Manchmal braucht die Liebe einen zweiten Versuch von Wo_Ai_Ni (...geht weiter) ================================================================================ Kapitel 34: Confusion - Unstimmigkeiten, ein 'außergewöhnlicher' Traum und eine kleine Unterhaltung mit Mokuba -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hi Leute! Ich hab's endlich geschafft. Dieses Kapitel hat wirklich ewig gedauert. Mir ist in letzter Zeit aber auch einiges über den Kopf gewachsen. Egal...das interessiert niemanden. In diesem Kapitel wird es jetzt etwas verwirrend. Ich hab zum ersten Mal auch etwas Lemon eingebracht. Nja...sagen wir, mehr oder weniger. Es wird aber auf jeden Fall noch einen kompletten Lemonteil geben. Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Spaß mit diesem Kapitel. Es ist wie immer allen meinen Lesern gewidmet. HEAGDL Kapitel 34: Confusion - Unstimmigkeiten, ein ,außergewöhnlicher' Traum und eine kleine Unterhaltung mit Mokuba "Das ist eine lächerliche Behauptung! Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir das abkaufe?!" Fu glaubte soeben einen Schlag ins Gesicht erhalten zu haben. Nun hatte sie sich endlich dazu durchgerungen, ihm von dieser Geschichte zu erzählen, und alles was er dazu zu sagen hatte war, dass er es für eine Lüge hielt? "Wie bitte, was? Willst du damit sagen, dass ich lüge?" Setzte sie ihren Gedanken freien Lauf. "Das, und nichts anderes!" Entgegnete Kaiba bestimmt. Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Doch sie fand sie ebenso schnell wieder zurück. "Ha, das ich nicht lache! Glaubst du allen Ernstes, ich würde eine solche Geschichte erfinden? Mit welchem Grund?" "Woher soll ich das wissen? Vielleicht um dich in den Mittelpunkt zu drängen. Wenn du glaubst, du wärst die Erste, die behauptet eine Affäre mit mir zu haben, um sich aufzuspielen, dann liegst du falsch." Er legte eine derartige Arroganz an den Tag, wie sie selbst für ihn ungewöhnlich war. "Tz...so ein Unsinn! Glaub mir, da würde ich mir was Besseres einfallen lassen, wenn ich das vorhätte." Widersprach Fu überzeugend. "Und überhaupt, warum sollte ich Gérard da hinein ziehen? Du weißt, dass der Typ zu allem fähig ist. Damit würde ich mir nur Ärger einhandeln. Und er würde alles tun, um mich zu bekommen. Glaub mir, er würde vor nichts zurück schrecken. Die Erfahrung hab ich schon gemacht. Und er hat auch die Mittel dazu, alles zu bekommen, was er will. Wenn er dir wirklich an den Kragen will, dann kann er das auch problemlos. Ich bin eigentlich nur gekommen, um dich zu warnen. Auch wenn du das scheinbar nicht einsehen willst, aber ich hab Angst um dich!" Schlagartig verstummte Fu. Erschrocken presste sie sich beide Hände auf den Mund. Hatte sie das eben wirklich gesagt? Sie spürte förmlich, wie ihr die Hitze in den Kopf stieg. Wie konnte sie das sagen? "Äh...also, ich meine, natürlich auch nicht mehr, als um jeden anderen, also...wenn du verstehst?! Nicht, dass du denkst, ich...äh...nja..." "Bist du fertig?" Wurde sie unfein von Seto unterbrochen. "Dann kannst du jetzt ja verschwinden, und ich muss mir dieses Gesülze nicht länger antun!" Fuhr er ungehindert fort. "Wie?" Brachte Fu bloß heraus. Sie musste zunächst über seine Worte nachdenken. Eigentlich hätte sie etwas anderes erwartet. Immerhin hatte sie ihm soeben indirekt gestanden, dass er ihr etwas bedeutete. Doch es schien ihn nicht zu interessieren, oder hatte er es womöglich gar nicht mitbekommen? Dennoch, er wollte sie jetzt loswerden, und damit war Fu nun überhaupt nicht einverstanden. "Also worauf wartest du?" Wies sie Kaiba noch einmal an. "Kommt nicht in Frage! So