Das Kind der Prophezeihung von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 5: ----------- So, da bin ich wieder! Sorry, dass es mit dem Updaten so lang gedauert hat... ______________________________________________________ "Das war entschieden zu leicht!," rief Kellahan über seine Schulter. Caerdas saß auf seinem Pferd, die regungslose Aideera fest an sich gedrückt. Er sah nicht auf, während er antwortete: "Nein. Er hat uns gehen lassen. Er hält sie für tot." "Das ist sie ja auch," murmelte Kellahan vor sich hin, während er sein Pferd vor einer Anhöhe zum Stehen brachte, herabsprang und zu Caerdas eilte. Der bremste sein Tier ebenfalls ab und ließ Aideera in Kellahans Arme gleiten, nur um sie ihm wieder abzunehmen, kaum dass seine Füße den Boden berührt hatten. Ergeben breitete der Jüngere seinen Umhang aus und der Ältere bettete das Mädchen darauf. "Hol mir Wasser," bat er. Erst als sein ehemaliger Schüler mit einem Ziegenlederschlauch in der Hand verschwunden war, beugte er sich zu Aideera herab, strich eine der matten, schweißnassen Strähnen aus ihrem schneeweißen Gesicht hinter ihre spitzen Ohren. Nein, er wollte nicht glauben, dass es zu spät war! Dann hätte sie schon viel eher an dem Gift sterben müssen! Sanft bettete er ihren Kopf auf seinen eigenen Umhang und griff nach ihrer schlanken, heißen Hand. Mit unbändigem Hass starrte er auf die grün schimmernden, blutunterlaufenden Nägel. Da vor ihm lag seine Tochter. Und es ging ihr denkbar schlecht. Hätte er doch nur auf sie gehört! Dann wären sie jetzt schon auf Mittelland in Sicherheit gewesen! Aber nein! Er musste ja wieder einmal seinen eigenen Dickschädel durchsetzen! "Hier ist das Wasser," Kellahan hielt ihm den prall gefüllten Beutel hin. Der griff danach und benetzte ihre Lippen mit dem kühlen Nass. Danach riss er sein Hemd in mehrere Fetzen und drehte das Mädchen vorsichtig auf den Rücken. "Das war Sabre," murmelte Kellahan, als er nun die blutigen Spuren genauer betrachtete. Doch Caerdas reagierte gar nicht. Er nahm ein Messer, schuf in seiner Hand eine Flamme, hielt es hinein und schnitt dann die Wunde auf, um sie zu reinigen. Aideera zuckte nicht einmal. War sie schon tot? Als Caerdas sein Werk beendet hatte, nahm er den breitesten der Streifen, belegte ihn mit einigen Blättern, die er aus einer seiner Taschen zusammengesucht hatte, und band ihn fest. Danach drehte er seine Tochter erneut um und legte ihr ein wasserdurchtränktes Tuch auf die glühende Stirn. Sie lebte immer noch, auch wenn man genau hinsehen musste, um zu erkennen, dass der Brustkorb sich noch hob und senkte. Doch wie konnte das sein? Selbst Elfen starben fast augenblicklich nach Einnahme dieses Giftes und Aideera lebte immer noch! Ihr ganzer Körper schien von innen heraus zu brennen, ihre Haut fühlte sich an, wie von unzähligen Nadeln durchbohrt. Sie konnte sich nicht dagegen wehren! Warum? Es tat so unendlich weh! Und doch, ihr Körper erinnerte sich daran, sich schon einmal so gefühlt zu haben, vor langer, langer Zeit. Was war damals gewesen? Sie wusste es nicht. Schmerz, Schmerz überall. Alles tat so weh und die Bilder ihrer toten Gefährtinnen quälten sie unablässig! Und sie konnte nichts dagegen unternehmen! Schmerz! "Sie scheint Alpträume zu haben," murmelte Kellahan, als Aideeras Kopf begann, unruhig hin und her zu zucken. Inzwischen war auch er überzeugt, dass sie überleben würde. Es waren seit ihrer Befreiung mehrere Tage vergangen und noch immer lebte sie. Caerdas wechselte wieder einmal die Tücher auf ihrer Stirn aus: "Ich werde etwas dagegen unternehmen." Er legte ihr vorsichtig seine Hände an die Schläfen und schloss konzentriert seine Augen. Zwar wusste er genau, was er da tat, doch er hatte es noch nie gemacht. Es war nie nötig gewesen. Tatsächlich beruhigte Aideera sich langsam, ihr Kopf hörte auf, zu zucken, ihre geballten Fäuste entspannten sich. Doch dafür wurde Caerdas nun bleich. "Was ist?" "Das, was sie in ihrem kurzen Leben schon erlebt hat, ist mehr Schmerz und Qual, als ein Elf in seiner ganzen Spanne erfährt! Das reicht für Dutzende von Leben!" "Wovon redet Ihr?" "Vom Tempel. Ich weiß, was dort geschehen ist. Es ist bei Weiten schlimmer, als das, was du mir erzählt hast. Und woher diese Narbe kommt." Tonlos