Two Souls Destiny von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: 10. Halte nicht an der Vergangenheit fest ----------------------------------------------------- Den ganzen Tag nagte das Gefühl der Eifersucht in Mamori. Es ließ ihn einfach nicht los. Das hatte natürlich Folgen: in der Schule fehlte ihm die Konzentration, beim Training lief auch nichts und im Come-In war er eigentlich auch nur ein Statist und ließ sogar Geschirr fallen. Das hatte eine Strafpredigt vom Chef zur Folge. Also ein Tag, den man besser aus dem Kalender strich. Auf dem Nachhauseweg regnete es dann zu allem Überfluss auch noch in Strömen und Mamori trabte wie ein begossener Pudel zum Appartement. An der Tür musste er klingeln, weil er ja noch keinen eigenen Schlüssel besaß und das war nun auch noch das Tüpfelchen auf dem I, denn er hatte keine große Lust, Ravan jetzt zu begegnen. Mamori zögerte kurz. Auf Ravan hatte er jetzt wirklich keinen Bock und so entschloss er sich, doch lieber erstmal zu einem alten Freund zu gehen, den er lang nicht gesehen hatte. Er war einiger der Wenigen die wussten, dass Mamori schwul war. Eine Viertelstunde später klingelte Mamori an der Tür von Ren Takizawa. Ren war Mamoris erster Beziehungspartner gewesen Er hatte Mamori, damals als der Kleine gerade mal 15 war, einfach angesprochen. Mamori war von dem damals zwanzigjährigen sofort hin und weg. Wegen Ren erkannte er, dass er schwul war und mit ihm hatte er auch das erste Mal Sex. Sieben Monate waren sie zusammen gewesen, doch Mamori trennte sich dann von Ren, da dieser ihn aufs Übelste hintergangen hatte. Nach ungefähr einem Jahr trafen sich die beiden zufällig in Nagoya wieder und Ren fackelte nicht lange und lud Mamori zu sich ein. Damals hatte Mamori angelehnt, aber Ren verlängerte das Angebot auf unbestimmte Zeit und für Mamori war jetzt genau der richtige Zeitpunkt für einen Besuch. Nun ging die Tür auf und Ren blickte Mamori vollkommen überrascht an. Doch er fing sich schnell wieder und lächelte. „Mamori… hallo“, begrüßte er ihn, „schön dass du mich doch noch mal besuchen kommst. Du bist ja total durchnässt. Komm rein.“ Mamoris Laune selbst war zwar nicht so gut, aber er freute sich über so viel Herzlichkeit. Mamori betrachtete Ren eingehend. Er fand, dass der groß gewachsene Kerl noch besser aussah als damals. Sein langes, schwarzes Haar hatte er zu einem Zopf gebunden und seine dunkelbraunen Augen leuchtete Mamori geradezu entgegen. Dazu die braungebrannte Haut die Rens Körper überzog und sehr seidig aussah. Wenn Mamori es recht betrachtete, war Ren Ravan gar nicht so unähnlich. Zufall? Charakterlich hatten sie allerdings gar nichts gemein. Mamori musste zugeben, dass seine Liebschaften sich irgendwie alle vom Äußeren ähnelten. Das war wohl sein Geschmack. Ren hatte Mamori aus dem Bad ein Handtuch geholt und reichte es ihm: „Da, mach dich erstmal trocken.“ Mamori nahm es irgendwie teilnahmslos entgegen. „Danke schön“, meinte er nur und rubbelte sich die Haare trocken. Ren zog eine Augenbraue hoch. „Du bist aber nicht sehr gesprächig“, stellte er fest und ging mit Mamori ins Wohnzimmer. Er bot dem Jüngeren einen Platz an und setzte sich neben ihn. „Wie kommt es, dass du ausgerechnet jetzt hier auftauchst?“, wollte Ren schließlich wissen. Mamori legte das Handtuch bei Seite und atmete tief durch. „Ich weiß auch nicht“, antwortete er schließlich, „es ist so viel passiert.