leicht wirst du mich nicht los! Ich will jetzt wissen, was du dagegen tun willst. Oder interessiert es dich überhaupt nicht. Schon mal daran gedacht, dass Gérard es vielleicht auf deine Firma abgesehen hat? Sein Vater und er stecken doch unter einer Decke. An deiner Stelle wäre ich vorsichtiger. Immerhin hast du doch einiges zu verlieren, oder Seto? Also?" Fu staunte selbst über ihren Mut. Gewöhnlich hätte sie sich diese saloppe Aussprache ihrer Gedanken nicht zugetraut. Sie beobachtete Seto eine Weile. Er schaute sie eine Sekunde ernüchtert an, bis sein Gesichtsausdruck einem überheblichen Lächeln wich. "Ich bitte dich, ist das tatsächlich dein Ernst? Du solltest wissen, dass jemand wie Roqueraltiques nicht die geringste Chance hat, mir in irgendeiner Weise gefährlich zu werden. Ich besitze mehr Macht, als Roqueraltiques jemals erreichen kann. Und du bist allen Ernstes der Ansicht, ich habe ihn zu fürchten? Du machst dich lächerlich, und jetzt verschwinde!" Bei seinen letzten Worten verschwand das überhebliche Lächeln, und wich dem kalten, üblichen Ausdruck. "Nein! Ich denk gar nicht dran! Ich glaube, du unterschätzt Gérard!" Widersprach Fu vehement. "Und ich glaube, du überschätzt ihn!" Antwortete Kaiba überzeugt. So langsam schien er Gefallen an dieser Diskussion gefunden zu haben. Hatte er das nicht schon des Öfteren? Das Besondere an den Diskussionen mit Fu war, dass sie nie langweilig wurden. Auf eine seltsame Art und Weise konnte diese Frau immer mit neuen Argumenten, wenn sie in seinen Augen auch oft mehr als lächerlich waren, aufwarten. Sie ließ sich auch nie unterkriegen. Vertrat ihre Ideale und Interessen bis zum Äußersten. Wenn sie auch eine äußerst nervige, oftmals nicht zu ertragende Person war, und er meist das Bedürfnis verspürte, sie einfach raus zu werfen, so hatte er scheinbar mittlerweile Spaß an den Diskussionen mit ihr gefunden. Aber war das nicht absurd? Natürlich war es das, und deshalb war es auch nicht wahr und er würde es niemals zugeben. "Du willst es nicht einsehen, stimmts? Bei dir ist wirklich Hopfen und Malz verloren." Seufzend drehte sie ihm den Rücken zu, öffnete die Tür und trat heraus. Schweißgebadet schreckte sie auf. Ihr Atem ging schnell und sie hatte Mühe, sich erst einmal in ihrer Umgebung zurecht zu finden. Hektisch tastete sie in der Dunkelheit nach dem Lichtschalter ihrer Nachttischlampe, und warf dabei einige Gegenstände herunter, die klirrend zu Boden fielen. Endlich hatte sie ihn gefunden und betätigte ihn sogleich. Das grelle Licht ihrer Lampe durchflutete ihr gesamtes Zimmer. Ein ungemütliches Maunzen vom unteren Ende ihres Bettes ließ sie vernehmen, dass Seto diese Störung deutlich missfiel. Doch darum konnte sie sich jetzt keinen Kopf machen. Zu sehr war ihr Körper angespannt, angesichts des Traumes, den sie soeben verlebt hatte. "Mein Gott, was für ein Traum!" Stöhnte sie erschöpft, obgleich sie keine körperliche Anstrengung begangen hatte. Zumindest nicht in der Realität. Nachdem sich ihre Atemzüge wieder beruhigt hatten, und sie endlich in der Lage schien, einen klaren Gedanken zu fassen, erhob sich Fu aus ihrem Bett. Sie blickte zunächst verwirrt um sich, bis sie wie geistesabwesend auf den Spiegel, der an ihrer Schranktür befestigt war, zusteuerte. Mit feuchten Augen sah sie hinein. Ihr dünnes T-Shirt klebte förmlich an ihrem Körper, und die langen, hellbraunen Haare hingen ihr in nassen Strähnen ins Gesicht. Man könnte glauben, sie habe einen Albtraum verlebt. Doch dem war nicht im Geringsten so. Im Gegenteil, sie hatte einen Traum durchlitten, der so ganz und gar nicht zu ihr passte. Einen Traum, dessen Inhalt sie selbst mit allergrößter Mühe nicht mehr vergessen konnte. Immer wieder bahnten sich einzelne Fetzen vor ihr geistiges Auge. Sie sah wieder den Mann, diesen einen einzigen Mann, dessen eisblaue Augen sich für alle Ewigkeit in ihrem Hirn manifestiert hatten. Doch sie sah ihn nicht wie sonst. Sie befand sich allein mit ihm in einem Raum, der ihr völlig unbekannt ist. Aber es störte sie nicht. Er kam auf sie zu. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, darum schloss sie diese. Dann spürte sie nur noch seine Berührungen. Wie er ihr plötzlich ganz nah war. Seine Hände umfassten ihre Taille und zogen sie so näher zu sich. Sie fühlte die Wärme, die von seinem Körper ausging. Mit einer Hand griff er nach ihrem Hinterkopf und seine Finger krallten sich in ihrem Haar fest. Instinktiv handelte Fu. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und presste sich mit ihrem ganzen Körper an ihn. Sie wollte nur noch eines. Ganz nah bei ihm zu sein. Und mit einem Mal spürte sie seine Lippen auf den ihren. Nun war auch ihr letztes bisschen Widerstand gebrochen. Sie wollte sich ihm ganz und gar hingeben. Mit wilder Leidenschaft prasselten seine Küsse auf sie ein, und sie erwiderte jeden einzelnen von ihnen mit absoluter Hingabe. Mit jeder Sekunde wuchs die Leidenschaft. Plötzlich spürte sie hinter sich etwas, und eh sie sich versah lag sie völlig nackt in einem breiten Himmelbett. Sie öffnete die Augen und erblickte Kaiba, der sich soeben zu ihr hinunter beugte. Er war wie sie vollkommen unbekleidet, und Fu konnte nicht umhin, seinen starken, attraktiven Körper zu bewundern. Mit einem einladenden Lächeln umschlang sie abermals seinen Hals und zog seinen Kopf zu ihrem. Ein weiteres Mal legten sich ihre Lippen auf die seinen. Sie konnte nicht mehr von ihm lassen. Ihr Verstand war nur noch auf eines fixiert. Sich ihm hinzugeben. Jede seiner Berührungen hinterließ ein Meer aus Feuer auf ihrem Körper. So etwas hatte sie noch nie gefühlt, und es gefiel ihr mehr als alles andere. Während seine Lippen die ihren vollkommen verschlangen, wusste sie nun, dass sie für ihn bereit war. Doch in diesem Augenblick verschwamm das Bild vor ihren Augen wieder, und die kalte Wahrheit, dass es sich einzig und allein um einen Traum handelte, machte sich wieder in ihrem Verstand breit. Dennoch, allein die Vorstellung eines solchen Erlebnisses ließ ihren Körper erzittern. Plötzlich schrak sie ein lautes Schrillen aus ihren Fantasien. Erschrocken fuhr sie herum, und erblickte den Übeltäter, der soeben ihre Wunschvorstellung gestört hatte. Es war ihr Wecker. Überrascht stellte Fu fest, dass der Morgen bereits angebrochen war. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie spät es bereits war. Zumindest war sie zum ersten Mal um diese Uhrzeit hellwach. Immer noch von der Magie des Traumes beseelt, betrat sie das Bad und genehmigte sich erst einmal eine ausgiebige Dusche. Heute hatte sie alle Zeit der Welt. Während des Frühstücks verhielt sich Fu außergewöhnlich ruhig, dass sogar ihr Vater nachfragen musste, ob auch alles mit ihr in Ordnung sei. Sie hatte bejaht, und sich darauf gleich auf den Weg zur Schule gemacht. "Puh! Nur noch Morgen, dann haben wir's geschafft!" Seufzte Joey und lehnte sich mit seinem Stuhl nach hinten. Tatsächlich trennte uns nur noch der morgige Tag von den Weihnachtsferien. Allerdings war das nicht ganz korrekt, denn am Wochenende fand noch zusätzlich etwas statt, auf was sich bereits seit Wochen die gesamte Lehrer- und Schülerschaft freute. Nur ich hatte da so meine Zweifel. Das Musical. Wie lange hatten wir dafür