fuhr er mit einem Finger die helle Narbe nach, die irgendwo begann und sich über ihren gesamten Oberkörper zu erstrecken schien. Dann blickte er auf einmal auf: "Du hättest mir sagen müssen, dass es Sabre gewesen ist!" Kellahan zuckte nur mit den Achseln: "Hätte das etwa etwas geändert?" Er musste wieder an die junge Magierin denken, mit der er zusammen aufgewachsen war. Sie war immer schief angesehen worden, eine Kavit'taas inmitten von Elfen. Doch sie war auch seine Freundin gewesen. Sie hatten oft zusammen gespielt und gekämpft. Noch heute ärgerte es ihn, dass sie immer gewonnen hatte. Sie hatte eben die Agilität einer Katze und war im Gegensatz zu ihm auch immer auf ihren Beinen gelandet. Warum? Diese Frage nagte schon seit der Entdeckung im Tempel an ihm. Was hatte seine alte Freundin dazu bewogen, sich auf Ge'eres Seite zu stellen? Etwas war anders. Der Geruch. Hier stank es nicht mehr nach Blut und Verwesung! Auch bewegte sich die Luft, sie war frisch, nicht verbraucht. Aideera spürte ihren Körper wieder. Er meldete sich zurück - mit all den Schmerzen. Ihr Rücken fühlte sich an, wie mit Eisenstangen zerkratzt, in ihrem Kopf musste ein Gnom tanzen und ihre Finger brannten wie in Feuer getaucht. Dazu kam noch das seltsam hohle Gefühl in ihrem Bauch. Sie versuchte, die frische Luft tief einzuatmen. Sie roch nach Bäumen, Wiese, Blumen und irgendwie auch nach frischem Wasser. Trotz des Hämmerns hinter ihren Schläfen konnte sie das Rauschen von Blättern wahrnehmen. Nein, sie konnte sich unmöglich im Kerker befinden! Ganz langsam versuchte sie, ihre Augen zu öffnen. Sie war überrascht, wie sehr es sie anstrengte. Sie brauchte eine Ewigkeit, um auch nur ansatzweise etwas zu erkennen. Sie war umgeben von grünen Schatten. Ein Wald? "Geht es dir besser?" Der Klang der Stimme hallte wie der Schlag einer unangenehm klingenden Glocke in ihrem Kopf wieder. Sie versuchte, die Quelle des Lautes ausfindig zu machen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihn erkannte. Er war Caerdas, der sich über sie beugte. "Wo...?" Erschrocken hielt sie inne. War dieser Ton etwa gerade von ihr gekommen? Dieser unerträgliche Klang eines über Rost kratzenden Fingernagels? Sie versuchte sich aufzurichten, um sich umsehen zu können, doch eine kräftige Hand hielt sie fest. "Ganz ruhig, Aideera. Du bist in Sicherheit. Wir befinden uns irgendwo mitten in den Wäldern in der Nähe der Küste. Weit weg vom Fürsten der Finsternis." Erleichtert schloss Aideera für einen kurzen Augenblick ihre Lider. Keine Krallen erwarteten sie mehr, um ihre Haut zu zerfetzen, keine Steine, um ihre Finger zu zerquetschen, keine weiteren Torturen mehr. Sie war in Sicherheit. "Wie geht es dir?," drang Caerdas ruhige Stimmer erneut zu ihr durch. "Besser," krächzte sie zurück. Da überzog ein erleichtertes Lächeln das Gesicht des Elfen, er fasste neben sich nach einem Ziegenlederbeutel, den er ihr an den Mund hielt, doch Aideera wich zurück, ihre Hand presste sich auf ihren Bauch, wobei sie erst merkte, dass das Kleid an dieser Stelle nur noch in Fetzen an ihr hing. Sie konnte die leichte Erhebung der Narbe deutlich fühlen. "Keine Angst, ruhig, beruhige dich. Du musst etwas trinken. Das hier ist ganz frisches Wasser aus dem Bach. Du riechst ihn doch sicher. Da ist kein Gift drin." Diesmal ließ Aideera zu, dass ihr der Beutel an den Mund gehalten wurde. Schon nach dem ersten Tropfen auf ihrer Zunge merkte sie, wie durstig sie war und begann, hastig zu trinken. Doch schon nach wenigen Schlucken wurde ihr das kühle Nass wieder weggenommen: "Ganz langsam! Sonst rebelliert dein Magen mit Sicherheit. Es ist überhaupt schon so ein Wunder, dass du noch lebst. Du hast das Quantasgift überlebt," auf einmal zögerte der Elf, das Wort auszusprechen, das ihm auf den Lippen lag, "Tochter." Da starrten zwei unglaublich grüne Augen ihn weit aufgerissen an. Er hätte schwören können, dass sie das letzte mal nicht halb so farbintensiv gewesen waren. "Was.... wieso...ich!" Caerdas lächelte: "Ich habe es an dem Tag erfahren, als Sabre dich entführt hat. Aber ich glaube, ich habe es von Anfang an irgendwie gespürt." Unsicher fasste Aideera sich an ihre Ohren - das wohl eindeutigste Zeichen ihrer Herkunft, der Beweis dafür, dass sie