es unangenehm darüber zu reden, aber er fand, dass Ravan eine Erklärung verdient hatte. "Meine Schwester ist vor vier Tagen gestorben. Gestern war die Beerdigung. In der Tanzakademie läuft es auch nicht besonders und... es kam alles zusammen, da hab ich... da wollte ich...." Mamoris Stimme verstummte. Ravan fühlte sich in seiner Vermutung bestätigt. "So etwas kannst du doch nicht machen. Was währe mit deinem Bruder? Der währe ganz allein. Und was ist mit... mit mir? Ich wollte dich auch wieder sehen, aber nicht auf diese Weise", versuchte Ravan Mamori die Dummheit seiner Tat klarzumachen. Mamori konnte nichts erwidern. Sein Kopf war so leer und fühlte sich schrecklich schwer an. "Danke", flüsterte er nochmals unvermittelt und schlief dann in Ravans Armen ein. Er war ja soooo müde. Ein paar Stunden später wachte Mamori wieder auf. Es ging ihm schon besser und er fühlte sich gut genug, um aufzustehen. Erst jetzt fiel ihm auf, das er ja einen Pyjama von Ravan trug und die Scharmesröte stieg ihm ins Gesicht. Ravan war nicht mehr da und so beschloss Mamori, sich auf die Pirsch nach ihm zu machen. "Ravan!?", rief er also quer durch die Wohnung und er bekam auch promt eine Atwort. "In der Küche", antwortete Ravan. "Deine Klamotten liegen im Bad. Se sind trocken." Ohne eine Antwort, aber mit dankbarem Blick begab Mamori sich zum Bad. Einige Minuten später trat er in die Küche, wo Ravan gerade dabei war etwas zu Essen zu machen. Ravan lachte ihm entgegen. "Na?", sagte er gut gelaunt. "Möchtest du auch was essen?" "Ja bitte", entgegnete Mamori kleinlaut und folgte Ravans Aufforderung, sich an den Tisch zu setzen. Ravan trug kurze Zeit später das Essen auf und setzte sich ebenfalls. Eine Weile schwiegen beide, doch dann begann Ravan: "Du Mamori... was ist gestern genau passiert? Oder das vor vier Tagen. Ich weiß ja, dass es mich praktisch nichts angeht, aber ich mach mir eben Sorgen um dich. Rede doch mit mir darüber." Mamori schwieg kurz, ehe er antwortete: "Ich hab dir doch schon alles erzählt." "Übrigens mein herzliches Beileid wegen deiner Schwester." "...." "Aber Mamori... das wollte ich gar nicht wissen. Die Gründe für deinen Zustand kenne ich. Ich will wissen, wie du dich fühlst, wie es in deinem Inneren aussieht." Mamori verschluckte sich bei diesen Worten an einem Happen und musste stark husten. Machte sich Ravan so große Sorgen um ihn? "Das müsstest du allerdings auch schon mitgekriegt haben", sagte Mamori trotzdem kalt. Er wollte nicht darüber reden. Okey... dann eben die Holzhammermethode. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass du so verzweifelt warst, um dir das Leben zu nehmen", sagte er nun gerade heraus. Mamori sah ihn geschockt an, aber Ravan hatte es genau auf den Punkt gebracht. War Mamori wirklich so verzweifelt, oder war es nur das Selbstmitleid? "Ich hab wohl zu schnell gehandelt und nicht nachgedacht", entgegnete er schließlich. Ravan war nun seinerseits fassungslos. Was war denn das für eine Erklärung? "Ist das dein Ernst?", fragte er nun wütend. "Du hättest dich beinahe umgebracht! Und du sagst, du hast nicht nachgedacht?! Unglaublich." Mamori sah ihn fragend an, oder war da auch ein bisschen Arroganz mit in diesem Blick? Ravan sprang auf und riss den Stuhl gleich mit um. Mamori schreckte zurück. Was war denn nun los? "Du kommst dir wohl ganz toll vor", schimpfte Ravan energisch. "Bei deiner Leichtfertigkeit muss ja jemand auf dich aufpassen. Also... ach verdammt! Dann zieh doch einfach bei mir ein. Du brachst ja einen Babysitter." Mamori, ganz perplex, schwieg sich über diese Situation aus. Ravan hob seinen Stuhl auf und setzte sich wieder ruhig hin. "Tut mir leid", sagte er nun leise. "Ich kann deine Einstellung nur nicht verstehen. Also... ich frag dich jetzt ganz offiziell: Willst du bei mir einziehen? Ch weiß, wir kennen uns noch nicht so lange, aber wir haben schon so viel zusammen erlebt und treffen und ja sowieso fast täglich..." Mamori unterbrach ihn plötzlich: "Ich muss jetzt los. Mein Bruder macht sich schon Sorgen." Dann stand er einfach auf und ließ Ravan am Tisch zurück. "Ich danke dir für alles", sagte er noch, während er sich die Schuhe anzog, "Ich denk darüber nach. Bis dann." Dann verschwand er. Irritiert saß Ravan am Tisch. Was war denn das für eine Aktion? Krank vor Sorge erwartete Joshua seinen kleinen Bruder. Sofort stürmte er in den Flur, als er das Türschloss hörte und sagte energisch: "Wo warst du so lange? Ich bin fast wahnsinnig geworden." Mamori ignorierte ihn einfach. Joshua packte hm am Arm. "Ich rede mit dir", schimpfte er. "Ich bin für dich verantwortlich und hab deswegen auch ein Recht darauf zu erfahren, wo der junge Herr sich herumtreibt." Mamori riss sich los. "Ich will nicht reden", sagte er beiläufig und drängelte sich an Joshua vorbei in die Küche. "So", sagte dieser nun. "Du willst nicht reden. Ich will aber mit dir reden. Es hat sich was ergeben. Ich gehe zu unseren Großeltern nach Nara und werde die Pension übernehmen." Das rüttelte Mamori wach. Entgeistert sah er seinen Bruder an. "Du willst was?", fragte er fassungslos. "Aber was ist dann mit mir?" Joshua machte eine abwertende Handbewegung und machte seinem Ärger Luft. "Immer nur Du, Du", sagte er energisch. "Reiß dich doch mal zusammen! Wir trauern auch. Ich kann unsere Großeltern jetzt nicht im Stich lassen. Ob du mitkommst oder nicht, ist deine Entscheidung." "Wie kannst du mir so eine Entscheidung aufbürden?", fragte Mamori aufgebracht. 2Soll ich mich etwas zwischen meiner Familie und meinem Traum... nein, meinem jetzigen leben entscheiden?" Joshua ging zum Tisch und setzte sich. Er stützte seinen Kopf in die Hände und wirkte irgendwie verzweifelt. Mamori setzte sich ihm nun gegenüber und fragte schon ruhiger: "Was verlangst du denn jetzt von mir? Du weißt, dass ich die Familie nie im Stich lassen würde, aber ich habe hier auch mein Leben und mir ist kürzlich erst klar geworden, wie sehr ich daran hänge." Joshua sah seinen Bruder mit verständnisvollen Augen an. "Früher habe ich mir das immer gewünscht", bemerkte er leise und lächelnd. "Was meinst du?" 2Na das du mal eigenen Willen zeigst. Du hast immer getan, was man dir sagte und warst immer darauf bedacht, anderen nicht zur Last zu fallen und keinen Blödsinn zu machen. Nach Mutters und Vaters Tod wurde es extrem. Damals habe ich immer gehofft, dass du unabhängig wirst und irgendwann mal dein eigenes Leben führst. Und jetzt, wo es soweit ist, bin ich drauf und dran dir alles zu verbauen." Mamori war gerührt von so viel Offenheit. Aber hatte er sich wirklich so sehr verändert? "Wir finden eine Lösung, die allen gefällt", meinte er schließlich. "Hier mein Vorschlag: Ich mache hier in Nagoya meine Schule zu ende. Im letzten Jahr will ich nicht mehr wechseln. Wenn ich danach eine Aussicht auf einen Job beim Tanzen habe, werde ich das machen. Wenn keine Chance besteht, komme ich nach Nara." Joshua war überrascht. "Hey... ich bin hier der Ältere und für die Vorschläge zuständig", witzelte er, "aber ich bin einverstanden." Mamori hatte das Gefühl, zum ersten Mal etwas aus eigener Kraft geschafft zu haben. Joshua wollte die Miete für die Wohnung trotzdem weiter bezahlen, doch Mamori war dagegen. Er fand schon einen Weg. Joshua merkte, dass sein kleiner Bruder, den er immer beschützen wollte, auf eigenen Beinen stand und dies machte ihn stolz. In zwei Wochen wollte Joshua nach Nara ziehen und bis dahin alles erledigen. Mamori half ihm, wo er konnte, aber eine Lösung für sich selbst hatte er noch nicht gefunden. Ein paar Tage später war Ravan mal wieder auf dem Weg zu Ayako. Er wollte sich erkundigen, ob die beiden Privatdetektive zwischendurch wieder bei ihr aufgetaucht waren. Ayako freute sich über seinen Besuch, denn sie hatten sich eine ganze Weile nicht gesehen. Ayako fiel gleich auf, dass Ravan irgendwie bedrückt aussah. Sie bat ihn ins Wohnzimmer und bot ihm ein Bier an. Das kam Ravan gerade recht. Er setzte sich aufs Sofa und Ayako sich neben ihn. Das Gefühl des kalten Bieres in der Kehle tat gut und Ravan schloss für einen Moment die Augen. Ayako beobachtete ihn und seine angespannte Stimmung entging ihr nicht. "Du siehst nicht gut aus Babe", bemerkte sie besorgt. "Ist was passiert?" Ravan sah sie aus den Augenwinkeln an und versuchte zu grinsen. Dies sah aber ziemlich aufgesetzt aus. "Passiert ist so einiges", antwortete er schließlich. "Ich hab jemanden, mit der Bitte bei mir einzuziehen, völlig verschreckt. Da er sich ewig nicht bei mir gemeldet hat, gehe ich mal von einer Absage aus." "Er?", fragte Ayako erstaunt. Ravan hielt doch sonst nichts von Mitbewohnern. Und dann noch ein Mann? "Ja", antwortete Ravan beiläufig. "Du kennst ihn auch. Mamori." "Mamori-chan?", Ayako war verblüfft. "Ich dachte ihr seid nicht so dicke." Ayako bemerkte, wie Ravans Gesichtszüge weicher wurden und ein kleines Lächeln auf seinen Lächeln lag. als er antwortete: "Sind wir ja auch eigentlich nicht. Ich bin nicht mal sicher, ob wir Freunde sind. Ich weiß nur, dass er mir nicht egal ist. Ich hab das Gefühl, dass er völlig unsicher im Leben steht und ich will ihn in seiner Unsicherheit nicht allein lassen. Er braucht jemanden, der ihm hilft und der an seiner Seite steht. Wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber irgendwie sind wir uns nahe, dass kann ich spüren. Und warum sollte ich nicht der sein, der bei ihm ist auf ihn aufpasst?" Es herrschte vollkommene Stille. Ayako sah ihn mit großen Augen an. Was war denn das eben? So hatte sie Ravan ja noch nie erlebt. Was hatte er da eben gesagt? Sie sind sich nahe? Ayako war sprachlos. Erst an ihrem Schweigen merkte Ravan, dass das was er da gerade von sich gegeben hatte, gar nicht so gut war. Das war ja wie ein Geständnis. Ravan schreckte auf, und er merkte, wie ihm die Röte in den Kopf stieg. "Ich... ähh... ich wollte damit sagen, dass ich nur nen Mitbewohner suche." Ravan destekulierte bei seiner Erklärung so wild mit den Armen, dass er das Bier umstieß. "Verdammt!", schimpfte er und während er den Schaden in Grenzen halten wollte, fing Ayako beherzt an zu lachen. Vor schreck ließ Ravan das Bier gleich noch einmal fallen. "Was hast du denn jetzt?", fragte er irritiert. Ayako schmunzelte: "Ich war, oder bin nur so überrascht. Wenn man Eins und Eins zusammen zählt, könnte man meinen, du währst schwul." Ravan wurde kreidebleich. Hatte Ayako das gerade wirklich gesagt? Ravan konnte nichts entgegnen. Er sah Ayako nur geschockt an und dieser wusste nicht, was ihr dieser Blick sagen sollte. Und plötzlich zuckte es in ihr wie ein Blitz. "Oh mein Gott...", sagte sie leise, als sie in Ravans hilflose Augen blickte. "Du bist doch nicht... oder bist du?" Ravan hatte im Moment nur einen Gedanken: weg! Weg aus der Wohnung! Weg von Ayako! Aber auch weg vor der Wahrheit? Warum widersprach er ihr nicht und stritt alles ab? Warum fragte er nicht, was sie sich einbildete? Er konnte nicht. Es war die Wahrheit und er hatte kein Recht, Ayako vorwürfe zu machen. "I... Ich... tut mir leid Aya-san, ich muss jetzt los", stotterte Ravan und stellte zügig das Bier auf den Sofatisch. Doch gerade als er hektisch gehen wollte, stand Ayako auf und hielt ihn am Handgelenk fest. "Warte mal, Babe", bat sie und ihre Stimme klang verständnisvoll. "Tut mir leid, dass ich gelacht hab. Ich wollte mich nicht über dich lustig machen. Bitte bleib noch." Ravan hielt inne und drehte sich zu ihr um, ohne etwas zu sagen. Ayako merkte, dass sie einen ernsten, wunden Punkt getroffen hatte. Sie musste Ravan nun irgendwie Sicherheit geben. "Wenn du schwul bist, ist das für mich völlig okey", meinte sie schließ- lich lächelnd, "ich hab einige Leute n meiner Umgebung, die schwul oder lesbisch sind. Das ist doch heut zu tage kein Ding mehr." Diese Worte erleichterten Ravan. Er flüchtete sonst vor keiner Situation, aber dies war eine heikle, persönliche Sache. Vielleicht sollte er sich Ayako wirklich anvertrauen. "Sicher ist es okey", sagte er schließlich, "aber ich selbst muss mich erst daran gewöhnen." Und Ravan konnte wieder etwas lächeln. Er und Ayako setzten sich wieder auf das Sofa. Ravan erzählte ihr von seinen Gefühlen zu Mamori und von seinen Erfahrungen mit Yamato. Auch von seinen Momentanen Problemen mit der Familie erzählte er ganz offen. Ayako hatte aufmerksam zugehört und je mehr sie erfuhr, desto besser verstand sie Ravans Handlungen. Das erklärte nämlich auch, warum sie selbst nie bei ihm landen konnte. Ayako machte auf das Problem aufmerksam, dass wenn Mamori bei ihm einziehen würde, nicht auch zwangsläufig andere Leute von Ravans Homosexualität erfahren würden. Beispielsweise Ravans Familie, wenn die beiden Detektive ihn denn finden würden. Außerdem wollte Ayako wissen, ob Mamori für Ravan denn das Gleiche empfand. Bei diesem Thema schwieg Ravan lange. Er wusste ja nicht mal, ob Mamori auch schwul war. Mit einem Mädchen hatte er ihn jedenfalls noch nie gesehen und gesprochen hatte er auch von keiner. Ayako wollte versuchen etwas herauszu- finden, denn sie fand, dass Ravan und Mamori super zueinander passten, außerdem fand sie die Geschichte der beiden total interessant und unglaublich süß. Ravan wusste nicht, was daran süß sein sollte. Er fand es im Moment nur kompliziert und anstrengend. Ayako und Ravan erzählten noch bis tief in die Nacht hinein und für die Zukunft sollte zwischen den beiden eine unersetzbare Freundschaft entstehen. Drei Tage später, am frühen Nachmittag, ging Mamori allein durch die Straßen. Es war kühler geworden und leichter Nieselregen befeuchtete die so ausgedörrte erde. Mamori war auf dem Weg zur Arbeit und dabei blieb sein Blick an einem Informationsbrett hängen. Seit einigen Tagen studierte er die Wohnungsanzeigen, war aber noch auf keine, für ihn günstige, gestoßen. Es war wie verhext. Allein konnte er die große Wohnung von ihm und Joshua nicht bezahlen, also musste er zwangsläufig etwas anderes finden. Gerade als Mamori weitergehen wollte, härte er hinter sich eine Helle Stimme: "Maamoooriii-chaaaaan!" Diese Stimme erkannte er unter hunderten und mit einem Blick zu Seite, sah er auch schon Ayako auf sich zu rennen. Atemlos blieb sie vor hm stehen: "Puhhh... ich hab gedacht, ich erwisch dich nicht mehr." "Hi Ayako-san", begrüßte Mamori sie freundlich, "was gibt es denn so wichtiges?" Ganz behaglch war ihm die Situation nicht, denn wo Ayako war, da war das Thema Ravan auch nicht weit. "Eigentlich gar nichts", antwortete Ayako lächelnd, "ich wollte nur mal hallo sagen. Wir haben uns ja schließlich ewig nicht gesehen." "Und deswegen bist du so gerannt?" "Na klar Mamori-chan. Ist das so abwegig?" "Ich weiß nicht... warum nennst du mich eigentlich Mamori-chan?" Ayako stutzte und sah ihn verwundert an. "Darf ich nicht? Du bist nun mal so putzig, mit deinem hellen Wuschelhaar." Mamori verzog das Gesicht. Putzig? Wuschelhaar? Ayako piekste ihm scherzhaft in die Seite. "Ist es so abwegig, das ich dich mag?" Nun wurde es aber langsam seltsam. Mamori errötete leicht. "Nein...", stotterte er, "ich meine..." "Oder hast du ne Freundin?", Ayako wollte es jetzt genau wissen. Schließlich hatte sie Ravan versprochen, Nachforschungen anzu-stellen. "Ne Freundin? Ich? Nee. Dann doch eher nen..." Mamori stockte. Was redete er denn da? Aha! Nun wurde es interessant. "Was? Ist es so ausgeschlossen, das du ne Freundin hast?", bohrte Ayako nach. Doch Mamori wollte nicht weiter darüber reden. "Das geht nicht nun wirklich nichts an Ayako-san", sagte er forsch und sah sie leicht genervt an. Ayako grinste entschuldigend. Erst jetzt fiel ihr Blick auf die Informationstafel. "Du suchst ne Wohnung?", fragte sie scheinbar überrascht. Mamori erzählte er von der Geschichte mit der Pension. Das ist doch die Gelegenheit, dachte sich Ayako und platzte einfach mit ihrem Anliegen heraus: "Ravan sucht nen Mitbewohner." Das hätte sie wohl besser nicht gesagt, denn jetzt reagierte Mamori richtig sauer. "Warum fängst du jetzt von dem an?", fragte er genervt. "So langsam hab ich das Gefühl, meine ganze Welt dreht sich um diesen Kerl." Womit er ja auch eigentlich gar nicht so Unrecht hatte. Ayako wollte die Situation entschärfen "Sorry", sagte sie deshalb lächelnd, "ich dachte nur, ihr versteht euch gut und..." Mamori unterbrach sie: "Tun wir ja auch... eigentlich." -Toll-., dachte Ayako, -das hilft mir auch nicht weiter- "Du kannst es dir ja überlegen." Ayako wollte sich gerade verabschieden, als ungefähr dreißig Meter vor den beiden plötzlich die beiden Privatdetektive auftauchten. "Oh nein!", sagte Ayako erschrocken. Mamori verstand nicht und war irritiert von Ayakos ängstlichem Blick: "Was ist los Ayako-san?" Diese sah ihn erschrocken an. "Ich... ", stammelte sie, "sorry Mamori-chan, aber ich muss sofort weg." Mamori folgte Ayakos ängstlichen Blicken, die immer wieder zu den beiden Männern huschten. "Ist was mit denen?" 2Mamori-chan", sagte sie eindringlich, "wenn die dich irgendwann mal ansprechen, rede nicht mit denen, okey?" Dann ging sie schnellen Schrittes in die entgegen gesetzte Richtung. Mamori war etwas perplex. Was meinte Ayako denn damit? Aber als die Privatdetektive an ihm vorbei gingen, drehte er sich doch instinktiv zur Seite. Er erhaschte einen kurzen Blick auf die Gesichter und stellte mit Entsetzen fest, dass es sich um Ausländer handelte und ihm stellte sich die Frage, solch eine Furcht vor ihnen hatte. Die Tage vergingen und nun war der Tag gekommen, an dem Joshua nach Nara zog. Auf die Frage, ob Mamori eine neue Bleibe gefunden hatte, hatte dieser nur geantwortet: "Mach dir keine Gedanken. Ich hab da nen Entschluss gefasst und hoffe, dass ich ihn nicht bereuen werde." Joshua hatte nicht viel damit anfangen können, aber er vertraute seinem kleinen Bruder und hoffte darauf, dass dieser das Richtige tat. Die beiden verabschiedeten sich vor der Wohnung. Joshua war etwas unwohl dabei, seinen siebzehnjährigen Bruder allein in Nagoya zu lassen, aber er hatte ja Mamoris versprechen, dass dieser nach Nara kam, wenn das mit dem Tanzen nicht klappte. Das Auto fuhr die lange Straße entlang und verschwand bald hinter den Häuserblöcken. Für Mamori sollte nun ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Seine Koffer hatte er bereits gepackt und es blieb nur noch zu hoffen, dass die Entscheidung, die er gefällt hatte, auch die richtige war. Ravan saß in seinem Appartement gerade an seinem Keyboard und übte für einen seiner nächsten Klaviergigs. So langsam wurde er frustriert, denn mit dem Keyboard konnte er zwar gut üben, aber ein Klvier, oder ein Flügel klangen tausend Mal besser. Zum zehnten Mal übte er nun eine Passage, die ihm einfach nicht gelingen wollte. Er atmete tief durch und legte die Hände erneut an die Tasten, als es an der Tür klingelte. Genervt sah Ravan in Richtung Eingang. Wer konnte das sein? Er erwartete niemanden und wirklich Lust auf Besuch hatte er auch nicht. Zuerst wollte Ravan gar nicht zur Tür gehen, doch das Klingeln ließ nicht nach und schließlich stapfte er doch leicht wütend in Richtung Störenfried. "Jetzt is ja gut!", fauchte er sauer. "Lass die Klingel heil!" Wütend riss er die Tür auf "Was ist denn um Himmels Willen? Ich hab grad geü...."Ravan war sprachlos. Vor ihm stand doch wirklich Mamori und das mit vier großen Koffern. "Ma... Mamori", stotterte Ravan entgeistert, "Hi." Mamori stand vor ihm, wie ein Schüler vor seinem Lehrer. "Hi", sagte er eben- falls. Ravan musste erst einmal einen klaren Gedanken fassen. Er war zwar über- rascht, aber er merkte auch, wie Freude in ihm aufstieg. Sein Blick fiel immer wieder auf die Koffer und er konnte nicht glauben, dass Mamori tatsächlich vor seiner Tür stand. "Was willst du denn hier?", fragte Ravan nun mit einem verdutzten Gesichtsaus- druck. Mamori antwortete nicht gleich. ER druckste etwas herum und Ravan merkte, dass es dem Jüngeren nicht leicht fiel, zu antworten. Deswegen lächelte er Mamori an. Er wusste natürlich, was Mamori wollte, aber er hätte es schon gerne von Mamori selbst gehört. "Es ist schon komisch", meinte Ravan, "du tauchst immer einfach bei mir auf. Wie währe es, wenn du das nächste Mal vorher anrufst?" Mamori sah ihn irritiert an. Was sollte das? "Ach jaaa...", stellte Ravan nun wie scheinbar zufällig fest, "du hast ja meine Nummer gar nicht. Na ja..." Ravan ging grinsend an Mamori vorbei und schnappte sich zwei der Koffer. "Dann ist es besser, du ziehst gleich ein", Ravan ging zurück ins Appartement und stellte die Koffer in den Flur, "dann brauchen wir uns um die Anmeldung keine Sorgen mehr zu machen." Er zwinkerte Mamori zu. Dieser war total verblüfft. Damit hatte er ja nun gar nicht gerechnet. Starr blieb er vor der Tür stehen, ohne ein Wort zu sagen. Ravan stellte sich vor ihn und stemmte eine Hand in die Hüften. Mit schräggelehntem Kopf lächelte er den Jüngeren an. "Na komm schon rein", drängte er, "ist doch jetzt auch dein zu Hause. Aber die anderen Koffer schleppst du." Dann ging Ravan in Richtung Wohnzimmer und wie beiläufig meinte er: "Mach die Tür hinter dir zu." Einen Moment blieb Mamori noch draußen stehen. Zu Hause... es fühlte sich merkwürdig an , aber ja... dies war jetzt sein zu Hause. Er nahm die letzten beiden Koffer in die Hände und setzte zum ersten Mal, zögerlich, einen Fuß in sein neues Heim. -Wie wird es wohl werden?-, fragte er sich, -Wird alles gut gehen? Verstehen wir uns? Können wir uns arrangieren? Lauter Fragen schössen Mamori durch den Kopf. -Auf in ein neues Leben-, dachte Mamori, als er schließlich ganz im Flur stand und die Appartementtür hinter ihm ins Schloss fiel. To be continued... Kapitel 9: 9. Die Tücken des Alltags ------------------------------------ Mamori sah sich aufmerksam im Appartement um. Er war zwar schon zwei Mal hier gewesen, aber richtig aus, kannte er sich nicht. Sei dem letzten Mal hatte sich nichts verändert. Alles sah immer noch so aus, als würde hier niemand wohnen, oder dieser jemand war nicht oft da. In diesem Moment fiel Mamori auf, dass er eigentlich gar nichts über Ravan wusste. Warum wohnte er allein? Woher nahm er das Geld für so eine riesige Wohnung? Und was war mit seiner Vergangenheit? Mamori freute sich darauf, dies alles herauszufinden und er beschloss, in Bezug auf Ravan, noch einmal von vorn anzufangen. Ravan stand am Keyboard, als Mamori noch etwas zurückhaltend das Wohnzimmer betrat. Die Sonne war fast am oberen Rand des Panoramafensters verschwunden und nur wenig Licht fiel in das große Zimmer. "Du spielst Keyboard?", hörte Ravan Mamoris Stimme. Er drehte sich zu ihm. "Sieh an", meinte er grinsend, "es spricht doch." Mamori machte einen peinlich berührten Gesichtsausdruck. Er hatte bist jetzt ja wirklich nur "Hi" gesagt. "Eigentlich mehr Klavier und Flügel", beantwortete Ravan schließlich Mamoris Frage. Dieser ging zu ihm und klimperte etwas auf den Tasten. "Ich wusste nicht, dass du das kannst", meine der Jüngere leise, "hätte ich nicht erwartet." Ravan schmunzelte und spielte eine kurze Melodie. "Du weißt einiges nicht", entgegnete er und sah Mamori von der Seite an. "Mamori... Warum bist du hier?", fragte er dann unvermittelt. Diese Frage musste ja kommen. "Ich weiß nicht", antwortete Mamori leise, "du warst der Einzige, zu dem ich gehen konnte." "Hmmm...", raunte Ravan, "ach so." Er glaubte, das Mamori es selbst nicht so genau wusste. Es war eine eigenartige Stimmung in dem Raum. Irgendwie so angespannt. Ravan wollte etwas dagegen unternehmen. "Du solltest erstmal deine Koffer auspacken", sagte er deswegen, "Ich räum gleich mal einen Schrank leer. Viel Kram hab ich ja nicht." "Okey", meinte Mamori leise. "Ach Mensch Mamori...", lockerte Ravan die Stimmung auf, "jetzt sei mal nicht so schüchtern. Wir sind jetzt Mitbewohner... irgendwie. Und ich freu mich, dass du da bist." Raqvan ging dann in Richtung Schlafzimmer. Mamori blieb am Keyboard stehen. Dieses Zimmer kannte er noch nicht, aber es interessierte ihn schon. Aber schließlich konnte er in so einen Privaten Raum nicht einfach reinspazieren. Doch schon im nächsten Moment rief Ravan nach ihm: "Mamori! Komm mal kurz und guck, ob der Platz im Schrank reicht!" Na so ein Glück. Mamori ging zum Schlafzimmer und blieb in der Tür stehen. Das hatte er nicht erwartet. Wo Ravan am Rest der Wohnung gespart hatte, war hier eindeutig Luxus zu spüren. In der Mitte der Wand, welche sich gegenüber der Tür befand, stand ein riesiges Doppelbett mit schwarzer Satinbettwäsche und über dem Kopfende des Bettes, über dessen gesamte Breite war ein großer Spiegel angebracht. Rechts in der Wand war ein Fenster und an der linken Wand stand ein kleines Sofa mit passendem Tisch. Gegenüber dem Bett befand sich der Große Kleiderschrank, mit einer undurch- sichtigen Glasfront. Das Highlight jedoch, war eine tief dunkelblaue, fast schwarze Zimmerdecke, welche mit winzigen und unzähligen Leuchtioden gespickt war. Mamori konnte sich gut vorstellen, wie sie in der Nacht mit den Sternen konkurrierten. Ravan hatte Mamori schon einige Zeit beobachtet und musste grinsen, denn Mamori starrte die Decke mit seinen kindlichen Augen an, wie einen Schatz oder ähnliches. "Na... beeindruckt?", hörte Mamori plötzlich die Stimme des Älteren. "Wa... was?", fragte Mamori erschrocken Er errötete leicht. "Was wolltest du?", fragte er schon ruhiger. "Ob der Platz reicht", antwortete Ravan und deutete auf de leeren Schrankfächer. Mamori ging zu ihm und begutachtete den Platz. "Locker", meinte er dann, "Danke." Sein Blick wanderte wieder an die Decke und Ravan konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Vielleicht lass ich dich auch mal hier schlafen", witzelte er, doch Mamori bekam sofort eine glühende Hautfarbe. "Was?", fragte er mit großen Augen. Aber konnte Ravan da nicht auch etwas Leuchtendes in ihnen sehen? "Na noch musst du auf dem Sofa schlafen, bis wir ein Bett für dich haben", entgegnete Ravan und dann grinste er, "Oder willst du zu mir ins Bettchen krabbeln?" Mamori fand das wohl nicht so lustig, denn er wurde kreidebleich und sah Ravan erschrocken an. "Was denn?", fragte Ravan mit gespielter Unwissenheit, "Das war ein Scherz." "Em... ja klar", sagte Mamori mit einem flüchtigen Blick auf das Bett, "ich muss jetzt meine Sachen holen." Und schon war er verschwunden. Ravan lachte kurz leise auf. Mamori war zu niedlich. Aber er wüsste auch gern, warum Mamori sich eben so komisch verhalten hatte. Mamori lehnte sich im Flur an die Wand und atmete tief durch, denn sein Herz raste vor Aufregung. -Oh man Mamori... reiß dich zusammen-, redete er zu sich selbst, -das war nichts besonderes.- Aber er war so irritiert über Ravans Aussage, das er keinen anderen Ausweg sah, als erst einmal zu verschwinden. Ravans blaue Augen hatten ihn so angestrahlt und diesem Blick hatte Mamori einfach nicht standgehalten. Ein paar Minuten später rief Ravan erneut nach Mamori. Er hatte Bettzeug auf das Sofa gelegt, als Mamori wieder ins Wohnzimmer kam. "Wo sind denn deine Sachen?", fragte Ravan verdutzt. "Äh.. ach ja", meinte Mamori kurz. Er hatte ja gesagt, dass er sie holen wollte. "Bist wohl nicht ganz bei der Sache", witzelte Ravan. Mamori schüttelte den Kopf: "Doch, na klar. Ich pack dann jetzt aus." Ravan sah im grinsend nach. Er freute sich auf das Zusammenleben mit Mamori, aber noch konnte er nicht wissen, welche Probleme noch auf ihn und Mamori zukommen sollten. Am Abendbrotstisch wollte Ravan mit Mamori noch einige Kleinigkeiten bespre- chen. Sie saßen sich gegenüber und Mamori betrachtete den Älteren argwöhnisch, als dieser sich ein Butterbrot schmierte. Erst als Ravan genüsslich hinein biss, bemerkte Mamoris irritierten Blick. "Wasch isch losch?", fragte Ravan mit vollem Mund. Mamori zog eine Augenbraue nach oben. "Na ja... diese Essmethoden sind mir nicht so geläufig", antwortete er schließlich. Ravan schluckte den Bissen hinunter und lehnte sich in den Stuhl. "Ich kann halt nicht jeden Tag Reis und Fisch essen", meinte er grinsend. "Als Deutsch-Amerikaner bin ich eben ein Brotesser. Ist schwer genug, hier etwas zu bekommen." Er nahm noch einen Haps. Mamori wurde neugierig. "Ich will auch mal", bat er und sah Ravan mit einem kindlichen Gesichtsausdruck an. "Na schön...", Ravan hielt Mamori das Butterbrot unter die Nase und dieser biss ab. Einen Moment kaute er komisch darauf herum, aber dann biss er gleich noch mal ab. Entrüstete zog Ravan das Brot wieder weg. "Ey", mekerte er, "Du bist ja wie ne Hyäne." "Hihi", Mamori lachte, "Schmeckt gut." Ravan sah ihn lächelnd an. Es freute ihn, den Jungen wieder lächen zu sehen. Das tat ihm sicher gut. "gib mir noch nen Haps von dem... wie nennt ihr das? Buttebot?" Nun musste Ravan lachen. 2Butterbrot", berichtigte er. Mamori sah auf einmal sehr nachdenklich aus. "Jetzt kenn ich schon zwei Wörter auf Deutsch", stellte er fest, "Blischmeker und Buttebot." Er hatte wirklich Schwierigkeiten, diese Würter auszusprechen und Ravan hätte ihn am liebsten geknuddelt, so süß war Mamori in diesem Moment. Ravan schnitt die Stulle in der Mitte durch und reichte Mamori einen Teil: "Da, kriegst die Hälfte." Mamori sah ihn böse an: "Aber das ist die angebissene Hälfte." "Na und... du hast ja auch das meiste gegessen." "Gar nicht wahr!" "Doch. Du kannst ja auch deinen matschiegen Reis essen." "Du bist so fies!" "Und du wie ein kleines Kind." Ravan atmete genervt tief durch und Mamori verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust. "Toller erster Abend." Plötzlich beugte sich Ravan über den Tisch zu Mamor und stützte sich mit dem Ellbogen auf die Tischplatte, um seinen Kopf darauf zu stützen. Er sah Mamori mit leuchtenden Augen an und lächelte leicht. "Was hast du denn erwartet?", fragte er mit weicher Stimme, "Ein Dinner mit Kerzenschein? Das können wir morgen gern nachholen." Mamori sah ihn mit großen Augen an. Er musste schlucken und merkte, wie er rot wurde. Genau so hatte ihn Ravan damals am Strand angesehen. Doch dann fasste sich Mamori ein Herz und beugte sich ebenfalls zu Ravan. Dieses Mal würde er keinen Rückzieher machen. Ravan schreckte etwas zurück. "Na sicher doch Ravan-chan", entgegnete Mamori nun scheinbar sicher, doch sein Herz schlug ihm bis zum Hals. "Wie währe es mit italienisch?" Ravan hatte das Gefühl, als würde er in Mamoris dunklen Augen versinken. So nahe war er ihm noch nie wirklich gewesen und am liebsten hätte er jetzt seine Hände an Mamoris Kopf gelegt, ihn sanft zu sich gezogen und leidenschaftlich geküsst. Doch wenn er das getan hätte, hätte er Mamori wahrscheinlich nur verschreckt und es währe aus mit dem Zusammenleben. Es war besser nichts zu überstürzen. Trotzdem rückte Ravan noch ein Stück näher. Sie waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. "Italienisch find ich gut", flüsterte Ravan und er hörte sich so ernst an. "Dann können wir zusammen eine Nudel essen, so wie Susi und Strolch." Nun wurde es Mamori doch zu heiß. Er stand auf. "Ich... muss mal ins Bad", sagte er schnell und verschwand. Ravan sah ihm schwärmend nach. -So süß und so unschuldig-, dachte er. Als Mamori aus dem Bad zurückkam, hatte er sich beruhigt. -Man... ob es so ne gute Idee war hier einzuziehen?-, fragte er sich, -Ich konnte mich vorhin kaum zurückhalten. Oh man...- Und die Nächste Situation auch schwer zu schaffen. Ravan stand vor dem großen Panoramafenster, und zwar oben ohne. Durch das Fenster drang orange-rotes Licht, denn die Sonne ging gerade unter und Mamori stockte fast der Atem, denn Ravans Siluette ließ ihn wirken, wie eine Statue. "Da bist du ja wieder", meinte Ravan und ging auf Mamori zu. Dieser wich einen Schritt zurück, und wendete sich ab. "Musst du her so rumspringen?", fragte er und er klang etwas genervt. Als Ravan an ihm vorbei ging, zwinkerte er ihm zu. "Warum so böse?", fragte er. "Es ist ja nicht so, als ob du mir was abgucken könntest. Außerdem hab ich dich auch schon so gesehen." Bei diesen Worten grinste er und verschwand im Bad. Mamori hatte kaum gewagt zu atmen. -Scheiße-, dachte er, -Wie kann ein Mann nur so gut riechen?- Er wurde durch Ravans Stimme aus den Gedanken gerissen. "Du Mamori1", rief er durch die Tür, "Ich hab nen Anruf bekommen, als du im Bad warst. Ich muss noch zu einem Gig. Könnte also spät werden!" "Ja...", entgegnete Mamori, "kein Problem." Wer weiß, vielleicht war es ja gut, dass Mamori einschlafen konnte, ohne das Ravan zu Hause war. Ungefähr einen halbe Stunde später kam Ravan wieder aus dem Bad. Er hatte sich ein weißes Hemd und eine schwarze Stoffhose angezogen. So hatte ihn Mamori noch nie gesehen. Es war ein ungewohntes Bild. Ravan ging gleich in den Flur und rief Mamori zu: "Den Tisch räum ich später ab! Machs dir also gemütlich, okey? Morgen bequatschen wir alles in Ruhe, was du hier so verändern willst und so." Was Mamori hier verändern wollte? Er war überrascht, das Ravan ihm so viel Freiraum ließ. Schließlich war Mamori der jenige, der neu eingezogen war. "Tschüss dann...", rief Ravan noch und dann fiel auch schon die Tür ins Schloss. Am nächsten Morgen, um sechs Uhr dreißig, klingelte der Wecker. Mamori öffnete langsam die Augen. Er war noch sehr müde, denn er war am Vorabend noch bis ein Uhr nachts wach gewesen. Ravan war bis dahin nicht aufgetaucht. Das Wohnzimmer lag noch im Halbdunkel und Mamori stand auf, um das Licht anzuschalten. Es blendete, und seine Augen gewöhnten sich nur langsam daran. Mamori versuchte so leise wie möglich zu sein, um Ravan nicht aufzuwecken. Darin war er ja schon geübt, denn auf Joshua musste er auch immer Rücksicht nehmen. Als er aus dem Bad kam, klingelte sein Handy. Schnell lief er zu seiner Jacke, welche auf dem Flur hing, und kramte es heraus. "Schhhh...", zischte Mamori, so als wolle er dem Handy das Klingeln verbieten. Dann nahm er ab. Am anderen Ende war Takato. Er wollte Mamori informieren, das die erste Stunde heute ausfiel und er erst zur zweiten kommen brauchte. Dafür wurde das Training am Nachmittag um eine Stunde vorverlegt. Takato hätte es Mamori ja gestern schon gesagt, aber er hatte es schlicht und einfach vergessen. Als Mamori sein Handy zurück in die Jackentasche stecken wollte, fiel sein Blick auf das Schuhregal und er stellte fest, dass Ravans Schuhe nicht da waren. Mamori kam das merkwürdig vor. "Vielleicht hat er sie im Schlafzimmer ausgezogen", murmelte er, "als Ausländer nimmt er das bestimmt nicht so genau." Doch Mamori wollte es genau wissen, also schlich er auf Socken zum Schlafzimmer und öffnete die Schiebetür einen Spalt. Dann jedoch riss er sie ganz auf und stellte fest, dass das Bett vollkommen unberührt war und das wiederum hieß: Ravan war die ganze Nacht über noch nicht zu Hause gewesen! Konnte ein Gig so lange dauern? Oder vielleicht war auch was passiert. Warum machte sich Mamori deswegen überhaupt so viele Gedanken deswegen? Er versuchte einen klaren Kopf zu bekom- men. Als es Acht Uhr war, wollte sich Mamori auf den Weg zur Akademie machen. Bewaffnet mit Schul- und Sporttasche, schnappte er sich seine Jacke und wollte die Tür öffnen, doch gerade als er seine Hand an den Knauf legte, öffnete sie sich von außen. Erschrocken ließ Mamori den Knauf los und trat einen Schritt zurück. Die Tür öffnete sich schwungvoll und Mamori sah in das verdutzte Gesicht von Ravan, der ihn mit großen Augen ansah. "Mamori...", sagte Ravan überrascht. "Hi. Du bist noch da?" Es klang wie ein Vorwurf. "Ja", entgegnete Mamori knapp, "hatten erste Stunde frei." "Ach so", sagte Ravan nur und ging erst einmal an Mamori vorbei. Doch als er das tat, sagte Mamori plötzlich: "Du warst die ganze Nacht nicht zu Hause..." Er musste einfach wissen, wo Ravan gewesen war. Doch als Ravan so nahe an ihm vorbei ging, bekam er seine Antwort fast von allein. Ravan roch nach Schweiß und darunter mischte sich ein anderer, fremder Geruch. In Mamori zuckte es wie ein Blitz. War Ravan bei einer Frau?! Sein Haar war verwuschelt und er war nur schlampig angezogen. "Ja und?", sagte Ravan schließlich, "Ist meine Sache." "Ja klar...", entgegnete der Jüngere und ging dann schweigend aus der Tür. Hinter ihm fiel sie ins Schloss. Ravan hatte nicht gewagt, Mamori anzusehen, doch als dieser ging, war Ravan ihm mit den Blicken gefolgt. Es war so eine merkwürdige Stimmung zwischen den beiden gewesen und aus irgendeinem Grund, lag Ravan ein bedrückendes Gefühl auf der Brust. Hatte Mamori ihn etwa durchschaut? Ahnte er etwas? Ravan ging ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen. Darauf lag noch Mamoris Bettzeug, fein säuberlich zusammengelegt. Es roch nach ihm und Ravan fühlte sich wie das letzte Arschloch. Mamori hatte so bedrückt ausgesehen, aber hätte Raven ihm erzählen sollen, dass er nach dem Gig einen Kerl getroffen, und mit ihm die Nacht verbracht hatte? Wie sollte er Mamori das erklären? Auf dem Weg zur Akademie ging Mamori gedankenversunken. Ihm ging Ravans Geruch einfach nicht aus dem Kopf und ihn ließ die Frage, nach Ravans gestrigem Aufenthalt nicht los. Was hatte er bloß gemacht? War er am Ende wirklich bei einer Frau? Mamori merkte, wie er wütend wurde und wie sich bei dem Gedanken sein inneres zuschnüre. Und das erste Mal ertappte er sich dabei, wirklich eifersüchtig zu sein... To be continued... Kapitel 10: 10. Halte nicht an der Vergangenheit fest ----------------------------------------------------- Den ganzen Tag nagte das Gefühl der Eifersucht in Mamori. Es ließ ihn einfach nicht los. Das hatte natürlich Folgen: in der Schule fehlte ihm die Konzentration, beim Training lief auch nichts und im Come-In war er eigentlich auch nur ein Statist und ließ sogar Geschirr fallen. Das hatte eine Strafpredigt vom Chef zur Folge. Also ein Tag, den man besser aus dem Kalender strich. Auf dem Nachhauseweg regnete es dann zu allem Überfluss auch noch in Strömen und Mamori trabte wie ein begossener Pudel zum Appartement. An der Tür musste er klingeln, weil er ja noch keinen eigenen Schlüssel besaß und das war nun auch noch das Tüpfelchen auf dem I, denn er hatte keine große Lust, Ravan jetzt zu begegnen. Mamori zögerte kurz. Auf Ravan hatte er jetzt wirklich keinen Bock und so entschloss er sich, doch lieber erstmal zu einem alten Freund zu gehen, den er lang nicht gesehen hatte. Er war einiger der Wenigen die wussten, dass Mamori schwul war. Eine Viertelstunde später klingelte Mamori an der Tür von Ren Takizawa. Ren war Mamoris erster Beziehungspartner gewesen Er hatte Mamori, damals als der Kleine gerade mal 15 war, einfach angesprochen. Mamori war von dem damals zwanzigjährigen sofort hin und weg. Wegen Ren erkannte er, dass er schwul war und mit ihm hatte er auch das erste Mal Sex. Sieben Monate waren sie zusammen gewesen, doch Mamori trennte sich dann von Ren, da dieser ihn aufs Übelste hintergangen hatte. Nach ungefähr einem Jahr trafen sich die beiden zufällig in Nagoya wieder und Ren fackelte nicht lange und lud Mamori zu sich ein. Damals hatte Mamori angelehnt, aber Ren verlängerte das Angebot auf unbestimmte Zeit und für Mamori war jetzt genau der richtige Zeitpunkt für einen Besuch. Nun ging die Tür auf und Ren blickte Mamori vollkommen überrascht an. Doch er fing sich schnell wieder und lächelte. „Mamori… hallo“, begrüßte er ihn, „schön dass du mich doch noch mal besuchen kommst. Du bist ja total durchnässt. Komm rein.“ Mamoris Laune selbst war zwar nicht so gut, aber er freute sich über so viel Herzlichkeit. Mamori betrachtete Ren eingehend. Er fand, dass der groß gewachsene Kerl noch besser aussah als damals. Sein langes, schwarzes Haar hatte er zu einem Zopf gebunden und seine dunkelbraunen Augen leuchtete Mamori geradezu entgegen. Dazu die braungebrannte Haut die Rens Körper überzog und sehr seidig aussah. Wenn Mamori es recht betrachtete, war Ren Ravan gar nicht so unähnlich. Zufall? Charakterlich hatten sie allerdings gar nichts gemein. Mamori musste zugeben, dass seine Liebschaften sich irgendwie alle vom Äußeren ähnelten. Das war wohl sein Geschmack. Ren hatte Mamori aus dem Bad ein Handtuch geholt und reichte es ihm: „Da, mach dich erstmal trocken.“ Mamori nahm es irgendwie teilnahmslos entgegen. „Danke schön“, meinte er nur und rubbelte sich die Haare trocken. Ren zog eine Augenbraue hoch. „Du bist aber nicht sehr gesprächig“, stellte er fest und ging mit Mamori ins Wohnzimmer. Er bot dem Jüngeren einen Platz an und setzte sich neben ihn. „Wie kommt es, dass du ausgerechnet jetzt hier auftauchst?“, wollte Ren schließlich wissen. Mamori legte das Handtuch bei Seite und atmete tief durch. „Ich weiß auch nicht“, antwortete er schließlich, „es ist so viel passiert.“ Ren merkte natürlich, dass Mamori irgendwas auf der Seele lag und bot deshalb an: „Pass auf. Ich hol uns was zu Futtern und zu Sübbeln, und dann erzählst du mir alles, okey?“ Mamori zuckte mit den Schultern, stimmte dann aber zögerlich zu. Mamori erzählte Ren so ziemlich alles, was ihn bedrückte. Vom Tod seiner Schwester, was Ren übrigens auch sehr traf, weil er die kleine von Früher gut kannte, von der Sache mit der Pension und schließlich, dass er bei Ravan eingezogen war. Alles andere was ihn betraf, erzählte Mamori natürlich auch. Es tat gut, sich mal alles von der Seele zu reden. Und das mit jemandem, den er eigentlich gut kannte, der aber doch ein Außenstehender war. Mamori musste zugeben, dass er sich bei Ren, trotz der Vergangenheit, immer noch sehr wohl fühlte. „… na du hast ja allerhand erlebt, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben“, meinte Ren irgendwann, „Aber du musst diesem Ravan schon sagen, das du was von ihm willst. Und warte einfach seine Reaktion ab. Vielleicht ist er ja auch schwul… wer wie?“ Mamori schüttelte den Kopf: „Das glaubst du doch selber nicht. Ich hab doch gesagt, das ich gemerkt habe, dass er mit einer Frau zusammen war.“ „Und wenn es so gewesen ist… vielleicht ist er schwul und weiß selbst noch nicht so genau, wass er will. Oder er ist be“, versuchte Ren, Mamori aufzumuntern. (Woher weiß der Kerl so gut über Ravans Sexualität bescheid, häää?) Mamori stützte sich mit den Ellbogen auf die Knie und sah traurig auf den Boden. Er tat Ren furchtbar leid, weil er wusste, wie solche Probleme dem Kleinen an die Nieren gingen. „Es tut mir leid“, sagte Mamori plötzlich, „ich nerv dich hier mit meinen Problemen, und du hast vielleicht gar keine Zeit.“ „Quatsch!“, wehrte Ren ab, „Mach dir da mal keine Sorgen. Natürlich hab ich Zeit für dich.“ Unvermittelt legte er seine Arme um Mamoris Schultern und zog ihn sanft zu sich, so das der Jüngere seinen Wange an Rens Brust schmiegte. „Es tut mir wirklich leid“, meine Mamori nochmals und schloss die Augen. „Ich hab doch gesagt, du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ „Das meine ich nicht. Ich meine damals, als ich Schluss gemacht hatte. Ich war nur so verzweifelt…“ Ren lächelte. Komisch, dass Mamori jetzt davon anfing. „Dafür kannst du nichts. Ich hatte doch selber Schuld an dem Scheiß. Schließlich bin ich doch fremdgegangen.“ Kleine Tränen bahnten sich ihren Weg über Mamoris Wangen. „Aber…aber… Ich hab dich damals so geliebt. Und jetzt liebe ich ihn so sehr“, Mamori drückte sich von Rens Oberkörper ab. „Tschuldige. Es wohl ziemlich gemein von mir, dir das zu einfach zu sagen. Ich hab kein Recht hier zu sein.“ Ren zog den Jüngeren wieder an sich. Etwas forsch, wie Mamori meinte. „Pssst…“, flüsterte Ren, „ist doch gut, du weist, dass ich nicht ertrage, wenn du weinst. Mamori schmiegte sich nun etwas dichter an Rens Brust. Es fühlte sich an wie Früher. Das war sie, seine erste große Liebe. „Du solltest jetzt nicht mehr weinen“, bat Ren und mit seinem Zeigefinger unter Mamoris Kinn, hob er dieses etwas an und führte es zu seinem. Seine Augen schienen Mamori zu durchdringen. Wie in Trance hing Mamori an ihnen und sein Herz fing heftiger an zu schlagen. „Nicht mehr weinen…“, sanft berührte Ren nun Mamoris Lippen und dieser ließ es geschehen. Zögerlich, aber dann doch fordernd verschlangen sich ihre Zungen ineinander und Ren tastete sich Stück für Stück unter Mamoris T-Shirt. Mamori hielt kurz Inne und blickte den Älteren ängstlich an. Doch dieser hauchte ihm nur ins Ohr: „Weine nicht wegen einem Mann, der dich gar nicht verdiehnt hat. Ich lasse dich das alles vergessen. Lass es einfach geschehen.“ Ren ging mit Mamori ins Schlafzimmer und half ihm sanft und liebevoll sich auf das Bett zu legen. Mamori dachte nichts dabei. Sein Kopf war wie leer gefegt, er konnte nur an die zarte Umarmung und an die Geborgenheit denken. Küssend zog Ren sich sein Hemd aus und seine Zunge wanderte über den Hals des Jüngern. „Entspann dich“, flüsterte Ren und küsste sich weiter vor, bis hinunter zum Bauchnabel. Dann öffnete er langsam den Reisverschluss Mamoris Hose, doch dieser schreckte plötzlich hoch. Ravans Gesicht huschte durch seinen Kopf und er wusste, dass das, was er tat, falsch war. Einfach nur falsch! „Was ist denn los?“, fragte Ren und er klang verärgert. „Alles okey? Leg dich zurück und entspann dich.“ „Nein! Es ist falsch!“, sagte Mamori aufgeregt und zog seine Beine ruckartig an sich. „Ich muss los. Es ist spät. Ravan macht sich sicher schon Sorgen.“ Rens Blick wurde wütend. „Ach leg dich wieder hin. Du hast doch selbst gesagt, dass er sich auch mit anderen vergnügt“, Ren drückte Mamori wieder aufs Bett. „Ich kann nicht!“, rief Mamori. Rens Griff um Mamoris Arme wurde fester. „Erst mich heiß machen und dann kneifen“, fauchte er, „Nur einmal wie früher. Los komm schon.“ „Nein!“, Mamori riss sich los und sprang aus dem Bett um zur Tür zu gelangen, doch Ren war schneller und zog ihn zurück. Unsanft prallte der Jüngere aufs Bett. „Lass mich los“, schrie Mamori energisch, doch Ren machte keine Anstalten ihn gehen zu lassen. „Du bleibst hier“, schrie er. Mamori beschlich ein Gefühl der Angst. Ren drückte immer fester zu und die Situation wurde immer aussichtsloser. „Du sollst mich loslassen!“, schrie Mamori nun fast panisch, doch keine Chance. Ren erstickte seine Worte mit einem harten Kuss. „Hab dich nicht so“, zischte er, „Dein Ravan macht das bestimmt auch gerade mit jemandem.“ Nun ging alles ganz schnell. Geschickt hatte Ren Mamori seiner Hose entledigt und feuerte diese in eine Ecke. Der Jüngere Zappelte und schlug um sich und mit einem Fuß traf er Ren schließlich in die Magenkuhle. Er taumelte zurück. Diese Gelegenheit ergriff Mamori und stürzte aus dem Bett. Schnell schnappte er sich seine Hose und halb im Laufen streifte er sich sie über. T-Shirt, Schuhe, Tashe und Jacke schnappte er sich im vorbeilaufen. Er war schon fast an der Eingangstür, da hatte Ren ihn eingeholt. „Du bist viel zu naiv!“, schrie er, „Jeder geht mal fremd. Früher oder später!“ Er bekam Mamoris Hand noch zu fassen und zog ihn zu sich. Extatisch drückte er ihm einen Kuss auf den Mund und als Antwort erhielt er eine schallende Ohrfeige. „Nicht jeder ist so wie du!“, erwiderte Mamori wütend und flüchtete dann aus der Wohnung. Noch im Treppenhaus hörte er, wie Ren gegen seine Wohnungstür trat und verzweifelt schrie: „Es tut mir leid!