geprobt? Wie viel Ärger hatte es mir schon eingebracht? Erst die Sache mit Seto, der sich ja schließlich fein aus der Geschichte gemogelt hatte... Aber über ihn wollte ich jetzt am wenigsten nachdenken. Schon gar nicht nach dem letzten Traum. Wenn ich an ihn dachte, wurde mir augenblicklich heiß und kalt zugleich. Ich verhielt mich schon so auffällig, dass ich befürchtete, jemand könnte allein durch mein Auftreten bemerken, an was ich gerade gedacht hatte. Ich gab ja zu, dass ich solche Träume schon des Öfteren hatte. Hey, ich war schließlich auch nur eine Frau, und so etwas war doch ganz normal. Allerdings häuften sich diese Träume zurzeit. Und die Tatsache, dass ich regelmäßig Seto darin wieder fand, machte das Ganze nicht gerade leichter. Da gab es ja diesen kleinen, verfluchten Teil im Gehirn eines Menschen, der es einfach nicht schaffte, den Traum als Traum zu verarbeiten. Immer wieder sah ich Bilder daraus vor meinem geistigen Auge. Schon den ganzen Morgen hatte ich es vermieden an Seto zu denken. Welch Glück für mich, dass er gerade heute wegen einer wichtigen Sitzung vom Unterricht freigestellt war. "Sag mal Fu, ist heute vielleicht irgendwas mit dir? Du bist die ganze Zeit schon so still!" Erschrocken zuckte ich zusammen, und richtete mein Augenmerk auf die Person, welche mich gerade angesprochen hatte. Es war Téa, die mich seltsam durchdringend musterte. "Eh...was? Nein, nein, wie kommst du denn darauf? Mir geht es blendend!" Oh mein Gott, ich schien sogar vergessen zu haben, wie man eine Lüge glaubwürdig rüber brachte. Wieso nur passierte das immer mir? "Bist du sicher? Du siehst irgendwie etwas blass aus!" Meldete sich nun auch Yugi zu Wort. Nicht er auch noch. Warum zum Teufel schien jetzt jeder auf mein unrationales Verhalten aufmerksam zu werden. Verdammt noch mal, sollte ich vielleicht gleich laut heraus schreien, dass ich in der letzten Nacht einen nicht ganz jugendfreien Traum von Seto und mir hatte. Dann würden sie vielleicht wenigstens die Klappe halten und mir nicht weiter auf die Nerven fallen. "Mir geht's wirklich gut! Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt!" Gab ich ziemlich genervt von mir. Eigentlich wollte ich diesen genervten Unterton vermeiden. Er war doch sehr unhöflich. Ein Gutes hatte er jedoch. Sie ließen mich den restlichen Morgen in Ruhe. Das Läuten der Schulglocke riss uns aus der allmorgendlichen Seance. Die Ruhe, welche zuvor noch im gesamten Schulgebäude geherrscht hatte, wurde augenblicklich durch lautes Zusammenpacken und Schülergequatsche durchbrochen. Alle hatten es unheimlich eilig, so schnell wie möglich aus der Folterkammer, sprich Schule heraus zu kommen. Nur ich ließ mir alle Zeit der Welt. Weshalb hätte ich mich auch beeilen sollen? Schließlich hatte ich noch Reinigungsdienst, konnte also sowieso nicht nach Hause. Eigentlich war eine Mitschülerin mit mir eingeteilt, doch diese war zufälligerweise am heutigen Tage nicht in der Schule. Ich nahm an, dass sie die letzten beiden Schultage nicht mehr für wichtig erachtete, und daher einfach blau machte. Natürlich war das eine bloße Vermutung, aber ehrlich gesagt, kümmerte es mich nicht, ob sie nun wirklich krank war, oder nur keinen Bock mehr auf die letzten beiden Tage hatte. "Fu, kommst du allein klar? Oder sollen wir dir noch helfen?" Vernahm ich Téa's Stimme aus Richtung der Klassentür. Bevor ich ihr allerdings antworten konnte, hatte sich ein gewisser Schüler mit blondem Haar eingemischt. "Was? Ich glaube bei dir hackts! Ich mach doch nicht freiwillig Reinigungsdienst!" Protestierte Joey energisch, der mit Yugi und den anderen bei ihr