“ Ren merkte natürlich, dass Mamori irgendwas auf der Seele lag und bot deshalb an: „Pass auf. Ich hol uns was zu Futtern und zu Sübbeln, und dann erzählst du mir alles, okey?“ Mamori zuckte mit den Schultern, stimmte dann aber zögerlich zu. Mamori erzählte Ren so ziemlich alles, was ihn bedrückte. Vom Tod seiner Schwester, was Ren übrigens auch sehr traf, weil er die kleine von Früher gut kannte, von der Sache mit der Pension und schließlich, dass er bei Ravan eingezogen war. Alles andere was ihn betraf, erzählte Mamori natürlich auch. Es tat gut, sich mal alles von der Seele zu reden. Und das mit jemandem, den er eigentlich gut kannte, der aber doch ein Außenstehender war. Mamori musste zugeben, dass er sich bei Ren, trotz der Vergangenheit, immer noch sehr wohl fühlte. „… na du hast ja allerhand erlebt, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben“, meinte Ren irgendwann, „Aber du musst diesem Ravan schon sagen, das du was von ihm willst. Und warte einfach seine Reaktion ab. Vielleicht ist er ja auch schwul… wer wie?“ Mamori schüttelte den Kopf: „Das glaubst du doch selber nicht. Ich hab doch gesagt, das ich gemerkt habe, dass er mit einer Frau zusammen war.“ „Und wenn es so gewesen ist… vielleicht ist er schwul und weiß selbst noch nicht so genau, wass er will. Oder er ist be“, versuchte Ren, Mamori aufzumuntern. (Woher weiß der Kerl so gut über Ravans Sexualität bescheid, häää?) Mamori stützte sich mit den Ellbogen auf die Knie und sah traurig auf den Boden. Er tat Ren furchtbar leid, weil er wusste, wie solche Probleme dem Kleinen an die Nieren gingen. „Es tut mir leid“, sagte Mamori plötzlich, „ich nerv dich hier mit meinen Problemen, und du hast vielleicht gar keine Zeit.“ „Quatsch!“, wehrte Ren ab, „Mach dir da mal keine Sorgen. Natürlich hab ich Zeit für dich.“ Unvermittelt legte er seine Arme um Mamoris Schultern und zog ihn sanft zu sich, so das der Jüngere seinen Wange an Rens Brust schmiegte. „Es tut mir wirklich leid“, meine Mamori nochmals und schloss die Augen. „Ich hab doch gesagt, du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ „Das meine ich nicht. Ich meine damals, als ich Schluss gemacht hatte. Ich war nur so verzweifelt…“ Ren lächelte. Komisch, dass Mamori jetzt davon anfing. „Dafür kannst du nichts. Ich hatte doch selber Schuld an dem Scheiß. Schließlich bin ich doch fremdgegangen.“ Kleine Tränen bahnten sich ihren Weg über Mamoris Wangen. „Aber…aber… Ich hab dich damals so geliebt. Und jetzt liebe ich ihn so sehr“, Mamori drückte sich von Rens Oberkörper ab. „Tschuldige. Es wohl ziemlich gemein von mir, dir das zu einfach zu sagen. Ich hab kein Recht hier zu sein.“ Ren zog den Jüngeren wieder an sich. Etwas forsch, wie Mamori meinte. „Pssst…“, flüsterte Ren, „ist doch gut, du weist, dass ich nicht ertrage, wenn du weinst. Mamori schmiegte sich nun etwas dichter an Rens Brust. Es fühlte sich an wie Früher. Das war sie, seine erste große Liebe. „Du solltest jetzt nicht mehr weinen“, bat Ren und mit seinem Zeigefinger unter Mamoris Kinn, hob er dieses etwas an und führte es zu seinem. Seine Augen schienen Mamori zu durchdringen. Wie in Trance hing Mamori an ihnen und sein Herz fing heftiger an zu schlagen. „Nicht mehr weinen…“, sanft berührte Ren nun Mamoris Lippen und dieser ließ es geschehen. Zögerlich, aber dann doch fordernd verschlangen sich ihre Zungen ineinander und Ren tastete sich Stück für Stück unter Mamoris T-Shirt. Mamori hielt kurz Inne und blickte den Älteren ängstlich an. Doch dieser hauchte ihm nur ins Ohr: „Weine nicht wegen einem Mann, der dich gar nicht verdiehnt hat. Ich lasse dich das alles vergessen. Lass es einfach geschehen.