ein Mischling war, den sie so lange versteckt gehalten hatte: "Aber .. das... das kann doch gar nicht...!" Sie spürte, wie Caerdas sanft ihre Hände in die seinen nahm und ihre Finger betrachtete, die sich immer noch geschwollen anfühlten: "Ich erkläre es dir später, ich verspreche es. Aber glaub mir, hätte ich eher von dir gewusst, du hättest nicht so gelitten!" Aideera sah dem Elf sprachlos in die Augen, die ihr sagten, dass all das der Wahrheit entsprach. Sie war keine Weise. Sie hatte eine Familie! Einen Vater! Doch ein Gefühl sagte ihr, dass sie schon lange keine Mutter mehr hatte. "Schlaf noch etwas," murmelte Caerdas leise. "Du musst dich schnell erholen. Die Anderen warten auf uns." Er beobachtete, wie rasch seine Tochter wieder ins Reich der Träume herabsank. Ja, er fühlte sich ihr gegenüber inzwischen wie ein Vater. Er hielt ihre Hände weiterhin in den seinen, zufrieden, dass sie fast wieder normal aussahen, sah man mal von der grünen Verfärbung der Nägel ab. Er war seltsam, doch er war sich fast sicher, dass sowohl ihre Augen, als auch ihre Haare auf einmal grüner geworden waren. Er hatte ihre Haare ja vorher nur ein einziges Mal gesehen, aber er war sich seiner Sache absolut sicher. Mit den Nägeln war es bestimmt genauso. Erst ein Rascheln hinter sich beförderte ihn in die Realität zurück. Kellahan trat leise aus dem Geäst, in der Hand einen prall gefüllten Beutel. Er musterte Aideera. "Sie ist zu sich gekommen." Da wanderten die Augenbrauen des schwarzblauhaarigen Mannes nach oben. "Sie hat es geschafft?" Caerdas strahlte: "Ja! Sie ist noch schwach, aber ja!" "Wie sie das wohl geschafft hat, ich meine, das war doch nicht irgendein Gift!" "Na wer hat denn mit der Sache mit dem ,prophezeiten Kind' angefangen! Warum sollte sie dann am Gift der Göttin sterben!" Der Geruch von Rauch stieg Aideera in die Nase, als sie aus ihrem Schlaf aufschreckte. Doch dann beruhigten sich ihre Nerven wieder. Niemand würde diese Flammen nutzen, um ihr zu schaden. Es war doch nur ein Lagerfeuer. Die Wärme kam auf sie zu. Es war angenehm. "kannst du nicht schlafen?" Da erst merkte Aideera, dass ihr Vater neben ihr saß. Bei dem Gedanken an ihn musste sie lächeln. Sie, das Waisenkind, und ihr Vater! "Nicht wirklich," gab sie zurück, erleichtert, dass ihre Stimme fast wieder normal klang. "Du hast ja auch fast zwei Tage durchgeratzt," meinte Caerdas, während er eine ihrer Strähnen zurückstrich. "Erklär es mir." "Was meinst du?" "Woher weißt du, wer ich bin? Wer war meine Mutter?" "Ach, das meinst du." Caerdas legte seine Stirn in Falten und hielt ihr den Schlauch mit dem Wasser hin. Diesmal trank Aideera langsam. Schließlich lehnte Caerdas sich zurück und holte tief Luft: "Also gut, von mir aus. Es hat angefangen, kurz nachdem Kellahan mich verlassen hat, um beim weisen Herrn der Himmel zu lernen." "Wer? Ich verstehe nicht." Da half er seiner Tochter auf und deutete auf die dritte, schlafende Gestalt: "Darf ich bekannt machen? Mein ehemaliger Meisterschüler. Das da ist Kellahan. Vom Herrn der Himmel solltest du eigentlich schon einmal gehört haben, nicht wahr?" Aideera nickte. "Gut. Es war vor etwa dreiundzwanzig Jahren. Ich beschloss, den Tempel der Göttin zu besuchen, in dem ich ein Jahr zuvor Zeuge wurde, wie ein junges und unglaublich hübsches Mädchen zur Priesterin geweiht worden war. Ich habe meine Augen nicht von ihr lassen können. Als ich damals ging, ließ ich eine Kette zurück, auf ihrem Platz. Auch als ich schließlich im Tempel ankam, konnte ich wieder nur sie beobachten und ich merkte, dass auch sie mich ins Visier genommen hatte. Ich habe mich gefragt, ob sie mich wohl erkannt hatte, was doch mehr als unwahrscheinlich war. Nun ja, was soll ich sagen, als ich sie dann nach der Messe traf, wollte sie mir die Kette zurückgeben. Ich habe ihr angeboten, auch sie zu begleiten. Sie passte einfach nicht in den Tempel." Da unterbrach Aideera plötzlich: "Wie sah sie aus?" Ceardas lächelte entrückt: "Sie war eine Schönheit: hoch gewachsen, von natürlicher Eleganz und Grazie. Ein Mädchen mit langen, wunderschönen braunen, Haaren und großen, ausdrucksstarken Augen in derselben Farbe. Was hast du?" Aideera starrte ihn an: "Ich habe sie gesehen! Einmal! Es war wie in einer Vision! Bei