“ Mamori war es egal. Er wollte nur weg. Noch indem er die Straße entlang lief, zog er sich sein T-Shirt über und schlüpfte in seine Schuhe. Der Regen war noch stärker geworden und mischte sich nun mit den Tränen, die unaufhaltsam über Mamoris rannen. Schniefend und völlig schockiert trottete er die Straße entlang. Ravan wartete schon seit einer Stunde auf Mamori. Er hatte extra italienisches Essen gemacht, aber inzwischen war alles kalt geworden. Vorhin hatte Ravan gedacht, Mamori riefe nach ihm, aber diesen Gedanken verwarf er sofort wieder. Es war ja auch totaler Quatsch, Mamori war schließlich nicht da. Dann plötzlich klingelte es an der Tür. Ravan rannte sofort hin, in der Hoffnung, dass nun endlich Mamori vor ihm stehen würde. Und wirklich… Mamori stand triefend nass, mit gesenktem Blick und zitternd vor Kälte vor der Tür. Ravan traute seinen Augen kaum. Er sah furchtbar aus. „Ach du Schande“, sagte Ravan nur und zog Mamori durch die Tür, „Was hast du denn gemacht? Ich hol ein Handtuch.“ Mamori war es peinlich, dass Ravan ihn so sah, aber er konnte es nicht ändern, also zog er sich die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Schwerfällig und verstört setzte er sich auf das Sofa. Es roch nach Spagetti mit Tomatensoße. –Italienisch-, schoss es ihm durch den Kopf und er fühlte sich schuldiger als ohnehin schon. Inzwischen kam Ravan herein und gab ihm das Handtuch. „Was ist denn passiert?“, fragte er gleich. 2Nichts“, Mamori konnte es ihm unmöglich sagen. Doch Ravan drängte weiter: „Nun sag schon, Wo warst du so lange?“ Er klang besorgt. „Ist doch egal. Du sagst mir ja auch nicht alles“, antwortete Mamori trotzig, aber er wusste sich im Moment nicht anders zu helfen, als einfach abzublocken. Ravan stutzte etwas. Warum war Mamori so gereizt? „Natürlich nicht“, entgegnete er dann aber“, es geht dich ja auch nicht alles was mich betrifft etwas an.“ Es klang kühl, etwas zu kühl für Ravans Geschmack, aber wenn ihm jemand patzig kam, machte er auch immer gleich dicht. Das war eine seiner schlechten Eigenschaften. „Siehst du!“, rief Mamori aufgebracht. „Du sagst mir nichts, aber ich soll immer alles erzählen. Das kann ich aber nicht.“ Jetzt kam alles wieder in ihm Hoch. Wut und Eifersucht quälten ihn. Und dann war da noch die Gewissheit, dass er fast vergewaltigt worden währe. Ravan bewahrte Ruhe. „Beruhig dich erstmal Ich mach mir nur Sorgen… so wie du nach Hause gekommen bist.“ Jetzt schrie Mamori fast: „Das kann dir doch scheißegal sein! Davon abgesehen… wo warst du denn heute Nacht?“ Ravan schwieg. Was hatte das eine mit dem anderen zutun? „Kannst du es mir nicht sagen, oder willst du es nicht?“, fragte Mamori energisch. Ravan schreckte etwas zurück. Was war denn los mit diesem Kerl? Was in aller Welt war vorgefallen, das er so ausflippte? Aber auf die Frage konnte Ravan nicht antworten. Er wollte es tatsächlich nicht erzählen. Konnte er dann von Mamori das Gegenteil verlangen? Mamori schüttelte nun den Kopf. Ihm war das alles zuviel. Der Konflikt mit Ravan war zu groß, und das jetzt schon. Sie hatten keine Zeit, sich voneinander zu erholen und mal Zeit für eigene Probleme zu haben. 2Unser Zusammenleben funktioniert nicht“, sagte er deshalb ruhiger, „Es war ein Fehler hier einzuziehen.“ Wie bitte? Ravan dachte er hörte nicht richtig. So überdimensional war diese Auseinandersetzung eigentlich nicht. Er wollte es auf keinen Fall eskalieren lassen. „Nein… tut mir leid“, sagte er deshalb schnell, „du hast recht. Es geht mich nichts an. Entschuldige.“ „Siehst du… da haben wir es. Natürlich geht es dich was an. Ich will ja auch wissen, wo du warst. Ich mach mir auch Sorgen.“ Nun reichte es aber. Ravan war völlig verwirrt und so langsam auch ernstlich angefressen: „Mamori… Was willst du eigentlich? Erst sagst du, es geht mich nichts an, dann doch. Willst wissen, wo ich war und… tut mir leid, ich blick nicht durch.“ Mamori wollte gar nicht so rumschreien, aber wieder nagten Wut und Eifersucht an ihm. „Okey… das war´s. Ich zieh aus!“ Er sprang auf und eilte wütend ins Schlafzimmer. „Ach ja… jetzt bin ich Schuld. Aus irgendeinem unerklärlich Grund. Du kannst den Spieß echt gut umdrehen“, schimpfte Ravan und ging hinterher. Mamori hatte seinen Koffer schon aus dem Schrank geholt und stopfte nun planlos seine Sachen hinein. „Wenn du meinst“, entgegnete er trotzig, aber mit zittriger Stimme. „Du hast mich doch eh nur aus Mitleid hier einziehen lassen. Ich bedeute dir doch gar nichts.“ Das traf. Ravans Brust schnürte sich innerlich zusammen. Doch diese Blöße wollte er sich jetzt nicht geben. Also drehte er sich weg und machte eine flüchtige Handbewegung, die wohl heißen sollte: Leck mich doch. „Wenn du das glaubst, bitte. Dann zieh halt aus. Mir egal.“ Mamori hielt plötzlich Inne. Vor lauter Gezeter und Schuldzuweisungen hatte er gar nicht daran gedacht, dass ihn diese Trotzhandlungen nun tatsächlich dazu gebracht hatten, seinen Koffer zu packen. Diese Erkenntnis machte ihn sehr traurig. Das hatte er nicht gewollt. Langsam schloss er nun den Reisverschluss seines Kofferst und stand auf. Ravan sah ihn nicht an. „Den Rest hohl ich später“, mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Als Mamori ihm den Rücken zugedreht hatte, sah er ihm jedoch mit traurigen Augen nach. Ravans Blick viel auf die leeren Schrankfächer. „Verdammt!“, fluchte er und warf die Schranktür geräuschvoll zu. Mamori, im Wohnzimmer, schreckte zusammen. „Ist es dir egal?“, hörte Ravan Mamoris lese Stimme, „Ist das wahr?“ Er bekam keine Antwort. Aber das war für Mamori auch eine. „Wenn ich dir egal bin“, sagte er nun energisch, „Dann ist es dir wohl auch egal, dass ich fast vergewaltigt worden bin.“ Ravan riss die Augen auf. Was?! Er trat aus dem Schlafzimmer, mit steinerner Miene, dich an Mamori heran. Dieser sah ihn mit tränenleeren Augen an. „Wie bitte?“, fragte Ravan dann, aber er hatte sich nicht verhört. Auf dem ersten Schock dieser Nachricht folgte die Wut. „Wer war das?“, presste er hervor, doch die Antwort wartete er nicht ab. Sofort stürmte er zur Tür. Mamori, ganz perplex, ließ den Koffer fallen und rannte ihm nach. „Bleib hier1“, rief Mamori und stellte sich vor die Tür. Ravan sah ihn verständnislos an. „Das bringt doch nichts“, bat Mamori, „Bleib da.“ Verzweifelt schlug er Ravan mit den Fäusten auf die Brust. „Bleib hier“, bat er nochmals. Ravan konnte es nicht glauben. „Bist du noch bei Verstand?“, fragte er aufgebracht. „Lass mich durch!“ Seine Wut war grenzenlos. Schon allein der Gedanke, dass Mamori jemand anderes angefasst hatte, außer ihm selbst, raubten ihm die Sinne. Mamori wusste nicht was er tun sollte. Ravan wusste doch nicht einmal wer das getan hatte. Außerdem war er in der Verfassung unberechenbar. Da half nur, vom Thema abzulenken. „Wenn du mir nicht sagst, wo du letzte Nacht warst, brauchst du von mir auch nicht zu erwarten, dass ich dir sage, wer das getan hat.“ Ravan sah ihn genervt an. „Was soll das Mamori? Ich hab dir schon gesagt, dass ich dir das nicht sagen kann.“ „Wieso nicht?“, fragte Mamori weiter. „Du solltest es mit jetzt sagen. Du hast gestunken, wie ein Parfümladen.“ Verständnislose und erschrockene Blicke bei Ravan. Worauf wollte Mamori hinaus? „Du warst wahrscheinlich bei einer Frau. Na gut, da ist ja nichts Schlimmes dran. Ist ja ganz normal. Nur frage ich mich, warum du mir das nicht sagen wolltest“, Mamori konnte selbst kaum glauben, dass dieser Verdacht über seine Lippen gekommen war, aber Einsicht war ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Ravan war und ist nicht schwul. Außerdem hatte diese Direkte Ansage wohl tatsächlich ihren Nutzen. Ravan wollte nicht mehr rausstürmen. „Hör mal“, sagte dieser jedoch jetzt und schlug mit der Hand gegen die Tür. Ravan hatte Mamori mit seinem Körper gegen die Tür gedrängt und stand nun unmittelbar vor ihm. Mit der anderen Hand umklammerte er Mamoris Handgelenk. Was sollte das jetzt? Die beiden trennte nicht mal mehr zwanzig Zentimeter! Ravan hatte nicht weiter gesprochen. Er sah Mamori nur an uns sein Blick schien irgendwie verletzt. „Ist doch so“, beharrte Mamori, aber seine Stimme hatte keine Dynamik mehr, „Sie sollte lieber hier einziehen. Ich würde euch doch nur stören. Ich ziehe auf jeden Fall aus und…“ Ravan reichte es. Er wusste nicht, was zum Teufel Mamori da faselte. Diese ganzen Unterstellungen…. Er konnte es nicht mehr hören. Also beugte er sich vor und erstickte Mamoris Redeschwall mit einem zurückhaltenden, aber doch befreienden Kuss. Er schloss die Augen und sein Mund berührte den von Mamori zärtlich. Vorsichtig liebkoste er mit der Zunge Mamoris Lippen und so überrascht Mamori auch war, er gewehrte Ravan Einlass. Zärtlich und schüchterne Berührungen wechselten mit leidenschaftlichen und fordernden. Ravan konnte und wollte sich auch nicht mehr zurückhalten. Darauf hatte er schon so lange gewartet. Mamori hingegen schien mit der Situation völlig überfordert. Er fühlte sich ausgeliefert und hilflos, aber Ravans Lippen zogen ihn seinen Bann und er war nicht fähig sich von ihm zu lösen. Nach einer schier unendlich langen Zeit trennte sich Ravan von dem Jüngeren, hielt seine Augen aber noch geschlossen. –Kannst du mir mal verraten, welcher Teufel dich da grad geritten hat?-, fragte er sich beinahe belustigt, -Wie komme ich aus der Nummer jetzt wieder raus?- Ohne Mamori anzusehen ging er in die Küche und fing an, dass Essen wegzuräumen. (Er stand völlig neben sich) Auf jeden Fall hate er so die Chance, erstmal dieser unmöglichen Situation zu entfliehen. Mamori stand wie paralysiert immer noch an der Eingangstür und wagte nicht, auch nur ein Auge aufzumachen. Er konnte gar nicht verstehen, was hier eben passiert war. Was hatte das zu bedeuten? Was sollte er jetzt tun? Jetzt wusste er gar nichts mehr. Total entgeistert rutschte er an der Tür auf den Boden und blieb allein mit sich und seinem Gefühlschaos. Für den Rest des Abends schwiegen beide und sahen sich auch noch nicht einmal an. Ohne einen Abschiedsgruß gingen sie dann auch recht bald schlafen. Das war der beste Weg, sich von der vergangenen Situation zu erholen. Dennoch lagen beide noch lange wach. Zu viele Gedanken kreisten in ihren Köpfen. Mamoris Herz raste jedes Mal, wenn er an Ravans fordernen Kuss dacht und auch dieser selbst wusste immer noch nicht, was ihn dazu getrieben hatte. Ihn hatte es einfach überkommen. Wie sollte er sich jetzt verhalten? Wie würde Mamori sich verhalten? Er musste ja völlig geschockt sein. Aber eins war Ravan ganz besonders unklar… Mamori hatte sich nicht gewehrt. Im Gegenteil, er hatte den Kuss sogar erwidert. Irgendwann in der Nacht überkam die beiden dann doch die Müdigkeit. Die Leuchtioden über Ravans Bett hatten ihn eingeschläfert. Mamori träumte in dieser Nacht schlecht. Immer wieder sah er Rens Gesicht vor sich und ihm war, als könne er dessen grobe Berührungen noch immer spüren. Mamori wälzte sich von einer Seite zur anderen, Schweißperlen liefen über sein Gesicht und er stöhnte vor Panik. „Hör auf!“, murmelte er. „Lass los!“ Seine Muskeln verkrampften sich: „Nein!“ Von diesem Schrei wurde Ravan aus dem Schlaf gerissen. Er hörte Mamori im Wohnzimmer wimmern und ging schleichend zur Tür um diese lautlos zu öffnen. Es war stockdunkel, nur der Mond kroch ab und zu hervor und Ravan konnte Mamori erkennen, wie er unruhig lag und er konnte hören, dass er im Schlaf ängstlich sprach. Leise ging Ravan auf Zehenspitzen zum Sofa und stellte sich ans Kopfende. Mamori sah panisch aus und Tränen kullerten über seine Wangen. Aber dennoch schien er fest zu schlafen. Wieder stöhnte er: „Lass mich los Ren! Ich will das nicht!“ Ravan stockte der Atem. Träumte Mamori etwa davon, was ihm heute widerfahren war? Und war da nicht ein Name? REN! Ravan konnte Mamori unmöglich in diesem Zustand lassen, also beugte er sich zu ihm hinunter und stupste ihn leicht mit der Hand an die Schulter. „Hey Mamori“, sagte er ruhig, aber bestimmt. „Komm schon, wach auf Kleiner.“ Mamori schreckte hoch und erkannte Ravan. „Was ist los?“, fragte er atemlos. „Du hast schlecht geträumt“, antwortete Ravan kurz, ohne Mamori direkt anzusehen. „Ach so“, Mamori merkte, wie er am ganzen Leib zitterte, „sorry, wenn ich dich geweckt habe.“ „Kein Ding“, gab Ravan zurück und es klang kühl. Er wollte wieder gehen, als er sah, wie Mamori sich die Tränen aus dem Gesicht wischte und Ravan bekam Schuldgefühle. Er konnte doch Mamori jetzt nicht so aufgewühlt hier sitzen lassen. Schlafen konnte er bestimmt nicht mehr. Ravan atmete tief durch und wendete schie wieder zu Mamori. „Du hör mal“, begann er, „willst du vielleicht unter meinem provisorischen Sternenhimmel pennen?“ Mamori stockte kurz der Atem. Ravan merkte, dass er ihn verschreckt hatte, und klärte die Situation. „Ich meine“, fuhr er fort, „dann penn ich hier. Die Leuchtioden schläfern dich garantiert ein. Funktioniert bei mir auch immer.“ Mamori wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte Ravan doch nicht aus seinem Bett vertreiben. „Nein Danke“, erwiderte er schließlich, „ist schon okey.“ Ravan merkte natürlich, dass Mamori das nur aus Höflichkeit gesagt hatte und ein Nein wurde sowieso nicht akzeptiert. Also schnappte sch Ravan einfach den Jüngeren und hob ihn auf die Arme. „Uaaa“, rief Mamori irritiert. „Was machst du?“ „Du gehst jetzt Sterne gucken“, meinte Ravan nur und er klang, als würde ihn Mamoris Meinung nicht interessieren. Ehe sich Mamori versah, standen sie auch schon im Schlafzimmer. „Was soll das?“, fragte Mamori. „Lass mich runter!“ Ravan reagiere nicht und trug ihn zum Bett. „Lass mich runter!“, und diesmal klang es energisch. Mamori fing an zu zappeln und schlug Ravan mit der Faust auf die Schulter. „Lass mich runter verdammt!“, schrie Mamori panisch. „Lass los!!!“ Ravan war geschockt. „Mamori, beruhige dich“, bat er, während er ihn aufs Bett legte. Er sah Mamoris ängstliche Augen und er merkte, wie er zu zittern begann. Ganz starr lag Mamori nun da, nicht fähg sich zu bewegen und alles kroch wieder in ihm hoch. Ren hatte ihn genauso getragen und nicht auf seine Widerworte reagiert. „Ich will das nicht…“, schluchzte Mamori fast kaum hörbar unter Tränen. Ravan ließ Mamorie sofort los. Er wusste nicht, was mit ihm los war, aber es hatte definitiv etwas mit dem vergangenen Tag zutun. „Tut mir leid“, sagte er deshalb schnell. „Ich wollte dir keine Angst machen.“ Mamori schluchzte nur und rieb sich die Augen. Er sah so hilflos aus und obwohl Ravan Angst hatte, ihm zu nahe zu kommen, setzte er sich doch behutsam auf die Bettkante. 2Tut mir leid“, flüsterte er unsicher. „Es tut mir leid. Hörst du Ta-kun?“ Mamori hielt kurz Inne. Ta-kun? So hatte Ravan ihn schon seit einer Ewigkeit nicht mehr genannt. Doch eine Reaktion bekam der Ältere nicht. Ravan hielt es doch für besser zu gehen und stand auf. Mit einer leichten Bewegung legte er Mamori das Bettdeck über und lächelte ihn sanft an. „Also schlaf gut“, sagte er leise und wollte gehen, doch plötzlich hielt ihn Mamori am Zipfel seines Pyjamaoberteils fest. Ravan blieb stehen und drehte sich zu dem Jüngeren, welcher ihn aus verweinten Augen anblickte. In diesem Moment kroch eine Wolke vor den Mond und verdunkelte das Zimmer völlig. „Bleib hier…“, hörte Ravan es in der Dunkelheit. Hatte er sich verhört? „Was?“, fragte er deshalb leise, als wolle er eine Bestätigung. „Bitt bleib hier… Ravan“, wiederholte Mamoris zitternde Stimme. „Aber…“, Ravan stockte. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Die Wolke verließ den Mond und der Schein des großen Himmelskörpers zog über die Körper der beiden, in diesem Moment vereinten, Seelen. Es herrschte vollkommene Stille. Mamori wirkte so verändert. Mit einem weichen Blick schaute er Ravan direkt in die Augen. Dieser hatte mühe, diesem Blick standzuhalten. „Mamori… ich wollte doch im…“, Ravan wirkte irgendwie hilflos, da er mit der Situation nicht umzugehen wusste. Es war das erste Mal, das er wirklich angst hatte, eine falsche Entscheidung zu treffen. Doch das musste er gar nicht, denn Mamori zog ihn plötzlich etwas zu sich. „Bleib bitte hier…“, bat er wieder, „…bei mir…“ Mamori sah unheimlich süß aus und ravan hatte Mühe, sich zurückzuhalten. Einen Moment noch schwieg er, aber dann sagte er doch leise: „Okey, wenn es dir nichts ausmacht.“ Mamori schüttelte leicht den Kopf und ließ Ravan los. Ravan ging nun auf die andere Seite des Bettes und schlug die Decke zurück. Schnell schlüpfte er hinunter und legte sich gerade, an die äußerste Kante. Ihm war es unangenehm, aber gleichzeitig war er nervös, wie ein kleiner Junge. Es war kaum zu fassen, das er Angst hatte, in seinem eigenen Bett zu schlafen. Mamori hingegen wirkte ziemlich gelassen. Ganz ruhig lag er da und nur ab und zu schniefte er noch vor sich hin. Diese Ruhe war ungewöhnlich für ihn, wo er doch sonst so schüchtern gegenüber Ravan war. Aber in diesem Moment wollte Mamori bei ihm sein. Er dachte nicht an das Geschehene, er lebte nur in diesem Augenblick. Der Mensch, den er so sehr liebte war so nahe bei ihm, dass er ihn fast fühlen konnte. Und seit Langem fühlte Mamori sich wieder sicher und geborgen. Mamori drehte sich auf die Seite zu Ravan. „Ravan?“ „Hmmm...?“ „Danke.“ „Wofür?“ „Das du hier geblieben bist.“ „Schon okey.“ „Hast du Angst?“ „...“ „Du fühlst dich nicht wohl.“ „...“ Stille. „Mamori?“ „ja?“ „Hast du Angst?“ „Nein... nicht mehr.“ „Fühlst du dich wohl?“ „Ja... im Moment schon.“ Stille. „Mamori?“ „Hmmm?“ „Wegen heute Nachmittag... wegen dem K...“ „Gute Nacht Ravan.“ „...“ Stille. „Ravan?“ „Was?“ „Was bin ich für dich?“ „...“ Bin ich ein Freund?“ „Ja… sicher.“ „Bin ich dein Freund?“ „Was meinst du?“ „...“ „Gute Nacht... Ta-kun.“ Stille. Und sie sollte diese Nacht über die beiden wachen, die doch so verschieden waren, aber doch die gleichen Gefühle teilten. Nur nicht fähig, sie auszusprechen. To be continued... Kapitel 11: 11. Von Peinlichkeiten und Kampfansagen --------------------------------------------------- Am Morgen wurde Ravan durch Vogelgezwitscher geweckt. Er lag auf der Seit, nach innen gerichtet, und öffnete langsam die Augen. Ein paar ungläubige Zwinker mit den Augen und dann: „Uahhh!“ Erschrocken fuhr er hoch. Mamori lag nur ungefähr zwanzig Zentimeter vor ihm. Nach dem ersten Schreck erholte sich Ravan wieder und ließ die letzte Nacht Revue passieren. Jetzt waren seine Gedanken wieder geordnet und noch schlaftrunken schaute er auf den Wecker, der neben dem Bett, auf einem Nachtschränkchen stand. Der nächste Schock folgte. Es war schon acht Uhr vorbei. „Shit!“, fluchte Ravan und wollte Mamori wecken, doch eigentlich war es viel zu schade. Er schlief so ruhig und sein Gesicht schien völlig entspannt. Das Haar, das Mamori ins Gesicht hing, kitzelte ihn offensichtlich an der Nase, denn diese zuckte ab und zu. Er sah so süß aus, aber es half ja nichts, er musste aufstehen, also rüttelte Ravan ihn an der Schulter. Als Reaktion erhielt Ravan nur ein mürrisches Knurren. Hihihi… Ravan musste schmunzeln. Mamori war also ein Morgenmuffel. Eine wichtige Erkenntnis, denn Ravan kam immer ohne Probleme aus den Federn. „Hey Mamori“, sagte Ravan nun halblaut, „Komm schon, aufstehen.“ Und wieder rüttelte er den Jüngeren, der nun seinerseits die Augen öffnete. „Ravan?“, war seine erste, verschlafene Frage. Ravan lächelte. „Was ist denn los?“, fragte Mamori weiter. „Was willst du denn bei mir im Bett?“ Ravan verzog das Gesicht. Andersrum wurde doch wohl eher ein Schuh draus. Aber er war nachsichtig und entgegnete: „Ich weck dich.“ „Wieso? Wie spät ist es?“, wollte Mamori nuschelnd wissen. „Acht Uhr durch.“ „Ja und?“ „Na du musst zur Akademie.“ „Ravan?“ „Ja?“ „Es ist Sonnabend.“ „Oh…“, daran hatte Ravan ja gar nicht gedacht. Dumm gelaufen. Mamori schloss wieder die Augen und murmelte sich in die Decke, worüber Ravan nur wieder schmunzeln konnte. Da er jetzt sowieso nicht mehr schlafen konnte, beschloss er aufzustehen, doch gerade als er einen Fuß auf den Boden setzen wollte, murmelte Mamori: „Das nächste Mal kannst du mich auch freundlicher wecken. Ich dachte, wir hatten ein Erdbeben.“ Okeyyyy… das ließ sich einrichten. Langsam beugte er sich über Mamori und sein Kopf war nur wenige Zentimeter von Mamoris Wange entfernt. „Guten Morgen Schatz“, flüsterte Ravan auf deutsch, „Zeit zum aufstehen.“ Er grinste, und stand dann endgültig auf. Mamor hatte keine Reaktion gezeigt, doch als er hörte. Dass Ravan das Zimmer verlassen hatte, atmete er tief durch. Er konnte Ravans warmen Aten noch immer auf seiner Wange fühlen und obwohl er nicht verstanden hatte, was er gesagt hatte, wusste er doch, dass es etwas Schönes gewesen sein musste, denn Ravans Stimme hatte liebevoll und einfühlsam geklungen. Es war inzwischen zehn Uhr und Ravan kam gerade zur Haustür herein. Er hate etwas zum Frühstück besorgt und brachte die Tüten nun in die Küche. Mamori war wohl immer noch im Bett und irgendwie war Ravan das auch ganz recht, denn er hätte im Moment nicht gewusst, wie er sich dem Jüngeren gegenüber verhalten sollte. Solange Mamori noch schlief, konnte Ravan Duschen gehen. Er ging ins Bad und zog sich aus. Die Fliesen in der Duschkabine waren kalt und Ravan hüpfte mehr zum Duschkopf, als das er ging. Er drehte den Wasserhahn auf habheis und das Wasser prasselte langsam aus dem Duschkopf auf seinen athletischen Körper. Eine Weile stand er nur einfach so da, fühlte die wohltuende Wärme und diese ließ ihn die vergangenen Geschehnisse für einen Moment vergessen. Circa zehn Minuten später öffnete sich unverhofft die Badezimmertür. Ravan wendete sich in Richtung Tür und erblickte Mamori, der ihn ebenso entsetzt, als auch überrascht anstarrte. „Mamori…“, sagte Ravan nur verdutzt. Dieser lief rot an. „Ähm… äh…sorry“, und schon wollte Mamori wieder verschwinden, doch Ravan hielt ihn zurück. „Warte mal Mamori“, rief er ihn an. Der Jüngere schielte durch den Türspalt: „Was?“ „Was wolltest du denn?“ „Zähne putzen.“ „Na dann komm rein. Ich hab ja schließlich nichts, was du mir abgucken könntest.“ Ravan grinste bei diesem Satz. „Na gut.“ Mamori ging zum Waschbecken, welches sich schräg gegenüber der Duschzelle befand. Er wagte nicht, Ravan anzusehen, der sich wieder dem Duschen zuwendete. Mamori nahm seine Zahnbürste und bestrich sie mit Zahnpasta, doch als er in den Spiegel schaute, stockte ihm fast der Atem. Er konnte ravan im Spiegel sehen. Die Schiebetür der Duschzelle war durchsichtig, nur auf Höhe der hüfte, zog sich ein blassgrauer, etwa vierzig Zentimeter breiter Streifen, quer über das Glas. Mamori hatte Ravan genau im Blickfeld. Das Wasser lief über den braungebrannten Körper des Älteren und seine Haare hingen ihm triefend in die Stirn. Mamori fiel auf, das er ihn das erste Mal mit offenen Haaren sah, sonst trug Ravan ja immer einen Halbzopf. Er seifte sich gerade die Arme ein und glitt dann langsam mit den Händen über den Oberkörper. Das Duschgel schäumte leicht und Ravan sah unheimlich anmutig aus. Mamori konnte erkennen, wie Ravans Rückenmuskeln arbeiteten, wenn er seine Arme bewegte und wie seine Haut über die Rippen glitt, wenn er sich zur Seite drehte. Mamori hatte unentwegt in den Spiegel gesehen. Er ertappte sich dabei, wie er Ravans Körper mit den Augen erkundete und er merkte, wie ihm die Röte in den Kopf stieg. Und außerdem merkte er noch etwas… bei ihm hatte sich nämlich „Etwas“ geregt. Mamori sah an sich herunter und war geschockt. „Ach du Schande“, murmelte er und nun glich seine Hautfarbe einer Tomate. Ravan in so einem erotischen Umfeld zu sehen, war einfach zu viel für ihn. Ravan hatte sich inzwischen abgeduscht und schob nun die Schiebetür ein Stück zur Seite. Er griff nach den Handtüchern, die an einem Harken unmittelbar neben der Duschzelle hingen und musste feststellen, dass sie alle feucht waren. „Shit“, schimpfte er. „Mamori?“ Mamori zuckte zusammen. Er wagte nicht, sich umzudrehen. „Hey, hörst du nicht?“, rief Ravan ihn an. Mamori wendete den Kopf in Richtung Ravan. „Ja?“, entgegnete er schließlich. Ravan sah ihn verdutzt an. Er sah, das Mamori die Zahnbürste nicht angerührt hatte und außerdem hatte er für seine Verhältnisse eine doch recht unnatürliche Hautfarbe. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Ravan deshalb etwas irritiert. „Alles klar bei dir?“ Mamori versuchte gelassen zu wirken. „Ja klar“, antwortete er,. „Was wolltest du?“ „Ach ja… kannst du mir ein neues Handtuch aus dem Schrank da links neben dir geben? Die hier sind nass von gestern Abend.“ Mamori wirkte nun etwas verzweifelt. Was sollte er machen? Wenn Ravan sah, das „Er“ erregt war, würde er sicher lachen. „Mamori?“, fragte Ravan nun etwas drängelnd. „Ist ganz schön kalt hier. Und außerdem tropfe ich.“ „Äh…ja“, entgegnete Mamori schnell, „Moment.“ Mamori legte seine Zahnbürste auf den Waschbeckenrand und ging seitlich zum Schrank. Er musste es vermeiden, Ravan seine Vorderseite zuzuwenden. Er nahm das Handtuch aus dem Schrank und ging rückwärts zu Duschzelle. Mit ausgestrecktem Arm reichte er Ravan das Handtuch. „Ist bei dir echt alles klar“, fragte Ravan nochmals skeptisch, denn Mamori verhielt sich doch reichlich merkwürdig. „Ja… na klar“, sagte Mamori mit leiser Stimme. „Ich geh jetzt.“ Und schon war Mamori zur Tür heraus, die zur Küche führte. Ravan sah im verdutzt nach. Dann fiel sein Blick auf die unbenutzte Zahnbürste. „Was ging denn mit dem eben?“, murmelte er, „Ich glaube, er ist immer noch geschockt wegen gestern.“ Mamori hatte die Tür hinter sich zugeschlagen und lehnte nun dagegen. Ein paar Mal atmete er tief durch. –Verdammt-, dachte er, -das war jawohl mehr als peinlich. Aber er sah einfach zu gut aus.- Ravan kam nur mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad in die Küche und rubbelte sich gerade mit einem anderen Handtuch die Haare trocken. Seine Füße hinterließen feuchte Abdrücke auf dem Boden und wie ein vorgezeichneter Weg führten sie durch den ganzen Raum. Mamori saß am Küchentisch, denn er hatte das Frühstück schon vorbereitet. Als Ravan die Küche betreten hatte, hatte er kurz aufgesehen. Und sein Herz fing wieder an zu rasen. Ravan setzte sich nun ebenfalls und schnappte sich etwas Gemüse, welches Mamori mit Jogurtdressing zubereitet hatte. Aus den Augenwinkeln beobachte er den Älteren für wenige Augenblicke. Er benahm sich wie immer, machte Scherze und hatte gute Laune. So, als währe das mit dem Kuss gestern gar nicht passiert. Mamori wünschte sich, dass er auch so cool sein konnte, aber das war unmöglich, denn er konnte Ravan nicht mal in die Augen sehen. Woher nahm er nur diese Ruhe? Mamori grübelte fast schon das ganze Frühstück über darüber nach, doch Antworten bekam er nicht auf seine Fragen. Warum hatte Ravan ihn geküsst? Vielleicht war es nur en Scherz und er wollte sehen, wie Mamori sich verhielt? Aber Mamori konnte sich nicht erinnern, Ravan lachen gesehen zu haben. Eigentlich hatte er gar keine Reaktion gezeigt. Oder war es für Ravan nur ein Spiel? Hatte er getrunken? Nein, das währe Mamori wohl aufgefallen. Schließlich konnte er durch den Kuss schmecken, ob Alkohol im Spiel war. Langsam schmerzte Mamori der Kopf. Er hatte das Gefühl, von Ravan beobachtet zu werden und am liebsten währe er jetzt einfach aufgestanden und gegangen. Aber sähe das nicht wie Flucht aus? „Du bist so still“, wurde Mamori plötzlich von Ravans Stimme aus den Gedanken gerissen. „Du hast wohl doch irgendwas. Du warst im Bad schon so komisch drauf.“ Irgendwas, war gut. Mamori sah Ravan mit schräg gelehntem Kopf an. „Bei mir ist alles klar“, antwortete er knapp. „Na schön“, Ravan wollte nicht länger nerven. Mamori war auch so schon angespannt genug. „Ich will nachher in die Stadt“, versuchte Ravan die Stimmung aufzulockern, „Soll ich die was mitbringen?“ Plötzlich legte Mamori die Essstäbchen unsanft auf den Tisch und stand auf, so dass der Stuhl auf dem Boden kratzte. Der Tisch wackelte, als Momori sich darauf stützte. „Nein sollst du nicht!“, schrie er aufgebracht und Ravan hatte vor Schreck aufgehört zu kauen. Was war denn mit Mamori los? „Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“, fragte er energisch. „Deine super coole Art kotzt mich an, weißt du das?“ Ravan schluckte den Happen hinunter und lehnte sich in den Stuhl. Seine Arme verschränkte er vor der Brust und sein Blick lag prüfend auf Mamori. Dieser zitterte und seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Ravan war überrascht von Mamoris plötzlichem Wutausbruch, aber er war froh, dass er endlich mal aussprach, was er dachte und Ravan nahm sich vor, aufmerksam zuzuhören. „Aha“, entgegnete Ravan dann etwas trotzig und er verfluchte seine Ausdrucksweise, „dann rede doch mal Klartext.“ Mamori sah ihn plötzlich mit bösen Augen an. „Siehst du!“, Mamoris Stimme wurde lauter. „Schon wie du da sitzt. Du behandelst mich wie einen kleinen Jungen! Du machst mit mir, was du willst und achtest nicht mal darauf, ob mir das auch passt!“ Ravan musste unweigerlich lächeln. ER schüttelte leicht dcen Kopf und sah Mamori mit festem Blick an. Dieser schreckte etwas zurück. Ihm wurde unwohl bei diesem Blick. „Mamori…“, und Ravans Stimme klang wie eine Bitte, „warum sagst du mir nicht einfach ganz direkt, was du willst.“ Mamori biss sich auf die Unterlippe. Wo nahm Ravan nur diese Sicherheit her? Mamori wüsste selbst gern, warum er so ausgeflippt war. Vielleicht wollte er sich selbst so vor der Gesamtsituation schützen. Aber vielleicht war das jetzt die Gelegenheit, Ravan alles zu sagen. Es sich einfach von der Seele reden… aber dazu fehlte Mamori leider der Mut. Doch eins musste Mamori jetzt wissen. „Warum… hast du mich geküsst?“, seine Worte verließen seinen Mund wie von allein. Ravan atmete tief durch und mit einem Mal wurden seine Gesichtszüge weicher. Diese Frage musste ja kommen. „Ich weiß nicht, was ich dir darauf antworten soll“, meinte Ravan ganz sachlich, „weil ich es ehrlich gesagt, selbst nicht so genau weiß. Es überkam mich einfach. Die Situation… Du… es ist einfach passiert.“ Ravan sagte dies, wie einen Offenbahrung. Es brachte ja auch nichts, diese Aussprache länger vor sich her zu schieben. Mamori wusste nicht, was er sagen oder denken sollte. Einerseits freute er sich über das, was er da gerade gehört hatte, aber andererseits wusste er auch nicht, was er davon halten sollte. Ravan überraschte es nicht, das Mamori nichts erwiderte. Sicher war er jetzt total durch den Wind. „Tut mir leid“, sagte Ravan mit einem Lächeln. „Du warst sicher total geschockt. Man wird ja auch nicht jeden Tag von einem Mann geküsst. Ich verspreche dir… das das nie wieder vorkommt.“ Ravans Stimme war immer leiser geworden. Es war ihm nicht leicht gefallen, dies zu sagen, aber er wollte auf Mamori Rücksicht nehmen. Er konnte ja nicht ahnen, dass es für Mamori genauso schmerzhaft war, diese Worte zu hören, wie für Ravan sie auszusprechen. Irgendwie war die Situation festgefahren. Mamori wollte nichts mehr hören. Es war zu anstrengend, andauernd über Ravan nachzudenken,. Ändern konnte er im Moment sowieso nichts. Also nahm er sein Geschirr und trug es zur Spüle. „Ich mach mich fertig“, sagte er beiläufig. Ich muss noch zum Training.“ „Am Sonnabend?“ „Ja, wegen dem Auftritt“, antwortete Mamori und ging ins Bad. „Deine Zahnbürste liegst ja noch da“, murmelte Ravan und bei diesem Gedanken musste er wieder schmunzeln. Um circa siebzehn Uhr war Mamori immer noch nicht zurück. Anscheinend dauerte die Probe länger als gedacht. Das gab Ravan die Gelegenheit selbst etwas am Keyboard zu üben, doch schon ein paar Minuten später klingelte es an der Tür. -Aha-, dachte Ravan und er fasste den Entschluss, Mamori demnächst einen eigenen Schlüssel zu geben. Doch als Ravan die Tür öffnete und Mamori mit einem Lächeln begrüßen wollte, stand jemand völlig fremdes vor ihm. Ravan stutzte. Vor ihm stand ein großer, braungebrannter Typ mit schwarzem Haar. ER sah gut aus, fand Ravan, aber irgendwie machte er doch einen arroganten Eindruck. „Was gibt’s denn?“, frage Ravan, nachdem er den Typen von oben bis unten gemustert hatte. Der Typ warf einen flüchtigen Blick über Ravans Schulter in die Wohnung und antwortete dann: „Ich wollte zu Mamori.“ Ravan war erstaunt. Der Kerl nannte Mamori nur beim Vornahmen, das hieß, dass sie sich offensichtlich gut kannten. „Der ist nicht da“, entgegnete Ravan. „Soll ich was ausrichten?“ Der Typ überlegte kurz: „Nein… nichts Wichtiges. Nur das Ren hier war und das er mich anrufen soll.“ Wie ein Blitz zuckte es plötzlich durch Ravans Kopf. REN?! Er erinnerte sich an Mamoris Worte, die er im Schlaf gesprochen hatte. Da war der Name Ren gefallen, ganz sicher. Und dieser Typ stand nun also tatsächlich vor ihm. Das traf sich ja gut. Ravans Blick verfinsterte sich und eine ungeheure Wut stieg in ihm auf. Wegen diesem Kerl war Mamori so verstört und ängstlich gewesen. Es konnte gar nicht anders sein! „Ren also…“, wiederholte Ravan leise und seine Augen sahen mit viel Hass und Spott auf Ren herab. Dieser antwortete unsicher: „Ja, Ren.“ „Tja… tut mir leid“, zischte Ravan, „dieser Name kommt in Mamoris Gegenwart wohl nicht über meine Lippen.“ Und schon im nächsten Augenblick platzierte Ravan seine Faust in Rens Gesicht. Dieser fiel durch den unerwarteten Schlag nach hinten über. „Verdammt!“, fluchte er und befühlte seine Wange. „Geht’s noch?!“ Ravan ging auf Ren zu und packte ihm am Kragen. Langsam zog er ihn zu sich hoch und seine Augen funkelten vor Wut. „Ich zeig dir gleich mal was geht!“, schrie er energisch und drückte Ren gegen de Wand des Treppenhauses. „Komm nicht auf die Idee, hier, oder in Mamoris Nähe noch mal aufzutauchen. Klar?“ Ren lächelte verachtend und aus seinen Augen sprach der blanke Hohn: „Und du bist sein persönlicher Bodyguard oder was?“ „Was redest du da für einen Scheiß“, Ravan drückte mit dem Unterarm gegen Rens Kehle, doch dieser grinste immer noch. „Du musst dich ja ziemlich in den Kleinen verguckt haben“, röchelte er. „Kein Wunder, mich hat er ja auch um seinen Finger gewickelt.“ Ravan stockte der Atem. Was meinte Ren damit? „Aber es war ja klar, das er die Finger von so nem Prachtkerl wie dir nicht lassen kann“, fügte Ren selbstsicher hinzu. „Welcher Kerl könnte dir schon widerstehen?“ Auf Ravan prasselten diese Worte ein wie ein Kanonenfeuer. Er ließ von Ren ab und sah ihn mit großen Augen an. Ren tastete mit der Hand seine Kehle ab. „Was schaust du denn so“, fragte er scheinbar überrascht. „Warum sonst verteidigst du ihn, wie eine Löwin ihr Junges? Bestimmt nicht, weil er dir egal ist.“ „Verschwinde“, zischte Ravan nur und nickte mit dem Kopf in Richtung Treppe, „lauf mir nicht noch mal über den Weg, verstanden?“ Ren drückte sich mit der Hand von der Wand ab und ging ganz nahe an Ravan vorbei. „Genießt eure gemeinsame Zeit“, flüsterte er, „Mamori kann ziemlich sprunghaft sein.“ Dann verschwand er. Ravan hatte nichts erwidern können. Einige Augenblicke blieb er ganz starr vor der Haustür stehen, nicht fähig seine Gedanken zu ordnen. All das, was Ren über Mamori gesagt hatte, war Ravan völlig fremd. Es war, als hätte Ren von einer ganz anderen Person gesprochen. Was sollten denn diese ganzen Anspielungen? Mamori würde ihn um den Finger wickeln, Mamori könnte die Finger nicht von ihm lassen. Ren hatte das so gesagt, als wenn er selbst das alles mit Mamori durchgemacht hätte. .. mit Ren! Dieser Gedanke wollte Ravan nicht in den Kopf. Hatte Mamori tatsächlich etwas mit Ren?! Oder die wichtigere Frage war ja… Hatte Mamori etwas mit einem Mann? Dieser Gedanke ließ Ravan nicht mehr los. Langsam ging er ins Appartement zurück und in diesem Moment wünschte er sich nur eins… Klarheit! To be continued... Kapitel 12: 12. Hilf mir! ------------------------- Gegen zwanzig Uhr am selben Abend war Mamori, nach einem langen Training in der Tanzakademie, auf dem Weg nach Hause. Die Dämmerung hatte eingesetzt und die Straßen waren fast alle wie leergefegt. Das war ja auch kein Wunder, denn an einem Sonnabend Abend waren die Leute im Kino oder in Bars, trafen sich mit Freunden oder genossen einen Familienabend. In solchen Momenten merkte Mamori immer, wie einsam und allein er eigentlich war. seine Familie war nun vollständig weggezogen und mit seinen Freunden hatte er fast nur in der Akademie oder auf der Arbeit zutun. Mamori war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass ihm schon seit einiger Zeit jemand folgte. Erst als die Straßenbeleuchtung einsetzte, bemerkte er hinter sich einen Schatten. Zuerst interessierte es ihn gar nicht, doch als der Schatten nach zehn Minuten noch immer da war, wurde er unruhig. Nervös sah er sich unauffällig um. Er konnte niemanden erkennen. Es war auch niemand da, der seinen Weg kreuzte und zu allem Überfluss musste er jetzt auch noch in eine Seitengasse einbiegen, um die nächste Querstraße zu erreichen. Die Dunkelheit der Gasse verschluckte das Licht der Laternen fast vollständig und ganz automatisch ging Mamori schneller als sonst. Jetzt vernahm er auch Schritte, die hinter ihm im Sand knirschten und die unaufhaltsam näher kamen. Langsam beschlich Mamori ein panisches Gefühl. Vielleicht wollte sein Hintermann auch nur zufällig in die gleiche Richtung. Mamori verlangsamte seinen Schritt. Vielleicht würde der Verfolger dann einfach an ihm vorbeilaufen, doch die Schritte hinter ihm, wurden ebenso langsam wie die seinen. So wurde das nichts. Mamori beschloss, sich der Situation zu stellen, blieb stehen und drehte sich um. Circa zwanzig Meter vor ihm stand eine Gestalt. Er konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte, denn das Licht im Rücken der Person, ließ nur deren Siluette erscheinen. Mamori konnte nur erkennen, dass es sich um einen Mann handelte, der nun auf ihn zukam. „Wer ist da?“, fragte Mamori zaghaft und als er keine Antwort erhielt, wiederholte er seine Frage. Wieder keine Reaktion. Der Mann kam unaufhaltsam näher und ganz instinktiv wich Mamori zurück. Ihn überkam die Angst und schnell drehte er sich um, um zu fliehen, doch es war schon zu spät. Mit einem Satz war sein Verfolger bei ihm und hielt Mamori von hinten die Hand vor den Mund. „Mhhh…!“, Mamori versagte der Atem. Was sollte das? Wer war das? Der Angreifer zog Mamori nach Hinten und er prallte unsanft auf den Boden. Der Angreifer drückte Mamori die Hände über dem Kopf zusammen und setzte sich mit den Knien über seinen Brustkorb. Mamori war unfähig sich zu bewegen. Jeder Abwehrversuch schlug fehl, denn der Mann war einfach zu schwer und kräftig und drückte ihn fest auf den Boden. Der Angreifer hielt Mamoris Hände jetzt nur noch mit einer Hand fest und mit der anderen schlug er ihm ins Gesicht. „Arg…!“, Mamoris Wange glühte und schon im nächsten Moment flossen Tränen darüber. Sein Herz schlug so heftig, als wolle es aus seinem Körper fliehen. Wieder und wieder traf ihn die Faust ins Gesicht. Sein Bewusstsein schwand langsam, aber musste durchhalten. Er musste das Gesicht des Mannes sehen. Schließlich wurden seine Abwehrbewegungen weniger und verstummten fast „Wer… bist… du…?“, röchelte Mamori kaum hörbar. Er sah nur noch verschwommen und endlich merkte er, wie der Druck auf seinen Handgelenken nachließ. „Wer ich bin…?“, Mamori hörte eine Stimme in der Ferne. Sie war so vertraut… Der Angreifer beugte sich zu Mamoris Kopf hinunter und flüsterte: „Das weißt du doch… Mamori-chan.“ Mamori riss seine Augen weit auf. Jetzt erkannte er die Stimme. „Ren…!“, röchelte er, „was… ich versteh nicht.“ Es war tatsächlich Ren. Auf seinem Gesicht breitete sich nun ein hinterhältiges Lächeln aus. „Du verstehst sehr wohl“, zischte er. „Du kannst nicht bei mir angekrochen kommen und mich dann einfach abblitzen lassen. So läuft das nicht, klar?“ Mamori schluchzte: „Das hab ich nicht. Ren… bitte…“ Seine Stimme versagte fast. „Heul nicht rum!“, schrie Ren forsch. „Sonst ist dir doch auch nichts zuwider. Hast doch alles mit dir machen lassen!“ Mamori konnte mit den Händen den Boden abtasten. Der harte Sand rieb an den Fingern und plötzlich fühlte er einen großen, harten Gegenstand. Aus Reflex griff er danach. „Und jetzt hast du dir ein neues Spielzeug gesucht“, zischte Ren, „aber es ist wirklich schön, dass muss ich zugeben.“ „Das ist nicht wahr!!!“, schrie Mamori mit letzter Kraft und schlug Ren den Gegenstand mit voller Wucht gegen den Kopf. Mamori wusste nicht, wo er ihn getroffen hatte, aber Ren schrie auf und fiel dann wie ein Stein leblos zur Seite. Mamori zitterte am ganzen Leib. Er atmete hastig und erst ein paar Sekunden später, rappelte er sich auf. Ren lag neben ihm. Er reagierte nicht auf Mamoris Aufrufe und auch nicht darauf, als Mamori ich antippte. Mamori überkam die Panik. Er wusste nicht, was er tun sollte und am liebsten währe er einfach weggerannt, aber er konnte Ren nicht hier liegen lassen. Er ging ein Stück und wählte dann über sein Handy den Notruf. Anonym gab er Rens Standort durch und legte dann auf. Mamori blickte starr auf Rens Körper. Er war wie paralysiert. Erst als in der Ferne Sirenengeräusche zu hören waren, packte ihn die Angst. Wie ein Tier, das aus Instinkt vor seinem Räuber flüchtet, lief er nun auch davon. Seine Beine versagten fast, aber er lief so schnell, wie er nur konnte. Es war schon kurz nach dreiviertel Neun, als Mamori endlich das Treppenhaus des Appartementhauses betrat. Mit zittrigen Beinen stieg er die Treppen hinauf, bis er endlich vor der Wohnung stand. Seine Finger tasteten nach der Klingel, doch auch nach zweimaligem Leuten blieb die Tür verschlossen. Mamori war der Verzweiflung nahe. Mit dem Kopf lehnte er sich gegen die Tür und seine Fäuste pressten sich geballt dagegen. „Bitte mach auf“, bat er flehend mit zittriger Stimme, „bitte Ravan… mach auf… bitte.“ Tränen quollen aus seinen Augen und kraftlos schlugen seine Fäuste immer und immer wieder gegen die Tür. Das dumpfe Knallen der Schläge erfüllte das Treppenhaus und mit jeder Minute verlor Mamori etwas mehr die Hoffnung. Völlig entkräftet rutschte er an der Tür auf den Boden, nicht fähig sich auch nur eine Sekunde länger auf den Beinen zu halten. Zusammengekauert hockte er nun vor der Wohnung und wieder fühlte er die Einsamkeit seiner Seele. „Mach doch auf Ravan…“, wimmerte er schluchzend. „Warum bist du nicht da? Bitte… ich brauch dich jetzt…ich brauche dich…“ Mamoris Stimme verstummte und nur noch sein leises, kurzes Atmen war zu hören. Ravan betrat ungefähr eine Viertelstunde später das Haus. Seine Schritte hallten im Flur und als er vor seinem Appartement ankam, wollte er nicht glauben, was er sah. Mamori blickte ihn mit leeren, verweinten Augen an. Er bewegte sich nicht. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich mit jedem Atemzug und er zitterte. „Ta-kun!“, rief Ravan aus, als er die Einkaufstüten, die er aus der Stadt mitgebracht hatte, fallen ließ und zu dem Jüngeren eilte. 2Verdammt, Ta-kun!“, rief Ravan ihn an, „Was… was ist los?“ Ravan sah sich Mamoris Gesicht an. Es war angeschwollen und hatte überall Blessuren. Was war nur passiert? Mamori antwortete nicht. Nur seine Augen bewegten sich, die ihren Blick nich von Ravans Augen ließen, als währen sie ein Rettungsseil, das er nicht wieder verlieren wollte. „Sag was Ta-kun“, bat Ravan mit sorgenvollen Augen. Mamori blinzelte ich verstört an. Da war es wieder… dieses Ta-kun. –Ta- kun… wieso nennt er mich so-, fragte sich Mamori plötzlich, -Ta-kun hat doch nichts mit meinem Namen zutun. Und wieso nennt er mich nur manchmal so? Ich will, dass er mich immer so nennt. Es klingt so vertraut und liebevoll- „Ravan…“, sagte Mamori endlich, „da bist du ja. Ich hab geklingelt, aber du warst nicht da. Da hab ich gewartet. Sorry, wenn ich dir den Weg versperre.“ Ravan schüttelte den Kopf. „Was redest du da?“, fragte er lächelnd. „Ich bring dich rein, okey?“ Ravan hob den Jüngeren auf den Arm und öffnete die Tür. Geradewegs ging er mit ihm ins Schlafzimmer und legte ihn aufs Bett. „Du bist total durchgefroren“, sagte Ravan leise und zog Mamori die Schuhe aus. „Ich zieh dir dein Hemd aus, okey? Kriegst nen dicken Pullover von mir.“ Mamori nickte. Ravan bemerkte erst jetzt, wie dreckig das Hemd war und auch die Druckstellen an Mamoris Handgelenken konnte er erst jetzt erkennen. Ravans Sorgen wurden immer größer. Er kramte einen dicken Pulli aus dem Schrank und zog ihn Mamori über. Bei der Berührung seines Körpers merkte Ravan außerdem, das lauter Schrammen und Kratzer Mamoris Rücken überzogen. Ravan hätte Mamori auch gern die Hose ausgezogen, doch er hielt es für besser, vorher zu fragen. Masmori nickte nur schwach. Schlie0lich deckte Ravan Mamori bis zum Hals zu und drückte die Decke ganz fest an seinen Körper. „Dir geht’s bald besser“, meinte Ravab lächelnd, „ich hol dir noch ein Wärmekissen.“ Als Ravan mit dem Kissen zurückkam, war Mamori schon fast eingeschlafen. Behutsam legte Ravan das Kissen unter die Decke auf Mamoris Bauch. Er versuchte so leise wie möglich zu sein, doch Mamori blinzelte ihn plötzlich an. „Du Ravan“, fragte er leise, „wieso nennst du mich manchmal Ta-kun?“ Was war das denn für eine Frage in dieser Situation? „Das ist mein kleines Geheimnis“, antwortete Ravan lächelnd aber auch etwas verschmitzt. „Du sagst das nicht mehr so oft wie früher….“ Was sollte Ravan darauf antworten? Schließlich hatte es ihm Mamori damals quasi verboten. „Ich kann dich ja jetzt öfter so nennen“, meinte er schließlich. Mamori nickte leicht. „Das fände ich schön“, sagte er leise und ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Das ist etwas, was nur uns beide verbindet. Bitte nenn mich nie mehr anders als Ta-kun.“ Ravan wusste nicht, was er davon halten sollte. Im Moment war Mamori wie ein kleines Kind, das Schutz suchte und Ravan war der rettende Unterschlupf. Etwas was nur uns beide verbindet… halte es in Ravans Kop. Nur sie beide… Dieser Gedanke verursachte ein wohliges Gefühl in Ravans Brust, aber würde Mamori das Morgen, wenn er sich halbwegs erholt hatte, noch genauso sehen? „Na schön, Ta-kun“, sagte Ravan, „Aber jetzt wird geschlafen. Wir reden morgen.“ Mit der Fernbedienung, die auf dem Nachtschränkchen lag, schaltete er die Leuchtioden an. „Gut Nacht“, flüsterte Ravan und wollte gehen, doch Mamori sagte noch: „ Du kannst nachher ruhig hier schlafen. Das macht mir nichts. Gute Nacht.