stand. "Joey, du fauler Hund, was bist du denn für ein Freund?" Herrschte ihn Téa vorwurfsvoll an. Ich musste schmunzeln. Aber es war mir auch durchaus verständlich, dass Joey keine Lust auf Reinigungsdienst hatte. Wer hat das schon? "Hey, schon gut Leute! Ihr könnt ruhig gehen, ich schaff das allein! Keine Sorge!" Meinte ich also lächelnd, und deutete den anderen, das sie ohne mich gehen sollten. "Na, siehst du Téa? Sie will unsere Hilfe gar nicht!" Grinste Joey erleichtert, dass er nun doch nicht mehr zum Putzen abkommandiert werden konnte. "Du bist besser ganz still, Joey! Das nächste Mal hilft dir auch keiner mehr, wenn du allein Klassendienst hast." Wies ihn Téa in die Schranken. Joey gehorchte auf's Wort und verhielt sich nun besser ruhig, ehe er von Téa ganz in den Boden gestampft wurde. "Na schön, dann bis später! Wie sehen uns nachher doch noch, oder?" "Sicher! Bis dann!" Erwiderte ich und verabschiedete meine Freunde mit einem kurzen Winken. Ich hörte noch, wie Téa Joey einige tadelnde Worte aussprach, machte mich dann aber gleich an meine Aufgabe. Ich hatte Glück, dass unsere Klasse doch sehr reinlich war. Denn so hatte ich nicht sehr viel zu tun. "Am besten fege ich mal kurz durch." Sprach ich laut zu mir selbst. Sogleich verließ ich das Klassenzimmer und machte mich auf zur Besenkammer. Die Schule, die aus einem Erdgeschoss und drei Stockwerken bestand, hatte in jedem Stockwerk eine etwa 3 m² große Besenkammer, in der man Putzmittel, Kehrbesen und sonstiges Reinigungszeug fand. Ausgerechnet unser Klassenraum war am weitesten von ihr entfernt. Um nicht öfter laufen zu müssen, belud ich mich gleich mit allem Zeug, was ich eventuell noch brauchen konnte. Das hatte zwar den Nachteil, dass ich nichts mehr sehen konnte, aber wie man es von mir kannte, war ich sowieso unverbesserlich. Schwer beladen navigierte ich mich durch die Gänge, wobei ich meine Koordination an den, an den Wänden befindlichen Bildern festmachte. Es war bereits jetzt ein Wunder, dass ich mit noch niemandem zusammen gestoßen war. Allerdings würde mir im nächsten Moment bewusst werden, dass es bei dem ,bis jetzt' bleiben würde. Ich bog gerade um eine Ecke, als ich plötzlich einen Widerstand spürte, daraufhin das Gleichgewicht verlor, und letzten Endes unter all meiner Überladung auf den Boden krachte. Ich hörte, wie mir gegenüber jemand das gleiche tat. "Au, so ein Mist! Tut mir Leid, hab dich nicht gesehen!" Sagte ich, und rieb mir dabei meinen schmerzenden Hintern. Eine Therapie gegen Ungeschicklichkeit hätte mir sicher nicht geschadet. Seltsam, denn früher war ich nicht so tollpatschig gewesen. Ich wollte gerade den Schaden begutachten, als ich den nächsten Schock erleiden musste. Die Person, die ich durch meinen Schwertransport umgerannt hatte, war kein anderer als Mokuba Kaiba. "Mokuba? Was machst du denn hier?" Sprudelte es sogleich aus mir heraus. Mokuba, der von der Last ebenfalls etwas abbekommen hatte, kletterte soeben aus dem Berg an Putzzeug, der sich über ihm verteilt hatte. "Was soll denn das heißen? Du bist doch in mich rein gerannt!" Beschwerte er sich über die gestellte Frage. "Tut mir Leid! Ich hab dich nicht gesehen!" Entschuldigte ich mich verlegen. "Kein Wunder, wenn man gleich die ganze Besenkammer mitschleppt. Schon mal was davon gehört, dass man auch zweimal gehen kann?" Ich musste grinsen. Er hatte natürlich Recht, aber ich war einfach zu faul gewesen, mir die Last aufzuteilen. "Ja, noch mal entschuldigung! Das nächste Mal denk ich dran!" Entgegnete ich wissentlich, dass ich es nicht tun würde. "Warum machst du das überhaupt allein? Normalerweise sind