“ Ren ging mit Mamori ins Schlafzimmer und half ihm sanft und liebevoll sich auf das Bett zu legen. Mamori dachte nichts dabei. Sein Kopf war wie leer gefegt, er konnte nur an die zarte Umarmung und an die Geborgenheit denken. Küssend zog Ren sich sein Hemd aus und seine Zunge wanderte über den Hals des Jüngern. „Entspann dich“, flüsterte Ren und küsste sich weiter vor, bis hinunter zum Bauchnabel. Dann öffnete er langsam den Reisverschluss Mamoris Hose, doch dieser schreckte plötzlich hoch. Ravans Gesicht huschte durch seinen Kopf und er wusste, dass das, was er tat, falsch war. Einfach nur falsch! „Was ist denn los?“, fragte Ren und er klang verärgert. „Alles okey? Leg dich zurück und entspann dich.“ „Nein! Es ist falsch!“, sagte Mamori aufgeregt und zog seine Beine ruckartig an sich. „Ich muss los. Es ist spät. Ravan macht sich sicher schon Sorgen.“ Rens Blick wurde wütend. „Ach leg dich wieder hin. Du hast doch selbst gesagt, dass er sich auch mit anderen vergnügt“, Ren drückte Mamori wieder aufs Bett. „Ich kann nicht!“, rief Mamori. Rens Griff um Mamoris Arme wurde fester. „Erst mich heiß machen und dann kneifen“, fauchte er, „Nur einmal wie früher. Los komm schon.“ „Nein!“, Mamori riss sich los und sprang aus dem Bett um zur Tür zu gelangen, doch Ren war schneller und zog ihn zurück. Unsanft prallte der Jüngere aufs Bett. „Lass mich los“, schrie Mamori energisch, doch Ren machte keine Anstalten ihn gehen zu lassen. „Du bleibst hier“, schrie er. Mamori beschlich ein Gefühl der Angst. Ren drückte immer fester zu und die Situation wurde immer aussichtsloser. „Du sollst mich loslassen!“, schrie Mamori nun fast panisch, doch keine Chance. Ren erstickte seine Worte mit einem harten Kuss. „Hab dich nicht so“, zischte er, „Dein Ravan macht das bestimmt auch gerade mit jemandem.“ Nun ging alles ganz schnell. Geschickt hatte Ren Mamori seiner Hose entledigt und feuerte diese in eine Ecke. Der Jüngere Zappelte und schlug um sich und mit einem Fuß traf er Ren schließlich in die Magenkuhle. Er taumelte zurück. Diese Gelegenheit ergriff Mamori und stürzte aus dem Bett. Schnell schnappte er sich seine Hose und halb im Laufen streifte er sich sie über. T-Shirt, Schuhe, Tashe und Jacke schnappte er sich im vorbeilaufen. Er war schon fast an der Eingangstür, da hatte Ren ihn eingeholt. „Du bist viel zu naiv!“, schrie er, „Jeder geht mal fremd. Früher oder später!“ Er bekam Mamoris Hand noch zu fassen und zog ihn zu sich. Extatisch drückte er ihm einen Kuss auf den Mund und als Antwort erhielt er eine schallende Ohrfeige. „Nicht jeder ist so wie du!“, erwiderte Mamori wütend und flüchtete dann aus der Wohnung. Noch im Treppenhaus hörte er, wie Ren gegen seine Wohnungstür trat und verzweifelt schrie: „Es tut mir leid!“ Mamori war es egal. Er wollte nur weg. Noch indem er die Straße entlang lief, zog er sich sein T-Shirt über und schlüpfte in seine Schuhe. Der Regen war noch stärker geworden und mischte sich nun mit den Tränen, die unaufhaltsam über Mamoris rannen. Schniefend und völlig schockiert trottete er die Straße entlang. Ravan wartete schon seit einer Stunde auf Mamori. Er hatte extra italienisches Essen gemacht, aber inzwischen war alles kalt geworden. Vorhin hatte Ravan gedacht, Mamori riefe nach ihm, aber diesen Gedanken verwarf er sofort wieder. Es war ja auch totaler Quatsch, Mamori war schließlich nicht da. Dann plötzlich klingelte es an der Tür. Ravan rannte sofort hin, in der Hoffnung, dass nun endlich Mamori vor ihm stehen würde. Und wirklich… Mamori stand triefend nass, mit gesenktem Blick und zitternd vor Kälte vor der Tür. Ravan traute seinen Augen kaum. Er sah furchtbar aus. „Ach du Schande“, sagte Ravan nur und zog Mamori durch die Tür, „Was hast du denn gemacht? Ich hol ein Handtuch.