“ „Okey“, entgegnete Ravan noch und verließ dann, mit einem prüfenden Blick, das Zimmer. Verwirrt von allen Geschehnissen, ließ er sich aufs Sofa fallen. Er hätte zu gern gewusst, was passiert war, aber er hielt es für besser, Mamori erstmal in Ruhe zu lassen. Über diesen Gedanken vielen dann auch ihm die Augen zu und die Müdigkeit ließen ihn sogar die Einkaufstüten vergessen, die er vorhin in der Eile, im Treppenhaus liegengelassen hatte. Mamori wachte am nächsten Morgen schon sehr früh auf. Die Nacht war unruhig und er war froh, sie endlich hinter sich gebracht zu haben. Im Schlafzimmer war es noch sehr dunkel, also tastete er nach der kleinen Lampe, die auf dem Nachtschränkchen stand. Als sein Blickl auf die andere Betthälfte fiel, bemerkte er, dass sie vollkommen unberührt war. Ravan hatte wohl doch auf dem Sofa übernachtet. Langsam krochen in ihm die Geschehnisse des letzten Abends wieder hoch. Der Kampf mit Ren und die Geräusche der Sirenen. Doch Mamori wollte jetzt nicht darüber nachdenken. In der ganzen vergangenen Zeit war ihm so viel Schlechtes widerfahren und er hatte nun endgültig die Nase voll davon. Er hatte die ständigen Ängste und Sorgen satt. Langsam kroch Mamori aus dem Bett. Er war noch müde, aber schlafen wollte und konnte er nicht mehr. Verschlafen wankte er zur Tür und erst jetzt bemerkte er die Schmerzen, die auf sein Gesicht einhämmerten, wie ein Presslufthammer. Er wollte gar nicht wissen, wie sein Gesicht jetzt aussah, aber er vermutete, dass es grün und blau war. Als er ins Wohnzimmer trat, lag auch dieses noch im Dunkeln. Nach kurzem Umsehen entdeckte er Ravan, der auf dem Sofa saß und schlief. Sein Kopf war auf die Rückenlehne gekippt und sein Mund war leicht geöffnet. Er sah so friedlich aus, so als ob nichts auf der Welt ihm etwas anhaben könnte. Mamori ging langsam auf ihn zu. Es war leicht kühl im Zimmer, also legte Mamori dem Älteren eine Decke über. Dabei wachte dieser auf und sah verschlafen aus den Augen. Er gähnte und rieb sich kurz das Gesicht. „Ta-kun, bist du das?“, fragte er nuschelnd und langsam erkannte er den Jüngeren deutlich, „Was willst du denn hier? Wie spät ist es?“ „Erst kurz vor sechs“, antwortete Mamori leise, während er Ravan die Decke hinter den Schultern festdrückte. „Kurz nach sechs“, wiederholte Ravan erstaunt. „Warum bist du schon wach? Du kommst doch sonst erst so spät aus den Federn.“ Mamori zuckte mit den Schultern: „Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Außerdem warst du nicht da und da wollte ich sehen, wo du bist.“ Mamori ließ die Decke los und richtete sich auf: „Ich wird ganz leise sein, dann kannst du weiterschlafen.“ Doch Ravan nahm die Decke von seinem Körper und legte se sich von Hinten über die Schultern. „Mach dir mal um mich keine Gedanken“, sagte er und legte seinen Arm über die Lehne, um die Decke auszubreiten. „Ich sollte mich um dich kümmern.“ Mamori war unsicher. Sollte er sich zu Ravan setzen? „Na komm schon“, sagte Ravan schließlich und nickte mit dem Kopf um anzudeuten, dass Mamori sich setzen sollte. „Wenn wir schon mal zusammen wach sind, können wir uns auch gemeinsam den Sonnenaufgang ansehen. Nagoya sieht toll aus, wenn die ersten Sonnenstrahlen an den Häuserspitzen kratzen.“ Mamori zögerte kurz, setzte sich aber doch und Ravan legte behutsam seinen Arm um die Schulter des Jüngeren. Sachte zog er Mamori zu sich und die Decke schmiegte sich um ihre Körper. Mamoris Herz schlug ihm bis zum Hals, denn er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Aber es fühlte sich gut an, so nah bei Ravan zu sein und es tat gut, sich einfach mal fallen zu lassen. Ravan atmete tief durch. Er dachte daran, was Ren gesagt hatte. Ja… vielleicht hatte Mamori Ravan um den Finger gewickelt, aber wer sagte denn, dass das was Schlechtes war? Ravan wollte in Mamoris Nähe sein und egal was jemand anderes über ihn sagte, Ravan hatte sich schon längst ein eigenes Bild gemacht. Aber eine Frage blieb noch offen: hatte Mamori wirklich etwas mit Ren gehabt? Das bedeutete, dass Mamori schwul, oder mindestens be sein musste. Ravan merkte, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legte. Auf jeden Fall musste er Klarheit bekommen, aber wie? In diesem Moment kitzelten die ersten Sonnenstrahlen die Dächer. „Sieh dir das an Ta-kun“, sagte Ravan leise, „es geht los.“ Doch Mamoris Mund verließ nur ein leises Zischen. Er war doch tatsächlich wieder eingeschlafen. Ravan schmunzelte. –Er ist eben doch wie ein kleiner Junge-, dachte er und zog Mamori noch näher zu sich, -träum was Schönes- To be continued... Kapitel 13: 13. Vergangenheit ----------------------------- Zwei Tage später klingelte es bei Ravan an der Tür. Da Mamori in der Akademie war, öffnete er selbst, doch als er sah, wer da vor ihm stand, stockte ihm erst einmal der Atem. "Johnson, Andrews... was wollt ihr denn hier?", fragte Ravan fassungslos. Vor ihm standen die zwei Privatdetektive, die schon seit einiger Zeit auf der Suche nach ihm waren. "Verschwindet!", befahl Ravan energisch und wollte die Tür wieder zuschlagen, doch einer der beiden Detektive stellte seinen Fuß zwischen Tür und Rahmen. "Das können wir nicht Sir, tut mir leid", entgegnete er und stieß die Tür auf. Es war Matthew Johnson, ein groß gewachsener Mann mit blondem Haar und fies wirkenden Augen. Sir Partner war Alexander Andrews, ebenfalls riesig, aber er wirkte nicht so düster. Eher war sein blick freundlich und er lächelte fast immer. "Was soll denn das?". Fragte Ravan sauer und wich zurück. Johnson und Andrews betraten unaufgefordert das Appartement und sahen sich um. "Sie leben eindeutig unter ihren Verhältnissen", bemerkte Andrews fast etwas geschockt, als er sich im Wohnzimmer umsah, "Sie haben weitaus größere Möglichkeiten." Ravan lehnte am Rahmen der Wohnzimmertür und entgegnete trotzig: "Für mich reicht es. Ich hab alles, was ich brauche." "Wenn ihre Eltern davon erfahren würden... ihre Mutter würde einen Schock bekommen", erwiderte Andrews und begutachtete gerade das Keyboard. "Soll sie doch", sagte Ravan mit einer abwertenden Handbewegung. In diesem Moment kam Johnson aus dem Schlafzimmer. Sie wohnen wohl nicht allein hier, Sir", bemerkte Johnson und erntete einen wütenden Blick von Ravan. "Woher willst du das denn nach zehn Minuten wissen?", fragte er trotzig. "Ganz einfach", antwortete Johnson sachlich, "erstens sind ist es zwar alles Herrenkleidung, aber es ist nicht ihre Konfektionsgröße und zweitens, ist das alles zweifellos nicht ihr Stil." "Hast du etwa in meinen Sachen gewühlt?!", rief Ravan aufgebracht, "Schon mal was von Privatsphäre gehört?" Andrews ging auf ihn zu und versuche die Situation zu schlichten: "Tut uns leid Master Ravan, aber wir haben Anweisungen von ihren Eltern. Wir tun hier auch nur unseren Job." "Ja sicher", entgegnete Ravan zynisch, "und ich lebe hier nur. Und hör auf mit diesem Master Ravan. Das macht mich ja ganz wuschig." Andrews schmunzelte: "Sie haben sich nicht verändert. Sie haben es damals schon gehasst, wenn man sie so ansprach." Ravan sah ein, dass er mit spitzen Bemerkungen hier nicht weiterkam, also setzte er sich aufs Sofa und versuchte Informationen zu bekommen. "Sagt mir erstmal, wie ihr mich gefunden habt", forderte er schon ruhiger. Andrews atmete bei dieser Frage tief durch. "Das war gar nicht so einfach", antwortete er dann, "Wer hätte sie auch in Japan vermutet? Aber ihre Eltern sind einflussreiche Leute. Als wir den Richtigen Hinweis erst einmal hatten, war es ganz einfach." "vor allem haben meine Eltern Geld", fügte Ravan selbst hinzu." Aber warum suchen sie mich ausgerechnet jetzt, nach fast vier Jahren?" Andrews stellte sich hinter Ravan und legte die Hände auf die Sofalehne als er antwortete: "Sie können es sich vielleicht nicht vorstellen, aber ihre Eltern haben sich große Sorgen gemacht..." "Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen", unterbrach ihn Ravan. Seit wann interessiert es die denn, wo ich bin? Die waren doch selbst nie zu Hause." "Sie denken zu Schlecht von ihren Eltern, Master Ravan", fuhr Andrews fort, "Ich kann sie ja auch verstehen, aber sie können sich nicht vorstellen, wie erleichtert ihre Mutter war, als sie erfuhr, wo sie sich momentan aufhalten." "Ja sicher", sagte Ravan trotzig und stand auf, "aber was wollt ihr jetzt hier? Ihr glaubt doch nicht im ernst, dass ich wieder nach Hause gehe." "Nein, dass nicht", schaltete sich Johnson ein, "das ist nicht unsere Aufgabe. Wir sollen nur etwas über ihr Leben herausfinden. Wir erwarten allerdings, dass sie sich mit ihrem Vater in Verbindung setzen." Ravan hob die Arme und ließ sie wieder fallen. "Ach Johnson", meinte er und es klang resignierend, "ich hab dir damals schon gesagt, dass du nicht immer so geschwollen reden sollst. Sich in Verbindung setzten... du bist ein großer Kerl und passt auf Leute auf. Du hörst dich an, wie ein Buchhalter. Sag doch einfach: Wir wollen, das du mit deinem Alten quatscht." Johnson schaute entsetzt: "Das würde ich nie wagen." "Hab ich auch irgendwie nicht erwartet", gab Ravan zurück. "Aber jetzt mal ernst. Was, wenn ich das nicht tue?" "Sagen wir mal so", antwortete Johnson und er blickte Ravan aus Augenschlitzen an, "Dann müssten wir andere Seiten aufziehen." "War das ne Drohung?", fragte Ravan ironisch, "Ich dachte meine Eltern lieben ihren kleinen Sohnemann." "Das war ein versprechen", entgegnete Johnson nur und gab Andrews ein Zeichen, "überlegen sie es sich." Wir gehen." Ohne ein weiteres Wort verließen beide die Wohnung. "Scheiße!", fluchte Ravan und sein Herz raste vor Wut. Was sollte er letzt machen? Abhauen? Das konnte er nicht. Jetzt würden sie ihn überall finden und dann war da ja auch noch Mamori. Wie sollte er ihm das erklären? Sicher würden Johnson und Andrews jetzt öfter hier auftauchen. Vier Jahre war er jetzt erfolgreich vor seiner Vergangenheit geflüchtet und insgeheim hatte er gehofft, dass sie ihn nie wieder einholte. Jetzt war es zu spät. Ravan versuchte ruhiger zu werden. Nach Hause in die Staaten würde er auf keinen Fall zurückgehen, das stand fest. Die Frage war nur: wie sollte es jetzt weitergehen? To be continued... Kapitel 14: 14. Annäherung -------------------------- Am Abend kam Mamori von der Akademie. In letzter Zeit dauerte das Training immer länger, denn es war nicht mehr weit bis zum nächsten Auftritt und Mamori musste als Leader der Gruppe mit gutem Beispiel voran gehen. Vom Treppenhaus aus hörte er schon die Klänge des Keyboards und Mamori tat es leid, Ravan durch das Läuten der Klingel zu stören. Dieser begrüßte ihn mit einem Lächeln. "So langsam brauchst du echt nen eigenen Schlüssel", bemerkte er und ging zurück zum Keyboard, "ich lass gleich morgen einen machen." Mamori stellte seine Sporttasche ab und zog die Jacke aus. Ravan hatte schon wieder angefangen zu spielen, als Mamori das Wohnzimmer betrat und sich aufs Sofa setzte. Es war immer unglaublich entspannend, Ravan zuzuhören und es war, als könne Mamori die Musik fühlen. Er wünschte sich oft, mal bei einem von Ravans Gigs dabei zu sein, doch Mamori war ja erst siebzehn und durfte von Rechtswegen nicht so lange in den Clubs bleiben. Heute spielte Ravan ein Stück, das Mamori nicht kannte, aber es war eine schöne Melodie und Mamori machte ganz automatisch mit den Füßen eine kleine Schrittfolge. "Was ist das?", wollte er wissen. "Memorys", antwortete Ravan ohne sein Spiel zu unterbrechen, "das ist aus nem Musical. °Cats°, heißt es, aber das müsstest du als Tänzer eigentlich kennen." Mamori tippte den Takt mit und antwortete: " Musicaltänzer sind wir ja nicht. Jedenfalls nicht das, was ich mache." Ravan hörte auf zu spielen und drehte sich zu Mamori. Er sah etwas nachdenklich aus. "Also wenn ich mir das so recht überlege", stellte Ravan fest, "ich habe keine Ahnung, was du in deiner Akademie so machst." Mamori lachte auf: "Da gibt's nicht viel zu erzählen. Doch Ravan ließ nicht locker: "Nee jetzt mal ehrlich. Was macht ihr denn da so?" Mamori antwortete noch nicht gleich. Er überlegte erst kurz und sagte schließlich: "Na ja... wir haben Unterricht, wie ganz normale Oberschüler. Und nach der Schule noch drei Stunden Tanztraining. Vor Auftritten natürlich mehr. Ja, und tanzen tun wir über Pop-Choreographien, zu Hip Hop, über R´nB, bis zu lateinamerikanischen Tänzen, wie Mambo zum Beispiel. Flamenco haben wir auch schon getanzt." Ravan war überrascht. "Wow", sagte er, "ich wusste nicht, dass ihr in Japan den Flamenco kennt." "Na wieso nicht?", fragte Mamori etwas erstaunt, "in Deutschland und Amerika kennt man doch auch Sushi." Ravan schmunzelte: "Na hör mal Ta-kun, was ist denn das für ein Vergleich? Aber mal sehen..." Ravan wendete sich wieder zum Keyboard und spielte ein paar Takte. Das ist jetzt zwar ne doofe Melodie, aber das ist das einzige Lied mit spanischem Rhythmus, das ich kenne", sagte er, "J-Lo, °Ain´t it funny°" "Ist doch okey", entgegnete Mamori, als Ravan ihn prüfend ansah. "Na jetzt zeig doch mal was", forderte er und machte eine entsprechende Geste. Mamori sah ihn verdutzt an und er wurde auch leicht rot im Gesicht. "Wie bitte?", fragte er leicht stotternd, "Ich soll hier tanzen? Nee lass mal." "Nun mach schon", drängelte der Ältere, "ich lach auch nicht. Oder willst du, dass ich traurig bin?" "Blödmann", schimpfte Mamori, stand dann aber doch widerwillig auf und stellte sich hinter das Sofa. Irgendwie war es ihm peinlich und er wusste nicht einmal warum. Er hatte schon öfter vor Publikum getanzt, aber Ravan mache ihn dann doch nervöser. 2Aber nur ein paar Schritte", mauelte Mamori, "Dann leg mal los." Ravan begann das Lied noch mal von vorne und Mamori tanzte einige Schrittfolgen Flamenco. Ravan war überrascht, wie gaziös Mamori wirken konnte und er strahlte so viel Temperament aus. Doch schon einige Sekunden später hörte Mamori auf zu tanzen. "So, das reicht", meinte er und seine Gesichtsfarbe hatte sich noch nicht geändert, "allein sieht das sowieso blöd aus. Man braucht ne Partnerin." Ravan hörte auf zu spielen. "Na dann zeig das doch mal", forderte er wieder und diesmal sah Mamori ihn völlig entgeistert an. "Wie... wie meinst du das denn jetzt wieder?", fragte er leicht zögerlich. "Siehst du hier rgendwo ne Frau?" Ravan stellte sich nun ebenfalls hin und ging zu Mamori. "Ich bin doch hier", antwortete er wie selbstverständlich. Mamori lachte plötzlich laut los. "Ich soll mit dir Flamenco tanzen?", fragte er ungläubig. "Das ist nicht dein Ernst." Ravan verschränkte die Arme vor der Brust und verzog den Mund zu einer Schnute. "Ich weiß nicht, was es da zu lachen gibt", protestierte er, "ich will das doch nur mal sehen. Damals in Deutschland fand ich Spanien schon interessant." Mamori atmete tief durch und stützte die Hände in die Hüften. "Du bist wie ein trotziges Kind, das schmollt, wenn es seinen Willen nicht bekommt", meinte Mamori trocken. "Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden der Ältere ist." Ravan zuckte mit den Schultern. "Alt ist ja nicht gleich erwachsen", antwortete er knapp. "Na schön", gab Mamori schließlich nach, "ich zeig dir ein paar Partnerschritte. Aber wenn du nicht ernst bist, hören wir sofort auf. Klar?" Worauf hatte sich Mamori da bloß eingelassen? Nicht nur, dass es schon blöd war, mit einem Mann Flamenco zu tanzen, nein, es musste auch noch Ravan sein. Bei diesem Gedanken musste Mamori innerlich lachen. Wenn die beiden jetzt irgendwer sehen würde... oh oh... "Also los", gab Mamori nun schließlich das Startzeichen und nahm Ravans rechte Hand mit seiner Rechten und hob sie über Ravans Kopf hinweg. "Nicht loslassen", erklärte Mamori und ging in schreitenden, aber kraftvollen Schritten einmal um Ravan herum. "Das währe zum Beispiel eine Drehung", sagte Mamori, "wenn ich die Frau währe, würde ich jetzt vor deinen Knien herunterrutschen.... So etwa..." Mamori ließ Ravans Hand los und presste seinen Rücken an die Brust des Älteren. Mamori verkreuzte die Arme vor der Brust und rutschte in welligen Bewegungen an Ravan herunter, bis sein Hintern fast den Boden berührte. Mamoris Blick war sinnlich und als er seine Hände über seinen Kopf streckte und sich in Ravans Hemdärmel krallte, um sich wieder hochzuziehen, wurde Ravan plötzlich auch ganz anders. Mamori hatte den Kopf in den Nacken gelegt und während er sich nun an Ravan hochzog, hafteten seine verführerischen Augen an den Ravans und dieser hatte Mühe, diesem Blick standzuhalten. Ravan hatte tierisches Herzklopfen. Sah Mamori ihn nun so an, weil er ihm das Tanzen demonstrieren wollte, oder meinte er wirklich IHN? Als Mamori wieder aufrecht stand, nahm er seinen Blick von Ravans Augen und ohne ein Wort zu sagen, legte er seine linke Hand, auf Ravans linke Schulter. Immer noch eng an ihn gepresst, glitt Mamori in langsamen Schritten um den Älteren herum und blieb hinter ihm stehen. Nun legte er seine rechte Hand auf Ravans rechte Schulter und Mamori bettete seine Wange auf seine Hand. Die Situation hatte sich plötzlich geändert. Aus dem Spiel war ernst geworden und Ravan wusste es. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und durch Mamoris Nähe, war er nicht fähig, sich zu bewegen. "Und...?", flüsterte Mamori mit sanfter Stimme, "...willst du wissen, wie es weitergeht?" Ravan konnte Mamoris leichten Atem auf seiner Haut spüren und mit jeder Sekunde wurde die Anspannung unerträglicher. Doch es war ein gutes Gefühl. Ravan wusste nicht, was ihn erwartete, aber die Spannung verursachte ein Kribbeln in der Magengegend und Ravan wollte dieses intensive Gefühl nicht einfach loslassen, also nickte er und schloss die Augen. 2Na gut....", flüsterte Mamori und seine Stimme hatte etwas Spitzfindisches. Dann legte er seine rechte Hand, an Ravans linke Wange und drehte dessen Kopf leicht seitlich in seine Richtung. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Lippen und Ravan konnte Mamoris warmen Atem auf seinen Lippen fühlen. "Ich hoffe, du bist dir sicher", wisperte Mamori nun kaum hörbar. Sein Atem wurde schneller und in beiden wuchs die Ungeduld und Spannung. Mamori konnte selbst kaum glauben, was er hier tat, aber er konnte es nicht mehr aushalten. Er wollte Ravan endlich haben, ihn spüren... nur für einen Moment. Also legte er seine Hand in Ravans Nacken und und zog ihn zu sich, bis sich ihre Lippen endlich berührten. Zuerst zurückhaltende, weiche Berührungen, fast zaghaft, als wollen sie ein neues Gebiet erkunden. Dann wurde Mamori fordernder. Er wollte sich nicht beherrschen und so presste er sich nun gegen Ravan. Dieser erschrak etwas, erwiderte die Forderungen des Jüngeren dann aber mit viel Leidenschaft. Ravan drehte sich nun vollends zu ihm um und dabei lösten sich ihre Lippen für einen Augenblick voneinander. Atemlos sah Mamori ihn, doch seine Augen verlangte nach mehr und auch Ravan wurde von diesem Blick überwältigt. Fast grob zog er den Jüngeren wieder zu sich und presste seine Lippen erneut auf die Mamoris. Und endlich verschlangen sich auch ihre Zungen ineinander und ein Zucken, wie von einem Stromschlag durchfuhr ihre Körper. Ja... dieses Gefühl hatten sie schon einmal erlebt. Es hatte danach viele Schwierigkeiten gegeben, doch an ein Nachher war hier nicht zu denken. Der Moment zählte und ihn wollten beide bis zum letzten Moment ausnutzen. Es war egal, was der andere dachte, die Leidenschaft bestimmte allein das Handeln, da war für vernünftige Gedanken kein Platz. Trotzdem war Unsicherheit zu spüren. Ravan währe gern noch weiter gegangen, als bis zu einem Kuss, aber er wollte Mamori nicht erschrecken und er wollte die Situation auch nicht ausnutzen, denn Mamori war willenlos. Der Jüngere wollte nur Ravans Nähe spüren. Darauf hatte er so lange gewartet, also ergriff er erneut die Initiative und führte Ravan langsam in Richtung Sofa. Dabei bedeckte er den Hals der Älteren mi tausend kleinen, zarten Küssen. Ravan war überrascht von Mamoris Handeln, ließ es aber gern geschehen und seinem Mund entflohen nun kleine leise Keuchlaute. Mamoris Küsse wanderten übers Schlüsselbein und seine Hände wanderten unter Ravans Hemdkragen über Nacken und Schultern. Mamori konnte seine Muskeln fühlen, als sie vor dem Sofa angekommen waren, Mamori sich setzte und Ravan dabei mit sich zog. Beide lagen nun übereinander und Ravan musste sich mit den Unterarmen abstützen, um in Mamoris süßes Gesicht sehen zu können. Ravan strich mit dem Zeigefinger über Mamoris Stirn und lächelte ihn sanft an. Er sah so kindlich, beinahe unschuldig aus und Ravan war es fast unangenehm, diese reine, unschuldige Seele zu beflecken. Mamori sah ihm tief in die Augen, als wolle er durch Ravan hindurch sehen und er zeigte keine Regung, nur seine Augen waren so voll Erwartung und Leidenschaf, dass es Ravan fast zu ersticken drohte. Mamoris Hand an Ravans Nacken führte diesen wieder zu seinen Lippen und erneut liebkosten sich die Zungen und verschlangen sich ineinander. Mamori öffnete die ersten drei Knöpfe von Mamoris Hemd und streifte ihm dieses nun über die Schultern. Die Hände des Jüngeren ertasteten Schlüsselbein und Brust, welche hart und trainiert war und von der sich die Brustwarzen vor Erregung abhoben. Über die Schultern bahnten sich die Hände nun ihren Weg zum Nacken und schließlich zum Rücken, wo Mamori fühlen konnte, wie die Muskeln angestrengt arbeiteten, weil Ravan sich abstützen musste. Mamoris Hände und Berührungen waren weich und sanft und das Streicheln verursachte bei Ravan eine Gänsehaut. Aber wie hätten die beiden, in diesem moment vereinten Seelen, ahnen können, das diese Harmonie schon nach so kurzer Zeit wieder zerschlagen werden würde, denn in diesem Moment klingelte es an der Tür... Mamori und Ravan hielten einen Moment Inne. Wer konnte das so spät noch sein? Mamori wollte schon aufspringen, doch Ravan hielt ihn zurück. "Nichts da, Ta-kun", meinte er und grinste. Darauf folgte ein zärtlicher Kuss. Mamori hätte sich fast wieder fallen gelassen, doch das Leuten wurde energischer. Zwei Mal, Drein Mal... es wollte nicht aufhören und nun dröhnte auch noch eine tiefe Stimme von draußen herein: "Seijitsan Na Mamori! Öffnen sie umgehend die Tür!" "Ist wohl doch wichtig", mauelte Ravan und ließ Mamori schließlich gehen. Dieser lief schnellen Schrittes zur Tür, doch als er sie öffnete, stockte ihm fast der Atem. Zwei Männer von der Nagoya-Polizei standen vor ihm und hielten ihm ihre Marken entgegen." Sind sie Seijitsan Na Mamori?", dröhnte wieder der tiefe Bass. Mamori nickte zaghaft und bestätigte die Frage. "Dann sind sie festgenommen, wegen schwerer Körperverletzung", diese Worte trafen Mamori wie ein Schlag. Er hatte kaum Zeit darüber nachzudenken, denn schon in der nächsten Sekunde hatte ihm der Polizist schon die Arme auf den Rücken gedreht und Handschellen angelegt. Angelockt von den Poltergeräuschen, ging nun auch Ravan in den Flur, um zu sehen, wer da war, doch er konnte nicht fassen, was er sah. Sein Blick fiel auf Mamori, auf die Polizisten und wieder zurück. Mamori sah ihn mit ängstlichen und hilflosen Augen an. "Wer sind sie denn?", fragte nun der Polizist. Ravan sah ihn perplex an "McCormic Ravan", antwortete er schließlich, "ich wohne mit ihm zusammen. Was soll denn das Ganze?" So langsam bekam Ravan seine Fassung zurück. "Ihr Freund ist festgenommen, wegen schwerer Körperverletzung", entgegnete der Polizist. "Wie bitte?!", Ravan wusste nicht, was er sagen sollte. Sein Blick fiel wieder auf Mamori, der nicht wagte ihn anzusehen, den Mamori wusste ganz genau, warum die Polizisten da waren. "Sagt ihnen der Name Takizawa Ren etwas?", fragte der Polizist und plötzlich konnte Ravan sich ein Bild machen. Mamoris schwere Verletzungen, die Unbereitschaft, darüber zu reden und jetzt die Festnahme. Ravan wusste nicht, was er tun sollte, aber das wichtigste war jetzt, die Ruhe zu bewahren. "Ich kenne ihn nur flüchtig", antwortete Ravan schließlich und nun traf ihn ein irritierter Blick von Mamori, der ja nicht wusste, Das Ren und Ravan sich schon einmal begegnet waren. Ravan versuchte die Situation unter Kontrolle zu bringen und wandte sich nun Mamori zu. "Ich weiß nicht genau, was vor zwei Tagen passiert ist, aber ich bin sicher, dass du zu Unrecht verhaftet wirst und ich werd dich da rausholen, okey?", sagte Ravan eindringlich. "Geh bitte ohne Widerstand mit. Ich regle das mit der Akademie und dem Come-In. Außerdem werde ich deinen Bruder Anrufen. Mach dir also keine unnötigen Gedanken." Mamori nickte nur bei diesen Worten, aber dennoch war er ängstlich und unsicher. "In welche Station bringen sie ihn?", wendete sich Ravan an die Polizisten. "In die Neun", antwortete der Polizist, "dort wird er vernommen und in frühestens zwei Tagen können sie ihn das erste Mal sehen. Bis dahin bleibt er in U-Haft." "Was?", fragte Ravan entsetzt, "Sie können ihn doch nicht gleich einsperren. Es ist noch nicht geklärt!" "Glauben sie mir", sagte der Polizist bestimmt, "die Fakten sind eindeutig." Dann packte er Mamori bei den Handschellen und führte ihn ab. Mamori hatte nichts gesagt, nur seine Augen suchten immer wieder die von Ravan. Dieser sah ihm fassungslos und geschockt nach, doch auf seinem Gesicht lag Entschlossenheit und Zuversicht. To be continued... Kapitel 15: 15. Jeremy ---------------------- In den vergangenen zwei Tagen hatte Ravan alles getan, was in seiner Macht stand. In der Akademie und im Come-In hatte er Mamori krank gemeldet, das einzig Schwere war, dass Telefonat mit Joshua. Dieser konnte zuerst mal gar nichts sagen, doch dann sprudelten tausende Fragen aus ihm heraus, auf welche Ravan nur wenig Antworten hatte. Joshua hatte sich sofort entschlossen, nach Nagoya zu fahren. Für Mamori waren es die schlimmsten zwei Tage seines Lebens. Ein Verhör jagte das andere und wieder und wieder die gleichen Fragen und Vorwürfe. Kein Wunder, dass Mamori mit den Nerven am Ende war. Er wollte Ravan sehen, denn für Mamori war es im Moment das Wichtigste, ihm alles zu erklären. Und nun war es endlich soweit. Der Gefängniswärter kündigte Besuch an und brachte Mamori in den Besucherraum. Dort sah es aus, wie in einer Telefonzentrale. Einzelne Kabinen waren durch Wände getrennt und in ihnen befand sich jeweils ein Stuhl. Wenn man die Kabine betrat, war rechts eine art Telefon, durch das man mit seinem Gegenüber reden konnte, welcher durch eine massive Glasscheibe von dem Gefangenen getrennt war. Der Wärter führte Mamori zur vorletzten Kabine. Mamori zögerte, ehe er die Kabine betrat, denn er wusste, wer auf der anderen Seite saß und ein Gefühl aus Nervosität und Freude breitete sich in Mamori aus. Endlich betrat er die Kabine. Ravan saß dort auf der anderen Seite und sah Mamori schweigend an. Er lächelte zwar, aber seine Gesichtszüge waren angespannt. Mamori setzte sich nun schließlich und beide nahmen gleichzeitig den Hörer ab. "Hey", begann Ravan leise und es sollte aufmunternd klingen, aber es klang gequält. Er konnte Mamoris Anblick in den Knastklamotten kaum ertragen und außerdem machte Mamori einen schwächlichen Eindruck. "Wie geht's dir?", wollte Ravan wissen, doch Mamori unterbrach ihn sofort. "Bevor du irgendwas sagst", begann er, "will ich dir erklären, wie es soweit kommen konnte." Und Mamori erzählte von dem Überfall und wie er Ren verletzt hatte. Ravan hörte sich alles aufmerksam an. "So und nicht anders ist es gewesen", beendete Mamori mit zitternder Stimme und eine Träne durchzog sein Gesicht. "Es war Notwehr! Ich musste mich doch wehren und außerdem hab ich den Notarzt gerufen." Es war unglaublich was Ravan da gehört hatte und eine ungeheure Wut stieg in ihm auf. Es war kaum zu fassen, dass das Opfer jetzt auf der Anklagebang saß. Ravan unterdrückte seine Wut jedoch und versuchte Mamori zu beruhigen. "Schon gut, Ta-kun", sagte er sanft, "ich glaube dir und die anderen werden wir auch überzeugen. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden, hörst du?" Mamori nickt zaghaft, doch schöne Worte alleine nutzten nichts, das wusste Mamori und Ravan wusste das auch. Aber er hatte ja auch schon eine Idee, auch wenn er selbst dafür ein großes Opfer bringen musste, aber für Mamori würde er im Moment alles tun. In diesem Moment kam der Wärter und beendete das Gespräch. "Du schaffst das", ermutigte Ravan den Jüngeren noch schnell, ehe dieser abgeführt wurde, "wir sehen uns übermorgen." Dann verschwand Mamori hinter einer schweren Tür und Ravan blieb allein zurück. Doch dieser wusste, was er zutun hatte. Er musste sofort mit Johnson und Andrews sprechen... Am nächsten Tag wartete Ravan am Flughafen auf einen alten Freund. Sein Auto hatte Ravan fast genau vor dem Haupteingang geparkt und lehnte nun dagegen. Ungeduldig schaute er fast jede Minute auf die Uhr, denn er hatte diesen Freund seid fast vier Jahren nicht mehr gesehen und war gespannt, wie er reagieren würde. Der Flug hatte schon eine Halbestunde Verspätung und mit jeder Sekunde wurde Ravan nervöser. Hoffentlich war alles so von Statten gegangen, wie er es mit Johnson und Andrews abgesprochen hatte. Aber auf Andrews war eigentlich immer Verlass. Endlich wurde die Ankunft des Fluges L.A. - Nagoya verkündet. Nun konnte es sich nur noch um Minuten handeln und tatsächlich... zwischen den Menschenmassen, die den Flughafen verließen, war auch Ravans Freund, auf den er so lange gewartet hatte. Ravans Kumpel war größer als Ravan selbst. Etwa ein Meter neunzig wohl und er war von schlanker Statur. Er trug einen grauen Nadelstreifenanzug und zwischen seinen langen, blonden Haaren, die er zu einem Zopf gebunden hatte, hatte eine Sonnenbrille Platz gefunden. Er stellte seine Koffer ab und sah sich um, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Dann entdeckte er Ravan, der grüßend die Hand hob und ihm entgegenlächelte. Ravans Freund schnappte sich wieder seine Koffer und ging auf ihn zu. Dabei leuchteten seine dunkelblauen Augen und ein kleines, smartes Lächeln legte sich auf seine Lippen. "Jeremy", begrüßte Ravan ihn freundlich, "ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr." Das war also Jeremy Mitchel, ein alter Freund aus Kindertagen. "Und ich dache, ich sehe dich nie wieder", witzelte er und dann umarmte er Ravan kumpelhaft. "Freut mich echt dich zu sehen, Mann." Ravan lachte. "Frag mich mal", entgegnete er, "aber der Grund unseres Widersehens ist nicht so toll. Ich brauch dringend deine Hilfe." Jeremys Gesicht wurde ernster. "Das hab ich mir fast gedacht", meinte er, "also was st los?" Ravan nahm Jeremys Koffer und packte sie auf den Rücksitz. "Steig ein", sagte Ravan dabei, "ich erzähl dir alles unterwegs." Auf dem Weg zum Appartement hatte Ravan Jeremy alles über Mamoris Lage erzählt. Jeremy hatte nicht gleich etwas erwidert. ER dachte über die ganze Geschichte nach, dann antwortete er: "Wenn alles so ist, wie dein Kumpel... äh, Mamori, richtig? Also well alles so ist, wie Mamori es gesagt hat, war es eindeutig eine Notwehrhandlung und das Verfahren muss eingestellt werden." Ravan sah erleichtert aus. "ich bin froh, dass du das sagst", meinte er und atmete tief durch. "Freu dich nicht zu früh", mahnte Jeremy, "ich weiß nicht, in wie weit ich dir helfen kann. Schon allein wegen der Kommunikation." "Mach dir darüber keine Gedanken. Ta-kun ist Halbbrite. Ihr werdet euch prima verstehen. Englisch spricht er genauso gut, wie Japanisch." "Warum nennst du ihn eigentlich so?" "Wen?" "Na diesen Mamori. Ta-kun nennst du ihn. Wieso?" Ravan schmunzelte. "Eigentlich ist es der gleiche Name. Mamori bedeutet auf Deutsch Talisman und deswegen Ta-kun. Kun ist nur eine Höflichkeitsformel in Japan. Aber verrate Mamori nichts davon, er will es nämlich unbedingt wissen." "Du magst ihn ziemlich gern, oder? Man sieht es dir an." "Wa... wa... was?", Ravan errötete leicht. "Ach Quatsch! Oder... na ja, eigentlich schon. Wir haben viel zusammen durchgemacht." "Na wenn das so ist, wird ich alles tun, was in meiner Macht steht." "Danke, aber das erwarte ich auch von einem Anwalt wie dir." "Ich hab doch gerade erst mein Studium abgeschlossen." "Trotzdem bist du gut. Hat eigentlich alles geklappt, mit Johnson und Andrews?" "Klar. Ich war ganz schön überrascht, als Andrews mich anrief und mir sagte, ich solle nach Japan fliegen. Ich hielt es für einen Scherz, aber am nächsten Morgen war ein Flugticket von L.A. nach Nagoya in meinem Briefkasten. Dazu ein Brief von deinem Vater, darin stand: °Mein lieber Jeremy. Flieg bitte nach Japan. Es ist mir und meiner Frau sehr wichtig° Dann war noch Geld dabei. Konnte ich da ablehnen? Schließlich haben deine Eltern mich wie ein eigenes Kind behandelt. Ich verstehe nur nicht, warum es ihnen so wichtig war." "Das kann ich dir sagen. Ich hab Johnson und Andrews versprochen, meine Eltern anzurufen, wenn sie dich nach Nagoya schaffen." "Abgebrüht wie immer." "Stimmt." In diesem Moment bogen sie auf den Parkplatz des Appartementhauses ein. "Wir sind da", kündigte Ravan an, "gehen wir erstmal hoch. Zu Mamori können wir erst morgen." Gleich am nächsten Morgen fuhren Ravan und Jeremy zur neunten Station. Diesmal fand das Gespräch in einem kleinen Raum stand, den Jeremy für die Befragung verlangt hatte und er setzte seinen Willen wie immer durch. Ravan bat er draußen zu warten, denn er wollte Mamori in Ruhe befragen und er sollte durch niemanden abgelenkt, oder verunsichert werden. Ravan stimmte dem zu. In dem kleinen Raum stand nur ein Holztisch, der an jeder langen Seite einen Stuhl besaß. Mamori wurde zuerst in den Raum geführt, dann bat der Wärter auch Jeremy herein. Mamori war etwas irritiert, da Ravan doch sonst immer durch das Telefon mit ihm sprach und sein Blick wurde noch verdutzter, als dann auch nicht Ravan, sondern Jeremy den kleinen Raum betrat. Mamoris Blick haftete an dem großen, blonden Kerl, der in seinem Anzug ziemlich breit im Kreuz aussah und nun mit großen Schritten auf ihn zukam. Jeremy lächelte, als er Mamori die Hand entgegenstreckte und ihn freundlich begrüßte. Mamori gab ihm zwar die Hand, aber verstehen tat er noch immer nichts. Wer war dieser Mann und warum war er so freundlich. Offensichtlich schien er Mamori ja ganz gut zu kennen. Jeremy legte seinen Aktenkoffer, den er bei sich trug, auf den Tisch und setzte sich dann Mamori gegenüber. Zuerst schaute er den Jüngeren nur an, wollte sein Verhalten beobachten und sich ein erstes Bild machen. Mam,ori fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Der Fremde, ihm gegenüber, sah ihn nur an und Mamoris Gesichtsausdruck wechselte von erstaunt, zu verunsichert, zu total durch den Wind. ER wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, und dann starrten ihn die dunkelblauen Augen des Blonden auch noch unentwegt an und musterten ihn eindringlich. Jeremy hatte offensichtlich Freude daran, den Jüngeren so lange schmoren zu lassen. Mamori war wirklich süß, wie er versuchte Jeremys Blicken auszuweichen, ihn dann aber selbst immer wieder anschaute. Wie viel Zeit war wohl verstrichen, bis Jeremy endlich das Wort ergriff. "Jetzt sehen sie mich mal nicht so eingeschüchtert an", meinte er grinsend und öffnete dann den Aktenkoffer. Mamori sah ihn verdutzt an. Vielleicht stellte sich dieser Schlauberger erst einmal vor. Jeremy verstand wohl die Stumme Frage und reichte Mamori nun eine Visitenkarte. "Mein Name ist Jeremy Mitchel. Ich bin Anwalt und ich werde sie, wenn nötig vor Gericht, vertreten.", stellte der Blonde sich, natürlich auf Englisch, vor. Mamori verstand noch immer nur Bahnhof. "Ich bin ein enger Freund von Ravan. Er hat mich gebeten, mich ihrer anzunehmen und ich konnte ihm die Bitte nicht abschlagen. Deswegen bin ich jetzt hier", fuhr Jeremy fort. Mamori wendete die Visitenkarte in der Hand hin und her und schaute dann zu Jeremy. Er wusste nichts über diesen Mann, aber er hatte das Gefühl, ihm trauen zu können und so beschloss Mamori, sein Leben vorerst in Jeremys Obhut zu geben. Mamori schilderte dem Anwalt den Tathergang und wie sich alles abgespielt hatte. Jeremy unterbrach ihn nur manchmal, um Fragen zu stellen, ansonsten ließ er Mamori alles ganz sachlich erzählen. Die ganze zei über lächelte Jeremy den Jungen an, was sehr beruhigend wirkte und mit jeder Minute faste Mamori mehr Vertrauen. Nach einer Stunde war alles vorbei. Jeremy redete Mamori noch einmal gut zu und versicherte, dass er alles tun würde, um ihn da rauszuboxen. Die Verabschiedung war knapp und ehe Mamori sich versah, war er auch schon wieder auf dem Gang zu seiner Zelle. Jeremy schwirrte ihm im Kopf herum und er hatte nicht einmal dran gedacht, nach Ravan zu fragen. Ravan wartete draußen vor dem Raum auf einer Bank. Erwartungsvoll blickte er Jeremy an, der ihm aufmunternd zulächelte. "Und?", fragte Ravan gleich und stand auf. "Ich denke es besteht ne reelle Chance", antwortete Jeremy, "Ich glaube seine Geschichte. Jetzt brauch ich nur noch nen Schlachtplan. Aber lass uns erstmal ins Appartement fahren." Lange schwiegen beide, während der Autofahrt, aber dann durchbrach Jeremy die Stille: Der kleine hat es echt nicht leicht, aber niedlich ist er schon." Ravan hatte gar nicht hingehört. Zu sehr war er in Gedanken versunken, wegen seiner Eltern und dem bevorstehenden Telefonat. Deswegen hörte er auch nicht die Anspielung, die Jeremy gemacht hatte. "Eh Ravan, träumst du, oder was? Ich rede mit dir." Erschrocken blickte er Jeremy an. "Oh... sorry. Was hast du gedacht?", fragte er irritiert. "Ich hab gesagt, der Kleine hat es wirklich nicht leicht." "Ja, da hast du rech." Die restliche Zeit schwiegen beide, denn Jeremy merkte, dass Ravan nicht bei der Sache war und unterließ jegliche Versuche ein neues Gespräch anzufangen. Im Appartement schnappte sich Ravan sofort das Telefon. Er wollte das Gespräch mit seinen Eltern schnell hinter sich bringen und ging ins Schlafzimmer. Jeremy interessierte es wenig und machte sich in der Küche etwas zu Essen. Im Schlafzimmer setzte sich Ravan auf das kleine Sofa und starrte das Telefon in seiner Hand erst einmal ein paar Sekunden an, als wolle er Mut sammeln. Dann wählte er langsam die Nummer, es piepte. Nach ein paar Sekunden konnte man ein Knacken am anderen Ende der Leitung hören, das davon herrührte, dass jemand abgenommen hatte. Dann ertönte eine helle, aber doch feste Stimme: "Carry McCormic." Ravan sagte nichts. Er war zu nervös und vielleicht auch etwas ängstlich. Dann war da wieder die Frauenstimme: "Hallo? Ist da jemand?" Ravan überwand sich und antwortete: "Ja. Hallo Mum. Ich bin´s, Ravan." Am anderen Ende der Leitung vernahm er nun ein freudiges Lachen. "Ravan? Schön das du dich meldest. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.", meinte seine Mutter und sie hörte sich wirklich glücklich an. Ravan nahm ihr diese Freude aber nicht ab. "Tut mir leid. Aber du wusstest doch, dass ich anrufe, also zu nicht so überrascht." "Ach Ravan... sei nicht so grantig zu deiner Mutter. Ich freu mich wirklich." "Ja, das sagen sie alle. Sag mir lieber, wieso ich anrufen sollte. Zurück komme ich eh nicht mehr." "Nun sei doch nicht so. Das habe ich mir schon gedacht, aber erklär das mal deinem Vater. Du bist schließlich unser Stammhalter und Erbe." "Ja na und... dann enterbt mich doch." "Du weißt, dass wir das nicht können. Du bist unser einziger Sohn. Aber lassen wir das. Ich will nicht mit dir über Geld reden. Wie geht es dir denn, und was machst du so?" "Mir geht's gut. Ich bin Pianist und hab verschiedene Gigs. Manchmal auch mit ner Band. Noch was?" Mrs. McCormic schwieg einen Moment, ehe sie antwortete: "Dein Vater ist auch hier. ER will dich sprechen." Ravans Blick wurde schlagartig finster. ER konnte beide Elternteile nicht wirklich gut leiden, aber müsste er eine Wahl treffen, wen von beiden er mehr verabscheute, würde er mit hundertprozentiger Sicherheit seinen Vater wählen. "Nein Danke", entgegnete Ravan deshalb trocken, "den Alten will ich nicht hören." Doch Mr. McCormic war schon am Telefon. "Na hör mal, wie sprichst du von deinem Vater?", brummte der tiefe Bass in den Hörer und sein Ton hatte etwas Herrisches an sich. Ravan zuckte zusammen. "Tut mir leid Dad", antwortete er demütigend, "Ist mir so rausgerutscht." "Also Junge, wir wünschen, dass du bald nach Hause kommst." Ravan verzog das Gesicht. "Du bist ja sehr direkt. Erstmal fragen, wie es mir geht, oder so kannst du nicht. Das hat der Herr ja nicht nötig." "Du sollst nicht so mit mir reden. Sei froh, dass wir dich wieder gefunden haben, um dir deinen Verstand zurückzugeben." Nun stand Ravan vor Wut auf. "So siehst du das also, ja?", fragte er und es klang enttäuscht. Seine Stimme wurde lauter: "Dir war es doch scheißegal wo ich bin. Du willst nur, dass ich zurückkomme, weil du einen Erben brauchst. Zu mehr bin ich doch in denen Augen nicht zu gebrauchen." Auch Mr. McCormic erhob die Stimme: "Ja! Genau deswegen haben wir so viel Geld in dich hineingesteckt. Unsere Hoffnungen und unsere Wünsche sind in dir vereint und was machst du? Du trittst alles mit Füßen." Und halb zu sich selbst fragte der Vater: "Womit habe ich nur so einen Sohn verdient?" Nun war Ravan richtig wütend. "Ja, wozu bin ich euer Sohn, das frage ich mich auch immer wieder!", schrie er aufgebracht, "Ich werde auf keinen Fall zurückkommen, ist dir das eigentlich klar?!" Doch bevor sein Vater antworten konnte, hatte Ravan das Telefon schon auf den Fußboden geknallt. Hastig atmend stand er nun wütend und verwirrt in dem Zimmer und er fühlte sich schrecklich allein gelassen. ER hatte nichts anderes von diesem Gespräch erwartet, aber insgeheim hatte er gehofft, dass ihm doch ein Mal richtige Wärme entgegengebracht werden würde, aber diese Erwartung wurde gänzlich enttäuscht. Und so fühlte Ravan sich auch. Er war enttäuscht und dieses Gefühl hinterließ eine weitere, schmerzliche Kerbe in auf seinem Herzen an dem Platz, an dem eigentlich die Liebe zu seinen Eltern verschlossen sein sollte. Doch diese Liebe hatte es nie gegeben. Nachdem sich Ravan einigermaßen beruhigt hatte, ging er zu Jeremy in die Küche um zu sehen, was er trieb. Jeremy hatte das Geschrei aus dem Schlafzimmer gehört und erkundigte sich nach dem Telefonat, doch Ravan winkte verärgert ab. Er wollte nicht darüber reden. Jeremy akzeptierte das, aber er hatte trotzdem Neuigkeiten. "Ich hab grad nen Anruf bekommen", erzählte er, "vom Krankenhaus. Ren ist anscheinend Aufgewacht. Ich will gleich hinfahren. Willst du mit?" Ravan verneinte die Frage. Bei der Wut auf Ren und der, die Eben wegen seinen Eltern dazu kam, würde Ren mit Sicherheit gleich wieder einschlafen, wenn Ravan ihn n die Finger bekam. Jeremy verstand das. Aber er wollte am Abend auf jeden Fall mit Ravan Essen gehen. Sie hatten sich viel zu erzählen und ein Nein wurde nicht akzeptiert. Jeremy lieh sich Ravans Wagen aus und wollte ihn heute Abend dann abholen. Ravan war einverstanden und nach einer knappen Verabschiedung war Jeremy auch schon verschwunden. Am Krankenhaus angekommen, fragte sich Jeremy zu Rens Zimmer durch. Eine freundliche Krankenschwester weiß ihm den Weg und in Rens Zimmer angekommen, begegnete Jeremy zunächst Rens Eltern, die ihren Sohn besuchten. Ren lag von ihnen verdeckt in seinem Bett und spielte offenbar den Todkranken. Jeremy wurde von der gesamten Familie gemustert und sie fragten sich sicher, was ein Ausländer von ihnen wollte. Jeremy gab sich in gebrochenem Japanisch zu erkennen: "Ich bin der Anwalt von Mamori Seijitsa Na. Bitte lassen uns allein." Erschrockene Gesichter bei den Eltern, aber Ren schien das kalt zu lassen. Die Eltern folgten Jeremys Bitte und verließen den Raum. Jeremy war erleichtert, denn mit ein paar aufgebrachten Eltern wollte er nicht diskutieren. ER schnappte sich also einen Stuhl und setzte sich zu Ren ans Bett. "Do you speak english?", war Jeremys erste Frage, "I can´t speak japanees." Ren bejahte Gott sei Dank die Frage, dass machte es einfacher. "Also", begann Jeremy, "wie eben schon gesagt, bin ich der Anwalt von Mamori Seijitsa Na. Mein Name ist Jeremy Mitchel. Ich würde ja sagen, das ich mich freue sie kennen zulernen, aber das währe unter diesen Umständen wohl gelogen." Ren musterte den blonden, großen Mann und war erstaunt, wie Mamori es wohl geschafft hatte, an ihn heranzukommen. "Da haben sie Recht", entgegnete Ren schließlich. "Aber bitte lassen sie doch Mamoris Hinternamen weg. Es fällt ihnen ohnehin schwer ihn auszusprechen, hab ich recht? Für einen US-Amerikaner auch kein Wunder. Lassen sie mich raten, sie sind nicht zufällig ein Freund von diesem Ravan, oder?" "Jeremy musste zugeben, dass er Ren unterschätzt hatte. Er war sich seiner Sache anscheinend unglaublich sich und riss den Mund ganz schön weit auf. Trotzdem versuchte Jeremy sachlich zu bleiben. "Da haben sie recht", antwortete er, "aber meine privaten Beziehungen zu den genannten Personen gehen sie nichts an und deswegen bin ich auch nicht hier. Ich will mit ihnen über den Tag sprechen, an dem sie angeblich von Mamori verletzt wurden." Ren verzog das Gesicht. "Angeblich?", fragte er sarkastisch, "Umsonst liege ich wohl nicht hier." Jeremy lächelte, aber es sah überlegen aus. "Erzählen sie mir einfach, was an besagtem Abend geschehen ist." Ren erzählte die ganze Geschichte, aber natürlich mit verdrehten Tatsachen und ließ Mamori als Übeltäter dastehen. Jeremy glaubte ihm kein Wort. Jeremy wollte wissen, wie es dazu gekommen ist. Ren erklärte weiter: "Mamori kam mich besuchen. Der kleine wollte mich verführen und ich wollte das nicht. Ich glaube deswegen hat er mich zusammengeschlagen." "Warum sollte er sie verführen wollen", fragte Jeremy überrascht, aber mit einem Grinsen, "Schließlich sind sie ein Mann." "Vor ein paar Jahren waren wir zusammen. Ich hab ihn angesprochen, in einer Disco und wir sind zusammen gekommen. Ich hab ihn sozusagen "schwul" gemacht", und bei diesen Worten umspielte ein hämisches Grinsen Rens Mundwinkel. "Es ist ihm wohl zu Kopf gestiegen. Aber er konnte schon immer gut andere Leute um den Finger wickeln, besonders seine Opfer. Ich wette, sie stehen auch schon in seinem Bann, Mr. Mitchel. Hab ich recht?" Jeremy schwieg. Auf so etwas brauchte er nicht zu antworten und was er wissen wollte, hatte er erfahren. Nicht eine Minute länger wollte er mit diesem Menschen zusammen n einem Raum sein, also verabschiedete er sich und verließ das Zimmer. Es war ohnehin Zeit, Ravan abzuholen. Jeremy wollte zum Essen in ein Nobelrestaurant und Ravan sollte ihn dorthin führen. Jeremy war überrascht über den Jüngeren. Er sah sportlich, aber doch elegant aus. Kein Vergleich zu den Klamotten, die man sonst von ihm gewohnt war. Im Restaurant angekommen, nahm ihnen ein Kellner schon die Jacken ab und ein anderer führte sie zu einem Tisch, der am Fenster gelegen war. Es war eine gemütlich Atmosphäre in dem zwar kleinen, aber doch übersichtlichen Restaurant. Der Raum war abgedunkelt und nur vereinzelt boten kleine, indirekte Lichtquellen einen gedämmten Schein. Die Möbel waren in dunklem Holz gehalten, genauso wie die Sitzgarnituren, welche allerdings auch mit rotem Samt überzogen waren. Das Ambiente drum herum war ebenfalls in rot und schwarz gehalten. Alles in Allem ein sehr feines, kleines Lokal. Kurz nachdem sie sich gesetzt hatten, kam eine Kellnerin und brachte die Karten. Dann nahm sie die Getränkebestellung auf etwa zehn Minuten später kam sie mit zwei Tassen Tee und einem Notizblock wieder. Ravan und Jeremy bestellten beide das gleiche und nachdem die flinke Kellnerin wieder weg war, begann Jeremy das Gespräch. "Also... warum gerade Nagoya? Die Welt ist groß." Ravan sah ihn mürrisch an. "Hey Mr. Staranwalt, soll das ein Verhör werden?" Jeremy schmunzelte. "Nein. Mich interessiert es nur. Du warst von heut auf morgen verschwunden. Warum, kann ich schon verstehen, aber warum Japan?" "Na ja... ich hab mal im Fernsehen ne Sendung über Japan gesehen. Insbesondere über Nagoya. Mir gefiel sofort, wie die Menschen hier lebten und ihr Mentalität ist so gastfreundlich und höflich. Ich war sofort begeistert. Nur an den Reis und rohen Fisch gewöhnt man sich nicht so schnell. Außerdem hat Nagoya den Vorteil, das das Meer nur einen Katzensprung entfernt ist." "Hmmmm", raunte Jeremy lächelnd, "es freut mich zu sehen, dass es dir hier besser geht. Das sieht man gleich an deiner Ausgeglichenheit. In Tampa standest du ständig unter Strom. "Gut beobachtet. Was ist eigentlich zu Hause so los? Ich kam noch gar nicht dazu, dich danach zu fragen." Jeremy hob und senkte die Schultern. "Es hat sich nichts verändert. Richard führt noch immer mit eiserner Faust die Firma und Carry tut alles daran, ihn im Zaum zu halten. Geschäftsreisen stehen natürlich noch immer nonstop auf dem Plan. Aber sie sind froh, jetzt etwas von dir zu hören. Sie sind echt erleichtert." "Du meinst, weil sie meinen mich unter Kontrolle zu haben." "Nein, ich meine weil sie dich vermisst haben. Deine Freunde übrigens auch." Ravan lachte verächtlich auf. "Freunde... ", wiederholte er leise. "Die hatte ich nie. Die waren doch alle nur hinter meinem Geld und Namen her. Du warst der Einzige, dem ich vertrauen kann. Hier hab ich das erste Mal wirklich wahre Freunde gefunden. Sie kannten mich nicht und haben mich trotzdem aufgenommen." Jeremy lächelte Ravan an. So hatte er ich ja noch nie reden gehört. Und er konnte sich auch schon denken, wer diesen Charakterwechsel bei ihm ausgelöst hatte. "Das glaub ich dir", sagte Jeremy deshalb verschmitzt, "Mamori ist dir wohl sehr ans Herz gewachsen. Wie stehst du überhaupt zu ihm?" Ravan sah Jeremy erschrocken an. Hatte er etwa etwas gemerkt? War es so offensichtlich, dass er sich in Mamori verliebt hatte? Ravan verdrängte den Gedanken. Eine Ausrede musste her. Er konnte doch seinem besten Kumpel nicht erzählen, dass er in einen Mann verliebt war. Also holte er tief Luft und bei den nächsten Worten krampfte sich sein Herz zusammen: "Na ja... er ist mehr wie ein kleiner Bruder für mich, den ich nie hatte. Aber er bedeutet mir schon recht viel. -Lüge!