doch immer zwei Leute zum Reinigungsdienst eingeteilt?!" "Sag das mal der Tante, die mit mir eingeteilt war! Die sitzt nämlich jetzt gemütlich zu Hause und lacht sich wahrscheinlich eins ins Fäustchen wegen mir. Das nächste Mal mach ich auch blau!" Er sah mich verwundert an, musste dann aber grinsen. Ich verstand natürlich nicht, weshalb das jetzt so komisch war, doch er klärte mich sogleich auf. "Was ist jetzt bitte so komisch?" "Guck mal in den Spiegel, dann weißt du's!" Skeptisch kramte ich meinen kleinen Handspiegel aus der Rocktasche meiner Schuluniform und sah hinein. Nun verstand auch ich, weshalb Mokuba grinsen musste. Die kleine Flasche schwarzer Politur, die meist zum Polieren des Overheadprojektors verwendet wurde, hatte sich scheinbar direkt über meiner Nasenspitze ergossen, sodass ich einen großen schwarzen Fleck mitten im Gesicht hatte. Ich musste ebenfalls grinsen, nahm dann ein Taschentuch und wischte ihn weg. "Soll ich dir vielleicht helfen, die Sachen ins Klassenzimmer zu tragen, bevor du wieder jemanden umrennst?" Meinte nun Mokuba freundlich. "Wenn es dir nichts ausmacht, oder deinem Bruder!" Erwiderte ich, wobei ich wieder einmal feststellte, dass Mokuba ja das krasse Gegenteil zu seinem Bruder war. "Mir macht es nichts aus, und Seto hat eh ganz andere Sorgen." So half er mir schließlich den ganzen Kram ins Klassenzimmer zu tragen, worüber ich natürlich nicht unglücklich war. "Sag mal, warum bist du eigentlich noch hier? Die Schule ist doch schon seit ner Ewigkeit aus." Stellte ich auf einmal fest, als wir gerade die Sachen abstellten. "Ich hatte noch ein Gespräch mit dem Direktor!" "Mit dem Direx? Warum denn das? Du hast doch nichts angestellt, oder?" "Nein, hab ich nicht. Es ging nur darum, dass ich nächstes Schuljahr doch eine Klasse überspringen soll." Ich musste staunen. Mokuba sollte eine Klasse überspringen? Dann musste er ja ziemlich gut sein, was seine Noten anbelangte. Ich konnte auch nicht umhin mein Staunen auszudrücken. "Wow, du sollst eine ganze Klasse überspringen? Dann muss du ja eine richtiger Streber sein!" Rutschte es prompt aus mir heraus. "Was? Ich doch nicht! Ich geh doch ebenso wenig gern zur Schule, wie jeder andere hier!" Protestierte Mokuba entschieden. "Dann bist du eben ein unbewusster Streber. Aber das scheint ja bei euch in der Familie zu liegen. Dein Bruder ist ja auch so eine Intelligenzbestie. Wow, eine ganze Klasse überspringen...das könnte ich nie. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich ganz schön faul bin!" Schuldbewusst darüber, dass meine bescheidenen Zensuren hauptsächlich von meiner Lernfaulheit kamen, legte ich ein unbekümmertes Grinsen auf. Allerdings bewunderte ich Mokuba und seinen Bruder doch sehr. Wenn sie auch so unterschiedlich waren, den Erfolg hatten sie scheinbar beide zum Frühstück gegessen. "Sag mal, was hast du eigentlich gestern in der Kaiba Corp. gemacht?" Verwundert sah ich zu Mokuba. Woher wusste er, dass ich gestern in der KC gewesen war. Ich hatte ihn gar nicht gesehen und eigentlich auch nicht angenommen, dass sein Bruder ihm von unserer Unterredung, falls man es als solche bezeichnen konnte, berichtet hatte. "Ähm...ich, also...nja..." Stammelte ich verlegen. Das ganze war mir nun doch etwas peinlich. Ich hatte nicht vor, Mokuba von der ganzen Geschichte zu berichten. Es war mir doch ziemlich unangenehm. "Seto hat mir auch nichts gesagt. Habt ihr einen Mordplan geschmiedet, oder warum ist das so ein Geheimnis?" Fragte Mokuba neugierig nach. "Ne, kein Mordplan. Es ging vielmehr um einen, nja...Zwischenfall, oder so." "Oder so?" Mokuba runzelte die