“ Mamori war es peinlich, dass Ravan ihn so sah, aber er konnte es nicht ändern, also zog er sich die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Schwerfällig und verstört setzte er sich auf das Sofa. Es roch nach Spagetti mit Tomatensoße. –Italienisch-, schoss es ihm durch den Kopf und er fühlte sich schuldiger als ohnehin schon. Inzwischen kam Ravan herein und gab ihm das Handtuch. „Was ist denn passiert?“, fragte er gleich. 2Nichts“, Mamori konnte es ihm unmöglich sagen. Doch Ravan drängte weiter: „Nun sag schon, Wo warst du so lange?“ Er klang besorgt. „Ist doch egal. Du sagst mir ja auch nicht alles“, antwortete Mamori trotzig, aber er wusste sich im Moment nicht anders zu helfen, als einfach abzublocken. Ravan stutzte etwas. Warum war Mamori so gereizt? „Natürlich nicht“, entgegnete er dann aber“, es geht dich ja auch nicht alles was mich betrifft etwas an.“ Es klang kühl, etwas zu kühl für Ravans Geschmack, aber wenn ihm jemand patzig kam, machte er auch immer gleich dicht. Das war eine seiner schlechten Eigenschaften. „Siehst du!“, rief Mamori aufgebracht. „Du sagst mir nichts, aber ich soll immer alles erzählen. Das kann ich aber nicht.“ Jetzt kam alles wieder in ihm Hoch. Wut und Eifersucht quälten ihn. Und dann war da noch die Gewissheit, dass er fast vergewaltigt worden währe. Ravan bewahrte Ruhe. „Beruhig dich erstmal Ich mach mir nur Sorgen… so wie du nach Hause gekommen bist.“ Jetzt schrie Mamori fast: „Das kann dir doch scheißegal sein! Davon abgesehen… wo warst du denn heute Nacht?“ Ravan schwieg. Was hatte das eine mit dem anderen zutun? „Kannst du es mir nicht sagen, oder willst du es nicht?“, fragte Mamori energisch. Ravan schreckte etwas zurück. Was war denn los mit diesem Kerl? Was in aller Welt war vorgefallen, das er so ausflippte? Aber auf die Frage konnte Ravan nicht antworten. Er wollte es tatsächlich nicht erzählen. Konnte er dann von Mamori das Gegenteil verlangen? Mamori schüttelte nun den Kopf. Ihm war das alles zuviel. Der Konflikt mit Ravan war zu groß, und das jetzt schon. Sie hatten keine Zeit, sich voneinander zu erholen und mal Zeit für eigene Probleme zu haben. 2Unser Zusammenleben funktioniert nicht“, sagte er deshalb ruhiger, „Es war ein Fehler hier einzuziehen.“ Wie bitte? Ravan dachte er hörte nicht richtig. So überdimensional war diese Auseinandersetzung eigentlich nicht. Er wollte es auf keinen Fall eskalieren lassen. „Nein… tut mir leid“, sagte er deshalb schnell, „du hast recht. Es geht mich nichts an. Entschuldige.“ „Siehst du… da haben wir es. Natürlich geht es dich was an. Ich will ja auch wissen, wo du warst. Ich mach mir auch Sorgen.“ Nun reichte es aber. Ravan war völlig verwirrt und so langsam auch ernstlich angefressen: „Mamori… Was willst du eigentlich? Erst sagst du, es geht mich nichts an, dann doch. Willst wissen, wo ich war und… tut mir leid, ich blick nicht durch.“ Mamori wollte gar nicht so rumschreien, aber wieder nagten Wut und Eifersucht an ihm. „Okey… das war´s. Ich zieh aus!