-, schrie es Ravans Kopf und er verfluchte seinen Stolz und seine Feigheit. Ein Lächeln legte sich plötzlich über Jeremys Gesicht. Ravan konnte es nicht deuten, aber irgendwie sah Jeremy glücklich, oder doch vielmehr erleichtert aus. Ravan konnte mit diesem Ausdruck zwar nichts anfangen, aber es war ihm auch egal. ER hatte, wie er fand, eine passende Antwort abgeliefert. "Wie ein kleiner Bruder...", wiederholte Jeremy leise, wie in Gedanken. Doch bevor Ravan fragen konnte, was diese Anspielung zu bedeuten hatte, brachte die Kellnerin das Essen und Ravan verschob seinen Gedanken. Am nächsten Morgen hatte Jeremy das Appartement schon früh verlassen. Er hatte Ravan nur einen Zettel hinterlassen, auf dem stand: Guten Morgen. Ich bin zu Mamori gefahren, will ihn noch einige Sachen fragen. Hab mir mal wieder den Wagen ausgeliehen. Weiß noch nicht, wann ich wieder da bin, aber ich werd nicht zu spät wieder auftauchen. Jeremy saß im Auto und war auf dem Weg zu Mamori. Er musste an einer roten Ampel halten und in seinem Kopf schwirrte immer noch Rens gestrige Aussage. Die neuen Erkenntnisse, die er gemacht hatte, ließen ihm keine Ruhe und er musste unbedingt mit Mamori darüber reden. Warum war er nur so aufgeregt? Vielleicht weil... Die Ampel schaltete auf Grün und Jeremys Gedanken verloren sich. Der Befragungsraum sah diesmal noch schäbiger aus, als beim letzten Mal. Vielleicht kam es Jeremyaber auch nur so vor. Viel Zeit, um darüber nasch zudenken hatte er nicht, denn schon wurde Mamori von einem Wärter in den Raum geführt. Unsanft presste er den Jungen auf den Stuhl und nahm ihm dann die Handschellen an. Mamori befühlte die geschwollenen Gelenke. Dann ging der Wärter. Jeremy hatte beim Staatsanwalt bewirkt, dass die beiden ein Gespräch unter vier Augen halten konnten. "Endlich allein", meinte Jeremy lächelnd und blickte Mamori freundlich ins Gesicht. "Wie geht es ihnen?" Mamori senkte den Blick. "Den Umständen entsprechend", antwortete er und nun sah er Jeremy direkt in die Augen, "ich wollte mich doch bedanken, dass sie sich meiner angenommen haben. Ich weiß gar nicht, wie ich das gutmachen soll." Jeremy schüttelte den Kopf. "Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Für gute Freunde mach ich so was gern." "Gute Freunde? Sie meinen Ravan?" "Auch. Sehen sie Mamori, ich würde es gern sehen, wenn wir uns auch etwas anfreunden könnten. Normalerweise halte ich Beruf und Privatleben streng auseinander, aber in diesem Falle würde es einiges erleichtern. Schon wegen Ravan. Er ist, wie gesagt, ein guter Freund und ich kann seine Freunde nicht als Fremde behandeln. Das hab ich noch nie getan und bei ihnen würde es mir besonders schwer fallen. Also... was ich damit sagen will: Ich würde es echt absolut besser finden, wenn du mich mit Jeremy anquatscht und ich dich mit Mamori." Jeremy atmete tief durch. Mamori sah ihn nur mit großen Augen an. Er musste innerlich lachen, weil es Jeremy wohl unheimlich schwer fiel sich immer so gewählt auszudrücken und an dessen Aufatmen konnte Mamori erkennen, dass er erleichtert war, so reden zu können, wie es auch im normalen Leben tat. "Käme mir auch entgegen", gab Mamori zu, "aber ich will mich trotzdem bedanken." Und etwas leiser fügte er auf Japanisch hinzu: "Wie bin ich da bloß hineingeraten?" Jeremy hatte nichts verstanden, aber es klang niedergeschlagen und verzweifelt. Darauf konnte Jeremy jetzt allerdings keine Rücksicht nehmen. Er war ja wegen etwas ganz anderem da. "Ich habe gehört, dass du was mit dem Opfer gehabt hast. Ist das war?", fragte Jeremy deshalb gerade heraus. Mamori schreckte hoch und blickte verlegen auf seine Hände. Dann antwortete er aber bereitwillig: "Das stimmt. Das ist ungefähr drei Jahre her. Wir waren sieben Monate zusammen, dann hab ich Schluss gemacht." "Wieso?" "Er ist fremdgegangen. Und das nicht nur ein Mal." "Und wieso warst du dann wieder bei ihm?" "Wir trafen uns zufällig auf der Straße und er hat mich eingeladen. Ich hatte mich an dem Tag mit Ravan gestritten und wusste nicht wohin... da kam mir diese Einladung gerade recht." Jetzt wurde Jeremy hellhörig. "Worum ging es bei dem Streit zwischen dir und Ravan?" Mamori errötete. Er erinnerte sich nicht gern daran: "Er kam die Nacht vorher nicht nach Hause. Am nächsten Morgen kam er dann zur Tür rein, als ich los wollte und er hat gestunken... wie ein Parfümladen." Nun glich Mamoris Hautfarbe einer Tomate. ER hatte diesen letzten Satz so energisch gesagt, dass die Eifersucht unüberhörbar war. Vor Scham senkte er den Kopf, damit Jeremy die Röte nicht sehen konnte, aber es war längst zu spät. Jeremy hatte bemerkt, dass Mamori in Ravan verliebt war. Der Junge tat ihm leid und er konnte Mamori nicht im Unklaren lassen, also sagte er leise: "Mamori?" "Hmmm?" "Ich hab gestern mit Ravan geredet. Über verschiedene Dinge, aber auch über dich." Mamori erschrak und sah Jeremy mit weit aufgerissenen Augen an. -Er weiß es-, schoss es dem Jüngeren durch den Kopf. Jeremy bemerkte natürlich Mamoris fragenden Blick und stand auf. Er ging zu dem Jüngeren und sah ihn mit festem Blick an: "Er hat gesagt, dass du wie ein kleiner Bruder bist, den er nie hatte. Verstehst du?" Mamoris Blick hatte sich nicht geändert. Er starrte in die Endlose Leere und konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Der Kuss, der Tanz, das Schmusen auf dem Sofa... alles fiel ihm auf einmal ein. "Aber... aber...", fing Mamori an zu stottern, doch Jeremy fiel ihm ins Wort. "Er hat sich nie für Männer interessiert, soweit ich denken kann. Und glaub mir, ich kenne ihn schon lange", meinte Jeremy und sein Blick schien wirklich mitleidig. "Tut mir leid." Jeremy konnte nicht mit ansehen, wie verzweifelt Mamori war und er wurde sich klar darüber, dass er diese kleine, hilflose Seele beschützen wollte. Nun legte Jeremy von hinten seine Hände auf Mamoris Schultern und beuge sich zu ihm hinunter. "Mamori...", hauchte der Ältere in Mamoris Ohr, doch dieser hörte gar nicht hin. Seine Gedanken waren bei Ravan. Schon wieder hatte er sich jemandem anvertraut und wurde fallen gelassen. Es war kaum zu glauben und nur mühsam konnte er seine Tränen zurückhalten. Nun drang ein leises "Mamori" in seinen Kopf und er schreckte zusammen. Mamori drehte sich zu Jeremy herum und dessen Gesicht war unmittelbar vor dem Mamoris. Er lächelte und ergriff dann die Initiative. Langsam und zurückhaltend berührten Jeremys Lippen Mamoris Mund und als er merkte, dass er nicht auf Ablehnung stieß, wagte er sich weiter vor. Seine Zunge befühlte Mamoris Lippen und gewehrten ihr schließlich Einlass. Mamori war vollkommen gedankenlos. Er wusste, was hier gerade passierte, aber er hatte nicht die Kraft sich zu wehren und vielleicht wollte er das auch gar nicht. Langsam trennten sich ihre Lippen wieder und Mamori sah Jeremy erstaunt an. Dieser Lächelte nur: Mamori... wenn du hier raus bist, und ich verspreche dir, dass ich dich hier raus hole, dann möchte ich dich besser kennen lernen. Ich glaub nämlich, ich hab mich Hals über Kopf in dich verliebt." Mamori war sprachlos. So direkt hatte hm noch niemand gesagt, was er empfand und Mamori musste zugeben, dass er ein leichtes Kribbel in der Magengegend vernahm. Nicht zu vergleichen mit dem von Ravan, aber das Kribbel war da und es war ein schönes Gefühl. Vor allen Dingen war es beruhigend. "Ich möchte dich auch besser kennen lernen", flüsterte Mamori, so, als ob es ein Geheimnis bleiben sollte. Einen Moment noch blickten sie sich verträumt an, dann wurde die Stille durch en Klopfen unterbrochen. Der Wärter hämmerte gegen die Tür und kurz darauf klackte der Schlüssel im Schloss. Der #Wärter kam herein und Jeremy richtete sch auf. "Ich muss jetzt los", meinte er zu Mamori und beugte sich noch mal zu ihm um ihn auf die Stirn zu küssen. "Bis demnächst", sagte er noch mit einem Lächeln, ehe er den Raum verließ und Mamori allein zurück ließ. Später, als Mamori allein in seiner Zelle saß, dachte er darüber nach, was eigentlich passiert war. Er wusste nicht, warum er dem Kuss und somit auch Jeremy zugestimmt hatte, aber vielleicht wollte er Ravan eifersüchtig machen. Nein! Diesen Gedanken verwarf Mamori sofort, denn er war nicht der Typ Mensch, der andere Leute ausnutzte um seinen Vorteil daraus zu ziehen. Wahrscheinlich war es einfach nur die Gewissheit, dass sich nie etwas zwischen ihm und Ravan entwickeln würde. -kleiner Bruder... oh Gott. Wie konnte ich nur so blöd sein-, dachte er und lehnte sich gegen die Wand, -Jeremy mochte ich gleich, als ich ihn das erste Mal sah. Zwar nicht so, dass ich gleich was mit ihm anfangen würde, aber er war mir sympathisch. Und was nicht ist, kann ja noch werden. Also... wieso nicht?- Natürlich blieben noch Restzweifel, aber Mamori hoffte, das jetzt endlich mal etwas gut für ihn lief und die Hoffnung starb ja bekanntlich nie aus. Auf dem Weg zum Appartement grübelte Jeremy über das Vergangene. Ein kleines Lächeln wollte seinem Gesicht einfach nicht weichen und es schien, als könne er Mamoris Lippen noch immer fühlen. Irgendwie fühlte er sich innerlich zerrissen. Auf der einen Seite war er traurig, weil er Mamori jetzt allein lassen musste und auf der anderen Seite war er überglücklich, weil er seinen Gefühlen endlich Ausdruck verliehen hatte. Doch Ravan, so beschloss er, würde er vorerst nichts davon erzählen. Er bekam es noch früh genug mit, da war Jeremy sich sicher. To be continued... Kapitel 16: 16. Angst und Hilflosigkeit --------------------------------------- Ravan hatte in der Zwischenzeit Ayako besucht. Überschwänglich war Ayako ihm in die Arme gefallen und ein glückliches Lächeln legte sich dabei auf ihr Gesicht. "Hi Bebe", rief sie aus und zog ihn gleich in die Wohnung, "Schön, das du da bist. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen." Ravan war dankbar für diese herzliche Begrüßung und es tat gut, sich einfach mal fallen zu lassen. Ayako war perfekt dafür. Sie hörte immer gern zu und gab meist auch gute Ratschläge. Sofort nachdem Ravan das Wohnzimmer betrat, brachte Ayako Tee herein und stellte ihn auf den Sofatisch. Dann setzte sie sich neben Ravan und schaute ihn erwartungsvoll an. "Na dann erzähl mal", bat sie und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse, "Was ist los zwischen dir und Mamori? Seid ihr schon zusammen?" Ravan sah sie lächelnd an. Ayako war so niedlich, wenn sie neugierig war, aber leider musste Ravan diese Frage verneinen: "Das ist im Moment das geringste Problem. Mamori sitzt in U-Haft." Ayakos Gesicht versteinerte sich. Sie hatte mit allem gerechnet, aber damit? "Was?", fragte sie deshalb aufgeregt. "Ist das ein Scherz? Was... wie ist das passiert?!" Ravan erzählte ihr die Geschichte von Vorne bis Hinten. Auch von der schönen gemeinsamen Zeit, die er und Mamori zusammen gehabt hatten und von der Verhaftung. Ayako war fassungslos. "Das können die nicht machen", schimpfte sie aufbrausend. "Meinst du denn, dass dieser Jeremy Mamori helfen kann?" Ravan nickte zuversichtlich: "Ich bin sicher. Jeremy genießt mein volles Vertrauen. Ich hab ihn nicht umsonst gewählt." Ayako wechselte das Thema: "Und was ist jetzt zwische4n dir und Mamori?" Ravan atmete tief durch. "Hast ja gehört, was zwischen uns war", antwortete er. "Und welchen Verdacht ich schon vorher, wegen Ren, hatte." Ayako verschränkte die Arme vor der Brust und meinte bestimmt: "Also für mich klingt das mehr als eindeutig und wenn du mich fragst, dann ist Mamori schon eine ziemlich lange Zeit schwul." "Ja... wer weiß", raunte Ravan, "Ich muss endlich Klarheit bekommen. Nur ist die Situation denkbar ungünstig um Mamori danach zu fragen." Noch eine Weile unterhielten sie sich, bis Ravan sich irgendwann verabschiedete. Er bedankte sich noch einmal bei Ayako und umarmte sie. ER wüsste wirklich nicht, was er ohne das Mädchen machen würde. Doch nun musste er erstmal zurück zum Appartement, denn Jeremy wartete sicher schon. Fast zeitgleich kamen Jeremy und Ravan am Appartement an. Ravan fragte sofort nach Mamori, doch Jeremy schien seinen Fragen auszuweichen. Ravan kam das mehr als ungewöhnlich vor. Er vertraute seinem Freund und ließ ihm in Mamoris Fall freie Hand, aber es war doch wohl nicht zu viel verlangt, Ravan auf dem Laufenden zu halten. Im Gefängnis war derweil die Zeit gekommen, an dem die Körperpflege vollzogen wurde. Mamori hasste diese Zeit. Punkt neunzehn Uhr dreißig klopfte der Wärter an seine Einzelzelle und brachte ihn in die Gemeinschaftsdusche. Dies war der einzige Ort, neben dem Freigang auf dem Hof, wo Mamori auf seine Mithäftlinge traf. Einige waren in Mamoris Alter, einige jünger, aber die meisten waren älter. Es herrschte eine strenge Herarchie. Die ältesten durften zuerst unter die Dusche, danach die mittleren und dann die Jüngsten. Doch erst nach den Jüngsten kamen die Neulinge dran und bis dahin kam aus der Leitung nur noch kaltes Wasser. Mamori beeilte sich stets mit dem Duschen, denn er fühlte sich beobachtet und nicht selten kam es vor, dass sich die Ältesten einen Neuling herauspickten, um in einer nicht einsehbaren Ecke der Dusche, ihre Lust an ihm zu befriedigen. Nur das dumpfe Poltern auf den Nassen Fliesen, welches von den Abwehrbemühungen des Opfers herrührte und dessen Schmerzensschreie waren zu hören, wenn sich seine Peiniger gewaltsam an ihm vergingen. Mamori versuchte in diesen Momenten Ruhe zu bewahren. Liebend gerne währe er dazwischen gegangen, aber was brachte das? Die meisten Wärter sahen weg und einige machten sogar mit. Nur einzelte schritten ein, auch wenn es dann meist schon zu spät war. Am heutigen Abend war noch alles still. Mamori stand endlich unter der Dusche und das kalte Wasser verursachte eine Gänsehaut, trotzdem wusch Mamori sich eilig. Doch als er die Augen öffnete, die er zum Haare waschen geschlossen hatte, stellte er entsetzt fest, dass er plötzlich allein in der Dusche stand. -Verdammt!-, war Mamoris einziger Gedanke und hektisch spülte er sich den Rest Schaum vom Körper. Als er ein paar Sekunden später fertig war, schnappte er sich sein Handtuch und wollte fliehen, doch es war schon zu spät. Vor ihm tauchten fünf Kerle auf. Er kannte sie nicht, aber er wusste, dass sie zu den Ältesten gehörten und sich jetzt zweifellos an ihm zu schaffen machen wollten. Unschwer daran zu erkennen, dass die Kerle allesamt nackt waren. Mamori wich angewidert ein paar Schritte zurück, bis ihm irgendwann die kalten Fliesen im Rücken den Weg versperrten. Panisch wechselte sein Blick von einem Kerl zum Anderen, doch auf ihren Gesichtern lag immer das gleiche, schmierige Grinsen und Mamori wusste, dass es aus dieser Situation nur durch einen Wärter ein Entkommen gab. Und wie diese Chance stand, war ja hinreichend bekannt. "Was wollt ihr?", fragte Mamori zaghaft, aber was sollte diese Frage? Er kannte die Antwort ja längst. "Spaß haben Süßer", sagte einer der Kerle fast sabbernd und kichernd vor Irrsinn. Alle standen nun unmittelbar vor Mamori und einer von ihnen drückte den Jungen unsanft gegen die Wand, so dass er nicht fähig war sich zu bewegen. Ängstlich und hilflos lag Mamoris Blick auf ihren Gesichtern, doch die Angreifer sahen ihn nur teilnahmslos an. "Lasst mich in Ruhe!", fauchte Mamori, als ihm der Erste über die nackte Brust strich. Angewidert spuckte Mamori demjenigen ins Gesicht und als Antwort erhielt er einen deftigen Fausthieb ins Gesicht und sein Kopf knallte gegen die Fliesen. "Auch noch frech werden du kleiner Pisser", spottete der Bespuckte und schon im nächsten Moment drückte er seine Lippen auf die Mamoris. Dieser drehte angeekelt seinen Kopf zur Seite und presste seine Lippen fest zusammen. Immer wieder versuchte der Überlegene, seine Zunge in Mamoris Mund zu quetschen und drückte schließlich den Unterkiefer des Jüngeren zusammen so, dass dieser den Mund unter Schmerzen öffnete. Mamori fühlte die fremde, glitschige Zunge in seinem Rachen und sofort überkam ihn ein Gefühl der Übelkeit. Nach ein paar Sekunden wurde der Überlegene von einem anderen Kerl zurückgezogen, der wütend zischte: "Wir wollen auch noch was von ihm!" Stille Tränen liefen über Mamoris Gesicht. ER fühlte sich hilflos und verlassen, so wie damals bei Ren. Nun betatschten ihn Hände am ganzen Körper. Er konnte sie den Kerlen nicht zuordnen, er fühlte nur die unzähligen grapschenden Berührungen, die seine Haut wie eine Krankheit übersäten. "Hört auf...", wisperte Mamori kraftlos, doch sein Flehen war vergeblich. "Hört sofort auf mit dem Scheiß!", diese Stimme gehörte nicht Mamori. Diese Stimme war tief und dominant. Sofort fuhren alle erschrocken herum. Mitten m Eingang der Dusche stand ein Wärter mit breitem Kreuz und seine Uniform spannte vor der Brust, als er seine Hände in die Hüften stützte und einen scharfen Blick aufsetzte. Der kurze Schreck verflog schnell und schon wurden die Fünf wieder übermütig. "Ach komm schon", sagte der eine, "du kannst auch was von ihm haben." Doch dieser Satz war offensichtlich ein Fehler. Sofort wurde der finstere Blick des Wärters noch finsterer und mit einem Satz stand er vor dem Vorlauten. Blitzschnell hatte ihn der Wärter im Genick gepackt und zur Seite geschleudert. "Was war das eben, Schwuchtel?!", fauchte der Wärter und starrte auch die anderen an, die augenblicklich von Mamori abließen. Dieser rutschte regungslos an der Fliesenwand zu Boden. "Verpisst euch ihr Arschficker!", zischte der Wärter drohend, "nehmt doch eure eigenen Ärsche und vergreift euch nicht an so Babys wie ihm hier. Noch so´n Ding und ich denk´ mir ne Strafe für euch aus, die sich gewaschen hat. Ist das klar?!" Wie geprügelte Hunde verschwanden die Fünf Angreifer sofort. Mamori hatte dieses Schauspiel wie aus der Ferne beobachtet. War das gerade wirklich passiert? Hatte er wirklich das Glück gehabt, auf einen pflichtbewussten Wärter zu treffen? Das war unglaublich. Der Wärter sah Momori zitternd und völlig entkräftet auf der Erde hocken. Noch immer liefen Tränen über seine Wangen und zum ersten Mal hatte der Wärter Mitleid mit einem Häftling. Sonst kannte er keine Gnade mit den Insassen, aber Mamori wirkte auf ihn wie ein Kind, dass Schutz bei einem Erwachsenen suchte. Und der Wärter war im Moment dieser Mensch. Er konnte Mamori unmöglich so dort sitzen lassen, also warf er ihm ein Handtuch über den Körper, mit der Frage nach seinem Namen. Mamori antwortete nur leise. "Warum bist du hier?", wollte der Wärter wissen. "Körperverletzung... aber es war Notwehr." "Das sagen sie alle..." "Das ist keine Lüge. Vor Gericht wird die Wahrheit herauskommen." "Du sitzt noch in U-Haft?" "Ja..." "Wann ist deine Verhandlung?" "In einer Woche. Am 25.08.05." "Wie alt bist du?" "Siebzehn..." "Siebzehn? Oh Mann... Okey Kleiner... irgendwie glaube ich dir und wird ein Auge auf dich haben. Sollte es allerdings zur Verurteilung kommen und sich rausstellen, dass du mich angeschissen hast, bist du am Arsch. Klar?" Mamori nickte, und in seine Augen lag Dankbarkeit. Keuchend rappelte er sich auf und ging schwankenden Schrittes in den Duschvorraum um sich anzukleiden. Die beobachtenden Blicke des Wärters spürte er im Rücken. Gegen vierzehn Uhr des nächsten Tages war der nächste Besuchstermin für Mamori. Abwesend ging er den langen, grauen Flur entlang, bis der Wärter schließlich die Tür zum Besucherraum öffnete. Mamori war froh, endlich wieder an vertrautes Gesicht zu sehen und zu seinem Erstaunen sah er gleich drei. Neben Jeremy waren auch noch Ravan und Ayako mitgekommen. Das Mädchen hatte darauf bestanden und Ravan so lange genervt, bis dieser schließlich eingewilligt hatte. Alle drei standen wartend an dem kleinen Holztisch, der den Raum ausfüllte, doch als Mamori den Raum betrat, legte sich Entsetzten auf ihre Gesichter. Niemand sagte ein Wort. Mamori versuchte noch zu lächelnd, doch da liefen schon die ersten Tränen über seine Wangen. Der Anblick war unerträglich und allen dreien Schnürte sich die Kehle zu. "Um Himmelwillen, Ta-kun", wisperte Ravan als auf Mamori zuging, "Was ist denn passiert?" Mamori antwortete jedoch nicht. Unter Tränen sah er Ravan in die Augen und wie gern hätte er sich jetzt an ihn gelehnt und sich fallen gelassen, aber das konnte er nicht. Denn wie er gestern schmerzlich erfahren musste, empfand Ravan nicht mehr für ihn, als für einen kleinen Bruder. Ravan blieb vor Mamori stehen und er versuche, in den Augen des Jüngeren etwas zu lesen, doch da war nur endlose Leere. Dann verließen Mamoris Augen Ravans Blick und festigten sich an einem Punkt neben ihm. "Jeremy", quetschte Mamori unter Tränen hervor und ging dann an Ravan vorbei, ohne ihn anzusehen. -Jeremy?-, hämmerte es in Ravans Kopf und er folgte Mamori mit seinem Blick, um dann sehen zu müssen, wie Mamori in Jeremys Armen versank und dieser die Umarmung schützend um den Jüngeren schloss. Es herrschte allgemeine Verwirrung. Ayako schaute Ravan irritiert an, während dieser Mamori und Jeremy mit Unverständnis ansah. Was für ein Film lief denn hier ab? Ravan kümmerte sich die ganze Zeit um diesen Jungen und dann flüchtet der sich in die Arme eines Mannes, den er kaum kannte? Irgendwas lief hier falsch, aber ganz gewaltig! Das Merkwürdigste für Ravan jedoch war, dass Jeremy die Umarmung nicht abwies. Nein, fast mit zärtlichen Berührungen versuchte er Mamori zu beruhigen. Dies war allerdings nicht ganz einfach. "Du musst mich hier rausholen", wimmerte Mamori immer wieder, "ich halte es hier nicht mehr aus, ich will hier weg." Für Ravan hatte sich in diesem Moment das ganze Weltbild auf den Kopf gestellt. Er verstand gar nichts mehr, aber so langsam dämmerte es ihm, warum Jeremy gestern so abweisend auf seine Fragen reagiert hatte. Irgendwas musste gestern zwischen Jeremy und Mamori vorgefallen sein... irgendwas, was Mamori jetzt total auf den Anwalt fixierte. Ayako ging zu Ravan und fasste seine Hand mit ihrer. Fragend sah sie ihn an, aber Ravan konnte nicht auf die stumme Frage antworten. Ihm war alles genauso unklar. Langsam beruhigte Mamori sich und Jeremy ließ ihn sich auf den Stuhl am Tisch setzten. Doch darüber, was der Grund für seine lädierte Wange war, wollte er nicht reden. Ayako und Ravan standen in dem kleinen Raum wie Aussetzige. Jeremy und Ravan unterhielten sich schon eine ganze Weile und Jeremy erklärte, dass Ren stur bei seiner Aussage blieb und Mamori nur freikommen könnte, wenn Ren die Anklage zurücknahm, oder er die Wahrheit sagen würde. Beides war mehr als unwahrscheinlich. Nach einer halben Stunde wandte sich Ravan zur Tür und schickte sich zu Gehen an. Ayako wurde an der Hand mitgerissen. Jeremy und Mamori sahen ihn fragend an. "Du willst schon gehen?", fragte Jeremy überrascht. Ravan sah zu ihm und kurz blickte er auch auf Mamori, der ihn irritiert ansah. "Ja...", antwortete Ravan schließlich, "ich hab noch was zu erledigen." "Ach so...", war Jeremys Reaktion und ohne ein weiteres Wort öffnete Ravan die Tür. "Also bis dann", sagte er noch schnell und verließ dann samt Ayako den Raum. Ravan blickte wieder zu Mamori und musste feststellen, dass dieser Ravan mit traurigen Augen nachsah. Ayako hatte Mühe, Ravans schnellen Schritten zu folgen, denn er hielt sie noch immer an der Hand und zog das Mädchen so hinter sich her. Ravans Blick war kühl und Ayako meinte, etwas Wut darin zu erkennen. Oder war es Enttäuschung? "Was musst du denn noch erledigen?", wollte sie wissen, als sie endlich zu ihm aufgeschlossen hatte. Ayako merkte, dass der Druck auf ihre Hand zunahm. "Ich muss mit Johnson und Andrews sprechen", antwortete Ravan knapp. Ayako überlegte kurz. Das waren doch die zwei Detektive, die damals bei ihr vor der Tür gestanden hatten. Es war keine schöne Erinnerung. "Was willst du denn von ihnen?", fragte Ayako munter weiter. "Jeremy hat doch gesagt, dass Ren die Anschuldigungen zurücknehmen muss, wenn Mamori freikommen will. Und das Ren das niemals machen würde. Also setze ich Johnson und Andrews auf ihn an und hoffe, dass er in einem unbeobachteten Moment einen Fehler macht." "Klingt plausibel", Ayako atmete tief durch, denn sie wusste, dass das einfacher gesagt als getan war. "Ist es auch. Johnson und Andrews haben mich auch gefunden. Sie sind die besten, in dem was sie tun." Ayako fragte nicht weiter nach und stumm tippelte sie mit ihren kleinen Füßen neben Ravan her. Mamori wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen und sie beschloss, selber mal ein Wörtchen mit dem Jungen zu reden, denn auch wenn er in einer beschissenen Lage war... so konnte er mit Ravan nicht umspringen. Ayako konnte an Ravans Gesicht erkennen, wie aufgewühlt er war. Es war selten, dass sie ihn in solch einer Verfassung sah. Das Mädchen blickte den groß gewachsenen Amerikaner von der Seite an und schon wieder könnte sie sich in ihn verlieben. Seufzend verwarf sie den Gedanken sofort wieder, denn sie hatte ja definitiv keine Chance bei ihm. Aber anhimmeln durfte sie ihn jawohl. Der ernste Gesichtsausdruck stand Ravan wirklich hervorragend und in der matten Dunkelheit des Ganges, stachen seine hellblauen Augen aus seinem Gesicht, wie zwei Saphire. Ravan konnte Ayakos Blicke praktisch auf der Haut fühlen und sah sie nun ebenfalls an. Überrascht senkte Ayako den Kopf. "Hab ich was im Gesicht?", fragte Ravan und er klang etwas gereizt. "Nee", antwortete Ayako gedehnt, mit einem Kopfschütteln. Sie löste ihre Hand von der Ravans. "Ich wird jawohl nen Blick auf dich werfen dürfen." Ravan legte den Kopf etwas schräg. "Wieso?", fragte er verdutzt und blinkerte mit den Augen. Ayako hüpfte wie ein junges Reh vor Ravan und ging rückwärts weiter. Die Hände verschränkte sie hinterm Rücken und mit einem zugekniffenen Auge grinste sie ihn an. "Na du bist nun mal ein Schnuckelchen", entgegnete sie nun, "ich hab nur gerade darüber nachgedacht, wie schade es doch ist, dass ich dich wohl nie für mich gewinnen werde. Zu dumm, wirklich. Daran hab ich wohl noch mein ganzes Leben lang zu knappern." Sie sagte dies mit einer gespielten Frustration und ließ den Kopf hängen. Ravan blieb stehen und fuhr sich durchs Haar. "Ach Aya-san", sagte er tief durchatmend, "Du hast mein Herz doch schon gewonnen. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich, als Freundin, machen würde. Ehrlich." Ayako war ebenfalls stehen geblieben und strahlte Ravan nun an. "Das hört man gern. Aber wie könnte ich deine Freundschaft auch ausschlagen? Wenn du mich so anschaust, schmelze ich wie Butter in der Sonne, das weißt du doch", meinte sie und ging einen Schritt auf Ravan zu. Ernster sagte sie: "Weißt du Ravan... das eben im Besucherraum. Ich hab das genauso wenig verstanden, wie du." "Ich weiß gar nicht, was du meinst...", unterbrach er Ayako, doch diese legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. "Tu nicht so", meinte sie mit sanfter, aber bestimmter Stimme, "deine Augen sagen mir was ganz anderes." Dann fuhr sie mit besorgter Stimme fort: "Ich weiß nicht, was dieser Jeremy für einer ist. Ich hab ihn heute das erste Mal gesehen und er ist mir jetzt schon unsympathisch." Nun sah Ravan sie böse an. "Du hast keine Ahnung, wovon du redest Aya-san", sagte er energisch, "Ich kenne Jeremy schon mein ganzes Leben und ich vertraue ihm. Was die Sache mit Mamori betrifft... das geht mich nichts an." Ayako hob die Hände und ließ sie wieder fallen, als Geste, dass sie auch hätte gegen einen Baum reden können. "Ich denke aber schon", sagte sie dann bestimmt, "Du liebst Mamori-chan doch, oder nicht? Dann finde ich schon, dass dich das sehr wohl was angeht. Du darfst nicht so einfach aufgeben. Und was Mamori-chan angeht... den knöpf ich mir auch noch vor, dieses untreue Schaf." Ravan musste schmunzeln. Ayako hatte sich wirklich in Rage geredet und desdekolierte dabei wild mit den Armen. "Beruhig dich Aya-san", bemerkte Ravan lachend, "Du kriegst noch nen Herzinfakt." "Puhhh...", Ayako atmete tief durch, "ich hab mich beruhigt, glaub ich. Aber was diesen Jeremy angeht..." "Aya-san", schritt Ravan ein, du fängst ja schon wieder an." "Oh...", Ayako hüpfte wieder neben Ravan und harkte sie bei ihm ein, "Lass uns gehen Babe." Sie lächelte Ravan ins Gesicht und dieser erwiderte das Lächeln. Ayako war zufrieden. Sie hatte Ravan wieder etwas aufgemuntert und morgen würde sie, wenn es ginge, mit Mamori reden. To be continued... next chapter: Letzte CHance Kapitel 17: 17. Letzte CHance ----------------------------- Circa eine halbe Stunde, nachdem Ayako und Ravan das Gefängnis verlassen hatten, klingelte es an der Tür von Ravans und Mamoris Appartement. Da Jeremy bis zu dem Zeitpunkt noch nicht aufgetaucht war, meinte Ravan, ihn vor der Tür anzutreffen, doch zu seiner Überraschung, standen Johnson und Andrews davor. Ravan hatte sie zwar angerufen und um ein Treffen gebeten, aber dass sie so schnell auftauchen würden, hätte er nicht gedacht. Also bat er die beiden herein. "Wir waren ziemlich überrascht von ihrem Anruf", meinte Andrews, als er und Johnson sich aufs Sofa setzten, "wir dachten nicht, so schnell etwas von ihnen zu hören." Ravan hatte sich den beiden Detektiven schräg gegenüber, auf eine Lehne des Sessels niedergelassen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er wollte nicht lange um den heißen Brei herumreden, denn die Zeit war knapp. Bis zur Verhandlung waren es nur noch sechs Tage, also erklärte Raven den Detektiven die Situation über Ren und Mamori, und was er nun von den beiden Männern erwartete. Ravan machte ihnen klar, wie wichtig die Sache war und das er nur ein positives Ergebnis akzeptierte. Andrews freute sich über Ravans Willensstärke und er musste zugeben, dass der kleine Bengel von damals, erwachsen geworden war. Außerdem hatte er sich verändert, aber Andrews stellte auch fest, dass Ravan seinem Vater, Richard McCormic, immer ähnlicher wurde. Leider wusste der Detektiv nicht, ob dass nun gut, oder eher schlecht war. Nach einigen Verhandlungen über die Kosten und Auslagen, stimmten die Detektive dem Auftrag schließlich zu und versprachen, sich sofort an die Arbeit zu machen. Sobald sie etwas herausgefunden hatten, würden sie sich melden. Jeremy kam erst eine Stunde nachdem Johnson und Andrews gegangen waren, in das Appartement zurück. Ravan hatte ihn zwar freundlich an der Tür begrüßt, versuchte aber seinem Freund den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen. Jeremy sprach ihn an und zu an, aber Ravan war dem Gespräch jedes Mal erfolgreich ausgewichen. Er wusste auch nicht warum er das Tat. Jedoch stieg jedes Mal, wenn er Ravan sah, eine ungeheure Wut in ihm auf und am liebsten hätte er Jeremy aus der Wohnung geschmissen. Aber das konnte er nicht, denn Mamori brauchte ihn. Bis zum Tag der Verhandlung hatten Johnson und Andrews sich nicht gemeldet und auch auf Ravans Anrufe hatten sie nicht reagiert. Ren war untergetaucht, also konnte Jeremy auch nichts bewirken und so konnten sich alle nur auf das Urteilsvermögen des Richters verlassen. Die Verhandlung war öffentlich, dass hieß, dass auch Leute die nicht an dem Fall beteiligt waren, im Zuschauerteil des Gerichtsaals an der Verhandlung teilnehmen konnten. Ravan und Ayako saßen in der ersten Reihe. Jeremy hatte sich am Platz des Verteidigers eingefunden und sah ziemlich nervös aus. Ihm gegenüber, am anderen Ende des Verhandlungsteils saß der Staatsanwalt und kramte in einigen Akten. Er sah schon souveräner aus als Jeremy. Kein wunder, er war in dem Geschäft ein alter Hase. Als letztes betrat der Richter den Gerichtssaal, zusammen mit zwei Schöffen, und nahm auf dem Richterstuhl platz. Nun wurde Mamori, in Handschellen, in den Gerichtssaal geführt und zwar von dem Wärter, der ihm zur Rettung geeilt war. Mamori sah müde und angespannt aus, als der Wärter ihn zu Jeremy brachte und stellte sich dann wie ein Bodyguard hinter die beiden. Mamori kam sich wie ein Schwerverbrecher vor. Alle Augen starrten ihn an und ein Gefühl der Angst beschlich ihn. Sein Blick wanderte zu Ayako und dann zu Ravan, der jedoch nur abwechselnd auf sein Handy und seine Armbanduhr schaute. -Auf Unterstützung von ihm kann ich wohl nicht hoffen-, dachte Mamori und blickte dann zu Jeremy. Der schaute auch nicht gerade zuversichtlich drein, aber das war ja auch kein wunder. Die Lage war so gut wie Aussichtslos und jetzt half nur noch beten. Ren war nicht zur Verhandlung erschienen. Als Grund hatte er angegeben, seinem Peiniger, also Mamori, nicht begegnen zu wollen und auf den Wunsch des "Opfers" wurde natürlich Rücksicht genommen. ER könnte ja einen psychischen Knacks bekommen, aber dafür war es bei dem Kerl wohl schon zu spät. Seine Aussage lag dem Richter schriftlich vor. Dann begann die Verhandlung. Mamori wurde die Anklageschrift vorgelesen und der Richter fragte, auf was der Angeklagte plädiere. Jeremy antwortete: "Nicht schuldig. Im Sinne einer Notwehrhandlung." Nun wurde Mamori auf den Befragungsstuhl, welcher mittig vor dem Richterstuhl stand, gerufen und der Staatsanwalt begann mit der Verhör. "Also Seijitsa Na-kun ", begann der Staatsanwalt, "sie haben die Vorwürfe gehört, die gegen sie erhoben werden. Was sagen sie dazu?" Die Stimme des Anwalts klang streng, aber nicht böse. Wahrscheinlich nahm er Rücksicht auf den eingeschüchterten Mamori. "So ist es nicht gewesen", antwortete Mamori schließlich leise. Sein Blick war stur auf den braunen Holzfußboden gerichtet. "Wie war es dann?", wollte der Staatsanwalt wissen. Mamori erzählte die ganze Geschichte nun wohl schon zum hundertsten Mal. Das er aus der Akademie kam; das er verfolgt wurde; wie er in die Seitengasse einbog und sich seinem Verfolger stellen wollte; wie dieser ihn überfallen hatte und auf ihn einschlug und das er Ren schließlich erkannte; dann, wie Mamori sich durch den Schlag befreien konnte und den Notarzt rief; und schließlich, wie er weggelaufen war. "So und nicht anders ist es gewesen", beendete Mamori mit zitternder Stimme. "Aber warum sollte sie Takizawa Ren sie hinterrücks einfach so angreifen?", fragte der Staatsanwalt weiter. Mamori atmete tief durch, ehe er antwortete: "Ren meinte, als er auf mir saß, dass ich nicht bei ihm angekrochen kommen könnte, um ihn dann einfach wieder fallen zu lassen." "Was soll das heißen?" "Ich glaube, er war eifersüchtig und hat nicht ertragen, dass ich den Kontakt zu ihm abbrechen wollte." "Was meinen sie mit eifersüchtig? Und was mit angekrochen und fallen gelassen?" Das hätte Ravan jetzt aber auch gern gewusst, denn selbst er kannte die Einzelheiten dieses besagte Abends ja noch nicht und auch das war einer der Gründe, warum Mamori nicht gleich antwortete. Er konnte Ravans fragenden Blick ja förmlich im Rücken spüren. "Seijitsa Na-kun, antworten sie bitte." Nur zögernd begann Mamori zu erzählen: "I... ich hab Ren nach einiger Zeit wieder besucht, weil er mich eingeladen hatte. Wir haben uns unterhalten und er hatte ein offenes Ohr für meine Probleme. Er hat mich getröstet, es war fast wie früher." Mamori machte eine kleine Pause, denn was jetzt kam, hatte er noch niemandem erzählt. "Irgendwann hat er mich plötzlich geküsst und ich hab den Kuss erwidert. Wir wurden... zärtlicher zueinander und ich hab mir auch nichts dabei gedacht, denn es war irgendwie wie früher. Wir sind dann ins Schlafzimmer und haben weiter rum gemacht. Bis Ren mir dann die Hose auszog und ich etwas dagegen hatte. Ich bin aufgesprungen und wollte zur Tür raus, aber Ren zog mich zurück und ich knallte aufs Bett. Dann hat er mir die Hose runter gerissen. Ich hab mehrfach geschrien , dass ich das nicht will und er mich in Ruhe lassen soll, aber er reagierte nicht. Im Gegenteil, er wurde noch brutaler. Irgendwie hab ich ihn durch mein Zappeln in den Bauch getroffen und konnte fliehen." Mamori stoppte. Seine Stimme hatte angefangen zu zittern und Tränen liefen aus seinen Augenwinkeln. Im ganzen Gerichtsaal herrschte vollkommene Stille. Ayako hatte unmerklich Ravans Hand ergriffen und dieser hatte sie dankbar angenommen. Fassungslos ruhte sein Blick auf Mamori. Er wusste nicht, was er denken sollte. Aber jetzt verstand er Mamoris verhalten, als er ihn damals, nach besagtem Abend, zum Bett getragen hatte. -Warum hast du nie was gesagt du dummer Junge?-, fragte sich Ravan und sein Herz schnürte sich zusammen, -vertraust du mir so wenig?- Mit einem peinlich berührten Räuspern unterbrach der Staatsanwalt die Stille. "Sie wollen uns also weismachen", fragte er mit Spott in der Stimme, "dass sie fast von einem Mann vergewaltigt worden sind?" Das Wort "Mann" betonte der Staatsanwalt besonders. Mamori nickte. "ich weiß nicht, was sie daran so amüsiert?", fragte er leise, "Ich kann daran nichts lustiges finden." "Sie können wohl nicht einschätzen, was mich amüsiert", schnaubte der Staatsanwalt entrüstet, "aber was mich noch mehr interessieren würde.... Sie sagten, sie hätten den Kuss erwidert und das es wie früher gewesen sei. Soll das heißen, sie sind..." "Ja!", unterbrach ihn Mamori nun plötzlich energisch und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Die nächsten Worte schrie er heraus: "Ich war früher mit Ren zusammen!" "Dann sind sie tatsächlich schwul?" "Ja verdammt!", Mamori war nun richtig wütend. Er wusste nicht, was diese Tatsache mit dem Thema zutun hatte. Aber am meisten ärgerte ihn, dass Ravan es so erfahren musste, denn er hätte es ihm lieber selber und privat gesagt. "Einspruch!", nun schritt Jeremy endlich ein, "euer Ehren, ich weiß nicht, was die Homosexualität meines Mandanten mit der Anklage zutun hat. Das ist doch nun wirklich Privatsache." Dankbar warf Mamori einen scheuen Blick zu ihm und der Richter gab dem Einspruch statt. Mamori war völlig fertig. Die letzten Tage waren anstrengend und jetzt auch noch dieses Verhör. Wankend saß er auf seinem Suhl, von Schweißausbrüchen geplagt. Der Richter bemerkte es und fragte nach seinem Befinden. Mamori gab alles in Ordnung, aber die Worte verließen nur schwerfällig seinen Mund. Daraufhin beantragte Jeremy eine Unterbrechung der Verhandlung für eine halbe Stunde, damit sich Mamori etwas erholen konnte. Der Richter kam dem Antrag nach und die Verhandlung wurde unterbrochen. Jeremy ging mit Mamori und dem Wärter in ein Nebenzimmer. Ayako und Ravan verließen den Saal ebenfalls und setzten sich im Vorflur auf eine Bank. Ayako merkte, wie es in Ravan arbeitete, aber das war ja auch kein Wunder, nach dieser Aussage eben. Sicherlich war es ein Schock für ihn, aber immerhin konnte er jetzt sicher sein, dass Mamori wirklich schwul war. Ayako hielt es für besser, nichts zu sagen. Ravan hielt noch immer ihre Hand und das Mädchen merkte, wie sie Zitterte. "Master Ravan!", Ravan schreckte hoch. Das war doch... "Andrews!", Ravan sprang auf und sein so angespanntes Gesicht, lockerte sich etwas. Vor ihm stand Andrews, der atemlos versuchte, ihm irgendwas mitzuteilen. "Wir haben ihn", presste Andrews schließlich hervor. Ravan sah ihn mit großen Augen an. "Ist das wahr?", fragte er hektisch, "und hat er geredet?" Andews nickte und n dem Moment viel sämtliche Last von Ravans Schultern. "Bringt ihn schleunigst her", sagte er, "Ich ruf Jeremy an und sag ihm bescheid." Andrews machte sich sofort auf den Weg. Ravan drehte sich zu Ayako und strahlte sie an. "Sie haben ihn", wiederholte er wie ein Schwur. "Ich weiß", entgegnete Ayako und umarmte Ravan ganz plötzlich, "jetzt wird alles wieder gut." Ravan schloss sie schweigend in die Arme. Der Gerichtssaal war wieder gefüllt und das erste was Jeremy tat, war breit grinsend zum Richterstuhl zu marschieren und dem Richter etwas ins Ohr zu flüstern. Der Staatsanwalt beobachtete mit Argwohn, wie der Richter lächelte und dann nickte. Außerdem Lag auf Jeremys Platz nun eine Art Diktiergerät, von dem der Staatsanwalt nicht wusste, was dies zu bedeuten hatte. Als die Verhandlung dann weiterging, wollte der Staatsanwalt das Verhör fortsetzen, aber der Richter schritt ein. "Das wird nicht mehr nötig sein", sagte er nur, aber es klang ein wenig froh, "Ich denke die Verteidigung ruft jetzt ihren ersten Zeugen auf." Nun war der Staatsanwalt komplett verwirrt. Jeremy jedoch, tat nichts lieber als das. "Okey, dann ruft die Verteidigung jetzt Takizawa Ren in den Zeugenstand", sagte Jeremy sicher und man merkte, dass es ihm sichtlich Freude bereitete. Dann öffnete sich die große Tür des Saales und Ren trat tatsächlich hinein. Ravan sah in erleichtert an, denn erst jetzt war er sich wirklich sicher, dass er Mamori entlasten würde. Auf dem Weg zum Zeugenstand, blickte Ren Mamori verhasst ins Gesicht. Dieser wusste immer noch nicht, wie Jeremy das geschafft hatte, aber er war ihm unendlich dankbar. Das es eigentlich Ravan war, der alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um Ren hierher zu kriegen, ahnte der Jüngere nicht. Jetzt ging alles ganz schnell. Jeremy konfrontierte Ren mit dem Diktiergerät, worauf sich eine Aussage von ihm befand, die den tatsächlichen Tathergang schilderte. Ren hatte also die Wahl. Entweder packte er selbst aus, oder Jeremy würde dem Richter einfach das Band vorspielen. Ren entschied sich für die erste Variante. Dem Staatsanwalt wollte der Mund gar nicht mehr zugehen und dem Richter blieben nur noch zwei Dinge zu sagen: "Takizawa Ren, sie sind festgenommen, wegen Falschaussage und Falscher Beschuldigung." Und zu Mamori mit einem Lächeln: "Ich kann mich nurbei ihnen entschuldigen. Das Verfahren wird selbstverständlich eingestellt. Seijitsa Na-kun... sie sind ein freier Mann." Das waren die Worte, auf die Mamori so lange gewartet hatte und jetzt konnte er es kaum fassen. Es war so unwirklich. Der Wärter nahm ihm gleich die Handschellen ab und klopfte ihm auf die Schulter. "Mensch Kleiner", sagte er und grinste übers ganze Gesicht, "hast ja noch mal Glück gehabt, was? Hast mich echt nicht angeschissen. Aber eins sag ich dir... auf diesen Ren freu ich mich jetzt schon." Dabei zwinkerte er Mamori zu. Dieser lächelte: "Ich muss mich bei ihnen bedanken. Sie haben so sehr auf mich aufgepasst. Vielen Dank." "Ach Kleiner", winkte der Wärter ab, "lass mal gut sein." Dann ging er zu Ren und legte ihm die Handschellen an, um ihn unsanft mit sich zu ziehen. Mamori beobachtete dies mit Genugtuung. Nun stand er Jeremy das erste Mal als freier Mann gegenüber. Es war ein komisches Gefühl und Mamori war sich unsicher, wie er sich nun verhalten sollte. "Wie hast du das...", wollte Mamori fragen, doch Jeremy nahm ihn plötzlich in die Arme und schloss ihn in eine feste Umarmung. Mamori wusste nicht, wie ihm geschah, gab sich dann aber der Umarmung hin. "Danke", flüsterte er immer wieder und jetzt löste sich seine ganze Angst, die Ungewissheit und Hilflosigkeit der letzten Tage. Tränen flossen ungehemmt über seine Wangen und Mamori versuchte auch gar nicht, sie zurückzuhalten. "Schon gut, Mamori-chan", hauchte Jeremy, "lass uns nach Hause gehen." Ja... nach Hause. Wie sehr hatte Mamori sch das gewünscht, aber wenn er an zu Hause dachte, dachte er auch automatisch an Ravan. Mamori drehte sich plötzlich um und suchte mit den Augen den Platz von Ayako und Ravan, doch nur das Mädchen stand noch dort. Jeremy pachte seine Sachen zusammen und ging dann mit Mamori zu ihr. Diese umarmte den Jungen sofort. "Herzlichen Glückwunsch", schniefte Ayako, denn auch sie hatte ein paar Freudentränen verdrückt, "ich bin so froh." Mamori löste die Umarmung. "Wo ist Ravan?", wollte er wissen. "Ach ja...", Ayako kramte in ihrer Tasche, "der musste weg. Noch zwei Leute treffen. Ist wichtig. Aber ich soll dich grüßen und dir das hier geben." Das Mädchen drückte Mamori einen Schlüssel in die Hand. "Der ist wohl für das Appartement", meinte sie, "er wollte ihn dir schon früher geben, aber die Umstände waren nicht so günstig. Na ja... jedenfalls soll ich ihn dir geben." Mamori betrachtete den Schlüssel, wie ein unbekanntes Etwas. ER war glücklich, aber auch traurig. Warum war Ravan nicht geblieben? Dann hätte er ihm den Schlüssel selber geben können. Und wen, um alles in der Welt, wollte er jetzt treffen?! "Okey...", entgegnete Mamori schließlich und steckte den Schlüssel weg, "ich seh´ ihn ja später." Ayako lächelte Mamori noch einmal an: "Ich muss jetzt auch los, Mamori-chan. Erhol dich ein bisschen. Wir sehen uns sicher bald und grüß Ravan ganz lieb von mir, ja?" dann wendete sie sich ab und ging. "Sayonara", sagte sie noch und war dann auch schon verschwunden. -Na warte Mamori-chan-, dachte Ayako, als sie außer Sichtweite war, -ich hab jetzt bloß nichts gesagt, weil du so fertig bist und dein toller Jeremy dabei war, aber du wirst mir noch sagen, was da mit dir, Ravan und Jeremy läuft. Mein armer Ravan-chan... er sah so traurig aus, als er ging. Ich muss ihm unbedingt helfen... irgendwie- To be continued... Next chapter: Beklemmende Freiheit Kapitel 18: 18. Beklemmende Freiheit ------------------------------------ Als Mamori das erste Mal, nach so langer Zeit, dass Appartement wieder betrat, war ihm, als würde er zum ersten Mal einen Fuß in diese Wohnung setzen. Im Flur lag noch alles fast so, wie er es das letzte Mal gesehen hatte. Durch den Durchgang, der zum Wohnzimmer führte, flutete ihm schon das Sonnenlicht entgegen und als Mamori das Wohnzimmer betrat, erstrahlte Nagoya vor ihm im Sonnenschein. Wie sehr hatte er diesen Anblick, durch das Panoramafenster, vermisst. Jeremy trat hinter ihm ins Zimmer und er umschlang Mamoris Hüften von Hinten. Mamori erschrak etwas, lehnte sich dann aber rücklings gegen Jeremys Brust und dieser legte seinen Kopf auf die Schultern des Jüngeren und wiegte ihn leicht hin und her. "Na, wie fühlst du dich?", fragte Jeremy leise und Mamori konnte seinen Warmen Atem spüren, als dieser über sein Ohr, zu seiner Wange kroch. Mamori zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht", antwortete er, ich war eigentlich gar nicht, wenn man es genau nimmt, so lange weg und trotzdem kommt es mir vor, wie eine Ewigkeit. Ein komisches Gefühl, aber ich bin glücklich." Jeremy zog den Jüngeren noch enger an sich und hauchte ihm ins Ohr: "Ich bin froh, dich endlich ohne Aufpasser in den Arm nehmen zu können. Jetzt muss ich mich nicht mehr so zurückhalten." Mamori errötete leicht bei diesen Worten. Jeremy war immer so direkt, aber das machte alles viel unkomplizierter. "Du sagst ja gar nichts", stellte Jeremy, mit einer leicht gespielten Enttäuschung, fest. "Äh... tut mir leid", entgegnete Mamori. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Jeremy knuddelte den Jüngeren einmal sanft. "Du sollst dich nicht entschuldigen, Dummerchen", erklärte Jeremy, "ich hab so gehofft, dich jetzt mal ausgelassen zu erleben. Traurig und still hab ich dich jetzt lang genug erlebt. Zum Beispiel hab ich dich noch nie lachen sehen." Bei diesen Worten piekste er Mamori mit beiden Händen in die Seiten. Der Jüngere quiekte auf, wie ein Junges Fohlen und fing an zu kichern. "Hey", schimpfte er, "da bin ich empfindlich." "Ach so?", Jeremy piekste noch einmal zu und wieder wand Mamori sich in seiner Umklammerung. "Du bist so fies", meckerte er schmollend, aber kichernd und schaffte es schließlich, sich zu Jeremy umzudrehen. Seine Hände legte er an dessen Brust und Jeremy verschränkte seine Hände hinter Mamoris Hüfte. Der Ältere lächelte ihn liebevoll an. "Siehst du", meinte er sanft, "so will ich dich nur noch sehen. Ein Lachen steht dir besser, als Tränen." Mamori errötete erneut und untersuchte Jeremys Gesicht mit seinen Augen. Es war schon merkwürdig. Mamori fiel auf, dass Jeremy und Ravan fast keine Gemeinsamkeiten hatten. Nicht nur äußerlich, auch ihre Charaktere waren grundverschieden. Das währe nicht weiter verwunderlich, aber wenn man bedachte, dass sich die Beiden von Kindesbeinen an kannten und sie die besten Freunde waren, war es schon seltsam. Schließlich sagte man doch von besten Freunden, dass sie sich ähneln würden. Jeremy bemerkte Mamoris abwesenden Blick und auch, dass es in ihm arbeitete. "Was ist los?", wollte der Ältere deshalb wissen. Mamori sah ihn erschrocken an. "Ni... nichts", stotterte er, "ich hab nur grad nachgedacht." "Und worüber?", fragte Jeremy mit der Betonung eines neugierigen Kindes. "Über dich und Ravan", antwortete Mamori zögernd. Jeremy stutzte. "Wieso das?" "Ich hab nur überlegt, wie verschieden ihr eigentlich seid. Er ist so kühl und oft unnahbar. Früher hab ich bei ihm überhaupt nicht durchgeblickt. Manchmal war er total nett und freundlich und dann, von einer Sekunde zur anderen, wieder total verschlossen und überheblich." Jeremy schmunzelte. "Das hört sich ganz nach Ravan an. Zu Hause, in den USA, war er genauso. Aber das liegt daran, dass er in der Wahl seiner Freunde sehr eigen und vorsichtig ist. Viele sind nur hinter seinem Geld und Namen der Familie her." "Was meinst du damit?" Na das was ich eben gesagt habe. Weißt du nichts, über Ravans Familie?" Mamori schüttelte den Kopf. "Bei dem Thema hat er immer abgeblockt." Jeremy überlegte kurz. "Also pass auf", erklärte er, "hast du dich noch nie gefragt, wie er sich so eine riesige Wohnung leisten kann und wie ich so schnell nach Nagoya kommen konnte? Ravan ist der Sohn, einer reichen Familie. Der einzige Sohn, wohlgemerkt. Er hat freien Zugriff auf das Familienvermögen, auch wenn er, meines Wissens nach, fast nie darauf zurückgreift. Und ich konnte durch den Einfluss seiner Eltern so schnell hierher kommen. Mamoris Blick war ein einziges Fragezeichen. Das hörte er ja zum ersten Mal. Aber so schlimm hörte sich das gar nicht an. Wieso wollte Ravan wohl nie darüber reden? Jeremy verstand wohl die stumme Frage und erklärte weiter: "Ich sollte vielleicht ganz von vorne anfangen... Ravan und ich haben uns auf einem Spielplatz kennen gelernt. Er war damals fünf oder so und ich ungefähr dreizehn. Er war mit seiner Nanny da, die immer darauf fixiert war, dass er sich nicht dreckig machte. Ab und zu warfen wir uns stumme Blicke zu. Ich hielt ihn für eines dieser reichen, verzogenen Kinder und da ich selbst in einem Heim gelebt habe, war ich automatisch nicht gut auf ihn zu sprechen. Ich weiß nicht wieso, aber ich wollte ihn ärgern, also hab ich ihm einen ganzen Eimer Sand über den Kopf geschüttet. Die Nanny sprang sofort auf und lief zu ihm. Ich dachte Ravan würde heulen, aber was macht dieser kleine Bengel? Schüttelt sich unbeholfen den Sand vom Kopf, guckt mich mit großen Augen an und fängt aus voller Kehle an zu lachen. Er freute sich richtig und ließ den Sand durch seine Finger rinnen. Wahrscheinlich war das dass erste Mal in seinem Leben, dass er richtig schmutzig war und mit Sand spielen konnte. Das strahlende Gesicht dieses Jungen geht mir bis heut nicht aus dem Kopf. Tja... seine Nanny fand das allerdings nicht so toll und packte mich am Arm. Sie keifte und zeterte herum, aber ich beachtete sie gar nicht. Mein Blick war gefesselt, von Ravans himmelblauen Augen, die den Sand so fasziniert und glücklich anstarrten. Schließlich nahm man mich mit zum Hause McCormic. Es war, und ist jetzt immer noch, ein riesiges Anwesen. Ich wurde zu Ravans Vater gebracht, Richard McCormic. Er sah mich streng an und wollte schon losschimpfen, aber zu aller Überraschung stellte sich little Ravan vor seinen Vater und sah ihn mit kindlich großen Augen an. Sofort wurden die Gesichtszüge von Richard weicher, daran merkte man, dass er seinen Sohn liebte. ,Nicht schimpfen´, hatte little Ravan mit seiner piepsigen Stimme gefordert, ,Er war nicht böse. Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu spielen.´ Von dem Tag an, war ich Ravans ständiger Begleiter. Seine Eltern ermöglichten mir die Schulausbildung und nahmen mich auf, wie einen eigenen Sohn. Ravan war wie mein kleiner Bruder. Er hatte mich so beeindruckt und ich bewunderte ihn für seine Willenskraft. Trotz des Altersunterschiedes hatten wir gemeinsame Interessen und ich wurde zu seiner Bezugsperson. Seine Eltern waren selten zu Hause, weil ständig Geschäftsreisen anstanden und Ravan begann mit der Zeit, sich von ihnen abzukapseln. Er rebellierte immer öfter, nur wenn er Klavierspielen konnte, war er wieder der kleine, süße Junge. Das war das Einzige, was ihm Spaß machte. Alle anderen Sachen machte er nur, weil man es von ihm verlangte: Etikettenunterricht, Kunstgeschichte, Fechten, Fremdsprachen... wusstest du, dass er fließend Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und jetzt ja auch noch Japanisch spricht? Seine Eltern verlangten ihm viel ab und er erhielt nie Lob oder Anerkennung. Sein ganzes Leben war darauf ausgerichtet, einmal die Firma seines Vaters zu übernehmen und en guter Erbe zu werden. Als ich dann auf´s Collage ging, um Jura zu studieren, wurde es zu Hause wohl ganz schlimm. Es gab nur Streit und Ravan tat nur das, was ihm Spaß machte. Ja... und eines Tages bekam ich dann die Nachricht, dass Ravan abgehauen war. Gleich nach der Abschlussfeier der Highschool. Er hatte keinen Tag gewartet. Niemand wusste, wo er hin war. Das ganze ist jetzt fast vie Jahre her und du kannst dir ja vorstellen, wie ich mich gefreut habe, als ich vor knapp zwei Wochen von hm gehört habe. Da musste ich natürlich herkommen." Mamori hatte die ganze Zeit gespannt zugehört. Das Ravan so eine Vergangenheit hatte, hätte Mamori nicht gedacht. Es war eine schöne. Aber auch traurige Geschichte. Jetzt verstand er auch, warum Ravan nie über seine Vergangenheit sprach. Er wollte das alles hinter sich lassen und das war auch irgendwie verständlich. Wortlos standen Mamori und Jeremy sich nun gegenüber. Es war einige Zeit vergangen und Jeremy fragte sich, warum sie sich eigentlich nicht hingesetzt hatten, denn er spürte seine schmerzenden Beine. "Nun kennst du Ravans und meine Geschichte", beendete Jeremy schließlich. "Wir sind so verschieden, weil wir in unserer Kindheit ganz verschieden geprägt worden sind. Er ein Kind aus reichem Haus und ich bis zum dreizehnten Lebensjahr im Heim. Trotzdem ist er mein bester Freund und obwohl wir uns die vergangen vier Jahre kaum gesehen haben, haben wir uns sofort verstanden. Nun lebe ich in L.A. als Anwalt und er in Nagoya als Pianist. So kanns gehen..." "Ja...", Mamori klang nachdenklich. Wie viel Zeit war jetzt wohl vergangen? Mamori löste die Umarmung und wollte auf die Uhr sehen, doch Jeremy zog ihn wieder sanft zu sich. "Grübele nicht so viel", meinte er, denn er merkte, wie sehr Mamori die Geschichte beschäftigte. Zart legte er seine Lippen wieder auf die Mamoris und liebkoste sie zärtlich. Der Jüngere erwiderte den Kuss nur zaghaft, gab sich ihm dann aber doch hin. Ein Kribbeln durchzog seinen Körper und er wurde fordernder, doch Jeremy weiß ihn etwas zurück. Liebevoll sah er Mamori in die Augen. "Später", hauchte der Ältere, "jetzt gehen wir erstmal ordentlich duschen, damit der ganze Dreck der letzten Tage von uns abfällt, okey?" "Okey", flüsterte Mamori zustimmend... Aber Moment! Mamori schreckte auf. Wir?! Wie auf Knopfdruck lief er rot an. Wa... was meinte Jeremy mit: wir gehen Duschen? Erst Mamori, dann Jeremy? Oder aber wirklich Mamori UND Jeremy? Mamori musste schlucken. Soweit waren sie also schon? Jeremy stutzte über Mamoris unnatürliche Hautfarbe: "Mamori-chan, alles in Ordnung?" Wie kam Mamori aus der Nummer jetzt wieder raus? Er tat einen Schritt zurück und druckste herum: "Duschen? Äh... ja, gute Idee. Du... ich... wir, duschen..." Die Rettung nahte in Form eines Schlüsselgeräuschs, das in der Tür knackte. Sofort sahen Jeremy und Mamori dort hin. Das Herz des Jüngeren fing an zu rasen. Warum war er plötzlich so nervös? Durch den Durchgang zwischen Wohnzimmer und Flur konnte man die Eingangstür genau sehen. Sie öffnete sich schwungvoll und Ravan trat herein. Hinter ihm fiel sie ins Schloss. Wie jedes Mal, fiel sein Blick zuerst ins Wohnzimmer und sein Blick traf den von Mamori und Jeremy. Schnell wechselte er zwischen ihnen hin und her, um sie dann seinen Schuhen zu widmen, die er auszog. "Hi", grüßte er kühl und stellte seine Schuhe ins Regal. "Hallo Ra...", wollte Mamori grüßen, doch da war der Ältere schon mit den Einkäufen, die er dabei hatte, auf dem Weg in die Küche. "...van", beendete Mamori unsicher. Es war eine eigenartige Stimmung, die sich durch das ganze Appartement zog. Aus der Küche hörte man Geräusche, welche von ausräumen der Tüten herrührte und darunter die emotionslose Frage: "Wie fühlt man sich als freier Mann?" Mamori ging zum offenen Durchgang zwischen Wohnzimmer und Küche und lehnte sich in den Rahmen. "Gut", antwortete er leise und beobachtete Ravan, wie er die Einkäufe verstaute. Jeremy hatte sich zu Mamori gestellt und sah Ravan forschend an. "Ich hab bisschen was eingekauft", meinte dieser schließlich, "Zu dritt wird es hier jetzt ganz schön eng, aber ist ja nur vorübergehend." Dabei warf er einen scharfen Blick auf Jeremy. Dieser verstand die Anspielung natürlich und entgegnete: " Ich hab nicht vor, so schnell nach L.A. zurückzukehren. Ich bin zwar Anwalt, hab aber noch keine Kanzlei, bei der ich arbeite. Im Moment bin ich also mehr oder weniger freiberuflich. Und ich wüsste nicht, warum ich so schnell abreisen sollte. Hier hält mich auch nicht mehr, als in den Staaten." Dabei fiel sein Blick auf Mamori. Dies entging Ravan natürlich nicht und er schmiss die Schranktür, wo er gerade die Nudeln verstaut hatte, geräuschvoll zu. Mamori zuckte zusammen. "So so", zischte Ravan, aber es klang noch freundlich, "das hab ich mir ja schon fast gedacht." Nun lehnte sich Ravan gegen den Schrank. "Dann haben wir ein Problem", sagte er wie eine schwere Matheaufgabe, "es ist nicht genug Platz für drei Leute in diesem Appartement." Jeremy unterbrach ihn: "Mir ist schon klar, dass ich mir ein Hotelzimmer suchen muss." "So sieht´s aus", stimmte Ravan zu. "Aber es muss nicht sofort sein. Lass dir ein paar Tage zeit. Ich werd so lange bei Aya-san pennen. Hab das mit ihr schon abgequatscht." Es war unglaublich. Ravan sagte das so ruhig und gelassen, aber innerlich brodelte er. Doch was sollte er machen? Am liebsten hätte er Jeremy sofort rausgeschmissen und ihm gesagt, dass er die Finger von Mamori lassen sollte. Aber mit welcher Begründung? Da half nur der taktische Rückzug, denn Ravan würde sicher nicht mit ansehen, wie Mamori und Jeremy hier rumachten. Und überhaupt verstand er nicht, wie Mamori so sprunghaft sein konnte. "Du willst ausziehen?", fragte Mamori plötzlich und es klang traurig. "Doch nur vorübergehend", entgegnete Ravan und er versuchte ein Lächeln, "Ich pack dann mal ein paar Sachen zusammen." Ravan drängelte sich an Mamori und Jeremy vorbei. "Jetzt sofort?", fragte Mamori hektisch, "willst du nicht noch was mit uns essen?" Ravan drehte sich zu ihm um und fragte: "Was denn? Italienisch?" Mamori schreckte zurück. Er hatte deutlich den Sarkasmus in Ravans Stimme gehört. Ravan ging weiter ins Schlafzimmer, ohne auf eine Antwort zu warten. Gegen zweiundzwanzig Uhr hatte Ayako das Bett, beziehungsweise das Sofa, für Ravan gemacht. Er saß bereits darauf und zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Ayako konnte nicht anders, als ihn anzuschmachten und dabei musste sie sich immer wieder selbst zurechtweisen. Die Sonne war schon langsam untergegangen, aber die Wohnung war noch immer so aufgeheizt, dass sich Schweißperlen auf Ravans Haut bildeten. "Danke noch mal, dass ich hier pennen kann", sagte er lächelnd, als er sich auch seiner Hose entledigte. "Ach kein Ding", winkte Ayako ab und bekam eine leicht glühende Hautfarbe. Ravan sah einfach zu verlockend aus. Der Junge bemerkte natürlich Ayakos Blicke und musterte sie nun ebenfalls. "Was hast du denn?", fragte er und lächelte wieder. Es war ganz still in der Wohnung und nur die Schritte, die das Mädchen nun auf Ravan zuging, waren zu hören. Unmittelbar vor ihm blieb sie stehen und sah zu ihm herunter. Er sah sie etwas irritiert an, denn Ayakos Augen schienen ihn quasi zu durchdringen. "Ravan...", fragte Ayako leise und sie klang viel zurückhaltender als sonst, "Würdest du mir einen Wunsch erfüllen?" "Ravan legte den Kopf etwas schräg. "Klar", antwortete er. "Ich kann dir doch nichts abschlagen." Ayako lachte kurz etwas sarkastisch auf. "Sag das nicht", meinte sie, "Ich würde es schamlos ausnutzen." "Ich versteh nicht ganz." "Nur einen Wunsch...", wiederholte Ayako fast flüsternd und beugte sich dann langsam zu Ravan herunter, um ihm, wenigstens ein einziges Mal, einen Kuss zu stehlen. Sanft bettete sie ihre Lippen auf Ravans weichen Mund und schmeckte seine Lippen, um dann, nur einen winzigen Moment später, wieder von ihm abzulassen. Warm und geschmeidig lag noch immer das Gefühl des Kusses auf Ayakos ganzem Körper, als sie sich schließlich wieder von ihm löste. "Danke", flüsterte sie kaum hörbar mit einem Lächeln, dann richtete sie sich auf. "Tut mir leid", meinte sie nun und Ayako klang wieder wie immer. Fröhlich und ausgelassen. "Aber ich konnte nicht anders. Das war die einzige Gelegenheit, dich nur für ein paar Sekunden mal für mich zu haben, dass musste ich ausnutzen. Wenn du erst mit Mamori-chan zusammen bist, hätte es wohl keine Chance mehr für mich gegeben." Ravan erwiderte nichts. Er war zwar überrascht von Ayakos Handeln, aber übel nehmen, konnte er es dem Mädchen nicht. "Ich geh dann mal schlafen", meinte Ayako nun und ging in Richtung Schlafzimmer, "gute Nacht Babe." Schon im nächsten Moment war sie verschwunden. Ravan lag noch lange wach. Der Kuss von Ayako hatte ihm nichts bedeutet und irgendwie tat es ihm leid, diesen Kuss nicht von sich gewiesen zu haben. Er wollte Ayako keine Hoffnungen machen, aber sie hatte ihn um einen Wunsch gebeten und er hatte versprochen, ihn zu erfüllen. Dann ging ihm auch Mamori durch den Kopf. Was er wohl gerade machte? Aber wollte Ravan das wirklich wissen? Schließlich war Jeremy bei ihm. Bei diesem Gedanken wurde er wütend, aber er zwang sich zur Ruhe. Schließlich hatte er selbst gegenüber Jeremy behauptet, Mamori sei nur wie ein kleiner Bruder für ihn. Da konnte er ja jetzt schlecht den Eifersüchtigen spielen. Aber genau das war er... eifersüchtig. Und das nicht zu knapp. To be continued... Next chapter: Ein neuer Weg Kapitel 19: 19. Ein neuer Weg (Teil 1) -------------------------------------- Im Appartement saßen Jeremy und Mamori gerade auf dem Sofa und sahen sich einen alten japanischen Film an. Allerdings schenkten beide der Handlung keine Aufmerksamkeit. Mamori war mit seinen Gedanken bei Ravan und seitdem dieser das Appartement verlassen hatte, wurde Mamori ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend nicht mehr los. Jeremy hingegen hatte ein ganz anderes Problem. "Ich kann euren Filmen nichts abgewinnen", murmelte er. Jeremy hatte sich quer auf´s Sofa gelegt und seinen Kopf auf Mamoris Schoß gebettet: "Die sind die ganze Zeit nur am Schreien und außerdem verstehe ich nicht mal zehn Prozent von dem, was die da labern." Mamori hörte ihm gar nicht zu. Ganz automatisch hatte er die ganze Zeit in Jeremys Haar herumgewuschelt, aber in Gedanken war er doch nur bei Ravan. Es war so komisch, ohne ihn, im Appartement und dann war auch noch Jeremy da. Es war, als hätten sie die Plätze getauscht. Außerdem passte es Mamori gar nicht, das der Ältere bei Ayako übernachtete, denn die schmiss sich ihm ohnehin viel zu an den Hals. Das war jedenfalls Mamoris Meinung. Plötzlich merkte Mamori, wie ihm etwas in den Bauch piekste. Mamori quiekte auf und blickte dann in Jeremys grimmiges Gesicht. "Du bist ja wieder in Gedanken", maulte der angehende Staranwalt und piekte nachmals zu. Wieder quiekte Mamori auf. "Ich hab doch gesagt, ich bin empfindlich", schimpfte Mamori, aber er kicherte mehr. "Ach ja....", erinnerte sich Jeremy. Er lag auf dem Bauch und stützte sich mit den Knien vor Mamoris Beinen ab: "Dann will ich mal zu deinen empfindlichen Stellen etwas sanfter sein." Mit einem grinsen strich er Mamoris Shirt etwas nach oben und fuhr mit der Zunge sanft über den Bauch des Jüngeren. Dieser spannte die Bauchmuskeln erschrocken an und sah nun fragend zu Jeremy. Dieser lächelte und flüsterte: "Ganz ruhig Mamori-chan. Bleib locker." Und wieder berührte er die Haut mit der Zunge und ließ sie sanft um den Bauchnabel kreisen, um diesen anschließend sanft zu küssen. ----------------------------------------- Was folgt, kann sich jeder denken :) Erklärung: Dieses Kapitel ist mit Adult Inhalt. Da aber keiner was von der Story verpassen sollte, habe ich dieses Kapitel in 3 Teile unterteilt. Also alle die, die die Berechtigung haben Adult zu lesen, fahren bitte ganz gemütlich mit Teil 2 fort und dann mit Teil 3. Und die anderen, die keine Berechtigung haben, lesen bitte gleich Teil 3. Keine Angst, Teil 2 ist unerheblich für die Geschichte. Da gehts halt nur zur Sache. :) Kapitel 20: 19. Ein Neuer Weg (Teil 2) -------------------------------------- Mamori war ein kleiner Keuchlaut entflohen und promt errötete er. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah, aber es war ein prickelndes Gefühl, Jeremys warme, feuchte Zunge auf der Haut zu spüren. Jeremy schmunzelte, denn er merkte natürlich, wie sehr die Berührungen dem Jungen gefielen und bedeckte nun dessen ganzen Bauch mit Küssen. Mamori hatte seine rechte Hand in Jeremys Haaren vergraben und graulte ihn nun im Nacken. Der Ältere genoss das sichtlich und revangierte sich, in dem er Mamori links neben dem Bauchnabel einen Knutschfleck verpasste. "Gemeiner Kerl", sagte Mamori mit schnellem Atem und er wurde noch hastiger, als Jeremy sich in Richtung Hosenbund vorküsste. Wieder spannte sich der Körper des Jüngeren und es spannte sich noch was ganz anderes. Jeremy konnte die deutliche Wölbung in Mamoris Schritt erkennen und es erfüllte ihn mit Genugtuung, denn er wusste, wie erregt der Jüngere jetzt war. Auch das immer häufiger werdende Keuchen, verrieten Mamoris Gemütszustand. Nun strich Jeremy mit der Hand sanft über Mamoris Wölbung und er konnte deutlich den Widerstand spüren. Zum ersten Mal hatte Mamori nun lustvoll aufgestühnt und nun war es ihm egal, was Jeremy darüber dachte. Er war in einem Zustand der höchsten seelischen und körperlichen Erregung und langsam schmerzte das geschwollene Glied unter dem Druck der geschlossenen Hose. Der jüngere nahm Jeremys Hand und führte sie zum Hosenknopf und dieser nahm die Anspielung mit einem Lächeln hin und befreite Mamori von seiner Qual, indem er die Hose, langsam, aber gekonnt, öffnete. Immer wieder benetzte Jeremy seine Lippen mit der Zunge und bedeckte Mamoris Bauch mit zärtlichen küssen. Mamori spürte, wie sich der Reisverschluss öffnete und seine Erregung zuckte unter den zufälligen Berührungen, die Jeremy ihm antat, als er die Hose bis zu den Knöcheln hinunterstreifte. Frech grinste Jeremy dem Jüngeren ins Gesicht, denn der war nun vollends von der Lust eingenommen, als Jeremy vorsichtig unter seine Boxershorts glitt und die Erregung des Jüngeren mit den Fingerspitzen ertastete. Sofort stöhnte Mamori lustvoll auf. Er konnte es kaum noch aushalten. Es musste jetzt etwas passieren... irgendwas. "Spiel nicht mit mir", presste Mamori keuchend hervor. "Das würde ich nie wagen, Mamori-chan", entgegnete Jeremy fast lautlos. Mit einem Kuss auf den Bauch des Jüngeren, stand Jeremy auf und kniete sich vor Mamori, zwischen dessen Beine. Dieser schloss die Augen und genoss die Berührungen, die Jeremy nun verursachte, indem er dem Jüngeren jetzt mit einer Hand über den Oberkörper strich. Mit der anderen zog der Ältere nun die Boxershorts des Jüngeren herunter und dieser half ihm dabei. Als diese Hürde geschafft war, umfasste Jeremy das geschwollene Glied mit der Hand und begann, es sanft zu massieren und zu reiben. Dann beugte er sich in Mamoris Schoß und führte die Erregung zu seinem Mund. Zaghaft berührte er nun erst mit der Zunge die Spitze und schon jetzt verlor Mamori fast den Verstand. Sein Nacken presste sich in die Sofalehne und seine Hände krallten in den Stoff. Nun umschlang Jeremy die Erregung komplett mit dem Mund und begann, langsam es mit der Zunge zu massieren. "ah... Je....Ahhhh...da-das ist... Ah", stöhnte Mamori unter ihm und er begann sich zu winden, den tausend Gefühle strömten durch seinen, von Lust besessenen, Körper. Jeremy hatte den Jungen jetzt voll in seiner Gewalt, und er wusste es. Aber es machte ihn glücklich, Mamori so zu befriedigen. Die Mundbewegungen des Älteren wurden schneller und bestimmter und immer wieder ließ er seine Lippen über das Glied gleiten, um es mit der Zunge zu stimulieren. Mamori hatte das Gefühl, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren und schließlich spannte sich sein Körper ein letztes Mal, um sich mit einem Orgasmus wieder zu entspannen. In kleinen Abständen ergoss sich die weiße, warme Flüssigkeit in Jeremys Mundhöhle, welcher sie aus dem Mundwinkel aus Mamoris Unterleib fließen ließ. Einige Sekunden später sah er zu Mamori, der mit geschlossenen Augen und völlig fertig, auf dem Sofa hing. "Na, alles klar bei dir?", fragte Jeremy den Jüngeren um dann zu ihm aufs Sofa zu kriechen. "bei welchem Mann währe nach so einer Aktion nicht alles okey?", entgegnete Mamori atemlos, "das war gigantisch." Jeremy gab dem Jüngeren einen leichten Kuss und flüsterte: "Danke für die Blumen, aber du hast auch toll mitgemacht." Dann stand er auf. "Wo willst du hin?", fragte Mamori etwas überrascht. Jeremy lächelte: "Keine Panik. Nur ins Bad, ein Handtuch holen." Als Jeremy wieder kam, setzte er sich neben Mamori und säuberte dessen Bauch von der Flüssigkeit, die inzwischen durchsichtig geworden war. Mamori hatte sich auch schon wieder etwas erholt. Jeremy schmiss das Handtuch vor das Sofa und kuschelte sich nun an Mamoris Brust, welcher seine Arme um ihn schloss. Mamori war unsicher. Was sollte er jetzt machen? Er selbst war auf seine Kosten gekommen, aber was war mit Jeremy? Außerdem war seine Lust noch längst nicht verflogen, also nahm er all seinen Mut zusammen und sagte: "Du Jeremy... ich will noch nicht aufhören." Jeremy lächelte ihn an. "Ach nein?", fragte er scheinbar überrascht. Mamori schüttelte den Kopf und sah sein Gegenüber mit großen Augen an. Dieser grinste hob seinen Kopf etwas höher. "Na dann hören wir doch nicht auf", hauchte er und schon pressten sich seine Lippen auf die Mamoris. Fordernd drang er mit der Zunge zwischen Momoris Lippen und dieser fing an, die Zunge mit seiner zu massieren. Mamori legte sich nun auf den Rücken und zog Jeremy mit sich. Dieser unterbrach kurz den Kuss, um Mamori endgültig Hose und Boxershorts auszuziehen. (die Socken natürlich auch) Als nächstes folgte Mamoris T-Shirt. Dieser protestierte: "Hey... warum bin ich völlig nackt, und du nicht?" Der Ältere lächelte liebevoll. "Dummkopf", flüstere er und küsste Mamori auf die Stirn. Dieser Knüpfte Jeremys Hemd auf und streifte es ihm über die Schultern. Zärtlich küsste er über den Hals des Älteren, bis hin zum Schlüsselbein und über die Brust. Nun hatte Mamori es auf die Brustwarzen abgesehen und spielt mit seiner Zunge daran. Nun war Jeremy es, der aufstöhnte und in Exthase verfiel. Aber auch Mamori war wieder erregt und er spürte, wie Jeremys pulsierendes Glied gegen seines drückte und sich daran rieb. "Mamori?". Hauchte Jeremy plötzlich, "Du machst mich verrückt. Ich will mit dir schlafen... jetzt gleich." Mamori war leicht überrascht, von so viel Direktheit, aber er wollte es auch. Also suchte er Jeremys Mund und küsste ihn leidenschaftlich. Dabei öffnete Mamori den Gürtel von Jeremys Hose und anschließend Knopf und Reisverschluss. Hastig, vorangetrieben von der Lust, streifte er dem Älteren die Hose herunter und Jeremy zog sie sich schließlich ganz aus. Nackt schmiegte sich beide Körper nun aneinander. "Bist du bereit?", fragte Jeremy zögernd und blickte Mamori ernst in die Augen. Als Antwort erhielt er einen leidenschaftlichen Kuss. "Okey", meinte Jeremy leise und fuhr mit zwei Fingern über die Lippen des Jüngeren. Dieser öffnete seinen Mund und benetzte die Finger ausreichend und Jeremy ließ seine Hand nun sanft über den völlig entspannten Körper des Jüngeren gleiten. Vorsichtig tastete sich Jeremy zu Mamoris Öffnung und schob sachte erst einen, und dann den Zweiten Finger hinein, um Mamori zu weiten und ihn vorzubereiten. Dann begann Jeremy die Finger in dem Jüngeren zu bewegen und dieser bewegte sich mit ihnen. Nach kurzer Zeit war das anfängliche Unbehagen verschwunden und ein wohliges Gefühl setzte ein. Nun spreizte Jeremy Mamoris Beine und schob ein Kissen unter dessen Hintern. "Es geht los", kündigte Jeremy an und zog seine Finger wieder zurück. Mamori atmete nochmals tief durch, ehe Jeremy seine Erektion gegen die Öffnung des Jüngeren drückte, und langsam in ihn eindrang. Mit den Händen stützte sich Jeremy zu beiden Seiten neben Mamoris Kopf und sah ihn noch einmal sanft an, ehe er begann, sich in ihm zu bewegen. Zaghaft und zurückhaltend bewegte er sich in dem Jüngeren, doch bald wurde er fordernder und Mamori passte sich seinem Rhythmus an. Er legte seine Hände um Jeremys Hals und seine Beine verschränkte er hinter Jeremy Hüften. Nun konnte der Ältere seinen ganzen Körper spüren und ein unglaubliches Kribbeln durchzog seinen Leib, welches eine Gänsehaut verursachte. Jeremys Stöße wurden heftiger und an seinem Stöhnen konnte Mamori erkennen, dass es für Jeremy bald soweit war. Dann plötzlich spannte sich der Körper des Älteren an und Mamori spürte die warme Flüssigkeit, die sich nun in seinem Körper ergoss. Jeremy sank über Mamori zusammen und wurde von ihm in eine sanfte Umarmung geschlossen. "Schon okey", flüsterte Mamori, um den hastig Atmeten zu beruhigen. "Du bist echt gut", keuchte dieser unvermittelt, ohne Vorbehalt. Mamori war etwas perplex. Sagte man so was denn einfach so? Etwas verlegen stotterte er: "Da... danke. Ich kann mich bei dir auch nicht beklagen." Bei diesen Worten wurde Mamori unweigerlich rot. Jeremy seufzte zufrieden und schlummerte bald ein. Mamori musste schmunzeln. Dann tastete er nach dem Handtuch und legte es sich unter den Hintern, nachdem er das Kissen zur Seite gefeuert hatte. -Wir wollen ja das gute Sofa nicht versauen-, dachte Mamori dabei, - Ravan würde mich umbringen... Ravan- Warum dachte Mamori gerade jetzt an ihn? Das Herz wurde ihm schwer. Er wollte dieses beißende Gefühl verdrängen, aber es gelang nicht und so fiel auch er in einen unruhigen Schlaf. ------------ weiter mit Teil 3 Kapitel 21: 19. Ein neuer Weg (Teil 3) -------------------------------------- Am nächsten Tag war Ayako auf Shoppingtour. Die Sonne brannte heiß und es währe einfach ein Verbrechen gewesen, bei diesem Wetter in der Bude zu hocken. Außerdem waren mal wieder ein paar neue Klamotten fällig. Zu Mamori wollte sie anschließend auch noch, aber das erledigte sich von selbst, denn eben Genannter bog gerade um die Ecke. -das trifft sich ja gut-, war Ayakos einziger Gedanke, als sie den Jungen entdeckte und ging schnurstracks auf ihn zu. Mann braucht wohl nicht zu erwähnen, das ihr Blick nicht gerade freundlich war. "Mamopri-chan..., na, alles klar?", fragte sie zunächst mit einem Lächeln, als sie schließlich vor dem Jungen stand. Doch es folgte sofort ein spitze Bemerkung: "Wie war es denn gestern noch? Ravan ist ja ziemlich schnell bei mir aufgetaucht." Mamori war ganz perplex. Es lag Ärger in der Luft, das spürte er, doch wusste er nicht, warum. "Ayako-san", entgegnete er schließlich. "Was giibt´s denn? Du scheinst wütend." "So könnte man das sagen, ja", antwortete das Mädchen und ging einen Schritt auf Mamori zu. Mit dem Finger tippte sie ihm unsanft auf die Brust und ihre Augen wurden schärfer: "Weil so tolle Leute wie du und dein Jeremy, Ravan wie den letzten Dreck behandeln." "Spinnst du?", fragte der Junge entrüstet. "Das sollte ich dich fragen. Was ziehst du da ab, mit Jeremy?" "Wa..." "Für so sprunghaft hätte ich dich nicht gehalten." Mamori verstand die Welt nicht mehr. Erst Ayakos plötzlicher Überfall, dann ihre Stimmungsschwankung und dann diese Vorwürfe. "Ich? Sprunghaft?", fragte der Junge vollkommen überrascht von dieser Anschuldigung, "Hab ich etwa mit Ravan rumgeknutscht und ihm dann gesagt, er sei wie ein Bruder für mich?" Das musste er zu seiner Verteidigung einfach loswerden. Nun war es Ayako, die nichts mehr verstand. "Moment mal... was?" "Ravan meinte, ich sei wie ein Bruder für ihn", wiederholte Mamori schon ruhiger. "Und das glaubst du ihm?" Mamori zuckte hilflos, aber auch etwas trotzig mit den Schultern. Er wusste nicht, was er glauben, oder denken sollte. "Mamori-chan", sagte auch Ayako nun leiser und ruhiger, "du weißt doch wohl, dass das Schwachsinn ist. Hat er das zu dir gesagt?" "Zu Jeremy..." "Na also... was sollte er denn auch sonst sagen? Das er... Ähm Mamori, Ravan mag dich ziemlich gern. Reiß ihm nicht das Herz raus, sondern mach Schluss mit Jeremy." Ayako hatte ihre Hand ermutigend auf Mamoris Schulter gelegt. "Ich muss jetzt weiter", sagte sie noch, "aber das wollte ich dir lange schon sagen. Ich will für dich und Ravan nur das Beste, das weißt du doch, oder? Also legt euch keine Steine in den Weg, und seit mal offen und ehrlich." Dann ging sie, ohne ein weiteres Wort. Offen und ehrlich, ging es Mamori immer wieder durch den Kopf. Ayako hatte ja recht... mit allem, was sie gesagt hatte. Jeremy wartete im Appartement schon eine ganze Weile auf Mamori und als die Tür endlich aufging, wollte er ihn freundlich begrüßen, doch Mamori wirkte irgendwie verändert und verschlossen. Er ließ keinen Kuss von Jeremy zu und auch dem Älteren in die Augen zusehen, viel ihm schwer. Stumm stand er Jeremy im Flur gegenüber und man merkte, das er wieder und wieder zum sprechen ansetzte, es aber aus irgendeinem Grund nicht tat. Also machte Jeremy den ersten Schritt. "Was ist denn los?", fragte er besorgt und trat einen Schritt auf Mamori zu, "du bist so anders." Mamori sah ihm nun direkt in die Augen. Sein Blick war ernst, aber in ihm lag auch Verzweiflung und Ratlosigkeit. Immer wieder wechselte er zwischen Jeremys Augen und je mehr Zeit verging, desto weniger Mut hatte er, sein Anliegen endlich zum Ausdruck zu bringen. "Mamori-chan?", begann Jeremy nochmals, doch diesmal würgte ihm Mamori den Satz schon im Ansatz ab. "Versteh mich nicht falsch Jeremy", sagte Mamori nun gerade heraus und er klang entschlossen, "aber ich möchte... nein ich will, dass du zurück nach L.A. fliegst." Stille. Jeremy sah ihn fassungslos an. Er wusste nicht genau, ob er Mamori richtig verstanden hatte, aber dessen Worte hallten wie ein Echo in seinem Kopf. Was hatte das zu bedeuten? Mamori wirkte nicht wütend oder so, nein, im Gegenteil... er machte einen ruhigen Eindruck, also warum plötzlich diese Bitte? Mamori registrierte natürlich Jeremys Ratlosigkeit, aber er wollte und konnte jetzt keine Rücksicht darauf nehmen. "Es tut mir echt leid", sagte der Jüngere deshalb, "Gestern war es absolut toll mit dir, aber ich glaub, ich hab mir da was vorgemacht und mich da in etwas verrannt." "Ist das dein Ernst?", Jeremys Stimme klang trotzig. Aber was konnte Mamori auch verlange? "Mein voller Ernst", bestätigte er, "Das ist sonst auch nicht meine Art, aber ich hab lang genug vor mich hin gelebt. Jetzt gilt es offen und ehrlich zu sein." Jeremy lachte verächtlich auf. "Offen und ehrlich", wiederholte er leise, "Aber ich versteh schon... hast mich nur benutzt." "Ja... vielleicht", entgegnete Mamori und atmete tief durch, "ich kann mich nur entschuldigen, auch wenn das keinen Sinn hat. Ich verlange auch nicht, dass du mich verstehst, aber ich weiß jetzt was ich will und das bist nicht du." Mamori wartete Jeremys Reaktion nicht ab. Er hatte den Junganwalt zutiefst verletzt, das wusste er, aber Mamori wollte jetzt keine Rücksicht mehr auf andere nehmen. Zu oft schon in seinem Leben, hatte er zurückstecken müssen und nun wollte er sein Glück selbst in die Hand nehmen. Und schon im nächsten Moment lief Mamori zur Tür hinaus. Verlassen stand Jeremy vor der Tür und sah Mamori noch lange nach. Er realisierte noch nicht, was hier gerade geschehen war, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass es nie eine reelle Chance für ihn und Mamori gegeben hatte. -Ravan-, war Jeremys einziger Gedanke und stumme Tränen drängte aus seinen Augenwinkeln. To be continued.... Next Chapter: Du+Ich=Wir Kapitel 22: 20. Du+Ich=Wir -------------------------- Es war Abend geworden und Mamori rannte schon seit einiger Zeit ziellos durch die Straßen. Sein Kopf war so frei wie schon lange nicht mehr, und er hatte das Gefühl, jetzt Berge versetzen zu können. Das mit Jeremy tat ihm schon leid, aber in diesem fall hatte der junge nur an sich gedacht. Zu viele Gelegenheiten hatte er schon verstreichen lassen und diese Chance, die sich ihm jetzt bot, konnte er nicht vorbeiziehen lassen. Ayako hatte ihm die Augen geöffnet, auch wenn es die Holzhammermethode war. Zur selben Zeit hatte sich Ravan mit seiner Clique am Strand verabredet. Es waren die letzten warmen Tage des Sommers und diese, wollten die Freunde ausnutzen. Ravan kam es gerade recht, denn so konnte er die Geschehnisse der letzten Tage vergessen und die ausgelassene Feierstimmung trieb ihm das ständige Bild von Mamori und Jeremy aus dem Kopf. Wie war das Alles nur passiert? Ravan wollte Mamori doch nur mit Jeremy helfen, aber irgendwie war die ganze Situation ganz schön aus dem Ruder gelaufen. Nun war es zu spät. Ravan stand alleine da. Er hatte sogar seine Wohnung geräumt, was ihm jetzt allerdings Leid tat. Hätte er Jeremy doch wirklich rausgeschmissen, aber das brachte er einfach nicht übers Herz. Zusammengesunken und mit dem Bier in der Hand saß er nun im Sand. Mitten unter deinen Freunden, und doch völlig allein. Ayako warf ihm ab und zu besorgte Blicke zu, aber sie wollte ihn sich erstmal mit sich selbst klarkommen lassen. Die Stimmung war ausgelassen und der Alkohol tat sein Seiniges dazu. Die Freunde quatschten über Gott und die Welt und so langsam wurde Ravan auch lockerer. Ayako sah das mit Freude und so setzte sie sich zu ihm und flachste etwas mit ihm herum. Doch diese begeisterte Stimmung wurde durch ein atemloses "Ravan" unterbrochen. Alle drehten sich zu demjenigen um, der es gesagt hatte, nur Ravan selbst ließ sich nicht stören und redete munter weiter. "Was habt ihr denn Leute?", fragte er mit viel Sarkasmus in der Stimme, "Ist irgendwas los?" "Ravan!", das war die strenge Stimme Ayakos. "Was denn?", wandte sich Ravan dem Mädchen zu und er klang leicht empört, "Ich hab keinen Bock mehr auf so ein Hin und Her." Jetzt viel sein Blick auf den "Störenfried" und keine Regung zeigte sich auf seinem Gesicht. Mamori stand atemlos vor Ravan und seiner Clique. Er wusste nicht genau, was er sagen sollte, aber er würde sich jetzt auf keinen Fall abwimmeln lassen. Es herrschte eisige Stille. "Ravan...", setzte Mamori nochmals an, doch diesmal unterbrach der Ältere ihn energisch. "Was soll denn das Mamori?", wollte er mit harschem Ton wissen, "nun hab ich schon meine Wohnung geräumt und du rennst mir immer noch nach." "Idiot!", wieder schritt Ayako böse ein, "warum machst du ihn denn so runter?" "warum?", nun wurde Ravan lauter, "weil dieser Kerl da, dass egoistischste Etwas ist, was mir je begegnet ist!" Mamori schreckte zusammen. "Mal ehrlich Mamori", schnaufte Ravan weiter, "warum bist du hier? Du hast doch gekriegt, was du wolltest. Jeremy... deine Freiheit. Was willst du noch?" "Ich weiß nicht, warum du so reagierst", sagte Mamori plötzlich leise. "Wieso?!", rief Ravan aufgebracht. "ich hab Jeremy für dich einfliegen lassen, ich hab Ren für dich aufgetrieben und ich musste mich deswegen bei meinen Eltern melden, verdammt noch mal! Und wie dankst du es mir? indem du mit meinem besten Freund was anfängst. Und du fragst, warum ich so reagiere? Ist das dein Ernst?" Ravan hatte sich so in rage geredet, dass er gar nicht mehr an seine Freunde dachte, die ihn jetzt völlig entgeistert ansahen. Ayako war die Einzige, de den Überblick behielt. "Das hab ich alles nicht gewusst", entgegnete Mamori leise, aber bestimmt. "ja... hast du nicht", wiederholte Ravan schon ruhiger, "Also was willst du Mamori?" Der Jüngere antwortete nicht gleich. Er zitterte und eigentlich wusste er genau, was er wollte, aber irgendwie fehlte ihm der Mut zur Tat. "Was willst du verdammt?!", und dieses Mal warf Ravan Mamori die Worte entgegen. Mamori ballte entschlossen die Fäuste. "Dich!", schrie Mamori fast, "ich will... ich will... Dich, Ravan." Und Mamoris Stimme verstummte fast. Er stand nun vor Ravan wie ein kleiner Junge und blickte ihn mit ehrlichen Augen an. Das war es, was Mamori wollte... nur ihn. Ravan starrte Mamori förmlich an. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Seine Kumpel waren allesamt mehr als irritiert, nur Ayako bekam das grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. "Ma... Ta...", Ravan war völlig fertig. Aber er merkte, wie ein Glücksgefühl in ihm aufstieg. Der Jüngere setzte sich n die Hocke vor Ravan, so das dessen angewinkelte Beine, zwischen Mamoris angehockten standen. Mamori legte seine Hände auf die Knie des Älteren und lehnte seinen Kopf schräg darauf. Lebevoll blinzelte er Ravan nun an und es lag Verständnis in seinem Blick. "Kannst du dich noch erinnern?", fragte der Jüngere leise und lächelnd, "So hast du mal vor mir gesessen, als ich völlig durch den Wind war." Ravan sah ihn mit großen Augen an. Er erinnerte sich zwar, aber verstehen tat er im Moment gar nichts. "Ich bin wohl egoistisch", meinte Mamori leise und seine Augen schienen Ravean zu durchdringen, "Ich will dich für mich allein." Jetzt wurde es heikel. Ayako war der Meinung, dass dies jetzt eindeutig Privatsache war und sagte zu den anderen der Clique: "Okey Jungs, die Show ist vorbei. Abflug." "Och menno", kam es zurück, "jetzt wo es spannend wird." "Ihr spinnt wohl", fauchte Ayako entsetzt, "Das ist doch kein Freiluftfilm. Los jetzt." Und tatsächlich machten sich alle auf den Weg. Ayako hatte die Kerle eben gut im Griff. Sie warf nochmals einen erleichterten Blick auf Ravan und Mamori und ging dann ebenfalls. Von dem Trubel hatten die Beiden gar nichts mitbekommen und so saßen sie sich noch immer stumm gegenüber. Ravan bekam seine Fassung langsam zurück. "Du willst mich also für dich allein?", fragte der Ältere nun, "Aber will ich das auch?" Mamori bekam einen traurigen Blick. "Ich weiß, dass zwischen uns nicht alles optimal gelaufen ist", sagte er nun entschlossen, "aber ich..." Ravan musste grinsen. Das war wieder sein süßer Mamori, der sich in Erklärungsnöte verstrickte. "Dummerchen", unterbrach Raven den Jüngern nun und zog ihn plötzlich sanft zu sich. Ravan öffnete seine Beine und ließ sich mit Mamori nach hinten fallen. Dieser verlor das Gleichgewicht und knallte mit einem dumpfen Geräusch auf Ravans Brustkorb. Erschrocken wollte der Jüngere sich aufrappeln, doch Ravan hielt ihn fest in seinen Armen. Laut lachend presste er Mamori fest an sich. "Ich gehöre dir doch schon seit Langem", kicherte der Ältere liebevoll. Mamoris herz schlug wie ein Vorschlaghammer und er war der Meinung, dass Ravan es einfach hören musste. Es herrschte vollkommene Stille. Große Schäfchenwolken zogen langsam am Horizont entlang und spiegelten sich auf der Wasseroberfläche des Meeres, welches sanfte Wellengeräusche von sich gab. "Lass uns noch mal von vorne anfangen, Ta-kun", meinte Ravan plötzlich unvermittelt, "Es ist so viel passiert, aber nur wenig Gutes, was uns beide betrifft. Das will ich ändern. Was meinst du?" Mamori drückte sich etwas von Ravans Brust ab und legte sich nun bauchlings auf ihn. Frech blinzelte er seinem Untermann ins Gesicht. "Ich meine, du hast recht", stimmte er zu, mit der Betonung eines Kleinen Kindes. Plötzlich änderte sich Ravans Blick. Er wurde so... fordernd. "Okey Ta-kun", sagte er dann, "dann will ich jetzt meinen ersten Richtigen Kuss als dein Partner." Mamori bekam eine andere Gesichtsfarbe. "Was ist?", wollte Ravan verdutzt wissen. "Na ja... also...", Mamori druckste herum. "Na komm schon her", und Ravans Arme umschlangen den Jüngeren und zogen ihn auf Ravans Höhe. Ohne lange zu fackeln presste er seine Lippen zärtlich auf die Mamoris und dieser erwiderte etwas verunsichert, aber leidenschaftlich den Kuss. Zu lange schon hatten sie aufeinander verzichtet und nun wollten sie sich nicht zurückhalten. Und so übergaben sich ihre Seelen dem stillen Treiben der Wolken am Horizont und das Rauschen des Meeres umschlang ihre Körper, so dass die dämmernde Dunkelheit die vereinten Seelen in ihre schützende Umarmung hüllen konnte. To be continued... --------------------------------------- Das Gröbste hätten wir geschafft. °hura° Mamori und Ravan endlich vereint. Ich hoffe ihr hatten bis hierher viel Spaß mit ihnen. Aber keine Panik, die Geschichte ist noch lange nicht vorbei. Es kommen noch viele Probleme auf die beiden zu. Also freut euch auf die Fortsetzung. Kapitel 23: 21. Momente der Zufriedenheit ----------------------------------------- Momente der Zufriedenheit Ravan und Mamori gingen im stillen Übereinkommen durch die leeren Gassen Nagoyas. Ihre Hände krallten sich ineinander, so als ob sie Angst hätten, den jeweils anderen wieder zu verlieren. Endlich hatten sie nach so langer Zeit zueinander gefunden und es war, weiß Gott, keine einfache Zeit. Mal gingen sie einen Schritt aufeinander zu, dann wieder zwei Schritte zurück. Doch nun konnten sie ihren Weg gemeinsam gehen. Endlich am Appartement angekommen, schloss Mamori die Tür mit seinem neuen Schlüssel auf. "Schade, dass du mir den Schlüssel nicht selbst geben konntest", meinte er beiläufig, aber es klang traurig, "Ich hätte ihn gern von dir persönlich bekommen." Ravan lächelte: "Ich weiß Ta-kun. Ich hätte ihn dir auch lieber selber gegeben, aber du und Jeremy..." Ravan stockte. Jeremy hatte er ja völlig vergessen. Wie sollte er ihm gegenübertreten? Langsam betraten sie die Wohnung, von Jeremy war keine Spur. "Wo ist er denn?", fragte Ravan neugierig und sah sich in allen Zimmern um. Mamori bekam ein schlechtes Gewissen. Er hatte ihn ja wirklich auf das Übelste abserviert und es war wohl dringend eine Entschuldigung fällig. Auch Ravan war nicht ganz wohl bei der Sache. "Wo ist er nur hin?", fragte er mehr sich selbst, als Mamori. Doch dann rief er aufgeregt: "Ta-kun, komm schnell her. Hier liegt ein Brief von Jeremy." Mamori eilte in die Küche, wo sich Ravan schon auf einen Stuhl gesetzt hatte und den Brief mit offenem Mund und starren Augen las. Mamori sah ihm von hinten über die Schultern und überflog die Zeilen: `Hallo ihr beiden. Ihr fragt euch sicher, wo ich bin und warum ich euch einen Brief hinterlassen habe, aber ich wollte so schnell wie möglich abreisen und die nächste Maschine nach L.A. nicht verpassen. Mamori, tut mir leid, das alles so gekommen ist. Ich wollte keine Verwirrung stiften. Irgendwie wusste ich von Anfang an, dass du etwas von Ravan willst, aber ich hätte nie gedacht, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Deshalb Ravan... du weißt gar nicht, wie leid mir das alles tut. Bitte entschuldige. Aber wer konnte denn ahnen, dass du dich in den vier Jahren so verändert hast und plötzlich auf Jungs stehst. Na ja... das hast du von mir sicher auch nicht erwartet. Ich habe es erst gemerkt, als du damals einfach weg warst, von heute auf morgen. Ab da wurde mir bewusst, was mich so an dir fasziniert hat. Na ja... man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Aber kleine Angst, das ist schon lange kein Thema mehr für mich. Wenn ihr diesen Brief lest, sitze ich schon im Flieger und schaue wahrscheinlich gerade aus dem Fenster oder erinnere mich an die schöne Zeit, die ich bei euch hatte. Vor allem, die ich mit dir hatte, Mamori. Ich werde dich ganz schön vermissen. Auch wenn der Schluss unserer, wie soll ich sagen, Begegnung, nicht ganz so die feine englische Art war. Aber ich mache dir keine Vorwürfe. Schon alles vergeben und vergessen. Irgendwie kann ich dich ja auch verstehen. Schade, dass unser Wiedersehen unter so einem schlechten Stern stand, Ravan, aber ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder. Also... viel Glück euch beiden. Ich wünsche euch, das Beste der Welt. Bye bye, Jeremy´ Mamori hatte sich innerlich die Brust zugeschnürt. Die Schuldgefühle waren stärker als vorher und plötzlich schoss ihm die Nacht wieder in den Kopf, die er mit Jeremy verbracht hatte. Seine Wangen wurden feuerrot. Ravan saß wie versteinert auf dem Stuhl. Es war unfassbar, was er da las. Einerseits hatte ihn dieser Brief sehr verletzt, aber auf der anderen Seite war er Jeremy auch dankbar, dass dieser so schnell abgereist war. Reden hätte sowieso nichts mehr gebracht. Das Einziege, was nun an ihm nargte war, dass Jeremy jetzt sicher ziemlich einsam war. Außerdem blieb da noch die Frage nach ihrer Freundschaft. Ravan beschloss, demnächst mal bei Jeremy anzurufen. Mamori durchbrach nach einiger Zeit die Stille. "Und was machen wir jetzt?", fragte er unvermittelt. Ravan schreckte zusammen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Mamori noch immer hinter ihm stand. 