Stirn. "Ja, oder so. Also, das ist eigentlich eine ziemlich blöde Geschichte. Aber egal, was dir dein Bruder gesagt hat, ich hab nicht gelogen und ausgedacht hab ich mir den Unsinn auch nicht!" Stellte ich doch mal gleich klar. "Ist das nicht dasselbe? Lügen und etwas erfinden? Außerdem hat mir Seto gar nichts gesagt, sonst würd ich ja nicht dich fragen." "Ach weißt du, das war eigentlich gar nicht wichtig." Wehrte ich heuchlerisch lächelnd ab. Nicht wichtig...das ich nicht lache. Es beschäftigte nur seit Wochen mein ganzes Leben. "Hey Mokuba, musst du eigentlich gleich wieder zu deinem Bruder, oder hast du vielleicht noch ein bisschen Zeit?" Mir war plötzlich etwas eingefallen, außerdem wollte ich das Thema wechseln. Mokuba sah mich verwundert an, bis er nach kurzem Überlegen antwortete. "Also eigentlich ist Seto noch bei einem Meeting mit ,Walsh Industries'. Ich glaube nicht, dass das so schnell zu Ende ist." "Und dazu brauch er dich nicht?" "Nein, warum?" Fragte Mokuba ahnungslos. "Hast du nicht Lust ein Eis essen zu gehen? Ich mein, du hast doch bestimmt nicht viel Zeit für so etwas, und wenn ich deinen Bruder richtig einschätze, macht er so was auch nicht, oder?" Ich wusste selbst nicht wieso, aber ich hatte plötzlich richtig Lust auf ein Eis. Mokuba wirkte zwar etwas überrumpelt, stimmte nachträglich aber zu. So saßen wir wenig später in dem kleinen Eiscafé nicht weit von der Schule. Zugegeben, Eis um diese Jahreszeit war doch etwas ungewöhnlich, doch in so einem Café gab es ja auch andere Dinge. Während ich genüsslich einen Früchtebecher verspeiste, und Mokuba einen Milkshake trank, begann es draußen allmählich wieder zu schneien. "Und weshalb wolltest du jetzt plötzlich Eis essen gehen?" Begann Mokuba plötzlich mit einer unvorhergesehenen Frage. Ich sah ihn verdutzt an, und musste erst einmal darüber nachdenken, was er mich gerade gefragt hatte. Ja, weshalb wollte ich das eigentlich? Ich wusste es selbst nicht genau. Vielleicht hatte ich nur gerade Lust auf ein Eis. "Hm...keine Ahnung, einfach so. Ich dachte, es wär doch ganz nett. Guck mal, es hat schon wieder angefangen zu schneien!" Wechselte ich das Thema und deutete aus dem Fenster. Mokuba folgte meinem Blick kurz, wandte sich dann aber wieder ab. "Mittlerweile weiß ich, was Seto damit meint, dass du komisch seiest." Fing Mokuba nun wieder an. Ich schaute perplex von meinem Eis auf. Was meinte er damit, dass er es jetzt wüsste? Und warum meinte Seto, dass ich komisch sei. Wieso meinte er überhaupt etwas über mich? Ich war eigentlich der Meinung, dass er niemals einen Gedanken, oder ein Wort über mich verschwendete. Das konnte ich doch jetzt nicht auf mir sitzen lassen. "Was meinst du damit? Warum bin ich komisch? Und seit wann sagt dein Bruder denn so was über mich?" "Keine Ahnung. Du verhältst dich manchmal ziemlich komisch. Das hat er schon immer über dich gesagt. Er ist der Meinung, dass es keine Person gibt, die so kompliziert sei, wie du!" Ein großes Fragezeichen bildete sich in meinem Gesicht. Seto war also der Meinung, ich sei kompliziert? "Nja...und er ist eben auch der Meinung, dass du die größte Nervensäge bist, die ihm jemals begegnet ist, sogar nerviger als Joey Wheeler!" Fügte Mokuba beiläufig noch hinzu. "Ja, das hab ich jetzt auch schon gemerkt. Dein Bruder hat wohl ziemlich die Schnauze voll von mir, was? Vielleicht auch verständlich, so oft, wie ich ihm schon Ärger bereitet habe." Ich setzte ein unbekümmertes Lächeln auf, auch wenn ich innerlich nicht wirklich lächeln konnte. "Das würd ich nicht so sagen. Ehrlich gesagt, hab ich noch nie mitbekommen, dass Seto sich so mit einer Person beschäftig hat. Du gehst ihm wohl nicht mehr aus dem Kopf!" Augenblicklich verschluckte ich mich an meinem Löffel, was zur Folge hatte, dass ich erst einmal kräftig husten musste. "Was...