“ Er sprang auf und eilte wütend ins Schlafzimmer. „Ach ja… jetzt bin ich Schuld. Aus irgendeinem unerklärlich Grund. Du kannst den Spieß echt gut umdrehen“, schimpfte Ravan und ging hinterher. Mamori hatte seinen Koffer schon aus dem Schrank geholt und stopfte nun planlos seine Sachen hinein. „Wenn du meinst“, entgegnete er trotzig, aber mit zittriger Stimme. „Du hast mich doch eh nur aus Mitleid hier einziehen lassen. Ich bedeute dir doch gar nichts.“ Das traf. Ravans Brust schnürte sich innerlich zusammen. Doch diese Blöße wollte er sich jetzt nicht geben. Also drehte er sich weg und machte eine flüchtige Handbewegung, die wohl heißen sollte: Leck mich doch. „Wenn du das glaubst, bitte. Dann zieh halt aus. Mir egal.“ Mamori hielt plötzlich Inne. Vor lauter Gezeter und Schuldzuweisungen hatte er gar nicht daran gedacht, dass ihn diese Trotzhandlungen nun tatsächlich dazu gebracht hatten, seinen Koffer zu packen. Diese Erkenntnis machte ihn sehr traurig. Das hatte er nicht gewollt. Langsam schloss er nun den Reisverschluss seines Kofferst und stand auf. Ravan sah ihn nicht an. „Den Rest hohl ich später“, mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Als Mamori ihm den Rücken zugedreht hatte, sah er ihm jedoch mit traurigen Augen nach. Ravans Blick viel auf die leeren Schrankfächer. „Verdammt!“, fluchte er und warf die Schranktür geräuschvoll zu. Mamori, im Wohnzimmer, schreckte zusammen. „Ist es dir egal?“, hörte Ravan Mamoris lese Stimme, „Ist das wahr?“ Er bekam keine Antwort. Aber das war für Mamori auch eine. „Wenn ich dir egal bin“, sagte er nun energisch, „Dann ist es dir wohl auch egal, dass ich fast vergewaltigt worden bin.“ Ravan riss die Augen auf. Was?! Er trat aus dem Schlafzimmer, mit steinerner Miene, dich an Mamori heran. Dieser sah ihn mit tränenleeren Augen an. „Wie bitte?“, fragte Ravan dann, aber er hatte sich nicht verhört. Auf dem ersten Schock dieser Nachricht folgte die Wut. „Wer war das?“, presste er hervor, doch die Antwort wartete er nicht ab. Sofort stürmte er zur Tür. Mamori, ganz perplex, ließ den Koffer fallen und rannte ihm nach. „Bleib hier1“, rief Mamori und stellte sich vor die Tür. Ravan sah ihn verständnislos an. „Das bringt doch nichts“, bat Mamori, „Bleib da.“ Verzweifelt schlug er Ravan mit den Fäusten auf die Brust. „Bleib hier“, bat er nochmals. Ravan konnte es nicht glauben. „Bist du noch bei Verstand?“, fragte er aufgebracht. „Lass mich durch!“ Seine Wut war grenzenlos. Schon allein der Gedanke, dass Mamori jemand anderes angefasst hatte, außer ihm selbst, raubten ihm die Sinne. Mamori wusste nicht was er tun sollte. Ravan wusste doch nicht einmal wer das getan hatte. Außerdem war er in der Verfassung unberechenbar. Da half nur, vom Thema abzulenken. „Wenn du mir nicht sagst, wo du letzte Nacht warst, brauchst du von mir auch nicht zu erwarten, dass ich dir sage, wer das getan hat.“ Ravan sah ihn genervt an. „Was soll das Mamori? Ich hab dir schon gesagt, dass ich dir das nicht sagen kann.“ „Wieso nicht?“, fragte Mamori weiter. „Du solltest es mit jetzt sagen. Du hast gestunken, wie ein Parfümladen.