der Messe, als ich ins Gesicht der Statue gesehen habe!" Der Elf nickte, dann fuhr er fort: "Sie begleitete mich. Fortan lebten wir in den Wäldern. Ich sage dir, deine Mutter war glücklich. Endlich den Zwängen der Gemeinschaft entronnen, in der freien Natur, die sie so liebte. Drei Jahre dauerte unser Glück. Doch dann verschwand sie einfach, spurlos! Kurz zuvor hatte sie mir erzählt, dass sie schwanger war! Wir waren doch so glücklich! Ich habe sie überall gesucht, ich bin sogar zum Tempel gegangen. Dort hat man mir schließlich erzählt, dass sowohl du, als auch deine Mutter tot wären. Man hat mir auch ein Grab gezeigt. Welchen Grund hatte ich zu zweifeln? Diese Nachricht zermürbte mich. Ich war verzweifelt und kehrte nach Mittelland zurück, um zu vergessen." Aideera stiegen die Tränen in die Augen. Sie erinnerte sich wieder an die Traurigkeit, die sie jedes Mal überkommen hatte, wenn sie auf den Grabstein ihrer Mutter geblickt hatte. Den einsamen Grabstein, der so weit von den Anderen entfernt gestanden hatte. Caerdas fuhr fort zu erzählen: "Ich fand einen neuen Schüler und eines Tages beschloss ich, Gal'aads Tod auf den Grund zu gehen und kehrte zurück. Natürlich konnte ich nichts in Erfahrung bringen und so beschloss ich, in meine Heimat zurückzukehren. Wobei ich dich und deine Freundinnen traf." "Und fühltest, dass es da etwas gab, dass uns zusamenbindet." Aideera sah auf. "Genau. Nachdem Sabre dich entführt hat, stieß Kellahan zu uns. Und er hat mir die unglaubliche Geschichte erzählt und den Rest - den Rest habe ich in deiner Erinnerung gesehen." Aideera wurde bleich, während Caerdas über die Narbe auf ihrem Bauch strich: "Nicht." "Ich wusste ja, dass Kinder grausam sein können - aber das!" "Kellahan, alles bereit?" Der Elf befestigte den letzten Wasserschlauch am Sattel seines Pferdes, während er nickte: "Wir können!" Dann schwang er sich in den Sattel und folgte Caerdas, der mit Aideera vor sich, bereits losgeritten war. Sie war noch nicht wirklich wieder gesund, aber sie mussten aufbrechen, wenn sie das letzte Schiff erreichen wollten, mit dem sie gefahrlos vor Einsetzen der Stürme nach Mittelland kommen wollten. Die Anderen waren sicher mehr als nervös. Außerdem hegte Caerdas die Vermutung, dass Ge'eres sicher bald feststellen würde, dass Aideera nicht ganz so tot war, wie er es gern hätte und das war eine nicht gerade beglückende Aussicht. Er hielt seine Tochter fest. Später würde sie sich zu Kellahan setzen müssen, um das Pferd nicht zu sehr zu ermüden, dann konnten sie, wenn sie durchritten, den Hafen in zwei Tagen, oder schon am Morgen, wenn sie die Nacht durchritten, erreichen. Und das war es, was er wollte. Bloß so weit wie möglich weg von hier. Er sah, wie Kellahan neben ihm aufschloss. Galiriel stand nervös an Bord der Faleng. Sie würde in wenigen Stunden ablegen und weder von Aideera noch von den beiden Elfen war auch nur eine Spur zu sehen. "Wann kommt Aideera denn endlich?", fragte in dem Moment Desideria ungeduldig. Sie fand, sie hatte lang genug auf ihre Ersatzmutter gewartet. Galiriel hievte sie auf die breite Reeling: "Kannst ja mit mir nach ihnen suchen. Sie müssen jetzt bald.... Oh, Caer'dan." Galiriel lächelte schüchtern: "Hast du sie schon gesehen?" Der Elf schüttelte seinen Kopf: "Noch nicht." Dann stellte er sich zu den Mädchen: "Aber sie werden sicher bald kommen. Kellahan hat schon immer alles geschafft, was er schaffen wollte." "Und das wird er auch weiterhin." Alle fuhren herum und hätte Desideria sich nicht im letzten Moment an Caer'dan gekrallt, sie wäre ins Hafenbecken gefallen. Vor ihnen stand der Elf mit den dunkelblauen Haaren. Er machte sich offensichtlich über die erstaunten Gesichter lustig. "Wo ist Aideera?" "Ich bin hier," ertönte auf einmal die vertraute Stimme hinter dem Elf, der einen Schritt zur Seite tat. "Aideeeeeeeeeeeeeeera!" Desideria stürzte sich auf sie und wie immer fing Aideera das Mädchen auch auf. Doch Galiriel merkte, wie sie augenblicklich das Gesicht vor Schmerzen verzog und sie erkannte, dass das Kleid unter dem Umhang nur noch in Fetzen am Körper ihrer ausgemagerten Freundin hing. Sie sah ungewohnt aus, ohne das Stirnband, größer und zerbrechlicher. Obwohl letzteres wohl eher weniger mit einem Stück Stoff