2Uns von den Strapazen der letzten Zeit erholen", gab der Ältere schließlich zur Antwort und stand auf. "Ich geh gleich pennen." Mamori hatte irgendwas genuschelt, was Ravan nicht verstanden hatte und deshalb fragte der Ältere nochmals nach. Doch als er in Mamoris Gesicht sah, war dieses schon wieder voll-kommen rot. Ravan stutzte. Diese Hautfarbe konnte nur eins bedeuten. Mamori war entweder unsicher, oder er wollte etwas, traute sich aber nicht, den Mund aufzumachen. "Was hast du gesagt?", fragte Ravan deshalb direkt und stellte sich vor den Jüngeren. Dieser druckste herum: "Äh... Ravan..." "Ta-kun", bat Ravan, "Jetzt red nicht immer um den heißen Brei. Was möchtest du denn?" Mamori nahm all seinen Mut zusammen. "Also... wo soll ich schlafen?" Ravan verstand zuerst nicht, was diese Frage sollte, aber dann lachte er dem Jüngeren doch frech ns Gesicht. "Bei mir natürlich. Was denkst du denn?", fragte Ravan wie selbstverständlich, "Das Sofa ist viel zu grob zu deinem zarten Rücken. Außerdem brauchen wir jetzt ja kein zweites Bett mehr kaufen." Er umarmte Mamori sanft: "Oder ist dir das unangenehm? Dann besorgen wir doch noch ein Bett." Alles, nur das nicht, war wohl Mamoris Gedanke, denn er wollte unbedingt zusammen mit Ravan schlafen, aber er traute sich natürlich nicht, diesen Wunsch zu äußern. "Nein nein", entgegnete der Jüngere deshalb schnell, "ist für mich okey." "Na siehst du", meinte Ravan und löste die Umarmung, "Ich muss jetzt ins Bad. Oder willst du zuerst? Wir können auch zusammen gehen." Mamoris Augen wurden riesengroß und ohne zu antworten, war er in der nächsten Sekunde schon im Bad verschwunden. Ravan konnte sch ein Lachen nicht verkneifen. "War doch nur Spaß", meinte er kichernd und ging schon mal ins Schlafzimmer, um das Bett fertig zu machen. Mamori hatte sich wieder einigermaßen im Griff, doch als er das Schlafzimmer betrat, wartete gleich der nächste Schock auf ihn. Ravan war gerade dabei sich umzuziehen, als Mamori in die Tür platzte. Doch genauso schnell, wie er sie geöffnet hatte, schmiss er sie auch wieder zu. "´Tschuldigung", rief er von außen und sein Herz schlug im Moment wie ein Trommelwirbel. Doch Ravan machte die Tür wieder auf und lehnte sich mit der Schulter gegen den Rahmen. "Ta-kun", sagte er und es klang wie eine Anschuldigung, "Jetzt hab dich doch nicht so. Erstens sind wir zusammen und Zweitens hatte ich noch Boxershorts an. Also komm schon wieder rein." Mamori entgegnete nichts. Auch Ravan ging wortlos an ihm vorbei in Richtung Bad. "Geh ruhig schon Schlafen", meinte er beiläufig, "Keine Angst, ich wird dich schon nicht überfallen." Mamori sah ihm nach, wie ein ausgeschimpftes Kind. In Ravan Grummelte es. Langsam wurde es lästig, wie unschuldig Mamori noch war und das, obwohl er schon drei Jahre lang schwul war. Es war schon merkwürdig, das Ravan sich so schnell daran gewöhnt hatte und daraus keinen Hehl machte und Mamori, der schon so lang von seiner Homosexualität wusste, sich immer noch benahm, wie ein unerfahrener Junge. Ravan hoffte, dass Mamori noch lockerer werden würde. Bestimmt musste er sich erstmal an die neue Situation gewöhnen. Außerdem war es ja auch irgendwie süß von Mamori und wer konnte diesem Schnuckelchen schon übel nehmen, das er eben etwas Zeit brauchte, um sich seinem Freund zu öffnen? Ein paar Minuten später kam er aus dem Bad zurück. Ihm Wohnzimmer war alles dunkel und ganz still. Nur der Mond und die Sterne luscherten durch das Panoramafenster, als wollten sie das Appartement ausspionieren. Eine Weile stand Ravan nur einfach so da und blickte in den Himmel. Er fühlte sich vollkommen frei und sorglos. Schon lange war er nicht mehr so glücklich gewesen und dieses Gefühl wollte er nun auskosten, auch wenn es nur für einen Moment war. Im Schlafzimmer konnte er sehen, wie Mamoris Brustkorb sich im Mondschein hob und senkte. Er sah friedlich aus und in Gedanken wünschte Ravan ihm schöne Träume. Schnell schlüpfte er nun ebenfalls unter die Decke und mit der Fernbedienung schaltete er den provisorischen Sternenhimmel ein. Über ein paar verstreuten Gedanken viel nun auch er in einen tiefen Schlaf und der ruhige Atem der beiden erfüllte wie ein schleichender Nebel das Zimmer. Mamori wachte am nächsten Morgen ziemlich verschlafen auf. Müde blinzelte er in die Morgensonne und bekam erst einmal einen kleinen Schock, als er sah, wer da neben ihm lag. Ravan schien noch tief und fest zu schlafen. Sein Mund war leicht geöffnet und sein Haar hing ihm verwuschelt in der Stirn. Er sah aber auch zu niedlich aus und Mamori merkte, wie es in seinem Bauch anfing zu kribbeln. Vorsichtig wollte er aus dem Bett huschen, um Ravan nicht zu wecken, doch da hatte ihn der Schlafende schon am Arm gepackt und zog ihn fast etwas herrisch an sich. Ganz eng kuschelte sich der Ältere an seinen Freund und gab dabei ein zufriedenes Knurren von sich. Mamori war total perplex und hatte mitten in der Bewegung Inne gehalten. Nun lag er ganz schief und unbequem und war nicht fähig sich zu bewegen. Ein paar Befreiungsversuche später, wachte Ravan schließlich endgültig auf und gab Mamori frei. "Morgen Ta-kun", nuschelte der Ältere und streckte sich ausgiebig. "Was liegst du denn da so komisch rum? Ich wusste nicht, dass du morgens Joga machst." Mamori verzog das Gesicht. "Wenn du mich im Schlaf überfällst", protestierte er schmunzelnd. Ravan stutzte. Erst jetzt merkte er, dass er Mamori noch im Arm hielt. "Oh... da kann man wohl nichts machen... oder doch?", Ravan zog Mamori an sich und vergrub ihn unter sich. Der Jüngere wollte dies nicht auf sich sitzen lassen und kämpfte sich nach oben. "Hey", meckerte Ravan, aber Mamori hatte ja sowieso keine Chance. Mühelos drückte der Ältere ihn wieder nach Unten und grinste ihm frech ins Gesicht. "Versuch es gar nicht Ta-kun", meinte er und beugte sich näher zu dem Jüngeren, "aber gegen einen Kuss, könnte ich dich freilassen." Mamori musste unweigerlich kichern, als er das bittende Gesicht über sich sah. "Na schön", stimmte er schließlich zu und drückte Ravan seine Lippen auf den Mund. Es war ziemlich stürmisch und schon nach kurzer Zeit schnappte der Ältere nach Luft. Mamori drückte ihn von sich. "Jetzt lass mich aufstehen", bat er Ravan und dieser rollte sich zur Seite. "Och Ta-kun", maulte er etwas frustriert, "Du bist so ein Spielver-derber. Außerdem bist du doch sonst auch ein Morgenmuffel." Darauf antwortete Mamori nichts. Es war schon sieben Uhr und er musste sich für die Akademie fertig machen. Ravan trabte ihm wortlos nach. Er fand es doof, das Mamori schon so früh weg musste. Und es war ja nicht nur die Akademie, danach musste Mamori ja auch noch zur Arbeit. Und Ravan musste auch bald wieder Gigs spielen, denn das Geld viel ja nicht vom Himmel. Jetzt waren die Beiden endlich zusammen und hatten doch keine Zeit füreinander. Mamori machte einen Vorschlag zur Güte. Ravan sollte ihn einfach später im Come-In besuchen und promt stieg die Laune des Älteren. Kurze Zeit später machte sich Mamori auch schon auf den Weg. Noch einen kurzen Abschiedskuss und schon war er zur Tür hinaus. To be continued... Kapitel 24: 22. Was wird aus... ? --------------------------------- Was wird aus... `Ankunft der Passagiermaschine Nagoya - Los Angeles. Bitte halten sie sie Ausgänge frei` Die Sonne L.A.´s blendete in den Augen als die Passagiere aus dem Flugzug stiegen und sie nach einem schier endlosen Flug wieder heimischen Boden betraten. In dem langen Korridor, der zur Wartehalle führte, drängten sich die Menschen und es herrschte eine hektische Atmosphäre. An den Kofferbändern war wie immer helle Aufruhe und vereinzelt sah man panische Gesichter, die wohl daher herrührten, das Koffer anscheinend verloren gegangen waren, oder sie erst sehr späht auf dem Rollband auftauchten. Ein junger Mann, mit ausdruckslosen Augen und mattem Gesicht griff nach seinem Koffer, der soeben an ihm vorbeifuhr und machte sich, ohne seinem Gepäck große Aufmerksamkeit zu schenken, auf den Weg zum Haupt-ausgang. Ein tiefes Durchatmen begleitete seinen Schritt durch die Tür, ehe sich der riesige Parkplatz des Flughafens und eine endlose Reihe Taxis vor ihm erstreckten. Viele Menschen strömten ihm entgegen und deren Gesichter waren alle teilnahmslos, aufgeregt und rücksichtslos. Der Junge Mann, der mit seinen Gedanken noch bei den Geschehnissen der vergangenen Tage hing, musste sich erst kurz orientieren, bis er endlich realisierte wieder zu Hause zu sein und er war nicht sicher, ob er sich freuen, oder ob er auf dem Absatz kehrt machen sollte und die nächste Maschine nach Nagoya seine war. Ein irrsinniger Gedanke, wie Jeremy zugeben musste und so stieg er die Stufen der großen Treppe hinab, af der forschenden Suche nach einem bekannten Gesicht, von dem er aber nicht erwartete, es zu finden. Der Koffer in der Hand schien tonnenschwer und so war er auch etwas überrascht, als das Gepäck plötzlich federleicht wirte und sich schließlich ganz seiner Hand entzog. Reflexartig griff er energisch danach, mit dem Gedanken, einem Dieb auf den Leim gegangen zu sein, doch zu seiner Verwunderung blickte er in das Gesicht eines großen Mannes, mir unglaublich dunklen Augen und unbändigem dunkelbraunen Haar. "Keine Panik Jeremy", meinte der Mann nun und lächelte freundlich, "Ich bin´s doch nur." "Rick...", Jeremy sah ihn mit großen Augen an. "Was machst du denn hier?" Rick Fox war ein guter Freund von Jeremy, den er etwa vor zwei Jahren mal auf einer Party kennen gelernt hatte. Rick hatte ein sonniges Gemüht und man konnte fast behaupten, dass er einen Jeremy-Komplex hatte, trotzdem hatte der Junganwalt ihn nicht hier erwartet. Doch bevor er etwas sagen konnte, sprudelten aus Rick schon die Fragen heraus. "Wie war es in Japan? Ist sicher ein tolles Land, oder? Ich würde da auch gern mal hin, du musst mir alles erzählen." Rick nahm Jeremy den Koffer nun endgültig ab und ging ein kleines Stück voraus. "Komm mit", meinte er und es klang glücklich, "Ich hab meinen Wagen da hinten stehen." Und mit einem ehrlichen Lächeln zu Jeremy: "Man, bin ich froh, dass du wieder da bist." Dann hüpfte der Jüngere auch schon etwas überschwänglich weiter. Jeremy konnte darüber nur den Kopf schütteln. Das war typisch Rick. Er war von der Art her manchmal wie ein Kleinkind, eine ehrliche Frohnatur eben und dabei kannte er keine Peinlichkeiten. Wenn ihm spontan etwas einfiel, tat er es einfach. Ob das andere nun in Verlegenheit brachte, oder nicht. Jeremy selbst, kam damit anfangs überhaupt nicht klar, aber je besser er Rick kennen lernte, desto mehr gab Rick von sich Preis und wer hätte gedacht, das hinter diesem albernen Jungen eine echte Intelligenzbestie steckte. Am Ende entstand eine sehr gute Freundschaft, die Jeremy um nichts in der Welt wieder hergeben würde. Trotzdem hätte der Ältere gern gewusst, woher Rick wusste, wann er wieder in L.A. ankommen würde. Rick wusste ohnehin schon fast immer was Jeremy tun würde, bevor Jeremy selbst es wusste. Das war manchmal ganz praktisch, aber mit unter auch sehr erschreckend. Wie auch immer, jetzt wo Rick da war, war die Rückkehr nach L.A. schon eher zu ertragen und es lenkte Jeremy etwas ab. Das Haus, das Jeremy mal von seinen Zieheltern zum Geburtstag bekommen hatte, lag etwas außerhalb von L.A., in einem idyllischen Vorstandteil, wo das Leben noch Lebenswert war und an der der Hollywood-Hype weites gehend vorbeigegangen war. Das Haus war nicht sehr groß, aber für eine Person vollkommen ausreichend und sehr gemütlich. Rick stand schon ungeduldig vor der Tür, als Jeremy den Schlüssel ins Schloss steckte und just in diesem Moment das Haustelefon zu klingeln anfing. Jeremy, wie Rick, erschrak und betrat hektisch das Haus. Glücklicherweise stand das Telefon nur ein Raum weiter, in der Küche, und so nahm Jeremy nach den vierten Klingeln schließlich ab: "Ja, Jeremy Mitchel." Einen Moment lang hörte man gar nichts in der Leitung und gerade, als Jeremy nachfragen wollte, meldete sich doch eine Stimme: "Hi Jeremy... hier ist Ravan." Rick stand in der Tür zum Flur und er konnte an Jeremys ernstem Gesichtsausdruck erkennen, dass es wohl ein wichtiges Telefonat war. Rick hatte zwar keine große Lust dazu, aber schließlich hab er wortlos grüßend die Hand und lächelte, als Geste des Abschieds. Jeremy registrierte es dankend, auch wenn es ihm etwas leid tat. Nun wendete er sich wieder dem Telefonat zu. "Ravan... warum rufst du an?" Jeremy klang nicht gerade, als ob er Freudensprünge machen würde, aber er versuchte nett zu wirken. Er hatte keine große Lust, mit Ravan zu reden, auch wenn er wusste, dass es mal sein musste. Doch war dies ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Ravan jedoch ließ sich von dem harschen Unterton in Jeremys Stimme nicht abbringen. "Ich muss unbedingt mit dir reden", bat Ravan versöhnend. "Ich hab jetzt aber gar keine Zeit", meinte Jeremy und klang gestresst, "Können wir das nicht verschieben?" Ravan ließ nicht locker: "Aber es ist wichtig. Also zick´ nicht so rum, okey? Ich kann mir ja vorstellen, dass du erstmal die Schnauze voll hast, aber ich wollte ja auch nicht, das alles so kommt." Jeremy musste über Ravans Ausdrucksweise schmunzeln. Das war Typisch für ihn. Wenn ihm etwas auf dem Herzen lag, reagierte er immer gleich so temperamentvoll, damit ihm auch ja Gehör geschenkt wurde. Das war schon in ihrer Kindheit so. Trotzdem änderte das nichts an der Tatsache, dass etwas zwischen ihnen Stand. Jeremy wollte die Situation auflösen: "Du brauchst dich nicht zu ent..." Ravan unterbrach ihn sofort: "Jetzt red ich und du hörst zu. Also das mit Mamori... wir sind jetzt zusammen, aber das ist für dich sicher nicht die große Überraschung. Und ja... ich war echt angefressen, dass du hinter meinem Rücken was mit ihm angefangen hast. Aber da ist Mamori ja nicht ganz unschuldig dran. Und ich übrigens auch nicht. Ich hätte eben nicht so feige sein dürfen und gleich sagen sollen, das ich mich in den Kleinen verknallt hab. Deswegen... ach das ist alles scheiße gelaufen. Jedenfalls tut es mir leid, denn der, den es am meisten getroffen hat, bist du." Ein kleines Auflachen von Jeremy. "Jetzt mal nicht so theatralisch", sein anfänglicher Ärger war verschwunden, denn er merkte, dass Ravan es wirklich ernst war, mit seiner Entschuldigung. "Ich hab ja auch genug für Verwirrung gesort, denn du konntest ja nicht ahnen, dass ich schwul bin. Aber... das hab ich dir ja in dem Brief schon geschrieben..." Ein kurze Stille setzte ein und Ravan schossen wieder die Zeilen in den Kopf, die er noch vor kurzem gelesen hatte. Er hielt es jedoch für besser, jetzt nicht genauer darauf einzugehen. Denn das war Vergangenheit. "Blöd, dass alles so gelaufen ist. Ich hätte gern ne schönere Zeit mit die verbracht", meinte Ravan schließlich. Jeremy stimmte zu. "Hast Recht. Aber na gut, lass uns die Sache vergessen, okey? Ist Mamori auch da? Ich hätte gern noch mal mit ihm geredet." "Nein, er ist in der Akademie." "Schade..." "Du sag mal, das ist jetzt vielleicht etwas plötzlich, aber was hältst du davon, wenn ich dich irgendwann mal mit Mamori besuchen komme." "Klar... kein Ding. Also... ich muss jetzt Schluss machen. Hab noch einiges zu erledigen." "Okey... bis dann mal." "Jap, bye." Ein dumpfes Klacken war nur noch im Hörer zu hören und Jeremy stand etwas nachdenklich neben dem Telefon und sah es unentwegt an. Im Endeffekt war er doch froh mit Ravan gesprochen zu haben und er hatte das Gefühl, dieses Kapitel seines Lebens jetzt abschließen zu können und ein neues aufzuschlagen. To be continued... Kapitel 25: 23. Familienzuwachs ------------------------------- Mamori war gerade auf dem Weg nach Hause. Der Abend war kühl und der Wind wehte erbarmungslos. Vor dem Appartementhaus, in Höhe der Mülltonnen, hörte Mamori plötzlich etwas wimmern. Normalerweise hätte er sich gar nicht darum gekümmert, aber das Wimmern war so herzzerreißend, das Mamori einfach nachsehen musste. Er schob ein paar Tonnen bei Seite und nun war das Wimmern ganz deutlich zu hören und schließlich entdeckte Mamori einen alten Schuhkarton, der mit einer Zeitung abgedeckt war. Und was sich darunter verbarg, konnte Mamori kaum glauben. Er hockte sich vor den Karton und betrachtete das Fundstück mit freundlichen Augen. „Armes Baby“, versuchte er beruhigend auf es einzureden. „Wer macht denn so was? Dich einfach hierhin zu legen… Na komm mit. Ich nehm´ dich mit ins Appartement.“ „Ravan, bist du da!?“, Mamori trat ins Wohnzimmer, die Arme fest um den Körper geschlungen. „Ravan?!“ Im Wohnzimmer war Ravan nicht und auch in der Küche war keine Spur von ihm. „Ra…“, Mamori musste sein Mitbringsel im Zaum halten, „Hey du kleines… bleib ruhig.“ Unter seiner Jacke zappelte es ordentlich. In diesem Moment trat Ravan aus dem Schlafzimmer. „Was ist denn?“, fragte er schlaftrunken und die Haarzotteln standen ihm kreuz und quer auf dem Kopf. Er hatte mühe sie zu bändigen und Mamori schmunzelte, denn dies war einer der seltenen Momente, in denen er Ravan mit offenem Haar sah. Ravan betrachtete den Jungen argwöhnisch, denn seine Haltung war merkwürdig und außerdem kam Mamori nie mit Jacke ins Wohnzimmer. Außerdem fing er jetzt auch noch an zu lachen, oder vielmehr zu kichern. „Was ist mit dir denn los?“, fragte Ravan nun verdutzt, gegen den Türrahmen gelehnt. Mamori versuchte sich wirklich zu beherrschen, aber sein Mitbringsel kitzelte ihn unter der Jacke, weil es einfach nicht aufhören wollte zu zappeln. „Mit mir ist alles okey“, antwortete Mamori schließlich, während er versuchte sein lachen zu unterdrücken. „Ich hab nur gerade an was Lustiges gedacht.“ „Aha“, Ravan kam die Situation doch sehr spanisch vor, „und was wolltest du jetzt von mir?“ Langsam ging er auf Mamori zu. Mamori wich etwas zurück und blickte Ravan aus großen Augen an. „Hat sich schon erledigt“, meinte er nur knapp, aber seine Nervosität verlieh seiner Stimme einen hohen Klang. Langsam wurde die Situation brenzlig. Er hatte gehofft, Ravan nicht in der Wohnung anzutreffen, aber nun stand dieser unmittelbar vor ihm. Ravan schaute Mamori nun prüfend in die Augen, die immer größer wurden. Ravan kannte diesen Blick. Es bedeutete, dass Mamori ihm irgendetwas verheimlichte, oder dass er unsicher war. Ravan betrachtete nun unweigerlich die Jacke, die Mamori so fest umklammerte und er setzte einen strengen Blick auf. „Was ist hier los, Ta-kun?“, fragte Ravan nun gerade heraus. „Gar nichts“, gab Mamori unsicher zurück. „Das glaub ich dir nicht, Ta-kun.“ „Wieso ni… ihihihihi…“ „Deswegen. Du grinst so komisch. Los, zeig jetzt sofort, was du da unter der Jacke hast.“ Ravan legte eine Hand an den Reißverschluss. Mamori versuchte noch sich wegzudrehen, aber da war es schon zu spät. Die Jacke ging auf und mit einem verdutzten Blick betrachtete Ravan das Mitbringsel. „Ein Stoffhase?“ Mamori hatte die Augen aus Angst vor der Standpauke fest zusammen-gekniffen, aber nun öffnete er sie überrascht und schaute ebenfalls auf das Mitbringesel, was ja tatsächlich ein süßer, weiß-brauner Hase war. Allerdings schien er wie tot und nur bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass er atmete. „Warum versteckst du den denn?“, fragte Ravan nun fast desinteressiert, „Muss dir nicht peinlich sein, wenn du auf Plüschtiere stehst. Ist ja irgendwie putzig.“ Mamori war perplex. Ravan hielt den Hasen doch tatsächlich für ein Stofftier. War das nun gut oder schlecht? Mamori beschloss, Ravan erstmal in dem Glauben zu lassen, um Zeit für eine Lösung zu haben, doch gerade als Ravan sich abwenden wollte, blinzelte der Hase einmal mit seinen Knopfaugen. Überrascht sah Ravan den Hasen nun wieder an, dann Mamori, der so tat als währe nichts gewesen. „Hat das Ding gerade geblinzelt?“, fragte Ravan ungläubig, doch Mamori schüttelte energisch den Kopf. „Hab nichts gesehen“, gab er überzeugend zur Antwort. „Wie denn auch? Ist ja ein St…“ Doch in diesem Moment find der Hase auf Mamoris Arm an, wie wild zu Zappeln, da er offensichtlich die Nase voll davon hatte, still zu halten. Mit einem gekonnten Satz sprang er Mamori vom Arm und war schon im nächsten Moment unterm Sofatisch verschwunden. Entsetzt und völlig überrumpelt sah Mamori ihm nach. „Hey!“, schimpfte er, und dann fiel sein Blick auf Ravan, der dem Hasen ebenfalls nachsah. Doch sein Blick schien eher verblüfft, überrascht und nicht sauer. Dann, einen Moment später, sah auch er Mamori an. „Also wenn du das jetzt auch nicht gesehen hast, muss ich wohl zum Psychiater“, und sein Tonfall klang nicht gerade happy. Mamori blickte ihn entschuldigend an. Was sollte er sagen? Er traute sich ja kaum, den Hasen wieder einzufangen. Doch dann tat Ravan etwas, mit dem Mamori nie gerechnet hätte. Der Ältere ging selbst zum Sofatisch und kniete sich vor den Hasen. Dieser sah ihn mit weiten Augen an und Ravan war sich sicher, diesen Blick eindeutig identifizieren zu können. „Schon gut“, flüsterte Ravan dem Hasen beruhigend zu und näherte sich ihm langsam. „Hätte ich mein Gesicht zuerst gesehen, wenn ich aus der Dunkelheit komme, hätte ich auch die Flucht ergriffen.“ Dann lächelte er den Hasen an und packte ihn bauchlinks unter den Achseln. Ravan stand auf, und hielt den Hasen in die Luft. Er betrachtete ihn von allen Seiten und stellte prüfend fest: „Zu klein für nen Braten.“ Mamori wollte gerade zum Protest ansetzten, doch da schenkte ihm Ravan schon ein versöhnendes Lächeln. „Keine Panik Ta-kun“, meinte er schmunzelnd, „wer könnte so nem Schlappohr schon was antun?“ Mamori lächelte beschämt. Ihm wurde klar, das, wenn er etwas wollte oder vorhatte, nur Ravan einzuweihen brauchte. Diese Heimlichtuerei war kindisch. „Ziemlich lebhft, dein Kuscheltier“, meinte Ravan nun und ging zu Mamori. Prüfend hielt er den Hasen neben Mamoris Kopf und blickte ein paar Mal zwischen beiden hin und her. „Ihr seht euch ähnlich“, meinte er in plausiblem Ton und nickte sich selbst zustimmend zu. Mamori lächelte: „Sorry. Ich hätte dir gleich bescheit sagen sollen, aber ich wusste nicht, wie du auf ein Haustier reagieren würdest.“ „Du willst ihn behalten?“ Mamori sah Ravan nach dieser Frage entsetzt an, doch dieser lächelte schon wieder. „War nur Spaß, Ta-kun“, sagte Ravan beschwichtigend. „Natürlich behalten wir ihn. Ich könnte jemandem mit deinem Gesicht doch nie auf die Straße setzen.“ „Der sieht nicht aus wie ich“, maulte Mamori grimmig. „Doch, guck mal“, widersprach Ravan und deutete wie selbstverständlich auf die einzelnen Gesichtspartien. „Die dunklen und großen Augen, die Stupsnase, die hohen Wangen und natürlich die Fellfarbe.“ „Der ist weiß-braun.“ „Und mischt mann es, ergibt es hellbraun.“ Das war einfach nicht zu fassen. Wie schaffte es Ravan nur, dass er am Ende immer Recht behielt? Mamori war jetzt doch etwas angefressen. „Ach komm schon Ta-kun“, munterte Ravan den Jüngeren auf. „Denk doch mal nach, für die meisten Menschen sind Hasen total süß und knuddelig. Und ich finde, das dieser hier von den Eigenschaften ganz schön viel hat.“ Mamori errötete und Ravan musste schmunzeln. Mamori war einfach zu niedlich, wenn er ein verstecktes Kompliment entdeckte. „Hat er eigentlich einen Namen?“, wollte Ravan plötzlich wissen. Mamori zuckte mit den Schultern. Ravan wollte, dass Mamori sich einen Namen ausdachte. Schließlich hatte er den Hasen angeschleppt und wie Ravan so darüber nachdachte, wollte er von Mamori wissen, wie die beiden eigentlich zueinander gefunden hatten. Mamori erzählte Ravan die ganze Geschichte. „Ach je…“, Ravan war geschockt. „Wer setzt so was Süßes wie dich denn auf die Straße?“ Ravan schmuste den Hasen an die Wange. „Du bist ja voll flauschig“, und dann flüsterte er auf Deutsch, „vielleicht sollte ich dich Mamori-chan nennen.“ Mamori taufte den Hasen schließlich auf den Namen „Aki“ und in den nächsten Tagen war dann Hasenlektüre angesagt. Mamori wollte alles über die Haltung und Erziehung wissen. „Denen kann man sogar kleine Kunststücke beibringen“, stellte er eines Morgens fest. Ravan stand in dem offenen Durchgang und deutete in die Küche, wo der Hasenkäfig stand. „Dann bring ihm bei auf sein Klo zu gehen“, schimpfte er und er sollte in den nächsten Tagen noch viel zu schimpfen haben, aber das Bild, wenn Mamori schmusend mit Aki auf dem Sofa saß, entschädigte ihn für alles. Stundenlang hätte Raven den beiden zusehen können und schon bald war Aki aus dem Leben unseres Paares nicht mehr wegzudenken. To be continued... Kapitel 26: 24. Spiel nicht mit mir ----------------------------------- Am Abend des zehnten Septembers hatten Mamori und seine Tanzgruppe endlich ihren großen Auftritt. Er fand in einer Bar statt, in der Mamori vor einiger Zeit schon einmal aufgetreten war. Es war der Abend, bevor er Ravan das erste Mal getroffen hatte. Bei dem Gedanken an Ravan wünschte sich Mamori, ihn jetzt bei sich zu haben, denn der Jüngere war doch sehr nervös und etwas moralische Unterstützung hätte nicht geschadet, doch leider hatte auch Ravan an diesem Abend einen Gig. Zu allem Überfluss kam noch hinzu, dass die Gruppe die Band nicht kannte, die sie gleich auf der Bühne begleiten sollten, das machte die Situation noch angespannter. Mamori malte sich die übelsten Pannen aus, aber dann blieb ihm auch schon keine Zeit mehr sich über irgendetwas Gedanken zu machen, denn die Gruppe wurde auf die Bühne gerufen. Zur selben Zeit saß Ravan schon an seinem Piano und bereitete sich auf den Gig vor. Die Band richtete ein letztes Mal ihre Instrumente, dann ging der Vorhang auch schon auf und eine Gruppe von Tänzern betrat die Bühne und stellte sich in ihre Anfangsformation. Ravan begann das Intro zu spielen und das Licht dämmte sich. Ravan hatte dieses Stück schon etwa hundert Male gespielt und obwohl er sonst immer mit vollem Herzen dabei war, spielte er diesmal wie automatisch, denn sein Blick haftete an den Tänzern und er wurde automatisch an Mamori erinnert. Leider war die Bühne von Ravans Position aus nicht gut einsehbar, aber dennoch stutzte er plötzlich, denn er war sich sicher diesen Hintern, der dort vorne zur Musik rumhüpfte und der dem Frontmann der Gruppe gehörte, ganz genau zu kennen. –Ist das etwa Ta-kun?-, fragte sich Ravan ernsthaft und bei genauerem Hinsehen bestand kein Zweifel mehr. Ravan war wirklich überrascht und konnte sich ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen, dennoch beschloss er, seinem Spiel jetzt endlich mehr Feuer zu geben und ein Raunen ging durch das Publikum, als die nächste Pianopassage begann. Mamori ahnte nichts von all dem. Er hatte nur innerlich Gott gedankt, dass der Pianist endlich einmal richtig loslegte. Der letzte Teil der Show war ein Paartanz von Mamori und seiner Partnerin und kaum hatten sie die letzten Schritte getan, erbebte heftiger Beifall, der sie von der Bühne begleitete. In der Umkleidekabine beglückwünschte man sich gegenseitig zur gelungenen Show und sogar Tenno-sensei, die Tanzlehrerin, und Mamoris Duettpartnerin stürmten die Kabine der Jungs. „Gut gemacht Leute“, meinte Tenno-sensei strahlend, „Ich bin stolz auf euch. Besonders auf dich Mamori-kun. Das du nach deiner Krankheit wieder so schnell in Form gekommen bist, hast du nur deiner harten Disziplin zu verdanken.“ Mamori lächelte verlegen. So viel Lob hatte er nun wirklich nicht verdient, aber er nahm es dankend an. Tenno-sensei trat nun einen Schritt an ihn heran und sagte etwas gedrungener: „Hör mal zu Mamori-kun. Heute hat jemand von einer höheren Tanzschule zugesehen. Ich hab dir nichts gesagt, weil ich dich nicht nervös machen wollte, aber jetzt ist das natürlich anders. Er möchte sich gern mit dir unterhalten, weißt du? Geh also bitte gleich zu ihm, wenn du geduscht hast. Das könnte ne riesen Chance für dich werden mein Kleiner, ich hab nämlich gehört, dass er ne Show plant, in der nur wenige Tänzer in Kombination mit einem Piano tanzen. Natürlich noch paar andere Sachen, aber das ist doch genau dein Ding. Mach also nen guten Eindruck. Das könnte deine Chance sein, endlich ins Profigeschäft einzusteigen.“ Mamori hatte sich alles aufmerksam angehört und nun stand er vor Tenno-sensei, wie eine Statue. Er brauchte einige Sekunden um zu realisieren, was er da gerade gehört hatte, aber dann sprudelte unbändige Freude aus ihm heraus. Er strahlte über das ganze Gesicht und war wild entschlossen, sich bei dem Pianisten zu bedanken, doch das brauchte er gar nicht mehr, denn eben dieser betrat nun die Umkleidekabine. Mamori musste zweimal hinschauen, ehe er Ravan verdutzt anblinzelte. „Was machst du denn hier? Bist du doch noch zum Auftritt gekommen? Ich hab dich im Publikum gar nicht gesehen.“ Ravan schüttelte lächelnd den Kopf: „Nein, ich war schon bei meinem Gig, nur vielleicht sollten wir unsere Termine demnächst mal abgleichen. Aber… wolltest du dich nicht bei jemandem bedanken?“ Ravan deutete mit beiden Daumen auf sich und nun wurde Mamori schlagartig alles klar. „Dann hast du uns mit deiner Band begleitet?“, fragte Mamori nun ungläubig und als Ravan das bejahte, viel der Jüngere ihm um den Hals. „Danke“, meinte Mamori leise, „Du, oder ihr, habt super gespielt. Das hat mir sehr geholfen, denn jetzt werd ich vielleicht an einer richtig profimäßigen Tanzschule aufgenommen.“ „Ich weiß“, entgegnete Ravan, als Mamori wieder von ihm abließ, „Ich hab schon einiges von draußen gehört. Den Rest erzählst du mir zu Hause.“ Wenn das Verhalten von Ravan und Mamori für alle anderen in der Kabine nicht schon seltsam genug war, so war es das spätestens bei den Worten "zu Hause". Alle Augenpaare ruhten gebannt auf ihnen, nur Takuto schien das kalt zu lassen und nun räusperte er sich geräuschvoll. „Also Leute“, meinte er knapp, „heute ist Party angesagt. Wir treffen und um acht vor dem „Moonlight“. Jeder der Bock hat kann kommen. Das nur für die Allgemeinheit.“ Alle Blicke ruhten nun auf Takuto und Mamori war dankbar dafür, so konnte er sich etwas in Ruhe mit Ravan unterhalten. „Weißt du Ravan, ich bin ganz aufgeregt“, meinte Mamori glücklich. „Das ist meine Chance. Sie hätte auch schon früher kommen können. Ich bin hier nämlich schon einmal aufgetreten. Das war… einen Tag bevor wir uns kennen gelernt haben. Da hatten wir fast dasselbe Programm wie heute und da war jemand, der hat genauso gut pianogespielt wie du. Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht.“ Während Mamori sich so darüber Gedanken machte, blickte Ravan ihn immerfort erstaunt an, bis Mamori ihn schließlich fragte, was er denn habe. „Ich staune nur, weil ich dir die gleiche Geschichte auch hätte aus meiner Sicht erzählen können. Ich hatte nämlich auch einen Gig hier, am Abend bevor wir uns im Come-In das erste Mal begegnet sind.“ Mamori sah nun nicht minder erstaunt aus. „Das kann kein Zufall sein“, meinte er überzeugt, „das war Schicksal.“ Während sich der Großteil der Menschen in der Kabine nun über die Party unterhielten, hatte Takuto sich zu Raven und Mamori durchgeschlängelt und zog die beiden nun fordernd zur Seite. „Hört mal ihr beiden“, sagte er eindringlich, „wenn ihr hier rumturteln wollt, okey, aber macht das nicht so offensichtlich. Ich hab nichts gegen Homos, aber ein paar andere hier schon.“ Mehr sagte er nicht. Als währe nichts gewesen, ging er zu den anderen zurück und grölte mit ihnen einen Partysong. So schnell Mamoris gute Laune gekommen war, so schnell war sie nun auch wieder verschwunden. Takuto hatte Recht, sie mussten vorsichtig sein, auch wenn das nicht gerecht war. Dennoch wollte Mamori sich seine gute Laune nicht endgültig vermiesen lassen und beschloss, sich jetzt erstmal auf das Gespräch mit dem Agenten von der höheren Tanzschule vorzubereiten. Ravan wollte in der Lobby der Bar warten, er war fast so nervös wie Mamori selbst und als der Jüngere schließlich mit einem strahlenden Gesicht wieder auftauchte, verflog endlich auch die Anspannung. Mamori hatte nicht viel zu erzählen. Das Meiste würde ihm schriftlich mitgeteilt werden, meinte er nur und Ravan beließ es dabei. Nur eines stand sicher fest, heute gab es viel zu feiern. Die Tänzer und die Band begossen den Auftritt und Mamoris große Zukunftschance sehr ausgiebig und schon um etwa Ein Uhr war mit Mamori nichts mehr anzufangen. Er hatte sich total betrunken und machte inzwischen Dinge, die er wohl am nächsten Morgen, wenn er sie begriff, nicht mehr so lustig finden würde. Ravan beendete die ganze Sache schließlich und schaffte den Jungen aus der Bar. Die frische Luft brach Mamori dann endgültig das Genick, weshalb ihn Ravan letztlich mehr nach Hause trug, als das er selbst ging. Endlich am Appartement angekommen, lehnte Ravan ihn gegen die Wand neben der Tür um diese aufzuschließen. „Stehen bleiben“, mahnte er, als er den Schlüssel herauskramte, doch glaubte er doch nicht wirklich, dass Mamori auf diese Aufforderung reagieren würde. Wie ein nasser Sack rutschte er die Wand hinunter und erst kurz vor dem Boden, hievte Ravan ihn wieder auf die Füße. Die Tür war offen, so dass Ravan seinen kleinen Säufer über die Schultern stemmen konnte, um ihn schließlich gleich, ohne Umwege, ins Bett zu verfrachten. Mamori schmulte ihn aus halb offenen Augen an. „Rav-chan“, säuselte er, „ischhh die Paddy schon vorbei? Isch will abba noch nisch insch Bett.“ Er strampelte mit Händen und Füßen, wie ein Kleinkind, das seinen Willen durchsetzen wollte, doch da geriet er bei Ravan an den Falschen. „Mann du bist besoffen“, sagte er streng. „Wohl das erste Mal, dass du dich so vollaufen lässt.“ Mamori grinste Kopfschüttelnd. „Nein“, kicherte er, „gaaanz früher war ich gaaanz oft gaaanz doll besoffen. Das waaar… überlegen… als Ren ich getroffen hab. Ähh.. als ich Ren getroffen hab.“ Ravan sah Mamori entgeistert an. Was redete er da? Der Name Ren war ihm doch schon ewig nicht mehr über die Lippen gekommen. Mamori machte eine kleine Pause. Er schien zu überlegen, bis er schließlich weiter sprach, und er schien völlig klar zu sein, auch wenn Ravan wusste, das es nicht so war. „Ja, genau“, erzählte Mamori nun, „als ich Ren das erste Mal getroffen habe, war ich echt ein schlimmer Junge. Aber bssssst, nicht Joshua erzählen. Ren war nur einer von vielen, aber er hatte mehr Interesse an mir und das hat er mir auch gezeigt. Außerdem wollte er auch nicht solche extremen Sachen wie die anderen, dass fand ich echt nett von ihm. Schade, dass er so gemein zu mir war.“ Ravan hatte versucht, das alles zu ignorieren, aber wie sollte er? Mamori legte ihm seine Vergangenheit offen, ohne das er es wahrscheinlich wollte und wer weiß, vielleicht hätte er Ravan auch niemals etwas davon erzählt. Mamori schwieg wieder. Er hatte die Arme über dem Gesicht verschränkt und atmete flach. „Aber du bist anders Ravan“, flüsterte er. „Du bist nicht gemein zu mir.“ Ravan entgegnete nichts darauf. Er zog Mamori nur mühsam das T-Shirt über den Kopf und streifte seine Hose herunter. „Du musst jetzt schlafen Ta-kun“, meinte er nur ruhig und deckte den Jüngeren zu. „Ich will aber nicht“, protestierte Mamori aber und bäumte sich auf. Mit verführerischen Augen, soweit das möglich war, blickte er Ravan nun an und legte seine Hand an dessen Wange. „Nicht, wenn du nicht auch willst“, beendete er und küsste den Älteren leidenschaftlich. Ravan schmeckte den Alkohol und ließ sich von Mamori weiter aufs Bett ziehen. Der Junge legte sich auf ihn, den Älteren weiter küssend und mit geschickten Fingern öffnete er dessen Hemd. Ravan fühlte, dass es falsch war, was sie da taten. Ohne Zweifel wollte Mamori mit ihm schlafen, aber so wie es geschah, war es falsch. Mamori hingegen, ließ sich nicht von seinen Zärtlichkeiten abhalten. „Du bist nicht wie die anderen“, hauchte Mamori zwischen seinen Küssen, „du verlangst nichts, was ich nicht auch will, hab ich Recht? Das würdest du nie tun. Du würdest mich nie prügeln, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Du würdest mich nie anschreien, oder mich betrügen. Hab ich recht?“ Mamori saß auf Ravans Hüfte und hatte sich Nasenspitze an Nasenspitze zu ihm hinuntergebeugt. Ravan konnte ihm nicht in die Augen sehen, aber er spürte kühle Tropfen auf seiner Wange und als er Mamori etwas von sich wegdrückte, blickte er in das schmerzverzehrte, verzweifelte Gesicht eines siebzehn-jährigen Jungen, dessen tränenleere Augen auf eine Antwort warteten und die voller Angst zu sein schienen. „Hab ich Recht?“, schluchzte Mamori fordernd. Ravan konnte nicht antworten. Zu sehr versetzte ihm Mamoris Anblick einen Stich ins Herz. „Hab ich Recht?!“, schrie Mamori ihn nun an und ließ den Kopf dann schwerfällig auf Ravans Brust sinken. „Ja“, flüsterte Ravan, währen er Mamori mit den Armen umschloss und ihn fest an sich presste. „Ich werd dir nie wehtun Ta-kun. Niemals.“ Nach einigen stillen Sekunden rollte Ravan Mamori mehr oder weniger von sich herunter um ihn neben sich in eine Umarmung zu betten. Ravan schaltete per Fernbedienung die Leuchtdioden an. Mamori neben ihm schniefte noch immer und Ravan wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. „Ssch, Ta-kun“, versuchte er Mamori zu beruhigen. „Ist ja schon gut.“ Mamori kauerte sich noch mehr an Ravan. „Tut mir leid, das ich dich angeschrieen hab. Ich wollte das nicht.“ „Weiß ich doch…“ „…Nein, nich das. Ich meine, eigentlich wollte ich gar nicht mit dir schlafen.“ „Mach dir darüber keine Gedanken.“ „Doch. Ich will mir aber Gedanken machen. Ich weiß, dass es irgendwann passieren wird. Und ich weiß, dass du es willst. Ich ja auch, aber… ich hab Angst, wegen Ren und wegen… den Sachen im Gefängnis.“ Ravan wurde das Herz unsagbar schwer. „Ta-kun… ich will dich auf keinen Fall bedrängen.“ „Ich weiß…“ „Wir lassen uns ganz viel Zeit damit, okey?“ Mamori antwortete nicht. Er nickte nur und kuschelte sich noch enger an Ravan, welcher nach der Bettdecke fischte und sich und Mamori schließlich damit bedeckte. „Ich liebe dich“, flüsterte Mamori dann doch noch leise und schlief schließlich ruhig atmend ein. Ravan wachte am nächsten Morgen schon sehr früh auf und erhob sich leise, um Mamori nicht zu wecken. Ihm hing noch das Gespräch von letzter Nacht im Kopf, als er in die Küche ging um sich einen Kaffee zu kochen. Es war schon verrückt, wie viel Mamori in seinem noch so jungen Leben schon alles durchmachen musste und Ravan wurde klar, das der Tot von Mamoris Eltern wohl nur die Spitze des Eisberges war. Ravan hatte sich gerade den Kaffee aufgegossen, als Mamori plötzlich im offenen Durchgang stand. Ravan wunderte sich ein wenig und dann musste er schmunzeln, denn Mamori standen kreuz und quer die Schlafzotteln vom Kopf ab. Völlig verpennt blinzelte er Ravan an und stellte fest: „Ich glaube, ich muss erstmal duschen. Mann, hab ich nen Kater.“ Ravan konnte Mamori nur beipflichten, aber er war froh, dass Mamori anscheinend wieder fit war. To be continued... Kapitel 27: 25. Du schmeckst wie Honig (Teil1) ---------------------------------------------- Hallo :) Endlich ein neues Kap. Hat ja auch lang genung gedauert. Dieses Kap ist mit Adult-Inhalt, weshalb ich es mal wieder in drei Teile unterteilt hab, damit auch alle, die diese Geschichte lesen möchten, dass auch können. hab ich ja schon mal gemacht. Hier also der erste Teil des 25. Kapitels ------------------------------------------------------------ Kapitel 25. Teil 1 Du schmeckst wie Honig Die Wochen waren ins Land gezogen und obwohl es erst Mitte September war, wurde es schon merklich kühler. Mamori beeilte sich, von der Arbeit nach Hause zu kommen, weil ihm der Wind doch ganz schön um die Ohren fegte und es obendrein auch noch anfing leicht zu Nieseln. –Was ist das bloß für ein Sauwetter-, schimpfte der Junge vor sich hin, bis er endlich im Appartement ankam. Zu seiner Überraschung fand er im Flur einen gepackter Koffer vor, über den er beim Spurt in die Wohnung fast gestolpert wäre und außerdem lag auf dem Schuhschrank noch ein Strauß bunter Wiesenblumen. Ehe Mamori sich überhaupt fragen konnte was das alles sollte, kam Ravan schon aus dem Wohnzimmer und begrüßte seinen Liebling mit einem Kuss. Mamoris fragender Blick auf die Koffer sagte alles und Ravan erklärte ihm schließlich die Situation. Mamori hatte nämlich dieses Wochenende Geburtstag und als Überraschung wollte Ravan mit ihm einen kleinen Ausflug unternehmen. Mamori war von dieser Idee zwar angetan, aber es stellte sich die Frage, ob das für Mamori überhaupt möglich war. Schließlich hatte er Verpflichtungen. Aber auch das hatte Ravan geklärt. Im „Come-In“ war Mamori abgemeldet und Aki kam so lange zu den Nachbarn. Dem hatte Mamori nichts entgegenzusetzen und am nächsten Morgen saßen die beiden schon im Auto. Ravan hatte Mamori nicht verraten wo es hingehen sollte, aber er beobachtete den Jungen von Zeit zu Zeit, bis es bei Mamori schließlich klick gemacht hatte. Er sah erwartungsfroh aus dem Fenster, denn er kannte diese Gegend nur zu gut. Oft war er früher dort entlang gefahren, immer in froher Erwartung seine Großeltern und, bisweilen, auch Nanami wieder zusehen. Kein Zweifel, sie fuhren nach Nara. Mamori sagte nichts, er lachte Ravan nur glücklich ins Gesicht, denn er wusste, dass Joshua sicher schon vor der Pension auf sie warten würde und dass seine Großeltern ihn stürmisch begrüßen würden. Es würde eine menge leckerer Sachen zu futtern geben und der Großvater hatte sicher schon eine Flasche von dem Selbstgebrannten bereitgestellt. Mamori wurde warm ums Herz, als er so an seine Familie dachte, die schon so viele Schicksalsschläge hatte verkraften müssen, aber die doch immer noch fest zusammenhielt. „Wie hast du das angestellt?“, fragte Mamori nach einer Weile, als die Pension schon in Sichtweite lag. „Ich hab mit Joshua telefoniert“, gab Ravan als Antwort zurück. „Ich weiß ja, wie wichtig dir die Familie ist und welcher Tag würde sich da besser für einen besuch eignen, als dein Geburtstag?“ Mamori entgegnete nichts, er lächelte nur verträumt und das war für Ravan der schönste Dank. Als der Wagen vor der Pension hielt, war alles so, wie Mamori es sich vorgestellt hatte. Joshua begrüßte ihn mit einer stürmischen Umarmung und auch die Großeltern liebkosten ihren Enkel wie ein kleines Kind. „Ist ja schon gut“, lachte Mamori und befreite sich aus der Umarmung der Großmutter. „Ich freu mich auch, hier zu sein.“ Ravan war etwas abseits beim Wagen stehen geblieben, denn er hielt es für höflicher, das Wiedersehen der Familie nicht zu unterbrechen, doch nun rief Mamori ihn zu sich herüber. Ravan rechnete damit, dass Mamori ihn vorstellen würde, doch stattdessen viel der Jüngere ihm um den Hals. „Vielen Dank“, jauchzte er, „Das war ne tolle Überraschung.“ Diese Umarmung, die Ravan bereitwillig erwidert hatte, wurde mit Argwohn beobachtet, doch niemand sagte ein Wort. Nur Joshua warf Mamori einen fragenden Blick zu, der jedoch mit Nichtachtung abgespeist wurde. Als Mamori sich schließlich von Ravan löste, stellte er diesen vor. „Oma, Opa… das ist Ravan McCormic“, meinte er lächelnd. „Ich wohne mit ihm zusammen.“ Diese Tatsache war Joshua ja bereits bekannt, aber bei den Großeltern machte sich ein besorgter Gesichtsausdruck breit. „Ihr wohnt in einer Wohngemeinschaft?“, fragte der Großvater nun forsch. „Ist das denn nicht zu eng, wenn man mal Besuch mitbringen will? Ich meine, ihr jungen Kerls habt doch sicher öfter mal, wie soll ich sagen, Besuch, bei dem man nicht gestört werden will.“ Nun gab es irritierte Blicke von Mamori und ein belustigtes Schmunzeln von Ravan. „Nein nein Opa, keine WG. Wir…“, wollte Mamori berichtigen, doch Ravan viel ihm mit einem herrischen Blick ins Wort. „Mehr so etwas wie eine Zweckgemeinschaft“, beendete Ravan hastig. „Da gibt es aber keine Probleme.“ „Ach so…“, die Großmutter wollte es dabei belassen und Ravan war ihr dankbar dafür. „Dann lasst uns endlich reingehen“, fuhr die Großmutter dann schließlich fort, „Ihr habt sicher Hunger. Also los.“ Mamori bezog sein altes Kinderzimmer, währen Ravan das Zimmer nebenan bekam. Beide Räume waren durch eine Schiebetür verbunden, welche sich nun öffnete und Mamori das Zimmer von Ravan betrat. Ravan, der dabei war, seine Sachen auszupacken, blinzelte ihn kurz an, widmete sich dann aber wieder dem Koffer. „Was gibt´s denn?“, fragte er beiläufig. Mamori setzte sich auf den Futon, neben den Koffer und blickte Ravan von unten heran an. „Tut mir leid“, sagte er unvermittelt und Ravan fing seinen Blick schließlich auf. „Was tut dir leid?“, fragte er überrascht. „Das ich meinen Großeltern erzählen wollte, dass wir nicht nur in einer WG zusammen wohnen.“ Ravan legte das Wäschestück, welches er gerade in der Hand hielt bei Seite und hockte sich vor den Jüngeren. „Das muss dir nicht Leid tun. Im Gegenteil. Ich finde es toll, dass du deinen Großeltern von uns erzählen willst, aber sieh mal… wir sind gerade erst angekommen und du weißt nicht, wie sie darauf reagieren. Sie können es ganz cool aufnehmen, dass ihr Enkel schwul ist, sie können es aber ebenso gut auch ablehnen und dann währe das ganze Wochenende, insbesondere dein Geburtstag total versaut. Das will ich nicht und das möchtest du doch sicher auch nicht. Du kannst es ihnen sagen und dann werd ich auch ganz bestimmt an deiner Seite stehen, aber mach es erst vor unserer Abreise, okey? Dann haben sie Zeit sich daran zu gewöhnen, ohne dass sie uns ständig vor Augen haben. Gesetz dem Fall natürlich, dass sie es nicht gleich akzeptieren.“ Ravan hatte dies so einfühlsam und ruhig gesagt, dass Mamori gar nicht anders konnte, als dem zuzustimmen. Es war wahrscheinlich die beste Entscheidung, denn so konnten alle das ganze Wochenende unbefangen miteinander umgehen. „Okey“, meinte Mamori schließlich und erhob sich, genau wie Ravan, „du hast wahrscheinlich Recht. Vertagen wir die Sache und konzentrieren wir uns nur auf uns.