“ Verständnislose und erschrockene Blicke bei Ravan. Worauf wollte Mamori hinaus? „Du warst wahrscheinlich bei einer Frau. Na gut, da ist ja nichts Schlimmes dran. Ist ja ganz normal. Nur frage ich mich, warum du mir das nicht sagen wolltest“, Mamori konnte selbst kaum glauben, dass dieser Verdacht über seine Lippen gekommen war, aber Einsicht war ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Ravan war und ist nicht schwul. Außerdem hatte diese Direkte Ansage wohl tatsächlich ihren Nutzen. Ravan wollte nicht mehr rausstürmen. „Hör mal“, sagte dieser jedoch jetzt und schlug mit der Hand gegen die Tür. Ravan hatte Mamori mit seinem Körper gegen die Tür gedrängt und stand nun unmittelbar vor ihm. Mit der anderen Hand umklammerte er Mamoris Handgelenk. Was sollte das jetzt? Die beiden trennte nicht mal mehr zwanzig Zentimeter! Ravan hatte nicht weiter gesprochen. Er sah Mamori nur an uns sein Blick schien irgendwie verletzt. „Ist doch so“, beharrte Mamori, aber seine Stimme hatte keine Dynamik mehr, „Sie sollte lieber hier einziehen. Ich würde euch doch nur stören. Ich ziehe auf jeden Fall aus und…“ Ravan reichte es. Er wusste nicht, was zum Teufel Mamori da faselte. Diese ganzen Unterstellungen…. Er konnte es nicht mehr hören. Also beugte er sich vor und erstickte Mamoris Redeschwall mit einem zurückhaltenden, aber doch befreienden Kuss. Er schloss die Augen und sein Mund berührte den von Mamori zärtlich. Vorsichtig liebkoste er mit der Zunge Mamoris Lippen und so überrascht Mamori auch war, er gewehrte Ravan Einlass. Zärtlich und schüchterne Berührungen wechselten mit leidenschaftlichen und fordernden. Ravan konnte und wollte sich auch nicht mehr zurückhalten. Darauf hatte er schon so lange gewartet. Mamori hingegen schien mit der Situation völlig überfordert. Er fühlte sich ausgeliefert und hilflos, aber Ravans Lippen zogen ihn seinen Bann und er war nicht fähig sich von ihm zu lösen. Nach einer schier unendlich langen Zeit trennte sich Ravan von dem Jüngeren, hielt seine Augen aber noch geschlossen. –Kannst du mir mal verraten, welcher Teufel dich da grad geritten hat?-, fragte er sich beinahe belustigt, -Wie komme ich aus der Nummer jetzt wieder raus?- Ohne Mamori anzusehen ging er in die Küche und fing an, dass Essen wegzuräumen. (Er stand völlig neben sich) Auf jeden Fall hate er so die Chance, erstmal dieser unmöglichen Situation zu entfliehen. Mamori stand wie paralysiert immer noch an der Eingangstür und wagte nicht, auch nur ein Auge aufzumachen. Er konnte gar nicht verstehen, was hier eben passiert war. Was hatte das zu bedeuten? Was sollte er jetzt tun? Jetzt wusste er gar nichts mehr. Total entgeistert rutschte er an der Tür auf den Boden und blieb allein mit sich und seinem Gefühlschaos. Für den Rest des Abends schwiegen beide und sahen sich auch noch nicht einmal an. Ohne einen Abschiedsgruß gingen sie dann auch recht bald schlafen. Das war der beste Weg, sich von der vergangenen Situation zu erholen. Dennoch lagen beide noch lange wach. Zu viele Gedanken kreisten in ihren Köpfen. Mamoris Herz raste jedes Mal, wenn er an Ravans fordernen Kuss dacht und auch dieser selbst wusste immer noch nicht, was ihn dazu getrieben hatte. Ihn hatte es einfach überkommen. Wie sollte er sich jetzt verhalten? Wie würde Mamori sich verhalten? Er musste ja völlig geschockt sein. Aber eins war Ravan ganz besonders unklar… Mamori hatte sich nicht gewehrt. Im Gegenteil, er hatte den Kuss sogar erwidert. Irgendwann in der Nacht überkam die beiden dann doch die Müdigkeit. Die Leuchtioden über Ravans Bett hatten ihn eingeschläfert. Mamori träumte in dieser Nacht schlecht. Immer wieder sah er Rens Gesicht vor sich und ihm war, als könne er dessen grobe Berührungen noch immer spüren. Mamori wälzte sich von einer Seite zur anderen, Schweißperlen liefen über sein Gesicht und er stöhnte vor Panik. „Hör auf!