zu Tun hatte. Sie packte das Mädchen, drückte es Caer'dan in die Arme und sagte: "Ich kümmere mich mal um Aideera und zeige ihr unsere Kabine. Beschäftigt ihr nur so lange die Kleine." Sie brachte Aideera in ihren kleinen, aber durchaus luxuriösen Raum und drückte sie auf das freie Bett, während sie ihr den Mantel abnahm. "Ach du lieber Himmel!" rief sie entsetzt aus, als sie den noch nicht ganz vernarbten Rücken sah. Dann kniete sie sich vor Aideera: "Was haben die mit dir gemacht?" Doch ihre Freundin schüttelte nur den Kopf. Also füllte sie eine Schale mit klarem Wasser und begann, die fast verheilten Wunden noch einmal zu säubern, bevor sie einen Verband anlegte. Nur gut, dass sie so etwas immer mit sich führte! "Wenn du mir schon nichts erzählen willst, dann zieh diesen Fetzen aus! Warte, wir haben, glaube ich, noch ein Kleid. He! Was hast du denn?" Das war auch noch nie passiert: Aideera weinte. Galiriel war völlig hilflos. Sie hatte keine Ahnung, was geschehen war. Sie setzte sich neben sie und schloss sie in die Arme: "He, alles wird gut! Komm schon!" "Ich habe dich belogen, ich habe alle belogen! Aber ich hatte Angst!" Galiriel warf einen Blick auf die spitzen Ohren. Darum also ging es: "Mensch, mir ist es doch völlig egal, was für Ohren du hast und Desideria auch! So, und jetzt zieh endlich den Fetzen da aus!" Bestimmt zerrte sie an den Resten des Kleides, dessen Farbe sich nicht mehr wirklich bestimmen ließ. Sie musste einmal irgendwo zwischen weiß und rot gelegen haben. "Mein Gott, was ist denn das für eine Narbe?" Die sah sie zum ersten Mal, doch sie war mit Sicherheit schon alt! Sie zog sich von dem Zwischenraum ihrer Brüste bis zu ihrer Hüfte! Aideera streifte sich eilig das Unterkleid über: "Eine meiner schlechten Erinnerungen an meine Kindheit," murmelte sie nur, während sie schon wieder dabei war, das dunkelrote Oberkleid mit den goldenen Bordüren überzustreifen. Wieder ein Geheimnis, das ihre Freundin nicht preisgeben wollte. Doch Galiriel hakte nicht nach, sie wusste, es war sinnlos. Stattdessen griff sie nach einer Bürste und begann, sich entschlossen durch die verknoteten Haare zu arbeiten: "Sag mal, irre ich mich, oder sind die dunkler geworden?" Da hob Aideera ihre Hand. "Mensch, deine Fingernägel ja auch! Na, egal. Du wirst ja doch wieder nichts sagen." "Gift." "Bitte?" "Die Verfärbung ist die Wirkung von Gift gewesen. Man hat versucht, mich zu töten, aber mein Körper wollte das anscheinend nicht. Na ja, aber das Gift hat meine Haare und Nägel verfärbt. Meine Augen übrigens auch." Galiriel hielt in ihrem Tun inne: "Ich meine, mich doch recht gut mit Giften auszukennen, aber welches zu einer Grünverfärbung der Haare, Nägel, oder gar Augen führt, ist mir beim besten Willen nicht bekannt!" "Quantas." "Nein, das tötet," meinte Galiriel nur. Da packte Aideera auf einmal das schmale Messerchen auf ihrem Nachtschrank und schnitt sich in die Arme. "Was soll denn das?" grünes Blut tröpfelte aus der Wunde. "Riech." Galieriel tat wir ihr geheißen und wurde schneeweiß. Der Geruch mochte nur schwach sein, doch er war unverkennbar: "ich habe noch nie von einem Geschöpf gehört, dass das überlebt hätte," flüsterte sie. "Hier bin ich," gab Aideera nur sarkastisch zurück. Stumm nahm Galiriel ihre Arbeit wieder auf. "Und die Narbe stammt von einem Jungen, mit dem ich im Weisenhaus war. Ich wurde als Neugeborene krank und halb verhungert im Wald nahe des Tempels gefunden und eine Frau nahm mich mit. Sie waren auf der Durchreise und ließen mich in einem Weisenhaut zurück. Erst einmal schien ich ihr zu schwach, um eine Reise zu überleben und zum Anderen war es ihr unheimlich, dass meine braunen Haare silbern wurden - und meine Augen grün. Ich war anders, hatte die falsche Haarfarbe und spitze Ohren. Die Anderen haben mich gehasst und gehänselt, wo immer sie konnten. Einmal bin ich hingefallen und hab mir die Knie aufgeschlagen, da haben sie gemerkt, dass mein Blut nicht rot, oder blau, sondern grün war. Nun, daraufhin beschloss einer der Jungen, er war damals fast acht und wurde bereits zu einem Fleischer in die Lehre geschickt worden war, doch mal nachzusehen, ob der Rest in mir nicht auch grün wäre. Er befahl seinen Freunden, mich festzuhalten, holte von irgendwoher