“ Er schnappte sich Ravans Hand und zog ihn zu einer Schiebetür, die von Ravans Zimmer hinter das Haus führte. „Pass mal auf“, forderte Mamori nun wieder ganz ausgelassen und zog die Schiebetür zur Seite. Vor ihnen erstreckte sich ein weiter Steingarten, mit einem kleinen künstlich angelegten Wasserfall in der Mitte, der umringt war von tausenden kleinen weißen Kieselsteinen, welche ein unfassbar schönes Muster bildeten. „Wow“, Ravan blickte voller staunen in den Garten hinaus, welcher von Bonsaibäumchen abgegrenzt wurde. Mamori war etwas stolz, Ravan die Pracht des Gartens zu zeigen, doch obwohl Ravan wirklich fasziniert aussah, trug sein Blick doch etwas Trauriges. „Was hast du denn?“, fragte der Jüngere deshalb besorgt. Ravan schüttelte leicht den Kopf und lächelte Mamori wieder verträumt an. „Ist schon gut“, meinte der Ältere liebevoll. „Der Garten ist echt wunderschön, ich hab mich nur gerade an zu Hause erinnert.“ „An Nagoya?“, kam Mamoris überraschende Frage. „Nein nein, nicht das zu Hause. Ich meine zu Hause in Tampa.“ Mamori sah wieder hinaus in den Steingarten. „Du hast an dein zu Hause in Amerika gedacht? Wieso?“ Ravan atmete nachdenklich ein Mal leise durch. „Ich weiß nicht“, antwortete er leise, „Diese Kieselsteine. Sie funkeln genauso weiß wie die, auf unserem Anwesen in Tampa. Unsere ganze Auffahrt ist mit ihnen Bedeckt und dieser Weg führt immer weiter, verzweigt durch den ganzen Park des Anwesens, einfach überall hin. Ich hab noch genau das Geräusch im Ohr wie es knirscht, wenn man darüber läuft.“ „Ach so…“, Mamori wusste nicht, was er von Ravans plötzlichem Anflug von Heimweh halten sollte, denn er hatte nur selten von seiner Heimat gesprochen und das Wichtigste, was Mamori von Ravans zu Hause wusste, hatte er damals von Jeremy erfahren. „Bist du auch schon mal über diese Steine gelaufen?“, fragte Ravan plötzlich unvermittelt und nickte mit dem Kopf in Richtung Steingarten. Mamori blickte ihn entrüstet und völlig fassungslos an. „Um Gottes willen“, wehrte er gleich ab, „das darf man gar nicht. Wir Japaner sind da sehr eigen, weißt du? Es steckt ne Menge Arbeit in solch einem Garten und das Muster ist extrem schwer wieder nachzustellen. So ein Garten entsteht nicht an einem Tag, es braucht Jahre, bis man ihn zur Perfektion gebracht hat. Da tritt man nicht mit Füßen drauf.“ Ravan wirkte mehr geschockt über diese Standpauke, als über die Aufmerk-samkeit, die man solch einem Garten schenkte. „Okey Okey, hab es kapiert“, meinte er schnell und legte seinen Arm um Mamori, um ihn etwas näher bei sich zu haben. „Aber wenn wir schon nicht den Garten verwüsten können, fällt uns bestimmt noch was anderes hübsches ein, was wir mit unserer Zeit anfangen können.“ „Und was?“, fragte Mamori irritiert, doch schon im nächsten Moment hatte Ravan sanft seine Lippen auf die des Jüngeren gelegt, um ihn leiden-schaftlich zu küssen. „Na mal sehen“, entgegnete Ravan nur hauchend, um ihn wieder zu küssen und dabei bemerkte er nicht die Röte, die Mamori bei diesen Worten in die Wangen gestiegen war. Den Rest des Tages verbrachten Ravan und Mamori damit, sich Nara anzusehen. Mamori zeigte Ravan, wo er früher als Kind oft gespielt hatte, wo seine Lieblingsplätze waren und wo er im Alter von vier Jahren seinen ersten Kuss bekommen hatte, und zwar von einem Jungen, welcher sein bester Freund gewesen war und der ein Jahr später mit seinen Eltern aus Nara fortgezogen war. Mamori war damals tief traurig gewesen und irgendwie stand damals schon fest, dass ihn Jungen mehr interessierten als Mädchen. Was aus seinem Freund geworden war, wusste Mamori jedoch nicht, denn er hatte ihn nie wieder gesehen. Außerdem besuchte Mamori noch ein paar alte Bekannte aus seiner Schul-zeit und sie besuchten Nanamis Grab. Ravan hatte Mamori einen Moment allein gelassen, denn dies war das erste Mal, dass er Nanamis Grab besucht hatte und Ravan wollte Mamori einen Moment der Ruhe gönnen. Mamori war aber erstaunlich gefasst, als er den Friedhof wieder verließ und so konnte der kleine Ausflug ohne Probleme weiter gehen. Am nächsten Abend, Mamoris Geburtstag, gaben seine Großeltern eine riesige Überraschungsparty für ihren Enkel. Fast das ganze Dorf war einge-laden und es wurde ohne Umschweife bis weit nach vierundzwanzig Uhr gefeiert. Ravan war sehr darauf bedacht, das Trinkverhalten von Mamori unter Kontrolle zu halten, denn er wollte keinesfalls eine Nacht, wie er sie vor ein paar Wochen erlebt hatte. Mamori spürte Ravans prüfende Blicke und lehnte somit immer wieder ab, wenn Joshua ihm etwas von dem selbstgebrannten Sake eingießen wollte. Um ca. ein Uhr verabschiedeten sich Ravan und Mamori von den noch übrig gebliebenen Gästen und zogen sich auf ihre Zimmer zurück. Eigentlich waren sie nicht müde, aber der Trubel wurde langsam nervig und so hatte Mamori Ravan gebeten, mit ihm die Party zu verlassen. Ravan hatte dankend eingewilligt und nun stand er in seinem Zimmer, im Kimono, der fürchterlich nach dem rauch des Lagerfeuers stank, und wusste nichts mit der angebrochenen Nacht anzufangen. Doch Mamori nahm ihm diese Frage ab, indem er nun die Schiebetür zur Seite zog und vorsichtig hineinspähte. „Darf ich rein kommen?“, fragte er flüsternd und als er sah, dass Ravan allein im Zimmer war, trat er schließlich ganz in den Raum. Ravan, der nicht wusste, warum Mamori so vorsichtig war, blickte ihn fragend an. „Was hast du denn?“ „Wenn wir Gäste haben, kommt meine Großmutter noch manchmal zu ihnen und fragt, ob alles okey ist.“, entgegnete Mamori und setzte sich aufs Futon. „Das wird sie heute wohl nicht tun, denn deine Großeltern waren beide ganz schön angetüddelt. Die werden ins Bett fallen und schlafen, wie die Steine.“ Ravan ging zur Schiebetür, die nach draußen führte, und öffnete sie. Der Garten erstreckte sich nur schemenhaft vor seinem Auge, denn er wurde nur leicht, durch den Schein des Halbmondes, der hoch am Horizont hing, erhellt. Mamori stellte sich neben den Älteren und lehnte sich mit dem Kopf an dessen Schulter. „Hörst du, wie das Wasser fließt?“, fragte Ravan in die Stille. „Es ist so beruhigend. Eigentlich kaum vorstellbar, dass es hier so still ist, aber vor dem Haus der Bär steppt.“ „Das kommt da her, dass das Haus so konstruiert ist, dass der Lärm von vorne nicht nach hier hinten dringen kann. Keine Ahnung, wie das gemacht wurde, aber es funktioniert.“, entgegnete Mamori leise. Er wollte jetzt nicht reden, sondern mit Ravan diesen Ausblick genießen, der sich ihnen in Nagoya schließlich nicht allzu oft bot. Mamori ergriff Ravans Hand, der dies mit einem festen Druck erwiderte. „Ich liebe dich Ravan“, flüsterte Mamori unvermittelt, als wolle er die Melodie des Wasserfalls nicht unterbrechen. „Ich habe noch nie jemanden so geliebt, wie dich.“ Ravan erwiderte nichts auf dieses Geständnis. Er fasste Mamoris Hand nur noch fester und zog ihn enger zu sich heran. Geschmeichelt von den Worten, blickter zu dem Jüngeren, dessen Augen noch immer auf den Steingarten gerichtet waren, an und innerlich strömte Ravan über vor Glück, denn er bewunderte Mamori dafür, dass dieser seine Gefühle auf der Zunge tragen konnte und das er, was immer ihn bewegte, auch aussprach. Ravan fühlte sich nicht dazu in der Lage, obwohl er Mamoris Gefühle ohne jeden Zweifel aus tiefster Seele erwiderte, sie doch aber nur selten auszusprechen vermochte. Ravan legte seine Hand an Mamoris Wange und drehte dessen Kopf sanft in seine Richtung. Er küsste ihn leidenschaftlich, zärtlich, aber auch fordernd und voller Begierde. Mamori wandte sich dem Älteren nun vollends zu, um sich dem zucker-süßen Kuss ganz und gar hinzugeben. „Du bist mir das Liebste auf der Welt“, hauchte Ravan, als er sich kurz von Mamori löste um ihm tief in die Augen zusehen. Mamori durchforschte diesen Blick, wie eine fremde Landschaft und mit einem sanften Kuss flüsterte er die Worte, die er schon viel länger hätte aussprechen sollen: „Ich will, dass wir Eins werden… jetzt.“ Ravan blickte den Jüngeren unsicher an, dessen Augen voller Sehnsucht und Verlangen leuchteten und er erkannte, dass Mamori es wirklich wollte. Sanft hob er Mamori auf seine Arme und trog ihn zu seinem Futon, um ihn behutsam darauf zu legen. Ravan kniete sich über ihn, doch schon im nächsten Augenblick zog Mamori ihn zu sich herunter und es entbrannte ein leidenschaftliches Zungenspiel. Mit abertausenden von Küssen bedeckte Ravan den Hals des Jüngeren und seine Hände glitten unter den Kimono um sanft die Haut des Körpers zu berühren, welcher ihm sich so bereitwillig entgegenreckte. Mamori gab ein leises Keuchen von sich, als Ravan seine Brustwarze berührte und in seinem Kopf begann alles zu schwinden, so voller Lust war er für das, was nun folgen sollte. --------------------------------------------- Alle, die adult nicht lesen dürfen, fahren bitte mit Kapitel 25 (teil3) fort. Der Rest einfach mit dem zweiten Teil. Kapitel 28: 25. Du schmeckst wie Honig (Teil2) ---------------------------------------------- Hier Teil zwei von Kapi 25 ----------------------------------------- Ravan streifte Mamori den Kimono über die Schultern und leckte verfüh-rerisch und begierig über die helle, blanke Brust des Jüngeren, welcher nun ebenfalls damit beschäftigt war, Ravan aus den Fängen seines Kimonos zu befreien. Endlich hatte Mamori das lästige Übel bei Seite geschafft und blickte nun auf Ravans braungebrannten Oberkörper, der sich vor Erregung heftig hob und senkte und der ihn nun mit all seiner Wärme bedeckte. Ravan hatte sich inzwischen flach auf Mamori gelegt, der ihn wieder und wieder in ein wildes Zungenspiel einspannte und dessen Hände nun Ravans Rücken erkundeten, um die Muskeln zu spüren, welche sich bei jeder von Ravans Bewegungen unter den Händen des Jüngeren anziehend bewegten. Unter jeder Berührung, die Mamori mit seinen Küssen verursachte, brannte Ravans Haut wie Feuer und trieb seine Erregung bis aufs Äußerste. Mamori wühlte seine Hand in Ravans Haar, löste den Halbzopf und zog den Älteren nun gierig in seine Richtung. Ravan blickte ihn etwas unsicher an, doch mit jedem schüchternen, aber erwartungsfrohem Lächeln Mamoris, verflog Ravans Unsicherheit ein kleines Stück mehr. Er küsste den Jüngeren unter sich liebevoll in die Halsbeuge, bis hin zur Schulter und wieder zurück. Mamori konnte ein lustvolles Seufzen nicht mehr unterdrücken, was bei Ravan sofort zu einer angenehmen Gänsehaut führte. Er wollte Manori nicht bedrängen, aber seine Lust stieg mit jeder Sekunde, also wagte er einen Vorstoß in tiefrer Regionen und strich langsam mit einer Hand über Mamoris, zweifellos vorhandene, Erregung. Ein tiefes, wohliges Aufstöhnen von Mamori bestätigte seine Bereitschaft weiter zu gehen, als sie es bis jetzt getan hatten. „Bist du dir auch wirklich sicher?“, flüsterte Ravan nun in Mamoris Ohr, dessen Erektion immer weiter streichelnd. „Ja… ich vertraue dir…“, entgegnete Mamori zögernd, was wohl damit zusammen hing, ein Stöhnen zu unterdrücken, denn Ravan verwöhnte ihn so sehr, dass Mamori kaum noch wusste, wo ihm der Kopf stand. Ravan lächelte zufrieden. Er wünschte sich schon lange, endlich mit Mamori zutun, was er schon mit so vielen vor ihm getan hatte, aber dieses mal sollte es anders werden. Er würde seinen Egoismus zurückschrauben, nur für Mamori da sein und ihm zeigen was es hieß, von ihm, Ravan, geliebt zu werden. Behutsam richtete der Ältere sich auf, drückte Mamoris Beine etwas auseinander und Kniete sich dazwischen, um den Bauch des Jüngeren mit der Zunge zu erkunden, kleine kitzelnde Kreise um den Bauchnabel zu ziehen und sich in Richtung Becken vorzuküssen. „Du schmeckst wie Honig…“, hauchte Ravan, wobei sein warmer Atem über Mamoris Haut hinweg strich. Selbst das Beißen auf die Unterlippe richtete nun nichts mehr aus… Mamoris Mund entflohen immer lustvollere Laute und seine Atmung war hörbar angespannt. Ravan lächelte bei dieser Geräuschkulisse. Er wusste, dass er Mamori zur Exthase getrieben hatte, aber noch würde er dem Jungen keine Befriedigung geben. Seine Zunge wanderte über den Beckenknochen in Richtung Oberschenkel, dessen Innenseite er nur leicht mit der Zungenspitze berührte. Ab und zu saugte er an der weichen Haut der Jüngeren, was diesem ein tiefes Stöhnen entlockte, um dann wieder sanft zum Becken zu gleiten. „Bi… tte…Ra…van…“, keuchte Mamori atemlos, „ich hal… te… das… nich…ah… nicht aus…“ Ravan unterbrach sein Zungenspiel, hob den Kopf und Genugtuung überkam ihn, als er Mamoris glühendes Gesicht sah. „Das musst du aber, Ta-kun“, flüsterte Raven und küsste schon wieder Mamoris Bauch. „Heute Nacht werd ich dir zeigen, was Liebe bedeutet…“ Mamori hielt den Atem an, denn kaum hatte Ravan das letzte Wort gesprochen, umschloss er Mamoris Erregung sanft, aber bestimmend mit den Lippen und begann fordernd daran zu saugen. „Ra… ah…“, Mamori wimmerte fast unter dieser Gefühlsflut, aber sie war unglaublich schön. Noch nie hatte er solche Leidenschaft gespürt, wie sie ihm in diesem Augenblick Ravan entgegengebracht wurde. Die Zimmerdecke verschwamm vor seinen Augen, als sich ein letztes, intensives Gefühl in ihm ausbreitete und er erschöpft und zitternd in die Kissen zurücksank. Mamori spürte die warme Flüssigkeit auf seinem Bauch und er merkte, wie Ravan zu ihm auf gleiche Höhe krabbelte, doch wahrnehmen tat er es nur schemenhaft. Er atmete schwer und die Hitze in seinem Körper schien unerträglich, aber Mamori war sich sicher, sich noch nie in seinem Leben so gut gefühlt zu haben. Ravan tauchte über ihm in seinem Blickfeld auf. Küsste ihn… sanft, einfühlsam und fordernd. Mamori schlang seine Arme um den älteren, zog ihn näher zu sich und vergrub sein Gesicht an dessen Schulter. Ravans aufgeregter Herzschlag pulsierte durch seinen ganzen Körper, Mamori konnte das ganz deutlich wahrnehmen. Aber das reichte ihm nicht. Er glitt mit den Händen zu Ravans Hintern, krallte sie hinein, und drückte Ravan fordernd gegen sich. Lustvoll sog Ravan die Luft zwischen seinen Zähnen ein, blickte Mamori an, dessen Gesicht rötlich schimmerte, vor Lust oder vor Scharm… das wusste Ravan nicht. Aber in den braunen Augen des Jüngeren leuchteten Leidenschaft und Verlangen. In diesem Augenblick änderte sich die Stimmung merklich. Da war sie wieder, diese Unsicherheit in Ravans Augen. Er wusste, dass es eine Sache war, Mamori zu befriedigen, aber eine andere, in sein tiefstes Inneres vorzudringen. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Mamori lächelte liebevoll. Er sah wohl diese stummen Zweifel in Ravans Gesicht und quittierte diese mit einer streichelnden Handbewegung über Ravans Wange, der sich sogleich dagegen schmiegte. „Ich will es…“, flüsterte Mamori und er verlieh seiner Stimme bei diesen Worten eine unüberhörbare Ehrlichkeit. „Ich will Dich…“ Langsam zog er den Älteren zu sich, küsste ihn, rekelte sich unter ihm etwas tiefer und öffnete die Beine etwas mehr, wobei Ravan ganz von allein, in die richtige Position rutschte. Mamori griff nach Ravans Hand, welche neben seinem Kopf lag und benetzte Zeigefinger und Mittelfinger, indem er bereitwillig an ihnen leckte. Ravan sah Mamori erstaunt an. Er hatte nicht erwartet, seinen Liebsten so offensiv zu erleben, aber es gefiel ihm und machte ihn doch gleichzeitig immer unsicherer. Nicht, weil er angst hatte, Mamori wehzutun, sondern weil er angst hatte, sich blamieren zu können, jetzt wo er am eigenen Leib erfuhr, welche Erfahrung Mamori in seinem Leben schon gemacht hatte. Ravan verfluchte seine Gedanken. Warum war er denn plötzlich so nervös? Vielleicht, weil er wollte, dass alles perfekt lief. Weil er Mamori zeigen wollte, wie sehr er ihn liebte. Und… weil es etwas besonders war. Ravan sah Mamori tief in die Augen, der etwas lächelte und die Röte noch immer nicht aus dem Gesicht entschwunden war. „Sag mir, dass du mich liebst…“, forderte Ravan leise. „Ich liebe dich…“, kam es ebenso leise von Mamori zurück „Sag mir, dass du mich willst.“ „Ich will dich…“ „Sag mir, dass du mir gehörst.“ „Ich gehöre dir… Ravan McCormic. Jetzt… und für immer.“ Ein langer, mitreißender Kuss besiegelte den Schwur, den Ravan von Mamori gefordert hatte und der das Siegel der Zurückhaltung endgültig brach. Ravan ließ Mamori seine Finger erneut benetzen und führte diese dann zu Mamoris Glied und schließlich zu seiner Öffnung. Langsam strich er darüber, beobachte Mamoris erregtes Gesicht und ließ dann langsam erst einen und dann beide Finger in den Jungen gleiten. Kurze Zeit später zog Ravan seine Finger behutsam wieder heraus, küsste Mamori leidenschaftlich und drängte dann seine Erektion gegen den Körper des Jüngeren. Ein unbeschreibliches Gefühl stieg in Ravan auf, als er die warme Enge spürte, die sich immer mehr um seine Erektion schloss. Ein Stöhnen lies sich nicht unterdrücken, welches den besorgten Blick in Mamoris Gesicht, fast wie Spott erscheinen ließ. Mamori jedoch hatte die Augen geschlossen, schien entspannt und bereit, Ravan endgültig aufzunehmen. Ravan bewegte sich erst langsam in dem Jungen, welcher versuchte, sich dem ungeordneten Rhythmus, welcher von Ravans Ungeduld herrührte, anzupassen. „Schhhhh“, hauchte Mamori, was Ravan sofort Inne halten ließ und ihm die Röte ins Gesicht trieb. „Tut mir leid“, bekundete er kleinlaut, was nun Mamori ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte. „Entschuldige dich nicht“, meinte er leise. „Das bist nun mal du.“ Ravan konnte nicht antworten, denn er wurde von Mamori schon wieder in einen Kuss gebunden. „Ich will dich spüren“, flüsterte der Jüngere und zog sich noch enger an Ravan, was diesem ein noch intensiveres Gefühl offenbarte. Seine Bewegungen wurden stetiger, fordernder und leidenschaftlicher. Mamori stöhnte heftig unter ihm und auch Ravan selbst konnte sich kaum noch zurückhalten und das brauchte er auch nicht. Mamori forderte geradezu den Höhepunkt, denn er presste sich so stark gegen Ravan, das dieser sich kaum noch aufrecht halten konnte und schließlich mit einem letzten tiefen Stöhnen über dem Jüngeren zusammenbrach. Hastiger und angestrengter Atem erfüllte den Raum und der Geruch von Schweiß zog in jede Ritze des Zimmers. „Alles okey?“, fragte Mamori vorsichtig, erhielt von Ravan aber nur ein schwaches Nicken. In dessen Kopf drehte sich alles. Das eben Erlebte vermochte er kaum zu beschreiben und er wusste nicht, ob so etwas schönes und intensives überhaupt auf der Welt existieren konnte. Langsam stemmte er sich auf seine Unterarme und blickte Mamori in die Augen. Es war ein komisches Gefühl ihn unter sich zu spüren und zu sehen. Ein bisschen peinlich vielleicht und ungewohnt, aber gleichzeitig doch so unverwechselbar und wunderschön. Ravan zog sich aus dem Jungen zurück und rollte sich neben ihn auf die Seite. „Soll ich ein Handtuch holen?“, fragte der Ältere, was Mamori aber verneinte. „Der Kimono reicht völlig“, entgegnete er gelassen, „den müssen wir sowieso waschen.“ „Umso besser“, meinte Ravan darauf nur und zog Mamori fest an sich. „Dann muss ich dich jetzt nicht loslassen.“ Mamori entgegnete nichts. Er kuschelte sich nur noch enger an Ravan, welcher das Bettdeck über ihre Körper zog. „Ich liebe dich Ta-kun“, flüsterte er liebevoll, bedeckte Mamoris Stirn mit einem Kuss und vergrub sein Gesicht in dessen Haar. Mamori seufzte zufrieden. Ein „ich dich auch“ war gar nicht nötig, das wusste er, denn Ravan verstand ihn auch ohne Worte. Zufrieden und erschöpft schlummerten Ravan und Mamori schließlich ein. Allein mit sich und doch untrennbar vereint, begleitet von der rauschenden Melodie des Wasserfalls. ------------------------------------------------ Bitte weiter mit Kapitel 25 (Teil3) Kapitel 29: 25. Du schmeckst wie Honig (Teil3) ---------------------------------------------- Am nächsten Tag um die Mittagszeit wollten Ravan und Mamori die Pension verlassen. Den ganzen Vormittag über hatte sie sich verstolene und verliebte Blicke zugeworfen, was nicht nur Joshua nicht entgangen war. Nun war die Zeit des Abschieds da und währen Mamori sich von seiner Großmutter umarmen ließ, verstaute Ravan das Gepäck im Kofferraum. Jedenfalls wollte er das, denn als er den Kofferraum öffnete, blieb ihm fast das Herz stehen. –Ach du Schande-, dachte er, -dich hab ich gestern ja total vergessen.- Ravan blickte in zwei dunkle Knopfaugen, die ihn, mit Recht, vorwurfsvoll anblickten. Vor ihm saß ein kleiner, süßer Hase in seinem Käfig und mümmelte genüsslich an einem Heuhalm. Ravan wollte Mamori ihn eigentlich gestern schon geben, aber im Eifer des Gefechtes hatte er es total vergessen. –Lieber spät als nie-, dachte er nur und befreite den Hasen aus seinem Käfig. Den Hasen vor Mamori versteckend, ging er zu ihm und seiner Familie, gab diesen ein Zeichen des Schweigens und hielt Mamori dann den Hasen von Hinten vor die Nase, so das dieser vor Schreck einen Schritt zurückwich und an Ravans Brust zum stoppen kam. Nun war die Frage, ob Mamoris plötzliche Röte von dem Schreck, oder von Ravans Nähe stammte. Immer noch an dem Heuhalm mümmelnd, blinzelte der Hase Mamori nun an, was den Jungen wieder klar denken ließ. Sofort riss er den Hasen aus Ravans Händen und herzte ihn an seiner Wange. „Oh mein Gott“, japste Mamori glücklich, „was bist du denn für ein Wuschel.“ Schnell drehte er sich zu Ravan und blickte ihn fragend, wie auch glücklich an. „Das ist dein Geburtstagsgeschenk“, antwortete Ravan auf die stumme Frage. „Du warst von Aki so begeistert und ich dachte, ein Hase alleine fühlt sich nicht wohl. War ganz schön schwer ihn die Tage zu füttern, ohne dass du was gemerkt hast.“ Mamori war sehr gerührt von diem Geschenk. Und wie gern hätte er Ravan jetzt zum Dank geküsst, aber dass konnte er nicht, denn schließlich stand seine gesamte Familie hinter ihm und die wusste nichts, von seiner sexuellen Neigung. Der Hase war aber nicht Ravans einziges Geschenk. Er zog ein flaches, quadratisches Geschenk aus der Jackeninnentasche und hielt es Mamori entgegen. Dieser sah Ravan etwas ratlos an. „Aber ich hab doch schon was bekommen.“ Ravan lächelte liebevoll und beugte sich etwas zu ihm: „Das ist aber was ganz persönliches.“ Joshua sah dieses Schauspiel mit Argwohn. Er wusste, wie eng Mamori mit Ravan befreundet, war, aber das sie so vertraut miteinander umgingen, kam ihm doch etwas spanisch vor. Ravan nahm Mamori den Hasen wieder ab, so dass dieser das zweite Geschenk auspacken konnte und was zum Vorschein kam, trieb Mamori tatsächlich die Tränen in die Augen. Mit wässrigem Blick starrte Mamori Ravan an und auch seine Unterlippe bebte, von dem Versuch, nicht augenblicklich loszuweinen. Wieder blickte er auf das kleine Geschenk, welches so viel Gefühl in ihm auslöste. Es war eine CD, die er anstarrte. Nur eine kleine CD, doch sie bedeutete Mamori unheimlich viel. >Komponiert für den wichtigsten Menschen in meinem Leben<, stand dort auf dem Cover geschrieben, >Für meinen Geliebten.< Wieder und wieder las Mamori die Zeilen und dann, ganz plötzlich, trat er einen schnellen Schritt vor, schlang seine Arme um Ravans Hals und küsste ihn so innig, das selbst Ravan mit dem Kuss kaum umzugehen wusste. „Danke…“, schniefte Mamori, als er sich von Ravan löste. Doch… hatte er nicht etwas vergessen? „Mamori!“, hörte er den entsetzten Ausruf seines Namens von seiner Großmutter. Der Junge zuckte zusammen und drehte sich nur zaghaft um, denn er wusste, in welche geschockten Gesichter er nun blicken würde. Er griff nach Ravans Hand, welche den Druck erwiderte. „Oma…“, setzte Mamori sofort an, „bitte lass mich das erklären…“ Doch sein Großvater schaltete sich dazwischen. „Du brauchst nichts zu erklären“, meinte der Alte und klang erstaunlich gelassen. „Ich glaube nicht nur ich habe an diesem Wochenende gesehen, dass du und Ravan-kun nicht nur einfach befreundet seid. Nicht wahr Frau?“ Ein scharfer Blick ging zu Mamoris Großmutter, die nur unentschlossen mit den Schultern zuckte. „Jetzt lass Großmutter mal in Ruhe“, schaltete sich nun auch Joshua ein, wendete sich dann aber an Mamori. „Warum hast du uns nichts von dir und Ravan erzählt?“ Mamori antworte nicht gleich. Das brauchte er auch nicht, denn Ravan übernahm das für ihn. „Er wollte es euch gleich von Anfang an sagen“, erklärte er mit einem aufrichtigen Blick, mit dem er jeden Einzelnen erfasste. „Ich hab ihm aber davon abgeraten, weil wir nicht wussten, wie ihr darauf reagiert, dass er schwul ist. Wir wollten einfach das Wochenende nicht verderben. Das ist alles.“ Der Großvater trat einen Schritt auf Ravan zu. „Und hattet ihr noch vor und etwas zu sagen?“ Ravan nickte bejahend. „Aber nicht so, wie es jetzt gelaufen ist.“ „Das ist ehrlich, mein Junge“, meinte der Großvater nun und blickte Ravan prüfend mitten in die Augen, was ihn aber nicht zurückweichen ließ. „Du hast einen klaren Blick, mein Junge“, fügte der Großvater nun hinzu. „Ich kann nur hoffen, dass das auch in Zukunft so bleibt. Und das deine Ehrlichkeit auch in deiner Liebe zu meinem Enkel enthalten ist.“ Ravan lächelte. Das war sie, ganz sicher. „Gut… jetzt müsst ihr aber los“, meinte der Großvater plötzlich und wandte sich wieder seiner Frau und Joshua zu. Die Situation war damit zwar aufgelockert, aber trotzdem schien niemand zu verstehen, was hier gerade passiert war. Am allerwenigsten wohl Mamori. Hatte seine Familie, allen voran sein Großvater, etwa seine Homosexualität akzeptiert? Ohne Gezeter? Ohne Geschrei? Joshua hatte für das Ganze nur ein Lächeln übrig. Ihm war es egal, ob Mamori eine Freundin, oder einen Freund hatte. Ihm war nur wichtig, dass es seinem kleinen Bruder gut ging. Er hatte schließlich nur noch ihn. Mamoris Großmutter schien die Tatsache von Mamoris Homosexualität stillschweigend hinzunehmen. Sie beugte sich ihrem Mann und der hatte Ravan offensichtlich akzeptiert. Außerdem war Mamori immer noch Mamori, das hatte er an diesem Wochenende wieder eindeutig bewiesen. Der nun folgende Abschied war kürzer als erwartet. Es war weniger dramatisch, als Mamoris es sich vorgestellt hatte, aber dafür nicht weniger herzlich. Mamori war glücklich. Sein Outing vor der Familie hätte nicht besser laufen können und das hatte er nicht zuletzt Ravan zu verdanken. Auf dem Weg zum Wagen nahm er dem Älteren den Hasen wieder aus den Armen. Das schwarze Fell glänzte in der Mittagssonne und die blau schimmernden Augen blinzelten Mamori erwartungsfroh an. „Die Ähnlichkeit ist doch verblüffend“, meinte Mamori nun und blickte Ravan von der Seite an. „Welche Ähnlichkeit?“ „Na von dir und dem Hasen.“ Ravan lachte auf. „Ich hoffe nicht. Das Tierchen ist nämlich eine Sie.“ „Na dann geht es doch erst recht“, stellte Mamori altklug fest und griente Ravan frech von der Seite an. Dieser schwenkte in Mamoris Richtung und beugte sich näher zu ihm. „Ich glaube…“, flüsterte er, „du warst heute Nacht nicht dabei…“ Dann richtete Ravan sich wieder auf und ging lauthals lachend weiter. Mamori war mit einem entrüsteten Blick stehen geblieben. „Fiesling!“, rief er Raven hinterher, während sein Gesicht sich rot verfärbte. Ravan blieb stehen und wandte sich wieder Mamori zu. Sein verliebtes Lächeln ließ den Jungen allen Ärger vergessen, denn er wusste, dass dieses Lächeln nur ihm gehörte und niemand Ravan so sehen würde, wie er ihn in diesem Augenblick sah. –Ich gehöre dir,- wiederholte Mamori in Gedanken seinen Schwur. –Jetzt und für immer.- To be continued... ------------------------------------------------------ Juhuuuu.... endlich ist es passiert >.< Hat ja auch lang genug gedauert mit den beiden. Von der Sexszene ist fast nichts mehr, so wie sie im Hefter stand, übrig geblieben. Ich hab sie komplett umgeschrieben und das war auch bitter nötig. Zum Beispiel kam mir der Einfall, dass Mamori etwas offensiver ist, erst beim Schreiben. Ich kann solche Szenen nicht gut schreiben und war froh, als ich es hinter mir hatte. Mit diesem Kap hab ich mich echt gequält, weil ich einfach keine Lust hatte. Das nächste kommt schneller, ist versprochen :) LG Kapitel 30: 26. Eine Chance --------------------------- Hallo :) Wie versprochen geht es jetz mit den Kapis etwas fixer, weil sie in meinem Hefter schon so stehen, wie ich sie abtippen werde. Keine Veränderungen, bedeuten keine Verzögerung :) Weiß gar nicht, was ich zu diesem Kap sagen soll. Es ging mir leicht von der Hand, weil Ravan mal seine drollige Art zeigen kann. Ich liebe es, wenn er nicht immer der ernste, erwachsene Typ ist. Lasst euch alo überraschen XD Jetzt geht es los. ----------------------------------------------------------- Eine Chance Ca. Um sechzehn Uhr kamen Ravan und Mamori wieder in Nagoya an. Mamori schien die ganze Fahrt über schon so in Gedanken versunken und auch als sie in die Straße des Appartementhauses einbogen, wurde er nicht lebhafter. Ravan hatte seinen Geliebten schon einige Zeit beobachtet und machte sich selbst so seine Gedanken, was es mit dieser Tiefstimmung auf sich hatte. –Vielleicht hat es etwas mit letzter Nacht zutun-, grübelte der Ältere besorgt, -wir haben ja nicht großartig darüber geredet. Vielleicht war es für ihn ja doch nicht so toll, wie für mich…- „Wir sind da, Ta-kun“, unterbrach Ravan schließlich die Stille, erntete von Mamori aber nur einen regungslosen Blick von der Seite. „Ja“, gab der Jüngere nur mit einem Seufzen zurück. In diesem Moment bogen sie auf den Parkplatz ab, doch auch als der Motor des Wagens schon abgestellt war, machte Ravan keine Anstalten auszusteigen. Auch Mamori blieb sitzen. Er hatte den Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt und sah mit ernstem Blick hinaus. Ravan legte seine Hände oben auf das Lenkrad und stützte nun, unter tiefem Durchatmen, sein Kinn darauf. Aus den Augenwinkeln blickte er zu Mamori. „Wärst du gern noch länger geblieben?“, fragte er unvermittelt. „Oder fandest du das Wochenende nicht schön?“ Mamori schüttelte sofort leicht den Kopf. „Das Wochenende war super“, entgegnete er leise. „Aber du wirkst so bedrückt…“ „Ich bin nicht bedrückt. Es ist nur… Ich bin jetzt achtzehn und im letzten Schuljahr. Nicht mehr lang, und ich mach meinen Abschluss. Ich hab darüber nachgedacht, was danach kommt. Gehe ich auf die Uni? Werd ich Profitänzer? Wenn mir das nicht gelingt, muss ich nach Nara und die Pension übernehmen. Das habe ich Joshua damals versprochen“ Ravan lachte auf. „Und darüber denkst du jetzt nach?“ „Ja“, entgegnete Mamori schon fast energisch. „Als wir in Nara waren, musste ich wieder daran denken.“ „Ach Ta-kun…“, Ravan versuchte seinen jungen Freund aufzumuntern, lehnte sich in den Sitz und legte seine Hand an Mamoris Wange. Sanft strich er mit dem Daumen über die weiche Haut und lächelte dabei liebevoll. Mamori wandte seinen Kopf und blickte traurig in die Augen des Älteren. Er schien wirklich besorgt. „Wir sind doch gerade erst wieder angekommen“, beendete Ravan. „Warum machst du dir Gedanken darüber, was in mehr als einem Halben Jahr passiert? Unser Leben findet jetzt und hier, in Nagoya, statt. Ich will die Zeit ohne Stress mit dir genießen. Ernste Zeiten, in den wir gefordert werden, kommen noch schnell genug auf uns zu. Also sei etwas entspannter, okey?“ Mamori lächelte etwas und nickte. Liebevoll drehte er seinen Kopf etwas, um Ravans Handfläche zu Küssen. „Du hast Recht.“ „Klar hab ich das“, entgegnete Ravan grinsend. „Lass uns reingehen. Ich nehm die Koffer und du das Fellkneul.“ Bei diesen Worten nickte er in Richtung Rücksitzbank, wo der Käfig mit dem neuen Hasen stand, der friedlich an einem Grashalm mümmelte. Nun grinste auch Mamori breit übers Gesicht. „Ich bin gespannt, was Aki dazu sagt“, meinte er aufgeregt. „Ich hoffe, er ist nicht auch schwul. Das würde unserer Dame hier das Herz brechen.“ „Spinner“, hatte Ravan dem nur entgegenzusetzen, als er den Wagen verließ. Mamori tat es ihm gleich. Mamori ging mit dem Hasen schon vor ins Appartement. Er war kaum zu bremsen, so sehr freute er sich darauf, Aki die Hasendame endlich vorzustellen. Ravan trabte mit den Koffern hinterher. Zu seiner Erleichterung hatte Mamori die Wohnungstür offen gelassen, so das Ravan keine Mühe hatte. Der Jüngere war wohl schon im Wohnzimmer, also ließ Ravan die Koffer achtlos im Flur fallen und ging hinterher. Doch da kam ihm Mamori schon mit gesenktem Kopf und mit dem Hasenfräulein auf dem Arm, entgegen. Er sah noch geknickter aus, als vorhin im Auto. „Wa…Wa… Was ist denn?!“, fragte Ravan irritiert. „Der ist ja gar nicht da…“, gab Mamori leise zurück und es klang wirklich erschüttert. „Wie? Wer?“, fragte Ravan nun noch verblüffter. „Na Aki!“, antwortete Mamori nun fester. „Ich wollte ihm seine Freundin doch gleich vorstellen. Aber als ich in die Küche kam, war der Käfig leer.“ Ravans Mundwinkel zuckten schon und nun konnte er auch den Lachanfall nicht mehr zurückhalten. „Hahaha“, japste er und wuschelte Mamori durchs Haar. „Ist doch ganz klar. Ich hab ihn ja auch zu den Nachbarn gegeben.“ „Ist mir dann auch eingefallen“, mauelte Mamori, bockig über Ravans Lachen und darüber, dass er nicht früher an Akis Abwesenheit gedacht hatte. Ravan setzte einen versöhnlichen Blick auf. „Jetzt sei nicht so“, meinte er nur knapp, „ich geh ihn holen.“ Dabei drückte er Mamori noch einen Brief in die Hand. „Hier, der war im Briefkasten. Bis gleich“, sagte er und verließ das Appartement. Mamori wendete den Brief ein paar Mal in der Hand. Kai Mizuno, stand dort geschrieben. Diesen Namen hatte er noch nie gehört. Mamori setzte sich auf das Sofa und platzierte den Hasen neben sich, welcher aber sofort wieder auf den Schoß des Jungen zurück sprang. „Eh du Kneul“, protestierte Mamori kleinlaut, während er den Brief öffnete. „Du bist ja ganz schön anhänglich.“ Mit großen Augen blinzelte das neue Familienmitglied Mamori nun an, während dieser Still das Schreiben las: Sehr geehrter Seijitsa Na –kun, vergangenen Samstag hatte ich das Vergnügen einen Auftritt ihrer Tanzkombo zu sehen und ich muss sagen, dass ich von ihrer Darbietung sehr angetan war. Leider hatte einer meiner Mitarbeiter nur kurz Zeit, nach dem Auftritt mit ihnen zu Reden, aber dieses Gespräch möchte ich jetzt gern in schriftlicher Form weiterführen. Wie sie ja wissen, suche ich für einen Event einen Tänzer und ich würde mich glücklich schätzen, wenn Sie dieser Tänzer währen. Ich habe bereits mit ihrer Trainerin Tenno-san gesprochen und auch sie versicherte mir, dass Ihr Talent und Ihr Können unübertroffen sind. Davon möchte ich mich gern persönlich überzeugen. Wenn Interesse von ihrer Seite besteht, kontaktieren sie mich bitte unter dieser Nummer: 45XXXXXX. Wir werden dann Genaueres besprechen. Ich würde mich außerordentlich über eine Zusage freuen. Mit freundlichen Grüßen XXX Stumm sah Mamori das Blatt Papier in seinen Händen an. Er wusste nicht, was er denken sollte. Das war einen unglaubliche Nachricht. Tenno-sensei hatte ja so etwas angedeutet, aber das sie jetzt tatsächlich ihn, Mamori, casteten, war einfach nicht zu fassen. Tausend Gedanken schossen Mamori durch den Kopf. Neue Akademie, Training, Duett… ja, es sollte ein Duett mit einem Pianisten werden. Interessierte sich Mizuno-sama etwa auch für Ravan? Nein, dieser hatte nichts dergleichen erwähnt. In diesem Moment schoss der eben genannte durch die Eingangstür und schmiss sie geräuschvoll hinter sich zu. Atemlos tapste er, mit Aki auf dem Arm, ins Wohnzimmer und ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder. „Du ahnst nicht“, meinte er schnaufend, „was das für ein Kampf war.“ Mamori hatte sich rücklinks auf das Sofa gekniet und lehnte nun mit dem Oberkörper über der Rückenlehne. Verdutzt blickte er Ravan mit schräg gelegtem Kopf an. „Was hast du denn?“, fragte er neugierig. Ravan musste nochmals tief durchatmen, ehe er berichten konnte: „Ich hab Aki doch bei Fumas gelassen. Die haben eine kleine Tochter. Miki. Die ist sieben oder so. Auf jeden Fall wollte sie Aki partou nicht rausrücken. Sie hat sich voll an Aki gewöhnt und als sie ihn mir geben sollte, hat sie wie sau angefangen zu weinen. Herzerweichend sag ich dir. Hätte ich nicht Angst gehabt, das du noch mehr weinst, wenn ich ohne Aki wiederkomme, hätte ich ihn ihr geschenkt. Aber das wollte ich nicht riskieren.“ Mamori blickte Ravan entrüstet an. Er? Geweint? Niemals! Aber traurig währe er schon gewesen. „Auf jeden Fall“, fuhr Ravan fort, „hatte sie mir Aki dann gereicht. Ich hatte ihn auch schon im Arm, aber dann hat Miki sein Fell im Genick gepackt und einfach nicht losgelassen. Ich hab gezogen, aber sie hatte Aki am Schlafittchen. Was sollte ich machen? Er lief ja schon blau an. Mikis Eltern haben auf sie eingeredet, aber kein Durchkommen. Aki war schon kurz vor dem Erstickungstod, so fest hatte Miki ihn, da hab ich ihr versprochen, dass sie Aki jedes zweite Wochenende haben kann. Wie durch Zauberhand hat sie sofort losgelassen und sogar gelacht. Glaub mir… so schnell hab ich mich noch nie verabschiedet.“ Mamori hatte sich auf dem Sofa vor Lachen kaum eingekriegt. Ravan hatte alles so realistisch erzählt und sogar Akis gequältes Gesicht nachgemacht… Mamori konnte sich alles lebhaft vorstellen. „Ich weiß nicht, was es da zu Lachen gibt“, maulte Ravan und drückte Aki an seine Wange. „Ne Puschelchen… fast totgemacht hätte die dich.“ Mamori blickte ihn nur kopfschüttelnd, aber schmunzelnd an: „Manchmal frag ich mich echt, wer von uns der Ältere ist. Du bist wie ein Baby.“ Wie bitte? Das ließ sich Ravan nicht zwei Mal sagen. Er blinkerte Mamori an, erhob sich und richtete sich in voller Größe vor Mamori auf. Dieser sah ihn von unten an, aber sein Schmunzeln verschwand nicht. Der Hase auf dem Arm dieses „Bären“ ließ das Bild lächerlich erscheinen. Mit einer abwertenden Handbewegung drehte Mamori sich unbeeindruckt um. „Hey!“, Ravan zog empört eine Augenbraue nach oben und beugte sich hinter Mamori zu ihm herunter, so dass der Mund des Älteren neben Mamoris Ohr lag. „Du nimmst mich wohl nicht ernst, was?“, hauchte Ravan und sein warmer Atem verursachte bei Mamori eine Gänsehaut. Mamori wollte sich zu Ravan drehen, doch in diesem Moment sprang Aki von dem Arm des Älteren und ließ sich neugierig neben der Hasendame nieder, welche ja noch immer auf dem Sofa saß. Erschrocken, über Akis Hopser, zuckte Mamori zur Seite, knallte dabei unglücklich mit dem Kopf an Ravans Kinn und streckte diesen, unter einem Schmerzensschrei, hinter dem Sofa, nieder. „Oh Gott Ravan!“, Mamori wirbelte herum und blickte hinter das Sofa, wo Ravan zusammengesunken auf dem Boden saß und sich dann Kinn hielt. „Verdammt!“, fluchte der Getroffene und tastete nach der vor Schmerz wummernden Stelle. „Das tut mir so leid“, beteuerte Mamori. „Ich hab mich einfach total erschrocken.“ „Ja… schon gut“, entgegnete Raven nur grummelnd. „Heute gibt es Hasenbraten.“ Dieser Satz löste in Mamori blankes Entsetzen aus, doch Ravan beruhigte ihn sofort wieder mit den Worten „war ein Witz“. Mamori tat die ganze Sache wirklich leid, aber trotzdem konnte er ein Lachen nur schwer unterdrücken. Ravan sah einfach zu komisch aus. Auch das entging dem Älteren natürlich nicht. „Na nun lach schon“, meinte er maulend, „Ist ja auch zum totlachen.“ Mamori prustete los. Er konnte einfach nicht anders. „Sei nicht böse“, bat er und reichte Ravan schließlich die Hand. „Na nun komm schon“, meinte er versöhnlich und halb ernst: „Wer hier wen wohl nicht ernst nimmt.“ Ravan war sich sicher, dass sich diese Unterhaltung im Sande verlaufen würde und entgegnete daher nichts auf Mamoris Bemerkung. Er rappelte sich auf und warf dann zusammen mit Mamori einen Blick auf die zwei Hasen, die sich friedlich beschnupperten, wahrscheinlich froh darüber, nicht mehr allein sein zu müssen. Ravan beobachtete dies mit einem leichten Kopfschütteln. „Die kennen sich fünf Minuten und sind jetzt schon ein Herz und eine Seele“, murmelte er. Mamori blinzelte ihn an: „Waren wir doch auch.“ „Hm?“, Ravan war erstaunt. „Ich glaub, du verwechselst da was. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir einen einfachen Start gehab haben.“ Mamori verdrehte nachdenklich die Augen. „Also ich mochte dich gleich“, meinte er überzeugt. „Aber du wolltest mich ja nicht.“ „Gar nicht wahr“, protestierte Ravan. „Wer hat denn hier wen zuerst geküsst?“ „Und wer hat gesagt, dass das nie wieder vorkommt?“ „Das lässt sich einrichten, wenn du das willst.“ Plötzlich sah Mamori Ravan verführerisch an, stand auf und stellte sich ganz nah vor ihn. „Ich denke, dafür ist es jetzt sowieso zu spät, Schnucki. Diese Grenze haben wir jawohl eindeutig überschritten.“ Ravan war angesichts dieses Überfalls einen Schritt zurückgewichen und blickte Mamori nun aus großen Augen an. Schnucki?! Das musste er ihm gleich wieder ausreden. Mamoris dunkle Augen durchforschten Ravans Gesicht und blieben schließlich an dessen Augen hängen. War das etwa ein Verführungsversuch? Ravan wollte das Spielchen mitspielen und beugte sich nun seinerseits etwas zu Mamori. „Was wird denn das hier, Ta-kun?“, fragte er leise und seine Lippen berührten fast die Mamoris. Sein Atem war zu spüren und ohne es zu wollen, viel Ravan etwas in Exthase. Mamori wirkte einfach zu verführerisch und zu anziehend, doch als Ravan seinen Geliebten mit einem Kuss überfallen wollte, hielt dieser ihm ein Blatt Papier vor das Gesicht. Erschrocken öffnete Ravan die Augen. „Was nu?“, fragte er irritiert und nahm das Blatt weg. Mamori grinste ihn an. „Wolltest du etwas?“, fragte er wie ahnungslos. „Hier, ließ das mal.“ „Masochist“, grummelte Ravan mürrisch, besah sich dann aber das Blatt Papier. Nach einigen Augenblicken sah er auf und seine Augen funkelten Mamori geradezu an. „Das ist ja fantastisch!“, rief er begeistert aus. „Das ist die Chance, endlich weiter zu kommen mit deinem Tanzen und wenn das so ein großer Event ist, werden sicher noch mehr Leute auf dich aufmerksam. Du musst das auf jeden Fall machen!“ Mamori erkannte seinen Freund nicht wieder. Er war völlig euphorisch. Warum wohl? Doch die Frage beantwortete sich von selbst. Ravan lief zum Telefon und hielt Mamori den Hörer entgegen. „Ruf gleich an, Ta-kun“, sagte er schnell. „Wenn du den Job bekommst, ist das die Gelegenheit beruflich ins Showbiz einzusteigen. Mehr Auftritte und so und das hieße, dass du nicht mehr nach Nara musst. Ist doch perfekt.“ Mamori sah Ravan ungläubig, mit hochgezogenen Augenbrauen an. –Er denkt immer nur an sich selbst-, dachte der Jüngere etwas empört, -total eigennützig. Aber irgendwie auch putzig. Er will, dass ich bei ihm bleibe.- Mamori musste unweigerlich grinsen. „Was hast du denn jetzt?“, fragte Ravan etwas verunsichert von Mamoris Lächeln und seinem verträumten Blick.“ „Nichts, nichts“, antwortete dieser jedoch gleich und ging zum Telefon. „Ich ruf jetzt an.“ Das Telefonat was sehr informativ. Mamori sollte sich kommenden Samstag in der National-Danc-Akademy (NDA) in Nagoya melden, wo ein Vortanzen stattfinden sollte. Bis dahin sollte er eine selbst entwickelte Choreographie im R´nB –Stil einstudieren. Es wurden noch vier andere Tänzer aus ganz Japan eingeladen, aus denen dann die Hauptrolle für das Pianoduett ausgewählt werden sollte. Ravan erklärte sich sofort bereit, Mamori für das Vortanzen am Piano zu begleiten. Allerdings war die Aufgabe von R´nb und Piano mehr als anspruchsvoll. Die folgenden Tage verlangten Ravan und Mamori alles ab. Mamori hatte in der Schule noch einiges nachzuholen und beim Tanztraining richtete sich der ganze Unterricht nach seinem Vortanzen. Ravan war jedes mal dabei um persönlich am Piano zu begleiten, denn R´nB und ein Piano zu kombinieren war doch schwieriger als gedacht und da war es unmöglich, die Musik vom Band spielen zu lassen, denn es gab unzählige kleine Änderungen, auf die Ravan individuell eingehen musste. Meist lief das Training vier bis fünf Stunden am Tag und danach musste Mamori noch zum Jobben ins „Come-In“. Ravan hatte fast jede Nacht einen Gig und kam meist erst nach Null nach Hause. Mamori schlief dann schon, oder war gerade dabei, einzuschlafen. Ravan ging diese ganze Hektik tierisch auf die Nerven. Er hasste es, Mamori nur die paar Stunden beim Training zu sehen. Und dort konnte er seinem Liebsten auch nicht zu nahe kommen, da immer irgendwer anderes anwesend war. Ravan zwang sich jedoch zur Ruhe. Er wollte Mamori nicht auch noch damit belasten und bis zum Vortanzen waren es ja auch nur noch zwei Tage. To be continued... ------------------------------------ Wie immer freue ich mich über Kommis. Danke im Voraus dafür *verbeug* Kapitel 31: 27. Ich merke, wie sehr ich Dich brauche ---------------------------------------------------- Hey zusammen :) Hui... in diesem Kap ist dicke Luft angesagt, aber ich will ja nicht zu viel verraten. Ist euch auch schon aufgefallen, dass Mamori ne ganz schöne Zicke sein kann? >.< Jetzt aber viel Spaß beim Kapi.... ------------------------------------------------------------------ Ich merke, wie sehr ich dich brauche Am Donnerstag gegen sechzehn Uhr waren die Proben für Mamoris Vortanzen in vollem Gange. Mamori Probte nun schon zum x-ten Mal einen Ablauf von Schritten, der ihm einfach nicht gelingen wollte. Tenno-sensei war dem Verzweifeln nahe. Es war ja nicht so, dass Mamori es nicht drauf hatte. Er war einfach unkonzentriert. Das lag wiederum vielleicht auch daran, das etwa fünfzig Augenpaare auf ihm ruhten, denn neben der normalen Tanzgruppe waren auch etliche Mädchen da, um sich das Training anzusehen und dies lag nicht zuletzt auch an Ravan, der traumhaft auf dem Piano spielte. Die Mädchen waren hin und weg von diesem süßen Duo. Manchmal bekam Mamori bei einer etwas dynamischeren Drehung sogar Szenenapplaus. Das machte die Konzentration jedoch auch nicht gerade besser. Selbst Ravan war schon leicht angefressen. Auf seiner Highschool in Tampa wurde er auch ständig von solchen Weibern belagert und er dachte, dass diese Zeiten längst vorbei waren. Er sah aber auch einfach zu gut aus, wie er so hingebungsvoll spielte und in seiner eigenen Welt zu sein schien. Mamori war aber nicht minder interessant. Sein verschwitzter Körper zog sein Muskelshirt quasi an seine schweißnasse Haut und die Bewegungen der einzelnen Muskelpartien hoben sich gut sichtbar darunter ab. Sein Haar klebte nass in Stirn und Nacken und sein hastiges Atmen erfüllte den Saal zwischen den Pianopausen. Die schmachtenden Blicke der Mädchen waren spürbar auf der Haut und dazu kamen noch die prüfenden Blicke von Tenno-sensei. Mamori war im Kopf völlig blockiert und wieder verpatzte er die Schrittfolge. „Verdammter Dreck!“, schimpfte der Junge und stützte sich mit den Händen auf die Knie. Ravan brach das Spiel ab, mit einem fragenden Blick zu Mamori, dessen Oberkörper sich vom Atmen kräftig hob und senkte. Der große Spiegel vor Mamori gab Ravans Bild hinter ihm wieder. „Tut mir leid“, meinte Mamori nur knapp und blickte Ravan durch den Spiegel direkt in die Augen. Dieser schloss nur die Augen und nickte kurz zustimmend, währen Mamori sich wieder aufrichtete. Tenno-sensei ging an der Ballettstange, welche sich an der linken Wand befand, auf und ab. „Ich verstehe dein Problem nicht, Mamori-san“, bemerkte sie und ihre Stimme klang gereizt. „Normalerweise lernst du so ne Kombi in einer halben Stunde. Wir hängen jetzt aber schon fast zwei Stunden daran. Sag mir, warum.