“, murmelte er. „Lass los!“ Seine Muskeln verkrampften sich: „Nein!“ Von diesem Schrei wurde Ravan aus dem Schlaf gerissen. Er hörte Mamori im Wohnzimmer wimmern und ging schleichend zur Tür um diese lautlos zu öffnen. Es war stockdunkel, nur der Mond kroch ab und zu hervor und Ravan konnte Mamori erkennen, wie er unruhig lag und er konnte hören, dass er im Schlaf ängstlich sprach. Leise ging Ravan auf Zehenspitzen zum Sofa und stellte sich ans Kopfende. Mamori sah panisch aus und Tränen kullerten über seine Wangen. Aber dennoch schien er fest zu schlafen. Wieder stöhnte er: „Lass mich los Ren! Ich will das nicht!“ Ravan stockte der Atem. Träumte Mamori etwa davon, was ihm heute widerfahren war? Und war da nicht ein Name? REN! Ravan konnte Mamori unmöglich in diesem Zustand lassen, also beugte er sich zu ihm hinunter und stupste ihn leicht mit der Hand an die Schulter. „Hey Mamori“, sagte er ruhig, aber bestimmt. „Komm schon, wach auf Kleiner.“ Mamori schreckte hoch und erkannte Ravan. „Was ist los?“, fragte er atemlos. „Du hast schlecht geträumt“, antwortete Ravan kurz, ohne Mamori direkt anzusehen. „Ach so“, Mamori merkte, wie er am ganzen Leib zitterte, „sorry, wenn ich dich geweckt habe.“ „Kein Ding“, gab Ravan zurück und es klang kühl. Er wollte wieder gehen, als er sah, wie Mamori sich die Tränen aus dem Gesicht wischte und Ravan bekam Schuldgefühle. Er konnte doch Mamori jetzt nicht so aufgewühlt hier sitzen lassen. Schlafen konnte er bestimmt nicht mehr. Ravan atmete tief durch und wendete schie wieder zu Mamori. „Du hör mal“, begann er, „willst du vielleicht unter meinem provisorischen Sternenhimmel pennen?“ Mamori stockte kurz der Atem. Ravan merkte, dass er ihn verschreckt hatte, und klärte die Situation. „Ich meine“, fuhr er fort, „dann penn ich hier. Die Leuchtioden schläfern dich garantiert ein. Funktioniert bei mir auch immer.“ Mamori wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte Ravan doch nicht aus seinem Bett vertreiben. „Nein Danke“, erwiderte er schließlich, „ist schon okey.“ Ravan merkte natürlich, dass Mamori das nur aus Höflichkeit gesagt hatte und ein Nein wurde sowieso nicht akzeptiert. Also schnappte sch Ravan einfach den Jüngeren und hob ihn auf die Arme. „Uaaa“, rief Mamori irritiert. „Was machst du?“ „Du gehst jetzt Sterne gucken“, meinte Ravan nur und er klang, als würde ihn Mamoris Meinung nicht interessieren. Ehe sich Mamori versah, standen sie auch schon im Schlafzimmer. „Was soll das?“, fragte Mamori. „Lass mich runter!“ Ravan reagiere nicht und trug ihn zum Bett. „Lass mich runter!“, und diesmal klang es energisch. Mamori fing an zu zappeln und schlug Ravan mit der Faust auf die Schulter. „Lass mich runter verdammt!“, schrie Mamori panisch. „Lass los!!!“ Ravan war geschockt. „Mamori, beruhige dich“, bat er, während er ihn aufs Bett legte. Er sah Mamoris ängstliche Augen und er merkte, wie er zu zittern begann. Ganz starr lag Mamori nun da, nicht fähg sich zu bewegen und alles kroch wieder in ihm hoch. Ren hatte ihn genauso getragen und nicht auf seine Widerworte reagiert. „Ich will das nicht…“, schluchzte Mamori fast kaum hörbar unter Tränen. Ravan ließ Mamorie sofort los. Er wusste nicht, was mit ihm los war, aber es hatte definitiv etwas mit dem vergangenen Tag zutun. „Tut mir leid“, sagte er deshalb schnell. „Ich wollte dir keine Angst machen.