ein Messer und schnitt mich auf, wie ein totes Schwein. Doch dann kam Jemand. Das war das Letzte, an das ich mich erinnere. Ich habe das Bewusstsein verloren. Als ich aufgewacht bin, lag ich im Wald. Ich habe mich aufgerappelt und bin noch etwas tiefer hineingelaufen. Ich war damals sechs." Aideera hatte das so tonlos, völlig ohne Emotionen erzählt, als wäre es einem anderen Kind passiert, nicht ihr selbst. Doch Galiriel sah sie vor sich, ihre Freundin als kleines Mädchen in einem einfachen, aufgeschlitzten Kleid, blutend, irgendwo ins Unterholz geworfen. Tränen rannen ihr über das Gesicht. "Siehst du, deshalb wollte ich es nicht erzählen, ich wollte dich nicht zum Weinen bringen." Galiriel schlang ihre Arme fest um ihre Freundin: "Und ich habe mich immer darüber ausgeheult, wie ungerecht doch alle immer zu mir waren! Ich hatte ja keine Ahnung! Aber ich werde immer deine Freundin bleiben, egal, was passiert!" Da begann auch Aideera, wieder zu weinen. Das war einfach alles zu viel gewesen! Zu viel auf einmal! "Nein, Desideria. Konzentrier dich, versuch es einfach n och einmal." Mit einer Engelsgeduld redete Aideera auf das verzweifelte Mädchen ein. Immer wieder glühten deren Hände auf, wenn sie es geschafft hatte, auf die Quelle zurückzugreifen, doch sie konnte den Faden nicht leiten, das schaffte sie bisher nur bedingt und ausschließlich mit ihrem Gesang. "Warum soll ich das denn lernen? Ich brauche das alles nicht!" Da lächelte Aideera: "Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann mal. Und dann kannst du es nicht. Wäre das nicht reichlich blöde?" "Da hat deine Lehrerin absolut recht! Stell dir mal vor, ein Junge weigert sich, zu lernen, mit Pfeil und Bogen umzugehen! Wie kommt er denn als Mann an sein Essen?" Caerdas strich Desideria über die Haare: "Aber für heute reicht es. Jetzt muss ich deine Lehrerin nämlich entführen." Aideera sah überrascht auf: "Was gibt es?" "Das erfährst du sofort", meinte der Elf jedoch nur und so folgte sie ihm denn ergeben zu dessen Kabine. Dort wartete, zu ihrer Überraschung, auch Kellahan, der mit übereinander gelegten beinen und verschränkten Armen auf einem der Stühle saß und sie wieder mit diesem seltsamen Blick zu mustern begann. "Setz dich," sagte Caerdas, während auch er sich einen Stuhl heranzog. "Nun, was ist?" "Angesichts der Tatsache, dass doch recht viel Gesindel nun Interesse an dir bekommen wird...." "Ähh, bitte?" Da starrte Kellahan sie an: "Sag mal, hast du nichts kapiert? Du bist das prophezeite Kind, das erste, das, aus welchen Gründen auch immer, überlebt hat! Ge'eres lässt deine Flucht sicher nicht auf sich beruhen, wenn er feststellt, dass Madame überlebt haben! Herrgott noch mal, wie bescheuert kann jemand denn sein, in dessen Adern Elfenblut fließt!" "Ruhe!," donnerte Caerdas. Dann wandte er sich wieder seiner Tochter zu: "Es besteht, fürchte ich, kein Zweifel daran, dass du das Kind bist, von dem die alte Prophezeiung spricht. Das heißt, dass viele dich töten wollen, um das Ende hinauszuzögern." "Welches Ende?" Sicher kannte Aideera all die Sagen, die sich um die Prophezeiung rankten, doch sie hatte noch nicht realisiert, dass sie der Schlüssel zu sein schien. "Das spielt keine Rolle, das wird ein Anderer als ich dir besser erklären können. Aber dazu kommen wir später. Es geht mir um etwas ganz Anderes. Du selbst hast schon gespürt, dass man dir nicht immer wohl gesinnt ist, deswegen finde ich, solltest du lernen, dich zu verteidigen, auch ohne Magie. Du hast erlebt, dass auch diese Waffe versagen kann." Aideera sah auf: "Ich soll kämpfen lernen?" "Ja, genau das. Vor allem bei der Waffe, die du besitzt." Nun wurde es aber wirklich bunt: "Welche Waffe denn? Meine Kräutersichel?" "Oh ihr Götter! Weiß dieses Kind eigentlich irgendwas?", mit einem übertrieben verzweifelten Blick erhob Kellahan sich, packte die lange Ahle, in dem ihr Stab war und warf ihn ihr zu: "Das da, du ...!" "Halt dich zurück!" grollte Caerdas. "Du beschimpfst da gerade meine Tochter!" "Schon gut," grummelte der, dann wandte er sich wieder Aideera zu: "Dieses Stück Holz, dass du wahrscheinlich als Wanderstab missbraucht hast, ist nichts Anderes, als der Stab des Caleron!" Da arbeitete es in Aideeras Kopf. Von diesem Stab hatte