“ „Ich weiß es nicht Sensei“, entgegnete Mamori und er klang wütend. Was sollte er denn sagen? Es klappte einfach nicht und auf Verbesserungsvorschläge konnte er jetzt auch gut verzichten. Tenno-sensei gab Ravan ein Zeichen: „Bitte noch einmal Ravan-kun.“ Sie überwand die Schritte zu Mamori und stellte sich vor ihn. „Ich zeig es dir noch mal“, erklärte sie, „und danach machen wir es noch mal zusammen, okey? Also los.“ Ravan spielte auf und bei Tenno-sensei sah die Kombination kinderleicht aus. Doch als sie mit Mamori zusammentanzte, verpatzte dieser wieder. Ravan brach das Spiel ab. „Zu langsam“, sagte er plötzlich und zog damit alle Blick auf sich. „Was soll das heißen?“, fragte Mamori gereizt. „Du bist bei der zweiten Drehung zu langsam. Einen halben Schritt vielleicht. Ich hab diese Kombi jetzt schon dutzende Male gesehen, da fällt einem so etwas auf. Tenno-san ist bei der zweiten Drehung einen Tick schneller als du, kommt damit also auch mit der Musik besser klar. Du bist zu langsam, verpasst die richtigen Takte und verhaspelst dich dadurch“, erklärte Ravan sachlich. Tenno-sensei war erstaunt Ravan hatte Recht, doch Mamori schien wenig begeistert. Ihm platzte nun endgültig der Kragen und er warf Ravan einen verächtlichen Blick zu. „Na toll“, motzte er den Älteren an. „Ist ja schön, dass du so gut bescheid weißt. Am besten, du stellst dich selber hier hin!“ Ravan erschrak zwar etwas, ließ sich aber nicht provozieren und hob beschwichtigend die Hände. „Hey… ich sag nur, was mir auffällt“, meinte er ruhig. „Ich muss mein Spiel auch anpassen. Ich kann bei der zweiten Drehung etwas langsamer Spielen, dann passt es sicher.“ Mamori wusste nicht, was er sagen sollte. Das war doch jetzt nicht wahr, oder? Tenno-sensei war begeistert. „Das probieren wir“, sagte sie entspannter und gab Ravan das Zeichen, zum erneuten anspielen, doch dieser fing nicht an. Er wusste, dass es im Moment nichts brachte, denn er merkte, wie Mamori innerlich brodelte. „Ta…“, setzte Ravan an, doch Mamori unterbrach ihn sofort. „Ach halt doch die Klappe!“, fauchte der Jüngere ihn an. „Vielleicht lass ich mir von dir noch erzählen, wie ich zu tanzen habe.“ Ravan blickte Mamori mit ruhigen Augen an. Dagegen reden brachte jetzt sowieso nichts. Tenno-sensei jedoch, hatte nicht vor, Mamoris ungerechtfertigtes Verhalten zu dulden. „Jetzt hör mal zu, Mamori-san“, wandte sie sich streng an ihren Schützling. „Wir sind alle angespannt, aber aufeinander loszugehen bringt gar nichts. Ravan-kun hat Recht, und das weißt du auch. Das Vortanzen ist in zwei Tagen. Noch können wir also kleine Veränderungen vornehmen. Sonst ist es zu spät. Also sag mir jetzt, was dein Problem ist.“ „Ich hab ein Problem damit, dass mir jeder sagt, was meine Fehler sind und das alle so tun, als könnten sie es besser als ich“, machte Mamori nun auf ehrliche Weise seinem Ärger Luft. „Okey… aber Fehleranalysen gehören nun mal dazu“, erklärte Tenno-sensei schon ruhiger. „Ich glaube allerdings, dass dein Problem mehr du selbst bist. Du bist sauer, weil du es nicht hinbekommst. Wer weiß… vielleicht ist es dir ja sogar peinlich, weil dir sonst beim Tanzen niemand etwas vormacht.“ Mamori zuckte zusammen, denn das war genau der Punkt. Es war Mamori schlichtweg unangenehm, dass so viele Leute sahen, wie er an einer Aufgabe scheiterte. Tenno-sensei ging auf Mamori zu und legte dem Jungen beide Hände auf die Schultern. Versöhnlich lächelte sie ihn an. „Das ist doch okey“, sagte sie liebevoll. „Niemand ist perfekt. Glaub mir, auch du würdest diese Kombi packen, wie sie jetzt ist, aber dazu fehlt uns einfach die Zeit. Wenn du so unfähig wärst, wie du im Moment glaubst zu sein, hätte Mizuno-kun dich wohl kaum ausgewählt, oder?“ Mamori nickte leicht. „Na siehst du“, ergänzte Tenno-seinsei aufmunternd. „Du bist der beste Schüler, den ich je hatte und bei deinen Choreographien, die du dir manchmal ausdenkst, bekomm selbst ich den Mund nicht mehr zu. So hat jeder seine Stärken.“ Diese Worte waren wie Balsam für Mamoris Seele und so langsam verflog auch sein Ärger. „Machen wir es also so, wie Ravan-kun es gesagt hat“, erklärte Tenno-sensei und ging wieder an die Seite. „Mal sehen, ob es klappt. Ravan-kun? Bitte noch einmal.“ Mamori hörte genau auf die Klänge und den Takt des Pianos. Die ersten beiden Male war es ungewohnt, die vertraute Passage etwas langsamer zu hören, aber beim dritten Versuch klappte die Drehung geradezu perfekt. Alle atmeten tief durch. Die abfallende Anspannung war zu spüren und einige Mädchen kreischten vor Begeisterung und Erleichterung kurz auf. Mamori stand für einen Moment ganz still. Doch dann drehte er sich langsam zu Ravan, der das Lächeln, was Mamori ihm entgegenbrachte, erwiderte. „Gott sei Dank“, schnaufte Mamori atemlos. Er musste sich unbedingt bei Ravan bedanken… und entschuldigen. Am nächsten Abend gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig im Appartement. Mamori hatte sich schon bettfertig gemacht und Ravan kam gerade aus der Dusche. Er hatte sich nur ein Handtuch um die Hüften gewickelt und stand nun vor dem großen Kleiderschrank. Mamori saß aufrecht im Bett und betrachtete Ravan interessiert, als dessen Handtuch in diesem Moment von seinen Hüften rutschte und den Blick auf seine nackte Rückenansicht freigab. Mamori lief prompt rot an und senkte seinen Blick, doch einmal luschern musste er doch. Aus dieser Perspektive konnte er Ravan eigentlich noch nie begutachten. Das breite Kreuz des Älteren führte wie ein V zu seiner schmalen Tailie, unter der sich der wohlgeformte und, wie Mamori fand, knackige Hintern befand. Ravans gut trainierten Beine traten die Erde fest und sicher und dieser ganze gut gebaute Körper wurde überzogen, von einer dunklen, samtigen Haut, die im Licht der Zimmerbeleuchtung glänzte. Mamori ertappte sich dabei, wie er Ravan geradezu anschmachtete. Aber war das angesichts dieses athletischen Körpers ein Wunder? Plötzlich drehte sich Ravan grinsend um und hielt sich zwei eng anliegende Pants vor die Hüften. Mamori blickte ihn irritiert an. „Was hast du denn jetzt?“, war seine einzige Frage. „Na los“, bat Ravan, „such eine aus. Rot, oder Schwarz?“ Mamori legte sich ins Kissen zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Was soll denn der Quatsch?“, fragte er genervt. „Ist mir doch egal.“ Ravan blickte ihn mit schräg gelegtem Kopf an. „Warum bist du denn so gereizt?“, wollte er mürrisch wissen. „Wo wir schon mal abends zusammen ins Bett gehen können, will ich dir doch auch gefallen.“ Diese Erkenntnis verschlug Mamori allerdings die Sprache. „Wie… Wie meinst du denn das?“, fragte er verblüfft. Ravan hingegen grinste nur. Er ließ die rote Pants fallen und streifte sich die schwarze über die Hüften. Mamori drehte sich blitzartig zur Seite und zog die Decke bis an das Kinn. -Was hat er bloß?-, fragte sich Ravan und krabbelte ebenfalls ins Bett. –Ist es ihm etwa peinlich, mich so nackt zu sehen? Er ist ja so niedlich.- Ravan schmunzelte. ER drehte sich auf die Seite zu Mamori und zog ihm das Bettdeck langsam vom Gesicht, was ihm einen unsicher blickenden Mamori offenbarte. „Was hast du denn, Ta-kun?“, fragte Ravan neugierig. „Warum verkriechst du dich denn?“ „Ich verkrieche mich gar nicht“, kam es von Mamori kleinlaut, aber maulend zurück. „Sieht für mich aber ganz danach aus“, beharrte Ravan auf seinem Standpunkt. „Wenn du meinst…“, Mamori drehte sich auf den Rücken und atmete tief durch. Er hörte sich besorgt an. Daraufhin stupste Ravan Mamori mit dem Zeigefinger auf die Nase, welche der Jüngere sofort kraus zog. „Was denkst du gerade?“, wollte Ravan wissen. „Nichts besonderes“, entgegnete Mamori bereitwillig. „Ich bin nur etwas nervös wegen Morgen. Um zehn ist das Vortanzen. Ich muss immer die Choreographie durchgehen… es ist wie ein Zwang.“ „Mach dich nicht verrückt. Wir sind gut vorbereitet.“ „Das weiß ich doch.“ Mamori drehte seinen Kopf zu Ravan, dessen Konturen nur in der Dunkelheit zu erkennen waren. Dennoch hatte Mamori das Gefühl, er könne Ravans stechenden blauen Augen leuchten sehen. „Ich wollte mich noch entschuldigen“, sagte Mamori plötzlich unvermittelt. Ravan verstand nicht. „Wofür?“ „Dafür, dass ich gestern beim Training so ein Arschloch war. Ich war total überheblich und hab dich angemacht. Das tut mir ehrlich leid.“ Ravan war gerührt. „Ach Ta-kun…“, flüsterte er liebevoll und schlang seine Arme und den schlanken Körper seines Geliebten. „Ich hab dir das doch nicht übel genommen. Du warst einfach gestresst. Lass uns nicht mehr darüber reden, okey?“ Mamori stimmte dem durch ein leichtes Nicken zu und kuschelte sich gegen Ravans Brust. „Danke“, flüsterte der Junge zufrieden. „Gute Nacht.“ Ravan jedoch drückte ihn etwas von sich weg. „Hey“, protestierte er, „und wo bleibt mein Gutenachtkuss? Ohne lass ich dich auf keinen Fall einschlafen.“ Mamori lachte kurz leise auf. „Wie konnte ich das nur vergessen?“, hauchte er, während seine Lippen die Dunkelheit durchstreiften und sich sanft auf die Ravans betteten. Zärtliche Liebkosungen erforschten den jeweils anderen, doch schon einige Momente später lösten sie sich voneinander. Mamori hätte gern noch weiter gemacht, doch Ravan drängte ihn zum Schlafen. „Schluzss jetzt, Ta-kun“, mahnte er liebevoll. Wir müssen morgen früh raus.“ „Na gut“, Mamori hörte sich wenig begeistert an. Er kuschelte sich wieder an Ravan und dieser zog den Jungen eng zu sich. Diese Nähe machte Mamori einmal mehr bewusst, wie sehr er Ravan brauchte und wie sehr er die wenige Zeit mit ihm genoss. „Ich liebe dich“, waren die letzten Worte, die Ravans Mund in dieser Nacht verließen, ehe sein gleichmäßiger Atem den Raum erfüllte. „Ich dich auch…“ To be continued... -------------------------------- Das war es auch schon wieder. Im nächsten Kap wird sich zeigen, ob Mamori es schafft. Noch ist nicht aller Tage Abend. Kapitel 32: 28. Zeig´s ihnen! ----------------------------- Go Mamori!!!!! Jetzt kommt es drauf an. Wir drücken dir alle die Daumen, mein Kleiner. Du packst da! *fähnchenschwenk* ---------------------------------------------------------- Zeig´s ihnen! Endlich war der große Tag gekommen. Der ganze Morgen war ein einziges Durcheinander. Gleich am Anfang war Mamori, erschrocken über Ravans Weckmethoden, aus dem Bett gekullert. Das Frühstück war angebrannt und dann hatte sich Mamori auch noch Saft über sein Oberteil gekippt. Ein neues zu finden, das zur Hose passte, war ein Krampf und dann nervte Ravan auch noch wie eine besorgte Mutter. Hast du dies? Vergiss jenes nicht. Der Tag hatte noch nicht einmal richtig angefangen und schon stand Mamori voll unter Strom. Irgendwie hatten sie es dann doch rechtzeitig zur NDA geschafft, wo sie an der Rezeption in einen Raum verwiesen wurden, wo sich schon acht andere Tänzer und Pianisten eingefunden hatten. Auf einem kleinen Tisch lag die Startreihenfolge aus. Mamori war an dritter Stelle dran. Um fast halb zehn begann Mamori, ebenso wie die anderen Tänzer, mit ein paar Lockerungs- und Aufwärmübungen. Ravan wollte sich die ersten Tänzer ansehen, doch Mamori war dagegen. Er hielt es für besser, sich nur auf sich zu konzentrieren und sich nicht durch andere Performences ablenken zu lassen. Ravan akzeptierte das stillschweigend. Und dann war es endlich soweit. Ravan und Mamori wurden von einer niedlichen Assistentin aufgerufen. Mamori atmete noch einmal tief durch, ehe er mit Ravan den großen Saal betrat, in dem vier Juroren saßen, um den Jungen zu beurteilen. Die Bühne war hell erleuchtet und im Hintergrund stand ein riesiger Flügel, den man aber von den Plätzen der Juroren aus nicht sehen konnte. Ravan sprach Mamori noch einmal Mut zu, ehe er sich zum Flügel begab und Mamori sich in der Mitte der Bühne platzierte. Wie ein einsamer Krieger stand er dort, umringt von warmem Scheinwerferlicht, und blickte in die ernsten Gesichter der vier Juroren. Namensschilder standen vor ihnen, von den Mamori erfuhr, dass Mizuno-kun ganz außen links zu finden war. Mamori spürte die prüfenden Blicke, die auf ihm lagen, wodurch seine Unsicherheit deutlich stärker wurde. „Also Seijitsa Na-kun“, begann endlich Mizuno-kun und Mamori blickte auf. „Wir sind schon alle sehr gespannt, was für eine Choreographie sie uns mitgebracht haben. Ich möchte ihnen klarmachen, dass sie nur eine Chance haben. Verpatzen sie es, ist das Vortanzen für sie vorbei. Also nutzen sie ihre Chance. Haben sie das verstanden?“ Mamori war etwas eingeschüchtert von den Worten, nickte dann aber und stellte sich in seine Anfangsposition. „Also bitte“, ergänzte Mizuno-kun, „überraschen sie uns.“ Einen Moment war alles still. Dann… ganz leise verließen die ersten Töne den Flügel und strömten wie ein betörender Duft in alle Ritzen des großen Saales. Mamori horchte auf, schloss die Augen und lauschte den Klängen wie im Rausch. Sein ganzer Körper war angespannt und innerlich ging Mamori jeden einzelnen Taktpunkt mit. Dann die erste dynamische Stelle und Mamori begann mit den ersten Bewegungen seiner Choreographie. Ravan sah ihn nicht an. Ganz konzentriert spielte er die Melodie, denn Mamori und er waren perfekt aufeinander abgestimmt. Als nächstes folgte die Kombination, die Mamori schon im Training solche Schwierigkeiten bereitet hatte, aber sie klappte einwandfrei. Die schwerste Hürde war geschafft und man merkte, wie Mamori auflockerte. Auch Ravan war erleichtert. Ab jetzt war alles nur noch eine Übung und einige Momente später auch schon vorbei. Starr stand Mamori in der Endposition und die letzten Noten verließen den Flügel. Schwer atmend stand Mamori auf der weiten Bühne, geplagt von Tausend Gedanken, bis er endlich wagte, sich zu bewegen. Mit einer Verbeugung beendete er nun endgültig sein Programm, worauf sein Blick sofort zu Mizuno-kun wanderte. Dieser blieb regungslos und auch in den anderen Gesichtern war nichts zu lesen. War das jetzt gut, oder schlecht? Unbehagen kroch in Mamori hinauf und unsicher drehte er sich zu Ravan, der ihm nur ein Schulterzucken entgegenbrachte. Die Stille war unerträglich und wieder blickte Mamori zu den Juroren. Und dann, wie auf Kommando, fingen alle vier an zu Applaudieren. Sie waren begeistert von der Harmonie zwischen Pianist und Tänzer, die den ganzen Saal erfüllt hatte und keine anderen Eindrücke zugelassen hatte. Nun fiel alle Anspannung von Mamori ab, welches sich durch ein kleines Lächeln zeigte, und auch Ravan atmete erleichtert tief durch. „Das war mehr, als ich erwartet habe“, gab Mizuno-kun zu. „Sie haben uns nicht enttäuscht.“ „Danke“, gab Mamori atemlos zurück. „Also Seijitsa Na-kun, wir werden uns jetzt noch die anderen Tänzer ansehen und melden uns dann.“ „Okey“, entgegnete Mamori knapp und verbeugte sich nochmals, bevor er in Richtung Ausgang des Saales ging. Mizuno-kun hielt ihn jedoch kurz auf. „Und Seijitsa Na-kun? Bedanken sie sich bei ihrem Pianisten. Er ist einzigartig.“ Mamori nickte mit einem Lächeln, was sofort zu Ravan wanderte. Zusammen verließen sie den Saal. Nun sprudelte es aus Mamori heraus. „Oh man… das war so genial. Es hat alles gepasst, besser als im Training. Vor der Kombi hatte ich echt schiss, aber du hast mir da super durchgeholfen. Boah… bin ich hibbelig.“ Ravan konnte angesichts von soviel Euphorie nur grinsen. Er blickte Mamori von der Seite an, als sie den Gang zum Aufenthaltsraum durchquerten. „Ich merk das schon“, stellte er fest. „Du warst aber auch wirklich super. Ich hab zwar nicht viel gesehen, aber das was ich gesehen hab, war echt gut.“ „Danke für die Blumen“, scherzte Mamori und blieb stehen. „Warte mal Ravan.“ Der Ältere blieb ebenfalls stehen und blinzelte Mamori fragend an. „Also ich wollte…“, setzte Mamori an, brach dann aber ab, um Ravan einfach, auf heiterem Himmel, um den Hals zu fallen und ihn leidenschaftlich zu küssen. Ravan erschrak zwar etwas, schloss seinen Geliebten dann aber doch in die Arme. „Wofür hab ich den denn verdient?“, war Ravans erste überraschte Frage, als er sich von Mamori löste. Der Jüngere zuckte nur unschlüssig mit den Schultern. „Ich wollte nur Danke sagen“, erklärte er sich lächelnd. „Ohne dich hätte ich das nie geschafft.“ „Aaach was…“, winkte Ravan mit einem leicht rot schimmernden Gesicht ab. „Du hast das einfach klasse gemacht. Ich war nur zufällig die richtige Begleitung.“ Was sollte Mamori darauf nun sagen. –Er stellt sein Licht immer unter den Scheffel. Und dabei gibt er mit immer so viel Kraft und Stärke. Ich bin so froh, das er an meiner Seite ist-, ein verschmitztes Grinsen legte sich auf die Lippen des Jungen, -Den lass ich nicht mehr weg.- Dieses Grinsen konnte Ravan mehr oder weniger einordnen. –Was hat er denn jetzt wieder? Manchmal blicke ich bei ihm echt nicht durch. Aber das macht ihn ja gerade so interessant und knuffig. Ja… so schnell wird er mich nicht mehr los.- Dies wäre wohl die Richtige Gelegenheit für das Sprichwort „Zwei Doofe, ein Gedanke“. Jetzt blieb nur noch abzuwarten, wie sich die Juroren nach den letzten beiden Tänzern entschieden. Etwa zwanzig Minuten, nachdem der letzte Tänzer sein Programm beendet hatte, wurden alle Tänzer ohne die Pianisten in den Saal gerufen. Mamori stellte sich mit den anderen in einer Reihe auf die Bühne, während die Juroren vor die Tänzer traten. Es herrschte allgemeine Nervosität, wobei Mamori sich im Gegensatz zu den anderen doch recht gelassen vorkam. Der junge Man links neben ihm trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und der Tänzer rechts von Mamori zitterte wie Espenlaub. Insgeheim war Momori dankbar dafür, dass sich seine Nervosität nicht nach Außen hin offenbarte. Mizuno-kun war einen Schritt vorgetreten und festigte seinen Blick an jedem einzelnen, ehe er das Wort ergriff: „Ich glaube, wir haben sie jetzt lange genug warten lassen. Sie waren alle hervorragen und sie haben uns bewiesen, dass wir sie nicht umsonst ausgewählt haben. Fest steht, dass sie alle als Gruppe auf dem Event, zu dem wir sie eingeladen haben, tanzen werden. Das ist ja nichts Neues. Jetzt geht es darum, wer sozusagen der Frontmann sein wird und wer den Höhepunkt, nämlich das Pianoduett mit einer reizenden jungen Dame zusammen tanzen wird. Jeder von ihnen bringt seinen eigenen Stil und Charakter mit in die Gruppe und jeder hat sicher seine individuelle Note. Wir suchen aber jemanden mit diesen Qualitäten, aber auch jemanden von dem wir glauben, dass er an der Spitze einer Gruppe tanzen kann und somit ihre Führung, nicht nur choreographisch, übernehmen kann. Und das können wir uns nur bei einem vorstellen. Seijitsa Na-kun… herzlichen Glückwunsch.“ Alle Blicke richteten sich auf Mamori. Tiefes Durchatmen, von Erleichterung und Enttäuschung, drang an sein Ohr, aber er blieb starr, wie eine Statur. –War das wirklich mein Name?- schoss es ihm ungläubig durch den Kopf. Einige Sekunden verstrichen, Mamori kamen sie vor, wie eine Ewigkeit. „Seijitsa Na-kun…“, rief Mizuno-kun Mamori etwas verunsichert an, „sie sagen ja gar nichts.“ „Äh… doch…“, brachte Mamori endlich hervor. „Danke. Das ist ne riesen Ehre für mich.“ So langsam wurde Mamori lockerer. Mizuno-kun lächelte Mamori freundlich entgegen. Offensichtlich war er sehr zufrieden mit seiner Entscheidung. Der Rest war Formsache. Mizuno-kun erklärte, dass alle weiteren Informationen schriftlich erfolgen würden und dass die Tänzer auf ihre Gesundheit Acht geben sollten. Er bräuchte sie alle in einer Topverfassung. Als alle den Saal verlassen wollten, hielt Mizuno-kun Mamori noch kurz auf. „Warten sie einen Moment“, forderte der Ältere den Jungen auf. „Ich möchte ihnen noch jemanden vorstellen.“ Mamori war etwas überrascht, aber auch neugierig, als Mizuno-kun auf die Tür, links an der Bühne deutete, die sich augenblicklich öffnete. Mamori blieb fast der Atem weg, als er sah, was dort durch die Tür an ihn und seinen jetzigen Boss herantrat. Ein bildhübsches Mädchen, nein viel mehr eine Frau, steuerte direkt auf die beiden zu. Groß, schlank und unglaublich graziös. Ihr langes, schwarzes Haar umspielte schmeichelhaft ihr schmales, aber bezauberndes Gesicht und ihr Blick schien zu hypnotisieren. Mamori wusste nicht, wo er zuerst hinsehen sollte. „Minako“, sprach Mizuno-kun die junge Frau gleich an und reichte ihr eine Hand um sie näher zu sich und Mamori zu geleiten. „Darf ich vorstellen“, erklärte Mizuno-kun nun mit einem Lächeln, „Minako Ayanami. Ihre Partnerin für das Pianoduett.“ Mamori war überrascht, aber auch sehr erfreut. Das Vortanzen hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Auch wenn er nicht gewonnen hätte, währe ihm diese Schönheit nicht verwährt geblieben. Lebhaft konnte Mamori sich die junge Frau beim Paartanz vorstellen. Er reichte ihr die Hand. „Freut mich sehr“, sagte er knapp und aus irgendeinem Grund hörte seine Stimme sich sehr zittrig an. „Mein Name ist Seijitsa Na, Mamori.“ Minako nahm Mamoris Hand ohne zu zögern entgegen. „Hallo“, entgegnete sie und das Lächeln, das sie aufsetzte war atemberaubend. „Ayanami, Minako.“ In diesem Moment wurde Mizuno-kun von einem der anderen Juroren ans Telefon gebeten und er ließ Mamori und Minako mit den Worten „Entschuldigen sie mich“ allein. Mamori sah ihm etwas resigniert nach. Allein mit Minako zu sein, brachte ihm Unbehagen. „Na Gott sei Dank ist der alte Zausel weg“, meinte Minako nun, was Mamori einen ebenso überraschten, als auch fragenden Blick entlockte. „Jetzt schau doch nicht so“, meine Minako und grinste ihn frech an. „Ich hasse diese Püppchennummer. Mizuno-sama hält mich für ne Fee, oder so was. Echt schrecklich.“ Mamori blieb die Spucke weg. Von der eben noch so grazilen und anmutigen jungen Dame war nicht mehr viel zu finden. Ihre Haltung hatte den Stil ihrer Ausdrucksweise angenommen. Nun zwinkerte sie Mamori zu, der sie anstarrte, wie das achte Weltwunder, und schlug ihm auf den Rücken. „Hey… jetzt krieg dich wieder ein“, rief sie freudig aus und grinste ihm breit ins Gesicht. „Da staunst du was? Man sollte immer erst hinter die Fassade sehen.“ Mamori schien sich angesichts des Klopfers auf den Rücken wieder zu fangen. „Die Fassade hast du aber echt drauf“, meinte er nur knapp mit einem Husten. „Gut, oder?“, war Minakos freche Reaktion. Sie ging einmal um Mamori herum, der das mit Skepsis beobachtete, und blieb dann wieder vor dem Jungen stehen. „Du bist also mein neuer Partner“, stellte Minako fest und sie klang ernst. Doch von einer Sekunde auf die andere wurde sie wieder locker. „Niedlich bist du ja. Gut gebaut auch. Aber irgendwie bist du anders als die anderen“, meinte sie und nutzte die Gelegenheit, um Mamori in den Po zu kneifen. „Hey!“, empörte sich der Gekniffene und wandte sich von ihr ab. „Geht´s noch?“ „Ich wusste es!“, rief Minako plötzlich aus. Von einer Entschuldigung keine Spur. „Du hast mich zwar angehimmelt, als du mich zum ersten Mal gesehen hast, aber nicht mit diesem Ich-Zieh-Dich-Aus-Blick. Da wusste ich schon, dass du vergeben bist. Und auf mein Pokneifen hast du auch untypisch reagiert. Jeder Mann hätte es als Witz genommen, wenn eine Frau wie ich ihm in den Hintern kneift, aber du warst ganz entsetzt. Also… wie heißt er?“ „Wie bitte???!!!“, alles hatte Mamori erwartet, aber nicht das. Er merkte, wie seine Wangen anfingen zu glühen und wie ihm heiß wurde. Sicher bildeten sich auf seiner Stirn schon Schweißperlen. „Was redest du denn da?“ Wann waren sie eigentlich beim DU angekommen? Mamori war völlig verwirrt. „Ach komm schon“, Minako nahm Mamoris Hände und lächelte ihn an. Mit einem Mal wirkte sie gar nicht mehr so hibbelig. „Kannst es ruhig sagen. Hör zu… ich bin Profitänzerin und wenn ich mit jemandem zusammen tanze, will ich einfach alles über ihn wissen. Selbst, wenn es nur für einen Auftritt ist. Also… raus damit. Wie heißt dein Freund? Kannst es ruhig sagen. Ich verrat dir auch, das ich mich schon mal mit meiner besten Freundin geküsst hab.“ Wenn irgendjemand vorgehabt hatte, Mamori jemals umzubringen, möge er das doch bitte genau jetzt tun. Was konnte man diesem Mädchen schon entgegensetzen. Mamori jedenfalls kapitulierte. „Ravan…“, gab er nun zu und wartete gespannt auf Minakos Reaktion. Diese schien wieder total begeistert. „Ravan“, schwärmte sie. „Toller Name. Würde gut zu dem Kerl passen, den ich vorhin am Empfang begegnet bin. Ein toller Mann. Er saß am Klavier und hat „Memories“ gespielt. Zauberhaft. Und wie er mich angesehen hat… huhuhu… da schüttelt´s mich“ Mamori stutzte. Er blickte Minako skeptisch mit schräg gelegtem Kopf an. „Großer Kerl? Ausländer? Schwarzes Haar mit Halbzopf, stechende blaue Augen und ein süßes Lächeln?“ Nun war es Minako, der es offensichtlich die Sprache verschlagen hatte. Verblüfft blinzelte sie ihr Gegenüber an. „Ja…“, gab sie zu. „Ist dir auch aufgefallen, was?“ Mamori lachte kurz auf. Das gab es doch gar nicht. „Ja“, antwortete er. „Der Name passt echt gut zu ihm.“ Und nun schien bei Minako der Groschen gefallen zu sein. „Uaaahhhh“, kreischte sie aufgeregt. „Das ist er? Das ist dein Ravan? Oh mein Gott. Ihr passt super zusammen. Echt genial! Ich hätte gern ein Foto von euch.“ Mamori versuchte gar nicht erst auf die letzte Äußerung einzugehen. Das konnte er auch nicht, denn Mizuno-kun betrat in diesem Moment wieder den großen Saal, was Minako in einem Bruchteil einer Sekunde wieder ihre unnahbare und elegante Haltung einnehmen ließ. -Sie hätte Schauspielerin werden sollen-, war Mamoris erster Gedanke, als er sich wieder der „falschen“ Minako gegenüber sah. Mizuno-kun musste Minako nun leider wieder entführen. Beide waren noch bei einem Geschäftspartner eingeladen und so verabschiedeten sie sich von Mamori. Minako jedoch nicht, ohne Mamori in einem unbeobachteten Moment zuzuzwinkern und zu flüstern: „Wir sehen uns bei den Proben, Ma-chan“ Ma-chan?! Wenn es denn sein musste. Verblüfft und gleichzeitig völlig beeindruckt von einer solchen Frau verließ auch Mamori schließlich den Saal. Der Junge machte sich sofort auf zu Ravan. Er vermutete ihn im Aufenthaltsraum, doch da war er nicht. Mamori schnappte sich seine Sporttasche und flitzte zum Empfang, was ihm allerdings nur den Blick auf das leere Klavier einbrachte. –Er wird doch nicht schon ohne mich gegangen sein?- fragte sich Mamori etwas besorgt, aber vorstellen konnte er sich das nicht. Schnell verabschiedete er sich von der Empfangsdame und verließ die Akademie durch den großen Haupteingang, als er jedoch nach draußen trat, traute er seinen Augen nicht. Ravan hatte das Auto vor dem Haupteingang geparkt und lehnte nun auf der Beifahrerseite dagegen. In seiner rechten Hand hielt er eine rote Rose, an der er genüsslich roch und eine sanfte Briese durchflutete sein pechschwarzes Haar, welches sein Gesicht nun unbändig umspielte. Als er Mamori sah, blickte er ihn mit seinen stahlblauen Augen direkt an, so dass es dem Jungen einen Schauer über den Rücken jagte. -Jetzt weiß ich, was Minako gemeint hat-, schoss es Mamori durch den Kopf. Er stand auf der obersten Stufe der breiten, steinernen Eingangstreppe und starrte Ravan mit großen Augen an, welcher ihm ein verträumtes Lächeln entgegenbrachte. –Er sieht toll aus-, wurde es Mamori einmal mehr bewusst. Langsam setzte er sich in Bewegung und blieb erst unmittelbar vor Ravan stehen. „Hey“, begann der Jüngere lächelnd. „Warum bist du denn schon raus gegangen?“ „Hmm…“, Ravan zuckte mit den Schultern. „Ich hatte noch was zu erledigen.“ Langsam ging er um Mamori herum und blieb hinter ihm stehen. Er umschlang Mamoris Hüfte mit dem linken Arm und mit dem rechten streichelte er dem Jungen über die Wange. „Herzlichen Glückwunsch“, hauchte Ravan in dessen Ohr, „ich bin stolz auf dich.“ Mamoris Herz schlug angesichts dieser Geste etwas schneller. Er wandte seinen Kopf zur Seite und blickte Ravan aus den Augenwinkeln an. „Aber ich hab doch noch gar nichts…“, wollte Mamori erklären, doch Ravan unterbrach ihn. „Ist doch klar, dass du gewonnen hast“, meinte er sicher. „Ich hab nichts anderes erwartet.“ Mamori lächelte. Ravan war einfach zu süß und er merkte, wie sich ein warmes, wohliges Gefühl in ihm ausbreitete. „Lass uns nach hause fahren“, meinte Ravan schließlich und öffnete Mamori sogar die Tür. To be continued... ---------------------------------------- Jetzt mal ehrlich... wer hat nicht geglaubt, dass Mamori es schaft? Keiner, oder? Was haltet ihr von Minako. Ziemlich schräg, oder? Sie wird in der folgenden Geschichte noch für Wirbel sorgen. Irgendwie scheint sie sowas wie ne Schwulenantenne zu besitzen XD Ich musste einfach mal wieder auf Ravan aufmerksam machen. In meiner Fantasie ist er ein absolut göttlicher und hinreisender Typ. Ich hoffe, das kommt gut rüber. Das Pic zu ihm ist zwar okey, aber so toll zeichnen kann ich nicht. Vielleicht erklärt sich ja mal jemand bereit *flehhh* Was noch? Ach ja. In diesem Kap ist ganz schön viel Wörtliche Rede, was mich etwas ankotzt, aber ich wusste nicht, wie ich es schreiben sollte. Im nächsten Kap gehe ich mal wieder auf Jeremy ein. Ich glaube, er hat Aufmerksamkeit verdient. ...oder auch nicht *grrr* Ich bin noch immer nicht gut auf ihn zu sprechen, aber auch er braucht seine Geschichte. Lasst euch also überraschen. LG Aja-san Kapitel 33: 29. Vom Freund zum "Freund" --------------------------------------- Hallo zusammen ^^ Endlich geht es weiter. Es hat ja uch lange genug gedauert. Hier ist also das nächste Kapi von "TSD" und wie angekündigt, geht es hier drin ausschließlich um Jeremys Leben. Ein kapi, dass für mich nicht unbedingt von Nöten war, was Anne-san aber gern wollte. na ja... wie auch immer. Viel Spaß beim lesen. ^^ -------------------------------------------- Vom Freund zum „Freund“ Los Angeles/ USA. Jeremy kam gerade von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause. Zu seinem Glück hatte er endlich eine Anwaltskanzlei gefunden und obwohl er noch nicht lange im Geschäft war, wurde er nicht gerade mit den einfachsten Fällen betraut. Auch wenn es schon Ende September war, war es noch immer brennend heiß, und die erfrischende Luft der Klimaanlage wehte dem Junganwalt um die Nase, als dieser seine Wohnung betrat. Ausgelaugt ließ er seinen Aktenkoffer unachtsam im Flur fallen und ging ins Wohnzimmer, welches rechts vom Flur lag. Hastig entledigte er sich seines Jacketts und lockerte die viel zu steife Krawatte. „Scheißtag“, murmelte Jeremy unzufrieden, als er sich lustlos auf sein Ledersofa fallen ließ und für einen Moment die Augen schloss, um wieder etwas Ruhe zu finden. Ein wummernder Schmerz pochte schon den ganzen Tag von innen gegen die Schädeldecke und dazu kam noch der ganze Stress in der Kanzlei. Unendlicher Papierkrieg und unzählige gut gemeinte Ratschläge für den „Neuling“… So hatte Jeremy sich das nicht vorgestellt. Das Telefon läutete nun schon zum dritten Mal, ehe Jeremy es beachtete und endlich abnahm. „Ja?“, er klang müde. „Hey Jeremy… hier ist Rick. Na, alles klar?“ „Rick… Sorry, wenn ich jetzt etwas genervt klinge, aber… was willst du?“ „Fragen was noch so geht. Heute ist Freitag und da will ich was unternehmen.“ „Ich hab heute keinen Bock auf gar nichts. War ein harter Tag. Außerdem muss ich noch was arbeiten, hab also keine Zeit.“ „Ach komm schoooon. Dann komm ich nur mal so vorbei. Du musst doch auch mal Pause machen.“ „Hartneckiger Kerl…“ „Ich weiß.“ Nun musste Jeremy doch lachen. „Na schön“, lenkte er schließlich ein. „Etwas Zeit hab ich wohl. Komm so in ner Viertelstunde. Ich muss vorher noch Duschen.“ „Alles klar!“, Rick klang begeistert. „Ich bring was zu Futtern mit, du hast ja nie was. Bis gleich.“ Rick hatte aufgelegt. -Was soll denn das heißen?-, grübelte Jeremy über Ricks letzte Worte. –Der führt sich auf, wie meine Mutter. Na ja… mir soll es Recht sein. Ist ja auch irgendwie ganz niedlich.- Jeremy hatte sich gerade fertig angezogen, als es auch schon an der Tür klingelte. Etwas hastig öffnete Jeremy und sah sich Ricks grinsendem Gesicht gegenüber. „Du siehst aus, als kämst du gerade aus dem Regen“, bemerkte der Besucher, denn Jeremys Haar hing dem Junganwalt noch immer triefend über die Schultern und weichte sein Hemd etwas durch. Rick hielt Jeremy eine Plastiktüte unter die Nase, aus der es angenehm duftete. Für den blonden Ein vertrauter Geruch. Er nahm Rick die Tüte ab und bat ihn herein und während dieser es sich im Wohnzimmer gemütlich machte, holte Jeremy aus der Küche Besteck und Teller. „Wie gesagt“, rief er Rick zu. „Ich hab nicht viel Zeit.“ Einige Augenblicke später betrat auch er dann schließlich das Wohnzimmer, stellte Teller und Tüte auf den Tisch und ließ sich schließlich auf einem Sessel nieder. „Lass mich raten“, meinte Jeremy, als er die Tüte öffnete. „Mexikanisch?“ Rick nickte grinsend. „Was sonst“, entgegnete er und half Jeremy beim auspacken. „Ja… was sonst“, wiederholte Jeremy leise und ertappte sich dabei, wie ihn diese Normalität irgendwie rührte. Rick brachte nämlich immer mexikanisches Essen mit. Am Anfang immer was anderes, doch mit der Zeit hatte er gemerkt, was Jeremy am liebsten mochte und brachte ihm nur noch dieses eine Gericht mit. „Dann mal los“, gab Rick den Startschuss, als sie das Essen endlich vor sich ausgebreitet hatten und haute auch gleich ordentlich rein. Jeremy beobachtete ihn schmunzelnd. Er wusste, dass Rick auf dem Gebiet keine Rücksicht nahm. Wenn er Hunger hatte, hatte er Hunger. Aber gerade diese Kleinigkeiten waren es, die Jeremy an Rick so mochte. In den letzten Wochen hatte sich der blonde Junganwalt sowieso immer öfter gefragt, warum er Rick damals eigentlich hatte abblitzen lassen? Rick war ständig an seiner Seite, kümmerte sich um ihn und brachte ihn zum Lachen. Am Anfang, als sie sich kennen lernten, hätte Jeremy es noch für unmöglich gehalten, jemals so eng mit Rick befreundet zu sein. Er erinnerte sich daran zurück, wie er dem hibbeligen Braunhaarigen das erste Mal begegnet war… Es war im November vor zwei Jahren auf der Geburtstagsparty eines gemeinsamen Freundes. Eigentlich war es so wie auf jeder Party. Viele Leute, gute Musik und Alkohol. Natürlich auch jede Menge hübscher Mädchen, aber für die hatte sich Jeremy seit Ravan sowieso nicht mehr interessiert. Jeremy unterhielt sich gerade mit ein paar Freunden, als Rick dazu trat. Er war sehr gut gelaunt und es entstand der Eindruck, als sei er total betrunken, aber Rick trank fast nie Alkohol. Diese Tatsache erfuhr Jeremy jedoch erst später. Rick erzählte über alles Mögliche, aber niemand schien ihm auch nur ansatzweise zuzuhören. Auch Jeremy war zugegebenermaßen genervt, weil sich Rick einfach nicht abschütteln ließ. Er besaß so eine kindliche Naivität und entweder wollte er nicht sehen, dass die anderen ihn missachteten, oder er nahm es tatsächlich nicht wahr. Jeremy fand dieses Verhalten einfach nur dumm. –Hinter dem Rücken von diesem Kerl wird gelästert, was das Zeug hält und der Typ merkt es nicht einmal-, dachte Jeremy und beobachtete den braunhaarigen jungen Mannaufmerksam. –Und selbst wenn man ihm ganz direkt sagt, dass er verschwinden soll, scheint ihn das gar nicht zu stören. Er lächelt einfach und geht weiter.“ Vielleicht war das Verhalten von Rick ja gar nicht so dumm. Musste Jeremy nicht insgeheim diese Gleichgültigkeit bewundern? Jeremy ertappte sich dabei, dass er Rick den ganzen Abend nicht mehr aus den Augen ließ. Er beobachtete seine Bewegungen, seine Art zu Reden und seine Gesten, wenn er jemandem etwas erklärte. Jeremy fand, dass Ricks ganzes Aussehen, nicht zu seiner Art sich zu verhalten passte. Ricks markante Gesichtszüge und seine breiten Schultern passten eher zu einem ernsten Menschen. Außerdem ließ Ricks gewähltes Outfit aus verwaschener Jeans, langärmligen Shirt und kurzen Hemd darüber vermuten, dass er doch in gewissem Maße eitel war. Doch auch diesen Charakterzug hatte sich an diesen Abend nicht einmal angedeutet. Ricks so fröhliche Augen, blickten in gewisser Weise auch ernst, was Jeremy noch mehr Rätsel aufgab. Er musste zugeben, dass Rick doch gar nicht so uninteressant war, wie er zunächst vermutet hatte. Einige Zeit später stand Jeremy etwas abseits des Geschehens an eine Wand gelehnt und beobachtete die Leute, als er plötzlich bemerkte, dass Rick schnurstracks auf ihn zusteuerte. „Nicht doch“, murmelte der Junganwalt mit einem etwas gequälten Gesichtsausdruck. Aber wollte er wirklich nicht, dass #Rick zu ihm kam? Nun war es sowieso zu spät. Rick stand vor ihm und schenkte Jeremy ein, zugegeben, recht niedliches Lächeln. „Hey“, meinte Rick nun freundlich blinzelnd, erntete von Jeremy aber nur ein grüßendes Nicken. Der blonde hatte im Moment wirklich keine große Lust zum Reden, aber er wollte Rick auch nicht einfach so abblitzen lassen und ließ sich deswegen wenigstens auf einen Smaltalk ein. „Was gibt´s denn?“, fragte Jeremy also, aber sein Lächeln wirkte gespielt. Rick legte den Kopf etwas schräg, als er ehrlich antwortete: „Eigentlich nichts Besonderes. Ich wollte mich nur ein bisschen mit dir unterhalten. Du bist mir nämlich vorhin schon aufgefallen.“ Wieder ein Lächeln. Jeremy war zugegeben, verblüfft, denn mit solch einer direkten Antwort hatte er nicht gerechnet. „So so“, entgegnete er schon interessierter, aber noch immer distanziert. „Und wie meinst du das?“ Rick überlegte kurz, ehe er antwortete: „Na so, wie ich es gesagt habe. Es gibt nicht viele Männer hier, mit so hübschen, langen, blonden Haaren wie du. Mädchen gibt es genug, aber hübsche Männer… du bist mir eben aufgefallen.“ Nun war Jeremy völlig irritiert. War dieser gestandene Mann da vor ihm etwas schwul?! Rick merkte natürlich an Jeremys erschrockenem Blick, dass es in ihm arbeitete. „Oh sorry“, meinte er deshalb lächelnd. „Ich hab dich sicher erschreckt mit meiner Aussage. Aber ich bin lieber immer ganz direkt.“ „Das merke ich“, gab Jeremy nun wieder ganz sicher zurück. „Aber das gefällt mir. Ich finde es auch grauenhaft, wenn etwas immer über zehn Ecken geht.“ „Na das hört sich doch gut an“, meinte Rick nun und brachte seine Freunde zum Ausdruck, indem er einmal in einer übermäßigen Bewegung mit dem Finger schnippte. „Hey“, wies Jeremy ihn sofort in die Schranken. „Geht es vielleicht noch auffälliger?“ „Na klar! Ich…“ „Rick!“, nahm Jeremy dem Braunhaarigen den Wind aus den Segeln. „Das war eher ironisch gemeint.“ Aber lachen musste er doch. Er fand Rick zunehmend interessanter. Ein bisschen durchgeknallt, aber niedlich. Trotzdem war Rick nicht sein Typ und das machte er ihm auch unmissverständlich klar. Rick musste es einsehen, auch wenn es ihm schwer fiel. Aus dem anfänglichen Smaltalk entwickelte sich eine interessante Unterhaltung und so langsam stieg Jeremy hinter Ricks Fassade, denn er konnte auch ernst sein und sich angeregt über ein Thema unterhalten. Aus der Unterhaltung der Geburtstagsparty entwickelte sich mit der Zeit eine enge Freundschaft und Jeremy konnte sich nicht vorstellen, dass Rick jemals aus seinem Leben verschwinden könnte. Plötzlich wurde Jeremy von Rick aus seinen Gedanken gerissen. Dieser hatte ihn schon zum dritten Mal angesprochen, aber keine Reaktion erhalten. Nun sah Jeremy erschrocken auf. Mit großen Augen blickte er sein Gegenüber an, welcher ihm einen fragenden Blick zuwarf. „Hörst du heute schlecht, oder was?“, wollte Rick wissen. „Du hast kaum was gegessen und die ganze Zeit vor dich hingegrinst. Außerdem bist du ganz rot im Gesicht. Ist das Essen zu scharf, oder zu heiß?“ Noch bevor Jeremy reagieren konnte, hatte Rick sich schon dessen Teller geschnappt und probierte einen Haps von dem Essen. „Schmeckt wie immer“, stellte er dann fest und schob den Teller wieder zurück. Verblüfft blickte Jeremy ihn an. „Hey“, maulte er, musste aber doch schmunzeln. „Frech, wie immer.“ „Aber das magst du doch so an mir“, entgegnete Rick und grinste sein gegenüber breit an. „Stimmt. Ist irgendwie süß.“ „Hm?“, Rick war erstaunt. „Äh…“, was hatte Jeremy da gerade gesagt? „Ich meine, dass es immer wieder die Situation auflockert“, versuchte der Blonde abzulenken. Dann stand et auf und räumte hastig den Tisch ab, um mehr oder weniger in die Küche zu flüchten. „Aber ich hab doch noch gar nicht…“, wollte Rick protestieren, doch da war Jeremy schon in der Küche verschwunden. „Aufgegessen“, beendete Rick murrend. Was hatte der Blonde denn auf einmal? War das ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass Rick gehen sollte? Jeremy hatte immerhin gesagt, dass er noch zutun hatte. Rick sah es jedenfalls so, erhob sich und ging in Richtung Tür, als Jeremy aus der Küche trat und ihn verdutzt anblickte. „Willst du los?“, fragte der Junganwalt und es klang eine Spur Traurigkeit in seiner Stimme mit. Rick stoppte und wandte sich zu ihm. „Ich dachte, das sollte ich doch, oder nicht?“, fragte er etwas unsicher. „Du hast doch gesagt, dass du nur kurz Zeit zum Essen hast.“ „Ach ja…“, Jeremy klang unschlüssig. Eigentlich wollte er nicht, dass Rick schon ging und seine Stimme und sein Gesicht verrieten es. Aber er konnte ja schlecht sagen „Bleib doch noch. Ich will nicht, dass du jetzt gehst. Mit dir fühl ich mich viel wohler, als allein“. Es war zum verrückt werden. Seit Jeremy aus Nagoya zurück war und er Rick fast täglich um sich hatte, hatte er Mamori fast vollständig aus seinen Gedanken gestrichen und er musste zugeben, dass sein Interesse nun immer mehr Rick galt. Aber war dieses Interesse nur Ablenkung, oder war es aufrichtig und ehrlich? Nein, es war real und Jeremy musste sich eingestehen, dass es falsch gewesen war, Rick damals einen Korb gegeben zu haben. Nun war es zu spät, aber wie hätte Jeremy denn ahnen sollen, dass es sich zwischen ihm und seinem besten Freund mal so entwickeln würde. „Jeremy?“, wieder wurde dieser durch Rick aus den Gedanken gerissen. „Soll ich jetzt gehen?“ Mit einem Mal sah Jeremy sein Gegenüber mit so sanften Augen an, wie Rick es noch nie erlebt hatte. „Nein, du Idiot“, antwortete Jeremy leise. „Du sollst bei mir bleiben.“ Rick hatte das akustisch nicht verstanden und fragte noch mal ganz unverblümt nach: „Was?“ „Ich will, dass du bei mir bleibst“, und Jeremy schrie ihm diese Worte nun förmlich entgegen. „Okey, Ookey“, entgegnete Rick, der Jeremy nun mit großen Augen anstarrte und vor Schreck etwas zurück gewichen war. „Ich geh dann halt später.“ „Nein!“, und nun klang Jeremy schon leicht genervt. „Du sollst nicht später gehen. Du sollst gar nicht gehen.“ –Jetzt mach es mir doch um Himmelswillen nicht so schwer du dummer Trottel-, dachte Jeremy verzweifelt, -Soll ich dir etwa direkt sagen, dass ich in dich verknallt bin? No way!- Rick stand völlig perplex vor dem Blonden. Hatte Jeremy das jetzt so gemeint, wie er es gesagt hatte? Eindeutig zweideutig. „Je… Jeremy, also…“, stotterte Rick unsicher und blinzelte verlegen. „Ich weiß nicht genau, was du damit sagen willst. Weißt du… wenn ich das jetzt richtig verstanden hab, dann wäre das für mich unsagbar schön, aber solltest du es anders gemeint haben, dann bitte ich dich, mir reinen Wein einzuschenken, denn durch solche Anspielungen kannst du mich ganz schön verletzten.“ „Hä?“, Jeremys Gesicht war ein einziges Fragezeichen. „Und was wolltest du mir jetzt damit sagen?“ „Das frag ich dich“, entgegnete Rick tonlos. Sie standen sich gegenüber, wie zwei kleine Jungen, die sich nicht sicher waren, wer bei einem Spiel nun gewonnen hatte. Jeremy war völlig verwirrt. Ihm reichte es. Um weiteren Unklarheiten vorzubeugen, ging er nun zielstrebig auf Rick zu, legte seine Hände leicht zu beiden Seiten an dessen Kopf, dirigierte ihn etwas in seine Richtung und küsste ihn ohne Vorwarnung mitten auf die Lippen. Rick, komplett überrumpelt, wich erst einen Stück zurück, erfasste dann aber die Situation und erwiderte den stürmischen überfall hingebungsvoll. Er schlang seine Arme um den Älteren und presste sich an seinen Körper. Ein leidenschaftliches Zungenspiel entflammte, bis sie sich wieder voneinander trennten und sich nun Nasenspitze an Nasenspitze atemlos in die Augen sahen. „Verstehst du jetzt?“, fragte Jeremy mit Nachdruck und ein leichter, rötlicher Schimmer legte sich auf seine Wangen. „Na ja… also…“, Rick grinste Jeremy ins Gesicht. „Nicht so ganz, aber deine Erklärung gefällt mir. Mach ruhig weiter.“ Er strich dem Blonden ein paar lange Strähnen aus den Augenwinkeln und bettete nun seinerseits seine Lippen auf Jeremys weichen, wohlig warmen Mund. Ohne weitere Worte sanken sie gen Boden, wo Rick Jeremy unter sich begrub. Auf den Knien kniete er links und Rechts neben den Hüften des Blonden und mit den Unterarmen stützte er sich links und Rechts neben dessen Kopf ab. Stürmisch küsste Rick ihn über Mund und Wangen und arbeitete sich dann über den Hals zum Schlüsselbein vor. Jeremy unter ihm begann sich zu winden und seine Erregung wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Jeremys Hände vergruben sich in Ricks braunem, wuschligen Haar und bahnten sich auch Bald ihren weg über den Nacken zum Rücken. Lustvolles Keuchen entfloh seinem Mund und das Verlangen nach Ricks Körper wurde unerträglich. Doch gerade, als der Blonde Rick das T-Shirt über den Rücken streifen wollte, richtete dieser sich auf. „Hey“, murrte Jeremy empört und blickte mürrisch. „Du kannst mich doch in diesem Zustand hier nicht einfach liegen lassen.“ Seine Stimme war atemlos. Rick musste schmunzeln und verschränkte demonstrativ seine Arme vor der Brust. „Bevor du mich und meinen Körper bekommst, will ich noch etwas wissen“, forderte der Braunhaarige ernst. Jeremy war unsicher, weil er Ricks Verhalten nicht verstand. Rick sprach unbeirrt weiter. „Bin ich jetzt nur jemand zum ficken für dich. Oder willst du mich ganz? Ich meine als Beziehungspartner“, fragte Rick gerade heraus. -Aha, jetzt weiß ich, woher der Wind weht-, kombinierte Jeremy und musste nun seinerseits innerlich schmunzeln. –Er hat Angst, dass ich ihn fallen lasse, wenn ich ihn hatte. Is ja süß, dass er sich sorgen macht.- „Was denkst du denn?“. Wollte Jeremy mit einem spitzbübischen Lächeln wissen. „Hmmmm“, Rick wirkte wieder wie ein Kind, als er nachdenklich die Augen verdrehte. Doch dann blickte er Jeremy wieder unverwandt an. „Also ich würde wollen, das wir fest zusammen sind.“ Jeremy lachte kurz auf. „Na warum fragst du mich denn dann?“ Er schlang seine Arme wieder um Ricks hals und zog ihn zu sich herunter. „Schluss mit dem Gequatsche“, säuselte Jeremy Rick ins Ohr und legte seine Lippen wieder auf die des Braunhaarigen. Eine lange, Gefühlvolle Nacht begann und Jeremy hatte das erste mal seit langen wieder das Gefühl von völliger Geborgenheit. Es war komisch, denn er hätte dieses Gefühl schon seit langem empfinden können. Jetzt aber würde er es nie wieder aus seinem Hertzen entfliehen lassen. ----------------- Das war es auch schon wieder ^^ Vielen Dank, für das Interesse *knuff* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)