“ Mamori schluchzte nur und rieb sich die Augen. Er sah so hilflos aus und obwohl Ravan Angst hatte, ihm zu nahe zu kommen, setzte er sich doch behutsam auf die Bettkante. 2Tut mir leid“, flüsterte er unsicher. „Es tut mir leid. Hörst du Ta-kun?“ Mamori hielt kurz Inne. Ta-kun? So hatte Ravan ihn schon seit einer Ewigkeit nicht mehr genannt. Doch eine Reaktion bekam der Ältere nicht. Ravan hielt es doch für besser zu gehen und stand auf. Mit einer leichten Bewegung legte er Mamori das Bettdeck über und lächelte ihn sanft an. „Also schlaf gut“, sagte er leise und wollte gehen, doch plötzlich hielt ihn Mamori am Zipfel seines Pyjamaoberteils fest. Ravan blieb stehen und drehte sich zu dem Jüngeren, welcher ihn aus verweinten Augen anblickte. In diesem Moment kroch eine Wolke vor den Mond und verdunkelte das Zimmer völlig. „Bleib hier…“, hörte Ravan es in der Dunkelheit. Hatte er sich verhört? „Was?“, fragte er deshalb leise, als wolle er eine Bestätigung. „Bitt bleib hier… Ravan“, wiederholte Mamoris zitternde Stimme. „Aber…“, Ravan stockte. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Die Wolke verließ den Mond und der Schein des großen Himmelskörpers zog über die Körper der beiden, in diesem Moment vereinten, Seelen. Es herrschte vollkommene Stille. Mamori wirkte so verändert. Mit einem weichen Blick schaute er Ravan direkt in die Augen. Dieser hatte mühe, diesem Blick standzuhalten. „Mamori… ich wollte doch im…“, Ravan wirkte irgendwie hilflos, da er mit der Situation nicht umzugehen wusste. Es war das erste Mal, das er wirklich angst hatte, eine falsche Entscheidung zu treffen. Doch das musste er gar nicht, denn Mamori zog ihn plötzlich etwas zu sich. „Bleib bitte hier…“, bat er wieder, „…bei mir…“ Mamori sah unheimlich süß aus und ravan hatte Mühe, sich zurückzuhalten. Einen Moment noch schwieg er, aber dann sagte er doch leise: „Okey, wenn es dir nichts ausmacht.“ Mamori schüttelte leicht den Kopf und ließ Ravan los. Ravan ging nun auf die andere Seite des Bettes und schlug die Decke zurück. Schnell schlüpfte er hinunter und legte sich gerade, an die äußerste Kante. Ihm war es unangenehm, aber gleichzeitig war er nervös, wie ein kleiner Junge. Es war kaum zu fassen, das er Angst hatte, in seinem eigenen Bett zu schlafen. Mamori hingegen wirkte ziemlich gelassen. Ganz ruhig lag er da und nur ab und zu schniefte er noch vor sich hin. Diese Ruhe war ungewöhnlich für ihn, wo er doch sonst so schüchtern gegenüber Ravan war. Aber in diesem Moment wollte Mamori bei ihm sein. Er dachte nicht an das Geschehene, er lebte nur in diesem Augenblick. Der Mensch, den er so sehr liebte war so nahe bei ihm, dass er ihn fast fühlen konnte. Und seit Langem fühlte Mamori sich wieder sicher und geborgen. Mamori drehte sich auf die Seite zu Ravan. „Ravan?“ „Hmmm...?“ „Danke.“ „Wofür?“ „Das du hier geblieben bist.“ „Schon okey.“ „Hast du Angst?“ „...“ „Du fühlst dich nicht wohl.“ „...“ Stille. „Mamori?“ „ja?“ „Hast du Angst?“ „Nein... nicht mehr.“ „Fühlst du dich wohl?“ „Ja... im Moment schon.“ Stille. „Mamori?“ „Hmmm?“ „Wegen heute Nachmittag... wegen dem K...“ „Gute Nacht Ravan.“ „...“ Stille. „Ravan?“ „Was?“ „Was bin ich für dich?“ „...“ Bin ich ein Freund?“ „Ja… sicher.“ „Bin ich dein Freund?“ „Was meinst du?“ „...“ „Gute Nacht... Ta-kun.“ Stille. Und sie sollte diese Nacht über die beiden wachen, die doch so verschieden waren, aber doch die gleichen Gefühle teilten. Nur nicht fähig, sie auszusprechen. To be continued... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)