sie schon einmal etwas gehört! Sie packte ihn aus der ledernen Hülle und wog ihn nachdenklich in der Hand. Sie konnte nichts Besonderes an dem langen, bis auf wenige Ausbuchtungen, glatten Stab erkennen. Und auch der rote Stein war, so gesehen, sicher nicht sonderlich wertvoll. "Er sieht nicht aus, als wäre es wertvoll," meinte sie nachdenklich. "Au!!!", Kellahan schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn: "Und sie hat er erwählt! Mensch, muss der Stab verzweifelt gewesen sein!" Doch erneut ging Caedas dazwischen, bevor Aideera dem hochnäsigen Elf eins überbraten konnte: "Beurteile nie etwas nach dem äußeren Anschein. Er mag gewöhnlich aussehen, doch er ist sehr, sehr mächtig. Und er at dich zu seinem Träger erwählt. Du musst lernen, mit ihm und anderen Waffen umzugehen, denn nicht immer kann jemand in deiner Nähe s ein, um dich zu bewachen. Verstehst du?" Aideera wog den Stab erneut. Sie selbst hatte schon daran gedacht, ihren Vater - bei dem Gedanken daran, dass sie einen Vater hatte, musste sie immer noch schmunzeln - zu bitten, ihr zu zeigen, wie man mit Pfeil und Bogen umgeht. Auch die Kunst des Schwertes hatte durchaus ihre Reize. Doch ein Stab? Konnte man denn mit so etwas kämpfen? Sie sah auf: "Gut. Ich bin einverstanden. Ich werde lernen." Da grinste Caerdas: "Das freut mich, ich hätte auch kein Nein akzeptiert. Aber bevor ich es vergesse - dein Trainingsgefährte und zum Teil auch Lehrer ist Kellahan." "Nein!", kam es da aus zwei Mündern gleichzeitig, mit einem Entsetzen, dass der alte Elf zu lachen begann. "Doch!", gluckste er: "Aideera braucht einen Übungsgefährten! Und ich muss ja nun Anweisungen geben, nicht wahr?" Die Beiden musterten sich entsetzt, beide wussten, die Entscheidung war gefallen. Vor allem Kellahan ahnte, was ihm bevorstand, sollte er sich weigern. Und die Überfahrt war lang. Er musterte die Tochter seines ehemaligen Meisters erneut. Ihre grünen Augen blitzten ihn kalt an, ihr Gesicht sah aus, als habe man sie geschlagen. Nicht, dass er sonderlich viel anders wirkte. "Auuu!", wütend warf Aideera ihren Stab zu Boden und presste sich ihre Hand auf den Bauch: "Bist du von allen guten Geistern verlassen? Ach, was rede ich denn da, so was hast du dein Leben lang nicht besessen!" Kellahan, der diese Schimpftiraden inzwischen gewohnt war, zuckte nur die Schultern, stieß den Stab mit einem Fuß in die Luft und fing ihn geschickt mit seiner freien Hand auf: "Was kann ich denn dafür, wenn du Transuse wieder mal deine Deckung vernachlässigst," spöttelte er gehässig. Den Stoß hatte er nicht nur einfach so an dieser Stelle platziert, er hatte gewusst, dass sie es nicht schaffen würde, ihn rechtzeitig abzufangen, geschweige denn, ihm auszuweichen! "Kellahan hat recht, Aideera. Ein Feind wird nicht warten bis du deine Konzentration wiederhast, glaub mir. Im Gegenteil, nach gerade solchen Schwächen sucht er." Caerdas sah zu seiner Tochter, sie sich, mit wutentbranntem Blick, wieder aufrichtete. "Vor allem Sabre wird diese Stellen finden," murmelte Kellahan. "und für dich gilt, du sollst nicht so viel Kraft einsetzen! Du hast sie besiegt, du brauchst sie nicht zu verletzen!" Aideera starrte Kellahan eisig an: "Das bekommst du zurück!", knurrte sie boshaft. "Das werden wir erst noch sehen," meinte der jedoch nur trocken und warf Aideera ihren Stab wieder zu. Und sie machte denselben Fehler, wie immer. Ohne nachzudenken, stürmte sie auf ihn zu, nur mit dem Ziel vor Augen, es diesem eitlen Aasgeier heimzuzahlen. Caerdas senkte nur seinen Kopf. Womit hatte er das verdient? Dieses Verhalten legten die Zwei schon an den Tag, seit sie sich das erste Mal gesehen hatten und seine Tochter bei Bewusstsein war! Sie gingen aufeinander los, wie dressierte Kampfhähne, die ihr Revier absteckten! Kaum war Aideera kräftig genug gewesen, um zu sitzen, waren die Querelen zwischen den sich doch so ähnlichen Wesen losgegangen! Er zuckte leicht zusammen, als er den Aufprall vernahm, mit dem Aideera wieder einmal auf den Planken des Schiffes ankam. Sie kämpfte viel zu emotional! So würde das nie etwas werden! Gelinde gesagt, er war verzweifelt. Erst bei dem zweiten, wesentlich härteren Aufschlag, ruckte sein Kopf wieder in die Höhe. "Du Irre! Hast du entgültig den