*hust*...hast du...*hust*...gerade gesagt?" Stotterte ich erschrocken. "Nja...mir kommt es eben so vor, als würdest du ihn ziemlich beschäftigen!" Grinste Mokuba nun hämisch. Ich musste das zuerst einmal verdauen. Sicher war mir klar, dass Mokuba sich eindeutig irren musste, aber allein die Tatsache, dass er das gerade gesagt hatte, hatte mich ganz schön aus der Bahn geworfen. "Ja, vielleicht hast du Recht, aber sicher nur, weil ich ihm tierisch auf die Nerven gehe, und er mich am Liebsten nach China zurückschicken würde, wo ich seiner Meinung ja auch hingehöre." Entgegnete ich, nachdem ich mich endlich wieder einigermaßen gefangen hatte. Dabei musste ich sofort wieder an seine Worte damals in Kaibaland denken. "Hm...weißt du, Seto sagt manchmal genau das Gegenteil von dem, was er meint! Aber was meinst du damit, dass du seiner Meinung nach, nach China gehörst?" "Ach, das weißt du nicht? Dein netter Bruder hat mir damals in Kaibaland sehr deutlich klar gemacht, was er von mir hält, und dass ich in mein Kaff nach China zurückgehen sollte. Das war echt sehr freundlich von diesem Schnösel!" "Hey! Du hast wohl gerade vergessen, dass ich dir gegenüber sitze." Fiel mir Mokuba energisch ins Wort. "Entschuldigung, ist mir so rausgerutscht! Aber besonders nett war das nun wirklich nicht." Mokuba schien einen Moment zu überlegen, bis er plötzlich energisch aufsprang. "Oh Mist! Wie viel Uhr ist es?" Etwas verwundert sah ich auf meine Uhr. "Gleich 5, wieso?" "So'n Mist! Tut mir Leid, ich muss gehen! Man sieht sich!" Und eh ich mich versah war Mokuba auch schon verschwunden. Verständnislos sah ich ihm nach, bis ich mir dachte, dass er wohl eine wichtige Verabredung mit seinem Bruder hatte. Ich blieb noch eine Weile in dem Café. Mokuba's Worte gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich war mir sicher, dass er es nicht ernst gemeint hatte, und selbst wenn es so gewesen sein sollte, dann nur, weil ich Seto so auf die Nerven ging und er nur überlegte, wie er mich wohl für alle Zeit los würde. Schließlich verließ auch ich das Café. Es hatte längst gedämmert, während immer noch weiße Flocken vom Himmel fielen, und langsam eine weiße Decke über die Stadt legten. Ich trottete langsam die Hauptstraße entlang, als plötzlich ein Auto neben mir zum Stehen kam. Verblüfft beobachtete ich, wie die Fensterscheibe herunter gedreht wurde, und mich jemand aus braunen Augen ansah. ...to be continued... Ich habe fertig! Dieses Mal war ich etwas schneller mit dem nächsten Kapitel. Das 35. werde ich dann auch bald on stellen. Noch eine kurze Anmerkung, falls sie euch in der Kurzbeschreibung entgangen ist: Nach langem Überlegen hab ich festgestellt, dass ich die Geschichte etwas verlängern muss, sonst krieg ich nicht alles rein, was für den Handlungsausgang wichtig ist. Ich hab mal ungefähr überschlagen, wie viele Kapitel noch kommen werden, und bin auf etwa 20 weitere Kapitel gekommen. Natürlich weiß ich noch nicht, ob es genau 20 werden. Es können auch weniger, aber was ich eher glaube, mehr werden. Ich weiß, das ist ziemlich viel, aber dafür bekommt die Story langsam epische Ausmaße. Es wird auf jeden Fall noch sehr viel passieren, und auch noch sehr spannend werden. Ihr könnt euch also auf die nächsten Kapitel freuen. Wie schon erwähnt, kommen wir ganz langsam auf's Finale zu. *euch alle knuddl* Sayounara Wo_Ai_Ni Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)