Verstand...?" "Du musst gerade reden! Du gewinnst ja selbst gegen einen blutigen Anfänger wie mich nur mit miesen Tricks!" "Hört auf, ihr zwei, sofort! Kellahan, du liegst auf dem Boden." "Ja, weil diese Irre mir die Beine weggerissen hat, als ich ihr aufhelfen wollte!" Caerdas drehte sich um die eigene Achse: "Ihr Kindsköpfe! Aideera, du sollst lernen, nicht ihn auf egal welche Weise zu Fall bringen, und für dich gilt das Selbe! Ihr stellt euch grauenhaft an!" Die Beiden würdigten sich keines Blickes, als sie in verschiedene Richtungen auseinander gingen. "Und das soll die ganze Überfahrt so gehen?", murmelte Caerdas verzweifelt vor sich hin: "Oh ihr Götter, lasst die Winde günstig sein, sonst liegt dieses Boot in Schutt und Asche, bevor wir auch nur die Hälfte dieses Weges hinter uns haben!" Was hatten sie nur gegeneinander? Sonst war Kellahan doch auch der Frieden in Person und auf einmal kam sein ehemaliger Schüler ihm vor, wie eine wild gewordene Bestie! Mit einer mörderischen Wut im Bauch lief Aideera zu ihrer Kabine, wo sie sich wortlos aufs Bett fallen ließ. Verdammt, tat ihr Rücken ihr wieder weh! Kein Wunder, so, wie sie auf die Planken aufgeschlagen war! Und ihr Fuß erst! Sie musste ihn sich verknickt haben, als sie ausgewichen war! Doch ihr verletzter Stolz war weit schmerzlicher, als diese Lädierungen. Sie grummelte. Wie konnte sie sich nur an diesem eingebildeten Lackaffen rächen? Eine Möglichkeit musste es doch geben! "Aideera. Was machst du denn hier?" Erschrocken sah Aideera auf. Sie hatte niemanden gehört. Erst, als sie Galiriel erkannte, beruhigte sie sich wieder: "Ich lecke meine Wunden," gab sie zurück. Da setzte Galiriel sich zu ihrer Freundin: "Ihr habt also wieder nicht trainiert, sondern euch nur geprügelt," meinte sie trocken. Sie beobachtete dieses ungewöhnliche Benehmen ihrer sonst so ruhigen Freundin schon seit einer geraumen Weile. "Wieso wir? Der Lackaffe hat doch angefangen!" "Ja, sicher. Wo diesmal?" "Eine Bruchlandung auf meinem Rücken und ein angeknackster Fuß," gab Aideera zurück. Galiriel verkniff sich einen Kommentar und blickte auf den leicht geschwollenen Knöchel. "Das ist nichts schlimmes," gab sie zurück: "das ist in ein paar Stunden weg." "Wie beruhigend," grummelte Aideera. Als ob es um ihre Verletzungen ginge! Es ging ausschließlich ums Prinzip! Der Sturm tobte schon seit Stunden. Das riesige Schiff wurde auf den Wellen hin und her geschleudert, wie ein Korken. Aideera hatte das Gefühl, gleich zu sterben. Sie fühlte sich so schon unwohl auf dem Wasser, doch so schlimm war es noch nie gewesen! Mit aller Mühe hatte sie ihre Kabine vor einer Weile verlassen. Sie hatte Angst, darin eingesperrt zu sein, wie in einem Sarg. Galiriel war nicht da, sie hatte sich zu Caer'dan verzogen, ihr schien das Schaukeln nichts auszumachen. Sowenig, wie Desideria, die sie mitgenommen hatte. A ideera lehnte sich an die Wand der Treppe und versuchte, ruhig durchzuatmen. Schließlich rappelte sie sich auf. Sie musste an Deck! Sie wollte nicht von Holz umgeben sein, wie von einem Sargdeckel! Sie musste den Himmel sehen! "Meine Güte! Kind! Was machst du da?" Ein Gesicht beugte sich über sie. Es dauerte eine Weile, bevor sie begriff, dass sie zusammengebrochen war. Sie wurde gepackt. Nur kurze Zeit später lag sie wieder in ihrer Koje. Caerdas musterte sie, seine kühle Hand ruhte auf ihrer Stirn. "Ich will hier raus," brachte sie mühsam hervor, doch ihr Vater drückte sie augenblicklich zurück in ihre Kissen. "Du bist ja kaum zum ersten Treppenabsatz gekommen. Bleib liegen, dann geht es dir morgen wieder besser. Ich weiß, wie das ist, glaub mir. Ich hatte das Jahrhunderte lang! Das ist normal, wenn man, wie wir, ein Kind der Wälder ist." Er redete beruhigend auf seine seekranke Tochter ein. Doch auch er fühlte sich nicht so wohl, wie er vorgab. Der Sturm war doch sehr heftig. Wenn er sich nicht bald legte, würde er eingreifen müssen, da er nicht die geringste Lust hatte, an einem Riff zu zerschellen. Sie hatten sich der gefährlichsten Stelle der Überfahrt genähert, hier konnte alles geschehen. ____________________________________ So, das war's dann erst mal wieder... bis zum nächsten Mal! Mata ne, ADE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)